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The Mirror Of The Ancients

Miragia-Trilogie 2
von

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A Real Mirror

Die Erde hörte nicht auf, diese furchtbaren Wellen von Beben und Bersten von sich zu geben. Ein Sirren und Flimmern durchflutete die zähflüssige Luft und verlieh ihr eine ungreifbare Kälte.

Fawkes glaubte von sich selbst, immer noch still in der Maschine zu sitzen, aber die Eindrücke von außerhalb berichteten ihm etwas ganz Anderes. Er fürchtete, die Besinnung zu verlieren, und eine Reihe furchterregender Gedanken kam ihm in den Sinn. Erstens: Strife hatte herausgefunden, wie man die Maschine programmierte, und sie so manipuliert, dass sie jeden Eindringling zu Tode folterte. Zweitens: Irgendwo war ein Schalter umgelegt worden, und jeder, der an die Maschine angeschlossen würde, wäre auf ewig in ihr gefangen. Drittens: Weitere gewagte Horrorfantasien ... und berechtigt, denn was sonst könnten Strife und seine terroristischen Spießgesellen denn im Sinn haben, als ihn loszuwerden, genau wie er sie! Hätte Taggert ihn und die ERCOM doch nur nicht zu solchem Handeln gezwungen ...

Aber mit einem Mal gab es eine Art Aufschlag, und das grauenvolle Gefühl von allen Seiten war von einer Sekunde auf die nächste verschwunden. Es folgte nur träges Halbdunkel und weiches Gras unter dem Rücken.

„Okay, sehr schön, das ging erstaunlich schnell“, sagte eine Frauenstimme irgendwo neben ihm. Eine Reihe geschäftiger Schritte umkreisten seinen platt daliegenden Körper. „Jungs, tut mir den Gefallen und hebt ihn hoch. Ihr wisst schon, wo wir ihn hinbringen ... ich bitte Ophiem, das dunkle Tor zu öffnen.“

„Gut, wir beeilen uns.“

Fawkes wollte etwas wie „Hey!“ rufen und sich wehren, aber keiner seiner Muskeln gehorchte ihm bisher. Seine Nerven und die vielen Millionen Tastrezeptoren seiner Haut jedoch verrieten ihm, dass man ihn an diversen Extremitäten gepackt hatte und davon schleppte. Durch seine geschlossenen Augenlider sah er helles Licht hindurchschimmern, doch je weiter diese Menschen – waren es welche? – ihn trugen, desto dunkler wurde es rundherum. Die Schritte traten gleichmäßig durch das Gras, dann auf Sand und schließlich auf etwas Härterem, vielleicht Asphalt. Schließlich hielt seine Eskorte an.

„Tor auf, bitte!“

„Jaja, kommt gleich – ist nur so schwierig. Das dunkle Tor wird so selten geöffnet, dass schon die Scharniere eingerostet sind. Muss demnächst mal geölt werden, der ganze Kram!“ Ein schweres Knarren und Quietschen folgte diesem Ausruf.

Als es Henry Fawkes endlich gelang, die Augen zu öffnen, erblickte er vor sich ein meterhohes, mit Eisengittern versehenes Tor aus Ebenholz, das ganz allmählich aufschwang und das präsentierte, das sich hinter ihm befand: Dunkelheit. Wie ein Höllenschlund tat sich ein schwarzer Abgrund auf, der nicht erkennen ließ, wohin er führte. „Argh!“, quiekte Fawkes und klammerte die Finger um das Handgelenk eines Trägers.

„He, lass los! Nur die Ruhe! Hier tut dir niemand etwas, klar?“

„Wo bin ich?“, schrie Fawkes. „Träume ich? Bin ich tot?“

„Ich fürchte nicht. Hier kommt gleich jemand, der dir erklärt, wo du bist.“

Mit diesen Worten holten sie Schwung, zählten bis drei und warfen ihn direkt in den schwarzen Rachen des Eisentors.
 

Finsternis und Stille umgab ihn, nachdem das Tor sich hinter ihm geschlossen hatte.

„Denkt bloß nicht ... dass ich Angst habe. Ich bin der Leiter der ERCOM. Wo bin ich?“

„Was denken Sie, wo Sie sind? Äußern Sie eine Vermutung.“

Fawkes fuhr herum. „Wer sind Sie? Und wo sind Sie?“ Die Finsternis war so undurchdringlich, dass er beim besten Willen nichts erkennen konnte. Er fühlte nur eine hinterhältige Kälte seinen Rücken hinaufkriechen. Ihm wurde klar, dass sein Gesprächspartner, wer auch immer das war, wahrscheinlich hervorragend sehen konnte. „Zeigen Sie sich, bitte.“

„Tja, wenn Sie mich so freundlich ansprechen ... sicher.“

Aus einer völlig unerwarteten Richtung flammte ein kleines Licht auf, mehr blau als Rot, kalt und abweisend. Fawkes erblickte eine schlanke schwarze Gestalt, allerdings mit einer unverwechselbar männlichen Körperform. Viel mehr war nicht zu erkennen als fließendes vermutlich silberfarbenes Haar und etwas Schwarzes, ein Umhang oder so etwas, das so überwältigend schwarz war, dass einen das Gefühl überkam, nicht richtig hinsehen zu können. Was einen aber wirklich dazu brachte, den Blick abzuwenden, waren diese stechenden türkisfarbenen Augen. Die Beschreibung ... passte auf irgendjemanden. Irgendeine historische Person. Tja. Wer war das? Fawkes’ Blut gefror, als er schließlich zu dem Schluss kam, dem allergefährlichsten Menschen gegenüberzustehen, der je die Erde betreten hatte. „Sie – Sie sind ...“ Die Worte stießen krächzend heraus.

„Ja, sagen Sie’s nur“, antwortete der dunkle Krieger geduldig. Die Sanftheit seiner Stimme bot einen krassen Gegensatz zu seinem Auftreten.

„Mister Sephiroth?“

„Mister Fawkes?“

„Äh – angenehm.“

„Gleichfalls.“

„Äh, nun. Werden Sie ... mich töten?“

„Möchten Sie, dass ich das tue?“

Fawkes zog die Stirn kraus. „Den Aufzeichnungen zufolge haben Sie niemals rhetorische Fragen gestellt.“

„Tja, man stellt diese Art von Fragen, wenn jeder die Antwort kennt, damit der Gesprächspartner das trügerische Gefühl hat, mitentscheiden zu können ... natürlich streben Sie in erster Linie danach, am Leben zu bleiben. Nun – lassen Sie mich erklären, was es mit der Maschine aus dem Kellerschacht auf sich hat.“

Erwartungsvoll richtete Fawkes seinen Blick nun doch auf Sephiroth, erhielt aber keine Antwort. „Ja – bitte“, sagte er schließlich versuchsweise.

„Also, kennen Sie sich mit den Cetra und JENOVA aus? Wenigstens ein bisschen?“

„Ich weiß alles darüber“, antwortete Fawkes nicht ohne Stolz. „Also packen Sie schon aus. Ist das hier vielleicht der Spiegel des Alten Volkes, den ich suche?“

„Das hier? Nein. Das ist das Verheißene Land, nach dem die Cetra ein Leben lang gesucht haben. Mit der Maschine, genannt das SPECULUM, kann es jeder von der Außenwelt erreichen.“

Fawkes starrte ihn an. „Das kann doch nicht sein ... wer sollte ... wer könnte in der Lage sein, eine solche Erfindung ...“

„Meine Mutter.“

„Ihre Mutter!?“

„Sie war mit Ifalna, Prof. Gasts Frau vom Alten Volk, befreundet. Sie hat schreckliche Torturen und Versuche über sich ergehen lassen müssen. Sie ist jenes Monster, das Sie und Ihre Mitarbeiter so fürchten.“

„Meine Güte! Lassen Sie mir Zeit, das zu verstehen.“

„Kann ich nicht. Ich muss Ihnen klarmachen, was Sie für Schaden anrichten, wenn Sie mit dem SPECULUM oder gleich mit der ganzen Sache an die Öffentlichkeit gehen. Sie würden uns Schaden zufügen. Aber nicht nur uns ... lassen Sie mich Ihnen etwas zeigen.“

Sephiroth ging auf Fawkes zu, und jener versuchte sich wegzuducken, aber der schwarze Krieger packte ihn am Handgelenk.

„Das Verheißene Land hat, wie die Außenwelt, zwei Pole. Den einen benutzen wir, um in die Außenwelt zu wechseln. Und den anderen ... sehen Sie jetzt. Den verbirgt das dunkle Tor.“

„Wir sind schon dort?“

„Nicht ganz. Eine spezielle Gegend macht den schwarzen Pol aus, und das ist der Wald der Toten.“

Fawkes lachte hysterisch. „Wald der Toten?“, echote er wie ein Papagei.

„Ja, das klingt ganz schön kitschig, nicht wahr? Wie eine Bezeichnung aus einem schlechten Horrorfilm ... vielleicht aus einem dieser sehr schlechten von Ash Gystone ... aber er heißt wirklich so. Cetra, die in der Außenwelt sterben, bleiben dort gefangen, bis derjenige stirbt, der sie umgebracht hat. Die meisten von ihnen sind frei, weil JENOVA, die sie mit ihrem Virus tötete, ausgelöscht ist. Aber einige nicht ...“ Und damit begann Sephiroth, seinen widerstrebenden Besucher hinter sich herzuziehen. „Sehen Sie hin. Schauen Sie es sich an.“

„Glauben Sie mir, ich bin nicht scharf darauf!“

„Gut, ich glaube Ihnen. Kommen Sie trotzdem mit.“

Es blieb Fawkes nichts Anderes übrig als Sephiroth zu folgen. Obgleich er diesen fürchtete, so hatte er vor seiner düsteren Umgebung doch noch viel mehr Angst. Dicht drängte er sich an das schwarze Cape und nahm Schritt für Schritt über einen undefinierbar weichen und elastischen Untergrund.

Ein Pol des Verheißenen Landes. Verdammt, wo bin ich hier gelandet? Warum konnte Strife mir das nicht einfach sagen? Warum muss ich das durchmachen – verdammt! Aber dann kam ihm ein anderer Gedanke: Hätte ich es je geschafft, die Maschine in meinen Besitz zu bringen – mich hineinzusetzen wäre das Erste gewesen, was ich getan hätte.

„Ich weiß“, sagte Sephiroth.

Fawkes fuhr zusammen. Er liest meine Gedanken!, schoss es ihm durch den Kopf.

„Das stimmt.“

Er sieht alles, was ich denke?

„In der Tat“, antwortete Sephiroth laut, während er mit seinem furchtsamen Begleiter an der Hand zielstrebig vorwärts ging.

Na klasse. Und wenn ich jetzt an eine nackte Frau denke?

„Dann sehe ich sie ebenfalls.“

Verdammt.

„Hm, nein – die eben war nicht gerade nach meinem Geschmack.“

„Versuchen Sie doch mal, an etwas nicht zu denken, und merken Sie, wie schwierig das ist!“, stieß Fawkes trotzig hervor. Der schrille Ton seiner Stimme verriet die starke Überbeanspruchung seiner Nerven.

„Ich weiß. Aber nackte Frauen werden Ihnen gegen das, was Sie gleich sehen, auch keine hilfreiche Ablenkung sein. Ich werde Ihr Schaudern genießen.“ Er ließ ihn los.
 

Die Highwind flog durch die frühen Morgenstunden. Wenige zartrosafarbene Wolken zogen träge am Firmament entlang, einige Zugvögel folgten dem Luftschweif des Flugzeugs.

Im Frachtraum saßen nur Aeris, Cloud und Nanaki rund um das SPECULUM herum. Helen hatte einen einzigen Blick auf die Maschine geworfen und sich dann hinaus an Deck verzogen.

„Was glaubst du, wann wird er zurück sein?“, wandte sich Cloud an Aeris.

„Das kommt ganz darauf an, wann Sephiroth mit ihm fertig ist.“

„Also noch lange nicht.“

„Wahrscheinlich.“

Cloud hielt das Kinn in die Hände gestützt. Nach wie vor hatte er Vincents Umhang nicht wieder abgelegt. „Gut, dass wir nach Kalm fliegen. Ich muss nicht nur das Motorrad holen. Noch etwas Anderes.“

Argwöhnisch hob Aeris die Augenbrauen. „Doch nicht etwa Nox, oder?“

„Den doch nicht.“ Cloud schnitt eine Grimasse. „Weißt du, Nanaki, sie wollte diesen Kater unbedingt haben. Aber wer füttert ihn? Nicht etwa Aeris!“

„Ich wollte doch nur tagsüber nicht so alleine sein, wenn du arbeiten gehst“, gab Aeris trotzig zurück. „Und du magst ihn doch auch.“

„Na, von mir aus. Trotzdem will ich ihn nicht mitnehmen. Noch etwas Anderes.“

Aeris warf Nanaki einen Blick zu. „Weißt du es?“

„Nein.“ Der Vierbeiner schüttelte den Kopf.

„Werdet ihr schon sehen“, sagte Cloud geheimnisvoll. „Ich meine, Fawkes und die ERCOM sind ja nicht unsere einzigen Gegner.“ Er blickte wissend in die Runde, als ihn sein PHS mit wiederholtem schrillen Piepton an seine Anwesenheit erinnerte. „Oh, wartet einen Augenblick.“ Er holte es hervor und drückte die Annahmetaste. „Ja ...“

„Cloud!“

„Vater?“

„Aber hallo! Ich weiß jetzt, was der Spiegel des Alten Volkes ist!“

„So? Dann raus damit. Ist es irgendein altes vergessenes Artefakt oder existiert es gar nicht?“

„Weder noch“, antwortete Skylar vergnügt. Er genoss es sichtlich, als Einziger die gesuchte Antwort zu kennen. „Ich bin ewig in Gongagas Bibliothek rumgerannt und hab’ Literatur durchforstet noch und nöcher. Und jetzt hab’ ich es rausgefunden.“

„Nun mach’s doch nicht so spannend. Nanaki und Aeris springen mir gleich an den Hals vor Neugier!“

„Nun, es ist ... eine Rasse, die den Planeten bewohnt.“

„Eine Rasse!?“, stießen Cloud, Aeris und Nanaki beinahe gleichzeitig hervor.

„Wie kann das sein?“, fragte Aeris. „Wie kann eine Rasse der Spiegel des Alten Volkes sein?“

„Laut eines haarspalterischen Berichts von Prof. Dr. Wikisag hat diese Rasse sich vor vielen Millionen Jahren von den Cetra abgespalten und sich – glaub es oder nicht! – parallel entwickelt. Also teilte sich der Stammbaum praktisch in der Mitte, und die beiden Rassen entwickelten sich gleichsam weiter wie die Zinken einer Gabel. Eben genau symmetrisch. Das hat die Forscher damals erstaunt.“

„Ja – aber ... warum ist denn heute fast nichts mehr darüber bekannt?“

„Weil diese Spezies aufgrund von Lebensraumverdrängung genau wie die Cetra immer mehr zurückging ... mal ganz davon abgesehen, dass sie bei der Herrscherrasse, den Menschen, nicht allzu beliebt war.“

„Also war es nicht der Mensch selber?“

„Natürlich nicht, der ist ja schließlich nicht seltener geworden, sondern eher häufiger.“

„Hm. Aber ich kenne keine Spezies, die den Cetra ähnlich sieht. Nur den Menschen.“

„Das ist ja das Verwunderliche. Der Spiegel des Alten Volkes sieht dem Alten Volk selbst so gut wie gar nicht ähnlich. Dabei haben sie sich kaum auseinander entwickelt.“

„Also ist es schlicht irgendeine stark bedrohte Spezies?“

„Eine bedrohte hochintelligente Spezies, nicht zu vergessen.“

Cloud sah zweifelnd die Anderen an. „Aber was gibt es außer Menschen und Cetra noch für hochintelligente Wes– ...“ Er erstarrte, und es schien ihm wie Schuppen von den Augen zu fallen.

Nanaki, der bis zu diesem Zeitpunkt träge ausgestreckt auf dem Boden gelegen hatte, spürte plötzlich unangenehm prickelnd die Blicke von Cloud und Aeris auf sich ruhen. „Hey – warum starrt ihr mich denn plötzlich so an?“



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