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Wege des Lebens

von

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Neue Schülerin

Aoko stand pünktlich vor der Haustüre der Kurobas und wartete auf Kaito. Schon wurde die Tür aufgerissen und ihr Klassenkamerad trat heraus. Erfreut begrüßte er sie mit einem Küsschen auf die Wange und gemeinsam gingen sie den Weg zu ihrer Schule. „Und wie lautet die Verteidigung deines Vater, weil Kid entkommen konnte?“, bohrte der Junge sofort neugierig nach.

„Kid hatte Hilfe“, erwiderte Aoko.

„Hilfe?“ Kaito blickte Aoko an. Nein, er hatte keine Hilfe.

„Mein Vater sah, dass er in Begleitung war.“

Kaito richtete seinen Blick in den trüben Himmel. Das meinte sie also. Eine zarte Röte zeigte sich um seine Nase, als er an die hübsche Frau zurück dachte. Zu gern hätte er ihr Gesicht gesehen. Ob sie so schön war, wie er es sich vorstellte?

„Hörst du mir überhaupt zu?“, riss Aoko ihn aus seinen Gedanken.

Verlegen richtete er seinen Blick auf seine Freundin und legte sich eine Hand an den Hinterkopf.

Sie kamen in der Schule an und ließen sich an ihren Plätzen im Klassenzimmer nieder. Sofort waren die beiden von ihren Freunden umringt und sie erzählten sich was sie noch die letzten Tage erlebten. Bis ihre Freundinnen begannen, wie toll doch Kids Auftritt war und wie gut er wieder aussah. Aoko sprang wütend auf. „Bin ich hier die einzige, die der Meinung ist, dass er hinter Gitter gehört?“

Keiko und Yoko zogen ihre Köpfe ein, selbst die anderen Mitschüler richteten ihr Augenmerk auf die Nakamori.

„Bist du“, stimmte Kaito lässig zu und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Du willst einfach nicht einsehen, dass dein alter Herr keine Chance gegen den Meister aller Diebe hat.“

Blitzartig drehte sie sich ihm, stützte ihre Hände auf der Tischplatte und beugte sich vor. Böse funkelte sie ihn an. „Dieser Idiot hält sich für so großartig, aber im Grunde ist er doch nichts weiter als ein kleiner, mieser Langfinger.“

Kaito grinste und fügte hinzu. „Der alles wieder zurück gibt.“

„Es ist trotzdem unrecht“, begehrte sie auf.

Ein Lächeln zierte seine Lippen. Ihr Gerechtigkeitssinn würde niemals auch nur die kleinste Untat akzeptieren. Sein Herz klopfte schneller und er grinste sie nur an.

Sein Grinsen provozierte sie nur und sie lehnte sich noch ein Stückchen vor.

Keinem in der Klasse entging wie nah sie einander waren und keiner aus der Klasse wusste, dass sie ein Paar waren. Sie zeigten es einfach nicht und hatten auch darüber noch kein Wort verloren.

Auch er beugte sich vor und hielt den Blickkontakt. „Akzeptier es einfach, oder willst du nur deine Gefühle gegenüber Kid verbergen?“ Herausfordernd blickte er sie an.

Die Braunhaarige kam ihm noch ein Stückchen näher. Ihre Gesichter trennten nur wenige Zentimeter. „Ich hasse ihn!“ Sie betonte jede einzelne Silbe und blickte Kaito finster in die blauen Augen. Sie verstand nicht, warum er es herausforderte. Er wusste doch, was sie für ihn empfand. Wieso provozierte er es nun?

Kaito versank in ihren Augen und nickte leicht. Als ihr Freund hieß er ihre Reaktion gut, als Kid akzeptierte er es nicht. Und da er beides in einem verkörperte stellte ihm sich nun eine Frage. Konnte Aoko wirklich ihm gegenüber solch eine Hassliebe empfinden?

Saguru Hakuba trat auf den Tisch zu und stellte sich vor die beiden hin. Seine Arme verschränkte er vor der Brust. „Ist das Traumpaar wieder am streiten?“

Aoko und Kaito fuhren auseinander. Sie hatten ihre Umgebung für einen Moment komplett vergessen.

Grinsend stand der Magier auf. „Eifersüchtig?“

Der Detektiv ging an ihm vorbei und drohte leise, dass nur sein Rivale ihn hören konnte: „Sollte sie jemals wegen dir weinen, bekommst du Ärger mit mir!“

„Das wird sie nicht“, antwortete der Braunhaarige überzeugt und ebenso leise zurück.

Zum Unterrichtsbeginn betrat die Lehrerin das Klassenzimmer, hinter ihr ein Mädchen. Schnell setzten sich alle Mitschüler auf ihre Plätze. „Wir haben eine neue Mitschülerin. Stell dich bitte kurz vor.“

Ein schlankes Mädchen mit kurzen, braunen Haaren und braunen Augen stand neben dem Lehrerpult und verbeugte sich vor der Klasse. Als sie sich wieder aufrichtete, lächelte sie: „Mein Name ist Ai Kisugi. Ich lebte ein Jahr in Europa und bin nun wieder in meine Heimatstadt zurückgezogen. Ich freue mich hier sein zu dürfen.“ Erneut verbeugte sie sich kurz und blickte in die Klasse, wobei viele neugierige Blicke auf ihr lagen.

„Willkommen, Ai, setz dich auf den freien Platz neben Saguru.“

Aoko und Kaito beobachteten die neue Mitschülerin aufmerksam, ehe die Lehrerin mit ihrem Unterricht begann.

Die Schulstunden gingen nur schleppend voran, aber kaum läutete es zur Pause war die neue Mitschülerin umringt von den Klassenkameraden, die sie über ihr Leben aushorchten.

Keiko, Yoko, Aoko und Kaito standen etwas abseits, ebenso auch Hakuba, der aus einem der Fenster blickte.

Besorgt betrachtete Aoko den Klassenkameraden, der auf sie traurig wirkte. „Wisst ihr, was Saguru bedrückt?“

Kaito blickte auf. „Wieso?“

„Er scheint nicht glücklich zu sein“, stellte Aoko fest, wobei Akako hinter ihr erschien. Ihre Klassenkameradin war eine Hexe und zauberte mit dunkler Magie. Sie war das schönste Mädchen der Klasse und hielt ihre Arme hinter dem Rücken verschränkt. Geheimnisvoll flüsterte sie. „Er ist unglücklich verliebt.“

„Wirklich?“ Die Braunhaarige drehte sich dem hübschen Mädchen zu.

„Ja“, hauchte Akako. „Das Mädchen bemerkt ihn einfach nicht.“

Kaito funkelte sie wütend an. „Ist ja interessant“, höhnte er.

„Der Arme“, bemerkte die Polizistentochter jedoch mitfühlend.

Akako hingegen grinste hämisch und warf Kaito einen viel sagenden Blick zu. Dessen Gesichtsausdruck hingegen verfinsterte sich.

Keiko und Yoko sahen sich ebenfalls an. „Wer ist nicht unglücklich verliebt?“

„In wen seid ihr zwei denn bitte unglücklich verliebt?“, hakte Aoko plötzlich nach. Schon galt ihre Aufmerksamkeit ihren besten Freundinnen.

„Kaitou Kid“, ertönte es gleichzeitig quietschend.

Kaito fiel fast vom Stuhl und grinste sich einen ab, während Akako zu ihrem Platz zurückkehrte und Aoko schnippisch die Arme vor der Brust verschränkte. „Wie konnte ich auch etwas anderes erwarten?!“

Die Pause war zu Ende und alle Schüler fanden sich wieder auf ihren Plätzen ein.

So ging der Schultag langsam auf sein Ende zu.
 

Im Ionary Revier war eine Besprechung einberufen worden. Der Chef eines der Polizeireviere in Tokio hatte etwas Wichtiges zu sagen und die komplette Besatzung fand sich in dem großen Versammlungsraum ein.

Der Chef hatte eine Glatze, trug eine Brille auf der Nase und ging auf die sechzig Jahre zu. Seit Jahren verfolgte er Kaitou Kid, hatte er diesen doch schon vor zwanzig Jahren verfolgt bis der Dieb untergetaucht war und erst vor kurzem wieder erschienen war. Es war eine schlimme Zeit für den Chef gewesen, da damals sein Vater das Kommando über die Abteilung der Sonderkommission Kaitou Kid hatte und das Ionary Revier inklusive den Chef nach den vielen Misserfolgen sehr unter Verruf stand. Der Chef verband nur schlechte Erinnerungen mit dem Meisterdieb 1412, wie man ihn auch noch nannte. Durch diesen Halunken nahmen die Medien seinen Vater so sehr auseinander, dass dieser seinen Dienst quittierte und sich vorzeitig zur Ruhe setzte. Ab diesem Moment erhielt er die Leitung über die Abteilung Kaitou Kid und ihm unterstand auch Kommissar Nakamori, der damals noch nicht den Dienstrang Kommissar trug, und für die Verhaftung Kids nun zuständig war. Seitdem Rücktritt seines Vaters ging er dieser Aufgabe, ungerührt der Aussagen der Medien, nach und verbuchte mindestens so viele Misserfolge wie damals unter der Leitung seines Vaters.

Doch aus diesem Grund hatte der Chef diese Versammlung nicht einberufen. Nein, das waren seine ganz privaten Erinnerungen und Erfahrungen, die gingen niemanden auf diesem Revier etwas an. Er stand auf, richtete sich sein blaues Jackett und rückte sich die Brille auf seiner Nase zurecht, ehe er das Wort ergriff.

Abwartend hatte das gesamte Revier still verharrt. Niemand konnte sich vorstellen, was so eine wichtige Besprechung hervorrufen könnte.

Der Chef räusperte sich kurz, ehe seine dunkle Stimme den Raum erfüllte. „Der Grund für diese Besprechung ist eine ebenso überraschende wie auch bedenkliche Tatsache. Vor wenigen Tagen erreichte uns eine Nachricht von Kaitou Kid, dass er sich den Stein der Rose holen würde.“

Ginzo Nakamori grummelte leise vor sich hin, während er sich wütend zurücklehnte und ein Bein über das andere schlug. Auch die anderen Kollegen wurden unruhiger.

Wieder räusperte sich der Chef kurz. „Der Meisterdieb 1412 hat seinen Raubzug erfolgreich durchgeführt, doch er war dieses Mal nicht alleine.“

Entrüstetes wie auch überraschtes Stöhnen glitt durch den Raum. Der Chef ließ seine Worte kurz sacken, ehe er weiter sprach. „Wir fanden diese Karte am Tatort“, er ließ seinen Blick über all seine Angestellten schweifen und nickte einem Kollegen zu, der an einem Projektor stand und auf Kommando das Gerät einschaltete.

Die Leinwand, die an der Wand hinter dem Chef gespannt war, wurde hell angestrahlt doch schon erblickten die Männer der Polizei eine Visitenkarte. Sie war weiß und hatte nur einen linken in rot gehaltenen Rand. Der Rand erinnerte an ein kleines Katzenköpfchen und zeigte auf dem Rot ein weißes kleines Emblem, das ein Auge darstellen könnte.

Wieder drang ein lautes Raunen durch die Reihen der Männer und Frauen des Ionary Reviers.

Der Chef ergriff wieder das Wort: „Privatdetektiv Kogoro Mori hat für mich herausgefunden, was diese Karte bedeutet und von wem sie stammt.“

Wütend schnaubte Ginzo Nakamori über die Worte seines Chefs. Privatdetektiv Mori war unfähig und überteuert. Er selbst hatte nur schlechtes über diesen Mann erfahren und würde sich bestimmt nicht auf Informationen, jeglicher Art diesen Mannes, verlassen.

„Er hat herausgefunden, dass diese Karte in Europa sehr oft aufgetaucht war. Eine kleine Gruppe weiblicher Diebinnen, sie nennen sich Katzenauge, schicken durch diese Karten ihre Ankündigung, ähnlich wie auch Kaitou Kid, und verkünden damit welches Diebesgut sie als nächstes stehlen wollen. Leider sind sie in allen Ländern Europas ebenso ungefasst geblieben, wie der Meisterdieb 1412 hier in Japan. Meine Damen und Herren wir müssen damit rechnen, dass diese Diebinnen nun in Japan ihr Unwesen treiben werden.“

Toshi Utsumi stand auf und meldete sich zu Wort. „Was wollen diese Diebinnen denn in Japan?“ Wieder ging ein Murmeln durch die Sitzreihen, die Angestellten wurden wieder sehr unruhig.

„Das ist eine gute Frage, Utsumi. Anders als bei Kaitou Kid gibt es hier keine klaren Anzeichen was genau sie stehlen. Während Kid nur Edelsteine klaut, hat Katzenauge kein spezielles Ziel. Sie stehlen alles von Edlesteinen bis hin zu Gemälden, ohne ein klares Muster zu zeigen.“

Utsomi setzte sich wieder, dafür meldete sich jetzt Kommissar Nakamori zu Wort. „Und wie stellen Sie sich das vor, Chef? Sollen wir Kid und zeitgleich auch Katzenauge verhaften? Was machen wir, wenn beide am gleichen Tag an zwei verschiedenen Orten zuschlagen? Unsere Abteilung ist nicht so groß um an zwei Orten präsent zu sein.“ Bei seinen Worten hatte Nakamori nicht einmal seine Augen geöffnet. Er saß auf seinem Stuhl, hielt seine Arme vor der Brust verschränkt und lauschte den Worten seines Chefs.

Wieder wurde es lauter im Versammlungsraum, doch der Chef übertönte mit seiner Stimme jede andere. „Sie haben es erfasst, Kommissar!“ Langsam kehrte wieder Ruhe ein. „Die Abteilung Kid kann sich mit Katzenauge nicht zusätzlich beschäftigen, da stimme ich Ihnen zu. Aus diesem Grund werden wir eine Spezialabteilung gründen, die Katzenauge verfolgt.“

Erneut drang ein Raunen durch die Gruppe.

„Ich habe mich bereits um Verstärkung gekümmert, bis diese aber bei uns eintrifft entziehe ich Ihnen, Kommissar Nakamori, ein paar Männer.“

„Was?“ Empört und ungläubig riss der Leiter der Soko Kid seine Augen auf und brauste auch gleich auf. „Ich brauche aber meine volle Einheit für die Verhaftung Kids!“

„Ich weiß“, erwiderte der Chef, dennoch beharrte er auf seine Entscheidung. „Aber ich möchte Sie daran erinnern, dass wir im Moment nicht für zwei Spezialabteilungen besetzt sind. Aus diesem Grund werde ich Ihnen ein paar Männer abziehen. Dafür aber bekommen Sie natürlich anderweitige Unterstützung.“

„Ach ja?“, brummte Nakamori. Ihm gefiel diese Idee nicht und er fragte sich was sein Chef wohl noch alles plante.

„Wie Sie wissen, Kommissar, sind die Sommerferien zu Ende und Saguru Hakuba, der Schülerdetektiv, ist bereits aus England zurückgekehrt. Meinen Informationen zufolge hat er dort einen schweren und kniffligen Fall gelöst und hat uns auch schon im Fall Stein der Rose geholfen. Zudem hat sich Privatdetektiv Mori bereit erklärt Sie zu unterstützen. Sie bekommen also sehr guten Ersatz, Kommissar Nakamori!“

Aokos Vater fiel die Kinnlade hinunter. Er glaubte sich verhört zu haben. Seiner Abteilung wurden gute Männer abgezogen und zum Tausch erhielt er Unterstützung von einem eingebildeten und aufmüpfigen Schülerdetektiv und dem unfähigen Privatdetektiv?! War das denn zu glauben? Gerade wollte er erneut auffahren, als aber Toshi Utsumi wieder das Wort ergriff, ehe sein Abteilungsleiter etwas sagen konnte. „Und wer wird die Spezialabteilung Katzenauge leiten?“

„Gut mitgedacht, Detective Utsumi. Ich dachte, dass können Sie übernehmen.“ Während Toshi blass anlief und fast in Ohnmacht gefallen wäre wegen seiner eben passierten Beförderung, grinste Nakamori vor sich hin. Wenigstens würde er den jungen Polizisten loswerden. So nett das junge Kerlchen auch war, mit Tollpatschigkeit und Unbeholfenheit war er ihm nie eine große Hilfe gegen Kid gewesen.

„Dann ist das also beschlossene Sache. Utsumi, ich möchte Sie morgen früh um neun Uhr bei mir im Büro sehen. Dort werde ich Ihnen Ihr Team zuteilen und Sie eingehend über ihren neuen Tätigkeitsbereich informieren. Wenn sonst keine Fragen sind, dann können Sie jetzt wieder Ihrer Tätigkeit nachgehen. Danke schön!“ Mit diesen Worten beendete der Chef seine Sitzung und verließ als erster den Versammlungsraum.

Kaum hatte der Kommissar den Sitzungsraum verlassen, eilte ein Kollege zu ihm und winkte mit einer Karte in seiner Hand. „Kommissar, hier ist eine neue Nachricht von Kid!“

Ginzo Nakamori nahm die Karte entgegen und las sie vor. „Zu schade, dass uns das Schlafgas in die Quere kam und wir keine Zeit für ein Schwätzchen hatten. Aber hier kommt mein kleines Rätsel: Er hat soviel Karat wie eine Ziffer der Uhr und glänzt wie die Sonne im Schatten der Nacht. Gerade hinein, von unten herauf, der Tag beginnt mit einem Morgenplausch. Wir sehen uns Herr Kommissar, Kaitou Kid!“

Aokos Vater musste all seine Wut zügeln. Dieser… dieser… ihm fiel in diesem Moment kein passendes Schimpfwort ein, doch er verfluchte Kid ein weiteres Mal. „Dieser verdammte Dieb!“

„Herr Nakamori, sollen wir uns sofort an die Nachricht setzen?“, mischte sich der Kollege ein.

„Natürlich“, schrie der Leiter der Soko Kid zustimmend, zog sich allerdings zuvor noch eine Kopie. Er würde jetzt nach Hause gehen, vielleicht erreichte ihn die Weisheit dort eher, als hier im Büro.

Wenig später begab er sich auf dem Heimweg. Nach einer viertel Stunde Fußmarsch erreichte er sein Haus.

Am Briefkasten hielt er noch kurz an und holte seine Post heraus. Doch schon befand er sich auf dem Weg durch den kleinen Vorgarten zur Haustür. Immer wieder ging ihm dieses neue Rätsel durch den Kopf.
 

Aoko trat in Begleitung ihres Freundes aus dem Schulgebäude und sah wie ihre neue Mitschülerin wenige Schritte vor ihnen lief. „Komm mit“, drängte sie Kaito und holte ihre Kollegin ein. „Hallo Ai, ich bin Aoko Nakamori und das ist Kaito Kuroba.“

Ai lächelte die beiden an. Sie erkannte sie als Mitschüler und nickte. „Freut mich euch kennen zu lernen.“

Sie traten aus dem Schultor und schlugen die gleiche Richtung an. „Wo wohnst du denn?“

Die Kurzhaarige blickte das gleichaltrige Mädchen freundlich an. „Ich wohne über dem Cafe Cat’s Eye.“

„Das ist ja schön. Dann laufen wir ein Stück des Weges gemeinsam.“

„Du warst für ein Jahr in Europa?“, mischte sich jetzt auch Kaito in das Gespräch ein.

„Ja, wir haben in Paris gelebt. Meine Schwestern vermissten aber die Heimat und so kehrten wir wieder zurück und eröffneten wieder das Cafe.“

„Deine Schwestern?“ Aoko erinnerte sich an die zwei wunderschönen Frauen in dem Cafe.

Sie nickte.

„Wenn ihr nur für ein Jahr in Frankreich gewesen seid, auf welcher Schule warst du denn in Tokio?“

Ai blickte ihn lange an. „Ich war auf einer Schule am anderen Ende der Stadt und musste immer mit der Bahn fahren. Nachdem meine Schwestern entschieden, dass wir Japan verlassen und in Frankleich leben würden wollte ich dort die Schule beenden. Nun schmissen sie wieder die Pläne um und ich entschied mich auf eine Schule in der Nähe zu gehen.“

Kaito nickte und auch Aoko schien sich mit den Antworten zufrieden zu geben.

Ai lächelte die beiden an. Sie fand sie sehr sympathisch. An der nächsten Kreuzung allerdings trennten sich ihre Wege. „Ich muss jetzt hier entlang. Wir sehen uns morgen.“

„Ja, bis morgen“, verabschiedete sich auch Kaito und Aoko winkte ihr zu.

Ai winkte zurück und folgte ihrem Weg.

Auch die Sandkastenfreunde gingen weiter und blieben ein paar Straßen später vor dem Haus der Kurobas stehen.

„Und was machen wir heute noch?“

So gern er Aoko auch hatte, er müsse sich auf einen neuen Coup vorbereiten. Kaito hatte bereits wieder ein Schmuckstück vor Augen, das Pandora sein könnte. Die Ankündigung sollte Jii dem Kommissar auch schon zugesteckt haben. „Ich kann heut leider nichts unternehmen“, entschuldigte er sich.

„Was hast du denn vor?“, fragte die Freundin sofort nach, aber er wich ihr aus. „Ich muss mal wieder den Haushalt auf Vordermann bringen. Meine Mutter kommt in den nächsten Tagen zurück. Wir sehen uns morgen.“ Ihm tat es leid, dass er sie immer wieder anlog, aber die Wahrheit konnte er ihr nicht erzählen. Er hing an ihrem hübschen Gesicht und widerstand nicht dem Drang ihren süßen Mund zu küssen. Er wollte es. Nur war er sich nicht sicher, ob das mit ihnen nicht etwas zu schnell ging. Sie waren beste Freunde und auch wenn er ein Verlangen nach ihr fühlte, so hielt er sich zurück. Er war ihr erster Freund. Sie war seine erste Freundin. Sie hatten viel Zeit und mussten nichts überstürzen. Im nächsten Moment beugte er sich zu ihr hinab und drückte seine Lippen auf ihre. Sanft und leicht berührten sie sich.

Aoko seufzte leicht, als er sich wieder von ihr löste. Auch wenn sie ein Paar waren, hatte sich nicht viel zwischen ihnen verändert. Sie stritten sich tag ein und tag aus. Sie verbrachten viel Zeit miteinander, was sie auch früher getan hatten. Wenn sie nebeneinander gingen nahmen sie sich an den Händen oder er legte den Arm um sie, aber seltsamerweise tat er es nie auf dem Hin- und Rückweg zur Schule. Sie war siebzehn, ihr bester Freund war nun ihr fester Freund. Sie wollte Momente mit ihm teilen, die keine andere mit ihm teilen würde. Sie wollte ihm nahe sein, ihn richtig küssen und irgendwann dann auch den Schritt in intimere Bereiche wagen. Nur Kaito machte keine Anstalten und versuchte nicht einmal ihr näher zu kommen und sie selbst war zu schüchtern um in diesem Fall die Eigeninitiative zu ergreifen.

Kaito lächelte. „Bis morgen“, verabschiedete er sich und strich ihr noch eine Haarsträhne hinter das Ohr. Dann ging er ins Haus und Aoko trat den weiteren Heimweg alleine an.

Ein paar Straßen weiter schloss sie ihre Haustüre auf und entdeckte ihren Vater auf der Couch sitzen. „Papa? Du bist schon zu Hause?“

Er blickte über seine Schulter und lächelte die Oberschülerin an. „Hallo, Kleines.“ Wieder richteten sich seine Augen auf das Schreiben. Er fand einfach keine Lösung auf das Rätsel.

„Was liest du denn da?“ Neugierig trat sie zu ihrem Vater und setzte sich auf die Couch. Er gab ihr die Ankündigung und sie las diese aufmerksam durch.

Derweil stand Herr Nakamori auf und ging zum Fenster.

Aoko las die Worte immer und immer wieder, aber sie verstand den Sinn dahinter nicht. „Was bedeutet das?“

„Das muss ich noch herausfinden.“ Er drehte sich zu seiner Tochter und nahm ihr die Ankündigung ab. „Ich muss noch mal ins Büro. Warte nicht mit dem Essen.“ Im nächsten Moment verließ er das Haus und kehrte an seinen Arbeitsplatz zurück. Er wollte sich erkundigen ob seine Kollegen schon eine Lösung für das Rätsel fanden, denn er selbst hatte noch nicht herausgefunden was Kid als nächstes stehlen wollte.

Als er die Tür öffnete und eintrat, blieb er erschrocken stehen. Sein Chef stand inmitten des Raumes und bei ihm befanden sich ein Mann in Nakamoris Alter, ein kleiner Junge, mit braunem Haar und einer Brille, und ein braunhaariges Mädchen, das ihm den Rücken zugewandt hatte.

„Ah, da ist er ja auch“, begrüßte der Chef den Kommissar und auf Kommando drehten sich die anderen drei um.

Nun konnte Nakamori in deren Gesichter sehen. Der ältere Mann trug einen Schnauzer, der kleine Junge steckte eine Hand in die Hosentasche und das Mädchen sah aus wie…

„Aoko“, entfuhr ihm überrascht.

„Aoko?“, wiederholte das Mädchen verwirrt, doch der Chef des Ionary Reviers winkte lachend ab. „Nichts für ungut, Fräulein Ran. Sie sehen nur der Tochter unseres Kommissar etwas ähnlich.“

Nakamori war nun noch verwirrter. Wieso sah dieses Mädchen seiner Tochter so ähnlich?

„Kommissar Nakamori, wollen sie noch länger in der Tür stehen bleiben? Kommen Sie doch herein, dann kann ich Ihnen Privatdetektiv Kogoro Mori vorstellen.“

Ginzo Nakamori war so verdattert, dass er die Anspielung, sein eigenes Büro betreten zu dürfen, nicht verstand. Er trat ein, schloss die Tür hinter sich und kam auf die kleine Gruppe zu.

Kogoro Mori stellte die beiden Kinder vor. Wobei das Wort Kinder schon an eine Beleidigung für die junge Frau grenzte. „Herr Kommissar Nakamori, ich bin erfreut Sie kennen zu lernen. Darf ich Ihnen meine Tochter Ran vorstellen. Der Zwerg heißt Conan.“

„Ja, sehr erfreut“, faselte Nakamori. Hatte der Chef nicht gesagt, dass die neue Abteilung noch etwas warten würde? Wieso, um alles in der Welt, war dieser hirnlose Privatdetektiv jetzt schon da?

„Herr Mori wird Ihnen beim Entschlüsseln der Nachricht behilflich sein und mit ihnen zusammen die notwendigen Schritte zur Verhaftung Kids einleiten“, erklärte der Chef und ging an seinem Angestellten vorbei. Er öffnete die Tür und trat hinaus.

„Dann zeigen Sie mir doch mal die Botschaft, Kommissar“, bat Mori und hielt Ginzo Nakamori fordernd seine Hand hin.

Der Mann Anfang vierzig zog die Karte heraus und überreichte sie dem Privatdetektiv. Nun war er gespannt, ob dieser diese Botschaft entschlüsseln konnte.

Kogoro Mori las die Nachricht vor. Ran blickte fragend ihren Vater an, doch Conan drängte, dass er die Nachricht auch mal sehen wollte. Grummelnd, weil genervt, reichte er dem Naseweis die Nachricht damit dieser Zwerg endlich Ruhe gab.

Conans Augen überflogen die Worte, aber einen Sinn erkannte er nicht dahinter, noch nicht!

Es klopfte erneut und ein blonder Oberschüler trat in das Büro ein.

Nakamori erkannte den jungen Mann und kniff verärgert die Augen zusammen.

„Guten Nachmittag“, begrüßte der Oberschüler. „Mein Vater sagte mir, dass ich Ihnen im Falle Kid bis auf weiteres helfen soll, Herr Nakamori.“ Er schloss die Türe hinter sich und ging auf die ihm noch unbekannten drei Besucher zu. Er reichte dem älteren Mann die Hand.

„Mori, Privatdetektiv“, stellte sich der Ältere vor.

„Wer bist du?“, hakte Conan misstrauisch nach. Wer war dieser Oberschüler, der nicht viel älter war als er selbst.

„Mein Name ist Saguru Hakuba“, stellte er sich vor und betrachtete die kleine Rotznase. „Ich bin Schülerdetektiv.“

Conan riss die Augen auf und betrachtete den jungen Mann aufmerksam. Der war Schülerdetektiv? Warum hatte er noch nie etwas von ihm gehört? Hakuba… der Name sagte ihm etwas.

„Saguru ist der Sohn von Polizeichef Hakuba“, stellte Nakamori den Mitschüler seiner Tochter vor.

Dieser wandte aber nun den Blick zu dem Mädchen und musterte sie erstaunt. Sie sah aus wie Aoko, aber wie konnte das sein?

„Ran Mori“, stellte diese sich auch schon vor und reichte ihm die Hand.

„Freut mich“, antwortete Hakuba lächelnd, wandte aber nicht eine Sekunde den Blick ab.

Conan behielt ihn ebenfalls misstrauisch im Auge. Wieso starrte er Ran an?

„Conan, gib ihm die Nachricht von Kid“, forderte Ran ihren kleinen Freund auf und dieser reichte dem Oberschüler die Karte.

„Wie kommt es, dass ich noch nie etwas von dir gehört habe?“

Saguru nahm die Nachricht entgegen, blickte den Kleinen aber überrascht an. „Was meinst du?“

„Ich kenne Shinichi Kudo, aber von deinem Namen habe ich noch nie vorher gehört.“ Die Antwort klang beiläufig, doch all seine Sinne waren auf den blonden Oberschüler gerichtet. Auch wenn er im Körper eines Grundschülers steckte und sich zur Tarnung den Namen Conan Edogawa gab, so war sein Verstand nach wie vor der eines siebzehnjährigen Oberschülers und er war selbst der bekannte Meisterdetektiv Shinichi Kudo.

„Ich war lange im Ausland. Hier hatte ich noch nicht allzu viele Fälle zu lösen. Aber Kids Fall werde ich auflösen und ihn hinter Gitter bringen“, antwortete der Schülerdetektiv und dachte an den verhassten Rivalen Kaito Kuroba.

Nun wandte er sich der Nachricht zu und überlegte.

Kogoro Mori begann derweil zu rätseln. „Er kommt im Sonnenuntergang und wird die Treppe benutzen… oder aber doch den Lift.“

Conan schüttelte seinen Kopf. Auch er kam noch nicht drauf, was Kid meinte, aber sein Onkelchen, wie er ihn nannte, lag da nicht richtig. Es musste etwas anderes bedeuten.

Der blonde Detektiv betrachtete die Nachricht und wandte dann seinen Kopf ab. Seine Augen blickten zum Fenster hinaus. Er sah direkt auf das Cafe Cat’s Eye, welches auf der anderen Straßenseite war. Seine Augen betrachteten den Schriftzug, während seine Gedanken arbeiteten.

Conan überlegte auch.

„Wenn ich doch nur wüsste, worauf er es abgesehen hat“, durchbrach Nakamori grübelnd die Stille.

„Auf den Goldenen Kristall“, informierte Hakuba. Er war soeben auf die Lösung gekommen.

Bei den Worten kam auch Conan die Erleuchtung. Natürlich, der Goldene Kristall würde Freitagmorgen vom Besitzer im Frühstücksfernsehen vorgestellt. Um die Mittagszeit wird er ausgestellt und enthüllt werden und bis Sonntagabend bleibt er im Beika-Museum. Montag reiste dann der Besitzer mit dem Kristall in die nächste Stadt. Er wird um acht Uhr abends zugreifen, da dieser Kristall acht Karat Gold enthält. Nur wird er wirklich über das Dach kommen und fliehen?

„Und wie kommst du darauf?“, hakte Ran neugierig nach. Mit dieser Frage unterbrach sie Conans Gedankengänge.

Saguru drehte sich ihr zu und lächelte selbstgefällig. „Ist doch ganz einfach. Karat deutet auf einen Goldanteil hin. Das bedeutet, es handelt sich um ein Wertobjekt das aus Gold besteht. Es gibt acht, neun, vierzehn, achtzehn bis hin zu vierundzwanzig Karat. Die Karat Zahl weist auf das Gewichtsprozent des Goldes hin. Wenn wir wissen wie viel Karat der Kristall hat, dann wissen wir die Uhrzeit um die Kaitou Kid kommen wird. Zudem wird der Goldene Kristall am Freitag im Frühstücksfernsehen von seinem Besitzer präsentiert, ehe er Mittag im Beika Museum bis Sonntagabend ausgestellt wird. Die Bezeichnung: glänzt wie die Sonne im Schatten der Nacht, bedeutet, dass Kid den Strom kappen wird, aber der Kristall wird seine Ausstrahlung nicht verlieren.“

„Und was bedeutet gerade hinein, von unten herauf?“, hakte Kogoro neugierig nach.

Saguru antwortete: „Er kommt übers Dach hinein und verschwindet darüber wieder, da der Stein im ersten Obergeschoss ausgestellt wird und das Beika-Museum drei Etagen hat.“

„Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, wie viel Karat der Goldene Kristall hat“, bemerkte Kogoro nickend. Für ihn ergab das alles einen Sinn.

„Er hat die Kennzeichnung 333“, antwortete Conan und erntete überraschte Blicke. Verlegen fasste er sich an den Hinterkopf. „Das stand in der Zeitung.“

„Also schlägt er um acht Uhr abends zu, da ein Goldanteil die Ziffer 333 einen Goldanteil von 33,33 Prozent hat. Das sind acht Karat sind“, löste der Oberschüler auch noch den letzten offenen Punkt des Rätsels.

Er ist wirklich schlau, dachte Conan und wie schnell er das alles gelöst hat. Misstrauisch beobachtete er ihn weiterhin.

„Dann lasst uns alles vorbereiten“, stimmte Nakamori zu und trommelte seine Mannschaft zusammen, die ihm noch über geblieben ist.



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