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Wege des Lebens

von

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Conan vs. Kid

Halb acht. Die letzten Besucher gingen und die Polizisten kontrollierten, dass keine Außenstehenden Personen mehr im Gebäude waren.

Aufmerksam betrachteten Conan und Ran den Goldenen Kristall. Er war atemberaubend schön. „Ich verstehe nicht was Kid damit will“, bemerkte Ran und blickte zu Conan hinab. „Er gibt doch alles, was er gestohlen hat, wieder zurück. Wieso macht er das dann überhaupt?“

Conan blickte sich um. Der Raum war gefüllt mit sieben Polizisten, Herrn Takabu, dem Besitzer des Kristalls, Kogoro, Ran und ihm, der Oberschüler Hakuba und Kommissar Nakamori. Einer der Polizisten schien die rechte Hand des Leiters der Soko Kid zu sein, denn er blieb in der Nähe des Goldenen Kristalls stehen, während die anderen die Türe absicherten. Insgesamt führten drei Türen aus dem Raum, wobei eine offen stand.

Saguru trat neben Conan und betrachtete das Wertobjekt. „Er hat ein enorm großes Ego und er liebt es vor großem Publikum zu stehen. Es scheint fast so als müsse er sich selbst immer wieder etwas beweisen.“

Der Schülerdetektiv im Körper des Grundschülers blickte misstrauisch auf und zog seine Augenbrauen zusammen. Ihm kam dieser blonde Oberschüler verdächtig vor.

Ran blickte den blonden Jungen aufmerksam an. „Klingt fast so, als würdest du Kid kennen.“

In dem Moment erschrak Hakuba. „Nein, ich kenne ihn nicht. Es ergibt sich einfach nur der Eindruck“, erklärte er. „Immerhin kündigt er sein Auftreten an und es versammeln sich immer viele Menschen um ihn anzufeuern und ihm zujubeln.“ Er konnte doch nicht ohne Beweise behaupten, dass er seinen Klassenkamerad verdächtigte. Verdammt, er musste besser aufpassen.

Kommissar Nakamori trat heran. „Es dauert nicht mehr lange“, informierte er die Anwesenden. Er führte Ran und Conan ein wenig zur Seite. „Es ist besser wenn ihr hier stehen bleibt, sollte Kid tatsächlich bis in diesen Raum vordringen.

Conan stand neben Ran und verschränkte seine Arme vor der Brust. Irgendwas hatten sie übersehen, nur er kam nicht drauf. Und er freute sich schon darauf dem Meister aller Diebe zu begegnen. Er hatte bereits einmal das Vergnügen gehabt gegen den Meisterdieb 1412 anzutreten. Damals war er mit Inspektor Megure im Hubschrauber, als Kid den Glockenturm stehlen wollte. Eigentlich bezog sich sein Diebstahl auf die Edelsteine im Minutenzeiger. Da diese aber eine Fälschung waren, verschwand er in der Masse ohne etwas mitgenommen zu haben. Conan war sich sicher, dass diese Aktion nur einen einzigen wahren Grund hatte: Er wollte den Glockenturm an Ort und Stelle erhalten, denn die Besitzer hätten ihn versetzen lassen. Durch die Fälschungen im Zeiger konnte die Stadt den Turm günstig kaufen und ließ ihn stehen. Bis heute stand der alte Turm und läutete jede neue Stunde an. Dieser Turm hatte eine ganz besondere Bedeutung in Kids Leben, sonst hätte er sich nicht so um ihn bemüht.

Gerade hinein, von unten herauf… Conan kam die Lösung. Hier lag der Fehler. Kid würde nicht über das Dach kommen und er würde auch nicht über das Dach fliehen.

Plötzlich ging das Licht aus.

Ein Lachen ertönte.

„Das ist Kid“, rief Nakamori. „Schaltet den Notstrom ein. Nun macht schon!“

„Es hat mich gefreut, Herr Kommissar, aber Ihre Bemühungen helfen auch dieses Mal nicht.“

Conan stand neben der Tür, die offen war. Es war nur ein Schritt nach rechts. Er begann sich zu bewegen, spürte einen winzigen Windhauch, als auch schon der Notstrom anlief.

Der Raum wurde nur spärlich beleuchtet.

Herr Nakamori eilte zur Vitrine, aber der Goldene Kristall war verschwunden. „Verdammter Kid! Schnell, sucht ihn! Sofort“, brüllte Nakamori durchs Funkgerät, obwohl ihn jeder auch so verstanden hätte.

Conan nutzte die Chance der Unruhe und rannte davon. Er lief die spärlich beleuchteten Gänge entlang. Er sah wie die Luke zu einem Lüftungsschacht offen stand. Dennoch rannte er daran vorbei. Kommissar Nakamori hingegen erteilte den Befehl alle Ausgänge des Lüftungsschachtes zu bewachen, dann fügte er noch hinzu: „Aufs Dach, Männer. Er wird übers Dach verschwinden!“

Das wird er nicht, dachte sich Conan und betrat das Treppenhaus. Schnell nahm er die Treppe hinab und stieß eine Tür auf. Er befand sich in der Tiefgarage des Museums. Außer ein paar parkenden Polizeiwägen war es hier leer. Tatsächlich stand der Meisterdieb dort am offenen Tor. Seine Erscheinung in einem weißen Anzug gekleidet. Ein weißer Zylinder auf dem Kopf und der Umhang um die Schulter. Dieser wog leicht im aufkommenden Nachtwind.

„Hab ich dich, Kid!“

Der Dieb lächelte und senkte langsam die Hand in der er den Goldenen Kristall hielt. Diese Stimme kannte er noch nicht. Es war also nicht Nakamori und schon gar nicht Hakuba, der hinter ihm erschienen war. Langsam drehte er sich um. Nun war er neugierig geworden. Sein Pokerface bewahrte er sich, auch wenn er umso erstaunter war, als er einem kleinen Jungen im Grundschulalter gegenüberstand. „Was macht denn ein kleiner Junge noch so spät hier draußen? Solltest du nicht längst im Bett sein?“

Conan funkelte ihn wütend an. So ein arroganter Kerl. In seiner Stimme ließ er sich seine Wut nicht anmerken. „Meisterdieb 1412… Ich hab deinen Trick durchschaut.“

„Ach ja?“ Immer noch klang Spott in der Stimme mit. Sein Grinsen verging ihm nicht.

„Du hast dich unter die Besucher gemischt. Bevor die Polizei das Museum geräumt hat, hast du dich schon unter uns befunden. Die gesamte Zeit über warst du mit uns im Raum.“

Der Kleine war wirklich gut. Er hatte den Eintritt bezahlt, sich den Goldenen Kristall angeschaut und sich danach auf die Toilette verzogen. Dann überwältigte er einen Polizisten und nahm dessen Identität an. Es war ein leichtes das Licht zu manipulieren und mit Hilfe eines Zeitschalters würde alles nach Plan verlaufen. Als das Museum schloss, stand er bereits neben Nakamori und wartete.

„Du hast dich als ein Polizist ausgegeben und in dem Moment den Kristall geklaut, als das Licht ausging. Das Licht hast du vorher präpariert und mit einem Zeitschalter versehen. Dann musstest du aus der einzig offenen Türe fliehen. Als Polizist konntest du in der Unruhe unentdeckt entkommen.“

„Woher wusstest du, dass ich durch diese Tür geflohen bin und nicht durch eine andere“, hakte Kid neugierig nach. Er war wirklich verblüfft von der kleinen Schnüffelnase.

„Ich habe einen Windhauch direkt neben mir gespürt“, antwortete Conan. „Wir sind davon ausgegangen, dass dein Fluchtweg übers Dach gehen würde. Von unten herauf war wirklich zweideutig, doch dann fiel mir die Tiefgarage ein. Wenn du über den normalen Eingang hereingekommen bist, wieso die Mühe machen und über das Dach fliehen? So könntest du ungesehen in der Masse da draußen verschwinden“, beendete der Meisterdetektiv im Miniformat.

„Ich bin wirklich überrascht“, erkannte Kid neidlos an. „Für einen kleinen Zwerg war das gar nicht schlecht.“

„Gib mir den Goldenen Kristall, Kid“, forderte Conan.

Kid richtete seine Augen kurz auf das Wertobjekt in seiner rechten Hand und lächelte. „Fang! Es ist nicht das wonach ich suche“, sagte er letztendlich, denn er hatte keine Verwendung mehr dafür. Dieser Kristall war nicht Pandora. Er warf Conan den Kristall zu und dieser fing ihn sicher auf.

„Bis zum nächsten Mal“, verabschiedete sich Kaitou Kid. Rauch stieg hinter ihm auf und er verschwand ungesehen, als Kaito Kuroba, durch das Tor hinaus.

Conan rannte zum Tor, hatte aber den Dieb bereits aus den Augen verloren. „Das nächste Mal krieg ich dich“, murmelte Conan selbstbewusst. Dieser Meisterdieb war mit allen Wassern gewaschen. Er freute sich bereits auf die nächste Begegnung.

„Hier bist du“, rief Ran nach ihm, die gefolgt von Hakuba, Kommissar Nakamori und dem Besitzer des Kristalls in die Tiefgarage trat.

„Ich habe Kid im Flur rennen sehen und bin ihm gefolgt“, erklärte Conan sofort. „Den Goldenen Kristall hat er verloren, als er durch das Tor fliehen wollte. Leider konnte ich seine Flucht nicht verhindern.“ Er reichte das Wertobjekt dem Besitzer.

Dieser nahm seinen Kristall an sich und seufzte erleichtert: „Gott sei dank!“
 

Kaito stand unter der Dusche und fühlte das Wasser auf seinen Körper rieseln. Es tat gut, sich nach einem anstrengenden Auftritt zu erfrischen. Seine Gedanken verarbeiteten den Abend und wieder mal staunte er über dieses Kind. So schlau konnte kein normaler Junge dieses Alters sein. Er war höchsten neun Jahre alt, wenn nicht sogar noch etwas jünger. Irgendwas stimmte mit dem Jungen nicht.

Etwas war generell nicht so wie sonst. Der Kommissar hatte nur halb so viele Leute postiert wie sonst, dafür waren zwei Detektive, ein Mädchen und diese kleine Schnüffelnase anwesend.

Hakuba kannte er bereits. Mit ihm ging er schon seit einem Jahr in die gleiche Klasse. Er grübelte über den anderen Detektiv, aber er kannte ihn nicht. Das Mädchen kannte er auch nicht. Ihm war nur aufgefallen, dass sie Aoko sehr ähnlich sah. Zuerst hatte er wirklich geglaubt, dass seine Freundin anwesend war. Aber der Zwerg hatte sie mit Ran angesprochen. Zufälle gab es. Es hieß ja immer, dass jeder irgendwo auf der Welt einen Doppelgänger hat. Aokos Doppelgängerin war sogar in der gleichen Stadt.

Er stellte das Wasser ab, schnappte sich sein Handtuch und wickelte es sich um die Hüfte.

Jemand hatte ihm heute gefehlt. Die fremde Frau, mit der er sich das letzte Mal gemessen hatte, war heute nicht mit von der Partie. Zu gern wüsste er wer sie war und welches Ziel sie verfolgte.

Er ging in sein Zimmer zurück, zog sich eine Boxershort an und ein Shirt über. Dann legte er sich ins Bett, verschränkte die Arme hinter den Kopf und starrte die Decke an. So viele Fragen und keine Antworten. Aber er würde das alles noch herausfinden.

Sein Blick fiel auf sein Handy, dann auf die Uhr. Es war noch nicht so spät, erst kurz vor Elf. Ob Aoko noch wach war? Er würde es probieren. So griff er nach seinem Handy und wählte Aokos Nummer. Es dauerte nicht lange, da hob sie auch ab.

„Hey, Aoko, ich bin es“, begrüßte er sie und richtete sich auf. Seine Beine kreuzte er zum Schneidersitz.

„Kaito, ist etwas passiert?“ Ihre Stimme klang ganz besorgt. Sie hatte wohl gerade die Uhrzeit gesehen.

„Nein, es ist alles in Ordnung. Ich wollte fragen, ob wir morgen ins Tropical Land gehen wollen.“

„Das wäre toll“, hörte er die Begeisterung.

„Ich hole dich um neun ab. Wollen wir Ai fragen, ob sie auch noch mitkommt?“ Die neue Mitschülerin würde sich bestimmt freuen, wenn sie in dieser Klasse Freunde fand. Er glaubte nicht, dass sie noch Kontakt zu den alten Freunden der anderen Schule hatte.

„Ja, das ist eine gute Idee“, stimmte Aoko zu. „Dann schreib ich ihr noch kurz eine Nachricht, bevor ich schlafen gehe.“

„Mach das. Bis morgen“, verabschiedete Kaito sich und nachdem sie seinen Gruß wiederholt hatte, legte er auf. Er stellte sich den Wecker und schlief kurz darauf ein.

Aoko hingegen tippte noch eine Nachricht und sendete diese an Ai. Erst heute Morgen hatten sie Handynummern getauscht, schon kam ihr dies zugute. Unerwartetherweise kam sogar sofort die Antwort. Sie würde mitkommen und freute sich schon drauf, die beiden morgen zu treffen. Nun konnte Aoko auch endlich schlafen.
 

An einem anderen Ort dieser Stadt traf Ai ein tadelnder Blick und sie schaltete das Handy aus. Schnell packte sie es in ihren Ausschnitt zurück. Sie trug einen hautengen, orangefarbenen Ganzkörperanzug mit weißem Kragen. Ein rotes Band hing locker um ihre Taille. Ihre Haare standen ihr in alle Richtungen ab und neckisch streckte sie ihrer Schwester die Zunge raus.

„Du musst besser aufpassen. Durch solch dumme Aktionen bringst du uns in Gefahr“, schimpfte die Frau neben ihr leise.

„Es kommt nicht wieder vor, Hitomi“, erwiderte sie.

Über Funkspruch meldete sich eine weitere Frauenstimme. Beide hatten einen Knopf im Ohr. „Hört auf zu streiten und konzentriert euch!“

„Kannst du schon etwas sehen, Schwesterchen?“ Hitomi kniete auf dem Ast eines Baumes und beobachtete das Haus. Alles lag in Dunkelheit vor ihr.

„Im Garten rund um das Haus sind etwa zwanzig Polizisten, vor dem Raum stehen drei und im Raum selbst sind fünf Polizisten und natürlich unser Detective.“

„Okay, Nami“, bestätigte Hitomi durch das kleine Headset. „Love, du lenkst sie ab und ich schleiche mich hinein und hole das Gemälde“, gab sie weitere Anweisungen.

Spaßeshalber salutierte die jüngste der Schwestern, setzte sich auf den Ast und ließ ein Bein baumeln. Schon hob sie die Hand, in der sie eine Fernsteuerung hielt. Sie schaltete das Gerät an und ließ einen Spielzeughubschrauber starten. Konzentriert flog sie den Hubschrauber, immer darauf bedacht unentdeckt zu bleiben.

Das leise Surren des Gerätes zog die Aufmerksamkeit der Polizisten auf sich und sie folgten dem Geräusch. Der Hubschrauber hielt sich immer im Schatten und kreiste in großen Achtern in einiger Entfernung vom Eingang.

Hitomi stellte sich hin. Auch sie trug einen engen, blauen Ganzkörperanzug, nur war ihr Dekolletee nicht von weißem Stoff mit Kragen verdeckt. Ein gelbes Band war um ihre Taille gebunden. Und sie trug ihre Haare lang, bis über die Schulterblätter, und offen. Als die Polizisten abgelenkt waren und die Gegend nach dem verursachenden Geräusch absuchten, sprang Hitomi vom Ast des großen Laubbaumes, der ihnen Schutz bot, und landete leise auf dem Boden wie eine Katze. Grazil, wendig und geräuschlos näherte sie sich dem Eingang und huschte durch die Tür in das Gebäude. Sie folgte ihrem Weg in der Dunkelheit und hielt plötzlich an. Sie erkannte die drei Polizisten im Gang stehen. Schnell zog sie sich ein Tuch heraus und hielt es sich vor Mund und Nase. Dann warf sie eine Kapsel zu den Füßen der Polizisten.

Das leise Geräusch, als die Kapsel auf dem Boden aufkam und noch ein wenig weiterrollte, sorgte dafür dass die Polizisten verwundert zu Boden blickten. Im nächsten Moment teilte sich die Kapsel und ein Qualm stieg auf. Sie stand in sicherer Entfernung und sah wie die Männer zu Boden fielen. „Gute Nacht“, stellte sie kichernd fest und näherte sich lautlos der Tür. Sie spähte durch das Schlüsselloch. „Nami? Der Raum ist hell erleuchtet“, sagte sie flüsternd.

„Ich erledige das“, antwortete die Frauenstimme und Hitomi hörte, wie die Frau auf verschiedene Tasten drückte. „Mach dich bereit“, kam das Kommando und sie zählte runter. „Drei, zwei, eins, Licht aus!“

Hitomi riss zeitgleich die Tür auf und stand nun in der schwarzen Finsternis.

Sie hörte einen lauten Aufschrei und im nächsten Moment gingen mehrere Taschenlampen an. So ein Mist, schoss es Hitomi durch den Kopf. Die Strahlen leuchteten zur Türe, aber sie konnte mit einem geschickten Sprung zur Seite weichen und verschwand in der Dunkelheit.

Sie überschaute die fünf Lichtkegel. Es würde zwar etwas Zeit kosten, aber es war nicht unmöglich. Hitomi griff an und überwältigte einen Mann. Sofort richteten die anderen ihre Taschenlampen in die Richtung des Aufstöhnens, als dieser zu Boden ging, doch Hitomi schlug den nächsten bereits zu Boden. Nacheinander fielen die Männer durch gezielte Schläge in den Nacken in die Bewusstlosigkeit.

„Hitomi“, meldete sich Love übers Headset. „Ich kann sie nicht mehr lange ablenken. Sie scheinen zu merken, dass etwas nicht stimmt.“

Die mittlere der Schwestern brachte gerade den letzten der Fünf zu Fall und näherte sich dem Gemälde. Sie stand davor, blickte es an und lächelte. Das Blumenmädchen. Sie hatte es gefunden. Hitomi löste es vorsichtig von der Wand, als hinter ihr eine männliche Stimme erklang.

„So, Katzenauge, jetzt hab ich dich.“ Ein Lichtstrahl erschien hinter ihr und ihr Schatten wurde um einiges Größer an die Wand projiziert. Sie hörte wie er langsam näher kam. „Du hast doch nicht wirklich geglaubt, dass du mich so leicht austricksen kannst“, höhnte der Mann hinter ihr.

Hitomi lächelte über seine Selbstsicherheit. Sie kannte ihn schon so lange. Sie waren schon gemeinsam in die Grundschule gegangen. Er war schon immer von sich überzeugt gewesen, auch wenn er der größte Tollpatsch war, den sie kannte.

Love meldete sich gehetzt über das Headset: „Schlechte Nachrichten.“ Die Jüngste saß immer noch auf dem Ast mit der Fernbedienung in der Hand und konnte nur noch zusehen, wie ihr kleiner Hubschrauber von einem Polizisten geschnappt wurde und verärgert auf den Boden geworfen wurde. Nun waren alle aufgeschreckt und liefen zur Eingangstür des Gebäudes. Sie hatten sofort durchschaut, dass Katzenauge sie abgelenkt hatte. „Sie kommen jetzt rein!“

Hitomi spürte die Anspannung. Gegen zwanzig Polizisten hatte sie niemals eine Chance. Sie spürte, dass der Detective sich erneut näherte. Leicht schielte sie über ihre Schulter, aber das Licht blendete sie zu stark. Fest umspannten ihre Finger das Gemälde.

„Jetzt hab ich dich“, rief der Mann hinter ihr aus. Er machte einen Satz nach vorne und wollte sie ergreifen.

Sie aber sprang in die Luft, vollführte einen Salto rückwärts und landete hinter ihm. Hitomi sah noch, wie er über seine Füße stolperte und vorne über kippte. Unsanft schlug er auf dem Boden auf, richtete sich aber schon wieder auf.

Schritte hallten durch den Gang und näherten sich rasch.

Der Detective stand wieder, als etwas zischend an seinem linken Ohr vorbeisauste.

Die Polizisten stürmten in den Raum, bewaffnet waren sie mit leuchteten Taschenlampen.

Einen Vorteil hatte das ganze ja, durch das Licht erkannte sie ein Fenster. Sie sprintete los, rannte zum Fenster und schützte ihr Gesicht. Als ihr Körper auf den glasigen Widerstand stieß, zersprang das Glas in viele Scherben und sie landete lautlos und unverletzt auf der Wiese. Der Detective rannte ihr sofort nach und sprang ebenso hinaus in den Garten. Die ersten Polizisten folgten ihm sofort.

Love sprang vom Ast hinunter, als niemand mehr zu sehen war und lief eiligst zu ihrem Hubschrauber. „Diese Banausen“, schimpfte sie, als sie ihr zerbeultes Spielzeug aufhob. Hinter ihr klirrte eine Fensterscheibe und sie sah ihre Schwester in den Garten rennen. Sie hielt die Funksteuerung und den Hubschrauber fest in den Armen und lief ihrer Schwester entgegen, die das Bild unter ihren Arm geklemmt hatte. Gemeinsam rannten sie auf die Straße hinaus.

Dicht gefolgt von den Polizisten. „Gleich haben wir euch“, schrie der Detective.

Im Schatten lehnten zwei Bretter. Jede von ihnen schnappte sich eines, warf es auf den Boden vor sich und sprang hinauf. Schnell hatten sie auf ihren Skateboards Fahrt aufgenommen.

Hitomi blickte über ihre Schulter zurück und lächelte. „Tut mir leid, Toshi“, murmelte sie vor sich hin.

Der Abstand zu ihren Verfolgern wurde größer und größer und als sie um eine der Straßenecken gebogen waren, spürten sie endlich die Sicherheit.

Ein Auto parkte in der Dunkelheit und eine schlanke Frau lehnte an dem Wagen. Ihre Haare waren lang, wellig und fielen ihr über die Schultern. Auch sie trug einen hautengen Ganzkörperanzug wie Hitomi, nur war die Farbe dunkelviolett und das Band türkisfarben, welches ihr locker um die Taille hing.

Auf Knopfdruck öffnete sich der Kofferraum. Die beiden Frauen verstauten ihre Skateboards. Hitomi zog ein weißes Laken hervor und wickelte das Gemälde vorsichtig ein. Als das Päckchen ebenso sicher verstaut war, schloss sie die Haube wieder.

„Nami“, begrüßte Hitomi ihre Schwester. Diese nickte ihren Schwestern zu und sie stiegen ins Auto.

Nami nahm hinter dem Steuer platz, Hitomi stieg auf die Beifahrerseite ein und Love setzte sich auf die Rückbank. Immer noch hielt sie ihren kostbaren Hubschrauber im Arm. Sie legte die Funksteuerung neben sich auf die Rückbank, wo auch ein Laptop lag und betrachtete sich den Schaden ihres Spielzeugs genau.

Nami startete den Motor und fuhr die Straße entlang. Hitomi drehte sich zu ihrer Schwester um und fragte: „Na, kannst du ihn reparieren?“

„Ja, das wird zwar ein wenig dauern, aber es wird kein Problem sein. In ein paar Tagen ist er wieder einsatzfähig“, lachte die Kurzhaarige und blickte zum Fenster hinaus. Sie begann zu gähnen. Viel Schlaf bekäme sie diese Nacht nicht mehr, denn Aoko und Kaito würden sie um kurz nach neun Uhr morgens abholen und mit ihr ins Tropical Land gehen. Sie fand die beiden sehr nett und freute sich, dass sie daran dachten zu fragen, ob sie mitkommen wollte.

Als könnte sie Gedanken lesen, hakte Hitomi wieder nach. „Und was war vorhin so wichtig?“

„Nur Freunde. Wir gehen morgen ins Tropical Land.“

„Das ist aber nett. Vielleicht sollte ich Toshi morgen auch fragen, ob er mit mir dorthin geht“, kicherte Hitomi.

„Das würde ihn zumindest von dieser Schmach heute Nacht ablenken“, lachte auch Nami. Nach einiger Fahrzeit kamen sie zu Hause an und parkten das Auto in der angrenzenden Garage.



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