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Durchgeknallte Traumsequenzen

(was mein Hirn alles so fabriziert?)
von

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Traum 18 (Unvorhergesehenes Treffen in der Erlebnisherberge) - Teil 4

Später haben Mokuba und ich, uns dazu entschieden, etwas gemeinsam die Stadt zu erkunden. Doch, ehe wir die Herberge verlassen können, erblicke ich Tatjana.
 

„Olivia.“ ruft sie mich.
 

//Mist, warum hat sie mich gesehen? Warum musste ich sie sehen?//
 

Ich versuche sie zu ignorieren und sage zu Mokuba:
 

„Komm weiter.“
 

So lasse ich ihr nicht einmal die Möglichkeit, sich zu rechtfertigen, und ich gehe schnurstracks Richtung Stadt, neben mir Mokuba im Anhang.
 

//Sie hätte sich vorher überlegen sollen, was sie tut. Jetzt kann ich ihr einfach noch nicht gegenübertreten. Morgen werde ich ihr vielleicht eine Chance geben, mit mir zu reden. Aber nur vielleicht.//
 

In der Stadt angekommen gehen wir erstmal ordentlich frühstücken in einem mir leistbaren Restaurant.
 

Zugegeben, weil ich schon öfter mit meinem Geld etwas für Seto und Mokuba besorgt habe, wollte mir Seto doch tatsächlich eine seiner Kreditkarten überlassen. Ich habe allerdings sofort abgelehnt und gemeint, dass ich nicht so arm bin, dass ich mir nicht das Notwendigste leisten könnte, wenn nicht sogar mehr. Und diese Tatsache musste er akzeptieren.
 

Dafür hat er mir versprochen, falls es jemals dazu kommen sollte, dass wir heiraten, komme ich nicht drum herum, mindestens eine von ihm zu erhalten. Ich hab´ darüber nur gelacht und gemeint, dass mir das dann nur recht wäre, wenn es denn sein Wille ist.
 

Wir sind schon ein verrückter Haufen, aber wir haben viel Spaß miteinander. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass Seto nichts mit sich anzufangen weiß, wenn ich nicht da bin. Echt verrückt. Das vermittelt mir nur den Eindruck, dass wir voneinander abhängig geworden sind, weil es mir nicht anders geht.
 

Nachdem wir ein leckeres Frühstück zu uns genommen haben, wandern wir noch eine Einkaufsstraße entlang und sehen uns die Schaufenster an, als mir in einem Trödelladen ein wunderschönes Amulett auffällt, in das man zwei Fotos hineingeben kann.
 

//Das wäre doch ein ideales Erinnerungsgeschenk. Eins für Seto und eins für mich. Dann würde uns etwas miteinander verbinden.//
 

„Mokuba, komm mit. Ich habe eine Idee.“
 

Und schon ziehe ich Mokuba in den Trödelladen.
 

„Willkommen. Kann ich Ihnen helfen?“ werden wir begrüßt.
 

„Ich hab´ draußen im Schaufenster dieses Amulett entdeckt. Ich hätte gerne je eines für meinen Freund und für mich.“
 

„Sehr gute Wahl. Dieses Amulett ist aber kein normales Amulett. Dieses bewirkt, dass die Liebe niemals endet und man für immer zusammenbleiben wird. Und man muss sich auch nie Sorgen darum machen, dass man betrogen wird. Denn dieses Amulett verhindert derlei Gedanken. Man wird also immer glücklich miteinander sein.“
 

„Wirkt das zufällig auch, wenn man, zum Beispiel, über Kontinente voneinander getrennt ist?“
 

Der Ladenbesitzer nickt und meint:
 

„Sie sollten sich für dieses Amulett aber wirklich nur entscheiden, wenn sie sich absolut sicher sind, dass er ihre wahre Liebe ist und sie auch wirklich ein Leben mit ihm verbringen wollen. Denn Veränderungen lassen sich nicht damit verhindern, die im Leben immer wieder mal in Erscheinung treten. Das ist der Lauf des Lebens. … Aber auf eins möchte ich sie dennoch noch hinweisen. … Sollte einer von ihnen beiden jemals in Gefahr geraten, oder unvorhergesehene Probleme auftauchen, beginnt das Amulett zu leuchten. Jedoch nicht zum Zeitpunkt des Geschehens. Sondern zu dem Zeitpunkt, an dem das Amulett annimmt, wie viel Zeit dieser braucht, um bei dem Liebsten zu sein, um die Gefahr zu bannen, ab dem Zeitpunkt des Aufleuchtens. Man kann sogar kurz die Szene, die passieren wird, auf dem Amulett erblicken, während es leuchtet.“
 

„Dann nehme ich sie auf jeden Fall.“
 

„Das dachte ich mir. Wenn man mit Ihrem Freund zusammen ist, muss man schließlich auf alles gefasst sein.“
 

Ich sehe den Ladenbesitzer für einen Augenblick skeptisch an, dann macht er sich auch schon unterhalb der Theke zu schaffen.
 

„Was hast du vor, mit diesen Amuletten?“ will Mokuba nun wissen.
 

„Ich werde ihm ein Erinnerungsstück von mir überlassen, falls ich nicht mit euch kommen darf. Und wenn doch, dann ist es eben ein nettes Geschenk. … Jetzt brauch´ ich nur noch Fotos.“ erkläre ich ihm.
 

„Da wird sich Seto aber freuen, wenn er etwas von dir bekommt. Und das Amulett ist auch wirklich hübsch.“
 

„Ja. Mir gefällt es auch sehr. Ich glaube zwar nicht wirklich an die Wirkung des Amuletts, weil da immer so übertrieben wird, beim Verkauf, aber man wird ja sehen.“
 

Mokuba nickt und der Ladenbesitzer stellt nun eine Schachtel auf die Theke. Als er sie öffnet, kann ich zwei dieser Amulette glitzern sehen.
 

„Eine Anmerkung noch. Sie sollten das Amulett Ihrem Freund zuerst anlegen, dann erst sich selbst. Und sobald beide kurz aufleuchten, haben sie sich aktiviert. Nun darf ich Sie bitten, beide kurz zu berühren.“
 

Ich zucke mit den Schultern und tippe jedes Amulett kurz an.
 

„Reicht das so?“ frage ich und der Ladenbesitzer nickt nur.
 

Danach meint er allerdings:
 

„Dann wünsche ich Ihnen mit ihren Amuletten viel Vergnügen.“
 

Nachdem er mir den Preis genannt hat, bezahle ich diesen und verlasse mit Mokuba den Trödelladen.
 

~~~~~
 

Später, ich hätte es wissen müssen, treffe ich wieder auf Tatjana. Mokuba wollte mir ein Foto von Seto besorgen und ich bin grade von einem Fotografen wiedergekommen. Nun treffe ich Tatjana im Eingangsbereich der Herberge zum zweiten Mal an diesem Tag.
 

//Jetzt wird´s mir aber wirklich zu blöd.//
 

Also steuere ich direkt auf sie zu und frage prompt stur heraus:
 

„Also, was willst du von mir?“
 

Sie senkt beschämt ihren Kopf, dann hebt sie ihn wieder und beginnt zu sprechen:
 

„Olivia. … Ich will mich bei der tunlichst entschuldigen. Ich weiß nicht, was mit mir los war. Ich …“
 

Ich unterbreche sie unwirsch:
 

„Ich weiß sehr wohl, was du vorhattest. Du hast es einfach nicht verkraftet, dass ich mit Seto glücklich bin und wolltest uns auseinanderbringen. Und das nur, weil du mit deinem Freund Pech hattest. Vielleicht wolltest du ihn mir auch wegnehmen, ich weiß es nicht. Geraten hätte ich es dir allerdings nicht. Wir gehören zusammen und werden zusammenbleiben. … Und um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, ob ich dir diese Aktion jemals verzeihen kann.“
 

„Olivia, vielleicht hast du Recht. Und weißt du was? … Ich will es wieder gut machen. … Ich hab´ gehört, dass du mit Seto Kaiba nach Japan willst. Ich würde dir gerne dabei helfen. Wenn ich deinem Vater erzähle, wie vertrauenswürdig dein Freund ist, und dass er einen ausgeprägten Beschützerinstinkt besitzt, lässt er dich vielleicht viel eher mit ihm reisen.“ schlägt Tatjana mir vor.
 

„Das ist ja gut und schön. Aber woher weiß ich, dass du nicht wieder versuchst, mir mein Glück zu zerstören?“ erwidere ich säuerlich.
 

„Ich hab´ dir doch gesagt, es tut mir leid. Meine Freundschaft mit dir, ist mir zu viel wert. Das ist mir erst zu spät bewusstgeworden. Und diese Aktion von mir, war auch nicht fair dir gegenüber. … Es tut mir wirklich unendlich leid.“ versucht es Tatjana wiederholt.
 

„Ich werde es mir überlegen. Ich muss jetzt wieder los.“ und mache mich auf, in Mokuba´s Zimmer.
 

Als ich die Zimmertür öffne, höre ich Mokuba allerdings betteln:
 

„Ach, komm, Seto. Ich brauch´ doch nur ein Foto von dir, auf dem du lächelst.“
 

//Seto scheint es wohl gar nicht zu mögen, Bilder von sich machen zu lassen.//
 

Nachdem Seto wieder gesprochen hat, kommt nun:
 

„Das darf ich dir leider noch nicht verraten.“ von Mokuba.
 

Nun bemerkt mich der Schwarzhaarige, meint:
 

„Olivia, rede du mit ihm. Bei dir wird er sicher nicht so schnell ‚nein’ sagen.“ und drückt mir einfach so, sein Handy in die Hand.
 

Unsicher lege ich das Handy an mein Ohr und durchbreche seine Flüche mit einem:
 

„Hey.“
 

Sofort verstummt Seto und erwidert sanft:
 

„Hey, mein Engel. Was treibst du so?“
 

Ich grinse und antworte:
 

„Ich bastle da an etwas für dich. Nur würde mir ein Foto von dir fehlen.“
 

„Du … bastelst etwas für mich?“ höre ich ihn skeptisch fragen und ich könnte schwören, dass er eine Augenbraue angehoben hat.
 

„Na, ja, basteln eher im indirekten Sinn. Sagen wir es so, das Foto müsste eingepasst werden. … Ich hab´ von mir auch eins machen lassen.“ erwähne ich noch zusätzlich, was ihn wohl hellhörig hat werden lassen.
 

„Du hast ein Foto von dir machen lassen? Und ich krieg eins?“ will er neugierig wissen.
 

„Ja, du kriegst eins. Aber anders, als du vielleicht vermuten würdest. Und ich mein jetzt nicht, dass das Foto irgendwie verändert wurde, sondern nur, dass das Foto ein besonderes Behältnis haben wird. Es soll eigentlich eine Art Abschieds- und Erinnerungsgeschenk sein, falls ich nicht mit dir kommen kann, andernfalls einfach eine kleine Überraschung für dich. Für mich habe ich dasselbe vor.“ erkläre ich ihm.
 

„Das … Ich weiß gar nicht, … Natürlich bekommst du ein Foto von mir. Aber muss ich wirklich lächeln?“ will er wissen.
 

„So, wie du dich in der Öffentlichkeit gibst, kann ich dich immer im Fernsehen verfolgen. Aber ich will eine Erinnerung an dich, so, wie du zu mir bist. Der Mensch hinter der Öffentlichkeit. Kannst du das verstehen?“ klinge ich etwas verzweifelt.
 

„Natürlich. Also schön. Ich werde für dich versuchen, zu lächeln.“
 

„Danke, Seto. Wäre gut, wenn du das Bild irgendwie übermitteln könntest.“
 

„Ok, mach´ ich. … Gib´ mir doch bitte kurz Mokuba noch einmal.“
 

„Ok. Bis bald.“
 

„Ja, bis bald.“ und schon reiche ich Mokuba wieder sein Handy zurück.
 

„Ich bin wieder dran.“ meldet sich Mokuba.
 

Das Schweigen von Mokuba hält eine Weile an, während er zwischendurch ein:
 

„Mhm.“ verlauten lässt.
 

Nach einer Weile sagt er allerdings:
 

„Gut, mach´ ich. Und komm bald zurück. Olivia vermisst dich ganz doll.“
 

Wieder kurze Stille, dann beendet Mokuba das Gespräch mit:
 

„Ist klar. Also, bis dann. Und vergiss nicht, anzurufen.“ kurz hält er noch das Gespräch aufrecht, dann legt er auf.
 

Gleich daraufhin frage ich ihn:
 

„Du kennst dich aus und weißt, was du tun musst?“
 

„Klar. Was das Ausdrucken der Fotos angeht, da brauchen wir leider einen Copyshop.“
 

„Ich hab´ in der Stadt mehrere gesehen. Das dürfte daher kein Problem darstellen.“
 

„Gut, dann dürfte dein Geschenk bald fertig sein.“
 

Ich nicke und bestätige:
 

„Das ist gut. Danke, Mokuba, für deine Hilfe.“
 

„Kein Problem. Mach´ ich doch gerne.“
 

***
 

Am nächsten Tag des späten Nachmittags, sitze ich auf dem Hügel vor dem wunderschönen Teich und blicke gegen die, bald untergehende, Sonne, in die Ferne, während ich vor mich hinträume. Da durchbricht eine grausame Stimme, die angenehme Stille:
 

„Olivia! … Olivia, ich war gerade in der Stadt. … Rate mal, wen ich in der Stadt getroffen habe. Ich hab´ ihn dir gleich mitgebracht.“
 

Skeptisch richte ich meinen Blick in die Richtung, aus der die Stimme kommt und mache mich schon auf einiges gefasst, als ich …
 

Meine Augen beginnen zu strahlen und Seto, der neben Tatjana gegangen ist, kommt auf mich zu, während Tatjana fünf Meter entfernt stehenbleibt und ich aufstehe.
 

Auch Seto´s Augen funkeln erfreut, mich zu sehen, nur Gesten bleiben im Moment aus. Und ich weiß auch warum. Tatjana.
 

„Lass uns ein Stück gehen.“ meint Seto im Flüsterton und ich nicke stumm.
 

So gehen wir nebeneinander spazieren, bis Tatjana außer Sicht ist. Sogleich werde ich zum Stehenbleiben gebracht und mit meinem Rücken an eine warme Brust gezogen. Ich lehne mich an ihn und genieße seine Gegenwart in vollen Zügen.
 

„Ich hab´ dich vermisst.“ haucht er mir in mein Ohr.
 

„Ich hab´ dich auch vermisst.“ nuschle ich in seine Richtung.
 

Ich drehe mich in seiner Umarmung um und wir küssen uns, als hätten wir uns Ewigkeiten nicht gesehen.
 

Nach einer Weile, als wir uns wieder voneinander lösen, fragt mich Seto:
 

„Wo hast du eigentlich Mokuba gelassen?“
 

„Der ist im Zimmer und erledigt noch etwas für mich.“
 

„Verstehe. … Du sprachst gestern etwas von einer Überraschung? Hat das zufällig etwas damit zu tun?“
 

Ich grinse ihn an und erkläre:
 

„Schon möglich? … Wenn du willst, können wir gerne zu ihm gehen. Er wird sich bestimmt freuen, dass du wieder da bist.“
 

„Hm, … da könntest du recht haben.“
 

Ein kurzer Kuss seinerseits folgt und wir machen uns auf den Rückweg zur Herberge.
 

Dort marschieren wir direkt auf sein Zimmer zu. Als wir eintreten und Mokuba Seto erblickt, versteckt er schnell das, woran er gearbeitet hat.
 

„Seto. Du bist schon wieder da? Ich hatte nicht so bald mit dir gerechnet.“
 

Schnell versteckt er das Geschenk und eilt auf Seto zu, um sich ihm um den Hals zu werfen. Ich nutze diese Ablenkung, hole das Geschenk wieder hervor, setze schnell die Fotos in die Amulette und schaffe es gerade noch rechtzeitig, als Seto auch schon auf mich zukommt und wissen will:
 

„Was machst du da?“
 

Ich drehe mich ruckartig zu ihm und verstecke die Schachtel hinter meinem Rücken.
 

„Ähm, … ich hab´ nur was nachgesehen.“
 

„Nicht zufällig nach meinem Geschenk?“
 

Ich kichere.
 

„Kann es sein, dass du so selten Geschenke kriegst?“
 

Trotzig nickt er.
 

//Er ist ja so süß.//
 

„Also schön. … Hier. Erwarte aber nicht zu viel.“ und ich zeige ihm die Schachtel.
 

„Es ist sozusagen für uns beide etwas da drin. Öffne die Schachtel.“
 

Während ich sie ihm hinhalte, öffnet er zögernd die Schachtel und staunt.
 

„Wow. Die müssen ja teuer gewesen sein.“
 

„Nein, gar nicht. … Ich hab´ sie aus einem Trödelladen. … Sie sind antik und haben angeblich magische Fähigkeiten. Sie tragen angeblich dazu bei, dass die Beziehung ein Leben lang anhält. Und wenn einer von den beiden Trägern in Gefahr sein, oder unerwartete Probleme auftauchen sollten, leuchtet das Amulett des anderen auf, um zur Hilfe eilen zu können, um die Gefahr zu bannen. Aber genau die Zeit vorher, die man braucht, um dort zu sein, wo der andere sich aufhält. Ich weiß nicht, ob es stimmt, aber dumm finde ich diese Fähigkeit nicht. … Du musst sie dir zuerst umlegen. Dann lege ich mir das andere Amulett um. Und wenn beide kurz aufleuchten, haben sie sich aktiviert.“ erkläre ich ihm.
 

Seto nimmt eines der Amulette heraus und öffnet die runde Schale. Dort sieht er natürlich die zwei Fotos. Eines von mir und eines von ihm, das er mir zugeschickt hat. Es bildet sich ein Lächeln auf seinen Lippen, das unwillkürlich breiter wird.
 

„Das ist wirklich ein wundervolles Geschenk. Danke.“ meint er und versucht sich das Amulett umzulegen.
 

Ich gehe ihm zur Hand und schließe den Verschluss in seinem Nacken. Danach hole ich das zweite heraus und zeige ihm, dass im anderen ebenfalls die beiden Fotos drinstecken und lächle ihn glücklich an. Auch er hilft mir mit dem Verschluss in meinem Nacken. Und wirklich, kurz darauf leuchten beide Amulette kurz auf.
 

„Jetzt sind wir für immer miteinander verbunden.“ erkläre ich ihm.
 

Er legt seine Arme um mich und küsst mich verlangend. Allmählich lege ich ebenfalls meine Arme um ihn und wir vertiefen den Kuss.
 

~~~~~
 

Am Abend verlassen wir noch einmal die Herberge und gehen auf den Hügel. Seto hatte mir versprochen, bei mir zu sein, wenn ich meinen Papa anrufe, um ihn zu fragen, ob ich mit Seto nach Japan mitfahren darf.
 

Ich zücke also mein Handy, atme noch einmal tief durch und wähle erst dann die Nummer von Zuhause.
 

„Jelen?“ höre im Handy.
 

„Hallo, Papa, ich bin´s.“
 

„Olivia, … Ich hab´ geahnt, dass du anrufst. Dein Freund hat gestern Abend bereits mit mir gesprochen. Dennoch kann ich dir nur das antworten, was ich ihm auch gesagt habe. Es kommt gar nicht in Frage, dass du mit ihm nach Japan fliegst. Du bist erst 17 Jahre alt. … Du hattest deinen Aufenthalt in dieser Herberge, gib´ dich gefälligst damit zufrieden. Außerdem habe ich dir doch bereits die Erlaubnis gegeben, eine Woche länger zu bleiben. Also lass´ es gut sein.“
 

Ich ärgere mich.
 

„Dann sag´ ich dir aber was. … Sobald ich 18 bin, bin ich weg, das schwöre ich dir.“ und lege wütend auf.
 

Ich schnaube lautstark und sage seine ungefähren Worte vor mir auf:
 

„Gib´ dich damit zufrieden, dass ich dich bereits eine Woche länger bleiben lassen habe.“
 

Ich grummle.
 

„Olivia.“, haucht Seto verzweifelt, „Es hilft einfach nichts. Er rückt kein Stück von seinem Standpunkt ab. Du bist erst 17 Jahre alt.“
 

„Ach, Seto.“ seufze ich, lege meine Arme um seine Taille und kuschle mich an ihn.
 

„Wenigstens bleibt uns noch der ganze morgige Tag, weil du viel eher zurückgekommen bist.“
 

„Ich hatte Sehnsucht nach dir, weil ich mich gestern Nacht wirklich sehr einsam im Bett gefühlt hab´. … Ich hab´ mich irgendwie schon daran gewöhnt, dich immer bei mir zu haben.“ und Seto seufzt.
 

„Du hast mir beim Einschlafen auch gefehlt, weil ich mich doch so gerne an dich kuschle.“
 

„Ich will gar nicht mehr ohne dich sein.“ erklärt mir Seto ehrlich, nach einer längeren Weile des Schweigens und wir Kuscheln miteinander.
 

„Ich doch auch nicht ohne dich.“ erwidere ich.
 

Er löst unsere Umarmung, hält mich mit beiden Händen an den Oberarmen fest und sieht mir direkt in die Augen.
 

„Ich werde morgen nochmal versuchen, mit deinem Vater zu reden. Es muss doch möglich sein, ihn umzustimmen.“ meint er ernst.
 

„Wenn er dich doch nur persönlich kennen lernen könnte.“, werfe ich ein, „Vielleicht fiele ihm die Entscheidung dann leichter. … Ich vermute ja, dass es ihm darum geht, weil er mich jetzt drei Wochen nicht mehr gesehen hat. Es muss ja schließlich schwer für ihn sein, jemanden, den er liebt, einfach gehen zu lassen. … Vielleicht spielt aber auch die Entfernung eine Rolle, weil er nicht mal einfach so vorbeikommen kann, wenn ihm gerade danach ist.“
 

Seto seufzt.
 

„Ich werde mir etwas einfallen lassen, was all die Dinge betrifft, die dein Fortgehen betreffen. Ich werde schon eine Lösung finden.“
 

***
 

Zwei Tage später, sehr früh am Morgen, schlummere ich noch selig vor mich hin und träume noch immer von dem Telefonat, das Seto mit meinem Papa geführt hat. Die Worte, die Seto verwendet hat, haben mich sehr stolz gemacht, dennoch hat es nicht ausgereicht, um die Erlaubnis zu bekommen. Papa hat mir allerdings zugesagt, dass er es überdenken will, wenn er einmal persönlich mit Seto gesprochen hat. Dieses Gespräch kann allerdings erst in 6 Wochen stattfinden, weil Seto zu viele Termine dazwischen hat.
 

Na, ich bin gespannt auf das Ergebnis. Nur eins steht fest, Seto muss heute Vormittag wieder nach Hause reisen. Ich hingegen, erst am Nachmittag, weil meine Heimreise wesentlich kürzer dauert. Seto fährt mit dem Zug zum Flughafen. Denn bei einem Taxi hat man keine Zeit, sich ausgiebig zu verabschieden, besonders, weil man nicht genau sagen kann, wann es kommt.
 

Als ich wach werde, bin ich irritiert. Ich spüre keinen warmen Körper, der sich an mich schmiegt. Ich blinzle gegen die Helligkeit an und blicke mit entsetzt um. Nichts weist darauf hin, dass hier jemand, außer mir, noch, gewohnt hat.
 

„Verdammt.“ schreie ich in die Stille und werfe einen Blick auf meine Armbanduhr. 8.30 Uhr. Seto´s Zug ist noch nicht gefahren. Der fährt erst um 10.15 Uhr. Traurig blicke ich auf die andere Bettseite und erblicke doch tatsächlich eine Nachricht von Seto auf dessen Kopfpolster.
 

Schnell nehme ich die Notiz in meine Hand und beginne zu lesen:
 

„Guten Morgen, mein Engel. Wenn du aufwachst, sind wir wahrscheinlich nicht mehr da. Mir ist klargeworden, dass ich mich von dir nicht verabschieden kann. Ich bringe es einfach nicht übers Herz. Bitte verzeih mir. Wir sehen uns in 6 Wochen wieder. Ich liebe dich. Dein Seto. PS: Hier habe ich dir alle Nummern notiert, um Mokuba oder mich erreichen zu können. Villa, Mokuba´s Handy, Seto´s Handy, Seto´s Arbeitszimmer, Seto´s Büro in der KC Direktdurchwahl.“
 

Noch, während des Lesens sind die ersten Tränen über meine Wangen geflossen.
 

„Du bist so ein Idiot, Seto. Wie kannst du mir einfach so ‚ich liebe dich‘ schreiben? So kann ich es doch gar nicht erwidern. Ich will es dir aber doch unbedingt sagen, bevor du gehst.“ sage ich in den leeren Raum.
 

Ich wische mir die Tränen ab, springe aus dem Bett, husche schnell ins Badezimmer, komme wieder heraus, ziehe mich an und düse auch schon davon.
 

Hinter mir vernehme ich ein:
 

„Warte, Olivia.“
 

Ich bleibe kurz stehen und drehe mich um. Tatjana holt zu mir auf und fragt mich:
 

„Was rennst du denn so?“
 

„Seto will abreisen, ohne sich von mir zu verabschieden.“
 

Ich renne weiter und Tatjana mit mir mit.
 

Während dem Weiterlaufen, erkläre ich ihr:
 

„Wir haben uns ja bisher noch nie ‚ich liebe dich‘ gesagt. Und jetzt sieh dir das an.“
 

Mit diesen Worten drücke ich ihr die Nachricht von Seto in die Hand. Nachdem sie ihn gelesen hat, meint sie:
 

„Das geht ja so überhaupt nicht. Er kann doch nicht so einfach gehen und dir das schreiben, ohne dir die Möglichkeit auf eine Antwort zu lassen. Komm schneller. Dem werde ich mal gehörig meine Meinung geigen.“ und reicht mir den Zettel zurück, den ich mir sofort einstecke, um ihn nicht zu verlieren.
 

Diese Worte bringen mich zum Grinsen.
 

Als wir endlich den Bahnhof erreichen, erwähne ich Tatjana:
 

„Wir haben jetzt eine gute dreiviertel Stunde, um das richtige Gleis zum Flughafen zu finden. Schau dich genau um.“
 

Nach einer halben Stunde werden wir fündig und da erblicke ich Seto und Mokuba neben ihren Koffern stehend, vor ihrem Zug wartend.
 

//Komisch. Wieso stehen die beiden hier rum? Sollten sie nicht längst eingestiegen sein? … Na, umso besser für mich. Dann muss ich nicht erst durch den Zug marschieren und sie suchen.//
 

Ich deute Tatjana leise zu sein und schleiche mich hinterrücks an Seto heran. Da höre ich Mokuba zufällig fragen:
 

„Worauf warten wir hier eigentlich? Wollen wir nicht endlich einsteigen? … Lass mich raten. Du hoffst, dass Olivia dennoch hier erscheint, obwohl du genau weißt, dass du die Tränen dann nicht mehr zurückhalten kannst.“
 

Nun kommen mir selbst wieder die Tränen, weil mir wieder bewusst ist, dass dies die letzte Möglichkeit ist, ihn wiederzusehen, mich von ihm zu verabschieden und ihm zu sagen, dass ich ihn auch liebe. Ich überwinde die letzten Zentimeter und umschlinge von hinten seine Taille. Ich spüre, wie durch seinen Körper ein Ruck geht. Dann höre ich auch schon Tatjana näherkommen, die sich vor ihn stellt.
 

„Hey, du. Du kannst doch nicht einfach so eine Nachricht schreiben, ohne Olivia die Möglichkeit zu geben, darauf zu antworten.“
 

Ich löse die Umarmung von hinten und komme nach vorne, wo ich sehe, wie Seto ein kleines Lächeln auf seine Lippen legt und seinen Kopf senkt.
 

„Sie hat sich an mich rangehängt, als sie gesehen hat, wie ich fluchtartig die Herberge verlassen habe. Und da hab´ ich ihr deine Nachricht gezeigt.“ klinge ich weinerlich.
 

Er hebt vorsichtig seinen Kopf, um mir in die Augen zu sehen. Seine Augen sind sichtlich tränenverhangen und sämtliche Blicke von Passanten sind auf uns gerichtet, da es eine Sensation ist, einen Seto Kaiba auf einem Bahnsteig anzutreffen. Dann kommen da auch noch Tatjana und ich dazu, die sich ihm derart annähern und er dagegen nicht einmal etwas unternimmt. Und außerdem, wer hat schon mal das Privileg, einen Seto Kaiba mit Tränen in den Augen zu erblicken. Ich finde es ganz schön mutig von ihm, seine Traurigkeit so offen zu zeigen. Aber mir gegenüber konnte er sich ohnehin noch nie zurückhalten. Und schon bemerke ich die ersten Blitzlichter. Doch die sind mir im Moment mehr, als nur egal.
 

Ich lege meine beiden Hände an seine Wangen und wische ihm mit den Daumen sanft die Tränen aus den Augen. Danach ziehe ich sein Gesicht zu mir und drücke ihm einen kurzen Kuss auf seine Lippen. Und ich bin mir voll im Klaren, dass alle umstehenden Leute uns gebannt zusehen und es wahrscheinlich sogar fotografiert wird. Das wird eine Abschiedsszene, die ewig anhält.
 

Nachdem ich mich wieder von ihm löse, verziehen sich meine Lippen zu einem verlegenen Grinsen, nachdem ich einen Umschweifer auf unsere Umgebung werfe. Nun verziehen sich seine Lippen ebenfalls kurz zu einem breiten Lächeln, bis es plötzlich heißt:
 

„Der Zug zum Klagenfurter Flughafen auf Bahngleis 5 fährt in zehn Minuten los.“
 

Seto zieht mich sofort in eine feste Umarmung, die ich prompt erwidere, während mein Blick zu Tatjana fällt. Noch mehr Blitzlichter nehme ich nun wahr.
 

Während ich so in Seto´s Armen liege, versuche ich die Worte zu formen, die ich ihm doch so gerne sagen will, aber ich schaffe es einfach nicht.
 

Als fünf Minuten um sind, heißt es:
 

„Alles einsteigen. Der Zug zum Klagenfurter Flughafen fährt in Kürze los.“
 

Seto löst sich von mir, flüstert mir zu:
 

„Bis bald, mein Engel.“ und ein letzter kurzer Kuss folgt, ehe er seine Koffer packt und mit Mokuba an seiner Seite losmarschiert, während ihm wieder unaufhörlich Tränen die Wangen hinunterlaufen.
 

„Seto.“ flüstere ich, während ich meinen Arm nach ihm ausstrecke. Da bekomme ich von der Seite auch schon einen Schubs auf meinem Rücken und die Worte:
 

„Jetzt sag´ ihm doch schon, was du für ihn empfindest.“
 

„Aber wie?“ frage ich sie.
 

„Indem du den Mund aufmachst und die Worte sprichst.“
 

„Das schaff´ ich aber nicht. Ich kann diese Worte nicht aussprechen.“
 

„Jetzt überwinde dich und sage ihm, was du empfindest, ehe er im Zug ist. Wenn du´s ihm nicht sagst, siehst du ihn vielleicht nie wieder. Los jetzt. … Kaiba, warte!“, ruft sie plötzlich, „Olivia will dir noch etwas sagen.“
 

Seto wischt sich über die Augen, dreht sich um und wartet geduldig.
 

„Ich kann nicht.“ flüstere ich zu Tatjana, obwohl ich zu Seto sehe.
 

„Du bist ja so feige. Echt jetzt. … Dort steht der Typ deiner Träume und du bist nicht in der Lage, ihm zu sagen, wie sehr du ihn liebst. Ich würde dich am liebsten gegen die nächstbeste Wand werfen.“ erklärt mir Tatjana frustriert.
 

Diesmal gibt sie mir einen kräftigeren Schubs, sodass ich regelrecht gegen Seto stoße.
 

Er dreht uns beide Richtung Zug, damit Tatjana nichts mitbekommt. Mokuba wirft ein:
 

„Seto, ich bring´ schon mal die Koffer rein.“
 

Dieser nickt Mokuba zu und fragt mich dann besorgt:
 

„Was ist denn?“
 

Mir laufen unaufhaltsam die Tränen über die Wangen und ich sehe zu ihm auf.
 

„Ich schaffe es einfach nicht, das zu sagen, was ich sagen will.“
 

„Und was ist das, was du sagen willst?“ will er wissen.
 

„Ich …“ //liebe dich.// „… kann einfach nicht.“
 

//Wieso schaffe ich es einfach nicht. Ich will ihn doch wiedersehen. Er wird gehen für immer, wenn ich es nicht schaffe.//
 

Ich lege verzweifelt meine Stirn an seine Brust, schließe meine Augen und sammle meinen ganzen Mut zusammen.
 

„Ich liebe dich.“ kommt zwar über meine Lippen, jedoch so leise, dass Seto mich unmöglich gehört haben kann.
 

Das beweist mir, als Mokuba ruft:
 

„Seto, der Zug fährt gleich los.
 

//Ich habe es geschafft. Ich muss es ihm nur lauter sagen.//
 

„Komm endlich.“ und er:
 

„Ich komme.“, ihm zuruft.
 

„Also, … bis bald.“ sagt Seto, hebt kurz mein Kinn an und gibt mir einen letzten Kuss auf meine Lippen.
 

Anschließend wendet er sich ab und schon ist er im Zug verschwunden.
 

„Seto, … ich liebe dich.“ sage ich nun lauter.
 

Doch sofort merke ich, dass er mich nicht gehört hat.
 

Und Tatjana weist mich auch sofort darauf hin:
 

„Er kann dich nicht mehr hören. Ruf ihn an oder schreib ihm eine Sms.“
 

//Wie dumm von mir. Daran hätte ich selbst auch denken können.//
 

Schnell hole ich mein Handy aus meiner Hosentasche, doch ich bin so nervös, dass es mir doch tatsächlich aus der Hand gleitet.
 

„Jetzt reiß dich zusammen, Olivia. Beeil dich doch, bevor der Zug abfährt.“
 

Doch plötzlich lenkt mich das Amulett ab. Es beginnt zu leuchten.
 

Ich nehme es in die Hand und kann Seto darin erkennen, wie er gerade sagt:
 

„Ich hatte so gehofft, sie würde es sagen.“
 

„Also hast du tatsächlich gehofft, dass sie kommt?“
 

Nicken seitens Seto.
 

„Mach dir nichts draus. … Dann sieh´ sie als so was, wie eine Urlaubsliebe an und vergiss sie einfach wieder. Es hatte wohl nicht sein sollen.“ kommt von Mokuba.
 

„Ich kann sie aber nicht vergessen. Ich liebe sie wirklich.“
 

Dann erlischt das Licht des Amuletts und mich befällt Panik.
 

//Das kann er mir doch nicht antun! … Wäre er dann in 6 Wochen überhaupt gekommen?//
 

Schnell sammle ich mein Handy wieder ein, hole seine Nachricht heraus und tippe seine Handynummer ab. Das Handy an mein Ohr gelegt, lausche ich dem Tuten. Dann sehe ich ihn endlich an einem Fenster des Zuges Platznehmen, doch das Tuten scheint er zu ignorieren.
 

//Verdammt, Seto. Nimm doch ab.//
 

Verzweifelt lege ich wieder auf und gedenke, ihm eine Sms schreiben, weil anrufen sichtlich nicht klappt.
 

//Auf die muss er ja wohl reagieren. Wie oft in seinem Leben wird er wohl Sms erhalten?//
 

Daher schreibe ich:
 

„Seto, ich liebe dich so sehr, dass es schon schmerzt. Du bist die Luft, die ich zum Atmen brauche. Das wollte ich dir noch unbedingt sagen. Deswegen war ich doch eigentlich hergekommen. Doch ich war zu feige. Habe es nicht zustande gebracht, diese Worte über meine Lippen zu bringen. Ich liebe dich und hoffe, dass wir uns in 6 Wochen wiedersehen werden. Ruf mich doch in der Zwischenzeit an, wenn du Sehnsucht nach mir hast. Ich werde es tun. Dich anrufen, meine ich. ILD Dein Engel, Olivia.“
 

Zur Sicherheit lese ich den Text noch einmal durch, als sich plötzlich der Zug zu bewegen beginnt. Schnell drücke ich auf ‚Senden‘ und hoffe, dass Seto gleich sofort die Nachricht bekommt. Ungeduldig hat mir Tatjana über die Schulter gesehen und sieht nun mit mir verzweifelt zu Seto durchs Fenster, der keine Anstalten macht, sein Handy hervorzuholen. So kann ich nur zusehen, wie der Zug den Bahnhof verlässt.
 

Als der Zug außer Sichtweite ist, gehe ich deprimiert mit Tatjana Richtung Bahnhofsausgang. Bevor wir noch den Bahnhofsgleis verlassen, versucht sie mich aufzumuntern:
 

„Nimm´s nicht so schwer. Irgendwann wird er die Nachricht bekommen und lesen, dann schreibt er dir bestimmt zurück. Da bin ich mir sicher.“
 

Ich seufze und habe schon die Befürchtung, dass er meine Sms niemals bekommen wird, als ich plötzlich unvorhergesehen einen Sms-Piepston von meinem Handy vernehme. Ich öffne das Nachrichtenmenü meines Handys und lese den Text:
 

„Ich liebe dich auch. Du weißt gar nicht, wie glücklich es mich macht, das zu lesen, auch, wenn ich es hätte wissen müssen. Dennoch hätte ich es gerne aus deinem wundervollen Mund gehört.“
 

Ich antworte ihm:
 

„Gerade, als ich es geschafft habe, es lauter über meine Lippen zu bekommen, warst du schon im Zug und konntest es nicht mehr hören. Ich wollte es dir doch so unbedingt sagen, bevor du weg bist. Ich bin echt erbärmlich. Als ich versucht habe, dein Handy anzurufen, bist du ja leider nicht drangegangen, sonst hätte ich es dir ins Ohr gebrüllt, bis du taub bist. Komm gut nach Hause, auch wenn der Weg noch eine ganze Weile dauert. ILD Kuss Olivia.“ und schicke die Nachricht ab.
 

„Jetzt können auch wir uns für unsere Abreise fertigmachen. Wann geht nochmal unser Zug?“ frage ich die Tatjana.
 

„Heißt das, wir reisen gemeinsam zurück?“ will sie wissen und ich nicke.
 

„Du hast mir geholfen und ich glaube, dass ich dir unter diesen Umständen verzeihen kann und dir noch eine Chance gebe.“ erkläre ich ihr.
 

„Oh, danke, Olivia.“ fällt mir Tatjana um den Hals.
 

„Schon gut. Lass uns zurück zur Herberge gehen.“ löse ich sie wieder von mir, als ich wieder eine Sms erhalte.
 

Wieder lese ich die Nachricht:
 

„Du bist nicht erbärmlich. Du bist der wundervollste Mensch, den ich kenne. Darum habe ich mich ja in dich verliebt. Ich werde dein Geschenk in Ehren und dich in guter Erinnerung behalten, bis wir uns wiedersehen. ILD 1000 Küsse Dein Seto.“
 

Ich kichere und doch spüre ich allmählich, dass er mir an meiner Seite fehlt.
 

//Wir haben wohl wirklich zu viel Zeit beieinander verbracht. Es wird mir verdammt schwerfallen, zu ertragen, dass er nicht bei mir ist.//
 

„Ich vermisse ihn.“ jammere ich und Tatjana beginnt zu lachen:
 

„Er ist doch noch nicht mal zehn Minuten weg.“
 

„Ich weiß.“ gestehe ich.
 

***
 

Sechs Wochen später, bei mir Zuhause, am Nachmittag, klingelt unerwartet die Haustür, denn meines Wissens erwarten wir heute niemanden. Schulterzuckend eile ich zu der Türe und öffne sie, als mir der Mund offenstehen bleibt.
 

„Seto!“ brülle ich und werfe mich ihm um den Hals.
 

Seto schließt sogleich seine Arme um mich und drückt mich fest an sich.
 

„Ich hab´ dich ja so vermisst.“ flüstere ich, da sein Ohr in meiner Mundreichweite ist.
 

„Ich hab´ dich auch furchtbar vermisst.“ erwidert er ebenso leise.
 

Als ich mich löse, stelle ich fest:
 

„Du hast ja Mokuba mitgebracht. Kommt rein.“
 

Ich trete neben die offene Tür und lasse ihnen den Eintritt. Erst jetzt bemerke ich, dass Mama, Papa und, neugieriger Weise, mein Bruder in den Vorraum gekommen sind, um zu sehen, wer da gekommen ist. Mein Papa tritt auch sofort vor und begrüßt ihn mit:
 

„Sie sind pünktlich, Mr. Kaiba. Kommen Sie doch weiter, ins Wohnzimmer. Ihr Bruder kann sich in der Zwischenzeit ein wenig umsehen.“
 

Als mein Papa Seto ins Wohnzimmer führt, will ich automatisch mitgehen, da meint aber mein Papa:
 

„Ich spreche erstmal alleine mit deinem Freund.“ und schickt mich weg.
 

Stirnrunzelnd wende ich mich an Mokuba:
 

„Ich wusste nicht, dass ihr heute kommt. Wieso hat keiner von euch angerufen?“
 

„Seto wollte dich überraschen. Er hat hauptsächlich mit deinem Vater telefoniert.“
 

„Und was haben die beiden jetzt zu besprechen?“
 

„Na, ja, weißt du, … Seto hat bisweilen nicht nur über das ‚zu ihm ziehen‘ mit ihm gesprochen, sondern auch darüber, dass er sich dazu entschieden hat, wenn das mit euch klappt, dich zu heiraten.“
 

„Ich ahne Schlimmes.“
 

„Mach´ dir keine Sorgen. Seto weiß, was er tut. … Sie werden allerhöchstens besprechen, wie das mit dem Besuchen und Besuchen kommen geregelt werden soll.“
 

Jetzt stehen mir sichtlich Fragezeichen auf der Stirn geschrieben.
 

„Häh?“
 

„Du hast ja diese 6 Wochen über, mindestens zweimal die Woche mit Seto telefoniert. Dazwischen hat er mit deinem Vater telefoniert, um ihn besser kennen und einschätzen zu lernen, während er immer wieder auf ihn eingeredet hat, dich nach Japan holen zu dürfen. Und, weil Seto kein einziges Mal aufgegeben hat und ihn immer wieder darauf angesprochen hat, scheint dein Vater der Ansicht zu sein, dass es Seto mit dir ernst ist.“
 

„Er hat sich ja auch mein Gejammer immer wieder anhören dürfen, weil ich Seto so sehr vermisse.“ kichere ich.
 

„Na, endlich bist du mal wieder besser gelaunt. Deine Laune hält man sonst ja gar nicht mehr aus.“ höre ich plötzlich meinen Bruder sagen.
 

„Wenigstens verschwindest du bald von hier.“ fügt er an und ich bin irritiert.
 

„Was hast du gesagt?“ frage ich nach.
 

„Na, dieser Seto Kaiba kann dich gleich mitnehmen, wenn der Papa ‚ja‘ sagt.“
 

Meine Augen weiten sich überrascht.
 

„Hat er das gesagt? Aber …“ beginne ich.
 

„Ich bin mal in der Nacht aufgewacht, da hab´ ich Mama und Papa über deinen Freund reden hören. Die Mama wäre bereit, dich gehen zu lassen, damit du glücklich werden kannst, und hat eben auf den Papa eingeredet. Und dann hat er so was gesagt, wie: ‚Gut. Wenn du das so siehst, dann kann Seto Kaiba Olivia mitnehmen, sobald er hier eingetroffen ist, um mit mir zu sprechen. Wir besprechen dann nur noch die Details, was die Besuche angehen, weil Japan ja nicht gerade ums Eck ist.‘“
 

Mokuba´s und meine Lippen verziehen sich zu einem erfreuten Lächeln.
 

„Ich hab´ das gar nicht gewusst. Und Seto wahrscheinlich auch nicht.“ meint Mokuba.
 

Die Mama kommt zu uns in den Vorraum gestoßen und meint:
 

„Olivia, pack schon mal deine Sachen.“
 

Ich strahle sie an und renne mit Mokuba an der Hand hinauf in mein Zimmer. Schnell suche ich mir einen Koffer und fordere Mokuba auf:
 

„Schmeiß mir bitte die Sachen aus meinem Kasten zu.“
 

So hilft mir Mokuba beim Packen und ich räume alles ein, was ich brauchen kann und was mir gehört. Bei einigen Sachen muss ich aber leider mit meinem Bruder streiten und Mokuba sieht uns dabei belustigt zu. Als aber dann endlich der Koffer gepackt ist, trage ich ihn schon mal nach unten in den Vorraum.
 

Danach gehe ich durch die Küche und linse ins Wohnzimmer, da zwei Wege ins Wohnzimmer führen. Einer führt direkt von den Treppen ins Wohnzimmer, die mit einer Tür getrennt sind, und einer durch die Küche, wo sich keine Türe befindet.
 

Noch ehe ich zum Lauschen komme, spricht mich die Mama an:
 

„Du kannst ruhig zu deinem Freund reingehen. Es ist bereits alles besprochen. Ich wollte dich eben holen. Dein Freund hat nämlich Sehnsucht nach dir.“
 

Sie lächelt mich aufmunternd an und ich betrete das Wohnzimmer.
 

„Hey.“ sage ich, um auf mich aufmerksam zu machen und Seto winkt mich zu sich.
 

Mit Freuden komme ich auf ihn zu, setze mich neben ihn und kuschle mich seitlich an ihn. Er nimmt meine Hand in seine und spielt mit meinen Fingern, während Papa fragt:
 

„Und du, Olivia, willst wirklich mit ihm nach Japan?“
 

Ich sehe zu meinem Papa und nicke.
 

„Du glaubst wirklich, dass ER dich glücklich machen kann?“ deutet mein Papa auf Seto.
 

„Ich bin mir sogar ziemlich sicher. Dafür muss er ja auch gar nicht viel tun. Nur da sein und mit mir kuscheln.“ grinse ich meinen Seto an, während ich die weiteren Details für mich behalte.
 

//Nicht zu vergessen, mit mir zu schlafen, mich zu küssen oder mit mir rumknutschen, mit mir reden und hin und wieder etwas mit mir zu unternehmen. Aber das wird man sich ja wohl denken können.//
 

Seto erwidert mein Grinsen mit einem kleinen Lächeln, legt seinen Arm um mich und drückt mich etwas fester an sich. Dann beugt er sich zu mir und gibt mir einen kurzen Kuss auf meine Lippen, weil uns das zur Begrüßung leider verwehrt geblieben ist. Aber, wenn er mich wirklich gleich mitnehmen kann, werde ich mich gedulden, bis wir gegangen sind. Danach kann ich ihn immer noch abknutschen.
 

Kopfschüttelnd steht der Papa auf und geht Richtung Küche, mit den Worten:
 

„Entschuldigt mich für einen Moment.“
 

Seto nickt ihm nur zu, dann wendet er sich mir zu und fällt über meine Lippen her.
 

//Gott, wie hab´ ich das vermisst. Ich hatte ja solche Sehnsucht nach ihm.//
 

Darum lasse ich es auch zu, dass Seto den Kuss vertieft und mit mir ein Zungenspiel beginnt.
 

Nachdem wir uns wieder voneinander gelöst haben, frage ich ihn:
 

„Warum hast du mir nicht gesagt, dass du heute kommst. Ich hatte frühestens morgen oder übermorgen mit dir gerechnet, weil da Wochenende ist.“
 

„Ich habe es einfach nicht mehr länger ausgehalten, ohne dich zu sein. Die Wartezeit war einfach grausam für mich.“
 

„Für mich auch. Ich habe mich nächtelang in den Schlaf geweint und mich jedes Mal von neuem gefragt, warum ich nicht bei dir sein kann.“
 

Seto zieht mich auf seinen Schoß und ich kuschle mich sofort wieder an ihn.
 

„Ich will einfach nur bei dir sein.“ sage ich, aber mehr zu mir, als zu ihm.
 

„Und ich halte es nicht länger ohne dich aus. … Ich brauche dich so sehr.“ kommt nun von Seto.
 

//Stimmt ja. Mokuba hat etwas in dieser Richtung mal erwähnt.//
 

„Ich brauche dich auch. Ohne dich kann ich nicht glücklich sein. … Ich bin so froh, dass du da bist. Für diesen Moment kann ich mich glücklich fühlen.“
 

Seto streicht mir sanft eine Haarsträhne hinters Ohr und flüstert mir ins Ohr:
 

„Ich liebe dich.“
 

Verlegen senke ich meinen Kopf, hebe ihn dann wieder an, sehe ihm tief in die Augen und erwidere ebenfalls flüsternd: „Ich liebe dich auch.“
 

Daraufhin beugt er sich wieder zu mir vor und schnappt nach meinen Lippen. Ich grinse, da er es nicht geschafft hat und komme ihm entgegen. So küssen wir uns sanft, aber leidenschaftlich, während ich meine linke Hand in seinen Haaren vergrabe, als mein Papa sich räuspert.
 

Wir lösen uns voneinander und Papa meint:
 

„Da wir ohnehin alles geklärt hatten, wollen Sie sich vielleicht etwas umsehen, Mr. Kaiba?“
 

„Wenn es Ihnen Recht ist, lasse ich mich von Ihrer Tochter herumführen.“
 

Der Papa nickt und zieht sich wieder in die Küche zurück.
 

„Seto? Kommt mir das nur so vor, oder weiß mein Papa nicht, wie er dich handhaben soll?“ frage ich.
 

Da kommt die Mama unerwartet ins Wohnzimmer und fragt:
 

„Seto, willst du noch einen Kaffee?“
 

„Genau das, meine ich. Was ist Papa´s Problem?“
 

„Der Papa weiß nicht, wie er sich ihm gegenüber verhalten soll. Einerseits ist er eine Persönlichkeit, andererseits dein Freund. Er liegt mit sich im Zwiespalt, weil er nicht weiß, wie er nun mit Seto umgehen soll.“ antwortet mir meine Mama, ehe Seto überhaupt ansetzen kann, zu einer Antwort.
 

„Wird er Seto dann jemals als meinen Freund ansehen können?“ will ich wissen.
 

„Ich weiß es echt nicht. Aber, wenn du willst, rede ich mit ihm darüber.“ schlägt meine Mama vor und ich nicke.
 

„Meiner Meinung nach, sollte Seto, solange ich mit ihm zusammen bin, wie ein Familienmitglied behandelt werden. Die Öffentlichkeit ist ein eigenes Thema und gehört nicht hierher. Darum verstehe ich den Papa ja auch nicht.“
 

„Lass gut sein. Führ mich mal ein bisschen herum.“ meint Seto.
 

Ich seufze und erhebe mich von seinem Schoß. Ich ziehe Seto hoch von der Couch und frage:
 

„Der Papa hat dich vorhin durch die Tür ins Wohnzimmer geführt, oder?“
 

Er nickt, darum deute ich Richtung Küche:
 

„Dort geht´s zur Küche.“ und ziehe ihn mit, wo wir Mama und Papa im Esseck entdecken, wo sie genüsslich Kaffee trinken.
 

„Das ist der Essbereich und hier beginnt die tatsächliche Küche.“ beschreibe ich ihm die Begebenheit.
 

„Das habe ich mir schon gedacht.“ grinst er mich an.
 

„Die Tür nach der Küche führt nur in eine Abstellkammer.“
 

Neugierig wirft Seto einen Blick in den Raum und meint:
 

„Nett.“
 

Nachdem er die Tür wieder geschlossen hat, erwähne ich:
 

„Den Vorraum solltest du noch kennen. Gleich hier, gegenüber der Eingangstür, befindet sich ein WC. Daran vorbei, wie du weißt, geht´s zum Treppenaufgang, rechts die Tür zum Wohnzimmer, links die Tür in den Keller – da unten kann ich dir später unseren Tischtennistisch zeigen - und die Tür gerade aus, dort befindet sich unser Computerzimmer – hier werden hauptsächlich Computerspiele gespielt.“
 

Ich öffne die Tür und Seto wirft einen Blick in den Raum.
 

„Nicht schlecht. Das sind aber sehr alte Geräte.“
 

„Ich weiß.“, grinse ich verlegen, „In meinem Zimmer steht auch ein PC. … Ich spiele mit meinem Bruder öfter übers Netzwerk ‚Siedler 2’, das wir extra dafür eingerichtet haben.“
 

„Das habt ihr selbst eingerichtet?“ fragt Seto und ich nicke.
 

„Mein Bruder und ich haben das gemacht. Mein Papa hat auch etwas geholfen, da wir mit dem Kabelverlegen Probleme hatten. Wir wollten uns nämlich nicht extra WLan-Netzwerkkarten kaufen müssen.“ erkläre ich Seto.
 

„Verstehe.“
 

Schon ziehe ich ihn die Treppen nach oben.
 

Nachdem wir oben angekommen sind, beginne ich von rechts aufzuzählen:
 

„Hier befindet sich das Schlafzimmer meiner Eltern, hier ist das Zimmer meines Bruders, …“, mein Zimmer übergehe ich geflissentlich, „… hinter dieser Tür befindet sich ebenfalls ein WC und hier ist das Badezimmer.“
 

Neugierig wirft er einen Blick hinter die Tür. Dann fixiert er die Tür, hinter der sich mein Zimmer verbirgt.
 

„Und was ist mit diesem Zimmer hier?“ will Seto wissen.
 

//War ja klar. Er hätte wahrscheinlich ohnehin wissen wollen, wo sich mein Zimmer befindet.//
 

Verlegen antworte ich leise:
 

„Das ist meins.“
 

Als Seto bereits neugierig die Türklinke nach unten drücken will, erwähne ich schnell:
 

„Nicht, dass dich der Schlag trifft.“
 

Er runzelt die Stirn, öffnet meine Zimmertür und seine Augen weiten sich.
 

„Oh, mein Gott!“ entkommt seinen Lippen.
 

Meine Wangen beginnen höllisch zu brennen, weil es mir mehr als peinlich ist, dass er sich selbst auf meinem Kasten und an den Wänden bewundern kann.
 

//Kann sich unter mir, nicht, bitte, ein Loch auftun? Ich würde jetzt gerne im Erdboden versinken.//
 

Jedoch anders, als erwartet, legt sich ein Lächeln auf seine Lippen.
 

„Ich bin sprachlos.“ kommt von Seto fassungslos kopfschüttelnd, während das Lächeln auf seinen Lippen liegen bleibt.
 

„Na, ja. Ich hab´ seit meiner Rückkehr aus der Herberge nichts verändert. … Und, du hattest es mir bereits von Anfang an angetan.“ sage ich mehr als leise, aber gerade noch so, dass er es verstehen kann.
 

Sein Mund bleibt erstaunt offenstehen.
 

Nach einigen Sekunden schafft er es dann wieder zu sprechen:
 

„Du willst mir allen Ernstes weismachen, dass du dich bereits in mich verliebt hast, als du mich das erste Mal im Fernsehen gesehen hast?“
 

Beschämt senke ich meinen Kopf und nicke, wage es allerdings nicht, ihn anzusehen, weil mir diese Tatsache einfach zu peinlich ist. Sein Lächeln wird breiter, als ich wage zu ihm hochzuschielen. Er kommt auf mich zu und hebt mein Kinn, mit zwei seiner Finger, an, damit ich ihm in die Augen sehen muss.
 

„Jetzt versteh´ ich endlich deine Aussage, von wegen, du bist nur so was wie ein Fan. … Das finde ich wirklich süß. … Du bist süß.“
 

Ich fühle mich von seinen Augen gefangen, als er sich zu mir herabbeugt und seine Lippen auf meine legt, wobei ich das Gefühl habe, als wäre es unser erster Kuss.
 

Plötzlich höre ich von unten meinen Papa brüllen:
 

„Olivia, komm sofort herunter!!!“
 

Ich zucke leicht zusammen und Seto löst sich von mir.
 

„Verdammt, er hat den Koffer gesehen.“ fluche ich über mich selbst, weil ich so dumm war, ihn so offensichtlich im Vorraum abgestellt zu haben.
 

Ich frage Seto daher:
 

„Kommst du mit?“
 

Doch, ohne eine Antwort abzuwarten, verlasse ich bereits mein Zimmer, lasse die Zimmertür allerdings für ihn offen, und eile die Treppen hinunter.
 

„Ja?“ frage ich scheinheilig, als mir mein Papa unten am Treppenabsatz bereits entgegenkommt.
 

„Wieso hast du gepackt?“ will mein Papa, sichtlich verstimmt, wissen.
 

Zum Glück mischt sich nun meine Mama ein:
 

„Ich hab´ ihr gesagt, sie soll schon mal ihren Koffer packen.“
 

//Ob mich das rettet?//
 

Unerwartet leuchtet mein Amulett ganz kurz auf, aber so schnell, wie das Licht gekommen war, ist es auch wieder aus, als binnen fünf Sekunden auch schon Seto die Treppe herabkommt und fragt:
 

„Ist etwas nicht in Ordnung?“, ehe mein Papa so richtig in Fahrt kommen kann.
 

Erst jetzt bemerke ich, dass ich panisch die Luft angehalten hatte und atme nun erleichtert aus.
 

//Das Amulett hat anscheinend Seto gewarnt, dass es zu Problemen kommen wird, wenn er nicht einschreitet. … Ob er damals, als ich die Warnung vom Amulett erhalten habe, auch bei ihm das Amulett kurz aufgeleuchtet hat, um anzumelden, dass mir eine Warnung zukommt? … Könnte möglich sein, dass er es damals gar nicht so wirklich mitbekommen hat, weil er anderweitig - mit Gedanken - beschäftigt war.//
 

Auf jeden Fall legt sich sichtlich die Wut von meinem Papa und wandelt zu Ehrfurcht? um.
 

//Kann es sein, dass mein Papa Angst vor Seto hat? Was sollte Seto ihm denn antun? … Meine Güte. … Ich wüsste wirklich gern, was im Kopf von Papa vorgeht. Er benimmt sich ja beinahe … unterwürfig. … Moment. … Seto!//
 

Ich blicke stutzig zu Seto herüber und mein Blick wird leicht böse. Wieder leuchtet kurz mein Amulett auf und bei Seto beginnt es konstant zu leuchten. Ein Bild erscheint auf seinem Amulett, er hebt es an und sieht sich das Bild darauf an. Seine Augen weiten sich, schon macht er auf den Treppen kehrt.
 

„Wenn ich dich erwische, dann kannst du was erleben!“ schreie ich ihm nach und renne ihm nach.
 

Er stürmt in mein Zimmer und schmeißt hinter sich die Tür zu. Ich reiße die Tür auf und funkle ihn sofort wütend an, dann blicke ich mich um, schnappe nach Sachen, die ich dann nach ihm werfe. Leider weicht er den geworfenen Sachen geschickt aus. Dennoch nähere ich mich ihm, ohne, dass er es wirklich wahrnimmt. Danach stürze ich mich auf ihn, werfe ihn regelrecht auf mein Bett und nagle seine Handgelenke an der Matratze fest, während ich es mir auf seinem Bauch bequem mache.
 

„Ich dulde es nicht, wenn du jemandem aus meiner Familie drohst.“ sage ich drohend.
 

„Aber, …“ will er mir widersprechen, aber ich unterbreche ihn und rede ruhiger weiter:
 

„Seto, das geht so nicht. … Das, was du gemacht hast, ist einfach nicht richtig. Das sollte dir eigentlich klar sein. … Ich weiß, du willst, dass ich mit dir nach Japan komme. Aber nicht unter solchen Voraussetzungen. … Ich will nicht, dass mein Papa Angst vor dir hat, weil du ihm Probleme bereiten könntest. Oder willst du so, in eine Familie aufgenommen werden, wenn du weißt, dass du gefürchtet wirst? … Würde es dir gefallen, wenn Mokuba unentwegt Angst vor dir hätte?“
 

Er seufzt resigniert und antwortet ein leises schuldbewusstes:
 

„Nein.“
 

„Na, bitte. … Du gehst jetzt zu meinem Papa und entschuldigst dich gefälligst für dein unakzeptables Verhalten. … Wenn nicht, werde ich dir ewig böse sein.“ blicke ich ihn mehr als ernst an, mit einem durchbohrenden Blick, bei dem er sich sichtlich unwohl fühlt.
 

//Gut so. … Ich weiß, ich nehme mir im Moment sehr viel heraus, Seto etwas zu befehlen, aber sonst lernt er es ja nicht. Er hatte ja schließlich keine richtigen Eltern mehr, die ihm gezeigt hätten, wie man´s richtig macht. … Ich fürchte, bei ihm werde ich auch so was wie seine Mutter ersetzen müssen, um ihm Grenzen zu setzen.//
 

Seto nickt artig und ich lasse ihn frei, damit er sich vom Bett erheben kann. Schon deute ich mit meinem Arm Richtung Tür, damit er weiß, dass es mir ernst ist.
 

Ich folge ihm mit Abstand die Treppen hinunter, als sofort die Mama fragt:
 

„Alles in Ordnung?“
 

Ich nicke ihr nur kurz zu und verschränke abwartend meine Arme, als sich Seto kurz zu mir umdreht. Er seufzt und wendet sich an meinen Papa:
 

„Ich entschuldige mich für mein unakzeptables Verhalten.“
 

Ich warte ab, wie mein Papa reagiert, der aber eher irritiert aussieht. Prüfend wirft mir Seto einen Blick zu und ich deute ihm, mit einem Kopfnicken, weiterzusprechen, da sich mein Papa anscheinend nicht auskennt. Ein erneutes Seufzen seitens Seto folgt und er fügt an:
 

„Was meine Person betrifft, brauchen Sie nichts zu befürchten, solange es nicht an die Öffentlichkeit gerät.“
 

Wieder folgt von Seto ein kurzer Blick zu mir, ehe er seine Ansprache beendet:
 

„Und meine Drohungen nehme ich somit zurück.“
 

Meine Mama, die keine Ahnung hatte, sieht Seto entsetzt an. Allerdings wandert ihr Blick dann bewundernd zu mir. Seto dreht sich abwartend dann wieder zu mir, ich löse die Verschränkung meiner Arme und wuschle ihm lächelnd durch die Haare.
 

„Hey, du ruinierst meine Frisur.“ beschwert er sich.
 

Nun grinse ich ihn an:
 

„Ich hab´ nie behauptet, deine Haare blieben verschont.“
 

Mein Papa räuspert sich und meint:
 

„Dann ist ja alles in Ordnung. … Sie wollen aber dennoch meine Tochter mitnehmen, nicht wahr?“
 

Ich verziehe das Gesicht.
 

//Ich mag es nicht, wenn Papa Seto siezt. Das klingt so unpersönlich.//
 

Überraschter Weise erklärt Seto:
 

„Nennen Sie mich doch bitte Seto, … auf Wunsch Ihrer Tochter. … Und ja, ich bitte Sie, um die freiwillige Erlaubnis, Ihre Tochter nach Japan mitnehmen zu dürfen.“
 

Unerwarteter Weise legt sich ein Lächeln auf Papa´s Lippen und seine Augen funkeln amüsiert.
 

„Nenn´ mich ruhig Werner. … Und was Olivia angeht, … Nimm sie ruhig mit. Sie scheint ja bestens mit dir klarzukommen.“
 

„Danke, Papa.“ falle ich ihm um den Hals.
 

Wir begeben uns danach alle ins Wohnzimmer, wo auch Mokuba und mein Bruder Manuel zu uns stoßen, da Seto verlauten ließ, dass wir bald gehen würden, und trinken noch Kaffee, Tee oder Kakao.
 

Wenig später machen wir uns dann schon zum Aufbruch bereit und es werden noch einige Worte, zum Abschied, gewechselt. Dann verlasse ich mein Elternhaus.
 

Auf, ins Glück!
 

~~ Ende ~~



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