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Durchgeknallte Traumsequenzen

(was mein Hirn alles so fabriziert?)
von

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Traum 17 (Dimensionsportal (Realität trifft auf Anime))

Es ist Winter, nur wenige Tage vor Weihnachten, und die Temperaturen sind recht kalt für diese Jahreszeit. Ich stehe an einem Geländer lehnend, auf einem Christkindlmarkt, der Boden ist mit Schnee bedeckt, wartend auf meinen Partner mit unseren zwei Kindern und meiner Mutter, als mich eine Person anspricht.
 

„Entschuldigung, aber könnten Sie mir bitte die Uhrzeit verraten? Meine Uhr ist kaputtgegangen.“ fragt mich eine männliche Stimme, die mir vertraut klingt.
 

Mein Blick ist nach unten gerichtet, als die Person mir bereits die Hand auffällig ins Blickfeld hält und auf die Armbanduhr klopft. Mir kommt sofort in den Sinn:
 

//Diese Hand kommt mir aber verdächtig bekannt vor.//
 

Ich berühre vorsichtig diese Hand und betrachte sie näher. Die Finger sind dünn und lang und sehen doch sehr gepflegt aus. Die Hand selbst ist auch recht groß. Ich kann mir nicht helfen, aber diese Hand sieht der von Seto Kaiba so ähnlich, dass ich glaube, an meinem Verstand zweifeln zu müssen. Es ist nämlich völlig unmöglich, dass diese Hand Seto Kaiba gehört. Er ist nur gezeichnet und existiert schließlich gar nicht.
 

Ich werfe auch zufällig einen Blick auf die angeblich kaputte Armbanduhr und stelle fest, dass diese keineswegs kaputt ist.
 

//Das ist unmöglich. Das wäre doch mehr, als verrückt. Nein, das kann nicht die Hand von Seto Kaiba sein. Ihn gibt es doch gar nicht real. Und doch hat sie diese verdammte Ähnlichkeit, mit der von Seto Kaiba. Jetzt will ich es aber genau wissen.//
 

Ich blicke ganz langsam und vorsichtig auf, drehe mich aber zuerst nach rechts, sodass der Besitzer dieser Hand hinter mir steht. Fünf Personen stehen mit Abstand aufgereiht, um mich herum. Sie alle tragen braune Roben und Kapuzen auf ihren Köpfen.
 

Ich führe meinen Kopf im Uhrzeigersinn, während ich die Augen jedes Einzelnen betrachte. Als ich mir ihre Gesichter der Reihe nach ansehe, blicken sie extra zu mir, damit ich sie besser erkennen kann. Ich zähle schockiert auf:
 

„Yugi, … Joey, … Tea, … Tristan, … Mokuba, …“
 

Ich wage es kaum, meinen Kopf zu heben, als ich bei Seto angekommen bin, aber ich tu´s trotzdem, weil ich es unbedingt wissen will, ob er es wirklich ist. … Ich hebe also langsam meinen Kopf und blicke in seine blauen Augen, mir entweicht:
 

„Seto.“ und mir wird, aus Schock, schwarz vor Augen, ehe ich den Boden unter meinen Füßen verliere.
 

~~~
 

Ich komme wieder zu mir, lasse aber meine Augen noch geschlossen. Aus meiner Position heraus, entnehme ich, dass ich auf einer Couch liegen muss. Ich vernehme auch Stimmengewirr, das langsam immer deutlicher wird, bis es unterbrochen wird.
 

„Ruhe! … Einer, nach dem anderen.“ erklingt herrisch Seto´s Stimme.
 

//Das gibt´s nicht. Das ist eindeutig die Stimme von Seto Kaiba. Das geht aber doch gar nicht. Er ist doch ein Animecharakter. Nicht echt. Nicht existent.//
 

„Also, Kaiba, was schlägst du vor, was wir jetzt mit ihr machen sollen?“ höre ich Yugi´s besorgte Stimme.
 

„Ich werde jetzt erst mal sehen, was das Glöckchen von ihr hält.“
 

Als ich bemerke, dass Schritte auf mich zukommen, lausche ich angespannt, wage es aber nicht, meine Augen zu öffnen.
 

//Das muss ein Traum sein. Wenn ich meine Augen öffne, sind sie nicht wirklich da.//
 

Gerade, als er meine Hand nimmt, öffne ich vorsichtig meine Augen einen Spalt. Ich blicke direkt auf meine Handfläche, die Seto öffnet und ein silbernes Glöckchen hineinlegt. Grünlicher Rauch steigt aus dem Glöckchen.
 

//Was ist das? Was soll das Ganze?//
 

Ruckartig und ziemlich rasch folgt jetzt meine Reaktion. Ich umschließe das Glöckchen mit der rechten Hand und mit dem anderen Arm schwenke ich Richtung Wand, um sie von mir zu schubsen. Wider Erwarten hängen sie jedoch an der Wand und können sich nicht mehr bewegen. Ich sehe in ihre erschrockenen und entsetzten Gesichter. Yugi, Joey, Tea, Tristan und Seto.
 

Verwundert blicke ich auf meinen Arm, dann sehe ich mir das Glöckchen noch einmal genauer an. Ich sehe mich um.
 

//Fehlt nur noch Mokuba. Der war vorhin, bevor ich in Ohnmacht gefallen bin, auch da. Na, egal. Weit wird er vermutlich nicht sein. Vielleicht ist es auch besser so, dass er gerade nicht da ist.//
 

Noch immer habe ich kein Wort gesagt. Ich fasse es immer noch nicht. Die Yu-Gi-Oh!-Clique direkt vor meinen Augen.
 

//Das ist einfach unglaublich. Träume ich? Oder sind sie wirklich echt.//
 

Ich gehe nun vor ihnen auf und ab und erkundige mich mal mit einem ernsten Tonfall und Gesichtsausdruck:
 

„Ich versteh´ das nicht. … Wie ist das möglich? … Ich mein, ihr seid gezeichnet. Ihr seid nicht real. Und doch seid ihr hier.“
 

Ich bleibe stehen und sehe ihnen nacheinander in die Augen.
 

Alle Fünf senken den Kopf und wenden mir so ihren Blick ab.
 

//Na, toll. Jetzt schweigen sie mich auch noch an. Was soll das Ganze?//
 

Nach einer Minute Schweigen, frage ich also:
 

„Ok. … Andere Frage. Wieso bin ich hier?“
 

Ich hab´ schließlich festgestellt, dass ich in einer Hütte sein muss, wo immer das sein mag. Ich füge auch gleich an:
 

„Und was hat es mit diesem Glöckchen auf sich?“
 

„Wir … sind … auf der Suche … nach einem Mädchen.“ kommt eingeschüchtert von Yugi gestottert.
 

Ich sehe ihn skeptisch an. Und wenn ich gekonnt hätte, hätte ich jetzt in typischer Kaiba-Manier eine Augenbraue gehoben.
 

„Wir suchen ein bestimmtes Mädchen.“ kommt trotzig von Joey, der meinen Blick fixiert hält.
 

„Und dieses … ‚Mädchen‘ … soll ich sein?“ frage ich die Fünf.
 

„Wie es scheint.“ klingt die Antwort eher fragend aus Seto´s Mund.
 

Ich wende meinen Blick ihm zu, nachdem ich einen kurzen Blick auf das Glöckchen geworfen habe.
 

//Das Glöckchen hat doch vorhin grünen Rauch ausgespuckt. Ob das der Grund ist, warum die Fünf jetzt an der Wand kleben? Habe ich das bewirkt? … Genial. Ich wollte schon immer mal so was können. … Ob eine weitere Armbewegung reicht, um sie wieder von der Wand zu kratzen?//
 

Ich kichere bei dem Gedanken.
 

//Von der Wand kratzen. Das klingt lustig. … Ich bin aber abgeschweift. Jetzt will ich aber mal wissen, warum sie nach mir gesucht haben.//
 

„Da ihr mich ja nun gefunden habt, … wieso habt ihr mich eigentlich gesucht?“ will ich nun wissen.
 

„Unsere Welt steht in Flammen.“ kommt nun leise von Tea, sodass ich es gerade noch verstehen kann.
 

//Habe ich gerade richtig gehört? Ich muss mich vergewissern, ob ich nicht doch einen Hörschaden habe.//
 

„Wie war das, bitte?“ frage ich daher nach.
 

„Unsere Welt steht in Flammen und absolut nichts vermag es, das Feuer zu löschen.“ wiederholt Tristan für Tea etwas lauter mit einem Zusatz, mit dem ich nicht gerechnet hab´.
 

„Hm.“ gebe ich nachdenklich von mir.
 

//Das ist natürlich schlimm. Ich hab´ auch gar keine Ahnung, ob sich das irgendwie auf die Serie selbst auswirkt. Vor allem weiß ich so auch gar nicht, ob ich überhaupt eine Möglichkeit habe, in ihrer Welt zu bleiben. Das heißt, ich muss verhindern, dass ihre Welt abbrennt. Aber wie soll man das denn aufhalten, wenn sie behaupten, dass nichts das Feuer löschen kann?//
 

„Und was genau hat das jetzt mit mir zu tun? Ich mein, ich werde genauso wenig in der Lage sein, das Feuer zu löschen. Wie stellt ihr euch das bitte vor?“
 

„In dem Glöckchen war Magie, die auf dich übergegangen ist.“, kommt schüchtern von Yugi, „Mit dieser Magie kann man das Feuer löschen.“
 

„Hm, … verstehe.“ überlege ich laut und senke meinen Blick.
 

//Es ist noch immer unfassbar für mich. Vor mir an der Wand hängen Yugi, Joey, Tea, Tristan und Seto Kaiba. Ich hab´ so lange davon geträumt, ihnen mal persönlich zu begegnen. Vor allem aber Seto. Ich bin schließlich schon über 8 Jahre in ihn heimlich verliebt. Es ist, als wäre ein Traum in Erfüllung gegangen. Er ist hier, direkt vor mir. Und so lebensecht. Aber ich darf mich jetzt nicht von meinen Gefühlen beeinflussen lassen. Er kennt mich schließlich nicht und wird für mich wahrscheinlich auch nie etwas übrighaben. Außerdem bin ich viel zu alt für ihn. Schade eigentlich. Aber mehr habe ich mir auch nie erhofft. Ich kann schon froh sein, ihm überhaupt mal gegenüber zu stehen.//
 

Vorsichtig beginne ich, Seto zu mustern. //So groß ist er eigentlich gar nicht. Vielleicht gerade einen ganzen Kopf größer als ich. Und er sieht wirklich sehr dürr aus. Sie alle wirken wirklich dürr. Ist das normal in ihrer Welt? Hm.//
 

Ich drehe ihnen den Rücken zu und überlege.
 

//Wie kommen sie eigentlich ausgerechnet auf mich? Wieso haben sie nicht einfach jemand anderem die Magie überlassen? Es hätte doch gereicht, wenn sie sich jemand von ihnen selbst einverleibt hätte.//
 

Ich wende mich ihnen wieder zu und frage:
 

„Warum braucht ihr mich? Ich mein, warum hat nicht jemand von euch die Magie in sich aufgenommen?“
 

„Weil das so nicht funktioniert.“ zischt Seto.
 

Er scheint mir schon etwas aufgebracht. Ich merke auch jetzt erst, dass sie sich zu bewegen versuchen. Anscheinend ist ihre momentane Position nicht sehr angenehm und ihre Gelenke beginnen zu schmerzen.
 

„Lass uns endlich wieder runter.“ zischt Seto weiter.
 

Ich beginne fies zu Grinsen und gehe auf ihn zu.
 

„Sag ‚bitte‘.“ fordere ich ihn auf.
 

Daraufhin beginnen die Anderen auch schon zu fragen:
 

„Lässt du uns bitte runter?“
 

Ich mache eine Armbewegung und die Vier landen auf ihren Füßen. Sofort beginnen sie sich ausgiebig zu strecken.
 

„Danke. … Ah, ich dachte meine Glieder schlafen schon ein.“ höre ich von Joey.
 

Die anderen nicken ihm zustimmend zu und bedanken sich artig bei mir.
 

„Und was ist mit mir?“ fragt mich Seto aufgebracht.
 

„Du hast noch nicht ‚bitte‘ gesagt.“ erkläre ich ihm ernst.
 

„Darauf kannst du lange warten.“ meint er ernst und versucht mich mit seinen Augen zu erdolchen. Ich nähere mich seinem Gesicht etwas näher an, aber dennoch trennen uns zehn Zentimeter voneinander, wobei seine Füße beinah den Boden berühren.
 

„Ich habe Zeit. Ich kann warten.“ erkläre ich ihm fies grinsend.
 

Wütend zerrt er an seinen Gelenken, die die Magie an der Wand festhält.
 

//Wie es scheint, werde ich mich auf etwas gefasst machen müssen, sobald er frei ist. Ich habe das dumpfe Gefühl, dass er mich umbringen wird, sobald das der Fall sein wird. Dabei verlange ich doch nichts Weltbewegendes von ihm. Ich will doch nur ein ‚Bitte‘ hören.//
 

Ich nähere mich ihm nun so weit an, dass er meinen Atem an seinen Lippen spüren können sollte und sage: „Was ist bitte so schwer daran, das Wort ‚Bitte‘ auszusprechen? Es ist nur ein einziges kleines bedeutungsvolles Wörtchen. Ein Wort, das dir sofort die Freiheit bescheren könnte.“, während ich ihm tief in die Augen blicke.
 

„Du weißt wohl nicht, mit wem du sprichst. Ich bin …“ fährt er mich an, allerdings unterbreche ich ihn wütend: „Ich weiß sehr wohl wer du bist. Nur tut dies nichts zur Sache. Sag ‚bitte‘ und du bist frei.“
 

//Seto bringt mich hier echt noch um den Verstand. Wie kann man nur so stur sein? Ich würde ihn sofort von der Wand befreien, wenn er ‚Bitte‘ sagen würde. Was ist bitte so schwer, dieses eine Wort über die Lippen zu bringen? Er treibt mich hier echt zur Weißglut.//
 

Wir starren uns nun gegenseitig in die Augen und tragen seltsamerweise ein stummes Duell aus. Ich schaffe es auch irgendwie, die Augen offen zu halten, ohne zu zwinkern. Doch aus unerfindlichen Gründen schaffe ich es nicht lange, auf ihn wütend zu sein, bis mir seine Nähe gewahr wird. Mir wird auf der Stelle heiß, ich werde nervös und rucke schlussendlich zurück vor ihm.
 

//Das war viel zu nah. Wann bin ich denn so nah an ihn herangetreten? Hab´ ich gar nicht mitbekommen.//
 

Sein Blick ist mir allerdings gefolgt und nun runzelt er die Stirn. Kein Wunder, ich habe mich recht ruckartig von ihm entfernt.
 

Dann kommt auch noch ausgerechnet Mokuba zur Tür rein und trägt Holzscheite zum Heizofen, der sich im Eck an der Wand neben der Türe befindet. Noch hat er die Situation nicht mitbekommen. Dennoch könnte es passieren, dass die Situation eskaliert, wenn sich jetzt Mokuba einmischt. Das könnte ein Problem für mich darstellen.
 

Ich beobachte Mokuba noch kurz, dann wende ich mich wieder Seto zu. Er hat den Kopf gesenkt.
 

//Was ist jetzt los? Was hat er? Irgendwie tut er mir ja leid. Jetzt hängt er schon ziemlich lange an der Wand. Das kann ja gar nicht angenehm sein. Ich hoffe, dass er mir nicht gleich an den Kragen springt, sollte ich mich dazu entscheiden, ihn von der Wand zu lösen.//
 

Fast schüchtern frage ich ihn:
 

„Hast du Schmerzen?“
 

Er reagiert allerdings nicht darauf. Vorsichtig wage ich mich wieder etwas näher an ihn und greife zaghaft nach seinem Kinn, um es anzuheben, damit er mir wieder in die Augen sehen kann.
 

//Er sieht erschöpft aus.//
 

„Seto, … ich hab´ wirklich nichts gegen dich persönlich. Nur, warum schaffst du es nicht, über deinen Schatten zu springen und mich darum zu bitten, dass ich dich von der Wand erlöse? Es ist doch nur ein Wort, das ich von dir hören will. Das ist doch nicht so schwer. Es ist ein Wort, wie jedes andere.“
 

Das hat jetzt vielleicht etwas zu mitleidig geklungen, was ich ihm zugeflüstert habe. Aber ich kann ihn echt nicht länger so sehen. Er tut mir immer mehr leid.
 

//Seto, warum tust du dir das selbst an?//
 

Ehe ich mich versehe, habe ich meine Stirn an seinen Oberkörper angelehnt.
 

//Er bringt mich echt zur Verzweiflung. Warum ist er so? Gut, ich weiß, warum er so ist, aber warum tut er das?//
 

Ich hebe wieder meinen Kopf und ein eisiger Blick trifft mich.
 

//Er ist also immer noch nicht bereit, sich geschlagen zu geben.//
 

„Seto! … Lass ihn sofort runter! Was soll das?“ beschwert sich Mokuba.
 

//Da haben wir den Salat.//
 

„Mokuba, bleib´ da. Das ist gerade sehr spannend.“ höre ich da Joey sagen, ehe ich mich umdrehen kann.
 

Jetzt hätte ich abermals eine Braue gehoben, wenn ich es könnte. Dann kann ich es aber nicht verhindern, dass ich kurz zu kichern beginne.
 

//Ja, diese Situation ist mehr als lächerlich. Und die anderen scheinen alles gespannt zu verfolgen und sogar amüsant zu finden. Wenigstens jemand der seinen Spaß daran hat, aber mir gefällt die Situation dennoch nicht.//
 

„Seto.“, werde ich jetzt schon um einiges energischer, „Wie lange willst du noch an dieser Wand hängen bleiben? Hm?“
 

„Dann lass´ mich doch einfach runter.“ zischt er mir entgegen.
 

„Seto, … ich hab´ dir schon einmal gesagt, dass du ‚Bitte‘ sagen sollst. Ich lasse mir nämlich nichts befehlen.“ fauche ich ihm zurück.
 

Jetzt werde ich wirklich schon wieder wütend. Er schafft es doch tatsächlich, dass er mich wieder zur Weißglut treibt.
 

„Wie lange hängt mein Bruder da schon an der Wand?“ höre ich Mokuba fragen.
 

„20 Minuten. Er ist echt stur und gibt nicht klein bei.“ kommt von Tea leise erwidert.
 

//20 Minuten schon? Mich würde nicht wundern, wenn er danach ordentlich Rückenschmerzen hätte. Vielleicht kann ich ihn ja milde stimmen, indem ich ihm eine Massage anbiete. Hm, nein lieber doch nicht. Ich kann mir nämlich gut vorstellen, dass er mir danach an die Kehle springt. Ich sollte mich vorsehen.//
 

Seto beginnt wieder an seinen Gelenken zu zerren, hält inne und schnauzt mich an:
 

„Lass´ mich endlich runter, du … du ... Groarrr!“
 

//Woah. Er grollt ja fast, wie ein Drache. Und sein Kopf ist schon ganz rot vor Wut. Wenn ich Pech habe, überlebe ich das nicht, wenn ich ihn runterlasse. Aber er ist ja selbst schuld. Was sagt er nicht einfach das Wörtchen ‚Bitte‘. So schwer ist das schließlich nicht.//
 

„Dann sag´ das Zauberwort.“ verschränke ich, nun ebenfalls auf stur gestellt, meine Arme.
 

„Darauf kannst du lange warten.“ zischt er mir entgegen.
 

Genervt greife ich mir an die Stirn.
 

//Das gibt´s doch einfach nicht. Der Typ ist so stur. Der benimmt sich schon echt lächerlich. Wie ein kleines Kind. Ha! Das sollte ich ihm auf die Nase binden.//
 

„Du führst dich auf, wie ein kleines Kind, das seinen Willen nicht kriegt. Weißt du das? Das ist echt schon lächerlich, wie du dich benimmst. … Ist der immer so?“ wende ich mich mit der letzten Frage an Mokuba.
 

„Na, ja, er ist es gewohnt, immer das zu bekommen, was er will.“ meint Mokuba.
 

„Würde er sogar gegen eine Wand rennen, nur um das zu kriegen, was er will?“ frage ich nach.
 

„Ich bin anwesend.“ schnaubt Seto, anscheinend, um wieder auf sich aufmerksam zu machen.
 

„Und ich dachte, ich rede mit der Luft.“, gebe ich sarkastisch von mir, „Es liegt nur an dir, wie lange du noch Zeit an der Wand verbringst. Du musst mich nur darum bitten, dass ich dich runterlasse. … Dir sollte mittlerweile klar sein, dass ich mir von dir nichts befehlen lasse. Und ich kann ebenso stur sein.“ schleudere ich ihm entgegen, während ich mich ihm wieder bis auf zehn Zentimeter annähere.
 

Er stöhnt genervt auf und meint ruhiger:
 

„Ist mir nicht entgangen.“, durchbohrt mich danach allerdings mit seinen eisigen Blicken.
 

„Sollte ich etwa Angst vor dir haben?“ will ich von ihm wissen.
 

//Er kann mir doch nichts tun, oder? Soviel ich weiß, schlägt er keine Frauen. Hoffe ich. Obwohl sein eisiger Blick schon recht beeindruckend ist. Das Interessanteste allerdings ist, dass er bisher sämtliche Reaktionen sehr offen gezeigt hat. Ich habe ihn wohl aus der Fassung gebracht. Er hat vermutlich nicht angenommen, dass ich das wirklich durchziehe und ihn einfach an der Wand hängen lasse. Tja, falsch gedacht. … Ich frage mich, ob ihm das nicht langsam leid wird. Er kann schließlich nur nachgeben, damit ich ihn befreie. Na, ja, falls er an der Wand nicht übernachten will.//
 

„Wäre vielleicht angebracht.“ meint er dazu zischend.
 

Ich seufze.
 

//Wie stur kann ein Mensch eigentlich sein?//
 

„Seto. Wie lange willst du noch hier so hängen bleiben? Ich will doch nur ein einziges Wort von dir hören. Kann es so schwer sein, deinen Stolz zu überwinden?“
 

Das Einzige, was er macht, ist, seine Lippen zusammenzupressen.
 

„Du hast anscheinend niemals gelernt, ‚Bitte‘ und ‚Danke‘ zu sagen, kann das sein? Normalerweise lernt man das bereits im Kindesalter. Das zählt man nämlich zur Höflichkeit.“ erkläre ich ihm ernst, mit etwas Zorn in der Stimme.
 

„Dessen bin ich mir durchaus bewusst. … Das predige ich Mokuba selbst des Öfteren.“
 

Ich sehe ihn mit großen Augen an und kann nicht an mir halten loszulachen, nachdem ich einen kurzen Blick zu Mokuba gemacht habe.
 

„Das ist echt zu witzig. Mokuba predigst du, dass er höflich sein soll, aber dich selbst, hältst dich nicht dran. Ein tolles Vorbild gibst du ab.“
 

Ein weiterer Blick wandert zu den Übrigen.
 

//Was haben die da, zu tuscheln? Die scheinen sich ja prächtig zu amüsieren. Aber leider auf Seto´s und meine Kosten. Nicht mal Mokuba ist gewillt, Seto zu unterstützen. Da geht doch etwas nicht mit rechten Dingen zu. Das gefällt mir irgendwie nicht. … Wenigstens von Mokuba hätte ich erwartet, dass er versucht, mich zu überreden, Seto endlich frei zu lassen.//
 

Ich beobachte die Anderen noch eine Weile stutzig, dann wende ich mich wieder Seto zu, trete ganz nah an ihn heran und flüstere ihm zu:
 

„Sag mal, Seto, … hast du dich mit Mokuba zerstritten?“
 

Er lässt den Kopf hängen und antwortet:
 

„Nicht, dass ich wüsste. Warum?“
 

„Na, ja, … ich finde es schon eigenartig, dass er nichts versucht, damit du freikommst. Du hängst hier ja schon ´ne Weile rum, seit er vom Holzholen wieder zurück ist.“
 

Seto hebt den Kopf und wirft einen Blick zu Mokuba rüber, dann runzelt er die Stirn und lässt abermals seinen Kopf hängen.
 

„Hast du Schmerzen?“ frage ich vorsichtig, aber leise, da ich noch immer ganz nah bei ihm stehe.
 

„Du kannst dich bewegen, weißt du? Du bist schließlich nicht gefesselt. Du hängst nur an der Wand, als hätte sich die Richtung der Schwerkraft verändert, nur mit wesentlich stärkerer Anziehungskraft.“ erkläre ich ihm mit einem kleinen Lächeln, was er natürlich gleich ausprobiert, seine Arme seitlich ausstreckt und nach unten bewegt.
 

Kurzzeitig legt sich auch auf seine Lippen ein kleines Lächeln, aber wirklich nur sehr kurz, ehe er mich wieder ansieht.
 

„Besser?“ frage ich ihn anschließend und er nickt leicht, während er seine Lippen zusammengepresst hält.
 

„Wieso fällt es dir so schwer, mich darum zu bitten, dass ich dich herunterlasse? Gefällt es dir da oben so gut?“ frage ich ihn immer noch leise.
 

Er verdreht daraufhin nur seine wunderschönen blauen Augen. Ich seufze.
 

//Hat er es jetzt schon aufgegeben, mit mir zu reden? Vielleicht sollte ich die Zeit nutzen, ihm sinnvollere Fragen zu stellen.//
 

„Seto. … Wie seid ihr eigentlich an dieses Glöckchen gekommen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr das schon die ganze Zeit über mit euch herumgeschleppt habt. … Und wieso lässt sich das Feuer in eurer Welt nicht löschen? Habt ihr da eine Ahnung?“ frage ich sichtlich neugierig.
 

Er sieht mir direkt in die Augen und erzählt mir ruhig:
 

„Eine alte Frau hat uns angesprochen, als wir uns zufällig alle getroffen haben, nachdem das Feuer ausgebrochen ist und sämtliche Löschversuche nichts gebracht haben. Sie meinte, dass es sich um kein gewöhnliches Feuer handelt, sondern um ein magisches. Danach hat sie uns das Glöckchen gegeben und gesagt, dass wir ein Portal durchschreiten und nach einem Mädchen suchen sollen. Im Glöckchen befände sich Magie aus der alten Zeit und die Magie würde ihre Besitzerin wiedererkennen, indem sie zu diesem übergeht, was bei dir eindeutig eingetreten ist.“
 

„Und ich soll jetzt dieses Feuer löschen, mit Hilfe dieser Magie?“ frage ich nach.
 

„So wurde uns das gesagt.“ beendet er seine Erklärung und ich sehe ihn stutzig an.
 

„Hm, … woher wusstest ihr eigentlich nach wem ihr suchen müsst? Ich mein, hier laufen nicht grad wenig Mädchen rum, die in Frage kämen. Zudem zähle ich noch nicht mal mehr als Mädchen.“
 

Seine Lippen verziehen sich zu einem fiesen Grinsen.
 

//So, so. Das heißt, sie haben sehr wohl Informationen darüber erhalten, wie dieses ‚Mädchen‘ aussieht und wie und wo sie dieses finden können. Sonst hätten sie doch sicher Jahre damit zugebracht.//
 

Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen spreche ich es also aus:
 

„Du verschweigst mir doch etwas. Da bin ich mir sogar mehr als sicher.“
 

„Wer weiß?“ antwortet er mir, mit einem noch breiteren Grinsen.
 

„Wenn du mich runterlässt, verrat ich´s dir vielleicht.“ schlägt er mir vor.
 

Stutzig betrachte ich ihn und entgegne:
 

„Hm, … nein. Das ist mir zu unsicher. Von dir kriege ich ohnehin nichts mehr zu hören, was für mich von Interesse sein könnte. … Glaub´ ja nicht, dass ich auf so einen billigen Trick hereinfalle. Bei dir heißt ‚vielleicht‘ nämlich grundsätzlich ‚nein‘. Das könnte dir so passen.“
 

Seto grummelt und ich kann mir bildlich vorstellen, was er sich denkt. Wahrscheinlich so was wie: ‚Woher weiß sie das nur?‘ oder ‚Wie kann sie mich so einfach durchschauen?‘
 

„Seto, … wenn du runter willst, brauchst du mich nur zu bitten. Mehr verlange ich doch gar nicht. Ich will nur, dass du mich ganz nett fragst.“ erwähne ich ihm.
 

„Ich bin aber nicht nett.“ widerspricht er sofort.
 

„Bist du dir da so sicher?“ frage ich ihn herausfordernd und mache noch einen Schritt auf ihn zu, sodass ich seinen Körper beinah berühre, unser Blickkontakt aber dennoch bestehen bleibt.
 

//Jetzt wäre ich ihm im Moment so nahe, dass ich ihn direkt küssen könnte. Aber das wäre keine gute Idee. Ich bin viel zu alt für ihn. Das lässt sich leider nicht bestreiten.//
 

Er antwortet mir nicht, sondern spießt mich lieber nur mit seinen Blicken auf.
 

//So ein Sturkopf. Aber, ein Süßer.//
 

„Hast du eigentlich auch einen Namen?“ werde ich dann, wie nebenbei gefragt, gerade, als ich dabei bin, meinen Blick abzuwenden. Ich rucke meinen Kopf wieder zurück und sehe ihn verwundert an.
 

„Ich heiße Olivia.“ antworte ich und senke meinen Kopf. //Ich mag meinen Namen nicht. Warum konnte mich meine Mama nicht anders benennen.//
 

Als ich nach wenigen Sekunden, wegen fehlender Antwort, meinen Kopf wieder hebe, um ihm in die Augen zu sehen, bemerke ich seine gerunzelte Stirn.
 

//Ob er sich gerade fragt, warum ich nach meiner Namensnennung meinen Kopf gesenkt habe? Aber ist doch eigentlich egal.//
 

„Meinen Namen muss ich dir ja scheinbar nicht extra erwähnen, da du ihn ja ohnehin zu kennen scheinst.“ erwähnt er bissig.
 

Ich nicke schüchtern.
 

//Wo war meine Schüchternheit zu Beginn? Und wieso kommt sie ausgerechnet jetzt zum Vorschein? Merklich schlechter Zeitpunkt. Er scheint auch nicht darüber erfreut zu sein, dass ich seinen Vornamen benutze. Das war aber eigentlich zu erwarten. Ich nutze ihn dennoch zu gerne, um es nicht zu tun. Außerdem wollte ich schon die ganze Zeit wissen, wie es klingt, wenn ich ihn ausspreche.//
 

„Seto? … Willst du nicht langsam mal über deinen Schatten springen und das Wörtchen ‚Bitte‘ über deine Lippen bringen?“, fordere ich ihn säuselnd auf, „Mehr erwarte ich wirklich nicht von dir. … Mir wird deine Sturheit nämlich echt langsam zu blöd.“
 

„Dann lass´ mich doch einfach runter.“ presst er zwischen seinen Zähnen hervor.
 

„Hast du was gesagt?“ frage ich ihn herausfordernd.
 

Er stöhnt genervt auf, verdreht seine Augen und presst dann endlich:
 

„Bitte.“ hervor.
 

Ich seufze erleichtert auf und sage:
 

„Na, bitte. Warum nicht gleich so.“
 

Ich mache eine Armbewegung, nachdem ich mich von ihm entfernt habe, doch nichts passiert.
 

Ich wiederhole die Armbewegung und wieder passiert nichts.
 

„Lässt du mich jetzt langsam mal runter?“ werde ich von Seto gehetzt.
 

„Ja, ja, sofort.“
 

So nähere ich mich ihm wieder an und berühre zögerlich sein linkes Handgelenk. Ein Stromstoß durchfährt mich.
 

Mit einem erneuten Versuch, ihn zu berühren, greife ich erneut nach seinem Handgelenk und entferne es mit Leichtigkeit von der Wand. Dann widme ich mich dem anderen Handgelenk und trenne es von der Wand. Seto beginnt sofort seine Handgelenke zu kreisen, da er sie bislang nicht bewegen konnte.
 

Zuletzt packe ich ihn an seinen Hüften und ziehe ihn von der Wand, lasse ihn aber sachte den Boden berühren, als wäre er herabgeschwebt.
 

Sofort trete ich einen großen Schritt zurück, um Abstand zu gewinnen, weil er sich streckt und einige Bewegungsübungen vollzieht.
 

Als Seto damit fertig ist, trifft mich plötzlich sein eiskalter Blick und er meint:
 

„Und jetzt zu dir, Olivia.“
 

Meine Augen weiten sich.
 

//Oh, oh! Jetzt kommt seine Rache. Ich sollte mich schleunigst davonmachen. Nur, warum bewegen sich meine Beine nicht?//
 

Seto tritt langsam auf mich zu, während ich Schritt für Schritt zurückweiche. Als ich an die Couchlehne stoße, lehne ich mich an ihr gezwungenermaßen zurück, sodass mir sogar das Glöckchen aus der Hand entgleitet und auf den Sitz der Couch plumpst, während sich Seto so weit zu mir vorbeugt, dass sich beinah unsere Nasenspitzen berühren.
 

Meine Augen sind kurz schockgeweitet, auf Grund der Couch-Kollidierung.
 

„Mach´ das ja nie wieder.“ kommt es drohend über seine Lippen.
 

„Sonst was? … Ich hab´ keine Angst vor dir. Sollte dir eigentlich klar sein. Ich könnte schneller, als dir lieb ist, wieder dafür sorgen, dass du der Wand wieder Gesellschaft leistest.“
 

Er verbeißt sich sichtlich einen Kommentar, greift sich allerdings meine beiden Handgelenke, um mich festzunageln, woraufhin ich zu Grinsen beginne, weil mir seine Nähe gewahr wird.
 

„Kann es sein, dass du dich nach meiner Nähe sehnst?“ werfe ich ihm direkt ins Gesicht.
 

Nun scheint auch er sich unserer Position gewahr zu werden und seine Wangen röten sich, während er meine Handgelenke wieder freilässt und schleunigst Abstand von mir gewinnt.
 

„Mit dir bin ich noch lange nicht fertig. Mach´ dich darauf gefasst, meine Retourkutsche zu empfangen.“ entgegnet er mir kalt und zornig.
 

„Ja, ja, geschenkt.“ erwidere ich allerdings nur und grinse ihn schief an.
 

Dann werfe ich mal einen Blick zu den Anderen und stelle unverschämter Weise fest, dass die absolut unbeteiligt und vollkommen ruhig einfach Karten spielen.
 

„Das ist ja wohl …“ verlässt fassungslos meine Lippen.
 

Danach blicke ich zufällig auf meine Armbanduhr und mich trifft beinah der Schlag.
 

„Verdammt.“
 

Ich wende mich ab, nehme meine Jacke vom Kleiderständer, der hinter der Tür steht, wenn man sie öffnet und schlüpfe während dem Hinauseilen hinein.
 

Schnell renne ich nach draußen, erkenne, dass wir uns immer noch auf dem Christkindlmarkt befinden, auf dem ich an dem einen Geländer gestanden habe und kehre dorthin zurück.
 

„Schön, dass du auch mal hier auftauchst. Wo, verdammt noch mal, warst du?“ begrüßt mich mein Partner.
 

Meine Mutter und meine beiden Kinder sind auch dabei, wobei meine Mutter den Kinderwagen mit meiner kleineren Tochter schiebt und mein Partner meinen wenig älteren Sohn an der Hand hält.
 

//Auch das noch. Wieso muss alles auf einmal kommen? Meine Kinder lasse ich aber sicher nicht beim ihm, während ich weg bin. Andererseits wäre das doch der beste Zeitpunkt, um ganz von vorne zu beginnen. Aber was mache ich mit den Kindern? Nein, er kriegt sie nicht. Schließlich habe ich die alleinige Obsorge. Und dem Jugendamt überlasse ich sie ebenso ungern.//
 

Ich ignoriere ihn, begrüße meine Mutter mit einem:„
 

Hallo, Mama.“ und gehe auf meine Kinder zu.
 

Meine Tochter abgeschnallt und aus dem Kinderwagen geholt, sowie meinen Sohn hockerlnd in den Arm genommen, begrüße ich sie:
 

„Hey, ihr beiden. Meine süßen Lieblinge.“ und gebe ihnen jeweils einen Kuss auf die Wange.
 

„Es ist etwas passiert, was mich zu der Entscheidung gebracht hat, euch wieder zu mir zurück zu holen. Ich hoffe zwar, dass meine Entscheidung die Richtige ist, aber so habe ich die Möglichkeit ganz von vorne zu beginnen. Dennoch sollt ihr wissen, dass ich euch ganz doll liebhabe, warum ich euch bei mir behalten will.“ flüstere ich ihnen zu.
 

Ich richte mich auf und sehe meinen Partner an, als ich bemerke, dass ich weitere Gesellschaft erhalten habe und einen Blick über meine Schulter werfe.
 

Auf meine Lippen legt sich unwillkürlich ein Lächeln, als mir Seto´s leuchtend blaue Augen gewahr werden und die anderen fünf hinter ihm stehen.
 

//Meine Entscheidung ist gefallen. Heute ist mein Tag.//
 

„Soll ich dir was verraten?“, wende ich mich wieder an meinen Partner, „Heute ist der ideale Tag, um endlich mit dir Schluss zu machen, denn ich werde in eine andere Welt gehen.“
 

„Was? Was soll das? Wovon redest du?“ runzelt mein Partner die Stirn irritiert.
 

„Du hast schon richtig verstanden. … Jetzt, da ich die Möglichkeit endlich besitze, gedenke ich alles hinter mir zu lassen. Die Kinder allerdings, werde ich mit mir nehmen, aber anders, als du vielleicht vermuten wirst.“
 

„Dass du die Kinder mitnimmst, kommt ja gar nicht in Frage. Die bleiben bei mir.“
 

„Ich kann und ich werde. Ich hab´ schließlich die alleinige Obsorge. Schon vergessen? Und ich entscheide, wo es ihnen besser ergehen wird. … Es kommt ja gar nicht erst in Frage, dass ich sie dem Jugendamt überlasse. Da kommen sie ja doch nur in ein Heim.“
 

„Du wirst die Kinder nicht mitnehmen!“ brüllt er nun und gedenkt, auf mich loszugehen.
 

Doch, ehe er es auch nur fertigbringt, mich auch nur ansatzweise zu berühren, stellt sich ihm Seto in die Quere und hält sein Handgelenk fest.
 

„Na, na, was soll das denn werden?“ fragt Seto drohend, mit eiskalter Stimme.
 

Mein Partner zuckt sichtlich, auf Grund dieser unterkühlten Stimme, zusammen. Ich muss mir zwanghaft ein Grinsen verkneifen.
 

„Wer bist du denn? Was ich mache, geht dich gar nichts an!“ ärgert sich mein Partner sichtlich über Seto´s Einmischung.
 

„Mich geht es sehr wohl etwas an, wenn Sie gedenken, Gewalt vor den Augen Ihrer Kinder auszuüben.“ erklärt Seto und verdreht meinem Partner den Arm auf den Rücken.
 

Ich marschiere derweil zu meiner Mutter, die mich auch gleich fragt:
 

„Wer ist das?“
 

Ich antworte ihr begeistert:
 

„Das glaubst du mir ohnehin nicht. … Du kennst doch die Anime-Serie ‚Yu-Gi-Oh!‘, oder?“
 

„Du meinst doch nicht etwa die Serie, von der du schon so lange auf Seto Kaiba stehst?“
 

„Nicht so laut. Aber du hast Recht. Selbiger hält gerade IHN fest. Und die anderen fünf sind Yugi Muto, Joey Wheeler, Tea Gardner, Tristan Taylor und Mokuba Kaiba. Die Clique, du verstehst?“ und ich deute jeweils auf die einzelnen Personen in den Roben, deren Augen ich gut wiedererkennen kann.
 

„Ich kenn´ die Serie nicht so gut. Das weißt du auch.“
 

„Egal. Der Grund für ihr Hiersein ist, weil sie anscheinend meine Hilfe brauchen. Ich hab´ von ihnen Magie erhalten. Und jetzt erwarten sie von mir, dass ich sie in ihre Welt begleite, um diese zu retten.“
 

Meine Mutter schnauft:
 

„Wirst du wieder zurückkommen?“
 

„Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Das kommt darauf an, ob ich dortbleiben kann. Ich ruf dich an, wenn ich zurückkomme, ich hab´ schließlich mein Handy dabei, ok?“
 

„Na, meinetwegen. Aber, was hast du jetzt mit den Kindern vor? Auf welche Art willst du sie denn mitnehmen?“
 

„Ich werde sie zu mir zurückholen.“
 

„Wie darf ich das verstehen?“
 

„Na, ja, ich löse ihre Existenz auf. Aber ich kann sie jederzeit wieder freilassen.“
 

„Verstehe. … Jetzt weiß ich endlich, was mich schon die ganze Zeit irritiert. Du siehst um etliches jünger aus. Ich würde dich glatt auf 17 Jahre schätzen.“
 

„Was?!?“
 

Stutzig führt mein Blick zu Seto, der immer noch meinen zappelnden Partner festhält. Dieser versucht sichtlich, sich ein Grinsen zu verkneifen und zuckt nur gleichgültig mit seinen Schultern. Ich schenke ihm einen giftigen Blick und wende mich wieder an meine Mutter:
 

„Was die Kinder angeht, musst du erst alle Stellen informieren, wenn ich nicht zurückkommen sollte. ER wird sicher dazu bereit sein, wenn er keine Schwierigkeiten bekommen will. Erzähl´ einfach, ich wäre ins Ausland ausgewandert, oder so was in der Art, und ich hab´ die Kinder mitgenommen.“ flüstere ich ihr zu.
 

Sie nickt und meint:
 

„Ich hoffe, du weißt, was du tust.“
 

„Ja, tu´ ich. Ich hab´ nämlich vor, ihn mir zu angeln.“ und deute mit meinem Kopf zu Seto.
 

Meine Mutter beginnt zu lächeln und meint:
 

„Du bist echt verrückt.“
 

„Ich weiß.“ antworte ich ihr nur.
 

Mit diesen Worten gehe ich auf meine Kinder zu und drücke sie noch einmal ganz doll und sage:
 

„Seid ihr soweit? … Ich werde euch nun wieder in mir aufnehmen. Habt keine Angst. Ich habe euch ganz doll lieb, aber dort, wo ich hingehe, kann ich euch schlecht mitnehmen. Bei mir seid ihr wesentlich besser aufgehoben.“
 

Ihre Körper beginnen zu leuchten und ihre Gestalt beginnt zu schrumpfen, bis nur noch Lichter von ihnen übrig sind.
 

„Kommt zu mir, meine Süßen.“
 

Mit diesen Worten ziehe ich umarmend die Lichter in meinen Unterleib.
 

„Was hast du mit den Kindern gemacht?!“ macht sich mein Partner von Seto los, um über mich herzufallen.
 

Seto erwischt gerade noch seinen Arm, reißt ihn herum und verpasst ihm einen ordentlichen Kinnhaken, der meinen Partner zu Boden befördert.
 

Mein Partner reibt sich sein schmerzendes Kinn und will auf Seto losgehen. Zum Unglück aller, schafft er es, Seto die Kapuze vom Kopf zu ziehen und erstarrt, mit geweiteten Augen, sofort.
 

Seto war in Abwehrstellung gegangen und hatte scheinbar mit einem Angriff seitens meines Partners gerechnet, der aber in seiner Bewegung innegehalten hat, als die Kapuze gefallen war.
 

Ungläubig blickt mein Partner erst zu mir, dann wieder zu Seto zurück. Die Anderen nehmen nun auch ihre Kapuzen herunter und mein Partner wirkt geschockt.
 

Nach einer kurzen Verdaupause, beginnt mein Partner ungläubig, aber wütend:
 

„Du! … Du bist doch der Wischmop, auf den meine Freundin so abfährt.“
 

Schnell senke ich verlegen meinen Blick, während mir innerlich ganz heiß wird, vor Nervosität. Wahrscheinlich sind meine Wangen jetzt ziemlich gerötet.
 

//Das sind doch keine Worte für Seto. Er sollte diese Tatsache doch niemals erfahren. Aber der Wischmop war unangebracht.//
 

Vorsichtig versuche ich einen Blick zu Seto zu erhaschen, nur um festzustellen, dass er mich skeptisch ansieht.
 

„Wer ist hier ein Wischmop?“ fragt Seto wirklich sehr wütend.
 

//Wusste ich doch, dass Seto das nicht auf sich sitzen lässt.//
 

Ich deute sofort auf Joey, der sich sofort angegriffen fühlt.
 

„Hey, gar nicht wahr.“ motzt dieser sofort.
 

„Doch.“ grinse ich.
 

„Was kann ich denn dafür, wenn meine Haare nicht tun, was sie sollen.“ schmollt Joey nun.
 

Ich kichere nur.
 

Mein Partner allerdings, war zusammengezuckt, auf Grund Seto´s tiefer dunkler drohenden Stimme und nun liefern sich die beiden ein stummes Duell. Aber mein Partner schafft es nicht, Seto´s Blick lange standzuhalten.
 

Mit einem triumphierenden Grinsen wendet sich Seto von meinem Partner ab und meint:
 

„Wir gehen. Ich denke nicht, dass es Sinn macht, noch länger hier zu bleiben.“
 

Die anderen nicken ihm sofort zustimmend zu, so, als wäre Seto ihr Anführer.
 

„Du auch.“ richtet er sich nun an mich.
 

Mir bleibt kurz der Mund offenstehen, dann schließe ich meine Lippen, die sich zu einem Lächeln verziehen und winke noch ein letztes Mal meiner Mutter, die diese Geste natürlich mit einem Lächeln erwidert, und mache dann kehrt, um Seto und den anderen zu folgen.
 

Tief atme ich durch, ehe ich wieder die Hütte betrete und mich wieder meiner Jacke entledige.
 

Seufzend lehne ich mich gegen die Tür.
 

//Irgendwie ist die ganze Situation verrückt. Aber endlich bin ich frei von meinem Partner. Nie wieder kann er mir was befehlen.//
 

Ich habe Schluss gemacht und kann noch gar nicht glauben, was heute nur für ein verrückter Tag ist.
 

Ein erleichtertes Lächeln legt sich auf meine Lippen.
 

//War doch gar nicht so schlimm, wie ich mir das vorgestellt hatte. Ich hab´ die Beziehung mit meinem Partner wirklich beendet.//
 

Mein Lächeln wird zu einem Grinsen.
 

//Ich bin frei. Endlich frei.// und blicke auf.
 

Ich blicke ihn irritierte Gesichter, die sich sofort abwenden, die ich verwundert betrachte.
 

//Es scheint ihnen irgendwie peinlich zu sein, dass sie der Beendigung meiner Beziehung beiwohnen durften. Aber, was soll´s. Ändern kann ich es nicht mehr. Es ist aber auf jeden Fall besser so. Ich mein, ich habe ihn ohnehin nicht mehr geliebt, was mein nun Ex-Partner nicht mal weiß. … Er weiß allerdings, dass ich meine Zeit mit Geschichtenschreiben über Seto zugebracht habe.
 

Was soll ich sagen, ich liebe ihn eben. Ja, ich liebe Seto Kaiba. Nur, dass dieser das nie erfahren sollte. Ich bin jetzt nur gespannt auf seine Reaktion. Werde ich überhaupt eine bekommen? Oder wird er dieses Erlebnis einfach übergehen? Oder aber, er stempelt mich einfach als verrückten Fan ab.//
 

Seto hat es sich neben Mokuba auf der Couch bequem gemacht, während die anderen am großen Tisch sitzen und ihre Getränke schlurfen. Als Mokuba beginnt seinen Bruder anzusprechen, werde ich hellhörig.
 

„Seto, warum sollte ich denn vorhin nicht eingreifen, als du an der Wand warst?“
 

„Pscht. Später, versprochen.“
 

Seto grinst Mokuba leicht an und durchwuschelt ihm die schwarze Mähne. Ich seufze.
 

//Er ist ja so süß. In Natura wirkt er sogar noch toller, als, als Animecharakter. Und er ist wirklich gut gebaut. Genau, wie ich es mir immer vorgestellt habe. … Ob er auch gut bestückt ist?//
 

Ich grinse in mich hinein.
 

//Auf was für Gedanken ich immer komme. Schäm´ dich, Olivia.//
 

Gedanklich hau´ ich mir auf die Finger.
 

//Er ist wirklich nichts für mich. Warum sollte er auch von mir etwas halten? Wahrscheinlich kann ich eh nicht bei ihnen bleiben. Ich mache mir doch nur falsche Hoffnungen. Vor allem, was Seto angeht.//
 

Erneut seufze ich und stoße mich von der Tür ab.
 

Ich marschiere nun auf den Tisch zu, stütze meine Hände auf dem freien Platz ab und frage in die Runde:
 

„Also? Was liegt an?“
 

Es ist Yugi, der zu sprechen beginnt:
 

„Nun ja, würdest du uns denn in unsere Welt begleiten, um dich unserer Welt anzunehmen?“
 

„Ich denke, die Antwort erübrigt sich, nachdem, was vorhin vorgefallen ist. Hier hält mich nichts mehr.“ antworte ich.
 

„Du lässt jetzt echt alles hinter dir? Einfach so?“ fragt mich Joey.
 

Ich schenke ihm ein verständnisvolles Lächeln und erwidere:
 

„Das hatte ich schon länger vor, aber es hat sich eben keine Möglichkeit ergeben. Schon wegen der Kinder. Einerseits konnten sich die Kinder nicht von ihm lösen, weil er nicht immer aggressiv ist, andererseits wollte ich mich schon lange von ihm trennen. Denn alleine käme ich mit beiden gar nicht klar. Sie sind nämlich wirklich schwierige Kinder. … Der Lukas ist einerseits leicht zu handhaben, weil er Autist ist, isst er aber leider nichts, weswegen er eine spezielle flüssige Nahrung bekommt. … Die Melanie im Gegenzug ist schwer zu handhaben, weil sie wirklich sehr stur ist, isst wirklich brav, aber eben nicht alles. … Ihr muss man langsam alles näherbringen. Und sie tragen beide noch Windeln. Der Lukas vor allem, weil er sich schwer mit Veränderungen tut und die Melanie, weil sie sich nicht aufs WC setzen will. … Zudem hat mich mein Partner immer mit seinem Gelaber überfordert. Tu dies, tu das. Als dürfte ich keinen freien Willen haben. … Ich bin mir vorgekommen, als hätte ich drei Kinder, anstatt nur zwei. … Außerdem macht er immer Stress und Druck, was er auf mich überträgt. Das halte ich auf Dauer einfach nicht aus. … Vor allem seine Vorschriften, wie und wann ich etwas tun soll oder darf. Oder, wann ich schlafen gehen soll, weil ich ja so schlecht aus dem Bett komme.“ rege ich mich über meinen nun Ex-Partner auf und lasse meinen Kopf hängen.
 

Plötzlich spüre ich eine Hand an meiner Schulter und werfe einen Blick darüber hinweg, nur um festzustellen, dass Seto zu uns getreten ist und einen ernsten Gesichtsausdruck macht, seine andere Hand die Tischkante umklammert, während er in die Runde blickt.
 

„Da wir die Auserwählte nun in unserer Mitte haben, schlage ich vor, dass wir uns darauf vorbereiten, in unsere Welt zurückzukehren.“ erwähnt Seto.
 

„Wann öffnet sich denn noch mal das Portal?“ wirft Tristan in die Runde.
 

„Morgen Nacht. … Ich weiß, wir haben schon viel Zeit hier verbracht, um die Auserwählte zu finden, aber wir sollten uns wieder darauf einstellen, bald wieder zurückzukehren. Wir können schließlich nicht ewig hierbleiben. Schon deshalb, weil das Raum-Zeit-Gefüge sonst in durcheinandergerät. … Solange die Verbindung zu den Welten hergestellt ist, besteht die Gefahr, dass sich die Welten vermischen. Wir können in der Zeit nur hoffen, dass sich niemand dieser Welt in unsere verirrt. Die Auswirkungen wären katastrophal.“ erklärt Seto lang und breit, scheinbar, um auch mich über die Konsequenzen ins Bild zu setzen.
 

Was mir wiederum klarmacht, dass ich niemals in ihrer Welt bleiben dürfen werde.
 

Nun sieht auch er kurz mir direkt in die Augen, dann frage ich nach:
 

„Wie lange seid ihr denn schon hier?“
 

„Fünf Tage.“ antwortet er etwas leiser, da ich mich direkt neben ihm befinde.
 

„So lange habt ihr nach mir gesucht?“ und ich sehe in die Runde, während alle nicken.
 

//Wenn ihre Welt wirklich in Flammen steht, wie wird sie dann aussehen, wenn sie bereits seit fünf Tagen hier sind?//
 

Bildlich versuche ich mir vorzustellen, wie ihre Welt verkohlt und verbrannt aussieht. Doch mich schüttelt´s nur, weil hierbei meine Vorstellungskraft versagt.
 

//Ich muss unbedingt ihre Welt retten. Sonst verlieren sie alle doch ihr Zuhause.//
 

~~~
 

Später haben Seto und ich uns wieder in den Haaren.
 

„Kannst du mir noch einmal erklären, warum du das mit deinen Kindern gemacht hast?“ beschwert sich Seto, weil er meine Entscheidung sichtlich nicht begreifen kann.
 

„Das habe ich dir jetzt schon zum Dritten Mal erklärt. Lukas ist Autist und käme mit der Situation nicht klar. Außerdem würde er hier verhungern, weil ich seine Trinknahrung nicht dabeihabe. Und Melanie würde nur Chaos stiften und vielleicht sogar wegrennen. … Ich konnte sie nicht bei IHM lassen.“
 

„Das ist schon klar. Aber, warum musstest du deine Kinder verschwinden lassen? Was bist du nur für eine miserable Mutter.“
 

„Ach, und du würdest es besser machen, oder wie? … Du kennst meine Kinder doch überhaupt nicht! Du weißt gar nichts!“
 

„Du bist wirklich jämmerlich. Da können wir gleich auf deine Hilfe verzichten. Denn du würdest unsere Situation ja nur noch verschlimmern! … Du bist ein Nichts. Sogar wertloser als ein Nichts. Und wirst es auch immer bleiben! … Das Einzige, das du wirklich kannst, ist, einem mächtig auf die Nerven zu gehen.“
 

„Du kennst mich gar nicht und maßt dir an, über mich urteilen zu können?! … Vergiss es!!!“ winke ich ab, mit den letzten Worten, weil es mir bereits zu viel wird.
 

Wütend stampfe ich zum Kleiderständer, nehme meine Jacke und verlasse die Hütte.
 

Draußen – es ist schon dunkel - setze ich mich an den Randstein, auf die kalte Schneemasse, und lasse meinen Gedanken freien Lauf.
 

//Er kann mich nicht leiden. Nein, er hasst mich sogar. Was soll nun aus mir werden? Ich habe alles für ihn aufgegeben und jetzt das. Das darf doch alles nicht wahr sein.//
 

Tränen sammeln sich in meinen Augen und vereinzelte kullern über meine Wangen.
 

//Wozu das alles? Niemand will mich. Niemand hat mich lieb. Warum lebe ich überhaupt noch? Mein Leben hat seinen Sinn verloren. Da kann ich meinem Leben ja gleich ein Ende setzen. Ich werde ohnehin nicht gebraucht. Wer braucht schon so eine Nervensäge, wie mich. Das Beste wird sein, wenn ich diese Welt verlasse. Ja, genau. Hier habe ich ohnehin keine Zukunft. Es ist doch sowieso alles sinnlos geworden. Mein Leben ist sinnlos geworden. Meine Hoffnungen sind im Keim erstickt.//
 

Da höre ich plötzlich, wie sich die Tür zur Hütte öffnet und ich werfe einen Blick zurück.
 

Mokuba kommt auf mich zu und setzt sich neben mich.
 

Es liegt immer noch überall Schnee und man kann mehrere Fußspuren ausmachen, die zur Hütte führen und hinaus.
 

Ich wische mir schnell die Tränen aus dem Gesicht.
 

„Olivia? Es tut mir leid, was mein großer Bruder zu dir gesagt hat. Er hat es bestimmt nicht so gemeint.“ versucht Mokuba mich zu trösten, da er die Tränen scheinbar doch mitbekommen hat.
 

„Doch, hat er.“ erwidere ich nur und meine Stimme zittert immer noch.
 

Sein Blick senkt sich zu Boden. Als er ihn wieder hebt, fragt er mich:
 

„Warum hast du geweint?“
 

Doch ich antworte ihm nicht, wende bloß meinen Blick ab.
 

„Magst du meinen großen Bruder?“ fragt er mich dann schüchtern.
 

„Sogar mehr als das.“ kommt über meine Lippen, ehe ich es verhindern kann, und werfe einen vorsichtigen Blick zu Mokuba. Dieser allerdings lächelt.
 

„Liebst du Seto?“ fragt er weiter, scheinbar wirklich interessiert.
 

Vorsichtig nicke ich, setze aber sofort an:
 

„Aber er hasst mich. Er kann mich nicht leiden.“
 

„Er hasst dich doch nicht. Du hast ihn beeindruckt. … Aber verrate mir, wie stehst du zu viel Geld?“
 

Irritiert blicke ich ihm nun vollständig ins Gesicht.
 

„Ich meine, interessiert dich an Seto nur sein Geld und sein Ruhm?“ will er wissen.
 

Nun entweicht mir ein Lächeln.
 

„Soll ich dir was verraten? … Manchmal vergesse ich, dass er ein stinkreicher Firmenleiter ist. Es interessiert mich auch nicht wirklich. … Bisher war es ja auch immer so, dass ich immer um Geld betrogen wurde, in meinen Beziehungen oder Freundschaften. Ich hatte es ja schließlich. … Man kann zwar nicht behaupten ich wäre reich, aber arm bin ich auch nicht. … Bevor du etwas sagst, … dein Bruder wird niemals etwas Gutes von mir halten. … Ich habe keine Arbeit. Niemand wollte mir eine Chance geben.“ erzähle ich ihm frei heraus, denn ich weiß, dass Mokuba vertrauenswürdig ist.
 

„Was hast du denn studiert oder gelernt?“ fragt er mich.
 

„Hm, … Bürokauffrau hab´ ich gelernt. Aber leider nicht in der Privatwirtschaft, sondern beim Bundesheer. … Und als ich zu den Ausgemusterten gehörte, bin ich auf Buchhaltung umgestiegen, weil meine Qualifikationen einfach nicht reichten. Ich wollte das auch gar nicht mehr machen. … Mit Zahlen zu jonglieren liegt mir eher. Buchhaltung ist einfach das, was ich unbedingt machen will. Aber mir fehlt eben die Berufserfahrung. Die Theorie bzw. Praxis habe ich mir anhand von Kursen angeeignet. Aber ich bin schon etwas eingerostet, weil ich eben meine Kinder bekommen habe, mit je 2 ½ Jahren Karenzurlaub (Babypause) und einem halben Jahr Pause dazwischen. … Also kannst du mit 5 ½ Jahren Abstand rechnen, seit ich das letzte Mal damit zu tun hatte.“ erzähle ich Mokuba.
 

„Das ist wirklich heftig.“
 

„Was erwartest du? Der Arbeitsmarkt bei uns ist wirklich katastrophal. Es gibt mehr Arbeitslose als Jobs.“ erkläre ich weiter.
 

„Das ist wirklich schlimm. Das finde ich wirklich schade.“
 

Ich zucke mit den Schultern und füge an:
 

„Kann man leider nichts machen.“
 

//Ich sag´s ja. Mein Leben ist schrott.// und denke wieder an den Streit mit Seto.
 

Wieder bahnen sich Tränen an, die über meine Wangen laufen.
 

„Olivia, bitte weine nicht mehr. Es wird bestimmt wieder alles gut.“ legt mir Mokuba zaghaft seinen Arm um die Schultern.
 

Ich nicke, sage, während ich mir die Tränen aus den Augen wische:
 

„Du hast bestimmt recht.“ und lächle ihn leicht an.
 

„Komm wieder nach drinnen, mir wird schon langsam kalt.“ bittet er mich.
 

„Ach, kannst du mir ein Messer holen? Ich hab´ Steine an meinen Stiefelsohlen.“ erwidere ich stattdessen.
 

„Sicher, bin gleich zurück.“ schon erhebt er sich und verschwindet in der Hütte, wo es gemütlich warm ist.
 

//Ich hab´ es nicht verdient, dass es mir gut geht. … Ich bin das Allerletzte. Jetzt hab´ ich auch schon Mokuba belogen. Jetzt denkt er, dass ich wirklich glaube, dass alles wieder gut wird. Aber wir sind hier in der Realität. Nichts wird gut. Es wird höchstens schlimmer. Niemals werde ich mein Glück finden können. Warum also darauf hoffen?//
 

Nach kurzer Zeit kommt Mokuba wieder nach draußen und überreicht mir ein Messer.
 

//Er ist wirklich noch sehr naiv. Er hat mir wirklich das Messer gebracht.//
 

„Geh´ wieder rein ins Warme, ich komme gleich nach.“ verspreche ich, obwohl ich weiß, dass ich dieses Versprechen zu brechen gedenke.
 

Bis Mokuba wieder in der Hütte ist, tue ich so, als würde ich aus meinen Stiefelsohlen Steine rauspuhlen. Danach entferne ich mich etwas aus der Sicht der Fenster und streiche andächtig über die Messerklinge.
 

//Ich werde es tun. Ich will einfach nicht mehr.//
 

Wieder fließen Tränen über meine Wangen und ich platziere das Messer vor mir, mit der Klinge in meine Richtung, sodass ich es mir direkt in mein Herz rammen kann. Noch hadere ich mit mir, ob es wirklich das Richtige ist, das zu tun, als mich plötzlich zwei starke Arme von hinten umarmen.
 

Ein Ruck geht durch meinen Körper, weil ich eine Körperwärme an meinem Rücken spüren kann und ich weiß genau, wer es ist. Ich muss mich noch nicht einmal umdrehen, um es zu wissen. Ich kann es regelrecht spüren. Seto.
 

Für einen Moment denke ich tatsächlich daran, mich umzudrehen, doch ich lasse es. //Warum tust du mir das an? Was bezweckst du damit? Willst du mir noch mehr wehtun? … Erst sagst du mir, dass ich nichts wert bin und jetzt hinderst du mich daran, mein Leben zu beenden. Was willst du, Seto? Was soll das?//
 

Meine Tränen vermehren sich, während ich immer mehr mit mir hadere, bis ich das Messer fallen lasse.
 

Seto schmiegt sich noch fester an mich. Aus Erleichterung? Aber, wieso?
 

Diese Frage stelle ich ihm dann auch ziemlich leise:
 

„Warum?“
 

Er übergeht allerdings meine Frage und bittet mich:
 

„Ich friere, komm wieder mit rein.“
 

Im nächsten Moment kann ich ihn Zittern spüren, dass stetig stärker wird.
 

Sofort drehe ich mich in seiner Umarmung um und mich trifft der Schlag.
 

„Warum hast du dir nichts angezogen?“ frage ich ihn vorwurfsvoll und beginne seine Oberarme warm zu reiben.
 

Dann nehme ich meine Jackenenden und versuche ihn mit der Jacke zu umschließen. Er vergräbt seine Arme unter meiner Jacke an meinem Rücken und ich drücke ihn ganz fest an mich, um ihn warm zu halten, aber es hilft alles nichts. Er ist schon zu sehr ausgekühlt.
 

//Verdammt.//
 

Aber, da habe ich schon eine Idee. Nun ziehe ich mir die Jacke aus und hänge sie um seine Schultern, damit er jetzt mich mit der Jacke wärmen kann. So bekommt er mehr von der Wärme meiner Jacke ab.
 

//Das ist trotzdem keine Lösung. Er muss wieder ins Warme.//
 

Ich lege ihm meinen Arm unter meiner Jacke um seine Taille und geleite ihn Richtung Tür zur Hütte.
 

//Mist, verdammter. Seine Lippen werden schon blau und seine Zähne klappern. Scheiß Kälte.//
 

Endlich haben wir die Tür zur Hütte erreicht und ich öffne die Tür. Vorsichtig schiebe ich ihn ins Warme und brülle sofort:
 

„Bringt Decken und macht heißen Tee. … Beeilt euch, verdammt!“
 

Ich fürchte, ich hab´ etwas hysterisch geklungen, aber das ist mir jetzt auch egal. Viel wichtiger ist mir jetzt, dass Seto wieder wärmer wird. Er ist total ausgekühlt.
 

Das hat man davon, wenn man sich bei minus 5 Grad keine Jacke anzieht. Dass mir ebenfalls kalt ist und ich etwas ausgekühlt bin, spüre ich im Moment nicht so und es interessiert mich auch nicht. Seto ist jetzt alles, auf den meine Konzentration zentriert ist.
 

Endlich bringen Mokuba, Yugi und Joey viele Decken. Ich wickle Seto ordentlich ein und navigiere ihn auf die Couch, wo ich ihn zum Hinsetzen bringe. Er zittert immer noch ganz furchtbar. Ich platziere mich neben ihn und reibe ihn an mehreren Stellen, damit ihm schnell wieder warm wird.
 

Besorgt betrachte ich ihn.
 

//Seine Augen sind ganz glasig. Wenn er Pech hat, bekommt er Fieber. Aber wozu hab´ ich denn Magie? Vielleicht kann ich ihn so irgendwie von innen wärmen. … Ob er was dagegen hätte, wenn ich mich auf seinen Schoß setze?//
 

Nun spüre ich langsam, dass auch mir kalt ist und wickle mir auch eine Decke um. Dann wage ich es.
 

Ich platziere mich auf seinen Schoß und kuschle mich ganz fest an ihn. Ein Blick nach oben in sein Gesicht, zeigt mir, dass ihm das Blut ins Gesicht geschossen ist.
 

//Ich glaub´, jetzt wird ihm langsam warm.//
 

Ich kichere in mich hinein, als Mokuba auch schon mit einer heißen Tasse Tee kommt und sie mir in die Hand drückt.
 

„Danke.“ sage ich und reiche sie an Seto weiter.
 

Er umschließt die Tasse mit seinen Händen und wärmt diese an der heißen Tasse eine Weile, ehe er kurz daran nippt.
 

Ich schnappe mir noch eine Decke, wickle diese um uns beide und ich lehne mich seitlich an Seto´s linke Seite, den Kopf an seine Schulter, sodass sein Arm hinter meinem Kopf vorbeiführt, während er immer mal einen Schluck von der Tasse nimmt.
 

//Es ist ein komisches Gefühl, Seto so nah zu sein. Vor nicht mal vier Stunden, dachte ich noch, dass es nie zu einer Konfrontation kommen wird, da es ihn nicht gibt. Aber heute wurde ich eines Besseren belehrt. Nicht alles, was man glaubt, muss stimmen. Ich hätte auch nie gedacht, dass ich mal in den Besitz von Magie gelange. Was mich doch glatt zu einer Frage bringt.//
 

„Wie kommt es eigentlich, dass die Magie, die ich nun in mir trage, eigentlich mir gehört? Sie war doch in eurer Welt, nicht wahr?“
 

Seto senkt die Teetasse von seinen Lippen und antwortet kühl:
 

„Das stimmt schon. Die Alte hat uns aber nicht so viel davon erzählt. Nur, dass du früher mal in unserer Welt gelebt hast und entführt wurdest, was wohl der Grund ist, warum du nun in dieser Welt bist.“
 

„Hm.“ senke ich nachdenklich meinen Kopf.
 

//Also wurde ich in die Realität entführt. Aber warum? Die Hintergründe würden mich schon sehr interessieren. Ich glaube aber nicht, dass einer der hier Anwesenden eine Ahnung hat. Ich muss die Alte wohl selbst fragen, falls ich ihr jemals begegnen sollte.//
 

Allmählich nervt mich das Getuschel der Anderen.
 

//Mein Gott, dann kuschle ich halt mit Seto. Ist doch nichts dabei? Oder doch?//
 

Seto drückt Mokuba seine Tasse im Vorbeigehen in die Hand und im nächsten Moment spüre ich, wie sich starke Arme nun um mich legen und sanft an den Körper Seto´s drücken. Da wird mir gleich noch angenehmer. Mir ist nämlich immer noch etwas kalt. Allerdings mache ich mir da mehr Sorgen um Seto. Er war die ganze Zeit ohne Jacke und muss wirklich schrecklich gefroren haben.
 

Sein Körper zittert zwar nicht mehr und seine Lippen haben wieder eine gesunde Farbe, allerdings drückt er mich immer fester an sich, als wäre ich seine persönliche Heizung. Bei dem Gedanken kichere ich.
 

//Ich und seine persönliche Heizung.//
 

„Wie fühlst du dich? Ist dir noch kalt?“ werfe ich fragend einen Blick in sein Gesicht.
 

Er sieht mich allerdings nur mit großen glasigen Augen an.
 

Also kämpfe ich meine Hand unter der Decke frei, lege meine Hand an seine Stirn unter seine Stirnfransen und anschließend taste ich noch die Temperatur an seiner Wange ab. Er ist immer noch verdammt kalt.
 

„Willst du dich hinlegen?“, frage ich besorgt, „Dann kann ich dich nämlich mit noch mehr Decken versorgen, solltest du sie brauchen.“
 

Er nickt zögerlich.
 

//Ich kann mir vorstellen, dass es ihm jetzt nicht so gut geht. Hoffentlich hat der Tee geholfen, ihn von innen zu wärmen. Wenn nicht, dann helfen hoffentlich die Decken.//
 

Ich erhebe mich also von seinem Schoß.
 

„Mokuba, hilfst du mir bitte mit den Decken? Seto will sich hinlegen.“
 

Der nickt, kommt zu mir, um die Couch herum und hält die Decken, die vorhin nur auf der Couchlehne abgelegt worden sind.
 

Ich helfe Seto in die Liege-Position, als ich plötzlich einen Schubs von hinten vernehme und einen Deckenberg, der auf mir landet. Ich habe nicht mal mehr die Gelegenheit, mich zu beschweren, als ich Seto´s Körper direkt an meinem vernehme und noch dazu dessen Arme an meinem Rücken.
 

Als ich meinen Blick zu Mokuba wende, sehe ich ihn hinterlistig grinsen.
 

//Wieso hab´ ich das Gefühl, dass Mokuba versucht, mich mit seinem Bruder zu verkuppeln? Bin ich denn nicht zu alt für ihn? … Moment, die Mama hat doch gesagt, ich sehe wie 17 Jahre aus. Aber wie geht das? … Wenn ich die Gelegenheit bekomme, muss ich mich mal genauer betrachten.//
 

So beschließe ich, den Körperkontakt einfach nur zu genießen. Und damit ich ihn nicht mit meinem Gewicht zerquetsche, schiebe ich mich etwas zur Seite und mache es mir auf ihm gemütlich, indem ich mich an den Körper unter mir anschmiege und meinen Kopf an seine Halsbeuge lege.
 

Jetzt erst merke ich, wie müde ich eigentlich bin, werfe aber dennoch einen kurzen Blick in Seto´s Gesicht, worauf sich ein kleines echtes Lächeln abzeichnet.
 

//Ob es ihm unangenehm ist, dass ich ihm so nahe Gesellschaft leiste? Vielleicht. Aber das Lächeln irritiert mich. Niemand würde Lächeln, wenn man sich unwohl fühlt. … Vielleicht genießt er auch einfach nur die Wärme meines Körpers, weil ihm doch so kalt ist.//
 

Ich senke also meinen Kopf wieder und schließe genießerisch meine Augen. Ehe ich mich versehe, entschlummere ich ins Traumland.
 

***
 

Mich reißt es regelrecht aus dem Schlaf, denn mir ist verdammt heiß. Verschlafen blinzle ich in die Dunkelheit. Nur ein kleiner Lichtschein, der von hinter der Couch zu kommen scheint, erhellt etwas den großen Raum. Alles um mich herum erscheint mir so unwirklich. So, als befände ich mich immer noch im Traumland.
 

//Mein Gott, ich hab´ geträumt, ich wäre Seto und den anderen begegnet. Das war wirklich ein schöner Traum. Aber … wo bin ich?//
 

Ich blicke mich irritiert um, bis mir bewusstwird, dass es sich um keinen Traum gehandelt haben kann, denn ich befinde mich immer noch in der Hütte. Als ich mich etwas abstütze, stockt mir der Atem. Ich liege noch immer auf Seto.
 

//Also war das alles doch kein Traum?//
 

Seto schläft unter mir. Eingehend betrachte ich sein schönes Gesicht und mein Blick fällt auf seine Lippen. Wie gern würde ich diese Lippen nur einmal auf meinen spüren.
 

//Ich hoffe, er hat einen tiefen Schlaf.//
 

Vorsichtig beuge ich mich vor und berühre zögerlich und vorsichtig seine Lippen mit meinen und eine Flut an Gefühlen durchfließt meinen Körper, die ein angenehmes Kribbeln zurücklassen. Aber ich lasse die Berührung nur drei Sekunden zu, dann sehe ich zu, dass ich meinen Kopf wieder zurückziehe.
 

//Das war toll. Wie muss es sich erst anfühlen, wenn ich ihn richtig küsse? … Aber dazu wird es wohl nie kommen. Schade eigentlich.//
 

Ich seufze und pelle mich aus den Decken.
 

Vorsichtig steige ich über Seto hinweg, von der Couch. Ich friere, denn unter den Decken war ich einer Hitze ausgesetzt, die sich jetzt an mir rächt.
 

//Hitze? Er hat doch hoffentlich kein Fieber?//
 

Schnell lege ich meine Hand an seine Stirn.
 

//Ein Glück. Seine Stirn ist nicht viel wärmer, als meine Hand. … Aber Moment. Mein Körper müsste doch heiß sein, wegen den Decken.//
 

Zur Sicherheit lege ich mir selbst die Hand an die Stirn. //Mist, ich kann nicht erfühlen, ob einer von uns Fieber hat.
 

„Hey, Olivia, hab´ ich dich aufgeweckt?“ fragt Joey grinsend.
 

„Nein, mir ist etwas zu warm geworden.“
 

„Dafür, dass du auf Mr. Eiskühlfach geschlafen hast, wundert es mich, dass du noch kein Eiszapfen geworden bist.“
 

„Sehr witzig, Joey. Also echt.“
 

Ich schüttle amüsiert meinen Kopf:
 

„Als, wenn ein Mensch dazu in der Lage wäre.“
 

Mit diesen Worten suche ich das Badezimmer auf, indem sich ebenfalls das WC befindet.
 

Nach dem Klogang betrachte ich mich im großen Badezimmerspiegel und stelle fest, dass meine Mutter Recht hatte. Ich sehe tatsächlich um einiges jünger aus. Ich werfe sogar einen Blick in den Halsausschnitt meines Pullovers.
 

//Uh, Wahnsinn. Sogar hier sieht meine Haut jünger aus. Ist das überhaupt noch mein Körper?//
 

Fassungslos schüttle ich meinen Kopf.
 

//Na, egal. So hab´ ich jetzt wenigstens das richtige Alter für Seto. Freude!!!//
 

Ich verlasse das Badezimmer wieder und bewege mich wieder auf die Couch zu. Ein Blick auf meine Armbanduhr verrät mir, dass ich mich getrost noch einmal schlafen legen kann. Und der Anblick vom schlafenden Seto ist mehr als nur einladend. Daher gedenke ich, meinen Platz auf ihm wieder einzunehmen, doch ein Blick zum Tisch verrät mir, dass Joey immer noch dasitzt und in seine Tasse stiert.
 

„Joey, … willst du nicht langsam mal wieder schlafengehen?“ frage ich ihn auffordernd.
 

„Ich hab´ schon geschlafen, kann jetzt aber nicht mehr einschlafen.“ murmelt er zu seiner Tasse.
 

„Hattest du einen Alptraum?“
 

Joey nickt.
 

„Na, komm. Ich schicke dich in einen traumlosen Schlaf.“
 

Plötzlich ruckt sein Kopf doch zu mir und er sieht mich mit großen Augen an.
 

„Das kannst du?“ fragt er mich neugierig.
 

Ich nicke und winke ihn zu mir. Er erhebt sich prompt, geht vor, in den Schlafraum und setzt sich an sein Bett.
 

„Setz´ dich in Schlafposition hin. Pass aber auf, dass du nach hinten genug Abstand lässt, damit du dir nicht den Kopf schlägst.“ fordere ich ihn auf, was er auch prompt tut.
 

„Na, dann wünsch´ ich dir einen erholsamen Schlaf.“
 

„Danke, Olivia.“
 

Ich lege meine Hand an seine Stirn und mit einem Magieschub schlägt er auf seinem Kissen auf, wird aber sanft abgefedert. Da er davon aber ohnehin nichts mehr mitbekommen hat, verlasse ich getrost wieder den Schlafraum und sehe mich zwei wundervollen blauen Augen konfrontiert.
 

„Hab´ ich dich aufgeweckt?“ frage ich leise.
 

„Nein, ich hab´ nur gemerkt, dass meine Wärmequelle nicht mehr da ist.“ erklärt Seto und hebt auffordernd und einladend hinter sich die Decken in die Höhe, was mir ein Lächeln auf die Lippen zaubert.
 

„Brauchst du wirklich noch so viele Decken?“ frage ich ihn etwas skeptisch und besorgt.
 

Da macht er sich daran, zwei Decken zu entfernen. Ich nehme sie ihm ab, dann mach´ ich mich daran, wieder zu ihm zu klettern, um es mir wieder auf ihm bequem zu machen.
 

„Besser?“ frage ich also nach.
 

„Viel besser.“ bestätigt er, was mich etwas belustigt, nachdem er wieder seine Arme um mich gelegt hat.
 

//Es scheint ihm wirklich zu gefallen, meinen Körper auf seinem zu spüren, auch, wenn ich mehr seitlich liege, um ihn nicht mit meinem Gewicht zu erdrücken.
 

Plötzlich dreht er mich mit sich auf die Seite und ich kralle mich an ihm fest.
 

„Lass´ mich ja nicht los. Ich falle ungern von der Couch.“ beschwere ich mich, auf Grund seiner Aktion.
 

„Hab´ ich nicht vor.“ grinst er mich schelmisch an.
 

//Er hat sichtlich sein Vergnügen daran, dass ich so nah bei ihm bin. Aber was soll´s. Es ist wirklich schön, bei ihm sein zu dürfen.//
 

So richten wir uns so, dass es wir beide gemütlich haben. Mein Arm führt unter seinem Kopf vorbei und sein störender Arm führt unter meinem Arm vorbei. Unsere Beine sind miteinander verschlungen und so liegen wir nun aneinander geschmiegt da.
 

Also kuschle ich mich ganz fest an ihn, während er mich noch zusätzlich an sich drückt und wir schließen wieder unsere Augen, um noch etwas zu schlafen.
 

~~~~~
 

Das nächste Mal, als ich erwache, blinzle ich in eine düstere Helligkeit. Ich vernehme ebenso Geräusche aus einem der Räume, als mich das Geräusch der Klospülung erschreckt. Ich werfe umständlich hinter Seto´s Kopf einen Blick auf meine Armbanduhr, die mir zeigt, dass es bereits kurz vor acht ist.
 

//Gott, hab´ ich lang geschlafen, wenn man die Zeit des Aufstehens mal weglässt.//
 

Ich versuche mich etwas von Seto zu lösen, damit ich aufstehen kann, als er sich plötzlich zu regen beginnt und mich wieder an sich zieht.
 

//Na, toll. Seto will mich nicht freigeben. Scheint so, als müsste ich ihn aufwecken. Aber ich könnte doch mal schauen, wie´s um seine Temperatur steht.//
 

So lege ich wieder mal meine Hand an seine Stirn. Erleichtert stelle ich fest, dass er wohl kein Fieber hat. Seine Stirn fühlt sich gar nur lauwarm an. Und unterkühlt ist er auch nicht mehr, denn sein Körper fühlt sich warm an.
 

Ich streichle von seiner Stirn weiter zu seiner Wange und Seto zieht die Augenbrauen zusammen.
 

Im nächsten Moment nehme ich wahr, wie er in die düstere Helligkeit blinzelt und mir dann direkt in die Augen sieht, während meine Arme zwischen uns liegen und meine Hände an seiner Brust verweilen.
 

Während meiner Betrachtung seiner Augen, fällt mir auf, dass sie mir etwas dunkler erscheinen und so gleich um einiges wärmer wirken. Oder ist das nur Einbildung?
 

„Guten Morgen.“ nuschle ich noch etwas verschlafen.
 

Irgendwie fühle ich mich etwas unbehaglich, wenn er mich so ansieht. Es kommt mir nämlich so vor, als könnte er mir in die Seele blicken. Vielleicht ist es ja sogar so. Ich weiß es nicht. Aber eigentlich kann es mir auch egal sein.
 

„Guten Morgen.“ erwidert er so leise, dass gerade ich es hören kann.
 

Dann geht plötzlich eine Tür, sein Blick wandert an mir vorbei und seine linke Augenbraue wandert in die Höhe. Meine Lippen verziehen sich sofort zu einem Grinsen, weil ich nie gedacht hätte, diese Geste jemals live sehen zu dürfen.
 

Tea bringt ein Tablett ins Zimmer, bedenkt uns mit einem:
 

„Guten Morgen, ihr zwei. Habt ihr gut geschlafen?“, geht an uns vorbei und stellt das Tablett auf dem Tisch ab, ohne eine Antwort von uns zu erwarten.
 

Seto lässt mich aus der Decke und wir setzen uns auf, sodass wir nun nebeneinandersitzen. Mein Augenmerk fällt auf die Sachen, die Tea gerade auf den Tisch platziert. Geschirr, Besteck, Gläser und Tassen.
 

„Ach, Olivia. Bevorzugst du eher Rührei oder Spiegelei.“ reißt sie mich aus den Gedanken.
 

„Egal, solang´ das Ei nicht mehr flüssig ist.“ zucke mit den Schultern.
 

„Oh. Das sollte aber kein Problem darstellen.“ kommt von ihr nur, als sie, mit dem Tablett unter dem Arm, wieder in der Küche verschwindet.
 

Dann kommt auch schon der Besetzer des Badezimmers endlich in den Wohnraum.
 

„Morgen.“ entgegnet Tristan nur und verschwindet im Vorbeigehen rasch wieder im Schlafraum, da er nur mit einem Handtuch um die Hüften bekleidet ist, während ich mir schnell die Augen zugehalten habe.
 

//Ok. Das wollte ich jetzt eigentlich nicht sehen. Wenn es Seto gewesen wäre, wäre das schon etwas Anderes. Dann hätte ich meinen Blick gar nicht von ihm abwenden können. Aber das? Schrecklich.//
 

Nun kommen auch die restlichen schlaftrunkenen Mumien in den Wohnraum geschlurft. Ein:
 

„Morgen.“ kommt von Yugi, Mokuba und Joey gemurmelt, die sich auch gleich ins Bad begeben.
 

Diese Mumien kann ich nur belächeln, als Seto sich von der Couch erhebt und sich in den Schlafraum begibt. //Gott, ist der süß und so heiß. Hoffentlich fange ich nicht an, zu sabbern, weil ich ihm grad auf den Hintern gestarrt habe. Ach, was. Ich doch nicht. Wär ja noch schöner, wenn ich zu sabbern beginnen würde. Soweit habe ich mich schon noch im Griff.//
 

Da kommt Seto auch schon Tristan aus dem Schlafraum entgegen, der sich zum Tisch begibt.
 

Im nächsten Moment kommt auch schon Joey, mit nur einem Handtuch um die Hüften, aus dem Badezimmer und huscht in den Schlafraum.
 

Kurz mache ich mir Sorgen, dass es bereits zu einem Puppyshipping gekommen sein könnte, als Seto umgezogen wieder herauskommt.
 

//Uh, heiß. Er sieht ja richtig zum Anbeißen aus.// grinse ich in mich hinein.
 

Er schenkt mir einen kurzen Blick, ehe er weiter zum Tisch geht. Joey kommt nun ebenso aus dem Schlafraum und Yugi kommt aus dem Bad, kurz darauf gefolgt von Mokuba, die bereits frisch bekleidet sind. Beide begeben sich ebenfalls kurz in den Schlafraum, um ihre alte Kleidung, die sie unter ihren Armen tragen, zurückzubringen und gesellen sich dann ebenfalls an den Tisch.
 

Ich zucke mit den Schultern und begebe mich nun selbst ins Badezimmer, um mich frisch zu machen, als ich Tea noch höre, wie sie Joey um Hilfe bittet, das Frühstück auf dem Tisch anzurichten.
 

Ich wasche mir das Gesicht und bürste mir die Haare kurz durch, mit der Haarbürste, die hier frei herumliegt, um mir die Haare wieder frisch mit meinem Haargummi zusammen zu binden und kehre nun ebenfalls in den Wohnraum zurück.
 

Zu meiner Überraschung stelle ich fest, dass sie einen siebten Stuhl an den Tisch dazu gestellt haben und das Frühstück bereits angerichtet wurde. Sie haben scheinbar nur noch auf mich gewartet.
 

Zu meiner Zufriedenheit darf ich ebenso feststellen, dass ich am Kopfende sitze und Seto zu meiner Linken, sowie Joey auf der anderen Seite. Ich nehme Platz und Tea verkündet:
 

„Mahlzeit!“
 

Wir wünschen uns ebenfalls guten Appetit und beginnen mit dem Frühstück.
 

Tea hat mir also doch ein hartgekochtes Spiegelei gemacht und ich esse es zufrieden mit einem Gebäck.
 

Natürlich werfe ich öfters unauffällige Blicke zu Seto, was den anderen gegenüber aber leider nicht so unbemerkt zu bleiben scheint, weil sie mich dümmlich angrinsen, wenn ich mal einen Blick zu ihnen schweifen lasse.
 

Nach dem Frühstück erhebt sich sofort Tea und beginnt mit dem Abräumen. Ich erkläre mich sogar dazu bereit, ihr dabei zu helfen.
 

Sogar beim Geschirrspülen gehe ich ihr zur Hand und übernehme das Abtrocknen. Als wir beide wieder zu den Jungs im Wohnraum stoßen, sind sie gerade dabei zu diskutieren, was man, den Tag über, machen könnte, da sie ja bereits fündig nach mir geworden sind.
 

Umso deutlicher wird mir bewusst, was sie nicht alles bereits durchgemacht haben dürften, während sie nach mir gesucht haben. Sie waren schließlich bereits fünf Tage hier.
 

Tea und ich setzen uns wieder an den Tisch zu den Jungs und ich überlege mit, was wir machen könnten. //Wir haben um die 0 Grad Celsius laut meinem Handy und es ist bewölkt. Was kann man bei diesen Temperaturen nur unternehmen? In Frage kommen eigentlich nur Dinge, die man drinnen machen kann. Vielleicht eine Spielehalle, die Tischtennis und/oder Billard und/oder Kegeln/Bowling anbietet. Selbst, wenn diese Einrichtungen separat und nicht weit entfernt voneinander aufzufinden sein sollten, wären das zweifelsohne gute Möglichkeiten zum Zeitvertreib.//
 

„Was haltet ihr von Tischtennis, Billard oder Kegeln?“ frage ich in die Runde.
 

Alle sind hellauf begeistert, weil sie das nicht kennen und unbedingt ausprobieren wollen, nur Seto enthält sich seiner Meinung. Dabei hatte ich gehofft, dass ihm meine Idee vielleicht gefallen könnte. Vielleicht vermisst er es auch einfach nur, in seiner Firma zu hocken und zu arbeiten?
 

Nun haben wir beschlossen, sowohl Tischtennis, Billard, als auch Kegeln zu gehen, um uns den Nachmittag zu vertreiben.
 

Für den Vormittag hat Mokuba einige Spiele, die hier in der Hütte gelagert hatten, gefunden und uns vorgeschlagen, damit uns die Zeit bis zum Mittagessen zu vertreiben. Dafür hat sich Tristan breitschlagen lassen, Holz von draußen zu holen und in den Heizofen nachzulegen, damit es hier drin schön gemütlich warm bleibt.
 

So beginnen wir mit einigen Gesellschaftsspielen, die wir nur aufgeteilt spielen können, da wir zu viele Personen sind und Seto sich ohnehin enthält und nur zusieht, wie wir uns zum Deppen machen. Ich finde es allerdings lustig, als wir beim Spiel Tabu XXL angelangen, wobei wir Teams bilden und Mokuba Seto anbettelt, wenigstens dieses Spiel mitzuspielen, wobei ich Seto nun meinerseits ebenfalls bittend ansehe.
 

Kann ich mich doch noch erinnern, wie die Mutter meines letzten Ex meinte, ich könnte einen Hundeblick aufsetzen. Vielleicht klappt´s ja.
 

Seto verdreht nur die Augen, als er zu mir blickt und sich dann endlich erbarmt, mitzuspielen. Mokuba jubelt freudig und bestimmt dann doch gleich mal, dass ich mit Seto in einem Team spiele, und er sowohl den Zeitmaster, als auch den Quietschmaster mimt.
 

//Na, toll. Als, wenn ich so gut Wörter beschreiben könnte.//
 

Ich seufze.
 

Dann beginnt das Spiel auch schon. Yugi und Joey fangen an.
 

Danach kommen Tristan und Tea dran.
 

Als Seto und ich drankommen, stelle ich fest, dass unser Team wesentlich besser abschneidet, als das von den anderen. Nicht nur ich, selbst Seto scheint erstaunt zu sein, dass ich es verstehe, sämtliche Wörter pantomimisch, zeichnerisch oder umschrieben darzustellen. Ob die Magie mir insgeheim dabei hilft? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass mir die Worte leicht von den Lippen gehen.
 

So kommt es auch, dass Seto und ich als Erste die 50 Punkte erreichen. Yugi und Joey haben 24 Punkte erreicht und Tea und Tristan sogar 36. Aber ich gebe zu, dass ich mich bestimmt nicht so schusselig wie Joey angestellt habe, um die gesuchten Wörter zu erklären oder darzustellen.
 

„So. Es ist Zeit, das Mittagessen zu kochen. Kommst du, Joey?“ erwähnt Tea.
 

Angesprochener nickt und erhebt sich mit Tea, um in die Küche zu verschwinden.
 

Prompt folge ich ihnen und frage sie:
 

„Braucht ihr vielleicht noch Hilfe?“
 

„Olivia, das ist wirklich lieb von dir, aber du bist unser Gast. Wir kommen schon klar, wirklich. Genieße deine Freizeit.“ erwidert Tea.
 

„Genau, du bist unser Gast und wir sind für das Kochen zuständig. Das haben wir die letzten fünf Tage auch gemacht. Mach´ dir keine Gedanken.“ bestätigt Joey.
 

„Wie lange wird es denn dauern, bis das Essen fertig ist?“ frage ich daher stattdessen.
 

„So eineinhalb bis zwei Stunden, wieso?“ fragt mich Tea.
 

„Na, ja, ich möchte nochmal in meine Wohnung und die ist nicht gerade ums Eck. Ich nehm´ mir aber Seto mit, falls mein Ex Ärger macht.“
 

„Das ist eine gute Idee. Nimm dir nur Kaiba mit. Wenn du zurück bist, wird das Essen vielleicht auch schon fertig sein.“ meint Tea.
 

Ich nicke und kehre in den Wohnraum zurück.
 

Ich trete direkt auf Seto zu, der es sich in der Zwischenzeit auf der Couch, mit einem Buch, bequem gemacht hat.
 

„Seto? … Würdest du mich bitte zu meiner Wohnung begleiten?“, frage ich ihn dann einfach mal, „Nur für den Fall, dass sich mein Ex unkooperativ verhält.“
 

Ruckartig springt er auf und bremst sich wieder ein, während er:
 

„Na, meinetwegen.“ von sich gibt und das Buch zur Seite legt.
 

„Zu gütig.“ erwidere ich sarkastisch und grinse.
 

Wir bestücken uns mit Jacken und verlassen die Hütte.
 

~~~
 

Vor der Wohnung angekommen, zücke ich den Schlüssel und öffne leise die Wohnungstüre.
 

//Nicht abgeschlossen. Wie sollte es auch anders sein?//
 

Mit einem Handzeichen deute ich Seto, kurz zu warten, während ich hineingehe und lausche. Als ich keine Geräusche vernehme, deute ich ihm, mir zu folgen, und er schließt die Tür hinter sich.
 

Skeptisch sehe ich mich um.
 

//Ist er gar nicht da?//
 

Ich beginne jeden Raum zu inspizieren und Fehlanzeige.
 

„Scheint so, als wäre er gar nicht da.“
 

Ich werfe einen Blick in den Kühlschrank und in das Tiefkühlfach, um festzustellen, ob er vielleicht einkaufen gegangen ist. Und ich scheine mit meiner Vermutung richtig zu liegen.
 

„Könnte sein, dass er einkaufen gegangen ist. Er könnte bald wieder zurück sein. Ich werde mich beeilen.“
 

Ich platziere mich in die ungefähre Mitte der Wohnung und setze meine Magie ein, um mein Eigentum in mich aufzunehmen. Viele kleine Lichtpunkte wandern auf mich zu, während die Wohnung immer leerer wird. Seto beobachtet das Geschehen sehr fasziniert, als plötzlich die Tür aufgeht. Ich bekomme das aber nur am Rande mit, da ich auf meine Habseligkeiten konzentriert bin. Auch die Spielsachen und Kleidung meiner Kinder nehme ich in mir auf, während Seto sich in Kampfstellung begibt.
 

„Hey, was macht ihr hier? … Olli, du hast hier nichts mehr zu suchen. Du hast schließlich Schluss gemacht.“ beschwert sich mein Ex-Partner, der auf mich zustürmt.
 

„Seto, halt ihn bitte von mir fern. Ich kann mich nicht um ihn auch noch kümmern.“ bitte ich Seto.
 

„Das hast du vorhergesehen, oder?“ fragt er mich.
 

„Ich hab´ in Betracht gezogen, dass er mir Probleme bereiten könnte. Also, ja.“
 

„Was, verdammt noch mal, haben diese Lichter zu bedeuten?“ will mein Ex-Partner wissen.
 

„Das geht dich nichts an.“, antworte ich ihm, „Aber, weil ich so nett bin, … ich hole mir nur das, was mir und den Kindern gehört.“
 

Jetzt rastet mein Ex-Partner vollends aus und schlägt sich mit Seto, der sich wirklich gut hält.
 

Erst, als ich meine Habseligkeiten und die Sachen der Kinder in mich aufgenommen habe, greife ich ein und schleudere meinen Ex-Partner mit einer Armbewegung gegen die nächstbeste Wand. Anschließend trete ich auf Seto zu und frage ihn:
 

„Alles ok?“
 

Er nickt nur, aber dennoch sehe ich, dass seine Lippe blutet. Ich fische aus meiner Jackentasche ein Taschentuch und tupfe sanft über die blutende Stelle.
 

Seto sieht mich perplex an und nimmt mir dann das Taschentuch ab.
 

Zu meiner Verwunderung vernehme ich dann ein gehauchtes:
 

„Danke.“ von ihm, was mir wirklich viel bedeutet.
 

Besonders aus seinem Mund. Ich lächle ihn an und richte mich an meinen Ex-Partner:
 

„Auf nimmer Wiedersehen. … Komm, Seto. Wir sind hier fertig.“ widme ich mich danach Seto und schiebe ihn, mit meiner Hand in seinem Rücken, Richtung Wohnungstür.
 

Wieder unten auf der Straße angekommen, erwähne ich Seto gegenüber:
 

„Danke, dass du mir geholfen hast. … Einige Lichter haben einen längeren Weg, die werden mir nachfliegen. Die kommen nämlich aus einem anderen Bezirk. … Vom Haus seines verstorbenen Vaters.“, deute ich Richtung Wohnung, „Dort war ja auch noch immer meine Erbschaft und die Teppiche, die ich noch haben wollte.“
 

Ich zucke mit den Schultern, während er mich abermals mit einer gehobenen Augenbraue bedenkt.
 

„Und was genau ist diese Erbschaft?“ will er wissen.
 

„Ach, nur Mineraliensteine. Der hat sie schließlich gesammelt.“
 

Seto nickt nur nachdenklich.
 

~~~
 

Wieder vor der Hütte angekommen, fliegen gerade die fehlenden Lichter auf mich zu und gesellen sich zu meinen anderen Habseligkeiten in mir. Seto hat sich dennoch etwas erschreckt, als sie plötzlich an ihm vorbeigezogen sind, was mir ein Lächeln abringt.
 

Zufrieden, weil ich meine Sachen in Sicherheit weiß, betreten wir also wieder die Hütte. Genau pünktlich, als Tea gerade dabei ist, den Tisch zu decken und die anderen die Spiele wegräumen, die sie anscheinend bis vor kurzem noch gespielt haben.
 

„Wir sind wieder da!“ rufe ich belustigt in die Runde und alle zucken zusammen.
 

Ich kann es mir, bei Gott, nicht verkneifen, in Gelächter auszubrechen.
 

Zum Glück hatte Tea das Geschirr bereits abgestellt, sonst wäre sicher etwas zu Bruch gegangen. Was die Spiele allerdings angeht, hatten die anderen nicht so viel Glück. Jetzt bemühen sie sich, die Spiele wieder von neuem einzuräumen.
 

Plötzlich vernehme ich auch neben mir Gelächter. Seto kann sich scheinbar auch nicht mehr zurückhalten. Oder mein Lachen ist auch einfach nur ansteckend. Keine Ahnung.
 

Nachdem wir uns wieder beruhigt haben, herrscht auch wieder Ordnung und Tea richtet das Mittagessen an. Wir setzen uns alle an den Tisch und beginnen kurz darauf zu essen.
 

Mokuba will währenddessen natürlich genau wissen, was wir erlebt haben oder was passiert ist.
 

Nach dem Essen helfen alle mit, das Geschirr wieder wegzuräumen und Yugi und Tristan waschen ab, während ich in meinem Tablet nachsehe, wo wir die geplanten Sportaktivitäten vollziehen können.
 

Nach der gefundenen Halle, wo sich alle drei Aktivitäten zum Glück vereinen, machen wir uns fertig, um aufbrechen zu können und sobald Yugi und Tristan mit dem Abwasch fertig sind, machen wir uns auch schon auf den Weg.
 

~~~
 

Dort angekommen, bestellen wir uns was zu trinken und entscheiden uns fürs Erste für Tischtennis. Dafür leihe ich uns am Tresen sieben Tischtennisschläger und neun Bälle für drei Tische, welche Kosten ich übernehme, da ich als Einzige mit der Währung vertraut bin. Aber mich juckt das nicht, weil ich davon ausgehe, sowieso von hier wegzugehen und in der Zeichentrickwelt von Yu-Gi-Oh! zu bleiben, falls es mir möglich ist.
 

Wenn nicht, dann hab´ ich wenigstens eine schöne Erinnerung an diese sechs Personen, für die ich liebend gern, für diesen einen Tag, die Kosten übernehme, da ich nicht annehme, dass ich so etwas jemals wieder erleben werde.
 

Während die ersten ihre Aufwärmrunden machen, fotografiere ich sie mit meinem Handy, um mir diesen Tag in Erinnerung rufen zu können. Vor allem von Seto kann ich meinen Blick nicht nehmen, der so geschmeidig gekonnt, den Ball zu seinem Gegenüber kontert. Da lasse ich mir sogar ein Video mit dieser Konteraktion nicht entgehen.
 

//Seto spielt so, als hätte er nie etwas Anderes gespielt. Er ist echt ein Phänomen. Und voll mein Typ.//
 

Ich seufze und nehme das Handy ein Stück herunter, um ihn so zu betrachten, während sich ein Lächeln auf meine Lippen legt.
 

//Echt schade, dass aus uns nie ein Paar werden wird. Denn dafür müsste er sich in mich verlieben, was niemals passieren wird. Egal, ob ich nun in ihrer Welt bleiben kann oder nicht. Zum Verzweifeln, diese Ungewissheit. Ich habe mich auch gar nicht getraut zu fragen, was danach kommt. Ich will es auch gar nicht wissen, denn sonst könnte ich die Zeit jetzt mit ihnen nicht genießen.//
 

Spielerwechsel.
 

„Seto, spielst du jetzt mal gegen mich? Ich muss aber erst warm werden. Obwohl das für mich eher ein Nachteil wäre, weil ich dann dazu neige, mehr Fehler zu machen.“ grinse ich ihn schief an.
 

„Na, dann zeig´ mal, was du kannst.“ fordert er mich auf.
 

„Ich hab´ schon lang nicht mehr gespielt. Könnte sein, dass ich eingerostet bin.“ erwähne ich vorsichtshalber und er grinst mich hinterhältig an.
 

„Wir werden ja sehen.“ erwidert er nur und wartet darauf, dass ich mich ihm gegenüber positioniert hab´.
 

Da Seto im Ballbesitz ist, fordere ich ihn auf:
 

„Na, dann schlag auf.“
 

Wir liefern uns ein unerbittliches Duell.
 

Einige Zeit später – drei Stunden um genau zu sein – sitzen die anderen halb schlafend, halb wach auf Bänken und sehen uns mehr oder weniger beim Tischtennisspielen zu, da sie sich bereits ausgepowert haben.
 

Nur Seto und ich sind nicht gewillt, sich geschlagen zu geben, weil wir ziemlich gleich gut sind. Durch unsere Müdigkeitserscheinungen allerdings unterlaufen uns beiden mittlerweile schon mehrere Fehler.
 

„Willst du nicht endlich aufgeben?“ fragt er mich.
 

„Nicht, wenn du nicht aufgibst.“ antworte ich ihm.
 

Yugi, der als Einziger noch wach zu sein scheint, verdreht die Augen und meint:
 

„Wollt ihr nicht langsam mal Schluss machen? Ihr seid beide gleich gut, gleich stur und keiner von euch beiden wird gewinnen. Lasst es doch endlich mal gut sein. Das wird schon langweilig. Wir sind nämlich alle schon müde. … Können wir jetzt nicht etwas Anderes spielen?“
 

„Billard?“, funkle ich Seto mit meinen Augen herausfordernd an, „Da wird nur Geschick und Taktik benötigt.“
 

Er nickt und fügt an:
 

„Schön. Dann kannst du dich ja schon mal besiegt ansehen.“
 

Ich grinse ihn an:
 

„Wir werden sehen.“ und fange den Tischtennisball geschickt im Flug.
 

„Aufgewacht, ihr müden Trantüten.“ rufe ich in den Saal und sämtliche Freunde werden aus ihren Träumen gerissen.
 

Wieder einmal kann ich mir das Lachen nicht verkneifen und Seto schüttelt nur belustigt seinen Kopf. Aber wenigsten bewegen die anderen jetzt ihre müden Glieder und begleiten uns zum Tresen, wo wir die Tischtennisausrüstung gegen Billardausstattung tauschen.
 

Mit Queues und drei Sets Kugeln ausgestattet besetzen wir nun drei Billardtische. Seto beobachtet mich neugierig beim Aufbau der Kugeln und ich mache den Anstoß.
 

„Versuch jetzt mal eine Kugel zu versenken, egal ob Volle oder Halbe. Versenkst du allerdings eine von ihnen, musst du bei den gleichen bleiben. Die Schwarze darf erst zuletzt eingelocht werden und zwar im gegenüberliegenden Loch, als die letzte Kugel eingelocht wurde. … Wird die Schwarze allerdings vorher eingelocht, ist das Spiel vorzeitig beendet und der Spieler, der die Schwarze versenkt hat, hat automatisch verloren.“ erkläre ich ihm die Spielregeln.
 

„Klingt interessant.“ meint er dazu nur und ich deute ihm, seinen Schlag auszuführen.
 

Wieder liefern wir uns ein unerbittliches Duell.
 

Umso länger wir gegeneinander spielen, umso stärker kann ich das leidenschaftliche Feuer in seinen Augen erkennen. Er scheint es tatsächlich zu genießen, sich mit mir zu messen. Vielleicht steht er auch einfach nur darauf, jemand gefunden zu haben, der mit ihm mithalten kann. Wer weiß das schon so genau, was in ihm vorgeht? Er spricht ja schließlich nicht darüber.
 

Das Einzige, was mir aber immer wieder auffällt, wenn ich dran bin, ist, dass er mir auf den Hintern starrt. Na, ok, das tue ich bei ihm auch, aber ist das ein Grund, es bei mir auch zu tun?
 

Bei der letzten Kugel, also der Schwarzen, kommt es drauf an, wer von uns beiden, sie zuerst versenkt. Nur, dass wir sie in die entgegengesetzten Löcher diagonal befördern müssen. Und er beginnt mich, mit seiner Schussart, zu ärgern, weil ich so nicht die Möglichkeit habe, die Kugel zu versenken.
 

Aber ihm scheint es bei meiner Schussart ebenfalls so zu gehen. Wir versuchen nämlich jetzt schon mindestens zehn Minuten die Kugel zu versenken, aber keiner von uns beiden schafft es. Das könnte sogar noch eine halbe Stunde so gehen. Wir sind uns einfach ebenbürtig.
 

Nach weiteren fünf Minuten wird es mir zu blöd und ich frage ihn:
 

„Lassen wir ein Unentschieden gelten? Das wird mir nämlich jetzt echt schon zu blöd.“
 

Seto verdreht die Augen, scheint aber dennoch meinen Vorschlag zu überdenken.
 

Resignierend schließt er dann seine Augen, atmet tief ein und wieder aus, öffnet wieder seine Augen und meint dann:
 

„Ich denke, es wäre sinnvoll. Es scheint ohnehin keinen Sinn zu haben, die schwarze Kugel zu versenken zu versuchen, wenn man in die entgegengesetzte Richtung spielen muss.“
 

„Da stimme ich dir zu. Die würde uns selbst in hundert Jahren noch ärgern, weil sie nicht eingelocht werden will.“ grinse ich ihn an.
 

Sein Gesicht verzieht sich ebenfalls zu einem Grinsen, als er prompt in Gelächter ausbricht. Es klingt richtig befreiend und sieht wunderschön an ihm aus. Mein Grinsen wird zu einem sehnsüchtigen Lächeln.
 

//Ach, Seto. Wenn du nur wüsstest, was du mir antust. Ich wär´ so gern ganz nah bei dir. Würde gern mit dir kuscheln und einfach nur deine Wärme spüren.//
 

Ich seufze, was ihn innehalten lässt, und er seine Augenbraue auf Wanderschaft, nach oben, schickt.
 

Ich schüttle meinen Kopf und frage Yugi und Mokuba, die sich gerade keinem Spiel widmen:
 

„Spielen wir eine Vierer-Partie? Na, was meint ihr?“
 

„Au, ja. Ich spiel mit Yugi im Team.“ springt Mokuba sofort auf.
 

Seto sieht Mokuba stutzig, mit gerunzelter Stirn, an und wendet seinen Blick dann zu mir.
 

„Die Regeln bleiben gleich, nur, dass sich die Spieler abwechseln. Wenn es da keinen Sieger gibt, dann weiß ich auch nicht.“ lächle ich verlegen.
 

Seto gesellt sich also zu mir und bedenkt Mokuba mit einem merkwürdigen Blick.
 

//Wenn ich seine Gedanken lesen könnte, würde ich drauf wetten, dass er sich wundert, dass Mokuba stets darauf besteht, dass er mit mir ein Team bilden soll. Ob er schon dahinter gestiegen ist? Mokuba ist ja so durchschaubar. … Mich wundert nur, dass er Seto noch nichts davon gesagt hat. … Oh, Gott, jetzt zwinkert mir Mokuba auch noch zu.//
 

Verlegen und mit brennenden Wangen, halte ich mir die Hand vor die Augen.
 

//Kann sich nicht einfach ein Loch auftun und mich verschlingen?//
 

Plötzlich spüre ich eine Hand an meiner Schulter und eine tiefe sanfte, sowie besorgte Stimme, die fragt:
 

„Alles ok?“
 

Ich nehme die Hand wieder von den Augen und blicke über meine Schulter zu Seto, lächle leicht und nicke. Er erwidert das Lächeln und meint:
 

„Dann lass´ uns mal die zwei besiegen.“
 

Ich nicke und Yugi macht den Anstoß.
 

„Mach´ du als Erstes.“ bitte ich Seto.
 

Er nickt, versenkt eine vollfarbige Kugel und vermasselt den darauffolgen Schuss. Er zuckt mit den Schultern und lässt Mokuba den nächsten Versuch, auf die halbfarbigen Kugeln zu schießen.
 

Mokuba gelingt es zwei Kugeln zu versenken und vermasselt den nächsten Schuss. Somit bin ich nun dran.
 

Ich überlege mir sehr gut, welche Kugel ich nun anschießen will. Gut überlegt und mit viel Vorbereitung schaffe ich es zwei Kugeln zu versenken, wobei es die dritte nicht ganz ins Loch schafft.
 

„Verflixt.“ murmle ich.
 

Wieder legt Seto seine Hand an meine Schulter und meint:
 

„Nur die Ruhe. Wir sind vorne.“
 

Ich lehne mich instinktiv an ihn an und warte Yugi´s Schuss ab.
 

Zu meiner Verwunderung legt Seto zögernd seine Hand von meiner Schulter um meine Taille an meinen Bauch. Sofort durchströmt ein Kribbeln meinen Körper und ich fühle mich benebelt. Für einen Augenblick habe ich tatsächlich das Gefühl, als würde ich an meinem festen Freund lehnen.
 

Zu meinem eigenen Entsetzen, habe ich meine Hand an seine gelegt, die an meinem Bauch verweilt, und meine Finger mit seinen verschlungen, sodass man tatsächlich annehmen könnte, dass wir zusammen wären.
 

//Das fühlt sich so schön an. Wenn es doch ewig so währen könnte.//
 

Jedoch, erst, als Seto wieder dran ist, wird mir unsere Position so richtig bewusst und lasse ihn peinlich berührt und schuldbewusst los. Meine Wangen brennen wieder höllisch. Er belächelt meine Reaktion einfach nur und macht seine Schüsse.
 

//Gott, wie peinlich. Aber, er hätte mich ja nicht umarmen müssen, dann hätte ich wahrscheinlich gar nicht so reagiert und der Umarmung noch mehr Ausdruck verliehen. Aber, es hat sich einfach so toll angefühlt. Für den Moment habe ich mich tatsächlich glücklich gefühlt und mein Herz hat Purzelbäume geschlagen. … Und Mokuba braucht gar nicht so blöd zu grinsen. Das ist doch alles auf seinen Mist gewachsen. … Es mag zwar sein, dass sein Plan seine Wirkung auf mich nicht verfehlt, aber wie es Seto dabei ergeht, weiß ich nicht.//
 

Ich grummle, während ich Mokuba anfunkle, aber dieser lacht bloß über mich.
 

//Und Seto? Der scheint das ganz gelassen hinzunehmen. Er lacht noch nicht mal über mich. Mir scheint eher, dass er mich entschuldigend ansieht. Ob ihm das Ganze gar nicht gefällt? Andererseits hat er Mokuba gar nicht böse angeguckt, als es geheißen hat, dass er mit mir ein Team bildet. Das Ganze ist verwirrend und echt zum Verrücktwerden. … Ich sollte mich wieder auf das Spiel konzentrieren.//
 

Yugi hat zuvor eine Kugel geschafft und Seto hat wieder zwei versenkt. Mokuba ist gerade dabei, die zweite zu versenken und vermasselt den Schuss bei der dritten.
 

//Ok, ich bin wieder dran.//
 

Ich atme tief durch und mache mich daran, mein nächstes Ziel auszumachen. Zwei vollfarbige und vier halbfarbige, sowie die schwarze Kugel liegen noch auf dem Tisch. Ich versenke eine Kugel und die nächste wird ausgemacht. Ha, die zweite ist auch drin. Jetzt nur noch die Schwarze und wir haben gewonnen. Argh, die Schwarze ist an der Bande abgeprallt, die im Loch seitlich wegsteht. Wieder ärgere ich mich.
 

Plötzlich spüre ich heißen Atem an meinem Ohr:
 

„Ganz ruhig. Ist ja nur noch die Schwarze da.“
 

Ein angenehmer Schauer läuft mir über den Rücken, sodass ich einfach genießerisch meine Augen schließen muss und mich wieder gegen ihn lehne und er seine Hand wieder an meinen Bauch legt. Wieder beginnt mein ganzer Körper zu kribbeln und wieder fühle ich mich komplett benebelt.
 

„Kaiba? Du bist dran.“ werden wir unerwartet aus den Gedanken und der zweisamen Atmosphäre gerissen und ich öffne wieder meine Augen.
 

Sichtlich widerwillig löst er sich von mir und ich halte ihn noch einmal am Unterarm fest.
 

„Versenke die schwarze Kugel.“ lächle ich ihm aufmunternd zu.
 

Er positioniert sich, schießt die weiße Kugel an und trifft die Schwarze, die im gegenüberliegenden Loch verschwindet. Sofort trifft mich wieder Seto´s Blick, der ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen hat.
 

Yugi und Mokuba haben verloren und fragen:
 

„Wollt ihr nochmal spielen?“
 

Seto schüttelt den Kopf und schreitet sogleich auf mich zu. Ich frage ihn flüsternd, als er wieder neben mir steht:
 

„Und was willst du jetzt machen?“
 

„Noch mehr von deiner Nähe genießen.“ sagt er mir offen und ehrlich, während er mich hoffnungsvoll ansieht.
 

Ich lächle und erwidere:
 

„Ich hatte gehofft, dass du das sagen würdest.“
 

Nun erwidert Seto mein Lächeln und führt mich zu einer nächstgelegenen Sitzbank, die nicht sofort gesehen werden kann.
 

Er setzt sich hin und zieht mich sofort auf seinen Schoß. Ich schmiege mich sogleich an ihn und streichle ihm mit meiner linken Hand über die Brust nach oben in seinen Nacken. Dort spiele ich mit seinen Nackenhaaren und kraule ihn, während er meine Stirn sanft an seine Halsbeuge drückt.
 

Wieder fühle ich dieses Kribbeln im ganzen Körper und wie mir anders wird. Meine Sinne werden benebelt und nur Seto und mich gibt es mehr. Ich genieße es in vollen Zügen, bei ihm zu sein. Mir ist zwar klar, dass wir uns nicht so voneinander angezogen fühlen sollten und doch tun wir es, wobei ich noch nicht mal weiß, wie ich es geschafft habe, Seto´s Zuneigung zu gewinnen.
 

So kuscheln wir längere Zeit miteinander, bis wir von Mokuba entdeckt und von ihm angesprochen werden.
 

„Seto, Olivia, was macht ihr denn so weit abseits von uns allen.“ grinst er uns spitzbübisch an.
 

Seto und ich seufzen synchron auf.
 

„Mokuba, was ist los?“ gibt Seto, mehr als genervt, von sich.
 

„Uns reicht das Billardspielen schon und wir wollen jetzt zum Kegeln übergehen. Kommt ihr mit?“ fragt uns Mokuba sichtlich amüsiert.
 

„Wir kommen nach. Lass´ nur deinen Yugi nicht zu lange auf dich warten.“ grinse ich Mokuba fies an.
 

Dieser läuft sofort rot an und macht jeglicher Tomate Konkurrenz. Doch gerade, als Seto sich darüber äußern will, wahrscheinlich negativ, verschließe ich seinen Mund mit meinen Lippen.
 

Hat er sich anfangs noch dagegen gesträubt, lässt er sich immer mehr in den Kuss fallen und beginnt ihn zu genießen und zu erwidern.
 

Als ich mich von ihm wieder löse, beginnt er mit sanfter warmer, aber vorwurfsvoller Stimme:
 

„Wieso …“
 

Ich unterbreche ihn allerdings, indem ich ihm einen Finger auf die Lippen lege und antworte ihm vorweg:
 

„Lass´ ihn doch, wenn es ihn glücklich macht. Die Liebe macht keinen Unterschied bei den Geschlechtern. … Und ich kann mir gut vorstellen, dass es Mokuba sehr wichtig ist, dass du seine Liebe zu Yugi akzeptierst, weil du doch sein großer Bruder und seine einzige Familie bist. … Stoß ihn nicht weg, nur, weil seine Liebe in eine andere Richtung geht, die du vielleicht erwartet hättest.“
 

„Er ist mein kleiner Bruder. Ich würde ihn nie wegstoßen. Er ist doch alles, was ich noch habe.“ erwidert er.
 

Ich senke leicht betrübt meinen Kopf.
 

//Was habe ich auch erwartet?//
 

Um meine Betrübnis zu verstecken, beginne ich zu nicken.
 

„Lass´ es dir durch den Kopf gehen und teile Mokuba mit, wie du dazu stehst.“, und, um mich auf andere Gedanken zu bringen, füge ich noch an, „Und lass´ uns jetzt mal zu den anderen gehen und auch beim Kegeln mitspielen.“
 

Ich klettere von seinem Schoß und ziehe ihn mit mir, bestückt mit den Queues und den wieder eingeräumten Kugelsets, zum Tresen, um die Billardausrüstung abzugeben und dann weiter zu den Kegelbahnen zu gehen.
 

Wirklich alle von den Freunden haben sich bereits hier eingefunden und besetzen zwei Kegelbahnen.
 

Joey sitzt als Zuschauer auf einer der Bänke und sieht den zwei Teams zu, die sichtlich Probleme mit der Handhabung der Bowlingkugeln zu haben scheinen. Ich schüttle fassungslos meinen Kopf.
 

„Hey.“ rufe ich ihnen zu, stelle mich an eine dritte freie Kegelbahn und nehme eine Bowlingkugel in die Hand.
 

„Es hat einen Grund, warum die Kugel drei Löcher hat. In zwei der Löcher steckt man Mittel- und Ringfinger und in das letzte kommt der Daumen. So hält man die Kugel fest. … Dann holt man mit der Kugel Schwung und man lässt sie los oder man rollt sie mit Schwung und versucht die Kegel da vorne umzuwerfen. … Wenn man dran ist, darf man zweimal werfen. Das gleiche gilt auch, wenn der erste oder zweite Wurf ein Strike ist.“ erkläre ich allen und schon wird fleißig ausprobiert.
 

„Willst du anfangen?“ frage ich Seto, der nur mit den Schultern zuckt und sich eine Bowlingkugel holt.
 

So liefern wir uns die nächsten zwei Stunden wieder einen unerbittlichen Kampf um den Sieg.
 

~~~
 

Als wir alle ausgepowert die Spielehalle verlassen, ist es bereits früher Abend und wir beeilen uns, zurück zur Hütte, weil sich doch bald das Portal öffnen soll.
 

Als wir wieder vor der Hütte ankommen, führt uns der Weg dahinter auf einen niederen, aber breiten Hügel, wo sich eben das Portal materialisiert.
 

„Bist du bereit für den Übergang?“ fragt mich Seto und die anderen sehen mich erwartungsvoll an.
 

Ich seufze, atme noch einmal tief durch und die ersten durchschreiten bereits das Portal.
 

Seto lächelt mich aufmunternd an und reicht mir seine Hand. Ich greife danach und er zieht mich hindurch.
 

~~~
 

Nachdem ich das Portal durchschritten habe, schockweiten sich meine Augen.
 

Überall, wo ich nur hinblicken kann, scheint es zu brennen. Die Flammen sind locker zwei Meter hoch und lässt uns kaum Platz, gefahrlos die Gegend zu durchschreiten.
 

Plötzlich erblicke ich geflügelte Affen, die Feuerbälle auf die Erde herniederschmettern. Und mir wird sofort klar, dass diese fliegenden Affen das Übel sind, das über diese Welt Unheil bringt.
 

Ich überlege mir, wie ich gefahrlos einen Überblick gewinnen kann und entdecke aus einiger Entfernung Seto´s KC-Tower.
 

„Meine Firma.“ klingt Seto betrübt, als er erkennen muss, dass auch der KC-Tower in Flammen steht.
 

„Wir kriegen das schon irgendwie wieder in Ordnung.“, versuche ich Seto wieder aufzumuntern und erwähne, „Nur müssen wir dort ganz hinauf. Ich muss mir einen Überblick verschaffen.“
 

„Und wie wollen wir dorthin gelangen, wenn es überall brennt? … Auch, wenn das Feuer magisch ist, können wir trotzdem immer noch verbrennen.“ bemerkt Joey.
 

Jetzt verschränke ich meine Arme und stiere diesen blöd an, als hätte er gerade den größten Mist verzapft, den es gibt. Dann schüttle ich meinen Kopf, löse meine Verschränkung wieder und bewege meinen Arm, mit einer magischen Windböe, Richtung Flammen, während ich mich einmal um meine eigene Achse drehe, als die Flammen prompt über mehrere Meter hinweg um uns herum erlöschen. Anschließend blicke ich wieder herausfordernd zu Joey.
 

„Ok, ich hab´ nichts gesagt.“ lässt dieser daraufhin eingeschnappt verlauten.
 

Ich schüttle lächelnd wiederholt mit meinem Kopf und mache mich daran, zum KC-Tower zu laufen, während ich meine Arme von mir strecke, und auf dem Weg dorthin magischen Wind freisetze, sodass mir die Anderen gefahrlos folgen können.
 

Als ich vor dem KC-Tower zum Stehen komme, blicke ich die brennende Glasfront hoch. Mit einem Grinsen gehe ich in die Knie und stoße mich ab, um mich in die Lüfte zu erheben, wobei ich abermals magischen Wind ausstoße, während ich die Glasfront hochfliege, was ich so aussehen lasse, als würde ich hochspringen.
 

Nachdem ich auf dem Dach gelandet bin, steht auch der ganze Tower nicht mehr in Brand und wurde komplett, innen, wie außen, gelöscht.
 

Da mir die Anderen auf die Schnelle auch nicht aufs Dach folgen können, mache ich mich daran, mir einen Überblick zu verschaffen und gehe das Dach ab, während ich mir die Stadt von oben betrachte.
 

Sieht echt übel aus. Die Flammen haben sich scheinbar wirklich schon komplett über der Stadt ausgebreitet, außer dem Bereich, den ich zuvor gelöscht habe. Und ich muss auch damit rechnen, dass die ganze Welt so aussieht.
 

Allerdings mache ich mir Sorgen, wegen der ganzen Menschen. Bisher habe ich nämlich noch gar keine gesehen. Ob sie sich wohl in Sicherheit bringen konnten?
 

Ich muss diese Animeserie einfach vom Sterben retten.
 

Deshalb beschließe ich auch, mich sogleich ans Werk zu machen, um die ganze Welt von den Flammen zu befreien. Aber, vorher muss ich wohl diese geflügelten Affen ausschalten, die unentwegt magische Feuerbälle abschießen, um das Feuer am Leben zu erhalten. Fragt sich nur, ob ich sie mit meiner Magie auch ausschalten kann. Aber, das werde ich ja sehen, sobald ich die Welt von den magischen Flammen befreit habe.
 

Ich stelle mich mittig aufs Dach des KC-Towers, konzentriere meine Magie und atme tief durch. Danach strecke ich meine Handflächen in den Himmel und setze meine Magie frei, um es magisch regnen zu lassen. Wenn ich Glück habe, werden dadurch auch die geflügelten Affen besiegt.
 

Die Wolken ziehen sich immer mehr zusammen, schwärzen sich, schon spüre ich die ersten Regentropfen, bis es regelrecht zu schütten beginnt. Und ich kann spüren, wie die Welt zu aufatmen beginnt, weil die Flammen überall auf der Welt erlöschen.
 

Schnell husche ich wieder an das Geländer des Daches und schaue auf die geflügelten Affen, die wortwörtlich zu Boden gehen und wie eine Masse zerfließen.
 

Ich blinzle ungläubig und beginne dann zu jubeln. Die Welt ist gerettet. Ich habe es geschafft.
 

Jetzt muss ich die Welt nur wieder in ihren Urzustand zurückversetzen, und alles ist wieder so, wie es sein sollte.
 

Glücklich drehe ich mich magisch im Kreis, mit ausgestreckten Armen und werfe eine magische Erfrischungswelle nach der nächsten aus, bis sie unmittelbar um die Welt gekreist sein müssen.
 

Schon lichten sich die Wolken und lassen der Sonne den Vorzug.
 

Als ich das nächste Mal einen Blick vom Dach werfe, sind auch wieder die Menschen da. Erleichtert betrachte ich die vielen Menschen, die sich nun wieder ihres Lebens erfreuen können.
 

Seufzend betrachte ich mich. Ich bin, durch den Regen, patschnass geworden. Aber ich weiß schon, wie ich wieder trocken werde.
 

Ich springe wieder vom Dach und die Fallgeschwindigkeit trocknet mich, bis ich mich vor dem Boden abbremse und auf dem Boden sanft zum Stehen komme.
 

Da kommen auch die Anderen schon auf mich zu und danken mir für die Rettung ihrer Welt. Doch ist mir nicht entgangen, dass es auch eine Ursache geben muss, dass diese geflügelten Affen überhaupt aufgetaucht sind. Und die Ursache kann eigentlich nur dort zu finden sein, wo das Feuer seinen Anfang genommen hat.
 

„Sagt mal, … weiß einer von euch, wo das Feuer eigentlich seinen Ursprung genommen hat?“ erkundige ich mich deshalb.
 

„Kein Schimmer.“ gibt Joey preis.
 

„Seit wann hattest du jemals über irgendwas eine Ahnung?“ spottet Seto über Joey.
 

Doch da meint Yugi auch schon:
 

„Das Feuer soll in einem Tempel in Ägypten entfacht worden sein. Hatte wohl etwas mit einem wütenden Gott zu tun, der diese geflügelten Affen aus einer anderen Welt zu uns geführt hat, als Strafe für einen Priester, der irgendetwas angestellt haben soll. Also müssen wir uns über nichts weiter mehr Sorgen machen. Das Feuer war das Einzige, was wir nicht bekämpfen konnten.“
 

„Dann bin ich ja beruhigt.“
 

„Lasst uns zurück zum Portal gehen.“ schlägt Seto dann vor und wir alle nicken zustimmend.
 

Somit machen wir uns auch schon wieder auf den Rückweg.
 

~~~
 

Vor dem Portal, immer noch in der Zeichentrickwelt von Yu-Gi-Oh!, treffen wir auf eine alte Frau.
 

„Das habt ihr gut gemacht. Ihr habt die Auserwählte gefunden und eure Welt von den Flammen gerettet.“, beginnt die Alte uns anzuquatschen.
 

„Das ist die alte Frau, von der wir das Glöckchen bekommen haben.“ erwähnt mir Mokuba flüsternd.
 

„Seto Kaiba gib´ mir bitte das Glöckchen.“ und Seto überreicht es ihr skeptisch.
 

„Kind, nun da du deine Aufgabe erfüllt hast, wird es Zeit, dich von deiner Magie wieder zu trennen.“ erklärt mir die Alte und ich senke betrübt meinen Kopf.
 

//Das heißt wohl so viel wie, dass ich nicht hierbleiben darf. Seto. Ich will mich doch nicht wieder von ihm trennen müssen. Ich liebe ihn doch so sehr. … Meine Magie gebe ich aber nicht so schnell wieder her. Ich werde eine Möglichkeit finden, in ihre Welt zurückzukehren.//
 

„Nun, Kind, übertrage deine Magie wieder auf das Glöckchen, denn du kannst sie nicht in deine Welt mitnehmen, da sie nicht dorthin gehört.“
 

//Genauso wenig, wie sie in Ihre Hand gehört. Es handelt sich hier nämlich um meine Magie, die eindeutig zu mir gehört.// vervollständige ich ihre Aussage in Gedanken.
 

Also lasse ich einen Hauch von Magie so langsam in das Glöckchen übergehen, dass man den Eindruck hat, als würde meine gesamte Magie übertragen werden.
 

Anschließend nickt die Alte zufrieden und meint:
 

„Ihr könnt eure neu gewonnene Freundin auf der anderen Seite noch verabschieden. Ihr habt hierfür noch genau 15 Minuten Zeit. Nun geht.“
 

„Gibt es denn wirklich keine andere Möglichkeit?“ frage ich verzweifelt nach.
 

„Tut mir leid, Kind, das entscheidet das Portal ganz allein. Ich habe leider keine Entscheidungsgewalt darüber, wer hierbleiben darf und wer nicht. … Geht nun durch das Portal und verabschiedet euch von eurer Freundin, ehe es sich für immer schließt.“
 

//Für immer? Das ist ein so schrecklich andauernder Zustand.//
 

Joey legt mir einen Arm um die Schultern und schiebt mich, von den anderen gefolgt, durch das Portal in die reale, meine, Welt, während ich mir die Magie aus dem Glöckchen wieder unbemerkt zurückhole.
 

„Ich habe den Timer auf meiner Armbanduhr aktiviert. Uns bleiben noch gute 12 Minuten.“ erwähnt Tea.
 

„Joey? Es hat mich wirklich gefreut, dir mal leibhaftig gegenüber zu stehen.“ lächle ich ihn etwas schief an, während mir bereits die ersten Tränen in die Augen treten.
 

Wir umarmen uns kurz, dann trete ich zu Tristan.
 

„Wir hatten zwar nicht viel miteinander zu tun, aber es war mir ebenso eine Freude dich live kennen zu lernen. … Und gib´ dir einen Ruck, was Tea betrifft.“ zwinkere ich ihm verschwörerisch zu und er wird leicht rot um seine Nase.
 

Nun gehe ich zu Yugi und Mokuba herüber, die natürlich rein zufällig ziemlich nah beieinanderstehen. Die anderen dürften von ihnen noch keine Ahnung haben, bin ich doch auch nur zufällig darauf aufmerksam geworden.
 

„Yugi? Mokuba? … Ich wünsche euch alles Glück der Welt zusammen. Und seid beruhigt, ich hab´ mit Seto bereits über euch gesprochen. Aber gebt ihm noch etwas Zeit, um diese Tatsache zu verdauen.“
 

Beide bekommen von mir ebenso eine kurze Umarmung, danach wende ich mich an Tea.
 

„Hey. … Ich bin sicher, wir wären bestimmt gute Freundinnen geworden. … Und unter uns, ich kenn´ da jemanden, der ein Auge auf dich geworfen hat, sich aber nicht traut, dir seine Gefühle zu gestehen. Und ja, er befindet sich unter deinen Freunden. Jedoch Joey und Yugi sind es nicht. Yugi hat sich nämlich anderweitig orientiert.“
 

Tea bekommt große Augen und fragt irritiert:
 

„Wie darf ich denn das verstehen?“
 

Ich verdrehe meine Augen und versuche ihr verständlich die Sachlage zu erklären:
 

„Weil du scheinbar nicht selbst draufkommst. Tristan steht auf dich und Yugi ist jetzt mit Mokuba zusammen. Jetzt alles klar?“
 

„Oh. … Oh!“ scheint bei ihr endlich der Groschen gefallen zu sein.
 

Dann verzieht sich ihre Mimik allerdings zu einem verschwörerischen Grinsen, als sie dann auch schon:
 

„Und was ich so mitbekommen habe, hast du ein Auge auf Kaiba geworfen. Hab´ ich nicht recht?“ von sich gibt.
 

Meine Wangen beginnen zu brennen und mein Blick fällt unwillkürlich auf Seto. Als sich allerdings unsere Blicke treffen, senke ich verlegen meinen Kopf und wende mich wieder an Tea:
 

„Könnte sein.“
 

Mit entsetzt geweiteten Augen stellt Tea fest:
 

„Du bist ja echt in Kaiba verliebt.“ und schlägt sich die Hand vor den Mund, während sich Tränen in ihren Augen sammeln.
 

„Das … tut mir so … unendlich leid.“ stammelt Tea, die nun begriffen zu haben scheint, was ich im Begriff bin, zu verlieren.
 

Die anderen können im Gegensatz zu mir glücklich werden, nur Seto wird unglücklich bleiben. Tea sieht mir noch nach, als ich mich nun Seto zuwende und sie hinter mir lasse.
 

Nun stehen wir uns gegenüber und wissen doch nicht, was wir uns sagen sollen. Weder er, noch ich, findet einen Anfang. Die zwei Tage, die wir gemeinsam verbracht haben, haben uns eindeutig nähergebracht. Näher, als uns jetzt, im Nachhinein gesehen, lieb ist.
 

Meine Augen werden wässrig und die ersten Tränen fließen über meine Wangen. Und es werden immer mehr, umso bewusster mir wird, dass wir uns nie wiedersehen werden können.
 

Besorgt tritt er näher auf mich zu und schließt mich in eine Umarmung. Ich kralle meine Finger an seinem Rücken in seinen schwarzen Rollkragenpullover und beginne nun auch noch zu schluchzen.
 

Seto streichelt über meinen Rücken, versucht mich wieder zu beruhigen. Verwunderter Weise schaffe ich es tatsächlich wieder, mich etwas zu beruhigen, aber meine Tränen fließen unaufhörlich weiter.
 

Ich löse mich etwas von ihm und stelle fest, dass auch seine Augen ziemlich wässrig aussehen. Nun werfe ich einen umschweifenden Blick durch die Runde, zu den anderen, die nun ebenfalls wässrige Augen verzeichnen.
 

Haben sie doch nun alle mitbekommen, wie nahe mir der Abschied von Seto geht. Mokuba tut es gerade vermutlich am meisten leid, dass er versucht hat, Seto und mich zu verkuppeln, hatte er doch wahrscheinlich keine Ahnung, dass der Abschied für immer sein sollte.
 

„Acht Minuten noch. Komm, Kaiba, wir müssen los. Umso länger du dir Zeit lässt, desto schwerer wird es.“ erwähnt Tea und ich stelle fest, dass sich die anderen bereits um das Portal positioniert haben.
 

Er nickt, atmet noch einmal tief durch, schenkt mir noch einen letzten Blick und will sich gerade abwenden, als ich ihn an seinem Kartenanhänger noch einmal zu mir zurückhole.
 

Verwundert wendet er sich wieder zu mir und ich nutze seine Überraschung, um ihn zu küssen. Denn ich bin nicht gewillt, meine letzte Möglichkeit ungenutzt zu lassen. Ich will jede noch so kleine Sekunde ausnutzen, solange ich Seto noch nahe sein kann.
 

Zögernd legt er seine Arme wieder um mich und erwidert den Kuss. Als ich jedoch mit meiner Zunge über seine Lippen lecke, gewährt er mir sofort Einlass und ich suche nach seiner Zunge.
 

Ich spüre die erstaunten Blicke der anderen, die nichts davon wussten. Seto drückt mich ganz fest an sich und ich tue es ihm gleich. Wie zwei Ertrinkende klammern wir uns aneinander fest, während wir unsere Zungen aneinanderschmiegen und nicht trennen wollen. Dass Tea uns darauf hinweist, dass nur noch fünf Minuten Zeit bleibt, ehe sie durch das Portal müssen, bekomme ich nur unbewusst mit.
 

Wir beginnen sogar durch die Nasen zu atmen, um unsere Verbindung nicht trennen zu müssen. Doch umso länger der Kuss andauert, desto stärker macht sich in mir die Verzweiflung breit.
 

//Ich will ihn nicht gehen lassen. Warum muss alles nur so ungerecht sein?//
 

Mein Tränenfluss nimmt immer mehr zu. Als Seto den Kuss löst, bemerke ich, dass auch ihm bereits wenige Tränen seine Wangen herabfließen.
 

Ich nehme sein Gesicht mit beiden Händen und streiche ihm die Tränen sanft mit den Daumen weg, ehe ich ihm einen kurzen Kuss gebe.
 

„Seto, … ich liebe dich.“ flüstere ich ihm zu, was ihm ein kleines Lächeln abringt, seine Tränen aber von neuem antreibt, über seine Wangen zu fließen.
 

„Zwei Minuten noch.“ fängt Tea langsam an, ungeduldig und unruhig zu werden.
 

Seto nickt, ohne den Blick von mir zu nehmen, er küsst mich noch einmal kurz und wendet sich dann ganz von mir ab, um sich zum Portal zu begeben.
 

Vor dem Portal angekommen, dreht er sich noch einmal in meine Richtung und sagt leise, aber so, dass ich es noch hören kann, so wie auch die anderen, nachdem er den Kloß zu schlucken versucht hat:
 

„Ich liebe dich auch.“
 

Auf Grund dieser Worte laufen meine Tränen noch heftiger, und in meiner Verzweiflung laufe ich wieder auf ihn zu und schaffe es gerade so, ihm noch einen Kuss zu geben, als ich von Joey und Tristan zurückgehalten werde.
 

„Lasst mich.“ beginne ich zu schluchzen.
 

Hat Seto vorhin gerade noch geschafft, seine Tränen wieder halbwegs unter Kontrolle zu bekommen, so fließen sie nun wieder.
 

Er legt sich eine Hand vor den Mund, wahrscheinlich um die ersten Schluchzer zu unterdrücken. Vermutlich haben die Freunde noch nie so einen Ausbruch an Seto Kaiba höchstpersönlich erlebt.
 

„Es tut uns leid, Olivia, aber wir müssen jetzt wirklich gehen.“
 

Yugi, Mokuba und Tea zerren Seto regelrecht durch das Portal, erst dann wagen es Tristan und Joey, mich loszulassen.
 

Vor dem Portal falle ich auf die Knie und schluchze:
 

„Seto.“
 

Jener ist direkt hinter dem Portal auf seine Knie gefallen, stützt sich mit beiden Armen ab und schluchzt nun, seinen Gefühlen freien Lauf lassend, seinen Kummer heraus.
 

Nachdem nun auch Joey und Tristan das Portal durchschritten haben, werfen sie mir einen letzten Blick zu und senken ebenfalls traurig und mitleidig ihre Köpfe. Selbst Joey bemitleidet Seto, weil er noch nie so einen Anblick von ihm erlebt hat.
 

Joey geht auf Seto´s rechte und Tristan auf Seto´s linke Seite. Joey meint zu Seto:
 

„Kaiba, lass´ dich nicht so hängen. Vielleicht hat sich die Alte ja geirrt und das Portal öffnet sich irgendwann wieder. … Komm, lass´ uns nach Hause gehen. Es wird schon wieder alles gut werden. Außerdem schließt sich das Portal gleich.“ versucht Joey meinen Seto aufzumuntern und packt ihn unter dem rechten Arm, so wie Tristan ihn am linken Arm, und helfen Seto wieder auf die Beine.
 

Allerdings weigern diese sich, ihre Aufgabe zu übernehmen, womit die Beiden wahrscheinlich bereits gerechnet haben und ihn jetzt so abstützen, dass er nicht mehr so leicht einsinken kann.
 

So machen sich alle dann auf den Weg, während mir Mokuba noch einmal einen letzten mitleidigen und entschuldigenden Blick zuwirft.
 

//Das ertrage ich nicht. Warum muss Liebe so wehtun?//
 

Ich schluchze immer mehr und vergrabe mein Gesicht in meinen Handflächen, weil ich nicht mitansehen will, wie sich das Portal für immer schließt.
 

Ohne den Platz des Portals noch einmal zu beachten, drehe ich ihm den Rücken zu, um ihn nicht länger im Blick zu haben.
 

~~~
 

Nach mehreren Minuten habe ich mich wieder halbwegs in Griff, zücke mein Handy und rufe meine Mutter an.
 

„Hallo, Mama. Ich bin wieder zurück aus der anderen Welt. Es war mir leider nicht möglich, dort zu bleiben. Aber immerhin weiß ich jetzt, dass meine Liebe erwidert wird.“
 

„Olivia? Was ist passiert? Warum klingst du so verweint?“
 

„Ich musste mich eben von Seto verabschieden und wie es scheint, war der Abschied für immer.“
 

Wieder beginnen Tränen meine Wangen herunter zu laufen, als ich mich plötzlich zum Portal umdrehe und feststelle, dass es immer noch offen ist. Sofort hören meine Tränen auf und meine Augen werden staubtrocken.
 

Noch ehe meine Mutter antworten kann, rufe ich freudig aus:
 

„Mama? Das Portal ist noch offen. Ich kann zu ihm! ICH KANN ZU SETO!!!“
 

„Jetzt schrei doch nicht so. Und außerdem, was heißt das jetzt? Bleibst du jetzt hier oder gehst du zurück in die andere Welt?“
 

„Mama, … du kennst doch längst meine Entscheidung. Hier hält mich nichts mehr. Und nichts wünschte ich mir mehr, als bei Seto bleiben zu können. Das Problem ist nur, dass sich das Portal nie mehr öffnen wird. Es kann sein, dass wir uns nie mehr wiedersehen.“
 

„Olivia, ich will, dass du glücklich bist. Und, wenn du das nur mit Seto Kaiba bist, dann solltest du ihm folgen. Ich werde dich zwar vermissen, aber ich werde es verkraften, wenn ich weiß, dass du glücklich bist.“
 

„Ist das dein Ernst? … Danke, Mama. Ich hab´ dich ganz doll lieb. Und drück´ mir den Manuel (Bruder) zum Abschied.“
 

„Mach´ ich. … Leb´ wohl und werde glücklich.“
 

„Danke. Leb´ wohl und mach´s gut.“
 

Euphorisch durchschreite ich das Portal und sehe mich um, während ich bemerke, dass sich das Portal erst jetzt schließt, nachdem ich wieder hindurchgeschritten bin.
 

//Mist, sie sind schon außer Sichtweite.//
 

Also brülle ich, so laut ich kann:
 

„SEEETOOOOO!!! WAAARTEE AAAUFF MIIIIICH!!!“
 

Dann sehe ich ihn auch schon von weitem auf mich zu stolpern.
 

Als ich ihn erblicke, fangen meine Beine von selbst an, auf ihn zuzulaufen.
 

Nachdem wir aufeinandertreffen, werde ich sofort in eine liebevolle und glückliche Umarmung gezogen und er küsst mich abgesetzt, während er mich fragt:
 

„Wie … kommt … es, … dass … du … wieder … hier … bist?“
 

Überglücklich antworte ich ihm ebenso abgesetzt, durch seine Küsse:
 

„Das … Portal … hat … sich … nicht … geschlossen. … Darum … bin … ich … einfach … wieder … durch- … gegangen. … Ich … wollte … doch … unbedingt … wieder … zu dir.“
 

Endlich beruhigt sich sein Freudenschwall wieder und er hört mit den unterbrochenen Küssen auf.
 

„Ich bin so glücklich, dass du nun wieder bei mir bist.“ erwidert er und drückt mich ganz fest an sich.
 

Ich umarme ihn mit selbiger Intensität.
 

Nun kommen auch die Anderen mit gemächlicheren Schritten auf uns zu und lächeln erleichtert, als sie uns erblicken.
 

Ich lächle sie etwas verlegen an und frage ihn:
 

„Aber ich besitze hier doch gar nichts. Wo soll ich wohnen?“
 

„Du wohnst natürlich bei uns.“, sein Blick wandert kurz zu Mokuba, der zustimmend nickt, und Seto fährt fort, „Dir soll es an nichts fehlen, und ich lasse dich nie mehr gehen.“
 

Jetzt muss ich einfach lächeln und ihn küssen.
 

„Da wir ja nun wieder vollzählig sind, können wir ja endlich nach Hause gehen.“ meint Tea.
 

Seto und ich lächeln uns verliebt an und antworten synchron:
 

„Auf jeden Fall.“ und lachen.
 

So brechen wir auf, in ein neues Leben, in dem wir alle glücklich sein können.
 

~~ Ende ~~


Nachwort zu diesem Kapitel:
Nach langer Zeit habe ich endlich diese Traumsequenz vervollständigt.
Ich hoffe, es kommt nicht allzu lasch und einfallslos rüber und gefällt euch dennoch.

Eure Lunata79 am 04.03.2017 Komplett anzeigen

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