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Aftermath

Wenn die Folgen dein Leben entscheiden
von

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Für einen Moment

Sorgen.

Villa-Kudo.

Zwei in schwarz gekleidete Männer.

Ein Auto.

Erneute Sorgen.

Angst.

Hoffnung.

Ein Mann.

Schmerz.

Todesangst.

Schweigen.

Schwarz.

All diese Dinge waren durchtränkt von dem scheinbar nie endenden Regen. Es gab keinen Augenblick, wo ich ihn nicht hörte. Diese kleinen Tröpfchen, welche auf den Asphalt, auf meine durchnässten Haare oder gegen die Fensterscheibe des mir unbekannten Autos prasselten. Immer war er da. Bis zum Ende wich er nicht von meiner Seite und verhalf mir in so manchen Augenblicken, die ganze Welt vollkommen zu vergessen. Denn zu dieser Zeit war diese Welt ein Ort, den ich nur zu gerne verlassen hätte.

Wohl oder übel gewährte man mir diesen Wunsch nicht.

‚Shinichi, wo bist du nur? Warum bist du nicht bei mir?

Warum kannst du nicht der Regen sein? ‘

Ich wusste, dass du in Schwierigkeiten warst und dich verstecken musstest. Ich wusste auch sofort, dass du dieser kleine Junge mit Brille warst. Denn als er verschwand, hörte ich urplötzlich wieder etwas von dir.

Wie war sein Name doch gleich? Ich konnte mich nicht mehr erinnern…

„Wer weiß … vielleicht ist er ja bereits tot?“, Der Unbekannte lächelte finster, „Dann bist du umsonst hier.“

Nein! Der Regen konnte nicht sterben. Er durfte einfach nicht tot sein.

Shinichi durfte nicht tot sein, während ich noch lebte.

Wozu hatte ich denn all die Zeit gewartet? Um am Ende zu erfahren, dass alles umsonst gewesen war?

Wenn dem so war, dann wollte ich auch nicht mehr leben. Die unerträglichen Schmerzen und die Todesangst, die sich durch meinen Körper fraß, kamen dem Tod schon ziemlich nahe. Doch der Unbekannte wollte mich einfach nicht gehen lassen.

Ich wusste es. Er wollte, dass ich litt. Ansonsten hätte er mir schon längst eine Kugel in den Kopf gejagt.

Ich wusste jedoch nicht wer sie waren, was sie vorhatten und warum sie Shinichi wollten.

‚In was bist du da nur hineingeraten? ‘

Aber was, wenn er nun wirklich tot war? Wenn sie ihn nun umgebracht hatten und ich wirklich umsonst hier festgehalten wurde? Warum durfte ich dann nicht einfach sterben?!

Ich konnte nicht mehr. Ich wollte nichts mehr sehen. Und alles was ich hören wollte ist das Geräusch des Regens, denn er war sanft zu mir. So sanft wie Shinichi…

Ich würde mich langsam von ihm forttreiben lassen, ganz still und leise würde ich mich hingeben, um dann schließlich diesen schmerzhaften Ort zu verlassen. Und wenn ich kein einziges Geräusch mehr wahrnehmen würde, würde ich meine Augen öffnen und das Gesicht anlächeln, welches mir entgegenblicken würde; ebenfalls mit einem Lächeln.

Still, sanft und ohne Schmerz…

Shinichi war nicht hier. Er sollte auch nicht hier sein. Deswegen hatte ich mir vorgenommen, kein einziges Wort mehr zu sprechen, bis alles vorbei war. Ich musste Shinichi beschützen.

Dennoch tat es unglaublich weh.

Ich versuchte die Stimme des Unbekannten und die beinahe unmenschlichen Schreie – waren sie von mir? - auszublenden. Doch meine Gefühle und der brennende Schmerz, der sich immer wieder durch meinen Körper schnitt, holten mich wieder und wieder in das bittere Geschehen zurück.

Es wollte einfach nicht enden.

„Weißt du … im Grunde genommen bist du wie alle anderen Menschen. Ihr seid alle gleich! Da kannst du noch so unschuldig und gebrechlich wirken; es macht keinen Unterschied!“

Ich horchte auf, als der Regen stärker wurde.

„REDE ENDLICH, DU MISTSTÜCK! ER WIRD SOWIESO STERBEN!“

Schmerz.

Regen.

‚Warum hört es nicht auf?!
 


 

„Ran! Wach auf, Ran!“

Das schweißgebadete Mädchen riss die Augen auf. Nur ein Bruchteil einer Sekunde hatte ihr gereicht, um festzustellen, dass sie dabei tatsächlich geschrien hatte, während sie kaum eine Sekunde später kerzengerade im Bett saß und nun blind und angsterfüllt in das Nichts vor ihr starrte. Zumindest konnte sie nichts erkennen.

Sie nahm jedoch nicht wahr, wie der Sauerstoff flach und viel zu schnell in ihre Lunge gelangte, denn sie war noch von den Bildern ihres Alptraumes, der so unfassbar real gewesen war, gefangen, wobei ihr nur eine einzige Stimme verraten hatte, dass alles bloß ein Trugbild gewesen war.

Allerdings galt ihre Angst nicht nur diesem. Sie galt auch dem, was sie unwillkürlich in ihr wachrief. Der Ursprung ihres Alptraums – ihre Erinnerung.

Die Stimme, die sie gerettet hatte, gehörte zu ihm – zu Shinichi. Nicht nur weil er sie schon unzählige Male vor dem Unheil bewahrt hatte, nein, auch weil seine sanfte Stimme nicht in das Bild gepasst hatte. Sie war zu hell für diese Erinnerung. Shinichi war lediglich ein Grund ihrer Sehnsucht, die sie zu dieser Zeit intensiv verspürt hatte. Eine Sehnsucht, die sie nicht hatte stillen dürfen…

„Ran, es ist alles gut! Es war nur ein Traum … beruhige dich, alles ist gut!“

Die Angesprochene schaffte es endlich, ihren Blick scharf zu stellen. Shinichi strich ihr mit beiden Händen beruhigend über den Kopf und redete auf sie ein. Erst jetzt bemerkte sie, dass ihr Gesicht tränennass war und ihr etliche Schluchzer entwichen. Sie weinte!

Der Schock fuhr ihr durch die Glieder, denn sie hatte sich eigentlich fest vorgenommen, auf keinen Fall das schwache Mädchen vor Shinichi zu spielen. Er durfte einfach nicht sehen, wie sehr sie darunter litt, geschweige denn erfahren, warum sie litt.

Ran musste ihm alles verschweigen, denn wenn er etwas davon erfuhr – wenn er von ihm erfuhr -, würde er sich in Gefahr begeben und vielleicht sogar wieder spurlos verschwinden.

Das durfte nicht schon wieder passieren…

Doch nun sah er ihre Tränen und vielleicht sogar ihren Schmerz. Dieses Runde hatte sie wohl verloren. Dennoch war es eine unglaubliche Last, die gerade von ihr abfiel, nur deswegen, weil sie einen kleinen Teil ihrer Gefühle durch diesen Alptraum offenbaren konnte und nun wünschte sie sich, für einen kleinen Moment Trost zu suchen; nur ein kleines bisschen…

Laut Schluchzend und mit zittrigem Körper neigte sich Ran langsam nach vorne, um sich schließlich an Shinichis Brust zu lehnen; er würde schon nichts dagegen haben.

Die Angst fraß sich währenddessen durch ihren Körper und sorgte dafür, dass die grausamen Bilder der Vergangenheit erneut vor ihrem inneren Auge erschienen. Doch Shinichis wunderbare Wärme war wie Balsam, der sich sanft um ihr Herz legte. Nur für diesen Moment wollte sie ohne Worte diesen Luxus auskosten und sich vollkommen fallenlassen.
 

Aber nicht länger.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Silver_Yokai
2011-12-08T19:56:03+00:00 08.12.2011 20:56
wow, wahnsinn, echt wahnsinn.

ich finde es klasse wie du die story aufbaust, die rückblicke inerhalb der geschichte auf das drama, welches sich abgespielt hat machen die ganze story wahnsinnig interessant.

ich hoffe das Ran sich Shinichi gegenüber noch öffnen wird, ich hoffe dass sie erkennt das nur er sie aus dem loch ziehen kann.
und sie die vergangenheit nur verarbeiten kann wenn sie sich von ihm helfen lässt.

du stellst die liebe der beiden auf eine unglaublich harte prüfung aber ich bin zuversichtlich das sie das schaffen werden.

ich warte voller sehnsucht auf das nächste kapitel.

glg
silver
Von: abgemeldet
2011-12-04T21:53:47+00:00 04.12.2011 22:53
Ich...ehm...bin sprachlos! Wow Linda da hast du dir aber wirklich Mühe gegeben, das Kapitel ist UMWERFEND. Zwar ist es kürzer als deine sonstigen, aber hier passt das Sprichwort "klein aber fein" sehr gut dazu :D. Du hast diese ganze, ich muss zugeben, haarstreubende Folterszene wirklich erschreckend beschrieben. Ich liebe die tatsache, dass sie Shinichi mit dem Regen vergleicht, der sie die Ganze Zeit über begleitet. Das ist eine wunderschöne Idee. War mal wieder, weil ich wie du weist schrecklich überemotional bin, xD ganz schön damit beschäftigt nicht zu weinen :'(((. Ran hat so viel durchgemacht *schnief*, aber für shinichi will sie stark bleiben <3. So kennen wir unsere Ran :'). Du hast dieses Kapitel so finster wirken lassen, aber allein die Tatsache, dass er sie tröstet ist so süß, dass mir gleich ganz warm ums Herz wird :'). Ein schönes Kapitelende! Mach weiter so und lass nicht zu lange auf den nächsten Teil warten. xD. Es wird gerade so spannend!


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