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Durchgeknallte Traumsequenzen

(was mein Hirn alles so fabriziert?)
von

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Traum 18 (Unvorhergesehenes Treffen in der Erlebnisherberge) - Teil 3

Wir sitzen immer noch im Bett aneinandergekuschelt, als er seufzt und meint:
 

„Na, dann lass uns mal aufstehen. Mir schlafen schon die Beine ein.“
 

„Gehst du mit mir duschen?“ frage ich ihn und zwinkere ihm verführerisch zu, was ihn endlich wieder zum Lächeln bringt.
 

„Soll ich vielleicht das Kondom mitnehmen?“ will er wissen.
 

„Keine schlechte Idee.“ grinse ich ihn an, das er sogleich erwidert, während ich mich auch schon vom Bett erhebe.
 

„Nehmen wir unsere Anziehsachen aber mit, falls Mokuba früher zurück ist.“ schlage ich vor und marschiere schon zu meinem Rucksack.
 

Seto erhebt sich nun auch endlich, geht zu seinem Kleiderschrank und steckt sich nebenbei das Kondom ein.
 

„Ach, Seto. Wenn wir die Zeit ausgiebig nutzen wollen, befürchte ich, dass wir mehr Kondome brauchen werden.“ grinse ich ihn schelmisch an und er beginnt zu lachen.
 

„Du bist übergeschnappt, aber gerade deswegen l… mag ich dich so.“ gerät Seto kurz ins Stocken.
 

//Hat er jetzt tatsächlich in Erwägung gezogen ‚liebe ich dich‘ auszusprechen? Sicher nur Einbildung. Seto doch nicht. … Obwohl ich mir insgeheim geschworen habe, es erst auszusprechen, wenn er es als erster sagt.//
 

Ich wage es trotzdem zu erwidern:
 

„Ich dich auch.“ und klimpere mit meinen Wimpern, was ihn abermals zum Lachen bringt.
 

//Na, bitte. Jetzt bläst er kein Trübsal mehr.//
 

Um einiges heiterer begeben wir uns ins Badezimmer, schlüpfen aus unserer Nachtkleidung und stellen uns unter die Dusche. Noch, ehe wir den Waschgang beginnen können, fällt Seto über meine Lippen her und es kommt, wie es kommen muss.
 

Etwa eine halbe Stunde später waschen wir uns gegenseitig, um die Beweise unseres Tuns wieder von uns zu waschen. Danach steigen wir aus der Dusche, trocknen uns wieder gegenseitig ab und ziehen uns die frischen Kleidungsstücke an.
 

Als wir aus dem Badezimmer treten, ist allerdings Mokuba schon wieder da und hat die Brötchen bereits auf dem Tisch auf Tellern angerichtet und es sich selbst auf einem Stuhl bequem gemacht.
 

„Ihr duscht gemeinsam? Hab´ ich irgendwas verpasst?“ sieht Mokuba uns belustigt an.
 

Ich lächle verlegen und Seto meint nur:
 

„Was geht dich das an?“
 

„Hey, du bist mein großer Bruder. Mich interessiert das ganz einfach.“
 

Wir setzen uns zu Mokuba an den Tisch und Mokuba reicht mir ein Brötchen. Mit einem
 

„Danke.“ bedanke ich mich für das Brötchen und beiße einen Bissen ab, während Mokuba nun seinerseits ebenfalls in ein Brötchen beißt.
 

„Frag´ mich das, wenn du alt genug dafür bist.“ meint Seto kühl und grinst, was seine Aussage Lügen straft.
 

„Hey, ich bin alt genug. In der Schule wurden wir sogar schon aufgeklärt.“ beschwert sich der Kleine.
 

„Was aber nicht heißt, dass du alles wissen musst, was ich so treibe.“ grinst Seto weiter.
 

„Och, Menno.“ seufzt Mokuba resigniert, dessen Neugier wohl keine Grenzen kennt.
 

Dann merke ich, dass mich Mokuba erwartungsvoll ansieht und fragt scheinheilig:
 

„Olivia? Würdest du mir denn verraten, was ich verpasst habe?“
 

„Ich schweige, wie ein Grab.“ nuschle ich hinter dem Brötchen hervor, in das ich grade beißen wollte und grinse mir einen weg.
 

Nach dem Frühstück mache ich mich daran, meine Mutter anzurufen und setze mich, zu diesem Zweck, auf Seto´s Bett. Ich zücke mein Handy und suche in der Kontaktliste nach der Nummer und tippe sie an. Danach lausche ich dem Tuten, während Seto die Überreste wegpackt und Mokuba sich zum Fernseher setzt, um wieder Videospiele zu spielen.
 

Dann ertönt in meinem Handy auch endlich ein leises:
 

„Jelen?“
 

„Hallo, Mama, ich bin´s, Olivia.“
 

„Ja, hallo. Na, wie gefällt´s dir bei der Erlebnisherberge?“
 

„Ganz gut. Die Aktivitäten sind immer recht lustig gestaltet. Nur beschränken sich diese nur auf den Vormittag. Jetzt am Wochenende finden keine statt. Erst morgen geht´s wieder los.“
 

„Ist dir dann nicht langweilig, wenn ihr nichts zu tun habt?“
 

„Kann mich nicht beschweren, auch, wenn Tatjana hier einen Freund gefunden hat und die meiste Zeit mit dem verbringt.“
 

„Was? Dann bist du ja ganz alleine. Weißt du mit der Zeit dann überhaupt etwas anzufangen?“
 

„Seit gestern auf jeden Fall.“, grinse ich ins Handy, „Ich hab´ nämlich jetzt auch einen Freund.“
 

„Das … Das ist ja schön für dich. Wie heißt er? Und wie alt ist er?“
 

„Er ist 20 und heißt Seto Kaiba.“
 

Ich kann ihr jetzt förmlich ansehen, wie ihr die Farbe aus dem Gesicht weicht.
 

„S…Seto Kaiba? Bist du verrückt geworden? Das ist doch dieser eiskalte Geschäftsmann.“
 

Schnell halte ich mir das Handy weg und frage:
 

„Seto? Wie viel darf ihr preisgeben?“
 

„Sie ist deine Mutter und sie vertraut dir, also solltest du ihr alles sagen. Es ist schließlich deine Familie und ich will nicht, dass es Geheimnisse gibt, die nicht förderlich sind, dass du mit zu mir kommen kannst.“ meint er ernst.
 

Ich nicke und lege das Handy wieder an mein Ohr:
 

„So gibt er sich doch nur in der Öffentlichkeit. Zu mir ist er ganz lieb. Und wir verstehen uns auch sehr gut.“
 

„Aber trotzdem, wir reden hier von Seto Kaiba, dem gefühllosesten Menschen von ganz Japan.“
 

Ich verdrehe die Augen, halte abermals mein Handy vom Ohr und frage Seto:
 

„Glaubst du, du kannst am Telefon nett sein?“
 

„I…Ich weiß nicht. Ich bin nur zu Personen nett, die mir was bedeuten.“
 

„Das ist nicht gerade hilfreich. Es wäre aber von Nöten, dass du dich ein bisschen positiv meiner Mama präsentierst. Hier reich ich sie dir nämlich gleich. Also mach´ dich darauf bereit, dass du mit ihr ein paar Worte wechselst.“
 

„Muss das sein?“
 

„Ja, es muss. Stell dich nicht so an.“
 

Ich nehme das Handy wieder an mein Ohr und sage meiner Mama:
 

„Du, Mama, ich geb´ ihn dir mal, denn ich sitze hier in seinem Zimmer.“
 

„Was? Olivia…“ und schon reiche ich mein Handy an Seto weiter.
 

„Seto Kaiba.“ sagt er seinen Namen in das Handy und leider weiß ich nicht, wie die Mama jetzt reagiert, oder ob sie etwas antwortet.
 

„Nett, sie verbal kennenzulernen.“ erwidert er sichtlich amüsiert.
 

Dann verdreht er seine wunderschönen Augen und antwortet:
 

„Das hat zweierlei Gründe, wieso ich in der Öffentlichkeit so beschrieben werde. In erster Linie bin ich noch recht jung als Firmenleiter, was mir den gebührenden Respekt zu verdienen recht erschwert, und zum Zweiten kann ich so besser meinen Bruder beschützen, weil ich weniger Angriffsfläche biete, was mich und meine Firma angeht.“
 

Jetzt spricht wieder meine Mama.
 

„Natürlich kann es vorkommen. Aber mir ist es dennoch immer wieder gelungen, das Problem zu lösen.“
 

Jetzt weiten sich seine Augen.
 

„Das haben Sie mitgehört?“
 

Selbst Mokuba hat nun sein Spiel pausiert und lauscht gebannt mit.
 

„Vorerst wollte ihre Tochter nur erfragen, ob es möglich wäre, noch eine Woche länger hier in der Erlebnisherberge zu bleiben.“
 

Wieder scheint meine Mama zu sprechen. Ein Lächeln legt sich auf seine Lippen.
 

„Mein Bruder und ich bleiben bis übernächste Woche und Olivia …“
 

Nun wurde er scheinbar unterbrochen.
 

„Ja, genau.“
 

Sein Lächeln wird eine Spur breiter.
 

„Ach, ist das so?“
 

//Äh, was redet meine Mama denn jetzt da mit ihm?//
 

Jetzt scheint er sich nicht mal das Lachen verkneifen zu können.
 

„Verstehe.“
 

Sein Gesichtsausdruck wird wieder ernst.
 

„Tun Sie das. Ich werde Ihre Tochter anweisen, am Freitag noch einmal anzurufen.“
 

Wieder scheint meine Mama zu reden.
 

„Ja, ich werde auf sie aufpassen. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.“
 

//Meine Mama scheint sich ja prächtig mit ihm zu unterhalten. Muss ich jetzt eifersüchtig werden?//
 

„Ja, verstehe. Gut, ich reiche Ihnen jetzt wieder Ihre Tochter.“ und Seto reicht mir wieder mein Handy.
 

Skeptisch halte ich mir mein Handy wieder ans Ohr und sage:
 

„Bin wieder dran.“
 

„Olivia, ich muss zugeben, Seto Kaiba scheint wirklich eine nette Ader zu besitzen. Es wundert mich zwar, wie du an so einen einflussreichen Jungen herangekommen bist, aber es ist ohnehin deine Sache. Ich rede dir da gar nicht dazwischen, wen du dir als Freund aussuchst. Nur eins, ich hoffe für dich, dass er es ernst mit dir meint.“
 

„Ja, das hat er mir des Öfteren bestätigt.“
 

„Dann kann ich dir zu deinem Fang nur gratulieren und hoffe, dass du mit ihm auch glücklich bist.“
 

„Ja, bin ich und danke. Wann wirst du den Papa fragen, ob ich eine Woche länger bleiben kann?“
 

„Heute Abend werde ich ihm erzählen, dass du angerufen hast, und dass du einen Freund hast. Das allein wird ihm schon Kopfzerbrechen bereiten. Aber, wenn er erfährt, dass du seinetwegen noch eine Woche länger bleiben willst … Ich weiß echt nicht, wie ich ihm das schonend beibringen soll. … Die Tatjana wird doch sicher schon Ende kommender Woche heimfahren, oder?“
 

„Hatte sie vor, ja. Ich wollte sie aber fragen, ob sie nicht noch eine Woche drauflegen kann, damit der Papa eher ‚ja‘ sagt.“
 

„Das wäre auf jeden Fall schon hilfreich. Also, ich will euch nicht länger stören. Ruf am Freitag an, dann kannst du mit´n Papa reden, ok?“
 

„Ja, mach ich. Ich ruf wieder an, bis dann.“
 

„Ja, tschüss.“
 

„Tschüss.“ und ich beende das Gespräch mit ihr.
 

„Also?“ will nun Mokuba endlich wissen.
 

„Na, ja. Sie scheint es gut weggesteckt zu haben. … Heute Abend redet sie mit´n Papa und bereitet ihn darauf vor, dass ich am Freitag nochmal anrufe und dann hoffe ich, dass er mir die Erlaubnis gibt. … Die Mama meint auch, dass es nicht schlecht wäre, wenn die Tatjana die eine Woche auch länger bleibt. … Ich werde sie später fragen, was sie davon hält.“ und ich zucke mit den Schultern.
 

Seto, der sich in der Zwischenzeit neben mich auf das Bett gesetzt hat, sieht mich nachdenklich an und nickt nur. Dann will ich es endlich wissen:
 

„Was hat dir die Mama eigentlich erzählt, was du so lustig gefunden hast?“
 

Prompt beginnt er wieder zu grinsen, schüttelt aber den Kopf und meint:
 

„Nein, das hat mir deine Mutter anvertraut.“
 

„Ach, komm schon. So schlimm wird´s ja wohl nicht sein?“
 

„Schlimm ist es ja auch nicht. Nur etwas, das dir peinlich sein könnte, wenn du erfährst, dass ich es nun weiß.“ beginnt Seto nun zu kichern.
 

//Na, toll. Was könnte mir so peinlich sein, dass … Moment, das Einzige, was mir wirklich peinlich wäre ist, dass ich mein Zimmer mit Bildern von ihm dekoriert habe. Oh, Gott, sie wird ihm doch nicht erzählt haben, dass ich schon sehr lange von ihm schwärme? Bzw. wie sie es immer ausdrückt, ich total vernarrt in ihn bin? … Und wenn sie ihm nun beide Tatsachen erzählt hat? … Oh, Hilfe! Das muss ich jetzt genau wissen.//
 

Während meine Wangen bereits bestialisch brennen, frage ich vorsichtig nach:
 

„Es hat nicht zufällig etwas mit meinem Zimmer zu tun?“
 

„Doch, … ja.“ antwortet er und sein Grinsen wird breiter.
 

„Oh, Hilfe.“ und ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen.
 

Jetzt lacht er auch noch und Mokuba fragt:
 

„Was ist denn mit deinem Zimmer?“
 

//Lacht er mich etwa aus? Lacht er über mich, weil ich so dumm war, mich schon vor zwei Jahren in ihn verliebt zu haben? Was kann ich denn dafür? Mein Herz hat sich doch so entschieden.//
 

Tränen sammeln sich in meinen Augen, die ich aber versuche, zu unterdrücken. Seto hört abrupt auf zu lachen, wer weiß warum? Ich halte mir die Hände noch etwas fester auf mein Gesicht, aber vor allem vor die Augen. Er soll nicht sehen, dass mir nach weinen zumute ist.
 

„Ach, komm, Olivia. So schlimm ist es doch nicht. Ich fühle mich wirklich sehr geschmeichelt.“
 

//Meint er das ernst? Aber er hat doch vorhin noch darüber gelacht? Ich bin ja so lächerlich. Warum will er wirklich mit mir zusammen sein? Nur, weil er GLAUBT für mich etwas zu empfinden, oder weil es wirklich so ist?//
 

Da brüllt Mokuba auch schon im nächsten Augenblick:
 

„Was ist denn nun mit Olivia´s Zimmer? Und hört auf, mich zu ignorieren.“
 

„Entschuldige Mokuba. … Sie hat ihr Zimmer mit Bildern von mir dekoriert. Scheint so, als wäre Olivia bereits längere Zeit heimlich in mich verschossen.“
 

„Das ist aber süß.“ meint Mokuba dazu.
 

Da ich es doch nicht verhindern konnte, die Tränen, die bereits in meinen Augenwinkeln waren, aufzuhalten, haben sie meine Wangen etwas angefeuchtet, doch weitere Tränen wollten sich nicht verselbständigen, denn die konnte ich rechtzeitig verhindern, weil der Drang nachgelassen hat.
 

Ich will ihm trotzdem antworten, aber ich fürchte, dass ich meiner Stimme nicht ganz trauen kann:
 

„Doch, das ist schlimm. Jetzt hältst du mich für eine Lachnummer.“
 

Für mehrere Sekunden herrscht Schweigen, ehe Seto mir mit gerunzelter Stirn antwortet:
 

„Wie kommst du auf diese Idee?“ und kurz danach kommt ein: „Oh!“
 

Er atmet tief ein und wieder aus, das höre ich nur allzu deutlich.
 

„Olivia.“, klingt er jetzt eher verzweifelt, „Ich hab´ doch nicht über diese Tatsache gelacht, sondern darüber, dass du wieder mal so rot angelaufen bist, dass man meinen könnte, dein Körper würde nicht mehr mit Blut versorgt werden. Du siehst dann jedes Mal so süß aus.“ versucht er sich zu erklären.
 

//Hat er wirklich nur deswegen gelacht? Am Telefon hat er aber auch gelacht.//
 

„Und am Telefon?“ frage ich nach.
 

Nun seufzt er.
 

„Deine Mutter hat auch erwähnt, dass du öfters vor dich hingeträumt hast und dann immer total geistesabwesend und unansprechbar warst, wenn du an mich gedacht hast. Und na, ja. Ich hab mir das versucht bildlich vorzustellen. Das Bild fand ich einfach zum Brüllen. Und ich hab mich total darüber gefreut, weil ich mir so noch sicherer sein kann, dass du es wirklich ernst mit mir meinst.“
 

Nun spüre ich, wie Seto meine Hände berührt und leicht von meinem Gesicht herunterzieht. Er hat ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen und wischt mir links und rechts mit den Daumen über meine Augen, um meine Tränen wegzuwischen, die dennoch dort verweilt waren.
 

//Er hat gesehen, dass mir zum Weinen war? Aber, woher? Meine Stimme hat doch relativ normal geklungen.//
 

Seto streicht mir auch über die Wange und meint:
 

„Für mich wärst du nie eine Lachnummer. Dafür bist du viel zu bezaubernd.“
 

Ich blinzle.
 

//Er findet mich bezaubernd?//
 

Nun legt sich eine leichte Röte auf meine Wangen. Die starke Röte hatte sich gelegt, durch meine Traurigkeit. Und ein kleines Lächeln legt sich auf meine Lippen.
 

„Mein Engel.“ lässt Seto über seine Lippen kommen, und ich sehe ihn überrascht an.
 

Dann verschließt er auch schon meine Lippen mit seinen,.
 

„Wieder gut?“ fragt er mich, nach einer Weile, als er meine Lippen wieder freigegeben hat, und ich nicke.
 

Mokuba hingegen atmet erleichtert auf und wendet sich wieder seinem Spiel zu. Dann drückt er allerdings wieder auf Pause und meint:
 

„Wenn ihr etwas alleine sein wollt, könnt ihr doch was gemeinsam unternehmen. Ich bleibe einfach hier und spiele mein Videospiel weiter.“
 

„Das würdest du für mich tun?“ will Seto von seinem kleinen Bruder wissen.
 

„Klar. Kein Thema. Ich seh´ dich gerne glücklich. Du lächelst nämlich wieder. Das hatte ich schon eine ganze Weile an dir vermisst.“
 

Seto erhebt sich vom Bett, geht zu seinem Bruder herüber und wuschelt ihm durch die Haare.
 

„Tut mir leid, Moki. Die Firma hat mich wohl vergessen lassen, was wirklich wichtig ist. Sei Olivia deshalb dankbar, dass sie mein Herz im Sturm erobert hat.“
 

Mokuba grinst Seto mit glücklich funkelnden Augen an.
 

„Jetzt bist du schon fast wieder wie früher. Nur, dass du jetzt älter und reifer bist.“ sagt Mokuba und ich bin irritiert.
 

//Heißt das, er war gar nicht immer so, wie er sich mir gibt? Ich hab´ ihn so gemacht? Ok, ganz ruhig. … Das bedeutet doch, dass ich so viel Einfluss auf ihn habe, dass er jetzt so ist, wie er ist. Gott, jetzt fühle ich mich geehrt und bin stolz. … Ja, ich bin stolz auf mich, weil ich guten Einfluss habe.//
 

„Seto? Was machen wir jetzt eigentlich?“ frage ich ihn nach einer Weile, weil er Mokuba zwischenzeitlich in eine Umarmung gezogen hat.
 

***
 

Es ist mittlerweile Freitag und Seto und ich waren bisher sehr unzertrennlich. Auch, wenn ich nicht jede Nacht bei ihm schlafen konnte, haben wir es gut überstanden und uns dafür zum Frühstück wiedergesehen, nur um wieder unzertrennlich zu sein. Wir haben oft den Teich besucht, der vor der Herberge, nach einem kleinen Hügel, liegt, und sind spazieren gegangen, um für uns allein zu sein. Das hatte echt was. Wir haben uns sogar einmal eine Picknickdecke geschnappt, mit ein paar belegten Brötchen, und haben ein Picknick veranstaltet. Das war total romantisch. Ja, Seto hat eindeutig eine romantische Ader.
 

Heute ist es soweit, es ist Freitagnachmittag und ich will gleich meinen Papa anrufen, um mit ihm noch einmal über die Verlängerung einer Woche zu sprechen. Tatjana war total lässig, hat gemeint, dass sie doch gerne noch eine Woche länger bliebe. Sie würde aber abwarten, was mein Papa sagt, erst dann würde sie ihre Eltern anrufen und selbst fragen. Ist auch irgendwie logisch. Sie meinte sogar, dass ihre Eltern nicht so streng wären, wie meine, und sie bestimmt sofort zustimmen würden. Also muss ich mir in der Hinsicht wohl keine Sorgen machen.
 

Wir stehen jetzt vor der Herberge. Seto meinte, ich wäre vielleicht entspannter, wenn ich nebenbei gehe, weil ich die letzte Zeit wirklich ziemlich angespannt war. Nun gehen wir ein Stück und unsicher wähle ich die Nummer von meinem Papa, nachdem ich mein Handy gezückt habe und seine Nummer in der Kontaktliste gefunden habe. Seto legt seine Hand auf meine Schulter und flüstert mir zu:
 

„Ganz ruhig. Es wird sicher alles gut.“
 

Zugegeben in der Öffentlichkeit traue ich mich nicht so richtig, ihm meine Zuneigung zu zeigen. In erster Linie weil ich nicht weiß, wie dann die Öffentlichkeit auf mich reagiert, und in zweiter Linie, wie sich das auf seinen Ruf auswirkt. Ich hab´ leider noch nicht mit ihm darüber geredet. Aber irgendwann werde ich ihn schon noch darauf ansprechen. Aber eigentlich hat er mir in dieserlei Hinsicht auch nicht gesagt, dass ich mich zurückhalten soll. Vielleicht hätte er ja nichts dagegen, und wer weiß, ob es überhaupt negative Auswirkungen hätte?
 

Ich mein, für einen Jungen ist es ja nur natürlich, dass er sich irgendwann eine Freundin sucht. Vielleicht würde es ihm ja nicht mal was ausmachen, wenn publik werden würde, dass dem nun so ist. Ich mein natürlich, dass er jetzt eine Freundin hat. Aber, auch egal jetzt. Jetzt lausche ich erstmal dem Tuten in meinem Handy.
 

Und schon wird auf der anderen Seite der Leitung abgehoben.
 

„Jelen?“ werde ich begrüßt.
 

„Hallo, Mama, ich bin´s Olivia. Kannst du mir den Papa geben?“
 

„Ja, sicher. Aber, bevor du mit ihm sprichst, sollte ich dich vorwarnen. Der Papa ist heute wirklich schlecht gelaunt und ich bin leider nicht dazu gekommen, ihn darauf vorzubereiten, was du vorhast, mit ihm zu besprechen.“
 

„Na, toll. Ok, danke für die Info.“
 

Auf der anderen Seite der Leitung wird es still und ich flüstere zu Seto:
 

„Mein Papa ist scheinbar schlecht gelaunt heute und die Mama konnte ihn noch nicht vorbereiten. Ob ich ihn überreden kann, wenn er wirklich so schlecht drauf ist?“
 

Seto allerdings sieht mich nur besorgt an.
 

Dann höre ich auf der anderen Leitung auch schon ein:
 

„Ja?“
 

„Hallo, Papa. Wie geht´s denn so?“
 

„Heute war ein mieser Tag. Ein Arbeitskollege hat eine Maschine geschrottet und wir mussten eine andere Maschine umstellen, damit wir mit der Produktion nicht in Verzug geraten.“
 

„Das ist natürlich schlecht. Ich hoffe, ihr habt das wieder hingekriegt.“
 

„Ja, schon, aber wir haben vier Stunden dadurch verloren.“
 

„Das ist natürlich schlimm. Gerät eure Arbeit dadurch in Verzug?“
 

„Etwas, aber zum Glück halb so schlimm. Nur das Umstellen selbst war so eine miserable Arbeit. Wir müssen ja auf hundertstel Millimeter genau arbeiten, das hab´ ich dir ja schon mal erzählt. Jetzt kannst du dir vorstellen, was für ein Aufwand das war.“
 

„Ja, das ist heftig. … Aber, weshalb ich eigentlich anrufe. Es geht um meinen Aufenthalt hier in Kärnten.“
 

„Also, wenn du früher heimkommen willst, kannst du jederzeit zurückkommen. Ein Anruf genügt und ich komme dich abholen.“
 

„Ähm, … das ist es nicht. … Es ist eher so, dass ich gerne noch um eine Woche länger bleiben möchte. Tatjana wird auch länger bleiben.“
 

//Wenn ich Seto nicht erwähne, vielleicht sagt er mir ja dann eher zu. Aber irgendwann muss ich ihn davon in Kenntnis setzen. Schon deshalb, weil ich ja mit ihm nach Japan will. Gott, das wird was werden. Papa wird bestimmt darauf bestehen, ihn vorher kennen lernen zu wollen, ehe er überhaupt eine Entscheidung trifft. Ich ahne bereits Übles.//
 

„Na, wenn das so ist, dann hab´ ich nichts dagegen. Aber melde dich zwischendurch wieder, damit ich weiß, wie es dir geht. … Erzähl mal, ist es dort wirklich so toll, wie in der Broschüre beschrieben ist?“
 

„Na, ja, es geht schon recht lustig zu. …“
 

Seto mischt sich kurz ein und flüstert mir zu:
 

„Du musst ihm von mir erzählen, sonst wird er dir nicht erlauben, mit mir zu kommen.“
 

Ich halte mir schnell das Handy vom Ohr weg und sage:
 

„Seto, ich hab´ schon sein ‚ja‘. Wenn ich ihm jetzt von dir erzähle, wird er ganz schnell seine Meinung wieder ändern. Außerdem ist er ohnehin schlecht gelaunt. Jetzt im Moment ist es zu riskant, dass er aus der Haut fährt. Und ich will nicht wissen, wie er dann reagiert, beziehungsweise, was er dann tut. Heute ist ganz schlecht.“
 

Seto nickt nur und ich nehme das Handy wieder ans Ohr.
 

„Wer war das eben?“ will dummerweise mein Papa sofort wissen. Ich seufze verzweifelt auf.
 

//Jetzt muss ich dem Papa doch von Seto erzählen.//
 

Ich lache verlegen und antworte:
 

„Mein Freund?“
 

Seto schließt verzweifelt die Augen und seufzt ebenfalls auf.
 

„Was? Seit wann hast du denn einen Freund?“
 

„Na, ja, ich hab´ ihn hier kennen gelernt. Ähm, … und wir sind jetzt vier Tage zusammen.“
 

„Stellst du ihn mir vor, wenn du zurück bist?“
 

„Ich weiß nicht, ob das möglich ist. Er hat schließlich noch andere Verpflichtungen.“
 

„Geht er etwa arbeiten?“
 

„Ja, genau.“
 

„Dann muss er ein sehr vernünftiger Junge sein. Was arbeitet er denn?“
 

„Ähm, … In einer Spielefirma?“
 

„Ah, eine sehr langlebige Berufswahl. Was für einen Posten ziert er denn?“
 

//Was will denn der Papa noch alles wissen? Diese Fragen bringen mich ganz schön in Teufelsküche.//
 

„Ähm, … Chef?“
 

„Was? Er ist Chef dieser Spielefirma? … Verrat mir mal, wie alt ist denn dieser Junge?“
 

Nervös lache ich auf und antworte immer mehr verlegen:
 

„Ähehe, … 20?“
 

„So jung und führt schon ein Spieleunternehmen? … Den Einzigen, den ich bisher kenne, der so jung angefangen hat, ist dieser gefühllose eiskalte Firmenleiter, Seto Kaiba.“
 

//Oh, Gott. Ich hätte ahnen müssen, dass er sofort auf ihn schließt. Warum muss Seto auch so bekannt sein?//
 

Schnell flüstere ich Seto zu:
 

„Wir sind verratzt.“
 

Als ich das Handy wieder ans Ohr halte, antworte ich:
 

„Da liegst du gar nicht so weit daneben.“
 

„WAS?!?“ kommt aus dem Handy so laut gebrüllt, dass ich es mir weghalten muss, um nicht taub zu werden.
 

Seto deutet mir, ihm das Handy zu geben, aber ich winke ab.
 

„Papa, er ist nicht so, wie er in der Öffentlichkeit beschrieben wird. Er ist wirklich ganz lieb und nett.“
 

„Das kannst du jedem erzählen. Mit was hat er dir gedroht?“
 

„Er hat mir nicht gedroht. Ich bin freiwillig mit ihm zusammen.“
 

„Das glaube ich dir aber nicht. Der benutzt dich doch sicher nur, um in der Öffentlichkeit gut dazustehen.“
 

„Papa, das stimmt nicht. Ihm liegt wirklich sehr viel an mir.“
 

Seto scheint das zu reichen, was er gehört hat, und schnappt mir das Handy weg.
 

„Seto Kaiba hier.“
 

Wie mir scheint, kommt Seto gar nicht zum Sprechen. Mein Papa scheint ihm wirklich nichts zu schenken, denn Seto´s Augen weiten sich von Sekunde zu Sekunde immer mehr.
 

„Jetzt hören Sie mir mal zu. Es mag stimmen, dass das alles in den Zeitungen und im Fernsehen widergegeben wird, das bedeutet aber nicht, dass das alles auch der Wahrheit entspricht. Die Presse hält sich nicht unbedingt an Tatsachen. Ich bin ein Mensch, wie jeder andere auch. … Ich mag mich in der Öffentlichkeit vielleicht als gefühlskalt präsentieren, aber das tue ich nur, um mich in der Wirtschaft zu beweisen und meinen kleinen Bruder beschützen zu können. Wäre dem nicht so, hätte man wesentlich mehr Angriffsfläche gegen mich, und meine Firma stände nicht da, wo sie heute ist. Und mein Bruder würde unter Umständen auch nicht mehr am Leben sein. Das ist die Tatsache.“
 

Seto keucht, weil er jetzt seinen ganzen Frust bei meinem Papa rausgelassen hat. Das muss ihm ja wirklich entsetzlich zusetzen, dass jeder glaubt, er wäre eine Maschine, oder eben ein gefühlloser eiskalter Mensch, wie mein Papa eben bewiesen hat.
 

//Der Papa müsste Seto wirklich mal live kennenlernen.// geht mir da durch den Kopf.
 

Mein Papa scheint wieder kurz zu sprechen und Seto antwortet:
 

„Ja, und bei Ihnen?“
 

Wieder kurzes Schweigen, dann:
 

„Dann können wir ja endlich zum Thema zurückkehren. Es ging darum, dass Ihre Tochter mich als Freund erwählt hat, und ich kann Ihnen versichern, dass ich keine schlechten Absichten hege. Ich genieße einfach ihre Gegenwart und habe sie gerne um mich. Sie bedeutet mir wirklich sehr viel und ich würde mich freuen, wenn sie noch die eine Woche länger bleiben kann. … Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn wir die Zeit noch gemeinsam verbringen könnten, da die Freundin Ihrer Tochter nun ebenfalls einen Freund hat.“
 

Seto lacht unruhig auf.
 

„Scheint so. Aber das ist der Lauf des Lebens. Dinge verändern sich und Kinder werden erwachsen. Ich merke es jeden Tag an meinem Bruder, wie schnell er erwachsen wird. Kaum noch ein Kind, schon ist er ein Jugendlicher, der ebenfalls danach strebt, seine eigene Freundin zu finden.“
 

Wieder spricht der Papa und Seto antwortet:
 

„Ja, genau.“
 

Nach einer kurzen Schweigepause blinzelt Seto irritiert und sagt verwundert:
 

„Danke.“
 

Kurz darauf folgt ein:
 

„Ok.“ und er beginnt zu lächeln.
 

„Ja, mach´ ich.“ und ich bin irritiert.
 

//Was ist jetzt passiert?//
 

„Wiederhören.“
 

Nun nimmt Seto das Handy vom Ohr und drückt auf Auflegen.
 

„Was hat er gesagt?“ will ich nun von Seto wissen.
 

„Er hat dir dennoch das ‚ok‘ gegeben, die Woche länger zu bleiben. Er meinte, ich wirke auf ihn erwachsen und reif genug, um auf dich aufzupassen und er gibt mir diese eine Chance, um mich zu beweisen.“ klärt er mich auf.
 

„Du warst toll.“ sage ich nur und falle ihm um den Hals.
 

//Wieder einmal fühle ich mich mit Stolz erfüllt. … Ja, ich bin stolz auf ihn, weil er es fertig gebracht hat, meinen Papa so zu lenken, dass er für mich die Erlaubnis dennoch herausschlagen konnte.//
 

So schließt er auch mich erfreut in seine Arme.
 

„Ich hätte nicht gedacht, dass ich trotz meines Wutanfalls so positiv auf ihn gewirkt habe.“ meint Seto unsicher.
 

„Nein. Ich glaube eher, eben, weil du diesen Wutanfall hattest, hast du bewiesen, dass auch du in der Lage bist, Gefühle zu zeigen. Ich bin stolz auf dich.“
 

Der letzte Satz kommt eher ungewollt über meine Lippen und ich merke sofort, wie glücklich ihn meine letzten Worte machen.
 

***
 

Am nächsten Tag, als Seto an seinem Laptop zu tun hat und Tatjana sich für mich zwei Stunden freigehalten hat, weil sie das Gefühl hat, mich zu vernachlässigen, verbringen wir diese, am heutigen Vormittag gemeinsam, um miteinander zu reden.
 

„Olivia? Mir ist aufgefallen, dass du, seit du mit Seto Kaiba zusammen bist, ständig an ihm klebst. Bekommt er da überhaupt Luft zum Atmen? … Ich mein, … versteh´ mich nicht falsch, … aber, … Männer mögen es meistens nicht, wenn man sie gar so bedrängt und einengt. Und du hängst ja wirklich unentwegt an ihm. Also, mich würde das durchdrehen lassen, wenn an mir unentwegt jemand kleben würde. Ich bin aber auch der Typ, der seine Freiheit braucht. Deshalb sag´ ich dir das auch, weil ich nicht weiß, unter was für einen Typ Seto Kaiba fällt. Nicht, dass du jetzt etwas Falsches annimmst.“ versucht mich Tatjana aufzuklären.
 

„Ich werde ihn ganz einfach fragen, dann ist das Problem gelöst.“ erwidere ich ruhig darauf und Tatjana sieht mich mit großen Augen an.
 

„Du fragst ihn so was echt einfach so frei heraus?“ will sie wissen.
 

„Ja? … Warum auch nicht? Wir sind schließlich ehrlich und offen zueinander.“
 

Sie schließt sichtlich verzweifelt ihre Augen.
 

„Jetzt versteh´ ich, bei jedem meiner Freunde, die ich bereits hatte, meinen Fehler.“ murmelt sie so leise, dass ich es kaum verstehe, aber dennoch gut verstanden habe.
 

Ich blicke sie fragend an, was sie meint, aber sie winkt nur ab.
 

~~~~~
 

Später, als ich wieder bei Seto bin, und Tatjana wieder bei ihrem Freund, und Mokuba bei seiner Brieffreundin, sitze ich gemütlich in Seto´s Bett mit eben diesem zusammen und wir kuscheln miteinander, während wir etwas fernsehen.
 

„Seto?“ frage ich ihn, nach einer Weile.
 

Er richtet seine Aufmerksamkeit auf mich und erwidert:
 

„Ja?“
 

„Na, ja. Tatjana hat mich auf etwas aufmerksam gemacht. Sie meinte, ich klebe regelrecht an dir, ob ich dich nicht etwas zu sehr einenge.“ erwähne ich ihm, meine Frage, die mich seit Vormittag nicht mehr losgelassen hat.
 

Seto lächelt mich liebevoll an und meint:
 

„Nein, gar nicht. Ich kuschle gerne viel. … Und soll ich dir ein Geheimnis verraten?“
 

Ich nicke eifrig, da spricht er auch schon weiter:
 

„Zuhause hab´ ich einen Kuscheldrachen in meinem Bett, mit dem ich immer kuschle, weil ich sonst niemanden hatte, mit dem ich hätte Kuscheln können. Und ich würde mich freuen, wenn du bald seinen Platz einnehmen könntest.“
 

Ich lächle ihn glücklich an und falle sofort über seine Lippen her.
 

//Und ich hatte mir schon ernsthaft Sorgen gemacht, dass er irgendwann versuchen wird, Abstand von mir zu gewinnen.//
 

~~~~~
 

Am Abend, als Mokuba wieder zu uns stößt, wirkt er richtig glücklich. Ohne uns die Mühe machen zu müssen, nachzufragen, erzählt uns Mokuba auch schon ganz aufgeregt:
 

„Ihr werdet nicht glauben, was heute passiert ist. … Sabrina, so heißt meine Brieffreundin aus St. Martin, hat mich tatsächlich, wie du gesagt hast, Olivia, wiedererkannt. Sie meinte, dass sie mich süß findet. … Hab´ ich euch eigentlich schon gesagt, dass sie 13 Jahre alt ist? Nur ein Jahr jünger als ich. Sie hat eine größere Schwester, die auf dich abfährt, Seto, da hab´ ich Sabrina erzählt, dass du schon vergeben bist und sie hat darüber gelacht. Sie meinte, sie würde ohnehin eher für mich schwärmen.“
 

„Das ist ja süß.“ entflieht meinen Lippen und ich grinse.
 

Seto hingegen hat eher die Augen verwundert und überrascht aufgerissen. Als er sich wieder gefasst hat, fragt er Mokuba:
 

„Seid ihr jetzt etwa zusammen?“
 

Mokuba senkt etwas betrübt den Kopf und erklärt:
 

„Na, ja. Wir wären schon gerne zusammen, …“
 

Mokuba´s Wangen färben sich etwas rötlich, während er fortfährt:
 

„… aber uns ist auch klar, dass eine Fernbeziehung nicht wirklich sinnvoll wäre. Auch aus dem Grund heraus, weil wir noch sehr jung sind. Deshalb wollen wir vorerst unsere Brieffreundschaft aufrechterhalten.“
 

„Das ist eine sehr vernünftige Entscheidung, Mokuba. So hältst du sie dir an der Leine. Und wenn du älter bist, …“ beginne ich und Seto fällt mir ins Wort:
 

„Sobald du mindestens 19 bist, kannst du gerne in Erwägung ziehen, mit ihr eine Beziehung zu beginnen. Dann ist sie nämlich volljährig und du kannst sie zu uns einladen.“
 

„Vorher dürfen sie sich aber schon öfters sehen, oder? Sonst hat ja das Ganze gar keinen Sinn und keine Zukunft.“ frage ich Seto.
 

„Was sprichst du jetzt schon von Zukunft? Mokuba ist erst 14 Jahre alt.“
 

„Na, hör mal. Viele machen ihre ersten Erfahrungen bereits in Mokuba´s Alter.“
 

„Deshalb entstehen ja auch ungewollte Schwangerschaften, weil die meisten nicht ausreichend vorbereitet sind.“
 

„Seto. Wozu glaubst du, hat Mokuba dich. Du bist sein großer Bruder und du bist auch in der Lage deinen Bruder auf alles vorzubereiten. … Außerdem denke ich, dass du ihn etwas unterschätzt. Das beweist doch bereits, dass er mehr mitdenkt, als du. Erinnere dich an die zwei Kondome, die er dir in die Hand gedrückt hat. ... Ich bezweifle, dass dein Bruderherz wirklich so unwissend ist, wie du mir weismachen willst. Er ist nun einmal kein Kind mehr. Mokuba wird erwachsen … und damit musst du klarkommen.“
 

Seto seufzt und meint:
 

„Du hast ja recht, mein Engel.“
 

Nach einigen Sekunden Schweigen, weil ich einen Gedanken lustig finde, muss ich ihn aussprechen:
 

„Seto, soll ich dir einen witzigen Gedanken verraten?“
 

Er sieht mich aber nur fragend an, deshalb spreche ich weiter:
 

„Ich komme mir irgendwie, gerade so vor, als wären wir Mokuba´s Eltern und würden über seine Zukunft entscheiden.“
 

Plötzlich beginnen beide zu kichern.
 

„Dasselbe habe ich mir auch gerade gedacht.“ gibt Seto zu und Mokuba meint:
 

„Ich hatte eben dasselbe Gefühl, als ich euch so betrachtet hab´. Ich kann mir sogar vorstellen, dass ihr gemeinsam als Eltern wirklich ein tolles Bild abgeben würdet, weil ihr eure Entscheidung gemeinsam trefft. … Aber, Seto. Das, was mich schon von Anfang an irritiert hat, als du mit Olivia zusammengekommen bist ... Du hast sie zu Beginn bereits begonnen, nach ihrer Meinung zu fragen. So, als wärt ihr schon immer zusammen gewesen.“ gesteht Mokuba.
 

Seto und ich sehen uns gegenseitig an, als Seto auch schon meint:
 

„Das liegt vielleicht daran, weil wir einfach zusammengehören.“
 

Ich lächle ihn glücklich an, umschlinge mit meinen Armen seinen Hals und falle über seine Lippen her. Mokuba seufzt und meint:
 

„Ich bin müde und geh´ jetzt schlafen. Gute Nacht, ihr Turteltäubchen.“
 

Wir grinsen uns gegen die Lippen und vertiefen anschließend den Kuss.
 

***
 

Am nächsten Tag am Nachmittag, als Seto etwas am Laptop arbeitet, bin ich bei Tatjana im Zimmer und sie erzählt mir total aufgelöst, dass ihr Freund sie vor ihren Augen mit einer anderen betrogen hat und sie daraufhin mit ihm Schluss gemacht hat. Aber dennoch hat sie ihn wirklich geliebt und trauert jetzt über ihren Verlust.
 

Ihr Freund hat angeblich vor ihren Augen eine andere abgeknutscht und nicht mal daraus einen Hehl gemacht, dass sie ebenfalls seine Freundin sei. Nur, dass er mit dieser schon viel länger zusammen war, als mit Tatjana. Diese angebliche Freundin von ihrem Freund soll sogar gewusst haben, dass dieser sie immer mal hintergeht. Das war die Krone, die Tatjana vollends fertiggemacht hat.
 

***
 

Wieder zwei Tage später bitte ich Seto ein Auge auf Tatjana zu haben, während ich für uns etwas besorge, was wirklich nur sehr kurz dauert.
 

Doch gerade, als ich zurückkomme und die Zimmertür zu Tatjana´s und meines Zimmers öffne, werde ich mit einem Bild konfrontiert, dass ganz schön an meinen Nerven reibt.
 

Sie hat scheinbar nicht gehört, wie ich die Tür geöffnet habe, denn so werde ich Zeuge, wie sie Seto in die Enge treibt und richtig zudringlich ist. Man sieht ihm klar an, dass ihm das mehr als nur gegen den Strich geht, denn er weicht zurück.
 

„Warum willst du mich nicht?“ fragt sie ihn enttäuscht.
 

„Ich habe bereits mein Herz verschenkt und bin mehr als glücklich mit meiner jetzigen Freundin.“ gibt er, mit schneidender Stimme, zurück, als sie bereits mit ihrem Gesicht ganz nah bei seinem ist.
 

Sie zuckt, auf Grund der Schärfe in seiner Stimme, zusammen, als sein Blick auch schon zu mir fällt. Ich war die ganze Zeit nicht in der Lage, mich zu rühren, zu fassungslos war ich über das Verhalten von Tatjana. Außerdem bin ich froh, dass Seto zu seiner Treue, zu mir, steht.
 

„Da bist du ja endlich wieder. Lass uns woanders hingehen.“ richtet er seine Worte an mich und drängt sich von Tatjana weg, um von ihr weg, und zu mir zu kommen.
 

Zu meiner Verwunderung sieht man ihm gar nicht an, was eben passiert ist. Dennoch hat sich in mir eine enorme Wut gegen Tatjana aufgebaut.
 

Während sie mich bedröppelt ansieht, marschiere ich auf sie zu und knalle ihr eine gehörige Ohrfeige auf die Wange, die sich gewaschen hat. Dann drehe ich mich um und mache mich dran, das Zimmer mit Seto zu verlassen.
 

Doch, ehe ich dazu komme, höre ich ihr weinerliches Genuschel:
 

„Das hab´ ich verdient.“
 

Abrupt drehe ich mich wieder zu ihr um und antworte:
 

„Ja, hast du. Und das nur, weil du es nicht erträgst, deinen Freund verloren zu haben. So ist es doch, oder?“
 

Beschämt senkt sie den Kopf und ich frage Seto:
 

„Darf ich in dein Zimmer umziehen? Ich ertrage ihren Anblick einfach nicht mehr.“
 

Er nickt nur, ich packe meinen Koffer zusammen und marschiere dann direkt in Seto´s und Mokuba´s Zimmer.
 

Dort bemerkt dummerweise sofort Mokuba, dass etwas nicht stimmt und kommt auf mich zu:
 

„Warum bist du so aufgelöst? Was ist passiert?“
 

Erst jetzt spüre ich, dass mir Tränen über die Wangen laufen, zwar nicht viele, aber was mir meine Freundin antun wollte, ist unverzeihlich, da ich ihr vertraut habe.
 

Seto schließt mich in seine Arme und scheint meinen Schmerz mit mir teilen zu wollen. Er weiß schließlich, wie es ist, wenn sein Vertrauen missbraucht wird.
 

„Warum hat sie das gemacht?“
 

Seto seufzt mitgenommen und Mokuba fragt leiser nach:
 

„Was ist denn nun passiert?“
 

Seto antwortet für mich:
 

„Tatjana hat versucht, mich zu verführen und mich regelrecht bedrängt. … Ich vermute, sie verkraftet es nicht, dass ihr Freund, sie wegen einer anderen, hat sitzen lassen. Und weil sie unser Glück im Moment ebenso wenig verkraftet, vermute ich, wollte sie uns auseinanderbringen, indem du uns im Augenblick deiner Rückkehr in einer unangenehmen Position erblickst. Sie hat aber vermutlich nicht mit meinem Widerstand gerechnet und, dass ich für sie einfach nichts übrig hab´.“
 

„Das ist echt schlimm, wenn einem die eigene Freundin in den Rücken fällt.“ meint Mokuba dazu nur und streicht mir mitfühlend über den Rücken.
 

Ich nicke leicht zu Mokuba und blicke mit einem kleinen Lächeln zu Seto auf, da ich mein Gesicht in seinem Pullover vergraben hatte.
 

„Alleine du, bist mein Augenstern, mein Engel.“ sagt er mir ehrlich, mit zwei Fingern unter meinem Kinn.
 

Gerade in diesem Moment würde ich ihm so gerne sagen, wie sehr ich ihn doch liebe, aber ich schaffe es einfach nicht, diese Worte über meine Lippen zu bekommen. Stattdessen lege ich meine Hand in seinen Nacken, beuge mir so seinen Kopf zu mir herab und belohne ihn mit einem liebevollen Kuss, den er nur allzu gerne erwidert.
 

***
 

Am nächsten Tag erhält Seto früh morgens einen Anruf und hebt ab, während ich bei ihm im Bett liege.
 

„Seto Kaiba?“ nimmt er den Anruf entgegen. Kurz darauf folgt ein:
 

„Was?!?“
 

Sofort springt Seto aus dem Bett und geht wütend auf und ab. Dass er dabei völlig nackt ist, scheint ihm völlig zu entgehen, aber der Anblick ist einfach göttlich. Mokuba scheint sich in der Zwischenzeit daran gewöhnt zu haben, Seto hin und wieder nackt zu sehen. Wir wohnen hier schließlich auf recht engem Raum miteinander, wo das leider nicht vermeidbar ist, weil ich ja auch schon öfter bei ihm geschlafen habe.
 

Während Seto seinem Gegenüber lauscht, fische ich nach seinen Boxershorts und werfe sie ihm hin, damit er wenigstens nicht ganz nackt durch die Gegend rennt. Er fängt sie geschickt, klemmt das Handy zwischen Ohr und Schulter und schlüpft in seine Boxershorts.
 

Mit einem kurzen dankbaren Nicken zu mir, widmet er sich wieder völlig auf das Gegenüber in der anderen Telefonleitung.
 

„Aber, …“ kommt dann von ihm.
 

Danach folgt ein:
 

„Verdammt, warum ausgerechnet während meines Urlaubs?“
 

Man sieht Seto an, dass ihm widerstrebt, was sein Gegenüber zu sagen hat.
 

„Ja, ich werde kommen.“
 

Dann plötzlich sagt er, mit verzweifelt geschlossenen Augen:
 

„Ja. Ich nehme den ersten Flug, den ich bekomme.“ und beendet das Gespräch mit einem
 

„Gut. Bis heute Abend.“
 

Nachdem Seto aufgelegt hat, sieht er erst Mokuba, dann mich an. Ich blicke ihn fragend an und er antwortet:
 

„Schlechte Neuigkeiten. Ich muss für drei Tage weg.“
 

Ich seufze und frage:
 

„Na, ja. Wir haben dann ja trotzdem noch einen Tag für uns, ehe du wieder heimmusst, oder?“
 

„Das ist eben nicht sicher. Es kann sein, dass ich sogar länger bleiben muss.“
 

Dann fällt sein Blick zu Mokuba und er überlegt.
 

„Mokuba, was hältst du davon, wenn du die Zeit über, Olivia Gesellschaft leistest. Dann hab´ ich einen Grund zurückzukommen, um dich abzuholen und bekomme Olivia noch ein letztes Mal zu sehen.“
 

Mokuba und ich sehen uns gegenseitig an, dann meint Mokuba, ehe er sich wieder an Seto richtet:
 

„Klar, großer Bruder, kein Problem. Ich weiß ja, wie sehr du Olivia liebst.“ spricht er dieses Wort einfach so aus und Seto sagt auch gar nichts dazu oder dagegen, als würde er es als selbstverständlich hinnehmen, dass es so ist.
 

„Ok, dann packe ich jetzt ein paar Sachen und bin dann gleich unterwegs.“ erklärt Seto und Mokuba stellt endlich die Frage, die mich auch interessiert:
 

„Wo geht´s denn hin?“
 

„Ich muss nach New York zu einem Geschäftspartner. Es lässt sich leider nicht verhindern."
 

Seto beginnt einstweilen, sich anzuziehen und ein paar Sachen in eine kleinere Reisetasche zu räumen, während er wieder sein Handy hernimmt und eine Nummer wählt.
 

Als auf der anderen Seite der Leitung abgenommen wird, meldet er sich mit:
 

„Seto Kaiba hier. Ich brauch´ schnellstens ein Taxi von der Erlebnisherberge in Klagenfurt am Wörthersee zum Klagenfurter Flughafen und einen Flug nach New York.“
 

Dann scheint er der anderen Seite zu lauschen, dann meint Seto:
 

„Für eine Person.“
 

Kurz darauf sagt er:
 

„In Ordnung, danke.“ und legt wieder auf.
 

Dann richtet er sich wieder an uns.
 

„Das Taxi kommt in einer halben Stunde und der Flug geht in zwei Stunden.“ erklärt er uns dann und sein Blick fällt auf mich.
 

„Für dich ist es ja neu, dass ich spontan irgendwohin muss, aber Mokuba ist das gewohnt.“ meint Seto und fährt sich unruhig durch die Haare.
 

Ich erhebe mich vom Bett, während ich mir die Decke um meinen nackten Körper wickle, und gehe auf ihn zu.
 

„Seto, ich werde es überleben. Mach´ dir keine Sorgen. Es ist ok. … Versprich mir nur, dass du zurückkommst, bevor ich nach Hause fahren muss, falls ich es nicht schaffe, meinen Papa davon zu überzeugen, dass ich mit dir mitkommen darf.“
 

Er lächelt mich leicht an und sagt ehrlich:
 

„Ich verspreche, dass ich allerspätestens Samstagabend zurück sein werde.“
 

„Aber wirklich nicht später, sonst bleibt mir kaum Zeit, mich von dir zu verabschieden, weil ihr beide doch Sonntagvormittag schon wieder nach Hause aufbrecht.“ erwähne ich nochmal sicherheitshalber.
 

„Ich weiß.“ senkt Seto betrübt seinen Kopf.
 

Ich lege meine Hand an seine Wange, was ihn wieder dazu bringt, mir in die Augen zu sehen.
 

//Wieder so ein Moment, wo ich ihm am liebsten einfach sagen würde, wie sehr ich ihn doch liebe. Warum bringe ich es einfach nicht über mich, diese Worte auszusprechen? Ich bin doch echt feige.//
 

Diesmal nimmt er mir die Arbeit ab, ihn erst dazu zu bringen, sich zu mir zu beugen, denn er tut es ganz von selbst und legt seine Lippen auf meine. Schon schlinge ich meine Arme um seinen Hals und drücke ihn fest an mich. Er legt ebenfalls seine Arme um mich und drückt mich an sich. Mokuba seufzt im Hintergrund auf, weil er einfach glücklich darüber ist, dass sein großer Bruder mit mir so glücklich ist. Das hat mir Mokuba vor ein paar Tagen gestanden, sowie die Tatsache, dass er mich als große Schwester liebgewonnen hat, weil wir auch viel miteinander Videospiele gespielt haben, wenn Seto mit seinem Laptop und Tatjana anderweitig beschäftigt war.
 

//Tatjana. Ob ich ihr jemals verzeihen kann? Ich weiß es ehrlich nicht. Zurzeit ist es so, dass ich immer noch leichte Wut auf sie verspüre, wenn ich sie sehe. Wenn sie sich doch wenigstens bei mir entschuldigen würde. Aber wahrscheinlich muss sie sich selbst erst mal darüber klarwerden, was sie gedacht hatte, zu tun. … Und Seto. Ich weiß nicht wieso, aber ich bin wirklich stolz auf Seto, dass er so standhaft geblieben ist. Er macht mich überhaupt sehr stolz und vor allem glücklich. … Ja, ich hab´ mit ihm wirklich ein immenses Glück. … Gott, werde ich ihn vermissen. Das werden die drei schlimmsten Tage für mich sein. Ich war doch, seit ich mit ihm zusammen bin, noch keinen Tag von ihm getrennt. Jetzt werden es aber gleich drei Tage sein. Wie soll ich es nur so lange ohne ihn aushalten?//
 

Schon merke ich, wie mir Tränen in die Augen steigen.
 

„Olivia. Ich bin doch bald wieder da. Das ist doch kein Grund zum Weinen.“ meint er sanft und streicht mir mit seinen Daumen die Tränen aus den Augen.
 

Ich versuche sie auch sofort wieder zurückzudrängen und ein kleines Lächeln auf meine Lippen zu legen, was mir nach kurzer Zeit auch gelingt.
 

„Ich werde dich trotzdem ganz furchtbar vermissen. Wir waren doch bisher noch nie solange voneinander getrennt. Maximal zwei bis drei Stunden, was ja auch verkraftbar war, weil ich wusste, dass ich dich dann wiedersehe.“
 

Wieder kommen mir Tränen in die Augen.
 

„Ich werde wiederkommen, weil ich doch Mokuba abholen muss.“ versucht mich Seto wieder aufzuheitern.
 

„Aber, … wer weiß, ob ich dann noch hier bin? Ich bezweifle nämlich, dass mein Papa mir so einfach erlaubt, bei dir zu bleiben.“ stelle ich die berechtigte Frage in den Raum.
 

„Weißt du was? Gib´ mir deine Handynummer und die deines Papas. Ich werde ihn und dich im Laufe dieser drei Tage anrufen. Ich verspreche dir, dass ich das klären werde. Und wenn ich ihn bis zuletzt überreden muss, ich werde nicht aufgeben.“
 

Jetzt kann ich nur lächeln. Das ist der Grund, warum ich ihn so liebe. Weil er einfach nicht nachgeben will. Er versucht immerzu seinen Kopf durchzusetzen. Nur bei mir macht er die Ausnahme, dass ich Mitspracherecht bei ihm besitze.
 

//Ich liebe dich ja so sehr, Seto.//
 

„Seto, dein Taxi kommt jeden Moment.“ macht uns Mokuba aufmerksam.
 

„Ich werde dich auch ganz furchtbar vermissen, mein Engel. Sollte ich es nicht schaffen, deinen Papa zu überreden, dass du bei mir bleiben kannst, werde ich dennoch auf dich warten, bis du zu mir kommen kannst.“ erklärt mir Seto aufrichtig.
 

„Und ich werde ebenso geduldig warten, bis ich endlich zu dir kommen kann.“
 

Seto schenkt mir ein aufmunterndes und glückliches Lächeln, nimmt mein Gesicht in seine beiden Hände und drückt mir einen verzweifelten Kuss auf die Lippen. Als er sich löst, erblicke ich doch tatsächlich Tränen in seinen Augenwinkeln.
 

„Ich muss jetzt gehen. Bis Samstagabend.“ klingt seine Stimme etwas belegt.
 

„Ich warte auf dich.“ kann ich nur noch sagen, dann wendet er sich ab, schnappt seine Tasche, kommt bei mir noch einmal vorbei und blickt mich an.
 

Dann drückt er mir noch einen Kuss auf die Lippen und verlässt das Zimmer. Sofort sinke ich zusammen auf meine Knie und lasse stumm meinen Tränen freien Lauf.
 

Doch plötzlich höre ich lautes Schluchzen. Ich drehe mich zu Mokuba um.
 

„Wieso flennst du denn jetzt?“ frage ich ihn mit weinerlicher Stimme.
 

„Das war so rührend und sentimental. Ich hab´ meinen Bruder noch nie zuvor so verletzlich gesehen. Und ich kann dir versichern, dass es ihn höllisch geschmerzt hat, dich hier zurückzulassen. … Er liebt dich wirklich sehr.“
 

„Ich liebe ihn doch auch über alles. Ich kann und will doch gar nicht mehr ohne ihn sein.“ schluchze ich nun, während ich mich an das Fußende von Seto´s Bett setze.
 

Mokuba dreht sein Videospiel ab und kommt zu mir herüber, um sich zu mir zu gesellen und mich in die Arme zu nehmen.
 

„Das weiß ich doch, Olivia.“ versucht er mich nun zu trösten, denn er hat längst wieder aufgehört zu weinen.
 

„Wenn ich doch wenigstens die Sicherheit hätte, dass ich weiterhin bei ihm bleiben könnte. Ich hoffe wirklich, dass sich mein Papa einen Ruck gibt, und mir erlaubt, bei Seto zu bleiben.“ heule ich.
 

„Ach, Olivia.“
 

Mokuba streicht mir beruhigend über den Rücken, und obwohl Seto´s Decke zwischen uns ist, kann ich seine Geste spüren, weil er entsprechenden Druck ausübt.
 

„Na, komm, Olivia. Du solltest dir jetzt erstmal etwas anziehen und dann überlegen wir uns, was wir heute machen wollen, um dich etwas abzulenken, ok?“
 

Ich nicke, wische mir die Tränen mit der Decke ab und schenke Mokuba ein kleines Lächeln. Danach erhebe ich mich, suche mir frische Kleidung zusammen, direkt aus meinem Koffer, und ziehe mich ins Badezimmer zurück. Dort lege ich meine Kleidung auf eine Ablage und entledige mich der Decke. Die Decke nehme ich allerdings wieder zur Hand und halte sie nach draußen, während ich frage:
 

„Mokuba, bist du bitte so lieb und legst die Decke zurück auf Seto´s Bett?“
 

„Sicher.“ kommt von Mokuba und ich spüre, dass er sie mir abnimmt.
 

„Danke. Ich beeil mich.“
 

Mit diesen Worten lege ich mir Handtücher heraus und begebe mich unter die Dusche.
 

Nachdem ich mit dem Duschen fertig und auch angezogen bin, komme ich wieder aus dem Badezimmer heraus.
 

„Du sieht gleich viel frischer aus.“ meint Mokuba zu mir.
 

Ich nicke nur leicht und setze mich ans Bettende von Seto´s Bett.
 

„Hoffentlich schafft es Seto wirklich, bis Samstagabend wieder da zu sein. Ich könnte es nicht verkraften, wenn ich ihn nicht noch einmal sehen kann.“ erwähne ich.
 

„Seto wird sich bestimmt extra beeilen, damit er schneller wieder hier sein kann. Ich kann mir nämlich vorstellen, dass er dich ebenso sehr vermisst. Du musst wissen, er hat noch nie so sehr geliebt. … Um ehrlich zu sein, dachte ich, dass er längst nicht mehr in der Lage ist, jemanden in sein Herz zu lassen. Er war, bevor er dich getroffen hat, zu mir fast auch schon so kalt, wie in der Öffentlichkeit. Du hast ihn wieder daran erinnert, dass es wichtig ist, seine Gefühle zu bewahren, damit er nicht vollends nur funktioniert, sondern auch lebt. … Du hast ja gar keine Ahnung, was du für meinen Bruder tust, weil du bei ihm bist. … Ich hoffe nur, er lässt sich nicht zu sehr von seinen Gefühlen ablenken, damit er schnell wieder hier sein kann. … Und, wenn ich nur daran denke, dass ihr euch vielleicht ein Jahr nicht sehen könnt, … Hoffentlich verbannt er seine Gefühle nicht wieder, wegen seiner Trauer, weil du nicht bei ihm sein kannst, falls du wirklich nicht bei uns bleiben kannst.“ versucht mir Mokuba sichtlich klar zu machen.
 

„Mokuba, ich hatte ja keine Ahnung.“ und ich senke betrübt den Kopf.
 

„Das bedeutet ja, dass Seto mich tatsächlich braucht. Denn ohne mich würde er nur funktionieren. Hab´ ich recht?“ frage ich Mokuba und er nickt zustimmend.
 

„Ich verspreche euch hoch und heilig, sobald ich Geburtstag hatte, packe ich meine Sachen zusammen und komme zu euch. Bis dahin werde ich so oft wie möglich Seto anrufen, um ihn immer wieder daran zu erinnern, dass er nur Geduld beweisen muss, bis ich bei ihm sein kann. … Es ist ja auch kein ganzes Jahr mehr, bis zu meinem Geburtstag. Nur acht Monate.“
 

Mokuba nickt erfreut darüber, dann erwähnt er allerdings:
 

„Außerdem muss Seto dir wirklich sehr vertrauen, wenn er mich wirklich in deiner Obhut lässt. Wie du gestern selbst gesagt hast, es ist im Prinzip wirklich so, als wärt ihr beide meine Eltern. Er sieht in dir bereits ein Familienmitglied. Du bist ein Teil von uns. Auch ich würde dich furchtbar vermissen, wenn du nicht bei uns bleiben kannst. Nur, mich wird es nicht so extrem treffen, wie Seto. Er liebt dich geradezu abgöttisch.“
 

„Verdammt. Ich will nicht nach Hause müssen. Seto ist doch auch längst ein Teil von mir. Ich will mit ihm mein Leben verbringen. Nie habe ich mich jemandem so zugehörig gefühlt, wie bei ihm. Ich will bei ihm bleiben. Für immer. Den Rest meines Lebens. Ich will auch mindestens ein Kind mit ihm haben. Er wäre der ideale Vater. Das hat er doch bereits bei dir bewiesen. Ich hoffe, dass ich nur eine halbwegs so gute Mutter sein kann, wie er Vater.“
 

„Du hast außer Acht gelassen, dass er mich nicht von Geburt an versorgt hat. Das muss auch er erst lernen. Aber die Erziehung, muss ich gestehen, hat er wirklich gut drauf. Er ist zwar streng, aber gerecht. Und man kann mit ihm wirklich über alles reden, was den Alltag betrifft. Bei Gefühlsdingen, weißt du ja, ist er nicht so besonnen.“
 

„Er lernt es aber sicher noch. Das versichere ich dir. Wenn ich die Möglichkeit habe, bei euch zu bleiben, wird das, das Erste sein, was er lernt. Ich werde ihm dabei helfen, so gut es geht.“
 

„Das ist schön. … Es würde mir echt gefallen, wenn ihr für immer zusammenbleibt und mir einen Neffen schenken würdet.“ grinst mich Mokuba an.
 

„Und wenn es aber eine Nichte wird?“
 

„Öhm, …“
 

Ich kichere.
 

„Ich könnte mir echt nichts Schöneres vorstellen, als bei euch zu bleiben. Das muss ja immer sehr abenteuerlich bei euch zugehen.“
 

„Nein, es ist eher langweilig, weil Seto von früh morgens bis spät abends immer in seiner Firma hockt. … Ich bin, im Prinzip, den ganzen Tag alleine. Denn, wenn er abends heimkommt, schlafe ich meist bereits und so bekomme ich ihn kaum zu sehen.“
 

„Das ist ja schlimm.“
 

„Ja, BISHER. Wenn ich Glück habe, wird er für dich seine Arbeitszeiten besser regeln, damit er mehr Zeit mit uns verbringen kann. … Und wenn ihr wirklich ein Kind bekommen solltest, muss er sich dann ja noch mehr Zeit für uns nehmen.“ funkeln seine Augen glücklich.
 

~~ Fortsetzung folgt ~~



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