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Gefühle Widerwillen

von

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Knisternde Atmosphäre


 

× Tag 3 ×
 

Stumm betrachtete Robin ihren einstigen Kapitän, der seine Aufmerksamkeit auf die Galionsfigur richtete, die nichts mit der der Sunny gemeinsam hatte und deutlich unbequemer wirkte. Seufzend setzte er sich auf die Begrenzung, stellte den Teller neben sich ab und biss herzhaft in eine Fleischkeule. Robin blieb auf Abstand, lehnte ihrerseits gegen das Holz und bereitete sich innerlich bereits auf das Gespräch vor, sofern dies überhaupt möglich war.
 

„Bei Vivi ist alles in Ordnung?“, fragte er mit Neugierde.
 

„Den Umständen entsprechend.“ Wie die Gefühlswelt nach dem Gespräch aussah, konnte Robin lediglich erahnen. Immerhin, Robin hatte die Prinzessin am Ende regelrecht aus der Leitung katapultiert, mit dem dezenten Hinweis für solche Themen nie wieder die Revolutionäre zu kontaktieren, jedenfalls nicht auf diesem Weg. Das Gehörte blieb weiterhin in ihren Gedanken verankert, machte die derzeitigen Umstände nicht besser.
 

„Und worüber habt ihr geredet?“ Belustigt sah sie den Strohhutjungen an.
 

„Musst du mich tatsächlich danach fragen?“, meinte sie mit sanfter Stimmlage und lächelte ihm entgegen. Der Grund des Anrufes lag auf der Hand, warum sonst sollte Vivi ein Gespräch suchen. Gut, die Differenzen von damals hatten sie über Bord geworfen, abgehakt und mit der Zeit sprachen sie normal miteinander, aber das Resultat war gewiss keine innige Freundschaft, die Vivi mit der Strohhutbande verband. Ruffy setzte ein breites Grinsen auf, lehnte nach hinten und stützte sich mit einem Arm ab, aß weiter. Erneut herrschte für Minuten Schweigen und Robin behielt ihn im Auge, nahm mit der Zeit eine Veränderung wahr, sowohl an seiner Ausstrahlung als auch an seinem Gesichtsausdruck. Er wurde ernst. Eine Seltenheit und Robin wusste, dass das eigentliche Gespräch erst begann. Wenngleich sie versuchte den Umschwung zu ignorieren, ihr Körper verkrampfte merklich. Direkte Konfrontationen verabscheute sie, insbesondere mit Menschen, denen sie mehr als ihr Leben verdankte.
 

„Sie redet nicht mit dir?“ Sacht schüttelte Robin den Kopf.
 

„Nein. Ich habe mehrmals versucht unsere Differenzen aus der Welt zu schaffen. Kaum denke ich, ich bin auf dem richtigen Weg, schon stößt sie mich von sich. Für sie…“, sprach Robin mitgenommen, wandte den Blick ab, „für sie ist die Sachlage eindeutig. Ich kann Nami schlecht zwingen. Du kennst sie, mit der Zeit wird sie sturer.“ Eine Aussprache war unausweichlich, aber wie konnte diese entstehen, wenn Nami blockierte? Kaum hatte sie die Navigatorin aus der Reserve gelockt, schon nahm sie die nächstbeste Gelegenheit um den Wall erneut aufzubauen.
 

„Du hast sie verletzt…, uns alle.“ Worte, die eigentlich nicht ausgesprochen werden mussten, die Robin längst wusste und dennoch taten sie ausgesprochen genau so weh.

„Wenn du locker lässt, dann hast du verloren. Ich denke sie macht das mit Absicht und möchte herausfinden wie ernst dir das ist“, sprach er weiter und grübelte über seine eigenen Worte. Er wusste wie Nami der Abschiedsbrief ans Herz gegangen war. Forschend sah Robin wieder zum Schwarzhaarigen, der anscheinend daran glaubte. Wenn dem so war, was erwartete Nami dann von ihr? Kopfschüttelnd stieß sie sich ab und ging ein wenig am Deck entlang, den Blick des jungen Mannes im Nacken. Ein Gefühl sagte ihr, dass das derzeit aussichtlos war, ganzgleich was sie tat. Die Front hatte sich zunehmend verhärtet.
 

„Und nun…“, hörte sie und wandte sich Ruffy irritiert zu.

„Was hast du dir bei diesem Mist gedacht?!“ Seine Stimme war laut geworden und Wut lag darin. Dementsprechend sah er Robin an.
 

„Viel“, war die knappe Antwort.
 

„Wohl kaum. Ich dachte, wir hätten das geklärt! Wir haben uns alle Sorgen gemacht und dann erfahren wir, du bleibst bei denen da! So verlässt man keine Piratenbande!“, wirkte er aufgebracht. Er hasste solche Abgänge, insbesondere nachdem er den Verlust seines Bruders endlich halbwegs verkraftet hatte. Seine Crew, seine Freunde waren der Halt gewesen, der ihn nicht verrückt werden ließ und nichts sehnte er mehr herbei als endlich wieder mit ihnen auf Reisen gehen zu können.

„Wir sind Freunde! Warum hast du uns für eine Lappalie im Stich gelassen?“ Eilig sprang er auf die Planken, holte auf, stellte sich direkt vor Robin und streckte den Kopf dabei in die Höhe, sah ihr in die Augen.

„Sag mir endlich, warum du uns nie vertraust? Ich habe es getan, vom ersten Tag an!“, kam es energisch, denn er verstand die Ältere überhaupt nicht mehr. Nach diesem einen Vorfall hatte er gedacht, endlich durchgedrungen zu sein, aber wieder wurde er belehrt. Die Crew bedeutete ihm sein Leben. Nie wieder wollte er diese unvollständig sehen. Nie wieder wollte er jemanden zurücklassen, der ihm am Herzen lag. Starr sah Robin ihn an.
 

„Ich fand keine andere Möglichkeit“, entgegnete sie nüchtern, schluckte den Drang ihre Gefühle offenzulegen, hinunter.
 

„Nein! Du hast den Weg gewählt, der dir Konfrontationen erspart!“, schrie er förmlich. Wie jedes Mal, lieber den Rückzug antreten, anstatt die direkte Auseinandersetzung zu suchen. Wann lernte Robin endlich, dass das nicht funktionierte?
 

„Darin bin ich gut“, erwiderte die Schwarzhaarige lediglich und wandte sich ab. Wohin sollte diese Unterhaltung führen? Unweigerlich suchte Robin bereits nach dem nächsten Ausweg, der ihr versperrt blieb. Kraftvoll packte Ruffy sie am Handgelenk, zwang sie zum Bleiben.
 

„Ich bin der Käpt’n und ich sage, ich akzeptiere dein Verlassen nicht!“ Robin zeigte keinen Widerstand, blieb stehen und suchte nach einem undefinierten Punkt.
 

„Du hast keinen Einfluss. Sieh dir den Schaden an, Ruffy!“ Dieses Mal lag eine gewisse Schärfe in ihrer Stimme, die ihn unbeeindruckt, aber abwarten ließ.

„Ein Zurück ist unmöglich. Ganzgleich wie viel wir reden, momentan wird keine Veränderung eintreten.“
 

„Wir sind eine Mannschaft, eine Familie, wir stehen alles durch solange jeder sein Bestes gibt!“ Ungläubig lachte sie, jedes Band konnte durchtrennt werden, da war Familie keine Ausnahme. Er wollte nichts darüber hören. In seinen Augen vergruben sich beiden in ihren eigenen Gefühlen. Die eine war enttäuscht, die andere gab auf. Natürlich kam auf diese Weise keine Besserung zustande.

„Dann gebt euch ein paar Tage und fängt von vorne an. Was ist so schwer daran?“
 

„Da reichen Tage nicht. Ich sehe es ihr an. Für sie bin ich derzeit eine Fremde, ein Eindringling. Und zum ersten Mal in meinem Leben reicht Freundschaft nicht aus. Ich will mehr.“
 

„Dann wärst du geblieben!“
 

„Bin ich. Über Monate. Ja, im Nachhinein habe ich natürlich den Schaden angerichtet, aber ich konnte nicht wissen, dass das der Fall sein wird. Ich war da. All die Nächte, in denen sie ihr nachtrauerte. Vivi hier, Vivi da. Mich zog sie erst in Erwägung nachdem sie von meinen Gefühle erfuhr. Ich war an ihrer Seite, bis ich nicht mehr konnte“, sprach sie verbittert und sah Ruffy in die Augen. In dieser Crew hatte Robin alles gefunden, dass sie sich jemals erhofft hatte, positive wie negative Erfahrung gesammelt. Und am Ende hatte sie eingesehen, dass das nicht genug war.
 


 

× Tag 4 ×
 

Das Schiff lag am gewünschten Ziel vor Anker, in direkter Nähe der Thousand Sunny, die die Reise unbeschadet überstanden hatte, und die Robin mit gemischten Gefühlen betrachtete. Nichts war an ihr verändert worden. Die Strohhüte waren von Bord gegangen, schlossen zu ihren Freunden auf und eine Erleichterung legte sich auf die Gesichter der drei Zurückgebliebenen.
 

„Wurde Zeit, yohoho“, frohlockte Brook energisch und stolzierte förmlich zu seinen Kameraden.
 

„Ruffy!“, rief Chopper, wartete nicht lange und sprang von Bord, lief eilig auf seinen Kapitän zu und sprang diesem förmlich in die Arme.
 

„Ihr habt auf euch warten lassen“, sprach Sanji, lächelte jedoch und spürte wie die Anspannung endgültig abfiel. Alle schienen gesund und munter, sahen besser aus als erwartet. Zugeben würde Sanji es nie, aber er freute sich sogar Zorro zu sehen. Sein Blick blieb schließlich an Nami haften.

„Nami-Maus ich habe deinen Auftrag erfüllt und dem Meer mit Argusaugen getrotzt“, posaunte er übertrieben und tänzelte um sie herum, die anders als sonst lachte.
 

„Ein Glück“, stieß sie seufzend aus und zu Sanjis Verwunderung wurde er von der Navigatorin in eine herzhafte Umarmung gezogen. Sofort schaltete sein Gehirn ab, er schmolz förmlich dahin und als sie ihn los ließ und Chopper in die Arme nahm, der seine Emotionen nicht zurückhielt, blieb Sanji versteinert stehen. Solche Momente waren eine Seltenheit.
 

„Du hast Nasenbluten, sieht abartig aus“, kommentierte Franky mit den Augen rollend und trat an seinem Kameraden vorbei, warf einen raschen Blick auf das Schiff.

„Gott sei Dank, ich dachte schon, ich hätte Arbeit und müsste das Schiff zusammenflicken“, fügte er lachend hinzu. Die Sunny vollkommen in Ordnung vorzufinden, war keine Selbstverständlichkeit. Umso mehr empfand er pure Erleichterung.
 

„Keine Sorge, wir haben aufgepasst und die Reise verlief glimpflich. Ein Sturm, aber der war nicht allzu schlimm und mit vereinten Kräften, aber wir diesem standgehalten. Daher“, damit nahm Brook Nami ins Visier und kicherte albern, streckte die Arme aus, „bekomm ich daher auch einen warmen Empfang?“ Dazu kam es allerdings nicht, denn Choppers Stimme ließ Nami innehalten.
 

„Wo ist Robin?“, fragte das Rentier und sah sich rasch um. Eine Antwort war jedoch irrelevant, denn am Deck des anderen Schiffes erkannte er die schwarzhaarige Frau. Ein Wimpernschlag und Chopper lief bereits los.
 

„Ich geh duschen.“ Nami nahm die andere Richtung und sie brauchte endlich die Ruhe, das Alleine sein auf dem eigenen Schiff.
 

„Krisenstimmung?“, meinte Brook an Ruffy gewandt, der den Kopf sinken ließ und tief durchatmete. Zorro verblieb, wie bisher, schweigend. Vorerst hatte er alles ausgesprochen und er überließ die Neuigkeiten Franky und Ruffy, machte sich somit auf den Weg an Bord, wo ein Nickerchen wohl nicht schaden dürfte.
 


 

× ×
 

„Hilf mir bitte auf die Sprünge. So gerne ich aus Gesichtern lese, deines überfordert mich gerade. Bist du wütend? Enttäuscht? Die neue Eiskönigin? Oder dominiert die Traurigkeit, die sich in deinen Augen zeigt?“ Erneut waren sie allein, Robin war auf dem Weg in die Kajüte gewesen, wollte ein Buch zurücklegen, diese hatte Nami gerade verlassen. Nun standen sie sich gegenüber, viel mehr deshalb, weil Nami stehen geblieben war und keine Anstalt machte, weiterzugehen.
 

„Dann geh mir aus dem Weg!“, zischte Nami gepresst. Daraufhin hob Robin eine Braue und betrachtete provokant die Umgebung, zuckte mit den Schultern.
 

„Kleine Randinformation. Du bist zuerst stehengeblieben, nicht ich.“ Solche Spiele brauchte Robin nicht, selbst wenn die Chance auf eine Unterhaltung gegeben war.

„Anscheinend möchtest du etwas sagen. Sprich es aus und lass diese jämmerlichen Blicke.“ Und damit meinte sie gewiss nicht nur diesen Moment. Die ganze Zeit über, wenn sie sich im gleichen Raum befanden, spürte Robin wie sie angesehen wurde. Kein Wort, nur ein stummer Dialog.
 

„Ich bin jämmerlich? Ich bitte dich, sieh dich an!“
 

„Tue ich, jeden Tag im Spiegel. Wenigstens in einer Hinsicht kann ich mir dieses Mal nichts vorwerfen, ich habe versucht mit dir zu reden. Und du? Schrei mich an, irgendetwas, nur hör auf mich auf diese Weise anzusehen.“
 

„Kannst du nachvollziehen, warum ich das tue?“, fragte Nami wesentlich ruhiger, aber ohne große Emotionen in ihre Stimme zu legen. Zwar dachte Robin einen Augenblick darüber nach, aber die Erkenntnis blieb aus und so signalisierte sie der anderen, keine Ahnung zu haben. Schwach nickte Nami und fuhr fort.

„Ich denke mir sehr viel, aber sonst nichts. Ich merke, dass da nichts ist, dass sich lohnt ausgesprochen zu werden. Sie alle hoffen auf eine Klärung, auf deine Rückkehr. Den Wunsch respektiere ich, aber für mich ist das Thema beendet. Ich glaube kaum, dass sich das in nächster Zeit halbwegs normalisiert. Wir haben uns festgefahren und wir wissen beide, dass das keinen Sinn macht. Vergiss Vivis Versuch, vergiss meine Worte. Ich möchte dich nicht in meiner Nähe. Und je länger ich dich ansehe umso stärker wird dieses Gefühl.“
 

„Ich habe Ruffy schon gesagt, ich komme nur mit, wenn du mir einen Grund bietest“, entgegnete Robin ohne zu sehr auf das Gesagte einzugehen. Beide sahen sich in die Augen und Nami lächelte schließlich.
 

„Dann bis zum nächsten Mal.“
 


 

× Tag 4 ×
 

„Danke für die Fahrt. Wir reden später nochmal?“ Law und Sabo standen beieinander, die Strohhüte hatten sich, gemeinsam mit Robin, vorerst auf das eigene Schiff zurückgezogen. Verständlich und so blieben die anderen zurück.
 

„Kein Ding. Gut, dann kümmern wir uns derweilen um Caesar. Du gehst zu deiner Crew?“ Traurig lächelte Law und sah gen Himmel.
 

„Was von ihr übrig ist“, nuschelte der Chirurg. Sabo betrachtete ihn nachdenklich und schließlich machte alles einen Sinn.
 

„Sie sind tot“, eine ernüchternde Feststellung. Warum sonst war er alleine unterwegs, hatte gegen den Don ohne Zögern sein Leben aufs Spiel gesetzt.
 

„Zwei sind übrig und ich dachte anfangs ich überlebe das Aufeinandertreffen mit dem Mistkerl nicht.“ Mehr sagte Law nicht und machte sich auf den Weg. Auf der Insel befand sich ein kleines Dorf, und dort lebten nun seine letzten zwei Crewmitglieder und warteten auf ihn. Nach all dem Erlebten wusste Sabo wie es war Freunde zu verlieren und so ließ er den Chirurgen gehen.

Seine Aufmerksamkeit glitt zu den Gästen der Strohhutbande. Momonosuke, der endlich wieder mit seinem Vater vereint war. Beide hofften auf eine rasche Weiterreise, die Möglichkeit auf die Rückkehr in ihr Zuhause. Nach dem Abenteuer hatten sie es sich redlich verdient. Ihre Heimat lag innerhalb ihres nächsten Zieles. Zur Not konnten die Revolutionäre die beiden mitnehmen. Und dann gab es noch Caesar, an dem Sabo Interesse fand. Caesar wirkte gelangweilt und vermutlich genervt, weil er weiterhin mehr oder weniger ein Gefangener war, ohne große Perspektive, da seine Verbündenden gefallen waren.
 

„Wann setzen wir die Segel?“, hörte er Koala und lächelte verschmitzt. Sein Blick glitt zur Seite.
 

„Morgen. Wir haben schließlich Arbeit. Bis dahin hat Ruffy Zeit für eine Aussprache und ich kann mich mit Caesar unterhalten. Wer weiß, er könnte ein paar interessante Informationen parat haben und eventuell eine kleine Unterstützung werden.“ Entsetzt verzog Koala ihr Gesicht. Caesar saß gewiss Jahre über an der Quelle, aber er und die Revolutionäre? Nie im Leben. Wie sollten sie dem Handlanger des Dons Vertrauen schenken? Sabo lachte leise, erkannte sehr wohl ihre Gedanken.

„Warum nicht? Wir sind alle keine Heiligen. Joker ist am Boden und wir können ihm ein passendes Angebot unterbreiten. Er hat momentan sowieso keine andere Bleibe.“
 

„Ich kann dich kaum abhalten, oder?“ Hatte sich Sabo ein Vorhaben in den Kopf gesetzt, war er schwer umzustimmen. Leider musste Koala auch eingestehen, dass das keine schlechte Überlegung war, aber hieß das nicht, dass ihr das gefallen musste. Neugierig drehte sie den Kopf, sah zum Schiff der Strohhutbande.
 

„Schade, dass Robin wieder geht.“ Skeptisch sah sie zu Sabo hoch, verschränkte die Arme vor der Brust.
 

„Unterhalte dich mal mit Caesar, ich gehe unter Deck, es wird kühl.“ Verwundert warf er der Frau einen fragenden Blick zu, die zwinkerte, ihm an die Schulter fasste.

„Glaub mir, Robin bleibt uns noch eine Weile erhalten. Mein Gefühl lügt nie.“
 


 

× ×
 

„Wir drehen uns im Kreis, daher ziehe ich mich für heute zurück.“ Der Abend war angebrochen und seit geraumer Zeit saßen sie beisammen in der Kombüse. Einzig Nami glänzte mit Abwesenheit, darauf hatte selbst Ruffy keinen Einfluss gehabt. Eine Einigung traf nicht ein, nie kamen sie auf einen gemeinsamen Nenner und so kam Robin zu dem Entschluss, das Gespräch für diesen Tag abzubrechen. Mit dem Wissen, dass das letzte Wort noch nicht gesagt worden war, ließen sie die Schwarzhaarige gehen, denn immerhin blieb sie in der Nähe und verschwand nicht erneut über Nacht.
 

„Eine Idee?“, warf Franky ein und besah sich die Runde. Die Atmosphäre war spürbar angespannt und niemand gab eine Antwort.

„Kommt schon, wir können schwer aufgeben?“ Genervt von dem Ganzen zog Franky die Augenbrauen zusammen. Zwar hatten sie offen miteinander gesprochen und Robin hatte nochmals eine Erklärung abgegeben und sich für diesen Abgang entschuldigt, aber mehr kam bei dem Gespräch nicht heraus. Dieselbe Ausgangslage wie die Stunden zuvor. Irgendetwas musste ihnen einfallen.
 

„Einer von euch redet mit Nami?“, gab Lysop zögernd von sich und dabei meinte er absichtlich nicht sich selbst. Solange die beiden keine Einigung fanden, waren ihnen vermutlich sowieso die Hände gebunden und nochmals startete der Schütze keinen Versuch. Nami hatte ihn abermals dezent abblitzen lassen.
 

„Hören wir für heute auf. Ich halte zur Vorsicht Nachtwache. Morgen ist ein neuer Tag.“ Damit stand Zorro auf, erkannte die überraschten Gesichter seiner Freunde.

„Was? Ihr könnt euch gerne die Nacht um die Ohren schlagen, aber in erster Linie sind wir Statisten, die keinen direkten Einfluss haben. Und ehrlich gesagt, fangt lieber an, euch mit der Tatsache anzufreunden, dass uns Robin auf unbestimmte Zeit verlässt.“
 

„Abfinden?! Willst du ihren Abschied?“, fauchte Sanji den Schwertkämpfer an, der bereits die Türe geöffnet hatte und sich ein letztes Mal umdrehte.
 

„Denk nach, was ich gesagt habe. Auf Zeit, nicht für immer.“ Damit war Zorro aus der Kombüse verschwunden und blieb auf dem Weg zum Krähennest stehen, starrte hoch zur Kajüte, in der Nami war, überlegte ob er abwartete oder gleich mit ihr sprach, denn ihm lag noch das eine oder andere auf der Zunge, ob sie sie hören wollte oder nicht.
 


 

× Tag 3 ×
 

Verschlafen blinzelte Zorro ein paar Mal, streckte seinen trägen Körper ausgiebig und lehnte diesen danach gegen die Holzbegrenzung. Wie lange er geschlafen hatte, vermochte er nicht einzuschätzen, doch war die Sonne nicht aufgegangen. Grummelnd schüttelte er die Flasche, deren Inhalt längst ausgetrunken worden war.
 

„Warum?“, vernahm er leise und hob den Kopf an. Wie er war auch Robin wach und betrachtete ihn mit Argusaugen. Unwissend worauf ihre Frage anspielte, sah er sie an.

„Erinnerst du dich an Lysops Ausstieg?“, half sie seinem Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge, „zum damaligen Zeitpunkt, kurz vor unserer Abreise aus Water Seven, hast du dich mit allen Mitteln dagegengestellt. Ohne Entschuldigung wolltest du ihn dort lassen. Warum bist du bei mir… anders?“ Nun verstand der Schwertkämpfer, verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete nachdenklich die schwarzhaarige Frau, hielt eine Antwort noch zurück.

„Er hat mitgekämpft und Ruffy nochmals gestärkt. Der Grund zählt daher nicht“, fügte sie hinzu und versuchte die Antwort in seinem Gesicht, insbesondere seinen Augen zu lesen. Doch, wie viele Mal zuvor, blieb dieses Unterfangen ohne Ergebnis. Sein Ausdruck war unlesbar. Ein tiefer Atemzug folgte.
 

„Jede Geschichte hat einen eigenen, entscheidenden Ursprung. Ich war Ruffys erster Mitstreiter, ich habe euch alle von Anfang an erlebt, mir erste Eindrücke gemacht.“ Der erste Eindruck ließ ihn bisher nie im Stich. Denn anders als sein Kapitän, der sofort an eine lange, gemeinsame Reise ohne Zerwürfnisse dachte, verspürte er gewisse Zweifel.

„Beim Kartoffelschäler, Franky oder Brook… sie haben mir nie das Gefühl gegeben der Crew eines Tages den Rücken zu kehren. Von Anfang an spürte ich die Sicherheit sie bleiben bis zum bitteren Ende. Bei Nami und Lysop?“ Bei ihren Namen musste er rau auflachen. Die Erinnerung an den Arlongpark kehrte zurück, wie auch an Lysops temporären Ausstieg bezüglich der Flying Lamb. „Ich war skeptisch und die Vermutung nährte sich im Laufe der Zeit. Irgendetwas sagte mir, es musste ein größeres Ereignis stattfinden, damit beide endgültig ihren Platz in der Crew finden. Nachdem wir diese Vorfälle überstanden haben, bin ich mir zu hundert Prozent sicher. Sie sind ein fester Bestandteil, solange wie unsere Reise geht. Und dann bist da du.“
 

„Und Chopper“, unterbrach sie Zorro und musterte ihn fragend. Wie sollte sie diese Worte aufnehmen? Ausgerechnet sie und Chopper blieben übrig? Besonders, wenn es um den Kleinen ging, so hatte sie keine Vorstellung, warum Zorro ausgerechnet auf ihn kam. Traurig lächelte er und sah zur Seite.
 

„Wie gesagt, ein Gefühl. Warum ich das habe, weiß ich nicht und unser Arzt ist derzeit kein Thema. Du hingegen schon.“ Zorro wurde wieder ernst, suchte erneut nach Augenkontakt.

„Auf Enies Lobby hast du Stärke bewiesen, in allem. Du hast dich zum ersten Mal geöffnet und dir helfen lassen und doch… erneut beschlich mich diese merkwürdige Regung. Siehe da, du hast uns erneut verlassen.“
 

„Deines Ermessens nach war ich also nie ein wahrhaftiger Teil dieser Crew“, stellte sie trocken fest und ihre Gedanken überschlugen sich förmlich. Wenn Zorro so dachte, warum überlegte sie dann weiterhin so viel oder machte sich seit Wochen all diese Vorwürfe? Zorros Miene blieb unergründlich und abwartend ließ er Robin grübeln, sah er ihr doch an, wie sehr sie darüber nachdachte.

„Gut, wie sieht deine Vermutung aus?“, gab Robin auf bevor ihre Gedanken ihre Nerven strapazierten. Was immer er auch sagte, nichts konnte wohl so schlimm sein, wie ihre Vorstellungen.
 

„Viel Zeit hast du dir nicht gelassen“, entgegnete er ernüchternd, doch führte ihr seinen Gedankengang aus, „ich glaube einfach, du musst für dich noch eine letzte Hürde überwinden. Erst ab diesem Punkt wirst du zurückkehren und wenn du dich uns erneut anschließt, dann wirst du für immer ein Teil von uns sein.“
 

„Wir werden uns also ein weiteres Mal auf längere Zeit hin nicht sehen?“ Zorro nickt, lächelte schwach.
 

„Ja. Ich spüre, dass du uns in den nächsten Tagen nicht begleiten und erst in Zukunft deinen endgültigen Platz einnehmen wirst.“ Die Worte, die er ihr vorhin, während sie schlief, zugeflüstert hatte, entsprachen der Wahrheit. Die Familie brauchte Robin und er wünschte ihre Rückkehr, aber er wusste, dass das noch eine Weile dauern würde. Doch wenn das überstanden war, dann würde sie bleiben, ohne Wenn und Aber.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Es geht wieder weiter und allmählich spüre ich die gewisse Vorfreude auf das Finale~ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Dark777
2015-02-16T11:55:11+00:00 16.02.2015 12:55
Gott, bist du eine Schweinebacke! Schon wieder eine Trennung?! Wie bitte, soll das zu einem Happy End verflochten werden?! Ich gebe zu, dass das Kapitel mal wieder sehr gut geschrieben ist, die Richtung gefällt mir allerdings weniger. Nami soll sich endlich einkriegen und Robin ihre Frau stehen, verdammt >_<!

V(~_^)
Antwort von: robin-chan
16.02.2015 13:06
In dem du dich auf deine schlimmste Befürchtung einlässt...? (Irres Lachen bitte dazu denken. Danke) :D
Von:  fahnm
2015-02-16T10:40:51+00:00 16.02.2015 11:40
Spitzen Kapitel


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