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STUMME SCHREIE - Cum tacent clamant

Indem sie schweigen, reden sie...
von

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Wieso drang über Nacht die Angst in unsere Geschichte ein? Wie konnte ein Mensch schön wie du in Wahrheit nur so hässlich sein?

Die Tage verrannen wie Sand in der Wüste.

Und Kris wurde sich immer klarer darüber, dass er seine Gefühle gegenüber den Gothic nicht mehr verleugnen konnte. Ihm war so wieso schleierhaft wie er das bis dato hatte so geschickt verdrängen und ignorieren können…

Jetzt, so im Nachhinein betrachtet war es mehr als offensichtlich.

Er hatte sich Hals über Kopf verliebt…

In Luca… einen Jungen… einen fremden Jungen, der ihm mehr geholfen hatte, als jeder andere Mensch, den er kannte.

Unfassbar.

Wie war das nur passiert ohne dass er es bemerkt hatte?

Eigentlich war das ja auch egal.

Der Punkt war, dass er sich nun seinen Gefühlen stellen musste, die ihn durch ihre Intensität erschreckten.

Immer wieder erwischte er sich dabei, wie er Luca beobachtete… regelrecht anstarrte.

Bei jeder Berührung stoben hunderte Schmetterlinge in seinem Magen auf, von denen er nicht einmal gewusst hatte, dass sie existierten.

Schmetterlinge so groß wie Flugsaurier…

Es machte ihm Angst.

Nicht nur, dass er langsam eine gewisse Eifersucht gegenüber David entwickelte, sondern vor allem das Luca es völlig in Ordnung zu finden schien, wenn er seine Nähe suchte.

Er sagte nichts, wenn Kris sich an ihn schmiegte, wenn er mit ihm kuschelte oder sich einfach in seine Arme warf.

Warum?

Fühlte er vielleicht ähnlich?

Oder war es nur Mitleid?

Konnte er hoffen…

Irgendwie glaubte er das kaum.

Kris war einer unter vielen, die Luca haben konnte. Wenn er überhaupt am gleichen Geschlecht interessiert sein sollte…

Warum also sollte er sich gerade für ihn entscheiden?

Er hatten den Rothaarigen doch nichts als Ärger und Arbeit gebracht.

Noch immer half er ihm so viel.

Er ließ Kris Zeit mit sich verbringen, lieh ihm Sachen und Geld und spendete ihm Geborgenheit, Nähe und die Wärme, die er nirgendwo anders bekam.
 

Irgendwann hatte der Dunkelhaarige es nicht mehr ausgehalten und war, als es David wieder besser ging, zu ihm gezogen.

Die bloße Anwesenheit des Gothics verwirrte ihn nur noch und er hatte sich schon mehr als einmal bei der ernsten Überlegung erwischt, ob er Luca nicht küssen sollte.

Er war froh, dass sein blonder Freund seine Mutter überreden konnte ihn aufzunehmen.

Vor Luca hatte er es so erklärt, dass er ihm nicht länger auf den Keks gehen wollte, auch wenn sich dieser gegen diese Ansicht vehement gewehrt hatte.

Eigentlich war er froh, dass er ihn nicht mehr so viel um sich hatte.

Die Zeit in der Schule reichte schon um sein Kreislauf völlig aus dem Takt zu bringen.

Wenn das so weiterging würde er irgendwann wegen Herzversagen oder anderen peinlichen Ursachen sterben… da war er sich sicher.
 

Das andere Problem was ihn stark belastete, war sein Vater.

Nach der Eskalation vor fast sechs Tagen war er nicht mehr nach Hause zurückgekehrt…

Na ja, doch… einmal, aber das zählte nicht wirklich.

Er war mit David da gewesen, als sein alter Herr außer Haus war um sich Sachen zu holen.

Es war eine reine Feigheitstat.

Doch Kris war sich sicher, dass er in seiner jetzigen Verfassung nicht gut bei seinem Vater aufgehoben war. Umso mehr er abgelenkt war, umso gefährlicher war es in der Nähe seines Vaters zu sein. Wo die kleinste Unaufmerksamkeit zu einer grausamen Strafe führen konnte.

Er hatte ihm eine kurze Nachricht hinterlassen und war dann mit David zurückgefahren.

Davids Mutter hatten sie erzählt, dass sein Vater auf Montage war.

So kam es das er die nächste Zeit bei David wohnte.

Und eigentlich genoss er das auch.

Uneigentlich jedoch…

War er eifersüchtig, ohne das er sich genau erklären konnte warum eigentlich.

Es hatte eine Weile gedauert, ehe er die Stiche, die er verspürte wenn er David und Luca zusammen sah, deuten konnte… und als es ihm klar wurde, schämte er sich.

Die Beiden verstanden sich auch super und es war doch schön.

Jedenfalls sollte es das sein…

Auch David hatte an ihrer Schule keine Freunde, wobei er – da war sich Kris absolut sicher – ohne ihn als seinen Freund, wesentlich beliebter sein würde.

Er brauchte auch jemanden, der ihm beistand und half…

Die meisten Freunde die David hatte, kamen aus anderen Städten oder gingen nicht auf die gleiche Schule wie er. Folglich konnten sie ihm bei schulischen Problemen eher weniger helfen.

Also sollte er sich doch eigentlich freuen…

Oder?

Warum konnte er es dann nicht?!

Wenn er es doch unbedingt wollte.

Aber irgendwie waren sein Verstand und sein Herz sich da nicht ganz so einig.

Und das schlimmste von allen war, dass David ihn leider viel zu leicht durchschauen konnte.
 

»Kris… was ist denn los?« hatte David an einem Abend gefragt, als sie zusammen in seinem Bett gelegen und Beide in die Dunkelheit gestarrt hatten.

»Was soll denn sein?«

»Ich merke doch genau, das etwas mit dir nicht stimmt.«

»Du irrst dich, es ist alles bestens…«

»Du lügst, Kris.«

»Ich,…-«

»Schon okay. Du musst nicht mit mir darüber reden okay?... Hat ja eh noch nie was gebracht, wenn ich dich dazu zwingen wollte. Aber versprich mir das du zu mir kommst oder zu Luca gehst, wenn es zu viel wird… hm?«

Er hatte die sanfte Hand an seiner Wange gespürt und seine Tränen einfach nicht mehr zurückhalten können.

Er hasste sich dafür.

Immer wieder heulte er nur rum, obwohl er doch wusste, dass er David damit überforderte.

Doch am meisten hasste er sich dafür, dass er eifersüchtig auf diesen tollen Menschen war, der ihn gerade tröstend in seine Arme zog.

Wieso musste sein Leben nur so scheiß kompliziert sein…?

Was hatte er nur verbrochen?

Mit diesen dunklen Gedanken war er kurz darauf in Davids Armen eingeschlafen.
 

Auch in der Schule lief es zu der Zeit nicht optimal für ihn.

Alles was ihn im Kopf herumging, führte dazu, dass seine so wieso schon spärliche Konzentration nun extrem gestört war.

Immer wieder verlor er sich in Überlegungen über seine jetzige Situation.

Er wusste, dass er irgendwann zurück musste… zu seinem Vater.

Und doch zögerte es immer weiter heraus.

Dass die Angst von Tag zu Tag größer wurde, spürte er auch und doch wollte er sich die Illusion dieser vollkommenen Scheinwelt, in der er gerade lebte, bewahren.

Das würde er auch weiterhin tun…

Solange jedenfalls bis ihn die Schatten wieder einholten.

Was dann allerdings geschah, wollte er sich einfach noch nicht vorstellen…-
 

»Kris?...hey Kris! Wo bist du denn schon wieder mit deinen Gedanken?« wurde er von seinem besten Freund aus den Gedanken gerissen.

»Hm?« erwiderte er geistreich und sah den Anderen an.

»Na komm schon, oder willst du bist morgen hier sitzen bleiben?«

Oh… hatte es schon geklingelt?

Anscheinend, sonst wäre das Klassenzimmer kaum so leer.

»Ey, wo bleibt ihr denn?« hörte er nun auch Lucas Stimme. Sofort spürte er wieder das angenehme Kribbeln

»Klar…« nuschelte er und packte eilig seine Sachen zusammen, ehe er mit den Beiden hinausging.

Wieder ein Tag Schule an ihm vorbeigerauscht.

Irgendwann würde ihm das mal auf die Füße fallen, wenn es so weiterging. Aber daran wollte er im Moment lieber nicht nachdenken. Es brachte sowieso nichts.

Mit wachsender Eifersucht beobachtete er David und Luca, wie sie den ganzen Rückweg lang scherzten und sich über die Lehrer und Schüler lustig machten.

Bei solchen Gesprächen fühlte er sich immer ausgeschlossen, doch eigentlich war er selber schuld. Das wusste er.

Trotzdem konnte er sich nicht einfach einbringen… es entsprach ihm einfach nicht.

Er konnte nicht einfach so Smalltalk halten. Dafür hatte er David schon immer bewundert.

Wie gerne würde auch er einfach so mit Luca herum albern…

Locker und frei…

Er fühlte sich plötzlich wie der schüchternste Mensch der Welt.

Stumm trottete Kris also hinter den Beiden her und kämpfte mit seiner Eifersucht, die sich immer wieder zu Wort melden wollte.

»Sag mal, wollen wir nachher noch ein wenig zocken oder so?« fragte David gerade. »Ich liebe deine Playstation…«

Luca lachte. »Klar. Kommt einfach nachher vorbei, wenn ihr euch von der Särchen ein wenig erholt habt.«

»Bist du dabei, Kris?«

Er blickte auf.

Sollte er wirklich?

Wollte er den ganzen Abend dabei zu sehen wie die beiden sich näher kamen?

»Hey, was ist denn nur los mit dir?« fragte Luca nun und blieb vor ihm stehen.

»W- was soll sein?« erwiderte er überrumpelt und blieb ihn einem gewissen Sicherheitsabstand ebenfalls stehen.

»Du bist schon die letzten Tage so komisch.« sagte der Rothaarige und kniff die Augen zusammen. Er musterte ihn intensiv und dieser Blick ließ kalte Schauer über Kris Rücken jagen.

»Quatsch… es ist nichts. Ich mach mir halt so meine Gedanken.«

»Gedanken also…«

»Ja!« Kris lief betont locker an dem Anderen vorbei. »Die Situation ist nun mal nicht optimal zurzeit, das ist alles.«

Das war ja noch nicht einmal gelogen… nur eben stark untertrieben!

»Kris...« wollte David einwerfen, doch der Angesprochene unterbrach ihn mit einem Kopfschütteln.

»Lasst uns weitergehen… «

Damit war das Thema hoffentlich erst Mal erledigt. Vorerst.

Kris wusste selber, dass er nicht immer davon laufen konnte… davon wurden seine Probleme nicht kleiner, doch er wünschte sich nichts mehr, als dass sie sich einfach von selbst in Luft auflösten.

Wie schön musste es sein ohne Sorgen zu leben…

David berührte ihn am Arm um auf sich aufmerksam zu machen.

»Gehen wir nachher nun zu Luca?«

»Ja, klar…« meinte er ohne richtig darüber nachzudenken.

»Okay. Dann sehen wir uns ja nachher… bis dann« verabschiedete sich nun der Gothic und klopfte ihnen Beiden auf die Schulter, ehe er um die nächste Ecke bog.

»Tschüss.«

»Bis dann.«

Kris und David gingen einen kleinen Trampelpfad hinunter in den Park und gingen dann quer über die Grünanlagen. Um diese Zeit war die Anlage gut besucht… überall sah man kleine Gruppen, die rauchend und lachend auf den Bänken saßen oder Menschen, die mit ihren Hunden Gassi gingen.

Eigentlich fand der Dunkelhaarige diese Umgebung immer besonders schön, doch er konnte sich heute nicht wirklich darauf konzentrieren. Seine Gedanken waren bereits beim heutigen Abend…

Und bei Luca.

Was sonst?

Irgendwie nervte er sich schon selber damit.

Und das war eine Kunst für sich.

Es dauerte nicht lange bis sie zu Davids Zuhause kam. Er wohnte genau gegenüber vom Park, der die Innenstadt vom Randgebiet trennte.

Der Blonde schloss die Haustür auf und ließ ihn rein.

Gemeinsam gingen sie die zwei Treppen hoch und machten sich, kaum dass sie alle Sachen ausgezogen und in die Ecke geschmissen hatten, etwas zu Essen.

Sie aßen schweigend und räumten dann die Küche auf, bevor sie in Davids Zimmer gingen.

Das alles passierte schweigend.

Kris wusste nicht was er sagen sollte und David schien wohl mit den Gedanken auch schon ein wenig weiter weg zu sein.

Und dann kam den Teil, den Kris an seinem Zusammensein mit seinem Freund am meisten liebte… sie verbrachten Zeit miteinander ohne sich miteinander zu beschäftigen.

So etwas konnte er nur mit den Blonden.

Zuerst erledigten sie die Hausaufgaben bei denen sie sich ab und an gegenseitig halfen und während Kris zur Entspannung danach ein Kreuzworträtsel löste, spielte David Gitarre.

So lief es ungefähr eine halbe Stunde lang.

Er lauschte den Klängen von dem Gitarrenspiel seines Freundes und schloss für einen Moment die Augen. Insgeheim hatte er den Anderen dafür schon immer bewundert.

David hatte in der musikalischen Richtung wirklich Talent. Er selber würde wahrscheinlich nicht einmal annähernd so spielen können, wie er es gerade tat.

Seine schlanken Finger glitten so schnell über das Griffbrett der Gitarre, dass man die Akkorde gar nicht genau auseinanderhalten konnte.

Und die Melodie war schön.

Kris mochte es sehr ihm beim Üben zuzuhören…auch wenn der angehen Künstler oft sagte das seine Übungen nichts Besonderes waren und sich oft nicht besonders gut anhörten.

Für ihn war jede Art von Musik die selbstgemacht war etwas Besonderes.

Und da es sich der Dunkelhaarige immer so wünschte, durfte er auch oft dabei sein wenn David übte… und das durfte wirklich nur er.

Alleine dieser kleine Beweis der Nähe zu David machte Kris glücklich.

Er war einfach mehr als froh so einen Freund zu haben.

»Singst du mir was vor, bitte?«

David sah ihn überrascht an, so als hätte er einen Moment völlig vergessen das er überhaupt da war.

»Hm, was willst du denn hören?«

Kris überlegte kurz. »Sonne…«

Der Blonde hob seine Brauen. »Wie kommst du denn jetzt auf dieses Lied?«

»Weiß nicht… ich möchte es einfach hören… also?«

»Klar.« meinte David und ging zu seiner Box um die Gitarre an zustöpseln.

Er stand vom Schreibtischstuhl auf und warf sich aufs Bett, während David seine Gitarre bereit machte. Als er soweit war, schlug er die ersten Akkorde an.

Der Dunkelhaarige schloss die Augen und ließ sich in das Lied hineinfallen.

Er mochte es so…

David meisterte das Vorspiel gekonnt.

»Der Morgen graut, ich bin schon wach…« begann David leise zu singen und seine klare Stimme hallte im Raum wieder. »Ich lieg im Bett und denke nach. Mein Herz ist voll, doch jemand fehlt. Ich hätt dir gern noch so viel erzählt.«

David legte mehr Emotionen in seine Stimme und schlug dir Saiten seiner Gitarre durch.

»Traurig sein macht keinen Sinn, die Sonne scheint auch weiterhin… - «

Kris hörte seinem Freund zu und driftete immer weiter ab.
 

Wenige Stunden später befanden sie sich bei Luca auf der Couch.

Der Gothic und David waren damit beschäftigt irgend so ein Ballerspiel zu spielen und sich immer wieder gegenseitig zu foppen. Es schien beiden einen Heidenspaß zu machen.

Kris saß daneben und sah zu.

Er hatte bereits nach der ersten Runde aufgegeben mitzuspielen; das war ebenfalls etwas was nicht zu seinen Talenten gehörte. Er war meistens eh schon nach wenigen Minuten tot, also konnte er genauso gut die anderen beiden beobachten.

Und das tat Kris.

Und seien wir ehrlich… er beobachtete natürlich Luca.

Er konnte einfach nicht seine Augen von dem Gesicht des Anderen nehmen. Er wirkte so konzentriert und trotzdem hatte er dieses schiefe Lächeln auf den Lippen.

Wieder spürte er dieses Kribbeln in seinen Körper, das sich auszubreiten schien.

Sein Blick blieb an der Kette seiner Mutter hängen, die Luca um den Hals trug. Eine Tatsache die sein Herz direkt noch mehr erwärmte.

Anscheinend gefiel ihm das Schmuckstück wirklich…

Erst hatte er ja damit gerechnet, dass die Freude nur aufgesetzt gewesen war und er diese Kette nie wieder sehen würde, aber da hatte er sich getäuscht. Luca hatte sie seit seinem Geburtstag jeden Tag getragen. Und das machte Kris glücklich.

Überhaupt war er im Moment sehr zufrieden, wenn diese Eifersuchtsbestie da nicht wäre…

Doch vielleicht konnte man diese ja zum Schweigen bringen.

Ohne weiter darüber nachzudenken, ließ er sich gegen Luca sinken. Als sein Kopf die Schulter des Älteren berührte, spürte er etwas, dass sich anfühlte wie ein Stromschlag.

Seufzend lehnte er sich an und musste leicht grinsen, als dieses drückende Gefühl in seiner Magengegend tatsächlich die Klappe zu halten schien.

»Alles okay, Kris?« fragte Luca, schien sich aber nicht befreien zu wollen. Er blieb so sitzen wie er war.

»Hm..« machte der Angesprochene zustimmend und genoss die Wärme des anderen Körpers.

Die letzten Tage hatte er ihn so vermisst…

Was nüchtern betrachtet totaler Unsinn war, weil sie sich ja in der Schule jeden Tag gesehen hatten, aber in der Schule konnte er eben nicht so einfach Lucas Nähe suchen.

Und sein Herz sprach sowieso eine ganz andere Sprache.

Schon wenn er Luca einige Minuten nicht mehr sah, hatte er das Gefühl ihn wochenlang vermisst zu haben, wenn er wiederkam.

Das war lächerlich…

Und er war verdammt liebeskrank.

Aber was sollte er schon groß dagegen tun?

Sollte er es wirklich wagen?

Sollte er mit dem Älteren darüber reden?

Doch was sagte man denn da so?...-

Scheiße!
 

Die Entscheidung wurde Kris eine knappe halbe Stunde Später abgenommen.

David, der noch in seinem Sieg badete und Luca immer wieder damit aufzog, machte sich nun fertig zum Gehen.

»So, tut mir Leid… aber ich muss. Ich hab noch Probe und das darf nicht zu spät werden.«

»Schon okay.«

»Ich hoffe du verkraftest meinen Sieg…« grinste David, während er sich die Schuhe anzog.

»Ich werde es versuchen.« erwiderte Luca und verdrehte seine Augen. »Aber ich weiß nicht ob ich die Nacht so einfach überleben werde mit dem Schmach…«

Beide lachten.

»Kris?«

Der Dunkelhaarige hatte sich noch nicht bewegt.

»Hey, kommst du nicht mit?« fragte der Blonde überrascht.

Er spürte zwei Augenpaare auf sich ruhen und kratzte seinen ganzen Mut zusammen.

Es war nicht viel, doch es reichte überraschender Weise.

»Nein...ich bleib noch etwas. Ich möchte mit Luca reden, wenn das okay ist.« sagte er leise und blickte unsicher in die Gesichter seiner Freunde.

Beide wirkten zuerst überrascht, aber dann nickte David.

»Okay. Dann geh ich schon mal vor.« sagte der Andere und warf ihm den Zweitschlüssel zu. »Hier falls du früher zurückkommst als ich.«

Wieso hatte er den Zweitschlüssel auch dabei?

Konnte er in die Zukunft sehen oder was?

»Danke.« nuschelte er und ließ den Schlüssel in seine Hosentasche sinken.

»Bis später dann!«

Damit gingen David und Luca aus dem Wohnzimmer.

Kris saß immer noch auf der Couch und versuchte seine aufgeregten Gedanken zu ordnen.

Das war seine Chance!

Wahrscheinlich seine einzige!

Oh Himmel, er würde es bestimmt vermasseln und ge…-

»Und was gibt’s?«

Luca war wieder da und ließ sich neben ihn fallen.

»Ich…«

Er wusste einfach nicht wie er anfangen sollte.

Wie gestand man denn seine Gefühle?

Er hatte so etwas doch noch nie gemacht!

Nervös knetete er seine Finger im Schoß und zitterte leicht.

Er konnte das nicht!

»Hey…« meinte Luca, der anscheinend zu spüren schien das etwas nicht stimmte. Er rutschte näher und berührte seinen Arm. »Was willst du denn mit mir bereden?«

Kris zuckte vor der Berührung zurück und biss sich auf die Lippen.

»Vergiss es wieder. Ich kann das nicht!«

Er sprang auf und wollte zur Tür, doch der Rothaarige hielt ihm am Handgelenk fest.

»Moment mal. Renn doch nicht gleich weg…«

»Luca… bitte nicht…«

»Setz dich wieder hin. ich merk doch, dass es etwas wichtiges ist. Hey, lass dir einfach Zeit…komm schon her.«

Willenlos ließ er sich zurück auf das Sofa ziehen. Was sollte er denn machen?!

»Ich hab keine Worte dafür« versucht er zu erklären und blickte kurz in die warmen Augen des Anderen. »Aber ich…«

Durfte er wirklich?

»Aber was?«

Kris kratzte noch einmal allen restlichen Mut zusammen, beugte sich vor und drückte dem Rothaarigen seinen Mund auf die Lippen.

Bei dem ersten Kontakt spürte er wieder Millionen Schmetterlinge aufstoben und heiße Schauer liefen ihm über der Rücken.

Doch der Kontakt hielt nicht lange an.

Kris wurde etwas ruppig an den Schultern gepackt und zurückgestoßen.

»Woha… was sollte denn das?«

In den ersten Augenblicken registrierte er gar nicht was passiert war.

Erst als er in Lucas verblüffte, faszinierend blassgrüne Augen sah, kam die Zurückweisung bei ihm an. Nur Sekunden später setzte der Schmerz ein, der sein gesamtes Herz zusammenpresste.

Nein!

Oh Himmel, nein! Er war zu weit gegangen.

Das Verstehen, was sich langsam in den Augen des Anderen bildete, ließ ihn aus seiner Starre erwachen. Wie von der Tarantel gestochen sprang er auf und wich von der Couch zurück.

»Kris, warte…«

Nein!

Er wollte es nicht hören!

Kris wollte nicht noch mehr zurückgewiesen werden. Schon jetzt bekam er kaum noch Luft…

Er wollte nicht hören wie abartig Luca ihn jetzt fand.

Vielleicht wollte er ihm auch sagen, dass er ihn nie wieder sehen wollte?

Tränen stiegen in seine Augen und ohne es zu registrieren trat er die Flucht nach vorne an.

»Kris!«

Er rannte aus dem Wohnzimmer, durch den Flur und stieß die Haustür auf.

Dann preschte er die Straße hinunter.

»Kris! Warte… KRIS!«

Seine Glieder zuckten. Er wollte zurück zu ihm… zu Luca.

Doch die Angst trieb ihn weiter. Er rannte solange bis er das Gefühl hatte auf der Stelle umfallen zu müssen, weil keinerlei Sauerstoff mehr in seinen Lungen war.

Keuchend blieb er stehen.

Wie es aussah war er im Park gelandet…

Kris versteckte sich hinter einer Hecke, wo er zusammenbrach, die Arme um seine Knie schlang und bitterlich anfing zu weinen.

Doch egal wie viel er weinte, er hatte das Gefühl das der Schmerz sich festgesetzt hatte. Er konnte ihn nicht herausschwemmen. Immer wieder hämmerte er an die Innenseite seines Schädels.

Und dieser Schmerz war es, der ihn langsam in die Dunkelheit zog.

Das letzte was er bewusst wahrnahm, war das er zur Seite in das feuchte Gras kippte und sich zusammenrollte wie eine Kugel.

Danach war nichts mehr.
 

Er wurde durch ein Geräusch aus seiner Starre gerissen.

Was?

Er fuhr auf und bemerkte, dass es bereits dunkel geworden war.

Wie lange hatte er hier nur gelegen?

Es schien keine Zeit mehr zu geben… wieso sollte das auch wichtig sein.

Umständlich richtete er sich auf stakte auf seinen tauben Beinen auf den Weg zurück.

Sofort meldete sich der tiefe Schmerz in seinem Herzen zurück und ließ ihn taumeln.

Scheiße!

Wie hatte das alles nur passieren können?!

Gedankenverloren machte er sich auf den Weg zu Davids Haus ohne es zu merken.

Immer wieder sah er Lucas entsetzten Blick vor sich.

Wieso hatte er das nur getan?

Kris ging die Straße entlang und steuerte den weißten Block an, in dem er seit kurzen wohnte. Er wollte nur noch ins Bett… er wollte nicht mehr denken, er wollte einfach schlafen.

Und dann sah er endlich den Eingang und erstarrte…

Dort standen Luca und David in einer innigen Umarmung.

Keine 10 Meter entfernt.

Wie betäubt starrte Kris seine Freunde an, die sich fest umschlungen hielten.

Er versuchte zu erfassen was er da gerade sah, konnte es aber einfach nicht.

Wie ferngesteuert wich er immer weiter zurück.

Und dann sah David ihn direkt an.

»Kris…« rief er überrascht.

Nun fuhr auch Luca herum und sah ihn an.

»Scheiße Kris,… das -«

Ist nicht so wie es aussieht?, beendete er den Satz in Gedanken.

Aber er ließ ihn wieder nicht aussprechen sondern rannte wieder weg.

Weglaufen schien ja zu einer neuen Disziplin bei mir geworden zu sein, dachte er bitter und jagte ohne zu schauen über die Straße.

Das Hupen was darauf zu hören war, nahm er gar nicht wirklich war.

»Kris! Scheiße… bleib stehen!«

Das war David.

Aber wieso sollte er stehen bleiben?

Was gab es denn da noch zu reden, äh?

Es war doch alles geklärt.

Er rannte auf die Schnellstraße.

Alles um ihn war ausgeblendet. Die Schwärze, vor der er immer solche Angst gehabt hatte, hatte seinen ganzen Verstand vernebelt. Alles war betäubt.

Der Schmerz, die Trauer… aber auch seine Logik.

Zwei Autos wichen ihm hupend aus, ein drittes legte für den Dunkelhaarigen eine Vollbremsung hin und brachte so den gesamten Verkehr ins Stocken.

Kris interessierte das alles nicht.

Er sprang über die Planke, die die beiden Spuren voneinander trennte und wollte gerade weiterrennen, als er das dröhnende Hupen hörte.

Der Scheinwerfer blendete ihn und ließ ihn völlig erstarren.

Er blickte dem Tod ins Gesicht.

Dieser hatte Glatze, trug eine kunterbunte Schiebermütze und fuhr einen LKW.

Mehrmals versuchte sich Kris aus seiner Starre zu lösen, doch es gelang ihm einfach nicht. Seine Beine verweigerten ihm den Dienst. Also schloss er die Augen und atmete tief ein und aus.

Jetzt würde er sterben…

Jede Sekunde.

Und dann ging ein Ruck durch seinen Körper und schleuderte ihn zur Seite.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Billy_johnson
2013-07-31T18:05:17+00:00 31.07.2013 20:05
Maaawn T_T
( my German is not soo good sry)
Das ist mies ;-;
Ich will weiter lesen !
Wanna more q-q
Antwort von:  Noveen
01.08.2013 09:49
O_o
Sorry, ähm ich wollte nicht mies sein.
Ich geb mein Bestes-... nur noch ein wenig Geduld.^^
Von:  Silverdarshan
2013-07-31T12:54:53+00:00 31.07.2013 14:54
Also das ist mies. Sowas von mies! An so einer Stelle aufzuhören!
Ich hoffe für dich, dass das nächste Kapitel so gut wie in den Startlöchern sitzt, sonst werde ich echt böse!
Sowas gemeines! Als Kind habe ich in meinen Lieblingsserien schon solche Stellen verflucht und ich kann sie heute noch nicht leiden, wie ich gerade festgestellt habe xD
Was Luca angeht habe ich zwar so meine Vermutungen, aber ich warte dennoch gespannt und voller Ungeduld auf die Auflösung, die hoffentlich bald kommt :)

LG Silverdarshan
Antwort von:  Noveen
01.08.2013 09:55
*wegduck*
Hey du! Ich hab so schnell gar nicht mit dir gerechnet... der Urlaub schon vorbei?^^ War es denn wenigstens schön?

Jaha... ich weiß das ich irgendwo mies war, aber die Spannung soll ja erhalten werden! Du als Autorin müsstest das verstehen!! X__x
Doch deine Vermutung was Luca angeht würde mich schon Mal interessieren... verrätst du sie mir? *blinzel* Ich sags auch nicht weiter...^^

Hm... dass das nächste Kapitel in den Startlöchern steht, kann ich nicht direkt sagen. Aber ich arbeite dran. Nur noch etwas Geduld.

LG
Von:  Medieval
2013-07-30T20:44:03+00:00 30.07.2013 22:44
OMFG!
Du musst weiter schreiben! :O
Bitte! Du kannst doch nicht an so einer stelle aufhören!
Das Kapi war suuper :D
Kann das nächste kaum abwarten!
Freu mich schon riesig auf das nächste :D
Antwort von:  Noveen
01.08.2013 09:47
Ja, ich weiß... mieser Cliffi xD
Aber ich versuche mein möglichstes um euch allen ganz schnell das nächste Kapitel zu präsentieren. Und einiges aufzuklären.. Versprochen.^^

Danke für den Kommi.
LG


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