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Part of me - Teile von uns

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Die verlorene Tochter

Es dämmerte. Severus ging wie gewohnt durch das Schloss, auf dem Weg zum Frühstück. Seine Rechte strich über die Brust. Diese Geste machte er oft im Moment, selbst im war das aufgefallen. Es war alles in Ordnung mit dieser Stelle. Doch irgendwie war es das auch nicht. Es war ein Paradoxon. Er war vorhin widerholt eingenickt, es war nicht zu verhindern gewesen. Und wieder war er aus dem Schlaf gefahren, nicht mal eine halbe Stunde bevor er eingenickt war, schweißnass wie nach einem Marathon. Sie brannte. Vor seinem geistigen Auge sah er sie noch immer, sobald er die Augen schloss.

Hätte er etwas sagen sollen? Jemanden einweihen? Als ob ihm DAS jemand abnehmen würde, nun ja, einer vielleicht, doch der war nicht hier. Außerdem hätte dann jemand darauf stoßen könne, dass einige von Cerridwens Habseligkeiten vielleicht nicht an dem ihnen zugedachten Platz waren. Und das könnte vielleicht schadhaft sein. Nachdem er Djavit den Stab abgenommen hatte, hatte Michaels das Schloss danach durchkämmt, ohne ihn zu fragen. Was hieß, das er nicht wusste, dass ihr Zauberstab an Severus gegangen war. Und Severus hätte ihn sicher nicht darauf hingewiesen. Er nahm den Platz am Lehrertisch ein. „Guten Morgen Severus!“, wurde er von Minerva Mc Gonagall begrüßt, „sie sehen angespannt aus, hatten sie eine schlechte Nacht?“

„Meine Nacht war bestens, danke.“, kontraproduktiv zu seiner Aussage langte er nach der Kaffeekanne. „Professor Snape wäre wenn schon nicht der einzige, der eine lange Nacht hatte!“, Hagrid sah auch nicht viel besser aus, „der Gaul hat mich bis vier auf Trab gehalten, dachte schon er dreht durch. War völlig außer sich der Gute, dabei war gar nichts los…“ Snape sah ihn nicht an, lauschte dafür aber umso aufmerksamer. „So? es wäre mir neu, das es ein Tier gibt mit dem sie nicht fertig werden Hagrid.“, bemerkte der Schulleiter, der nicht weit von ihnen Platz genommen hatte. „Naja, Professor Dumbledore, eigentlich dachte ich es wäre ein Kinderspiel mit ihm und er war ja auch brav. Aber letzte Nacht war irgendwas los mit ihm, weiß nur nicht was. Hat sich bis Vier Uhr aufgeführt wie ein Verrückter!“ Bis Vier. Er war ungefähr um vier aufgewacht, war es vier gewesen? Er hatte nicht genau auf die Uhr gesehen, doch es war möglich. Kurz danach war Cerridwens Federvieh bei ihm eingetrudelt. Und ihr Pferd hatte nach acht Wochen Ruhe und Frieden plötzlich verrückt gespielt? Merkwürdiger Zufall…
 

Cerridwen saß am Frühstückstisch und sie fühlte sich schrecklich.

„Morgen Prinzessin!“, Mark setzte sich zu ihr. Den Kopf in die Hände stützend, deutete sie mit links einen Gruß an. „Schlecht geschlafen? Was ist los?“

„Nichts ist los, aber ich fühle mich als hätte ich zwei Liter Jonny Walker alleine geleert. Und das letzte Mal als ich das getan habe ist fünf Jahre her!“

„Wie bitte?“, fuhr Mark auf. „Jetzt schrei nicht so, ich habe Kopfschmerzen! Vielleicht sollte ich Mister Walker doch mal behelligen! Könnte helfen!“, nölte sie mehr zum Tisch als zu ihm. Mark starrte sie fassungslos an: „Ich-ich verstehe nicht ganz….“

„Was gibt es daran nicht zu verstehen! Whatson, so sprachlos habe ich dich nicht mehr gesehen, seit Helena dir zu Weihnachten selbstgestrickte Socken geschenkt hat!“, sie richtete den Blick zu ihm auf und sah ihn leicht spöttisch, leicht schelmisch an. Ihre Augen glänzten als ob Feuer darinnen loderte.

Die irische Flamme hatte Laurence mal gesagt. Mark hatte sich nichts darunter vorstellen können, aber jetzt schäumte sie fast davor über. Als könnte man ihre Umgebungsluft greifen. Er war sprachlos! Wie konnte es sein, das sie sich an die Socken erinnerte! Vor nicht mal zehn Tagen hatte sie sich kaum an ihn erinnert und nun Socken!

„Du siehst blass aus Whatson, alles in Ordnung?“, Laurence bog um die Ecke. Die Frage war eher an Cerridwen gerichtet, nicht an ihn. Mark merkte das er ratlos und abwesend in seinem Müsli rumrührte. Cerridwen sah nicht zu ihm hoch, stützte nur den Kopf wieder in die Hände und nickte sachte.

„Wie geht es Moira?“, der Vampir setzte sich zu ihr. „Moira? Was hat Moira damit zu tun? Cerridwen?! Was habt ihr getrieben?!“, fing der Heiler wieder an. „Es geht ihr gut, mir geht es auch gut. Der Rest ist Geschichte wie man so schön sagt.“

„Aber die Socken! Cerridwen wie….“, weiter kam er nicht. Sie stützte sich auf den Tisch: „Das willst du nicht wissen, Mark. Ich habe heute Nacht einen kleinen Ausflug in meinen Kopf unternommen, mehr nicht. Es dauert sicherlich noch das alles zu ordnen, aber zumindest habe ich nicht länger ein leeres Gefäß oberhalb meines Halses sitzen, das ist die gute Nachricht.“, endete die Irin.

„Dann bin ich gespannt auf die schlechte…“, würgte Mark zwischen zwei Schluck Kaffee heraus. „Ich muss los, ich muss weiter, ich will nach Carlisle…“, sie sah ihn traurig an. „Zu deinen Eltern? Oh Mann, Cerri, denkst du nicht du solltest dir mal etwas Zeit lassen das Ganze erst mal zu verdauen? Was habt ihr gestern Nacht angestellt?“, Mark schwante Übles. War das irgendwelcher elfischer Zauber unter den Moira sie gestellt hatte? Sie wirkte irgendwie verändert, auf eine Weise unbeschwerter, fast wie früher. Auf die andere Weise traurig, als hätte sie etwas sehr wertvolles verloren, doch was? Was hatte sie gesehen? Er hätte etwas darum gegeben, ihr Wissen über elfische Künste zu teilen, doch er würde es nicht verstehen. Er ahnte es. Bitte sag mir nicht dass sie das getan hat, was ich glaube das sie getan hat! Bei Merlins Bart! Wie kann sie zulassen, dass Moira mehr von ihr weiß als jeder andere? Ahnt sie denn nicht wie riskant das ist?!

„Hör mir zu, ich muss etwas herausfinden. Und frag mich nicht warum, aber ich muss genau dort anfangen zu suchen. Vielleicht liegt es daran, dass ich dort zuhause bin. Obwohl ich in Wahrheit im Moment nirgendwo zuhause bin. Das ist wichtig für mich, verstehst du?“, sagte die Irin, als versuchte sie ein scheuendes Pferd zu beruhigen. Es war ja nicht so, dass Mark es nicht verstand. Aber war es klug? Es waren noch immer Greifer und Todesser auf der Flucht und wie er sie kannte, wollte sie alleine gehen. „Außerdem“, Cerridwen nahm einen Schluck Kaffee, „Jeremy sagte, das meine gesamten Sachen an meinen Vater gegeben wurde. Das ist ein weiterer Grund. Sie dachten sechs Wochen lang ich wäre tot, du weist das dem nicht so war. Du hast mich gesehen und weist das es mir gut geht. Ich möchte das sie die gleiche Gewissheit haben…“

„Du solltest trotzdem nicht ganz alleine gehen“, endlich! Eine Stimme der Vernunft, als Laurence sich zu Wort meldete: „Ich bleibe in der Nähe.“

Cerridwen sah ihn argwöhnisch an. Noch etwas härter und ihr Blick hätte Hartkäse schneiden könne, und das mit Leichtigkeit.

„Ich dachte ich hätte mich klar ausgedrückt!“, ihr Ton wurde gefährlich. Mark wunderte sich nicht sehr, aber irgendwas an ihr hatte sich verändert. Als hätte sich zu sich zurückgefunden, blickten die beiden Männer jetzt der stürmischen und aufbrausenden Cerridwen, die vor einigen Jahren in die Lanze gekommen war entgegen. Wenn er Recht hatte, waren die Launen der Irischen See Wutanfälle eines Kleinkindes gegen eine aufbrausende Cerridwen. Na schön, er beugte sich.

„Du wirst mich nicht bemerken. Ich werde nicht da sein. Ich möchte nur keine Überraschung erleben, Cerridwen. Wenn WIR mitbekommen haben, dass du nicht so tot bist wie wir glaubten, gilt für andere das Gleiche. Es ist noch immer nicht sicher, Cerri.“ Laurence fand mit schlafwandlerischer Sicherheit die Worte, die sie auf die Lage aufmerksam machten. Er wusste einfach wie sie tickte.

„Na schön, alter Mann, du hast gewonnen.“, sie wandte sich wieder Mark zu, „ sag mal, wo ist eigentlich mein Wagen?“
 

„Sie hat was? Ist sie denn verrückt? Diese elfische Hexe hat in ihrem Kopf rumgestöbert! Ich glaub es nicht!“, Djavit reagierte bei Marks Anruf genauso, wie er es vermutet hatte: unter seine Bestürzung mischte sich Sorge. Verzweifelt versuchte er sich daran festzuklammern, das er sie irgendwie vor dem was kam schützen konnte. Er hatte etwas gutzumachen. Zumindest aus seiner Sicht. Nur das dieses verdammte Weibsbild ihn nicht ließ!

Der blonde Vampir raufte sich die Haare, Laurence war bei ihr. Es ging ihr gut und laut Mark füllte sich ihr Kopf rasant mit dem, was geschehen war. Djavit hatte eine Befürchtung, eine Einzige: was wenn sie wusste, dass er ihr nicht hatte helfen können, das er sie hatte sterben lassen ohne etwas zu tun! Was dann! Er war ihr Partner, sie war diejenige die ihm auch dann noch vertraute, wenn kein anderer es tat. Er stützte sich seit vielen Jahren darauf, wie ein Krüppel auf einen Stock, er war gefallen als sie gefallen war. Er wusste dass er sie nicht halten könnte. Aber Göttin! Er fürchtete nichts mehr, als Cerridwens Urteil über ihn!
 

Sie brauste nach Norden. Der große Motor schnurrte vor sich hin und schien es fast zu genießen auf der Straße zu sein.

Lächelnd saß die Irin am Steuer, sie fühlte sich gut. Als ob das hier genau ihr Stil wäre, naja, er war es ja auch. Langsam fügte sich das Bild zusammen. Doch genauso, wie sie wusste was sie hier tat, wusste sie das etwas fehlte, etwas Wichtiges, nur was? Zu viele Fragen, zu wenige Antworten.

Laurence saß nicht im Wagen, wie auch immer er ihr folgte, er würde da sein, wo sie war. Das war ihre Gewissheit. So sicher wie die Tatsache, dass der Himmel blau war. Das einzige Manko, als sie London hinter sich gelassen hatte und weiter gen Nordwesten fuhr war, das sie tanken musste.

Naja, eine Pause um ein paar Schritte zu gehen würde ihr auch nicht schaden. Vermutlich könnte sie sich dort einen Kaffee ziehen. Sie fuhr den Impala auf eine Tankstelle etwas außerhalb und hielt an der Zapfsäule. Das Wetter war gut, als die junge Frau, fast ganz in Schwarz mit verspiegelter Sonnenbrille aus dem Nachtblauen Wagen stieg. Aufmerksam sah sie sich um, ein Fernfahrer machte hier Pause, der Tankwart bot ihr seine Hilfe an. Sie lehnte ab. Während der Sprit lief, kam ein großer Mann in blauer Jeansjacke aus dem Shop. Sie drehte sich etwas, als sie ihn sah. Laurence! Wie auch immer er das machte, er machte es gut. „Hast du zufällig einen Kaffee mitgebracht?“, neckte sie ihn. Er zeigte ein blendend weißes Lächeln: „Nein, wie kann ich wissen das du noch immer müde bist? Und das nach so vielen Stunden…“ Sein Spott prallte an ihr ab und sie lächelte ihn an. Komisch, sie fühlte sich sicher in seiner Nähe. Als wäre er schon immer dagewesen. „Dann muss ich das wohl selber machen, alter Mann!“, spottete sie zurück und ging bezahlen.

Eigentlich wollte sie nur die Tankfüllung bezahlen und einen Kaffee, unglücklicherweise, hatte Tankstellen die Angewohnheit, eine gut gefüllte Tabakauslage zu besitzen. Cerridwen schob sich langsam die Brille von der Nase und sah sie sich seeeehr genau an…

Als sie zurückkam, schüttelte Laurence den Kopf. Manche Dinge änderten sich nie. Der Vampir machte sich auf den Weg und ließ Cerridwen allein, für den Moment. Er war ich nicht sicher, ob sie nicht beobachtet wurden. Es war noch immer viel Kruppzeug unterwegs, besser er hatte ein Augen darauf.

Carlisle.

Es kam Cerridwen wie eine Ewigkeit vor, seit sie das letzte Mal hier gewesen war. Und zugleich hätte es gestern sein können. Sie bog über die London Road in die Stadt ein und mäßigte ihr Tempo. Fast andächtig ließ sie die Gebäude vorbeiziehen und wandte sich dann nach Westen. Sie kannte den Weg und als sie der Moorhouse wieder aus der Stadt hinaus folgte, fasste sie Wehmut. Etwas legte sich wie eine Hand, die ihr die Luft abschnürte, um ihr Herz. Während der ganzen Fahrt, hatte sie keinen Zweifel gehabt. Sie musste hierher zurück. Aber was sollte sie sagen? Hey mom? Sollte sie sich entschuldigen? Göttin! Sie fühlte sich wie eine sechsjährige, die Angst vor dem Monster unter ihrem Bett hatte. Sie musste das hier tun. Fertig!

Ihre Eltern lebten am Thurstonfield Laugh. Es war schön hier, sie hatte fast ihre ganze Kindheit hier verbracht. Es sah aus, als wäre sie in der Zeit zurückgereist.

Sie hielt an einer mit Apfelbäumen gesäumten Auffahrt. Der Weg war mit Sand und Kies befestigt worden und über die Jahre zu einer festen, gut befahrbaren Strecke geworden. Das Haus am Ende, hob sich erhaben über die Wipfel der gut gepflegten Bäume. Zuhause. Cerridwen hielt an und stellte den Motor ab. Gedankenverloren blickte sie die Auffahrt hinab. Sollte sie wirklich? Sie könnte auch einfach wieder fahren, ihre Mutter würde sie nicht gesehen haben. Sie öffnete die Tür und spähte in die Nachmittagssonne. Sich an der Fahrertür festhaltend überlegte sie. Was würden sie sagen? Sie hatte sich nicht einmal angemeldet, was wenn niemand da war? Cerri atmete tief durch. Sie ließ sich wieder in den Fahrersitz sinken und schloss die Tür. Als sie den Motor wieder anließ, war ihr flau im Magen. Sie hatte Angst, das war ihr nur allzu bewusst. Doch was hatte sie zu verlieren? Sie war die ganzen letzten Wochen alleine auf der Welt gewesen. Sicher, alle hatten ihr helfen wollen. Aber sie war alleine, kopflos. Sie hatte nichts zu verlieren. Entschlossen lenkte sie den Wagen die Auffahrt hinauf, das Sand Kies Gemisch knirschte unter den Reife, sie hörte es nur zu deutlich.

Es gab einen recht großen Garten, der direkt an das Haus grenzte.

Eine Frau, die gut und gerne fünfzig war, deren Aussehen ihr Alter jedoch Lügen strafte, war in genau diesem Garten mit irgendwas beschäftig.

Rhiannon Abarawn richtete sich auf und ihr mittelblondes Haar lag in einem lockeren Knoten in ihrem Nacken. Auch wenn man keinen geübten Blick hatte, es war unverkennbar Cerridwens Mutter, die da aufsah. Der Blick war so wach wie der ihrer Tochter und sie strahlte eine Selbstbewusstsein aus, das ganz klar sagte, dass sie genau wusste wer sie war und wo in der Welt sie stand.

Ihre grauen Augen sahen den Wagen, der zum Haus hinauf kam. Sie kannte ihn nur allzu gut. Ihre Hand wanderte an ihren Gürtel. Sie trug einen langen Rock und eine einfache Bluse. Vorsichtig schloss sich ihre Hand um ihren Zauberstab, sie wusste nicht so genau, wer da drinnen saß. Sie hatten Nachricht erhalten, von Jeremy, von Djavit, von Dumbledore. Ihre Tochter war in Dover, ihr einziges Kind. Sie mochte wetten, dass sie sich mit Zweifeln quälte. Seit Wochen hofften sie und John das Beste, eine einfache Nachricht, irgendwas, das aussagte, dass es ihr besser ging. Nicht körperlich, sondern geistig. Doch zurück zu dem Wagen. Jonathan saß im Arbeitszimmer und brütete wie immer über seiner Arbeit. Seit dem großen Aufruhr in und um Hogwarts, war die nicht grade weniger geworden- Voldemort war zwar tot, doch nicht alle seine Anhänger gefasst. Der nordische Rat und das Kommando in Dover arbeiteten mit dem Ministerium Hand in Hand um sie zu stellen.

Das Auto fuhr jetzt auf den Hof und kam zum Stehen. Rhiannon ging langsam zu dem Wagen. Sie war nicht ganz da, als sie die Tür öffnete und John aus dem Haus kam. Der Motor war schwer zu überhören, wurde aber kurz darauf abgestellt. Die Fahrertür knirschte auf unnachahmliche Weise, was für den Wagen normal wahr, und eine zierliche Gestallt stieg aus. Das lange bunte Haar fiel ihr ungebändigt über die Schultern und die blonden Strähnen glänzten golden in der Sonne und mischten sich mit rostroten, braunen und schwarzen, als der Wind sie erfasste. John stand wie angewurzelt da und sie selber mochte sich nicht rühren. Die junge Frau stand fast ratlos hinter ihrem Wagen und nahm sachte die Sonnenbrille ab, diese Augen hätte Rhiannon unter tausenden erkannt. Unsicher sah ihre Tochter sie an, dann steigen Cerridwen Tränen in die Augen, ihre Mutter sah es deutlich. „Cerridwen…“, es war mehr gedacht als gesagt. Rhiannon fand urplötzlich ihre Füße wieder und ging auf sie zu, John nahm ungläubig die Lesebrille ab, er brauchte keiner Vergewisserung, er wusste einfach, dass sie es war. Seine Frau ging auf ihre Tochter zu, erst jetzt sah er, dass sich Tränen den Weg über das Gesicht seiner Tochter bahnten. Es war, zuerst nur eine, doch schnell folgte die nächste.

Rhiannon fasste ihr Gesicht fast ungläubig mit beiden Händen und riss sie dann stürmisch an sich, als immer mehr stumme Tränen über ihre Wangen liefen. Cerridwen sog den Geruch tief ein, sie roch die Ivory- Seife, die ihre Mutter schon immer benutzte. Ein riesiger Felsbrocken fiel ihr krachend vom Herzen. „Mom…“, sie klang heiser und schloss die Augen. Nur um dann, als sie sie wieder öffnete, fast ängstlich zu ihrem Vater zu sehen, der ein ganzes Stück näher gekommen war. Jonathan Abarawn hatte dunkelbraunes Haar und erste graue Strähnen machten an den Schläfen das Alter langsam sichtbar. „Komm rein, Mädchen“, er fasste ihre beruhigend auf die Schulter. Ihre Mutter ließ sie los, die sonst so in sich ruhende Frau hatte sichtlich Mühe, es nicht ihrer Tochter gleichzutun und hemmungslos zu weinen. Cerridwen hingegen, hatte nichts anderes zu tun, als ihren Vater in die Arme zu schließen. „Es tut mir so leid! Bitte…“ Der Mann strich ihr übers Haar. Er hatte das abertausende Mal getan, als sie noch jünger, sehr viel jünger gewesen war. Er schob sie von sich und sah sie prüfend an. „Und wofür entschuldigst du dich jetzt?“
 

Es reichte! Seit dem Morgen brütete Severus über der vergangenen Nacht, sein schlechter Schlaf musste ihm den Verstand geraubt haben, sich mit so was zu beschäftigen war einfach blödsinnig! Trotzdem, da stimmte etwas nicht! Warum spielte alles, was mit Cerridwen zu tun hatte verrückt? Und das in einer Nacht, ganz zufällig. Mit dem Kauz, der nach wie vor in seinem Wohnzimmer hockte, hätte er sich noch abfinden können, aber was war mit dem Zauberstab? Was war mit dem verdammten Gaul? Djavits Worte hallten in seinem Kopf wieder: vielleicht weiß er ja mehr als wir…

Er hatte niemandem erzählt, was da auf seinem Kaminsims lag. Geschweige denn, was es letzte Nacht getan hatte. Er hütete ihn wie seinen Augapfel, es war das einzige, was er von ihr hatte. Nicht mal der verdammte Dolch war noch hier, nichts, einfach nichts. Ihr Vater hatte alles mitgenommen, was sie besessen hatte. Sogar auf die Waffen hatte er bestanden. Typisch Ire! Als ob sie die gebraucht hätte! Was sie brauchen würde, lag auf seinem Kamin, das wusste er nur zu gut! Und was auch immer letzte Nacht passiert war, sie war darin verwickelt gewesen, da war er ganz sicher. Und es machte ihn rasend! Niemand sagte auch nur ein Wort! Keine Nachricht von Djavit und selbst wenn der Direktor etwas wusste, sagte er ihm kein Sterbenswort. Schön! Würde er sich selber ein Bild machen…

Die heutigen Klassen waren vorbei und außer dem üblichen Getändel hatte er nichts mehr zu tun. Ein ungeschlagener Vorteil wenn man nachts nicht schlief!

Er atmete einmal tief ein, als er in den Kamin stieg und das Flohpulver ins Feuer warf. „Hauptquartier des Phönix Ordens!“

Die Flamme färbte sich grün und der Braumeister verschwand.
 

Djavit hockte quasi auf dem Telefon. Es half nichts, Laurence meldete sich nicht. Jeremy wusste zwar, wo Cerridwen war, aber das war es auch. Was auch immer sie für eine Selbstfindungstour veranstaltete, er hoffte für den Hünen, das er gut auf sie achtgab! Anara war unterwegs, also blieben er und Sirius alleine im Hauptquartier zurück. Kaffee trinkend und Trübsal blasend, hatten die beiden nichts Besseres zu tun, als Karten zu spielen. Schwimmen.

das Problem war, das der Zauberer dauernd gewann, was vermutlich daran lag, das der blonde Vampir einfach nicht bei der Sache war. Anaras PC meldete sich von Zeit zu Zeit mit einem Pling! Eines hatte die Dreizehnte allen anderen schon immer voraus, die Buschtrommel funktionierte und Technik war ein guter Freund dabei. Hel und Nick meldeten sich im Stundentakt, doch es gab nichts Neues. Sirius war nicht der größte Bewunderer, wenn es um das Ding ging, aber er sah zumindest für alle anderen einen Nutzen darin.

Black war grade in der Küche, als das Kaminfeuer sich verfärbte. Djavit saß genau im Blickfeld, als ein Mann im schwarzen Reiseumhang aus den Flammen empor wuchs. Einen Wimpernschlag später sieg Snape aus dem Feuer. Djavit hatte eine dumpfe Ahnung, dass er nicht grade die beste Laune hatte. Er erhob sich und wurde von Severus dunkeln Augen fixiert. In dem Moment kam Sirius herein: „Was willst DU denn hier!“

Snape sah ihn grimmig an. „Von DIR sicherlich nichts, Black!“, er spie ihm das letzte Wort förmlich entgegen. „Du hast hier nichts mehr zu suchen, wenn ich mich recht erinnere, Schniefelus! Du hast allen eindrucksvoll klargemacht, dass es dir egal ist, was hier passiert. Also, was willst du?“ Donnerwetter, Snapes Blick hätte Black bequem in Scheiben schneiden können. Sirius stutzte. Irgendwas war hier nicht ganz koscher, er kannte den Kerl seit seiner Schulzeit. Normalerweise wäre das Einzige was er für Sirius übrig gehabt hätte, ein abschätziger Blick gewesen. Jetzt sah Snape ihn allerding mit offener Wut und Ungeduld an. Der Mann kochte quasi. Das war nicht gut, irgendwas stimmte nicht!

„Ich will mit dir reden. Allein!“, sprach er Djavit an. Oho! Tatsache, da war ganz eindeutig was im Busche. „Na schön, dann lass ich die beiden Turteltäubchen mal alleine…“, Sirius feixte zwar bei Snapes Blick, ließ sich allerdings nicht zu mehr hinreißen. Besser das Wohnzimmer war noch ganz, wenn Anara nachhause kam. Er schloss die Tür hinter sich.

„Wo ist sie!“, Severus Stimme war betont leise. Eine andere Frage hätte Djavit von ihm auch nicht erwartet. Schließlich war das, das Einzige worum es ihm ging. Er war vorsichtig, wie ein Kaninchen, das wusste, dass der Fuchs hungrig war. „Sie ist nicht hier…“, die Stimme des Vampirs war ebenso ruhig, wie Snapes.

„Wie bitte?“

„Ich sagte sie ist nicht hier! Sie ist in Dover. Das war sie zumindest bis heute Morgen um neun.“, Snape kam einen Schritt auf ihn zu. „Sag mal willst du mich zum Narren halten?! Wo zum Teufel ist sie! Und wenn du schon dabei bist, wüsste ich gerne was du mir zur letzten Nacht zu sagen hast!“, okay, er war eindeutig sauer. Zu dumm, das Djavit weder etwas dafür getan hatte noch dagegen unternehmen konnte. Letzte Nacht?

„Was soll mit letzter Nacht gewesen sein?“, fragte er leicht ungläubig.

„Das wüsste ich gerne von dir! Aber zurück zum Thema, wo ist Cerridwen!“, bohrte Snape weiter. „Sie ist nach Carlisle, bei ihren Eltern. Sie ist heute Morgen losgefahren um sie zu besuchen. Was war letzte Nacht…?“, Djavits Gesprächspartner fuhr sich unwillig mit der Hand über den Nasenrücken. „Nichts, ich schätze ich hatte eine schlechter Nacht. Wie so oft in letzter Zeit“

„Schein schlechter gewesen zu sein, als die davor.“, bemerkte der Vampir. Snape sah nicht gut aus. Irgendwie erschöpft, aber irgendwie auch nicht. Nichts Genaues wusste man nicht…

Er bemerkte wie der Professor sich leicht abwesend und mit missmutigem Blick über die Brust rieb. Okay, das war seltsam. Diese Geste kannte Djavit, allerdings nicht bei Menschen. Er fragte sich wie lange Snape das wohl schon tat.

„Das liegt vielleicht an dem verdammten Federvieh, das mich aus dem Schlaf gerissen hat! Das Biest hockt auf meinem Kamin und rührt sich nicht von der Stelle“, sprach Snape weiter. „Der Brillenkauz? Er war vor einigen Tagen noch hier, bevor sie nach Dover gefahren ist!“, Snapes Blick durchleuchtete ihn. Er analysierte was Djavit grade gesagt hatte. Bei Cerridwen konnte der Vampir zumindest erahnen, was sie dachte, aber nicht bei ihm. Der Kerl war einfach zu undurchsichtig. „Ja, genau der. Er kam vor zwei Tagen und treibt auf dem Schlossgelände sein Unwesen. Ihr Hengst ist gestern Nach fast durchgegangen…“, und ich hatte einen äußert bizarren Traum, fügte Severus in Gedanken hinzu. „Das ist seltsam…“, sinnierte Djavit.

„Ich sag dir mal was, mein Freund! Was auch immer letzte Nacht los war, sie steck bis zum Hals mit drinnen, hab ich recht?! Ich würde dir den guten Rat geben mir zu sagen was du weist!“, Snape ging unwillig und mit einem Blick der die Welt in Schieben schnitt im Raum auf und ab. Djavit seufzte, er würde es sowieso erfahren! Spätestens wenn Jer davon Wind bekam. „Na schön, aber bitte tu mir den Gefallen und lass mich am Leben. Ich bin selber nicht grade begeistert davon. Genau wie davon, dass Mark sie mit nach Dover genommen hat… erinnerst du dich an Moira?“, Djavit fing an zu erzählen. Snape folgte seinen Ausführungen auf Schritt und Tritt. Er ließ nicht erkennen was er davon hielt, zumindest nicht gleich.

„Du willst mir sagen, dass sie jemanden in ihrem Kopf rumwühlen lässt, der genau das sieht, was sie sieht?!“, Severus starrte ihn an. Djavit nickte betroffen.

„Das heißt du lässt sie nach Dover fahren und obwohl du es für eine denkbar schlechte Idee hältst, begleitest du sie nicht, sondern vertrödelst hier deine Zeit während sie jemanden ihren Kopf durchforsten lässt? Kannst du mir mal bitte erklären, warum ich auf die haarsträubende Idee gekommen bin, das sie hier sicher ist?“, fuhr Snape auf. „Sie war nicht zu bremsen, Snape! Was hätte ich tun sollen, sie bewusstlos schlagen?“

„Du hättest auf sie achtgeben können!“, fauchte Snape ihn an.

„Und wie soll ich auf jemanden achtgeben, der das Wesen eines störrischen Maultiers und einer ausgewachsenen Raubkatze hat?“, schoss Djavit zu seiner Verteidigung zurück.
 

Anara kam grade herein, als sie Sirius in der Küche sah, allerdings Djavit nirgendwo. „Da bist du ja wieder, hast du alles bekommen?“, fragte er sie. Anaras Aufmerksamkeit richtete sich allerdings auf die Stimmen, die sie aus dem Wohnzimmer hörte. „Was ist da los? Wer ist da?“

„Snape. Er und Djavit…“, Anara wollte zum Wohnzimmer, „ich würde das lassen, was auch immer Snape über die Leber gelaufen ist, ich würde sagen es hat ihm nicht gefallen.“ Tatsache, die beiden diskutierten heftigst. Was wollte Snape hier? Er hatte klar und deutlich gesagt, dass er nichts mehr mit dem Orden zu schaffen haben wollte. Sie stellte die Tüte, sie sie mitgebracht hatte ab und steuerte zielsicher auf das Wohnzimmer zu. Als sie die Tür öffnete, starrten die beiden Kerle sich an. Beide sahen aus, als hätte man sie beim Streiten erwischt. Naja, vermutlich hatte sie das grade. „Was ist hier los?“, wollte sie wissen, „was tun sie hier, Professor?“ Snape schien sie erst jetzt richtig zu bemerken und sein Blick sagte sehr genau, dass er keine Lust hatte ihr auch nur irgendwas zu erklären. Djavit hingegen sah mehr als zerknirscht aus, Snape hingegen unnahbar und verschlossen. Seine Mimik wechselte zu abschätzig.

„Nichts was sie etwas angehen würde, Miss Kyle! Ich wollte ohnehin grade gehen! Guten Abend noch!“, er drehte sich auf dem Absatz um und schritt zum Kamin. „Hey! Moment mal! Was war hier los!“, er beachtete Anara nicht im geringsten sondern war in null Komma nichts verschwunden. „Was. Ist. Hier. Los!“, Djavit vergrub zur Antwort lediglich die Hände in den Taschen, „Djavit? Was soll das? Was hast du mit ihm zu schaffen? Er ist ausgetreten!“

„Ich weiß“, murrte der Vampir, „es ist nichts, ehrlich. Du könntest nichts dran ändern Anara. Lass es einfach…“

„Lass es einfach?“, sie sah ihn verbiestert an.

„Ja, lass es bitte einfach, okay?“
 

Zuhause. Sie hatte ein Zuhause. Cerridwen war leichter ums Herz. Es wurde bereits dunkel, als sie nach London reinfuhr. Sie könnte zurück. Egal wann sie wollte, sie konnte immer zurückkommen.

Laurence erwartete sie vor dem Eingang von Nummer zwölf. Er hätte genauso gut aus Stein gemeißelt sein können. Sie hatte einen Teil ihrer Ruhe wiedergefunden. Leider nicht alles, warum auch immer, aber einen Teil. Davon konnte sie zehren, bis sie mehr wusste.

„Wenn du nach einem Grund für ein Geschehnis suchst, musst du an der Wurzel anfangen“, hatte ihre Mutter gesagt, „Das hier ist dein Zuhause. Du bist meine Tochter, Jonathans Tochter. Er liebt dich wie ich, du kannst immer zurück, hörst du?! Du hast niemals aufgegeben, wenn es dich gequält hat etwas nicht zu wissen oder zu verstehen. Ich hab nur eine Bitte, sie vorsichtig!“

Vorsichtig. Sie musste zurück dahin, wo diese Misere angefangen hatte. Die Wurzel ihres Übels. Sie musste nach Hogwarts.

Cerridwen stieg aus und einmal mehr dachte sie an das, was sie in der vergangenen Nacht gesehen hatte. Sie vertrauten dem großen Vampir unumstößlich. Er wäre auch noch da, wenn die ganze Welt untergehen würde. Trotzdem ließ sie das Gefühl nicht los, das sie diesbezüglich irgendwas übersehen hatte. Laurence begrüßte sie mit einem kurzen Nicken und seinem typischen angedeuteten Lächeln. Manchmal fragte sie sich, ob er niemals richtig lächelte. Er konnte Lachen. Das wusste sie. Aber an dem vermaledeiten Lippenverziehen müssten sie nochmal üben. Sie öffnete die Tür und trat ein.

„Cerridwen! Na endlich! Hast du dich unterwegs verfahren?“, tadelte Djavit sie. Djavit. Als hätte sie einen schelmischen Zwilling fingen seine blauen Augen ihren Blick ein. „Willst du meinem Auto unterstellen, es kann sich den Weg nicht merken?“, sie zog die Augenbraue hoch. „Naja, so alt wie die Kiste ist, könnte es sein das sie Alzheimer bekommt, man weiß ja nie…“, sagte der Blonde.

„Und das von dem Mann, der mir mehr als einmal die Rückbank vollgekotzt hat!“, ereiferte sich Cerridwen.

„Dein Fahrstil ließ schon immer zu wünschen übrig. Wie war das noch? Mit Hundertzwanzig innerorts?“, zog er sie auf. Cerridwen ging an ihm vorbei und ließ ihren Jacke auf einen Stuhl fallen. „So was nennt man moderates Tempo! Außerdem sind wir doch angekommen, oder? Also was beschwerst du dich? Dachte eigentlich du wärst schon schwer genug!“

Sie sah ihn verschlagen an. Djavit klappte die Kinnlade runter. „Boah! Du freches Biest! Hast du grade behauptet ich wäre zu dick?“, er stemmte die Arme in die Hüften. „Ähm nö, ich glaub nicht. Nur das du schwer bist…“, Anara konnte nicht mehr, sie fing an zu kichern. „Außerdem, wenn du es nicht wärst, dann hättest du mir in der Telefonzelle nicht so hingebungsvoll auf den Fuß gelatscht!“

Djavit setzte ein wissendes Lächeln auf: „Du erinnerst dich?“

Cerridwen nickte: „Es ist kompliziert, aber ja, ich erinnere mich. Zumindest an das meiste.“

„Moira?“, fragte Anara vorsichtig. „Ja, Moira. Allerdings nicht an alles, irgendwas stimmte da nicht so ganz, ich kann das nicht erklären, aber es ging nicht von ihr aus…“, fügte Cerridwen beruhigend hinzu. „Wie meinst du das?“, Laurence war hereingekommen, „ich denke du warst dort, oder nicht?“

„War ich auch. Aber es gab Probleme, die selbst Moira neu waren. Also…“, sie rang mit den Worten, „ich weiß nicht wer das war, aber er hat uns sozusagen rausgeworfen.“

„Wie kann man den jemanden in seinem Kopf haben, der einen rauswirft! Bist du sicher, dass du nicht im Mental Health hättest bleiben sollen? Aua!“, Cerridwen hatte Djavit soeben mit einer leeren Bonbon Dose beworfen. Und getroffen!

„Halt die Klappe du Holzkopf!“, sie lachte über ihn.

„Wie lief es in Carlisle…“, fragte Anara vorsichtig. Cerridwen sah sie an, dann nickte sie. „Es hätte kaum besser sein können. Ich dachte sie lassen mich gar nicht mehr weg!“, sie lächelte, „ich hab einen ganzen Haufen von Zeugs im Auto, alles was Dad mitgenommen hat. Ich glaub er hat nichts übrig gelassen“

„Nein, er war sehr eigen was das anging“, sagte Laurence.

„Keiner von euch hat etwas von mir behalten?“, sie schien verwundert. Allgemeines Kopfschütteln: „Nein, Jer hat alles an deinen Dad weitergegeben.“

„Hm.“

„Hm?“

„Hm!“

„Was heißt Hm, Cerri?“, fragte Anara. „Naja, mein Zauberstab ist nicht dabei…“, erläuterte die Irin. Anara sah sie staunend an: „Er muss da sein, wo sollte er sonst sein, Cerri?“ Djavit zog sich merklich aus dem Gespräch zurück. Keiner merkte es, bis auf eine Ausnahme, aber sie ließ sich nichts anmerken.

„Wo auch immer er ist, Dad hat ihn nicht. Und ich brauche ihn“, sagte Cerri.

„Du könntest einen neuen von Olivander bekommen, glaub nicht das es da ein Problem gibt“, sagte Black. Cerridwen maß ihn fast mit ihrem Blick: „Das ist für dich vielleicht einfach, für mich ist es das nicht.“ Mehr sagte sie dazu nicht. Es reichte um Sirius das Gefühl zu geben etwas völlig unangebrachtes gesagt zu haben. „Wie dem auch sein sollte, Leute, ich bin hundemüde…“, Cerridwen streckte sich ausgiebig. „Hast du Hunger?“, wurde sie lächelnd von der Kanadierin gefragt. Cerridwen nickte.
 

Djavit fand nicht so wirklich Ruhe. Ihr Zauberstab. Er hätte das Ding nicht aus der Hand geben sollen, hatte es aber dennoch für besser gehalten. Er sollte nicht verloren gehen. Verdammter Snape!

„Noch da?“, Cerridwen erschien an der Tür. Djavit sah sie an und nickte.

„Kommst du mit an die frische Luft? Ich krieg nur wieder Zunder wenn ich alleine gehe…“, sie sah ihn leicht zerknirscht an. Laurence hatte bemerkt, dass sie nicht alleine herumstreunen sollte. Cerridwen passte das nicht, aber naja.

„Klar, ich dachte schon du fragst nie…“, der Vampir erhob sich und begleitete sie.

Sie waren noch nicht weit gegangen, als Djavit sich eine Zigarette anzündete. Cerridwen wühlte verloren in ihren Taschen und förderte dann ihre Drehutensilien zu Tage. Djavit lachte: „Ich hätte auch nichts anderes erwartet! Da weist du endlich wieder wer du bist und was machst du? Rauchen… du bist einmalig, weist du das?“ Cerridwen grinste verlegen. „Ich muss dich was fragen, Towarish. Wir sind schon soooo lange Partner. Ich weiß dass du nichts davon hältst, was ich vorhabe zu tun. Aber irgendwas ist da doch, oder? Ich meine, du weist etwas was ich nicht weiß und so. Ich…“ , sie hielten an, „Ich hatte von jedem, ohne Ausnahme, zumindest eine Ahnung, wer ihr seid. Und trotzdem trag ich ein klaffendes Loch mit mir herum. Und keiner von euch passt da rein. Als ob ich aus dem Haus gehen würde und wüste ich hätte etwas Wichtiges vergessen. Und trotzdem fällt mir nicht ein was!“ Djavit nickte. Er wusste aber auch, dass er ihr keine Antwort geben konnte, die sie nicht aus den Angeln riss. Sie hatte das Gefühl, das etwas Wichtiges fehlte und er verstand es. „Cerridwen, weist du was in der Nacht geschehen ist?“, sie sah zur Seite und schüttelte den Kopf. „Nein, weder das, noch warum ich da gelandet bin, wo ich gelandet bin. Oder warum ich aufgewacht bi. Warum? Ich hätte nicht aufwachen dürfen, Djavit! Ich war tot! Keiner kann so was rückgängig machen und ich finde keine Antwort!“ Im Weitergehen kickte sie einen Stein weg. Antworten, richtig. Ihre ewige Suche nach dem Warum. „Also gehst du dorthin, wo es passiert ist, richtig?“, schlussfolgerte er. „Ob es richtig ist weiß ich nicht. Aber irgendwie muss ich herausfinden, warum das alles passiert ist. Und wir müssen den Kram hier in den Griff bekommen! Laut Dad gibt es noch genug zu tun. Damit haben wir alle einen Job zu erledigen, darum sind wir hier!“, ein strenger Zug trat auf ihr Gesicht. Er hätte niemals vergessen könne, wer sie eigentlich war, WAS sie war. Ganz eindeutig sah er die junge Frau vor sich, die im Getümmel, in dem so viele davongerannt wäre, mit eisernen ruhe Befehle rief, damit alles gut ging. Sie war Seneschallin, dabei hatte der Kommandant sich etwas gedacht. Er erinnerte sich daran, wie sind ihnen allen die Stirn geboten hatte, immer wieder Voldemorts Pläne durchkreuzt hatte und ihn bis zur Weißglut reizte. Bis er den Fehler beging, sich offen mit ihr messen zu wollen. Er hatte ihr nicht zugetraut, soviel Kraft zu entfesseln. Daran war er gescheitert. Sie gab Hoffnung, so trotzig wie sie war. Keinen Zoll war sie in Belfast zurückgewichen. Weder da, noch sonst irgendwo. Sie war überzeugt und dafür trat sie ein. Immer.

„Was ich tun kann, werde ich tun. Ich hab einen Eid geschworen, Cerridwen. Egal was du sagst, ich bin dabei!“

Sie sah ihn an, als ob sie niemanden höher schätzen würde. Niemand sah ihn so an, sie hatte immer an ihn geglaubt. Selbst als er es selber nicht getan hatte. Und sie tat es noch immer. Er ließ sie nicht hängen. Niemals.

„Ich fahre morgen Früh. Ich möchte nur, das ich erfahren, wenn es Probleme gibt. Egal welche und egal mit wem. Du warst immer mein drittes Auge“, sie grinste ihn an und er musste lachen. „Mit drei Augen würdest du auch blöd aussehen!“ Sie gingen noch ein Stück. „Und noch etwas. Erinnerst du dich an Lestrange? Dieses Weib?“, Djavit nickte. „Sie ist nach Gringotts nicht wieder aufgetaucht. Was ist mit ihr?“

„Das frag ich mich auch, hat man eine Leiche gefunden?“, fragte sie weiter.

„Nicht das ich wüsste, aber das kann man herausfinden. Ich kümmere mich darum…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Schalla
2012-05-29T19:27:01+00:00 29.05.2012 21:27
waren wieder Schmunzler dabei , und sehr rührend die Scene bei ihren Eltern, obwohl sie sehr kurz war.
bin wie immer gespannt, wie es weiter geht.


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