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Part of me - Teile von uns

von

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Der dunkle Punkt

Severus ließ seinen Blick über das Objekt gleiten. Intarsien schmückten den Griff, ganz als wäre es ein Heft. Er hatte ihn nicht in die Hand genommen, nicht mal als er ihn hatte mitgehen lassen. Er wagte es nicht. Das Ebenholz glänzte samten und das helle Material, mit dem es durchwirkt war, schlang sich spiralförmig hindurch. Es war halb vier. Morgens. Er schlief schlecht, träumte wirres Zeug, es war zum Verzweifeln. Wenn es dabei nur um irgendwelchen Nonsens gehen würde, doch selbst wenn es so war, tauchte sie immer darin auf. Spätestens zum Ende. Seit neuestem hielt sie auf eine Klippe zu. Jede Nacht stand in seinem Traum Cerridwen Abarawn an dieser Klippe. Und jede Nacht versuchte er sie zu erreichen. Jede Nacht. Fast drückte er sich davor schlafen zu gehen. Es war nicht die klassische Form eines Albtraumes, aber einhergehend mit den Kopfschmerzen die er ständig hatte, wurde es zu einem Albtraum für seine Schüler. Das musste selbst Severus Snape zugeben. Er war nicht grade der umgänglichste Mensch im Schloss. Doch im Moment sprengte er die Maßstäbe.

Was wollte er denn, er war aus dem Orden raus, wollte nichts mehr damit zu tun haben, seit ihrem Tod. Jetzt lebte sie und wo war sie? Ausgerechnet? Am Grimmauld Platz! Seit zwei Wochen unter strikter Beobachtung von Mark Whatson und Djavit. Im Haus von Sirius Black! Und alle, einstimmig mit Dumbledore, sagten er solle sich gedulden! Mehr als einmal hatte er mit dem Gedanken gespielt, ganz einfach dort aufzutauchen, wenn er nicht wüsste, dass er damit vermutlich mehr kaputt machte, als gut für sie war. Um es mit ihren Worten zu sagen: er hatte die Schnauze voll! Gestrichen!

Seit zwei Wochen hangelte er sich von einem Tag zum nächsten, immer hoffend auf eine Eule aus London, wegen etwas anderem kam er überhaupt nicht zum Frühstück!

Er stülpte sachte wieder den Deckel über die Schachtel in der ihr Zauberstab ruhte. Welchen Kern er auch immer hatte, er war vermutlich ebenso selten wie das Holz und die Machart. Besser er geriet nicht unter die Räder. Wenn es ihr besser ging, würde er sicherstellen dass sie ihn bekam. Und zwar nicht durch einen dritten.
 

Es war sechs Uhr morgens und sie war hellwach. Als sie und Mark gestern am späten Nachmittag in Dover angekommen waren, wurde Cerridwen mit offenen Armen empfangen. Wenn sie nicht so todmüde gewesen wäre, hätte sie die Euphorie sicherlich erwidert. Moira hatte sie nicht gesehen.

Jeremy, der Mann kümmerte sich fast väterlich um sie, hatte sie in ihre alten Räume einquartiert. Das Zimmer war schlicht gehalten, es war direkt unter dem Dach, aber sie hatte einen kleinen Balkon und sogar ihr Kleiderschrank war vollständig! Wenn auch ziemlich eintönig für eine Frau: schwarze Hosen: ein gutes Dutzend; Hemden: kariert oder einfarbig, meist grau oder blau, Wäsche und genau drei Paar Schuhe. Zwei Paar Stiefel, ein neues, ein altes, und ein Paar Turnschuhe. Und die sahen schon reichlich mitgenommen aus!

Cerridwen krabbelte aus dem Bett und ging in das angrenzende Bad, nicht groß aber zweckmäßig. Das Problem an ihren Klamotten war das sie alle mindestens einen Nummer zu groß schienen. Aber da sie laut Mark gehörig abgebaut hatte, war das wohl kein Wunder. Sich als geistige Notiz vermerkend, das sie eine Lochzange brauchte, ging sie zum Frühstück. Auf dem Gang hörte sie Schritte, da kam jemand mit ruhigen mäßigen Schritten den Korridor entlang, kurz darauf sah sie einen dunkelbraunen Haarschopf, der gut und gerne zwei Meter 15 über dem Boden war. Laurence hielt inne als er sie sah. Cerridwens Nerven flatterten, jedoch nicht so schlimm wie beim letzten Mal. Ihre Beine fühlten sich einen Moment lang wackelig an, aber es ging. Sie schaffte es tief durchzuatmen und beruhigte sich. Laurence machte Anstalten, einen anderen Weg zu nehmen. Er hatte wohl Angst, es würde ihr nicht bekommen. Falsch gedacht!

„Hey! Warte! Bitte…“, sie flitzte ihm hinterher und der große Vampir hielt an.

„Guten Morgen. Wie geht es dir, ich hoffe besser?“, Cerridwen nickte. „Ja, ich ähm, hab das Ganze besser im Griff. Ich wollte zum Frühstück… allerdings“, weiter kam die Irin nicht. Laurence schmunzelte, sie beobachtete es akribisch.

„Ich verstehe, komm, gehen wir…“ Cerridwen staunte, er verstand wirklich! Sie hatte ihn fragen wollen, ob er ihr Gesellschaft leistete und er musste es gar nicht hören. Er wusste es einfach. Sie lächelte ihn an, er erwiderte es augenzwinkernd. Zum ersten Mal fühlte sie sich vertraut. Bei ihm musste sie nicht wissen, was in der Vergangenheit passiert war. Sie fragte nicht danach, mit diesem Kerl würde sie sicher sein, das spürte sie.

„Du wolltest also zu Moira?“, fragte er sie nach der ersten Tasse Kaffee. Cerridwen nickte: „Ich hab zwar keine Ahnung wer sie ist, aber ja, das ist der Plan.“

Laurence musste schon wieder Schmunzeln, sie machte was sie wollte. Sie würde Djavit wahnsinnig damit machen, aber sie kümmerte sich nicht um die Kollateralschäden, für sie ging es hier um mehr. Sie folgte ihrer Intuition und damit gut. Kein Grund sich zu rechtfertigen. Und sie spürte, dass sie auf anderem Wege nicht weiter kam. Djavit hatte einen entscheidenden Nachteil: es ging ihm mehr darum, das Cerridwen nichts zustieß. Er würde versuchen sie von etwas in seinen Augen Törichtem abzuhalten. Verlor dabei aber aus dem Blick, dass es nichts zu gewinnen gab, wo man nichts riskierte. Cerridwen hatte alles zu gewinnen und sie würde mit aller Kraft danach streben. Die einzige Chance: Schritt halten. Laurence tat das schon seit 21 Jahren, er kannte das Prinzip. Das war der ungeschlagene Vorteil, den er hatte. Wenn sie zu Moira wollte, dann würde er sie gehen lassen. Er würde mit ihr gehen, äußere Einflüsse abhalten, damit sie ihre Ruhe hatte. Aber Cerridwen von etwas abhalten, nur weil es Risiken barg? Das hatte nicht mal bei ihr funktioniert, als sie acht Jahre alt war! ER hatte das miterlebt. Djavit nicht, er kannte nur die fertige Frau, nicht das Kind, nicht die Jugendliche. Deshalb würde Cerridwen nicht bei Djavit Schutz suchen, nicht in dem Maße.

„… wir müssen es weiter probieren, vielleicht springt er ja darauf an. Cerri?! was tust du denn so früh hier?“, Mark kam herein. Leicht beunruhigt sah er die Beiden am Tisch sitzen, aber es ging ihr gut, bestens sogar! Munter schaufelte sie frische Waldfrüchte mit Joghurt in sich hinein und hatte grade die zweite Tasse Kaffee am Wickel. „Morgen, hab gut geschlafen, aber die Sonne hat mich geweckt…“, grinste ihn die Irin an, „Plus: ich hab brav vor dem Duschen deinen blöden Trank runtergestürzt, schmeckt übrigens immer noch nicht!“

Mark grinste, wenn es nur das war. Die Mensa füllte sich langsam. Die Kühlschränke wurde aufgerissen und eine Hülle an Wurst, Käse, Milch, Honig Marmelade und was nicht allem hervorgeholt.

„Seht mal! Hey! Helena, Clay! Kommt mal rüber!“, Anthony war wach! In null Komma nichts, machten sich Helena, Clayton und Nick mit ihm am Tisch breit. Cerridwen sah leicht verzweifelt aus, als Logan das Team komplettierte. Laurence bleibt vollkommen ruhig, wie immer. Es gab kein lustiges Frage und Antwort Spiel, es blieb bei: wie geht es dir? Was machst du hier? Wir machen im Moment dieses und jenes. Smalltalk.

„Sagt mal Mädels, müsst ihr nicht langsam mal los? Ist schon nach Acht!“, Jeremy kam mit einer Zeitung um die Ecke. Cerri grinste ihn an, murren löste sich die illustre Runde auf. „Jeremy? Dar ich ihn ausleihen?“, Cerridwen deutet auf Laurence. Mark prustete in seinen Tee. Ausleihen, wie lieh man denn einen Vampir aus? Er gnickerte vor sich hin. Laurence sah recht sparsam aus der Wäsche. Jeremy musterte sie einmal: „Aber nur weil du es bist, vorausgesetzt wir beide Frühstücken morgen zusammen, also weck mich alten Mann rechtzeitig, klar? Wie geht es dir? Besser?“ Der Kommandant setzte sich. „Ich hab geschlafen wie ein Stein, Jer. Aber ich fürchte ich brauch einen Haufen neues Sachen…“, sagte Cerri. „Warum? Ist was kaputt?“, fragte Jer. „Ähm, nein, aber zu groß…“, die Irin sah verlegen drein. „Dann schlage ich vor du isst mal was, hm?“

„Mal im Ernst, soviel wie Anara mir die letzten zwei Wochen zu essen gegeben hat, hätt man bequem denken können ich wäre eine Weihnachtsgans!“, nuschelte Cerridwen vor sich hin.

„Moira hat heute frei, also hast du sie den ganzen Tag. Aber pass bitte auf…“, ermahnte Mark sie nochmal, als sie sich mit Laurence auf den Weg machte. Cerridwen rollte mit den Augen. Der Vampir bedachte Mark mit einem Blick, sehr im Sinne von: lass sie.

Na schön, sollte der Heiler den Vampir mal machen lassen, zugegebener Maßen, Laurence kannte sie am längsten.

Moira war im Garten. Ein ganzer Haufen an Kräutern und Nutzpflanzen wucherte in den Beeten vor sich hin. Laurence hielt sich abseits, als Cerridwen durch das Grünzeug schritt. „Moira?“, eine große schlanke Frau, die einen Korb mit allem möglichem Blattzeug am Arm hatte, sah sie an. Ihre hellen blauen Augen trafen Cerridwens wirr bunte.

Sie hatte eine graue Kittelschürze über dem langen Rock und klopfte sich selbige ab, als sie sich erhob. Cerridwens Magen sackte ein Stück ab.

Erstaunt musterte sie die Frau… es war ein bisschen so, als sähe sie in den Spiegel! Wenn man die Gesichtspartie ab dem Nasenrücken abwärts abdecken würde… Göttin! Konnte das sein? Sie hatte die gleichen Ohren.

„Komm, setzen wir uns, komm…“, bestimmt fasste sie die Irin am Unterarm. Cerridwen sah sie immer noch verdattert an. Wie hatte sie das vergessen können! Sie riss sich aus dem Griff der Elfe und zog sie an sich. Tränen rannten ihr übers Gesicht. Laurence sah es aus einigen Metern Entfernung, ab nickend betrachtete er die beiden Frauen. Sie waren Schwestern. Moira würde Rat wissen.
 

„Wie geht es dir? Du siehst blass aus…“, Moira musterte Cerridwen. Die beiden saßen unter einer großen Rotbuche. Die Sonne schien. Die Irin nickte.

„Es geht schon, um die Blässe mach ich mir am wenigsten Sorgen.“, sie tippte sich an den Kopf, „der Inhalt lässt noch zu wünschen übrig… Moira ich weiß nicht wo ich anfangen soll! Es ist ja nicht so, dass er leer wäre. Ich habe einfach das Gefühl, als wäre alles durcheinander! Das, woran ich mich erinnern kann, ist völlig verwirrend! Nix ergibt einen Sinn!“ Moira pflückte eine Butterblume und zupfte dran herum. Cerridwen schlang die Arme um ihre Knie. Sie sah regelrecht verloren aus. „Du bist ó na cothromaíochta. Dein Gleichgewicht ist fort.“, Cerridwen sah sie an. „Bei uns glaubt man, dass jeder sein Gleichgewicht finden muss. Verliert man es, wird man wie gelähmt, der Geist ist aus dem Gleichgewicht. Wenn jemand seine Erinnerungen verliert, weiß das Bewusstsein nicht, wohin es sich wenden soll. Ich habe Leute gesehen, wie du und ich, sie haben dadurch den Verstand verloren. Hestia, sie war eine Seherin bei uns. Als ihr Mann starb, hat sie alles vergessen. Sie lebt, aber sie ist ihre eigene Gefangene. Die Realität nimmt sie nicht mehr wahr, nur ihre Visionen…“

Cerridwen sah sie an: „Das heißt, wenn ich nicht finde, was ich suchen, verliere ich den Verstand?“ Moira schüttelte den Kopf: „Du bist keine Seherin, du bist etwas anderes. Bei uns hast du den Stand einer Priesterin, wenn man so will. Du warst schon eine Máistreás, bevor du auf der Welt warst. Du hast gelernt was du wissen musstest um alles zu verstehen. Dieses Wissen ist der Schlüssel dazu, Cerridwen. Du sagst du hast ein Chaos in dir, du hast immer Chaos gefürchtet, das alles aus den Bahnen gerät. Unwissen ist Chaos, was du brauchst sind Antworten.“ Cerridwen sah sie an. „Das Problem ist, von jedem habe ich irgendwas. Irgendeine Eingebung, etwas an das ich anknüpfen kann. Aber mittendrinn, da ist ein Loch. Als ob da jemand fehlt, jemand wichtiges. Jemand mit dem alles steht und fällt…“, als die junge Irin geendet hatte, sah ihre Schwester sie tief aus den blauen Augen an. „Bei jedem?“, Cerridwen nickte. „Es baut aufeinander auf und es wird besser, aber dieser eine Punkt, es ist wie ein dunkler Punkt den ich nicht erreichen kann… und je tiefer ich grabe, desto mehr rinnt mir die Antwort wie Sand durch die Hände…“

„Sag, träumst du?“, fragte die Elfe. „Ja. Aber ich sehe nicht was…“, Moira nickte. „Das einzige was ich weiß, ist das jemand spricht! Aber ich weiß weder wer, noch was er sagt! Es ist wie durch Nebel“, Moira nickte. Sie hatte eine Idee, auch wenn sie nicht wusste, ob es eine gute war. Sie könnte ihr die Karten legen, oder aber eine Lesung der anderen Art. Sie dachte nach, sie waren beide elfischen Geblütes, Schwestern dazu, die Frage war, was sie finden würden, wenn sie in Cerridwens Kopf nachsahen.

„Du kannst nachsehen, nicht wahr? Wir, wir sind Schwestern, blutsverwand. Du könntest es, Moira?“, Cerridwen wusste worauf sie hinaus wollte.

„Über eines musst du dir klar sein, wenn ich das tue, dann kannst du nicht zurück. Du wirst wissen was geschehen ist auch wenn du es nicht wolltest. Wir wissen beide nicht was wir dort finden, vielleicht finden wir nichts. Doch wenn wir etwas finden das schmerzt, könnte es dir schaden. Es könnte dich zurück werfen, weit zurück.“, Cerridwen nickte, „und noch etwas, alles was du siehst, sehe ich ebenso…“

Ihre Schwester sah sie an: „Ich vertraue dir, ich werde mit dir zurückgehen, wenn du es sagst. Keine Umstände, kein Widerstand. Ich muss wissen was passiert ist…und ob es wirklich nur an mir liegt, das ich nicht finde, was ich suche…“ Moira nickte. Dann war es beschlossen. „Du musst in guter Verfassung sein, wenn wir das tun. Ich muss mich sammeln. Es muss Ruhe einkehren, sonst werden wir keinen Erfolg haben…“
 

Sie sagte Mark nichts davon, es war besser wenn der Heiler nicht um das Risiko wusste, dass sie bereit war einzugehen. Sie würde mit Laurence sprechen, es reichte wenn er davon wusste. Den Rest des Tages verbrachte Cerridwen damit herumzustöbern. Das Archiv war spannend, aber das Wetter war gut. Und so schnappte sie sich alte Aufzeichnungen und setzte sich damit nach draußen. Wohlwissend, die Berichte, die sie selbst verfasst hatte, aussparend. Sie wollte nicht wissen, was darin stand, noch nicht. Stattdessen schrieb sie einen Brief. Die nächste Instanz waren ihre Eltern. Sie wollte die beiden sehen, so langsam reifte ein Plan in ihr. Sie würde an den Ort zurück müssen, an dem das hier angefangen hatte. Back tot he roots. Wenn das schief ging, was sie und Moira planten, dann wäre sowieso alles planen vergebens. Umso wichtiger war, dass Laurence wusste, was zu tun war. Sie brauchte ihren Kopf, und zwar mit Inhalt! Ansonsten hatte das alles keinen Sinn. Sie hatte alles zu gewinnen, also riskierte sie es.

Cerridwen lächelte, irgendwie kam ihr dieser Wesenszug bekannt vor…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Schalla
2012-05-21T10:12:18+00:00 21.05.2012 12:12
na da bin ich mal gespannt, was dabei raus kommt.............und das "Nebel Loch" in ihrem Kopf, da kann ich mir schon vorstellen, wer oder was es ist.


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