mind
"Sag mal Pat, willst du eigendlich den Rest des Tages, hier so vor
dich rumgammeln? Ich meine, wo du so oder so nicht zur Schule
gehst?", plapperte Jessi nach etwas mehr als einer 15 minütigen
Ruhepause, in der sie keinen Ton von sich gaben, drauflos.
Pat, der noch immer auf dem Sofa saß und seinen Tee austrank,
schaute kurz zu Jessi rüber. Schließlich entschied er sich zu
einem simplen Schulterzucken.
"Och mensch Pat, du musst doch mal raus gehen und Spaß haben.
Du wirst sehen, das es dir dann bald noch besser gehen wird."
Pat brachte nur ein Brummen von sich und wante sich wieder von
seinem gesprächigen Gegenüber ab, der mitlerweile aufgestanden
war, um sich im Wohnzimmer umzusehen.
"Was machst du eigendlich noch hier? Weißt du nicht noch was
anderes mit deinem freien Tag anzufangen, als mich zu nerven?",
fragte Pat.
Jessi sah sich zu ihm um und legte den Kopf schief. Pat dachte,
dass er jetzt eher schockiert schauen musste. Aber das tat er nicht.
Im Gegenteil. Jessi war immer noch wunderbar gelaunt und dachte
ganz offentsichtlich nicht im Traum daran, das Gesicht auch nur
annähernt zu verziehen.
"Das ist eine gute Frage. Ich glaube ich habe die Antwort. Du
ziehst dir jetzt was Richtiges an und wir gehen raus."
"Äh...Jessi..!", Pat schaute ihn empört an, zog eine Augenbraue
nach oben.
"Keine Wiederworte, ab ins Schlafzimmer und umziehen. In der
Schlabberhoase kannst du ja nicht rausgehen."
Konnte er nicht? Ehe er weiter darüber nachdenken konnte, zog
Jessi ihn vom Sofa hoch und schob ihn ins Schlafzimmer.
"Du hast zehn Minuten zeit, wenn du bis dahin nicht wieder da
bist komm ich rein und helfe dir beim Anziehen, oder ausziehen.
Wie nach dem, was dir lieber ist.", grinste er breit und sehr
überzeugend. Unverschämtheit!
Mit einem murren gab Pat sich geschlagen und machte die
Schlafzimmertüre zu. Er machte die Türen seines
Kleiderschrankes auf und zog, eine schwarze Röhre, ein
schwarzes Shirt mit einem Monstermotiv, eine schwarze
Swet-Shirtjake mit weißen Sternen und einen silbernen
Nietengürtel hervor. Aus einer Schublade holte er noch ein Paar
Socken, passend zu seinem Outfit hervor und zog sich dann
schnell an.Noch etwas die Haare richten und etwas Schminke.
Dann war er fertig.
Als er zur Tür herrauskam stand Jessi schon mit Schuhen und
Tasche fertig an der Tür.
"Da bist du ja. Los, los. Noch Schuhe anziehen, damit es losgehen
kann."
"Ja, schon gut, jetzt hetz doch nicht so. Es ist gerade mal acht
Uhr morgens. Was hast du eigendlich vor so früh? Die ersten
Geschäfte machen doch erst gegen neun auf.", meinte Pat,
wärend er sich langsam die Schuhe anzog. Er gab sich nicht
die Mühe sich zu beeilen. Wozu auch? Um etwa eine Stunde
draußen vor irgendeinem Geschäft zu stehen? Sicher nicht.
"Falsch, der Bäcker hat schon auf und ich kenne einen echt
tollen in der Stadt. Da kann kann man ab acht schon günstig
frühstücken und so. Und genau das werden wir jetzt machen.",
entschloss Jessi.
"Hast du alles?", fragte er und Pat kontrollierte seine Taschen.
Schlüssel, Geldbörse, Handy. Das war das Wichtigste.
"Ja.", murmelte er und wurde sogleich von Jessi zur Tür
rausgeschoben und der kam gleich hinterher. Pat schloss noch
eben die Wohnungstür ab.
Jessi hielt ihm die Hand hin. Pat betrachtete diese kurz und
zeigte fragend auf sie.
"Was soll das werden?", wollte er wissen.
"Na ich dachte, jetzt wo wir ein Paar sind, können wir doch
Händchen halten und das wird sowas wie unser erstes Date.",
redete der Blonde einfach drauflos, ohne darüber nachzudenken.
"Jessi, wir sind kein Paar. Das hast du nur dem Mädchen erzählt,
ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass, das totaler
Humbuk ist und das ich nur zugestimmt habe, weil du mich so
überrumpelt hast.", demonstrativ verschränkte Pat die Arme
vor der Brust und schaute ihn mit hochgezogener Augenbraue
an. Seine Mundwinkel verzogen sich dabei zu einem Strich.
Jessi zog eine leicht enttäuschte Schnute.
"Recht so!", dachte Pat, aber sein Triumpf dauerte nicht lange.
"Na und? Ich hab das nicht nur so daher gesagt, sondern weil
ich es wirklich ernst meine. Ich hab dir doch schon gesagt,
das ich dich liebe und geküsst haben wir uns auch schon, als
sei nicht so stur!", kam es gerade heraus aus Jessis Mund.
Wortkark war der definitiv nicht. Recht hatte er leider auch.
Dazu kam noch, das sie sich ja nicht nur einmal geküsst hatten.
Sie hatten es schon öffter getan und Pat hatte die Küsse erwiedert.
Sie taten ihm sogar gut. Trotzdem konnte er das jetzt nicht so
offen zugeben. Also beschloss er sich rauszureden, auch wenn
das wenig Sinn machte.
"Das mit dem Kuss zählt nicht, du hast mich überrumpelt."
Das war die Typische Ausrede. Pat wusste das und er wusste
auch, das Jessi das nicht so stiehen ließ.
"Du hast ihn erwiedert, Pat!"
"Das war doch nur...weil es echt wirken musste, sonst hätte
sie mir das nie abgekauft. Außerdem wollte ich sie nur
loswerden.", meckerte Pat. Jessi schüttelte den Kopf und
fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
"Du bist wirklich ein sturer Esel Pat, aber das ist für mich
kein Grund aufzugeben! Hihi."
"Du spinnst doch echt.", murrte Pat.
"Vielleicht, aber ich bin ja auch einzigartig!", meinte Jessi
lächelnd. Da hatte er wohl recht. So verrückt war echt
niemand, den er kannte. Niemand war je so verrückt
gewesen Lenas Anhänglichkeit dermaßen zu toppen. Nicht
mal sie brachte es fertig und verfolgte ihn bis zu seiner
Wohnung. Es reichte ja auch, das sie ihm schon in der Schule
andauernt hinterherlief und das nervte schon unglaublich.
Pat wusste, das Jessi keine Ruhe geben würde, ehe er nicht
auf ihn einging. Zudem war es immer noch besser, als noch ewig
in diesem Treppenhaus zustehen und noch länger weiter zu
diskutieren. Das hatte eh keinen großen Sinn und es nervte
so langsam. Da half kein Nörgeln und kein Brummen.
"Also gut, aber nur ausnahmsweise.", ohne ihn weiter an
zusehen hielt er ihm seine Hand hin. Pat wusste auch so,
dass der Mensch neben ihm, ihn breit grinsend anstrahlte.
Jessi fakelte nicht lange und nahm Pats Hand und zog ihn
hinter sich her.
"Supi. Na dann mal los. Wir müssen den Bus noch erreichen."
Wenige Minuten später standen sie an der Bushaltestelle.
Jessi schaute dem roten Busgefährt sehnsüchtig nach und
fluchte laut.
"Aaah, mist, mist, mist. Wir haben ihn verpasst."
Pat zuckte mit den Schultern.
"Du musstest ja noch ewig im Treppenhaus diekutieren."
"Waaas? Wenn du nicht so viel gemeckert hättest, hätten wir
den Bus noch geschaft.", jammerte Jessi. Pat verdrehte die
Augen.
"Jetzt krieg dich wieder ein. In zehn Minuten fährt doch der
Nächste. Wir haben es mitten in der Woche, nicht
Wochenende. Jessi seufzte.
"Okay, dann warten wir eben. Hoffenlich sind meine
Lieblingshörnchen bis dahin nicht weg."
Mit vorgezogener Schmollschnute tippte Jessi seine beinen
Zeigefinger gegeneinander.
"Lieblingshörnchen?", eine seiner Augenbrauen zog sich
hoch.
"Ja, die mit der hellen Schockolade und den dunkeln
Schockostreuseln. Der Bäcker da macht die so lecker, aber
er macht immer nur eine bestimmte Anzahl und macht
keine neuen mehr, wenn die alle sind. Tragisch."
Pat schüttelte nur den Kopf. Er aß sowas selten bis nie.
Meistens aß er einfach nur Brot und zum Bäcker ging er
wenn nur am Wochenende. Über Schockohörnchen hatte
er sich noch nie große Gedanken gemacht. Wozu auch? Das
war doch eh alles nur überteuert. Da konnte er sich auch das
günstige Brot im Laden kaufen. Pat war zwar nicht arm,
aber er musste auch nicht alles verschleudern. Er war eh
kein großer Esser, bei Jessi war das wohl anders.
"Oh schau, da ist der Bus. Los komm, die Hörnchen warten
auf uns."
"Ne, die Hörnchen warten auf dich.", murrte Pat und Jessi
lächelte. Da hatte Pat doch glatt fünf Minuten damit
verbracht über Hörnchen und Brot und über Bäcker
nackzudenken. Sowas sinnloses.
"Rutschst du durch?", fragte Jessi und Pat nickte. Er
rutschte auf einem der freien Zweier durch und Jessi setzte
sich neben ihn.
"Ich hoffe nur, das noch eines für mich übrig ist."
"Und wenn nicht, ist das wohl Schicksal.", meinte Pat.
Jessi schaute ihn entsetzt an.
"Waaas? Sei nicht so gemein!"
"Sicher. Vielleicht bekommen sie sogar Füße und laufen
einfach davon, weil sie nicht von dir gegessen werden
wollen.", gab Pat mit zuckenden Schultern von sich.
"Pat, du bist echt fies!"
"Was für eine Erkenntnis.", dachte Pat. Das wusste er auch
so. Es war ja auch die Wahrheit. Pat war eben kein besonders
liebenswerter Mensch, aber wirklich stören tat es ihm noch
nie. Der einzige Mensch für den er immer etwas übrig hatte,
war Jona.
"Kann schon sein.", antwortete Pat dann.
"Hihi, aber das macht nichts. Ich weiß ja wie süß du sein
kannst. Als du dich gestern so an mich geschmiegt hast.
Hach, das war einfach zu niedlich.", grinste Jessi.
Scheiße! Wieso wurde er in seinen Armen nur immer zu
Butter? Und wieso starrten ihn nur plötzlich die wenigen
Leute hier im Bus so komisch an? Und warum zum Teufel
konnte er sich jetzt nicht einfach in Luft auflösen?
"Genau, sags noch lauter, damit es auch der Rest Welt
erfährt.", murrte Pat.
"Echt? Soll ich?", fragte Jessi und setzte an. Da trat Pat
ihm einmal kräftig gegen sein Bein. Jessi brachte ein lieses.
"Au.", von sich.
"Untersteh dich!", meinte Pat und schaute demonstrativ
aus dem Fenster.
"Paaat."
"Nerv nicht!"
"Okay."
"Ist das ein Versprechen?"
"Hihi, du bist echt süß."
"Du redest Blödsinn.", murrte Pat, der die Arme vor der
Burst verschränkte.
"Nein, ich sage nur die reine Wahrheit.", meinte Jessi
immer noch munter.
Und sowas sagte der Kerl noch, nachdem er ihn trat?
Wie hartnäckig konnte ein Mensch eigendlich sein?
Die mechanische Stimme der Busansage, sagte die
Bushaltestelle an.
"Ringstraße."
"Pat, wir müssten hier raus.", erinnerte Jessi und zog ihn
einfach mit sich. Dabei stolperte Pat fast.
"Wua...Jessi! Sei doch vorsichtiger."
"Oh, tut mir leid.", entschuldigte er sich und sie verließen
den Bus. Gleich nahm Jessi wieder Pats Hand und lächelte
so munter vor sich hin. Pat konnte nur leise seufzen.
Jessi war im warten Sinne des Wortes ein "Spring ins Feld".
Jemand wie Jessi hatte wenig Hemmugen die eigenen
Gefühle zu zeigen und handelte einfach so aus dem Bauch
herraus. Jessi war wesentlich robuster als Pat. Pat gab zu
schnell nach, zumindest was Jessi anging.
"Mensch, das sieht ja ganz danach aus, das heute mal wieder
die Sonne scheint. Zumindest sieht der Himmel ganz danach
aus."
"Ist mir egal. Von mir aus kann es auch regnen.",meinte Pat
genervt.
"Finde ich nicht. Ich finde es hat in letzter Zeit echt genug
geregnet. Ich hab keine Lust darauf ständig drin zu hocken."
"Du kannst ja auch kaum ne Sekunde mal still sein, oder
einfach mal auf der Stelle sitzen bleiben.", meckerte Pat.
Jessi kicherte, wärend sie ihren Weg fortsetzten.
"Was lachst du denn? So witzig ist das nicht."
"Ach Pat. Das Leben ist doch viel zu kurz, um immer nur
drin zu hocken und nichts zu tun. Wir sollten die Zeit die
wir haben nutzen, um so viel wie möglich zu erleben.",
meinte Jessi mit einem strahenden Gesicht.
"Na, dann solltest du dir jemanden suchen, der das genauso
sieht. Ich hab daran kein Interesse.", kam es kalt aus seinem
Mund.
Pat wusste selbst wie kurz das Leben war und das es schon
gar nicht gerecht war. Seit Jonas Tod schien ihm das Alles
nicht mehr so richtig zu sein. Alles hatte damit seinen Sinn
verloren. Manchmal fragte er sich, warum er selbst überhaupt
noch lebte. Jona war in manchen Dingen ein bisschen wie
Jessi. Pat viel wieder ein, das Jona mal sowas Ähnliches sagte.
Es war kurz vor seinem Tod.
Pat saß mal wieder in seinem Zimmer und plötzlich stürmte
Jona herein.
"Hey Pat. Da bist du ja. Ich dachte du wartest unten auf mich."
Pat schüttelte den Kopf.
"Ich kann nicht mitkommen.", sagte Pat leise.
"Hm? Haben Mama und Papa das etwa gesagt?"
Pat nickte. Jona zog eine Schnute.
"Also wenn es nach denen geht sollst du wohl hier drin
versauern. Damit du ja nicht in Kontakt mit normaldenkenden
Menschen kommst.", sagte Jona.
Pat nickte und zog die Beine an seinen Körper.
"Was soll ich denn machen? Du bist 18, du kannst machen was
du willst. Ich bin noch minderjährig."
Jona grinste.
"Ach Pat, du weißt doch wie ich in deinem Alter war."
"Stimmt, du hast mit dreizehn schon längst nicht mehr auf sie
gehört. Aber...ich bin eben nicht du.", murmelte Pat.
Jona kam auf Pat zu und nahm ihn in den Arm.
"Pat, das Leben ist viel zu kurz, um immer nur hier zu bleiben
und sich zu langweilen. Genieße das Leben! Ich helfe dir dabei!",
sagte Jona und zog ihn mit sich. So wie er es immer tat. Jona
setzte sich einfach gegen den Wind und tat was er für richtig hielt.
Er hörte nicht auf seine Eltern, miemte noch nie den braven
Sohn einer reichen Familie. Pat war nicht so stark wie er, aber
er war froh seinen großen Bruder zu haben. Mit ihm konnte er
lachen und glücklich sein...bis nur wenig später dieser Unfall
passierte.
Jessi war Jona wirklich sehr ähnlich in seinen Ansichten und
trotzdem gab es einen Unterschied. Jona war gestorben und
Jessi lebte. Er war leibhaftig da. Er stand neben ihm und
lächtelte, hielt seine Hand sagte fast das Gleiche, was Jona einst
sagte. Pat wusste nicht, was er davon halten sollte.
"Pat, alles klar?", fragte Jessi.
Pat nickte.
"Warum fragst du?"
"Du warst so in Gedanken versunken."
"Achso, ja, ich hab nur über was nachgedacht.", murmelte Pat.
Jessi sah ihn kurz an, fragte aber nicht weiter nach. Fast so, als
wüsste ihn, das er nicht weiter daran rühren durfte.
"Okay, sieh dort. Da ist der Bäcker."
Jessie zeigte mit dem Finger auf einen großen Bäckerladen, der
sich direkt an eine Reihe von anderen Läden anschloss. Es war
der äußerste Eckladen und riesengroß.
"Warst du hier schon mal drin?"
Pat schüttelte den Kopf.
"Na dann wird es mal Zeit. Hier ist es superlecker und güstig."
"Das sagtes du bereits."
"Jab, jab. Komm Pat.", er schlif ihn mit sich in den Laden und
begrüßte fröhlich munter die Verkäuferin.
"Hey Guten morgen, haben sie noch eins von diesen
Schockohörnchen da?"
Die schon etwas ältere Verkäuferin drehte sich zu ihm um und
lächelte ihn fröhlich an.
"Oh Guten morgen. Ja habe ich, du hast Glück, das sind die
letzten Beiden.", sagte sie freundlich. Pat zog die Augenbraue
hoch und zog seine Hand zurück, die noch immer von Jessi
gehalten wurde.
"Supiii, ich nehme sie Beide."
"Willst du sie mitnehmen?"
"Nein, heute esse ich hier mit meinem Freund .", er zeigte auf
Pat und die Verkäuferin lächelte ihn kurz freundlich an.
Pat erwiederte das Lächeln nicht, sondern seufzte nur. Der
perfekte Kunde war er nicht, das wusste er.
"Achso, na dann hier bitte. Das macht dann einen Euro und
50 cent."
"Bitte. Wir ziehen uns dann mal zurück.", teilte Jessi mit.
"Ist gut, lasst es euch schmecken.", sagte die Verkäuferin.
Jessi schob Pat einmal um die Ecke, wo sich der Rest des
Ladens befand und sich eine Art Restauration erstreckte,
die den Charm eines kleinen Cafe's hatte.
Da war ein kleiner Saal, gemütlich eingerichtet, der platz
zum frühstücken bat und eine große Selbstbedienungstheke,
wo es so ziemlich alles gab, was das Herz begerte. Von Brötchen
bis Aufschnitt, bis über zu heißer Schockolade und kunstvoll
hergerichteter Torte. Es sah alles ganz wunderbar aus. Sogar
für Pat.
Einige der Tische waren schon mit frühstückenden Menschen
besetzt.
"Dieser Laden ist sehr beliebt und ist nie Leer. Es ist immer
was los. Zu jeder Öffnungszeit. Such dir einen Platz aus Pat."
"Okay.", Pat sah sich um und erhaschte einen Platz an einem
der Fenster. Er war mit einem kleinen Zweisitzersofa, einem
runden Tisch und einem Einsitzer ausgestattet. In der Mitte
des Tisches stand eine Kerze und gegenüber von dem Tisch
stand ein Klavier.
Pat zeigte mit dem Finger die Ecke.
"Oh, wirklich ein schöner Platz. Los schnel, ehe er weg ist, der
ist sonst immer besetzt.", meinte Jessi und ging sofort los und
stellte seine Tasche auf den Tisch, bevor es ein anderer junger
Mann tuen konnte, der die gleiche Idee verfolgte.
"Sorry, aber hier ist schon besetzt.", grinste Jessi den Man an.
"Setz dich."
Pat schaute kurz hin und her und entschied sich dann für den
Einsitzer.
"Bequem?", fragte Jessi, der seine Tasche vom Tisch nahm um
sie neben sich auf das Sofa zu legen. Dann packte er die
Hörnchen auf den Tisch.
Pat nickte.
"Willst du zuerst, oder du?"
"Geh du zuerst.", murmelte Pat und Jessi sprang auf um sich
an die Selbstbedienungstheke zu stürzen. Er kam mit einem
Tablett wieder, auf dem ein mittelgroßer Teller war. Dieser
war prallgefüllt und dazu hatte er noch eine große Portion
Schockoladencreme gekauft.
Pat starrte fast ein wenig entsetzt den Teller an, dann Jessi.
"Ist das nicht etwas viel und...teuer?"
Jessi schüttelte den Kopf.
"No! Für fünf Euro kann man sich hier vollstopfen mit dem
was man auf den Teller schöffelt und ein Getränk is auch
noch drin. Mein riesen Schockobecher natürlich nicht, dafür
habe ich extra bezahlt. Jetzt bist du aber an der Reihe. Los
hophop. Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages."
Jessi zog Pat von seinem Platz und schob ihn ihn Richtung
der Theke. Pat hatte keinen großen Hunger, aber ganz ohne
etwas auf dem Tablett konnte er auch nicht wiederkommen
und so entschied er sich für ein einfaches Frühstück für zwei
Euro. Dafür bekam er zwei Brötchen und den Aufschnitt seiner
Wahl. Dazu nahm er noch einen Erdbeertee. Der war sogar im
Preis mit inbegriffen. Anschließende zahlte er und ging wieder
zu Jessi an den Tisch.
"Ah, du hast ein einfaches Frühstück genommen."
"Ja, ich hab nicht so großen Hunger und ein Brötchen kann
ich ja noch mitnehmen.", er zeigte auf die kleine Tüte, die
auf seinem Tablett lag.
"Okay, hauptsache du wirst satt. Lass es dir schmecken.
probier auch eins von den Hörnchen.", meinte Jessi.
Pat nickte wieder und begann erstmal sich seinem eigenen
Essen zu stellen. Der Tee musste noch etwas ziehen.
Hin und wieder schaute er auf Jessis Teller, der fast schon
übermenschlich voll war. Das sah ganz so danach aus, als
bekäme er nicht genug zu essen und müsste hungern. Ganz
eindeutig konnte er das natürlich nicht sagen. Dazu wusste
er zu wenig über ihn. Pat wusste über Jessi weniger, als
umgekehrt. Der wusste ja immerhin schon wie er wohnte und
das er allein wohnte.
Aber das Jessi allein wohnte, konnte er sich nicht vorstellen.
Da war immerhin dieses Mädchen am Telefon gewesen, dass
er nicht kannte. Jessi sagte, das sie immer ungefragt an sein
Handy ging, also wohnte er wohl mit ihr unter einem Dach.
Aber wieso interessierte ihn das denn so plötzlich?
"Du Jessi...", begann Pat. Jessi schaute auf, wärend er sich
gerade ein Brötchen mit Ei in den Mund stopfte.
"Hm?", er kaute einige Male kräftig, ehe er runterschluckte.
"Was ist denn?"
Er wusste nicht warum, aber er wollte gern mehr von Jessi
erfahren.
"Dieses Mädchen neulich am Telefon...", fing er an.
Jessi schaute ihn interessiert an.
"Hmm, du meinst Jana."
"Äh...ja, wer ist ist?"
"Hihi, plötzlich so neugierig?"
"Ich bin nicht neugierig...ich hab mich nur gefragt, wer
dieses Mädchen war und das sie ja ein Familienmitglied
sein muss, wenn sie immer ungefragt an den Handy geht."
Jessi nickte und fuhr sich mit der Hand durch das blonde
Haar.
"Hm...Naja irgendwie stimmt das wohl..."
"Irgendwie?"
Was war das denn für eine Antwort?
"Jana ist meine Ziehschwerster.", Jessi sagte das so, als
würde Pat irgendetwas anrühren, wovon er hätte die Finger
lassen sollen. In seinem Hals setzte sich plötzlich ein dicker
Klos fest.
"Ziehschwerster?"
Jessi lies von seinem Essen ab und lehnte sich auf seinem
Sofa zurück.
"Jab. Ich lebe bei Adoptiveltern. Meine Eltern und meine
kleine Schwester sind bei einem Brand ums leben gekommen.
Haben zu viel Rauch eingeatmet, als sie versuchten aus dem
brennenden Hause zu fliehen. Das war vor etwa ...ja genau.
Das ist jetzt ungefähr 12 Jahre her."
Pats Herz setzte einen Moment aus. Jessi...war Vollweise?
Aber so wirkte er doch gar nicht. Jessi wirkte immer so, das
ihn einfach nichts erschütterte, so unbeschwert.
"Das ich überlebt hab, ist ein Zufall. Ich hab von allen am
wenigsten Rauch eingeatmet und als Einziger überlebt. Da
ich keine weiteren Verwante hatte, wurde ich zur Adoption
freigegeben.", kurz schwieg Jessi und schloss die Augen, dann
hatte er wieder ein Lächeln auf den Lippen. Wie schaffte er
das nur? Er hatte keine Familie mehr, niemanden. Pat hatte
zumindest noch seine Tante, die sich um ihn kümmerte und
er musste auch nie in ein Weisenhaus, oder in eine
Pflegefamilie.
Eigendlich hätte Jessi viel mehr Grund zu leiden, als er selbst.
Trotzdem war er stärker und brachte noch so viel Kraft auf,
Pat in den Arm zu nehmen und ihn aufzuheitern?
Pat starrte ihn an.
"Was ist? Das ist schon so lange her..."
"Macht es dir denn gar nichts aus?", fragte Pat.
"Hm? Doch schon. Immerhin ist meine ganze Familie bei
dem Brand umgekommen und ich war darmals fünf Jahre
alt. Ich habs mir sicher nicht gewünscht, das das passiert.
Aber leider...kann das niemand mehr ändern. Nachdem das
passiert ist, habe ich kaum noch ein Wort geredet und war
total verstört. Zumindest hat man mir das erzählt. Es hat so
ungefähr ein halbes Jahr gedauert, bis ich wieder halbwegs
normal redete und essen konnte. Davor habe ich mich immer
in eine Traumwelt zurückgezogen. Etwa ein Jahr war ich dann
im Kinderheim, bis ich dann adoptiert wurde. Naja...und
irgendwie hatte ich halt Glück an eine gute Familie geraten
zu sein.", Jessi seufzte, atmete einmal tief durch. Wieso kam
Pat es nur so vor, das er selbst viel mehr daran zu schlucken
hatte, als Jessi?
Vielleicht, weil er wieder an den Unfall denken musste, der
Pat seid nun drei Jahren beschäftigte. Ihm wurde immer
noch schlecht bei dem Gedanken.
Deswegen musste er ihn ziemlich erschüttert angesehen
haben.
"Hihi, was hast du? Du siehst so erschüttert aus, dabei ist
das doch nicht deine Gesichte."
"Wie schaffst du das?", fragte Pat fast wie hypnotisiert.
"Hm? Was denn?", Jessi stopfte sich wieder etwas von
seinem Essen in den Mund.
"Na, wie schaffst du es trotzem so unbekümmert zu sein?",
entfuhr es Pat fast in einem verzweifelten Ton. Ihm war
wieder so schlecht. Irgendetwas schmerzte ihn.
"Naja...weißt du. Irgendwann hab mich einfach dafür
entschieden, dass, das Leben irgendwie weitergehen muss.
Es klingt grausam, aber...Ich entschied mich, das Alles hinter
mir zu lassen. Ich habe meine Eltern abgöttisch geliebt,
aber irgendwann musste ich begreifen, das sie nicht mehr
leben und meine Schwester ebenfals, auch wenn es wehtat."
In diesem Augenblick hatte selbst Jessi so einen leidenen
Ausdruck in den Augen. Einen Ausdruck, den Pat noch nie
bei ihm sah. Es tat ihm im Herzen weh, ihn so zu sehen.
Pat senke den Kopf.
Er traute sich nicht mehr ihm in die Augen zu sehn.
Schließlich entschied er sich aufzustehen.
"Pat?"
"Tut mir leid, mir geht es nicht gut, ich geh nach Hause."
Beinahe fluchtartig, lief Pat aus dem Laden.
Er rannte einfach drauflos, ohne darauf zu achten wo er
hinlief. Warum war er nur so Feige? Warum konnte er
er nicht einfach so standhaft bleiben wie Jessi? Er erzählte
das Alles einfach so..., er schaffte es sogar sich ein Lächeln
abzugewinnen. Aber dieser traurige Blick, der sich in seinen
Augen wiederspiegelte...es tat so weh, es schnürte ihm die
Kehle und die Brust zu. Es tat weh! Es tat so weh!
Wieso vereinahmte ihn das so? Es war doch nicht seine
eigene Gesichte. Es war Jessis Gesichte. Vielleicht war gerade
das ja der Grund. Ohne auf seinen Weg zu achten, blieb er
einfach irgendwo stehen.
Plötzlich hörte er eine Stimme, die ihn von hinten rief.
"Paaat!!!", Pat drehte sich um und da war Jessi. Er war ihm
doch tatsächlich hinterhergerannt.
"Pat, komm von der Straße weg!", rief Jessi laut. Pat drehte
sich um, da fuhr ein Auto auf ihn zu. Nein! Er konnte sich
nicht bewegen. Wie erstarrt stand er dort, kam nicht von der
Stelle.
Ein Schrei. Jessis Stimme
"Paaat!"
Es war damals. Jessi! Er durfte ihn nicht retten!
Pat hörte nur noch das Quitschen eines Autos und spürte
wie er auf den Boden viel, doch er landete nicht hart, sondern
weich.
Erst war es noch schwarz, doch als er die Augen öffnete,
war da ein Körper auf dem er lag. Er erhob sich und schaute
sich um.
Jessi lag unter ihm. Pat erstarrte.
"Jessi? JESSI! Wach auf! Wach auf!", er zerrte ihn hoch, nahm
ihn in den Arm. Er hatte Angst! Schreckliche Angst. Jessi
durfte nicht sterben! Das wollte er nicht! Wieso war er nur
weggelaufen? Es war alles seine Schuld!
Wäre er nicht weggelaufen, hätte er den Ball nicht fallen lassen?
"Pat?", hörte er eine Stimme. Pat löste sich von Jessi.
"Oh mann du erdrückst mich gleich.", jammerte Jessi.
"Jessi...du...du lebst?"
"Ja,...irgendwie schon..."
Um sie herum standen plötzlich einige Passanten. Der Fahrer
des Wagens, hatte gerade noch eine Notbremsung geschafft
und stieg nun aus.
"Hey...ihr Beiden, ist alles okay mit euch?", er kam zu ihnen
rüber und hockte sich zu ihnen runter.
"Ja, schon."
"Sieht nicht so als hättet ihr euch was getan, aber ich ruf
lieber einen Krankenwagen, nur zur Sicherheit."
Jessi schüttelte den Kopf.
"Waaas, nein, nein, nein! Ich will nichts ins Krankenhaus!
Ich hasse Krankenhäuser!", jammerte Jessi.
"Kommt nicht in Frage. Ihr solltet euch zumindest untersuchen
lassen.", meinte der Fahrer streng. Der Mann der nun vor ihnen
hockte war so freundlich, machte ihnen keine Vorwürfe, sondern
schritt gleich ein. Diesmal war es anders.
"Aber!"
"Jessi...bitte...", murmelte Pat.
Jessi seufzte.
"Okay, wenn sein muss...", sagte Jessi mit einer langgezogenen
Schnute.
*
Es wurde festgestellt, das sich keiner der Beiden sich was getan
hatte. Nur Jessi hatte eine Schürfwunde am Arm.
Seine Adoptiveltern und Pats Tante, kamen sofort nach der
Benachrichtigung. Alle waren sehr besorgt gewesen, aber keiner
machte irgendwem Vorwürfe.
Wie Pat feststellen musste, waren Jessis Eltern sehr freundlich.
Besonders die Mutter kam gleich ins Behandlungszimmer
gestürmt und und nahm ihn erstmal in den Arm.
"Jessi! Mein Gott,ich hab mir solche Sorgen gemacht!"
"Mom, du erdrückst mich."
"Na recht so, was machst du auch immer für Sachen, dein Vater
und ich sind gleich hergekommen, weil wir so besorgt waren."
Der Vater lächelte sanft und stimmte seiner Frau zu.
Pat sah ihnen aus einer anderen Ecke des Zimmers zu. Seine
Tante war gekommen.
"Alles in Ordnung Patrik?", fragte sie und legte liebevoll einen
Arm um ihn. Pat nickte und lehnte sich an sie.
"Sie scheinen eine wirklich glückliche Familie zu sein.",
murmelte Pat.
Die Tante sah ihn besorgt an und nickte dann.
"Es tut mir leid Patrik."
Er schüttelte den Kopf.
"Es muss dir nicht leidtun. Es ist nicht deine Schuld."
"Heyy, Pat! Jetzt schau doch nicht so! Es ist ja zum Glück
nichts passiert.", brachte Jessi fröhlich von sich.
Pat starrte zu ihm rüber. Unfassbar.
"Nichts passiert? Du hättest tod sein können meinenwegen!",
rief Pat, sagte sich von seiner Tante los und verließ den Raum.
Jessi lief ihm hinterher.
"Patrik!", hörte er noch seine Tante.
"Pat! Jetzt lauf nicht schon wieder weg!", dann Jessis Stimme.
Pat lief so schnell er konnte, lief an einer Krankenschwerster
vorbei.
"Hier wird nicht gerannt, das ist ein Krankenhaus!", aber Jessi
holte ihn ein, hielt ihn fest.
"Verdammt noch mal! Jetzt lass mich doch einfach gehen.
Lass mich in Ruhe!", rief Pat, drückte ihn dabei weg.
"Nein!", sagte Jessi stur. "Ich lasse dich ganz bestimmt nicht
gehen.Du bist total durcheinander und...und du rennst schon
wieder vor mir weg!", sagte Jessi ernst und legte fest seine Arme
um ihn, bis er sich nicht mehr wehren konnte.
"Jessi...", murmelte er.
"Ist schon gut, wein ruhig, es ist okay.", sagte Jessi und schon
flossen sie wieder diese Tränen. Dieser Mensch gab doch
einfach nicht auf. Das sie von einigen Passanten ein wenig
seltsam angesehen wurden, störte sie nicht.
Irgendwann kamen sie dann zurück ins Behandlungszimmer.
Jessi hielt Pats Hand.
"Da seid ihr ja wieder. Was ist denn los?", wollte Jessis Mutter
wissen. Auch Pats Tante ging gleich auf ihn zu.
"Patrik? Was ist los?"
Nun kam auch der Arzt hinzu.
"Das muss wohl der Schock sein. Ich denke, auf Grund
seiner Verfassung werde ich ihn für den Rest der Woche
krankschreiben.", seine Tante nickte.
"Und Jasper wohl besser auch."
Jessi schaute zum Doktor auf.
"Mich?"
Der Dockter nickte.
"Ich glaube die beste Medizin wird sein, wenn sie erstmal bei
ihm bleiben.Außerdem will ich, das sie beide nie nächsten
Tage zur Nachkontrolle kommen, nur für den Fall der Fälle,
es ist bis jetzt nichts Auffälliges, aber sicher ist sicher.", sagte
der Mann im weißen Kittel, der so ein Lächeln drauf hatte,
das auf irgendwas hinwies. So als wüsste er einfach alles. Das
war schon fast ein wenig unheimlich.
"Der Alte weiß mehr, als er wissen sollte.", flüsterte Jessi in
Pats Ohr.", Pat wurde rot.
"Das habe ich gehört!", rief der Mann im Kittel
*
Zwei Wochen später, Samstagfrüh.
"Paaat, jetzt sei doch nicht so. Willst du mich hier
draußen am langen Arm verhungern lassen?", jammerte Jessi,
vor der Wohnungstür. Pat hatte ihn mal wieder
ausgesperrt.
"Ganz genau.", sagte Pat.
"Paaat, sei doch nicht so grausam!"
"Du hast schon wieder versucht mich im Schlaf zu überfallen.
Dabei hab ich dir ganz genau gesagt, das du auf dem Sofa
schläfst!", nörgelte der Schwarzhaarige.
Pat stand mit einer Tasse Tee am Türrahmen der Küche und
verzog sein Gesicht zu einer grimmigen Grimmasse.
Jessi klopfte immer wieder gegen die Tür.
"Aber es war doch so schrecklich ungemütlich. Und außerdem
habe ich dich nicht überfallen, sondern habe mich nur an dich
gekuschelt, weil die Decke sonst nicht für zwei reicht."
"Du hast ne Wolldecke gehabt und wenn dir das zu unbequem
ist auf dem Sofa zu schlafen, musst du halt zu Hause schlafen.
Ich hab dich nicht darum gebeten.", konterte Pat.
"Wo ist bloß der süße Pat von vor einer Woche hin? Du warst
so anhänlich und anschmiegsam."
"Das war was ganz Anderes!", meckerte Pat.
"Quatsch, das war gar nichts Anderes. Und jetzt lass mich
wieder rein!"
"Vergiss es!", damit war das Thema für Pat gegessen. Er
machte sich auf dem Weg ins Wohnzimmer und setzte sich auf
das Sofa. Mitlerweile war es hinter seiner Wohnungstür ruhig
geworden. Endlich. Aber was sollte Jessi auch für einen Grund
haben vor seiner Tür zu versauern? Pat hatte genug für das
Wochenende eingekauft und brauchte nicht mehr vor dir Tür
gehen. Jetzt nur nicht wieder schwach werden. Zumindest
seine Sachen hatte er ihm hinterher nach draußen befördert.
Er musste also auch nicht in seinen Schlafklamotten frieren.
Pat zuckte mit den Schultern und zog seine Beine an. Er lehnte
sich seitlich an die Rückenlehne des Sofas und schaute aus dem
Fenster. Es war ein Mischmasch aus Wolken und Sonne, aber
keineswegs verregnet. Jessi hätte jetzt sicher Lust einen
Spaziergang zu machen, oder etwas Skateboard zu fahren, oder
vielleicht Basketball zu spielen oder so. Stattdessen hing er
hier bei Pat und ließ ihn nicht mehr in Ruhe. Ob er noch mit
der Schule vorran kam? Er hatte ihn noch nich bei den
Hausaufgaben gesehen.
Pat schüttelte den Kopf. Er war schon wieder dabei schwach
zu werden.
Wie Pat so dasaß fragte er sich immer mehr, warum Jessi
ausgerechnet ihn auswählte. Warum hatte er sich ausgerechnet
in Pat verliebt? Er kam sich selbst manchmal richtig langweilig
vor.Kein Wunder. Er machte ja auch nicht wirklich viel. Er
vergrub sich in seiner Wohnung und versteckte sich vor dem
Rest der Welt. Mit niemandem wollte er ernsthaft etwas zu tun
haben. Das Alles nur...weil er sich schuldig fühlte und beinahe,
da hätte er auch Jessis Leben ausgelöscht.
Trotzdem spürte er, wie Jessi ihn immer mehr in seine Welt zog.
Er nahm langsam wieder seine eigenen Gefühle wahr, die nicht
mehr nur aus Trauer bestanden. Da waren auch ganze andere,
warme Gefühle, die alles andere als kalt waren.
Er bewegte sich von seinem Sofa runter und ging zur Haustür.
Mit einem kurzen zögern öffnete er die Tür.
Er trat heraus und seufzte. Jessi war nicht mehr da. Warum
sollte er auch? Pat hatte ihn rausgeschmissen. Kurz kratzte er
sich im Nacken und machte wieder kehrt, um die Tür zu
schließen.
*
"Okay, wir schreiben heute eine Englischklausur. Bitte stellt
eure Tische alle in meine Richtung auf und es wird nicht
geschummelt. Denjenigen, den ich erwische, bekommt eine
Sechs.", ertönte die strenge Stimme des Lehrers.
Pat seufzte. Er hatte keine Lust auf Schule, aber er musste
gehen.
Seine Tante hatte sich erweichen lassen ihm für seinen Fehltag
eine Entschuldigung zu schreiben. Da Pat noch nicht volljährig
war, musste das ja der Erziehungsberechtigte machen.
Seine Eltern hatten ihr dieses Recht vor zwei Jahren übertragen,
als sie Pat das erste Mal zu sich nahm und schließlich bekam Pat
mit 16 seine erste eigene Wohnung, da sie sehr viel arbeitete und
nur selten zu Hause war. Die Wohnung lag aber im gleichen Haus,
wie die seiner Tante und ihrem Mann.
"Patrik, bitte hör auf zu träumen und konzentriere dich auf
deine Arbeit.", mahnte der Lehrer.
"Äh, ja."
Und schon ging es los. Für die Arbeit hatten sie etwa 45 Minuten
zeit. Für Pat bot auch das keine Schwierigkeit und war schnell
fertig. Gemächlich gab er ab und verließ darauf den Raum.
Er verzog sich in einer der hintersten Ecken des Schulgebeudes,
abwartend, das die Zeit umging. Sie schlich nahezu. Wie
langweilig. Lieber hätte er die Zeit zu Haue totgeschlagen, aber
Fehlstunden waren auch nicht so gut. Schule war halt eine
Notwendigkeit.
So wie jeden Tag schaute er auf sein Handy. Er hatte es
irgendwann angewöhnt jede Pause mindestens zwei Mal
darauf zu schauen. Vielleicht in der Hoffnung, das Jessi ihm
eine Nachricht schickte. Seid Samstag hatte er sich nicht mehr
gemeldet. Jetzt war schon wieder Mittwoch. Das war untypisch
für ihn. Aber nachdem er ihn mal wieder rausgeschmissen hatte,
war das wohl auch kein Wunder. Vielleicht war es auch einfach
mal wieder Zeit für Pat sich zu meldent. Dabei viel es ihm doch
so schwer. Was wenn wieder dieses Mädchen ans Telefon ging?
Seine Ziehschwerster.
"Patrik, da bist du ja, wir haben dich schon gesucht.", da waren
ein paar Jungs.
"Der Test ist gelaufen, alle sollen wieder in die Klasse kommen."
Pat nickte und machte sich gemächlich auf wieder in die Klasse
zu gehen.
"So, das wars also für heute. Ich werde die Arbeit bis nächste
Woche bewertem. Der wird in eure Halbjahresnote mit
einbezogen werden."
Ein Stönen ging durch die Klasse. Kein Wunder, es ging ja auch
um Alles oder Nichts. Daher war es auch so wichtig immer zu
lernen. Das hielten natürlich nicht alle für nötig.
Einige Tische weiter saß Lena. Sie lehnte sich erleichtet zurück.
Kurz erhaschte sie einen Blick zu Pat. Dann schaute sie wieder in
Richtung der Tafel. Ob sie sich seid der Sache mit Jessi schon
verdaute hatte? Sie hatte ihn seid diesem Tag nicht mehr
angesprochen. Pat selbst kümmerte das erst nicht wirklich, er
war so kalt zu ihr gewesen wie immer. Sein Innerstes aber
hatte sich jedoch irgendwie bewegt. Es war nicht mehr so starr
noch wie ganz am Anfang. Noch wie zu dieser Zeit.
Sogar eine Entschuldigung zog er in Erwägung, aber brachte er
sie auch über die Lippen? Pat war noch nie ein Mensch der
großen Worte. Zwar gab es Menschen bei denen er mal mehr
und mal weniger sprach, aber im Allgemeinen tat er sich damit
eher schwer.
Das er bei Jessi so viel redete, grenzte schon an ein Wunder.
Sicher lag das daran, das er ihn einfach darauf provozierte.
Er wusste ganz genau, was er sagen oder tun musste,um seine
Emotionen zum Vorschein zu bringen. Jessi war der Erste
Mensch gewesen, der ihn einfach so in den Arm nahm, ohne
irgenwelche Fragen zu stellen. Ganz einfach, obwohl er doch
ein völlig Fremder war. Und jetzt hatten sie sich sogar schon
mehrfach geküsst und er hatte sein Herz zum Rasen gebracht.
Innerlich schüttelte Pat den Kopf.
Er starrte wieder stur auf die Tafel. Mitlerweile schrieb der
Lehrer wieder was an. Es war nicht sehr spannend. Der nächte
Termin für die nächste Arbeit.
In der Pause machte Pat sich auf dem Weg zur Sporthalle.
Da die schuleigene Sporthalle zur Zeit wegen Umbauarbeiten
gesperr war, wurden die Schüler in die Halle der Nachbarschule
verwiesen. Für den Marsch dort hin benötigte er mindestens
zehn, der 15 Minuten, seiner Pause.
Dort angekommen standen auch schon einige seiner Mitschüler.
Auch Lena. Er vermied es sie anzusehen und sie tat dies ebenfalls.
Klasse.
Nun standen sie in der Sporthalle.
Der Lehrer rief alle zur Ordnung, sich in einem Kreis zu
versammeln. Noch eben machte er einige Angaben zum Verhalten
in der fremden Halle und warum und wieso sie dort sind und
dann ging es los.
"So. Wir spielen heute Basketball, sucht eure Teams zusammen."
Wie in der Grundschule, dachte Pat. Da mussten sie sich auch
immer in einen Kreis setzten.
Einige seiner Mitschüler kamen auf ihn zu.
"Hey Pat, wir spielen heute wieder Basketball hat der Lehrer
gesagt. Spielst du in unserer Manschaft? Bitteee.", Pat zuckte
mit den Schultern.
"Von mir aus.", sagte er emotionslos.
"Au klasse. Hey, Mike, wir haben unser letztes Teammitglied.",
sagte sein Mitschüler.
"Was? Du hast Patrik überredet?"
"Ja, ist das nicht klasse? So werden wir gewinnen."
Die Leute der anderen Manschaften seufzten schon wieder.
"Hey, jetzt hab euch nicht so. Ihr habt auch gute Spieler.",
grinste der Schüler.
"Okay, wenn ihr euch jetzt aufgeteilt habt, fangen wir an. Mike,
ihr hab die Eins, Susi ihr seid die Zwei."
Die Schüler verteilten sich auf dem Spielfeld.
Und dann begann das Spiel. Zwei Spieler stellten sich in die
Mitte .
Der Lehrer gab den Anpfif.
"Und los!"
Beide Sprangen nach oben. Der Spieler aus Pats Manschaft
schaffte den Anschlag. Und einige rannten los.
Pat fing den Ball ab und prellte ihn auf dem Boden der Halle.
Er schaffte es sich ohne Probleme durch seine Mitschüler
durchzuschlängeln. Niemand schaffte es ihm den Ball
abspenztig zu machen. Er schaute sich um.
"Mike!", rief er erstaunlich laut und der hob die Hand.
Pat warf und Mike fing den Ball. Pat lief weiter. Er wurde
gedeckt,aber er schafte es sich frei zu laufen.
"Patrik.", rief einer seine Mitspieler, der mitlerweile den Ball
gefangen hatte und warf ihn auf ihn zu. Pat sprang und fing
ihn. Die gegnerischen Spieler liefen um ihn herum. Pat machte
einen Sternschritt, viel Zeit hatte er nicht mehr. Dann entdeckte
er eine Lücke, die ihm freie Bahn zum Korb gab. Er warf den Ball.
Der Ball flog direkt in den Korb.
Seine Manschaft jubelte.
"Super gemacht Pat. Nächste Runde.", sie klatschen ab.
"Okay, und in Position."
Wieder ein Anschlag, diesmal war Pat dran. Wieder war das
Spiel im vollem Gange. Sein Mitspieler dribbelte den Ball ins
gegnerische Feld und warf, der angeziehlte, viel der Ball aus
der Hand. Die gegnerische Manschaft hatte den Ball. Einer von
Lenas Freunden fing den Ball. Er musste weiterwerfen.
Lena hob die Hand.
"Hier!", rief sie entusiastisch. Ihr Kumpel warf ihr den Ball zu.
"Okay, fang!", rief er und warf. Lena stellte sich in Position
den Ball zu fangen. Der Ball flog hoch. Lena musste springen,
um ihn zu fangen. Pat war gerade in ihrer Nähe und rannte los.
Noch in der Luft fing er den Ball ab. Kurz wand er seinen Blick
an Lena, die ihn überrascht ansah,dann dribbelte er den Ball
wieder zum Korb ins gegnerische Feld, gab den Ball ab und sein
Mitspieler plazierte den Ball im Korb.
Ein Pfiff. Wieder zwei Punkte.
Am Ende des Unterrischts gewann Pats Manschaft.
"Okay, die Gewinner dürfen schon mal gehen.
"Jey, wieder früher gehen!", freute sich Mike.
Pat nickte und ging mit den anderen, an Lena vorbei in die
Umkleide.
Dort machten sich alle darum sich umzuziehen.
"Du sag mal Patrik, hast du nicht Lust ins Basketballteam
einzusteigen? Du bist irre gut.", sagte Mike. Pat sah ihn nicht
mal an.
"Kein Interesse.", meinte er kalt. Rasch zog er sich um.
"Was? Aber warum denn nicht? Du bist so gut, du wärst eine
echte Ergänzung für unser Team."
"Kein Interesse.", er packte alles zusammen und ging zur Tür
hinaus. Wärend die Tür hinter ihm langsam zufiel, hörte er
noch.
"Wie kalt er wieder ist."
Pat zuckte mit den Schultern. Jetzt wo er wieder Zeit hatte,
galten seine Gedanken sowiso wieder Jessi.