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Gefühle Widerwillen

von

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Die Karten sind aufgedeckt

Mit diesen Worten ließ sich die schwarzhaarige Frau gewiss nicht abspeisen und so packte sie Nami am Handgelenk, hinderte sie nochmals daran das Zimmer zu verlassen. Nach all dem Durchgemachten ließ sie die eine Chance auf ein klärendes Gespräch nicht vergehen und sollten sie keinen grünen Zweig finden, so hatte Robin wenigstens ein reines Gewissen, konnte sagen, sie hätte es versucht und war am Ende, wie viele zuvor, an Namis Sturkopf gescheitert. Doch wie sie Nami zum Reden brachte, war schwer. Denn die neue Haltung der Navigatorin bereitet ihr Kopfzerbrechen. Nie zuvor hatte sie sich ihr gegenüber so verschlossen gezeigt.

Mit einem leisen Brummen entzog sich Nami dem Griff und suchte nach dem nötigen Abstand. Glaubte sie weiterhin ein kurzes Gespräch würde all ihre Probleme in Luft auflösen? Einfach so? Anscheinend verstand die Archäologin nicht was sie mit ihrer Tat angerichtet hatte.
 

„Hast du dir eigentlich jemals Gedanken über mögliche Konsequenzen gemacht? Wir haben so viel durchgemacht. Haben für jeden aus der Crew alles getan. Für dich haben wir sogar den Krieg erklärt! Du hast unserer Crew bereits zweimal Schaden zugefügt. Ein Wiedersehen reicht nicht aus um das ungeschehen zu machen!“ Die Zeiten in denen sie seelenruhig über den Ozean schipperten, ohne groß nachdenken zu müssen waren vorbei. Der East Blue lag hinter ihnen, sie hatten nun einen Namen und standen weit oben auf den Fahndungslisten. Allein Enies Lobby hatte sie in der Welt bekannt gemacht, dazu Ruffys Mitmischen im Marineford. Hinzu kam nun die Allianz mit Law, der Sturz eines weiteren Samurais und ihr nächstes Ziel war sogar ein Kaiser. Wie sollten sie ihm Schaden zufügen können, wenn sie innerhalb der Crew mit Problemen kämpften? Ohne dabei ins eigenen Verderben zu schlittern. Robins Verschwinden hatte große Kreise gezogen, die heute noch innerhalb der Bande spürbar waren.

„Du kannst nicht kommen und gehen wie es dir passt und denken jeder begrüßt dich mit einer herzlichen Umarmung! Du hast uns im Stich gelassen, bewusst, ohne Erklärung!“, fügte sie noch hinzu, hörbar lauter und aggressiver als die vorigen Worte.
 

„Daran brauchst du mich wahrlich nicht erinnern, das weißt du!“, entgegnete Robin im gleichen Tonfall und ihre Faust schlug hart auf das Holz auf. Ein stechender Schmerz fuhr ihr den Arm hoch. Perplex blinzelte Nami, wenngleich sie nicht sehen sondern nur hören konnte. Wie viel sich doch verändert hatte. Die Frau die sie einst für ihre Ruhe, und das in allen Lebenslagen, bewundert hatte, verlor mehr und mehr ihre markanteste Eigenschaft.

„Ich kann mich sehr gut an den damaligen Vorfall erinnern und genauso gut weiß ich warum ich diese Entscheidung getroffen habe. Denkst du, ich tue alles nur zu meinem Wohl? Um mich alleine zu beschützen? Jahre hinweg gab es nur mich und ehrlich gesagt, manchmal tat es gut. Ich musste niemandem Rechenschaft leisten, ich ging und tat wie es mir passte. Selbst eure Crew sah ich anfangs als weitere Überbrückung, aber alles hat sich verändert je länger unsere gemeinsame Reise anhielt.“ Aufgewühlt ging Robin durch den Raum, näherte sich dem Bullauge. Schweigend sah ihr Nami hinterher. Da die Frau mit dem Rücken zu ihr stand, die Arme vor der Brust verschränkt, konnte sie kaum etwas erkennen und somit erahnen wie verletzt die schwarzhaarige Frau war, in jeglicher Hinsicht.

„Von Anfang an stand mein Aufenthalt bei euch unter einem schlechten Stern. Ich unterscheide mich in einer Hinsicht sehr von euch allen. Ganz gleich was ich auch tue, meine Vergangenheit ist und bleibt stets meine Gegenwart, meine Zukunft. Sie lässt sich nicht abschütteln und kommt mir jeden Tag auf ein Neues in die Quere. Ich versuche somit Schlimmeres zu verhindern.“ Kopfschüttelnd lehnte Nami mit dem Rücken gegen die Türe. Ihrer Ansicht nach hatte die andere bis heute nichts dazugelernt.
 

„Sie kann dich einholen, weil du nicht dagegen ankämpfst. Du lässt dich von deinem Weg abbringen. Wir haben dir immer zur Seite gestanden, wir hätten den Kampf mitaufgenommen, egal wie schwer er auch gewesen wäre. Du bist diejenige die denkt, sie müsse alles alleine regeln. So läuft unsere Freundschaft aber nicht. Wir gehen für jeden durch die Hölle, deshalb kommen wir weiter und jedes Mal werden wir dadurch stärker“, erklärte Nami nüchtern. Für sie war die Vergangenheit eine Ausrede, die Robin dann einsetzte, wenn sie gegen ihre eigenen Gefühle ankämpfte.

„Dir fehlt weiterhin das nötige Vertrauen in uns“, sprach sie verbittert. Ganz gleich wie weit Nami bereits vorgerückt war, die errichteten Mauern stießen sie vor den Kopf, waren unüberwindbar. Wie oft hatte sie versucht mehr zu erfahren, wollte all die Erlebnisse wissen, die Robin zu diesem Menschen gemacht hatten. Jedes Mal wurde sie mit einer ausweichenden Antwort abgespeist. Einerseits schuldete sie dies einem Mangel an Vertrauen, andererseits der Frage wovor die andere Angst hatte.

„Ich habe dich als Feind kennengelernt und du hast dich von allen unterschieden. Von Beginn an wolltest du uns helfen, ohne dich wäre Ruffy bereits in der Wüste, spätestens am Gift, gestorben. Anfangs habe ich dich nicht an Bord gewollt, erst nachdem mich Sanji an meinen eigenen Fehler erinnerte, habe ich dir eine Chance gegeben und eine andere Frau kennengelernt. Du hast mich nach und nach überzeugt, weil ich Einblicke auf dein wahres Ich erhielt. Ich dachte, diese neuen Erkenntnisse beruhten auf Gegenseitigkeit.“ Der Beginn ihrer Freundschaft war holprig, insbesondere weil Nami an der Trennung litt und Robin einen Teil zum Leid der Prinzessin beigetragen hatte. Je mehr Zeit sie verbrachten desto mehr erkannte sie einen Menschen, der einfach zu viel durchgemacht hatte und verletzbarer war als jeder andere den sie bis dahin kannte. Ein Grund warum sie die gesamte Geschichte hören wollte. Nur so konnte sie endlich die Person hinter der Maske verstehen.
 

„Vertrauen spielt eine indirekte Rolle“, murmelte die ältere Frau und strich mit der Handfläche über ihr Gesicht, spürte die Schrammen, die sie davon getragen hatte. Das Gespräch verlief in eine andere Richtung als gehofft. Abwartend sah Nami geradeaus, wackelte ungeduldig mit dem rechten Bein. Kam nun wieder das große Schweigen? Dafür war ihr Geduldsfaden zu ausgereizt, das musste der anderen klar sein. Robins Mundwinkel zuckte bedächtig. Und ob ihr bewusst war wie die karge Antwort ankam, Nami zeigte langsam, ob sie glaubte oder nicht, Interesse, wollte mehr hören und nicht mehr eilig den Raum verlassen.

„Du wirst mich in dieser Hinsicht wohl nie vollkommen verstehen können, ganz gleich wie viel ich dir erzähle. Manche Erlebnisse sind nur verständlich, wenn du ähnliches durchgestanden hast. Deshalb schweige ich zu vielen Punkten aus meinem Leben.“ Hörbar schnaufte Nami auf.
 

„Meine Mutter wurde erschossen, direkt vor meinen Augen. Ich habe zehn Jahre gestohlen und betrogen um die scheiß Kohle zu horten, mit der ich mein Dorf freikaufen konnte und nebenbei lebte ich mit ihrem Mörder unter einem Dach. Glaub mir, ich kann mir sehr viel vorstellen und genauso viel verstehen. Einmal habe ich deshalb Ruffy hintergangen, aber habe ich mir geschworen ihn nie wieder im Stich zu lassen. Er ist der Grund warum ich nun ein halbwegs sorgenfreies Leben führen kann. Diese Dankbarkeit trete ich nicht mit Füßen!“ Deshalb verstand sie diesen Schritt noch weniger. Jeder hier verdankte Ruffy so viel und ihre Freundschaft hielt sogar eine zweijährige Trennung aus, nur um ihn an sein Ziel bringen zu können. Warum war ausgerechnet Robin diejenige, die aus der Reihe tanzte? Für diese Frau hatten sie einen Buster Call überstanden, wie viele Bestätigungen braucht sie noch?
 

„Deine Vergangenheit kenne ich sehr wohl.“ Nami hatte ihr in einem längeren Gespräch davon berichtet, auch unter dem Vorwand mehr über Robin in Erfahrung zu bringen. Nach Enies Lobby sprachen sie sogar nochmals in Ruhe über die Geschehnisse auf Ohara, aber auf die Jahre dazwischen ging sie kaum ein, erzählte lediglich von dem Traum, der sie immer wieder weitermachen ließ. Wie ihr Leben allein, auf der Straße, in Untergrundorganisationen verlief, hielt sie tief in ihrem Herzen gefangen.

„Mit dem neuen Großadmiral hat sich sehr viel verändert. Seine radikalen Ansichten sind gefährlich und er ist erpicht darauf, den einen Fehler, den er nicht verhindern konnte, geradezustellen. Zwei Jahre waren eine lange und vor allem zermürbende Zeit. Mit den Revolutionären habe ich einen großen Fortschritt gemacht, aber der Feind ruhte nie. Im Gegenteil, er wurde stärker, gewissenhafter. Keine bewohnte Insel verging ohne Komplikationen. Um die Waffe, die ihm die endgültige Macht verspricht, in seinen Händen halten zu können, geht er jedes Risiko ein.“ Und nachdem Franky den Bauplan vor den Augen der CP9 zerstört hatte, hatte nur noch ein einziger Mensch den Schlüssel. Manch ein Revolutionär, den sie kaum richtig beim Namen kannte, ließ aufgrund dessen sein Leben. Wenn vollkommen Unbekannte so weit gingen, wie konnte sie das ihren Freunden zumuten? Nami war in der Zwischenzeit näher gekommen und stand nun direkt neben der Archäologin, öffnete das kleine Fenster und atmete die frische Nachtluft ein, horchte dem leichten Wellengang.
 

„Ich sagte ja, du lernst nicht aus Fehlern. Wie groß der Feind auch sein mag, wir halten zusammen. Wir sind eine Mannschaft, eine Familie. Entweder wir fallen gemeinsam oder stehen auf und setzen die Reise fort.“ Auf Enies Lobby verstand sie die Bedenken der Schwarzhaarigen, aber mittlerweile nicht mehr. Irgendwann musste sie lernen, ihnen bedingungslos zu vertrauen, in jeglicher Hinsicht und solange das anders war, hatte sie innerhalb der Mannschaft nichts verloren. Von der Seite aus spähte sie zur älteren Frau und nun erkannte Nami das Ausmaß der Verletzungen. Nicht nur war ihr Gesicht gekennzeichnet, unter der Bluse erkannte sie eindeutig Verbände, die ihren Oberkörper sowie die Arme einhüllten und ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass das mit Sicherheit keine einfachen Prellungen waren.

„Ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht wäre mir lieber gewesen“, sprach sie ruhig, wandte den Blick wieder ab und streckte den Kopf nach draußen, betrachtete ein wenig die Sterne.
 

„Ich bitte dich, Nami. Wäre ich aufgetaucht, dann hättet ihr mich so schnell nicht gehen lassen und wir hätten tagelang diskutiert.“ Sie kannte diese Crew zu gut und wusste somit wie sie tickte. Auftauchen und in Ruhe reden um eine anschließende, rasche Einigung zu finden? Nie im Leben. Dazu waren sie allesamt zu stur, Robin eingeschlossen.
 

„Dafür hast du die Diskussion nun und die Gemüter sind erhitzt und“, murmelte Nami daraufhin und lächelte traurig in sich hinein, „vielleicht hättest du Vivi dann aus dem Spiel gelassen.“ Wie sie auf Vivi reagiert hatte, tat Nami mittlerweile leid, aber zum damaligen Zeitpunkt war sie nicht fähig gewesen eine normale Regung zu zeigen. Ihre Gedanken kreisten einfach zu sehr um die Archäologin, deren Verschwinden. Unter anderen Umständen hätte selbst das Wiedersehen mit Vivi anders verlaufen können. Nachdenklich zog Robin ihre Brauen zusammen. Vermutlich entsprachen die Worte der Wahrheit oder sie hätte gleich gehandelt, hätte Vivi jedoch begleitet und spätestens ab diesem Punkt gewusst, für wen das Herz der Navigatorin schlug. Leise gluckste Robin, sie musste endlich damit aufhören. Das war kaum der richtige Zeitpunkt dafür. Fragend warf Nami ihr einen Blick über die Schulter hinzu.
 

„Nichts, nur ein dummer Gedanke“, erwiderte sie sogleich abwinkend. Zwar hatte sie eine gewisse Erleichterung empfunden, als ihr Nami erzählte, sie hatte keine Gefühle mehr für die Prinzessin, aber was brachte ihr das? Das eine führte nicht unweigerlich zum anderen. Und mittlerweile musste Robin einsehen, dass es in dieser Hinsicht schon lange keine Zukunft gab.
 

„Warum ist dir die Entscheidung so leicht gefallen?“, fragte Nami aus dem Nichts heraus und Robin blinzelte irritiert. Dachte Nami tatsächlich ihr fiel es leicht ihr Leben vollkommen über Bord zu werfen? Jene Menschen zurückzulassen, die ihr die Welt bedeuteten? Nein, so etwas traf selbst sie nicht mit einem Wimpernschlag. Nächte lag sie wach, tagsüber fehlte ihr die Konzentration. Erst in letzter Sekunde hatte sie ihre Entscheidung bekannt gegeben. Koala und Sabo waren gewiss nicht unglücklich darüber, aber waren sie mehr als überrascht gewesen, jeder selbst Dragon hatte mit ihrer Rückkehr zur Strohhutbande gerechnet. Die letzten Wochen über stand Robin zudem oftmals an dem Punkt, an dem sie ihre Gefühle hasste. Nie hatten sie aufgehört, ganzgleich wie viel Ablenkung sie suchte. Dann kam die Wut. Fragte sich, wie sie nur so eine Entscheidung treffen konnte und der Wunsch all das ungeschehen zu machen, entfachte mehr und mehr. Immer wieder rief sie sich den Grund ins Gedächtnis, besänftigte ihre Unruhe, setzte sich an ihre Arbeit und lebte in den Tag hinein. Langsam dachte Robin eine Besserung war in Sicht, doch kaum tauchte Nami erneut in ihrem Leben auf, schon vergaß sie all ihre Bemühungen und der Schmerz war groß wie am ersten Tag.

„Du hast für mich entschieden, mich vor vollendete Tatsachen gestellt“, sprach Nami schließlich gepresst als keine Antwort kam und biss den Kiefer aufeinander. Ganz gleich was sie vor der Trennung getan hatte oder was innerhalb dieser Zeit geschehen war, Robin hätte abwarten und zurückkehren können. Beide, Robin und Vivi, hatten ihr eine Entscheidung abgenommen. Ahnte die ältere Frau überhaupt annähernd, warum sie so verletzt war? Das ihre Worte vielleicht nicht nur mit der Crew zu tun hatten? Oft genug hatte Nami sich darüber Gedanken gemacht, sich selbst die Schuld an allem gegeben. Fragte sich, ob sie Robin dazu getrieben hatte. Monate trauerte sie Vivi nach und hatte sich mit Sicherheit zu sehr vor anderen Regungen verschlossen, doch war es so unwahrscheinlich gewesen, dass sich das nicht geändert hätte? Von alleine? Hatte Robin nie in Erwägung gezogen, dass ihr das die Augen geöffnet hatte? Jedenfalls teilweise? Wochen über suhlte sie in gewisser Weise im Trennungsschmerz, fragte wie die Zukunft gewesen wäre, hätten sie oder Vivi sich anders entschieden. Generell hatte Nami sich in ihren Gedanken und Gefühlen verschanzt, probierte mit all dem zurechtzukommen. Meine Güte, Vivi war die erste Person gewesen, die sie auf diese Weise in ihr Herz ließ. Als die Archäologin an Bord kam, nach der Geschichte mit dem Krokodil, da war die anfängliche Abneigung normal. Mit der Zeit lernte sie die andere zu schätzen. Nicht nur, weil sie ihr zuhörte, sie brachte ein einen erfrischenden Wind mit sich, doch hatte sie nie weiter gedacht, eben weil ihre eigene Welt auf dem Kopf stand. Erst mit deren Verschwinden, der Wahrscheinlichkeit sie nie wieder in ihrem Leben sehen zu können, das Geständnis, hatten ihr aufgezeigt, wie viel ihr die andere am Herzen lag. Robin war keine unwichtige Randfigur in ihrem Leben mehr, sie war ein fester, verankerter Bestandteil und je länger Nami in sich horchte desto mehr spürte sie, was sie diese empfand. Zwei Jahre hatte sie dafür Zeit gehabt und wie sehr sie sich auf diesen einen Moment gefreut hatte, konnte niemand erahnen. Umso mehr schmerzte der anschließende Schlag ins Gesicht.
 

„Ich hatte keine andere Wahl, ich musste euch mit dieser Geste zurücklassen, aber die Entscheidung hat mich definitiv sehr viel Überwindung gekostet. Glaub mir.“ Viel konnte Nami ihr vorwerfen und Robin akzeptierte ihre Ansicht, aber leichtfertig warf sie ihr altes Leben nicht fort.

„Und die Prinzessin,… meine Güte, diese Frau hat meine Nerven strapaziert, doch egal wie ich sie zurückwies, sie gab nicht auf. Also erzählte ich vom Treffpunkt. Ich dachte, wenigstens ihr beide bekommt somit die Möglichkeit auf eine Aussprache. Ist das so verkehrt gewesen? Nach all den Monaten, in denen du ihretwegen gelitten hast?“
 

„Schön und gut, aber du hast ihr anscheinend das Gefühl gegeben, sie könne mich besuchen und einbilden, wir würden dort weitermachen, wo wir in Alabasta aufgehört haben!“, sprach Nami in einem schärferen Ton und ließ den Kopf sinken, hielt sich am Fensterrahmen fest. Sowohl Robin als auch Vivi wussten nichts von ihrer Gefühlswelt, doch nahmen sie an, sie taten es. Vom ersten Augenblick an, dachte Vivi sie hätte eine Chance, sie bräuchte lediglich aufkreuzen. Da konnte nur Robin dahinterstecken und allein dieser Gedanke stieß ihr säuerlich auf.
 

„Du hast nie gewirkt als hättest du sie endgültig abgehakt. Was ist also so schlimm daran, wenn sie plötzlich vor dir steht, reumütig wie du es dir erhofft hattest?“ Laut sog Nami auf die Worte hin die Luft ein, ihre Fingernägel krallten sich regelrecht in den Holzrahmen. Die Frau wusste wahrlich wie sie sie langsam aber sicher zur Weißglut brachte.
 

„Du hast keinen blassen Schimmer, wie ich das meine, oder?“, presste Nami gefährlich hervor, versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben und das kostete Kraft. Mit Argusaugen beobachtete Robin die andere, erkannte wie angestrengt sie war kein falsches Wort zu sagen, doch warum?
 

„Und was möchtest du mir mitteilen? Bist du böse, weil ich deine heile Welt ruiniert habe? Weil ich dir einfach so deine kleine Gespielin zurückgebracht habe, aber kein Interesse verspürt habe, mir dieses Schauspiel anzusehen?“ Ein Knall hallte durch das Zimmer, der Kopf der Schwarzhaarigen federte zur Seite, ungläubig waren ihre Augen weit aufgerissen. Nami schnaufte, selbst überrascht von der gegebenen Ohrfeige, doch hatten die Worte das Fass zum Überlaufen gebracht.
 

„Aber du warst nicht da!“, schrie Nami aus Leibeskräften und spürte wie ihr die Wut die Kehle zuschnürte. Allein der Gedanke an diesen einen Moment, der alles veränderte, bereitete ihr sowohl einen unsagbaren Schmerz wie auch diese enormen Zorn. Ihr Körper begann zu beben. Robins Fingerspitzen strichen leicht über ihre Wange, die pochte. In Namis Stimmlage lag nicht nur Wut, vielmehr hörte sie sich verletzt, zerrissen an, ein Ton der Robin mehr schmerzte als diese Ohrfeige.

„Du hast dein Versprechen gebrochen. War es denn so einfach für dich mich hinter dir zu lassen?“, fuhr sie die andere weiter an. Angestrengt versuchte die Schwarzhaarige den gebildeten Kloß zu schlucken, zwecklos, er blieb und ließ kaum eine Regung zu.

„Ich habe unser Wiedersehen herbei gesehnt. Gehofft endlich dein Gesicht sehen und deine Stimme hören zu können. Du bist diejenige gewesen auf die ich mehr als alles andere gewartet habe. Und dann steht anstelle von dir Vivi vor mir. Mit diesem lächerlichen Brief!“, sprach sie fassungslos, umklammerte mit den Händen ihre Oberarme, versuchte das Zittern abzustellen.

„Und als ob das nicht schlimm genug war, musste ich der Mannschaft noch erklären, warum du fort bist, warum Vivi plötzlich aufgetaucht ist. Du hast tatsächlich keine Ahnung, was du mit deinem Verschwinden angerichtet hast.“
 

„Was willst du damit sagen?“, wisperte die ältere Frau, vollkommen verwirrt. Verzweifelt lachte Nami auf, konnte Robin so sehr auf der Leitung stehen?
 

„Du bist der intelligenteste Mensch, dem ich je begegnet bin, aber sobald Gefühle im Spiel sind, merke ich davon nichts mehr.“ Unglaublich diese Frau. Waren Namis Gefühle ihr gegenüber denn so unvorstellbar?

„Checkst du nicht worauf ich hinaus will? Verdammt nochmal, ich liebe dich!“, sprach Nami endlich jene Worte aus, die ihr schon so lange auf der Zunge lagen, doch nie aussprechen konnte.

„Und jetzt verschwinde. Ich habe genug Verluste hinnehmen müsse, ich brauche keine weitere Enttäuschung. Ich vertraue dir nicht. Verschwinde einfach aus meinem Leben!“ Die Angst sie erneut zu verlieren, war zu groß. So gern sie sich ihre Einstellung der letzten Wochen wünschte, so unmöglich erschien sie ihr und dieser Schnitt, jetzt und hier, war die einzige Lösung die ihr einfiel. Mehr leiden wollte sie nicht, auch wenn es unfair ihren Freunden gegenüber war, die so verzweifelt hofften, Robin wieder in der Mannschaft zu haben, es ging nicht anders.
 

„Und warum weinst du dann?“, flüsterte Robin traurig. Entsetzt weiteten sich Namis Augen. Schlagartig griff sie an ihre Wange, spürte dort die feuchten Verräter. Wann hatten die Tränen eingesetzt? Ausgerechnet vor der Schwarzhaarigen musste ihr Gefühlschaos sichtbar werden. Wie sehr sie diese Schwäche hasste. Alleine ertrug sie die Tränen, aber vor ihr? Niemals. Nicht, wenn sie der Grund dafür war.
 

„Weil ich loslasse?“, hörte Nami ihre eigene, zittrige Stimme.

„Lass mich bitte allein“, versuchte sie der Situation zu entkommen. Noch länger hielt sie ihren Emotionen nicht stand. Denn ganz gleich, wie sehr sie versuchte ihre Gefühle zu kontrollieren, sie blieben und schrien förmlich nach der anderen je länger sie sich in ihrer Nähe befand. Sie durften nicht die Oberhand übernehmen und alles erschweren. Je früher sie anfing das Unausweichliche zu akzeptieren je eher konnte sie mit erhobenem Kopf nach vorne sehen.
 

„Und wenn ich bleibe?“, fragte Robin wispernd und ihre Augen gehörten nur Nami, versuchten jede Reaktion einzufangen, Reaktionen die die Wahrheit aussprachen.
 

„Diese Option existiert nicht. Du setzt die Reise mit deinen Kumpanen fort und ich mit meiner Crew“, erwiderte Nami so gefasst wie möglich und jedes Wort versetzte Robin einen tieferen Stich.
 

„Das muss nicht sein.“ Nami schüttelte den Kopf, hielt dem Blick der anderen nicht stand.
 

„Wie soll das gehen? Wieder eine Wendung? Wie lang? Eine Woche? Einen Monat? Bist du das nächste Mal die Schnauze voll hast? Schlag dir den Gedanken aus dem Kopf!“ Ein Déjà-vu, denselben Inhalt hatte sie vor Wochen schon mal geführt, nur mit einer anderen Person. Warum liefen beide Gespräche auf dasselbe hinaus? Ohne das Nami es merkte, stand Robin nun dicht vor ihr, streckte langsam die Hand nach ihr aus und strich ihre eine Strähne hinter das Ohr.
 

„Für immer.“
 

„Hör auf zu lügen. Dich hält kein Ort, kein Mensch der Welt fest. Ich wiederhole mich ungern, geh“, wagte Nami einen neuen Versuch. Die Nähe der anderen machte Nami wahnsinnig, zerrte sehr an ihrer Beherrschung und es war als spürte Robin dies. Hauchzart strich ihr Daumen über die Lippen der Navigatorin, die unter der Berührung gänzlich erstarrte, sogar die Luft anhielt.
 

„Ich vermisse dein Lachen“, wisperte die schwarzhaarige Frau, leicht zuckten dabei ihre Mundwinkel.

„Ich glaube deinen Worten nicht, jedenfalls wenn du sagst du möchtest mich aus deinem Leben streichen. Du weißt sehr gut, dass das eine Lüge ist.“ Robin ließ ihre Hand sinken, sah die junge Frau schwach lächelnd an, ehe sie ihrem Wunsch nachkam und das Zimmer verließ. Indes schloss Nami ihre Augen, die Tränen rannen unaufhörlich ihre Wangen hinab und kraftlos sackte sie an der Wand entlang zu Boden.
 


 

Nachdem Robin die Türe geschlossen hatte, lehnte sie nochmals gegen das Holz, vergrub ihr Gesicht in den Handflächen. Ihr Herz hörte sie wild pochen und ebenso spürte sie den Schmerz, der darin lag. Die eigenen Tränen schossen ihr in die Augen, doch diesem Drang durfte sie nicht nachgeben. Wie stets in solch einer Situation nahm sie mehreren tiefe, konzentrierte Atemzüge. Ihre Fassung musste gewahrt werden, wenn sie nun an Deck ging. Zwei, drei Minuten vergingen und langsam spürte sie wie die Anspannung ihren Körper verließ. Der Moment sich vollkommen fallen zu lassen, war noch nicht gekommen. Seufzend sanken ihre Arme und ihr Blick blieb an den Planken haften. Kaffee und Ruhe, eine Kombination die sie nun mehr denn je benötigte.
 

„N‘ Abend“, murmelte der Cyborg und stand unschlüssig nicht weit von der Archäologin entfernt. Ertappt sah diese zur Seite, stieß sich automatisch von der Türe ab.
 

„Seit wann bist du?“ Franky hielt in seiner linken Hand ein größeres Tablett mit Essen und Getränken. Entschuldigend setzte er ein Lächeln auf, oder vielmehr er versuchte zu lächeln.
 

„Eine… Weile?“ Koala hatte ihn, nachdem er fertig gegessen hatte, gebeten er sollte nach den beiden sehen und gleich ein wenig Stärkung mitnehmen. Ein paar Minuten lang stand er nun im Gang und hatte durchaus die einen oder anderen Wortbrocken mitbekommen. Robin nickte wortlos und setzte sich in Bewegung, schob sich am Cyborg vorbei, der einen traurigen Gesichtsausdruck an den Tag legte. Da der Gang gut beleuchtet war, konnte er sehr wohl die Rötung ihrer Augen erkennen und nachdem er das mitbekommen hatte, fühlte er sich unwohl. Anders als erwartet, blieb Robin nochmals stehen, haderte bevor sie den Oberkörper zur Seite drehte.
 

„Nami wird dir sagen, du sollst gehen. Tust du aber nicht, du bleibst, du setzt dich schweigend irgendwo hin. Das ist ein Schutzmechanismus von ihr, sie hasst nichts mehr als zerbrechlich zu wirken. Das Weinen hört nach ein paar Minuten auf, nach und nach beruhigt sie sich dann. Ob sie darüber redet oder bloß schweigt, hängst ganz von ihr ab. Wenn sie es tut, hör ihr zu. Schweigt sie, dann zwinge sie nicht zum Reden. Sie wird es nie zugeben, aber in solchen Momenten braucht sie einfach einen Freund, der für sie da ist, der ihr vermittelt sie nie im Stich zu lassen und vor allem, der ihr einfach das Gefühl gibt nicht alleine zu sein.“ Er verstand und nickte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Dark777
2015-01-08T19:07:32+00:00 08.01.2015 20:07
!!!!! *_* Endlich bewegen sich die beiden wieder in die gewünschte Richtung! Ich habe lange gegrübelt wie diese unüberwindbar scheinende Hürde zu überbrücken ist und du hast es geschafft! Klar liegt noch einiges im Argen und die Probleme sind nicht aus der Welt, aber Robin hat es geschafft Nami wieder in den Hitzkopf zu verwandeln und ihrem Panzer nicht nur einen Riss zu verpassen, sondern diesen sogar zu sprengen! Schon am Anfang des Chapters war ich überrascht, als Robin Nami nicht gehen ließ und sich durchsetzte. Namis recht wütende Liebeserklärung ohne Zukunft hat mein Herz einen Schlag aussetzen lassen und Robins kleiner Fastzusammenbruch vor der Kabine hat mir den mentalen Todesstoß versetzt. Der letzte Absatz, in dem sehr deutlich wird wie gut Robin Nami kennt und versteht, war dann das i-Tüpfelchen. Ich weiß nicht was du vor hast, aber dir ist hoffentlich klar, dass du das nächste Kapitel umgehend on schalten solltest!!!

V(~_^)
Von:  xXxMephistoxXx
2015-01-05T09:25:37+00:00 05.01.2015 10:25
Super Kapi hab lange gewartet aber nun geht's weiter.
Hoffe du schreibst bald weiter.
Lg Mephi
Von:  fahnm
2015-01-05T01:49:22+00:00 05.01.2015 02:49
Spitzen Kapitel


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