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Verworrene Pfade: Schatten

Die dritte Staffel
von

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Angriff

Während sich die Prinzen mit allerlei lästigem Volk herumschlagen, der Inu no Taishou in Problemen steckt und das Heer den Angriff vorbereitet, schläft Akago leider nicht...
 

10. Angriff
 

Prinzessin Maja wusste nicht so genau, warum sie dieses unbekannte Baby an sich presste, aber es war so tröstlich. Immer wieder überschwemmten sie die Gedanken an ihre ach so großartige, ältere Schwester, an ihren Vater, der diese immer bevorzugte. Und jetzt hatte auch noch Moryomaru sie verraten, betrog sie….Sie schluchzte auf. Es war alles so hoffnungslos.

Akago fühlte, wie die Dunkelheit ihrer Seele immer weiter zunahm. „Du bist einfach nichts wert“, flüsterte er: „Niemand kann dich leiden.“ Nur noch einen Moment, dann war es geschafft. Er konnte schon spüren, wie er in ihren Körper einsank. Bald würde sie nichts mehr darstellen als seine Marionette. Leider würde er in der ersten Zeit noch ihr Bewusstsein irgendwo beherrschen müssen, für den Fall, dass Rückfragen nötig wären, was anstrengend war, ehe er sie vollkommen der Dunkelheit überlassen konnte. Wenn er dann ihren Körper als nutzlos verließ, wäre sie zerstört für immer, aber das war ihm vollkommen gleich.
 

Nur wenige Minuten später richtete sich der Körper der Prinzessin auf, ohne dass sie es selbst wollte oder auch nur kontrollieren konnte. Akago hatte sie vollkommen in Besitz genommen, ihren Leib absorbiert. Jetzt würde er einmal sehen, was der Nachrichtendienst so alles unternommen hatte, oder ob jemand wusste, was mit Atreus und dem Herrscher passiert war. Langsam ließ er die Hofdame die ersten Schritte machen. Durch die Hölleninsekten kannte er den Palast gut genug, um zu den Arbeitsräumen Myougas zu gelangen.

Er erkannte Kouga, den Anführer der Boten, der gerade aus dessen Vorzimmer trat, aber auf einen Ruf hin sich noch einmal umdrehte. Der kleine Flohgeist kam angesprungen: „Oh, und richte Fürst Shippou und Hofrätin Cinnamon aus, dass es ungemein eilt. Sie sollten wirklich alle Unterlagen durchsuchen.“

Akago war alarmiert. Noch während er seine Wirtin sich höflich vor dem schnellen Wolf verneigen ließ, dachte er nach. Der junge Fuchsdämon Shippou regierte nun den 18. Bezirk. Cinnamon war seine Beraterin. Es handelte sich um den Bezirk, den vordem Naraku für sich gewonnen hatte. Was war an diesem so interessant, dass der Leiter des Nachrichtendienstes einen Eilboten schickte? Hatte doch dieser dämliche Moryomaru einen Fehler begangen? Welchen? Hm.

Es war in jedem Fall besser gegenzusteuern.

„Hofrat Myouga, Exzellenz!“

Der kleine Flohgeist wandte sich überrascht um, zog dann ein wenig die Augen zusammen: „Prinzessin Maja? Ist etwas mit der Despoina?“

Despoina war also der Titel der Gefährtin des Herrschers. Nicht völlig unerwartet, so wurden Dämoninnen der ersten Rangstufe angesprochen, die keinen Adelstitel besaßen. „Nein, Exzellenz, also, ich hoffe nicht, “ ließ Akago seine Marionette sagen: „Aber wenn ich kurz mit Euch sprechen dürfte?“

Myouga nickte, eingedenk der Tatsache, dass Miroku bei ihr ein Hölleninsekt gesehen hatte. Es war ja nicht gesagt, dass Maja mit Verrätern um Bund war. Genauso gut konnte sie ein unschuldiges Opfer sein: „Kommt. – Nun, was gibt es?“ Er betrachtete sie genau. Sie schien ein wenig anders als sonst, noch verunsicherter. Der Herr hatte sie der Despoina zugeteilt, weil er gehofft hatte, seine warmherzige Gefährtin würde ihr gut tun.

„Ich…Es gibt da einen jungen Mann namens Moryomaru. Er macht mir den Hof.“

„Das ist schön für Euch.“

„Danke, das dachte ich ja auch. Aber nun…er stellt mir manchmal so merkwürdige Fragen, über die Despoina.“

„Was denn für Fragen?“

„Nun, wie sie sich fühlt, wie sie mit dem Herrscher umgeht oder ob Ihr bei ihr wart.“

„Hm. Aus welchem Bezirk stammt er denn?“

„Aus dem 18.“ Akago war zufrieden. Jetzt würde sich doch der Nachrichtendienst sicher auf seinen hm, Ex-Partner stürzen. Es dürfte kein Problem sein für Myouga, den in der Gaststätte hier in der Stadt aufzuspüren. Und selbst, wenn der etwas von ihm ausplaudern sollte – wer würde ihn in der Prinzessin vermuten? Davon wusste selbst Moryomaru nichts. Wohlweislich hatte er diesem nicht alle seine Fähigkeiten erzählt.

„In der Tat“, murmelte Myouga: „Was fragt er denn sonst noch? Oder was wisst Ihr sonst noch über ihn?“

„Ich lernte ihn in der Stadt kennen, als ich einkaufen war. Er sieht sehr gut aus und hat immer eine Rüstung an. Nun, fast immer.“

„Ist er aus der Wache?“

„Nein, sonst wäre er doch hier im Palast, nicht wahr?“

„Natürlich. Ihr wisst nicht zufällig, wo er sich aufhält?“

„Nein, Exzellenz.“ Ganz so einfach sollte man es dem Nachrichtendienst auch nicht machen. Sie sollten sich doch mit dem Köder ein wenig beschäftigen, zumindest solange, bis die Nachricht vom Tod des Herrschers eingetroffen wäre. Mit etwas Glück auch noch die vom Tod seiner Söhne. Da Moryomaru nicht mehr zur Hand war, würde er eben denjenigen übernehmen, der sich dann den Thron sichern konnte – Kouga vielleicht, der Erbe des 5. Bezirks, Sarpedon oder ein Berater wie Moro. Ach, das Leben konnte einfach herrlich sein, wenn man intelligent genug war – und andere übernehmen konnte. An einen der drei Hunde wagte er sich allerdings wohlweislich nicht. Da waren die Sachen mit dem Seelenspiegel und Tsubaki schon fehlgeschlagen.

„Danke, Prinzessin. Dann geht wieder an Eure Aufgaben. Ich werde sehen, was ich tun kann.“

„Das freut mich“, sagte Akago alias Maja ehrlich: „Ihr…Ihr wisst noch nichts, das ich der Despoina mitteilen kann?“

„Nein.“ Schon wegen der Hölleninsekten sah sich Myouga vor. Außerdem befürchtete er, es würde Kagomes Mutter eher beunruhigen zu erfahren, dass die Hälfte des Heeres auf dem Rückweg war. Und dass er sich selbst Sorgen um den Herrscher machte, wusste sie sicher.
 

Kagome spürte ihre Nervosität nur zu deutlich, als sie zu ihrer Partnerin auf Kirara stieg. Sango musste es ebenfalls bemerken, denn sie legte die Arme um sie.

„Denk an Menomaru und Naraku“, flüsterte sie: „Und das hier sind nur einfache Schattendrachen, nicht der Anführer. Den müssen die Prinzen und der Herrscher übernehmen. Alles, was du tun musst, ist, den Bannkreis lösen, dann fliegen wir über sie einfach weg und suchen diese Burg.“

„Ja, ich weiß“, murmelte Kagome: „Und ich will ja Inu...den Prinzen nicht blamieren. Aber ich fürchte, ich bin für solche Kämpfe einfach nicht geboren.“

„Du meinst, du bist keine Dämonenjägerin? Na, ehrlich gesagt, wären wir ohne dich im Moment ziemlich aufgeschmissen. – Miroku…“

Denn der war an Kirara herangetreten: „Viel Glück, euch beiden.“

„Dir auch. Und pass auf dein Schwarzes Loch auf. Übernimm dich nicht.“ Seine Ehefrau sah ihn an: „Versprichst du mir das?“

„Ich werde aufpassen, Du aber auch. Immerhin wollten wir immer noch einmal in ruhige Flitterwochen fahren.“

„Ja, ich weiß.“ Seit ihrer Hochzeit, nun genauer, seit ihrer Verlobung, herrscht im Reich irgendwie dauernd Alarm. Sie beugte sich hinüber, um ihm einen raschen Kuss zu geben: „Ich komm heil zurück“, versprach sie. „Du aber auch.“

„Ja, sicher.“ Mit einem gewissen Lächeln zog sich Miroku zu den beiden Kämpfern zurück, die der Heerführer zu seinem Schutz abkommandiert hatte. Sie hatten sich als „Dioskuren“ vorgestellt – eine unerwartete Höflichkeit Dämonenkriegern der ersten Klasse einem Menschen gegenüber. Ihr praktisch spiegelbildliches Aussehen ließ den Mönch annehmen, dass es sich um Zwillinge handelte.

Einer nickte dem anderen zu, ehe er sagte: „Miroku heißt du also. Der Heerführer sagte, du verfügst über eine Geheimwaffe. Welche?“ Da der Mönch unwillkürlich zögerte, fuhr er fort: „Uns wurde nur gesagt, dass du die Steine aus dem Weg räumen wirst und danach geschwächt bist. Mein Name ist Kastor und ich werde ebenso wie Polydeukos dein Leben schützen. Nur, wie sollen wir das tun, wenn wir nicht wissen, was du tust?“

„Verzeiht“, beeilte sich Miroku zu sagen. Das war wirklich freundlich von einem Dämon einem Menschen gegenüber. „Ich nahm an, Seine Exzellenz Sarpedon wäre genauer gewesen. Ich besitze in meiner Hand ein…ja, ein schwarzes Loch, in dem die Steine verschwinden werden. Danach werde ich allerdings vor Schmerz und Erschöpfung zusammenbrechen. Aber der Weg für das Heer wird frei sein.“

„Mutig für einen Menschen, Schmerz und Erschöpfung in Kauf zu nehmen. Das dort sind auch Dämonenjäger des Prinzen?“

„Ja.“

„Darum, also.“ Kastor wurde in diesem Moment klar, warum Seine Durchlaucht auf diese Truppe Menschen setzte. Anscheinend verfügten sie über ungewöhnliche Fähigkeiten, die es ihnen wohl fast ermöglichten, mit Dämonen mitzuhalten. Er blickte zu den beiden Frauen, dann zu seinem Zwillingsbruder. Da der nickte, fuhr er fort: „Gut. Wir werden dir helfen.“

Miroku spürte eine gewisse Erleichterung. Er nahm nicht an, dass ihm Sarpedon unerfahrene Krieger zur Seite gestellt hatte. So hatte er doch Chancen den folgenden Kampf zu überstehen.
 

Kagome tastete nach ihren Pfeilen, mehr instinktiv, als dass sie nicht gewusst hätte, dass der Köcher voll war. Gut zwanzig flugfähige Dämonen hatten sich vor ihr aufgestellt, verwandelten sich soeben in ihre wahren Gestalten. Diese Männer und Frauen waren die erste Angriffslinie, sollten den Blick der Schattendrachen von ihr und Sango ablenken, damit sie in Ruhe auf den Bannkreis zielen konnte. Der jungen Priesterin war klar, dass diese Zwanzig auf verschanzte Gegner zuflogen, die zudem Zeit zum Schiessen hatten. Jeder Einzelne von ihnen riskierte sein Leben, aber es schien sie nicht weiter zu stören. Keiner wirkte auch nur unruhig. Sie sollte sich selbst auch zusammennehmen, schon, um ihre Gattung nicht zu blamieren. Überdies war ihre Hand sicher ruhiger, wenn es ihr Gemüt war.

Sango sah zu Sarpedon, da der Heerführer den Befehl geben würde. Sie befanden sich unterhalb des letzten Absatzes des Tales der Stufen, außer Sicht der wartenden Schattendrachen. Erst, wenn sie empor fliegen würden, kämen sie in deren Blickfeld. Und alle hofften, dass die Gegner gegen einen Flugangriff nicht die Gerölllawine loslassen würden, sondern erst, wenn die erste Reihe des Fußvolkes, mit Miroku in das Tal gestürmt käme.

Sarpedon hob die Hand. Ihm war klar, dass einige der Kämpfer nicht zurückkommen würden, aber das war eben das Schicksal eines Kriegers. Und er vermutete nicht eine Sekunde lang, dass das Risiko der Prinzen oder gar des Herrschers geringer wäre. Er würde alles in seiner Macht Stehende tun, um den Inu no Taishou zu unterstützen. So viele Jahre, seit er sich ihm angeschlossen hatte, so lange Frieden – und keine einzige bewusst ungerechte Entscheidung, soweit er das mitbekommen hatte. Natürlich hatte der neue, noch unerfahrene Herrscher zunächst einige Fehler begangen, aber wenn er es bemerkte, wieder gut gemacht.

Für IHN….

Er ließ die Hand fallen.

Unverzüglich erhoben sich die Dämonen in die Luft. Sango ließ Kirara direkt dahinter aufsteigen.

Kagome fand das Bild vor sich faszinierend: große Vögel, aber auch einige Wesen wie Katzen oder Hunde, denen sie Flugfähigkeiten eigentlich nicht zugetraut hätte, einige Fledermäuse. Nun gut, Kirara flog ja auch. Sie strebten fast senkrecht empor, über die letzte Felskante und sausten, so rasch sie es vermochten, auf die Barriere am anderen Ende des Tales zu, während hinter ihnen die ersten Krieger des Heeres ebenfalls in den letzten Bergeinschnitt stürmten. Sango warf unwillkürlich einen raschen Blick zurück, suchte ihren Ehemann. Als sie bemerkte, dass zwei Dämonen rechts und links von ihm waren, atmete sie auf. Das würde schon klappen. Jetzt sollte sie sich auf ihre eigene Aufgabe konzentrieren: „Kirara! Mitten durch. Sobald Kagome abgeschossen hat, musst du steil nach oben und dann weiter.“

Ihre Freundin hörte das. So nett es war, dass ihr der erste weibliche Harmost einen sicheren Schuss zutraute – sie fühlte ihre Verantwortung steigen. Aber sie nahm einen Pfeil aus dem Köcher, spannte den Bogen und konzentrierte sich. Sie konnte vor sich den Bannkreis aus Schattenmagie spüren…Moment, die Bannkreise. „Sango, es sind zwei Zauber! Ich muss zweimal schießen!“ schrie sie sofort.

„In Ordnung“, kam die ruhige Antwort.

Die fliegenden Dämonen vor ihr lösten ihre Formation nicht, auch als die ersten Geschosse der Schattendrachen abgeschossen wurden, die Ersten getroffen wurden. Wie der Befehl lautete, wichen sie erst kurz vor der Barriere nach rechts und links, stiegen steil in den Himmel, so sie unversehrt waren. Andere landeten zum Teil schwer verletzt an den Steilhängen des Tales, bemüht, nicht abzustürzen, um der angekündigten Lawine zu entgehen.

Kagome schoss ihren Pfeil ab, erleichtert, dass anscheinend alle zumindest überlebt hatten. Noch während dieser durch die Luft jagte, zog sie den zweiten und legte erneut an.
 

In diesem Moment wurde klar, dass die Schattendrachen in der Tat erfahrene Krieger waren. Sie hatten unverzüglich bemerkt, dass die Angreifer beiseite wichen und daraus geschlossen, dass das, was dieser offenkundige Scheinangriff verborgen hatte, gefährlicher war. So flogen Geschosse als Antwort auf die Dämonenkatze und die beiden Menschenfrauen zu. Kirara wich mit einem waghalsigen Flugmanöver nach oben – und Kagomes zweiter Pfeil prallte harmlos auf den Erdboden. Hastig suchte sie den nächsten.

Sango wandte den Kopf. Unten stürmte das Heer heran, hielt sich aber hinter Miroku, der bereits seine Bannkette von der Hand löste. Als sie wieder zu der Barriere sah, erkannte sie den Grund: die ersten Bäume fielen langsam um. Die Schattendrachen mochten bemerkt haben, dass ein Bannkreis zerstört worden war und wollten kein Risiko eingehen. Sie durfte sich aber nicht mehr um ihren Mann kümmern. Sie sollte Kagome helfen, die Zauber zu zerstören und Tenseiga dem Herrscher zu bringen. Ihre strenge Ausbildung als Dämonenjägerin half ihr dabei, sich von Miroku abzuwenden. Ein Zuruf an Kirara und die Katze flog eine Kurve, um es der Priesterin zu ermöglichen, noch einmal zielgenau abzuschießen.

Kagome visierte. Sie wusste, dass irgendwo dort hinten der Inu no Taishou gefangen war, seine Söhne, Inuyasha vor allem, ihn befreien wollten. Sie durfte nicht versagen. Für den Herrscher, für ihre Mutter, für Inuyasha… „Triff!“ flüsterte sie, als sie die Sehne losließ.

„Kirara!“ schrie Sango auffordernd, da erneut Bolzen und andere Geschosse auf sie zukamen. Die riesige Dämonenkatze stieg prompt fast senkrecht in den Himmel. Ihre Besitzerin, daran gewöhnt, klammerte sich mit den Beinen fest, um mit den Armen die deutlich überraschtere Kagome zu halten. Sie hörte noch das Donnern der Gerölllawine, die Schreie unter sich, aber sie wagte es nicht, zurückzublicken. Zu wichtig war der Auftrag, war der Befehl, und so lenkte sie Kirara weiter nach Norden, über den Pass, nach einer Burg, einer Festung Ausschau haltend.
 

Miroku hatte bemerkt, dass die ersten Angriffe der Schattendrachen auf Kirara und ihre Reiterinnen negativ verlaufen waren. Dann jedoch hatte er keine Zeit mehr, sich um Sango und Kagome zu kümmern. Er erkannte vor sich, über sich, dass die ersten Baumstämme begannen, sich zu bewegen und löste die Bannkette von seiner Rechten. Ein rascher Seitenblick vergewisserte ihn, dass kein Krieger des Inu no Taishou, keine Amazone in Reichweite seiner Geheimwaffe war, auch, wenn die Dioskuren, Sarpedon selbst ebenso wie Betei und andere sich fast auf seiner Höhe hielten.

Ein dumpfes Grollen erschütterte das Tal, als die Baumstämme umstürzten, sich rollend abwärts bewegten, sich dahinter bereits die Steinlawine löste.

Mist, erkannte er: Baumstämme?

Daran hatte wohl weder Sango noch er gedacht, aber jetzt war es zu spät. Er musste retten, was zu retten war und packte mit der Linken sein rechtes Handgelenk, als er die Bannkette endgültig wegschleuderte: „Schwarzes Loch!“

Nie zuvor hatte er solche großen und massiven Objekte eingesaugt, auch, wenn einige der Primitivdämonen, die er im Auftrag des Prinzen so erledigt hatte, ähnliches Kaliber aufgewiesen hatten. Als die ersten Steine, der erste Baum sich vor ihm verzerrten, kleiner, schmäler wurden, um schließlich in seiner Hand zu verschwinden, spürte er einen Schmerz, wie er ihn so nie zuvor erlebt hatte. Alles, was er noch dachte, war, dass er jetzt nicht aufgeben durfte, nicht aufgeben konnte. Er umklammerte sein rechtes Handgelenk, versuchte, diesen Arm ausgestreckt zu halten und schloss die Augen, um nicht sehen zu müssen, was da weiterhin auf ihn zugeflogen kam, wie lange es noch dauern mochte.
 

Der Schmerz stieg immer weiter, wanderte von seinem Arm in den Leib, erfasste schließlich seinen gesamten Körper und er biss die Zähne zusammen, um nicht zu schreien. Um ihn waren nur noch Dämonen und da wollte er weder sich, noch die Dämonenjäger, geschweige denn alle Menschen beschämen.
 

Wie lange mochte es noch dauern? Er öffnete mit einer gewaltigen Willensanstrengung die Augen. Noch immer prasselte Geröll von oben in das Tal, aber zumindest die Baumstämme schienen aufgehört zu haben. Bald war es vorbei, bald hatte er es geschafft…aber er spürte, dass ihn seine Knie nicht mehr trugen. Seine Kraft näherte sich rapide ihrem Ende und auch sein unbedingter Wille half kaum mehr etwas.

Immerhin das Meiste hatte er von den anderen abgehalten, dachte er, als er auf die Knie brach, noch immer den rechten Arm ausgestreckt.
 

Zu seiner Verwunderung spürte er plötzlich Hände, die ihn berührten, aufrecht hielten. Andere fassten seinen Arm, stützten diesen. Ohne, dass er es hätte benennen können, wusste er, dass dies die Dioskuren waren, die Zwillinge, die der Heerführer zu seinem Schutz abkommandiert hatte.

Ein wenig erleichtert überließ er sich den dämonischen Händen, um seine letzte Kraft auf die letzten verbliebenen Steine zu richten. „Die Kette…“ murmelte er und spürte sofort, wie ihn Polydeukos freigab, damit er sich die Bannkette um die Rechte schlingen konnte.

Ehe ihn die Schwäche ganz umfing erkannte er noch, wie sich Kirara mit ihren Reiterinnen hoch über den Pass schwang. Sie hatten es geschafft. Das Letzte, was er vernahm, war der Befehl Sarpedons: „Zum Angriff!“, dann wurde ihm schwarz vor Augen und er sank in Kastors Armen zusammen.
 

Der Heerführer war zufrieden mit den Menschen, die alle ihre Aufgaben gelöst hatten. Während er mit den Kriegern vorwärts stürmte, dachte er noch flüchtig daran, dass diese Priesterin hoffentlich rechtzeitig dem Herrn sein Schwert bringen konnte, dann hatte er keine Zeit mehr dazu.

Die Schattendrachen kamen aus der Enge heraus. Sie wollten offenbar nicht fliehen, hatten wohl den Befehl bekommen, um jeden Preis durchzuhalten. Oder es gab doch noch eine Falle?

Sie konnten Schatten aus dem Jenseits rufen – und Schattendrachen galten allgemein als unsterblich. Aber das war gleich. Sie mussten diese Gegner hier zumindest festhalten, wenn schon nicht umbringen, damit die Befreiungsaktion der Prinzen gelingen würde. Das war alles, was zählte. Jeder Schattendrache, der hier kämpfte, fehlte schließlich an der Burg. Und sie waren nur fünfundzwanzig, soweit er sehen konnte – eine eindeutige Unterzahl. Das musste einfach klappen.

So wandte er sich dem ersten Gegner zu, gemeinsam mit Betei, die sich an seiner rechten Flanke befunden hatte, nicht willens, auch nur den Anschein zu erwecken, die Amazonen wären nicht gleichberechtigt.

Nur wenige Sekunden später begriff er, dass etwas nicht stimmte.

Er war in zu vielen Schlachten gewesen – und das war kein Angriff auf sie, das war eher ein blinder Ansturm. Wollten die Schattendrachen sterben oder rechneten sie damit, dass sie unsterblich waren?

„Übernimm, Betei!“ schrie er, unbekümmert um Höflichkeit. Hier lief etwas gerade völlig anders als geplant.

Da die Amazone sofort das Verlangte tat, sprang der Heerführer beiseite und versuchte, sich zu orientieren.

Und dann wusste er, warum die an Zahl so hoffnungslos unterlegenen Gegner den Ausfall aus der Enge gewagt hatten: aus dem schmalen Canyon zum Tal der Stufen erschienen Schattendrachen und Kriegsschatten. Und sicher jeweils weit über hundert.
 

****************************
 

Überraschung! Und jetzt, Heerführer?
 

Im nächsten Kapitel lernen die Prinzen Atreus und seinen eigenartigen Sinn für Unterhaltung kennen...
 

bye
 

hotep



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Kommentare zu diesem Kapitel (22)
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Von:  Minerva_Noctua
2012-03-07T10:47:18+00:00 07.03.2012 11:47
Herr je!
Wie konnten sie das nur übersehen? War der Bannkreis vor dem Canyon?
Sehr gute Beschreibungen^^!

Bye

Minerva
Von:  Schalmali
2010-07-07T08:31:10+00:00 07.07.2010 10:31
Oh weh.. alles läuft nach Plan, zwei Barrieren statt einer klappte auch, Miroku versagte nicht aber, dummerweise war wohl ein Teil der Streitmacht des Drachens gut versteckt gewesen. Nun ja, "Schattendrachen". So wenig Anhänger, hat Oberdrachi wohl doch nicht... gut das der Heerführer aber so ein heller Kopf ist und es bemerkte, vieleicht kann man noch was retten.
Von:  -Kirei-
2010-01-03T16:00:22+00:00 03.01.2010 17:00
Yaaaaa Menschen sind auch zu was gut ^^
Jedenfalls, wenn es welche vom Schlag, wie Kagome und CO. sind.
Ich hoffe echt, dass Akago mit seinem Plan nicht durchkommt..
*drop*

Eh...yoa..da hat der Heerführer die Anzahl ya um einiges unterschätzt.
Ob die das schaffen werden, wenn die schon unsterblich sind? óò
Ich hoffe es doch wohl.

Ki
Von: -Suhani-
2009-12-24T13:46:35+00:00 24.12.2009 14:46
Arme Maja. Hoffentlich lässt Akago sie so bald in Ruhe, dass sie nicht für immer gebrochen ist. Dieses Baby ist ja fast noch schlimmer als Naraku. Der konnte sich wenigstens nciht in jemanden rein... dingsen, mir fällt gerade kein Wort dafür ein...
Der Kampf von dem Heer des Taishou gegen die Schattendrachen gefällt mir. Schön geschrieben. Ich konnte diese Szene richtig vor mir sehen. ^^
Bin schon auf das nächste Kappi gespannt.
lg
Hani
Von:  Tigerin
2009-12-20T09:13:36+00:00 20.12.2009 10:13
Surprise, surprise! (Sowohl die folgenden Kommi‘s, als auch das Ende des Kapitels..*g*)
Aber wirklich keine schöne Überraschung.
Ich hoffe wirklich, dass sie durchhalten und der Inu no Taishou und Söhne ihrerseits zu einer Rettungsmission aufbrechen können.
Kagome, Sango und Miroku haben ihre Aufgaben allerdings sehr gut gelöst. Ihrer Gattung dürften sie also keine Schande gemacht haben..^^ Ich hoffe allerdings, dass Kagome und Sango dann auch rechtzeitig da sind um den Inu no Taishou zu befreien. Der Ärmste kann einen wirklich Leid tun.
Mal schauen, was Sess und Inu gerade machen…

LG,
Tigerin
Von:  Teilchenzoo
2009-11-14T21:16:17+00:00 14.11.2009 22:16
Woa ... DAS klingt nun gar nicht gut ... ähm ... Rückzug? Wenn das halbe Heer hier stirbt, ist damit niemandem geholfen.

Die Dioskuren waren super. Sowas nenne ich mal Unterstützung und Hilfsbereitschaft. System erkannt, mitgeholfen. So langsam überzeugst du mich immer mehr, dass es auch sehr besonnene und menschenfreundliche Dämonen gibt – und nicht wenig ;).
Übrigens, nette Anspielung. Ich hoffe nur, sie teilen nicht das Schicksal ihrer Namensvetter.

Akago ist ja ganz fies ... wen solche Gedanken ergreifen, ist tatsächlich wehrlos – und kaum bei Bewusstsein. Was für eine widerliche Fähigkeit. Irgendwie erinnert er mich grad an eine dunkle, bösartige Version der „Seelen“, der Wesen aus „The Host“. Unangenehm. Und hinterhältig. Liefert einfach so sein Werkzeug ans Messer. Jetzt ist der vermeintliche Vorteil, Maja als Informationsquelle zu verdächtigen, gefährlich ins Wanken geraten. Immerhin ist nun bekannt, in welcher Weise sie Informantin war. Hoffen wir, dass Myougas Verdacht damit nicht zerstreut ist ...

Lg neko
Von:  Sasuke_Uchiha
2009-10-08T16:28:54+00:00 08.10.2009 18:28
Ich mag Sarpedon. Hoffentlich fällt ihm etwas gutes ein...aber eigentlich bin ich mir da sicher.
Von:  kiji-chan
2009-10-07T21:11:58+00:00 07.10.2009 23:11
Saprendon, sieh es positiv. Jeder Schatten und Schattendrache der bei euch ist, ist nicht im Schloss.

Der Stand der Dinge bis jetzt:
Naja, das Schloss ist noch ok, aber Myoga hat da einen sehr liebreizenden Spion am Hals.
Kagome und Sango sind an dem Hinderhalt vorbei.
Miroku ist bewusstlos.
Inu und Sesshô ? Wissen wir nicht.
InuT ? Wissen wir auch nicht.
Ich gebs zu, für das Heer sieht es nicht gut aus.
Ok, am schlechtesten. Aber ihr packt es schon irgendwie. Irgendwie!!

Und naja, wer weiß, was noch alles schief läuft. Am Ende wirst du noch gezwungen Betei zu heiraten XD

Ich drück euch allen auf jeden Fall die Daumen.


ncha!
Kiji
Von: abgemeldet
2009-10-07T11:25:15+00:00 07.10.2009 13:25
Ach du Schande jetzt haben die ein Problem, damit hat wahrscheinlich niemand gerechnet. T.T Ich hoffe die verlieren nicht gegen die Schattendrachen.

Ich bin schon sehr gespannt darauf wenn Sessy und Inu auf den kranken Kerl treffen.


24
Von:  yamina-chan
2009-10-06T22:17:40+00:00 07.10.2009 00:17
Ups...
The tables are turned now, I guess.
Hoffen wir das sich die Armee gut gegen diese Übermacht hällt. Und das die Söhne ihren herren Vater rechtzeitig befreien können, um gegebenenfalls noch Hand...oder Klauen anlegen zu können. Ein gutes Kapitel, voller Taktik.


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