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Verworrene Pfade: Schatten

Die dritte Staffel
von

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Loyalität

Überlassen wir das Heer für einen Moment seiner Überraschung und wenden uns den anderen zu:
 

11. Loyalität
 

Der Inu no Taishou hing mehr an seinen Ketten, die ihn an die Decke der Felsenkammer fesselten, als er noch stand. Er hatte gerade vier Stunden mit dem Schatten des Schmerzes hinter sich. Itami ging sehr zielgerichtet vor. Die Verletzungen waren schmerzhaft, aber bei weitem nicht tödlich. Selbst für einen so mächtigen Dämon wie ihn wurde es allerdings immer schwerer, die Abschürfungen und Brüche zu heilen, den Schmerz zu unterdrücken.

Überdies wollte er schwächer scheinen als er war. Atreus hatte wie immer der „Sitzung“ zugesehen und sollte glauben, dass er schon weit mehr entkräftet wäre, als dies tatsächlich der Fall war.

Aus zwei Gründen: zum einen würde dieser Itami dann kaum schon befehlen, weiter zu gehen. Von Schmerzen, Schlägen konnte er sich wieder erholen – wenn ihm etwas abgeschnitten werden würde, war das nie mehr zu heilen. Und er wollte doch noch einigermaßen kampfbereit sein, wenn seine Jungs hier auftauchen würden. Sie würden kommen, da war er sicher. Die einzige Frage war nur das Wann. Und ob sie allein oder mit dem Heer erscheinen würden. Der zweite Grund war noch einfacher: wenn die Gegner ihn für so geschwächt hielten, würde sich womöglich doch eine Chance zur Flucht ergeben. Kapitulieren war nicht seine Sache, noch nie gewesen.

Atreus trat vor ihn: „Du scheinst ja schon müde zu sein. Ist das alles, was man von deiner berühmten Stärke erwarten kann?“

„Habe ich mich je derer gerühmt?“ fragte der Inu no Taishou zurück.

„Itami, hole Tsurugu. Dann bringt ihr beide ihn in den Hof. – Falls es dich interessiert, “ wandte er sich mit täuschender Freundlichkeit wieder an seinen Gefangenen: „Ich habe dort einen Pfahl für dich errichten lassen – und zwei für deine Söhne. Du wirst zusehen dürfen, wie sie sterben.“

Hatte er sie? Nein, entschied der Inu no Taishou nach einer ersten Schrecksekunde. Das hätte er ihm schon triumphierend erzählt. Er hoffte nur, sie gleich zu haben. Ja, das musste es sein. Und das bedeutete, dass sie schon nahe waren – und dass Atreus keine Ahnung von den Fähigkeiten seiner Jungs besaß. „Keh“, murmelte er, unbewusst seinen Jüngsten imitierend: „Du hast sie noch nicht.“

„Noch. In der Tat. Aber Kagami, der Spiegelschatten, zeigte mir nur zu deutlich, dass sie bald hier sind. Und dann können sie mir nicht mehr entkommen.“

„So viele Krieger willst du verschwenden?“

„Ich brauche keine. Ich habe die Schatten hier. Meine Krieger vernichten gerade dein Heer. Es war dumm von deinen Söhnen, allein herzukommen.“

Sein Heer? Nein, dahinter steckte ein Plan. Sarpedon war ein guter Feldherr, überdies hatte Sesshoumaru doch sicher Anweisungen hinterlassen. „Wie willst du sie denn fangen?“

„Mit dir als Köder. Natürlich kommen sie. Und sie werden den Hof betreten. Und dann…Diese Burg besitzt eine besondere Magie, mein Bester. Kein Mann kommt aus diesen Mauern ohne meine Erlaubnis. Oder hinein.“

Das klang nicht so gut. Aber Sesshoumaru verfügte durchaus über gewisse magische Fähigkeiten – und außerdem würde doch auch ein solcher Zauber mit dem Tod seines Urhebers brechen. Er sah zur Tür, als dort zwei verhüllte Schatten herein kamen: Itami und Tsurugu. Sie lösten seine Fußfessel vom Boden, ohne freilich die Verbindung zwischen seinen Knöcheln zu trennen. Noch immer waren sie vorsichtig. Leider. Als sie die Verbindung zur Decke losmachten, wäre er um ein Haar gefallen, raffte sich aber gerade noch auf. Sein Stolz wollte trotz seines Vorsatzes sich schwach zu zeigen, verhindern, dass er ein derartiges Schauspiel bot.

Atreus lächelte. Das war erst der Anfang – und er gab gern zu, dass er es genießen würde, dem Vater den langsamen Tod seiner Söhne vorzuführen.
 

Die beiden Prinzen blieben nebeneinander stehen, als sie im Schein der Nachmittagssonne vor sich eine ummauerte Burg entdeckten. Ein einzelner hoher Turm ragte aus der Mitte des wehrhaften Vierecks, dessen Tor geradezu einladend offen stand. Langsam näherten sie sich.

„Da scheint keiner zuhause zu sein“, meinte Inuyasha, prüfte aber sorgfältig die Luft: „Sind die alle weg? Da wird sich Sarpedon aber kaum freuen. – Moment….Vater!“

Auch Sesshoumaru war die Witterung des Inu no Taishou in die Nase gestiegen – und dessen Blut. Hatte ihn dieser Atreus etwa schon umgebracht?

Der Jüngere war unterdessen bereits losgespurtet, allerdings vorsichtig genug, Tessaiga zu ziehen, um bei einem Hinterhalt nicht ganz wehrlos zu sein. Der Kronprinz folgte etwas langsamer.

Inuyasha lief durch das Tor – und erstarrte. Vor ihm lag der Innenhof der Burg, nach hinten von dem quadratischen Turm begrenzt. Drei aufrechte Pfähle waren dort in den Boden getrieben worden. Zwei davon leer, an dem dritten war sein Vater mit erhobenen Händen angekettet, mit sichtlichen Verletzungen am bloßen Oberkörper und den Armen.. Seine Füße waren ebenfalls aneinander gefesselt und er trug einen Knebel. Das Interessanteste waren aber zweifellos die beiden verhüllten Gestalten rechts und links neben ihm, von denen eine ihm im Augenblick ein Schwert an die Kehle hielt.

„Keh!“ machte der Prinz leise, zumal er roch, dass sein Halbbruder ebenfalls den Hof betrat.
 

„Willkommen, sagte die Spinne zu der Fliege!“

Die Hundebrüder blickten unwillkürlich zu dem Mittelturm der Burg, von wo dieser Kommentar gekommen war. Wo steckte der unsichtbare Redner?

Atreus fuhr ruhig fort: „Ihr seid wirklich einfach zu berechnen. Habt ihr denn keinen Gedanken daran verschwendet, dass ich euch erwarten könnte?“

„Lass ihn sofort frei!“ schrie Inuyasha: „Und zeig dich, du Feigling!“

„Wie überaus leidenschaftlich! – Steck lieber dein Schwert weg, ehe deinem Papi noch etwas passiert. Wenn er reden könnte, hätte er euch sicher gewarnt, diesen Hof zu betreten. Nun habt ihr es getan.“

„Was soll der Blödsinn?“

„Ein Bannkreis“, erwiderte Sesshoumaru ruhig, obwohl er sicher war, dass sie in der Tat mitten in die Falle getappt waren.

„Oh ja, ein Bannkreis…wie lautet dein Titel: Euer Gnaden, nicht wahr? Kein Mann betritt oder verlässt diese Burg ohne meinen Willen. Und ich habe nicht vor, euch gehen zu lassen. Legt eure Schwerter nieder und lasst euch von meinen Schatten an die Pfähle fesseln.“

„Und wovon träumst du sonst noch?“ Inuyasha hob Tessaiga, wütend darüber, dass sich der Unsichtbare nicht zeigte. Im nächsten Moment bemerkte er, dass der unbewaffnete der beiden Schatten neben seinem Vater diesem kräftig in die Magengrube schlug. Der Inu no Taishou konnte ein Aufstöhnen nicht unterdrücken. „Vater! Du verdammter Mistkerl!“

„Ich sagte, legt eure Schwerter nieder.“

„Kein besonders guter Vorschlag, Atreus“, meinte Sesshoumaru, ohne den Burgturm aus dem Auge zu lassen. „Du willst sicher nicht erleben, was passiert, wenn mein kleiner, dummer Halbbruder ohne Schwert ist.“ Er ignorierte den halb verwunderten, halb empörten Ausdruck des Jüngeren. „Ich habe einen besseren.“

„Nun? Ich soll euch alle etwa laufen lassen?“ kam die erheiterte Rückfrage.

„Das Schwert Tenseiga war in der Lage, deinen Vater, einen Schattendrachen, zu töten, obwohl ihr sonst für unsterblich geltet. Interessiert?“

„Du willst Vaters Schwert…?“ begann Inuyasha aufgebracht.

Atreus schwieg einen Moment, ehe er feststellte: „ Ich sehe es nicht bei dir.“

„Ich kann es beschaffen. Schon bald.“ Sesshoumaru bemerkte, dass die Schatten die Gelegenheit nutzten, von hinten auf den Halbdämonen zuzugehen, ohne Zweifel auf stummen Befehl ihres Herrn, aber er schwieg dazu.

So war Inuyasha vollkommen verblüfft, als er sich gepackt fühlte, zu einem Pfahl gezogen wurde. „He!“ Ehe er ganz begriff, was geschah oder auch nur gegen die recht kräftigen Schatten vorgehen konnte, wurden seine Hände emporgerissen, schlossen sich Handschellen aus Schattenmagie um seine Gelenke. „Verdammt!“ Er hing ebenso an einem Pfahl wie sein Vater.

„Ihr solltet ihm Tessaiga in die Scheide stecken“, empfahl Sesshoumaru sachlich, was seinen Halbbruder endgültig fassungslos werden ließ:

„Was hast du Misthund vor? Warum hast du nichts getan oder gesagt…?“ Vor Empörung verschlug es ihm die Sprache.

Der Kronprinz blieb vollkommen unbeeindruckt: „Nun, Atreus?“

„Du bist interessant.“ Der Schattendrache schien zu lächeln: „Steckt dem Jungen sein Schwert ein. – Tenseiga und deinen Halbbruder überlässt du mir, also? Und deinen Vater?“ Das klang deutlich lauernder.

„Ich biete dir alles an, was du willst.“ Sesshoumaru ignorierte den erschütterten Ausdruck Inuyashas ebenso, wie den auf ihn gerichteten starren Blick seines Vaters.

„Und was willst du dafür? Dass du allein gehst und der neue Herrscher bist?“

„Was solltest du dagegen haben?“ kam die kühle Rückfrage.

Atreus schwieg einen Moment: „Du bist wirklich interessant. Mir selbst ein wenig ähnlich, würde ich sogar behaupten.“ Nur kurz darauf trat er aus dem Tor des Turmes und schlenderte langsam auf die anderen zu.

Unterdessen hatte Inuyasha wütend versucht, sich von den Fesseln zu befreien, gleichzeitig seinem Halbbruder allerlei Flüche entgegenschleudernd.

„Oh, komm, Kleiner.“ Der Schattendrache blieb vor ihm stehen: „Dein Bruder hat eine sehr vernünftige Entscheidung getroffen. Was sollte er auch mit dir als Ballast. - Habe ich das Schwert, das Schattendrachen töten kann, gewinne ich auch gegen meinen eigenen Bruder. Und werde der König der Kagejin, wie es mir zusteht, die ganze Zeit schon zugestanden hat. Aber dein Vater hat meinen getötet. So ist es nur gerecht, wenn ich auch ihn umbringe. Natürlich ein wenig langsamer. Wenn er reden könnte, würde er dir sicher sagen, dass seine Unterhaltungen mit Itami, dem Schatten des Schmerzes, recht… beeindruckend waren. Aber das wirst du schon noch selbst feststellen. Ich finde es passend, wenn du zuerst den Weg ins die andere Welt gezeigt bekommst und Papi dir zugucken darf. Er war ja auch schuld daran, dass du ins Leben kamst.“ Er stellte zufrieden fest, dass der Halbdämon nach Worten rang, und wandte sich dem noch immer regungslos dastehenden Kronprinzen zu: „Auch du begehrst nach Macht, nicht wahr? Und du hast eine gute Möglichkeit gefunden, sie zu erreichen, ohne noch lange warten zu müssen. Und ohne die Getreuen deines Vaters in Rächer zu verwandeln. Ich bekomme die Schuld – aber ich werde bald in Doria sein und wir werden nie wieder etwas voneinander hören.“

„Sesshoumaru! Verdammt, was willst…“ Der Halbdämon brach nicht ganz freiwillig ab. Ohne, dass er es bemerkt hatte, war der dritte der Schatten in den Hof gekommen, der des Spiegels. Kagami hatte ihm nun seinen Spiegel unsanft auf den Mund geschlagen. Blut rann aus dem Mundwinkel des Prinzen.

Atreus achtete nicht darauf: „Nun, wo ist das Schwert?“

„Es wird bald hier sein.“ Der Blick des Kronprinzen schweifte nachdenklich von seinem Halbbruder, der sich das Blut ableckte, zu seinem Vater, dann zu den Mauern der Burg, ehe er erneut den Schattendrachen musterte: „So viel Aufwand für ein wenig Rache?“

„Du meinst, ich hätte nicht gewusst, dass du mir das Schwert übergeben willst? Nein. Aber ein wenig …Amüsement wollte ich mir noch gönnen, ehe ich meine Herrschaft hole. Das wirst du sicher verstehen. Einfach regieren, die Herrschaft…das ist nett, aber der zusätzliche Reiz ist die vollkommene Macht über einen anderen.“

Um Sesshoumarus Mund zuckte ein Lächeln, ehe er ruhig erwiderte: „Es ist in der Tat amüsant, mit jemandem zu reden, der einem ausgeliefert ist. Am Besten natürlich, ohne dass der es weiß.“

„So sind wir uns einig.“

„In diesem einen Punkt, ohne Zweifel.“ Der Kronprinz wandte sich etwas um und betrachtete den Inu no Taishou: „Ich denke, dass auch Ihr dieser Meinung seid, nicht wahr, mein verehrter Vater?“

Unwillkürlich drehte sich auch Atreus seinem Hauptgefangenen zu: „Aber ja, das hat er schon lernen dürfen…..“ Irritiert bemerkte er den Blick, mit dem dieser seinen Ältesten betrachtete. Etwas wie Stolz lag darin, Anerkennung – in jedem Fall nicht der Zorn, die Wut, die er erwartet hatte. War das etwa auch bei Dämonen dieses Landes üblich, dass einfach der jeweils Stärkere den Sieg erzielte? Und war der Inu no Taishou direkt froh, dass immerhin sein eigen Fleisch und Blut gewonnen hatte, selbst wenn er das Opfer darstellen würde?

In diesem Moment entdeckte er, dass Tsurugu, der Schatten des Schwertes, zog, Itami unwillkürlich zurückwich, und fuhr herum – gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, dass eine große Katze mit zwei Frauen darauf über die Mauer der Burg geflogen war und ein läuternder Pfeil soeben die Fessel des jüngeren Prinzen durchschnitten hatte. Wer war das, der mit Schattenmagie fertig wurde?
 

Inuyasha griff sofort nach Tessaiga, ohne sich um die Handschellen an seinen Gelenken zu kümmern, als er seine Bewegungsfähigkeit wiederbekommen hatte, und wollte bereits zuschlagen, als er erfasste, dass auch Sesshoumaru in dieser Sekunde gezogen und nun einen vollen Angriff gegen Itami gejagt hatte. So ließ er selbst die Macht der Windnarbe auf den Schatten des Schwertes zurasen.
 

„Was…?“ war alles, was Atreus in diesem Moment hervorbrachte, zumal, als er es gerade noch schaffte, einem riesigen Bumerang auszuweichen, der gegen ihn geschleudert worden war. Als er wieder aufmerksamer die Gegend betrachten konnte, musste er feststellen, dass die beiden Halbbrüder seine Schatten zerlegt hatten. Natürlich konnten diese nicht sterben, aber dennoch benötigten sie gewisse Zeit, sich wieder zusammenzusetzen. Und wie war es diese beiden Menschenfrauen gelungen, über die Mauer gekommen? Sein Bannspruch sollte das doch verhindern? Ein weiterer, läuternder Pfeil der vorderen Frau ließ in dieser Sekunde die Handfessel des Inu no Taishou zerbrechen.

Gleichzeitig warf die andere ein Schwert zu dessen Füßen: „Tenseiga, Hoheit!“ schrie sie, ehe sie die Katze herumriss, aus der Gefahrenzone brachte.

„Sesshoumaru!“ keuchte der Schattendrache, der nun erst begriff, dass er hereingelegt worden war.

Dieser betrachtete ihn mit einem verächtlichen Lächeln: „Wie töricht, einen Bann nur auf Männer auszulegen.“ Aber obwohl er ebenso wie Inuyasha sein Schwert schlagbereit hielt, griff keiner der Prinzen den Hausherrn an, sicher, dass keine ihrer Attacken ein Wesen dieser Art töten konnte.

„Atreus!“ Der Inu no Taishou hatte keine Zeit damit verschwendet, seine Fußfessel zu lösen, sich nur den Knebel abgerissen und nach Tenseiga gebückt, es ungewohnt mühsam mit den schmerzenden Fingern aus der Scheide gezogen. Trotz der Folter und der Schwäche der vergangenen Stunden war sein Rachedurst groß genug, dass er wusste, einen vollendeten Pfad in das Jenseits schlagen zu können. Und diesmal waren seine Finger nicht gebrochen worden…„Wahre Loyalität ist etwas, das du nicht kennst. Und auch nie mehr kennen lernen wirst.“ Er schlug zu.

Seine beiden Söhne, Kagome und Sango wussten um das runde, schwarze Loch, das so entstand, kannten den seltsamen, kalten, unwiderstehlichen Sog des Jenseits, in dem der aufschreiende Schattendrache samt seinen drei Schatten verschwand.
 

Der Herrscher ließ sein Schwert sinken, erleichtert, dass er nun wirklich sicher sein konnte, weder dem Schatten des Schmerzes noch Atreus je wieder zu begegnen. Und er wusste, er würde sie bestimmt nicht vermissen: „Kagome!“

„Hoheit wünschen?“ rief sie zurück, während Sango Kirara eilig in den Hof fliegen ließ.

„Öffne meine anderen Fesseln.“

Während die junge Priesterin etwas erstaunt von der Katze sprang – hatte er doch gerade zugegeben, dass nur sie das konnte – starrte Inuyasha zu seinem Halbbruder:

„Du hast…du hast auf sie gewartet?!“

„Natürlich“, meinte Sesshoumaru und schob seine Waffe in den Gürtel: „In dem Moment, in dem Atreus erwähnte, dass sein Bann nur auf Männer ausgelegt sei, war mir klar, dass Kagome und Sango in die Burg gelangen würden. Es ging nur darum, ihn aus dem Turm mit weiteren möglichen Fallen zu locken und Zeit zu gewinnen.“

„Das hättest du mir doch sagen können! Oder, na ja, zumindest andeuten! “ beschwerte sich Inuyasha: „Hast du etwa geglaubt, ich erzähle das schnurstracks diesem dämlichen Atreus?“

Etwas so Unerwartetes wie ein heiteres Lächeln glitt um den Mund des Kronprinzen: „Nein, ich war sicher, du würdest auch unter Folter schweigen – weil du es schon vorher gesagt hättest. Du bist einfach zu impulsiv und wenn du wütend wirst, sowieso. Außerdem war dein Gesicht Gold wert. Ein Blick darauf, und Atreus war überzeugt, dass ich wirklich ein Verräter sei.“

„Das…das tut mir Leid, “ meinte der Jüngere etwas zerknirscht: „Aber du klangst wirklich so…echt.“

„Du solltest deinem Bruder vertrauen“, äußerte der Inu no Taishou und trat heran: „Danke, Kagome. – Was ist mit dem Heer?“

„Sie kämpften im Tal der Stufen gegen fünfundzwanzig Schattendrachen, als wir weiterflogen, wie es uns Seine Gnaden befohlen hatte.“ Kagome sah etwas besorgt zu Inuyasha, aber der schien unverletzt zu sein.

„Wir beide sind den anderen Weg gegangen“, erklärte der Prinz inzwischen: „Durch den Sumpf und die Berge. Wir haben gehofft, dass das Heer diesen Atreus ablenken würde.“

„Gut gemacht.“ Der Herrscher nahm Tenseigas Scheide, die ihm Sango höflich reichte und schob noch ein wenig mühsam das Reichsschwert hinein. „Dann gehen wir und sehen zu, ob wir ihnen noch helfen müssen. Schattendrachen sind immerhin unsterblich.“

„Fast.“ Inuyasha sah unwillkürlich zu der Stelle, an der Atreus verschwunden war.

„Der Pfad der Dunkelheit tötet nicht, mein Sohn. Er schickt das Opfer lebend ins Jenseits. Ein guter Grund, ihn nur äußerst bedacht einzusetzen.“ Er blickte von ihm zum Kronprinzen: „Ich bin jedenfalls erfreut, dass mein Vertrauen in euch gerechtfertigt wurde. Gehen wir.“

„Wollt Ihr nicht noch etwas anziehen?“ Sesshoumaru fand seinen Vater mit bloßem Oberkörper, auf dem noch verheilende Spuren von der Folter zeugten, doch ein wenig unhöfisch bekleidet, wenn man demnächst das Heer treffen würde.

„Ich werde sicher nichts anziehen, was Atreus angefasst hat!“ Der Nachdruck in der Stimme des Herrschers vermittelte den anderen einen vagen Eindruck davon, was er in den vergangenen Tagen durchgemacht haben musste.

So meinte der Kronprinz nur: „Wie Euch beliebt, verehrter Vater.“ Eine Entschuldigung hätte er zumindest vor Zuhörern wie den beiden Menschenfrauen nie ausgesprochen.

Da der Inu no Taishou ging, schlossen sich ihm seine Söhne an, dahinter die beiden Menschenfrauen auf Kirara.

Inuyasha sah unbehaglich seitwärts. Es tat ihm wirklich Leid, dass er geglaubt hatte, Sesshoumaru würde ihren Vater im Stich lassen. Andererseits: er hatte so lange Jahre darunter gelitten, nicht von dem als Bruder anerkannt, geschweige denn, für voll genommen zu werden, hatte den solange für einen eiskalten Misthund gehalten. Das hatte sich zwar seit der Naraku-Sache deutlich verbessert, aber…Und außerdem: „Du hast mich benutzt!“

Der Kronprinz wollte schon scharf darauf antworten, als er aus relativ neuer Kenntnis der Gefühle seines jüngeren Bruders nur erwiderte: „Ich habe dich zuvor gefragt, was du für Vater tun würdest.“

„Ja….“ Der Prinz brach ab. Sie waren durch das Burgtor gegangen und hatten nun freien Blick in das weite Tal, in dem sie lag. Aus dem Osten näherte sich eine dicht gedrängte Menge von Wesen. Metall glitzerte in der Sonne - ein Heer. „He, sind sie so schnell mit den Schattendrachen fertig geworden?“

„Ich denke, nicht“, sagte der Herrscher mit ungewohntem Gefühl.

Sesshoumaru erkannte, dass ihr Vater vor ihnen innehielt und trat besorgt an dessen rechte Seite.

„Keh!“ Inuyasha ging automatisch an die linke Flanke: „Das ist doch nicht Sarpedon?“

„Das sind sicher hundert Schattendrachen“, konstatierte der Inu no Taishou sachlich: „Und ich bin müde.“
 

*********************************
 

Im nächsten Kapitel erfährt der Inu no Taishou, wie es seinem Heer geht und einige andere Neuigkeiten, die Prinzen erfahren, wie sich ein Herrscher verhält und Kagome bekommt ein unerwartetes Kompliment: Schattendrachen.
 


 

bye
 

hotep



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Kommentare zu diesem Kapitel (22)
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Von:  Minerva_Noctua
2012-03-07T11:20:42+00:00 07.03.2012 12:20
Schöne Rettung^^.
Sesshoumaru als gemeiner Verräter bot sich regelrecht an und war auch sehr gut.
Tolles Kapitel!
Ich bin nur besorgt um das Heer...

Bye

Minerva
Von:  Schalmali
2010-07-07T09:01:49+00:00 07.07.2010 11:01
Oh das war nett. Also das Sesshoumaru zumindest seinen Vater nicht verraten würde war mir klar, der musste irgendwas im Sinn haben und was er im Sinn hatte folgte ja auch recht schnell. Ein toter Oberdrache - hab mir den Namen imme nicht merken können - ein befreiter Herscher und auch einen beschwichtigten wenn auch nun doch etwas angekratzten Hanyou Halbbruder. Naja man kanns keinem verübeln aber für Inuyasha wars natürlich fies. Aber 100 Schattenkrieger und der Inu no Taishou müde... mal sehen was das wird.
Von:  -Kirei-
2010-01-03T16:16:01+00:00 03.01.2010 17:16
Wie mies...
Papi als Köder..-.-
WIe einfallslos der doch ist XD Ich dachte in der Hinsicht hätte der so viel auf dem Kasten :p

Loooool
Aber Sess is ya echt nicht dumm XD
Auch wenn Inu das nicht auf Anhieb kapiert.
Echt gut XD
Besonders Sess Reaktion auf Inus Gesicht.

Ki
Von: -Suhani-
2009-12-24T13:49:20+00:00 24.12.2009 14:49
Sesshoumaru hat sich da wirklich einen schönen Plan ausgedacht.^^
Die Folter muss dem armen Inu no Taishou ja ganz schön zugesetzt haben. Verständlicherweise.
Hoffentlich ist das Heer der Schattendrachen so freundlich und will nur weg gehen, weil der König gefallen ist... Klingt das verständlich?
Jedenfalls hoffe ich, dass der Taishou und die Prinzen schnell nach Hause kommen und genauso schnell herausfinden, dass Akago in Maja steckt und sie retten können. ^^
Bin schon auf das nächste Kappi gespannt.
lg
Hani
Von:  Tigerin
2009-12-20T09:13:56+00:00 20.12.2009 10:13
Tja… die unschönen Überraschungen hören nicht auf. Sie sollten allerdings froh sein, dass sie noch leben und erstmal noch gefangen sind. Das wird schon..
Aber immerhin haben sie den Inu no Taishou befreit, den Mistdrachen getötet bzw. ins Jenseits geschickt.. das ist schon mal etwas Gutes. Sess hat wirklich wunderbar geschauspielert. Das war echt super. Inu’s Gesicht stelle ich mir auch toll vor. *g*
Ich kann den Inu no Taishou vollkommen verstehen, dass er keine Kleidung von Atreus anziehen will. Aber immerhin ist diese Erfahrung jetzt vorbei.
Kagome‘s Fähigkeiten sind auch echt nicht schlecht.
So. Mal schauen, wie es weiter geht..^^

LG,
Tigerin

Von:  Teilchenzoo
2009-11-14T21:22:42+00:00 14.11.2009 22:22
Oh. Dann ist das Heer geschlagen? Ich hoffe nicht, dass alle abgemetzelt wurden. Bitte nicht.

Nun ja, Sesshoumaru ist absolut loyal, das war mir klar, aber ich kann Inu Reaktion nur zu gut verstehen. Naja, ist ja noch mal alles gut gegangen. Und ein Bruch dürfte auch nicht groß entstanden sein.

Tja, was nun?

Lg neko
Von:  Kerstin-san
2009-10-17T13:36:26+00:00 17.10.2009 15:36
Hey!
Ich hab unseren Sessi natürlich gleich durchschaut. =)
Und der gute denkt sogar dran, dass Frauen durch den Bannkreis können. Gut gemacht! *klartsch*

Was das Schattendrachenheer jetzt wohl macht, nachdem ihr Boss sich gerade ins Jenseits verabschiedet hat?
lg
Kerstin
Von:  Cistus
2009-10-15T15:37:33+00:00 15.10.2009 17:37
And the Osacar goes to.... Sesshoumaru!!!
Da hat er wirklich eine reife Darbietung abgeliefert, obwohl ich mir denken konnte das er das nicht ernst meint, sondern einen Plan verfolgt!
Nun ist Papa also frei und das kommt schon das gegnerische Heer an.
Normalerweise würde man jetzt sagen, was ist bloss mit den Leuten des Taishou geschehen? Leben sie noch, u.s.w. Aber... wenn man eines aus deinen Geschichten lernen kann, dann das eine Situation nie so vorhersehbar ist, wie sie auf dn ersten Blick erscheint! Daher denke ich mir eher mal, das die Lage ganz anders ist, das wie es nun aussieht! Würde mich also nicht wundern, wenn das antrabende Heer einen ganz anderen Grund, als den offensichtlichen hat.
mfg
Cistus

Von: abgemeldet
2009-10-14T08:33:24+00:00 14.10.2009 10:33
Bloß gut, dass Atreus in seinen eigenen Denkmustern und Vorstellungen so gefangen war, dass er trotz des Gefühlsschnitzers des Inu no Taishou nicht bemerkt hat, was der Kronprinz tatsächlich plant – und wie gut, dass InuYasha ihn nichts ahnend in die entsprechende Richtung manövriert hat. War einfach herrlich zu lesen. ^^

Ich drück unseren Helden die Daumen, dass die Armee, die sich da gerade nähert, ihnen freundlich gesinnt ist, immerhin haben sie gerade einen gefährlichen Usurpator aus dem Weg geschafft und dafür gesorgt, dass der amtierende Schattendrachenkönig auch weiterhin amtieren kann. Und ich vermute mal, dass das Heer um Sarpedon und Betei im Moment alle Hilfe braucht, die es kriegen kann.

LG

Zwiebel
Von: abgemeldet
2009-10-13T19:08:59+00:00 13.10.2009 21:08
Baoh.....arme Inu Yashsa Sessy hat ihn ja ganz schön verappelt.^^ g**
Das Gesicht von ihm kann ich mir gut vorstellen.

Ich hoffe dieser Ateurs ist wirklich tot....und kommt nicht noch mal plötzlich um die Ecke.

Bin neugierig auf Kagomes Kompliment, hoffentlich ist es etwas lustiges. ^^ g*

lini


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