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Part of me - Teile von uns

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Unbekannte Gefilde

Moira war mulmig dabei. Nicht nur weil sie ihrer Schwester kein Leid zufügen wollte, sondern weil sie wusste wie hart Cerridwen sein konnte. Wollte sie wirklich sehen, was sie dazu gemacht hatte? Der einzige Lichtblick war, dass sie noch immer im Kern vertraute. Man lehrte Elfen von klein an, Vertrauen in die Geschicke der Welt zu haben. Dazu gehörte sich auf das zu verlassen, was der Stammesälteste sagte und daran hatte es bei Cerridwen gekrankt. Sie hatte Rhuddlan nie vertraut. Nie. Doch sie schien noch immer Hoffnung für die Welt zu haben. Das beruhigte Moira etwas. Was auch immer geschehen war, das hatte es ihr nicht nehmen können. Also würden sie beide die Ruhe bewahren können. Cerridwen war eine geborene Schamanin, sie hatte eine Menge Kraft, das würde sie beide schützen. Trotz allem brauchten sie den Schutz des Vollmondes. Dann war es am einfachsten, die alte Mutter anzurufen. Die Frau, deren Namen Cerridwen hatte. Vielleicht würde es helfen.

Heute war Vollmond. Seit zwei Tagen bereitete sich Moira auf diese Nacht vor. Sie hoffte, dass es gelingen würde…

Und das ihre Schwester stark genug war!
 

„Und du bist ganz sicher?“, Laurence hatte vorgestern Cerridwens Ausführungen gelauscht. „Ich habe nichts zu verlieren…“, sagte die Irin. „Nein, nur deinen Kopf…“, entgegnete er. Cerridwen lachte: „Der leer ist. Ich muss es zumindest versuchen, mein Freund. Wenn es eine Chance gibt, dann diese…“

Laurence nahm ihre Jacke entgegen und nickte. „Ich kümmere mich um alles…“, Cerridwen sah ihn an. Dann fasste sie ihm auf die Schulter. Es sah komisch aus, weil er so groß war, doch sie sagte nur ein Wort: „Danke“ Dann ging sie.

In Jogginghose, weitem Pullover und Turnschuhen, machte sie sich zu Moira auf. Etwas mulmig war ihr, aber es war nötig, für sie gab es kein Zweifle daran. Sicher sie riskierte einiges, und wenn schon! Was war das, was sie riskierte wert, für das, was sie bei Erfolg bekommen konnte! Wer nicht wagte, der gewann auch nichts!

Entschlossen klopfte sie an die Tür ihrer Schwester.
 

Der volle Mond hing über den Wipfeln des verbotenen Waldes. Severus bekam nichts davon mit. In einem großen schwarzen, mit schwarzem Stoff überzogenen Sessel, war der Braumeister nach dem wenigen Schlaf der letzten Tage über einem Buch eingenickt. Die Brille noch auf der Nase, war er in einen unruhigen Schlaf geglitten. Er bemerkte auch nicht das Käuzchen, das auf seinem Fenstersims saß und ihm durch die Scheibe aufmerksam zusah.

Der graue Hengst, der noch immer bei Hagrid stand, war weniger ruhig. Das mag daran liegen, dass Tiere viele Sachen bemerken, die Menschen außer Acht lassen. Sie sind zu beschäftigt um das zu sehen, zu hören, zu bemerkte, das Wesen, die weniger fokussiert auf anderer Leute Geschicke sind, wahrnehmen.

Der Hengst scheute. Das war das erste Mal, dass jemand es gesehen hätte, das dieses Pferd scheute. Unruhig stampfte Shadir scheinbar sichtlich aufgebracht auf. Er warf den Kopf, als wäre etwas im Gange, das nur er wahrnehmen würde. Der Kauz auf dem Fenstersims sah die Sache ähnlich, er drückte sich an das Fenster, als würde er am liebsten damit verschmelzen um nicht gesehen zu werden. Der Hengst ließ ein dröhnendes Wiehern hören und riss Hagrid damit aus dem Schlaf. Mit verquollenen Augen spähte er aus dem Fenster seiner Hütte.

Das Tier hatte die verschiedenfarbigen Augen, nicht furchtsam aufgerissen, aber er schien seine Umgebung sehr genau zu beobachten. Im nächsten Moment stieg er, erhob sich mit kollerndem Gewieher auf die Hinterbeine. Hagrid ging raus um nach dem Tier zu sehen. Ruhelos wanderte der Hengst die Umzäunung der Koppel entlang. „Ruhig Junge! Hier ist doch nichts… ruhig…“, es half nichts. Je mehr er sich dem Tier näherte, desto unruhiger wurde er, fing an zu traben, wandte sich ab und buckelte herum. Warum? Es war nicht stürmisch, der Wald war ruhig, was hatte der Kerl bloß! Aufgebracht wanderte der Graue umher. Hagrid überlegte, ob er bessere Chancen hatte, wenn er mit auf der Koppel war. Als hätte das Tier gespürt was er dachte, drehte er sich um, die Ohren angelegt, und fing an mit dem Vorderhuf auf den staubigen Boden zu klopfen. Das war kein Scharren, wie bei Nervosität, eher ein klares Zeichen von: lass mich ja in Ruhe! Na schön, solang er den Zaun heil ließ, sollte er toben…

Moira hatte etwas Süßholzrinde in eine Feuerschale geworfen. Der Geruch füllte den Raum aus. Nur eine einzige winzige Kerze erleuchtete den Raum, der Mond schien zum Fenster herein, das weit offen stand. Moira murmelte im gleichmäßigen Rhythmus uralte Phrasen, Cerridwen lauschte ihr, die Augen geschlossen. Sie gab sich dem hin, vertiefte sich darin. Als würde sie eine Tür öffnen, strömte es in ihren Kopf. Ihr war als würde sie in einer Nebelbank stehen. Das nächste was sie hörte, war die Stimme ihrer Schwester, doch nicht wie gewohnt. Sie hörte nicht mit den Ohren, das hier war anders. „Was siehst du?“, Cerridwen schlug die Augen auf. Tatsache, hier war Nebel, sie stand in einer Nebelbank und war bis zur Hüfte verschwunden. „Moira? Wo bist du!“

„Das kann ich dir nicht sagen, das hier ist dein Geist, sag mir was du siehst.“

„Nebel, wie über einem Moor…“, sie sah sich um, das Zeug musste weg, sie sah in Wahrheit gar nichts! Sie wedelte mit der Hand, damit der Dunst etwas von ihr wich. Als hätte sie eine Brise damit angespornt, kam leichter Wind auf und trug das kondensierende Wasser von ihr fort. Sie sah den Boden, es war Waldboden, weich und federnd. Als sie an sich hinabblickte, sah sie sich in ein graues, bodenlanges Leinenkleid gehüllt. Ihre Füße waren nackt, etwas weiter sah sie ihre Schwester stehen. Moiras Kopf drehte sich zu ihr: „Also dieser Ort passt wahrlich zu dir, Schwester!“ Sie lächelte. „Tut er das?“, Cerri sah sich um nun ja, „wir sollten weitergehen.“

„Wohin? Wohin möchtest du gehen? Das hier ist dein Geist, du entscheidest wo wir anfangen.“ Cerridwen atmete durch. Das Krankenhaus? Nein, da wollte sie nun wirklich nicht hin! Einer Eingebung folgen, griff sie nach dem Bild eines alten Hauses. Es war ein schönes Haus, freundlich, einladend, geräumig… „Du musst das Bild festhalten.“, Moira nahm ihre Hand. Die Umgebung fing an zu verschwimmen, dann sich neu zu gestalten. Als würde der Nebel, der sich eben verzogen hatte, jetzt das formen, was sie sich vorstellte.

Moira staunte, auch wenn sie recht unwissend war, sie war gut. Als wäre es das leichteste, griff Cerridwen nach ihrer Vorstellung und formte sie. Moira trug ein blaues Gewand, Cerridwen hingegen war schon im Grau einer Schamanin hier aufgetaucht. Hier sah man sich so, wie man wirklich war. Nichts konnte hier verborgen werden, keine Grausamkeit, Furcht, alle Charakterzüge die man hatte, formten hier das Bild einer Person. Cerridwen war nach wie vor eine große schlanke Frau. Die Augen wachsam und unergründlich, doch sie wirkte irgendwie jünger, kindlicher. Als hätte sie die letzten zehn Jahre hier unbeschadeter überdauert. Die langen Haare lagen ihr über die Schulter und den Nacken, wie ein dicker natürlicher Schleier. Es war kaum eine Veränderung zu sehen, nur dass sie fast jugendlichen Übermut ausstrahlte. Sie strotzte vor Energie, wie die Herrin, die sie hätte werden können. „Lass uns hinein gehen. Ich bin gespannt was wir dort finden“, Cerridwen ging mit langen leichten Schritten voran. Moira folgte ihr. Ihre einzige Aufgabe hier war, sicherzustellen, dass ihrer Schwester nichts zustieß und dass sie den Weg zurück fand.

Sie öffnete die Tür, ein weiter Flur öffnete sich. Es war dunkel, das wenige Licht, das Eindringen konnte, erhellte einen recht trostlosen Raum. Bilder mit Spinnenweben davor hingen hier. Es war ein Flur, ein Durchgang. Cerridwen schritt hindurch und wischte einigen Staub beiseite. Es zeigte einen jungen Mann, mit blondem Haar. Er lächelte schelmisch, doch er hatte einen wissenden Blick. Sie erkannte Djavit. Das Bild war einige Jahre alt, er blinzelte sie an, das Bild geriet in Bewegung. Die Hand fasste an das Glas, das sie entstaubt hatte. Cerridwen legte ihre Hand von außer daran. Die blauen Augen wanderten durch den Raum, wie auf eine Tür deutend. Sie sah sich um, da war eine Tür. Cerridwen wandte sich von dem Bild ab und ging auf sie zu und öffnete sie, Moira war hinter ihr. „Frohe Weihnachten!“, hier tobte das Leben! Ein riesiger Tannenbaum stand in der Mitte des Raumes. Da waren viele Leute, Helena, Clayton, Nicholas, Anthony, Djavit, Laurence, Mark, sie waren alle da. Aber da waren noch mehr. Sie erkannte Michael Branders, ein junger Mann mit einem frechen Grinsen und schwarzen Haaren, ein älterer Mann mit kurzem militärischem Haarschnitt, die Augen waren grau wie Stahl, das Haar komplett weiß. So wie sein Vollbart. Taylor. Er nickte ihr zu und prostete ihr mit einem Drink entgegen, Michael tat das gleiche. Die anderen schienen sie nicht zu sehen. Es dämmerte ihr. Michael war tot, sie erinnerte sich. Plötzlich geriet das Bild ins Wanken, einzige Mike blieb bestehen. Sie sah ein halb zerstörtes Haus, es knallte. Trümmer flogen herum, Gebrüll und Gekreische erhob sich aus dem Straßenzug in dem sie standen. Sie ging ein paar Schritte, dann gewahrte sie Djavit. Zielstrebig ging der Vampir weiter, Cerri folgte ihm. Er bog um eine Häuserecke, dann ins Innere des Hauses. Sie sah eine junge Frau in schwarzer Kluft die ihm eine Waffe unter die Nase hielt: „Ruhig, ich bin es nur! Wie geht es ihm?“

Das war sie! Sie saß da! Ein schwarzer Haarschopf auf ihrem Schoß, der Mann den sie da hielt atmete schwer, nein! Dann donnerte ein Kugelhagel durch die Luft. „Cerri! Du kannst ihm nicht mehr helfen! Wir müssen gehen!“, der Vampir blaffte sie an. Das Bild veränderte sich wieder, sie stand auf einer Straße, Kugeln und Lichtblitze flogen durch die Luft, Körper lagen herum als wären sie Laub! Sie und Djavit hasteten durch den Sturm, der Vampir gab Sperrfeuer, dann fiel er! Cerridwen sah zu wie ihr Alter Ego weiterlief, als Djavit zu Boden ging, in Deckung. Sie hatte Mühe auf den Beinen zu bleiben. Sie hörte wie Moira die Luft anhielt. Ihr Alter Ego drehte sich um, brüllte aus vollem Halse und hastete zurück. Djavit war nicht länger alleine, ein Mann stand über ihm, der Vampir feuerte sein gesamtes Magazin auf den Kerl ab, doch es half nichts. Der Mann lachte nur, er sah grotesk aus. Er hob eine Scherbe vom Boden auf, Cerridwen keuchte auf, als sie sah, wie der Kerl auf den Vampir einhieb, sorgsam sezierte er seinen Unterleib, Djavit brüllte, dann flog etwas. Ein Ziegelstein traf den Mann am Kopf, er schrie und wandte sich um. Cerridwen sah sich selbst um vollen Lauf eine Salve nach der Anderen abschießen, nachladen, durchdrücken, bis sie die Waffe fallen ließ! Sie zog ein Armee Messer aus dem Gürtel und stürzte sich auf den Kerl. Wie in einem Rausch hieb sie auf ihn ein, erwischte ihn oft, bis er zu Boden ging. Sie holte aus und trennte ihm sauber den Kopf ab, zog Djavit an seinem Arm aus der Straße und verschwand aus ihrem Blickfeld. Cerridwen schloss die Augen. Belfast. Sie war in Belfast, sie erinnerte sich wieder daran, zwei Wochen hatten sie hier ausgeharrt, nachdem man die Eskorte aufgerieben hatte, hatte Djavit, Logan und Raven bergen können. Alle drei waren kampfunfähig gewesen. Sie hatten sich verschanzt, sie hatte einen Bunker im Untergrund gefunden und das Gelände vermint, mit allem was sie gefunden hatte. Dann war Taylor gekommen und hatte sie daraus geholt. Djavit hatte nur mit Glück und viel Geduld überlebt.

Die Irin wandte sich ab, sie hatte genug gesehen. Sie schloss die Augen, als sie sie wieder öffnete, standen sie und Moira wieder im Flur. Die Tür war verschwunden, Djavits Bild lächelte ihr entgegen. Er nickte anerkennend, dann fror er ein. Er bewegte sich nicht mehr. War es das was sie tun musste? Alles entstauben und noch einmal durchleben?

„Nein, nicht jede, nur die Wichtigsten. Ich erinnere mich!“, kam es ihr über die Lippen. Sie wandte sich zu Moira um, ihre Schwester sah mitgenommen aus. „Das ist grausam…“, sagte Moira. Cerridwen nickte: „Ja, aber so ist es nun mal, komm hilf mir!“ Sie brauchten Licht! Da war ein Fenster, schwere Vorhänge versperrten die Sicht, Cerridwen ging hinüber. Gemeinsam zogen sie sie auf. Helligkeit flutete den Raum. Es nahm ihr schier den Atem! Bild über Bild über Bild! Alle Wände waren übersäht mit Bildern, Gesichtern, verstaubt, verdreckt. Das war sie! das war ihr Leben. Das alles was es hier zu sehen gab! Sie erkannte die Leute, Taylor, Mark, Mike! Auf einem waren zwei Personen, behutsam wischte sie es sauber. Eine Frau mit rotbraunen Locken sah sie an und ein Mann, sein Haar war dunkler. Er trug eine Lesebrille. Die Frau hatte Tränen in den Augen, ihre Eltern. Sie ging weiter, da war ein Mann, sein Blick war streng, sie Augen grün und durchdringend, ihr Mentor: „Saetan…“ Dumbledore hing daneben, sie waren alle hier, alle bis auf einen. „Wo ist Laurence!“, sie schritt eifrig weiter, während Erinnerungen wie Regentropfen auf ihr Hirn einprasselten. Es war als ob man ein Fass mit Wasser füllte, und es war noch lange nicht voll. Als hätte sie ewig schon Hunger und jetzt gab es endlich was zu essen! Sie verschlag es förmlich, doch dann nahm ihre Euphorie ein jähes Ende. Ihre Eltern, sie hätte die Beiden am Ende des Ganges erwartet, ebenso wie sie Laurence hier zu finden erwartet hätte. Wo war er? Warum hingen die Beiden da vorn? sie kam an einem völlig leeren Rahmen vorbei.

„Ich verstehe das nicht, die Anordnung stimmt nicht! Was ist hier passiert?“, Moira folgte ihr auf dem Fuße. Wachsam beobachtend was sie tat. Es führte eine Treppe nach oben: „Dort geht es zu meiner Kindheit, aber hier, an diesen Ort erinnere ich mich nicht!“

Die Treppe links liegen lassend, schritt sie daran vorbei. Die Luft wurde dicker, Staub lag hier zentimeterhoch. Spinnenweben versperren ihr die Sicht.

Da war ein großes Porträt, es ging bis unter die Decke und ragte fast bedrohlich auf. Moira schauderte, doch Cerridwen ging weiter. sie blickte zurück zu dem leeren Rahmen. Wer fehlte dort? Er war wichtig! Es war der einzige Rahmen der nicht verstaubt war, oder aussah, als hätte man ihn Jahrelang nicht berührt. Wer fehlte da! Das Bildnis vor ihr war gigantisch, sie starrte hinauf, konnte aber nicht genau erkennen, wer das war. Es musste doch einen Weg geben, es herauszufinden!

Moira staunte. Sie glänzte, das Gewand war nicht länger farblos. Wie ein Nebel der silbrig und golden schimmerte, legte sich eine Aura auf Cerridwen, umhüllte sie, ließ sie leuchten. Máistreás! Die Herrin. Sie wusste das dass hier ihr Kopf war, dass ihr nichts geschehen konnte. Sie spürte die Energie die hier hauste, es war ihre ureigene Kraft. Alles was sie bisher erlebt hatte, hatte sie nicht brechen können. Es würde sie auch diesmal nicht brechen. Es war grausam, all das was sie sah, sah Moira ebenfalls, Verluste, Gewinne, Freude, Leid, Angst, Mut, es war alles hier. Doch das dort, das verstörte sie. einen solchen Ort hatte sie noch nie gesehen. Das war nicht länger ihr Geist, das war ein offener Abgrund. Cerridwen versuchte das Bild zu sehen, zu entschlüsseln was dahinter steckte. Die Rahmen müsste gefüllt sein, warum war einer leer? Ihre Eltern hätten hier hinten sein sollen, doch sie waren es nicht! Stattdessen thronte dieses Monstrum hier und überragte alles. „Hilf mir!“, Cerridwen fummelte an etwas herum, was etwas an einen Türklinke erinnerte. „Vorsichtig, ich weiß nicht wohin das führt!“, ermahnte Moira sie. wer wusste wo sie landeten, wenn sie das aufbrachen! Trotzdem, wie war zu neugierig! Die Elfe fasste mit an und der Hebel bewegte sich. Mit reiner Willenskraft drückten sie die Wand auf…kalter Wind kam auf, die Bilder klirrten, ein Beben ging durch den Raum. „Das ist nicht das, was alles andere war! Dieser Pfand ist mir unbekannt, Cerridwen, wir sollte umkehren!“

„Ich fürchte das Unbekannte nicht!“, sie reckte das Kinn vor und ging hindurch. Furchtsam folgte ihre Schwester ihr.

Cerridwen sah gar nichts, das hier lag in völliger Dunkelheit. Dann hörte sie eine Stimme, ein tiefer Bass. „Laurence?“, sie ging weiter in die Schwärze. Dann sah sie jemanden. Ein Mann, groß in einen schwarzen Umhang gehüllt. Er hatte einen langen, schnellen Schritt. Geschmeidig. Ein dumpfes Pochen sagte ihr, dass sie ihn kannte, aber woher? Da saß eine junge Frau, keine zwanzig, sie hatte dichtes, buntes Haar. Eine Locke fiel ihr ins Gesicht, als sie zu ihm aufsah. Er half ihr auf, sprach mit ihr. Die Frau lachte und wandte sich um. Cerridwen erstarrte!

Das war sie! aber nicht sie, wie sie sich vorhin gesehen hatte. Ein weiterer Mann kam in Sicht, er ritt ein braunes Pferd und war um einiges größer, als der andere. Er stieg ab. Seine Kleidung war, um es kurz zu sagen alt, sehr alt! Er trug einen Wams und einen Waffenrock. Ein Bogen hing am Sattel, er hatte lange braune Locken und warme Augen. Die Frau trug ein langes Gewand, vorne geschnürt, es war dunkelgrün, sie hatte einen dunkelblauen Überwurf darüber. Diese Szene musste mindestens 500 Jahre alt sein! Die Sicht verklärte sich. „Was ist das hier!“, fragte Cerri ihre Schwester. „Das hier ist alt, sehr alt, ich weiß nicht, es dürfte gar nicht da sein, Cerridwen! Erinnerst du dich daran?!“, die Irin schüttelte den Kopf, die Sicht klärte sich wieder. Sie sahen einen Markt, Tatsache, dass hier war mindesten 500 Jahre alt! Da waren Gaukler, Händler, alles Mögliche und unmögliche. Es fing an zu regnen. DA! „Sieh! Da ist es wieder!“, Moira deutet nach links, zwei Gestalten drückten sich an eine Häuserwand, ein Mann und eine junge Frau. Schützend legte er den Umhang über ihren Kopf, damit sie nicht nass wurde. Warum er das tat, war fast greifbar! Wie er sie ansah! Er betete sie förmlich an. Ein vorbei hastender rempelte sie an, der Blick, den er von dem Mann, dessen Gesicht sie noch immer nicht sehen konnte, schien ihm Angst zu machen! Katzbuckelnd eilte er weiter. Die Frau wurde sachte in den Arm genommen und die beiden gingen wieder. Dann stürzen Farben auf sie ein! Cerridwen wankte, der Boden schwankte. „LAUF!“, ein schrei hallte durch den Wald. Ein dunkler Umhang hastete durch den Wald, die Kapuze fiel zurück und sie sah sie! Sie weinte, rannte immer weiter, strauchelte, fing sich wieder und hastete weiter. Das Bellen von Hunden war zu hören, sie wurde gehetzt! Cerridwen hastete ihr nach, sie hörte Kampflärm, Stahl klirrte, jemand schrie. Dann erreichte sie die Frau. Sie war eingekreist, da waren Wachen, viele Männer, zu viele! „Cerridwen!“, sie fuhr herum, „Nein!“

„Wir haben ihn, Sire!“, drei Männer brachten einen vierten. Sie schliffen ihn förmlich. Erst jetzt sah sie noch jemanden, dessen Gesicht ihr so bekannt wie ihr eigenes war: Laurence! Er war gefesselt, eine lange tiefe Wunde zog sich über seine Seite, doch er stand. Erhobenen Hauptes spießte er die Schergen mit seinem Blick auf, Wut funkelte in seinen Augen. Der Andere wurde herangeschafft, die Frau sah ihn verzweifelt an. „Hexe!“, der Hauptmann trat in den Ring seiner Männer. „Nein! Das bin ich nicht!“, stammelte sie. er schlug ihr mit der behandschuhten Rechten ins Gesicht. Sie schrie auf und fiel der Länge nach hin. „Du verdammter!“, erst jetzt sah sie den Mann UND sein Gesicht! Er hatte rabenschwarzes Haar, es war Schulterlang und umrahmte sein markantes Gesicht! Er trug einen sorgsam gestutzten Bart, seine Augen waren fast schwarz vor Zorn! Ihr Herz machte einen Satz. ER!

„Bringt sie rauf!“, wurde kommandiert. Einer zog die Frau auf die Beine, sie gingen zu einer Lichtung, da war ein Reisig Haufen aufgeschüttet. Nein, bitte, nein! Sie konnte gar nicht hinsehen, ihre Brust schmerzte.

„Soll er sehen, was mit denen passiert, die nicht nur unserem Herren lästern, sondern auch noch unserem Herrscher! Bindet sie fest!“, die Frau wurde hinauf gezerrt. „Nein! Nein! Cerridwen!“, er bäumte sich auf wie ein sterbendes Tier. „Wenn du das tust, ich schwöre dir…“, Laurence musste nicht weitersprechen. Der Mann wehre sich mit Händen und Füßen, er bäumte sich auf, er schrie, schrie um das Leben dieser Frau. Cerridwen gewahrte etwas Feuchtes auf ihrem Gesicht. Sie wischte es nicht weg. Sie weinte, stumme Tränen für jemanden den sie nicht kannte. Bei allen Schrecken, an die sie sich erinnerte, das hier, ihr fehlten die Worte, selbst in Gedanken fehlten sie ihr. Er nahm eine Fackel, die Holde war festgebunden, an den Pfahl, der in der Mitte aufgerichtet war. Ihr Blick hielt den des Schwarzhaarigen eisern fest. Er hörte auf sich zu wehren. Laurence fing jetzt an zu toben wie ein wilder, doch das Feuer wurde entzündet. Die Flammen zischten und leckten am trockenen Holz entlang. Er brüllte wie ein Tier, es ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Er schaffte es sie zu überwältigen, doch die Frau brannte schon. Ihr schreien hallte durch die Bäume. Dann war es vorbei. Mit einem Ruck wurden sie zurück gerissen.

Das Porträt fiel krachend zu und Cerridwen und Moira schlugen hart auf dem Boden auf. Kalter Wind fegte über sie hinweg. Die Irin sah zu dem Bild, das noch immer leer war. Alles andere hatte seinen Platz, doch dieser Platz blieb leer. „Du musst zurück! Verschwinde!“, es sprach. Das riesige Bild regte sich, es musste ein wahrer Hüne sein! Cerridwen vernahm ein Geräusch, nein, das konnte nicht sein! Das etwas stieg heraus! Aus dem Bild heraus! Schwere Stiefel auf Steinboden! „VERSCHWINDET!“, dass ließen sich die beiden nicht zweimal sagen!
 

Severus wachte so schlecht auf, wie noch nie! Er schlug auf den Fußboden auf!

„Was zum Hölle!“, er sah sich um. Irgendwas stimmte hier nicht!

Der Braumeister richtete sich auf und griff nach seinem Zauberstab. Es konnte nicht sein, niemand konnte hier einfach so eindringen! Doch ihm war so, als ob hier noch jemand wäre. Im Dunkeln durch seine Räume tappend, schlich er umher. Unmöglich! Sein Verstand suchte nach einer Erklärung dafür, er fand keine. Einer der Geister? Unwahrscheinlich, warum auch. Im Wohnzimmer angelangt, hörte er ein klappern! Was? Da! Wieder! Er fuhr herum und schrak zusammen, ein Kauz saß am Fenster. Er klickerte mit dem Schnabel daran herum und schuhten. Cerridwens Brillenkauz sah ihn durch das Glas hindurch an. Grade wollte er ihm öffnen, als ein Scharren ihn erneut alarmierte. Es kam vom Kamin. Etwas bewegte sich da. „Lumos!“

Er sah die Ursache, die kleine schmale Schachtel, die seit 8 Wochen auf dem Sims thronte, raschelte vor sich hin. Warum? Was wollte er? Sie scharrte weiter vor sich hin. Severus legte sachte die Hand darüber, ganz als wollte er sie beschwichtigen. Er gelang, sie hörte auf. Was sollte das zum Kuckuck alles! Er entzündete die Kerzen die im Raum verteilt waren und ein warmes Licht stellte sich ein. Als ob sein Traum nicht schon schlimm genug gewesen wäre!

Er ließ den Kauz ein, er flatterte durch den Raum und ließ sich, rein zufällig auf dem Kamin nieder! Genau neben der Schachtel!

Was war hier im Gange?!

Er brauchte einen Kaffee, und zwar schnell!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Schalla
2012-05-21T10:54:38+00:00 21.05.2012 12:54
sehr geil beschrieben, mit den Erinnerungen.
Hat sich so weg gelesen und es war schade , das das Kapitel schon zu Ende war.


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