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Ragnarök

Captivated Light
von

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Der Beginn der Reise

Nun ist es perfekt; nun stehen die Schatten der Bäume, an denen eine Hängematte befestigt ist, genau richtig, damit der Junge, der sich auf dieser Matte entspannt, die Sonne in vollen Zügen genießen kann.

Das Klima im Bergdorf Payon ist angenehm, man könnte es mit dem Pronteras, der Hauptstadt Rune-Midgards vergleichen, doch hier in Payon ist es viel ruhiger, und die Waldluft besitzt eine beruhigende Wirkung für die Seele.

Ein paar kleine weiße Wolken stehen am Himmel, doch der Junge bemerkt sie nicht, da seine Augen geschlossen sind.

Er ist kein besonders großer Bursche, sein Körper hat eine schlanke, unauffällige Statur.

Seine Arme hat er hinter seinem Kopf verschränkt, sein linkes Bein ist angewinkelt und das andere ausgestreckt. Seine dunkelroten, buschigen Haare wehen leicht mit einer sanften Brise.

Man erkennt sofort, dass seine in Brauntönen gehaltene Kleidung eher praktischer Natur ist, beispielsweise die engen Handschuhe oder die mit Pelz an den Sohlen befestigten Schuhe, die einem Dieb beim Herumschleichen nur zu Gute kommen würden.

Und genau das ist Kirai Myoko, der Junge auf der Hängematte, ein Dieb.

Es ist erst einen Monat her, dass er die Prüfung der Thief Guild in Morroc, der Stadt des heißen Wüstensands, erfolgreich hinter sich gebracht hat, und nun gönnt er sich eine Pause in Payon.

Dieser ruhige Ort entspricht im Vergleich zu größeren Städten wie Prontera oder Al de Baran viel mehr seinen Geschmack, denn hier hat er Ruhe, alles, was er hören kann, ist das Zwitschern der Vögel und das Zirpen der Grillen.

Dadurch, dass er seine Gedanken schweifen lässt, droht er immer mehr, einzuschlafen, doch dann passiert etwas, das selbiges verhindert.

Plötzlich ist die Sonne weg, mitsamt ihrem Licht und ihrer angenehmen Wärme.

Langsam öffnet er die Augen und sieht, dass ein zierliches Mädchen über ihn gebeugt ist.

„Kirai! Hier bist du!“, sagt sie laut und schüttelt den Kopf; „Ich hab dich im ganzen Dorf gesucht! Ich hatte schon befürchtet, du wärst ohne mich weitergezogen.“

Müde richtet er sich auf: „Hältst du mich etwa für lebensmüde, Luca?“

Dem Mädchen zaubert es ein Lächeln aufs Gesicht.

Luca ist Kirais Gefährtin, die Person, mit der er reist.

An ihrer hellen Kleidung und dem Kreuz auf ihrem Gürtel erkennt man sofort, dass sie eine Acolyte ist, ein Mensch, der den Pfad der Religion gewählt hat und über heilende Kräfte verfügt. Sie steht Kirai schon seit Monaten zur Seite, und mittlerweile wüsste er gar nicht mehr, was er ohne sie machen soll.

Sie sieht auch sehr hübsch aus; zu ihren langen, glatten, lila Haaren trägt sie eine kleine, passende Schleife in der selben Farbe auf dem Kopf.

Gelassen hüpft sie zu ihm auf die Hängematte, was sie leicht ins Wanken bringt.

„Du hast aber nichts gestohlen, oder?“, fragt sie ihn mit vorwurfsvoller Stimme; „Immerhin haben wir uns seit heute früh nicht gesehen. Man kann dich nie lange aus den Augen lassen.“

„Hör bitte auf, zu reden, als sei ich ein Verbrecher oder sowas“, grinst Kirai, woraufhin sich Luca zurück lehnt: „Also streng genommen...“

Heute hat er in der Tat nichts gestohlen, aber das muss er Luca ja nicht sagen.

Sie ärgert sich immer, wenn sie etwas nicht weiß.

„Achja!“, ruft sie und springt wieder auf, wodurch der junge Dieb beinahe von der schaukelnden Hängematte fällt: „Hey!“

Luca ignoriert ihn und greift in ihre Tasche: „Das hier hat mir Antonio heute gegeben. Es ist fertig und total süß geworden!“

Aufgeregt reicht sie ihm einen schönen Dolch mit hellblauem Griff.

„Der Damascus! Das hat ja ewig gedauert“, freut Kirai sich und schnappt ihn sich sofort, um ihn genau zu mustern.

Er bemerkt sofort, wie schwer er ist, wenn er ihn mit dem Messer vergleicht, das er normalerweise als Waffe benutzt. Daran wird er sich nun gewöhnen müssen.

„Möchtest du dich nicht vielleicht bedanken? Dass ich ihn dir gebracht habe?“, fragt Luca und winkt mit ihrer Hand direkt vor Kirais Gesicht, um dessen Aufmerksamkeit zu bekommen.

„Hm? Ja, danke“, sagt er kurz und wendet sich wieder dem Dolch zu.

„Was ist eigentlich toll daran?“, will Luca leicht beleidigt wissen; „Es ist zwar süß, aber das war dein alter doch auch, und für den hier hast du so viel Geld bezahlt.“

Kirai antwortet ihr, ohne seinen Blick von der Waffe zu lösen: „Der Damascus ist ein sehr tödliches Messer, dass aus einem total seltenen und speziellen Metall hergestellt wurde, das ihn unzerstörbar macht. Wenn man damit auf das Herz des Feindes zielt...“

„Du willst damit auf das Herz von Feinden zielen?“, schmunzelt Luca und endlich sieht er auf:

„Ähm, nein, das nicht. Aber ich könnte. Es ist einfach toll, so etwas zu besitzen.“

„Du bist verrückt“, stöhnt sie und bückt sich, um Kirais schwarze Kappe, ein Standardteil der Jungen-Schuluniform vom Boden aufzuheben und sie ihm zu geben.

„Komm, wir gehen. Wir müssen uns mit Proviant eindecken“, fordert sie ihn auf, nachdem er sich die militärisch aussehende Schirmmütze flink auf den Kopf gesetzt hat.

Er steckt das Messer weg, gähnt noch einmal mit weit ausgestreckten Armen und folgt der Acolyte.

Kirais Schlafplatz ist nicht innerhalb der Stadtmauer, daher müssen sie um diese herum gehen, bis sie in das Innere des Dorfes kommen.

Am südlichen Tor angelangt, spazieren sie gemütlich nach links, den Laden können sie schon sehen, doch ihr Blick wendet sich schnell zu den beiden Männern, die unter einer weißen Zeltplane rechts vom Geschäft stehen und lauthals streiten.

Was da wohl los ist?

Es stehen eine Menge Menschen um die beiden Kerle herum und schauen sich gespannt an, was passiert. Auch Kirai geht vorsichtig ein paar Schritte näher heran, um besser sehen zu können.

Offenbar handelt es sich um einen Konflikt zwischen einen Straßenhändler und einem Ritter.

„Gib zu, dass du betrügst!“, ruft der Ritter barsch und nimmt sich eine der Flaschen, die der Händler gemeinsam mit einigen anderen Waren auf dem Boden stehen hat.

„Diese blauen Tränke sollen die magische Energie in einem Körper wiederherstellen, aber deine tun das nicht, denn sie sind FÄLSCHUNGEN!“

Er nimmt ungefragt einen Schluck, wischt sich den Mund ab und wirft die Flasche auf den Boden, wo sie mit lauten Klirren kaputt geht.

„Was fällt dir ein? Das wirst du ersetzen!“, faucht der Händler voller Zorn.

„Das ist nicht mehr als Wasser mit Zucker und Lebensmittelfarbe!“, sagt der Ritter überlegen und nimmt sich die nächste Ware vor; ein Schwert.

„Was haben wir denn hier? Auf deinem Schild steht: „10 mal bearbeitetes Katana“.“

Er legt das Schwert vor sich hin und zieht sein eigenes Schwert.

Alle schauen gespannt zu, was der Ritter nun vor hat, nur der Händler hält sich die Augen zu.

Zuversichtlich greift der Mann das Schwert am Griff und schlägt einmal kräftig mit der Unterseite seines Hefts gegen die zu Boden liegende Klinge des Katanas.

Sofort ist das Katana in zwei große Bruchstücke geteilt.

„Glaubt ihr mir nun?“, fragt der Ritter ernst und die Umstehenden sind entsetzt.

Eine Dorfbewohnerin kreischt: „Betrüger!“, ein Mann meint kopfschüttelnd: „Hab mich schon gefragt, wie du so schnell an neue Ware kommst. War ja nicht schwer, bei dem Müll.“

Zwei Kinder fangen sogar an, Steine nach dem Händler zu werfen.

Kirai hat genug gesehen und wendet sich wieder Luca zu.

Wäre der Händler in Prontera aufgeflogen, hätte sich dort kaum jemand dafür interessiert.

Aber hier, in einem ruhigen Dorf wie Payon, in dem jeder jeden kennt, wird sofort die gesamte Bevölkerung aufmerksam, wenn ein lauter Streit auf dem Dorfplatz vom Zaun bricht.

Überrascht stellt Kirai fest, dass Luca wieder am Dorftor steht und hinaus blickt.

Der Thief geht zu ihr hin und fragt etwas besorgt: „Luca? Was ist los?“

„Da... Da hinten...“, murmelt sie und zeigt in Richtung Wald.

Kirai bemerkt dort aber nichts ungewöhnliches: „Was ist da?“

„Gerade war hier eine Frau, die sagte dass sie Hilfe braucht, und dann ist sie in diese Richtung geschwebt...“

„Geschwebt?“ Kirai denkt, sich verhört zu haben.

„Ja! Ich kann es mir auch nicht erklären...“ Luca scheint total aufgelöst zu sein: „Ich will ihr helfen. Kommst du mit mir in den Wald von Payon? Bitte!“

„Okay“, antwortet er schulterzuckend, denn etwas besseres hat er wirklich nicht vor.

Und die beiden machen sich sofort auf den Weg. Sie wandern südlich über die Steinbrücke und erreichen schließlich das Waldgebiet.

„Ich frage mich nur, wie wir sie hier finden sollen...“, überlegt Kirai laut.

Luca sagt nichts.

Ruhig gehen sie einfach weiter geradeaus, dieser Teil des Waldes ist nicht gefährlich.

Es gibt zwar hier und dort kleinere Monster, wie die so genannten Porings, die aussehen wie lebende, rosafarbene Puddingkugeln, aber diese verhalten sich normalerweise friedlich.

„Schau mal, wie süß!“, piepst Luca, als sie eines der Porings auf den Arm nimmt.

Sie scheint ihre gute Laune wiedergefunden zu haben.

„Lass es runter, wir wollen doch diese Frau suchen“, ermahnt sie der Dieb und enttäuscht lässt sie das kleine Ding runter, woraufhin es panisch weg hoppelt.

„War an dieser Frau denn irgendwas besonders auffällig?“, fragt er, als sie den Wald weiter durchqueren.

„Ja, und zwar alles! Sie war einfach gruselig. Sie hatte ganz lange dunkle Haare, die in alle Richtungen flatterten, orientalischen Haarschmuck, und war auch sonst total vornehm gekleidet, in einem traditionellen Kimono. Dazu noch ihre aschfahle, weiße Haut... Und sie hat über dem Boden geschwebt.“

Kann das stimmen?

„Bist du dir ganz sicher, dass du sie dir nicht eingebildet hast?“, fragt Kirai sie zweifelnd.

„Klar, ich bin doch nicht verrückt“, erwidert sie beschämt.

Trotzdem kann sie nicht leugnen, dass das, was sie gesehen haben will, sehr seltsam klingt.

Würden sie die Frau nicht finden, hätten sie aber zumindest einen netten Ausflug in den Wald gemacht, was auch nicht schlecht ist.

Nach einer Minute bleibt Luca plötzlich stehen und schaut nach rechts in das Gestrüpp.

„Hm, da ist irgendwas rotes im Busch...“, flüstert sie und beugt sich noch näher heran.

Kirai hat schon die Hand am Dolch, aber als es nur ein Spore ist, das aus dem Busch hüpft, nimmt er sie erleichtert wieder weg.

Spores sind Monster in der Größe eines Kleinkindes, die Fliegenpilzen ähneln, wenn man von den kleinen Ärmchen, dem unschuldig blickenden Gesicht und dem gigantischen Maul am Pilzhut absieht.

Wissend, dass es sich bei diesen Wesen um friedliche Gesellen handelt, will der Thief schon weitergehen, aber dann hört er Luca rufen: „Oh, wie niedlich!!“

Erschrocken dreht er sich um und sieht, dass sie das Monster auf den Arm nehmen will, wie sie es kurz zuvor schon mit einem Poring getan hat.

„Nicht!“, ruft Kirai, aber zu spät.

Das Spore ist überhaupt nicht gewillt, Lucas Knuddeln über sich ergehen zu lassen und springt hoch, wobei es das Maul an seiner Pilzkappe soweit öffnet, dass viele spitze Zähne und eine sabbernde Zunge, die der einer Schlange ähnelt, zum Vorschein kommen.

Schreiend duckt Luca sich weg; Kirai weiß, er muss handeln.

Während er auf das Monster zu rennt zückt er seinen Damascus, den er dem Pilzwesen noch gerade rechtzeitig in den Rücken stößt.

Quietschend fällt es zu Boden und bleibt dort liegen.

„Bei denen darfst du das nicht machen“, warnt er, als er leicht angeekelt seine Waffe aus dem toten Spore zieht und das lila Blut abwäscht.

Luca steht auf und streicht ihre Kleidung sauber.

„Danke, ich... merke es mir...“

Erleichtert darüber, dass sie wohlauf ist, steckt er sein Messer nun weg.

Auf einen Kampf war er nicht vorbereitet gewesen, also war es mehr Glück, dass er schnell genug reagieren konnte, um sie vor dem Monster zu retten.

Nervös sieht Kirai sich um: „Wollen wir zurück ins Dorf gehen? Wer weiß, ob wir die Frau noch finden.“

„Nein, noch nicht. Ich kann jemanden, der Hilfe braucht, nicht einfach in Stich lassen.“

So ein Satz ist typisch für Luca, und eigentlich denkt Kirai genauso.

Gemütlich wandern sie weiter durch den südlichen Wald von Payon.

Sie kommen an ein paar Wölfen vorbei, die faul in der Gegend herumliegen.

Wenn man ihnen nicht zu nahe kommt, greifen die blauen, großen Raubtiere auch nicht an.

Dennoch verfolgen sie das Duo mit ihren Blicken, sodass Kirai und Luca leicht unter Druck stehen, keinen Fehltritt zu machen.

„Komm nicht auf die Idee, die auch zu knuddeln“, ermahnt er seine Begleiterin leise. Sie schnaubt.

Aus der Ferne erkennen sie eine Art Steinsäule hinter einem hölzernen Wegweiser.

Und an dieser Säule liegt scheinbar eine Person, die von einem Wolf angegriffen wird.

„Oh mein Gott!“, kreischt Luca; „Ich glaube, das ist die Frau! Schnell, Kirai, der Wolf wird sie umbringen!“

Hilflos sieht er sich um, bis er einen kleinen braunen Stein zu seinen Füßen entdeckt.

Er bückt sich schnell und schleudert ihm den Wolf an den Kopf.

Jaulend wendet dieser sich von seinem Opfer ab und kommt knurrend auf die beiden Jugendlichen zu.

„Verdammt“, sagt Kirai und muss schlucken.

„Oh nein, sieh mal da!“, schreit Luca und zeigt auf die vermeintlich am Boden liegende Frau, die sich als nicht mehr als ein alter, blutgetränkter Kimono entpuppt.

Der Geruch von Blut muss den Wolf angelockt haben.

„Wir müssen es mit ihm aufnehmen...“, murmelt der Dieb nervös, aber just in diesem Moment pirschen sich von allen Seiten noch mehr Wölfe an.

Schließlich sind Luca und Kirai umzingelt.

„Wir können nicht weglaufen“, sagt die Acolyte mit Tränen in den Augen; „Ich habe Angst...“

Kirai geht es nicht anders, die Todesangst lähmt ihn sogar so sehr, dass er nicht mal etwas sagen kann. War es das...?

BOWLING BASH!“

Einer der Wölfe fliegt japsend in eine Baumkrone.

An dessen Stelle tritt ein Mann mit hellbraunem Haar und einen stählernen Helm, der eine strahlende Rüstung und ein langes Schwert trägt.

Es ist der Ritter, den Kirai mit einem Händler hat streiten sehen.

„Kommt hinter mich“, befiehlt er und hält den Monstern sein Schwert entgegen.

Der Thief und die Acolyte zögern nicht länger und hasten von den Gegnern weg hinter den Mann.

„Okay, wartet hier!“, fordert er sie auf und stürzt sich sofort in den Kampf.

Das Rudel greift ihn beinahe schon koordiniert von allen Seiten an, aber er schafft es dennoch, es mit ihnen allen gleichzeitig aufzunehmen.

Währenddessen bemerkt Luca, die sich mit Kirai hinter einem Baum versteckt hält, dass sich ein Wolf von hinten an sie heranschleicht.

Sie macht Kirai darauf aufmerksam, der sofort ein paar Schritte zurückgeht, wie Luca es auch tut.

Der Ritter, der zu sehr mit seiner Überzahl an Gegnern beschäftigt ist, ruft entschuldigend: „Verdammt, gerade kann ich euch nicht helfen! Versucht, den zu zweit zu besiegen!“

Sie könnten auch einfach weglaufen, doch das wäre extrem unsozial, dem fremden Helfer gegenüber.

Der knurrende und bellende Wolf fletscht bedrohlich seine langen Reißzähne.

Ich schaffe das, sagt Kirai sich immer wieder in Gedanken. Sein Herz pocht unaufhörlich.

Luca konzentriert sich und richtet ihre Arme nach vorne auf Kirai.

BLESSING!“, ruft sie und wie aus dem Nichts erscheinen zwei transparente Engel, nicht größer als Teelichter, über seinem Kopf, tänzeln für eine Sekunde herum und verschwinden sofort wieder.

Der Thief spürt die Kraft von Lucas Zauber, die durch seinen Körper fließt, außerdem sind alle seine Sinne geschärft.

Jetzt zögert der Wolf nicht länger und springt mit weit aufgerissenem Maul auf ihn zu.

Kirai weicht zur Seite hin aus, aber das Raubtier macht keine Pause sondern attackiert ihn direkt mit seiner rechten Pranke.

Bei seinem Versuch, den Angriff mit dem Damascus zu parieren, fliegt ihm dieser aus der Hand und landet einige Meter hinter dem Wolf.

„Verdammt...“, murmelt Kirai atemlos. Das war es dann wohl...

Er würde nie und nimmer an dem Ding vorbeikommen um seine Waffe zu holen, aber ohne den Dolch hat er auch keine Chance gegen dieses Vieh.

„Du musst hinlaufen!“, ruft Luca und hebt zitternd ihre Arme.

„Was?“ In dem Moment, in dem er sich zu ihr wendet, springt der Wolf auf ihn zu.

INCREASE AGILITY!“, schreit die Acolyte aus voller Seele, und Kirai, den ein kurzes Leuchten umgibt, merkt, dass sich seine Reaktionsfähigkeit dramatisch verbessert; Er weicht dem sabberndem Ungetüm flink aus und stürzt sich blitzschnell auf seinen am Boden liegenden Damascus.

Er hat seine Waffe schon erreicht und hält sie in den Händen, bevor der Wolf überhaupt die Zeit gefunden hat, sich wieder umzudrehen.

Jetzt oder nie; halsbrecherisch stürmt Kirai auf den Gegner zu und greift rapide zweimal hintereinander an: Er erwischt den Wolf so von der Seite und bei jeder Attacke fühlt er, wie sich sein Damascus durch das Fleisch des Tieres schneidet und Blut spritzt umher.

Jaulend geht der Wolf zu Boden.

Schwer atmend stützt Kirai sich auf seinen Knien ab, die Verzauberungen von Luca lassen allmählich nach, wie er fühlt.

„Du hast es geschafft!“, freut sich die Acolyte und rennt strahlend auf ihn zu.

Er nickt, teilweise stolz darauf, dass er es mit einem Wolf aufgenommen hat, und teilweise schuldbewusst, weil er ein Tier getötet hat.

Aber wenn er es nicht getan hätte, hätte er ihn und Luca umgebracht. Er hatte keine Wahl.

Besorgt schaut er rüber zu dem Knight, der alleine gegen das restliche Rudel gekämpft hat.

Dieser kommt gerade, mit vielen Blutflecken auf der Rüstung und im Gesicht, aber dennoch lächelnd, auf die Kirai und Luca zu.

Sein Schwert steckt er ruhig in dessen Scheide, und hinter ihm offenbart sich ein Haufen toter Wölfe.

„Oh nein, das ist ja...“, erschrickt Luca, als sie das Blut auf dem Körper ihres Helfers sieht, aber dieser unterbricht sie schon: „Keine Sorge, es ist nicht mein Blut. Seid ihr unverletzt?“

Die Beiden sehen sich kurz an und nicken dann.

„Ihr seid sehr stark“, sagt Luca ehrfürchtig und muss ein wenig nach oben schauen, denn der Ritter ist viel größer als sie und Kirai, besonders mit seinem Helm.

Er verneigt sich leicht und zückt eine kleine Blume, die nach einer gewöhnlichen Wildblume ohne Dornen und ohne Duft aussieht, aber trotzdem hübsch anzusehen ist.

Wie ein Kavalier hält er sie Luca hin und wispert: „Für ein schönes Mädchen wie dich würde ich doch immer mein Leben riskieren...“

Sie errötet und stammelt: „Ich, ähm... du... du bist... D-danke für die Blume!“

Perplex nimmt sie das Präsent und betrachtet es.

„Mein Name ist übrigens Troy“, grinst der Knight.

„Ich heiße Luca“, „Und ich bin Kirai“, stellen die beiden sich vor.

„Kirai...“, flüstert Troy und geht zu dem Wolf hinüber, den der Thief besiegt hat.

„Du hast es also geschafft, den hier zu töten?“

„Ja“, antwortet Kirai verlegen; „Aber nur, weil Luca mir geholfen hat...“

„Hättest du Lust... auf einen kleinen Probekampf? Wenn wir wieder in Payon sind?“

„Ähm, nein, lieber nicht“, lehnt er ab: Er hat wirklich anderes im Sinn, als sich mit einem Knight anzulegen. Dazu noch mit einem, der stark genug ist, ein ganzes Rudel Wölfe alleine zu vernichten.

„Schade. Naja, vielleicht ein anderes Mal. Was macht ihr überhaupt hier?“

Als er das fragt, schlägt Luca sich die Hand vor den Mund und läuft zu dem blutgetränkten Kimono, der vor der Steinsäule herumliegt.

Troy und Kirai folgen ihr neugierig.

Sie untersucht das Objekt eine Weile und sagt dann kopfschüttelnd: „Keine Frage. Es ist ihre Kleidung. Das ergibt keinen Sinn...“

„Würdet ihr mir vielleicht erklären, worum es hier geht?“, fordert der Knight sie auf.

Schließlich erzählen sie ihm alles bezüglich dieser mysteriösen Frau.

Man kann seinem Blick schon entnehmen, für wie unglaubwürdig er die Sache hält, aber etwas anderes hat Kirai auch nicht erwartet.

„Ihr seid schon sehr tief im Wald und habt sie immer noch nicht gefunden. Der mit Blut benetzte Kimono stellt in meinen Augen auch eher eine Falle dar.“

„Eine Falle?“, entfährt es Kirai und Luca gleichzeitig.

„Und ihr seid hinein getappt“, seufzt Troy kopfschüttelnd.

„Wir sollten trotzdem weiter nach ihr suchen“, schlägt die Acolyte vor, aber der Ritter sieht das anders: „Es wird bald dunkel, und dann ist es hier viel zu gefährlich für euch. Ich begleite euch nach Payon zurück.“

Sie können schlecht nein sagen, aber Kirai ist es auch lieber, wenn sie erstmal ins Dorf zurückgehen würden. Er ist müde und hat ziemlichen Hunger.

Zufälligerweise bietet Troy ihnen an, sie in das Gasthaus von Payon einzuladen.

„Da sagen wir nicht nein“, antwortet Luca dankbar und läuft schon voraus.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2012-12-02T10:21:20+00:00 02.12.2012 11:21
Zweites Türchen:
Mann ... da hatte ich so einen guten Kommentar und dann stürzt mir das Internet ab. So ein Mist.
Yadah, yadah ... okay, was hatte ich noch gleich geschrieben ... ach ja: Luca ist - trotz ihres Kuschelticks - schon mal deutlich sympathischer als Yufa aus dem Anime, auch wenn sich die Beschreibungen ähneln. Ich mag, dass sie sich auch wirklich um ihren Reisegefährten kümmert und man ihr nicht tausendmal sagen muss, was sie zu tun hat.
Kirai ... tja, da bin ich wirklich auf die Charakterentwicklung gespannt.
Und was den Ritter angeht ... erstens: Troy assoziere ich zu meiner Schande noch immer mit High School Musical und zweitens: der ist seltsam, aber ich schätze, dass das noch alles klarer wird :D
Einen schönen ersten Advent:
Ava~
Von:  DreamingAngel
2011-09-09T22:31:54+00:00 10.09.2011 00:31
Einspruch!! Der Anfang, da hattest du wohl keine Lust was? Ließ ihn vielleicht nochmal... Die ersten 7-8 Zeilen sind etwas holprig zu lesen, egal wie oft ich sie lese und die ersten 3 Seiten finde ich einfach nur... langweilig XD (Aber gut, ich kenne ja auch alles...) Deine andere Ragnarök FF war spannender.
Jedenfalls Luca finde ich süß, wie sie alles knuddeln will ^^ und Kirai ist (noch) ein feigling für einen thief. Der Knight ist auch irgendwie komisch XD, der ist mir unsympatisch, aber das mit den Wölfen war spannend gemacht, dafür hut ab, da konnte ich mich richtig reinlesen, das ging runter wie öl, nur halt der anfang da hast du was geschlampt.
Die Beschreibung der Skills sind echt genial gemacht, der vergleich mit teetassenlichter... nicht schlecht ;D sowas müsste mir mal einfallen, aber die Städte sind ... so lala beschrieben ^^ also, man merkt du arbeitest dich im kapitel vor, also du verbesserst dich während dem schreiben. Hab so das gefühl, du zwingst dich ab und an zum schreiben, weil der anfang so komisch ist XD aber vlt irre ich mich und es ist nur, weil ich das spiel kenne :D also, lass dich nicht unterkriegen XD vorallem nicht von mir ^.- ne?
lg Dreaming <- kriegt keine ff zu ende, hat auch nichts zu sagen :D
Von:  LittleLuna
2011-09-08T17:44:14+00:00 08.09.2011 19:44
hmmm... was soll ich wohl sagen...
Also erstmal muss ich dich wieder loben: Du hast einen klasse Schreibstil, aber das sag ich dir sowieso immer.
Zur Story an sich...
Es ist wirklich wie du gesagt hast, dass du den Leser nicht nur mit irgendwelchen Städtenamen bombadierst, sondern auch noch eine kleine Beschreibung hinzufügst. Dafür gibt es von mir auf jeden Fall einen Plus-Punkt *+*
Die Charaktere gefallen mir an sich schon, allerdings fand ich Luca, als es in den Wald ging ein wenig nervig, dass die andauernd irgendwelche Viecher knuddeln will. Es war doch schließlich ihre Idee die Frau zu suchen, da soll die sich nicht sofort ablenken lassen p:
Aber gut, dass Kirai/ das Spore sie wieder zur Vernunft gebracht hat xp
Zu guter Letzt will ich noch anmerken, dass ich dich voll beneide. Du schaffst es ein Kappi 9 Mexx-Seiten lang zu machen, wobei ich mit Mühe und Not nur gequetschte 5 Seiten hinbekomme T.T
Kurz gesagt: Das hast du gut gemacht! *patpat* :D
LG Lunalein :3


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