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Katatonia Sleep

Darkfiction
von

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Grenzwege

Ilone kochte vor Wut.

Sie war keine direkte Verwandte von Meg und weil schon ein paar aufdringliche Reporter die Dame an der Rezeption gestört hatten, ließ sich die leicht dickliche Frau auch nicht erweichen zu sagen, wo genau man Meg Saunderson finden konnte. Ilone machte gedanklich ein paar abwertende Bemerkungen über die viel zu kurzen knallroten Haare der Frau und warf sich in einen Korbsessel, den irgendwer im Eingangsbereich aufgestellt hatte. - Vermutlich bestand die einzige Daseinsbereichtigung dieser Sitzgruppe in einem verzweifelten Versuch, die sterile Krankenhausathmösphäre auf zu lockern.

Er war weniger bequem, als er aussah, aber Ilone hatte auch noch nicht lange gesessen, als sie Daniel sah. Eigentlich hatte er wohl nur vor das Krankenhaus zu verlassen, um eine zu rauchen. - Zumindest schloss Ilone das aus dem gezückten Zigarettenetui und dem Feuerzeug in seiner linken Hand. - Das war vielleicht das erste Mal, dass Ilone froh über Daniels Sucht war.

"Da würde ich nicht rausgehen!", begrüßte sie ihn, bevor er sie überhaupt bemerkt hatte. "Da draußen tummeln sich schon die ersten Aasgeier." Innerlich schrak sie bei diesen Worten zusammen. Meg war noch nicht tot! Das Wortspiel mit Geiern war also nicht angebracht.

Daniel lächelte so ehrlich, wie es ihm unter den gegebenen Umständen möglich war und steckte die Zigaretten zurück in eine Tasche des grünen Armeeparkers, der für ihn schon zu einer Art Markenzeichen geworden war. Er war sogar für ihn etwas zu groß und trug an der Brusttasche drei Buttons. – Ein Smiley, ein „Dreamcatcher“-Button und einen etwas Größeren, der die Aufschrift „Change may happen these days“.

"Ilone...", grüßte er und nahm das neben ihm zerbrechlich wirkende Mädchen behutsam in den Arm, als habe er Angst sie zwischen seinen großen Armen zu zerbrechen.

Auf dem Weg in eine der oberen Etagen des Krankenhauses schilderte Daniel Ilone, was er bereits wusste:

"Ein Passant hat ihn bewusstlos auf der Straße gefunden, also nahm man an, er sei in einen Unfall verwickelt gewesen."

Ilone sah Daniel an und wäre beinahe vor einen im Weg stehenden Rollstuhl gelaufen.

"War es etwas kein Unfall?", fragte sie.

Daniel zuckte die Schultern. "Man hat ja ein paar Spuren gefunden, die darauf hindeuten und Nachbarn wollen Reifenquietschen gehört haben. - Aber man hat ja keine direkten Verletzungen gefunden."

Ilone vermutete, dass Daniel ziemlich wortgetreu wiedergab, was der Arzt gesagt hatte. Diese hochgestochene Art zu sprechen passte einfach nicht zu ihm. Erst das machte ihr bewusst, wie unsicher und verloren Daniel eigentlich wirkte.

Trotzdem warf sie gereizt ein: "Die wollen uns doch nicht weiß machen, dass jemand einfach so ins Koma fällt!"

Mittlerweile hatten sie Megs Zimmer erreicht. Es war die Nummer 128 mit einer weißen Tür in der sich ein vergittertes Bullauge befand. – Dieselbe Tür, die es auch an jedem anderen Raum dieses Ganges gab.

Daniel öffnete und machte eine einladende Handbewegung, um Ilone den Vortritt zu lassen. In jeder anderen Situation hätte die Posse beinahe humoristisch gewirkt.

"Sie haben eventuell einen epileptischen Herd in seinem Kopf gefunden.", machte Daniel weiter, als wäre ihm dieses Zitat erst eben eingefallen und er betrat hinter Ilone den weißen, viel zu steril wirkenden Raum.

"Wo auch sonst", murmelte Ilone und hoffte gleich darauf, dass Daniel den Sarkasmus überhört hatte.

Sie hörte nur noch mit halbem Ohr zu und betrachtete Meg. Er sah schlimmer aus, als sie es erwartet hätte. - Irgendwie abgemagert, obwohl er doch erst wenige Stunden hier war.

Sie ging zu ihm und umarmte ihn. Irgendwie war es ein seltsames Gefühl seine Haut an ihrer zu spüren. Sie hatte nach dem Streit nicht mehr geglaubt ihn, unter welchen Umständen auch immer, je wieder zu umarmen. Er war viel wärmer, als sie es gewohnt war. Vielleicht hatte er Fieber.

"Glaubst du, er weiß, was geschehen ist?", flüsterte sie und ließ Meg langsam los.

Daniel zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung", antwortete er und machte sich an den geschlossenen Vorhängen zu schaffen, um etwas Licht herein zu lassen. Ilone schloss geblendet die Augen und wandte sich vom Fenster ab und wieder in die Richtung, in der Megs Bett stand. Er war beinahe vollkommen von Drähten und Monitoren eingeschlossen.

"Er sieht so friedlich aus. Weiß denn wirklich niemand, was geschehen ist?" Ilone merkte kaum, wie sie selbst redete, geschweige denn, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten, als sie auf die totenbleiche Hand starrte, in der eine Kanüle mit weißem Verband befestigt war.

"Nein. Irgendwie scheint niemand wirklich zu wissen, was los ist.", sagte Daniel einfach und setzte sich auf einen Stuhl. "Entweder er wacht wieder auf, oder das Geheimnis wird über kurz oder lang mit ihm sterben."

Ilone nickte und das Wort „sterben“ erregte Übelkeit in ihr.

"Glaubst du, dass er sterben wird?", fragte sie Daniel direkt und dieses Mal sah sie ihn direkt an. Daniel schüttelte den Kopf und dieses Mal sah Ilone keinen Zweifel in seinem Gesichtsausdruck. "Ich glaube nicht, dass er uns auf diese Art verlässt", sagte er und eine Weile blieb es vollkommen still, abgesehen von den monton surrenden Gerätschaften. „Er ist viel zu melodramatisch, um sich heimlich davon zu schleichen und im Schlaf zu sterben.“

Daniels Stimme klang bei diesen Worten nicht wirklich überzeugt. Er drehte sich beinahe unbewusst um und betrachtete den beinahe konzentrierten Gesichtsausdruck seines Freundes, während er nur mutmaßen konnte, was hinter dessen Stirn vorging.
 

* * * * * *
 

"Du musst mir vertrauen", sagte der Schatten. "Dann wirst du es vielleicht schaffen."

Meg sah verblüfft aus und lachte hohl. "Hast du nicht gesagt, dass du mich töten willst?"

"Ich habe gesagt, dass du meinetwegen sterben wirst. - Nicht, dass ich das auch möchte", bemerkte der Schatten schnippisch und machte eine energische Handbewegung bei der Meg zusammen zuckte, um diesen Teil des Gespräches für beendet zu erklären.

"Weißt du eigentlich, wie du hierher gekommen bist?", fragte der Schatten scheinbar nur, um das Thema zu wechseln. Irgendwie hatte Meg dennoch das Gefühl, dass er diese Frage nicht grundlos stellte und er zuckte mit den Schultern.

"Ich erinnere mich an gleißendes Licht, aber dann verschwimmt alles", gab er zu. "Ich muss wohl einen Autounfall gehabt haben.“

„Wirklich?“, sagte der Schatten und es klang eher nach einer sarkastischen Feststellung, als nach einer Frage.

Meg atmete tief ein und versuchte es zu überhören. Er musste seinen Stolz abschütteln, wenn er hier heraus wollte und in Erfahrung bringen, was auch immer dieses Wesen wusste.

„Wenn du mir helfen kannst“, murmelte Meg und war sich bewusst, dass man seiner Stimme den inneren Konflikt anmerken musste „dann werde ich alles tun, nur um hier wieder heraus zu kommen.“

Die Mundwinkel des Schattens verzogen sich zu einem zufriedenen Lächeln. Meg wusste nicht genau, ob er dies als gutes oder schlechtes Omen deuten sollte.

„Sehr gut! Um diesen Ort zu verlassen, musst du zunächst noch deutlich tiefer in ihn hinein.“, gab der Schatten an und ein Schauer lief Meg bei der kratzigen, einschmeichelnden Stimme den Rücken herunter. Er begann sich wie eine Fliege zu fühlene, - eine außerordentlich dämliche Fliege, - die gerade im Begriff ist freiwillig in das Netz einer Spinne zu geraten. Trotzdem zwang er sich zu einem verzweifelten Lächeln und nickte.

„Höre auf dein Innerstes. – Schließe die Augen!“, forderte der Schatten und Meg musste unversehens an den Yogakurs denken, den er irgendwann einmal mit Ilone besucht hatte. Er hatte ihn gehasst und nicht wirklich verstanden, wobei es bei so was eigentlich ging.

Ilone hatte das auf die Tatsache geschoben, dass es ihm generell schwer fiel sich einfach mal zu entspannen. – Meg musste einsehen, dass sie damit Recht hatte, aber auf der anderen Seite hielt er es auch einfach nur für Schwachsinn, was die Sache nicht unbedingt einfacher machte.

Dennoch schloss Meg folgsam die Augen.

Es passierte nicht viel. Ganz, wie Meg es erwartet hatte. Die Dunkelheit vor seinen Augen nahm weder nennenswert zu, noch ab.

„Versuche dich zu erinnern!“, hörte man nun wieder den Schatten. Meg wusste, dass es keinen Zweck haben würde zu fragen, woran genau er sich erinnern sollte. Wenn der Schatten wirklich ein Produkt seines eigenen Verstandes war, dann wusste er es vermutlich selber nicht. Vielleicht war dies hier einfach nur Zeitverschwendung.

„Ich sehe rein gar nichts.“, murrte Meg und hörte nur das schnauben des Dämons als Antwort.

Mit geschlossenen Augen nahm er aber nun etwas Anderes wahr, dass nichts mit seinen Erinnerungen zu tun haben konnte. Es war ein leises Flüstern in der Ferne. – Es waren Stimmen, die ihn an die Menschen erinnerten, die ihm etwas bedeuteten. Daniel und Ilone. Er konnte nicht verstehen, was sie sagten. Megs Herz machte einen Satz.

„Ich höre Stimmen!“, rief er. „Das sind keine Echos!“

Zuerst wusste Meg nicht, wieso er sich derart sicher war, dann aber fiel ihm auf, dass die Schatten bisher immer nur in seiner eigenen Tonlage gesprochen hatten und niemals die seiner Freunde angenommen hatten.

„Die Stimmen sind nicht von Bedeutung, lass dich nicht ablenken.“, forderte der Schatten. Meg öffnete die Augen. Vielleicht war gerade dies der Weg nach draußen. Es war Ilones Stimme. Das konnte einfach kein schlechtes Zeichen sein, denn sie war ruhig und freundlich. Sie war da. Sie war bei ihm.

Der seltsam neblige Raum schien sich für eine Weile zu lichten. Wenn es hier einen Ort gab, an dem die Echos besonders stark waren, dann musste auch Ilones Stimme irgendwo hier gebündelt sein. Er musste sie erreichen, um zu wissen, was sie sagte.

Meg rannte los in den Nebel. Genau in die Richtung, aus die er das Flüstern vermutete. Doch die Stimme entzog sich ihm immer weiter.

„Warte!“, hörte er noch den Schatten hinter sich, aber Meg beachtete ihn nicht mehr. Er rannte. Der Nebel schien erneut dichter zu werden, als habe er sich nur für einen Moment gelichtet, um harmlos aus zu sehen. Die Falle schnappte zu und die Stimmen waren vollends verschwunden. Hier gab es nichts mehr als Stille und Kälte. Meg hatte keine Ahnung wo er war. Was er aber deutlich spüren konnte war, dass er fiel. Er konnte nicht genau beschreiben, wieso er das dachte, denn hier hatte es ja faktisch gesehen die ganze Zeit über keinen wirklichen Boden gegeben.

Er bemühte sich weiter vorwärts zu kommen und er glaubte, dass es ihm gelang.

Vielleicht lief er im Kreis, wenn laufen hier möglich war, denn auch diese Handlung schien hier seine Bedeutung verloren zu haben. Meg bemerkte, dass er sich erneut dem Zustand des völligen Nichts näherte. Die wenigen Illusionen, die er um sich herum aufgebaut hatte verschwammen langsam. Er hatte keinen Körper mehr, wie er nun wusste. Er war lediglich der Gedankenstrom, der sich verzweifelt an die letzten Erinnerungen der Körperlichkeit klammerten.

Wie war es gewesen zu laufen? Wie war es zu fallen? Wie war es, wenn man „man selbst“ ist? Meg wusste es nicht mehr und langsam begann auch der Verstand in grauem Nebel zu verschwimmen.

Vielleicht war Ilone auch nicht wirklich da gewesen. Vielleicht war es fehlgeleitete Hoffnung gewesen. Wie hatte Meg nur je denken können, dass es so einfach werden würde?

Die Stimmen, die ihn gelockt hatten, hatte er längst vergessen.

Meg bäumte sich innerlich noch ein letztes Mal auf und sagte sich, dass er einfach weiter musste. Es musste irgendwo einen Platz hinter den Nebeln geben.

Aus irgendeinem Grund war das Atmen plötzlich sehr schwer geworden. Etwas brannte in Megs Lunge, als würde er seit Stunden durch einen Schneesturm laufen. Er konnte sich kaum aufrecht halten. Es war kalt. Ihm war kalt. – Und das war die letzte Empfindung, die ihn nun eigentlich traf. Sie traf ihn so direkt, dass er wusste, dass dies kein Traum mehr war. Er spürte seinen Körper kaum, doch er wusste, dieses Gefühl war real. Der Herzschlag in seinen Ohren nahm zu und wurde zu einem vibrierenden Sturm. – Trotzdem schienen die Schläge langsamer zu werden. – Vielleicht war es auch nur das Zeitempfinden, dass langsamer wurde und ihm einredete, dass sein Herz bald aufhören würde zu schlagen.

Das Rauschen in seinen Venen nahm zu.

Vielleicht war dieses „hinter den Nebeln“ der Tod. Meg war sich sicher, dass er starb. Vielleicht war es gar nicht mal so schlecht. Vielleicht würde Meg nun endlich für alles büßen, was er getan hatte und er war bereit seine Strafe entgegen zu nehmen.

- Es gab hier kein Licht am Ende eines vielbeschworenen Tunnels. Nur unbarmherziger, wabernder Nebel breitete sich aus und schloss sich langsam und bedrohlich um ihn. Jedes Gefühl driftete in unendliche Ferne ab. Es verschlang ihn.

Als Meg die Hoffnung schon beinahe aufgegeben hatte und bereit war das Schicksal zu akzeptieren, spürte er urplötzlich schwarze Krallen. – Sie bohrten sich in seine Schulter und rissen ihn grob und unbarmherzig zurück. Die Muskeln an seinen Schultern zuckten bei der unverhofften Bewegung urplötzlich zusammen und machten Meg erst wieder bewusst, dass er überhaupt existierte.

Er schlug nach seinem Angreifer, wollte ihn abschütteln und zurück ins Nichts fallen. Er bemerkte selbst, wie schwach und bewegungslos er geworden war.

„Mach das NIE WIEDER!“, zischte gleichzeitig der Schatten und eine Reihe schneeweißer, nadelspitzer Zähne wurde sichtbar.

Meg strauchelte zurück und wurde rücklings zu Boden geworfen. Er wagte nicht mehr zu sprechen. – Der Nebel saß zu tief in seinen Gliedern. Ein Wort würde nun mehr Kraft kosten, als er geben konnte. - Ein Wort und er würde sterben.

„Nur ich kenne die sicheren Wege hier!“, schrie der Schatten.

Meg blieb eine Weile einfach liegen und betrachtete den wütenden Dämon, der über ihm auf und ab lief wie ein gefangener Panther.

„Ich habe Ilones Stimme gehört. Daniel war auch da..“, erklärte Meg und es klang selbst in seinen Ohren hohl, wie das Wimmern eines unnachgiebigen Kindes. Er richtete sich mühsam auf, um sich dem Schatten entgegen zu stellen. Er wusste derweil, dass es nichts bringen würde.

„Das könnte genau so gut eine Halluzination gewesen sein!“, kreischte der schwarze Schatten immer noch wild und schlug Meg hart ins Gesicht.

– Für eine Weile meinte Meg das Innere eines Kellers zu sehen, als ihn der Schmerz an der Schläfe wie ein Blitz traf. – Graue Wände ohne Tapeten – Eine Holztreppe – Der Geruch von Moder – Das Gefühl des kalten Steinbodens an Händen und Knien – Wie lange hatte er schon hier gelegen? - Wie lang würde er noch hier unten eingesperrt sein? – Ein blutroter Fleck an einer harten Betonfläche.

- Dann war alles vorbei. Megs Gesicht brannte, wie Feuer und er war auf einem Ohr beinahe taub vom Zusammenprall mit der Dämonenhand.

„Das heißt also, dass ich sterben werde, wenn ich dir nicht gehorche.“, fasste Meg flüsternd zusammen, nachdem er seine Gedanken wieder sortiert hatte. „Das sind ja tolle Aussichten.“

Sein Gegenüber lachte trocken und ohne jedes wirkliche Zeichen von Emotion. „Für dich bedeutet jede Art von Vertrauen gleich, dass du deine Kontrolle verlieren könntest.“

Die schwarze Kreatur stand auf und klopfte sich etwas Nebel aus der dunklen Kleidung. Als Megs Blick noch fragender und bohrender wurde, seufzte der Schatten hörbar.

„Du rennst hier durch die Gegend und hast von wirklich nichts eine Ahnung. Du versuchst immer noch den harten Kerl zu markieren, aber ich sage dir jetzt einmal etwas: Du steckst in Schwierigkeiten, es ist deine eigene Schuld und du solltest anfangen daran zu arbeiten, weil du ansonsten ewig hier fest sitzen wirst!“

Meg fühlte sich von diesen Worten beinahe noch mehr getroffen, als von dem Schlag. Er stand auf und bemerkte, dass der Schatten sich zwar mittlerweile etwas abreagiert hatte, aber noch immer wütend war. Seine rechte Schläfe tat lange nicht mehr wirklich weh, aber Meg hatte keine Lust sich noch eine Schelle ein zu fangen. – Wobei ein anderer Teil in ihm, der größtenteils aus Stolz bestand am liebsten zurück geprügelt hätte. Um zu wissen, dass dies keine gute Idee war, brauchte Meg nicht viel Bedenkzeit. Der Dämon hatte eingehend demonstriert wie viel stärker er gegenüber Meg war. – Und dieses Mal gab es keinen Daniel, keinen besten Freund, um ihn aus seinem Schlamassel zu befreien.

Immerhin hatte ihm dieser Schlag die Kälte zum Großteil ausgetrieben. Meg wusste nur nicht, ob er sich deswegen besser oder schlechter fühlen sollte.

Er strich sich über die Oberarme und fühlte sich, als habe er jedes seiner Glieder Ewigkeiten nicht mehr bewegt. – Warum konnten erträumte Körperteile nur so viele Arten von Schmerz empfinden?

„Ich bin also hier, weil ich dir nicht vertraue?“, fragte Meg nach einer Weile.

„Du bist hier, weil du NIEMANDEM vertraust.“, hielt der Schatten ihm entgegen, schloss die Augen und schien sich sichtlich ein wenig zu beruhigen.

„Das stimmt nicht.“, bemerkte Meg schnippisch. „Ilone…“

Er wurde grob unterbrochen. „Ilone hat sich seit sie dich kennen gelernt hat immer nur Sorgen um dich gemacht – und du hast nie auf sie gehört.“

„Und Daniel?“, bohrte Meg weiter.

Der Schatten hob skeptisch eine Augenbraue. „Hilfe an zu nehmen, weil sie einem aufgedrängt wird ist nun wirklich kein Zeichen von Vertrauen. – Du hast Glück, dass Daniel das noch nicht bemerkt hat.“

Der Schatten kreuzte die Arme vor der Brust, als erwarte er noch weitere Erwiderungen. Meg bemerkte, dass ihm die Argumente ausgegangen waren, war aber zu stolz ein zu lenken.

Eine Weile war es wieder still, dann sagte der Schatten erneut: „Gut. Du willst mir nicht vertrauen, also gehorche mir zumindest einstweilen!“

Sein Blick auf Meg war nun weder hasserfüllt noch herausfordernd. Meg war sich nicht sicher, was er darauf antworten sollte. Trotzdem nickte er, wie automatisch.

„Und die Stimmen?“, fragte er wieder.

Der Schatten warf seine Hände in einer resignierenden Geste in die Luft und räumte ein: „Es mag wohl Ilone gewesen sein, aber der Weg zu ihr ist versperrt, wie du ja gesehen hast. Konzentriere dich fürs Erste nur auf dich selbst. – Das konntest du doch auch früher schon am Besten.“

Meg sog die Luft scharf ein, sagte aber nichts weiter.

„Also…“, begann der Schatten wieder: „Wenn du es erneut auf meinem Weg versuchen willst, dann beruhige dich endlich ein wenig.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  freddy
2010-05-30T18:21:12+00:00 30.05.2010 20:21
>"Ilone...", grüßte er und nahm das neben ihm zerbrechlich wirkende Mädchen behutsam in den Arm, als habe er Angst sie zwischen seinen großen Armen zu zerbrechen.<
Ich würde das eine „zerbrechen“ weglassen bzw ein anderes Wort dafür einsetzen. ^^
Ich finde deine Dialoge übrigens ganz toll! Auch diesmal gefällt es mir wieder wie Ilone und Daniel miteinander reden und auch Meg und der Schatten.
Und wie Meg losstürmt als er Ilones Stimme zu hören glaubt und dann wieder im Nichts landet ist klasse. Und die kurze Erinnerung an den Keller hast du gut eingebaut. Wenn man weiss, was es damit auf sich hat wirkt es sogar noch besser.


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