Zum Inhalt der Seite

Durchgeknallte Traumsequenzen

(was mein Hirn alles so fabriziert?)
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Traum 18 (Unvorhergesehenes Treffen in der Erlebnisherberge) - Teil 1

Es ist Nachmittag, ich sitze alleine im Aufenthaltsraum der Erlebnisherberge, wo ich zwei Wochen Urlaub mache, und lese ein Buch. Meine Freundin Tatjana, mit der ich ein Zimmer teile, ist in der Zwischenzeit in die Stadt gegangen, um sich umzusehen, da wir erst vor einiger Zeit angekommen sind. Nun vertreibe ich mir die Einsamkeit mit einem Buch, während ich auf ihre Rückkehr aus der Stadt warte. Sie wollte mir einige Knabbereien mitbringen.
 

Als unerwartet eine Person den Aufenthaltsraum betritt, blicke ich auf und erstarre. Ruhig weiteratmend folge ich Seto Kaiba mit meinem Blick, wie er sich dem Getränkeautomaten nähert, Geld einwirft und sich dann bückt, um das Getränk zu entnehmen. Während er sich wiederaufrichtet, fällt sein Blick dann auf mich. Sein Blick fixiert meine Augen, doch ich rühre mich nicht und bleibe ganz ruhig, auch, wenn sein Blick wirklich kalt wirkt.
 

Dann senke ich wieder meinen Blick, um wieder im Buch weiterzulesen, als wäre niemand besonderes in den Raum getreten. Jedoch konzentrieren kann ich mich nicht. Ich lausche genau auf die Geräusche, die er macht. Kurz darauf höre ich auch schon, wie sich seine Schritte wieder auf den Durchgang des Aufenthaltsraumes zubewegen und im nächsten Moment nicht mehr hörbar sind.
 

Ich atme erleichtert auf. Er ist weg. Schon fange ich an, leise meine Gedanken auszusprechen, da ich das immer mache, wenn ich mich einsam fühle:
 

„Gott, das war knapp. Ich dachte echt, mein Herz bleibt jeden Moment stehen. Tatjana wird mir das niemals glauben, wenn ich ihr das erzähle. … Wo bleibt sie überhaupt? Sie wollte doch nur in die Stadt. … Dann lese ich eben weiter.“, während ich irgendwie das Gefühl habe, belauscht zu werden, auch, wenn es nicht so sein sollte.
 

Diese Angst habe ich nämlich immer, wenn ich Selbstgespräche führe. Dann vertiefe ich mich wieder in das Buch.
 

Als wieder eine Person den Aufenthaltsraum betritt, bin ich in der Hoffnung, es könnte wieder Seto Kaiba sein, aber leider werde ich enttäuscht. Ein chinesischer Junge kommt herein, dessen Herkunft man unschwer erkennen kann, zieht sich ebenfalls ein Getränk aus dem Getränkeautomat, erblickt mich und fragt mich:
 

„Was machst du hier?“
 

„Ich lese ein Buch. Das sieht man doch.“ antworte ich.
 

„Wieso hast du dann aufgehört zu lesen?“ will er wissen.
 

„Ich dachte, dass mich vielleicht meine Freundin abholen kommt.“
 

„Wo ist sie denn?“
 

„Sie ist in die Stadt gegangen. Wieso interessiert dich das?“
 

„Mir ist langweilig. Heute sind die Aktivitäten schon zu Ende und jetzt ist mir eben langweilig.“
 

„Bist du denn ganz alleine hier?“
 

„Natürlich nicht. Meine Eltern sind im Zimmer. Aber da ist es auch langweilig.“
 

„Dann frag sie doch, ob sie etwas mit dir spielen.“
 

„Willst nicht du etwas mit mir spielen?“
 

„Nein. Ich will jetzt mein Buch weiterlesen. Und das werde ich solange machen, bis meine Freundin wieder aus der Stadt zurück ist.“
 

„Du bist gemein.“
 

„Hey. Ich kenn dich doch gar nicht. Lass mich einfach in Ruhe, ok? Ich will jetzt weiterlesen. Die Stelle ist nämlich gerade spannend.“
 

Stur vertiefe ich mich wieder ins Buch.
 

Keine zwei Minuten später vernehme ich, dass sich der Junge neben mich setzt und mir über die Schulter einen Blick zuwirft.
 

„Was wird das, wenn es fertig ist?“ frage ich leicht genervt.
 

„Ich wollte nur wissen, was du da für ein Buch liest.“
 

Ich verdrehe meine Augen.
 

„Wie alt bist du?“ frage ich ihn deshalb.
 

„Zehn, wieso?“
 

„Weil dich dann dieses Buch unter Garantie nicht interessieren wird. Es sind nämlich keine Bilder drin.“
 

„Keine Bilder?“
 

„Nein, keine Bilder. Nur reiner Text. Und der Textinhalt dürfte auch noch nicht für dich geeignet sein.“
 

„Wieso? Worum geht´s denn.“
 

„Um Tote, einen Killer, viel Blut und einem Kriminalbeamten, der versucht, die Morde aufzuklären.“
 

„Iiiiiiihh! Das ist ja eklig. Ich hau ab.“
 

„Na, endlich.“ flüstere ich vor mich hin.
 

„Hast du was gesagt?“ fragt er nach.
 

„Nein! Hau endlich ab.“ werde ich etwas lauter.
 

Dann verschwindet der Junge auch endlich und ich bin wieder für mich allein.
 

„Puh! … Wie kann man nur so lästig sein?“, spreche ich meine Gedanken wieder leise aus, „Endlich kann ich weiterlesen.“
 

Später kommt dann endlich Tatjana in den Aufenthaltsraum.
 

„Na, hast du dich gelangweilt?“
 

Ich verdrehe die Augen.
 

„Was hast du so lange getrieben?“ frage ich sie.
 

„Ich hab´ da jemanden kennen gelernt. Bin noch einen Kaffee mit ihm trinken gegangen.“
 

„Du bist echt unmöglich.“
 

Sie setzt sich zu mir auf die Bank.
 

„Und was hast du so schönes erlebt?“ werde ich von ihr gefragt.
 

„Als, wenn man hier so viel erleben würde. Es sind nur ein paar Leute hereingekommen, um sich Getränke zu holen und sind dann wieder gegangen. Mehr war da nicht. Also nichts Spannendes. Ich hab´ die ganze Zeit nur in meinem Buch gelesen.“
 

//Vielleicht erzähle ich ihr doch noch nicht, dass Seto Kaiba hier ist. Es wird seinen Grund haben, warum niemand weiß, dass er hier ist. … Das hätte mir eigentlich eher in den Sinn kommen sollen. Dann hätte man nämlich überall Geschrei von verrückten Mädchen vernommen. … Es war von ihm wahrscheinlich auch gar nicht geplant, dass ich mitbekomme, dass er da ist. Vielleicht bangt er zurzeit überhaupt, dass seine Anwesenheit aufgeflogen ist. … Nein, das tu´ ich ihm nicht an. Er soll seine Ruhe genießen können.//
 

„…via. Hallo, bist du noch anwesend? Ich hab´ dich gefragt, ob du mit ins Zimmer kommst.“ werde ich von Tatjana aus meinen Gedanken gerissen.
 

„Ja, doch. Du musst ja nicht gleich aufbrausend werden. … Wo ist mein Lesezeichen?“
 

„Hier.“
 

„Danke.“
 

Ich lege mein Lesezeichen ins Buch, damit ich weiß, wo ich stehengeblieben bin, und erhebe mich von der Bank. Dann folge ich ihr ins Zimmer.
 

***
 

Am nächsten Tag, am Nachmittag verbringe ich wieder Zeit im Aufenthaltsraum. Tatjana wollte sich heute wieder mit dem Jungen treffen, den sie in der Stadt gestern kennen gelernt hat. Na, wenigstens hat sie jetzt ihre eigene Gesellschaft. Nur ich bleibe wieder mal alleine. Wie ich es hasse, alleine zu sein. Aber ich hab´ ja schließlich noch mein Buch, das mein immerwährender Wegbegleiter ist. So bin ich eben wieder mal in mein Buch vertieft.
 

Auch diesmal kommt wieder eine Person in den Aufenthaltsraum und wie immer, durch meine Neugier getrieben, blicke ich auf.
 

//Welch´ Freude.// geht mir durch den Kopf, als ich abermals Seto Kaiba erblicke, der auf den Getränkeautomat zusteuert.
 

Ehe er jedoch darauf zutritt, trifft mich ein kurzer Blick von ihm, dann senke ich schnell meinen Blick. Meine Wangen brennen verräterisch. Ich wage es aber dennoch wieder etwas meinen Blick zu heben, um ihn zu beobachten. Er wirft Geld in den Automaten und bückt sich, um das Getränk zu entnehmen. Beim Wiederaufrichten, trifft mich wieder sein kalter Blick, den ich nur kurz erwidere und dann wieder senke, weil meine Wangen von neuem zu brennen beginnen.
 

Kurz danach höre ich, wie sich seine Schritte entfernen, als er mitten in seiner Bewegung inne zu halten scheint. Ich blicke wieder auf und sehe auf seinen Rücken, dann dreht er sich noch einmal zu mir um. Dann bildet sich plötzlich ein kleines sichtbares Lächeln auf seinen Lippen. Ich kann nicht anders, ich beginne zu grinsen und senke verlegen wieder meinen Blick.
 

Als ich eine Minute später wieder aufblicke, ist er verschwunden. Ich seufze lautstark.
 

***
 

Die nächsten Tage halte ich es gleich, dass ich mich im Aufenthaltsraum aufhalte, nur um IHN zu sehen, wie er kommt, sich ein Getränk holt und dann wieder geht. Nur, dass er mich mittlerweile jedes Mal erst mit einem nicht mehr so kalten Blick und danach mit einem Lächeln bedenkt, dass es mein Herz höherschlagen lässt und mir auch jedes Mal Röte auf die Wangen treibt.
 

***
 

Nach einer Woche sitze ich mal wieder an einem Nachmittag im Aufenthaltsraum und warte eigentlich nur darauf, dass Seto Kaiba wiederkommt. Doch wider Erwarten erscheint plötzlich eine andere mir bekannte Person im Raum. Meine Augen weiten sich einen Moment überrascht und enttäuscht zugleich. Mokuba Kaiba geht zum Getränkeautomat, holt sich ein Getränk und blickt dann auf mich. Verwirrt blicke ich ihm entgegen.
 

Dann kommt er auch schon auf mich zu und setzt sich neben mich.
 

„Hallo.“ begrüßt er mich, wie nebenbei.
 

„Hallo.“ erwidere ich nur.
 

„Bist du jeden Tag hier?“ will er wissen.
 

„Ja, wieso?“
 

„Hat mich nur interessiert. … Wie ist denn dein Name?“
 

„Olivia.“
 

„Der Name gefällt mir. Ich heiße Mokuba.“
 

„Das weiß ich bereits.“
 

„Echt?“
 

Ich nicke bestätigend.
 

„Dann kennst du sicher auch meinen großen Bruder.“
 

Wieder nicke ich und füge aber an:
 

„Er kommt jeden Tag einmal, um sich ein Getränk zu holen.“
 

„Du warst jedes Mal da?“
 

Wieder ein Nicken meinerseits.
 

„Woher kennst du uns eigentlich?“
 

„Na, ja, … ist ja nicht so, als wärt ihr unbekannt. Es steht doch fast ständig was in der Zeitung, über deinen Bruder, drin.“
 

„Ach, so. Verstehe. … Bist du dann so was wie ein Fan?“
 

„Kann man nicht so wirklich sagen.“
 

„Was meinst du damit?“
 

„Na, ja, … ich bin nicht der Typ, der kreischend durch die Gegend rennt, nur, weil ich jetzt einen Promi gesehen hab, oder so. Ich bleibe eben im Gegensatz zu anderen rational. … Was ich weiß, gibt es aber leider zu wenige von meiner Sorte. Bisher habe ich immer nur Gekreische vernommen, wenn ein Star oder ein Sänger gesichtet wurde. Da versteh ich die manchmal wirklich nicht, wie man sich so aufführen kann. Ich mein, das sind doch auch nur Menschen. Sie sind nicht viel anders als wir, nur eben, dass sie mit ihren Talenten eben berühmt geworden sind.“
 

„Da sprichst du ein wahres Wort, Olivia. … Manches Mal kann es echt zermürbend sein, wenn man ständig von jemanden umgarnt wird.“
 

„Sag ich doch.“ murmle ich.
 

„Willst du nicht, mit zu uns kommen?“
 

„Nein, das ist keine gute Idee. Und es wäre deinem Bruder sicher auch nicht recht.“
 

„Na, dann. Ich muss mal wieder los. Man sieht sich.“
 

„Ok. Bye.“
 

Mokuba hüpft freudig auf und verschwindet um die Ecke aus dem Aufenthaltsraum.
 

An diesem Nachmittag warte ich noch eine ganze Weile, bis Seto Kaiba selbst auftaucht, um sich auch etwas zum Trinken zu holen. Diesmal jedoch trägt er so etwas wie eine Lesebrille auf der Nase, die ihm gar nicht so schlecht steht.
 

Gebannt beobachte ich ihn dabei, wie er Geld einwirft, sich bückt und wiederaufrichtet. Wie auch schon die letzten Male fällt sein Blick zu mir und er sieht mich leicht irritiert an, weil ich mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen kann. Stumm greife ich zu meiner eigenen Brille und richte sie, auch, wenn es eigentlich gar nicht notwendig ist.
 

Er scheint aber sofort zu verstehen und will sich die Brille von der Nase nehmen. Schnell schüttle ich meinen Kopf. Die Brille steht ihm wirklich gut, er soll sie aufbehalten. So wandert eine Augenbraue in die Höhe, gefolgt von Schulterzucken und einem kleinen Lächeln, erst dann wendet er sich ab und verlässt den Aufenthaltsraum.
 

***
 

Die nächsten zwei Tage warte ich leider vergeblich am Nachmittag im Aufenthaltsraum auf das Erscheinen von Seto Kaiba. Seufzend und niedergeschlagen, warte ich auf meine Freundin Tatjana, bis sie mich abholt und mich mit in unser Zimmer nimmt, nachdem sie aus der Stadt gekommen ist, wo sie sich mit diesem Jungen nun angefreundet hat.
 

Sein Name war, glaub ich, Andreas. Ich hatte noch nicht die Ehre, ihn kennenlernen zu dürfen, allerdings bin ich auch nicht unbedingt scharf darauf. Mein Glück besteht bisher darin, Seto Kaiba sehen zu dürfen, auch, wenn er die letzten zwei Tage nichts von sich hat blicken lassen. Ich gebe nicht auf.
 

***
 

Am nächsten Tag am Nachmittag befinde ich mich abermals im Aufenthaltsraum. Mittlerweile fühle ich mich in diesem Raum mehr zuhause, als im gemeinsamen Zimmer mit Tatjana. Dieses Mal habe ich mein Buch zwar mitgenommen, aber nur auf dem Tisch abgelegt, weil mir einfach nicht der Sinn nach Lesen ist.
 

Ich gehe zur Balkontür, öffne sie, trete nach draußen und stütze meine Arme am Geländer ab. Befreit fühlend atme ich die frische Luft ein, die mir sanft um die Ohren weht und ich seufze. Die Sonne strahlt freudig herab und ich lasse mich gerne von ihr wärmen. Ich bezweifle allerdings, dass ich Seto Kaiba noch einmal zu sehen kriege, kann es mir dennoch nicht verkneifen, hin und wieder zum Eingang zu blicken. Aber dann lasse ich es, weil mir klar wird, dass es ja doch keinen Sinn hat.
 

//Vielleicht fühlt er sich durch meine Anwesenheit ja gestört. Warum sollte es ihn auch interessieren, was ich mache? Er interessiert sich ja sonst nie für jemanden. Nur sein Bruder ist ihm wichtig. Wer bin ich schon, dass ich den Anspruch stelle, ihn wenigstens sehen zu wollen.//
 

Ich gehe stumm meinen trüben Gedanken nach, als ich Schritte vernehme, die direkt auf mich zuzukommen scheinen. Ich mache mir nicht mal die Mühe, mich um zu sehen, wer sich neben mich gestellt hat. Erst das zurückhaltende:
 

„Hi.“ reißt mich aus den Gedanken.
 

//Seto Kaiba hat sich zu mir gesellt? Warum? Was will er von mir?//
 

„Hi.“ erwidere ich schüchtern, wage es aber nicht, ihm ins Gesicht zu sehen, sondern blicke auf den weiten Horizont.
 

„Wieso hast du niemandem verraten, dass ich hier bin?“ will er wissen, und sein Tonfall klingt sehr ernst.
 

Nun wage ich es doch einen kurzen Blick zu riskieren, aber sein Blick geht in die Ferne.
 

//Wieso redet er überhaupt mit mir? Irgendwie finde ich das seltsam.//
 

Nach ein paar Schweigesekunden antworte ich ihm dann auch endlich:
 

„Ich habe es nicht für richtig empfunden. Denn es hat sicher einen Grund, warum niemand weiß, dass ihr hier seid.“
 

Er nickt und wendet seinen Blick nun zu mir.
 

//Gott, hat er wunderschöne blaue Augen. Himmel, Herr Gott, wie können diese Augen in der Sonne nur so leuchten?//
 

„Bist du ein Fan?“ will er dann wissen.
 

Ich kann ihm nur das, was ich Mokuba bereits geantwortet habe, wiedergeben:
 

„So was in der Art.“
 

Ich frage mich, wie ich es schaffe, seinem Blick standzuhalten, als mir klar wird, dass mich seine Augen einfach zu sehr fesseln.
 

„Und was verstehst du unter ‚so was in der Art‘?“ fragt er mich nun weiter.
 

„Ich bin kein richtiger Fan.“ gebe ich schüchtern von mir und meine Wangen beginnen zu brennen, weil ich mir weitergehend denke:
 

//Ich würde dich nämlich für mich alleine beanspruchen wollen. Niemand hätte das Recht, dich in Fanfictions anderweitig zu missbrauchen. (*g*) Und ich würde dich vor allem und jedem schützen wollen, auch, wenn ich weiß, dass ich dazu wahrscheinlich gar nicht in der Lage wäre. … Hilfe! Ich bin heillos verschossen, in diesen Kerl.//
 

Seine linke feingeschwungene Augenbraue wandert nach oben.
 

„Warum wirst du denn jetzt rot?“ will er mit einem neckischen Lächeln wissen.
 

Nervös antworte ich, während ich mit meinen Händen vor meinem Gesicht herumfummle, weil mir mein Verhalten mehr als peinlich ist:
 

„Ich hatte nur grad einen sehr peinlichen Gedanken.“
 

„Verrätst du ihn mir?“ fordert er mich mit funkelnden blauen Augen auf und hält meine Hände fest, damit ich aufhöre, herumzurudern und wahrscheinlich, damit er mir wieder in die Augen sehen kann, die ich durch das Herumgefuchtel verdeckt habe.
 

//Hilfe, er hat mich berührt.//
 

Ich versuche dennoch ruhig zu bleiben und antworte:
 

„Das wäre, glaub´ ich, keine so gute Idee. Wie eben gesagt, es war ein peinlicher Gedanke.“
 

Ein schiefes Lächeln legt sich auf seine Lippen. Dann fragt er:
 

„Hatte es eigentlich einen Grund, warum du die letzte Zeit jedes Mal hier warst, wenn ich gekommen bin, um mir ein Getränk zu holen?“
 

Diesmal brennen meine Wangen höllisch.
 

//Gott, ich sterbe, wenn er das erfährt. Nur leider will er es ja wissen.//
 

Nervös beginne ich auf und ab zu gehen und zu überlegen, ob ich ihm das wirklich verraten soll. Also bleibe ich stehen, sehe ihn an und beginne erstmal mit:
 

„Das erste Mal war auf jeden Fall Zufall.“
 

//Ob das schon ein Geständnis war? Gott, wie peinlich. Ich führ mich auf, das ist entsetzlich. Er muss mich ja für total durchgeknallt halten.//
 

Seine Augen blitzen amüsiert auf.
 

„So, so. Und die anderen Male?“
 

Jetzt grinst er mich an, als wüsste er die Antwort bereits, wobei seine Augen überhaupt nicht mehr kalt wirken.
 

„Kannst du dir das nicht denken?“ frage ich ihn verlegen und er tritt näher auf mich zu.
 

„Natürlich kann ich es mir denken, … aber ich will es von dir hören.“ meint er nun, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen und kommt noch etwas näher zu mir.
 

Er hat die normale Annäherungsgrenze bereits überschritten, aber dennoch ist mir seine Nähe nicht unangenehm. Ganz im Gegenteil macht mich seine Nähe nur unsicher, mir wird heiß und mein ganzer Körper beginnt zu kribbeln. Zudem muss ich bereits meinen Kopf heben, um ihm überhaupt in die Augen sehen zu können, doch er sieht nicht von oben auf mich herab, sondern hat seinen Kopf soweit gesenkt, dass seine Augen meine fixieren können und umgekehrt.
 

Dann spreche ich das leise aus, was er hören will:
 

„Ich wollte dich wiedersehen.“
 

Noch einen Schritt tritt er auf mich zu und ich kann seinen Körper an meinem fühlen. Ich fühle mich wie in Trance. Ihm scheint es im Moment aber ebenfalls so zu gehen, denn er beugt sich zu mir herab und erst ein bis zwei Zentimeter, bevor sich unsere Lippen berühren würden, erwache ich.
 

Kurz geht mir noch durch den Kopf:
 

//Will er mich jetzt wirklich küssen?//, als ich seine Lippen auch schon an meinen spüre. Fast automatisch schließe ich meine Augen und fühle nur noch. Und plötzlich habe ich das Gefühl, dass er der fehlende Teil von mir ist. Der, der in der Lage ist, die Lücke in mir zu füllen.
 

Ganz automatisch hebe ich meinen linken Arm und vergrabe meine Finger in seinen Haaren an seinem Hinterkopf, den anderen Arm lege ich um seinen Hals. Ich will nicht, dass er den Kuss jetzt beendet. Meine Sorge allerdings scheint unbegründet, denn er denkt gar nicht daran, sich von mir zu lösen. Als ich jedoch seine Hand an meinem Rücken spüre, erschrecke ich etwas, sodass ich meinen Mund leicht öffne. Die Chance nutzt er natürlich sofort und schiebt seine Zunge in meine Mundhöhle.
 

Meine Zunge heißt die seine auch gleich willkommen, ich beginne mit ihm zu spielen und umgarne seine Zunge. Ich fühle mich immer stärker zu ihm hingezogen, jedoch kein Verlangen oder dergleichen. Ich genieße es einfach nur, dass er bei mir ist. Auch er wird nicht stürmischer. Wir küssen uns einfach nur besinnungslos, sodass es mir wie ein Traum erscheint.
 

Doch, nach einiger Zeit merke ich, dass meine Brille erheblich stört. Und, als, ob er meine Gedanken gelesen hätte, hebt er seinen Arm und greift nach meiner Brille, klappt sie zusammen und schiebt sie mir in meine Hosentasche. Nun spüre ich auch, dass er mich noch fester an sich drückt. Selbst ich kann nicht genug von ihm bekommen und drücke ihn noch fester an mich. Mir kommt es fast so vor, als wollten wir miteinander verschmelzen, sodass ich beinah annehme, dass auch er es spürt, dass wir zusammengehören.
 

Erst, als ein kindliches vorwurfsvolles:
 

„Seto!“ erklingt, löst er sich langsam, wirklich langsam, von mir und streift zärtlich seine Lippen von meinen.
 

Als ich ihn dann mit meinen Augen betrachte, erkenne ich nur einen Nebel seiner selbst. Es dauert ein paar Augenblicke, ehe mein Blick wieder klar wird, und ich bin froh, dass er immer noch da ist und mich … liebevoll? anlächelt. Auf meine Lippen legt sich nun ebenfalls ein kleines Lächeln und meine Wangen beginnen wieder zu brennen. Ich sollte mir das echt mal abgewöhnen. Er streichelt mir über die linke Wange, während er mir sagt:
 

„Ich muss wohl schon gehen. Wir sehen uns morgen wieder.“
 

Kurz beugt er sich ein letztes Mal zu mir herab, um mir einen kurzen Kuss zu geben, dann wendet er sich von mir ab und Mokuba fragt ihn:
 

„Ich dachte, du wolltest dir nur was zum Trinken holen.“
 

„Tu ich doch.“ ist sein Kommentar dazu nur, wirft beim Getränkeautomat eine Münze ein und holt sich das Getränk.
 

Ich grinse und schüttle meinen Kopf.
 

//Er ist einfach unbeschreiblich.//
 

Als sie hinausgehen höre ich noch, wie Mokuba vorwurfsvoll fragt:
 

„Ganze zwei Stunden? Und dann küsst du auch noch Olivia?“
 

Aber er lacht nur und es klingt sehr befreit und … glücklich?
 

//Ich glaube, ich werde hier verrückt. … Aber eins weiß ich mit Sicherheit, diesen Augenblick werde ich wohl so schnell nicht vergessen. Wer weiß, was morgen sein wird. Falls ich ihn wirklich treffen sollte. Ich werde auf jeden Fall auf ihn warten. Auch, wenn es nur daher gesagt sein sollte.//
 

Nachdem ich der Situation wieder Frau bin, setze ich mir meine Brille wieder auf, schnappe nach meinem Buch und mache mich auf den Weg ins Zimmer, denn weshalb ich im Aufenthaltsraum war, hat sich ja nun erledigt und zwar besser als erwartet. Wer hätte je gedacht, dass ich mal von Seto Kaiba geküsst werde. Ob das die Belohnung dafür war, dass ich ihn nicht verraten habe?
 

Vielleicht. Aber es könnte auch einen ganz anderen Hintergrund haben. Vielleicht verrät er mir morgen mehr, und auch mehr von seinen Absichten. Kurz darauf geht auch schon die Zimmertür auf und ich erblicke eine überraschte Tatjana.
 

„Hey, was machst du denn hier? Du hast die letzten Tage doch auch im Aufenthaltsraum verbracht.“
 

Da erblicke ich auch schon den Grund ihrer Frage.
 

„Wer ist das denn?“ will ich wissen.
 

Tatjana wird verlegen und ihre Wangen nehmen eine leichte Röte an.
 

„Das ist Andreas. Er ist der Junge, den ich in der Stadt kennen gelernt habe. Wir sind jetzt seit drei Tagen zusammen.“ erklärt sie mir.
 

„Davon wusste ich ja noch gar nichts. … Sag´s mir gleich, … bleibt er heute Nacht hier?“
 

Ihre Röte nimmt zu und sie nickt.
 

„Na, toll. Ich übernachte im Aufenthaltsraum. … Und falls es dich interessieren sollte, ich wurde heute von einem Jungen geküsst.“
 

Mit diesen Worten schnappe ich mir Polster und Decke, meinen Rucksack und verschwinde, mit meinem Buch in der Hand, aus dem Zimmer, nachdem ich ihr noch ein:
 

„Gute Nacht und viel Spaß noch. Ich bin mal weg.“ nachbrülle.
 

Ob man gemerkt hat, dass ich gereizt bin? Mit Sicherheit. Sogar die Zimmernachbarn müssen mein Gebrüll noch vernommen haben. Ich kann mich aber glücklich schätzen, dass sich keiner über den Lärm beschwert.
 

Nicht gerade leise fluchend gebe ich von mir:
 

„Das darf´s ja einfach nicht geben. Verdammt aus dem eigenen Zimmer. Morgen früh ist sie so was von tot. Und den Typ trete ich hochkant aus dem Zimmer.“
 

Grummelnd marschiere ich in den Aufenthaltsraum und mache es mir, so gut wie möglich, bequem. Es ist ja schließlich, hauptsächlich wegen Seto Kaiba, schon spät geworden. Ich lege mich hin, aber wirklich einschlafen kann ich nicht. Doch irgendwann überwiegt die Müdigkeit, und ich drifte ab, ins Land der Träume.
 

***
 

Als ich erwache, fühle ich mich wie gerädert. Lang habe ich allerdings auch nicht geschlafen, weil ich lange wachgelegen habe. Ein Blick auf meine Armbanduhr verrät mir, dass ich dennoch um die acht Stunden geschlafen habe. Wenn ich das jetzt mitmachen muss, bis wir wieder nach Hause fahren, dann bring ich die Tatjana echt um. Ich kann ja schlecht jetzt jede Nacht hier draußen verbringen, weil ich auch etwas gefroren habe. Die Decke wärmt mehr schlecht als recht. So habe ich aber darauf verzichten können, mich extra umzuziehen.
 

Ich krame in meinem Rucksack und hole mir meine Haarbürste heraus. Damit kämme ich mir meine Haare wieder glatt, und gerade in diesem Moment kommt Mokuba in den Aufenthaltsraum. Seine Augen weiten sich entsetzt und schon kommt er auf mich zu und fragt mich:
 

„Hast du etwa hier draußen geschlafen? Aber warum?“
 

„Das ist schnell erklärt. Gestern ist meine heißgeliebte Freundin mit ihrem neuen Freund angetanzt und sie hat mich prompt aus dem Zimmer verbannt, damit sie heute Nacht eine heiße Nacht zusammen verbringen können. Ich bin sogar freiwillig gegangen, weil ich mir so eine Szene ehrlich gesagt nicht freiwillig antun will.“ sage ich mehr sarkastisch, und meinen Grant muss selbst er mitbekommen haben.
 

„Wenn ich Pech habe, geht das jetzt so weiter, bis wir wieder nach Hause fahren. Das bedeutet für mich ab jetzt, jede Nacht hier draußen schlafen. … Das Schlimmste aber ist, Tatjana ist eine verdammte Langschläferin. Ich darf noch mindestens zwei Stunden warten, bis sie wach wird, und solange mit Sicherheit beide nackt sein werden. Diesen Anblick würde ich mir gerne ersparen, du verstehst?“ lasse ich bei Mokuba meinen Frust raus, der sich in mir angesammelt hat.
 

„Dann komm doch einfach solange zu uns. Seto hat bestimmt nichts dagegen.“ schlägt er vor.
 

„Geht das denn? Ich würde mich nämlich schon gerne duschen, wage es aber nicht, ins Zimmer zu gehen. Deren Anblick will ich lieber meiden.“ erwidere ich unsicher.
 

„Na, klar. Kein Problem. Seto hat sicher Verständnis für deine Lage.“ meint der Kleine aufmunternd und ich glaube ihm gerne, dass er nichts dagegen hätte.
 

Aber bei Seto bin ich mir da nicht so sicher.
 

„Frag ihn lieber vorher, ob das geht. Ich will wirklich nicht lästigfallen. Ihr hattet doch sicher anderes vor.“
 

„Ich hab´ kein Problem damit. Vielleicht kannst du ja mit mir was spielen.“
 

Ich nicke lächelnd und entgegne:
 

„Frag ihn erst mal, ok?“
 

„Ok, bin gleich zurück.“
 

Zehn Minuten später kommt Mokuba zu mir zurück und ich komme ihm bereits zuvor:
 

„Lass mich raten. Er hat abgelehnt.“
 

„Nein, gar nicht. Er hat sofort ‚ja‘ gesagt. Aber er hat mich aufgehalten, weil es nicht so wirken soll, als hätte er sofort zugestimmt. Ich glaub´, er mag dich ganz doll.“
 

Verunsichert erwidere ich:
 

„Ok. Dann führ´ mich mal zu eurem Zimmer. Eine Dusche könnte ich jetzt echt vertragen. Aber seid gewarnt, ich dusche sehr lange. Nicht, dass ihr Angst bekommt, dass mir etwas zugestoßen ist, oder so.“
 

Jetzt lacht der Schwarzhaarige:
 

„Keine Sorge. Dusch´ nur so lange, wie du willst. Seto wird bestimmt auch nichts dagegen sagen.“
 

„Danke, ihr seid echt meine Retter.“
 

„Ja, ja, schon klar. Das machen wir doch wirklich gerne. … Jetzt komm mit. Seto erwartet dich bereits ungeduldig.“
 

Nun ist es an mir, zu lachen. Ich packe die Sachen zusammen und folge Mokuba. Als wir vor ihrer Zimmertür zum Stehen kommen, stelle ich fest:
 

„Witzig. Unser Zimmer ist zwei Türen schräg gegenüber. Zimmer Nummer 21. Vielleicht wollt ihr uns ja auch mal besuchen kommen, wenn grad kein Besucher bei uns ist?“
 

Wieder lacht der Kleine und meint:
 

„Klar, können wir mal machen.“
 

Mokuba klopft kurz an die Tür und öffnet anschließend die Tür, während er flüsternd erwähnt:
 

„Komm schnell rein, damit uns keiner sieht.“
 

„Klar.“ sage ich leise und trete rasch hinter dem Kleinen ein, der hinter mir auch gleich die Türe schließt.
 

Kurz begutachte ich das Zimmer und stelle erstaunt fest, dass es mindestens doppelt so groß ist, wie das, das Tatjana und ich bewohnen. Sowohl Seto, als auch Mokuba schlafen scheinbar in einem Doppelbett. Jeweils neben den Betten stehen große Kästen und je ein kleines Nachttischchen. Sogar einen Flachbildfernseher haben die hier. Die Spielekonsole und die Spiele scheint Mokuba von Zuhause mitgebracht zu haben.
 

//Mit wie vielen Koffern sind die bitte hierher gereist?// frage ich mich insgeheim.
 

„Wo kann ich das Zeug ablegen?“ frage ich den Schwarzhaarigen leise, da ich bemerkt habe, dass Seto auf dem Bett, mit seinem Laptop auf dem Schoß, sitzt und scheinbar schwer beschäftigt ist.
 

„Gleich hier neben der Kommode kannst du alles ablegen. Und die Tür da, führt ins Badezimmer.“ deutet er mir.
 

„Danke.“ erwidere ich dankbar.
 

Dann wage ich doch ein etwas lauteres „Hi.“ in Richtung Seto, nicht, dass er mich als unhöflich erachtet.
 

Er lässt allerdings nur ein „Mhm.“ ertönen und macht sich nicht mal die Mühe aufzusehen oder in seiner Bewegung innezuhalten.
 

//Man könnte echt meinen, er versucht hier etwas zu vertuschen. Mokuba, meinte, er würde sich darauf freuen, dass ich komme, aber der Schein, den er mir gerade vorgibt, sagt etwas Anderes aus. Na, wer weiß, ob Mokuba die Wahrheit gesprochen hat. Das wird sich sicher noch herausstellen. Jetzt geh´ ich erst mal duschen.//
 

Wie von Mokuba erlaubt, lege ich Decke und Polster neben die Kommode und marschiere mit dem Rucksack zu besagter Tür, auf die Mokuba gedeutet hat.
 

„Ich versuche, nicht allzu lange zu duschen.“ erwähne ich.
 

„Lass dir ruhig Zeit.“ meint Mokuba nur.
 

Da ertönt plötzlich Seto´s tiefe Stimme gezischt:
 

„Mokuba.“, während ich die Tür schließe.
 

Ich lausche noch etwas an der Tür.
 

„Was denn?“ kommt von Mokuba.
 

„Ich will auch noch etwas Zeit mit ihr verbringen.“ versucht er hörbar leise zu zischen.
 

„Seto. Du tust ja grad so, als würde sie das letzte Mal hier sein. Außerdem musst du sie ja nicht gleich nach den zwei Stunden wieder wegschicken.“
 

„Und, wenn sie aber nicht länger hierbleiben will? Vielleicht mag sie mich ja nicht.“ höre ich Seto verzweifelt klingen.
 

//Na, der hat Sorgen. So schnell wirst du mich bestimmt nicht freiwillig los.// grinse ich in mich hinein und beginne mich nun zu entkleiden.
 

Danach hole ich Duschgel und Shampoo aus dem Rucksack, stelle es auf die Ablage in der Dusche, stelle dann endlich die Brause an, regle die Wassertemperatur und stelle mich unter den Wasserstrahl, nachdem ich die Brause wieder in ihre Verankerung gehängt habe.
 

Den warmen angenehmen Wasserstrahl genieße ich sichtlich und vergesse beinahe die Zeit, da ich in Gedanken schwelge. Dann schaffe ich es doch noch, mich aus meinen Gedanken zu reißen und beginne mich mit dem Duschgel einzucremen. Nachdem ich dieses wieder ausgespült habe, nehme ich mir das Shampoo und gebe mir eine kleine Menge auf die Handfläche, die ich dann in mein Haar einmassiere und einshampooniere. Nachdem ich auch dieses wieder abgespült habe, lasse ich mich noch eine kurze Weile vom Wasserstrahl berieseln, ehe ich das Wasser abstelle und aus der Dusche steige.
 

Ich bediene mich eines Handtuchs aus dem Regal und beginne mich abzutrocknen. Bei den Haaren kämpfe ich, da sie einfach zu lang sind, als dass sie trocken werden. Dann entdecke ich meine Rettung. Ein Haarföhn. Aber zu meiner Schande bin ich noch nackt. Schnell krame ich im Rucksack nach frischer Wäsche und beginne mich anzukleiden. Danach öffne ich die Tür und frage:
 

„Darf ich euren Haarföhn benutzen?“
 

„Klar.“ kommt nur von Mokuba.
 

„Danke.“ sage ich und mache mich daran, meine Haare zu föhnen.
 

Nach zehn Minuten sind endlich meine Haare trocken, also bürste ich sie durch, bis sie wieder schön aussehen. Schnell binde ich meine Haare wieder mit einem Haargummi zusammen, zu einem Pferdeschwanz und parfümiere mich etwas ein. Für Seto will ich schließlich gut riechen, auch, wenn ich nicht weiß, für was für einen Duft er zu haben ist. Aber damals wurde ich in einem Drogerieladen beraten, welche Duftnote zu mir passt und daran halte ich mich eigentlich. Ich kann nur hoffen, dass er ihm trotzdem zusagt.
 

Zumindest bin ich jetzt fertig und betrachte mich noch einmal im Spiegel.
 

//Tja, besser krieg´ ich mein Aussehen nicht hin. Grade mal akzeptabel, aber was soll´s.//
 

Schnell packe ich meine Sachen wieder in den Rucksack und trete durch die Tür ins Zimmer.
 

Nun scheint es Seto sich nicht nehmen zu lassen, aufzusehen. Sofort schließt er seinen Laptop und stellt ihn auf das Nachttischchen. Seine Augen strahlen mich erfreut an. Mokuba sitzt vor dem Bildschirm und scheint gerade ein Videospiel zu spielen. Seto, der in der Mitte seines Bettes gesessen hat, rutscht an die Bettkante zu meiner nächsten und klopft neben sich, um mich aufzufordern, neben ihm Platz zu nehmen. Ich lächle ihn leicht an und setze mich neben ihn.
 

„Danke, dass ich hierbleiben darf.“ erwähne ich schüchtern und wage es irgendwie nicht, aufzusehen.
 

„Nicht der Rede wert.“ meint Seto nur.
 

//Gott, bin ich unsicher. Warum bin ich nur so schüchtern? Ich würde ihm so gerne so viel sagen, aber auch so viel fragen. Vor allem aber, würde ich gerne seine Hand nehmen, nur um seine Nähe zu spüren. … Ich weiß ja nicht mal, was ich mit ihm reden soll.//
 

„Wie alt bist du eigentlich?“ versucht er einen Beginn zu finden.
 

„17.“ antworte ich prompt.
 

//Gott, bin ich eine Quasseltante. Geht´s noch dünner? Dummerweise weiß ich ja schon das meiste von ihm, weshalb ich ihn nicht darüber ausfragen muss. … Allerdings erfährt er so auch, was ich schon alles über ihn weiß. Ob das so gut ist?//
 

„Und wann ist dein Geburtstag?“
 

Nun sehe ich ihn doch an und antworte:
 

„8. März.“
 

„Ein Fisch?“
 

Ich lächle und erwidere:
 

„Ja. … Und du bist Skorpion.“
 

Nun legt sich auch auf seine Lippen ein kleines Lächeln.
 

//Vielleicht gucke ich mal im Liebeshoroskop nach, ob wir überhaupt zusammenpassen? … Na, ja. Unser Gespräch entwickelt sich ja langsam, aber doch. … Was könnte ich ihn denn fragen, was ich noch nicht weiß? Das ist eigentlich viel, aber trauen, diese Dinge zu fragen, wäre vielleicht noch verfrüht. Wenn, dann sollten wir erstmal Vertrauen aufbauen. … Warum hab´ ich mich auch etwa fünfzig Zentimeter von ihm entfernt hingesetzt. Blöde Hemmschwelle.//
 

„Was hast du eigentlich für Hobbies?“ will er nun von mir wissen.
 

„Uh, das ist nicht wenig. … Also, da wäre Puzzeln, Malen nach Zahlen, Sticken, Radfahren, das hab ich aber schon länger nicht mehr gemacht, und Videospielen mit sämtlichen bekannten Spielekonsolen, sowie wie am PC. Ich schreibe auch Geschichten und lese gerne. Ich singe auch gerne und spiele ein wenig auf meinem Keyboard. Kann man aber nicht mit Klavierspielen vergleichen. Das beherrsche ich leider nicht.“
 

Obwohl ich die ganze Zeit seine Augen fixiert habe, bemerke ich erst jetzt, dass sich zwischen uns der Abstand rapide verringert hat.
 

//Seto, wird das ein Annäherungsversuch? … Ob ich es wagen sollte, zu fragen, ob er noch andere Hobbies hat, die sonst niemand kennt?//
 

„Und hast du noch andere Hobbies, außer denen, die der Öffentlichkeit bekannt sind?“ wage ich mich aufs Glatteis.
 

Seine Lippen verziehen sich zu einem Grinsen.
 

„Nett ausgedrückt.“, meint er, „Da gibt es in der Tat noch Hobbies von denen niemand etwas weiß.“
 

„Und verrätst du sie mir?“ frage ich ihn ganz lieb.
 

„Ich schwimme gern und spiele Klavier. Und was absolut niemand wissen soll, ich kann singen, tu´s aber nicht so gern vor anderen.“
 

//Süß.// schmelze ich leicht dahin.
 

„Mit mir gemeinsam würdest du auch nicht singen?“ frage ich ihn neugierig.
 

Nun wage ich es doch, meine Hand nach seiner auszustrecken, die er auf seinem Schoß liegen hat. Vorsichtig schiebe ich meine Hand an seine und verschränke unsere Finger miteinander. Diese Geste meinerseits scheint ihm Mut zu seiner Entscheidung zu geben. Es war ja schon ein großer Schritt, obwohl es ihm so peinlich ist, mir zu gestehen, dass er singen kann.
 

„Kannst du denn singen?“ will er wissen.
 

Ich nicke und füge an:
 

„Ja. Recht gut sogar.“, lächle ich ihn aufmunternd an, „Aber da ich schüchtern bin, wird es dauern, bis ich mich traue, in normaler Lautstärke zu singen.“
 

Da sein Blick unsere Hände fixiert hat, schwingt sein Kopf nun wieder zu mir und sieht mich verwundert an.
 

„Ich hab´ schon gemerkt, dass du eher schüchtern bist. Zeitweise kommst du aber so aus dir heraus, dass man das gar nicht mehr so mitbekommt.“
 

„Schon möglich. Das kommt auf meine Verfassung an, wie ich grade drauf bin.“
 

„Und wie bist du grade drauf?“
 

Meine Augen sind von seinen gefesselt und ich habe den Eindruck, dass er sich mir wieder langsam nähert.
 

„Ich …“ fange ich an und stocke.
 

//Ich werde ihm jetzt offen und ehrlich antworten, und ich will seine ehrliche Reaktion wissen.//
 

Also fahre ich prompt fort:
 

„… bin froh, dass ich hier sein darf. Hier … bei dir.“
 

„Das ist schön.“ höre ich noch leise von ihm, ehe meine Lippen von seinen versiegelt werden.
 

Ich löse unsere Hände voneinander und schlinge meine Arme um seinen Hals. Seine starken Arme legen sich nun auch um meinen Rücken und pressen mich an ihn. Da ich aber neben ihm sitze, bekomme ich ihn nicht genug zu spüren, erhebe mich leicht und platziere mich anders herum, auf seinem Schoß. Schon lässt er sich rückwärts ins Bett sinken und ich folge ihm. Er zieht sich anschließend etwas mehr aufs Bett Richtung Bettmitte und ich helfe etwas nach. Danach nutze ich die Gunst, um den Kuss zu vertiefen und öffne meinen Mund, um an seinen Lippen zu lecken, als mich prompt seine Zunge begrüßt.
 

//Da hatte wohl jemand gerade dieselbe Idee.// stelle ich gedanklich fest.
 

Und so spielen wir mit unseren Zungen.
 

Erst eine ganze Weile später lösen wir uns wieder voneinander und sehen uns in die Augen. Wenige Sekunden später erst, lächeln wir uns gegenseitig an, während ich mich mit meinen Ellbogen neben seinem Kopf abstütze.
 

//Ob wir beide nicht zusammen sein könnten?//
 

Zärtlich streiche ich ihm über die Haare bei seinen Schläfen und frage mich gleichzeitig, ob er sich einfach so von mir berühren lässt. Da er mich machen lässt, streiche ich ihm, hinter die Ohren vorbei, über seine Wange. Auch er hebt nun seinen Arm, streicht mit seiner Hand über meine rechte Schläfe nach hinten und ich spüre, dass er das Haargummi von meinen Haaren löst. Danach steckt er es mir in die rechte Hosentasche und streicht mit den Fingern durch mein offenes Haar.
 

//Gefallen ihm vielleicht meine Haare? … Ich hoffe inständig, dass ich zu ihm passe.//
 

Sein Lächeln wird eine Spur breiter, während er meine Haare nach vorne, über meine Schultern, streift. Sein nächster Griff landet bei meiner Brille, die er von meiner Nase nimmt und weich auf dem Polster, etwa einen Meter neben sich, bettet. Nun fährt er meine Wangenknochen nach, bis zu meiner Nase, danach abwärts zu meinem Kinn. Sanft streicht er mit seinem Daumen über meine Lippen, die für ihn so einladend zu wirken scheinen.
 

Meine Finger streichen gerade seine Kinnlinie entlang, als ich mich dazu entscheide, ihn noch einmal zu küssen. Sachte beuge ich mich zu ihm herunter und lege sanft meine Lippen auf seine. Doch ich löse mich nach einigen Sekunden wieder, was ihn murren lässt und mich zum Grinsen bringt, ich mich aber nur einige Millimeter von seinem Gesicht entfernt halte. Um seinem Willen nachzukommen, lege ich abermals meine Lippen auf seine, aber diesmal schicke ich sofort meine Zunge voran, um zwischen seine Lippen vorzudringen. Er versteht den Wink und öffnet seinen Mund einen Spalt breit, damit ich in seine Mundhöhle eindringen kann.
 

Ich schätze es in diesem Moment sehr, dass er keine weiteren Hintergedanken hegt, denn die Gefühle, die sich in mir breitmachen, sind viel zu schön, um sie zu verderben. Dennoch geht mir die Frage:
 

//Sind wir jetzt zusammen oder spielt er nur mit mir?// durch den Kopf.
 

Ich beschließe, erst mal abzuwarten.
 

Wir küssen uns immer noch, als könnten wir nicht genug voneinander bekommen, als wir plötzlich Mokuba´s Stimme vernehmen:
 

„Ist jetzt mal genug? Ist ja nicht zum Aushalten, wie ihr beide aneinanderklebt. Ich bin auch noch da und will beschäftigt werden.“
 

Mir läge da schon die perfekte Erwiderung auf der Zunge, deshalb löse ich mich schnell von Seto und lache lauthals, während ich mich rechts von Seto herunterrolle. Nur dummerweise können die beiden meinen Gedankengang nicht erahnen und sehen mich jetzt verständnislos an.
 

Nachdem ich mich endlich wieder beruhigt habe, spreche ich den Gedanken dann einfach aus:
 

„Na, dann such´ dir halt ´ne Freundin.“
 

Wieder beginne ich zu kichern, doch Seto prustet neben mir jetzt ebenso los und kann sich nicht halten. Mokuba sieht uns nur bedröppelt, mit offenstehendem Mund, an. Aber, erst jetzt, während ich mich wieder vollends beruhige, wird mir klar, was ich da eigentlich gesagt habe. Denn meine Aussage klingt danach, als wäre Seto mein fester Freund.
 

//Ob er sich der Aussage bewusst ist? Und würde es ihm überhaupt gefallen, wenn ich ihn als meinen Freund sehe? Er hat ja schließlich nichts dergleichen gesagt.//
 

Ich lächle ihn weiter an, während er damit kämpft, sich wieder in Griff zu bekommen.
 

Als Seto sich wieder beruhigt hat, meint er:
 

„Der war gut. … Mokuba, mach´ den Mund wieder zu, sonst fliegen noch Fliegen rein.“ und wieder muss ich kichern, während Seto nur grinst.
 

Mokuba allerdings, scheint diese Meldung nicht so gut gefallen zu haben und beschwert sich:
 

„Du bist gemein, Seto.“
 

Dieser verdreht die Augen und will wissen:
 

„Was sollten wir denn sonst tun?“
 

„Na, ihr könntet mit mir Videospielen. Nur ein Spiel. Bitte!“
 

Seto blickt mich fragend an, ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr und seufze resignierend.
 

„Na, von mir aus, geht´s in Ordnung.“ zucke ich mit den Schultern.
 

„Na, schön. Aber wirklich nur ein Spiel. Unser Gast kann schließlich nicht ewig hierbleiben.“
 

//Unser Gast. Na, toll. Bin ich wirklich nur ein Gast für ihn? … Was habe ich eigentlich erwartet?//
 

Wieder seufze ich, aber diesmal betrübt. Denn eben ist mir die Lust am Spielen wieder vergangen, würde ich mich jetzt doch lieber irgendwohin verkriechen und schmollen.
 

Seto erhebt sich vom Bett, während Mokuba schon mal das Spiel wechselt, damit wir zu dritt spielen können und ich beobachte, wie sich Seto rechts neben Mokuba setzt.
 

//Na, toll. Damit ich gut genug zum Bildschirm blicken kann, muss ich mich jetzt auch neben Mokuba setzen. Das hat der doch geplant, dass wir voneinander getrennt sitzen müssen. Aber wer weiß, ob es Seto überhaupt recht wäre, wenn ich neben ihm sitze.//
 

Ich schnappe mir wieder meine Brille, setzte sie mir auf, erhebe mich nun ebenfalls vom Bett und bleibe unschlüssig hinter beiden stehen. Erst eine Minute später bemerkt Seto, dass ich unschlüssig stehen geblieben bin, während ich betrübt bei Mokuba´s Tun zusehe, der dabei ist, einen dritten Regler vom Kabel zu entwirren und an die Konsole anzuschließen.
 

„Olivia. Wenn du keine wilde Reglerin bist, kannst du dich, wenn du willst, zwischen meine Beine setzen.“
 

Sofort strahlen meine Augen ihn an, nicke und mache es mir zwischen seinen Beinen bequem. Mokuba verdreht die Augen, sagt aber nichts, schließlich sind wir ja seinem Willen nachgekommen. Scheinbar wollte er wirklich vermeiden, dass wir wieder beieinander kleben. Nur leider will ich aber bei Seto sein, einfach nur seine Nähe spüren.
 

//Ob er auch meine Gegenwart genießt und mich in seiner Nähe haben will? Wenn ich mich doch nur trauen würde, ihm solche empfindlichen Fragen zu stellen. Dazu weiß ich aber leider nicht, was er in mir sieht. Was bin ich in seinen Augen? Eins will ich ganz bestimmt nicht sein. Ein Spielball, den man nur holt, wenn man ihn braucht und ihn dann wieder ablegt, wenn er langweilig wird. … Es wird ohnehin lang genug dauern, bis er mir sein Vertrauen schenken wird. Aber ich denke, er ist es wert, dass man Zeit in ihn investiert. Hoffe ich zumindest. … Ich hoffe wirklich, dass mein Gefühl mich, beim ersten Kuss, nicht getäuscht hat und er wirklich mein Seelenverwandter ist. Bedeutet das nicht auch, dass wir eigentlich perfekt harmonieren sollten? Zwei Teile, die nur perfekt sind, wenn sie zusammen sind? Dumme Beschreibung.//
 

Plötzlich werde ich aus meinen Gedanken gerissen, als Seto und mir jeweils ein Regler in die Hand gedrückt und das Spiel gestartet wird. Wie Seto zugesichert, habe ich ein ruhiges Verhalten beim Steuern des Reglers. Mit der Zeit schmiege ich mich auch etwas mehr an Seto, bin aber deshalb nicht leichter unterzukriegen. Beide sind erstaunt, wie gut ich mit dem Regler umgehen kann.
 

„Du bist das erste Mädchen, das ich kenne, dass Videospiele spielt.“ kommt nach einer Weile von Mokuba.
 

Ich zucke allerdings nur mit den Schultern.
 

„Und wie hast du gelernt, so gut zu spielen?“ will Mokuba jetzt wissen.
 

Ich grinse:
 

„Ich spiele oft mit meinem Bruder.“
 

„Du hast einen Bruder? Wie alt ist der?“ fragt nun Seto neugierig.
 

„Sein Name ist Manuel und er ist eineinhalb Jahre jünger als ich. Also derzeit noch 15. Er hat ja erst am 3. Oktober Geburtstag.“ erkläre ich nebensächlich.
 

„Darf ich fragen, aus welchem Land du kommst?“ kommt die alles entscheidende Frage.
 

//Verdammt. Wieso muss er mich daran erinnern, dass ich in einer Woche schon wieder nach Hause fahren muss. Wer weiß, ob ich ihn jemals wiedersehen werde.//
 

Ich seufze und antworte:
 

„Hier, aus Österreich. Genauer gesagt, aus Niederösterreich.“
 

Seto haucht ein leises:
 

„Oh!“ und schließt verzweifelt seine Augen.
 

Dann stelle ich eine weitere entscheidende Frage:
 

„Wie lange bleibt ihr denn noch hier?“
 

Seto schluckt hörbar hinter mir und antwortet mit hörbar belegter Stimme:
 

„Zwei Wochen.“ und ich senke betrübt meinen Blick.
 

„Und du?“ fügt Seto verzögert an.
 

„Eine Woche.“ antworte ich hörbar betrübt.
 

//Hm, … Im Prinzip könnte ich meinen Papa ja fragen, ob ich noch eine Woche länger bleiben darf. Aber wie ich ihn kenne, will er mich nicht die eine Woche alleine hierlassen, weil die Tatjana sicher in einer Woche heimfahren wird.//
 

„Vielleicht könnte ich meinen Papa überreden, dass ich noch eine Woche länger bleiben darf.“ schlage ich vor und Seto´s Augen weiten sich für einen Moment.
 

//Wenn ihm jetzt nicht klar ist, wie viel es mir bedeutet, Zeit mit ihm verbringen zu können, dann weiß ich auch nicht. … Ich weiß, wir sind uns erst gestern nähergekommen, aber ich will einfach in einer Woche noch nicht nach Hause fahren. Ich will die Zeit ausnutzen, die uns gemeinsam bleibt.//
 

„Willst du das wirklich?“ fragt Seto nun nach.
 

„Warum sollte ich das nicht wollen? Zuhause erwartet mich doch nichts Aufregendes. … Und die Sommerferien wollen sinnvoll genutzt werden.“ klinge ich leicht vorwurfsvoll.
 

//Na, toll. Ich hab´ vergessen, dass es ihm vielleicht nicht recht sein könnte, wenn ich ihm eine Woche länger auf die Nerven gehe. Er will mich wohl doch nicht bei sich haben. Echt toll.//
 

Deprimiert senke ich meinen Blick.
 

//Mein Herz ist schon so lange auf der Suche nach ihm, aber er war für mich immer unerreichbar. Jetzt ist er erreichbar, aber er will mich nicht. Zugegeben, warum sollte er auch gerade mich wollen? Ich bin nicht mal sonderlich hübsch und trage eine Brille. Gut, er trägt auch eine Brille, aber ihm passt sie wenigstens, auch wenn es nur eine Lesebrille ist.//
 

„So hab´ ich das nicht gemeint. … Du würdest wirklich … mehr Zeit … mit mir verbringen wollen?“ wirft Seto beleidigt und unsicher ein, aber auch sichtlich neugierig.
 

„Ja. Warum denn nicht? … Ich … bin gerne bei dir.“ antworte ich vorsichtig.
 

//Ich weiß, es ist vielleicht verfrüht, so etwas zu sagen, aber es entspricht der Wahrheit. Ich würde diese Zeit für nichts Besseres auf der Welt eintauschen wollen. Dafür ist mir die Zeit mit Seto einfach zu wertvoll.//
 

„Aber, wenn du nicht willst, dass ich länger bleibe …“ sage ich kurz darauf, aber er unterbricht mich sofort:
 

„Das hab´ ich nicht gesagt. … Ich freue mich darüber, wenn du länger bleiben würdest. Wirklich.“ und, obwohl er noch immer den Regler in seiner Hand hält, drückt er mich fest an sich. Dann unterbricht uns Mokuba:
 

„Ich dachte, wir wollten spielen.“
 

„Sicher, Mokuba.“ richtet Seto sich an seinen Bruder, gibt mir aber dennoch einen kurzen Kuss auf meine Lippen, ehe wir dem Spiel weiter folgen.
 

Nach zwei Stunden - solange hatten wir eigentlich nicht geplant, zu spielen - haben wir die Spielrunde beendet und ich werfe zufällig einen Blick auf meine Armbanduhr. Mich trifft fast der Schlag, als ich feststelle, dass es nach Mittag ist. Auch Seto wirft einen Blick auf seine Armbanduhr, als er meint:
 

„Wir sollten Essen gehen. Du hast doch sicher schon Hunger, nicht wahr, Mokuba?“
 

„Au, ja.“ kommt von diesem erfreut, als Seto mich auch schon fragt:
 

„Olivia, magst du mit uns Essen gehen?“
 

„Gerne. … Aber zuvor sollte ich meiner Freundin mitteilen, wo ich bin, ehe sie einen Suchtrupp losschickt.“
 

„Was willst du ihr eigentlich sagen, wo du bist?“ will Seto jetzt besorgt wissen, scheinbar, da er nicht weiß, wie viel ich ihr preisgeben will.
 

Also beruhige ich ihn:
 

„Ich werde ihr einfach sagen, dass ich bei meinem neuen Freund bin.“ und grinse ihn an.
 

Seine Augen funkeln kurz amüsiert auf, bis man ihnen die Freude und das Glück ansehen kann, was sich meiner Meinung nach, verwunderlich auf mich wirkt.
 

„Tu das.“ bestätigt mich Seto nur.
 

Jetzt bin ich verwirrt.
 

„Das macht dir … nichts aus? … Dir ist aber schon klar, dass Tatjana dich kennen lernen will, wenn ich ihr das sage?“
 

Kurz scheint er zu überlegen und meint dann:
 

„Ist sie denn vertrauenswürdig? … Ich meine, kann sie es für sich behalten?“
 

„Wenn ich sie ausdrücklich darum bitte, sicher.“ erwidere ich.

„Falls sie den Schock jemals überleben sollte.“, füge ich grinsend hinzu, „Sie zählt nämlich wirklich zu der Kategorie Fan.“
 

Grinsend schüttelt er seinen Kopf.
 

„Dann solltest du jetzt wirklich gehen, ehe sie tatsächlich noch einen Suchtrupp losschickt.“ meint er dann.
 

Ich nicke, löse mich von ihm, erhebe mich, gehe auf meine Sachen zu und schnappe mir alles.
 

„Ähm, … Seto, könntest du mir bitte die Tür aufhalten? Ich hab´ irgendwie keine Hand mehr frei.“ lächle ich ihn verlegen an, da er mir nachgesehen hat.
 

„Sicher.“ sagt er kurzangebunden, erhebt sich vom Boden, kommt auf mich zu und öffnet mir die Tür.
 

Dennoch lässt er mich nicht gehen, ehe er mir noch einen Kuss gegeben hat, den ich mit Freuden erwidere.
 

Nachdem er sich von mir wieder gelöst hat, flüstere ich nur noch:
 

„Bis gleich.“ und husche schräg zwei Türen weiter.
 

Als ich kurz einen Blick zurückwerfe, blickt er mir immer noch nach, doch als jemand in den Flur tritt, nickt er mir kurz zu und schließt schnell die Tür.
 

Ich atme tief durch und klopfe dann mit meinem Fuß gegen die Tür, damit mir Tatjana die Tür öffnet. Da jedoch niemand die Tür öffnet, versuche ich mit meinem Ellbogen die Türklinke zu betätigen, was mir mehr schlecht als recht gelingt.
 

Endlich im Zimmer angekommen, lasse ich die Sachen auf mein Bett fallen. Ich mache das Bett und räume dann meine Schmutzwäsche heraus und Wechselkleidung wieder ein, für den Notfall. Dann wird mir allerdings erst klar, dass ich meine Duschsachen, bei Seto im Badezimmer vergessen habe.
 

//Na, toll. Hoffentlich denke ich nachher daran.//
 

Ich gehe nun selbst ins Badezimmer und putze mir die Zähne. Die Zahnputzsachen packe ich mir dann ebenfalls in den Rucksack. Man kann schließlich nie wissen. Danach mache ich mich daran, der Tatjana eine Nachricht dazulassen, und beginne zu schreiben:
 

„Liebe Tatjana. Da du die Absicht hattest mit deinem Freund hier zu übernachten, war ich ja gezwungen, im Aufenthaltsraum zu schlafen. Zu meinem Glück hat mich der Bruder meines neuen Freundes aufgegabelt und mich zu sich ins Zimmer genommen. Ich gehe jetzt mit ihnen auch Essen. Mach dir keine Sorgen, bin bald zurück. …“
 

Doch ehe ich fertigschreiben kann, kommt Tatjana zur Tür herein.
 

„Mensch, Olivia. Wo warst du die ganze Zeit. Ich hab´ mir Sorgen gemacht. Dein Vater hätte mich umgebracht, wenn dir was passiert wäre. Und ich hätte mir das niemals verzeihen können.“
 

„Hey, krieg´ dich wieder ein. Ich wollt´ dir grad ´ne Nachricht schreiben. … Hier.“ und drücke ihr den Zettel in die Hand.
 

„Ich muss los. Also, bis später.“ sage ich ihr nur mehr und will mich schon vertschüssen, als sie mich aufhält.
 

„Hier geblieben. Was heißt hier, du musst los? Wohin?“
 

„Na, ich geh´ essen mit meinem Freund und dessen Bruder. Was soll das schon heißen?“ frage ich sie vorwurfsvoll.
 

„Du hast einen Freund? Seit wann denn das?“ will sie wissen.
 

„Ich hab´ dir gestern doch beiläufig gesagt, dass ich gestern einen Jungen getroffen habe, mit dem ich mich geküsst habe.“
 

„Also war das dein ernst? Du hast dir echt einen Jungen geangelt? Mensch, Olivia, ich freu mich ja so für dich. Dann können wir ja zu viert mal was machen.“
 

„Das muss noch warten. Jetzt bin ich erstmal zum Essen verabredet.“
 

„Natürlich. Geh´ und hab´ viel Spaß.“
 

„Danke, bis später.“
 

„Ja, bis später.“
 

Und schon mache ich mich mit geschultertem Rucksack aus dem Zimmer davon. Erleichtert atme ich auf.
 

//Sie hat´s mal echt leicht weggesteckt, dass ich einen Freund habe. Ob sie auch so leicht wegsteckt, dass mein Freund ausgerechnet Seto Kaiba ist? … Puh! Da kommt noch etwas auf mich zu.//
 

Kurz klopfe ich an die Zimmertür von Seto und Mokuba und schon wird erwartungsvoll die Tür aufgerissen. Ich trete lächelnd ein und frage, nach dem Schließen der Tür hinter mir und meinem Begrüßungskuss:
 

„Also, was hattet ihr euch vorgestellt?“
 

~~~~~
 

Gegen Nachmittag wieder in der Herberge zurück, – wir hatten wirklich ein ausgesprochen gutes Essen, zu dem Seto mich eingeladen hatte und ich mich mit einem sehr intensiven Kuss bedankt habe, wobei Mokuba sich beschwert hatte, dass Minderjährige anwesend wären, weil wir uns gar auffressen würden. Ich hatte dazu nur gemeint, dass ich das doch gar nicht täte, weil ich seinen Bruder dann doch nicht mehr abschlecken könnte. Das hatte uns alle dann zum Lachen gebracht. – verabschiede ich mich in Seto´s Zimmer noch ausgiebig von ihm, weil sie noch etwas erledigen wollten und ich dabei leider nicht mitkommen kann. Daher gehe ich eben bereits zurück ins Zimmer.
 

Im Zimmer bin ich dann alleine.
 

//Tatjana ist sicher bei ihrem neuen Freund Andreas. Und was mache ich jetzt? Na, ja, … vielleicht lese ich ja im Buch weiter.//
 

Daher mache ich es mir auf meinem Bett bequem, schlage das Buch auf und beginne zu lesen. Doch bereits nach einigen Zeilen wird mir langweilig.
 

//Wann haben sie gesagt, kommen sie wieder zurück? In zwei Stunden? Das dauert aber noch so lange, bis sie wieder da sind. Mir ist so langweilig. … Und ich vermisse Seto. Ich brauch´ Ablenkung, verdammt. … Vielleicht geh´ ich mal selbst in die Stadt und sehe mich etwas um? … Keine schlechte Idee.//
 

So packe ich mich zusammen und verlasse die Herberge mit meinem Rucksack.
 

~~ Fortsetzung folgt ~~



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück