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Gefühle Widerwillen

von

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Eiseskälte


 

× Tag 3 ×
 

Terry war alles andere als amüsiert. Der Mann, der ihr vor zwei Jahren auf Tequila Wolf half und mit dem sie den einen oder anderen Auftrag übernahm, der sonst vollkommene Ruhe ausstrahlte, zeigte angespannte Züge. Aufgewühlt rauchte er die Zigarette, trat eilig auf sie zu. Definitiv war ein Problem aufgetreten.
 

„Da ist ein Anruf für dich“, grummelte der Revolutionär und deutete ihr ihm zu folgen, direkt in das Konferenzzimmer, welches jedes der größeren Schiffe der Flotte hatte. Ohne eine Ahnung, wer sie sprechen wollte, hob sie die Braue.

„Diese Prinzessin strapaziert unsere Geduld. Seit ein paar Tage versucht sie pausenlos Kontakt mit uns aufzunehmen. Stell dir vor, sie hat das Hauptquartier angerufen. Das Hauptquartier! Weiß die Kleine wie viele Probleme uns das bereiten kann? Ihrem Königreich?!“, erklärte er fassungslos über diese unüberlegte Tat und schüttelte den Kopf. Solche Menschen konnten ihnen schneller den Kopf kosten, als die Regierung selbst. Sollte jemand Wind davon bekommen, dann stand eine Katastrophe bevor. Perplex hob Robin den Kopf an. Warum in aller Welt wollte Vivi mit ihr ein Gespräch führen? Ihr etwa davon erzählen, wie miserabel die Begegnung mit Nami ablief? Wie sie deren Herz zurückerobern konnte? Ihr schwante bereits Übles.

„Da sie nicht aufhörte, haben sie sie zu uns durchgestellt. Ich hoffe für sie, ihre Unverfrorenheit hat einen wichtigen Grund.“ Robin nickte bloß, denn sie verstand Terrys Bedenken sehr gut. Allein die Anwesenheit der Prinzessin auf Baltigo war ein schwieriges Unterfangen gewesen, doch verlief ihr Aufenthalt problemlos und niemand war dahinter gekommen. Hier sah die Geschichte anders aus, die Marine sowie Regierung horchten Verbindungen ab. Im Zimmer angekommen, deutete sie Terry er konnte sie alleine lassen. Widerwillig gehorchte er, würde wohl später erfahren wovon die Unterredung handelte. Tief durchatmend trat Robin näher an den Tisch, wo die Teleschnecke bereits aufgestellt war, und ließ sich beunruhigt auf den Stuhl fallen.
 

„Was kann ich für dich tun?“, sprach sie so gelassen wie möglich, vernahm sofort ein Schnaufen.
 

„Wird auch Zeit!“, seufzte Vivi. Mit Robin Kontakt aufzunehmen war eine ordentliche Herausforderung gewesen. Wie oft hatten man sie abgespeist, ihr gesagt, sie sollte damit aufhören und abwarten, die Information würde weitergereicht werden. Einer sagte ihr sogar ein Brief war sicherer. Gewiss eine gute Alternative, aber hinsichtlich dessen, was sie zu sagen hatte, brauchte dieser viel zu viel Zeit um anzukommen oder er ging sogar verloren. Nun, wo sie endlich am Ziel war, wollte sie keine Zeit für Belangloses vergeuden und kam sofort auf den Punkt.

„Geh zurück! Nicht nur wartete die Crew auf dich sondern auch Nami. Sie liebt dich, deine Entscheidung hat sie schwer getroffen, aber du bist diejenige die sie an ihrer Seite haben möchte.“ Ab diesem Satz schaltete Robin ab, hörte kaum mehr zu, da Vivi sowieso mehr oder weniger stets dasselbe sagte, nur mit anderer Wortwahl. Die Hauptaussage blieb gleich und die ließ ihre Mimik starr werden. Musste das Gespräch ausgerechnet nun stattfinden? Wo bereits vieles ausgesprochen war?

„Robin?! Hörst du mir zu?!“, drang an das Ohr der Archäologin. Vivi war allmählich ungeduldig, hatte sie keine Antwort erhalten und das seit ein paar Minuten. Was sollte die Archäologin sagen?
 

„Danke, leider kommt die Information zu spät, das habe ich in gewisser Weise von ihr selbst erfahren.“ Nun war Vivi diejenige, die schwieg. Jedoch nicht, weil sie nicht direkt wusste, was sie sagen sollte, sondern vielmehr weil sie die Zeitung zu sich zog.
 

„Warst du auf Dressrosa?“, fragte sie, überflog den Artikel, der den Vorfall schilderte. Abgesehen von den Strohhüten und anderen Piraten, war keine andere Partei erwähnt worden. Robin lachte rau und umspielte eine ihrer Strähnen, auf die sie ihre gesamte Konzentration legte. Diese Geste reichte der Prinzessin als Antwort. Ein neuerliches Seufzen.

„Deine Worte hören sich nicht nach einer positiven Begegnung an“, stellte Vivi fest und aus ihrer Stimme hörte Robin einen gewissen Ernst. Warum interessierte sie sich dafür? Langsam wurde ihr Gesichtsausdruck finster, ein Ausdruck den die Teleschnecke einfing.

„Meine Güte, so schlimm?“, quiekte die Prinzessin.
 

„Warum meldest du dich? Du weißt, wie gefährlich eine Kontaktaufnahme ist, für beide Seiten“, erklärte Robin nüchtern. Wenn das die einzigen Informationen waren, dann konnte das Gespräch gut und gerne beendet werden.
 

„Weil ich Nami versprochen habe mich bei dir zu melden. Um dich zum Zurückkehren zu bewegen.“ Robin schluckte, ihr Herz begann stärker zu pochen. Hatte sie sich verhört? Warum sollte Vivi das tun? Und warum schmerzten ihr die Worte? Ihre Schläfen pulsierten, führten zu Kopfschmerzen. Mit den Händen stützte Robin ihren Kopf ab, vergrub das Gesicht einmal mehr in ihren Händen. Das konnte nicht gut gehen.

„Ist etwas vorgefallen?“ Vivi wirkte zögernd, nachdenklich. Unwillkürlich zuckten Robins Mundwinkel, formten ein trauriges Lächeln.
 

„Deine Nachricht kommt zu spät. So wie meine Begegnung mit Nami. Wir haben wohl alle versagt.“ Nach dem Gespräch mit Nami hatte sie jegliche Hoffnung auf eine Besserung aufgegeben. Womöglich zu früh, aber irgendwie fühlte sie sich kraftlos. Alles brach langsam aber sicher ineinander zusammen und woher sollte sie die Kraft nehmen, wenn selbst ihr Körper rebellierte?

Vivi konnte den Worten nur wenig abgewinnen. Nach all den Wochen, wo sie der Archäologin in den Ohren liegen musste, weil diese Nami beschützen wollte, gab sie nun auf? Nun wo sie Nami gegenüber stand und beide sichtlich Gefühle füreinander hatten? Dafür hatte sie die Navigatorin endgültig aufgegeben? Wiederholte sich die Geschichte ein weiteres Mal? So durfte es nicht enden.
 

„Du hörst mir nun gut zu, Robin!“
 


 

× Tag 2 ×
 

„Schlafen die anderen immer noch?“, durchbrach Nami die Stille. Etliche Minuten saß sie an die Wand gelehnt, die Beine eng zum Körper gezogen, da und hatte versucht ihren Gefühlseinbruch unter Kontrolle zu bekommen. Franky saß neben der Türe und hob den Kopf an. Das Essen war mittlerweile kalt geworden.
 

„Ja“, gab er knapp zurück und verschränkte seine monströsen Finger ineinander, übte einen festen Druck auf diese aus. Die Situation war ihm weiterhin unbehaglich, war er solche Ausbrüche der Navigatorin nicht gewohnt. Nie hatte er viel davon mitbekommen und wenn, dann war es Robin die der jungen Frau zur Seite stand.

„Wie…, wie geht es…, nun ja… deinem Körper?“, fragte er bedacht. Eigentlich lag ihm die Frage nach ihrem Herzen auf der Zunge, doch verkniff er sich diese noch rechtzeitig. Nami starrte ins Nichts, aber ihre Fingerspitzen glitten schwach über den Verband, den sie am Kopf trug. Im Grund interessierten sie ihre körperlichen Probleme nicht, diese konnte sie ignorieren, andere Schmerzen hingegen trieben sie in den Wahnsinn.
 

„Geht schon“, murmelte sie verbissen und ließ den Kopf sinken, bettete ihn auf ihren Knien. Ihr Herz tat mehr weh als alles andere aber, wie sie aus Erfahrung kannte, ließ das nach. Irgendwann. Vivi hatte sie auch hinter sich gelassen. Zwar hatte es Wochen gedauert, doch hörten die Gefühle auf und bei Robin würde es auf dieselbe Weise ablaufen, bestimmt.

„Ich möchte einfach auf unser eigenes Schiff, weitersegeln und tun als wären wir nie auf sie gestoßen.“ Franky horchte auf. Was sollte er darauf antworten? Am gestrigen Tag dachte er ähnlich, aber irgendetwas hatte sich verändert. Womöglich verstand er langsam. Den Hinterkopf lehnte er an die Wand und seufzte leise.
 

„Warten wir ab.“
 

„Nichts wird sich ändern. Ich habe meinen Standpunkt deutlich gemacht. Für mich ist die Sache gegessen und ich möchte nur noch die Reise fortsetzen und zurück in den Alltag finden. Menschen kommen und gehen. Wer will des Teufels Kind schon halten?“, sprach sie kalt und verbittert.
 


 

× Tag 3 ×
 

Ein lautes Lachen hallte über das Schiff. Eine unverkennbare Stimme. Ruffy war aufgewacht, hatte sein Lager an Deck aufgeschlagen, wo die Sonne zur Mittagsstunde schlug, und holte gierig die versäumten Mahlzeiten auf. Neben ihm saßen seine Mitstreiter, die nun allesamt auf den Beinen waren. Bis auf Lysop hatten sie sich alle wieder aufgerappelt, doch dieser kämpfte weiterhin mit den davongetragenen Verletzungen. Aus dem Stimmgewirr hörte Robin Sabo der ebenfalls guter Laune war. Er und Ruffy mussten viel nachholen, so viel in der kurzen Zeit nun möglich war.

Ihre Gedanken jedoch kreisten weiterhin um das Gespräch mit der Prinzessin und das hatte mehr Zeit in Anspruch genommen als erhofft. Vivi ließ nie locker. Am Ende hatte Robin ihr erklärt, sie sollte die Leitung nun freihalten und den Stutzpunkt nicht mehr unnötig kontaktieren. Eine kleine Standpauke, die der Prinzessin missfiel, die sowieso leicht gereizt bezüglich des Ausganges der Unterhaltung war. Ganz gleich welchen Versuch sie startete, Robin ignorierte ihre Worte oder sprach streng dagegen.

Bevor Robin das Deck betrat, hielt sie nochmals inne, lehnte seitlich gegen die Wand. Ihre Wunde schmerzte erneut. Bei all der Aufregung schaffte sie sich kaum zu entspannen, machte mehr kleine Nickerchen anstatt ordentlich Schlaf nachzuholen. Seit sie an Bord aufgewacht war, blieb sie solange wie möglich auf den Beinen, suchte nach Ablenkung. Ihr Körper war anderer Meinung, doch gab sie nicht nach. Nun hieß es auf in eine neue Schlacht, denn draußen wartete ihr ehemaliger Kapitän, die einzige Person, die sie auf Dressrosa nie wirklich zu Gesicht bekommen hatte. Zögernd öffnete Robin die Türe und trat ins Sonnenlicht. Ihr Auftauchen blieb nicht unbemerkt, denn sofort verfinsterte sich die Miene der Navigatorin. Ruffy stutzte, sein Kopf schnelle nach hinten. Eine Fleischkeule hing zur Hälfte aus seinem Mund und mit großen Augen starrte er die Archäologin an. Hastig schob er das Essen in seinen Mund, kaute kaum und schluckte den Brocken während er aufsprang und auf die Frau zulief.
 

„Da bist du ja!“, rief er im Sprint und schlang förmlich den eigenen Körper um diese, die überrumpelt erstarrte.

„Ich habe meinem Bruder schon eine übergebraten, weil er dich einfach bei sich behalten hat!“, lachte er lauthals und erdrückte sie regelrecht. Obwohl seine Reaktion gut tat, drückte sie den jungen Mann auf Abstand, lächelte ihn leicht an.
 

„Er hatte keine Wahl“, entgegnete sie nüchtern, sah über Ruffy hinweg und erkannte Sabo, der grinsend nickte. Die restlichen Strohhutpiraten wirkten tatsächlich normal auf sie, sogar Frankys Wut schien verschwunden. Ihr eigenes Lächeln erstarb.
 

„Ich hau mich aufs Ohr.“ Nami zeigte kein Interesse die Archäologin in ihrer Nähe zu wissen. Bevor sie mit dieser Frau länger beisammen saß, da ging sie lieber anderen Tätigkeiten nach und wenn sie bloß eine kahle Wand anstarrte. Und ihre Meinung sie ließ sich nicht ändern, wenngleich die Jungs es versuchten. Anstatt direkt an Robin vorbeizugehen, blieb sie allerdings neben ihr stehen.
 

„Du hast mit Vivi gesprochen?“, fragte sie eisig, würdigte die Schwarzhaarige jedoch keines Blickes. Seit Ruffy wachgeworden war, hatte er nach Robin gefragt. Um ihn ruhig zu stellen, hatte Terry von dem Gespräch erzählt und sobald sie fertig war, würde sie garantiert mit ihm reden. Nami traute ihren Ohren kaum. Schemenhaft dachte sie an Vivis Worte zurück, doch mit einem tatsächlichen Versuche Robin zu kontaktieren, hatte Nami nie gerechnet. Umso mehr stieß ihr diese Wendung säuerlich auf.
 

„Ja, wo liegt dein Problem?“ Grundlos fragte Nami garantiert nicht nach und Robin ahnte bereits, warum sie das tat.
 

„Was hat sie gesagt?“
 

„Müsstest du wissen, oder?“ Finster sah Nami zur älteren Frau. Ja, sie konnte sich Vivis Worte durchaus vorstellen. Obwohl die Prinzessin ihren Anruf gut meinte, so war der Moment mehr als unpassend gewählt. Ungerührt hielt Robin dem Blick stand. Wenn Vivi davon erzählte, was auf dem Archipel vorgefallen war, dann konnte sie nichts daran ändern und der Erzählung nach war Nami nicht abgeneigt gewesen. Im Gegenteil, sie mochte den Vorschlag und doch hatte sich alles geändert.
 

„Hört auf“, sprach Ruffy versucht ernst, doch lag anstatt einer ordentlichen Schärfe vielmehr Traurigkeit in seiner Stimme. Immerhin hatte er genau mitbekommen wie schlecht es Nami in den letzten Wochen ging und von Sabo, wie auch Zorro, hatte er von Robins Gefühlswelt erfahren. Dennoch brach Nami den Blickkontakt ab, sagte nichts mehr und verschwand ins Innere des Schiffes.

„Leute“, seufzend wandte Ruffy sich seinen Freunden zu, griff dabei nach einem Teller Fleischkeulen, den er zu sich zog, „wir reden später weiter.“ Mit diesen Worten packte er Robin am Arm und zog sie mit sich. Die Fleischkeulen würden ihm für das kommende Gespräch gute Dienste erweisen und zwar als Nervennahrung.
 

„Dann ziehe ich mich ebenfalls zurück und sehe nach Law.“ Damit verschwand nun auch Sabo und so blieben die Strohhüte alleine zurück und warteten ab.
 

„Oi“, stieß Franky nach einer Weile aus und sah abwechselnd Lysop und Zorro an.

„Habt ihr eine Lösung parat?“ Während Lysop sofort mit dem Kopf schüttelte, sah Zorro in jene Richtung in die Nami verschwunden war. Ganz gleich, welchen Groll sie gegen die Schwarzhaarige hatte, sie sollte allmählich anfangen nachzudenken. Oft genug hatte er ihre miserable Stimmung mitbekommen, stets ließ er diese unkommentiert. Solange Robin nicht in greifbarer Nähe war, konnte sie immerhin nicht sehr viel unternehmen. Vergessen wollte und konnte sie die Frau aber nicht, das hatte er Nami angesehen. Kaum war Robin nun bei ihr, stieß sie sie fort. Frauen, dachte er, würde er wohl nie verstehen. Jedoch wusste er nur zu gut, wie schnell ein Fehler gemacht werden konnte, den man sehr schnell bereute und in seinen Augen stand Nami kurz davor. Wenn sie noch länger ihrem eigenen Schmerz hinterherlief, dann würde ihnen das sogar ihre eigene Weiterreise gefährden.

„Zorro?“, fragte Franky nach, wedelte mit der Hand vor dem Gesicht des Schwertkämpfers, der aus seinen Gedanken erwachte und diese entnervt zur Seite schlug.
 

„Was ist?“
 

„Wir suchen eine Lösung?!“, kam nun von Lysop, der den Kopf abgestützt hatte und mit den Fingerspitzen der anderen Hand leichte Kreise auf dem Holz zog. Die Hoffnung auf eine Besserung war dahin. Nami wirkte wie er sie zuletzt auf Dressrosa gesehen hatte, lediglich wich die blanke Wut einer Kälte und Abscheu in den Augen.
 

„Dann denkt mal nach“, antwortete Zorro und machte sich auf den Weg ans Heck des Schiffes. Er brauchte Ruhe um seine eigenen Gedanken bezüglich der Geschehnisse zu sortieren.
 


 

× Tag 1 ×
 

„Was zum Teufel soll der Scheiß, Robin! Willst du mich umbringen?!“, keifte Zorro wutentbrannt und rappelte seinen bereits mitgenommenen Körper auf. Der Admiral hatte Zorro viel abverlangt und nun standen erneut die Cipherpol Agenten gegenüber. Hörte der Schlagabtausch denn nie auf? Bevor er den Hieb des zweiten Agenten abbekam, der ihn in die nächstbeste Wand beförderte und ihm tiefe Schnittwunden zufügte, war dieser mit Robin beschäftigt gewesen. Sie hatte dem Schwertkämpfer den Rücken freigehalten. Warum hatte sie aufgehört und ihm keine Vorwarnung gegeben? Knurrend nahm er das zu Boden gefallene Schwert wieder auf und suchte nach der Archäologin. Ein weiterer Wutausbruch blieb ihm im Hals stecken. Seine Mitstreiterin war auf den Knien, den Oberkörper vorgebeugt, ein Arm stützte sie ab, während der andere ihren Bauch hielt.

„Robin!“, rief der Schwertkämpfer, nun lag vielmehr eine Unruhe in seiner Stimme. Diese reagierte nicht, war von dem brennenden Schmerz eingenommen, der ihren Körper durchfuhr. Ihre Konzentration hatte zu sehr gelitten als sie sowohl den Agenten bekämpfte als auch auf den dritten der Gruppe achtete, der sich stets in der Umgebung herum schlich, sich bloß hie und da einmischte. Zudem galt ihre Aufmerksamkeit, wie auch jene von Zorro, immer wieder der Navigatorin, die einfach nicht zu Bewusstsein kam. Der Schuss hatte sich gelöst und da war es bereits zu spät.
 

„Ah, so schnell kann sich das Blatt wenden“, spottete der dritte Agent, der kleinste im Bunde. Grazil schlenderte er auf die schwarzhaarige Frau zu, deren Körper mittlerweile bebte und die gegen die Ohnmacht ankämpfte. Nun erst hörte sie Zorro, der nochmals nach ihr rief, sich versichern wollte, ob sie weitermachen konnte und der kaum mehr Zeit zur Verfügung hatte, als nun beide übrigen Agenten auf ihn los gingen.

„Ich jage gerne, aber seien wir ehrlich mit der Zeit ist die Jagd ermüdend.“ Schwer behielt Robin einen klaren Blick, ihr Körper schwankte und den Kopf konnte sie nur mühselig heben. So gut es ihr möglich war, sah sie den Mann an. Seine Maske ließ keinen Ausdruck zu und so konnte sie lediglich erahnen, was er gerade empfand und das mochte nichts Gutes heißen.

„Mir waren die Geschichten über dich lieber. Bei all den Erzählungen wirkt dieses Ende hier, wie soll ich sagen?“, hielt er vor ihr inne und ging in die Knie, „Enttäuschend“, sprach er gehässig aus und ein leises Kichern drang unter der Maske durch. Robin musste sich konzentrieren, verschwamm ihr allmählich die Sicht. Die Kugel war definitiv ein gutgewählter Schachzug.
 

„Und von euch“, brachte sie stoßend hervor, „hätte ich mir einen eleganteren Kampf erwartet.“ Seestein. Eine Einheit wie diese musste tatsächlich auf solche Mittel zurückgreifen um sie zu schwächen, gar zu töten? Der Agent hob tadelnd den Finger.
 

„Wir sind deshalb so gut, eben weil wir jedes Mittel verwenden und körperlich niveauvoller sind als unsere Namensgenossen.“ Er hatte damals rasch von diesem Debakel erfahren und war entrüstet, wie eine kleine, jämmerliche Piratenbande einen Sitz der Regierung einfach so auseinander nehmen konnte. Hinzu eine Cipherpol Einheit, die in höchsten Tönen gelobt worden war. Ein peinlicher Vorfall, der die CP in ein schlechtes Licht rückte. Obwohl die restlichen Truppen sind leider unbrauchbar.

„Du hättest deine Freunde alleine lassen und flüchten sollen.“ Erneut kicherte er belustigt auf und sah über sie hinweg zum Schwertkämpfer, der wahrlich alle Hände zu tun hatte um seine Partner abzuwehren. Von ihm erwartete er sehr viel mehr, hatte er gesehen, wie er es mit Flamingos Leuten aufnahm und auch Geschichten, die über ihn erzählt werden, versprachen mehr. Robin folgte seinem Blick, sah Zorro, dann Nami. Ein Hustenkrampf begann, ließ sie Blut spucken. Das sah nicht gut aus.
 

„Dann ist ein Teilauftrag erfüllt. Wegen Zorro seid ihr nicht hier“, murmelte sie geistesabwesend und spürt wie ihr Arm allmählich nachgab. Der Agent verstand sofort worauf die Gesuchte hinaus wollte, schüttelte den Kopf, grinste finster vor sich hin, auch wenn sie es nicht sehen konnte.
 

„Nein, ich bin kein Freund von so etwas. Außerdem, meine Partner haben ihren Spaß. Mal sehen wie lange er durchhält, wenn die Kleine in Gefahr ist“, flüsterte er nah an ihrem Ohr. Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken hinab. Mit der verbleibenden Kraft, stieß sie sich ab und holte mit dem Arm, mit dem sie sich zuvor abgestützt hatte, aus, doch lachte der Agent über diesen jämmerlichen Versuch. Problemlos packte er den Arm, schlug sie mit Wucht zurück auf den Boden und sein Knie drückte sich provokant in ihre Wunde. Der Schmerz lähmte ihren Körper, ihr Aufschrei erstickte förmlich in ihrer Kehle.

„Sei keine Närrin“, raunte er verächtlich. Ja, die Geschichten rund um diese Frau hatten eine große Faszination ausgelöst, die sich nun in nach und nach in Luft auflöste. Am Ende war sie schwach wie alle anderen. „Gefühle sind ein furchtbarer Schwachpunkt.“ Ein vorausschauendes Lächeln übermahnte ihn.
 

„Feuerfaust!“ Ruckartig lehnte der Agent nach hinten, hievte sich somit auf die Beine. Kichernd stolperte er ein paar Schritte zurück und warf den Kopf zur Seite. Nicht unweit von ihm stand Sabo in Kampfesstellung. Der Angriff hatte sichtlich darauf abgezielt ihn auf Abstand mit der Schwarzhaarigen zu bringen, die er unbedingt seinen Vorgesetzten ausliefern wollte.
 

„Warum mischt sich Dragons rechte Hand hier ein?“, fragte er nachdenklich und erkannte, wie sich dieser näherte. Sabo strahlte eine bedrohliche Aura aus, sein Blick wutentbrannt auf den Cipherpol Agenten gerichtet, der kaum einzuschüchtern war.
 

„Greifst du meine Partnerin an, dann ist es meine Pflicht einzuschreiten“, erwiderte der Revolutionär sogleich und dieses Mal schien der Agent ein klein wenig überrascht. Sein Blick glitt zu Robin, die weiterhin gegen die Bewusstlosigkeit ankämpfte. Der Schmerz wurde von Minute zu Minute unerträglicher.
 

„Partnerin?“, echote der Mann und tippte an sein Kinn. Bisweilen galt sie weiterhin als offizielles Mitglied der Strohhutbande. Immerhin war die Trennung bekannt gewesen, viel war darüber diskutiert worden. Daher hatte er, obwohl sie Wochen zuvor kurz aufeinandertrafen, weiterhin damit gerechnet dass sie dort als Art Überbrückung war.

„Dann muss ich wohl Bericht erstatten“, sagte er mehr an sich selbst gerichtet. Die Änderung musste bekannt gemacht werden. Nicht nur wegen ihr, auch wegen der Einstufung der Bande. Wieder glitt sein Blick zu Robin.

„Dich scheint tatsächlich niemand halten zu können. Du hast eben keinen Platz in dieser Welt.“ Ein Knurren war zu hören. Sabo hatte genug gehört, so einen Schwachsinn brauchte ihr niemand sagen. Doch nicht nur er hatte sie Wort vernommen und reagierte zornig auf diese.
 

„Schnauze!“, brüllte Zorro, der den Langarmmenschen parierte und ihn von sich stieß. Mit einem gefährlichen Funkeln im Auge nahm er den kleinen Agenten ins Visier. Dieses schwachsinnige Geschwätz hatte er auf Enies Lobby zu häuf gehört. Fremde, die nur die Erzählungen kannten, hatten kein Recht ein Urteil zu fassen.
 

„Wird Zeit den Kampf zu beenden“, gab Sabo kampfeslustig von sich. Dieser Gruppe stopfte er nur allzu gerne das Maul.
 


 

× Tag 3 ×
 

Die Nacht war angebrochen und Robin saß seit geraumer Zeit im Krähennest mit einer warmen Decke eng um ihren Körper geschlungen. Eine kleine Laterne spendete ihr Licht, doch das Buch, welches sie lesen wollte, lag geschlossen neben ihr. Wenn die nächsten Tage wie die vorigen verliefen, dann brach sie allmählich. Die Müdigkeit zerrte an ihren Kräften, die momentan sowieso rar gesät waren. Wenigstens konnte sie hier sein, auch wenn Sabo anfangs wenig Begeisterung zeigte. Er hätte es lieber gehabt, wenn sie Schlaf nachholte, doch den Gefallen tat sie ihm nicht. Stattdessen übernahm sie die Nachtwache und wahrscheinlich, wie sie manch einen an Bord kannte, würde ein Revolutionär unten an Deck, von ihr ungesehen, sitzen und wachen. Sie mochte die Leute hier. All die Freiheitskämpfer die auf den ersten Blick hin eiskalt wirkten, waren eigentlich eine angenehme Gesellschaft und sie passten aufeinander auf.
 

„Du siehst beschissen aus“, neckte der Schwertkämpfer, der aus dem Nichts heraus im Krähennest auftauchte. Überrumpelt hob Robin ihren Kopf, erkannte eine Decke unter seinen Arm gepresst, in der Hand eine Flasche. Wie sie ihn einschätzte wohl Sake.

„Anscheinend habe ich die umsonst mitgebracht?“, meinte er als er Robin betrachtete und lag die Decke neben ihr auf den Boden und ließ seinen Körper, ihr genau gegenüber, zu Boden gleiten. Ein Bein ließ er angewinkelt, während er das andere entspannt ausstreckte. Sein Blick glitt hoch zum Himmel, der von Sternen strotzte. Eigentlich eine herrliche Nacht. Wenn bloß der bittere Beigeschmack nicht wäre. Unwissend worauf diese Belagerung hinaus laufen sollte, zog sie nachdenklich die Brauen zusammen. Zorro war anders, definitiv nicht im Normalzustand.

„Kaffee ist keine Lösung“, sprach er nach einigen Minuten, in denen er einfach die Sternenbilder betrachtete, weiter und hielt den Sake hoch, „nach all dem Gezanke solltest du auf mein Wundermittel zurückgreifen.“ Mit diesen Worten nahm er einen kleinen Schluck und grinste breiter als zuvor. Robin suchte nach ihrer Fassung und sah ihn müde an.
 

„Ich bin nicht in Stimmung für einen weiteren Vortrag…bitte“, sprach sie kraftlos, beinahe flehend, eine Art die er nie zuvor bei ihr gesehen hatte. Wohin war die Unantastbarkeit verschwunden? Die Frau, die hier vor ihm saß, wirkte mit einem Mal verloren. Enies Lobby hatte sie kaum verändert, nun gut, sie wurde offener, aber ihre Ausstrahlung blieb unangetastet. An Bord galt sie stets als die Stimme der Vernunft, diejenige die jedes Problem löste und jedem mit dem passenden Rat zur Seite stand. Die Nacht jedoch zeigte eine die Kehrseite der Medaille: Zerbrechlichkeit. Im Schein der Lampe, eingepackt in die Decke, hatte er das Gefühl als konnte sie jede Sekunde zerbrechen. Kein Strahlen lag in ihre Augen, sie schienen dunkler, matt und wenn auch nur für einen kleinen Augenblick, so glaubte er einen Kloß in seinem Hals gespürt zu haben. Räuspernd warf er den Kopf wieder in den Nacken.
 

„Nein, keine Sorge, diese Aufgabe hat der Käpt’n bravourös geregelt. Ich dachte einfach… ich sehe nach dir. Frag nach deinem Befinden? Oder ob du eine Schulter brauchst oder wer weiß, hätt auch gut sein können, dass du dich ins Meer gestürzt hast, weil dir das Schiff zu voll geworden ist“, nuschelte er fast schon und richtete seinen Blick erneut auf all die Sterne. Skeptisch hob Robin eine Braue, ihre Mundwinkel verrieten jedoch ganz anderes.
 

„Gott, sag mir nicht du bist in Wirklichkeit ein Softie wie Franky?“, spaßte sie und neigte den Kopf. Ein Knurren war zu hören.
 

„Mach mal halblang jetzt! Ich bin nett, mehr nicht. Der einzige Softie in diesem Krähennest bist du!“, brummte er abwehrend und trank neuerlich vom Sake.

„Schau nicht so!“ Sie hatte nicht aufgehört ihn belustigend anzusehen und der Vergleich mit Franky, der wegen jeder Lappalie auf die Tränendrüse drückte, war eine Frechheit. Da brauchte sich niemand aus der Crew wundern, warum er sich kaum anders zeigte. Sobald er aus seinem Schema ausbrach, schon wurde er angestarrt, so als war er von einem anderen Planeten. Er schnaufte entnervt.
 

„Und wie kommst du darauf?“, hakte die Schwarzhaarige neugierig nach.
 

„Weil wir uns ähneln. Wir haben eine harte, verdammt harte und raue Schale. Ich habe durchaus - wehe du posaunst diese Information hinaus – einen halbwegs weichen Kern. Du hingegen“, dabei stieß er einen Pfiff aus und betrachtete sie eine Weile, „dein Kern ist bereits geschmolzen.“ Herausfordernd sah sie dem Schwertkämpfer in die Augen, dessen Lippen wieder ein breites Grinsen zierten.
 

„Geschmolzen“, wiederholte sie und fand der richtige Augenblick war gekommen. Eine Hand sprießte aus dem Boden und entnahm ihm die Flasche, nur um sie anschließend Robin zu übergeben. Mit Genuss nahm sie einen größeren Schluck. Auf diese Erkenntnis brauchte sie tatsächlich ein stärkeres Mittel, außerdem war der Kaffee bereits ausgetrunken.

„Sehr weich hätte gereicht“, kommentierte sie und stellte die Flasche ab. Gleich neben sich, nur für den Fall der Fälle. Zorro zuckte mit den Schultern, wirkte allerdings zufrieden.
 

„Ich seh schon. Alles beim Alten?“ Intuitiv streiften ihre Fingerspitzen ihren Bauch. Die Wunde tat weiterhin weh und hielt sie auf, doch schuldete sie dies ihrer mangelnden Ruhe. Kämpfe hinterließen nun mal Spuren. Nachdem sie am Schiff aufgewacht war, hatten ihre Fähigkeiten anfangs versagt, obwohl man ihr die Kugel entfernt hatte. Langsam pendelten sie sich wieder ein. Nichts Außergewöhnliches, denn sie bauten sehr auf ihrem körperlichen Befinden auf. Seestein auf der Haut, daran war sie gewöhnt. Das Material allerdings im eigenen Körper zu haben, war eine neue Dimension an Schmerzen gewesen und die sie auf diese Weise nie wieder spüren wollte.
 

„Wie hast du das geschafft?“, fragte Zorro leise nach, als ob er ihre Gedanken hörte. Nachdem sie Rückenstärkung durch Sabo erhielten, konnte er die Flucht einleiten. Gern wüsste er eine Antwort, denn sie hielt durch, ganzgleich wie geschwächt ihr Körper war. Woher hatte sie die Kraft genommen bis zum Schluss der Ohnmacht zu trotzen? Denn während der Flucht half sie ihm beim Weg und bei jedem Wort hörte er ihren eigenen Kampf heraus. Wurden sie aufgehalten, versuchte sie ihm irgendwie hilfreich zu sein.

„Du hast bis zum Schiff durchgehalten, erst als wir sicher waren hast du das Bewusstsein verloren. Was hat dich angetrieben?“ Nachdenklich ließ Robin den Kopf sinken und sie massierte dabei ihren Nacken.
 

„Soll vorkommen, oder?“ Eine bessere Antwort fand Robin nicht. Manchmal überschritt man die eigenen Grenzen, wenn es um Leben oder Tod ging und sie lebte, eine andere Erklärung brauchte sie nicht. Stille trat ein und beide hingen ihren eigenen Gedanken nach und zu ihrer Überraschung tat sie gut, entspannte sie nach und nach. Die Minuten verstrichen und langsam breitete sich in Robin eine bleierne Müdigkeit aus, die sie nach und nach doch in den Schlaf gleiten ließ. Zorro blieb ruhig und erst als er halbwegs sicher war das sie schlief, grinste er und schnappte sich den Sake und für einen kurzen Moment betrachtete er sie sanft.
 

„Komm endlich nach Hause. Die Familie braucht dich“, sprach er leise aus. Worte die er nie aussprechen würde, wenn sie noch wach gewesen wäre. Um es sich bequem zu machen, holte er die zweite Decke, die er als Kissen verwendete, legte sich auf den Rücken und sah einfach hoch in den Himmel. Solange bis ein herzhaftes Gähnen seine Lippen verließ und er selbst ein kleines Nickerchen vorzog. Egal, wie die Geschichte mit weiterging, er hoffte auf einen guten Ausgang. Eine Familie musste zusammenhalten und dann überstanden sie auch diese Hürde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
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Von:  Dark777
2015-01-14T18:03:49+00:00 14.01.2015 19:03
Robin wird immer als eine der stärksten Kämpferinnen angesehen, aber im Grunde ist sie ein kleiner Feigling.........zumindest dann wenn es um Gefühle geht. Verdenken kann man es ihr nicht, sie soll aber endlich aus ihr Weglauf-Schema ausbrechen! Robin darf einfach nicht schon wieder so schnell aufgeben und einfach wieder wegrennen! Nami hat mich mit ihrer Eiseskälte überrascht. Nach dem letzten Gefühlsausbruch hätte ich eher mit verletzter Wut, als noch mehr Kälte und Ablehnung gerechnet. Ich weiß nicht wie, aber Robin soll es gefälligst wieder gerade biegen >_<! Erzählerisch wie immer sehr gut verfasst ;).

V(~_^)
Von:  fahnm
2015-01-13T02:06:20+00:00 13.01.2015 03:06
Super Kapi
Von:  lady-nami1702
2015-01-13T00:32:07+00:00 13.01.2015 01:32
Wieder ein wirklich schönes kapitel:-D bin äußerst gespannt wie es weiter geht...ohhh ja gaaaaanz doll gespannt;-)
Von:  lady-nami1702
2015-01-13T00:31:54+00:00 13.01.2015 01:31
Wieder ein wirklich schönes kapitel:-D bin äußerst gespannt wie es weiter geht...ohhh ja gaaaaanz doll gespannt;-)


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