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STUMME SCHREIE - Cum tacent clamant

Indem sie schweigen, reden sie...
von

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Von Allen Menschen auf der Welt, hab ich dich auserwählt, der Mörder zu sein die meine Tage rückwärts zählt!

Jetzt würde er sterben…

Jede Sekunde.

Und dann ging ein Ruck durch seinen Körper und schleuderte ihn zur Seite.

Nur Augenblicke später befand er sich im freien Fall… es war ein bisschen wie Schweben. Es kribbelte so seltsam im Magen, wenn man den Boden unter den Füßen verlor.

Doch das alles nahm er nur entfernt war.

Sein Kopf war leer.

Warum spürte er keinen Schmerz?

Müsste es nicht eigentlich furchtbar wehtun, wenn man mit einem LKW kollidierte?!

0der-…

Dann machte Kris eine unsanfte Bekanntschaft mit dem Boden, die auch hätte mehr schmerzen sollen und erst da fiel ihm der andere Körper auf.

Durch Diesen war sein Fall also gebremst worden.

Er blinzelte nach oben und sah, dass er in Lucas Armen lag.

Verwirrt starrte er den Gothic an, der mit ihm auf den kleinen Seitenstreifen der Straße lag.

Wo war er so schnell hergekommen?

Der LKW zog immer noch laut hupend an den Beiden vorbei.

Wie war er denn nur entkommen?

Luca stöhnte leise und seine Arme, die den Dunkelhaarigen bis jetzt eng an den anderen Körper gepresst hatten, fielen einfach nach unten.

»Luca? Alles okay?« fragte er besorgt und konnte wirklich für einen Moment die prekäre Situation vergessen, die für den Vorfall verantwortlich war. »Hast du dich verletzt?«

Der Rothaarige fuhr ruckartig auf und packte seine Schultern.

Die sonst so warmen Augen strahlten kalte Wut aus.

»Sag mal hast du Fasching im Hirn, Junge?! Das hätte verdammt schief gehen können… wieso hast du das gemacht?«

Benommen bemerkte Kris, dass der Arm des Älteren blutete. Er schien über den Asphalt geschlittert zu sein. Wenn er so genau darüber nachdachte, konnte er keine der Bewegungen im Nachhinein mehr nachvollziehen… es war alles so schnell gegangen!

»Es… es tut mir Leid…« war alles was er herausbrachte.

Luca schnaubte. »Boha ich glaub das nicht! Wieso bist du stehen geblieben, äh? Der hätte dich erwischt, wenn du noch länger da rumgestanden und gestarrt hättest! Man ey…!«

Er wusste nicht was er dazu sagen sollte.

Wirklich nicht.

War der LKW wirklich noch soweit weggewesen, dass Luca die Zeit gehabt hatte ihm nach zu sprinten?... Anscheinend…

Die Dunkelheit in seinen Gedanken war gänzlich verschwunden, aber nun war auch alles vorherig Geschehene wieder da.

Luca und David…

Er wollte nicht mehr darüber nachdenken müssen.

Umständlich rappelte er sich auf und wollte sich abwenden.

Vielleicht sollte er sich wenigstens bedanken? Schließlich hatte ihn der Andere quasi das Leben gerettet und wenn nicht das, dann hatte er ihn zumindest vor einem Krankenhausaufenthalt bewahrt. Er haderte noch mit sich, als ihm Luca die Entscheidung letztendlich abnahm.

Er nahm umstandstandslos die Hand des Kleineren und zog ihn hinter sich her.

»Komm jetzt mit.«

Kris sträubte sich gegen ihn, hatte aber keine Chance.

»Nein, ich will nicht… bitte…«

»Halt den Mund und komm endlich!« fuhr der Rothaarige ihn an.

Der Dunkelhaarige zuckte bei dem harschen Ton zusammen.

So hatte der Gothic noch nie mit ihm gesprochen. Dieses Mal schien er es echt übertrieben zu haben… aber er konnte doch nichts dafür.

Er wollte nur geliebt werden.

Was hatte er eigentlich verbrochen, dass das anscheinend so schwer war?

Kris stellte den Wiederstand ein und ließ sich willenlos hinterherziehen.

Über die Ampel, zurück in den Park…

Es gab kein Entkommen mehr. Jetzt musste er sich auch David stellen.

Er wollte das nicht.

Jetzt würde er die letzten zwei Menschen verlieren die ihm etwas bedeuteten.

Da war er sich absolut sicher und diese Tatsache ließ die Tränen wieder in ihm hochsteigen. Ohne dass er sie aufhalten konnte, strömten sie über seine Wangen und versuchten erneut den Schmerz aus seinem Körper zu fluten. Wieder versagten sie.

Genau wie er das immer tat.

»Kris… sag mal weinst du?« wollte Luca plötzlich wissen und blieb stehen.

Der Angesprochene konnte nichts außer einem Schluchzen erwidern.

Er wollte ihn nicht verlieren… er hatte ihn doch grade erst gefunden und…

Er liebte den Rothaarigen so dolle.

Es tat so weh.

»Hey…« Jetzt klang seine Stimme wieder gewohnt sanft und er zog ihn in die Arme. »Du brauchst keine Angst mehr zu haben, okay? Ich war nur so… erschrocken. Komm wir gehen erst Mal heim, ja?«

Kris nickte zittrig.

Sie setzten sich wieder in Bewegung.

Eigentlich wollte er nicht zurück. Jede Zelle in seinem Körper schien sich zu weigern… alles in ihm schrie danach zurück zu gehen. Nur die Tatsache, dass Luca noch immer seine Hand hielt, ließ ihn weiter geradeaus gehen.

Auf Davids Haus zu.

Sie gingen schweigend, bis sie das Haus erreicht hatten. Luca klingelte und fast sofort wurde die Tür aufgerissen. David sprang die Beiden förmlich an.

»Scheiße, Kris! Gott sei Dank ist dir nichts passiert!«

Und obwohl immer noch der Schmerz in ihm regierte, klammerte er sich an den Blonden. Es tat so gut zu wissen, dass er nicht böse auf ihn war.

Der Gothic schob sie sanft ins Haus und schloss die Tür hinter sich.

Gemeinsam gingen sie ins Wohnzimmer, wo David Luca einen vielsagenden Blick zuwarf und dann in die Küche verschwand.

»Ich mach uns mal nen Tee, bin gleich wieder da!«

Kris stand nun wie verloren in dem ihm so bekannten Zimmer und fühlte sich plötzlich wie ein Ausgestoßener. Was sollte er jetzt tun?

Er wollte doch gar nicht hier sein!

Er wollte nicht hören das David und Luca sich liebten… oder zusammen waren oder…

Nein!

Der Dunkelhaarige wand sich zur Treppe um.

»Ich… ich geh nach oben… müde…« nuschelte er und war schon dabei zu gehen, als ihn Luca am Handgelenk packte und ihn zu sich zurückzog.

»Lauf nicht wieder weg, Kleiner. Wir müssen darüber reden.«

»Nein. Es … es ist alles okay, wirklich. Ich geh,… ich lass euch ein bisschen allein und geh schlafen… ich - «

»Lüg mich nicht an Kris. Es ist nicht alles okay. Sonst wärst du wohl kaum so lebensmüde über diese Straße gebrettert. Also los, wir müssen darüber reden.«

»Nein… ich will das nicht… bitte… nicht…«

»Kris! Setz dich endlich auf das verflixte Sofa!«

Er fuhr zusammen, kam der Aufforderung jedoch sofort nach.

Auch wenn er nicht wollte, er konnte einfach nicht anders. Ihm war schon von klein auf eingetrichtert wurden, dass er auf Befehle zu hören hatte. Es war beinah ein Reflex von ihm wie Atmen oder Blinzeln.

Das schien auch der Rothaarige leider Gottes durchschaut zu haben.

»Geht doch…« seufzte Luca nun und ließ sich neben ihn sinken. »Also, wegen dem Kuss, ich-«

»NEIN!« fuhr Kris dazwischen und vergrub seine Hände in den Haaren. »Ich will das nicht hören! Ich will nicht!...«

Wo die Worte genau herkamen wusste er selber nicht, doch in diesem Moment schossen sie einfach so aus ihm heraus. »Ich will nicht hören das du mich nicht willst, weil ich hässlich und dumm bin. Bitte sag es nicht. Halt mich von mir aus für abartig, aber sag es mir nicht… bitte ich will nicht… ich… nein…bitte nein…«

Wie im Wahn stammelte er die Wörter vor sich hin und wiegte sich vor und zurück.

»Scht… Kris, beruhig dich doch.«

Beruhigen?

Wie sollte er sich denn beruhigen?

Er würde gleich alles verlieren und…-

Sanfte Hände lösten seine eigenen aus den Haaren.

»Kris… ganz ruhig…«

Wimmernd schüttelte er den Kopf.

Er wollte das nicht hören, warum quälte ihn der Andere denn so?!

Und dann lagen plötzlich weiche Lippen auf die Seinen.

Er riss die Augen auf, schloss sie aber wieder als er realisierte, dass Luca ihn gerade küsste.

Wie von selbst schlangen sich seine Arme um den Hals des Gothics und er klammerte sich an den Älteren wie ein Ertrinkender, während er die Zärtlichkeiten der fremden Lippen erwiderte.

Ganz sanft wurde er in die Polster der Couch gedrückt.

Tausend Schmetterlinge stoben in seinen Magen auf… jedenfalls fühlte es sich so an.

Nie in seinem Leben hatte er etwas Vergleichbares gespürt.

Unwillkürlich wünschte er sich, dass dieser Kuss niemals enden würde…

Doch natürlich war das absolut unrealistisch und dumm.

Viel zu schnell waren die sanften Lippen wieder verschwunden.

»Hörst du mir jetzt endlich zu, Kleiner?« wollte Luca rau wissen und lehnte seine Stirn an die von Kris.

Er war ihm immer noch so nahe!

Liebesbedürftig drängte sich Kris an den Anderen.

Er wollte noch so einen Kuss!

Doch Luca lächelte nur schief und hauchte ihm nur noch einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, ehe er sich endgültig von ihm löste und wieder aufrichtete.

»Du hast das vorhin völlig falsch verstanden. Ich… war nur mit der Situation da leicht überfordert.« begann Luca zu reden und sah den Kleineren an.

Jetzt richtete sich auch der Dunkelhaarige wieder auf.

»Heißt… heißt das das… ich mein… du… ich…«

Schüchtern sah er ihn an.

»Das heißt ich finde dich nicht abartig und bin generell nicht abgeneigt.« lächelte der Gothic. »Trotzdem müssen wir noch mal über deine Gefühle reden.«

»Aber… ich… ich meinte das ernst… ich lie -«

Kris wurde von Luca unterbrochen, der ihm den Zeigefinger auf die Lippen gelegt hatte.

»Sag es nicht.«

»W- warum nicht?« wollte Kris wissen und sah ihn an.

»Weil du es nicht weißt…« Der Rothaarige zog seine Hand zurück und schüttelte den Kopf. »Ich – «

»Doch das weiß ich! Bitte…« Kris stockte. »Du… du findest mich doch hässlich oder…? Du… du willst nicht mit mir…-«

»Nein! Man ey…« Luca fuhr sich übers Gesicht und seufzte. »Du verstehst das nicht. Ich… - was ist wenn du Dankbarkeit mit Liebe verwechselst, Kris?«

»Was? Nein!... ich meine… sicher, ich bin dir dankbar…aber… es – es ist so groß. Ich hab so etwas noch nie gefühlt. Es kribbelt und tut gleichzeitig weh und ich… ich will dich küssen, schon länger.« haspelte er herunter und wurde immer röter im Gesicht. »Das muss Liebe sein!«

»Bist du dir wirklich sicher, Kris?«

»Ja!«

»Wenn -«

»Bitte… bitte, sag nicht nein zu mir…« flehte er fast und sah den Älteren an. »Stoß mich nicht nochmal zurück. Ich ertrag das nicht… bitte…«

Luca stöhnte und vergrub sein Gesicht in den Händen.

Einen furchtbaren Moment war es ruhig.

Kris spürte sein Herz rasen und fühlte sich leicht schwindlig.

»Luca?«

»Wie könnte ich denn nein zu dir sagen, hm?« fragte der Angesprochene rau und bedachte ihn mit einem so warmen Blick, dass der Dunkelhaarige ganz weiche Knie bekam.

Hätte er jetzt gestanden, hätten ihm höchstwahrscheinlich seine Beine den Dienst versagt.

»H – heißt das…?«

Nun lachte der Ältere heiser und breitete seine Arme aus.

Diese Einladung brauchte er nicht zu wiederholen. Sofort schnellte Kris nach vorne und stürzte sich in die schützenden Arme. Übermütig drückte er Luca seine Lippen auf, ehe er sein Gesicht an dessen Halsbeuge vergrub und tief den tollen Geruch einsog.

Leicht krallte er seine Finger in das T – Shirt des Anderen.

Das musste doch ein Traum sein, oder?

»Sag mal, wie lange stehst du schon da?« fragte Luca plötzlich.

»Lange genug um zu wissen, dass ich gratulieren kann…« erklang Davids amüsierte Stimme.

»Spanner!«

Kris sah seinen blonden Freund betreten an.

»Es tut mir Leid, Davy… ich…« er brach ab und knetete nervös seine Hände in seinem Schoß. »Ich wollte nicht… nicht so sein ich… bitte, sei nicht böse…«

»Das bin ich nicht. Ich bin nur froh, dass dir nichts passiert ist!« meinte David grinsend und zog ihn ohne Umstände in eine Umarmung. »Was mach ich nur mit dir, du Chaot. Dich kann man echt keine Sekunde alleine lassen.«

»Tut mir Leid.«

»Das sagtest du schon!«

Alle drei lachten.

Und Kris hatte das Gefühl plötzlich der glücklichste Mensch der Welt zu sein.

»So und nun behandeln wir mal die Wunde, da!«

Stimmt… da war ja noch was!

Kris wand sich zu Luca um, doch dieser wank bereits ab.

»Alles halb so wild.«
 

Es war kein Traum…

Auch zwei Tage darauf durfte er Luca immer noch nahe sein… ihn küssen und sich einfach an ihn schmiegen wann er wollte.

Schon alleine diese Dinge machten ihn glücklich und gaben ihm das Gefühl zu schweben.

Für andere mochte das alltäglich sein, doch für ihn war es das nicht.

Die Gewissheit den Gothic berühren zu dürfen wann immer er es wollte, war für ihn das größte Geschenk was er seit langem bekommen hatte.

So vergingen die nächsten Stunden wie in rosa Zuckerwatte.

Das klang klischeehaft und girlymäßig… aber so war es nun mal. Er war schwer verliebt.

Und er genoss jede Sekunde davon.

Immer wieder verschloss er die Lippen mit denen von Luca, wann immer er auch die Gelegenheit dafür hatte. Er konnte einfach nicht genug von dem Gefühl bekommen. Und noch besser war es, dass sein Kuss jedes Mal erwidert wurde.

Nur die Schule war schwer für ihn.

Kris konnte es sehr gut verstehen, warum David und Luca der Meinung waren das nicht jeder etwas von der frischen Liebe wissen sollte. Doch es war so unheimlich schwer den Rothaarigen nicht berühren zu dürfen, wenn er so nahe war.

So wurde es wieder zur Qual in das Lehrhaus zu gehen… trotzdem war es kein Vergleich mehr zu einst.

Luca war es.

Wie ein Held war er einfach auf der Bildfläche erschienen – mit einem lauten Knall.

Er hatte ihn gerettet und sein komplettes Leben auf den Kopf gestellt.
 

»Woran denkst du denn?«

»Willst du dich nicht setzten?«

Kris sah zu den beiden wichtigsten Menschen in seinem Leben hinunter. Wie immer saßen sie auf der abgelegensten Bank des Hofes. Während die Beiden sich schon gesetzt hatten, war er stehen geblieben. Schüchtern sah er jetzt zu seinem Freund.

Er wollte ihn berühren und küssen. Es war absurd, aber er vermisste ihn so sehr… und das obwohl er keine 2 Meter von ihm weg saß und sie den ganzen Tag zusammen verbringen konnten.

Aber seine Sehnsucht sprach andere Sprachen. Kris wollte nicht nur reden, er wollte sich in die Arme kuscheln und diese Geborgenheit spüren, die er sein ganzes Leben so vermisst hatte.

»Hey… wo bist du denn mit deinen Gedanken, Kleiner?«

Kris konnte ihn nicht ansehen.

»Kann ich… ich meine… darf ich vielleicht…- ich-…« stotterte er und starrte weiter auf den Boden. Er wollte es so sehr.

Er hörte Lucas Lachen. »Na komm schon her.«

Und ehe er sich versah, saß er auf dem Schoß des tollsten Menschen der Welt und durfte sich an ihn drücken. Dafür bekam er einen sanften Kuss.

»Besser?«

»Hm mhm.«

»Meine Güte, das hält man ja im Kopf nicht aus.« grinste David keck. »Nehmt euch endlich ein Zimmer oder beachtet mich. Ich komm mir vor wie ein Anhängsel.«

Die Drei lachten.

Der Rest der Pause verging viel zu schnell. Die wenigen Berührungen waren für Kris fast wie Tropfen auf den heißen Stein gewesen und trotzdem freute er sich.

Zusammen gingen sie zurück zum Schulhaus.

Vor der Tür ließ Luca seine Hand los und irgendwie tat das weh.

Wie gerne würde er sehen, dass Luca zu ihm stand… auch in der Öffentlichkeit. Warum scherten sie sich eigentlich darum was die Anderen dachten?

Ihre Meinung über ihn hatten sie sich doch schon vor Jahren gebildet…

Und Kris glaubte einfach nicht daran, dass sie die ändern würden.

Wenn Luca nicht bei ihm wäre und ihn schützen würde, würden sie ihn weiter schikanieren und klein machen. Warum sollten sie es sich plötzlich anders überlegen.

Nur Minuten später bewahrheitete sich seine Vermutung zur grausamen Realität.

Einige Minuten vor Stundenbeginn hatten sich Luca und David noch mal auf Toilette verabschiedet, Kris, der das Bedürfnis nicht verspürte, war bereits zum Klassenzimmer vorgegangen. Und da waren sie…-

»Ey, Freak… wo hast du denn deine Beschützer gelassen?«

Kris zuckte zusammen, sagte aber nichts dazu sondern versuchte einfach an den Vieren vorbei ins Klassenzimmer zu gehen.

Doch ehe er sich versah, wurde er von einem breiten Körper an die Wand gepresst.

Er keuchte auf.

»Jetzt hör mal zu du Opfer… denk ja nicht das du jetzt was Besseres bist nur weil dein Schwuchtelfreund und du diesen Gothic da als Beschützer habt…« zischte Sascha aggressiv und presste ihn mit seinem kompletten Gewicht weiter den Sauerstoff aus den Lungen. »Wenn der nicht wäre, hätte ich dir deine Homogedanken in der Dusche schon ausgetrieben, glaub mir.«

Wie sollte er das nicht glauben?

Die Erinnerungen waren leider noch zum Greifen nahe… unwillkürlich erschauderte der Dunkelhaarige, als er sich an diesen schrecklichen Tag zurück erinnerte.

Ein Knie schob sich zwischen seine Beine und bedrohte seine empfindlichste Stelle.

»Bitte… nein…«

»Pah. Das war schon immer das was du am besten konntest…« meinte der Andere herablassend. »Rumjammern. Ich versteh gar nicht, was der komische Luca so an dir gefressen hat. Lässt du ihn an deinen Arsch ran, ja?«

Kris zitterte.

Er wollte das nicht. Wieso tat er ihm so was an?

Das Gesicht seines langjährigen Peinigers rückte seinen immer näher, so das der Dunkelhaarige irgendwann den Kopf drehte.

Warum half ihm nur keiner?

»Soll ich dich vielleicht auch mal ficken? Dann mag ich dich eventuell auch und dir würde es doch bestimmt gefallen, äh?«

Kris riss die Augen auf.

Wovon redete er da?!

Er würde doch nicht…-

Anscheinend schon.

Zischend holte er Luft als er die grobe Hand an seinem Schritt spürte, die an seinem Reißverschluss zerrte.

Nein!

Was wollte er denn von ihm?

Das ging zu weit, nein!

Und plötzlich waren sie alle wieder da, stürmten auf ihn ein aus jeder dunklen Ecke seines Verstandes. Hämmerten in seinen Hirn und legten seine Wahrnehmung still.

Jetzt waren es nicht nur Saschas Hände die nach ihm griffen.

Die Hände waren größer und rauer. Hände die ihn überall berührten und bärtige, raue Lippen die sich widerlich gierig auf seinen Körper legten.

Kris begann zu schreien und wehrte sich wie von Sinnen.

Er konnte die Realität nicht mehr von dem Grauen unterscheiden was in ihm wohnte und versuchte dem allen irgendwie zu entkommen.

Jedenfalls so lange bis ihn ein Schlag mitten ins Gesicht zu Boden beförderte.

»Bist du bescheuert? Sei endlich leise…«

Dann war der Körper über ihm.

»Nein… iihh… lass mich,… nein… nein… bitte…«

Und je verschwanden die Hände und der Körper und mit ihnen die Erinnerungen.

»HAB ICH DIR NICHT GESAGT DU SOLLST IHN NIE WIEDER ANFASSEN!??«

Kris war mit einem Schlag wieder in der Realität.

Er sah auf und bemerkte, dass Luca und David dazugekommen waren, ebenso wie er bemerkte, dass die drei Freunde von Sascha sich zurückgezogen hatten und das Ganze mit dem Rest der Klasse still im Klassenzimmer auf ihren Plätzen beobachteten.

David war bei ihm, half ihm langsam aufstehen und betrachtete sich seine Lippe.

Doch Kris ganze Aufmerksamkeit galt seinem rothaarigen Freund.

Er registrierte das die Tasche und der Mantel, den Luca vor kurzem noch getragen hatte weiter hinten im Flur lagen. Er schien sie einfach abgeworfen zu haben.

In seiner Wut hatte er die Ausstrahlung einer Naturkatastrophe. Seine Bizeps Muskeln (die man durch das T – Shirt sehr gut sehen konnte) spannten sich an, als er den Anderen am Kragen zu sich hochzog.

»Sing ich oder was, du Lappen. Du wirst Kris in Ruhe lassen und ich sage dir, solltest du auch nur einmal noch in seine Nähe kommen wird dir das verflixt leidtun… und wenn du mir das nicht glaubst, dann kannst du es gerne ausprobieren.«

»Ich…-«

»Fresse halten…« knurrte Luca und wirkte dabei so bedrohlich, dass selbst Kris ein Schauer über den Rücken lief. Er hatte den Gothic noch nie so außer sich gesehen… und es machte ihm Angst. Durch seinen Zorn wirkte er noch viel größer und wenn ihn nicht alles täuschte, dann schwebten Saschas Schuhsohlen Millimeter über den Boden und dass obwohl er viel breiter war als Luca selber. »Wenn ich noch ein Ton von dir höre, dann spielen wir ne Runde knick knack Ärmchen ab, verstanden?«

Das schien zu wirken. In Saschas Augen spiegelte sich die nackte Panik wieder und irgendwo in Kris jubelte Genugtuung darüber, dass der Andere endlich selber einmal die Angst spürte, die er sein ganzes Leben lang gefühlt hatte.

»Was soll das werden?« hallte plötzlich die Stimme ihrer Lehrerin im Gang wieder. »Herr Linton, lassen sie Herrn Schäfer sofort los!«

Luca tat es fast sofort, sodass der Andere unsanft auf dem Boden aufkam.
 

Eine halbe Stunde später saß Kris vorm Direktorzimmer und hibbelte auf dem unbequemen Stuhl hin und her. Luca war noch immer nicht wieder hier erschienen.

Wieso dauerte denn das so lange?

Nach dem Vorfall hatten Kris und David sich solange geweigert wieder in den Unterricht zu gehen, bis die Lehrerin ein Einsehen hatte und – nachdem sie Kris Lippe behandelt hatte, die bei dem harten Schlag aufgesprungen war wie eine Überreife Banane – hatte ihnen frei gegeben.

Unfassbar aber wahr.

So warteten sie nun auf Luca.

Und das seit dreißig Minuten.

Langsam bekam Kris wirklich Angst.

Was wenn der Gothic wegen ihm in ernsten Schwierigkeiten steckte?

Das würde er sich niemals verzeihen!!

Und nach einer gefühlten Ewigkeit ging endlich die Tür auf und Luca erschien.

»Ja ja, ich wünsche Ihnen auch noch einen schönen Tag…« seufzte er und schloss die Tür hinter sich. Als er die Beiden bemerkte lächelte er müde. »Hey…«

Der Dunkelhaarige sprang auf und direkt in seine Arme, sein Gesicht an der starken Brust versteckend, die ihm sofort ein Gefühl von Sicherheit vermittelte.

Endlich,…

»Woha. Langsam, Kleiner. Es ist alles okay. Der Vortrag war nur langatmig und wiederholend, aber ansonsten ist alles gut…« meinte Luca und fuhr Kris sanft durch die Haare. »Ich bin nur den restlichen Tag vom Unterricht befreit, was anderes haben die sich wahrscheinlich nicht getraut, weil die Angst haben das Rena ihnen den Arsch aufreißt. Wo wir beim Thema wären. Was macht ihr hier?«

David lachte.

»Ich konnte die Berger überzeugen, dass Kris hier das Opfer ist. Und sie hat uns beiden freigegen, weil es ja unzumutbar wäre ihn in seinen Zustand allein zu lassen…« zwinkerte der Blonde und schüttelte den Kopf.

»In seinem Zustand? Will die mich verarschen? … hätte der ihm was getan, hätte ich ihn alle Knochen gebrochen!«

»Du hast seine Lippe noch nicht gesehen, was?«

>Was

Der Dunkelhaarige wurde an den Schultern gepackt und zurückgezogen, sodass Luca ihn ansehen konnte und als dieser seine Lippe sah knurrte er wieder.

»Vergesst was ich gesagt habe… ich WERDE ihn alle Knochen brechen.«

Und tatsächlich wollte er sich lösen und an Kris vorbei gehen, doch dieser klammerte sich an ihm fest und schüttelte den Kopf.

»Alles okay… bitte bleib hier.«

Er spürte deutlich wie Luca mit sich kämpfte. All seine Muskeln schienen aus Drahtseilen zu bestehen, die unaufhörlich unter seiner Haut zuckten.

Kris drängte sich noch näher an den Gothic. »Bitte, das ist er doch nicht wert. Bleib bei mir…« nuschelte er und hauchte einen Kuss auf die Lippen des Größeren.

Die Anspannung fiel von dem Rothaarigen immer mehr ab und er seufzte.

»Lasst uns gehen, sonst flipp ich hier noch komplett aus.«

Kris nickte und ließ sich von dem Anderen mitziehen, genoss ihre verschränkten Finger…

Aber komplett?

Hieß das, dass das eben noch nicht alles war?

Wollte er dann je erleben wie Luca komplett ausflippte?

Hm… nein, nein das wollte er wahrscheinlich wirklich nicht…



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Silverdarshan
2013-08-07T21:20:26+00:00 07.08.2013 23:20
Ah, spannend, spannend, spannend!
Herrlich :D
Erstmal freuts mich, dass ich Recht hatte mit meiner Vermutung *muahaha*
Und danke, mein Urlaub war richtig schön, wenn auch zu kurz, wie es nun mal so ist, wenn es einem gefällt ^^°
Luca geht unglaublich niedlich mit Kris um :D
Und ja, ich bin dafür, dass er Sascha alle Knochen bricht -__- Und wenn er schonmal dabei ist, kann er bei Kris' Vater gleich weitermachen!
Danke, dass du mein Flehen auf baldige Erlösung erhört hast!
Ein tolles Kapitel, aber ich bin ja nichts anderes von dir gewohnt ;)
Ob Luca bald herausfindet, wie es bei Kris daheim wirklich zugeht? Eine Frage, die nur du mir beantworten kannst. Ich hoffe sehr, bald mehr darüber lesen zu dürfen :D

LG Silverdarshan
Antwort von:  Noveen
08.08.2013 09:53
(:
Das mit dem Urlaub freut micht.
Und auch, dass du wieder so begeistert von meinem Kapitel warst.
Was mit Kris und Luca so noch passiet, erfährst du ja bald. Aber sei dir Gewiss, Luca wird an seinen Kleinen so leicht nichts mehr kommen lassen. Schließlich ist er ein sehr guter Beobachter und Menschenkenner. (;

Ich hoffe bis zum nächsten Mal

LG
Von:  DasIch
2013-08-07T11:27:29+00:00 07.08.2013 13:27
Wow *durchatme* ein tolles Kapitel freu mich wie Bolle aufs nächste und das nächste und nächste:-)
Antwort von:  Noveen
08.08.2013 09:51
O_o
Schön, wenn es dir gefallen hat.^^

LG
Von:  Medieval
2013-08-07T11:22:41+00:00 07.08.2013 13:22
Ein tolles Kapi *_*
Würde am liebsten sofort das nächste lesen :D
Ich hoffe es kommt bald ^^
Freu mich schon :)
Antwort von:  Noveen
08.08.2013 09:50
Vielen Dank... Ich geb mir auf jeden Fall Mühe.^^

LG


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