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Zwei Jäger und ein Baby

DxS
von

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Prolog

„Ein Kinderzimmerbrand, bist du dir sicher?,“ fragte Dean seinen Bruder als sie sich an einem kühlen Mai Morgen in einem Diner irgendwo im Nirgendwo ihr Frühstück einverleibten. Sam hatte ihm gerade von einer erneuten Vision erzählt, die er gehabt hatte während Dean unter der Dusche war. Er hatte eine etwa 50 jährige Frau gesehen, die nachts in ein Kinderzimmer kam. Über der Wiege stand ein Mann. Er drehte sich um und sah die Frau mit schwarzen, dämonischen Augen an. Sie erschrak und der Dämon tötete sie in dem er ihr das Genick brach, schließlich brach Feuer aus und der Dämon verschwand, während in der Wiege ein kleines Baby, aufgrund des rosa Stramplers offensichtlich ein Mädchen, anfing zu weinen.

„Ja, absolut und vielleicht hat der Dämon was mit Mums und Jessicas Tod zutun.“

„Hast du zufällig eine Ahnung wann und wo deine Vision eintreffen wird?“

„Das heißt, du glaubst mir?“

„Natürlich glaube ich dir Sammy. Schließlich hat deine letzte Vision mir den Arsch gerettet.“ Wenn Dean genau nachdachte hatte Sam ihm in den vergangenen Monaten ziemlich oft den Arsch gerettet und hatte Dean war was die Lebensrettepunkteskala angeht schon fast eingeholt und das obwohl es seit Dean vier war, seine Lebensaufgabe geworden war auf seinen kleinen Bruder aufzupassen und ihn zu beschützen.

Sam schenkte seinem Bruder den Anflug eines Lächelns. Er war froh, dass Dean ihm glaubte.

„Dean…“

„Ja, Sammy?“

„Danke.“

„Schon gut. Überleg jetzt lieber ob du in deiner Vision irgendwas gesehen hast, was uns weiterhilft diese Frau und das Baby zu finden und zu retten.“ Sam dachte angestrengt nach.

„Am Haus waren zwei Flaggen. Zum einen die der Vereinigten Staaten….“

„Gott sei dank, ich hatte schon befürchtet, wir müssten uns echte Reisepässe besorgen.“

„Dean, jetzt ist nicht die Zeit für Scherze.“

„Und was war die 2. Flagge?“

„Sie war blau mit gelben Aufdruck. Ich erinnere mich an den Schriftzug `Equality Before the Law`,“ sprach Sam weiter.

„Moment, dass kommt mir bekannt vor.“ Dean griff nach der Zeitung, die an ihrem Platz gelegen hatte als sie ins Diner kamen. Er hatte sie bereits überflogen, als sie aufs Essen gewartet hatten. Der Ältere blätterte zum Sportteil und deutete auf ein Bild. Gezeigt wurde ein Football Feld auf dem eben diese Flagge eingemäht war. Die Überschrift des Artikels lautete: `Nebraska Cornhuskers erneut siegreich`.

„Nebraska,“ sagte Sam feststellend.

„Genau. Jetzt wissen wir schon mal den Staat. Erinnerst du an noch etwas?“

„Das einzige, was ich noch weiß, ist dass in dem Kinderzimmer ein Bild von einem Sandsteinmassiv hing.“

„Dann würde ich sagen wir schwingen uns in die nächste Bibliothek und recherchieren, wo in Nebraska sich dein ominöses Sandsteinmassiv befindet.“

„Aber dann wissen immer noch nicht nach wem wir suchen und wann der Dämon zuschlagen wird,“ sagte Sam etwas frustriert. Dean bezahlte die Rechnung und dann machten sie sich auf zur Stadtbibliothek. Sam hatte zwar seinen Laptop und war daher in diesem Fall nicht unbedingt auf eine Bibliothek angewiesen, aber wusste, dass sein Bruder sich immer etwas nutzlos vorkam, wenn er darauf wartete, dass Sam alleine via Internet für ihre Fälle recherchierte. Daher hatte er zugestimmt, dass Dean sich ein paar Geologiebücher raus suchen sollte während er die übliche Recherche an seinem Rechner durchführte. Zusätzliche Infos konnten ja schließlich nicht schaden. Als sie die Bibliothek betreten hatten ging Sam in den Lesesaal und Dean schnurstracks zu einer hübschen Brünetten, die etwa in seinem Alter war.

„Entschuldigen sie Ma’am,“ sprach Dean sie an.

„Miss bitte,“ entgegnete sie. Er grinste.

„Verzeihung Miss….“

„Garland,“ vollendete sie seinen Satz.

„Miss Garland, ich habe neulich auf einer Postkarte eine Felsformation gesehen, die mir bekannt vor kam und ich wüsste gerne wo in den USA sie sich befindet. Mein kleiner Bruder ist ein Hobby Geologe und ich wollte ihn mit einem Ausflug dorthin überraschen. Haben sie vielleicht ein Buch in dem ich fündig werden könnte?“

„Stand denn auf der Postkarte nicht drauf wo das Bild gemacht wurde?“

„Nun ja, es war eine billige Postkarte,“ versuchte Dean sich raus zu reden und setzte sein 1 Million $ Lächeln auf. Die Bibliothekarin erwiderte das Lächeln und bat Dean ihr zu folgen. Sie kamen am Lesesaal vorbei und Sam blickte kurz auf. Sein Blick traf Deans, der beim gehen die üppigen Kurven der Frau vor ihm musterte. Sams Bruder formte mit den Lippen die Worte `Sie ist heiß` und Sam schüttelte den Kopf und blickte wieder auf seinen Laptop. Sein Bruder tat auch überall Flirtwilliges Material auf.

„So hier drin müssten sie finden was sie suchen,“ sagte Miss Garland und reichte Dean einen dicken Bildband mit dem Titel „Gebirgs- und Felsformationen Nordamerikas“.

„Vielen Dank,“ sagte Dean freundlich.

„Wenn sie noch mal meine Hilfe brauchen, fragen sie nur.“ Mit diesen Worten und einem süßen Lächeln verschwand sie wieder in Richtung Eingang. Dean schlug während er zu Sam in den Lesesaal ging im Register die Seiten über Nebraska nach. Dann schlug er das Buch an der gegebenen Stelle auf. Als er die Tür zum Lesesaal öffnete sagte er:

„Ich glaube ich hab es gefunden.“ Dean blickte aus dem Buch auf, als er von Sam keine Reaktion bekam. Was er sah ließ ihn den Schrecken in die Glieder fahren. Sein Bruder hang schlaff auf dem Stuhl. Zum Glück war niemand sonst im Raum. Dean pfefferte das Buch auf den Tisch und kümmerte sich dann sofort um Sam. Dieser war scheinbar ohnmächtig. Sanft schüttelte Dean den Jüngeren an den Schultern und dann ertönte ein schmerzvolles Stöhnen. Dean stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben, als Sam endlich die Augen aufschlug.

„Was ist passiert? War es wieder eine Vision?,“ fragte der Ältere besorgt.

„Mir ist schlecht,“ bekam er von seinem kleinen Bruder als Antwort.

„Musst du dich übergeben?“ Sam schüttelte mit dem Kopf, bereute dies aber sofort, da dadurch das schmerzhafte Pochen in seinem Schädel noch verstärkt wurde. Sam drückte mit seinen Händen gegen seine Schläfen.

„Es war also eine Vision,“ stellte Dean fest. Er half dem größeren dabei sich auf dem Stuhl wieder aufzurichten, so dass er nicht mehr an der Lehne hing wie ein nasser Sack. Dann ließ Dean ihn fünf Minuten zur Ruhe kommen ehe er sagte:

„Ich denke unser Dämon wird in Scottsbluff oder der näheren Umgebung dieser Stadt zuschlagen.“ Dean zeigte Sam das Bild, dass er in dem Buch entdeckt hatte. Es zeigte das Scotts Bluff National Monument, eine Klippe aus Sandstein.

„Und ich weiß jetzt die Adresse,“ sagte Sam.

So brachen sie auf zu einem Fall, der ihr Leben verändern würde.

Das Haus von Mrs. Ericsson

Nachdem Sam seinem Bruder erzählt hatte was er in seiner Vision gesehen hatte, nämlich das Straßenschild und die Hausnummer der potenziellen Opfer, hatten sie sich sofort auf den Weg nach Nebraska gemacht. Sam war sich sicher, dass der Dämon noch nicht zugeschlagen hatte, aber sie sich beeilen müssten. Dean hatte Sam, der noch immer wackelig auf den Beinen war so unauffällig wie möglich aus der Bücherei und in den Wagen geschafft. Zum Glück waren sie gerade in Akron, Colorado so, dass sie nicht mal 200 Meilen zurückzulegen hatten. Sie waren etwa eine Stunde unterwegs, als Dean zu Sam auf dem Beifahrersitz herübersah. Sein kleiner Bruder war eingeschlafen und der Ältere gönnte ihm diese Ruhe. Schließlich schienen diese sonderbaren Visionen ziemlich Kräfte zehrend zu sein, von den tierischen Kopfschmerzen ganz zu schweigen. Dean beunruhigten Sams Visionen bzw. die Tatsache, dass sein Bruder Visionen hatte. Aber vermutlich hatte der Jüngere wesentlich mehr Angst davor als Dean selbst. Und das einzige was Dean tun konnte, war darauf zu achten, dass Sams Äußeres unversehrt blieb, wenn er schon nichts dagegen tun konnte, dass Sams Psyche durch all das was seit Jessicas Tod über ihn herein gebrochen war, mehr und mehr in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Ältere verlangsamte etwas das Tempo und griff dann in seine Jackentasche um sein Handy heraus zu holen. Er wählte die Nummer und rief seinen Dad an. Da Sam und er übereingekommen war, dass es sich bei dem Dämon möglicherweise um den Mistkerl handelte, der ihre Mutter getötet hat, fand Dean, dass er seinen Vater informieren sollte. Das letzte, was er von ihm wusste, war dass er sich vor einigen Monaten in der Umgebung von Sacramento aufgehalten hatte. Seit dem herrschte wieder Funkstille. Sam hatte zwar noch einmal versucht ihn zu erreichen als Dean fast vor ein paar Wochen gestorben wäre, aber er bekam nur die Mailbox dran und Dean hatte mal wieder mehr Glück als Verstand und vor allem Sammy gehabt um den Tod von der Schüppe zu springen. Dean war froh, dass Sam sich ihm wieder angeschlossen hatte. Ihr Vater hatte sie alleine gelassen, weil er es für sicherer hielt alleine nach dem Dämon zu suchen, der seine Frau getötet hatte und so war Sam im Moment alles was ihm noch blieb. So sauer er auch auf den Jüngeren gewesen war, dass er sich von der Familie losgesagt hatte, insgeheim beneidete er Sam um das normale Leben, dass er für eine kurze Zeit hatte auskosten können. Dean beneidete ihn um die Freundschaften, die er eingegangen war, auch wenn Sam sie mittlerweile eher schlecht als Recht aufrecht erhielt. Er beneidete Sam um die feste Beziehung, die er mit Jessica gehabt hatte. Es tat Dean leid, dass Sam sie verloren hatte. Er selbst hatte in seinem Leben noch nie nennenswerte Freundschaften gehabt und auch der Begriff Beziehung war für ihn eher ein Fremdwort. Es gab kaum Menschen denen er wirklich vertraute und die er an sich heran ließ. Wie einsam er sich wirklich fühlte war ihm erst in der Zeit bewusst geworden, in der Sam auf dem College war und er alleine mit seinem Dad durchs Land zog. Und so leid es ihm auch tat, dass Jessica gestorben war, so hatte er jedoch durch ihren Tod seinen Bruder zurück bekommen. Ja, in der Hinsicht war Dean selbstsüchtig und hatte sich dafür dass eine oder andere Mal innerlich eine Ohrfeige verpasst. Danach verspürte er immer eine immense Reue und er schwor sich alles zu tun um dafür zu sorgen, dass Sam wieder glücklich werden konnte. Dean wünschte sich Normalität, für sie alle. Aber er wusste, dass solange dieser Dämon noch da draußen war würde keiner in seiner Familie je zur Ruhe kommen können. Vielleicht war es eine Ironie des Schicksals, dass sie jetzt eine Spur hatten und so vielleicht auch ihren Dad wieder zurückbekommen würden. Dean ließ es klingeln aber wieder bekam er nur die Mailbox ran. Er war das so leid. Es machte ihn wahnsinnig, wie John mit ihnen umsprang. Er konnte Sams Verhalten gegenüber ihrem Vater mittlerweile nachvollziehen. Für einen Moment war Dean gewillt einfach wieder aufzulegen, besann sich dann doch eines besseren. Dean hinterließ seinem Vater die wohl tausendste Nachricht, indem er so knapp und ausführlich wie möglich erklärte was Sam und er herausgefunden hatten. Natürlich erwähnte er nichts von Sams Vision. Er wusste einfach nicht wie er das seinem Dad begreiflich machen sollte und hatte ehrlich gesagt sogar angst davor wie John darauf reagieren würde. Schließlich legte er auf. Neben ihm begann Sam sich langsam wieder zu regen.

„Ah, die Prinzessin kommt wieder zu sich und ich dachte schon ich müsste irgendwo nen Prinzen auftreiben, der dich wach küsst,“ neckte er Sam. Der Jüngere murmelte irgendwas unverständliches in seinen nicht vorhandenen Bart. Dean grinste.

„Wo sind wir?,“ fragte Sam seinen Bruder.

„Kurz hinter Sterling. Wie geht es deinem Kopf?,“ erkundigte sich Dean besorgt.

„Geht schon wieder,“ versicherte Sam ihm.

„Was meinst du wie wir an die Sache heran gehen sollen?,“ fragte Dean ihn.

„Wir sollten mit der Frau reden. Vielleicht ist ihr in den letzten Tagen irgendwas aufgefallen was uns weiterhelfen kann,“ schlug Sam vor.

„Stellt sich nur die Frage mit welcher Identität wir die gute Frau dazu bringen uns in ihr Haus zu lassen,“ merkte Dean an.

„Wir könnten es zur Abwechslung mal mit der Wahrheit versuchen.“

„Ja klar Sam! Vielleicht bleibt uns dann noch genügend Zeit um abzuhauen ehe sie die Bullen ruft. Wir wollen doch ihr Vertrauen gewinnen und sie nicht sofort verschrecken.“

„Hast du einen besseren Vorschlag?“

„Wir sollten erstmal unauffällig ihr Umfeld checken ehe wir mit ihr sprechen. Vielleicht kommt uns dann eine Idee wie wir an sie heran treten können.“ Da Sam keine andere Alternative einfiel stimmte er schließlich zu.

„Hast du Dad erreicht?,“ fragte Sam seinen Bruder einige Zeit später. Er wusste, dass Dean vorhatte ihren Vater zu informieren.

„Was denkst du?,“ fragte Dean und zog seine linke Augenbraue hoch.

„Also immer noch funkstille,“ schloss Sam daraus.

„Ja, nur die alt bekannte Ansage auf seiner Mailbox.“

„Bleibt also weiterhin die Hoffnung, dass er sich wenigstens meldet, wenn er unsere Hilfe braucht.“ Dean ging nicht weiter auf Sams Worte ein, sondern schob eine Kassette rein und ließ Metallica erklingen. Er wollte im Moment nicht über seinen Dad reden. So legten die beiden den Rest der Strecke schweigend zurück. Gegen 13 Uhr erreichten sie Scottsbluff.

Da sie nicht wussten wie viel Zeit sie noch hatten, ließ sich Dean von Sam dazu überreden das Mittagessen ausfallen zu lassen. Langsam fuhren sie durch die Stadt und suchten die Straße in der die Frau aus Sams Vision lebte. Schließlich fanden sie die Straße und hielten kurz vor dem Haus, dass Mrs. Ericsson gehörte. Sam hatte mittlerweile den Namen ihrer Zielperson herausgefunden. Das Haus war ein typisches Reihenhaus und sah genau so aus wie die anderen in dieser Straße. Ehe Sam und Dean entscheiden konnten, was sie als nächstes machen wollten, öffnete sich die Haustür und Mrs. Ericsson trat mit einem Kinderwagen aus dem Haus. Sie blickte in die Sonne und zog dann das Verdeck des Kinderwagens weiter nach vorne, so dass das Kind vor den Sonnenstrahlen geschützt war.

„Auf geht’s Jenny,“ hörten sie Mrs. Ericsson zu der Kleinen im Kinderwagen sagen.

„Alter, heute ist unser Glückstag,“ sagte Dean zu Sam während er im Rückspiegel beobachtete wie Mrs. Ericsson, den Kinderwagen vor sich herschiebend, die Straße hinunter lief. Sam warf seinem Bruder einen fragenden Blick zu.

„Mrs. Ericsson scheint eben zu einem längeren Spaziergang aufgebrochen zu sein. Das ist unsere Chance uns in ihrem Haus umzusehen,“ erklärte Dean.

„Woher willst du wissen, dass sonst niemand im Haus ist?,“ fragte Sam.

„Du hast in deiner Vision sonst niemanden gesehen und ich habe nicht gehört, dass sie sich eben von jemandem verabschiedet hat. Außerdem ist um diese Zeit in einer Wohngegend wie dieser eh so gut wie niemand zu Hause. Die Kinder sind in der Schule und die Erwachsenen auf der Arbeit. Falls sie einen Mann haben sollte, ist dieser garantiert nicht da.“

„Was erhoffst du dir denn da drin zu finden?“

„Das werden wir feststellen wenn wir es sehen.“ Dean wartete bis Mrs. Ericsson um die Ecke gebogen war und stieg dann aus.

„Willst du im Wagen warten?,“ fragte er seinen Bruder als Sam keine anstallten machte ebenfalls auszusteigen.

„Ich komme ja schon,“ sagte Sam genervt. Er war nicht gerade angetan von Deans Idee mal eben in das Haus einzubrechen. Schnell hatten beide die Straße überquert. Sie umrundeten das Haus, denn sie hielten es für besser es durch die Hintertür zu betreten. Ein paar gekonnte Handgriffe mit dem Dietrich reichten Dean um die Tür zu öffnen. Vorher hatte Sam sich vergewissert, dass es keine Alarmanlage gab. Diese Gegend schien so friedlich zu sein, dass die Leute, die hier lebten es offenbar nicht für nötig hielten ihre Häuser mit Sicherheitstechnik auszustatten. Sie traten ein und befanden sich in der Küche. Alles in diesem Raum war sauber und ordentlich. Neben der Spüle stand ein ausgespülter Babytrinkbecher.

„Hier ist nichts,“ sagte Sam.

„Es riecht auch nicht nach Schwefel.“

„Dean, du denkst doch nicht etwa, dass der Dämon vorher wie wir das Terrain erkundet.“

„Hätte ja sein können. Wer weiß schließlich wie dieser Dämon tickt.“

„Wenn wir schon hier sind können wir uns genau so gut auch noch in den anderen Zimmern umsehen. Besonders im Kinderzimmer. Dean, was machst du da?“ Sam sah ungläubig zu seinem Bruder hinüber, den Kopf in den Kühlschrank gesteckt hatte.

„Alter ich habe Hunger. Hätte ja sein können, dass in dem Kühlschrank etwas ist dessen verschwinden nicht all zu sehr auffällt.“

„Idiot!“

„Mistkerl!“ Dean grinste, schloss den Kühlschrank wieder und trat durch die Schwingtür ins Wohnzimmer. Auf der Couch stand ein Wäschekorb voller noch nicht zusammengelegter Babykleidung, ansonsten war dieser Raum genau so ordentlich wie die Küche. Auf dem Couchtisch stand ein Geschenkekorb mit einigen Wellness und Entspannungsprodukten. Sam warf einen kurzen Blick darauf. Der Korb enthielt Produkte, wie Duschgel, Massageschwamm und Räucherstäbchen, die laut Verpackungsaufschrifft aus Palo Santo Holz waren.

Auf dem Kaminsims standen einige Familienfotos denen sich Sam genauer widmete. Ein Hochzeitsfoto von Mrs. Ericsson und ihrem Mann, eins mit Mrs. Ericsson und einem Baby auf dem Arm, ein Bild von einem kleinen Mädchen, dem langsam die ersten Milchzähne ausfielen, ein anderes Bild von dem Mädchen bei der Einschulung, dann eins von dem Mädchen bei ihrem Highschoolabschluss. Irgendwie kam Sam dieses Mädchen bekannt vor, auch wenn er sie im Moment noch nicht richtig einordnen konnte. Schließlich fiel sein Blick auf ein Bild des aktuellen Babys. Es schien im Krankenhaus gemacht worden zu sein. Dean trat zu ihm.

„Mrs. Ericsson sieht für ihr Alter zwar noch gut aus, sie ist aber sicher nicht die Mutter dieses kleinen Schreihalses. Also wer sind die Eltern?,“ fragte er Sam. Der Jüngere deutete auf das Foto des Mädchens im Talar.

„Ich denke, dass ist Jennys Mutter,“ sagte Sam.

„Hübsches Ding.“ Er ging zu einer Kommode und sah die Schubladen durch.

„Sie scheint das einzige Kind von Mrs. Ericsson zu sein.“

„Sie war das einzige Kind,“ verbessert Dean ihn.

„Was meinst du?,“ fragte sein Bruder irritiert. Dean hielt ihm eine Beileidskarte hin.
 

Liebe Clara,

die Nachricht vom plötzlichen Tod von Beth hat uns geschockt und macht uns sprachlos. Ohne Vorwarnung hat der Tod dir Beth weggenommen und das so kurz nachdem Andrew uns verlassen hat. Es ist nicht zu verstehen. Auch wenn die Frage nach dem "Warum" unbeantwortet bleiben wird, ist sie da und auch wir stellen sie uns. Bei allem Entsetzen, das uns erfüllt und bei aller Sprachlosigkeit angesichts dieses sinnlosen Todes möchten wir dir dennoch sagen, dass du nicht allein bist. Denn du weißt, Beth hatte viele Menschen, denen sie wichtig war und all diese Menschen hat ihr Tod mit dir in tiefe Trauer gestürzt. Besonders schlimm ist, dass die kleine Jenny aufwachsen muss ohne jemals ihre Mutter kennen gelernt zu haben. Sei sicher, wir alle werden in dieser schweren Zeit fest zu dir stehen und dich unterstützen, wo immer es uns möglich ist und wann immer du uns brauchst.

Deine Freunde Peter und Julia

Klatsch und Backwerk

Danke für deinen lieben Kommentar KC8. Es freut mich, dass die ff dir gefällt. Darum geht es direkt weiter mit Kapitel 2
 


 

„Andrew muss Beths Vater gewesen sein,“ sagte Sam.

„Brillant geschlussfolgert Watson. Mrs. Ericsson hat es in letzter Zeit also nicht gerade einfach gehabt und lebt jetzt hier mit ihrer Enkelin alleine,“ sagte Dean.

„Leichte Beute für einen Dämon.“

„Meinst du er ist Schuld an dem Tod von Beth und Andrew?“

„Möglich, vielleicht räumt er nach und nach die Hindernisse aus dem Weg um an das Baby ran zukommen. Es könnte allerdings auch purer Zufall sein, dass die beiden so kurz hintereinander gestorben sind.“

„Vielleicht sollten wir uns erkundigen woran die beiden gestorben sind, wenn wir hier fertig sind,“ meinte Dean und steckte die Beileidskarte zurück in die Schublade.

„Ja, vielleicht lässt sich ein Muster erkennen, oder es widerlegt die Theorie, dass der Dämon die beiden auf dem Gewissen hat.“

„Gut, gehen wir noch kurz nach oben. Falls wir heute Nacht eingreifen müssen, sollten wir wissen wo das Kinderzimmer ist.“ Sie gingen die Treppe hoch. Das erste Zimmer auf der rechten Seite schien Mrs. Ericssons Schlafzimmer zu sein. Im Raum daneben war ein Badezimmer. Das erste Zimmer auf der linken Seite der Treppe schien Beths altes Jugendzimmer zu sein. Es erweckte den Eindruck als würde in diesem Haus noch immer eine Frau von Anfang zwanzig leben. Er wusste nicht warum er es tat, aber Sam ging in das Zimmer hinein. Dean war den Flur weiter runter gegangen. Im Kleiderschrank hangen noch die Kleider von Beth und auch sonst erschien dieses Zimmer noch durchaus lebhaft. Sam war überrascht, als er über dem Schreibtisch ein eingerahmtes Zulassungsschreiben von Stanford erblickte. Darum kam sie Sam so bekannt vor. Er musste sie irgendwann an der Uni getroffen haben, konnte aber immer noch nicht sagen woher er sie kannte. War sie mit ihm in einem Kurs gewesen? Es würde ihn noch verrückt machen wenn er sich nicht bald daran erinnern würde wo er sie kennen gelernt hatte.

„Sam, das Kinderzimmer ist neben an. Ich habe auch dort nichts Verdächtiges finden können,“ informierte Dean ihn. Sam kam aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich.

„Gut, dann schlage ich vor, dass wir mal überprüfen ob nicht doch jemand in der Nachbarschaft zu Hause ist und wenn wir Glück haben erfahren wir noch was über das Ableben der beiden,“ sagte Sam.

„Vielleicht bietet uns ja auch jemand was zu Essen an,“ sagte Dean hoffnungsvoll.

„Alter, kannst du auch mal an was anderes denken als an Essen?“

„Sam, ich glaube kaum, dass wir so viel Glück haben und auf eine junge, sexy Frau treffen die uns Sex anbietet,“ scherzte Dean und grinste verschmitzt. Sam rollte mit den Augen.

„Du bist einfach unverbesserlich. Komm jetzt, wir sollten hier verschwunden sein ehe Mrs. Ericsson zurück ist.“
 

Sam konnte es nicht glauben. Dean verschlang gerade den dritten Brownie. Die beiden hatten am letzten Haus am Ende der Straße tatsächlich jemanden zu Hause angetroffen. Bei Mrs. Smith handelte es sich um ein etwa 60jähriges, vollschlankes Klatschweib, das gerne backte, aber selten Besuch bekam, dem sie ihre Backwaren anbieten konnte. Ihr Mann Thomas hatte zudem eine Glutenallergie. Also war sie sehr froh mit Dean einen willigen Esser in ihr Haus eingeladen zu haben. Sie erfuhren von ihr, dass ihre Ehe Kinderlos geblieben war, aber man vernahm deutlich den Geruch von Katze, was Deans Appetit jedoch nicht beeinflusste. Sam hatte ihr glaubhaft aufgetischt, dass er gehört habe, dass Mrs. Ericsson ihr Haus verkaufen wolle und er sich für das Haus interessiere.

„Also, dass halte ich für ein Gerücht. Die gute Mrs. Ericsson hängt sehr an ihrem Haus. Sie würde es niemals verkaufen. Obwohl es ihr ja nicht zu verdenken wäre.“

„Wash meinen schie damit?,“ fragte Dean sie mit vollem Mund.

„Na ja, mich würden die ganzen Erinnerungen zu traurig machen um weiterhin in dem Haus zu wohnen. Sie müssen wissen, dass Mrs. Ericsson ihren Mann und ihre Tochter innerhalb weniger Monate verloren hat. Sie lebt jetzt mit ihrer Enkelin alleine in dem großen Haus. Armes Würmchen, die kleine Jenny. Ihre Mutter, Mrs. Ericssons Tochter, ist kurz nach der Geburt von Jenny gestorben. Fruchtwasserembolie, schrecklich.“ Sie sah betroffen zu Boden. Sam hätte gerne gewusst woher Mrs. Smith das alles wusste. Sie hatte für die Informationen sicher viele Quellen anzapfen müssen. Er war sich sicher, dass diese Frau ein ganzes Netzwerk von anderen Klatschwilligen Frauen kannte.

„Und sie sagten Mr. Ericsson ist auch vor kurzem gestorben,“ sagte Dean.

„Ja. Hodenkrebs. Er hat 5 Jahre lang dagegen angekämpft. Als es mit ihm zu Ende ging ist Elisabeth vom College wieder her gekommen. Na ja die Schwangerschaft wird wohl auch eine Rolle dabei gespielt haben.“

„Warum ist Jenny nicht bei ihrem Vater?,“ fragte Sam.

„Diese jungen Mädchen heut zu Tage sind so frühreif und lassen sich viel zu schnell mit Männern ein. Ich habe Elisabeth seit sie vom College zurück ist nicht ein Mal mit einem Mann gesehen. Vermutlich weiß der Vater des Kindes gar nicht, dass er ein Kind hat.“

„Das ist wirklich eine traurige Geschichte,“ sagte Dean ehrlich.

„Haben sie vielleicht in letzter Zeit bei Mrs. Ericsson irgendetwas merkwürdiges beobachtet? verhält sie sich anders als sonst?,“ wollte Sam wissen.

„Natürlich verhält sie sich anders. Schließlich muss sie noch immer damit zu Recht kommen, dass sie jetzt alleine ist und nur noch ihre Enkelin hat,“ sagte Mrs. Smith entrüstet.

„So meinte ich das nicht. Ich meine in den letzten Tagen,“ erklärte der jüngste Winchester.

„Nein. Mir ist nichts aufgefallen. Sie war genau so ruhig wie sonst auch. Wissen sie, sie war eigentlich immer eine sehr gesellige Frau, aber die beiden Schicksalsschläge haben sie ganz schön verändert. Seit sie ihre Tochter verloren hat ist sie völlig in sich gekehrt und redet kaum noch mit uns Nachbarn. Aber warum fragen sie mich das?“ Ehe Sam darauf antworten musste, kam Mr. Smith ins Wohnzimmer. Über seiner Schulter hang seine Golfausrüstung.

„Ich bin wieder da. Oh, wer sind sie denn?,“ fragte er Sam und Dean.

„Die beiden überlegen ein Haus zu kaufen und haben mich gefragt, ob es stimmt, dass Mrs. Ericsson ihres verkaufen will,“ antwortete seine Frau. Mr. Smith zog eine eigenartige Schnute.

„Ich will ihnen ja nicht zu Nahe treten, aber ich denke sie wären in einer anderen Gegend sicher besser aufgehoben. Das hier ist eine Wohngegend für Familien und nicht für Leute wie sie,“ sagte er schließlich. Sam und Dean fielen die Kinnladen herunter.

„Thomas, sei doch nicht so unhöflich. Ich bin sicher die beiden tun das nicht in der Öffentlichkeit,“ sagte Mrs. Smith. Jetzt wurde es Dean zu bunt. Warum hielten so viele Leute ihn und Sam für ein Paar? Okay, wenn Dean jemals schwul werden würde und Sam nicht sein Bruder wäre, wäre er von Sam sicher nicht abgeneigt, sein Bruder war schließlich ein attraktiver Kerl, aber das liegt ja in der Familie. Was für abstruse Gedanken. Dean schüttelte mit dem Kopf. Er musste die Sache jetzt klären.

„Entschuldigen sie, sie beide verstehen da etwas völlig falsch. Wir sind kein Paar. Wir sind…“ Doch ehe Dean den beiden erklären konnte was sie waren unterbrach Mrs. Smith ihn.

„Hören sie, es gibt keinen Grund sich deswegen zu schämen. Die Hauptsache ist doch, dass ihr beiden jemanden gefunden habt, denn ihr liebt. Dabei spielt es doch keine Rolle ob ihr Mann und Frau oder zwei Männer seid. Bei der Liebe entscheidet alleine das Herz und nicht das Geschlecht, also lassen sie sich nicht von Thomas irritieren. Er ist ein klein wenig homophob, aber eigentlich ein ganz netter Kerl.“ Wieder war Dean sprachlos. Sam fand, dass es das Beste wäre zu gehen, ehe es noch peinlicher für sie beide wurde.

„Also, ich denke es wird Zeit, dass wir gehen. Danke für den Kaffee und die Brownies. Schade, dass das Haus von Mrs. Ericsson wohl doch nicht zum Verkauf steht.“ Er stand auf und zog Dean mit sich vom Sofa. Schnell waren sie an der Tür.

„Mein Mann hat es wirklich nicht böse gemeint,“ rief ihnen Mrs. Smith noch hinterher. Doch dann waren die beiden Brüder auch schon an ihrem Wagen.

Letzte Vorbereitungen

Vielen Dank an KC8, kaliel und RyouAngel für ihre lieben Kommentare. Ich bin froh, dass überhaupt jemand meine Story liest.
 

@RyouAngel: Das mit dem Namen ist wirklich ein lustiger Zufall. Dann bist du ja quasi teil meiner Story.
 

jetzt geht es aber endlich weiter
 

Letzte Vorbereitungen
 

Um Dean abzukühlen brachte Sam ihn erstmal zum nächsten Diner und das frittierte Zeug, das der Ältere dort zu sich nahm hatte schließlich auch die gewünschte Wirkung.

„Also für mich klang das nicht nach einem Dämon. Andrew und Beth scheine einem natürlichen Tod zum Opfer gefallen zu sein,“ sagte Sam.

„Ganz deiner Meinung. Ein Dämon nimmt sich nicht 5 Jahre Zeit um jemanden zu töten. Meinst du, er hat es auf das Baby abgesehen und die Großmutter ist nur schmückendes Beiwerk?,“ fragte Dean seinen Bruder.

„Ganz ehrlich, ich habe nicht die geringste Ahnung was für ein Motiv dieser Dämon hat. Ich weiß nur, dass er sehr bald Mrs. Ericsson und ihre Enkelin töten wird und das wahrscheinlich nur weil er gerade Lust dazu hat.“

„Nicht wenn wir es verhindern können,“ sagte Dean und legte den fälligen Geldbetrag in das kleine schwarze Mäppchen mit der Rechnung drin, die der Kellner ihnen gerade gebracht hatte. Sam musste immer noch grinsen, als er daran dachte wie verdutzt Dean geguckt hatte als er den Kellner erblickt hatte. Den Kaffee hatte ihnen noch eine blonde Kellnerin gebracht, die perfekt in Deans Beuteschema passte und mit der sein großer Bruder auch sofort auf Flirtkurs gegangen war. Jedoch muss wohl kurz danach ihre Schicht zu Ende gewesen sein und der Kellner, groß, schlank, dunkelhaarig trat an ihren Tisch um die Essensbestellung auf zu nehmen. Dean, der noch mit der Karte beschäftigt war und aus dem Augenwinkel nur die Uniform des Diners wahrnahm, hatte dann gesagt:

„Wir sind gleich so weit Schätzchen.“ Dean war richtig gehend auf geschreckt, verschluckte sich an seinem Kaffee und prustete als eine dunkle, raue Stimme darauf hin entgegnete:

„Gut, dann warte ich solange Süßer.“ Das schlimme daran war, dass der Kellner es ernst meinte und nun seinerseits versuchte mit Dean zu flirten. Der Ältere war jedoch viel zu perplex um das Missverständnis wirklich richtig zu stellen und Sam gab sich nicht die geringste Mühe, seinen Bruder aus der Situation zu befreien, dafür war das ganze viel zu lustig. Der Kellner nahm Dean seine Erklärungsversuche aber auch nicht ab. Als der Kellner ihnen das Essen brachte, schien er Dean richtig gehend mit seinen Blicken auszuziehen. Sam lachte als sein Bruder daraufhin anfing sich sein Hemd, dass er über seinem T-Shirt trug, zuzuknöpfen. Das Beste war aber zu sehen, wie Deans Kinnlade an diesem Tag abermals herunter klappte, als er sah, dass der Kellner ihm zusätzlich zur Rechnung auch seine Telefonnummer in das Mäppchen gelegt hatte.

„Das darf doch wohl nicht wahr sein,“ hatte Dean daraufhin gesagt.

„Tja Dean! Dein Charme ist halt allgegenwärtig und scheint nicht nur das weibliche Geschlecht in seinen Bann zu ziehen. Das sollte deinem Ego doch nur all zu zuträglich sein,“ neckte Sam ihn. Jemand der so gut aussah wie Dean durfte sich Sams Meinung nach nicht beschweren, dass sowohl Frauen als auch Männer auf ihn flogen.

„Dann muss ich mich wohl damit abfinden, dass ich nicht nur Gottes Geschenk an die Frauen bin sondern für die gesamte Menschheit,“ konterte Dean.

„Idiot.“

„Mistkerl.“ Beide lachten und sprachen dann wieder über den Fall.

Der Kellner schien mittlerweile auf den Trichter gekommen zu sein, Dean und Sam wären ein Paar und entschuldigte sich bei Sam weil er mit Dean geflirtet hatte. Sam legte daraufhin demonstrativ seinen Arm um Deans Hüfte und sagte:

„Tja, er ist leider schon vergeben. Aber das mit dem flirten war nicht so schlimm. Ich sage immer, Appetit darf man sich wo anders holen, aber gegessen wird zu Hause.“ Der Kellner zwinkerte den beiden zu und die Brüder verließen das Diner. Dean hatte im ersten Moment nicht einmal die Chance Sam deswegen bitterböse anzugucken. Er war viel zu überrascht darüber, wie gut sich Sams Arm um seine Hüften anfühlte, fast so als würden er genau da hingehören. Oh Man! Er brauchte wohl dringend wieder etwas erwachsenen Spaß – mit einer Frau- wenn ihm jetzt schon Berührungen von seinem Bruder gefielen. Schließlich stieß er Sam von sich.

„Was sollte das eben?,“ fauchte er den Jüngeren an.

„Hey, wenn er uns für ein Paar hält, lässt er dich wenigstens in Ruhe,“ rechtfertigte sich Sam.

„Da hast du auch wieder Recht. Aber ein Schulterklappser hätte es sicher auch getan.“

„Es sollte doch überzeugend wirken.“ Außerdem muss man ja jede Gelegenheit nutzen, wenn man seinem Umarmungsunwilligen Bruder mal körperliche Nähe abringen will.

„Also, werden wir uns heute Nacht vor Mrs. Ericssons Haus auf die Lauer legen und abwarten was passiert?,“ fragte Sam.

„Genau das hatte ich vor. Aber zuerst sollten wir ein Motel suchen. Wir müssen noch ein bisschen Weihwasser herstellen ehe wir heute Abend losziehen.“
 

„Das sollte reichen,“ sagte Dean und verschloss den Flachmann den er zu letzt mit Weihwasser gefüllt hatte und legte ihn zu den anderen in die Tasche. Sie hatten diesmal ein nicht ganz so schäbiges Motel gefunden und sofort mit der Herstellung des Weihwassers begonnen. Nachdem alles abgefüllt war, nahm Sam den Rosenkranz aus dem Eiskübel, trocknete ihn ab und legte ihn ebenfalls in die Tasche.

„Ich fühle mich trotzdem irgendwie unvorbereitet,“ sagte Sam.

„Ich weiß was du meinst. Wir haben nicht gerade viel Erfahrung mit Dämonen. Meinst du der Exorzismus aus Dads Tagebuch funktioniert auch bei dem Dämon hier?“

„Ich denke schon, aber ich befürchte, dass dieser Dämon wesentlich stärker ist als der im Flugzeug. Was ist, wenn du ihn nicht so lange in Schach halten kannst bis ich den Exorzismus gesprochen habe?,“ fragte Sam seinen Bruder mit besorgter Stimme.

„Wenn du einen Plan B hast nur raus damit.“

Sam seufzte und schüttelte mit dem Kopf. Dämonen stellten definitiv die größte Herausforderung für die beiden Jäger dar. Aber bis jetzt hatten sie zusammen noch alles gemeistert, also ermahnte sich Sam nicht schon vorher die Pferde scheu zu machen.

„Das ist wieder einer der Tage an denen ich wünschte Dad wäre hier,“ sagte Sam.

„Ich auch, aber er ist es nun Mal nicht. Also müssen wir das Beste daraus machen. Hör zu, ich fahre noch mal eben zum Tanken. Ruh du dich noch ein bisschen aus. Vielleicht findest du ja im Internet noch was, dass uns weiter helfen kann.“ Dean schnappte sich die Autoschlüssel und machte sich auf den Weg. Sam fuhr sich durch die Haare, dann setzte er sich an seinen Laptop. Er musste etwas finden, wenn er nicht wollte, dass das ganze in einem Fiasko endet.

Eine viertel Stunde später war Dean wieder zurück. Scheinbar hatte er nicht nur sein Baby mit einer Tankfüllung beglückt, sondern auch für sich selbst ein paar Vorräte besorgt. Aus einer mittelgroßen braunen Papiertüte ragte einer Familienpackung M&M’s heraus. Mit einem Grinsen im Gesicht warf er Sam eine Tüte Studentenfutter zu.

„Hier, Nervennahrung für dich, Collegeboy.“

Sam runzelte die Stirn, bedachte Dean für seinen dummen Spruch mit einem genervten Blick und schob die Nuss-Rosinen Mischung bei Seite.

„Hast du was entdeckt?,“ fragte Dean seinen Bruder und ließ sich auf dem Stuhl ihm gegenüber nieder.

„Wie man es nimmt. Es gibt im Netz einiges über Dämonen. Natürlich ist das meiste Schrott, aber ich habe tatsächlich etwas gefunden, was uns weiter Helfen könnte.“ Sam drehte den Laptop zu seinem Bruder um. Der Ältere las sich die Beschreibung über Dämonenfallen durch. Seine Mimik blieb dabei unverändert, so dass Sam nicht erahnen konnte, was Dean davon hielt. Schließlich hob der ältere Bruder die linke Augenbraue.

„Selbst wenn das funktionieren sollte, woher wissen wir welche von diesen Fallen wir verwenden müssen und vor allem wie sollen wir sie in der verbleibenden Zeit bis heute Abend in dem Kinderzimmer aufmalen?,“ fragte Dean.

„Also einen Schritt vor und zwei zurück,“ sagte Sam verzagend, denn auch her hatte keine Ahnung wie sie das bewerkstelligen sollten. Bis heute Abend würden sie sicher nicht mehr das Glück haben, das Haus verlassen vorzufinden. Diese Zeichnung war auch nicht unbedingt unauffällig, so dass Mrs. Ericsson sie unmöglich übersehen konnte. Vielleicht würde sie dann die Polizei rufen und dann waren noch mehr Menschen gefährdet, was Dean und Sams Job nicht gerade einfacher machen würde.

„So hart würde ich das nun nicht ausdrücken. Vielleicht können die Informationen noch für einen späteren Fall hilfreich sein. Es wird eh Zeit, dass wir mal ne Dämonenfortbildung machen,“ sagte Dean.

„Ja klar. Ich werde gleich mal sehen ob ich nicht einen Volkshochschulkurs dazu finde,“ sagte Sam sarkastisch. Dean musste daraufhin unwillkürlich lachen.

„Sam ich meine es ernst. Vielleicht sollten wir uns mal mit ein paar von Dads Jägerkollegen unterhalten. Vielleicht können die uns weiterhelfen.“

„Ich habe schon versucht Bobby und Caleb zu erreichen, aber beide haben scheinbar ihr Handy aus,“ entgegnete Sam.

„Nicht verwunderlich. Schließlich müssen die beiden auch ihre Jobs erledigen und können uns nicht Rund um die Uhr als Auskunft dienen.“

„Ich denke auch nicht, dass wir das am Telefon besprechen sollten.“

„Du meinst also, dass es Zeit wird Bobby mal einen Besuch abzustatten, wenn wir hier fertig sind,“ schlussfolgerte Dean.

„Genau. Erinnerst du dich wie viele Bücher über das Übernatürliche er bei sich zu Hause hatte?,“ sagte Sam.

„Ja und er hat sie uns niemals lesen lassen, weil er meinte wir wären zu jung.“ Dean lächelte, als er an ihre Aufenthalte bei dem Freund ihres Vaters dachte. Wenn sie bei Bobby waren, ließ ihr Vater sie zur Abwechslung mal annähernd wie normale Kinder sein. Natürlich hatten sie immer noch einige Pflichten und John sorgte dafür, dass sie ihr Waffentraining und die sonstige Ausbildung, die nötig war um ein guter Jäger zu werden, nicht vernachlässigten. Aber Bobby, der fand, dass John seine Kinder für ihr Alter zu hart ran nahm, hatte eine mildernde Wirkung auf ihren Dad, so dass dieser, in der Zeit in der sie bei Bobby waren, wesentlich nachsichtiger und geduldiger mit den Brüdern war.

„Mittlerweile dürften wir alt genug sein,“ meinte Sam. Er fuhr seinen Laptop herunter.

„Schräg gegenüber ist ein Cafe, lass uns rüber gehen und uns mit dem nötigen Koffein für heute Nacht versorgen,“ sagte Dean nah einem Blick auf seine Armbanduhr. Es war mittlerweile halb sechs. Sam nickte.

„Ich könnte jetzt auch gut einen Kaffee vertragen.“ Er würde alles tun, was ihm dabei half wach zu bleiben. Sam hatte sich noch immer nicht ganz von seiner letzten Vision erholt. Aber er konnte sich jetzt keine Schwäche leisten. Sie hatten einen Job und Dean brauchte ihn.

Warten

Wieder ein Mal vielen Dank für die Kommentare

@Fine: Keine Angst wenn es darum geht zu jagen und auf Dean aufzupassen kann Sam immer noch ne extra Energiereserve anzapfen. Das wird schon

@kaliel: es muss nicht immer alles schieflaufen, aber dieser Fall verlangt Sam schon einiges ab. Freut mich, dass du findest, dass ich die beiden gut getroffen habe. Es wird aber bestimmt auch noch Kapitel geben wo sie etwas ooc sein werden.
 

So jetzt geht es weiter mit einem kurzen Übergangskapitel. Beim nächsten Kapitel wirds dann endlich spannender
 

Warten
 

Etwas später setzten sich die beiden Brüder in eine der gemütlichen Sitzecken des Cafes und tranken ihren Kaffee. Dean konnte es immer noch nicht fassen was die Kaffeeindustrie mittlerweile alles für seltsame neue Kaffeegetränke hervorgebracht hatte. Wenn er in ein Cafe ging wollte er Kaffee trinken und nicht darüber nachdenken, ob er jetzt den fett freien Caramel Macchiato oder einen entrahmten white cafe Mocha nehmen sollte. Verdammt, für die Angebotsliste brauchte man ein Lexikon, damit man raus kriegt was man letzten Endes überhaupt trank. Darum ging Dean auch lieber ins Diner, aber er wollte nicht unbedingt noch mal dem Kellner von heute Nachmittag begegnen. Das einzig gute, an solchen Cafes war, dass sie in der Regel die reinsten Frauen Magneten waren, aber heute hatte Dean einfach kein Glück. Der Laden war ziemlich leer. Also ließ er sich ein wenig frustriert in einen der Sessel gleiten. Musste er halt mit Sams Gesellschaft vorlieb nehmen, aber das war ja schließlich auch nicht so schlecht, denn langsam aber sicher kamen sie sich wieder näher, auch wenn sie sich noch immer hin und wieder stritten.

„Ist doch ganz nett hier,“ sagte Sam. War ja klar, dachte Dean. Dies war definitiv ein Ort an dem Studenten-Sammy sich wohl fühlte. Dean konnte sich richtig gut vorstellen wie sein Bruder früher in solchen Läden mit seinen Streberkollegen rum gehangen hatte und eine dieser geradezu schwulen Kaffeekreationen zu sich nahm, während sie über irgendwelche Sachen sprachen, die mit ihrem Studium zu tun hatten.

„Wem’s gefällt,“ sagte Dean knapp.

„Wir können auch gerne noch mal in das Diner von heute Nachmittag gehen, wenn dir das lieber ist. Ich wette der Kellner würde sich sehr über ein Wiedersehen freuen,“ neckte Sam seinen älteren Bruder.

„Nein, nein! Es ist toll hier,“ sagte Dean leicht verschreckt. Er hätte sich fast an seinem Kaffee verschluckt. Sam grinste.

„Hey, das war ein Scherz.“

„Mistkerl.“ Wahrscheinlich würde Sam ihn noch eine lange Zeit damit aufziehen. Aber wenigstens kam Dean so in den Genuss von Sams Lächeln. Dean liebte Sams Lächeln. Es war warm, ehrlich und meistens ansteckend und es machte Dean auf irgendeine Art glücklich. Sam lächelte und lachte viel zu selten. Wer konnte es ihm verübeln? Sein Leben bot ihm im seit er Jessica verloren hatte auch nicht gerade Grund dazu. Aber Dean tat sein möglichstes um seinen kleinen Bruder aufzuheitern und zu verhindern, dass er sich all zu lange trüben Gedanken hingab und es machte Dean weit weniger aus von Sam veräppelt zu werden, als er je zugeben würde. Solange der Jüngere mal lächelte, war es Dean egal, ob das auf seine Kosten geschah.

„Idiot,“ entgegnete Sam und schenkte Dean noch ein Lächeln.

„Also, das Kinderzimmerfenster war nach hinten raus. Es ist demnach am günstigsten wenn wir den Wagen in der Nebenstraße parken und dann von dort aus das Haus im Auge behalten,“ wechselte Dean das Thema.

„Vorausgesetzt wir finden eine Stelle von der aus wir einen freien Blick auf das Kinderzimmerfenster haben,“ wand Sam ein.

„Das habe ich schon gecheckt. Wenn man aus dem Kinderzimmerfenster schaut, kann man direkt zwischen zwei Häusern hindurch auf die Nebenstraße blicken.“

„Alles klar. Wann sollen wir los?,“ fragte Sam. In diesem Moment erklang ein Song

irgendeiner Boygroup. Das war heute definitiv nicht Deans Tag.

„Jetzt,“ kam es wie aus der Pistole geschossen vom älteren Winchester. Er war schon fast an der Tür, als Sam endlich den Drang unter Kontrolle bekam lauthals los zu lachen und seinem Bruder folgte.
 

Als Dean den Motor abstellte war es bereits dunkel geworden. Auf dem Weg hier her hatte er Metallica auf maximaler Lautstärke laufen lassen um zu verhindern, dass die Fetzen des Schnulzensongs, die sein Gehör wahrgenommen hatten, sich in seinem Gedächtnis festsetzten. Sam würde zwar eventuell einen kleinen Hörsturz davontragen, aber darauf konnte Dean in dem Moment keine Rücksicht nehmen. Natürlich hatte er die Musik ausgestellt als sie in die Straße einbogen in der sein Baby nun die Parkposition erreicht hatte. Sie hatten Glück. Denn die Straßenlaterne unter der sie standen war defekt, so dass man den Impala in der Dunkelheit nicht so leicht erkennen konnte und sie somit sowenig wie möglich auffielen.

„Gib mir mal die M&Ms aus dem Handschuhfach,“ bat Dean seinen Bruder.

„Häh? Hast du was gesagt Dean? Ich höre gerade schlecht,“ foppte Sam ihn.

„Okay, die Botschaft ist angekommen. Die Musik wird in Zukunft nicht mehr ganz so laut gestellt. Kriege ich jetzt die M&Ms?“

Sam schüttelte mit dem Kopf, gab seinem Bruder aber dennoch die Tüte. Manchmal kam ihm Dean vor wie die Schabe aus Men in Black, die ständig Zucker brauchte. Außerdem fragte er sich wo sein Bruder das ganze Essen ließ, dass er in sich hinein stopfte. Dean musste den schnellsten Stoffwechsel der Welt haben. Entweder das oder er hatte sieben Mägen wie ALF. Okay, das waren jetzt genug TV-Aliens für den heutigen Tag. Sam wand Dean seinen Blick zu und musterte den durchtrainierten Körper des Älteren. Sein Bruder sah wirklich verdammt attraktiv aus. Deans starke Arme waren geradezu prädestiniert jemanden in den Arm zu nehmen und zu halten, leider benutzte sein Bruder sie zu selten dazu. Viel zu selten wie Sam fand. Mit einem lächeln auf den Lippen erinnert er sich daran was für ein angenehmes Gefühl es war, wenn Dean ihn festhielt wenn Sam von einer seiner Visionen heimgesucht wurde. Das Klopfen von Deans Herzschlag beruhigte Sam. Deans Berührungen milderten den Schmerz immer ein wenig, jedenfalls bildete Sam sich das ein. Plötzlich riss Dean ihn aus seinen Gedanken.

„Sammy, denkst du etwa gerade an was versautes?,“ fragte sein Bruder ihn mit einem liederlichen Grinsen im Gesicht.

„Was? Ich…Nein!“ Irgendwie kam Sam sich vor als hätte Dean ihn bei etwas verbotenem entdeckt. Na ja, verboten war es vielleicht nicht, aber normal konnte es auch nicht sein, dass er in letzter Zeit öfter in Erinnerungen an Deans Berührungen schwelgte oder ihn einfach nur anstarrte. Aber er konnte nicht verhindern, dass er es trotzdem tat.

„Nein? Vielleicht solltest du es mal ausprobieren. Du könntest ein bisschen Entspannung sicher ganz gut vertragen.“

„Blödmann!“ Sam richtete seinen Blick auf das Kinderzimmerfenster.

„Scheinbar bringt Mrs. Ericsson ihre Enkelin gerade ins Bett,“ machte Sam seinen Bruder auf das Geschehen aufmerksam. Das Licht im Kinderzimmer war angegangen. Die beiden konnten beobachten wie Mrs. Ericsson Jenny in ihr Bett legte und dann etwas in die Hand nahm was wahrscheinlich eine Art Spieluhr zu seien schien. Dann zog sie die Schalusie

herunter. Kurz darauf wurde das Licht gelöscht.

„Nicht doch. Jetzt sieht man doch nichts mehr,“ murrte Dean und verfluchte innerlich, den Typen der die Schalusie erfunden hatte.

„Was sollen wir jetzt tun?,“ fragte Sam, der seinen Blick von der cremefarbenen Schalusie mit Tiermotiven abwand.

„Hoffen, dass der Dämon das Licht an macht, wenn er ins Kinderzimmer kommt,“ sagte Dean mit Galgenhumor. Sam rollte mit den Augen. Wie konnte sein Bruder in so einem Moment Scherze machen? Plötzlich wurde das Zimmer in ein gedämpftes Licht gehüllt, so dass man hinter der Schalusie die Silhouette von Mrs. Ericsson und somit später sicher auch die des Dämons erkennen konnte.

„Scheinbar hat Großmutter noch das Nachtlicht angemacht,“ meinte Dean, ehe der Umriss der Frau verschwand. Jetzt konnten sie nur noch abwarten und abwarten war scheiße. Jedenfalls gehörte es nicht gerade zu Deans Stärken.

Flammen

Danke für die Kommentare. Jetzt gehts weiter.
 

Flammen
 

Es war kurz vor Mitternacht als Dean seinen Bruder sachte an der Schulter packte und ihn wach rüttelte. Sam war gegen halb elf eingeschlafen und Dean gönnte ihm den Schlaf, schließlich mussten sie nicht zu zweit die ganze Zeit aufs Haus starren. Aber langsam wurde Dean auch müde und wenn er schon das Radio nicht einschalten konnte um sich wach zu halten, musste er Sam nun doch wecken, damit sie sich gegenseitig wach halten konnten. Etwas verwirrt öffnete der Jüngere die Augen.

„Bin ich eingeschlafen? Warum hast du mich einschlafen lassen?,“ fragte er Dean hastig.

„Hey, mach dir keinen Stress. Bis jetzt war alles ruhig. Und du hast einfach etwas Ruhe gebraucht,“ erklärte Dean ihm.

„Wie spät ist es?“

„Beinahe Geisterstunde.“ Dean reichte Sam eine Wasserflasche, die der größere dankbar annahm. Er trank ein paar Schlucke und durch die Kühle des Wassers wurden seine Lebensgeister wieder geweckt. Jedenfalls soweit das möglich war, denn trotz seines Nickerchens ging es ihm zwar besser, aber er fühlte sich immer noch nicht wieder ganz auf der Höhe. Wenn der Fall hier vorbei war würde er solange wie möglich schlafen.

„Willst du auch nen Schokoriegel?,“ fragte Dean seinen Bruder.

„Nein danke.“

„Gut, dann bleibt mehr für mich.“ Der Älter griff über Sam hinweg ins Handschuhfach und nahm sich einen Riegel heraus. Plötzlich fing das Licht der Nachtlampe an zu flackern.

„Den solltest du besser wieder weg stecken,“ sagte Sam, deute auf das Fenster an dem nun die Silhouette eines Mannes erkennbar war. Der Jüngere war im nächsten Augenblick aus dem Wagen gestiegen. Dean wusste sofort was Sam meinte und er folgte seinem Bruder der bereits auf die Hintertür zu eilte. Hastig knackte Sam das Schloss. Im unteren Stockwerk war es dunkel, was bedeutete, dass Mrs. Ericsson oben war. Die beiden rannten die Treppe hoch. Als sie die letzte Stufe betraten hörten sie Jennys Großmutter schreien. Einen Wimpernschlag später hatten die beiden endlich die Tür des Kinderzimmers erreicht. Sie stand offen. Sam und Dean sprangen geradezu ins Zimmer, dass Weihwasser im Anschlag. Der Dämon stand vor Mrs. Ericsson, die in sich zusammen gesackt war. Dean spritzte dem schwarzäugigen Dämon, der in den Körper eines blonden Mittvierzigers gefahren war, sogleich eine Ladung des geweihten Nasses ins Gesicht. Dieser schien von ihrem plötzlichen erscheinen überrascht zu sein und ließ sich vom älteren Winchester zurück drängen. Sam erkannte sofort, dass es für Mrs. Ericsson zu spät war. Ihr Kopf hing in einem unnatürlichen Winkel auf ihrer Schulter. Anscheinend hatte der Dämon ihr das Genick gebrochen. Während Dean weiterhin versuchte das Wesen aus der Hölle in Schach zu halten, eilte Sam in Richtung Kinderbett um das Baby zu retten. Doch in diesem Augenblick hatte der Dämon sich wieder gefangen und schleuderte Sam mit einer winzigen Handbewegung aus dem Raum. Kaum war Sam unsanft auf dem Flurboden gelandet schloss sich die Kinderzimmertür. Sein Bruder war nun alleine mit dem Dämon.
 

Mit aller Kraft rann Sam gegen die Tür an, aber sie gab nicht nach. Der Mistkerl aus der Hölle schien die Tür mit seiner dämonischen Tür abgeriegelt zu haben. Plötzlich hörte er Dean seinen Namen schreien. Dem schreien folgte ein dumpfer Aufprall.

„Dean,“ schrie Sam und versuchte noch mal die Tür einzutreten, wieder erfolglos. Denk nach Sam, ermahnte er sich. Allein mit roher Gewalt würde er nicht weiter kommen. Er brauchte einen Plan. Er brauchte eine Axt. Damit würde er die Tür vielleicht soweit klein kriegen, dass er das Zimmer wieder betreten konnte. Er stürmte die Treppe runter. Am Nachmittag war ihm eine Tür in der Küche aufgefallen. Er hoffte, dass sie zum Keller führte. Die meisten Leute hatten ihr Werkzeug im Keller.
 

Der Dämon hatte Dean mit einem Schlenker seiner Hand gegen die Wand gedrückt. Das Weihwasser hatte Dean dabei fallen lassen.

„Ich schwöre bei Gott, ich werde dich und deines gleichen auslöschen,“ schrie Dean den Dämon an. Dieser stieß ihn noch härter gegen die Wand.

„Ich denke nicht, dass du in der Position bist große Töne zu spucken,“ entgegnete der Dämon gelassen. Er trat auf das Kinderbett zu.

„Lass die Finger von ihr du Hurensohn,“ fauchte Dean, der noch immer an der Wand hing.

„Gib mir nur einen Grund und ich töte dich ebenfalls,“ zischte der Dämon zurück.

„Ach und sonst lässt du mich laufen oder was?“ Dean musste den Dämon so lange in ein Gespräch verwickeln bis Sam ihn hoffentlich retten würde.

„Dean, ich habe meine Anweisungen. Es widerstrebt meinen Prinzipien Leute zu töten, die nicht auf meiner To do Liste stehen, das ist so Zeitaufwendig.“ Dean entfuhr ein kaltes Lachen.

„Seit wann haben Höllenkreaturen wie du Prinzipien?“

„Seit wir angefangen haben das große ganze zu sehen. Wir haben Pläne. Wir murksen nicht mehr länger wahllos Leute ab.“

„Verstehe, ihr tötet jetzt unschuldige Kinder und deren Großmütter. Toller Plan.“

„Du weißt nicht mit was du es hier zu tun hast. Also halt endlich die Klappe und lass mich meine Arbeit machen.“ Er schritt noch näher an das Bett heran. Mit aller Kraft versuchte Dean gegen die dämonische Kraft anzukommen die ihn an die Wand drückte und es gelang ihm nach einem anderen Weihwassergefüllten Flachmann in seiner Jackentasche zu greifen.. Der Dämon schien sich sicher zu sein Dean unter Kontrolle zu haben. Dean schaffte es den Deckel des Flachmanns abzuschrauben und mit letzter Kraft schleuderte er dem Dreckskerl eine Ladung Weihwasser entgegen. Dieser zuckte Kurz zusammen und drehte sich wütend zu Dean um.
 

Sam hatte sich nicht geirrt. Mrs. Ericsson hatte eine gut sortierte Werkbank im Keller. Wahrscheinlich ein Überbleibsel ihres Mannes. Er griff nach einer Axt. Natürlichen hatten sie eine Axt, schließlich hatten sie auch einen Kamin. Dann raste er wieder die Treppe hoch. Auf dem Weg nach oben kam ihm eine Idee. Bevor er wieder die Treppe zum Kinderzimmer hoch stieg schnappte er sich die Packung Räucherstäbchen, die auf dem Wohnzimmertisch lagen.
 

„Warum tust du das? Ist dir dein Leben nichts wert, dass du es für dieses Kind opfern willst?“

„Ist dir der Tod des Kindes so viel wert, dass du es riskierst von uns getötet zu werden?,“ entgegnete Dean mit schmerzverzerrtem Gesicht. Es fühlte sich an als würde sich ein Messer in ihn hinein bohren. Wo blieb Sam? Wie aufs Stichwort durchbrach in diesem Moment die Axt das Holz der Tür. Der Dämon rollte mit den Augen als würde er denken `der nicht auch noch`. Kaum hatte Sam sich durch die Tür gearbeitet als ihn der Dämon quer durchs Zimmer gegen die Wand neben dem Fenster segeln ließ. Sam krachte die massive Stein mauer und verlor kurz das Bewusstsein. Jedoch hatte der Dämon dabei wieder seine Kraft gegenüber Dean zurück genommen, so dass der Ältere an der Wand hinunter glitt. Dean sammelte sich noch einmal, goss dem Dämon den Rest Weihwasser ins Gesicht, der ihn schon wieder unterschätzt hatte und stürzte dann zu Sam.

„Was hast du mit ihm gemacht?,“ fuhr Dean den Dämon an. Sam stöhnte.

„Anscheinend hat es noch nicht gereicht.“ Dean beugte sich schützend über seinen Bruder.

„Wieso beschützt du ihn? Das hier ist nicht dein Kampf. Er ist nicht dein Bruder,“ sagte der Dämon verständnislos. Diese Worte hatten gesessen. Dean war für einen Augenblick perplex. ~Hör nicht auf das was er sagt. Er will dich nur verwirren~ sagte Dean zu sich selbst.

„Warum tötest du wehrlose Frauen?,“ konterte Dean schließlich.

„Langsam wird es mir zu bunt. Du hast mich wütend gemacht. Also Dean, entweder das Kind oder Sam. Du musst dich wohl entscheiden.“

„Muss er nicht,“ erklang Sams Stimme. Er war wieder bei Bewusstsein, hatte eins der Räucherstäbchen entzündet und damit den Teppich in Brand gesetzt. Nun warf er die restlichen Räucherstäbchen in die Flammen. Dean war verwirrt. Was sollte das? Noch überraschter war er als sich der Dämon auf einmal vor Schmerzen wand und er als schwarzer Rauch den Körper des besessenen Mannes verließ und durch das Luftschutzgitter verschwand. Sam stand rasch auf und eilte zum Kinderbett. Dean taste nach dem Puls des leblosen Körpers vor ihm. Der Mittvierziger war tot. Die Flammen hatten nun die Vorhänge erreicht und die Flammen stiegen bis an die Decke.

„Sam, schnapp dir das Kind und dann nichts wie raus hier!“
 

Schnell waren sie am Impala angekommen. Dean entriegelte die Türen und ließ sich auf den Fahrersitz sinken.

„Das war knapp,“ sagte Dean während er den Motor des Impalas startete.

„Das kannst du laut sagen.“ Sam glitt auf den Beifahrersitz. Noch immer hielt er Jenny im Arm. Dean setzte sein Baby in Bewegung und sie machten sich auf den Weg zum Motel.

„Wie bist du auf die Idee mit dem Feuer gekommen?,“ wollte der Ältere wissen.

„Na ja, Gott ist Moses doch als brennender Dornenbusch erschienen und es gibt zahlreiche andere Überlieferungen in denen Feuer als Charakterisierung des Erscheinungsbildes Gottes geschildert wird und da dachte ich mir, wenn Dämonen vor Gottes Namen zurückschrecken besteht vielleicht auch eine Chance, dass sie vor Feuer, das durch etwas ganz bestimmtes hervorgerufen wird zurück weichen.“

„Deshalb hast du den Teppich mit dem Räucherstäbchen in brand gesetzt.“

„Ja, auf der Packung stand Palo Santo, was so viel heißt wie 'heiliges Holz'. Das Holz stammt von einem, in einigen Regionen Südamerikas wachsenden Baumes, der auf Grund seiner heilenden Wirkung von den Südamerikanischen Ureinwohnern für heilig gehalten wird. Medizinmänner und Schamanen verwenden das Holz für unterschiedliche Rituale.“

„Lass mich raten, man kann damit Menschen oder Orte vom Bösen reinigen.“

„Ganz genau. Das Palo Santo wird verbrannt und dann wird der Rauch verbreitet, um die Umgebung von bösen Geistern, negativen Energien oder anderen schlechten Kräften zu befreien. Weil es einen angenehmen Duft hat, werden aus dem Holz Räucherstäbchen und andere Räucherwaren hergestellt.“

„Alter, woher weißt du so was?“

„Ich habe es heute Nachmittag erst recherchiert, nachdem ich die Schachtel mit den Räucherstäbchen in diesem Wellness-Geschenkekorb unten im Wohnzimmer gesehen hatte.“

„Und warum erzählst du mir erst jetzt davon?“

„Weil ich mir nicht sicher war, ob an der Sache wirklich was dran ist und es tatsächlich funktionieren würde. Aber es ist das einzige was mir eingefallen ist als es darum ging dich zu retten, also musste ich es versuchen. Und ich hatte so eine Ahnung, dass es klappen könnte.“

„Das heißt also, ich könnte jetzt genau so gut tot sein.“

„Bist du aber nicht. Es hat doch funktioniert.“

„Ja, Gott sei Dank. Aber das nächste Mal sollten wir besser vorbereitet sein. Deine Ahnungen in Ehren, aber das ist nun wirklich nichts auf was ich mich dauerhaft verlassen möchte.“

„Darum sollten wir auch so bald wie möglich zu Bobby fahren.“

„Aber zuerst brauche ich schlaf, du übrigens auch. Du bist ganz schön blass um die Nase.“

„Was machen wir mit ihr?,“ fragte Sam und blickte auf das kleine Bündel in seinem Arm. Es war erstaunlich wie schnell sie sich nach der Sache, die eben geschehen war, wieder beruhigt hatte. Es schien fast so, als würde Jenny spüren, dass sie jetzt in Sicherheit war. Mittlerweile schlief sie wieder.

„Sam, heute Abend finden wir eh keine Lösung mehr für das kleine Problem, also lass uns das Morgen regeln.“

Overkill durch Babyspucke

@kaliel: Sie werden schon was rausfinden. aber es wird definitiv keine "Dean bekommt ne neue Familie" story. Freut mich, dass dir das letzte Kapitel gefallen hat. Ich hatte so meine zweifel ob der Dämon so okay war und überhaupt habe ich so meine schwierigkeiten mit diesen Kampfszenen. Daher kommt jetzt auch schon das nächste Kapitel (das hatte ich vorher schon fertig, daher gehts so schnell weiter)
 


 

Sie hatten den Rest der Nacht in ihrem Motelzimmer verbracht – mit dem Baby, der kleinen Jenny. Dean und Sam hatten ihr provisorisch ein Nachtlager in einer der Kommodenschubladen hergerichtet und sie hatte die ganze Nacht durchgeschlafen. Niemand hatte die beiden Brüder mit dem Baby aus der Hintertür rennen sehen. Die Feuerwehrleute hatten der ebenfalls von den Nachbarn verständigten Polizei versichert, dass das Feuer im Kinderzimmer ausgebrochen war und sie da nur noch zwei zur Unkenntlichkeit verbrannte Leichen bergen konnten. Die Nachbarn hatten erzählt, dass die Frau alleine mit ihrer 9 Monate alten Enkelin in dem Haus gewohnt hatte und diese das Baby wie ihren Augapfel hütete, weil es das einzige war was ihr von der Familie noch geblieben war nachdem ihre Tochter bei der Geburt des Babys gestorben war. Daher gingen die Beamten davon aus, dass auch Jenny bei dem Brand umgekommen war. Um wen es sich bei der zweiten Leiche handelte war noch unklar. Soviel hatten sie aus den Nachrichten erfahren, die im Frühstücksfernsehen des kleinen Lokalsenders liefen.

Sam und Dean hatten daraufhin beschlossen das Baby erstmal mitzunehmen, weil sie keine Ahnung hatten wie sie den Beamten die ganze Sache erklären sollten, denn daran, dass die Behörden sicher ein paar Fragen an sie haben würden, bestand kein Zweifel, außerdem hatte Dean nicht gerade Lust den Polizisten zu begegnen. Schließlich hielten die Behörden ihn für tot. Vor ein paar Wochen hatte Dean einen Formwandler, der seine Gestallt angenommen hatte, erschossen. Beide Brüder waren sich mittlerweile sicher, dass der Dämon nicht der Selbe war, der ihre Mutter und Jessica getötet hatte, er aber wohl nicht weniger gefährlich war. Jetzt saßen die beiden im Impala mit dem zum Glück noch selig schlummernden Baby auf dem Rücksitz. Es war noch relativ früh, gerade halb neun vorbei. Das kleine Mädchen schien einen sehr tiefen Schlaf zu haben, denn sie war nicht aufgewacht als Sam sie aus ihrer Schlafstätte herausgeholt hatte, als sie vor einer halben Stunde das Motel verlassen hatten. Sam hatte die Kleine während der Fahrt im Arm gehalten und sie auf dem Rücksitz abgelegt nachdem sein Bruder den Wagen vor einem Diner geparkt hatte um Frühstück zu besorgen. Nachdem sie gegessen hatten sprach Dean endlich das Thema Baby an.

„Es wird Zeit, dass wir die Kleine irgendwo unterbringen,“ sagte Dean.

„Ich finde, wir sollten sie noch eine Weile bei uns behalten um sicher zu gehen, dass es der Dämon nicht mehr hinter ihr her ist,“ sagte Sam.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst. Hast du nen Knall? Wir haben den Job erledigt. Das Baby ist gerettet, um die Großmutter tut es mir leid, aber wir können nicht jeden retten. Und Babysitten fällt definitiv nicht in unseren Aufgabenbereich,“ machte der Ältere seinen Standpunkt klar.

„Und was schlägst du vor, was wir jetzt mit dem Baby machen sollen?,“ fragte Sam ihn ernst.

„Wir könnten es bei einer Kirche aussetzen, aber natürlich wäre es besser es als Findelkind in ein Krankenhaus zu bringen.“

„Und was willst du denen im Krankenhaus dann erzählen?,“ fragte Sam skeptisch.

„Da wird uns schon was einfallen,“ meinte Dean optimistisch.

„Du meinst eine Lüge alla `Wir haben das Baby im Müllcontainer gefunden`?“

„Hey, dass ist ne gute Idee.“ Sam sah ihn skeptisch an.

„Ich glaube nicht, dass wir sie einfach so abgeben sollten,“ sagte Sam.

„Sammy, es ist das beste für die Kleine und für uns. Wir haben schließlich nichts mit dem Baby oder dessen Familie zu tun, was rechtfertigen würde, dass wir sie behalten.“ Dean kam sich vor als würde er versuchen einem fünf jährigen zu erklären, dass er den streunenden Hund, den er auf dem Spielplatz aufgelesen hat nicht behalten darf.

Sam atmete tief durch. Er musste es seinem Bruder jetzt sagen, aber es fiel ihm unglaublich schwer, schließlich war er sich nicht 100%ig sicher. Er suchte nach den richtigen Worten.

„Sam?,“ fragte Dean etwas beunruhigt. Wenn der Jüngere schwieg und dermaßen nachdenklich drein blickte, konnte sich der Ältere ziemlich sicher sein, dass seinem Bruder etwas auf dem Herzen lag.

„Dean, sie ist von mir,“ brachte Sam schließlich kaum hörbar heraus.

„Was?“ Dean musste sich eben verhört haben.

„Ich glaube, ich bin ihr Vater,“ sagte Sam mit gequältem Gesichtsausdruck.

„Nein,“ sagte Dean nur. Sam musste ihn verarschen. Sam, sein Bruder, Mr. Feste Beziehung, Mr. Supertreu konnte doch nicht tatsächlich ein uneheliches Kind haben.

„Ich kannte Jennys Mutter. Sie war neu am College. Ich hatte sie auf einer Party getroffen und na ja, du weißt schon…“ Gott war es Sam peinlich mit Dean darüber zu sprechen oder überhaupt mit jemandem über so etwas privates zu reden.

„Du meinst du warst mit ihr im Bett,“ sagte Dean und sah ihn nur verwirrt an, also nickte Sam und fuhr fort.

„Das war ein paar Wochen bevor ich mit Jessica zusammen kam. Und als wir uns am Nachmittag in dem Haus umgesehen haben, habe ich sie auf einem Foto wieder erkannt. Nur hatte sie auf den Fotos braunes Haar. Als sie am College war, hatte sie sich jedoch die Haare blond gefärbt, daher konnte ich sie nicht sofort einordnen.“

Endlich fand Dean seine Stimme wieder. Sams überraschendes `Geständnis` hatte den Älteren schon etwas geschockt.

„Das heißt, aber doch nicht gleich, dass du der Vater des Kindes bist,“ meinte Dean.

„Ich habe gehört, dass Beth etwa 3 Monate nachdem wir was hatten von der Uni abgegangen ist,“ erklärte Sam.

„Das ist immer noch kein Beweis, dass du der Vater bist. Ich meine sie war im ersten College Jahr, sie hat doch sicher auch noch mit anderen Männern außer dir geschlafen. Außerdem hätte sie dir doch bestimmt was gesagt, wenn das Kind von dir wäre.“

„Mag sein.“ Sam überlegte kurz.

„Also los!“, sagte der Jüngere schließlich.

„Los wohin?,“ wollte Dean wissen.

„Zum Einwohnermeldeamt. Wir sollten uns Jennys Geburtsurkunde ansehen um der Wahrheit auf den Grund zu gehen.“ Dean hob eine Augebraue und sah Sam von der Seite an.

„Worauf wartest du?,“ fragte der größere der beiden.

„Du meinst das tatsächlich ernst, oder?“

„Ja, wenn jemand anderes als Vater in der Geburtsurkunde steht, werden wir Jenny beim Jugendamt abgeben und denen das weitere Vorgehen überlassen.“

„Und falls du wiedererwartend doch der Vater sein solltest?,“ wollte Dean wissen.

„Dann werden wir herausfinden ob Jenny vielleicht doch noch irgendwo irgendwelche Verwandten hat und sie dorthin bringen.“

„Und lass mich raten, wenn das nicht der Fall ist willst du dich um sie kümmern,“ schlussfolgerte der Ältere. Sam nahm das Baby vorsichtig vom Rücksitz auf seinen Arm.

„Ganz genau, dass ist mein Plan. Also fahren wir jetzt?“ Sam sah ihn durchdringend an.

„Ist ja gut. Der Vorschlag klingt ja zugegebener Weise ganz vernünftig.“ Dean startete den Motor und setzte seinen geliebten Impala aus der Parklücke auf die Straße. An der nächsten Telefonzelle hielten sie an und Dean schlug in dem Telefonbuch, das in der Zelle hing, die Adresse des Einwohnermeldeamtes nach. Dann fuhren sie weiter.

„Wieso bist du dir eigentlich so sicher, dass sie von dir ist?,“ fragte Dean seinen Bruder als sie an einer roten Ampel hielten.

„Ich kann es nicht wirklich erklären. Es ist halt so ein Gefühl,“ erklärte Sam. Damit musste sich Dean wohl zufrieden geben.

Als Dean das Auto vor dem Amt abgestellt hatte begann Jenny zu schreien.

„Was machen wir in der Zwischenzeit mit ihr?,“ fragte Dean seinen Bruder und deutete auf das Baby. Er war überrascht, dass aus diesem kleinen Wesen ein derartig schriller und lauter Ton herauskam.

„Stimmt, wir sollten sie nicht alleine lassen. Ich werde mir die Geburtsurkunde ansehen und du bleibst bei ihr,“ bestimmte Sam.

„Alter geht’s noch?“

„Wieso? Schließlich ist sie deine Nichte. Sie wird dich schon nicht beißen.,“ erwiderte Sam und grinste. Er kramte im Handschuhfach nach einem geeigneten Ausweis.

„Du kannst sie doch nicht mit mir alleine lassen,“ sagte Dean.

„Alter, wenn sie wirklich meine Tochter ist, bist du der einzige, dem ich sie anvertrauen würde, also bleibst du bitte bei ihr?“ Sam setzte seinen Hundeblick auf, dem und Sams Worten hatte Dean nichts entgegen zusetzen und so verschwand Sam ohne ein weiteres Wort im Gebäude. Mit einem leichten entsetzen im Gesicht blickte Dean dem Jüngeren hinterher.

~Meine Nichte?~ Wenn es stimmt was der Dämon letzte Nacht gesagt hat, dann ist sie das ganz sicher nicht. Er dachte seit Stunden erstmals an die Worte des Dämons.

`Wieso beschützt du ihn? Das hier ist nicht dein Kampf. Er ist nicht dein Bruder`

Sofort verbannte Dean diese Erinnerung in seinen Hinterkopf. ~Dämonen lügen~ rief er sich ins Gedächtnis. Das Schreien des Babys riss ihn wieder aus seinen Gedanken. Irgendwas musste er tun um sie ruhig zu stellen, sonst würde ihm noch das Trommelfell platzen. Schließlich rang er sich dazu durch sie hochzunehmen. Jenny fuhr daraufhin die Lautstärke ziemlich stark herunter und Dean machte 3 Kreuze, dann betrachtete er das Baby. Irrte er sich oder hatte Jenny ihn eben so angeguckt wie Sam es kurz zuvor getan hatte? Seine Augenfarbe hatte sie schließlich. So ein Quatsch. Wahrscheinlich hatten alle Babys diesen Welpenblick, schließlich muss es ja einen Grund dafür geben, dass die meisten Menschen Babys so niedlich fanden. Aber die Kleine sah Sam schon sehr ähnlich. Dean schüttelte den Kopf. Babys sahen in dem Alter doch eh alle gleich aus. Obwohl Dean persönlich keine Babys kannte, war er trotzdem auf einmal absolut sicher, dass er nirgends jemals ein so anbetungswürdiges und niedliches kleines Geschöpf gesehen hatte. Zusätzlich zu Sams Augen hatte sie eine bezaubernde kleine Stupsnase und auf ihrem Kopf begannen langsam die ersten braunen Wuschelhaare zu wachsen. Dean musste zugeben, dass die Ähnlichkeit zu Sam als Baby schon erschreckend groß war. Schon wieder sah sie ihn mit ihrem Welpenblick an. Er stöhnte resignierend. Langsam bekam er auch das Gefühl, dass Sam ihr Vater war. Aber um ihretwegen hoffte er trotzdem, dass es nicht so war. Sollte Sam wirklich ihr Vater sein, würde er sich 100%ig um die Kleine kümmern, egal ob sie noch irgendwo andere Verwandte auftun würden oder nicht. Aber was sollten Sam und er mit ihr anfangen? Das Leben, dass ihnen von diesem beschissenen Dämon, der Mary, Jessica, und wer weiß wie viele andere Leute noch getötet hatte, aufgezwungen wurde, war nicht gerade Kinderfreundlich und so aufzuwachsen wie er und Sam war eigentlich das Letzte was er für das kleine Mädchen in seinem Arm wollte. Jenny sabberte gerade genüsslich auf Deans Lederjacke.

~Oh nicht doch~ Reichte denn das Blut und weiß Gott was diese Kreaturen sonst noch so absonderten, wenn sie von den Jägern zur Strecke gebracht wurden als Verzierung seiner Jacke nicht aus? Musste jetzt als over kill noch Babyspucke dazu kommen? Schnell griff er ins Handschuhfach und nahm eine noch einigermaßen saubere Papierservierte von ihrem letzten Dinerbesuch heraus. Er wischte die Spucke von seiner Jacke und platzierte die Servierte dann so, dass Jenny auf diese sabbern konnte während Dean sie weiterhin liebevoll, geradezu mütterlich im Arm hielt. Dies hatte zwei Gründe. Erstens hatte er Angst sie würde wieder anfangen zu schreien wenn er sie wieder auf den Rücksitz legte und zweitens konnte Dean nicht abstreiten, dass es ein wunderbares, herzerwärmendes Gefühl war Jenny in seinem Armen zu halten. Aber er würde es Sam gegenüber natürlich niemals zugeben. Das letzte mal, als er so etwas gefühlt hatte war es Sam gewesen, den Dean als Baby im Arm gehalten hatte. Dean schnalzte mit der Zunge. Er mochte en Gedanken irgendwie endlich mal jemanden um sich zu haben, der sich nicht beschweren würde, weil er den Beschützer raus hängen ließ.

Währenddessen hatte Sam im Gebäude des Einwohnermeldeamts deutliche Schwierigkeiten die hübsche, etwa 25 jährige, blonde Angestellte davon zu überzeugen ihm Einblick in die Geburtsurkunden zu gewähren. Gott, hätte er doch Dean an seiner Seite. Er hätte sie mit einem seiner charmant-verführerischen Lächeln sicher sofort eingewickelt und die Brüder wären schon längst wieder draußen, mit den gewünschten Informationen. Aber Sam hatte ja von Dean verlangt auf Jenny, die vielleicht Sams Tochter war, aufzupassen. Sam wollte sich selbst erkundigen, denn er hätte Dean durchaus zugetraut ihn bezüglich der Vaterschaft zu belügen, nur um das Baby wieder los zu werden. Und nun stand Sam bereits seit 7 Minuten am Schalter und spielte Frage und Antwort mit der Frau. Er hatte ihr erzählt, er sei vom Gesundheitsministerium und käme um eine statistische Erhebung über die Geburtenrate in diesem Jahr durchzuführen. Zunächst hatte sie dann eine ganze Weile seinen gefälschten Ausweis betrachtet, dann hatte sie wissen wollen, warum es das Gesundheitsministerium interessiert, wie viele Geburten sie in einer kleinen Stadt wie Scottsbluff, Nebraska hatten. Sam hatte darauf geantwortet, dass das Ministerium stichprobenartig im ganzen Land diese Erhebung durchführten. Daraufhin wollte sie noch mal seinen Ausweis sehen, nur um ihm dann zu sagen, dass sie ihre Vorgesetzte holen würde, die ihm sicher weiterhelfen könnte. Und nun erklärte Sam alles noch einmal der Chefin, der jungen Blondine.

„Gesundheitsministerium?,“ fragte sie ungläubig. Er nickte nur.

„Warum machen sie diese Erhebung gerade jetzt und nicht Anfang oder Ende des Jahres?“

Sam musste sich dringend was einfallen lassen. Er hatte sich das ganze wesentlich einfacher vorgestellt. Schließlich sagte er:

Fragen sie mich nicht. Ich befolge nur meine Anweisungen. Sie wissen doch wie eigen das Ministerium manchmal sein kann.“ Er versuchte so überzeugend wie möglich zu klingen.

Die Frau hob skeptisch eine Augenbraue.

„Wie sagten sie noch gleich war ihr Name?“

„Bruce Kulick,“ antwortete Sam so ruhig wie möglich. Wenn er hier raus war, brauchte er dringend ein neues Hemd. Bei seiner Lügerei war er ganz schön ins Schwitzen geraten. Dahingehend konnte er sich von Dean noch eine Scheibe abschneiden, denn sein Bruder war sicher der Meister der Lügen und Halbwahrheiten.

Endlich sprach die Frau ein paar erlösende Worte.

„Ich wünschte nur, wir wären eher Informiert worden, dann hätte ich ihnen schon die Schriftstücke herauslegen können. So müssen sie leider einen Augenblick warten.“

„Kein Problem,“ sagte Sam und bemühte sich, sich die Erleichterung in seiner Stimme nicht anmerken zu lassen. Die Frau führte ihn nach hinten in einen Raum voller Aktenschränke. In der Mitte des Raumes stand ein Tisch mit zwei Stühlen. Sam packte seinen Laptop aus während ihm die Frau die Akten heraus suchte. Weitere drei Minuten später legte die Frau einen Stapel Geburtsurkunden neben Sams Laptop. Er hoffte inständig, dass die Frau nicht im Raum bleiben würde und er noch mehr improvisieren musste. Doch sie sagte schlicht:

„Sie kommen zurecht, oder? Denn ich würde jetzt gerne in meine Mittagspause gehen.“

„Klar, kein Problem.“ Die Frau nickte und ließ Sam mit dem Aktenberg zurück. Es kam ihm vor als hätte er noch nie so schnell gelesen. Er war überrascht, dass in dieser relativ kleinen Stadt im letzten Jahr tatsächlich jede Menge Kinder geboren wurden. Nach nur fünf Minuten fand er schließlich Jennys Geburtsurkunde. Der Volle Name des Mädchens war Jennifer Elisabeth. Als Nachname war der ihrer Mutter angegeben. Sie wurde am 18. August geboren und war also 9 Monate alt. Sams Blick fiel nun augenblicklich auf die Spalte `Name des Vaters` und er raufte sich verärgert die Haare, als er die Worte: `Vater unbekannt` las.
 

***** Ich kann mich nicht erinnern ob in SN je erwähnt wurde wie lange Jessica und Sam zusammen waren, daher sei mir verziehen, dass ich den beiden nur etwa 11 - 12 Monate zugestanden habe, aber ich habs nicht über mich gebracht Sam Jessica betrügen zu lassen, also ging das nur so um Sam in eine mögliche Vaterrolle zu bekommen. In den FFs die ich gelesen habe und in denen Kinder vorkommen ist zwar immer Dean der Vater, aber ich wollte mal einen andere Richtung einschlagen*********

Mein Baby, dein Baby

Das schöne Wetter hat meine Schreibmuse geweckt, daher hier das nächste Kapitel
 


 

Mein Baby, dein Baby
 

„Puh, nicht doch. Baby, womit hat dich deine Großmutter bloß gefüttert?” Angewidert von dem Gestank, den Jenny auf einmal verströmte, hielt Dean sie von sich weg. Das war nun wirklich keine Alternative, aber irgendwas musste er unternehmen. Zuerst einmal raus aus dem Wagen, ehe die Luft knapp wird. Dean stieg aus und erblickte schräg gegenüber einen Drugstore. Sein heutiger Tag schien auch nicht besser zu werden als der gestrige. Erst die Babyspucke und jetzt musste er auch noch seine tief in seinem Gedächtnis vergrabenen Wickelkenntnisse wieder ausbuddeln. Das konnte ja was werden. Das letzte Mal, dass er Sam gewickelt hatte war über zwanzig Jahre her und so viel Erfahrung hatte er auch nicht darin. Meistens hatte er nur zugesehen wie seine Mum und später ihr Dad Sam wickelten. Aber er musste was gegen diesen Gestank unternehmen, also schloss er den Wagen ab und steuerte direkt auf den Drugstore zu. Im Laden angekommen steuerte er sofort auf den Mutter-Kindbereich zu und wenn er auch nur für einen Moment geglaubt hatte, es würde einfach in den Laden gehen, Windeln und das übrige Zeugs holen, dass man zum Wickeln brauchte, wurde er spätestens jetzt eines besseren belehrt. Er stand nun vor einer gigantischen Regalreihe voller Windeln. Musste es denn von allem mittlerweile einen so großen Auswahlüberschuss geben? Er drehte sich zur anderen Seite des Ganges um und blickte auf eine ebenso große Produktpalette an Feuchttüchern und Pocreme. Jenny würde garantiert aufs College gehen ehe er hier das richtige herausgesucht hätte. Eine Frau Mitte dreißig, hoch schwanger, mit einem etwa drei Jährigen an ihrer Hand und einem weiteren Kind in dem Sitz des Einkaufswagens sah ihn mitleidig an.

„Es scheint so als wären sie etwas überfordert,“ sagte sie freundlich zu ihm und lächelte.

„Ist das so offensichtlich?,“ sagte er verlegen.

„Ja, aber keine Sorge. Ich werde ihnen helfen. Das kriegen wir schon hin. Wie alt ist denn die Kleine?,“ fragte sie hilfsbereit. Dean rief sich die Nachrichten ins Gedächtnis, die er heute Morgen gesehen hatte. ` Frau alleine mit ihrer 9 Monate alten Enkelin`

„9 Monate,“ antwortete Dean und hoffte, dass sie nicht gemerkt hatte, dass er kurz nachdenken musste. Doch sie nickte nur und ging dann zielstrebig auf die Mitte des Regals zu und gab ihm dann eine Packung Windeln.

„Die sind für 4 bis 9 Kilo geeignet, damit müssten sie gut zu Recht kommen. Die Kleine ist ja für ihr Alter recht zierlich. Außerdem haben sie bei der Firma ein ausgezeichnetes Preis-Leistungsverhältnis. Ich nehme auch immer diese Marke und sie haben Glück, die sind heute im Angebot,“ sagte sie fröhlich.

„Danke, können sie mir auch bei dem Rest helfen?,“ fragte Dean und deutet auf das Regal mit den Feuchttüchern und der Pocreme.

„Aber sicher. Nehmen sie die hier, diese Tücher sind besonders Hautfreundlich.“ Sie gab ihm eine Box Feuchttücher. Dann griff sie nach einer Cremedose.

„Und dafür habe ich sogar noch einen Coupon, den können sie gerne haben.“ Sie drückte Dean beides in die Hand.

„Warten sie, ich hole ihnen einen Korb,“ sagte sie und eilte zum Ende des Ganges und kam mit einem roten Plastikkorb zurück. Dann nahm sie Dean die Feuchttücher und Creme ab und legte sie in den Korb, während Dean sich die Packung Windeln unter den freien Arm klemmte. Er sah sie dankbar an.

„So, dann haben sie ja die Grundausrüstung. Die Kasse ist da vorne. Wenn sie noch mal meine Hilfe brauchen, ich bin bestimmt noch ein paar Minuten hier in der Nähe.“

„Vielen Dank noch Mal,“ sagte Dean.

„Keine Ursache.“ Dann verschwand die Frau im Nachbargang. Jenny sabberte schon wieder. Also durchforstete Dean die Nebengänge nach Spucktüchern. Zum Glück war die Auswahl hier nicht ganz so groß. Er entschied sich für eins mit Gänseblümchen drauf, die Unifarbenen fand er zu steril, fast wie OP Tücher und schließlich war Jenny ja ein Mädchen, da waren Blümchenmuster durchaus erlaubt. Dann nahm er noch ein paar Gläschen Babybrei und ein Flasche zuckerfreien Früchtetee aus den Regalen, schließlich würde Jenny sicher irgendwann hungrig und durstig werden. Endlich ging er zur Kasse und bezahlte. Während die Kassiererin alles in einer riesigen Plastiktüte verstaute fragte er sie noch wo die Toiletten waren. Sie deutete auf zwei Türen am anderen Ende des Geschäftes. Also packen wir es an, dachte Dean und steuerte die Waschräume an.

„Wir zwei schaffen das schon,“ flüsterte er Jenny ins Ohr.
 

Sam hatte noch eine Weile in dem Archiv verbracht um den Anschein zu erwecken, er würde tatsächlich arbeiten. Diese Recherche war unglaublich unhilfreich. Aber was für Möglichkeiten hatte er noch um raus zu kriegen ob Jenny seine Tochter war? Diese Unwissenheit machte ihn noch verrückt. Vielleicht hatte Dean ja Mal eine Idee. Sam packte seinen Laptop wieder ein und verließ das Einwohnermeldeamt ohne noch ein Mal auf jemanden zu treffen, worüber er sehr dankbar war. Kurze Zeit später kam er wieder am Impala an und fand diesen verlassen vor. Wo war sein Bruder?
 

So schlecht war das gar nicht gelaufen. Den Teil mit dem Windel ausziehen hatte er schnell und unkompliziert hinter sich gebracht. Doch dann wurde Jenny etwas zappelig und als Dean versuchte sie ruhig zu halten, hatte sie mit beiden Händchen nach seinem Zeigefinger gegriffen und sich in den Kopf gesetzt diesen auch nicht so schnell wieder los zu lassen. Für ein Baby hatte sie einen ziemlich festen Griff. Schließlich ergab sich Dean in sein Schicksal und hörte auf seinen Finger loszubekommen. Stattdessen streichelte er sie mit dem Rest seiner Hand sanft über den Bauch, während er mit der anderen geschickt nach den Feuchttüchern griff, um den Wickelvorgang fortzusetzen.

„Das riecht doch jetzt schon viel besser, findest du nicht?“ Er warf die benutzten Tücher in den Abfalleimer. Als sie merkte, dass er ihr seinen Finger nicht mehr entziehen wollte, ließ sie ihn los und patschte dann mit der linken Hand in die geöffnete Cremedose.

„So viel Hilfe hätte ich jetzt gar nicht erwartet,“ sagte Dean etwas gestresst. Er nahm ihre Hand, wischte mit seinem Finger die Creme von ihr weg und verteilte sie dann an den Stellen ihres Körpers wo sie hingehörte. Dann verschloss er schnell die Dose ehe Jenny auf die Idee kommen konnte mit der Creme noch mehr rumzumatschen.

„So, jetzt noch die neue Windel und du kannst wieder nach Herzenslust pupsen.“ Er entnahm der Windelpackung eine Windel, schnappte sich Jennys Beinchen, hob ihren Po hoch und schob die frische Windel darunter. Mit ein paar weiteren Handgriffen war die Windel verschlossen und Jenny wieder angezogen. Die Kleine strahlte Dean aus ihren braun-grünen Augen an. Sie sah einfach zum knudelln aus. Knuddeln war zwar unmännlich, aber Dean konnte einfach nicht anders. Er gab ihr einen kleinen Nasenstupser und einen flüchtigen Kuss auf die Stirn. Jetzt roch sie unglaublich angenehm.

„Danke, dass du mich nicht angepinkelt hast,“ sagte er, nahm sie auf den Arm und machte sich dann auf den Weg zurück zum Impala.
 

Sam hatte dort bereits fünf Minuten ohne Anhaltspunkt auf seinen Bruder gewartet. Als er versucht hatte Dean anzurufen erklang das Handy aus dem Innenraum des Wagens.

„Wo warst du denn? Konntest du keine Nachricht hinterlassen?,“ fragte Sam ihn verärgert.

„Sorry, aber die rosa Herzchen Post-its waren alle,“ sagte Dean spöttisch und öffnete den Wagen. Dann legte er die Tüte mit den Wickelsachen auf den Rücksitz.

„Was hast du denn gekauft?“

„Windeln,“ antwortete Dean.

„Du hast sie gewickelt?,” fragte Sam verdutzt.

„Nein, ich habe die Windeln nur so zum Spaß gekauft. Natürlich habe ich sie gewickelt und das war auch bitter nötig. Dein Baby hat nämlich mein Baby voll gestunken.“ Um dies zu verdeutlichen fächelte er dem Impala mit der geöffneten Tür Luft zu.

„Du überraschst mich, das hätte ich dir gar nicht zugetraut,“ sagte Sam und öffnete nun auch die Beifahrertür.

„Wenn man einen nervigen, kleinen Bruder hat schnappt man so einiges auf. Die Kenntnisse sind zwar ziemlich eingerostet, aber ich habe das ganz gut hinbekommen. Die kleine Sabberschnute hier war sehr entgegenkommend. Aber kannst du dir vorstellen, dass die hier in dem Kaff in der Zeit der Gleichberechtigung nicht mal nen Wickelraum haben? Ich musste warten bis das Damenklo leer war damit ich sie wickeln konnte,“ sagte Dean empört. Sam fiel die Kinnlade runter. Was war denn bitte in seinen Bruder gefahren?

„Geht es dir gut?,“ fragte er Dean und warf ihm einen verwirrten Blick zu.

„Was soll die Frage? Erzähl mir lieber ob ich Grund habe dir zur Vaterschaft zu gratulieren.“

Sam sah ihn bedröppelt an.

„Ich bin jetzt genau so schlau wie vorher. Scheinbar hattest du Recht. Beth scheint mit mehreren Männern geschlafen zu haben und wusste nicht wer Jennys Vater ist, denn in der Geburtsurkunde steht `Vater unbekannt`,“ erklärte Sam.

„Dann bleibt uns wohl nichts anderes über als dich in der Jerry Springer Show anzumelden. Die haben bestimmt in dieser Woche noch das Thema Vaterschaftstest,“ scherzte Dean.

„Warte einen Augenblick, ich bin gleich wieder da,“ sagte Sam auf einmal und verschwand wieder im Einwohnermeldeamt. Dean sah ihm irritiert hinterher. Zwei Minuten später war Sam wieder draußen und vertieft in einen Flyer, den er beim ersten Mal im Amt bemerkt hatte.

„Was hast du da?,“ fragte er den Jüngeren.

„Du hast mich auf eine Idee gebracht.“ Er setzte sich auf den Beifahrersitz und reichte Dean den Flyer `Wenn sie sicher sein wollen` stand in roten Lettern ganz oben auf der Seite.

„Oh man! Du hast das eben tatsächlich ernst genommen,“ sagte Dean und blickte auf den Flyer eines privaten DNA-Labors.

„Siehst du eine andere Möglichkeit?“ Dean seufzte, blickte auf Jenny herab und schüttelte dann mit dem Kopf. Sam hatte Recht. Er reichte die Kleine an seinen Bruder weiter und startete dann den Motor.

„Dein Glück, dass das Labor hier in der Nähe ist.”
 

Und dann waren sie wieder auf der Straße. Das Labor war ganz in der Nähe von der Zweigstelle der Universität von Nebraska, die es hier in Scottsbluff gab. Während der Fahrt rauschten wieder die Worte des Dämons durch Deans Kopf. Er hatte gemeint Sam sei nicht sein Bruder. Klar, Dämonen logen, aber warum sollte der Dämon sich so was ausdenken? Sie waren gerade auf dem Weg zu einem DNA-Labor, die perfekte Gelegenheit den winzigen Zweifel zu zerstreuen, den der Dämon gesät hatte.

„Ihh, jetzt weiß ich warum du sie Sabberschnute nennst,“ sagte Sam und wischte ihr mit seinem Hemdsärmel übers Kinn. Dean griff hinter sich und zog das Spucktuch aus der Plastiktüte. Er reichte es Sam.

„Das ist besser als dein Ärmel.“

“Ist das normal, dass sie soviel sabbert?”

„Ich glaube sie kriegt Zähne,“ meinte Dean. Sam kam nicht umhin Dean ein weiteres mal erstaunt anzublicken.

„Bei dir hat das glaube ich auch so um den dreh angefangen. Ich weiß noch, dass du in dem Alter die ganze Zeit mit nem Lätzchen rumgekrabbelt bist,“ erzählte Dean und grinste. Dann erblickte der Ältere ein Wall-Mart Schild und fuhr von der Straße auf den großen Parkplatz.

„Was machen wir hier?,“ fragte Sam.

„Wir brauchen noch ein paar Utensilien, wenn wir rauskriegen wollen ob klein Sammy Jennys Daddy ist. Warte hier. Ich beeile mich.“

Fünf Minuten später kam Dean aus dem Laden zurück.

„Verrätst du mir was du gekauft hast?;“ wollte Sam wissen. Dean reichte ihm die Tüte. Sie enthielt Wattestäbchen und wiederverschließbare Plastikbeutel.

„Damit machst du gleich bei dir und ihr einen Mundabstrich wie bei den Krimiserien im Fernsehen,“ sagte Dean. Sam musste lachen. Dean hatte definitiv ein gesundes Halbwissen. Kurze Zeit später hatten sie das Labor erreicht. Dean hielt Sam die Plastikbeutel entgegen und Sam tat die von sich und Jenny entnommenen Proben hinein. Plötzlich fing Jenny an zu weinen. Überfordert sah Sam zu Dean auf.

„In der Tüte auf dem Rücksitz ist was zu essen und zu trinken für sie. Kümmere dich darum. Ich werde mich in der Zwischenzeit um dein kleines Problem kümmern.“ Sam sollte von seinem Vorhaben nichts mitbekommen. Er stieg mit den restlichen Wattestäbchen und Plastikbeuteln aus dem Auto, ging zum Kofferraum und öffnete diesen. So konnte Sam ihn nicht sehen wie er eine DNA-Probe von sich selbst nahm und ebenfalls eintütete. Dann packte er die übrigen Wattestäbchen und Plastikbeutel in seinen Seesack und machte sich auf zum Labor.

Der Test

@Fine: Keine Panik! Da wird schon noch einiges kommen. Aber du musst dich mindestens noch gedulden bis die Kapitelzahl im zweistelligen Bereich ist. Hab da schon ein paar Kapitel zu geschrieben. Das fällt mir irgendwie leichter als die Fälle zu beschreiben. Und die Kapitel zu SXD finde ich so süß, dass da Karies Gefahr besteht.
 

Anmerkung: Das mit dem Formular ist so ganz sicher nicht real, aber anders wäre es einfach zu kompliziert.
 

Der Test
 

Dean betrat den Empfang des klimatisierten Labors. Zielstrebig trat er an den Schalter heran hinter dem eine etwa 30 jährige Brünette mit Pferdeschwanz saß.

„Kann ich ihnen helfen?,“ fragte sie ihn im geschäftsmäßigem Ton.

„Ja, ich würde gern die Dienste ihres Labors in Anspruch nehmen.“

„Gut, dann füllen sie bitte diese Formulare aus.“ Sie reichte ihm ein Klemmbrett. Formulare. Dean hasste Formulare. Bei der Hälfte der benötigten Angaben würde er eh Lügen müssen.

„Ach, geben sie her. Im Moment ist eh nicht viel los. Sie geben mir die Angaben und ich schreib das auf,“ bot die Frau an.

„Oh, danke.“

„Name des Kindes?“

„Jennifer Elisabeth Ericsson.“

„Geburtsdatum und Geburtsort des Kindes?“

„18. August 2005, in Scottsbluff, Nebraska.“

„Haben sie eine Blutprobe oder einen Abstrich?“

„Einen Abstrich.“ Er reichte ihr den Beutel den er mit Hilfe eines Filzstiftes mit einem J gekennzeichnet hatte. Die Frau heftete den Beutel mit einer Büroklammer an das Formular.

„Name der Mutter?“

„Ihre Mutter ist leider tot.“

„Oh, das tut mir leid. Dann geht es also nur darum die Vaterschaft festzustellen.“

„Ja.“

„In Ordnung. Name des möglichen Vaters?“ Dean überlegte kurz. Hier kannte sie keiner, in ein paar tagen waren sie wieder verschwunden. Der Name war eh nur wichtig, damit sie wissen an wen sie das Ergebnis schicken sollten, also entschied er sich zur Wahrheit.

„Samuel Winchester.“ Das Samuel klang irgendwie so fremd. Aber das vertraute, liebgewonnene Sammy hatte in einem offiziellen Formular natürlich nichts verloren.

„Ah, wie das Gewehr.“

„Genau.“

„Geburtsdatum und Geburtsort des möglichen Vaters?“

„2. Mai 1983, in Lawrence, Kansas.“

„Und ich nehme an, ebenfalls ein Abstrich?“ Dean nickte und gab ihr den zweiten Beutel, der mit einem S gekennzeichnet war.

„Okay, an welche Adresse soll das Ergebnis geschickt werden?“

„Ähm, ich hatte gehofft, dass ich es selbst abholen kann.“

„Es ist zwar eigentlich nicht üblich, aber wenn es ihnen lieber ist können sie es sich auch abholen. Zahlen sie Bar oder mit Kreditkarte?“

„Kreditkarte. Aber das war noch nicht alles. Können sie durch ihre Tests auch andere Verwandtschaftsgerade feststellen?“

„Selbstverständlich. Wir machen hier übrigens nicht nur Vaterschaftstest. Größtenteils führen wir hier Test zur Erkennung von genetisch vererbbaren Krankheiten durch.“

„Gut, dann hätte ich hier noch einen Abstrich. Könnten sie den mit der DNA des möglichen Vaters vergleichen? Ich möchte gerne wissen ob der mögliche Kindsvater mein Bruder ist.“

„Kein Problem.“ Sie füllte ein Feld weiter unten auf dem Formular aus.

„Aber es gibt doch dann zwei verschiedene Ergebnisbögen, oder?“

„Sicher. Darf ich dann noch um ihren Namen, Geburtsdatum und Ort bitten?“

Jetzt musste er lügen, denn er hatte keine Kreditkarte mit seinem echten Namen.

„Dean Hawker, geboren am 24. Januar 1979 in Lawrence, Kansas.“

Die Frau füllte die letzten Felder aus und packte dann alle Unterlagen in einen Umschlag, den sie mit einigen Kürzeln kennzeichnete.

„Wie lange dauert es bis die Ergebnisse vorliegen?,“ fragte Dean und reichte ihr Dean Hawkers Kreditkarte.

„In der Regel liegen die Ergebnisse in 5 bis 7 Tagen vor.“

„So lange? Kann man das nicht irgendwie beschleunigen?“ Er setzte sein charmantestes Lächeln auf. Die Frau lächelte ebenfalls.

„Kommt darauf an, ob sie heute Abend schon was vorhaben,“ sagte sie mit verführerischer Stimme und einem sexy Augenaufschlag.
 

Währenddessen beim Impala.

„Super, wie stellt Dean sich das vor? Wie soll ich dich füttern, wenn wir keinen Löffel haben?“ Er seufzte und warf die riesen Plastiktüte zurück auf den Rücksitz. Dann nahm er die noch immer weinende Jenny wieder auf den Arm und ging auf das Uni Gebäude zu. Die hatten sicher eine Mensa, wo er einen Löffel auftreiben konnte. Er versuchte sie zu beruhigen, doch es gelang ihm nicht so recht. Zum Glück war sie nicht mehr so laut, als er endlich die Mensa gefunden hatte. Sam nahm sich einen Plastiklöffel und verließ dann wieder eiligst die Mensa, denn die Leute an den Tischen sahen ihn bereits komisch an. Wieder im Freien setzte er sich mit dem Brei, den er aus dem Wagen geholt hatte auf eine nahe gelegene Parkbank und machte sich daran Jenny zu füttern. Und das mit erfolg. Wenigstens etwas klappte und nach dem das Glas leer war, wurde sie Gott sei Dank auch ruhiger.
 

Mit einem schmunzeln kam Dean aus dem Labor und setzte sich auf den Fahrersitz. Sam stand mit Jenny auf dem Arm von der Parkbank auf, auf der er gesessen und auf seinen Bruder gewartet hatte und ließ sich auf den Beifahrersitz sinken. Wieder weinte Jenny. Sam seufzte und gab sie Dean.

„Hast du sie gefüttert?“

„Ja doch,“ sagte Sam genervt. Die Halbe Stunde mit Jenny waren ziemlich stressig für ihn. Da war ja Prüfungsstress angenehmer.

„Hat sie ein Bäuerchen gemacht?“ Sam rollte mit den Augen. Langsam ging ihm Dean mit seinem allwissenden Getue auf die Nerven.

„Sie hat so einige Geräusche gemacht. Ich weiß nicht ob da ein Bäuerchen dabei war, okay? Ich war froh, dass sie diesen Brei bei sich behalten hat.“

„Schon gut Sam, reg dich nicht auf. Schau, du nimmst sie auf den Arm, legst ihren Kopf an deine Schulter und dann reibst du ihr über den Rücken.“ Sam sah zu Dean rüber der ihm die Bewegungen vor machte. Dean sah irgendwie süß aus mit einem Baby auf dem Arm. Irrte Sam sich oder war da auf ein Mal ein bis dato unbekanntes glänzen in Deans Augen? Dean hatte unglaublich schöne Augen. Man konnte glatt in ihnen versinken. Sam war gerade dabei in ihnen zu versinken und nahm es nicht mal bewusst wahr.

„Sam? Hörst du mir zu?“

„Hä?“

„Alter, wo warst du denn schon wieder mit deinen Gedanken?“ Zum Glück musste Sam diese Frage nicht beantworten, denn in diesem Moment ertönte ein leiser Rülpser.

„Jetzt geht’s dir besser, oder? Ich sag’s ja, immer alles raus lassen,“ sagte Dean zu Jenny.

„Okay, dieses Geräusch werde ich mir merken. Wie ist es da drinnen gelaufen?,“ wechselte Sam das Thema.

„Die Kleine in dem Labor mag mich und hat mir den Gefallen getan deine und Jennys Probe ganz nach oben auf den Stapel zu tun. Morgen Mittag haben wir das Ergebnis,“ sagte Dean triumphierend.

„Sie hat das gemacht, einfach weil sie dich mag?“

„Na ja, ich musste auch noch 150 $ Aufpreis zahlen, dass verlangt das Labor, aber wenn ich es nicht gemacht hätte säßen wir noch ne Woche hier. Außerdem habe ich heute Abend noch was vor, wenn du verstehst was ich meine.“ Dean zwinkerte seinem Bruder mit einem selbstgefälligen Grinsen zu und übergab Jenny wieder an seinen Bruder.

„Super, du hast ein Date. Und was soll ich bitte machen? Ich habe keine Ahnung von Babys. Das hast du doch eben gesehen. Ohne deine Hilfe wüsste ich nicht mal wie ich sie ein Bäuerchen machen lasse.“

„Mach dich nicht selber schlecht. Du wusstest immerhin wie du sie halten musst. Sam, du schaffst das schon. Keine Panik. Ich habe vollstes Vertrauen in dich.“ Dean startete den Motor und fuhr zurück zu ihrem Motel. Sam hatte in der Zwischenzeit ihren Aufenthalt um eine weitere Nacht verlängert.

„Das sagst du so leicht. Du brauchst sie ja nur hoch zu nehmen und schon ist sie ruhig.“

„Sam, du hast vorgeschlagen sie bei uns zu behalten. Sie ist vielleicht deine Tochter und noch heute Morgen hast du gesagt, du willst dich um sie kümmern. Also reiß dich zusammen.“

„Das wird mit Sicherheit ein Desaster. Was ist wenn ich was kaputt mache, ihr weh tue?“

„Sammy, du kannst doch nicht schon aufgeben ohne es probiert zu haben. Mach dir keine Sorgen. Deine Hände sind zwar groß, aber du setzt sie richtig ein. Du kannst sie sicher halten. Du musst sie nicht wie ein rohes Ei zu behandeln. Sie ist zwar klein, aber robuster als du glaubst. Du wirst ihr nicht weh tun.“

„Dean, halt hier mal kurz an.“

„Was? Wieso?“ Trotz der noch nicht beantworteten Fragen hielt er am Seitenstreifen. Sam machte sich nicht die Mühe ihm zu antworten, sondern reicht seinem Bruder die Kleine und verschwand in der Buchhandlung, vor der Dean gehalten hatte.

„Was hat er denn jetzt vor? Was meinst du, ist Sammy jetzt verrückt geworden?,“ fragte er Jenny, die ihn daraufhin nur anlächelte. Fünf Minuten später kam Sam mit einer Tüte aus dem Laden.

„Was hast du gekauft?,“ wollte der Ältere wissen.

„Recherche Materialien,“ antwortete Sam optimistisch.

„Bitte sag mir nicht, dass in der Tüte Babyratgeber sind.“ Dean rollte mit den Augen als Sam eifrig nickte.

„Das darf doch nicht wahr sein. Du glaubst wohl, man kann alles aus Büchern lernen, was?“

„Es kann jedenfalls nicht schaden, sich zu informieren und mir bleibt doch nichts anderes übrig, wo du mich doch heute Abend so schändlich alleine lässt,“ sagte Sam theatralisch.

Dean seufzte kapitulierend.

„Wenn es dir hilft.“ Dann setzten sie ihren Weg zum Motel fort.

Essen, sabbern, schlafen

@Morathi: Danke für dein Kommi. Auf das Testergenbnis musst du noch bis zum nächsten Kapitel warten. Aber ich hoffe, dieses Kapitel wird dir die Wartezeit versüßen.
 

Essen, sabbern, schlafen
 

Im Motel angekommen machte sich Sam sofort daran die Babyratgeber zu lesen. Jenny war nach ihrem Bäuerchen müde geworden und schlief wieder in ihrem Kommodenbettchen. Dean war derweil los gezogen um für Sam und sich was zu Essen zu besorgen. Als Dean mit ihrem verspäteten Mittagessen zurück kam schlief Jenny immer noch und Sam war ganz vertieft in eins der Bücher.

„Was ist nur aus dem guten alten `learning by doing` geworden?,“ fragte Dean.

„Was?“ Sam sah von dem Buch auf.

„Wenn ich anmerken darf, Jenny ist ein Mensch und du hängst an dem Buch als wäre es eine Bedienungsanleitung für ein Elektrobaby.“

„Du hast deine Herangehensweise und ich habe meine und ich weiß sehr wohl das Jenny ein Mensch ist,“ rechtfertigte sich Sam.

„Aber deine Herangehensweise wird keine Früchte tragen. In den Büchern sind sicher ein paar gute Tipps was man tun kann wenn. Aber die wirkliche Kunst liegt darin fest zu stellen was das Baby hat und das kann man nicht aus einem Buch lernen. Das kommt durch Erfahrung,“ fachsimpelte Dean. Sam wusste, dass Dean recht hatte. Aber Sam fühlte sich immer etwas unsicher, wenn er planlos und ohne Vorkenntnisse an eine Sache heran ging. Jedoch würde dem Jüngeren wohl nichts anderes übrig bleiben als ins kalte Wasser zu springen. Er legte das Buch weg und setzte sich zu Dean an den Tisch, der gerade dabei war die Sandwichs aus der Tüte zu hohlen, die er gekauft hatte.

„Wieso fällt es dir so leicht mit ihr umzugehen? Ich meine es ist über 20 Jahre her, seit ich ein Baby war und du warst doch damals noch ein Kind,“ sagte Sam.

„Willst du die Wahrheit wissen? Ich habe keine Ahnung Ich bin genau so überrascht wie du. Aber irgendwie scheint sie bei mir Erinnerungen freigesetzt zu haben an die Zeit damals, wahrscheinlich weiß ich daher was zu tun ist.“

„Okay, aber könntest du dich mit deinem zurückkehrenden Wissen vielleicht etwas zurückhalten, damit ich mir nicht ganz so sehr wie ein Idiot vorkomme?“

„Du bist kein Idiot Sam. Nur solltest du aufhören darüber nachzudenken, was du alles falsch machen könntest und einfach mal aus dem Bauch heraus handeln.“ Deans Magen knurrte.

„Ich höre auch auf mein Bauchgefühl,“ sagte der Ältere und biss in sein Sandwich.

„Du bist einfach unverbesserlich,“ sagte Sam schüttelte seinen Kopf und widmete sich ebenfalls dem Sandwich. Nach dem Essen ging Dean duschen.

„Sam vielleicht solltest du die freie Zeit nutzen und etwas schlaf nachholen,“ sagte Dean ehe er im Bad verschwand. Diesem Rat folgend legte Sam sich auf sein Bett. Als der Ältere aus der Dusche kam schlief Sam. Dean blickte von Sam zur Kommodenschublade in der Jenny lag. Sie war mittlerweile aufgewacht und streckte ihre Ärmchen nach Dean aus als er an die Kommode herantrat. Wieder sah er zu Sam hinüber. Dean konnte nicht sagen wer von beiden im Moment niedlicher aussah, Jenny oder Sam. Dean lächelte, nahm die Kleine auf den Arm und setzte sich mit ihr aufs Bett.

„Nett von dir, dass du Sammy hast schlafen lassen als du wach geworden bist. Er kommt nämlich nicht all zu oft dazu, weißt du,“ flüsterte Dean und Jenny sah ihn an als würde sie verstehen was er gesagt hatte.

„Hast du durst? Komm, wir holen uns was zu trinken.“ Er stand wieder auf und holte die Flasche mit dem zuckerfreien Früchtetee aus der Plastiktüte und goss was davon in ein Glas. Sich selber nahm er eine Coladose.

„Ich weiß zwar nicht ob du schon aus dem Glas trinken kannst, aber wenn nicht dann lernst du es jetzt. Ich habe nämlich nicht daran gedacht dir eine Saugflasche oder so was zu besorgen, entschuldige,“ sagte Dean, setzte sich wieder aufs Bett und nahm Jenny auf den Schoss. Dean hielt ihr das Glas vor die Hände. Natürlich war es etwas groß für die kleinen Hände aber wenigstens tastete sie danach und langsam und behutsam führte er ihr das Glas an die Lippen. Vorsichtig ließ er nun den Tee in ihren Mund tropfen, wie Waffenöl in die Schlittenführung seiner Pistole. Als er sicher war, dass sie den Kopf nicht plötzlich wegziehen würde, kippte er das Glas ein klein wenig mehr, so dass Jenny ein paar größere Schlucke machen konnte. Sie trank ein wenig zu hastig und verschluckte sich. Dean stellte das Glas ab, drehte Jenny zu sich um und klopfte ihr sachte auf den Rücken. Jenny röchelte kurz, spuckte dann aber den verschluckten Tee wieder aus. Zum Glück hatte Dean noch ein Handtuch über den Schultern, sonst hätte er sich noch mal umziehen müssen.

„Nicht so hastig Kleines,“ sagte er beruhigend zu ihr. Als sich ihre Atmung wieder normalisiert hatte, setzte er sie wieder auf seinen Schoss. Auf dem Nachttisch neben dem Bett lag eins der Bücher, die Sam gekauft hatte. Dean nahm das Buch und blätterte darin herum.

„Meinst du das hilft Sammy weiter?“ Er zeigte ihr eine Seite auf der das Stillen thematisiert wurde. Aus Jennys Mund kam ein kleines Sabberbläschen. Dean lächelte.

„Der Meinung bin ich auch.“ Er legte das Buch wieder zur Seite. Das Sabberbläschen platzte. Dean wischte ihr mit dem Handtuch die Spucke weg.

„Du hast ein tolles Leben. Essen, schlafen und sabbern.“ Er seufzte als sie nach seinem Finger griff und diesen als Beißring benutzte. Mit der freien Hand griff er nach der Cola Dose. Als er sie wiederabgestellt hatte warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. Er hatte noch einige Zeit bis er zu seiner Abendunterhaltung aufbrechen würde. Normalerweise würde er ja anfangen nach einem neuen Fall für sie zu suchen, doch ihr Job würde warten müssen bis die Sache mit Jenny geklärt war. Also schaltete er den Fernseher ein und regelte die Lautstärke soweit herab, dass er noch hören konnte was gesagt wurde, aber Sam dadurch nicht wach werden würde. Was lief denn im Moment. Er schaltete durch die Kanäle. Eine Verkaufsshow für Porzellanfiguren, Glücksrad, College Basketball, Bonanza – was, das lief immer noch? Schließlich blieb er bei den Looney Tunes hängen. Das war doch mal Kindgerecht. Obwohl, ein Kojote der sich Raketenrollschuhe anzog um einen Roadrunner zu jagen war sicher nicht pädagogisch wertvoll aber sicher besser als diese komischen Figuren mit den verschiedenförmigen Flaschenöffnern auf dem Kopf und eingebautem Fernseher am Bauch, die redeten als wären sie gerade aus der Klapsmühle entlassen worden.

„Es klappt zwar nie, aber er gibt nie auf. Merk dir das. Unermüdlichkeit und Optimismus sind wichtige Charaktereigenschaften, die jeder Mensch haben sollte.“ Dean streichelte ihr über den Kopf. Nachdem Kojoten kam der Hühnerhabicht, den fand Dean schon als Kind langweilig. Er schlief ein und wachte erst wieder auf als ihn der Vorspann der Golden Girls aus dem schlaf riss. Jenny war an sein Bein gekuschelt eingeschlafen. Dean sah wieder auf die Uhr. Er sollte langsam Sam wecken, der immer noch schlief, wenn er nicht zu spät zu seiner Verabredung kommen wollte. Er legte Jenny wieder in ihr Schubladebettchen. Dann trat er na Sams Bett und schüttelte ihn kurz an der Schulter.

„Was ist?,“ fragte er verschlafen.

„Sam meine Babysitterzeit ist abgelaufen. Jetzt bist du wieder dran.“

„Wie spät ist es?“

„Halb acht. Um acht treffe ich mich mit der kleinen aus dem Labor.“

„Dean, weißt du eigentlich ihren Namen?“ Sam stand auf und ging ins Bad.

„Tina irgendwie. Ist doch nicht wichtig. Ich will sie ja nicht heiraten.“ Dean zog sich die Schuhe an. Sam kam wieder aus dem Bad.

„So und du gehst jetzt also,“ sagte Sam schmollend.

„Ja. Wenn was ist, du hast ja meine Nummer. Aber ruf bloß nicht an,“ sagte Dean und verließ das Motelzimmer. Gut, jetzt war er also weg. Wenn Dean lieber mit einer Laborratte ausgehen wollte, als hier bei ihm zu sein und ihm mit Jenny zu helfen, musste er damit leben. Moment? War er etwas eifersüchtig? Quatsch. Aber das was er fühlte hatte schon Ähnlichkeit mit Eifersucht. Ihm kam dieses Gefühl seltsam bekannt vor. So hatte er sich auch gefühlt, als Dean damals anfing sich für Mädchen zu interessieren und weniger Zeit mit ihm verbrachte. Oh man! Er war doch eifersüchtig. Vielleicht hätte er damals doch mal mit einem dieser schwulen Vertrauenslehrer an einer der vielen Highschools reden sollen, die er besucht hatte. Der hätte ihn bestimmt beruhigt und gesagt, dass es bloß Verlustängste sind und es keines Falls Eifersucht war, was er empfand. Das es ganz normal sei, dass man unschuldige Frauen zum Teufel wünschte, nur weil sie mit seinem Bruder flirteten. Fakt war, seit er wieder mit Dean unterwegs war fiel es ihm schwer alleine zu sein und er fühlte sich wohler, wenn der Ältere in seiner Nähe war. Es mussten einfach Verlustängste sein. Verlustängste auf Grund eines posttraumatischen Schocks. Schließlich war Jessica gerade mal etwas mehr als sechs Monate tot und ihr Tod war mehr als traumatisch. Sam spürte wie die Wut auf den Dämon in ihm hoch stieg. Dieser Mistkerl hatte ihm genommen was er am meisten liebte, da kann man einem doch nicht verdenken, dass man sich an den einzigen greifbaren Menschen klammerte der einem noch geblieben war.
 

Dean war bis jetzt sehr zufrieden mit dem Verlauf des Abends. Er hatte sich mit Tina in einer Bar getroffen in die sie öfters nach Feierabend ging. Die Bar gefiel ihm aus zweierlei Gründen. Zum einen war sein Lieblingsbier die Hausmarke der Bar und zum anderen war die Musik, die aus einer alten Musikbox kam ganz nach seinem Geschmack. Momentan lief gerade Led Zeppelins Ramble on, einer seiner Lieblingssongs. Er fand Tina zwar ganz okay, jedoch war sie weit davon entfernt seine Traumfrau zu sein, aber das traf auf so gut wie alle seiner Frauenbekanntschaften zu. Was soll’s, für einen Abend würde es reichen. Sie hatte ihm von ihrer Arbeit erzählt und das sie gerade neue Geräte fürs Labor bekommen hatte und die Erstellung der Tests jetzt noch schneller von statten gehen konnte. Ihn interessierte das im Prinzip herzlich wenig. Er hatte kein Problem mit Frauen, die viel redeten, schließlich war er durch Sammy daran gewöhnt. Das Problem war, dass er zunehmend genervt war von dem quietschenden Ton ihrer Stimme, den sie wohl immer an den Tag legte, wenn sie von etwas sprach, dass sie begeisterte. Dean mochte eigentlich Menschen, die sich für etwas begeistern konnten. Es wäre nur schön gewesen, wenn sie über etwas sprechen würde, dass ihn auch interessierte, oder wenigstens von etwas von dem er Ahnung hatte.

„Ich hoffe ich langweile dich nicht,“ sagte sie und berührte ihn sanft am Oberarm.

„Nein gar nicht,“ log er und erwischte sich dabei wie er im Raum insgeheim nach einer Alternative zu seiner momentanen Begleitung suchte. Komm schon Dean! Bemüh dich wenigstens, ermahnte er sich innerlich selbst.

„Ich habe jetzt glaube ich auch erstmal genug erzählt. Was ist mit dir? Was machst du so?“

Da war es also. Irgendwann kam das Thema immer darauf zu sprechen. Normalerweise würde er seinem Gegenüber jetzt eine schamlose und eigentlich unglaubliche Lüge auftischen. Ein Großteil seiner Eroberungen waren zu dem Zeitpunkt entweder schon so beschwippst oder generell sehr leichtgläubig, so dass sie ihm seine Lügen abkauften. Tina war vielleicht langweilig, aber nicht blöd, also musste er sich etwas Glaubwürdiges einfallen lassen.

„Das ist schwer zu erklären,“ begann er. Jeder der Dean Winchester gut kannte konnte ihm ansehen wie fieberhaft es in seinem Kopf zu arbeiten begann.

„Ein Versuch ist aber wohl doch wert,“ meinet Tina.

„Na ja, ich bin eine Art Handelsreisender Kammerjäger. Ich ziehe von Ort zu Ort und biete den Leuten meine Hilfe an.“

„Wie sieht denn diese Hilfe aus?,“ fragte sie interessiert.

„Ich befreie Haus und Hof von störenden Plagegeistern.“ Das war ja irgendwie zutreffend, dachte Dean und war froh, dass Tina nur nickte und nicht nach Einzelheiten fragte.

„Und machst du das zusammen mit dem Mann, den du für deinen Bruder hältst?“

„Ja, wir sind ein Team.“

„Darf ich dich fragen wieso du denkst, dass er dein Bruder ist?“

„Wir kennen uns unser ganzes Leben lang. Wir verstehen uns blind, sind die besten Freunde, auch wenn wir uns manchmal in die Haare kriegen und ich habe irgendwie das Gefühl das da mehr zwischen uns ist als Freundschaft,“ sagte Dean. Sie sah ihn überrascht an.

„Ich meine, es fühlt sich so an als wären wir Brüder,“ ergänzte er hastig, als ihm klar wurde, dass sie das offensichtlich völlig falsch verstanden hatte und dachte er wäre in Sam verliebt. Was für ein absurder Gedanke, aber er hatte sich da eben ein wenig unklar ausgedrückt.

„Unsere Familien waren seit je her Nachbarn. Seine Mutter und meine waren die besten Freundinnen und auch mein Vater mochte seine Mutter sehr. Aber seit dem er geboren wurde herrschte eisige Kälte zwischen unseren Müttern. Als seine Mutter gestorben ist, hat das meinen Vater so sehr aus der Bahn geworfen, als wäre seine eigene Frau gestorben.“ Dean hatte das in einem so ernsten Ton rübergebracht, dass man ihm einfach glauben musste. Wenn er irgendwann doch in den Genuss eines normalen Lebens kommen sollte, würde er sich sicher als Schauspieler probieren. Mit seinem Wissen über das Übernatürliche könnte er die Horrofilm Szene in Hollywood revolutionieren. Obwohl, soviel wie er schon gesehen hatte, war das wohl zu viel für einen Film. Dann würde er eben eine Serie kreieren. Horrorfilme im Kleinformat. Ein Monster pro Woche und er würde natürlich die Hauptrolle spielen. Als Titel würde Supernatural passen. Tina riss ihn aus seiner Phantasie.

„Verstehe. Du denkst also dein Vater und seine Mutter hatten was miteinander,“ schlussfolgerte sie.

„Klingt verrückt, oder?,“ meinte Dean.

„Nur halb so verrückt wie die Storys, die ich mir täglich im Labor anhören muss. Ein Mann kam mal zu uns meinte ein Alien wäre der Vater seines Kindes und wollte das bei uns testen lassen. Da hast du schon einen weit größeren Verdachtsmoment.“ Dean musste Lachen.

„Komm, das hast du dir eben ausgedacht.“

„Nein, das war wirklich so,“ sagte Tina und lachte ebenfalls. Vielleicht würde der Abend jetzt etwas amüsanter werden, dachte Dean. Er entschuldigte sich kurz um zur Toilette zu gehen. Als er zurück kam stand ein Typ Marke Anabolika Bodybuilder ohne Hirn vor Tina, was dieser sichtlich unangenehm war. Dean beeilte sich, um durch eine auf die Waschräume zusteuernde, kichernde Frauengruppe hindurch, zu Tina zu gelangen, um sie aus der Situation zu befreien.

„Ich habe dir doch gesagt, dass es kein `uns` gibt solange du dich mit diesen Typen abgibst und weiterhin dieses Zeug nimmst,“ hörte Dean Tina sagen als er langsam näher kam. Wow, seine Menschenkenntnis wurde immer besser.

„Und ich habe dir gesagt ich habe damit aufgehört, aber anstatt mir eine zweite Chance zu geben, steigst du gleich mit dem nächst besten ins Bett,“ machte der unsympathische Typ sie lauthals an.

„Ich glaube dir aber nicht, also lass mich in Ruhe.“

„So leicht wirst du mich nicht los!“ Jetzt betrat Dean die Szene.

„Hast du nicht gehört, was sie gesagt hat? Du sollst leine ziehen,“ sagte er in einem harten, jedoch wie er fand noch relativ höflichem Ton zu dem Muskelprotz. Dean sah zu Tina herüber. Innerlich rechnete Dean sich seine Chancen für den Fall eines Kampfes aus. Der Typ hatte vielleicht mehr Muskeln, aber dafür hatte Dean mit Sicherheit die Bessere Technik, Johns Kampftraining sei Dank. Plötzlich spürte Dean wie sein Kopf von einem harten Schlag getroffen und nach hinten gerissen wurde. Anstatt zu antworten hatte Mr. Anabolika ihm einfach eine verpasst. Er wollte Ärger haben? Den sollte er kriegen. Dean schlug dem Typen eben so heftig ins Gesicht, der darauf jedoch vorbereitet war, schließlich wollte er ja, dass es zu dieser Schlägerei kam. Daraufhin setzte der Typ sofort zum Gegenangriff auf Dean an. Der Winchester konnte der linken gerade noch ausweichen, bekam aber die rechte des Typen zu spüren. Dann stürzte sich Dean auf ihn. Schlug ihn in den Magen und drängte ihn zurück. Jetzt zahlte sich Deans Technik aus, denn der Bodybuilder-Typ ging völlig planlos an den weiteren Faustkampf heran. Nur ein weiteres ml konnte er bei Dean einen Treffer landen, ansonsten behielt Dean die Oberhand. Ein ums andere Mal schlug der Kerl ins Leere. Schließlich setzte der Muskelprotz seinen ganzen Körper ein und stieß Dean von sich, der gegen einen freien Stuhl prallte, welcher unter ihm zu Bruch ging.

„Aufhören! Alle beide! Oder ich rufe die Polizei,“ schrie der Barmann aufgebracht. Das Wort Polizei rief beide Männer zur Raison. Ein genau so Muskelbepackter Kerl trat auf Mr. Anabolika zu und zog ihn mit sich aus der Bar.

„Komm schon man! Der Zwerg ist es nicht Wert,“ sagte er zu seinem Kumpel. Tina, die die ganze Zeit über nur sprach- und fassungslos zugesehen hatte, eilte jetzt zu Dean und half ihm auf. Als sie sah, dass er an der Lippe blutete griff sie nach Servierten und drückte sie gegen die Blutung.

„Sieh zu, dass du mit ihm verschwindest,“ sagte der Barmann zu Tina und diese führte Dean nach draußen.

„Wieso hast du das gemacht? Wir kennen uns doch gar nicht,“ sagte sie zu ihm.

„Bei einer Frau in Nöten kann ich mich schwer zurück halten,“ meinte er Schulter zuckend.

„Ich war nicht in Nöten. Jerry ist mein Ex-Freund. Er hätte mir schon nichts getan.“

„Dafür war er ganz schön aggressiv, findest du nicht?“

„Das sind diese scheiß Steroide. Sie machen ihn so aggressiv. Eigentlich ist er Lamm fromm.“

„Dann war es wohl gut, dass du dich von ihm getrennt hast.“ Sie nickte.

„Tut mir leid. Ich wusste, dass er immer noch was von mir will. Wenn ich gewusst hätte, dass er hier ist, wäre ich mit dir woanders hingegangen.“ Sie zog die Servierte weg, doch presste sie gleich wieder dagegen, da es immer noch blutete.

„Schon gut. Ich hoffe du bist mir jetzt nicht böse, aber ich würde jetzt lieber fahren.“

„Das verstehe ich. Aber bis zu dem Punkt war es doch ein netter Abend.“

„Hey, du solltest ihn zwar raus bringen, aber vergesst nicht zu bezahlen,“ sagte der Barmann, der ihnen gefolgt war.

„Fahr nach Hause. Ich mach das schon,“ sagte sie zu Dean, lächelte und folgte dem Barmann zurück in die Bar. Dean ging zum Parkplatz um die Ecke wo er sein Baby abgestellt hatte und fuhr zurück ins Motel.
 

„Mein Gott! Was ist denn mit dir passiert? Du siehst aus als hättest du dich mit einem rachsüchtigen Geist angelegt,“ sagte Sam als Dean hereinkam. Die Aufgeplatzte Lippe hatte zwar aufgehört zu bluten, aber durch die angetrockneten Blutreste an Lippe, Kinn und Mundwinkel sah die Verletzung übler aus, als sie war. Noch dazu zeichnete sich so langsam ein Veilchen an seinem rechten Auge ab und die linke Wange war mittlerweile leicht angeschwollen.

„Es war kein Geist Sammy, nur ein eifersüchtiger Ex-Freund.“

„Dean, setz dich aufs Bett. Ich werde mir deine Blessuren mal ansehen.“

„Das ist nicht nötig Sam, das ist halb so schlimm.“

„Trotzdem Dean. Vielleicht kann ich ja verhindern, dass es schlimmer wird.“ Sam verschwand im Badezimmer. Dean setzte sich aufs Bett, nicht weil Sam es gesagt hatte, sondern weil er einfach fertig war. Da musste ihn sein Date doch tatsächlich in die Bar mitschleppen in der ihr Ex-Freund den Abend verbrachte. Und Dean war noch viel zu verhalten mit dem Kerl umgegangen. Wenn der Barmann nicht mit der Polizei gedroht hätte, dann hätte Dean ihm mal gezeigt was passiert wenn man sich mit Dean Winchester anlegte. Dean hatte in der letzten Zeit einfach kein Glück mit den Frauen seines Interesses. Konnte da nicht mal eine unkomplizierte dabei sein? Layla, die er bei ihrem Wunderheiler – Fall kennen gelernt hatte, hatte Krebs und musste bald sterben und Cassie, tja die Beziehung war eine Sache für sich. Sie hatte Recht. Für sie beide gab es keine Chance. Sie könnten höchst wahrscheinlich nur in einer Parallelwelt zusammen sein. In der Realität jedoch ließen sich ihre Leben nicht miteinander vereinbaren. Und selbst wenn sie sich irgendwann mit dem abfinden würde, was er tat, so wollte er sie in die ganze Sache nicht noch weiter rein ziehen. Sie sollte weiterhin ihr normales Leben führen und da passte er nicht rein und damit hatte er sich mittlerweile auch abgefunden. Sam kam aus dem Badezimmer zurück und ging vor Dean in die Hocke. Dann tupfte er mit einem nassen Lappen vorsichtig das angetrocknete Blut aus Deans Gesicht. Der Kopf des Älteren schmerzte doch mehr als er zu gab, aber das würde er Sam natürlich nicht sagen.

„Dean, ich denke es ist das Beste, wenn ich deine aufgeplatzte Lippe kurz desinfiziere, nicht das sich das nachher noch entzündet.“

„Wenn es sein muss,“ war alles was Dean verlauten ließ. Sam nickte daraufhin nur und ging wieder ins Bad um das Desinfektionsmittel und einen Tupfer zu holen.

„Das wird jetzt wahrscheinlich brennen, aber das weißt du ja,“ sagte Sam und tupfte behutsam über die Wunde an Deans Lippe. Es brannte wie Feuer. Konnten die schlauen Mediziner nicht mal was erfinden, was nicht so höllisch weh tat?

„Schon vorbei. Das dürfte in ein paar Tagen abgeheilt sein. So, jetzt hol ich dir noch ein paar Eiswürfel für dein Auge.“ Sam warf den gebrauchten Tupfer in den Mülleimer und verließ dann kurz das Zimmer um die Eiswürfel zu holen. Zum Glück stand die Eiswürfelmaschine draußen keine drei Meter von ihrem Zimmer entfernt direkt neben einem Getränkeautomat.

Dean hatte sich schon immer gefragt wieso sein Bruder eigentlich Jura studieren wollte. So wie er gerade seine Wunde versorgt hatte, hätte Sammy als Krankenschwester sicher größere Karrierechancen gehabt. Er musste schmunzeln als er sich Sam in klassischer Krankenschwestern Tracht vorstellte. Irgendwie hatte das was. Das Schmunzeln legte sich jedoch sofort wieder, weil seine aufgeplatzte Lippe es ihm übel nahm. Außerdem, was hatten solche Vorstellungen überhaupt in seinem Kopf verloren? Kurz darauf kam der Jüngere mit einer Tüte voller Eiswürfel zurück und verschwand damit wieder im Bad. Dort wickelte Sam einige Eiswürfel in ein dünnes Handtuch und schnappte sich noch eine abschwellende Salbe aus dem kleinen Erstehilfekoffer.

„Hier. Ist wahrscheinlich schon zu spät, aber vielleicht schwillt es nicht noch weiter an.“ Sam reichte Dean das Handtuch mit den kühlenden Eiswürfeln in die Hand, der sich selbiges sofort aufs rechte Auge drückte. Sam strich nun noch etwas von der Salbe auf Deans Wange. Der Ältere zuckte unter Sams Fingern zunächst zurück. Doch Sams sanfte Berührungen ließen Dean den aufkommenden Druckschmerz vergessen. Wie konnte jemand der zu solchen geradezu zärtlichen Berührungen fähig war wirklich glauben, dass er einem Baby weh tun könnte?

„So, das hätten wir. Aber jetzt erzähl mal was überhaupt passiert ist.“ Und Dean gab Sam einen Kurzbericht über den Verlauf des Abends und wie es zur Verunstaltung seines Gesichtes gekommen war.

„Meinst du sie hat dich vielleicht extra da hingeschleppt um ihren Ex-Freund eifersüchtig zu machen?,“ fragte Sam seinen Bruder als der mit seiner Erzählung fertig war.

„Ich weiß es nicht. Ist mir auch egal. Ich bin bloß froh, wenn wir morgen endlich von hier verschwinden können. Du bist doch auch immer noch der Meinung, dass wir zu Bobby fahren sollten, oder?“

„Ja, dass sollten wir. Aber ich habe Bobby endlich erreicht. Er ist momentan an einem Fall dran. Er jagt Werwölfe in Caribou, Maine.“

„Dann müssen wir unseren Besuch bei ihm wohl verschieben.“

„Sieht so aus. Er hat gesagt, er meldet sich wenn er wieder auf seinem Schrottplatz ist.“

„Wenigstens etwas. Und wohin fahren wir dann also als nächstes?“

„Ich weiß nicht Dean. Als erstes will ich wissen ob Jenny von mir ist oder nicht.“

„Und dann? Willst du sie wirklich mitnehmen? Willst du, dass sie so aufwächst? Du hast dich doch immer darüber beschwert wie Dad ständig mit uns umher gezogen ist.“

„Dean, wenn sie meine Tochter ist werden wir einen Weg finden, dass sie als glückliches Kind aufwachsen kann und wir trotzdem unseren Job machen können.“

„Moment! Hast du eben `wir` gesagt?“

„Ja, oder hast du etwa vor deine Rolle als großer Bruder aufzugeben und mich alleine zu lassen?,“ fragte er Dean und sah ihn eindringlich an.

„Natürlich nicht, aber…“ Doch Sam ließ ihn nicht ausreden.

„Gott sei Dank. Denn ich hab trotz all der Babyratgeber immer noch keine Ahnung wie man mit Kindern umgeht und du hast mich ja mehr oder weniger alleine groß gezogen, da schaffst du das doch bestimmt mich anzulernen und mir zu zeigen wie das geht.“ Dean ließ sich in die Kissen fallen Sam machte ihn einfach fertig. Für eine Weile schwiegen sie. Sam hatte sich mittlerweile ebenfalls hingelegt.

„Wie bist du heute Abend eigentlich mit ihr zu Recht gekommen?,“ fragte er Sam schließlich.

„Frag nicht.“

„Erzähl schon. So schlimm kann es nicht gewesen sein. Immerhin lebt sie noch und schläft ganz ruhig,“ zog er Sam auf.

„Ich musste sie wickeln. Es hat ewig gedauert. Sie hat irgendwie meine Haare zu fassen gekriegt und wollte sie nicht loslassen. Dann hat sie es geschafft und die Cremedose vom Tisch gefegt, die natürlich genau auf meinen Laptop gefallen ist, den ich solange auf den Stuhl abgestellt hatte. Und da ist auch nach einer gründlichen Reinigung noch immer Pocreme zwischen den Buchstaben auf der Tastatur. Und das schlimmste war, sie schien mich dabei auszulachen. Sie die ganze Zeit so komische giggelnde Geräusche von sich gegeben und gelächelt.“ Dean lachte laut auf.

„Freut mich, dass du dich so sehr über mein Leid amüsieren kannst,“ sagte Sam tadelnd.

„Gönn mir doch das bisschen Schadenfreude und mach dir nichts draus. Du wirst deinen Mutterinstinkt schon noch finden.“ Dean grinste. Sam warf ein Kissen nach Dean.

„Sammy, was soll denn das? Ich bin schwer verletzt,“ sagte der Ältere theatralisch.

„Ach, seit wann das denn?“ Sam stand auf und eroberte sein Kissen zurück, das Dean erst losließ als Sam ihn kitzelte. Wieder musste Dean lachen.

„Nein ernsthaft. Mit ein bisschen Übung wird das schon.“

„Deinen Optimismus hätte ich gerne.“ Sam legte sich wieder hin.

„Du hast mich, das wird fürs erste reichen. Gute Nacht Sammy.“ Dean schaltete die Nachttischlampe, die letzte verbliebene Lichtquelle, aus. Sam lächelte bei Deans Worten in sich hinein. Er war wirklich froh Dean zu haben.

„Gute Nacht Dean.“

Antworten?

Am nächsten Morgen wurde Dean von Jenny geweckt. Er warf einen Blick auf den Wecker. Es war halb zehn. Ein Blick auf das Nebenbett verriet ihm, dass Sam nicht da war. Dean stand auf und nahm die Kleine auf den Arm.

„Entweder du hast über Nacht zugenommen oder deine Windel muss gewechselt werden.“ Er ging mit ihr ins Bad, wo er die Tüte mit den Wickelsachen untergebracht hatte. Er ließ das Waschbecken mit lauwarmen Wasser voll laufen und wusch Jenny darin, nachdem er sie von der nassen Windel befreit hatte.

„Deine Sachen hast du ganz schön voll gesabbert. Wir sollten sehen, dass wir dir so schnell wie möglich was Neues besorgen.“ Frisch gewickelt und wieder angezogen kam er mit ihr wieder ins Zimmer.

„Sag mal, weißt du wo Sammy ist?“ In dem Moment kam sein Bruder zurück ins Motel. Er hatte Frühstück besorgt.

„Hat sie dich geweckt?,“ fragte Sam den Älteren.

„Ja, aber das war nicht schlimm. Ich habe eh nicht mehr so fest geschlafen.“

„Wie geht es dir? Hast du Kopfschmerzen?“

„Nein, alles Bestens. Was hast du denn zum Frühstück geholt?“

„Toast und Rührei. Ich soll dich übrigens von Cliff grüßen.“

„Von wem?“

„Cliff, der Kellner aus dem Diner, der dir schöne Augen gemacht hat.“

„Warum musstest du von allen Restaurants und Imbissen in dieser Stadt unser Frühstück ausgerechnet in diesem Diner besorgen?“

„Na ja, das Essen war gut. Außerdem war es das einzige Restaurant, dass ich von hier aus zu Fuß erreichen konnte oder wäre es dir lieber gewesen, ich hätte den wagen genommen?“ Dass er total nervös war wegen dem bevorstehenden Testergebnis und sich durch den kleinen Spaziergang etwas ablenken konnte, verschwieg Sam.

„Okay, das ist ein Argument,“ sagte Dean.

„Weißt du was Cliff noch gesagt hat? Er meinte ich sollte gut auf dich aufpassen solange wir hier sind, weil er ne Hand voll Typen kennt die, ich zitiere: `dich Sahnetörtchen sofort vernaschen würden` und die sich durch die Tatsache, dass du einen Freund hast nicht abschrecken lassen würden.“

„Oh man! Warum muss ich auch nur so verdammt gut aussehen. Was hast du ihm geantwortet?,“ wollte Dean wissen.

„Ich habe ihm gesagt, dass ich jeden, der es wirklich wagen sollte Hand an dich zu legen, persönlich zur Hölle schicken werde.“

„Danke Sam, aber ich denke ich kann mir unerwünschte Verehrer selber vom Hals halten.“

„Das weiß ich doch. Hey, gib mir mal die Kleine. Ich habe ihr ein paar saubere Sachen besorgt,“ sagte Sam.

„Gut gemacht Sammy. Ich habe doch gesagt, dass bei dir noch der Mutterinstinkt durchkommen wird,“ sagte Dean und reichte Jenny an Sam weiter.

„Idiot,“ sagte der Jüngere und schüttelte mit dem Kopf.

„Mistkerl,“ entgegnete Dean und widmete sich dann seinem Frühstück. Sam legte Jenny aufs Bett und zog ihr die Sachen an, die er besorgt hatte. Ein grünes T-Shirt, das ihm in der kleinen Boutique sofort ins Auge gesprungen war. Irgendwie war grün im Moment seine Lieblingsfarbe. Dazu blaue Söckchen mit Kirschen drauf und eine Jeans-Latzhose. Beim anziehen stellte sich Sam überraschend geschickt an. Die Sachen waren ein klein wenig zu groß, aber das fiel nicht besonders auf.

„Das steht ihr besser als dieser rosane Schlafanzug,“ meinte Dean. Sam setzte sich mit Jenny auf dem Schoss an den kleinen Tisch um zu frühstücken.

„Meinst du ich kann ihr ein Stück Toast geben?,“ fragte er Dean.

„Ich denke schon. Wenn sie langsam Zähne kriegt, dann brauch sie was zu beißen.“ Sam schnitt ihr mit dem Plastikmesser aus dem Diner eine Toastecke ab und gab sie ihr. Dean stand auf, holte das Spucktuch und reichte es Sam.

„Beißen ist das aber noch nicht,“ sagte der Jüngere.

„Nein, sie weicht es auf bis sie es runter schlucken kann, aber wenigstens isst sie es.“

„Appetitlich sieht es nicht aus.“

„Du sollst ihr ja auch nicht beim essen zu sehen. Iss lieber selber was.“ Dean griff nach seinem Kaffee.

„Ich habe eigentlich keinen Hunger.“

„Wenn ich jedes Mal wenn du das sagst einen Dollar bekommen würde, wäre ich mittlerweile wahrscheinlich Millionär. Iss was Sam.“

„Ich kann nicht Dean, ich bin viel zu nervös.“

„Wegen was? Doch nicht etwa wegen dem Vaterschaftstest. Sammy, dieser Test entscheidet nicht über Leben und Tod, also beruhige dich und bitte iss wenigstens was von dem Toast.“

Wer war hier eigentlich das Kind, fragte sich Dean. Nachdem Sam widerwillig was von dem Toast gegessen hatte und er selbst mit dem Frühstück fertig war, ging Dean unter die Dusche.

Als er etwas später geduscht und angezogen aus dem Bad trat, kam ihm Jenny entgegen gekrabbelt.

„Wo soll es denn so eilig hingehen?,“ fragte er sie und drehte sie um damit sie wieder in die andere Richtung krabbeln konnte.

„Ich wusste gar nicht, dass sie schon krabbeln kann,“ sagte er zu Sam und machte sich seine Armbanduhr um.

„Ich war auch überrascht. Ich wollte sie nur kurz absetzen, damit ich die Dinerschachteln wegschmeißen konnte und dann war sie auch schon los gekrabbelt.“ Er sah zu der Kleinen hinunter, die gerade dabei war sich den Schnürsenkel von Deans Schuh in den Mund zu stecken. Schnell trat er ans Bett heran und hob sie hoch.

„Wenn sie nur nicht versuchen würde alles in den Mund zu nehmen,“ seufzte Sam und setzte sie auf sein Bett, während Dean sich nun die Schuhe anzog.

„Das ist nun mal bei Babys so,“ sagte Dean und beobachtete wie sein Bruder rastlos zwischen Stuhl hin und her lief. Dean ging an den Tisch und trank den Rest seines mittlerweile erkalteten Kaffees aus.

„Du musst nur aufpassen, dass sie nichts verschluckt.“ Er warf den leeren Kaffeebecher gekonnt in den Abfalleimer. Dann stand er auf.

„Sam, bleib du hier und check uns aus. Ich werde losfahren und das Testergebnis abholen,“ sagte Dean zu seinem Bruder, der noch immer im Zimmer umher tigerte.

„Kommt nicht in Frage. Ich will mitkommen. Immerhin betrifft es mein Leben.“

„Sammy, so fickerig wie du bist machst du mich beim fahren nur auch nervös. Bleib hier und versuch dich ein bisschen zu sammeln, sonst kippst du mir noch aus den Latschen.“ Das war jedoch nur die Halbe Wahrheit. Dean wollte nicht, dass Sam mitkam. Dean war wegen seines eigenen Tests wahrscheinlich noch nervöser als Sam und das würde sich auf der Fahrt zum Labor sicher noch verschlimmern. Sam sollte davon natürlich nichts mitkriegen. Er wusste nichts von dem Zweifel, den der Dämon in Dean geweckt hatte. Sam durfte nie etwas davon erfahren, ganz egal wie das Testergebnis ausfallen würde.

„Na gut, aber beeil dich,“ sagte und setzte sich aufs Bett. Der Ältere war überrascht, dass sein Bruder so schnell klein bei gab. Er legte ihm seine Hände auf die Schultern.

„Natürlich beeile ich mich. Denkst du ich will, dass du hier vor Aufregung einen Herzinfarkt bekommst?“

„Wenn ich mir überlege, wie viel Cholesterin du so in dich rein stopfst, bist du doch der jenige von uns beiden, der prädestiniert ist für einen Herzinfarkt.“ Das klang doch schon wieder viel mehr nach Sammy. Dean lächelte.

„Also, ich fahre jetzt los und mach dir keine Sorgen. Es wird schon das dabei raus kommen, was du dir wünschst. Ach, und wenn du sie wickeln musst, bring vorher deinen Laptop in Sicherheit.“ Mit diesen Worten verließ er ihr Motelzimmer. Sam seufzte und beobachtete Jenny, die auf dem Bett rumkrabbelte. Es wäre wirklich toll, wenn er sich endlich klar darüber werden würde, welches Ergebnis er sich eigentlich erhoffte. Irgendwie mochte er Jenny. Sie erinnerte ihn ein bisschen an Dean. Sie schien spaß daran zu haben ihn zu ärgern, hörte auf zu nerven, wenn man sie fütterte und machte beim essen sogar ähnliche Geräusche wie Dean. Vor allem war sie unglaublich niedlich. Sich um sie zu kümmern wäre natürlich eine riesen Herausforderung und Sam war nicht ungewillt sie anzunehmen. Und Dean hatte sie ins Herz geschlossen, auch wenn sein Bruder das ihm gegenüber sicher nie zugeben würde. Dean und er waren ein gutes Team. Mit seiner Hilfe würde er diese Herausforderung sicher meistern. Ein Leben mit Vater und Onkel war sicher besser als ganz alleine in irgendeinem Heim aufzuwachsen. Aber ihr Leben war schon ohne Baby kompliziert genug und eigentlich viel zu gefährlich. Aber dann würden sie halt etwas kürzer treten. Es war ja nicht so, dass sie am Ende des Monats eine Quote zu erfüllen hatten und eine mindest Anzahl von vernichteten Monstern vorweisen mussten. Was machte er sich da eigentlich vor? Baby und Jagd waren schlicht unvereinbar, aber wenn es jemand schaffen könnte, dann Dean und er. Ja, er wollte Jennys Vater sein. Sam lächelte sie an. Endlich hatte er seine Antwort.
 

Was würde er tun, wenn Sam nicht sein Bruder war? Er wusste es nicht. Auf jeden Fall würde er Sam nichts sagen. Sein Sensibelchen hatte schon genug Lasten zu tragen, da würde er ihm nicht noch eine weitere aufbürden. Würde ein negativ ausfallender DNA-Test irgendwas an seinen Gefühlen oder seinem Verhalten gegenüber Sam ändern? Nein. Sie waren Brüder, egal was irgendein DNA-Test dazu meinte. Warum hatte er den Test überhaupt gemacht? Warum hatte er sich von diesem Dämon überhaupt diese Flause in den Kopf setzen lassen? Keine Ahnung. Wollte er das Testergebnis überhaupt wissen? Natürlich. Schließlich hatte er 439 Mäuse dafür ausgegeben. Warum hatte er so eine Angst vor dem Ergebnis? Es war doch unmöglich, dass Sam und er keine Brüder waren. Er verfluchte diesen Dämon. Er hatte Deans sonst so klarem Verstand in ein Chaos gestürzt. Er parkte auf dem Parkplatz vor dem Labor. Fünf Minuten saß er einfach nur da. Unfähig sich zu rühren. Ihm war übel. Nicht Sams Bruder zu sein war gleich bedeutend damit, alles zu verlieren an was er sein Leben lang geglaubt hatte. Die einzigen Menschen zu verlieren, die ihm wirklich etwas bedeuteten. Moment, wenn sein Vater und Sam nie etwas erfahren würden, dann bestand auch nicht die Gefahr sie zu verlieren, abgesehen davon, dass sein Dad momentan eh abwesend war. Langsam beruhigte sich Dean wieder. Er redete sich ein, dass das Ergebnis dieses Tests nicht sein weiteres Leben beeinflussen würde, dann stieg er endlich aus.
 

Sam hatte Jenny auf den Arm genommen. Er achtete aber tunlichst darauf, dass sie nicht wieder seine Haare zu fassen bekam. Er sollte ihr vielleicht etwas in die Hand geben, was sie beschäftigte, nur was? Er sah sich im Zimmer um. Schließlich setzte er sie wieder aufs Bett und ließ sie mit der Fernbedienung spielen. Auf diese Idee war er gekommen, als er gesehen hatte wie gierig sie auf sein Handy gestarrt hatte, als er es an den Akku angeschlossen hatte. Was konnte er ihr noch geben? Er ging rückwärts aufs Bad zu, damit er sie im Auge behalten konnte. Schließlich wollte er nicht, dass sie vom Bett fiel. Aber Jenny machte keine Anstallten sich weg zu bewegen. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt auf den bunten Knöpfen der Fernbedienung herumzudrücken. Im Bad lag noch ein leerer Kleenexkarton. Nicht unbedingt ein Spielzeug, aber Kinder sahen die Welt mit anderen Augen. Jenny würde gewiss etwas damit anzufangen wissen. Als er wieder ins Zimmer kam hatte Jenny aufgehört auf den Knöpfen rumzudrücken und war dazu über gegangen daran herumzukauen. Wenn man bei einem Purzel wie ihr, bei der gerade erst die Milchzähne durchbrachen, überhaupt von kauen sprechen konnte. Er ging zum Bett rüber und es gelang ihm mit Mühe und Not, der Kleinen das improvisierte Kauspielzeug zu entwenden. Gott weiß wer diese Fernbedienung schon alles in der Hand hatte. Ihm wurde ein wenig übel, als er sich vorstellte, wie ein übergewichtiger Truckfahrer, sich bei seinem Zwischenstopp hier, mit der Fernbedienung am Hintern kratzte. Was hatte er sich eigentlich dabei gedacht, sie damit spielen zu lassen? Wenn sie seine Tochter war, würde er ihr vernünftiges Spielzeug besorgen. Er gab ihr nun die leere Kleenexbox. Sie schmiss sie vom Bett. Er hob sie wieder auf. Sie schmiss sie wieder runter. Sam spielte mit, weil sie einfach zu viel Spaß dabei hatte. Dann klingelte sein Handy. Er setzte sich so hin, dass Jenny keine Dummheiten machen konnte und nahm dann das Gespräch entgegen.

„Sam?,“ fragte eine vertraute Männerstimme.

„Caleb?,“ fragte Sam.

„Was ist mit Deans Handy? Ich habe heute bestimmt schon fünf Mal versuch ihn zu erreichen. Er nimmt nicht ab.“

„Er ist auf Recherche für einen neune Job. Wahrscheinlich hat er gerade keine Zeit ans Handy zu gehen. Hey, hast du was von Dad gehört?“

„Nein, aber deswegen rufe ich auch nicht an. Ich habe einen Job für euch.“
 

Er betrat das Gebäude. Irgendwie kam es ihm am Vortag nicht so kalt und steril vor wie jetzt. Er ging zum Schalter an dem diesmal eine etwa 45 jährige Frau saß.

„Kann ich ihnen helfen?,“ fragte sie wie Tina am Tag zuvor.

„Ist Tina zufällig in der Nähe?,“ fragte Dean.

„Nein, Tina hat heute frei. Aber ich kann ihnen auch weiterhelfen.“

„Ich wollte bloß die Testergebnisse abholen. Tina hat gesagt, die müssten heute fertig sein.“

„Name?“

„Dean Hawker.“ Die Frau ging zu einer Ablage in der mehrere Umschläge lagen und kam mit zweien wieder zum Schalter zurück.

„Unterschreiben sie hier.“ Sie hielt ihm zwei Zettel hin, die Dean an Abholscheine aus der Reinigung erinnerten, aber dann erkannte er, dass es sich um den untersten Teil des Formulars handelte das Tina gestern für ihn ausgefüllt hatte. Er unterschrieb. Dann überreichte sie ihm die beiden Umschläge.

„Und das, was da drin steht ist auch für Laien verständlich?,“ fragte er sie.

„Das sollte es, falls sie dennoch Fragen haben sollen, können sie jeder Zeit bei uns anrufen. Die Telefonnummer steht im Briefkopf auf dem Auswertungsbogen.“

„Danke.“

„Gern geschehen.“ Dean verließ das Labor. Auf dem Weg zum Impala steckte er den Umschlag auf dem Jennys und Sams Namen standen in seine Jackentasche. Als er den Wagen erreichte setzte er sich auf die Motorhaube und hielt sich den zweiten Umschlag vor Augen und ließ ihn immer wieder durch seine Finger gleiten. Dean atmete tief durch. Dean, du wirst mit Monstern und Dämonen fertig, dann schaffst du das auch, sagte er zu sich selbst. Schließlich öffnete er mit zittrigen Fingern den Umschlag.

Babykram ist Männersache

Ha, ha. Ich dachte ich probiers mal mit nem Kliffhänger. Hat ja auch geklappt.
 

@Fine: Zu den Ähnlichkeiten die Sam zwischen Dean und Jenny feststellt, das liegt wohl daran, dass seine Gedanken in letzter Zeit eh viel um Dean kreisen, wie du ja im Kommi zu Kap. 9 festgestellt hast. Und bald kommt es auch endlich zu annäherungen. Dauert vielleicht noch 3, 4 Kapitel. Ich hoffe du hältst es solange noch aus.

@L_Angel: Danke für dein liebes Kommi. Freut mich, dass du magst wie ich Jenny beschreibe. Und das Dean so mit ihr umgeht ist gewollt, weil man es eben nicht so erwarten würde.

@all: Ihr kriegt ja jetzt endlich die Ergebnisse
 

Babykram ist Männersache
 

Seine Augen hatten die Buchstaben gesehen, sein Hirn daraus die Worte geformt. Einzig sein Geist war unfähig die Bedeutung der Wörter zu verarbeiten. Sein Geist weigerte sich, sich mit dem auseinander zusetzen, was auf diesem Blatt Papier stand. Er faltete den Bogen Papier zusammen und stopfte ihn tief in die Innentasche seiner Jacke. Dann wurde er sich des zweiten Umschlags in der Außentasche bewusst. Er musste zurück zu Sam. Wie in Trance stieg er in den Impala und fuhr zurück ins Motel. Ein Wunder, dass er keinen Unfall verursachte. Auf dem Motelparkplatz brauchte er eine Weile um sich zu sammeln und sein „Es ist alles in Ordnung“ Gesicht aufzusetzen. Er hoffte, dass Sam nicht auffiel, dass er neben der Spur war. Er durfte es sich nicht ansehen lassen. Dann stieg Dean aus und ging zu ihrem Motelzimmer. Als er die Tür öffnete saß Sam auf dem Bett. Er hatte seinen Laptop auf dem Schoss. Neben ihm lag Jenny und schlief an ihr Spucktuch gekuschelt.

„War es schon Zeit für den Mittagsschlaf?,“ fragte Sam Dean. Der Jüngere sah auf, als Dean hereingekommen war. Er klappte den Laptop zu.

„Sie wurde ein wenig quengelig, da habe ich ihr ein bisschen über den Bauch gestreichelt und dabei ist sie eingeschlafen.“ Während er das sagte, war er aufgestanden und auf Dean zugetreten.

„Hast du das Ergebnis?,“ fragte er den Älteren. Dean nickte und nahm den Umschlag aus seiner Jackentasche.

„Du hast ihn noch nicht geöffnet?,“ fragte Sam.

„Nein. Ich wusste nicht ob es dir Recht wäre, schließlich ist das deine Sache.“ Er reichte Sam den Umschlag. Der Jüngere hob abwährend die Hände. Die Arbeit an seinem Laptop hatte ihn bis jetzt abgelenkt, doch schlagartig war die Nervosität wieder da.

„Dean, bitte öffne du ihn für mich und sag mir was drin steht.“ Sam setzte sich wieder aufs Bett.

„Okay, wie du willst,“ sagte Dean und schenkte Sam ein aufmunterndes Lächeln, das jedoch ein wenig aufgesetzt wirkte, weil Dean eigentlich gerade nicht zu Lachen zu Mute war. Dann öffnete er den Umschlag und nahm den Bogen Papier heraus. Dean las den kurzen Abschnitt erstmal für sich. Dann blickte er zu Sam. Die Miene des Älteren war unergründlich.

„Jetzt sag schon,“ sagte Sam ein wenig ungehalten und stand auf. Warum hatte er auch Dean den Umschlag öffnen lassen? War doch klar, dass der Ältere seine Freude daran haben würde ihn auf die Folter zu spannen. Nun warf Dean Jenny einen mitleidigen Blick zu.

„Armes Ding, jetzt hat sie dich am Hals,“ sagte er zu Sam. Der Jüngere sah seinen Bruder perplex an und riss ihm das Blatt aus der Hand. Er las laut vor.

„Nach der Untersuchung der Mundschleimhautabstriche des Kindes (Jennifer Elisabeth Ericsson) und des möglichen Vaters (Samuel Winchester) können wir ihn folgendes mitteilen. Die Untersuchung führte zu dem Ergebnis, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Mr. Samuel Winchester Vater des getesteten Kindes ist, 99,91 % beträgt. Die Vaterschaft ist somit praktisch erwiesen.“ Sam sah zu Dean. Auf die Lippen des Älteren legte sich ein ehrliches, warmes Lächeln. Wie ein kleines Mädchen dem seine Eltern erlaubt hatten auf ihre erste Pyjamaparty zu gehen, umarmte Sam Dean stürmisch. Der Ältere war überrascht über die Art wie Sam ihn umarmte, erwiderte die Umarmung jedoch. Er freute sich für Sam. Der Jüngere merkte, dass die Umarmung für Deans Maßstäbe eigentlich schon viel zu lange dauerte, aber Dean machte keine Anstallten die Umarmung zu lösen und Sam war das nur Recht. Und Dean? Er hatte wohl noch nie eine Umarmung so genossen. Er atmete tief ein, sog den Geruch von Sam ein. Sammy roch nach einer Mischung aus frischem Obst, seinem leicht herben Rasierwasser und Zitronenbonbons. Alles an Sam war so vertraut. Was spielte da ein DNA-Test der besagte er sei nicht sein Bruder groß eine Rolle?

„Ich bin Vater,“ sagte Sam, als er die Umarmung ein wenig lockerte.

„Ja, Sammy. Aber erwarte nicht, dass ich dir was zum Vatertag schenke,“ sagte Dean. Sam lachte, drückte Dean noch einmal ehe er sich seiner Tochter zu wand. Sam streichelte ihr zärtlich übers Haar und küsste sie auf die Stirn.

„Normalerweise verteilt man ja zu so einem Anlass Zigarren, aber da weder du noch ich rauchen, werde ich mir wohl was anderes einfallen lassen müssen,“ sagte Dean.

„Du könntest deine Ambitionen als bester Onkel der Welt untermauern, indem du mit uns beiden los ziehst um die Kindergrundausstattung zu besorgen.“

„Kindergrundausstattung?“ Dean hob eine seiner Augenbrauen und sah Sam skeptisch an.

„Ja. Zunächst brauchen wir auf jeden Fall einen Kindersitz, damit dein Baby Jenny als offizielles Familienmitglied begrüßen kann.“ Bei den Worten `offizielles Familienmitglied` setzte Dean ein schwermütiges Lächeln auf.

„Alles okay?,“ fragte Sam ihn.

„Ja. Ich habe mich gerade nur gefragt, was sie sonst noch alles braucht,“ log Dean.

„In einem der Babyratgeber steht eine Liste. Natürlich brauchen wir nur das wenigste davon, weil wir ja schlecht eine komplette Kinderzimmereinrichtung im Impala hin und her kutschieren können.“

„Du hast also immer noch den Plan das Runde ins Eckige zu bekommen. Sie mitzunehmen und weiter zu jagen.“

„Ja. Was beim Fußball klappt, sollten wir doch auch hinkriegen.“ Sam lächelte und Dean konnte nicht anders. Er lächelte ebenfalls. Nein, es würde sich nichts für ihn ändern. Es durfte sich nichts ändern. Sam verließ sich auf ihn und er würde für ihn da sein. Er würde damit klar kommen, die gewonnene Gewissheit ad acta legen und damit weiter machen, was er am besten konnte – sich um Sammy kümmern.

„Dann lass uns mit deinen Einkaufsplänen warten bis sie ausgeschlafen hat,“ sagte Dean.

„Meinst du sie mag mich?,“ fragte Sam ihn und deutete auf Jenny.

„Warum sollte sie dich nicht mögen? Du bist ihr Vater. Du hattest zwar leichte Startschwierigkeiten, aber langsam machst du dich.“

„Ja, aber ich glaube dich hat sie lieber.“

„Natürlich. Jede Frau die klar bei Verstand ist würde mich dir vorziehen,“ neckte Dean Sam und grinste gehässig.

„Idiot.“

„Mistkerl.“

„Ach Dean! Hast du eigentlich heute schon mal auf dein Handy geguckt?“

„Nein, wieso?“

„Caleb hat bei mir angerufen. Du bist wohl nicht ran gegangen.“

„Weiß er was von Dad?,“ fragte Dean sofort.

„Nein. Er hat uns gebeten einen Job in St. Paul zu übernehmen. Irgendwas mit Geistern.“

„Darum hast du also eben am Laptop gesessen.“

„Ja, ich habe die beste Route nach St. Paul rausgesucht.“

„Warum kümmert sich Caleb nicht selbst um den Fall?“

„Oh, er hat sich bereits darum gekümmert.“ Dean sah Sam verwirrt an.

„Am besten ich erzähl dir was er mir gesagt hat.“

„Ich bitte darum.“

„Am 29. April 1999 gab es ein Busunglück. Es war die letzte Fahrt an dem Tag. Es waren noch sieben Haltestellen bis zur Endstation, als der Fahrer eines 7,5 Tonnen Sattelschleppers in einer Kurve zu einem waghalsigen Überholmanöver ansetzte. Der Sattelschlepper geriet außer Kontrolle und erwischte den Bus. Beide Fahrzeuge kamen von der Fahrbahn ab. Der Fahrer des Sattelschleppers und alle Insassen des Busses kamen dabei ums Leben. Bei der Untersuchung der Unfallursache wurde festgestellt, dass der Fahrer des Sattelschleppers einen Blutalkoholwert von über 2 Promille hatte.“ Dean pfiff.

„Das ist ne ganze Menge.“

„Seit diesem Busunglück kam es jedes Jahr am 29. April zu mysteriösen Todesfällen. Alle Opfer kamen aus Restaurants oder Bars und hatten einiges Intus. Alle Opfer hatten vor in dem Zustand noch mit dem eigenen Wagen nach Hause zu fahren und alle starben in ihren Autos ohne das sie sich auch nur einen Meter vom Parkplatz wegbewegt hatten. Todesursache bei allen: Herzstillstand durch Herzinfarkt. In den Akten zu den Todesfällen, hatten einige Ermittler notiert, dass sie im Fahrzeuginneren deutlich den Geruch von Ozon wahrgenommen hätten,“ beendete Sam seine Ausführungen.

„Klingt für mich eindeutig nach Geist.“

„Der Meinung war Caleb auch. Er hat die Namen der Opfer des Busunglücks herausgefunden und hat deren Knochen verbrannt, da er annahm, dass ihre Geister durch die Ermordung der Schnapsdrosseln weitere Unfälle verhindern wollten.“

„Und wo ist das Problem?“

„Caleb hat den Fall letzten September behandelt, aber dieses Jahr ist es wieder passiert.“ Sam rief die Internetseite der St. Paul Pioneer Press auf und zeigte Dean einen Zeitungsartikel. Diesem Artikel war zu entnehmen, dass in der Nacht vom 29. April auf den 30. April drei Menschen (ein 17 jähriger Highschool Schüler, ein 38 jähriger Börsenmakler und ein 52 jähriger Bankmanager) auf die selbe mysteriöse Weise in ihren Autos ums Leben gekommen waren. Genau auf die Weise, die Sam ihm gerade geschildert hatte.

„Das verbrennen ihrer Knochen hat also nichts gebracht?“

„Nein und darum hat Caleb uns gebeten uns die Sache mal anzusehen. Vielleicht entdecken wir ja was, dass ihm entfallen ist.“

„Und wenn wir was finden, sollen wir dann ein Jahr warten und gucken was passiert? Denn wie ich das sehe tauchen diese Geister nur ein Mal im Jahr auf.“

„Du hast Recht. Wir werden nicht 100%ig sicher sein können, dass was immer wir dort dann machen auch wirklich funktioniert. Trotzdem sollten wir hinfahren.“

„Es ist ein halber Tag bis Minnesota. Das schaffen wir heute nicht mehr. Schon gar nicht wenn du noch die Babyabteilung des Kaufhauses plündern willst.“

„Ich weiß, darum kaufen wir gleich ein und dann fahren wir bis North Platte oder Lexington. Das sind etwa drei bzw. 4 Stunden von hier. Das sollten wir heute noch schaffen.“ Dean lachte kurz auf. Sam war immer so schön engagiert wenn er Pläne machte.

„Okay, einverstanden. Vielleicht entdecken wir ja wirklich etwas und können das ganze beenden,“ willigte Dean ein.
 

Eine Stunde später hatte der Ältere den Impala auf einem Parkplatz vor einem Babyfachgeschäft abgestellt. Nun hielt Dean Jenny auf dem Arm. In einem Einkaufswagen vor ihm hatten sich bereits einige pädagogisch wertvolle Spielsachen und zahlreiche Kleidungsstücke eingefunden. Dean beobachtete wie Sam einen Kindersitz nach dem anderen begutachtete. Der Jüngere schien sich zunehmend wohler in seiner Vaterrolle zu fühlen, aber langsam übertrieb er es für Deans Geschmack.

„Sam, wird das heute noch was oder willst du dir erst noch sämtliche Testergebnisse von Stiftung Warentest kommen lassen und durchlesen ehe du eine Entscheidung triffst?“

„Es würde vielleicht schneller gehen, wenn du nicht wie ein Ölgötze darum stehen würdest, sondern mir bei der Auswahl helfen würdest,“ wetterte Sam zurück.

„Sehe ich aus als hätte ich Ahnung von Kindersitzen?“

„Ich etwa? Also beweg deinen Hintern hier her und sag mir deine Meinung.“

„Sammy übst du etwa an mir deine väterliche Autorität?“

„DEAN!“

„Ist ja gut.“ Er ging zu Sam herüber, gab ihm Jenny und warf dann ebenfalls einen Blick auf die Auswahl an Kindersitzen. Sam sah ihm über die Schulter und nach ein paar Minuten fing er an die Endrundenmelodie der Fernseh-Quizshow Jeopardy zu pfeifen.

„Du kannst ja richtig witzig sein Sammy,“ sagte Dean.

„Was ist jetzt?,“ nörgelte der Jüngere.

„Nimm den hier. Laut dem Etikett hat er bei den Sicherheitstest gut abgeschnitten, er ist relativ preiswert und geeignet für Kinder bis zu drei Jahren.“

„Wer braucht Stiftung Warentest wenn er dich hat? Warum nicht gleich so?“ Sam gab Dean Jenny und packte den Kindersitz in den Einkaufswagen.

„Dein Daddy ist manchmal ein bisschen zickig, aber mach dir nichts draus,“ sagte Dean zu der Kleinen auf seinem Arm. Derweil gingen sie weiter durch den Laden.

„Ich bin nicht zickig.“

„Außerdem hat Daddy eine verklärte Selbstwahrnehmung.“ Sam drehte sich zu Dean um.

„Hör nicht auf ihn Jenny. Dein Onkel Dean weiß gar nicht wie man Selbstwahrnehmung buchstabiert,“ konterte Sam.

„Mistkerl.“

„Idiot.“ Sie kamen in einen Gang mit Milchpumpen.

„Okay, ich glaube hier sind wir falsch,“ sagte Dean.

„Definitiv,“ pflichtete Sam ihm bei und schnurstracks waren sie im nächsten Gang verschwunden. Hier gab es Folgemilchprodukte und andere Babynahrung.

„Woher soll man wissen was gut ist?,“ fragte Dean.

„Erwartest du etwa, dass sie hier einen Probierstand aufbauen?“

„Das wäre doch die Idee. Da würde der Absatz sicher steigen.“

„Ich denke wir sollten von allem was mitnehmen und sie später entscheiden lassen was ihr schmeckt,“ schlug Sam vor. Also wanderten einige Gläschen Babynahrung ebenfalls in den Einkaufswagen. Nach einer fünf minütigen Debatte hatten sie sich entschieden erstmal keinen Kinderwagen zu kaufen und wahren dem Ausgang ein ganzes Stück näher.

„Jetzt bleibt nur noch die Frage nach dem passenden Stofftier,“ meinte Dean.

„Stofftier? Was weißt du von Stofftieren?“

„Ich? Gar nichts. Aber alle Kinder haben welche. Nach deiner Geburt haben Mum und Dads Freunde dir welche mitgebracht als sie uns besuchen kamen.“

„Das weißt du noch?“ Sam legte ihm behutsam seine Hand auf die Schulter. Er wusste, dass es Dean immer mitnahm, wenn das Thema auf ihre Mutter kam.

„Ja. Natürlich habe ich keine Ahnung mehr wie die Leute hießen oder wie sie aussahen, aber alle fanden dich süß.“

„Hatte ich ein Lieblingsstofftier?“

„Das weiß ich nicht mehr. Aber ein paar Wochen bevor das mit Mum passiert ist hattest du üblen Brechdurchfall, das haben leider die meisten Stofftiere nicht überlebt und angesteckt hast du mich auch noch.“

„Tut mir leid Dean.“

„Kein Ding. Dafür habe ich dich mit Windpocken angesteckt, als ich sechs war.“

„Dann sind wir ja quitt.“ Sam lächelte.

„Schätze schon.“ Dean grinste.

„Also lassen wir sie ein Stofftier aussuchen.“ Sie traten auf eine Fläche auf der Babybetten aufgebaut waren. Diese waren mit Stofftieren dekoriert.

„Willst du jetzt mit ihr von Bett zu Bett gehen bis sie bei einem Stofftier ausschlägt wie ne Wünschelrute?,“ fragte Dean ihn.

„So in der Art.“ Der Ältere rollte mit den Augen und sah auf seine Armbanduhr. Sie waren schon ne gute Stunde in diesem Laden. Während Sam nun tatsächlich damit begann mit Jenny eine Runde um die Betten zu drehen betrachtete Dean den Einkaufswagen. Wo sollte er das alles im Impala nur unterbringen?

Oasis Plains Reloaded oder wehe es gibt wieder Killerinsekten

@all: Ich bemühe mich so schnell weiter hoch zuladen wie es geht. Hab die nächsten Kapitel schon auf dem Rechner. Muss halt überall noch mal für den Feinschliff dran. Ich hoffe, dass das mit dem Hochladen so klappt, dass ich euch ein schönes Geschenk am Ostermontag machen kann.
 

@Fine&L_Angel: Wie Sam es raus findet und wie er darauf reagiert, kommt wahrscheinlich in Kapitel 14 oder 15 und bald darauf passiert dann auch endlich mehr zwischen den beiden.
 

Weich, kuschelig, grün. Mit idealer knuddel Größe. Das war Speedy, die Schildkröte. Das Stofftier nach dem Jenny zielstrebig gegriffen hatte. Den Namen hatte Dean dem Plüschtier verpasst, eben weil Jenny sich so schnell dafür entschieden hatte. Kaum hatten sie den Laden mit etlichen Tüten verlassen, als eben dieses Kuscheltier auch schon mit Babyspucke getauft wurde. Sam nahm es ihr kurz aus der Hand.

„Kann man zum Glück in der Waschmaschine waschen,“ sagte der Jüngere. Der Rücksitz entpuppte sich als geräumiger als vorher angenommen. Alle Tüten fanden dort Platz. Sam hatte sich danach bereit erklärt in dem Imbiss vor dem Babyfachgeschäft was zu Essen zu besorgen während Dean den Kindersitz anbringen sollte.

„Ich weiß Baby, du stehst nicht auf Accessoires, aber glaub mir, es verschandelt dich nicht. Du bist auch weiterhin der Inbegriff von Perfektion und vollkommener Schönheit,“ sagte Dean zu seinem Baby nachdem er den Kindersitz angebracht hatte und streichelte geradezu liebevoll über das Dach des Wagens. Sam kam mit Jenny auf dem Arm und einem süffisanten Grinsen im Gesicht auf Dean zu.

„Weißt du was? Ihr zwei solltet euch mal eine hübsche, kleine Garage nehmen. Da kannst du ihr ungestört deine Liebesbekundungen zusäuseln.“

„Hör nicht auf ihn Baby. Er ist nur neidisch, weil wir uns so gut verstehen und außerdem hat er angst, dass ich dich lieber mag als ihn.“ Dean tätschelte den Kotflügel.

„Als könnte ich nach all den Jahren noch an deiner aufrichtigen Zuneigung zweifeln,“ sagte Sam ironisch und lächelte. Dann reichte er Dean ein in Papier eingewickelten Wrap.

„Was ist das?,“ fragte er Sam.

„Das ist ein Hähnchen – Wrap.“

„Nein, dass ist nur wieder einer deiner Versuche mir Gemüse unterzujubeln.“

„Irgendwo da drin ist auch Hähnchen Fleisch. Außerdem, Vitamine sind nicht schädlich Dean.“ Wie hatte Sam nur annehmen können, dass er erst heute Vater geworden war? Er zog doch schon die ganze Zeit mit einem 27 Jährigen durch die Gegend, der regelmäßig das Verhalten eines fünf Jährigen an den Tag legte. Er verweigerte den Verzehr von Gemüse und sprach mit seinem Auto. Dean sah Sam noch einmal skeptisch an, aß dann aber doch den Wrap, den Sam ihm gebracht hatte. Sam nickte zufrieden und aß seinen eigenen.

„Können wir los, oder möchten du und dein Wagen noch ein wenig alleine sein?,“ fragte er Dean als er aufgegessen hatte.

„Augenblick Sam, sie spricht zu mir. Mein Baby sagt, wenn du versprichst ihr etwas mehr Respekt zu zeigen und ihr niemals einen peinlichen Freizeitparkaufkleber ans Heck zu kleben, dürfen du und dein Mündel gerne weiter mit uns kommen.“

„Richte ihr aus, dass ich ihr für ihr überaus großzügiges Angebot danke und sie bei Bedarf auf eine Runde Benzin einladen werde.“

„Siehst du, Sammy mag dich auch,“ sagte Dean zu seinem Wagen.

„So und jetzt lass mich mal sehen wie du den Kindersitz angebracht hast.“

„Ich wusste nicht, dass die Kindersitzkommission mein Werk erst noch abnehmen muss.“

„Dein Werk ist ordentlich,“ sagte Sam nach einem prüfenden Blick.

„Super, krieg ich jetzt einen goldenen Stern?“

„Nein, aber du kannst einen Babykeks haben wenn du magst. Ich geh noch mal aufs Klo, schnall du sie in der Zwischenzeit an, damit wir aufbrechen können, wenn ich zurück bin.“

„Seit wann gibst du hier die Anweisungen?“

„Okay, dann gehe ich eben aufs Klo und du machst was du willst.“ Sam ging in den Laden.

Dean nahm die Packung Babykekse aus einer der Tüten und gab Jenny einen und nahm sich selber auch einen.

„Die sind gar nicht schlecht. Wenn du später mal Teeparty spielst musst du mich unbedingt einladen,“ sagte er zu der Kleinen. Nachdem er den Keks gegessen hatte, setzte er Jenny in den Kindersitz.

„Dann wollen wir mal,“ sagte er und machte sich daran sie festzuschnallen. Als Sam wieder aus dem Laden kam friemelte der Ältere immer noch an dem Gurt rum.

„Ich fass es nicht. Du kannst ein Gewehr in weniger als einer Minute zusammensetzen und verzweifelst an einem Dreipunktgurt?,“ sagte Sam und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Der Ältere warf ihm einen strafenden Blick zu.

„Dann versuch du dein Glück Einstein,“ sagte Dean resignierend und trat zur Seite. Sam beugte sich über seine Tochter und mit einem geschickten Handgriff hatte er den Gurt verschlossen.

„Das hast du doch heimlich geübt,“ sagte Dean und setzte sich schmollend hinters Lenkrad. Sam gab Jenny ihr neues Plüschtier und setzte sich dann neben Dean auf den Beifahrersitz.

„Du bist doch jetzt nicht etwa beleidigt, oder?“ Dean sagte nichts, sondern startete nur den Motor. Das er etwas nicht auf Anhieb hinbekam, hatte ein ganz klein wenig an seinem Ego gekratzt. Sam seufzte, als sie den Parkplatz verließen. Dann öffnete er das Handschuhfach, nahm einen Schokoriegel heraus und hielt ihm Dean hin. Auf dem Gesicht des Älteren deutete sich ein Anflug eines Lächelns an. Dean griff nach dem Schokoriegel. Sammy wusste definitiv, wie er ihn wieder auf seine Seite ziehen konnte. Sam lächelte. Ja, er hatte es jetzt mit zwei Kindern zu tun. Es blieb abzuwarten welches das schwierigere sein würde und im Moment konnte der Jüngere nicht mal sagen wer von den beiden niedlicher war. Jenny, die an ihrem Keks mümmelte oder Dean, der gerade in den Schokoriegel biss.
 

St. Paul 24 Stunden vorher. Bürogebäude der Firma Northern Trents Immobilien.

„Wenn sie denken, dass sie die Zügel jetzt locker lassen können, nur weil mein Vater tot ist haben sie sich geschnitten,“ sagte Carol Trent, Erbin einer der erfolgreichsten Immobilien Firmen in Minnesota, zu Thomas Mitchell, dem Projektleiter der neuesten errichteten Wohnanlage im Viertel Como Park, ein Viertel für Familien der gehobenen Mittelklasse.

„Von Zügel locker lassen kann gar keine Rede sein,“ versicherte Mr. Mitchell.

„Wie kommt es dann, dass sie erst 40% der Häuser in der Wohnanlage in Como Park verkauft haben?,“ wollte Carol Trent wissen.

„Ich weiß nicht, vielleicht sollten wir Winfields Idee noch ein wenig Zeit geben. Es wird schon anschlagen.“

„Winfields Idee eine Familie in einem Musterhaus wohnen zu lassen ist gut, das gebe ich zu. Wenn potentielle Käufer eine Familie im Haus wohnen sehen, können sie es sich besser vorstellen, wie es ist dort zu wohnen. Das ganze wirkt dann nicht so steril. Aber ich finde, es ist noch nicht weit reichend genug.“

„Sie meinen, sie wollen noch eine Familie engagieren?“

„Ja, aber nicht noch eine traditionelle amerikanische Familie. Das ist spießig und veraltet. Wir sollten aus dem vollen schöpfen, so viele unterschiedliche Zielgruppen wie möglich ansprechen und auch versuchen Menschen als Kunden zu gewinnen, die einer Minderheit angehören. Da draußen gibt es einen riesigen Markt, der nur darauf wartet erobert zu werden. Viele Firmen aus erfolgreichen innovativen Wirtschaftszweigen öffnen sich auch für Leute abseits des Mainstreams, zum Beispiel für Schwule und Lesben, Ausländer oder ethnische Minderheiten.“

„Und was wollen sie jetzt, dass ich tue?“

„Besorgen sie mir ein homosexuelles Paar, vorzugsweise mit Kindern und quartieren sie sie in einem der noch leer stehenden Häuser ein. Geben sie ihnen den gleichen Vertrag wie den Stillmanns. Für eine befristete Zeit kostenlose Unterkunft in dem Haus und eine Provision für jedes Haus, dass an eine Partei verkauft wurde, die sich in ihrem Musterhaus umgesehen hat. Sehen sie zu, dass die Anzeige bei den wichtigsten Suchmaschinen weit oben erscheint.“
 

North Platte, Gegenwart
 

„Diese Rippchen taugen nichts,“ sagte Dean und schmiss die Schale in den Abfall. Sie waren gegen 18 Uhr in North Platte erreicht und auch gleich ein nettes Motel gefunden. Dann lief wieder das bekannte Prozedere ab. Dean holte essen und Sam machte das, was Sam eben in der Zwischenzeit immer machte. Dean wusste es nicht.

„Warum hast du dann alle aufgegessen?,“ fragte Sam ihn während er seinen Salat aß.

„Weil ich Hunger hatte.“ Er ging ins Bad um sich die Hände zu waschen.

„Hast du das nicht immer?,“ scherzte Sam.

„Nein, wenn ich schlafe, dann nicht.“ Als er aus dem Bad kam nahm er Jenny auf den Schoss.

„Jetzt bist du dran,“ sagte der Ältere und begann damit die Kleine zu füttern. Als der Jüngere mit dem Essen fertig war setzte er sich mit seinem Laptop aufs Bett.

„Was machst du?,“ fragte Dean ihn.

„Ich werde uns eine angemessene Unterkunft in St. Paul suchen. Der Fall wird uns sicher ein paar Tage beschäftigen,“ meinte Sam und begann mit seiner Suche. Dean fütterte Jenny zu Ende und ließ sie dann ihr Bäuerchen machen.

„Hey Sam! Bärchen oder Erdbeeren?,“ fragte Dean den Jüngeren und hielt ihm die beiden Schlafanzüge hin, die sie Sams Tochter gekauft hatten.

„Nimm den mit den Bärchen,“ meinte Sam.

„Okay. Dann wollen wir dich mal Bett fertig machen,“ sagte Dean und zog die Kleine um.

„Ich habe übrigens über den Fall nachgedacht. Vielleicht ist es der Geist eines Verwandten der Busunglücksopfer,“ sagte Dean und schaffte es gerade eben die Hose des Schlafanzugs über Jennys bewindelten Po zu ziehen.

„Das wäre möglich. Wir werden dass dann übermorgen überprüfen.“

„So, jetzt gibt dein Daddy dir noch einen gute Nacht Kuss und dann wird geschlafen,“ sagte Dean, küsste sie auf die Wange und gab sie dann Sam. Der Jüngere legte seinen Laptop zur Seite und nahm Jenny auf den Arm. Dean setzte sich aufs Bett und blätterte durch eine Tageszeitung, die sie gratis zu ihrem Zimmer bekommen hatten.

„Schlaf schön Kleines,“ sagte Sam und gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange. Dann legte er sie in die bereits von ihm liebevoll hergerichtete Kommodenschublade in der schon die Plüschschildkröte auf sie wartete.

„Ich wundere mich, dass sie so wenig schreit,“ sagte Dean.

„Vielleicht hat sie das Stadium schon hinter sich,“ meinte Sam, strich seiner Tochter noch ein Mal über den Kopf und setzte sich dann wieder aufs Bett.

„Jedenfalls scheint sie sich bei uns wohl zu fühlen.“

„Hoffen wir, dass es auch so bleibt,“ sagte Sam mit sorgenvoller Miene.

„Wie heißt es so schön, der Mensch wächst mit seinen Aufgaben. Ich denke, du wirst ein guter Vater Sammy,“ sagte Dean und lächelte.

„Meinst du das ernst?,“ fragte Sam skeptisch.

„Ja und sollte ich mich wiedererwartend irren, wozu gibt es Therapeuten,“ neckte Dean ihn.

„So verkorkst unsere Kindheit war bräuchten wir auch einen.“

„Hey, ich habe mir alle Mühe gegeben es dir so angenehm wie möglich zu machen.“

„Ich weiß. Meine größte Angst ist, dass ich die Fehler die Dad bei uns gemacht hat wiederhole,“ sagte Sam.

„Vielleicht stellst du in den nächsten Jahren fest, dass es manchmal einfach nicht anders geht. Jedenfalls hast du im Gegensatz zu Dad schon mal einen entscheidenden Vorteil.“

„Welchen?“

„Du hast mich, dass kann ich nur immer wieder betonen.“

„Das ist wirklich ein Vorteil.“

„Und vielleicht findest du ja auch noch einen Frau für dich, dann hätte Jenny eine Mutter.“

„Wann soll ich denn in unserem Job und mit einem Kind auch noch Zeit finden auf Brautschau zu gehen?“

„Warte es ab Sammy, das Leben und besonders unser Leben steckt voller Überraschungen.“

„Ich glaube du hattest ein Bier zu viel.“

„Ich hatte nur eins.“

„Was meinst du was Dad zu seiner Enkelin sagen wird?,“ fragte Sam ihn.

„Ich weiß es nicht, aber wahrscheinlich werdet ihr euch wieder streiten und mich in den Wahnsinn treiben, so wie immer.“

„Wir streiten uns nicht immer.“

„Stimmt, ihr seid einfach nur selten mal einer Meinung.“

„Und du bist zu oft seiner Meinung.“

„Es muss sich wohl alles ausgleichen. Ich bin das Yin zu deinem Yang oder andersrum.“

„Dann hoffe ich, dass Jenny von beidem was abbekommt.“

„Und ich brauch noch ein Bier. Willst du auch eins?“

„Ja, danke.“ Dean reichte ihm die Flasche, dann las er weiter in der Zeitung während Sam sich wieder zu seinem Laptop zu wand. Eine halbe Stunde später war Dean mit der Zeitung durch und sah zu Sam herüber, der sich den Schreibblock der in ihrem Zimmer lag genommen hatte und sich nun etwas notierte.

„Hast du endlich ein Motel gefunden?,“ fragte Dean ihn.

„Nein, ich habe was viel besseres gefunden.“

„Ach ja? Was denn?,“ wollte Dean wissen.

„Erinnerst du dich noch an Oasis Plains?“

„Die angelegte Wohnsiedlung in der es vor Killer Insekten nur so wimmelte?“

„Genau. Ich habe hier eine Anzeige gefunden. In St. Paul gibt es eine ähnliche Wohnanlage.“

„Und? Willst du das Limit unserer gefälschten Kreditkarten überziehen und dich da einmieten?,“ fragte Dean. Er wusste nicht worauf Sam hinaus wollte.

„Das ist nicht nötig. In der Anzeige suchen sie jemanden, der für eine Zeit in einem Musterhaus wohnt und ab und zu Interessenten, die mit einem Makler vorbei kommen, das Haus zeigt.“

„Und warum denkst du, dass die dafür jemanden wie uns suchen.“

„Weißt du noch was das Motto von Larry Pikes Firma war?“

„Wie gesagt, ich erinnere mich nur noch an die Killerinsekten, ach ja und natürlich an die Dampf Dusche,“ sagte Dean.

„Okay, dann werde ich deine Erinnerungen mal auffrischen. Das Motto war: Wir akzeptieren Hauseigentümer jeder Rasse, Religion, Hautfarbe oder sexuellen Orientierung. Und wie es der Zufall will scheint das auch bei Northern Trents Immobilien das Motto zu sein, denn sie suchen für diesen Job ein homosexuelles Paar, vorzugsweise mit Kindern.“

„Stopp! Red nicht weiter. Denn wenn du vorhast das vorzuschlagen, was ich denke, dann flippe ich aus,“ sagte Dean und hob abwährend die Hand.

„Komm schon Dean,“ sagte Sam.

„Kommt nicht in Frage Sam. Vergiss es. Ich werde nicht mit dir Pärchen spielen, nur damit wir ne gratis Unterkunft kriegen,“ sagte Dean aufgebracht nachdem Sam ihm die Anzeige vorgelesen hatte.

„Dean, so oft wie man uns für ein Paar hält, könnten wir das doch auch ein Mal zu unserem Vorteil nutzen,“ versuchte Sam ihn zu überreden.

„Ich habe nein gesagt,“ bekräftigte der Ältere seine Meinung. Plötzlich schrie Jenny. Sam nahm sie hoch und wiegte sie in seinen Armen, so wie es in einem der Babyratgeber beschrieben wurde.

„Willst du das sie Seekrank wird?,“ fragte Dean und nahm sie ihm. Bei Sam hatte sich nur die Lautstärke verändert, bei Dean beruhigte sie sich langsam. Sam fragte sich wie sein Bruder das anstellte.

„Du bleibst also stur bei einem nein?,“ fragte Sam ihn noch einmal.

„Ja, ich werde diesen Leuten nicht vorlügen das wir eine Beziehung haben.“ Er gab dem Jüngeren seine Tochter wieder.

„Dean, wir belügen doch eh schon so gut wie jeden. Ich verstehe nicht, wo dein Problem ist.“

„Mein Problem ist, dass es falsch ist,“ sagte Dean, klang aber nicht sonderlich überzeugend.

„Bist du nicht schon zu Alt um noch Prinzipien zu entwickeln? Schau, es wäre so doch viel angenehmer für uns alle. Kannst du bitte über deinen Schatten springen, für Jenny und mich?“ Beide schienen synchron ihren Welpenblick aufzusetzen. Dean schluckte. Einem Wendigo gegenüberstehend war er standhaft geblieben, aber gegen diesen Doppelschlag war er machtlos. Dieser Blick sollte verboten werden. Dean seufzte.

„Na gut. Aber wenn ich da nur ein Insekt sehe bin ich weg.“ Sams Hundeblick wich einem widerlich zufriedenem Siegerlächeln. Worauf hatte er sich da nur eingelassen?

Hausbesitzer auf Zeit

So, weil so viele auf eine baldige Fortsetzung hoffen hier das nächste Kapitel.

@kaliel: Ich schreib nichz zu schnell, du liest zu langsam ;-)

@all: Vielen Dank für die Kommis
 

Den nächsten Tag brauchten sie um von North Platte nach St. Paul zu fahren. Sam musste Dean immer wieder gut zureden, damit er es sich nicht noch einmal anders überlegte. Auf der Fahrt musste er ihm drei Stück Kuchen kaufen, um ihn bei Laune zu halten. Jetzt waren sie für nur eine Nacht, so hoffte Sam, in einem Motel abgestiegen. Dean badete Jenny während der Jüngere mit diesem Mr. Mitchell, der als Kontaktperson in der Anzeige angegeben war, telefonieren wollte. Wenn Sam Glück hatte, würde er den Mann noch in seinem Büro erreichen. Er wählte die Nummer.

„Nothern Trents Immobilien, Thomas Mitchell am Apparat,“ meldete sich der Mann.

„Hallo, ich rufe wegen der Anzeige auf ihrer Homepage an…..Ja, genau wegen des Musterhauses. Sie suchen doch ein homosexuelles Paar?“

„Ich bin froh, dass sie anrufen. Ich hatte schon befürchtet, es würde sich niemand auf die Anzeige melden. Meine Chefin sitzt mir gewaltig im Nacken deswegen.“

„So gut wie die Anzeige platziert war, konnte man sie eigentlich nicht übersehen. Ich hätte nicht gedacht, dass sie wenn ich anrufe noch Bedarf haben.“

„Wie gesagt, sie sind der erste der deswegen angerufen hat. Wenn sie die Anzeige gründlich gelesen haben, dann wissen sie ja, dass wir ein Paar mit Kindern bevorzugen würden. Haben sie Kinder?,“ wollte Mr. Mitchell wissen.

„Ja, mein…“ Sam suchte kurz nach dem passenden Ausdruck.

„Also mein Partner und ich haben eine neun Monate alte Tochter.“

„Das ist ja wunderbar, dann passt das kleine Job Angebot ja perfekt auf sie. Sagen sie, hätten sie morgen Zeit bei uns im Büro vorbeizukommen, damit ich sie kennen lernen und sie meiner Chefin vorstellen kann?“

„Ja, das ist kein Problem.“

„Gut, dann seien sie um 10 Uhr da. Die Adresse haben sie, oder?“ Sam nannte die Adresse, die er sich gestern aus dem Internet herausgeschrieben hatte.

„Ja, das ist die richtige Adresse. Mein Büro ist im siebten Stock. Ist prima ausgeschildert, das finden sie im nu.“

„Okay, dann würde ich sagen, wir sehen uns morgen,“ sagte Sam freundlich.

„Bis morgen und danke. Sie haben mir den Feierabend versüßt.“ Beide legten fast gleichzeitig auf. Dann ging Sam ins Bad um Dean von dem Telefonat zu erzählen. Sam schien seinen Bruder falsch verstanden zu haben, denn dieser hatte offensichtlich nicht Jenny baden wollen, sondern mit Jenny. Dean saß mit der Kleinen, die quietsch vergnügt planschte, in der Badewanne. Der Badeschaum hatte sich bereits verflüchtigt, somit hatte Sam freies Blickfeld, für wirklich jedes von Deans Körperteilen. Sam wurde leicht rot und drehte sich sofort um.

„Entschuldige, ich dachte, du hättest gesagt, du wolltest Jenny baden,“ sagte der Jüngere hastig.

„Schon okay Sam. Und wie du siehst bade ich sie doch. Genauer gesagt sind wir gerade fertig. Da drüben liegen die Handtücher. Holst du Jenny raus?“

Sam, dem seltsamerweise auf einmal ganz heiß geworden war, schnappte sich das Handtuch und hielt es so, dass Deans edle Teile nicht zu sehen waren. Sam war sich sicher, dass wenn er seinen Bruder noch einmal in seiner vollen Pracht sehen würde, er garantiert die Farbe einer reifen Tomate annehmen würde. Dann wickelte er seine Tochter in das Handtuch.

„Sam, würde es deine Fähigkeiten übersteigen, mir auch ein Handtuch zu geben?“

„Natürlich nicht,“ stotterte Sam.

„Und du willst mit mir ein schwules Paar spielen, dass kann ja was werden,“ sagte Dean, dem nicht entgangen war, dass Sam die Angelegenheit hier sichtlich peinlich war. Er nahm das Handtuch entgegen, dass Sam ihm reichte. Der Jüngere trug Jenny aus dem Bad, damit Dean platz hatte um aus der Wanne zu steigen. Sam war immer noch heiß. Natürlich war ihm heiß, schließlich stand ihm noch eine leichte Röte ins Gesicht. Komischerweise hatte sich die Hitze in seinem gesamten Körper ausgebreitet. Dean kam kurz darauf mit einem Handtuch um die Hüften aus dem Bad.

„Was hat dein Telefonat ergeben?,“ fragte er Sam.

„Oh, wir sollen uns morgen um 10 Uhr mit ihm in seinem Büro treffen. Er will uns kennen lerne und seine Chefin muss das ganze wohl auch noch absegnen. Jedenfalls sind wir bis jetzt die einzigen Bewerber.“

„Hätte mich auch gewundert, wenn sich plötzlich eine Möglichkeit aufgetan hätte um um die Sache herum zu kommen,“ sagte der Ältere und nahm saubere Klamotten aus der Tasche neben seinem Bett.

„Sieht nicht so aus,“ sagte Sam und ließ seinen Blick über Deans Körper gleiten. Er wollte es nicht, aber er tat es.

„Willst du auch noch duschen? Dann ziehe ich Jenny an.“

„Ähm, ja. Das wird wohl das Beste sein, dann müssen wir morgen nicht so früh aufstehen,“ sagte Sam, riss seinen Blick von Deans Bauchmuskeln los und verschwand im Bad.

„Irgendwie verhält sich dein Daddy heute merkwürdig,“ sagte Dean zu Jenny, die eingewickelt in ein Handtuch auf Sams Bett lag. Dem Älteren war aufgefallen, dass Sam ihn irgendwie den ganzen Tag seltsam angesehen hatte. Das ihm das nur aufgefallen war, weil er Sam ebenfalls beobachtet hatte, war ihm gar nicht bewusst. Schnell zog sich Dean an. Dann trocknete er Sams Tochter zu Ende ab, legte ihr eine frische Windel an und zog ihr dann den Bärchen Schlafanzug an. Ihr Harr war noch etwas nass, so rubbelte Dean ihr den kleinen Wuschelkopf trocken. Währenddessen stand Sam unter der Dusche. Was zum Teufel war das eben? Wieso konnte er seinen Blick kaum von Dean abwenden und warum war ihm noch immer so furchtbar heiß? Dean war sein Bruder. Seinen Bruder betrachtete man nicht so wie er es den Tag über getan hatte. Was auch mit ihm los war, er musste es unterbinden. Er stellte das Wasser etwas kälter. Zehn Minuten später kam er aus dem Bad, ebenfalls nur mit einem Handtuch um die Hüften. Dean war gerade dabei Jenny mit der Babybürste, die sie am Vortag gekauft hatten zu bürsten. Der Ältere folgte Sam mit seinem Blick. Er sah verdammt gut aus. Es war Dean schleierhaft, warum der Jüngere seinen gut gebauten Körper immer unter mehreren Schichten Oberbekleidung versteckte. Würde er das nicht tun könnte er sicher mehr Frauen abschleppen als er. Aber Sam war kein Aufreißer und irgendwie war Dean froh darüber. Sam schnappte sich seine Schlafshorts und ein T-Shirt und verschwand im Bad. Dean seufzte. Wenn Sam irgendwann wieder anfangen würde mit Frauen auszugehen, wäre es sicher nicht mehr so leicht auf ihn aufzupassen. Es war besser, wenn er seinen großen Wuschelkopf und Wuschelkopf Junior in seiner direkten Nähe hatte. Und genau dort gehörten die beiden auch hin, zu ihm. Dean dachte wieder an diesen verflixten DNA-Test. Und ihm wurde bewusst, dass er eigentlich nicht zu ihnen gehörte. Sein Name war zwar Dean Winchester, aber wer war er wirklich? Denn offensichtlich war er nicht Sams Bruder und somit auch nicht John Winchesters Sohn. Also wer war er? Wie sollte er es heraus finden? Wollte er es überhaupt heraus finden? Viel wichtiger jedoch die Frage woher dieser Dämon wusste, dass er nicht Sams Bruder war? Warum wussten diese Höllenwesen überhaupt soviel über sie? Der Dämon im Flugzeug damals hatte das von Jessica gewusst. Gab es etwa da unten in der Hölle einen Winchester Rundbrief jede Woche? Vielleicht sollten sie den nächsten Dämon den sie trafen mal fragen ob er weiß wo John ist. Sam kam angezogen wieder aus dem Bad.

„Ich glaube, wenn du sie noch weiter kämmst, bekommt sie eine Glatze,“ sagte Sam zu Dean, der ganz in Gedanken versunken Jenny immer noch das Haar bürstete.

„Dean?“ Sam wedelte mit seiner Hand vor dem Gesicht seines Bruders herum. Dies riss den Älteren aus seinen Gedanken und er blinzelte.

„Was hast du gesagt?;“ fragte er Sam.

„Ich glaube, du hast sie jetzt gründlich genug gekämmt,“ sagte Sam belustigt. So in Gedanken verloren kannte er Dean gar nicht. Grübeln war sonst eigentlich sein Part. Dean legte die Bürste auf den Nachttisch.

„Es wird Zeit zum schlafen gehen junge Dame,“ sagte Sam zu Jenny. Dieses Hotel hatte leider nur eine sehr kleine Kommode, dafür aber zwei große Sessel, die Dean zusammen gestellt hatte. Hergerichtet mit Laken und Kissen, sah das sogar mehr nach Kinderbett aus als die Tage zuvor. Sam gab ihr einen gute Nacht Kuss und legte sie hin. Dean hatte derweil seine Tasche aufs Bett gelegt und begutachtete seine Klamotten.

„Was machst du da?,“ fragte Sam Dean.

„Sam, habe ich irgendwelche Klamotten in denen ich schwul aussehe?,“ fragte der Ältere ernst. Sam musste lachen.

„Dean, bleib locker. Du musst dich morgen doch nicht verkleiden. Man kann einem Menschen an seiner Kleidung doch nicht seine sexuelle Orientierung ansehen.“

„Okay. Ich bin nur etwas gehemmt. Ich kann zwar einen FBI Agenten spielen, aber dass hier ist ne völlig neue Situation.“

„Für mich auch, aber wenn du dich zusammen reist und mir mal für ein paar Minuten keinen blöden Spruch reindrückst wird das schon klappen.“

„Es muss ja klappen, deine Pläne sind noch nie schief gelaufen.“ Dean hatte seine Anziehsachen wieder in die Tasche gestopft.

„Apropos Plan. Wenn wir morgen Nachmittag noch Zeit haben sollte, wird es Zeit, dass wir uns an den Fall machen,“ sagte Sam.

„Wenigsten etwas an dem Tag wovon ich Ahnung habe,“ sagte Dean und legte sich ins Bett. Sam tat es ihm gleich.

„Hey Dean, du denkst doch nicht, dass die wollen, dass wir uns küssen, oder?“

„So ein Quatsch Sam. Das geht die gar nichts an.“ Der Ältere sah zu Sam herüber. Wenn er eine Frau wäre, würde er Sammys Lippen überaus küssenswert finden, aber er war ja keine Frau. Er gähnte.

„Ich sage dir was Sam, ich fahre nie wieder so lange am Stück. Jetzt wo wir Jenny dabei haben, kann ich ja nicht mal die Musik so laut machen, dass es mich wach hält.“

„Du könntest mich fahren lassen,“ schlug Sam vor.

„Träum weiter Sammy.“

„Ich habe einen gültigen Führerschein und du hast mich doch schon mal fahren lassen.“

„Da kann ich unmöglich klar bei Verstand gewesen sein.“

„Irgendwie muss ich dir da Recht geben. Du warst entweder übermüdet oder hattest noch zu viel Restalkohol im Blut.“

„Und dazu werde ich es ganz sicher nicht mehr kommen lassen.“

„Dann müssen dein Baby und ich uns wohl weiter heimlich treffen.“

„Mein Baby ist mir treu, außerdem steht sie nicht auf Klugscheißer mit Wuschelkopf.“

„Idiot.“

„Mistkerl.“

„Gute Nacht Dean.“

„Sammy, wir sind nicht bei den Waltons. Schlaf gut.“
 

„Welches Stockwerk war es noch mal?,“ fragte Dean Sam, als sie am nächsten Morgen den Aufzug im Bürokomplex der Nothern Trents Immobilien Firma betraten.

„Siebte Etage,“ sagte Sam, der Jenny auf dem Arm hielt. Sie war heute quengelig, Dean meinte, dass liege am Zahnen. Daraufhin hatte Sam ihr den Beißring gegeben und sie hörte auf zu weinen, aber so umgänglich wie an den Tagen zu vor war sie nicht. Die Fahrstuhltür schloss sich und dann fuhren sie nach oben. Dean warf einen Blick auf die Schilder nachdem sie im siebten Stock ausgestiegen waren. Es war wirklich sehr gut ausgeschildert. Mr. Mitchell saß in Raum 703. Vor seinem Büro hatte man eine kleine Arbeitsnische eingerichtet. Eine etwa 40 jährige, pummelige blinde Frau saß in der Nische. Wahrscheinlich war sie Mr. Mitschells Sekretärin.

„Was kann ich für sie tun?,“ fragte die Frau sie freundlich.

„Wir haben einen Termin mit Mr. Mitchell,“ sagte Sam.

„Der 10 Uhr Termin, verstehe. Folgen sie mir,“ sagte sie mit einem warmen Lächeln. Sie klopfte und nach einem herein, öffnete sie die Tür und führte die drei ins das Büro.

„Mr. Mitchell ihr 10 Uhr Termin ist da.“

„Danke Dina. Bringen sie uns doch einen Kaffee bitte,“ sagte er höflich zu ihr und bat Sam und Dean platz zu nehmen.

„Und vielleicht eine zerquetschte Banane für den kleinen Spatz?,“ fragte sie und deutete auf Jenny. Sam sah sie überrascht an.

„Danke, dass wäre zu freundlich,“ sagte Dean. Dina nickte und trat dann aus dem Büro.

„Dina ist eine gute Seele. Sie liebt Kinder, leider hat sie keine eigenen, darum nutzt sie jede Gelegenheit sich um die Kinder der Mitarbeiter zu kümmern, wenn sie mal am Nachmittag hier sind, wenn mal zu Hause niemand ist, der auf sie aufpassen könnte,“ plauderte Mr. Mitchell aus dem Nähkästchen. Jenny fing wieder an zu weinen.

„Gib sie mir,“ meinte Dean und nahm sie Sam ab. Er war der Meinung der Jüngere sollte mit diesem Mr. Mitchell reden, er würde von Zeit zu Zeit ein paar Floskeln einfließen lassen.

„Es tut mir leid. Ich war gestern so aufgedreht weil sie sich auf die Anzeige gemeldet haben, dass ich ganz vergessen hatte, sie nach ihrem Namen zu fragen.“

„Ich bin Sam Winchester, das ist mein Partner Dean Hammett und das ist unsere kleine Jenny,“ stellte Sam seine Familie vor. Scheinbar um ihren Namen zu untermauern, schrie Jenny laut auf.

„Was hat sie denn, das arme Ding?,“ erkundigte sich Mr. Mitchell.

„Sie kriegt Zähne,“ antwortete Dean und strich ihr die Tränen aus dem Gesicht. Dina kam mit dem Kaffee und der zermatschten Banane herein.

„Das ging aber schnell,“ sagte Sam.

„Dina ist von der schnellen Truppe,“ sagte Mr. Mitchell.

„Danke Dina,“ sagte Dean als sie ihm den Teller reichte.

„Kann ich sonst noch etwas für sie tun?,“ fragte sie.

„Ja, bitten sie doch Miss Trent in mein Büro. Sagen sie ihr es geht um das Projekt in Como Park,“ sagte ihr Chef.

„Mach ich.“ Sie verließ wieder das Büro. Dean fütterte Jenny mit dem Bananenbrei.

„Was machen sie beruflich, wenn ich fragen darf?“

„Dean ist Automechaniker und ich bin Rechtsanwaltsgehilfe,“ erzählte Sam.

„Interessant. Wie lange sind sie schon zusammen?“

„Schon ewig,“ sagte Dean.

„Ziemlich lange,“ pflichtete Sam ihm bei.

„Und warum haben sie auf unsere Anzeige geantwortet?“

„Na ja, wie sie sich sicher vorstellen können verdienen wir in unseren Jobs nicht gerade Millionen. Wir wohnen im Moment in einer drei Zimmerwohnung und dachten uns machen wir doch mal so was wie Urlaub von unseren eigenen vier Wänden und nutzen die Chance mal ein Eigenheim zu testen. Vielleicht lohnt es sich ja doch einen Kredit für die Finanzierung eines eigenen Hauses aufzunehmen,“ sagte Sam. Er hatte vorher mit Dean besprochen was sie so ungefähr sagen wollten und daher fiel ihm das Lügen wesentlich leichter als sonst.

„Verstehe. Ich kann ihnen sagen, dass unsere Häuser mit dem neusten Komfort ausgestattet sind. Sie werden sich sicher wohl fühlen.“

„Heißt dass, sie nehmen uns?,“ fragte Dean.

„Ja, soweit meine Chefin nichts dagegen hat.“ Das Telefon klingelte. Mr. Mitchell drückte auf einen Knopf und dann war Dinas Stimme zu hören.

„Miss Trent wird in etwa fünf Minuten zu ihnen kommen,“ sagte sie.

„Danke Dina.“

„Und ich habe das richtig verstanden, dass sie uns bezahlen, dafür dass wir in einem von ihren Häusern leben?,“ fragte Dean ihn.

„Ja, sie wohnen in dem Musterhaus und begleiten Makler mit potentiellen Kunden durch das Haus wenn sie zu einer Besichtigung kommen. Die Besichtigungen werden natürlich immer mindestens einen Tag vorher angemeldet, damit ihr Privatleben so wenig wie möglich gestört wird. Ich habe das vorhin mal kurz überschlagen. Ich schätze, dass wir noch ungefähr einen Monat brauchen eh wir auch die restlichen Häuser verkauft haben. Das wäre dann auch der Zeitraum den sie in etwa in dem Haus wohnen werden. Aber keine Sorge wir geben ihnen rechtzeitig bescheid wenn sie wieder raus müssen.“

„Wie viel Geld bekommen wir denn dafür?,“ fragte Sam.

„Das hängt davon ab wie viele Leute sich zu einem Kauf entschließen. Wir haben noch ein anderes Paar in einem Musterhaus untergebracht. Ganz nette Leute.“

„Wofür brauchen sie dann noch ein zweites Paar?,“ fragte Sam.

„Nun ja, Miss Trent meinte wir sollten möglichst viele unterschiedliche Zielgruppen ansprechen, daher hat sie darum gebeten, dass wir ein gleichgeschlechtliches Paar engagieren,“ erklärte er den beiden. Es klopfte und Miss Trent kam herein.

„Guten Morgen die Herren,“ begrüßte sie die drei Männer und schüttelte zuerst Sam und dann Dean die Hand, der zunächst etwas Bananenbrei von seiner Hand wischen musste.

„Ich hoffe Mr. Mitchell hat bis jetzt all ihre Fragen beantworten können.“

„Ja, wir sind eigentlich so gut wie durch´,“ sagte Thomas.

„Das trifft sich gut. Ich habe nämlich eben aus der Rechtsabteilung den Vertrag abgeholt. Sie müssen nur noch den Namen der beiden einsetzen und sie müssen dann unterschreiben.“

„Haben sie noch Fragen?,“ erkundigte sich Mr. Mitchell.

„Ja, wann können wir einziehen?,“ fragte Sam.

„Von uns aus sofort nach Vertragsabschluss,“ sagte Miss Trent. Thomas drückte eine Taste an seinem Telefon und sprach dann mit Dina.

„Dina fragen sie Angela ob sie gleich für etwa eine Stunde Zeit hätte.“

„Wird gemacht. Ich melde mich dann wieder.“

„Wer ist Angela?,“ fragte Dean. Jenny hatte sich mittlerweile wieder beruhigt.

„Eine unserer Maklerinnen,“ antwortete Thomas. Er war bereits mit dem Vertrag beschäftigt.

„Könnten sie mir freundlicherweise für einen Augenblick ihre Ausweise überlassen?,“ bat er die beiden. Sam und Dean holten ihre Brieftaschen heraus und reichten Thomas dann ihre Ausweise. Dieser fing an verschiedene Zeilen auszufüllen.

„Wie lange sind sie schon zusammen?,“ wollte Miss Trent wissen.

„Ziemlich lange,“ sagte Sam wieder.

„Wie haben sie sich kennen gelernt?“

„Na ja, eigentlich kennen wir uns schon ewig,“ sagte Sam,

„Ja und was als Freundschaft begonnen hatte wurde irgendwann mehr,“ sagte Dean.

„Das ist ja richtig romantisch,“ meinte sie. Sam lächelte verlegen als Dean seine Hand tätschelte. Es klopfte an der Tür und eine etwa 35 jährige Brünette kam herein.

„Ah, Angela. Schön das du Zeit hast. Das sind…,“ begann Miss Trent.

„Sam Winchester und Dean Hammett,“ stellte Sam sie beide vor.

„Freut mich,“ sagte Angela. Thomas war nun scheinbar fertig mit dem Vertrag.

„Ist das zweite Musterhaus bezugsfertig?,“ fragte er seine Mitarbeiterin.

„Ja, das einzige was noch zu machen wäre, ist das Kinderbett aufzubauen. Wir wussten vorher ja nicht wie alt das bzw. die Kinder sein würden. Aber ich denke wir sollten es hinkriegen, dass das passende Bett noch heute geliefert wird.“

„Wunderbar Angela. Machst du dann gleich mit den beiden die große Führung und zeigst ihnen alles?,“ fragte Thomas sie.

„Ja, kein Problem. Parken sie unten auf dem Parkplatz?,“ fragte sie Dean. Er nickte.

„Gut, dann treffen wir uns gleich da. Sie können mir dann hinterher fahren. Ich bin dann gleich bei ihnen. Ich werde nur eben die Möbelfirma wegen des Bettes anrufen.“

„Vielen dank Angela,“ sagte Mr. Trent. Angela nickte und verließ dann das Büro. Thomas gab den beiden ihre ausweise zurück.

„So, dann müssen sie beide nur noch an den gekennzeichneten Stellen unterschreiben,“ sagte er und reichte Sam Vertrag und Kugelschreiber. Sam las sich alles kurz durch.

„Er ist Rechtsanwaltsgehilfe,“ sagte Thomas zu Miss Trent. Diese nickte verstehend. Als sam den Vertrag für gut befunden hatte unterschrieb er und tauschte dann den Vertrag gegen Jenny, damit Dean auch unterschreiben konnte. Als dies geschehen war sagte Miss Trent:

„Herzlichen Glückwunsch, jetzt sind sie Hauseigentümer auf Zeit.“

Die erste Woche

Anmerkung: Mehrere kleine Kapitel hintereinander um die Handlung etwas voran zu bringen
 

Der Einzug:
 

Die beiden staunten nicht schlecht, als Angela die Tür zu dem Musterhaus öffnete. Das Haus war wirklich mit der neusten Technik ausgestattet. Es hatte eine ähnliche Architektur wie das Haus von Jennys Großmutter. Unten war die Küche, eingerichtet mit einer sehr modernen Einbauküche und das Wohnzimmer. Dean klebte bereits an dem großen Plasmafernseher. Sam musste ihn ein paar Mal auffordern Angela und ihm nach oben zu folgen. Ein kleiner Zwischenraum zwischen Küche und Wohnzimmer beherbergte ein Esszimmer. In der oberen Etage befanden sich drei Zimmer und ein großes Bad mit Badewanne und separater Dusche. Im Erdgeschoss gab es noch ein Gäste WC.

„Das hier wird das Kinderzimmer. Ich hoffe der sandfarbene Anstrich ist in Ordnung für sie. Ich habe mit der Möbelfirma telefoniert. Gegen halb fünf liefern sie die Einrichtung. Es ist für alles gesorgt. Bettchen, Wickelkommode, Kleiderschrank und noch ein paar andere Dinge,“ versicherte Angela ihnen als sie den dreien das noch leere Zimmer zeigte.

„Ihre Firma betreibt wirklich einen ziemlich großen Aufwand,“ meinte Dean.

„Ja, aber mit den Provisionen die ich bei diesem Projekt verdiene kann ich mir endlich den lang ersehnten Urlaub in Cabo San Lucas leisten. Waren sie schon mal da?,“ fragte sie die beiden. Sam schüttelte den Kopf.

„Wir fliegen nicht. Niemals,“ sagte Dean.

„Er hat Flugangst,“ erklärte Sam.

„Eine Freundin von mir bietet dazu ein Seminar an. Ihre Klienten haben ihre Flugangst alle überwunden. Vielleicht wäre das was für sie,“ meinte Angela und führte sie in eines der Schlafzimmer.

„Das wäre vielleicht eine gute Idee für ein Weihnachtsgeschenk,“ sagte Sam und grinste.

„Das wird garantiert nicht auf meinem Wunschzettel stehen,“ sagte Dean. Angela lächelte.

„Die beiden Schlafzimmer haben beide ein großes Bett. Sie können also beide als ihr Schlafzimmer verwendet werden.“

„Welches Zimmer findest du schöner Schatz?,“ fragte Sam Dean.

„Das können wir ja dann später entscheiden. Ich glaube ich sollte mir das Wohnzimmer noch mal ansehen,“ sagte Dean und ging wieder nach unten. Sam, mit Jenny auf dem Arm und Angela folgten ihm.

„Ihr Freund scheint unglaublich angetan von dem Fernseher zu sein,“ sagte Angela zu Sam und lächelte. Dean stand vor dem Fernseher und betrachtete ihn wie ein Pilger, das Turiner Grabtuch. Sam lächelte ebenfalls.

„So, jetzt haben sie alles gesehen. Wenn sie noch fragen haben, hier ist meine Karte. Und natürlich die Schlüssel für das Haus.“

„Danke Angela,“ sagte Sam.

„Also, ich werde euch dann mal alleine lassen. Ich habe in einer halben Stunde einen Termin. Wir sehen uns sicher noch öfter und denken sie dran um halb fünf kommt das Kinderzimmer, dann sollten sie auf jeden Fall hier sein.“

„Aufwiedersehen Angela,“ sagte Dean ohne seinen Blick vom Fernseher abzuwenden. Er hatte die Fernbedienung gefunden. Angela lachte und verließ dann das Haus.

„Dean, ich weiß du freust dich über das neue Spielzeug, aber könntest du mir vielleicht erstmal helfen unsere Sachen aus dem Wagen zu holen ehe du dich näher vertraut mit ihm machst?,“ fragte Sam ihn. Dean antwortete nicht auf die Frage. Sam seufzte.

„DEAN! Wenn du mir nicht hilfst werde ich deinem Baby brühwarm von deiner neuen Flamme erzählen,“ drohte er seinem Bruder. Das beeindruckte Dean dann doch soweit, dass er die Fernbedienung auf den Couchtisch legte und Sam zum Impala folgte.

„Geht doch,“ sagte der Jüngere als sie ein paar Minuten später all ihre Sachen, mit Ausnahme der Waffen natürlich, ins Haus gebracht hatten.

„So und was kommt jetzt als nächstes?,“ fragte Dean.

„Ich dachte du hast was dagegen, dass ich die Kommandos gebe?“

„In diese Sache nicht, da kann mir ein bisschen Führung deinerseits sicher nicht schaden. Gib mir also was zu tun, ehe mich dieser wundervolle Fernseher wieder in seinen Bann zieht.“

„Gut, dann kümmere dich um Jenny während ich unsere Sachen in die Schränke räume. Ach, welches Zimmer willst du?“

„Das, in dem nicht diese furchtbar weibischen bestickten Kissen auf dem Bett liegen,“ sagte Dean und setzte sich Jenny auf den Schoss. Er hatte sich im Wohnzimmer auf dem Sofa nieder gelassen.

„Okay. Hey, wenn du dem Fernseher gar nicht widerstehen kannst, könntest du doch Lebensmittel einkaufen fahren. Hier, ich habe eine Liste gemacht.“ Sam wusste, dass wenn er Dean ohne genaue Anweisungen zum einkaufen schicken würde, er wahrscheinlich nur mit irgendwelchem Junkfood zurück kommen. Mit der Liste würde er vielleicht auch was Brauchbares mitbringen.
 

Zahnweh:
 

Sam stand in der Küche und trank Kaffee. Der Vortag war wie geplant verlaufen. Die Möbelpacker waren pünktlich mit den Kinderzimmermöbeln aufgetaucht und hatten alles nach Sams wünschen aufgebaut. Und Dean hatte erfreulicherweise nur 10% der Dinge auf der Liste beim Einkaufen vergessen. Der Morgen hatte zum Leidwesen aller leider nicht so harmonisch begonnen wie er geendet hatte. Jenny war in den frühen Morgenstunden aufgewacht, hatte das Haus zusammen geschrien und wollte nicht mehr einschlafen. Irgendetwas stimmte ganz gewaltig nicht mit ihr. Sie ließ sich nicht mal von Dean beruhigen. Der Jüngere hatte schließlich festgestellt, dass Jennys Temperatur erhöht war. Da Jenny auch am Vortag quengelig gewesen war, vermutete Dean, dass der neue Zahn der Kleinen ziemliche Schmerzen bereitete. Aber der Ältere wusste nicht wie er ihr das erleichtern könnte. Zum Glück waren da ja noch die Babyratgeber. Sam las sich in Eile das Kapitel übers Zahnen durch, während Dean der kleinen weiter tröstend und beruhigend zu redete. Schließlich schien Sam eine Lösung für ihr Problem gefunden zu haben und hatte Dean in den Drugstore geschickt um ein Mittel zur lokalen Schmerzdämpfung bei Zahnungsbeschwerden zu besorgen. Nachdem Dean damit zurück war, Sam ihr das Mittel aufs Zahnfleisch aufgetragen und leicht einmassiert hatte und einer weiteren viertel Stunde voller Schmuseeinheiten hatte sie sich langsam beruhigt. Sam hatte sie wieder in ihr Bettchen gelegt und sie war kurz darauf eingeschlafen. Dean war dann duschen gegangen und Sam hatte für sie beide Kaffee gekocht. Dean kam nun zu ihm in die Küche. Sam reichte ihm eine Tasse. Das haus war wirklich mit allem ausgestattet.

„Danke,“ sagte der Ältere.

„Schläft sie noch?,“ fragte Sam ihn.

„Ja, Gott sei Dank. Also Sammy, ich werde dich nie wieder aufziehen wenn du vor hast dir irgendwo her Tipps zu was auch immer zu besorgen. Ohne das Buch wären wir aufgeschmissen gewesen.“

„Wir haben die Krise gerade noch mal abgewendet,“ sagte Sam und schenkte Dean ein Lächeln. Dean huschte nun auf der Suche nach etwas durch die Küche.

„Wo sind die Doughnuts, die ich gestern gekauft habe?,“ fragte als er auch bei der dritten Küchenschrank nicht fündig wurde.

„Ähm, lass mich kurz überlegen. Ich glaube ich habe sie in den rechten Eckschrank getan. Zweites Fach von oben,“ sagte Sam. Der Ältere strahlte, als hätte er den heiligen Gral gefunden, als er mit der Schachtel mit den Schmalzgebäckkringeln wieder zu Sam an den Tresen trat, der die Mitte des Raumes einnahm.
 

Recherche:
 

Nach dem Frühstück fand Sam, dass es an der Zeit war, dass sie sich endlich mit dem Fall beschäftigten. Er saß an seinem Laptop im Esszimmer, während Dean im Wohnzimmer durch die Kanäle zappte und immer wieder bei ausländischen Sendern hängen blieb. Hin und wieder machte er fiese Sprüche über mexikanische Telenovelas oder die französische Variante der Sesamstraße und brachte damit den Jüngeren zum lachen.

„Ich habe jetzt die Adresse des Zentralarchivs. Wenn wir die Zeitungen der letzten Jahre durchgehen finden wir vielleicht die Todesanzeige eines Verwandten unserer Busunglücksopfer und könnten damit deine Theorie belegen,“ sagte Sam und ging zu Dean ins Wohnzimmer.

„Sind das Dick und Doof auf japanisch?,“ fragte Sam und blickte zum Fernseher.

„Ja, verrückt was für Kanäle wir hier reinkriegen. Wer von uns geht ins Archiv und wer bleibt bei Jenny?,“ fragte Dean.

„Ich denke, ich werde das wohl schneller schaffen als du, also fahre ich zum Zentralarchiv und du bleibst bei Jenny,“ meinte Sam.

„Einverstanden und ich erlaube dir ausnahmsweise den Wagen zu nehmen. Der Tank ist nämlich alle und mein Baby würde jetzt gerne auf dein Angebot einer frischen Tankfüllung zurück kommen,“ sagte Dean.

„Das ist wirklich großzügig von dir Dean,“ sagte Sam ironisch.

„So bin ich eben.“ Dean grinste, stand auf, holte den Autoschlüssel aus seiner Jackentasche und reichte ihn dem Jüngeren.
 

Die Recherche hatte Sam zwar die gewünschten Informationen verschafft, jedoch brachte die Information sie in ihrem Fall nicht weiter. Der Jüngere war noch kurz zum nächsten Supermarkt gefahren um die Artikel zu kaufen, die Dean am Vortag vergessen hatte. Die Zeit nutzte er um Dean anzurufen. Er wollte sich nach Jenny erkundigen und seinem Bruder von den Ergebnissen seiner Recherche berichten.

„Deine Theorie können wir streichen,“ sagte Sam.

„Wieso, ist kein Verwandter der Busopfer verstorben?,“ fragte Dean.

„Doch, Edgar Brown, der Vater des Busfahrers. Aber er kann nicht unser Geist sein. Die mysteriösen Todesfälle haben vor sieben Jahren angefangen. Mr. Brown ist aber erst vor zwei Jahren gestorben, außerdem wurde seine Leiche verbrannt.“

„Also eine Sackgasse,“ stöhnte Dean.

„Ja, wir werden uns wohl ne neue Theorie suchen müssen. Wie geht es unserem kleinen Liebling?,“ fragte Sam.

„Es geht ihr viel besser. Ich habe sie gefüttert und jetzt sabbert sie wieder glücklich und spielt mit dieser Kringelpyramide, du weißt schon, wo man die einzelnen Ringe der Größe nach über einander stapeln muss,“ informierte er Sam.

„Schön, dass es ihr wieder besser geht. Ich denke ich bin in zehn Minuten bei euch. Spielt sie echt damit? Gestern Abend schien sie das kein bisschen zu interessieren.“

„Nein, eigentlich kaut sie nur auf den Gummiringen herum.“
 

Die Stillmanns:
 

Sam hatte gerade die restlichen Einkäufe verstaut, als es an der Hautür klingelte. Dean, der gerade in der Küche war um Jenny etwas zu trinken zu holen sah Sam verwirrt an.

„Erwarten wir Gäste?,“ scherzte der Ältere. Sam zuckte mit den Schultern und ging zur Tür.

„Hallo! Wir sind die Stillmanns. Willkommen in der Nachbarschaft,“ schlug Sam eine total aufgedrehte, fröhliche Frauenstimme entgegen. Sie gehörte zu einer etwa 35 jährigen, rothaarigen Frau die ihn erwartungsvoll ansah. Neben der Frau stand ein Mann gleichen Alters, dem langsam die ersten Haare auszufallen schienen.

„Hallo!,“ sagte Sam überrascht.

„Mr. Mitchell hat uns gesagt, dass sie gestern eingezogen sind. Wir sind die andere Musterhaus Familie,“ sagte Mr. Stillmann ebenso fröhlich. Sam fragte sich insgeheim, auf was für einem Trip die beiden wohl waren. Dean kam aus der Küche.

„Ah, ist das ihr Mann?,“ fragte Mrs. Stillmann Sam und musterte Dean.

„Ja, ich bin die bessere Hälfte,“ sagte Dean, der den Teller in Mrs. Stillmanns Hand entdeckt hatte auf dem sich etwas befand, dass eindeutig nach Keksen aussah. Sam blickte nun abwechselnd von Dean zu den Stillmanns, unschlüssig ob er, wie es der Höflichkeit gebührt herein bitten, oder auf Grund ihrer übertriebenen Fröhlichkeit vielleicht doch eher exorzieren sollte. Seine Entscheidung wurde ihm von Mrs. Stillmann abgenommen, die sich geschickt an ihm vorbei ins Haus schob. So überrumpelt, blieb Sam nichts anderes übrig als auch Mr. Stillmann herein zu lassen. Alle vier standen nun im Flur.

„Ich dachte mir, dass es nett wäre ihnen zum Einzug eine Kleinigkeit mitzubringen,“ sagte Mrs. Stillmann und sah zwischen Dean und Sam hin und her. Anscheinend schien sie zu überlegen, wer von den beiden die „Frau“ des Hauses war.

„Peggy hat sie heute Morgen ganz frisch gebacken,“ fügte ihr Mann an.

„Das wäre doch nicht nötig gewesen,“ sagte Dean und nahm den Teller mit den Keksen entgegen. Peggy trat ins Wohnzimmer und entdeckte Jenny, die auf einer Decke saß und mittlerweile tatsächlich versuchte die Ringe in der richtigen Reihenfolge über den dafür vorgesehenen Holzkegel zu ziehen.

„Das ist also ihre Kleine,“ sagte sie vergnügt. Sam trat zu Jenny und nahm sie auf den Arm.

„Stan, erinnerst du dich noch wie unsere beiden so klein waren?“

„Ja. Genießen sie die Zeit in der sie so klein ist. Kinder werden so schnell groß,“ sagte Mr. Stillmann zu Sam. Dean hatte den Keksteller auf den Couchtisch gestellt und sah, dass die Stillmanns nicht den Eindruck machten, als würden sie gleich wieder verschwinden.

„Haben sie sich schon eingelebt?,“ fragte Peggy Sam.

„Wir wohnen noch nicht mal 24 Stunden hier, da findet man sich teilweise noch nicht so gut zu Recht wie in den eigenen vier Wänden,“ sagte Sam, der mittlerweile überzeugt war, dass die beiden harmlos waren.

„Das war bei uns auch so,“ sagte Peggy und setzte sich neben Dean aufs Sofa. Okay, anfangs waren die beiden Figuren ja ganz witzig, aber langsam fingen sie an Dean auf die Nerven zu gehen. Es ist ja das eine vorbeizukommen und einen in der Nachbarschaft zu begrüßen, aber normalerweise ließ man sich danach nicht ungefragt auf dem Sofa nieder.

„Aber sie werden sich schnell eingewöhnen. Dieses Haus ist so komfortabel,“ sagte Stan und ließ sich auf der andern Seite von Dean nieder. Er griff nach der Fernbedienung und schaltete durch die Kanäle.

„Ist ein Wahnsinns Teil,“ sagte Stan und deutete auf den Fernseher.

„Ja, aber wenn der Job erledigt ist, musst du dich bei uns zu Hause wieder an unseren alten Fernseher gewöhnen Schatzi,“ sagte seine Frau.

„Ja Mausi, aber vielleicht können wir uns ja auch bald einen neuen leisten.“

„Dann musst aber noch ein paar Autos verkaufen.“ Bei dieser übertriebenen Fröhlichkeit wurde Dean langsam schlecht. Sam sah das ganze jetzt gelassener. Mrs. Stillmann erinnerte ihn irgendwie an die Lucy aus der Fernsehserie I love Lucy. Sam fand die beiden zwar ziemlich aufdringlich, aber allein wegen dem Gesicht, dass Dean machte als sich Stan die Fernbedienung gegriffen hatte, konnte er darüber ein wenig hinweg sehen, auch wenn er hoffte, dass die beiden bald wieder nen Abflug machen würden. Stan hatte mittlerweile einen Musiksender eingeschaltet auf dem gerade ein 80er Jahre Clipspecial lief. Es wurde gerade das Musikvideo zu Alphaville’s Big In Japan gezeigt. Dean hörte, wie Stan begeistert mit sang und seltsame Bewegungen machte, die wohl so etwas wie tanzen darstellen sollten.

Dean mochte die Art von Musik nicht. Er war der Meinung, dass man Musik mit richtigen Instrumenten zu machen habe und nicht mit einem Gerät namens Synthesizer.

„Ich liebe Alpahville,“ sagte Stan und wippte mit dem Fuß. Oh, man! Wann würden die beiden endlich gehen. Dean warf Sam einen hilflosen Blick zu, der dafür jedoch nur ein Schmunzeln über hatte.

„Stan plant am Wochenende eine 80ies Revival Party. Haben sie Interesse?,“ fragte Peggy ihn, der offensichtlich völlig entgangen war, dass Dean alles andere als begeistert von der Musik war.

„Nein, wir haben am Wochenende schon was vor,“ sagte Sam und Dean schenkte ihm ein dankbares Lächeln.

„Das ist ja schade, aber sie müssen unbedingt mal zu uns zum Abendessen kommen,“ sagte Mrs. Stillmann und schien das auch ehrlich zu meinen. Das Video von Alphaville war endlich zu Ende und Dean freute sich als als nächstes For Those About to Rock von AC/DC gezeigt wurde. Aber Stan schaltete den Fernseher aus.

„Tja, jedes Jahrzehnt bringt auch Musik zum abgewöhnen hervor. Einfach grauenvoll dieser Hardrock,“ sagte er. Wenn Blicke töten könnten, könnte sich Mrs. Stillmann jetzt nach einem Sarg für ihren Mann umsehen. Zum Glück sah Stan nicht Deans vernichtenden Todesblick.

„Schatz, schau mal auf die Uhr. Mandy und Kyle kommen gleich aus der Schule,“ sagte Peggy zu ihrem Mann.

„Also, wie gesagt kommen sie doch mal zum Essen vorbei. Wir würden uns freuen,“ sagte Stan und er und Peggy standen von der Couch auf. Sam brachte sie zur Tür. Er hatte die Befürchtung, Dean könnte Stan doch noch etwas antun. Als sie weg waren ließ sich Sam neben Dean auf das Sofa sinken.

„Auf welcher Droge waren die denn?,“ fragte Sam den Älteren.

„Keine Ahnung, aber ich mag den Kerl nicht. Hätte seine Frau keine Kekse dabei gehabt, hätte ich sicher verhindert, dass sie rein kommen.“ Er biss in einen Keks und begann zu husten. Sam musste ihm kräftig auf den Rücken klopfen.

„Geht’s wieder?,“ fragte er Dean schließlich.

„Das sind die trockensten und geschmacklosesten Kekse die ich je probiert habe. Ich wäre fast dran erstickt so trocken sind die.“

„Zum Glück war ich da um dich zu retten,“ sagte Sam und das Klopfen auf den Rücken ging in ein Streicheln über.

„Es geht wieder Sam du kannst aufhören.“ Sam zog sofort seine Hand weg. Er hatte seinen Bruder gestreichelt. Langsam machte sich Sam ernsthaft Sorgen um seinen Verstand. Dieser hatte für einen Moment ausgesetzt und Sams unterbewusster Wunsch nach Zärtlichkeit hatte die Kontrolle über seine Hand übernommen. Dean stand auf, nahm den Teller, ging in die Küche und bugsierte die Kekse in den Mülleimer. Es gab wirklich absolut keinen Grund warum er die beiden jemals wieder sehen sollte.
 

Ein echter Job für Dean:
 

Drei Tage später waren sie in ihrem Fall immer noch nicht weiter gekommen. Das einzige was sie erreicht hatten, war zu dem Schluss zu kommen, dass es sich definitiv um Geister handelte. Dean hatte eine Anzeige in der Zeitung entdeckt, in der das Auto, des letzten Geisteropfers angeboten wurde. Dean hatte sich daraufhin den Wagen genau angesehen und dabei Ektoplasma am Türschloss auf der Fahrerseite entdeckt. Der Polizei war das entweder nicht aufgefallen oder sie hatten es für verdicktes Öl gehalten. Die beiden zermarterten sich die Köpfe, an was diese Geister noch gebunden sein könnten, jetzt wo ihre Knochen verbrannt waren. An diesem Abend kam Sam endlich eine Idee.

„Dean, was ist wenn es so ähnlich ist wie beim dem Killer Truck?“

„Du meinst die Geister der Opfer sind gebunden an den Bus?“

„Ja. Wir müssen herausfinden was nachdem Unfall mit dem Bus passiert ist,“ sagte Sam.

„Gute Idee Sammy,“ sagte Dean und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. Sie saßen ganz dicht bei einander auf der Couch im Wohnzimmer. So dicht saßen sie sonst nicht zusammen, aber keinem der beiden schien das aufzufallen noch unangenehm zu sein.
 

Sam war am nächsten Tag zur Polizeistelle gefahren. Dort hatte er mit einem der Polizisten gesprochen, die vor sieben Jahren an dem Fall gearbeitet hatten. Sam hatte erklärt, er würde für die Collegezeitung einen Artikel zum Thema „Do not drink and drive“ schreiben.

„Warum wollen sie wissen was mit dem Bus passiert ist?,“ fragte der Polizist.

„Ich wollte das Wrack fotografieren als abschreckendes Beispiel, verstehen sie?“

„Also, wir haben das Wrack zu Untersuchungszwecken damals zum Kriminallabor gebracht. Dort wurde der Bus von Sachverständigen Routinemäßig durchgecheckt. Er war von der Wartung her einwandfrei. Danach hat sich die Busgesellschaft ihren Bus zurückgeholt. Aber ich glaube nicht, dass davon heute noch was übrig ist, dass sie fotografieren können.“

„Das ist schade.“

„Wenn sie morgen wieder kommen, könnte ich ihnen ne Kopie des Tatortphotos geben.“

„Oh, ja danke. Können sie mir die Adresse der Busgesellschaft geben?“

„Klar. Die Wartungszentrale ist draußen in Saint Anthony Park.“ Der Polizist gab etwas in seinen Computer ein und gab Sam dann einen Zettel auf dem er die Adresse notiert hatte.

„Vielen Dank,“ verabschiedete sich Sam.
 

„Was wollen sie wissen?,“ fragte ein Mechaniker in der Wartungszentrale Sam, nachdem er in groben Zügen sein Anliegen erklärt hatte und sah ihn an las hätte der Winchester nicht mehr alle Tassen im Schrank.

„Ich möchte wissen, ob sie wissen, was damals mit dem Wrack passiert ist.“

„Busse mit so einem Schaden werden ausgeschlachtet. Der größte Teil der Karosserie, dürfte wohl der Schrottpresse zum Opfer gefallen sein.“

„Und was machen sie nach dem pressen?“

„Die Blöcke werden irgendwann abtransportiert und wieder eingeschmolzen um dann weiter verarbeitet zu werden.“

„Führen sie nicht Listen, auf denen angegeben ist welche Teile weiter verwendet werden?“

„Natürlich machen wir das, aber was geht sie das an? Hier ist kein Foto für ihre Zeitung zu holen. Also entschuldigen sie mich, ich habe einen Job zu erledigen,“ meinte der Mann und verschwand wieder in der großen Werkstatt.
 

„Das heißt, also der Großteil unseres Problems ist bereits erledigt, weil eingeschmolzen. Das Metall wird danach meistens mit Salzsäure nach behandelt. Ich denke mal, dass wird eine ähnliche Wirkung haben wie salzen und verbrennen,“ meinte Dean.

„Bleiben also nur noch viele kleine Probleme. Ich meine, es gibt sicher ne Latte von kleineren Teilen, die sie noch weiter verwenden können,“ sagte Sam.

„So viele werden das nicht sein. Die heben nicht jede Radmutter auf. Nur die Teile, die neu ziemlich teuer sind,“ meinte Dean.

„Ich glaube wir müssen dich da Undercover reinkriegen,“ sagte Sam.

„Was?“

„Ich habe gesehen, dass sie neue, motivierte Mitarbeiter im Wartungsbereich suchen.“

„Du willst, dass ich da einen echten Job annehme?“

„Genau. Als Mitarbeiter kommst du sicher an die Listen ran und kannst heraus finden nach welchen Teilen wir suchen und diese dann irgendwie verschwinden lassen, so dass wir salzen und verbrennen können.“

„Willst du mich verarschen? Warum soll ich das machen? Mach du das doch.“

„Erstens, weil die mich kennen und nicht gerade sympathisch finden und zweitens kann ich nicht mal ne Mutter von ner Muffe unterscheiden. Du hast Ahnung von Autos, du kannst die Teile ausbauen. Außerdem wäre es nicht mal schön für dich auf ehrliche Weise Geld zu verdienen?,“ fragte Sam.
 

Nachtgedanken:
 

Dean wusste nicht weshalb er sich schon wieder von Sam hatte überreden lassen. Sein Innerstes wusste ja, dass Sam recht hatte. Es war ihre einzige Möglichkeit. Außerdem hatte er einen entscheidenden Fehler gemacht. Er hatte Sammy in die Augen gesehen, als dieser wieder seinen Hundeblick aufgesetzt hatte. Verdammt. Dean liebte und fürchtete diesen Blick seines Bruders. Aber in letzter Zeit liebte er ihn mehr und war ihm daher schutzlos ausgeliefert. Er sah Sam überhaupt häufiger an als sonst und dass nicht nur um zu sehen wie es ihm geht oder ihm am Gesicht abzulesen was er dachte, sonder einfach weil es Dean gefiel Sam anzusehen. Es gefiel ihm den Jüngeren zum lachen zu bringen, weil dann immer seine Grübchen zum Vorschein traten. Dean hatte sogar seine Frotzeleien gegenüber Sam auf ein Minimum reduziert. Es musste an der ungewohnten „Normalität“ liegen unter der sie seit fast einer Woche lebten. Damit versuchte sich Dean jedenfalls die Sache zu erklären, warum er in letzter Zeit so nett zu Sam war. Ein paar Tage später war Dean dann in der Wartungszentrale zu einem Vorstellungsgespräch erschienen und hatte auch prompt eine Stelle bekommen. Am nächsten Tag war sein erster Arbeitstag, außerdem würde morgen erstmals ein Makler mit potentiellen Käufern vorbeikommen. Der Ältere schlief in seinem Zimmer. Als Jenny anfing zu weinen, war Sam schnell aufgestanden, damit Dean nicht wach wurde.

„Hey junge Dame. Was hast du denn?“ Er hob sie aus dem Bettchen und streichelte ihr beruhigend über den Rücken.

„Sch, weißt du, Dean hat morgen seinen ersten Arbeitstag und muss früh raus. Wir sollten ihn schlafen lassen. Er ist es nämlich nicht gewohnt so früh aufzustehen.“ Ihr weinen wurde leiser. Sam sah sie an. Er fragte sich ob sie wohl glücklich war. Er wusste zwar, dass sie ihm keine Antwort geben würde, aber dennoch sprach er aus, was ihn schon eine Weile beschäftigte.

„Du vermisst bestimmt deine Großmutter. Ich wünschte ich könnte dir etwas über sie erzählen, aber ich kannte sie nicht. Irgendwann wirst du sicher auch anfangen nach deiner Mum zu fragen. Ich weiß nicht was ich dir dann antworten soll. Ich erinnere mich kaum an sie. Aber ich verspreche dir, dass ich immer für dich da bin und weißt du was? Einen Dean zu haben ist fast genau so gut, wie eine Mum. Er ist auf seine Weise unglaublich führsorglich und zärtlich, aber dass nimmt man nur war, wenn man ihn richtig gut kennt. Er wird immer versuchen dich zu beschützen. Manchmal wird dir das vorkommen, als würde er dich bevormunden, aber er will nur das Beste für dich und er will dass es dir gut geht. Also stör dich nicht dran, sondern sei dankbar dafür. Dieses übertriebene Beschützerverhalten, dass er ab und zu an den Tag legt, ist nämlich seine Art uns zu zeigen, dass er uns lieb hat.“ Er gab ihr einen Kuss und legte sie wieder in ihr Bettchen.

„Schlaf gut Kleines.“ Er schaltete das Licht aus und ging wieder in sein Bett.
 

Der Schock:
 

„Ich gehe doch nicht zur Schule,“ sagte Dean, als Sam ihm am nächsten Morgen eine braune Papiertüte mit Sandwichs für die Mittagspause reichte.

„Undank ist der Weltenlohn,“ murmelte Sam und wollte gerade die Hand mit der Tüte wegziehen, als Dean danach griff.

„Hey, ich habe nicht gesagt, dass ich sie nicht will,“ sagte er und nahm die Tüte an sich.

„Viel Spaß auf der Arbeit Schatz,“ sagte Sam, der sich diesen Spruch nicht verkneifen konnte.

„Da habe ich wenigstens ruhe vor dir,“ sagte Dean. Er warf Sam einen Blick zu. Der Jüngere lächelte. Dean wusste nicht wann Sam das letzte Mal durchgehend so gut gelaunt gewesen war, aber er war froh darüber.

„Bis später,“ sagte Dean und verließ das Haus. Es war heute so warm, dass er seine Jacke an der Garderobe hängen ließ.
 

Gegen Mittag hatte Dean Sam angerufen und ihm erzählt, dass er sich mit einem Kollegen namens Nelson angefreundet hätte.

„Nelsons Frau hat ihm die Kruste vom Brot abgeschnitten, warum machst du das nicht?,“ fragte er Sam.

„Dean, du hast Zähne, also benutz sie. Hast du schon was herausgefunden?“

„Nelson arbeitet seit 10 Jahren hier. Ich werde versuchen so unauffällig wie möglich aus ihm rauszukriegen wo die Bestandslisten sind. Aber bis ich an die Teile ran komme, wird wohl noch eine ganze weile dauern. Zum Glück hast du bei den Bullen die Fahrzeugnummer rausgekriegt, dass wird mir helfen, die betreffende Liste schneller zu finden.“

„Wann kommst du nach Hause?,“ fragte Sam. Das Wortpaar `nach Hause` fühlte sich ausgesprochen, ein wenig fremd und seltsam an, aber was hätte Sam sonst sagen sollen?

„So gegen 16 Uhr, denke ich.“

„Gut, dann ist der Makler schon wieder weg.“

„Kommt der nicht gleich?“

„Ja, also bis später.“ Sam legte auf. Zehn Minuten später kam der Makler mit zwei Frauen im Schlepptau vorbei. Die beiden Frauen waren ein Paar und wollten zusammen ziehen. Eine der Frauen hin ihre Tasche an die Garderobe, ehe die Besichtigung begann. Die beiden Frauen, schienen sehr angetan zu sein. Wenn Sam den Ausdruck auf dem Gesicht des Maklers richtig deutete, würde der am heutigen Abend sicher einen Vertragsabschluss feiern können. Nach der Besichtigung bedankte der Makler sich bei Sam. Als die Frau ihre Tasche vom Garderobehaken nahm fiel dabei Deans Jacke herunter. Die Partnerin der Frau entschuldigte sich und hob die Jacke auf. Dabei fiel aus der Innentasche ein gefalteter Papierbogen heraus. Die drei verabschiedeten sich und verließen das Haus. Sam hob den Bogen Papier auf und faltete ihn auseinander, als er den Briefkopf des DNA-Labors aus Scottsbluff erkannte. Er konnte nicht glauben, was auf dem Papier stand.

„Der Vergleich, der aus den eingereichten Proben gewonnenen DNA Sequenzen der beiden Testpersonen (Samuel Winchester Testperson A und Dean Hawker Testperson B) brachte folgendes Ergebnis. Die DNA-Sequenz von Testperson A unterschied sich gänzlich von der DNA-Sequenz von Testperson B. Eine Verwandtschaft der beiden Testpersonen ist damit ausgeschlossen,“ las er immer wieder.

Die Wahrheit und neue Fragen

Um zwanzig nach vier kam Dean von der „Arbeit“.

„Sam, ich habe einen kleinen Durchbruch erzielt. Ich weiß jetzt wo die Bestandslisten sind. Ich habe das Wochenende freifrei, aber ab Montag werde ich die Listen in der Mittagspause nach der Fahrzeugnummer durchforsten.“ Er zog sich die Schuhe aus.

„Sam?“ Der Ältere war überrascht, dass es so still war. Er ging ins Wohnzimmer, wo Sam auf dem Sofa saß. Warum antwortete er Dean nicht?

„Sammy?“

„Was hat das zu bedeuten Dean?“ Erst jetzt sah Dean, was Sam in der Hand hielt. Verdammt, warum hatte er den Zettel mit dem Ergebnis nicht weggeschmissen? Jetzt hatte Sam ihn gefunden. Ein wenig war Dean jedoch verwundert. Er hatte erwartet, dass Sam wütend sein würde, weil er ihm das verheimlicht hatte, Dean jeden Falls wäre es. Aber Sams Stimmer klang eher verletzt und enttäuscht als wütend.

„Gar nichts,“ beantwortete Dean Sams Frage.

„Gar nichts? Ist das alles was du dazu zu sagen hast? Hier steht, dass wir keine Brüder sind Dean.“

„Aber das ändert nichts.“

„Was hat das zu bedeuten? Warum hast du diesen Test gemacht?“

„Dieser Dämon, der Jennys Großmutter getötet hat, hat da so was angedeutet,“ sagte Dean kleinlaut.

„Was soll das heißen, ein Dämon hat da was angedeutet? Seit wann hörst du auf das, was ein Dämon sagt? Warum hast du nicht mit mir darüber gesprochen?“

„Ich weiß es nicht, okay?,“ sagte Dean lauter als beabsichtigt. Sams ruhiger Tonfall machte ihn wahnsinnig. Der Klang seiner traurigen Stimme weckte in Dean das schmerzvolle Gefühl von Schuld. Warum konnte Sam ihn nicht einfach anschreien? Damit konnte er umgehen, damit würde er klar kommen. Aber Sams verletzte, enttäuschte, traurige Stimme und dazu dieser vorwurfsvolle Blick, das war zu viel für den Älteren. Er konnte Sam nicht mehr länger ins Gesicht sehen.

„Warum hast du nichts gesagt? Was bedeutet das für uns?“

„Sammy, das ändert nicht das Geringste. Ich bin dein Bruder, egal was dieser Test sagt. Du und Dad, ihr seid meine Familie. Nichts kann daran etwas ändern. Es spielt keine Rolle, ob wir genetisch verwandt sind oder nicht.“

„Aber wenn es für dich nichts ändert, dann verstehe ich nicht warum du es mir nicht gesagt hast.“

„Ich hatte irgendwie Angst davor, wie du reagieren würdest. Ich hatte Angst, du würdest…“

„Was? Dich im Wald aussetzen? Dean, du hast dich mein Leben lang um mich gekümmert und das nicht nur, weil Dad es von dir verlangt hat. Du bist mein großer Bruder. Du hast dich immer selber zurück genommen und warst darauf bedacht, dass es mir gut geht. Ich weiß, dass ich dich mit meinem Sturkopf oft auf die Palme bringe und es dir nicht immer leicht gemacht habe. Auch wenn ich es dir vielleicht nie so deutlich gezeigt habe, aber ich bin dir Dankbar für alles was du für mich tust. Ich bin froh, dass ich dich habe. Wir sind zusammen aufgewachsen, haben soviel zusammen erlebt und überstanden, dass ist für mich mehr Wert als übereinstimmende Allele. In all den Jahren ist ein unsichtbares Band zwischen uns entstanden und nichts vermag es dies zu zerstören. Du hättest es mir sagen sollen.“

„Sam, ich wollte dich nicht belasten. Du hast so viel durchgemacht in letzter Zeit. Du musst dich nicht auch noch mit den Problemen deines Adoptivbruders auseinander setzen.“

„Wann hörst du endlich auf mich wie ein Kind zu behandeln? Ich bin erwachsen Dean. Ja, es ist viel passiert in letzter Zeit, aber ich kann damit umgehen. Ich bin nicht das psychische Wrack für das du mich vielleicht hältst. Außerdem ist das ganze jawohl nicht nur dein Problem. Es betrifft mich genau so. Darum will es auch nicht in meinen Kopf rein, warum du etwas so entscheidendes einfach so vor mir verheimlichen wolltest.“ Die erschreckende Ruhe war aus seiner Stimme gewichen und der Tonfall war nun wesentlich gereizter.

„Wieso betrifft es dich? Du warst nicht der jenige von uns beiden der Angst hatte von seiner Familie nicht mehr gewollt zu werden, weil man streng genommen gar nicht zur Familie gehört,“ keifte Dean.

„Du hättest diese Angst gar nicht haben müssen, wenn du mit mir geredet hättest. Und überhaupt, was denkst du wie ich mich fühle? Wir sind nicht Blutsverwandt. Dich bindet also nichts mehr an dieses Leben. Du musst nicht länger jagen. Du könntest jeder Zeit verschwinden und ein normales Leben führen und ich hätte nicht das geringste Argument um dich aufzuhalten. Was wird dann aus mir?“ Nun klang er wieder traurig.

„Sammy, ich werde nirgendwo hin gehen, hörst du?“ Dean sah Sam in die Augen und konnte die Unsicherheit in den Augen des Jüngeren erkennen. Sam hatte die gleiche Angst wie er, nämlich die, dass der andere sich auf Grund der nicht mehr vorhandenen Verwandtschaft von einem abwenden würde und man dann alleine da stand.

„Aber warum solltest du hiermit weiter machen wollen?“

„Weil es mein Job ist auf dich aufzupassen, das habe ich mir geschworen und von diesem Schwur kann mich auch die Tatsache, dass ich nicht dein richtiger Bruder bin, nicht abbringen,“ sagte Dean und umarmte Sam. Der Jüngere war überrascht, dass Dean ihn umarmte und dass ganz freiwillig. Für Dean war die ganze Sache jetzt eigentlich erledigt. Er würde bei Sam bleiben und brauchte sich keine Sorgen zu machen, dass er von dem Jüngeren nicht mehr als Familienmitglied akzeptiert werden würde. Aber es lag nun einmal nicht in der Natur des Sam Winchester eine Sache ruhen zu lassen ehe das Thema von ihm nicht zu Tode analysiert war.

„Dean, wirst du es Dad sagen?“

„Wieso? Er weiß es doch, schließlich haben er und Mum mich ja adoptiert.“ Plötzlich kam Sam ein ganz neuer Gedanke.

„Wieso bist du dir so sicher, dass du derjenige von uns beiden bist, der adoptiert ist? Was ist, wenn ich es bin?“

„Das ist unmöglich Sam. Mum war mit dir schwanger, das habe ich doch mitgekriegt. Ich war dabei, als Dad dich und Mum aus dem Krankenhaus abgeholt hat.“

„Hm, wenn das so ist. Du solltest aber trotzdem mit Dad reden. Vielleicht kann er dir was über deine richtigen Eltern sagen.“

„Warum sollte mich das interessieren?,“ fragte Dean mit leicht zornigem Unterton. War er Sam doch nicht mehr so willkommen?

„Willst du etwa nicht wissen wo du herkommst und wer deine richtige Familie ist?“

„Nein,“ sagte Dean wahrheitsgemäß. Er hatte sich diese Frage selbst schon einige Male gestellt und die Wahrheit war, dass er nicht das Bedürfnis verspürte Nachforschungen anzustellen was seine Herkunft betraf. Sam und John waren seine Familie. Nicht zwei fremde Leute, die vielleicht Gott weiß wo waren und ihn anscheinend eh nicht wollten.

„Aber warum nicht Dean?“

„Ganz einfach. Ich wurde zur Adoption frei gegeben. Also sind meine richtigen Eltern entweder tot, oder aber sie haben mich nicht gewollt. Warum soll ich nach zwei Menschen suchen die mich nicht wollten? Was würde mir das bringen? Wenn sie mich damals nicht wollten, warum soll es jetzt anders sein?“

„Wenn sie dich nicht wollten, willst du nicht wissen warum? Vielleicht bereuen sie es ja und würden sich freuen dich kennen zu lernen. Möglicherweise haben sie ja auch schon versucht dich ausfindig zu machen? Wäre es nicht schön zu wissen, dass es noch jemanden gibt?“

„Ich will das nicht Sam.“

„Aber Dean…“

„Es ist meine Sache. Bitte respektiere das. Ich will der Sache nicht nachgehen. Ich habe eine Familie. Ich brauche keine zweite,“ schnauzte er Sam an. Damit war für Dean das Gespräch erledigt und er verschwand in seinem Zimmer. Sam seufzte. Er konnte Dean nicht verstehen. Aber so wie der Ältere gerade das Wohnzimmer verlassen hatte, war es im Moment sinnlos weiter auf ihn einzureden. Er würde doch nicht auf Sam hören oder wenigstens vernünftig mit dem Jüngeren reden. Wenn Dean nicht reden wollte konnte ihn nichts und niemand ihn dazu bringen es doch zu tun. Sam saß eine Weile regungslos auf dem Sofa. Er schreckte auf, als er Jenny weinen hörte, aber noch ehe er aufgestanden war um nach ihr zu sehen, hatte sie schon wieder aufgehört. Anscheinend hatte sich Dean bereits ihrer angenommen.
 

„Warum will dein Daddy, dass ich nach meinen richtigen Eltern suche?,“ fragte Dean die Kleine. Er hatte sie aus ihrem Bettchen genommen und sich mit ihr in den gemütlichen Sessel gesetzt, der mit zur Kinderzimmereinrichtung gehörte.

„Warum versteht er nicht, dass ich mit dem zufrieden bin was ich habe? Das ich zufrieden bin, dass ich ihn habe?“
 

Im Wohnzimmer hatte Sam sich das kleine Kästchen mit ihren Familienfotos genommen, das Jenny, die Frau, die jetzt mit ihren beiden Kindern in ihrem alten Haus lebte, im Keller gefunden hatte. Er sah sich die Bilder an. Dean war ein unglaublich niedlicher kleiner Junge gewesen. Er hielt gerade ein Bild von Dean in der Hand auf dem er Sammy im Arm hielt. Sam fiel auf, dass Dean schon damals diese unglaubliche Wärme in seinen Augen hatte, wenn er ihn ansah. Dean hatte seit je her immer alles für ihn getan und dass obwohl dieses Leben eigentlich gar nicht für ihn vorgesehen war. Sam wollte, dass Dean bei ihm war, aber wenn Dean die Möglichkeit hatte, dem Sam so verhassten Leben zu entkommen und vielleicht ein normales, glückliches Leben ohne Angst vor dem nächsten Dämon oder ähnlichem zu haben, dann würde Sam ihm zu diesem normalen Leben verhelfen, ob der Ältere es nun wollte oder nicht. Dean hatte sich immer um ihn gekümmert, jetzt war es an der Zeit, dass Sam etwas für ihn tat. Er würde versuchen etwas über Deans richtige Eltern herauszufinden. Sam sah sich das nächste Bild des kleinen Stapels an. Von diesem Bild lächelte ihm seine hoch schwangere Mutter entgegen. Doch etwas anderes fixierte Sams Blick. Im Hintergrund hing ein Kalender. Es war zwar nicht auf den ersten Blick zu erkennen, aber wenn man genauer hinsah erkannte man, dass der Monat Dezember aufgeschlagen war und neben dem Monat stand die Zahl 1978. Aber das bedeutete ja….Sam drehte das Bild um. Tatsächlich. Das Bild war im Januar 1979 entwickelt worden. Das Bild zeigte nicht seine Mutter, die mit ihm schwanger war sondern mit….Dean. Aber wie konnten sie dann keine Brüder sein? Er stand augenblicklich auf und eilte nach oben. Er musste das Bild Dean zeigen. Was hatte das alles zu bedeuten?

Deans Geschichte

Ich habe eine Eierüberdosis. Mein Opa hat bei einem Ostereier Schachtunier 70!!!!!!!!!!!!!!!! Eier gewonnen. Darum: Ostereier an alle meine Leser verteil
 

@Fine: Dann lass dich überraschen.

@540930: Eins sei vorab verraten. Sam ist nicht adoptiert. Irgendwie bist du aber zu schlau für meine FF, du durchschaust ja mein Konzept. Ich kann noch nicht sagen wie lang meine FF wird. Ich habe so das Problem mit Enden….

@KC8:ganz lieben Dank für deine Kommis.

@all:Ich hoffe ihr seid mit meiner Erklärung zu Deans Herkunft zu frieden. Ich kann mit Adoptionsstorys nichts anfangen. Ich frag mich da fast jedes Mal, warum John und Mary ein Kind adoptieren sollten, wenn sie vier Jahre später selber eins bekommen konnten. Wem es nicht gefällt, darf es ruhig sagen, ich beiße nicht, allerdings werde ich es auch nicht ändern. Und wie es aussieht schaffe ich es am Montag tatsächlich ein ganz großes Geschenk an euch Leser zu machen. Ich hoffe ihr werdet freude daran haben
 

So, hier jetzt das erste Kapitel mit eingebauten Songs. Ich hoffe es gefällt euch so wie meine anderen Kapitel.

Verwendete Songs:

Enter Sandman von Metallica

Cold Water von Damien Rice
 

Deans Geschichte
 

Schnell war Sam die Treppe hoch gelaufen. Oben auf dem Flur hörte er Dean singen. Er betrat das Kinderzimmer und sah Dean mit Jenny auf dem Arm auf dem Sessel sitzen.
 

Say your prayers little one

don't forget, my son

to include everyone

I tuck you in, warm within

keep you free from sin

till the sandman he comes
 

Für einen Moment vergas er warum er hoch gekommen war. Er kannte das Leid, dass Dean Jenny als Schlaflied vorsang.

„Alter geht’s noch? Du singst meiner Tochter Enter Sandman von Metallica vor? Das ist doch kein Schlaflied für Kinder. Sie soll sich doch beruhigen und keine Alpträume kriegen,“ sagte er empört zu dem Älteren.

„Ruhig Blut Sam. Ich mach das nicht das erste Mal. Sie hat keine Probleme damit. Es gefällt ihr und es funktioniert. Sie ist eingeschlafen,“ sagte Dean, stand auf und legte Jenny zurück in ihr Bettchen. Dann drehte er sich zu Sam um der ihn entgeistert ansah.

„Jetzt guck nicht so. Was hast du da eigentlich in der Hand?“ Jetzt fiel Sam wieder der Grund ein weshalb er hoch gekommen war.

„Ich habe was seltsames entdeckt,“ sagte er zu Dean und zeigte ihm das Foto.

„Was ist an dem Bild seltsam? Das ist doch nur Mum, als sie mit dir schwanger war.“

„Eben nicht Dean.“ Er drehte das Bild um und deutete auf das Datum, das auf der Rückseite stand.

„Versteh doch Dean, dass Bild ist im Januar 1979, dem Monat in dem du geboren wurdest, entwickelt worden. Das ist kein Bild von Mum und mir.“

„Was zur Hölle hat das nun wieder zu bedeuten?“

„Ich weiß es nicht, aber ich finde wir sollten es herausfinden. Irgendwas sagt mir, dass du nicht adoptiert worden bist.“

„Wenn Mum zwei mal schwanger war, wieso sagt der Test dann, dass wir keine Brüder sind?,“ fragte Dean und kratzte sich verwirrt am Kopf.

„Vielleicht haben die in dem Labor die Proben verwechselt,“ meinte Sam.

„Das glaube ich nicht. Ich habe gesehen, wie Tina den Umschlag versiegelt hat.“

„Aber was sollte es sonst sein?“

„Vielleicht ist das Kind mit dem Mum schwanger war gestorben und dann haben sie mich adoptiert,“ überlegte Dean.

„So schnell? Weißt du wie lang Wartelisten für Adoptionen sind?“

„Vielleicht hatten sie Glück,“ meinte Dean, klang aber nicht überzeugt.

„Und dann bekommen sie auch noch ganz zufällig ein Kind zugeteilt, dass in etwa im gleichen Zeitraum geboren wurde wie ihr eigenes?,“ sagte Sam und sah Dean skeptisch an.

„Sam, was weiß denn ich? Können wir die Sache nicht auf sich beruhen lassen?“

„Wie kann dir das alles nur so gleichgültig sein. Die ganze Sache ist mehr als Merkwürdig. Warum willst du nicht raus finden was es damit auf sich hat? Bist du denn gar nicht neugierig?,“ fragte der Jüngere. Es regte ihn auf wie Dean sich verhielt.

„Es interessiert mich nicht wie ich in dieser Familie gelandet bin. Alles was zählt ist, dass ich hier bin. Ich bin nicht scharf auf ein „Back to the roots“ Abenteuer. Wann kapierst du das endlich?“ Dean war aus Jennys Zimmer gegangen, weil der Ton, den er anschlug wieder lauter geworden war und er wollte nicht, dass sie wieder wach wurde. Sam folgte ihm, immer noch auf ihn einredend. Sie waren jetzt wieder im Wohnzimmer.

„Sam, jetzt hör auf damit. Wie oft soll ich dir noch sagen, dass alles in Ordnung ist so wie es ist. Ich muss mich nicht selbst finden.“

„Es kann dir doch nicht egal sein zu erfahren wer du bist.“

„Ich weiß wer ich bin und jetzt lass mich endlich in Ruhe.“

„Wenn dir alles so egal ist, warum hast du dann überhaupt erst diesen verdammten Test gemacht?,“ fuhr Sam ihn an. Dean war überrascht über die Lautstärke und Frustration in Sams Stimme. Das letzte mal, als er ihm gegenüber so aufbrausend und wütend reagiert hatte, war er aus dem Impala gestiegen und wollte sich auf den Weg nach Kalifornien machen, weil er unbedingt Dad finden wollte. Was sollte er Sam auf diese Frage antworten? Er wusste ja selber nicht weshalb er das getan hatte und jetzt hatte er damit einen Stein ins Rollen gebracht, der drohte ihn zu überrollen, wenn er nicht aufpasste. Er musste raus, weg von Sam um wieder klar denken zu können. Er ging in den Flur und griff nach seiner Jacke.

„Wo willst du hin?,“ fragte Sam ihn.

„Ich muss hier raus,“ sagte Dean und war auch schon aus der Haustür getreten. Sam sah ihm fassungslos nach. Was war nur los mit Dean?
 

Es war gegen halb eins nachts, als Dean wieder zurück kam. Er war eine Zeit lang ziellos durch die Gegend gefahren ehe er den Impala vor einer Bar abgestellt hatte. Dort hatte er sich ein paar Biere genehmigt in der Hoffnung, dass ihm das helfen würde wieder klar zu denken. Aber natürlich hatte das nicht funktioniert. Als er die Bar verlassen hatte kreisten seine Gedanken um Sam und darum wie nahe sie sich in der Zeit nach Jessicas Tod gekommen waren. Er wollte immer in Sams Nähe sein, ihn niemals aus den Augen lassen. Einfach bei ihm sein. Der Gedanke, dass Sam irgendwann tatsächlich eine Frau finden würde und ihn dann nicht mehr brauchen würde, machte ihn krank. Er wollte Sam für sich haben. ~Gott, was denke ich denn da? Ich habe eindeutig zu viel getrunken~. Er öffnete die Haustür und schaffte es irgendwie unbeschadet die Treppe rauf zu gehen. Sam schlief anscheinend schon. Sam. Er war zu hart zu dem Jüngeren gewesen. Sam wollte ihm doch nichts Schlimmes. Was genau Sam wollte hatte Dean zwar nicht verstanden aber er nahm sich vor sich morgen noch einmal mit ihm über alles zu reden.
 

Sam hörte wie die Haustür aufging. Gott sei Dank. Dean war zurück. Er hatte sich sorgen gemacht. Er hätte Dean am Nachmittag nicht so bedrängen sollen. Er kannte ihn doch und hätte damit rechnen müssen, dass dieser irgendwann zu viel hatte. Er hätte ihn nicht so weit treiben dürfen das Haus zu verlassen. Er wollte sich nicht mit ihm streiten, aber er verstand einfach nicht weshalb Dean nicht mehr über sich erfahren wollte. Am Abend war in Sam ein Plan gereift, den er gleich morgen früh in die Tat umsetzen wollte und jetzt wo er Dean sicher in seinem Bett wusste, konnte Sam endlich einschlafen.
 

Als Sam am nächsten Morgen aufstand schlief Dean noch. Dem Geruch in seinem Zimmer nach zu urteilen, hatte der Ältere gestern Abend einiges getrunken. Sam sah ihm liebevoll eine Weile beim schlafen zu. Das hatte er noch nie gemacht, aber irgendwie war ihm gerade danach. Dean sah süß aus wenn er schlief. Danach öffnete er das Fenster um frische Luft herein zu lassen. Er ließ die Tür offen als er Deans Zimmer verließ, damit er Jenny besser hören konnte, wenn sie wach wurde. Eigentlich sollte Sam Jenny nicht hier lassen, nicht so lange Dean nicht wach war, aber bei dem was er heute vor hatte, konnte er sie nicht gebrauchen. Er würde den ganzen Tag unterwegs sein. Als er unten angekommen war, sah er, dass das Taxi, dass er sich gerufen hatte bereits vor der Tür stand. Er vergewisserte sich noch einmal, dass die Nachricht, die er Dean hinterlassen hatte gut sichtbar neben der Kaffeemaschine, einem Glas Wasser und zwei Aspirin lag, griff dann nach seiner Laptoptasche und verließ das Haus.

„Wo soll es denn hin gehen?,“ fragte der Taxifahrer.

„Zum Flughafen bitte.“ Während der Fahrt sah Sam gedankenverloren aus dem Fenster. Er dachte an Dean. Sein Bruder würde sicher sauer sein, dass er sich so klamm heimlich davon gemacht hatte. Aber immerhin hatte er ihm einen Zettel hinterlassen. Dean würde auch sicher nicht begeistert darüber sein, wenn er wüsste weshalb Sam zu dieser frühen Stunde aufgebrochen war. Darum hatte er den Grund in seiner kurzen Nachricht an Dean gar nicht erwähnt. Dean hatte eigentlich deutlich klar gemacht, dass er nichts über seine Herkunft herausfinden wollte, aber das glaubte Sam ihm einfach nicht. Darum hatte er beschlossen sich – ungebeten- auf Ahnenforschung zu begeben. Er wollte unbedingt heraus finden, was es mit dem Foto und dem DNA-Test, die offensichtlich nicht zueinander passten, auf sich hatte. Er wollte Antworten, für sich, aber vor allem für Dean. Einige Minuten später hatten sie den Minneapolis-Saint Paul International Airport erreicht. Sam zahlte den Taxifahrer aus und betrat dann das Flughafengebäude. An einem Informationsschalter fragte er nach einer Flugverbindung nach Kansas. Der Angestellte am Schalter sagte ihm das US Airways mehrmals am Tag nach Kansas City flogen und dass, wenn er sich beeile, noch den Flug um 8.21 Uhr mitkriegen würde. Sam bedankte sich und machte sich auf den Weg zum Schalter der genannten Fluggesellschaft. Er hatte Glück. Bei dem Flug um 8.21 Uhr waren noch einige Plätze frei. Er reservierte auch gleich für den Rückflug einen Platz. Der Rückflug würde um 19.38 Uhr starten, somit dürfte Sam eigentlich genügend Zeit haben für seine Recherche. Ein wenig hatte er schon gestern Abend herausgefunden. Er wusste in welchem Krankenhaus Dean und er geboren worden waren. Er hatte den Namen des Krankenhauses und die Jahreszahl 1979 in die Leiste der Suchmaschine eingegeben und war auf einen interessanten Artikel gestoßen, auf den er eine Theorie aufgebaut hatte. Es stand auf jeden Fall fest, dass Dean nicht adoptiert war. Denn auf seiner Geburtsurkunde waren Mary und John Winchester als Eltern eingetragen. Die Geburtsurkunden von ihm und Dean hatte Sam vor einigen Monaten in einem Fach von Johns Tagebuch entdeckt, nur hatte er denen zu dem damaligen Zeitpunkt wenig Beachtung geschenkt. Gestern Abend hatte er sie sich dann aber genauer angesehen. Die Theorie, die Sam hatte war vielleicht verrückt, aber sie passte besser ins Bild, als die, die er und Dean gestern in den Raum geworfen hatten. Vor allem würde es erklären, warum John nie ein Wort darüber verloren hatte, dass Dean nicht sein leiblicher Sohn war. Laut diesem Artikel waren am Morgen des 24. Januar 1979 im Krankenhaus neue Sprinkleranlagen installiert worden. Diese hatten gegen 12.30 Uhr, also einige Minuten bevor Dean laut der Geburtsurkunde, das Licht der Welt erblickt hatte, angefangen rum zu spinnen und hatten auf der Intensivstation und der Gynäkologie fast zu einer Überschwemmung geführt. Die Patienten der beiden Stationen waren kurzfristig in der Notaufnahme untergebracht worden.

„Für eine ganze Zeit herrschte das totale Chaos. Wir waren unterbesetzt und dann kam noch die defekte Sprinkleranlage hinzu. Hoffentlich haben wir keine Fehler gemacht,“ hatte eine Hebamme, die namentlich nicht erwähnt werden wollte, dem Reporter gegenüber ausgesagt. Sams Theorie war, dass das Kind, das Mary an diesem tag zu Welt gebracht hatte, nicht das Kind war, dass sie am Tag ihrer Entlassung mit nach Hause genommen hatte. Er hielt es für durchaus möglich, dass es bei dem Chaos, dass an diesem Tag geherrscht hatte, zu einer Verwechslung von Neugeborenen gekommen war. Zugegeben, die Theorie war ziemlich wackelig und er wusste, dass er in der Kürze der Zeit sicher keinen Handfesten Beweis dafür finden würde, aber vielleicht konnte er noch einige Indizien finden, die seine Theorie untermauern konnten und er hoffte, dass die angesammelten Indizien ausreichen würden um Dean zu überzeugen. Die Tatsache, dass Sams Theorie zufolge irgendwo auch sein richtiger Bruder lebte war ihm egal. Er wollte Dean und keinen anderen. Er war sein Bruder und das würde er auch immer bleiben. Das Flugzeug war nun zum Einsteigen bereit. Sam setzte sich an seinen Platz. Solange er seinen Laptop noch benutzen konnte, sollte er schnell noch bei einer Autovermietung am Flughafen von Kansas City eine Reservierung für einen Mietwagen tätigen, schließlich musste er von dort aus noch nach Lawrence kommen. Ein paar Minuten später war die Reservierung abgeschlossen und eine der Flugbegleiterinnen bat ihn seinen Laptop auszuschalten. Kurz darauf km die übliche Sicherheitsbelehrung. Der Flug würde 1 Stunde und 25 Minuten dauern. Wenn er doch Dean nur dazu überreden könnte zu fliegen, dann würden sie bei ihrem Job jede Menge Zeit sparen. Bei dem Gedanken wie Dean damals geguckt hatte, als Sam gesagt hatte, die einzige Möglichkeit das Flugzeug vor dem Absturz zu bewahren, wäre selbst an Bord zu sein, musste Sam schmunzeln. Sein großer Bruder, der sonst so furchtlos war, hatte angst vorm fliegen. Aber er war über seinen Schatten gesprungen und war mit Sam an Bord gegangen. Er konnte Sam einfach nicht alleine fliegen lassen, wegen dem Dämon. Deans Beschützerinstinkt war größer gewesen als seine Flugangst. Egal was Sam auch tat, irgendwie musste er in letzter Zeit ständig an Dean denken. Es war beruhigen, dass Dean als sein Bruder immer bei ihm sein würde um ihn zu beschützen. Auch wenn er es immer bestritt, so mochte er doch die fürsorgliche Art mit der Dean ihn behandelte niemals missen. Jetzt wo ihm klar wurde, dass Dean nicht sein richtiger Bruder war und möglicherweise irgendwo seine echte Familie lebte, bekam Sam ein seltsames Gefühl in der Magengegend. Es fühlte sich an, als ob sich alles in ihm verkrampfen würde.
 

Cold, cold water surrounds me now
 

Dean war doch alles was er hatte. Okay, sein Vater lebte auch noch, aber auf ihn konnte man sich nicht verlassen. Er brauchte Dean.
 

And all I've got is your hand
 

Auch wenn Dean ihm gesagt hatte, dass sich dadurch, dass sie nicht Blutsverwandt waren gar nichts ändern würde, konnte Sam das unangenehme Gefühl nicht vertreiben, dass Dean ihn irgendwann alleine zurück lassen würde, wenn ihm dass ganze mal zu viel werden und er aus der Sache aussteigen und sich ein normales Leben aufbauen wollte. Sam könnte ihm das nicht mal verübeln. Aber was würde er ohne Dean machen? Ohne Dean hätte er nicht die Kraft so weiter zu machen, ohne Dean war er verloren. Er betete, dass Dean ihn niemals verlassen würde.
 

Lord, can you hear me now?

Lord, can you hear me now?

Lord, can you hear me now,

Or am I lost?
 

Seine Gefühle für Dean hatten langsam aber sicher angefangen sich zu verändern. Er fühlte sich ihm mehr verbunden als je zu vor. Sein Verstand war aber unfähig die neuen Gefühle richtig zu deuten, auch wenn ganz tief in ihm sein Herz bereits wusste, dass er dabei war sich in Dean zu verlieben.
 

oooo, I love you

Don’t you know I love you

And I always have

Hallelujah
 

Sam beschloss die Flugzeit dazu zu nutzen etwas schlaf nach zu holen, schließlich war er heute früh aufgestanden.
 

Sein Schädel dröhnte und er schien bei dem Geplärr, dass ihn geweckt hatte zu zerplatzen. Langsam kam er zu sich. Dean saß jetzt aufrecht im Bett. Jenny weinte. Warum war Sam nicht da um sie zu beruhigen? Dean stand auf und trottet ins Kinderzimmer. Er nahm Jenny aus dem Bett. Sie beruhigte sich sofort. Dean kannte den Schrei mittlerweile. Es war ihr „Hallo, ich bin wach“ – Geschrei. Der Ältere legte Jenny auf den Wickeltisch. Sam kannte diesen Schrei ebenfalls, aber er war nicht zu seiner Tochter gekommen um sich um sie zu kümmern. Das Wickeln machte Dean heute wesentlich mehr Mühe als sonst. Er hatte es gestern Abend definitiv übertrieben. Als er Jenny gewickelt hatte ging er mit ihr nach unten. Wo zum Teufel war Sam? Er ging in die Küche. Er brauchte Kaffee, damit er richtig wach wurde. Auf dem Weg zur Kaffeemaschine erblickte er den Zettel, der neben einem Glas Wasser und zwei Aspirin lag. Offensichtlich war sam unterwegs, aber er hatte ihn zum Glück nicht unversorgt zurück gelassen. Ehe er den Zettel genauer in Augenschein nahm, griff er dankbar nach den Tabletten und spülte sie mit dem Wasser hinunter. Dann las er den Zettel. Die Nachricht war relativ knapp.

„Bin unterwegs um was zu erledigen. Mach dir keine Sorgen. Ich erklär dir alles, wenn ich heute Abend zurück bin. Sam P.S: Ich hoffe, dein Kater ist nicht so schlimm.“

Wie sollte er sich bitte keine Sorgen machen? Sam war Gott weiß wo, ohne ihn. Er hasste es nicht zu wissen wo Sam war. Sam hatte gefälligst da zu sein, wo er ein Auge auf ihn haben konnte. Sein Kleiner geriet oft genug in irgendeinen Schlamassel, schon wenn er dabei war. Was würde ihm wohl passieren, wo er nun alleine unterwegs war?
 

Nach der Landung ging Sam zielstrebig zum Schalter der Autovermietung um den Wagen abzuholen. Alles klappte und kurz darauf fuhr er von Kansas City in Richtung Lawrence. Für die Fahrt brauchte er 45 Minuten. Sein erstes Ziel war das Krankenhaus. Er musste herausfinden ob eine Verwechslung tatsächlich in Frage kam. Dafür musste er feststellen wie viele Jungs an diesem Tag und etwa zu der Zeit wo Dean geboren wurde, noch geboren worden waren. Sam hatte sich in die Kleiderkammer des Pflegepersonals geschlichen und sich einen Pflegerdress ausgeliehen. Dann war er in der Notaufnahme gewesen und hatte sich einen Stapel Krankenakten besorgt. Damit war er nun auf dem Weg ins Archiv, wo alte Krankenakten aufbewahrt wurden. Der Typ der unten in dem Archiv arbeitete ließ ihn ohne weiteres passieren. Das Archiv war riesig. Er musste noch mal zu dem Typen. Alleine würde er heute nichts mehr finden. Da der Kerl anscheinend nicht viel zu tun hatte, war er froh Sam behilflich zu sein. Sam hatte ihm erzählt er sollte für einen Arzt auf der Gynäkologischen Station einige Akten von 1979 heraus suchen. Der Mann sagte Sam, dass er Glück habe, dass die Akten noch nicht vernichtet worden waren. Im letzten Jahr hätten sie alle Akten von vor 1975 verbrannt. Nach einer halben Stunde hatte Sam endlich einen Stapel von Akten über die Geburten vom 24. Januar in seinen Händen. Er bedankte sich bei dem Mann und machte sich aus dem Staub. In der Cafeteria machte er sich ans Aussortieren. An dem Tag waren 11 Kinder zur Welt gekommen. 7 Mädchen, die Sam sofort beiseite schob und vier Jungs. Von diesen vier Jungs waren jedoch nur zwei zur fraglichen Zeit geboren worden. Dean Winchester und ein Daniel Worcester. Sam fielen fast die Augen aus dem Kopf. Was für ein unglaublicher Zufall, dass die beiden Namen so ähnlich waren. Er begutachtete die Akten. Die Handschrift der Person, die die Akten ausgefüllt hatte war unter aller Sau. Dazu kam noch, dass die Krankenblätter damals scheinbar nass gewesen waren. An einigen Stellen war die Tinte verlaufen und das Papier war leicht gewellt. Wenn man noch die Aussage der Hebamme mit einbezog, würde er die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Verwechslung gekommen war, auf mindestens 75 % schätzen und das reichte ihm dem weiter nachzugehen. Er hätte nicht gedacht, dass der erste Schritt so einfach sein würde. Er nahm die beiden Akten mit und fuhr ein Stück weiter zur Stadtbücherei. Dort nahm er sich das Telefonbuch von Lawrence heraus und notierte sich die Adressen sämtlicher Worcesters, die darin zu finden waren. Zum Glück gab es in Lawrence nur drei Parteien mit dem Namen. Ein Daniel Worcester war nicht darunter. Sam hoffte trotzdem, dass die Familie noch immer hier wohnte. Sam wollte sie nicht treffen, sondern nur etwas über sie heraus finden. In der Akte waren die Namen von Daniels Eltern angegeben, aber es war ziemlich schwer sie zu entziffern. Schließlich entschied Sam sich, dass die Eltern mit Vornamen anscheinend Paul und Joan hießen. Er sah auf die Namen, die er aus dem Telefonbuch herausgeschrieben hatte. Ein Paul Worcester war dabei. Heute musste Sams Glückstag sein. Er packte seine Sachen zusammen und machte sich auf den Weg zu der Adresse. Er hoffte, dass sie in einem mehrstöckigen Mietshaus wohnten, dann wäre es leichter die Nachbarn auszufragen. Jemand alla Mrs. Smith war dort sicher auch zu finden.
 

Das Flugzeug setzte zur Landung an. Jetzt war Sam wieder in St. Paul. Es war 21.15 Uhr. Er hatte nach antworten gesucht und diese auch bekommen, aber er wünschte sich, er hätte nicht danach gesucht. Denn was er erfahren hatte war furchtbar. Er war froh, dass Dean nicht in dieser Familie aufgewachsen war, sondern durch eine glückliche Fügung des Schicksals bei den Winchesters gelandet war. Ihr Leben war sicher kein Zuckerschlecken, aber es war 100 Mal besser, als das, des armen Daniel Worcesters. Sam wusste nicht mal ob er Dean von seiner Recherche erzählen sollte, aber er musste Dean eine Erklärung liefern. Vielleicht sollte er ihm einfach sagen, dass er nichts herausgefunden hatte. Er nahm sich ein Taxi und fuhr nach Hause. Er hatte immer noch keine bessere Bezeichnung für ihre Momentane Wohnsituation gefunden. Aber irgendwie trag es dass am besten. Schließlich war sein zu Hause ja irgendwie da wo Dean war. Während der Fahrt musste er eine Entscheidung treffen. Was sollte er Dean sagen? Konnte er Dean überhaupt was sagen oder würde sein Bruder ihn sofort erwürgen, wenn er zur Tür rein kam? Schließlich war er ohne Angabe von Grund und Ziel für einen ganzen Tag verschwunden. Das Taxi hielt vor dem Haus. Sam zahlte und stieg dann aus. Als er die Tür aufschloss hatte er sich entschieden Dean die Wahrheit zu sagen. Er hatte kaum das Haus betreten, als der Ältere ihn am Kragen packte und gegen die Wand drückte.

„Wo zur Hölle warst du und wehe du lügst mich an,“ schrie er Sam an. Hätte Dean ihn nicht gegen die wand gedrückt, wäre Sam jetzt einige Schritte zurück gewichen. So sauer hatte er seinen Bruder noch nie erlebt.

„Ich, ich war in Lawrence,“ sagte Sam.

„Verarsch mich nicht. Bis nach Lawrence sind es über sieben Stunden fahrt, dass hättest du unmöglich an einem Tag geschafft.“

„Ich bin nicht gefahren. Ich bin geflogen,“ sagte Sam. Dean sah Sam verdutzt an.

„Wenn du mich los lässt werde ich dir alles erklären, versprochen.“ Er sah Dean bittend an. Der Ältere ließ Sam los und ging ins Wohnzimmer, wohin Sam ihn folgte. Er setzte sich zu Dean aufs Sofa.

„Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, trotz deines dämlichen Zettels,“ sagte Dean. Sam sah ihn an und erkannte, dass Dean ziemlich fertig aussah.

„Das musstest du nicht. Ich habe nichts Gefährliches getan.“

„Fliegen nennst du ungefährlich?“ Dean sah ihn skeptisch an. Sam lächelte.

„Es gibt mehr Autounfälle als Flugzeugabstürze.“

„Klugscheißer.“

„Dean, es tut mir leid, dass ich nicht zu dir gesagt habe, aber du wärst eh dagegen gewesen, dass ich hinfliege um was über dich raus zu kriegen.“

„Da hast du allerdings Recht. Erzählst du mir jetzt was dich nach Lawrence getrieben hat?“

Sam nickte und erzählte Dean erstmal von den Geburtsurkunden, dem Zeitungsartikel und seiner Verwechslungstheorie. Dean hörte zu ohne ihm ins Wortzufallen. Als der Jüngere eine kurze Pause machte fragte Dean:

„Halt, habe ich dich richtig verstanden? Du denkst, dass, dass, dass ich als Baby vertauscht worden bin?“ Dean war fassungslos.

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass es so ist. Es erklärt einfach alles. Den DNA-Test, das Foto von Mum, die Tatsache, dass Dad nie irgendwas erzählt hat.“

„Wie sicher bist du dir?“

„Zu etwa 90%,“ antwortete Sam ihm. Dann erzählte er Dean von seiner Recherche im Krankenhaus.

„Ich bin eigentlich Daniel Worcester?“ Sam nickte.

„Aber bitte lass mich dich weiter Dean nennen.“

„Natürlich wirst du mich weiter so nennen. Ich mag meinen Namen.“ Und wenn du ihn aussprichst klingt er einfach wunderbar, fügte er in Gedanken hinzu. Das musste wohl der Restalkohol sein. Dann erzählte Sam ihm was er über die Familie herausgefunden hatte.
 

Lawrence am Nachmittag:

Sam parkte den Mietwagen vor einem großen Gebäudekomplex. Bingo, er hatte wieder Glück. Paul und Joan Worcester wohnten in einem Hochhaus. Er trat an die Tür. Sie war nicht geschlossen, also konnte er in den Hausflur eintreten. Er war einen Blick auf die zahlreichen Briefkästen. Hm, hinter welchem dieser Namen verbarg sich wohl eine gesprächige, vertrauensvolle, ältere Dame, die gerne Klatsch verbreitete? Sein Blick viel auf den Briefkasten einer Margret Adams, dass klang für ihn sehr viel versprechend. Sie wohnte in der vierten Etage, direkt neben den Worcesters. Sie wusste bestimmt was. Der Aufzug war defekt, also stiefelte er die Stufen zu ihrer Wohnung hoch. Er holte tief Luft. Dann klingelte er. Sam konnte sein Glück kaum fassen, Margret entpuppte sich als genau das, was er gesucht hatte. Als er sie nach den Worcesters fragte, war er jedoch ziemlich überrascht über ihre Antwort.

„Sind sie von der Polizei?“

„Nein. Hat die Familie denn Probleme mit der Polizei?“

„Das kann man wohl laut sagen. Da drüben herrscht fast jeden Tag Mord und Totschlag. Ich weiß gar nicht mehr wie oft ich schon die Polizei gerufen habe.“

„Mord und Totschlag?“

„Ja. Sie wird es zwar nie zugeben, weil sie viel zu viel Angst hat, aber ich weiß genau, dass ihr Mann sie verprügelt. Besonders dann, wenn er getrunken hat. Das war schon so seit, sie hier vor 20 Jahren eingezogen sind. Ich habe ihr schon so oft gesagt, dass sie ihn verlassen oder wenigstens Anzeigen soll, aber sie hat einfach zu viel angst vor ihm. Er ist aber auch ein Monster. Keine Ahnung warum er sie überhaupt je geheiratet hat.“ Sam war geschockt.

„Was ist mit ihrem Sohn? Sie haben doch einen Sohn.“

„Sie hatten einen Sohn. Er ist vor 10 Jahren gestorben. Er hat natürlich auch unter seinem Vater gelitten. Fast noch mehr als seine Mutter, die ihn nicht mal vor den Schlägen des Vaters geschützt hat, weil angst hatte wieder selbst geschlagen zu werden. Sein Vater hatte irgendwie die Fixe Idee, dass er nicht sein Sohn war.“

„Glauben sie, er war sein Sohn?“

„Kann ich mir nicht vorstellen. Er sah beiden Eltern überhaupt nicht ähnlich. Er hatte ganz dunkelbraune Augen. Die seiner Mutter sind jedoch grün und sein Vater hat blaue Augen. Er hatte ganz blondes Haar, aber die seines Vaters sind braun und die seiner Mutter dunkelblond. Auch vom Gesicht her war keine Ähnlichkeit zu erkennen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie es gewagt hätte ihren Mann zu betrügen.“

„Wie ist er gestorben?“

„Autounfall glaube ich. Er ist von zu Hause abgehauen, als er 16 war. Daher weiß ich nicht viel darüber.“

„Danke, sie haben mir sehr weiter geholfen.“ Er verabschiedete sich und verließ so schnell wie er konnte das Haus. Mein Gott, dass musste er erst mal sacken lassen. Das war ja grausam. Und er hatte gedacht sein Leben war schlecht. Dean hatte Recht, es gab Menschen die schlimmer waren, als dass was sie jagten. Das war auch ein Beweiß dafür, dass man den Genen keine allzu große Rolle bei der Verhaltensausprägung zusprechen sollte. Trotz dieser furchtbaren Erzeuger war Dean ein anständiger Mann geworden. Er würde niemals eine Frau oder gar Kinder schlagen. John war mit Sicherheit kein Mustervater, aber hatte sie nie geschlagen, niemals. Plötzlich kam Sam sein Leben gar nicht mehr so furchtbar vor. Er stieg in den Wagen und fuhr zurück zum Flughafen.
 

Dean sah ihn sprachlos an als er geendet hatte.

„Oh man, dass muss ich jetzt erstmal sacken lassen,“ sagte er schließlich.

„Das kann ich verstehen. Mir ging es genau so.“

„Ich wusste schon, warum ich nichts über meine Herkunft heraus finden wollte.“

„Ich wusste erst nicht ob ich es dir überhaupt sagen sollte. Aber ich finde wir sollten uns nicht anlügen,“ sagte Sam zu ihm.

„Es war richtig, dass du es mir gesagt hast. Es tut mir leid, dass ich dir nichts von dem Test gesagt habe. Sammy, können wir uns vielleicht darauf einigen, dass wir nie wieder darüber reden, bitte?“ Er sah Sam in die Augen. Sam nahm ihn einfach nur in den Arm.

„Dean, ich bin froh, dass du der bist, der du bist und dass du mein Bruder bist.“

„Ich auch Sammy.“

Ein Poltergeist für zwischendurch

So, mal wieder vielen Dank für dir Kommis. Jetzt zur Auflösung meiner kleinen Überraschung. Es ist ja Ostern, ein Kirchlicher Feiertag. Die Heilige dreifaltigkeit, also dachte ich mir, dass ich euch zum Osterfestabschluss drei Kapis on stelle. Das erste habt ihr ja teilweise schon gelesen, das zweite kommt jetzt. Und dass dritte wird auch noch folgen, so Animexx es zulässt. Also viel Spaß.
 

Es blieb dabei. Sie waren Brüder. Sie würden nie wieder über diese Angelegenheit reden und auch John nichts davon erzählen. Es war nur wichtig, dass sie einander hatten und zusammen hielten. Dean, der immer noch ein schlechtes Gewissen hatte, weil er Sam nichts von dem Test erzählt hatte, hatte den Sonntag zum Familientag erklärt und war mit Jenny und Sam in den Zoo gefahren. Als sie wieder zu Hause waren, hatte er mit Sam noch einmal über ihren Fall gesprochen. Er hatte dem Jüngeren erzählt wie viele Busse zu der Gesellschaft gehörten und dass ihr größtes Problem bei der Suche nach den Teilen, die Tatsachen sein würde, dass die Gesellschaft die Busse nicht nur in St. Paul sondern einsetzte, sondern in ganz Minnesota. Es konnte also ne ganze Weile dauern, bis all die Busse, die die gesuchten Teile enthielten, ihren Weg in die Wartungszentrale finden würden. Sam meinte, dass das nicht schlimm sei und es doch auch mal ganz nett war nicht täglich in Lebensgefahr zu sein und etwas Freizeit zu haben. So begann ihre zweite Woche in St. Paul. Wenn jemand die beiden mit Jenny beobachten würde, würde er sicher nicht daran zweifeln, dass sie eine kleine Familie waren. Bestehend aus zwei liebevollen , schwulen Vätern und einem glücklichen kleinen Mädchen. Es war nicht so, dass sie irgendwelche Zärtlichkeiten zur schau stellten, aber irgendwie bildeten sie eine harmonische Einheit. Dean rief Sam jeden Tag in seiner Mittagspause an, um ihn über die Fortschritte in ihrem Fall zu informieren, wie er vorgab. Insgeheim tat er es jedoch, weil er Sams Stimme hören wollte. Tatsächlich gab es sogar Fortschritte. Dean hatte am Dienstag die richtige Liste entdeckt und erleichtert festgestellt, dass es lediglich 4 Teile zu finden gab. Er hatte sich die Fahrzeugnummern der Busse heraus geschrieben in denen die Teile momentan verwendet wurden. Diese verglich er nun jeden Tag mit denen der Fahrzeuge, die sie an dem Tag zu warten hatten. Sie hatten Glück, schon am Donnerstag, konnte er das erste Teil, einen Aufhängungsbolzen, sicherstellen. Es war gar nicht so leicht unbemerkt das Teil auszuwechseln und nach Feierabend aus der Werkstatt zu schmuggeln. Sam hatte es auch nicht einfach. Er musste einen Ort finde, an dem sie die Teile unbeobachtet und unauffällig salzen und verbrennen konnten. Bei einem Spaziergang mit Jenny am Mittwoch, Dean und er hatten sich nun doch entschieden einen Kinderwagen anzuschaffen, hatte er einen abgelegenen Grillplatz im Park entdeckt, der ideal für ihre Zwecke war. Die Feuerstelle war am Donnerstagabend von Dean als groß genug befunden worden, um alle Teile zu verbrennen. Dean war der Meinung, dass es das Beste wäre alle Teile auf ein Mal zu verbrenne und Sa hatte ihm zugestimmt und vorgeschlagen die Teile solange in ihrer Garage zu sammeln. Sam machte Dean jeden Morgen ein Sandwich für die Mittagspause, blieb aber weiter Standhaft bei seiner Entscheidung, ihm nicht die Kruste vom Brot zu schneiden. Jeden Nachmittag freute er sich, wenn Dean wieder nach Hause kam. Er hatte festgestellt, dass er den Älteren tatsächlich vermisste, während er mit Jenny zu Hause war und ab und zu zusammen mit einem Makler Interessenten das Haus zeigte. Er sagte Dean natürlich nichts davon. Er wusste nicht, was er von seinen Gefühlen für Dean halten sollte. Wenn er selber nicht wusste, was mit ihm los war, wie sollte er es dann Dean begreiflich machen? Dem Älteren ging es genau so. Er fühlte sich immer mehr zu Sam hingezogen, fand jedoch immer wieder Ausreden für seine aufkeimenden Gefühle. Meistens versuchte er sich einzureden, es würde daran liegen, dass er solange keine Frau mehr hatte, tat aber nichts um an diesem Zustand was zu ändern. An diesem Freitag war Dean mit Nelson, seinem „neuen besten Freund“ wie Sam ihn nannte auf ein Bier in eine Bar gegangen. Manchen Menschen war Stille unangenehm, so dass sie es mit nichts sagendem Geplapper zu überbrücken versuchen. Dean gehörte nicht zu dieser Art von Menschen. Er konnte durch sein Schweigen vermutlich mehr ausdrücken als die meisten Menschen mit 1000 Worten. Sammy verstand eigentlich auch so immer was in hm vorging. Sie verstanden sich auch ohne Worte. Sam versuchte zwar des Öfteren ihn zu einem tiefschürfenden Gespräch zu bewegen, aber dass tat er nicht weile er das Bedürfnis hatte Psychoanalytiker zu spielen, sondern weil er sich Sorgen um Dean machte. Er hatte vermutlich Angst, dass seinem Bruder die Probleme und Sorgen, die er in sich hinein fraß, ihm irgendwann in einem ungünstigen Zeitpunkt über den Kopf wachsen würden. Dean vertraute Sam und wusste, dass dieser sich nicht über ihn lustig machen würde, wenn er sich jemals dazu durchringen würde Sams Angebot, ihm einfach nur zu zuhören. Nelson fiel in die Kategorie der Vielsprecher. Als sie sich an Deans erstem Arbeitstag kennen gelernt hatten, hatte er alles versucht um mit Dean ins Gespräch zu kommen. Dean ging anfangs darauf ein, weil er sich von ihm Hilfe erhoffte. Später hatte er festgestellt, dass er Nelson mochte. Sie hatten einiges gemeinsam. Nelson beneidete Dean um den Impala und war der Meinung, solch tolle Autos würden heutzutage gar nicht mehr hergestellt werden. Auch mochten sie die gleiche Art von Musik. Das hatten sie festgestellt, als Dean das AC/DC T-Shirt entdeckt hatte, dass Nelson unter seinem Overall trug. Jeden Tag diskutierten sie über Dinge wie, welches das Beste Album ihrer Lieblingsbands waren oder warum die heutige Musikindustrie nur noch Sachen produzierte, die maximal als annehmbar bezeichnet werden konnten. Wie gesagt, Nelson war ein Vielredner. Heute jedoch war Nelson ziemlich nachdenklich und schweigsam.

„Alles okay mit dir Nel?,“ erkundigte sich Dean.

„Darf ich dich mal was fragen?“

„Aber immer doch.“

„Glaubst du an…“

„Ob ich an was glaube?“

„Ich weiß, es klingt verrückt. Glaubst du an Geister und so einen Kram?“ Nelson klang besorgt. Dean vermutete, dass ihm irgendwas Übernatürliches zu schaffen machte. Na da war er bei ihm an der richtigen Adresse.

„Ja. Es gibt so viel Verrücktes auf der Welt, warum sollte es dann nicht auch Geister geben. Warum fragst du?“

„Meine Frau meint ich spinne, aber ich schöre dir irgendwas Seltsames geht in unserm Haus vor.“

„Kannst du das näher beschreiben?“

„Na ja, die Elektrogeräte spielen verrückt, im Keller höre ich ständig komische Geräusche. Meine Frau meint es wären Ratten, aber es können keine Ratten sein. Wir hatten erste Ende April den Kammerjäger deswegen da. Er hat nichts gefunden. Und Heute Morgen habe ich in der Auffahrt unsere Katze gefunden. Sie war tot, erdrosselt vom Gartenschlauch.“

Das klang für Dean eindeutig nach Poltergeist.

„Wie lange wohnt ihr schon in dem Haus?“

„Seit Mitte Februar. Ich habe mich von Anfang an gefragt, wieso es so billig war. Jetzt weiß ich warum Es spukt.“

„Sam beschäftigt sich mit übernatürlichen Phänomenen. Ist ne Art Hobby von ihm. Hast du was dagegen, wenn ich mal mit ihm und Jenny bei euch vorbeikommen würde? Sam könnte sich ja mal umsehen.“ Dean hatte Nelson von seiner Beziehung mit Sam, die ja eigentlich nur ne Scheinbeziehung war, erzählt und auch, dass sie in diesem Musterhaus wohnten. Nelson war cool und hatte nichts gegen Schwule.

„Keine schlechte Idee. Wie wäre es wenn ihr morgen zu uns zum Essen kommt? Ich könnte endlich meinen neuen Grill einweihen. Lust auf BBQ?“

„Da musst du mich nicht zwei Mal fragen,“ sagte Dean und beide lachten.
 

„Ein Poltergeist?,“ fragte Sam noch einmal nach, als Dean ihn an diesem Abend von Nelsons Problem erzählt hatte.

„Ja, ich habe ihm gesagt, wir sehen uns dass mal an. Wir sind morgen zum BBQ eingeladen.“

„Dean, der letzte Poltergeist, dem wir begegnet sind, wollte mich mit einem Lampenkabel erdrosseln.“

„Sammy, alles was wir jagen versucht dich oder mich umzubringen. Wenn es dich beruhigt, ich denke nicht, dass der Poltergeist in Nelsons Haus so aggressiv ist wie unser letzter. Er hat bis jetzt nur die Katze mit einem Gartenschlauch erwürgt.“

„Das klingt sehr beruhigend,“ sagte Sam sarkastisch.

„Komm schon Sam. Wir dürfen nicht einrosten. Ein kleiner Poltergeist für Zwischendurch wird uns in Schuss halten,“ meinte Dean und lächelte. Sam rollte mit den Augen.

„Okay, wenn es ein Poltergeist ist, sollten wir Nelson und seiner Frau helfen.“ Plötzlich erklang Jennys Weinen von oben.

„Ich geh schon,“ sagte Dean.

„Aber sing ihr nicht wieder Enter Sandman vor. Versuch es mal mit dem Schlaflied Hush Little Baby,“ rief er Dean hinterher.
 

Am nächsten Morgen war Dean mit Jenny zum einkaufen gefahren. Sam stellte derweil die Säckchen her, die sie am Nachmittag unauffällig in die Wände von Nelsons Haus stecken wollten. Unauffällig war gut. Die Löcher in den Wänden würde man sicher nicht übersehen können und er war sicher, dass Nelsons Frau von diesen Löchern alles andere als begeistert sein würde.

„Wir sind wieder zu Hause,“ sagte Dean als er mit Jenny und ein paar Tüten auf dem Arm zur Tür herein kam. Sam kam auf ihn zu, nahm ihm die Tüten ab und trug sie in die Küche.

„Ich habe einen Kirschkuchen besorgt. Ich dachte es wäre doch ganz nett, wenn wir den beiden ein kleines Geschenk für die Gastgeber mitbringen,“ sagte Dean. Sam lächelte. Wann hatte sein Bruder denn gute Manieren gelernt?

„Gute Idee. Räumst du die Sachen aus? Ich pack inzwischen die Säckchen in Jennys Wickeltasche.“

„Beschwer dich aber hinterher nicht, dass du nichts findest. Ich blicke nämlich durch dein Ablagesystem noch nicht durch.“

„Ist okay. Notfalls ordne ich das später noch mal.“
 

„Du brauchst nicht nervös zu sein. Nelson ist cool. Er wird dich mögen,“ sagte Dean während sie vom Wagen auf das Haus zu gingen.

„Was hast du ihm von uns erzählt?“

„Ich habe ihm die Rollenbeschreibung geliefert, die wir hier abspielen. Er denkt wir wären ein Paar. Ach übrigens, ich habe ihm gesagt Jenny wäre von einer Leihmutter ausgetragen worden,“ sagte Dean.

„Was?“

„Alles andere hätte dich ins Licht des treulosen Freundes gedrängt, dem sein Partner nicht ausreicht und er zusätzlich ne Frau braucht. Ich wollte dir keinen unsympathischen Charakter verpassen,“ erklärte der Ältere, dann klingelte er an der Tür. Eine hübsche, schwarzhaarige Frau Ende zwanzig öffnete ihnen die Tür.

„Hi! Wenn ihr Sam und Dean seit kommt rein, ansonsten: Wir kaufen nichts und wollen auch keiner Sekte beitreten,“ begrüßte sie die beiden. Dean lächelte.

„Da haben wir ja Glück, dass wir Sam und Dean sind,“ sagte Dean. Die Frau trat zu Seite und ließ sie rein.

„Und das hier ist Jenny,“ stellte Sam seine Tochter vor.

„Ist die niedlich. Schön euch kennen zu lernen. Ich bin Theresa, Nelsons Frau.“

„Wir haben euch eine Kleinigkeit mitgebracht,“ sagte Dean und reichte ihr den Kuchen.

„Danke, dass ist lieb. Folgt mir doch bitte in den Garten. Nelson spielt schon seit heute Mittag an seinem neuen Grill rum.“ Sie taten wie ihnen geheißen und betraten einen gut gepflegten, kleinen Garten.

„Hey man! Schön das ihr da seid,“ begrüßte Nelson sie. Sam fand ihn und seine Frau auf Anhieb sympathisch. Die beiden waren definitiv die Anti-Stillmanns. Dean hatte ihm auf dem Weg hier her erzählt er hätte Mrs. Stillmann im Supermarkt gesehen und sich so schnell wie möglich aus dem Staub gemacht, ehe sie ihn entdecken konnte.

„Hi Nel. Darf ich dir Sam und Jenny vorstellen?“

„Schön dich kennen zu lernen Sam. Dean redet ständig von dir. Es kommt mir vor, als würde ich dich bereits kennen.“ Er schüttelte ihm die Hand.

„Schönes Haus hast du Alter,“ merkte Dean an.

„Ja, wenn da nur nicht besagtes Problem wäre.“

„Nelson, du hast ihm doch nicht etwa von deiner absurden Spuktheorie erzählt,“ sagte sie.

„Es ist keine Theorie. Irgendwas ist da in unserem Haus,“ sagte Nelson.

„Und ich sage dir, das bildest du dir nur ein.“

„Das werden wir ja sehen. Sam ist sozusagen Experte auf dem Gebiet.“

„Sie glauben doch nicht etwa den Quatsch, den Nelson ihnen erzählt hat,“ fragte sie Dean.

„Doch, ich glaube ihm und wenn sie nichts dagegen haben würden Sam und ich uns gerne mal in ihrem Hausumsehen,“ sagte Dean.

„Lass sie einen Blick drauf werfen. Es kann doch nicht schaden,“ bat Nelson seine Frau.

„Also bitte, wenn du dann aufhörst rum zu spinnen.“

„Würden sie solange auf Jenny aufpassen?,“ fragte Sam die beiden.

„Klar doch,“ versicherte Nelson.

„Ich werde mit euch ins Haus gehen um euch im Auge zu behalten,“ sagte Theresa.

„Einverstanden,“ sagte Sam und die drei gingen ins Haus.

„Jetzt mal ehrlich, was glaubt ihr, was ihr hier finden werdet?“

„Wir denken, ihr habt einen Poltergeist im Haus,“ sagte Dean.

„Okay, ihr habt definitiv zu viel Ferngehsehen.“

„Ich weiß, es klingt verrückt, aber solche Wesen gibt es wirklich und je länger sie in einem Haus sind desto gefährlicher werden sie. Die tote Katze war erst der Anfang,“ sagte Sam.

„Kommt schon. Die Katze wurde sicher von irgendeinem soziopathischen Tierquäler getötet.“

„Ich verstehe sie nicht. Ihnen ist der Gedanke an einen Soziopathen in ihrer Umgebeung lieber, als in betracht zu ziehen, dass Übernatürliches wirklich existiert?,“ fragte Dean.

„Ihr meint das tatsächlich ernst, oder?“

„Glauben sie mir. In solchen Dingen scherzt Dean nicht,“ sagte Sam.

„Theresa, ihr seid in Gefahr. Wir haben einige Erfahrungen mit Poltergeistern. Wenn sie lange genug in einem Haus sind greifen sie sogar Menschen an,“ erklärte der Ältere. Langsam realisierte Theresa, dass die beiden sich keinen Ulk mit ihr erlaubten.

„Kann man es irgendwie aufhalten?,“ fragte sie die beiden.

„Ja.“ Sam nahm die Beutel mit den getrockneten Kräutern aus der Wickeltasche.

„Wenn man diese Beutel in jeder Etage in die Ost, Süd, West und Nordwand des Hauses steckt, vertreibt das den Poltergeist,“ erklärte Dean ihr.

„Ihr wollt also Löcher in die Wände kloppen?“

„Genau das haben wir vor,“ sagte Sam.

„Also gut. Löcher in den Wänden ist besser als sterben.“

„Gut, Dean diesmal gehst du nach oben. Ich bleibe hier unten und geh dann in den Keller.“

„Kann ich helfen?,“ fragte Theresa.

„In Ordnung. Sie helfen Sam hier unten.“ Dean nahm sich vier Beutel und ging die Treppe hoch. Er hoffte, dass er Recht hatte und dieser Poltergeist wirklich nicht so aggressiv war. Unten hatte Sam Osten, Süden und Westen des Hauses die Beutel in den Wänden verstaut. Theresa hatte die ersten beiden Male ganz schön gezuckt, als Sam mit dem Hammer, dem sie ihm gegeben hatte die Löcher in die Wand schlug. Sam war die ganze Sache bis jetzt zu glatt abgelaufen. Der weil sah Dean das im oberen Stockwerk ganz anders. Dieser Poltergeist schien mehr Freude daran zu haben ihn zu ärgern, als dass er ihn umbringen wollte. Als er ins Bad kam, dass im Osten lag, hatte der Poltergeist die Badematte schweben lassen, so dass Dean prompt darüber stolperte. Mit Müh und Not konnte er seinen Sturz abfangen, sonst wäre er mit dem Kopf gegen den Badewannenrand geschlagen. Im Schlafzimmer stand er dann vor einer Kommode an der Südwand des Hauses und der Poltergeist ließ die Schubladen herausschnellen, so dass der Ältere gegen das Bett geschleudert wurde. Im zweiten Anlauf war er vorsichtiger und schaffte es den Beutel in der Wand zu platzieren. Nur noch zwei Räume dachte er. Sam war gerade in der Küche um den letzten Beutel im Erdgeschoß unterzubringen. Er fasste mit der Hand über den Toaster, der auf ein Mal so heiß wurde, dass Sam die Hand wegziehen musste. Geistesgegenwärtig hatte Theresa ihm einen Grillhandschuh zugeworfen. Damit konnte er über den Toaster fassen. Das Erdgeschoss war versorgt. Plötzlich hörte er etwas die Treppe runter fallen. Sam und Theresa eilten in den Flur. Dean lag mit schmerverzerrtem Gesicht am Boden.

„Dean! Was ist passiert?,“ fragte Sam und half seinem Bruder wieder auf die Beine.

„Dieser Mistkerl hat den Läufer auf der Treppe unter mir weg gezogen,“ sagte der Ältere und fasste sich an den Hinterkopf.

„Warte, ich hole dir etwas Eis,“ sagte Theresa und ging wieder in die Küche. Sam tastete vorsichtig Deans Knochen ab.

„Du hattest Glück. Es ist nichts gebrochen,“ sagte der Jüngere.

„Hier.“ Theresa reichte Dean einen Eisbeutel.

„Was war das eben?,“ fragte Nelson, der mit Jenny auf dem Arm ins Haus kam.

„Das war der Poltergeist,“ sagte Sam.

„Poltergeist?“ Nelson sah die drei verwirrt an.

„Nelson, es tut mir Leid. Ich hätte dir glauben sollen, anstatt mich über dich lustig zu machen,“ sagte Theresa zu ihrem Mann.

„Es fehlt noch der Keller,“ sagte Dean.

„Ja. Theresa, dass sicherste ist, dass du mit Nelson und Jenny wieder nach draußen gehst. Ich glaube der Poltergeist ist jetzt richtig angepisst, weil wir ihn vertreiben wollen,“ sagte Sam.

„Was macht ihr im Keller?,“ fragte Nelson.

„Komm, lass uns in den Garten gehen. Ich erklär dir alles,“ sagte seine Frau und führte ihn wieder nach draußen. Sam sah Dean prüfend an.

„Meinst du es wird gehen?,“ fragte er den Älteren.

„Sam, ich bin nicht zerbrechlich wie eine Porzellanfigur. Ich halte einiges aus. Es geht schon wieder. Die Treppe war ja nicht so hoch und ich konnte mich abrollen.“

„In Ordnung, also auf in den Keller.“ Ja, der Poltergeist war definitiv angepisst. Das bekam Sam deutlich zu spüren, als er von der Waschmaschine gegen die Westwand gedrückt wurde. Dean hingegen konnte an der Südwand gerade eben noch drei auf ihn zu fliegenden Schraubenziehern ausweichen. Sams Aufschrei hatte ihn für einen Moment abgelenkt. Doch dann hatte er den letzten Sack verstaut und auf ein Mal schien das Haus zu erbeben und mit einem Geräusch, das wie ein Schmerzensschrei klang, war der Poltergeist verschwunden.

„Sam, alles in Ordnung?“ Dean eilte zu seinem Bruder und schob die Waschmaschine von ihm weg. Von der drückenden Last befreit fiel er in Deans stützende Arme.

„Das war gefährlicher, als ich erwartet hatte,“ sagte Dean und half Sam sich aufzurichten.

„Das kannst du laut sagen.“

„Tut dir irgendwas weh?“

„Geht schon wieder. Mir war nur kurz die Luft weggeblieben.“

„Jetzt haben wir uns definitiv ein BBQ verdient.“ Die beiden gingen die Treppe hoch. Im Garten warteten die Hausbesitzer mit Jenny auf die Brüder.

„Ist es vorbei?,“ fragte Nelson. Dean nickte. Zusammen mit Sam ließ er sich auf der Gartenbank nieder.

„Ihr zwei seht aus als könntet ihr ein Bier vertragen,“ sagte Theresa und reichte ihnen jeweils eine Flasche. Dann erzählte Dean den beiden, dass das Haus jetzt wieder sicher sei.

„Ihr zwei habt so gewirkt, als hättet ihr das nicht zum ersten Mal gemacht. Was seid ihr? So ne Art Ghostbusters?,“ fragte Nelson und legte ein paar Steaks auf den Grill.

„So was in der Art.“ Sam gab eine light Version ihres bisherigen Lebens zum Besten.

„Oh man! All diese Wesen gibt es wirklich?,“ fragte sie nach. Dean nickte und spachtelte sein Steak weg.

„Dann können wir ja von Glück sagen, dass ich dir auf der Arbeit begegnet bin,“ meinte Nelson und reichte Sam die Saatschüssel.

„Allerdings,“ meinte Theresa und schenket den Brüdern ein dankbares Lächeln.

„Und jetzt wo der Poltergeist weg ist, habt ihr doch bestimmt nichts dagegen Morgen noch mal her zu kommen und die Wände wieder verputzen,“ fügte sie hinzu. Dean und Sam ließen sich dazu überreden, nachdem Theresa ihnen versprochen hatte sie dafür mit einem Brunch zu entschädigen. So ließ es sich leben, dachte Dean. Leider waren nicht alle Menschen denen sie halfen so dankbar und großzügig wie Nelson und Theresa.

Kombimodelle und Tupperware

Die dritte Woche in St. Paul war mittlerweile fast um. Dean hatte am Mittwoch ein weiteres Teil des Busses mitgebracht. Heute war Donnerstag und sie erwarteten unerwünschte Gäste.

So geschickt er auch mit dem Messer umging wenn es darum ging Übernatürlichen Wesen den Gar auszumachen, so dämlich stellte er sich beim Kartoffelnschälen an. Dean und Sam standen in der Küche. Sam bereitete das Abendessen vor und vor einigen Minuten hatte sich auch sein Bruder zu ihm gesellt. Jenny saß auf einer Decke neben der Küchenzeile und spielte mit einem hohlen Würfel in den man an den sechs verschiedenen Seiten Bauklötze unterschiedlichster Formen hinein stecken konnte. Den Kreis, das Viereck und den Stern hatte sie bereits richtig einsortiert.

„Dean, ich will nicht undankbar klingen, schließlich hast du mir großzügig angeboten mir zu helfen, aber wenn du weiterhin zusätzlich zur Schale die Hälfte der Kartoffel weg schneidest, bleibt nicht mehr viel fürs Abendessen übrig.“

„Pass du lieber auf, dass dein Gummiadler nicht vertrocknet,“ sagte Dean etwas beleidigt und deutete auf den Ofen. Natürlich hatte er Sam angeboten ihm zu helfen. Schließlich hatte er die Wahl zwischen Langeweile ohne Sam oder Hausarbeit mit Sam. Da war ihm die Entscheidung nicht gerade schwer gefallen. Überhaupt kam ihm Zeit ohne Sam in letzter Zeit ziemlich vergeudet vor. Manchmal fragte Dean sich wie es ihm gelungen war die Zeit zu überstehen in der Sam am College war.

„Idiot.“

„Mistkerl.“ Beide lächelten.

„Sag mir noch mal weswegen wir das machen, Sam.“

„Weil Mr. Mitchell meinte, es wäre doch eine gute Idee, wenn wir uns auf diese Weise bei den Stillmanns bedanken. Schließlich haben sie unsere Arbeit gemacht.“

„Und weshalb können wir die beiden nicht einfach mit ein paar Fischstäbchen abfüttern? Muss es gleich ein ganzes Huhn sein?“

„Ich habe keine Lust auf das ständige Fastfood. Außerdem hast du die Fischstäbchen gestern Abend aufgegessen, schon vergessen?“

„Stimmt ja. Die waren gut. Die solltest du unbedingt noch mal kaufen. Das mit dem Fastfood ist übrigens doch schon weniger geworden, seit wir normal spielen.“

„Ja, dank mir. Wenn ich dir das kochen überlassen würde, dann gäbe es jeden Tag Spaghetti aus der Dose.“

„Sag das nicht so abwertend. Meine Kochkünste haben immerhin ausgereicht um dich groß zu kriegen. Außerdem ist es doch nicht zuviel verlangt, dass du kochst wo ich doch den ganzen Tag so schwer arbeite,“ neckte er Sam.

„Denkst du ich sitze hier den ganze Zeit zu Hause und mach mir einen schönen Tag? Ich muss dir deine Sachen hinterher räumen, mich um Jenny kümmern und den ganzen Haushalt schmeißen. Moment, habe ich das eben wirklich gesagt?“

„Die Stimme die es sagte klang jedenfalls ganz wie deine,“ sagte Dean und bekam einen kleinen Lachanfall. Auch Sam musste unweigerlich lachen. Gott, sie beide waren ja wie ein Ehepaar, das im Alltagstrott gefangen war. Und dabei wohnten sie gerade mal seit etwas mehr als drei Wochen in diesem Musterhaus.

„Vielleicht haben die bei Desperate Housewives noch ne Rolle für dich frei, Sammy.“

„Dann würde ich ja mehr Geld verdienen als du. Ob dein Ego damit klar kommt?“

„Aber natürlich. Ich bin schließlich für die Emanzipation.“ Dean grinste. Es war schön so mit Sam herumzualbern. Er genoss die Zeit die sie hier in St. Paul verbrachten. Da ihr Fall sich so lange hinzog hatten sie tatsächlich auch mal Freizeit und die verbrachte Dean vorzugsweise mit Sam und Jenny. Sie waren wie eine kleine Familie, zwar immer noch weit davon entfernt normal zu sein, aber immerhin wie eine Familie. Sam lächelte vergnügt.

„Du solltest jetzt weiter Kartoffeln schälen. Peggy und Stan wollen um halb acht hier sein.“

„Ich mag den Kerl nicht. Ich meine er hört 80er Jahre Synthie Pop, dass sagt doch wohl schon alles und die Kekse, die seine Frau uns zum Einzug gebracht hat kann man besten Falls als Bierdeckel benutzen. Außerdem stellen beide viel zu viele Fragen und sind ständig so widerlich fröhlich, wenn das nicht verdächtig ist.“

„Nur weil jemand Alphaville hört und mit jemandem verheiratet ist, der nicht backen kann, ist er noch lange kein schlechter Mensch,“ sagte Sam.

„Das nicht, aber sie sind Freaks.“

„Dean, ich weiß, dass du in Sachen Konversation ziemlich eingerostet bist, aber es ist ein Abend! Das wirst du doch wohl schaffen und denk dran, je unauffälliger wir erscheinen desto besser,“ meinte Sam. Er mochte die Stillmanns zwar auch nicht besonders, aber er hatte auch keine Lust sich das Leben schwerer zu machen als nötig und sich extra eine Ausrede einfallen zu lassen um Mr. Mitchell zu erklären, warum sie das Essen nicht geben wollten. Der hielt sie ja eh schon für seltsam, weil sie es strikt abgelehnt hatten diesen Werbespot für Northern Trends Immobilien, der Firma, die die neue Wohnsiedlung gebaut hatte, zu drehen und somit auf eine Sonderzahlung verzichteten. Es war ihnen aber nichts anderes übrig geblieben. Der Spot sollte Landesweit ausgestrahlt werden. Sie konnten es nicht riskieren, dass Dean von jemandem erkannt wurde, schließlich hielt man ihn für tot und dabei sollte es auch bleiben, denn sonst würde man ihn wegen Mordes suchen.

„Kannst du den beiden nicht sagen, ich wäre krank?“

„Okay Dean, wenn du es nicht freiwillig machst, muss ich wohl zu anderen Mitteln greifen.“ Sam holte einen Karton aus dem Kühlschrank und schob ihn Dean zu.

„Was ist das?,“ fragte Dean.

„Ein kleiner Bestechungsversuch,“ antwortete Sam und grinste. Dean öffnete den Karton.

„Schokoladenkuchen, du bist gut,“ sagte er zu Sam. Der Jüngere klappte den Karton wieder zu und zog ihn aus Deans Reichweite.

„Aber du kriegst ihn nur, wenn du heute Abend über deinen Schatten springst und soviel Freundlichkeit an den Tag legst wie nötig ist damit die beiden so schnell wie möglich wieder nach Hause gehen ohne das sie den Eindruck bekommen, dass wir sie loswerden wollen.“

„Mieser Erpresser,“ murmelte Dean und blickte zu Jenny, die gerade das Dreieck in die dafür vorgesehene Öffnung steckte.

„Nimm dir bloß kein Beispiel an deinem Daddy. Werd ja nicht so gemein wie er,“ sagte Dean mit gespielt beleidigtem Tonfall. Sam warf eine Kartoffelschale nach Dean, der der Ältere geschickt auswich.

„Ich bin nicht gemein. Erzähl ihr nicht so was,“ sagte Sam. Dean bückte sich und hob die Kartoffelschale auf. Wie durch einen Magnet wurde Sams Blick auf den knackigen Hintern des Älteren gezogen. Oh nicht schon wieder!, dachte Sam. Wieso machte er das in letzter Zeit ständig? Insgeheim kannte Sam die Antwort auf diese Frage, aber er wollte es sich nicht eingestehen. Das zuzulassen was er empfand, wäre selbst an Winchestermassstäben gemessen mehr als verrückt und unnormal. Also wand er sich dem Salat zu.

„Okay für den Kuchen spiele ich eben den Gastgeber,“ sagte Dean und versuchte eine Kartoffel nach Sams Vorstellungen zu schälen.

„Siehst du, es geht doch,“ meinte Sam als ihm Dean fünf Minuten später den Topf mit den geschälten Kartoffeln reichte.

„Krieg ich jetzt ne eins in Hauswirtschaft?,“ frotzelte Dean.

„Vielleicht wenn du den Tisch deckst.“

„Ausbeuter.“

„Melde mich doch der Gewerkschaft.“
 

Die Stillmanns waren überpünktlich und genau so aufdringlich und unnatürlich fröhlich wie beim ersten Mal. Dean freute sich jetzt schon darauf wenn die beiden endlich verschwinden und er sich dem Kuchen zuwenden konnte. Also auf zur Runde eins. Der Salat:

„Wie ich sehe benutzt du für den Salat eine Glasschüssel,“ sagte Peggy zu Sam. Die beiden wahren ganz unverfroren zum Du über gegangen.

„Ja. Ist das ein Problem für sie?,“ fragte Sam.

„Nein, nein. Ich frage mich nur, was sie mit dem Rest machen. Ich meine es ist doch ziemlich kompliziert die Frischhaltefolie über die Schüssel zu machen. Ich schwöre ja seit Jahren auf Tupperware. Die Schüsseln sind so schön praktisch. Jede hat einen passenden Deckel und man spart sich die lästige Frischhaltefolie. Meine Freundin veranstaltet am Samstag eine Tupperparty. Komm doch mit mir mit. Ich bin sicher, sie wird dir für eine Erstbestellung einen Preisnachlass geben,“ sagte sie.

„Nein danke, wir brauchen keine Tupperware, wir sind bestens mit Schüsseln versorgt,“ sagte Sam, der nicht fassen konnte, dass ihm die Frau tatsächlich diese mehr als unnützen Plastikschüsseln andrehen wollte, die in seinen Augen nur Platz weg nahmen.

„Sie glauben nicht wie viel ihrer alten Schüsseln sie ausmustern können, wenn sie auf Tupperware umsteigen,“ meinte Peggy.

„Bei uns hat es für einen Polterabend gereicht, was wir an Schüsseln aussortiert haben,“ meinte Mr. Stillmann.

„Warum sollten wir das was wir haben wegschmeißen und mit Teuren neuen Schüsseln ersetzen?,“ fragte Dean.

„Tupperware ist gar nicht so teuer wie man vielleicht meint.“ Mrs. Stillmann zog einen kleinen Katalog aus der Tasche ihrer rosa Strickjacke. Daraufhin fing sie an auf Sam einzureden und ihm die verschiedenen Modelle näher zu bringen. Sie ließ den Jüngeren gar nicht zu Wortkommen. Schließlich war es Dean zu viel. Er nahm die Salatschüssel an sich und sagte zu Sam:

„Ich glaube, es wird Zeit für den Hauptgang.“ Sam stand auf und folgte Dean in die Küche.

„Gott, ich hasse diese Frau. Die kann einfach nicht aufhören zu reden. Kapiert die ein nein nicht, oder was?,“ schimpfte Sam.

„So wie die auf dich eingeredet hat, glaube ich eher, dass sie die Tupperware verkauft und nicht ihre Freundin. Sam, was mach ich jetzt mit dem Hühnchen?“ Dean sah verwirrt zwischen einem Hackebeil und einer Geflügelschere hin und her.

„Lass mich das Hühnchen zerteilen, gieß du die Kartoffeln ab,“ sagte Sam und sie tauschten die Plätze. Auf zur Runde zwei. Das Hühnchen:

Scheinbar hatte Mrs. Stillmann es aufgegeben Sam Tupperware anzudrehen. Eine kurze Zeit aßen sie tatsächlich schweigend. Dann fing Stan an Sam von einem Hühnchenrezept zu erzählen, dass seine Mutter früher immer gemacht hatte. Peggy hatte sich mittlerweile Dean zugewandt. Sie fragte ihn wie es so bei ihm auf der Arbeit lief, schien sich jedoch nicht für einen Pfennig dafür zu interessieren. Sie ließ unter dem Tisch ihre Hand auf Deans Bein gleiten und tätschelte sein Knie. Dean verschluckte sich an seinem Hühnchen. Als wer wieder ruhig atmen konnte wand er sich an den Jüngeren.

„Sam, komm doch bitte kurz mit in die Küche. Wir sollten noch etwas Soße rein holen,“ sagte Dean hastig.

„Okay,“ sagte Sam nur und folgte seinem Bruder. Was war jetzt schon wieder?

„Was ist los Dean?,“ wollte Sam wissen.

„Wir sollten das langsam beenden. Die Frau ist echt zu Weit gegangen.“

„Was meinst du damit, sie ist zu weit gegangen?“

„Sie hat mein Knie angetatscht,“ sagte Dean entrüstet. Sam konnte sich gerade noch ein Lachen verkneifen.

„Seit wann stört dich dass, wenn eine Frau dich antatscht?,“ fragte er und versuchte so ernst wie möglich zu klingen.

„Sam, die Frau ist über vierzig. Denkst du das macht mich an? Und außerdem ist es unhöflich dir als Gastgeberin gegenüber. Es gehört sich nicht. Sie kann sich doch nicht an mich ran machen während du dabei bist.“

Sam überging Deans Anspielung darauf, dass er das Mädchen in ihrer Scheinbeziehung war und faste Dean an den Schultern.

„Reiß dich zusammen. Wir haben es fast überstanden. Nur noch der Kaffee, dann ist der Abend gelaufen. Wenn sie dich noch mal anfassen sollte, sagst du ihr einfach, dass sie es dann mit mir zu tun bekommt. Ich lasse nicht zu, dass sie versucht dich zu entschwulen,“ sagte Sam und beide mussten lachen.

„Natürlich nicht, schließlich gehör ich ja dir,“ sagte Dean schließlich und klang dabei so ernst, dass Sam für einen kurzen Moment verwirrt war. Hatte Dean das eben vielleicht wirklich so gemeint wie er es gesagt hatte? Es wäre zu schön wenn es nur so wäre, aber dass konnte unmöglich sein. Was dachte er da nur wieder? Sie gingen wieder ins Esszimmer.

„Das Essen war köstlich. Aber denk ruhig noch mal über die Tupperware nach. Die ist ideal um Reste aufzubewahren,“ sagte Peggy, als Sam abräumte. Nun das Finale. Der Kaffee:

„Ich habe gesehen was für einen Wagen sie fahren,“ sagte Stan zu Dean.

„Ja, mein Baby ist ne echte Schönheit.“ Das schien jedoch nicht das zu sein, was Stan meinte.

„Haben sie schon mal daran gedacht sich einen familienfreundlicheren Wagen zuzulegen? Wir haben diese Woche mehrere Kombimodelle im Angebot.“

„Danke, aber ich bin sehr zufrieden mit meinem Auto,“ sagte Dean und bemühte sich ruhig zu bleiben. Er trank einen Schluck Kaffee.

„Mag ja sein, dass ihr Wagen einen gewissen Liebhaberwert hat, aber bedenken sie was der im Jahr an Benzin frisst. Ein neuer Wagen könnte ihnen eine Menge Geld sparen und sie würden dabei noch die Umwelt schonen, denn ihre alte Mühle ist gelinde gesagt eine Drecksschleuder,“ sagte Stan. Dean stand ohne ein Wort auf und ging in die Küche.

„Entschuldigen sie uns. Ich glaube wir haben den Herd angelassen,“ sagte Sam und verschwand ebenfalls in der Küche. Dean stand an der Besteckschublade.

„Was machst du da?,“ fragte Sam.

„Hast du gehört wie der über mein Baby gesprochen hat? Das wird er mir büssen. Welche Strafe hältst du für angebrachter? Soll ich ihm mit dem Eiscremeportionierer die Augäpfel aus den Höhlen holen oder ihn doch lieber mit dem Fischmesser erstechen?“ Dean sah ihn Mordlüstern an. Ja, Stan war eindeutig zu weit gegangen. Deans aller heiligstes zu beleidigen war das falscheste was er tun konnte.

„Dean, du bleibst hier und beruhigst dich und ich werde sehen, dass ich sie loswerde,“ sagte Sam beschwichtigend zu Dean.

„Okay, du hast fünf Minuten, ansonsten werde ich die Sache in die Hand nehmen.“ Dean atmete ein paar Mal tief durch. Sam ging wieder aus der Küche.

„Entschuldigung, aber Dean geht es nicht gut,“ sagte Sam zu den Stillmanns.

„Das ist ja schade. Was hat er denn?,“ fragte Peggy.

„Starke Kopfschmerzen. Ganz plötzlich,“ antwortete Sam.

„Dann ist es wohl besser, wenn wir gehen. Danke für das Essen und überlegen sie es sich noch mal mit dem Auto.“ Stan legte die Karte seines Autohauses auf den Esstisch.

„Wünschen sie ihrem hübschen Freund gute Besserung von uns,“ sagte Peggy. Sam drängte sie zur Tür, als er aus dem Augenwinkel Dean mit einem Brotmesser in der Hand aus der Küche kommen sah.

„Danke noch mal, dass sie den Werbespot für uns gedreht haben,“ sagte Sam und schob die beiden quasi zur Tür heraus. Dann drehte er sich zu Dean um.

„Gib mir das Brotmesser Dean,“ sagte Sam und trat langsam auf ihn zu. Der Ältere ließ das Messer sinken. Sein Mordlüsterner Blick war einem müden Lächeln gewichen.

„Sag mir, dass wir die beiden nie wieder sehen müssen,“ sagte Dean.

„Ich hoffe nicht.“ Sam nahm Dean das Messer aus der Hand. Der Ältere griff nach der Karte, legte sie auf seine Untertasse, salzte sie, nahm dann sein Feuerzeug aus der Hosentasche und steckte die Karte in Flammen.

„Geht es dir jetzt besser?,“ fragte Sam seinen Bruder.

„Ja, kriege ich jetzt meinen Kuchen?,“ fragte er Sam. Jenny war wach geworden und schrie.

„Ich geh hoch und kümmere mich um sie. Du könntest so nett sein und die Tassen abräumen und dann darfst du dir deinen wohlverdienten Kuchen nehmen,“ sagte Sam und ging hoch zu seiner Tochter. Als er fünf Minuten später wieder unten war, saß Dean auf dem Sofa, aß den Kuchen und sah sich eine Massenschlägerei von NHL-Eishockeyspielern auf dem Sportkanal an. Ein friedvolles lächeln lag auf seinem Gesicht während er seinen Kuchen aß. Gott, er ist so verdammt süß, dachte Sam und ging in die Küche. Dean hatte die Tassen zwar aus dem Esszimmer raus gebracht, diese aber natürlich wie gewöhnlich auf, statt in die Spülmaschine gestellt. Sam seufzte. Dean war einfach unverbesserlich. Er machte sich daran in der Küche Ordnung zu schaffen. Er stellte die Reste vom Hühnchen in den Kühlschrank. Dort stand ein Teller mit einem Stück Kuchen. Auf dem Stück Kuchen lag ein Zettel auf dem: „Für Sammy“ stand. Sam erkannte sofort Deans Handschrift. Es war lieb und ausgesprochen aufmerksam von Dean ihm ein Stück sicherzustellen. Als alles aufgeräumt war ging er ins Wohnzimmer. Dean lag auf dem Sofa und war eingeschlafen. Er hatte es tatsächlich geschafft den ganzen Kuchen aufzuessen. Es stand ohne zweifelsohne fest, dass Dean ein absolut liebenswerter, stellenweise etwas chaotischer, Fresssack war, aber immerhin war er Sams liebenswerter, chaotischer, Fresssack und er würde ihn für nichts in der Welt hergeben wollen. Sam schaltete den Fernseher aus und beugte sich dann zu Dean herunter. Er nahm Deans Geruch war. Eine unglaublich anziehende Note aus Leder, Waffenöl, feuchter Erde, seinem Aftershave und seit neuestem auch Babyöl (Dean schmuste einfach zu oft mit Jenny) stieg Sam in die Nase. Dieser Geruch war ihm so vertraut. Er liebte ihn. Zärtlich strich er Dean über die Wange, ehe er ihm einen hauchzarten Kuss auf eben diese gab.

„Träum was schönes Dean,“ sagte Sam. Der Jüngere schaltete das Licht im Wohnzimmer aus und ging hoch in sein Zimmer um sich ebenfalls hinzulegen.

Gefühlsausbruch

@L_Angel: Ja, die Erste Etappe der Story habe ich komplett handgeschrieben schon fertig. Musste sie nur noch abtippen.

@AkAtSuKiGiRl13 & Noir 10: Willkommen!

@kaliel: Ich weiß noch nicht wie lang die ff wird. Hab 3 Phasen geplant, aber zur 3. Phase habe ich noch nicht so viele Ideen. Ach, wenn man nen längeren weg zur uni hat, kann man schon ziemlich viel schreiben. Hab wie gesagt schon ziemlich viele Kapitel handgeschrieben bei mir in der schreibtischschublade liegen. Muss ich nur abtippen( das kann ich ziemlich schnell), daher kann ich auch so schnell hochladen. Aber jetzt wird das wieder an dein Lesetempo angepasst. Uni hat wieder angefangen, da muss ich protokolle schreiben und dann wird das wahrscheinlich auf ein Kapi pro woche herunter gefahren.

@Fine:Freut mich das dir die letzte Szene mit dem Gute Nacht kuss gefallen hat. Die Nachbarn werden dich nicht mehr nerven, die waren in dem Kapitel das letzte mal da und Dean und Sam werden auch bald wieder aufbrechen. Und du kannst immer so viel in deine Kommis schreiben wie du magst. Je länger desto mehr freue ich mich darüber.

@all: Jetzt kommt die Entscheidende Phase. Noch etwa 5 Kapitel, dann sind unsere Helden endlich mehr oder weniger zusammen.
 

So, jetzt kommt das nächste Kapitel. Ich bin der Meinung, dass Dean diesmal total ooc ist, aber irgendwie müssen die ja mal zusammen finden. Ich hoffe ihr mögt das Kapitel trotzdem.
 


 

Gefühlsausbruch
 

Am Freitag hatte Dean das dritte Teil ausgebaut und zu den anderen beiden in die Garage gepackt. Er hatte Sam am Morgen ausgemeckert, weil er ihn auf der Couch hat schlafen lassen und er deshalb den halben Tag Rückenschmerzen hatte. Das war definitiv keine Schlafcouch. Heute Abend wollte er mal wieder Ausgehen. Er wäre ja gerne mit Sam weggegangen, aber dass ging ja nicht, weil jemand auf Jenny aufpassen musste.

„Hey Sam, vielleicht solltest du morgen ausgehen und ich pass auf Jenny auf. Es wird Zeit, dass du mal wieder raus kommst. Sonst wird das nie was mit einer Mutter für Jenny.“

„Wofür braucht Jenny eine Mutter, wenn sie dich hat?“

„Ich weiß, dass ich gut bin, aber ich werde auf keinen Fall später los ziehen um ihr Binden oder Tampons zu besorgen,“ sagte Dean. Sam lächelte.

„Nein, spaß bei Seite Sam. Du solltest dir hin und wieder auch mal Spaß gönnen.“

„Dean…“

„Sammy, ich kannte Jessica zwar nicht besonders, aber ich denke, sie würde wollen, dass du glücklich bist, dich wieder verliebst.“ Sam seufzte. Er wünschte, Dean würde hier bleiben. Ihm gefiel der Gedanke gar nicht, dass er heute irgendeine austauschbare Schnalle aufreißen und flach legen würde.

„Ich bin dir damit eben doch nicht zu Nahe getreten, oder?,“ fragte Dean ihn. Ihm war sein etwas unglücklicher Gesichtsausdruck nicht entgangen.

„Nein, schon okay. Und jetzt geh und hab Spaß.“
 

Nun war er in der Bar. Eine blonde junge Frau in verboten engen und knappen Klamotten kam von hinten an Dean heran, der noch immer am ersten Bier saß.

„Du bist neu hier, oder? Ich habe dich vorher noch nie hier gesehen,“ sagte sie und lächelte ihn verführerisch an. Dean wand ihr den Kopf zu. Sie trug zu viel Makeup und ein Schwall von billigem Parfüm zog in seine Nase. Er antwortete ihr nicht. Die Frau schien das jedoch nicht als abweisende Reaktion aufzufassen und flirtete munter weiter.

„Oh, du scheinst schüchtern zu sein. Das finde ich ja süß.“ Dean legte den Kopf schief, so als erwarte er, dass diese Frau aus einem anderen Blickwinkel doch irgendwie attraktiv war. Aber sie gefiel ihm einfach nicht und er konnte sich nicht erklären warum nicht. Er musterte sie erneut. Sie hatte definitiv nicht besonders viel Niveau, aber zum Teufel, das hatte ihn bei den meisten Frauen, mit denen er während seiner Fahrt quer durchs Land mal was hatte, bis jetzt noch nie sonderlich gestört. Vielleicht lag es einfach daran, dass er nach etwa einer Stunde hier in dieser Bar immer noch an seinem ersten Bier saß. War es möglich, dass er sich einige seiner Eroberungen in den letzten Jahren einfach nur schön gesoffen hatte? Da er ihr immer noch nicht geantwortet hatte, fuhr sie nun schweres Geschütz auf. Sie rückte näher an ihn heran und legte ihre Hand auf seinen Oberschenkel.

„Was würdest du jetzt gerne tun?.“ Ihre Brust berührte seinen Oberarm. Dean entfernte ihre Hand und antwortete endlich.

„Ich habe nicht vor irgendetwas zu tun, schon gar nicht mit dir.“ Deans Antwort schien sie in keinster Weise registriert zu haben.

„Na komm schon, lass uns ein wenig Spaß miteinander haben,“ sagte sie und leckte sich über ihre Lippen. Dean holte tief Luft. Er wollte die Aufdringliche Frau loswerden.

„Warum verschwindest du nicht einfach?,“ fragte er sie.

„Wie bitte?,“ fragte sie entgeistert.

„Ich habe was gegen ansteckende Krankheiten, verschwinde,“ entgegnete Dean härter als beabsichtigt, aber zum Glück zeigte das nun endlich Wirkung.

„Verschwinde du doch,“ sagte sie sauer.

„Ich glaube, dass werde ich machen.“ Er lächelte kurz, griff nach seiner Biertasche, ließ ein paar Dollarscheine für sein Bier auf den Tresen fallen, dass er nicht mal ganz ausgetrunken hatte, verließ dann die Bar und ließ die Frau zurück, die ihm biestig hinterher sah.
 

„Schon zurück?,“ fragte Sam überrascht, als Dean nach etwas mehr als einer Stunde wieder im Wohnzimmer „ihres“ Hauses stand. Dean konnte es noch immer nicht glauben, dass sie beide tatsächlich Geld dafür bekamen, dass sie in diesem Musterhaus lebten und ab und zu Interessenten „ihr“ Reich zeigten. Er sollte Sam definitiv öfter mal die Führung überlassen. Er schien ein Händchen dafür zu haben Arbeit mit angenehmen zu verbinden. Dean gefiel es mal nicht in einem gammeligen Motel zu wohnen und ihr Geister-Job in dieser Stadt war immer noch nicht abgeschlossen und dass, wo sie schon bald in der vierten Woche hier waren. Dean hatte dafür sogar extra einen echten Job, als Mechaniker in der Wartungszentrale der Busgesellschaft angenommen hatte.

„Yap,“ antwortete Dean einfach knapp seinem Bruder. Dean setzte sich aufs Sofa neben Sam. Dieser schaltete den Fernseher aus und griff nach einem Umschlag der auf dem Couchtisch lag.

„Rate mal was eben im Briefkasten lag,“ sagte Sam gutgelaunt zu Dean.

„Haben wir bei einem Preisausschreiben eine Reise nach Disneyland gewonnen?,“ scherzte der Ältere. Sam schüttelte mit dem Kopf.

„Nein, dass ist unsere Provision für die verkauften Häuser,“ sagte er und reichte Dean den Umschlag. Der Ältere zog seine Augenbraue nach oben als er den Betrag sah. Die Immobiliefirma zahlten ihnen doch tatsächlich 1500 Dollar, dafür, dass sie eigentlich nichts taten.

„Die sind doch verrückt,“ sagte Dean.

„Ich weiß,“ entgegnete Sam.

„Wie lange brauchen die uns noch?,“ wollte Dean wissen.

„Ich denke nicht mehr all zu lange. So wie ich das mitbekommen habe, sind fast alle neuen Häuser bereits verkauft.“

„Dann sollten wir uns wohl demnächst nach was anderem umsehen, ehe Mr. Mitchell uns raus schmeißt.“

„Ich denke, wir können hier bleiben bis unser Job hier abgeschlossen ist. Es fehlt ja nur noch ein Teil.“

„Ja und dann hoffen wir mal, dass unser Plan aufgeht so wie wir uns das vorstellen und sich die Geisterangriffe nächstes Jahr nicht wiederholen.“

„Hey, was ist los mit dir? Wo hast du deinen Optimismus gelassen, der sonst immer für uns beide reicht?,“ fragte Sam den Älteren etwas besorgt. Es war ihm komisch vorgekommen, dass sein Bruder, der Lauthals verkündet hatte, er wolle in die nächste Bar gehen um etwas Spaß zu haben und Sam wusste was Dean mit Spaß haben meinte, schon nach so kurzer Zeit wieder zurück war.

„Weshalb bist du eigentlich schon wieder hier?,“ fragte er Dean noch.

„Ich weiß nicht Sammy, irgendwas stimmt nicht mit mir in letzter Zeit,“ sagte er matt.

„Bist du krank?,“ fragte Sam beunruhigt. Vor einer Stunde war doch noch alles in Ordnung mit ihm.

„Nein, ach ich weiß einfach nicht was gerade mit mir los ist.“ Dean fuhr sich durch die Haare.

„Gab es keine Frau die dich interessiert hat und die du mit einer Story über dein Leben als Astronaut oder sonst was becircen konntest?“

„Das ist genau das Problem Sam. Da draußen gibt es zahlreiche Frauen, die ich mit meiner Masche rumkriegen könnte.“

„Warum bist du dann jetzt hier?“

„Diese Frauen sind entweder billig, oberflächlich, eintönig oder sogar alles zusammen. Ich will das nicht mehr Sammy.“

„Bist du auf nem schlechten Trip oder so?“ Deans Verhalten und aussagen verwirrten Sam.

„Nein Sammy. Ich scheine zum ersten Mal in meinem Leben richtig klar zu sehen. Ich möchte nicht mehr von einem Betthäschen zum nächsten springen. Das ist vielleicht ganz amüsant und mag meine körperlichen Bedürfnisse befriedigen, aber seelisch fühle ich mich dabei einfach nur leer.“

„Christo,“ war alles was Sam raus bekam. Sein Bruder musste offensichtlich besessen sein. Das was er sagte passte so gar nicht zu ihm und jetzt fing er auch noch an über eine innere Leere zu sprechen.

„Gott Sam, ich bin nicht besessen. Verstehst du nicht? Mir fehlt etwas Essenzielles in meinem Leben. Ich will teil von etwas sein. Etwas, dass Bestand hat. Etwas, dass diese Leere in mir ausfüllt. Etwas das mir zeigt, dass diese Welt da draußen nicht so gefährlich und beschissen ist, wie es den Anschein hat. Ich meine ich will..“

„Lieben und geliebt werden?,“ vervollständigte Sam fragend die Erklärungen seines Bruders und sah ihm tröstend in die Augen. Okay, Dean war nicht besessen. Dämonen wurden selten philosophisch und bekamen sicher keine Zustände, die Ähnlichkeit mit einer Lebenskrise hatten.

„Du hältst mich jetzt für total verrückt, oder?,“ fragte Dean. Sein Blick war müde und traurig. Sam schüttelte den Kopf.

„Ich weiß wie du dich fühlst. Es ist völlig normal, dass man sich nach menschlicher Nähe und Wärme, dem vertrauten zusammen sein mit einem geliebten Menschen sehnt, Dean. Du bist nicht verrückt.“ Er sah seinem Bruder noch immer in die Augen und hatte Dean an den Schultern gepackt. Der Ältere wand seinen Blick ab. Sam wusste, dass es für Dean ein Zeichen von Schwäche war Gefühle zu zeigen. Schließlich war das in seinen Augen Weiberkram.

„Sieh mich an Dean,“ bat Sam. Zögernd blickte der kleinere den größeren wieder an. Zufrieden lächelte Sam.

„Es ist keine Schwäche sich die Gefühle einzugestehen, die man hat, hörst du? Es stärkt den Charakter und macht dich menschlich,“ sagte Sam. Oh man! Jetzt fing er auch noch an philosophisch zu werden.

„Aber ich fühle mich schwach,“ sagte Dean mit belegter Stimme.

„Du musst nicht immer alles in dich rein fressen und versuchen der Unantastbare zu sein.“ Sam hielt den traurigen Blick nun nicht länger aus. Er umarmte den Älteren und Dean ließ es zu Sams Überraschung geschehen.

„Vertrau mir, wenn du dich schwach fühlst lass mich dir Halt geben,“ flüsterte Sam. Dean atmete tief durch und das Gefühl der Verlegenheit darüber, dass Sam ihn so sah, dass er seinem Bruder von seinen Gefühlen erzählt hatte verschwand mit einem Mal. Dean erwiderte die Umarmung und auf einmal fühlte er sich glücklich. Er fühlte sich geborgen und zu Hause. Beide umhüllte auf einmal eine angenehme Wärme, als hätte jemand eine Fleece Decke um sie gewickelt. Dean hielt Sam einfach fest während dieser dem Älteren beruhigend über den Rücken strich. Sam war froh, dass Dean endlich ein Mal etwas von seiner Schutzschicht abgelegt hatte.
 

Eine halbe Stunde später saßen sie in der Küche. Dean hatte sich ein Sandwich gemacht und Sam trank eine heiße Schokolade. Dafür hatte er sich bereits wieder Deans „Man, bist du ein Mädchen-Blick“ eingefangen. Es war also offenkundig, dass es Dean wieder besser ging.

„Das hast du nicht zu ihr gesagt,“ sagte Sam ungläubig. Dean hatte ihm eben von der penetranten Frau in der Bar erzählt und Sam hatte gemeint, dass diese wahrscheinlich der Funke war, der letztlich eben im Wohnzimmer Deans Gefühlsausbruch ausgelöst hatte.

„Alter, dass habe ich wirklich gesagt. Ich weiß auch nicht warum, dabei sah sie gar nicht so nuttig aus. Ich wollte sie einfach nur loswerden.“ Plötzlich drang Jennys Geschrei von oben an ihre Ohren. Dean stopfte sich den Rest des Sandwichs in den Mund und sagte dann mit vollem Mund etwas, dass sich entfernt nach „Ich werde nach ihr sehen“ anhörte. Er war schon an der Tür, als Sam zu ihm sagte:

„Dean, was immer es ist, was du brauchst um dich vollständig und zufrieden zu fühlen, ich bin sicher du wirst es finden.“

Auf Deans Gesicht zeichnete sich der Anflug eines Lächelns ab und er nickte. Dann machte er sich auf den Weg in Jennys Zimmer: In seinem Inneren sagte ein Stimme zu ihm, dass er das, was er suchte bereits mit Sam und Jenny gefunden hatte. Sam war sich ziemlich sicher, dass die Situation eben im Wohnzimmer eine Einmalige Sache war und Dean darüber bestimmt nie wieder reden würde. Wahrscheinlich würde er sogar leugnen, dass dieses Gespräch je statt gefunden hatte. Aber Sam schloss die Erinnerung an diesen Moment in seinem Herz ein.

Living for the Weekend

Danke für eure Kommis!
 

Living for the Weekend
 

Sam sollte Recht behalten. Als Dean am Samstagmorgen nach unten in die Küche kam erwähnte er mit keiner Silbe seinen Gefühlsausbruch vom Vorabend.

„Morgen Sammy,“ begrüßte er den Jüngeren gutgelaunt. Dann trat er an den Hochstuhl in dem Jenny saß und gab ihr einen Guten Morgen Kuss.

„Guten Morgen Dean. Möchtest du was von dem Rührei?“

„Ist das eine Scherzfrage? Natürlich möchte ich was von dem Rührei und Toast, aber vor allem…“ Ehe Dean seinen Satz vollenden konnte reichte Sam ihn eine Tasse Kaffee.

„Danke. Sag mal haben sich deine Kräfte weiter entwickelt und hast du jetzt neben deinen Visionen auch noch die Fähigkeit Gedanken zu lesen?“

„Nein, ich kenne dich einfach nur schon ne Weile.“

„Ne Weile ist gut, du kennst mich dein Leben lang.“

„Ist das wirklich schon so lange her?,“ scherzte Sam und holte zwei Teller aus dem Küchenschrank. Er füllte das Rührei auf und Dean nahm den Toast aus dem Toaster.

„Ich wollte nachher noch ein paar Dinge einkaufen. Wir brauchen jede Menge Salz wenn wir die Busteile verbrennen, außerdem hast du schon wieder den halben Kühlschrank leer gefuttert,“ sagte Sam während er die Butter aus dem Kühlschrank holte. Dean trat hinter ihn und sah ihm über die Schulter.

„Ich weiß nicht was du willst. Ich habe deinen Salat und deine Joghurts nicht angerührt.“

„Das ist aber auch das einzige. Sonst ist vor deinen gierigen Fingern kein Lebensmittel sicher.“ Sam schloss den Kühlschrank wieder. Sie setzten sich an den Tresen. Die Tageszeitung lag genau zwischen ihnen. Beide griffen gleichzeitig danach.

„Las los Sam, ich bin der Ältere, also lese ich die Zeitung zuerst.“

„Du liest doch eh nur die Comics,“ pflaumte er Dean an.

„Das stimmt doch gar nicht,“ meinte der Kleinere. Okay, in letzter Zeit war es vielleicht der Fall gewesen. Da sie ja momentan einen Job hatten, achtete Dean nicht mehr so sehr auf den Rest der Zeitung, aber das war für ihn kein Grund Sam gegenüber klein bei zu geben. In dem Moment klingelte Deans Handy.

„Da würde ich sagen gerettet von der Glocke,“ sagte Sam und nahm die Zeitung an sich.

„Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Ich bin gleich wieder da,“ sagte Dean und ging zu der Kommode im Flur auf der San und sein Handy lagen.

„Hey Dean!,“ erklang Nelsons Stimme am anderen Ende der Leitung.

„Hi Nelson! Was gibt’s?“

„Ich hoffe ich störe dich und Sam nicht gerade bei du weißt schon…“

„Was? Nein, nein. Wir frühstücken gerade,“ sagte Dean hastig, als ihm klar wurde was Nelson meinte.

„Na dann. Was ich dich fragen wollte, hättest du was dagegen wenn ich heute bei euch vorbeikomme? Theresa besucht heute ihre Cousine in Burnsville. Sie hat vorgestern ihr Kind gekriegt und ist noch im Krankenhaus und ich hasse Krankenhäuser. Wir könnten das Baseballspiel zusammen ansehen. Heute spielen die Kansas City Royals gegen die Minnesota Twins, quasi dein Team gegen meins.“

„Kein Problem,“ sagte Dean. Baseball war zwar nicht gerade sein Lieblings Sport, aber wenn er dadurch Nelson einen Besuch bei der Cousine seiner Frau im Krankenhaus ersparen konnte, warum nicht.

„Gut, ich komme dann gegen 14 Uhr bei euch vorbei,“ sagte Nelson zufrieden.

„Bis nachher dann und hey, es wäre echt klasse, wenn du Bier mitbringen würdest.“

„Das hatte ich vor, also bis später und grüß deinen Liebsten von mir.“

„Mach ich.“ Dean legte auf und schmunzelte. Sein Liebster. Dean erinnerte sich wieder an den letzten Abend und das Gefühl von Wärme und Geborgenheit die er in Sams Armen verspürt hatte. Vielleicht sollte er öfter seine Gefühle raus lassen, wenn er dann von Sam so wunderbar umarmt werden würde. Er ging wieder in die Küche.

„Das war Nelson. Er kommt später vorbei und wir sehen uns das Baseballspiel im Fernsehen an,“ sagte der Ältere und lies sich wieder vor seinem Frühstück nieder. Sam reichte ihm einen Teil der Zeitung.

„Wir teilen brüderlich,“ sagte er zu Dean und lächelte.

„Dann habe ich bei deiner Erziehung ja doch nicht so viel falsch gemacht,“ neckte er Sam.
 

„So, ich fahre jetzt einkaufen. Füttere du bitte Jenny. Das Gläschen mit ihrem Mittagessen steht schon im Wasserbad auf dem Herd,“ sagte Sam.

„Hier hast du die Schlüssel für den Wagen. Wenn du zurück bist, kontrolliere ich jeden Zentimeter auf Kratzer, also fahr vorsichtig.“ Sam rollte mit den Augen und griff nach den Schlüsseln. Dabei berührte er Deans Hand und ein leichtes kribbeln blieb an der Stelle zurück, wo die Haut des Älteren auf seine getroffen war.

„Keine Sorge, dein Baby ist bei mir in den zweitbesten Händen.“ Er küsste Jenny kurz auf die Wange und verließ dann das Haus. Obwohl es noch nicht mal zwölf war, herrschte draußen schon eine große Hitze. In den Nachrichten hatten sie gesagt, es wird das wärmste Juni Wochenende in St. Paul seit 23 Jahren.
 

„So, nun zu dir Sabberschnute,“ sagte Dean und nahm Jenny auf den Arm. Mit seinem Zeigefinger tastete er ihr vorsichtig über die Zahnleiste.

„Aha, da ist ja der obere zweite Schneidezahn, der dir so viel Ärger gemacht hat. Jetzt hast du erst Mal das schlimmste Überstanden.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Dann lass uns mal dein Essen warm machen.“ Dean stellte den Herd an.

„Was hat dein Daddy, denn für dich vorgesehen?“ Er las das Etikett.

„Zucchini mit Kartoffeln. Zum Glück bin ich nicht du.“ Während das Gläschen auf Temperatur gebracht wurde setzte sich Dean mit Jenny auf ihre Spieldecke und spielte mit ihr und ihrer Plüschschildkröte, die Sam mittlerweile schon zweimal waschen musste. Als der Brei warm genug war setzte er sie wieder in ihren Hochstuhl und fing an sie zu füttern. Aber Jenny wollte heute nicht so wie er wollte immer wieder drehte sie ihren Kopf weg.

„Hast du heute keinen Hunger?,“ fragte er sie und versuchte noch einmal ihr einen Löffel Brei zuzuführen. Es gelang ihm zwar, aber sie spuckte den Brei wieder aus.

„Na komm schon, so schlecht kann das doch nicht schmecken.“ Er probierte nun selbst einen Löffel der Babynahrung und verzog angewidert das Gesicht.

„Igitt, das ist ja widerlich. An deiner Stelle würde ich das auch nicht essen,“ sagte er. Den drehte den Deckel wieder auf das Gläschen und schmiss es in den Müll.

„Du musst aber was Essen. Mal sehen, ob Daddy auch was Essbares in deinem Vorratsschränkchen hat.“ Dean ging an den Schrank in dem Sam die Babynahrung lagerte.

„Was haben wir denn hier. Gute Nachtbrei, dafür haben wir nicht dir richtige Tageszeit, Tagliatelle mit Seefisch in Rahmbrokkoli hört sich auch nicht gerade verlockend an. Bunter Kartoffel-Auflauf, sag mal kauft dein Daddy das für dich oder sich selbst? Ah, das klingt doch nicht schlecht: Tomaten und Kartoffeln mit BIO-Hühnchen. Probieren wir das mal.“ Dean stellte das Gläschen ins noch heiße Wasserbad. Dann nahm er einen Streifen von der Küchenrolle und wischte Jenny die Reste des Ekelzeugs aus dem Gesicht. Den von Dean ausgesuchten Brei aß sie dann mit gewohntem Appetit. Nach einem prächtigen Bäuerchen ging er mit ihr hoch in ihr Zimmer, setzte sich in den Sessel und las ihr aus Winnie Puuh vor. Angela die Maklerin hatte ihnen das Buch geschenkt, weil sie kurzfristig einer Besichtigung nach 20 Uhr zugestimmt hatten und dadurch Jennys Schlafrhythmus ein wenig gestört wurde. Der Kleinen schien es zugefallen wenn Sam oder er ihr daraus vorlasen und es war eine beliebte Einschlafhilfe geworden. Nach einem halben Kapitel war Jenny in Deans Armen eingeschlafen und Dean legte sie behutsam in ihr Bettchen. Als er wieder runter kam war Sam in der Küche bereits dabei seine Einkäufe weg zu räumen.

„Wieso liegt der Zucchini-Kartoffel-Brei im Müll?,“ fragte er Dean.

„Sie mochte ihn nicht und das kann man ihr nicht verübeln. Ich habe es selbst gekostet. Ich habe sie stattdessen hiermit gefüttert.“ Er gab ihm das leere Glas.

„Dean, glaubst du ich kaufe für den Mülleimer ein? Du kannst ihr nicht immer das geben was sie gerne isst. Du verwöhnst sie viel zu sehr,“ wies er den Älteren zurecht.

„Sam…“

„Streit es nicht ab Dean. Es ist ja nicht nur das Essen, du nimmst sie jedes Mal hoch wenn sie schreit, obwohl du weißt, dass sie meistens gar nichts hat, sondern nur will, dass man sich mit ihr beschäftigt, du gibst ihr Kekse, obwohl ich dir gesagt habe, du sollst ihr keine geben…“

„Sam, dass ist doch kein verwöhnen. Ich erfülle lediglich ihre Bedürfnisse.“

„Sie kann dich jetzt schon um den kleinen Finger wickeln. Wie wird das erst wenn sie älter ist? Ich sehe es schon kommen, du wirst ihr sicher erlauben sich Piercen oder Tätowieren zu lassen, wenn sie dich nur lieb anguckt.“

„Übertreib es mal nicht Sam.“ Dean wusste, dass Sam recht hatte. Jenny konnte ihn genauso um den Finger wickeln mit ihrem Hundeblick wie es Sam als Kind und sogar stellenweise heute noch konnte. Aber was sollte er tun? Solange es keinen Impfstoff gegen diesen Willenlos machenden Blick gab, der Dean Immunisieren konnte war er einfach machtlos.

„Ich will nur nicht, dass meine Tochter eine verwöhnte Prinzessin wird und ich später der Böse bin, weil ich ihr Dinge verbiete, während du zu allem ja und Amen sagst.“

„Dann wirst du mir wohl zeigen müssen wie ich gegen ihren Welpen-Bettel-Blick ankomme, sonst wird das wohl nichts.“

„Das musst du eigentlich nicht, du darfst ihr nur nicht zeigen, dass dieser Blick dich weich macht, dann setzt sie ihn nicht mehr so oft auf.“

„Das ist leichter gesagt als getan.“

„Wenn du dir Mühe gibst, dann klappt das schon. Wichtig ist, dass wir an einem Strang ziehen, sonst tanzt sie uns später auf der Nase rum.“

„Du hast wieder in diesen Erziehungsratgebern gelesen, oder?“

„Ist das so offensichtlich?“ Er lächelte Dean an.

„Muss ich da wirklich noch drauf antworten?“ Dean grinste.
 

Um fünf nach zwei kam Nelson vorbei.

„Man ist das warm heute,“ sagte er als er herein kam.

„Komm rein und kühl dich ab. Wir haben zum Glück ne Klimaanlage,“ sagte Sam.

„Hey Sam, stell mal das Bier kalt,“ sagte Dean.

„Sehe ich vielleicht aus wie dein Dienstmädchen?,“ sagte Sam und warf Dean einen missbilligenden Blick zu.

„Sammy, würde es dir was ausmachen das Bier in den Kühlschrank zu stellen, bitte?,“ versuchte es Dean noch einmal im übertrieben höflichen Ton. Sam rollte mit den Augen, stand von der Couch auf nahm Nelson das Bier ab und brachte es in die Küche. Nelson hatte die beiden mit einem Schmunzeln beobachtet.

„Was ist?,“ fragte Dean Nelson.

„Ihr beiden seid einfach zu knuffig.“

„Wer ist knuffig?,“ fragte Sam als er wieder rein kam.

„Ihr zwei. Ihr seid so unterschiedlich und passt trotzdem perfekt zusammen.“

„Findest du?,“ sagten Sam und Dean gleichzeitig.

„Ihr beendet bestimmt auch gegenseitig eure Sätze.“ In diesem Moment tat Jenny kund, dass sie wieder wach war.

„Sam…“

„Ja, ich hol sie,“ sagte Sam und ging nach oben.

„Ich habe sie doch hoffentlich durch mein Klingeln nicht geweckt, oder?“

„Nein, sie hat jetzt etwas mehr als ne Stunde Mittagsschlaf gehalten. Sie ist einfach nicht mehr müde,“ meinte Dean.

„Dann ist ja gut.“

„Wann fängt das Spiel an?“

„Um halb drei, aber die Vorberichterstattungen laufen bestimmt schon. Stört es dich, wenn ich den Fernseher einschalte?“

„Nein mach ruhig.“ Sam kam mit seiner Tochter auf dem Arm wieder nach unten.

„Sag Hallo zu Nelson Kleines,“ sagte Sam zu Jenny. Deans Arbeitskollege schüttelte der Kleinen die Hand.

„Sie ist so niedlich und sie sieht dir unglaublich ähnlich Sam.“

„Ja, aber du wirst dir trotzdem dein eigenes zulegen müssen. Wir geben sie nämlich nicht mehr her,“ sagte Dean und streichelte ihr über die Wange.

„Ich denke, ich muss da noch ein bisschen mit den Kindern anderer üben.“

„Ich würde mich nicht wundern, wenn der Besuch bei ihrer Cousine bei Theresa Kinderwünsche auslösen würde,“ sagte Dean.

„Ich glaube wir holen uns erst mal ne neue Katze,“ sagte Nelson.

„Komm Jenny, gehen wir spielen und lassen die beiden in Ruhe Sport gucken.“ Sam wollte gerade mit Jenny in die Küche gehen, als Dean nach seiner Hand griff und ihn zurück hielt. Wieder überkam Sam bei der Berührung ein angenehmes kribbeln.

„Sammy bleib doch, dass ist hier keine geschlossene Gesellschaft.“ Dean zog Sam neben sich aufs Sofa. Sie waren ja schließlich für die Öffentlichkeit ein Paar. Wie sah das denn aus, wenn Sam sich verdünnisieren würde, als hätte Dean mit Nelson ein Date. Der Ältere nahm Sam Jenny ab und setzte sie auf seinen Schoss. Er zögerte kurz, doch dann entschloss er sich seinen freien Arm um Sam zu legen. Würde Sam ihn später fragen was das sollte würde er behaupten, er hätte es gemacht um in seiner Rolle zu bleiben und es irgendwann auffallen würde, wenn sie sich nie `Pärchenmäßig` berührten. In Wirklichkeit wollte er Sam einfach nahe sein. Zum Glück schien Sam nur für einen kurzen Augenblick überrascht zu sein, doch dann legte er zu Deans Verwunderung seinen Kopf an die Schulter des Älteren. Der Jüngere nutzte die Situation um Dean nahe zu sein, schließlich würde Dean nicht riskieren ihre Tarnung auffliegen zu lassen indem er sich Sam entzog. Nelson fand dieses Bild, dass sich ihm bot so niedlich, dass er kurzer Hand sein Photohandy zückte und die drei knipste.

„Hey, was soll das?,“ fragte Dean ein wenig verärgert.

„Entschuldige, ich wusste nicht, dass euch das unangenehm ist.“

„Es ist nicht unangenehm, nur was willst du mit dem Photo?,“ wollte der Ältere Winchester von seinem Kollegen wissen.

„Ich wollte es Henry und David zeigen, die glauben nämlich nicht, dass du schwul bist.“

„Seit wann muss ich irgendjemandem irgendetwas beweisen? Lass sie doch denken was sie wollen,“ sagte Dean gelassen.

„Okay, ich hab’s verstanden ihr zwei Turteltauben,“ sagte Nelson und tippte an seinem Handy rum. Sam sah zu ihm herüber.

„Und was machst du jetzt?,“ fragte der Jüngere Nelson.

„Ich habe das Bild an Dean geschickt. So kahl wie die Bude hier aussieht könnte sie ein paar Fotos von euch vertragen und so hat Dean die Möglichkeit das Bild auszudrucken.“

„Wir wohnen ja nur für etwa einen Monat hier,“ rechtfertigte sich Sam für das Fehlen von Bildern an den Wänden.

„Verstehe,“ sagte Nelson und sah Sam mit einem unergründlichen Blick an.

„Das Spiel fängt an,“ sagte Dean, der nicht wollte, dass das Thema weiter vertieft wurde. Für einige Zeit verfolgten sie ohne wirkliche Konversation das Spiel. Dean und Sam tauschten hin und wieder Blicke alla `Meinst du er hat was gemerkt?`, aber ansonsten blieb es relativ Still.

„Hey, Theresa hat vorgeschlagen, dass wir morgen doch zusammen an den See fahren könnten bei dem schönen Wetter und ein Picknick machen,“ sagte Nelson nach dem ersten Inning. Dean sah Sam an, der nickte.

„Gerne,“ sagte Dean daraufhin. Sam stand auf.

„Wo willst du hin?,“ fragte der Ältere ihn.

„Ich denke, dass Bier sollte jetzt kalt sein,“ sagte er und lächelte Dean an. Langsam glaubte der Ältere wirklich, dass Sam seine Gedanken lesen konnte, oder war er wirklich so leicht durchschaubar, wenn man ihn richtig kannte? Durch das Bier wurde die Situation wieder lockerer. Nelson und Dean gaben den Spielern der Mannschaft bei jedem Spieldurchgang super kluge Ratschläge, als wären sie beide in der Lage besser zu spielen als die Profis. Sam beobachtete dies belustigt. Aber vor allem beobachtete er Dean. Sam konnte sich nicht erinnern wann er Dean jemals so locker erlebt hatte wie in der Zeit in der sie jetzt in St. Paul waren. Sam wünschte es könnte ewig so bleiben, aber er wusste, dass sie schon bald wieder weiter ziehen würden. Er wünschte sie könnten mal etwas länger ein normales Leben haben und Urlaub machen, aber das Böse machte auch keinen Urlaub. Er beschloss den Rest der ihnen noch verbleibenden ruhigen Zeit mit Dean einfach zu genießen.
 

Die Kansas City Royals hatten das Spiel haushoch verloren. Kein Wunder, schließlich waren sie das Schlusslicht der Tabelle. Aus Freude darüber, dass ´sein´ Team gewonnen hatte, hatte Nelson eine Runde Pizza für alle ausgegeben. Gegen 19 Uhr holte Theresa ihren Mann ab. Sie hatten noch Weile in der Tür gestanden um sich für den nächsten Tag zu verabreden. Sie würden sich morgen bei Nelson und Theresa treffen und dann von dort aus gemeinsam an den See fahren. Es war immer noch sehr warm draußen. Zum Glück hatten sie in ihrem Haus eine Klimaanlage.

„Sie ist schon beim umziehen eingeschlafen,“ sagte Dean, als er etwas später von oben wieder in die Küche kam, wo Sam die leeren Pizzakartons gerade in den Müll warf. Er hatte Jenny ins Bettchen gebracht.

„Kein Wunder. Sie hatte heute nicht ihr Nachmittagsschläfchen,“ sagte Sam und reichte Dean ein Bier aus dem Kühlschrank.

„Sie schien aber heute Nachmittag auch gar nicht müde zu sein,“ meinte Dean.

„Vielleicht sollten wir Mittags- und Nachmittagsschlaf zusammen legen,“ schlug Sam vor.

„Gute Idee. Hey Sam, da läuft gleich einer von diesen unrealistischen Horrofilmen, hast du Lust ihn mit mir anzugucken?“

„Warum nicht. Lass uns ein Spiel draus machen, wer weniger falsche Fakten findet, kümmert sich das nächste Mal um Jennys Windelausschlag.“

„Geht klar! Machst du…“

„Popcorn?“

„Wir beenden tatsächlich gegenseitig unsere Sätze,“ sagte Dean uns schnalzte mit der Zunge. Sam lächelte und schob das Popcorn in die Mikrowelle.

„Muss wohl so ne Art Lagerkoller sein,“ meinte der Jüngere.
 

„Gewonnen,“ sagte Dean während der Abspann des Films lief.

„Das zählt nicht, ich habe auch alles richtig,“ quengelte Sam.

„Aber ich war schneller,“ sagte der Ältere und grinste.

„Idiot!“

„Mistkerl!“

„Das ist nicht fair.“

„Sei doch kein so schlechter Verlierer Sammy!“ Der Jüngere steckte Dean die Zunge raus und ging in die Küche um die nicht aufgegangenen Maiskörner wegzuschmeißen.

„Und jetzt wirst du auch noch frech.“

„Gute Nacht Dean,“ sagte Sam als er aus der Küche kam.

„Du gehst schon ins Bett?“

„Yap. Du musst wohl den Rest des Abends mit dir selbst verbringen.“

„Das ist aber nicht nett.“

„Tja, hätten wir uns auf Unentschieden geeinigt, hätte der Abend auch ganz anders laufen können,“ sagte Sam, grinste und ließ Dean mit offenem Mund im Wohnzimmer zurück.

Schlaflose Nacht?

So, jetzt mein zweites Kapitel mit eingebautem Song. Ich hoffe es gefällt euch.

Verwendeter Song: Please, Please, Please von Sasha
 

Everybody's talking but I'm out of attention.

I can only feel the information passing by.

I'm deep inside a bubble and there's noone here to shout me out.

The storm inside my head got me tossing and turnin'.

Each and every night I've been a victim of my brain.

I know I gotta take a rest but I just don't know how!
 

Und wieder einmal konnte er nicht einschlafen. Wieder hielten Sam die Gedanken an ihn wach. Es waren keine unangenehmen Gedanken. Ganz im Gegenteil. Aber irgendwie verwirrten ihn all diese Gefühle, die während des Nachdenkens über ihn hereinbrachen.

Dean war die einzige ihm verbliebene Konstante in seinem Leben. Dean würde ihn notfalls mit seinem Leben beschützen. Niemand konnte ihm wirklich ein Gefühl von Sicherheit geben bei dem was sie taten. Jedoch war Sams Furcht wesentlich geringer wenn Dean in seiner Nähe war. Er konnte sich immer und überall auf seinen großen Bruder verlassen, ihm vertrauen. Dean gab ihm das Gefühl nicht alleine zu sein. Und das Gefühl der Einsamkeit hatte Sam deutlich kennen gelernt seit Jessica tot war. Den Schmerz in Sams inneren, den der Tod seiner Freundin hervorgerufen hatte, konnte Dean allerdings nicht lindern, hatte Sam gedacht. Jedoch konnte Sam nicht abstreiten, dass Deans Nähe, die Tatsache jemanden um sich zu haben, dem man nicht egal war, der sich so gut es ging um einen kümmerte, es irgendwie in den letzten Monten geschafft hatte die Wunden, die der Verlust von Jessica in seinem Herzen aufgerissen hatte, zu verschließen. Und die Leere in ihm langsam wieder mit Lebensfreude und Liebe zu füllen. Liebe? Gott, die ganze Sache war so verrückt.
 

My twisted universe just won't let me go!

Finally got me on my knees.
 

Ja, Sam musste zugeben, dass die bloße Anwesenheit von Dean sein Herz mit Liebe erfüllte und das von Tag zu Tag mehr. Auch seine kleine Tochter Jenny, die Dean ebenso wie ihn in ihren Bann gezogen hatte, tat ihren Teil dazu bei, dass er sich jeden Tag glücklicher fühlte. Natürlich nervte Dean ihn noch immer ab und zu mit einigen seiner eigenwilligen Angewohnheiten. Das fing mit seiner Vorliebe für dubiose und garantiert ungesunde Nahrungsmittel an, ging über zu der Art wie er die Zahnpastatube misshandelte und meist unverschraubt am Waschbecken liegen ließ und endet damit, dass Dean ihn so gut wie nie den Impala fahren ließ, aus angst Sam könnte sein Baby kaputt fahren. Seine Faulheit, die Dean dazu veranlasste mit seinen Sachen, bis auf mit den Waffen und seinem Wagen, ziemlich schluderig umzugehen und alles überall liegen zu lassen war manchmal genau so ätzend wie die Tatsache, dass er das benutzte Geschirr immer auf statt in die Spülmaschine stellte, schließlich würde er, Sam, das Zeug schon irgendwann wegstellen. Aber Sam entdeckte auch ständig neue Eigenschaften an Dean, die dieser wohl seit ihrer Kindheit nicht mehr an den Tag gelegt hatte und die daher wohl aus Sams Gedächtnis verschwunden waren. Diese neuen Seiten, hatte Dean erst von sich gezeigt, seit sie Jenny bei sich hatten. Dean war Sam gegenüber in den letzten Wochen kommunikativer geworden. Er sprach öfter über seine Gedanken und Gefühle und redete mit dem Jüngeren über ihre Kindheit und darüber wie sich ihr Leben wohl auf Jenny auswirken würde. Jenny war Dean unglaublich ans Herz gewachsen und er kümmerte sich führsorglich, fast wie eine Mutter um sie. Es ärgerte den Älteren, wenn der Jüngere ihn auf seine mütterlichen Qualitäten ansprach, aber gerade deswegen liebte es Sam Dean damit aufzuziehen. Sam musste endlich aufhören nachzudenken, sonst würde er nie zur Ruhe kommen. Diese verfluchten Gedanken.
 

Please! Please! Please!

I don't need another night like that.

Please! Please! Please!

Leave me alone and don't you dare to come back!

I don't want you!

You just came to keep me awake.

Just to murder my sheets so

Please! Please! Please!

Let me sleep!
 

Es klappte nicht. Er konnte den Gedankenfluss nicht stoppen. Die verqueren Gefühle, die Dean in ihm auslösten waren all gegenwärtig. Dean war in letzter Zeit so viel offener ihm gegenüber geworden und gestern Abend hatte er Sam geradezu sein Herz ausgeschüttet. Und seit diesem Moment war Sam sich sicher, dass er Dean niemals im Leben verlieren wollte und er alles daran setzen würde, dass Dean endlich auch einmal glücklich sein konnte. Sein großer Bruder hatte auf einmal einen ganz anderen Stellenwert in seinem Leben bekommen. Dean war ihm zwar schon immer wichtig gewesen, aber langsam wurde Sam das Gefühl nicht los, dass er ohne Dean an seiner Seite nicht mehr leben wollte und es wahrscheinlich auch gar nicht mehr konnte. Er wollte Dean nicht nur in seiner Umgebung wissen, sondern ihm ganz nah sein, so wie am Vortag, als er ihn in seinen Armen gehalten hatte oder wie vor ein paar Tagen, als er Dean sanft, geradezu zärtlich auf die Wange geküsst hatte, als er auf der Couch eingeschlafen war. Sam war dabei einen ungewissen Pfad einzuschlagen.
 

This is what I call a case of mind over matter.

Locked up in the bedroom with the world to change.

The ghost in my machine is set in such a good time right now.
 

Die Gefühle, die er für Dean hatte und die langsam nach und nach an die Oberfläche drangen, waren denen, die er für Jessica empfunden hatte unglaublich ähnlich und doch irgendwie ganz neu und noch intensiver, weil es zwischen ihm und Dean keine solchen Geheimnisse gab wie zwischen ihm und Jessica. Dean wusste so ziemlich alles über ihn und Sam konnte Dean alles sagen, auch wenn er es nicht immer tat und einige Sachen für sich behielt, weil er Dean nicht beunruhigen wollte. Nahm Dean jetzt etwa den Platz ein, den Jessica bis zu ihrem Tod in seinem Leben inne hatte? Nein, niemand könnte sie jemals ersetzen. Aber vielleicht war an dem Sprichwort „Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere“ doch etwas dran. Fakt war jedenfalls, dass er mehr für Dean empfand, als es zwischen Brüdern der Fall sein sollte, auch wenn sie genetisch gesehen keine Brüder mehr waren. Ob das nun an der Ausnahmesituation lag in der sie sich befanden seit er denken konnte oder ob es schlicht eine Laune der Natur war, dass sich Sam zu Dean hingezogen fühlte, wie die Motten ans Licht, dass er sich über beide Ohren in einen Mann verliebt hatte, wusste Sam nicht. Genauso wenig wusste Sam, wie er mit dem Gefühlschaos in seinem Kopf umgehen sollte. Es Dean einfach zu sagen würde vermutlich alles kaputt machen, was sie im Moment hatten, schließlich war es Dean der früher nicht stark genug betonen konnte, dass sie kein Paar waren, wann immer sie für eines gehalten wurden. Aber weiter so mit Dean umzugehen wie bis her würde Sam vermutlich auch nicht mehr allzu lange aushalten, dazu war Sams Sehnsucht nach Deans Nähe einfach schon zu groß. Manchmal würde er ihn am liebsten küssen. Warum konnte sein Leben nicht einmal einfach sein?
 

And still that troubling madness won't let me go!

So here I am down on my knees.
 

Er hatte doch früher keine Probleme damit gehabt einzuschlafen. Sam war immer derjenige der aus Angst vor Albträumen nicht schlafen konnte, nicht er. Na ja, die Angst vor Albträumen war nicht der Grund warum Dean nicht schlafen konnte. Eher das Gegenteil war der Fall. In den letzten Nächten hatten ihn ganz andere Träume heimgesucht. Träume in denen er in den Armen des Menschen lag, den er liebte. Den er küsste, dem er über die warme, weiche Haut streichelte und ihm entweder geradezu schmalzige Liebesbeteuerungen oder kleine Schweinerein ins Ohr flüsterte. Das alles wäre wunderbar gewesen, wenn dieser Mensch, den Dean in seinen Träumen zärtlich liebkoste, nicht Sam gewesen wäre. Dean konnte sich nicht erklären wie es dazu gekommen war, dass er sich in Sam verliebt hatte. Dean war bisher nur einmal wirklich verliebt gewesen, aber die Beziehung zu Cassie hatte keine Zukunft, weil sie niemals Teil seiner Welt werden konnte und das wahrscheinlich auch gar nicht wollte. Dean konnte ihr das nicht verübeln. Und auch wenn er ein wenig wehmütig Cape Giradeau und damit auch Cassie verlassen hatte und eigentlich vorgehabt hatte irgendwann wieder zu ihr zurück zu kehren, so hatte er doch innerlich mittlerweile mit der Geschichte abgeschlossen. Das einzige was er hatte war Sam, aber deswegen konnte er doch nicht seinen Wunsch nach Geborgenheit und Liebe auf seinen kleinen Bruder projizieren und dennoch hatte sein Unterbewusstsein das getan und dass schon seit einer langen Zeit, schon bevor er Cassie wieder gesehen hatte. Nur waren da seine unbewussten Gefühle für Sam noch nicht so stark gewesen, dass er sie wirklich hätte wahrnehmen können. Wirklich bewusst waren ihm diese Gefühle erst geworden seit er hier in diesem Haus mit Sam und Jenny lebte. Der Job, der sie her geführt hatte zog sich sehr lange hinaus, verlangte aber nicht jeden Tag seine volle Aufmerksamkeit, so dass er mehr Freizeit hatte als ihm lieb war. Denn so hatte er einfach zu viel Zeit um nachzudenken. Diese Gedanken und Gefühle verfolgten ihn sogar bis in sein Schlafzimmer. Er hatte es zwar immer geschafft doch irgendwie einzuschlafen, doch dann waren da ja noch die Träume.
 

Please! Please! Please!

I don't need another night like that.

Please! Please! Please!

Leave me alone and don't you dare to come back!

I don't want you!

You just came to keep me awake.

Just to murder my sheets so

Please! Please! Please!

Let me sleep!
 

Er war immer hin und her gerissen wenn er mit Sam in seinen Träumen zusammen war. Auf der einen Seite waren das mit die schönsten Träume die er je hatte und er fühlte sich immer irgendwie glücklich wenn er morgens aufwachte. Natürlich war es selten der Fall, dass er durchschlief, wenn er diese Träume hatte. Meist riss ihn ein seltsames Gefühl von Schuld aus dem Schlaf. Irgendwas in ihm sagte sich, dass Sam eigentlich gar nicht hier sein sollte. Er sollte in Palo Alto sein und seine Zeit mit langweiligen Jura Vorlesungen an der Uni und mit seinen Streberfreunden und vor allem mit Jessica verbringen. Und nur weil Dean ihn aus einer Mischung aus leichter Hilflosigkeit, beklemmender Einsamkeit und dem Bestreben ihren Dad zu finden aus Stanford weg geholt hatte, hatte Sam all das verloren, was er sich immer gewünscht hatte. Auch wenn Sam ihm deswegen nie einen Vorwurf gemacht hatte, so fühlte sich Dean deswegen trotzdem schuldig. Und noch ein anderes Gefühl überkam Dean, wenn er nachts wegen seiner Sam-Träume erwachte. Das Gefühl von Unsicherheit und Verwirrtheit. Wie konnte er sich in Sam verlieben? Er stand doch auf Frauen, auch wenn er das letzte Exemplar, das ihm begegnet war ziemlich abstoßend fand. Plötzlich fiel ihm ein was Mrs. Smith, die Nachbarin von Jennys Großmutter an dem Nachmittag als sie bei ihr waren zu ihm gesagt hatte: Bei der Liebe entscheidet alleine das Herz und nicht das Geschlecht. Es kommt auf den Menschen an. Anscheinend kann man wirklich nicht beeinflussen in wen man sich verliebt. Dean seufzte. Zusätzlich zu seinen seltsamen Gedanken machte ihm auch noch die Hitze in seinem Zimmer zu schaffen. Er stand auf und ging zum Temperaturregler der Klimaanlage. Sie war schon auf die niedrigste Stufe eingestellt, davon war in diesem Raum allerdings nichts zu merken. Wenn er nicht bald schlaf fand, würde er noch krank werden.
 

Well, this is not a healthy way to be.

I think you had your fun now set me free!
 

Er entschied sich nach Jenny zu sehen. Jenny, er hatte sie wirklich mehr als lieb gewonnen. Er war unglaublich vernarrt in sie. Irgendwie hatte er einen Draht zu ihr gefunden während Sam noch in der Gewöhnungsphase war und seine leichten Berührungsängste erst nach und nach abgelegt hatte. Aber mit Deans Hilfe wurde Sam immer sicherer im Umgang mit seiner Tochter und bekam langsam den Dreh raus wie er sie beruhigen konnte, wenn sie weinte. Es war süß die beiden zusammen zusehen. Jenny und Sam waren seine Familie. Und John, wenn sie ihn denn je finden würden. Sein Gefühl sagte ihm, dass es John gut ging und daher machte sich Dean keine Sorgen um seinen Dad. Also wanderten seine Gedanken zwangsläufig wieder zu Sam. Sein Antiemotionsschutzschild, dass er sich über Jahre aufgebaut hatte, bröckelte zusehends in Sams Nähe seit sie diesen langwierigen Geister-Fall übernommen hatten und nur abwarten konnten bis sie endlich alle Puzzleteile zusammen hatten. Erst gestern hatte sein Erdrutschartiger Gefühlsausbruch gegenüber Sam ein riesen Loch in sein Schutzschild gesprengt, so wie der explodierende Sauerstofftank die Apollo 13 zerrissen hatte. Dean wusste nicht, wie lange er seine Gefühle für Sam noch vor diesem geheim halten konnte. Auch wusste er nicht wie Sam reagieren würde wenn er ihm die Wahrheit sagen würde und das obwohl er Sam besser kannte als jeder andere. Das einzige, dass Dean wusste war, dass er dringend schlaf brauchte. Er ging über den Flur und in Jennys Zimmer.
 

Please! Please! Please!

I don't need another nightlife.

Please! Please! Please!

Leave me alone and don't you dare to come back!

I don't want you!

You just came to keep me awake.

Just to murder my sheets so

Please! Please! Please!

Let me sleep!

Gute Nacht Geschichte

@Fine: Es sollte sich ja auch zweideutig anhören. Du hast nen guten Riecher was die Fortsetzung dieser bis jetzt schlaflosen nacht angeht

@Noir10: Was die beiden dann gemacht hätten? Keine Ahnung… Solange wird das nicht mehr dauern bis da mehr kommt

@KC8: Mir hat das beim schreiben auch gefallen. Fand das einfach passend, dass Sam seinen Kopf an Deans Schulter legt

@540930: Ein bisschen geht’s jetzt doch noch weiter. Musste den Kurs leider absagen aus gesundheitlichen Gründen.

@RyouAngel: Danke für deine vielen nachträglichen reviews. Freut mich, dass dir meine ff so gut gefällt.

@ kaliel: Ich wollte halt mal was anderes bringen. Die Sache mit der Adoption hattest du und viele andere ja schon
 

So jetzt gehts weiter:
 

Gute Nacht Geschichte
 

Das leise knarren der Dielen riss Sam aus seinen Gedanken. Er war überrascht, dass er dieses leise Geräusch überhaupt wahrnahm. Scheinbar hatten seine Jagdinstinkte auch sein Gehör geschärft. Er stand aus seinem Bett auf und ging so lautlos wie möglich rüber zu Jennys Zimmer. Ihre Tür stand halb offen. Vorsichtig steckte Sam den Kopf durch den Türspalt und entspannte sich sofort als er Deans Silhouette erkannte. Sein Bruder stand an Jennys Bettchen und schien sie einfach nur anzusehen. Sam räusperte sich. Dean drehte sich zu ihm um.

„Ist alles in Ordnung mit ihr?,“ fragte er Dean.

„Ja, sie schläft.“

„Und warum bist du dann hier?“

„Die Klimaanlage in meinem Zimmer ist ausgefallen und bei der Wärme konnte ich nicht einschlafen. Jenny hat irgendwie eine beruhigende Wirkung auf mich, weißt du und da dachte ich mir, wenn ich ihr eine Weile beim schlafen zusehe kann ich auch einschlafen.“

„Wolltest du hier auf dem Boden schlafen oder was war dein Plan?“

„Na ja, ist vielleicht besser als auf der Couch unten.“

„Dean, beides klingt nicht sonderlich verlockend.“

„Was schlägst du also vor?“

„Du schläfst bei mir. Das Bett ist groß genug und bei mir funktioniert die Klimaanlage.“

Dean hob skeptisch seine Augenbraue. Er würde zwar nur zu gerne Sams Vorschlag nachkommen, aber das wollte er Sam natürlich nicht so deutlich zeigen.

„Keine Widerrede. Wenn ich dich auf dem Boden oder der Couch schlafen lasse nervst du mich nur wieder den ganzen Tag damit, dass du mir erzählst wie sehr dir dein Rücken weh tut und darauf habe ich keine Lust, also komm jetzt.“ Sanft, aber bestimmt schob Sam Dean aus Jennys Zimmer und schloss die Tür leise hinter ihnen.

„Okay, ist ja gut Sammy. Wenn du dann glücklich bist, schlaf ich halt bei dir.“ Dean folgte Sam in sein Zimmer und ließ sich auf die unbenutzte Seite des Bettes fallen.

„Warum hast du eigentlich dieses Zimmer bekommen?,“ fragte Dean den Jüngeren.

„Weil dich die geblümte Tagesdecke und die bestickten Kissen auf dem Bett abgeschreckt haben,“ sagte Sam und legte sich neben seinen Bruder.

„Stimmt, dass ist eher was für dich, Traumprinzessin,“ scherzte Dean und klimperte mit seinen Wimpern. Sam rollte mit den Augen.

„Können wir das übliche Geplänkel nicht mal ausfallen lassen?“

„Spielverderber.“

„Schlaf jetzt Dean,“ sagte Sam mit leichtem Befehlston.

„Nacht Sammy.“ Eine viertel Stunde später war Dean beinahe eingeschlafen. Sam hatte eine ähnlich beruhigende Wirkung auf ihn wie Jenny und außerdem herrschte in diesem Zimmer eine angenehme Temperatur. Jedoch hielt ihn Sam noch wach. Ständig rollte er sich von der einen Seite auf die andere.

„Alter, wenn du nicht endlich still liegst werde ich nie einschlafen,“ sagte Dean und gähnte.

„Tut mir leid Dean, aber jetzt kann ich nicht einschlafen.“

„Was ist los Sammy? Macht dich meine Anwesenheit wuschig?“ Da sprach wohl die Wunschvorstellung aus Dean.

„Sehr witzig Dean,“ versuchte Sam die Sache runter zu spielen. Er konnte Dean ja schlecht sagen, dass er schon vorher nicht schlafen konnte, weil ihn die Gedanken an den Älteren wach hielten und Deans Anwesenheit, vereinfachten es Sam nicht gerade zur Ruhe zu kommen. Für einen Augenblick schwiegen sie beide.

„Dean, was hast du gemacht als ich als Kind nicht schlafen konnte?“

„Ich habe dir ein Kissen aufs Gesicht gedrückt bist du das Bewusstsein verloren hattest,“ brummte Dean genervt. Kurz dachte er daran doch unten auf der Couch zu schlafen, entschied sich dann jedoch dagegen. Erstens war die Couch einfach zu unbequem um länger als ein Stündchen auf ihr zu liegen und zweitens fühlte er sich mit Sam direkt neben ihm einfach zu wohl und er wusste nicht wann er wieder die Chance haben würde Sam so Nahe zu sein.

„Nein ernsthaft Dean.“

„Du lässt mich nicht eher schlafen ehe ich es dir erzählt habe, oder?“ Dean drehte sich zu Sam um und wurde sofort von seinem anbetungswürdigen und steineerweichenden Hundeblick getroffen. Wenn sein großer, kleiner Bruder ihn so ansah, konnte er ihm einfach nichts abschlagen. Das war schon immer so gewesen. Dean gab ein resignierendes Stöhnen von sich. Immer häufiger hatte er in Sams Nähe das Gefühl willenlos zu sein, aber auf eine angenehme Art. Es war als würde Sam ihm eine Last von der Schulter nehmen um Dean somit die Möglichkeit zu geben sich zu entspannen.

„Weißt du wie schwierig es manchmal war dich als Kind dazu zu bringen deinen Mittagsschlaf zu machen? Ich musste dir immer dieses kitschige Bilderbuch vorlesen um dich überhaupt ins Bett zu kriegen,“ sagte Dean zu Sam. Der Jüngere grinste leicht. Um ihn ins Bett zu kriegen würde Dean im Moment wesentlich weniger Überzeugungsarbeit leisten müssen. Er müsste eigentlich nur drin liegen. So wie jetzt, dann konnte er von Sam haben was er wollte. Was dachte er da eigentlich gerade? Es war ja das eine sich einzugestehen, dass er Dean liebte, aber jetzt auch noch sexuelle Phantasien zu entwickeln konnte er sich nicht erlauben. Das ging dann doch zu weit, oder etwa nicht? Dean war ganz nah bei ihm und dennoch irgendwie weit entfernt. Aber alleine die Tatsache, dass Dean heute bei ihm schlafen würde machte ihn glücklich.

„Was war es für ein Buch? Die Katze mit dem Hut?,“ fragte Sam. Er wollte, dass Dean weiter sprach. Er mochte den Klang seiner Stimme. So rau und doch gleichzeitig so warm und beruhigend. Sam kuschelte sich wieder in sein Kissen.

„Nein. Ich kann mich nicht mehr an den Titel erinnern. Es war irgendwas mit einer Maus und Keksen. Ich musste es dir immer und immer wieder vorlesen. Ich kann den Text heute noch auswendig. Eine gefühlte Ewigkeit später warst du endlich eingeschlafen und ich hatte Lust auf Kekse. Dieses Buch hat mich dermaßen traumatisiert, dass ich heute noch kaum an einem Gebäckstück vorbei komme,“ sagte Dean theatralisch.

„Soll das heißen, du gibst mir die schuld an deiner Kuchen-Sucht?,“ fragte Sam amüsiert. Er wusste jetzt wieder was es für ein Buch es war, aber wollte einfach weiter Deans Stimme lauschen. Sam mochte es wenn Dean von ihrer Kindheit erzählte. Sam selber hatte nur wenige positive Erinnerungen an seine Kindheit, darum war er dankbar, wenn Dean ihm mal schöne Geschichten aus ihrer Kindheit erzählte.

„Natürlich ist es deine Schuld.“ Dean zog eine beleidigte Schnute. Aber so wie Sam ihn ansah musste er das beleidigt gucken wohl noch üben. Wieder schwiegen sie für einen Augenblick.

„Dean, erzählst du mir die Geschichte?“

„Das ist jetzt nicht dein ernst Sam.“

„Wieso? Du hast gesagt, du kennst den Text auswendig.“

„Sammy, du bist doch keine drei mehr.“ Dean würde sich hier jetzt doch nicht zum Affen machen. Ein Blick in Sams Hundeaugen, machte Dean klar, dass er es doch tun würde.

„Aber nur wenn du morgen dafür sorgst, dass die Klimaanlage repariert wird,“ sagte Dean.

„Klar. Ich wollte morgen eh mit Mr. Mitchell reden und ihn fragen, wie lange wir hier noch wohnen können,“ sagte Sam und setzte seinen `Ich hab gewonnen` Blick auf.

„Dir ist klar, dass das ganze ohne Bilder blödsinnig ist.“

„Dean, bitte.“

„Ist ja gut. Vielleicht schläfst du ja tatsächlich ein und habe dann endlich meine Ruhe. Also, wie war das noch gleich? Ach ja, zu erst der Keks.“ Dean begann den Text des Buches aufzusagen, er versuchte sogar es nicht allzu monoton klingen zu lassen.

„Wenn du einer Maus einen Keks gibst, wird sie nach einem Glas Milch fragen. Wenn du ihr die Milch gibst, wird sie wahrscheinlich nach einem Strohhalm verlangen. Wenn sie aufgegessen hat, wird sie dich um eine Servierte bitten. Dann guckt sie in den Spiegel um sicher zu gehen, dass sie keinen Milchbart hat.“

Sam wusste selbst, dass es kindisch war, aber wollte einfach nur Deans Stimme hören, bis er einschlafen würde.

„Nach einem Blick in den Spiegel stellt die Maus fest, dass sie einen Haarschnitt gebrauchen könnte und bittet dich ihr eine Schere zu geben. Als sie mit frisieren fertig ist, lässt sie sich von dir einen Besen geben und fegt die Haare vom Boden. Danach ist sie müde und möchte ein Nickerchen machen. Biete ihr dein Bett an und gib ihr eine extra Decke, damit sie es warm hat. Die Maus wird in dein Bett krabbeln und es sich gemütlich machen.“ Bei diesen Worten warf Dean einen Blick auf Sam. Dieser war tatsächlich eingeschlafen.

„Alter, als du klein warst, hat das nie so schnell geklappt.“ Der Ältere beobachtete den Jüngeren noch eine Weile. Dabei fiel ihm auf, dass er ihn schon lange nicht mehr so friedlich hatte schlafen sehen, okay seit über drei Wochen schliefen sie nicht mehr im gleichen Raum, aber trotzdem. Dean hoffte, dass Sam einen angenehmen Traum haben würde. Sein Bruder sah so ausgeglichen aus wie schon ewig nicht mehr und Dean konnte kaum den Drang unterdrücken Sam zu küssen. Er durfte das nicht tun, sagte er immer wieder zu sich selbst. Und schon gar nicht wenn Sam schlief und keine Möglichkeit hatte ihn davon abzuhalten. Schließlich drehte Dean sich um und mit dem Gedanken daran morgen ein paar Kekse mit zum Picknick zunehmen, schlief auch er ein.

Ein Sonntagsausflug, ein Bienenstich und ein heiß kalter Schauer

@ Morathi: Ich wollte eigentlich gar nichts gruseliges bei der Situation erwecken. Wow, was ich alles so unbewusst mit rüber bringe.

Die sache zwischen den beiden wird sich auch weiterhin langsam entwickeln. Sie werden also auf keinen Fall von null auf hundert anfangen rumzumachen wie die Kanickel.

Toll, dass ich dir in Sachen Song weiter helfen konnte. Als ich den Song neulich im Radio gehört habe, dachte ich mir, dass passt super zu dem Kapitel und hab den noch nachträglich eingefügt.

@Fine: Ein weißes Kleidchen ist es zwar nicht geworden, aber ließ selbst.

@Noir10: Ich mag es irgendwie Dean unmännliche Sachen machen zu lassen und für Sammy macht er eh alles

@RyouAngel: Man darf ja wohl noch mal ein paar unschuldige Andeutungen machen *grins*. Ja, wenn die aus dem Haus raus sind erwartet die beiden erstmal wieder mehr drama. Aber vorher passiert noch was schönes
 

So, dann hier das neue Kapitel

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Am nächsten Morgen wachte Sam als erster auf. Er sah zur anderen Seite des Bettes hinüber und wich ein wenig zurück, als er merkte, dass er seinen Arm um Deans Mitte gelegt hatte, ihn also während der Nacht im Arm gehalten hatte. Was hatte ihn da nur geritten? Zum Glück war er vor dem Älteren wach geworden. Nicht auszudenken, was er ihm für einen Vortrag halten würde, wenn er in Sams Umarmung aufgewacht wäre. Sam sah Dean zärtlich an. Wenn er schlief sah er einfach zum anbeißen aus. Sam seufzte, er hätte Dean gerne noch länger im Arm gehabt, aber er konnte nicht riskieren, dass der Ältere aufwacht, während Sam sich an ihn kuschelte. Der Jüngere stand auf und ging unter die Dusche.
 

Dean wurde wach als ihm der Duft von Zitrusfrüchten in die Nase stieg. Er drehte sich um und sah zur Tür, die ins angrenzende Badezimmer führte. Sie war nur angelehnt und aus dem Spalt drangen Wasserdampfschwaden mit eben diesem Duft in das Schlafzimmer. Jetzt wusste er auch warum er fand, dass Sam nach Obst und Zitronenbonbons roch. Dean stand gerade in dem Moment auf, als Sam in ein Handtuchgewickelt aus dem Bad kam. Der Ältere wollte eigentlich nicht hinsehen, aber irgendwie schweiften seine Augen doch wieder über Sams Oberkörper.

„Guten Morgen Dean! Habe ich dich geweckt?,“ fragte Sam und nahm frische Unterwäsche aus einer Schublade.

„Morgen Sammy! Nein, du hast mich nicht geweckt,“ sagte Dean, der nun jeden Zentimeter Haut von Sams breitem Rücken musterte.

„Ähm, ich werde mal Kaffee kochen,“ sagte Dean und verschwand nach unten. Normalerweise wäre er jetzt auch duschen gegangen, aber das ganze Badezimmer trug ja immer noch einen Hauch von Sammy. Da jetzt rein zu gehen würde ihn wahrscheinlich wahnsinnig machen. Je länger er Sams Präsenz ausgesetzt war, desto größer wurde die Wahrscheinlichkeit, dass Dean durchdrehen würde und etwas tat das Sam mit höchster Wahrscheinlichkeit verschrecken oder gar anekeln würde. Warum musste alles an Sam Dean auch so unglaublich anmachen?
 

Einige Minuten später kam Sam mit Jenny nach unten. Diesmal war es Dean, der ihm eine Tasse Kaffee reichte.

„Ich hoffe du konntest genug schlafen,“ sagte Sam während er Jennys Frühstück vorbereitete.

„Als du kleine Nervensäge eingeschlafen warst, konnte ich auch endlich zur Ruhe kommen.“

„Dein Onkel fängt schon am frühen Morgen wieder an zu stänkern, ist das zu glauben?,“ sagte Sam zu seiner Tochter. Er setzte sie in ihren Hochstuhl und trank einen Schluck Kaffee.

„Alter! Der ist ja so stark, damit könntest du Tote zum Leben erwecken,“ sagte Sam.

„Du bist halt nichts gutes gewöhnt Sammy,“ entgegnete der Ältere und machte sich daran Jenny zu füttern. Sam ging zum Kühlschrank und goss sich einen großen Schluck Milch in seinen Kaffee. Dann sah er auf die Uhr. Es war halb elf.

„Meinst du, ich kann Mr. Mitchell um diese Zeit schon anrufen?“

„Warum nicht?“

„Es ist Sonntag. Vielleicht will er richtig ausschlafen.“

„Er hat gesagt, wenn wir ein Problem haben, können wir ihn jeder Zeit anrufen,“ sagte Dean.

„Ich glaube, dass hat er nicht wörtlich gemeint.“

„Jetzt ruf ihn schon an.“ Der Ältere rollte mit den Augen und schob Sam nach draußen in den Flur, wo sein Handy lag.
 

„Ja Mr. Mitchell, das verstehe ich. In Ordnung, dann also am Montag und entschuldigen sie noch mal die Störung. Schönen Sonntag noch,“ sagte Sam und legte auf. Er ging ins Wohnzimmer. Dean war nachdem er Jenny gefüttert hatte mit ihr ins Wohnzimmer gegangen, wo er jetzt gerade dabei war Jenny mit Sonnencreme einzureiben. Er hatte der Kleinen mit der Creme ein Smilie aufs Gesicht gemalt. Sam lächelte bei dem Anblick.

„Und?,“ sagte Dean und sah Sam fragend an.

„Mr. Mitchell hat gesagt heute arbeiten die Leute von der Hauswartung nicht, aber sie werden am Montag vorbei kommen um die Klimaanlage zu reparieren.“

„Das heißt, ich muss entweder hoffen, dass es heute Nacht nicht wieder so warm wird, oder mich wieder als Schlafgast bei dir anmelden.“

„Ich glaube ein weitere Nacht mit dir halte ich gerade noch aus,“ sagte Sam und lächelte.

„Ich kann ja froh sein, dass wir nicht Winter haben und die Heizung ausgefallen ist, wenn ich dann mit dir in einem Bett schlafen müsste, würde ich wahrscheinlich erfrieren, weil du mir die Decke klauen würdest.“

„Woher willst du das wissen?“

„Das hast du als Kind auch immer gemacht, als wir beide noch in einem Bett geschlafen haben,“ erklärte Dean.

„Ich kann mich nicht erinnern, dass du je was darüber gesagt hast.“

„Natürlich nicht. Du warst mein kleiner niedlicher Bruder und ich wollte, dass du es warm und behaglich hast.“

„Ich bin immer noch dein Bruder. Heißt das, dass du mir noch immer die Decke überlassen würdest?,“ fragte Sam interessiert.

„Der Unterschied ist, dass du jetzt nicht mehr klein und niedlich bist.“ ~Sondern groß und verdammt heiß~ fügte Dean in Gedanken hinzu.

„Das beantwortet nicht meine Frage.“ Dean seufzte.

„Natürlich würde ich dir die Decke überlassen, aber ich würde mich freuen, wenn du so freundlich wärst mir etwas davon abzugeben.“ Er verrieb die Creme auf Jennys Stirn.

„Nur damit du es weißt Dean, ich würde dir meine Decke auch jederzeit überlassen,“ sagte Sam und ging in die Küche zurück um seinen Kaffee auszutrinken. Der Ältere lächelte. Nachdem er Jenny eingecremt hatte ging er mit ihr wieder in die Küche.

„Hat Mr. Mitchell auch gesagt, wie lange wir noch bleiben können?,“ fragte Dean.

„Am Freitag sollen wir raus sein. Am Samstag kommt ne Putzkolonne und am Montag wollen schon die neuen Besitzer einziehen.“

„Huh, das wird aber knapp. Was machen wir, wenn wir den Fall bis dahin noch nicht abgeschlossen haben?“

„Dann müssen wir wohl für den Rest der Zeit in ein Motel.“

„Ich werde mir am Montag noch mal die Wartungslisten genau ansehen. Vielleicht krieg ich raus, wann der Bus mit unserem letzten Teil das nächste Mal in die Zentrale kommt.“

„Vielleicht reicht es auch wenn du raus kriegst wo er gerade ist. Ich meine wenn es in der Nähe ist könnten wir nachts zum entsprechenden Busbahnhof fahren und du holst das Teil.“

„Wie stellst du dir das vor? An ein Lenkgetriebe kommt man nicht so einfach ran. Das muss ich schon in der Werkstatt machen und auch dann wird es nicht gerade einfach das unbemerkt da raus zu schmuggeln.“

„Okay, ich gebe mich geschlagen.“

„Guck nicht so bedröppelt. Wir kriegen das schon hin,“ sagte Dean und legte Sam aufmunternd die Hände auf die Schultern.
 

„Gut, dass ihr da seid. Theresa hat so viel Essen für das Picknick gemacht, dass wahrscheinlich alles gar nicht in unseren Kofferraum passen wird,“ sagte Nelson als er den dreien ein paar Stunden später die Tür öffnete.

„Das hört man doch gerne,“ sagte Dean und grinste.

„Fresssack,“ ließ Sam verlauten.

„Mistkerl,“ kam es von Dean.

„Idiot,“ sagte Sam.

„Wie ich sehe versteht ihr euch heute mal wieder blendend,“ sagte Nelson. Er nahm Sam Jenny ab, da dieser auf die Toilette wollte und ging mit ihr in die Küche.

„Benehmen sich deine Eltern immer so verrückt?,“ fragte er die Kleine. Dean folgte ihm in die Küche und sah sich zwei großen Picknickkörben gegenüber.

„Ich hoffe, dass das reichen wird,“ sagte Theresa und stellte noch eine Kühlbox dazu.

„Hi Dean!,“ begrüßte sie ihn dann.

„Hi Theresa! Wie sehe warst du fleißig.“

„Allerdings. Ich muss ja schon mal üben für das Familienpicknick am 4. Julie.“

„Also wenn du ein Versuchskaninchen brauchst für dein Essen, Dean steht dir sicher gerne zur Verfügung,“ sagte Sam als er nun ebenfalls in die Küche kam. Er nahm Jenny wieder auf den Arm.

„Zuerst ein Mal brauche ich jemanden der mir beim tragen hilft,“ sagte Theresa und schnappte sich die Kühltasche. Dean bekam von Sam Jenny aufgedrückt. Der Jüngere hatte Theresa gewarnt Dean einen der Picknickkörbe tragen zu lassen, da Dean wahrscheinlich zu Yogi Bär mutieren würde und vom Inhalt des Korbes nicht mehr allzu viel übrig bleiben würde. So trugen Sam und Nelson die Picknickkörbe und luden alles in Nelsons Auto.
 

Zehn Minuten später erreichten sie einen Parkplatz nahe dem See. Sie entschieden sich für einen Picknickplatz unter einer großen, alten Weide, der genügend Schatten bot. Während Theresa die Decke ausbreitete und die Lebensmittel auspackte erzählte Nelson Sam und Dean von einer Legende die es um den See gab.

„Ihr interessiert euch doch für Geister. Kennt ihr schon die Story von dem Geist der hier in einem Teil des Sees spuken soll?,“ fragte er die beiden. Sam rollte mit den Augen. An vielen Legenden war ja was dran, dass hatte er Hautnah mitbekommen, aber trotzdem hatte er momentan einfach keine Lust auf solch eine Geschichte, da er ziemlich sicher war, dass an ihr nichts dran war. Er hatte sämtliche Legenden über die Region geprüft, aber das was er gelesen hatte waren wirklich nur Legenden und es gab keine Beweise dafür, dass die Geister aus diesen Legenden eine Gefahr für Menschen darstellten. Außerdem störte ihn Nelsons Art wie er auf das Thema zu sprechen kam. `Ihr interessiert euch doch für Geister`, das war ja genau so ein blöder Spruch wie `Du bist doch Zauberer, mach mal nen Trick`. Sie interessierten sich nur soweit für Geister wie es ihnen half sie auszulöschen. Er wollte zwar nicht unhöflich sein, aber hatte wirklich kein Interesse an der Story, also sagte er so freundlich wie möglich:

„Erzähl Dean davon. Ich werde mal sehen ob ich deiner Frau helfen kann.“ Sam ging mit Jenny auf dem Arm und ihrer Wickeltasche über der Schulter zu Theresa herüber. Dean sah ihm hinterher. Er hatte ihm am Gesicht ablesen können, dass er Momentan keine Lust auf solcherlei Kindereien hatte und konnte es ihm nicht verübeln. Scheinbar war Nelson nicht klar, dass Geister zu jagen nicht so war als wenn man Briefmarken sammeln würde, aber er brachte es so rüber.

„Ich glaube zwar nicht, dass an der Geschichte was dran ist, aber schieß los,“ sagte Dean zu seinem Kollegen während sie noch einmal zum Wagen gingen um den zweiten Picknickkorb und die Kühlbox zu holen. Das Scheinbar mangelnde Interesse der beiden hatten Nelson den Wind aus den Segeln genommen, also rasselte er die Geschichte herunter.

„Also nach dem Charlie Pitts, ein Mitglied von Jesse James Bande, bei dem Schusswechseln nach ihrem letzten Überfall getötet wurde, hat man seine Leiche in eine Kiste gelegt und sie in diesen See getaucht. Dr. Henry Hoyt, ein lokal bekannter Arzt, wollte das bloße Skelett als Anschauungsobjekt für sein Büro und die Überlieferung besagt, dass der Geist von Charlie Pitts jetzt in dem Teil des Sees spukt in dem seine Leiche eingetaucht wurde.”

„Hat den Geist je jemand gesehen, den du kennst?,“ fragte Dean.

„Nein, wie gesagt es ist ja nur eine Legende.“

„Wenn ihn in niemand gesehen hat den du kennst, dann kannst du beruhigt schlafen,“ meinte Dean, gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter und ging dann zu Theresa, Sam und Jenny herüber. Nelson folgte ihm. Dean setzte sich neben Sam, der gerade dabei war Jenny mit Fruchtbrei zu füttern. Der Jüngere sah ihn fragend an. Dean schüttelte nur mit dem Kopf und Sam verstand und nickte. Was Nelson zu sagen gehabt hatte, war nicht wichtig gewesen. Sam reichte Dean einen Becher Eistee.

„Danke,“ sagte Dean und lächelte. Theresa nahm bereits die restlichen Picknickutensilien aus dem zweiten Picknickkorb während Nelson an alle Teller verteilte. Ein paar Minuten später meinte Theresa dann:

„Es ist angerichtet. Bedient euch.“ Das musste man Dean nicht zweimal sagen. Beim Essen war der Ältere ganz in seinem Element. Sam warf ihm immer wieder Blicke zu. Wenn Sam nicht wüsste, dass Dean so einiges verdrücken konnte, hätte er sich Sorgen darüber gemacht, dass sich der Ältere vielleicht später würde übergeben müssen, aber die Gefahr bestand bei Dean nicht und so probierte er alles was Theresa gemacht hatte – sogar den Salat. Es war wirklich von allem reichlich da, besonders die Mini-Steak-Sandwichs hatten es Dean angetan. Während des Essens erzählte Theresa ihnen von ihrer Cousine und deren Baby und wie sie und Nelson mit ihren Familien immer den 4. Julie feierten.

„Letztes Jahr waren wir hier am See. Das Feuerwerk war klasse,“ sagte Theresa.

„Und was macht ihr immer am 4. Julie?,“ fragte Nelson die beiden. Sam und Dean sahen sich an. Was sollten sie darauf antworten? beide konnten sich nicht erinnern, dass sie jemals den 4. Julie oder andere Nationalfeiertage gefeiert hätten.

„Wir bleiben unter uns und genießen die Zeit miteinander, nichts aufregendes,“ sagte Sam und legte seinen Arm um Dean, so wie es der Ältere am Vortag gemacht hatte.

„Ja, wir haben beide nicht nennenswert viel Familie,“ sagte Dean. Nelson sah Theresa an. Die beiden Winchesters wussten was jetzt kommen würde.

„Nelson und ich würden euch gerne zu unserem Familienpicknick einladen wenn ihr Lust habt,“ sagte Theresa auch wie erwartet.

„Danke, dass ist nett von euch. Wir werden darüber nachdenken,“ sagte Sam und lächelte. Bis zum 4. Julie waren es noch über zwei Wochen. Dean und er hätten gerne zugesagt. Sie mochten die beiden, aber sie wussten ja noch nicht mal ob sie am Independence Day noch in St. Paul sein würden. Es fehlte noch ein Teil des verunglückten Busses, dass sie hoffentlich bald finden würden und danach sollten sie weiter ziehen. Vor allem weil der Vertrag für das Musterhaus Ende der nächsten Woche auslief und Nelson und Theresa schon angekündigt hatten sie in ihrer „Richtigen Wohnung“ besuchen zu wollen, die ja nun mal nicht existent war. Sam würde zu gerne in dem Haus wohnen bleiben. Er befürchtete, dass Dean sich wieder mehr von ihm entfernen würde, sobald sie nicht mehr das Paar spielten. Dean hätte gerne zugesagt, aber wer wusste schon ob sie am 4. Julie überhaupt noch in der Stadt waren. Ein Teil von ihm wollte mit Sam und Jenny hier bleiben, weil er glücklich mit ihnen war. Wenn sie weiter zogen konnte er Sam wohl kaum weiter so Nahe sein wie Dean es wollte. Aber ein anderer Teil von ihm sagte ihm, dass sie weiter mussten um ihren Job zu erledigen. Das war nun mal ihr Leben. Nein, eigentlich war es sein Leben. Sam und Jenny hatten etwas Besseres verdient und er wünschte er könnte den beiden ein normales Leben ermöglichen. Es war deutlich spürbar wie wohl Sam sich fühlte seit sie hier waren und Dean wollte das Sam auch weiterhin glücklich sein konnte. Wieder einmal verfluchte er sich dafür, dass er den Jüngeren von Stanford weg geholt hatte.

„Dean?“ Der Ältere wurde aus seinen Gedanken gerissen als er eine Hand auf seiner spürte und eine wohlbekannte Stimme sanft seinen Namen aussprach. Er hob den Kopf und sah in Sams wundervolle Augen. Die Hand auf seiner war Sams. Dean lächelte.

„Ist alles okay?,“ fragte Sam ihn.

„Ja,“ sagte der Ältere. Aber eigentlich war nichts okay. Dean konnte den Drang Sammy an sich zu ziehen und zu küssen kaum unterdrücken. Sams warmer, leicht besorgter Blick und seine Hand auf seiner machten es nur noch schwerer. Dean griff nach seinem Eistee.

„Dann ist ja gut. Du warst kurz wie weg getreten,“ sagte Sam und ließ Deans Hand los. Der Ältere seufzte leise.

„Möchtet ihr noch was essen? Wenn nicht würde ich die Sachen wieder einpacken, ehe wir von einer Horde Ameisen überfallen werden,“ sagte Theresa. Da alle, sogar Dean, satt waren, konnte Nelsons Frau wieder alles einpacken. Die leicht verderblichen Lebensmittel hatte sie zu den Getränken in die Kühlbox getan. Kurz darauf ging Nelson in das gut 300 Meter entfernt aufgestellte Toilettenhäuschen.

„Hey, hilft mir vielleicht einer von euch die Körbe wieder zum Auto zu bringen?,“ fragte Theresa die beiden Brüder. Dean, der gerade angefangen hatte sich mit Jenny ein Bilderbuch anzusehen blickte auf.

„Ja, ich helfe dir,“ sagte Sam und wuschelte seiner Tochter durchs Haar. Dann nahm er den einen Korb und folgte Theresa zum Auto. Sie öffnete den Kofferraum und Sam stellte die Körbe hinein. Dann reichte sie ihm noch ein paar Wasserflaschen, die sie gleich noch in die geräumige Kühlbox packen wollte. Auf dem Weg zurück zu ihrem Picknickplatz liefen zwei gut trainierte Jogger Anfang zwanzig an den beiden vorbei. Theresa warf ihnen leicht anzügliche Blicke nach und gab einen leisen Pfiff von sich.

„Ich weiß schon weshalb ich so gerne hier her komme,“ sagte sie und grinste.

„Was?,“ gab Sam von sich. Er hatte die Jogger nur nebenbei registriert. Seine ganze Aufmerksamkeit galt Dean. Er lag auf seinen Unterarm gestützt auf der Picknickdecke. Jenny saß gegen seine Brust gelehnt vor ihm. Mit seiner freien Hand hielt Dean das Bilderbuch.

„Sag bloß dir sind die beiden Prachtkerle mit ihren knackigen Hintern nicht aufgefallen, die eben an uns vorbei gelaufen sind,“ sagte sie verdutzt.

„Ich habe nicht sonderlich auf sie geachtet,“ sagte Sam nur.

„Echt nicht?“

„Nein, warum sollte ich auch. Ich steh nicht auf Männer,“ sagte Sam ruhig.

„Was? Aber du und Dean ihr seid doch…,“ stammelte Theresa, die jetzt total verwirrt war. Sie hatte den jüngeren Winchester am Arm gepackt und sah ihn entgeistert an. Sam lächelte.

„Ja sind wir, aber Dean…, Dean ist der Einzige, verstehst du? Er ist in meinem Leben die eine besondere Person, er bedeutet mir einfach alles.“ Theresa entging nicht das warme glänzen in Sams Augen bei diesen Worten. Sie lächelte.

„Dean kann sich wirklich glücklich schätzen jemanden wie dich zu haben.“ Sam lächelte immer noch. Er hatte Theresa nicht belogen. Es war das, was er tief im inneren für Dean empfand und die Empfindungen drangen Tag für Tag weiter an die Oberfläche. Sie gingen über den Rasen wieder zur Picknickdecke. In ein paar Metern Entfernung sahen sie auch Nelson zurück kommen. Sie ließen sich wieder auf der Decke nieder.

„Also, die haben echt an der Sauberkeit auf den Toiletten gearbeitet, wenn ich da an letztes Jahr denke,“ sagte Nelson.

„Kein widerlicher Fliegenschwarm mehr, wenn man die Tür öffnet?,“ fragte Theresa.

„Nein.“ Er setzte sich hinter seine Frau, die sich an ihn lehnte. Sam verstaute das Wasser in der Kühlbox und beobachtete dann Dean, wie er sich noch immer mit Jenny das Bilderbuch über eine Marienkäferfamilie ansah. Seine Tochter sah unglaublich niedlich aus in ihrem hellblauen Sommerkleidchen mit der Schildkröte von „Findet Nemo“ darauf. Schildkröten hatten es ihr scheinbar angetan. Sam lächelte, irgendwie konnte er heute gar nicht mehr aufhören zu lächeln.
 

Eine halbe Stunde später war Jenny eingedöst. Mit ihrer Plüschschildkröte als Kopfkissen lag sie nun friedlich zwischen Dean und Sam auf der Decke im Schatten der Weide. Sam packte gerade das Bilderbuch wieder in die Wickeltasche während Dean von einer Biene belästigt wurde, die um den Rest Eistee in seinem Becher kreiste. Der Ältere versuchte sie einige Male mit einem Schlenker seiner Hand zu vertreiben, was ihr scheinbar nicht gefiel, denn sie ließ von dem Eistee ab und umkreiste jetzt seinen Kopf.

„Dean hör auf nach ihr zu schlagen, dann wird sie schon wieder abschwirren,“ sagte Sam.

„Rede nicht mit mir als wäre ich ein Kind,“ maulte der Ältere.

„Dann hör auf dich wie eins zu benehmen,“ konterte Sam.

„Sie verschwindet aber nicht,“ sagte Dean. Als er das Summen dicht an seinem Ohr hörte drehte er etwas zu hektisch den Kopf weg und spürte kurz darauf ein schmerzendes Brennen an seinem Hals.

„Verdammtes Vieh,“ fluchte Dean und fasste sich an den Hals.

„Lass mich mal sehen,“ sagte Sam.

„Es geht schon,“ sagte Dean.

„Dean!“ Der Jüngere griff bestimmt nach Deans Hand und zog sie weg.

„Ich werde dir einen Eiswürfel aus der Kühlbox holen,“ sagte Theresa.

„Es war definitiv ne Biene. Der Stachel steckt noch.“ Sam zog Dean zum Stamm des Baumes unter dem sie saßen, damit er sich anlehnen konnte.

„Halt still, ich zieh ihn raus,“ sagte der Jüngere im leichten Befehlston. Sam hatte in den Babyratgebern etwas über die Behandlung von Insektenstichen gelesen und wendete sein Wissen nun an. Da Sam keine Pinzette zur Hand hatte, fasste er den Stachel vorsichtig mit den Fingernägeln und achtete darauf, dass die Giftdrüse der Biene, die noch mit am Stachel hing, nicht gequetscht wurde, damit nicht noch mehr Bienengift unter Deans Haut geriet.

„So, der Stachel ist raus.“ Sam legte Dean geradezu zärtlich die Hand auf die Brust. Sein Kopf kam Deans Hals immer näher.

„Sam was…,“ war alles was Dean noch raus bekam. Sanft hatte Sam seine Lippen um den Stich platziert und begann damit das Gift heraus zu saugen. Dean stöhnte auf. Wie konnte Sam so was tun? Wollte er ihn wahnsinnig machen? Ein heißer Schauer überkam den Älteren und ein unglaublich erregendes Kribbeln durchfuhr seinen Körper als Sams warme Lippen seine Haut berührten. Der Schmerz war wie vergessen. Sam jedoch führte das Stöhnen auf den Schmerz zurück. Schließlich löste der Jüngere seine Lippen wieder von Deans Hals und spuckte das ausgesaugte Gift aus. Nur zu gerne hätte er Deans Haut noch etwas länger unter seinen Lippen gespürt. Theresa reichte Sam einen Eiswürfel. Diesen ließ er sachte über Deans Hals gleiten und kühlte somit den Stich. Dean fühlte Sams Fingerkuppen über seinen Hals gleiten. Wieder entwich ihm ein Stöhnen und diesmal überkam ihm ein kalter Schauer, den er als nicht weniger erregend empfand als den ersten. ~Reiß dich zusammen Dean~ sagte er zu sich selbst. Dann nahm er Sam den Eiswürfel aus der Hand. Wenn der Jüngere ihn weiter so berühren würde, konnte er für nichts garantieren. Auf seiner Haut hatte sich bereits eine gewaltige Gänsehaut ausgebreitet.

„Danke Sammy,“ sagte Dean und hielt sich nun selber den Eiswürfel an den Hals.

„Es müsste bald besser werden,“ sagte Sam.

„Ist es schon,“ sagte Dean und lächelte.

„Also ich werde wohl in Zukunft immer Eiswürfel dabei haben, wenn wir uns treffen. Dean scheint ja ziemlich verletzungsanfällig zu sein,“ meinte Theresa, die Dean nach der Poltergeist Sache bereits mit einem Eisbeutel versorgt hatte.

„Eigentlich ist Sam der Tollpatsch von uns beiden,“ neckte er den Jüngeren.

„Bin ich nicht,“ wehrte sich Sam.

„Bist du doch, aber du bist auch eine verdammt gute Krankenschwester,“ sagte Dean grinsend. Er konnte gerade noch Sams Faust abfangen die auf seinen Oberarm zielte.

Theresa und Nelson lachten. Diese beiden waren einfach eine Klasse für sich, dachte das Ehepaar. Sam rollte mit den Augen.

„Wenn dann bitte schön Krankenpfleger,“ meckerte Sam.

„In Ordnung Sammy, dann eben Krankenpfleger,“ sagte Dean und lächelte.
 

Sie blieben noch bis zum Sonnenuntergang. Dean redete mit Nelson über Sport während Sam und Theresa mit Jenny spielten, dann lästerten sie über die Kollegen auf der Arbeit, dann alberte Dean noch etwas mit Sam und Jenny rum während sie beobachteten wie die Sonne am Horizont verschwand und den Himmel in ein warmes orange hüllte. Schließlich packten sie zusammen, verabschiedeten sich und fuhren nach Hause. Da es genau so warm war wie am vergangenen Abend, gingen die beiden nach einem lustigen Fernsehabend – es lief ein King of Queens Marathon – gemeinsam zu Bett. Für beide ging ein wunderbarer Tag zu Ende.

„An so ein normales Leben könnte man sich glatt gewöhnen,“ sagte Dean.

„Ja, wir sollten den Zustand in dem wir uns befinden solange genießen wie es geht.“

„Ja.“ Einen Augenblick schwiegen beide. Dann lachte Dean.

„Was ist?,“ fragte der Jüngere.

„Ich mir uns beide gerade in ups - Uniformen vorgestellt. Gott sahen wir blöd aus, aber vielleicht ist das ne gute Idee für ne neue Tarnung,“ sagte Dean.

„Dean, du trägst keine Shorts,“ sagte Sam, der bei der Vorstellung ebenfalls lachen musste.

„Stimmt auch wieder. Gute Nacht Sammy.“

„Schlaf gut Dean.“ Sam schaltete das Licht der Nachttischlampe aus. Bald darauf waren sie eingeschlafen und merkten nicht wie sie sich in der Nacht aneinander kuschelten.

Die letzte Woche

@Fine: Demnächst hat Jenny erstmal etwas sende pause und muss viel schlafen, während Sam und Dean sich näher kommen. Das mit dem Bienenstich wollte ich unbedingt mit reinbringen. Den rest des kapitels habe ich mehr oder weniger drum herum aufgebaut

@Noir10: Also der Kuss wird schon noch kommen.

@KC8: Die sache mit Sam als Krankenpfleger wird wohl zum running gag. Hab schon wieder ein Kapitel mit so nem ähnlichen spruch fertig. Kommt aber erst später.

@L_Angel: Bin froh, dass euch die szene mit dem Bienenstich so gut gefällt

@Morathi: Endlich mal jemand, der auf meine versteckte Liebeserklärung von Sam an Dean eingeht. Das war nämlich mein zweiter Angelpunkt in dem Kapitel. Das letzte Teil wird in diesem Kapitel gefunden und der Fall recht unspektakulär abgeschlossen. Und wo es dann hingeht? Na ja, sie werden zumindest im Staate Minnesota bleiben. Was mit den Freunden wird? Das weiß ich ehrlich gesagt noch nicht. Wenn ihr die mögt binde ich die vielleicht später noch mal ein. Habe da noch nen Handlungsstrang, der noch nicht wirklich ausgereift ist, aber die beiden könnten am Rande da rein passen.

@RyouAngel: Aber die Klima wird jetzt reparriert, aber keine Bange. Dean wird schon im nächsten Kapitel wie automatisch in Sams Zimmer landen. Ja, das mit dem: Ich stehe nicht auf Männer wollte ich mit der passenden erklärung auch unbedingt mit rein bringen.

@all: Sorry, dass das nächste Kapietle ein bisschen länger gedauert hat. Aber jetzt geht es ja weiter.
 

Die letzte Woche
 

Montag:
 

„Oh man!, “ murmelte Dean als er am nächsten Morgen eng an Sam geschmiegt aufwachte. Er lies den Jüngeren augenblicklich los. Nachts schien er offensichtlich keine Kontrolle über sich zu haben, aber zum Glück schlief Sam noch. Warum nur zog Sam ihn an wie ein Magnet? Warum lösten Sams Berührungen und die Nähe zu ihm in letzter Zeit so ein wunderbares Gefühl in Dean aus? Warum dachte er ständig an den Jüngeren? Er kannte die Antwort auf die Fragen. Es hatte ihn ganz schlimm erwischt. Er war total verknallt in Sam. Aber warum war er in Sam verknallt? Warum gerade jetzt? Er hatte Sam immer lieb gehabt, schließlich war er sein Bruder. Aber seit ein paar Wochen war er es plötzlich nicht mehr und in Dean war eine ganz andere, zusätzliche Liebe zu Sam erwacht, die die rein brüderliche Liebe ergänzte und verstärkte. Egal wie sehr Dean sich bemühte, er konnte diese neuen Gefühle für Sam nicht abschütteln und länger verdrängen würde er sie bald auch nicht mehr können. Hoffentlich wird heute die Klimaanlage repariert, dachte Dean. Denn wenn er noch eine Nacht so nah bei Sammy schlafen würde, könnte selbst die funktionierende Klimaanlage in dessen Zimmer Dean nicht mehr abkühlen können. Sein Verstand hoffte, dass die Klimaanlage repariert wird, alles andere in Dean wünschte sich, dass der Defekt nicht behoben werden kann, damit er weiterhin bei Sam schlafen konnte, am liebsten für immer. Dean betrachtete den Jüngeren. Seine Gesichtszüge waren vollkommen entspannt, sein Brustkorb hob und senkte sich ruhig und gleichmäßig. Eine Strähne seines wuschel Haares hing ihm wirr über die Stirn. Der Ältere zögerte kurz, doch dann strich er Sam diese Strähne sanft aus dem Gesicht und gab ihm einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. Dean seufzte wehmütig und stand dann auf um ins Bad zu gehen. Einen Augenblick später regte sich Sam. Er hatte einen schönen Traum gehabt. Dean hatte ihn im Arm gehabt, ihm sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht gestrichen und ihn liebevoll auf die Stirn geküsst. Sam lächelte. Der Traum hatte sich verdammt real angefühlt. Der Jüngere stand auf um sich um Jenny zu kümmern und um Dean sein Sandwich für die Mittagspause zu machen.
 

„So, die Klimaanlage tut es jetzt wieder,“ sagte der Techniker zu Sam. Es war mittlerweile gegen 14.30 Uhr. Dean hatte ihn in seiner Mittagspause angerufen und Sam erzählt, dass der Bus mit dem fehlenden Teil irgendwann in dieser Woche zur Wartung rein kommen würde. Beide konnten dem Braten irgendwie nicht trauen. Sollten sie tatsächlich mal einen Fall haben, der ihnen keine großartigen Schwierigkeiten bereiten würde?

„Danke,“ sagte Sam.

„Ihre letzte Woche?,“ fragte der Techniker.

„Ja leider.“

„Ist ein schönes Haus, aber die Technik ist noch nicht so ganz ausgereift. Ich musste in den vergangenen Wochen schon fünf andere Klimaanlagen reparieren.“

„Da haben sie ja ordentlich zu tun.“

„Leider wird es nicht sonderlich gut bezahlt.“

~Das werde ich für meinen Job auch nicht~ dachte Sam.

„Also, dann wünsche ich ihnen noch eine schöne Woche,“ verabschiedete sich der Techniker. Sam fand, dass es jetzt für Jenny an der Zeit wäre ihr Schläfchen zu machen. Er nahm sie auf den Arm und ging mit ihr nach oben. Erst wollte er sie in ihr Bettchen bringen, aber als er die letzte Stufe hinter sich gelassen hatte überlegte er es sich anders. Die Hitzewelle die momentan in St. Paul herrschte, machte Sam am heutigen Tag ziemlich müde. Er ging in sein Zimmer und setzte Jenny auf dem Bett ab. Sie krabbelte direkt auf die Kopfkissen zu. Sam ließ sich ebenfalls aufs Bett nieder. Ein wenig wehmütig sah er auf die Seite des Bettes auf der Dean die letzten beiden Nächte gelegen hatte. Heute Nacht würde er wieder in seinem `eigenen` Bett schlafen, in `seinem` Zimmer, auf der anderen Seite des Flures, viel zu weit weg von Sam. Der Jüngere seufzte. Die Gefühle, die er für Dean empfand würden ihn noch wahnsinnig machen. Vielleicht sollte er doch mal mit Dean darüber reden. Der Ältere hatte ihm gegenüber schon oft genug beteuert, dass er ihn nicht alleine lassen würde, egal was auch passieren würde. Aber würde Deans Versprechen auch dann noch bestand haben, wenn Sam ihm erzählen würde, dass er mehr als nur brüderliche Gefühle für ihn hegte? Jenny war jetzt bei Sam angekommen. Er nahm sie behutsam in den Arm.

„Was meinst du? Wie kann ich Dean am besten sagen was ich für ihn fühle? Soll ich es ihm überhaupt sagen?,“ fragte er seine Tochter und betrachtete sie. Doch Jenny guckte ihn mit ihren großen Kulleraugen einfach nur an und lächelte.

„Du bist mir echt ne große Hilfe, weißt du das? Es wird Zeit, dass du sprechen lernst.“ Er lächelte und gab ihr einen Kuss.

„Aber erst Mal machen wir ein Nickerchen.“ Sam gähnte und schloss bald darauf die Augen.
 

Dean kam heute ziemlich früh nach Hause. Es war nicht mal 16 Uhr. Er war überrascht Sam nicht im Erdgeschoss vorzufinden. Normalerweise spielte Sam um diese Zeit mit Jenny, saß an seinem Laptop, sah fern oder las irgendwas. Der Ältere ging nach oben. Die Tür zu Sams Zimmer stand offen. Dean lächelte als er Sam mit Jenny im Arm friedlich auf dem Bett schlafen sah. Er zog sich die Schuhe aus und legte sich neben Sam. Er gab Jenny einen Kuss und streichelte ihr über die Wange. Zu gerne hätte er das gleiche auch bei Sam gemacht, aber Dean hatte einfach zu viel Angst vor möglichen Konsequenzen. Er wollte Sam auf gar keinen Fall verschrecken. Er wollte einfach nur in Sams Nähe sein, damit er auf ihn aufpassen konnte. Auf ihn und auf Jenny. Er hatte noch nie für jemanden so viel Zuneigung empfunden wie für diese beiden Menschen die jetzt neben ihm lagen. Er schloss die Augen in dem Moment als Sam sie öffnete. Der Jüngere lächelte.

„Du bist aber schon früh wieder zu Hause. Das ist schön,“ sagte Sam als Dean die Augen kurz darauf wieder öffnete.

„Wir hatten heute nicht viel zu tun,“ informierte Dean ihn.

„Die Klimaanlage funktioniert wieder,“ sagte Sam.

„Oh, ähm, gut,“ nuschelte Dean. Sams Tochter fing derweil an sich zu regen.

„Hast du schon ausgeschlafen?,“ fragte Dean sie und streichelte ihr über den Kopf.

„Wie spät ist es?,“ fragte Sam den Älteren. Dean sah auf seine Armbanduhr.

„Kurz vor vier.“

„Ich denke, sie hat genug geschlafen,“ meinte Sam daraufhin.

„Draußen ist es jetzt ziemlich angenehm. Was hältst du davon, wenn wir mit ihr einen Spaziergang machen und dann in dem Cafe ein paar Straßen weiter nen Kaffee trinken gehen?,“ fragte Dean Sam. Der Jüngere lächelte.

„Soll dass etwa eine Einladung sein?,“ fragte er Dean. Der Ältere wand den Blick von Sam ab. Ach du scheiße, legte sich da etwa ein Hauch von Rosa über Deans Wangen? So was war ja noch nie vorgekommen.

„Nenn es wie du willst,“ sagte Dean leise.

„Aber ich dachte du hasst den Laden, wegen den zu abgefahrenen Kaffeesorten.“

„Ja schon, aber der Kuchen ist verdammt gut,“ kam es prompt von Dean. Sam grinste.

„Okay, lass uns das machen. Ich glaube, ich muss sie vorher nur noch mal wickeln,“ sagte der Jüngere und stand mit Jenny auf. Einige Minuten spazierten die drei durch den kleinen Park in der Nähe der Wohnsiedlung und genossen gemeinsam die warmen Strahlen der Nachmittagssonne.
 

Dienstag:
 

Schweren Herzens war Dean am gestrigen Abend in sein Bett gegangen. Er hatte lange gebraucht bis er eingeschlafen war und deswegen war er jetzt auch noch ziemlich verschlafen, als er nach unten in die Küche kam. Sam schob ihm die obligatorische Tasse Kaffee zu und machte Dean dann sein Sandwich für die Arbeit. Jenny schlief noch.

„Sam, was sollen wir eigentlich mit dem ehrlich verdienten Geld machen, dass wir uns hier hart erarbeitet haben?,“ fragte Dean den Jüngeren. Sam sah ihn überrascht an.

„Ich weiß es nicht. Was hast du denn mit dem Geld vor?“

„Ich schwanke zwischen einem Renten Fond für uns oder einem College Fond für Jenny.“

„Geht’s dir gut?,“ fragte Sam ihn. Er hielt Dean die Hand gegen die Stirn.

„Hm, Fieber hast du nicht,“ sagte der Jüngere.

„Sammy, das war ein Scherz. Obwohl, ein kleines Häuschen in Florida wäre für den Lebensabend schon verlockend.“

„Ja klar und dann spielst du nach deinem Nachmittagsschläfchen Scrabble.“ Sam sah ihn skeptisch an.

„Wäre doch toll. Was meinst du wie viele Punkte bringt `Wendigo` bei doppeltem Buchstabenwert ein?“ Dean grinste. Sam musste Lachen. Manchmal hatte Dean schon seltsame Gedanken. Dean mit Lesebrille und Strickjacke in einem Schaukelstuhl – irgendwie hatte diese Vorstellung etwas schönes und beruhigendes. Das würde er zu gerne sehen. Falls sie überhaupt jemals ein so hohes Alter erreichen würden. Sam machte sich dahingehend keine Illusionen. Ihr Job war verdammt gefährlich. Wenn sie nicht zusammen unterwegs wären, hätte es sie sicher schon längst erwischt. Er packte das Sandwich für Dean ein und legte noch einen Schokoriegel dazu.

„Andererseits wäre es schön, wenn Jenny vielleicht Medizin studieren würde. Dann könnte sie uns später zusammen flicken,“ sagte Dean.

„Dean, das bisschen Geld reicht weder für das eine noch für das andere.“ Er reichte seinem Bruder die Tüte mit seinem Mittagessen.

„Du bist so ein Spielverderber Sammy.“

„Einer von uns muss doch realistisch bleiben. Bis später Dean.“

Dean rollte mit den Augen.

„Bis später Sam.“
 

Mittwoch:
 

„Sam, der Bus mit unserem letzten Teil kommt heute Nachmittag rein,“ sagte Dean als er in seiner Mittagspause Sam anrief.

„Gut, dann werden wir den Job heute Abend zu Ende bringen,“ sagte Sam.

„Ja. Wie geht es Jenny?“

„Ausgezeichnet. Ich habe sie dazu gekriegt den Bunten Kartoffel-Auflauf – Brei zu essen.“

„Das hat dich sicher jede Menge Überredungskünste gekostet.“

„Ich gebe zu sie hat nur das halbe Glas gegessen. Mit dem Rest hat sie mich bespuckt.“

Dean lachte herzhaft.

„Das findest du witzig was? Na warte, wenn du sie das nächstes mal fütterst werde ich dafür sorgen, dass nur Pastinakenbrei im Haus ist und dann wünsch ich dir viel Spaß.“

„Bist du verrückt? Sie hasst das Zeug und es ist auch widerlich. Sie hat nicht einen Löffel bei sich behalten und die Küche sah hinterher aus wie Sau.“

„Eben drum und du wirst dann alles sauber machen.“

„Nur weil ich eben gelacht habe? Findest du die Strafe nicht etwas zu hart?“

„Irgendwie muss man dir doch Einhalt gebieten,“ sagte Sam streng.

„Du hättest das mit dem Bespucken auch für dich behalten können. Gib es doch zu, du wolltest mich zum Lachen bringen.“

„Wollte ich nicht,“ stritt Sam ab, obwohl Dean damit genau ins Schwarze getroffen hatte. Der Jüngere liebte es, wenn Dean lachte, selbst wenn es auf seine Kosten ging.

„Du kannst leugnen so viel du willst. Ich weiß es besser,“ neckte Dean ihn.

„Ja, ja. Ist ja gut. Du bist der Ältere, du weißt immer alles besser,“ schmollte Sam.

„Nicht immer. Manchmal hat auch meine Lieblings Nervensäge Recht.“

Sam lächelte.

„Dass ich das noch mal hören würde, hätte ich nie gedacht. Dean Winchester gibt zu, dass sein kleiner Bruder manchmal auch Recht hat.“

„Hey, bild dir darauf bloß nichts ein.“

„Ich doch nicht. Ich werde Jenny jetzt hinlegen.“

„Gut, wir sehen uns später und gib ihr einen Kuss von mir.“

„Ja doch. Bis nachher.“ Sam legte auf. Er wünschte sich manchmal er wäre Jenny, dann würde er auch so viele Streicheleinheiten von Dean bekommen.
 

Es war kurz vor Feierabend. Dean hatte das Lenkgetriebe ausgebaut und durch ein anderes ersetzt. Jetzt musste er nur noch das Teil aus der Werkstatt schmuggeln. Er ging zu den Spinden um sich umzuziehen. Dort traf er auf Brad, den Vorarbeiter, der jede Minute nutzte um seinem Chef in den Arsch zu kriechen. Er mochte Dean nicht und Dean mochte ihn nicht. Er ging Brad so gut es ging aus dem Weg, aber Brad war darauf bedacht ihn im Auge zu behalten. Dean war ihm suspekt. Dean war bei den meisten hier beliebt. Brad hasste Leute, die beliebt waren, einzig aus dem Grund weil er es nicht war.

„Brad,“ sagte Dean kalt und öffnete seinen Spind in dem er vor einer Stunde das letzte Teil ihres Puzzles verstaut hatte.

„Was haben sie da in ihrem Spind?,“ fragte er und sah ihn durchdringend an.

„Was meinen sie?,“ fragte Dean ihn.

„Spielen sie mir hier nicht den Dummen. Sie wissen genau was ich meine. Ich habe sie beobachtet. Seit sie hier angefangen haben ist es immer wieder zu unerklärlichen Unregelmäßigkeiten in der Wartung gekommen. Ich bin ihre Wartungsberichte durchgegangen. Sie haben Teile ausgewechselt.“

„Das ist mein Job,“ sagte Dean ruhig.

„Ja, aber nirgendwo sind die angeblich defekten Teile auffindbar.“

„Die Teile waren defekt. Was spielt es da für eine Rolle, wo sie hingekommen sind?“

„Oh, dass spielt eine Rolle. Ich habe mit den Fahrern gesprochen. Ihnen ist kein Defekt an ihren Bussen aufgefallen.“

„Es ist besser die Teile auszutauschen ehe sich der Defekt bemerkbar macht, finden sie nicht auch?“

„Dean, ich weiß genau was sie hier treiben.“

„Ich treibe gar nichts. Was wollen sie überhaupt von mir?“

„Sie täuschen vor Teile auszutauschen und lassen die neuen mitgehen.“

„Was hätte ich denn bitte schön davon?“

„Ganz einfach, sie verkaufen sie.“

„Ja, damit kann ich sicher jede Menge Geld verdienen.“

„Für einen netten kleinen Nebenverdienst reicht es aus.“

„Haben sie irgendeinen Beweiß für ihre Anschuldigungen?“

„Wenn sie endlich von ihrem Spind zurück treten, dann ja.“

„Was ist denn hier los?,“ fragte Nelson als er in den Raum herein kam.

„Ich habe ihren Kollegen beim Diebstahl von Ersatzteilen erwischt,“ sagte Brad.

„Was?“ Nelson sah von Brad zu Dean und dann wieder zu Brad.

„Jetzt treten sie zurück von ihrem Spind,“ forderte Brad Dean erneut auf.

Na super. Bis jetzt war alles so schön glatt gegangen, aber ausgerechnet jetzt, wo der Job kurz vor dem Abschluss stand, musste ihm dieser Karriere Geile Sack dazwischen kommen. Was sollte er jetzt tun? Er konnte ihm ja wohl keine überbraten und sich mit dem Teil aus dem Staub machen, auch wenn er Brad zu gerne eine verpassen würde. Zusätzlich hatte er noch das Problem, dass Nelson mit im Raum war und er wollte ihn nicht unnötig mit in die Sache reinziehen, wenn es sich vermeiden ließ. Ihm blieb also nichts anderes übrig als zur Seite zu treten. Was konnte schon passieren? Brad konnte ihn feuern, dann müssten er und Sam eine andere Lösung finden an das fehlende Teil zu kommen, aber ihnen würde schon was einfallen. Sie hatten bis jetzt immer eine Lösung gefunden.
 

„Dean, was ist passiert?,“ fragte Sam seinen Bruder, als der ins Haus kam und die Tür dermaßen stark zuknallte, dass man meinte die Wände wackelten.

„Ich hab’s verbockt,“ sagte Dean wütend auf sich selbst. Das klang nicht gut. Sam dirigierte Dean ins Wohnzimmer. Der Ältere setzte sich.

„Erzähl es mir,“ sagte Sam und setzte sich neben Dean.

„Ich habe meinen Job verloren und noch dazu das Teil und das nur weil ich nicht bemerkt habe, wie mich dieser Arsch von Vorarbeiter bespitzelt hat.“

„Dieser Schleimer Brad?,“ hakte Sam nach. Dean nickte und erzählte Sam was passiert war.

„Und dann hat er das Lenkgetriebe an sich genommen und mich raus geschmissen. Nelson wollte mich verteidigen und ihn überzeugen mich nicht zu feuern, aber Brad hat gemeint, dass er froh sein kann, dass er ihn nicht auch raus schmeißt, was er aber nur zu gerne tun wird, wenn er raus bekommt, dass Nelson von meinen Aktionen wusste und mir vielleicht sogar geholfen hat.“

„Das ist scheiße gelaufen, aber wir kriegen das hin,“ sagte Sam und klopfte Dean aufmunternd auf die Schulter.

„Und wie?“ Dean sah ihn skeptisch an.

„Wir brauchen Nelsons Hilfe. Er arbeitet ja zum glück noch da.“

„Sam, ich will nicht, dass er auch noch seinen Job verliert.“

„Dean, es ist die einfachste Lösung, oder willst du da einbrechen und Gefahr laufen verhaftet zu werden?,“ fragte Sam ihn rhetorisch und sah ihn eindringlich an.

„Okay, ich rufe ihn an und bitte ihn uns zu helfen.“
 

„Dean, was ist da heute passiert? Was willst du mit den Teilen. Du hast die doch nicht wirklich geklaut um was neben bei zu verdienen?,“ fragte Nelson ihn als sie einige Minuten später telefonierten.

„Nein, ich verdiene daran nichts. Hör zu du musst mir einen riesen Gefallen tun. Du musst mit dieses Lenkgetriebe besorgen, aber genau dieses.“

„Aber wozu brauchst du das? Und warum muss es genau dieses sein?“

„Nel, dass kann ich dir jetzt schwer erklären. Aber morgen werde ich dir all deine Fragen beantworten, nur bitte besorg mir das Teil. Ich bitte dich. Es ist sehr wichtig.“ Am anderen Ende der Leitung herrschte für einen Augenblick lang Stille.

„Okay Dean, ich werde es versuchen. Ich komme morgen nach Feierabend zu euch, falls ich meinen Job dann noch habe.“

„Danke Nel.“

„Schon gut, aber wehe ich bekomme morgen keine Antworten.“
 

Donnerstag:
 

„Was machen wir wenn Nelson nicht an das Teil kommt?,“ fragte Sam seinen Bruder am nächsten Nachmittag.

„Sam, wenn er sagt, er besorgt es, dann tut er es auch. Ich vertraue ihm, er schafft das.“

In diesem Moment klingelte es an der Haustür. Dean öffnete.

„Nelson,“ sagte er erleichtert.

„Ich hab das Teil im Kofferraum. Ich hab es dir besorgt, wie du mir gesagt hast. Könntest du mir jetzt bitte endlich erklären, warum ich dieses Lenkgetriebe geklaut und meinen Job riskiert habe?“

„Ich glaube Sam kann dir das besser erklären. Gibst du mir deinen Autoschlüssel, dann hole ich das Lenkgetriebe aus deinem Wagen,“ sagte Dean. Nelson reichte ihm den Wagenschlüssel und sah dann Sam fragend an. Dean verschwand nach draußen und Sam führte Nelson ins Wohnzimmer um ihn ins Bild zu setzen. Als Dean das Teil zu den anderen in die Garage gebracht hatte und jetzt wieder zu den beiden ins Wohnzimmer kam konnte er Nelson nur fassungslos mit dem Kopf schütteln sehen.

„Ihr seid wirklich totale Freaks.“

„Weiß er jetzt alles?,“ fragte Dean seinen Bruder.

„So ziemlich.“

„Ihr macht das ganze also nicht bloß nebenbei sondern sozusagen Hauptberuflich?“

„Ja, das kann man so sagen,“ sagte Dean.

„Aber wo von lebt ihr?“

„Das willst du gar nicht wissen,“ sagte Dean. Sam konnte ihm nur beipflichten.

„Ich glaube so einiges von dem was Sam mir gerade erzählt hat, hätte ich lieber nicht erfahren wollen,“ sagte Deans Kollege.

„Das kann ich verstehen,“ sagte Sam.

„Und diese Geister, die hören auf zu morden, wenn ihr die Ersatzteile verbrennt?“

„Das sollten sie,“ sagte Dean.

„Dann seid ihr beiden also doch die Ghostbusters.“

„Kannst du das ganze für dich behalten?,“ fragte Dean seinen Kollegen.

„Klar, aber ich denke es würde mir eh niemand glauben.“

„Danke man!“

„Und werdet ihr es jetzt tun? Ich meine die Teile verbrennen?“

„Wir warten bis es dunkel ist,“ sagte Sam.

„Wir wollen keine Aufmerksamkeit erwecken,“ fügte Dean hinzu.

„Verstehe und danach?“

„Werden wir weiter ziehen,“ sagte Sam.

„Echt? Könnt ihr denn nicht noch bleiben? Theresa und ich mögen euch wirklich gerne.“

„Wir können euch auch gut leiden, aber wir müssen weiter. Aber du hast ja meine Nummer. Wir bleiben in Verbindung und wenn du oder jemand den du kennst ein Problem der besonderen Art hat, dann brauchst du mich nur anzurufen. Sam und ich kümmern uns dann darum.“ Nelson lächelte und zog Dean in eine freundschaftliche Umarmung. Das gleiche wiederholte er bei Sam.

„Ach bevor ich es vergesse. Hier, ich habe dir aus dem Personalbüro deinen Gehaltscheck geholt,“ sagte Nelson und reichte Dean einen Umschlag.

„Danke. Machs gut Nel,“ sagte Dean.

„Meldet euch bloß bei uns und passt auf euch auf,“ sagte Nelson.

„Das werden wir. Versprochen,“ sagte Dean. Nelson nickte und machte sich dann auf den Heimweg. Dean ließ sich ein wenig niedergeschlagen auf die Couch sinken.

„Ich weiß jetzt wie du dich gefühlt hast, als ich dich aus Stanford weg geholt habe.“

„Freunde zurück zu lassen ist schwer, aber es gibt so viele Möglichkeiten in Verbindung zu bleiben. Ich könnte dir einen Email Account einrichten,“ bot Sam an.

„Danke Sammy. Ich werde darüber nachdenken.“
 

„Wir sollten langsam los,“ sagte Sam, nachdem er Jenny in den Kinderwagen gelegt hatte. Unten am Kinderwagen war ein Körbchen in dem er zuvor die zu verbrennenden Teile sowie Benzin und Salz verstaut hatte. Jenny gehörte um diese Zeit eigentlich ins Bett, aber beide Brüder hielten es für besser, wenn sie den Schlussakt ihres Jobs zusammen erledigten, weil man ja nicht wissen konnte, ob die Geister nicht doch noch aktiv werden würden, also mussten sie Jenny mitnehmen.

„Ich komme ja,“ sagte Dean und zog sich die Schuhe an. Eine halbe Stunde später hatten sie den Grillplatz erreicht, den sie für die Verbrennung Wochen zuvor ausgesucht hatten. Dean warf die Teile in die Feuerstelle, während Sam das Salz und das Benzin darüber verteilte. Es war immer noch ruhig. Scheinbar traten die Geister wirklich nur an ihrem Todestag in Erscheinung. Dean entzündete ein Streichholz und warf es auf die Teile. Sofort entzündete sich das Benzin und ein ziemlich großes Feuer wurde entfacht.

„Was denkst du, sollen wir bleiben bis das Feuer erloschen ist?,“ fragte Sam Dean. Der Ältere wollte zu einer Antwort ansetzen, als er in der Nähe einen Zweig knacken hörte.

„Was machen sie da?,“ fragte eine Männerstimme. Im Schein des Feuers erkannten Dean und Sam zwei Polizisten. Das lief ja wieder super. Warum musste es jetzt wo die Sache quasi beendet war noch so ein Dickes Ende kommen?

„Wo nach sieht es denn aus?,“ entgegnete Dean und bekam dafür von Sam einen unsanften Stoß in die Rippen. Warum konnte Dean nicht mal sein vorlautes Mundwerk halten?

„Werden sie nicht frech. Also, was tun sie hier?“

„Wir wollten nur ein kleines Lagerfeuer machen,“ sagte nun Sam.

„Haben sie nicht mitgekriegt, dass wegen der heißen Temperaturen in letzter Zeit das Lagerfeuer machen untersagt wurde, weil die Brandgefahr momentan zu groß ist?,“ fragte nun der zweite Polizist. ~So eine Scheiße~ dachte Dean. Jenny war aufgewacht und weinte. Der Ältere beugte sich über den Kinderwagen um sie zu beruhigen.

„Was machen sie um diese Uhrzeit hier draußen mit einem Baby?,“ fragte der erste Polizist.

„Der Babysitter hat uns abgesagt,“ sagte Sam und war froh, dass Dean Jenny dazu gebracht hatte aufzuhören zu weinen.

„Verkaufen sie Drogen?,“ fragte der erste Polizist.

„Was?,“ fragte Sam verwirrt.

„Hier in der Gegend haben wir in letzter Zeit häufig Drogendealer Dingfest gemacht.“

„Weder kaufen noch verkaufen wir irgendwelche Drogen,“ sagte Dean barsch. Er stellte sich vor den Kinderwagen, damit die Polizisten ihre mit Steinsalz geladenen Waffen nicht entdeckten, die noch im Korb unter dem Kinderwagen lagen.

„Wir würden ihnen ja gerne glauben, aber trotzdem werden wir sie jetzt danach abtasten,“ sagte der zweite Polizist. Klasse. Leibesvisitationen. Zum Glück beließen es die beiden dabei Sam und Dean abzutasten und ließen den Kinderwagen außer acht.

„Sie scheinen sauber zu sein,“ sagte der erste Polizist.

„Entschuldigen sie, aber man kann nie wissen,“ sagte sein Kollege.

„Trotzdem müssen wir sie wegen dem Feuer verwarnen. Jack, nimm ihre Personalien auf. Ich werde derweil das Feuer löschen.“

„Geben sie mir bitte ihre Ausweise,“ sagte der zweite Polizist. Personalien, das wird ja immer besser. Sam kramte in seiner Hosentasche nach seiner Brieftasche, während Dean überlegte, welcher seiner gefälschten Ausweise wohl am echtesten wirkte. Der andere Polizist versuchte derweil das Feuer mit Erde zu ersticken. Sam reichte dem anderen Polizisten endlich seinen Ausweis. Und auch Dean schien sich endlich für einen entschieden zu haben. Der Polizist warf einen Blick auf die Ausweise und notierte sich die Daten, dann gab er den beiden die Ausweise zurück. Das Feuer war nun aus und nur noch das Mondlicht und die Taschenlampen der Polizisten erhellten den Grillplatz.

„Also, sie können jetzt gehen,“ sagte der erste Polizist, nachdem er von Sam ein Verwarnungsgeld von 10 Dollar einkassiert hatte.

„Und keine weiteren Lagerfeuer ehe die Brandgefahr wieder gesunken ist,“ sagte der andere Polizist und zusammen verschwanden die beiden wieder und ließen Sam und Dean zurück, die erleichtert waren, dass sie so glimpflich davon gekommen waren.

„Das war knapp. Ich dachte schon, sie würden die Waffen entdecken,“ sagte Dean.

„Dann hätten die uns garantiert verhaftet. Meinst du das Feuer hat gereicht?“

„Das hoffe ich doch. Ich habe keine Lust das Zeug wieder auszugraben, noch mal anzuzünden und dann noch mal erwischt zu werden.“

„Lass uns gehen, ehe denen einfällt, dass sie vergessen haben den Kinderwagen zu kontrollieren,“ sagte Sam.
 

„Was machst du?,“ fragte Dean den Jüngeren als er ins Wohnzimmer kam. Er hatte Jenny ins Bett gebracht, nachdem sie wieder zurück waren.

„Tja, da wir Morgen Mittag wieder ausziehen packe ich unsere Sachen.“

„Unsere Sachen?,“ sagte Dean ein wenig belustigt und sah in den Karton, der auf dem Couchtisch stand.

„Okay, dann eben Jennys Sachen,“ sagte Sam, der gerade die Spieldecke seiner Tochter in den Karton packte, in dem schon einige Spielsachen von ihr lagen. Dean sah Sam ernst an.

„Was ist?,“ fragte Sam ihn.

„Vielleicht solltest du für dich und Jenny eine Wohnung suchen und ne Weile kürzer treten.“

„Bitte was?“ Sam sah ihn entgeistert an.

„Wir wären heute Nacht beinahe verhaftet worden.“

„Ja, aber die Bullen haben es bei einer Verwarnung belassen.“

„Aber sie haben unsere Personalien aufgenommen und sobald sie unsere Daten mit denen in ihren Computern vergleichen, werden sie feststellen, das mein Ausweis gefälscht ist und wenn sie sich deinen Namen genauer durch den Kopf gehen lassen und eins und eins zusammen zählen, werden sie mit Sicherheit auf die Sache in St. Louis stoßen.“

„Bis dahin sind wir hier weg,“ sagte Sam.

„Verstehst du denn nicht Sam? Bis jetzt haben wir es geschafft deinen Namen größtenteils raus zu lassen, aber wenn denen klar wird, dass ich gar nicht tot bin und du mit mir herumziehst, werden die nach dir genau so suchen wie nach mir. Ich will nicht, dass du verhaftet wirst, daher solltest du ne Weile untertauchen.“

„Ach und was ist mit dir?,“ fragte Sam etwas verärgert.

„Ich habe einen Job, den ich weiter machen muss.“

„Ich dachte wir haben einen Job, den wir durchziehen bis wir diesen Mistkerl gefunden haben der Mum und Jessica getötet hat.“

„Sam, sehen wir es realistisch. Das alles wird nie ein Ende finden. Selbst wenn wir den Dämon vernichten, der Mum getötet hat. Da draußen ist noch so viel anderes Böses. Böses das tötet und andere Familien zerstört und weil ich das weiß, werde ich nie ein normales Leben führen können so wie du dir das vorstellst und wie ich es mir insgeheim manchmal selber wünsche. Ich kann mich nicht einfach zurück lehnen und ignorieren, dass da draußen weiterhin Menschen sterben. Jemand, der von einem Unrecht weiß und es nicht verhindert ist nicht besser als der jenige, der das Unrecht begeht. Sam verstehst du, das einzige was ich tun kann, ist zu versuchen so viele Leute zu retten wie ich kann. Das ist mein Leben, damit habe ich mich abgefunden und ich komme damit klar. Aber ist es das Leben, das du willst? Ich meine für dich ist es vielleicht noch nicht zu spät. Vielleicht ist Jenny für dich das Zeichen das ganze hinter dir zu lassen und mit ihr ein neues, ein normales Leben aufzubauen. Du musst das hier nicht machen. Dein Leben muss nicht so laufen wie das von Dad, innerlich zerrissen von Wut und dem Wunsch nach Rache.“

„Was soll der Scheiß? Vor fast einem Jahr bist du noch bei mir auf dem College aufgetaucht, hast mich aus meinem Leben gerissen, mich nahezu angebettelt, dass ich mit dir nach Dad suche. Und nach der Sache mit Jessica hast du mir Wochenlang was erzählt, von wegen es wäre unser Familienauftrag das Böse zu jagen. Jetzt auf ein Mal, wo ich dir bereits mehrmals versichert habe, dass ich das hier mit dir durchziehe willst du mir allen ernstes erzählen ich soll aufhören und ein normales Leben führen?,“ sagte Sam wütend.

„Sammy, du kannst dir nicht vorstellen wie oft ich das insgeheim bereut habe. Ich hätte dich nicht wieder in die Sache mit reinziehen sollen. Du wolltest dieses Leben nie führen und ich hätte das respektieren sollen. Ich war genau so sauer wie Dad als du damals weg gegangen bist, aber wenn ich ehrlich bin, waren die Jahre die du auf dem College warst die einzige Zeit an die ich mich erinnern kann, in der ich mir keine Sorgen um dich gemacht habe. Du warst auf dem College, du warst glücklich und in Sicherheit. Du solltest dein Leben leben und nicht das von Dad und mir.“

„Dean, ich habe mich für dieses Leben entschieden und das zwei Mal. Nach Jessicas Tod und nach diesem Streit den wir hatten wegen Dad und ich dich vor der Vogelscheuche gerettet habe,“ sagte Sam nun wieder etwas ruhiger.

„Ich weiß, aber ich will nicht, dass du später diese Entscheidung bereust und dich fragst, was passiert wäre wenn du die Entscheidung nicht gefällt hättest, dich mir wieder anzuschließen,“ versuchte Dean ihm klar zu machen.

„Dean, jeder Mensch fragt sich später was passiert wäre, wenn er früher anders entschieden hätte,“ sagte Sam verständnislos.

„Ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass du diese Entscheidung nicht aus dem Grund getroffen hast, weil es dein freier Wille ist und es richtig findest was wir machen sondern einzig und allein um Rache zunehmen.“

„Spielt es denn eine Rolle warum ich das hier tue?,“ fuhr er Dean an.

„Ja Sam. Wer weiß schon ob wir diesen Dämon der Mum getötet hat jemals finden. Vielleicht bekommst du nie die Chance dich zu rächen. Ich weiß wie du dich fühlst, aber wenn du das hier nicht auch aus Überzeugung machst, weil du findest, dass es das ist, was du tun musst, dann wirfst du einfach nur dein Leben weg.“

„Halt die Klappe Dean. Hör auf über Dinge zu reden von denen du keine Ahnung hast. Du weißt absolut nichts darüber was ich fühle und was ich will,“ schrie der Jüngere. Er ließ Dean stehen und trat nach draußen auf die Terrasse.

Glücklich?

@Noir10: Ich bin ja ganz begeistert, dass man den letzten Teil des Kapitels als Streit erkennen kann. Ich tu mich nämlich ziemlich schwer Konflikte zu schreiben. Und ja, die ff spielt gegen Ende der ersten Staffel. Übrigens, du warst mein 100. Kommentar. Dafür bekommst du ein sabbriges Küsschen von Jenny ;-)

@Fine: Der Fall ist abgeschlossen. Ich gebe zu der war nur schmückendes beiwerk um den beiden zeit zugeben ihre Gefühle für einander zu entdecken. Darum war es auch so einfach. Aber ich verspreche besserung und etwas aufregendere Fälle in den nächsten Kapiteln. Aber jetzt erst mal die Auflösung des Zoffs.

@KC8: Tja, Dean hat ein talent dazu im ungünstigsten moment das falsche zu sagen .viel spaß beim lesen des nächsten Kapitels.

@ L_Angel: Versöhnung? Lies selbst.

@Morathi: Wow, vielen lieben Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Ich liebe lange Kommentare. Ne all zu große Rolle werden Nelson und seine Frau nicht mehr haben, aber ich habe vor, sie zumindest noch mal auftauchen zu lassen. Die Situation zwischen Sam und Dean schätzt du Goldrichtig ein. Und ich hoffe dir gefällt das nächste Kapitel. Ich habe euch und die beiden ja jetzt lange genug auf die Folter gespannt.
 

So, hier ein weiteres Songpitel. Der Songtext ist nicht in der richtigen Reihenfolge. Ich musste ihn ein bisschen an den Verlauf des Kapitels anpassen.

Song: Silbermond - Irgendwas das bleibt
 

Dean schüttelte mit dem Kopf und folgte seinem Bruder.

„Und? Hast du vor an meiner Unwissenheit etwas zu ändern? Ich bin ganz Ohr,“ sagte Dean schärfer als beabsichtigt. Er verstand seinen Bruder im Moment wirklich nicht mehr. Sam atmete tief durch und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Schließlich entschied er sich dafür Dean alles zu sagen, was ihn momentan beschäftigte. Also begann er ganz am Anfang.

„Als ich aufs College ging, dachte ich, ich würde auf etwas zu laufen. Auf ein besseres Leben, auf eine Leben ohne Angst. Aber in Wirklichkeit bin ich nur vor der Realität, meinem Schicksal davon gelaufen. Jessicas Tod hat mich wieder in die Realität zurück geholt und in dieser Realität gibt es dich.“
 

Denn Versuchungen setzen ihre Frist.

Doch bitte schwör, dass wenn ich wieder komme,

alles noch beim Alten ist.
 

„Ohne dich wäre ich an Jessicas Tod zerbrochen. Du hast mir klar gemacht, dass ich mich von meinem Schmerz nicht kaputt machen lassen darf, dass ich dadurch angreifbarer werde und das ist in unserem Business einfach zu gefährlich. Du hast es geschafft, dass ich meine Wut darauf richte, diese übernatürlichen Scheißkerle zum Teufel zu jagen. Mein Leben geht weiter. Es hat einen Sinn. Ich bin in der Lage Menschen zu retten. Und das gibt mir die Kraft weiter zu machen. Ich will Jessica nicht vergessen, aber es ist an der Zeit sie los zu lassen. Ich muss zulassen, wieder glücklich zu sein. Alles was mir bleibt bist du Dean. Du rettest mich immer und immer wieder. Nicht nur vor Geistern und Dämonen, sondern irgendwie auch vor der Welt, meiner Welt, die sich in letzter Zeit scheinbar schneller verändert als ich mich anpassen kann.“
 

Diese Welt ist schnell

und hat verlernt beständig zu sein.
 

„Und trotz alldem Bösen da draußen gibst du mir in meinem Leben ein Gefühl von Beständigkeit.“
 

Gib mir ein kleines bisschen Sicherheit

in einer Welt in der nichts sicher scheint.

Gib mir in dieser schweren Zeit irgendwas das bleibt.
 

Gib mir einfach nur ein bisschen Halt.

Und wieg mich einfach nur in Sicherheit.

Hol mich aus dieser schnellen Zeit.

Nimm mir ein bisschen Geschwindigkeit.
 

Gib mir was.. irgendwas, das bleibt.
 

„Das Leben, das wir führen ist nicht Leicht, aber wenn du da bist erscheint es mir leichter und egal was du denkst, was am Besten für mich ist, ich lasse mich von dir nicht abschieben. Ich meinte es ernst, als ich nach dem Vogelscheuchen – beinahe- Fiasko zu dir gesagt habe, dass wir alles sind was übrig ist und dass wir es zusammen zu Ende bringen. Das einzige, was ich von dir möchte, ist dass du zu dem stehst, was du mal zu mir gesagt hast, nämlich dass du immer an meiner Seite sein wirst.“
 

Und dass das Wort, das du mir heute gibst,

morgen noch genauso gilt.
 

„Gott Sam! Ich will dich doch nicht abschieben. Ich bin dein Bruder und das Einzige, was ich will, ist dass du glücklich bist, dass du sicher bist. Und dafür würde ich alles tun.“

„Dean, ich habe eine halbe Ewigkeit gebraucht um zu akzeptieren, dass diese verrückte Monsterjagd Teil meines Lebens ist und ich bin so glücklich wie das unter diesen Umständen möglich ist. Ich bin glücklich, weil ich Jenny habe, weil ich dich habe. Ich brauche dich Dean. Ich will bei dir sein.“ Den letzten Teil des Satzes hatte Sam nur noch geflüstert, aber Dean hatte alles gehört. Er trat näher an Sam heran. Deans Herz schlug auf einmal viel schneller. Fühlte Sam etwa das gleiche wie er?
 

Sag mir, dass dieser Ort hier sicher ist

und alles Gute steht hier still.
 

„Ich fühle mich sicher bei dir,“ sagte Sam und trat ebenfalls auf Dean zu. Jetzt trennte sie nur noch wenige Zentimeter.

„Und ich habe nicht vor irgendwo hinzugehen wo du nicht bist,“ fügte Sam hinzu. Der Abstand verringerte sich auf einige Millimeter. Und dann tat Dean es. Er überbrückte den verbliebenen Abstand und drückte ganz sachte und sanft seine Lippen auf Sams. Für einen Augenblick dachte Dean Sam würde ihn jeden Moment von sich stoßen, doch das tat Sam nicht. Er war nur kurz überrascht von Deans Aktion, doch dann erwiderte er den Kuss zärtlich. Das war doch verrückt, dachte Dean. Doch eigentlich wollte er jetzt nicht darüber nachdenken, sondern den Moment genießen.
 

Auch wenn die Welt den Verstand verliert,

das ‘Hier’ bleibt unberührt.

Nichts passiert ..
 

Dieser unschuldige Kuss fühlte sich so gut, so natürlich und richtig an. Es schien als hätte Dean das Glück gefunden, dass in seinem Leben bis jetzt gefehlt hatte. Eine wundervolle Wärme durchströmte sie beide und beinahe gleichzeitig schlangen sie die Arme um einander um sich noch näher zu sein. Beide hatten das Gefühl am Ziel zu sein. Sie wussten, dass sie sich fallen lassen konnten, weil der andere immer da sein würde um einen aufzufangen.
 

Gib mir ein kleines bisschen Sicherheit

in einer Welt in der nichts sicher scheint.

Gib mir in dieser schweren Zeit irgendwas das bleibt.
 

Gerade als Dean darüber nachdachte wie Sam wohl reagieren würde, wenn er jetzt seine Zunge ins Spiel brachte, erklang ein wohl bekanntes Geplärr und sie beide lösten sich von einander.

„Du solltest nach ihr sehen. Ich räume hier unten noch ein bisschen auf,“ sagte Sam in einem erschreckend gefasstem Tonfall und wand sich von ihm ab. Dean sah ihn kurz perplex an. Wie war es möglich, dass Sam nach der Sache eben einfach so zur Tagesordnung überging? Sein Sam, der sonst jede seiner Gefühlsregungen zu Tode analysierte. Ein weiterer Schrei von Jenny riss Dean aus seinen Gedanken und er machte sich auf den Weg zu Jennys Kinderzimmer. Als Dean gegangen war atmete Sam tief durch. Was war da gerade zwischen ihnen passiert? Irgendwie hatten sich ihre Emotionen gegenseitig so hoch geschaukelt, dass sich schließlich alles in diesem Kuss entlud. Dean hatte ihn geküsst. Er hatte Dean geküsst. Was würde das jetzt für Auswirkungen auf sie haben? Er wusste was er gesagt hatte und was das bei Dean ausgelöst hatte und er war froh, dass Dean ihn geküsst hatte. Er wäre sicher nicht mutig genug gewesen diesen Schritt zu wagen, aber Dean hatte den Mut gehabt und dadurch fiel es Sam unerwartet leicht den Kuss zu erwidern. Und obwohl die Situation total verrückt war, so war das Gefühl das Sam bei dem Kuss empfand zum einen ungewohnt, neu und aufregend und zum anderen sanft, ruhig und voller Vertrautheit. Er wusste, dass er mit Dean darüber reden musste, aber Dean zum sprechen zu bewegen, war immer eine schwere Geburt. Aber trotzdem würde Sam es versuchen. Er fuhr sich durchs Haar und räumte dann den Rest ihrer wenigen persönlichen Habseligkeiten, größtenteils Spielzeug von Jenny, die sich im Wohnzimmer befanden in den Karton auf dem Couchtisch.
 

Gib mir einfach nur ein bisschen Halt.

Und wieg mich einfach nur in Sicherheit.

Hol mich aus dieser schnellen Zeit.

Nimm mir ein bisschen Geschwindigkeit.
 

Sam lag bereits im Bett als Dean aus Jennys Zimmer ins Schlafzimmer kam. Er dachte gar nicht daran diese Nacht in seinem eigenen Bett zu verbringen. Er hatte Jenny vier Mal das mittlerweile Altbewehrte „Enter Sandman“, Deans Auffassung eines angemessenen Schlafliedes, vorsingen müssen ehe sie eingeschlafen war. Das hatte auch schon mal schneller geklappt. Dean musste lächeln, als er sich daran erinnerte wie Sam ihn verdattert angesehen hatte, als er hörte, was er da seiner Tochter vorsang. Was Sam wohl noch mehr überraschte, war die Tatsache, dass Jenny bei den Klängen dieses Liedes tatsächlich ruhiger geworden und schließlich eingeschlafen war. Der Ältere wusste, dass dieser Metallica Song eigentlich alles andere als ein Schlaflied für Kinder war, aber die meisten Monster waren nun mal real und gehörten zu ihrem Leben und er war in der Hinsicht wohl nicht besser als John. Okay, er würde Jenny sicher keine 45er geben, wenn sie ihm irgendwann von Monstern in ihrem Schrank erzählen würde, aber er würde sie diesbezüglich auch nicht anlügen. Was das anging würde er mit Sam sicher noch etliche Diskussionen führen. Und da war er also wieder bei Sam. Dean setzte sich aufs Bett und zog Jeans und T-Shirt aus.

„Dean, ich denke wir sollten reden,“ sagte Sam nachdem sich der Ältere neben ihn ins Bett gelegt hatte. Na also, da war sein Sammy ja wieder. Wahrscheinlich war er eben unten im Wohnzimmer nur ein wenig mit der Situation überfordert, so wie er auch. Das war aber auch eine Reizüberflutung gewesen. So etwas hatte Dean noch nie erlebt. Alles was Sam zu ihm gesagt hatte, ermutigte Dean endlich über seinen Schatten zu springen und das zu tun, was er schon eine ganze Weile lang wollte: Sam zeigen, was er wirklich für ihn empfand. Da er aber nicht der Typ war, der so was gut in Worte fassen konnte, hatte er Sam einfach geküsst. Sam hatte den Kuss zwar erwidert, aber dennoch wusste Dean nicht genau was Sam ihm sagen wollte, was er Sam sagen sollte. Daher entschied sich der Ältere mit der für ihn typischen Art zu reagieren.

„Sam, denkst du nicht, wir haben heute Abend schon mehr als genug gesagt?“ Er musste einfach Zeit gewinnen, bis sich in seinem Kopf die passenden Worte einfinden würden. Vielleicht sollte er in einer Buchhandlung mal nach einem Ratgeber alla `Liebeserklärungen für Anfänger` suchen.

„Dean…“

„Nein Sam. Können wir bitte dieses eine mal den Status quo beibehalten, bis wir eine Nacht darüber geschlafen haben und jeder Zeit hatte seine Gedanken zu sammeln?“

„Dean, sag mir einfach nur, dass das ganze nicht bloß ein Ausrutscher für dich war,“ sagte Sam unsicher. Dean drehte sich zu Sam um.

„Komm her,“ sagte Dean mit ungewohnt sanfter Stimme. Er breitete seine Arme auffordernd aus und bedeutete Sam näher an ihn heran zu rücken. Etwas zurückhaltend kam er der Aufforderung nach. Dann schloss der Ältere ihn in seine Arme und strich ihm eine verirrte Haarsträhne aus der Stirn. Sam fühlte sich sofort behaglich und schmiegte seinen Kopf an Deans Brust während dieser ihm einen liebevollen Kuss auf die Stirn gab.

„Sammy, ich wollte es und wenn du mich lässt, tue ich es noch mal,“ flüsterte Dean. Sam hob den Kopf, sah ihm in die Augen und nickte. Dann senkte Dean seinen Kopf langsam zu Sams herab und ehe Dean den ganzen Weg zu Sams weichen Lippen zurückgelegt hatte, war dieser dem Älteren schon das letzte Stück entgegen gekommen und hatte Deans Mund mit einem hauchzarten, schüchternen Kuss verschlossen. Nach einigen Sekunden lösten sie sich wieder von einander.

„Ich denke, dass sollte als Antwort reichen,“ sagte Dean leise. Sam lächelte nur und schloss die Augen. Dean streichelte Sam noch ein wenig zärtlich über den Rücken, so wie er es immer gemacht hatte, wenn Sam als Kind nachts wegen einem Alptraum nicht wieder einschlafen konnte. Der Ältere stellte zufrieden fest, dass diese Berührung noch die gleiche Wirkung hatte wie früher. Sammy war an ihn gekuschelt eingeschlafen. Der Ältere war überrascht, dass er bei dem Kuss so zurückhaltend geblieben war. Er hatte sich schon ne ganze Weile vorgestellt wie es wäre Sam zu küssen, aber es war etwas ganz anderes es schließlich auch zu tun, jedoch war er ziemlich zufrieden mit der Situation. Dean kniff sich in den Oberschenkel. Als er den leichten Schmerz spürte, war er sicher, dass er nicht träumte. Mit einem wunderbar warmen Gefühl im Bauch schlief auch er ein. Morgen wenn er auf wachte, würde dieses Gefühl ganz sicher immer noch da sein und Dean war es recht, wenn es für immer bleiben würde.
 

Gib mir was.. irgendwas, das bleibt.

Der Morgen danach

@kaliel: Willkommen auf dem neusten Stand. Ja, das Kapitel war romantisch angelegt. Dean wird noch jede Menge tun, was dich etwas überraschen wird. Er entgleitet mir immer mehr ins ooc und ich befürchte diese ff wird stellenweise leicht in einen Schmachtroman abdriften, aber irgendwie kann ich es nicht aufhalten. Die beiden Brüder haben irgendwie ein Eigenleben entwickelt. Und auf richtige Action in Richtung Sex musst du schon noch etwas warten und auf ein „Ich liebe dich“ auch, aber das kommt noch vor dem Sex. BTW: Bastel gerade an einer Duschszene für ein späteres Kapitel. Und was dein Gefühl mit dem Dämon/Monstermäßigen angeht, bin ich wirklich so durchschaubar?

@ Noir10: bin eigentlich kein Silbermond fan. Habe das Lied bei dsds gehört und fand, dass passt gut in das kapitel.

@Fine: Die sache, dass Sam und Jenny alleine leben sollen ist 100%ig vom Tisch.

@ L_Angel: Ich bin immer noch begeistert, dass das als Streit rüber gekommen ist, so wie ich das wollte. Aber der Streit ist jetzt vom Tisch.

@ KC8: Dann freu dich schon aufs nächste Kapitel

@ 540930: Hab noch jede Menge Zettel abzutippen und da ich den Uni Kurs absagen musste, weil ich letzte Woche im Krankenhaus war habe ich jetzt doch etwas mehr Zeit
 

Als Sam am nächsten Morgen wach wurde fehlte etwas Entscheidendes an seiner Seite. Dean. Wie kam es, dass er mal vor Sam aufgestanden war? Bereute er vielleicht das, was gestern Abend zwischen ihnen passiert war? Nein, er hatte gesagt er habe diesen Kuss gewollt. Sam huschte ein Lächeln über die Lippen als er an den Kuss dachte. Sie hatten es beide gewollt und schließlich war es zu einem zweiten Kuss gekommen. Sam war überrascht wie sanft Dean ihn geküsst hatte. Die Küsse waren unschuldig und hauchzart gewesen. Bei ihrem ersten Kuss war es verständlich, schließlich kam dieser ziemlich überraschend. Sam hatte jedoch gedacht, dass Dean bei dem zweiten Kuss etwas stürmischer sein würde, aber dem war nicht so. Er hatte Sam quasi um Erlaubnis gebeten ihn noch ein Mal küssen zu dürfen und Sam hatte sie ihm gegeben. Der zweite Kuss war ruhig und warm gewesen und Dean schien es ihm zu überlassen wie weit sie gehen sollten. So zurückhaltend hatte Sam Dean gegenüber Frauen noch nie gesehen. Aber das mit ihnen war etwas völlig anderes. Beide betraten völliges Neuland, da war es doch eigentlich verständlich, dass Dean zurückhaltend war. Sam ging es ja genau so. Der Jüngere war froh, dass Dean sich so verhalten hatte. Sam hatte den Kuss gewollt, aber zu mehr war er im Moment noch nicht bereit, jedoch war er sich sicher, dass er irgendwann mehr wollen würde. Seine Beziehung zu Dean brauchte einfach Zeit um sich zu entwickeln und zu entfalten. Sam stand auf und ging ins Kinderzimmer um nach Jenny zu sehen. Sie lag nicht mehr in ihrem Bett. Langsam wurde ihm klar warum Dean schon auf war. Jenny musste ihn geweckt haben. Du liebes bisschen, wie tief hatte er denn geschlafen, dass er das gar nicht wahrgenommen hatte? Er ging die Treppe nach unten. Aus der Küche hörte er Geräusche. Der Anblick der sich ihm bot, als er die Küche betrat war unbezahlbar. Dean stand mit einer Schüssel in der Hand am Küchentresen und schien Teig anzurühren. Alles um ihn herum war voller Mehl, sogar der Fußboden war damit bedeckt. Jenny saß mittendrin und spielte mit der kaputten Mehltüte.

„Was ist denn hier passiert?,“ entfuhr es Sam. Dean blickte von der Schüssel auf.

„Oh, du bist schon wach. Ich hatte gehofft ich könnte noch ein bisschen aufräumen ehe du runter kommst.“

„Ein bisschen aufräumen? Die Küche braucht ja fast ne Grundsanierung. Du weißt aber schon, dass wir heute hier raus müssen und Mr. Mitchell um halb eins kommt um die Schlüssel abzuholen? Er hat gesagt, wir sollen das Haus besenrein übergeben. Sieh dir das Chaos an. Was machst du da eigentlich?,“ wollte Sam wissen.

„Wir wollten dir eigentlich nur ein paar Pfannekuchen zum Frühstück machen,“ sagte Dean und sah zu Jenny herüber. Sam lächelte leicht.

„Aber dafür braucht man doch kein ganzes Pfund Mehl und schon gar nicht auf dem Fußboden.“

„Sieh mich nicht so an, das war ihr Werk.“ Dean deutete auf Jenny.

„Es ist leicht die Schuld auf jemanden zu schieben, der sich nicht wehren kann obendrein ist es aber unfair.“

„Ich bin nicht unfair. Wollen wir doch mal sehen, ob du dich wehren kannst.“ Dean nahm etwas Mehl auf und bewarf Sam damit.

„Glaubst du wirklich, dass es klug von dir ist dich mit mir anzulegen?“ Sam warf nun seinerseits mit etwas Mehl nach Dean. Das ließ der Ältere natürlich nicht auf sich sitzen und erwiderte das Feuer, so kam es zu einer heiß umkämpften Mehlschlacht. Letzten Endes sahen beide fast aus wie Schneemänner und waren fast überall mit Mehl bepudert. Sam musste die weiße Fahne schwenken weil er einen Niesanfall bekam, als eine Mehlladung von Dean ihn im Gesicht traf. Dean lachte, denn jedem Nieser folgte ein Wölkchen aus Mehlstaub. Jenny quiekte vergnügt, griff mit ihrem kleinen Händchen nach etwas Mehl und warf es in die Luft.

„Du bringst ihr nur dummes Zeug bei,“ brachte Sam zwischen zwei Niesern heraus.

Dean riss von der Küchenrolle ein Stück Zewa ab und reichte es Sam, damit dieser sich die Nase putzen konnte.

„Du hattest keine Chance gegen mich,“ sagte Dean und grinste. Sam schnäuzte in das Zewa.

„So ein Blödsinn. Ich habe dich gewinnen lassen.“

„Du bist ein schlechter Verlierer Sammy.“ Dean nahm sich noch etwas Zewa und begann damit Sams Gesicht zu säubern. Der Jüngere konnte Deans warme Hände durch das Küchentuch hindurch spüren. Er sah Dean an. Er hatte wesentlich weniger Mehl im Gesicht, dafür sah sein schwarzes T-Shirt jetzt aus wie Dalmatiner. Sam hob seine Hand und strich Dean mit dem Daumen eine kleine Mehlspur von der Wange. Beide sahen sich in die Augen und lächelten. Beide wollten sie den anderen jetzt zu gern küssen, aber irgendwie traute sich keiner der beiden so recht den Anfang zu machen. ~Las den Moment nicht einfach so verstreichen~ sagte ein Stimme in Deans Kopf. ~Trau dich~ sagte Sam innerlich zu sich selbst. Schließlich entschlossen sich beide fast gleichzeitig endlich zu handeln. Sie hätten sich fast die Köpfe angestoßen, doch da Deans Bewegung ein wenig eher angefangen hatte, konnte Sam in seiner noch Rechtzeitig innehalten um schlimmeres zu verhindern. Warm und weich trafen die Lippen der beiden aufeinander. In Dean begann es zu kribbeln. Man hätte meinen können er wäre mit einem Schlag wieder zum unerfahrenen Teenager geworden. Das ganze war so ungewohnt und doch so schön angenehm. Auch Sam hatte in diesem Moment Schmetterlinge in seinem Bauch, aber das würde er Dean garantiert nicht sagen, er unterstellte ihm ja eh schon oft genug wie ein Mädchen zu sein. Der Ältere wurde nun etwas mutiger und begann vorsichtig damit Sams Lippen ganz sanft mit der Zungenspitze zu liebkosen.

„Nhm …“ kam es von Sam. Er hätte nie gedacht, dass Dean so gefühlvoll sein könnte. Er legte seine Arme um Dean. Der Ältere wollte seine Bemühungen gerade vertiefen, als ihm sein Magen einen Strich durch die Rechnung machte. Dieser fing nämlich just in diesem Moment an zu knurren und das ziemlich laut. Sam konnte nicht anders und fing an zu kichern. Die beiden lösten sich von einander.

„Ich denke wir sollten endlich dein Werk vollenden und frühstücken,“ sagte Sam und strich Dean liebevoll durchs kurze Haar. Der Ältere lächelte zufrieden. Er war so froh, dass Sam offensichtlich das gleiche für ihn empfand wie er für Sam. Während Dean nun wieder an der Schüssel stand und den Teig noch mal umrührte, kümmerte sich Sam um seine Tochter. Jenny hatte auch einiges an Mehl abbekommen, aber das schien ihr nichts auszumachen. Als er sie gesäubert hatte, setzte er sie in ihren Hochstuhl und stellte dann die Kaffeemaschine an. Dean hatte bereits eine Pfanne rausgeholt und den Herd angestellt.

„Willst du einfach simple Pfannekuchen?,“ fragte er Dean.

„Wofür gibt’s Sirup?“

„Der ist alle.“

„Oh!“

„Aber ich glaube in dem oberen Regal habe ich noch eine Packung Schokosplitter gesehen, als ich gestern die Küche aufgeräumt habe,“ sagte Sam und drehte Dean den Rücken zu um nach der besagten Packung zu schauen. Einen Augenblick später spürte Sam Deans warmen Atem im Nacken, der bei ihm eine Gänsehaut verursachte. Der Ältere stand direkt hinter ihm.

„Darf ich mal?,“ fragte Dean ihn. Sam drehte sich ruckartig um.

„Was?,“ fragte er und errötete leicht.

„An die Schublade. Ich brauche den Pfannenwender,“ erklärte Dean mit einem leichten Grinsen im Gesicht. Sam sah einfach nur umwerfend aus mit der leichten Röte im Gesicht.

„Oh, ja klar,“ sagte Sam. Er drehte sich wieder um, entdeckte schnell die Packung Schokosplitter, nahm sie aus dem Regal und trat dann zur Seite, damit Dean an die Schublade heran konnte. Dean öffnete die Schublade.

„Er ist nicht hier drin,“ sagte er zu Sam.

„Oh, dann muss er noch in der Spülmaschine sein, die ich gestern Abend noch angestellt habe,“ sagte der Jüngere. Dean trat auf ihn zu. Klar, Sam musste sich auch unbedingt vor die Spülmaschine stellen.

„Sammy, irgendwie stehst du heute zwischen mir und meinem Frühstück.“ Dean platzierte seine Hände links und rechts von Sam und küsste ihn dann auf die Wange. Sam lächelte. Dann ließ Dean seine Lippen zu Sams Mund gleiten und küsste ihn sachte. Dann löste er sich wieder von Sam, sah ihm in die Augen, auf die sich ein verführerischer Glanz gelegt hatte und Dean küsste ihn erneut. Diesmal jedoch etwas forscher. Daraufhin verpuffte Sams vornehmes Zurückhalten und er öffnete leicht seinen Mund für Dean. Dem Älteren entfuhr ein leises japsen. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet. Dean schob nun seine Zunge langsam in Sams Mund. Er berührte mit seiner Zunge Sams Zungenspitze und streichelte sie förmlich mit seiner eigenen. Ein wohliges `Mhm` war von Sam zu vernehmen und der Jüngere zog Dean näher an sich heran. Der Ältere verstand dies als Zeichen weiter zu machen. Dean umkreiste Sams Zunge mit seiner, blieb dabei weiterhin zärtlich und unaufdringlich. Sam hatte ihm eine Hand in den Nacken gelegt und kraulte Dean ergeben. Jenny wurde es derweil etwas langweilig, außerdem hatte sie Hunger. Also beschloss sie die beiden auf sich aufmerksam zu machen und das nicht gerade leise. Dean seufzte, dann zog er seine Zunge zurück und gab Sam danach noch einen normalen Kuss.

„Wir sollten jetzt wirklich langsam frühstücken,“ sagte der Ältere. Sam trat, von dem prickelnden Gefühl, den der Kuss in ihm ausgelöst hatte noch ganz benebelt, zur Seite. Es wäre schön gewesen, wenn Dean ihn noch eine Weile weiter so geküsst hätte. Sam notierte sich auf seiner väterlichen To do Liste, dass er Jenny schleunigst beibringen musste an ihrem Timing zu arbeiten, denn das war diesmal mehr als ungünstig gewesen. Dean nahm derweil die Schokosplitter und rührte sie in den Teig. Sam holte Jennys Frühstücksbrei aus dem Schrank und füllte ihn in eine kleine Schüssel. Während der ältere Winchester die Pfannekuchen zubereitete fütterte Sam seine Tochter. Er dachte dabei über die momentane Situation nach. Sie hatten sich wieder geküsst. Es war toll gewesen, aber geredet hatten sie über das ganze bislang immer noch nicht wirklich. Sam wusste, dass Dean höchstwahrscheinlich von alleine nicht noch mal zu einem ausführlicheren Gespräch ansetzen würde. Er selber würde schon gerne klären, was das nun für sie bedeutete. Waren sie jetzt sozusagen zusammen? Hatten sie eine gemeinsame Zukunft als Paar vor sich? Liebte Dean ihn, oder war er sexuelle momentan nur so unausgeglichen, dass es ihm gleich war wen er küsste? Sam stellte sich selbst die gleichen Fragen, aber es fiel ihm schwer Antworten darauf zu finden solange er Deans Antworten nicht kannte. Sie mussten einfach darüber reden. Sam würde sich nie weiter auf Dean einlassen können ehe er nicht 1000%ig sicher war, dass er für Dean nicht bloß ein Abenteuer war. Aber würde er durch eine richtige Beziehung mit Dean nicht ihre brüderliche Beziehung aufs spiel setzen? Wenn Menschen sich ineinander verliebten, die sich schon vorher auf eine gewisse Art nahe gestanden hatten, war das immer kompliziert. Am College hatte er das mitbekommen. Ein Pärchen, das Jessica kannte, waren bevor sie zusammen gekommen waren die besten Freunde gewesen und dann wurde aus dem besten Freund auf ein Mal der feste Freund. Als der Typ seine Freundin betrog zerbrach dabei nicht nur ihre Beziehung sondern auch ihre Freundschaft. Wenn er also richtig mit Dean zusammen sein würde und es nicht funktionierte, aus welchem Grund auch immer, wie würde sich dass dann auf ihre brüderliche Beziehung auswirken? Gott, er musste unbedingt mit Dean reden, sonst würde weder ihre brüderliche Beziehung weiterhin bestand haben geschweige denn eine Liebesbeziehung zwischen ihnen funktionieren. Aber Sam wollte nicht immer derjenige von ihnen beiden sein, der die ernsten Themen ansprach, während Dean, dem sicher ähnliche Gedanken im Kopf herumgingen, die Sache tot schwieg. Es war schon komisch, dass er über Gefühle ganz gut reden konnte und Dean nicht. Dabei waren sie doch beide gleich erzogen worden. Nein, eigentlich entsprach das ja nicht der Wahrheit. Ihr Vater hatte Dean erzogen, während Sams Erziehung größtenteils von seinem großen Bruder übernommen wurde. Dean hatte immer zu ihm gesagt, er solle zu ihm kommen wenn was ist, egal was. Und Sam hatte ihn in seiner Kindheit und Pubertät wirklich mit ziemlich vielen und teilweise total banalen Dingen behelligt. Dean hörte ihm immer zu und versuchte ihm dann zu helfen. Vielleicht fiel es Sam deswegen leicht über Gefühle zu sprechen. Dean hatte ihm seit jeher näher gestanden als ein Vater. Dean war für ihn Vater, Mutter, Bruder und bisweilen sogar sein bester Freund, trotz des vier Jahre Altersunterschied. Wäre es vernünftig, wenn Dean jetzt auch noch sein Geliebter – Gott, wie sich das anhört- werden würde? Er war doch auch jetzt schon so unglaublich abhängig von Dean. Es war schon ziemlich erschreckend aber auch unheimlich schön zu wissen, dass Dean wirklich alles für ihn war. Schön, weil er nicht weiter nach dem passenden Partner suchen musste, weil Dean der Mensch war den er brauchte um sich vollständig zu fühlen und er ihn auf alle nur erdenkliche Weisen liebte, erschreckend jedoch, weil er wenn er Dean jemals verlieren würde, alleine unfähig sein würde weiter zu leben, weil er außer Dean nichts hatte, weil Dean ihm einfach alles bedeutete. Noch dazu kam ja, dass er das nicht nur für sich sondern auch für Jenny entscheiden musste. Wenn es mit ihm und Dean nicht klappen würde, wäre sie ja fast sowas wie ein Scheidungskind. Er schob seiner Tochter einen Löffel Brei in den Mund. Gott, trotz des Kusses war das Chaos in Sams Kopf nur noch größer geworden. Er konnte eigentlich nicht mit Dean darüber sprechen ehe er in dieses Gefühlschaos nicht ein wenig Ordnung gebracht hatte und das würde sicher ne Weile dauern.

„Woran denkst du gerade?,“ fragte Dean ihn und riss Sam somit aus seinen Gedanken. Der Ältere stellte vor Sam einen Teller mit Pfannekuchen und eine Tasse Kaffee ab.

„Ich habe nur überlegt wie lange es wohl dauern wird bis wir die Küche wieder sauber haben,“ log Sam. Seine Gedanken waren so verquer im Moment, dass er Dean eh nicht begreiflich machen konnte was gerade in ihm vorging.

„Kann man das nicht mit dem Staubsauger weg saugen? Saugen dauert doch nicht lange.“

„Gute Idee. Aber zuerst frühstücken wir. Ich habe nämlich auch langsam Hunger. Danach kannst du nach Herzenslust saugen.“

„Wieso ich? Du bist doch die Hausfrau,“ sagte Dean empört.

„Du hast die Küche eingesaut, also machst du sie wieder sauber. Ist doch ganz logisch.“

„Man bist du streng.“

„Iss deine Pfannekuchen. Die sind echt lecker.“
 

Sie hatten gefrühstückt und danach war Sam nach oben gegangen um sich umzuziehen, während Dean mit der Reinigung der Küche anfangen sollte. Als Sam wieder nach unten kam, hatte Dean aber noch nicht wirklich viel geschafft. Also holte er den Staubsauger raus und drückte ihn Dean in die Hand. Dieser setzte sich dann auch tatsächlich in Bewegung. Sam wusch schnell das Geschirr ab und entsorgte die restlichen Lebensmittel, die für eine Fahrt quer durchs Land unbrauchbar waren. Die anderen packte er in eine Tüte. Dann kontrollierte er Deans Werken.

„Da drüben ist noch ein bisschen Mehl,“ sagte Sam und deutete in eine Ecke der Küche.

„Bist du hier der Oberaufseher?,“ fragte Dean genervt und zehrte den störrischen Sauger in die Richtung in die Sam gezeigt hatte.

„Das kann man so sagen.“ Sam grinste. Während Dean saugte hatte er alle Zeit der Welt den Hintern des Älteren zu begutachten.

„So, bist du jetzt zufrieden?“

„Noch nicht ganz.“ Sam trat auf Dean zu und gab ihm einen zärtlichen Kuss.

„Jetzt ist es in Ordnung,“ sagte der Jüngere. Dean grinste.

„Ähm, du solltest dich jetzt auch umziehen und deine Sachen einpacken,“ sagte Sam. In diesem Moment klingelte Deans Handy. Dean ging in den Flur und sah auf das Display.

„Das ist Pastor Jim,“ sagte er zu Sam und nahm dann das Gespräch an.

„Dean?“

„Ja, ich bin dran. Was gibt’s?“

„Euer Vater ist bei mir.“
 

Fortsetzung folgt……

Aber erst im Mai :-)

Blue Earth

@RyouAngel: Wie kommst du nur darauf das Sam das absichtlich gemacht hat? *pfeif* Und die Mehlschlacht wollte ich unbedingt mit reinbringen.

@Fine: Ne wirkliche aussprache wird’s aber sobald nicht geben. Und das gedankenchaos wird Sam erstmal noch alleine bewältigen müssen. Was heißt auf der Straße sein? Erst mal sehen was Pastor Jim über John zu berichten hat.

@L_Angel: Wenn er nicht das, nennen wir es mal „Dean- all inclusive Paket“ gebucht hätte würde ich dir was das viele grübeln angeht sofort zustimmen. Aber die Dean/Sam Beziehung ist erstens mal die zarteste Versuchung und zweitens von der Theorie her eigentlich auf Grund ihrer Komplexität die Komplizierteste Beziehung die ich mir vorstellen kann. Daher sei mir nicht böse, wenn ich in meiner ff Sam sich deswegen so nen Kopf um das ganze machen lasse. Und bis sich das chaos entwirrt hat dauert es noch ne ganze weile. Es wird teilweise noch chaotischer.

@KC8: Endlich mal jemand der auf John reagiert. Der wird allerdings nur ein kleines Gastspiel haben, aber dabei einiges anrichten.

@kaliel: Ich hätte Dean auch Waffeln lassen machen können, aber irgendwie hat moko-chan die Waffeln für sich gepachtet. Also blieben nur noch Pfannkuchen um die Mehlschlacht mit einzubauen. Und ja, das wird schon irgendwie klappen mit den beiden. Aber das wird kein Selbstläufer. Ja, du hast das richtig verstanden. John ist aufgetaucht und natürlich verkompliziert das alles.
 

So und jetzt hier an Sams Geburtstag ein schönes neues Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch.
 

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„Dad ist bei ihnen? Ist er in Ordnung? Wo war er die ganze Zeit?,“ sprach Dean hastig. Sam war derweil die Kinnlade runtergefallen als er hörte, dass sein Dad bei Pastor Jim aufgetaucht war. Der Geistliche lebte in Blue Earth. Das war nicht weit von St. Paul. Wenn sie sich beeilten könnten sie in gut zwei Stunden dort sein, schoss es dem Jüngeren durch den Kopf. Sam legte seinen Kopf auf Deans Schulter um mithören zu können was Pastor Jim sagte.

„Ja, er ist hier. Er ist gestern Nacht ganz plötzlich bei mir aufgetaucht. Er hatte eine gewaltige Platzwunde am Kopf. Er meinte er hätte einen Geist gejagt und irgendwas hätte ihn von hinten überrascht,“ berichtete er den Brüdern.

„Wie geht es ihm?,“ wollte Dean wissen.

„Ich habe seine Kopfwunde versorgt. Er schläft noch. Er hat mir zwar gesagt ich soll euch nicht verständigen, aber ich finde ihr solltet es wissen.“

„Hat er sonst noch irgendwas gesagt? Hat er gesagt wo er die ganze Zeit war?“

„Nein. Er hat nur gesagt, dass er etwas zu erledigen hätte. Wo seid ihr? Es wäre vielleicht ganz gut, wenn ihr herkommen würdet.“

„Ja, wir kommen. Wir sind in St. Paul. Wir haben noch bis halb eins hier zu tun, aber wir sind spätestens um 15 Uhr bei ihnen. Vielleicht schaffen wir es sogar eher. Am besten, sie sagen Dad nicht, dass sie uns angerufen haben,“ meinte Dean.

„In Ordnung. Bis nachher dann.“ Pastor Jim beendete das Gespräch.

„Wieso war Dad hinter einem Geist her? Ich dachte er sucht den Dämon, der Mum und Jessica getötet hat,“ sagte Sam.

„Wahrscheinlich ist er auf der Suche nach dem Dämon auf den Geist aufmerksam geworden und du kennst doch Dad, er erledigt alles was im in die Quere kommt. Ruf Mr. Mitchell an und frag ihn, ob er eher kommen kann um den Schlüssel abzuholen. Ich werde hoch gehen und meine Sachen packen.“ Dean legte das Handy wieder auf die Kommode und ging dann hoch in sein Zimmer um zusammen zu packen. Damit war die Auszeit in ein normales Leben offiziell beendet. Sam griff nach seinem Handy und rief Mr. Mitchell an. Sam erzählte ihm, dass sein Vater einen Unfall hatte und sie so schnell wie möglich zu ihm ins Krankenhaus wollten. Mr. Mitchell versprach daraufhin einen Termin zu verschieben und gegen 11.20 Uhr bei ihnen zu sein. Dann machte er sich daran den Staubsauger wieder wegzustellen und den Rest der Küche aufzuräumen.
 

Jenny schrie, als Dean wieder nach unten kam. Sam versuchte sie zu beruhigen.

„Was hat sie?,“ fragte Dean ihn.

„Ich weiß es nicht. Sie hört einfach nicht auf zu weinen.“

„Gib sie mir mal.“

„Okay, vielleicht hast du ja mehr Glück.“ Er reichte ihm Jenny. Dean drückte sie sanft an sich und streichelte ihr beruhigend über den Rücken.

„Kann Mr. Mitchell eher kommen?“

„Ja, er versucht gegen 11.20 Uhr hier zu sein.“

„Gut. Sch Kleines. Ist doch alles gut,“ redete er tröstend auf Sams Tochter ein und diese beruhigte sich langsam. Sam wusste nicht woran es lag, aber Dean schaffte es immer Jenny zu beruhigen, ganz egal was sie hatte. Irgendwie schien zwischen den beiden eine besondere Bindung zu bestehen, als Ausgleich dafür, dass sie nicht Blutsverwandt waren, vielleicht. Oder verband Jenny und Dean das gleiche was ihn mit Dean verband? Liebte Jenny Dean, weil Sam es auch tat? War Zuneigung und Vertrauen zu einem bestimmten Menschen vererbbar? Dean griff nach dem Zewa und wischte der Kleinen die Tränen weg, die ihr an den Wangen herunter kullerten.

„Komisch, sie weint doch sonst nicht ohne ersichtlichen Grund,“ meinte Dean.

„Vielleicht ist sie aufgeregt weil sie heute ihren Großvater kennen lernen wird.“

„Oh man! Ihm das zu erklären überlasse ich dir.“

„Dean, ich weiß wir wollten nicht mehr darüber sprechen wegen deiner, deiner Herkunft, aber denkst du nicht, wir sollten es Dad doch sagen. Ich meine jetzt wo wir…“

„Sam, irgendetwas hat Dad angegriffen. Wir haben jetzt weiß Gott wichtigeres zu tun als Dad von dieser Vertauschungsgeschichte zu erzählen. Ganz geschweige von dem was auch immer da zwischen uns ist,“ sagte der Ältere barsch. Er gab Jenny zurück an Sam und ging ohne ein weiteres Wort raus und brachte dann seine Taschen zum Wagen. Als er draußen war atmete er tief durch. Er würde John nie etwas davon sagen, dass er nicht sein Sohn ist. Der Mann hat seine Frau verloren und Dean würde den Teufel tun ihm jetzt auch noch den ältesten Sohn zu nehmen. Dies schloss allerdings automatisch mit aus, dass sie ihm von den neu entdeckten Gefühlen für einander erzählen konnten. Ein Teil von Dean hätte den Anruf von Pastor Jim am liebsten ignoriert um mit Sam in dieser heilen Welt bleiben zu können. Aber dem konnte der Ältere nicht nachgeben. Sie hatten endlich Nachricht von ihrem Vater. Sie mussten zu ihm. Sie mussten zurück in die Realität. Wie sich das auf Sam und ihn auswirken würde? Dean hatte keine Ahnung, aber es fehlte ihm jetzt einfach die Zeit darüber nachzudenken. Er ging zurück ins Haus. Sie hatten noch eine Stunde bis Mr. Mitchell vorbei kommen würde.

„Dean,“ sagte Sam als der Ältere wieder in die Küche kam.

„Was ist Sam?,“ fragte Dean mit ungewohnter Härte in der Stimme. Der Jüngere seufzte. Dean hatte wieder in den Jägermodus geschaltet und den Teil von sich, der Sam eben noch zärtlich geküsst hatte scheinbar wieder tief in seinem Inneren vergraben. Dean vereinte so viele Persönlichkeitsfacetten in sich. Sam kannte sie alle und am schwersten fiel es ihm mit dem Jäger Dean umzugehen. Denn dieser Teil seiner Persönlichkeit ließ so gut wie gar nichts an sich heran. Dieser Teil war von John geschaffen worden. Dean war als Jäger professionell und tat was man ihm sagte. Er funktionierte. Es war also sinnlos Dean noch ein Mal darauf anzusprechen es John doch zu sagen. Also musste Sam etwas anderes finden womit er seinen angefangenen Satz beenden konnte.

„Ähm, holst du den Kinderwagen? Ich werde rauf gehen und Jennys Sachen aus ihrem Zimmer holen,“ sagte der Jüngere.

„Okay,“ kam es von Dean, der daraufhin in der Garage verschwand. Sam ging nach oben um Jennys restliche Sachen zu packen. In der verbleibenden Zeit sprachen die beiden nur das nötigste miteinander. Endlich kam Mr. Mitchell.
 

„Ich wünsche ihnen alles Gute und Gute Besserung für ihren Vater,“ verabschiedete er sich von den Brüdern nachdem er noch ein Mal durchs Haus gegangen war und schließlich von Sam die Schlüssel entgegen nahm. Sie standen vor dem Haus. Dean schnallte Jenny in ihrem Kindersitz fest während Sam noch mit Mr. Mitchell sprach.

„Danke,“ sagte der Jüngere und schüttelte Mr. Mitchell die Hand.

„Fahren sie vorsichtig. Und wenn sie mal Interesse an einem Haus haben wissen sie ja hoffentlich an wen sie sich wenden können.“

„Ja, wir haben ja ihre Karte.“

„Komm jetzt Sam,“ drängte Dean zum Aufbruch. Sam trat zu ihm an den Impala und sie stiegen ein. Dean startete den Motor und so brachen sie auf in Richtung Blue Earth. Der Ältere ließ seine Lieblingsmusik laufen um zu verdeutlichen, dass er an einer Unterhaltung im Moment nicht interessiert war. Als wäre das nötig. Sam wusste das auch so. Er sah aus dem Fenster. Als Dean den Wagen auf den Interstate 35 steuerte schlief er langsam ein.
 

Er war in seiner Wohnung in Stanford. Vor ihm auf dem Küchentisch lag ein Teller mit Keksen. Dabei lag ein Zettel. `Hab dich vermist` stand darauf. Er nahm sich einen Keks und ging ins Schlafzimmer. Jessica lag im Bett und schlief. Er legte sich neben sie. Die junge Frau wachte auf und kuschelte sich an ihn.

„Schön das du wieder da bist,“ murmelte sie leicht verschlafen. Er legte seinen Arm um sie.

„Ja, ich bin wieder zurück,“ sagte er leise. Sein Handy klingelte.

„Es ist spät. Wer ruft dich denn jetzt noch an?,“ fragte sie ihn. Er sah auf das Display.

„Dean,“ flüsterte er.

„Du warst doch bis eben mit ihm zusammen. Was will er denn jetzt wieder?“

„Ich weiß es nicht.“ Er setzte sich auf und nahm das Gespräch entgegen.

„Sam, ich brauche dich. Wir treffen uns draußen,“ sagte Dean nur.

„Er braucht mich,“ sagte Sam zu Jessica.

„Weshalb? Er hatte dich doch bis eben,“ protestierte sie.

„Ich weiß nicht weshalb, aber er braucht mich. Wir treffen uns draußen.“ Er setzte sich auf die Bettkante und wollte aufstehen. Doch Jessica hinderte ihn daran in dem sie von hinten die Arme um ihn legte.

„Geh nicht weg. Bleib bei mir. Er schafft das bestimmt auch alleine,“ bettelte sie.

„Aber er braucht mich. Ich kann ihn nicht alleine lassen.“

„Das hast du doch schon ein Mal getan. Wenn er dich brauchen würde, hätte er dich nicht gehen lassen. Geh nicht zu ihm. Er will doch nur, dass du ihm Arbeit abnimmst. Bleib bei mir. Ich liebe dich. Kannst du das von Dean auch behaupten?“ Sam ließ sich zurück sinken.

Jessica streichelte ihm zärtlich über die Oberarme und küsste ihn in den Nacken. Er hatte Dean doch bereits geholfen. Die Sache war erledigt. Er war wieder bei Jessica. Er drehte sich zu ihr um und küsste sie. In dem Moment wurde die Wohnung von einer Explosion erschüttert. Er blickte aus dem Fenster. Der Impala stand vor der Wohnung und versank in einem Meer aus Flammen. Von Dean fehlte jede Spur.
 

Sam schreckte hoch. Was war das denn für ein Traum gewesen? Er hatte schon seit über einem Monat nicht mehr von Jessica geträumt. Warum gerade jetzt? So einen Traum hatte er von Jessica noch nie gehabt. Was hatte er zu bedeuten? Warum kam Dean darin vor? Warum war Jessica in diesem Traum nicht gestorben, sondern scheinbar Dean?

„Ah, du bist wieder wach,“ sagte Dean und stieg wieder in den Wagen. Sam sah sich um. Sie standen an einer Tankstelle.

„Dean,“ sagte Sam und sah ihn an.

„Ja, das ist mein Name.“ Er startete den Motor und setzte den Wagen zurück auf den Interstate Highway.

„Ist alles okay mit dir?,“ fragte der Ältere ihn besorgt. Aha, Dean hatte in den „Großer Bruder“ Modus umgeschaltet.

„Ja, es geht mir gut. Wie weit ist es noch?“

„Wir sollten in einer halben Stunde da sein. Weißt du das du und Jenny wahrscheinlich die einzigen Menschen seid, die bei Metallica einschlafen?“ Dean deutete nach hinten. Sam sah in den Rückspiegel und erblickte Jenny die in ihrem Kindersitz selig schlummerte. Jennys Vater lächelte. Dean sah ihn an und nahm dann Sams Hand in sein. Überrascht zuckte Sam bei der Berührung zusammen. Damit hätte Sam jetzt nicht gerechnet. War es möglich, dass Dean als sein Partner alle Teile von Deans Persönlichkeit vereinigte?

„Hör zu Sam, wegen vorhin. Die Sache ob wir es Dad sagen sollen oder nicht…“

„Ist schon okay Dean. Es ist deine Entscheidung,“ sagte der Jüngere und lächelte warm. Dean drückte sanft seine Hand. Sie setzten ihren Weg fort. Dean hielt die restliche Strecke über Sams Hand. Beide waren in Gedanken versunken. Sam dachte darüber nach, was dieser Traum zu bedeuten hatte. Dean überlegte ob er John nicht doch reinen Wein einschenken sollte. Dann müssten er wenigstens nicht seine Gefühle für Sam vor John verbergen. Doch konnte er sich Schlussendlich doch nicht dazu durchringen. Es gab halt Dinge die er seinem Dad nicht sagen wollte oder konnte. Auch die Tatsache, dass Sam manchmal Visionen hatte würde er John nicht erzählen.

„So, da wären wir,“ sagte Dean, ließ Sams Hand los und schaltete den Motor ab. Sie parkten vor einem kleinen Haus, das direkt neben einer Kirche stand. Dean stieg aus. Sam tat es ihm gleich und holte Jenny aus dem Wagen. Die Kleine war aufgewacht als sie den Highway verlassen hatten. Dean nahm ihm Jenny ab während Sam noch die Wickeltasche nahm.

„Hier hat sich nichts verändert,“ sagte Sam.

„Was hast du erwartet?“ Dean zog eine seiner Augenbrauen hoch.

„Ich weiß nicht, vielleicht einen neuen Anstrich.“ Dean lachte kurz auf. Sie gingen zur Tür und klingelten. Pastor Jim öffnete ihnen.

„Sam, Dean!,“ begrüßte er die beiden. Dann erblickte er Jenny auf Deans Arm.

„Dean, hat denn der Aufklärungsunterricht bei dir gar nichts gebracht?,“ fragte er ihn und deutet auf Jenny.

„Sie werden überrascht sein. Die Kleine gehört zu unserem Sammy,“ sagte Dean hektisch.

„Oh,“ war alles was dem Geistlichen dazu einfiel. Dean runzelte die Stirn. War es denn wirklich so eine absurde Vorstellung, dass Sam der Vater dieses kleinen, anbetungswürdigen Geschöpfs war? Pastor Jim trat zur Seite und die beiden Brüder kamen rein.

„Das ist Jenny,“ stellte Sam seine Tochter vor. Der Geistliche lächelte und streichelte dem kleinen Mädchen über die Wange.

„Wie alt ist sie?,“ fragte er Sam.

„Zehn Monate.“

„Wo ist Dad?,“ fragte Dean.

„Ich bin hier,“ erklang die Stimme ihres Vaters. Alle drehten sich zur Wohnzimmertür um.

„Jim, weshalb hast du sie angerufen. Ich habe dir doch gesagt, dass ich das nicht will.“

„Sie haben ein Recht darauf dich zu sehen. Du bist ihr Vater.“

„Was ist das?,“ fragte John und deutete auf Jenny.

„Das ist ein Baby John,“ sagte der Geistliche.

„Das sehe ich auch. Wo kommt das her?“

„Sie ist Sams Tochter, Sir.“

„Jim, hol das Weihwasser,“ sagte John.

„Denkst du das ist nötig? Sie sind deine Söhne.“

„Gerade drum. Sie sind für Dämonen besonders interessant.“

„Wie du meinst.“ Jim ging ins Wohnzimmer.

„Wo ist ihre Mutter,“ fragte John die beiden im strengen Ton.

„Sie ist gestorben. Jenny hat sonst keine andere Verwandten mehr,“ sagte Sam. Jim kam mit zwei Pinchen Weihwasser zurück und reichte sie den beiden. Die Brüder tranken es.

„Gib ihr auch etwas,“ sagte John und deutete auf Jenny. Die Brüder wusste das ihr Vater wachsam und wenig vertrauensselig war, aber irgendwie war sein Verhalten im Moment etwas übertrieben für ihren Geschmack.

„Sie ist ein Baby John. Deine Enkelin.“

„Das interessiert mich nicht. Man kann nie vorsichtig genug sein.“

Der Geistliche holte aus seiner Hosentasche einen Flachmann und reichte ihn Dean, der Jenny ein paar Tropfen von dem Weihwasser in den Mund träufelte. Keine Reaktion. Das schien John zu beruhigen. Er trat auf die beiden zu und umarmte sie.

„Was ist passiert Dad? Pastor Jim meinte du wärst angegriffen worden,“ sagte Dean und folgte John ins Wohnzimmer.

„Halb so schlimm.“

„Was war es?,“ wollte Sam wissen.

„Ich weiß es nicht. Aber ich gedenke es heute Abend heraus zu finden.“

„Hast du den Dämon gefunden?,“ fragte Sam.

„Noch nicht, aber ich bin nah dran,“ sagte er grimmig.

„Was weißt du über ihn?,“ wollte Dean wissen.

„Es ist besser wenn ihr nichts darüber wisst, verstanden,“ sagte John in einem Ton der keinen Widerspruch duldete.

„Und jetzt erzählt mir wie ihr zu, wie war noch gleich ihr Name?“

„Jenny,“ sagte Dean.

„Erzählt mir ihr zu Jenny gekommen seid.“
 

„Und jetzt bin ich also Großvater,“ sagte John nachdem Sam ihm alles erzählt hatte.

„Ja. Willst du sie mal auf den Arm nehmen?,“ fragte Sam ihn.

„Es ist lange her, seit ich ein Baby auf dem Arm hatte,“ sagte John.

„Keine Bange Dad. Du kommst ganz schnell wieder ein,“ sagte Dean.

„Sie sieht aus wie du Sam,“ sagte John. Sam lächelte und gab sie seinem Vater.

„Nicht zu fassen und ich dachte immer Dean würde mich zu erst zum Großvater machen.“ Dean rollte mit den Augen. John nahm sie behutsam auf den Arm, aber er hatte sie kaum eine Minute, da fing die Kleine an wie am Spieß zu schreien.

„Ich glaube sie mag mich nicht,“ sagte John.

„Unsinn. Wahrscheinlich ist sie nur müde,“ sagte Dean und nahm sie seinem Vater ab. Sie schrie immer noch.

„Vielleicht hat sie ein Kolik,“ meinte Pastor Jim.

„Nein. Das glaube ich nicht. Schau, sie beruhigt sich schon wieder,“ sagte Sam.

„Habt ihr noch irgendwas über den Dämon herausgefunden, der ihre Großmutter getötet hat?“

„Nein, Sir,“ sagte Dean.

„Ihr müsst besonders vorsichtig sein wenn ihr es mit Dämonen zu tun habt. Ich will nicht, dass ihr noch mal so unvorbereitet an einen Fall heran geht, habt ihr verstanden?“

„Ja, Sir ,“ sagten die beiden synchron.

„Gut.“

„Ich mach euch euer altes Zimmer fertig,“ sagte Pastor Jim.

„Danke,“ sagte Sam.

„Ich glaube, ich habe noch ein Klappkinderbett im Keller.“

„Soll ich mal nachsehen?,“ fragte Dean.

„Ja, wenn du es findest bring es hoch.“ Der Geistlich ging nach oben und Dean ging in den Keller. Er kannte sich in dem Haus bestens aus und Sam hatte Recht. Hier hatte sich gar nichts verändert. Ein paar Kisten voller alter Bücher standen vor dem besagten Bett. Dean schob die Kisten beiseite und schleppte das Bett die Treppe hoch.
 

„Dad, ich finde du solltest heute Abend nicht alleine los ziehen,“ sagte Sam.

„Sam, du bist jetzt zwar auch Vater, aber nicht meiner.“

„Ich meine ja nur, wenn wir schon mal zu dritt sind sollten wir das doch zu unserem Vorteil nutzen,“ sagte Johns Jüngster.

„Ich finde das Sam Recht hat,“ sagte Dean, der eben wieder hoch gekommen war.

„In Ordnung, dann machen wir es zusammen. Das alte, leerstehende Fabrikgebäude ist nur ein paar Kilometer von hier entfernt.“ Sam war überrascht, wie schnell ihr Vater zugestimmt hatte. Er ließ sich sonst nicht so schnell von seiner Meinung abbringen.

„Haben wir vorher noch Zeit fürs Abendessen?,“ fragte Dean. Sam und John fingen an zu lachen. Dean murmelte irgendwas Undefinierbares und trug dann das Bett hoch in das Zimmer in dem er mit Sam und Jenny schlafen würde.

„Dad, findest du es richtig, dass ich mich Jenny angenommen habe?“

„Sam, sie ist deine Tochter. Sie gehört jetzt zur Familie. Natürlich war es richtig, dass ihr sie mitgenommen habt und wie es scheint kommst du ja gut mit ihr zu Recht.“

„Dean hilft mir.“

„Dazu sind große Brüder ja schließlich da,“ meinte John.
 

„Euer Dad ist momentan irgendwie besonders misstrauisch. Ich konnte ihn heute Mittag gerade noch davon abhalten meine Haushaltshilfe zu exorzieren,“ sagte der Geistliche zu Dean, der gerade das Bett aufbaute.

„Ist mir auch schon aufgefallen. Er muss wirklich ganz dicht dran sein an dem Mistkerl der Mum getötet hat,“ sagte Dean.

„Es ist nicht falsch vorsichtig zu sein, aber man sollte nicht anfangen überhaupt niemandem mehr zu vertrauen.“

„Dad wird schon wissen was er tut. Wenn er es für sicherer hält uns erst rein zulassen nachdem wir das Weihwasser getrunken haben, wird das schon seinen Grund haben.“

„Vielleicht mach ich mir einfach zu viele Gedanken. Aber eure Familie liegt mir nun mal sehr am Herzen,“ sagte Pastor Jim.
 

Pastor Jim hatte ihnen Roastbeef-Sandwichs zum Abendessen gemacht. Jetzt bereitete John sich auf den baldigen Aufbruch vor, während Sam und Dean in dem hergerichteten Zimmer standen und Jenny ins Bett brachten.

„Meinst du sie wird schlafen können? Die Umgebung ist doch so ungewohnt für sie,“ sagte Sam und streichelte seiner Tochter liebevoll durchs Haar.

„Sammy, ein Kind das zu den Klängen von Metallica weg pennt, wird überall schlafen können und du brauchst dir auch keine Sorgen um sie zu machen. Pastor Jim wird gut auf sie aufpassen,“ sagte der Ältere und gab Sam einen Klaps auf die Schulter. Dann gab er der Kleinen einen Gute Nacht Kuss und Sam tat es ihm gleich, ehe er sie in das Bett legte.

„Ich hab dich lieb, Kleines,“ sagte Sam leise.

„Komm jetzt Super Mum, wir haben noch was zu erledigen,“ sagte Dean zu ihm.

„Wenn hier einer von uns Super Mum ist, dann doch wohl eher du. Ich glaube sie liebt dich mehr als mich,“ sagte Sam und zog eine Schnute. Da konnte Dean nicht widerstehen. Er zog Sam an sich und küsste ihn sanft auf die Lippen. Sam löste sich abrupt von ihm. Doch Dean hielt ihn weiter im Arm.

„Dean, lass mich los. Wenn jetzt jemand reinkommt und uns sieht…“ Daraufhin ließ der Ältere Sam los.

„Ist es dir peinlich?,“ fragte Dean ihn.

„Peinlich? Nein, ich habe eher Panik. Peinlich wäre es mir vielleicht wenn Dad von uns wüsste, aber das tut er nicht und da du ihm nichts erzählen willst, sollten wir tunlichst vermeiden, dass er was mitkriegt. Es sei denn du willst, dass er uns die Köpfe abreist.“

„Nein Sammy, ich will dass du deinen hübschen Kopf behältst,“ murmelte Dean beim rausgehen kaum merklich. Sam seufzte warf noch einen Blick auf seine Tochter und ging dann ebenfalls nach unten, wo Dean und ihr Dad schon auf ihn warteten.
 

Sie stellten ihre Autos vor dem Fabrikgelände ab. John hatte seine Waffen bereits gewählt. Dean und Sam standen am Kofferraum des Impala und nahmen ihrerseits einige Waffen an sich. Da ihr Dad hinter einem Geist her war, mussten natürlich ihre mit Steinsalz geladenen Schrotflinten mit. Genauso wie das EMF Gerät und Taschenlampen.

„Habt ihrs jetzt?,“ drängte John. Dean schloss den Kofferraum. Dann gingen die drei auf das Gebäude zu. Bevor sie rein gingen verteilte John die Aufgaben.

„Sam du gehst nach oben und siehst dich in den ehemaligen Büroräumen um. Dean und ich checken hier unten alles. Also los.“ Leise öffnete er die Tür und dann schwärmten die drei Winchesters aus um ihren Job zu erledigen. Sam ging die Treppe hoch während Dean und John, Pfade lins bzw. rechts der Tür einschlugen. Gründlich suchte er jeden Büroraum nach Spuren des Übernatürlichen ab, konnte aber nichts finden. Er nahm auch keinen Geruch von Ozon oder Schwefel wahr. Er leuchtete mit seiner Taschenlampe den letzten Raum aus. Auch hier keine Reaktion des EMFs. Vielleicht hatten Dean oder Dad ja was gefunden er ging zurück zur Treppe. Als er den letzten Absatz erreicht hatte hörte er ein unterdrücktes Aufschreien. ~Dean~ schoss es Sam durch den Kopf. Er rannte so schnelle er konnte in die Richtung aus der der Schrei kam. Bei einer Wand voller Kisten blieb er stehen. Was er sah verschlug ihm den Atem. Dean sackte blutend zusammen. War Sam zu spät gekommen?

Gott, ich bin es, Sam Winchester

@Noir10: Mag sein, aber dich kennt Dean ja nicht :-) Wie stark verletzt Dean ist wirst du ja jetzt in diesem Kapitel erfahren.

@Fine: Tja, wo ist John? Gute Frage. Was ist passiert? Mal schaun. Nein, Jenny wird nicht krank. Viel spaß beim nächsten Kapitel.

@kaliel: Ich mach ihnen das schon bei den Fällen ganz leicht. Die Beziehung müssen die beiden schon selbst auf die Reihe kriegen :-) .

@KC8: Danke für dein Kommi. Aber die Auflösung, was genau passiert ist kommt in diesem Kapitel noch nicht wirklich. Erstmal muss Dean verarztet werden.

@all:

Ich befürchte, dass mir das Kapitel ein wenig zu kitschig/rührselig geraten ist. Aber mir war einfach danach. Also nicht böse sein. Vielleicht gefällt euch das auch so. Ach, ich weiß ja nicht wie nah ihr am Wasser gebaut habt, aber wer einen mehr oder weniger hilflosen Sam im Krankenhaus und einen verletzten Dean nicht gerne sieht, sollte sich vielleicht ein Taschentuch zur Seite legen.
 

So. In diesem Kapitel habe ich wieder versucht einige Songs mit einzubringen, die meiner Meinung nach ganz gut zum Thema passen.

Verwendete Songs:

Slow Motion von David Gray

He’s my son von Mark Schultz

I miss you von STEVIE NICKS

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All diese Fragen in diesem Formular. Er konnte sich nicht wirklich darauf konzentrieren. Alles an was er im Moment denken konnte war Dean. Dean, der in diesem Behandlungsraum lag, immer noch bewusstlos, geradezu hilflos. Sam konnte nichts tun, nur dieses blöde Formular ausfüllen und selbst das schaffte er nicht. Er wusste nicht ob Dean Allergien gegen Medikamente hatte oder Probleme zu hohem Blutdruck. Genau so wenig wusste Dean Blutprodukte vertrug. Das letzte Mal als er Dean in ein Krankenhaus gebracht hatte, musste dieser nicht operiert werden und Sam hatte sich nicht mit diesem verdammten Formular rumplagen, während man seinen Bruder für eine Not-OP vorbereitete.

„Wenn sie etwas nicht beantworten können, dann lassen sie es unausgefüllt,“ sagte eine Schwester verständnisvoll zu ihm. Er blickte zu ihr auf. Laut ihrem Namensschild hieß sie Carol.

„Wichtig ist nur, dass sie die Einwilligung für die OP unterschreiben.“

„Wie geht es ihm?,“ fragte Sam. Seine Stimme klang schrecklich schwach.

„Die Ärzte haben versucht die Blutung weitestgehend unter Kontrolle zu bekommen, damit er stabil genug für die OP ist. Wir haben ihn intubiert. Er wird gleich hochgebracht und bekommt dann die Narkose für die OP.“

Sam unterschrieb die Einwilligung und gab sie Schwester Carol.

„Wie lange wird die OP dauern?,“ wollte er wissen.

„Das hängt von der Schwere der Verletzungen ab. Der Bauchraum war voller Blut, so dass das schwer einzuschätzen ist. Auf jeden Fall scheint die Milz gerissen zu sein.“

Sam fuhr sich nervös durchs Haar.

„Aber er ist hier in den Besten Händen. Wir haben eine der Besten Unfallchirurgien in ganz Minnesota,“ versicherte Carol ihm. Eine zweite Schwester kam zu ihnen.

„Sie bringen ihn jetzt hoch,“ sagte sie.

„Jil, bringst du Mr. Prescott hoch in den Warteraum?,“ fragte Carol sie.

„Nein, das geht nicht. Ich habe noch etwas zu erledigen. Können sie mich vielleicht anrufen wenn er aus dem OP kommt?,“ bat Sam. Er würde zwar gerne bei Dean bleiben, aber er musste zurück um nach seinem Vater zu sehen.

„Ich weiß nicht ob sie so einfach gehen können. Die Polizei hat bestimmt einige Fragen an sie,“ sagte Jil und deutete auf zwei uniformierte Beamte, die eben die Notaufnahme betraten. Sie gingen zu der Frau an der Aufnahme. Das hatte Sam ja gerade noch gefehlt.

„Wir sind verpflichtet Schuss- und Stichverletzungen zu melden,“ fügte Jil hinzu. Die beiden Beamten kamen auf die drei zu.

„Sind sie Mr. Prescott?,“ fragte der Ältere der beiden Polizisten Sam Er nickte.

„Ich bin Officer Wexler und das ist mein Kollege Officer Sutton. Erzählen sie uns was passiert ist,“ bat der Ältere. Jetzt war wieder Erfindungsgabe gefragt.

„Ich weiß es nicht. Wir wollten ausgehen. Ich hatte was in der Wohnung vergessen und bin noch mal rein gegangen. Dean hat unten auf mich gewartet. Der Aufzug hat ml wieder gestreikt, also musste ich die Treppe nehmen. Wir wohnen im obersten Stockwerk. Es hat etwas gedauert bis ich wieder unten war und da lag er blutend am Boden. Ich weiß nicht was genau passiert ist. Aber ich denke, er ist überfallen worden. Seine Brieftasche lag neben ihm. Sie war leer.“ Sam fiel das Lügen dieses Mal wesentlich leichter, wahrscheinlich weil an dem was er sagte einiges wahr war. Die beiden Schwestern waren derweil wieder an ihre Arbeit gegangen und Sam stand nun alleine den beiden Polizisten gegenüber.

„Haben sie die Brieftasche bei sich?,“ fragte Officer Wexler ihn.

„Nein, ich habe sie dort liegen lassen. Gott, ich hätte ihn nicht alleine lassen sollen,“ sagte Sam mit ernstgemeinter Reue.

„Geben sie sich nicht die Schuld daran,“ versuchte Officer Sutton ihn zu beruhigen.

„Und sie haben ihn dann her gebracht. Wieso haben sie keinen Krankenwagen und die Polizei gerufen?,“ fragte Officer Wexler.

„Ich habe nur daran denken können, ihn so schnell wie möglich ins Krankenhaus zu bringen. Wir wohnen in der Linton Street. Das ist bloß drei Straßen weiter. Da habe ich ihn ins Auto gepackt und selber hergefahren.“

„Haben sie irgendwas oder irgendjemanden gesehen?,“ fragte der Ältere Officer.

„Nein, aber ich habe auch nur auf ihn geachtet.“

„Das ist verständlich,“ sagte Officer Sutton und sah Sam mitfühlend an.

„Wir werden jemanden schicken, der sich den Tatort ansieht,“ sagte Wexler. So eine scheiße. Es gab doch gar keinen Tatort. Jedenfalls nicht in der von Sam angegebenen Straße. Sam saß ganz schön in der Klemme.

„Das wird nicht nötig sein,“ sagte Pastor Jim, der so eben herein kam. Sam hatte ihn während der Fahrt zum Krankenhaus angerufen.

„Was?,“ fragte Wexler.

„Ich komme gerade von dort. Es ist bereits ein Team vor Ort.“

„Sie können uns ja viel erzählen,“ sagte Wexler scharf.

„Oh, fragen sie einfach Sargent Murphy, der wird ihnen das bestätigen,“ versicherte Jim.

„Ich werde das überprüfen Hank,“ sagte Officer Sutton zu seinem Kollegen und zog sich in eine Ecke zurück.

„Okay, warten sie hier,“ sagte Wexler zu Jim und Sam und folgte dann seinem Kollegen.

„Wo ist Jenny?,“ fragte Sam den Geistlichen.

„Mach dir keine Sorgen um sie. Es geht ihr gut. Meine Haushaltshilfe passt auf sie auf.“

„Gott sei Dank, dass sie gekommen sind. Wer ist dieser Murphy?“

„Ein Freund von mir. Er wird das regeln. Die beiden Polizisten werden dich gleich in Ruhe lassen. Wie geht es Dean?“

„Sie haben ihn eben in den OP gebracht. Er hat sehr viel Blut verloren,“ sagte Sam traurig. Jim umarmte ihn.

„Das wird schon wieder. Ich werde für ihn beten.“ Die Polizisten kamen zurück.

„Der Tatort wurde untersucht. Wir kommen dann wieder auf sie zu, wenn ihr Freund aus dem OP raus und vernehmungsfähig ist. Vielleicht kann er uns näheres zum Täter sagen,“ sagte Officer Hank Wexler und ging Richtung Ausgang davon.

„Ich hoffe ihr Freund kommt durch,“ sagte Officer Sutton aufmunternd zu Sam und ging dann ebenfalls zum Ausgang.

„Ich muss noch mal zurück zu dem Fabrikgebäude,“ sagte Sam.

„Was war mit John los?,“ wollte Jim wissen.

„Keine Ahnung. Irgendwie war er nicht er selbst. Irgendwie war er richtiggehend paranoid.“

„Soll ich hier bleiben?,“ fragte der Geistliche.

„Es wäre mir lieber, sie würden zurück zu Jenny gehen. Nichts gegen ihre Haushaltshilfe, aber ich möchte sie lieber bei jemandem Wissen, dem ich wirklich vertraue.“

„In Ordnung. Ruf mich an wenn du was Neues weißt.“ Sam nickte und machte sich dann auf den Weg zurück zum Fabrikgebäude.
 

„Was meinst du damit er ist verschwunden?,“ fragte Pastor Jim Sam, als der ohne John eine Stunde später zurück zum Haus des Geistlichen kam. Jim musste gegen Jennys Geschrei ankommen. Die Kleine ließ sich einfach nicht beruhigen.

„Ich meine damit, dass ich in dem Gebäude und in der Umgebung alles abgesucht habe, aber Dad ist wie vom Erdboden verschluckt. Nur sein Wagen stand noch da.“ Sam nahm Jim seine Tochter ab und drückte sie fest an sich. Sie weinte immer noch herzzerreißend.

„Aber dann kann er doch nicht weit sein.“

„Rufst du Bobby und Caleb an? Ich glaube wir könnten hier etwas Hilfe gebrauchen,“ meinte Sam und wiegte seine Tochter sanft in seinen Armen.

„Was ist nur los mit ihr?,“ fragte Pastor Jim Sam.

„Ich weiß nicht. Vielleicht spürt sie, dass mit Dean etwas nicht in Ordnung ist.“ Es klang verrückt, aber Sam fiel keine plausiblere Antwort ein.

„Irgendwann muss sie sich doch wieder beruhigen. Sie schreit schon seit über einer Stunde.“

Sam streichelte Jenny über den Rücken. Er konnte Jenny meistens auch beruhigen, aber nicht so gut wie Dean. Nur war Dean nicht hier. Er wüsste bestimmt wie er sie dazu bringen konnte mit dem weinen aufzuhören. Wie sollte Sam es schaffen? Ihm war ja selbst ganz elend zu Mute vor lauter Sorge um Dean. Er wollte wieder ins Krankenhaus, aber vorher musst er Jenny beruhigen. Plötzlich kam ihm eine Idee und er ging nach oben. Dort schnappte er sich ein Kissen und zog eins von Deans getragenen T-Shirts über das Kissen. Sam hatte in einem der Babyratgeber gelesen, dass der Vertraute Geruch ein Baby beruhigen kann. Also würde er es ausprobieren. Er legte sich das „Dean-Kissen“ gegen die Schulter und ließ Jenny sich dagegen lehnen.

„Es wird alles wieder gut Kleines,“ sagte er und versuchte dabei auch sich selbst zu beruhigen. Er legte seinen Kopf gegen das Kissen und nahm nun Deans Geruch war. Er streichelte Jenny weiter über den Rücken. Ihm liefen dabei fast so viele Tränen die Wangen herunter wie seiner Tochter.

„Dean wird das überstehen und dann wird er wieder bei uns sein.“ Er küsste und streichelte seine Tochter immer wieder und langsam schien seine „Therapie“ sowohl bei ihr als auch bei ihm Wirkung zu zeigen. Das laute Schreien wurde langsam leiser und wich einem schweren Atmen. Und dann fing Sam an leise die Melodie von Enter Sandman zu summen. Immer und immer wieder bis Jenny wieder ruhig und gleichmäßig atmete. Sam gab ihr einen letzten Kuss und legte sie dann zusammen mit dem Kissen zurück in ihr Kinderbett. Dann hörte er ein räuspern. Er drehte sich um. Pastor Jim stand in der Tür.

„Schläft sie?,“ fragte er Sam.

„Ja,“ sagte Sam ein wenig erleichtert.

„Dann sieh zu, dass du ins Krankenhaus kommst. Kümmere dich um Dean. Ich habe Bobby und Caleb erreicht. Sie werden spätestens Morgen Mittag hier sein und dann nach John suchen. Ich bleibe hier bei deiner Tochter.“

„Danke,“ sagte Sam.

„Kein Problem. Ihr gehört ja quasi zur Familie. Ruf mich an, wenn du weißt wie es Dean geht,“ bat der Geistliche ihn.

„Natürlich.“ Er nickte Jim noch einmal kurz zu und machte sich dann auf den Weg ins Krankenhaus.
 

Sam setzte sich auf einen der doch recht unbequemen Bänke im Warteraum des OP-Bereichs. Die Schwester, die ihn hergebracht hatte, meinte wenn die OP vorüber war würde der behandelnde Arzt in über Deans Zustand informieren. Lange hielt er es auf der Bank nicht aus. Er stand auf und tigerte in dem Raum umher. Immer wieder sah er auf die Uhr. Der Minutenzeiger schien sich gar nicht weiter schieben zu wollen.
 

Life in slow motion somehow it don’t feel real
 

Wie sollte er sich in dieser sterilen Umgebung bloß ablenken? Immer wieder kamen Ärzte und Schwestern an dem Raum vorbei, aber keiner schien für Dean zuständig zu sein. Wieder sah er auf die Uhr. Er fühlte sich, als würde er schon mindestens eine Stunde hier warten, dabei verriet ihm der Blick auf die Uhr, dass es gerade mal 25 Minuten waren. Die Uhr schien auf Zeitlupe geschaltet zu haben.
 

Life in slow motion somehow it don’t feel real
 

Er dachte an die vergangenen Tage und die Zeit die er mit Dean verbracht hatte. Wie lange er wohl schon Gefühle für Sam hatte? Warum hatte er eigentlich nichts davon bemerkt? Er hatte sich doch auch in Dean verliebt. Warum hat er es dem Älteren nicht schon viel eher gesagt, dann hätten sie viel mehr Zeit gehabt um sich richtig Nahe zu sein. Zeit die ihnen jetzt vielleicht nicht mehr bleiben würde, wenn... Nein, daran durfte er nicht denken. Dean würde nicht sterben, durfte einfach nicht sterben. Ein Leben ohne Dean war für Sam das schlimmste, was er sich vorstellen konnte. Dean war sein ganzes Leben lang für ihn da. Der Gedanke ihn nicht mehr an seiner Seite zu wissen, die Zukunft ohne ihn beschreiten zu müssen, fühlte sich surreal an. Er wollte und konnte nicht ohne Dean Leben. Nie wieder. Wann kommt denn endlich mal ein Arzt? Warum dauerte das so lange? Jetzt wartete er wirklich schon eine Stunde auf Nachricht.
 

Life in slow motion somehow it don’t feel real
 

Plötzlich musste er wieder an diesen merkwürdigen Traum von heute Mittag denken. Sollte er vielleicht eine Warnung sein? Nein, wahrscheinlich nicht. Es war keine Vision, sondern ein einfacher, total verwirrender Traum. Wenn es eine Warnung gewesen war, warum war dann Jessica darin vorgekommen? Sam stieg einfach nicht dahinter, was dieser Traum bedeuten sollte. Gott, wenn ihm nicht endlich mal ein Arzt sagen würde was Sache war, würde er noch verrückt werden. Mittlerweile war ein Paar von Ende 40 in den Warteraum gekommen. Was Sam aus den Wortfetzen entnehmen konnte, die er aufgeschnappt hatte, lag wohl ihr Sohn auf dem OP-Tisch, weil er einen schweren Motorradunfall gehabt hatte. Einige Minuten nach dem Paar war auch noch eine etwa 25 jährige Frau aufgetaucht. Total in Tränen aufgelöst. Offenbar war sie die Schwiegertochter des Paares. Wenigstens mussten die drei nicht so wie er, alleine hier rum sitzen und auf eine erlösende Nachricht warten. Schließlich war er so in sorgevolle Gedanken versunken, dass er nicht bemerkte, dass eine Frau in den Raum kam.

„Sind sie Mr. Prescott?,“ fragte eine etwa 30 jährige Ärztin in OP-Kleidung Sam. Er nickte.

„Ich bin Dr. Monika Blake. Ich bin die behandelnde Ärztin von Dean Bonham, ihrem…“

„Freund,“ stammelte Sam und errötete leicht. Er hatte keine Kreditkarte dabei gehabt, die zu einer von Deans falschen Identitäten gepasst hätte, daher konnte er diesmal nicht als sein Bruder auftreten. Aber dafür hatte er etwas, dass genau so gut war.

„Dean hat mich in einer Vorsorgevollmacht als Vertrauensperson eingetragen. Ich bin daher berechtigt Entscheidungen zu treffen die seine Behandlung betreffen.“ Das Formular für die Vorsorgevollmacht hatte er Dean vor ein paar Wochen unter einen Stapel mit neuen Anträgen für Kreditkarten untergeschoben. Er wollte sich mit Nelson treffen und hatte daher alles unterschrieben was Sam ihm unter die Nase gehalten hatte ohne es zu lesen.

„Ah verstehe. Sie waren es auch, der die Einwilligung zur OP unterschrieben hat.“

„Ja. Wie geht es Dean?,“ fragte Sam aufgeregt. Er hatte jetzt über zwei Stunden hier gewartet.

„Kommen sie doch bitte mit ins Familienzimmer,“ sagte sie freundlich.

„Nein, ich habe genug Arztserien gesehen um zu wissen, dass man einem im Familienzimmer nur schlechte Nachrichten überbringt,“ sagte Sam trotzig.

„Ihr Freund lebt,“ versicherte sie ihm deshalb und Sam entspannte sich ein wenig und ließ sich von Dr. Blake ins Familienzimmer führen. Sam setzte sich auf ein kleines Sofa und die Ärztin auf einen Sessel ihm gegenüber.

„Jetzt sagen sie schon wie es Dean geht. Eine der Schwestern in der Notaufnahme meinte seine Milz wäre gerissen.“ Dr. Blake nickte.

„Die Verletzung der Milz führte zu schweren inneren Blutungen, die für seinen Kreislaufzusammenbruch verantwortlich waren. Es war ein ziemlich tiefer Schnitt, der nur knapp die Bauchschlagader verfehlt hat. Trotzdem hat er sehr viel Blut verloren.Die Oberflächlichen Verletzungen des Milzgewebes konnten durch Gewebeklebung therapiert werden. Die tieferen Einrisse des Milzgewebes haben wir genäht. Wir konnten die Blutung stillen und mussten die Milz nicht entfernen. Außerdem entdeckten wir bei der OP einen Riss an einer der Darmarterien, was zu noch mehr Blutverlust geführt hat. Die Arterie konnten wir ebenfalls rekonstruieren. Auch der Darm selbst war verletzt. Wir konnten das aber beheben und geben ihm Antibiotika um eine Wundinfektion durch die ausgetretenen Darmbakterien verhindern zu können. Aber während der OP kam es auf Grund des hohen Blutverlusts zum absinken des Blutdrucks. Wir gaben ihm Volumeninfusionen, Blutprodukte und kreislaufstärkende Medikamente. Trotzdem kam es zu einem Herzstillstand. Wir haben ihn reanimiert, mussten ihn aber nach der OP ins künstliche Koma versetzen um sein Kreislaufsystem vor weiterem Stress zu schützen. Er liegt jetzt auf der Intensivstation und ist soweit stabil,“ erklärte ihm die junge Chirurgin.

„Kann ich zu ihm?,“ fragte Sam mit Tränen in den Augen.

„Noch nicht. Wir sind gerade dabei seine Körpertemperatur herunter zu kühlen. Durch die Kühlung läuft der Stoffwechsel langsamer, der Sauerstoffverbrauch sinkt, was dem Gehirn hilft, die gefährliche Situation zu meistern.“

„Wird er durchkommen? Wie lange wird es dauern bis sie ihn aus dem Koma wieder aufwecken?“ Sams Stimme klang panisch und voller Sorge.

„Sein Körper braucht Zeit um sich zu erholen. Sobald wir der Meinung sind, dass sein Körper wieder stark genug ist, wird das künstliche Koma beendet. Das kann Tage oder Wochen dauern und so lange wird er künstlich beatmet und alle wichtigen Körperfunktionen wie Herzfrequenz, Blutdruck etc. werden rund um die Uhr überwacht. Ich kann ihnen daher leider nicht sagen wie lange wir das künstliche Koma aufrecht erhalten müssen. Aber er ist jung und scheint, den etlichen Narben zur Folge, ein Kämpfer zu sein und ich bin zuversichtlich, dass es ihm bald wieder besser gehen wird.“

„Wann kann ich zu ihm?“

„In etwa einer halben Stunde. Ich muss noch ein paar Postoperative Anweisungen schreiben. Ich werde eine Schwester bitten sie zu holen, wenn es soweit ist.“

Sam sah bedrückt zu Boden.

„Mr. Prescott, ich bin sicher, dass alles in Ordnung kommen wird,“ sagte Dr. Blake und legte Sam aufmunternd ihre Hände auf die Schulter.

„Ich, ich würde gerne… Haben sie eine Kapelle in diesem Krankenhaus?“

„Ja natürlich. In der sechsten Etage. Sie ist ausgeschildert. Ganz leicht zu finden.“

„Danke.“ Sam stand auf.

„Ich werde die Schwester dann dort hin schicken. In Ordnung?“ Sam nickte. Dr. Blake stand nun ebenfalls auf.

„Gut und wenn sie irgendwelche Fragen haben sollten. Scheuen sie sich nicht mich oder eine der Schwestern zu fragen.“ Sie reichte ihm einen Zettel.

„Das ist die Raumnummer meines Sprechzimmers,“ erklärte sie ihm.

„Okay,“ sagte Sam nur. Er hatte nicht viel Erfahrung mit Ärzten, aber sie schien wirklich gut zu sein. Nicht nur Handwerklich sondern auch von der Sozialenkompetenz her.

„Dann werde ich jetzt wieder nach Dean sehen,“ sagte sie freundlich und pflichtbewusst und verließ den Raum. Sam selber stieg kurz darauf in den Fahrstuhl und fuhr hoch in den sechsten Stock. Die Kapelle war klein, aber sehr schön eingerichtet. Am Altar brannten Kerzen. Der Altar war mit geschmackvollen Blumengestecken geschmückt und die Stuhlreihen davor waren mit roten Samtkissen ausgestattet. Sam setzte sich und atmete tief durch. Dean lebte, aber es stand schlecht um ihn. Er konnte jetzt jede Hilfe gebrauchen, die er kriegen konnte. Sam wusste, dass Dean nicht wirklich an Gott glaubte, aber Sam tat es und er würde jetzt für Dean beten. Für Dean, den wichtigsten Menschen in seinem Leben.
 

Can You hear me?

Am I getting through tonight?
 

“Gott, ich weiß es etwas länger her, dass du von mir gehört hast. Ich war ne Zeit lang ziemlich sauer auf dich. Eigentlich bin ich es immer noch, aber ich brauche Hilfe. Nicht für mich, sondern für Dean. Du erinnerst dich vielleicht an ihn. Er hat glaube ich das letzte Mal mit dir gesprochen als wir bei Pastor Jim in der Sonntagsschule waren. Ich weiß, dass du dich auch um die Schäfchen kümmerst die vom Wege abgekommen sind. Ich glaube die schwarzen Schafe magst du sogar am liebsten. Also bitte kümmere dich um Dean. Es geht ihm im Moment nicht so gut. Nein, das ist nicht die Wahrheit, es geht ihm scheiße.“
 

Can You see him?

Can You make him feel all right?
 

“Ich weiß, andere Menschen haben deine Hilfe vielleicht mehr verdient, aber Dean ist ein guter Mensch. Natürlich hat er wie jeder andere Mensch seine Fehler. Vielleicht sogar ein ganzes Bündel von Fehlern. Aber sein Herz sitzt am rechten Fleck. Er hilft Menschen, weißt du? Und damit macht er den Großteil seiner Fehler mehr als wett. Ich weiß nicht warum du meine Mum und Jessica nicht beschützt hast, aber ich bitte dich, lass nicht zu das Dean auch noch was passiert.“
 

What would I be

Living without him here
 

„Ich habe ein kleines Mädchen, du kennst sie bestimmt. Sie ist wie ein kleiner Engel. Sie hat Deans und mein Herz im Sturm erobert. Sie holt Deans beste Seiten zum Vorschein. Was soll sie ohne ihn machen? Sie braucht Dean und ich brauche ihn auch, was soll ich denn ohne ihn machen? Mist, ich wollte doch gar nicht von mir reden.“
 

[i)If You can hear me

Let me take his place somehow

Let him grow old

Live life without this fear
 

“Er hat sich immer aufopfernd um mich gekümmert und ich konnte mich bislang noch nie wirklich bei ihm revanchieren. Du hast ihm schon so viel abverlangt und er hat nie wirklich darüber geklagt. Denkst du nicht auch, dass er jetzt auch ein bisschen Glück verdient hat? Ich wünsche mir für ihn, dass er auch mal zu Ruhe kommen kann. Gott, wenn ich könnte, würde ich sofort seinen Platz einnehmen.“
 

I try to be strong and see him through

But God who he needs right now is You
 

“Ich bitte dich Gott, lass ihn das überstehen. Er hat es verdient weiter zu leben. Findest du nicht? Du hast ihn doch nicht um sonst in unsere Familie gebracht. Ich weiß, dass du es warst, der ihn in mein Leben gebracht hat. Na ja, vielleicht nicht direkt du, sondern wohl eher einer deiner Schicksalsengel oder so. Das muss doch einen Grund haben. Er ist das wertvollste Geschenk, dass du mir je gemacht hast und wahrscheinlich auch das einzige. Ich weiß, ich habe nicht das Recht etwas von dir zu verlangen, aber bitte, nimm ihn mir nicht wieder weg.“
 

Can You hear me?

Can You see him?

Please don't leave him
 

„Mr. Prescott?,” fragte eine Schwester, die leise an ihn heran getreten war. Sam wischte sich über die Augen und blickte dann zu ihr auf.

„Sie können jetzt zu ihrem Freund,“ sagte sie mit warmer Stimme. Er folgte ihr zur Chirurgischen Intensivstation.

„Lassen sie sich von dem Kabelsalat und ein Schlauchgewirr nicht erschrecken. Ich weiß, es sieht sehr schockierend nach "Geräte-Medizin" aus, aber so können wir alle Lebenswichtigen Körperfunktionen im Augebehalten bis es ihm wieder besser geht.“ Die Schwester führte ihn in einem Raum in dem sie ihm einen Kittel verpasste.

„Um die Übertragung von Bakterien und anderen Krankheitserregern so gering wie möglich zu halten,“ erklärte die Schwester ihm. Sie bat ihn auch noch sich die Hände zu desinfizieren. Dann brachte sie ihn zu dem Zimmer in dem Dean lag. Gut, dass sie ihn vorgewarnt hatte. Die ganzen Schläuche und Maschinen sahen wirklich erschreckend aus, aber er wusste, dass sie Dean halfen wieder gesund zu werden.

„Wie geht es ihm?,“ fragte Sam die Schwester.

„Sein Körper wird optimal mit Atemluft und kontinuierlich mit den notwendigen Medikamenten versorgt. Er spürt keine Schmerzen und keine Angst.“

„Kann er mich hören? Merkt er, dass ich da bin?“

„Patienten im künstlichen Koma bekommen fast immer etwas aus ihrer Umgebung mit. Deshalb gehen sie am besten so mit ihm um, als wäre er bei vollem Bewusstsein. Reden sie mit ihm. Berühren sie ihn wenn sie wollen, aber vorsichtig und nicht erschrecken. Da wir seine Körpertemperatur herunter gekühlt haben, wird er sich ungewohnt kalt anfühlen. Ich bin sicher, dass er spürt, dass sie bei ihm sind,“ ermutigte sie Sam. Plötzlich ertönte ein Alarmsignal aus der entgegengesetzten Richtung. Die Schwester eilte sofort in das Zimmer gegenüber und ließ Sam mit Dean alleine. Dean sah furchtbar aus. Sam konnte ihn unter all den Schläuchen kaum erkennen. Sam sah sich in diesem Raum um und entdeckte in einer Ecke einen Stuhl. Sam zog den Stuhl an das Bett heran und ließ sich darauf nieder.

„Keine Angst Dean, ich werde mich zusammen reißen. Ich will ja schließlich nicht, dass du mich für den Rest meines Lebens damit aufziehst, was für eine Heulsuse ich doch bin,“ sagte Sam und unterdrückte die in ihm aufsteigenden Tränen.

„Ich weiß, du hasst Krankenhäuser. Aber ich musste dich her bringen. Ich hatte keine andere Wahl. Du hast ganz schön was abgekriegt. Aber mach dir keine Sorgen, die haben dich wieder zusammen geflickt. Unter all die Quacksalber hat sich doch tatsächlich auch fachkundiges Personal verirrt. Und jetzt musst du dich ausruhen. Schlaf einfach. Ich bin hier. Ich pass auf dich auf. Ich weiß, dass muss sich für dich komisch anhören. Schließlich bist es ja eigentlich du der auf mich aufpasst. Aber ich glaube ich kann das auch.“ Sam schloss die Augen. Er musste es tun, sonst wäre ihm doch noch eine Träne rausgerutscht. Er nahm Deans Hand. Sie fühlte sich kalt an, so wie die Schwester es ihm beschrieben hatte. Aber das würde den Jüngeren nicht davon abhalten sie zu halten.
 

When I think about you

I think about how much I

Miss you when you're not around
 

„Ich weiß ja, dass du gerne etwas länger schläfst, aber vielleicht kannst du ja mal eine Ausnahme machen. Ich glaube Pastor Jim ist mit unsrer Prinzessin etwas überfordert. Du hast sie halt doch zu sehr verhätschelt. Wenn du nicht in ihrer Nähe bist quengelt sie ganz schön. Es ist komisch mit dir zu reden ohne dass du mir antwortest. Gott, du liegst hier erst seit ein paar Stunden und schon vermisse ich dich, dabei bist du doch hier.“
 

When I think about you

I think about how much I

Can't wait to hear the sound

Of your laughter

Time and distance never matter
 

“Wenn du wach wärst würdest du sicher wieder irgendwelche flapsigen Witze machen und deinen Zustand herunter spielen. Das ist vielleicht das einzig gute daran, dass du schläfst, denn ich hasse es wenn du das tust. Besonders wenn du über diese schlechten Witze auch noch selber lachst. Und wenn ich dich dann strafend ansehe lachst du nur noch mehr. Ich glaube du machst das absichtlich, um mich abzulenken, damit ich mir keine Sorgen um dich mache. Das Gemeine daran ist, dass es meistens sogar klappt, weil ich dein Lachen mag. Ich wünschte, du könntest das jetzt tun, lachen meine ich. Dann würde es mir viel besser gehen. Aber ich verstehe ja, dass du im Moment deine Ruhe brauchst.“
 

Well I miss you now

I have so many questions

About love and about pain

About strained relationships

[…] as only he could explain it to me
 

“Aber eins sage ich dir. Wenn du wach wirst müssen wir reden. Über uns. Ich habe nämlich ne Menge Fragen an dich. Was du hier machst nur um dich aus der Affäre zu ziehen ist nicht fair, denn ich kann dir einfach im Moment nicht böse sein. Aber sobald es dir besser geht werde ich dafür sorgen, dass du dich nicht wieder in irgendwelche Ausflüchte verstrickst. Wir werden reden und du wirst mir ohne wenn und aber antworten, verstanden? Sonst wird das mit uns nämlich nichts. Ich weiß du redest nicht gerne über Gefühle, aber ich weiß auch, dass du für mich alles tun würdest. Diese Tatsache auszunutzen ist gemein, dessen bin ich mir bewusst. Aber ich werde dich schon zum reden bringen.“ Sam streichelte Dean zärtlich über die kühlen Wangen.

„Wenn du wieder aus dem Krankenhaus raus bist sollten wir vielleicht doch mal zum Grand Canyon und Urlaub machen. Ich weiß, wahrscheinlich wirst du sagen, dass wir ja eigentlich in St. Paul schon Urlaub hatten. Aber ich möchte was anderes. Richtigen Urlaub, ganz ohne irgendwas Übernatürliches. Nur du, ich und Jenny.“ Er küsste Deans Hand.

„Ich werde auch ganz bestimmt nicht mehr über deine Musikauswahl herziehen.“ Sam begann die Melodie von Nothing else matters zu summen. Er tat das eine ganze Weile. Dabei wurde er von der Schwester beobachtet, die ihn her gebracht hatte. Eine zweite Schwester, die Missouris Zwillingsschwester hätte sein können, trat hinzu.

„Was macht er da?,“ fragte sie ihre Kollegin.

„Ich glaube er summt Metallica.“

„Tja, Menschen tun die verrücktesten Dinge wenn sie verliebt sind.“

Wie geht's Dean?

@Fine: Ne andere Möglichkeit fällt dir nicht zu Johns Verschwinden ein? Das Gebet habe ich mit eingebracht, weil Sam ja in 2x13 sagt, dass er betet. Ja, die Ärztin mag ich auch. Sie wird auch noch mal auftauchen.

@Noir10: Ein bisschen wird’s noch dauern, ehe Dean wieder auf wachen wird.

@KC8: Dean schafft es doch immer irgendwie

@ L_Angel: Ich bekenne mich schuldig. Ich habe alle Staffeln von ER bei mir im Schrank stehen. Ich hoffe das ganze war nicht zu medizinisch. Das wird sich aber noch ein paar Kapitel hinziehen mit dem Krankenhaus. Aber nebenbei passiert auch noch so einiges.

@ RyouAngel: Es geht ja jetzt ein wenig entspannter weiter. Dean wird schon wieder. Dafür wird es aber um Jenny ein bisschen mysteriös. Das mit der Gänsehaut ist ein wunderbares Kompliment für mich. Danke.
 

Jetzt gehts weiter mit nem schönen langen Kapitel
 


 

Pastor Jim schlief. Er hatte sich erst erlaubt einzuschlafen, als er den Anruf von Sam bekam, dass Dean lebte, es zwar kritisch um ihn stand, aber die Ärzte optimistisch waren, dass er wieder in Ordnung kommen würde. Sam hatte ihn angerufen ehe er in der Kapelle gebetet hatte. Der Geistliche atmete auf und sprach ein Dankgebet. Dann ging er in sein Schlafzimmer um sich dem verdienten Schlaf hinzugeben.

„Na endlich. Ich dacht schon der würde gar nicht mehr einschlafen,“ sagte eine dunkle Stimme. Eine Schattengestallt näherte sich dem Zimmer in dem Jenny schlief. Leise öffnete die Gestalt die Tür und trat an das Bettchen der Kleinen heran. Er sah auf das schlafende Kind herab. Plötzlich öffnete Jenny die Augen und fing an zu schreien. Doch die Gestallt legte ihr die Hand auf den Mund.

„Wie ich sehe erkennst du mich noch,“ sagte er und setzte ein bösartiges Grinsen auf.

„Wage es dich nicht dieses Kind anzurühren,“ sagte eine scharfe, weibliche Stimme. Die Gestallt drehte sich um und erblickte eine junge, schlanke, Frau mit langen, roten Haaren.

„Ach nicht doch. Dieses kleine Mädchen muss wirklich etwas ganz besonderes sein, wenn der da oben extra wegen ihr jemanden von seiner Geflügelpatrouille auf die Erde entsannt. Wann ward ihr doch gleich das letzte Mal hier unten? Vor 2000 Jahren?“

„Ja, damals haben wir euch den Arsch versohlt,“ sagte die Frau unbeeindruckt.

„Ich kann mich nicht erinnern, dass ihr Engel damals auch so heiß ausgesehen habt.“

„Ich würde ja zu gerne weiter mit dir plaudern, aber ich habe eigentlich wichtigeres zu tun.“

„Was wird das hier? Schleichst du jetzt immer um sie herum. Um sie und diese beiden Jäger? Und da sage noch mal irgendwer, euer Boss hätte was gegen Schwule.“

„Du wirst dieses Kind nicht anrühren.“ Sie machte eine Bewegung mit der Hand und der Dämon wich zurück. Jenny fing nun wieder an zu schreien.

„Denkst du damit kannst du mich aufhalten?“

„Nein, so nicht. Ich werde dich dahin zurück schicken, wo du her gekommen bist. Grüß deinen Boss, ich würde ja zu gerne sehen wie er die Nachricht aufnimmt, dass sein Untergebener es wieder nicht geschafft hat des Kindes habhaft zu werden.“

„Wenn ich es nicht schaffe wird es ein anderer tun. Mein Boss bekommt was er will.“

„Das glaube ich nicht. Sie hat genug Schutz, dafür hat mein Boss gesorgt.“

„Fragt sich nur wie lange noch.“ Mehr konnte der Dämon nicht sagen. Denn der weibliche Engel hatte ihn bereits an der Stirn berührt und zurück in die Hölle geschickt. Pastor Jim war mittlerweile von Jennys Geschrei wieder aufgewacht. Man konnte seine nahenden Schritte hören. Der Engel verschwand samt dem leblosen Körper, den der Dämon zurück gelassen hatte. Gerade noch rechtzeitig bevor der Geistlich das Zimmer betrat. Er trat an das Bett heran und nahm die Kleine auf den Arm.

„Hey, ist ja gut. Dein Daddy kommt bestimmt bald wieder,“ tröstete er sie. Diesmal schaffte er es sie zu beruhigen. Er legte sie wieder ins Bett und ging dann ebenfalls wieder schlafen. Kurz darauf kehrte der Engel zurück. Sie würde hier weiter über sie wachen. Bis die beiden, die eigentlich dafür vorgesehen waren, wieder zurück sein würden.
 

„Mr. Prescott?,“ sagte eine sanfte, weibliche Stimme. Sam schreckte hoch. Er war an Deans Bett kurz eingenickt. Er hielt immer noch seine Hand. Er sah zu der Schwester auf, die ihn her gebracht hatte. Durch seine verschlafenen Augen konnte er gerade soeben den Namen entziffern, der auf ihrem Schild stand. Kayla hieß sie.

„Vielleicht sollten sie für eine Weile nach Hause gehen und sich ausschlafen.“

„Bitte nennen sie mich Sam.“ Dieser Nachname hörte sich einfach zu fremd an.

„Gut Sam, also gehen sie nach Hause und ruhen sich aus. Ihrem Freund geht es soweit gut.“

„Nein, ich will bei ihm bleiben.“

„Hier auf der Chirurgischen Intensivstation gelten besondere Besuchszeiten und sie sind eigentlich schon viel zu lange hier.“

„Wie spät ist es?“

„Gleich sechs Uhr früh. Meine Schicht ist gleich zu Ende und so leid es mir tut, ich muss sie auffordern zu gehen.“ Sam warf ihr seinen berühmten Welpenblick zu und sie wurde weich.

„Na gut. Sie können bleiben. Aber gehen sie wenigstens schnell einen Kaffee trinken. Ich lass sie dann wieder rein.“

„Es geht schon. Ich bin nicht müde.“ Sam dachte nicht im Traum daran von Deans Seite zu weichen. Da müsste schon die Polizei kommen und ihn abführen und selbst dann würde er sich mit Händen und Füßen dagegen wehren.

„Na gut. Ich werde mit Lucy reden. Sie hat die Frühschicht. Gegen elf müssen sie aber gehen. Da ist Visite. Danach wird Lucy sie wieder rein lassen.“

„Danke,“ sagte Sam und schenkte ihr ein dankbares Lächeln. Sie erwiderte das Lächeln und ging dann raus um mit ihrer Ablösung zu sprechen.

„Kein Grund zur Beunruhigung Dean. Ich lass dich nicht alleine,“ sagte Sam leise. Kayla kam wieder zurück in das Zimmer.

„Ich habe Lucy alles erklärt. Sie ist einverstanden dafür zu Sorgen, dass sie bei ihm bleiben können,“ sagte sie freundlich.

„Wenn er jetzt eine Weile hier liegt, so ohne Bewusstsein, woher bekommt er dann Nahrung?,“ wollte Sam wissen.

„Hm, entweder legen sie ihm heute noch eine Magensonde, oder er bekommt Infusionen. Da er aber Darmverletzungen hat, werden die Nährstoffe durch Infusionen direkt in die Blutbahn verabreicht,“ erklärte sie ihm.

„Was denken sie wie lange er noch im Krankenhaus liegen muss? Ich meine nachdem er wieder aus dem künstlichen Koma erwacht ist. Er hasst nämlich Krankenhäuser.“

„Da fragen sie lieber Dr. Blake. Sie ist aber erst heute Nachmittag wieder hier. Aber mit mindestens einer Woche müssen sie schon rechnen.“

„Okay, danke.“

„Ich glaube wenn sie bei ihm sind wird er die Zeit im Krankenhaus schon aushalten. Ich muss jetzt gehen. Ich habe jetzt Feierabend. Ich bin aber wieder in der Nachtschicht. Also sehen wir uns heute Abend. Passen sie solange gut auf ihren Freund auf.“
 

Es war kurz vor elf. Lucy kam ins Zimmer und sagte es wäre Zeit, dass Sam jetzt gehen würde, da die Ärzte gleich mit der Visite beginnen wollten. Sam seufzte, gab Dean einen Kuss auf die Wange und ging dann hinaus. Lucy sagte ihm wo die Cafeteria war. Sam beschloss, dass er sich jetzt doch besser einen Kaffee genehmigen sollte. In der Cafeteria holte er sich einen Kaffee und rief dann Pastor Jim an. Er wollte wissen wie es Jenny ging.

„Wie geht es Dean?,“ fragte der Geistliche sofort.

„Ich glaube dafür, dass er im künstlichen Koma geht, geht es ihm den Umständen entsprechend gut. Wie geht es Jenny?“

„Ich habe mir gerade einen Frühstückskampf mit ihr geliefert. Sie wollte einfach nichts essen. Hast du irgendeinen besonderen Trick?“

„Womit haben sie sie denn gefüttert?“

„Mit diesem Milchbrei den ihr mir in die Küche gestellt habt.“

„Komisch, den mag sie eigentlich. Versuchen sie es mal mit einer zerquetschten Banane und etwas Toast. Wenn bei ihr die Zähne nachrücken mag sie manchmal lieber was Festes.“

„Gut, dass werde ich dann gleich mal ausprobieren.“

„Haben sich Caleb und Bobby schon wieder gemeldet?“

„Bis jetzt noch nicht, aber sie müssten in Kürze hier eintreffen. Ich werde ihnen dann alles so erklären wie du mir das gestern geschildert hast.“

„Ja. Ruf mich an wenn ihr mehr wisst.“

„Aber Selbstverständlich.“ Sam konnte Jenny im Hintergrund weinen hören.

„Schreit sie immer noch so viel wie gestern Abend?“

„Nein. Bis jetzt war sie ruhiger. Nur heute Nacht ist sie noch mal wach geworden.“

„Vielleicht will sie jetzt doch was essen,“ meinte Sam.

„Ich glaube du hättest mir ne Anleitung für sie da lassen sollen. Sie scheint ja ein ziemlich kompliziertes Persönchen zu sein.“

„Dean hat sie zu sehr verwöhnt. Jetzt ist sie manchmal etwas eigenwillig, aber eigentlich ganz lieb. Sie kriegen das schon hin.“

„Wann kommst du denn zurück?“ Klar, dass die Frage kommen würde. Sam wusste, dass er hier im Krankenhaus Dean auch nicht wirklich weiter helfen konnte und er eigentlich bei seiner Tochter sein sollte. Aber irgendetwas in ihm sträubte sich einfach dagegen Dean länger als nötig alleine zu lassen.

„Ich weiß noch nicht.“

„Sam du warst die ganze Nacht da. Du solltest her kommen und dich ein bisschen ausruhen.“

„Das hat die Schwester auch schon gesagt.“

„Und warum hörst du dann nicht auf sie und mich? Dean wäre dir sicher nicht böse.“

„Es geht mir gut. Ich finde einfach, dass ich hier sein sollte, falls sich sein Zustand verändert.“

„Man, ihr Winchester habt aber auch einen Dickkopf. Okay, aber übernimm dich nicht. Vielleicht komme ich heute Nachmittag mit Jenny vorbei.“

„Ja, gute Idee.“ Sam sah auf seine Uhr. Es war 11.15 Uhr. Die Visite war bestimmt noch nicht vorbei. Also würde er sich noch einen Kaffee holen.

„Also ich werde jetzt mal sehen ob ich deiner Tochter den Brei nicht doch noch schmackhaft machen kann und wenn nicht versuch ich es mit Toast. Bananen habe ich im Moment nicht.“

„Danke, dass sie sich um sie kümmern.“

„Kein Problem, aber besser wäre es wenn du nachher her kommst und etwas Zeit mit ihr verbringst,“ meinte Pastor Jim.

„Ich weiß. Normalerweise hat sie bei mir auch oberste Priorität, aber momentan befinden wir uns einfach in einer Ausnahmesituation.“ Sam war sich bewusst, dass er im Moment kein besonders guter Vater für Jenny war.

„Das verstehe ich ja.“

„Aber?“

„Nichts aber. Du bist alt genug du weißt was du zu tun hast.“

„Ich werde jetzt auflegen.“

„Okay.“ Die beiden legten Zeitgleich auf.
 

„Er hat was?,“ fragte Caleb entsetzt. Pastor Jim wiederholte noch ein Mal seine Worte.

„Das kann unmöglich er selbst gewesen sein,“ meinte Bobby. Die beiden Jäger waren vor einer viertel Stunde bei Pastor Jim eingetroffen und hatten zugehört, was dieser über John und Dean zu berichten hatte.

„Sam hat gesagt er hätte sich gerade zu paranoid verhalten,“ sagte der Geistliche.

„Wie geht es Dean jetzt?,“ wollte Caleb wissen.

„Den Umständen entsprechend gut,“ sagte Jim.

„Tolle Floskel. Weißt du nichts genaueres?,“ fragte Bobby.

„Leider nicht, aber Sam hat versprochen mich auf dem Laufenden zu halten.“

„Gut. Für Dean können wir im Moment nichts tun. Also sehen wir zu, dass wir John finden. Ich schlage vor, wir sehen uns noch mal bei dem Fabrikgelände um,“ sagte Caleb.

„Aber Sam hat dort schon alles abgesucht,“ meinte Jim.

„Ja, aber er war aufgeregt. Vielleicht hat er was übersehen,“ sagte Bobby.

„Wir fahren hin. Wir müssen eh Johns Wagen da weg holen, ehe die Polizei ihn abschleppen lässt,“ sagte Caleb. Plötzlich erklang von oben Babygeplärr.

„Was ist das?,“ fragte Caleb.

„Ach, dass habe ich euch ja noch gar nicht erzählt.“ Jim ging hoch und kam kurz darauf mit Jenny auf dem Arm wieder runter.

„Jim, hast du etwa gegen das Zölibat verstoßen?,“ witzelte Bobby.

„Das ist Sams Tochter,“ erklärte der Geistliche ohne auf Bobbys Scherz einzugehen.

„Ach du dickes Ei,“ sagte Bobby perplex.

„Sie hat Sams Augen,“ sagte Caleb nachdem er die Kleine näher in Augenschein genommen hatte. Jenny betrachtete die beiden Jäger mit ihren großen Augen neugierig.

„Und ich dachte Dean wäre der Schwerenöter von den beiden,“ sagte Bobby. Er blickte die Kleine an. Jenny griff nach seinem Bart und lächelte, während Bobby versuchte sich zu befreien. Caleb und Jim lachten. Es sah so lustig aus. Fast wie als wenn ein Kind versuchen würde dem falschen Weihnachtsmann den Bart runter zu ziehen.

„Sie scheint dich zu mögen,“ sagte Jim. Plötzlich fiel ihm wieder ein was für ein Theater Jenny gemacht hatte, als sie bei John auf dem Arm war. Er erzählte den beiden anderen davon. Bobby hatte sich mittlerweile wieder befreien können und hatte die Kleine jetzt auf dem Schoss. Irgendwie mochte er sie und ihren Welpenblick.

„Meint ihr sie hat gespürt, dass mit John was nicht stimmt?“

„Sie ist ein Baby. Kein Medium. Wahrscheinlich hat sie sich einfach erschreckt. John kommt ja schon irgendwie manchmal etwas schroff rüber,“ meinte Caleb.

„Was ist eigentlich mit ihrer Mutter?,“ fragte Bobby.

„Sie ist bei ihrer Geburt gestorben. Ihre Großmutter hat sich dann um sie gekümmert. Ein Dämon hat sie getötet. Die beiden Jungs haben Sams Tochter vor schlimmeren bewahrt und vor dem Dämon gerettet.“

„Heilige Scheiße. Diese Familie scheint Dämonen ja magisch anzuziehen,“ sagte Bobby.

„War es vielleicht das gleiche was auch Mary getötet hat?,“ fragte Caleb.

„Die Jungs sind sich sicher das es nicht das selbe war,“ sagte Jim.

„Wenn du dich von deiner neuen Flamme losreißen kannst sollten wir los,“ sagte Caleb und sah zu Bobby und Jenny. Die Kleine bot Bobby gerade ihren angesabberten Keks an, den Jim ihr vor ein paar Minuten gegeben hatte. Dies war ein Privileg dass bis dato nur Sam und Dean zu Teil wurde. Bobby gab die Kleine an Pastor Jim.

„Ich komme ja,“ sagte der Jäger und folgte Caleb aus dem Haus.
 

„Mr. Prescott?,“ wurde Sam von einer Frau angesprochen. Sie war zu ihm und Dean in das Krankenzimmer gekommen. Er drehte sich zu ihr um. Es war die Notaufnahmeschwester von gestern Nacht, aber sie trug Zivil unter ihrem Kittel und sah ziemlich müde aus.

„Schwester Carol,“ sagte Sam überrascht.

„Oh, sie können sich sogar an meinen Namen erinnern,“ sagte sie freundlich und trat näher an Sam heran.

„Geht es ihnen gut?,“ fragte er sie.

„Oh ja. Alles in Ordnung. Ich hatte nur ne Doppelschicht, weil eine Schwester aus der Frühschicht ausgefallen ist. Aber jetzt kann ich endlich nach Hause. Aber vorher wollte ich noch mal sehen wie es ihrem Freund geht.“

„Der Arzt von der Morgenvisite meinte es ginge ihm schon etwas besser und dass sie ihn vielleicht doch schneller aus dem künstlichen Koma zurück holen können als erwartet.“

„Das hört sich doch gut an. Weshalb ich auch noch gekommen bin…“ Sie steckte ihre Hand umständlich unter dem Kittel hindurch in ihre Hosentasche und zog einen kleinen Plastikbeutel hervor.

„Ich habe hier Mr. Bonhams persönliche Habe. Seinen Schmuck und sein Handy. Wir mussten ihm den Schmuck abnehmen ehe er in den OP kam.“ Sie reichte Sam den Beutel.

„Danke,“ sagte er und nahm den Beutel, der Deans Handy, seine Uhr, seinen Ring und seinen Anhänger enthielt entgegen.

„Seine Kleidung mussten wir zerschneiden, damit wir seine Wunden versorgen konnten. Wir haben sie danach entsorgt,“ erklärte Carol ihm. Sam nickte. Er war froh, dass es gestern Abend so warm war, dass Dean seine Lederjacke bei Pastor Jim gelassen hatte. Dean wäre sicher nicht begeistert davon gewesen wenn sie die auch weg geworfen hätten.

„So, ich werde jetzt nach Hause fahren. Machen sie es gut und alles Gute für sie und vor allem ihren Freund.“ Sie verließ wieder das Zimmer. Sam betrachtete den Beutel in seiner Hand. Sein Blick blieb an Deans Anhänger haften. Er erinnerte sich wie er ihn Dean damals vor 15 Jahren zu Weihnachten geschenkt hatte. Eigentlich hatte er ihn seinem Dad schenken wollen. Aber dann kam alles ganz anders. Ihr Dad war an Weihnachten nicht gekommen. Er und Dean waren mal wieder alleine. Sam hatte rausgefunden warum sie ständig umzogen und was ihr Dad wirklich tat. Sein Dad hatte ihn angelogen. Dean hatte ihm, zwar unter Protest, die Wahrheit gesagt und daher fand Sam, dass sein Bruder das Geschenk mehr verdient hatte als ihr Dad. Ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht als er sich daran erinnerte, dass Dean ihm eine Freude hatte machen wollen indem er Geschenke aus dem Haus einer Familie für ihn gestohlen hatte. Leider waren es Mädchenspielsachen gewesen. Er blickte zu Dean, der nach wie vor regungslos in diesem Bett lag. Er streichelte die Hand des Älteren.

„Dean, ich habe dich das nie gefragt, aber ich hoffe du hast dem kleinen Mädchen noch ein paar Geschenke über gelassen.“
 

„Sind Caleb und Bobby bei ihnen?,“ fragte Sam Pastor Jim als er ihn am Abend anrief. Schwester Lucy und die Schwester, die Missouri zum verwechseln ähnlich sah, ihr Name war übrigens Emily, hatten Sam dazu genötigt in der Cafeteria etwas essen zu gehen. Er hatte keinen Appetit und wollte bei Dean bleiben, aber Emily hatte ihm mit all ihrer Autorität angedroht ihn vor die Tür zu setzten und nicht mehr zu Dean zu lassen. Sam hatte Respekt vor ihr. Sie war kräftig genug ihn ohne weiteres an seinem Ohrläppchen zu packen und daran aus dem Zimmer zu schleifen. Also saß er nun vor einem halb aufgegessenen Sandwich und einem roten Wackelpudding, letzteres wäre sicher was für Dean gewesen.

„Sie sind noch unterwegs. Aber sie haben mich angerufen.“

„Haben sie was entdeckt oder herausgefunden?“

„Die beiden haben den Wagen deines Dads her gebracht. Außerdem haben sie Spuren entdeckt die in das Waldstück führten.“

„Wieso habe ich die übersehn?,“ fragt Sam. Er fühlt sich mies. Er hätte sie entdecken müssen.

„Sam, mach dir keinen Kopf. Es war dunkel. Du warst aufgewühlt.“

„Trotzdem, dass hätte mir nicht entgehen dürfen,“ sagt er vorwurfsvoll. Mehr zu sich selbst als zu Pastor Jim. Was war er nur für ein egoistischer Mistkerl. Er sollte mit nach seinem Vater suchen oder bei Jenny sein, aber stattdessen war er hier im Krankenhaus. Er hatte gesagt, er wolle bei Dean bleiben, weil der ihn braucht. Aber Dean musste alleine wieder gesund werden. Da konnte Sam ihm gar nicht helfen. Die Wahrheit war, nicht Dean brauchte ihn, sondern er brauchte Dean. Solange er in Deans Nähe war, er mit ihm sprach, ihn berührte, ganz egal, ob er darauf reagierte oder nicht, konnte Sam verhindern, dass das Gefühl von Sorge und Hilflosigkeit ihn vollenst überrollte.

„Caleb und Bobby suchen jetzt jeden Falls den Wald ab.“

„Es dämmert schon. Hoffentlich finden sie was bevor es zu dunkel wird.“

„Mach dir keine Sorgen. Die beiden werden John schon finden.“

„Habt ihr schon ne Idee was mit Dad passiert ist?“

„Bobby arbeitet daran.“

„Mr. Prescott!“ Dr. Blake kam auf ihn zu.

„Ich muss Schluss machen. Deans Ärztin kommt gerade.“

„Okay, aber sieh zu dass du heute Nacht ein bisschen Schlaf kriegst,“ sagte Jim und beendete das Gespräch. Sam steckte das Handy in seine Hemdtasche.

„Ist was mit Dean?,“ fragte er die Ärztin und ein wenig Angst schwang in seiner Stimme.

„Nein, es geht ihm gut. Schwester Emily sagte mir, dass sie hier sind. Ich wollte ihnen sagen, dass wir morgen die Narkose etwas zurück schrauben werden und gucken wie er reagiert. Wenn alles so läuft, wie wir uns das vorstellen können wir danach die Narkose wieder hochfahren und damit beginnen seinen Körper wieder aufzuwärmen.“

„Und dann wecken sie ihn auf?“

„Ja, wenn die Temperatur wieder normal ist werden wir langsam die Narkose ausleiten.“

„Gibt es dabei irgendwelche Risiken?“

„Das Hauptproblem besteht darin, beim Erwachen alle Systeme seines Körpers wieder störungsfrei zum laufen zu bringen. Wir werden daher seine Werte dabei genau im Auge behalten. Die Schlafmittel werden deshalb nicht plötzlich abgesetzt, sondern langsam reduziert. Man nennt das „Ausschleichen“,“ erklärte Dr. Blake ihm.

„Wie lange wird es dauern bis er wieder richtig wach ist?“

„Die Aufwachphase kann zwischen zwölf und 24 Stunden dauern. Das hängt auch von der Reaktion des jeweiligen Patienten ab.“

„Wie sehen seine Verletzungen aus? Wird es lange dauern bis er entlassen werden kann?“

„Wenn die Heilung optimal verläuft kann die Entlassung bereits nach 7-9 Tagen erfolgen.“

„Ob Dean es so lange im Krankenhaus aushält?“

„Wenn er nicht mehr auf der Intensivstation liegt kann er mehr Besuch empfangen. Außerdem wird er in der Genesungsphase genug zu tun haben. Jeder Patient sollte sich so viel wie möglich außerhalb des Bettes aufhalten, d.h. im Stuhl sitzen und umherlaufen. Da wird ihm schon nicht langweilig werden.“

„Sie kennen ihn nicht. Als er das letzte Mal im Krankenhaus war, hat er sich gegen ärztlichen Rat selber entlassen.“

„Dann sollten wir ihn vielleicht fest binden,“ scherzte Dr. Blake.

„Kommen sie, ich schmuggle sie wieder in die Intensivstation,“ sagte die Ärztin und zusammen verließen sie die Cafeteria.
 

Er war in der Nacht wieder an Deans Bett eingeschlafen. Schwester Lucy weckte ihn. Es war schon nach neun und Kayla war bereits gegangen.

„Gehen sie was frühstücken,“ forderte sie ihn auf.

„Wie geht’s ihm?,“ fragte Sam sie.

„Seine Werte sind soweit in Ordnung. Hat Dr. Blake ihnen gesagt, dass wir heute nach der Visite die Narkose herunterfahren um zu prüfen ob seine Körper wieder stark genug ist um ihn aus dem Koma zu holen?“

„Ja, hat sie.“

„Los, gehen sie schon. Sie brauchen frische Luft. Sie sind ja fast schon so blass wie ihr Freund,“ sagte die Krankenschwester und schob Sam mit sanfter Gewalt aus dem Zimmer.

Sam ging zu den Waschräumen und warf sich eine Ladung Wasser ins Gesicht. Wenn das so weiter ginge, könnte er sicher bald in der Geisterbahn auftreten. Sein Spiegelbild war ja so was von gruselig. Vielleicht sollte er doch mal kurz zu Pastor Jim fahren und sich etwas hinlegen. Er verließ das Krankenhaus und trat in die wärmende Sonne hinaus. Er schlenderte zum Impala, den er auf dem Krankenhausparkplatz abgestellt hatte.

„Scheiße,“ entfuhr es Sam, als er die zwei Kleckse Taubenscheiße auf der Motorhaube von Deans Baby entdeckte. Das sollte er schleunigst entfernen. Er öffnete die Wagentür. Der Beifahrersitz sah aus wie eine Schlachtbank. Deans Blut klebte daran. Sam hatte einiges zu tun. Wenn Dean sein Baby so verschandelt vorfinden würde, würde er Sam den Hals umdrehen. Der Jüngere entschloss sich zur nächsten Tankstelle zu fahren und dort eine gründliche, aber schnelle Grundreinigung durchzuführen.
 

Als er mit dem Impala zum Krankenhaus zurück kam, parkte er den Wagen diesmal nicht unter dem Baum. Er stieg aus, schloss ab und ging dann wieder ins Krankenhaus. Es war halb zwölf. Es hatte Sam gut getan den Wagen zu waschen. Endlich konnte er für Dean mal was tun. Er hoffte, dass sie seinen Bruder bald aus dem Koma holen würden. Ohne Dean war es verdammt langweilig und still. Sams Handy klingelte.

„Hast du geschlafen?,“ war das erste was Pastor Jim wissen wollte.

„Ja doch,“ sagte Sam genervt.

„Wie geht’s Dean?“

„Das werde ich gleich erfahren wenn die Visite vorbei ist. Hast du was Neues von Dad?“

„Bobby ist hier bei mir und Jenny und recherchiert. Caleb versucht rauszufinden in welchem Motel dein Dad abgestiegen ist.“

„Ist mit Jenny alles in Ordnung?“

„Oh, der kleinen geht es sehr gut. Sie scheint Bobby sehr zu mögen.“

„Wie könnte man Bobby nicht mögen? Ihr habt also immer noch keine konkrete Spur von Dad?,“ fragte Sam den Geistlichen.

„Leider nicht. Aber vielleicht findet Caleb ja was heraus, wenn er das Motel ausfindig gemacht hat.“

„Du meldest dich also wieder?“

„Aber sicher doch.“

„Gut, dann sprechen wir uns später.“ Sam legte auf. Bevor er wieder zu Dean ging trank er in der Cafeteria noch einen Kaffee. Der Duft von Pizza stieg ihm in die Nase, aber Appetit hatte er immer noch keinen.
 

„Es gab heute Pizza in der Cafeteria. Weißt du noch wie du mir damals an Hand einer Pizza Bruchrechnung beibringen wolltest? Ehe ich es richtig verstanden hatte, hattest du die Pizza aufgegessen,“ erzählte Sam Dean. Dr. Blake und eine Schwester kamen hinein.

„Hallo Sam! Die Vitalfunktionen ihres Bruders waren in der Phase mit weniger Narkose stabil. Wir werden ihn jetzt mit warmer Kochsalzlösung wieder aufwärmen,“ erklärte die Ärztin ihm, während die Schwester besagte Kochsalzlösung in den Tropf hang.

„Kann ich hier bleiben?“

„Ja, die Schwestern überlegen gerade ob sie sie zum Maskotchen der Intensivstation machen wollen,“ scherzte Dr. Blake. Sam lächelte leicht.

„Wie lange wird das aufwärmen dauern?“

„Schätzungsweise ein bis zwei Stunden. Wenn die Temperatur wieder den Normalwert erreicht hat beobachten wir bis Morgen früh weiterhin seine Werte und werden dann Morgen die Narkose langsam ausleiten.“ Sam sah sie dankbar und erleichtert an.

„Dr. Blake, die von der Notaufnahme schicken gleich eine Frau mit Leberruptur in den OP,“ sagte eine Schwester, die soeben den Kopf zur Tür reinsteckte.

„Ich komme sofort,“ sagte die Chirurgin. Dann wand sie sich an die Schwester, die die Kochsalzlösung angehängt hatte.

„Stellen sie den Tropf auf mittlere Geschwindigkeit ein. Ich sehe später noch mal nach ihm. Sam, falls sie fragen haben, mein Kollege Dr. James müsste in etwa einer halben Stunde mit dem Dienst anfangen. Er hat mir bei der OP von Dean assistiert, ist also mit dem Fall vertraut.“ Sie verließ wieder das Zimmer. Die Schwester überprüfte noch einmal den Tropf und ging dann ebenfalls hinaus.

„Also Dean, mach jetzt auf der Zielgeraden bloß keine Zicken mehr. Wenn du wieder wach bist werde ich erstmal ne Woche lang schlafen. Du hältst mich ganz schön auf Trapp.“ Sam fing an „You shook me all night long” zu summen.
 

„Kaum kommt hier mal ein halbwegs attraktiver Mann daher schmeißt ihr hier also alle Regeln über den Haufen,“ erklang eine männliche Stimme.

„Wenn sie seine Augen gesehen hätten, als wir ihn weg schicken wollten, hätten sie ihn auch bleiben lassen,“ sagte eine Frau. Sam schrak hoch. Er war schon wieder in der Nacht eingeschlafen. Die Tür wurde geöffnet und ein Mann und Schwester Lucy kamen herein.

„Guten Morgen Sam,“ sagte die Schwester.

„Mr. Prescott, ich bin Dr. James,“ stellte sich der Mann vor.

„Hallo,“ sagte Sam verschlafen.

„Wir werden jetzt anfangen die Narkosemittel langsam zu reduzieren, damit wieder Leben in Mr. Bonham kommt,“ sagte der Arzt.

„Wo ist Dr. Blake?,“ fragte Sam ihn.

„Zu Hause. Sie hatte in der letzten Nacht 3 Not-OPs, aber am frühen Abend wird sie wieder hier sein.“ Der Arzt verstellte etwas an dem Tropf und warf einen Blick auf den Monitor, der Deans Herzfrequenz und die übrigen Werte anzeigte.

„Ist alles in Ordnung mit ihm?“

„Ja, alles bestens. Ich schätze spätestens Heute Abend wird er wieder wach sein.“ Sein Piper ging los.

„Entschuldigen sie mich. Wir kriegen gleich schon wieder Notfälle rein.“ Er verließ das Zimmer.

„Ich verstehe nicht, wie sie es so lange auf dem Stuhl aushalten,“ sagte Lucy. Sam stand auf.

„Ich ehrlich gesagt auch nicht.“ Er streckte sich.

„Ich habe gleich Pause. Kommen sie, ich lade sie auf einen Kaffee ein. Sie sehen aus, als könnten sie einen vertragen.“
 

„Sam, draußen wartet ein Pastor Jim mit ihrer Tochter,“ sagte die Schwester, die die Mittagschicht hatte. Es war mittlerweile nach 16 Uhr. Dr. James hatte gegen Mittag die Narkosemittelzufuhr noch mal reduziert. Deans Werte bleiben weiter stabil.

„Ich komme gleich wieder Dean,“ sagte Sam und streichelte ihm über den Kopf. Dr. James hatte ihm gesagt, dass Patienten in der Aufwachphase wieder mehr von ihrer Umgebung mitbekamen, daher hatte er das Mittag essen ausfallen lassen. Am Morgen hatte Pastor Jim angerufen. Caleb hatte das Motel gefunden, aber von John fehlte noch immer jede Spur. Allerdings hatte Bobby eine Theorie was mit John passiert war und das was Jim ihm dann erzählte verhieß nichts Gutes. Caleb und Bobby suchten immer noch nach ihm. Jim hatte gesagt, dass er am Nachmittag mit Sams Tochter vorbei kommen würde und jetzt war er da.

„Hey meine Süße,“ sagte Sam und lächelte seine Tochter an. Er nahm sie Jim ab, drückte, knuddelte und küsste sie.

„Hast du mich vermisst?,“ fragte Sam Jenny, die lächelte und vergnügt quiekte.

„Was für eine Frage,“ meinte Pastor Jim und lächelte. Die drei gingen in den Krankenhauspark.

„Ist Dean schon aufgewacht?,“ fragte der Geistliche ihn. Sam schüttelte mit dem Kopf.

„Die Narkosemittel wirken noch, aber sie werden stetig weiter herabgesetzt.“

„Caleb hat Aufzeichnungen im Motelzimmer eures Vaters gefunden. Er war wirklich hier wegen einem Geist.“

„Und was ist dann schief gelaufen?“

„Keine Ahnung, aber was es auch war. Ich glaube es ist in der Nacht passiert als er mit der Kopfwunde bei mir aufgetaucht ist.“
 

„Es ist wichtig, dass sie im letzten drittel der Aufwachphase bei ihm sind, sonst könnte er möglicherweise in Panik geraten. Plötzliches Piepen und Brummen irgendwelcher Geräte wirkt auf die meisten Patienten verstörend. Vertraute Stimmen, Gerüche und Berührungen vertrauter Personen bergen da eher das geringere Gefahrenpotenzial. Durch ihre Anwesenheit können sie ihm ein gewisses Maß an emotionaler "Sicherheit" geben,“ erklärte Dr. Blake. Es war nun nach 18 Uhr. Schweren Herzens hatte er sich von seiner Tochter verabschiedet. Aber er würde sie ja morgen wiedersehen. Dann würde auch Dean wieder wach sein und alles würde in Ordnung kommen. Das mit John würden sie auch noch schaffen.

„Was ist mit dem Tubus? Ich meine dass muss doch auch ein verstörendes Gefühl sein mit einem Schlauch im Hals aufzuwachen,“ sagte Sam.

„Sollte ein Erschrecken über den Tubus auftreten während Sie alleine hier sind, können Sie das Ding ja erklären und haben vielleicht sogar größere Chancen, ihren Freund zu beruhigen, als wir, die ihm als Menschen völlig fremd sind. Versuchen Sie es!“

„Okay,“ sagte Sam und nahm wieder Deans Hand.

„Ich muss jetzt nach meinen anderen Patienten sehen, aber ich bin bald wieder bei ihnen und eine Schwester wird alle 15 Minuten nach ihm sehen. Wenn was ist schellen sie einfach.“

Sie verließ das Zimmer. Jetzt hieß es also abwarten.

In Deans Kopf

@KC8: In Bezug auf was? Das Sam bei ihm ist oder das er im Krankenhaus liegt? Naja, beides wird erst im nächsten Kapitel rauskommen und noch nicht in diesem.

@Fine: Yap, dass sollte Anna sein, jedenfalls ist die Figur an sie angelehnt (nur ohne die Gefallene Engel sache). Der Dämon und der Engel werden noch öfter mal auf stipvisite kommen. Wow, danke für das dicke lob. Ich selber finde eigentlich, dass ich abenteuer ein wenig vernachlässige. Konflikt und Kampfszenen sind nicht so mein ding. Ich versuche die gesamtstory so schlüssig wie möglich zu halten und auch dabei die charaktere so nah wie möglich am original zu halten, auch wenn ich befürchte, dass mir Dean langsam aber sicher in eine etwas zu Gefühlvolle schiene entgleist und die ganze story vielleicht für manch einen zu romantisch wird. Freut mich aber, dass dir meine ff so gut gefällt und hoffe, dass dir auch die nächsten Kapitel gefallen werden. Was meinst du mit „Und dann noch diese Idee!!!“?

@L_Angel: Dean wacht schon wieder auf, keine Bange. Tja was Bobby angeht: Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, das es jemanden gibt, der ihn nicht mag. Das mit dem Keks hat meine kleine Cousine früher immer bei mir gemacht, daher bin ich auf die Idee gekommen.
 


 

So, in diesem Kapitel habe ich mich mal an was gewagt, von dem ich hoffe, dass ich alles schlüssig und plausibel erklärt habe. Es wird darum gehen, was in Dean vorgeht bzw. was dieser erlebt während er im Koma liegt. Wenn ihr irgendwas nicht versteht, etwas schlecht erklärt ist oder ihr meine Idee zu abgedreht findet sagts mir ruhig.
 


 

Anmerkung: Bis auf Living on a prayer sind alle anderen Songs nicht zu hören, sondern dienen lediglich zu Ausschmückung der Szene.

Verwendete Songs:

Stay von Shakespear's Sister

Living on a prayer von Bon Jovi

You Make Me Wanna von Blue

Every day I love you von Boyzone
 

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Wo war er? Das hier musste ein Albtraum sein, aber warum erwachte er nicht daraus? Es musste ein Albtraum sein, wie sonnst konnte es möglich sein, dass er sich nicht regen konnte, nur tatenlos da stand und zusehen musste wie es geschah. Immer und immer wieder. Er wollte, dass es aufhörte, doch er konnte nichts tun.
 

you'd better hope and pray

that you make it safe

back to your own world
 

Er konnte Sam nicht helfen. Er war unfähig sich zu bewegen. Sam war vor seinen Augen angegriffen und getötet worden. Immer und immer wieder. Und jedes Mal war es ein anderer Angreifer. Ein Wendigo, ein Vampir, ein Geist, ein Zombie. Dean konnte es nicht verhindern. Er schrie jedes Mal um Sam zu warnen, doch kam dabei kein Ton aus ihm heraus. Warum hörte es nicht auf? Er hasste dieses Gefühl der Hilflosigkeit.
 

you'd better hope and pray

that you wake one day

in your own world
 

Er befand sich auf einem modrigen alten Friedhof. Es war Vollmond. Sam ging eine Grabreihe entlang. Aus dem Dickicht eines Gebüschs sah Dean ihn kommen, den Werwolf. Wieder schrie er, doch Sam hörte nichts. Es sollte endlich aufhören. Er würde es nicht ertragen können Sam noch einmal so schmerzerfüllt schreien zu hören. Er wollte nicht noch ein Mal sehen, wie Sam litt und dann starb. Er wollte nicht sehen wie diese Kreatur seinem Sammy das Herz raus riss. Doch er konnte weder seinen Blick abwenden noch seine Augen schließen. Er spürte wie Tränen seine Wangen hinab liefen.
 

'cuz when you sleep at night

they don't hear your cries

in your own world
 

Der Werwolf kam Sam immer näher, doch dieser schien ihn nicht zu bemerken. Wenn er es nicht konnte, irgendwer musste doch da sein, der Sam retten konnte. Sam brauchte Hilfe. Der Werwolf setzte jetzt zum Angriff an. Er warf sich auf Sam. Doch ehe sich seine Krallen ins Sams Fleisch bohren konnten betrat eine junge, dunkelhaarige Frau das Szenario und streckte den Werwolf mit einem gezielten Schuss ins Herz aus ihrer 45er nieder. Auf ein Mal konnte sich Dean wieder bewegen. Die Frau zunächst außer acht lassend, rannte er auf Sam zu, den der tote Werwolf unter sich begraben hatte. Dean packte Sam und zog ihn von der Werwolfleiche weg. Dean bettete Sams Kopf in seinen Schoss. Sam war bewusstlos aber atmete. Der Ältere strich Sam eine Haarsträhne aus der Stirn. Die Frau, die Sam gerettet hatte, kam auf die beiden Männer am Boden zu.

„Ist er in Ordnung?,“ fragte sie und legte Dean fürsorglich die Hand auf die Schulter. Dean blickte zu ihr auf. Seine grünen Augen trafen auf warme braune, in denen sich ein Hauch von Besorgnis widerspiegelte. Er wusste nicht warum, aber er vertraute der Frau auf Anhieb.

„Ja, er lebt. Aber er ist bewusstlos,“ sagte Dean. Sie lächelte beruhigt.

„Du hast ihn gerettet. Ich, ich konnte nicht…“ stammelte Dean. Diese Frau kam ihm irgendwie bekannt vor.

„Ich weiß, aber das war nicht deine Schuld. Es liegt an diesem Ort.“

„Wo sind wir hier?“

„In dieser Welt begegnet dir deine größte Angst und das was du dir am meisten wünschst. Wir sollten langsam aufbrechen,“ sagte sie und wollte ihm auf helfen.

„Hilfst du mir mit Sam?“

„Er wird hier sicher sein, Dean.“

„Ich lasse ihn hier nicht zurück.“

„Das musst du auch nicht. Da wo wir hingehen wird er auch sein. Er ist doch immer auf irgendeine Art bei dir.“

„Was ist das hier bloß für ein abgedrehter Traum?,“ fragte er, schien aber eher mit sich selbst als mit der Frau zu sprechen.

„Das ist kein Traum.“

„Ach ja?“ Dean saß immer noch am Boden.

„Nein, es ist kein Traum. Steh auf Dean, wir müssen weiter. Sam wird nichts passieren, das verspreche ich dir.“ Sie hielt ihm die Hand hin. Wer war sie? Warum kannte sie seinen Namen? Warum hatte sie ihm geholfen? Und wo zum Teufel war er hier? Sie schien es zu wissen. Also blieb ihm wohl nichts anderes übrig als mit ihr zu gehen. Er küsste Sam liebevoll auf die Stirn und streichelte ihm über die Wange.

„Vertrau mir Dean, ich würde nie zulassen, dass Sam oder dir etwas passiert.“ Sie sah ihn liebevoll an. Dean nickte. Er lehnte Sam gegen einen Grabstein und nahm dann ihre Hand.
 

only time will tell

if you can break the spell

back in your own world
 

Plötzlich standen sie nicht mehr auf diesem kalten Friedhof, sondern in einem warmen, gemütlichen Wohnzimmer. Dean erkannte den Song, der in diesem Zimmer zu hören war. Bon Jovis `Living on a prayer`. Er drehte sich um und blickte auf die Mitte des Raumes in der ein großes, breites Sofa stand.
 

We've gotta hold on

to what we've got

it doesn't make a difference

if we make it or not

we got each other

and that's a lot for love

we'll give it a shot
 

Und auf dem Sofa lagen er und Sam eng an einander gekuschelt. Dean hatte seine Hand in Sams wuscheligem Haar versenkt und streichelte ihm mit der anderen Hand zärtlich über den Rücken, während er Sam sanft auf die Wange küsste. Sam streichelte ihm derweil liebevoll über die Brust.
 

Oh we're half way there

oh oh we're living on a prayer

take my hand we'll make it I swear

oh oh we're living on a prayer

living on a prayer
 

“Weißt du was jetzt echt toll wäre?,“ hörte Dean sich selbst sagen. „Ich kann es mir vorstellen, nein ich weiß sogar genau was du willst.“

„Weißt du nicht.“

„Weiß ich doch.“ Er küsste ihn auf die Nase.

„Beweiß es,“ sagte Dean herausfordernd.

„Du hast gerade daran gedacht wie toll es wäre, wenn du jetzt ein Stück Kuchen hättest,“ sagte Sam selbstsicher.
 

Ooh we've gotta hold on

ready or not

you live for the fight

when that's all that you've got
 

“Es ist erschreckend wie gut du mich kennst,” sagte Dean und zog Sam noch näher an sich.

„Wäre es dir lieber wenn es anders wäre?,“ fragte Sam unsicher.

„Soll das ein Witz sein? Auf keinen Fall. Das ist es doch, was ich so an dir liebe.“ Dean gab Sam, einen langen, innigen Kuss, ließ ihn wieder zu Atem kommen und küsste ihn erneut. Wieder und wieder.
 

Oh we're half way there

oh oh we're living on a prayer

take my hand and we'll make it I swear

oh oh we're living on a prayer
 

Dean drehte sich zu seiner Begleiterin um und in diesem Moment verschwand seine Umgebung und sie befanden sich in einer Leere.

„Okay, ich bin überzeugt. Das ist definitiv kein Traum. Ich habe nämlich noch nie davon geträumt mit Sam zu knutschen während Bon Jovi im Hintergrund läuft.“

„Du weißt doch wie Sam ist und wie du bist. Sein Hundeblick wird wahrscheinlich gereicht haben um dir die Erlaubnis abzuringen mal Musik zu spielen, die nach seinem Geschmack ist. Außerdem findest du Bon Jovi doch gar nicht so schlimm.“ Dean hob seine Augenbrauen. Er wusste zwar immer noch nicht wer diese Frau war, aber sie kannte ihn verdammt gut.

„Wenn das also alles kein Traum ist, was ist es dann?“

„Ich sagte doch in dieser Welt passiert das wovor du am meisten Angst hast und das was du dir am meisten wünschst. Es kommt ganz darauf an wie du dich entscheidest.“

„Was ist das hier für eine Welt?“ Er wollte endlich ein paar Antworten haben.

„Du bist in einer Astralwelt oder Übergangswelt und ein wenig muss ich dir doch recht geben, die Art der Wahrnehmung der astralen Welt ist sehr ähnlich der Traumwahrnehmung.“

„Also ist das hier nicht real?“

„Na ja, für deinen Geist schon, aber nicht für deinen Körper.“

„Was ist mit meinem Körper? Bin ich tot?,“ fragte er erschrocken.

„Nein, du liegst im Koma, also stehst du zwischen Leben und Tod, daher bist du auch in dieser Übergangswelt.“

„Und was meinst du damit, es kommt darauf an wie ich mich entscheide?“

„Du stehst zwischen Leben und Tod und beide versuchen es dich auf ihre Seite zu ziehen. Keine Seite kann dich zu etwas zwingen, du musst selbst entscheiden.“

„Leben und Tod, du sprichst von ihnen als wären das Wesen aus Fleisch und Blut.“

„Oh, sie existieren. Genau genommen sind es Körperlose Wesen, die über allem stehen. Sie sind wie Ying und Yang. Sie leben in der Astralwelt und versuchen wie gesagt Seelen wie deine, die zwischen den Welten stehen auf ihre Seite zu ziehen. Das Leben zeigt dir alles Gute in deinem Leben und das was noch möglich ist, wenn du wieder aufwachst.“

„Warum sollte man sich für den Tod entscheiden?“

„Der Tod konfrontiert dich mich deinen größten Ängsten, den schlechten Seiten deines Lebens. Er versucht dir vorzugaukeln, dass dein Leben nicht lebenswert ist, will dass du los läst, stirbst. Darum warst du als ich zu dir gestoßen bin auf diesem Friedhof und hast wieder und wieder gesehen wie die unterschiedlichsten übernatürlichen Wesen Sam getötet haben und ein Leben ohne Sam ist für dich natürlich nicht mehr Lebenswert. Er hatte dich fast soweit los zu lassen, aber dann bin ich ja gekommen und hab dir deinen Arsch gerettet.“

„Wie hast du gemacht, dass es aufhört?“

„Ich habe nichts gemacht. Eigentlich warst du es. Du hast unterbewusst nach Hilfe geschrien und dann bin ich gekommen. Frag mich jetzt aber nicht woher, akzeptier einfach, dass ich da bin. Ich kann dir nämlich nicht erklären wie ich her gekommen bin.“

„Aber du kennst mich, du weißt wie man diese Kreaturen jagt. Wer bist du? Ich meine, wenn du mich kennst, muss ich dich doch auch kennen.“

„Oh, du kennst mich. Jedenfalls die kleine Version von mir,“ sagte sie und lächelte ihn an.

Jetzt ging Dean ein Licht auf. Die braunen wuscheligen Locken, die traumhaften braunen Augen, die ihm so vertraut vorkamen.

„Jenny? Aber wie ist das möglich?,“ sagte er fragend.

„Genau kann ich dir das auch nicht erklären. Es liegt wohl an der besonderen Verbindung zwischen uns,“ sagte sie.

„Besondere Verbindung?“

„Du weißt was ich meine. Die beruhigende Wirkung die wir auf einander haben. Wie erklärst du dir sonst, dass ich immer sofort aufhöre zu weinen wenn du mich hochnimmst oder mit mir redest? Oder das du unweigerlich lächeln musst wenn du mich ansiehst, egal wie schlecht deine Laune in dem Moment ist.“ Wieder lächelte sie ermutigend. Dean sah sie mit strahlenden Augen an. Sie nahm seine Hand.

„Wir müssen jetzt weiter. Deine Kraft reicht noch nicht aus damit du aufwachst. Lass mich dir noch ein paar Dinge zeigen, die du dir nicht entgehe lassen solltest.“ Wieder tauchten sie in ein anderes Szenario ein. Diesmal standen sie offensichtlich in einem Schlafzimmer.
 

I'll take you home real quick

sit you down on the couch

pour some Dom Perignon and hit the lights out,

Baby we can make sweet love,

then we'll take it nice and slow

Gonna touch you like youve never known before

we're gonna make love ohhh
 

„Oh ja, das ist doch sehr schön,“ sagte Jenny und grinste. Dean drehte sich zu der Szene um als zweimal kurz hintereinander ein mehr als eindeutiges, befriedigtes aufstöhnen erklang. Er sah wie er sich erschöpft, aber glücklich auf Sams Brust sinken ließ. Reflexartig hielt er Jenny die Hand vor die Augen.

„Schau doch da nicht hin. Da bist du noch viel zu jung für.“

„Was denn? Ihr seid doch gerade fertig,“ protestierte sie und schob Deans Hand bei Seite.

„Schade, davon hätte ich gerne mehr gesehen,“ sagte er und grinste keck.
 

You make me wanna call you in the middle of the night

you make me wanna hold you till the morning light

You make me wanna love,

you make me wanna fall,

You make me wanna surrender my soul
 

“Dieses Mal kommt garantiert unter die Top 5,” hörte Dean sich schnaubend zu Sam sagen.

„Das sagst jedes Mal,“ entgegnete Sam und strich ihm selig durchs Haar.

„Du beflügelst mich ja auch jedes Mal zu neuen Höchstleistungen.” Er küsste Sam leidenschaftlich.

„Und du erzeugst in mir jedes Mal ein gewisses „Wow“ – Gefühl.“

“Seit unserem ersten Kuss kann ich nicht genug von dir bekommen Sam. Was meinst du woran das liegt?“ Er streichelte ihm zärtlich über die Brust und bedeckte seine Schulter mit kleinen, feurigen Küssen. Sam sah ihn mit verklärtem Blick an.

„Oh, wir wissen beide warum. Aus dem gleichen Grund aus dem wir alles für einander tun würden.”

„Ich liebe dich auch Sammy.“ Die beiden vereinigeten ihre Lippe zu einem sinnlichen Kuss.
 

I know this is a feeling that i just cant fight,

you're the first and last thing on my mind

You make me wanna love

You make me wanna fall,

You make me wanna surrender my soul
 

“Wie fühlst du dich?,” fragte Jenny Dean nachdem sie diese Szene verlassen hatten.

„Es geht mir gut, wie sollte es mir nach diesem Anblick auch anders gehen?“

„Ich glaube du bist fast so weit wieder aufzuwachen. Ich spüre deine Lebensgeister in dir aufsteigen. Aber vielleicht noch eine kleine Szene.“

Und im nächsten Augenblick fanden sie sich in Mitten einer Menschen Menge wieder, besser gesagt Dean fand sich dort wieder. Jenny war nicht mehr neben ihm. Dafür aber Sam und er. Einige Jahre älter. Sie saßen neben einander und standen in diesem Moment auf. Jemand rief Jennys Namen auf. Dean ließ seinen Blick nach vorne schweifen Dort wurde Jenny gerade ein Diplom überreicht. Offensichtlich befand er sich auf ihrer Highschool Abschlussfeier. Er blickt wieder zu sich und Sam. Die beiden hatten sich fest in die Arme geschlossen.
 

cos I believe

That destiny

Is out of our control

Dont you know that

And youll never live until you love

With all your heart and soul
 

“Ich habe dir doch immer gesagt, wir kriegen das hin und jetzt sie sie dir an. Sie ist bildhübsch und gescheit, genau so wie ihre Mum und du,“ hörte Dean sich sagen.

„Na von dir hat sie aber auch einiges. Wenn ich zurück rechne wie viel Geld wir in den letzten 18 Jahren für Süßkram ausgegeben haben,“ neckte Sam ihn. Dafür zwickte Dean ihn liebevoll in die Nase. Beide strahlten um die Wette.

„Spaß bei Seite. Sie hat deine Willensstärke. Sie ist loyal und mutig. Alles Eigenschaften, die ich so an dir schätze. Weißt du Dean, ohne dich an meiner Seite hätte ich das nie geschafft. Das Schicksal hat es wirklich gut mit uns gemeint, als es uns zusammen gebracht hat. Ich liebe dich jeden Tag mehr, ich glaube jetzt kommt wieder einer der Momente wo du mich als Mädchen bezeichnen wirst, aber es ist nun mal so. Du bist die Liebe meines Lebens.“ Ihre Blicke trafen sich und Dean küsste ihn hingebungsvoll. Der Beobachter-Dean schüttelte fassungslos mit dem Kopf. Sam war ja schon immer der weichere und gefühlvollere von beiden, aber mit dem Alter würde er ja geradezu ein Schmalzkringel werden. Das war ja furchtbar kitschig, was Sam da gerade gesagt hatte.
 

If I asked you, you say yes

Together were the very best

I know that Im truly blessed

Every day I love you
 

“Zusammen sind wir einfach ein unschlagbares Team und ich bin unglaublich froh, dass ich dich habe,” sagte Dean schließlich und strich Sam durchs noch immer wuschelige Haar. Dean schüttelte immer noch den Kopf, Sammys Einfluss auf ihn war nicht gut. Offensichtlich machte er aus ihm einen totalen Softie, der fast genau so schmalzig-romantisch war wie Sam. Trotz alledem gefiel Dean diese Szene irgendwie, denn sein älteres ich schien unglaublich zufrieden zu sein und Sammy, der strahlte vor Glück wie eine 100-Watt Glühbirne. Der Beobachter-Dean sah jetzt noch mal zum Podium. Jenny blickte ihn an und nickte, dann verschwand zuerst sie und dann die Szene um ihn herum. Kurz darauf hörte er ein stetiges Piepen.

Aufgewacht

@Noir10: Ich mag die Bezeichnung. Mein Papa nennt mich immer so. Freut mich das es dir gefallen hat.

@KC8: Da bin ich ja beruhigt.

@Fine: Ja, Jenny hat irgendwelche Kräfte. Aber was sie alles kann muss ich mir noch ausdenken. Ist quasi noch in arbeit. Muss dich enttäuschen. Dean wird sich nicht wirklich an das „geträumte“ erinnern. Was das kuscheln und die Bettszene betrifft: Ich dachte da muss jetzt auch mal was kommen und wenn dann nur in der Traumsequenz.

@L_Angel: Wieso nimmt dass das Happy End vor weg? Ich habe doch geschrieben dass er in diesen sequenzen das sieht was er sich am meisten wünscht und was passieren kann. Das heißt aber nicht, dass das auch so eintreffen wird wie das was er da gesehen hat. Wenn es dir nicht so gut gefallen hat tut es mir leid. Aber jetzt wo die spannung ja für dich scheinbar raus ist brauchst du ja nicht mehr weiter lesen ;-). Ein bisschen hast du ja schon recht, aber dieses Kapitel war von mir quasi als Ausblick auf kommendes gedacht. Ich hoffe also, dass du trotzdem weiter liest, sonst muss ich heulen

@RyouAngel: Jenny muss dir nicht suspekt sein. Böse ist sie jeden Falls nicht. Aber ein Kind von Sam kann nun einmal eigentlich nicht einfach normal sein.
 


 


 

Er fühlte sich als wäre er von einer Dampfwalze überrollt worden. Er war unfähig sich zu rühren. Aus weiter Entfernung hörte er eine warme, ihm sehr vertraute Stimme besorgt seinen Namen rufen. Was war mit ihm los? Er wollte antworten, aber er konnte es nicht. Irgendwas war in seinem Hals. Er bekam keinen Ton raus. Er wollte wissen was mit ihm passierte, doch er konnte seine Augen nicht öffnen. Panik stieg in ihm auf.

„Die Herzfrequenz ist auf 140 gestiegen,“ vernahm er eine Frauenstimme. Er spürte wie jemand seine Hand hielt.

„Dean, es ist alles in Ordnung. Du musst dich beruhigen. Ich bin hier. Du bist im Krankenhaus,“ hörte er die bekannte Stimme beruhigend auf ihn einreden. Sie klang auf einmal viel näher. Krankenhaus? Wie zum Teufel war er denn hier gelandet? Er fühlte wie sein Herz gegen seinen Brustkorb hämmerte. Er spürte wie seine Hand fest gedrückt wurde und etwas warmes, nasses auf seinen Handrücken tropfte.

„Dean, es ist alles Gut. Du brauchst keine Angst haben. Dir passiert nichts. Ich bin bei dir.“

Er erkannte endlich die Stimme. Sam. Sammy war da. Er beruhigte sich langsam.

„Herzfrequenz fällt wieder. Reden sie weiter mit ihm,“ hörte er die Frau wieder. Verdammt, was hatten die mit ihm gemacht?

„Dean, komm schon. Mach deine Augen auf.“

Was meinst du was ich hier gerade versuche, dachte Dean. Er kämpfte gegen die Schwere seiner Augenlider an.

„Ich glaube er kommt zu sich,“ sagte Sam.

„Herzfrequenz wieder unter 100. Das sieht gut aus.“

„Mr. Bonham? Können sie mich hören?,“ fragte eine andere Frau. Mr. Bonham? War er das? Meinte sie ihn?

„Versuchen sie es noch mal Sam,“ bat die zweite Frau.

„Dean,“ sagte er fragend. Plötzlich fühlte Sam, wie der Ältere seine Hand drückte. Er blickte zu Deans Gesicht empor und lächelte glücklich als er die grünen Augen sah. Deans Augen spiegelten deutlich seine Verwirrtheit wieder.

„Hey,“ sagte Sam sanft und streichelte ihm über den Handrücken. Deans Augen wanderten von Sam aus im Raum umher. Eine Ärztin und eine Schwester standen um sein Bett herum. Er wollte etwas sagen, aber alles was zu hören war, war ein leises Röcheln.

„Du kannst nicht sprechen Dean. Man hat dir einen Schlauch in die Luftröhre eingeführt, damit man dich beatmen konnte,“ erklärte Sam ihm. Zur Hölle, was war bloß mit ihm passiert? Er sah Sam flehentlich an. Sam verstand was Dean wollte.

„Können sie den Tubus entfernen?,“ fragte er die Ärztin. Diese warf einen prüfenden Blick auf den Bildschirm vor sich.

„Die Werte sind in Ordnung. Ich denke schon, dass wir es riskieren können,“ sagte sie schließlich.

„Hast du gehört Dean? Gleich bist du den Schlauch los,“ sagte der Jüngere und streichelte Dean über die Wange.

„Mr. Bonham, machen sie jetzt bitte das was ich ihnen sage. Ich werde jetzt den Tubus entfernen. Ich zähle jetzt bis drei und bei drei atmen sie bitte tief aus, alles klar?“ Dean versuchte ein Nicken, was ihm sogar gelang. Die Ärztin bat Sam ein wenig zurück zu treten, damit sie Platz zum arbeiten hatte. Der Jüngere tat wie ihm geheißen, hielt aber weiter Augenkontakt zu Dean. Dr. Blake zählte bis drei und zog dann den Schlauch raus. Daraufhin fing Dean heftig an zu husten.

„Ja, so ist es gut. Husten sie alles ab.“ Sam sah sie fragend an.

„Sie können jetzt wieder näher kommen,“ beantwortete Dr. Blake Sams ungestellte Frage. Sam ließ sich sofort wieder auf dem Stuhl neben Deans Bett nieder.

„Haben sie Schmerzen?;“ fragte die Ärztin Dean. Schmerzen? Er fühlte sich einfach fertig. Aber Schmerzen spürte er eigentlich nicht.

„Nein,“ sagte er. Es war mehr ein Wispern als ein richtiges Wort.

„Das ist gut. Das Sprechen wird ihnen noch eine Weile schwer Fallen. Das ist normal nach einer längeren Intubation.“ Plötzlich ging ihr Piper.

„Ich muss in den OP. Ruhen sie sich aus. Kayla behalten sie seine Werte noch eine halbe Stunde im Auge. Wenn alles konstant bleibt können sie ihn auf die Innere verlegen. Die haben noch Betten frei. Ich versuche später noch mal nach ihnen zu sehen. Falls ich es doch nicht mehr schaffen sollte sehen wir uns Morgen bei der Visite.“ Sie lächelte Dean und Sam zu und ging dann aus dem Raum.

„Sam,“ kam es kaum hörbar von Dean. Der Jüngere nahm wieder seine Hand. Die Schwester notierte etwas auf einem Klemmbrett.

„Ich werde ihnen jetzt ein schöneres Zimmer besorgen. Sie bekommen sozusagen ein Upgrade,“ sagte sie freundlich und ging dann hinaus. Dean sah Sam fragend an.

„Sie mussten dich operieren. Du hattest innere Blutungen, aber das haben sie in Ordnung gebracht. Aber weil du während der OP einen Herzstillstand hattest mussten sie sie dich für drei Tage in ein künstliches Koma versetzen. Aber jetzt bist du wieder wach. Die peppeln dich hier schon wieder auf,“ erklärte Sam Dean. Der Ältere versuchte tief durch zu atmen, aber sofort machte sich ein leicht schmerzhaftes Ziehen an seinem Bauch bemerkbar. Er verzog das Gesicht.

„Das ist die Drainage, die sie dir gelegt haben damit die überschüssige Wundflüssigkeit abfließen kann,“ sagte Sam, der Deans Gesichtsausdruck goldrichtig gedeutet hatte. Der Ältere lächelte leicht. Sein Sammy hatte scheinbar auf alles eine Antwort. Wenn er Berufsberater wäre, hätte er Sam schon längst dazu geraten Medizin zu studieren. Wer hatte Sam eigentlich den Floh von dem Jura Studium ins Ohr gesetzt? Sam war doch als seine private Krankenschwester viel besser aufgehoben.

„Sam,“ kam es wieder leise von Dean.

„Ich bin froh, dass es dir wieder besser geht. Pastor Jim hat sich Sorgen um dich gemacht.“

~So, nur Pastor Jim? Da kannst du mir ja viel erzählen. Ich sehe dir doch an deinem Gesicht an, dass du dir viel mehr Sorgen um mich gemacht hast als er. Du machst dir ja sogar jetzt noch Sorgen. Ich sehe es in deinen Augen~ dachte Dean. Was war eigentlich passiert? Er konnte sich kaum an etwas erinnern. Er dachte nach. Aber alles was ihm wieder einfiel war, dass Sam ihm wohl Metallica vorgesummt und dabei fast jeden Ton versemmelt hatte. Und das Sam ihm irgendwas von Pizza und Bruchrechnung erzählt hatte. Aber was war passiert bevor er hier im Krankenhaus gelandet war? Die Schwester kam zurück.

„Sieht alles gut aus,“ sagte sie nach einem Blick auf den Monitor.

„Ich habe ein Zimmer für sie. Wir können sie gleich verlegen. Hat Lucy ihnen schon die Anti-Thrombose Spritze gegeben?,“ fragte Kayla.

„Heute noch nicht,“ sagte Sam.

„Gut, dann kriegen sie die heute mal von mir, ehe wir sie gleich nach unten bringen. Dann kann ich gleich auch noch ihre Temperatur messen. Ich bin gleich wieder da.“ Sie verließ den Raum um die Spritze und das Thermometer zu holen.

„Spritze?,“ wimmerte Dean wenig begeistert.

„Nur ne Kleine. Das wirst du kaum merken,“ versicherte Sam ihm. Schon war Kayla zurück. Schnell maß sie seine Temperatur.

„36,8. Kein Fieber. Wunderbar.“ Sie notierte die Temperatur auf dem Klemmbrett. Dann schlug sie die Bettdecke ein Stück zurück, damit sie an Deans Oberschenkel heran kam. Kayla desinfizierte einen Flecken Haut. Dean hatte dabei registriert, dass er einen dieser Kleidähnlichen OP-Kittel trug.

„Fertig,“ sagte Kayla und deckte Dean wieder zu. Wow, sie war wirklich gut. Er hatte gar nichts gespürt. Jetzt kam eine zweite Schwester herein.

„Sam, warten sie doch bitte kurz draußen bis wir die Kabel und überflüssigen Anschlüsse entfernt und Mr. Bonham für den Umzug auf die Innere vorbereitet haben.“

„Klar, kein Problem.“ Zehn Minuten später fuhren sie mit dem Fahrstuhl zwei Etagen tiefer. Deans neues Zimmer war wesentlich heller und freundlicher, dass konnte man auch erkennen obwohl es draußen schon dunkel war.

„So, da wären wir. Hier gilt auch nicht mehr die eingeschränkte Besuchszeit. Sie können also so lange bleiben wie sie wollen,“ sagte die zweite Schwester und ging dann. Kayla blieb noch und erklärte Dean die Fernbedienung für sein Bett und den Fernseher. Sam hatte sich nicht an die eingeschränkte Besuchszeit gehalten. Am ersten Tag hat Kayla ihn zwar hinaus gebeten, doch hatte er sie mit einem so Herzzerreißenden, bettelnden Dackelblick angesehen, dass sie ihn hatte bleiben lassen.
 

„Was ist passiert? Wo ist Dad?,“ wisperte Dean nachdem Kayla den Raum wieder verlassen hatten. Nachdem er drei Tage lang intubiert war fiel ihm das Sprechen noch etwas schwer. Sam saß nun wieder an Deans Bett und legte sachte seinen Finger auf Deans Lippen.

„Scht! Du hast doch die Ärztin gehört, du sollst dich ausruhen.“

„Aber Sam!“ Dieses Mal war Deans Stimme etwas kräftiger. Sam reagierte nicht.

„War es ein Geist?“ Sam schüttelte mit dem Kopf.

„Dean, du brauchst Ruhe. Ich werde dir alles später erzählen, aber nur wenn du jetzt versuchst ein bisschen zu schlafen.“ Sam strich dem Älteren sanft über die Wange. Für das was er Dean erzählen musste, sollte der Ältere wirklich erstmal wieder 100%ig aufnahmefähig sein.

„Geh nicht weg,“ bat der kleinere ihn. Das waren ja ganz neue Töne, dachte Sam.

„Keine Angst Dean, ich bleibe bei dir.“ Sam machte es sich auf dem Stuhl bequem und hielt Deans Hand. Der Ältere hatte eingesehen, dass er aus Sam im Moment keine weitere Information mehr heraus kriegen würde. Nicht zu wissen was los war machte ihn fast wahnsinnig, aber Sams Berührungen beruhigten ihn soweit, dass er die Augen schloss und bald darauf in einen ruhigen, traumlosen Schlaf fiel.
 

Als Dean wieder erwachte schien von draußen ein wunderbar warmer Sonnenstrahl durch das Fenster seines Krankenzimmers. Er hatte also die Nacht durchgeschlafen. Deans Blick schweifte zu Sams Kopf hinab. Der Jüngere hatte seine Wange gegen Deans Hand geschmiegt und war mit dem Kopf an der Bettkante eingeschlafen. Mit seiner freien Hand strich er Sam eine Strähne aus dem Gesicht und wuschelte ihm dann liebevoll durchs Haar. So wie er Sam kannte, hatte er sich selbst in den letzten Tagen ziemlich vernachlässigt um für Dean da zu sein und scheinbar hatte die eintretende Erschöpfung irgendwann in der Nacht ihren Tribut gefordert. Dean wollte Sam nicht wecken und zog seine Hand wieder von Sams Kopf zurück, was dieser mit einem etwas unzufriedenen brummen quittierte.

„Sammy?“ Dean hatte noch immer ein unangenehmes Kratzen im Hals. Nur langsam rappelte der genannte sich auf. Sein Körper machte ihm sofort klar, dass es eine dumme Idee gewesen war in dieser Position einzuschlafen. Er drückte seine Hände in seinen Rücken und streckte sich dann. Er hatte schon wieder diesen Traum von Jessica gehabt in dem der Impala in die Luft geflogen war. Er würde sicher verrückt werden, wenn er nicht raus fand was der Traum bedeutete, jetzt hatte er aber keine Zeit darüber nachzudenken. Dean war wach. Nach einem kurzen Gähnen fragte er Dean:

„Wie geht es dir?“

„Abgesehen davon, dass die mir nen Blasenkatheter und ne Drainage, die tierisch zwickt wenn ich auch nur anstallten mache meine Position zu verändern, verpasst haben und ich wohl noch eine Zeit lang in diesem verflixten Krankenhaus bleiben muss und mich noch immer nicht erinnern kann wie ich überhaupt hier gelandet bin, kann ich eigentlich nicht klagen. Aber was zum Teufel habe ich da an meinen Beinen?,“ fragte Dean ihn und streckte sein Bein unter der Decke hervor.

„Das sind Kompressionsstrümpfe. Die sollen verhindern, dass du eine Thrombose oder Embolie bekommst. Irgendwie siehst du darin sexy aus,“ sagte Sam, konnte sich dabei aber ein Lachen nicht verkneifen. Dean sah ihn mit strafendem Blick an.

„Ich denke, dass du den Katheter heute los werden wirst,“ wechselte Sam das Thema.

„Das hoffe ich doch.“

„Außer dem zwicken der Drainage hast du keine Schmerzen?“

„Nein, aus diesem Tropf scheint stetig genügend Schmerzmittel zu fließen. Also, erzählst du mir jetzt endlich was los ist?“

„Ich habe auch nicht alles mitbekommen. An was kannst du dich noch erinnern?“

„Das letzte an das ich mich erinnern kann ist, dass wir drei von Pastor Jim aus zu diesem Lagerhaus gefahren sind, weil Dad der Meinung war, dass was immer ihn angegriffen hatte, sich dort versteckt. Dad und ich haben uns das Erdgeschoss vorgenommen und du solltest die Büroräume in der oberen Etage checken. Ich habe in meinem Bereich mit dem EMF Messer nichts feststellen können und bin dann wieder zu Dad gegangen, der links vom Eingang ein paar Kisten untersuchte. Ich habe ihm gesagt, dass ich nichts entdecken konnte und dann weiß ich nur noch, dass ich gestern Abend hier im Krankenhaus aufgewacht bin mit einem verdammten Schlauch im Hals,“ beendete er seine Ausführungen.

„Das ist nicht gerade viel.“

„Sam, ich dreh dir den Hals um wenn du nicht gleich mit der Sprache rausrückst,“ fuhr der kleinere ihn an.

„Okay, okay! Ich erzähle dir jetzt, was ich gesehen habe nachdem ich die Büroräume durchforstet hatte.“

„Ich bitte darum,“ sagte Dean nun wieder etwas ruhiger.

„Ich kam gerade die Treppe herunter als ich dich aufschreien hörte. Ich rannte in die Richtung aus der dein Schrei gekommen war. Ich sah dich zu Boden gleiten während Dad ein blutverschmiertes Messer aus deinem Köper zurück zog.“

„Dad hat auf mich eingestochen?,“ fragte Dean ungläubig. Sam nickte und fuhr mit seiner Erzählung fort.
 

*Flashback*
 

Dean sackte in sich zusammen. Seine Schrotflinte entglitt seiner Hand und kam neben ihm auf dem Boden auf.

„Du wirst mich nicht daran hindern Marys Mörder zu finden,“ murmelte John und zog das Messer aus Deans unterem Bauchraum. Sam trat näher an die beiden heran.

„Dad, was tust du da?,“ fragte er John verwirrt und erschrocken über das Bild, was sich ihm hier bot. Dean lag nun am Boden. Immer mehr Blut drang durch sein T-Shirt und sein Hemd. John hatte Dean scheinbar von Höhe des Magens bis fast zur Leistengegend hin aufgeschlitzt. John fuhr zu ihm herum. Mit einem Blick, der an Wahnsinn grenzte trat er nun auf Sam zu.

„Was hast du getan?,“ fragte der jüngste Winchester und wich unweigerlich ein paar Schritte zurück. Sein Dad kam noch näher.

„Ich musste es tun. Er steckt mit diesem Dämon unter einer Decke, er wollte mich von seiner Spur abbringen,“ erklärte John mit angst einflößender Kälte in seiner Stimme. John hatte ihn mittlerweile mit dämonischer Kraft gegen die Wand einer Kiste gedrängt, so dass auch Sam seine Waffe verlor.

„Was redest du da? Dean ist doch kein Dämon. Warum sollte er dich daran hindern den Dämon aufzuspüren, der Mum getötet hat?“

„Du bist auch einer von denen. Du willst auch euren Anführer schützen, mich ausschalten. Aber ich lasse mich nicht aufhalten,“ sagte John mit einem paranoiden Grinsen auf dem Gesicht. Er stand jetzt direkt vor Sam und holte mit dem Messer nach ihm aus. Dieser sah sich in einer ausweglosen Situation. Er konnte nicht ausweichen. Links und rechts von ihm standen Kisten. Nur noch Zentimeter trennten die Klinge von seiner Brust, als plötzlich ein Schuss erklang und John an der rechten Schulter traf. Die Wucht des Steinsalzes verriss die Stoßbewegung des Messers und schickte den ältesten Winchester zu Boden. Sam, der seine Augen noch immer auf seinen Vater gerichtet hatte, suchte nun hektisch nach der Quelle des Schusses. Sein Blick blieb an Dean hängen. Dieser hatte scheinbar mit letzter Kraft nach der Schrotflinte neben ihm gegriffen, sich wieder ein wenig aufgerichtet und den Schuss abgegeben um Sam zu retten. Die beiden sahen sich kurz in die Augen ehe Dean wieder auf den Boden sank. Sam trat über den benommenen Körper seines Vaters und eilte zu Dean, der so eben das Bewusstsein verloren hatte. Ohne nachzudenken hob Sam den schlaffen Körper seines Bruders hoch und schaffte es ihn auf seine Arme zu hieven, so dass er Dean tragen konnte. Sein Vater war nicht schwerverletzt und was immer mit ihm los war konnte warten bis Sam sicher gehen konnte, dass Dean versorgt ist. Also ließ er John am Boden liegend in der Lagerhalle zurück, trug Dean zum Impala, ließ den Älteren auf den Beifahrersitz gleiten und fuhr ihn ins nächste Krankenhaus.

„Dean, stirb mir jetzt bloß nicht weg,“ sagte Sam immer wieder zu seinem bewusstlosen Bruder.
 

*Flashback Ende*
 

„Du warst die ganze Zeit über bewusstlos. Im Krankenhaus angekommen wurdest du sofort in der Notaufnahme behandelt. Als die Ärzte mir sagten, dass du operiert werden müsstest, habe ich die nötigen Formulare unterschrieben. Dann haben sie dich auf der Trage in den Fahrstuhl verfrachtet und in den OP gebracht. Danach bin ich sofort zur Lagerhalle zurück gefahren. Dads Truck stand noch da, aber von ihm selbst fehlte jede Spur,“ beendete Sam den Monolog und sah zu seinem Bruder herüber. Während er Dean berichtet hatte was passiert war, war Sam durch das Zimmer gelaufen.

„Was meinst du damit von Dad fehlt jede Spur?,“ wollte Dean wissen.

„Er ist verschwunden Dean,“ sagte Sam resignierend.

„Er ist verschwunden? Gott weiß was ist in ihn gefahren und da sitzt du Tagelang an meinem Bett anstatt ihn zu suchen? Du hättest ihn überhaupt nicht dort zurücklassen dürfen,“ schrie Dean wütend seinen Bruder an. Seine Stimme klang härter als beabsichtigt.

„Dean, du hast geblutet wie ein abgestochenes Schwein. Wenn ich noch Mal zurück gegangen wäre um Dad zu holen wärst du jetzt vielleicht tot. Dad war nicht verletzt, entschuldige, dass mir dein Leben in dem Moment wichtiger war,“ entgegnete Sam nicht weniger wütend. Darauf konnte Dean nichts erwidern, schließlich hätte er vermutlich genau so gehandelt, also fragte er Sam:

„Du hast wirklich keinerlei Hinweise auf seinen Verbleib?“

„Dean, ich habe dort alles nach ihm abgesucht. Weil ich nichts fand bin ich zurück zu Pastor Jim gefahren und habe ihm alles erklärt. Er hat daraufhin Bobby und Caleb angerufen und die suchen jetzt weiter nach Dad. Pastor Jim meinte ich solle mich am besten um dich kümmern. Er selbst passt weiterhin auf Jenny auf.“

„Geht es ihr gut?“

„Natürlich, aber sie vermisst dich. Pastor Jim war gestern Nachmittag mit ihr hier um zu sehen wie es uns beiden geht. Leider warst du da noch bewusstlos. Da fällt mir ein, dass ich ihn anrufen sollte um ihm zu sagen, dass du aufgewacht bist.“ Er ging auf den Stuhl an Deans Bett zu und holte sein Handy aus seiner Hemdtasche. Es war so warm an diesem Tag, dass er es ausgezogen hatte. Das T-Shirt reichte vollkommen. Ehe Sam die Nummer wählen konnte, sagte Dean:

„Ich habe auf Dad geschossen?“

„Ja, wenn du das nicht gemacht hättest, wären wir jetzt wahrscheinlich beide tot, also mach dir deswegen keine Vorwürfe. Es war richtig, was du getan hast und außerdem war es ja nur Steinsalz.“ Die Tür öffnete sich und eine Schwester kam herein. Sie hatte starke Ähnlichkeit mit Missouri, nur dass sie scheinbar Sam auf dem Kieker hatte, denn als sie das Handy in Sams Hand sah, sagte sie im scharfen Ton:

„Sie haben doch nicht etwa vor, dass hier im Krankenhaus zu benutzen, oder?“

„Nein Emily. Ich werde natürlich zum telefonieren nach draußen gehen. Ich bin gleich wieder zurück Dean.“ Sam schenkte dem Älteren ein warmes Lächeln und verließ dann das Zimmer.

„Ihr Freund muss sie unglaublich doll lieben. Seit sie aus dem OP kamen ist er kaum fünf Minuten freiwillig von ihrer Seite gewichen. Meine Kolleginnen und ich konnten ihn nur mit Mühe und Not dazu bringen mal nen Kaffee zu trinken. Noch schwieriger war es ihn dazu zu kriegen was zu essen. Er hat viel mit ihnen gesprochen, ihnen was von AC/DC und Metallica vorgesummt, ihre Hand gehalten und ihnen versichert, dass alles gut wird,“ berichtete die Krankenschwester ihm, während sie seine Werte maß und diese auf der Kurve eintrug. Dean lächelte leicht, auch wenn er nicht wusste wie sie darauf kam, dass Sam sein Freund war. Schließlich hatte Sam doch diese Formulare unterschrieben und Dean wusste, dass nur Angehörige in die OP einwilligen dürfen. Aber im Grunde war das ja auch egal. Die Schwester hatte Recht. Sam war ja mehr oder weniger sein Freund, obwohl beide eigentlich seit ihrem letzten Kuss noch gar nicht die Zeit dazu hatten, zu definieren, was sie nun genau für einander waren, was sie einander bedeuteten und was sie für einander fühlten. Aber augenscheinlich empfand Sam das Selbe für Dean, dass er für Sam empfand und alleine diese Bestätigung durch einen dritten zu erfahren, erzeugte in Dean ein leicht benebelndes Glücksgefühl. Na ja, die Schmerzmittel trugen sicher auch ihren Teil dazu bei.

„Ihre Werte sind alle in Ordnung. Es ist zwar schon etwas spät, aber ich werde mal sehen ob ich irgendwo für sie und ihren Freund noch ein Frühstück auftreiben kann. Dr. Blake kommt dann in etwa einer Stunde zur Visite.“ Die Schwester hang das Klemmbrett mit Deans Werten wieder ans Fußende des Bettes.

„Und ich rate ihnen schnell wieder gesund zu werden. Wenn ihr Freund sich noch länger Sorgen um sie machen muss klappt er irgendwann noch zusammen.“

„Ich tu mein bestes,“ sagte Dean und lächelte. Sie lächelte ebenfalls und verließ dann das Zimmer wieder. Einige Minuten später kam Sam zurück.

„Pastor Jim kommt heute Nachmittag mit Jenny her. Er erwartet heute Mittag noch einen Anruf von Caleb. Er meldet sich täglich um 13 Uhr bei ihm um ihn und damit auch uns auf den neuesten Stand zu bringen und um sich zu erkundigen wie es dir geht.“ Sam ließ sich wieder auf dem Stuhl neben Deans Bett nieder.

„Sammy, ich möchte, dass du nachher mit Pastor Jim zurück fährst und dich ausruhst.“

„Aber Dean….“

„Kein aber, ich sehe doch wie erschöpft du bist. Ich will dass du bei Pastor Jim eine heiße Dusche nimmst, dich danach ins Bett legst und in einen langen hardcore R.E.M. Schlaf fällst.“

„Und was ist mit dir?“

„Sam, es geht mir gut und ich bin hier bestens versorgt. Aber ich mache mir Sorgen um dich. Ich will nicht, dass die dich auch noch hier behalten wegen eines akuten Schwächeanfalls.“

Sam wollte Dean nicht alleine lassen, aber er wollte auch nicht, dass er sich Sorgen um ihn machte, also nickte er nur. Dean dankte es ihm mit einem leichten Lächeln.

„Ach, Sam!“

„Ja?“

„Wegen Dad...“ begann Dean, doch Sam ließ ihn nicht ausreden.

„Du musst das aus meiner Perspektive sehen, ich konnte nicht riskieren, dass du stirbst. Nicht nachdem… Dean, ich…,“ begann Sam und sah sein Gegenüber mit einem warmen, liebevollen Blick an.

„Ich weiß Sammy. Ich dich auch.“ Dean griff nach Sams T-Shirt und zog ihn zu sich herab um ihn sachte zu küssen. Als Sam begann den Kuss sanft zu erwidern ließ Dean sein Shirt los und vergrub seine Hand in Sams dichtem Haar. Dean wusste, dass Sam zur gegebenen Zeit ein ausführlicheres Gespräch über ihre neu entdeckten Gefühle mit ihm führen wollen würde und Dean würde Sam zu liebe in diesen sauren Apfel beißen, denn Sam verdiente mehr als nur diese Satzfetzen. Zum Glück war Sam jedoch wohl auch der Meinung, dass dies weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort war um tiefschürfende Gespräche zuführen und schien mit der Situation im Moment ganz zufrieden zu sein. Sam gab ein wohliges Stöhnen von sich, als Dean den Kuss intensivierte. Beide genossen im Augenblick die Nähe des anderen und das Gefühl ihre weichen, warmen Lippen auf einander zu spüren. Schließlich löste Sam den Kuss, viel zu früh für Deans Geschmack. Dean zu küssen fühlte sich verdammt gut an, aber auch irgendwie komisch fand Sam. Nicht weil Dean ein Mann war bzw. sein Bruder, sondern weil er einfach nicht Jessica war. Dean war der erste den er wirklich richtig und mehrmals geküsst hatte seit Jessicas Tod. Warum dachte er jetzt eigentlich an Jessica? Er war doch gerade dabei eine Beziehung zu Dean einzugehen. Vielleicht war es gerade deswegen. Er hatte zu Dean gesagt es wäre Zeit Jessica los zulassen, dass versuchte er ja auch, aber war er wirklich schon bereit für eine neue feste Beziehung? Immerhin war Jessica noch nicht mal ein Jahr tot.

„So, ich habe tatsächlich noch Frühstück für sie zwei bekommen,“ sagte Emily und riss Sam somit aus den Gedanken. Die Schwester stellte zwei Tabletts auf das Tischchen neben Deans Bett. Dann schob sie den Tisch so hin, dass Dean bequem essen konnte.

„Was zur Hölle ist das?,“ fragte Dean und deutete angewidert auf die grau-braune Pampe auf seinem Teller.

„Haferbrei. Wegen ihrer Darmverletzung dürfen sie bis auf Weiteres noch keine feste Nahrung zu sich nehmen,“ erklärte Emily ihm. Neidisch sah Dean zu den Weißbrotscheiben und dem kleinen Töpfchen Marmelade auf Sams Teller herüber.

„Na super,“ maulte Dean.

„Heute Mittag bekommen sie Suppe,“ sagte Emily.

„Da freu ich mich jetzt schon drauf,“ sagte Dean mürrisch.

„Danke,“ sagte Sam zu Emily und sah sie an.

„Keine Ursache. Hey, Finger weg von dem Toast,“ sagte sie ermahnend zu Dean, der seine Hand nach einer Brotscheibe ausgestreckt hatte.

„Man, da hätte ich es ja im Knast besser. Da kriegen die Gefangenen wenigstens Wasser und Brot und nicht Tee und Fensterkitt.“ Langsam ging das Sprechen wieder besser.

„Ich kann ihnen gerne ein paar Gurte zum festschnallen aus der Geschlossenen Psychiatrischen Abteilung holen, dann kommt ein besseres Gefangenen Feeling auf,“ bot Emily mit einem Grinsen an und verließ dann das Zimmer. Damit hatte sie Dean erstmal die Sprache verschlagen.

„Komm iss was Dean. Ekeliger als das was du sonst in dich rein stopfst sieht das nun auch nicht aus,“ meinte Sam. Widerwillig schob er sich einen Löffel Haferbrei in den Mund.

„Und?,“ fragte Sam.

„Schmeckt wie aufgeweichte Zeitung. Iss deinen Toast.“

„Ich habe keinen Hunger.“

„Sammy, wenn ich jedes Mal wenn ich das von dir höre einen Dollar kriegen würde, säße ich jetzt wahrscheinlich mit nem dicken Bankkonto auf den Bahamas. Also iss jetzt.“

„Nur wenn du den Haferbrei auf isst.“

„Weißt du was? Lass den Toast liegen. Ich kann dich ja schließlich nicht zum Essen zwingen,“ meinte Dean und schob seinen Teller beiseite. Dann sah er zu Sam herüber.

„Sammy, wann hast du eigentlich das letzte Mal etwas gegessen weil du es wolltest und nicht weil es notwendig war?“

„Deine Pfannkuchen waren lecker,“ sagte Sam und ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.

Dean lächelte ebenfalls.

„Iss den Toast Sam.“

„Ist ja gut.“
 

Dean hatte schließlich widerwillig wenigstens den Tee getrunken während er Sam dabei zu sah wie er den Toast aß. Es klopfte an der Tür und Deans Ärztin kam herein.

„Sie sind aber früh dran. Die Schwester die eben hier war meinte, sie kämen erst in einer Stunde,“ sagte Dean.

„Guten Morgen. Wie ich höre klappt es mit dem Sprechen schon wieder besser. Ich dachte mir ich komme etwas eher zu ihnen, weil ich dann auch gleich bei ihnen einen Ultraschall machen kann. Wenn ich bis zur regulären Visite warte hat sich das Tragbare Ultraschallgerät schon ein anderer Arzt unter den Nagel gerissen und dann kann ich wahrscheinlich wieder bis Nachmittag warten bis ich die Untersuchung machen kann.“ Es klopfte an der Tür und eine Schwester reichte das kleine Ultraschallgerät herein.

„Danke schön Cynthia,“ sagte Dr. Blake.

„So Dean, ich darf sie doch Dean nennen, oder?“ Er nickte.

„Bringen sie ihr Kopfende mal wieder in die Waagerechte und machen sie dann ihren Oberkörper frei. Vielleicht kann Sam ihnen helfen den Kittel auszuziehen. Ich bin gleich wieder da. Cynthia hat das Ultraschall Gel vergessen.“ Sie verließ kurz den Raum.

Dean drückte einen Knopf auf der Fernbedienung des Bettes und lag kurz darauf wieder flach auf dem Rücken.

„Hast du gehört, du sollst mich ausziehen,“ sagte Dean mit einem leicht unkeuschen Grinsen. Sam rollte mit den Augen, beugte sich über ihn und öffnete die Schleife in Deans Nacken, die den Kittel daran hinderte herunter zu rutschen und streifte Dean den Kittel schließlich ab. Schon war Dr. Blake zurück. Zunächst zog sie vorsichtig die Pflaster von den Nähten ab.

„Das sieht sehr gut aus. Es hat nicht mehr nach geblutet. Zur Sicherheit werde ich aber nach der Ultraschaluntersuchung noch mal Pflaster drauf machen. Ende der Woche können wir wahrscheinlich schon die Fäden ziehen. Aber jetzt lassen sie uns mal sehen ob die Verletzungen im Inneren auch so gut heilen wie die Äußeren. Ziehen sie doch bitte ihre Decke noch ein Stückchen tiefer.“

„Wenn sie wollen, aber ich hab nichts drunter,“ sagte Dean.

„Soweit brauchen sie die Decke nun auch nicht runter zu ziehen,“ sagte Dr. Blake und lachte. Dean tat wie ihm geheißen.

„Ähm, ich werde mal Jim anrufen und ihn bitten dir ein paar Klamotten mitzubringen,“ sagte Sam und verließ das Zimmer. Man, er war doch tatsächlich ein klein wenig rosa angelaufen als Dean da einen Teil seiner Leistenregion freilegte. Unweigerlich waren ihm wieder die Bilder von Dean in der Badewanne in den Kopf gekommen und plötzlich war ihm irgendwie heiß geworden. Wenn er geblieben wäre hätte sich sicherlich mehr in ihm geregt als ihm lieb war und dass hätte Deans Grinsen sicherlich so breit werden lassen, dass es ihm aus dem Gesicht gesprungen wäre. Seltsam, Sams Körper schien sich in dem was er wollte sicherer zu sein, als Sams verquere Gefühlswelt. Nur war Sam Winchester niemand der sich primär und bedingungslos seinen körperlichen Bedürfnissen hingab so wie Dean. Es war vielleicht doch ganz gut, dass er diese Nacht mal wieder richtig schlafen konnte. Vielleicht würde ein wenig Abstand von Dean Sam wieder etwas klarer im Kopf werden lassen.

Paranoia

@ KC8: Ja, das wirft Sam wieder zurück. Tief in seinem Innern weiß er das er Dean liebt, aber jetzt hat er die Phase in der er sich fragt ob es richtig ist sich auf eine Beziehung mit Dean einzulassen. Kannst dich auf jede Menge Herzschmerz gefasst machen.

@Fine: Innerer Konflikt trifft es ziemlich gut. Ich bin ja heil froh, dass du es typisch für Sam findest. Hatte schon befürchtet das das viele Grübeln jetzt doch zu viel ist. Was das mit Jenny und Dean angeht wird es immer wieder mal hinweise geben während Phase 2 meiner ff. Aber Phase 2 konzentriert sich hauptsächlich auf die *hust* (sexuelle) Beziehung von Sam und Dean. Die Auflösung was es mit Jenny auf sich hat gibt’s erst in Phase drei. Muss zugeben, dass bei mir die Ideen dazu noch nicht ganz so weit ausgereift sind.

@Morathi: Ich glaube das mit dem Kissen hat Pastor Jim gar nicht so richtig mitgekriegt. Er kam ja erst später ins Zimmer. Was mit John los ist kommt in diesem Kapitel raus. Klar war das mit dem abschlussball kitschig, aber ich habe das ja auch eigentlich gleich ein wenig damit relativiert, dass Dean als er das hört fassungslos mit dem Kopf schüttelt. Aber ich hatte ja schon des Öfteren angedeutet, dass Dean mir langsam aus den Händen gleitet und ooc wird. Aber ich hoffe ich krieg das noch irgendwie ausgebremmst, aber so wie ich das im Moment überblicke wird Dean bestimmt noch einige male Dinge sagen, von denen man nicht erwartet, dass er so was je sagen wird und dafür entschuldige ich mich jetzt schon. Vielleicht kannst du mir ja in deinem nächsten Kommi schreiben in welchem Masse du kitsch/schmalz verträgst was die beiden angeht. Den rauen Charakter von Dean, hm der wird sicher auch noch wieder auftauchen, aber in nächster Zeit wird er eher noch weich bleiben. Wenn es dir nicht gefällt also meldung machen. Ich versuch das dann abzumildern und vorzuwarnen wenn es arg kitschig wird. Würde dich deswegen nur ungern als leser verlieren. Das Gespräch zwischen den beiden wird noch etwas auf sich warten müssen (etwa 3-5 Kapitel) und dann wird Dean übrigens wieder leicht kitschig. Sam brauch ne Zeit lang bis er seine Gedanken geordnet kriegt.

Zitat: Und welche Partien sind es genau?

Was meinst du damit?

Zitat: obwohl ich denke dass ER sie nie im Stich lassen wollte

Das habe ich jetzt nicht verstanden. Meinst du mit ER Gott?

@ RyouAngel:Die Träume sind hauptsächlich dazu da, euch und die beiden noch ein bisschen zappeln zu lassen, aber schluss endlich wird dieser Traum Sam dahin führen wo er hin gehört. Was mit John ist kommt ja jetzt. Auch wenn er aktiv erst wieder im nächsten Kapitel auftaucht.
 

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War Sam eben tatsächlich ein klein wenig rosa angelaufen, oder hatte Dean aus dieser Perspektive, flach auf dem Bett liegend, das falsch gedeutet? Sams zurückhaltende fast schüchterne Art machte Dean ganz kribbelig. Wenn Sam rot wurde machte ihn das in Deans Augen nur noch anbetungswürdiger als er ohne hin schon war.

„So, dass wird jetzt ein wenig kalt,“ warnte Dr. Blake und verteilte großzügig etwas von dem Ultraschall Gel auf seinem Bauch. Dann fuhr sie mit dem Ultraschallkopf Deans Bauch entlang. Mit dem was sie sah schien sie ganz zufrieden zu sein, denn als sie fertig wat lächelte sie ihn an.

„Und?,“ fragte er sie.

„Der Stand des Heilungsprozesses entspricht voll und ganz den Erwartungen. Sie sollten irgendwann heute mal aufstehen und versuchen ein Stückchen zu gehen. Sie sollten aber Sam oder eine Schwester bitten bei ihnen zu sein, nachdem sie so lange gelegen haben kann es sein, dass ihnen ihr Kreislauf üble Streiche spielt und sie noch ziemlich wackelig auf den Beinen sein werden.“

„Was ist mit dem Katheter?,“ wollte Dean wissen.

„Ich werde mir ein paar Handschuhe holen und ihn entfernen. Sie können dann wieder selber zur Toilette gehen.“
 

„Klar, ich werde ihm gleich ein paar seiner Sachen zusammen packen,“ sagte Jim.

„Danke. Was ist eigentlich mit den beiden Polizisten, die Dean noch mal befragen wollten wegen dem „Überfall“?,“ wollte Sam wissen.

„Mach dir darum keine Sorgen. Sargent Murphy hat die beiden von dem Fall abgezogen. Die Polizei wird euch nicht in die Quere kommen.“

„Danke Pastor Jim. Wie geht es Jenny?“

„Ausgezeichnet. Es ist fast so, als würde sie spüren, dass es Dean wieder besser geht. Sie freut sich bestimmt schon drauf, dass sie euch beide heute wiedersieht.“

„Kommen sie dann mit ihr direkt nach ihrem Mittagsschlaf?“

„Ja. So gegen drei schätze ich.“

„Gut, dann bis nachher.“ Sam beendete das Gespräch. Dann holte er sich einen Kaffee.
 

Zehn Minuten später betrat Sam wieder Deans Zimmer. Dean saß wieder aufrecht im Bett und schaltete durch die Kanäle.

„Das Fernsehprogramm ist immer noch nicht besser geworden,“ sagte er mürrisch und sah Sam an. Dieser setzte sich an seinen angestammten Platz neben Deans Bett.

„Jim wird dir ein paar Klamotten mitbringen,“ sagte er müde.

„Gut. Du Sam, ich muss sagen du hast mich hier in sehr fachkundige Hände gegeben. Ich bin den dämlichen Katheter los und Morgen darf ich sogar was zu essen kriegen wofür man Zähne braucht, hat Dr. Blake mir versprochen.“ Sam lächelte matt. Er freute sich, dass sich Deans Stimmung so schnell wieder gebessert hatte. Dean sah ihn weiterhin an. Er fühlte sich ein wenig schuldig. Je besser es ihm ging desto fertiger sah Sam aus. Die ganze Anspannung der letzten Tage schien von seinem jüngeren Bruder abzufallen und einer bleiernen Müdigkeit zu weichen. Und die ganze Anspannung kam nur daher weil Sam sich seinetwegen Sorgen gemacht hatte. Sam sollte sich verdammt noch mal keine Sorgen um ihn machen müssen. Schließlich war sich Sorgen machen Deans Aufgabe. Dean senkte das Kopfende des Bettes wieder ein wenig ab und rutschte umständlich ein Stück zur Seite. Dann klopfte er einladend mit seiner Hand auf das frei gewordene Stück Bett und sah auffordernd zu Sam hinüber.

„Dean, las gut sein. Es geht schon,“ sagte Sam und unterdrückte ein Gähnen.

„Sam, ich dulde keine Widerrede,“ sagte Dean in einem Tonfall der seine Aussage nur noch mehr verdeutlichte. Sam stand schließlich vom Stuhl auf, zog seine Schuhe aus und legte sich vorsichtig neben Dean, der seinen Arm um Sammy legte.

„Geht es so, oder soll ich noch ein Stück rutschen?,“ fragte Dean mit warmer Stimme während er Sam zärtlich über den Oberarm streichelte.

„Nein, es ist okay,“ sagte Sam, der sich auf einmal unglaublich wohl fühlte. Sam schloss die Augen. Er fand er hatte die Aufgabe der Starke zu sein und sich um Dean zu kümmern ganz gut gemeistert. Allerdings war diese Aufgabe scheiß anstrengend. Er fragte sich wie Dean das nur auf Dauer schaffte sich um ihn zu kümmern ohne auch nur den Hauch von Erschöpfung oder Anstrengung nach außen dringen zu lassen. Er spürte wie Deans Lippen sich sanft gegen seine Schläfen drückten und er ihm liebevoll über den Kopf strich und schließlich war Sam eingeschlafen. Dean hätte eine Schwester auch um ein Bett für Sam bitten können und so wie er die Schwestern hier einschätzte wären sie seiner Bitte auch sicher nachgekommen. Aber wenn Sam mitgekriegt hätte, dass wegen ihm so ein Aufstand gemacht wurde hätte Dean sicher mit noch mehr Gegenwehr rechnen müssen, als Sam ihm eben entgegen gebracht hatte.

Sammy brauchte dringend Schlaf und Sams Nähe war für Dean eh momentan die beste Medizin, also war dieses kleine Arrangement sicherlich die beste Lösung.
 

Gegen zwölf kam Schwester Emily ins Zimmer um Dean die Suppe zu bringen. Dean war irgendwann auch wieder eingeschlafen. Bei dem Anblick der beiden aneinander gekuschelten Männer legte sich ein breites Lächeln auf ihre Lippen. Mit dem Tablett verließ sie langsam und leise wieder das Zimmer. Wenn ihr Patient die Suppe später noch haben wollte konnte man sie immer noch aufwärmen. Die beiden schliefen weiter. Gegen zwei wurde Dean wach, weil er einen ziemlichen Druck auf der Blase verspürte. Er blickte zu Sam rüber und seufzte. Jetzt musste er Sammy wohl oder übel wecken. Denn er lag auf der Seite des Bettes von der aus man das Klo am schnellsten erreichen konnte. Dean hätte zwar versuchen können nach links aus dem Bett zu steigen, was wegen der Drainage sicher unangenehmer sein würde als sich zur rechten Seite aus dem Bett zu mühen, aber der Jüngere lag auf Deans Arm, so dass er wahrscheinlich so oder so wach werden würde. Sachte küsste er Sam auf die Wange und tippte ihm auf die Schulter. Langsam fing Sam an sich zu regen und öffnete die Augen.

„Dean, ist alles okay?,“ fragte er Dean besorgt und war auf ein Mal hell wach.

„Ja, mir geht’s gut Sammy ich muss nur dringend aufs Klo und da ich nicht weiß, ob ich es schaffen würde über dich drüber zu krabbeln wäre es nett, wenn du mich kurz raus lassen würdest,“ sagte Dean. Sam stand sofort auf und half Dean dabei aus dem Bett aufzustehen und dieser ließ sich tatsächlich dabei helfen.

„Aufs Klo schaffst du es allein?,“ fragte Sam ihn und sah Dean skeptisch an wie er auf wackeligen Beinen langsam Richtung Bad ging. Nach dem er die ersten Schritte gemacht hatte war er noch ein wenig blasser geworden als er eh schon war.

„Ja, Sam ich kann schon seit ich zwei oder drei bin alleine aufs Klo gehen,“ fauchte Dean.

„So hatte ich das doch gar nicht gemeint,“ wehrte sich Sam.

„Sammy ich bin kein Pflegefall,“ sagte Dean als ihm plötzlich schwindelig wurde.

„Dean,“ rief Sam und stützte seinen Bruder.

„Na ja, jeden Falls kein schwerer Pflegefall,“ verbesserte der Ältere seine vorherige Aussage. Er ließ sich von Sam bis zum Klo führen.

„Ich bin draußen, falls du mich für deinen Rückweg noch mal brauchen solltest,“ sagte Sam, verließ das Bad und schloss die Tür. Den Rückweg meisterte Dean dann schließlich doch alleine, ließ sich aber kaltschweißig aufs Bett sinken. Sein Kreislauf schein noch nicht wieder auf vollen Touren zu laufen. Dr. Blake hatte ihn ja gewarnt, das lange liegen und die Nachwirkung der lang Zeit Narkose zollten nun ihren Tribut.

„Geht’s wieder?,“ erkundigte sich Sam. Dean nickte. Er überlegte ob er sich wieder hinlegen oder doch besser so lange rumlaufen sollte bis das Schwindelgefühl beim gehen von alleine nachlassen würde. Schlussendlich entschied er sich für letzteres. Schließlich wollte er so schnell es ging wieder aus dem Krankenhaus raus. Also stand Dean wieder auf und ging langsam zum Fenster hinüber. Sam beobachtete jeden seiner Schritte. Dabei blieb er in Deans Reichweite, so dass er ihn stützen konnte falls es nötig sein sollte. Doch scheinbar ging es Dean wirklich besser, denn er schaffte es danach vom Fenster wieder Problemlos zurück zum Bett. Der Ältere hatte kurz einen Blick hinaus geworfen. Von dem Fenster aus konnte er den Krankenhauspark sehen. Vielleicht würde er es Morgen schaffen dort spazieren zu gehen. Heute fühlte er sich dafür noch nicht wieder fit und sicher genug auf den Beinen. Als er wieder im Bett lag sagte er zu Sam:

„Ich hab gespürt, dass du da warst.“

„Was?,“ fragte Sam ein wenig verwirrt.

„Als ich im Koma lag, da habe ich die ganze Zeit gespürt, dass du bei mir warst,“ sagte Dean und lächelte Sam an.

„Aber Alter, deine Darbietungen der Songs die du mir vorgesummt hast sind echt verbesserungswürdig,“ fügte der Ältere hinzu und lachte.

„Ich habe nicht vor ins Showgeschäft einzusteigen also wird es für dich gerade reichen.“

„Das ist jetzt nach der Clownschule das zweite Karrieretrittbrett das du ungenutzt lässt.“

„Idiot.“

„Mistkerl.“ Es klopfte an der Tür und dann kam Pastor Jim mit Jennys Kinderwagen in das Zimmer.

„Dean es tut gut dich wohl auf zu sehen,“ sagte der Geistliche und klopfte Dean freundschaftlich auf die Schulter. Währenddessen hob Sam seine Tochter aus dem Kinderwagen und gab ihr einen Kuss. Die Kleine hielt es aber nicht lange bei Sam aus. Kaum hatte er sich mit ihr auf dem Arm zu Deans Bett umgedreht, da streckte sie auch schon die Ärmchen nach dem Älteren aus und quiekte.

„Da möchte dich noch jemand sehen,“ sagte Sam zu Dean. Der Jüngere war ein wenig eifersüchtig. Er war Jennys Vater, aber seine Kleine schien aus irgendeinem Grund mehr an Dean zu hängen als an ihm. Aber irgendwie konnte er Jenny ja verstehen, schließlich hing er ja genau so an Dean wie sie. Zusehen wie Dean die Kleine freudig in seine Arme nahm und knuddelte, machte Sam glücklich.

„Wie ich sehe habt ihr nur einen Stuhl hier drin. Ich werde mal nach einem zweiten suchen,“ sagte Pastor Jim und ließ die kleine Familie kurz alleine.

„Ich hab dich so vermisst Kleines,“ sagte Dean zu Jenny und gab ihr einen dicken Schmatzer auf die Backe. Ihre kleinen Händchen streiften immer wieder sein Gesicht.

„Und sie dich erst,“ sagte Sam zu Dean. Sam setze sich an Deans Bettkante, streichelte seiner Tochter über den Kopf und küsste Dean auf die Wange.

„Ich hoffe doch du warst brav bei Pastor Jim,“ sagte Dean zu Jenny. Sam setzte sich wieder auf den Stuhl. Irgendwie war er hin und her gerissen. Auf der einen Seite genoss er es Dean auf diese neue, nicht brüderliche Art nahe zu sein auf der anderen Seite hatte gerade diese Nähe zu Dean wieder alte Erinnerungen und die Gefühle für Jessica hervorgerufen, was in ihm Zweifel geweckt hatte, ob es für ihn das Richtige wäre wenn er die nicht brüderliche Beziehung zu Dean vertiefen würde. Dean bekam ja nicht mal wirklich eine Beziehung mit jemanden in den Griff, der ihm nicht so nahe stand wie Sam, das hatte der Jüngere nur zu Gut während Deans Highschoolzeit beobachten können. Wie sollte dann eine Beziehung zwischen ihnen beiden funktionieren? Warum waren die Gedanken an Jessica eigentlich nicht aufgetaucht bevor er angefangen hatte nicht brüderliche Gefühle für Dean zu entwickeln? Wahrscheinlich, weil er nie im Traum daran gedacht hatte, dass Dean auch Gefühle für ihn haben könnte. Man, zwischenmenschliche Gefühle waren ja schon für Menschen mit „normalem“ Leben schwer genug, aber die Situation in die er oder viel mehr sie zwei da wieder reingeraten waren, war so kompliziert, dass wahrscheinlich nicht mal der kränkste Telenovela Autor sich an diesem Stoff versucht hätte. Die Tür ging auf und Jim kam mit einem Hocker herein.

„Ich glaube langsam hat er sie ganz gut im Griff,“ beantwortete Sam Deans Frage und strich Jenny über die Wange.

„Sie hat mich im Griff,“ sagte der Geistliche und lachte.

„Tja, Mädchen sind halt anstrengend,“ sagte Dean.

„Wenn sie bei dir ist sieht das aber anders aus,“ sagte Jim und beobachtete wie die Kleine sich an Dean schmiegte.

„Dean hat halt ein Händchen dafür. Mama Dean weiß wie man mit Jenny umgehen muss,“ sagte Sam und grinste.

„Ich gebe dir gleich Mama Dean! Hör bloß nicht auf das was dein Daddy sagt. Ich bin Dean und nicht Mama, komm ja nicht drauf mich Mama zu nennen, wenn du anfängst zu sprechen,“ sagte er mahnend zu Sam und dann zu Jenny. Die Kleine giggelte.

„Sie scheint das witzig zu finden,“ sagte Jim.

„Na toll. Nimmt mich hier eigentlich irgendjemand ernst?,“ sagte Dean gespielt beleidigt.

„Natürlich nehmen wir dich ernst. Bevor ich es vergesse,“ der Pastor stand von dem Hocker auf, ging zum Kinderwagen und holte aus dem Körbchen unter dem Kinderwagen eine Jutetüte hervor.

„Hier wie gewünscht ein paar Anziehsachen für dich,“ sagte der Geistliche und reichte Dean die Tüte.

„Willst du dich gleich jetzt anziehen?,“ fragte Sam.

„Das kann noch warten. Erzählt mir lieber was mit Dad ist. Haben Caleb und Bobby was herausgefunden?“ Sam und Jim sahen sich an. Schließlich stand Sam auf und Jim fing an zu erzählen. Während er sprach packte Sam die Jute Tüte in den Schrank und ging dann zum Fenster hinüber.

„Caleb hat das Motelzimmer eures Dads durchsucht. Er war wirklich hinter einem Geist her. Aber in dem alten Fabrikgelände gab es keine Spur von dem Geist, wie Sam mir erzählt hat und Caleb und Bobby haben dort auch keine Anzeichen für einen Geist gefunden. Es scheint so, als hätte euer Dad den Geist bereits erledigt bevor er mit der Kopfwunde bei mir aufgetaucht ist. John war also nicht von einem Geist besessen als er dich angegriffen hat.“

„Wenn es kein Geist war, womit haben wir es dann zu tun?,“ fragte Dean. Sam starrte gedankenverloren aus dem Fenster.

„Sam?,“ fragte sein Bruder noch einmal und legte soviel Kraft in seine Stimme wie möglich. Damit hatte er endlich die Aufmerksamkeit des jüngeren auf sich gezogen.

„Caleb meint es könnte ein Dämon sein. Einer, der in sein Opfer eindringt und sich der Paranoia bedient. Das heißt, dass er bei den Besessenen ängstliches oder aggressives Misstrauen gegenüber seinen Mitmenschen auslöst. In der Regel zielt diese Paranoia auf die Familie und Freunde des Besessenen ab. Diese verzerrte Wahrnehmung reicht bis zu der Überzeugung, seine Angehörigen hätten sich gegen einen verschworen. In diesem Wahn bringt der Dämon die von ihm besessene Person dazu, die ihm nahe stehenden Personen zu verletzen oder gar zu töten. Und du weißt ja wie krank Dämonen sind. Sie lieben es, ihre Opfer leiden zu sehen. Daher verlässt er irgendwann den Köper des Besessenen um ihn damit zu konfrontieren was er gemacht hat, was er den Menschen angetan hat, die ihm wichtig sind um in ihm so viele Schuldgefühle zu wecken, dass er ihn mühelos in den Selbstmord treiben kann,“ erklärte der Jüngere.

„Und da Selbstmord eine absolute Sünde ist, eine, für die man nicht mehr um Vergebung bitten kann, kann die Seele nicht die nächste Ebene erreichen. Somit fällt die Seele in die Hand des Dämons und somit in die Hölle,“ vervollständigte Pastor Jim Sams Ausführungen.

„Klasse. Da draußen rennt also ein verschissener Dämon im Dad-Kostüm durch die Gegend und überlegt sich wie er uns am besten umbringen kann. Das ist mal was neues,“ sagte Dean.

„Caleb und Bobby haben ihn immer noch nicht gefunden. Scheint so als wäre er unter getaucht,“ sagte Jim.

„Darin hat er ja mittlerweile Übung,“ sagte Sam ein wenig verächtlich.

„Sam,“ sagte Dean strafend. Er mochte es gar nicht wenn Sam so von ihrem Dad sprach.

„Was? Ich will ja nur sagen, dass er weiß was er tun muss um nicht gefunden zu werden.“

„Euer Dad steckt auf jeden Fall in Schwierigkeiten und es wäre besser wir finden ihn bevor er euch findet. Dieser Dämon steckt wahrscheinlich in John seit er bei mir aufgetaucht ist.“

„Dieser scheiß Dämon muss gewusst haben, dass sie uns benachrichtigen würden. Er hat quasi Dad als Köder verwendet um uns her zu locken,“ sagte Dean.

„Und die ganze Sache in dem Fabrikgebäude war ebenfalls eine Falle,“ sagte Sam.

„Ich denke nicht, dass der Dämon sich damit zufrieden geben wird mich nur in einen Krankenhausreifen Zustand versetzt zu haben,“ sagte Dean.

„Du hast recht Dean. Der Dämon wird es zu Ende bringen wollen,“ sagte Sam.

„Aber auf was wartet er?,“ fragte Pastor Jim Sam.

„Ich weiß es nicht. Ich weiß auch nicht warum er zu Fuß abgehauen ist,“ sagte Sam.

„Sein Auto ist nicht gerade unauffällig, besonders nicht in so einer Kleinstadt wie Blue Earth. Wäre er mit dem Wagen unterwegs hätten Caleb und Bobby längst gefunden,“ sagte Dean.

„Vielleicht sollten Caleb und Bobby sich mal an Orten umsehen an denen man Dad am wenigsten vermuten würde.“

„Du meinst wir sollten aufhören darüber nachzudenken was euer Dad tun würde und stattdessen überlegen was ein Dämon tun würde.“

„Ja. Nur wer weiß schon was in Dämonen vorgeht,“ meinte der Jüngere. Es klopfte an der Tür und eine Schwester kam herein.

„Ich wollte nur fragen, ob sie vielleicht ihre Suppe von heute Mittag haben wollen. Meine Kollegin hat sie ihnen zurück gestellt, weil sie heute Mittag geschlafen haben.“

Ein Gaumenschmauß würde es sicher nicht werden, aber Dean hatte Hunger.

„Ja, bringen sie mir die Suppe bitte,“ sagte er also an die Schwester gewandt. Diese nickte und verschwand dann wieder um die Suppe zu holen.

„Ich glaube ich hole mir einen Kaffee,“ sagte der Geistliche.

„Sam, du solltest mit gehen und dabei einen Umweg über die Toilette machen. Ich glaube deine Tochter braucht ne neue Windel,“ sagte Dean und streckte Jenny Sam entgegen. Und schon drang dem Jüngeren ebenfalls ein ungenehmer Geruch in die Nase.

„Man, wie kann eine so süße kleine Person wie du nur so einen großen Gestank verursachen,“ sagte Sam und nahm Jenny entgegen. Der Geistliche reichte Sam die Wickeltasche.

„Hoffentlich kriegst du nach dem kleinen Giftgasanschlag von Jenny noch deine Suppe runter,“ sagte Sam und stand vom Stuhl auf.

„Hör auf so viel zu reden und tu endlich was dagegen,“ sagte Dean.

„Bis gleich,“ sagte der Geistliche und verließ mit Sam und Jenny das Zimmer. Kurz darauf kam die Schwester mit der Suppe. Dean bat sie das Fenster weit aufzumachen.
 

Zehn Minuten später kamen Sam und Jim wieder ins Krankenzimmer und oh staune, Dean war angezogen. Dean sah Sams Blick.

„Bevor du fragst, ja ich habe mich alleine angezogen. Ich bin schon groß Sammy, weißt du.“

„Das sieht man. Du hast dein T-Shirt falsch rum an,“ sagte Sam und lachte. Dean griff nach dem Suppenlöffel und warf ihn nach Sam. Dieser konnte knapp ausweichen.

„Mistkerl.“

„Idiot.“ Sam hob den Löffel auf und beobachtete aus dem Augenwinkel wie Dean sich das T-Shirt über den Kopf zog und es umdrehte. Sah Dean bei dieser Bewegung eigentlich schon immer so sexy aus? Sams Blick schweifte über Deans muskulösen Oberkörper. Bevor der Teil seines Gehirns aktiv werden konnte, der für die Triebsteuerung zuständig war wand er den Kopf weg, während der Ältere sich das T-Shirt nun richtig herum anzog.

„Redet ihr vor der Kleinen eigentlich immer so?,“ fragte Jim.

„Das ist doch nur harmloses Geplänkel,“ sagte Dean. Sam legte den Löffel aufs Tablett.

„Na ja, aber wundert euch nicht wenn ihr erstes Wort Idiot ist,“ sagte Jim.

„Wenn sie es zu Dean sagt, ist sie das schlauste Kleinkind der Welt,“ neckte Sam Dean.

„Gib mir die Kleine, du hetzt sie nur gegen mich auf,“ sagte der Ältere und Sam legte seine Tochter in Deans Arme.

„Bobby hat übrigens eben angerufen, aber sie haben Dad immer noch nicht gefunden. Sie wissen langsam auch nicht mehr weiter, aber sie meinten es wäre möglich, dass er plötzlich bei Pastor Jim auftauchen könnte. Daher werden wir gleich fahren und das Haus gegen Dämonen absichern,“ sagte Sam.

„Gut, dann solltet ihr los.“

„Ich werde nur eben der Schwester meine Telefonnummer geben, damit sie mich erreichen kann, wenn es nötig ist,“ sagte Sam.

„Tu das, auch wenn ich nicht glaube, dass es nötig ist.“

„Sicher ist sicher,“ sagte Sam und machte sich auf den Weg zum Schwesternzimmer. Dean gab derweil der Kleinen einen Abschiedskuss auf die Wange und gab sie Jim, der sie in den Kinderwagen setzte.

„Sorgen sie dafür, dass sich Sam ein bisschen Schlaf gönnt. Geben sie ihm notfalls Baldrian,“ forderte Dean den Geistlichen auf.

„Keine Sorge. So wie Sam aussieht wird er wahrscheinlich eh sofort einschlafen sobald er flach liegt,“ entgegnete Jim.

„So, wir können. Die Schwester weiß bescheid,“ sagte Sam.

„Komm ja nicht eher wieder her bis du richtig ausgeschlafen bist,“ sagte Dean zu Sam.

„Und du komm nicht wieder auf die Idee dich selbst zu entlassen.“

„Bestimmt nicht. Jeden Falls nicht solange ich noch diese dämliche Drainage habe.“

„Bis Morgen Dean,“ sagte Jim und schob den Kinderwagen aus der Tür. Sam warf Dean noch einen letzten Blick zu und verließ dann ebenfalls das Zimmer. Dean seufzte. Zu gern hätte er Sam einen Abschiedskuss gegeben, aber ihm war klar, dass Sam das nicht zugelassen hätte, weil Pastor Jim im Raum war.

Tödliche Vision?

@Morathi: Herzlichen Glückstrumpf, dass du mal erste bist. Also ein Weichei wird er sicher nicht. Das weiche äußert er garantiert nur gegenüber Sam und Jenny. Was die Parteien angeht die um Jenny streiten, kann ich ja noch nichts verraten. Aber der Engel wird in einem späteren Kapitel auftauchen und ein bisschen was dazu erklären.

Das anstehende Gespräch auf das du ansprichst wird von Deans Seite aus wahrscheinlich auch wieder etwas kitschig. Aber das Dean bei mir etwas gesprächiger ist steht ja schon in der Kurzbeschreibung meiner ff. Was meinst du eigentlich damit, er soll Sam etwas Männlichkeit lassen?

Was John angeht, der ist noch besessen, ja. Und wird seinen Jungs in diesem kapitel auch noch mal gefährlich werden.

Und Sams Entscheidung für oder gegen Dean hängt ganz stark mit der Rolle zusammen die Jessica noch spielen wird bzw. die Situation die sie dadurch heraufbeschwört, dass Sam nun plötzlich wieder an sie denken muss. Dean wird unter Sams Unentschlossenheit noch eine ganze Weile zu leiden haben. Was Sams Libido angeht, so würde ich mal sagen, dass die momentan noch etwas schwankt. Sie tritt mal mehr mal weniger hervor, je nachdem wie stark Sams Verstand ihn im Griff hat.

Und vielen lieben dank für dein langes Kommi. Ich liebe lange Kommis

@Fine: Das ist quasi der Übergang zu Phase zwei. Phase 2 wird *Überraschung* ebenfalls wieder an einem festen Ort spielen. John taucht ja jetzt wieder auf. Wird aber vorerst das letzte Kapitel mit ihm sein. Die Unsicherheit wird Sam auch noch eine weile begleiten, aber dann kommt der Teil auf den du so scharf bist *grins*

@Noir10: Du musst dich doch nicht bei mir entschuldigen. Du kannst doch die Kapitel lesen wann es dir passt.

@ KC8: Die Szene mit Sam und Dean in dem Krankenbett gehört auch zu meinen Lieblingsszenen des Kapitels. Vielleicht sagen sies Jim und den anderen irgendwann, aber erstmal müssen sie ja richtig zusammen finden und das wird noch ein weilchen dauern.

@ RyouAngel: Für Jennys erstes Wort habe ich schon was anderes im Auge. Wenn dir Pastor Jim schon gefällt wirst du Bobby in diesem Kapitel bestimmt auch mögen. Und was Sam und Dean als Paar angeht werde ich denen schon noch ein paar Hindernisse in den weg räumen.

@ L_Angel: Kein Ding. War wohl irgendwie ein Missverständnis. *knuddel*
 

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„Dean hat deine Kleine ja richtig ins Herz geschlossen. Ich hatte eigentlich gedacht so liebevolle Worte und Gesten hätte er nur für seinen Wagen übrig,“ sagte Pastor Jim als sie das Krankenhaus verließen und über den Parkplatz zum Auto des Geistlichen liefen.

„Ich war auch sehr überrascht. Ich dachte eigentlich Dean hätte nichts für Kinder übrig und schon gar nicht für Babys. Aber er stellt sich richtig geschickt an, wenn er mit Jenny umgeht und er hat sie wirklich lieb gewonnen.“

„Wahrscheinlich kann er mit ihr so gut umgehen, weil er irgendwie innerlich selbst noch ein Kind ist. Als er neulich Abend bei mir das Sandwich verdrückt hat, hatte ich das Gefühl vor mir sitzt ein kleiner Junge der den ganzen Tag auf dem Spielplatz war und sich zu Hause hungrig auf das Essen stürzt.“

„Das Gefühl erlebe ich jeden Tag,“ sagte Sam und lachte. Jim öffnete den Wagen. Sam hob Jenny aus dem Kinderwagen und der Geistliche packte den Kinderwagen in den Kofferraum, während Sam die Kleine in den Kindersitz setzte.

„Wenn Dean sie mit seinen Argusaugen genau so bewacht wie dich früher als du klein warst, wirst du dir um deine Tochter nie Sorgen machen müssen,“ sagte Jim.

„Ja, in der Hinsicht kann ich Dean voll und ganz vertrauen,“ sagte Sam so leise, dass Pastor Jim ihn nicht hören konnte.

„Ich kann mich noch genau daran erinnern wie du damals als du drei oder vier warst, beim rumtoben gestolpert und dir das Kinn an der Ecke von meinem Glascouchtisch aufgeschlagen hast. Du hast den Teppich voll geblutet und ziemlich doll geweint. Dean hat dich natürlich sofort gehört, hat dir den Ärmel seines Pullis gegen das Kinn gedrückt und dich dann ins Bad geführt wo er dir dann dein Kinn verpflasterte. Ich kam da gerade von der Beichtstunde wieder und habe noch mitbekommen wie er dich getröstet hat, weil du immer noch geweint hast. Ich bin dann zu euch ins Bad gekommen und Dean hat mir erzählt was passiert ist. Ich hab ihn gebeten dir ein Taschentuch zu holen. Dean ging, aber kam nicht wieder. Plötzlich hörte ich ein klirren. Ich bin ins Wohnzimmer und da stand dein Bruder und hat den Glastisch zertrümmert. Als ich ihn gefragt habe, warum er das gemacht hat, da hat er mit ernster Miene gesagt: `Jetzt kann er Sammy nicht mehr weh tun´.“

„Da kann ich mich gar nicht mehr dran erinnern,“ sagte Sam. Der Geistliche war mittlerweile in den Wagen gestiegen und Sam hatte sich auf den Beifahrersitz gesetzt.

„Aber das mit dem Tisch ist selbst für Deans Verhältnisse verrückt,“ fügte Sam hinzu.

„Dein Bruder nimmt den Job auf dich aufzupassen wirklich sehr ernst und das schon seit klein auf und manchmal reagiert er schon etwas irrational, da muss ich dir recht geben,“ sagte Jim und startete den Motor.

„Haben sie ihn bestraft, weil er ihren Tisch kaputt gemacht hat?“

„Wie hätte ich das tun können? Er hat das von seinem Standpunkt aus doch eigentlich ganz vernünftig erklärt,“ sagte Pastor Jim und lachte. Er steuerte den Wagen zur Ausfahrt des Parkplatzes. Hinter einer Kirschlorbeer-Hecke stand eine Person und hatte das ganze beobachtet. Endlich waren sie weg. Jetzt musste er nur noch warten bis es dunkel war, dann würde er es zu Ende bringen. Den Verräter bestrafen.
 

Auf dem Weg zu Pastor Jims Haus hielten sie noch beim Supermarkt und besorgten Salz um später die Eingänge und Fenster damit abzusichern. Sie waren gerade fünf Minuten zu Hause als Caleb und Bobby vorbei kamen.

„Immer noch keine Spur von John?,“ fragte Jim die beiden älteren Jäger.

„Es ist schon fast gruselig. Seit er den Wald hinter dem Fabrikgelände verlassen hat, konnten wir keinen weitren Anhaltspunkt finden. Nicht mal den kleinsten Krümel Schwefel,“ sagte Bobby und ließ sich auf dem Sofa nieder auf dem Jenny saß und mit ihrer Stoffschildkröte spielte. Die Kleine freute sich offenbar den bärtigen Mann wieder zusehen, den sie krabbelte freudig auf ihn zu. Er lächelte und setzte sie auf seinen Schoss.

„Dann ist der Dämon sicher noch in ihm,“ sagte Jim. Sam kam in dem Moment aus der Küche, wo er die Hintertür und die Fenster mit Salz abgesichert hatte.

„Sam,“ sagte Caleb und zog Johns Sohn zur Begrüßung in eine kurze Umarmung. Auch Bobby blickte nun zu Sam hinüber. Auf das Gesicht des jüngeren Jägers legte sich ein leichtes Lächeln, als er seine Tochter auf Bobbys Schoss sitzen sah.

„Hey Bobby,“ begrüßte Sam ihn.

„Hallo Junge! Wie wir gehört haben geht es Dean schon besser.“

„Ja und ich befürchte, dass es ihn nicht mehr lange im Krankenhaus halten wird,“ sagte Sam.

„Sind die Krankenschwestern da so hässlich?,“ scherzte Caleb.

„Das kann man nicht sagen,“ meinte Pastor Jim mit neutralem Tonfall. Alle sahen ihn ein wenig entgeistert an.

„Ich laufe ja schließlich nicht blind durchs Leben,“ sagte der Geistliche.

„Wie weit seid ihr mit dem Sichern des Hauses?,“ fragte Caleb.

„Ich habe die Küche gemacht und Pastor Jim alles hier im Wohnzimmer,“ sagte Sam.

„Gut, wir sind nämlich gekommen um euch ein wenig zu helfen,“ sagte Caleb.

„Gut, dann gehe ich jetzt in den Keller,“ sagte Jim und machte sich bewaffnet mit einer Packung Salz auf den Weg.

„Weißt du was eine Dämonenfalle ist Sam?,“ fragte Caleb ihn.

„Ich habe davon gehört.“

„Gut, dann zeige ich dir wie man eine unauffällig anbringt und Bobby kann oben…“ Der Ältere Jäger sah zu Bobby hinüber. Sam folgte seinem Blick und musste ein lautes Lachen unterdrücken bei dem skurrilen Anblick der sich ihm bot. Bobby hielt Jennys Schildkröte in der Hand, summte irgendeine ihm unbekannte Melodie und führte dabei mit dem Stofftier tanzähnliche Bewegungen aus. Diese Puppenshow ließ Sams Tochter fröhlich vor sich hin giggeln.

„Das darf doch nicht wahr sein. Sag mal Bobby, wenn du damit fertig bist deinem neusten Flirt zu imponieren, könntest du dich dann vielleicht wieder aufs wesentliche konzentrieren?“

Beim Klang von Calebs fester, ernster Stimme fuhr Bobby hoch.

„Ich mach ja schon. Spiel du weiter Kleines,“ sagte Bobby und gab Jenny die Schildkröte zurück. Sams Tochter sah ihm mit großen Augen ein wenig unzufrieden hinterher. Bobby schnappte sich ein paar Packungen Salz und machte sich auf den Weg in den ersten Stock.

„Manchmal frag ich mich ob er noch alle Tassen im Schrank hat,“ sagte Caleb zu Sam und sah seinem Kollegen hinterher.

„Jennys Charme erliegt jeder irgendwann,“ meinte Sam und küsste seine Kleine auf den Kopf.
 

„Hier, behalt die Kreide. Wenn du und Dean wieder unterwegs seid, könnt ihr die vielleicht gebrauchen, wenn ihr es mit einem Dämon zu tun habt,“ sagte Caleb. Zusammen mit Sam hatte er Vorder- und Hintertür zusätzlich zum Salz mit einer Dämonenfalle abgesichert.

„Danke,“ sagte Sam. Caleb klappte das Buch zu aus dem sie die Anordnung von verschiedenen Symbolen rund um ein Pentagramm mit der Kreide abgezeichnet hatten. Die Zimmer Decke war weiß und somit war die Zeichnung nicht zu erkennen.

„Das Buch gehört Bobby, aber ich bin sicher er hat nichts dagegen wenn du es nimmst. Er hat noch genügend andere Bücher dieser Art.“ Caleb gab ihm auch das Buch.

„So, oben ist jetzt alles klar. Ich habe auch das Fenster auf dem Dachboden gesichert,“ sagte Bobby. Pastor Jim war schon vor einer Weile wieder aus dem Keller gekommen und machte in der Küche eine Kleinigkeit zu essen für alle.

„Ich glaube, du solltest sie ins Bett bringen,“ sagte Bobby zu Sam und deutete aufs Sofa auf dem Jenny, an ihr geliebtes Plüschtier gekuschelt, eingeschlafen war.

„Es ist gerade mal halb sechs. Das ist eigentlich viel zu früh für sie mit dem schlafen,“ meinte Sam und blickte auf seine Tochter herab. Pastor Jim kam mit einem Tablett mit Suppentellern aus der Küche und stellte es auf dem Couchtisch ab.

„Wie lange hat Jenny heute Mittag geschlafen?,“ fragte Sam den Geistlichen.

„Leider gar nicht. Sie war total aufgedreht, wahrscheinlich weil sie wusste, dass wir Dean besuchen würden.“

„Kein Wunder, dass sie jetzt schläft,“ sagte Bobby.

„Wann bist du Baby-Experte geworden?,“ fragte Caleb den anderen Jäger und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Bobby rollte mit den Augen und nahm sich einen der Suppenteller. Sam und Caleb bedienten sich nun ebenfalls.

„Hast du vergessen die Suppe aufzuwärmen?,“ fragte Caleb Jim.

„Das ist Gazpacho du Banause, eine kalte Gemüsesuppe. Die wird so gegessen,“ erklärte Bobby und antwortete somit für Jim.

„Das hält man doch im Kopf nicht aus,“ sagte Caleb.

„Da könnte übrigens ruhig noch ne Prise Pfeffer mehr dran,“ sagte Bobby völlig unbeeindruckt von dem Kopfschütteln seines Kollegen.

„Geisterjäger, Puppenspieler, Koch- welche andere Talente hast du noch im Petto?,“ fragte Sam und lachte.

„Mach dich nicht lustig über mich Junge. Irgendwas braucht man um in dem Job nicht durchzudrehen,“ erklärte Bobby. Sam senkte nachdenklich den Blick. Er schien zu verstehen, was der ältere Jäger meinte. Bobby war der einzige Jäger, den er kannte, der tatsächlich einen festen Wohnsitz hatte und neben dem Job wirklich so etwas Ähnliches wie ein normales Leben führte. Wahrscheinlich hatten er und Dean sich deswegen immer wohl geführt, wenn John sie mit zu Bobby nahm. Ein Leben wie Bobby es führte war eigentlich erstrebenswert. Wenn es Sam schon nicht gelang dem ganzen Wahnsinn mit dem ganzen übernatürlichen Kram zu entkommen, könnte er so Jenny wenigstens ein bisschen Normalität bieten. Das wäre vielleicht sogar für Dean schön, so zu leben. Da war er also wieder bei dem Thema das ihn nun schon seit Tagen beschäftigte. Dean. Noch war er im Krankenhaus und wohl nicht wirklich in der Stimmung um mit ihm über ihre neu entdeckten Gefühle zu sprechen. Trotzdem müsste sich der Jüngere eigentlich endlich mal Gedanken darüber machen wie es mit ihm und Dean weiter gehen sollte. Er wusste, dass sein Körper mehr als eindeutig auf Dean reagierte und es gefiel ihm sehr ihn zu küssen. Bevor er Dean das erste Mal geküsst hatte war er sich seiner Gefühle für den Älteren wesentlich sicherer als es jetzt der Fall war. Diese Träume die er in letzter Zeit hatte, hatten ihn verunsichert. Früher hatte er Träume ohne viel darüber nachzudenken at acta gelegt. Aber nach Jessicas Tod, den er voraus gesehen, aber diesen „Traum“ nicht ernst genommen hatte, hatte sich Sam geschworen jedem einzelnen seiner Träume auf den Grund zu gehen, selbst denen, die oberflächlich betrachtet nichts mit seinem Leben zu tun hatten, wie beispielsweise der, indem er von einem Donut auf zwei Beinen verfolgt wurde. Sam hatte tatsächlich fünf Minuten lang ernsthaft im Internet nach einem derartigen Monster recherchiert. Es stellte sich schließlich heraus, dass es bloß eine Reaktion auf die letzte Simpsons Halloween Folge gewesen war, die Dean sich am Vorabend im Fernsehen angesehen hatte, während Sam für einen neuen Job recherchierte. Sam wollte unter keinen Umständen, dass Dean möglicherweise etwas passierte, nur weil er einen Traum, der aus seinem Unterbewusstsein entsprungen war, nicht richtig ernst nahm oder fehl interpretierte. Sam musste also schleunigst herausfinden was der Traum zu bedeuten hatte. Nur wo sollte er in seinem prall gefüllten Terminkalender dafür noch platz finden? Ständig waren Menschen um ihn herum, die mit ihm sprachen, oder etwas von ihm wollten. Hier waren es Caleb, Jim, Bobby und Jenny und im Krankenhaus war es Dean, dessen Nähe es Sams Hirn nicht gerade leichter machte einen klaren Gedanken zu fassen.

„Sam?“ Der Jüngere schreckte aus seinen Gedanken, als er seinen Namen hörte und Bobbys Hand vor seinem Gesicht herumwedelte.

„Was?,“ sagte Sam.

„Pastor Jim hat gefragt, was er deiner Tochter zu essen machen soll. Jenny ist nämlich wieder aufgewacht. Mensch, wo warst du nur mit deinen Gedanken, Junge,“ sagte Bobby.

„Lass ihn doch für einen Moment seinen Gedanken hingeben. Er hatte in den letzten Tagen genug Stress,“ sagte der Geistliche.

„Ähm, sie haben sich jetzt schon so lange um Jenny gekümmert. Es wird Zeit, dass ich das wieder übernehme. Also werde ich mal in die Küche gehen und ihr was zu essen machen,“ sagte Sam, stand auf und verschwand in der Küche. In diesem Haus konnte er momentan ja nicht mal in Ruhe darüber nachdenken, dass er über seine Beziehung zu Dean nachdenken sollte.
 

Gegen sieben waren Caleb und Bobby in ihr Motel zurück gefahren. Bobby wollte in seinen Büchern noch den passenden Exorzismus für diesen Paranoia Dämon raussuchen. Sam war nach oben gegangen hatte die von Dean verordnete heiße Dusche genommen, hatte seine Tochter und sich dann Bettfertig gemacht und hatte sich dann in eins der Betten gelegt. Nur wenige Minuten später war er eingeschlafen, sogar schneller als Jenny.
 

Langsam, viel zu langsam war es dunkel geworden. Der Parkplatz vor dem Krankenhaus leerte sich zusehnst. Bald war es soweit, dass er seinen Plan in die Tat umsetzen konnte. Er musste ihn töten und danach seinen Bruder. Beide waren gegen ihn, das war ihm nun klar. Der Ältere hatte auf ihn geschossen und der Jüngere hatte ihn da liegen lassen um sich um den Älteren zu kümmern. Sie waren nicht auf seiner Seite. Der Jüngere hatte sich schon vor geraumer Zeit von ihm abgewandt und jetzt hatte er den Älteren auch noch gegen ihn aufgebracht. Er musste sie töten, nur so könnte er dem Dämon, der seine geliebte Frau getötet hatte, wieder auf die Spur kommen.
 

Bevor Pastor Jim ins Bett ging sah er noch mal nach Sam und Jenny. Beide schliefen.

„Ich hab doch gesagt, dass er schlafen wird,“ murmelte der Geistliche, schloss leise die Tür und ging dann in sein Zimmer. Bis gegen Mitternacht blieb alles ruhig, doch dann riss ein Markerschütternder Schrei seiner Tochter Sam aus dem Schlaf. Er war sofort auf den Beinen. Er konnte sich nicht erinnern sie jemals so laut schreien gehört zu haben. Er konnte nicht entziffern was genau für ein Schrei es war. War es Schmerz, Angst oder etwas anderes? Er hob die Kleine aus ihrem Bettchen. Augenblicklich durchfuhr Sam ein schrecklicher, stechender Kopfschmerz, als er Jenny berührte. Er torkelte rückwärts und fiel mit dem schreienden Kleinkind im Arm aufs Bett während vor seinem inneren Auge die Vision klare Gestallt annahm.
 

Dean lag in seinem Krankenzimmer und schlief. Die Tür ging auf und John betrat das Zimmer. Er trat hastig auf Deans Bett zu. Achtete nicht darauf ob er dabei leise war oder nicht. Dean lag ihm ja schutzlos ausgeliefert im Bett. Das Messer hatte John bereits im Anschlag. Er stand nun direkt an Deans Bett. John beugte sich über ihn, holte mit dem Messer aus. In diesem Moment riss Dean die Augen auf. Das Messer senkte sich auf ihn herab. Johns Blick war erbarmungslos. Dean hob abwehrend die Arme, versuchte John davon abzuhalten auf ihn einzustechen. Doch diese Gegenwehr hielt den dämonischen Kräften nicht lange stand. John stach zu. Das Messer traf auf Deans Handrücken, rutschte daran ab und bohrte sich regelrecht in Deans Brust. Dean schrie, jede Menge Blut floss aus der Wunde, doch John zog lediglich unbeeindruckt das Messer zurück nur um es sogleich wieder in Deans Leib zu versenken. Wieder und wieder stach er auf Dean ein. Dean hatte längst keine Kraft mehr ihn daran zu hindern. Deans Blut überströmte das Bett und tropfte an den Laken entlang auf den Boden. Deans Schreie waren immer leiser geworden. Seine Atemwege hatten sich mit Blut gefüllt und bei jedem verzweifelten Atemzug Deans, war nun ein kraftloses röcheln zu vernehmen. Blut kam aus Deans Mund während er verzweifelt im Todeskampf nach Luft rang und John stach wie im Rausch weiter auf ihn ein, wollte nicht eher aufhören bis Dean an seinem eigenen Blut erstickt war. Immer unregelmäßiger hob und senkte sich Deans Brustkorb bei seinen letzten aussichtslosen Versuchen Luft in seine Lunge zu pumpen. Er blickte nicht mehr länger in Johns kalte, hasserfüllte Augen sondern richtete seinen Blick zur Decke. Ein hilfloses Wimmern, gefolgt von einem fast stummen, flehentlich geflüsterten `Sammy` war das letzte was Dean von sich gab, ehe das Leben aus seinen Augen verschwand und sein Blick starr wurde. Alles was danach zu hören war, war ein geradezu geisteskrankes Lachen von John.
 

„Sam! Verdammt Sam, komm zu dir,“ schrie Pastor Jim. Er war von Jennys Geschrei wach geworden und nachdem sie nach einigen Minuten immer noch nicht aufgehört hatte, war er zu Sam ins Zimmer gekommen und hatte Johns Jüngsten halb auf dem Bett, halb auf dem Fußboden vorgefunden. In seinen Armen hielt er die nach wie vor wie am Spieß schreiende Jenny. Sam schien eine Art Anfall zu haben, schoss es dem Geistlichen durch den Kopf. Er packte Sam an den Schultern und versuchte ihn durch ein kräftiges Schütteln aus diesem Zustand zu reißen. Nur schleppend verschwamm die Vision vor seinem inneren Auge. Sam hörte jemanden seinen Namen schreien. Langsam nahm er die Wirklichkeit um sich wieder war. Sein Kopf schmerzte wie noch nie zuvor. Das eben war die stärkste und schlimmste Vision, die er je gehabt hatte. Sam fühlte sich, als hätte er direkt in dem Zimmer seines Bruders gestanden. Er konnte den widerlichen metallischen Geruch des Blutes förmlich riechen. Ihm war noch nie in seinem Leben so übel. Sam öffnete schwerfällig die Augen und erblickte Pastor Jim, der ihn besorgt und ein wenig verängstigt ansah. Sam ließ Jenny los.

„Sam, was ist mit dir?,“ fragte er ihn. Doch Sam konnte nichts sagen. Sein Magen rebellierte dermaßen, dass er es gerade noch schaffte sich aufzurichten ehe er sich stoßweise auf das Bett erbrach. Der Geistliche nahm Jenny auf den Arm der es ebenfalls nicht gut zu gehen schien, denn sie schrie noch immer.

„Dean,“ kam es vom Sam zwischen zwei Schwallen Erbrochenem.

„Was ist mit Dean?“ Doch Sam musste sich erneut übergeben, so dass er nicht antworten konnte. Jim schien sichtlich überfordert mit der Sache. Was sollte er tun? Versuche Jenny zu beruhigen oder dafür Sorgen, dass Sam nicht an seinem Mageninhalt erstickte? Schließlich entschied er sich für letzteres. Er legte Jenny in ihr Bettchen und half Sam ins Bad zu kommen. Dort übergab er sich noch einige Male in die Kloschüssel, doch das meiste war ihm bereits in seinem Zimmer hochgekommen.

„Hast du das öfter?,“ fragte der Geistliche und sah hilflos auf das Häufchen Elend vor ihm.

„Nicht so schlimm wie dieses Mal,“ sagte Sam schwer atmend. Jetzt spürte er auch gleich wieder seine Kopfschmerzen, so als würde sein Kopf jeden Augenblick explodieren. Doch er konnte sich jetzt nicht ausruhen. Dean war in akuter Lebensgefahr. Sam riss sich zusammen und stand langsam auf.

„Rufen sie Caleb und Bobby an. Sie sollen sofort ins Krankenhaus fahren. Dad ist dort. Er wird Dean töten, wenn wir es nicht verhindern können,“ sagte er hektisch zu Jim.

„Was? Aber woher…“

„Ich habe jetzt keine Zeit um Fragen zu beantworten. Dean ist in Lebensgefahr.“ Sam atmetet noch einmal tief durch, dann eilte er aus dem Bad, die Treppe runter, griff nach Pastor Jims Autoschlüsseln, die in einer Schale auf einer Kommode neben der Garderobe lagen und verschwand in die Nacht. Irritiert sah Jim ihm nach. Dann eilte er nach unten ins Wohnzimmer und verständigte Bobby und Caleb, die seinen Ausführungen zwar nicht wirklich folgen konnten, jedoch nicht daran zweifelten, dass Dean wirklich in Gefahr war und sich sofort auf den Weg machten. Nach dem Telefonat ging er hoch um nach Jenny zu sehen. Kurz nachdem Sam weg war, hatte sie aufgehört zu schreien. Er blickte auf Sams Tochter herab, die wie ein Stein schlief, so als wäre nie was gewesen. In Wahrheit war sie vor Erschöpfung eingeschlafen.
 

Voller Sorge um Dean raste Sam die Straßen der 3600 Einwohnergroßen Stadt entlang zum Krankenhaus. Hätte er doch bloß nicht so oft kotzen müssen. Hoffentlich hatte er dadurch nicht kostbare Zeit vergeudet. Endlich erreichte er das Krankenhaus. Er stellte den wagen nahe am Eingang ab und rannte zum Eingang. Vorher hatte er noch ein Fläschchen Weihwasser aus dem Handschuhfach geholt. Zum Glück hatte Pastor Jim immer welches dabei, denn er hatte keine Zeit jetzt auch noch zum Impala zu gehen und sich dort zu bewaffnen. Sam hoffte nur inständig, dass das Weihwasser ausreichen würde den Dämon solange in Schach zu halten bis Bobby und Caleb eintreffen würden.

„Gott, lass mich nicht zu spät kommen,“ murmelte er während er im Aufzug nach oben zur Station fuhr auf der Dean lag. Dort angekommen eilte er den Flur entlang. Es war still. Zu still. Als er am Schwesternzimmer vorbeikam, sah er die Nachtschwester am Boden liegen. Scheiße, ihr Dad war bereits hier. Er konnte jetzt nicht überprüfen, ob die Krankenschwester noch lebte. Er musste zu Deans Zimmer ehe es zu spät war.
 

Er hatte den ganzen Abend ferngesehen, auch wenn nicht wirklich etwas Interessantes lief. Na ja, einige Sendungen wären sicher was für ihn gewesen, aber ohne Sam hatte er irgendwie weniger Freude daran. Ohne Sam war alles irgendwie langweiliger, gewöhnlicher und uninteressanter. Irgendwann hatte er dann den Fernseher ausgeschaltet und versuchte zu schlafen. Dean hatte sich in den letzten Monaten so sehr an Sams Nähe gewöhnt, dass es ihm schwer fiel einzuschlafen, weil er seinen Kleinen nicht in unmittelbarer Nähe wusste. Schließlich war er doch eingeschlafen. Irgendwann war aufgewacht. Er hatte etwas gehört. Jemand war in sein Zimmer gekommen. Er konnte jemanden heftig atmen hören. Schritte kamen näher. War es die Nachtschwester, die ihm vorhin noch die Antithrombosespritze verabreicht hatte? Nein, deren Schritte waren nicht so schwer. Plötzlich war es still. Dean öffnete die Augen. Obwohl durch die geöffnete Tür nur wenig Licht ins Zimmer fiel erkannte Dean, dass sein Dad sich über ihn beugte. Er hatte ein Messer in der Hand, dass sich in diesem Moment auf ihn herab senkte. Dean riss seine Arme hoch. Er erwischte Johns Handgelenk und versuchte ihn davon ab zu halten das Messer in seinen Körper zu rammen. Im ersten Augenblick schien der älteste Winchester von der Gegenwehr überrascht zu sein, doch fast sofort erhöhte er den Druck gegen Deans Hand. Dean versuchte weiter sich gegen John zu wehren, doch er wusste, dass er aus dieser Position gegen ihn nicht lange etwas ausrichten würde können. Innerlich machte er sich bereits darauf gefasst seinem Schöpfer gegenüber zutreten als auf einmal Sam in das Zimmer gestürmt kam und John Weihwasser entgegen schleuderte. Als das Weihwasser Johns Körper berührte zuckte er vor Schmerz zusammen und wand sich abrupt von Dean ab.

„Du,“ sagte John wutentbrannt zu dem Störenfried.

„Ja, ich. Denkst du, ich lasse zu, dass du Dean noch mal auch nur ein Haar krümmst du Ausgeburt der Hölle?“

„Wie redest du denn mit deinem Vater?“

„Du bist nicht mein Vater,“ sagte Sam und bespritzte John wieder mit Weihwasser. Dieser schrie vor Schmerz laut auf und ließ das Messer fallen. Dann stürzte er sich auf Sam. Dieser musste seine gesamte Kraft aufbringen um zu verhindern von John umgerissen zu werden. Dabei ließ er das Weihwasser fallen. Dean hatte genug gesehen. Er kämpfte sich aus dem Bett auf, schnappte sich den Stuhl, auf dem Sam noch am Nachmittag gesessen hatte und schmetterte ihn gegen John, der soeben die Oberhand in dem Handgemenge mit Sam gewonnen hatte und drauf und dran war diesen zu erwürgen. John sackte zusammen und fiel mit dem Gesicht in die Pfütze aus Weihwasser die sich einige Meter neben Sam gebildet hatte. Einen kurzen Augenblick sahen sich die beiden an ehe sie aufeinander zu traten und sich gegenseitig in eine innige, zärtliche Umarmung schlossen. Dean streichelte Sam über den Rücken und der Jüngere hatte kurz seinen Kopf auf Deans Schulter gelegt und hauchte diesem einen zarten, flüchtigen Kuss in den Nacken. Beide waren einfach nur froh, dass dem anderen nichts passiert war. Dean löste sich von Sam.

„Alles in Ordnung?,“ fragten beide gleichzeitig den jeweils anderen.

„Mir ging es nie besser,“ sagte Dean und hielt sich den Bauch. Schnelle Bewegungen verursachten bei ihm immer noch Schmerzen. Besorgt musterte Sam den Älteren.

„Wirklich Sam, es geht mir gut. Dank dir.“ Dean sah ihn mit einem warmen, beruhigenden Blick an und Sam vergas fast in welcher Situation sie sich befanden. In Deans Augen konnte man sich nur zu leicht verlieren, besonders wenn er ihn so ansah wie jetzt.

„Dean, er hat die Nachtschwester niedergeschlagen,“ sagte Sam, als er seine Sinne wieder beisammen hatte.

„Dieser höllische Hurensohn,“ fluchte Dean.

„Sam, bring Dad hier raus. Nach der Gesichtsbehandlung mit dem Weihwasser, sollte der Dämon eine Weile außer Gefecht sein. Ich kümmere mich um die Krankenschwester.“

Sam nickte. Dean spähte in den Flur.

„Die Luft ist rein,“ sagte er dann zu Sam, der John unter den Achseln gepackt hatte und diesen nun hinter sich her schleifte. Dean begleitete ihn bis zum Schwesternzimmer. Der Ältere beugte sich über den reglosen Körper der Nachtschwester und tastete nach ihrem Puls.

„Lebt sie noch?,“ fragte Sam beunruhigt.

„Ja, ich fühle einen Puls. Sie ist nur bewusstlos,“ sagte Dean.

„Jetzt sieh zu, dass du mit Dad hier verschwindest,“ fügte er hinzu, während er den Körper der Schwester ein Stück hoch zog und gegen den Kühlschrank lehnte.

„Was wirst du ihr sagen?,“ fragte Sam.

„Da wird mir schon was einfallen.“

„Sam?,“ erklang hinter ihnen eine wohlbekannte Männerstimme. Der genannte drehte sich um. Bobby und Caleb waren eingetroffen.

„Was ist passiert?,“ wollte Caleb wissen.

„Keine Zeit für Fragen. Ihr müsst ihn hier weg schaffen ehe jemand auftaucht und dumme Fragen stellt,“ sagte Dean.

„Ist bei dir alles in Ordnung?,“ fragte Bobby Dean.

„Ja, es geht mir gut. Ich komme klar.“ Bobby nickte und half dann Caleb und Sam John Richtung Fahrstuhl zu schleppen. Dean sah ihnen hinterher. Auch er hatte so einige Fragen. Zum Beispiel: Wo kam Sam so plötzlich her? Doch das musste bis Morgen warten. Jetzt musste er zu sehen, dass er die Schwester wieder wach bekam.
 

„Es war verdammt knapp. Zum Glück bin ich rechtzeitig hier gewesen,“ sagte Sam zu Caleb. Bobby suchte derweil nach einem Rollstuhl, da es nur unnötig auffallen würde, wenn sie John quer durch die Eingangshalle des Krankenhauses schleifen würden.

„Woher wusstest du, dass John hier ist? Jim konnte uns das nicht erklären,“ sagte der ältere Jäger. Sam wusste, dass er nicht drum rum kommen würde ihnen die Wahrheit zu erzählen, aber er hatte Angst wie sie reagieren würden. Wären sie auch so verständnisvoll wie Dean? War Dean eigentlich wirklich verständnisvoll? Nein, musste Sam zugeben. Der Ältere hatte sich lediglich damit abgefunden, dass Sam auf unerklärliche Weise Visionen hatte und es bereitete Dean große Sorgen, dass er nicht wusste, was mit Sam los war. Das wusste der Jüngere. Trotzdem versuchte sich Dean diese Sorge nicht anmerken zu lassen und kümmerte sich führsorglich, ja geradezu liebevoll um Sam, wann immer dieser von einer Vision heimgesucht wurde. Sam verstand, dass Dean sich Sorgen machte. Er hatte ja selber Angst vor dieser Fähigkeit, von der er nicht wusste woher sie auf ein Mal gekommen war. Er atmete tief durch und versuchte sich die passenden Worte zu Recht zu legen.

„Das ist schwer zu erklären. Es ist so, manchmal sehe ich Dinge bevor sie passieren.“

„Du meinst Vorahnungen?,“ fragte Caleb und sah ihn fragend an.

„Mehr als das. Die Dinge die ich sehe treffen immer ein.“ Ehe Caleb noch weitere Fragen stellen konnte, kam Bobby mit einem Rollstuhl zu ihnen. Sie hievten John hinein und machten sich zum Ausgang. Auf ihrem Weg begegneten sie glücklicherweise niemandem. Auf dem Parkplatz angekommen zerrten sie John auf den Rücksitz von Calebs Wagen.

„Woher wusstest du das John Dean angreifen würde?,“ fragte nun auch Bobby.

„Der Junge kann in die Zukunft sehen,“ sagte Caleb in einem äußerst neutralen Tonfall. Seine Miene blieb dabei unergründlich.

„Echt? Kennst du die Lottozahl vom nächsten Wochenende?“

„Hört zu, das ist kein Scherz. Ich habe Visionen. Ich sehe Menschen sterben, aber ich kann das nicht kontrollieren. Ich weiß nicht woher diese Visionen kommen, aber das was ich sehe tritt immer ein,“ erklärte Sam im ernsten Tonfall und blickte zu den beiden Jägern. Bobby und Caleb tauschten undefinierbare Blicke aus.

„Das ist nicht normal,“ war alles, was Caleb schließlich raus brachte.

„Wie lange hast du diese Visionen schon?,“ wollte Bobby wissen.

„Sie fingen kurz vor Jessicas Tod an. Zu erst hielt ich sie noch für Alpträume und hab es nicht ernst genommen, vor allem weil sie anfangs nur auftraten wenn ich schlief. Aber nach ein paar Monaten bekam ich sie auch Tagsüber wenn ich wach war.“

„Wissen Dean und dein Dad davon?,“ fragte Bobby.

„Dean ja. Dad konnte ich es ja noch nicht sagen. Der Grund dafür liegt ja wohl auf der Hand.“

Caleb hatte sich Sams Erklärungen angehört. Er wusste nicht so Recht was er davon halten sollte, daher hatte er Bobby das fragen überlassen, den dass ganze eher zu faszinieren schein, als zu beunruhigen. Nun mischte er sich jedoch ein.

„Apropos John. Wir sollten ihn schleunigst zu Jim schaffen und zusehen, dass wir ihn von diesem Dämon befreien.“

„Du hast Recht. Wir sollten ihn in eine Dämonenfalle verfrachtet haben ehe er wieder zu such kommt,“ stimmte Bobby Caleb zu.

„Hast du den richtigen Exorzismus gefunden?,“ fragte Sam Bobby.

„Ja, allerdings ist er nicht ganz ohne Risiko für den Wirtskörper.“

„Das müssen wir riskieren. Dad würde lieber sterben, als als Hülle eines Dämons sein Dasein zu fristen,“ meinte Sam.

„Gut, lasst uns fahren,“ sagte Caleb. Er und Bobby stiegen in den Wagen. Bobby saß neben John auf dem Rücksitz um diesen im Auge behalten zu können. Sam fuhr ihnen in Pastor Jims Wagen hinterher.

Exorzismusvorbereitung

@Noir10: Yap, auch wenn es mit dieser Vision noch eine besondere Bewandtnis haben wird.

@Fine: Sam hat es halt nicht leicht, besonders weil die vision diesmal so viel heftiger war als sonst. Weshalb das so war, darüber wird sich sam in diesem Kapitel gedanken machen. Und John wird auf das ganze halt auf typische John Winchester art reagieren. Deine vorstellung kommt dem ganzen schon sehr nahe.

@Morathi: Was Sams Männlichkeit angeht brauchst du dir absolut keine Sorgen machen. Die von Dean ist da eher in Gefahr :-). Was John angeht, ich mag ihn zwar nicht, aber ich kann ihn auch nicht einfach so töten. Und bei Jenny vermutest du ganz richtig. Jessica selber wird nicht vorkommen, aber die rolle, die sie in sams leben inne hatte und sams erinnerungen an sie werden noch einige probleme für seine Beziehung mit Dean mit sich bringen. Sam zweifelt eigentlich nicht direkt an seinen Gefühlen für Dean, er weiß nur nicht ob eine Beziehung mit Dean wirklich klappen kann und ob er schon wieder bereit für eine beziehung ist. Und die szene mit dem Tisch gehört auch zu meinen lieblingsszenen in dem kapitel

@ RyouAngel: Sam wird in diesem Kapitel auch dämmern, dass Jenny was damit zu tun hatte

@ KC8: Was meinst du wie sehr sich Dean freuen wird, wenn er merkt dass er jetzt zwei von der sorte hat :-)

@kaliel: Hm, worauf läuft denn deine Geschichte hinaus? Jetzt hast du mich aber neugierig gemacht. Wäre echt ein riesen Zufall, wenn wir beide das gleiche Ziel hätten.

Das mit Jessica hat einen bestimmten zweck und ein paar Kapitel wird es noch dauern bis das was mit Sam und Dean wird.

Zitat: Und naja... du beschreibst da schon einige Dinge die mich langsam neugierig auf... Sam und Deans Beziehung (nennen wir es jetzt mal so) machen... hehe.
 

Was denn zum Beispiel?
 

@L_Angel: Lange wird es Dean nicht mehr im Krankenhaus aushalten. Das mit John wird schon schief gehen.
 

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Einige Minuten vergingen bis die Krankenschwester wieder zu sich kam. Dean reichte ihr sofort ein Glas Wasser.

„Was ist passiert?,“ fragte sie ihn.

„Können sie sich an nichts erinnern?“

„Doch, da war ein Mann. Ich habe ihn gefragt was er will und danach wurde alles schwarz.“

„Ich habe sie eben hier so gefunden, aber ich habe keinen Mann gesehen,“ sagte Dean.

„Was kann er nur gewollt haben?“

„Vielleicht haben die Sicherheitskameras ihn eingefangen,“ meinte Dean, der dadurch eigentlich nur heraus kriegen wollte ob es Sicherheitskameras gab.

„Wir haben leider nur welche auf der Säuglingsstation,“ sagte sie und versuchte aufzustehen. Dean half ihr hoch.

„Am besten sie gehen runter in die Notaufnahme,“ meinte Dean.

„Ich glaube es geht schon wieder. Wie kommt es, dass sie mich gefunden haben? Warum liegen sie nicht in ihrem Bett?“

„Ähm, ich konnte nicht schlafen und wollte sie um eine Schlaftablette bitte,“ log Dean.

„Ist ihre erste Nacht alleine hier, nicht wahr?“ Er nickte und plötzlich wurde ihm auch klar, warum der Dämon so lange gewartet hatte bis er wieder zugeschlagen hatte. Er wollte Sam aus dem Weg haben. Er hatte gewartet bis Dean die Nacht über alleine war. Das hätte ihm doch gleich in den Kopf kommen müssen, dann hätte diese arme Frau jetzt keine Taubenei große Beule an der Stirn.

„Ich kenne das. Wenn man erst mal dran gewöhnt ist seinen Partner ständig und vor allem in der Nacht um sich zu haben fällt es vielen Patienten schwer hier problemlos einzuschlafen. Noch dazu kommt die unbekannte und wenn ich ehrlich bin stellenweise nicht gerade einladende Umgebung. Ich könnte hier wahrscheinlich auch nicht einschlafen. Kommen sie, holen wir ihnen eine Tablette.“ Die Schwester machte ein paar tapsige Schritte und taumelte dann. Dean stützte sie.

„Ich glaube, ich sollte doch lieber runter in die Notaufnahme,“ meinte sie als sie wieder einen einigermaßen sicheren Stand hatte.

„Das denke ich auch,“ sagte Dean.

„Außerdem muss ich diesen Vorfall melden.“

„Der Polizei?,“ fragte Dean und versuchte sich den leichten Schrecken nicht anmerken zu lassen.

„Erst mal meinen Vorgesetzten. Die werden dann alles Weitere in die Wege leiten. Sein sie so gut und begleiten mich bis zum Aufzug? Sicher ist Sicher.“

„Ja klar.“ Super, jetzt würden die Bullen hier bald auftauchen. Darauf konnte er gut und gerne verzichten. Er brachte die Schwester bis zum Aufzug.

„Ich denke, die schicken gleich jemanden von unten hoch als meine Vertretung. Wenn sie bis dahin nicht von alleine eingeschlafen sind wird die Vertretung ihnen sicherlich eine Tablette geben,“ sagte die Nachtschwester und stieg dann in den Fahrstuhl. Dean ging zurück in sein Zimmer. Er wollte Sam anrufen und sich erkundigen wie der Stand der Dinge war. Schlafen würde er heute sowieso nicht mehr können. Als er sich aufs Bett setzte fiel ihm ein, dass er gar nicht wusste wo sein Handy eigentlich war. All seine persönlichen Sachen fehlten. Das Handy war weg, genau so wie sein Ring, seine Armbanduhr und seine Kette. Man hatte ihn ausgeraubt! ~So ein Blödsinn~ schalt Dean sich selbst. Die hatten ihm das Zeug sicher wegen der OP abgenommen. Nur wo waren die Sachen jetzt? Er würde morgen danach fragen, aber wie konnte er jetzt Sam erreichen? Selbst wenn er irgendwo ein Telefon auftreiben konnte, er hatte Sammys Nummer im Kurzwahlspeicher und keinen Plan wie die Telefonnummer lautete. So oft wie sie ihre Handys wechselten konnte man sich ja gerade mal seine eigene Nummer merken. Dean seufzte. Also konnte er nur hier sitzen und hoffen dass alles in Ordnung war mir ihrem Dad. Hm, wenn er sich anstrengte würde ihm Sams Nummer vielleicht wieder einfallen, oder wenigstens die von Jim, Bobby oder Caleb.

Als Sam sich hinter das Steuer von Pastor Jims Wagen gesetzt hatte, kehrten die Kopfschmerzen zurück. Der Adrenalinschub der Rettungsaktion war abgeklungen und das verhasste Pochen in seinem Schädel war wieder da. Außerdem war ihm wieder schlecht und hatte das Bedürfnis sich wieder mit der Kloschüssel zu vereinen. Er sagte sich immer wieder, dass er sich zusammen reißen musste. Wenigstens so lange bis er bei Pastor Jim war und nicht mehr Gefahr lief mit dem Wagen gegen eine Laterne oder einen Baum zu prallen. Zu den Nebenwirkungen der Vision gesellte sich auch noch der Schlafmangel der vergangenen Tage. Und bei Pastor Jim erwartete ihn nicht etwa ein weiches Bett, sondern der Exorzismus seines Vaters. Gott, sein Leben war so was von verkorkst. Andere Menschen in seinem Alter beendeten gerade ihr Studium und überlegten sich ob sie ihren festen Freunden bzw. Freundinnen einen Antrag machen und/oder ihren Eltern vorstellen sollten. Er dachte darüber nach wie er für seine plötzlich entdeckte Tochter ein einigermaßen normales Leben aufbauen konnte und ob er eine Beziehung mit seinem Ex-Bruder anfangen sollte oder ob das nach dem Tod seiner Freundin noch zu früh war und wenn er was mit Dean anfangen würde, würde sein Vater den Exorzismus überstehen, so dass Sam ihm davon erzählen konnte? Sollte er ihm überhaupt davon erzählen? Immerhin war es Deans Wunsch, dass John nichts davon erfuhr, dass Dean nicht sein Sohn war. Aber irgendwie hatte Sam den Wunsch mit irgendjemandem über seine Gefühle zu Dean zu reden, aber es gab niemanden, dem er sich anvertrauen konnte. Genau so wenig wie es jemanden gab mit dem er über den Verlust von Jessica hatte reden können. Gut, hier und da hatte er mal mit Dean drüber geredet, aber Dean war kein Typ mit dem man wirklich über Gefühle reden konnte. Sam wusste, dass Dean verstand was in ihm vorging, aber er wusste auch, dass der Ältere einfach nicht wusste was er Sam jetzt sagen sollte und meistens kam dann nur so was wie: `Sam, du darfst dir hin und wieder auch mal Spaß gönnen` was dem Jüngeren absolut nicht weiter half. Und was die Gefühle anging, die die beiden für einander seit neustem hegten, war Dean ihm auch keine große Hilfe. Sam seufzte. Das was er „beruflich“ machte war ja schon verrückt, aber seine momentane Gefühlswelt topte das noch um ein Vielfaches. Wie konnte er auch nur für einen winzigen Augenblick glauben, dass in seinem ohnehin schon verpfuschten Leben wenigstens sein Liebesleben einigermaßen problemfrei sein könnte. Am liebsten würde Sam mal eine Weile an gar nichts denken. Nachdenken verstärkten seine Kopfschmerzen nur noch. Sam atmete tief durch und bog in die Straße ein in der Pastor Jims Haus stand. In der Einfahrt parkten bereits Caleb und Bobby und die beiden waren dabei John vom Rücksitz zu zerren und ins Haus zu bringen. Sam hatte doch tatsächlich für zwei Minuten an nichts gedacht, doch jetzt ging es weiter. Wahrscheinlich würde er niemals zur Ruhe kommen. Er parkte hinter Calebs Wagen, stellte den Motor ab und stieg aus.
 

„Ist er zu sich gekommen?,“ fragte Sam Bobby.

„Nein, zum Glück nicht,“ antwortete der bärtige Jäger. Sam half den beiden John ins Haus zu tragen. Pastor Jim hatte bereits einen Teil der Dämonenfalle weg gemacht, so dass sie John ins Haus holen konnten. Sie setzten John kurz auf dem Sofa ab, während Caleb in der Mitte des Wohnzimmers schnell eine weitere Dämonenfalle auf den Boden zeichnete. Schließlich fesselten Bobby und Caleb John an einen Stuhl, der sich in der Mitte der Dämonfalle befand.

„Wie geht es jetzt weiter?,“ wollte Sam wissen.

„Wir werden ihn exorzieren,“ sagte Caleb.

„Aber das ist nicht so einfach. In einem alten Buch habe ich gelesen, dass diese `Paranoia-Dämonen` sich beim Exorzismus fest an dem Wirtskörper klammern und ihn von innen her zerreißen, quasi die Eingeweide zerfetzen.“

„Das war es also, was du vorhin meintest mit `Es ist nicht ganz ungefährlich für den Wirtskörper`,“ stellte Sam fest. Bobby nickte und sagte dann:

„Aber es gibt da einen Trank, der dieses festklammern verhindern soll und den Wirt vor dem schlimmsten bewahrt. Ich habe alle Zutaten dafür im Auto. Die Zubereitung dauerte etwa eine Stunde. Das Problem ist nur, ich habe das noch nie gemacht und ich weiß nicht ob es auch wirklich funktionieren wird.“

„Tu es Bobby. Es ist die einzige Möglichkeit,“ sagte Sam ohne mit der Wimper zu zucken.

„Okay,“ sagte Bobby und machte sich auf um die Sachen aus dem Auto zu holen.

„Es wird nur ziemlich schwer werden ihm das Zeug einzutrichtern,“ meinte Caleb.

„Angenehm wird es sicher nicht, aber dieser Dämon wird dafür bezahlen, was er Dean und Dad angetan hat und wenn ich ihm diesen Trank mit Gewalt einflössen muss,“ sagte Sam. Bobby kam mit einer Papiertüte zurück ins Haus.

„Wie geht es Jenny?,“ fragte Sam den Geistlichen, der bis jetzt noch kein Wort gesagt hatte.

„Sie schläft. Ich denke es geht ihr gut, aber vielleicht solltest du mal hoch und nach ihr sehen. Ich werde Bobby in der Küche helfen und Caleb bleibt hier und bewacht den Dämon.“ Damit waren alle einverstanden. Bobby folgte Jim in die Küche und Sam ging nach oben.
 

Sam betrat das Zimmer in dem Pastor Jim ihn, Jenny und eigentlich auch Dean einquartiert hatte. Vorher war er noch im Bad gewesen. Die Übelkeit war langsam abgeklungen, aber sein Kopf hämmerte immer noch, also hatte er sich eine Kopfschmertablette genehmigt. Der Anblick des Bettes, der sich ihm darbot, war so unglaublich einladend und er so unglaublich müde. Nein, jetzt konnte er nicht schlafen. Aber er hätte gerne die anderen den Job zu Ende machen lassen, doch das ging nicht, schließlich ging es um seinen Vater. Er beugte sich über Jennys Bettchen und war überrascht seine Tochter wach vorzufinden und das weit nach Mitternacht und einem immensen Weinkrampf.

„Hey süße, du schläfst ja gar nicht.“ Er streichelte ihr sanft über den Kopf und die Kleine schnappte sich sofort seine Finger und hielt sie fest. So lautes und lang anhaltendes Schreien wie vorhin war ganz und gar untypisch für Jenny. Sie konnte zwar manchmal ganz schön quengelig sein, aber an sich war sie ein ruhiges Kind und kein Schreibaby. Es war vorhin bei seiner Vision irgendwie merkwürdig gewesen. Nicht so wie sonst. Jenny hatte geschrien und er wollte sie beruhigen. Die Vision übermannte ihn genau in dem Moment wo er sie berührt hatte. Die Vision war auch wesentlich deutlicher und stärker als sonst gewesen. Ganz zu Schweigen davon, dass ihm nach Visionen zwar immer schlecht war, er sich aber tatsächlich noch nie hatte übergeben müssen. Irgendwie war es ihm vorgekommen, dass Jenny als eine Art Verstärker der Vision gewirkt hatte. Aber wie war das möglich? Sie war noch ein Baby. Sie konnte doch unmöglich ebenfalls Visionen haben. Allerdings war Sam lange genug im `Geschäft` um zu wissen, dass eigentlich nichts unmöglich war. Hatte er womöglich diese Fähigkeit an sie weiter vererbt? Und zeigte sich diese Fähigkeit bei ihr schon in so jungem Alter? Er hatte keinen Handfesten Beweis dafür, doch würde es einiges erklären. Für ihn als Erwachsener waren die Visionen schon schwer zu ertragen, wie schlimm muss es dann erst für eine so kleine Person sein? Die einzige Möglichkeit der Außenwelt zu verdeutlichen, dass sie litt und Schmerzen hatte, wäre wohl sich die Lunge aus dem Leib zu schreien. Kein Wunder, dass sie kaum zu beruhigen war. Hatte vielleicht gar nicht er die Vision von Dean gehabt, sondern Jenny? Hatte sie irgendwie diese Vision an ihn weiter geleitet, damit er bescheid wusste und was unternehmen konnte? Plötzlich fiel ihm ein, dass sie auch vor ein paar Tagen so laut geweint hatte, als John sie hielt. Hatte sie vielleicht auch gesehen, was in der Lagerhalle passiert war? Wenn er sie auf den Arm genommen hätte, hätte er dann den ersten Angriff verhindern können? Dean hatte sie jedoch auf den Arm genommen. Er hatte diese Fähigkeit nicht, also hatte sie Sam diese `Nachricht` nicht zukommen lassen können. Aber bei Dean hatte sie sich bald darauf beruhigt. Scheinbar schien seine bloße Präsenz die Heftigkeit der Visionen abzumildern. Auch Sam fühlte sich immer sofort etwas besser, wenn Dean sich nach den Visionen um ihn kümmerte. Sam hob seine Tochter aus dem Bettchen. Sie lächelte ihn an. So als ob sie wüsste, dass mit Dean jetzt alles in Ordnung war. Sam hielt sie eine Weile im Arm und küsste sie liebvoll auf die Stirn.

„Wenn du doch bloß schon reden könntest, dann könntest du mir vielleicht sagen, was mit dir los ist und ob an meiner Vermutung was dran ist.“ Er wünschte sich jedoch, er würde unrecht haben, denn diese Fähigkeit war etwas, was er ihr gerne ersparen würde. Wenn er aber doch Recht hatte, wäre es für Dean sicher der Overkill. Er sollte sich seiner Sache sicher sein bevor er Dean davon erzählte, schließlich wollte er ihn nicht unnötig beunruhigen. Dean machte sich ja schon Sorgen um ihn wegen dieser ominösen Fähigkeit. Wenn Jenny auch noch davon betroffen war würde Dean sicher noch ein Magengeschwür vom vielen Sorgenmachen bekommen. Sam seufzte. Dean verdiente es glücklich zu sein. Würde er mit Sam als Partner an seiner Seite glücklich sein können? Könnte er Dean glücklich machen? Er der Psycho Freak, wie Dean ihn manchmal nannte. Er wusste, dass Dean es nicht böse meinte sondern damit lediglich versuchte die Sache runter zu spielen, wenn die Beunruhigung über Sams Fähigkeit wieder mal in ihm ausbrach.

„Sam!“ Der Jüngste Winchester wurde von Caleb aus seinen Gedanken gerissen, die ihn mal wieder zu Dean geführt hatten. Er küsste seine Tochter und legte sie wieder zurück ins Bett.

„Versuch zu schlafen.“ Dann ging er wieder nach unten.
 

„Was ist Caleb?,“ fragte er den älteren Jäger.

„Ich wollte mal nachsehen wie weit Bobby mit diesem Trank ist. Bleib du hier und behalt deinen Dad im Auge.“

„Das ist nicht mein Dad,“ sagte Sam und sah John voller Verachtung an.

„Er wird es bald wieder sein,“ sagte Caleb und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„War er zwischenzeitlich bei Bewusstsein?,“ wollte Sam wissen. Caleb schüttelte den Kopf und ging dann in die Küche zu Bobby und Jim.
 

„Was stinkt hier so?,“ fragte er Bobby.

„Das ist der Trank,“ sagte Jim und deutete auf einen Topf aus dem Dampfschwaden aufstiegen und diesen widerlichen Gestank mit sich führte.

„Es ist wirklich großzügig von dir, dass du uns deine Küche für dieses abscheulich riechende Gebräu zur Verfügung stellst,“ sagte Caleb zu Jim.

„Sind das Fischaugen?,“ fragte Caleb Bobby, der gerade zwei glibberige, Augenähnliche Bällchen in den Topf warf.

„Hey, ich habe mir das `Rezept` nicht ausgedacht, also lass mich bloß in Frieden.“

„Ist Sam noch oben?,“ fragte Jim.

„Nein, ich habe ihn zum Aufpassen nach unten abkommandiert.“
 

Johns Körper hatte sich noch immer nicht gerührt. Sam konnte diesen Anblick nicht ertragen. John sah friedlich aus, aber Gott verdammt es steckte noch immer ein verfluchter Dämon in ihm. Sam kramte aus einer von Bobbys Taschen einen Flakon Weihwasser und schüttete es John ins Gesicht. Mit einem ächzenden Schmerzensschrei kam der Dämon zu sich.

„Ah, der Junge Winchester,“ sagte der Dämon, als er Sam erkannte. Sam sagte nichts.

„Du und dein Bruder, ihr habt mir die Tour vermasselt. Zwei Mal und anstatt euch zu entschuldigen und um Vergebung zu winseln, holst du deine Freunde und die haben mich an diesen Stuhl gefesselt, wie unhöflich“

„Fahr zur Hölle,“ war alles was Sam sagte.

„Oh nicht doch. Du kannst dir nicht vorstellen wie unglaublich langweilig es da unten ist. Die guten Jobs wie das Seelenquälen sind an höherrangige Dämonen vergeben und das einzige was jemandem wie mir bleibt, sind die Freuden des Außendienstes zu genießen und nicht einmal das ist mir richtig vergönnt gewesen diesmal.“

„Außendienst? Du meinst unschuldigen Menschen Scheiße in den Kopf zu pflanzen und das als Wahrheit zu verkaufen? Das macht dir Spaß?“

„Hey, mal langsam Bürschchen. Ich kann lediglich das verstärken, was schon da ist und dein Daddy war ganz schön angepisst, weil du die Familie im Stich gelassen und aufs College gegangen bist. Du hast ihn einfach sitzen lassen, mit deinem Bruder. Es war ein leichtes ihm einzureden, dass du ihn verraten hast und ja es hat ungemein Spaß gemacht ihn damit zu quälen.“

Wutendbrand schlug Sam ihm hart ins Gesicht.

„Reagier dich ruhig ab. Durch physische Gewalt kannst du mir keinen Schmerz zufügen. Du schadest damit nur deinem Dad. Weißt du eigentlich wie sehr es deinen Dad fertig gemacht hat sich Deans Gebettel anzuhören, er solle sich doch wieder mit dir vertragen? Aber du kennst ja deinen Dad. Er weiß welch Knöpfe er bei Dean drücken muss, damit er seine Klappe hält und schließlich hat er deinen Bruder zum Schweigen gebracht und trotzdem hatte er ständig Deans Bitte im Kopf und das hat deinen Dad dazu gebracht immer wieder mal nach Stanford zu fahren um heimlich nach dir zu sehen. Es hat mich schon etwas mehr Mühe gekostet, deinen Vater davon zu überzeugen, dass du Dean auf deine Seite gezogen und dich mit ihm gegen Daddy verschworen hast, aber ich liebe Herausforderungen,“ sagte der Dämon mit einem hämischen Grinsen im Gesicht.

„Und es war einfach ein geiles Gefühl deinen verwirrten Vater auf deinen Bruder einstechen zu lassen, schade, dass du dazwischen gekommen bist. Ich hatte mit Daddy und Dean noch so viele schöne Sachen vor. Meine Kinder hätten sich sicher über ein Mobile aus Deans Gedärmen gefreut. Außerdem hätte ich so gerne gesehen wie Dean euren Dad um sein erbärmliches Leben anbettelt.“

„Du mieses Drecksschwein. Ich bring dich um,“ schrie Sam und schlug wieder auf ihn ein. Caleb kam ins Zimmer und hielt Sam zurück.

„Sam, lass dich von ihm nicht provozieren. Bobby ist gleich soweit.“ Als er merkte, dass Sam sich langsam wieder beruhigte, ließ Caleb ihn los.

„Es wird mir eine Freude sein dich zurück in die Hölle zu schicken,“ sagte Sam kalt und verließ das Haus. Er stand in Pastor Jims Vorgarten und atmete tief durch. Plötzlich klingelte sein Handy. Unbekannter Anrufer? Sams Laune besserte sich schlagartig als er Deans Stimme hörte.
 

Dem Älteren war eingefallen, dass Sam der Schwester seine Nummer gegeben hatte, für den Fall, das was passieren sollte. Also war Dean noch mal ins Schwesternzimmer zurück gegangen, hatte schnell den Zettel mit Sams Nummer drauf neben dem Telefon im Schwesternzimmer gefunden, musste dann aber verschwinden weil zwei Schwestern auf das Zimmer zu kamen.

„Unglaublich was ihr zugestoßen ist. Was hat der Mann nur gewollt?,“ fragte die eine die andere Schwester. Dean blieb noch in der Nähe um zu lauschen und vielleicht an neue Informationen zu kommen.

„Darum sollen wir ja jetzt den Medikamentenschrank kontrollieren. Du hast ja gehört wie sie ihn beschrieben hat. Er soll ziemlich verwahrlost ausgesehen haben. Wahrscheinlich war das ein Drogenjunkie.“

„Und gleich kommt ein Polizeizeichner um ein Phantombild anzufertigen. Ich weiß nicht ob ich mich nach so einer Sache darauf konzentrieren könnte den Täter zu beschreiben. Ich wäre wahrscheinlich noch viel zu geschockt.“

~Hoffen wir bei eurer Kollegin ist es auch so~ dachte Dean. Zum Glück gingen die Schwestern gleich in den Raum in dem scheinbar die Schränke mit den Medikamenten standen. Dean schlich leise zurück ins Schwesternzimmer und schnappte sich das Telefon und verschwand damit in seinem Zimmer.
 

„Hey Sammy!“ Waren die ersten Worte die der Jüngere vernahm.

„Ist alles in Ordnung?,“ fragte Sam den Älteren.

„Wie man’s nimmt. Der Schwester scheint es soweit gut zugehen. Aber sie hat Dad gesehen und soll ihn einem Phantombildzeichner beschreiben. Zum Glück gibt es in diesem Krankenhaus nur Überwachungskammeras auf der Säuglingsstation.“

„Ein Phantombildzeichner? Heißt das die Polizei ist schon wieder da?“

„Scheint so, aber vermutlich unten in der Notaufnahme.“

„Na klasse, dann werden wir Dad also im Notfall hier behandeln müssen.“

„Ins Krankenhaus solltet ihr ihn jeden Falls nicht bringen. Wie geht es ihm? Habt ihr in exorziert?,“ wollte Dean wissen.

„Nein noch nicht. Bobby hat da ein etwas aufwändigeres Ritual entdeckt, dass ein wenig Vorbereitungszeit erfordert, aber wir kriegen das hin.“

„Alter, wo sind meine Sachen? Mein Handy und der Kram, meine ich. Weißt du wie schwer es war an ein Telfon zu kommen?“

„Oh, entschuldige Dean. Ich habe ganz vergessen sie dir zu geben. Ich habe deine Sachen hier bei mir. Ich bring sie dir Morgen.“

„Gut. Sammy?“

„Ja Dean?“

„Woher wusstest du, das Dad mich töten wollte?“ Dean konnte sich eigentlich denken, wie Sam es geschafft hatte ihn zu retten. Aber er wollte das verhasste Wort mit V nicht aussprechen. Sam hatte dadurch zwar schon einige Leute retten können, aber dafür hatte der Jüngere immer mit furchtbaren Kopfschmerzen zu kämpfen und Dean fühlte sich immer so hilflos, weil er ihm nicht helfen konnte.

„Ich hatte eine Vision und ich war noch nie so froh darüber diese Fähigkeit zu haben wie heute,“ sagte Sam und zerdrückte eine Träne als er wieder daran dachte, wie knapp es gewesen war. Wäre Sam nur ein paar Minuten später aufgetaucht, hätte er Dean verloren.

„Geht es dir einigermaßen?,“ fragte Dean besorgt.

„Mir ging es nie besser,“ sagte Sam und lächelte.

„Hey, das ist mein Spruch,“ scherzte Dean.

„Hast du etwa ein Patent darauf? Das würde ich dann gerne sehen.“

„Willst du mir jetzt etwa mit juristischen Fachausdrücken kommen?“

„Idiot.“

„Mistkerl.“

„Ach hier bist du Sam. Bobby hat das Gebräu fertig. Wir können anfangen.“

„Ich komme gleich Caleb.“ Der Ältere Jäger nickte und ging wieder ins Haus.

„Tja, die Arbeit ruft.“

„Sam, es ist mehr als ein normaler Job, es ist Dad.“

„Ich weiß.“

„Und versuch nicht gleich wieder dich mit ihm in die Wolle zu kriegen.“

„Es wird Zeit für dich zu Schlafen Dean,“ sagte Sam.

„Bis Morgen Sam,“ sagte Dean, der natürlich bemerkt hatte, dass das Thema Dad für Sam mal wieder unangenehm war. Die beiden legten auf. Sam ging ins Haus und Dean schmuggelte das Telefon wieder unbemerkt ins Schwesternzimmer.

Dämonenkotze

@Fine: Ich bin auch kein John fan. Der wird jetzt schön exorziert und dann verlässt er auf John Winchester Art auf unbekannte Zeit die Bühne. In Nächster Zeit ist bei Jenny aber wieder alles einigermaßen normal, damit Sam und Dean in Phase 2 meiner ff ein bischen Zeit für sich haben, wenn sie es denn endlich schaffen zusammen zu kommen…

Mein Schwerpunkt im Vater Sohn verhältnis wird mehr auf John/Sam liegen. Und hey, je länger die Kommentare desto besser

@kaliel: Schwierige Prozedur, aber nicht all zu viel Drama. Wie gesagt, ich mag John zwar nicht, aber wirklich was antun kann ich ihm auch nicht, dazu ist er mir zu egal um mir da auch noch die Mühe zu machen dramatische Stimmung aufzubauen. Sam ist bei mir eben etwas anders als in anderen ffs. Leider tendiere ich dazu stellenweise ins kitschige abzudriften.

@alle anderen: Danke für die Kommentare
 


 

Anmerkung: Ich habe leider keine Ahnung, was der Lateinische Text auf Deutsch übersetzt bedeutet, aber ohne geht ein Exorzismus halt nicht.
 

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„Was stinkt hier so?,“ fragte Sam als er wieder ins Haus kam.

„Ich habe vergessen dir zu sagen, dass es besser ist, wenn du dir eine Nasenklammer aufsetzen würdest,“ sagte Caleb.

„Das ist der Trank. Wenn er nicht wirkt könnt ihr euch gerne beschweren, aber ansonsten ist es besser ihr haltet die Klappe,“ sagte Bobby verärgert. Da machte er sich extra die Mühe und setze diese Brühe an und wurde es ihm gedankt? Nein, man wurde nur angepflaumt. Als könnte er was dafür, dass das Gebräu so widerlich roch.

Der Dämon saß immer noch gefesselt auf dem Stuhl, allerdings klebte nun auch noch Klebeband über seinem Mund. Sam sah überrascht in die Runde.

„Er wollte einfach nicht die Klappe halten,“ sagte Jim.

„Aber jetzt müssen wir es ihm wieder abreißen. Wir können ihm den Trank ja schlecht durch die Ohren einflössen,“ sagte Caleb.

„Wie viel von dem Zeug muss er denn schlucken?,“ fragte Sam.

„Da steht keine genaue Angabe drin, aber ich schätze mal je mehr er davon intus hat desto weniger Schaden droht deinem Dad,“ sagte Bobby.

„Also fangen wir an. Sam, versuch mal ihm gut zu zureden. Vielleicht kannst du ja zu John durchdringen,“ meinte Caleb. Bobby hatte bereits den Becher mit dem stinkenden Gebräu im Anschlag. In der Küche war noch jede Menge von dem Zeug auf Reserve. Caleb zog John das Klebeband vom Mund.

„Was stinkt hier so? Ist einer von euch in Scheiße getreten?,“ fragte der Dämon, der trotz seines drohenden Endes noch immer großkotzig war.

„Halts Maul,“ schrie Bobby ihn an. Langsam reichte es ihm.

„Dieses köstlich duftende Getränk geht aufs Haus,“ sagte der bärtige Jäger und drückte den Becher mit dem Trank gegen Johns Lippen. Bei diesem ersten Versuch landete so gut wie alles von der Flüssigkeit auf Johns Klamotten oder auf den Boden. Pastor Jim schien froh zu sein, dass das Laminat keine Wellen schlug.

„Okay, es war einen Versuch wert,“ sagte Bobby und ging in die Küche um Nachschub zu holen. Der Dämon schüttelte sich angewidert. Einige Tropfen des Tranks waren ihm trotz aller Gegenwehr in den Mund geflossen.

„So behandelt ihr also eure Gäste,“ sagte der Dämon.

„Nur die ganz besonderen,“ sagte Caleb. Bobby war zurück.

„Nächster Versuch,“ sagte er.

„Warte kurz, lass den Jungen mal mit ihm reden, nicht dass du hinterher die ganze Brühe nur auf Johns Klamotten und meinem Fußboden verteilt hast, wir in der Sache aber keinen Schritt weiter gekommen sind,“ sagte der Geistliche und nickte Sam zu. Johns Jüngster wusste ehrlich gesagt gar nicht was er sagen sollte. Er hatte noch nie versucht einem Besessenen ins Gewissen zu reden.

„Da bin ich jetzt aber gespannt. Falls ihr es noch nicht bemerkt habt, ich hab den guten Johnny voll und ganz unter Kontrolle. Außerdem bezweifle ich, dass nachdem du eure kleine kaputte Familie einfach schmählich im Stich gelassen hast, dein Vater überhaupt Interesse hat dir zu zuhören,“ geiferte der Dämon.

„Es reicht jetzt. Wo du schon den Mund auf hast können wir dir gleich noch einen leckeren Schluck hiervon anbieten,“ sagte Caleb und wies Bobby mit einem Kopfschlenker zu John an, diesem jetzt endlich den Trank einzutrichtern.

„Warte Bobby, gib mir einen Augenblick.“ Sam klebte dem Dämon wieder das Klebeband über den Mund.

„Na gut, versuch dein Glück Junge,“ sagte der bärtige Jäger und trat zurück. Sam räusperte sich kurz ehe er das Wort an John richtete.

„Dad, ich weiß das du mich hören kannst. Ich weiß auch, dass du mehr drauf hast als dieser Großmäulige Bastard und du ihm nur zu gerne selber in den Arsch treten würdest. Leider kannst du das in deiner momentanen Situation nicht, aber du kannst diesem Dämon gehörig die Tour vermasseln indem du ihm zeigst, dass er nicht so viel Macht über dich hat, wie er vielleicht glaubt, also reiß dich zusammen und hilf uns damit wir dir helfen können.“

Johns Kopf zuckte leicht nach unten.

„War das ein Nicken?,“ fragte Pastor Jim.

„Das hoffe ich. Ich habe nämlich keine Lust noch ne Portion von diesem Trank zu machen und mir noch mehr dumme Sprüche anzuhören,“ sagte Bobby.

„Versuchen wir es,“ meinte Caleb. Bobby trat wieder an John heran. Sam löste derweil das Klebeband wieder von Johns Mund. Diesmal würde Bobby es anders angehen. Er hielt John die Nase zu und zwang somit den Dämon den Mund zu öffnen. Scheinbar schien John all seine Kraft aufzuwenden um den Dämon so gut es ging zu unterdrücken und Bobby gelang es fast den gesamten Inhalt des Bechers in Johns Mund zu entleeren. Bei jedem Schluck zuckte Johns Körper unter Schmerzen zusammen.

„Ich hole noch was. Sicher ist sicher,“ meinte Bobby und war kaum in der Küche verschwunden, als ein Schwall von gelben Erbrochenem aus Johns Mund spritzte.

„Was ist das denn? Es riecht nach Schwefel,“ sagte Pastor Jim, der eine gehörige Ladung von dem gelbem Zeug abbekommen hatte. Caleb trat an ihn heran und wich geschickt einer weiteren Ladung Erbrochenem aus.

„Dämonenkotze, würde ich sagen,“ meinte der ältere Jäger.

„Das würde erklären wie die bei „Der Exorzist“ auf diese Kotzszene gekommen sind, nur das die in dem Film grün und nicht gelb war,“ meinte Sam und reichte dem geistlichen die Box mit den Kleenextüchern, die auf dem Couchtisch standen.

„Ist er okay?,“ fragte Bobby, der mit einem weiteren Becher des Gebräus aus der Küche kam.

„Ich denke schon. Das was da raus kommt sieht alles andere als nach menschlichem Gewebe aus,“ sagte Sam.

„Verfluchte Scheiße,“ presste der Dämon mit schmerzverzerrtem Gesicht heraus.

„Man ist das eklig. Ich hoffe nur das Zeug hilft wirklich,“ sagte Bobby und machte sich daran dem Dämon den Rest des Tranks einzuflößen.

„Also ich hab schon so einiges erlebt, aber so was noch nie,“ sagte Caleb immer noch gebannt von der nach Schwefel stinkenden Dämonenkotze. Der Trank schien bereits zu wirken, denn John den nächsten Becher in den Mund zu kippen fiel Bobby diesmal wesentlich leichter. Wieder spukte John etwas von diesem gelben Schleim aus.

„Scheint unseren Freund ganz schön zu beuteln, dieser Trank,“ sagte Caleb.

„Hast du noch was davon?,“ fragte Sam Bobby.

„Ein kleiner Rest ist noch da,“ antwortete er.

„Gut. Gib ihm das auch noch. Nur um auf Nummer sicher zu gehen,“ sagte Sam.

„Klar doch. Jim wäre sicher nicht begeistert, wenn ich den Rest in den Ausguss kippen würde,“ sagte Bobby mit einem kleinen selbstzufriedenen Grinsen im Gesicht. Es schien tatsächlich zu funktionieren. Während Bobby ein letztes Mal in der Küche verschwand zeigte Caleb Sam die Exorzismusformel, die Bobby entdeckt hatte.

„Gibt es da noch etwas bestimmtes zu beachten?,“ wollte Sam wissen.

„Nein. Wenn der Trank wirkt, sollte der Exorzismus kein Problem sein.“

„So, dass ist der Rest. Sobald er den geschluckt hat können wir ihm den Rest geben,“ sagte Bobby. Der letzte Becher war nur noch halb voll. Ihm die letzten Schlucke des Tranks zu verabreichen gestaltete sich wieder etwas schwieriger, weil Johns Körper nach den Speianfällen nur noch schlaff auf dem Stuhl hang.

„Ich hoffe, es geht ihm gut,“ sagte der Geistliche und sah besorgt zu Bobby herüber, der Johns Kopf stützte, der auf seine Brust gesackt war.

„Es muss ihm einfach einigermaßen gut gehen, wir können ihn nämlich nicht ins Krankenhaus bringen,“ sagte Sam. Jim sah ihn überrascht an, also erklärte Sam ihm schnell den Sachverhalt.

„Na Klasse,“ sagte Pastor Jim.

„Sag mal Bobby, atmet er noch?,“ fragte Caleb ihn.

„Ja, aber der Dämon scheint Johns Körper zusehnst zu schwächen, weil der Dämon selbst durch den Trank geschwächt ist. Wir sollten zusehen, dass wir ihn endlich austreiben, ehe er Johns Lebensenergie vollenst aufgebraucht hat,“ sagte Bobby.

„Also Sam, fang an,“ sagte Caleb. Der Jüngste im Raum nickte.

“In Scripturis sacris, Diablolus et daemones variis vocantur nominibus. Inter quae quaedam naturam navitatemque eorum quodammodo innuunt,“ begann Sam. Johns Kopf hob sich.

“Egal was du mir antust, es wird nichts daran ändern, dass dein Vater dir nicht traut und Dean weiterhin nur als Wekrzeug für seine Zwecke benutzt,“ sagte der Dämon mit einer grausam verzogenen Fratze zu Sam, der für einen Moment zögerte.

„Mach weiter,“ schrie Caleb während das Gebäude leicht anfing zu wackeln.

„Diabolus, qui Satanas, serpens antiquust et draco vocatur...

Hominum adversarius et homicida ab initio designatur, cum per peccatum hominem fecit

obnoxium morti,” lass Sam weiter.

“Du und dein Bruder, ihr bedeutet ihm nichts,” brachte der Dämon noch heraus.

„Fahr zur Hölle,“ sagte Sam und sah ihn voller Hass an.

„Cum autem noxia atque contraria actio Diaboli et daemonum afficiat personas, res, loca et appareat diverso modo, Ecclesia, semper conscia quod dies mali sunt, oravit et orat ut ab insidiis diaboli homines liberentur!,” beendete Sam das Ganze. Der Dämon warf unter lautem Aufschrei den Kopf in den Nacken, das Gebäude erzitterte stark und der Dämon verließ als schwarzer Rauch Johns Körper.

„Ist es vorbei?,“ fragte der Geistliche, als die Bilder an den Wänden aufhörten zu klappern.

„Ja,“ sagte Bobby. Caleb war bereits an Johns Seite und prüfte seine Vitalfunktionen.

„Er atmet und hat einen Puls,“ verkündete Caleb kurz darauf. Die anderen atmeten auf.

„Natürlich habe ich einen Puls,“ erklang nun heiser Johns Stimme und ein Husten folgte.

„Gott John, es tut gut dich wieder zu haben,“ sagte Bobby, der nun ebenfalls bei John war um Caleb zu helfen die Fesseln zu lösen.

„Bringt ihn am besten zur Couch rüber,“ sagte Jim zu Bobby und Caleb. Er würde John erst mal durchchecken. Er war in seiner Jugend Sanitäter beim Roten Kreuz gewesen. Natürlich könnte er bei schweren Verletzungen nicht wirklich was ausrichten, aber betete einfach mal dafür, dass John die ganze Prozedur einigermaßen glimpflich überstanden hatte. Sam stand starr da und beobachtet das ganze weitere Geschehen. Er spürte wie die Anspannung von ihm abfiel und sich eine bleiernen Müdigkeit über ihn legte. Genau so hatte er sich gefühlt nachdem Dean wieder aufgewacht war. Er sah zu wie Caleb und Bobby seinen sichtlich erschöpften Dad mit vereinten Kräften aufs Sofa verfrachteten. Jim schnipste auf einmal mit dem Finger vor seinen Augen.

„Steh hier nicht, mach dich nützlich. Hol mir den Erste Hilfe Kasten und etwas heißes Wasser aus der Küche,“ sagte der Geistliche zu Sam. Er nickte und verschwand um das Verlangte zu holen. Jim tastete John derweil nach Knochenbrüchen ab, während Caleb und Bobby ihn über die Ereignisse der letzten Tage in Kenntnis setzten. John sagte nichts. Sam kam zurück ins Wohnzimmer und stellte die Sachen auf den Couchtisch. Bobby legte ihm freundschaftlich eine Hand auf die Schulter.

„Dein Dad hat verdammtes Glück gehabt. Der Dämon war überraschend vorsichtig mit dem Körper deines Vaters. Wie es scheint sind die einzigen Verletzungen, die er hat eine starke Prellung an der Schulter und ein paar blaue Flecken am Rücken, sowie einige leichte Abschürfungen.“

Also nur die Prellung, da wo Dean ihn mit dem Steinsalz getroffen hatte und die blauen Flecken an den Stellen an denen Dean ihn mit dem Stuhl erwischt hatte, ging es Sam durch den Kopf. Er blickte zu Jim herüber, der John gerade den Rest des gelblichen Schleims aus dem Gesicht wischte. John hatte die Augen geschlossen. Die drei saßen noch eine Weile um John herum und beobachteten Jim dabei wie er dessen Verletzungen versorgte. Als Jim fertig machte er Caleb und Bobby klar, dass sie den Rest der Nacht oben im zweiten Gästezimmer, das eigentlich für John vorgesehen war verbringen sollten, anstatt noch zurück zum Motel zu fahren. Die beiden waren auch sofort einverstanden. Jim ging hoch um alles vorzubereiten. Bobby ging in die Küche um die Überreste seiner Trankzubereitung zu beseitigen. Caleb blieb bei Sam und John im Wohnzimmer. Sam hatte weiterhin die Augen auf seinen Vater gerichtet. Plötzlich sah John zu ihm auf. Die Augen seines Dads trafen Sams.

„Sam, es tut mir leid,“ brachte John mühsam hervor. Sam trat etwas näher an ihn heran.

„Ist schon gut. Ruh dich aus. Wir reden Morgen,“ sagte Sam schließlich. John schien noch etwas erwidern zu wollen, aber schien es sich im letzten Augenblick doch anders überlegt zu haben. Er nickte also nur und schloss wieder die Augen. Sam wollte hoch gehen und endlich etwas Schlaf finden. Caleb hielt ihn noch kurz zurück.

„Du weißt, dass das was der Dämon vorhin gesagt hat nicht wahr ist.“

„Klar, Dämonen lügen,“ sagte Sam nur mit leichtem Zweifel in der Stimme und ging dann die Treppe hoch in sein Zimmer. Jenny schlief zufrieden in ihrem Bettchen. Ohne sich auszuziehen ließ sich Sam auf sein Bett fallen und war wenige Sekunden später eingeschlafen.
 

„Guten Morgen noch Mal. Frühstück gibt es heute etwas früher, weil die Polizei gleich einmal rum geht und die Patienten wegen dem Vorfall in der letzten Nacht zu befragen,“ sagte Schwester Emily und stellte Dean sein Frühstück hin. Sie hatte bereits nach dem Wecken von dem Angriff auf die Nachtschwester berichtet und er hatte ihr gesagt, er wisse bescheid, weil er sie gefunden hatte.

„Wie geht es der Krankenschwester?,“ fragte Dean sie.

„Gut. Sie ist jetzt für ein paar Tage wegen einer leichten Gehirnerschütterung krank geschrieben.“

„Da bin ich ja beruhigt, dass ihr nichts Ernsteres fehlt. Was will die Polizei denn wissen?“

„Reine Routinefragen. Ob jemandem was aufgefallen ist und so was. Außerdem hat Schwester Sarah eine Beschreibung ihres Angreifers abgeliefert und die Polizisten werden ihnen wahrscheinlich ein Phantombild zeigen.“

„Verstehe.“ Dean hoffte noch immer, dass sie seinen Dad gestern Nacht nicht wirklich gut erkennen konnte.

„Guten Appetit,“ sagte Emily und freute sich an dem Lächeln, dass der Toast auf dem Teller auf Deans Gesicht zauberte.

„Danke,“ sagte Dean. Emily lächelte und verließ dann wieder das Zimmer um sich um die anderen Patienten zu kümmern. Dean genoss sein Frühstück. Zehn Minuten nachdem Emily das Tablett wieder abgeräumt hatte, kamen auch schon ein Polizist und eine Polizistin in sein Zimmer um sich mit ihm zu unterhalten.

„Sarah Carson hat zu Protokoll gegeben, dass sie es waren, der sie gestern Nacht im Schwesternzimmer auf dem Boden liegend gefunden hat. Können sie sich an etwas erinnern, was uns vielleicht weiterhelfen könnte den Kerl zu schnappen, der sie niedergeschlagen hat?,“ fragte die Polizistin freundlich.

„Ich konnte letzte Nacht nicht schlafen und bin aufgestanden um mir von der Nachtschwester eine Schlaftablette geben zu lassen und da habe ich sie im Schwesternzimmer liegen sehen. Ich half ihr auf und fragte sie was passiert sei. Sie erklärte mir, sie wäre von einem Mann niedergeschlagen worden. Ich sagte ihr, ich hätte keinen Mann gesehen und hab ihr dann geraten nach unten in die Notaufnahme zu gehen, was sie dann auch gemacht hat.“

„Sie sagen, sie haben gestern Nacht keinen Mann gesehen, aber vielleicht ist dieser Kerl ihn in den letzten Tagen mal aufgefallen,“ sagte der Polizist und zeigte Dean das Phantombild. Dean musste sich echt anstrengen sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen. Diese Schwester Sarah schien ein photographisches Gedächtnis zu haben und der Phantombildzeichner hätte auch Portraitmaler sein können, denn dieses Phantombild war genau so gut wie ein Photo. Dean erkannte deutlich das Gesicht seines Vaters.

„Nein, diesen Mann habe ich noch nie gesehen,“ sagte er schließlich zu dem Polizisten.

„Ist ihnen sonst irgendetwas ungewöhnliches bemerkt?,“ fragte die Polizistin.

„Ich kann ihnen leider nicht sonderlich weiterhelfen. Ich bin erst vorgestern Abend aus dem künstlichen Koma erwacht und habe seit dem kaum das Zimmer verlassen,“ erklärte Dean wahrheitsgemäß.

„Das ist schade, denn sie waren eigentlich unsere größte Hoffnung, da sie sie ja gefunden haben,“ der Polizist legte das Phantombild auf Deans Nachttisch.

„Wir lassen ihnen das Bild hier. Vielleicht hat ja jemand ihrer Angehörigen ihn schon mal gesehen,“ sagte die Polizistin.

„Ich werde es ihnen auf jeden fall zeigen,“ versprach Dean.

„Danke und gute Besserung,“ sagte der Polizist und verließ mit seiner Kollegin das Zimmer. Dean atmete tief durch. Er musste Sam anrufen und ihm sagen, dass er John auf keinen Fall herbringen durfte. Aber das musste warten bis die Polizisten wieder weg waren, denn er brauchte wieder das Telefon aus dem Schwesternzimmer. Emily würde es ihn sicher benutzen lassen. Es würde jedoch zu sehr auffallen, wenn er so kurz nach dem Besuch der Polizei zum Telefon greifen würde.
 

Gegen viertel vor elf wurde Sam von seinem Handy aus seinem noch immer tiefen, traumlosen Schlaf gerissen. Auch Jenny war davon wach geworden. Ein wenig verwirrt tastete er nach seinem Handy bis er es in seiner Hemdtasche fand.

„Ja?,“ fragte er schlaftrunken.

„Sorry Sam, habe ich dich geweckt?,“ erklang Deans Stimme am anderen Ende der Leitung. Langsam setzte sich Sam auf. Jenny quengelte lautstark in ihrem Bettchen.

„Ja hast du. Mich und die Kleine,“ antwortete Sam, stand auf um etwas gegen Jennys Gequengel zu unternehmen.

„Wie geht es Dad?,“ wollte Dean wissen.

„Überraschend gut. Alle Verletzungen, die er hat hast du ihm zugefügt,“ sagte Sam, nahm Jenny hoch und setzte sich mit ihr wieder aus Bett. Seine Tochter hörte auch kurz adrauf auf mit dem gejammer.

„Nichts Wildes. Nur ne Prellung und einige blaue Flecke,“ fügte der Jüngere hinzu.

„Gott sei dank und wie geht’s dir und Jenny?“

„Wir haben geschlafen, sind aber immer noch müde.“

„Hattest du wieder Kopfschmerzen nach der Vision?“

„Und was für welche, aber die sind zum Glück weg.“

„Gut. Hör mal, weswegen ich anrufe. Die Nachtschwester hat Dad ziemlich gut erkannt. Ich habe das Phantombild gesehen, wenn es kleiner wäre könnte Dad es als Passfoto benutzen.“

„Oh,“ war alles was daraufhin von Sam zu hören war.

„Es ist also das Beste, dass Dad hier nicht auftaucht,“ sagte Dean.

„Alles klar.“

„Alter, denk bloß dran mir mein Handy und die anderen Sachen mitzubringen. Ohne mein Zeug fühle ich mich irgendwie nackt. Ich würde dich ja auch noch um ne Waffe bitten, aber ich glaube, dass kommt hier nicht so gut an.“

Bei dem Wort `nackt` schoss Sam unweigerlich wieder das Bild von Dean in der Badewanne in den Kopf. Wenn er Dean gegenüber stehen würde, wäre er ganz sicher wieder rosa angelaufen, so aber zeichnete sich nur ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht ab, bei dem Gedanken an Deans mehr als nur ansehnlichen Körper.

„Sam, bist du noch dran?,“ fragte Dean, da sein Gesprächspartner nichts erwiderte.

„Ähm, ja klar bring ich dir deine Sachen mit.“

„Ist alles in Ordnung mit dir?“

„Ja, ich bin nur noch ein bisschen müde.“

„Dad geht s gut, mir geht’s gut. Wo ist das Problem? Leg dich einfach noch mal aufs Ohr. Ich habe gleich wieder Visite. Vielleicht krieg ich ja diese Drainage raus. Die zwickt unglaublich,“ meckerte Dean.

„So ein klein wenig hilfsbedürftig wie gestern, finde ich dich eigentlich ganz niedlich,“ rutschte es Sam heraus. Was hat er da eben bloß gesagt? Er hatte das Wort ´niedlich´ in Verbindung mit Dean gebraucht. Innerlich machte er sich bereits auf ein Donnerwetter gefasst, doch Dean schien das entweder irgendwie nicht zu stören oder er hatte es überhört.

„Gib es ruhig zu, dir hat es doch bloß gefallen mich anzutatschen,“ neckte Dean ihn. Diesmal wurde Sam trotz der räumlichen Entfernung rot.

„Ich wette, deine Gesichtsfarbe hat jetzt wenigstens den Ton eines rosa Marshmallow’s angenommen, habe ich recht?,“ sagte Dean der bei dem Gedanken an Sammys Gesicht schmunzeln musste. Sam wurde bei diesen Worten gleich noch einen Tick röter.

„Ähm, ich muss auflegen. Ich werde mal nach Dad sehen,“ sagte Sam und legte auf. Dean grinste, weil er genau wusste, dass er ins Schwarze getroffen hatte.
 

Sam ging mit Jenny ins Bad. Unten hörte er Bobbys, Johns und Calebs Stimmen. Sein Vater war also schon wach. Schnell wusch und wickelte er Jenny, machte bei sich selbst eine rasche Katzenwäsche, ehe er kurz zurück ins Zimmer ging um seine Tochter anzuziehen. Als er runter kam saß nur noch Caleb im Wohnzimmer.

„Na ihr zwei Langschläfer,“ begrüßte er Sam und seine Tochter.

„Morgen Caleb,“ sagte Sam.

„Dein Dad ist mit Bobby in der Küche und Pastor Jim bei der Morgenandacht. Ich werde jetzt mal kurz was erledigen, aber ich bin bald wieder zurück.“

„Okay,“ meinte Sam nur und steuerte mit Jenny die Küche an.

„Hey Sam,“ begrüßte Bobby ihn als er rein kam.

„Morgen Bobby. Wie geht’s dir Dad?,“ fragte er an John gewandt.

„Das wird schon,“ meinte John knapp.

„Kaffee?,“ fragte Bobby und reichte Sam eine Tasse.

„Danke.“ Sam nahm gleich einen Schluck. Bobby begrüßte derweil seine kleine Freundin auf Sams Arm. Einen Blick zu John, ließ in Bobby den Gedanken aufkommen, dass es wohl angebracht wäre Vater und Sohn einen Augenblick alleine zu lassen.

„Ich werde mal kurz meine Tasse aus dem Wohnzimmer holen,“ sagte Bobby und verließ dann die Küche. Zögerlich schloss John nun seinen Sohn in eine kurze Umarmung, die dieser ebenso zögerlich erwiderte. Zögerlich deswegen, weil es das erste Mal seit ihrem Streit damals war, dass sich die beiden wirklich gegenüber standen.

„Und das ist also deine Tochter,“ sagte John nachdem er Sam wieder losgelassen hatte.

„Bobby und Pastor Jim haben mir vorhin von ihr erzählt. Gratuliere,“ sprach er weiter.

„Ja, das ist Jenny,“ sagte Sam. Die Kleine sah John mit einer Mischung aus Misstrauen und Neugier an, aber sie weinte nicht als ihr Großvater ihr die Hand schüttelte. Ein weiterer Beweiß, dass John wieder wirklich John war.

„Die beiden haben Recht. Sie sieht dir unglaublich ähnlich.“

„Das sagt irgendwie jeder,“ meinte Sam.

„Wie geht es deinem Bruder?,“ fragte John und Sam erkannte in seinem Blick sowohl Besorgnis als auch ein wenig Schuld.

„Es geht ihm gut, die im Krankenhaus konnten ihn noch mal retten. Er hat mich gerade angerufen. Die Schwester die du niedergeschlagen hast, als du besessen warst hat dem Phantombildzeichner eine Astreine Beschreibung von dir geliefert, du kannst Dean also vorerst nicht besuchen, aber er wird sicher bald entlassen.“

„Gott sei Dank lebt er. Ich hatte befürchtet ich hätte…“ John stockte.

„Das warst nicht du. Was hast du mitbekommen von der Zeit in der du besessen warst?“

„Manches gar nicht, manches habe ich aber voll mitbekommen. Ich habe gesehen wie ich auf Dean eingestochen habe, aber ich konnte ihn nicht davon abhalten, so sehr ich es auch versucht habe. Zu dem Zeitpunkt war er einfach zu stark.“

„Was denkst du wieso er gerade dich in Besitz genommen hat?,“ wollte Sam wissen.

„Ich denke, er wurde damit beauftragt in mich zu fahren.“

„Von wem? Etwa von dem was Mum und Jessica getötet hat?“

„Höchstwahrscheinlich. Ich denke der Dämon, der eure Mutter und deine Freundin getötet hat den Paranoia Dämon sozusagen engagiert um mich von seiner Spur abzubringen. Ich war ihm schon ziemlich dicht auf den Versen.“

„Ein Ablenkungsmanöver?“

„Na ja, er hat sicher damit gerechnet, dass der Paranoia Dämon euch zwei und mich tötet.“

„Dean hätte es fast erwischt.“

„Zum Glück konntest du ihn rechtzeitig ins Krankenhaus bringen.“

„Und dank Bobby und Caleb, haben wir auch dein Problem lösen können.“

Für einen Augenblick schwiegen die beiden.

„Ich bin froh, dass du und Dean euch gut versteht und ihr euch umeinander kümmert. Es war nach dem Tod deiner Freundin sicher nicht einfach für dich. Du schlägst dich gut.“

Sam sah John überrascht an. Das war das größte Kompliment, dass ihm sein Dad je gemacht hatte. Sam wusste nicht was er sagen sollte.

„Entschuldigst du mich, es ist doch etwas frisch heute Morgen. Ich werde mir eben ein Hemd anziehen,“ sagte John und verließ die Küche. Er wusste, er hätte es Sam sagen sollen, aber er wollte sich nicht schon wieder mit ihm streiten.
 

„Hey Caleb, John ist oben,“ informierte Bobby ihn, als er wieder zurück war. Sam kam gerade aus der Küche.

„Sam, gehst du hoch? Dann sag deinem Dad sein Wagen ist aufgetankt. Er kann also jeder Zeit los fahren,“ sagte Caleb.

„Los fahren?,“ fragte Sam etwas verwirrt.

„Oh, er hat dir also noch nicht erzählt, dass er heute noch aufbrechen will,“ sagte Bobby.

„Nein, wie es aussieht bin ich wohl der letzte der davon erfährt,“ sagte Sam und ging aufgebracht nach oben.
 

„Das war’s also. Du haust wieder ab,“ sagte Sam. Er stand mit Jenny auf dem Arm in der Tür zu dem Gästezimmer in dem Pastor Jim John vor Tagen untergebracht hatte.

„Sag deinem Bruder es tut mir leid,“ sagte John und packte ein paar letzte Sachen ein.

„Es tut dir leid? Denkst du das ist es was Dean hören will? Er hat immer alles getan was du von ihm verlangt hast. Findest du nicht, dass er mehr verdient hat, als ein `Tut mir leid` ? Verdammt Dad, du solltest wenigstens hier bleiben bis er aus dem Krankenhaus kommt. Dean wird dich sicher sehen wollen.“

„Ich kann nicht bleiben Sam. Mit jeder Minute die ich hier verschwende erkaltet die Spur des Dämons und dann kann es Monate dauern bis ich sie wieder finde.“

„Dean wäre fast gestorben und das einzige an das du denken kannst ist diesen Dämon zu jagen,“ regte sich Sam auf.

„So ist das nicht Sam, das weißt du. Dean lebt, dass ist das wichtigste. Je schneller ich diesen Dämon wieder auf die Spur komme, desto schneller kann ich ihn erledigen und desto schneller seid ihr beiden nicht mehr in Gefahr. Dean wird es verstehen.“

„Ich denke Dean würde es mal gut tun wenn du ihm zeigst, dass wir dir wichtiger sind als dein Wunsch nach Rache, dass du dich ein Mal wie ein Vater verhältst, für ihn da bist und ihm zeigst, dass du stolz auf ihn bist,“ fuhr Sam ihn an.

„Bist du sicher, dass wir hier noch von deinem Bruder reden?“ John sah Sam durchdringend an, wie nur ein John Winchester es konnte. Nur ein Mal in seinem Leben hatte Sam diesem Blick stand gehalten und das hatte zur Folge gehabt, dass er sich mit John gebrochen hatte, die Familie verließ und aufs College gegangen war. Sam wandte den Blick ab. John sah zu seiner Enkelin herüber.

„Vielleicht werden wir ja doch noch irgendwann Freunde,“ sagte er zu der Kleinen und streichelte ihr über den Kopf. Jenny sah ihn mit großen Augen an und lächelte schließlich, wobei sich ein Sabberbläschen bildete, das mit einem leisen plopp zerplatzte. John lächelte, wurde aber sofort wieder ernst.

„Sam du hast jetzt selber Familie. Ich bin sicher, dass du irgendwann meine Beweggründe verstehen wirst. Ich bin kein perfekter Vater, aber eure Sicherheit steht bei mir immer an oberster Stelle. Und um diese Sicherheit zu gewährleisten muss ich manchmal Entscheidungen treffen, die dir vielleicht hart und gefühllos vorkommen, aber alles ist nur zu eurem besten.“ Er zog den Reisverschluss seiner Tasche zu.

„Beschütze deine Tochter und pass bitte gut auf Dean auf und vor allem seid bei allem was ihr macht besonders vorsichtig.“ John legte Sam beide Hände auf die Schultern.

„Hast du verstanden Sam?“ Sein jüngster Sohn blickte auf.

„Ja Sir,“ sagte Sam mit versteinerte Miene. Er konnte nachvollziehen warum ihr Dad sich so verhielt, aber er hieß es dennoch nicht gut. In seinen Augen hatte man immer eine Wahl und es gab mehr Möglichkeiten was John tun könnte. Er musste nicht einen auf einsamen Wolf machen. Dean und er waren schließlich keine schutzlosen, kleinen Kinder mehr. Aber mit John darüber zu diskutieren hatte einfach keinen Sinn. John Winchester war niemand, der sich so einfach von seiner Meinung abbringen ließ.

„Gut,“ sagte John. Er streichelte Jenny noch einmal über die Wange und ging dann. Sam konnte hören wie er sich unten schnell von Bobby, Caleb und Jim, der mittlerweile von der Morgenandacht zurück war, verabschiedete ehe er das Haus verließ und wieder für unbestimmte Zeit aus seinem und Deans Leben verschwand.

Gespräche

@Fine: Sam und John, das ist halt ne unendliche Geschichte ohne wirkliches Happy End. Und Sam und Dean? Eine Geschichte mit Happy End? Fortsetzung folgt…

@KC8: Mal sehen. Der Teil mit „Wir sagen es Dad“ ist bei mir noch nicht ganz ausgereift. Aber John hat jetzt fürs erste Sendepause.

@RyouAngel: Ich bin froh, dass ich John so hingekriegt habe, dass ihr sein verhalten als typisch bezeichnet. Mir ist einfach kein anderer Kapitelname eingefallen.

@ kaliel: Ich hatte echt panik, dass mir Johns Charakter nicht gelingen würde, bin aber froh, dass ich scheinbar doch ganz gut geschafft habe. Dean geht es schon besser und die umstände in denen er sich jetzt in diesem Kapitel befindet wird nur noch mehr dazu beitragen, dass er bald aus dem Krankenhaus raus will. Ich würde es John ja schon gerne wissen lassen, aber ich habe im Moment einfach noch keinen Plan wie er darauf reagieren würde.
 

So, hier jetzt das nächste Kapitel. Es passiert nicht wirklich was, aber ich hoffe es gefällt euch trotzdem und im nächsten Kapitel kommt Dean dann auch aus dem Krankenhaus raus.
 

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Etwas später saß Sam schweigend auf dem Bett und streichelte Jenny in Gedanken versunken durchs Haar.

Das wird sicher ein Heiden Spaß Dean zu sagen, dass Dad schon wieder weg war. Wieder ohne viele Worte und Erklärungen.

„Sam?“ Pastor Jim betrat das Zimmer. Der genannte schreckte hoch.

„Was?“

„Geht’s dir gut?“

„Ja, alles in Ordnung,“ log Sam.

„Hör zu Sam, ich kann mir vorstellen, dass du sauer bist, weil dein Vater so schnell wieder weg ist, also wenn du darüber reden möchtest…“

„Ähm, danke. Wenn mir nach reden ist werde ich sicher auf ihr Angebot zurück kommen.“ Sam war wirklich dankbar für das Angebot, aber Sam war der Meinung, dass es Dinge gab, die man seinem Pastor besser nicht erzählen sollte und dazu gehörten Themen wie die Wut auf seinen Vater und die Tatsache, dass er irgendwie in seinen Bruder verliebt war, der eigentlich gar nicht mehr sein Bruder war und er die Sache aber irgendwie nicht auf die Reihe bekam.

„Gut. Übrigens Bobby und Caleb fahren jetzt zu ihrem Motel.“

„Müssen sie auch schon wieder zum nächsten Job?“

„Caleb hat noch was zu erledigen, aber Bobby holt nur seine Sachen und bringt sie her. Er bleibt gerne noch ein paar Tage hier. Er hat übrigens angeboten auf Jenny aufzupassen während du im Krankenhaus bei Dean bist.“

„Das macht er sicher nicht uneigennützig,“ sagte Sam und lächelte. Bobby verhielt sich wesentlich väterlicher und großväterlicher als John.

„Ja, es ist nicht zu übersehen, dass er deine Kleine sehr gern hat. Überhaupt liegt ihm viel an euch Jungs.“

„Ja, Bobby ist echt in Ordnung,“ meinte Sam.

„Soll ich dich und Jenny gleich mitnehmen? Ich fahre zu einem Elternpaar um mit ihnen die Taufe ihres Kindes zu besprechen, da komme ich am Krankenhaus vorbei und könnte euch absetzen,“ bot der Geistliche an.

„Danke, ich komm dann gleich runter. Ich mach die Kleine nur noch ausgehfertig.“

„Gut, ich warte dann unten.“ Jim klopfte ihm dann auf die Schulter und ging runter.
 

Zehn Minuten später saßen sie in Pastor Jims Wagen und fuhren Richtung Krankenhaus. Das Wetter war sonnig. Es war ein schöner Tag. Sam sagte nichts, sah nur aus dem Fenster. Vielleicht würde er es heute hinkriegen mit Dean über das zu Reden was da zwischen ihnen war. Schließlich würden sie für ne Zeit alleine sein, da Pastor Jim erst nach seinem Termin bei den jungen Eltern zu Dean ins Krankenhaus kommen würde.

„Sag mal Sam, ist deine Tochter eigentlich getauft?,“ brach Jim das Schweigen im Auto.

Sam sah ihn überrascht an.

„Das weiß ich nicht. Aber ich denke bei all dem was Jennys Großmutter in der Zeit rund um Jennys Geburt und danach durchmachen musste, stand ihr sicher nicht der Sinn nach einer Tauffeier,“ meinte Sam.

„Verstehe und hast du vor sie taufen zu lassen?“

„Darüber habe ich mir bis jetzt noch gar keine Gedanken gemacht,“ gab der Jüngere zu.

„Dann denk mal drüber nach. Wenn du dich dafür entscheidest weißt du ja an wen du dich wenden kannst.“

Super, als hätte er nicht schon genug anderes im Kopf und Dinge mit Klärungsbedarf zu überdenken. Na ja, immerhin war die Frage nach einer Taufe etwas was er höchst wahrscheinlich schneller entscheiden konnte. Dean und er waren getauft, das wusste Sam. Er konnte sich noch gut erinnern wie Pastor Jim Dean fast aus dem Kommunionsunterricht geschmissen hätte, weil er einem Mädchen unter den Rock geguckt hatte. Sam wusste nicht warum Jenny nicht getauft werden sollte.

„So, da sind wir schon,“ sagte Pastor Jim schließlich und hielt vor dem Krankenhaus.

„Danke, dass sie uns mitgenommen haben,“ sagte Sam während er Jenny samt Kindersitz aus dem Wagen holte.

„Fährst du also nachher mit Deans Wagen zurück?“

„Ja, ich denke es ist besser, wenn der Impala bei ihnen steht als dass er hier nachts einsam und alleine auf dem Parkplatz steht.“

„In Ordnung. Ich komme nach dem Termin dann auch noch mal vorbei,“ sagte der Geistliche und fuhr dann weiter zur nächsten Station. Sam verfrachtete den Kindersitz wieder auf den Rücksitz des Impalas, nahm dann Jenny auf den Arm und machte sich auf den Weg Dean zu besuchen und ihm die frohe Nachricht zu verkünden, dass John wieder zur Dämonenjagd aufgebrochen war.
 

Als er Deans Zimmer betrat war er überrascht noch jemanden in dem Zimmer vorzufinden.

„Hey, du hast ja Gesellschaft,“ sagte Sam zu Dean und deutete auf das zweite Bett im Zimmer in dem ein etwa 60 jähriger Mann schlief. Er gab Dean Jenny auf den Arm.

„Ja, das Leben ohne Privatversicherung kann ganz schön nerven. Hey Kleines.“ Er drückte Jenny einen Kuss gegen die Schläfe.

„Sam, ich muss hier raus. Ich spüre förmlich wie der Tod über diesem Zimmer kreist.“

„Was hat der Mann denn?“

„Sie haben ihn kurz nach der Visite auf das Zimmer hier verlegt. Da war er noch wach. Du weißt ja wie ältere Menschen sind, die reden gerne über ihre Krankheiten. Auch Mr. Applebaum hier war sehr gesprächig ehe ihn die Schmerzmittel lahm gelegt haben. Die haben dem armen Mann letztes Jahr den halben Darm entfernt und seit dem muss er in einen Beutel scheißen, aber der Krebs ist wieder gekommen und um eine lange Geschichte kurz zu halten, die Metastasen sind dabei den ganzen Körper zu besiedeln und die haben ihm gestern noch einen Stück des Darms entfernt und nachher wollen die noch Biopsien machen.“

„Warum liegt er dann hier und nicht auf der Onkologie oder der Palliativstation?“

„Die Onkologie ist voll und ne Palliativstation haben sie hier nicht. Ich weiß, es hört sich vielleicht hart an, aber ich will nicht mit jemandem in einem Zimmer liegen über dem bereits die Geier kreisen, das macht mich fertig. Ich fühl mich einfach unwohl.“

„Die paar Tage wirst du auch noch überstehen. Haben sie dir die Drainage entfernt?“

„Nein. Dr. Blake meinte, sie will sich das heute Abend noch mal ansehen, weil sie meint es könnte noch was nach fließen, wenn ich mehr bewege und das werde ich auf jeden Fall tun. Mr. Applebaums Familie kommt nämlich heute Nachmittag. Das will ich mir nun wirklich nicht antun,“ erklärte Dean.

„Okay, dann gehen wir nachher runter in den Krankenhauspark. Was kriegst du denn heute zum Mittagessen?,“ fragte Sam um das Thema John zu vermeiden.

„Hackbraten,“ sagte Dean. Im Nebenbett begann sich Mr. Applebaum langsam zu regen.

„Denkst du wir sollten eine Schwester holen?,“ fragte Sam den Älteren.

„Nicht nötig,“ kam es leise vom Nebenbett.

„Setz dich doch,“ meinte Dean nun zu Sam. Der Jüngere setzte sich auf den Stuhl, mit dem Dean in der letzten Nacht ihren Vater niedergestreckt hatte.

„Wie spät ist es?,“ fragte Mr. Applebaum.

„Zehn vor zwölf,“ antwortete Sam ihm.

„Oh, dann kommen sie mich ja gleich holen,“ murmelte der alte Mann. Sam und Dean sahen sich an und schienen zu überlegen worüber sie in Anwesenheit des Mannes reden sollten.

„Ähm, Pastor Jim hat mich vorhin gefragt, ob ich vorhätte Jenny taufen zu lassen,“ fand Sam schließlich ein Thema, dass ihm unverfänglich erschien.

„Taufen?,“ fragte Dean und sah Sam mit einem Blick an, den dieser nicht zu deuten vermochte.

„Ja, taufen. Du weißt doch, Kirche, Wasser über den Kopf, Vater, Sohn und heiliger Geist.“

Ein leises Lachen kam von Mr. Applebaum.

„Ich weiß was eine Taufe ist,“ sagte Dean mürrisch und rollte mit den Augen.

„Warum hast du dann so komisch gefragt?“

„Ich wollte eigentlich nur sicher gehen, dass ich dich richtig verstanden habe.“ Es klopfte und zwei Schwestern kamen rein um Mr. Applebaum zu seiner Biopsie zu bringen.

„Und weshalb erzählst du mir das mit der Taufe?“

„Ich wollte wissen was du dazu meinst.“

„Soll das ein Witz sein? In Glaubensfragen bist du bei mir an der falschen Adresse. Ich habe mit dem Thema Gott schon vor langer Zeit abgeschlossen. Ich glaube nur an das was ich sehen kann,“ sagte Dean ernst. Sam wusste nicht genau warum Dean nicht an Gott glaubte, aber er konnte es sich vorstellen. Wenn man seinen Alltag damit bestritt gegen das Böse zu kämpfen ohne dabei die Rückendeckung einer höheren Macht zu spüren, war es schwer zu glauben, dass es überhaupt eine gab. Sam hatte nach Jessicas Tod den Glauben auch fast aufgegeben. Er glaubte zwar nicht, dass Gott sie für das was sie taten jemals belohnen würde, aber er glaubte, dass er sie vor schlimmeren bewahren würde. Sein Gebet für Dean hatte ja scheinbar geholfen.

„Das sollte eigentlich keine Diskussion über Glaube oder Unglaube werden Dean.“

„Sammy, wenn du willst, dass Jenny getauft wird, dann lass sie taufen. Ich weiß zwar nicht in wie weit das ihr Leben später vielleicht bereichern wird, aber schaden tut es mit Sicherheit nicht,“ sagte Dean und streichelte der Kleinen über den Kopf während er mit der anderen nun Sams Hand in seine nahm.

„Es ist schön, dass du trotz allem noch an einen Gott glauben kannst. Ich kann es leider nicht, aber wenn du betest, bete für mich mit, nur zur Sicherheit,“ sagte Dean und lächelte leicht.

„Das ist irgendwie geschummelt, findest du nicht?,“ sagte Sam und lächelte zurück.

„Darauf kommt es bei dem was wir sonst so tun nun auch nicht mehr an.“ Es klopfte und Emily brachte das Mittagessen.

„Oh, hi Sam. Ich wusste nicht, dass sie hier sind. Möchten sie auch was?“

„Nein danke Emily,“ sagte der Jüngere.

„Sie sehen aber noch immer nicht wirklich besser aus als gestern. Haben sie die Nacht durchgemacht? Oder hat ihre Kleine sie nicht schlafen lassen?“

„Von beidem etwas,“ sagte Sam und schenkte ihr ein müdes Lächeln.

„Warum sind sie dann schon wieder hier? Denken sie, wir können nicht auf ihren Freund aufpassen?“

Sam hätte am liebsten gesagt, dass genau dass der Fall war und das es Dinge gab vor dem das Krankenhauspersonal Dean nicht beschützen konnte, stattdessen sagte er jedoch:

„Es gibt Neuigkeiten von der Familie, die ich ihm persönlich erzählen wollte.“

„Verstehe. Wenn sie also nichts essen wollen, werde ich ihnen einen Kaffee holen.“

„Wenn er doch noch Hunger kriegen sollte kann er ja was von diesen runden Dingern auf meinem Teller haben, die vor dem zu Tode kochen sicherlich mal Erbsen waren.“

„Meine Güte, was denken sie eigentlich? Das ist ein Krankenhaus und kein 5 Sterne Hotel,“ sagte die Schwester und zog grummelnd von dannen.

„Ich glaube, sie wird nicht sobald deinem Fan Club beitreten,“ meinte Sam.

„So tragisch ist dass nicht. Sie hat bald Feierabend und bis morgen wird sie sich schon wieder beruhigt haben. Apropos Neuigkeiten aus der Familie, du hast noch gar nichts von Dad erzählt,“ sagte Dean und reichte Sam die Phantombildzeichnung, die die Polizisten da gelassen hatten.

„Wow, super getroffen,“ meinte Sam.

„Es schmeichelt ihm sogar ein wenig. Also wie geht es ihm?“

„Gut schätze ich.“

„Was heißt das, du schätzt es? Du warst doch bis vor kurzem bei ihm in Pastor Jims Haus.“

„Da ist er nicht mehr.“

„Sam was willst du mir sagen? Wo ist er?“

„Hm, er ist vor etwa zwei Stunden abgefahren. Er könnte sich also je nachdem wo er hin wollte irgendwo in einem Umkreis von etwa 120 Meilen von hier befinden,“ sagte Sam mit beißendem Unterton in der Stimme.

„Er ist also wieder los,“ sagte Dean nüchtern. Es gelang ihm gut seine Enttäuschung zu verbergen.

„Ja und er hielt es nicht mal für nötig zu warten bis du aus dem Krankenhaus raus bist um dich zu sehen. Es war ihm wichtiger, die Spur des Dämons wieder aufzunehmen. Alles was er für dich übrig hatte war ein `Sam, sag Dean, dass es mir Leid tut`. Welcher Vater macht so was?,“ regte Sam sich auf.

„Sam, er wird seine Gründe haben,“ sagte Dean ernst. Eigentlich stellte sich Dean die gleiche Frage, aber sein Dad war nicht da um sich dazu zu äußern und sich gegen Sams harte Worte zu verteidigen, also war es doch als guter Sohn seine Aufgabe für ihn in die Bresche zu springen, oder etwa nicht?

„Du nimmst ihn also mal wieder in Schutz.“ Sam sah ihn mit Unverständnis an.

„Alles was ich damit sagen will ist, dass wenn er meint, dass er gehen muss, ich ihm vertraue, dass er das Richtig für die Familie tut. Er hat uns vor Wochen gesagt, dass es zu gefährlich ist und wir uns erstmal daraus halten sollen und solange er nichts Gegenteiliges sagt halte ich mich an seine Anweisung.“

„Dean, der Mann ist gerade von einem Dämon in besitz genommen worden, nur um ihn von der Spur des Dämons abzubringen, der Mum und Jessica getötet hat. Die ganze Sache ist zu groß für einen alleine. Ich meine er könnte auf der Jagd nach dem Dämon irgendwo elendig krepieren ohne dass wir es mitbekommen,“ sagte Sam wütend.

„Und weil es so gefährlich ist will er uns nicht dabei haben. Er versucht uns zu beschützen. Er weiß was er tut und ich habe keinen Grund daran zu zweifeln.“

„Du hast ein blindes Vertrauen in ihn und stellst ihn niemals in Frage. Dean, er ist nicht Gott. Dad ist nicht unfehlbar.“

„Ich versuche ein guter Sohn zu sein,“ fuhr Dean ihn an. Jenny fing an zu weinen.

„Komm mir nicht wieder damit. Was rede ich überhaupt mit dir darüber? Da könnte ich genau so gut gegen eine Wand anreden. Du wirst dich nie ändern. Er kann machen was er will, du wirst immer eine Ausrede für ihn finden und ihn verteidigen und dabei bist du nicht mal sein Sohn, also hör endlich auf seinen Anweisungen zu folgen und denk mal selber nach, was richtig ist,“ schrie Sam und verließ zornig das Zimmer. Dean sah ihm kopfschüttelnnd hinterher und machte sich daran Jenny zu beruhigen.
 

„Dean, was ist passiert? Warum ist Sam gerade eben auf 180 an mir vorbeigerauscht?,“ wollte Pastor Jim wissen, als er ein paar Minuten später in Deans Zimmer kam. Die Familie mit der er sich eigentlich treffen wollte, hatte ihn auf seinem Handy (ja, Pastor Jim war auch im 21. Jahrhundert angekommen) angerufen und im letzten Moment den Termin abgesagt, so dass er wieder kehrt gemacht hatte und zurück zum Krankenhaus gefahren war.

„Nur das übliche. Sam hat ein Problem mit Dad, Dad ist weg, Sam kommt her, wir streiten uns und so wird das Problem, dass Sam mit Dad hat zu meinem Problem.“

„Ich kann verstehen, dass Sam sauer auf euren Dad ist.“

„Haben sie mit ihm gesprochen?“

„Wie denn? So schnell wie er wieder weg war, war das kaum möglich.“

„Sie finden es auch nicht richtig was er tut.“

„Ich kann seine Beweggründe verstehen. Aber ich halte es für falsch so fanatisch zu sein. Sein Herz nur mit Hass und dem Wunsch nach Rache zu füllen und dabei das wirklich wichtige, nämlich die Menschen, die einen lieben aus den Augen zu verlieren ist meiner Meinung nach nicht richtig.“

„So ist Dad nicht,“ sagte Dean aus ehrlicher Überzeugung.

„Noch nicht, aber er ist auf dem besten Weg dahin und ich hoffe nur, dass Sam und du ihm auf diesen Pfad nicht folgt. Es wäre nämlich schade für Sams Tochter. Euer und ihr Leben muss nicht so werden wie das eures Vaters.“

„Darum will Dad ja diesen Dämon finden, um es zu beenden.“

„Ja, er will diesen Dämon töten. Um jeden Preis, sogar wenn es sein Leben kostet und dabei lässt er außer acht, wer schlussendlich diesen Preis zu bezahlen hat, nämlich ihr zwei, die ihr dann auch noch ohne Vater wärt. Der Wunsch nach Rache sollte nicht Vorrang vor allem anderen haben, findest du nicht auch?“

Dean dachte nach. Wollte er den Dämon tot sehen? Auf jeden Fall, aber war es Wert dafür zu sterben? Nein, dass hätte seine Mutter sicher nicht gewollt. Aber an dem Verhalten seines Vaters konnte er jetzt schließlich auch nichts mehr ändern, aber was er tun konnte, war damit aufzuhören mit Sam über ihren Dad zu streiten. Sam hatte ja Recht, er hatte viel zu lange blindlings auf alles gehört was John gesagt und von ihm verlangt hatte. Er musste aufhören, dass zu tun was John von ihm erwartete. Vielleicht hätte er damals auf Sam hören sollen und mit ihm nach Kalifornien fahren sollen um Dad zu finden. Dann hätten sie ihn vielleicht zusammen überzeugen können, dass es besser wäre, wenn sie den Dämon zusammen verfolgten, denn Sam hatte auch damit Recht, dass das Ganze zu groß war für einen alleine. Jetzt wo ihr Dad schon wieder weg war, war wieder eine Chance vertan John zu überzeugen, dass seine Herangehensweise nicht gerade die cleverste war.

„Ich bin aber eigentlich nicht her gekommen um mit dir über Johns erneutes Verschwinden zu reden,“ riss der Geistliche Dean aus seinen Gedanken. Der Jüngere sah Jim verwirrt an. Er hätte nicht gedacht, dass der Pastor ihn aus einem bestimmten Grund aufgesucht hatte.

„Ich habe mit mir gerungen ob ich dich darauf ansprechen soll oder besser nicht, denn eigentlich geht es mich ja nichts an, aber ich dachte du könntest jemanden zum reden gebrauchen,“ fuhr der Geistliche fort.

„Wovon reden sie?,“ fragte Dean ihn.

„Sam hatte mich doch gebeten, dir ein paar Anziehsachen mitzubringen und als ich an deiner Tasche war um dir ein paar Sachen zusammen zu packen habe ich ein Schriftstück eines DNA-Labors aus Scottsbluff entdeckt.“

Dean hätte sich vor Wut auf sich selbst in den Arsch beißen können. Warum hatte er diesen dämlichen Wisch immer noch nicht entsorgt? Er wusste nicht einmal wie er in seiner Tasche gelandet war. Er war im ersten Moment sprachlos. Der Geistliche hatte also den Auswertungsbogen des Tests gefunden.

„Sam und du, ihr seid also keine Brüder,“ sagte Pastor Jim feststellend. Dean nickte.

„Weiß Sam davon?,“ wollte sein älteres Gegenüber wissen.

„Ja, er hat den Zettel auch entdeckt. Haben sie meinem Dad davon erzählt?“

„Nein, das steht mir nicht zu, außerdem wollte ich ja mit dir darüber reden. Natürlich nur wenn du möchtest.“ Jim wusste, dass Dean kein Mann vieler Worte war. Dean schwieg einen Augenblick. Vielleicht war es ganz gut mit jemandem darüber zu reden. Mit jemandem der nicht Sam war und der ein wenig Abstand von der Sache hatte. Dean räusperte sich und fing dann an zu erzählen. Wie der Dämon die Sache ins Rollen gebracht hatte, wie er den Test gemacht hatte, dass er nicht wusste weshalb er den Test gemacht hatte, wie Sam davon erfahren hatte und dann was über seine richtigen Eltern herausgefunden hatte und dass sie beide sich darüber einig waren, dass sie trotzdem eine Familie waren und er John nichts davon erzählen wollte. Über die Gefühle die sie seit neuestem für einander hegten sagte Dean jedoch nichts. Er war zwar der Meinung, dass Pastor Jim für einen Vertreter der katholischen Kirche ziemlich liberal war, aber er war immer noch Pastor und als solcher wahrscheinlich kein Befürworter von Gleichgeschlechtlichen Beziehungen. Außerdem war es etwas, was er ohne Sams Zustimmung niemandem erzählen würde.

„Es freut mich zu hören, dass du Sam und John weiterhin als deine Familie ansiehst,“ sagte Pastor Jim als Dean zu Ende erzählt hatte.

„Sie sind alles was ich habe,“ meinte Dean.

„Und jetzt hast du auch noch eine bezaubernde, kleine Nichte.“

„Ja, Jenny ist was ganz besonderes,“ sagte Dean und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Sie war an ihn gekuschelt bei seinem Monolog eingeschlafen. Die Schwestern brachten gerade Mr. Applebaum zurück ins Zimmer. Er sah ziemlich mitgenommen aus. Der Geistliche blickte aus dem Fenster und entdeckte Sam auf einer Bank am Ententeich sitzend. Selbst aus dieser Entfernung war ein über 1,90 großer Mann wie er nicht zu übersehen. Dann sah er auf seine Armbanduhr.

„Dean, ich muss jetzt leider los. Ich habe gleich mein Treffen mit der Frauenhilfe im Gemeindehaus,“ sagte Jim.

„Macht Mrs. Roalstad immer noch diesen fantastischen Apfelkuchen?,“ fragte Dean ihn. Als sie als Kinder ne Zeit lang bei Pastor Jim gelebt hatten, hatte er ihnen immer die Kuchenreste von solchen Gemeindetreffen mitgebracht.

„Die Gute ist leider vor drei Jahren gestorben,“ sagte der Geistliche.

„Oh,“ sagte Dean.

„Sie hat sich immer mal wieder nach euch erkundigt. Sie hat immer gehofft, du würdest wie versprochen ihren Gartenzaun streichen, weil du ihr beim Ballspielen das Fenster eingeworfen hast, aber dein Taschengeld nicht für eine neue Scheibe gereicht hat.“

Dean erinnerte sich daran. Er musste lächeln, denn Sam hatte das Fenster eingeworfen. Dean hatte die Schuld damals auf sich genommen, damit Sam keinen Ärger bekam. Sie hatten eigentlich immer zusammen gehalten, einzig in Sachen Dad waren sie sich stets uneins seit Sam angefangen hatte Fragen zu stellen und in seiner Pubertät hatte Sam dann richtig angefangen sich öfters und oft ganz schön heftig mit John zu streiten. Die Uneinigkeit zwischen ihnen wegen ihres Dads sollte jedoch jetzt ein Ende haben. Dean hatte immer gedacht, er würde seinen Dad verraten wenn er sich auf Sams Seite schlagen würde, aber jetzt war ihm klar, dass es kein Verrat war, sondern er nur dass tun würde, was er für seine Familie für richtig hielt.

„Also Dean, ich muss jetzt los. Vielleicht redest du ja noch mal mit Sam über euren Dad,“ meinte der Geistliche und deutete aus dem Fenster um Dean zu signalisieren, dass sein Bruder unten im Krankenhauspark war.

„Ja vielleicht,“ sagte Dean und lächelte.

„Auf wieder sehen Dean und ich hoffe, du kannst bald entlassen werden.“ Pastor Jim nickte ihm noch ein Mal zu und verließ dann das Zimmer.
 

Einige Minuten später schlenderte Dean den Kiesweg unten im Park entlang. Jenny auf seinem Arm war wieder wach und erkundete mit ihren neugierigen Augen ihre Umgebung. Deutete auf verschieden Dinge, die Dean für sie benennen musste, fast so als wolle sie so viele Wörter wie möglich in sich aufnehmen. ~Langsam könntest du wirklich anfangen zu sprechen~ dachte Dean und nahm sich vor, Sam mal zu fragen was in diesen Babyratgebern dazu stand wann Babys normalerweise anfingen zu sprechen. Schließlich entdeckte er Sam auf der Parkbank.

„Sieh mal Jenny, dein Daddy verschreckt mit seinem grummeligen Blick die ganzen Enten,“ sagte Dean zu Sams Tochter und setzte sich mit ihr neben Sam.

„Ich gucke gar nicht grummelig,“ sagte Sam missmutig.

„Guckst du wohl, wenn ich dir ne Zwergenmütze aufsetzte siehst du aus wie dieser Brummbär aus Schneewitchen,“ neckte er Sam.

„Wie viele Zwerge kennst du, die über 1,90 sind und dir gleich eine verpassen?,“ fragte Sam ihn genervt.

„Du würdest echt einen Invaliden schlagen, der ein Kind im Arm hat?,“ sagte Dean belustigt.

„Was willst du von mir Dean?“

„Wegen Dad…,“ begann der Ältere.

„Willst du mir wieder unterstellen, dass ich ihm kein guter Sohn bin?“

„Man, sei doch nicht so aggressiv. Ich will eigentlich nur sagen, dass du mit allem Recht hattest was du gesagt hast.“

„Woher kommt die plötzliche Erkenntnis?“

„Das was du gesagt hast, hat mich ins Grübeln gebracht. Dad sollte nicht alleine nach dem Dämon jagen. Aber von einem alleine lässt er sich bestimmt nicht davon überzeugen. Ich hätte damals vor dem „Fast-Vogelscheuchen-Fiasko“ mit dir an einem Strang ziehen sollen.“

„Heißt das, dass du jetzt auf meiner Seite stehst?“

„Das heißt, dass ich in Zukunft nicht mehr blindlings Dads Anweisungen folgen werde sondern darüber Nachdenken werde, was meiner Meinung nach richtig ist.“ Er lächelte Sam liebevoll an. Der Jüngere schien damit einverstanden zu sein und sein mürrisches Gesicht verschwand und er lächelte nun ebenfalls. Für einen Augenblick schwiegen sie.

„Könntest du mir vielleicht endlich meinen Kram geben?,“ fragte der Ältere, dem vorhin bei Pastor Jims Blick auf seine Armbanduhr aufgefallen war, dass er seine immer noch nicht wieder hatte. Sam holte einen Plastikbeutel aus seiner Hemdstasche und reichte sie Dean.

„Danke.“ Dean steckte sich seinen Ring an den Finger, machte sich seine Armbanduhr um und wollte sich gerade das Handy einstecken, als er bemerkte, dass sein Akku leer war.

„Könntest du das wieder mit nehmen und den Akku aufladen?,“ fragte er Sam. Dieser nickte und nahm das Handy wieder an sich, während sich Dean sich das Band mit seinem Anhänger über den Kopf streifte.

„Und fühlst du dich jetzt wohler?“ Sam war im ersten Moment völlig perplex, als Dean seinen Kopf in seine Hände nahm und ihn zärtlich küsste. Deans Lippen fühlten sich immer noch umwerfend weich an und trotz all der Dinge, die er für sich noch klären musste, konnte Sam gerade nicht anders, als diesen Kuss zu genießen.

„Jetzt ja,“ sagte Dean, als er sich wieder von Sam löste.

Taufe

@Fine: Ja, Pastor Jim hat wirklich mehr verdient als den einen Kurzauftritt, den er in der Serie hatte. Darum habe ich ihm vielleicht unwillkürlich zu ner größeren Rolle verholfen. Er wird auch in den nächsten Kapiteln wieder was für die beiden tun. Und die Taufe habe ich nur mit rein gebracht, weil ich neulich in einer Tauf-Grußkarte einen Bibelvers gefunden habe, der super zu meiner Story passt. Ich hoffe, der Teil mit der Taufe wird in diesem Kapitel nicht zu langweilig, hab mich bemüht das ganze so knapp wie möglich zu halten. Hat zwar eigentlich in so einer ff nicht wirklich was zu suchen, aber es hilft mir ein paar sachen mit reinzubringen, die sich auf diese weise einfach eleganter in die ff einfügen lassen. Und du wirst endlich in den Genuss kommen was über Jenny in einem weißen Kleidchen zu lesen.

Und das mit Sam und Dean wird schon, aber ein klein wenig geduld musst du noch haben. Ich hoffe, ich habe dann noch leser wenn es soweit ist

@KC8: Das mit dem Zwerg konnte ich mir einfach nicht verkneifen.

@ Noir10: Johns Charakter sorgt halt meist für reichlich zündstoff. Aber sie haben sich ja wieder verraten. Okay, es war vielleicht ein kleinwenig dreist von Jim sich den Zettel durchzulesen, aber irgendwie muss ich die story ja voranbringen. Wenn ich warte bis die zwei Pappnasen selbst die tatsache offenbaren, dass sie keine brüder sind, würde das ja noch mal 20 Kapitel dauern

@RyouAngel: Mr. Applebaum ist dafür da um Dean noch einen Grund mehr zu geben aus dem Krankenhaus zu flüchten.
 

So und jetzt ein sehhhhr langes Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch.
 

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Etwas später spazierten sie gemeinsam in dem kleinen Park umher. Dean war zwar wegen der störenden Drainage noch etwas langsam, kam aber jetzt wo Sam Jenny auf dem Arm hatte etwas schneller voran als vorher. Dean erzählte Sam davon, dass Pastor Jim jetzt wusste, dass sie keine Brüder waren. Sofort schoss Sam eine Frage durch den Kopf.

„Dean, hast du ihm auch gesagt, dass wir, ähm ich meine, das mit uns…?“

„Nein, das habe ich ihm nicht gesagt, ich wusste nicht, ob dir das Recht wäre.“

„Gut, ich glaube, dass ist vielleicht besser so. Er würde dass sicher nicht befürworten und uns sicher nicht freudestrahlend um den Hals fallen,“ meinte Sam.

„Nein, das wohl nicht.“ Ein leises Grummeln war zu hören.

„Ich glaube das war Jennys Magen,“ sagte Dean.

„Oder deiner, obwohl dafür war es zu leise,“ scherzte Sam.

„Wie kommst du darauf? Ich hatte doch eben erst diesen Gourmet Hackbraten.“

„Du hast schon weit ekeligere Sachen in dich rein gestopft.“

„Das ist jawohl reine Geschmackssache. Aber vielleicht solltest du deiner Tochter und mir einen Pudding in der Cafeteria spendieren,“ meinte Dean mit einem Grinsen im Gesicht. Sam rollte mit den Augen und fügte sich seinem Schicksal. Sie gingen zurück ins Krankenhaus. In der Cafeteria kaufte er Dean seinen Pudding, Jenny eine Banane und sich selbst einen Obstsalat. Da es drinnen ziemlich warm war gingen sie aber wieder nach draußen und setzten sich wieder auf die Bank am Ententeich. Nachdem Dean gierig seinen Pudding in sich reingeschaufelt hatte, fütterte er Jenny mit kleinen Bananenstückchen.

„Bald kannst du sicher auch einen Burger verdrücken,“ sagte Dean nachdem er Jennys kleine Zähnchen begutachtet hatte.

„Damit lassen wir uns besser noch etwas Zeit,“ sagte Sam, der innerlich schon die Ausgaben für Essen horrende in die Höhe steigen sah, sollte sein kleines Krümelmonster einen ähnlichen Appetit entwickeln wie sein großes Krümelmonster, dass ihr gerade ein weiteres Stückchen Banane gab.

„Und hast du dich entschieden, ob du Jenny taufen lassen willst?,“ erkundigte sich Dean.

„Ja, ich meine wenn wir schon mal einen Pastor zur Hand haben sollte Jenny getauft werden. Ich finde es einfach richtig und wie du gesagt hast, schaden kann es nicht.“

„Pastor Jim wird das sicher gerne machen,“ sagte Dean. Sam nickte.

„Dean?“

„Ja, Sammy?“

„Ich möchte, dass du ihr Taufpate wirst und wenn mir irgendwann mal was passieren sollte, dann will ich dass du dich um sie kümmerst. Du bist der einzige dem ich sie dauerhaft und ohne Zweifel anvertrauen kann.“

„Was redest du nur wieder für einen Stuss? Was soll dir schon passieren solange ich bei dir bin?,“ fragte Dean den Jüngeren.

„Man weiß nie, also willst du ihr Pate sein?,“ fragte Sam noch ein Mal. Dean sah die Kleine an und dann sah er Sam an.

„Ich weiß nicht ob ich dafür geeignet bin. Ich habe doch mit dem ganzen Kirchenkram nichts am Hut,“ meinte Dean.

„Das musst du auch nicht. Alles was du tun musst, ist das, was du sowieso schon machst. Einfach für sie da sein.“ Dean sah noch mal zu Jenny rüber, die Kleine nahm ihm das letzte Stückchen Banane aus der Hand und steckte es sich in den Mund, allerdings war das Bananenstückchen etwas zu groß, so dass sie einen Teil davon wieder ausspuckte. Plötzlich ging Dean etwas durch den Kopf. Es war wie eine Erinnerung.
 

Eine junge Frau mit braunen wuscheligen, langen Locken und traumhaften braunen Augen sprach mit ihm. Er wusste nicht mehr genau worum es ging, aber er hatte noch ihre Worte in den Ohren.

„Genau kann ich dir das auch nicht erklären. Es liegt wohl an der besonderen Verbindung zwischen uns,“ sagte sie.

„Besondere Verbindung?“

„Du weißt was ich meine. Die beruhigende Wirkung die wir auf einander haben. Wie erklärst du dir sonst, dass ich immer sofort aufhöre zu weinen wenn du mich hochnimmst oder mit mir redest? Oder das du unweigerlich lächeln musst wenn du mich ansiehst, egal wie schlecht deine Laune in dem Moment ist.“
 

Dean wusste nicht woher diese Erinnerung stammte, aber es schien auf ein Mal Sinn zu machen. Er fischte das angesabberte Bananenstückchen von Jennys T-Shirt und warf es in den Mülleimer neben der Bank.

„Ich werde mich immer um Jenny kümmern, das verspreche ich dir. Du weißt, dass sie mir wichtig ist und ich werde stolz darauf sein ihr Pate zu sein,“ sagte Dean dann schließlich. Sam lächelte.

„Und als zweiten Paten hätte ich gerne Bobby, meinst du er würde es machen?“

„Ich denke, es wird ihm eine Ehre sein,“ sagte Dean.

„Dann werde ich ihn nachher fragen.“

„Mach das.“ Jenny brabbelte zufrieden vor sich hin.

„Ich glaube damit will sie ihre Zustimmung ausdrücken,“ meinte Sam. Sie saßen noch eine ganze Weile auf der Bank. Sie redeten nicht viel, genossen nur die Nähe des anderen und Sam fiel auf, dass er wenn er bei Dean war, es tatsächlich für einen Moment schaffte abzuschalten und sich nicht krampfhaft darüber Gedanken machte, ob er bereit war für eine Neue Beziehung und ob das mit ihm und Dean klappen würde. Das waren immer noch Punkte, die er für sich klären musste, aber jetzt gerade schien das nicht wichtig zu sein. Am späten Nachmittag zeigte Jenny auf eine ältere Frau, die mit ihren Enkeln unterwegs war und die Enten fütterte.

„Das machen wir ein anderes mal. Ich denke, du und dein Daddy, ihr solltet zu Pastor Jim fahren und euch ne Runde Schlaf gönnen,“ sagte Dean, weil Sam gerade gähnte.

„Meinst du? Wir können auch noch hier bei dir bleiben. Nicht, dass du noch vor Langeweile eingehst,“ sagte Sam.

„Meinst du ich will noch mal von ner Schwester hören, dass du übermüdet aussiehst? Außerdem lass ich dich nur mit meinem Baby fahren, solange ich dich noch für fahrtüchtig halte,“ sagte Dean.

„In Ordnung. Bobby wird sich bestimmt freuen, die Kleine zu sehen.“ Die beiden standen auf und gingen zurück. Sam begleitete Dean noch bis zu den Aufzügen, weil er diesmal Jenny trug und die Kleine sich nicht so wirklich von dem Älteren trennen wollte. Dean gab ihr einen kleinen Kuss und gab sie dann Sam. Der Jüngere war zwar wirklich müde, aber es war schön mit Dean zusammen zu sein. Sam beugte sich zu ihm um ihn zu küssen, aber als sich ihre Lippen trafen und er seine Augen schloss sah er plötzlich Jessicas Gesicht vor sich, die ihn leicht vorwurfsvoll ansah, als hätte er sie gerade betrogen. Sam zuckte zusammen und löste sich von Dean. Was war das denn? Was stimmte nicht mit ihm? Warum hasste ihn sein Unterbewusstsein so?

„Alles in Ordnung Sam?,“ fragte Dean ihn.

„Ja, ich denke ich sollte jetzt los.“

„Aber fahr vorsichtig. Wenn ich hier raus bin werde ich mein Baby genauestens inspizieren.“

„Ja doch Dean,“ Sam schüttelte mit dem Kopf und ging mit Jenny auf dem Arm in Richtung Parkplatz davon.
 

Dean war glücklich als er wieder zu seinem Zimmer kam. Er lächelte als er an das Gefühl von Sams Lippen auf seinen dachte. Er freute sich schon darauf den Jüngeren noch viel öfter zu küssen, wenn er erstmal hier raus war. Als er sein Zimmer betrat war die Schwester der Mittagsschicht gerade dabei Mr. Applebaums Colostomiebeutel zu wechseln. Klar, er hatte natürlich gerade dann hoch kommen müssen, als man hier zum appetitlichen Teil dieser beschissenen Krankheit gekommen war. Dean würde tausendmal lieber von nem Werwolf oder sonst einer Kreatur getötet werden, als wie der bedauernswerte Mr. Applebaum an Krebs zu erkranken und Monate oder gar Jahrelang dahinzusiechen bis er schließlich starb.
 

Warum war gerade in diesem Moment Jessicas Gesicht vor seinem inneren Auge aufgetaucht? Es war doch schon schlimm genug, dass er von ihr träumte und in diesen Träumen nicht von ihr los kam. Immer wieder stellte sich Sam diese Frage während er zurück zu Pastor Jim fuhr. Waren es Schuldgefühle, die dafür verantwortlich waren, dass er sie nicht los lassen konnte, dass sie ihm immer wieder in den Sinn kam? War er in seinem Unterbewusstsein der Meinung, dass er es nicht verdiente glücklich zu sein, weil Jessica gestorben war und er es nicht hatte verhindern können? Oder war es tatsächlich eine Warnung. Würde Dean vielleicht ein ähnliches Schicksal ereilen, wenn er mit ihm zusammen war? Würde Dean sterben wie seine Mutter und Jessica? Er stellte den Impala in der Einfahrt ab. Bobbys Wagen parkte auf der Straße. Pastor Jims Wagen stand in der Garage. Sam rieb sich über die Augen, dann stieg er aus, nahm Jenny aus ihrem Kindersitz und ging ins Haus.

„Du warst aber lange bei Dean. Wie geht es ihm?,“ fragte Bobby, der gerade dabei war den Laminatboden zu wischen. Scheinbar hatte der Geistliche ihn mit der Autorität, die ihm sein Amt verlieh den älteren Jäger dazu verdonnert. Oder aber er hatte keine Lust seiner Haushaltshilfe zu erklären woher diese schleimigen Flecken auf dem Boden herkamen.

„Viel besser. Komm doch morgen mit um ihn zu besuchen.“

„Gute Idee. Hallo Kleines,“ begrüßte er Jenny, die ihn sofort anlächelte.

„Sam, du bist zurück. Wunderbar, dann können wir ja gleich zusammen Essen,“ sagte Pastor Jim, der gerade aus der Küche kam.

„Ja, aber ich würde mich vorher gerne noch mal ein bisschen hinlegen.“

„Kein Problem. Der Schmorbraten braucht eh noch ein bisschen.“ Sam lächelte. Ganz offensichtlich freute sich Pastor Jim darüber, dass er Gäste hatte, die er bewirten konnte.

„Ist die Kleine auch müde?,“ fragte Bobby.

„Sie hatte keinen Mittagsschlaf, aber eigentlich würde sie quengeln, wenn sie müde wäre.“ Sams Tochter streckte ihre Ärmchen nach ihren Spielsachen aus, die auf einem der Sessel lagen. Ihr Vater gab ihr einen kurzen Kuss.

„Du möchtest also spielen. In Ordnung. Bobby, hast du bitte ein Auge auf sie?“

„Gerne,“ sagte Bobby und lächelte freudig. Sam setzte die Kleine auf das Sofa und reichte ihr ihre Spielsachen vom Sessel herüber.

„Sie liebt dieses Bilderbuch mit den Marienkäfern. Vielleicht kannst du es dir mit ihr ansehen,“ sagte Sam. Bobby nickte. Er strich Jenny noch einmal liebevoll durchs Haar und ging dann nach oben um sich ein wenig hinzulegen. Vorher schloss er Deans Handy noch an das Ladegerät an. Danach schlief Sam ziemlich schnell ein. Er war froh, dass er nichts geträumt hatte, als ihn der Duft des Schmorbratens weckte.
 

Beim Abendessen hatte Sam Pastor Jim erzählt, dass er sich entschlossen hatte Jenny taufen zu lassen. Der Geistliche fand, dass das eine gute Entscheidung war. Das Dean Pate werden sollte stieß bei den beiden älteren Männern auf Zustimmung. Und Bobby war total überrascht, als Sam ihn bat Jennys zweiter Pate zu werden. Er hatte sich sofort bereit erklärt dieses Amt zu übernehmen. Pastor Jim hatte sich dann erkundigt ob Sam einen bestimmten Termin für die Taufe im Auge hatte, aber dem Jüngeren war das egal. Sobald Dean aus dem Krankenhaus raus war. Es sei denn Bobby müsse demnächst weg, doch da man als Jäger sein eigener Chef war konnte Bobby solange bleiben wie er wollte. Dann wollte Pastor Jim wissen wie Sam sich die Taufe vorstellte.

„Nichts Weltbewegendes, nur nicht gerade während des regulären Gottesdienstes.“ Da Sam keine Ahnung von dem Ablauf einer Taufe hatte, erzählte Pastor Jim ihm etwas über den Ablauf. Man, Sam wollte doch Jenny nur taufen lassen und kein Eigenheim bauen lassen. Ne Taufe konnte doch nicht so kompliziert sein. Da war ja ein Exorzismus Ritual schneller vorbereitet.

„Ich möchte, dass es schlicht und einfach wird. Nicht soviel Schnick Schnack drum herum,“ erklärte Sam Pastor Jim.

„Ich denke, dass lässt sich machen.“ Jim versprach sich um die Vorbereitungen zu kümmern.

Nur den Taufspruch sollte Sam aussuchen. Der Geistliche reichte ihm auch sogleich eine Broschüre mit ausgewählten Taufsprüchen. Sam seufzte. Er brachte Jenny ins Bett und legte die Broschüre ungelesen auf den Nachttisch. Dafür hatte er heute Abend keinen Nerv mehr für. Das Essen hatte ihn wieder schläfrig gemacht, also legte er sich ebenfalls hin. Es war zwar noch recht früh, aber wenn er sich morgen nicht wieder von den Schwestern anhören lassen wollte, dass er übernächtigt aussah, sollte er endlich den versäumten Schlaf der letzten Tage aufholen.
 

„Sie wollen was?,“ fragte Dr. Blake Dean überrascht. Warum war sie eigentlich überrascht? Sam hatte ihr ja erzählt, dass Dean es nicht lange im Krankenhaus aushielt und sich bei seinem letzten Krankenhausaufenthalt selbst entlassen hatte. Darum sollte es sie eigentlich nicht wundern, dass er es diesmal auch vor hatte. Bei der Visite hatte sie ihm die Drainage entfernt und Dean hatte dann wenig später, nachdem er einen kleinen Spaziergang durch den Krankenhauspark gemacht hatte und ohne diesen nervenden Schlauch im Bauchraum schon fast wieder im normalen Tempo und ohne große Schmerzen laufen konnte, entschieden, dass er wieder fit genug war das Krankenhaus zu verlassen. Und die Tatsache, dass er beim Mittagessen zwischen Gemüsepuffern oder Brokkoli-Schinken-Auflauf entscheiden konnte, trug nur noch mehr dazu bei so schnell wie möglich von hier zu verschwinden.

„Sie haben mich schon richtig verstanden. Ich will hier raus.“

„Ist ihnen klar, dass wenn sie gegen ärztlichen Rat gehen, das Krankenhaus für eventuell entstehende Folgen nicht haftet?“

„Das ist mir ehrlich gesagt scheiß egal und sein sie mal ehrlich, ein Mal am Tag kommen sie vorbei und werfen einen flüchtigen Blick auf mich, den Rest des Tages sitz oder lauf ich hier gelangweilt rum, weshalb sollte ich also hier bleiben, wenn ich das Gefühl habe, dass es mir gut geht? Langweilen kann ich mich auch zu Hause.“

„Im Moment geht es ihnen vielleicht gut, aber sie haben eine harte OP und ein künstliches Koma hinter sich. Sie sollten mindestens noch eine halbe Woche hier bleiben. Sollte es unerwartet doch zu Komplikationen kommen sind sie hier im Krankenhaus einfach besser aufgehoben. Wir können hier ihre Verletzungen viel besser im Auge behalten. Zu Hause könnten sie von einer gerissenen inneren Naht erst etwas merken, wenn es vielleicht schon zu spät ist,“ versuchte die Chirurgin ihn zu überreden.

„Ich komme brav zum Fäden ziehen, aber jetzt will ich auf eigene Verantwortung gehen. Ich will…, ich muss…“ Dean suchte nach den passenden Worten. Dr. Blake sah ihn fragend an.

„Hören sie, ich habe einfach das Gefühl, dass ich bei meiner Familie sein sollte.“

„Wieso? Gibt es irgendwelche Probleme?“

„Nein, aber ich weiß, dass ich mich zu Hause einfach wohler fühlen und mich auch besser erholen würde, als hier.“

„Sie sind sich also ganz sicher und ich kann sie nicht überzeugen noch zu bleiben?“

„Nein, kann ich jetzt diesen Wisch unterschreiben, den sie für ihre Unterlagen brauchen?“

„Machen wir einen Deal, sie kommen jetzt mit mir und ich mache noch einen Ultraschall bei ihnen, wenn da alles okay ist gebe ich ihnen das Formular und sie können sich selber Entlassen,“ sagte die Ärztin.

„Legens sie los Doc,“ sagte Dean und grinste zufrieden.
 

„Wann willst du denn zu Dean?,“ fragte Bobby Sam nach dem Mittagessen. Der Jüngere und seine Tochter hatten fast bis elf geschlafen. Sam hatte sich beim aufstehen zum ersten Mal seit Tagen richtig ausgeschlafen und wach gefühlt. Jetzt konnte er versuchen wieder in einen normalen Tag – Nacht Rhythmus zu kommen. Pastor Jim war gerade eben aufgebrochen um für Jenny eine Taufkerze zu besorgen. Der Geistliche hatte darauf bestanden, dass sie eine bekommt, wenn er schon bereit war bei der Taufe auf einen Großteil des Taufritus zu verzichten, sollte sie wenigstens eine Taufkerze haben. Es würde eher eine Art von etwas feierlicher Nottaufe werden und nicht viel mit den Taufzeremonien zu tun haben, die er für gewöhnlich bei den Kindern der Gemeindemitglieder durchführte. Sam wollte kein Vater unser, kein Glaubensbekenntnis, kein Ave Maria, das war in seinen Augen nicht das, was seinen Glauben zu Gott ausmachte. Sam wollte lediglich ein schlichtes Fürbittengebet. Pastor Jim hatte zwar zuerst protestiert, aber als Bobby sagte, er kenne gar nicht das Ave Maria, da er und seine Familie eigentlich Presbyterianer waren, sah der Geistliche ein, dass diese Taufe eben nicht den Richtlinien entsprechen würde. Streng genommen dürfte Bobby gar nicht das Patenamt übernehmen, da er nicht katholisch war. Aber was soll’s, dann würde die Taufen eben ein wenig ökumenisch werden, so was gab es zwar nicht und würde sicher auch von keiner Kirche anerkannt werden, aber Johannes der Täufer hätte sicher nichts dagegen gehabt.

„Von mir aus können wir gleich los. Du kommst doch mit, oder?“ Bobby nickte und stellte das Glas aus dem er eben noch getrunken hatte in die Spüle. Es klingelte an der Tür.

„Hat Jim was vergessen?,“ fragte Bobby Sam.

„Nicht das ich wüsste. Na komm Jenny, wir sehen mal nach wer es ist,“ sagte Sam und ging mit seiner Tochter aus dem Zimmer zur Haustür. Er war überrascht Dean zu sehen.

„Dean, sag mir, dass du dich nicht schon wieder selbst entlassen hast,“ sagte Sam.

„Doch, das habe ich und jetzt hol deine Brieftasche. Du schuldest dem Taxifahrer zehn Mäuse,“ entgegnete Dean, nahm Sam seine Tochter ab und ging mit Jenny ins Haus. ~Das ist doch ein Witz~ dachte Sam. Verwirrt blickte er hinter Dean her, ehe ein hupen seinen Kopf wieder herumdrehen ließ. Da stand tatsächlich ein Taxi vor der Tür. Der Taxifahrer war gerade ausgestiegen und lehnte jetzt gegen die Fahrertür.

„Krieg ich jetzt meine Kohle? Ich muss weiter. Zeit ist Geld,“ rief er Sam zu. Dieser schüttelte mit dem Kopf, ging zu dem Taxifahrer und bezahlte Deans Zeche. Dann fuhr der Taxifahrer wieder weg. Sam ging zurück ins Haus. Als er ins Wohnzimmer kam beendete Bobby gerade die Umarmung mit Dean.

„Was soll das? Wieso bist du nicht im Krankenhaus?,“ fragte Sam Dean vorwurfsvoll.

„Die hatten genug andere Patienten, da brauchten sie mich nicht mehr und ich durfte gehen.“

Dean grinste Sam an.

„Bist du noch ganz dicht? Wieso hast du dich selbst entlassen?,“ fragte Sam nochmals.

„Die Drainage ist raus, ich fühle mich gut und da hielt ich es für angebracht das Krankenhaus zu verlassen.“

„Dean, verrat mir mal eins, wann hast du deinen Doktor in Medizin gemacht? Wer sagt dir, dass du wirklich schon wieder raus kannst? Was ist wenn irgendeine Naht aufgeht?“

„Jetzt klingst du genau wie Dr. Blake.“

„Wieso hat sie dich nicht festgebunden? Ich hatte ihr doch gesagt, dass du wahrscheinlich irgendwann auf so eine Schnapsidee kommen würdest,“ sagte Sam entrüstet.

„Sammy, jetzt komm mal wieder runter. Es geht mir gut. Dr. Blake hat einen Ultraschall gemacht und nichts gesehen, was besorgniserregend wäre und dann hab ich dieses Formular unterschrieben, mit dem ich erkläre, dass ich auf eigene Verantwortung gehe und das Krankenhaus nicht haftbar gemacht werden kann etc. Übermorgen will sie mir die Fäden ziehen und dann macht sie noch einen abschließenden Ultraschall. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“

„Eins sag ich dir Dean, wenn bei dir irgendwas aufplatzt und du noch mal operiert werden musst, dann sitze ich ganz sicher nicht noch mal an deinem Bett.“ Sam ging in Richtung Küche. Bobby saß mit Jenny auf dem Schoss in einem der Sessel und beobachtete amüsiert die Kabbelei der beiden. Wenn er sich die beiden so anhörte könnte er glatt auf die Idee kommen, er hätte ein altes, zänkisches Ehepaar vor sich.

„Das glaube ich erst wenn ich es sehe. Hatte ich erwähnt, dass Dr. Blake meinte ich solle mich zu Hause schonen? Wenn du also schon mal in die Küche gehst könntest du mir ein Sandwich mitbringen,“ sagte Dean mit einem breiten Grinsen.

„Du kannst mich mal Dean,“ sagte Sam sauer und verschwand in der Küche. Bobby sah den Älteren Winchester an. Dean rollte mit den Augen.

„Willst du mir auch nen Vortrag halten?,“ fragte er den älteren Jäger mit scharfem Ton.

„Pass auf wie du mit mir sprichst Junge. Nein, ich finde du bist der einzige, der beurteilen kann ob es dir soweit wieder gut geht, dass du keine ärztliche Betreuung mehr brauchst, aber du kannst Sam nicht verübeln, dass er dem Braten nicht traut. Er hat sich lange genug Sorgen um dich gemacht. Da musst du ihn nicht auch noch bis aufs Blut reizen.“

Dean stand auf und ging zur Küche. Als er die Schwingtür aufstoßen wollte traf die Tür gegen etwas oder besser gesagt gegen jemanden, wie Sams schmerzhafter Aufschrei verdeutlichte. Dean versuchte noch mal die Tür zu öffnen und es gelang. Er trat in die Küche wo Sam sich mit der linken Hand an der Stelle gegen den Kopf faste wo die Tür ihn getroffen hatte.

„Idiot,“ maulte der Jüngere.

„Tut mir leid Sammy, aber ich kann leider nicht durch Wände bzw. Türen gucken,“ sagte Dean. Er nahm Sams Hand und zog sie von seinem Kopf weg.

„Ist alles okay bei euch?;“ erkundigte sich Bobby.

„Ja,“ rief Sam.

„Lass mich mal sehen,“ sagte der Ältere.

„Was soll das? Erst haust du mir dir Tür vor den Kopf und jetzt spielst du Krankenschwester?,“ beschwerte sich Sam und versuchte seine Hand aus dem Griff seines Bruders zu befreien.

„Hey, das ist meine Phantasie und jetzt halt still,“ sagte er und warf einen Blick in Sams Gesicht. Dort wo ihn die Tür getroffen hatte fing an sich eine kleine Beule zu bilden. Dean ließ Sams Hand los und nahm die Eiswürfelschale aus dem Eisfach. Dann löste er ein paar Eiswürfel heraus, packte sie in ein Küchentuch und reichte es Sam.

„Hier, dann siehst du später vielleicht nicht aus wie ein Einhorn,“ sagte Dean.

„Ich dachte du glaubst nicht an Einhörner,“ sagte der Jüngere, der sich die Kühlung gegen den Kopf drückte.

„Du wärst das erste, was ich sehe. Aber ich glaube nicht, dass es so weit kommt.“

Dean ging an den Kühlschrank.

„Was machst du?“

„Ich habe doch gesagt, ich möchte ein Sandwich und da ich nicht annehme, dass du mir sobald eins machen wirst, muss ich wohl selber ran.“ Dean legte die einzelnen Bestandteile die er für sein Sandwich brauchte auf die Arbeitsfläche neben den Herd. Dann suchte er in den Schränken neben der Tür nach dem Senf.

„Warum bist du die paar Tage nicht auch noch im Krankenhaus geblieben, nicht, dass ich mich nicht freuen würde dich hier zu haben, aber es wäre sicherer gewesen, du wärst da geblieben bis dich die Ärzte entlassen hätten,“ sagte Sam nun etwas versöhnlicher. Dean drehte sich zu Sam um und stand jetzt direkt mit dem Rücken zur Tür.

„Ich weiß, es klingt jetzt vielleicht so als würde ich dich für selbstverständlich nehmen, aber ich hatte eigentlich darauf gehofft du würdest bis zum Fäden ziehen auf mich aufpassen.“

„Kann ich euch irgendwie helfen?,“ hörten sie Bobbys Stimme näher kommen. Die Tür schwang auf und traf Dean am Hinterkopf. Der Ältere Winchester griff sich sofort an die schmerzende Stelle so wie Sam es zuvor getan hatte.

„Ich glaube wir brauchen mehr Eiswürfel,“ meinte Sam zu Bobby und nahm kurz das mit Eiswürfeln gefüllte Geschirrtuch von seinem Kopf.

„Ihr seid schon zwei seltsame Bengel,“ sagte Bobby, machte aber Dean sofort ebenfalls etwas zur Kühlung fertig und schickte die beiden dann raus ins Wohnzimmer, wo die beiden sich aufs Sofa setzten.

„Ich glaube so was nennt man ausgleichende Gerechtigkeit,“ sagte Sam zu Dean.

„Mistkerl.“

„Idiot.“

Den frühen Nachmittag verbrachten sie damit auf dem Sofa zu sitzen, ihre Beulen am Kopf mit den Eiswürfeln am wachsen zu hindern und sich mit Jenny ihr Lieblingsbilderbuch anzusehen während Dean das Sandwich aß, dass Bobby ihm gemacht hatte. Bobby hatte sich abgeseilt, weil er ein Taufgeschenk für Jenny besorgen wollte, auch wenn Sam und Dean meinten, dass das nicht nötig wäre.
 

Gegen 15 Uhr kam Pastor Jim nach Hause. Er war genau so erfreut Dean zu sehen wie Bobby.

„Hey Dean! Gut dich zu sehen. Wo ist Sam?“

„Oben, er hat Jenny für ein Nachmittagsschläfchen hingelegt.“

„Wo waren sie? Hatten sie wieder in der Gemeinde zutun?“

„Nein, ich habe für Jennys Taufe eine Taufkerze besorgt.“ Er reichte Dean eine Tüte.

„Ein Bekannte von mir macht Kerzen für spezielle Anlässe. Ich hoffe Sam ist damit zufrieden,“ erklärte der Geistliche. Dean nahm die Kerze aus der Tüte.

„Ich denke schon, dass Sam damit zufrieden sein wird,“ meinte Dean und packte die Kerze zurück in die Tüte. In seinen Augen war die Kerze total kitschig, aber Jenny war ein Mädchen und Sam benahm sich manchmal auch wie eins, also würde sie dem Jüngeren und seiner Tochter sicher gefallen.

„Ich werde mal Kaffee kochen,“ sagte Pastor Jim und ging in die Küche. Sam kam wieder die Treppe herunter.

„Pastor Jim ist eben gekommen,“ sagte Dean und reichte Sam die Tüte.

„Was ist da drin?“

„Ne Taufkerze,“ sagte der Ältere. Der Jüngere betrachtete sie.

„Ich habe ihm doch gesagt, dass es nichts Aufwendiges zu sein braucht,“ sagte Sam.

„Gefällt sie dir etwa nicht?,“ fragte Dean überrascht.

„Doch schon, aber das wäre nicht nötig gewesen.“

„Diese ganze Taufsache ist nicht nötig, aber du hast dich dazu entschlossen und dann soll Jenny ruhig so ne kitschige Kerze haben,“ meinte Dean.

„Vielleicht hast du Recht und die Kerze ist nicht kitschig, sondern kunstvoll.“

„Wo ist Bobby?,“ erkundigte sich der Geistliche und brachte Kaffee für sie drei ins Wohnzimmer.

„Er wollte noch was besorgen,“ sagte Sam.

„Ich muss auch gleich noch mal los um Lebensmittel einzukaufen. Gefällt dir die Kerze?“

„Ja, danke. Es war wirklich nett von ihnen für Jenny eine zu besorgen.“ Sie tranken Kaffee und redeten über die bevorstehende Taufe. Dean befürwortete Sams Wunsch, dass ganze kurz zu halten und aufs wesentliche zu beschränken. Dann klingelte es. Jim öffnete und Bobby war zurück. Er setzte sich auf den freien Sessel.

„Hast du bekommen wonach du gesucht hast?,“ fragte Dean ihn. Er nickte.

„Ist alles okay?,“ fragte Sam.

„Ja, ich habe nur eben einen Anruf von einem befreundeten Jäger aus Montana bekommen, dem ich noch einen Gefallen schulde. Er hat da Probleme mit ner Vampirsippe und hat mich um Hilfe gebeten, am besten so schnell wie möglich.“

„Somit hätte sich die Frage nach einem Termin für die Taufe auch geklärt. Wir machen es morgen, dann kannst du am Nachmittag aufbrechen um deinem Freund zu helfen,“ sagte der Geistliche. Das schien für Bobby eine sehr gute Lösung zu sein.

„Macht ihnen das auch keine Umstände?,“ fragte Sam.

„Nein, dass kriege ich hin. Hast du denn schon einen Taufspruch?“

„Ich habe die Broschüre, die sie mir gegeben haben ganz vergessen, sie liegt oben auf dem Nachttisch.“

„Ich wollte eh hoch um meine Sachen hoch zu bringen und zu duschen. Ich bring dir dann die Broschüre mit runter,“ sagte Dean.
 

Einige Stunden später. Das Abendessen war vorbei. Dean hatte Jenny ins Bett gebracht und saß jetzt neben Sam auf der Couch im Wohnzimmer. Sam las sich die Broschüre mit den Taufsprüchen schon das zweite Mal durch. Er konnte sich nicht wirklich entscheiden. Dean hat sich ein wenig zu Sam rüber gebeugt und überflog die aufgeführten Taufsprüche.

„Nimm den Spruch, der hätte Mum gefallen,“ sagte Dean und tippte auf einen Taufspruch unten auf der Seite der Broschüre.

„Ja?,“ kam es von Sam. Er sah Dean verwundert an. Ihre Mutter war ein Thema, dem Dean soweit auswich wie es nur ging und niemals selber ansprach. Deswegen war er ziemlich überrascht, dass Dean sie erwähnte. Sam unterbrach ihn nicht weiter, sondern hörte Dean interessiert zu.

„Ja Sammy. Sie hat mir jeden Abend beim ins Bett bringen erzählt, dass Engel über uns wachen, aber anscheinend haben die mal eben nicht hingesehen, als dieser dämonische Bastard Mum getötet hat.“ Aus Deans Stimme konnte man deutlich etwas Wut heraus hören. Sam legte ihm verständnisvoll eine Hand auf die Schulter und las sich den Spruch durch.

„Vielleicht hat Mum ja ein Auge auf Jenny,“ meinte er schließlich zum Älteren. Deans Miene entspannte sich wieder. Sam sah ihn mit diesem unvergleichlichen gutgläubigen, treuen Hundeblick an. Dean beugte sich vor um ihn zu küssen, doch Sam wand sein Gesicht ab.

„Stimmt was nicht?,“ fragte der Ältere sichtlich verwirrt.

„Dean, ich finde wir sollten das nicht machen, jeden falls nicht solange wir hier sind. Bobby und Pastor Jim wissen nichts davon und es wäre für die beiden sicher nicht so prickelnd, wenn sie es erfahren würden, weil sie uns dabei sehen wie wir uns küssen. Und um ehrlich zu sein, möchte ich nicht, dass sie überhaupt was davon erfahren, jeden fall jetzt noch nicht.“ Dass sich Sam fürchtete wieder Jessica vor seinen Augen zu haben wenn er Dean küsste, erzählte Sam dem Älteren nicht. Dean würde ihn sicher für verrückt halten.

„Wir sind alleine im Wohnzimmer,“ sagte Dean.

„Aber Bobby ist in der Küche und macht den Abwasch und Pastor Jim ist in seinem Arbeitszimmer, sie könnten also jeder Zeit reinkommen.“

„Okay, wie du willst,“ sagte Dean leicht beleidigt mit einem Hauch von Enttäuschung in der Stimme. Er schaltete den Fernseher ein. Sam sah ihn von der Seite an. Er hätte Dean auch gerne geküsst, aber wie sollte er den Kuss genießen, wenn ihm die Angst davor im Kopf rumschwirrte wieder Jessicas Gesicht vor sich zu sehen? Er las sich noch einmal den Taufspruch durch.

„Ja, ich finde der würde passen,“ murmelte der Jüngere, doch Dean hörte ihm nicht zu. Er war dabei ein wenig frustriert durch die Kanäle zu schalten. Und wenn Dean glaubte, dass seine Laune nicht noch schlechter werden könnte, hatte er nicht mit Sams Rundumschlag gerechnet. Nicht genug, dass er Dean nicht küssen wollte, er weigerte sich auch strickt sich zu Dean ins Bett zu legen. ~Da hätte ich auch im Krankenhaus bleiben können~ dachte Dean, als er das Licht löschte.
 

Am nächsten Morgen gingen sie ein paar Stunden nach dem Frühstück rüber in die Kirche um die Taufe zu vollziehen. Sam, Dean und Bobby saßen auf der Bank in der ersten Reihe, während Pastor Jim das Fürbittengebet sprach.

„Gott, unser Vater! Wir freuen uns über dieses Kind. Heute wird es getauft. Es gehört dann wie wir zur Gemeinschaft der Glaubenden. Wir danken dir für das Leben dieses Kindes und für das Geschenk der Taufe. Gott, schenke diesem Kind Gesundheit des Leibes und der Seele. Lass es wachsen und gedeihen. Möge es liebesfähig und lebenstüchtig werden. Hilf den hier anwesenden ein guter Vater bzw. gute Paten zu werden. Segne alle, die zur Taufe dieses Kindes gekommen sind. Gott, deine Liebe möge uns alle in guten und schlechten Zeiten mit dir und untereinander verbinden. Amen.“

Als Pastor Jim angefangen hatte zu reden, hatte sich Dean mit Müh und Not ein `können wir endlich zur Sache kommen` verkneifen können. Doch was er zwischendrin sagte traf es genau. Das war es was er sich für Sams Tochter wünschte. Vielleicht gab es ja doch einen Gott und vielleicht könnte er, wenn ihm beim schauen des Reality-TVs aus Hunger, Leid, Tod und Zerstörung auf der Welt mal zu langweilig werden würde, tatsächlich mal ein Auge auf Jenny haben und in der übrigen Zeit würden Sam, Bobby und er das übernehmen. Er streichelte der Kleinen, die er auf dem Arm trug und die in diesem schlichten, weißen Sommerkleidchen mit unauffälligen gestickten, kleinen, grauen Sternchen darauf aussah wie ein Engelchen, zärtlich über den Kopf. Dann gab er sie Sam, der mit seiner Tochter nun zu dem Geistlichen am Taufbecken ging, damit sie die Taufe empfangen konnte. Vorsichtig hielt Sam die Kleine über das Taufbecken. Pastor Jim vollzog die Taufhandlung und sprach:

„Jennifer Elisabeth, ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Dabei begoss er dreimal ihren Kopf mit Wasser. Jenny blieb ganz still, als das Nass ihren Kopf berührte. Sie blickte nur mit ihren neugierigen Augen Sam und den Geistlichen an, als würde sie denken `was ist das denn für ein komisches Bad?´. Dann trocknete Pastor Jim ihr den Kopf vorsichtig wieder ab und sprach dann Jennys Taufspruch.

„Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.“(*)

Sam gab seiner Tochter, dafür das sie so brav war einen Kuss auf die Wange, dann ging er mit ihr zu Dean rüber. Bobby entzündete nun die schmuckvoll gestaltete Taufkerze, die Pastor Jim für die Kleine besorgt hatte, an der Osterkerze. Die Taufkerze war mit einem goldenen Kreuz verziert, das aus einem Rosenbusch empor ragte und auf dem eine zierliche Wachs-Taube angebracht war. Über dem Kreuz zierte noch ein Fisch die Kerze. Pastor Jim hatte vorgeschlagen, dass sie die Kerze bei ihm lassen sollten und er sie jedes Mal anzünden würde, wenn sie ihn besuchten. Abschließend sprach Pastor Jim noch einen kurzen Segen.
 

„Dean scheint es wirklich wieder gut zu gehen,“ sagte Pastor Jim zu Sam und deutete auf den älteren Winchester, der sich gerade ein weiteres Stück von dem Kuchen nahm, den die Haushaltshilfe des Geistlichen gebacken hatte. Die Taufe war vorbei und der Geistliche hatte Kaffee gemacht. Sam lächelte.

„Ich denke Dean würde selbst auf seinem Sterbebett noch Kuchen wegputzen, daher weiß ich nicht, ob man die Tatsache, dass er jetzt schon das dritte Stück verputzt als Zeichen für eine Genesung ansehen kann.“

Bobby kam von oben mit einer Schmuckschatulle herunter. Er hatte seine Sachen zusammen gepackt und würde gleich aufbrechen.

„Wash hascht du da Bobby?,“ fragte Dean den älteren Jäger mit vollem Mund.

„Nur eine Kleinigkeit für Jenny,“ sagte er und setzte sich neben Sam, der mit seiner Tochter auf dem Schoss auf dem Sofa saß. Bobby öffnete die Schatulle und hielt sie Sam hin.

Die Schatulle enthielt eine Silberkette mit einem kleinen, zarten Taufkreuzanhänger und einem kleinen, runden Anhänger mit eingraviertem Pentagramm und einigen Schutzrunen.

„Danke Bobby, dass ist wirklich schön,“ sagte Sam und strich mit seiner Hand über das Metall um sich die Anhänger genauer anzusehen.

„Die Kette dürfte kurz genug sein, dass sie sich damit nicht stranguliert,“ sagte Bobby und lächelte leicht. Sam nahm die Kette heraus und hielt sie vor seine Augen.

„Washn, dash dah?,“ fragte Dean und deutete auf den runden Anhänger.

„Das ist ein Talisman, er wird Dämonen daran hindern von ihr Besitz zu ergreifen. Für euch habe ich auch welche,“ sagte der ältere Jäger und griff in seine Hosentasche und reichte den beiden je einen Anhänger. Dean schluckte den letzten Bissen Kuchen herunter.

„Danke Bobby,“ sagte Dean dann. Sam bedankte sich ebenfalls und hielt Jenny dann die Kette hin.

„Bobby, dass ist wirklich ein tolles Geschenk,“ sagte Pastor Jim. Die Kleine packte den runden Anhänger und steckte sich diesen in den Mund.

„Vielleicht sollten wir noch ein Weilchen warten, bis wir sie ihr um machen,“ meinte Dean.

„Ja, das wäre wohl besser,“ sagte Sam und lachte. Mit Mühe und Not konnte er seiner Tochter die Kette wieder entlocken.

„So ich werde dann mal los,“ sagte der ältere Jäger.

„Machs gut Bobby,“ sagte Sam und umarmte ihn kurz.

„Pass auf dich auf,“ sagte Dean und auch er umarmte Bobby.

„Passt ihr auch auf euch auf und auf mein Patenkind.“ Er strich Jenny kurz durchs wuschelige Haar und bedankte sich dann bei Jim für seine Gastfreundschaft ehe er das Haus verließ und ein klein wenig wehmütig in Richtung Montana davon fuhr. Er hatte keine eigene Familie mehr und er mochte Johns Jungs, die schon fast wie Söhne für ihn waren.
 

(*) = Psalm 91,11.12

Aufbruch

@ SchmokSchmok: Ich bin auch evangelisch. Und danke für deinen Kommentar. Interessant, dass du versucht hast das lateinische zu übersetzen

@ Fine: Ähm, Wikipedia kennt sich mich taufen aus, hat ein wenig recherche arbeit gekostet, aber wenn es gut rüber gekommen ist, dann hat es sich ja gelohnt.

Zitat: Allerdings hat er das wohl auch nur getan, um bei Sam zu sein, nicht wahr?

->Yap und wo das enden soll? Warts ab. Ich hoffe nur, dass die sache wie ich sie hinterher auflöse einigermaßen nachvollziehbar wird. Und wenn sie dann zusammen sind gibt’s flausch ohne ende.

@ KC8: wenn ich mich nicht verzählt habe müsste die Jessica sache in 5 kapiteln abgeschlossen sein. Das wird schon.

@ RyouAngel: Freu mich, dass die Taufe so gut angekommen ist. Ja Jessica ist etwas penetrant, aber letztlich wird sie Sam in die Richtige richtung stoßen.
 

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Sam gab Jenny einen Gute Nachtkuss und legte sie dann in das Bettchen. Dann drehte er sich zu Dean um. Den Tag nach der Taufe hatten die beiden faulenzend und mit Jenny herumalbernd verbracht. Am Nachmittag hatte Sam Dean ins Krankenhaus gefahren, wo Dr. Blake ihm die Fäden zog. Nach dem Abendessen hatten sie sich auf ihr Zimmer zurück gezogen, weil Pastor Jim an diesem Abend seine Bibelgruppe bei sich empfing.

„Fühlst du dich wirklich wieder fit genug für einen Job?,“ fragte er den Älteren, der mit Sams Laptop auf dem Bett saß.

„Ja doch Sam. Wie oft soll ich dir das noch versichern. Meinst du, die hätten mich entlassen, wenn es mir nicht gut gehen würde?“

„Du hast dich selbst entlassen Dean. Die Ärzte hätten dich als du auf eigene Verantwortung gegangen bist lieber noch eine halbe Woche da behalten wollen und selbst dann hättest du dich nach der Entlassung nach ihrer Meinung noch ne Weile zu Hause schonen sollen.“

„Sam, es ist alles in Ordnung mit mir. Ich bin jetzt seit drei Tagen raus. Die haben mir heute die Fäden gezogen und Dr. Blake meinte, wenn ich mich nicht schon selbst entlassen hätte, dann hätte sie es heute getan. Ich habe keine Schmerzen mehr, also hör auf dir Sorgen zu machen. Sieh mich gefälligst nicht mehr länger mit diesem grässlich skeptischen Blick an und lass das Stirnrunzeln, sonst bekommst du noch Falten.“

Sam seufzte, setzte sich neben Dean und lehnte seinen Kopf an die Schulter des Älteren.

„Ich will doch nur nicht, dass du dir zu früh zu viel zumutest. Aber wenn du sagst es geht, komme ich gegen deinen Sturkopf wohl nicht an.“

Dean lächelte und streichelte Sam über die Wange. Der Ältere war für jedes Fitzelchen Nähe dankbar, das Sam zuließ.

„Wie schön, dass ich gegen deinen Sturkopf angekommen bin, Sammy. Und weil du so einsichtig bist, darfst du auch aussuchen wo es hingehen soll. Also, was ist dir lieber, übelst verstümmelte Leichenteile in Forks, Washington oder erdrosselte Teenager, deren Leichen in einem alten Leuchtturm nahe Truro, auf Cape Cod, Massachusetts gefunden wurden, in dem es angeblich spukt?“

„Forks, Washington? Dann waren es wahrscheinlich Vampire,“ meinte Sam und grinste.

„Vampire? Wie kommst du darauf?,“ fragte Dean.

„Sag bloß, das sagt dir nichts. Forks, Stephenie Meyer, Twilight?,“ sagte Sam fragend.

„Twilight? Ist das ne Bar dort?,“ erkundigte sich Dean. Sam seufzte. Dean hatte mal wieder keine Ahnung wovon er sprach.

„Vergiss es einfach Dean. Forks hat die höchste Niederschlagsrate in Nordamerika. Da willst du garantiert nicht hin. Du brauchst Sonne, damit dein Gesicht wieder eine gesunde Farbe bekommt.“

„Also Cape Cod. Das war auch mein Favorit.“ Dean schaltete den Laptop aus und stellte ihn auf den Nachttisch. Dann wollte er sich an Sam kuscheln, doch der war aufgestanden und machte anstallten sich ins zweite Bett im Zimmer zu legen, wie schon an den Tagen zuvor.

„Man Sam, kannst du nicht einmal über deinen Schatten springen und dich zu mir legen?,“ fragte Dean enttäuscht. Seit er aus dem Krankenhaus raus war, verhielt sich Sam ihm gegenüber total zurückhaltend, fast schon abweisend. Sie hatten sich auch seit er aus dem Krankenhaus raus war nicht mehr geküsst, weil Sam angst hatte dabei gesehen zu werden, jeden Falls hatte er sein Verhalten Dean gegenüber so begründet.

„Das hatten wir doch geklärt Dean. Ich werde nicht im Haus eines katholischen Pfarrers, der noch dazu eine Vaterfigur für uns ist, mit dir in einem Bett schlafen. Ich will gar nicht daran denken wie er reagiert, wenn er uns so sieht,“ machte Sam seinen Standpunkt unmissverständlich klar. Daraufhin murmelte Dean etwas, dass wie ´Feigling´ klang und drehte sich von Sam weg. Der Jüngere sah noch ein Mal zu Dean herüber, seufzte und legte sich dann aber trotzdem ins zweite Bett.
 

Am nächsten Morgen stand Sam als erster auf. Er war sehr früh wach geworden. Er hatte wieder diesen merkwürdigen Traum von Jessica gehabt. Er wusste immer noch nicht wirklich was er zu bedeuten hatte, aber er wollte darüber nicht mit Dean reden. Anfangs hatte ihn dieser Traum nur verwirrt, mittlerweile machte er ihm jedoch angst. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass dieser Traum ihn warnen wollte. Aber wie passte Jessica in das ganze und warum verhinderte sie, dass er raus zu Dean ging, wenn es doch eine Warnung sein sollte und warum blieb er bei ihr anstatt zu Dean zu gehen? Das passte alles nicht wirklich zusammen. Er hatte Angst, dass Dean etwas passieren würde, wenn er ihm zu nahe stand, deshalb wich er ihm aus, auch wenn es ihm schwer fiel Dean zu widerstehen. Jedes Mal wenn er drauf und dran war seinem Drang nachzugeben und Dean zu küssen tauchte Jessica vor seinen Augen auf und sah ihn so an als würde er gerade etwas falsches machen, also ließ er es schließlich doch bleiben. Nachdem er geduscht und angezogen war nahm er den Laptop von Deans Nachttisch. Er sah Dean noch eine Weile beim schlafen zu. Der Ältere sah einfach zum anbeißen aus wenn er schlief. Nach ein paar Minuten riss Sam sich von diesem göttlichen Anblick los und ging nach unten, wo Pastor Jim nach seiner Morgenandacht damit zu Gange war ein Frühstück vorzubereiten.

„Guten Morgen Sam. Schläft Dean noch?“

„Ja, aber sicher nicht mehr lange. Jenny ist der beste Wecker der Welt und wie ich ihren Rhythmus kenne wird sie sicher bald wach werden.“ Der Geistliche lachte herzlich, was Sam ein Grinsen entlockte.

„Was willst du eigentlich mit deinem Laptop?,“ wollte Jim wissen.

„Dean ist der Meinung, dass es langsam Zeit wird weiter zu ziehen. Er hat Hinweise auf übernatürliche Vorkommnisse in Massachusetts entdeckt und jetzt suche ich nach nem Appartement oder so für uns. Jetzt wo ich Jenny dabei habe will ich ungern in ein Motel, jeden Falls nicht länger als nötig. Wir werden es wohl nicht an einem Tag von hier bis nach Cape Cod schaffen, also müssen wir zwangsläufig ein paar Nächte in einem Motel verbringen.“

„Hhm, Cape Cod ist ein beliebtes Urlaubsgebiet. Wenn du Glück hast findest du vielleicht ein kleines Ferienhaus für euch. Aber ist Dean denn schon wieder gesund genug um auf die Jagd zu gehen?“

„Er sagt ja, aber ich werde trotzdem ein Auge auf ihn haben. Schließlich habe ich Dad versprochen auf ihn aufzupassen.“

„In welche Stadt wird es euch denn genau verschlagen?,“ fragte Pastor Jim.

„Die Stadt heißt Truro, warum?“

„Ich kenne ein Ehepaar, das mehrere Ferienhäuser auf Cape Cod vermietet. Die beiden haben bis zur Pensionierung hier in der Gemeinde gelebt. Vielleicht haben die beiden ein Häuschen für euch. Soll ich sie anrufen und nachfragen?“

„Das wäre super,“ sagte Sam erfreut.

„Gut, dann werde ich sie nach dem Frühstück anrufen.“ Der Jenny-Wecker machte sich nun bemerkbar.

„Ah, sie ist wach,“ sagte Sam und lächelte.
 

Dean hatte sich gerade auf die andere Seite gedreht, als er von Jenny geweckt wurde.

„Warum kannst du nicht noch ein bisschen schlafen?,“ murmelte Dean während er sich aus dem Bett quälte. Er war noch viel zu müde und das war Sams Schuld. Was musste der sich auch wie ein Hasenfuß verhalten und Dean alleine schlafen lassen. Der Ältere hatte noch lange wach gelegen und über Sam nachgedacht. Warum war er bloß so abweisend zu ihm?

Okay, er war auch nicht gerade scharf darauf von Pastor Jim beim knutschen mit Sam überrascht zu werden, aber deswegen brauchten sie doch nicht gleich auf alle nicht brüderlichen Berührungen verzichten. Es war ja nicht so als hätte Dean von Sam verlangt hier und jetzt Sex mit ihm zu haben. Er wollte ihm doch nur nahe sein und ab und zu wenn sie ganz sicher alleine waren mal küssen. War denn das zu viel verlangt? Dean hatte bereits mehrfach versucht mit Sam darüber zu reden. Aber der Jüngere schaltete immer auf Stur, so wie gestern Abend und das obwohl Dean ihm erzählt hatte, dass Pastor Jim wusste, dass sie keine Brüder waren. Wollte Sam ihn bestrafen, weil er Pastor Jim nicht auch gleich gesagt hatte, dass er und Sam jetzt wo sie keine Brüder mehr waren, eine andere Form von Beziehung und Liebe für einander entdeckt hatten? Nein, so gemein war Sam nicht, außerdem hatte er ja selber gesagt, dass es besser wäre ihm nichts zu sagen. Langsam bekam Dean das Gefühl, dass Sam doch nicht das gleiche für ihn empfand wie er für Sam und dieses Gefühl versetzte seinem Herzen einen Stich. Er nahm Jenny aus dem Bett. Sie hatte ihm bereits ihre Ärmchen entgegen gestreckt.

„Was geht nur in deinem Daddy vor?“ Er ging mit ihr ins Bad und wickelte sie auf der Kommode. Während er sie wickelte gab er ihr einen Pustekuss auf den Bauch. Dann ging er wieder mit ihr ins Zimmer und zog sie an, ehe er sich selber fertig machte und mit ihr nach unten ging. Wie erwartet saßen Pastor Jim und Sam bereits dort und warteten mit dem Frühstück auf ihn und Jenny.

„Guten Morgen Dean,“ sagte Pastor Jim.

„Morgen,“ gab Dean mürrisch von sich.

„Kaffee?,“ fragte der Geistliche. Dean nickte. Sam saß an seinem Laptop.

„Dir auch einen guten Morgen Sam,“ sagte Dean.

„Morgen Dean,“ meinte der Jüngere beiläufig ohne aufzusehen. ~Ja, behandle mich ruhig wie Luft~ dachte Dean und setzte sich mit der Kleinen an den Küchentisch.

„Was liest du da?,“ wollte der Ältere wissen.

„Den Artikel über die toten Teenager in dem Leuchtturm in dem es angeblich spuken soll. Scheint als wäre da wirklich was dran. Ich habe noch einige ältere Artikel gefunden in denen ebenfalls über Leichenfunde bei dem Leuchtturm berichtet werden.“

„Wurden die Opfer auch erdrosselt?,“ fragte Dean und nahm einen großen Schluck Kaffee. Pastor Jim stand derweil am Herd und machte Rührei.

„Manche wurden erdrosselt, manche fand man auch erhangen vor. Im letzteren Fall ging man von Selbstmord aus.“

„Hast du schon etwas über diesen Leuchtturm rausgefunden?,“ fragte Dean ihn.

„Nein, soweit bin ich noch nicht.“

„Fütterst du Jenny oder soll ich das machen?“

„Mach du das bitte, dann kann ich hier weiter lesen.“

„Okay, halt sie kurz, dann mach ich ihr Frühstück,“ sagte Dean, setzte Jenny auf Sams Schoss und stand auf. Er nahm sich die Packung mit der Breizubereitung und stellte den Wasserkocher an. Dann rührte er Sams Tochter eine Frühstücksportion des „Feine Früchte Milchbreis“ an und setzte sich dann wieder an den Tisch. Sam reichte Dean die Kleine. Dean

nahm einen Löffel voll Brei und fing an Jenny zu füttern. Mittlerweile war Pastor Jim auch mit den Eiern und dem Speck fertig und füllte ihnen dreien etwas davon auf die Teller.
 

Nachdem Frühstück rief Pastor Jim wie versprochen bei dem Ehepaar an, dass die Ferienhäuser vermietete. Augusta und Ross Harris waren Mitte 60 und immer noch geschäftstüchtig. Wie sich herausstellte wohnten sie zur Zeit selbst in einem ihrer Ferienhäuser in Truro und hatten auch noch ein weiteres Ferienhaus dort, das noch bis August leer stehen würde. Großzügig boten sie Pastor Jim an, dass Sam und Dean mit Jenny gerne bis August in diesem Haus wohnen durften und das für die Hälfte des normalen Mietpreises. Die Brüder bräuchten sich bei ihrer Ankunft bloß bei den beiden melden. Allerdings müssten sie für ein Kinderbett selber sorgen, da das Ferienhaus nur über zwei Schlafzimmer mit großen Betten verfügte. Damit waren Sam und Dean einverstanden. Dabei würde zwar ihr ehrlich verdientes Geld aus St. Paul drauf gehen, aber sie wollten Pastor Jims Bekannte nicht mit gefälschten Kreditkarten abspeisen. Der Geistliche übermittelte die Zusage und verabschiedete sich dann von seinen ehemaligen Gemeindemitgliedern.

„Wann wollt ihr denn los fahren?,“ fragte Pastor Jim die beiden.

„Am besten noch heute,“ sagte Dean. Fast gleichzeitig sagte Sam jedoch:

„Morgen früh.“

„Ich denke ihr zwei solltet euch erstmal einig werden. Ich bin jetzt erst Mal für eine Weile weg. Der Älteste Mann unserer Gemeinde wir heute 98 Jahre Alt und ich will ihm einen Besuch abstatten.“ Die beiden Brüder nickten stumm.

„Aber fahrt nicht ohne euch von mir zu verabschieden. Ich bin gegen Mittag zurück.“

Der Geistliche verließ das Haus. Auf dem Weg zu seinem Geburtstagsbesuch dachte er über Sam und Dean nach. Irgendwas war da zwischen den beiden. Pastor Jim war zwar ein Mann der Kirche, deswegen jedoch noch lange nicht Weltfremd. Irgendwas war bei den beiden im Busch. Irgendwas brodelte da unter der Oberfläche der beiden, das konnte man selbst als Außenstehender deutlich spüren. Er selbst hatte zwar keine Erfahrung damit, aber irgendwie wurde der Geistliche das Gefühl nicht los, dass das, was zwischen Dean und Sam war, wohl das war, was die Leute meinten wenn sie von sexueller Spannung redeten. Allein die verstohlenen Blicke die die beiden sich an den beiden letzten Abenden zugeworfen hatten, immer wenn der andere nicht hinsah. Und er hätte schwören können, dass Dean Sam gestern Abend als sie nach dem Abendessen hoch gingen um Jenny ins Bett zu bringen, auf den Hintern gestarrt hatte während sie die Treppe hoch gingen. Man könnte fast meinen die beiden wären verliebt. Pastor Jim war sich nur nicht sicher woher die sexuelle Spannung herrührte. Hatten die beiden sich ihre Gefühle noch nicht eingestanden oder nahmen sie sich in seinem Haus wegen ihm lediglich zurück? Dabei hätten sie keinen Grund dazu. Er verurteilte niemanden. Er war sich sicher, dass Gott wirklich alle seine Schäfchen liebte und im Gegensatz zur landläufigen Meinung der katholischen Kirche zum Thema Homosexualität, hatte er kein Problem damit, sicher freute sich Gott über jegliche Art von Liebe auf der Welt. Es war zwar irgendwie seltsam, sich die beiden als Paar vorzustellen, wo sie Zeit seines Lebens ja als Brüder zusammen gelebt hatten, aber die beiden waren erwachsen und mussten wissen was sie taten. Seit gestern Abend überlegte der Geistliche ob er Sam und Dean darauf ansprechen sollte, aber da er sich nicht wirklich sicher war, was genau da zwischen den beiden lief, hielt er es für das beste, die beiden das was zwischen ihnen war alleine in den Griff kriegen zu lassen.
 

„Was ist los mit dir?,“ fragte Sam Dean. Er würde am liebsten solange wie möglich bei Pastor Jim bleiben, denn solange sie hier waren, hatte er eine Ausrede für sein zurückhaltendes Verhalten gegenüber Dean.

„Das gleiche könnte ich dich fragen,“ entgegnete Dean. Er konnte es nicht abwarten hier weg zu kommen. Wenn sie nicht mehr hier waren, würde Sam vielleicht endlich wieder bereit sein ihre Beziehung zu vertiefen.

„Was soll mit mir los sein? Ich finde einfach, dass es noch einiges vorzubereiten gibt ehe wir los fahren können,“ sagte Sam.

„Was denn?“

„Hast du ein Kinderbett?“

„Sam, dass passt eh nicht ins Auto. Das müssen wir schon vor Ort besorgen.“

„Wir müssen noch packen.“

„Wenn ich dir helfe geht es schnell.“

„Wenn du mir hilfst finde ich hinterher nichts wieder.“

„Gut, dann helfe ich dir eben nicht. Aber trotzdem brauchst du nicht nen ganzen Tag zum packen,“ sagte Dean und sah ihn mit einem durchdringenden Blick an.

„Ich weiß was los ist Sam. Ich bin nicht blöd. Du willst nur noch Zeit raus schinden, weil du immer noch der Meinung bist, dass ich einer neuen Jagd noch nicht wieder gewachsen bin.“

„Ich will nur, dass es dir gut geht,“ sagte Sam, der auf die vom Älteren ermittelten Ursache für sein Herauszögern des Aufbruchs nur zu gern einging.

„Mir würde es besser gehen, wenn du mich nicht wie einen Invaliden behandeln würdest. Wenn mir irgendwas weh tut, dann werde ich dir das schon sagen, also fahren wir heute?“

Sam bezweifelte sehr, dass Dean es ihm sagen würde, wenn er Schmerzen hatte, dass würde ja bedeuten, dass sich Dean Winchester mal eine Schwäche eingestehen müsste.

„Okay, wir brechen heute nach dem Mittagessen auf. Aber ich fahre und du machst es dir auf dem Beifahrersitz bequem und ruhst dich aus.“

„Du und mein Baby? Ob das harmoniert?“

„Dean, ich verspreche dir, dass ich sie mit Samthandschuhen anfassen werde.“

„Einverstanden, dann geh hoch und fang an zu packen.“

„Erstmal werde ich mich dranmachen eine Route raus zu suchen und mir zu überlegen wo wir Zwischenstopps einlegen. Wir schaffen es eh nicht an einem Tag dort hin zu kommen. Ich schlage vor wir verteilen die Strecke auf drei oder vier Tage.“

„Mach wie du meinst. Jenny und ich sehen uns derweil Cartoons an. Wenn du unsere Hilfe brauchst, wir sind im Wohnzimmer.“ Er nahm Jenny auf den Arm und küsste Sam flüchtig auf die Wange ehe er die Küche verließ. Sam blieb mit einem Lächeln alleine in der Küche zurück. Gedankenverloren streifte er mit der Hand über seine Wange, dort wo Dean ihn geküsst hatte. Warum war er nur so verunsichert? Sein Herz, da war sich Sam sicher, hatte sich längst hoffnungslos in Dean verliebt und er hatte nicht den Hauch eines Zweifels an den Gefühlen des Älteren. Einzig sein Verstand, der leider die Macht über seine Entscheidungen hatte, verweigerte es Sam seinem Herzen zu folgen, solange er nicht herausfinden würde, weshalb er diesen Traum von Jessica hatte, denn wenn auch nur der leiseste Verdacht bestand, dass Dean so enden würde wie seine Mum und Jessica, dann durfte er einfach nicht mit ihm zusammen sein. Nur wie sollte er herausfinden was der Traum bedeutete? Er war sich ja nicht mal sicher, dass es eine Warnung war. Vielleicht wollte sein Unterbewusstsein ihn auch nur einfach quälen, weil er es tatsächlich wagte glücklich sein zu wollen, obwohl Jessica tot war. Vielleicht sollte er sich einfach in eine Anstallt einweisen lassen, denn viel fehlte nicht mehr bis Sam Wahnsinnig werden würde.
 

„Weißt du, dass Dean im Wohnzimmer sitzt und sich irgendeine Seifenoper ansieht?,“ fragte Pastor Jim Sam, als er zwei Stunden später wieder zurück war.

„Oh, die Cartoons müssen dann wohl schon zu Ende sein,“ entgegnete Sam.

„Und wann fahrt ihr nun?“

„Gleich nach dem Mittagessen. Ich habe eben gepackt und jetzt mach ich uns oder besser gesagt für Dean, Snacks für unterwegs.“

„Das ist schade. Ihr wisst, dass ihr ruhig solange bleiben könnt wie ihr wollt.“

„Ja, aber wir finden beide, dass es Zeit ist wieder los zu ziehen.“

„Ich habe eurem Vater immer gesagt, er soll euch bei mir lassen. Aber als ihr älter wurdet und John der Meinung war, dass Dean alleine auf dich aufpassen konnte, hat er euch trotzdem mitgenommen, weil er euch bei sich haben wollte, auch wenn er euch oft alleine gelassen hat. Er hat immer gesagt, dass ihr seine Familie seid und er nicht will, dass ihr denkt, er hätte euch zu mir abgeschoben, weil er euch nicht will. Und jetzt wo ihr erwachsen seid, kennt ihr nur dieses Nomadenleben.“

„Dean und ich wissen, was es für Kreaturen gibt und so sehr wir uns für Jenny auch ein normales Leben wünschen, so können wir beide einfach nicht in ein Häuschen mit weißem Gartenzaun ziehen und die Augen vor dem verschließen was da draußen ist. Wir können den Leuten helfen und das sollten wir auch weiterhin tun.“

„Aber versprecht mir, dass ihr auf euch aufpasst.“

„Natürlich.“

„Gut. Was kann ich euch denn zum Mittag anbieten?“

„Sie brauchen nichts machen. Ich habe mich an ihrem Kühlschrank so reichlich bedient und so viele Sandwichs gemacht, dass es für eine halbe Kompanie reicht.“

„Okay, dann werde ich mich mal bedienen.“ Er nahm sich eines der Sandwichs, die Sam auf einem Teller gestapelt hatte.

„Sehr gut das Sandwich,“ sagte der Geistliche nach dem er abgebissen hatte.

„Ich bringe mal die anderen ins Wohnzimmer. Könnten sie was zu trinken raus bringen?“

„Mach ich. Ich glaube im Kühlschrank war noch was von der Hausgemachten Limonade, die mir die kleine Katie gestern an ihrem Stand verkauft hat.“
 

Nach dem Mittagessen verabschiedete sich Pastor Jim von den dreien. Er war zu einer Nottaufe ins Krankenhaus gerufen worden. Dort war ein Frühchen zur Welt gekommen.

Sam und Dean beluden dann den Wagen und Sam erklärte seinem Bruder seinen Plan.

„Wir fahren heute bis nach Madison, dass sind etwa fünf ein halb Stunden. Dann fahren wir morgen weiter bis nach Cleveland und übermorgen dann bis nach Utica und von dort aus schließlich nach Truro. Ich weiß, früher sind wir die Strecke an zwei Tagen abgefahren, aber jetzt wo wir Jenny dabei haben will ich nicht, dass sie den ganzen Tag im Auto verbringt und du solltest das auch noch nicht wieder tun.“

„Kein Problem Sammy. Jetzt wo wir Jenny dabei haben sollten wir eh einen Gang runterschalten was das jagen angeht.“

„Und das aus deinem Mund?“

„Ich finde einfach, dass sie bei all unseren Überlegungen an erster Stelle stehen sollte.“

„Okay, wo das geklärt ist, wollen wir dann los?“

„Fahr zu, Sammy.“ Der Jüngere lächelte und startete den Motor.

„Aber damit eins klar ist, wenn du anfängst einen auf nörgelnden Fahrlehrer zu machen, schmeiß ich dich hochkantig aus deinem heiß geliebten Baby und brenne alleine mit ihr durch. Du kannst dann sehen wie du weiter kommst,“ drohte Sam und ließ nach einem kurzen nicken von Dean, den Impala aus der Einfahrt rollen.

Unterwegs

@Fine: Sam kämpft da mit inneren Dämonen, da würde Missouri ihm auch nicht helfen können. Das nächste Kapitel ist fast Jessica frei und hat auch etwas flausch aber hauptsächlich humor. Und wo Jenny bleibt wird auf jeden Fall noch geklärt in Kapitel 40.

@Morathi: Danke für die Anmerkungen zur Taufe, jetzt bin ich schlauer. Was die Traumdeutung von Sam angeht hast du nen recht guten riecher. Ne, dass ist wirklich bloß die psyche und dann kommt später auch noch der zufall dazu, was die ganze sache noch komplizierter macht. Und Jim ist einfach cool.

@KC8: Ja, lange kann ich die beiden nicht mehr so hinhalten
 

@all: hab ziemlich viel stress an der uni und weiß nicht wann ich das nächste Kapitel hochladen kann. wahrscheinlich erst im Juli. Ich hoffe aber, ihr könnt so lange ausharren.
 

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Die erste Etappe ihrer Fahrt verlief relativ harmonisch. Jenny machte auf dem Rücksitz in ihrem Kindersitz ihren Mittagsschlaf und Dean war nach einer Überdosis M&Ms ebenfalls weg gepennt. Wegen den M&Ms hatte Dean den Jüngeren zu einem extra Boxenstop an einer Tankstelle genötigt. Pastor Jim hatte zwar jede Menge Nahrungsmittel die Sam zu Snacks verarbeitet hatte, aber der Geistliche war kein Süßigkeiten Liebhaber und bis auf eine Tafel Zartbitterschokolade hatte Sam in seinen Schränken nichts Süßes finden können. Da Dean aber der Meinung war, dass er ohne Süßigkeiten die Strecke nicht durchstehen konnte und nicht im Traum daran dachte was von dem Obst zu essen, dass Sam ihm anbot, hatte der Jüngere schließlich klein bei gegeben und Dean nach Herzenslust Süßkram kaufen lassen, während er der Wagen betankte. Gegen 18 Uhr gab Sam dem Älteren die Anweisung per Computer nach einem nicht all zu schäbigen Motel in Madison zu suchen. Dean entschied sich für ein sauberes und einigermaßen günstiges Motel namens Red Roof Inn. Die boten sogar extra Kinderbetten an. Gegen 19 Uhr erreichten sie das Motel. Dean machte ihr Zimmer klar, während Sam die Sachen, die sie für die Nacht brauchten aus dem Wagen holte. Schließlich kam Dean mit einem Schlüssel in der Hand zu Wagen zurück. Sam folgte Dean, der sich Jenny geschnappt hatte und Sam die Taschen tragen ließ. Schließlich öffnete der Ältere eine Tür und sie traten hinein in das geräumige Zimmer in dessen Mittelpunkt ein großes Bett stand. Der Platz rechts davon bot genügend Raum für ein Kinderbett. Sam betrachtete das Bett. Es hätte ihm ja klar sein müssen, dass Dean jetzt wo sie nicht mehr bei Pastor Jim waren darauf bestehen würde mit ihm in einem Bett zu schlafen. Der Jüngere stellte die Taschen ab. Er hatte nichts dagegen mit Dean in einem Bett zu schlafen, ganz im Gegenteil. Sam hatte Deans Nähe in der Nacht ziemlich vermisst, aber er hatte Angst, dass ihn wieder der Traum von Jessica plagen würde.

„Die Frau an der Rezeption meinte, dass gleich jemand kommen würde, der das Kinderbett bringt,“ sagte Dean und setzte sich mit Jenny aufs Bett.

„Alles klar,“ sagte Sam und setzte sich neben Dean.

„Ich hoffe die beeilen sich. Ich sterbe vor Hunger und die Frau an der Rezeption hat mir die Adresse eines Diners verraten, wo es angeblich die besten Bacon Cheeseburger der Stadt gibt,“ sagte der Ältere und knuddelte Jenny.

„Alter, du hast fast die ganze Fahrt über irgendwas gekaut wie kannst du jetzt schon wieder hungrig sein?,“ fragte Sam.

„Ich habe halt nen schnellen Stoffwechsel.“

„Wie auch immer. Fakt ist, du bist und bleibst ein kleiner Fresssack, der mir irgendwann die Haare vom Kopf frisst, wenn ich nicht aufpasse.“

„Zum Glück hast du so viele.“ Dean streichelte ihm sanft durchs Haar.

„Die Frage ist nur wie lange noch. Ich werde mal Jennys Wickeltasche ins Bad bringen,“ sagte Sam und verschwand kurz darauf in dem kleinen Badezimmer. Es klopfte an der Tür. Dean setzte Jenny aufs Bett, stand auf und öffnete. Ein Mann schob mit missmutigem Gesichtsausdruck daraufhin ein schmales Kinderbett auf Rollen in das Zimmer. Dann sah er Dean an. Dean blickte zurück. Scheinbar erwartete der Mann ein Trinkgeld, doch Dean hatte nicht vor ihm eins zu geben. Schließlich war es ja der Job von den Typen und so schlecht gelaunt und unfreundlich wie er eben ins Zimmer gekommen war, verdiente er kein Trinkgeld. Außerdem bekam er ja auch kein Trinkgeld dafür, dass er Dämonen, Geister und sonstiges Übernatürliches Gesocks jagte. Der Mann wollte gerade mürrisch von dannen ziehen als Sam aus dem Bad kam. Der Mann sah von Dean zu Sam und wieder zu Dean. Dann ging ihm ein Licht auf und er machte ein leicht angewidertes Gesicht.

„Was gucken sie denn so dämlich?,“ fragte Dean ihn. Der Mann erwiderte daraufhin nichts, sondern machte sich auf den Weg zu Tür, nicht ohne zu murmeln:

„Gott bewahre, jetzt haben Schwuchteln auch noch Kinder.“

Das war zuviel für Dean. Er packte den Kerl am Kragen und drückte ihn gegen die Tür, zu der er gerade hinaus treten wollte.

„Wie war das?,“ fuhr Dean ihn wütend an.

„Ich habe nichts gesagt,“ sagte der Mann und hoffte Dean würde ihn wieder los lassen.

„So, du hast mich und meinen Freund eben nicht beleidigt?“ Dean stieß den Typen noch einmal gegen die Tür. Der Mann verzog schmerzverzehrt das Gesicht.

„Dean, lass es gut sein.“ sagte Sam, der leicht rosa angelaufen war, als Dean ihn als seinen Freund bezeichnet hatte. Der Jüngere wollte keinen Ärger.

„Wir beide bezahlen wie alle anderen Gäste auch, also sparen sie sich ihre Kommentare und reißen sie ja nicht noch mal so unüberlegt ihr Maul auf, verstanden?“ Wieder drückte er den Kerl gegen die Tür.

„Ja,“ stammelte der Mann sichtlich erschrocken.

„Ich habe sie nicht richtig verstanden,“ schrie Dean und zog nun so heftig am Kragen des Mannes, dass er nach Luft schnappte. Jenny fing an zu weinen.

„Dean hör auf,“ sagte Sam und legte ihm die Hand auf die Schulter um ihn zu beruhigen.

„Er hat es verstanden,“ fügte er hinzu. Dean ließ den Typen los.

„Sehen sie zu, dass sie verschwinden,“ sagte der ältere Winchester und der Mann nahm die Beine in die Hand und verließ fluchtartig das Zimmer. Dean nahm Jenny auf den Arm.

„Entschuldige Kleines, ich wollte dich nicht erschrecken,“ sagte er zu Sams Tochter und streichelte ihr über den Rücken. Die Kleine beruhigte sich schnell wieder. Er setzte sich aufs Bett und Sam nahm den Platz neben ihm ein.

„Wow, das war beeindruckend und beängstigend zu gleich. Was ist denn in dich gefahren?,“ fragte der Jüngere.

„Ich muss mir so eine engstirnige Scheiße von niemandem anhören, schon gar nicht von so einem pimmligen, homophoben Aushilfspagen.“

„Das hast du ihm klar und deutlich zu verstehen gegeben.“

„Gehen wir jetzt essen?,“ fragte Dean.

„Dir kann auch gar nichts den Appetit verderben, was?“

„Doch schon, aber nicht so ein beschränkter Mistkerl.“ Dean stand auf, nahm Sams Hand und zog ihn ebenfalls auf die Füße.

„Also gehen wir?,“ fragte er noch mal.

„Ja, las uns gehen,“ sagte Sam und lächelte.
 

Die Frau an der Rezeption hatte ihnen wirklich einen guten Tipp gegeben. Sam beobachtete wie Dean in gewohnter Mähdrescher Manier seinen Burger futterte. Die Kellnerin, die sie bediente war sogar so freundlich eins der Gläschen mit Babynahrung für Jenny aufzuwärmen.

Da morgen Sonntag war, machte die Kellnerin für die drei sogar eine Reservierung zum Frühstück.

„Sonntags ist der Laden morgens nämlich proppe voll und sie wollen doch sicher zu einem kleinen Familienfrühstück morgen wiederkommen,“ hatte die Bedienung mit einem Augenzwinkern gesagt. Die beiden Brüder dankten es ihr in dem sie ihr ein ordentliches Trinkgeld gaben. Sie hatte sich eins verdient. Als sie wieder im Hotel waren, war es bereits nach acht. Die beiden gingen ins Badezimmer. Sam badete Jenny und Dean saß auf der zugeklappten Toilette und beobachtete wie Sams Tochter mit dem kleinen, leeren Duschbadfläschchen spielte, während Sam ihr die Haare wusch. Schließlich ging der ältere Winchester raus um das Kinderbettchen für Jenny fertig zu machen. Er legte ihr Sabbertuch und ihre Stoffschildkröte Speedy in das Bett. Dann kramte er in einer der Taschen nach Jennys Schlafanzug. Kurz darauf kam Sam mit der trocken gerubbelten und frisch gewickelten Jenny aus dem Bad. Dean reichte ihm den Schlafanzug der Kleinen und Sammy zog seine Tochter an.

„Ließt du ihr was vor? Ich wollte noch schnell duschen gehen,“ sagte Sam. Seine Klamotten waren nach der Badeaktion ganz schön nass.

„Mach das. Jenny, Winnie Puuh und ich werden uns schon gut unterhalten,“ sagte Dean. Der Jüngere lächelte und ging wieder ins Bad.

Was für eine super Art einen Samstagabend zu verbringen, dachte Dean. Er hatte sich bereits seine Schlafsachen angezogen und saß jetzt mit Jenny in einem Arm und dem Buch im anderen Arm auf dem Bett und lass dem kleinen Engelchen vor. Als Sam aus dem Bad kam war Dean mit Jenny im Arm eingeschlafen. Mit einem unvergleichlichen Lächeln betrachtete Sam sich dieses Bild. Das Buch lag auf Deans Bauch. Vorsichtig um die beiden nicht zu wecken, nahm er das Buch und packte es zu Jennys anderen Spielsachen. Dann hob er seine kleine Tochter liebevoll aus Deans Arm und legte sie in ihr Bettchen. Er deckte sie zu.

„Schlaf schön Kleines,“ sagte er und gab ihr einen zärtlichen gute Nachtkuss auf die Wange. Er stellte den Wecker. Dann legte er sich zu Dean ins Bett. Er stützte sich auf seinen Unterarm und betrachtete die ruhende Gestallt neben sich.

„Wovon bist du eigentlich müde?,“ fragte er ihn flüsternd. Dann beugte er sich zu ihm und hauchte ihm einen zarten Kuss auf die Lippen ehe er die Nachttischlampe ausknipste.
 

Am nächsten morgen erwachte Sam durch das Wecker klingeln. Als er die Augen aufschlug sah er, dass er sich in der Nacht unwillkürlich an den Älteren gekuschelt hatte und er war überrascht, dass er trotz der Nähe in dieser Nacht nicht von Jessica geträumt hatte. Er war zwar froh darüber, aber es verwirrte ihn, dass ihn dieser Traum und Jessicas Gesicht ihn immer so unvorbereitet heimsuchten. Gestern Abend hatte er fest damit gerechnet von ihr zu Träumen, aber er war verschont geblieben. War das jetzt ein Zeichen der Besserung? Er hoffte es sehr. Sam schaltete den Wecker aus. Jenny war auch schon wach und ihr „Ich bin wach Geschrei“ hatte sich mit dem Schellen des Weckers vereinigt. Sam stand auf und nahm sie aus ihrem Bettchen. Als er sich zu Dean umdrehte regte sich der Ältere auch endlich. Sam setzte Jenny auf dem großen Bett ab und die Kleine krabbelte zielstrebig zu Deans Gesicht hoch wo sie ihm mit ihren Händchen im Gesicht rumpatschte. Dabei schreckte Dean hoch.

„Morgen Jenny,“ murmelte er und ergriff ihre Hand ehe sein Nasenloch mit ihren Fingern Bekanntschaft machte.

„Zeit aufzustehen Dean,“ kam es von Sam.

„Stimmt, das Frühstück wartet.“ Der Ältere hob sich aus dem Bett. Sam rollte mit den Augen.
 

Nach einem ausgiebigen Frühstück in dem Diner fuhren sie weiter Richtung Cleveland. Vorher hatten sie Jenny allerdings noch mal umziehen müssen, da sie sich von oben bis unten mit Sirup eingesaut hatte. Dean war nämlich der Meinung gewesen es wäre Zeit, dass sie ihren ersten Pfannekuchen probiert und hatte der Kleinen einen von seinen abgegeben.

In Granger machten sie eine längere Pause. Es war um 14 Uhr rum und sie hatten noch gut vier Stunden Fahrtzeit vor sich. Jenny wurde langsam quengelig. Aber auf dem Rücksitz war nicht genügend Platz, so dass sie sich während der Fahrt nicht so wirklich mit ihr beschäftigen konnten. Sam wollte auch nicht, dass Dean sie sich auf den Schoss setzte, schließlich fuhren sie weite Teile der Strecke auf dem Highway. Dean war mit Jenny zum Wickeln gegangen. An dieser Raststätte hatten sie tatsächlich einen Wickelraum, der abgetrennt von den anderen Waschräumen gelegen war. Während Dean also mit wickeln beschäftigt war schlenderte Sam durch die Regalreihen, des kleinen Supermarktes der in der Raststätte integriert war. Plötzlich erweckte etwas seine Aufmerksamkeit, was sein Problem mit seiner quengelnden Tochter eventuell lösen konnte.

„Alter geht’s noch? Auf gar keinen Fall wirst du das in meinem Wagen abspielen,“ sagte Dean aufgebracht und riss Sams Hand von dem Kassettendeck weg, in das er gerade die Hörspielversion von Disneys „Ferkels großes Abenteuer“ hinein schieben wollte.

„Aber vielleicht hört sie dann auf so nörgelig zu sein,“ meinte Sam.

„Sam, dass kannst du einfach nicht machen. Das ist total unmännlich und degradiert mein Baby endgültig zu einer Familienkutsche,“ meckerte er.

„Gut, wenn dir das nicht passt, nehme ich halt was anderes.“ Er nahm aus einer kleinen Tüte ein weiteres Hörspiel raus – „Tiggers großes Abenteuer“.

„Willst du mich verarschen?“ Dean sah ihn mit erhobener Augenbraue an.

„Nein, es gab drei zum Preis von einer,“ sagte Sam und zeigte Dean die dritte. „Heffalump – Ein neuer Freund für Winnie Puuh“

„Drei zum Preis von einer, ich halt es nicht aus.“ Dean presste seine Hände gegen seine Schläfen, so als hätte ihn ein Migräneanfall überkommen.

„Komm schon Dean. Ich werde auch nie wieder meckern, dass du im Jahre 2006 immer noch ein Kassettendeck im Auto hast.“ Er sah den Älteren mit seinem Welpenblick an. ~Sieh nicht hin~ sagte Dean zu sich selbst, weil er wusste was kommen würde, doch zu spät. ~Oh, verdammt. Dieser Blick sollte verboten werden~ dachte Dean als er in Sams Augen sah. Doch er hielt dem Blick überraschenderweise diesmal stand. Ehe Dean jedoch etwas sagen konnte meinte Sam:

„Weißt du was Dean? Ich brauch deine Zustimmung gar nicht. Du hast selbst gesagt, der Fahrer wählt die Musik aus und da du auf dem Beifahrersitz sitzt, hast du folglich gar nichts zu sagen.“ Der Jüngere grinste. Dean hasste es von seinen eigenen Waffen geschlagen zu werden. Sams Hand bewegte sich schon wieder in Richtung Kassettendeck. Doch Dean stoppte ihn wieder.

„Du hast Recht, also bleibt mir nur eins übrig.“ Dean stieg aus, umrundete den Wagen, öffnete die Fahrertür und zog Sam ein klein wenig grob aus dem Auto.

„Was….?,“ stammelte Sam perplex.

„Ich fahre. Ich kann nicht zulassen, dass du meinem Baby das antust. Marsch auf den Beifahrersitz.“ Dean schwang sich auf den Fahrersitz und streichelte liebevoll über das Lenkrad. Sam seufzte, setzte sich dann aber doch auf den ihm zugewiesenen Platz. Zum ersten Mal hatte sein Hundeblick versagt.

„Hey Sweetheart! Keine Angst, ich werde nicht zulassen, dass Sammy dich auf so schändliche Weise missbraucht.“ Dean schnappte sich die Hörspielkassetten, steckte sie zurück in die Tüte und reichte sie Sam. Dann beugte er sich zum Handschuhfach, öffnete es und holte die AC/DC Kassette heraus.

„Das wird es auch tun.“ Dean schob die Kassette in das Kassettendeck und startete den Motor. Es erklang Back in Black.

„Ich mag ja bereit sein Jenny aus dem Buch vorzulesen, aber niemals wird in diesem Schmuckstück von Wagen, dieser pummlige, leicht beschränkte Teddy mit seiner quiek Stimme zu hören sein, verstanden Sam?,“ fragte Dean energisch. Der Jüngere gab sich geschlagen. Er nickte mit einem leichten grinsen und dann setzten sie ihren Weg fort. Ein Versuch war es immerhin wert gewesen.
 

Die Musik lief zwar nicht so laut wie sonst, aber sie lief. Das gesamte Album und Dean hatte Recht. Das tat es auch. Jenny quengelte nicht mehr, sondern schlief oder spielte mit Speedy. Sam gab sich damit zufrieden, aber wenn er nicht höllisch aufpasste würde er irgendwann einen Mini-Dean in weiblicher Ausführung auf dem Rücksitz sitzen haben. Es war erschreckend wie ähnlich sie ihm inzwischen geworden war. Er mochte, nein liebte Dean mit seinen Marotten und allen Ecken und Kannten, aber ein Dean war anstrengend genug. Er hoffte, dass Jenny irgendwann mal eine von seinen Charaktereigenschaften zeigen würde. Dean behauptete zwar ihre quengelnde Art hätte sie von Sam, aber der Jüngere stritt es vehement ab. Gegen viertel vor sechs erreichten sie Cleveland. Wenn Dean fuhr, waren sie irgendwie schneller. Diesmal checkte Sam sie ein. Sie hatten ein Zimmer mit zwei Betten.

„Das eine ist für Jenny,“ sagte Sam, der dachte Dean würde protestieren. Doch der Ältere hatte das nicht vor. Er hatte an den letzten beiden Tagen keine Anstallten unternommen Sam zu küssen oder sonst irgendwie nicht brüderlich zu berühren. Dean hatte die Nase voll ständig den Anfang zu machen. Wenn Sam irgendwas an ihm liegen sollte, müsste er jetzt endlich auch mal die Initiative ergreifen. Dean sagte nichts, denn wenn er es nicht ansprechen würde, würde Sam es auch nicht tun und dann konnte er Dean auch nicht das sagen wovor sich der Ältere momentan am meisten fürchtete, nämlich so was bescheuertes wie `Ich mag dich, aber es ist besser wenn wir nur Freunde sind`. Nachdem sie was gegessen hatten, baute Sam seiner Tochter mit einigen extra Kissen auf dem einen Bett eine kleine Umrandung, so dass sie in der Nacht nicht raus fallen konnte.

„Verschon mich mit Winnie Puuh heute Abend,“ sagte Dean und schaltete den Fernseher ein.

„Meinst du sie kann dabei einschlafen?,“ fragte Sam.

„Ich mach es so leise wie möglich,“ sagte der Ältere genervt und setzte sich auf das zweite Bett während Sam seine Tochter Bettfertig machte. Anschließend recherchierte er noch ein wenig über die Todesfälle die bei dem Leuchtturm aufgetreten waren, aber bis auf die Tatsache, dass es scheinbar immer ein Mädchen und ein Junge im Teenageralter waren und die Morde alle nur in den Sommermonaten passierten, konnte er nichts fest stellen was darauf hinwies, dass das ein Job für sie war. Es konnte genau so gut ein Serienkiller sein, der dafür verantwortlich war. Es war halb elf als er sich zu Dean ins Bett legte, der gelangweilt durch die Programme schaltete. Das ständige wechseln der Kanäle machte Sam wahnsinnig. Er nahm Dean die Fernbedienung aus der Hand und schaltete auf den Dokumentationskanal. Es lief ein Film über Insekten.

„Alter, was soll das denn jetzt? Willst du dir jetzt tatsächlich Käfer beim pimpern ansehen?“

„Es ist besser als dein rumgezappe.“

„Okay, aber müssen es unbedingt Insekten sein? Die letzten haben versucht uns zu killen.“

„Dann such du was aus, aber hör auf ständig den Kanal zu wechseln.“

„Hast du eigentlich irgendwas rausgefunden?“

„Nein, wir müssen vor Ort recherchieren, sonst kommen wir glaube ich nicht weiter.“

„Wie gut, dass wir auf dem Weg sind.“ Dean zappte durchs Programm, aber wesentlich langsamer als zuvor.

„Hey, was hältst du davon.“ Es lief der zweite Film aus der „Rocky“ Reihe.

„Einverstanden,“ sagte Sam und gähnte leicht. Das war irgend so ein Special, denn sie zeigten alle Rocky Filme. Beide waren irgendwann, ihre Köpfe gegeneinander gelehnt, eingeschlafen.
 

Dean ging es wieder richtig gut. Am nächsten Morgen setzte er sich gleich sofort auf den Fahrersitz. Sam protestierte zwar, aber gegen Dean hatte er keine Chance. Der war nämlich guter Laune, weil er aufgewacht war und dicht an sich gekuschelt, Sam neben sich vorfand. Vielleicht brauchte der Jüngere einfach mehr Zeit als er um sich daran zu gewöhnen, dass sie jetzt irgendwie zusammen waren. Außerdem hatte Dean einen sehr anregenden Traum gehabt, der Sam und ihn nackt in einem Meer aus Marshmallows beinhaltet hatte. Der Traum war so anregend, dass Dean sich während er duschte eine Körperteilmassage verpasste.

„Also, wie weit ist es noch bis Utica?,“ fragte Dean, der schon den ganzen Tag mit einem zufriedenen Grinsen neben dem Jüngeren saß. Sie fuhren nach einem Mittagessen in irgendeinem kleinen Nest gerade wieder auf den Highway. Jenny war bereits selig eingeschlummert.

„Etwa 240 Meilen,“ antwortete Sam ein wenig abwesend. Er tippte gerade an seinem Laptop herum. Dean sah ihn von der Seite an.

„Was machst du da eigentlich? Ich dachte du hast gestern Abend recherchiert.“

„Ich recherchiere nicht. Ich erstelle dir einen E-Mail-Account.“

„Was?,“ fragte Dean überrascht.

„Theresa hat mir eine sms geschickt und mich gefragt an welche Adresse sie ihre Fotos vom 4. Juli schicken soll.“

„Der 4. Juli ist doch erst in 3 Tagen.“

„Trotzdem kann sie doch jetzt schon fragen.“

„Ich mag die beiden ja, aber was soll ich mir Fotos von den beiden und ihrer mir völlig unbekannten Familie ansehen?“

„Scheint so als würde sie immer Rundbriefe an alle verschicken und es wäre unhöflich wenn wir von vornherein ablehnen würden.“

„Warum gibst du ihr nicht deine Adresse? Immerhin hat sie dir auch die sms geschrieben.“

„Eigentlich wollte sie dir die sms schicken. Sie hat unsere Nummern von Nelsons Handy abgeschrieben und beim eingeben in ihr Handy wohl irgendwie unsere Nummern vertauscht. Außerdem sind sie eher deine Freunde als meine.“

„Okay, dann erstell mir eben so einen E-Mail-Account.“

„Schon fertig.“

„Und?“

„Was und?“

„Wärst du so freundlich mir meine E-Mailadresse zu verraten?“

Sam grinste und hielt seinen Laptop so, dass Dean seine E-Mail Adresse erkennen konnte

„cake_addicted@mail.com? Hattest du gerade deine witzigen fünf Minuten Sammy?“

„Wieso? Das trifft es doch so ziemlich,“ sagte der Jüngere und lächelte Dean verschmitzt an.

„Ist dir denn nichts anderes eingefallen? Jetzt will ich nämlich Kuchen.“

„Oh, Man!“

„War ein Scherz. Ein paar Meilen halt ich es schon noch ohne aus.“

„Idiot.“

„Mistkerl.“ Sie fuhren eine Zeit lang weiter ohne, dass einer von beiden etwas sagte. Schließlich brach Dean das Schweigen.

„Die beiden erwarten doch nicht etwa, dass wir ihnen auch Bilder von unserem 4. Juli schicken, oder?“

„Was sollen wir ihnen denn da schon großartig schicken? Bei unserem Fall haben wir es sicher nicht mit einem Wendigo zu tun und dass wäre das einzige, was spektakulär brennt wie ein Feuerwerk,“ sagte Sam.

„Ja das war doch mal was. Ich hätte Pyrotechniker werden sollen, das hätte mir sicher gefallen,“ sagte Dean mit einem schwärmerischen Lächeln im Gesicht.

„Wenn du nicht so faul und desinteressiert gewesen wärst in der Schule hättest du es sicher aufs MIT geschafft,“ meinte Sam.

„Ja klar,“ sagte Dean mit Sarkasmus in der Stimme.

„Nein ernsthaft. Nicht jeder kann aus einem alten Walkman ein EMF Messgerät bauen. Das hatte was von MacGyver.“

„Du sahst aber nicht besonders überzeugt aus, als ich es dir gezeigt habe.“

„Zugegeben, es ist etwas unorthodox und darum war ich etwas überrascht.“

„Na ja, ein Collegeboy reicht pro Familie.“

„Ja, ist vielleicht besser so. Sonst würde das Kriegsministerium wahrscheinlich dein Genie ausnutzen um üble Massenvernichtungswaffen zu bauen. Besser du setzt dein Talent für das Gute ein,“ sagte Sam und grinste.

„Ich könnte Batman sein,“ meinte Dean.

„Batman ist Millionär.“

„Okay, das bin ich vielleicht nicht, aber ich habe einen coolen schwarzen Wagen, ich habe ein kleines Batgirl hinten auf dem Rücksitz…“

„Halt warte, wenn du jetzt sagst, dass ich in deiner kleinen Superhelden Phantasie dein Robin bin, dann…“

„Und ob du das bist. Natürlich tragen wir nicht diese seltsamen Outfits. Capes stehen mir sicher nicht und du würdest in Strumpfhosen sicherlich lächerlich aussehen.“

„Da bin ich ja beruhigt,“ sagte Sam belustigt.

„Allerdings haben wir mehr Gegenspieler als Batman.“

„Und wohl auch niemanden auf Seiten der Behörden, der uns wohl gesonnen ist.“

„Das ist nicht tragisch, wir kriegen das auch so hin. Wir geben uns ja selber als jemand von den Behörden aus. Übrigens sollten wir uns mal überlegen unser Repertoire an gefälschten Ausweisen zu erweitern.“ Obwohl er ein klein wenig abgeschweift war behielt Dean trotzdem die Realität im Auge. Plötzlich machte Jenny durch quengeliges Geschrei auf sich aufmerksam.

„Fahr mal an der nächsten Tankstelle ab. Ich denke Jenny braucht ne neue Windel.“

„Gut, während du sie wickelst hol ich mir ein Stück Kuchen.“
 

Sam saß an seinem Laptop um etwas über den Leuchtturm heraus zu bekommen. Jenny schlief bereits und Dean war los gezogen um, wie er es ausdrückte, ihre Reisekasse aufzubessern. Was bedeutete, dass er in die nächste Bar gegangen war um zu Pokern oder Billard zu spielen. Es hatte sie diesmal in ein etwas älteres Motel verschlagen wo nicht alles rund lief. Die Betten quietschten und der Fernseher hatte nur drei Programme: Schnee, Rauschen und Schnee mit Rauschen. Aber es war zumindest günstig, sauber und roch nicht nach Katze, wie in dem anderen Motel, dass sie nach fünf Minuten wieder verlassen hatten und hier her umgezogen waren. Da Dean nachdem sie Jenny ins Bett gebracht hatten, nichts mehr zu tun hatte wurde ihm ein wenig langweilig. Sam tippte an seinem Laptop rum, so dass sich der Ältere etwas fehl am Platz fühlte und schließlich von dannen gezogen war.

Sam hatte einiges herausgefunden. Es gab reichlich Informationen über den Highland Leuchtturm. Er war der älteste und höchste Leuchtturm auf Cape Cod und steht dort seit 1857. Er war von Mai bis Oktober für die Öffentlichkeit zugänglich und es gab auch ein Museum und sogar einen Andenken Laden. Außer in dem Zeitungsartikel, der Dean auf den Fall aufmerksam gemacht hatte, fand Sam jedoch keinen Hinweis darauf, dass es bei dem Leuchtturm spuken soll. Er hatte schon gehofft, dass sie sich irrten und dass es doch kein Fall für sie war, aber etwas machte ihn dann doch stutzig. Im Sommer 1996 musste der Leuchtturm versetzt werden, weil die Klippen in den Jahren mehr und mehr Erosionsschäden davon trugen und der Tonnenschwere Leuchtturm nicht mehr sicher stand. Sam seufzte. Die Morde geschahen nur im Sommer und die ersten Leichen fand man 1996. Das war ihm dann doch ein wenig zu viel Zufall auf ein Mal. Vielleicht hatte man durch das Versetzen des Leuchtturms einen Geist aufgeschreckt. Sie sollten auf jeden Fall vor Ort noch weiter recherchieren. Er hörte wie die Tür geöffnet wurde und blickte auf als Dean herein kam.

„Und warst du erfolgreich?,“ fragte Sam ihn und der Ältere wedelte mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht mit einem Bündel Geldscheinen.

„Weißt, du irgendwie hatte ich ein besseres Gefühl als du in St. Paul einen richtigen Job hattest,“ meinte Sam und klappte seinen Laptop zu.

„Jetzt fang nicht wieder damit an. Du hast deine Meinung bezüglich des Kreditkartenbetrugs und dem Ausnehmen von Leuten beim Billard bereits mehrmals deutlich verlauten lassen.“ Dean packte das Geld in seine Brieftasche und verschwand dann im Bad. Als er wieder ins Zimmer trat stand Sam an Jennys Bett und deckte sie zu, scheinbar hatte sie sich ihre Decke weg gestrampelt. Dean lächelte und ein gewisses Leuchten legte sich auf seine Augen. Er hatte ja immer gewusst, dass sich der Mutterinstinkt bei Sam irgendwann regen würde. Sam sah jetzt zu ihm herüber.

„Was siehst du mich so seltsam an?“

„Ich sehe dich nun mal gerne an, du gefällst mir,“ sagte Dean und lächelte immer noch. Sam errötete leicht und legte sich ins Bett und als wäre der Jüngere ein Magnet, der ihn Anzog folgte Dean ihm augenblicklich. Dean lag gerade und wollte etwas weiter an Sam heran rücken, als das Bett unter einem lauten knarzen zusammenbrach. Dean stöhnte auf.

„Alter, ich lass dich nie wieder das Motel aussuchen,“ sagte er zu Sam. Der Jüngere konnte ein Lachen nicht unterdrücken. Die ganze Situation hatte was von Versteckter Kamera.

„Krieg dich wieder ein Sam, sonst kriegst du wieder einen Schluckauf, wie damals als du 11 warst und nach der Zahnarztbehandlung noch ein wenig von dem Lachgas benebelt warst.“

Langsam beruhigte sich Sam wieder. Er beugte sich zu Dean herüber und gab ihm einen kurzen gute Nacht Kuss auf die Wange. Dean lächelte wieder. Der Kuss war zwar nicht viel, aber mehr, als er in den letzten Tagen von Sam bekommen hatte.
 

Am nächsten Tag brachen sie früh auf, denn Sam wollte Cape Cod so schnell wie möglich erreichen, damit sie heute noch ein wenig recherchieren konnten. Also fuhren sie über die Interstate 90. So wie Dean mal wieder fuhr würden sie sicher nicht mal 6 Stunden brauchen bis sie Truro erreichen würden. Tatsächlich war alles wieder irgendwie wie immer. Dean fuhr zu schnell, sang bei den meisten Songs mit und Sam sah aus dem Fenster und grübelte. Der einzige Unterschied zu früher war, dass sie hinten jetzt Jenny sitzen hatten, die fröhlich giggelte und Deans Sangeskunst offensichtlich mehr zu schätzen wusste, als Sam. Dean war sich nicht sicher, ob er sich über die momentane Situation freuen sollte oder nicht. Zum einen war er froh, dass es Sam und ihm gut ging und alles wieder seinen gewohnten Gang ging. Zum anderen wollte Dean aber eigentlich nicht, dass alles so war wie immer. Sam verhielt sich die meiste Zeit über so, als wenn zwischen ihnen nie was gewesen wäre. Den Rest der Zeit verbrachte er damit zu erröten oder leicht zurück zu schrecken wenn Dean ihn ansah oder berührte. Heute Morgen hatte Dean ihn ganz Sachte geküsst und es hatte zunächst den Anschein, als wenn Sam das auch gefallen würde, doch dann wich er von ihm zurück, fast so als hätte er einen Geist gesehen und wäre dabei beinahe aus dem eingekrachten Bett gefallen. Als Dean ihn gefragt hatte, ob alles in Ordnung sei, hatte Sam eifrig mit dem Kopf genickt und war im Bad verschwunden. Dean hatte nicht noch mal nachgefragt. Er hatte aufgegeben hinter Sams merkwürdiges Verhalten steigen zu wollen. Der Jüngere war momentan einfach ein Mysterium für ihn. Das einzige was Dean wusste war, dass er mehr von Sam wollte als der offensichtlich bereit war ihm zu geben und das machte ihn langsam irre. Warum hatte Sam sich von ihm einige Male küssen lassen und erwiderte die Küsse auch, wenn er doch scheinbar nicht mehr für ihn empfand als für einen Bruder? Anders konnte sich Dean Sams recht distanzierte Art ihm gegenüber nicht erklären. Aber warum sagte Sam ihm dann nicht einfach, dass er nicht von ihm geküsst werden wollte? Wenn von Sam nicht bald ein eindeutiges `nein´ kommen würde, könnte Dean nicht dafür garantieren, dass er sich noch lange so im Zaum halten konnte wie er es bis jetzt tat, dafür hatte Sams bloße Anwesenheit bereits einen zu großen Einfluss auf den Körper des Älteren und die aufkeimende Erregung zu unterdrücken kostetet Deans gesamte Selbstbeherrschung. Aber ein ´nein´ signalisierte Sams Verhalten eigentlich nicht wirklich. Dean kam es eher so vor, als hätte der Jüngere angst. Aber die konnte Dean ihm auch nicht nehmen, na ja, wenn er besser darin wäre über Gefühle zu sprechen, dann vielleicht schon. Und offenkundig hatte Sam ihm nichts zu sagen, das alleine sollte Dean ja schon stutzig machen. Eigentlich sollte Dean dringend mit Sam reden. Obwohl er hatte seinen Teil ja schon mehr als deutlich ausgedrückt. Sam musste mit ihm reden, aber der Ältere befürchtete, dass Sam ihm etwas sagen würde, was er nicht hören wollte. Andererseits wäre es dann raus und er müsste sich nicht länger fragen, was zum Teufel mit Sam los war.

„Alles in Ordnung?,“ fragte Sam Dean und riss ihn damit aus seinen Gedanken.

„Ja, mir geht’s gut.“

„Du siehst aus als würdest du über etwas nachdenken.“

„Ich habe mich nur gefragt, was heute Morgen mit dir los war.“ Das entsprach ja schon mal der Wahrheit.

„Nichts war mit mir los. Ich musste nur aufs Klo.“ Sam wusste, dass es eigentlich sinnlos war Dean anzulügen, denn erstens war er kein besonders guter Lügner und zweitens durchschaute Dean ihn eh meistens. So wohl auch diesmal, aber der Ältere sagte nichts sondern hob nur skeptisch seine Augenbraue an. Sam wusste einfach nicht wie er mit Dean darüber reden sollte. Dem Älteren waren ja schon seine Visionen nicht geheuer. Was würde er dann zu diesem seltsamen immer wiederkehrenden Traum sagen? Mittlerweile wollte Sam gar nicht mehr wissen warum ihn Jessica scheinbar geistig verfolgte, sondern wollte nur noch, dass es aufhörte. Über das ´warum´ nachzudenken brachte Sam nie wirklich weiter, denn sobald er Zeit dazu hatte schweiften seine Gedanken zu Dean und wenn ihm der Ältere näher kam sah er Jessicas Gesicht vor sich oder aber er fühlte sich unwohl weil er befürchtete er könne sie vor sich sehen. Er wollte sich aber nicht unwohl fühlen. Er wollte das Gefühl des Glücks und der Geborgenheit zurück, dass er bei Deans Küssen verspürt hatte ehe Jessicas Gesicht angefangen hatte vor seinem Geistigen Augen zu erscheinen. Immer dann wenn er nichts lieber wollte als sich in Deans Arme fallen zu lassen. Das ganze zehrte an Sams Nerven. Vielleicht sollte er versuchen es das nächste Mal ganz einfach zu ignorieren. Sich nicht davon beeinflussen lassen. Möglicherweise würde es dann von ganz alleine verschwinden. Schweigend fuhren sie weiter, bis Deans Baby nach Nahrung verlangte und Dean an einer Tankstelle hielt.

„Was müffelt hier so?,“ fragte Sam.

„Jenny,“ antwortete der Ältere und riss die Fahrertür auf.

„Ich glaube von diesem neuen Tee bekommt sie Blähungen,“ sagte Sam. Dean war bereits an der hinteren rechten Tür angekommen und hob Jenny aus dem Kindersitz.

„Tanken oder Wickeln?,“ fragte Sam Dean, als er ebenfalls aus dem Wagen gestiegen war.

„Wenn du mich so fragst Tanken.“ Er grinste und reichte Sam seine Tochter. Der Jüngere nahm noch die Wickeltasche vom Rücksitz und ging dann zu den Toiletten.

Dean machte sich derweil daran sein Baby zu füttern. Kurz darauf kam Sam mit Jenny auf dem Arm und einem angewiderten Gesicht zurück zum Wagen.

„Das ging ja schnell,“ sagte Dean.

„Nein! Das ging gar nicht. In dem Waschraum roch es als wäre da jemand gestorben und es war dermaßen dreckig, ich kann sie da nicht wickeln. Hinterher holt sie sich da noch was weg. In dem einen Spülstein lag ne Spritze,“ sagte Sam.

„Wäh! Natürlich kannst du sie da nicht wickeln auf Hepatitis und Gott weiß was können wir gut und gerne verzichten, aber wo willst du sie dann wickeln?,“ fragte Dean. Sam warf einen schnellen Blick auf den Kofferraum des Impalas.

„Muss das sein?,“ fragte der Ältere mit einem leicht verzweifelten Blick.

„Es wäre eine einmalige Sache Dean, aber wenn es dir lieber ist, kann ich sie auch auf den Boden legen.“

„Na gut, dann mach halt, aber wenn was daneben geht musst du den Wagen waschen.“

Der Wagen war voll getankt und Dean entfernte den Tankstutzen. Dann konnte Sams Freiluft Wickelaktion beginnen. Dean ging derweil bezahlen. Sam breitete ein Handtuch auf dem Kofferraumdeckel aus und legte dann seine Tochter sachte ab. Als Dean zurück kam war der Jüngere gerade dabei die frische Windel anzulegen. Während er eine Portion Pocreme an eben diesem Körperteil seiner Tochter verteilte, entließ Jenny eine kleine Pippi-Fontäne Richtung Sam, der gerade noch ausweichen konnte.

„Was soll das denn Fräulein?,“ fragte er seine Tochter. Dean, der hinter ihm stand hielt sich den Bauch vor lachen, auch Jenny giggelte.

„Alter, ich glaube sie ist angepisst, weil du ihren Hintern in der Öffentlichkeit sauber machst und das zeigt sie dir in dem sie dich anpullert.“

„Sie hat mich zum Glück nicht getroffen, aber jetzt dauert es noch länger. Ich brauch noch ne neue Windel, also Pech gehabt junge Dame,“ sagte Sam und die Kleine verzog genau so die Schnute wie Sam es immer tat wenn er beleidigt war. Dean lächelte und reichte seinem Bruder eine frische Windel.

„Dieser schmollende Ausdruck auf ihrem Gesicht, wenn das nicht was ist das dir Freude machen sollte. Endlich mal etwas, dass sie ganz eindeutig von dir hat,“ sagte Dean. Sam strafte ihn mit einem leichten Stirnrunzeln, wickelte Jenny zu Ende und dann setzten sie ihren Weg fort. So wie es aussah würden sie Truro in weniger als einer Stunde erreichen.

Tristan, der rammelnde Zwergpinscher

@Fine: Ja, Deans Traum hat mir selber ganz gut gefallen und ich komme darauf auch noch mal zurück. Sam wird in diesem Kapitel mal was machen, aber ob es ihm wirklich weiter hilft?

@Morathi: Danke für den schönen langen Kommi. Ja, langsam geht mir Sam auch auf die Nerven, aber er kommt ja bald zur besinnung. Aber Dean reden zu lassen geht bei mir zu leicht ins kitschige, also reduziere ich das auf ein minnimum. Das dean eine geile Naschkatze ist, da kann ich dir nur zustimmen.

@KC8: Freut mich dass dir das letzte Kapitel gefallen hat. Ich hoffe du hast auch an diesem hier freude.

@ RyouAngel: In diesem Kapitel erwartet Dean noch ein ganz anderes Hindernis, aber er bekommt auch was schönes.

@Noir 10: Ich glaube Sam hat dich gehört….
 

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Mittlerweile waren sie auf Cape Cod. Bis Truro waren es jedoch noch ein paar Meilen. Sie hatten gerade an einem Rastplatz eine letzte Pause eingelegt, als Deans Handy klingelte. Sam war mit Jenny in den Waschraum gegangen, da sie schon wieder eine neue Windel benötigte. Der ältere Winchester schluckte das Stück Sandwich runter, das er noch im Mund hatte und nahm dann das Gespräch entgegen. Es war Pastor Jim.

„Hallo Dean“ Wo seid ihr denn gerade?“

„Wir sind in etwa zwei Stunden in Truro und machen gerade Mittagspause. Was gibt’s?“

„Ross hat eben angerufen.“

„Wer?“

„Ross Harris, der Mann bei dem ihr das Ferienhaus gemietet habt.“

„Ach so, der. Was wollte er denn?“

„Er hat gesagt, er hat euch oder besser gesagt Jenny ein Kinderbettchen besorgt. Das müsstet ihr dann später einfach nur noch aufbauen.“

„Das ist gut, aber das war doch sicher nicht der Grund weshalb sie extra angerufen haben.“

Der Geistliche überlegte, was er jetzt sagen sollte.

„Ist was mit Dad?,“ fragte Dean, der sich wunderte dass Jim nicht antwortete.

„Nein, ich habe jeden Falls nichts von John gehört.“ Jim atmete tief durch und entschied sich schließlich Dean reinen Wein einzuschenken. Er war sehr gespannt auf Deans Reaktion, verhoffte er sich doch daraus eine Bestätigung oder Verneinung seiner Vermutung bezüglich der Beziehung der beiden Jungs, die fast wie seine eigenen Kinder für ihn waren.

„Also folgendes, ich habe Ross und Augusta erzählt, dass du und Sam ein Paar seid.“

„Was?,“ fragte Dean perplex. Jim war sich jedoch sicher, dass Dean definitiv nicht sauer deswegen war, also schien an seiner Vermutung ja etwas dran zu sein.

„Ich musste den beiden doch was über euch erzählen und du musst schon zugeben, dass es sich irgendwie seltsam anhört, dass zwei erwachsene Brüder zusammen mit einem Baby Urlaub machen. Ein schwules Paar mit Tochter wirft hingegen nicht so viele Fragen auf.“

„Sie haben die beiden angelogen?“ Es entsprach zwar eigentlich der Wahrheit, aber das konnte Pastor Jim ja eigentlich unmöglich wissen, dachte Dean.

„Sam hat mir erzählt, dass man euch schon öfters für ein Paar gehalten hat und da dachte ich mir, gib den beiden ne Tarnung.“

„Sie überraschen mich immer wieder.“ Sam kam mit Jenny auf dem Arm zurück an den Picknicktisch an dem Dean saß. Er sah den Älteren fragend an. `Pastor Jim` formte Dean lautlos mit seinen Lippen um Sam zu informieren mit wem er gerade sprach. Sam nickte und setzte sich.

„Ich hoffe, dass ist okay für euch,“ sagte Jim zu Dean.

„Ähm, ja das, äh , schon in Irdnung,“ stammelte der ältere Winchester. Hatte der Geistliche vielleicht doch was mitbekommen? Falls nicht würde Dean jetzt aber auf keinen Fall der Sache nachgehen und Jim vielleicht sogar noch mit der Nase drauf stoßen. Aber Dean hatte so das Gefühl, dass Jim ganz genau wusste das da was zwischen Sam und ihm war.

„Gut,“ sagte der Geistliche nur. Jim lächelte. Dean klang irgendwie ertappt. Also hatte er doch den richtigen Riecher gehabt. Vielleicht sollte er sein Glück mal in Las Vegas beim Roulette versuchen, aber bei den vielen Lastern, die er schon hatte, sollte er trotz seines guten Instinkts doch lieber drauf verzichten.

„Dann hoffe ich, dass ihr den Fall unbeschadet abschließen könnt und wenn ihr Hilfe braucht, ruft an.“

„Machen wir,“ sagte Dean und beendete somit das Gespräch.

„Was wollte er?,“ fragte Sam neugierig. Dean gab kurz das eben geführte Gespräch wieder.

„Glaubst du er weiß es?,“ fragte Sam den Älteren und biss sich auf die Unterlippe.

„Ich weiß nicht. Ich kann es nicht beschwören, aber ich glaube er ahnt zumindest was,“ entgegnete Dean und versuchte aus Sams Miene schlau zu werden.

„Gott, dass ist alles nur deine Schuld,“ sagte der Jüngere anklagend. Dean fiel die Kinnlade herunter. Hatte Sam wirklich so ein Problem damit, dass jemand der sie kannte herausfinden würde, dass sie irgendwas am Laufen hatten und sie deswegen verachten würde? Oder hielt Sam es letzten Endes sogar selber für falsch? War Sam deswegen so distanziert ihm gegenüber?

„Was ist dein Problem Sam? Falls Pastor Jim wirklich was weiß, dann scheint er jeden Falls nicht sauer zu sein deswegen.“

„Was ist wenn er es Dad erzählt?“

„Das wird er nicht, das weißt du. Was ist los mit dir?“

„Nichts. Ich will bloß nicht, dass… Es geht einfach niemanden was an, was auch immer da zwischen uns ist.“

„Sam, hast du ein Problem damit, dass wir…, du weißt schon?“

„Was ? Nein, ich will es nur nicht an die große Glocke hängen.“

„Aber das macht doch niemand.“ Sams Verhalten verunsicherte und verwirrte Dean zusehnst und der Jüngere schien gerade etwas von der Rolle zu sein. Dean streckte seine Hand aus und tätschelte unbeholfen die von Sam um diesem klar zu machen, dass alles in Ordnung war und es schien sogar zu helfen. Auf Sams Gesicht schlich sich bei Deans Berührung ein leichtes Lächeln. Er hatte kein Problem damit, dass er sich in einen Mann verliebt hatte. Es machte ihn nur etwas fertig, wie sicher Deans sich zu sein schien was sie beide anging und er selbst so gehemmt war. Nicht weil Dean ein Man und sein Ex-Bruder war, nein, eigentlich hatte seine Unsicherheit nichts mit Dean zu tun. Das Problem waren nur Sams innere Dämonen, die ihn an die Vergangenheit ketteten und ihm momentan eine Zukunft mit Dean verbauten. Dieses Problem musste Sam alleine lösen. Dean konnte ihm dabei nicht helfen.

„Lass uns fahren,“ sagte Sam schließlich. Dean nickte und zog seine Hand wieder zurück. Er beseitigte ihre Abfälle während Sam Jenny schon wieder in ihren Kindersitz fest schnallte.
 

Den Rest der Strecke hatten sie größtenteils schweigend hinter sich gebracht. Dean grübelte immer noch darüber nach was wohl in Sams Kopf vorging und Sam versuchte mal wieder verzweifelt an gar nichts zu denken um sich auf Dean konzentrieren zu können. Sie passierten das Ortsschild, das sie in Truro willkommen hieß.

„Wie war noch gleich die genaue Adresse?,“ fragte Dean seinen Beifahrer. Sam nannte ihm die Adresse. Er hatte die Wegbeschreibung bereits bei Pastor Jim ausgedruckt.

„Es ist nicht mehr weit meine Süße,“ sagte Sam zu Jenny, die so langsam genug vom Autofahren hatte.

„Das hoffe ich doch Sam. Ich kann bald nicht mehr sitzen. Mir tut der Hintern weh und leider nicht aus dem Grund, den ich gerne hätte.“

„Dean,“ quiekte Sam als würde er einen Herzinfarkt kriegen. Sein Gesicht nahm schlagartig den Farbton einer wunderschönen roten Christbaumkugel an. Damit zauberte er das versauteste Grinsen auf Deans Gesicht, das der Jüngere je bei ihm gesehen hatte. Dean hatte das nur gesagt um bei Sam mal irgendeine Reaktion hervorzurufen und das mit sichtbarem Erfolg. Sam räusperte sich.

„Du musst da vorne rechts abbiegen,“ sagte Sam, der gar nicht weiter auf das Thema eingehen wollte. Dean grinste immer noch, als er rechts abbog. Wenige Minuten später hatten sie ihr Ziel endlich erreicht.

„Nette Gegend,“ sagte Dean, als er ausstieg. Sam folgte ihm mit Jenny auf dem Arm zur Haustür von Familie Harris.

„Ja, wir kommen nicht so häufig an die Küste.“

„Der Junge Sam und das Meer,“ neckte Dean ihn. Sam rollte mit den Augen ehe er klingelte. Eine freundlich aussehende Frau in den 60ern öffnete die Tür. Sie hatte lange, dunkelblonde Haare, die langsam aber sicher grau wurden. Sie lächelte die beiden an.

„Ihr seid die Winchesters, oder?“

„Ja, das sind wir. Das ist Dean, ich bin Sam und das ist Jenny,“ stellte Sam sich und seine Familie vor.

„Freut mich euch kennen zu lernen. Ich bin Augusta Harris. Pastor Jim hat mir so viel von euch erzählt. Es kommt mir so vor, als würde ich euch seit Jahren kennen. Kommt rein. Ich habe den Mietvertrag schon unterzeichnungsfähig im Wohnzimmer liegen.“ Sie trat zur Seite und ließ die beiden eintreten. Das kleine Häuschen war gemütlich eingerichtet ohne dabei kitschig zu wirken. Nachdem Augusta die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, führte sie sie ins Wohnzimmer.

„Ross, ich habe dir doch gesagt du sollst die Finger von dem Apfelkuchen lassen,“ schimpfte Augusta ihren Gatten aus, der über besagtem Kuchen auf dem Kaffeetischchen im Wohnzimmer gebeugt stand.

„Er ist für unsere Gäste,“ fügte sie hinzu und deutete auf Sam und Dean, die Mühe hatten sich bei diesem Anblick ein Lachen zu verkneifen.

„Ich muss doch wenigstens vorher testen, ob wir ihnen den Kuchen überhaupt anbieten können,“ verteidigte er sich.

„Hallo, ich bin Ross.“ Er schüttelte zuerst Dean und dann Sam die Hand. Sam stellte noch einmal sich, Dean und Jenny vor.

„Ich werde Kaffee kochen. Danach regeln wir das mit dem Mietvertrag,“ sagte Augusta.

„Machen sie sich doch wegen uns keine Umstände,“ sagte Sam. Hinter seinem Rücken hatte sich Dean allerdings bereits gesetzt und betrachtete geradezu anbetungsvoll den vor ihm stehenden Apfelkuchen. Sam lächelte. Es war doch eigentlich so einfach Dean glücklich zu machen, dann sollte er das doch eigentlich auch schaffen.

„Ihr macht mir keine Umstände,“ sagte Augusta und verschwand dann in Richtung Küche. Sam setzte sich neben Dean aufs Sofa und reichte ihm Jenny.

„Halt sie mal kurz. Ich hol nur schnell ihren Tee aus der Wickeltasche.“ Dean nickte und setzte sich die Kleine auf seinen Schoss. Ross lächelte. Die drei vor ihm wirkten sehr harmonisch auf ihn. Jenny sah sich mit ihren großen Augen in der für sie neuen Umgebung um, was Ross unglaublich niedlich fand.

„Wie alt ist denn eure Tochter?,“ fragte der Hausherr Sam und Dean.

„Sie wird im August ein Jahr alt,“ antwortete Dean und streichelte Jenny durchs Haar. Derweil stellte Sam die Flasche Früchtetee auf den Wohnzimmertisch.

„Augusta, bring ein Glas mit wenn du wieder rein kommst,“ rief Ross laut, damit seine Frau ihn hören konnte.

„Wenn du ein Glas willst, komm gefälligst her und hol dir eins,“ kam es aus der Küche. Ross stöhnte.

„Über 40 Jahre verheiratet und sie zeigt mir immer noch wer hier die Hosen an hat,“ sagte er und ging dann in die Küche um für Jennys Tee ein Glas zu holen. Sam und Dean sahen ihm mit einem Schmunzeln hinterher. Beide fanden das Ehepaar auf Anhieb sympathisch. Dem Schmunzeln folgte jedoch auch etwas Wehmut, weil beide sich fragten, ob John und Mary wohl auch so geworden, wenn dieser Bastard von Dämon Mary nicht getötet hätte. Kurz darauf kamen Ross und Augusta ins Wohnzimmer zurück. Ross stellte das Glas neben die Teeflasche und Augusta platzierte ein Tablett mit vier Kaffeetassen auf dem Tisch.

„Während der Kaffee durchläuft, können wir ja eben schnell den Mietvertrag durchgehen. Er läuft zu den am Telefon besprochenen Konditionen.“ Augusta reichte Sam einen Papierbogen. Er überflog das ganze noch mal und unterschrieb dann mit dem Kugelschreiber, den Ross ihm bereits hin hielt.

„Sam, wir haben doch jetzt keine Waschmaschine gekauft, oder?,“ fragte Dean, der ebenfalls seinen Namen unter das Dokument gesetzt hatte. Augusta lachte.

„Eine Waschmaschine gibt es gar nicht in dem Haus, aber ihr könnt gerne unsere benutzen oder aber den Waschsalon ein paar Blocks weiter, wenn euch das lieber ist.“

„Danke, wir werden sicher auf ihr Angebot zurück kommen. Die Kleine hier macht nämlich gerne viel Schmutzwäsche,“ sagte Dean.

„Und übrigens, danke, dass sie ein Kinderbettchen besorgt haben,“ sagte Sam.

„Kein Ding. War im Baumarkt im Angebot. Es ist nicht gerade super schick, aber es erfüllt auf jeden Fall seinen Zweck,“ sagte Ross. Augusta war kurz raus gegangen und kam jetzt mit dem Kaffee zurück. Während Ross die Tassen befüllte, reichte seine Frau Sam einen Zettel.

„Was ist das?,“ fragte er sie.

„Die Wegbeschreibung zum nächsten Supermarkt. Ich hätte ja für euch eingekauft, aber ich wusste ja nicht, was ihr mögt.“

Sam dachte darüber nach was Pastor Jim den beiden wohl über sie erzählt hatte, dass Augusta sich ihnen gegenüber so fürsorglich verhielt. Sie hatten doch bloß ein Ferienhaus bei ihnen gemietet, aber empfangen wurden sie wie lange erwartete und vermisste Verwandte. Dean gab Jenny etwas zu trinken und nahm dann einen ersten Bissen von dem Apfelkuchen. Kurz darauf erklang auch schon ein genüssliches Stöhnen.

„Schmeckt es?,“ erkundigte sich Augusta mit einem Lächeln.

„Dash isht mit abschstand der beschte Kushen den isch je gegeschen hab,“ brachte Dean mit vollem Mund hervor. Wie er es schaffte dabei den Kuchen im Mund zu behalten würde wohl auf Ewig sein Geheimnis bleiben. Sam wusste nicht, ob er sich für Deans schlechtes Benehmen schämen oder seinem Drang nachgeben sollte Dean zu knuddeln, weil er einfach zu niedlich aussah mit seinen Hamsterbacken voller Kuchen. Aber Augusta schien sich über Deans Äußerung sehr zu freuen und gab Dean gleich ein zweites Stück. Auch Ross durfte sich jetzt ein Stück nehmen.

„Der Kuchen ist wirklich gut,“ versicherte letztlich auch Sam.

„Möchtest du noch ein Stück?,“ fragte Augusta ihn.

„Nein danke.“

„Er ist nicht so der Süße,“ neckte Dean den Jüngeren, aber Sam konnte ihm nicht böse sein, nicht wenn er sah wie Dean Jenny mit einem kleinen Stück Kuchen fütterte. Die beiden zusammen zu sehen ließ Sam jedes Mal das Herz aufgehen.

„Sie sind so niedlich in diesem Alter, dass man sich manchmal wünscht, sie würden nie erwachsen werden,“ sagte Augusta zu Sam. Der Jüngere lächelte und sagte leise zu ihr:

„Manche werden zwar größer, aber nicht erwachsen.“ Dabei blickt er zu Dean herüber. Augustas Gesicht nahm einen Verständnisvollen Ausdruck an, so als wolle sie sagen `bei mir ist es genau so`.

„Was tuschelt ihr zwei denn da?,“ wollte Ross wissen.

„Nichts, ich habe nur zu Sam gesagt, dass wir gleich rüber gehen können um ihnen das haus zu zeigen.“

„Wer es glaubt,“ sagte Ross abwertend und schüttelte mit dem Kopf. Sam konnte es sich nicht erklären, aber er hatte sich wohlgefühlt ab dem Moment wo Augusta ihnen die Tür geöffnet hatte. Irgendwas sagte ihm, dass sie den beiden vertrauen konnten. Ein Blickwechsel mit Dean verriet Sam, dass es dem Älteren genau so ging. Dean verputzte noch schnell die Reste von Jennys Stück Kuchen, ehe Augusta mit ihnen nach nebenan ging. Ross blieb zurück, weil ihre Enkelin, die den Sommer bei ihnen verbrachte mit dem Hund raus war, aber keinen Schlüssel dabei hatte.
 

Das Haus an sich war vom Grundriss her eine genaue Kopie des Hauses von Ross und Augusta. Es war jedoch etwas spärlicher eingerichtet, hatte aber alles was man brauchte.

„Ich hoffe, es wird euch hier gefallen.“

„Davon gehe ich aus,“ sagte Dean. Sie gingen in den ersten Stock und Augusta zeigte ihnen das Schlafzimmer.

„Ich habe heute Morgen das Bett frisch bezogen. Bettzeug zum wechseln ist in der kleinen Kammer im Flur. Dort findet ihr auch noch frische Handtücher.“

„Die Aussicht ist phantastisch,“ sagte Sam, der aus dem Schlafzimmerfenster sah und von dort aus die Strandpromenade sehen konnte.

„Ja, nicht wahr? Der Strand ist nur drei Kilometer entfernt.“

„Es wird uns hier sicher gefallen, stimmts Jenny?“ Sam, der seine Tochter auf dem Arm hatte, gab ihr einen kleinen Kuss auf die Wange. Augusta zeigte ihnen noch das bad, dass sowohl vom Flur als auch direkt vom Schlafzimmer aus betreten werden konnte. Dann öffnete sie die Tür zu dem Zimmer in dem Jenny schlafen würde. Auf dem Doppelbett lagen zwei große Kartons, die wohl den Bausatz für Jennys Bettchen enthielten.

„Wie gesagt, es muss nur noch aufgebaut werden.“

„Kein Problem, haben sie irgendwo Werkzeug?,“ fragte Dean.

„Oh, klar. Natürlich. Ich hol gleich den Werkzeugkasten von Ross aus der Garage. Kommt mit runter, dann zeige ich euch noch den Garten.“

„Ich glaube vorher braucht hier noch jemand eine frische Windel,“ sagte Sam und rümpfte die Nase.

„Ich mach das schnell. Geh du mit Augusta schon mal vor, ich komme dann gleich mit Jenny nach,“ sagte Dean und nahm Sam die Kleine ab. Sam nickte und folgte Augusta dann in die Küche. Durch die Hintertür traten sie hinaus in einen kleinen Garten.

„Ich gehe dann eben Mal rüber und hole den Werkzeugkasten. Bin gleich wieder da,“ sagte sie und ging in Richtung Garage davon.
 

Es war wirklich schön hier. Wenn man tief einatmete konnte man sogar den Ozean riechen. Sam stand in dem kleinen Garten, der zu dem von ihnen gemieteten Ferienhauses gehörte. Der Garten grenzte an das Nachbargrundstück, das zu dem Haus ihrer Vermieter gehörte. Der Jüngere hörte ein näher kommendes Bellen. Plötzlich trippelte ein kleiner Zwergpinscher auf ihn zu. Er war unter der Hecke durch gekrochen, der die beiden Gärten trennte.

„Wer bist du denn?,“ fragte Sam und lächelte als er sich zu dem Hund herunter beugte um ihn zu streicheln. Das war ein Fehler. Der Kleine sprang an Sams Bein hoch und fing an dieses laut hechelnd zu rammeln.

„Hey, was soll das? Las das. Ich bin doch nicht dein Weibchen,“ sagte Sam und versuchte den Zwergpinscher von seinem Bein abzuschütteln. Das klappte nicht wirklich, weil der Hund ganz versessen auf Sams Bein war und munter weiter rammelte. Dean kam mit Jenny auf dem Arm aus dem Haus und bekam bei dem Anblick des mit Sams Bein kopulierenden Zwergpinschers einen Lachanfall.

„Also wirklich Sammy. Kaum sind wir hier betrügst du mich auch schon,“ sagte Dean lachend zu Sam, der immer noch verzweifelt versuchte den Hund abzuschütteln.

„Mach keine dummen Scherze. Hilf mir lieber ihn wieder los zu werden,“ jammerte Sam.

„Tristan? Wo steckst du denn schon wieder?,“ erklang die Stimme eines Mädchens. Kurz darauf trat eine etwa 16 jährige aus dem Nachbargarten.

„Wirst du wohl aufhören?,“ schimpfte Sam. Das Mädchen sah zu ihm herüber.

„Oh nicht doch! Nicht schon wieder,“ sagte sie und eilte zu Sam.

„Tristan aus. Komm sofort her.“ Der Hund reagierte nicht. Jetzt stand das Mädchen vor Sam, packte den Hund am Halsband und zog ihn mit sanfter Gewalt von Sams Bein weg.

„Es tut mir leid. Er ist mir nach dem Spaziergang ausgebüchst,“ sagte sie entschuldigend. Dean trat zu ihnen.

„Geht er immer so forsch zu Werke?,“ fragte Dean sie.

„Nachdem er die Australian Shepherd Hündin unserer Nachbarin geschwängert hatte, haben wir ihn kastrieren lassen und seit dem bespringt er gerne alles und jeden,“ erklärte sie ihnen.

„Hört, hört. Der Kleine steht auf größere Paarungspartner und dabei scheint er sich nicht nur mit weiblichen Lebewesen zu begnügen. Du fällst voll in sein Beuteschema, mein lieber Sammy,“ neckte Dean ihn.

„Ihr seid die neuen Mieter, die bis August bleiben, oder? Ich bin Carrie Harris. Die Enkelin von Augusta und Ross. Ich bin mit Tristan die Ferien über hier, während sich meine Eltern zu Hause in Duluth, Minnesota die Köpfe einschlagen und darüber streiten wer nach der Scheidung das Haus bekommt,“ stellte sich Carrie vor.

„Freut mich dich kennen zu lernen. Ich bin Dean, das ist Sam und die Kleine hier heißt Jenny und sie bespringt niemanden. Tut mir leid zu hören, dass deine Eltern sich scheiden lassen,“ sagte Dean.

„Meinem Dad konnte eigentlich nichts Besseres passieren. Meine Mutter ist eine Hexe, er kann froh sein sie loszuwerden. Schade ist nur, dass sie und ihr Blutsaugender Anwalt sich gegen Dad verschworen haben um ihn so richtig auszunehmen.“

Manchmal war das normale Leben wohl doch wie eine Soap, dachte Dean.

„Und ihr zwei seid also zusammen,“ sagte sie und es klang eher nach einer Feststellung als nach einer Frage. Sams Gesicht drohte wieder ins erdbeerfarbene über zu gehen. Dean nickte.

„Wie schade. Meine Freundinnen haben recht. Die süßen Kerle sind immer entweder schwul oder vergeben und auf euch trifft auch noch beides zu.“

Dean lächelte. Was hatte dieses Mädchen nur für ein kesses Mundwerk. Augusta kam mit dem Werkzeugkasten auf sie zu.

„Wie ich sehe habt ihr Carrie und Tristan schon kennen gelernt.“

„Mehr als mir lieb ist,“ murmelte Sam.

„Ja, wir hatten bereits das Vergnügen,“ sagte Dean.

„Ich werde mal rüber zu Grandpa gehen. Man sieht sich,“ sagte Carrie und schlenderte mit Tristan rüber zum Haus ihrer Großeltern.

„Sie ist ein Aufgewecktes Mädchen,“ sagte Dean. Sam nahm ihr derweil den Werkzeugkasten ab. Augusta bedankte sich.

„Ja, allerdings. Aber manchmal ein klein wenig vorlaut für meinen Geschmack,“ sagte sie.

„Das kann mal wohl laut sagen,“ meinte Sam.

„Wenn sie euch belästigt sagt es, dann sperre ich sie im Keller ein,“ scherzte Augusta.

„Das wird nicht nötig sein. Danke für das Werkzeug,“ sagte Dean.

„Ihr kommt zurecht?“ Die beiden nickten.

„Gut, dann gehe ich wieder ins Haus, nicht dass Ross den ganzen restlichen Kuchen vertilgt.“
 

„Hast du schon mal ein Kinderbett oder sonst ein Möbelstück zusammen gebaut?,“ fragte Sam den Älteren, als sie einige Minuten später in Jennys Zimmer die Kartons ausgepackt hatten und nun vor den einzelnen Bauteilen standen.

„Ähm nein, aber so schwer kann das ja nicht sein,“ sagte Dean ein kleinwenig Kleinlaut, versuchte aber gleichzeitig das ganze mit einem selbstbewussten Dean-Lächeln zu überspielen. Sam sah ihn skeptisch an.

„Notfalls improvisiere ich halt.“

„Dean, ich werde meine Tochter nicht in ein Bettchen legen, dass möglicherweise über ihr zusammen kracht.“

„Mach dir keine Sorgen Sammy, ich kriege das schon hin. Gib mir ne halbe Stunde, dann steht das Ding wie eine eins. Schwing du deinen Luxuskörper lieber runter in die Küche und schreib einen Einkaufszettel,“ sagte Dean und schob Sam mit einem Klaps auf den Hintern aus dem Zimmer in den Flur und schloss die Tür hinter ihm. So bekam er nicht mit wie Sams Gesicht wieder die herrlichsten Rottöne annahm. Der Jüngere schüttelte resignierend mit dem Kopf. Dean schaffte es immer wieder ihn aus der Fassung zu bringen und irgendwie gefiel Sam das schon ein bisschen.

„Wenn dein Dad seine Liste fertig hat streichen wir das meiste durch und ergänzen die Dinge, die wirklich schmecken,“ sagte Dean zu Jenny und gab der Kleinen eine Kuss. Dann setzte er sie auf das große Bett und besah sich den Bausatz, die Anleitung völlig außer acht lassend. Anleitungen verstand eh niemand und Dean war sich sicher, dass das daran lag, dass diese Anleitungen von Affen geschrieben oder übersetzt wurden.

„Dann wollen wir mal anfangen, aber Finger weg von dem Hammer,“ sagte Dean und stellte den Werkzeugkasten aus Jennys Reichweite auf den Boden. Die Kleinen sah ein wenig enttäuscht aus, fand sie doch das ganze Werkzeug ungemein interessant. Dean gab ihr ihre Stoffschildkröte.

„Du und Speedy, ihr macht nachher die Endabnahme.“ Er streichelte ihr über den Kopf.
 

Dreißig Minuten später kam Sam wieder ins Zimmer zurück und grinste. Wirklich weit war Dean noch nicht gekommen. Gerade mal das Grundgerüst stand, aber auch dass nur sehr wackelig.

„Die Zeit, die du dir selber vorgegeben hast ist um und das hier sieht nicht danach aus, dass du der neue Weltmeister im Krippen aufbauen werden würdest.“

„Deine Uhr muss vorgehen,“ sagte der Ältere und zog eine beleidigte, leicht verzweifelte Schnute. In dem Moment gab die eine Seite des Gestells nach und alles fiel in sich zusammen. Sam brach in ein schallendes Gelächter aus.

„Hör auf zu lachen. Ich sag dir Sam, die haben die Löcher falsch gebohrt,“ sagte Dean mürrisch und er sah dabei so hinreißend aus, dass Sam aufhörte zu lachen und ihn von oben bis unten musterte. Aber Dean nur anzusehen reichte Sam langsam nicht mehr. Der Ältere blinzelte heftig und rieb sich das Auge.

„Alles okay?,“ fragte Sam ihn.

„Ich glaube ich habe irgendwas im Auge.“

„Lass mich mal sehen. Ist sicher was von den Spänen der falschen Bohrlöcher,“ ärgerte er ihn.

„Du findest dich wohl sehr witzig, was?“

Sam legte Dean die Hände an die Wangen um seinen Kopf still zu halten.

„Und wie,“ war alles was Sam mit breitem Grinsen sagte. Sams Hände an seinen Wangen zu spüren, ließ es Dean auf einmal sehr warm werden. Man konnte förmlich spüren, wie sich die Luft zwischen ihnen aufstaute und zu flimmern begann, wie vor einem Wärmegewitter. Dean schluckte. Sams Blick machte ihn etwas nervös, denn diesen hatte er bei dem Jüngeren bis jetzt noch nie gesehen. War es Verlangen?

„Und ist da was?,“ fragte er Dean Sam.

„He?“ Sam war von dem Gefühl von Deans haut unter seinen Fingern so gefesselt, dass er völlig vergessen hatte, weshalb er überhaupt dessen Kopf zwischen seinen Händen hielt.

„Mein Auge,“ erinnerte der Ältere ihn.

„Oh! Ja, warte.“ Er konzentrierte sich auf seine Aufgabe.

„Da ist tatsächlich was, versuch dein Auge offen zu halten.“ Dean nickte und kurz darauf hatte Sam das winzige, störenden Holzspänchen vorsichtig aus Deans rechtem Auge gestrichen. Ihre Gesichter waren sich dabei so nahe gekommen, dass sich ihre Nasen berührten und dann tat Sam es. Er küsste Dean. Lang, feucht und leidenschaftlich. Ließ seine Zunge mit der von Dean spielen. Sam konnte noch immer die Süße des Apfelkuchens an Dean schmecken. Nachdem sich bei dem Älteren die erste Überraschung über Sams unerwartete Aktion gelegt hatte, schlang er seine Arme um Sams Hüften und er erwiderte den Kuss stürmisch. Schwer atmend löste Sam den Kuss eine gefühlte Ewigkeit später mit einem anrüchigen Schmatzen. Er sah Dean an.

„Wow,“ war alles, was der Ältere raus brachte. Sein Gesicht zierte das Grinsen eines Glücklich-Doofen. Der Jüngere war selbst von seiner Handlung überrascht. Alle angestauten Gefühle hatten sich hatten sich in diesem Kuss entladen und ein belebendes Gefühl durchfuhr Sams ganzen Körper. Dieses Gefühl überwältigte ihn. Die letzte Person, bei der er dieses Gefühl verspürt hatte war Jessica und schon war das eben noch verspürte Glücksgefühl, das der Kuss ausgelöst hatte verpufft und einem unangenehmen Schuldgefühl gewichen. Sam musste raus. Er löste sich aus Deans Armen, die immer noch um seine Hüften lagen.

„Ich, ich … ich muss gehen. Einkaufen, sonst wird es zu spät,“ sagte er und verließ geradezu fluchtartig das Zimmer, einen sichtlich irritierten Dean zurücklassend. Der Ältere ließ sich mit einen riesen Stoßseufzer neben Jenny auf das große Bett fallen und zog dann die Kleine in seine Arme.

„Was macht dein Daddy nur mit mir?“

Ein Babysitter für Jenny

@ Morathi: Wieder mal danke für dein langes Kommi. Tja die beiden sind halt total verkorkst, da fehlte beiden in der Erziehung halt die Mutter, dann könnten sie wohl besser über Gefühle reden. Erst mal kommt da immer noch nicht wirklich was bei den beiden. die never ending story zieht sich noch was hin. Ja, Carrie und ihr Hund werden noch weiter auftauchen. Aber da sie 16 ist wäre sie eh nicht in frage gekommen für die beiden, was aber nicht heißt, dass sie es nicht versuchen wird...Und ja, es wird noch einen riesen Störfaktor geben, der möglicherweise alles kaputt macht

@ KC8: Sam und Dean werden sich weiter durch die folgenden Kapitel quälen. Also liest du weiter...

@Fine: Freut mich das dir das mit dem Auge und dem Kuss gefallen hat. Aber momentan sieht es bei den beiden noch immer nicht nach Beziehung aus.
 

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Sam war in den Impala gestiegen und los gefahren. Was war nur los mit ihm? Das war doch nicht normal. Da hatte er das erste Mal seit Tagen nicht an Jessica gedacht und Dean diesen verdammt heißen Kuss gegeben und fühlte sich trotzdem schlecht, weil er Jessica für diesen Augenblick völlig vergessen hatte. Aber war es nicht das gewesen, was er wollte? Er hatte sich doch die ganze letzte Woche nichts sehnlicher gewünscht, als dass sie nicht mehr vor seinen Augen auftauchte und jetzt wo das endlich der Fall war brach ein schlechtes Gewissen über ihn herein, so als hätte er Jessica betrogen. Das ganze war doch verrückt. Irgendwie fühlte Sam sich hilflos. Der Kuss mit Dean war so unglaublich gewesen, so elektrisierend. Es hatte sich so verdammt gut angefühlt. Trotzdem fühlte Sam sich jetzt schlecht. Das war doch bescheuert. Jessica war tot. Dean zu küssen war doch kein Betrug. Jessica hätte sicher gewollt, dass er wieder glücklich würde, aber sie hatte sicher auch nicht gewaltsam sterben wollen. Sam hatte den Supermarkt erreicht und stellte den Wagen auf parken. Irgendwie befand er sich in einer auswegslosen Situation. Wütend schlug er auf das Lenkrad ein. Wütend auf den Dämon, weil er Jessica getötet hatte, wütend auf Dean, weil der so unglaublich war, dass Sam sich in ihn verliebt hatte, wütend auf Jessica, weil sie ihn nicht in Ruhe lies und vor allem wütend auf sich selbst, weil er einfach keinen Ausweg aus der Misere fand und er auch noch auf Dean und Jessica wütend war, obwohl die beiden absolut keine Schuld traf.. Als die Wut der Verzweiflung gewichen war und er langsam den Schmerz in seinen Händen spürte, stieg er aus. Er musste einkaufen. Er musste für den einzigen Menschen in seinem Leben sorgen, der ihn und seine Gefühlswelt momentan nicht verrückt machte. Jenny brauchte ihn. Einkaufen würde ihn hoffentlich ablenken.
 

„Meinst du dein Dad leidet unter einer multiplen Persönlichkeitsstörung?,“ fragte Dean die Kleine. Er saß immer noch auf dem Bett und beobachtete wie Jenny auf dem Bett herumkrabbelte. Anders konnte er sich Sams Verhalten nicht mehr erklären. Den einen Tag war er ganz normal ihm gegenüber, als wäre nie irgendwas zwischen ihnen gewesen, so wie Sam, den er als seinen Bruder kannte. Dann gab es Momente an denen der Jüngere ihm aus dem Weg ging, als wären sie zwei Fremde, die nur zufällig zusammen unterwegs waren. Und in ganz seltenen Fällen, so wie eben, da war er der Sam zu dem Dean sich hingezogen fühlte, von dem der Ältere gerne mehr hätte, mit dem Dean zusammen sein wollte. Nicht so verschlossen, grüblerisch, mürrisch und starköpfig wie der Sam, den er von Stanford mitgenommen hatte, sondern witzig (ja, Sam konnte tatsächlich witzig sein) lebensfroh, verdammt sexy und vor allem zärtlich, liebevoll und voller Verlangen ihm gegenüber. Dabei schien er auf eine bestimmte Art glücklich und zufrieden zu sein, auch wenn er wohl immer grüblerisch und starköpfig sein würde. Dean wünschte sich insgeheim, dass er der Grund dafür war, dass Sam glücklich war, dass Sam ihn genau so sehr wollte wie Dean ihn. Der Ältere Winchester fragte sich, welcher dieser drei Sam Varianten letzten Endes der reale Sam war. Wenn Sam allerdings keine gespaltenen Persönlichkeit hatte und nur heiß und kalt mit ihm spielte, dass konnte Dean auch. Vielleicht sollte er den Jüngeren mal eine Kostprobe seiner eigenen Medizin zu schmecken geben, aber das würde gegen sein vor Jahren stillschweigend gegebenes Versprechen verstoßen Sam vor jeglichem Unheil zu bewahren und dafür zu sorgen, dass es ihm gut geht sowohl physisch als auch psychisch. Dean seufzte und streichelte Jenny über den Kopf.

„Dein Daddy wird wohl auf ewig ein einziges großes Mysterium für mich bleiben. Ich weiß nicht was ich machen soll.“ Dean hatte zwar schon einige zaghafte Versuche gestartet Sam darauf anzusprechen, aber Sam sagte ihm einfach nicht was wirklich mit ihm los war. Jenny zeigte auf die Bauteile des Bettes. Dean lächelte.

„Ich mach ja schon.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze.

„Weißt du Kleines, egal was aus mir und deinem Dad wird, ich hab dich trotzdem lieb.“
 

Dean hatte letztlich doch einen Blick in die Bauanleitung riskiert und es schließlich geschafft Jennys Bett ordnungsgemäß zusammen zu bauen. Nun stand er mit Jenny auf dem Arm davor und betrachtete stolz sein Werk, so wie Frankenstein sein Monster.

„Sieht zumindest stabil aus,“ erklang eine junge, weibliche Stimme hinter ihm. Dean fuhr erschrocken herum. Carrie stand hinter ihm, kokett gegen den Türrahmen gelehnt und sichtlich amüsiert über Deans verschrecktes Gesicht.

„Ganz ruhig, ich bin es nur. Du siehst ja aus, als wäre dir der Leibhaftige erschienen.“

„Wie bist du hier reingekommen?,“ fragte Dean, dessen Herzschlag sich langsam wieder erholte.

„Die Hintertür war nicht abgeschlossen,“ sagte sie als würde das alles erklären.

„Haben dir deine Großeltern nicht beigebracht, dass man anklopft?“

„Oh, ich habe angeklopft, aber da warst du wohl noch mit deinem Hämmerchen beschäftigt und hast das Klopfen von mir nicht gehört.“

„Und da dachtest du dir, du lässt dich einfach selber rein. Der Kerl da oben ist ja eh schon fast 30, da jagen wir ihm mal so einen Schrecken ein, dass er seinen ersten Herzinfarkt bekommt.“

„Entschuldige, das ist immer noch das Haus meiner Großeltern und ich wusste doch nicht, dass du so schreckhaft bist wie ein kleines Mädchen, dass ne Ratte auf sich zulaufen sieht.“

Was für eine Frechheit, jetzt bezeichnete ihn diese Göre als Mädchen, auch wenn er Ratten tatsächlich nicht leiden konnte. Dean versuchte wieder auf cool umzuschalten.

„Wo jetzt geklärt ist wie du rein gekommen bist, was willst du hier?“

„Ich habe gesehen, dass Sam weggefahren ist, da dachte ich mir, ich komme rüber um dich wieder umzupolen. Es ist doch eine Schande, dass so ein Leckerbissen wie du , deinen süßen Hintern an einen Mann verschwendest und er der Damenwelt vorenthalten bleibt. Auch wenn ich es natürlich ein wenig verstehen kann. Sam sieht nicht schlecht aus, nicht so gut wie du, aber von der Bettkante würde ich euch beide nicht stoßen,“ sagte sie mit einem frechen Grinsen. Warum gab es solche 16 jährigen nicht, als er in dem Alter war?, schoss es Dean durch den Kopf. Dann merkte er wie Jenny in seinem Gesicht rum patschte um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Plötzlich kam ihm ein Bild vor Augen, wie Jenny mit einem Hormongesteuerten Fottballspieler rumknutschte und ihm wurde klar, dass 16 jährige Mädchen auf keinen Fall so reden sollten wie Carrie. Gedanklich machte er sich noch eine Notiz, dass er Jenny erst mit Jungs ausgehen lassen würde wenn sie 40 war oder so. Sam würde ihm da sicher beipflichten. Er hatte eine Weile nichts gesagt, also ergriff Carrie wieder das Wort.

„Wenn du dich nicht aufregst macht es gar keinen spaß dich auf die Schippe zu nehmen.“

Was war nur mit diesem Mädchen los? Benutzte sie ihn als Versuchskaninchen für ihre Flirttechniken oder war sie einfach nur besessen? Er hustete ein „Christo“, aber nichts geschah. Erleichtert atmete Dean tief aus. Carrie war also nur verrückt und schien das was sie eben gesagt hatte als Scherz zu verstehen.

„Mich kannst du doch damit nicht so leicht schocken, aber du kannst dein Glück ja nachher noch mal bei Sam versuchen.“

„Heißt das, dass das zwischen uns nichts wird?,“ scherzte sie. Dean lächelte leicht. Carrie war definitiv ein Original und auf eine nette Art verrückt.

„Tja, du kommst zu spät.“

„Verstehe, du gehörst Sam. Das wusste ich zwar, aber ich dachte ein Versuch kann nicht schaden.“

„Wir können ja trotzdem Freunde bleiben,“ sagte Dean mit gespieltem Ernst und beide lachten. Schließlich reichte sie ihm die Hand.

„Okay, Freunde.“ Er schüttelte ihre Hand.

„Also, weshalb bist du hier? Doch nicht nur um mit mir zu flirten, auch wenn ich Sam garantiert sagen werde, dass du mich viel attraktiver findest als ihn,“ sagte Dean leicht geschmeichelt und musterte sich selbst im Spiegel. Carrie lachte.

„Erzählst du ihm auch, wie du dich wie ein kleines Mädchen erschreckt hast?“

„Ich weiß nicht wovon du redest. Also schieß los, was willst du?“

„Ich komme wegen eines Jobs. Mein Taschengeld ist knapp bemessen und da dachte ich mir, ich biete euch meine Dienste als Babysitter an, dann könnte ihr zwei Mal in Ruhe turteln.“

Das war doch mal ein Angebot. Sie konnten wirklich jemand brauchen, der auf Jenny aufpasste, damit sie Zeit hatten sich um ihren Fall zu kümmern, denn vom turteln waren Sam und er im Moment soweit entfernt wie die Erde vom Mond, aber andererseits war auch diese Entfernung von Menschen bereits überwunden worden, vielleicht sollte er sich und Sam dann doch nicht so schnell als hoffnungslosen Fall abstempeln.

„Carrie, komm mit nach unten. ES wird Zeit für ein ernsthaftes Bewerbungsgespräch.“

„Okay Mr. Winchester.“

„Oh man! Nenn mich nicht so, da fühl ich mich so alt. Mr. Winchester ist mein Vater. Nenn mich Dean. Moment, du verarscht mich doch gerade wieder.“

„Ja, und fast hättest du es nicht gemerkt.“ Sie gingen runter ins Wohnzimmer.

„Setz dich Carrie, ich hol dir nur schnell ein Wasser aus der Küche.“

Dean hatte zwar mit „Christo“ schon ausgeschlossen, dass sie ein Dämon war, aber sicher war sicher, also füllte er ein Glas aus dem Küchenschrank mit Weihwasser und ging dann, immer noch Jenny auf dem Arm tragend, zurück ins Wohnzimmer. Er setzte sich neben Carrie auf die Couch. Das Mädchen nahm einen Schluck aus dem Glas, aber auch hier blieb eine Reaktion aus. Das beruhigte Dean.

„Also Carrie, wie viele Kinder hast du schon gesittet?“

„Babysitten ist meine Haupteinnahmequelle. Zu Hause in Duluth habe ich einen festen Kundenstamm. Ich habe leider keine Referenzen dabei, aber du kannst die Familien gerne anrufen. Ich habe ihre Nummern alle in meinem Handy gespeichert.“ Sie zog das Handy aus ihrer Hosentasche. Dabei fiel etwas flaches, buntes in Plastik verpacktes heraus. Dean griff danach und hob es auf.

„Was ist das denn?,“ fragte er sie.

„Das ist ein Spongebob-Schwamm. Wenn man den nass macht geht der auf und wird größer.“

„Was ist ein Spongebob?“

„Das ist eine Zeichentrickfigur. Die Serie ist wirklich witzig manchmal. Dieser Schwamm war jedenfalls gratis, als ich neulich im Drugstore ein paar Besorgungen für meine Großmutter gemacht habe und ich dachte mir, ich könnte es als Bestechungsgeschenk für Jenny gebrauchen.“

„Oh, das ist nett, aber ich glaube das wäre gar nicht nötig gewesen. Jenny scheint dich zu mögen.“ Die Kleine guckte Carrie mit ihren neugierigen Augen an und lächelte.

„Heißt das ich hab denn Job?“

„Ich denke schon, aber ich muss Sam noch fragen, schließlich ist Jenny seine Tochter.“

„Okay. Sag mir einfach bescheid, wenn ihr mich braucht.“

„Gut, ach Carrie wo gehen denn hier die Leute hin wenn sie was trinken wollen?“

„An der Strandpromenade gibt es ein paar Bars, aber ich weiß nicht ob da auch eine Schwulenbar dabei ist.“

„Sam und ich gehen nicht in Schwulenbars,“ konnte Dean gar nicht schnell genug versichern.

„Dann geht doch ins `After Sunset`. Da ist immer was los und unter der Hand verkauft Peter auch mal Alkohol an Minderjährige, daher ist die Bar auch recht beliebt bei Teenagern.“

Dean nickte.

„Danke für die Info.“

„Ich muss dann wieder rüber und meiner Großmutter bei den Vorbereitungen fürs Abendessen helfen.“

„Ich melde mich dann, wenn wir eine Babysitterin brauchen.“

„Mach das. Ich kann das Geld wirklich gebrauchen.“ Sie schüttelte Jenny die kleine Hand und machte sich dann auf die Socken. Die Bar würde Dean heute Abend mit Sam mal unter die Lupe nehmen. Wenn sie bei Teenagern so beliebt war, dann wusste man da vielleicht auch was über die beiden toten Teenager, die man im Leuchtturm gefunden hatten.
 

Sollte das nun das Zeichen sein um das er gebeten hatte oder verlor er nun schon den Verstand? Sam war mit dem Einkaufen fertig und auf dem Rückweg. Aber im Supermarkt hatte er eine art Begegnung der dritten Art gehabt. Während er eine Schale Erdbeeren abwog, hatte Sam in der Obst und Gemüseabteilung ein leises Stoßgebet gesprochen und darum gebeten, dass Gott ihm ein Zeichen schicken möge, weil Sam langsam nicht mehr in der Lage zu sein schien selbst zu entscheiden, was er tun sollte. Sam trieb ziellos in einem Ozean aus Fragezeichen umher. Er hatte die sichere Insel verlassen müssen, weil dort die Süßwasserquelle versiegt war und er dort nicht mehr leben konnte. Die Insel auf der er sich wohlgefühlt hatte, war tot. Und die Frage war nun, ob Dean lediglich ein Rettungsring war an den sich Sam klammerte weil er nicht mehr schwimmen konnte oder war Dean das rettende Ufer des Festlands auf dem Sam leben konnte und auf dem er sicher war und auch vor Stürmen geschützt werden würde, was ein Rettungsring nicht vermochte. Als Sam die Erdbeeren in den Einkaufswagen getan hatte und den Kopf umherschweifen ließ um den Weg zu den Frühstücksflocken zu finden, sah er Jessica, die einen Einkaufswagen vor sich herschiebend an ihm vorbei in den Gang mit den Fischkonserven verschwand. Sam hatte die Augen zusammengekniffen und mit dem Kopf geschüttelt. War das das Zeichen? Wenn ja, dann war es nicht besonders hilfreich. Jessica war tot, wie konnte sie also die Lösung seines Problems sein? Das fragte sich Sam immer wieder während er den Impala zu seinem Besitzer zurück steuerte. Er war der Frau im Supermarkt gefolgt, doch dann kam ein Mitarbeiter mit einer riesen Palette Joghurt an ihm vorbei und schnitt ihm den Weg ab und als Sam weiter konnte war die Frau verschwunden und er war noch verwirrter gewesen als zuvor. Jetzt hatte er schon wieder Halluzinationen von Jessica und dabei hatte er gedacht, die Erscheinung nach dem Bloody Mary Fall wäre eine einmalige Sache gewesen. Sam fühlte sich irgendwie ausgelaugt und müde und gleich würde er Dean wieder Gegenüberstehen, der sicher so einige Fragen hatte wegen dem Kuss vorhin. Er parkte den Wagen in der Garage.
 

Dean hatte den Motor seines Babys vernommen und war hinaus getreten. Sam stand am Kofferraum mit einigen Tüten auf dem Arm, als Dean zu ihm kam. Der Ältere hatte den Entschluss gefasst Sam ein wenig zu ignorieren, vielleicht konnte er ihm ja so ein paar Gefühlsäußerungen entlocken. Er nahm Sam eine der leichten Tüten ab und ging dann wieder ins Haus.

„Na das hilft mir jetzt doch sehr weiter,“ sagte der Jüngere, der immer noch den halben Einkauf auf seinen Armen balancierte und sich nun langsam ins Haus vor tastete. Sich nur die Tüte mit dem Süßkram zu schnappen war mal wieder typisch Dean und damit konnte er Sam immer wieder ein kleines Lächeln aufs Gesicht zaubern. In manche4n Dingen war der Ältere einfach total berechenbar, aber das machte ihn in Sams Augen nur noch liebenswerter. Sam stellte die Tüten auf den Küchentisch und warf einen Blick ins Wohnzimmer. Dean saß mit Jenny auf der Couch und war gerade dabei drei Haufen aus den Süßigkeiten zu bilden.

„Die sind für dich, das ist für mich und der Haufen da ist eigentlich für Sammy, aber wenn unserer Süßigkeiten alle sind, nehmen wir einfach was von deinem Daddy, der merkt das eh nicht,“ sagte Dean in einem verschwörerischen Ton.

„Und ob er das merkt,“ sagte Sam.

„Du isst ein Bonbon im Monat oder so. Deine Süßigkeiten setzen Schimmel an ehe du sie aufgegessen hast. Du brauchst gar keinen eigenen Haufen.“ Dean teilte die Süßigkeiten noch mal auf.

„So, wenn du nichts mehr übrig hast, kannst du dir auch noch was von mir nehmen Jenny,“ sagte Dean und gab der Kleinen einen Keks. Sam lächelte.

„Das wird schön, wenn du später, wenn sie laufen kann hinter ihr her rennen musst, weil sie im Zuckerrausch ist.“

„Sieh doch nicht immer alles so negativ.“

„Ich sehe es realistisch, das ist alles.“

„Dein Realismus ist manchmal erschreckend ernüchternd,“ sagte Dean missmutig. Sam seufzte. Der Ältere sah ihn an. Irgendwie machte Sam einen erschöpften Eindruck. So konnte Dean ihn einfach nicht ignorieren.

„Soll ich dir bei den restlichen Tüten helfen?“

„Ich dachte schon du würdest nie fragen.“ Sam lächelte, als sie zusammen zur Garage gingen.
 

„Moment, habe ich dich richtig verstanden? Du willst heute Abend mit mir in eine Bar gehen um an dem Fall zu arbeiten und willst Jenny bei einer fremden 16 jährigen lassen, die Carrie heißt?,“ fragte Sam als Dean ihm beim ausräumen der Tüten von seinem Vorhaben erzählt hatte.

„Du hast eindeutig zu viel Stephen King gelesen, aber ja, so war der Plan.“

„Hast du noch alle Tassen im Schrank?“

„Das heißt also, dass du noch unentschlossen bist.“

„Unentschlossen? Nur über meine Leiche.“

„Das sagst du nur, weil ihr Hund dich sexuell belästigt hat.“

„Das ist nicht wahr. Ich lasse meine Tochter nur nicht einfach bei einer Göre, die ich nicht kenne und ich kann nicht verstehen wie du diesen Vorschlag machen kannst `Mr. Ich vertrau niemandem so einfach`.“

„Das ist nicht gerade eine meiner Eigenschaften die ich unbedingt so streng beibehalten sollte, findest du nicht auch?“

„Sie könnte ein Dämon sein, Dean.“

„Ist sie nicht. Ich habe es doppelt gecheckt.“ Der Ältere strich Sam sachte über die Oberarme um ihn ein wenig runter zu holen.

„Sam sie ist in Ordnung. Du könntest natürlich noch ein paar Dämonenfallen an den Eingängen anbringen, wenn du dich dann wohler fühlst, aber ich bin mir sicher, dass Jenny bei Carrie nichts passiert.“

„Dean, sie ist mein Baby, ich will sie nicht alleine lassen, wenn es nicht unbedingt nötig ist.“

„Du hast sie bei Pastor Jim gelassen als ich im Krankenhaus war.“

„Das war was anderes.“

„Ah, ich hatte es ja fast vergessen. Du legst ja hier die Regeln fest. Ist ja auch dein gutes Recht, sie ist ja deine Tochter. Bleib bei ihr, ist schon gut. Ich gehe alleine in die Bar. Wenn ich Glück habe, treffe ich da eine hübsche Barkeeperin, die mir über die Opfer Auskunft geben kann.“ Das hatte gesessen. Sam sah Dean grimmig an und der Älterer bildete sich ein bei Sam einen Funken Eifersucht in den Augen aufblitzen zu sehen. Die Vorstellung von Dean, der mit einer Frau flirtete gefiel Sam jeden Falls so ganz und gar nicht. Bereits der Gedanke daran versetzte Sams Herz einen Stich.

„Du vertraust Carrie?,“ fragte der Jüngere schließlich. Dean nickte.

„Aber sie ist erst 16. Sie ist viel zu Jung um auf ein Baby aufzupassen.“

„Dad hat mich mit dir alleine gelassen als ich nicht mal 10 war.“

„Und das war verantwortungslos. Ich weiß nicht ob du dich noch erinnern kannst, aber du hast mich mal im Supermarkt verloren als ich fünf war.“

„Natürlich kann ich mich daran erinnern. Du hattest danach mindestens einen Monat lang Albträume, weil du es irgendwie geschafft hattest in den Kühlraum der Fleischabteilung zu kommen und da die Rinder und Schweinehälften an den Haken hast hängen sehen.“

„Ja, allerdings und das war ein Schock fürs Leben.“

„Sammy, ich rede doch nicht davon, dass wir Jenny Tagelang alleine mit Carrie lassen sollen. Nur für ein oder zwei Stunden am Abend, wenn Jenny schläft. Bevor sie merkt, dass wir nicht da sind, sind wir schon wieder zurück.“

Sam seufzte.

„Okay, ich komme mit, aber wenn Jenny irgendwas passiert bringe ich dich um und Carrie sowieso.“

„Mach dir keine Sorgen. Carrie kriegt das schon hin.“ Dean küsste Sam sanft auf die Stirn. So berechenbar Dean auch in mancher Hinsicht war, so konnte er Sam doch auch immer noch in mancher Situation durch sein Verhalten überraschen und sei es auch nur durch eine liebevolle Geste wie gerade eben.

„Du siehst ein wenig müde aus. Geh ins Wohnzimmer. Ich und Jenny werden mal sehen was wir heute Abend essen können,“ sagte Dean.

„Okay, aber versprich mir nicht wieder so ein Chaos anzurichten wie bei den Pfannekuchen.“

„Null Problemo.“

„Hast du wieder ALF Wiederholungen im Fernsehen gesehen während ich weg war?“

„Nein, ich musste ja Jennys Bettchen zusammen bauen.“

„Dann werde ich mir das mal ansehen.“ Er ging nach oben.

„Ich glaube dein Daddy mag mich doch,“ sagte Dean zu Jenny.
 

„Er mag mich nicht,“ sagte Carrie. Sie und Dean standen in der Tür zu Jennys Zimmer. Sam brachte seine Tochter gerade ins Bett.

„Sam ist nur besorgt um Jenny. Wir haben sie bis jetzt noch nie bei jemandem gelassen, den wir nicht so gut kennen. Warte doch unten. Ich rede mit ihm.“

„Okay.“ Carrie schlenderte langsam die Treppe hinunter. Sam hatte Schutzsymbole und Dämonenfallen in den Zimmern und vor den Eingängen angebracht. Er hatte Carrie skeptisch beobachtet seit sie die Haustürschwelle passiert hatte. Jeden ihrer Schritte verfolgte er mit Argusaugen. Sam hatte sich schließlich dazu durchgerungen Jenny Carrie anzuvertrauen nachdem er sich nach einem halbstündigen `Probearbeiten` selbst davon überzeugt hatte, dass Carrie mit seiner Tochter zurecht kam. Carrie hatte die Kleine unter Sams Aufsicht gebadet und sogar den Schwamm eingeweicht und der Jüngere schien zufrieden zu sein. Jetzt stand Sam schon fast eine viertel Stunde an Jennys Bettchen und konnte sich nicht so recht los reißen. Dean trat neben ihn.

„Sie ist eingeschlafen. Sie sieht so niedlich und unschuldig aus wenn sie schläft,“ sagte Sam. Dean lächelte und dachte bei sich `ganz der Vater`.

„Was denkst du wann wir zurück sein werden?,“ wollte Sam wissen.

„Sam, wir sind noch nicht mal weg.“

„Warum fällt es dir so leicht sie alleine zu lassen?“

„Das tut es ja gar nicht. Ich würde auch lieber mit euch beiden hier bleiben, aber wir haben einen Job zu erledigen, also sollten wir den so schnell wie möglich erledigen, damit wir wieder beide hier bei ihr sein können, so wie Dad es auch immer gemacht hat.“

„Dean, ich werde meine Tochter niemals Tage oder gar Wochenlang alleine lassen.“

„Das verlangt ja auch keiner, aber wenn wir weiter jagen wollen, wird uns auf die Dauer nichts anderes übrigbleiben.“

„Von wollen kann ja wohl kaum die Rede sein.“

„Sam, lass uns jetzt bitte nicht wieder mit einer Grundsatzsituation anfangen.“

„Weißt du was, lass uns einfach gehen,“ sagte Sam kopfschüttelnd und verließ das Zimmer. Dean und er drehten sich irgendwie im Kreis was dieses Thema anging, aber wenn Dean weiter machte und das würde er sicher tun, schließlich hatte er es nicht anders gelernt, dann konnte Sam ihn nicht alleine lassen. Alles was der Jüngere tun konnte war immer wieder mal zu versuchen Dean dazu zu überreden mit dem Jagen aufzuhören, aber da konnte er eigentlich genau so gut gegen eine Wand reden. Er musste den Älteren so nehmen wie er nun war. Die erzieherischen Fehler seines Dads konnte er kaum in ein paar Monaten ausbessern, auch wenn Dean schon einige Fortschritte gemacht hatte. Der zurückgelassene Dean seufzte.

„Schlaf gut Kleines.“ Der Ältere folgte Sam nach unten. Er musste sich verbessern. Sam und er waren nicht soweit vom turteln entfernt wie Erde und Mond, sondern wie Merkur und Pluto. Er hatte es irgendwie mal wieder geschafft Sams Laune auf einen neuen Tiefpunkt zu bringen. Warum auch wurden kleine Brüder, auf die man urplötzlich scharf war, nachdem sich rausgestellt hatte, dass man nicht genetisch mit ihnen verwandt war nicht mit Gebrauchsanweisung geliefert? Das würde einiges leichter machen. Als er unten ankam, hatte Sam Carrie gerade seine und Deans Nummer für den Notfall gegeben. Als Sam Dean sah, ging er zur Haustür.

„Bis später,“ sagte Carrie. Dean nickte und verließ dann mit Sam das Haus.

In der Bar

@Fine: Natürlich ist Sams Reaktion angemessen, so sollte es ja auch sein. Und was Jenny anbelangt, das Kind kann zwar noch nicht reden, aber sie versteht sehr genau was so um sie herum passiert. Sie ist schließlich kein normales Kind. Und Sam spricht ja auch manchmal mit ihr. Ob Sam sauer ist? Hm, das wird wohl in diesem Kapitel mehr als deutlich. und was die Flirt androhung angeht, irgendwann gehen Dean auch mal die Ideen aus und da greift er halt auch zu gemeinen mitteln um irgendwie an Sam heran zukommen. Hm, ein bisschen Eifersucht wird in diesem Kapitel schon vorkommen, aber nicht so viel wie du vielleicht denkst.

@Noir10: Wird jetzt aber öfter mal so sein, dass Jenny beim Babysitter ist und Sam wird einsehen, dass Carrie auf Jenny aufpassen kann.

@Morathi: Freut mich das die Metapher mit Jessica als Insel, und Dean als Rettungsring/Festland und Sam mittendrin so gut gefallen hat. Und das du alles so verstanden hast wie ich es gemeint habe, ist schön für mich, das heißt ich hab nicht allzu großen Mist verzapft. Nein, diese Halluzination wird noch mal auftauchen und das ganze noch mal durcheinander würfeln. Zu groß wird Carries Rolle nun auch wieder nicht, aber ich dachte mir ich bring sie für ein paar schmunzler hier und da mal mit rein. Und Deans Gedanken, dass Jenny erst mit 40 mit nem Mann ausgehen darf wollte ich unbedingt mit rein bringen. Ich bin ein Fan von dem Film „Hände weg von meiner Tochter“. Und was das Recht haben von Dean angeht, hast du etwa schon mein nächstes Kapitel gelesen? Denn so ungefähr habe ich dass da auch beschrieben. Mal wieder vielen dank für deinen Ausführlichen Kommentar.
 

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Die beiden liefen schweigend die Straße entlang bis sie die Strandpromenade erreichten. Sam seufzte.

„Was genau erhoffst du dir aus dem Barbesuch?“

„Wie gesagt, Carrie meinte in dieser Bar würden sich Teenager treffen. Irgendwie ,müssen wir ja anfangen Informationen über die Opfer zu sammeln. Die Zeitungsartikel waren ja nicht gerade aufschlussreich.“

„Was sind wir diesmal?,“ fragte der größere der beiden genervt. Dean rollte mit den Augen. Manchmal konnte Sam eine richtige Zicke sein, aber selbst dann war er noch unsagbar sexy. ~Reiß dich zusammen Dean~ ermahnte er sich selbst.

„Es ist doch wunderbar wie motiviert du heute bist Sammy. Aber um deine Frage zu beantworten, wir sind von der Presse und wollen was über die Morde schreiben, also lügen wir diesmal ja eigentlich nicht wirklich.“

„Also gehen wir rein,“ sagte Sam als sie die Bar erreicht hatten und hielt Dean die Tür auf.

Als sie die Bar betraten schlugen ihnen auch schon Gesprächsfetzen, Gelächter und irgendein Song aus Deans Lieblingsmusikgenre entgegen. In der linken Ecke standen zwei Billardtische und die alkoholischen Getränke waren wegen des bevorstehenden Feiertages für die ganze Woche für den halben Preis zu haben.

„Der Laden gefällt mir,“ sagte Dean und grinste. Sam rollte mit den Augen, als würde Dean nicht so gut wie jede Bar gefallen.

„Können wir es jetzt hinter uns bringen?“

„Sam, du kannst auch gerne nach Hause gehen,“ sagte Dean harsch. Langsam reichte es ihm Sam wollte eindeutig nicht hier sein, warum war er dann überhaupt mitgekommen?

„Ich finde wir sollten mit dem Barkeeper anfangen,“ sagte Sam nur und ging in Richtung Theke davon. Er musste sich zusammen reißen. Dean hatte ja Recht, sie hatten einen Job zu erledigen und vor allem wollte er sich nicht mit Dean streiten. Der Ältere sah Sam hinterher. Scheinbar zog der Jüngere seine Dr. Jackel / Mr. Hyde Nummer weiter durch. Schließlich folgte er Sam an die Theke. Der etwa 30 jährige Barkeeper servierte einer heißen rothaarigen gerade einen Cocktail und kam dann zu ihnen um ihre Bestellung auf zu nehmen. Dean, der es nicht lassen konnte die Frau mit einem begutachtenden Blick zu mustern und ihr ein charmantes Lächeln zu zuwerfen, spürte plötzlich einen bitterbösen Blick von Sam auf sich ruhen.

„Was kann ich für sie tun?,“ fragte der Barkeeper.

„Für mich ein Bier und für ihn einen dieser Cocktails mit den lustigen Schirmchen, aber ohne Alkohol. Er verträgt nichts,“ sagte Dean. Der Barkeeper grinste und machte sich dann an die Arbeit. Sam sah Dean nun noch finsterer an als zuvor. Wollte ihn der Ältere heute unbedingt auf die Palme bringen? Irgendwie schien Dean heute an multipler Persönlichkeitsstörung zu leiden. In der einen Minute war er nett zu ihm und einfach zum anbeißen und in der anderen Minute wieder der ihn triezende, nervende große Bruder, dem Sam am liebsten den Hals umdrehen wollte.

„Zieh deine Stirn nicht wieder so in Falten Sammy, sonst bleibt dein Gesicht so.“

Doch mit dieser Aussage brachte er Sam nur noch mehr dazu die Stirn zu runzeln.

„Ich habe aufgehört dir das zu glauben als ich 6 war, also hör auf mich wie ein Kind zu behandeln und nenn mich gefälligst nicht Sammy,“ sagte der Jüngere zähneknirschend vor Wut. Dean schluckte. Wenn sie jetzt wieder an einem Punkt angelangt waren an dem Sam aggressiv auf seinen Kosenamen reagierte, war Dean wohl einen Tick zu weit gegangen. Doch ehe er etwas zu Sam sagen konnte, schob ihnen der Barkeeper auch schon ihre Drinks zu.

„Ein Bier und einen jungfräulichen Erdbeer Daiquirí. Ihr seid neu hier, oder?“

„Wie kommen sie darauf?,“ fragte Dean.

„Naja, das hier ist ein recht beschauliches Städtchen und als Barkeeper kenne ich hier so gut wie jeden, aber euch zwei habe ich hier noch nie gesehen.“

„Wenn sie hier jeden kennen, dann kannten sie doch sicher auch Kelly Martin und Dylan Adams,“ sagte Sam.

„Seid ihr von der Presse?“

„Freiberuflich,“ antwortete der jüngerer Winchester.

„Wisst ihr was, was ich nicht weiß?“

„Kommt drauf an was sie wissen,“ sagte Dean.

„Nur das, was in der Zeitung stand. Dylan Adams hat seine Freundin getötet und sich dann selbst erhängt.“

„Das ist das wovon die Polizei ausgeht,“ sagte Sam.

„Und ihr habt Quellen, die was anderes sagen?“

„Wäre möglich,“ sagte Dean.

„Sagen wir es so, die Story an der wir arbeiten ist heiß,“ sagte Sam.

„Also, was kannst du uns über die beiden sagen?,“ fragte Dean.

„Nicht viel. Sie waren nicht oft hier. Schienen aber gut miteinander auszukommen.“

„Es hat sie also überrascht, was da auf dem Leuchtturm passiert ist,“ fuhr Sam mit dem Interview fort.

„Dieser Adams schien mir jeden Falls nicht der Typ zu sein, der seine Freundin umbringen würde. Aber wie gesagt, so gut kannte ich sie nicht.“

„Waren sie an dem Abend ihres Todes hier?,“ fragte Dean.

„Ja, aber ich habe sie nicht bedient. Fragen sie Peter,“ der Barkeeper deutete auf einen etwa 40 jährigen, der gerade ein paar saubere Gläser aus dem Lager holte.

„Das ist der Typ von dem Carrie mir erzählt hat,“ raunte Dean dem Jüngeren zu.

„Er bedient immer die Teenies. Sagt es wäre zu schade diese zusätzliche Einnahmequelle zu verlieren.“

„Tolle Einstellung, als gäbe es nicht schon genug Betrunkene,“ sagte Sam.

„Sag das nicht mir. Ich finds auch nicht richtig, aber ich brauche den Job und da der Laden läuft, gibt’s hier einfach die besten Trinkgelder.“

„Alex, du hast auch noch andere Gäste,“ rief eine Kellnerin ihm gestresst zu.

„Bin gleich bei dir Tessa.“

„Wir wollen sie auch nicht länger von der Arbeit abhalten.“ Sam schrieb ihm seine Nummer auf eine Servierte.

„Rufen sie uns an, wenn ihnen noch etwas einfällt,“ sagte er dann und reichte Alex die Servierte.

„Wir reden jetzt mal ein Wörtchen mit Peter,“ sagte Dean und stellte seine geleerte Bierflasche zurück auf den Tresen. Sam, der den Cocktail nicht angerührt hatte zahlte ihre Zeche und folgte dann dem Älteren, der bereits den Barbesitzer angesprochen hatte.

„Ich halte eigentlich nichts von neugierigen Reportern, die ihre Nase überall reinstecken,“ sagte Peter unfreundlich.

„Wir werden ihren Namen oder den ihrer Bar nicht in unserem Artikel erwähnen,“ versicherte Dean ihm. Peter sah ihn misstrauisch an.

„Geben sie uns nur ein kleines Interview. Das könnte vielleicht die Chance für uns kleine Kriminalreporter sein, um auf uns aufmerksam zu machen,“ mischte sich nun Sam ein.

„Was wollen sie denn wissen?“

„Es geht um Kelly Martin und Dylan Adams. Ihr Barkeeper Alex hat uns gesagt, sie hätten sie am Abend ihres Todes bedient,“ sagte Dean.

„Hey, wollen sie mir das ganze anhängen?,“ fragte Peter leicht panisch.

„Nein, wir wollen nur etwas über die beiden herausfinden,“ versuchte Sam ihn zu beschwichtigen.

„Ich habe nichts mit deren Tod zu tun. Ich kannte die beiden eigentlich gar nicht. Waren nur ein paar mal hier. Machten mir einen völlig normalen Eindruck. Keine Ahnung warum Dylan plötzlich durchgedreht ist.“

„Sie wissen wirklich nichts über die beiden,“ hakte Dean noch ein mal nach.

„Von ihr weiß ich nur, dass sie ne ältere Schwester hatte und mit ihren Eltern irgendwo in der Innenstadt wohnt. Aber Dylan war wirklich ein guter Kerl. Mein Bruder war mit seinem Vater zusammen an der Highschool. Er hatte nach der Schule glaube ich als Roadie für die Rolling Stones gearbeitet,“ antwortete Peter, der einsah, dass die beiden wohl nicht so schnell verschwinden würden. Dean hob bei Peters letztem Satz interessiert die Augenbrauen.

„Wo wohnen seine Eltern?,“ fragte der Älterer. Peter nannte ihm die Adresse.

„Gestern war die Beerdigung. Die beiden sind total fertig. Dylan war auf dem Weg zu einer dieser Elite Unis. Seine Eltern waren sehr stolz auf ihn und dann so was.“

„Verstehe und ist ihnen bei den beiden wirklich nichts aufgefallen an dem Abend?,“ fragte Dean. Dem Älteren war nicht entgangen, dass Sam betroffen zu Boden blickte als Peter das von der Uni erwähnt hatte.

„Nein. Er und seine Freundin schienen so verliebt wie immer.“

„Danke für die Informationen. Sie haben uns sehr weiter geholfen. Wissen sie vielleicht wer mit den beiden befreundet war? Vielleicht können deren Freunde uns mehr sagen.“ Peter nannte ihnen ein paar Namen, kannte aber keine genauen Adressen, aber das machte nichts. Die beiden Winchesters würden die Adressen irgendwie herausfinden. Die Kellnerin kam zu ihnen herüber.

„Peter haben wir noch Rohrzucker?“

„Ja, ich hol es gleich aus dem Lager. Nimm du schon mal die Gläser mit.“ Sie nickte.

„Sie sehen es. Die Arbeit ruft.“

„Aber natürlich. Wir werden sie jetzt auch nicht weiter stören.“ Dean und Sam verließen die Bar wieder.
 

„Alles in Ordnung Sam?“

„Ja, mir geht’s gut,“ sagte der Jüngere nicht gerade überzeugend. Zu hören, dass Eltern stolz auf ihre Kinder waren, weil sie es aufs College geschafft hatten führte Sam nur wieder vor Augen wie unnormal sein Leben war, da sein Vater ihn mehr oder weniger rausgeschmissen hatte anstatt stolz auf ihn zu sein. Dean wusste das.

„Warum fragst du?,“ wollte Sam wissen.

„Naja, wegen der Unisache,“ versuchte Dean zu erklären.

„Danke der Nachfrage, aber ich komme klar. Also, was fangen wir nun mit den neuen Informationen an?“ Langsam schlenderten sie zu ihrem Ferienhaus zurück.

„Ich würde sagen, dass wir morgen mal die Eltern und Freunde befragen sollten.“

„Aber nicht als Reporter. Ich bezweifle, dass sie mit uns reden würden.“

„Dann wird es wohl wieder mal Zeit für unsere gefälschten Ausweise,“ sagte Dean und grinste.

„Was meinst du Sam, ob sie wohl mit dem FBI reden werden?“

„Wahrscheinlich schon. Nimmst du die Martins oder Dylans Familie? Nein, lass mich raten, du willst sicher diesen Roadie Vater befragen,“ sagte Sam mit einem Lächeln, dass Dean den ganzen Abend über vermisst hatte.

„Heißt das, wir teilen uns auf?,“ fragte der Ältere allerdings nun etwas überrascht.

„Ist die beste Lösung. Dann sind wir schneller fertig.“

„Und wer passt auf Jenny auf?“

„Hörzu Dean. Wenn wir den Fall schnell abschließen wollen, brauchen wir ein gutes Zeitmanagement und das heißt, dass wir uns manchmal eben aufteilen müssen und in der Zeit wo wir beide nicht da sind müssen wir Jenny halt bei Carrie lassen. Sie wird das sicher gerne noch mal machen. Ich gebe es ja ungern zu, aber du hattest mit allem Recht, was du vorhin gesagt hast und Carrie scheint auch wirklich gut mit unserer Kleinen zurecht zu kommen.“

„Geht’s dir wirklich gut Sam? Ich kann mich nicht erinnern, wann du das letzte Mal gesagt hast, dass ich Recht habe,“ stichelte Dean. Sam boxte ihm auf den Oberarm.

„Hey, wo bleibt denn bitte der Spaß, wenn ich dich nicht mal ein bisschen ärgern darf?“

Dean war stehen geblieben, aber Sam war weiter gegangen, drehte sich aber um, als er bemerkte, dass Dean nicht mehr neben ihm her lief. Er lächelte den Älteren an.

„Komm jetzt Dean. Ich will nach Hause zu Jenny.“

Dean lächelte zurück. Vielleicht waren er und Sam ja doch nicht soweit von einander abgedriftet.
 

Zwei Minuten später waren die beiden wieder am Ferienhaus angekommen. Carrie saß auf der Couch und schaltete gelangweilt durch die Kanäle.

„Da seid ihr ja schon wieder. Ich muss sagen ihr habt das langweiligste Kind der Welt. Sie hat die ganze Zeit nur geschlafen.“

„Wir waren nicht mal ganz ne Stunde weg. Was hast du denn erwartet?,“ fragte Dean.

„Du weißt ja nicht womit ich es sonst zu tun habe. Ich hatte beispielsweise mal ein Schreibaby, wo die Eltern froh waren den kleinen Satansbraten mal für einen Abend los zu sein, aber Jenny ist ein kleines Engelchen.“

„Ich sehe mal nach ihr,“ sagte Sam und ging nach oben. Carrie rollte mit den Augen.

„Er vertraut mir wohl immer noch nicht.“

„Du kennst doch das Sprichwort: Vertrauern ist gut, Kontrolle ist besser.“

„Soll ich mich dadurch jetzt besser fühlen?“ Sie stand auf um sich auf den Heimweg zu machen.

„Hey, was ist mit deiner Bezahlung?“

„Die erste Stunde war umsonst. Falls ihr mich noch mal braucht nehme ich 8 Dollar die Stunde.“

„Hast du morgen schon was vor?“

„Willst du mit mir ausgehen? Hast du doch genug von Sam?,“ fragte sie und grinste. Dean lachte. Um von Sam genug zu haben müsste er ja erstmal was von ihm kriegen.

„Wann soll ich da sein?,“ fragte Carrie dann ernsthaft.

„Ich ruf dich an. Ich und Sam haben ja jetzt deine Nummer.“

„Okay, aber abends kann ich nicht. Ich will um halb neun ins Kino.“

„Okay, dann werden Sam und ich um acht zurück sein.“

„Dann wünsch ich euch beiden eine gute Nacht,“ sagte sie und warf Dean einen vielsagenden Blick zu, ehe sie nach neben an ging. Dean rollte mit den Augen. Dieses Mädchen hatte definitiv eine viel zu schmutzige Phantasie für ihr Alter. Er setzte sich aufs Sofa. Es war gerade mal kurz nach halb zehn und er war wirklich noch nicht müde. Er schaltete wie Carrie zuvor durch die Kanäle. Kurz darauf kam Sam wieder runter. Er hatte seinen Laptop dabei.

„Und hast du gezählt ob an Jenny noch alle Finger und Zehen dran sind?“

„Sie schläft,“ sagte Sam lediglich und setzte sich neben Dean.

„Siehst du, ich habe dir doch gesagt, dass es ihr gut gehen wird. Carrie kann morgen übrigens

Wieder auf sie aufpassen.“

„Okay. Was machst du?“

„Irgendwie versuche ich den angebrochenen Abend rum zu kriegen.“

„Du bist doch wieder lange gefahren heute, willst du nicht lieber schlafen gehen anstatt dir wieder irgendeinen Müll im Fernsehen anzusehen?“

Dean wüsste schon wie er den Abend besser gestalten könnte, aber Sam würde da wahrscheinlich nicht mitmachen. Der Jüngere klappte den Laptop auf.

„Ich bin nicht müde, was machst du?“

„Ich werde versuchen alle Adressen von den Leuten herauszufinden, die wir morgen befragen wollen.“

„Mach das und lass mich fernsehen.“

„Okay, dann sieh halt fern, aber hör um Himmelwillen auf zu zappen, du weißt, dass mich das wahnsinnig macht.“ Er schnappte sich die Fernbedienung aus Deans Hand und der lehnte sich zurück. ~Du machst mich wahnsinnig, weißt du das eigentlich Sam? Und nicht auf die Art die du meinst~ dachte der Ältere. Aber auch Sam fand nichts Interessantes. Es war halt Sommer, da lief nie was.

„Sam, mir ist langweilig.“

„Das gibt es doch nicht. Da buddelt man einen Abend mal nicht eine vergammelte Leiche aus um sie zu salzen und zu verbrennen und schon ist dem Herren langweilig.“ Sam stand auf.

„Wo gehst du hin?“

„In die Küche um mir was zu trinken zu holen. Willst du auch was?“

„Du weißt doch, was ich will,“ kam es von Dean.

„Also ein Bier,“ sagte Sam, der sich der Zweideutigkeit von Deans Aussage durchaus bewusst war. Aber wenn er es nicht mal schaffte den Älteren zu küssen ohne danach durchzudrehen, konnte er erst recht keinen Sex mit ihm haben. Er ging in die Küche. Dean sah ihm hinterher und seufzte. Kurz darauf ertönte ein lautes `DEAN!` aus der Küche und dem genannten fiel plötzlich siedendheiß ein, dass er ja in der Küche noch aufräumen wollte. Er stand also auf und trottete zu seinem Bruder in die Küche. Sam stand mit vor der Brust verschränkten Armen im Raum und sah ein wenig angepisst aus.

„Erklär mir das,“ sagte Sam und deutete mit einer kurzen Kopfbewegung Richtung Herd, Spüle und Arbeitsfläche, die aussahen wie nach einem Bombenangriff.

„Ich habe wohl vergessen aufzuräumen,“ sagte Dean und versuchte sich mit einem charmanten Lächeln aus der Affäre zu ziehen.

„Das meine ich nicht, jeden Falls nicht nur. Erklär mir bitte wieso man für die Zubereitung von Spaghetti mit Tomatensoße fünf Töpfe, drei Schüsseln und Gott weiß wie viel Besteck braucht.“

Dean sah ihn an und schien tatsächlich über eine Antwort nachzudenken. So wirklich wusste er auch nicht mehr wie es zu dem Chaos gekommen war.

„Okay, weißt du was? Mach einfach hier sauber und überlass das Kochen ab sofort mir.“ Er nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank und verschwand wieder im Wohnzimmer. Dean seufzte zum wer weiß wievielten Male an diesem Tag und machte sich daran den Saustall, den er hinterlassen hatte, zu beseitigen. Danach war er dann so müde, dass er sich schnurstracks an Sam vorbei, die Treppe rauf und direkt ins Schlafzimmer begab. Sam sah ihm hinterher, machte dann den Laptop aus und folgte dem Älteren. Oben angekommen lag Dean bereits im Bett. Sam machte sich Bettfertig und legte sich zu seinem Bruder. So lagen sie eine Weile da, die Gesichter einander zugewandt. Schließlich beugte sich Dean etwas vor und gab Sam einen flüchtigen Gute Nacht Kuss auf den Mund. Dann wartete er Sams Reaktion ab. Dem Jüngeren schien der Kuss eben nicht unangenehm gewesen zu sein, aber Dean konnte auch keine eindeutige Regung erkennen, die ihn dazu aufforderte weiter zu machen. Also schloss er die Augen und drehte sich mit dem Rücken zu Sam. Am liebsten hätte Dean ihn gepackt und geküsst bis ihm schwindelig wäre, aber Dean war nicht der Typ, der sich einfach nahm was er wollte, jedenfalls nicht ohne sicher zu sein, dass sein Gegenüber einverstanden war. Und wie konnte sich Dean bei Sam sicher sein, wenn der die ganze Zeit über widersprüchliche Signale aussandte? Vermutlich machte er sich hier bloß zum Narren, aber so lange Sam nicht eindeutig `Nein` zu ihm sagen würde, würde Dean nicht einfach aufgeben. Sam rollte sich auf den Rücken. Es wäre so einfach gewesen. Dean lag direkt neben ihm. Er hätte sich nur vorbeugen brauchen und ihn zurück küssen, aber er hatte es nicht getan. Er konnte einfach nicht obwohl er es sehr gerne getan hätte. Solange er nicht über Jessica hinweg kam, würde er Dean nie unbefangen küssen können. Das war ihm nun klar. Aber eine Lösung war immer noch nicht in Sicht.

Donna

@Fine: Doch, das Wort Ansprechpersonen gibt es. Und Carrie muss ja was taugen, da es den beiden ja an Alternativen mangelt. Jap und dieses knabbern an Jessica wird noch verheerende Folgen haben. Und ich werde jetzt wieder fast täglich Posten, weil ich am 12. August für 4 Wochen in den Urlaub fliege und euch mit einer möglichst entspannten Situation zwischen den beiden zurück lassen will.
 

@Noir10: Das sie was zu zweit machen können, ist (momentan) aber eigentlich nicht sinn der sache mit dem Babysitter. Sam hat sich da nur wegen dem Job drauf eingelassen. Dean kann halt nicht von Sam weg, also muss er sich leider dieser qual aussetzen. Und Sam als alte Jungfer, herrlich diese vorstellung.
 

@Morathi: Deine Kommis sind ja bald so lang wie meine Kapitel. Aber ich liebe sie und diffus, war er nicht. Dean musste seinen Frust mal loswerden. Ist auch schön, dass du das Verhalten der beiden noch nachvollziehen kannst. Dean bildet sich sicher ein, dass er es schaffen würde bei einem nein weiter an Sams seite zu bleiben. Aber wie Dean auf eine von ihm als nein gedeutete Situation reagiert, kannst du ja in diesem und dem darauf folgenden Kapitel erfahren. Wegen dem Fall musst du dir aber keine Sorgen machen, den werden die beiden bis auf ein paar kleine blessuren gut überstehen. Carrie bleibt auch weiterhin so sagen wir mal „anzüglich“. Oh ja, großer Krach, das kannst du laut sagen. Auf die Freunde der Opfer musst du wohl verzichten, hatte keine Lust mir dazu was auszudenken, weil die ja eh nichts wissen und für den weiteren verlauf wird diese Befragung auch nicht sonderlich wichtig sein. Und natürlich war das aufteilen nicht wirklich ne gute Idee, aber nicht auf die weise, die du vielleicht denkst.
 

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Anmerkung: Wer Dean gerne leiden sieht, wird dieses Kapitel sicher mögen
 

Verwendete Songs:

Alice Cooper- Poison

Metallica- Fade to black
 

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Carrie war am Mittag gekommen als Jenny ihr Mittagsschläfchen machte. Dean und Sam hatten ihr erzählt was Jenny am liebsten machte und waren auch irgendwie froh, dass sie mal eine Marienkäferbilderbuch Pause bekamen. Dann waren sie aufgebrochen um mit Freunden und angehörigen der Opfer zu sprechen. Sam klingelte gerade an der Tür der Martins. Kellys Freunde hatte er bereits abgeklappert aber nicht viel erfahren. Eine blonde junge Frau etwa in seinem Alter öffnete die Tür. Sam stockte der Atem. Es war als hätte er das Ebenbild von Jessica vor sich. Ihre Haare waren von dem selben Blond, nur waren sie etwas kürzer als Jessicas. Aber die Frau vor ihm hatte die gleichen Gesichtszüge, die gleiche Augenfarbe. Sam war sich sicher, dass wenn man ein Foto von ihr machen würde, könnte man es perfekt über eins von Jessica legen. Es wäre garantiert Deckungsgleich.

„Hallo? Ist alles okay?,“ riss ihn die Stimme der Frau aus seiner Starre.

„Ähm, ja.“ Mehr bekam er im Moment nicht raus. Das konnte unmöglich sein. Dann hatte er sich doch nicht getäuscht. Dies musste die Frau sein, die er am Tag zuvor im Supermarkt gesehen hatte und die er für eine Halluzination gehalten hatte, weil sie so schnell wieder verschwunden war.

„Sind sie sicher? Sie sehen nämlich aus, als hätten sie einen Geist gesehen,“ sagte die Frau. Es war einfach unmöglich. Die Ähnlichkeit dieser Frau mit Jessica war einfach zu groß um Zufall zu sein und wenn es kein Zufall war, dann konnte es eigentlich nur eins bedeuten…

„Christo,“ sagte er und beobachtete ihre Mimik. Doch sie sah ihn nur irritiert an.

„Meinen sie den Verpackungskünstler? Wer sind sie eigentlich und was wollen sie?“

Sam entspannte sich etwas. Die Frau vor ihm war kein Dämon. Aber wie war es möglich, dass sie Jessica so ähnlich sah? Ein Formwandler konnte es nicht sein, denn der benötigte ja eine lebende Person als Matrize. Er war zwar kein Anhänger der Hypothese, dass jeder Mensch auf der Welt irgendwo einen Doppelgänger hatte, aber scheinbar war da doch was dran. Anders konnte er sich die Ähnlichkeit nicht erklären. Sam räusperte sich. Er musste endlich etwas sagen.

„Guten Tag. Entschuldigen sie die Störung. Ich bin Agent Walsh vom FBI. Ich weiß, ich komme wahrscheinlich Ungelegen, aber ich habe ein paar Fragen an sie wegen dem Tod von Kelly Martin.“ Er zeigte ihr einen seiner gefälschten Ausweise.

„Oh, kommen sie doch rein,“ sagte sie und führte ihn ins Wohnzimmer.

„Die Polizei war schon hier und hat meine Eltern befragt und da war Kelly noch nicht einmal beerdigt,“ sagte sie offensichtlich empört über das mangelnde Feingefühl der Beamten.

„Warum interessiert sich das FBI für den Fall?“

„Es gab in der Vergangenheit bereits ähnliche Fälle. Es gibt da vielleicht einen Zusammenhang, denn alle Leichen wurden in diesem Leuchtturm gefunden.“

„Setzen sie sich doch.“ Sie deutete aufs Sofa.

„Danke.“ Er setzte sich.

„Sind sie alleine hier?,“ fragte Sam sie.

„Ja, meine Eltern sind beim Steinmetz. Sie wollen, dass Kellys Grabstein so schnell wie möglich aufgestellt wird.“

„Verzeihen sie. Ich habe ganz vergessen ihnen mein Beileid auszusprechen,“ sagte Sam kleinlaut.

„Schon gut. Ich habe das in den letzten Tagen schon oft genug gehört. Die meisten Leute sagen das eh nur, weil sie denken, dass die Angehörigen das hören wollen und nicht weil sie es wirklich so meinten.“ Sam nickte. Er verstand was sie meinte. Es war eine Floskel.

„Also, wie kann ich ihnen helfen?,“ fragte sie Sam.

„Vielleicht sagen sie mir kurz ihren Namen,“ sagte Sam freundlich und lächelte.

„Ich bin Donna, Kellys große Schwester.“

„Leben sie auch noch hier bei ihren Eltern?“

„Nein, ich bin vor vier Jahren mit einer Freundin zusammen in eine Wohnung in Boston gezogen. Wir sind seit der Junior High die besten Freundinnen. Sie studiert und ich arbeite in einem Restaurant als Köchin. Zum Glück habe ich eine nette Chefin. Sie hat mir frei gegeben, damit ich mich eine Weile um meine Eltern kümmern kann. Die beiden stehen immer noch unter Schock.“

„Das ist doch nur verständlich. Es ist schrecklich wenn ein geliebter Mensch so unerwartet und auf solch eine Weise aus dem Leben gerissen wird.“

„Kein ´muss´ ?“

„Wie bitte?“

„Na ja, die Polizisten die hier waren haben die gleiche Floskel losgelassen. `Es muss schwer sein jemanden so zu verlieren´. Das ´muss´ drückt jedoch deutlich aus, dass sie in Wirklichkeit keine Ahnung haben, wie man sich in so einer Situation fühlt. Sie haben jedoch nicht das Wörtchen ´muss´ verwendet, was mich zu dem Schluss kommen lässt, dass sie tatsächlich wissen wovon sie sprechen.“ Sie sah ihn eindringlich an.

„Ja, leider. Meine Freundin wurde vor über einem halben Jahr ermordet.“ Sam wusste nicht warum er Donna davon erzählte. Er kannte sie doch gar nicht. Sie sah nur Jessica zum verwechseln ähnlich, aber sie war nicht Jessica, trotzdem kam es ihm vertraut vor mit ihr zu sprechen.

„Das tut mir leid,“ sagte sie und Sam merkte, dass sie es ehrlich meinte und es nicht nur eine Floskel war.

„Haben sie den Täter gefunden?,“ erkundigte sich Donna.

„Nein noch nicht, aber ich werde diesen Scheißkerl schnappen und erledigen und wenn es das letzte ist was ich tue. Der Kollege, der ihren Fall bearbeitet verfolgt momentan eine Spur. Er vermutet, dass es der gleiche Täter ist, der auch seine Frau getötet hat,“ sagte Sam mit ernster, fester Stimme.

„Es muss schwer sein, an das Gute zu glauben wenn man ihren Job hat und einem dazu auch noch privat so etwas passiert,“ sagte sie mitfühlend.

„Es ist nicht leicht. Das einzige, dass ich tun kann, ist zu verhindern, dass das Böse überhand nimmt.“

„Da trifft es sich doch ganz gut, dass sie beim FBI sind,“ versuchte sie Sam aufzuheitern.

„Ja.“ Sams Gesicht erhellte sich durch den Anflug eines Lächelns.

„Gott, was mache ich hier eigentlich? Ich frage sie nach Dingen, die mich gar nichts angehen. Dabei sind sie doch hier um über Kelly zu sprechen.“

„Schon gut. Wie sollen sie mir denn vertrauen, wenn sie gar nichts von mir wissen,“ beruhigte er sie. Was redete er da eigentlich?

„Sie wohnen also seit 4 Jahren in Boston. Wie war ihr Verhältnis zu ihrer kleinen Schwester?“

„Wir haben uns immer gut verstanden. Na ja, bis auf die kleinen Geschwister Streitigkeiten versteht sich. Es hat mich in meiner Highschoolzeit immer auf die Palme gebracht, wenn Kelly ungefragt an meine Sachen gegangen ist.“ Sie erzählte ihm ein paar Anekdoten über entwendete Lippenstifte und Oberteile. Dann erkundigte sie sich, ob er Geschwister hätte, woraufhin er entgegnete er hätte einen älteren Bruder und dass man das mit Schwestern kaum vergleichen könne. Sie stimmte ihm zu.

„Wie oft haben sie Kelly in der letzten Zeit gesehen?“

„Mindestens ein Mal pro Woche. Seit ich in dem Restaurant arbeite richte ich meinen Dienstplan immer so ein, dass ich wenigstens ein Mal pro Woche herkommen kann. Abends haben wir dann immer zusammen gegessen.“ Sie erzählte ihm was für eine gute Köchin ihre Mutter ist und dass sie sie überhaupt erst dazu ermutigt hat Köchin zu werden. Sie fragte ihn ob er kochen könne, woraufhin er antwortete, dass er mit seinen Kochkünsten recht schnell an seine Grenzen stoßen würde, wenn er denn mal Zeit zum Kochen hatte.

„Wann haben sie Kelly vor ihrem Tod das letzte Mal gesehen?“

„Das war am Mittwoch vorher. Ich war hier um meiner Wäsche zu waschen. Die Waschmaschine bei mir zu Hause hat so ihre Macken und hat am Dienstag total ihren Geist aufgegeben und die Wäsche hier zu waschen, ist immer noch billiger als in einem Waschsalon. Ich erinnere mich nicht mal mehr was sie an dem Tag anhatte,“ sagte Donna und atmete schwer um Tränen zu unterdrücken.

„Hat sich Kelly in letzter Zeit irgendwie anders verhalten als sonst?“

„Sie war etwas nervös, aber dass war ja verständlich. Schließlich ging sie einem neuen Lebensabschnitt entgegen. Sie hätte diesen Herbst mit dem Studium angefangen. Sie hatte ein volles Stipendium für Yale. Sie war die erste aus unserer Familie, die es aufs College geschafft hatte. Wir waren alle so stolz auf sie. Sie hatte eine glänzende Zukunft vor sich und jetzt ist sie tot. Ich kann es immer noch nicht glauben. Wissen sie, Kelly hatte so viele Träume, sie war glücklich.“ Donnas Augen füllten sich mit Tränen. Sam hatte plötzlich das Bedürfnis sie zu berühren und zu trösten. Er legte ihr sachte den Arm um die Schulter und strich ihr beruhigend über den Oberarm. Er war überrascht, dass sie es zuließ, immerhin war er ihr völlig fremd. Wahrscheinlich hatte sie die ganze Zeit ihre Eltern getröstet und hatte niemanden, der sie mal in den Arm nahm.

„Ich hoffe sie kriegen diesen Mistkerl, der ihr das angetan hat,“ sagte sie mit Wut in ihrer Stimme. Nun rannen ihr die Tränen über die Wangen. Sam griff in seine Jackentasche und reichte ihr ein Taschentuch.

„Danke,“ sagte sie und schnäuzte.

„Schon gut. Habe ich sie richtig verstanden? Sie denken nicht, dass ihr Freund sie getötet hat und sich dann ebenfalls das Leben nahm?,“ hakte Sam nach. Noch immer hatte er seinen Arm um sie gelegt.

„Dylan hat sie geliebt. Er hätte ihr niemals etwas antun können. Sie hätten sie zusammen sehen sollen. Sie waren das perfekte Paar. Er wurde ebenfalls in Yale angenommen. Sie wollten sich dort eine gemeinsame Wohnung nehmen. Sie waren glücklich. Er hatte keinen Grund sie zu töten. Irgendein kranker Killer muss die beiden ermordet haben. Wahrscheinlich ist es ein Serienkiller, der auch die anderen Teenager ermordet hat. Vielleicht lockt er sie irgendwie in den Leuchtturm um sie dort zu töten.“

„Kelly hat ihnen nicht zufällig gesagt, dass sie vorhatte mit ihrem Freund zum Leuchtturm zu gehen?“

„Nein, sie hat mir zwar gesagt, dass sie vorhatte mit Dylan an diesem Abend auszugehen, mehr aber auch nicht.“

„War sie schon mal auf dem Leuchtturm?“

„Bestimmt. Es ist ein beliebter Ort für Teenager, die feiern oder rumknutschen wollen, schon seit Jahren. Ein zusätzlicher Anreiz ist natürlich diese Spukgeschichte.“

„Was hat es mit dieser Spukgeschichte eigentlich auf sich?“

„Angeblich soll dort seit den 90ern der Geist der Privatsäkreterin eines Stadtrats ihr Unwesen treiben. Der Stadtrat soll mit ihr eine Affäre gehabt haben und als sie drohte das ans Tageslicht zu bringen, soll er sie dort am Leuchtturm erwürgt haben,“ erzählte sie ihm. Das war ja wenigstens was womit er was anfangen konnte. Dem würde er später nachgehen.

„Glauben sie, dass es dort wirklich spukt?,“ fragte Sam sie neugierig.

„Nein, ich glaube nicht an Spukgeschichten. Außerdem war ich während meiner Highschoolzeit so oft dort, dass ich da sicher was bemerkt hätte.“

„Zum rumknutschen oder zum feiern?“ Sam hatte das eigentlich nur gedacht, aber irgendwie hatte sein Mund diese, in seinen Augen ziemlich indiskrete Frage, ausgeformt. Sie errötete leicht.

„Bei Sonnenuntergang ist es dort wirklich sehr schön,“ antwortete sie schließlich darauf und Sam konnte sich seinen Teil denken.

„Dann waren sie sicher auch schon mal mit ihrem Freund dort.“ Was war bloß in ihn gefahren? Was stellte er denn für Fragen? Das ging ihn doch gar nichts an und eigentlich sollte ihn das auch gar nicht interessieren. Es war ihm wieder nur so raus gerutscht.

„Ich habe zur Zeit keinen Freund,“ sagte sie. Gott, sie musste ja denken, dass er mit ihr flirtete.

„Ähm, wenn sie schon so oft dort waren, können sie bestimmt meine nächste Frage beantworten. Ist ihnen dort jemals ein merkwürdiger schwarzer Rauch oder der Geruch von Schwefel oder Ozon aufgefallen?“ Sam glaubte zwar nicht, dass sie es bei dem Fall mit einem Dämon zu tun hatten, aber auf Nummer sicher zu gehen, hatte noch nie geschadet.

„Nein, denken sie er hat sie irgendwie vergiftet oder betäubt oder so?“

„Wir ziehen alles in Betracht.“ Ehe Sam seine Antwort weiter ausführen konnte, klingelte sein Handy. Schnell hatte er es aus seiner Jackettasche gefischt. Der Anruf kam von Dean. Dean! Er warf einen Blick auf die Standuhr, die an der Wand gegenüber dem Sofa stand. Es war bereits halb sieben. Er war fast eine Stunde hier. Normalerweise hatte er solche Gespräche sonst innerhalb einer viertel Stunde beendet. Um sechs hatte er sich mit Dean in einem Diner treffen wollen um ihre Ergebnisse der Befragungen zusammen zu tragen. Wie hatte er Dean nur vergessen können? Sam drückte die Rufannahmetaste. Donna war mittlerweile aufgestanden und in ein anderes Zimmer gegangen, damit er in Ruhe telefonieren konnte.

„Hey, woh bischt du?,“ erklang Deans Stimme. Scheinbar hatte er den Mund voll.

„Entschuldige, es hat etwas länger gedauert.“ ~Und warum?~ fragte Sam sich. Weil er zu viel über unwichtiges mit ihr gesprochen hatte, wenn er ehrlich war hatte das stellenweise eher was von Speeddating als von einer Befragung durch das FBI.

„Kein Ding,“ versicherte Dean ihm.

„Ich wollte eigentlich nur wissen, ob du noch herkommst oder gleich nach Hause fährst.“

„Nein, solange wird das hier nicht mehr dauern. Soll ich dich abholen?“ Dean hatte Sam ausnahmsweise den Impala gegeben, weil Dylans Familie, die Dean befragen wollte (laut dem Barmann den sie am Vorabend über die Teenager befragt hatten, war Dylans Dad mal Roadie bei den Rolling Stones gewesen) ganz in der Nähe ihres gemieteten Ferienhauses lebten. Die Martins jedoch wohnten ein ganzes Stück Stadteinwärts.

„Wenn du es einrichten kannst. Wo bist du gerade?“

„Bei den Martins. Die Eltern sind nicht da und die Tochter ist ziemlich Gesprächsbedürftig.“

~Als wenn dich das stören würde. Du hast dich doch gerne mit ihr unterhalten. Ihre Stimme klingt wie Jessicas~ sagte eine Stimme in Sams Kopf.

„Heißt die Tochter Donna?,“ fragte Dean.

„Ja, warum fragst du?“

„Dylans Eltern waren keine große Hilfe, also dachte ich mir, ich spiele ein bisschen Sammy und habe mich auf ins Zeitungsarchiv gemacht um über die anderen toten Teenager zu recherchieren. Und siehe da, ihr Name taucht im Zusammenhang mit einem Fall von vor sechs Jahren auf. Sie hat damals mit ihrem Freund Robert Burns die Leichen gefunden und die Polizei informiert.“

„Davon hat sie nichts gesagt,“ meinte Sam.

„Dann bringe sie doch am besten mit, vielleicht kriegen wir zusammen noch was aus ihr raus. Du weißt schon, guter Cop, böser Cop. Ich bin der böse Cop.“

„Okay, ich werde sie bitten mit zukommen.“

„Aber beeil dich. Carrie bleibt nur bis acht. Bis dahin sollten wir also fertig sein.“

„Ich weiß, also bis gleich.“ Sam beendete das Gespräch. Dann ging er durch die Tür durch die Donna das Wohnzimmer verlassen hatte und fand sich in der Küche wieder.

„Das war mein Kollege. Er hat auch noch ein paar Fragen an sie. Wenn es ihnen also nichts ausmacht würde ich sie bitten mich zu begleiten.“

„Kein Problem. Wo geht’s denn hin?“

„In ein Diner in der Nähe der Strandpromenade. Mein Kollege wartet dort.“

„Ein seltsamer Ort für eine Befragung,“ fand Donna.

„Wir arbeiten nur ungern mit der Polizei zusammen. Daher nutzen wir auch selten ihre Räumlichkeiten.“

„Okay, dann ist das ja wirklich wie im Fernsehen. Ich meine, dass sich die einzelnen Behörden nicht leiden können und sich aus dem Weg gehen.“

„Was heißt nicht leiden können. Die Beamten hier sind doch auf solche Fälle gar nicht vorbereitet. Sie wissen nicht womit sie es hier zu tun haben. Darum sind wir ja hier.“

„Denken sie, es ist ein Serienkiller?“

„Tut mir leid, aber ich kann es ihnen nicht sagen. Ich bin nicht befugt mit ihnen über die laufenden Ermittlungen zu sprechen,“ sagte Sam, der diesen Spruch aus irgendeinem Krimi aufgeschnappt hatte.

„Verstehe. Warten sie kurz. Ich hole nur meine Handtasche.“ Kurze Zeit später hatten sie das Haus verlassen und Donna staunte nicht schlecht, als sie den Impala entdeckte.

„Oh, ich hätte jetzt eher mit einem schwarzen SUV gerechnet,“ sagte sie überrascht als Sam ihr die Tür aufhielt.

„Tja, es ist halt doch nicht alles so wie im Fernsehen.“ Fünf Minuten später erreichten sie das Diner. Sam ging voraus und führte sie in den hinteren Teil des Lokals wo er Dean erspäht hatte. Er saß an einem Vierertisch. Eine Kellnerin fragte ihn gerade ob er noch Kaffee wollte und als Dean Sam und die Schwester des Opfers auf ihn zukommen sah bestellte er gleich drei Kaffee. Dean musterte Sam. Sam standen diese FBI-mäßigen Anzüge wesentlich besser als ihm und Sam sah heute irgendwie ganz besonders gut aus. Es lag wahrscheinlich daran, dass sie sich heute ne Weile nicht gesehen hatten. Ihm fiel auf, dass die beiden lachend auf ihn zukamen. Na super. Sam hatte gute Laune, hatte scheinbar Spaß gehabt ohne ihn und lachte mit dieser Frau, während er sich bei Dylans Eltern zu Tode gelangweilt hatte. Denn es hatte sich heraus gestellt, dass Dylans Vater nicht Roadie bei den Rolling Stones war, sondern Hausmeister in der Redaktion der Zeitschrift Rolling Stone. Noch dazu kam, dass Dylans Mutter völlig am Ende war und kaum einen Satz raus bekam wegen ihres lang anhaltenden Weinens und dabei fühlte sich Dean sichtlich unwohl. Er wusste nie wirklich was er sagen sollte. Sam war im Beileidsbekunden irgendwie besser. Vielleicht sah er deswegen Oprah um sich in dieser Sache zu verbessern, um Einfühlsamer zu werden. Dean war neidisch auf diese Frau, weil sie Zeit mit Sammy verbracht hatte, in der er eigentlich mit ihm hätte zusammen sein sollen um zu versuchen ihm wieder etwas näher zu kommen, denn Sam war ihm gegenüber noch immer ziemlich distanziert. Die beiden kamen jetzt an seinen Tisch.

„Donna Martin, das ist mein Kollege Agent Sanders,“ stellte Sam die beiden einander vor. Dann rutschte er in die Bank. Donna schüttelte Dean kurz die Hand und setzte sich dann neben Sam, was sie Dean nicht gerade sympathischer machte. Dean saß den beiden nun gegenüber. Die Kellnerin brachte den Kaffee.

„Agent Walsh meinte sie hätten noch ein paar Fragen an mich?,“ sprach Donna Dean an.

„Ja, allerdings. Als ich die Akten der Morde durchgegangen bin, die hier seit Jahren passieren, bin ich auf ihren Namen gestoßen, bei dem Mordfall von Andrea Banks und Carl Peters. Sie und ihr Freund Robert Burns haben damals die Leichen gefunden. Laut Polizeiunterlagen waren die beiden da noch keine Stunde tot,“ erklärte Dean.

„Ja, das stimmt. Robert und ich haben die beiden gefunden. Wir hatten uns mit den beiden treffen wollen. Sie wissen schon, nachts auf dem Leuchtturm, das war ne Art Mutprobe damals. Wir haben unten am Leuchtturm auf die beiden gewartet, aber als sie nach einer Stunde immer noch nicht da waren, haben wir gedacht die beiden hätten es sich anders überlegt und würden jetzt irgendwo rumknutschen, also sind Robert und ich den Leuchtturm hoch und da haben wir die beiden entdeckt. Robert hat sofort die Polizei verständigt.“

„Donna, warum haben sie mir vorhin nichts davon erzählt?,“ fragte Sam sie.

„Das ist nicht gerade etwas an das ich mich gerne zurück erinnere. Außerdem habe ich ja nichts mitbekommen von dem Mord, also hätte ihnen das nicht weiter geholfen, wenn ich es vorhin gesagt hätte.“

„Die beiden sind in ihrer unmittelbaren Nähe umgekommen und sie wollen mir erzählen, dass sie nichts davon mitbekommen haben?,“ fragte Dean mit harter Stimme.

„Wir haben weder etwas gesehen noch gehört,“ versicherte sie.

„Sie haben also nichts mitbekommen und ein paar Jahre später stirbt an gleicher Stelle ihre Schwester mit ihrem Freund und davon haben sie natürlich auch nichts mitbekommen.“

„Nein, habe ich nicht.“

„Es ist also reiner Zufall, dass ihr Name bei zwei Doppelmorden auftaucht.“

„Behaupten sie allen ernstes ich hätte was damit zu tun?,“ fragte sie entsetzt.

„Sagen sie es mir, also für meinen Geschmack ist das ein bisschen zu zufällig.“

„Ich habe nichts getan. Der Tag an dem ich meine Freunde dort oben auf dem Leuchtturm gefunden habe, war der schlimmste in meinem Leben.“

„Klar, denn Robert hat sie dabei gesehen, als sie die beiden getötet haben,“ sagte Dean und seine Stimme wurde aggressiver. Er ließ seinen ganzen Frust an der armen Donna aus.

„Was? Ich habe die beiden nicht umgebracht, wie können sie das behaupten? Die beiden waren meine besten Freunde.“ Donna brach in Tränen aus. Sam griff nach ihrer Hand um sie zu beruhigen. Was sollte das werden? Was war nur in Dean gefahren? Diese Geste machte Dean nur noch wütender.

„Dann ist es also kein Zufall, dass ihr Freund Robert eine Woche später bei einem Autounfall ums Leben kam. Sie haben ihn nicht umgebracht, weil er versucht hat sie zu erpressen.“

„Er hat den Tod von Car und Andrea nicht verkraftet. Er hatte getrunken und was eingeworfen. Deswegen hatte er den Unfall,“ schluchzte sie.

„Haben sie ihm die Drogen vielleicht in seinen Drink getan?,“ fuhr Dean sie an.

„Dean, es reicht,“ sagte Sam. Was sollte dieses ganze Theater?

„Miss Martin war gar nicht in der Stadt als ihre Schwester ermordet wurde.“

„Vielleicht hat sie einen Komplizen,“ meinte Dean, doch als er die weinende Donna sah, bekam er plötzlich ein schlechtes Gewissen. Sam war wohl einfach nur nett zu ihr gewesen. Sam war immer nett und er machte hier so einen Aufstand wie ein südländischer, eifersüchtiger Ehemann. Das war ja gerade zu peinlich.

„Verzeihung.“ Der ältere Winchester stand auf und verließ Wortlos seinen Platz um die Waschräume aufzusuchen.
 

„Ich denke, sie wollen jetzt sicher gehen,“ sagte Sam und reichte ihr erneut ein Taschentuch. Donna nickte. Sam bezahlte die Rechnung und begleitete dann Donna nach draußen.

„Entschuldigen sie bitte das Verhalten meines Partners. Er neigt dazu überzureagieren und springt auf jeden kleinen Hinweis an wenn er in einem Fall nicht so schnell voran kommt wie er es gerne hätte, auch wenn der Hinweis sich im Sand verläuft und der Verdacht völlig unbegründet ist,“ sagte Sam.

„Er wäre in Guantanamo sicher besser aufgehoben,“ sagte Donna und schnäuzte sich.

„Eigentlich ist er kein schlechter Kerl.“

„Auf jeden Fall danke, dass sie sich für mich eingesetzt haben. Wenn sie mal Zeit hätten könnten wir uns ja mal privat treffen. Da sie vom FBI sind brauche ich ihnen nicht mal meine Nummer zu geben, die kriegen sie sicher auch so raus.“ Sie winkte ein Taxi heran. Ehe sie einstieg drehte sie sich noch ein Mal zu Sam um und küsste ihn schüchtern. Sam war völlig perplex. Es fühlte sich nicht schlecht an, aber irgendwas in ihm sagte, dass es nicht richtig war, was hier gerade passierte. Aus dem Augenwinkel sah er Dean wie er versteinert vor dem Diner stand und zu ihnen herüber sah. Es war nicht nur nicht richtig, sondern verdammt falsch was er hier gerade zuließ, das wurde Sam sofort klar. Ehe er jedoch seinem Körper die Anweisung geben konnte sich von Donna zu lösen, hatte sie es bereits getan. Sie lächelte verlegen und stieg dann in das Taxi. Sam drehte sich zu Dean um und ging auf ihn zu. Dieser hatte sich schlagartig in die entgegen gesetzte Richtung in Bewegung gesetzt. Er wollte plötzlich nur noch weg. Weg von Sam, der nun versuchte ich aufzuhalten.

„Dean, es…“

„Sam, erspar dir und mir das ach zu klischeehafte `es ist nicht das wo nach es aussieht`,“ kanzelte der Ältere ihn ab.

„Du verstehst das falsch,“ der Jüngere hielt Dean am Arm fest.

„Ich versteh das schon Richtig, Sam. Lass mich los,“ sagte Dean und klang dabei so verletzt, dass es Sam das Herz brach.

„Lass mich doch bitte erklären,“ sagte er und lies Dean immer noch nicht los.

„Ich will nicht mit dir reden, hörst du.“ Er stieß den Jüngeren von sich weg. Sam konnte gerade noch das Gleichgewicht halten.

„Dean, bitte,“ begann er erneut. Doch dieser sah ihn nur an. In seinem Gesicht spiegelte sich keine Wut, nur ein Übermaß an Enttäuschung und eine Traurigkeit, die er bei Dean noch nie gesehen hatte.

„Lass mich einfach in Ruhe,“ sagte er. Dann drehte der ältere Winchester ihm den Rücken zu und ging schnellen Fußes davon. Tränen liefen Sam die Wangen herunter als er Dean hinterher sah. Er wagte es nicht ihm zu folgen, um ihn nicht noch mehr aufzuregen und sich eine von Dean einzufangen, auch wenn er das wahrscheinlich verdient hätte. Was hatte er nur getan? Besser gefragt, was hatte er nicht getan? Sie nämlich nicht sofort weggestoßen. Donna hatte ihn total überrumpelt und Dean war zum falschen Zeitpunkt aus dem Diner gekommen. Sam hatte wohl dass geschafft von dem die meisten Leute wohl glaubten, dass es unmöglich wäre. Er hatte Dean Winchesters Gefühle verletzt und er hasste sich dafür. Es war offiziell. Sam Winchester hatte sich Dean gegenüber wie ein riesen Arschloch verhalten, die Gefühle die der Ältere ihm entgegenbrachte mit Füßen getreten und jetzt stand er auch noch hier und bemitleidete sich selbst, weil er wohl das wertvollste verloren hatte, dass er besaß. Wie sollte er das nur wieder gut machen? Konnte er das überhaupt? Dean würde wohl nicht so schnell wieder mit ihm reden, wenn er es denn überhaupt jemals wieder tun würde und zuhören würde er ihm wohl auch nicht. Aber Sam musste versuchen das ganze klar zu stellen. Er hatte Donna doch gar nicht geküsst. Sie hatte ihn geküsst. Er wollte sie gar nicht küssen. Er sah auf seine Uhr. Er musste nach Hause, weil Carrie um acht weg wollte. Sam atmete tief durch und stieg dann in den Impala. Was keine gute Idee war, da es ja schließlich Deans Baby war. Kaum saß er da drin, überkam ihn ein kleiner Heulkrampf. Er hatte alles kaputt gemacht, denn egal wie er es drehte, dass ganze war schon seine Schuld. Wenn er Donna gegenüber nicht so nett gewesen wäre, wäre die nie auf die Idee gekommen ihn zu küssen. Er musste Dean davon überzeugen, dass er ihn liebte. Ja das tat er. Er liebte Dean und erst jetzt wo der weg war, war Sam sich dessen absolut sicher geworden. Er war so ein Idiot. Er startete den Motor, wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht und fuhr schließlich zurück zum Ferienhaus.
 

„Harter Tag?,“ fragte ihn der Barkeeper und schob ihm ein Bier und einen Kurzen zu.

„Kann man so sagen.“ Zum Glück war die Bar wie schon beim letzten Mal recht voll, so dass Dean nicht noch mehr mit dem Typen reden musste, der sich wohl dadurch, dass er den `Gott und die Welt - Versteher` raus hängen ließ, ein großes Trinkgeld erhoffte. Dieser Barkeeper war am Vortag nicht hier gewesen. Wahrscheinlich fing Alex erst später an. Das `After Sunset` war die dritte Bar in der er gegangen war nachdem er Sam den Rücken zugekehrt hatte. Er hatte auch schon einiges Intus. Wie viel genau wusste er nicht mehr, aber solange er noch laufen und sprechen konnte, konnte es noch nicht zu viel gewesen sein. Die erste Bar hatte er nach ein paar Runden freiwillig verlassen, weil die Musik scheiße war und fast nur verliebte Paare da waren, die ihn ankotzten. Wie konnte man nur so widerlich glücklich sein? Aus der zweiten Bar war er gegangen, weil die Bardame ihm nach ein paar Runden nichts mehr geben wollte. Die hatte ja keine Ahnung. Dieser Schmerz war immer noch da. Dieser Schmerz, den Sam bei ihm ausgelöst hatte, der ihm aber bis dato völlig unbekannt war und Dean würde nicht eher aufhören zu trinken bis dieser Schmerz in seinem Herzen endlich aufhören würde. Es erklang „Love hurts“ von Nazareth. Ja klasse, da kam doch gleich positive Stimmung auf. Dean kippte sich den Kurzen hinter die Binde. Wie hatte Dean auch nur eine Minuten glauben können, dass er auch mal glücklich sein könnte? Das war ja fast so als wenn jemand gesagt hätte, alle die glauben Glück verdient zu haben bitte vortreten und als er es dann gerade machen wollte hielt ihn Gott auf und sagte: Nicht so schnell Dean Winchester. Was hatte Dean sich eigentlich dabei gedacht sich in Sam zu verlieben? Und ja er war in ihn verliebt. Hatte er tatsächlich geglaubt, dass Sam ihn auch lieben würde? So ein Quatsch. Niemand liebte ihn, das war wohl die nackte, unbarmherzige Wahrheit und der musste Dean ins Auge sehen. Er würde einsam sterben und das wohl früher als später. Das Lied ging zu Ende und das nächste erklang. „Fade to black“ von Metallica. Na wenn das einen nicht aufheiterte. Dean bestellte sich noch mal das Selbe.
 

I have lost the will to live

Simply nothing more to give

There is nothing more for me

Need the end to set me free
 

Okay, der Selbstmordtyp war er nun nicht. Aber auch der Song schien irgendwie auf seine Situation zu passen. Das was er zu geben hatte, wollte Sam ja allem Anschein nach nicht haben. Aber Sam war der erste Mensch, dem er das wirklich gebe wollte. All seine Liebe. Gott, Alkohol hatte ihn noch nie schmalzig werden lassen. Das war alles nur Sams Schuld. Der hatte sich schließlich langsam still und heimlich in sein Herz geschlichen mit diesem wuschel Haar, den Grübchen, den unvergleichlichen Hundeaugen und einem Lächeln zum dahin schmelzen. Und dann küsste der diese Frau. Dean war eigentlich nicht besonders eifersüchtig. Dazu hätte er sich ja auch erstmal tiefer mit einer Frau einlassen müssen. Wenn eine lieber nen anderen Typen wollte, hatte er sich halt an die nächste Braut rangemacht. Aber bei Sam war es anders. Ihn wollte Dean unbedingt und deswegen war er auch so eifersüchtig. Nun gut, wahrscheinlich wäre er weniger eifersüchtig gewesen, wenn er und Sam wirklich richtig zusammen wären. Vielleicht hätte er dann sogar über diesen Kuss hinweg sehen können. Aber sie beide hatten auch noch nicht mehr getan als sich zu küssen und daher hatte ihn das ganze so sehr verletzt. Wie viel musste er denn noch trinken um diesen Schmerz zu betäuben? Einige Minuten vergingen. Dann erklang „Poison“ von Alice Cooper.
 

I want to love you, but I better not touch (Don't touch)

I want to hold you but my senses tell me to stop

I want to kiss you but I want it too much (Too much)

I want to taste you but your lips are venomous poison

You're poison runnin'thru my veins

You're poison, I don't want to break these chains
 

Wer wählte hier eigentlich die Musik aus? Durch diesen Song fühlte er sich gleich noch schlechter. Ja, Sam hatte ihn mit einem Gift infiziert als er am Abend ihres ersten Kusses nicht vor Dean zurück geschreckt war oder ihn angewidert weggestoßen hatte, sondern seinen Kuss sachte erwiderte. Und jetzt war Dean verloren. Er wollte Sam so sehr wie er nie zu vor jemanden gewollt hatte. Aber offensichtlich empfand Sam nicht so wie er. Wenn Dean nicht wollte, dass sein Herz in viele kleine Stücke zersprang, sollte er sich wohl besser von Sam fern halten. Aber es war zu spät. Dean würde nie von ihm los kommen. Er könnte es vielleicht schaffen seine Gefühle zu verdrängen, aber so wenig wie er aufhören konnte Jäger zu sein sowenig war er in der Lage Sam zu verlassen. Er konnte es nicht, wollte es nicht. Er musste auf Sam aufpassen, auch wenn er in seiner Nähe in Zukunft Qualen erleiden würde. Gott, wieso hatte er sich nur so sehr in ihn verliebt? Er trank bereits das siebte Bier und den fünften Kurzen in dieser Bar. Wieso hatte Sam diese Donna geküsst? Was hatte sie was er nicht hatte? Okay, Brüste vielleicht und der restliche Kram der an ner Frau halt so dran war. Und vor allem warum saß er hier und jammerte still vor sich hin anstatt Sam in den Arsch zu treten und ihn zu fragen warum er das getan hatte? Weglaufen war doch sonst nicht seine Art. Er würde jetzt gehen, genau. Naja, wenn seine Füße mitmachten. Und dann würde er mit Sam mal Tacheless reden. Dean zahlte und schaffte es langsam auf doch recht wackeligen Beinen zum Ausgang, wo er Alex in die Arme lief.

„Geht’s ihnen gut Sir?,“ fragte der Barkeeper ihn. Nachdem Dean in Rekordschnelle von etwa 30 Sekunden entschieden hatte welcher der drei Alexs ihn eben gefragt hatte, antwortete er mit einem kurzen `Jap` gefolgt von einem Rülpser.

„Hey, sie waren doch gestern schon mal hier. Ist ihr Kollege auch hier? Wenn ja sollten sie vielleicht besser warten bis er bei ihnen ist, bevor sie weiter gehen.“

„Ähr wid aba nih bai mür sain,“ lallte Dean.

„Ich glaube, ich rufe ihnen ein Taxi. Bleiben sie einfach hier stehen. Ich bin gleich wieder zurück,“ sagte Alex und verschwand in der Bar um zu telefonieren. Dumm nur, dass Dean nach einem kurzen Nicken schon wieder vergessen hatte, was Alex gesagt hatte und munter weiter torkelte. Er nahm sein Handy aus der Hosentasche. Zwei Anrufe in Abwesenheit. Super, Sam baute schieße und alles was er für Dean übrig hatte waren zwei mickrige Anrufe. Während er versuchte eine mit Schimpfwörtern beladene SMS an Sam zu schreiben lief er weiter und bemerkte nicht, dass er nicht mehr auf dem Gehweg, sondern auf der Straße war und er bemerkte auch nicht wie ein kleiner Lastwagen, deren Fahrer sich ganz und gar nicht an die Höchstgeschwindigkeitsgrenze hielt, direkt auf ihn zu steuerte.

Hier ruht Dean Winchester

@Morathi: Ich weiß gar nicht was ich schreiben soll. Dein Review war genau die Reaktion, die ich mit dem Kapitel auslösen wollte. Hm, Dean hat Jessica einmal gesehen und sein hauptaugenmerk lag da ja nicht gerade auf dem Gesicht. Donna sieht Jessica schon sehr ähnlich, aber Sam hat da ein wenig zuviel hinein interpretiert und da war wohl auch ein teil wunschdenken dabei. Ich werde Dean auf jeden fall noch mal erwähnen lassen, dass Donna Jessica nun doch nicht so ähnlich sieht, aber das wars dann auch. Donna wird keine Rolle mehr spielen. Das sie ihm so schnell vertraut würde ich jetzt so erklären, dass mit sam halt jemand da war, der ihr ein wenig trost und verständnis entgegen gebracht hat und das brauchte sie halt. Kennst du den Film die Wedding Crasher? Am Ende des Films geht der eine Typ ja auch auf Beerdigungen um an Frauen ran zukommen. Das war so in etwa die Grundidee. Aber die arme Frau hat wirklich nichts mit dem Fall zu tun, dass ist alles nur zufall. Ich musste Dean ja ein paar bröckchen hinwerfen, damit er sich an Donna abreagieren kann. Hm, an Jenny habe ich bei Deans sauftour gar nicht gedacht, weil er ja vorher schon zu ihr gesagt hat, dass egal was mit ihm und Sam wird er sie trotzdem lieb hat. Und lange werde ich die beiden Brüder nicht mehr leiden lassen können. Und was Dean und die Frauen angeht, so war das nicht so tiefgründig gedacht wie du das aufgefasst hast, dass sollte lediglich witzig sein, aber schön wenn du in meine ff einen subtext rein liest, der von mir gar nicht so geplant war.

Du hast echt am Ende aufgeschrien? Wow, dass ist für mich echt ein tolles kompliment.

Mein PC war ne zeit lang platt und daher hatte ich jede menge zeit kapitelchen per hand zu schreiben und die habe ich dann am wochenende wo es so geregnet hat abgetippt und kann jetzt auf einen Vorrat abgeschlossener Kapitel zurück greifen, daher kann ich auch so schnell hintereinander was hochladen.
 

@Fine: yep, das war schlechtes Karma, aber das hat nichts mit dem übernatürlichen zu tun. Was aus den beiden nun wird, werden die nächsten drei zeigen.

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Sam hatte den Impala in der Garage geparkt. Er hatte einen Blick in den Spiegel geworfen um sicher zu gehen, dass er nicht allzu verheult aussah und war dann zum Haus gegangen. Bereits von draußen konnte er Jenny weinen hören. Schnell schloss er die Tür auf. Carrie saß mit Jenny auf dem Arm auf dem Sofa und versuchte verzweifelt das kleine Mädchen irgendwie zu beruhigen. Sam kannte dieses weinen sehr genau und wusste, dass Carrie keine Chance hatte. Er selbst schafft es ja kaum seine Tochter zu beruhigen, wenn sie so war. Der einzige, der dass konnte war Dean. Sam ging auf Carrie zu.

„Ich weiß nicht was mit ihr los ist. Vor ein paar Minuten hat sie plötzlich angefangen zu schreien wie am Spieß und sie lässt sich einfach nicht beruhigen. Die Windel ist frisch, gefüttert habe ich sie auch, geschlafen hat sie genug. Ich weiß nicht was ich machen soll,“ sagte Carrie völlig überfordert und auch etwas panisch. Sicher würde Sam sie jetzt anmaulen.

„Ist schon okay. Es ist sicher nicht deine Schuld,“ sagte Sam sanft. Das Mädchen tat ja ihr bestes. Er zog seine Brieftasche aus der Hosentasche und zählte ein paar Scheine ab, die er dann der 16 jährigen entgegen hielt.

„Geh nach Hause. Du wolltest doch ins Kino. Du hast gut auf sie aufgepasst. Manchmal ist ihr nur halt mal nach weinen,“ versuchte Sam zu erklären.

„Danke. Wo ist eigentlich Dean?,“ fragte sie und beruhigte sich langsam wieder. Sam würde ihr nicht den Kopf abreißen. Der jüngere Winchester nahm ihr seine Tochter ab.

„Er kommt später,“ sagte Sam. Sie sah ihn an. Irgendwas stimmte da nicht. Wenn jetzt Dean vor ihr stünde und nicht Sam, hätte sie vermutlich nachgebohrt bis sie heraus bekommen hätte was los war, aber bei Sam traute sie sich das einfach nicht. Schließlich war er groß, sehr groß.

Carrie stand auf, nahm ihre Bezahlung entgegen und ging zur Haustür.

„Ach, meine Großmutter erwartet euch morgen Abend gegen sieben zum BBQ und ich soll euch sagen, dass das keine Einladung ist, sondern ein Pflichttermin.“

„Ist okay,“ sagte Sam. Klasse, genau das was er gebraucht hatte. Erstmal musste er sehen, dass er Dean bis dahin irgendwie wieder dazu bringen konnte nach Hause zu kommen, dann musste er ihm klar machen, dass da zwischen ihm und Donna nichts war und ihn überzeugen, dass er ihn liebte und erst dann konnte er sich Gedanken darum machen ob sie beide zu diesem 4. Juli BBQ ihrer Vermieter gehen würden.

„Also dann bis Morgen,“ sagte Carrie und versuchte mit ihrer Stimme gegen das immer lauter werdende Geschrei von Jenny anzukommen. Sam nickte. Dann verließ sie das Haus. Sam versuchte Jenny zu beruhigen, aber das schien ein hoffnungsloses Unterfangen zu sein. Hatte sie eine Vision gehabt? Die Kleine heulte immer weiter. Warum musste sie auch immer dann weinen wenn Dean nicht da war? Plötzlich schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. Die Kleine heulte nicht wenn Dean nicht da war, sondern weil er nicht da war. War Dean etwas passiert? Oder spürte Jenny einfach nur, dass es seinem Bruder nicht gut ging, dass er sich verletzt fühlte, kurz um, dass etwas zwischen ihnen beiden nicht in Ordnung war? War das möglich? Reagiert sie auf Deans Verfassung und momentane Stimmung? War seine Tochter eine Art Empath?

„Ich hab Mist gebaut, das weiß ich. Es tut mir leid. Du wusstest, das ich ihn liebe, lange bevor mir das selber klar geworden ist, oder?“ Die Kleine hörte plötzlich auf zu weinen und sah ihren Vater mit einem sehr eindringlichen Blick an und Sam hatte das Gefühl, als könnte sie direkt in seine Seele sehen und das war ihm schon ziemlich unheimlich. Er strich ihr die Tränen aus dem Gesicht.

„Ich hab es echt vermasselt, was? Aber ich verspreche dir, dass ich das wieder in Ordnung bringen werde. Dean wird bald wieder hier sein.“ Sagte er mehr zu sich selbst als zu Jenny und wiegte sie sachte hin und her. Er nahm ihren wunderbar, reinen, angenehmen Babyduft wahr und fühlte sich langsam selber etwas besser. Nach einer Weile war Jenny eingeschlafen und Sam legte sie oben in ihr Bettchen. Dann versuchte er Dean anzurufen, doch der ging nicht an sein Handy. Er wartete ein paar Minuten und versuchte es erneut. Als er wieder nicht abnahm, war Sam klar, dass es sinnlos war. Dean wollte nicht mit ihm reden, also konnte er sich weitere Anrufe sparen. Er setzte sich wieder unten aufs Sofa, damit Jenny in Ruhe schlafen konnte. Er wartete. Auf Dean. Und was würde er ihm dann sagen? Er musste sich dringend etwas zu recht legen, damit Dean ihn nicht einfach so abwürgen konnte, wenn sie wieder aufeinander treffen würden. Die Zeit verging und Sam machte sich Gedanken und langsam aber sicher machte er sich Sorgen um Dean.
 

Der Lastwagen hatte jede Menge Speed drauf, als er die Straße neben der Strandpromenade hinab fuhr. Dean war noch immer mit den Tasten seines Handys beschäftigt. Er hätte schwören können, dass da jemand die Buchstaben vertauscht hatte. Er fand ja nichts mehr wieder, außerdem war er sich ziemlich sicher, dass die Tasten beim letzten Mal als er das Handy benutzt hatte, wesentlich größer gewesen waren. Als er meinte fertig zu sein, drückte er auf Senden. Und somit hatte er gerade eben irgendeinen unverständlichen Kaudawelsh an ein Mädchen namens Sally geschickt, deren Nummer er sich Gott weiß wann mal hatte geben lassen. Fing ja auch mit S an und wenn man Dean fragen würde, dann hatte er die SMS natürlich an Sam geschickt. Nachdem er die SMS abgeschickt hatte, hob er triumphierend das Handy in die Luft und hob seinen Blick, er erstarte als er den LKW auf sich zu rasen sah. Innerlich machte er sich schon darauf gefasst seinem Schöpfer gegenüber zu treten.
 

Sam war völlig in Gedanken versunken, als ihn Jennys Markerschütternder Schrei zusammenfahren ließ. Schnell eilte er nach oben und nahm sie auf den Arm um sie zu trösten.

„Sch Baby, ich bin da. Alles ist in Ordnung.“ Das war es doch hoffentlich. Er küsste sie auf die Wange. Er streichelte ihr über den Rücken und langsam beruhigte sie sich wieder. Plötzlich klingelte sein Handy. Er legte Jenny wieder in ihr Bettchen und eilte nach unten. Der rothaarige, weibliche Engel trat an Jennys Bettchen heran nachdem Sam nach unten gegangen war. Sanft strich sie der Kleinen durchs Haar.

„Da hast du aber einen ganz schönen Schrecken gekriegt, nicht wahr?,“ sagte sie, da sie wusste, was die Kleine eben gesehen hatte.

Unten angekommen, nahm Sam sofort das Gespräch entgegen.

„Hallo?,“ meldete sich Sam. Dann hörte Sam zu was die Person am anderen Ende ihm sagte.

„Natürlich, ich komme sofort,“ sagte Sam nachdem die Person geendet hatte. Sam beeilte sich und eilte hinüber zu Augusta und Ross. Er hoffte, dass die beiden noch wach waren, immerhin waren sie alt und es war bereits nach elf. Aber Sam hatte Glück. Im Wohnzimmer der Harris’ brannte noch Licht. Er klingelte. Augusta öffnete.

„Sam, was ist los, du bist ja ganz außer Atem,“ sagte sie.

„Ich muss noch mal ganz dringend weg. Könnten sie vielleicht solange auf Jenny aufpassen? Sie schläft, sie wird ihnen garantiert keine Arbeit machen.“

„Natürlich. Ich zieh nur schnell meine Latschen an.“ Kurz darauf folgte sie ihm zurück in das andere Ferienhaus.

„Ist alles in Ordnung?,“ fragte sie ihn, als er hastig den Autoschlüssel vom Wohnzimmertisch auflas und sie sich aufs Sofa setzte.

„Ja. Also ich bin gleich wieder da,“ sagte er und verschwand in Richtung Garage.
 

Ob es jetzt noch was bringen würde schnell ein Vater unser zu sprechen?, fragte sich Dean und blickte mit weit aufgerissenen Augen in die Scheinwerfer des LKWs. Plötzlich merkte er wie ihn jemand an den Schultern packte und nach hinten zog. Unsanft landete auf seinem Hintern und hörte wie der LKW vorbeirauschte.

„Sind sie wahnsinnig oder einfach nur lebensmüde? Ich habe ihnen doch gesagt, sie sollen warten,“ schrie Alex Dean an. Der ältere Winchester war mit einem Schlag wieder deutlich nüchterner, aber immer noch weit von Fahrtüchtig entfernt. Er sagte nichts.

„Setzen sie sich hier hin.“ Alex half ihm auf und schob den anderen, der immer noch starr vor Schreck war auf eine Bank, die vor der Bar stand.

„Haben sie sich was getan?,“ fragte er Dean.

„Nein,“ brachte er heraus. Gott, war das eben wirklich passiert? Wie konnte es nur soweit kommen? Normalerweise hatte er sich doch unter Kontrolle oder war zumindest nicht alleine unterwegs wenn er vor hatte viel zu trinken. Und diesmal hatte er eindeutig zu viel getrunken. Er wäre beinahe von einem LKW platt gemacht worden. Toll. Er konnte schon die Inschrift auf seinem Grabstein vor sich sehen: „Hier ruht Dean Winchester, unbezwungener Jäger des Übernatürlichen, platt gemacht von einem LKW, weil er sich aus Liebeskummer hatte vollaufen lassen.“

Und dabei hatte er immer gedacht Liebeskummer wäre was für Weiber. Tja, weit gefehlt.

„Ich gehe noch mal kurz rein und rufe ihren Kollegen an, damit er sie abholen kommt,“ hörte er Alex zu sich sagen.

„Sam?“

„Ja, also bleiben sie um Gottes Willen hier sitzen. Ich kann nicht garantieren, dass ich rechtzeitig zurück sein werde um sie vor einer weiteren derartigen Situation zu bewahren.“

Alex verschwand wieder in der Bar. Dean blieb diesmal brav auf der Bank sitzen. Eigentlich hatte er gar keine Lust auf Sam zu treffen. Er wollte nicht, dass der ihn so fertig sah. Wollte sich keine Blöße geben, keine Schwäche zeigen. Ein Dean Winchester ließ sich doch nicht hängen, weil er bei jemandem ganz offensichtlich abgeblitzt war. Ein Dean Winchester ließ sich nicht das Herz brechen, er brach selber welche. Aber gegen seine Gefühle für Sam konnte er einfach nichts ausrichten. Diese Gefühle hatten ihn weich gemacht und damit angreifbar. Und Sam hatte ihn mit der Breitseite erwischt. Es tat immer noch weh. Alex kam wieder heraus. Er setzte sich neben Dean.

„Ich habe Sam angerufen. Er kommt gleich.“

„Ich hätte es auch alleine nach Hause geschafft.“ Na wenigstens bekam Dean jetzt wieder gerade Sätze heraus.

„Das habe ich gesehen. Der LKW hätte sie sicher ein paar Meilen mitgeschleift.“
 

Nur einige Minuten später stoppte auch schon der Impala vor der Bar. Sam stieg aus. Er ging auf die beiden Männer zu, die auf der Bank saßen.

„Danke, dass sie mich angerufen haben,“ sagte Sam zu Alex.

„Kein Ding. Ich hielt es für das Beste ihn in ihre Obhut zu übergeben. Egal was er meint, er würde es in dem Zustand nie heil alleine nach Hause schaffen. Soll ich ihnen helfen ihn ins Auto zu verfrachten?“

„Nein, dass schaffe ich schon.“

„Okay, dann noch nen schönen Abend.“ Alex ging wieder in die Bar. Sam setzte sich neben Dean auf die Bank.

„Geht’s dir gut?,“ fragte er den Älteren. Dean war aufgestanden. Sam seufzte und stand ebenfalls auf.

„Wie viel hast du denn getrunken?“ Er bekam wieder keine Antwort, aber Dean entfernte sich noch weiter von ihm.

„Dean, es tut mir leid. Es ist meine Schuld, dass du so viel getrunken hast.“ Er trat näher an Dean heran und legte ihm sachte die Hand auf die Schulter. Doch Dean entzog sich ihm sofort wieder.

„Gott bist du eingebildet Sam! Es dreht sich doch nicht immer alles nur um dich. Mir ist es doch scheiß egal ob du mit irgendeiner blonden Schlampe rumknutschst oder nicht,“ log Dean.

„Dean,“ begann Sam, doch der genannte schnitt ihm das Wort ab.

„Halt die Klappe Sam, ich will keine Erklärung von dir hören.“

„Okay, dann lass uns fahren. Schlaf wird dir gut tun.“ Er nahm zaghaft Deans Hand und zog ihn zum Impala, das regte Dean nur noch mehr auf.

„Wer bist du? Meine Mutter? Fass mich nicht an.“ Er entzog Sam seine Hand und trat wieder vom Impala zurück. Sam seufzte wieder. Das konnte ja noch was werden.

Erkenntnis eines Traums

@Morathi: ach mit der richtigen Musik geht das abtippen bei mir recht schnell.

Der Kapiteltitel ist ja absichtlich so von mir gewählt worden :-)

Der Engel kommt in diesem Kapitel noch mal vor und dann erfährst du mehr

Ich kann nur immer wieder betonen, dass Jenny kein normales Kind ist

Zu Sam hat Carrie halt nicht so den draht wie zu dean

Wirklich viel reden die beiden in dem Kapitel immer noch nicht, aber es gibt schon mal einen kleinen Fortschritt.

Was meinst du damit ob das eine falle ist? Sam geht auf das nicht reden nur ein um Dean überhaupt irgendwie dazu zu kriegen einzusteigen und sich nach Hause bringen zu lassen.

Und die sache mit dean un dem handy musste ich einfach mit reinbringen. Fand das selber ziemlich witzig.

Und ja, dass ist eigentlich nur die Einleitung zum nächsten Kapitel.

@Fine: yep, Dean ist sauer und das wird in diesem kapitel noch schlimmer. Sie hat sich beruhigt, weil sie wusste, dass Dean jetzt wieder sicher ist.

Das ganze ist halt ne verkettung unglücklicher umstände, das ist es was das ganze so kompliziert macht. Aber Dean verzeiht Sam eigentlich immer ziemlich schnell. Wenn Dean erst mal wieder nüchtern ist, sieht das ganze ja vielleicht etwas anders aus :-)
 

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Während der Rückfahrt herrschte eisiges Schweigen. Okay, sie hatten sich schon öfter gezofft und dann während der Fahrt zu ihrem nächsten Job kein Wort miteinander gewechselt oder nur das nötigste gesagt. Aber da war ihre Beziehung zueinander auch noch nicht so kompliziert wie jetzt. Sam gestand sich ein, dass ihre Beziehung nicht kompliziert war, sondern er sie durch sein Verhalten nur kompliziert machte. Er hatte Dean, den er doch eigentlich liebte, tief verletzt und er hasste sich dafür. Dean sah ihn nicht mal an, hatte sich nur unter lautstarken Protesten von Sam zum Wagen bringen lassen und war dabei so gut es ging Sams Berührungsversuchen ausgewichen. Schließlich hatte er es dann doch geschafft Dean zum Einsteigen zu bewegen, weil die Leute die langsam die Bar verließen die beiden anstarrten und Dean sich ganz offensichtlich nicht länger zum Deppen machen wollte. Sam fuhr mit dem Impala in die Garage. Er hatte noch nicht mal den Motor ausgemacht, als Dean auch schon ausgestiegen war und die Tür mit einem lauten Knall zuschlug. Er schwankte mehr als das er lief, aber er schaffte es doch irgendwie zur Haustür, nur hatte er keinen Schlüssel. Sam stand aber schon bereits hinter ihm. Er zückte den Schlüssel und öffnete die Tür. Das Wohnzimmer war leer. Dean torkelte zur Couch. Sam schloss die Tür.

„Augusta?,“ rief Sam. Die Frau kam aus der Küche.

„Ich habe ihnen eine Kleinigkeit gebacken,“ sagte sie.

„Danke, wie geht es Jenny?“ Was zum Henker hatte die Frau dazu gebracht zu backen? Und das vor allem in der kurzen Zeit. Er war ja nicht mal ne halbe Stunde weg gewesen.

„Die Kleine schläft tief und fest. Hallo Dean.“

„Wer sind sie?,“ fragte Dean. Die Frau kam ihm irgendwie bekannt vor. Sie sah ein wenig aus wie Madeleine Albright, nur etwas hübscher, aber was machte die ehemalige amerikanische Außenministerin in seinem Wohnzimmer?

„Er hat es beim trinken ein klein wenig übertrieben,“ erklärte Sam ihr. Sie nickte, machte dabei jedoch ein besorgtes Gesicht.

„Hab ich nicht, hör auf so einen Scheiß zu erzählen,“ schrie der ältere Winchester aufgebracht. Augusta schreckte zusammen.

„Dean, sei nicht so laut, du weckst sonst Jenny.“

„Jetzt mach du hier nicht einen auf Super Dad. Bis vor ein paar Wochen wusstest du doch nicht mal wie man ne Windel wechselt.“

„Ich werde dann wohl besser gehen,“ sagte Augusta, die diesem Handfesten Ehestreit nicht beiwohnen wollte, schließlich ging es sie nichts an. Sam begleitete sie zur Hintertür.

„Danke, dass sie auf Jenny aufgepasst haben. Bitte denken sie nicht, dass das bei uns immer so ist. Normalerweise weiß Dean wann er genug hat.“

„Sam, ist schon in Ordnung. Ich weiß zwar nicht was vorgefallen ist, aber ich schätze Dean nicht so ein, dass er ein Trinker ist.“ Sie öffnete die Tür.

„Ihr kommt doch Morgen zum BBQ?“

„Wenn sie uns noch da haben wollen, gerne. Aber ich weiß nicht ob Dean…“

„Das wird schon, Sam. Reden sie mit ihm. Das wird sicher helfen.“ Dann verabschiedete sie sich und verschwand. Reden? Die gute Frau kannte seinen Dean nicht. Kaum hatte Sam die Tür zugemacht, als er ein poltern hörte.

„Was hat er jetzt gemacht?,“ fragte er sich leise und trat ins Wohnzimmer. Als er Dean auf halb acht auf den Stufen liegen sah wusste er was passiert war. Dean war beim Treppe rauf gehen wohl gestolpert und hingefallen. Kurz darauf war er an Deans Seite und wollte ihm aufhelfen, doch der Ältere schlug die Hand aus.

„Das schaff ich alleine Sam. Verzieh dich.“

„Dean, es tut mir leid. Du hast da ein völlig falsches Bild von mir bekommen. Es war wirklich nicht das wonach es aussah, so klischeehaft es sich auch anhört.“

„Erzähl mir nichts Sam, ich weiß was ich gesehen habe.“

„Dean…“

„Halt endlich die Klappe Sam.“ Er hang immer noch zwischen zwei Stufen.

„Da ist nichts zwischen mir und Donna.“

„Genau, danach hat es auch ausgesehen Sam.“

„Dean…“

„Was an halt die Klappe Sam hast du nicht verstanden? Sag mir nur eins Sam, wenn ich dich nicht angerufen hätte, hättest du es dann der Kleinen gleich bei ihr zu Hause besorgt?“ Dean wusste, dass Sam das nie gemacht hätte, aber er war verdammt sauer auf ihn und wollte Sam einfach nur wehtun und ein Blick in dessen Augen verrieten dem Älteren, dass Sam sich sehr zusammen reißen musste ihm nicht eine rein zu hauen. Dean hatte allen Grund verletzt und sauer zu sein, aber das ging Sam allmählich zu weit.

„Hat dir das was zwischen uns in der letzten Zeit passiert ist überhaupt etwas bedeutet?“

„Dean…“Diese Worte stachen tief in Sams Herz.

„Spar dir die Antwort. Wenn du nichts für mich empfindest okay, aber hör auf mir Knochen hinzuschmeißen wie einem Hund, nur damit ich bei Laune bleibe und du jemanden hast der auf dein Kind aufpasst.“ Dean empfand das gar nicht so und er meinte es auch nicht so, aber er war einfach zu verletzt und lies Sam das auch deutlich spüren. Er raffte sich wieder auf und ging die letzten Stufen hoch. Dann verschwand er im Schlafzimmer. Sam hatten Deans Worte hart getroffen. Er sah dem Älteren traurig hinterher. Dann ging er hoch und sah noch einmal nach seiner Tochter. Sie schlief friedlich und machte entzückende Schlafgeräusche.

„Was habe ich da nur angerichtet? Weißt du was ich machen soll? Ich habe das Gefühl, als würde er mir sowieso nicht glauben, egal was ich sage.“ Er wusste, dass Jenny ihm nicht antworten konnte und eigentlich hatte er sich die Frage selber gestellt. Sam seufzte und ging dann hinüber zum Schlafzimmer. Er blieb im Türrahmen stehen unsicher, ob er sich neben Dean legen sollte oder ob es angebracht wäre in dem großen Bett in Jennys Zimmer zu schlafen. Dean hatte sich lediglich Schuhe, Socken und Jeans ausgezogen und sich dann aufs Bett geschmissen. Sein Gesicht war der Tür zugewandt, aber er hatte seine Augen scheinbar geschlossen. Sam beobachtete Dean.

„Entweder leg dich hin oder verschwinde. Ist mir egal, nur steh da nicht rum und sieh mich nicht mit diesem verschissenen, mitleidigen Blick an,“ kam es plötzlich von Dean. Auf Sams Gesicht zeichnete sich ein wenig Hoffnung ab. Dean hatte nichts dagegen, wenn er mit ihm das Bett teilen würde. Das war in Sams Augen immerhin schon mal ein Anfang. Sam schritt am Bett vorbei ins Bad und machte sich zum schlafen fertig. Zögerlich legte er sich dann zu Dean ins Bett, war aber tunlichst darauf bedacht möglichst viel Abstand von dem Älteren zu halten. Der Ältere lag auf dem Rücken und schielte heimlich zu Sam herüber, der auf der Seite lag und zu ihm herüber sah. Ihre Blicken trafen sich nicht. Dean hörte Sam seufzen. ~Der hat’s gerade nötig~ dachte Dean. Hm, vielleicht war er etwas zu hart zu Sam gewesen. Dean drehte sich zu Seite und lag nun mit dem Rücken zu Sam, wollte dessen trauriges Gesicht nicht länger sehen. Weshalb benahm er sich eigentlich so? Er und Sam hatten sich ja schließlich nichts versprochen, waren ja eigentlich gar nicht wirklich zusammen. Was hatte er dann da für ein Recht Sam böse zu sein nur weil der ne Frau geküsst hatte? Er seufzte ebenfalls und schlief dann auf Grund des Alkoholeinflusses ziemlich schnell ein. Der Jüngere betrachtete Dean noch eine ganze Weile, ehe auch ihn die Müdigkeit übermannte.
 

Sam fühlte sich als wäre er erst vor wenigen Minuten eingeschlafen, als er von starken Würge Geräuschen wieder geweckt wurde. Er warf einen Blick auf den Radiowecker, der zwanzig nach drei anzeigte. Sam setzte sich auf die Bettkante und sah, dass im Badezimmer Licht brannte. War ja klar. Soviel wie Dean getrunken hatte, konnte das unmöglich ohne Folgen bleiben. Er stand auf und ging zu Dean ins Bad, der gerade dabei war die weiße Porzellanschüssel zu umarmen. Sam beugte sich zu ihm herunter und ließ seine Hand sanft über dessen Brust und Bauch streichen um es Dean angenehmer zu machen und damit sich Zwerchfell und Muskeln während des Erbrechens nicht all zu sehr verspannten. Deans Mageninhalt sprudelte gerade zu aus Dean heraus und er fühlte sich Hundeelend, aber seit Sam bei ihm war wurde das ganze irgendwie erträglicher. So wie er und Sam sich hier vor der Kloschüssel eingefunden hatten, würden sie mit Sicherheit jederzeit bei Twister gewinnen können. Dean hatte keine Ahnung wie es Sam in dieser Haltung aushielt ohne auf seinen Hintern oder auf ihn zu Fallen. Das musste doch unbequem sein. Trotzdem blieb Sam hier und streichelte weiter über seinen Oberkörper. Sie sagten nichts, was wohl auch besser war, aber es war kein unangenehmes Schweigen wie es vorhin im Auto der Fall war. Es war viel mehr das typische Winchester-Brüder Schweigen und bei schienen sehr froh darüber wenigstens in der Hinsicht wieder etwas Normalität zurückzuerlangen. Nach dem alles, aber auch wirklich alles raus war, sackte Dean erschöpft neben der Toilette zusammen. Sam setzte sich hinter ihn und schloss Dean in seine Arme. Der Ältere brachte nicht mehr den Willen und die Kraft auf Sam daran zu hindern, also ließ er sich einfach gegen die Brust des Jüngeren sinken. Sam lächelte. Dean im Arm zu halten war ein unglaublich schönes Gefühl und Sam wurde ein wenig warm ums Herz. Er lehnte sich mit dem dösenden Dean im Arm gegen die Badewanne. Streichelte ihm weiterhin über den Oberkörper. Bald darauf war Sam auch wieder eingenickt.
 

„Meinst du es ist richtig wenn ich es tue?“ Der rot Haarige Engel stand in Jennys Zimmer und sah zu der Kleinen herab, die in ihrem Bett lag und zu ihr herauf blickte.

„Wenn du ne bessere Idee hast schieß los,“ sagte sie zu Jenny. Die Kleine sah sie nur mit ihren großen Augen an.

„Siehst du, mir ist nämlich auch nichts anderes eingefallen. Ich könnte der Sache auch einfach ihren Lauf lassen, möglicherweise würde dein Dad auch irgendwann von alleine die Kurve kriegen, aber dann könnte es schon zu spät sein. Heute wäre es fast schief gegangen, aber das hast du sicher selbst gespürt. Eigentlich darf ich mich gar nicht so einmischen. Ich soll bloß dich beschützen und notfalls die beiden. Weißt du, eigentlich war es gar nicht vorgesehen, dass dein Dad und Dean sich so Nahe kommen, aber Liebe ist etwas, was die da oben nicht kontrollieren können und leider unterschätzen sie sie auch viel zu sehr. Darum muss ich eingreifen, auch wenn es mir eigentlich verboten ist. Dein Dad und Dean sollten bloß Brüder sein, so war es jedenfalls geplant als einer meiner Kollegen in dem Krankenhaus damals an der Sprinkleranlage rumgespielt hat. Wir wussten, dass du irgendwann geboren werden würdest und es hat ziemlich viel Mühe gekostet bis die Erzengel endlich denjenigen gefunden hatten, der dafür ausersehen ist dich zu beschützen. Wer hätte auch gedacht, dass diese Person aus so einer Familie stammen würde. Jedenfalls konnten wir ihn nicht in der Familie lassen. Er gehörte da einfach nicht hin. Es ist uns schwer gefallen deinen Onkel zu opfern, aber dieses Opfer musste gebracht werden, für ein höheres Wohl und nachdem er gestorben war, haben meine Vorgesetzten dafür gesorgt, dass es ihm gut geht. Dein Dad und Dean sollten in einer Familie aufwachsen, damit sie beide für dich da sein konnten, wenn du auf der Welt bist. Keiner da oben hätte gedacht, dass sich die beiden in einander verlieben würden. Also hat auch keiner damit gerechnet welche Schwierigleiten das für den Gesamtplan bedeutet. Wenn dein Dad und Dean getrennte Wege gingen, würde das verheerende Folgen haben. Dessen sind sich meine Vorgesetzten gar nicht wirklich bewusst, weil sie die Liebe der beiden nicht mit einkalkuliert haben in ihren Plan. Ich muss verhindern, dass die beiden auseinander gehen. Wenn Sam sich nicht bald zu Dean bekennt, dann wird die Bindung zwischen den beiden wieder schwächer und du bist mehr in Gefahr. Dein Dad muss endlich begreifen, dass er die Vergangenheit los lassen muss damit er mit Dean eine Zukunft haben kann. Nur wenn die beiden zusammen bleiben, können sie dich beschützen und dafür sorgen, dass sich ihr Schicksal und damit auch deins erfüllt. Ich werde deinem Dad ein wenig auf die Sprünge helfen. Aber keine Angst, es wird ihm nicht weh tun, dass verspreche ich dir.“
 

Der Engel verließ Jennys Zimmer und ging durch den Flur ins Schlafzimmer und schließlich ins Bad, wo Sam und Dean immer noch auf dem Boden saßen und schliefen.

„Es wird Zeit, dass du erkennst zu wem du gehörst,“ flüsterte sie. Der Engel berührte Sam an der Stirn und versetzte ihn in einen Traum. Es war wieder dieser Traum von Jessica. Aber diesmal war es anders.
 

Er war in seiner Wohnung in Stanford. Vor ihm auf dem Küchentisch lag ein Teller mit Keksen. Dabei lag ein Zettel. `Hab dich vermist` stand darauf. Er nahm sich einen Keks und ging ins Schlafzimmer. Jessica lag im Bett und schlief. Er legte sich neben sie. Die junge Frau wachte auf und kuschelte sich an ihn.

„Schön das du wieder da bist,“ murmelte sie leicht verschlafen. Er legte seinen Arm um sie.

„Ja, ich bin wieder zurück,“ sagte er leise. Sein Handy klingelte.

„Es ist spät. Wer ruft dich denn jetzt noch an?,“ fragte sie ihn. Er sah auf das Display.

„Dean,“ flüsterte er.

„Du warst doch bis eben mit ihm zusammen. Was will er denn jetzt wieder?“

„Ich weiß es nicht.“ Er setzte sich auf und nahm das Gespräch entgegen.

„Sam, ich brauche dich. Wir treffen uns draußen,“ sagte Dean nur.

„Er braucht mich,“ sagte Sam zu Jessica.

„Weshalb? Er hatte dich doch bis eben,“ protestierte sie.

„Ich weiß nicht weshalb, aber er braucht mich. Wir treffen uns draußen.“ Er setzte sich auf die Bettkante und wollte aufstehen. Doch Jessica hinderte ihn daran in dem sie von hinten die Arme um ihn legte.

„Geh nicht weg. Bleib bei mir. Er schafft das bestimmt auch alleine,“ bettelte sie.

„Aber er braucht mich. Ich kann ihn nicht alleine lassen.“

„Das hast du doch schon ein Mal getan. Wenn er dich brauchen würde, hätte er dich nicht gehen lassen. Geh nicht zu ihm. Er will doch nur, dass du ihm Arbeit abnimmst.“
 

Und an dieser Stelle veränderte sich der Traum.
 

Es war, als wäre sein jetziges ich auf ein Mal in seine jüngere Version gesprungen. Es war so als wüsste Sam, dass er sich gerade in einem Traum befand. Sam löste sich aus Jessicas Armen und stand auf. Er sah seine Freundin an.

„Sam?,“ sagte sie fragend.

„Jessica, es tut mir leid. Das alles hier ist nicht Real.“

„Wie meinst du das?“

„Du, du bist tot. Das alles hier, das gibt es nicht mehr.“

„Was redest du denn da?“

„Es ist alles nur meine Schuld. Ich hätte es verhindern können. Bitte verzeih mir,“ sagte er und hatte Tränen in den Augen.

„Ich bin doch hier. Ich bin nicht tot.“

„Doch, das bist du. Glaub mir. Wenn es real wäre würde es mir nicht so weh tun dich zu sehen. Es tut mir so leid. Dich zu verlieren war das schlimmste, was mir je passiert ist. Ich habe dich geliebt und ein Teil von mir wird dass immer tun. Aber ich kann nicht hier bleiben. Das hier, dass ist nur ein Traum. “

Sam wollte gehen, doch Jessica war ebenfalls aufgestanden und hielt ihn an der Schulter fest. Und auf ein Mal war es so, als ob auch Jessica sich verändert hätte.

„Dann bin ich also wirklich tot?“ Der junge Winchester nickte.

„Und ich allein bin Schuld daran. Wenn ich meine Familie nie verlassen hätte, wenn ich dich nie kennen gelernt hätte, würdest du heute noch leben.“

„Ich bin aber froh, dass ich dich kennen gelernt habe. Mach dir deswegen also keine Vorwürfe. Ich weiß zwar nicht mehr was passiert ist und weshalb ich tot bin, aber ich bin froh, dass du es nicht bist und das es dir gut geht.“

„Du bist nicht wütend auf mich und machst mir keine Vorwürfe?,“ fragte er sie überrascht.

„Nein und du solltest dir auch keine machen. Du kannst es jetzt auch nicht mehr ändern. Manche Dinge kann man einfach nicht aufhalten. Ich finde es zwar scheiße, dass ich tot bin, aber ich gebe dir daran keine Schuld. Du hast gesagt, du hättest es verhindern können, aber wer sagt dir, dass das wirklich geklappt hätte? Wenn du versucht hättest mich zu retten, wärst du vielleicht auch gestorben und das hätte ich nicht gewollt.“

~Wenn Dean nicht plötzlich aufgetaucht wäre, dann wäre ich vielleicht auch tot~ schoss es Sam durch den Kopf. Sein Handy klingelte wieder. Er wusste, dass es wieder Dean war.

„Es ist wieder Dean, nicht wahr?“ Sam nickte.

„Liebst du ihn?,“ fragte sie ihn. Er sah sie überrascht an. Was war das denn hier für ein merkwürdiger Traum? Es war fast so als ob er nicht mit der Jessica sprach, die er vor ihrem Tod kannte, sondern mit einer Art „Geister Version“ von ihr, die scheinbar wusste, was mit ihm passiert war seit ihrem Tod. Er nickte.

„Und liebt er dich?“

„Ja, ich glaube schon,“ beantwortete Sam schließlich ihre Frage.

„Du glaubst er liebt dich? Dann solltest du jetzt gehen, sonst wirst du es nie heraus finden.“

„Was?“ Sam war völlig perplex.

„Du solltest zu ihm gehen. Er würde dich nicht anrufen, wenn er dich nicht brauchen würde. Hab keine Angst dich einer neuen Liebe zu öffnen, nur weil du sie vielleicht wieder verlieren könntest. Geh zu ihm, sonst verpasst ihr zwei vielleicht die Chance eures Lebens,“ sagte sie.

Er sah sie weiterhin einfach nur an.

„Du hast Recht, das hier ist nur ein Traum. Es wird Zeit für dich weiter zu gehen, wieder zu leben, glücklich zu sein. Versprich mir nur, dass du mich nicht ganz vergisst.“ Sie umarmte ihn. Er sah sie ein letztes Mal an. Er wusste, dass sie Recht hatte. Dann drehte er sich um und ging raus. Raus zu Dean. Der Ältere zog ihn zu sich und küsste ihn liebevoll.

„Das hat aber lange gedauert,“ sagte Dean schließlich zu ihm.

„Ich musste mich von ihr verabschieden,“ erklärte Sam ihm.

„Du wirst jetzt zur Ruhe kommen können,“ sagte Dean. Die zwei sahen zum Schlafzimmerfenster hinauf, von wo aus eine kleine Lichtkugel in den Himmel aufstieg.

„Ihr beide,“ fügte Dean hinzu.
 

Sam wachte auf. So langsam begriff er, was dieser Traum ihm sagen wollte. Solange er sich im Traum immer wieder für Jessica entschieden hatte, war Dean umgekommen. Doch diesmal hatte er sich entschieden zu gehen, okay sie hatte ihn auf den richtigen Weg geführt. Jessica machte ihm keine Vorwürfe. Ihm war klar geworden, was der Traum bedeutete. Sam musste endlich zulassen wieder geliebt zu werden, musste sich erlauben wieder glücklich zu sein. Er musste sich selbst verzeihen, dass er sie nicht hatte retten können um Jessica endlich vollständig los lassen zu können. Wenn er es nicht tun würde, wäre ihm die Zukunft verbaut und dann würde Dean leiden und dass konnte er nicht mit ansehen. Endlich wurde Sam klar, wie sehr er Dean liebte.

„Es tut mir leid Dean. Ich war ein Idiot.“ Er küsste ihn auf die Wange. Jetzt wusste er endlich wohin er wirklich gehörte.

Ein Bad zu dritt

@Morathi: ne die anderen Träume kamen von seiner Psyche. Aber bei mir wissen die Engel halt auch das as nicht für jeden offensichtlich ist. Oh, ich glaub ich habe dich jetzt etwas verwirrt. Der Engel hat nur noch mal angesprochen, dass Dean doch im Krankenhaus vertauscht wurde und das eigentliche Kind der Winchesters ist doch bei diesem Prügelvater aufgewachsen und später gestorben (siehe Kapitel 16).hm, das sie Dean Dean nennt und Sam Dad, liegt halt daran, dass Sam ihr Dad ist, warum soll sie ihn dann Sam nennen. Das hat keine tiefere bedeutung. Und was das ganze mit dem Engel und Jenny und Dean und Sam angeht, habe ich da nur ein so ungefähres Grundgerüst bis jetzt und muss mir da noch was ausdenken zu. Und ich hoffe, du bist vom nun folgenden Kapitel nicht enttäuscht, weil ich Dean eine Richtung einschlagen lasse, die a) untypisch für ihn ist und b) in der Situation wohl niemand so erwartet und c) es wahrscheinlich ein wenig kitschig wird, aber ich hab das schon ziemlich entschärft was den kitsch angeht, die vorherigen Varianten waren noch schlimmer als die endversion
 

@Fine: Die Sache mit dem Traum war nicht gerade meine Wunschlösung, weil es nicht so wirklich glaubhaft rüber kommt, aber a) mir fiel nichts anderes ein und b) hatte ich mich da so verstrickt, dass ich einfach nicht wusste wie ich das wieder gerade biegen konnte ;-)

Und ich meine Dean hat es ja später im Bett schon wieder etwas anders gesehen, denn er überlegt ja schon ob er nicht zu hart zu sam gewesen ist, kommt dann allerdings auch zu dem ergebnis, dass er ja eigentlich kein recht hat sam wegen dem kuss vorwürfe zu machen.

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Hab wieder mal nen Song mit eingebaut. Hoffe es gefällt euch.

Verwendeter Song:

N Sync - Ready To Fall
 

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Am nächsten Morgen erwachte Dean als erster. Bei dem Tuba Konzert, das sich in seinem Kopf abspielte war das auch nicht weiter verwunderlich. Überrascht stellte er fest, dass er im Badezimmer auf dem Boden saß und gegen etwas warmes und relativ weiches lehnte. Dann merkte er, dass dieses etwas seine Arme um seine Körpermitte gelegt hatte und ihn sanft an sich drückte. Dieses etwas war Sam und plötzlich fiel ihm auch wieder ein weshalb er hier im Bad auf dem Boden saß. Er seufzte. So konnte es nicht weiter gehen. Er musste endlich mit Sam reden und diesmal würde er von dem Jüngeren keine Ausflüchte akzeptieren. Vorsichtig befreite er sich aus Sams Umarmung und stand auf. Man war ihm schwindelig. Sein Kreislauf war ziemlich im Keller und er hatte einen widerlichen Geschmack im Mund. Sam war aufgewacht und erhob sich nun ebenfalls. Dean wollte zum Waschbecken gehen, schwankte jedoch ein wenig. Sam legte ihm sachte den Arm um die Schulter.

„Vorsicht,“ sagte er leise. Dean drehte sich um und ging zum Klo.

„Würdest du mich wohl alleine pinkeln lassen?,“ bat er Sam aber seine Stimme klang nicht mehr so sauer wie am Vorabend. Sam nickte und zog sich dann aus dem Bad zurück. Dean hatte sich nicht direkt von seiner Berührung weg bewegt. Sam fasste das als gutes Zeichen auf. Nach ein paar Minuten, Dean hatte sich nach dem pinkeln noch die Zähne geputzt, trat Dean ins Schlafzimmer, wo Sam auf dem Bett saß.

„Du kannst jetzt ins Bad,“ sagte Dean.

„Oh, ja ähm, danke,“ sagte Sam und ging hinein. Kurz nachdem Dean die Klospülung gehört hatte, betrat er das Badezimmer. Sam benutzte gerade eine Mundspülung. Dean seufzte, er hätte nie gedacht, dass dieser Satz jemals über seine Lippen kommen würde.

„Sam, wir müssen reden.“ Als der Jüngere diese Worte vernahm spritze ihm das Mundwasser aus dem Mund und er verschluckte sich. Waren in der Nacht Aliens gekommen und hatten Dean vertauscht? Sein Bruder wollte reden? Dann musste der Weltuntergang oder der Weltfrieden bald bevorstehen, je nachdem was in der momentanen weltpolitischen Situation unwahrscheinlicher war. Sam hustete und Dean klopfte ihm auf den Rücken. Als Sam sich wieder beruhigt hatte drehte er sich zu Dean um und sah ihm in die Augen. Seine Miene war irgendwie unergründlich.

„Okay,“ war alles was Sam heraus brachte. Dean räusperte sich und sah kurz auf den Boden. Dann hatte er sich soweit gesammelt, dass er Sam gegenüber alles rauslassen konnte, was er ihm schon längst hätte sagen sollen.

„Als ich anfing zu merken, dass ich auf dich stehe, habe ich versucht es zu verdrängen und ich hatte Zweifel, ob es es Wert wäre dir meine Gefühle zu zeigen, wenn du wahrscheinlich eh nicht genau so empfinden würdest. Aber bevor ich dich das erste Mal geküsst habe, habe ich eine Entscheidung getroffen. Ich habe mich entschieden es zu tun, dich zu küssen und das obwohl ich wusste, dass das ganze auch nach hinten losgehen könnte und die Möglichkeit bestand, dass du mir ordentlich eine verpassen und dich angewidert von mir abwenden würdest. Aber das hast du nicht getan und ich habe es seit dem nicht bereut, dass ich dich geküsst habe. Als ich im Krankenhaus war ist mir vieles durch den Kopf gegangen. Ich weiß jetzt ganz sicher was ich will. Ich will dich. Ich bin mir absolut sicher, dass ich mit dir zusammen sein will. Und bis gestern dachte ich, dass du auch was für mich empfindest. Wenn das aber bei dir doch nicht der Fall ist, dann solltest du mir das sagen. Ich kann dich ja schließlich zu nichts zwingen. Du musst mich deswegen auch nicht anlügen. Ich werde nicht einfach aus deinem Leben verschwinden, nur weil du mich nicht so liebst, wie ich es gerne hätte. Ich will nur, dass du glücklich bist. Mit einer Zurückweisung würde ich schon irgendwie klar kommen, aber diese Hinhaltetaktik nervt. Ich will einfach wissen woran ich bei dir bin. Weil,…Gott! Ich, …ich liebe dich Sammy.“ Jetzt hatte er es endlich gesagt und er fühlte sich irgendwie erleichtert. Sam war der erste Mensch zu dem er diese drei Worte jemals gesagt hatte. Okay, als Kind hatte er es zu seinen Eltern und Sam gesagt, aber das war nicht das gleiche. Es war eine völlig andere Form von Liebe. Das was er für Sam empfand hatte er noch bei keinem anderen Menschen empfunden.

Deans Liebeserklärung sorgte dafür, dass sich alles in Sam zusammen zog. Noch dazu dieser unglaubliche Ausdruck in Deans Augen, der in Sam ein unbeschreibliches Gefühl auslöste. Dean liebte ihn und er wollte Dean doch auch. Er musste ihm jetzt endlich sagen was mit ihm los war und entweder Dean würde ihm das glauben, ihm verzeihen und ihnen beiden noch mal eine Chance geben oder er würde…, aber daran wollte Sam gar nicht denken.
 

I get a feeling, I can't explain

Whenever your eyes meet mine
 

„Dean, ich will mit dir zusammen sein. Ich empfinde das gleiche wie du.“

„Aber?“

„Es ist nur so, bevor wir uns das erste Mal geküsst haben, habe ich dir doch gesagt, es wäre Zeit Jessica endlich los zu lassen. Aber das ist mir irgendwie nicht wirklich gelungen. Irgendwas in meinem Unterbewusstsein klammert sich immer noch an sie. Gleichzeitig werden aber auch meine Gefühle für dich immer stärker. Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll. Es ist ein wilder Wust aus Erinnerungen an die Zeit in der Jessica und ich zusammen waren, Trauer, weil ich sie verloren habe, Schuld und Wut, weil ich sie nicht gerettet habe, obwohl ich es vielleicht hätte verhindern können und dann mein fast unstillbares Bedürfnis dir Nahe zu sein. Meine Gefühle haben die ganze Zeit Achterbahn mit mir gespielt. Immer wenn ich darüber nachdenken und endlich in diesen Wust aus Gefühlen Ordnung rein bringen wollte, habe ich mir nichts anderes gewünscht als bei dir zu sein und nicht darüber nachdenken zu müssen. Ich liebe es dich zu küssen, aber immer wenn ich es wollte, tauchte Jessicas Gesicht vor meinen Augen auf. Darum war ich auch die Zeit über so distanziert dir gegenüber. Und dann habe ich gestern Donna kennen gelernt und da sie Jessica so unglaublich ähnlich sieht, sind wieder alle Gefühle für Jessica in mir hochgekommen und als sie mich geküsst hat, fühlte es sich irgendwie gut an.“

„Verstehe,“ sagt Dean und senkte traurig den Blick.

„Nein, du verstehst es nicht. Es fühlte sich zwar gut an, aber dafür war da eine sehr laute Stimme in mir und die schrie die ganze Zeit nach dir und signalisierte mir, dass es nicht richtig war, was da gerade passierte, als Donna mich küsste. Diese Stimme war es auch, die nicht zugelassen hat, dass ich den Kuss erwidere.“

„Du wirst mich nie so sehr lieben können, wie du Jessica geliebt hast, oder?“

„Das tue ich doch längst. Ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt Dean. Das musst du mir glauben.“ Natürlich liebte er auch Jenny, aber das ließ sich nicht mit dem vergleichen was er für Dean empfand. Sam hatte Tränen in den Augen. Dean sah endlich wieder auf, sah ihm in die feuchten Augen und dann umarmte er ihn einfach. Hielt ihn ganz fest und streichelte Sam zärtlich über den Rücken. Das war alles was Dean hören wollte. Sam liebte ihn, alles andere ließ sich mit der Zeit schon irgendwie klären.
 

I know you've been watching, choosing your moment

But I've been dreaming of that day

No one before you has gotten to me this way

And now that we're standing face to face

There's something that I need to say
 

“Alter und um das zu merken musstest du erst diese Donna küssen? So ähnlich sah sie Jessica nun auch nicht,“ sagte Dean leise.

„Vielleicht wollte mein Unterbewusstsein Jessica in ihr sehen, außerdem hat sie mich geküsst, nicht ich sie,“ murmelte Sam kaum hörbar in Deans T-Shirt.

„Warum hast du mir nicht einfach eher erzählt, was mit dir los ist? Wenn du noch Zeit brauchst um über sie hinweg zu kommen, dann nimm dir so viel Zeit wie du brauchst. Ich werde dich bestimmt zu nichts drängen. Auf gute Dinge lohnt es sich zu warten.“ Deans Stimme klang so sanft und einfühlsam, so verletzlich. So kannte er Dean nicht. Diesen Teil von sich hatte Dean scheinbar bis jetzt sorgsam vor jedermann versteckt. Der Klang von Deans Stimme legte in Sam einen Schalter um. Er schloss die Augen und hörte tief in sich hinein. Alles in ihm verlangte danach Dean zu küssen, ihn zu berühren, zärtlich zu ihm zu sein. Dann öffnete er seine Augen wieder. Dean hatte seinen Kopf auf Sams Schulter gelegt und strich ihm noch immer beruhigend über den Rücken. Sam schob ihn leicht von sich, so dass er Dean in die Augen sehen konnte. Diese grünen Juwelen waren so warm, so voller Liebe für ihn und Sam wusste plötzlich, dass er soweit war. Bereit für einen Neuanfang.
 

And now that we're standing face to face

Something tells me, it's gonna be okay

And I'm ready to fall in love tonight

Ready to hold my heart open wide

I can't promise forever, but baby I'll try

Yes, I'm ready to fall in love tonight
 

Er streichelte dem Älteren liebevoll über die Wange. Deans Lippen waren so einladend.
 

Nothing is certain, this I know

Wherever we're headed, I'm ready to go
 

Dann bedeckte er Deans Lippen mit seinen und ließ sich in die Umarmung fallen. Dean drückte ihn noch fester an sich, während Sam schüchtern mit seiner Zunge über Deans Lippen strich und um Einlass bat. Dean schloss die Augen und öffnete seinen Mund für Sams forschende Zunge. Der Jüngere schloss ebenfalls die Augen und schickte seine Zunge in Deans Mundhöhle auf Entdeckungstour. Dean erwiderte Sams Kuss so willig, dass ihm schwindlig wurde. Sie küssten sich mit einer Intensität mit der sie sich nie zuvor geküsst hatten.
 

I can't promise forever but baby I'll try

Yes I'm ready to fall... in love tonight

Yes I'm ready to fall... in love tonight

Yes I'm ready to fall... in love tonight
 

Sie vergaßen alles um sich herum. Es war als wäre der jeweils andere das einzig Wirkliche auf der Welt. Nach einer gefühlten Ewigkeit lösten sie sich wieder von einander und lächelten sich an. Dean konnte nicht anders, er musste Sam einfach vertrauen, auch wenn das möglicherweise bedeutete irgendwann wieder enttäuscht zu werden. Scheinbar funktionierte dieses ganze Liebesgedöns nicht ohne Herzschmerz. Sam strich über Deans Rücken. In der Nacht, die er größten Teils über der Kloschüssel verbracht hatte, hatte er viel geschwitzt. Sein T-Shirt war noch ganz klamm.

„Ich glaube du brauchst ein Bad,“ sagte Sam, hauchte Dean einen Kuss auf die Wange und drehte sich zur Wanne um, um das Bad einzulassen. Dean sah ihm mit gemischten Gefühlen an. War das schon wieder eine Ausweichreaktion? Es würde wohl noch einige Zeit dauern bis er aufhören konnte Sams Aktionen zu hinterfragen. Mittlerweile war auch Jenny wach und machte sich durch ihr „Holt mich aus dem Bett“ Geschrei bemerkbar. Dean ging zu ihr und kam ihrem Wunsch nach. Sofort fiel ihm auf, dass sie ziemlich streng roch. Also machte er sich augenblicklich daran ihr die Windeln zu wechseln. Nachdem er sie sauber gemacht hatte, kam ihm die Idee, dass ihr ein Bad sicher auch nicht schaden würde. Also zog er sie aus und trug sie kurzer Hand ins Bad.

„Ah, der Herr wünscht ein Bad für zwei,“ sagte Sam und gab seiner Tochter eine guten Morgen Kuss auf die Wange.

„Dann werde ich noch ein bisschen kaltes Wasser zufließen lassen, damit es nicht zu heiß für sie ist,“ sagte der Jüngere und drehte sich zum Wasserhahn um. Dean legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er hatte da eigentlich andere Pläne.

„Ähm, Sam, ich hatte eher an ein Bad für drei gedacht.“ Sam drehte sich zu ihm um.

„Natürlich nur, wenn du möchtest,“ fügte er hinzu als er sah, dass Sam errötete. Der Jüngere schien darüber nachzudenken. Dean würde ihn zu nichts drängen, aber wenn er nein sagen würde, dann würde er den Älteren wieder verunsichern, aber Sam hatte nicht vor nein zu sagen. Er würde es nicht für Dean tun, nein er würde es tun, weil er es wollte und das war die Wahrheit. Dann lächelte er Dean an.

„Ja, ich glaube das wäre schön,“ sagte er schließlich und Dean strahlte.
 

Ein paar Minuten später saß die kleine Familie gemeinsam in der, zum Glück sehr großen, Badewanne. Als sie sich voreinander ausgezogen hatten war Sam so rot geworden, dass der Ältere schon gedacht hätte, dass sich das Badewasser in Ketchup verwandeln würde, sobald Sam in der Wanne saß und dabei hatte sich Dean extra bemüht den Jüngeren nicht zu ungeniert anzustarren. Ein paar schnelle, musternde Blicke hatten Dean gereicht, um festzustellen, dass an seinem Bruder den Proportionen entsprechend so einiges groß war, als er sich jedoch dann über die Lippen leckte nahm Sams Gesichtsfarbe den Ton eines gekochten Hummers an, so dass sich der Ältere mit einem breiten Grinsen umdrehte und Sam zuerst in die Wanne steigen ließ ehe er sich mit Jenny zu ihm gesellte. Dean wusch Jenny die Haare, während Sam Dean den Rücken mit Jennys Spongebobschwamm wusch, den Carrie ihr geschenkt hatte, und ihn dabei immer wieder zärtlich auf Nacken und Schulter küsste. Die kleine Hemmung die Sam noch beim ausziehen verspürt hatte, hatte er langsam fallen lassen.

„Irgendwie erinnert mich das hier an den Film Pretty Woman,“ sagte Sam.

„Sam, wenn du mir jetzt gleich erzählst wie lang deine Beine sind, nenne ich dich für den Rest des Tages Vivian.“

„Du kennst den Film?“ Sam grinste. Sein Bruder sah sich romantische Schnulzen an.

„Ich bin da wohl mal beim zappen drauf gestoßen. Der Film wird ja so oft wiederholt.“

„Natürlich.“ Er wrang den mit Wasser getränkten Schwamm über Deans Kopf aus.

„Da wird jetzt aber jemand übermütig,“ sagte Dean und ließ sich nach hinten sinken, so dass Sam gegen den Wannenrand gedrückt wurde. Dieser war wesentlich kälter als das Wasser in dem sie sich befanden. Sam zuckte zusammen und drückte sich Dean entgegen um der unangenehmen Kälte im Rücken zu entkommen.

„Nicht so stürmisch Sammy,“ sagte Dean und lachte. Sam errötete und rückte wieder ein Stück von ihm ab. Dean nahm Sams Hand und küsste diese.

„Sam, ich will, dass das mit uns funktioniert. Bei unserem ersten Anlauf habe ich vielleicht zu früh zu viel von dir erwartet. Ich habe nie daran gedacht, dass du wegen Jessica vielleicht noch nicht so weit bist. Also wenn ich irgendwann anstallten machen sollte etwas zu tun, was du nicht willst, dann sag es mir und ich werde aufhören. Wir machen das auf deine Weise. Wir werden nur das tun, wozu du bereit bist.“ Dean spülte Jenny das Haar aus.

„Wir machen, dass was ich möchte?“

„Ja, denn ich hoffe mal, dass das was du möchtest, sich irgendwie mit dem deckt was ich möchte,“ sagte Dean. Sam griff wieder nach dem Schwamm und wusch über Deans Brust.

„Dean.“

„Ja?“

„Ich möchte, dass wir uns auf HIV testen lassen.“

„Bitte, was?,“ fragte Dean überrascht.

„Ich will, dass wir zum Arzt gehen, uns Blut abnehmen lassen und das auf HIV untersucht wird,“ wiederholte Sam seinen Wunsch.

„Dann habe ich mich doch nicht verhört. Ist das wirklich nötig Sam? Ich schwöre dir, ich habe immer..“ Sam legte ihm einen Finger auf die Lippen.

„Ich glaube dir ja, aber irgendwann werden wir, du weißt schon…“

„Sex haben?,“ halft Dean ihm auf die Sprünge. Allein das Sam diese Möglichkeit einräumte ließ Deans Herz schneller schlagen.

„Ja und da will ich einfach sicher sein. Es ist nichts gegen dich, ich habe das auch gemacht bevor ich mit Jessica…“ Sam brach ab.

„Ist schon okay Sam, du kannst ruhig über sie sprechen, nur geh bitte nicht zu sehr ins Detail, ja?,“ kam es von Dean. Sam nickte und küsste Dean auf die Wange.

„Also, was ist mit dem Test?“

„Ich hasse Ärzte und ich hasse Nadeln.“

„Ich weiß, aber glaub mir so schlimm ist das nicht. Nur ein kleiner Piecks. Tu es für mich.“

Dean seufzte.

„Na gut, aber nur wenn ich hinterher ein Eis kriege,“ sagte der Ältere im kindlichen Ton. Sam lachte und drehte Deans Kopf so, dass er ihn in einen zärtlichen Kuss ziehen konnte. Plötzlich spürte Dean wie etwas gegen seinen Brustkorb prallte. Er drehte sich um und sah wie Jennys kleiner Plastikball aufs Wasser klatschte. Jenny hatte ihn scheinbar damit beworfen.

„Din!,“ quiekte sie fröhlich und griff wieder nach dem Ball.

„Was war das?,“ fragte Dean verblüfft. Jenny warf dem Älteren den Ball gegen den Bauch und wieder quiekte sie:

„Din!“

„Ich fass es nicht, sie spricht. Sie hat deinen Namen gesagt,“ sagte Sam und legte glücklich die Arme um Dean.

„Dann habe ich mich doch nicht verhört,“ sagte der Älter und ein breites Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.

„Ihr erstes Wort und das wo sie nicht mal ein Jahr alt ist,“ sagte Sam stolz.

„Din!“ Die Kleine streckte ihm ihre Arme entgegen. Sie meinte wirklich ihn. Das war kein willkürliches Gebrabbel. Der Ältere zog die kleine Badenixe in seine Arme und gab ihr einen Kuss auf die Backe. Wenn es möglich wäre vor Glück zu platzen, würde Dean es jetzt tun. Sam streichelte seiner Tochter sachte über den Kopf und küsste Dean auf die Wange.

„Du bist doch nicht enttäuscht, dass sie nicht zu erst Dad gesagt hat, oder?,“ erkundigte sich der Ältere bei Sam.

„Nein. Nie wird ein Wort für mich je schöner klingen, als dass was sie eben gesagt hat.“

„Ich liebe dich Sam,“ sagte Dean leise.

„Ich liebe dich auch Dean,“ hauchte er dem Älteren in den Nacken. Dann sagten sie einen Augenblick nichts. Dean dachte an Sams erstes Wort. Es war Mum. Sein Vater hatte das irgendwie so sehr mitgenommen, dass er Sam den Rest des Tages nicht ansehen konnte ohne Tränen in den Augen zu haben. Dean war sehr stolz auf seinen kleinen Bruder gewesen, auch wenn er etwas perplex war, dass er ihn Mum genannt hatte.

„Dean?“

„Ja?“

„Wegen Donna, du glaubst doch nicht wirklich, dass sie was mit dem Fall zu tun hat, oder?“

Dean schüttelte mit dem Kopf.

„Du wirst ihr doch nichts tun, oder?“

„Sam, hör auf über sie zu reden. Lass uns das einfach vergessen.“

„Dean…“

„Bitte Sam.“ Er küsste den Jüngeren sanft, dann nickte Sam.
 

Ein paar Minuten später stiegen sie aus der Wanne. Sam hatte Jenny auf dem Arm und Dean wickelte ein großes Badetuch um sie drei. Der Ältere zog Sam so nah es ging an sich heran und küsste ihn innig. Sam lächelte glücklich, auch wenn er nicht verhindern konnte, dass sich wieder ein leichter Hauch von Röte auf seine Wangen legte, als sich ihre Glieder streiften. Dean spürte dabei wie sich eine enorme Hitzen nach Süden hin in ihm ausbreitete.

„Din!“ Und schon stoppte die Hitze. Ein Baby in Reichweite zu haben, war ein sehr wirksames Anti-Erektionsmittel.

„Ich glaube sie möchte auch einen Kuss von dir,“ sagte Sam.

„Wenn sie mich so lieb bittet.“ Dean gab der Kleinen einen Kuss auf die Stirn. Dean gähnte.

„Du bist müde, was?“ Sam streichelte ihm über die Wange. Dean lehnte sich dagegen und schloss die Augen. Ja, er war müde, was aber nach einer halben Nacht über der Kloschüssel kein Wunder war. Er nickte.

„Dann solltest du dich hinlegen und schlafen,“ sagte Sam mit sanfter Stimme und gab ihm einen winzigen Kuss auf die Nase. Dann löste er sich von Dean. Sam griff nach einem weiteren Handtuch und wickelte es sich um die Hüften.

„Wo willst du hin?,“ fragte Dean ihn.

„Ich will ihr nur was anziehen. Das solltest du im Übrigen auch tun.“ Sam strich ihm zärtlich über den Oberarm. Schließlich wand er sich von dem Älteren ab und ging ins Kinderzimmer um Jenny zu wickeln und anzuziehen.
 

Dean hatte sich fertig abgetrocknet und sich frische Unterwäsche angezogen. Er hatte überlegt, ob er vielleicht ein paar Aspirin einwerfen sollte, aber die würden bei einem leeren und vom Erbrechen gereizten Magen sicher nicht so gut ankommen. Also legte er sich einfach hin, so wie Sam es ihm geraten hatte. Er war fast eingedöst, als er merkte, wie die Matratze plötzlich unter zusätzlichem Gewicht nachgab. Er öffnete leicht die Augen und sah wie Sam sich mit Jenny im Arm neben ihn legte.

„Sam?,“ murmelte der Ältere.

„Schlaf ruhig Dean. Ich, ähm, ich…, ich will nur bei dir sein,“ stammelte der Jüngere und wurde dabei leicht rot. Gott, er musste schnellst möglich irgendwas dagegen unternehmen. Dieses ständige Erröten war ja einfach nur peinlich.

„Wir wollen bei dir sein,“ verbesserte sich Sam, als er sah wie seine Tochter ihre Ärmchen nach Dean ausstreckte. Der Ältere lächelte zufrieden.

Glückseligkeit

@Fine: So masochistisch ist Dean nun auch nicht, dass er sich das ganze noch länger antut, also spricht er es jetzt endlich aus. Ich weiß, das ist nicht seine Art, aber was hätte er denn deiner meinung nach sonst noch tun können um an Sam ran zu kommen? Und ich weiß, das es kitschig war, aber ich mag so was manchmal ganz gerne und die nächsten Kapitel werden was den kitsch angeht wohl nicht besser. Es bleibt noch ein weilchen schmalzig. Ich hoffe du hältst das aus. Ich wollte von Anfang an, dass Jennys erstes Wort Dean ist.
 

@Morathi: Was heißt Happy End geben, natürlich kriegen die ein Happy End. Natürlich werden die jetzt nicht von 0 auf 100 anfangen rum zu machen wie die kanickel, wie das in manchen ffs der Fall ist. Das wäre von meinem storyverlauf her einfach unrealistisch. Aber ich schalte schon einen Gang hoch und es gibt natürlich später noch einige Stolpersteine, aber die nächsten 10 Kapitel ist jetzt erstmal flausch und co angesagt. Ja, Jenny ist schon ne leichte Bremse für Bettgeschichten, aber das Zahnen hat ja aufgehört und sie schläft die Nächte durch ;-). Und was das Thema HIV angeht, so will ich das gar nicht weiter ausbauen, also keine Sorge. Ich wollte das nur mit einbringen. Sie werden zwar den Test machen, aber das ist eher pro forma.
 

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Anmerkung:

Absolut schmalzig, also seid gewarnt
 

Verwendeter Song: Chaising Cars - Snow Patrol
 

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Es war der 4. Julie. Ein Feiertag. Ein Ruhetag. Dies galt normalerweise nicht für Jäger, aber heute konnte alles Übernatürliche Dean mal kreuzweise. Sonst riskierten sie fast täglich ihr Leben um andere zu retten, allein auf sich gestellt. Ihre Berufung verlangte den beiden so viele Entbehrungen ab, dass sie sich auch ein Mal eine Auszeit verdient hatten. Ihr neuer Fall konnte auch bis Morgen warten.
 

We'll do it all

Everything

On our own
 

Die Temperatur war gefallen. Draußen war es windig und es regnete in Strömen. Am Vortag hieß es im Wetterbericht, dass es der Rest eines tropischen Sturms war, der von Süden hierher gewandert war und wenn man Augusta glauben konnte, gab es pro Jahr mindestens einen etwas größeren Sturm, der über diese Gegend hinweg ziehen würde. Aber das interessierte ihn nicht. Alles was er brauchte und was ihm wichtig war, war hier bei ihm in diesem Zimmer. Der Rest konnte ihm an diesem einen Tag gestohlen bleiben.
 

We don't need

Anything

Or anyone
 

Er lag im Bett. Die Augen geschlossen. Er genoss den Augenblick. In seinen Armen hielt er die zwei Menschen, die er auf der Welt am meisten liebte. In seinem linken Arm hielt er Sam, der sich an seine Halsbeuge gekuschelt hatte und diese immer wieder mit sanften Küssen bedeckte, während er Dean zärtlich über den Oberkörper streichelte. Mit dem rechten Arm hielt er Jenny fest, die auf seiner Brust friedlich döste.
 

If I lay here

If I just lay here

Would you lie with me and just forget the world?
 

Und es schien, als hätte er die tatsächliche Bedeutung des Wortes `Glückseligkeit´ begriffen. Denn mit keinem anderen Wort ließ sich der Zustand beschreiben, in dem er sich momentan befand.
 

I don't quite know

How to say

How I feel
 

Sam strich liebevoll über Deans weiche Haut und sog seinen markanten Geruch ein. Es war ein unglaublich schönes Gefühl, dass Sam empfand während er Dean so Nahe war. Es war Sam unmöglich dieses Gefühl genauer zu beschreiben. Zwischen ihnen herrschte eine Intimität, die Sam so noch nie gespürt hatte. Er hatte bei Dean jede Menge nachzuholen. Der Ältere hatte nun gänzlich die Mauer um sich herum eingerissen und Sam sein Innerstes preis gegeben. Dieses Innere hatte nicht mehr soviel von der Coolness seines Bruders, sondern war irgendwie überraschend zart und verletzlich wie ein junger Keimling. Sam war sich sicher, dass Dean noch nie jemandem diese empfindliche Seite von sich gezeigt hatte und Sam schwor sich, dass er dafür sorgen würde, dass weder er noch sonst irgendjemand dieser Seite von Dean je wieder Schaden zufügen würde. Er war von nun an seine Aufgabe dafür zu sorgen, dass Dean glücklich war und diese Aufgabe brachte eine große Verantwortung mit sich. Ein falsches Wort oder eine falsche Reaktion und Dean würde seine Gefühlswelt wieder einbunkern und vor der Außenwelt abschotten.
 

Those three words

Are said too much

They're not enough
 

Das was er für Dean empfand war unvergleichbar mit den Gefühlen, die er Jessica gegenüber hatte. Es war ähnlich und doch zugleich ganz anders. An diesem Tag hatte er sich von ihr verabschiedet. Er hatte dieses Kapitel seines Lebens abgeschlossen. Und im nächsten Kapitel wartete jemand sehnsüchtig auf ihn und Sam wollte ihn nicht mehr warten lassen. Das einzige, das für ihn nun zählte war Dean und die Liebe die er Sam schenkte. Und er liebte Dean genau so sehr wie dieser ihn liebte, dass war ihm nun endlich klar geworden. Aber tausend Worte würden nicht ausreichen um auszudrücken wie sehr sie sich liebten.
 

If I lay here

If I just lay here

Would you lie with me and just forget the world?
 

All seine moralischen Bedenken hatte Dean längst über Bord geworfen. Er liebte Sam und das konnten in Zukunft auch alle wissen, egal was andere Menschen darüber denken oder sagen würden. Das Leben war einfach zu kurz um sich Gedanken darüber zu machen, was Fremde von einem hielten. Wichtig war nur was Sam und er von sich hielten.
 

Forget what we're told

Before we get too old
 

Dank Dean lebte Sam wieder. In seiner Nähe fühlte er sich unglaublich lebendig. Er konnte den Herzschlag des Älteren so deutlich spüren wie nie zuvor. Er hatte schon immer eine beruhigende Wirkung auf ihn und langsam passte sich Sams Herzschlag dem seines Bruders an. Sam schmiegte sich noch enger an Dean.
 

Show me a garden that's bursting into life
 

Eigentlich war Dean nicht der Typ, der mal einfach nur kuschelte. Aber mit Sam zu kuscheln war anders. Kuscheln mit Sammy war unerwartend erfüllend. Er weckte in Dean das Gefühl von Wärme, Geborgenheit und Sicherheit. Der Jüngere schien gar nicht mehr damit aufhören zu wollen ihn immer wieder zu küssen und zu streicheln. Bei jeder Berührung fuhr ein angenehmes kribbeln durch den Körper des Älteren. Und Dean spürte deutlich wie unglaublich wohl Sam sich dabei fühlte auf diese Weise mit Dean die Zeit verstreichen zu lassen. Wenn Sam sich wohl fühlte, tat Dean es auch. Er seufzte zufrieden.
 

Let's waste time

Chasing cars

Around our heads
 

Dean hob die linke Hand und fing an Sam sanft den Nacken zu kraulen, worauf der Jüngere mit einem katzenartigen Schnurren reagierte. Das Schnurren kitzelte Dean angenehm am Hals und auf seine Lippen legte sich ein verträumtes Lächeln. Sam war sein persönlicher Schmusekater.
 

If I lay here

If I just lay here

Would you lie with me and just forget the world?
 

Mit Dean an seiner Seite war es gar nicht so schwer mit der Welt da draußen zu Recht zukommen, denn zusammen könnten sie sich eine Welt, ein Leben, erschaffen in die sie sich flüchten könnten und in der ihnen diese übernatürlichen Dreckskerle nichts anhaben könnten. In dieser Welt würden sie Zeit für sich haben und könnten Kraft tanken für kommende Aufgaben. Sam strich mit seinem Nasenrücken über Deans Wange und küsste sie dann. Er wusste, dass sie nicht ewig hier im Bett bleiben konnten, schließlich hatten sie einen Auftrag zu erfüllen - Menschen retten, das Böse jagen-. Aber heute wollte er nicht an ihr Familienbusiness denken. Heute wollte er einfach nur das Gefühl genießen, dass er lebte und Dean ihn liebte.
 

Forget what we're told

Before we get too old

Show me a garden that's bursting into life
 

Dean drehte seinen Kopf zu Sam um. Sie sahen sich tief in die Augen. Alles was sie für einander empfanden und was sie einander bedeuteten spiegelte sich in den Augen des anderen wieder. Dann vereinigten sie ihre Lippen zu einem innigen Kuss.
 

All that I am

All that I ever was

Is here in your perfect eyes

They're all I can see
 

Sam war alles was Dean im Moment wollte und brauchte um glücklich zu sein und er wusste, dass sich daran von seiner Seite aus nie wieder etwas ändern würde. Er wollte von nun an nur noch für Sam leben, na ja und für Kuchen und selbstverständlich für die kleine Prinzessin die gerade auf seine blanke Brust sabberte. Sam hatte Liebe in sein Leben gebracht und es dadurch zu etwas besonderem gemacht. Es war seltsam. Dean hatte das Gefühl, dass Sam für ihn geboren wurde, um seinem Leben einen Sinn zu geben. Es war seine Aufgabe auf Sam aufzupassen. So war es immer gewesen, so würde es immer bleiben, bis in alle Ewigkeit und darüber hinaus wenn nötig. Das gleiche traf auch für Jenny zu, die ein Teil von Sam war. Sie beide waren seine Familie und er würde sie beide vor allem beschützen.
 

I don't know where

Confused about how as well

Just know that these things will never

Change for us at all
 

Deans Liebe würde ihn immer begleiten egal wo er auch hingehen würde. Nicht, dass er vorhatte Dean je wieder zu verlassen. Aber das bedeutete, dass Deans Liebe auch da draußen bestand haben würde, wenn sie wieder gegen das Böse kämpfen würden. Wie würde sich ihre jetzige Beziehung auf ihre Arbeit auswirken? Sam hoffte, dass ihrer Liebe zueinander ihnen zusätzliche Kraft verleihen würde. Beide würden nicht zu lassen das dem anderen etwas passierte. Von nun an mussten sie wesentlich vorsichtiger agieren, sollten immer auf alles vorbereitet sein, auch wenn dass wahrscheinlich meistens leichter gesagt als getan sein würde. Zu kostbar war das Leben des anderen. Niemals würde Sam es aufs Spiel setzen Dean zu verlieren. Sam würde nicht zulassen, dass ihm irgendeines dieser Höllenwesen jemals wieder jemanden weg nehmen würde, den er liebte. Außerdem hatten sie auch eine Verantwortung Jenny gegenüber. Sam streichelte seiner Tochter sachte über den Kopf. Sie hatte keine Mutter mehr und auch sonst keine anderen Verwandten, sie sollte nicht auch noch eine weitere Bezugsperson verlieren. Aber Sam war sich sicher, solange sie nur zusammen waren würden sie so ziemlich alles meistern können.
 

If I lay here

If I just lay here

Would you lie with me and just forget the world?

Kekse im Bett

@ RyouAngel: Die Metapher mit Sam als Schmusekater konnte ich mir einfach nicht verkneifen. Ja, der Fall geht demnächst in die nächste Runde. Aber vorher kommen noch zwei Zuckerschock Kapitel (hatte einen riesen eisbecher gegessen als ich die geschrieben hab).
 

@Fine: Das war eins der ersten Kapitel die ich überhaupt von dieser ff geschrieben hatte. War eigentlich ursprünglich als one shot gedacht, aber dann habe ich noch Jenny hinzuaddiert und dass dann mit in die ff übernommen. Und ich hatte das Kapitel auf Grundlage des Songs geschrieben, weil ich irgendwie fand, dass der song zu den beiden past. Und was das schnelle hochladen angeht, so kann ich nur sagen, dass ich jede Menge mit der Hand vorschreibe und wann immer ich zeit habe tipp ich dann soviel ab wie ich schaffe. Vor ein paar Wochen hats ja fast täglich nur geregnet und da hatte ich massig Zeit abzutippen, so dass ich jetzt einen kleinen Vorrat an Kapiteln auf lager habe. Bin gespannt wie weit ich mit dem Hochladen noch komme bis ich im Urlaub bin. Habe da nämlich in dem Vorrat an Kapiteln auch schon welche bei in denen eigentlich mehr Sex vorkommt als eigentliche handlung und momentan versuch ich das noch ein wenig auszuschmücken.
 

@Morathi: Also diese Zufriedenheit wird sich noch eine ganze weile so fortsetzen und Sam wird schon bald etwas mutiger werden, aber das wirst du ja dann selber lesen. Ich hoffe mal dass dir die nächsten vertiefungsschritte der Beziehung auch gefallen werden.
 

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„Ich hab Hunger Sammy,“ sagte Dean und klang dabei wie ein fünfjähriger der sein Pausenbrot vergessen hatte. Noch immer lagen sie aneinender gekuschelt im Bett. Wie spät es war? Keine Ahnung. Während sie gedöst und gekuschelt haben, hatten sie die Zeit vergessen. Im Moment beobachteten sie Jenny wie sie auf dem Bett herumkrabbelte. Beide Brüder waren sich sicher, dass es ihr hier im Bett bald langweilig werden würde ohne ihr Spielzeug, also müsste einer von ihnen eh aufstehen um das Spielzeug zu holen.

„Meinst du denn dein Magen verträgt jetzt wieder was?,“ fragte Sam ihn und streichelte ihm über den Bauch.

„Ich denke schon.“

„Gut, dann werde ich mal sehen was sich machen lässt.“ Sam löste sich schweren Herzens aus Deans Umarmung und stieg aus dem Bett. Der Ältere musste sich zusammen reißen um Sam nicht etwas Unmännliches wie `Komm schnell wieder` hinterher zu rufen, als der Jüngere das Zimmer verließ.
 

Als Sam in die Küche kam entdeckte er das Backblech auf dem Herd. Er erinnerte sich daran, dass Augusta gestern Abend gesagt hatte, sie hätte Kekse für sie gebacken und tatsächlich, auf dem Backblech lagen 16 M&M Kekse. Wie hatte diese Frau es nur geschafft innerhalb so kurzer Zeit Kekse zu backen ohne ein Chaos zu hinterlassen? Vielleicht sollte sie Dean das mal zeigen. Sam nahm einen großen Teller aus dem Hängeschrank und legte ein paar Kekse darauf. Er nahm die Milch aus dem Kühlschrank und goss damit drei Gläser voll. Neben dem Kühlschrank hatte er ein Tablett entdeckt auf das er nun den Teller und die Gläser stellte und sich dann damit vorsichtig in Bewegung setzte. Ein Tablett die Treppe rauf zu tragen war wie eine Art Hindernislauf und Sam war froh, dass als er oben angekommen war nichts von der Milch verschüttet hatte. Er betrat das Schlafzimmer. Dean hielt Jenny hoch über seinen Kopf.

„Gefällt dir das?,“ fragte er die Kleine, die ein niedliches quieken von sich gab.

„Viel höher wirst du nicht hinaus kommen, also genieß es. So lange ich lebe wirst du nämlich weder Pilotin, noch Stewardess oder Astronautin,“ sagte Dean, der Sam noch nicht bemerkt hatte. Der Jüngere lächelte und stellte das Tablett ab. Erst jetzt sah Dean ihn. Er ließ Jenny wieder runter.

„Meine Tochter kann werden was sie will,“ erklärte Sam.

„Das klären wir später. Schau mal Jenny, dein Dad hat uns Kekse mitgebracht. Dafür hat er sich einen Kuss verdient, meinst du nicht auch?“ Dann beugte sich Dean vor und hielt Sam Jenny ins Gesicht, so dass ihre Sabberschnute Sams Wange streifte.

„Dean,“ sagte Sam und lachte während er sich mit der Hand üb er die Wange strich um sie wieder zu trocknen. Dean lächelte ehe er sich abermals vorbeugte und nun seinerseits Sam einen feuchten Kuss der ganz anderen Art, jedoch war der wesentlich angenehmer als der von Jenny. Dean umspielte Sams Zunge mit seiner und strich langsam mit ihr über Sams Gaumen, was ein leicht prickelndes Kitzeln hinterließ und dazu führte, dass Sam leise in ihren Kuss hinein stöhnte. Dean grinste als er dies vernahm. Er streichelte Sam kurz über die Wange und löste sich schließlich von ihm. Er sah den Jüngeren an, dessen Wangen schon wieder leicht rosa waren und Dean hoffte, dass das immer so bleiben würde, denn so sah Sam einfach hinreißend aus. Oh man, jetzt benutzte er schon Mädcheanadjektive. Hinreißend, so was sagte doch kein Mann, naja er hatte es ja nur gedacht und nicht ausgesprochen. Sam öffnete die Augen wieder, die sich geschlossen hatten als er Deans Lippen auf seinen gespürt hatte. Der Kuss war eindeutig zu kurz gewesen für Sams Geschmack. Der Ältere hatte es endlich geschafft seinen Blick von Sam abzuwenden und begutachtete nun die Kekse. Sie sahen aus wie selbst gebacken.

„Woher…,“ begann Dean, der wissen wollte wo Sam die Kekse her hatte, aber er kam nicht weit, weil Sam ihm durch einen recht stürmischen Kuss das Wort abschnitt. Als Sam wieder von ihm abließ zierte Deans Gesicht ein so warmes, glückliches Lächeln, als hätte man ihn über Nacht in einem Süßigkeitenladen eingesperrt mit der Erlaubnis soviel süßes zu essen wie er wollte. Gott, dieser Anblick war einfach nur anbetungswürdig. Und noch dazu dieses Leuchten in seinen Augen. Es war scheinbar wirklich nicht schwer Dean Winchester glücklich zu machen. Aber Dean Winchester wäre nicht Dean Winchester wenn es da nicht noch ein paar gemeine Falltüren und Fettnäpfchen geben würde, in die Sam wohl früher oder später noch unabsichtlich hineintreten würde, aber er würde da schon wieder irgendwie rauskommen und jetzt im Moment genoss er es einfach nur Dean anzusehen. Mit diesem Kuss hatte er Deans vorherige Gedanken fast völlig ausgelöscht.

„Kekse,“ murmelte der Ältere und versuchte sich zu erinnern was er eben noch hatte sagen wollen. Sam kicherte leise.

„Die hat Augusta uns gestern in Rekordzeit gebacken,“ sagte Sam. Er schnappte sich seine Tochter, die der Bettkante gefährlich nahe gekommen war.

„Probier doch mal mit Jenny einen davon. Ich hol ihr jetzt ein paar Spielsachen,“ fuhr Sam dann fort. Er stand auf und ging ins Nebenzimmer. Langsam konnte der Ältere wieder einen klaren Gedanken fassen. Sam konnte definitiv gut küssen. Vielleicht sogar zu gut.

„Dein Dad macht mich ganz wuschig,“ sagte Dean zu Jenny. ~Nein, schon wieder so ein Mädchenadjektiv~ dachte er. Aber wenn Sam das herauskriegen würde, dann hatte er dem Jüngeren rein gar nichts mehr entgegenzusetzen und wäre dessen willenloses und williges Opfer. Er seufzte. Dann nahm er sich einen Keks und biss hinein und gab kurz darauf ein genüssliches Stöhnen von sich. Augusta verstand was vom Backen. Ein paar Minuten später kam Sam mit einigen Spielsachen zurück ins Schlafzimmer. Jenny hatte ihren Keks in der Hand und bearbeitete diesen mit ihren bis jetzt noch relativ winzigen Zähnchen. Dabei hatte sie mit ihrem Sabber bereits große Teile des Keks aufgeweicht.

„Und wie sind die Kekse?,“ fragte er Dean, aber nach einem Blick auf den Teller wo jetzt mehr Krümel als Kekse drauf lagen hatte sich die Frage eigentlich erledigt.

„Köschtlisch. Wülscht duh ausch wash?,“ fragte Dean ihn, natürlich mal wieder mit vollem Mund. Sam rollte mit den Augen. Diese schlechte Angewohnheit würde er ihm wohl nie abgewöhnen können. Dean reichte ihm den Teller.

„Danke,“ sagte Sam und nahm sich einen der noch verbliebenen Kekse. Der Ältere trank einen Schluck Milch.

„Wir müssen uns unbedingt bei ihr für die Kekse bedanken. Vielleicht macht sie uns dann noch mehr davon.“

„Unten sind noch welche, Dean. Und was das bedanken angeht könntest du das heute Abend machen. Augusta hat uns zu einem 4. Juli BBQ eingeladen.“

„Ehrlich? Bei dem Regen?“ Innerlich stellte er sich doch bereits einen Tisch voller Köstlichkeiten vor.

„Ist doch schon weniger geworden. Ich denke es hört bald ganz auf,“ sagte Sam nachdem er einen Blick aus dem Fenster geworfen hatte.

„Okay, dann gehen wir nachher rüber,“ sagte Dean.

„Du gehst rüber. Ich habe irgendwie keine Lust. Ich komme wohl nicht mit.“ Das war allerdings nur die halbe Wahrheit. Fakt war, dass ihm der gestrige Abend total peinlich war.

„Und ob du mit kommst. Heute ist ein Feiertag Sammy und den verbringt man mit der Familie und wenn ein Teil deiner Familie zu den Nachbarn rüber geht, wirst auch du deinen süßen Feiertagsmuffel Knackarsch nach neben an bewegen.“

„Seit wann bist du so ein Feiertagsmensch?“

„In Feiertag steckt das Wort Feiern drin, du Spaßbremse.“ Der kleine Dös-Kuschel-Marathon mit Sammy in diesem weichen, gemütlichen Bett hatten seine Kopfschmerzen abklingen lassen und es ging ihm jetzt wieder überraschend gut.

„Du hast die halbe Nacht über dem Klo gehangen, wie kann dir jetzt nach feiern zu Mute sein?,“ fragte Sam.

„Es geht mir besser, Sammy und meine niederen Instinkte bringen mich dazu, dass ich zu einem BBQ einfach nicht nein sagen kann. Das ist übrigens nicht das einzige wozu ich nicht nein sagen kann,“ sagte Dean und strich mit seiner Hand über Sams Brust.

„Niedere Instinkte?,“ sagte Sam und schluckte leicht. Er konnte sich nicht helfen, irgendwie machte ihn das ein wenig an. Dean nickte und drückte Sam in die Kissen während er ihn küsste. Als er auf dem Rücken lag, fühlte er irgendetwas matschiges an seinem Rücken. Er schob Dean von sich und richtete sich wieder auf. Dann faste sich Sam an den Rücken. Dort klebte nun etwas. Er entfernte es mit seiner Hand und besah es sich dann. Es war ein Stückchen von Jennys angesabberten und aufgeweichten Keks.

„Igitt, also ab sofort kein Essen mehr im Bett.“ Sam stand auf und ging ins Badezimmer. Verfolgt von einem herzlichen Lachen seines Bruders.
 

Nachdem er die Überreste des Keksbreis von seinem Rücken entfernt hatte, vertrieb er Dean und Jenny aus dem Bett um dieses neu zu beziehen. Er hatte keine Lust heute Nacht in einem Meer aus Krümeln zu schlafen. Dean musterte Sams Hintern als der Jüngere sich bückte und das Laken unter die Matratze schob.

„Du solltest die Hausarbeit jetzt immer nur in deinen Boxershorts verrichten,“ gab Dean einen anzüglichen Kommentar von sich.

„Träum weiter,“ sagte Sam und schleuderte Dean ein Kissen an den Kopf. Jenny saß auf dem Boden und spielte glücklich mit den Sachen die Sam ihr geholt hatte. Dean warf ihr einen kurzen Blick zu, die Kleine war erst mal beschäftigt, also würde es sie wohl nicht stören wenn ihr Dad und er sich mal ein wenig Spaß gönnten. Er hob das Kissen auf und warf es aufs Bett, gerade als Sam das Laken endlich richtig befestigt hatte. Dann tackelte er den Jüngeren auf die weiche Matratze und fing an ihn zu kitzeln. Er hat Sam früher als sie noch klein waren so oft gekitzelt, so dass Dean genau wusste wo er ansetzen musste um Sam dieses wunderbare Lachen zu entlocken, dass so unglaublich ansteckend war. Besonders niedlich fand Dean es früher zu beobachten wie Sam sich immer aus dieser Situation befreien wollte, obwohl es eigentlich sinnlos war, weil Dean größer und stärker war, schließlich war er ja Sams großer Bruder. Wie sich die Zeiten doch änderten. Das Lachen blieb jedoch das gleiche. Aber nachdem Sam sich das ganze eine Weile hat gefallen lassen, auch wenn er lautstark protestierte, packte er Dean an den Schultern und drehte ihn fast mühelos auf den Rücken, so dass er jetzt über dem Älteren lag. Schwer atmend wegen dem vielen Lachen, sah Sam ihm tief in die Augen. Dean sah ihn überrascht an. Sam war eindeutig nicht mehr der kleine Bruder. Sam war erwachsen, größer als er und auch wenn Dean es ungern zu gab, wenn Sam austrainierter wäre, dann wäre er wahrscheinlich auch stärker als er. Der Ältere überlegte kurz, ob er den Spieß wieder umdrehen sollte, aber irgendwie gefiel ihm das Gefühl von Sam über sich, also legte er lediglich seine Hände in Sams Nacken und zog ihn zu sich um ihn leidenschaftlich zu küssen. Er leckte ihm über Ober- und Unterlippe und Sams Lippen teilten sich für Deans Zunge wie das Rote Meer für Moses. Doch Dean war nicht in Eile wie die Israeliten auf der Flucht vor den Ägyptern, sondern ließ sich Zeit und ließ seine Zunge langsam in Sams Mund hinein gleiten wo er dann zärtlich und sanft jeden Zentimeter der warmen, feuchten Umgebung auskundschaftete. Zwischendurch hielt er immer wieder inne um die weichen Lippen von Sam zu genießen und auch diesem die Möglichkeit zu geben Deans Mund mit seiner Zungen in Beschlag zunehmen. Die Küsse wurden immer energischer. Dabei entlockten sie sich gegenseitig wohlklingende Seufzer und begieriges Stöhnen, das einen Höhepunkt erreichte, als Dean seine Hände über Sams Rücken zu dessen Po gleiten ließ und dort beherzt zugriff. Während der Ältere überlegte ob dass, was er nun in Händen hielt wohl als Apfel Po durchgehen würde und ob er überhaupt schon jemals so einen festen Hintern in Händen gehabt hatte, stieg dem Jüngeren das Blut vom Kopf nach unten und begann dort eine ansehnliche Beule zu formen, worüber Dean sich sehr freute. Aber plötzlich beendete Sam den Kuss. Er war von den Gefühlen und den dadurch ausgelösten Körperreaktionen, die Deans Nähe in ihm hervorrief etwas überrumpelt und überfordert. Kurz und knapp, sein Körper wollte mehr, aber Sam war emotional einfach noch nicht so weit und dass sollte er Dean schleunigst sagen, bevor der das falsch interpretierte. Warum musste er auch ein Kopfmensch sein?

„Dean, ich…,“ begann der Jüngere aber Dean schnitt ihm mit einem flüchtigen Kuss auf die Lippen das Wort ab. Jetzt wo Sam ihm seine momentane Gefühlssituation erklärt hatte, konnte sich Dean wesentlich besser einen Reim aus dessen Verhalten machen und verstand nun was mit Sam los war, ohne dass dieser ihm das sagen musste.

„Es ist okay Sammy. Wir haben alle Zeit der Welt,“ sagte der Ältere und schob sich unter Sam hervor. Dann schloss er Sam in seinen Arm, so dass dieser wieder an seiner Halsbeuge zu liegen kam.

„Danke Dean.“ Sam kuschelte sich wieder an den warmen Körper seines Bruders. Der Jüngere näselte an Deans Hals entlang. Er liebte den Geruch des Älteren.

„Hey, was machst du da? Willst du mich sniefen?,“ fragte Dean.

„Du duftest gut,“ antwortete der größere der beiden nur. Dean lächelte und streichelte Sam über den Oberarm. Ja, er würde warten, andernfalls würde das ganze vielleicht furchtbar schief gehen und das wollte er nicht riskieren. Auch wenn das jetzt, wo Sam ihm stetig näher kam, wohl noch schwerer werden würde als vorher schon. Sam küsste ihn am Nacken. Oh ja, dass würde sicher eine harte Zeit für Dean werden und das nicht nur metaphorisch.

Das BBQ und der Morgen danach

@Fine: also wenn es natürlich war, dann ist das für mich ein riesen kompliment. Danke.
 

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Und so hatten sie fast den restlichen Tag im Bett verbracht. Weiterhin gekuschelt, sich geküsst, gedöst und mit Jenny gespielt. Alles in Allem war es ihr bis dato schönster 4. Juli, den sie je erlebt hatten. Im Laufe des Nachmittags hatte es aufgehört zu regnen und der Himmel hatte sich aufgeklärt. Sam saß mit Jenny auf seinem Schoss neben Dean, der langsam aus einem Nickerchen erwachte. Der Ältere lag auf dem Bauch und öffnete gerade die Augen.

„Hey,“ sagte Sam als er bemerkte dass Dean aufgewacht war.

„Selber hey,“ murmelte Dean und drehte sich auf die Seite.

„Wie spät ist es?,“ fragte er den Jüngeren.

„Gleich viertel nach fünf. Wenn du immer noch vorhast mich zu dem BBQ zu schleppen, dann solltest du dich langsam anziehen.“ Dean betrachtete Sam nun genauer und stellte fest, dass dieser bereits angezogen war. Der Ältere rückte näher an Sam heran und schob seine Hand unter Sams T-Shirt und streichelte über dessen Bauchmuskeln.

„Dean,“ sagte Sam sanft aber bestimmt und schob Deans Hand weg.

„Mistkerl,“ seufzte Dean.

„Idiot,“ kam es auch prompt von Sam zurück.

„Ich stehe ja schon auf.“ Er robbte sich zur Bettkante und wollte sich gerade aufsetzen, als Sam sich zu ihm hinunter beugte und liebevoll küsste. Entweder glaubte Sam ernsthaft, dass es Dean helfen würde leichter aus dem Bett zu kommen oder der Jüngere war einfach ein sadistischer Mistkerl, aber so schätzte er seinen Bruder eigentlich nicht ein. Also lächelte Dean kurz und schwang die Beine aus dem Bett. Dann ging er an den Schrank und fand nach einigen Sekunden die gesuchten Kleidungsstücke. Sam hatte gestern Vormittag erst ihre Sachen ausgepackt und Dean wusste noch nicht genau wo alles war.

„Komm Jenny, lassen wir Dean kurz die Zeit sich anzuziehen und bringen wir dein Spielzeug wieder runter ins Wohnzimmer zu deinen anderen Sachen.“ Sam nahm seine Tochter auf den Arm und schaffte es irgendwie auch noch die Spielsachen zu handeln während der Ältere etwas in der Kommode suchte. Warum musste die auch fast so viele Schubladen haben wie ein Adventskalender Türchen?

„Socken?,“ fragte Dean ein wenig verzweifelt.

„Unterste, rechte Schublade,“ entgegnete der Jüngere und lächelte ehe er mit Jenny das Schlafzimmer verließ.
 

Als Dean ein paar Minuten später nach unten kam saß Sam auf der Couch und cremte Jenny das Gesicht mit Sonnencreme ein. Es war zwar schon später Nachmittag und die Sonne schien nicht mehr ganz so warm, aber Sam wollte nicht riskieren, dass seine Tochter einen Sonnenbrand bekommen würde.

„Da bist du ja, dann können wir ja rüber gehen,“ sagte er und verteilte schnell die über gebliebene Sonnencreme in seinem eigenen Gesicht.

„Ja, es wird höchste Zeit. Ich sterbe vor Hunger.“
 

„Dean, was machen wir denn jetzt?,“ fragte Sam als er wieder ins Schlafzimmer kam. Sam hatte seine Tochter gerade ins Bett gebracht. Dean lag bereits im Bett. Soviel wie der Ältere beim BBQ verdrückt hatte, war es ein wunder, dass er es überhaupt die Treppe hoch geschafft hatte. Familie Harris musste ja denken, dass er Dean hier bei sich verhungern ließ, so viel wie er gegessen hatte. Das war wohl auch der Grund warum Augusta ihnen jede Menge Reste mitgegeben hatte. Damit würden sie ja garantiert ne halbe Woche mit auskommen. Sie hatten bei ihren Vermietern einen relaxten Abend verbracht, wenn Sam von dem erneuten Begattungsversuch des wollüstigen Zwergpinschers mal absah. Zum Glück hatte Dean ihn diesmal heldenhaft verteidigt in dem er Tristan mit einer zusammengerollten Zeitung verscheuchte. Der Hund wurde daraufhin für seinen erneuten Besteigungsversuch auch prompt mit Arrest bestraft und durfte nur noch raus um sein Geschäft zu machen. Carrie hatte versprochen Tristan bis zum nächsten aufeinander treffen klar zu machen, dass Sams Bein für ihn Tabu war. Augusta hatte Deans Ausfälligkeit vom Vorabend in keinster Weise erwähnt, worüber Sam sehr froh war und anscheinend hatte sie auch ihren Verwandten nichts davon erzählt, sonst hätte Carrie sie beide oder zumindest Dean sicher darauf angesprochen, so neugierig wie das Mädchen war. Sam hatte sich mit Augusta unterhalten und von ihr den Namen und die Adresse ihrer Hausärztin hier in Truro bekommen. Sie behandelte auch die Blessuren der Urlauber. Sie hatte ihren Facharzt in Algemeinmedizin und Kindermedizin gemacht. Was insofern gut war, weil er so zusätzlich zu dem HIV-Test auch gleich jemanden hatte, der Jenny mal durchchecken konnte. Sam hatte in einem der Babybücher gelesen, dass Jenny jetzt in dem Alter für die U6 – Vorsorgeuntersuchung war und da standen ganz sicher einige Impfungen an. Er würde also in den nächsten Tagen einen Termin für seine Familie bei ihr machen. Ross hatte ihnen erzählt, dass man unten an der Strandpromenade ein kleines Feuerwerk starten würde sobald es dunkel war und dass man es von ihrem Garten aus sehr gut würde sehen können. Zu diesem Zweck hatte er bereits Liegestühle aufgestellt. Eine Nackenversteifungsprävention wie Augusta es nannte. Augusta hatte erzählt, dass sie von Pastor Jim erfahren hatte, dass Sam in Stanford gewesen war. Sam hatte mit nur für Dean erkennbaren wehmütigem Unterton eine Weile über seine Collegezeit gesprochen und es irgendwie so hinbekommen, dass er von Jessica sprach, als wäre sie nur eine gute Freundin gewesen. Ob er das nun tat, weil er nicht wollte, dass sich Dean wie zweite Wahl vorkam oder er das ganze nur nicht gegenüber von Augusta zu kompliziert machen wollte wusste der Ältere nicht, aber eigentlich war es ihm egal. Er hoffte, dass je mehr Sam über Jessica sprach er mehr und mehr über sie hinweg kommen würde. Schließlich hatte Augusta den Besuch ihres ältesten Enkels in ein paar Wochen angekündigt, der ebenfalls in Stanford war und meinte es wäre für Sam sicher schön ihren Jeff mal kennen zu lernen. Was allerdings ihre Bemerkung sollte, dass Jeff auch schwul war verstand Dean nicht. Das klang ja fast schon so als wolle sie ihren Enkel mit Sam verkuppeln. Und überhaupt, auch schwul. Dean sah sich nicht als schwul an, er war sich ziemlich sicher, dass der einzige Mann an den er je Handanlegen wollen würde, sein Sammy war und gnade dem Jüngeren Gott, wenn es bei ihm anders sein sollte.
 

Das Feuerwerk war vor etwa einer halben Stunde vorbei gewesen. Sam hatte dann die bereits eingeschlafene Jenny in ihr Bettchen gelegt und legte sich gerade zu Dean ins Bett.

„Naja, Jenny schläft, wir zwei sind hier im Bett, alleine. Mir fällt da ne ganze Menge ein was wir jetzt tun könnten,“ beantwortete Dean mit verführerischem Unterton in der Stimme Sams Frage und begann damit Sams Nacken mit Küssen zu übersähen.

„Dean,“ sagte der Jüngere ermahnend, aber an seinem Lächeln erkannte Dean sofort, dass Sam nicht wirklich wollte, dass er damit aufhörte.

„Das hatte ich nicht gemeint,“ fuhr Sam fort. Er drehte sich zu Dean um und gab ihm einen kurzen Kuss.

„Ich meinte doch unseren Fall. Wirklich viel haben wir ja noch nicht rausbekommen bisher, nur dass sich niemand wirklich vorstellen kann warum Dylan seine Freundin und dann sich selbst getötet hat.“

„Vielleicht ist es wirklich nur ein Serienkiller.“

„Das glaube ich nicht.“

„Vielleicht sollten wir dann mal ein paar Leute zu den älteren Fällen befragen,“ schlug Dean vor, doch Sam schüttelte mit dem Kopf.

„Ich bezweifle, dass uns dass weiterbringen würde. Ich habe irgendwie das Gefühl, das ganze hat was mit dem Leuchtturm und dieser Spukgeschichte zutun die darum kursiert.“

„Wie meinst du das?,“ wollte Dean wissen. Sam erzählte ihm die Story, die Donna ihm erzählt hatte.

„Okay, dann sollten wir was über diese Sekretärin und deren Boss herausfinden und uns auch mal den Leuchtturm ansehen. Dylan und Kelly sind noch nicht lange tot, vielleicht nimmt das EMF noch irgendwelche Schwingungen war.“ Dean hoffte, dass Sam darauf eingehen würde, damit der Jüngere seine Aufmerksamkeit wieder auf ihn und seine Vorstellung von Abendunterhaltung lenken konnte.

„Gute Idee. Ich werde gleich noch mal auf deren Internetseite nachsehen, ob der Leuchtturm schon wieder zu besichtigen ist und wenn ja, wann die morgen aufmachen,“ sagte Sam und nahm sich seinen Laptop.

„Oh nicht doch,“ murmelte Dean und ließ sich in die Kissen sinken. Wenn Sam erstmal an diesem dämlichen, wenn auch manchmal recht hilfreichen Kasten saß bekam man ihn nicht so schnell wieder davon losgeeist. Jedes Mal wenn er erledigt hatte weshalb er den Rechner überhaupt angeschmissen hatte, fielen dem Jüngeren noch zig andere Dinge ein, die er doch schnell auch noch nach gucken konnte. Das hieß Deans Abend war gelaufen. Jetzt wo er Sam endlich für sich gewonnen hatte musste er ihn mit diesem blöden, Sams Zeit beanspruchenden Laptop teilen. Sam, der Deans Gemurmel gehört, aber nicht verstanden hatte fragte ihn:

„Was hast du gesagt Dean?“ und tippte bereits was in seinen Laptop.

„Musst du das jetzt machen? Reicht es nicht wenn du dir die Informationen morgen früh besorgst?“

„Jetzt hab ich den Laptop doch schon hochgefahren. Es dauert nicht lange.“

Dean seufzte und stand aus dem Bett auf.

„Ich geh nur schnell was trinken.“

„Hhm,“ kam es von Sam, der gerade einen Notizblock aus der Nachttischschublade holte um etwas aufzuschreiben.
 

Da Sam ja nun erstmal beschäftigt war, nahm Dean sich eine Flasche Wasser (Alkohol hatte er für zumindest diesen Tag abgeschworen) aus dem Kühlschrank und setzte sich aufs Sofa vor den Fernseher. Vielleicht lief ja mal zur Abwechslung mal was Interessantes und tatsächlich fand hatte er Glück. Auf einem Kanal lief Independence Day. Aber als Dean Jeff Goldblum mit dem Laptop auf dem Schoss in der Airforce One sitzen sah schweiften seine Gedanken sofort wieder zu Sam. Der Jüngere war mit dem verteilen von Zärtlichkeiten während des Abends bei den Harris’ sehr zurückhaltend gewesen und gerade eben hatte er ihn für einen Bildschirm mit Tastatur abgeschoben. Dean hatte auf jeden Fall noch eine Menge an Überzeugungsarbeit zu leisten, um Sam lockerer zu machen. Denn der schien noch ziemlich gehemmt zu sein, was die öffentliche zur Schaustellung von Zuneigung ihm gegenüber anging. Aber Dean erwartete ja keine Wunder.
 

Über eine Stunde später hatte Will Smith die Welt gerettet und Dean war im sitzen auf der Couch eingedöst. Sam oben im Schlafzimmer hatte derweil seinen Computer wieder ausgemacht und seine Arbeit beendet. Plötzlich hatte er dann festgestellt, dass Dean nicht neben ihm lag. Blitzschnell war ihm wieder eingefallen, dass Dean was trinken wollte. Sam sah auf den Radiowecker. Das konnte doch nicht sein, hatte er tatsächlich fast zwei Stunden hier an seinem Laptop gesessen? Scheinbar schon. Dabei hatte er doch nur noch mal eben schnell die anderen Fälle durchgehen wollen. Dabei hatte er die Zeit vergessen und nicht mal was Neues herausgefunden, was ihnen weiter helfen würde. Sam seufzte. Jetzt hatte er Dean schon wieder fast vergessen. Der Jüngere räumte den Laptop weg und ging nach unten. Im Fernsehen lief eine Dauerwerbesendung für einen George Foreman Grill und Dean schnorchelte niedlich vor sich hin. Als Sam den Fernseher ausgeschaltete hatte, wachte Dean auf.

„Sammy?,“ sagte er und sah ihn mit verschlafenen Augen an.

„Komm ins Bett Dean.“

„Da war ich ja heute Abend schon mal, aber mein Betthäschen hat mich versetzt.“

„Tut mir leid, ich habe beim recherchieren die Zeit vergessen und nenn mich gefälligst nicht Betthäschen, sonst muss ich dir weh tun.“

„Wer sagt, dass ich dich mit Betthäschen gemeint habe?“ Daraufhin kniff Sam ihn in den Oberarm.

„Aua, spinnst du?“

„Ich hab dich gewarnt und jetzt komm endlich. Das Bett ist viel zu groß für einen alleine.“ Sam sah Dean mit einem umwerfenden Schmollmund an und brachte auch wieder diesen super gemeinen, aber unwiderstehlichen Hundeblick zum Einsatz. Dean lächelte und ließ von Sam vom Sofa hochziehen. Dann ginge er mit Sam nach oben in ihr Schlafzimmer, wo Sam sich an Dean kuschelte und sie sich schläfrig küssten. Mehr passierte nicht, weil beide stillschweigend übereingekommen waren, dass es besser war nichts zu überstürzen und ihrer Beziehung Zeit zum entwickeln zu lassen. Dean hatte es bis zu diesem Punkt geschafft, da würde er die Zeit bis Sam so weit war auch noch irgendwie überstehen. So anhänglich und liebesbedürftig wie Sam momentan war, wenn sie alleine waren, würde es hoffentlich nicht mehr all zu lange dauern.
 

Als Dean am nächsten Morgen aufwachte war Sam schon auf. Der Ältere brummte unzufrieden. Warum musste Sam auch so ein Frühaufsteher sein? Nicht dass er selbst ein totaler Langschläfer war, schließlich war es gerade mal kurz nach neun. Und Sam hatte Recht. Das Bett war zu groß für einen allein. Dean empfand das Bett als leer und fast schon etwas ungemütlich ohne Sam an seiner Seite. Der ältere Winchester sah auf den Nachttisch wo Sams Laptop ruhte. Wenigstens saß der Jüngere nicht schon wieder an dem Ding. Er streckte sich einmal und stand dann auf. Fertig angezogen kam er dann einige Minuten später nach unten und ihm kroch sofort der köstliche Geruch von Kaffee in die Nase. Auf Sam konnte er sich verlassen. Sein Bruder wusste genau, dass er morgens einen Kaffee brauchte, um richtig in die Gänge zu kommen. Sam selber saß auf der Couch und sah sich mit Jenny ein Bilderbuch an. Das Haar war bei Vater und Tochter vom schlafen noch herrlich verwuschelt. Dean lächelte bei dem Anblick.

„Wie lange seit ihr zwei denn schon wach?,“ fragte er und küsste Sam auf die Wange, während er Jenny kurz über den Kopf streichelte.

„Noch nicht lange.“ Sam lächelte ebenfalls und zog Dean für einen richtigen Kuss zu sich runter auf die Couch.

„Mhm, das ist besser als Frühstück,“ sagte Dean.

„Das höre ich gerne.“ Sam küsste ihn noch mal.

„Wenn du noch nicht so lange auf bist, warum hast du mich dann geweckt?“

„Du sahst beim schlafen einfach zu süß aus.“

„Oh bitte, Sammy. Bring mich nicht in deinen Sätzen nicht mit dem Wort süß in Verbindung, ja? Mädchen sind süß, Jenny ist süß, Bonbons sind süß, ja sogar dieser Pinscher ist irgendwie süß, wenn er an deinem Beim hängt, aber ich bin nicht süß, verstanden?“ Dass Dean selber manchmal kein anderes Wort fand um Sam zu beschreiben behielt er mal lieber für sich.

„Okay, immer wenn ich dich süß finde, dann behalte ich den Gedanken in Zukunft für mich.“

„Damit kann ich leben.“ Dean küsste Sam.

„Wenn du dir mit Jenny weiter das Bilderbuch ansiehst, mach ich dir Frühstück.“

„Solange es nicht Winnie Pooh ist,“ sagte Dean, der langsam genug hatte vom Honigschleckenden blöd Bär. Sam lachte.

„Nein, keine Sorge. Du hast dir eine Pooh freie Zeit verdient.“

„Hast du heute die Spendierhosen an, Sammy?“

„Ich habe nur das Gefühl, dass ich da einiges bei dir gut zu machen habe.“

„Sam,“ begann Dean beschwichtigend, doch Sam schnitt ihm das Wort ab.

„Nein Dean. Ich habe mich falsch verhalten. Ich hätte mit dir reden sollen. Ich hab einfach erwartet, dass du deine Gefühle einfach so abschalten könntest, bis ich endlich so weit bin. Ich, ich …, ich wollte… dir nicht…weh tun. Deine Gefühle nicht verletzen.“

„Sam, wir hatten uns doch geeinigt das ganze abzuhaken und noch mal alles auf Anfang zu setzen. Ich will das nicht noch mal durchkauen. Wir haben gestern alles geklärt und alles gesagt, was es zu dem Thema zu sagen gab und du solltest dich nicht schlecht fühlen, nicht wenn ich mich momentan so gut fühle.“ Er küsste Sam hingebungsvoll. Der Jüngere seufzte. Nachtragend war Dean ihm gegenüber noch nie gewesen.

„Frühstück darfst du mir aber trotzdem machen,“ sagte Dean und grinste. Sam stand auf, küsste Dean auf die Stirn und ging in Richtung Küche.

„Ach noch was Sammy, falls du immer noch das Bedürfnis verspürst Wiedergutmachung zu leisten, ich hätte da ne Menge Ideen, wie du das machen könntest,“ sagte Dean und wackelte schelmisch mit seinen Augenbrauen.

„Hm, vielleicht komme ich darauf zurück, wenn mir selber nichts mehr einfällt. Die eine oder andere Idee habe ich nämlich selber. Gib mir einfach ein bisschen Zeit,“ sagte Sam und warf Dean einen vielsagenden Blick zu.

„Vielleicht sollten wir vorher unsere Ideen vergleichen,“ sagte Dean begeistert.

„Vielleicht,“ sagte Sam und verschwand mit einem Grinsen auf dem Gesicht in die Küche.

„Din!,“ riss Jenny ihn aus seinen kleinen, schmutzigen Gedanken.

„Ich bin ganz der deine,“ sagte er zu Sams Tochter und blätterte die Seite um, um sich zum gefühlten eine Millionstem Male die lustige Marienkäferfamilie anzusehen. Es war Jennys Lieblingsbilderbuch und alles war Dean im Moment lieber als Winnie Pooh, auch wenn er wohl da nicht all zu lange drum herum kommen würde.
 

„Und wann brechen wir zum Leuchtturm auf?,“ fragte Dean nachdem er sein Rührei mit Toast verdrückt hatte.

„Sie machen heute zum ersten mal nach dem Mord wieder auf. Die erste Besichtigung war um 10 und danach alle halbe Stunde,“ sagte Sam und stellte seinen Teller in die Spüle. Dean stand auf und tat es ihm gleich.

„Na Jenny, was hältst du davon, wenn wir gleich einen Spaziergang machen?,“ fragte ihr Pate sie. Sam hatte die Kleine auf die Arbeitsfläche neben der Spüle gesetzt um ihr die Frühstücksbreireste aus dem Gesicht zu waschen. Jenny lächelte fröhlich.

„Heißt das ja süße?,“ fragte Sam sie.

„Din!“

„Wir müssen deinem Wortschatz dringend ein paar neue Wörter hinzu fügen,“ sagte ihr Vater.

„Din!“ Der genannte nahm die Kleine auf den Arm.

„Wie wärs, versuchs mal mit Sam, kannst du Sam sagen?“

„Dean, findest du nicht, dass sie zu jung ist um ihren Vater beim Vornamen zu nennen?“

„Okay. Jenny, probier es mal mit Dad. Komm schon, das ist bloß eine kleine Silbe, drei Buchstaben. D-A-D.“

„Din!“ Sam lachte.

„Ich glaube, wir sollten ihr mehr Zeit geben.“

„Meinst du? Sie ist eine Winchester, sie ist doch eigentlich ein kleines Genie. Aber wie du meinst. Gut, dann konzentrieren wir uns auf was anders. Jenny, was hältst du davon auf Windeln zu verzichten und selber aufs Klo zu gehen?“ Sam lachte wieder während er damit begann das Geschirr zu spülen.

„Sam, ich glaube sie hat eben genickt.“

„Dean, hör auf rum zu spinnen.“

„Man wird ja wohl noch träumen dürfen.“

„Ist das dass einzige wovon du momentan so träumst?,“ fragte Sam mit flirt Stimme.

„Nein, aber das andere ist wohl nicht Jugendfrei.“ Er küsste Sam in den Nacken.

„Lass das, das kitzelt.“

„Ich weiß, aber ich weiß auch, dass dir das gefällt.“

„Das stimmt ja gar nicht.“

„Leugnen ist zwecklos Sammy. Ich bin dein großer Bruder und ich weiß wann du lügst.“

Er küsste Sam wieder und beobachtete wie sich dessen Nackenhärchen aufrichteten. Dean nahm diese Reaktion mit Freuden zur Geltung und fuhr damit fort sich Sams Hals entlang zu küssen. Verdammt, warum hatte Dean seinen Schwachpunkt nur so schnell gefunden? Jessica hatte dafür fast einen Monat gebraucht, aber seine Beziehung zu Jessica war auch nicht so schnell so intensive geworden, wie die zu Dean, was wohl an dem mangelnden Testosteron in Jessicas Blut lag. Dean hingegen hatte davon definitiv jede Menge und wenn Sam nicht höllisch aufpasste, dann hätte Dean ihn bald so weit, dass er sich gleich hier von ihm auf dem Küchentisch flach legen ließ. Das ging ihm alles einfach zu schnell, aber er konnte Dean da einfach keinen Vorwurf machen. Der Ältere konnte ja nicht wissen, dass Sam momentan so überempfindlich war, dass selbst ein paar Küsse in den Nacken schon ausreichten, dass sein Hirn sich fast ausschaltete. Tja, das passierte Kopfmenschen halt, die dem Drang des Körpers nicht nachgaben und sich somit Befriedigung vorenthielten. Klar könnte er Dean einfach nach geben, aber er wollte sich 100%ig sicher sein, dass er soweit war um später nichts bereuen zu müssen. ~Lass dir was einfallen Sam~ Der Jüngere hob seine Hand aus der Spüle und strich Dean mit den Fingern an denen noch Spülmittelschaum haftete über die Wange. Der Ältere hörte auf Sams Hals zu küssen und hob den Kopf.

„Bäh Sam, das ist irgendwie ekelig.“

„Hey, die in der Werbung sagen das Spülmittel wäre so sanft, dass man sogar sein Baby darin baden kann,“ sagte Sam und verteilte den Schaum in Deans Gesicht.

„Das wollen wir lieber gar nicht ausprobieren, nicht wahr Jenny?“

„Dann nicht,“ sagte Sam.

„Din!“ Dean lächelte, griff nach dem Handtuch und wischte sich den Schaum aus dem Gesicht. Sam drehte sich zu Dean um und küsste ihn zärtlich auf die Lippen.

„Mach dich nützlich Din! und zieh sie an. Dann gehen wir gleich los.“

„An deinem Babyslang musst du noch arbeiten, Sammy.“ Er küsste Sam und ging dann mit der Kleinen nach oben um sie anzuziehen.

Beim Leuchtturm

So, endlich geht es weiter. Der Urlaub hat mir und meiner Muse gut getan. Ich hoffe die nächsten Kapitel gefallen euch.
 

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Nach dem gestrigen Regen und dem darauf folgenden Sonnenschein war es ziemlich schwül geworden und bis zum Leuchtturm war es schon ein Stückchen zu laufen. Als sie endlich am Besucherparkplatz angekommen waren, sagte Dean:

„Ich glaube, es wäre besser wir wären mit dem Auto gefahren.“

„Gönn deinem Baby doch auch mal ne Pause.“

„Meine verdammte Hose klebt an meinen Beinen,“ schimpfte Dean. Sam schien das weniger zu stören, aber der trug ja eh meistens Jeans, die ihm passten, aber an ihm wirkten, als wären sie mindestens eine Nummer zu groß.

„Da du ja keine Shorts tragen willst kann ich daran leider auch nichts ändern.“

„Selbst wenn ich welche tragen würde, ich habe keine.“

„Wir könnten dir welche besorgen. Wir müssen später eh noch Windeln für Jenny kaufen. Dann darfst du auch deinen Impala fahren.“

„Ich darf? Sam, das ist mein Baby. Ich darf damit fahren wann ich will, aber du musst weiterhin betteln…Was ist das denn?“,“ fragte Dean und deutete auf ein Golf Cart.

„Der wird wohl zu dem Golfplatz gehören, den die hier vor ein paar Jahren angelegt haben.“

„Ein Golfplatz an einem Leuchtturm? Komische Kombination. Bei einem Minigolfplatz so ein kleiner Miniatur Leuchtturm okay, aber so?“

„Ist doch ein ganz schönes Panorama. Außerdem kann uns das doch egal sein. Wir sind wegen dem Leuchtturm hier und nicht zum Golf spielen.“

Ein paar Meter weiter war das Museum. Daneben befand sich der Golfplatz und ein Laden für Golfzubehör. Ein paar Schritte weiter waren sie dann endlich beim Leuchtturm. Eine Frau im Rentneralter saß auf einer Hollywood Schaukel vor dem Andenkenladen, den man in dem kleinen Häuschen direkt neben dem Leuchtturm eingerichtet hatte. Die betagte Dame lächelte den beiden zu.

„Wollen sie zum Leuchtturm?“

~Ach, wie kam die Alte denn darauf? Sie wollten sich doch eigentlich bloß die Klippe runterstürzen wie die Lemminge~ schoss es Dean durch den Kopf. Er hatte nicht generell was gegen alte Menschen. Nur was gegen die, die dumme Fragen stellten. Er gab Sam einen kleinen Schupser.

„Geh hin und sag ihr was wir wollen. Du hast ein besseres Händchen bei alten Leuten.“

So war es auch. Alte Leute, besonders ältere Damen, liebten Sam. Er hatte einfach diese „Perfekter Schwiegersohn“ Ausstrahlung und war immer nett und höflich, egal wie nervig die alten Tanten waren. So war Sam nun mal. Das mochte Dean an ihm und dass nicht nur weil es zu Weilen ihre Arbeit vereinfachte. Sam warf dem Älteren kurz einen mürrischen Blick zu ging dann aber doch zu der Frau hinüber. Dean beobachtete ihn während er kurz mit der Frau sprach, ehe er ihr dann ein paar Geldscheine reichte. Die verlangten doch nicht etwa Eintritt? Scheinbar doch, denn kurz darauf kam Sam mit zwei kleinen Papierabschnitten , wie man sie auf dem Jahrmarkt bekam, zu ihm zurück.

„Sag bloß, die wollen auch noch Geld dafür, dass wir auf den Leuchtturm rauf gehen.“

„Yep, 4 Dollar für jeden, aber für Jenny ist es gratis.“

„Das wäre ja noch schöner, wenn wir für sie auch noch bezahlen müssten.“

„Der Eingang ist auf der anderen Seite. Wir müssen da lang.“ Die beiden setzten sich in Bewegung.

„Ich fasse das nicht. Wir wollen denen bei ihrem kleinen sommerlichen Leichenproblem helfen und dann knüpfen die einem 4 Dollar ab. Warum sind wir nicht nachts hergekommen?“

„Ich will Jenny nicht ständig bei Carrie lassen und 4 Dollar sind doch noch in Ordnung. Irgendwoher müssen die ja das Geld für die Instandhaltungskosten hernehmen.“

Er deutete auf einen Stapel Baumaterial und Werkzeug, das neben dem Leuchtturm unter einem Verschlag lag.

„Du hast ja mal wieder für alles Verständnis. Wir sind hier in ne scheiß Touristenfalle getappt und…“ mehr brachte Dean nicht heraus, weil Sam ihn gegen die Südwand des Hauses gedrückt und ihn dann leidenschaftlich geküsst hatte. Nach ein paar Sekunden löste er sich wieder von dem Älteren.

„Hörst du jetzt vielleicht auf zu meckern?“

Dean konnte darauf nicht antworten, weil Sams Kuss ihn sprachlos gemacht hatte, aber er grinste glücklich. Die beiden gingen weiter und erreichten die Ostseite des Hauses. Ein altes Ehepaar und ein Paar mit zwei kleinen, etwa vierjährigen Zwillingssöhnen warteten dort bereits auf die kommende Leuchtturmsführung. Sam ging kurz auf die Toilette.
 

Die Mutter unterhielt sich mit dem Ehepaar, während sich Daddy mit den beiden Kindern abmühte.

„Brandon, ich habe dir doch schon X-Mal gesagt, du sollst keinen Sand essen.“

„Guck mal Daddy,“ sagte der andere Junge und hielt seinem Vater etwas hin, was nach toter Eidechse aussah. Tot war es auf jeden Fall, das konnte Dean bis zu sich riechen. Der Vater nahm seinem zweiten Sohn die tote Eidechse aus der Hand und warf sie ein Stück weit weg auf das Gelände des Golfplatzes.

„Du sollst nicht immer alles anfassen Brian,“ schimpfte der Dad, nahm beide Kinder an der Hand und ging zu den Toiletten. Wahrscheinlich um den beiden und sich die Hände zu waschen. Dean musste lachen. Der Dad bekam das mit und sah zu dem älteren Winchester herüber. Er entdeckte den Kinderwagen und bedachte Dean dann mit einem Blick, der soviel aussagte wie: Pass bloß auf! Das Lachen wird dir noch vergehen, wenn dein Kind erstmal größer ist.

Der Mann wusste ja nicht, dass Dean seinen kleinen Bruder teilweise alleine groß gezogen hatte und in etwa wusste, was ihn noch so alles erwarten würde. Den ganzen Mädchenkram würde er während der Pubertät wahrscheinlich eh Sam überlassen. Die Führerin, ebenfalls schon älteren Jahrgangs, kam gerade mit der vorherigen Gruppe den Leuchtturm herunter. Sie sagte zu dem älteren Ehepaar, dass ebenfalls auf die nächste Führung wartete, dass sie in 5 Minuten wieder zurück sein würde und folgte dann ihrer Gruppe in den Andenkenladen. Als Sam von der Toilette zurück kam, beobachtete Dean, wie die Mutter der Zwillinge Sam und besonders dessen Hintern abcheckte. Der Ältere wusste nicht, was er davon halten sollte. Er konnte der Frau nicht verübeln, dass sie Sam so interessiert musterte, schließlich hatte Sam ja einiges zu bieten, was wohl den meisten Frauen und schwulen Männern gefallen würde, aber das war sein Sammy, den die Frau da anstarrte.

„Dean?“ Der genante wurde von Sam aus seinen Gedanken gerissen. Er musste ziemlich dämlich ausschauen, wenn der Jüngere ihn mit diesem „Bist du okay?“ Tonfall ansprach. Der Ältere legte seine Arme an Sams Hüften und küsste ihn. Doch Sam entzog sich ihm, als er merkte, dass Deans Hände langsam zu seinem Hintern glitten.

„Was?,“ maulte der kleinere der beiden.

„Nicht hier vor den Leuten,“ sagte Sam. Dean rollte mit den Augen. Dann sah er zu der Frau hinüber, die Sam eben so gemustert hatte. Sie lächelte kurz, wand dann aber ihren Blick ab und widmete sich wieder ihrem Mann und den beiden Jungs, die gerade aus dem Waschraum zurück kamen. Scheinbar hatte sie geschnallt, dass Sam nicht mehr zu haben war. Sam hatte sich umgedreht und war Deans Blick gefolgt. Er sah wie die Frau Dean anlächelte. Flirtete der Ältere jetzt mit der Frau, nur weil er sich nicht von ihm in der Öffentlichkeit hatte befummeln lassen? Sam warf der Frau einen finsteren Blick zu und sie sah weg um sich um ihren Mann und ihre Kinder zu kümmern. Die Frau hatte einen Mann, also sollte sie Dean gefälligst nicht so ansehen. Gott, wann war er bloß so eifersüchtig geworden? Die Frau hatte Dean doch bloß angesehen. Das war nicht verboten und verübeln konnte Sam es ihr auch nicht. Er selbst hätte durchaus den ganzen Tag damit verbringen können Dean einfach nur anzusehen. Kurz überlegte Sam, ob er seine Besitzansprüche untermauern sollte indem er einfach Deans Hand nahm, aber er war sich nicht sicher, ob dem Älteren das nicht vielleicht zu unmännlich wäre, schließlich hatte er immer gesagt, Händchenhalten wäre was für Weiber, also ließ Sam es.

Die Führerin kam zu ihnen. Sie scherzte ein wenig mit den beiden kleinen Jungs ehe sie alle bat ihr zu folgen.

„Puh, Jenny! Es wird Zeit für eine neue Windel,“ sagte Dean plötzlich.

„Sollen wir warten?,“ fragte die Führerin.

„Sie müssen nicht auf mich warten. Ich wickle schnell die Kleine und komm dann nach. Geh du ruhig schon weiter Sam,“ sagte Dean und deutete auf die Wickeltasche in der sich der EMF-Messer befand. Sam nickte und verstand. Dean würde ihnen langsam folgen und dabei nach einem Anzeichen für etwas Übernatürliches suchen.
 

Ihre Führerin, die sich als Evelyn vorstellte, war die Schwester der Frau bei der Sam die Tickets gekauft hatte. Sie war gerade dabei etwas über die Geschichte des Leuchtturms zu erzählen, als Dean mit Jenny auf dem Arm wieder zu ihnen stieß. Sam sah ihn kurz fragend an. Der Ältere nickte nur und Sam verstand, dass Dean Anzeichen für etwas Übernatürliches entdeckt hatte und sie später auf dem Rückweg darüber reden würden.

„Ah, da ist ja unser Nachzügler,“ sagte Evelyn freundlich zu Dean. Dieser lächelte kurz halbherzig und stellte sich neben Sam.

„Na, habe ich schon was Weltbewegendes verpasst?,“ fragte er den Jüngeren leise, während Evelyn mit ihrem Informationsmonolog fortfuhr. Sam rollte mit den Augen.

„Dean, tu wenigstens so, als würdest du zuhören.“

Evelyn sprach fast eine viertel Stunde lang und dabei kam lediglich das heraus, was Sam ihm schon vor ein paar Tagen erzählt hatte, nur ein klein wenig detaillierter. Drei Mal ermahnte der Vater die Zwillinge still zu sein, aber erst als die Mutter es auch sagte, blieben die Jungs ruhig. Scheinbar war Dad Werktags im Büro und Mum die Superhausfrau, die Kind und Kegel im Griff hatte. 2 Mal musste Sam Dean ermahnen seine Hände bei sich zu behalten, als er näher an den Jüngeren heran gerückt war. Einmal, weil er seine Hand langsam unter Sams T-Shirt hatte gleiten lassen und das andere mal zu dessen Hintern. Dean war es eindeutig langweilig und es machte ihm spaß Sam ein wenig zu ärgern, was ihm mit diesen spielerischen Annäherungsversuchen auch gelang.

„Haben sie noch irgendwelche Fragen?,“ kam es abschließend von Evelyn. Dean hob die Hand.

„Ja?“

„Wieso kommt es hier immer wieder zu Todesfällen?“

„Das können wir uns auch nicht erklären. Jedenfalls wir nächsten Montag über einneues und besseres Sicherheitssystem verfügen, damit unerwünschte nächtliche Besucher nicht mehr in den Leuchtturm hinein kommen.“ Damit schien für Evelyn das Thema erledigt zu sein. Sie schien ein klein wenig sauer auf Dean zu sein, weil dieser das unangenehme Thema angesprochen hatte. Jedenfalls sah sie ihn böse an, ehe sie den Rest der Gruppe wieder nach unten begleitete.
 

„8 Dollar zum Fenster herausgeschmissen für Informationen, die du dir bereits aus dem Internet heraus gesucht hattest,“ sagte Dean als sie kurze Zeit später auf dem Rückweg waren.

„Wenigstens wissen wir jetzt, dass wir es hier mit was Übernatürlichem zu tun haben. Denkst du es ist der Geist dieser Sekretärin?“

„Wir haben ja nicht mal einen Beweis dafür, dass diese Sekretärin wirklich von ihrem Chef ermordet wurde.“

„Aber was ist es dann?“

„Das werden wir heute Nacht herausfinden. Das EMF hat ein schwaches, aber eindeutiges Signal empfangen und du weißt ja, die Freaks kommen meist erst in der Nacht raus, darum nennt man es ja auch Geisterstunde. Das kann doch bei unserem Geist auch der Fall sein, schließlich wurden alle Opfer nachts ermordet.“

„Also heißt es für Jenny heute Abend wieder `Hallo Babysitter`.“

„Irgendwie müssen wir doch vorankommen Sam und unser Job bringt nun mal ne Menge Nachtschichten mit sich.“

„Ich weiß, also lass uns jetzt zurück gehen und die Windeln besorgen, vielleicht überlegst du es dir auch noch mal mit den Shorts.“

„Ne lass mal. Heute Abend nehmen wir eh den Impala und meine Beine sind einfach nicht dafür gemacht in Shorts zu stecken.“

„Mir gefallen deine Beine,“ murmelte Sam, so dass Dean es nicht hören konnte.

„Hast du eigentlich eine Badehose? Dann könnten wir nachher vielleicht noch zur Abkühlung schwimmen gehen.“

„Nein, das letzte Mal als ich zum Spaß schwimmen war, brauchte ich keine. Da gab es nur mich und zwei heiße, blonde Mormonenzwillinge in einem Whirlpool in einem Motel in Saltlake City. Die eine der beiden konnte ziemlich lange die Luft anhalten, wenn du verstehst was ich meine,“ sagte Dean und grinste.

„Erspar mir bitte weitere Einzelheiten, ja?,“ sagte Sam, der angewidert die Augen zugekniffen hatte, als hätte er das eben gehörte bildlich vor Augen.

„Hey Sammy, ich bin sicher, dass war nichts, was du und ich, nachts, nackt im Atlantik nicht überbieten könnten.“

„DEAN!“

„Du gönnst mir auch gar nichts. Nicht mal ne winzige Nachtbadephantasie,“ sagte der Ältere mürrisch und schob den Kinderwagen schnellen Schrittes weiter um Raum zwischen sich und Sam zu bringen.

„Dein Daddy ist die totale Spaßbremse, Jenny.“

„Bin ich nicht.“

„Dann überzeug mich doch vom Gegenteil,“ sagte Dean herausfordernd.

„Idiot.“

„Mistkerl.“ Dean war stehen geblieben. Sam hatte zu ihm aufgeschlossen, beugte sich nun zu ihm und küsste ihn. Dean grinste zufrieden, als sie weiter gingen.
 

Irgendwas war faul hier, er wusste nur noch nicht was. Seine Vorgesetzten hatten ihn in das kleine Küstenstädtchen auf Cape Cod geschickt, damit er einer Reihe von mysteriösen Todesfällen nach gehen konnte, die seltsame Unregelmäßigkeiten aufwiesen, z.B. passte der Strick mit denen sich die männlichen Leichen angeblich erhängt hatten nicht zu den Strangulationsmalen an den Hälsen der weiblichen Opfer, aber am Tatort fand man nie etwas, dass zu diesen Strangulationsmalen passen würde. Und komischerweise passierten diese Todesfälle immer im Sommer jeden Jahres, was auf einen Serienkiller hindeutete. Ein Serienkiller mit Leuchtturm Fetisch, denn alle Leichen wurden an einem Leuchtturm gefunden. Und zu eben diesem Leuchtturm war Special Agent Victor Henriksen gerade unterwegs. Agent Wilks, der ihm bei diesem Fall als Partner zugeteilt worden war, wartete in der Polizeistation von Truro auf den Phantombildzeichner, der extra aus Boston anreisen würde. Als sie nämlich in Truro angekommen waren und anfingen die Angehörigen und Freunde des letzten Opferpaares zu befragen, fühlten die Eltern des männlichen Opfers sich ein wenig belästigt und fragten wie viele FBI Agenten denn noch kommen würden, schließlich hätte sie erst vorgestern ein junger Agent namens Sanders sie zum Tod ihres Sohnes und dessen Freundin befragt. Ab da an fing es an Henriksen zu stinken. Er war auch noch bei den anderen Leuten mit denen die Opfer zu tun hatten. Die Freundinnen des weiblichen Opfers waren just an diesem Tag zu einer Rucksacktour durch Europa aufgebrochen und deren Eltern waren größtenteils nicht zu Hause gewesen, aber einige erinnerten sich, dass ein großer, dunkelhaariger Agent, namens Walsh, mit braunen Augen da gewesen war. Leider konnten sie sich nicht mehr gut an ihn erinnern. Auch die Eltern des weiblichen Opfers erinnerten sich, dass ihre ältere Tochter ihnen von einem Agent erzählt hatte, der Fragen über Kelly gestellt hatte. Leider erinnerten sie sich nicht mehr an den Namen des Mannes und sie selbst hatten ihn auch nicht gesehen. Henriksen hatte daraufhin Informationen über einen Agent Sanders und einen Agent Walsh angefordert. Es gab einen Agent Walsh, aber der war vor drei Jahren im Dienst getötet worden. Auch ein Agent Sanders war beim FBI, allerdings stand der kurz vor dem Ruhestand und passte nicht auf die Beschreibung von Dylans Eltern. Daraufhin hatte er einen Phantombildzeichner angefordert, in der Hoffnung, dass Dylans Eltern den Mann genauer beschreiben konnten. Irgendwer gab sich als FBI Agent aus und versuchte etwas über den Fall herauszufinden auf den Henriksen angesetzt war. Wilks wartete nun auf den Zeichner und sah sich in der Zwischenzeit die Polizeiberichte und zu Protokoll gegebene Aussagen zu den einzelnen Fällen durch.
 

Victor Henriksen hatte seinen Wagen an der Polizeistation stehen gelassen, weil ihm die Polizeibeamten versichert hatten, bis zu dem Leuchtturm wäre es nicht weit. Aber anscheinend hatten sich diese Dorfpolizisten einen schlechten Scherz mit ihm erlaubt, oder aber sie waren unfähig Entfernungen einzuschätzen, denn Victor lief jetzt schon fast 15 Minuten lang durch die Gegend und dass bei der Schwüle. Wenigstens war der Leuchtturm mittlerweile in Sicht. Auf der anderen Straßenseite sah er einen Mann einen Kinderwagen schieben. Ein paar Schritte hinter ihm lief ein weiterer Mann ihm hinterher. Irgendwie kam Henriksen das Gesicht des Mannes der den Kinderwagen schob bekannt vor. Er betrachtete ihn genauer, konnte ihn aber nicht einordnen. Als der zweite Mann zu dem ersten aufschloss und die beiden sich küssten, sah Henriksen weg. Er hatte nichts gegen Schwule, aber er war nicht sonderlich scharf darauf ihnen beim knutschen zuzusehen. Der FBI Agent lief weiter. Irgendwo hatte er den kleineren Mann schon mal gesehen. Er wusste nur nicht mehr wann und wo und in welchem Zusammenhang.

Sam, das Shoppingmonster und Kindheitserinnerungen

@459: Freu dich, dass es jetzt wieder weiter geht.

@Fine: Kapitel kommen jetzt wieder öfter. Ja, das mit Henriksen wird noch interessant.
 

@all: Dieses Kapitel lag mir besonders am Herzen. Ich hoffe es gefällt euch
 

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Als sie wieder am Ferienhaus ankamen wollte Sam einen Termin bei der Ärztin machen. Die freundliche Sprechstundenhilfe teilte ihm jedoch mit, dass sie keine Termine vergaben und sie daher jeder Zeit vorbeikommen könnten. Danach wartete er noch auf Dean, der sich eine andere Hose anziehen wollte ehe sie noch einmal loszogen um einkaufen zu gehen.

„Din!“

„Er kommt ja gleich runter Kleines,“ sagte Sam zu seiner Tochter.

„Dean!,“ rief er dann aber selber nach dem Älteren.

„Was?,“ kam es genervt von Dean zurück als er die Treppe herunter kam.

„Wie lange brauchst du denn um dich umzuziehen?“

„Wenn ich dir zu langsam bin, kannst du mir ja das nächste mal beim ausziehen helfen, ich wette, dann geht es schneller,“ sagte Dean und grinste. Sam seufzte. Egal was er sagte, irgendwie hatte er das Gefühl, dass Dean aus allem eine sexuelle Anzüglichkeit daraus machen konnte.

„Können wir denn dann los? Der nächste Walmart ist in Teaticket. Das sind fast 1 ½ Stunden von hier.“

„Walmart? Gibt es Windeln nicht auch in nem kleinen Supermarkt hier in der Nähe?“

„Die haben aber im Walmart diese Woche Kinderkleidung im Ausverkauf.“ Sam hielt Dean einen Prospekt hin. Dean sah ihn fragend an.

„Augusta hat das heute Morgen vorbeigebracht. Zusammen mit der Tageszeitung. Sie meinte wir könnten uns die Tageszeitung teilen, damit wir nicht extra selber eine kaufen müssen.“

„Ausverkauf,“ sagte Dean und sah Sam an als wäre er ein Werwolf in einem rosa Ballett Tutu.

„Ich dachte Jenny könnte eine Ergänzung zu ihrer spärlichen Garderobe vertragen, wo sie doch immer alles voll sabbert und voll kleckert.“

„Ausverkauf,“ sagte Dean noch ein Mal. Die Fassungslosigkeit stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.

„Ja, dann müssen wir die Leute nur um die Hälfte ihres Geldes betrügen.“

„Du bist ein braver Bürger Sammy.“

„Lass uns einfach fahren Dean,“ sagte Sam genervt. Dean schnappte sich die Autoschlüssel. Als sie im Impala saßen, sagte er noch ein Mal:

„Ausverkauf, ich halt es doch nicht aus. Was kommt als nächstes? Fängst du an Rabattmarken zu sammeln?“ Der Jüngere schwieg zu dem Thema. Es war etwas stink normales, leicht spießiges. Klar, dass Dean da nicht ohne murren mit machen würde. Aber soviel wie Dean aß wären Rabattmarken vielleicht wirklich keine so schlechte Idee. Dean startete den Motor und setzte sein Baby in Richtung Walmart in Bewegung.
 

„Und, haben sie am Leuchtturm was erfahren?,“ fragte Agent Wilks seinen Partner, als der wieder auf der Polizeistation war.

„Höchstwahrscheinlich nichts, was nicht schon in den Akten steht. Die beiden alten Fetteln am Leuchtturm waren nicht gerade besonders auskunftsfreudig,“ sagte Henriksen.

„Leute aus Kleinstädten sind oft nicht besonders gesprächig gegenüber Fremden.“

„Oh, gesprächig waren die beiden. Haben geredet wie die kanadische und amerikanische Seite der Niagara Fälle, aber nur bis zu dem Punkt wo ich ihnen meine Marke gezeigt und mein Anliegen vorgetragen hatte.“

„Meinen sie die beiden haben was mit den Todesfällen zu tun?“

„Kann ich mir nicht vorstellen. Mir kam es nur so vor als würden sie mich nur möglichst schnell loswerden wollen, damit wir der Sache nicht weiter nachgehen und möglicherweise für schlechte Publicity sorgen.“

„Ist nicht jede Art von Publicity gut fürs Geschäft?“

„Sehe ich aus als würde ich in der Werbebranche arbeiten? Was weiß denn ich? Ich weiß nur, dass hier in den letzten 10 Jahren in jedem Sommer Menschen sterben und wir werden herausfinden wieso. Und wenn es ein Killer ist, dann bringen wir ihn zur Strecke. Ich habe bis jetzt jeden Fall abgeschlossen. Wann kommt endlich der Phantombildzeichner?“

„Die Zentrale hat angerufen. In Winchester gab es einen Banküberfall und unser Anliegen hat ganz offensichtlich nicht die höchste Priorität. Der Zeichner kann frühestens Morgen Mittag hier sein.“

~Winchester~, warum ließ ihn der Name hellhörig werden? Henriksen fiel es nicht ein.

„Tja, dann hoffen wir mal, dass unsere Zeugen sich morgen noch an möglichst viele Details erinnern.“

„Könnte ich jetzt meine Mittagspause machen?,“ fragte Wilks.

„Ja, okay.“ Henriksens Kollege war auf dem Weg zur Tür.

„Ach Wilks.“ Victor ging das alles viel zu langsam voran. Er war sehr ehrgeizig und hasste es wenn die Dinge nicht so liefen wie er wollte. Sein Partner sah ihn fragend an.

„Wenn sie schon in der Stadt unterwegs sind, sein sie doch bitte so gut und finden sie heraus ob es hier nicht irgendeinen verkappten Dorfkünstler gibt. Vielleicht kann der für uns eine Zeichnung anfertigen.“

„Ich werde sehen was ich tun kann,“ sagte Agent Wilks und seufzte. Er hatte schon einige Male mit Henriksen zusammen gearbeitet und wusste, dass es diesem nie schnell genug gehen konnte. Er verließ die Polizeistation. Henriksen lass sich die Notizen durch die Wilks sich zu den Polizeiakten gemacht hatte.
 

Dean hatte es in seinen Jahren als Jäger schon mit so einigen Kreaturen zu tun gehabt, aber nichts davon hätte ihn auf das Wesen vorbereiten können, dass jetzt neben ihm durch die Gänge der Bekleidungsabteilung des Walmarts ging. Dieses Wesen war Dean bis dato völlig unbekannt, aber er war auf der Hut. Sam, das Shoppingmonster durfte man sicherlich nicht unterschätzen und unter keinen Umständen aus den Augen lassen, wenn man nicht wollte, dass es seinem Patenkind Klamotten verpasste, die vor rosa und pink nur so trieften und für Deans Geschmack zu Mädchenhaft waren. Aber soweit der ältere Winchester es überblicken konnte, gab es in der Mädchenabteilung kaum etwas, was seine kleine Sabberschnute nicht in eine Fleischgewordene Barbie verwandeln würde. Sam war jedoch der Meinung, dass Jenny als Mädchen auch ruhig wie eines aussehen sollte, genau wie alle anderen kleinen Mädchen. Also hieß es für Dean Schadensbegrenzung zu betreiben und das in zweierlei Hinsicht. Denn so viele Klamotten wie Sam momentan über seinem Arm hängen hatte, würde das wohl ausreichen um alle Babys auf ganz Cape Cod einzukleiden.

„Sam, so schnell wie die Kleine wächst passen ihr die Klamotten in ein paar Monaten sowieso nicht mehr. Du brauchst also nicht den ganzen Laden leer zu kaufen,“ sagte Dean und schmiss gerade ein par rosane Oberteile, die Sam bereits in den Einkaufswagen gelegt hatte wieder raus auf einen Haufen voller Kleidung, die wohl irgendein armer Mitarbeiter für einen Hungerlohn wieder zusammen falten musste.“

„Ich will doch nur, dass es ihr an nichts fehlt,“ entgegnete Sam, der als Kind oft die Klamotten bekam, die Dean zu klein geworden waren. Nur Schuhe bekam Sam immer neue. Ihr Dad legte Wert auf ordentliches, festes Schuhwerk, aber ansonsten investierte er sein Geld eher in Waffen, Munition und alte Bücher.

„Sam, ein 10 Monate altes Baby braucht keine 25 Oberteile. Ich weiß, du willst ihr das geben, was du und ich nie wirklich hatten, aber wenn du das alles kaufst, dann sprengt das den Kreditrahmen unserer Kreditkarten und das trotz Ausverkauf.“

Sam seufzte. Dean hatte ja Recht. Es war irgendwie ein wenig mit ihm durchgegangen. Der Ältere legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Sammy. Besorg du doch die Windeln und was wir sonst noch gebrauchen können und ich suche zusammen mit Jenny hier ein paar Anziehsachen aus, okay?“ Sam nickte.

„Gut.“ Dean küsste Sam kurz liebevoll auf die Wange. Sie war weich und glatt wie ein Babypopo. Der Jüngere ließ es selten soweit kommen, dass er unrasiert aussah.

„Wir treffen uns dann in sagen wir 15 Minuten vorne rechts an der Kasse, wo sie die Hühnchenteile verkaufen. Shopping macht mich immer so hungrig.“

Sam lachte.

„Was macht dich eigentlich nicht hungrig?“

„Hm, zum Beispiel wenn wir uns im Leichenschauhaus die Überreste von Werwolfangriffen oder überhaupt Leichen ansehen.“

„Na Gott sei dank.“

„Su und jetzt trab ab. Jenny und ich suchen jetzt ein paar Klamotten aus mit denen man sich auch auf die Straße trauen kann.“ Dean nahm Sam die Klamotten ab, die er noch über seinem Arm hängen hatte und warf sie ebenfalls auf den Kleiderhaufen rechts neben den Umkleidekabinen.

„Abmarsch Sam,“ sagte der ältere Winchester und gab dem Größeren einen Klaps auf den Hintern.

„DEAN!“

„Entschuldigung, ich konnte einfach nicht anders,“ sagte Dean und grinste schelmisch.

„Reiß dich zusammen,“ sagte Sam zu ihm. Dean rollte mit den Augen. Der Ältere hatte die Botschaft ja verstanden. Sam wollte nicht, dass er ihm in der Öffentlichkeit an den Hintern oder sonst wo hinlangte, nur fiel dem Älteren das bei dem Anblick von Sams Hintern ziemlich schwer. Sam setzte sich dann mit dem Einkaufswagen in Bewegung. Was Dean jedoch nicht mehr sehen konnte, was dass Sam dies mit einem Lächeln auf den Lippen tat.
 

Letzten Endes schafften es doch einige Kleidungsstücke durch Deans harte Kontrolle. Ein orangenes T-Shirt mit Sonnenblumenmuster, eine hellblaue T-Shirt/Hosen Kombi mit Babyeisbären drauf, ein graues T-Shirt mit einem bunten Schmetterling drauf und eine für Babyverhältnisse echt coole Jeans, die es tatsächlich schaffte Jennys dicken Windelhintern etwas zu kaschieren. Zusätzlich hatte er sich auch noch für eine schwarze Überjacke mit Kapuze entschieden, die mit goldenen und silbernen Glitzerschmetterlingen bedruckt war und die von weitem aussah wie eine Motorradjacke aussah. Außerdem nahm er noch ein paar Garnituren Unterwäsche und ein hellblauer Badeanzug mit kleinen Entchen drauf. Irgendwas sagte Dean, dass Sam seine Tochter auch nicht nackt baden lassen würde. Auch an Socken hatte Dean gedacht. Er hatte ein Doppelpack türkiser Söckchen mit Tinker Bell ausgesucht. Er war schon immer scharf auf Peter Pans Fee gewesen. Jetzt wartete der ältere Winchester am vereinbarten Treffpunkt. Sam konnte ihn bereits sehen, als er aus dem Gang mit Babynahrung heraustrat. Dean hatte Jenny auf dem einem Arm und die Anziehsachen auf dem anderen. Im Moment wurden die Kunden mit „My Girl“ von den Temptations beschalt und der Jüngere hätte schwören können, dass sein Bruder mit Jenny auf dem Arm zu der Musik leicht hin und her wippte und mit summte. Er liebte es Dean beim Umgang mit Jenny zu beobachten. Es zauberte Sam jedes Mal ein glückliches Lächeln ins Gesicht. Er liebte die beiden und wollte für die zwei und sich ein Leben, das unter den gegebenen Umständen so normal wie möglich verlief. Ein bisschen Normalität würde Dean gut tun und Dean kam damit klar, dass hatte ja ihr Aufenthalt in St. Paul gezeigt. Dean und er hatten sich dort sehr wohl gefühlt. Sie blieben nie lange an einem Ort. Vermutlich würde Dean nach Abschluss dieses Falles auch gleich wieder weiter ziehen wollen. Aber vielleicht könnte er den Älteren ja überreden noch eine Weile hier zu bleiben. Schließlich hatten sie das Ferienhaus ja bis August gemietet. Sam gefiel es hier. Er mochte das Meer. Er hatte im Atlantik schwimmen gelernt. An einem kleinen Strandabschnitt in der Nähe von Atlantic City genauer gesagt.
 

Flashback
 

Sommer 1988
 

Es war in dem Sommer bevor Sam eingeschult wurde. Er war 5 und Dean 9. Es war ein schöner Sommer. Ihr Dad hatte sie zu Ferienbeginn bei Pastor Jim abgeholt. Sie hatten John ein paar Wochen nicht gesehen und freuten sich darauf etwas Zeit mit ihm zu verbringen. Damals wusste Sam noch nicht was ihr Dad tat, wenn er weg war. Pastor Jim und Dean hatten ihm lediglich erzählt, dass John arbeiten war, wenn er nach ihrem Dad fragte. John hatte sie abgeholt und dann waren sie mit ihm die Ferien über die Ostküste entlang gefahren. Ihr Dad war sogar die meiste Zeit da. Nur abends verschwand er oft und an manchen tagen setzte er sie an Zoos oder anderen Sehenswürdigkeiten ab und sammelte sie erst abends wieder ein. Er und Dean hatten aber eine schöne Zeit zusammen. Es war eine der wenigen schönen Kindheitserinnerungen, die Sam hatte. Es war das erste und zu gleich das letzte mal an das sich Sam erinnern konnte bei dem sich John wirklich Zeit für sie nahm und sich ihnen gegenüber wie ein richtiger Vater verhielt. Da sie die meiste Zeit an der Küste waren, hatte John entschieden, dass es jetzt Zeit wurde, dass Sam schwimmen lernte. Also war ihr Dad mit ihnen an einem sonnigen Julie Tag an den Strand gefahren. Während Dean einige Tauchübungen machen sollte, wollte ihr Dad Sam das schwimmen beibringen. Anfangs stellte sich der Jüngere ein wenig an, weil das Wasser ihm etwas zu kalt war, wollte er einfach nicht so weit rein wie es nötig wäre um zu schwimmen. Damit zerrte er sehr an Johns Nerven. Ihr Dad war kein besonders geduldiger Mensch.

„Jetzt komm schon Sam. Stell dich nicht an wie ein Mädchen. So kalt ist das Wasser nicht,“ rief John seinem Jüngsten zu. Der älteste Winchester stand bereits bis zum Bauch im Wasser.

„Aber die Wellen sind so hoch,“ kam es von Sam.

„Wenn du nicht ins Wasser kommst lernst du nie schwimmen.“ Der 5 Jährige ging ein paar Schritte weiter rein. Etwas leicht schleimiges streifte sein Bein. Er war mittlerweile bis zu den Knien im Wasser. Es war wahrscheinlich nur Seegras, Algen oder der Rest einer Seegurke, aber er war fünf und tastete sich gerade in ein fremdes Terrain vor, also hatte er ein wenig Angst. Er ging wieder ein paar Schritte zurück.

„Was ist denn jetzt schon wieder?,“ fragte John.

„Dad, gibt es hier Quallen?“

„Nein Sam und jetzt komm endlich ins Wasser.“ John Winchester verfluchte sich insgeheim dafür, dass er Sam immer Jacques Cousteau - Geheimnisse des Meeres im Fernsehen ansehen ließ.

„Bist du sicher?,“ fragte Sam noch ein Mal.

„Ja Sam, ich bin sicher.“ John knirschte mit den Zähnen. Dean hatte sich damals, als er ihm das Schwimmen beigebracht hatte, nicht so angestellt. Sein ältester tauchte gerade ein par Meter neben ihm auf.

„Dad, ich hab’s geschafft unter Wasser die Augen auf zu machen,“ sagte Dean stolz. John nickte ihm nur kurz zu, lächelte aber leicht.

„Üb weiter,“ sagte John und sah dann wieder zu Sam herüber. Dean tauchte wieder ab.

„Willst du jetzt schwimmen lernen oder nicht?,“ fragte er den 5 Jährigen. Dean, der in Sams nähe wieder hoch kam sah nun ebenfalls zu seinem kleinen Bruder herüber.

„Sammy, wenn du erst Mal drin bist ist es gar nicht mehr so kalt,“ sagte Dean ermutigend. Sam sah zu Dean herüber.

„Was ist wenn ein Hai kommt?“ Vor ein paar Tagen hatte er mit Dean den Film „Der weiße Hai“ im Fernsehen gesehen.

„Sammy, es gibt hier keine Haie. Denkst du, die würden die Leute hier schwimmen lassen, wenn hier was wäre, was den Schwimmern gefährlich werden könnte?“

Wenn Dean sagte, dass es nicht gefährlich war, dann war das auch so. Dean war schließlich sein großer Bruder und wusste über alles bescheid. Jedenfalls hatte das Sm damals geglaubt.

„Was ist jetzt?,“ kam es genervt von John.

„Komm Sammy, las dir von Dad zeigen wie man schwimmt, dann habe ich endlich jemanden gegen den ich beim Wettschwimmen gewinnen kann.“

John ließ Dean nie gewinnen egal bei was. Sam ging weiter rein. Als er bis zum Bauch drin war riss ihn eine Welle um. Als 5 Jähriger war Sam die reinste Bohnenstange und hatte der Welle nichts entgegen zusetzen. Die Welle trieb ihn wieder ein ganzes Stück gen Ufer. Er tauchte wieder auf, kniete und hustete etwas. Als er versuchte wieder aufzustehen. Kam auch schon die nächste Welle und drohte Sam erneut umzureißen. Plötzlich spürte Sam wie ihn jemand an den Armen fasste und hoch zog. Die Welle schwappte ihm entgegen aber er fiel nicht um. Er blickte auf in das Gesicht seines Bruders, der ihn fest hielt und stützte. Sam lächelte leicht. Er hätte es sich denken können. Dean war immer für ihn da und würde das auch immer sein.

„Sammy, du willst doch nicht absaufen ohne überhaupt versucht zu haben zu schwimmen.“

Sein kleiner Bruder hustete immer noch.

„Also Sammy, wenn du rein gehst und eine Welle auf dich zu kommt, dann spring einfach hoch, dann reist sie sich nicht so einfach um,“ erklärte der Ältere. John beobachtete seine beiden Söhne. Dean hatte einen viel besseren Draht zu Sam als er. Er war einfach zu oft weg, da war das auch kein Wunder. Was John aber besonders aufgefallen war, war dass Sam oft wenn er ihm etwas sagte, immer erst noch mal zu Dean rüber sah ehe er tat was von ihm verlangt wurde, so als wäre Dean die oberste Instanz, die ihm erst noch mal versichern musste, dass alles was John sagte auch seine Richtigkeit hatte. Wenigstens schaffte Dean es Sam dazu zu bringen es noch mal zu probieren und das in wenigen Minuten. Er hätte dafür sicher eine Ewigkeit gebraucht.
 

Flashback Ende
 

„Sam? Alles in Ordnung? Warum stehst du denn da wie angewurzelt?,“ riss Dean den Jüngeren aus seinen Erinnerungen. Er sah Dean an und lächelte.

„Ich habe nur gerade an was gedacht.“

„Hast du dir die Sache mit dem Nacktbaden doch noch mal überlegt?“

„Was? Nein!“

„Das habe ich leider befürchtet und mir die hier besorgt.“ Er hielt Sam eine Knielange dunkelblaue Badehose mit hellblauem Hawaiiblumenmuster entgegen. Sam sah sein Gegenüber überrascht an.

„Das ist dein Ernst, ja?“

„Gefällt sie dir nicht? Ich kann auch noch mal zurück gehen und mir die mit den kleinen Haien drauf holen. Die mit den vielen bunten, neonfarbenen Dreiecken war auch nicht schlecht,“ sagte Dean und Sam lachte.

„Nein, ist schon okay. Nimm ruhig die. Ich würde es mich nicht wagen deinen Modegeschmack in Frage zu stellen.“

Dean hätte auch im Traum nicht daran gedacht sich noch für eine andere Badehose zu entscheiden. Zum einen, weil ihm eine einfarbige dann doch zu langweilig wäre und zum anderen, wenn Sam sich schon weigerte seiner überaus genialen Nacktbadeidee zuzustimmen (sie würden sich immerhin den Kauf einer Badehose sparen), dann sollte sich der sich wenigstens für seine ausgesuchte Badehose im Hawaii-Look fremd schämen. Sam hatte jedoch nicht gelacht weil er Deans Badehose furchtbar fand, sondern weil Jessica ihm eine ähnliche Scheußlichkeit zu seinem 22. Geburtstag geschenkt hatte. Nur war seine schwarz mit weißen Blumen. Sie war nicht wie die meisten seiner anderen Klamotten dem Brand zum Opfer gefallen, weil sie noch in seinem Seesack war, den er nur noch benutzte wenn er zum schwimmen oder zum Sport ging, seit er in Stanford war. Als Dean ihn in der Halloween Nacht letztes Jahr von der Uni weg geholt hatte, damit er ihm half ihren Dad zu suchen, hatte Sam einfach ein paar Sachen in den Seesack gestopft ehe sie aufgebrochen waren. So war ihm die Badehose erhalten geblieben, da das Feuer nicht die gesamte Wohnung vernichtet hatte und er sich den Seesack später klammheimlich noch aus dem verqualmten Wohnzimmer holen konnte. Sie gingen zur Kasse und bezahlten. Sm war mit Deans Klamottenwahl einverstanden. Dean hatte sich noch eine Box voller Hühnchenteile mitgenommen.
 

Jetzt waren sie auf dem Rückweg. Aus den Lautsprechern dröhnte irgendwas von Black Sabbath und Dean sah immer wieder zu Sam herüber.

„Was?,“ fragte der Jüngere schließlich.

„Ich bin nur neugierig. Woran hast du vorhin gedacht?“

„An den Sommer in dem ich schwimmen gelernt hab.“ Sam lächelte.

„War ein schöner Sommer,“ fügte der Jüngere dann noch hinzu. Dean lächelte ebenfalls als er sich daran erinnerte.
 

Flashback
 

Ihr Dad hatte gesagt, er müsse einige wichtige Anrufe tätigen. Vermutlich ging es um einen neuen Job. Jedenfalls hatte er Dean ein wenig Geld gegebne, damit sie sich bei einer der Imbissbuden am Strand was zu essen besorgen konnten. Es war früher Abend und der Sonnenuntergang würde vermutlich bald hereinbrechen. Sam hatte in den letzten Tagen ein paar kleine Fortschritte beim schwimmen gemacht. Das Hundepaddeln beherrschte er jetzt schon sehr gut, aber wie richtiges schwimmen sah das noch lange nicht aus. Die beiden Brüder hatten sich an einer Bude Hamburger und Pommes besorgt und saßen jetzt in einer Sandkuhle, während sie ihr essen verspeisten.

„Ich werde nie schwimmen lernen,“ sagte Sam resignierend nachdem er den letzten Bissen seines Burgers runter geschluckt hatte.

„Du schaffst das schon Sammy. Du brauchst nur einfach mehr Übung. Du darfst dich nicht entmutigen lassen. Du kannst alles schaffen, was du willst. Denk doch nur mal daran wie schnell du lesen gelernt hast.“ Als Sam 4 war, hatte er eine schlimme Grippe und musste ein paar Tage im Bett bleiben. Immer wenn Dean aus der Schule kam, las er seinem kleinen Bruder vor, sogar die Bücher, die nach Deans Ansicht nach für Babys waren, die Sam aber zu gerne vorgelesen bekam. Obwohl Dean erst 8 war, konnte er sehr gut vorlesen. Als Sam wieder gesund war, hatte er zu Dean gesagt, wenn er mal krank werden würde, dann würde er ihm auch vorlesen. Der Ältere hatte daraufhin gesagt, dass Sam ja gar nicht lesen könne. Sam sagte, dann würde er es halt lernen. Dank ein wenig Hilfe von Pastor Jim konnte Sam ein paar Wochen später bereits die einfachsten seiner Bücher selber lesen. Dean war unglaublich stolz auf Sammy. Wenn sie ins Bett gingen, lasen sie sich jetzt immer gegenseitig vor. Bald waren sie dazu über gegangen Deans Bücher zu lesen. Bei manchen Wörtern brauchte Sam natürlich noch Hilfe und die bekam er auch immer von Dean. Der Ältere erklärte ihm auch Wörter die er nicht kannte. Nach einer Weile hatten sie alle Bücher, die sie bei Pastor Jim hatten ausgelesen und der Geistliche brachte ihnen oft neue Bücher aus der Leihbücherei mit.

„Lesen ist einfacher als schwimmen,“ sagte Sam und schob Dean den Rest seiner Pommes zu, die er nicht mehr schaffte, aber in Dean einen dankbaren Abnehmer fanden.

„Findest du? Ich fand jeden Falls schwimmen einfacher zu lernen als lesen.“

„Du hast ja leicht reden. Du bist ja auch Wassermann.“ Dean lachte.

„Was?“

„Ach Sammy, das Sternzeichen hat doch damit nichts zu tun oder denkst du dir wachsen irgendwann noch Hörner, weil du Stier bist?“

„Nein,“ kam es kleinlaut von den Jüngeren und er wurde rot. Als Kind wurde Sam immer rot, wenn er der Meinung war, etwas total idiotisches gesagt zu haben.

„Ich habe das Gefühl ich lerne Dad nicht schnell genug.“

„Ach darum geht es dir.“ Dean brachte den Abfall zum Mülleimer. Dann kam er zu Sam zurück und zog sich sein T-Shirt und die Schuhe aus. Es war warm und sie liefen quasi den ganzen Tag in Badehosen rum.

„Was hast du vor?,“ fragte Sam seinen großen Bruder.

„Wonach sieht es denn aus? Wenn du schneller schwimmen lernen willst brauchst du mehr Übung. Also rein ins Wasser.“

„Du hilfst mir?“

„Klar und wir gehen auch nicht zu tief rein. Ich habe keine Lust bei dem Versuch dich vor dem ersaufen zu retten, selber unter zu gehen.“ Er grinste Sam an. Der Jüngere zögerte.

„Wenn du nicht willst, dann bleib ruhig hier. Ist nicht schlimm. Ich gehe jeden Falls noch mal kurz rein. Pass auf, dass dich die Sandflöhe nicht beißen, du Landratte.“ Dean ging in Richtung Wasser.

„Dean warte auf mich,“ rief Sam ihm hinterher. Schnell hatte er sich bis auf die Badehose ausgezogen und folgte seinem Bruder. Dean erklärte ihm noch einmal was er wie tun sollte und ließ Sam dann machen. Dean hatte alles genau so erklärt wie ihr Dad es getan hatte, aber jetzt alleine mit seinem großen Bruder gab Sam nach einigen Versuchen plötzlich einen ganz passablen Brustschwimmer ab.

„Gut Sammy. Siehst du, es geht doch,“ sagte Dean stolz. Wahrscheinlich lag es daran, dass Sam bei ihm nicht so viel angst hatte etwas falsch zu machen wie bei ihrem Dad. Sie blieben noch eine Weile im Wasser, aber als es Sam langsam kalt wurde gingen sie wieder raus.

„Meinst du jetzt wo ich schwimmen kann geht Dad mit uns in diesen Wasserpark mit den vielen Wasserrutschen, von dem in der Motellobby die Broschüren ausliegen?,“ fragte Sam.

„Ich weiß nicht Sammy. Vielleicht sollten wir Dada mal fragen.“

Sie gingen am Strand entlang in Richtung ihres Motels. Über eine Treppe gelangten sie schließlich zum Bürgersteig, der an der Straße zu ihrem Motel verlief. Unterwegs kamen sie an einem Eisstand vorbei und schon damals konnte Dean Sams Hundeblick nichts entgegen setzen. Allerdings reichte das Restgeld vom Burgerkauf nur noch für ein Eis. Zum Glück hatte der Eisverkäufer auch Doppeltes Eis am Stiel mit Kirschgeschmack, Sams Lieblingssorte, was Fruchteis anging. Dean brach das Eis mit den zwei Stielen geschickt in der Mitte durch und reichte Sam seinen Anteil.

„Danke,“ sagte Sam fröhlich. Sie gingen weiter. Langsam senkte sich die Sonne.

„Du, Dean!“

„Ja, Sammy?“

„Ich hab dich lieb.“ Dean lächelte.

„Ich dich auch Kleiner und jetzt iss dein Eis bevor es schmilzt.“
 

Flashback Ende
 

„Ja, der Sommer war cool,“ stimmte Dean zu.

Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft

@Morathi: ja ich weiß, mir geraten sie immer mehr ooc, aber ich kann es nicht aufhalten. Hast du da nen Tipp? Das mit den badehose kommt schon noch mal wieder vor, aber noch nicht so schnell. Weil die beiden ja immer noch den job haben, haben sie leider nicht so viel freizeit. Das mit henriksen hab ich ein bischen geändert. Bei mir ist er den beiden noch nicht so lange auf der spur wie in der serie. Ist quasi so was wie „erste begegnung“ und so ganz ausgereift ist die idee auch noch nicht. War ursprünglich nicht vorgesehen. Die idee ist mir erst im urlaub gekommen, weil ich henriksen sehr gerne mag. Und der neffe von augusta wird schon noch eine rolle spielen, aber das dauer noch. Momentan habe ich ja mehrere kapitel für einen einzigen tag. Aber wenn der fall abgeschlossen ist, dann mache ich einen kleinen zeitsprung.
 

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„Darf ich vorstellen, Paula Duffield. Sie zeichnet unten am Strand immer Portraits,“ sagte Agent Wilks als er die Frau in das kleine Büro der Polizeistation, in der sich die beiden FBI Männer eingerichtet hatten, führte. Paula reichte dem Afroamerikaner die Hand. Victor schüttelte sie kurz.

„Und sie trauen sich zu für uns eine Phantombildzeichnung an Hand einer Zeugen Beschreibung anzufertigen?,“ fragte Henriksen sie.

„Ich werde mir Mühe geben. Wissen sie mein Dad war bei der Polizei in Providence. Jetzt ist er natürlich im Ruhestand und lebt mit meiner Mutter in Florida. Er ist aber noch recht aktiv. Er ist in der Nachbarschaftspatrouille in seiner Straße…“

Hier unterbrach Henriksen sie.

„Wilks, bringen sie Mrs. Duffield…“

„Miss Duffield bitte,“ sagte sie.

„Verzeihung. Bringen sie Miss Duffield bitte nach neben an und warten sie dort mit ihr auf Mr. Und Mrs. Adams. Ich werde die beiden anrufen und her bitten.“

Sein Kollege nickte und bat Paula ihn zu begleiten. Henriksen rieb sich die Schläfen nachdem beide das Büro verlassen hatten. Die Frau sollte bloß was zeichnen und ihm nicht ihre ganze Lebensgeschichte erzählen. Er hoffte, dass ihn die Zeichnung wenigstens weiter helfen würde. Er hatte zuvor mit der älteren Tochter der Martins telefoniert. An die Freundinnen von Kelly Martin kam er in Europa ja schlecht ran. Donna Martin war somit die einzige Person von der er sich eine wirklich gute Beschreibung des zweiten FBI Mannes erhoffen konnte. Sie würde allerdings auch erst morgen kommen können. Henriksen griff nach dem Telefon und zitierte Dylans Eltern aufs Revier. Die beiden trafen 10 Minuten später auf der Polizeistation ein und saßen jetzt schon fast eine Stunde mit Paula im Nebenzimmer. Henriksen und Wilks sahen immer mal wieder rein, ließen aber Miss Duffield in Ruhe ihre Arbeit machen. Victor nahm sich gerade etwas Wasser aus dem Wasserspender, als Wilks rein kamund sagte Paula wäre jetzt fertig. Voller Tatandrang folgte Henriksen seinem Partner ins Nebenzimmer.

„Dann lassen sie mich mal sehen,“ sagte er zu Paula. Sie reichte ihm ihren Skizzenblock. Victor sah ungläubig auf die Zeichnung.

„Dieser Mann war bei ihnen und hat sie befragt?“

Mr. Und Mrs. Adams nickten.

“Sie hat ihn ganz ausgezeichnet getroffen,” sagte Mrs. Adams.

„Und da sind sie sich ganz sicher?,“ hakte nun auch Wilks nach. Wieder nickten beide.

Henriksen hätte sich am liebsten die Harre gerauft, aber im Moment hatte er ja keine. Das konnte doch nicht wahr sein. Das Ehepaar war doch noch gar nicht so alt, aber entweder die beiden hatten was an den Augen oder der gesuchte Mann sah genau so aus wie Tom Hanks in seiner Rolle als Forrest Gump. Wilks fragte Mr. Adams:

„Wann ist denn ihr Bruder wieder von seinem Angelausflug zurück?“ Mr. Adams Bruder hatte den Mann auch gesehen und würde hoffentlich eine bessere Beschreibung liefern können, zu mal sie ja ab Morgen den Phantombildzeichner da hatten.

„Er wollte am Wochenende zurück sein,“ sagte er.

„Stimmt was nicht?,“ fragte seine Frau.

„Nein, es ist alles in Ordnung. Aber ihr Schwager könnte das Bild des Mannes nur noch mal zusätzlich bestätigen,“ sagte Wilks mit beruhigender Stimme.

„Verstehe,“ sagte die Frau.

„Sie können dann jetzt gehen. Vielen Dank für ihre Hilfe,“ verabschiedete Henriksen die beiden. Sie nickten und ließen sich von Wilks hinaus begleiten.

„Na, sind sie mit meiner Arbeit zufrieden?,“ fragte Paula.

„Ja, ja. Sie haben uns sehr geholfen. Sie können jetzt auch gehen,“ sagte Victor in leicht unfreundlichem Ton.

„Wenn sie mich noch Mal brauchen, ihr Kollege hat meine Nummer.“

„Okay.“ Der FBI Agent schob Paula nun aus dem Büro. Das ganze hier musste ein schlechter Scherz sein. Versteckte Kamera oder so. Er hatte einen Tag vergeudet, weil er sich darauf verlassen hatte, dass das Ehepaar wirklich eine gute Beschreibung würde abliefern können und was hatte er jetzt? Eine verschissene, wenn auch gelungene schwarz/weiß Zeichnung von Tom Hanks. Er spürte einen Migräne Anfall kommen und beschloss für heute Wilks das Feld zu überlassen und ins Motel zu fahren. Heute konnte er eh nichts mehr tun. Er hoffte nur inständig, dass Donna Martin dem Phantombildzeichner morgen nicht Tom Cruise beschreiben würde. Für die Zeichnung des anderen angeblichen FBI Agenten musste er dann wohl oder übel auf den Bruder von Mr. Adama warten. Dylans Freunde waren nämlich auch keine große Hilfe gewesen. Alle hatten gesagt, dass wenn es ein weiblicher Agent gewesen wäre, sie sicher mehr drauf geachtet hätten. So wusste einer noch, dass der Mann recht groß war und kurze hellbraune Haare hatte. Ein anderer Freund konnte dem noch hinzufügen, dass der Mann grüne Augen hatte. Ein dritter konnte sich an gar nichts erinnern, da es in seinem Zimmer nach Gras roch, war das aber kein Wunder. Als Henriksen zum Motel fuhr, fiel ihm der schwarze Impala, der ihm entgegen kam nicht auf. Sein Kopf tat höllisch weh und er wollte sich nur noch hinlegen und diesen unnützen Tag vergessen.
 

Als sie wieder beim gemieteten Ferienhaus waren teilten sie sich brüderlich die noch warmen Hähnchenteile (Sam aß zwei, Dean vier Teile) und fütterten Jenny, die daraufhin auch gleich für ihr längst überfälliges Mittagsschläfchen hingelegt wurde.

„Und was machen wir jetzt?,“ fragte Dean den Jüngeren als er wieder unten war. Er zog Sam zu sich aufs Sofa und küsste ihn.

„Ich werde unten an der Strandpromenade mal nachforschen und sehen was ich über diese ominöse Sekretärin und deren Chef heraus finden kann,“ sagte Sam und löste sich aus Deans Armen.

„Du? Und was mach ich?“

„Du bleibst hier und passt auf Jenny auf. Du glaubst doch nicht, dass ich dich in nächster Zeit auch nur in die Nähe einer Bar lasse. Du kannst auch schon ruhig Carrie bescheid sagen, dass wir sie heute Abend brauchen.“

„Weißt du Sammy, du kannst auch mit Carrie reden. Sie beißt nicht.“

„Ich ziehe es vor ihrem notgeilen Hund aus dem Weg zu gehen.“

„Aber er liebt dich. Du brichst ihm das Herz wenn du ihn immer abweist.“ Dabei sprach Dean irgendwie mehr über sich als über Tristan. Er konnte sich was interessanteres vorstellen, als den Rest des Nachmittags darauf zu warten, dass Jenny aufwachte oder Sam zurück kam, je nachdem was eher eintreffen würde.

„Wenn du so um das Wohl dieses Pinschers besorgt bist, dann geh du doch rüber zu ihm und tröste ihn.“

„Auf mich steht er aber nicht.“

„Dann hat er halt Pech gehabt.“

„Seit wann bist du so herzlos?“

„Ich bin nicht herzlos. Was soll diese sinnlose Unterhaltung überhaupt?“

Dean hatte keine Ahnung.

„Findest du es wirklich eine gute Idee alleine los zu ziehen?“

„Wo ist dein Problem? Es ist doch nicht das erste Mal, dass wir alleine recherchieren.“

Was sollte Dean darauf antworten? Sam hatte ja Recht. Sein Problem war nur, dass er den Fall momentan am liebsten sausen lassen würde (und das will bei Dean Winchester schon was heißen) um den Rest des Tages oder der Woche oder seines Lebens oben mit Sam im Bett zu verbringen und rum zu machen. Aber der Jüngere würde diesem Vorschlag wahrscheinlich genau so wenig zustimmen wie seiner Nacktbadeidee. Dean seufzte. Was nützte es ihm mit jemandem zusammen zu sein, der in der Lage dazu war ihn um Sinn und Verstand zu küssen, wenn dieser jemand mit dem verteilen dieser Küsse so geizig war wie Mr. Scrooge mit dem auszahlen von Weihnachtsgeld?

„Bitte, dann geh halt alleine,“ sagte Dean und schmollte beleidigt. Dabei sah er so niedlich aus, dass Sam ihn am liebsten geküsst hätte, aber er wusste auch, dass wenn er erstmal anfangen würde Dean zu küssen, er heute mit großer Wahrscheinlichkeit zu nichts anderem mehr kommen würde, dafür küsste Dean einfach zu gut. Auch wenn es für Sam sehr verführerisch war die ganze Sache mit dem Leuchtturm auf sich beruhen zu lassen und bei Dean zu bleiben, vielleicht doch später wenn es dunkel wäre mit ihm nackt im Atlantik zu schwimmen, so durfte doch ihr Job nicht durch ihre langsam aufblühende Beziehung nicht negativ beeinflusst werden. Sam war zu dem Entschluss gekommen, dass wenn sie die Leute schon durch ihre gefälschten Kreditkarten über den Tisch zogen, sie der Gesellschaft durch dass was sie „beruflich“ machten auf ihre Weise wieder etwas zurück geben konnten. Und auch wenn Dean der Sinn im Moment nach was ganz anderem stand, würde er später sicher bereuen, dass er sich dem Vergnügen hingegeben hatte und die Menschen weiterhin starben, dessen war sich der Jüngere sicher. ~Wenigstens einer von uns beiden sollte die Kontrolle behalten, damit das ganze nicht im Chaos endet~ dachte Sam. Er musste Dean widerstehen. Wenigstens so lange bis sie heute Abend von ihrem nächtlichen Einbruch in den Leuchtturm zurück waren. Der größere der beiden seufzte. Er konnte Dean ansehen, dass es ihm am liebsten gewesen wäre, wenn er bei ihm bliebe oder wenigstens mit ihm zusammen losziehen würde, aber wenn sie Jenny ständig beim Babysitter lassen würden, könnte Carrie ja gleich bei ihnen einziehen. Was wäre er denn für ein Vater, wenn er Jenny ständig beim Babysitter lassen würde? Nein, Sam wollte es besser machen als sein Vater. Dean oder er, wenigstens einer von beiden sollte immer bei der Kleinen sein. Es sei denn der Job würde die Anwesenheit von ihnen beiden erfordern. Was aber beim recherchieren nicht der Fall war. Zu manchen Recherchen konnten sie Jenny ja auch mitnehmen, aber da sich an der Strandpromenade als freie Journalisten ausgegeben hatten, wäre es schon recht seltsam, wenn sie auf einmal mit einem Baby auftauchen würden. Sam sah zu Dean herüber, der neben ihm saß und die Arme vor der Brust verschränkt hatte. Er erinnerte Sam an ein bockiges, kleines Kind, das sauer war, weil seine Mutter ihm nach dem Einkaufen keinen Schokoriegel kaufen wollte. Die Person, die neben ihm saß war so gar nicht wie der Dean, den er kannte. Wieder seufzte Sam. Er küsste den mürrischen Dean kurz zärtlich gegen die Schläfe, stand dann auf und verließ das Haus.
 

Was war eigentlich los mit ihm, fragte sich Dean nachdem Sam weg war. Seit wann benahm er sich wie ein beleidigter kleiner Junge, den man sein Lieblingsspielzeug weg genommen hatte? Er war ein Jäger. Sein Job sollte ihm nicht so egal sein, wie es momentan der Fall war. Fakt war jedoch, dass Dean im Moment ernsthaft mit dem Gedanken spielte alles hinzuschmeißen und mit Sam und Jenny ein normales Leben zu beginnen. Weg von den Gefahren, die drohten dass bisschen Glück, das er hatte, kaputt zu machen. Aber wenn er ehrlich zu sich war, dann hatte er absolut keine Ahnung, was er mit einem normalen Leben anfangen sollte und dieser Punkt war es, der ihn die Idee aufzuhören, bei den wenigen Malen in seinem Leben an denen er daran dachte, wieder verwerfen ließ. Dean seufzte. Sein Leben war verkorkst von vorne bis hinten. Er sah auf seine Uhr und schaltete den Fernseher an. Vielleicht wusste Oprah ja einen Rat.
 

„Spiels noch einmal Sam“ drang es aus dem Fernseher. Jenny war vor einiger Zeit wach geworden und Dean hatte sich mit ihr aufs Sofa gelegt und gezappt, ehe er bei Casablanca hängen geblieben war.

„Hast du gehört, der Typ heißt auch Sam, genau wie dein Daddy,“ sagte Dean und kraulte der Kleinen durchs Haar. Sie roch so wunderbar nach Baby, jeden Falls bis jetzt.

„Nicht doch. Du bist echt ein Stimmungskiller, weißt du das? Kaum haben wir neue Windeln gekauft, musst du sie auch schon wieder voll machen.“ Er stand mit ihr auf und ging nach oben. Sam hatte auf dem großen Bett in Jennys Zimmer ein Badehandtuch gelegt und diese Stelle diente nun als provisorischer Wickeltisch. Der ältere Winchester begann damit seine Patentochter zu wickeln.

„Puh, Sammy sollte aufhören dich mit diesem Gemüsezeugs zu füttern. Was da hinten raus kommt stinkt ja fürchterlich.“ Er zog die schmutzige Windel unter Jennys Po weg und griff nach einem Feuchttuch.

„Na ja, wenn wir mal knapp bei Kasse sind können wir deine vollen Windeln immer noch als Biowaffen an die Army verkaufen,“ sagte Dean während er sie sauber machte.

„Nur wo sollen wir die ganzen dreckigen Windeln bis dahin lagern? Hast du ne Idee?“ Er sah die Kleine fragend an.

„Din!,“ sagte sie und dieser bildete sich ein, sie hätte dass in einem ähnlichen Ton gesagt, den Sam immer anschlug, wenn er der Meinung war Dean würde dummes Zeug erzählen.

„Hey, ich mach doch nur spaß.“ Er schob ihr eine frische Windel unter den Po.

„Also wegen dir verpassen wir noch den Film. Irgendwann sagt der Typ, der von Humphrey Bogart gespielt wird zu Ingrid Bergmann `Schau mir in die Augen, Kleines`,“ sagte Dean in bester Bogartmanier, während er großzügig etwas Pocreme auftrug. Jenny sah ihn mit ihren großen, braunen Kulleraugen an.

„Flirtest du mit mir? Also wenn du später die Jungs oder Mädchen auch so ansiehst, wirst du dich vor Dates nicht retten können. Dein Daddy und ich werden ausflippen.“ Er küsste sie auf den Bauch, ehe er ihr die neue Windel zu machte und sie dann wieder anzog. Als sie wieder unten waren, holte er sich und Jenny ein paar Kekse aus der Küche und dann setzten sie sich wieder aufs Sofa. Die Packung Kekse stand zwischen Dean und Jenny. Er war mehr mit ihr und ihrer Stoffschildkröte beschäftigt, als dass er auf den Film achtete. Sams Tochter reichte ihm einen Keks.

„Jenny, ich glaube das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Danke.“ Er küsste sie auf die Wange.
 

Sam kam zurück als der Abspann lief.

„So, ihr zwei hatte also spaß ohne mich,“ sagte er, als er die leere Kekspackung auf dem Couchtisch und Jenny samt Speedy auf Deans Bauch liegen sah.

„Du kannst gerne dazu kommen. Auf der Couch ist noch jede Menge Platz, selbst für einen Typen mit Bigfoot ausmaßen wie dich.“

„Du bist ja nur neidisch, weil ich größer bin als du.“

„Klar, ich wollte schon immer mal im gleichen Geschäft meine Klamotten kaufen wie Bigfoot.“ Sam nahm Jenny auf den Arm.

„Also den Appetit von Bigfoot hats du schon mal.“ Sam deutete auf die leere Kekspackung.

„Die habe ich nicht alleine gegessen. Jenny und ich hatten Besuch vom Krümelmonster.“

„Und das Krümelmonster hat auch noch Ernie und Bert mitgebracht oder was?,“ lachte Sam.

„Genau so war es.“ Dean grinste und machte für Sam ein bisschen Platz auf dem Sofa. Der Ältere lag jetzt auf der Seite und stützte seinen Kopf mit der Hand ab. Sam hatte sich neben ihm auf den Rücken gelegt und hatte jetzt seine Tochter auf der Brust liegen.

„Carrie kommt gegen 22 Uhr. Sie will aber einen Nachtdienstzuschlag,“ informierte er den Jüngeren. Er hatte sie angerufen während bei Oprah Werbung war. Dean schob seine Hand unter Sams T-Shirt und begann damit mit seinem Zeigefinger Kreise um dessen Bauchnabel zu malen. Sam lächelte.

„Meinetwegen. Den soll sie kriegen, solange sie nicht nachher mit ihrem Köter hier auftaucht. Ross ist mir gerade mit ihm entgegen gekommen und er hat es schon wieder getan.“

„Du bist eben unwiderstehlich.“ Dean küsste Sam zärtlich auf die Lippen.

„Ich habe übrigens einiges über die Sekretärin und den Stadtrat in Erfahrung bringen können.“

„Schieß los,“ sagte Dean, zog seine linke Hand wieder unter Sams Shirt hervor und legte ihn um Jenny und ihren Dad.

„Also an der Geschichte, die mir Donna erzählt hat, scheint wirklich etwas dran zu sein. Bei der Sekretärin handelt es sich um Lucretia Asbury. Sie hat seit 1990 für Stadtrat Reiff gearbeitet. Ein paar Jahre später sollen sie dann eine Affäre begonnen haben, was natürlich Stadtgespräch war, aber offiziell selbstverständlich niemals bestätigt wurde und auch niemand wirklich beweisen konnte. Als die Kongresswahlen anstanden zu denen sich Reiff hatte aufstellen lassen, musste er Lucretia natürlich loswerden. Sie schadete plötzlich seinem Image und stand seiner Wahl im Wege. Hey, hörst du mir überhaupt zu?,“ fragte Sam plötzlich, als er merkte wie Dean auf einmal angefangen hatte genüsslich an seinem Ohrläppchen zu knabbern. Bei den meisten Frauen konnte er das nicht machen, da viel von ihnen irgendwelche störenden Ohrringe drin hatten und Dean hasste das Gefühl von Metall in seinem Mund. Er war doch kein Pferd, die mit Trense im Mund rumlaufen mussten. Der Ältere ließ von Sams Ohrläppchen ab.

„Natürlich habe ich dir zugehört, als Jäger muss man schließlich Multitaskingfähig sein.“

„So? Und was habe ich eben gesagt?“

„Du meinst bevor du mich gefragt hast, ob ich dir zuhöre?“ Sam nickte.

„Du hast mir im Groben die Inhaltsangabe eines Hollywood Politthrillers erzählt. Also, unser Stadtrat, gespielt von Gene Hackman, muss zusehen, dass er die Kleine irgendwie aus dem Weg geschafft kriegt und bringt sie bzw. lässt sie umbringen?“

„Was das angeht, gehen die Geschichten ein wenig auseinander. Ein Barkeeper hat mir erzählt, Reiff hätte sie bestochen, damit sie verschwindet und sie würde jetzt irgendwo auf den Bahamas leben. Ein anderer hat gesagt, er wollte sie bestechen und hat sie umgebracht, weil sie sich geweigert hatte zu verschwinden. Wieder ein anderer meinte Reiff hätte sie getötet, weil sie gedroht hatte ihm den Ruf zu ruinieren, da sie die Trennung nicht akzeptieren konnte. Und Chris hat mir erzählt Reiff hätte sie angeblich auf ein Stell dich ein beim Leuchtturm eingeladen. Sie hoffte wahrscheinlich, dass er sein Versprechen, seine Frau endlich zu verlassen, einlösen würde, um mit ihr zusammen zu sein. Laut Chris soll Lucretia ziemlich naive gewesen sein. Ich soll dich übrigens von Chris grüßen.“

„Das ist aber nett, aber jetzt weiter im Text.“

„Also, anstatt der erwarteten Liebesnacht, wartete am Leuchtturm der Tod auf sie. Reiff soll sie erdrosselt haben. Fakt ist jedenfalls, dass seit 1996 niemand mehr Lucretia Asbury gesehen hat. Sie ist von einem auf den anderen Tag verschwunden. Sie lebte alleine hier und Reiff hat sie einige Tage nach ihrem „Verschwinden“ als vermisst gemeldet.“

„Und natürlich hat niemand den guten Stadtrat verdächtigt.“

„Wie auch? Man hat ja bis heute keine Beweise, dass sie überhaupt tot ist. Übrigens, Reiff ist mittlerweile Abgeordneter in Washington D.C.“

„Wenn er sie ermordet hat er dann mit ihrer Leiche gemacht? Hat er deswegen die Versetzung des Leuchtturms veranlsst?“

„Nein, ich denke eher, er hat diesen Ort für das Treffen ausgesucht, weil der Leuchtturm gerade versetzt wurde.“

„Du meinst also, dass während er sich jetzt in D.C. den Arsch platt sitzt, diese Lucretia irgendwo im neu gegossenen Fundament vor sich hin gammelt?“

„Es wäre möglich. So eine Baustelle wäre doch der ideale Ort um eine Leiche zu entsorgen.“

„Wenn es eine Leiche gibt und Lucretia wirklich unser Geist ist, was ist dann ihr Motiv die Leute umzubringen?“

„Es waren doch immer Pärchen, oder?“

„Ja, jedes Mal ein Junge und ein Mädchen. Worauf willst du hinaus?“

„Vielleicht ist der Geist von Lucretia sauer auf Männer.“

„Nachdem was Reiff ihr wahrscheinlich angetan hat, wäre das verständlich, aber warum tötet sie die Mädchen?“

„Da bin ich mir nicht sicher, aber ich habe eine Vermutung. Willst du sie hören?“

„Nur raus damit.“

„Ich glaube, sie will sie dafür bestrafen, weil sie ihren Freunden vertraut haben und mit ihnen zum Leuchtturm kamen.“

„Du meinst sie war angepisst, weil die Mädchen in ihren Augen den gleichen Fehler machten wie sie damals, weil sie ihren Freunden vertrauten?“ Sam nickte. Dean wusste nicht was er davon halten sollte, aber in ihrem Job spielte das warum eine eher untergeordnete Rolle.

„Also angenommen sie ist unser Geist, wie stoppen wir sie? Wir wissen nicht wo ihre Leiche ist,“ sagte Dean und zog seine Stirn leicht grüblerisch in Falten. Sam küsste ihn kurz.

„Na ja, wir sollten eigentlich erstmal abklären, ob sie der Geist ist. Danach sehen wir weiter.“

„Du meinst wir sollen jetzt den Morgan Freeman Part übernehmen und das ganze aufklären?“

Sam lachte.

„So ähnlich, ja.“ Er küsste Dean wieder. Diesmal etwas länger, was in beiden ein angenehmes Kribbeln auslöste. Ihnen würde wohl nichts anderes übrig bleiben, als das zu tun, was Sam gesagt hatte. Dean hasste solche schwammigen Fälle. Klar, den Geist mussten sie erstmal identifizieren, aber in der Regel lagen die Leichen der Geister immer irgendwo begraben auf einem Friedhof, was ihnen das weitere Vorgehen und den Abschluss des jeweiligen Falles ein wenig vereinfachte. Wenn Lucretia Asbury wirklich ihr Geist war, dann würden sie damit beginnen müssen die Nadel im Heuhaufen zu suchen.

Gestörte Zweisamkeit

@Morathi: also ne klare Männer/Frauen zuweisung habe ich ja nicht drin, oder siehst du das anders? Aber so ganz der harte Jäger ist Sam in s1 ja noch nicht und da setzt ja meine ff an.

Und ja, sam ist sexuell unausgeglichener, was er aber im späteren kapitel auch so kommentieren wird. Also so richtig aufeinander treffen werden zumindest Henriksen und Dean nicht, jedenfalls nicht mehr bei diesem fall, aber Henriksen und Sam werden sich begegnen. Und der fall wird sich noch ein paar kapitel hinziehen.

@Ayaka_: Ne, Dean wird das wohl nie hinschmeißen. Aber er gibt ja auch zu, dass er keine ahnung hat was er mit einem normalen leben anfangen soll. Das sie wirklich im beton unter dem Leuchtturm ist, ist ja noch nicht mal geklärt. Das ist ja das doofe an dem fall. Sie wissen nicht ob und wenn ja, wo die leiche ist. Henriksen wird noch einige Tiefschläge einstecken müssen.
 

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Nach dem Abendessen, Sam hatte eine Art Instantrisottomischung zubereitet, brachten sie zusammen Sams Tochter ins Bett. Dean erzählte der Kleinen die Story von der Maus und den Keksen, die er Sam als Kind immer vorgelesen hatte. Als sie eingeschlafen war, gaben beider der Kleinen noch einen Kuss, ehe sie das Licht löschten und nach unten gingen. Sam hatte sich wieder seinem Laptop gewidmet. Beide saßen auf der Couch. Der Jüngere suchte Informationen über Lucretia Asbury. Dean saß noch eine Weile gelangweilt neben Sam, doch als ihm klar wurde, dass der dämliche Computer Sam mal wieder vereinnahmte, stand er auf.

„Wo gehst du hin?“

„In die Garage. Ich sollte mal wieder unsere Waffen kontrollieren,“ sagte Dean knapp und verschwand aus dem Wohnzimmer. Sam seufzte. Ganz offensichtlich hatte er irgendwas falsch gemacht, was Dean verärgert hatte. Er hatte nur nicht die geringste Ahnung was. Er fuhr mit seiner Computerrecherche fort. Manchmal konnte Dean Sams Meinung nach komplizierter sein als jede Frau.
 

Wenn Dean gewusst hätte, was ihn später am Abend noch erwarten würde, hätte er vermutlich nicht so schlechte Laune gehabt. Er reinigte einige Waffen, die sie heute Abend mitnehmen würden und überprüfte die Munition. Während dieser routinemäßigen Wartung dachte er darüber nach wieso er sich bei den vielen Menschen auf diesem Planeten ausgerechnet in seine Nervensäge von Bruder oder Ex-Bruder? nein, dieses Wort gefiel ihm nicht. Das klang so als würde er jetzt mit Sam nichts mehr zu tun haben wollen, verlieben musste. Er bereute es nicht, aber langsam fragte er sich wie strapazierfähig seine Libido und wie leidensfähig er selbst eigentlich war. Er wollte Sam unbedingt endlich richtig näher kommen, aber der Jüngere schien mit der momentanen Situation ganz zufrieden zu sein. Er hatte Sam gesagt, sie würden nur machen wozu er bereit war, also war der Jüngere am Zug und wenn Dean Pech hatte, dann würde er möglicherweise noch bis zum St. Nimmerleinstag auf dem Trockenen sitzen. Also entweder Sam hatte eine beneidenswerte Selbstbeherrschung oder aber er liebte Dean zwar, hatte aber kein sexuelles Interesse an ihm. Letzteres wäre für den älteren Winchester mit Sicherheit der Todesstoß. In der letzten Nacht hatte er einen sehr realistischen Traum von Sam und sich auf dem Rücksitz des Impalas gehabt. Er war dadurch wach geworden, aufgestanden und ins Bad gegangen um sich selbst zu erleichtern, ehe er sich wieder zu dem Fleischgewordenen Feuchten Traum legte mit dem er sich das Bett teilte. Seine Hand war aber auf Dauer auch nicht gerade eine wirkliche befriedigende Alternative zu echtem Sex. Er seufzte und betete dafür, dass ihn seine überschwappende Libido ihn nicht zu etwas sau dummes verleiten würde. Er war sich eigentlich ziemlich sicher, dass er treu sein konnte, aber er alleine in einer Bar, sexuell unausgelastet, ein Bier zu viel, eine willige Frau… Dean wusste nur zu gut wie schnell sich da sein oberes Hirn abschalten konnte. Vielleicht war es doch gut, wenn Sam ihn von Bars fernhalten würde. In der Zeit wo Sam auf dem College war und sein Dad mal wieder nicht da, hatte Dean oft nur mit den Frauen geschlafen, weil er einfach nicht alleine in einem Motelzimmer sein wollte. Aber jetzt war er nicht allein. Er hatte Sam, er hatte Jenny. Er liebte Sam. Er würde sich zusammen reißen. Was war denn schon eine schnelle, belanglose Nummer mit irgendeiner unbekannten Frau gegen eine Ewigkeit mit Sammy? Wenn er Sammy betrügen würde, würde er alles verlieren. Nicht nur die Liebesbeziehung zu Sam. Dean wusste, dass sie beide inzwischen an einem Punkt angekommen waren von dem aus sie nach so einem Zwischenfall nicht mehr einfach auf den „Wir sind Brüder“ Modus umschalten könnten. Sam würde ihn verlassen und Jenny mitnehmen. Er würde alleine bleiben und sich den Rest seines wahrscheinlich dann nicht mehr all zu lange dauernden, erbärmlichen Lebens dafür hassen was er getan hatte. Aber wenn Sam sich zusammenreißen konnte, dann sollte er als der Ältere das doch auch schaffen.
 

Er war so in seine Gedanken vertieft, dass er nicht bemerkte, dass Sam in die Garage gekommen war und ihn beobachte.

„Eine Million für deine Gedanken,“ sagte der Jüngere leise, um Dean nicht zu erschrecken und trat näher an den Älteren heran. Dean drehte sich zu dem Größeren um.

„Hey, hast du was rausgefunden?,“ fragte er ohne auf das einzugehen was Sam eben zu ihm gesagt hatte.

„Lucretia Asbury hat sich nie in Truro abgemeldet. Sie hat seit 1995 keine Steuererklärung mehr eingereicht. Sie hat sich nie bei ihrer Familie gemeldet, die in Middleboro lebt. Ihre Eltern halten sie immer noch für vermisst. Sie ist schlicht und einfach wie vom Erdboden verschluckt,“ sagte Sam und lehnte sich seitlich gegen den Impala.

„Das würde dafür sprechen, dass sie tot ist,“ meinte Dean und lud eine Schrotflinte mit Steinsalz.

„Der Meinung bin ich auch und nach allem was wir bis jetzt wissen, könnte sie durchaus unser Geist sein.“

„Ja.“

„Alles in Ordnung mit dir?“

„Findest du mich eigentlich attraktiv?,“ fragte Dean ihn und kaute auf seiner Unterlippe.

„Was?,“ fragte Sam überrascht. Mit so einer Frage hätte er nie im Leben gerechnet.

„Findest du, dass ich sexy bin?“

„Was ist das denn für eine Frage?“ Sam errötete.

„Weißt du was? Vergiss es einfach.“ Dean warf die Schrotflinte zurück zu den anderen Waffen und schloss dann den Kofferraum. Sam dämmerte nun, dass Dean die Frage eben tatsächlich ernst gemeint hatte. Ehe es sich der Ältere versah fand er sich in Sams Armen wieder, die ihn an ihn drückten und Sam küsste ihn leidenschaftlich. Der kleinere der beiden grinste und erwiderte den Kuss.

„Ja, Dean,“ sagte Sam als er ihnen schließlich eine Atempause gönnte.

„Was?,“ fragte Dean ein wenig benebelt. Gerade in dem Moment konnte er zu dem was Sam gesagt hatte keinen Bezug herstellen.

„Die Antwort auf deine Frage eben. Sie lautet ja, Dean,“ erklärte Sam, dessen Wangen noch immer ein leicht rosa Schimmer zierte. Jetzt verstand der Ältere, aber ehe er etwas darauf sagen konnte küsste Sam ihn wieder. Dean ließ sich auf den Kofferraumdeckel sinken und zog den Jüngeren zu sich hinunter ohne dass dabei ihr Kuss unterbrochen wurde. Sie küssten sich weiter, ließen beide nach einem kurzen Zögern die Hände über den Körper des jeweils anderen wandern. Dean merket, wie die Erregung in ihm aufstieg, was für ihn aber im Moment viel wichtiger war, war dass er spürte, wie die gleiche Erregung sich auch in Sam auszubreiten begann. Er ließ seine Hände unter Sams T-Shirt gleiten und fuhr über die gut ausgeprägte Rückenmuskulatur des Jüngeren, dem darauf hin ein leises Stöhnen entkam, das Dean überglücklich registrierte. Er intensivierte den Kuss und gewann die Oberhand. Weit weniger erfreut registrierte Dean jedoch kurz darauf Carries Stimme aus der Küche, die direkt neben der Garage lag und die durch eine Tür mit dieser verbunden war. Auch Sam war die eindringliche Stimme nicht entgangen, die nach ihnen rief. Ehe Dean auch nur sein „Ach nicht doch“ zu Ende ausgesprochen hatte, hatte Sam sich auch schon wieder von ihm gelöst. Er fuhr sich kurz durchs Haar, schritt dann in die Küche und ließ einen frustrierten Dean in der Garage zurück, der am liebsten auf irgendwas eingeschlagen hätte. Er sah auf seine Uhr. Es war erst 21.50 Uhr. Warum musste Carrie nur immer so verdammt überpünktlich sein?
 

„Du bist schon da,“ sagte Sam als er aus der Garage kam.

„Ach in der Garage wart ihr. Ich hab geklopft, aber als niemand herein gesagt hat…“

„Hast du dich selber reingelassen wie ich sehe,“ vollendete Sam ihren Satz. Sie nickte. Nun trat auch Dean in die Küche.

„Hey Dean!,“ begrüßte sie ihn. Halbherzig erwiderte er die Begrüßung. Sie musterte die beiden von oben bis unten.

„Ich hoffe ich habe euch bei nichts wichtigem gestört,“ sagte sie dann und warf den beiden einen anzüglichen Blick zu. Ihren scharfen Augen war nichts entgangen. Nicht die von den Küssen leicht geschwollenen Lippen der beiden, nicht Sams rosa glühenden Wangen und erst recht nicht die kleinen Ausbuchtungen in den Hosen der beiden. Sams Wangen wurden noch röter. Dean erkannte in dessen Augen auch einen leichten Hauch von Mordlust.

„Sam, wir fahren gleich. Mach dich fertig.“ Der Jüngere presste die Lippen aufeinander und ging ins Wohnzimmer um sich die Schuhe anzuziehen.

„Wow, ich hätte nicht gedacht, dass Sam dermaßen rot werden kann,“ sagte Carrie belustigt.

„Wenn du wüsstest. Würde es dir vielleicht was aus machen dich ihm gegenüber etwas zurück zu halten?“

„Was habe ich denn gesagt?“

„Es geht eher darum wie du es gesagt hast.“

„Schon gut, ich wusste ja nicht wie verklemmt er ist.“

„Er ist nicht verklemmt. Er weiß nur was die Worte Feingefühl, Diskretion und Privatsphäre bedeuten. Wobei wir auch schon beim Thema wären. Normalerweise geht man wieder nach Hause und versucht es später noch mal wenn man nach einem Klopfen nicht herein gebten wird.“

„Aber ich wusste doch, dass ihr zu Hause seid, schließlich habt ihr mich zum Babysitten bestellt.“

„Ja, aber für 22 Uhr. Du warst 10 Minuten zu früh.“

„Ach und um Punkt zehn wärt ihr fertig gewesen? So wie ich das einschätze hattet ihr ja noch nicht mal richtig angefangen. 10 Minuten wäre dann aber ein kurzes Vergnügen gewesen. Da hätte ich mehr von euch erwartet,“ sprudelte es aus ihr heraus.

„Carrie irgendwann wird dich dein Vorlautes Mundwerk sicher noch mal in Schwierigkeiten bringen.“

„Das höre ich öfters,“ sagte sie und grinste. Sam kam wieder in die Küche.

„Jenny schläft oben. Wir sind gegen Mitternacht zurück,“ sagte er und wirkte jetzt wieder gefasster.

„Okay. Viel spaß ihr beiden, bei was auch immer ihr zwei Hübschen heute Abend auch anstellen mögt.“ Sie zwinkerte den beiden zu. Sam spürte schon wieder den Drang Carrie zu erwürgen. Dean bemerkte das.

„Also bis nachher,“ sagte er zu Carrie und schob Sam durch die Tür in die Garage. Kurz darauf waren sie auf der Straße in Richtung Leuchtturm. Draußen wurde es bereits dunkel.

„Du magst sie immer noch nicht wirklich, oder?,“ fragte Dean den Jüngeren. Sam warf ihm einen `Muss ich wirklich darauf antworten` Blick zu. Dean schwieg. Sam ebenfalls und beide dachten daran, was wohl passiert wäre, wenn Carrie sie nicht unterbrochen hätte.
 

Einige Minuten später stellten sie den Impala auf dem Besucherparkplatz des Leuchtturms ab.

Dean holte die Waffen aus dem Kofferraum und reichte Sam dann eine Schrotflinte und eine kleinkalibrige Pistole. Er selbst bewaffnete sich ähnlich.

„Es wird wirklich Zeit, dass die sich ein neues Sicherheitssystem zulegen,“ sagte Sam nachdem er die Alarmanlage lahm gelegt hatte. Das war eins der wenigen Dinge bei denen er schneller war als Dean. Dafür kannte der sich besser mit den verschiedenen Alarmanlagenmodellen aus.

„Auf jeden Fall, aber im Moment bin ich ganz froh, dass sie noch das alte haben.“ Nun machte sich der Ältere an der Tür zu schaffen.

„Nicht zu fassen. Die Tür lässt sich mit ner Kreditkarte öffnen,“ sagte er zu Sam.

„Dann quatsch nicht so lange und mach sie auf.“

„Visa oder Master Card?“

„DEAN!”

“War ein Scherz. Ich mach ja schon. Sei nicht so nervös Sammy. Die haben nicht mal nen Wachmann. Weder hier noch am Golfplatz oder am Museum. Hier ist weit und breit niemand außer uns beiden.“ Während er sprach hatte er die Tür geöffnet.

„Ladys First,“ sagte der Ältere und bekam dafür von Sam einen unsanften Schlag gegen den Hinterkopf.

„Idiot.“

„Mistkerl,“ erwiderte Dean und folgte Sam in den Leuchtturm und dann die Treppe rauf. Während sie hoch liefen holte Dean das EMF-Gerät raus.

„Das Signal ist noch schwächer als heute Morgen.“

„Vielleicht hat der Geist seine Mordsaison schon beendet.“

„Oder er kommt nur, wenn er potentielle Opfer wahr nimmt.“

„Und was schlägst du also vor? Sollen wir jetzt anfangen hier rumzuknutschen bis er kommt?“ Sam sah zu seinem Bruder herüber. Dean grinste.

„Oh nein! Vergiss es. Ich werde hier nicht mit dir den Köder spielen ohne Rückendeckung.“

„Aber es war dein Vorschlag.“

„Das war doch nicht ernstgemeint.“ Der ältere Winchester seufzte.

„Schade.“ Sam rollte mit den Augen.

„Dann warten wir eben ein bisschen. Vielleicht sind wir nur zu früh. Mitternacht heißt ja nicht umsonst Geisterstunde.“ Dean ließ sich auf einer kleinen Holzbank nieder und summte gelangweilt irgendwas von Metallica vor sich hin. Er blickte sich in dem Raum um. Irgendwer hatte seit sie heute Morgen hier waren einige Baumaterialien hier hoch gebracht. In einer Ecke lagen Bretter und Kupferrohre. Einige Minuten vergingen. Es blieb weiterhin ruhig, bis auf die nervigen Geräusche, die Dean mit seinem Mund machte. Sam sah ihn mit einem bitterbösen Blick an und Dean hörte damit auf.

„Was meinst du Sam, hätten wir vorher vielleicht einen Termin mit dem Geist machen sollen?“

„Dean, wir haben schon weit länger und an ungemütlicheren Orten auf irgendwelche Monster gewartet, also hör auf…“ Dean hatte ihm seine Hand auf den Mund gelegt.

„Hast du das gehört?“

„Ich weiß nicht was du …“ doch dann hörte auch Sam etwas. Es klang nach einer Mädchenstimme.

„Da ist jemand,“ sagte er zu Dean. Der Ältere nickte.

„Ich geh runter und sehe zu, dass die verschwinden,“ sagte er zu Sam und ging die Treppe runter.
 

„Kevin, ich weiß nicht,“ sagte das Mädchen zögerlich.

„Ach komm schon Hillary. Du glaubst doch nicht etwa wirklich, dass hier ein Serienkiller auf uns wartet.“

„Und warum ist dann das FBI hier?“ Ihr dad war bei der Truroer Polizei und hatte ihr von dem Besuch der Feds erzählt.

„Vertrau mir, dir wird nichts passieren.“

Dean hatte die Stimmen besser verstanden je weiter er runter kam. Er kapierte nicht wie Menschen so doof sein konnten. Wenn an einem Ort vor kurzem jemand ermordet worden war, sollte man diesen Ort doch wohl meiden und nicht auch noch mit seiner Süßen dort auftauchen. Er war unten angekommen. Das Mädchen und der Junge standen vor dem Leuchtturm und Mr. Casanova versuchte immer noch seine Freundin zu einem Schäferstündchen auf dem Leuchtturm zu überreden. Dean öffnete die Tür und trat zu den beiden hinaus.

„Hey, verschwindet hier. Sucht euch einen anderen Platz zum rummachen.“

„Scheiße, seit wann haben die hier einen Wachmann?,“ entfuhr es Kevin, als er Deans Pistole erkannte. Er packte Hillary an der Hand.

„Lass uns verschwinden. Auf Ärger kann ich verzichten.“ Sie machten sich eilig davon. Gerade in dem Moment machte sich das EMF-Gerät in Deans Jackentasche lautstark bemerkbar. ~Scheiße, Sam~ schoss es Dean durch den Kopf und er rannte die Treppe wieder rauf.

Opfer häuslicher Gewalt

@Morathi: Na dann viel spaß bei deinem kleinen urlaub von meiner Story ;-). Und beide in Lebensgefahr trifft es so ziemlich. Naja, Dean wird Sam später zwar las Hausfrau bezeichnen, aber Sam ist nun mal der ordentlichere von beiden und der jenige, der auf gesunde Ernährung achtet, würde sagen Sam ist also von natur aus ein stückchen weiblich. Ja, ich weiß Carrie ist gemein, aber so soll sie auch sein. Da wird noch mehr kommen. So richtige Freunde werden Sam und sie sicher nicht, aber er wird vielleicht etwas lockerer. Dean ist da eher die Bezugsperson für sie. Und dein Kommentar war doch ausführlich. Das kapitel war ja auch gar nicht so lang.

@Ayaka: Naja, Dean traut dem Braten(Sam) halt noch nicht so wirklich und hat halt manchmal noch so seine zweifel, was sams absichten ihm gegenüber sind. Und Deans selbstbewusst sein kommt schneller zurück als einem lieb ist. Hm, Sam merkt schon meistens, dass er Dean kränkt mit seiner Art, aber er kann(noch) nicht immer wirklich über seine Schatten springen, weil er angst hat die Kontrolle zu verlieren, aber das wird schon. Tja und Carrie und Dean passt einfach besser als Sam und Carrie. Da kannst du dich schon auf mehr freuen.
 

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Sam war ans Fenster getreten nachdem Dean nach unten gegangen war. In der spärlichen Beleuchtung, die die kleine Laterne hinter dem Leuchtturm bot, konnte er schemenhaft zwei Gestalten erkenne. Er verstand nicht was sie sagten, aber bei den beiden schien es sich um ein junges Pärchen zu halten. Dann kam eine dritte Person hinzu. Dean, dessen Gestallt würde Sam immer und überall wiedererkennen. Er sagte irgendwas zu den beiden. Plötzlich spürte Sam wie es schlagartig kälter wurde. Doch ehe er sich umdrehen konnte um nach seiner Schrotflinte zu greifen, die rechts neben ihm gegen die Wand lehnte um nachzusehen was vorsich ging, spürte er wie sich etwas um seinen Hals legte und langsam, aber kraftvoll zugezogen wurde. Automatisch riss Sam die Hände nach oben. Er faste sich an den Hals und versuchte seine Finger unter das Absperrband zu schieben, das ihn zu strangulieren drohte, um zu verhindern, dass es sich stärker zu zog. Aber es brachte ihm nicht viel. Der Geist zog unbarmherzig weiter an dem Band. Sam hörte Schritte. Er brachte mühevoll ein gekrächztes „Dean“ heraus. Immer weniger Luft kam in seiner Lunge an. Die Tür zum Leuchtraum wurde aufgestoßen. Der ältere Winchester stürmte herein. Sofort erkannte er die Situation.

„Sam,“ rief er. Der Geist drehte sich überrascht um, ohne jedoch die Zugkraft an dem Absperrband zu verringern. Für den Bruchteil einer Sekunde sahen sich der weiblich Geist und Dean an, ehe der ältere Winchester ohne zu zögern die Schrotflinte anhob, auf ihren Kopf zielte und abdrückte. Der Geist verschwand und mit ihm das Absperrband um Sams Hals. Der Jüngere sackte hustend und keuchend auf dem Boden zusammen. Ohne die Schrotflinte sinken zu lassen ging Dean schnellen Schrittes auf seinen Bruder zu.

„Sammy, alles in Ordnung?,“ fragte er ihn besorgt.

„Ging mir nie besser,“ kam es flapsig und etwas heiser von Sam zurück. Dean ließ nun doch die Schrotflinte sinken um dem Jüngeren mit seiner freien Hand auf zu helfen. Dean stand mit dem Rücken zur Tür als Sam wieder auf den Beinen war.

„Wie oft muss ich dir deinen Arsch eigentlich noch retten bist du lernst besser auf dich aufzupassen?“

Sam wollte eigentlich entgegnen, dass er sehr wohl in der Lage war auf sich aufzupassen, doch ehe er die Worte ausformulieren konnte hatte Dean seine Lippen schon mit den seinen zu einem kurzen, zärtlichen Kuss verschlossen und Sam überlegte es sich anders.

„Hast du den Geist gesehen?,“ fragte er Dean.

„Hab ich und ich bin mir ziemlich sicher, dass es Lucretia war. Ich habe sie von dem Bild der Vermisstenanzeige wieder erkannt, die du vorhin auf deinem Laptop geöffnet hattest. Nur was machen wir jetzt?“

„Wir müssen irgendwie ihre Leiche finden und hoffen, dass bis dahin keiner mehr auf die Idee kommt nachts auf den Leuchtturm zu wollen.“

„Und wie sollen wir ihre Leiche finden Sam? Sollen wir sie vielleicht fragen, wo ihr Chef sie verscharrt hat? Ich glaube kaum, dass sie uns dabei helfen wird…“

„Dean,“ schrie Sam, der aus dem Augenwinkel sah, wie Lucretias Geist eines der Kupferrohre in Richtung von Deans Kopf nieder krachen ließ. Der Ältere drehte den Kopf um zu sehen vor was Sam ihn gewarnt hatte. Die Warnung kam jedoch zu spät. Das Rohr traf Dean hart gegen die rechte Orbita und er fiel nach vorne. Sam fing ihn auf, ließ ihn dann aber sachte zu Boden, als er bemerkte, dass Lucretia nun wieder auf ihn zu kam. Der Jüngere griff nach seiner Schrotflinte und schoss auf den Geist der Sekretärin. Sie verschwand. Dann nahm er die Tüte salz, die er in der Tasche seiner Shirt-Jacke hatte, heraus und verteilte das Salz in einem Kreis um sich und Dean, der bewusstlos am Boden lag. Er hatte eine gehörige Platzwunde an der Augenbraue, die ziemlich stark blutete. Sam legte die Schrotflinte neben sich und kniete sich neben den Kleineren.

„Dean?“ Er strich dem Älteren sanft über die Wange. Keine Reaktion. Sam kramte in Deans Jackentasche und holte eine Servierte aus irgendeinem Diner hervor, die er auf Deans Platzwunde presste. Er reif noch mal seinen Namen. Diesmal kam Dean zu sich.

„Sam?“

„Ja, Dean. Wie viel Finger siehst du?“ Er hielt ihm seine linke Hand vors Gesicht.

„Zwölf,“ sagte er und schob Sams Hand weg.

„Dann scheint es nichts schlimmes zu sein,“ sagte der Jüngere erleichtert und küsste Dean auf die Wange.

„Ich dachte sie erwürgt die Leute. Wieso hat sie mir eine verpasst?“

„Ich weiß nicht, vielleicht weil du sie vorhin mit Steinsalz beschossen hast. Kannst du aufstehen?“ Dean nickte.

„Gut. Drück da weiter drauf, dann helfe ich dir hoch.“ Er griff nach Deans Hand und platzierte sie auf der Servierte, die bereit blutdurchtränkt war. Sam griff in die Tasche seiner Shirt-Jacke und fand ein Stück Küchenpapier, was er wohl vorhin beim kochen eingesteckt hatte. Sofort drückte er auch noch das Zewa auf die Wunde und forderte Dean erneut auf seine Hand darauf zu pressen, als er ihn wieder auf die Beine gezogen hatte.

„Wir sollten die Eingänge und Fenster mit Salz abdichten,“ meinte Dean mit leicht schmerzverzehrtem Gesicht.

„Dafür haben wir erstens nicht genug Salz dabei, zweitens würde es nicht viel bringen, weil die Salzlinie morgen spätestens bei der ersten Führung durchbrochen wird und drittens haben wir jetzt auch gar keine Zeit dafür. Du musst zu einem Arzt.“

„Quatsch, das geht schon. Ein Pflaster drauf und gut ist.“

„Dean, dass sollte sich wirklich ein Arzt ansehen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das genäht werden muss.“

„Dann mach du das zu Hause. Du weißt wie es geht. Dad hat es uns gezeigt.“

„Das wäre auch eine Möglichkeit, wenn du Carrie gerne erklären möchtest warum du eine Platzwunde hast.“

„Wenn du zuerst rein gehst und sie nach Hause schickst und ich erst rein komme wenn sie weg ist, dann geht das schon.“

„Dean, ich würde mich aber wohler dabei fühlen, wenn ein Arzt abklärt, ob da nicht doch mehr ist als nur die Platzwunde, außerdem ist es Jahre her, seit ich das letzte Mal eine Wunde genäht habe.“

„Dann wird es Zeit, dass du deine Kenntnisse auffrischst.“

„Dean, bitte.“ Sam sah ihm in die Augen. ~Jetzt bloß nicht der Hundeblick~ dachte Dean. Doch Sam wusste anscheinend ganz genau was er tun muss um Dean zu dem zu kriegen, was er wollte. Der ältere Winchester rollte mit den Augen und fügte sich dann seinem Schicksal. Es würde ja auch nicht zu seinem Nachteil sein. Ein Arzt konnte ihm sicher auch irgendwas Tolles verschreiben, was dafür sorgen würde, dass sein Kopf aufhören würde sich so anzufühlen, als würde pausenlos jemand mit dem Hammer dagegen schlagen. Die beiden wollten gerade den Salzkreis verlassen, als Lucretia wieder auftauchte.

„Ich weiß ja nicht wie es dir geht, Sam, aber mir geht sie langsam auf den Sack.“ Er richtete die Schrotflinte auf sie und drückte ab.

„Lass uns gehen Dean, ehe sie noch mal wieder kommt.“ Ohne weitere Zwischenfälle erreichten sie den Impala.
 

In der kleinen, beschaulichen Notaufnahme des Truro Medical Centers war in dieser Nacht nicht viel los. Die junge Assistenzärztin Susan Leiper saß im Ärztezimmer und nippte an ihrem Kaffee während ihr Kollege in Behandlungsraum 1 gerade überprüfte ob ein kleiner Junge vielleicht am Blinddarm operiert werden musste. In der 2 lag noch eine alte Frau, die wegen Dehydrierung eingeliefert worden war und bei der noch der letzte Tropf lief ehe sie wieder nach Hause konnte.

„Susan, Kundschaft für dich,“ sagte eine Krankenschwester, nachdem sie Sam und Dean durch den Eingang hatte treten sehen.

„Ich komme sofort.“ Die Schwester ging auf die beiden jungen Männer zu. Sie hatte ein Klemmbrett in der Hand. Als sie Deans Kopfwunde sah, sagte sie:

„Kommen sie mit, ich bringe sie in den Wundnähraum und sie,“ sie drückte Sam das Klemmbrett in die Hand,

„Seien bitte so freundlich und füllen das für mich aus.“

Dean sagte immer, er solle lernen besser auf sich auf zu passen, wie kam es dann nur, dass in letzter Zeit es immer der Ältere war, der im Krankenhaus landete und Sam derjenige, der diese beschissenen Formulare ausfüllen musste? Die Schwester brachte Dean in den Wundnähraum.

„Dr. Leiper wird gleich hier sein.“ Sie entfernte die blutige Servierte und das Zewa und drückte eine saubere Kompresse auf die Wunde, die sie mit Pflaster befestigte. Dann fühlte seinen Puls, maß dann seinen Blutdruck und seine Temperatur. Während sie die Werte auf einem Klemmbrett notierte kam die Ärztin herein. Die Schwester nannte ihr die Werte. Susan nickte.

„Dann wollen wir uns das mal ansehen, Mr…..“

„Bonham,“ sagte Dean. Er und Sam hatten sich entschlossen wieder ihre Blue Earth Identitäten anzunehmen.

„Mr. Bonham, wie ist das passiert?,“ fragte sie ihn während sie die Kompresse entfernte. Die Wunde blutete immer noch sehr stark und am rechten Auge hatte sich ein kleiner Bluterguss gebildet.

„Ich habe mir den Kopf an der Schranktür im Schlafzimmer gestoßen,“ sagte Dean. Diese Legende hatte Sam vorgeschlagen. Der Jüngere war der Meinung, dass ein Haushaltsunfall kein Aufsehen erregen würde.

„Das ist eine ziemlich üble Platzwunde. Sind sie alleine her gekommen?“

„Sein Begleiter füllt gerade die Formulare aus,“ sagte die Schwester und deutete in Richtung Wartebereich, den man vom Wundnähraum einsehen konnte. Dort saß ein junger, großer und stattlich gebauter Mann über ein Klemmbrett gebeugt.

„Dann hat ihr Kumpel sie hergefahren?“

„Er ist nicht mein Kumpel er ist mein…“ Dean wusste nicht warum er das Bedürfnis hatte das richtig zu stellen. Aber was war Sam eigentlich? Dean suchte nach dem passenden Wort. Früher war es einfach gewesen, da war Sam einfach nur sein Bruder. Was war er jetzt? Sein Partner? Das klang zu sehr nach Anwaltskanzlei. Sein Freund? Das war zu banal und drückte nicht annähernd das aus, was Sam ihm bedeutete. Sein Gefährte? Zu Herr der Ringe Mäßig. Sein Geliebter? Ne, das klang so als wäre das ganze zwischen ihnen nur ne Bettgeschichte. Und doch war Sam das alles, doch er war noch viel mehr für Dean. Er war alles, sein Sammy.

„Oh, verstehe. Er ist also ihr Lebenspartner,“ deutete Dr. Leiper sein zögern. Er nickte. Sie fing damit an die Untersuchungsschritte abzuarbeiten, die bei Kopfverletzungen durchzuführen waren. Sie tastete seine Orbita nach eventuellen Knochenbrüchen ab, checkte mit einer kleinen Lampe seine Augen und bat ihn mit seinen Augen ihrem Finger zu folgen. Dann checkte sie ob aus seinen Ohren Blut oder Gehirnflüssigkeit austrat.

„Waren sie nachdem die Verletzung auftrat bewusstlos?“

„Nur für einen kurzen Augenblick,“ antwortete Dean. Er war ein wenig genervt. Er hatte eine simple Platzwunde, die, da hatte Sam wohl Recht, genäht werden musste und vielleicht eine kleine Gehirnerschütterung. Weshalb dokterte sie da so lange an ihm rum?

„Es ist nichts gebrochen. Nur eine Prellung und wahrscheinlich eine leichte Gehirnerschütterung.“ Sie gab der Schwester die Anweisung ihr ein Nähset zu holen. ~Super, die Diagnose hab ich auch gestellt, krieg ich jetzt auch nen Doktortitel?~ fragte sich Dean.

„Sie zeigen keine neurologischen Auffälligkeiten. Ich werde gleich ihre Wunde spülen und sie dann nähen. Ich denke drei Stiche maximal.“

„Ich wette der Küchenschrank hat mehr abbekommen als ich,“ sagte Dean.

„Sie sagten doch sie hätten sich die Verletzung an der Schlafzimmerschranktür zugezogen.“

„Oh, wissen sie, wir haben einen Küchenschrank im Schlafzimmer,“ versuchte er sich heraus zu reden, doch seiner Stimme konnte man anhören, dass er eben bei einer Lüge ertappt worden war. Er hatte Sam ja gleich gesagt, dass die „Ich habe mir den Kopf n der Schranktür gestoßen“ Story dämlich wäre. Jetzt hatte er den Salat. Die Ärztin würde jetzt sicher noch mehr Fragen stellen. Sie sah Dean mit einem seltsamen Blick an. Dean hatte ja keine Ahnung was für eine Hirnrissige Idee seine widersprüchliche Aussage in Susans Kopf heran reifen ließ. Sie hatte einen Verdacht. Sie hatte in ihrer bisherigen Laufbahn schon sehr viele solcher Fälle gehabt. Allerdings waren es bisher immer Frauen gewesen, die ihr diese „Ich habe mir den Kopf n der Schranktür gestoßen“ Story auftischten. Aber ein Blick in deren Krankenakten hatten Susan gezeigt, dass sich diese Frauen scheinbar mehrmals in sehr kurze Zeit den Kopf an Schränken oder Türen stießen. Die Krankenblätter waren voll von Blutergüssen jeder Art, von aufgeplatzten Lippen sowie Joch- und Nasenbeinfrakturen sowie noch vielem mehr, was darauf hinwies, dass die Schränke der Frauen männlich waren, große Hände hatten und oftmals betrunken waren, wenn sie die Frauen stießen. Die Verletzungen des Mannes vor ihr passten zwar dazu, dass er sich an einer Schranktür gestoßen haben könnte, aber der Widerspruch wo er sich gestoßen hatte, ließ Susan aufhorchen. In einer gleichgeschlechtlichen Beziehung konnte so was genau so passieren wie bei Heteros. Der Typ, der im Wartebereich saß, sah zwar aus als könne ihn kein Wässerchen trüben, aber den wenigsten dieser Männer sah man an was für Dreckskerle sie waren und das sie ihre Frauen schlugen. Sie musste nur einen Weg finden um ihren Patienten auf dieses Thema anzusprechen.
 

Sie begann damit die Wunde zu spülen.

„Und sie und ihr Lebenspartner kommen gut miteinander aus?“

Was war dass den für eine Frage? Die Frau sollte gefälligst seine Wunde nähen.

„Ich wüsste nicht was sie das angeht,“ sagte Dean ruhig. Die Schwester brachte das Nähset.

„Brauchen sie Hilfe?“

„Nein, alles okay.“

„Gut, denn in ein paar Minuten kommt ein Herzinfarkt rein und ich muss den Behandlungsraum vorbereiten.“ Susan nickte und die Schwester verließ den Raum wieder. Dr. Leiper zog nun ein örtliches Betäubungsmittel auf.

„Ich wollte ihnen nicht zu nahe treten. Das wird jetzt vielleicht ein bisschen brennen.“ Sie setzte die Spritze an der Stelle an wo sie gleich nähen würde.

„Eine Freundin von mir hat sich auch öfters mal an Schränken oder Türen gestoßen.“

Langsam hatte Dean das Gefühl Sam hätte ihn beim Frisör abgesetzt und nicht im Krankenhaus. Was hatte denn bitteschön seine Beziehung mit Sam oder ihre Freundin mit seiner Kopfwunde zu tun?

„Hören sie Lady, ich will ihnen auch nicht zu nahe treten, aber…“

„Ich will doch nur sagen, dass sie sich nicht schämen müssen. So was passiert mehr Leuten als sie vielleicht denken.“

„Wovon zur Hölle sprechen sie?“ Doch sie schien Deans berechtigte Frage als Leugnen zu interpretieren und sprach einfach weiter.

„Ich kann verstehen, dass es ihnen vielleicht peinlich ist, weil sie denken jemand mit ihrer Statur sollte in der Lage sein sich zu wehren. Sie sollen aber wissen, dass sie nicht alleine sind. Es gibt Leute, die ihnen helfen können.“

War die Frau besessen? Dean hatte noch immer keinen Schimmer was die Ärztin von ihm wollte. Er warf ihr einen verwirrten Blick zu, den sie als Zweifel fehl interpretierte.

„Es gibt Beratungsstellen. Ich kann ihnen die Adresse raus suchen wenn sie wollen.“

„Was für eine Beratungsstelle?“ Verwechselte sie ihn mit einem anderen Patienten?

„Für Opfer häuslicher Gewalt.“

„Woh, woh. Halt! Sie glauben doch nicht etwa, dass er…“ Dean deutete auf Sam im Wartebereich und fing an zu lachen. Die Idee war aus seiner Sicht einfach nur absurd, aber Dr. Leiper schien wirklich zu glauben, dass Sam ihn misshandelte.

„Sie sehen das völlig falsch Doc. Sam würde mich niemals verletzen. Jedenfalls nicht so lange er er selbst ist,“ versuchte er sie von ihrer Fehlinterpretation abzubringen.

„Wollen sie damit sagen, er schlägt sie nur, wenn er getrunken hat?,“ fragte sie ihn verwirrt.

„Nein, nein.“ Dean hatte eigentlich gemeint, wenn Sam nicht gerade von einem durchgeknallten Geist eines Psychiaters manipuliert wurde, aber das würde die gute Frau wohl nicht verstehen. Gott, wie sollte er aus der Nummer nur wieder raus kommen? Das war alles nur Sams Schuld. Was musste der ihn auch unbedingt ins Krankenhaus schleppen? Jetzt wäre dieses Ding zum Blitzdingsen praktisch, dass die bei Men in Black benutzt haben.

„Ihr Verhalten ist wirklich löblich, aber in meine Richtung völlig deplaziert. Ich bin kein Opfer und ich versichere ihnen, dass sie sich keine Sorgen um mich machen müssen. Ich weiß zwar nicht wie sie darauf kommen, dass Sam mich schlägt, aber ich garantiere ihnen, dass das nicht der Fall ist. Ich kenne ihn praktisch sein ganzes Leben lang. Er würde für mich sterben und das gleiche gilt auch umgekehrt. Er würde niemals die Hand gegen mich erheben um mir weh zu tun. Können sie jetzt bitte endlich die Wunde nähen? Wenn ich noch länger hier drin bin, denkt er womöglich noch ich hätte ne Gehirnblutung oder so was.“

Susan sah zu Sam herüber, der ein wenig besorgt aussah und in dem kleinen Wartebereich trotz seiner Körpergröße irgendwie verloren wirkte. Sie wusste zwar, dass man dem äußeren Schein eigentlich nicht unbedingt trauen konnte, aber beim näheren betrachten kam ihr dieser große Mann, Sam, ihr eher vor wie ein zu groß geratener Teddybär, als wie jemand, der den Menschen schlug, den er angeblich liebte. Sie fing an zu nähen. Offensichtlich hatte sie das ganze völlig falsch interpretiert, daher beeilte sie sich mit der Wundversorgung um dem peinlichen Schweigen, dass sich nun eingestellt hatte möglichst schnell zu entkommen. Aber wie hatte einer ihrer älteren Kollegen mal zu ihr gesagt: Besser ein mal zu viel die Pferde scheu gemacht, als ein mal zu wenig. Als sie fertig war, sah sie Dean ein wenig verlegen an.

„Danke,“ sagte er.

„Ich stelle ihnen noch ein Rezept für ein leichtes Schmerzmittel aus, dass können sie in jeder Pharmazie einlösen und dann können sie gehen. Wenn sie zu Hause sind, dann sollten sie sich etwas Ruhe gönnen.“ Er nickte und nahm dann das Rezept entgegen.

„Die Fäden können in ein paar Tagen raus. Das kann dann aber ihr Hausarzt machen.“

Wieder nickte er und verließ dann den Wundnähraum. Nie wieder würde er sich von Sam wegen einer Lappalie ins Krankenhaus schleppen lassen. Er wusste nicht, ob er die Ärztin überzeugt hatte, dass Sam harmlos war und wollte daher so schnell wie möglich weg von hier, bevor sie noch auf die Idee kam ihm irgendwelche Broschüren zu zustecken.

„Los, lass uns hier verschwinden,“ sagte er zu Sam, als er zu ihm in den Wartebereich kam.

„Ist alles in Ordnung? Warum hat das so lange gedauert?“

„Das erzähl ich die während du mich zum nächsten Walgreens fährst.“ Er zog den Jüngeren am Ärmel seiner Shirt-Jacke zum Ausgang.

In Handarbeit 1+

„Die Gute Frau dachte wirklich, sie müsste mich vor meinem gewalttätigen Freund retten,“ beendete Dean seine Ausführungen. Sam sah ihn völlig verdattert an.

„Das ist doch…Dean, ich würde nie…“

„Ich weiß Sammy, das habe ich ihr ja auch gesagt.“ Er tätschelte Sams Knie. Sein Kopf dröhnte. Sam lächelte bei der Berührung. Er bog links ab und fuhr in die 24 Stunden Drive through Spur des Walgreens. Sie wurden zügig bedient und konnten dann weiter fahren. Es war schon nach zwölf, als sie wieder bei dem Ferienhaus ankamen.

„Sieh dir das an. Da verlangt sie Nachtdienstzuschlag und dann pennt sie hier einfach weg,“ sagte Sam als sie ins Wohnzimmer traten. In der Tat war Carrie im sitzen auf der Couch eingeschlafen. Ihre Füße lagen auf dem Tisch. Der Fernseher lief. Neben ihr lag Jenny in die Ecke der Couch gekuschelt mit Speedy in ihrem Arm und schlief ebenfalls.

„Warum liegt unsere Kleine hier unten und nicht in ihrem Bettchen?,“ stellte Dean seine Frage in den Raum. Sam hatte eine Vermutung. Wenn Jenny wirklich spürte, wenn Dean und/oder er in Gefahr waren, dann hatte sie wahrscheinlich wieder geweint und Carrie hatte sie dann wohl aus dem Bett geholt und versucht sie zu beruhigen. Sam hatte sich immer noch nicht dazu durchringen können mit Dean über seinen Verdacht bezüglich Jennys Kräften zu sprechen. Zum einen, weil er keinen 100%igen Beweiß dafür hatte und zum anderen wusste er nicht wie er mit dem Thema anfangen sollte. Die ganze „Ich habe Visionen weiß aber nicht warum und woher“ Sache war immer noch ein heikles Thema. Dass das ganze auch noch erblich sein sollte war ja schon für ihn selbst schwer zu verdauen. Sam konnte sich nicht vorstellen, dass Dean das locker weg stecken würde, aber irgendwann würde er in den sauren Apfel beißen müssen. Dean hatte ein Recht darauf davon zu erfahren. Der ältere Winchester stieß Carries Füße vom Couchtisch. Davon wachte sie auf.

„Gut geschlafen?,“ fragte Dean sie.

„Ich habe nicht geschlafen, ehrlich nicht. Höchstens für einen Augenblick die Augen ausgeruht.“

„Wie ging es mit Jenny heute Abend?,“ erkundigte sich Sam.

„Eigentlich ganz gut. Sie hat geschlafen, aber so gegen elf hat sie wieder so geweint wie vorgestern Abend und sie hat irgendwas von sich gegeben, dass wie Sa-Sa klang. Da ich keine Babysprache mehr kann, habe ich gedacht sie meint vielleicht Saft, aber als ich ihr welchen geben wollte, hat sie nur noch mehr geschrien und nach dir gerufen, Dean. Denn ich denke mal, das Din, Dean bedeutet.“

„Schlaues Mädchen,“ neckte Dean sie.

„Sehr witzig. Wisst ihr was Sa-Sa bedeutet?“

„Nein, aber wir werden es dich wissen lassen, wenn wir es herausgefunden haben,“ sagte Sam.

„Jeden Falls hat sie sich irgendwann in den schlaf geheult und weil ich sie nicht wieder aufwecken wollte, habe ich sie hier liegen lassen. Ich hoffe nur sie ist nicht krank.“

„Mach dir keine Sorgen. Wahrscheinlich hat sie uns nur vermisst. Du solltest jetzt nach Hause gehen, sonst machen sich deine Großeltern noch Sorgen um dich,“ sagte Sam.

„Wieso sollten sie? Sie wissen doch wo ich bin. Braucht ihr mich morgen wieder?“

„Nein, ich denke nicht.“ Sam gab ihr das Geld fürs Babysitten.

„Aber gib nicht alles auf ein Mal aus,“ sagte Dean. Carrie lachte.

„Hey, wo hast du eigentlich das blaue Auge her?,“ fragte sie ihn. Sie hatte den kleinen Bluterguss entdeckt, den das Kupferrohr hatte entstehen lassen. Dean und Sam hatten gehofft, da es eigentlich nur minimal war, dass es Carrie entgehen würde.

„Kleine Kneipenschlägerei,“ sagte Dean.

„Wow, wusste nicht das du der Schlägertyp bist.“

„Es wird Zeit Carrie,“ sagte Sam.

„Verstehe, ihr wollt wieder alleine sein.“ Sie grinste und verschwand dann durch die Hintertür in der Küche. Sam folgte ihr und schloss ab. Dann ging er zurück ins Wohnzimmer.

„Bist du sicher, dass es ihr gut geht? Ich meine, wenn sie wirklich so stark geweint hat, dann hat sie vielleicht ne Kolik,“ meinte Dean und sah besorgt zu Jenny hinunter.

„Das denke ich nicht. Es ist sicher alles in Ordnung mit ihr. Du solltest hoch gehen und dich hinlegen. Deine Ärztin hat doch sicher gesagt, dass du Ruhe brauchst.“

„Ja, sie hat gesagt, lassen sie sich von ihrem gewalttätigen Freund ins Bett kommandieren,“ neckte Dean den Jüngeren. Sam stellte sich vor ihn und setzte ein bedrohliches Gesicht auf.

„Geh ins Bett und schluck ein paar deiner Pillen, sonst muss ich dir weh tun,“ sagte er mit rauer Stimme.

„Oscar reif, Sammy.“

„Bis auf das wehtun hab ich es aber ernst gemeint.“ Er streichelte Dean zärtlich über die Wange.

„Ich bring Jenny in ihr Bettchen,“ sagte der Jüngere dann. Vorsichtig hob er seine Tochter von der Couch auf seine Arme. Zusammen mit Dean ging er dann mit dem kleinen Bündel auf dem Arm die Treppe rauf.
 

Auf dem oberen Flur trennten sich ihre Wege. Sam trat in Jennys Zimmer, küsste sie auf die Stirn und legte sie sachte ins Bett. Wenn er Jenny so daliegen sah konnte er manchmal nicht glauben, dass er tatsächlich Vater war. Und dann auch noch der Vater eines kleinen, bildhübschen Mädchens. Er hatte keine Ahnung von Mädchenkram. Aber irgendwann würde sie wahrscheinlich eine weibliche Bezugsperson brauchen. Wo sollte er die hernehmen? Alle Leute denen er vertraute und zu denen er einen wirklichen Bezug hatte, pinkelten im Stehen. Es würde sicher nicht einfach werden, aber Dean und er mussten einfach die Kleine nicht all zu sehr zu vermurksen. Dean hatte in seinem Leben schon so viele BH’s aufgemacht, da konnte er Jenny sicher auch zeigen wie man einen anzieht. Aber bis es soweit war, mussten Dean und er erstmal zusehen, dass sie Jenny und sich selbst am Leben hielten. Das war bei dem was sie „beruflich“ machten manchmal schon schwer genug. Verbandszeug war das wofür sie am zweitmeisten Geld ausgaben. Irgendwas passierte eigentlich immer, auch wenn es nur ein Kratzer war. Aber das Jagen war nun mal ihr Leben und Dean würde sicher nicht einfach damit aufhören und wenn Sam ehrlich zu sich selbst war, dann wusste er, dass Dean Recht hatte. Sie wussten was es da draußen alles gab und wenn sie nichts dagegen taten, waren sie auch nicht viel besser, als die Monster, die sie jagten. Er und Dean mussten halt einen Weg finden das Jagen und Jenny unter einen Hut zu bringen. Sam schaltete das Licht aus und verließ das Zimmer. Sein Leben war verkorkst, aber er musste das Beste daraus machen und momentan lief es nicht schlecht. Er war glücklich.
 

Sam ging ins Schlafzimmer. Dean lag wie angeordnet im Bett. Er öffnete die Augen, als er Sam herein kommen hörte.

„Wie geht’s deinem Kopf?“

„Ich warte noch darauf, dass die Pillen anfangen zu wirken.“ Sam ging auf seine Seite des Bettes. Er spürte Deans grüne Augen auf sich ruhen während er sich auszog und Bettfertig machte. Sam gefiel es irgendwie wie Dean ihn manchmal ansah, so als wäre er der leckerste Schokoriegel der Welt, der, in diesem Fall, sich gerade aus der Verpackung befreite und den Dean nur zu gerne vernaschen würde. Der jüngere Winchester stieg zu Dean ins Bett und kuschelte sich an ihn. Dean schluckte. Sam hatte beim ausziehen mit dem Rücken zu ihm gestanden und trotzdem hatte der Ältere das Gefühl, als wüsste Sam, dass er ihn beobachtete und würde sich gerade deswegen extra langsam aus T-Shirt und Jeans pellen, nur um ihn heiß zu machen. Und jetzt lag der Größere auch noch so dicht bei ihm. Dean spürte wie eine bekannte Erregung wieder in ihm hoch kam.

„Wir sollten morgen noch mal in die Bibliothek fahren und das Zeitungsarchiv dort nach Lokalberichten über die Versetzung des Leuchtturms zu durch forsten,“ meinte Sam.

„Was erhoffst du dir davon?“

„Wenn wir wissen wie weit sie mit der Neugestaltung waren, als Lucretia verschwand, können wir das Gebiet in dem Reiff sie verscharrt hat vielleicht auf ein bestimmtes Areal eingrenzen.“

„Eingrenzen klingt gut.“

„Ja,“ hauchte Sam ihm in den Nacken und rückte noch näher an ihn heran. Sam wollte sich das zurück holen. Um dass Carrie Dean und ihn vorhin gebracht hatte. Es würde dem Älteren sicher gut tun und ihn von seinen Kopfschmerzen ablenken.
 

„Geht’s dir schon besser? Die Tabletten müssten langsam wirken,“ sagte Sam.

„Es geht,“ sagte Dean. Sam sah ihn an und dann küsste er ihn. Und was war das für ein Kuss? Sein Kopf tat plötzlich nicht mehr weh. Es war als hätte Sams Kuss sämtliche Nervenbahnen zu seinem Kopf hin blockiert, den Schmerzreiz in sexuelle Erregung verwandelt und diese direkt gen Süden geleitet. Scheiße, so was sollten die Pharmakonzerne mal in Flaschen abfüllen. Sams Kuss wirkte besser, als die dämlichen Pillen, die er geschluckt hatte. Wo zum Teufel hatte Sam so gut küssen gelernt?

„Jetzt besser?,“ fragte Sam als er Deans Mund wieder frei gab.

„Hmmmm...,“ war alles was Dean im ersten Moment raus bekam. Sam lächelte.

„Mach das noch mal,“ verlangte der Kleinere und zog Sam in einen erneuten Kuss. Der zweite tat sein übriges, um in Deans Boxershorts eine Party in Gang zu bringen. So war Dean vorher noch nie geküsst worden. Als Sam sich wieder von ihm löste, machte er Dean einen Vorschlag mit dem der Ältere nicht gerechnet hätte.

„Dean, ich glaube, ich könnte dafür sorgen, dass es dir noch besser geht,“ sagte Sam und klang dabei ein wenig scheu. Es legte sich wieder ein leicht rosa Schimmer auf Sams Wangen. Er strich schüchtern mit seiner Hand über den Schritt des Älteren. Dean schluckte und sein Glied begann hart zu werden. Wow, Sam war doch immer für eine Überraschung gut. Vielleicht sollte er sich von Geistern öfters mal einen überbraten lassen, wenn Sam dann in ihrer Beziehung jedes Mal das Tempo erhöhte.

„Darf ich Dean?,“ fragte Sam mit weicher, unsicherer Stimme, die eigentlich schon gereicht hätte um Dean kommen zu lassen, aber einen ersten Handjob von Sam wollte er sich nicht entgehen lassen. Das einzige was ihn doch noch etwas zögern ließ war, dass er einfach nicht wusste wie er `danach` mit Sam verfahren sollte. Würde Sam wollen, dass er es auch bei ihm machte oder würde er sofort aus dem Bett springen wenn er ihn anfasste?

„Dean?“ Er blickte dem Kleineren in die Augen und dieser nickte schließlich. Wenn Sam mit ihm fertig war, konnte dean immer noch weiter sehen.

„Immer Sammy, immer.“ Daraufhin küsste Sam ihn hauchzart auf die Lippen und ließ seine Hand in Deans Boxershorts gleiten.
 

Dean ließ seinen Kopf ins Kissen sinken und schloss die Augen, als er spürte wie sich Sams große, warme, weiche Hand fest und mit Sams ganz eigener Art von Zärtlichkeit um sein mittlerweile halb steifes Glied schloss, das daraufhin vollkommen hart wurde. Dean entrann ein lustvolles Stöhnen aus seinem halb geöffneten Mund. Diese Töne von Dean zu hören ließen den Jüngeren langsam selber hart werden. Diese Töne, die aus Deans Mund kamen, der mal wieder so einladend aussah, geküsst werden wollte, hörten sich für Sam an wie Musik. Sam konnte nicht widerstehen, wollte erneut von Deans vollen Lippen kosten, die sich auf den seinen zu unglaublich perfekt anfühlten, als wären sie dafür gemacht worden zusammen zu passen. Sam küsste Dean voller Begehren, während er mit niedrigem Tempo anfing es dem Älteren mit der Hand zu besorgen. Dean stöhnte in den Kuss hinein und fuhr mit seiner rechten Hand ins Sams Haar, damit der gar nicht erst auf die Idee kam diesen alle Sinne vernebelnden Kuss abzubrechen. Es stellte sich sehr schnell heraus, dass Dean bei Sam in guten Händen war. Sam als Mann wusste in einfach in etwa was Dean gefallen würde und er ließ sich von seinen Instinkten leiten, die ihm rieten mal hier das Tempo zu erhöhen und da den Griff zu festigen. Nach einer Weile musste Dean den Kuss leider selber lösen um einmal tief durch zu atmen. Sam ließ derweil kurz von Deans pulsierender Männlichkeit ab.

„Oh Gott... hör nicht auf... hör nicht auf Sammy,“ wimmerte Dean. Doch Sam hatte nicht vor aufzuhören. Er begann damit gefühlvoll die Hoden des Älteren zu massieren, während er Deans nackten Oberkörper mit vielen kleinen, feuchten Küssen bedeckte. Damit schürte er das in Dean entfachte Feuer nur noch mehr. Sam spürte wie der Penis des Älteren leicht unter seinen Berührungen anfing zu zucken und dass dessen Atmung immer schwerer wurde. Immer wieder entfuhr dem Kleineren ein tiefes, raues Stöhnen und winzige Schweißperlen bildeten sich auf seiner Haut, die Sam an einigen Stellen gekonnt wegküsste. Dean spürte wie sein Höhepunkt näher rückte.

„Sam, Sammy…nimm…nimm ihn…wieder in die …Hand,“ bat er den Jüngeren, brachte aber seine Worte nur bruchstückhaft heraus. Der angesprochene kam dem Wunsch augenblicklich nach.

„Nagh, Sammy.“

„Lass mich nur machen Dean,“ raunte ihm Sam ins Ohr. Seine Scheu war auf ein Mal wie weg geblasen. Er genoss es sichtlich Dean Freude zu bereiten und ihm Töne zu entlocken, die ihn selbst ganz kribbelig werden ließen. Er versiegelte Deans Lippen wieder mit einem langen, fordernden Kuss und erhöhte das Tempo seiner Hand. Er umfuhr jedoch langsam Deans Eichel mit seinem Daumen und verrieb so die aufkommenden Lusttropfen. Der Ältere begann Sams Hand entgegen zu stoßen. Es fühlte sich himmlisch an, was der Jüngere mit seiner hand vollbrachte.

„Oh Gott, Sam…ich…ah.“ Dean kam und griff feste Sams Pobacken um etwas zu haben an dem er sich festhalten konnte. Dabei drückte er Sam gegen sich, der dadurch ebenfalls kam.

So was musste ja passieren, wenn man sich selbst monatelang den „Spaß“ wie Dean es nannte, verweigerte,“ dachte der Größere. Er konnte sich nicht dran erinnern wann er das letzte mal wie ein unreifer Teenager in seinen Shorts gekommen war, aber er war glücklich. Er ließ seine Hand noch einige Male an Deans Penis auf und ab gleiten und strich ihm mit der freien Hand über die glühenden Wangen, während er ihn zärtlich küsste. Dean hielt sich weiterhin an Sam fest, während er die letzten Wellen seines Orgasmus genoss und er seine Zunge von der von Sam in dessen Mund locken ließ. So lagen sie noch eine Weile da, lächelten sich an und küssten sich immer wieder. Nicht mehr so heftig wie noch kurz zuvor, sondern leicht und sanft, jedoch nicht minder hingebungsvoll.

„Sam, ich wusste ja gar nicht, dass du einen „Handarbeitskurs“ in der Schule hattest und den auch noch mit 1+ abgeschlossen hast,“ sagte Dean schließlich und grinste breit. Sein Gegenüber errötete.

„Dean, manchmal bist du so…“

„Was bin ich, Sammy? Unglaublich scharf und sexy? Nein, Moment, das bin ich ja immer und nicht nur manchmal.“

„Das waren eigentlich nicht die Worte, die ich gesucht hatte.“ Dean küsste ihn auf die Wange.

„Was denn dann?“

„Versaut trifft es wohl am besten.“

„Was? Aber Sammy, du magst es doch wenn ich so bin.“

„Ich muss zugeben, dass es einen Teil deines Charmes ausmachte, ja.“ Sam gab Dean einen Eskimo Kuss. Woraufhin der Ältere ihn halb missbilligend, halb belustigt ansah. Sam hatte manchmal schon seltsame Anwandlungen.
 

„Was macht dein Kopf?“

„Ist schon sehr viel besser.“ Er küsste Sam liebevoll auf die Lippen. Langsam löste sich Sam aus Deans Umarmung.

„Du solltest jetzt schlafen.“

„Was ist mit dir?“

„Ich gehe nur schnell ins Bad.“ Der ältere Winchester sah seinem Bruder hinterher. Sam hatte ihn auf Wolke 7 befördert ohne eine Gegenleistung zu fordern. Dafür würde sich Dean bei der nächst Besten Gelegenheit definitiv revanchieren. Das der größere der beiden ein leicht klebriges Malheure in seinen Shorts hatte und deswegen ins Bad gegangen war, hatte der Ältere im Eifer des Gefechts gar nicht mitbekommen. Er war so euphorisiert, dass er nicht mal merkte, dass es in seinen Boxershorts klamm und klebrig geworden war. Dean fühlte sich so entspannt wie schon lange nicht mehr. Als Sam in einer frischen Boxershorts und einem warmen, feuchten Waschlappen zurück ins Schlafzimmer kam, war Dean bereits eingeschlafen. Die Pillen hatten ihre Wirkung gezeigt. Sein Bruder lächelte. Dean sah ungemein friedlich aus beim schlafen. Sam zog die Decke zurück, zog dem Kleineren ein wenig umständlich die Shorts aus und reinigte ihn dann mit dem Waschlappen. Das alles geschah ohne, dass Dean wach wurde. Die Pillen hatten ihn scheinbar völlig ausgeknockt. Dem älteren Winchester jetzt aber auch noch neue Shorts anzuziehen war Sam dann aber doch zu kompliziert. Er brachte den Lappen raus und kuschelte sich dann wieder an Dean. Dann zog er die Decke über sie beide.

„Ich liebe dich Dean. Schlaf gut,“ flüsterte er ihm ins Ohr, ehe er die Augen schloss. Kurz lauschte er noch Deans ruhigem, gleichmäßigen Atem und war bald darauf ebenfalls eingeschlafen.

Der Klang meines Namens

@Ayaka: Dean fällt das nicht auf, weil er es ja immer ist der dann in Gefahr ist und bekommt so gar nicht mit wie Jenny weint. Aber wann, wo und wie Sam Dean davon erzählt weiß ich selbst noch nicht. Und was das Sa-Sa angeht bist du schon auf der richtigen spur.
 

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Henricksen war am gestrigen Abend zum essen in einem Diner in der Stadt gewesen nach dem seine Kopfschmerzen abgeklungen waren. Als er zurück zu seinem Motel ging war es kurz nach zehn. An einer roten Ampel stand ein gut erhaltener 1967er Chevrolet Impala, der auf grün wartete. Henricksen hatte sich seit seiner Kindheit für Autos interessiert. Er hatte als Kind zusammen mit seinem Bruder immer mit der Modellautosammlung ihres Vaters gespielt und diese ergänzt. Die Fußgänger Ampel war zwar grün, aber Victor blieb noch etwas stehen um sich den Wagen genauer anzusehen. Er war überrascht darin die beiden Typen sitzen zu sehen, denen er am Morgen auf dem Weg zum Leuchtturm begegnet war. Der größere der beiden schien im Gegensatz zum Vormittag aus irgendeinem Grund angepisst zu sein. Vielleicht hatten die beiden sich gestritten. Der Kleinere starrte Gedankenverloren auf die Ampel. Jetzt hatte sich dieser Mann schon wieder in Henricksen Kopf geschlichen, aber er kam einfach nicht darauf, wo er ihn schon Mal gesehen hatte. Es wurde grün und der Impala fuhr weiter. Victor sah dem Wagen hinterher. Wenn er auf das Nummernschild geachtete hätte, würde ihm der Fall vielleicht etwas leichter Fallen, aber er achtete nicht darauf. Wenn er nicht bald herausfinden würde woher er dieses Gesicht kannte, würde er noch verrückt werden. Er schlief kaum zwei Stunden in dieser Nacht. Ständig tauchte der Kerl vor seinen Augen auf. Dementsprechend schlecht gelaunt lief er am nächsten Morgen Agent Wilks in die Arme, der noch ein paar zusätzliche Akten zu ihrem Fall aus dem Archiv geholt hatte. Dabei ergoss sich Henricksens Kaffee auf sein Hemd und einen Teil der Akten.

„Verfluchte Scheiße,“ schrie Victor. Der Kaffee war noch verdammt heiß gewesen. Wilks reichte ihm sein Stofftaschetuch.

„Danke,“ kam es mürrisch von Henricksen. Wilks wusste, dass würde ein langer Tag werden.
 

Er nahm Jennys all morgendliches Weckgeplärr wahr. Kurz darauf spürte er warme, weiche Lippen auf seiner Wange und dann wie Sam sich von ihm weg rollte und aufstand. Von den Schmertabletten fühlte er sich im Moment ziemlich duselig, so dass er mit den Erinnerungen der letzten Nacht und einem leichten grinsen wieder eindöste. Sam ging in Jennys Zimmer um sich um seine Tochter zu kümmern. Er war schon eine Weile wach gewesen und hatte Dean beim schlafen zugesehen. Der Ältere sah wunderschön aus so wie er da lag und die gerade aufgegangene Sonne seiner Haut einen leicht goldenen Schimmer verlieh.

„Du bist aber früh wach heute,“ sagte Sam zu der kleinen.

„Sa-Sa.“

„Was bedeutet das?“

„Sa-Sa,“ sagte sie wieder und streckte die Arme nach ihm aus.

„Meinst du mich?“

„Sa-Sa.“ Er hob die Kleine aus ihrem Bettchen.

„Ich hab dich lieb.“ Er gab ihr einen Kuss. Jetzt konnte sie schon zwei Worte. Aber anstatt wie normale Kinder ihren Vater Da-Da zu nennen, machte sie ihm zum Sa-Sa, was wohl auf seinen Vornamen bezogen war. Naja, damit musste er sich wohl erstmal zufrieden geben. Er ging mit ihr ins Bad um sie zu waschen. Er sah sich ihre winzigen Zähnchen an und überlegte, wann es wohl Zeit wäre diese zu putzen. Vielleicht sollte er noch mal in einem dieser Babyratgeber nachlesen. Als sie sauber war, trug er sie zurück in ihr Zimmer. Dort wickelte er sie. Er war darin schon fast genau so schnell wie Dean. Wenn sie zwei Babys hätten, könnten sie ein Wettwickeln veranstalten, aber eigentlich hatten sie mit einem Baby schon genug zu tun. Er zog Jenny einen Satz der neuen Unterwäsche an, die sie gestern gekauft hatten.

„Gefallen dir deine neuen Sachen, die Dean für dich ausgesucht hat?,“ fragte er sie während er sich für die Eisbärkombo entschied und damit begann ihr die Hose über den Windelhintern zu ziehen. Für die Jeans würde es am heutigen Tag wahrscheinlich viel zu heiß werden. Seine Tochter quiekte vergnügt als er sie ein wenig an den Füßen kitzelte.

„Wir gehen heute in die Bibliothek. Dean und ich müssen ein bisschen arbeiten. Wir werden dich mitnehmen, aber du musst leise sein, damit die strenge Bibliothekarin (Dean hatte ihm von der älteren Frau mit dem ultimativen Dutt erzählt) nicht raus wirft. Wenn du lieb bist, können wir ja mal sehen, ob wir nicht ein neues Buch für dich finden, dass wir dir dann zum einschlafen vorlesen können.“ Er hatte Augusta am 4. Julie gesagt, Dean und er wären die reinsten Leseratten, woraufhin sie ihnen ihren Büchereiausweiß geliehen hatte. Sam hatte dankend angenommen. Es könnte ja sein, dass sie mal für ihren Fall irgendwas ausleihen müssten.

„Und wenn du größer bist, bringen Dean und ich dir das lesen bei. Weißt du, Dean hat früher gerne gelesen. Als wir klein waren, haben wir uns oft gegenseitig vorgelesen, aber irgendwann hat dein Grandpa ihm daran den Spaß verdorben.“ Eigentlich hat er Dean an allem den Spaß verdorben, was nichts mit der Jagd zu tun hatte, mit Ausnahme von Frauen, die er ihm wohl als Ventil überließ um Druck abzulassen, dachte Sam.

„Dean und ich mussten viel zu schnell erwachsen werden, aber ich verspreche dir, dass du dir damit soviel Zeit lassen kannst wie du willst.“ Er zog ihr vorsichtig das T-Shirt über den Kopf und schob dann die Arme in die Ärmel.

„Fertig! Und gefällst du dir?“ Er hielt die Kleine vor den Spiegel an der Schrankwand.

„Sa-Sa,“ sagte sie und deutete auf Sams Spiegelbild.

„Ja, dass bin ich und das bist du.“ Sam zeigte auf Jennys Spiegelbild.

„Du siehst hübsch aus.“ Er küsst sie auf die Wange.

„Hilfst du mir beim Frühstück machen?“ Die Kleine betrachtete immer noch fasziniert ihr Spiegelbild. Sam lächelte. Es war herrlich zu beobachten wie Jenny etwas neues entdeckte. Schließlich ging er mit ihr auf dem Arm nach unten in die Küche.
 

Dean erwachte, als er spürte wie etwas sanft über seinen Arm strich. Er öffnete die Augen. Sam saß im Schneidersitz neben ihm und hatte Jenny auf dem Arm.

„Hey, wie geht’s dir?“

„Gut,“ war alles was Dean sagte, aber sein Lächeln verriet Sam mehr als dieses eine Wort. Dieses Lächeln hatte Sam schon oft bei Dean gesehen. In der Regel an den Morgenden nach den Nächten, die er in einem fremden Bett mit einer Barbekanntschaft verbracht hatte. Aber irgendwie war dieses Lächeln heute Morgen irgendwie strahlender, glücklicher und intensiver, fand Sam.

„Wir haben dir Frühstück gemacht. Jenny kann super gut den Toast runter drücken und die Kaffeemaschine anmachen.“

„Sie ist ein Genie,“ sagte Dean und beugte sich zu der Kleinen um sie zu küssen.

„Und wo ist das Frühstück?“

„Unten.“

„Was? Ich krieg nicht mal Frühstück ans Bett und das wo ich so schwer verletzt bin?,“ sagte Dean theatralisch.

„Dean, wenn du Frühstück ans Bett willst, schlaf in der Küche. Ich habe dir doch gesagt, kein Essen mehr im Schlafzimmer.“

„Du bist si fies Sammy.“

„Bin ich nicht.“

„Okay, machen wir eine Umfrage. Alle die finden, dass Sammy fies ist und viel netter zu Dean sein sollte, heben die Hand.“ Dean hob seine rechte hand und mit der linken hielt er Jennys nach oben.

„Das ist nicht fair und solange sie noch nicht 18 ist hat sie eh noch kein Wahlrecht. Somit ist ihre Stimme ungültig und jetzt steh auf, aber zieh dir vorher was an.“ Er warf Dean eine frische Boxershorts zu, ehe er aufstand und mit Jenny auf dem Arm das Zimmer verließ. Erst jetzt merkte Dean, dass es doch ziemlich luftig unten rum war. Er war nackt. Wieso wusste er nicht mehr so genau. An das meiste, dass nach seinem Orgasmus kam, konnte er sich wegen dieser dämlichen Pillen nicht mehr erinnern, aber wenn Sam damit keine Probleme hatte, dann hatte das alles schon seine Richtigkeit. Er seufzte, zog die Decke weg, stand auf und zog sich an, ehe er nach unten zu Jenny und Sam in die Küche ging.

„Schön, dass du dich doch noch nach unten bemüht hast.“ Wollte der Jüngere ihm seine bis jetzt glänzende Laune (man beachte, dass er noch keinen Kaffee hatte) durch seine blöden Sprüche verderben?

„Kaffee!“ Sam reichte ihm eine Tasse und grinste. Nein, anscheinend war das nur die Art von Sams Humor, den Dean zu dieser Tageszeit einfach noch nicht verstand. Er nahm einen Schluck Kaffee. Kaum hatte er die Tasse wieder von seinen Lippen abgesetzt, als Sam ihm die Tasse auch schon wieder abnahm.

„Was…“ Doch weiter kam er nicht, weil Sam ihm durch einen zärtlichen Kuss das Wort abschnitt. Sam schmeckte so unglaublich süß und das kam nicht alleine von der Himbeermarmelade, die er eben vom Löffel geleckt hatte. Nein, Sams Küsse hatten von natur aus etwas süßes an sich. Etwas, dass Dean überall wieder erkennen und eindeutig Sam zu ordnen konnte. Ein Klopfen an der Hintertür ließ sie auseinander fahren. Sam überließ Dean seinem Kaffee und öffnete die Tür. Es war Ross.

„Guten Morgen Sam. Ich hoffe, ich habe euch nicht geweckt. Augusta hat mich gebeten euch die Zeitung vorbei zu bringen, bevor ich zum Angeln fahre. Ich hätte sie euch ja einfach vor die Tür gelegt, aber er ist recht windig heute und ich will später nicht die einzelnen Seiten aus den Büschen pflücken.“

„Morgen Ross. Nein, wir waren schon wach. Danke für die Zeitung.“

„Gut, dann wünsch ich euch einen schönen Tag.“

Warum mussten sie ausgerechnet so überfreundliche Vermieter haben? Er setzte sich zu Dean an den Küchentisch, der gerade dabei war sich eine Scheibe Toast mit Butter zu bestreichen. Er hatte Jenny auf den Schoss genommen und die Kleine knabberte bereits genüsslich an ihrer Scheibe Toast.

„Da sind doch nicht etwa wieder Prospekte mit Super-Sonderangeboten drin, oder?,“ fragte Dean. Sam überging diese Spitze und biss in sein bereits geschmiertes Himbeermarmeladentoast. Sie widmeten sich einige Minuten schweigend ihrem Frühstück.

„Ich hab übrigens heraus gefunden was Sa-Sa bedeutet,“ sagte Sam schließlich, als er Dean und sich Kaffee nachschenkte.

„Und hast du vor, mich in das große Geheimnis einzuweihen?“

„Sie meint mich.“

„Müsste es dann nicht Da-Da heißen?“

„Ihr scheint halt mein Vorname besser zu gefallen.“

„Mach dir nichts draus, Sammy. Sie wird Da-Da schon noch lernen. Vielleicht hilft es, wenn ich dich vor ihr auch Daddy nenne.“

„Auf keinen Fall wirst du mich Daddy nennen.“ Sam warf Dean einen Todernsten Blick zu.

„Ich würde ehrlich gesagt auch lieber bei Sammy bleiben.“

Der größere der beiden rollte mit den Augen. Er wusste nicht, wann er aufgehört hatte sich über den eigentlich verhassten Spitznamen aufzuregen. Aber irgendwie wollte er ihn jetzt nicht mehr missen. Dean konnte dieses Sammy auf unermesslich viele Arten aussprechen und Sam konnte an der Art wie Dean seinen Spitznamen aussprach sogar manchmal heraus hören in welcher Stimmung der Ältere war. Bis zur letzten Nacht hatte Sam geglaubt seinen Namen bereits auf jeder erdenkliche Art gehört zu haben, aber so wie Dean es letzte Nacht gesagt hatte, so voller Verlangen, das war neu und hatte Sam bis in die Zehenspitzen erregt. Dieses Gefühl wollte er unbedingt wieder haben.

„Sam ist was mit deinem Kaffee nicht in Ordnung oder warum hältst du dich seit über einer Minute an der Tasse fest ohne daraus zu trinken?“

„Oh. Äh, ich habe nur gerade nachgedacht.“

„Und worüber wenn ich fragen darf?“

Die Richtige Antwort darauf wäre wohl gewesen: `Darüber wie geil mich der Klang meines eigenen Namens aus deinem Mund gemacht hat, als ich dir letzte Nacht einen runter geholt habe`, aber das war Sams Meinung nach nichts, was unbedingt beim Frühstück besprochen werden sollte.

„Was wir machen, wenn wir nicht das Suchgebiet eingrenzen können.“

„Und, ist dir was eingefallen?“ ~Wow, Dean schien ihm das abgekauft zu haben~

„Nicht wirklich.“

„Na dann lass uns hoffen, dass wir es eingrenzen können.“

„Ja.“ Sam trank seinen Kaffee aus. Kurz darauf machten sie sich auf den Weg zur Bibliothek.
 

Sie war auf dem Weg nach Truro. Sie hatte sich extra freinehmen müssen und ihre Chefin hatte gesagt, sie hätte zwar Verständnis aber Donna solle das nicht zur Gewohnheit werden lassen. Der Typ mit dem sie telefoniert hatte, war ihr ziemlich unsympathisch gewesen. Special Agent Victor Henricksen hatte sich ihr kurz vorgestellt und war ohne jede Beileidsbekundung zu dem gekommen was er von ihr wollte. Er hatte ihr irgendeine verworrene Geschichte erzählt. Er hatte ihr mitgeteilt, dass der nette, gutaussehende junge Mann mit den warmen braunen Augen und den weichen Lippen, der bei ihr gewesen war, kein echter FBI Agent wäre und dass er an dem Fall dran wäre und das FBI nach dem Mann und einem weiteren suchte, der sich ebenfalls als FBI Agent ausgab. Dann hatte er sie nicht etwa gebeten nach Truro zu kommen um den FBI Phantombildzeichner eine Beschreibung zu liefern, nein, er hatte sie quasi her zitiert, fast so als wäre sie seine Sklavin, die ihm Wasser bringen sollte. Donna hatte in der Regel eine gute Menschenkenntnis. Vielleicht hatte der falsche Agent gelogen was seine Arbeit für das FBI betraf, aber das mitfühlende in seiner Stimme war echt gewesen und sie war sich sicher, dass er mit der Ermordung ihrer Schwester nichts zu tun hatte. Vielleicht war er eine Art Privatdetektiv. Auf jeden Fall mochte sie ihn und erachtete ihn zu großen Teilen als vertrauenswürdig, was bedeutete, dass wohl sein angeblicher Kollege vielleicht auch kein so schlechter Kerl war, so wie Agent Walsh für ihn entschuldigt hatte. Donna hatte die ganze Nacht darüber nachgedacht und als sie an diesem Morgen in ihren Wagen gestiegen war, hatte sie eine Entscheidung getroffen. Sie würde dem Phantombildzeichner eine falsche Beschreibung liefern. Sie war schon immer eine kleine Rebellin gewesen und sie wollte nicht, dass Agent Walsh ihretwegen verhaftet wurde.
 

„Hat Mr. Adams seinen Bruder erreicht?,“ fragte Victor seinen Kollegen.

„Ich habe gerade mit ihm telefoniert. Er sagt, dass sein Bruder das Handy nicht an hat.“

Wieder ein Rückschlag. Henricksen hatte gehofft, dass man Mr. Adams Bruder anrufen und zurückbeordern könnte, aber das hatte sich nun auch erledigt, da er sein Handy ausgeschaltet hatte während seiner Angeltour. Also musste Victor tatsächlich bis zum Wochenende warten.

„Da muss ein absoluter Profi am Werk sein. Wir haben nicht den geringsten Hinweis auf den Täter. Keine Fingerabdrücke, keine DNA Spuren, keine Stofffasern. Die Tatorte waren bis auf die Leichen total clean. Da war gar nichts,“ sagte Wilks und schob die zusätzlichen Akten, die nun getrocknete Kaffeeflecken aufwiesen, beiseite.

„Wie sieht es mit Zeugenaussagen aus?,“ fragte Henricksen ihn.

„Es gibt keine. Es wurden zwar immer Angehörige, Lehrer und Freunde der Opfer befragt, aber niemand hat was gesehen.“

„Sowas habe ich noch nie erlebt. Es ist ja fast so als würden wir einen Geist suchen,“ sagte Henricksen, der nicht ahnen konnte wie nah er mit seiner Aussagen dran war. Es klopfte an der Tür und ein junger Polizist steckte den Kopf zur Tür herein.

„Wir haben einen Anruf vom Leuchtturm erhalten. Da ist etwas, dass sie sich ansehen sollten.“

Keine zwei Minuten später waren Wilks und Henricksen auf dem Weg zum Leuchtturm.

Neue Spuren?

@Ayaka: Henricksen wird noch ein bisschen verpeilt bleiben, aber er wird schon noch merken woher er Dean kennt.Fliehen werden die beiden dann nicht, aber sam wird schon darüber nachdenken. Bis Sam das ausspricht was er denkt (in sexueller hinsicht), wird es aber noch ein weilchen dauern.

@Ju_chan: Danke für die Kekse ;-). Donna wird auch dabei bleiben die beiden nicht zu verraten. Aber der Fall wird sich noch ein bisschen hinziehen und auch Henricksen bleibt noch ne weile.
 

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„Salz? Sie haben die Polizei gerufen wegen einer Kreisförmigen Salzspur?,“ fragte Henricksen die beiden Schwestern.

„Jemand hat die Alarmanlage ausgemacht. Als wir heute Morgen kamen war sie nicht an,“ sagte Evelyn. Henricksen rollte mit den Augen.

„Kann es nicht sein, dass sie vergessen haben die Alarmanlage anzustellen, bevor sie gestern Abend weg sind?,“ fragte Wilks, der die beiden älteren Damen für recht tüdelig hielt.

„So vergesslich sind wir noch nicht junger Mann,“ sagte Esther.

„Außerdem ist da ja noch der kleine Blutfleck und das Kupferrohr, das mitten im Raum lieg,“ meinte Evelyn.

„Und diese seltsamen weißen kristallinen Splitter an den Wänden,“ ergänzte ihre Schwester.

Erst jetzt fielen Henricksen und Wilks der kleine Blutfleck auf, der auf den Salzkreis getropft war.

„Ist die Spurensicherung schon auf dem Weg?,“ fragte Wilks den Polizisten.

„Kommt aus Boston her.“

„Gut, dann sorgen sie dafür, dass bis dahin keiner mehr diesen Raum betritt. Das gilt auch für sie,“ ordnete Wilks an und deutete auf die beiden Frauen. Der Polizist nickte und ging nach unten. Die Schwestern folgten ihm.

„Was denken sie?,“ fragte Wilks seinen Kollegen, der neben dem Salzkreis kniete.

„Das passt absolut nicht ins Muster.“

„Vielleicht wird unser Täter unvorsichtig.“

„Und sie meinen der Täter schlägt seine Opfer jetzt mit Rohren nieder und nimmt die Leiche mit? Nein, Wilks ich denke, dass hier hat vielleicht gar nichts mit den anderen Morden zu tun.“

„Vielleicht will uns der Mörder ablenken.“

„Indem er noch mal am Leuchtturm in Erscheinung tritt? Worin liegt da bitte die Ablenkung?“

„Sie denken also, dass sich hier jemand einen Scherz mit uns erlaubt?“

Henricksen ging auf diese Frage nicht ein.

„Was denken sie wofür dieser Salzkreis ist?,“ fragte er Wilks.

„Vielleicht für eine Art Ritual.“

„Hm, vielleicht irre ich mich ja und es hat doch was mit unserem Fall zu tun. Mal sehen ob uns dieser Blutfleck weiter hilft.“

„Wenigstens haben wir jetzt etwas womit wir arbeiten können. Vielleicht sind auf dem Kupferrohr Fingerabdrücke drauf.“

„Special Agent Henricksen?,“ sagte einer der Polizisten fragend.

„Ja, was gibt’s?“

„Nun, es ist so. Ich habe vorhin zu Hause im Polizeifunk gehört, dass hier schon wieder was passiert ist und wollte mich gerade auf den Weg hier her machen, als meine Tochter Hillary mir sagte, sie müsse mir ein Geständnis machen.“ Henricksen und Wilks sahen den Polizisten fragend an.

„Am besten sie kommen mit runter. Ich habe sie mitgebracht, damit sie ihnen sagen kann, was sie gestern hier gesehen hat.“ Die beiden FBI Agenten folgten dem Polizisten nach unten und traten in die Sonne. Hillary saß bei der sich hinter dem Leuchtturm befindlichen Aussichtsplattform. Ihr Vater stellte ihr die beiden FBI Männer vor.

„Dein Dad meint du hättest gestern Nacht hier etwas gesehen, was uns weiter helfen könnte?,“ sprach Wilks das Mädchen an. Sie nickte schüchtern und fing dann an zu erzählen.

„Mein Freund Kevin und ich waren gestern Abend hier.“

„Der wird von mir auch noch was zu hören bekommen, verlass dich drauf,“ unterbrach ihr Vater sie.

„Jeden Falls war da auf ein Mal so ein Kerl. Er hatte eine Waffe. Daher dachten wir, er wäre der neue Nachtwächter oder so und sind weg gerannt.“

„Könntest du diesen Mann beschreiben?“,“ fragte Wilks.

„Es war ziemlich dunkel und er stand im Schatten des Leuchtturms. Es war ein weißer über 1,80 und er hatte kurze Harre, aber sein Gesicht habe ich nicht erkennen können.“

„Um wie viel Uhr war das?,“ fragte Henricksen.

„Etwa zwanzig vor elf.“

„Ist dir sonst noch was aufgefallen?,“ fragte Wilks sie während er sich Notizen machte.

„Auf dem Besucherparkplatz stand ein dunkler Wagen. Schwarz oder dunkel blau.“

„Weißt du was für ein Wagen es war oder hast du dir das Kennzeichen gemerkt?,“ wollte Henricksen wissen.

„Ich habe keine Ahnung von Autos, aber der Wagen hatte ein Kennzeichen von Kansas.“

„Die Nummer Mädchen, hast du dir die Nummer gemerkt?,“ fuhr Henricksen sie an.

„Nein, tut mir leid, darauf habe ich nicht so geachtet und ich habe auch kein gutes Zahlengedächtnis. Ich fand es halt nur seltsam, dass so spät noch ein Auto auf dem Parkplatz stand und dann auch noch aus Kansas.“

„Danke. Wenn dir dir noch was einfallen sollte, sag deinem Dad bescheid. Er weiß wo er uns findet,“ sagte Wilks freundlich. Das Mädchen nickte und sah zu ihrem Vater.

„Warte am Wagen, ich bring dich gleich nach Hause.“

„Okay, Dad.“ Sie ging in Richtung Parkplatz davon.

„Ich hoffe, dass bringt sie weiter,“ sagte der Polizist.

„Das wird sich zeigen. Rufen sie auf jeden Fall die Fahndung nach einem dunklen Auto mit Kennzeichen aus Kansas aus. So viele wird es davon in dieser Stadt sicher nicht geben,“ sagte Wilks. Der Polizist nickte und ging davon.

„Langsam geht es voran,“ sagte Wilks zu Victor. Dieser sah ihn skeptisch an.

„Ich weiß nicht, vielleicht ist der Mann, den das Mädchen gesehen hat schon gar nicht mehr in der Gegend.“

„Ich hoffe, wir finden den Wagen.“

„Na ja, die Beschreibung war ja nicht gerade berauschend und die des Mannes war auch alles andere als Hilfreich. Die trifft sogar auf sie zu Wilks.“
 

Sie hatten sich mit den Zeitungsartikeln im Lesebereich der Kinderabteilung niedergelassen. Dort saß Jenny jetzt auf dem Boden und spielte mit Bauklötzen auf denen Buchstaben drauf waren. Dean und Sam saßen nebeneinander und lasen verschiedene Artikel über den Leuchtturm. Na ja, Sam las sie. Dean hatte mehr oder weniger nur Augen für Sam. Er hatte den Jüngeren am Hals geküsst. Als Sam ihn bat das zu lassen (die strenge Bibliothekarin hatte ein Auge auf sie) seufzte Dean und las mit Mühe einen Artikel durch. Danach hatte er seine rechte Hand auf Sams linkes Knie gelegt und war mit dieser immer höher in Richtung von Sams Schritt gewandert.

„Hände dahin, wo ich sie sehen kann, Dean,“ sagte Sam. Wieder seufzte Dean frustriert und legte seine Hände auf den Tisch. Er griff nach einem weiteren Artikel. Sam sah unauffällig zu ihm herüber. Er wollte Dean nicht abweisen, aber sie arbeiteten hier gerade verdammt. Da ging das doch nicht. Er hasste es immer der Spielverderber zu sein, aber einer von ihnen musste diese Rolle übernehmen, wenn sie bei der Sache bleiben wollten und ihre Recherche irgendwann zu Ergebnissen führen sollten. Und je eher sie den Fall abschlossen, desto schneller würden sie wieder Zeit für sich haben. Dean unternahm keinen weiteren Annäherungsversuch und las gelangweilt die Artikel der Lokalzeitung. Sam sah immer wieder zu ihm herüber. Die Unzufriedenheit stand dem Kleineren deutlich ins Gesicht geschrieben. Der Jüngere seufzte kaum merklich. Es gefiel ihm gar nicht Dean so zu sehen. Leicht zögerlich schob er seine linke Hand zu Deans rechter hinüber und nahm diese schließlich in seine. Zärtlich streichelte er Dean nun über den Handrücken. Der Ältere schien Sams Friedensangebot akzeptiert zu haben, denn Sam sah ein Lächeln über Deans Lippen huschen. Als er Sams Hand auf seiner spürte, erinnerte Dean sich daran, was diese Hand in der letzten Nacht mit ihm angestellt hatte und er lächelte.
 

Mortimer Davis war auf dem Weg zum Starbucks um die Ecke. Er hatte wie üblich fast den halben Tag verschlafen und brauchte jetzt erst Mal Kaffee. Vielleicht würde er sich auch noch eine Zimtschnecke genehmigen. Dann würde er sich in seine Kommandozentrale, seinen wunderbar klimatisierten Dodge Intrepid, begeben und einige Besorgungen machen. Später würde er ein paar Anrufe tätigen, Leuten in den Arsch kriechen und so seine Aufträge abarbeiten. Kurz, er tat das was er am besten konnte – Dinge organisieren und vermitteln. Damit verdiente er seinen Lebensunterhalt. Nicht alles was er tat war ganz legal, aber seine Kunden störte das nicht. Die meisten von ihnen waren ja selber nicht astrein. Doch bevor er die Koffeinversorgungsstation erreicht hatte, trat eine düster drein blickende Gestalt aus einer Seitengasse und versperrte ihm den Weg.

„Oh, hey Bruno,“ sagte Mortimer eingeschüchtert von dem über 2 Meter großen, breitschultrigen Mann vor sich.

„Mortie, Mortie, Mortie. Du weißt weshalb ich hier bin. Ewan will sein Geld.“

„Das bekommt er. Keine Sorge.“

„Bis heute Abend. Das hier ist die letzte Mahnung. Du weißt, was passiert wenn du dann nicht zahlen kannst.“

„Ja, ich weiß. Dann werde ich mit Blut bezahlen.“

„Genau, Tropfen für Tropfen. Bis Ewans Freunde zufrieden sind, aber solange wie du schon im Rückstand bist wird wohl nicht viel von dir übrig bleiben.“ Bruno strich sich mit dem Finger über die Kehle. Mortimer schluckte.

„Also besorg das Geld oder genieß den letzten Tag deines Lebens.“ Er schlug ihm feste in den Magen und Mortimer sackte zu Boden. Als er sich wieder aufgerafft hatte war Bruno bereits wieder im Schatten der Gasse verschwunden. Langsam schleppte sich Mortimer zurück in seine Wohnung. Er war so was von am Arsch.
 

„Dean?,“ rief Sam nach seinem Bruder. Er hatte eine kleine Chronologie der Neugestaltung des Leuchtturms an Hand der Zeitungsartikel angefertigt, währen Dean mit Jenny die Regale auf der Suche nach einem interessanten Buch abgeklappert hatte.

„Ich bin hier Sammy. Ich habe nur eben für Jenny ein neues Vorlesebuch ausgesucht,“ meldete sich Dean, so dass Sam wusste wo der Ältere war. Sam trat mit seinem Notizblock in den Gang in dem Dean stand.

„Das ist aber nicht mehr die Kinderabteilung. Was für ein Buch hast du ausgesucht?“

Dean hielt ihm ein Buch hin.

„Die Schatztruhe der großen amerikanischen Skandale?,“ las Sam und sah den anderen skeptisch an.

„Dein Kind hat das Recht die Wahrheit zu erfahren.“

„Ich denke, du hast zu viel dieser Enthüllungsstorys im Fernsehen gesehen.“

„Das könnte sehr lehrreich für sie werden.“

„Das denke ich eher nicht, aber du kannst es dir gerne ausleihen, wenn du willst.“

„Danke, oh du großer Sammy für deine Großzügigkeit. Lass mich den Boden küssen auf dem du wandelst,“ sagte Dean sarkastisch.

„Idiot.“

„Mistkerl. Bist du fertig? Wo kann ich die Schaufel ansetzen?“

„Ja, ich bin fertig und ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute ist, ich konnte tatsächlich was ausschließen. An dem tag an dem Lucretia verschwunden ist stand der Leuchtturm bereits an seiner jetzigen Position.“

„Das heißt also, ich muss das Fundament nicht mit dem Presslufthammer bearbeiten.“

„Gib zu, das hättest du doch nur zu gerne gemacht,“ sagte Sam. Dean grinste.

„Und was ist die schlechte Nachricht?“

„Die Planung des Golfplatzes war noch im vollen Gange. Das heißt für uns, dass wir das ganze Areal des Golfplatzes absuchen müssen.“

„Alle 18 Löcher?“

„Alle 18 Löcher.“

„Und wie sollen wir das bitte anstellen Schlaubi Schlumpf? Sollen wir den ganzen Golfkurs auf gut Glück umgraben? Da werden sich die Golfer sicher freuen über die zusätzlichen Bunker und Löcher.“

„Ich weiß doch auch nicht Dean,“ sagte der Jüngere resignierend.

„Was wir bräuchten wäre ein Bodenradargerät. Nur wo sollen wir das her kriegen?“

„Ein Bodenradargerät?“ Davon hatte Sam noch nie gehört. Das technische war eher Deans Welt.

„Wofür warst du eigentlich auf dem College? Ein GPR dient dazu mit elektromagnetischen Wellen Untergrundstrukturen zu untersuchen. So ein Gerät hat zwei Antennen. Mit der einen wird ein elektromagnetischer Impuls in die Erde geleitet und mit der anderen werden die Wellen aufgefangen, die von den unterirdischen Konturen zurück geworfen werden. Mit einem Computer kann man die gewonnenen Daten auswerten. Dann sind da so wellenförmige Linien zu sehen. Damit kann man dann nach eventuellen Strukturanomalien im Boden suchen, die durch vergrabene Objekte entstehen.“

„Genau so was brauchen wir.“

„Hab ich doch gesagt. Aber woher nehmen und nicht stehlen?“

„Wir sollten Bobby anrufen. Der kennt doch so viele Leute im ganzen Land. Vielleicht kennt er jemanden hier in der Nähe, der uns ein GPR besorgen kann,“ schlug Sam vor.

„Das ist doch mal eine vernünftige Idee, College Boy.“ Dean stellte das Buch zurück ins Regal. Sam lieh für Jenny ein Märchenbuch aus, damit sie den Unterschied zwischen Gut und Böse lernt, begründete Sam. Dann fuhren sie zurück zu ihrem Ferienhaus.
 

Die Spurensicherung kam zeitgleich mit dem Phantombildzeichner an. Zu diesem Zeitpunkt wartete Donna bereits zwei Stunden auf dem Polizeirevier und wurde langsam ungehalten. Wenn sie sich schon extra her bemühte und warten musste, hätten die ihr wenigstens nen Kaffee anbieten können. Aber das einzige was ihr zur Verfügung stand war der Wasserspender. Die Polizeistation war wie ausgestorben. Nur ein paar ältere Beamte die nicht mehr im Außendienst arbeiteten, saßen hinter ihren Schreibtischen. Dieser Henricksen hatte sich auch noch nicht blicken lassen. Einer der Beamten hatte sie gebeten doch in dem Büro, dass das FBI okkupiert hatte platz zu nehmen und zu warten bis Henricksen und sein Kollege von der Tatortbesichtigung zurück käme. Es habe wieder einen Zwischenfall am Leuchtturm gegeben. Als Spurensicherung und Phantombildzeichner angekommen waren verständigte einer der Beamten den Polizeichef, der ebenfalls am Leuchtturm war und schickte dann die Spurensicherung auch dort hin. So musste Donna noch mals 15 Minuten warten und war daher nicht sonderlich gut auf Henricksen zu sprechen. Das schien der ältere Beamte auch erkannt zu haben und hatte das den FBI Männern auch klar gemacht als sie endlich wieder auf der Polizeistation waren. Henricksen schickte daher erst mal Wilks zu ihr rein um die Wogen zu glätten.

„Hallo, ich bin Agent Wilks. Entschuldigen sie die Unannehmlichkeiten. Wir hatten heute einiges zu tun und das kam ein wenig unerwartet.“

„Wo ist dieser Agent Henricksen mit dem ich telefoniert habe?“

„Er hat noch was zu tun, aber wir können jetzt nach neben an gehen. Der Phantombildzeichner ist bereit.“

„Und dann kann ich wieder gehen?“

„Ja, aber wenn die Fahndung erfolgt hat, dann müssen sie noch mal her kommen um den Verdächtigen zu identifizieren.“

„Wenn es sein muss. Also bringen wir es hinter uns.“
 

„Und? Welches Märchen hast du ihr vorgelesen?,“ fragte Dean Sam, der gerade wieder ins Wohnzimmer kam. Er hatte seine Tochter für ihr Mittagsschläfchen hingelegt.

„Hänsel und Gretel.“

„Brenn, Hexe, brenn. Ich hasse Hexen. Die hinterlassen überall ihre Körperflüssigkeiten.“

„Ich glaube, ich will gar nicht wissen woher du das weißt. Hat Bobby schon zurück gerufen?“

Dean hatte vorhin mit dem älteren Jäger telefoniert und der hatte versprochen sich mal umzuhören und sich dann wieder bei ihnen zu melden. Danach hatte Dean ihm noch, nicht ohne stolz, ein bisschen was über Jenny erzählt und dass sie jetzt schon seinen und Sams Namen sagen konnte.

„Nein, noch nicht. Was uns die Möglichkeit gibt die Zeit bis er zurück ruft, nach belieben zu gestalten.“ Dean wackelte vielsagend mit den Augenbrauen. Sam lachte und setzte sich zu ihm auf die Couch. Sie hatten gerade angefangen sich zu küssen, als Deans Handy klingelte. Manchmal glaubte Sam, die ganze Welt habe sich gegen sie verschworen.

„Hey Bobby,“ meldete sich Dean.

„Ich hab da jemanden für euch gefunden. Ein befreundeter Jäger hat ihn mir empfohlen. Der Kerl wohnt in Boston. Sein Name ist Mortimer Davis und meinem Freund Rufus zu Folge, kann er dir alles besorgen was du brauchst.“

„Und was verlangt er dafür?“

„Kommt drauf an was du willst und wie lange er braucht um daran zu kommen.“

„Und der Kerl ist wirklich zuverlässig?“

„Laut Rufus ja.“

„Gut, dann gib mir mal seine Nummer.“ Bobby nannte sie ihm und Dean notierte sie sich auf Sams Notizblock, der auf dem Couchtisch lag.

„Du brauchst ihm auch keine Lügengeschichten auftischen. Er weiß über das Jagen bescheid und wird keine Fragen stellen.“

„Danke Bobby.“

„Immer gern geschehen Junge. Es würde mich übrigens freuen, wenn ihr mich mit Jenny demnächst mal besuchen würdet.“

„Mal sehen wann wir Zeit dazu haben. Ach, hast du von Dad gehört?“

„Leider nicht. Er scheint wieder untergetaucht zu sein, aber ich denke, er wird sich melden, wenn er eure Hilfe braucht.“

„Ja sicher, Bobby,“ sagte Dean zynisch.

„Passt auf euch auf Jungs.“

„Du auch auf dich Bobby.“ Dean legte auf.

„Ich schlage vor, du rufst diesen Typen gleich mal an,“ sagte Sam.

„Ja, ja. Ich habs ja verstanden. Erst die Arbeit dann das Vergnügen,“ grummelte der Ältere. Sam nickte und küsste ihn flüchtig auf den Mund.

„Aber ich gehe besser in die Küche. Hier im Wohnzimmer sind zu viele Ablenkungen.“ Der Jüngere lächelte und ließ seinen Blick auf Deans Hintern ruhen bis der in der Küche verschwunden war.

Du wirst mich nicht los

@Morathi: Danke für den mega langen Kommentar. Das mit dem Kupferrohr musste ich rein bringen wegen dem Krankenhausaufenthalt, denn ich auf alle fälle schreiben wollte, weil ich die vorstellung irgendwie lustig fand. Und der Geist hat das denke ich mal wirklich nur gemacht, weil Dean sie mit Steinsalz beschossen hat. Und das muster ist so wie Sam beschrieben hat. Ja, Sam verliert langsam seine Hemmungen. Und Dean hat kein bammel es bei sam zu machen, nur hat er angst, dass sam das (noch) nicht will. Und ob Donna das rausbekommt weiß ich noch nicht. Bis die beiden wieder zeit für einander haben, wird es noch einige Kapitel dauern.

@ RyouAngel: Das Mädchen wird keine Rolle mehr spielen.

@Ayaka_: Dean und Sam haben ja das rohr nicht angefasst, also sind da keine Fingerabdrücke zu finden. Und nen DNS vergleich haben die ja nicht von Dean (jeden falls in meiner story, wie es in der original serie in s1 aussah weiß ich jetzt gerade nicht). Und ja, so ein GPR gibt es wirklich

@Ju_chan: Ne, die wird sich irgendwas ausdenken und dann ist Henricksen erst mal aus dem Häuschen, weil er denkt, er hätte ne Spur
 

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Mortimer hatte die ganze Zeit in seiner Wohnung verbracht und darüber nachgedacht wie er dem ihm drohenden Schicksal entkommen könnte. Im Gegensatz zur Landläufigen Meinung halfen ihm Knoblauch und Kreuze nämlich nicht gegen sein Problem. Eine Machete würde ihm helfen. Er könnte sicher eine auftreiben bis heute Abend, allerdings bezweifelte er, dass er es alleine gegen Ewans Schergen aufnehmen könnte. Warum hatte er sich nur auf ihn eingelassen? Er war sich so sicher gewesen, dass die Tempa Bay Devil Rays gegen die Red Sox gewinnen würden. Die Quoten waren riesig, aber er hatte sich doch getäuscht. Boston hatte gewonnen. Und das nach einer wochenlangen Glückssträhne. Das Red Sox Spiel war nicht die letzte Wette, die er in den Sand gesetzt hatte. Mortimer hatte nämlich versucht durch weitere Wetten die eine vermurkste wieder auszumerzen, allerdings war ihm das Glück nicht mehr hold und so stand er bei seinem Buchmacher mit 15000 Dollar in der Kreide. Das Geld hätte er sicher reinholen können, wenn seine momentane Auftragslage nicht so mau wäre. Das Klingeln seines Handys riss ihn aus seinen Gedanken. Er musste ran gehen. Vielleicht ging es ja um einen Auftrag, den er schnell erledigen konnte und der ihm 15000 Dollar einbrachte. Aber eigentlich brauchte er ja schon 30000 Dollar um auch die angefallenen Zinsen, die Ewan veranschlagt hatte auch zahlen zu können. Aber ein bisschen Geld könnte er durch den Verkauf seines Wagens und einiger seiner Elektroartikel auch noch beschaffen. Aber um die zu verkaufen musste er die Wohnung verlassen und das traute er sich noch nicht wieder. Auch wenn ihn Ewans Schergen am Tag wohl nicht besuchen würde, so konnte er immer noch Bruno über den Weg laufen und darauf konnte er auch verzichten.

„Hallo?,“ meldete er sich.

„Spreche ich mit Mortimer Davis?,“ entgegnete eine Männerstimme.

„Kommt drauf an wer das wissen will.“

„Dean Winchester. Unser Freund Rufus hat mir ihre Nummer gegeben. Er sagte, sie könnten mir so ziemlich alles besorgen.“

„So, hat er das?“ Rufus war ein Jäger, dass wusste Mortimer, also war sein Freund mit dem er hier gerade sprach mit höchster Wahrscheinlichkeit auch einer, was bedeutete, dass bei ihm nicht sonderlich viel Geld zu holen war. Aber ein Jäger war fast genau so gut wie 30000 Dollar. Er musste diesen Mann nur bis heute Abend hier haben, dann würde er ihm bei seinem Problem schon helfen.

„Ja,“ sagte Dean.

„Und was kann ich für sie tun?“

„Wie schnell können sie mir ein Bodenradargerät besorgen?“

„Das sollte ich bis 22 Uhr schaffen.“

„Wow, das ist schnell.“

Mortimer betete, dass der Mann in seiner nähe war, als er sagte:

„Und können sie es heute Abend gleich abholen?“

„Das sollte ich schaffen. Was werden mich ihre Dienste kosten?“

Mortimer atmete erleichtert auf. Er hatte eine Chance weiter zu leben.

„Das klären wir, wenn sie in Boston sind. Wir treffen uns im „The Times“ ist leicht zu finden.“ Er gab Dean die Adresse.

„Aber ich muss doch wissen wie viel Geld ich mit bringen muss.“

„Hier gibt’s reichlich Geldautomaten. Keine Angst, es wird ihr Kreditkarten Limit schon nicht überschreiten.“

„Wenn sie das sagen,“ sagte Dean flapsig. Der Kerl hatte ja Nerven. Aber scheinbar wickelte er seine Geschäfte immer so ab. Wenn er Probleme machen sollte, würde er Dean mal so richtig kennen lerne.

„Also bis heute Abend um zehn.“ Er sagte Dean nichts von seinem Problem, weil er sich nicht 100% sicher war, ob Dean wirklich ein Jäger war. Aber wenn nicht, dann wollte er ihm von den Vampiren, die für Ewan „arbeiteten“ lieber nichts sagen, weil er dann wahrscheinlich nicht kommen würde. Aber er musste den Kerl hier haben, vielleicht würden die Vampire den Kerl, dem er das GPR besorgen sollte, ja notfalls als „Bezahlung“ akzeptieren.

„Ja,“ sagte Dean und legte auf. Mortimer ließ sich auf die Couch fallen. Die Rettung war nah. Jetzt musste er nur noch bis 22 Uhr ausharren und dafür sorgen, dass ihn Ewans Schergen nicht schon vorher erwischten. Wenn dieser Dean Jäger war und ihn retten würde, könnte er ihm das GPR auch noch später als Dankeschön besorgen.
 

„Dean!“ Der Ältere hörte seinen Bruder nach ihm rufen, nachdem er aufgelegt hatte.

„Was ist denn Sammy?“ Er ging zurück ins Wohnzimmer, wo Sam das Radio angeschaltet hatte. Er wollte immer gerne auf dem Laufenden bleiben, wenn sie in so kleinen Städten an einem Fall arbeiteten und nutzte dabei häufig auch das Lokalradio.

„Nichts Gutes, glaube ich. Die haben eben gesagt nach diesem Song gibt es Neuigkeiten zu den Leuchtturmmorden.“

„Mord? Ich dachte die Polizei hätte die Ermittlungen eingestellt, weil sie davon ausgehen, dass Dylan seine Freundin und dann sich selber getötet hat.“

„Das FBI ist da wohl anderer Meinung.“

„FBI?“

„Die bearbeiten jetzt anscheinend den Fall und haben wohl den Salzkreis entdeckt. Wie konnten wir nur so dämlich sein und vergessen unsere Spuren zu vernichten?“

„Hey, wer wollte mich denn so schnell wie Möglich ins Krankenhaus schaffen? Also ist das wohl kaum meine Schuld. So eine verfluchte Scheiße aber auch…“ Sam drückte dem Ältren einen Finger auf die Lippen, als der Radiomoderator den Song ausblendete. Er erzählte von neuen Spuren, ging allerdings nicht ins Detail. Aber Sam und Dean konnten sich schon denken, was das für neue Spuren das waren.

„Zum Schluss bittet das FBI um ihre Mithilfe. Wer einen schwarzen oder dunkelblauen Wagen mit Kennzeichen auch Kansas gesehen hat, soll sich bitte auf der Polizeistation von Truro melden.“ Es erklang wieder Musik und Sam schaltete das Radio aus.

„Scheiße! Die Teenies von gestern Abend müssen deinen Wagen gesehen haben,“ sagte er zu Dean.

„Zum Glück scheinen sie mich nicht gut genug gesehen zu haben um der Polizei eine Beschreibung von mir zu liefern, sonst hätten die das im Radio wohl auch durchgesagt.“

„Wenn das nicht ein Grund zum Feiern ist,“ sagte Sam zynisch und warf Dean einen sauren Blick zu.

„Die Beschreibung des Wagens war auch nicht eindeutig. Wenn wir das Kennzeichen wechseln dürfte der Impala aus dem Spiel sein.“

„Zur Sicherheit sollten wir auf den Wagen eine Zeit lang verzichten.“

„Das wird nicht gehen. Ich muss heute noch nach Boston um das GPR zu holen. Bobby Kontakt hat gesagt, er könnte es bis 22 Uhr besorgen.“

„Du willst allen ernstes an dem Fall weiter arbeiten, jetzt wo das FBI hier ist?“

„Sam, die sind doch nicht hinter uns her.“

„Das denke ich schon. Die werden sicher mit den Angehörigen geredet haben und wissen dass sich jemand als FBI Agent ausgegeben hat. Wir sollten sehen, dass wir uns ruhig verhalten oder noch besser, wir verschwinden sofort.“

„Mag sein, dass das ganze jetzt etwas riskanter geworden ist, aber wir können hier nicht einfach abhauen und Lucretia weiter Morden lassen. Das FBI scheint zwar endlich geschnallt zu haben, das an den Fällen was faul ist, aber sie haben keinen blassen Schimmer womit sie es wirklich zu tun haben und solange wir vorsichtig sind, kommen uns die Feds schon nicht auf die Spur. Ich fahre auf jeden Fall nachher los nach Boston und hole das GPR und du bleibst hier und behältst die Lage im Auge.“

„Ich sage dir, ich habe nicht vor hier zu bleiben solange die Polizei und das FBI hier herum schwirren. Ich habe eine Tochter. Ich will nicht, dass sie mich an den Wochenenden im Knast besuchen muss. Jenny und ich kommen mit dir und wir können zurück kommen, wenn Gras über die Sache gewachsen ist und den Fall dann abschließen.“

„Sam, so überstürzt abzuhauen ist das falscheste was wir tun können. Denkst du nicht, dass es Augusta, Ross und Carrie verdächtig vorkommen würde, wenn wir uns mir nichts dir nichts aus dem Staub machen, wenn wir für einen Monat bezahlt haben und das gerade dann, wenn das FBI hier auftaucht? Du bleibst hier und verhältst dich unauffällig. Ich fahre nach Boston. Es sind 2 Stunden fahrt. Ich sollte spätestens um drei Uhr Morgens wieder zurück sein. Danach warten wir ne günstige Gelegenheit ab und bringen den Fall zu Ende. Wenn das FBI dann immer noch hier sein sollte, dann können wir immer noch Leine ziehen.“

„Klar, fahr du nach Boston, dann bist du schon mal fein raus, wenn die Bullen hier bei uns auftauchen,“ sagte Sam im scharfen Ton, aber sobald er das ausgesprochen hatte, bereute er es auch schon und Deans verletzter Gesichtsausdruck machte es nur noch schlimmer.

„Denkst du wirklich, ich schlage das nur vor, weil ich auf meinen eigenen Vorteil bedacht bin? Das ich dich hier als Bauernopfer zurück lasse?,“ fragte er Sam gekränkt und ehe der Jüngere sich entschuldigen konnte war Dean bereits in Richtung Garage verschwunden.
 

„Das ist also der Mann der bei ihnen war?,“ fragte Henricksen Donna, nachdem er einen Blick auf das fertige Phantombild geworfen hatte.

„Ja, so in etwa hat er ausgesehen. Besser wird ihr Zeichner, dass wohl nicht hinbekommen.“

„Gut, danke, dass sie sich die Zeit genommen haben um uns weiter zu helfen,“ sagte Wilks. Henricksen war bereits, noch während Donna geantwortet hatte, rausgegangen um Kopien von der Zeichnung machen zu lassen.

„Ja, ja. Kein Ding. Kann ich jetzt nach Hause gehen,“ fragte sie gestresst. Eine Phantasie Person zu beschreiben, die es gar nicht wirklich gab, war schwerer als sie gedacht hatte, denn sie musste dem Zeichner so viele Detailfragen beantworten und sich diese Details erst mal ausdenken. Letztlich hatte sie dem Zeichner nicht all zu viele Auffälligkeiten beschrieben, so dass am Ende eine Zeichnung eines recht unscheinbaren Mannes zustande kam, die nur im entferntesten Ähnlichkeit mit dem angeblichen FBI Agenten hat, den sie geküsst hatte.

„Ist ihnen sonst noch irgendwas aufgefallen? Was für einen Wagen fuhr er zum Beispiel?,“ fragte Agent Wilks sie freundlich.

„Jede Kleinigkeit kann uns weiterhelfen.“

„Es war ein schwarzer SUV, so wie ihn die FBI Agenten sie in den Fernsehserien immer fahren,“ log Donna. Das ließ den FBI Agenten aufhorchen. Immerhin suchten sie einen schwarzen Wagen.

„Sie haben nicht zufällig gesehen aus welchem Staat das Kennzeichen war, oder?“

„Nein, das habe ich nicht gesehen. Tut mir leid.“ Da hatte sie nicht mal lügen müssen. Wer, außer vielleicht Streifenpolizisten, achtete denn bitte schon auf Nummernschilder?

„Okay, dann habe ich im Moment keine weitere Fragen an sie. Sie können jetzt gehen. Falls ihnen noch irgendetwas einfällt melden sie sich bei uns, ansonsten hoffe ich, dass wir sie sehr bald wieder sehen, nämlich dann wenn wir den Kerl haben und wir sie zur Identifizierung brauchen.“ Er schüttelte ihr die Hand und stand auf um sie zum Ausgang zu begleiten, doch sie lehnte ab.

„Danke, aber ich habe lange genug hier rum gesessen um zu wissen wo der Ausgang ist.“

Sie verließ die Polizeistation und machte sich wieder auf den Heimweg nach Boston.
 

Als er in die Garage kam wechselte Dean gerade das Nummernschild aus.

„New York,“ sagte der Jüngere feststellend.

„Ich hab keins von Massachusetts,“ entgegnete Dean und legte das Kansasschild zu den anderen in den Kofferraum ohne Sam dabei anzusehen.

„Dean, es tut mir leid. Ich habe das eben nicht so gemeint. Es ist nur so, dass ich jetzt nicht nur für mich Entscheidungen treffe, sondern auch für Jenny und wenn das FBI hier rumschwirrt und die Polizei auch wieder aktiv ist, da erschien es mir hier einfach zu heiß.“

„Ich weiß,“ sagte Dean, sah Sam aber immer noch nicht an. Er wusste nicht wann oder warum (vermutlich weil es bei Sam gerade nicht der Fall war und er ohnehin ein schlechtes Gewissen hatte, weil er dem Fall bis jetzt so wenig Interesse entgegen gebracht hatte), aber auf ein Mal war sein Pflichtbewusstsein als Jäger wieder zurück gekehrt. Er hatte noch nie einem Fall unaufgeklärt den Rücken gekehrt und er würde damit jetzt auch nicht anfangen. Aber es war wirklich zuviel verlangt von Sam hier zu bleiben. Es war immerhin noch immer Deans Aufgabe zu verhindern, dass Sam in Schwierigkeiten geriet und da diese Möglichkeit in ihrem Job eigentlich immer bestand, war diese Art zu leben nichts mehr für Sam. Scheinbar hatte das ganze zwischen ihnen keine wirkliche Zukunft. Er würde sich in einem normalen Leben mit Sam wahrscheinlich nie auf Dauer wohlfühlen und die Welt in der er sich irgendwie eingelebt hatte im Laufe der Jahre, war keine in der man ein Kind aufziehen sollte. Sam und Jenny passten eigentlich nicht zu seiner Welt. Dean hatte einen Entschluss gefasst.

„Und darum wirst du jetzt hoch gehen und deine und Jennys Sachen packen. In Boston setze ich euch am Bahnhof ab, von dort aus kannst du dann hinfahren wo du möchtest. Deine Weste ist noch einigermaßen weiß und das soll sie auch bleiben. Die Art wie wir aufgewachsen sind, so sollte kein Kind aufwachsen. Du solltest irgendwo mit Jenny hinziehen, wo es ruhig und friedlich ist. Das Jagen ist nichts mehr für dich.“

„Jetzt geht das schon wieder los,“ sagte Sam und rollte mit den Augen.

„Was bitte muss ich denn noch tun um dir zu beweisen, dass ich mit dir zusammen sein will, egal wo oder wie?“

„Das glaube ich dir doch, ich glaube nur nicht, dass es einen Weg gibt, wie das mit uns auf Dauer funktionieren kann. Die Gefahr, dass uns die Polizei und/oder das FBI in die Quere kommt, besteht doch immer und wenn du jetzt nicht bereit bist dieses Risiko einzugehen, wirst du es auch in Zukunft nicht tun und wahrscheinlich solltest du das auch gar nicht. Es ist egoistisch von mir dich bei mir haben zu wollen.“ Noch immer sah er Sam nicht an.

„Dean, sieh mich an.“ Der ältere Winchester drehte sich seufzend zu Sam um.

„Dean, du bist der am wenigsten egoistische Mensch den ich kenne. Du tust immer alles für mich und bist immer für mich da und stellst meine Bedürfnisse immer über deine. Das ist nicht egoistisch, sondern selbstlos. Es ist nicht egoistisch glücklich sein zu wollen und noch weniger egoistisch ist es, wenn man sogar bereit ist freiwillig auf dieses Glück zu verzichten, weil man denkt, dass man den anderen dadurch glücklich macht. Aber du irrst dich wenn du glaubst, dass es so ist. Dir muss doch mittlerweile klar sein, dass ich lieber mit dir zusammen weiterhin lebe wie bisher, als ein stinknormales Leben ohne dich anzufangen. Was ist nur los mit dir? Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass du nicht mit mir zusammen sein willst.“

„Das ist nicht wahr.“

„Ja, das weiß ich, aber wirst du jetzt jedes Mal versuchen mich abzuschieben, nur weil wir in einer Sache mal nicht von Anfang an einer Meinung sind?“

„Ich will dich nicht…“ Sam hatte ihn mal wieder mit einem Kuss zum schweigen gebracht.

„Halt die Klappe Dean. Ich wollte dir nämlich noch was sagen. Du hast Recht, wir müssen den Fall abschließen und noch ist es ja nicht so, dass an jedem Baum hier in der Gegend unsere Fahndungsplakate hängen. Wir müssen einfach vorsichtiger und sorgfältiger arbeiten, dann klappt das schon. Es war falsch von mir den Schwanz einziehen zu wollen, nur weil es vielleicht etwas brenzlig werden könnte wegen dem FBI. Wir müssen verhindern, dass weitere Morde passieren.“

Dean sah Sam erstaunt an.

„Du vertraust mir also, wenn ich sage, dass dir und Jenny nichts passieren wird?“ Als Antwort küsste Sam seinen Bruder innig.

„Ja und wie ich schon mal zu dir gesagt habe, Dean, jetzt hast du mich am Hals und mir fällt im Moment nichts ein, was an der Tatsache, dass ich mit dir zusammen sein will in Zukunft etwas ändern könnte. Also wirst du mich nicht so einfach los.“ Sam lächelte und Dean lächelte schon fast schüchtern zurück, ehe er Sam in die Arme schloss und ihm einen langen, leidenschaftlichen Kuss gab.

Von beinahe Telefonsex, im Sand verlaufenden Spuren und einem müden Sam

Anmerkung:

Den Winnie Pooh Teil habe ich von ner Folge, die ich auf Youtube gefunden hab

Verwendete Songs

Bon Jovi – Always

Guns N’ Roses – Sweet Child of mine
 

@ RyouAngel: Tja, Dean steht so einiges bevor. Danke für dein Review.
 

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Dean war nun auf dem Weg nach Boston. Er war nach einem sehr, sehr langen Abschiedskuss aufgebrochen. Sam wahr sehr gut im Abschiedskuss geben. Er und Sam hatten fast eine viertel Stunde neben dem Impala gestanden und sich geküsst, nachdem sie Jenny ins Bett gebracht hatten. Sam hatte gesagt, dass er doch nach Boston fahren könnte, aber Dean meinte er würde wie eine alte Oma fahren, wenn es nicht gerade um Leben und Tod ginge. Daraufhin hatte der Jüngere wieder ein wenig geschmollt und Dean hatte ihn damit aufgezogen, dass Sam anscheinend das Mädchen in ihrer Beziehung war. Sie hatten sich dann gekebbelt, was in einer wilden Knutscherei auf der Couch endete. Und das war es, was es war eine „unschuldige“ Knutscherei. Die beiden genossen es zusammen zu sein und beide fühlten sich dabei irgendwie wie Teenager, die zum ersten Mal verliebt waren. Das ganze fand jedoch ein jehes Ende, als Jenny ihr Mittagsschläfchen, das an sich schon Recht lang war, für beendet erklärte. Den Nachmittag über hatten sie mit Jenny gespielt und weiter Radio gehört. Aber in Sachen Leuchtturm wurde nichts mehr Neues durchgegeben. Nachdem Abendessen hatte Dean sich noch ein paar Snacks für die Fahrt gemacht und war dann nach besagtem Abschiedskuss gegen halb acht los gefahren. Wenn alles glatt ging, könnte er in den frühen Morgenstunden wieder zurück sein und dann noch für ein Weilchen zu Sam unter die Bettdecke schlüpfen und darauf freute Dean sich jetzt schon. Langsam lief ihre Beziehung in eine Richtung, die Dean sich von Anfang an gewünscht hatte. Jetzt mussten sie nur noch diese Gefühlsduseleien auf ein Minimum reduzieren, dann würde dass ganze viel reibungsloser funktionieren. Wenn sie sich nicht weiterhin so dämlich anstellten, was den Umgang mit einander anging, dann würden sie es schaffen. Deans AC/DC Kassette lief aus. Dean öffnete das Handschuhfach, packte seine AC/DC Kassette in den Karton und griff zielstrebig nach der Kassettenhülle in der sich seine Led Zeppelin Kassette befinden sollte. Ohne auf die Kassette zu achten, schob er sie ins Abspielgerät.
 

„Oh bitte Christopher Robin, lass mich auch mal Lokführer sein. Ich würde gern mal schwupp di wupp um die Kurve zischen.“

„Ich weiß nicht, ob du das kannst Tigger. Du bist noch nie Lokführer gewesen. Das ist nicht so einfach.“

„Die schnellsten Lokführer sein, können Tiggers am besten. Sag mal, wo ist denn der Propeller an diesem Ding?“

„Du meine Güte, du meine Güte, du meine Güte.“

„Macht es dir keinen Spaß Eisenbahn zu spielen Ferkel?“
 

„Was zur Hölle?,“ entfuhr es Dean. Wie konnte Sam es wagen? Dean drückte auf die Auswurftaste und riss die dämliche Winnie Pooh Kassette heraus. Mit einem Wurf landete sie auf dem Rücksitz. Der Jüngere musste sie vertauscht haben während er sich die Snacks aus der Küche geholt hatte. Oh, dass würde er Sam noch heimzahlen. Er griff nach seinem Handy und rief seine geliebte Nervensäge an.

„Sehr witzig,“ sagte Dean, als Sam an der anderen Seite der Leitung abgenommen hatte. Der Größere fing laut an zu lachen, weil er genau wusste wovon Dean sprach.

„Das war dafür, dass du gesagt hast, ich würde wie eine alte Oma fahren,“ brachte Sam heraus, als er sich von seinem Lachanfall erholt hatte.

„Du weißt doch was man sagt Sam, wer austeilt muss auch einstecken können. Wenn ich du wäre, würde ich in nächster Zeit tierisch auf der Hut sein.“

„Weißt du was ich schade finde? Ich hätte zu gerne dein Gesicht gesehen,“ sagte Sam und lachte wieder, auch wenn ihm klar war, dass Dean sich irgendwann dafür „rächen“ würde.

„Wo ist sie?“

„Wo ist wer?,“ fragte Sam unschuldig.

„Die Led Zeppelin Kassette.“

„Ach die meinst du. Die hab ich sicher in Verwahrung genommen.“

„Du hast sie als Geisel genommen?“

„Nein, ich habe ihr nur mal ne Auszeit verschafft. Sie klang schon so ausgeleiert, aber vielleicht sollte ich Lösegeld verlangen wenn du zurück bist.“

„Ich werde sie auch so wieder kriegen Sammy und wenn ich Notfalls ne Leibesvisitation bei dir machen muss.“

„Das würde dir gefallen, was?“

„Ich weiß, wem das ganze noch mehr gefallen würde. Wie wäre es, wenn ich mal austesten würde, ob Tristan eine feine Spürnase hat? Ich lass ihn rein zu dir und dann darf er nach Herzenslust an dir rum schnuppern und dir die Waden „abtasten“.“

„Die Kassette wird auf dem Küchentisch liegen, wenn du zurück bist.“ Diesmal war es Dean, der lachte. Er hatte den richtigen Knopf bei Sam gefunden. Es war nicht so, dass er Angst hatte vor dem Hund, aber er brachte es nicht über sich dem kleinen Vieh mal anständig in den Hintern zu treten, damit er ihn in Ruhe ließ, also musste Sam notgedrungen mit der „Belästigung“ leben.

„Okay, braver Sammy. Aber die Leibesvisitation mach ich vielleicht doch noch.“

„Und wenn ich mich dir widersetze?“

„Oh, das würde die Sache für mich nur noch reizvoller machen,“ sagte Dean mit rauer Stimme.

„DEAN!“ Der kleinere konnte an Sams Tonfall praktisch heraushören, dass sein Bruder schon wieder rot geworden war.

„Das würde mich eventuell dazu zwingen, dich gegen die Wand zu drücken und mich ganz langsam an dir hinab zu tasten, ohne dich dabei aus den Augen zu lassen,“ fuhr Dean fort.

Plötzlich hörte er ein Weinen im Hintergrund.

„Ich, … ich muss mich um Jenny kümmern,“ stammelte Sam, den bei Deans Worten ein wenig heiß geworden war.

„Dann tu das. Ich muss jetzt Tanken. Denk aber jetzt nicht, dass die Sache mit der Winnie Pooh Kassette jetzt vom Tisch ist. Du wirst deine gerechte Strafe schon noch erhalten.“

„Ich kann es kaum erwarten.“ ~Was zum Teufel hatte er da gerade gesagt? Sein „es“ muss sich scheinbar ganz plötzlich eingeschaltet und die Kontrolle über sein Sprachsystem errungen haben.~ Dean schluckte. Hatte er sich verhört oder hatte Sam gerade mit verdammt sexy Stimme gesagt, dass er sich auf seine „Bestrafung“ freute? Jeden Falls hatte das Dean ein wenig aus der Fassung gebracht, so dass er beinahe gegen die Zapfsäule gefahren wäre.

„Ich glaube, wir sollten auflegen,“ sagte Dean.

„Ja, das wäre vielleicht besser,“ sagte Sam mit glutroten Backen.

„Bis dann.“

„Ja.“
 

„Henricksen, ein Streifenwagen hat einen schwarzen Pontiac mit Kennzeichen aus Kansas angehalten. Der Fahrer wollte gerade die Stadt verlassen. Sie bringen ihn zur Befragung her,“ informierte Wilks seinen Kollegen. Victor sprach gerade mit Luke von der Spurensicherung.

„Gut, sage sie mir bescheid, wenn er hier ist. Ich will ihn persönlich vernehmen.“ Wilks nickte und verließ dann wieder den Raum.

„Wo war ich eben stehen geblieben?,“ fragte Luke.

„Sie wollten mir gerade sagen, was es mit der kristallinen Substanz auf sich hat, die sich an der Wand des Leuchtturms befand,“ sagte Henricksen.

„Oh ja, stimmt. Es ist Steinsalz.“

„Steinsalz?“

„Ja und wir haben noch was daran gefunden. Etwas merkwürdiges, dass an Steinsalz eigentlich nichts zu suchen hat.“

„Gott, spucken sie es schon aus,“ sagte Victor ungehalten.

„Ich habe an den Salzkristallen Reste von Schießpulver entdeckt. Jemand hat das Steinsalz als Munition verwendet.“

„Warum sollte jemand mit Steinsalz schießen? Damit kann man doch niemanden töten,“ sagte Henricksen.

„Das nicht, aber es tut sicher höllisch weh,“ sagte der zweite Mann von der Spurensicherung.

Ein Salzkreis am Boden und Steinsalzmunition? Wofür war das gut?, fragte sich Victor. Und wie passte das zu den Morden am Leuchtturm? Der zweite Mann von der Spurensicherung, der eben hinter seinem PC hervorgeschaut hatte, sagte:

„Ich habe die Fingerabdrücke auf dem Kupferrohr gecheckt.“

„Und war was brauchbares dabei?,“ wollte der FBI Mann wissen.

„Nicht wirklich. Ein Großteil der Abdrücke waren verwischt oder nur zum Teil vorhanden, aber es gab auch richtige Abdrücke, aber leider spuckt die Datenbank dazu keinen Namen aus.“

Super, dass hatte Victor Henricksen ja nun mal so richtig nach vorne gebracht. Die DNS des Blutfleckens würde wahrscheinlich auch nicht zu jemandem aus der DNS-Datenbank passen, aber es war im Moment seine letzte Hoffnung.

„Was ist mit dem Blutfleck?,“ fragte er also hoffnungsvoll.

„Wir arbeiten noch daran,“ sagte Luke. Was dachte sich dieser Henricksen eigentlich? Glaubte er, er wäre in der Fernsehserie CSI wo ein DNS Test in 30 Sekunden ausgewertet und der Fall in weniger als 45 Minuten abgeschlossen war?, fragte sich Luke.

„Sagen sie bescheid, wenn sie das Ergebnis haben,“ sagte Henricksen gefrustet. Er ließ die „Laborratten“ in dem kleinen Kabuff, dass die Truroer Polizei ihnen zur Verfügung gestellt hatte, zurück.
 

Sam schritt nach oben in das Zimmer seiner Tochter, die ein gequengeltes Weinen von sich gab. Zum Glück war es ein gequengeltes Weinen und nicht das Markerschütternde Geschrei, das sie von sich gab, wenn sie sich Sorgen um Dean und ihn machte. So hatte es wenigstens etwas gutes, wenn Dean in Gefahr war, würde Sam es über Jenny erfahren, aber er betete inständig, dass er Jennys gequältes Weinen für eine sehr, sehr lange Zeit nicht mehr würde hören müssen. Er nahm die Kleine aus dem Bettchen. Sie trug ihren Schlafanzug mit den Erdbeeren drauf. Dafür, dass es bereits fast neun war, sah sie verdammt wach aus, normalerweise sollte sie doch um diese Zeit müde aussehen, wenn sie schon nicht schlief. Dieser viel zu lange Mittagsschlaf hatte scheinbar die geplante Nachtruhe zu Nichte gemacht.

„Was ist los Prinzessin Erdbeer?,“ fragte Sam seine Tochter, die jetzt aufgehört hatte zu weinen. Oh je, dem Gesicht nach zu urteilen, war sie wirklich nicht müde, sondern wollte Aufmerksamkeit und schien ein bisschen knatschig zu sein, weil Sam nicht sofort bei ihr gewesen war. Dean hatte sie definitiv verwöhnt, was das anging.

„Sa-Sa,“ sagte sie nur und keuchte ein wenig. Sam trocknete schnell ihre Tränchen.

„Ja, ich bin ja hier.“ Er schlenderte eine Weile mit ihr durchs Zimmer in der Hoffnung, dass sie doch wieder einschlafen würde, aber das war im Moment so unwahrscheinlich, wie die Möglichkeit, dass der Mond aus Käse war. Sam seufzte. Eigentlich wollte er noch duschen, aber wenn er Jenny jetzt wieder hinlegen würde, dann würde sie wahrscheinlich augenblicklich wieder anfangen zu weinen. Also würde aus der Dusche wohl ein Bad werden – mit Jenny. Vielleicht würde ein warmes Bad sie müde machen. Sie war immer noch quengelig, weil Sam anscheinend nicht das mit ihr machte, was sie wollte oder erwartete. Obwohl er jetzt viel besser mit ihr umgehen konnte, als am Anfang, ließ sie sich immer noch lieber von Dean beruhigen. Wenn Dean jetzt hier wäre bräuchte er sie nur mit seinen strahlenden, grünen Augen und seinem umwerfenden Lächeln ansehen und sie würde aufhören zu quengeln, schoss es Sam wehmütig durch den Kopf. Aber Sam würde ihr nicht eine Dean-Imitation liefern, er musste seinen eigenen Weg finden mit ihr auf eine Ebene zu kommen, aber ein paar Tricks von Dean würde er auf seine Weise auch verwenden können. Er trottete mit der Kleinen ins Badezimmer und ließ sich ein Bad ein. Das schien ihr schon mehr zu gefallen. Mal sehen, was mochte sie noch? Musik, Dean sang ihr immer vor. Er ließ sich mit ihr in das warme Wasser gleiten. Was könnte er ihr vorsingen? Es hatte sich heraus gestellt, dass sie „normale“ Kinder- und Schlaflieder nicht besonders mochte und Sam hatte aber auch nicht vor ihr Deans Version von einem guten Schlaflied vorzusingen. Aber er könnte es ja mal mit der Musik probieren, die er mochte. So könnte er Deans „schlechten“ Musikgeschmack bei seiner Tochter ausgleichen. Die kleine Maus planschte fröhlich in der Wanne, aber von Müdigkeit war immer noch keine Spur. Sam seufzte, also würde er ihr doch was vorsingen. Er setzte sich auf seinen rechten Oberschenkel und knuddelte sie ein bisschen.

„Also, ich habe zum Glück nicht so einen furchtbaren Musikgeschmack wie Dean, aber leider auch nicht so eine schöne Singstimme, also sei gnädig mit mir,“ sagte er zu der Kleinen, die ihn erwartungsvoll ansah. Dann begann er leise den Refrain von Bon Jovis „Always“ zu singen. Was Langsames, was sie hoffentlich müde machen würde.
 

And I will love you, baby - always

And I’ll be there forever and a day - always

I’ll be there till the stars don’t shine

Till the heavens burst and

The words don’t rhyme

And I know when I die, you’ll be on my mind

And I’ll love you – always
 

Victor war in dem kleinen Büro, als Wilks herein km um ihm zu sagen, dass der Fahrer des schwarzen Pontiacs jetzt da war. Sie gingen in den Vernehmungsraum,

„Aber Victor, ich denke nicht, dass er unser Mann ist,“ sagte Wilks.

„Das werden wir ja dann sehen.“ Aber auf den ersten Blick wurde Henricksen klar, dass Wilks Recht hatte. Der Kerl war mit Sicherheit nicht ihr Mann. Der kleine, dickliche Asiate mit Brille passte weder auf die Beschreibung der angeblichen FBI-Agenten noch auf den Hillary am Leuchtturm gesehen hatte.

„Das ist Henry Hwang,” stellte Wilks ihm Henricksen vor.

„Mr. Hwang, was führt sie nach Cape Cod?,“ fragte Henricksen ihn.

„Das habe ich den beiden Polizisten doch schon erklärt.“

„Jetzt sind sie aber im Zuständigkeitsbereich des FBI, also erzählen sie uns das auch noch mal,“ sagte Henricksen.

„Ich bin Photograph und arbeite für den Verlag Book Sales Inc. Ich schieße Photos von Leuchttürmen hier in der Gegend für einen Bildband. Amerikas Leuchttürme.“

„Wir überprüfen das gerade, aber er hat eine Photoausrüstung im Wagen gehabt, also scheint er die Wahrheit zu sagen,“ sagte einer der Streifenpolizisten.

„Laut ihren Personalien kommen sie aus New York City. Wieso fahren sie einen Wagen, der in Kansas zugelassen ist?“

„Das ist ein Mietwagen. Ich habe keinen eigenen Wagen. Wieso auch, in New York findet man eh kaum einen Parkplatz. Ich habe den Wagen bei Dollar rent a Car in New York gemietet. Rufen sie die doch an, die werden ihnen das bestätigen. Ich habe nichts gemacht. Bitte lassen sie mich gehen,“ sagte Mr. Hwang ängstlich.

„Sind sie das erste Mal in Truro?,“ fragte Victor, auch wenn er wusste, dass die ganze Befragung überflüssig war.

„Ja. Ich war auf dem Rückweg von Provincetown und habe hier vorhin halt gemacht um den Highland Leuchtturm zu photographieren.“

Ein zweiter Streifenpolizist kam herein.

„Der Verlag hat eben bestätigt, dass Mr. Hwang für sie arbeitet.“

„Habe ich doch gesagt,“ sagte der Asiate.

„Außerdem hat die Spurensicherung ausgeschlossen, dass seine Fingerabdrücke auf dem Kupferrohr waren.“

Der Asiate atmete erleichtert aus. Henricksen seufzte.

„Sie können gehen. Es tut uns leid, dass sie Unannehmlichkeiten hatten, aber wir müssen jeder Spur nachgehen,“ sagte Wilks. ~Ja und jede Spur führt in eine Sackgasse~, dachte Victor. Mr. Hwang war dann auch ziemlich schnell verschwunden.

„Es würde mich nicht wundern, wenn Mr. Adams Bruder am Wochenende hier auftaucht und uns erzählt, dass ihm während seines Angelausflugs ein Tannenzapfen oder so auf den Kopf gefallen ist und er sich nicht mehr an den angeblichen FBI Agenten erinnern kann,“ sagte Henricksen frustriert. Bei diesem Fall war einfach kein Land in Sicht.
 

Ein Bad, etliche Bon Jovi Songs und eine warme Milch später, war Jenny immer noch wach und Sam fix und alle. Er hatte alles ausprobiert, was ihm eingefallen war. Er hatte ihr vorgelesen, aber sie wollte irgendwie lieber spielen. Vielleicht sollte er sie sich auspowern lassen, aber dann würde sie am nächsten Tag sicher bis Mittag schlafen und das würde ihren Rhythmus total durcheinander bringen. Schließlich war Sam selber so müde vom betüddeln, dass er sich Jenny und Speedy schnappte und sich mit ihr auf Deans Seite des Bettes im Schlafzimmer legte. Er sorgte dafür, dass sie sich an ihn kuscheln konnte und rieb ihr über den Bauch. Sie gab einen Rülpser von sich und machte dann auch keine Anstalten mehr von ihrem Dad weg zu krabbeln. Sam lächelte und sang dann leise „Sweet Child of mine“ von Guns N’ Roses.
 

Her hair reminds me of a warm safe place

Where as a child I'd hide

And pray for the thunder

And the rain

To quietly pass me by
 

Sweet child o' mine

Sweet love of mine
 

Es hörte sich schrecklich an, weil Sam wirklich kein guter Sänger war, aber Jenny schien es trotzdem zu mögen und war beim zweiten Refrain eingeschlafen.
 

Victor setzte sich in dem kleinen Büro an den Laptop, den Wilks dort aufgestellt hatte und rief eine Suchmaschine auf. In die Suchleiste tippte er dann „Verwendung Steinsalz“ ein und drückte dann auf Enter. Super, bloß fast 26000 Treffer. Henricksen überflog das meiste, bis er auf eine Seite stieß, die mehr bot als „Aus Steinsalz wird Kochsalz“. Aber so wirklich viel weiter half ihm das auch nicht. Steinsalz zur Regenerierung der Wasserenthärtung in Spülmaschinen- unwichtig. Über die sogenannten "Salzstraßen" wollte Victor auch nichts wissen. Die Herkunft des Wortes „Salz“ interessierte ihn nicht. Auch über den Salzkrieg zur Zeit des römischen Kaisers Julian (331 - 363 n. Chr.) wollte er nichts wissen. Gab es denn überhaupt etwas, was ihm weiter half? Das Steinsalz auch als nichttödliche Munition für Schrotflinten verwendet wird, wusste er ja inzwischen, aber er hatte immer noch keine Antwort darauf, warum er das Steinsalz in dem Leuchtraum gefunden hatte. Da waren ja wohl kaum Straßenunruhen oder Aufstände gewesen, die den Einsatz von dieser Nicht-tödlichen Waffe notwendig gemacht hatte. Noch dazu kommt, dass das Steinsalz bis auf die Wand ganz offensichtlich niemanden getroffen hatte. Nach einem wirklichen Kampf hatte es dort auch nicht ausgesehen. Das Kupferrohr deutete zwar daraufhin, dass es zur Verteidigung verwendet wurde, nur gegen wen wurde es eingesetzt? Und vor allem wo sind die Personen dann plötzlich hin? Man schießt und schlägt doch nicht auf einander ein, nur um hinterher friedlich wieder abzuziehen. Es gab nämlich keinerlei Spuren, dass eine Person die Treppe oder den Weg entlang geschleift wurde. Natürlich hätte der „Gewinner“ der Auseinandersetzung seinen Gegner auch tragen können, aber keine der Fußspuren in der Nähe des Leuchtturms passten zu jemanden, der eine schwere Last getragen hatte, denn bei dem sandigen Untergrund, hätten die Schuhabdrücke dann wesentlich tiefer sein müssen. Das alles hier war einfach nur zum verrückt werden. Er las weiter. Salz, als Symbol der Freundschaft, passte wohl auch nicht. Salz als Reinigungsmittel. Auf diesen Abschnitt ging er weiter ein.

„Um die Atmosphäre eines Hauses von Streit und Unfrieden zu befreien, wurde ein Salzkreis darum gezogen, oder die Stube mit Salz bestreut und anschließend ausgefegt. Auch verstorbene Seelen sollten so aus ihrer Verhaftung an das irdische Dasein befreit werden, damit sie Wohnungen und Häuser verlassen und in den Himmel finden konnten.“ Hatte ihr Leuchtturmmörder den Salzkreis gezogen um die Seelen seiner Opfer in den Himmel zu führen? Wenn ja, dann hatten sie es ganz offensichtlich mit jemandem zu tun, der total durchgeknallt war. Aber vielleicht hatten diese alten Weiber, die da arbeiteten, das auch nur gemacht um den Leuchtturm zu reinigen. Frauen interessierten sich doch häufig für so einen mystischen Quatsch. Aber warum hätten sie dann die Polizei rufen sollen? Das machte eigentlich keinen Sinn, aber was machte bis jetzt an diesem Fall schon Sinn?

Ein Trottel namens Mortie

@Ju_chan: Na ob dir die Vampire den Gefallen tun werden?
 

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Dean schob sich seine Lieblingswaffe in den Hosenbund, ehe er ins „The Times“ ging, was offensichtlich ein irischer Pub war. Sicher war sicher. Auch wenn Bobby gesagt hatte, dass Rufus sich sicher war, dass dieser Mortimer in Ordnung war, so hatte John Dean doch gelehrt niemandem zu vertrauen, den man vorher nicht selber überprüft hatte. Während er für den Impala einen Parkplatz gesucht hatte, hatte er Mortimer angerufen, um ihn zu fragen, woran er ihn erkennen können würde. Mortimer hatte gesagt, dass er an dem Tisch am Gang zu den Toiletten sitzen würde. Allein das machte Dean schon etwas stutzig. Er betrat den Pub und blieb einige Meter von dem Tisch an den Toiletten stehen um den etwa 40jährigen Mann zu mustern, der dort saß. Er sah unglaublich nervös aus, wie ein nervliches Wrack. Das kam Dean seltsam vor. Vertrauenerweckend sah Mortie jeden Falls nicht aus. Nachdem Dean die Umgebung gecheckt hatte, befand er diesen Ort jedoch als sicher genug und ging schließlich zu Mortimer an den Tisch.

„Mortimer Davis?,“ sagte Dean fragend.

„Dean Winchester,“ sagte Mortimer feststellend. Dean reichte ihm die Hand und Mortie schüttelte sie mit seiner verschwitzten Hand. Der ältere Winchester wischte sich daraufhin seine Hand an der Hose ab und setzte sich.

„Ich weiß zwar nicht wie es dir geht, aber ich könnte jetzt ein Bier vertragen,“ sagte Mortimer. Er musste Zeit schinden. Wenn sein Gegenüber mitbekam, dass er kein GPR für ihn hatte, dann würde er wahrscheinlich sofort wieder verschwinden. Er würde also Dean Winchester ein Bier ausgeben und dann das Thema langsam auf Vampire lenken. Dean sah Mortimer misstrauisch an. Der ältere Winchester hatte nicht vor sich mit diesem Clown hier, einen lustigen Abend zu machen. Er wollte das Geschäft abwickeln und dann ganz schnell zurück zu Sammy, aber er bleib ruhig.

„Ja, okay. Ein Bier wäre nicht schlecht und dann reden wir über den Preis.“

„Preis, ja,“ murmelte Mortimer und winkte eine Kellnerin herbei um 2 Bier zu ordern. Dean sah zu ihm herüber, aber Mortimer mied seinen Blick. Der Jäger gab seinem Instinkt nach.

„Christo!“ Keine schwarzen Augen, aber irgendwie zeichnete sich auf Mortimers Gesicht Erleichterung ab. ~Gott, danke! Er ist tatsächlich ein Jäger~, dachte Mortimer. Ein winziges Lächeln umspielte seine Lippen, als er sagte:

„Ich bin kein Dämon, Dean.“

„Gut zu wissen,“ entgegnete der Winchester. Die Kellnerin brachte das Bier.

„Also, was haben sie sich preislich so vorgestellt?,“ fragte Dean ihn. Mortie nahm einen großen Schluck aus seiner Bierflasche.

„Hast du eigentlich in letzter Zeit mit Vampiren zu tun gehabt?“

„Was?“ Dean sah ihn verwirrt an. Was zur Hölle lief denn hier eigentlich?
 

Sie waren den beiden bis zu diesem Pub gefolgt. Seit Tagen waren sie jetzt schon der vampirischen Brut auf der Spur. Sie wollten ihr „Nest“ finden und die ganze Sippe ausrotten. Beide hassten sie Vampire mehr als alles andere Übernatürliche. Das war aber auch schon alles, was sie gemeinsam hatten. Er, über 30, Afroamerikaner, durchtrainiert und bereit für den Kampf, sein Gesicht gezeichnet von Wut und Hass. Sein Blick voll konzentriert und auf den Pub gerichtet. Sie Ende 20, unglaublich hübsch. Schlanke, kurvige Figur, mediterraner Teint, schwarze, leicht gelockte, seidig glänzende Haare und dunkelbraune Augen, in denen sich eine tiefe Traurigkeit verbarg, verursacht durch den Verlust der Menschen, die sie liebte. Im innersten war ihr Herz fast erkaltet vor Einsamkeit und doch noch hatte sie einen winzigen Funken Hoffnung in sich irgendwann Liebe zu finden und neu anfangen und ihre schreckliche Vergangenheit hinter sich lassen zu können. Es war Zufall, dass sie aufeinander getroffen waren. Irgendwo in Oklahoma, wo sie beide die Fährte von einer kleinen Vampir Gruppe aufgenommen hatten. Sie hatten sich zusammen getan und den Fall erfolgreich abgeschlossen. Danach waren sie im Bett gelandet und schließlich hatten sie sich geeinigt weiterhin zusammen zu jagen, schließlich hatten sie ja das gemeinsame Ziel, so viele Vampire, wie möglich tot zu sehen. Er, weil es so viel leichter war diese Bastarde zur Strecke zu bringen und sie, weil sie einfach nicht mehr alleine sein wollte. Es war bei der einen gemeinsamen Nacht geblieben und er pflegte ein rein professionelles Verhältnis zu ihr. Sie jagten gemeinsam, aber schliefen stets in getrennten Zimmern. Schließlich waren sie in Boston gelandet und hatten einen verdammt dicken Fisch an der Angel. Sie hatten heraus gefunden, dass es hier einen Vampir Clan gab, der anscheinend irischer Abstammung war und hier einen kleinen Teil der irischen Mafia darstellte. Sie hatten das Oberhaupt ausgemacht. Ein Typ namens Ewan, der eine Art Buchmacher war und die Leute, die nicht zahlen konnten, wurden zur Nahrung für seine Familie. Sie mussten nur noch das „Nest“ finden und konnten, dann hoffentlich die Stadt von den Vampiren befreien. Auch sie hatte nun ihre Augen auf den Pub gerichtet, war jedoch nicht ganz so bei der Sache wie ihr Mitstreiter im Moment. Sie hatte „sein“ Baby, wie er seinen Wagen, den er von seinem Vater bekommen hatte, immer liebevoll nannte, gesehen. Der Wagen hatte zwar ein anderes Kennzeichen, aber sie fühlte, dass es „sein“ Impala war. Ein wohlig warmes Gefühl breitete sich in ihr aus, bei dem Gedanken, dass „er“ hier war. Ihr einziger Lichtblick an ihrem sonst so düsteren Horizont. Seit fast einem Jahr hatten sie sich nicht mehr gesehen und fast genau so lange auch nicht mehr miteinander telefoniert. Sie waren damals auch nicht gerade im Guten auseinander gegangen. „Er“ wollte zu seinem Bruder fahren um gemeinsam mit ihm ihren Vater zu suchen und davon war sie nicht gerade begeistert gewesen, wollte sie doch selber an seiner Seite sein und ihm bei der Suche helfen, schließlich waren sie sich in der Zeit in der Sam am College war näher gekommen, aber „er“ hatte sie abgewiesen, meinte es wäre eine Familienangelegenheit und er wolle sie da nicht mit rein ziehen oder gar unnötig in Gefahr bringen, so war „er“ nun mal und darum mochte sie „ihn“ ja auch so sehr und deswegen hatte sie sich in ihn verliebt, auch wenn er in ihr mehr eine Schwester sah. Familie? Wusste sein Arschloch von Bruder überhaupt, was das Wort bedeutete? Sie konnte es sich nicht vorstellen, hatte er „ihm“ und seinem Vater den Rücken gekehrt um sich seinen egoistischen Traum von Normalität zu erfüllen. Hatte die Menschen verlassen, die ihn liebten und brauchten. Sie hatte Sam noch nie leiden können, schon nicht damals, als sie das erste Mal auf einander trafen und er noch ein Kind war. Für sie stand er schon immer zwischen ihr und „ihm“. Sie hatte „ihm“ auch deutlich zu verstehen gegeben, was sie von Sam hielt, aber damit hatte sie sich bei „ihm“ nicht gerade beliebt gemacht. „Er“ war zwar selber sauer auf seinen kleinen Bruder, aber dennoch ließ er nicht zu, dass jemand anders schlecht über ihn sprach. Sie hatten sich gestritten und am nächsten Morgen war „er“ nach Palo Alto aufgebrochen. Sie blieb alleine zurück, wenigstens hatte sie da noch ihren Bruder gehabt, aber auch der hatte sie mittlerweile verlassen. Gegen Mittag des Tages hatte sie „ihn“ dann noch mal angerufen, sich doch tatsächlich entschuldigt und gesagt, sie hoffe, dass „er“ seinen Vater bald finden würde. Dann herrschte Funkstille. Einige Wochen später rief sie „ihn“ dann erneut an. „Er“ hatte ihr erzählt, dass er jetzt mit seinem Bruder unterwegs sei, aber seinen Vater noch nicht gefunden hätte. „Er“ versprach sich wieder bei ihr zu melden, wie immer und wie immer hatte er es nicht getan und sie hatte es dabei belassen. Sie hatte es satt ihm hinterher zu rennen und jetzt auf ein Mal waren alle Gefühle für „ihn“ wieder da und er schien zum greifen nah. War er auch hinter den Vampiren her? War der ihr verhasste kleine Bruder auch hier? Gordon faste sie an der Schulter und so richtete sich ihre gesamte Aufmerksamkeit wieder auf den Pub.
 

Mortimer sah Deans verwirrten Gesichtsausdruck. Er wollte ja eigentlich nicht mit der Tür ins Haus fallen, aber ihm lief die Zeit davon. Die Kellnerin kam wieder an ihren Tisch und stellt Mortimer einen Kurzen hin.

„Mit freundlichen Grüßen von den beiden Herren dort am Tresen,“ sagte sie und deutete auf zwei große Männer, die an der Theke standen und zu ihm herüber sahen. ~Scheiße, sie sind hier~, schoss es Davis durch den Kopf.

„Es ist schon einige Jahre her, seit ich das letzte mal mit Vampiren zu tun hatte,“ sagte Dean. Sein Misstrauen und seine Skepsis dem Mann gegenüber, war wieder gestiegen. Mortie schluckte. Dean folgte seinem Blick.

„Freunde von ihnen?,“ fragte er ihn.

„Nicht wirklich. Entschuldige mich kurz.“ Mortimer musste einen klaren Kopf bewahren. Er verschwand im Herrenklo. Er wollte sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht spritzen und dann diesem Dean schnell sein Problem erklären. Die zwei Typen waren bereits hier um ihn kalt zu machen und der Jäger war noch immer unvorbereitet. Mortimer bereute es, Dean nicht vorgewarnt zu haben. Wie sollte der Jäger ihn denn jetzt beschützen? Dean sah Mortimer hinterher. Der Kerl war ein komischer Kauz. Er trank einen Schluck von seinem Bier, als er aus dem Augenwinkel sah, wie die Kerle von der Bar in Richtung der Toiletten gingen. Kaum waren die Kerle im Herrenklo verschwunden, als Dean plötzlich ein Licht aufging. Mit einem halb lauten `Scheiße` stand er auf und folgte den beiden. Die Kacke war so was von am Dampfen und er hatte nicht mal ne Machete dabei. Wenn er noch zum Auto gehen würde, wäre der gute Mortie sicher Geschichte, wenn Dean zurück kam. Also musste wohl sein Messer und seine Pistole reichen um Mortie aus der Situation zu befreien, so dass sie sich in Sicherheit bringen konnten. Danach würde er Mortie kräftig in den Arsch treten. Der Idiot hätte ja wenigstens vorher was sagen können. Jetzt musste er sich hier seinetwegen in Gefahr bringen. Gott, Sam würde ihn umbringen, wenn er mit Verletzungen zurück kommen würde. Dean betrat die Herren Toilette. Neben dem Waschbecken lag ein Mann leblos auf dem Boden.

„Oh, das ist heute ja unser Glückstag. Da kommt noch jemand,“ hörte Dean eine tiefe Männerstimme sagen und dann kam auch schon einer der beiden Typen aus der Toilettenkabine, die für Behinderte war und trat auf ihn zu. Dean sah, wie der andere Mortimer in der Mangel hatte. Der Jäger zog schnell sein Messer.

„Wie niedlich, willst du mich mit dem Zahnstocher etwa pieksen?,“ sagte der Vampir und lachte. Er hatte Ähnlichkeit mit Colin Farrell. Dean schluckte. Er wusste ja selber, dass er mit seinem Messer nicht allzu viel würde ausrichten können, aber er musste es zumindest versuchen. Der Jäger in ihm sagte, dass er diesem Trottel namens Mortie helfen musste. Dämliches Helfersyndrom. Aber um den Vampir überhaupt verletzen zu können, musste er ihn unangenehm an ihn heran lassen und selbst dann sahen seine Chancen nicht gerade rosig aus. Ja, okay. Es war ein verdammtes Himmelfahrtskommando. Aber seiner großen Klappe entkam:

„Wir werden ja sehen, wer zu letzt lacht.“

„Oh, du willst dich wirklich mit mir anlegen. Mutig.“

Dean hörte Mortimer schreien. Der ältere Winchester holte mit dem Messer aus, als der Vampir nah genug dran war. Kurz darauf fand Dean sich mit dem Rücken an die Wand gedrückt wieder. Der Vampir hatte ihn mit seiner übermenschlichen Kraft einfach überwältigt und schlug jetzt immer wieder schmerzhaft Deans Handgelenk gegen die Fliesen, bis er schließlich das Messer fallen lies. Der Jäger hatte die Kräfte des Vampirs eindeutig unterschätzt und saß jetzt ganz schön in der Tinte.

„Du machst es mir aber ganz schön einfach.,“ sagte der Vampir. Immer noch waren Mortimers Schreie zu hören. Er lebte also noch und wenn jetzt ein Wunder geschehen würde und den beiden Vampiren plötzlich der Kopf abfallen würde, könnten sie beide vielleicht halbwegs unversehrt nach Hause gehen. Dean wunderte sich allerdings warum niemand ins Klo kam um zu sehen, wer hier so schrie. Das laute Schreien musste man doch bis in den Gastraum hinein hören. Der Vampir kam Deans Gesicht immer näher.

„Also schon allein an deinem Geruch, kann ich sagen, dass du das leckerste bist, was mir seit langem untergekommen ist. Du hast Glück, dass ich gerade erst gegessen habe.“ Er deutete auf den leblosen Körper am Boden.

„So kommt dir die Ehre zu teil für unsere Familie das Dessert nach unserem Sonntagsmahl abzugeben. Aber ich glaube, ich probiere dich vorher selber schon mal, bevor ich mich dich zum mitnehmen einpacken lasse.“ Seine Vampirzähne traten hervor und sein Kopf senkte sich in Richtung Deans Halsschlagader.

Kara

@Morthi: hier, liest du das noch mal. Beantwortet wohl einige deiner Fragen bezüglicher der Vampire: Sie hatten heraus gefunden, dass es hier einen Vampir Clan gab, der anscheinend irischer Abstammung war und hier einen kleinen Teil der irischen Mafia darstellte. Sie hatten das Oberhaupt ausgemacht. Ein Typ namens Ewan, der eine Art Buchmacher war und die Leute, die nicht zahlen konnten, wurden zur Nahrung für seine Familie. -->die sind halt modern und haben sich in die Gesellschaft integriert

UND: Dean trifft Mortimer in einem irischen Pub, kein wunder also, dass die Vampire da so selbstbewusst rein kommen. War von Mortie natürlich noch nen schlag dämlicher

Die „Ex-Freundin ist nicht wahnsinnig, nur ein bisschen von Dean besessen… Aber was du sonst zu ihr geschrieben hast stimmt schon. Und wegen Gordon musst du dir keine Sorgen machen. 1. weiß der noch nichts von Freaky Sammy und 2. wird er weder Sam noch Jenny in absehbarer Zeit begegnen. Nach dem Vampir Intermezo ziehen er und die Frau wieder von dannen. Aber sie wird später noch mal vorkommen.
 

@all: Was seid ihr eigentlich in letzter Zeit so erschreckend Kommentarschreibfaul?
 


 

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Sam saß kerzengerade im Bett, kaum das Jenny angefangen hatte zu schreien wie am Spieß.

~Nein, nein, nein. Nicht schon wieder, Dean~, schoss es Sam durch den Kopf. Krampfhaft versucht seine Tochter zu beruhigen, tastete er nach seinem Handy. Dean durfte nichts passiert sein. Er musste die Stimme seines Bruders hören. Er würde Dean anrufen und der würde ihm sagen, dass alles in Ordnung war und dass er aufhören sollte, sich Sorgen zu machen. Jenny hatte schlicht und einfach vielleicht wirklich nur Koliken. Sam betete, dass es so war und es Dean gut ging. Er wählte Deans Nummer. Es klingelte. Viel zu lang.

„Komm schon, geh ran Dean,“ fluchte Sam. Die Mailbox ging ran. Sam legte auf und versuchte es noch mal. Wieder nur die Mailbox. Jenny schrie immer noch. Sam versuchte immer wieder Dean zu erreichen. Nach dem fünften Mal, sprach er ihm aufs Band und bat ihn ihn anzurufen, wenn er das abhörte. Aber er rief weiter hin Dean an. Nach seinem achten Versuch merkte er, dass Jennys Weinen leiser geworden war.

„Ist das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?,“ fragte Sam die Kleine. Er wählte wieder Deans Nummer und streichelte liebevoll Jennys Bauch.

„Bitte, lass mit Dean alles in Ordnung sein,“ murmelte er immer wieder.
 

Dean spürte wie sein Handy in seiner Jackentasche vibrierte. Wahrscheinlich war es Sam. Panik stieg in ihm hoch, während er versuchte seinen Hals aus der Reichweite der Vampirzähne zu manövrieren. Er würde als Sonntagsbrunch für die Vampire Enden und Sam und Jenny niemals wieder sehen, wenn ihm nicht schnell etwas einfiel. Der Vampir stieß ihn hart gegen die Wand, damit er endlich aufhörte sich zu wehren. Ein Schmerz durchzog Deans Rücken. Falls er das hier überleben sollte, würde er sicher ordentliche Prellungen am Rücken davon tragen, von den Blutergüssen an den Handgelenken ganz zu schweigen. Wieder senkte der Vampir seinen Kopf. Mit letzter Kraft schmiss Dean sich nach rechts zur Seite. Sein Hals entkam so zwar den Zähnen, aber diese bohrten sich in die Stelle an der der Hals in die Schulter über ging und die nicht durch Deans Jacke geschützt war. Dean schrie auf, während der Vampir genüsslich stöhnte und begann Deans Blut heraus zu saugen. Mortimers Schreie waren nun beunruhigen leise geworden und Dean spürte wie ihm etwas schwummerig wurde. Plötzlich überschlugen sich die Ereignisse. Der Vampir begann seltsam zu röcheln und ließ abrupt von ihm ab. Gleichzeitig wurde die Tür aufgerissen und ein Mann und eine Dean sehr bekannte Frau stürmten herein. Ehe der Vampir reagieren konnte, hatte der Mann auch schon den Kopf abgeschlagen. Dean rutschte, jetzt nicht mehr von dem Vampir an die Wand gedrückt, an den Fliesen hinunter und sackte erschöpft auf dem Boden zusammen.

„Kümmere dich um ihn. Ich erledige den anderen,“ sagte der Mann und stürzte sich auf den anderen Vampir, der offensichtlich von Mortimer abgelassen hatte und aus der Toilettenkabine gekommen war. Da der Vampir überrascht war, hatte er gegen den Mann keine Chance. Der Mann machte kurzen Prozess mit dem Vampir, der ihm zwar einige Mal geschickt ausweichen konnte, aber nichts desto trotz eine Minute später auch seinen Kopf verlor. Die Frau hatte sich neben Dean gekniet und drückte ein paar Papierhandtücher aus dem Spender neben dem Waschbecken auf die blutende Bisswunde. Deans Blick fiel auf den Kopf des Vampirs, der ihn gebissen hatte. Er hatte seltsame Verätzungen am Mund und an dem Stück Speiseröhre, das sichtbar war. So was hatte er noch bei keinem Vampir gesehen, den er bis jetzt geköpft hatte. Es schien so als hätte Deans Blut den Vampir so zugerichtet, als wäre sein Blut wie eine starke anorganische Säure.

„Scheint so, als hätte er dein Blut nicht vertragen,“ sagte die Frau, die es auch gesehen hatte, aber die es scheinbar nicht beunruhigte, dass sein Blut den Vampir verätzt hatte, als hätte er mit Flusssäure gegurgelt. Dean jedoch fand das sehr merkwürdig, war im Moment aber zu erschöpft und dankbar noch am Leben zu sein, um weiter darüber nachzudenken. Er sah die Frau an.

„Kara Articiani, ich war glaube ich noch nie so froh dich zu sehen wie jetzt,“ sagte der Winchester und lächelte leicht.

„Dean Winchester,“ entgegnete sie und verpasste ihm eine kleine Ohrfeige.

„Aua, spinnst du?“ Er rieb sich mit der Hand über die linke Wange.

„Du Arschloch“ Du hast gesagt, du würdest dich melden,“ sagte Kara in einem halb wütendem, halb enttäuschtem Tonfall.

„Ich hatte viel zu tun,“ murmelte er. Aus der Toilettenkabine rief ihnen der Mann zu:

„Der Kerl hier lebt noch, aber er muss ins Krankenhaus. Er braucht einige Konserven Blut, sollte aber bald wieder auf dem Damm sein.“ Er zerrte den bewusstlosen und leichenblassen Mortimer aus der Toilettenkabine heraus.

„Wie sieht es bei den anderen aus?,“ fragte er Kara und deutete auf Dean und den leblosen Mann neben dem Waschbecken.

„Er ist tot,“ sagte Kara, nachdem sie zu dem toten Mann rüber gegangen war um seine Vitalfunktionen zu überprüfen.

„Es geht schon wieder,“ sagte Dean und hievte sich auf die Beine.

„Gut, dann kannst du mir ja helfen den Typen ins Krankenhaus zu bringen,“ sagte Kara.

„Ihr kennt euch?,“ fragte Gordon.

„Kann man so sagen. Gordon, dass ist Dean Winchester. Ich habe dir von ihm erzählt. Sein Vater hat meinem Vater und meinem Bruder dabei geholfen die Vampire zur Strecke zu bringen, die meine Mutter und meine kleine Schwester auf dem Gewissen hatten. Dean, das ist Gordon Walker, ein ausgezeichneter Vampirjäger,“ stellte sie die beiden Männer einander vor. Gordon reichte Dean die Hand und dieser schüttelte sie. Gordon hatte einen festen Händedruck. Kara trat zu Dean heran. Sie hatte aus ihrer Hosentasche ein Pflaster geholt, mit dem sie jetzt die Papierhandtücher ersetzte.

„Danke,“ sagte Dean. Sie lächelte glücklich.

„Bring du mit Dean den Kerl hier ins St. Elizabeth's Medical Center. Die Kümmern sich vornehmlich um Opfer von Bandenstreitereien und werden nicht viele Fragen stellen. Ich werde hier aufräumen und zusehen, dass ich unsere Spuren verwische, damit wir für heute Nacht ruhe vor den anderen haben. Danach komme ich auch ins Krankenhaus.“

„Den anderen? Heißt es gibt hier in der Nähe noch mehr Vampire? Ich dachte die wären schon fast ausgestorben.“

„Komm Dean, hilf mir mit ihm hier. Ich erkläre dir alles während wir zum Krankenhaus fahren,“ sagte Kara. Damit musste sich Dan wohl erstmal zufrieden geben. Er half ihr Mortie zu stützen und gemeinsam brachten sie ihn ohne Zwischenfälle zum Impala und legten ihn auf die Rückbank. Dann ließ Dean den wagen an. Er hatte einige Fragen an Kara, musste aber erst Mal den armen Trottel ins Krankenhaus bringen. Kara gab ihm Anweisungen wo er lang fahren sollte und dann schwiegen sie einige Minuten. Deans Handy vibrierte wieder. Der ältere Winchester holte es aus seiner Jackentasche und nahm endlich Sams Anruf entgegen.
 

Sam wollte schon wieder auflegen, als Dean endlich ran ging.

„Gott sei Dank, Dean. Endlich gehst du ran. Ich versuch schon fast eine halbe Stunde dich anzurufen. Ist alles in Ordnung?,“ fragte Sam. Dean konnte deutlich die Sorge aus der Stimme seines Bruders heraus hören.

„Beruhige dich Sammy. Es geht mir gut. Was gibt es denn so wichtiges, dass du mich schon so lange zu erreichen versuchst?“

„Es war nur so ein Gefühl,“ sagte Sam. Dean wollte ihn fragen, ob er eine Vision gehabt hatte, aber er verkniff sich das jedoch, weil er bemerkte wie Kara ihn beobachtete.

„Ist wirklich alles in Ordnung?,“ fragte Sam erneut. Irgendwie klang Deans Stimme merkwürdig angespannt und das beunruhigte den Jüngeren.

„Ja doch, Sam.“

„Und warum bist du dann nicht an dein Handy gegangen?“

„Es gab da einen lästigen Zwischenfall.“

„Zwischenfall?“

„Ja, es hat sich heraus gestellt, dass der Gute Mortie ein kleines Problem mit Vampiren hat.“

„Vampire?,“ fragte Sam und klang dabei ein wenig erschrocken.

„Keine große Sache.“

„Keine große Sache?“

„Hast du dich in einen Papagei verwandelt Sammy?,“ fragte Dean leicht genervt. Sam überging diesen Kommentar.

„Brauchst du meine Hilfe?“

„Nein Sam, bleib bei Jenny. Ich komme klar.“

„Soll das heißen, dass du länger weg bleibst?“

„Sieht ganz so aus.“

„Verdammt Dean, hör gefälligst auf so zu tun, als wären Vampire harmlos. Alleine ist es zu gefährlich für dich, also entweder du wartest dort, bis ich da bin um dir zu helfen, oder du setzt deinen Arsch in Bewegung und kommst nach Hause.“

„Gott Sam, ich bin erwachsen und du hörst dich an wie die Mutter eines Teeniejungen, die ihrem Sohn befielt nach Hause zu kommen, weil sie spitz gekriegt hat, dass auf der Party auf die ihr Sohn ist, Drogen verkauft werden. Vertrau mir, ich krieg das auch gut ohne dich hin.“

„Ich werde dich da nicht alleine hinter Vampiren herjagen lassen.“

„Ich bin auch gar nicht alleine, okay? Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Hier sind noch zwei Jäger.“

„Sind die vertrauenerweckend?“

„Sie wissen, was sie tun.“ Mehr brauchte Sam nicht zu wissen. Allerdings vertraute er Gordon nicht so wirklich. Der war ihm irgendwie suspekt. Dean wusste auch nicht warum. Dean wollte nicht, dass Sam Hals über Kopf ein Auto klaute und her kam. Das würde die Polizei nur noch mehr in Aufruhe versetzen.

„Seit wann ist dein Bruder so um dich besorgt?,“ fragte Kara Dean mit gehässigem Unterton.

„Dean, war das eine Frauenstimme? Wer ist da bei dir?,“ fragte Sam leicht aufgebracht und eifersüchtig. Dean seufzte. Eigentlich wollte er Sam ja nichts von Kara erzählen, schließlich waren sie alles andere als gute Freunde. Zumindest waren sie dass nicht in jenem Sommer, den sie drei zusammen zwangsläufig hatten verbringen müssen, während ihre Väter nach den Vampiren jagten. Seit dem waren sich Sam und Kara allerdings nicht mehr begegnet. Also hoffte Dean, dass sein Bruder mittlerweile besser auf Kara zusprechen war als damals.

„Sam, erinnerst du dich an Kara Articiani?“ Eisiges Schweigen am anderen Ende der Leitung. ~Okay, Sammy ist immer noch nicht gut auf sie zu sprechen~, dachte Dean.
 

Sam hasste schon allein den Namen dieser Person. Wenn es eine Person gab mit der er sich in seinem Leben noch mehr gestritten hatte als mit seinem Vater, dann war es Kara und es gab auch keinen Menschen auf dem Planeten, den er weniger leiden konnte, auch wenn sie sich nur in einem Sommer vor über 10 Jahren begegnet waren, hatte das gereicht um eine riesige Antipartie gegen sie zu entwickeln. Sie war das erste Mädchen, für das sich Dean je interessiert hatte. Er war in jenem Sommer 9 gewesen und Dean 13. Es war der Sommer nachdem Sam erfahren hatte, was ihr Dad wirklich tat und sie, damals 14, hatte sich ordentlich an Dean herangeschmissen und war Sam gegenüber äußerst aggressiv und böse gewesen, weil sie eifersüchtig auf ihn war, weil Dean sich so gut mit ihm verstand und sie nicht immer seine ganze Aufmerksamkeit hatte. Er wiederum, hatte sich von ihr nicht herumschubsen lassen wollen und war zutiefst enttäuscht, wenn Dean oftmals auf ihrer Seite stand und das nur weil sie Brüste hatte und nicht etwa weil sie im Recht war. Sam wusste ja, dass er Dean nicht für ewig für sich haben konnte, aber er wollte seinen großen Bruder auch nicht an so eine furchtbare Hexe verlieren. Letzten Endes hatte er mit seinen Hundeaugen jedoch nicht wirklich eine Chance gegen Körbchengröße B und so blieb sie für Sam auf ewig als die Person in Erinnerung, die ihm irgendwie seinen Bruder weg genommen hatte.

„Ja ich weiß wer das Miststück ist. Was machst du mit ihr?“

„Wir haben uns hier sozusagen zufällig getroffen.“

„Klar, rein zufällig,“ sagte Sam und lies nicht den geringsten Zweifel daran, dass er Dean nicht glaubte. Er kochte vor Eifersucht und Misstrauen. Wahrscheinlich hatte die Schlampe mittlerweile D Körbchen und eine Wirkung auf Männer wie Poison Ivy auf Batman. Und Sam wollte seinen Dean, jetzt wo sie endlich richtig zusammen gefunden hatten auf keinen Fall an sie verlieren. Auf der anderen Seite hatte er aber auch die Befürchtung, dass Dean extra wegen ihr nach Boston gefahren war und es doch nicht ehrlich mit ihm meinte.

„Sam, hör mal. Das ist jetzt gerade kein günstiger Zeitpunkt um zu diskutieren. Wir müssen Mortimer ins Krankenhaus bringen. Der Vampir hat ihn fast leer gesaugt.“

„Tja, scheinbar brauchst du mich nicht. Du hast ja Kara,“ sagte Sam verletzt. Er hatte damals schon keine Chance gegen sie, warum sollte es jetzt anders sein.

„Sam, das verstehst du falsch,“ sagte Dean, der sauer war, weil es schon wieder zu einem Missverständnis zwischen ihnen gekommen war. Seit sie zusammen waren hatte er das Gefühl nicht mehr er selbst zu sein und permanent das falsche zu Sam zu sagen. Gott, diese ganze Chick-Flick Scheiße machte ihn fertig.

„Wir sehen uns wenn du zurück bist,“ sagte Sam und seinem Tonfall konnte Dean entnehmen, dass für ihn das Gespräch jetzt beendet war.

„Sam…“

„Pass auf dich auf Dean,“ war das letzte, dass Sam sagte, bevor er auflegte.
 

Sam legte sein Handy auf den Nachttisch und kuschelte sich dann an Jenny, die mittlerweile wieder ganz ruhig geworden war und gerade ins Traumland zurück driftete. Dean ging es scheinbar gut und Jenny hatte die Gefahr durch die Vampire gespürt. Sam seufzte. Jenny würde jetzt hoffentlich friedlich schlafen und was schönes Träumen. Für ihn würde der Sandmann wohl nur Alpträume parat haben und Sam wusste im Moment nicht welcher Traum schlimmer war. Dean, der von Vampiren leer gesaugt wurde oder Dean, der mit Kara im Bett lag und sich zusammen mit ihr über ihn lustig machte, weil er zu Hause brav auf ihn wartete. Er wusste nicht mal warum er Dean misstraute. Es muss wohl daran liegen, dass er sich in seinem tiefen inneren immer noch nicht so richtig vorstellen konnte, dass Dean „Mr. Womanizer“ Winchester bereit war, sein reges Sexualleben mit ständig wechselnden, dummen Schönheiten, einfach so aufzugeben um ausgerechnet mit seinem Ex-Bruder eine feste Beziehung einzugehen. ~Sam, du bist so ein Idiot. Er hat dir bis jetzt noch nicht ein Mal einen Grund gegeben, an seinen Gefühlen für dich zu zweifeln. Er liebt dich. Du solltest ihm vertrauen. Er hat es verdient, dass du ihm vertraust. Er würde dir nie weh tun~, ermahnte sich Sam kopfschüttelnd. Jetzt blieb nur noch seine Angst, dass Dean ohne ihn etwas zustoßen würde, aber auch das würde ausreichen, um Sam nicht zur Ruhe kommen zu lassen, bis Dean wie bei ihm war, wo er auch naturgemäß hingehörte.
 

Ohne ein Wort miteinander zu wechseln hatten sie den Rest des Weges zum Krankenhaus zurück gelegt. Ihre Meinung über Sam hatte sich mal wieder bestätigt, denn sie hatte beobachtet, wie sich Deans Laune von einer Sekunde auf die andere verändert hatte und er nur noch mürrisch auf die Straße achtete. Bestimmt hatte Sam wieder irgendwas gesagt, was Dean schlechte Laune bereitete. Aber immerhin wusste sie jetzt, dass Dean scheinbar noch immer mit Sam unterwegs war, aber Sam momentan wohl nicht in der Nähe war und wer war Jenny? Hieß Sams Freundin nicht so? Aber die war doch tot, hatte Dean ihr erzählt. Genau so gestorben wie damals Mary Winchester. Ach nein, die Freundin hieß Jessica. Dann war Jenny wahrscheinlich Sams neue Freundin. Die Frau war zu bedauern. Ob sie weiß auf was sie sich da einließ? Denn scheinbar war man in Sams Nähe als Frau alles andere als sicher und irgendwie hatte Kara auch das Gefühl, dass es für Dean besser war, wenn er möglichst weit weg von Sam war. Sam würde Dean nur eh wieder enttäuschen und irgendwann wieder sein eigenes Ding machen. Sam war es doch egal, wie Dean sich fühlte, sonst wäre er ja nicht aufs College gegangen. Sam hatte einen Bruder wie Dean überhaupt nicht verdient. Es hatte ihr in der Seele weh getan, als sie sich damals das erste Mal wieder getroffen hatten. Sam war gerade ein paar Monate am College und hatte sich weder an Weihnachten noch an diesem Tag, Deans Geburtstag bei seiner Familie gemeldet. Das hatte sie aus dem bereits ziemlich angetrunkenen Dean herausbekommen, den sie in Santa Fe, New Mexiko in einer Bar getroffen hatte. Sie war zur Zeit mit ihrem Vater und ihrem Bruder wegen eines neuen Jobs in Santa Fe. John war scheinbar auch an diesem Geist dran, der wohl irgendwie Tierschützer war und bereits drei Besitzer von Zoogeschäften getötet und die Tiere frei gelassen hatte. Dean hatte ihr gesagt, dass John ihm gesagt habe, dass er, weil er ja heute Geburtstag hätte, sich den Abend frei nehmen und ein wenig feiern sollte. Er selbst würde noch etwas recherchieren und dabei musste Dean nun wirklich nicht dabei sein. John war, zwar auch nicht gerade Karas Favorit, aber er hatte seinen Sohn wenigstens nicht im Stich gelassen, wie Sam es getan hatte. Sie und Dean hatten sich zwar einige Jahre lang nicht gesehen, aber sich sofort wieder ganz gut verstanden. Dean war so enttäuscht von Sam und sauer auf ihn und dass er seinen Geburtstag ganz alleine verbringen musste, hob seine Stimmung auch nicht gerade an. Und obwohl Sam sich wie ein egoistisches Arschloch verhalten hatte, vermisste Dean ihn. Denn wie sie an diesem Abend erfuhr, hatte Sam bis dato immer an Deans Geburtstag gedacht und ihm sogar von seinem kleinen Taschengeld irgend ne Kleinigkeit gekauft, genau so wie Dean es immer an Sams Geburtstag machte. Sie hatte ihm den Rest seines Geburtstages über Gesellschaft geleistet. Ihm zugehört, während er darüber sprach wie scheiße sein Leben eigentlich war und dass er Sam vermisste und ihm dabei zusah, wie er langsam einen Alkoholspiegel erreichte, der ihn doch schließlich in eine bessere Stimmung brachte. Schließlich hatte sie ihn mit zu sich ins Motelzimmer genommen. Sie und ihre Familie hatten im gleichen Motel eingecheckt wie die Winchester. Leider war Dean in der Nacht zu betrunken, als das da noch hätte was laufen können, aber sie war froh, dass sie ihn wieder gesehen hatten. Sie hatten Nummern ausgetauscht und sich in den nächsten vier Jahren öfters gesehen.
 

„Hilf mir mal mit Mortie,“ riss Dean Kara aus ihren Erinnerungen. Erst jetzt bemerkte sie, dass Dean nicht mehr links neben ihr saß, sondern seine Stimme hinter ihr erklungen war, wo er gerade dabei war Mortie in eine sitzende Position zu bringen um den schlaffen Körper leichter aus dem Wagen ziehen zu können. Sofort hatte sie die Beifahrertür geöffnet und war ausgestiegen. Sie half Dean Mortie aus dem Wagen zu bugsieren und bis in die Notaufnahme des St. Elizabeth's Medical Centers zu transportieren. Unterwegs war Mortimer zu sich gekommen und gab leise Erschöpfungslaute von sich. Eine Krankenschwester kam ihnen entgegen und führte sie in ein Behandlungszimmer. Sie sah die Bisswunde an Mortimers Hals, warf Kara und Dean kurz einen fragenden Blick zu, sagte aber nichts. Dann ging sie wieder raus um einen Arzt zu holen. Dean hatte gesehen, dass hier momentan viel los war und konnte sich ausrechnen, dass es ein paar Minuten dauern würde, bis sich ein Arzt Mortie ansehen würde. Er warf Kara einen musternden Blick zu, während er versuchte Mortimers Gejammer auszublenden. Ihre Schönheit haute ihn immer noch um wie in jenem Sommer, als sie sich das erste Mal begegnet waren und seit dem war sie noch heißer geworden, aber das hatte er ja schon vor einigen Jahren festgestellt. Der liebe Gott, sollte es wirklich einen geben, hatte es sehr gut mit ihr gemeint. Sie hatte alles was ihn bei Frauen anmachte. Sie war schlank, hatte aber glücklicherweise das italienische Gen für üppige Kurven von der väterlichen Seite geerbt und noch dazu lange Haare und ein hübsches Gesicht. Zum Supermodel fehlten ihr leider nur einige Zentimeter an Größe, was sie wiederum auch ihrem italienischen Vater zu verdanken hatte. Ihr Vater, Toni Articiani war mit John bei den Marines gewesen und sie hatten auch nach ihrer Dienstzeit regen Kontakt. Beider Familien hatte ein ähnliches grausames Schicksal ereilt. Tonis Frau und jüngste Tochter waren getötet worden, während er mit seinem Sohn Marco und seiner Tochter Kara unterwegs war um in einer Videothek ein paar Videos fürs Wochenende auszuleihen. Getötet von Vampiren, wie er später mit Johns Hilfe heraus gefunden hatte und natürlich hatte John ihm versprochen ihm dabei zu helfen seine Frau und seine Tochter zu rechen, aber als John das Nest der Brut fand, waren alle Vampire ausgeflogen, außerdem war Toni in der damaligen Verfassung noch nicht so weit es mit Vampiren aufzunehmen, also ließ er sich von John in alles einweihen, während Kara und Marco bei ihren Großeltern waren. Sam und er waren in dieser Zeit mal wieder bei Pastor Jim. Schließlich brach Toni zusammen mit seinen beiden Kindern auf um die Verfolgung aufzunehmen und bleib auch weiterhin mit John in Kontakt. Einige Jahre später hatten sie sich in jenem Sommer in Page, Arizona getroffen. Toni hatte endlich eine heiße Spur, dass sich die Vampire irgendwo am Lake Powell aufhielten. John und Toni hatten ein wenig Geld zusammen geschmissen um für Kara, Dean und Sam eine kleine Ferienwohnung am See zu mieten. Marco war damals 17 und hatte Toni und John auf die Jagd begleitet und so hatten Kara, Sam und Dean sich kennen gelernt. Die Jagd war erfolgreich gewesen, auch wenn sie länger gedauert hatte, als erwartet und schließlich waren beide Familien wieder ihrer Wege gezogen. Toni hatte mit der Jagd weiter gemacht und so seine beiden Kinder ebenso zu einem Leben auf der Straße verurteilt wie John es mit seinen Kindern getan hatte. Toni war vor nicht ganz zwei Jahren gestorben und seit dem waren Marco und Kara alleine unterwegs. Aber jetzt war Kara mit diesem Gordon auf Jagd. Was war mit Marco? War er auch gestorben? Vielleicht sogar bei der Jagd? Dean nahm sich vor das Schweigen zu brechen und sie endlich zu fragen, was ihn so brennend interessierte.
 

„Sag mal, fährt dein Bruder immer noch diese heiße 69er Corvette Stingray?,“ fragte er sie.

„Kann sein, dass müsstest du ihn schon selber fragen,“ antwortete sie kalt und Dean merkte sofort, dass er bei ihr einen Wunden punkt getroffen hatte.

„Was soll das heißen? Wo ist er überhaupt?,“ hakte Dean nach.

„Er hat nen Sammy gemacht.“

„Wie bitte?,“ fragte er und sah sie verwirrt an.

„Na ja, er hat sich halt genau so aus dem Staub gemacht wie dein Bruder. Das war ein paar Wochen nachdem wir das letzte Mal telefoniert hatten, Dean. Marco meinte, jetzt wo Dad tot ist wolle er nicht mehr jagen sondern endlich ein normales Leben anfangen. Hat sich in Portland, Oregon von mir abgeseilt um mit so nem Typen aus der Bücherei, der uns bei der Recherche für einen Fall geholfen hatte, eine Beziehung anzufangen. Ein Kerl Dean! Ein Kerl, den er gerade mal ne Woche kannte. Mein Bruder lässt mich sitzen um mit nem Typen rum zu schwulen, den er kaum kennt, in den er sich aber angeblich Hals über Kopf verliebt hat. Er will sich lieber von einer dahergelaufenen, gottverdammten Bibliothekarenschwuchtel in den Arsch ficken lassen, als bei seiner Schwester zu bleiben.“ Dean sah ihr in die Augen und war überrascht und geschockt darüber, darin mehr Abscheu gegenüber ihrem schwulen Bruder zu sehen, als Trauer, darüber jetzt alleine zu sein. Er hätte sie niemals als homophob eingeschätzt. Wenn sie diese Abscheu ihrem Bruder ebenso deutlich gezeigt hatte, wie ihm jetzt gerade, dann war es kein Wunder, dass Marco sich von seiner Schwester distanziert hatte. Dean kannte Marco ja auch und er und Kara standen sich eigentlich nahe, wenn auch nicht so nahe, wie er und Sam es immer getan hatten und Marco hätte sie niemals einfach so sitzen lassen.

„Und er hat dich nicht gebeten auch auf zu hören mit dem Jagen?,“ fragte Dean deshalb nach.

„Doch, aber was sollte ich da? Etwa zusehen wie die beiden rum machen? Nein Danke! Auf Ekelherpes kann ich gut und gerne verzichten.“

Ein Arzt kam zu ihnen in den Behandlungsraum.

„Was ist passiert?,“ fragte er und sah Dean und Kara an.

„Er hat viel Blut verloren,“ sagte Kara und ging dann zur Tür. Der Typ würde jetzt behandelt werden und somit hatte sie ihre Schuldigkeit getan. Als Dean ihr nicht folgte blieb sie stehen.

„Kommst du Dean?,“ fragte sie ihn.

„Ja gleich. Ich will nur sicher gehen, dass es ihm gut geht.“ Schließlich musste er gesund werden, damit Dean ihm in den Arsch treten konnte für soviel Dummheit.

„Okay, ich bin im Wartezimmer. Wir müssen eh noch auf Gordon warten.“ Sie ging hinaus.
 

„Würde sie zurück treten, damit ich ihn untersuchen kann?,“ fragte der Arzt Dean.

„Kein Problem.“ Er setzte sich auf einen Stuhl in der Ecke und sah zu wie der Arzt an Mortie rumdoktorte. Mittlerweile war auch noch eine Krankenschwester herein gekommen und hing die erste von vier beschafften Blutkonserven an, während der Arzt einige Anweisungen auf ein Klemmbrett schrieb.

„Ihr Freund muss über Nacht hier bleiben. Dann sollte er wieder in Ordnung sein. Er hat nur eine seltsame Bisswunde am Hals. Keine Ahnung wie er dadurch so viel Blut verlieren konnte. Wir geben ihm jetzt Blut und es sollte ihm schon bald wieder besser gehen,“ informierte er Dean. Der Winchester nickte und dann verließ der Arzt den Raum um sich um andere Patienten zu kümmern. Die Schwester folgte ihm kurz darauf. Dean blieb noch eine Weile sitzen. Langsam kam wieder etwas Farbe in Morties Gesicht und das Leben kehrte in ihn zurück.

„Oh Gott, ich sterbe,“ jammerte Mortimer.

„Nein, du stirbst nicht. Du schuldest mir nämlich noch immer ein GPR-Gerät,“ sagte Dean, klopfte Mortimer auf die Schulter und erhob sich dann aus dem Stuhl.

„Alles was du willst,“ murmelte Mortie.

„Gut und ich nehme doch an, dass es mich nichts kosten wird, oder?“ Daraufhin kam von Mortimer lediglich ein Grummeln, das nicht gerade nach bereitwilliger Zustimmung klang.

„Das war doch hoffentlich ein ja, oder?“ Dean schlug einen leicht bedrohlichen Tonfall an.

„Ja,“ kam es dann kleinlaut von Mortimer.

„Wunderbar, dann ruh dich mal gut aus.“ Dean verließ das Behandlungszimmer.
 

Er setzte sich neben Kara in den Warteraum. Jetzt wo er wusste, was mit Marco war, musste er nur noch herausfinden was es mit diesem Gordon auf sich hatte.

„Woher kennst du diesen Gordon?,“ fragte er geradeheraus.

„Wir hatten beide zufällig die gleiche Gruppe Vampire in Oklahoma verfolgt. War da schon einige Monate alleine unterwegs. Und seit dem jagen wir zusammen.“

„Seit ihr ein Paar?,“ fragte Dean. Kara schien in die Frage etwas völlig anderes hineinzuinterpretieren als tatsächlich dahinter steckte, nämlich, dass Dean wissen wollte, ob sie noch zu haben war und er vielleicht sogar etwas eifersüchtig auf Gordon war.

„Nein, wir hatten zwar ein Mal Sex, aber wir waren beide der Meinung, dass es besser wäre wenn die Jagd das einzige bleiben würde, dass uns verbindet.“ Dass Gordon nach diesem einen Mal kein weiteres sexuelles Interesse mehr an ihr zeigte, hatte sie verdrängt.

„Verstehe,“ sagte Dean nur.

„Was weißt du über ihn?,“ fragte er dann.

„Ein Vampir hat seine Schwester angegriffen und sie mitgenommen und er konnte nichts dagegen tun. Danach ist er von zu Hause weg und hat nach Informationen gesucht und schließlich den elenden Blutsauger zur Strecke gebracht. Der Vampir hatte seine Schwester aber nicht getötet, sondern in einen von den seinen verwandelt, also musste er sie auch töten.“

„Du willst mir erzählen, dass du mit jemandem auf die Jagd gehst, der so kaltblütig ist, dass er sogar seine eigene Schwester tötet?,“ fragte er sie leicht geschockt. Er könnte Sam niemals töten, eher würde er selber sterben.

„Er musste sie töten, sie war kein Mensch mehr,“ sagte Kara unberührt von Deans Frage. Ehe der Winchester noch etwas erwidern konnte, kam Gordon durch die Eingangstür.

„Ist er okay?,“ fragte er Kara nach Mortimer.

„Ja, wie du gesagt hast. Ein bisschen Blut und er kann bald wieder raus aus dem Krankenhaus,“ antwortete sie ihm.

„Ich werde die Nacht über hier bleiben und darauf achten, dass diese Mistkerle hier nicht auftauchen um den Job ihrer Freunde zu Ende zu bringen. Ich habe zwar all unsere Spuren verwischt und ein paar Kräuter in der Herrentoilette verbrannt um unseren Geruch zu überdecken, aber man kann nie sicher genug sein. Du weißt was zu tun ist.“

„Ja, ich werde zum Motel zurück fahren und auch Dort ein Paar Kräuter verbrennen.“

Gordon nickte. Kara stand auf.

„Komm mit Dean, du schläfst heute Nacht bei mir. Wie in alten Zeiten,“ sagte sie lächelnd und zog ihn vom Stuhl hoch. ~Wie in alten Zeiten? Ich erkenn dich kaum wieder~, dachte Dean. Und tatsächlich war von dem netten, warmherzigen Mädchen, das einstmals kein Blut sehen konnte und dass er glaubte zu kennen, nur noch die hübsche Hülle über. Ansonsten war sie nun scheinbar kompromisslos, blutrünstig, hart, eiskalt und voller Hass, von ihrem Verhalten gegenüber ihrem Bruder gar nicht erst zu reden und das bereitete Dean leichte Kopfschmerzen und Sorgen. In ihm läuteten die Alarmglocken, die ihm sagten, dass er so schnell wie möglich die Kurve kratzen und wieder zurück zu Sammy fahren sollte. Aber da war auch noch eine andere Stimme in ihm, die ihm sagte, dass von dem Mädchen, dass er eigentlich mochte immer noch was übrig war und er ihr helfen und auf sie aufpassen sollte, weil er nicht fand, dass sie in Gordons Nähe sicher war. Es war die gleiche Stimme, die ihm auch immer sagte, dass er auf Sammy aufpassen sollte und dieser Stimme gab er schließlich nach. Zusammen mit Kara ging er zurück zum Impala.
 

Er trat aus dem Badezimmer. Er hatte geduscht. Wollte den Schmutz loswerden. Er blieb vor dem Bett stehen, in dem Kara auf dem Bauch lag und schlief. Das dünne Laken mit dem sie sich zugedeckt hatte umspielte ihren schönen Körper. Dean seufzte. Er wünschte sich nichts sehnlicher als jetzt bei Sam zu sein. Aber mit Sam hatte er es sich wohl erst Mal verscherzt. Er legte sich ebenfalls hin.

Das Telefonat im Morgengrauen

@ RyouAngel: Nicht auszudenken, wenn sie herauskriegt, dass Dean mit einem Mann zusammen ist, der auch noch Sam, ihr „Erzfeind“ ist, würde ich mal sagen. Aber was das Ärger machen betrifft, denke ich, dass du Kara zu viel zu traust und Dean ist ja nicht wehrlos ihr gegenüber

@Morathi: Hab dein Review vermisst, hoffe dir sind Sam und Dean jetzt nicht endgültig zu ooc geworden
 

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Mittlerweile war es fast halb fünf Uhr morgens. Jenny schlief friedlich auf Sams Brust und hatte sich an sein T-Shirt gekuschelt. Sam lag wach und sah zur Decke. Er hatte die Nacht über nicht viel geschlafen. Er hatte sein Handy in der Hand und dachte nun schon zum xten Mal daran Dean anzurufen um sich für sein rum gezicke von vorhin zu entschuldigen. Er wusste ja, dass Karas Familie hauptsächlich Vampire jagte. In Boston waren welche, also warum sollte Dean sie dort nicht zufällig getroffen haben? Wenn da wirklich was zwischen den beiden laufen würde, hätte Dean sicher nichts mit ihm angefangen. Und wenn es nur um Sex ging? Nein, Dean führte sich zwar manchmal auf wie ein notgeiles Meerschweinchen, aber für Sex würde er trotzdem nicht an die zwei Stunden Fahrt auf sich nehmen und ihm auch noch von Kara erzählen. Er wollte Deans Stimme hören, wollte hören, dass zwischen ihnen alles in Ordnung war und er der Einzige für Dean war, auch wenn er damit riskieren würde, dass Dean ihn wieder als Mädchen bezeichnen würde. Aber wenn er Dean jetzt anrief, würde er vielleicht denken, dass Sam ihn nur kontrollieren wollte, wie eine eifersüchtige Furie. Also legte er wie schon die Male davor, sein Handy wieder auf den Nachttisch.
 

Er ließ sich neckisch von ihm unter tauchen, froh darüber, dass Sam doch noch der Nacktbadeidee zugestimmt hatte. Als er wieder auftauchte schnappte er zunächst nach Luft ehe er Sam packte und ihn zu sich zog, um ihn zu küssen. Er schmeckte salzig, nach dem Meerwasser in dem sie schwammen. Das Mondlicht schimmerte auf Sams muskulösen Körper und verlieh dem Bronzeton seiner Haut einen besonderen Glanz. Und dann diese umwerfenden Grübchen. Dean begann darüber zu lecken. Kleine Hände streichelten ihm über die Seiten und ein aufdringlicher Rosenduft stieg ihm in die Nase. Moment! Kleine Hände? Sein Sammy hatte Hände so groß wie Paddel. Und er roch auch nicht nach Rosen, sondern eher nach Zitrusfrüchten. Irgendwas stimmte hier nicht.
 

Dean öffnete die Augen um herauszufinden wer hier seinen wunderbaren Traum zerstört hatte und bekam fast einen Herzstillstand, als er merkte wie sich Brüste gegen seinen Bauch drückten und ihm lange, schwarze Haare über die Haut kitzelten. Die viel zu kleine Hand hörte auf zu streicheln und blieb auf seiner Hüfte ruhen. Er ließ seinen Blick auf die Person neben sich wandern. Das war definitiv nicht sein Sammy. Aber Sammy war der einzige, der das Recht hatte ihn so zu berühren. Der einzige von dem Dean so berührt werden wollte. Warum lag Kara halb auf ihm drauf? Großer Gott, er hatte doch nicht etwa? Nein, so ein quatsch. Natürlich nicht. Er konnte sich an alles erinnern. Kara und er hatten Kräuter in ihrem und Gordons Zimmer verbrannt. Eigentlich hatte er sich ein eigenes Zimmer nehmen wollen, ließ sich dann aber von Kara überreden mit in ihrem Zimmer zu schlafen, da es so für beide sicherer war. Dann war er unter die Dusche gegangen. Irgendwie fühlte er sich schmutzig, nachdem der Vampir an ihm rumgeknabbert hatte. Als er aus der Dusche gekommen war, hatte Kara schlafend in ihrem Bett gelegen und er hatte sich dann in das zweite, noch freie Bett gelegt. Was also hatte Kara jetzt in seinem Bett verloren? Er spürte warme Lippen auf seiner Haut.

„Was zur Hölle? Was soll das?“ Er hatte sich aufgerichtet und Kara unsanft von sich gestoßen. Wollte möglichst viel Raum zwischen sie beide bringen.

„Wo ist dein Problem Dean? Ich dachte, dass würde dir gefallen.“ Sie sah ihn ein wenig geschockt an. Mit so einer ruppigen Reaktion seinerseits hatte sie partout nicht gerechnet.

„Du kannst doch nicht einfach über mich herfallen während ich schlafe,“ sagte Dean entrüstet.

„Jetzt bist du ja wach.“

„Ja und ich sage dir, ich will das nicht. Ich habe zugestimmt mit in deinem Zimmer zu schlafen, weil ich auch denke, dass es so sicherer ist und nicht weil ich von dir im Schlaf missbraucht werden wollte.“

„Ich dachte du magst mich,“ sagte sie und hatte Tränen in den Augen.

„Gott Kara, fang doch nicht an zu heulen. Nicht wegen mir. Hör zu, ich mag dich ja, aber nicht so wie du es anscheinend gerne hättest. Was denkst du wohl, warum ich nie mit dir geschlafen habe? Okay, als ich 13 war, war ich ziemlich scharf auf dich, aber jetzt…jetzt sehe ich in dir eher eine Schwester.“ Das war nur die halbe Wahrheit. Als sie sich vor etwa 4 Jahren das erste mal wieder gesehen hatten, hatte Dean schon mit dem Gedanken gespielt sie flach zu legen. Aber an ihrem ersten Abend hatte er deutlich zuviel Alkohol intus gehabt, als dass er noch zu irgendeiner sexuellen Handlung fähig gewesen wäre. Am nächsten Morgen war er aus ihrem Motelzimmer in die Arme ihres Bruders gestolpert. Und was der über Kara zu sagen hatte, ließ Dean sein Vorhaben noch mal überdenken.
 

Flashback
 

„Dean Winchester, also habe ich den Impala doch richtig erkannt.“

Der Winchester brauchte eine Weile bis er den Mann vor sich erkannte.

„Hey Marco,“ sagte er verkatert.

„Wie ich sehe hast du meine Schwester schon wieder gesehen.“

„Oh, ja…ähm wir haben uns gestern in ner Bar getroffen.“ Er wusste nicht, was er von Marco halten sollte. Italienische Brüder sahen es in der Regel nicht gerne, wenn sich Männer an ihre Schwestern ran machten, also hielt er es für das Beste gleich mit der Wahrheit raus zurücken.

„Aber zwischen uns ist nichts gelaufen,“ sagte Dean.

„Ist wahrscheinlich auch besser so. Sie würde es nicht ertragen, schon wieder nur ein Onenightstand zu sein. Weißt du Dean, meine Schwester hat den Hang dazu, sich sofort in jeden Kerl zu verlieben, der nur ein bisschen nett zu ihr ist und dann ist die Enttäuschung natürlich riesengroß, wenn sie am nächsten Morgen fest stellt, das der Kerl weg ist und nur nett zu ihr war, um sie ins Bett zu kriegen.“

„Manche Männer sind nun mal Schweine,“ sagte Dean, leicht beschämt, weil das ab und zu auch seine Masche war, auch wenn er sich meist nur auf Frauen stürzte, die in ihm nicht gleich die große Liebe sahen.

„Sie sollte dieses Leben als Jägerin nicht führen. Gott, niemand sollte so ein Leben führen, aber für sie ist das ständige hin und her ziehen einfach nicht gut. Sie sollte sich irgendwo niederlassen und sich einen netten Mann suchen. Sie verdient jemanden, der gut zu ihr ist. Leider hat sie auch noch die Angewohnheit zu sehr zu klammern, wenn sie denn mal einen Freund hat. Ihr letzter Freund auf der Highschool ist ausgetickt, weil sie ihm überall hin gefolgt ist. Es hat sie ganz schön aus der Bahn geworfen, als er mit ihr Schluss gemacht hat.“

„Verstehe,“ sagte Dean. Wenn er wusste was gut für ihn ist, würde er die Finger von ihr lassen. Sie schien psychisch ein wenig labil zu sein und er wollte nicht mit ihr schlafen um am nächsten Morgen dabei zuzusehen, wie sie in einem Katalog für Brautmoden blätterte und sie ihn gleich zum Standesamt schleifen würde. Die beiden sahen sich eine Weile schweigend an.

„Wie lange seid ihr noch hier?,“ fragte Dean Marco schließlich.

„Sicher noch ein paar Tage, aber wenn ihr auch hier seid, können wir das ganze sicher beschleunigen.“

„Ja, ich werde meinem Dad bescheid sagen, dass ich euch getroffen habe.“

„Mach das. Mein Dad und ich haben Zimmer 103.“ Dean nickte.

„Man sieht sich.“

„Ich werde jetzt mal Frühstück holen fahren,“ sagte Marco. Dean sah wie der andere Mann zu einer Schönheit von Wagen hinüber ging. Eine 69er Corvette Stingray. Bei diesem Wagen könnte sein eigenes Baby glatt lesbisch werden.

„Ist das deine?,“ fragte er. Marco nickte und schon waren die beiden in ein „Männergespräch“ vertieft. Es stellte sich raus, dass Marco den Wagen in Karas letztem Highschool Jahr restauriert hatte. Sein Dad hatte ihm dabei geholfen. Sie waren zu der Zeit in South Dakota und da John ihnen von Bobby erzählt hatte, wollten sie den erfahrenen Jäger natürlich auch kennen lernen und so hatte Bobby Marco sein Equipment zur Verfügung gestellt und schließlich war die Corvette wieder hergestellt.
 

Flashback Ende
 

Dean hatte die restliche Zeit in Santa Fe versucht Kara aus dem Weg zu gehen, aber verdammt, sie war nett und witzig und es hatte sich heraus gestellt, dass sie genau so viel Ahnung von Autos hatte wie ihr Bruder Marco. Sie hatte es nicht verdient, von ihm so abweisend behandelt zu werden, also wagte sich Dean zum ersten Mal in seinem Leben an eine rein platonische Beziehung mit einer Frau heran, nicht ahnend, dass diese Frau ganz andere Absichten ihm gegenüber hatte und jetzt hatte er den Salat. Kara hatte noch immer Tränen in den Augen. Dean seufzte und überlegte was er jetzt tun sollte. Im trösten von Frauen war er noch nie wirklich gut gewesen. Doch ehe er etwas sagen konnte, hatte Kara wieder das Wort ergriffen.

„Dean, gib mir wenigstens eine Chance. Nur ein Kuss, bitte. Ich wette das wird deine Gefühle mir gegenüber ändern.“ Sie streichelte ihm über die Wange. Er entzog sich ihrer Berührung.

„Nein, Kara. Das geht nicht. Ich kann das nicht. Ich bin mit jemandem zusammen, den ich wirklich liebe, der mir vertraut und den ich auf keinen Fall enttäuschen will,“ erklärte er ihr.

„Ist das wieder so eine wie Cassie? Die dir den Laufpass gibt, sobald du ihr die Wahrheit sagst? Ich kenne dich Dean. Ich weiß über das Jagen bescheid. Ich würde dir nie so weh tun, wie sie es getan hat.“ Sie rückte wieder näher an Dean heran. Der Winchester schüttelte mit dem Kopf. Er hatte Kara von seinem ersten, ernsthaften Versuch eine Beziehung zu führen erzählt und auch davon, dass es gescheitert war, nachdem er ihr von dem „wahren Dean“ erzählt hatte. Kara war darüber nicht sonderlich überrascht. Sie hatte Cassie als engstirnige, feige Kuh bezeichnet, die Dean gar nicht verdient hatte. Cassies Abweisung hatte Dean zwar weh getan, aber er konnte ihr das Verhalten nicht wirklich übel nehmen und nahm sie gegenüber Kara auch in Schutz. Seit dem fing Dean unbewusst an zu merken, dass Kara anders war. Aggressiv und bösartig gegenüber den Frauen mit denen Dean flirtete, wenn er mit Kara in einer Bar war und Dean und sie sahen sich danach seltener. Erst nach dem Tod von Karas Vater, hatten sie wieder engeren Kontakt. Und dann kam die Sache mit Sam und seit dem hatte Funkstelle geherrscht und Dean hatte nicht vorgehabt, daran etwas zu ändern, nicht nach dem was sie damals alles über Sam gesagt hatte.

„Nein. Sie weiß alles über mich und auch wenn ihr dieses Leben nicht gefällt, will sie trotzdem bei mir sein.“ Er konnte Kara nicht sagen, dass diese „Sie“ in Wirklichkeit Sam war. Nicht jetzt, wo er wusste, wie sie gegenüber Schwulen eingestellt war, auch wenn er sich selbst nicht als schwul sah, würde sie die komplizierte Beziehung, die er mit Sam hatte, sicher nicht verstehen. Zu Mal sie Sam ja auch noch für seinen Bruder hielt und ihn nicht leiden konnte und jetzt um fast fünf Uhr morgens war definitiv nicht der Richtige Zeitpunkt um ihr die Sache mit dem DNS Test und der ganzen „Ich wurde nach der Geburt vertauscht“ Story zu erklären. ~Aha, dann ist diese Jenny also scheinbar seine Freundin und Sam soll bei ihr bleiben und auf sie aufpassen~, dachte Kara. Und Dean war hier, weil er ein GPR besorgen wollte, um eine Frauen Leiche auf einem Golfplatz zu finden um so einen Geist auszuschalten. Das zumindest hatte Dean ihr erzählt, während er ihr half die Kräuter zu verbrennen.

„Die Frau muss ja echt was besonderes sein, wenn sie es mit dir aushält,“ sagte Kara und lachte leicht, so als hätte sie eben nicht versucht, sich an ihn ran zu machen und sie immer noch Freunde wären. Dean wusste nicht, was er davon halten sollte. Aber Kara hatte sich wieder auf ihr Bett gesetzt und Dean war froh darüber. Kara kramte in ihrer Reisetasche und holte einige Klamotten heraus.

„Ich kann eh nicht mehr schlafen. Ich denke, ich werde mich schnell anziehen und ein wenig joggen gehen. Die Sonne geht ja schon langsam auf,“ sagte sie und verschwand im Badezimmer.
 

Dean spürte das Verlangen Sams Stimme zu hören und griff nach seinem Handy. Aber dann zögerte er. Sie waren nicht mal 24 Stunden voneinander getrennt und würden sich wahrscheinlich schon bald wieder sehen und er wollte Sam anrufen, weil er ihn vermisste. Gott, wie unmännlich war das eigentlich? Außerdem würde Sam jetzt wahrscheinlich eh noch schlafen und wecken wollte er seinen Kleinen nicht. Dean legte das Handy wieder beiseite. Kurz darauf kam Kara im Joggingdress aus dem Bad.

„Ich bring dir Kaffee und Frühstück mit,“ sagte sie und war dann auch schon aus dem Zimmer geschlüpft. Irgendwie machte ihm ihr seltsames Verhalten Angst. Erst brach sie in Tränen aus, weil er sie nicht so wollte wie sie ihn und jetzt wollte sie ihm Frühstück mitbringen. Er legte sich auf den Rücken und sah zur Decke. Er seufzte. Egal wie mädchenhaft es war. Er wollte jetzt mit Sam reden. Ihm ein für alle Mal klar machen, dass keine Frau der Welt eine Bedrohung für ihn war, weil Dean mit Sam alles hatte was er wollte und natürlich brauchte er Sam. Und es war auch nicht richtig von ihm gewesen, Sam so anzuschnauzen. Schließlich hatte er sich nur Sorgen um ihn gemacht. Er würde jetzt sein Handy nehmen, Sam anrufen und das ganze klären.
 

Sam war immer noch wach, als sein Handy vibrierte. Ein Blick aufs Display verriet ihm, dass Dean der Anrufer war. Sam unterdrückte den Reflex sofort ran zu gehen. Er wollte nicht den Anschein erwecken, dass er neben dem Handy auf den Anruf gewartet hätte. Jessica hatte ihm mal erzählt, dass man sich dadurch bei den Männern interessanter machte. Schließlich nahm Sam doch ab, er wollte ja nicht, dass Dean wieder auflegte.

„Hey Sammy. Hab ich dich geweckt?,“ fragte Dean mit weicher Stimme. Sollte er jetzt lügen oder die Wahrheit sagen, überlegte der Jüngere, entschied sich dann für die Wahrheit.

„Nein, ich konnte nicht schlafen,“ antwortete er leise.

„Ich auch nicht wirklich.“

„Ich schätze Kara hat dich ganz schön auf Trapp gehalten die Nacht über, aber jetzt scheinst du ja fertig zu sein, weil du auf ein Mal Zeit hast mit mir zu reden,“ sagte Sam zynisch.

„Sammy, ich weiß zwar nicht wie du auf die Idee kommst, dass ich dich mit ihr betrügen würde, aber ich schwöre dir, dass da absolut nichts zwischen uns gelaufen ist und auch niemals was laufen wird. Und sie ist auch kein Ersatz für dich. Ich hätte hier wirklich lieber dich an meiner Seite, aber ich möchte, dass du bei Jenny bleibst, damit ich mir um euch keine Sorgen machen muss.“

Sam lächelte am anderen Ende der Leitung glücklich. Er glaubte Dean, denn das was der Ältere zwischen den Zeilen sagte waren lediglich drei Worte: Ich liebe dich!

„Komplizierter Fall?,“ fragte Sam und Dean hörte aus seiner Stimme heraus, dass Sam besänftigt war und wirkliches Interesse zeigte. Dean fing an Sam das zu erzählen, was er gestern Abend von Kara erfahren hatte.

„Das kann man wohl laut sagen. Kara und ein anderer Jäger namens Gordon Walker sind hinter einem Vampirclan her.“

„Ja, du hast gesagt, dass du es mit Vampiren zu tun gekriegt hast, aber du hattest vorher schon mal Vampiren zu tun.“

„Aber nicht mit solchen. Sammy, die leben nicht irgendwo versteckt, sondern mitten in Boston. Ihr Anführer ist Buchmacher.“

„Hm, mal ne andere Art sich die „Brötchen“ zu verdienen,“ sagte Sam.

„Sam diese Vampire sind domestiziert, zivilisiert und Teil der Gesellschaft.“

„Und töten immer noch unschuldige Menschen.“

„Ja, aber laut Kara scheinen sie disziplinierter zu sein als ihrer Artgenossen und töten nur auf die Anordnung des Clan Chefs. Meistens töten sie die Opfer nicht mal, sondern bedienen sich nur am Blut. Das ist total merkwürdig. Die paar Leute reichen doch nicht aus um einen ganzen Clan zu ernähren.“ Dass der Vampir, der von seinem Blut getrunken hat, auf sein Blut reagiert hat, wie ein Dämon auf Weihwasser wollte er Sam aber nicht sagen, noch nicht. Vielleicht hatte es ja auch gar nichts zu bedeuten.

„Von wie vielen gehen denn die beiden aus?“

„Sie sind sich nicht sicher. Sie wissen wer der Boss ist, aber nicht wo dass Nest ist.“

„Hm, vielleicht nutzen sie noch andere Nahrungsquellen und lassen sich was von der Blutbank kommen.“

„Ja klar. Ein Mal die Nummer 2, die Nummer 12 und die Nummer 18 mit extra Käse, oder was?,“ sagte Dean sarkastisch.

„Hast du ne bessere Erklärung? Warum hängst du dich überhaupt mit rein in den Fall?“

„Die beiden haben mir den Arsch gerettet, da ist es wohl das mindeste, dass ich ihnen beim Abschließen des Falles behilflich bin.“

„Und was ist mit unserem Fall?“ Was Sam aber eigentlich fragen wollte, war: `Was ist mit uns?`

„Der ist solange auf Eis gelegt, bis Mortie mir das GPR besorgt hat und die Vampire erledigt sind,“ erklärte Dean. Sam wollte fragen: `Bin ich auch solange auf Eis gelegt?` Aber alles was er raus brachte war ein „Verstehe.“ Und es klang ziemlich kalt. Das entging auch Dean nicht. Aber er wusste nicht, was er daran ändern könnte, doch irgendetwas musste er sagen.

„Sammy, denk bitte nicht, dass mir der Fall hier wichtiger ist als du.“ Der Jüngere verkniff sich ein `Und was soll ich sonst denken?` Stattdessen sagte er wehmütig:

„Komm nach Hause.“ Die Bitte kam von Herzen und Dean schluckte. Nach Hause. Er hatte seit er 4 war kein richtiges zu Hause mehr gehabt und doch irgendwie schon. Sein zu Hause war da, wo sein Herz war, und das war, ist und bleibt immer bei Sam. War es es wirklich Wert Sammy warten zu lassen, nur weil er sich verpflichtet fühlte den beiden anderen Jägern bei dieser Jagd zu helfen? Eigentlich nicht, aber auf das GPR musste er trotzdem warten, schließlich wollte er den ganzen Weg nicht umsonst gefahren sein und wenn er in der Wartezeit noch helfen konnte Menschen zu retten, dann umso besser. Er nahm sich jedoch vor zu verschwinden, sobald er das GPR in Händen hatte, auch wenn die Blutsauger bis dahin noch nicht erledigt waren. Er überlegte noch, was er Sam jetzt sagen sollte, als der Jüngere bereits weiter sprach.

„Gott, jetzt hältst du mich sicher für den größten Jammerlappen auf diesem Planeten. Ich meine, du bist nicht mal nen Tag weg und ich bettle hier schon förmlich das du zurück kommst.“ Dean hatte bei seiner Antwort zwar ein schlechtes Gewissen, aber es lag halt nicht in seiner Natur zuzugeben, dass er Sam auch vermisste. Er sagte lediglich:

„Tja, du hast wohl während der Schwangerschaft in Mums Bauch zu viel Östrogen mitgekriegt, aber es kann ja nicht jeder so umwerfend männlich sein wie ich.“

„Idiot.“ Sam wusste, dass Dean am anderen Ende der Leitung grinste.

„Mistkerl.“ Dean wusste, dass Sam am anderen Ende der Leitung grinste.

„Es ist nur so, dass ich mir Sorgen um dich mache. Ich würde Kara nicht mal nen Kaktus zur Aufbewahrung anvertrauen, geschweige denn dein Leben. Ich fühl mich wohler, wenn ich bei dir bin und genau weiß was gerade bei dir los ist.“

„Das hat dich aber nicht daran gehindert dir in Stanford ein schönes Leben zu machen.“ Dean konnte nicht anders. Die Wunden die Sam bei Dean durch sein Abkapseln von der Familie, von ihm, gerissen hatten, saßen einfach noch zu tief, auch wenn er Sam natürlich um sein Durchsetzungsvermögen gegenüber Dad beneidete. Er selbst hatte einfach nicht das zeug dazu seinem Vater so den Rücken zuzukehren, wie Sam es getan hat. Ob sich daran wohl etwas geändert hätte, wenn er früher gewusst hätte, dass John nicht sein Vater ist? Wahrscheinlich nicht viel. Er hätte Dad und vor allem Sam niemals verlassen können. Er hatte sich schon immer auf eine seltsame Art und Weise zu Sam hingezogen gefühlt, allerdings war das nicht immer etwas sexuelles, so wie jetzt. Aber vielleicht wäre er mit Sam nach Stanford gegangen. Doch es war sinnlos, sich darüber großartig Gedanken zu machen.

„Ich weiß, dass du mir das wohl auf Ewig noch nachtragen wirst, aber das war etwas ganz anderes. Du warst mit Dad zusammen.“

„Wie auch immer,“ hakte Dean das unleidige Thema ab.

„Dean, hör auf damit.“

„Womit?“

„Damit, immer wieder darauf herumzureiten. Ja, ich bin weg gegangen, ja ich hab euch im Stich gelassen, aber das hatte nichts mit dir zu tun Dean, auch wenn ich mir von dir manchmal etwas mehr Zuspruch und Unterstützung gegenüber Dad gewünscht hätte. Das war etwas, was ich für mich getan habe, auch wenn ich es manchmal bereue. Wir müssen das Vergangene hinter uns lassen, sonst tun wir uns nur weiter gegenseitig weh.“

„Gott, Sammy! Ich hasse es zuzugeben, dass du Recht hast.“

„Aber ich liebe es, wenn du dich so sträubst.“

„Mistkerl“

„Idiot, aber du liebst mich ja trotzdem.“

„Nein, gerade deswegen.“ Dean lachte.

„Also, ich schieb keine Panik mehr, dass du mich betrügen könntest und du hörst auf daran zu zweifeln, dass ich mit dir zusammen sein will, abgemacht?“

„Ja Sammy.“

„Gut, dann werde ich mich jetzt zusammenreißen und auflegen, damit du deinen Arsch hoch kriegst und in ein paar Vampirärsche treten kannst.“

„Sammy!“ Sei kein Feigling Dean, wenn Sam zugeben kann, dass er dich vermisst, dann kannst du das erst Recht, sagte er gedanklich zu sich selbst.

„Ja, Dean?“

„Ich…,ähm…nun ja…ich…, du weißt schon, dass ich…dich auch vermisse, oder?“

Das Lächeln des jüngeren Winchester hätte nicht breiter und strahlender werden können, als er ein leises `Ja` und ein `Ich liebe dich` hauchte.

In der Pathologie

Nachdem Telefonat fühlte sich Sam wunderbar erleichtert. Er legte das Handy beiseite, kuschelte sich neben seine noch schlafende Tochter ins Kissen und nach wenigen Minuten war er endlich tief und fest eingeschlafen.
 

Es war für Dean immer noch ungewohnt seine Gefühle etwas mehr zu zeigen, aber für Sam würde er sich bemühen es zu tun, vor allem weil jedes Mal sein Herz aufging wenn er von Sam die drei kleinen Worte gesagt bekam, nachdem seine Seele so sehr lechzte und wenn Sam sich genau so fühlte, wenn er es zu Sam sagte, dann würde er über seinen Schatten springen und es öfter tun. Dean sah auf den Radiowecker. Wow, er hatte ganz schön lange mit Sam telefoniert, aber irgendwie fühlte er sich jetzt leicht wie eine Feder und hatte etwas mehr Tatendrang. Je schneller er mit der Vampirsache würde abschleißen könne, desto schneller würde er wieder bei Sam sein. Dean streckte sich. Ein leichter Schmerz zog durch seine Schulterpartie. ~Wahrscheinlich habe ich mich verlegen~ , dachte der Winchester. Er zog sich an. Er wusste ja nicht wie Kara drauf sein würde, wenn sie zurück kam und da erschien es ihm sicherer zu sein was anzuhaben, nicht dass sie ihm vielleicht wieder auf die Pelle rücken würde. Nachdem er angezogen war zappte er ein wenig durch das Alptraumhafte Frühstücksfernsehen mit diesen dämlich Moderatoren, die grinsten als hätten sie vor beginn der Sendung ne Nase Koks gesnieft. Es war in Deans Augen schlicht und einfach unnatürlich so früh am Morgen schon so gute Laune zu haben. Ehe Bob mit dem Wochenendwetter kam, kehrte Kara zurück. Sie stellte zwei Becher Kaffee und eine Packung von Dunkin’ Donuts. Nachdem sie das Frühstück abgesetzt hatte drehte sie sich zu ihm um und warf ihm eine Zahnbürste zu.

„Hier, die hab ich dir mitgebracht. Dachte mir die könntest du gebrauchen. Mundgeruch ist nämlich immer noch nicht wirksam gegen Vampire. Du kannst meine Zahnpasta benutzen.“

„Ähm, danke,“ war alles was Dean raus brachte. Er stand vom Bett auf und steuerte aufs Bad zu, als Kara abermals das Wort ergriff.

„Ach, Dean! Wegen vorhin. Das tut mir leid. Ich mag dich wirklich, aber hey, bei dir ist das eben nicht so wie bei mir, also muss ich damit klar kommen.“

„Kara,“ begann Dean. Man diese Frau wurde von Minute zu Minute seltsamer, aber die Richtung die sie nun einschlug beruhigte ihn ein wenig.

„Nein, Dean lass mich ausreden. Auch wenn du meine Gefühle nicht erwiderst, will ich dich auf keinen Fall als…Freund verlieren, also hoffe ich, dass du mir verzeihst, dass ich dich vorhin „angesprungen“ habe.“

„Ja, okay.“ Vielleicht würde sich jetzt alles wieder normalisieren, hoffte Dean.

„Gut,“ sagte sie und lächelte. Er verschwand im Bad. Was er nicht wusste, war, dass sie keines Falls vorhatte so schnell klein bei zu geben. Die Taktik Frontal auf ihn zuzugehen hatte nicht geklappt, weil er momentan ja jemanden hatte. Aber sie glaubte es besser zu wissen. Irgendwann würde auch das zu Ende gehen. Entweder würde er das Interesse an der anderen verlieren oder die andere würde Dean das Herz brechen. Egal wie es laufen würde, sie würde brav auf ihre Chance warten und dann würde Dean endlich ihr gehören.
 

Nachdem er sich die Zähne geputzt hatte saßen die beiden schweigend am Tisch und vertilgten Kaffee und Donuts. Der Vorfall aus den frühen Morgenstunden hang immer noch über ihren Köpfen wie eine dunkle Wolke und irgendwie fühlte sich Dean unwohl. Er war froh, als sie schließlich im Bad verschwand um zu duschen. Irgendwas musste er gegen diese bedrückende Stille tun, sonst würde das ganze hier ziemlich unangenehm werden denn wenn er schon mit den beiden einigen Vampiren in den Arsch treten würde, dann musste er wenigstens zu Kara ein wenig vertrauen haben. Also müsste er ihr vielleicht ein kleines Stück entgegen kommen, nur wie sollte er das machen, ohne dass sie das in den falschen Hals bekam? Kara kam, zum Glück angezogen, aus dem Bad als Dean gerade beim zappen auf eine mexikanische Telenovela gestoßen war. Zwei hübsche Frauen kämpften um das Herz eines maximal 1,70 großen, unrasierten Mannes mit abstoßendem Schnurbart und öligem Haar. Verrückt.

„Ich wusste gar nicht, dass du spanisch kannst,“ sagte sie zu ihm.

„Kann ich auch nicht.“

„Warum siehst du es dir dann an?“

„Mir ist langweilig.“

„Hm, Gordon müsste sich bald melden.“ Wie auf Kommando klingelte einige Minuten später Karas Handy. Sie nahm den Anruf entgegen.

„Kara, ich bin jetzt auf dem Weg zum Motel,“ informierte der ältere Jäger sie.

„Gordon kommt gleich,“ sagte sie leise zu Dean.

„Was ist mit Mortie?,“ wollte der Winchester wissen. Er hatte im Gegensatz zu Kara laut gesprochen, so dass Gordon ihn aus dem Hintergrund hören konnte.

„Den Vollpfosten hab ich dabei. Besser er bleibt bei uns, ehe die Vampire noch mal zuschlagen. Außerdem können wir ihn ja noch Mal als Köder gebrauchen.“

„Er bringt ihn mit,“ informierte sie Dean.

„Er hat mir erzählt, wo wir Ewan finden können und wenn wir an Ewan heran kommen…“

„Finden wir heraus wo das Nest ist,“ vollendete Kara Gordons Satz.

„Genau so habe ich mir das vorgestellt. Bis dann.“ Er legte auf.

„Und was machen wir jetzt?,“ fragte Dean Kara.

„Wenn Gordon hier ist, werden wir einen Plan machen wie wir die Sache am Besten angehen.“

„Hm.“ Er sah wieder zum Fernseher.

„Hey, ich hatte spanisch in der Highschool. Soll ich dir übersetzen was die sagen?,“ bot Kara an. Dean lachte.

„Nur zu. Ich bin gespannt womit die Schnurbarttype die beiden vollsülzt, dass die beiden so auf ihn abfahren.“ Vielleicht würde es so gehen, wenn er versuchte wieder etwas lockere ihr gegenüber zu sein.
 

Bis jetzt hatte sich noch niemand mit brauchbaren Tipps bezüglich des Phantombildes gemeldet. Henricksen saß gelangweilt und frustriert an seinem Laptop. Die DNS Probe aus dem Blutfleck hatte ihnen auch nicht weiter geholfen. Alles was sie wussten war, dass das Blut von einem Mann war, aber die DNS war nicht in der Datenbank. Mittlerweile hatten sie auch alle brauchbaren Fingerabdrücke auf dem Kupferrohr den Arbeitern zu ordnen können, die am Leuchtturm beschäftig waren. Er war jetzt schon fast ne halbe Woche hier und hatte gar nichts. Nur noch ein paar Tage mehr und seine Vorgesetzten würden ihn nach Washington zurück beordern. Und er würde es verstehen. Das was er hier tat würde die Polizei hier auch noch selber hin kriegen. Aber irgendwie hatte Victor das Gefühl, dass dieser Typ, der ihm nicht mehr aus dem Kopf ging der Schlüssel zum ganzen war. Wenn ihm nur endlich einfallen würde, wo er ihn schon mal gesehen hatte. Er versuchte noch immer eine Erklärung für das Salz zu finden und hatte erneut eine Internetseite zu dem Thema aufgerufen.

„Salz schützte die Ernte bei der Einlagerung und das Vieh beim Austrieb. Aus dem Fenster geworfen, sollte es vor dem herannahenden Gewitter schützen, beim Backen und Kochen böse Geister fernhalten,“ las er und bemerkte nicht, dass er es laut tat.

„Das mit den bösen Geistern habe ich auch schon mal in einem Horrorfilm gesehen. Die haben überall Salz verstreut damit die Geister nicht ins Haus konnten,“ sagte Luke von der Spurensicherung. Henricksen schrak zusammen.

„Gott, haben sie mich erschreckt. Müssen sie sich so anschleichen?“

„Tut mir leid.“

„Was wollen sie überhaupt?“

„Mich verabschieden.“

„Verabschieden?“

„Haben sie es noch nicht gehört? Wir werden abgezogen. Wir werden auf Martha’s Vineyard gebraucht. Die Schwester irgendeines reichen Pinkels wurde entführt.“

„Können die nicht jemand anderen hin schicken?“ Super, jetzt wurde ihm schon die forensiche Unterstützung entzogen.

„Wir sind am nächsten dran und die in DC. denken, dass wir hier erst Mal nicht mehr gebraucht werden.“

„Verstehe, aber der Phantombildzeichner bleibt noch, oder?“

„Das weiß ich nicht.“ In dem Moment kam Wilks rein.

„Oh, wie ich sehe hat Luke sie bereits informiert,“ sagte er zu Victor.

„Ja unser Fall ist als unwichtig eingestuft worden.“

„Leider ja.“ Luke verabschiedete sich derweil mit einem Kopfnicken und verließ den Raum.

„Brauchen die den Phantombildzeichner?,“ fragte Victor erneut.

„Nein, es gab keine Augenzeugen soweit ich das mitbekommen habe.“

„Ich hoffe Mr. Adams Bruder kann uns eine Beschreibung des zweiten angeblichen FBI Mannes geben, denn wenn wir nicht bald ein paar Ergebnisse liefern können ist für uns hier auch bald Schicht im Schacht,“ sagte Henricksen.

„Morgen oder Übermorgen wird er ja hier sein und so lange werden wir auf jeden Fall noch hier sein, aber ich denke auch, dass er unser letzter Strohalm ist.“

„Gibt es neue Hinweise bezüglich des veröffentlichten Phantombildes?,“ fragte Henricksen.

„Nichts was uns weiter hilft. Ganz amüsant fand ich jedoch den Anruf einer alten Dame, die meinte, der Typ von der Zeichnung habe ihre Katze überfahren.“

„Fuhr der Kerl einen schwarzen Wagen, der in Kansas zugelassen ist?“

„Shit, das hätte ich sie vielleicht fragen sollen.“

„Das war ein Scherz,“ meinte Henricksen, der so langsam Galgenhumor an den Tag legte.

„Ich glaube, ich besorg uns mal nen Kaffee,“ sagte Wilks und verließ den Raum. Victor widmete sich wieder seinem Laptop.

„Bei den Griechen und Römern wurde Salzwasser als Weihwasser, sowie als Schutz- und Abwehrzauber verwendet. Im Mittelalter sprach man ihm die Kraft zu, Dämonen zu vertreiben, wozu es sowohl im katholischen, als auch im späteren protestantischen Ritus verwendet wurde,“ las Victor weiter. Geister und Dämonen. Was für ein hirnverbrannter Schwachsinn.
 

Zehn Minuten nachdem Kara aufgelegt hatte war Gordon mit Mortimer im Schlepptau am Motel angekommen.

„Na Mortie, alles klar?,“ erkundigte Dean sich bei ihm.

„Ja, nachdem die mich mit Blut versorgt hatten, ging es mir gleich wieder besser.“

„Wie sieht dein Plan aus Gordon?,“ fragte Kara ihn.

„Wir beide gehen zu diesem Ewan und kitzeln aus ihm heraus wo sich seine Sippe aufhält und Dean könnte für uns das Blut eines Toten besorgen unser Vorrat geht langsam zur Neige.“

„Wie willst du an Ewan heran kommen. Ich meine, wenn er wirklich ein vampirischer Mafiaboss ist, hat er dann nicht so was wie Bodyguards?,“ fragte Dean Gordon.

„Ich weiß nicht ob das jetzt Bodyguards waren, aber er hat schon einige Leute um sich rum. Das sind auch nicht alles Vampire, schließlich braucht er auch Leute, die für ihn Tagsüber aktiv werden können,“ mischte sich Mortie ins Gespräch ein und wurde aber sofort von Gordon mit einem zornigen Blick bedacht. Ohne auf das Gesagte von Mortie einzugehen, sagte Gordon zu Dean.

„Das lass mal meine Sorge sein. Du besorgst das Blut und ich die Informationen. Kara, kannst du mir einen Kaffee besorgen?“ Kara nickte.

„Ich komme mit,“ meinte Mortie, der lieber nicht länger mit Gordon in einem Raum sein wollte. Unterwegs könnte er sich dann für Dean nach einem GPR erkundigen. Sein Handy hatte er schließlich immer dabei.

„Meinetwegen,“ entgegnete sie. Die beiden verließen das Zimmer.

„Warum sollte ich von dir Befehle annehmen?,“ fragte Dean Gordon.

„Gott, Kara hat gesagt eine extra Hand kann nicht schaden. Also entweder du hilfst uns und holst das Blut oder du verschwindest. Ich bin nicht auf deine Hilfe angewiesen,“ schnauzte Gordon Dean an. Der Winchester würde sich nur zu gerne aus dem Staub machen, aber er hatte bei Gordon einfach ein ungutes Gefühl und so angespannt die Lage momentan zwischen ihm und Kara war, wollte er sie eigentlich nicht mit Gordon alleine zurücklassen. Sein Plan war es sie irgendwie dazu zu überreden sich ihrem Bruder wieder anzunähern, auch wenn er noch keinen Schimmer hatte, wie er das anstellen sollte.

„Warum bist du überhaupt mit Kara unterwegs? Du machst mir eher den Eindruck als würdest du alleine besser zu Recht kommen.“

„Stimmt schon, ich jage eigentlich lieber alleine, aber es kann nie schaden einen so hübschen Köder dabei zu haben.“

„Mehr als ein Köder ist sie nicht für dich?,“ sagte Dean entsetzt.

„Nein, sie ist nützlich, aber ich hüte mich vor dem ganzen Emo Kram. Gefühle machen einen nur schwach, dass kann man sich in diesem Business nicht leisten.“

Diese Einstellung kam Dean nur allzu bekannt vor. Schließlich war er bei John durch eine harte Schule gegangen und hatte eine Mauer um sich errichtet, die verhinderte, dass seine Emotionen nach außen drangen und dass er sich von den Gefühlen anderer beeinflussen ließ. Dean selbst hatte diese Einstellung lange Jahre für richtig gehalten und Sam hatte ewig gebraucht um für sich ein Schlupfloch durch diese Mauer zu finden und zu ihm durchzudringen. Mittlerweile war sich Dean allerdings nicht mehr so sicher, dass man mit emotionaler Abschottung besser fuhr. Denn wenn er ehrlich war hatte ihm dieses Verhalten nur Einsamkeit gebracht. Ihr Dad war nur solange bei ihnen geblieben, bis er sicher war, dass sie auch ohne ihn klar kommen würden, damit er durch ihre Anwesenheit nicht angreifbar war und irgendwann war er dann weg. Dean war alleine. Sam war am College und Dean war unfähig sich anderen Leuten gegenüber wirklich zu öffnen und dadurch blieb er bis auf oberflächliche Barbekanntschaften alleine. Und diese Einsamkeit war es auch, die ihn schließlich dazu brachte Sam zu bitten mit ihm nach ihrem Dad zu suchen. Das alleine sein tat ihm mehr weh als seine Barrieren gegenüber Sam fallen zu lassen. Natürlich machte er sich jetzt noch mehr Sorgen um Sam als vorher schon, dafür machte Sam ihm auf der anderen Seite unglaublich glücklich und auf dieses Glück wollte Dean nie wieder verzichten, auch wenn ihn das verletzlicher machte.

„Jetzt guck nicht so schockiert. Ich brauche niemanden der mir das Händchen hält wenn es mir dreckig geht. Ich komme alleine klar,“ sagte Gordon. Dean war sich jetzt sicher, dass Gordon der eh schon ziemlich labilen Kara definitiv nicht gut tat. Jetzt musste er davon nur noch Kara überzeugen.

„Okay, ich besorge das Blut. Ich habe da auch schon eine Idee und es trifft sich, dass wir Mortie hier haben. Den kann ich dafür sehr gut gebrauchen,“ sagte Dean.
 

Er saß gelangweilt auf der Couch. Jenny machte ihr Mittagsschläfchen. Er sah immer wieder auf die Uhr und schien die Stunden zu zählen bis Dean wieder bei ihm war. Wie hatte er bloß die Zeit in Stanford ohne seinen Bruder ausgehalten? Jetzt vermisste er ihn schon nach nicht mal ganz einem Tag. Was aber irgendwie auch verständlich war, wenn man von beinahe 24/7 auf null wechselt, jeden Falls versuchte er sich das selber einzureden. Das schlimmste war jedoch, dass er auf ein Mal alleine mit sich nichts mehr anfangen konnte. Nachdem er den Vormittag über Radio gehört hatte und es scheinbar in Sachen Leuchtturmmorde nichts Neues gab, hatte er sich ein wenig entspannt. Also würde das FBI nicht jeden Moment vor seiner Tür stehen. Aber mit der Entspannung kam auch gleich wieder die Langeweile. Natürlich verbrachte er gerne Zeit mit Jenny, aber ohne Dean war das irgendwie nicht das selbe und jetzt wo sie ihr Nickerchen machte, hatte er niemanden um den er sich kümmern musste und nichts um sich abzulenken. Er würde ja gerne was lesen, aber die paar Bücher die sie dabei hatten konnte man definitiv nicht zur Unterhaltungsliteratur zählen. Im Fernsehen liefen nur dämliche Talkshows, die höchstens Dean gefallen würden. Man, er schaffte es ja nicht Mal fünf Minuten nicht an den Älteren zu denken. Zwar hatten sie einen DVD Player, aber keine DVDs. Während er überlegte, ob er vielleicht ein wenig Staubwischen sollte, Hausarbeit war immer noch verlockender als Langeweile, klopfte es an der Hintertür. Er hievte seinen Körper vom Sofa und ging in die Küche. Er öffnete die Tür und vor ihm stand eine breit grinsende Carrie mit einem riesengroßen Bottich Eiscreme in der einen Hand und einer Tüte Popcorn und einer DVD-Box in der anderen.

„Ich habe irgendwie das Gefühl, dass du ein wenig Aufheiterung gebrauchen kannst.“

„Und wie kommst du bitte auf die Idee?,“ fragte er sie mürrisch.

„Mir ist aufgefallen, dass Deans Wagen nicht in der Garage steht und das schon seit gestern Abend. Ich hoffe ihr habt euch nicht gestritten.“

„Selbst wenn, ich wüsste nicht was dich das angeht.“

„Sag ich doch, dass du ne Aufmunterung brauchst, so grimmig wie du gerade bist. Also, lässt du mich rein? Ich habe Tristan extra zu Hause gelassen.“

Sam rollte mit den Augen. Dean hatte ja gesagt, dass es nicht schlecht wäre, wenn er ihr mal die Chance geben würde sie kennen zu lernen, damit sie besser miteinander klar kamen, also würde er Dean den Gefallen tun. Sam schritt zur Seite und ließ sie eintreten. Sie gingen ins Wohnzimmer und Sam ließ sich auf dem Sofa nieder.

„So, was hast du denn da mitgebracht?“

„Meine Grandma sagt immer, zum Aufheitern braucht man nichts anderes als was Süßes und einen guten Film.“ Sie hielt ihre beiden Hände hoch. Eiscreme mit Popcorn, das hatte Dean ihm immer gemacht, als er noch klein war um ihn aufzuheitern. Ein Lächeln huschte über Sams Lippen, als er an seinen Bruder dachte. Dean schaffte es immer, dass es ihm besser geht. Sogar nachdem Jessica gestorben war, hatte der Ältere es irgendwie geschafft, dass sich Sam nicht ganz so mies fühlte.

„Na was meinst du Sam, werden wir vielleicht doch noch Freunde?“

„Solange du nicht vorschlägst, dass wir uns gegenseitig die Fingernägel lackieren sollen.“

„Steht Dean auf so was?,“ fragte sie mit ehrlicher Neugierde in der Stimme.

„Ich denke, du solltest das Eis in Schälchen füllen. Die sind im oberen rechten Küchenschrank,“ sagte Sam und überging Carries Bemerkung. Sie verschwand in der Küche. Sam überlegte immer noch, ob es nicht ein riesen Fehler war Carrie reinzulassen, nein ihr überhaupt die Tür zu öffnen kam sie auch schon wieder ins Wohnzimmer. Sie hatte die DVD-Box noch immer in der Hand. Carrie setzte sich neben ihn und reichte ihm seine Schüssel Eis.

„Was hast du denn für nen Film dabei?,“ fragte Sam, der bis jetzt noch keinen Blick auf das Cover erhaschen konnte.

„Ich bin kein großer Film Fan. Ich habe daher eine Staffelbox meiner Lieblingsserie mitgebracht.“ Sie hielt ihm die DVD-Box hin.

„Mädels-Tag! Ich hoffe du magst die Gilmore Girls,“ quiekte sie aufgedreht.
 

Mit einem Schlag war Sam hellwach. Das war vielleicht ein Alptraum. Merkwürdig war vor allem, dass selbst Carrie ihn für die Frau in seiner Beziehung mit Dean sah. Er machte sich eine Gedankennotiz heute definitiv nicht die Hintertür zu öffnen. Der Traum war richtig gruselig. Da war ja Steven Kings Carrie ja nichts dagegen. Allerdings war das mit dem Popcorn und Eis ne gute Idee. Er würde gleich nach dem Frühstück mit Jenny losziehen und beides besorgen. Er spürte etwas Feuchtes an seiner Hüfte. Er blickte an sich hinunter und sah, dass Jenny den Saum seines T-Shirts mit ihrem Sabber durchtränkt hatte und noch immer genüsslich daran rumkaute. Sam schnappte sich seine Tochter und gab ihr einen guten Morgenkuss.

„Du hast sicher Hunger.“ Er warf einen Blick auf seinen Radiowecker.

„Ist ja auch kein Wunder, schließlich ist es schon fast halb elf.“ Er war also nach seinem Telefonat mit Dean noch mal richtig fest eingeschlafen. Der jüngere Winchester stand mit seiner Tochter auf dem Arm auf und machte sie beide dann fit für den Tag. Eine Stunde später hatten sie gefrühstückt und dann machte Sam den Kinderwagen fertig. Kurz darauf waren sie auf dem Weg zum nächsten Supermarkt, der zwar ein Stück weg war, aber es war schönes Wetter und er ging gerne spazieren.
 

„Moment, habe ich dich richtig verstanden? Ich soll den geschockten und zutiefst betrübten Verwandten mimen, der sich von seinem/seiner was auch immer verabschieden will, dann in Ohnmacht fallen, damit den Pathologen und das übrige Personal ablenken, so dass du dir von irgendeiner Leiche in der Pathologie Blut abzapfen kannst?,“ fragte Mortimer Dean. Sie waren vor einer viertel Stunde zu einem Krankenhaus aufgebrochen und standen jetzt auf dem Parkplatz. Während Mortimer das Ablenkungsmanöver startete würde Dean, als Arzt getarnt, sich irgendwie schnell das Blut eines Toten besorgen. Einen Kittel hatte er sich bereits organisiert.

„Das ist der Plan,“ antworte der Winchester ihm.

„Gut, ich wollte nur noch mal nachfragen.“

„Also bist du bereit?“

„Ja, lass uns los legen.“

„Showtime,“ sagte Dean und grinste. Sie stiegen aus dem Impala aus und betraten das Krankenhaus. Schnell fanden sie den Weg zur Leichenhalle, die im Keller war. Dean checkte kurz die Lage. Eine hübsche, leicht mollige Frau saß an einem Schreibtisch, der wohl so was wie eine Art Empfang darstellte. Ansonsten war niemand zu sehen.

„Viel los heute?,“ fragte er sie freundlich und versuchte dabei geschäftsmäßig zu klingen.

„Nein, toten still heute.“ Beide lachten.

„Ist Dr. Bringham da?,“ fragte Dean. Den Namen hatte er dem Abteilungsübersichtsschild an den Fahrstühlen entnommen.

„Nein, Dr. Brigham ist im Urlaub und Dr. Fletcher macht gerade Pause und ist hoch in die Cafeteria. Im Moment ist nur Dr. Anderson hier. Er macht gerade eine Autopsie zusammen mit seinem Assistenten Mr. Fujiyama. Ich warte hier, darauf, dass das Bestattungsunternehmen Mrs. Ragin abholt.“ Sie nickte mit dem Kinn in Richtung einer Tür, wahrscheinlich führte sie zum Kühlraum.

„Die arme Frau ist plötzlich einfach so umgekippt. Herzinfarkt. Soll ich Dr. Fletcher raus bitten? Vielleicht kann er ihnen ja weiter helfen.“

„Nein, dass ist nicht nötig.“ Dean wusste jetzt alles was er wissen musste. Er würde nur die junge Frau ablenken müssen. Der einzige anwesende Pathologe war beschäftigt. Dean griff in die Tasche des Kittels und drückt auf die Anruftaste seines Handys. Er ließ es einige Male bei Mortie klingeln. Das war das verabredete Zeichen. Jetzt hieß es nur noch ein wenig Zeit schinden. Dean setzte sein charmantestes Lächeln auf und fing ein Gespräch mit ihr an.

„Ich bin eigentlich nur hier, weil ich Dr. Bringham den neusten Pathologenwitz erzählen wollte,“ sagte Dean.

„Oh, ich liebe gute Witze. Erzählen sie ihn mir doch.“

„Okay. Was ist der Unterschied zwischen einem Internisten, einem Chirurgen, einem Psychiater und einem Pathologen? Der Internist hat Ahnung, kann aber nichts. Der Chirurg hat keine Ahnung, kann aber alles. Der Psychiater hat keine Ahnung und kann nichts, hat aber für alles Verständnis. Der Pathologe weiß alles, kann alles, kommt aber immer zu spät.“

Die Frau lachte und Dean fand es irgendwie niedlich wie ihre Brüste dabei auf und ab wippten. Als sie sich langsam wieder beruhigt hatte kam zum Glück Mortie herein. Er hatte es irgendwie geschafft verweint und fertig auszusehen und legte dann eine Oscarreife Nummer hin. Er erzählte, dass seine Tante gestorben war und wie sehr er an ihr gehangen hat und, dass er sie noch ein Mal sehen wollte um sich von ihr verabschieden zu können. Die Frau hatte Mitleid mit ihm.

„Wie ist der Name ihrer Tante?,“ erkundigte sie sich und nahm ein Klemmbrett vom Schreibtisch auf. In dem Moment kam der genialste Ohnmachtsanfall den Dean je gesehen hatte. Es war so klug von ihm gewesen Mortie als Komplizen mitzunehmen. Sofort kniete sich der Winchester neben Mortie.

„Er ist Ohnmächtig. Besorgen sie mir Riechsalz,“ forderte er die Frau auf. Sie nickte und eilte davon. Dean richtete sich wieder auf.

„Gut gemacht. Bleib liegen. Ich hol schnell das Blut.“ Dean verschwand in dem Raum in dem Mrs. Ragin lag.

„Sein sie nicht sauer. Ihr Blut ist für einen guten Zweck,“ murmelte Dean der toten Frau zu. Er nahm die mitgebrachte, große Spritze aus der anderen Kitteltasche und zog sie schnell ein paar Mal auf und füllte das Blut in ein Einmachglas, das er ebenfalls dabei hatte. Danach machte er den Plastikbeutel in dem Mrs. Ragin verpackt war wieder zu, verschloss das Einmachglas und hatte gerade die Tür wieder hinter sich geschlossen und sich neben Mortie gekniet, als aus einem anderen Raum Mr. Fujiyama heraus kam.

„Was ist los? Was machen sie hier? Brauchen sie Hilfe?“

Mortimer setzte sich langsam auf.

„Er hatte nur einen kleinen Schwächeanfall. Ich werde ihn schnell in die Notaufnahme bringen um ihn durchchecken zu lassen,“ sagte Dean und half Mortimer hoch. Ehe Mr.

Fujiyama noch weitere Fragen stellen konnte, hatten sich die beiden Männer schon aus dem Staub gemacht. Zum Glück liefen sie der Frau nicht mehr über den Weg.

„Saubere Leistung,“ sagte Dean anerkennend. Mortimer lachte.

„Wow, das hat spaß gemacht.“

„Ja, der Nervenkitzel erwischt zu werden kann was Berauschendes haben, aber in meinem Job gewöhnt man sich schnell daran.“

„Kannst du mich an der nächsten U-Bahnhaltestelle absetzen?“

„Warum?“

„Na ich hab ein Termin mit jemandem, der mir noch einen Gefallen schuldet und mir höchstwahrscheinlich ein GPR besorgen kann. Er arbeitet am Lehrstuhl für Paläontologie in Harvard und genau da treffe ich mich mit ihm.“

„Na dann nichts wie los.“ Kurz darauf waren sie an der U-Bahnhaltestelle. Dean stoppte den Wagen. Mortie stieg aus, Dean ebenfalls. Er ging an den Kofferraum und holte eine kleinere Spritze heraus, die er mit dem Blut aus dem Einmachglas füllte. Er gab sie Mortie.

„Was soll ich damit?“

„Nur zur Sicherheit,“ meinte Dean, der den liebenswerten Trottel langsam sympathisch fand.

„Okay. Dean, wenn du es schaffst, komm doch später zum New England Aquarium unten am Hafen. Ich werde da sein sobald ich von Harvard zurück bin. Dann kannst du dir das GPR abholen.“

„Danke Mortie.“

„Kein Ding und ich hoffe, du bist nicht mehr all zu sauer wegen gestern.“

„Besorg mir das GPR und dann spendier mir noch nen Bürger und eine Bier und die Sache ist wieder in Ordnung, natürlich erwarte ich, dass du mir deine Hilfe in Zukunft kostenlos zur Verfügung stehen wird.“ Dean musste Mortie gar nicht in den Arsch treten. Ihn in seiner Schuld stehen zu haben war viel besser.

„Abgemacht, aber du sagst doch Rufus nicht davon, oder?“

„Ne, den kenne ich auch gar nicht. Ein Freund von mir kennt ihn. Du weißt ja wie so was läuft,“ sagte Dean.

„Du bist echt in Ordnung, man. Bis später,“ sagte Mortie und fuhr die Rolltreppe runter.

~Tja, Dean Winchester, du bist einfach zu gut für diese Welt~, dachte Dean. Er stieg wieder in den Impala und fuhr zurück zum Motel, wo er sich mit Kara und Gordon treffen sollte.

Daywalker

@RyouAngel: Ja, ich mag Mortie auch. Wollte Sams Traum anfangs ja als real schreiben, habe mich dann aber umentschlossen, weil es einfach zu unrealistisch für mich war. Freut mich, dass es dir mal wieder gefallen hat.

@Morathi: Mit Sam könntest du recht haben ;-). Um Mortie brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Und momentan hat Kara keine weiteren aktiven Pläne gegenüber Dean, aber wir werden sie nicht zum letzten mal gesehen haben. Was die Vampire angeht habe ich da was geplant, was hoffentlich überraschend sein wird und alles nachvollziehbar.
 

Leider verzögert sich das lang ersehnte widersehen von Sam und Dean noch um ein Kapitel, da sonst dieses Kapitel viel zu lang geworden wäre

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Es war ein schöner Spaziergang bis zum Supermarkt für Sam und seine Tochter. Die Kleine lächelte ihren Vater aus ihrem Kinderwagen aus an während er sie durch die Gänge schob. Mit der anderen Hand schob er den Einkaufswagen, kam daher nicht sonderlich schnell voran. Er war auf der Suche Mikrowellenpopcorn und dann müsste er nur noch das Eis holen, alles andere hatte er bereits in seinem Einkaufswagen, der Schräglage und einen Drang nach links hatte, weil die Räder schief waren und zusätzlich quietschten sie auch noch. Wenn er dann endlich alles zusammen hatte, könnte er sich auf den Rückweg machen um den Rest des Tages mit seiner Tochter zu genießen, auch wenn Dean nicht da war, Sam hatte sich vorgenommen das Beste daraus zu machen. Sein nerviger, rechthaberischer, großer Bruder, den er trotzdem über alles liebte würde schon bald wieder da sein. Sam hatte sich selbst dazu ermahnt aufzuhören sich wie ein schmachtender, verliebter Teenager zu verhalten und stattdessen Deans momentane Abwesenheit und seine Sorge um ihn zu ertragen wie ein erwachsener Mann und das bedeutete kein weinerliches rumgebrüte mehr. Also wo war jetzt dieses Popcorn? Er bog in den Gang mit Crackern und Chips ein und stieß mit einer etwa 25 Jährigen Angestellten des Supermarkts zusammen, die gerade dabei war ein Regal mit Salsa Dip neu aufzufüllen. Zum Glück ging dabei kein Glas kaputt, aber die junge Frau viel unsanft auf ihren Po.

„Autsch,“ kam es von ihr. Sam trat zu ihr und half ihr auf.

„Verzeihen sie, ich hätte besser aufpassen sollen,“ sagte Sam. Als sie wieder auf den Beinen war, rieb sie sich übers Steißbein. Sie wollte ihn anschnauzen, doch als sie seine treuen Hundeaugen erblickte, war der Ärger verpufft, so was Süßem konnte man doch nicht böse sein. Sie blickte zu seinem Einkaufswagen und den Kinderwagen, der daneben stand. Sie wusste aus Erfahrung, dass die einzigen Männer, die in diesem laden einkauften Singles waren, das konnte man sehr gut an der Auswahl der Waren, die größten Teils aus Fertiggerichten und Bier bestanden, erkennen. Dieser Mann hier hatte ein Kind und dementsprechend entsprachen seine Waren nicht dem typischen Inhalt der Einkaufswagen von Singlemännern. War er vergeben? Sie sah auf seine Hände, kein Ehering. Also würde sie ihr Glück bei ihm versuchen. Der Mann vor ihr sah einfach zu gut aus um nicht mit ihm zu flirten. Vielleicht hatte sie ja Glück und er war ein Single Dad.

„Schon gut,“ sagte sie und überlegte sich fieberhaft wie sie mit ihm ins Gespräch kommen könnte. In dem Moment wurde Jenny ein wenig quengelig. Bingo, das Baby wäre als Gesprächsthema ideal. Sam wand sich entschuldigend von der Frau ab, um sich um seine Tochter zu kümmern.

„Komm süße, reiß dich noch ein bisschen zusammen. Ich weiß, einkaufen ist langweilig, aber wir können gleich wieder nach Hause, wir sind gleich fertig.“

„Din, da?,“ sagte die Kleine fragend und sah ihren Vater hoffnungsvoll an. Sam seufzte und schüttelte den Kopf. Sein kleines Mädchen vermisste Dean auch.

„Ist das ihre Tochter?“ Sam sah wieder zu der Frau und nickte. Sie trat näher an den Kinderwagen heran und betrachtete Jenny.

„Sie ist süß, zum anbeißen. Man könnte sie glatt klauen,“ sagte sie und lächelte breit. Jenny sah sie mit ihren großen Augen unter dem Motto `was willst du denn?` verständnislos und desinteressiert an. Sam gab ein höfliches kurzes Lächeln zurück.

„Ich glaube nicht, dass ich das zu lassen kann. Ihr anderer Daddy und ich würden sie für nichts in der Welt hergeben.“ Sam war selbstüberrascht, dass er Dean als Jennys anderen Daddy bezeichnet hatte, aber für Sam war der Ältere nun mal mehr als nur Jennys Onkel oder Pate. Er war der wichtigste Mensch in Sams und Jennys Leben und Sam wollte, dass Dean für Jenny der Fixpunkt war, den Dean für Sam Zeit seines Lebens dargestellt hat. Dean war der Mensch, der egal was auch passieren würde, immer an seiner Seite war, den Sam immer in seiner Nähe brauchen würde und Sam wollte, dass Dean zusammen mit ihm die Zentrale Rolle in Jennys Leben spielte. Sie waren eine Familie, eine sehr abgedrehte, aber doch meistens glücklich, seit Jenny in ihr Leben getreten war.

„Oh,“ kam es verstehend von der Frau. So ein Mist, warum musste der Kerl ausgerechnet schwul sein? Warum konnte sie nicht ein Mal Glück haben? Sie seufzte.

„Dann brauch ich sie wohl nicht fragen, ob ich sie später auf einen Kaffee einladen kann,“ fuhr sie mit einem enttäuschten seufzen fort. Sam sah sie an und er empfand ein wenig mitleid mit ihr, hatte sie sich doch anscheinend Hoffnungen gemacht.

„Eigentlich müsste ja eher ich sie auf einen Kaffee einladen, wo ich sie doch praktisch über den Haufen gefahren habe und normaler weise würde ich auch zu einem unverfänglichen Kaffee nicht nein sagen, aber zum einen, glaube ich nicht, dass es meinem Freund recht wäre und zum anderen ist meine Tochter nicht gerade in Top Form heute.“

„Ist ihr Freund so eifersüchtig, dass sie nicht mal mit jemand anders nen Kaffee trinken können?“

„Nein, so ist das nicht. Es ist sehr kompliziert. Wissen sie er hat in seinem Kopf diese Stimme, die ihm einreden will, dass es unmöglich ist, dass ihn jemand wirklich lieben könnte und er hat Probleme seine eigenen Gefühle zu zeigen aus angst verletzt zu werden. Wir sind gerade dabei, diese Probleme zu lösen und eine Vertrauensbasis auf zubauen und da es in der Vergangenheit diesbezüglich schon eine Fehlinterpretation seinerseits gab, halte ich es für das Beste solche Situationen zu vermeiden,“ erklärte er der Frau wahrheitsgemäß. Er wusste nicht wieso er ihr es erzählte, aber irgendwie tat es Sam gut mal über Dean zu reden.

„Ja, das klingt allerdings sehr kompliziert,“ sagte die junge Frau.

„Wissen sie was, sie könnten mir verraten wo hier das Mikrowellenpopcorn ist und ich spendiere ihnen nen Donut oder so,“ schlug Sam ihr vor.

„Oh, nein danke. Ich mache gerade eine Diät, außerdem muss ich auch gleich weiter arbeiten. Das Popcorn ist ein Gang weiter bei den Keksen und Nüssen,“ sagte sie freundlich.

„Okay, danke und entschuldigen sie noch Mal, dass ich sie umgefahren hab,“ sagte Sam und schob seinen Einkaufswagen und den Kinderwagen in den nächsten Gang. Er wollte ja nur nett sein, aber wahrscheinlich hatte sie keine Lust ihre Zeit mit ihm zu verschwenden, da ja eh keine Chance auf Erfolg bestand. Sam nahm sich jedenfalls vor, nur noch in Deans Begleitung einkaufen zu gehen. Vielleicht konnten sie sich zusammen die flirtwilligen Frauen vom Hals halten.
 

Schnell fand er das Popcorn und begab sich dann zur Eisabteilung. Er hatte sich extra eine Kühlbox zum Transport von Augusta ausgeliehen. Carrie war zum Glück nicht dagewesen. Augusta hatte Sam auch gleich noch einen Stapel Zeitschriften mit Kochrezepten gegeben. Sie hatte mitbekommen, dass Dean gestern gegen Abend weg gefahren und noch nicht zurück gekommen war und meinte, dass sich ihr Ross immer freute, wenn etwas leckeres zu Essen auf dem Tisch stand, wenn er nach Hause kam und so wie sie Dean einschätzte, würde das bei ihm nicht anders sein. Sam bedankte sich zwar freundlich, war aber ziemlich angepisst, das scheinbar jeder der ihn kannte, ihn für die Frau in der Beziehung hielt. Er packte eine 0,5 Liter Box Vanilleeiscreme (mit echter Vanille und nicht dieses künstliche Zeug) in den Einkaufswagen und ging endlich zur Kasse. Nachdem er bezahlt hatte und die verderblichen Lebensmittel in die Kühlbox packte, bekam er mit, wie sich eine Hausfrauen über ein Fahndungsbild unterhielten. Aufgefallen war ihm das Gespräch, weil er die Worte Leuchtturmmord und falsche FBI Agenten gehört hatte. Er betrachtete nervös die Phantombildzeichnung, entspannte sich jedoch gleich darauf wieder etwas, das die Person weder mit ihm noch Dean Ähnlichkeit hatte. Er verließ den Supermarkt und machte sich auf den Rückweg. Eine Straße weiter gab es einen Blockbuster Filmverleih und Sam beschloss diesen Tag zu dem Tag zu erklären, an dem er sich seine vermeintlich verlorene Männlichkeit zurück holen würde. Er lieh sich alle Filme der „Stirb langsam“-Reihe aus. Männlicher als Bruce Willis alias John McClane ging ja kaum noch, es sei denn man hieß Dean Winchester.
 

Auf dem Rückweg zu dem Ferienhaus kam Sam noch an einem kleinen Sportartikelgeschäft vorbei. Wenn sie unauffällig den Boden unterhalb des Golplatzes absuchen wollten, wäre es vielleicht nicht schlecht eine Golfausrüstung zu haben. So könnten sie sich tagsüber auf dem Golfplatz aufhalten und gegebenen Falls in der Nacht die Leiche des Geistes ausgraben, wenn sie sie schließlich gefunden hätten. Zusammen mit Jenny betrat Sam den kleinen Laden. Die Preise waren ganz schön deftig, deshalb entschloss sich Sam das Sommersparangebot wahrzunehmen und ein gebrauchtes Golfschlägerset zu leihen. Das würde es auch tun. Zusätzlich kaufte er noch ein Golfoutfit in Deans Größe. Dieses Outfit hätte auch gut ausgesehen, wenn man vorhatte sich an Halloween als Tiger Woods zu verkleiden. Er wusste, dass Dean die Sachen wahrscheinlich nicht anziehen würde, aber Sam freute sich trotzdem schon auf das Gesicht, dass sein Bruder machen würde, wenn er ihm die Kleidung präsentierte. In freudiger Erwartung auf Deans Rückkehr setzte er den Heimweg fort.
 

Dean kam am frühen Nachmittag zurück ins Motel. Gordons Wagen war nirgendwo zu sehen, also waren Kara und er noch nicht zurück. Dean öffnete die Tür zu Karas Zimmer und trat ein. Er hatte kaum die Tür geschlossen, als er merkte, dass jemand in dem Zimmer war, der hier nichts zu suchen hatte. Er griff sich in den Hosenbund und wollte seine Waffe ziehen, doch zu spät. Seine Hand hatte kaum den Griff der Waffe berührt, als er auch schon von rechts mit einem Schlag gegen den Kopf niedergestreckt wurde. Als er wieder zu sich kam, war er an einen Stuhl gefesselt. Er blickte auf und sah eine Frau mit rotblondem Haar, die mit dem Rücken zu ihm vor dem Tisch stand und offensichtlich mit seinem lieblings Messer hantierte. Er stöhnte auf, als feststellte, dass er sich aus diesen Fesseln nicht würde befreien können. Durch das Stöhnen wurde die frau auf ihn aufmerksam. Sie drehte sich zu ihm um und Dean konnte erkennen, dass all seine Waffen, die er am Leib getragen hatte, auf dem Tisch lagen. Die Frau legte das Messer zur Seite.

„Du bist schneller zu dir gekommen, als ich erwartet hätte,“ sagte die Frau. Ihre Miene war unergründlich, was es Dean sehr schwer machte einzuschätzen wie tief er in der Scheiße saß.

„Wer bist du? Was willst du von mir?,“ fuhr er sie an.

„Mein Name Adriana, aber das tut hier nichts zur Sache. Wichtig ist nur, dass ich weiß wer du bist oder besser was du bist.“

„Super, dann brauch ich mich ja nicht mehr vorstellen,“ entgegnete Dean flapsig, wunderte sich aber, woher sie ihn kannte.

„Dean Winchester, du hast wohl in jeder Situation einen dämlichen Spruch auf Lager.“

„Was willst du von mir?,“ fragte er sie erneut.

„Deine Freunde haben gestern Nacht meinen Onkel und meinen Cousin umgebracht.“

„Was? Du, …du bist, aber wieso…,“ stammelte Dean, dem gerade ein Licht aufgegangen war.

„Du fragst dich, wie ich als Vampir am helllichten Tag dir und deinem Freund durch die Stadt folgen und dir dann hier in deinen süßen, kleinen Hintern treten konnte?“

Genau das war es was Dean brennend interessierte. Er wusste, dass das Sonnenlicht Vampire nicht töten konnte, aber dennoch hatte es eine ähnliche Wirkung auf Vampire, wie Weihwasser auf Dämonen.

„Tja, anscheinend weißt du nicht alles über Vampire.“

„Dann erschüttere mein Weltbild,“ sagte er sarkastisch.

„Hast du schon mal was von Daywalkern gehört, Dean?“

„Meinst du die Blade Verfilmungen? Die waren total unrealistisch. Als ob Knoblauch bei Vampiren zu einem anaphylaktischen Schock führen würde. Und man wird auch nicht durch einen Vampirbiss zu einem Vampir. Es ist was es ist, Schwester. Reine Fiktion. So was wie Daywalker gibt es nicht.“

„Oh du Kleingläubiger! Nur weil du noch nie einem begegnet bist, heißt das nicht, dass es so was nicht gibt.“

„Verstehe, du willst mir also weiß machen, dass du ein Daywalker bist. Hey, Blade hatte immer eine Sonnenbrille auf, wo ist deine?“

„Das, Dean, ist das fiktive an der Blade Verfilmung. Ansonsten gibt es viele Punkte, die an dem Film real sind. Ich bin halb Mensch, halb Vampir. Meine Mutter war bereits mit mir schwanger, als sie heraus fand, was mein Vater ist.“

„Vampire können sich nicht mit Menschen paaren,“ sagte Dean.

„Oh, ich muss wohl in der Schule gefehlt haben, als die Biologie der Vampire unterrichtet wurde. Du bist kein Vampir, Dean und du kannst es nicht wissen. Also halt die Klappe und hör mir zu.“

„Muss ich wohl, ich komme hier ja nicht weg,“ sagte Dean genervt. Adriana schmunzelte. Der Jäger sah so, wie er da wehrlos an den Stuhl gefesselt war und sie verwirrt anblickte, irgendwie süß aus.

„Wo war ich stehen geblieben? Ach ja. Meine Eltern liebten sich und so ließ meine Mutter sich nach meiner Geburt von meinem Vater zu einem Vampir machen, auch wenn es meinem Großvater nicht gerade gefallen hat, zu erfahren, dass sein Sohn sich mit einem Menschen zusammen getan hat. Er hat es schließlich akzeptiert und so bin ich unter Vampiren aufgewachsen. Ich bin nicht untot wie mein Vater und meine übrigen Verwandten väterlicherseits. Mir macht Sonnenlicht nichts aus und ich bin auch nicht so sehr auf Blut angewiesen, wie normale Vampire, aber ich habe die vampirischen Kräfte meines Vaters. Ich kann im Dunkeln besser sehen, als normale Menschen, ich höre besser und ich habe einen besseren Geruchssinn. Ohne diese Kräfte hätte ich dich gar nicht gefunden.“

„Und bist du nur hier aufgetaucht um mir deine Lebensgeschichte zu erzählen? Oder wolltest du dich nur ein bisschen nett mit mir unterhalten, bevor du mich deinem Vater, als verspätetes Vatertagsgeschenk überreichst?“

„Nein, ich werde dir nichts tun. Ich bin hier um dir zu sagen, dass du deine Freunde zurück pfeifen sollst. Es gibt keinen Grund für sie meine Familie zu jagen.“

„Natürlich nicht, weil deine Familie ja so herzensgut ist, dass die Sache mit Mortimer natürlich nur ein Missverständnis war. Sie wollten ihn gar nicht töten.“

„Ich kann nicht abstreiten, dass sie das tun wollten, aber Mortimer wusste worauf er sich einließ, als er bei meinem Großvater die Wetten abgeschlossen hat. Jeder, der mit meinem Großvater Geschäfte macht, weiß womit er gegebenen Falls rechnen muss.“

„Mag sein, aber ihr tötet Menschen und das ist der Grund warum meine Leute deinen Onkel und deinen Cousin getötet haben.“

„Ich bin nicht hier um ihren Tod zu Rechen, Dean. Ich bin hier um zu verhindern, dass noch mehr Mitglieder meiner Familie in diesem sinnlosen Gemetzel, dass deine Freunde anstreben, zu Schaden kommen.“

„Nenn mir einen Grund warum ich das tun sollte.“

„Weil meine Familie anders ist, als die Vampire mit denen du es bis jetzt zu tun gehabt hast.“

„Ach ja?,“ kam es herausfordernd von Dean.

„Ja, allerdings. Meine Familie hatte es satt sich zu verstecken und am Rande der Gesellschaft dahin zu vegetieren, also haben sie sich versucht sich unter den Menschen in dieser Stadt zu integrieren. Sie haben einen Kompromiss geschlossen. Sie haben aufgehört Menschen zu töten um an Blut zu gelangen. Stattdessen fingen sie an auf Blut aus Blutbanken zurück zu greifen.“

„Und jetzt seid ihr die nette Vampirfamilie von Nebenan, oder was?“

„Auf jeden Fall stellen wir für Menschen keine Gefahr mehr da. Wir arbeiten, natürlich nur nachts, haben Familien und zahlen sogar Steuern. Wir gehen nur satt aus dem Haus und haben sogar Freunde unter den Menschen.“

„Du meinst diese Gorilla, die für deinen Großvater arbeiten.“

„Das sind keine Freunde sondern Angestellte. Aber meinem Großvater gehören hier einige Bars, Restaurants und Clubs und mit den Familien, die diese Läden leiten ist unsere Familie seit Jahrzehnten befreundet.“

„Wenn ihr so harmlos seid, wieso setzt dein Großvater dann deine Verwandten auf seine Kundschaft an?“

„Männliche Vampire haben zu viel Testosteron in ihrem Organismus und das müssen sie ja irgendwie loswerden. Normalerweise tun sie das indem sie ihre Nahrung jagen, aber da sie das aufgegeben haben um nicht länger geächtet zu werden musste ein anderer Weg gefunden werden. Daher hat mein Großvater diese ganze Buchmacher Sache ins Leben gerufen.“

„Also greifen sie Menschen nur noch an um sich abzureagieren, das ist natürlich viel besser.“

„Blut von schwangeren Frauen würde es auch tun. Der Überschuss an weiblichen Hormonen würde besänftigend wirken, aber erstens dürfen Schwangere kein Blutspenden und zweitens ist es nicht so befriedigend, wie selber Beute zu erlegen. Daher erlaubt mein Großvater den männlichen Familienmitgliedern von Zeit zu Zeit seine verschuldeten Klienten zu beißen. Mein Vater hat jedoch meiner Mutter versprochen keine Menschen mehr zu töten. Das war ihre Bedingung, als sie sich bereit erklärt hat für meinen Dad ein Vampir zu werden. Wir töten keine „Unschuldige.““

„Das ist schwer zu glauben. Ihr seid Vampire. Das Töten wird euch doch praktisch in die Wiege gelegt.“

„Wir sind übernatürlich, ja. Aber trotzdem menschlichen Ursprungs und wie normale Menschen auch, so haben auch Vampire einen freien Willen und haben die Möglichkeit zu wählen. Mein Großvater und ein Teil seiner Familie hat sich nun Mal für diese Lebensweise entschieden. Ein anderer Zweig unserer Familie hielt es jedoch für unnatürlich unter den Menschen zu leben und hat sich vor langer Zeit von unserer Familie abgespalten.“

„Warum erzählst du mir das alles? Denkst du wirklich, dass ich dir das ganze abkaufe?“

„Weil ich meine Familie schützen will. Ich weiß, dass du und dein Bruder anders seid, als andere Jäger und ich hatte gehofft, dass wenn ich mit dir rede, verhindern kann, dass Leute sterben, die ich liebe. Ich hatte geglaubt, du würdest mich verstehen.“

„Was weißt du über Sam und mich?“ Hatten die übernatürlichen Wesen jetzt einen Blog über ihn und Sam ins Leben gerufen?

„Genug um zu wissen, dass es dumm wäre von dir zu kosten, auch wenn du noch so verführerisch duftest,“ sagte Adriana. Während sie gesprochen hatte, hatte sie sich zu ihm herab gebeugt und war mit ihrem Gesicht Deans Halsbeuge unangenehm nahe gekommen. Sie strich mit ihrer Nase seinen Hals entlang. Dem Jäger wurde mulmig und er befürchtete, sie würde ihn beißen. Doch der Biss blieb aus. Sie leckte ihm lediglich kurz über die Haut.

„Sehr verführerisch,“ sagte sie und leckte sich über die Lippen. Dean verzog das Gesicht.

„Du und dein Bruder, ihr habt etwas in euch, dass für uns unbekömmlich ist,“ raunte sie ihm ins Ohr. Dean hatte augenblicklich wieder den verätzten Mund des Vampirs vor Augen, der ihn gebissen hatte. Sie wusste anscheinend mehr darüber.

„Warum? Was ist so besonders an meinem Blut,“ wollte der Winchester wissen. Draußen war plötzlich ein Motorengeräusch zu hören. Die hübsche Vampirin richtete sich sofort auf und war kurz darauf ohne ein weiteres Wort aus dem Fenster verschwunden. Fantastisch, jetzt hatte Dean immer noch keine Antwort auf seine Frage. Und noch dazu war er ziemlich verwirrt. Wenn alles stimmte, was sie zu ihm gesagt hatte, dann gab es nicht nur schwarz und weiß, sondern auch noch graustufen. Als wäre sein Leben nicht schon kompliziert genug. Jetzt musste er sich auch noch darüber Gedanken machen, ob es „gute“ Vampire gab.
 

Adriana war noch keine Minute weg, als die Motelzimmertür geöffnet wurde und Kara herein kam. Ihre Kleidung war mit Blut besprenkelt. Anscheinend war es für jemanden aus Adrianas Familie bereits zu spät.

„Dean, was zur Hölle ist mit dir passiert?,“ fragte sie und machte sich sogleich daran die Fesseln zu lösen. Tja, was sollte er ihr jetzt darauf antworten?

„Ich hatte Besuch von einem Vampir,“ sagte er schließlich wahrheitsgemäß.

„Was? Was wollten sie? Wie kommt es, dass du noch lebst? Wie sind sie auf dich aufmerksam geworden? Scheiße, ich muss Gordon Bescheid sagen,“ sprudelte es aus Kara heraus. Kaum hatte sie Dean befreit war sie auch schon aus dem Zimmer gestürmt um den anderen Jäger zu alarmieren. Kurz darauf kam sie auch schon wieder mit Gordon im Schlepptau zurück ins Zimmer. Gordons Kleidung war ebenfalls mit Blut besudelt.

„Was ist passiert?,“ verlangte der ältere Jäger zu wissen. Dean strich sich durch die kurzen Haare und begann damit den beiden anderen zu berichten, was Adriana ihm gesagt hatte.

„Das ist doch Bullshit, was sie dir da aufgetischt hat. So was wie Daywalker gibt es nicht,“ sagte Gordon, nachdem Dean mit seinen Erklärungen geendet hatte.

„Aber was ist sie dann, frage ich dich,“ sagte Dean.

„Sie war kein Vampir, so viel steht fest,“ sagte Kara.

„Ich denke, sie wurde von Ewans Leuten geschickt um uns von deren Spur abzubringen und um Dean weich zu kochen, damit wir unsere Pläne fallen lassen und sie in Ruhe weiter morden können,“ sagte Gordon. Dean konnte Adrianas Geschichte selber kaum glauben und Gordons These würde einiges erklären und sie war vor allem nicht so absurd wie die Geschichte der Vampirin. Trotzdem war da in Deans Kopf eine kleine Stimme, die versuchte ihn zu überzeugen, dass an Adrianas Story doch was dran war. Diese Stimme war Deans Gewissen und sie klang verdächtig nach seiner geliebten Nervensäge. Sam wäre sicher leichter auf Adrianas Geschichte angesprungen, da er trotz allem was ihm in seinem Leben bis jetzt widerfahren ist noch immer tief in seinem Inneren an das Gute glaubte, schon allein um das Böse in der Welt auszugleichen.

„Hast du ihr erzählt, was wir vorhaben?,“ riss Gordon ihn aus den Gedanken.

„Nein, natürlich nicht.“

„Wir sollten trotzdem so schnell wie möglich handeln. Lange wird dem Clan sicher nicht verborgen bleiben, dass wir das Familienoberhaupt und seine Helferlein erledigt haben.“

„Ihr habt seine Bulldoggen auch getötet? Aber es waren Menschen verdammt,“ fuhr Dean den älteren Jäger an.

„Sie haben mit diesem Ewan gemeinsame Sache gemacht und haben ihre eigene Rasse verraten. Sie zu töten war unumgänglich.“

Dean konnte es nicht fassen. Gordon war der kaltblütigste Jäger, der ihm je untergekommen war.

„Ich zieh mich jetzt um und dann machen wir uns auf den Weg um die restliche Familie aus der Welt zu schaffen,“ sagte Gordon und ging zu seinem Motelzimmer.
 

„Ihr habt also raus bekommen wo ihr Nest ist,“ sagte Dean feststellend.

„Ja, es ist ein großes, altes Apartmenthaus in der Nähe von Beacon Hill,“ informierte Kara ihn.

„Was ist wenn Adriana die Wahrheit gesagt hat?“

„Das kannst du doch nicht ernsthaft glauben. Es sind Vampire, Dean. Du kennst die goldene Regel. Töte sie, bevor sie dich töten. Lass dich von dem was diese Frau gesagt hat nicht täuschen. Du kannst ihr nicht trauen.“ „Ich traue Gordon nicht. Kara, warum gibst du dich eigentlich mit Gordon ab?,“ fragte Dean sie. Dean sträubte sich zwar immer gegen Gespräche, aber dieses konnte er einfach nicht mehr länger aufschieben. „Welche Alternativen habe ich denn sonst? Ich will nicht alleine jagen, dass traue ich mir einfach nicht zu und Gordon war halt auf einmal einfach da, also habe ich die Chance genutzt. Ich weiß er ist nicht gerade das, was man einen netten Kerl nennt, aber er ist ein ausgezeichneter Jäger.“ „Ich halte ihn für gefährlich und ich würde ihm mein Leben nicht anvertrauen.“ „Und was schlägst du vor, was ich tun soll? Ich habe meine Familie verloren. Ich stehe ganz alleine da.“ „Du bist nicht alleine. Du hast immer noch deinen Bruder.“ „Ein toller Bruder ist das, der mit mir und dem Leben das ich führe nichts mehr zu tun haben will.“ „Demnach zu urteilen, was du mir erzählt hast, hat er nur dem Leben als Jäger den Rücken gekehrt und nicht dir.“ „Für mich läuft das jedenfalls auf das Selbe hinaus. In seinem Leben ist neben seinem ach so tollen schwulen Freund doch gar kein Platz für mich und ich kann mir echt was Besseres vorstellen als bei dem glücklichen Homopaar das dritt Rad am Motorrad zu sein.“ „Was hast du eigentlich gegen Schwule? Du hast doch früher nie was gegen solche Leute gesagt, wenn mir mal welche in ner Bar gesehen haben.“ „Da war mein Bruder ja auch noch keiner dieser Schwuchteln.“ „Was ist so schlimm daran, dass dein Bruder schwul ist? Warum kannst du dich nicht einfach freuen, dass er glücklich ist?“ „Es ist einfach nicht richtig. Sogar in der Bibel steht, dass es falsch ist. Unser Vater würde sich im Grab umdrehen, wenn er wüsste das sein Sohn es mit nem Kerl treibt.“ „Kara, wir haben wahrscheinlich schon gegen fast jedes Gebot aus dem dicken Schinken verstoßen. Auch dein Vater war nicht gerade ein Heiliger. Er hat mehr geflucht als jeder andere Mensch den ich kenne und er war alles andere als ein Hardcore Katholik. Du hast mir selber gesagt, dass er an seinem Sterbebett gesagt hatte, dass er hofft, dass ihr beiden euer Glück findet, wie immer es auch aussehen mag.“ „Aber muss das bei ihm unbedingt in den Armen eines Mannes sein? Was würdest du tun, wenn dein Bruder schwul wäre?“ „Es wäre mir egal, weil er mein Bruder ist. Meine Familie,“ sagte er wahrheitsgetreu. Noch immer fand Dean nicht, dass es der richtige Zeitpunkt wäre Kara zu verklickern, dass er jetzt mit Sam zusammen war. „Du warst total angepisst weil er nach Stanford gegangen ist, aber es wäre dir egal, wenn er schwul wäre?“ „Ja, weil es nichts mit mir zu tun hat. Weißt du Kara, nur weil dein Bruder schwul ist, heißt das nicht, dass du ihm als seine Schwester nicht mehr wichtig bist. Diese Lektion habe ich auch gelernt was Sam betrifft. Er ist nicht nach Stanford gegangen, weil er nichts mehr mit mir zu tun haben wollte, sondern weil er das Jagen satt hatte. Bei deinem Bruder ist es nicht anders. Ich bin sicher, dass dein Bruder sich nichts mehr wünscht, als dass du wieder Teil seines Lebens bist.“ „Wow, was war das denn jetzt? Die Weisheiten des Dean Winchester?“ Dean sah sie leicht verlegen an. Er war wirklich nicht der Typ der viel redete und Ratschläge gab und ja, er hatte in letzter Zeit definitiv zu viel dieser Soaps im schrottigen Daytime TVs gesehen. Der Winchester räusperte sich geräuschvoll.

„Kara, kann es sein, dass du gar nicht wirklich was dagegen hast, dass dein Bruder schwul ist, sondern, dass du eifersüchtig auf den Freund deines Bruders bist, weil du denkst, dass er ihn dir irgendwie weggenommen hat? Und du die beiden jetzt durch deine Missachtung bestrafen willst?“ Damit hatte Dean anscheinend ins Schwarze getroffen. „Er fehlt mir Dean, aber was soll ich machen?“ „Du könntest ihn anrufen und mit ihm sprechen.“ „Nach alldem, was ich furchtbares zu ihm und seinem Freund gesagt habe, will er sicher nicht mehr mit mir reden. Und selbst wenn, was soll ich denn bei ihm in Portland machen? Ich kenne doch außer dem Jagen kein anderes Leben. Ich weiß nicht mal, ob ich überhaupt ein normales Leben will. Ich kann auch gar nichts anderes als jagen. Ich bin nutzlos.“

„Dein Bruder hat sicher auch ne Zeit lang gebraucht um sich daran zu gewöhnen und er würde dir sicher auch dabei helfen dich einzugewöhnen und du bist nicht nutzlos. Ich kann mich sehr gut daran erinnern, wie geschickt du dich dabei angestellt hast, als du mir beim Ölwechsel am Impala geholfen hast. Und du hast mehr Ahnung von Autos als Sam. Wenn ich ihn los schicken würde um mir ne Nockenwelle zu besorgen käme er sicher mit nem Gebäckstück zurück. “

„Alles was ich darüber weiß, habe ich von Dad und Marco aufgeschnappt.“

„Ja das scheint euch im Blut zu liegen.“

„Und was schlägst du nun vor was ich tun soll?“

„Also Kara, was ich von dir möchte, ist dass du wenigstens versuchst mit deinem Bruder zu reden. Telefonier mit ihm. Ich bin sicher, wenn du dich entschuldigst, wird er dich mit offenen Armen empfangen. Dann könntest du eine Weile zu ihm fahren und dir Gedanken darüber machen, was du mit deinem Leben anfangen willst, du hast mir nämlich noch nie wirklich den Anschein gemacht, dass du wirklich scharf drauf bist Monster zu jagen.“

„Du schlägst mir also vor einen Selbstfindungstripp zu machen.“

„Nein, eigentlich will ich dich nur nicht mehr in Gordons Nähe wissen.“

„Mal sehen.“ Sie kramte aus ihrer Tasche saubere Klamotten heraus. Dean ließ sich aufs Bett fallen. Mit einem „Mal sehen“ konnte er eigentlich zufrieden sein. Und die Kara mit der er eben gesprochen hatte, war schon wieder viel eher sie selbst. Die Matratze war alt und ziemlich hart und sein Rücken schmerzte als er auf ihr aufkam. Die Bekanntschaft die sein Rücken mit den Fliesen in der Herrentoilette gemacht hatte, hatte seine Spuren in Form von vermutlich sehr farbenfrohen Prellungen und Blutergüssen hinterlassen. Außerdem schmerzte ihn die Stelle an der der Vampir ihn gebissen hatte. Er verzog leicht sein Gesicht. Kara sah ihn an.

„Alles in Ordnung? Soll ich mir mal deinen Rücken ansehen?,“ bot sie an. Er schüttelte mit dem Kopf.

„Nein, ist nicht schlimm. Geht schon.“ Er wollte sie nicht unbedingt einen Blick auf seinen nackten Rücken werfen lassen. Er hatte damit gerechnet, dass sie seine Aussage, alles wäre in Ordnung, nicht einfach so hinnehmen würde, schließlich war er es von Sam gewohnt, dass er solange nerven würde, bis Dean ihm endlich doch eingestand, dass er Schmerzen hatte und zuließ, dass Sam sich darum kümmerte. Diese Hartnäckigkeit liebte er an Sam und ohne dessen Hartnäckigkeit, wären einige seiner Verletzungen, die er sich beim jagen zugezogen hatte, wohl nicht so glimpflich ausgegangen. Er wusste, dass es stur und dumm von ihm war, seine Schmerzen und Probleme nicht immer sofort zuzugeben, aber er war nun mal der Ältere von beiden und musste stark sein, für sich und vor allem für Sam. Das hatte ihm John zur Genüge eingebläut. Dean durfte nicht so einfach Schwäche zeigen. Auch wenn er sich schon einige Male von Sam wegen seiner Sturheit eine Standpaukte hatten anhören müssen. Zum Glück hakte Kara widererwartend nicht nach, sondern verschwand im Bad. Dean versuchte eine angenehme Position auf der Matratze zu finden. Er dachte noch Mal über das nach, was Adriana ihm gesagt hatte und langsam schwand sein Zweifel an ihren Aussagen. Ein Teil von ihm wollte ihr einfach glauben
 

Sam hatte mit Jenny ein leichtes Mittagessen eingenommen und seine süße dann für ein Nickerchen hingelegt. Dann hatte er ein wenig Radio gehört, jedoch erfuhr er nichts Neues zu ihrem Fall. Danach warf er den ersten Teil der „Stirb langsam“-Reihe in den DVD-Player. Jedoch kam er nicht weit, weil Jenny anscheinend nicht sonderlich müde gewesen und bereits wieder wach war. Danach beschäftigte er sich eine Weile mit ihr, ließ sie dann aber ein wenig alleine mit ihren Sachen spielen und las sich aus Langeweile doch tatsächlich ein paar der Rezepte aus den Zeitschriften durch, die Augusta ihm gegeben hatte. Er wusste nicht was das Kochen für seine Männlichkeit bedeuten würde. Schließlich waren die meisten Sterneköche der Welt Männer und eigentlich war es ihm auch egal. Er kochte lieber selber, als Zeit mit Dean zu verlieren, weil der Ältere nach dem zubereiten einer Mahlzeit den halben Abend brauchte um wieder aufzuräumen.

„Sa-Sa.“ Jenny hatte an seinem Hosenbein gezogen. Sam legte die Zeitschrift weg und widmete sich wieder seiner Tochter. Die Mal wieder wollte, dass er ihr vorlas. Sie hielt ihm ein kleines Bilderbuch über Clowns hin, das Dean besorgt hatte um ihn zu ärgern und dass Sam eigentlich schon längst hatte verbrennen wollen.

„Nein, das nicht. Such dir ein anderes aus. Schau mal, dass mit den Tierbabys ist doch viel schöner,“ sagte Sam und hielt ihr seine Alternative hin. Die Kleine ließ das Clown-Bilderbuch ein wenig enttäuscht fallen, zeigte aber an dem Tierbaby-Bilderbuch kein Interesse. So kam es, dass Sam damit endete, doch wieder das Marienkäfer-Bilderbuch mit ihr anzusehen. Manchmal glaubte sam, dass seine Tochter nur versuchte ihn zu ärgern. Er dachte an seine Zukunft. Wahrscheinlich würde er sich mit 40 in der Klapse wiederfinden, weil Jenny und Dean ihn gemeinsam in den Wahnsinn treiben würden. Er nahm seine Tochter auf den Schoß und ging zum wiederholten Male das Bilderbuch über die gepunkteten Insekten mit Jenny durch.

Am späten Nachmittag kamen die drei Jäger am Beacon Hill an. Sie hatten ihre Autos in einiger Entfernung abgestellt. „Das Apartmenthaus befindet sich am Ende dieser Straße,“ erklärte Gordon Dean. „Wie viele Vampire schätzt du werden es sein?,“ fragte Kara. Dean interessierte es auch, da Adriana darüber kein Wort verloren hatte. „Bei drei Generationen? Ich rechne mit um die 15. Maximal 20.“ „Und du denkst zu dritt haben wir eine Chance gegen so viele?“ Er versuchte immer noch das geplante Vorhaben zu umgehen, schließlich bestand ja die Möglichkeit, dass Adriana tatsächlich die Wahrheit über ihre Familie erzählt haben könnte. Nichts desto trotz fing er an die passenden Waffen aus dem Kofferraum des Impalas zu holen, nicht zu vergessen die Spritzen mit dem Blut eines Toten, das er mit Morties Hilfe aus der Pathologie des Krankenhauses besorgt hatte. Mortie hatte ihn kurz bevor sie hier her aufgebrochen waren angerufen und ihm gesagt, dass er das GPR ohne Probleme bekommen hatte und er sich es nur noch abzuholen brauchte. Das hatte Deans Stimmung wieder ein wenig angehoben. Aber mittlerweile beschäftigten ihn wieder die Gedanken an die bevorstehende Vampirfamilien Ausrottung. Das Ganze war nachdem er auf Adriana getroffen war irgendwie kein normaler Job mehr für ihn. „Ja ich denke, dass wir das schaffen, schließlich haben wir das Überraschungsmoment auf unserer Seite,“ sagte Gordon und riss Dean aus seinen Gedanken. Das Mordlüsterne Gesicht das Gordon nun aufgelegt hatte, gefiel Dean gar nicht. Er vertraute Gordon einfach nicht. Für Gordon schien das Töten im Vordergrund zu stehen und nicht die Tatsache, dass sie dadurch Menschen retten konnten. „Also ich hab jetzt alles was wir brauchen. Wir sollten rein gehen, ehe die Sonne untergegangen ist und die „Kücken“ das Nest verlassen." Gordon ging voran. Kara machte Anstalten ihm zu folgen, nur Dean schien sich nicht rühren zu wollen. „Was ist jetzt? Kommst du mit, oder was?,“ wollte Kara wissen. „Woher sollen wir wissen, dass das nicht eine Falle ist?“ Dean war nicht dabei gewesen, als Kara und Gordon bei Ewan war um aus ihm heraus zubekommen wo der Clan lebte und er hatte bis jetzt auch nicht nachgefragt wie genau, dass ganze von statten gegangen war. Aber er konnte sich an Hand der Kleidung der beiden Jäger ausmalen, dass es sehr blutig gewesen sein musste. „Glaub mir, Gordon hat da so seine Methoden, die Wahrheit aus diesen Bestien raus zupressen. Ewan hat nicht gelogen,“ erklärte Kara. Und die Art wie sie es sagte, ließ Dean nicht daran zweifeln das Gordons Methoden selbst den besten Folterknecht von Guantánamo alt aussehen lassen würde. Er wurde zwar von Minute zu Minute unsicherer, was das ganze Unternehmen hier anging, aber es waren immer noch Vampire und Vampire logen doch genauso wie Dämonen und wer würde nicht lügen um seinen Arsch zu retten? Ein Teil von ihm wollte Adriana ja glauben, aber das würde bedeuten, dass alles, was ihr Vater ihnen erzählt und beigebracht hatte zu großen Teilen neu überdacht werden müsste und ein anderer Teil traute sich einfach nicht, dass anzuzweifeln, was er von seinem Vater gelernt hatte und so siegten die antrainierten Verhaltensweisen eines Jägers. Es waren Vampire, das bedeutete, dass Menschen sterben würden, wenn sie nichts unternahmen. Dean befürchtete nämlich, dass die angeblich sonst so zurückhaltenden Vampire, jetzt wo ihr Familienoberhaupt ermordet worden war ihnen sonderlich wohlgesonnen sein würden. Also schloss er sich schließlich doch Kara und Gordon an. Während Gordon die Hintertür nehmen würde, sollten Kara und Dean durch den Keller nach oben kommen. Der Plan war für Deans Geschmack nicht wirklich ganz ausgereift. Es war ein Apartmenthaus und so würden sie es mit Vampiren auf offensichtlich drei Verschiedenen Ebenen zu tun bekommen. Er selbst hätte sich darauf niemals eingelassen, aber er war mitgekommen, weil er wusste, dass es für zwei Leute zu gefährlich sein würde. So seltsam ihre Beziehung zu einander im Moment auch war, er wollte einfach nicht, dass Kara etwas passierte. Gordon würde ihr sicher nicht helfen, wenn es hart auf hart kommen würde. Kara hatte gerade die Tür aufgebrochen, die zum Keller führte. Wenn es bereits dunkel und die Vampire richtig wach wären, hätten sie keine Chance und wären sicher schon längst entdeckt worden. Da es aber noch nicht mal dämmerte und die Vampire noch schliefen, bestand wirklich die Möglichkeit, dass sie von dem Überraschungsmoment profitieren könnten. „Wir sollten uns beeilen, wahrscheinlich haben sie uns bereits gehört oder gerochen", meinte Dean zu Kara und gemeinsam rannten sie die Treppe hoch. An der Abzweigung zum Flur ging Dean voraus und ließ sich von Kara Rückendeckung geben. Im Flur war jedoch niemand zu sehen. Aber die Tür zu einem der Apartments stand offen. Kara schritt zu Dean. Plötzlich erklang ein Ohrenbetäubender Schrei, der wohl dazu führen würde, dass in Kürze alle Vampire, die in diesem Gebäude lebten hier auf der Matte stehen würden. Zusammen mit Kara folgte er dem Schrei. Sie betraten die Wohnung. Im Flur lag bereits die geköpfte Leiche eines weiblichen Vampirs, deren Körper den äußerlichen Anschein einer etwa 45 jährigen machte. Sie gingen weiter in die Wohnung rein. Sie kamen an einem offenstehenden Zimmer vorbei aus dem ein unangenehmer Eisengeruch strömte. Ein Blick hinein reichte Dean, damit sich sein Magen umdrehte. Es war das widerlichste und bestialischste, was Dean je gesehen hatte. Es war ein Kinderzimmer. Eine Wiege stand darin und das Laken war getränkt mit Blut. In dem Bettchen lag ein geköpftes Baby, das etwa in Jennys Alter war. Gordon hatte es eiskalt hingerichtet. Wut stieg in Dean auf. Vampir hin oder her. Es war ein Baby. Wie krank musste man sein um ein so wehrloses Geschöpf zu töten? Gordon war nicht besser als die blutgierigen Vampire, die er sonst jagte. Auch Kara schien dieser Anblick nicht kalt zu lassen und er vernahm ein leises „Oh mein Gott“ von ihr. Wieder ertönte ein Schrei. „Komm ihr nicht zu nahe. Verschwinde von hier, wenn dir dein Leben lieb ist, Jäger.“ Dean erkannte diese Stimme als die von Adriana. Dean rannte den Flur hinab bis zu einem weiteren Kinderzimmer. Adriana hatte sich schützend, vor ein etwa 8 jähriges Mädchen gestellt und würde dieses mit absoluter Sicherheit mit ihrem Leben vor Gordon beschützen. Anscheinend hatte sie den älteren Jäger mit einem ordentlichen rechten Haken erwischt, denn er wischte sich mit dem Handrücken über die blutige Lippe. „Na, macht dich der Anblick meines Blutes an? Schade nur, dass du nicht in den Genuss kommen wirst dich daran zu laben. Denn ich werde dich jetzt töten, genau so wie deine Mutter und deinen Baby Bruder und dann ist deine kleine Schwester…“ Doch Gordon kam nicht mehr dazu seinen Satz zu vollenden, weil Dean ihn mit dem Griff seiner Pistole einen über den Schädel gezogen hatte. Adriana und Dean sahen sich einen Augenblick an. Dann wisperte sie ein „Danke“ und schloss mit Tränen in den Augen ihre kleine Schwester in die Arme. Kara war Dean gefolgt. „Was hast du getan?,“ fragte sie ihn verwirrt und kniete sich neben Gordon. „Das Richtige. Du hast doch das Schlachtfeld gesehen, dass er im Kinderzimmer hinterlassen hat. Wir hätten niemals her kommen sollen. Gordon ist ein hasserfüllter, eiskalter, gewissenloser Killer. Wenn du denkst, dass es das ist was einen guten Jäger ausmacht, dann will ich keiner sein,“ erklärte Dean. Ehe Kara darauf etwas erwidern konnte stürmten 4 erwachsene Vampire herein. Drei weibliche etwa im Alter von Adrianas Mutter und ein männlicher, der etwas jünger als Adriana zu sein schien. Der junge Mann hatte Dean gepackt. Eine der Frauen hatte sich auf die am Boden kniende Kara gestürzt. Adriana wand sich an ihre Familie. „Lasst sie gehen. Sie haben nichts getan. Er hat mich sogar gerettet,“ sagte Adriana. „Was? Adriana, mein Mann und mein Sohn wurden gestern von ihnen getötet. Und jetzt auch noch dein Bruder und deine Mutter. Wahrscheinlich auch deinen Großvater. Bist du noch bei Sinnen, du kannst doch nicht ernsthaft meinen, dass wir sie gehen lassen können. Sie sind Jäger. Sie wollen uns tot sehen,“ sagte eine der beiden Frauen die noch im Zimmer standen. Die dritte im Bunde nahm Adrianas Schwester auf den Arm und verließ mit ihr das Zimmer. „Er war es. Er hat sie getötet,“ sagte Adriana und deutete auf den noch immer bewusstlos am Boden liegenden Gordon. „Das mag sein, aber die beiden anderen sind nicht besser als er,“ sagte der Typ, der Dean festhielt. „Das wäre alles nicht passiert, wenn ihr auf mich gehört hättet,“ sagte Adriana. „Pass auf wie du mit mir sprichst,“ sagte die andere Frau. „Ich hab euch gewarnt, dass er kommen würde,“ sie deutete auf Gordon. „Aber ihr habt mir nicht geglaubt, als ich euch gewarnt hab und das nur, weil ich kein echter Vampir bin und ihr mich für einen Freak haltet. Ihr habt mich und meine Mutter besten Falls in eurer Familie geduldet, aber niemals akzeptiert. Ihr wolltet nicht gehen und euch in Sicherheit bringen als ich euch gewarnt habe. Wolltet mir nicht glauben, als ich euch gesagt habe, dass er Großvater getötet hat.“ Wieder deutete sie auf Gordon. Aus dem Flur hörten sie ein verzweifeltes Schreien, dass voller aufrichtiger Trauer war. „Dad,“ sagte Adriana, die offensichtlich die Stimme ihres Vaters erkannt hatte. Kurz darauf kam ein Leichenblasser Man von Anfang 50 in das Zimmer. „Adri, was ist passiert? Wo ist deine Schwester? Sag, dass sie nicht auch…“ „Nein Dad, sie lebt. Tante Liz hat sie mit nach oben genommen.“ Er sah zu der Frau rüber, die eben mit seiner Tochter gesprochen hatte, dann zu Dean, Kara und Gordon „Sind die dafür verantwortlich?,“ fragte er die Frau und seine Stimme klang so kalt und voller Hass, dass Dean und Kara das Blut in den Adern gefror. Beide verabschiedeten sich bereits von ihrem Leben.
 

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Na, wird Adriana ihre Familie überzeugen können Dean gehen zu lassen?

Sams Phantasie

Verwendete Songs:

Dire Straits - So Far Away

Jason Mraz Featuring Colbie Caillat - Lucky

Westlife - Drive for all time
 

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Seine Schwägerin brauchte Adrianas Vater seine Frage gar nicht erst zu beantworten, denn schlagartig stieg ihm Gordons Geruch in die Nase. Er erkannte diesen Geruch. Er hatte ihn an dem Ort vernommen, an dem er die kopflose Leiche seines Vaters und die einiger seiner menschlichen „Helfer“ gefunden hatte. Zusammen mit seinen männlichen Verwandten war er aufgebrochen um den Behauptungen seiner ältesten Tochter nachzugehen. Adriana war am frühen Nachmittag nach Hause gekommen und hatte erzählt, sie hätte beobachtet, wie ihr Großvater ermordet worden war. Er bereute es ihr nicht geglaubt zu haben. Hätte er es getan, wären seine Frau und sein Sohn jetzt höchstwahrscheinlich noch am Leben. Aber für ihn war es nach all den Jahren in denen sie nun in Boston in Frieden lebten, einfach unvorstellbar, dass sein Vater jemals einem Jäger zum Opfer fallen würde. Auch der Geruch der Frau, die neben dem Monster kniete, der seinen Vater, seinen Sohn und seine Frau und sicher auch seinen kleinen Bruder und dessen Sohn auf dem Gewissen hatte, kam ihm bekannt vor. Aber er war am Tatort lange nicht so dominant gewesen wie der des afroamerikanischen Mannes. Von dem Mann, den sein Neffe im Griff hatte ging ein seltsamer Duft aus. Er war anziehend und doch hatte Adrianas Vater in der hintersten Ecke seines Gedächtnisses die Information gespeichert, dass dieser Duft für Vampire nichts Gutes bedeutete.

„Er,“ sagte Adrianas Vater und deutete auf Gordon.

„Ja, er hat sie getötet,“ sagte seine Schwägerin.

„Er hat Ewan getötet,“ sagte er.

„Dann hatte Adriana also Recht. Wir müssen sie los werden Sean. Der Familie wird es eine gewisse Genugtuung verschaffen. “

„Nein Dad. Bitte lass sie gehen. Wenn du sie tötest bringt es Mama und Patrick auch nicht wieder zurück. Außerdem würden sicher andere Jäger kommen um sich zu rächen. Grandpa hat unsere Familie hier her geführt, damit das Morden ein Ende hat und wir auch als Vampire endlich in Frieden leben konnten. Lass sie gehen, beschmutze nicht Großvaters Vermächtnis.“

Für eine Weile herrschte eine unangenehme Stille und Dean betete inständig, dass Adrianas kleine Ansprache bei ihrem Vater Früchte tragen würde und zumindest er und Kara hier heil raus kommen würden, um Gordon war es ihm eigentlich egal.

„Adriana, woher willst du wissen, dass sie nicht später wieder kommen und uns wieder angreifen werden?,“ fragte Sean seine Tochter.

„Weil sie wissen, dass wir den Menschen in dieser Stadt nichts antun werden. Sie haben keinen Grund uns zu töten. Ich habe ihm alles erklärt.“ Adriana deutete auf Dean.

„Er hat mich und Megan gerettet. Er ist anders als andere Jäger.“

„Sean, du kannst doch nicht wirklich in Erwägung ziehen sie gehen zu lassen,“ sagte die Frau, die Kara fest hielt. Mit einer eindeutigen Handbewegung brachte er sie zum Schweigen. Es verging wieder eine kurze Zeit, in der Sean das für und wieder abzuwiegen schien.

„Bitte Dad,“ sagte Adriana.

„Lasst die beiden los,“ sagte Sean und deutete auf Dean und Kara.

„Das kannst du nicht tun,“ sagte seine Schwägerin.

„Doch ich kann. Als Ewan ältester Sohn trage ich nun die Verantwortung für diese Familie und ich vertraue dem Urteil meiner Tochter.“

„Du wirst es als Oberhaupt dieser Familie schwer haben, wenn du den Mörder deines Vaters gehen lässt,“ sagte sie. Sean wusste, dass sie Recht hatte. Darum hatte er sich auch entschieden nur die Frau und den jüngeren Mann gehen zu lassen. Den Mörder würde er seiner Familie als Bauernopfer darbieten. Er wand ihr den Kopf zu und sah, dass nun auch seine männlichen Verwandten den Weg in seine Wohnung gefunden hatte.

„Seht zu, dass ihr verschwindet.“ Er zeigte auf Kara und Dean.

„Danke Dad,“ sagte Adriana und nahm ihren Vater in den Arm. Dean und Kara wurden losgelassen. Der Winchester half Kara auf. Die beiden gingen langsam und unsicher in Richtung Tür, die jedoch von den Vampiren versperrt wurde.

„Lasst sie gehen,“ forderte Sean. Es bildete sich eine Gasse. Kara sah zu Gordon. Ehe sie fragen konnte was mit ihm ist, sagte Sean zu seinen Angehörigen:

„Mit ihm könnt ihr machen, was ihr wollt.“ Dann ging er mit Adriana an Kara und Dean vorbei, um nach seiner zweiten Tochter zu sehen und endlich die Trauer über den Lust so vieler geliebter Verwandter zuzulassen.
 

Kaum waren Sean und seine Tochter aus dem Raum, da stürzten sich die übrigen Vampire auch schon auf Gordon. Dean packte Karas Hand und zog sie hinter sich her. Er war zwar der Meinung, dass Gordon nun seine gerechte Strafe bekommen würde, aber er wollte nicht unbedingt dabei zusehen und Kara wollte er diesen Anblick auch nicht zumuten. Sie rannten aus dem Apartmenthaus und stoppten erst, als sie wieder am Impala angekommen waren. Sie stiegen ein und sprachen während der Fahrt kein Wort. Beide wussten, dass es keine Möglichkeit gegeben hatte um Gordon vor seinem Schicksal zu bewahren. Sie verstanden beide, dass Sean seiner Familie die Chance auf Rache nicht vorenthalten konnte, wenn er sich als neues Familienoberhaupt behaupten wollte und vielleicht konnte er dadurch auch selbst ein winziges Stückchen Seelenfrieden erlangen. Kara und er konnten froh sein, dass sie noch am Leben waren. Als sie am Motel ankamen brach Dean das Schweigen.

„So, was hast du nun vor?,“ fragte er Kara. Sie zuckte mit den Schultern.

„Ich weiß es nicht. Ich meine, ich habe ja nicht mal ein Auto.“

„Da mach dir mal keine Sorgen. Ich könnte dich zum Bahnhof bringen oder dir helfen ein Auto zu organisieren.“

„Könnte ich vielleicht mit dir mitkommen?,“ fragte sie. Kara war der Meinung, dass wenn sie vor Ort war, sie schon irgendwie unauffällig Deans Freundin würde vergraulen können und dann hätte sie freie Bahn.

„Ich denke, dass wäre keine gute Idee. Ich finde nach wie vor, dass du dich mit deinem Bruder aussprechen solltest. Wir sollten uns erst wieder sehen, wenn du…uh…ähm…keine Gefühle mehr für mich hast.“

~Als würde das jemals der Fall sein~ dachte Kara.

„Aber wir werden uns irgendwann wieder sehen, oder?“

„Irgendwann, vielleicht.“ Dean fühlte sich bei diesem Gespräch sichtlich unwohl. Sie war ihm noch immer viel zu anhänglich. Er wollte jetzt Kara einfach nur auf den Weg bringen, dann bei Mortie das GPR abholen und endlich zurück zu Sam fahren.

„Ich werde dann mal schnell meine Sachen holen. Du kannst mich dann am Bahnhof absetzen. Ich glaube, du hast Recht, ich sollte mich mit meinem Bruder aussprechen.“ Sie stieg aus dem Impala aus und ging in ihr Motelzimmer. Dean nutzte diese Zeit und rief Mortie an um sicher zugehen, dass dieser gleich am vereinbarten Treffpunkt sein würde. Mortimer ging auch sofort an sein Handy.

„Hey Dean! Ist mit den Vampiren alles glatt gegangen?“

„Wie mans nimmt. Hör zu. Ich bring Kara gleich zum Bahnhof und dann mach ich mich auf den Weg zum New England Aquarium. Ich denke mal, dass ich in einer halben Stunde da sein werde und für dich wäre es das Beste, wenn dein fauler Arsch und das GPR dort dann auf mich warten würden.“

„Kein Problem. Ich bin ja schon hier. Wir treffen uns an dem Hot Dog Stand. Den kann man nicht übersehen. Er ist ganz in der Nähe des Aquariumshops.“

„Okay. Bis dann.“ Dean legte wieder auf. Zwei Minuten später kam Kara wieder aus dem Motelzimmer. Sie warf ihre Tasche auf die Rückbank und setzte sich dann wieder neben Dean, der sofort den Motor anließ und los fuhr.

„Ich hoffe es geht heute noch ein Zug in Richtung Oregon und wenn nicht fahre ich zum Flughafen,“ sagte Kara. Dean sagte nichts.

„Denkst du es ist richtig die Vampire hier weiter leben zu lassen?,“ fragte sie ihn.

„Ich weiß für jemanden, der seine Mutter und kleine Schwester durch Vampire verloren hat muss es verrückt sein, nicht alle Vampire zu töten, aber ich denke wirklich, dass diese Vampire hier anders sind. Immerhin haben sie uns gehen lassen.“

„Ja, vielleicht hast du Recht.“ Wieder schwiegen sie. Dean in Gedanken bei Sam und Jenny und Kara in Gedanken, ob sie Dean nicht doch dazu bringen könnte ihn zu begleiten.
 

Sam hatte Jenny gerade gefüttert und ins Bett gebracht. Die kleine war überraschenderweise ziemlich müde gewesen und eingeschlafen, ehe die Sonne richtig unter gegangen war. Jetzt stand er alleine in dem kleinen Garten hinter ihrem Ferienhaus und betrachtete den Sonnenuntergang.
 

Here I am again in this mean old town

And youre so far away from me

And where are you when the sun goes down

Youre so far away from me
 

Er hatte seit heute Morgen nichts mehr von Dean gehört und machte sich ein wenig Sorgen um den Älteren. Sam hoffte, dass sein Bruder bald zurück war, damit er endlich wieder er selbst sein konnte und sich nicht länger so alleine fühlte. Schon komisch wie schnell Sams Glück von Deans Anwesenheit abhängig geworden war.
 

Im tired of being in love and being all alone

When youre so far away from me
 

Als der Himmel in einen wunderschönen orangenen Ton angenommen hatte seufzte Sam und ging zurück in das Ferienhaus. Er holte sich das Eis raus und schmiss die Mikrowelle an um das Popcorn zu machen. Jetzt wo Jenny schlief konnte er endlich in Ruhe den Film sehen, den er ausgeliehen hatte. Einige Minuten später saß er mit einer riesen Portion Eis und Popcorn auf der Couch und sah wie Alan Rickman alias Hans Gruber die Partygäste der Weihnachtsfeier als Geiseln nahm und die Rezeption des Hochhauses besetzte. Der Film nahm seinen lauf und die erste Portion Eiscreme war schnell Geschichte und Sam ging in die Küche um die Schüssel noch mal aufzufüllen.

„Denkst du wirklich du hast eine Chance gegen uns, Mr. Cowboy?“

„Yippee-ki-yay, Schweinebacke.”

Der Spruch hätte auch von Dean sein können, dachte Sam. Überhaupt erinnerte dieser Film ihn sehr an seinen Bruder und ihr Leben. Dean steckte ordentlich was ein, stand aber ganz schnell wieder auf und kämpfte weiter. Okay, sie hatten es nicht mit Terrorristen zu tun, aber ihre Fälle hatten schon einiges gemeinsam. Und am Ende schafften sie es auch immer das Monster zur Strecke zur bringen. Einige Minuten später rekelte sich Sam auf dem Sofa. Er hatte die dritte Portion gerade verdrückt und jetzt ging nichts mehr rein und selbst wenn. Es war nichts mehr übrig. Er hatte alles aufgegessen. Gott, jetzt stopfte er sich schon genau so viel rein wie Dean. Wenn Jenny jetzt schreien würde, wusste Sam nicht, ob er es mit seinem vollen Bauch überhaupt die Treppe hoch schaffen würde. Dieses „Frust mampfen“ trug auch nicht gerade dazu bei seine Männlichkeit zu verdeutlichen. Zum Glück würde Dean das nicht mitbekommen. Aber der Zucker des Eises hatte in ihm einen kleinen Glücksschalter umgelegt. Er sah sich weiter den Film an und dachte an Dean. Wenn es von „Stirb langsam“

jemals eine Nachverfilmung geben würde, wäre Dean die ideale Besetzung für die Rolle des John McClane. Das Eis hatte einwenig seine Sinne vernebelt und seine Phantasie angeregt. Er stellte sich Dean vor. In einer hautengen Jeans und so einem schmutzigen, zerfetzten Unterhemd wie es Bruce Willis gerade trug und unter dem sich Deans Muskeln abzeichneten. Wie er sich dann bückte und eine Waffe aufhob. Wie sich Deans Hintern in der engen Jeans abzeichnen würde. Und langsam kam Leben in Sams untere Körperregion.

„Oh man!,“ entfuhr es Sam. Er versuchte die aufkeimende Erektion zu unterdrücken, doch die Gedanken an Dean waren zu dominant und ließen sich nicht unterdrücken. Also würden ihm nur zwei Möglichkeiten bleiben. Entweder kalt duschen oder selber Hand anlegen. Die erste Option schied jedoch aus, weil Sam sich nun doch ziemlich sicher war, dass er es nicht so bald die Treppe rauf schaffen würde ohne sich übergeben zu müssen. Demnach bleib nur noch Variante zwei. Nicht das er es nicht gern tat. Er hatte es nur nicht mehr besonders oft getan seit der Sache mit Jessica. Aber Sam war sich sicher, dass das wie Fahrrad fahren war. Etwas dass man nicht verlernen konnte. Und hätten bei Sam noch irgendwelche Zweifel bestanden, dass er auf Dean stand, dann wäre der spätestens jetzt ausgeräumt. Der Jüngere war etwas überrascht wie heftig sein Körper schon allein auf die Gedanken an Dean hin reagierte. Er ließ seine Hand in seine Shorts wandern und umschloss seine Männlichkeit. Er dachte dabei daran wie es wäre Dean jetzt zu küssen. Etwas wovon Sam wahrscheinlich nie genug bekommen würde. Er liebte Deans volle Lippen. Sams Gedanken gingen weiter. Er stellte sich vor was Dean mit seinen Lippen noch alles mit ihm anstellen könnte. Sam wollte sie am liebsten überall auf seinem Körper spüren. In seiner Phantasie war es nun nicht mehr seine Hand, die sich um seine Erektion kümmerte, sondern Deans Mund. Allein die Vorstellung brachte Sam dazu seine Pumpbewegungen zu beschleunigen. Ein anderer Teil seines Hirns fragte sich derweil ob seine Phantasie realistische Chancen hatte wahr zu werden. Würde Dean ihm jemals einen Blowjob geben? Sam konnte Dean in der Hinsicht absolut nicht einschätzen. Sollte er vielleicht Dean einfach darum zu bitten? ~Ja klar. Am besten noch mit "Los Baby blas mir einen!" wie der Typ von American Pie.~ schoss es Sam durch den Kopf. Jessica hatte das irgendwann einfach ganz spontan gemacht und damit Sam einwenig überrumpelt, so dass es peinlich schnell vorbei war. Die Anfangszeit der Beziehung mit Jessica war ohnehin nicht die Zeit seiner sexuellen Höchstleistung, da er anfangs einfach viel zu schnell kam. Was seiner Meinung nach daran lag, dass Jessica seine erste wirkliche Freundin war. Während Dean sich auf ihrer Reise quer durchs Land, jedes Mal fast durch seine ganze Stufe vögelte, kam Sam meist kaum über das Küssen hinaus, weil er einfach länger brauchte. Er wollte die Mädchen immer erst besser kennen lernen und ehe er mit den Mädchen dann den nächsten Schritt hätte wagen können waren sie meist auch schon in der nächsten Stadt. Daher hatte er einfach noch nicht so viel Erfahrung, aber irgendwann hatte es Sam dann doch geschafft ein ausdauernder Liebhaber für Jessica zu werden. Jedoch hatte es ihn niemals so angemacht sie kommen zu sehen, dass er selber kam ohne irgendwas zu tun, so wie Deans Anblick es geschafft hatte. Mit einem Mal wurde Sam bewusst, dass er Dean hoffnungslos verfallen war und was ihn überraschte war, dass es ihm keine Angst machte. Es war überwältigend, aber er war sich sicher, dass Dean sich gut um ihn kümmern würde und das wahrscheinlich in jeglicher Hinsicht. Sams Hand strich derweil immer schneller an sich auf und ab. Er stellte sich vor wie Dean vor ihm auf den Knien war und sein Mund seine komplette Männlichkeit in sich aufnahm während er Sam mit lustverschleierten, grünen Augen ansah. Als der Abspann des Films lief, hatte sich Sams Boxershorts in ein feucht-klebriges Biotop verwandelt. Er stöhnte. Jetzt musste er doch hoch gehen und duschen.
 

Dean hielt mit dem Impala vor der Eingangshalle des Bahnhofs. Kara war ausgestiegen und hatte sich ihre Tasche geschnappt. Sie hatte Dean noch ein Mal gefragt, ob sie sich ihm nicht doch anschließen dürfe und Dean hatte es zur Abwechslung mal mit der Wahrheit probiert und zu ihr gesagt, dass sie und Sam sich an die Gurgel gehen würden, falls Sam ihn nicht vorher den Hals umdrehen würde, weil er Kara überhaupt mitgebracht hatte und das schien sie dann wohl auch eingesehen zu haben.

„Auf wieder sehen, Dean.“

„Ja,“ kam es lediglich von dem Winchester.

„Wenn ich mal Hilfe brauchen sollte, darf ich dich doch anrufen oder?“

„Natürlich.“ ~Auch wenn ich nicht weiß, ob ich dann kommen würde~ fügte er gedanklich hinzu. Klar würde er dafür sorgen, dass sie Hilfe bekam, aber ihm wäre es am liebsten, wenn er in naher Zukunft nichts mit ihr zu tun haben würde.

„Ich würde ja jetzt sagen, Grüß Sam von mir, aber das würdest du mir wohl eh nicht abkaufen.“

„Nein, wohl kaum. Gute Fahrt Kara.“ Sie schloss die Beifahrertür und trat dann ein paar Schritte zurück. Dean startete wieder den Motor und fuhr langsam die Einfahrt hinunter. Kara sah ihm nach. ~Warts nur ab, Dean. Ich werde dich schon noch irgendwann kriegen.~ dachte sie und ging dann in die Bahnhofshalle.
 

Während Dean auf dem Weg zur Hafengegend war schossen ihm immer wieder die Bilder von der toten Vampirfrau und vor allem des toten Babys vor Augen. Heute war definitiv ein scheiß Tag, selbst für einen Jäger wie ihn, der bis dato geglaubt hatte, dass ihn eigentlich nichts mehr würde schocken können, aber Gordons Massaker hatte ihn eines Besseren belehrt. Er machte sich ein wenig Vorwürfe, dass er Gordon nicht davon abgebracht hatte zum de Apartmenthaus zu gehen. Diese Vampire wollten wirklich nur in Ruhe leben, warum hatte er Adriana das nicht wirklich glauben können? Dann wären die Frau und der kleine Junge jetzt noch am Leben. Zum Glück hatte er noch Sam auf den er sich freute, wie ein kleines Kind auf Weihnachten. Sobald er wieder bei seinem Bruder war würde alles besser sein und er würde hoffentlich vergessen können, was heute passiert war. Er wusste ja eigentlich, dass er Gordon nicht hätte aufhalten können, aber er wollte es von jemand anderem gesagt bekommen, wollte es von Sam hören.
 

I feel your whisper across the sea

I keep you with me in my heart

You make it easier when life gets hard
 

Den Hot Dog Stand fand Dean ziemlich schnell, was wohl vor allem daran lag, dass Mortie direkt davor stand und sich gerade einen Hot Dog genehmigte.

„Hi Dean! Wilscht du ausch einen?,“ fragte er den Jäger mit vollem Mund.

„Nein Danke. Das GPR Mortie.“

„Komm mit, dasch hab isch im Autscho.“ Dean folgte ihm zu seinem Dodge. Mortie öffnete am Wagen angekommen den Kofferraum. Verschmierte dabei die Autoschlüssel mit Senf und Ketchup. Ehe er das GPR rausholen konnte hatte Dean ihn bei Seite geschoben und das GPr selber heraus geholt. Er konnte gut und gerne darauf verzichten, dass Morties schmierige Finger das Gerät einsauten.

„Du weißt wie es funktioniert?,“ fragte Mortie ihn. Dean war ein wenig überrascht, dass das GPR wiedererwartend doch relativ klein und kompakt war.

„Ja, ich denke schon,“ sagte der Winchester.

„Gut, ich hätte es dir aber auch erklärt. Der Typ von dem ich es habe, hat es mir erklärt und ich habs verstanden.“

Wenn Mortimer es sogar verstanden hatte, dann würde Dean es alle Mal schaffen damit umzugehen.

„Danke,“ kam es von Dean. Er ging in Richtung Impala. Mortimer folgte ihm.

„Hey, was ist jetzt mit den Vampiren? Muss ich die Stadt verlassen und unter tauchen?“

„Ich denke, die haben in nächster Zeit genug andere Dinge zu tun, aber ich würde trotzdem zusehen, dass ich mich unauffällig verhalte, wenn ich du wäre.“

„Gut zu wissen. Vielleicht mach ich Mal nen kleinen Urlaub und lass das Wetten.“

„Das ist wohl das klügste, was du je gesagt hast, seit wir uns kennen.“ Sie kamen am Impala an und Mortie begutachtete den Wagen anerkennend. Dean packte das GPR auf die Rückbank.

„67er Impala?“ Dean nickte.

„Echt gut in Schuss das Baby. Wenn du vorhast sie zu verkaufen melde dich bei mir, ich kenn da ein paar Autonarren, die dir ne schöne Stange Geld für den Wagen hinlegen würden.“

„Ich würde sie für kein Geld der Welt verkaufen,“ sagte Dean.

„Du hast ja meine Nummer für den Fall, dass du es dir doch mal anders überlegen solltest. Ich kann ja gerne schon mal ein paar Angebote einholen. Lässt du mich kurz unter die Haube sehen, damit ich mir einen Überblick verschaffen kann wie fit sie ist?“

„Überspann dein Glück nicht, Mortie,“ sagte Dean und sah den anderen mit einem harten Blick an, fast so als hätte er ihn gefragt, ob er seiner Schwester (die er ja nicht Mal hatte) unter den Rock gucken dürfte.

„Okay. Ich glaub ich habs verstanden. Dann komm mit deinem Baby Mal gut an dein nächstes Ziel,“ verabschiedete sich Mortie.

„Machs gut Mortie und halt dich aus Schwierigkeiten raus.“

„Kein Problem und wenn ich dir mal einen Gefallen tun kann, ruf mich an.“

„Da kannst du Gift drauf nehmen.“ Dean stieg in den Impala und schlug kurz danach die Richtung nach Truro ein.
 

Es gab Stau, seltsam zu dieser Tageszeit, aber es ging Richtung Wochenende und Cape Cod war ein beliebtes Ziel für einen Kurztrip. Währen er im Schneckentempo im Impala den Highway entlang tuckerte kam ihm Gordon in den Sinn. Er war für Dean nicht weniger Monster als die Dinge die er jagte und es wahr wohl ganz gut so, dass er jetzt tot war. Dean machte sich immer noch Vorwürfe, dass die Familienmitglieder von Adriana umgekommen waren, aber momentan hatte er mehr Angst davor, was Adriana zu ihm gesagt hatte. Sie hatte gesagt, Sam und sein Blut sei anders. Woher wusste sie das und was hatte das zu bedeuten? Und dann kam in ihm die Angst hoch was passieren würde wenn es noch andere Jäger wie Gordon gab, die alles, aber auch wirklich alles würden töten wollen, dass auch nur ein ganz klein wenig Übernatürlich war. Was würde passieren, wenn sie von Sam erfahren würden? Würden sie ihn auch töten? Selbst wenn sie wollten, er würde nie zulassen, dass Sam was passiert. Dean dachte an Sam. Ob der Jüngere wohl noch immer sauer war, dass er sich in diesen Vampirfall eingemischt hatte? Er wollte nicht, dass Sam sauer ist. Er wollte einfach nur mit ihm zusammen sein, weil er in seiner verrückten Welt die einzige Person war, die ihm ein wenig Frieden und Glück bescherte. Dean war sich sicher, dass die Beziehung zu Sam von Dauer sein würde. Sie konnten es sich nicht leisten zu versagen, weil sie dann beide alles verlieren würden. Alles was Dean jetzt noch wollte war endlich zu Hause anzukommen und bei Sam zu sein.
 

If a million miles were between us

I d want you to know

If I had to drive all day […]

[…] I m coming home tonight

Don t let it play on your mind

Cause my devotion is for all time
 

Er war erschöpft. Sein Rücken schmerzte mehr, als er sich selber eingestehen wollte und dem unangenehmen Gefühl zufolge, dass er an der Bisswunde, die ihm der Vampir zugefügt hatte, verspürte, hatte sich diese höchstwahrscheinlich entzündet. Aber er war endlich wieder da wo er hingehörte.
 

Lucky to be coming home again
 

Er blickte auf Sams Tochter hinab, die friedlich in ihrem Bettchen schlief. Er versuchte die Erinnerung an ein ähnliches Kinderbettchen mit blutgetränkten Laken und einer winzigen, kopflosen Leiche darin zu verdrängen und sich nur auf Jenny zu konzentrieren, was ihm nicht wirklich gelang. Diesen Anblick würde er wahrscheinlich nie vergessen können, aber wenigstens die Sicht auf dieses wundervolle, kleine Wesen, das unschuldig und rein den Schlaf der Gerechten schlief, ließ ihn den Gedanken an das Geschehen der vergangenen Stunden abschütteln. Ein Lächeln breitete sich auf Deans Gesicht aus, als er sah wie Jenny sich ihren kleinen Daumen in den Mund steckte und sich ihr Griff um ihre Stoffschildkröte festigte. Es war das schönste was Dean an diesem Tag gesehen hatte. Er beugte sich zu ihr herunter und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Danke Kleines, du hast mir den Tag gerettet.“ Er streichelte ihr über die Wange. Vernahm die Wärme, die sie ausstrahlte. Sah wie ihr Brustkorb sich hob und sank, fühlte ihren Atem seine Haut streifen und spürte das Leben, dass sie durchströmte. Ein Leben, dass er bereit war mit dem seinen zu beschützen. Er hatte den Schmerz auf dem Gesicht von Adrianas Vater gesehen und da war ihm klar geworden, dass er nicht stark genug war. Adrianas Vater hatte „wenigstens“ noch seine beiden Töchter, für die stark sein würde und andere Angehörige, die ihm eine Stütze sein würden. Er jedoch hatte nur einen Vater, der selber nicht den Tod seiner Frau verarbeiten konnte und ihm wahrscheinlich keine große Stütze sein würde. Er würde zerbrechen wenn er Sam und Jenny verlieren würde. Sie waren sein Leben, seine Familie, sein Glück. Angst breitete sich in ihm aus, als ihm bewusst wurde, wie zerbrechlich und gefährdet all das war.
 

Nach seiner Dusche war er ins Bett gegangen, aber Sam hatte nicht wirklich schlafen können. Zum einen weil er definitiv zu viel Eis mit Popcorn hatte und zum anderen, weil Dean noch nicht zurück war und er ohne Dean neben sich oder wenigstens in unmittelbarer Nähe, mittlerweile einfach ewig brauchte um einzuschlafen. Er gab ein erleichtertes Seufzen von sich, als er das vertraute Motorengeräusch des Impalas hörte, der gerade in die Einfahrt vor der Garage einbog. Sam vernahm wie kurz darauf die Tür geöffnet wurde und dann die Tür wieder ins Schloss fiel. Dann hörte er Dean die Treppe hoch kommen. Sam unterdrückte den Impuls aufzustehen und Dean förmlich anzuspringen, weil das zum einen unmännlich und zum anderen Mega peinlich wäre und der Ältere ihn damit wohl ewig aufziehen würde. Als Dean allerdings nach fünf Minuten noch immer nicht in ihrem Schlafzimmer aufgetaucht war, stand Sam doch auf. In Schlafshorts und T-Shirt schritt er über den Flur und sah, dass Dean an Jennys Bettchen stand. Er lächelte, als er sich an die Nacht in St. Paul erinnerte an dem die Klimaanlage gestreikt hatte und er mit Dean zum ersten Mal seit sie erwachsen waren in einem Bett geschlafen hatte. Damals hatte er Dean auch am Bett seiner Tochter vorgefunden. Er wollte den Älteren gerade ansprechen, als er Dean leise mit Jenny sprechen hörte.

„In den letzten 24 Stunden ist viel passiert, weißt du und ich habe auf dem Heimweg viel nachgedacht. Die Fähigkeiten, die dein Daddy hat mögen zwar beunruhigend und nicht natürlich sein, aber eigentlich ist es mir egal. Ich liebe ihn und vertraue ihm. Er wird damit niemals etwas Schlimmes tun. Er ist nicht böse, auch wenn es sicher einige Jäger gibt, die in ihm eine Gefahr sehen werden, falls sie jemals mitbekommen sollten, dass dein Dad übernatürliche Fähigkeiten hat, aber ich werde niemals zu lassen, dass solche Leute deinem Dad auch nur ein Haar krümmen. Ich habe zwar keine Ahnung, ob diese Fähigkeiten irgendwie vererbt werden können und du vielleicht später auch besondere Fähigkeiten entwickelst, aber du sollst wissen, dass es okay ist und ich dich genau so beschützen werde wie deinen Dad.“ Er streichelte ihr über das weiche, wuschelige Haar, dass Sammys so ähnlich war und gab ihr noch einen kleinen Kuss auf die Stirn.

Sam war bei Deans Worten ganz warm ums Herz geworden und er verspürte eine gewisse Anspannung von ihm abfallen. Er brauchte keine Angst haben Dean von seiner Vermutung bezüglich Jenny zu erzählen. Natürlich würde es Dean umhauen und wahrscheinlich würde er ein wenig ausflippen, aber nachdem, was Sam eben gehört hatte, wusste er, dass Dean damit klar kommen und die Kleine deswegen nicht weniger lieben würde. Langsam schritt er auf den Älteren zu. Dean hörte seine Schritte und drehte sich um. Ehe er es sich versah fand er sich auch schon in einer stürmisch-liebevollen Umarmung wieder. Er spürte Sams Wange an seiner eigenen und sofort erwiderte er die Umarmung. Sogleich verschloss Sam Deans Lippen mit den seinen und gab ihm einen so leidenschaftlichen, intensiven, ja nahezu sehnsüchtigen Kuss, dass man hätte meinen können, dass sie sich Jahre nicht gesehen hätten. Der Ältere war heil froh, dass Sam ihn dabei umarmte, denn so mädchenhaft es Dean auch vorkam, so bekam er bei diesem Kuss doch ziemlich weiche Knie und es kribbelte in ihm als hätte er eine Horde Ameisen in sich (Schmetterlinge im Bauch waren als Vergleich schlicht zu weibisch für Dean). Die Personen, die dieses Gefühl in ihm durch einen Kuss auslösen konnten, konnte Dean an einer Hand ablesen und würde dafür nicht mal alle Finger brauchen. Nach einer gefühlten Ewigkeit, die Dean trotzdem noch zu kurz vorkam, beendete Sam den Kuss. Gott, er hatte es vermisst Deans volle Lippen zu küssen.

„Dean,“ hauchte ihm der Jüngere in den Nacken. Dean entgegnete ein leises:

„Sammy.“ Genannter schloss Dean noch fester in seine Arme, was keine gute Idee war. Sam hatte auf ein Mal das Gefühl, als müsse er sich übergeben. Nicht wegen Dean, sondern wegen seinem viel zu vollen Bauch, der sich gerade unangenehm dicht gegen Deans drückte. Auch für den Rücken des Älteren war diese feste Umarmung ein wenig unangenehm, da er einen Druckschmerz verspürte und leicht zusammen zuckte, was Sam natürlich nicht entging. Dabei hatte Dean gerade das vermeiden wollen. Sam lockerte seine Umarmung augenblicklich und drückte den Kleineren ein Stückchen weit von sich.

„Alles in Ordnung?“ Die Frage war rhetorisch, da Sam genau spürte, dass dem nicht der Fall war und er würde nicht eher nachgeben, bis Dean es ihm gegenüber zugeben würde. Er musterte Dean und sein Blick blieb an dem Pflaster haften, dass die Vampirbisswunde verdeckte. Er runzelte die Stirn.

„Was ist das?,“ fragte er mit Nachdruck.

„Nur ein Kratzer,“ antwortete Dean und wich Sams Blick aus.

„Ich glaube den sollte ich mir mal ansehen.“

„Das ist nicht nötig Sam. Es ist halb so wild.“ Der Jüngere bemerkte erst jetzt, dass sich auf Deans Stirn ein leichter Schweißfilm gebildet hatte. Sam hielt seine Hand gegen Deans Stirn.

„Gott Dean! Du hast Fieber.“

„Du hast bloß kalte Hände.“ Dean versuchte sich aus Sams Griff zu befreien.

„Rede keinen Unsinn du Idiot. Das was du da hast ist sicher nicht nur ein Kratzer. Ich wette mit dir die Wunde hat sich entzündet.“

„Sam…“

„Nichts Sam. Wir gehen jetzt rüber ins Schlafzimmer und ich kümmere mich darum.“ Er zog den Älteren aus Jennys Zimmer über den Flur in ihr Schlafzimmer.

„Setz dich und zieh dein T-Shirt aus,“ sagte Sam mit einer Autorität in seiner Stimme, die er von seinem Vater kannte und genauso wenig wie er fähig war John zu widersprechen, wagte er es auch nicht es bei Sam zu tun. Wahrscheinlich war dies auch der Grund warum sich Sam diesen autoritären Tonfall angeeignet hatte. Also setzte Dean sich aufs Bett, zog sein T-Shirt aus und harte der Dinge, die da kommen mochten.
 

Sam war derweil ins Bad gegangen um den Verbandskasten zu holen. Als er wieder ins Schlafzimmer kam saß Dean mit dem Rücken zur Badezimmertür und Sam sah die immensen Prellungen und Blutergüsse an dem Rücken des Älteren.

„Was zur Hölle ist passiert?,“ fragte Sam. Dean rollte mit den Augen. Jetzt hatte sein Bruder auch noch den Rest der Blessuren gesehen, die er sich bei dem Vampirintermezzo zugezogen hatte.

„Es ist keine große Sache Sam.“

„Natürlich nicht und das an deinem Rücken sind auch keine blauen Flecke sondern Reste vom Bodypainting oder was?“ Ehe Dean etwas entgegnen konnte sprach Sam weiter.

„Warum hast du mir davon nichts erzählt, als wir telefoniert haben?“ Er kniete sich hinter Dean und entfernte das Pflaster. Es ziepte und Dean zuckte zusammen.

„Hab ich doch. Ich sagte dir, dass es ein kleines Problem mit Vampiren gab.“

„Aber du hast es nicht für nötig gehalten, mir zu sagen, dass du gebissen wurdest und scheinbar auch sonst noch ordentlich was abgekriegt hast.“

„ Kara hat mir gleich ein Pflaster verpasst.“

Sam runzelte bei dem Klang ihres Namens die Stirn und betrachtete die Bisswunde auf der sich bereits ein eitriger Film gebildet hatte. Die Wunde war zweifelsohne entzündet.

„Und ich nehme mal an, dass diese Schlampe sich nicht mal die Mühe gemacht hat die Wunde zu desinfizieren.“ Dean sagte nichts. Sie hatte ihm wirklich nur das Pflaster gegeben, aber hatte ihm angeboten es sich anzusehen, als er sich am frühen Nachmittag aufs Bett geworfen und Schmerzen verspürt hatte. Allerdings hatte er ihre Hilfe abgelehnt.

„Hab nicht gedacht, dass es so schlimm ist,“ sagte er warhheitsgemäß.

„Dean, weißt du eigentlich wie viele Bakterien sich in der menschlichen Mundhöhle tummeln? Und ich will mir gar nicht vorstellen wie das bei Vampiren ist, die sich vielleicht nicht mal die Zähne putzen. Diese Kuh sollte eigentlich wissen wie man eine ordentliche Wundversorgung vornimmt. Ich sage dir, ich werde mich das nächste Mal wenn wir bei Bobby sind mal in diese Bücher über Flüche einlesen und dann verpass ich ihr einen eitrigen Abszess an ihrem dicken, dämlichen Hintern, sollte sie mir jemals unter die Augen kommen.“ Sam nahm die benötigten Utensilien aus dem Verbandskasten und begann dann damit den Eiter abzutragen, die Wunde zu spülen und anschließend zu desinfizieren, was natürlich höllisch brannte. Dean zuckte wieder zusammen.

„Ist ja schon vorbei,“ sagte Sam und küsste Dean in den Nacken. Der Ältere schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Wärme, die von Sam ausging. Er würde es nie zugeben, aber insgeheim liebte er es wenn Sam sich so liebevoll-mütterlich um ihn kümmerte. Nach einigen weiteren routinierten Handgriffen hatte Sam Deans Bisswunde mit einer Antibiotika beinhaltenden Salbe versehen und sie ordnungsgemäß verbunden.

„So, damit bin ich jetzt fertig. Jetzt zieh deine Hose aus und leg dich auf den Bauch, damit ich mich um deinen Rücken kommen kann,“ sagte Sam und stand vom Bett auf um abermals ins Badezimmer zu gehen.

„Mein Rücken sieht schlimmer aus, als er sich anfühlt. Es tut gar nicht so Doll weh. Ich komm klar Sam.“

„Gott Dean, ich hasse es wenn du das tust. Du bist zusammen gezuckt, als ich dich umarmt habe. Wie kannst du da behaupten, dass es nicht weh tut? Warum musst du es mir bloß immer so schwer machen? Es ist verdammt noch mal keine Schande zuzugeben, dass man Schmerzen hat. Also legst du dich jetzt freiwillig auf den Bauch oder muss ich erst nachhelfen?“ Sam sah ihn mit leicht grimmigem Gesicht an. Der Ältere nickte.

„Wunderbar. Nicht, dass ich was dagegen haben würde nachzuhelfen, aber ich will dir nicht unnötig weh tun.“ Mit einem leichten grinsen ging Sam ins Bad. Dean tat wie ihm geheißen, zog sich die Hose aus und machte es sich bäuchlings auf dem Bett bequem. Als Sam zurück kam hielt er Dean ein Glas Wasser und eine Pille hin.

„Nimm die. Das sollte gegen das Fieber helfen und morgen gehen wir zu dieser Ärztin.“

„Sam, ich glaube nicht, dass das nötig ist.“ Er schluckte die Tablette.

„Dean, du hast gesagt du würdest mitkommen und dich testen lassen und wenn wir dann eh schon da sind kann sie dir die Fäden an deiner Platzwunde ziehen und sich auch noch deine neuen Verletzungen ansehen.“

Das klang gar nicht mal so dumm. Diese dämlichen Fäden juckten ziemlich.

„Hm, ich kann mich daran erinnern, dass du mir ein Eis versprochen hast.“

Sam lachte und nahm eine Tube Salbe aus dem Verbandskasten, die gegen Prellungen half.

„Ja okay. Vielleicht kannst du die Ärztin ja auch dazu bringen dir einen Lutscher zu geben, wenn du ganz brav bist.“

„Mistkerl.“

„Idiot.“ Sam nahm Dean das leer Glas ab, stellte es auf den Nachttisch und platzierte sich dann breitbeinig über Dean, der nur noch seine Boxershorts trug und fing an die Salbe auf dessen Rücken zu verteilen. Der Anblick des Älteren unter sich war für Sam verdammt heiß, aber er verdrängte die Gedanken daran, was er mit Dean in dieser Position so alles anstellen könnte und fokussierte sich darauf die Salbe in die geschundenen Stellen einzumassieren. Für schmutzige Gedanken hatte er immer noch Zeit wenn es Dean wieder besser ging und dann würde er sich auch nicht mehr nur mit Phantasien zufrieden geben.
 

Der Ältere genoss das Gefühl der großen Hände, die sanft über seinen Rücken strichen und stellenweise einige Muskelpartien massierten und nahm Sams typischen Geruch war und diesmal war alles so, wie es sein sollte. Es fühlte sich verdammt gut und richtig an. Die kleine Massage ließ ihn sich entspannen.

„Tut gut, oder?,“ fragte Sam ihn und Dean gab daraufhin ein zufriedenes Stöhnen von sich.

Nachdem die Salbe verrieben war beugte sich Sam nach vorne und küsste Deans Nacken und Schulterblätter. Normalerweise hätte das und der Gedanke daran, was Sam in seiner jetzigen Position so alles mit ihm machen könnte, gereicht um Dean hart werden zu lassen, aber er war schlicht und einfach zu erschöpft und die Pille fing auch noch an zu wirken. Schmerz- und Fiebermedikamente machten ihn immer so schnell müde, was auch der Grund war, warum er bei Verletzungen eher auf harten Alkohol zurück griff. Er gähnte. Sam glitt zur Seite und brachte den Verbandskasten zurück ins Bad. Wieder zurück im Schlafzimmer hörte er seinen Bruder leise schnarchen. Er war auf dem Bauch liegend eingeschlafen. Sam lächelte. Er machte die Nachttischlampe an, schaltete das große Licht aus und krabbelte zu Dean ins Bett. Sam zog sein T-Shirt aus, denn jetzt wo Dean wieder neben ihm lag war es schlagartig um einige Grad wärmer geworden. Sam küsste ihn hauchzart auf die Wange und löschte dann wieder das Licht der Nachttischlampe ehe er sich in die Kissen kuschelte. Er lauschte noch kurz Deans kleiner schnarch Musik und schlief dann mit einem glücklichen Lächeln ein.

Kommt ein Mann beim Arzt

@Morathi: Ich meine diese Abhängigkeit ist nicht nur heftig aber verständlich, sondern irgendwie auch unausweichlich, weil sie nun ja einfach alles für einander sind. Verlieren sie den anderen verlieren sie alles. Ja dieses umdenken von Dean wollte ich ja gerade deswegen herbeiführen, dass er besser mit Sams Fähigkeit klar kommt
 

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Er war in dem Apartmenthaus. Er betrat die Wohnung im Erdgeschoss. Er sah die Leichen. Sah das Blut. Hörte Gordon im Hintergrund lachen. Es war ein irres, mordlüsterndes Lachen, dass Dean einen unangenehmen, kalten Schauer über den Rücken jagte. Plötzlich hörte er eine weibliche Stimme. Er blickte sich um und sah, dass die Stimme von dem abgeschlagenen Kopf der Vampirfrau ausging.

„Warum hast du ihn nicht gehindert her zukommen? Meine Tochter hat doch mit dir gesprochen. Warum seid ihr hier, warum hat er meinen Jungen getötet?“

„Es tut mir leid,“ stammelte Dean. Er sah die vorwurfsvollen Augen die ihm von dem körperlosen Kopf entgegen blickte. Dean wand den Blick ab. Er hörte einen Schrei und rannte in die Richtung aus der der Schrei gekommen war. Er öffnete die Tür hinter der das Zimmer von Adrianas kleiner Schwester war, doch als er durch die Tür trat befand er sich plötzlich in Jennys Zimmer. Es war voller Blut Gordon stand über Jennys Bettchen bei dem die Laken genau so blutgetränkt waren wie die in dem Bettchen des Vampirbabys.

„Nein!“ Schrie Dean. Er stieß Gordon zur Seite und sah das kleine Mädchen leblos daliegen. Abgestochen und aufgeschlitzt wie ein Schwein. Schwimmend in einer Pfütze aus ihrem eigenen Blut. Er hörte Gordon lachen. Dean rief nach Sam.

„Er kann dich nicht hören.“

„Was hast du mit ihm gemacht?“ Dean wollte wütend klingen, doch seine Stimme klang schwach und verzweifelt.

„Ich habe der Welt einen Gefallen getan. Dein Bruder war ein Monster. Ich habe mich um ihn gekümmert, so dass er niemals jemandem etwas antun kann und seine teuflische Brut habe ich gleich mit erledigt. Du solltest mir dankbar sein.“

„Wo ist er?“ Dean hatte noch nie soviel Angst in seinem Leben verspürt. Gordons Blick schweifte zu dem großen Bett. Dean folgte seinem Blick. Der Bettbezug war blutrot. Die Decke verbarg einen Körper. Mit zitternden Fingern riss Dean die Decke zurück und dort lag Sam. Ebenso zugerichtet wie Jenny.

„Nein!“ Dean sackte neben Sam zusammen. Streichelte ihm über die langsam erkaltenden Wangen, als könnte er den Jüngeren damit wieder ins Leben zurück holen.
 

Sam wurde wach. Es war mitten in der Nacht. Dean wälzte sich unruhig hin und her. Schrie immer wieder die Worte `nein` und `Sam`. Der Jüngere Winchester konnte sich nicht erinnern, dass sein Bruder jemals einen Alptraum gehabt hatte. Er rutschte näher an den Älteren heran und schüttelte ihn sanft, aber bestimmt an den Schultern.

„Ich bin hier Dean. Wach auf, du träumst nur. Ich bin hier.“ Sam wiederholte seine Worte einige Male ehe Dean endlich aufwachte und dann kerzengerade im Bett saß. Er schwitzte und atmete schwer.

„Sammy?“

„Ja, ich bin hier Dean.“ Sam wollte ihn in die Arme nehmen, doch Dean schreckte zurück.

„Du hattest einen Alptraum,“ sagte Sam mit beruhigender Stimme und streckte seine Hand abermals nach dem anderen Mann aus. Dean war noch nie so froh aufgewacht zu sein. Er war erleichtert, dass Sam sicher neben ihm lag und er wollte ihn so gerne in den Arm nehmen. Gleichzeitig aber kam der große Bruder, der keine Schwäche zeigen durfte in ihm durch. Sam streichelte ihm über die Wange.

„Was hast du geträumt?“

„Lass das Sam. Ich brauch das nicht. Ich bin kein Kind mehr.“ Er schob Sams Hand zur Seite. Aber als er Sams verletzten Gesichtsausdruck sah, bereute er seine Worte augenblicklich.

„Sam…“

„Schon okay Dean. Du solltest ins Bad gehen und dich ein wenig abtrocknen. Du hast geschwitzt. Das ist gut, aber ich will nicht, dass du dich verkühlst,“ sagte Sam und drehte sich zur Seite, wollte Dean nicht ansehen. Der ältere Winchester trottete ins Bad. Als er ein paar Minuten später zurück ins Schlafzimmer kam lag Sam mit dem Rücken zu ihm. Dean umrundete das Bett und legte sich auf seine Seite. Als Sam spürte, wie sich die Matratze absenkte, drehte er sich um, so dass er wieder mit dem Rücken zu Dean lag.

„Sam, es tut mir leid…,“ begann Dean wieder.

„Lass es gut sein Dean. Ich verstehe, dass du nicht darüber reden willst. Ich weiß, dass es schwer ist über etwas zu reden, das einem eine solche Angst bereitet hat. Besonders für jemanden wie dich, der Angst davor hat Angst zu haben, weil er es für eine Schwäche hält.“

Sam drehte sich zu Dean um und der Ältere blickte in zwei traurige, braune Hundeaugen. In denen der kleinere der beiden deutlich zwei Fragen erkennen konnte: Warum darf ich mich nicht um dich kümmern, dich halten, so wie du es immer für mich getan hast? Warum hast du solche Angst vor dieser Art von Nähe, wo ich doch genau spüre, dass du dich nach ihr sehnst?

„Ich will nur, dass du weißt, dass ich da bin, falls du doch darüber reden willst. Nichts, was du mir erzählst würde mich dazu bringen schlecht von dir zu denken.“ Sam beugte sich vor und küsste Dean kurz auf die Lippen. Dean hatte noch nie in seinem Leben einen so zärtlichen Kuss bekommen. Seine Lippen kribbelten, als hätte sie jemand mit einer Feder gestreift.

„Ich liebe dich, Dean,“ hauchte Sam leise, ehe er sich wieder auf die andere Seite drehte.

„Sammy…“

„Versuch wieder einzuschlafen. Schlaf wird dir gut tun,“ sagte Sam. Er wusste, dass obwohl er schon eine ganze Menge von Deans emotionalen Barrieren durchbrochen hatte, der Ältere immer noch einige Schwierigkeiten hatte sein Gefühle zu zeigen und sich Sam vollständig zu öffnen. Sam verfluchte seinen Vater zum x-ten Mal dafür, dass er Dean so erzogen hatte und versuchte dann selber wieder einzuschlafen.
 

Dean lag einige Zeit still neben Sam. Er hatte Angst wieder einzuschlafen, weil er Angst hatte wieder diesen Alptraum zu haben. Eigentlich wollte er sich fallen lassen, in Sams Armen halt und Schutz suchen, nicht mehr der starke, unerschütterliche Bruder sein. Die Hülle, die er der Welt tagtäglich präsentierte wollte er abstreifen, um er selbst zu sein. Der Mensch, den Sam trotz seiner harten Fassade schon immer in ihm gesehen hatte. Doch würde Sam das jetzt, nachdem er ihn eben so harsch von sich gewiesen hatte, überhaupt noch zu lassen? Er hatte gesehen, dass er den Jüngeren mit seinem Verhalten vor den Kopf gestoßen und verletzt hatte. Dean sah ein, dass er nicht mehr nur Sams großer Bruder war, sondern sein Lebenspartner und das bedeutete, dass er nicht mehr alleine die Verantwortung tragen musste und er musste zulassen, dass Sam sich auch Mal um ihn kümmerte.

„Sammy?,“ sprach Dean leise in den Raum hinein, um festzustellen, ob der Jüngere schon wieder eingeschlafen war.

„Ja Dean?,“ kam es sofort sanft von Sam zurück.

„Sam, ich…, das vorhin…, dass hab ich nicht so gemeint…ich…könntest du…,“ stammelte der ältere Winchester unsicher. Sam lächelte leicht. Er erkannte dieses Stammeln. Dean tat es immer, wenn er ihn um etwas bitten wollte, was ihm ein wenig peinlich war, da es seinen „großen Bruder Stolz“ ankratzte. Der größere der beiden drehte sich um, hielt Dean seine offenen Arme entgegen und sagte leise:

„Komm her zu mir.“ Dean rutschte langsam in die Arme des Jüngeren und kuschelte sich an ihn. Es fühlte sich merkwürdig an von Sam gehalten zu werden, aber dieses merkwürdige Gefühl verschwand in dem Moment in dem Sams Wärme ihn wie eine Decke einhüllte und das Gefühl der Liebe und Geborgenheit alles andere verdrängte. Dean erinnerte sich noch sehr genau daran, wann er sich das letzte Mal so gefühlt hatte. Er war vier und hatte all seine Süßigkeiten, die er an Halloween gesammelt hatte auf ein Mal gegessen und hatte ziemlich starke Bauchschmerzen. Mary hatte ihm eine Wärmflasche gemacht und sich mit ihm in sein Bett gequetscht. Ihn im Arm gehalten, seinen Bauch gerieben und ihm tröstende, aber auch mahnende Worte zugeflüstert. Er hatte ihr versprochen sich beim nächsten Halloween die Süßigkeiten einzuteilen und er würde Sam was abgeben, weil er dann ja schon Zähne haben würde. Seine Mutter hatte gelacht und war bei ihm geblieben, bis er eingeschlafen war. In der nächsten Nacht war Mary gestorben und es hatte für Dean niemals ein nächstes Halloween gegeben. Der Ältere spürte wie Sam ihm über den Rücken streichelte.

„Schließ die Augen Dean. Versuch zu schlafen. Ich bin hier.“ Es waren die gleichen Worte, die Dean ihm immer zugeflüstert hatte, wenn er einen Alptraum hatte. Sam war glücklich. Nicht, weil Dean einen Alptraum hatte, sondern weil er ihm endlich was von der Fürsorge zurückgeben konnte, die der Älter ihm Zeit seines Lebens entgegen gebracht hatte. Dean ließ zu, dass Sam für ihn da war und das war ein riesen Teilerfolg für den Jüngeren. Dean schmiegte seine Wange an Sams Brust. Der Jüngere war froh, dass das von dem Eis und dem Popcorn hervorgerufene Völlegefühl verschwunden war.

„Hey, sabber mich ja nicht voll,“ warnte Sam ihn und grinste. Der ältere Winchester murmelte etwas Unverständliches und schloss dann aber seine Augen und entspannte sich, während Sam ihn weiter im Arm hielt. Nach einigen Minuten drifteten die beiden Winchester in einen ruhigen, traumlosen Schlaf.
 

Am nächsten Morgen erwachte Sam als erstes. Dean lag halb auf ihm und benutzte ihn als Kopfkissen. Der Jüngere war froh, dass sein Bruder die restliche Nacht durchgeschlafen hatte. Sam verspürte ein Kribbeln in seinem Arm. Dean hatte diesen im Schlaf unter sich begraben und anscheinend war Sams Arm eingeschlafen. Vorsichtig manövrierte Sam seinen Arm unter Deans Köper weg und legte ihn dann um Deans Schultern. Mit der anderen Hand strich er dem Älteren übers Gesicht. Seine Temperatur war wieder normal. Als er Dean übers Haar strich regte sich dieser und wurde langsam wach. Er rieb seine Wange an Sams Oberkörper und liebkoste ihn mit einigen kleinen Küssen. Sam kicherte.

„Dir auch einen schönen guten Morgen Dean.“ Der Kleinere hob seinen Kopf und rutschte ein Stück höher um mit Sam auf Augenhöhe zu sein. Kurz sahen sie sich mit noch leicht verschlafenen Augen an. Sams fragend, Deans bittend und sie kamen überein, dass über die letzte Nacht vorerst nicht gesprochen werden müsste. Dann küssten sie sich. Langsam und zärtlich.

„Du bist nicht mehr heiß,“ sagte Sam schließlich.

„Oh, dass trifft mich jetzt aber hart. Ich hab nicht mal richtig angefangen dich zu küssen und schon ist deine Leidenschaft für mich erloschen,“ neckte Dean ihn. Auf Sams Wangen zeichnete sich bei Deans Worten ein leicht rosa Schimmer ab.

„Als würde das jemals passieren,“ murmelte der Jüngere gegen Deans Hals.

„Du weißt genau was ich meine,“ sagte er lauter als er sich von Dean löste.

„Ja und ich weiß auch was das heißt.“

„Ach ja?“

„Ja. Ich muss nicht zum Arzt.“ Er grinste frech.

„Dean, du wirst dich nicht drücken. Du musst für Jenny als glänzendes Beispiel voran gehen.“

„Das überlass ich lieber dem Daddy.“ Er tätschelte Sams Bauch.

„Du kannst dich winden wie du willst. Du hast es mir versprochen und aus der Nummer kommst du jetzt nicht mehr raus.“ Mit einer schnellen Bewegung hatte Sam Dean auf den Rücken gedreht. Er stützte sich mit seinen Händen über ihm ab.

„Was macht dein Rücken?,“ erkundigte er sich.

„Dem geht’s gut.“ Er legte seine Hände an Sams Wangen und zog ihn zu einem leidenschaftlichen Kuss zu sich nach unten. Als ihre Zungen anfingen sich gegenseitig zu necken erklang Jennys Stimmchen.

„Sa-Sa, Sa-Sa,“ drang ihr leicht quengelndes Mantra an die Ohren der beiden Männer. Sam lehnte seine Stirn gegen die des Älteren und seufzte.

„Bleib ruhig liegen Dean, ich sehe nach ihr.“

„Nein, ich steh auf. Wir müssen ja eh gleich zum Arzt, ehe das ganze Wartezimmer voller alter Damen ist, die über Herzinfarkte, Schlaganfälle und Krampfadern sprechen.“

„Dafür, dass du so gut wie noch nie beim Arzt warst, weißt du ziemlich viel darüber was im Wartezimmer so abgeht.“

„Sa-Sa…Din…,“ ertönte wieder Jennys Stimme, die langsam etwas ungehalten wurde.

„Woher weiß sie, dass ich wieder da bin?“

„Sechster Baby-Sinn?,“ schlug Sam vor.

„Vorschlag. Ich kümmere mich um Jenny und du machst Kaffee und Frühstück, damit ich nicht allzu grantig zu der Ärztin bin, wenn sie mir Blut abzapft…“ Er schüttelte sich leicht. Sam lachte. Sie standen beide auf.

„Sie ist sicher kein Vampir Dean.“

„Das hoffe ich doch,“ sagte der ältere Winchester. Er küsste sam auf die Wange.

„Kaffee?“

„Ja doch Dean.“ Sam rollte mit den Augen und ging dann nach unten. Dean lächelte leicht und ging in Jennys Zimmer.
 

Die Kleine saß in ihrem Bettchen und sah mit großen, glücklichen Augen zu Dean hinauf, als er auf sie zu kam.

„Din!,“ quiekte sie vergnügt und Dean glaubte so etwas wie Wiedersehensfreude aus der einen, kleinen Silbe herauszuhören. Er nahm sie hoch auf seinen Arm.

„Na Kleines, hast du mich vermisst?“ Er drückte ihr einen Kuss auf die Backe. Sie giggelte und brabbelte immer wieder Deans Namen vermischt mit Babysprache, die Dean nicht so recht zu Ordnen konnte. Er schnappte sich ein paar ihrer Anziehsachen und verschwand mit ihr im Badezimmer.

„Ich bin so froh, dass es dir gut geht.“ Er gab ihr einen Pustekuss auf den Bauch nachdem er ihr den Schlafanzug ausgezogen hatte. Sie giggelte weiter und bildete ein kleines Spuckebläschen. Dean grinste. Die Kleine Maus sah einfach nur zum knuddeln aus.
 

Keine viertel Stunde später kam Dean fertig angezogen mit Jenny nach unten in die Küche. Sam hatte bereits ihren Frühstücksbrei angerührt.

„Sag guten Morgen zu deinem Dad,“ sagte Dean zu Jenny.

„Sa-Sa,“ sagte sie und streckte ihre Arme nach ihrem Vater aus. Sam lächelte und gab ihr einen guten Morgen Kuss.

„Hallo Süße, na hast du gut geschlafen?“ Sam reichte nebenbei Dean eine Tasse Kaffee. Der Ältere setzte sich mit Jenny auf dem Schoß an den Tisch und begann die Kleine mit ihrem Brei zu füttern, den sie mit großem Appetit verdrückte. Sam nahm den Tost aus dem Toaster und legte ihn auf einen Teller, den er Dean dann gab, während er sich mit seinem Joghurt neben seinen Bruder setzte. Sie aßen eine Zeit lang ohne zu reden und grinste sich gegenseitig an während sie beobachteten wie Jenny jeden einzelnen Löffel Brei ordentlich ableckte, den Dean ihr in den Mund schob. Bloß nichts verschwänden.

„Das schmeckt dir was?,“ sagte Dean amüsiert. Sam griff nach einer Banane.

„Ach, hast du jetzt wenigstens dieses GPR gekriegt?“

„Ist im Kofferraum von meinem Baby.“

„Dann können wir ja vielleicht noch heute Nachmittag noch mit der Suche anfangen.“

„Hocken die Bullen noch am Leuchtturm wie die Hühner auf den Eiern?“

„Ich habe die Nachrichten verfolgt, aber es scheint, dass die Bullen und das FBI auf ein Wunder warten. Ich glaube nicht, dass sie auch nur die Spur einer Ahnung haben. Jeden falls keine deutliche Spur die in unsere Richtung führt. Ich denke, wir können es wagen uns dort sehen zu lassen.“

„Nane,“ sagte Jenny verlangend und deutete auf die Banane, die Sam eigentlich für sie hatte klein schneiden wollen.

„Ihr drittes Wort.“ Sam strahlte vor väterlichem Stolz bis über beide Ohren. Dean grinste.

„Ja bald labert sie mir ein Kotelett an die Backe, genau wie ihr Dad. Und wenn sie sich dann auch noch anfängt sich ständig ihren hübschen Kopf über Dinge zu zerbrechen, die sie doch nicht ändern kann, dann ist sie dein perfekter, kleiner Klon.“

„Wenn ich so schlimm bin, wünsch dir doch einfach ein paar Ohrenschützer zu Weihnachten,“ sagte Sam gespielt beleidigt.

„Sa-Sa, Nane!,“ kam es quengelig von seiner Tochter.

„Würdest du aufhören zu schmollen und endlich die Bedürfnisse deiner Tochter befriedigen? Und mach mir doch bitte noch nen Toast, oder willst du, dass wir beide verhungern?“ Dean und Jenny sahen zu Sam hinüber. Moment, versuchte sich Dean da etwa gerade an einem Hundeblick?, fragte sich Sam. Er schüttelte mit dem Kopf.

„Du bist unmöglich.“

„Komm schon, du liebst mich.“

„Da kannst du froh drüber sein. Wer außer mir würde es schon mit einer Nervensäge wie dir aushalten? Du warst ja schon nervig als großer Bruder, aber jetzt brichst du alle Rekorde der Nervigkeit,“ sagte Sam neckisch. Er war aufgestanden und hatte noch zwei Toastscheiben in den Toaster gesteckt. Dann beugte er sich zu Dean hinab und küsste ihn liebevoll.

„Aber ja, ich liebe dich und dich auch.“ Er streichelte Jenny übers Haar. Als der Toast fertig war reichte Sam ihn an Dean weiter und machte sich dann endlich daran die Banane für seine Tochter zu schneiden.
 

Eine halbe Stunde später saßen sie im Impala und waren auf dem Weg zur Arztpraxis.
 

Dr. Diana Potters Praxis war für einen Freitagmorgen relativ leer. Vor den drei Winchesters war lediglich ein alter Mann, dem zweifelsohne ein künstliches Hüftgelenk gut tun würde und eine ältere Frau mit einem offenem Bein dran, die ihre Gichtgriffel gierig nach Jenny ausgestreckt hatte und nach billigem Schnaps roch, aber der Sam nicht die Erlaubnis gab seine Tochter zu halten. Nachdem die beiden älteren Herrschaften behandelt worden waren, bat die Arzthelferin die drei in einen Behandlungsraum. Er war weniger steril eingerichtet als die meisten Arztpraxen, die Sam kannte. Die Farben waren warm und einladend. Es hang ein Bücherregal an der Wand, das mit Fachliteratur ausgestattet war. Rechts neben der Tür war ein Behandlungstisch. Außerdem waren rechts einige große Hängeschränke angebracht. Vor dem Fenster stand ein schöner Antikholzschreibtisch. Davor zwei Stühle und links neben der Tür stand noch eine Couch. Während sie auf die Ärztin warteten, die noch ein paar Rezepte ausstellen musste, füllte Sam einige Formulare aus. Mittlerweile hatte er ja Übung darin. Jenny saß auf seinem Schoß. Dean spielte derweil an einem Plastiktorso rum, der mit Plastikorganen gefüllt war. Sam rollte mit den Augen.

„Wie alt bist du?“

„Sammy, man ist immer so alt wie man sich fühlt. Das Ding ist cool. Sieh dir Mal den Darm an. Meinst du der ist Maßstabsecht?“

„Hör lieber auf daran rumzufummeln, sonst…“ doch es war bereits zu spät. Mit einem leichten gepolter hatte Dean den Plastiktorso bereits ausgeweidet. Die Organe lagen überall auf dem Boden verteilt.

„Super Dean.“

„Halt die Klappe Sam und hilf mir lieber die verdammten Organe wieder einzusammeln bevor die Ärztin hier auftaucht.“

„Du sammelst ein und ich bastle es wieder zusammen,“ sagte Sam. Er setzte Jenny auf den Boden. Sie half auch ein bisschen mit und reichte ihrem Vater sofort eine Niere. Gut, dass Dr. Potter sich viel Zeit beim Rezepte ausstellen ließ, denn so schafften sie es tatsächlich den Torso wieder zusammen zusetzen, jedenfalls fast.

„Jetzt fehlt nur noch die Milz,“ sagte Sam.

„Man kann auch ohne leben.“

„DEAN! Gib mir die verdammte Milz.“

„Wie sieht die denn aus?“

„Herr Gott! Wie viele Plastikorgane liegen denn hier wohl rum?“

„Ich find sie nicht. Vielleicht ist sie unter die Couch gefallen,“ meinte Dean und bückte sich.

„Ich glaub ich sehe sie, aber mein Arm ist zu kurz.“

„Lass mich mal,“ sagte Sam Er kniete sich neben Dean.

„Wo ist sie denn? Ich sehe nichts.“

Jenny krabbelte zum Untersuchungstisch und hob einen rotbraunen Plastikknubbel hoch, der natürlich sogleich mit ihren Zähnchen begutachtet werden musste.

„Da, am hinteren linken Couchfuß.“

„Das ist eine Staubmaus du Idiot.“
 

Als Dr. Potter kurz darauf in den Behandlungsraum kam, sah sie zwei Männer, deren Köpfe unter ihrer Couch steckten und deren Hintern leicht in die Höhe ragten und daneben ein kleines Mädchen, nicht mal ein Jahr alt, dass unter ihrem Behandlungstisch saß und an einer Plastikmilz herum knabberte.

„Tut mir leid, dass ich das von hier aus nicht gesehen hab, Einstein.“

„Ähm, wenn ich Ungelegen komme…“

Die beiden Winchester zogen zeitgleich ihre Köpfe unter der Couch hervor und stießen dabei natürlich prompt mit ihren Köpfen zusammen. Ein synchrones „Autsch“ erfüllte den Raum. Das kleine Mädchen giggelte fröhlich. Dr. Potter kniete sich neben sie und nahm ihr die Plastikmilz ab.

„Haben dir deine Daddys nicht beigebracht, dass man nicht alles in den Mund nehmen darf Schätzchen?“ Sie hob Jenny hoch und setzte sie auf den Untersuchungstisch. Sam und Dean waren ein klein wenig peinlich berührt, als sie schließlich wieder auf ihren Beinen waren. Die Ärztin begutachtete die beiden großgewachsenen, attraktiven Männer vor ihr und grinste. Heute war doch ein schöner Arbeitstag. Denn die Frontpartien der beiden waren nicht weniger vielversprechend als ihre Kehrseiten. Ein Paar warmer, brauner Augen und ein Paar strahlender, grüner Augen blickten ihr entgegen.

„Guten Morgen! Ich bin Dr. Potter,“ stellte sie sich mit einem charmanten Lächeln vor. Dean fand als erster seine Sprache wieder.

„Ich bin Dean und das ist mein…“

„Sam. Meine Name ist Sam.“

„Und die junge Dame hier?“

„Das ist meine Tochter Jenny.“

„Hi Jenny!“ Sie schüttelte der Kleinen die Hand. Dann reichte sie sie zuerst Sam und dann schließlich Dean.

„Setzen sie sich doch. Was kann ich für sie tun?“

„Wir haben so einige Anliegen. Zum einen ist bei Jenny die U6 Vorsorgeuntersuchung fällig und zum anderen hat sich Dean vor einigen Tagen eine Platzwunde am Kopf zugezogen.“

„Das sehe ich und sie wollen, dass ich die Fäden ziehe?“ Sam nickte.

„Kein Problem. Sonst noch irgendwelche körperlichen Beschwerden?“

Sam und Dean überlegten, wie sie die Sprach am Besten auf die Bisswunde lenken konnten ohne, dass die Ärztin viele Fragen stellen würde, schließlich kam Sam eine Idee für eine Geschichte, die sie ihm hoffentlich abkaufen würde.

„Unsere Nachbarn haben einen kleinen Hund, der manchmal etwas ungestüm ist. Dean tobt gerne mit ihm rum und neulich hat der Hund ihn gebissen. Ich hab mich drum gekümmert, aber die Wunde hat sich entzündet. Wenn sie also da auch noch einen Blick drauf werfen könnten?“

„Natürlich, dass ist mein Job.“

„Und dann wollte ich fragen, ob es möglich wäre hier bei ihnen einen HIV-Test zu machen.“

Dean war baff. Sein Sammy, der rot anlief, wenn er ihn in der Öffentlichkeit an den Hintern fasste, plauderte hier ohne zögern über einen HIV-Test, so als würde er eine Bestellung bei einem Pizzalieferservice aufgeben.

„Ja, das Blut dafür kann ich ihnen abnehmen, allerdings kann ich es hier nicht auswerten. Bluttests gehen jeden Tag raus zum Labor im Truro Medical Center. Ich denke aber, dass ich die Ergebnisse Montagnachmittag hier auf dem Tisch haben sollte. Besteht denn Grund zur Annahme, dass sie sich infiziert haben? Ich meine hatten sie ungeschützten Geschlechtsverkehr oder waren sie anderen Risikofaktoren ausgesetzt?,“ fragte sie ihn.

„Nein. Reine Routine,“ versicherte Sam ihr.

„Okay, dann werden sie sicher nicht das ganze Wochenende panisch im Wohnzimmer herumtigern, weil sie auf die Ergebnisse warten.“ Sie ging zur Tür und bat die Arzthelferin ihr die nötigen Utensilien zum Blutabnehmen zu bringen. Dann wand sie sich an Dean.

„Sehen wir uns mal zu erst ihre Bisswunde an.“ Dean setzte sich auf den Behandlungstisch und zog sein T-Shirt aus. Sam nahm Jenny wieder auf seinen Schoß. Sofort machte sich die Ärztin an die Arbeit. Sie zog ein Paar Handschuhe über und nahm dann das Pflaster ab.

„Eine seltsame Form für ein Hundegebiss,“ murmelte sie, ging aber nicht weiter darauf ein. Sie reinigte die Wunde, so wie Sam es am gestrigen Abend getan hatte.

„Womit haben sie die Wunde behandelt?“ Sam nannte ihr den Namen der Antibiotikasalbe.

„Gut. Die Salbe enthält Bacitracin und Neomycin und deckt große Teile von Gram-negativen und Gram-positiven Bakterien ab und ist sehr gut für Bisswunden geeignet. Das wäre auch die Salbe meiner Wahl gewesen.“ Sie ging an einen der Hängeschränke und holte eine Salbentube heraus. Derweil brachte die Arzthelferin die Utensilien für die Blutabnahme herein.

„Ich werde da jetzt noch mal die gleiche Salbe drauf tun. Ich denke in ein paar Tage sollte die Wunde Bakterienfrei sein.“ Sie drückte etwas von der Salbe auf ihren Finger und verteilte sie auf der Wunde ehe sie sie wieder verband. Dabei fielen ihr die Prellungen an Deans Rücken auf.

„Sie haben da ziemlich starke Prellungen,“ sagte sie.

„Ich mach Kampfsport,“ sagte Dean.

„Sie scheinen aber nicht gut zu sein, wenn sie so aussehen,“ meinte sie. Sam grinste und Dean sah ihn strafend an.

„Gut, ich nehme an sie wissen wie sie mit ihren Prellungen umzugehen haben.“ Dean nickte. Er zog sich sein T-Shirt wieder an.

„Sind sie her gezogen oder machen sie hier nur Urlaub?“

„Urlaub,“ sagte Sam.

„Gefällt es ihnen hier? Wir hatten diesen Sommer bis jetzt überdurchschnittlich viel Regen, so dass nicht so viele Touristen hier waren wie sonst.“

„Wir hatten bis jetzt Glück mit dem Wetter,“ sagte Dean. Sie lächelte.

„Ich werde ihnen jetzt schnell die Fäden ziehen und dann mach ich bei ihnen die Blutabnahme,“ sagte Dr. Potter und deutete auf Sam.

„Wir wollten uns beide testen lassen,“ sagte Sam.

„Oh, dann muss ich noch ein Blutabnahme-Set holen.“ Sie ging kurz aus dem Raum.
 

„Ist doch bis jetzt ganz gut gelaufen,“ sagte Dean.

„Die Frau kann sich wirklich auf das wesentliche konzentrieren,“ meinte Sam.

„Gut, dass sie bei dem Biss nicht weiter nachgefragt hat.“

„Und bei den Prellungen.“

„Die zweite gute Ärztin die ich bis jetzt getroffen hab.“

„Jenny scheint kein Problem mit ihr zu haben.“

„Ich mag sie.“ Die Tür ging auf.

„Da bin ich wieder. Machen sie beide schon Mal ihre Arme frei.“ Sie schoben die Ärmel ihrer T-Shirts etwas höher.

„Fangen wir bei ihnen an Dean,“ sagte sie.

„Warum ich zuerst?,“ fragte Dean und klang dabei unglaublich niedlich. Sam grinste.

„Weil du der Ältere bist.“ Dean streckte Sam die Zunge raus. Er haste es, wenn Sam seine eigenen Argumente gegen ihn einsetzte.

„Unglaublich erwachsen Dean,“ neckte Sam seinen Bruder weiter. Dr. Potter kicherte.

„Entschuldigen sie wenn ich das sage, aber sie sind mit abstand das süßeste Pärchen, dass mir seit langem begegnet ist.“

„Darf ich sie was fragen?“

„Natürlich Dean.“

„Wen von uns beiden halten sie für die Frau in unserer Beziehung?“ Diesmal steckte der Ältere einen strafenden Blick von dem Jüngeren ein. Die Ärztin lachte leicht.

„Also ich denke, dass hält sich bei ihnen die Waage, aber ich kenne sie auch nicht gut genug um das wirklich beurteilen zu können. Machen sie bitte Mal eine Faust.“ Dean tat wie ihm geheißen. Sie desinfizierte eine Stelle an seiner Armbeuge.

„Aber wenn ich mir ihre langen Wimpern so ansehe…“ Dean machte große Augen. Die Gelegenheit nutzte Diana um die Nadel einzuführen und das Blut abzunehmen.

„So, fertig.“ Sie machte ihm ein Pflaster drauf.

„Was schon?“

„Sie haben gute Venen, außerdem hab ich sie mit meiner letzten Aussage doch wohl ziemlich gut abgelenkt.“ Sie lächelte.

„Geben sie Jenny mal zu Dean rüber, dann kann er sie schon mal ausziehen, während ich ihnen das Blut abnehme, Sam.“

„Okay,“ kam es von dem Jüngeren. Dean hopste vom Behandlungstisch und nahm Sams Tochter entgegen. Dr. Potter schritt zu Sam hinüber und desinfizierte auch bei ihm die Stelle an der sie das Blut abnehmen wollte.

„So Jenny, Zeit für einen kleinen Striptease,“ sagte Dean und setzte sie wieder auf den Untersuchungstisch.
 

Nachdem die Ärztin Sam das Blut abgenommen hatte, beschriftete sie alles und packte es in zwei Tütchen, die sie dann raus zu ihrer Arzthelferin brachte.

„Die Frau ist wirklich gut. Die Idee dich abzulenken war genial,“ sagte Sam.

„Machen mich meinen Wimpern wirklich so feminin Sammy?“ Er klimperte übertrieben mit seinen Wimpern. Sam lachte.

„Oh ja Dean. Sie werden die nächste Disney Prinzessin nach deinem Ebenbild kreieren.“

„Mistkerl.“

„Idiot.“

„Sag mal Sammy kennst du eigentlich schon diesen geilen Arztwitz: Kommt ein Mann beim Arzt? Meinst du wir kriegen das hin während Dr. Potter weg ist?“ Er wackelte vielsagend mit seinen Augenbrauen. Sam errötete leicht.

„Nein, ich denke eine Peinlichkeit reicht pro Arztbesuch.“

„Keine Lust auf Doktorspielchen?“

„Ich frag mich wie du bei solchen dummen Anmachsprüchen überhaupt jemals ne Frau rum gekriegt hast,“ sagte der Jüngere kopfschüttelnd.

„Die waren ja größtenteils auch nicht so anspruchsvoll wie du. Aber ich habs verstanden. Ein klares nein zu Doktorspielchen in der Arztpraxis, aber ist wenigstens ein Kuss drin?“

„Aber nur weil du es bist.“ Sam lächelte leicht. Dean grinste und dann küsste er den Jüngeren. „Ohne Klamotten sieht sie irgendwie kleiner aus, findest du nicht?,“ fragte Dean Sam als sie sich wieder von einander gelöst hatten und sich Jenny widmeten, die jetzt nur noch ihre Windel trug. Ehe Sam etwas erwidern konnte war Dr. Potter schon wieder zurück.

„Wunderbar, dann wollen wir uns die Kleine mal ansehen.“ Zuerst warf sie einen Blick auf das Formular, das Sam ausgefüllt hatte und dann checkte sie Jennys Gewicht und ihre Größe.

„9,2 kg, perfekt,“ kommentierte sie.

„Wow, 79 cm. Das ist groß für ein gerade mal 11 Monate altes Kind, aber es ist in Ordnung.“

„Wenn sie bedenken, dass ihr Vater die Ausmaßen einer Babygiraffe hat, dann ist es doch kein Wunder, dass Jenny jetzt auch schon so groß ist,“ meinte Dean.

„Ja, da haben sie natürlich Recht.“ Danach hörte sie Jennys Herz ab (sie hatte sogar ihr Stethoskop extra vorher etwas angewärmt) und nahm auch ihre restlichen Vitalwerte auf.

„Kein Fieber, gesunder Puls und normaler Blutdruck, gute Reflexe,“ sagte sie zufrieden stellend. Dann sah sie sich Jennys Zähnchen an.

„Haben sie die Karies- und Rachitisprophylaxe mit einer Kombination aus Fluorid und Vitamin D regelmäßig durchgeführt?“

„Ähm…,“ kam es von Sam. Er hatte keine Ahnung. Er hatte sie ja gerad mal seit zwei Monaten bei sich.

„Wissen sie, sie hat bis vor zwei Monaten bei ihrer Großmutter mütterlicherseits gelebt. Ihre Mutter ist bei ihrer Geburt gestorben und Sam und ich hatten nicht viel Zeit uns mit ihrer Großmutter auseinanderzusetzen, da diese leider vor zwei Monaten bei einem Hausbrand ebenfalls verstorben ist, aber sie hat gut für Jenny gesorgt, daher denke ich, dass sie alle Vitamine bekommen hat, die sie braucht,“ sprang Dean für Sam in die Bresche.

„Verstehe, dann können sie mir wohl auch nichts darüber sagen ob sie bis jetzt alle Impfungen bekommen hat.“

„Sie ist sicherlich gegen das wichtigste geimpft worden,“ sagte Dean.

„Okay. Wie sieht es mit der Zahnhygiene aus? Haben sie schon mit dem Zähneputzen angefangen?,“ fragte die Ärztin.

„Das ist genau das was ich sie fragen wollte. Ich war mir da nicht sicher, ob es ihr nicht weh tut, weil ihr Zahnfleisch noch sehr empfindlich ist,“ sagte Sam.

„Sie können ruhig sanft mit einer weichen Kinderzahnbürste über die kleinen Zähnchen rüber gehen. Das Zähneputzen ist sehr wichtig, wenn sie nicht wollen, dass aus dem Mund ihrer Tochter im Kindergartenalter kein Milchzahnfriedhof wird.“

„Die Message ist angekommen,“ sagte Dean. Die Tür öffnete sich und die Arzthelferin brachte einen kleinen Karton mit Spielzeug herein.

„Damit werde ich testen wie Jenny mit Spielsachen umgeht und ich kann mir gut einen Eindruck darüber verschaffen, wie es bei ihr mit dem Greifen klappt.“ Die drei Erwachsenen beobachteten wie Jenny das für sie fremde Spielzeug untersuchte.

„Sehen sie, sie greift mit ihrem Daumen und ihrem Zeigefinger. Das nennt man Pinzettengriff. Die motorischen Fähigkeiten ihrer Tochter entsprechen voll dem, was in ihrem jetzigen zu erwarten ist. “ Sie nahm eine kleine Tröte zur Hand.

„Ich werde jetzt mal ihr Gehör testen und überprüfen ob sie sich dem Geräusch zuwendet.“

Auch diesen Test meisterte Jenny zur vollen Zufriedenheit.

„Ist sie eine aktive Krabblerin?“

„Das kann man wohl laut sagen. Sie kann dabei einen ganz schönen Speed entwickeln,“ sagte der ältere Winchester.

„Mit gestreckten Beinen kann sie auch sitzen, dass zeigt sie uns ja gerade wunderbar. Hat sie schon erste Steh und Gehversuche unternommen?“

„Das haben wir noch nicht wirklich beobachtet,“ sagte Dean.

„Aber dafür brabbelt sie für ihr Leben gern.“

„Das ist gut. Manch Kinder sprechen erst und lernen dann laufen und bei manchen ist es auch anders herum. Bildet sie schon richtige Worte oder bleibt es bis jetzt noch bei Zweisilbern wie Lala oder so?“

„Ihr Wortschatz ist noch nicht besonders groß. Sie kann meinen Namen sagen, aber der hat ja auch nur eine Silbe. Außerdem sagt sie noch Sa-Sa, was wohl ne Art Mischung aus Dada und Sam darstellen soll und heute hat sie Nane gesagt, weil Sam eine Banane in der Hand hatte und dann hat sie noch die Silbe „da“ auf Lager, die sie für verschiedene Dinge benutzt,“ erklärte Dean der Ärztin.

„Und sie versucht auch schon mehrere Wörter zu einem Satz zu verbinden,“ fügte Sam hinzu.

„Das ist toll. Hat sie Schwierigkeiten mit dem Essen oder Trinken?“ „Ganz und gar nicht. Sie frisst uns irgendwann noch die Haare vom Kopf,“ antwortete Sam.

„Es ist wichtig, dass sie ordentlich isst. Es ist nur wichtig, dass sie nicht vergessen, dass sie noch ein halbes Baby ist und ihr nicht zu viel zu essen geben.“

„Da achtet Sam schon drauf. Keine Sorge.“

„Gut so. Ich kann ihnen sagen, dass sie eine hübsche, kerngesunde Tochter haben, die sich Bilderbuchmäßig entwickelt.“

Die Ärztin warf einen kurzen Blick in die Impftabelle.

„Also zwischen dem 11. und 14. Lebensmonat steht die vierte Runde der Impfung gegen Diphterie, Tetanus, Keuchhusten, Polio, Hepatitis B und Pneumokokken an. Außerdem wäre es ratsam die Kleine gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken zu impfen. Bei diesen vier Kinderkrankheiten ist eine zweite Impfung zwischen dem 15. und 23. Lebensmonat erforderlich,“ erklärte Dr. Potter.

„Ist das nicht alles ein bisschen viel auf ein Mal?,“ erkundigte sich Dean.

„Da sie mir ja leider keine eindeutigen Informationen über Jennys Impfverlauf geben können, werde ich sie eh nur gegen Diphterie, Tetanus und Polio impfen und natürlich gegen Röteln. Mumps, Masern und Windpocken sind in meinen Augen im Moment optional, denn ich nehme nicht an, dass sie wissen ob die Kleine einer dieser Krankheiten nicht vielleicht sogar schon gehabt hat.“

„Gut, dann machen sie das,“ sagte Sam.

„In Ordnung. Meine Arzthelferin wollte mir gleich die Impfstoffe rein bringen, also nutzen wir die Zeit und ziehen ihnen die Fäden, Dean.“

„Das wird aber auch Zeit. Die Dinger jucken tierisch.“

„Ja, du hast dich auf dem Weg hier her öfter gekratzt als ein Kind mit Windpocken,“ sagte Sam. Mit einigen gekonnten Handbewegungen, hatte Diana Deans Fäden entfernt. Dann fing sie schon einmal damit an Jenny für die Impfungen vorzubereiten.

„Geben sie ihr am Besten etwas zu spielen in die Hand, damit sie abgelenkt ist wenn ich ihr die Spritzen gebe.“

„Ich weiß nicht, ob das klappen wird. Sie ist glaube ich nicht so dumm, dass sie sich so leicht ablenken lässt wie gewisse andere Personen in diesem Raum,“ sagte Sam.

„Warum bin ich eigentlich noch mal mit dir zusammen?,“ fragte Dean murmelnd.

„Das weißt du genau. Du willst mich knutschen, du willst mich lieben, mich umarmen. Du willst mich küssen, lieben und heiraten,“ sagte Sam mit Sing-sang Stimme. Wenn es darum ging Dean zu blamieren, war dem kleinen Bruder in Sam einfach nichts zu peinlich.

„Da hat aber jemand definitiv zu viel Miss Undercover gesehen,“ sagte Dr. Potter und lachte.

„Jetzt wissen sie hoffentlich wer hier das Mädchen in der Beziehung ist,“ konterte Dean. Diana lachte erneut. Sie hatte selten zwei Menschen gesehen die so gut miteinander harmonierten und zusammen passten. Die beiden schienen sich schon ewig zu kennen, dass erkannte sie an der Art der Scherze die sie miteinander machten. Die Arzthelferin kam herein und brachte die Impfstoffampullen.

„Mr. Dobbs ist schon wieder da,“ informierte sie die Ärztin.

„Wann kapiert die gute Frau endlich, dass ich kein Tierarzt bin und ihren Hund nicht behandle?“

„Keine Ahnung. Aber der Hund hat schon wieder gegen den Gummibaum geschifft.“

„Nicht doch. Sehen sie zu, dass sie sie wieder raus schaffen.“

„Ich werde mein Bestes tun.“ Kaum hatte die Arzthelferin den Raum wieder verlassen, als die beiden Winchester lauthals anfingen zu lachen.

„Bringen wir die Impfungen hinter uns Jenny,“ sagte Dr. Potter.
 

Zehn Minuten später war alles erledigt und die drei machten in einem kleinen Diner Mittagspause.

„So, einen Bananen Pfannkuchen für mein kleines, tapferes Mädchen,“ sagte Sam und begann sie zu füttern während sich Dean den versprochenen Eisbecher einverleibte. Er hatte die beiden für ihn wichtigsten Menschen auf dieser Welt bei sich, Das Leben konnte so schön sein.

Schon immer

„Dean, nun komm schon raus,“ sagte Sam, der im Schlafzimmer saß. Jenny lag in ihrem Bettchen und machte ihr Mittagsschläfchen. Dean war ins Bad gegangen um sich die Golfklamotten anzuziehen, die Sam ihm besorgt hatte-

„Ich sehe lächerlich aus Sam.“ Dean öffnete die Tür und trat ins Schlafzimmer.

„Ich sehe genau so dämlich aus wie Chevy Chase in „Caddyshack“.“ Sam musterte den Älteren und lächelte. Dean sah in dem Golfdress irgendwie sexy aus, aber wahrscheinlich hatte Sam schon so lange sexmäßig auf dem Trockenen gesessen, dass er Dean selbst in einem Kartoffelsack noch sexy gefunden hätte.

„Du siehst nicht lächerlich aus, Dean. Du siehst gut aus, wie Matt Damon in „Die Legende von Baggar Vance“,“ sagte Sam.

„Sag mir nicht, du stehst auf Matt Damon.“

„Was? Ich…nein, ähm… ich habe mir eigentlich nie Gedanken um andere Männer gemacht, bevor wir…du weißt schon.“

„Gut und du brauchst jetzt auch gar nicht damit anfangen, schließlich hast du ja jetzt mich. Da kann ja wohl eh niemand mithalten,“ sagte Dean selbstsicher und küsste Sam.

„Also stehst du nur auf Weiberfilme,“ sagte Dean schließlich.

„Ich hab ihn nur gesehen, weil Jess und ihre Freundinnen ihn sehen wollten. Wir haben ein Mal pro Woche einen Filmabend gemacht. Jessica stand irgendwie auf Matt Damon.“

„Wie landet jemand, der einen nicht mal 1,80 großen Milchbubiverschnitt sexy findet, bei einem fast 2 Meter großen Mann mit Welpenblick und wuschel Haar, der an Bigfoot erinnert?“

„Ich denke, sie hat eher sein Schauspielerisches Talent gemocht als sein Äußeres.“

„Vielleicht. Außerdem, wer braucht schon Matt Damon, wenn man dich haben kann? Ich jedenfalls nicht. Ich bin ganz zufrieden mit dem was ich hab.“ Er küsste Sam in den Nacken und bekam von dem Größeren daraufhin ein leises Stöhnen.

„Findest du wirklich ich sehe aus wie Matt Damon in „Die Legende von Baggar Vance“?“

„Hm, vielleicht doch eher wie Kevin Costner in „Tin Cup“. Er legte seinen Kopf auf Deans unverletzte Schulter und hauchte ihm ins Ohr:

„Jedenfalls finde ich dich in den Klamotten gerade extrem heiß.“

„Ach wirklich?“ Sam nickte.

„Dann tut es mir etwas mehr leid dich enttäuschen zu müssen, denn ich werde diese Klamotten definitiv nicht in der Öffentlichkeit anziehen.“ Er fühlte sich einfach unwohl in diesem „Kostüm“.

„Hey, du hast dich auch anfangs gesträubt einen Anzug anzuziehen, als wir das Flugzeugwrack ansehen wollten und jetzt hast du dich dran gewöhnt, auch wenn du mit dem Krawatte binden noch so deine Probleme hast.“ Sam schien genau zu wissen, was Dean kurz zuvor gedacht hatte.

„Warum kann ich nicht in meinen normalen Klamotten auf den Golfplatz gehen? Das hat Adam Sandler in „ Happy Gilmore“ schließlich auch gemacht.“ Sam seufzte.

„Haben wir jetzt endlich alle Golffilme durch? Du willst doch nicht auffallen. Alle Leute da werden ähnliche Kleidung tragen.“

„Sam, alleine die Tatsache, dass ich mit einem Kinderwagen auf den Golfplatz gehe ist schon auffällig genug.“

„Hey, das war immerhin dein Vorschlag.“ Das war die Wahrheit. Das GPR passte perfekt in die Ablage unter Jennys Kinderwagen und es schien beiden die beste Lösung als Golfspieler mit Ausrüstung und mit Kinderwagen den Platz abzulaufen, als das GPR offen sichtbar herumzutragen. Außerdem konnten sie so Jenny mitnehmen. Nachdem Vampirfall und seinem Alptraum wollte Dean sie lieber in seiner Nähe haben, als Carrie zu bitten auf sie aufzupassen.

„Ja, aber die Idee, dass ich einen Golfspieler mimen soll kam von dir. Und sein wir mal ehrlich Sam, wer soll mir das bitte abkaufen? Ich bin viel zu jung um Golf zu spielen, scheiße ich habe noch Sex.“ Sam sah ihn mit großen Augen an.

„In der Theorie jedenfalls,“ fügte Dean mit einem leicht leidigen Blick hinzu. Die Aussage von Dean hatte Sam wieder ein wenig verunsichert was die ganze „Ich hab in Boston zufällig Kara getroffen“-Sache anging. Er räusperte sich.

„Dean, hör mir gut zu, ich werde dir die folgende Frage nur ein Mal stellen und ich will, dass du mir darauf eine ehrliche Antwort gibst. Gibt es irgendwas über dein Zusammentreffen mit Kara, dass ich wissen sollte?“

„Was? …Nein…Ich…, du denkst doch nicht etwa immer noch, dass…Gott Sammy, ich würde dich niemals betrügen.“ Hatte er vor seiner Fahrt nach Boston diesbezüglich noch einen winzigen Zweifel gehegt, war Dean sich nach der Sache mit Kara jetzt absolut sicher. Es gab nur noch Sam für ihn und das würde auch so bleiben, solange Sam ihn wollte. Er schloss den Jüngeren in seine Arme und küsste ihn zärtlich, um ihm zu versichern, dass er es ernst mit ihm meinte. Deans Worte klangen so ehrlich, dass Sam keinen Zweifel daran hatte, dass Dean ihm immer treu sein würde. Er erwiderte denn Kuss und ließ in leidenschaftlicher werden. Dean überlegte, ob er Sam von Karas Annäherungsversuch erzählen sollte und entschied sich schließlich es zu tun. Er wusste, dass Sam sich unnötiger Weise aufregen würde, aber das war besser, als wenn Sam es irgendwann aus Zufall von Kara erfahren würde. Man wusste schließlich nicht, wann man sich wieder Mal begegnen würde und sollte Sam von Kara davon erfahren, dann würde er sicher ausrasten. Er löste den Kuss.

„Sam, ich muss dir doch was sagen.“ Sam versteinerte in Deans Armen.

„Sammy, es ist nicht was du denkst.“ Dean schob Sam zum Bett und sie setzten sich. Dann fing Dean an Sam von der Nacht in dem Motelzimmer zu erzählen.
 

„Ich bring sie um,“ sagte Sam nachdem Dean geendet hatte.

„Sam, ich habe ihr klar gemacht, dass ich absolut kein Interesse an ihr habe und vergeben bin und ich denke, sie hat es letzten Endes auch eingesehen,“ versuchte Dean ihn zu beruhigen.

„Dean, solche Frauen wie Kara akzeptieren kein „nein“ als Antwort. Sie geben nicht eher Ruhe, bis sie haben, was sie wollen und ganz offensichtlich will sie dich noch mal, nachdem sie dich bereits ein Mal gehabt hat und die Tatsache kann ich ihr nicht mal verübeln.“

„Wovon zum Teufel redest du?,“ fragte Dean ihn verwirrt.

„Tu doch nicht so überrascht Dean. Ich bin nicht blöd. Ich weiß ganz genau was in jenem Sommer zwischen euch gelaufen ist.“

Dean fing an lauthals zu lachen.

„Was ist bitte so witzig?,“ fragte sam, der nun seinerseits verwirrt war.

„Ich habe niemals und werde niemals mit ihr schlafen Sammy.“

„Was? Aber ihr habt den ganzen Sommer kaum die Finger von einander gelassen. Ihr habt nicht…“ Dean schüttelte mit dem Kopf und streichelte Sam über die Wange.

„Wir haben nur rum gemacht. Erinnerst du dich nicht mehr an die letzte Nacht bevor Dad zurück gekommen ist?“

Als würde Sam das jemals vergessen können. An dem Tag hatte er mit den heftigsten Streit mit Kara gehabt.

„Doch, du warst Pizza holen und während du weg warst, hat sie mir zu verstehen gegeben, dass ich aufhören soll wie eine Klette an dir zu hängen, weil du jetzt erwachsen wärst und du dich eh nur noch um mich kümmern würdest, weil Dad es will. Sie hat gesagt, ich wäre für dich ein Klotz am Bein und würde dich daran hindern Spaß zu haben. Ich habe ihr gesagt, sie soll sich zum Teufel scheren und sie hat erwidert, dass ich sie so viel verfluchen könnte wie ich wollte, es würde doch nichts daran ändern, dass du jetzt ihr gehörst. Sie hat gesagt, du würdest irgendwann anfangen mich zu hassen, wenn ich dich nicht endlich in Ruhe lassen würde, weil ich dich daran hindere, dass du ein eigenes Leben hast.“

Dean sah ihn traurig an. Jetzt konnte Dean noch besser verstehen, warum Sam Kara so hasste.

„Gott Sammy, das hat sie zu dir gesagt?“

„Ich war 9. Ich hatte Angst dich zu verlieren, wollte nicht, dass du mich hasst, also bin ich in mein Zimmer gegangen und hab euch alleine gelassen und als ich später ins Bad bin um mir die Zähne zu putzen, warst du bei ihr im Zimmer. Du warst vorher nachts noch nie in ihrem Zimmer.“ Sams Augen wirkten auf einen Schlag um einiges jünger und er fühlte sich wieder so verletzlich, wie damals. Dean legte einen Arm um den Größeren.

„Ist das alles, an was du dich erinnerst?,“ wollte der Ältere wissen. Sam nickte.

„Deine Erinnerung an die Zeit muss ein wenig eingetrübt sein, Sammy. Lass sie mich rasch auffrischen.“
 

Flashback
 

John hatte vor zwei Tagen angerufen, dass es länger dauern würde. Sie hatten ihren Plan verwerfen und einen neuen schmieden müssen, als sich heraus gestellt hatte, dass es doch mehr Vampire waren, als sie vorher angenommen hatten. Sam, der erst letztes Weihnachten die Wahrheit über das erfahren hatte, was ihr Vater machte, wenn er nicht zu Hause war, machte sich Sorgen um ihren Vater und hatte Angst, dass er nicht mehr zurück kommen würde. Dean hatte ihm zwar gesagt, dass er sich keine Sorgen machen brauchte, aber die Angst hatte er ihm nicht völlig nehmen können. Dean kam vom Pizza holen zurück. Kara saß auf der Hollywoodschaukel auf der Terrasse, der Ferienwohnung.

„Wo ist Sam?,“ erkundigte sich Dean.

„Du weißt ja wie er ist. Er brütet in seinem Zimmer und liest irgendwas.“ Sie lehnte sich an ihn und küsste ihn.

„Ich werde mal nach ihm sehen.“ Kara rollte mit den Augen.

„Tu was du nicht lassen kannst. Gib mir die Pizza. Ich bin dann in der Küche, wenn du dich überzeugt hast das Sammy Boy okay ist.“

„Nenn ihn nicht so, ja.“ Sie küsste ihn wieder und nahm ihm den Pizzakarton ab. Dann entschwand sie in Richtung Küche. Dean klopfte an Sams Zimmertür.

„Hey Sammy, ich bin wieder da. Komm, es gibt essen.“ Er öffnete die Tür und tatsächlich saß der Jüngere auf seinem Bett und las.

„Ich habe keinen Hunger.“ Er blickte nicht zu Dean auf.

„Ist alles in Ordnung mit dir?“ Es war nichts besonderes, dass Sam keinen Hunger hatte. Manchmal las er sich in ein Buch fest und vergaß zum Essen zu kommen. Wenn er dann irgendwann doch Hunger bekam, machte er sich selber was oder aber er fragte Dean, ob er ihm was machen könnte und meistens hatte der Ältere immer noch was vom Abendessen für seinen Kleinen aufgehoben, dass er sich dann aufwärmen konnte.

„Ja Dean, ich hab einfach nur keinen Hunger im Moment.“

„Okay, ich werde dir was von der Pizza aufheben.“ Dean sah noch einmal zu seinem Bruder, aber der schien ganz in sein Buch vertieft zu sein. Der ältere Winchester zuckte mit den Schultern und ging dann in die Küche.

„Dean, da ist Thunfisch auf der Pizza,“ sagte Kara und rümpfte die Nase.

„Ich weiß, aber nur auf einem Viertel.“

„Ich hab doch gesagt, dass ich keinen Thunfisch mag.“

„Oh, das hab ich wohl vergessen. Sam mag Thunfisch und ich hole immer eine Vierjahreszeitenpizza, weil er eh keine Ganze schafft.. Nimm dir einfach eins von den anderen drei Vierteln. Das Thunfisch Stück pack ich gleich auf nen Teller und stell es in die Mikrowelle.“ Er holte einen Teller aus dem Schrank. Kara rollte mit den Augen. Aß dann aber doch widerwillige das Pizzastück mit den Pilzen. Nachdem essen saßen sie auf der Couch und knutschten, während irgendein B-Film über den Bildschirm lief. Das schien Karas Laune wieder anzuheben.

„Hm, was hältst du davon wenn wir das ganze hier in mein Zimmer verlagern?,“ fragte sie Dean, als ein Werbeblock lief und ließ ihre Hand über seinen Schritt gleiten. Und Dean als notgeiler Teenager, der bis jetzt nur an sich selbst rumgespielt hatte, stimmte diesem Vorschlag nur zu gerne zu. Kurz darauf lagen sie auf ihrem Bett.

„Wir können auch ruhig mehr machen, als nur knutschen Dean.“ Sie zog sich ihr T-Shirt aus, nahm seine Hand und führte sie an ihre noch im BH verpackte Brust. Deans Augen wurden immer größer. Sie küssten sich wieder und der Winchester fummelte ungeschickt an dem Verschluss ihres BHs herum.

„Hey, nicht so schnell,“ sagte Kara und kicherte. Sie drückte ihn leicht von sich und zog ihm sein T-Shirt aus. In dem Moment quietschte eine Tür und jemand ging über den Flur. Sofort war Deans noch junger und unerfahrener Jägerinstinkt geweckt. Er hörte auf ihren Busen zu reiben und die Küsse wurden mechanisch. Er lauschte und konzentrierte sich auf die Geräusche im Flur. Sammy war wach. Wollte er nur was essen oder trinken? Ging er ins Bad? Nein, nichts von beidem. Er hörte, wie er an eine Tür klopfte. Die Tür zu dem Zimmer, in dem er sonst immer schlief. Dann registrierte er ein leises „Dean?“ und hörte wie danach die Tür zu seinem Zimmer geöffnet wurde. Dann wieder ein „Dean?“ gefolgt von einer kurzen Stille, ehe die Tür wieder geschlossen wurde. Schritte, die vor Karas Zimmertür inne hielten. Stille. Dann etwas, dass wie ein trauriges schluchzen klang. Wieder Schritte. Schließlich war sam wieder in seinem Zimmer. Als Dean das Schluchzen vernommen hatte, hatte er ganz von Kara abgelassen. Er vermutete, dass sein Kleiner einen Alptraum gehabt hatte und deswegen zu ihm wollte. Kara gab ein unzufriedenes grummeln von sich.

„Was ist los?,“ fragte sie ihn.

„Ich glaube Sam hatte einen Alptraum. Ich werde schnell nach ihm sehen.“

„Mein Gott Dean. Er ist doch kein Baby mehr. Es wird Zeit dass er erwachsen wird. Können wir nicht eine Nacht zusammen verbringen, ohne dass er uns stört? Ich will dich.“ Sie streichelte ihm über die blanke Brust.

„Ich will nur kurz nach ihm sehen. Er ist mein Bruder.“

„Ja und du bist nicht seine Mutter, verdammt. Dein ganzes Leben kann sich doch nicht ständig nur um ihn drehen. Das kleine Balg nutzt dich doch nur aus. Er ruft und du springst. Das ist doch nicht normal.“

„Er ist kein Balg. Er ist mein Bruder und ich bin für ihn verantwortlich. Ich kümmer mich um ihn, ob es dir passt oder nicht,“ fuhr er sie zornig an. Er schnappte sich sein T-Shirt.

„Wenn du jetzt gehst, brauchst du gar nicht wieder zu kommen, hörst du. Entweder er oder ich.“

„Tja, dann hast du wohl Pech gehabt. Wenn du mich vor die Wahl stellst wirst du immer den kürzeren ziehen.“ Er stand auf und verließ das Zimmer. Er ging über den Flur, öffnete leise die Tür zu Sams Zimmer und setzte sich auf sein Bett. Sam hatte sich die Decke über den Kopf gezogen und zitterte wie Espenlaub.

„Dean?“

„Ja. Alptraum?“

„Ich hab geträumt, dass Dad getötet wird. Ich hab Angst, dass er nicht wieder kommt.“

Dean hob die Decke an und legte sich neben Sam. Er hörte langsam auf zu zittern.

„Ist schon gut Sammy. Du brauchst keine Angst haben. Dad wird wieder kommen. Er ist ja nicht alleine unterwegs. Ihm wird nichts passieren.“ Er legte einen Arm um den Jüngeren und Sam kuschelte sich an Dean.

„Schließ die Augen, Sammy. Versuch wieder einzuschlafen. Ich bin da.“ Er küsste Sam flüchtig auf die Stirn.
 

Flashback Ende
 

„Wieso habe ich das vergessen?,“ fragte Sam. Der plötzlich viel besser verstand, warum Kara ihn nicht ausstehen konnte.

„Wenn du es nicht weist. Fakt ist jedenfalls, dass du schon immer an erster Stelle bei mir standst. In jeder Phase meines Lebens. Seit dem Tag an dem ich dich aus dem brennenden Haus getragen habe. Klar warst du manchmal nervig, aber wenn du mich gebraucht hättest, hätte ich jede heiße Schnecke auf der Welt sausen lassen, um für dich da zu sein.“

Sam blickte Dean liebevoll an. Der ältere Winchester seufzte.

„Was ist?“

„Ich weiß es ist verrückt, aber ich habe dich schon immer geliebt Sam. Nicht auf sexuelle Weise, aber schon irgendwie anders und vor allem wohl mehr, als normale Männer ihre Brüder lieben.“

„So verrückt ist das gar nicht Dean. Ich war eifersüchtig, als du angefangen hast mit Mädchen auszugehen, also habe ich dich irgendwie auch schon immer geliebt.“

Die beiden küssten sich innig.

„Als du nach Stanford gingst war ein Teil von mir, stink sauer auf dich, aber der Teil von mir der dich liebte, hat dich gehen lassen, weil es das war, was du wolltest und ich wollte immer nur, dass du glücklich bist. Und ich war froh, dass dich wieder bei mir zu haben nach der Sache mit Jessica. In den letzten Monaten hat dann die Andersartigkeit meiner Bruderliebe zu dir ganz neue Dimensionen angenommen und jetzt bin ich einfach nur froh, dass wir den Schritt gewagt haben,“ packte Dean weiter aus.

„Bei mir war es ähnlich. Ein Teil von mir wollte einfach nur weg von Dad und hin zu einen normalen Leben und ein anderer Teil wollte dich mitnehmen, dich bei mir haben.“

„Hm, heißt dass wir hätten schon viel eher zusammen kommen können?“

„Ich glaube nicht, oder hast du dich damals als ich nach Stanford ging schon sexuell zu mir hingezogen gefühlt? Bei mir war das jedenfalls nicht der Fall.“

„Nein, diese Art von Gefühlen kam erst in mir auf kurz bevor wir Jenny gerettet haben.“

„Ich denke, die Tatsache, dass wir jetzt zusammen sind verdanken wir irgendwie Jenny. Ohne sie wären wir wohl nie in ein Musterhaus in St. Paul gezogen und hätten uns ineinander verliebt.“

„Bereust du es manchmal, dass du dich mir wieder angeschlossen hast und nicht in Stanford geblieben bist? Ich meine, du wolltest schon immer ein normales Leben.“

„Geht das jetzt ernsthaft schon wieder los? Dieser Wunsch nach Normalität, das war ein Mal. Die Dinge haben sich geändert. Ich bereue es nicht, denn sonst wäre ich jetzt nicht so glücklich. Ich habe nie wirklich in Stanford rein gepasst, das habe ich dir schon ein Mal gesagt. Ich liebe dich Dean. Ich…, ich kann mir gut vorstellen den Rest meines Lebens an deiner Seite zu verbringen. Du warst immer für mich da. Du bist der Grund warum ich existiere, mein Schicksal ist auf irgendeine Weise mit deinem Verbunden. Du und Jenny, ihr seid der Grund warum morgens aufstehe. Ihr beide seid meine Normalität, dass was ich all die Jahre über gesucht habe.“

„Ich liebe dich Sam.“ Er schloss den Größeren in den Arm und küsste ihn leidenschaftlich.

„Ich liebe dich auch Dean und ich bitte dich jetzt ein letztes Mal, hör auf daran zu zweifeln.“

Sie küssten sich nochmals, aber sie gingen nicht weiter. Sie hatten ihren eigenen Fall lange genug schleifen lassen.

„Komm jetzt Dean. Vielleicht wartet auf den Golfplatz sogar ein Gopher auf dich,“ neckte er den Älteren und zog ihn vom Bett hoch.

Deans Handycap

Die Nachricht kam nach der Mittagspause rein. Christoph McAdams hatte einen Angelunfall. Hatte den Tod seines Neffen wohl nicht verarbeiten können. Hatte getrunken und war dann mit seinem Boot gekentert. Er lag im Krankenhaus ein paar Ortschaften weiter und laut der Aussage des Arztes bräuchte es ein Wunder, damit er wieder aufwachen würde. Er hatte eine ganze Weile im Wasser gelegen bis ein anderer Angler ihn rausgefischt hatte. Der Notarzt war alarmiert worden und es gelang ihm sogar sein Herz wieder in Gang zu kriegen, allerdings musste er künstliche beatmet werden und sein Gehirn war so lange ohne Sauerstoffzufuhr gewesen, dass die Ärzte keine Hoffnung hatten, dass er jemals wieder aufwachen würde. Aber Mr. McAdams und seine Frau hatten sich bis jetzt noch nicht dazu durchringen können die Maschine abstelle zu lassen. Nicht nachdem sie erst vor kurzem ihren Sohn Dylan verloren hatten. Henriksen taten diese Leute leid, wirklich. Aber nun war der letzte Strohhalm an den er sich in Sachen Leuchtturmmorde geklammert hatte auch noch verschwunden. Christoph McAdams konnte ihm nun keine Beschreibung des falschen FBI Mannes mehr geben. Wilks hatte diesbezüglich in der FBI Zentrale in Boston bereits Meldung gemacht. Der Phantombildzeichner war bereits wieder weg gefahren. Hatte nur was von „absoluter Zeitverschwendung“ gemurmelt. Sollten sich in den nächsten paar Stunden nicht doch noch plötzlich neue Hinweise auftun, müssten Wilks und er unverrichteter Dinge wieder abziehen. So lautete die Order von Waren T. Bamford, dem Leiter der Bostoner FBI Dienststelle und Vorgesetzter der beiden. Henriksen war hin und her gerissen zwischen der Ernüchterung einen Fall ungeklärt zu lassen und dem Ärger, dass er eigentlich alles vor sich liegen hatte, nur keinen vernünftigen Schluss draus ziehen konnte. Die Morde, die falschen FBI Agenten, das Salz am Leuchtturm. Irgendwie schien das alles zusammen zuhängen und dann waren da immer noch diese zwei Typen mit dem Baby und dem Impala, dessen Gesichter er immer noch nicht einordnen konnte. Er hatte sie seit jenem Abend kein weiteres Mal gesehen, hatte aber das Gefühl, dass diese beiden der Schlüssel zu allem waren. Aber Order war Order und er würde nach Boston zurückkehren und sich den nächsten Fall zuteilen lassen.
 

Dean verließ das Haus und ging zum Impala, den er in der letzten Nacht vor der Garage hatte stehen lassen. Der Kinderwagen war bereits verstaut und eigentlich sollte es gleich los gehen. Sam musste Jenny nur noch schnell noch mal wickeln. Aber er hatte nicht damit gerechnet, dass Carrie gerade mit Tristan gassi ging. Sie lachte, als sie Dean sah, der zusätzlich zu dem Golfdress jetzt auch noch die Schlägertasche trug.

„Du spielst Golf Dean? Bist du dafür nicht noch zu jung?“

„Wenn du jetzt fragst, ob ich noch Sex habe, trete ich dir hochgradig in den Arsch,“ kam es barsch von Dean und er verfluchte Sam für seine dämliche Idee.

„Oh, habe ich da etwa einen wunden Punkt getroffen? Jetzt verstehe ich auch warum Sam immer so mürrisch ist.“ Sie kicherte.

„Ich wäre aber auch mürrisch, wenn ich mit jemand zusammen wäre, der so heiß ist wie du, der aber lieber Golf spielt anstatt mit mir Matratzensport zu betreiben.“ Sie lachte noch immer.

„CARRIE! Hör auf zu lachen. Das ist nicht komisch.“

„Doch. Irgendwie schon.“ In dem Moment kam Sam mit Jenny aus dem Haus.

„Hi Sam!“ Sie warf Sam einen mitleidigen Blick zu. Dean jedoch sah sie daraufhin bitterböse an, so dass sie nach einem kurzen:

„Bye Sam,“ die Flucht ergriff.

„Was sollte das denn jetzt?“

„Frag nicht Sammy.“

„Dean?,“ hakte der Größere aber doch noch mal nach. Der Ältere verstaute die Golfschläger im Kofferraum.

„Sie hat das gleiche gesagt wie ich vorhin. Ich bin noch viel zu jung zum Golfspielen.“

Sam setzte Jenny in den Kindersitz und legte Dean dann von hinten die Arme um die Hüften.

„Ich denke schon, dass du dich da gut einfügen würdest. Du rast auf die 40 zu, fährst ein schnelles Auto, hast einen jüngeren Liebhaber…“ Er hauchte Dean einen Kuss in den Nacken.

Dean trat Sam auf den Fuß. Der Jüngere ließ ihn daraufhin los.

„Du hältst dich wohl für komisch, was? Ich bin kein Typ in der Midlifecrisis. Ich bin nicht mal 30 und nur vier Jahre älter als du, aber das mit dem Auto stimmt.“ Er streichelte liebevoll über das Heck des Impalas.

„Was hat sie was ich nicht habe?,“ fragte Sam und setzte einen Schmollmund auf.

„Vier Räder und ein geiles Fahrgestell Sammy,“ sagte Dean und grinste. Sam rollte mit den Augen und wollte gerade einsteigen, als er Dean sagen hörte:

„Ihr habt aber auch was gemeinsam.“

„Ach ja und was wäre das?“

„Ich lass an euch beide eigentlich freiwillig niemand anderen dran als mich.“ Mit diesen Worten schloss er Sam in die Arme und küsste ihn leidenschaftlich.
 

„Ich weiß nicht Sam, ich meine ich habe doch gar keine Ahnung vom Golf spielen.“ Sie waren am Leuchtturm angekommen. Den Wagen hatten sie etwas weiter weg an einem kleinen, unbewachten und kaum besuchten Strandabschnitt stehen lassen. Sie wollten nicht riskieren, dass sich vielleicht jemand an den Impala oder sie erinnerte.

„Es kann ja nicht so viel anders sein als Minigolf. Ich erinnere mich, dass du mal mit irgendeinem Mädchen beim Minigolf warst. Da warst du in der achten oder neunten Klasse. Ich erinnere mich noch daran, weil Dad dich angeschnauzt hat, weil du zu spät wieder zurück warst und er deswegen erst am nächsten Tag zu seiner nächsten Jagd aufbrechen konnte.“

„Ah ja! Raffaela Anderson, jetzt fällt es mir wieder ein. Weißt du Sam, wir sind nicht mal bis zur ersten Bahn gekommen. Ich habe da was ganz anderes eingelocht, wenn du verstehst was ich meine.“ Dean wackelte mit den Augenbrauen.

„Bitte verschon mich mit deinen Sexkapaden, okay?,“ kam es von Sam der leicht den Mund verzog. Es war nicht gerade toll für Sam, von Deans ausschweifender Sexuellen Vergangenheit zu erfahren. Er wollte sich dahingehend lieber auf die Zukunft konzentrieren.

„Ist ja schon gut. Also, machst du den Caddie für mich, oder was?“ Ein paar Golfbegriffe kannte er schon.

„Ich schlepp dir doch das Ding nicht über wer weiß wie viele Kilometer hinterher. Die Tasche schleppst du mal schön selber. Ich schiebe den Kinderwagen und mache die Bodenaufzeichnungen mit dem GPR.“

„Okay, aber die Kilometerchen musst du schon ablaufen. Ich habe alles eingestellt. Sobald wir auf dem Golfplatz sind starte ich die Messung. Der Rechner zeichnet das Radarprofil auf und wenn wir wieder zurück beim Ferienhaus sind, kann ich das auswerten. Ist unauffälliger, als wenn man die ganze Zeit über auf einen Bildschirm starren würde.“

„Und woher wissen wir dann hinterher wo die Stelle ist an der wir graben müssen?“

„Das ist ja das tolle an dem Ding. Es ist mit einem GPS gekoppelt. Also können wir die Stelle hinterher problemlos wieder finden. Wir müssen eh nachts kommen um die Überreste auszugraben.“

„Okay, dann lass und das Ding durchziehen.“
 

Die beiden konnten von Glück reden, dass es ein öffentlicher Golfplatz war und sie daher überall hin zutritt hatten. Allerdings brauchte Sam zehn Minuten um Dean mit vielen Küssen wieder zu beruhigen, weil er sich über das saftig hohe Greenfee aufgeregt hatte, dass sie entrichten mussten. Von der Frau bei der sie das Greenfee bezahlen mussten, erfuhren sie, dass dieser Golfplatz einer der kleinsten in der Gegend war und man die einzelnen Löcher gut zu Fuß erreichen konnte und nicht extra ein Golfcart mieten musste, was sie natürlich trotzdem gerne tun könnten. Aber als sie den Kinderwagen sah, war schnell klar, dass sie nicht noch mehr Geld in die Kasse kriegen würde. Die beiden trotteten los.

„Was schlägst du vor wo wir anfangen sollen?,“ fragte Dean.

„Ich denke den ganzen Platz bekommen wir Heute eh nicht mehr durch, also lass uns das der Reihe nach angehen. Es wird zwar ziemlich seltsam aussehen, wenn ich mit den Kinderwagen über den Platz laufe, als würde ich Rasen mähen, aber unauffälliger wird’s wohl nicht gehen.“

„Gut, dann auf zu Loch 1.“
 

„Ähm Sam, was soll ich denn jetzt machen?,“ fragte Dean, als sie am ersten Abschlagspunkt angekommen waren. Es sah wirklich sehr merkwürdig aus, wie sie beide da mit dem Kinderwagen rum liefen. Zum Glück hatte sie bis jetzt niemand gesehen.

„Tu so, als ob du spielst. Mach den Abschlag Dean, aber sieh zu, dass du mich nicht triffst,“ kam es genervt von Sam, der den Platz weiter ablief.

„Okay.“ Dean kramte einen Ball aus der Golftasche und sah Sam dann fragend an.

„Welchen Schläger soll ich nehmen?“

„Frag das doch nicht mich. Ich habe auch keine Ahnung.“

„Du weißt doch sonst immer alles, Klugscheißer.“

„Nimm einfach irgendeinen, nur nicht den, der aussieht wie ein Minigolfschläger, der ist zum einlochen,“ sagte Sam. Dean nahm mehrere Schläger heraus. Beide waren froh, dass niemand in der Nähe war, denn dann wäre sofort raus gekommen, dass sie keinen Plan hatten.

„Ich werde den hier nehmen. Meinst du das ist ein 6er Eisen?“

„Schlag jetzt den verdammten Ball, du Idiot. Es kommt doch nicht drauf an, ob du gut spielst. Du sollst doch nur die Tarnung aufrecht erhalten.“

„Danke für deine Hilfe, Mistkerl.“ Wütend machte er den Abschlag. Dabei hielt er den gewählten Schläger so, als würde er einen Geist mit einem eisernen Schürhaken vertreiben wollen. Der Ball flog hoch und weit davon.

„Heilige Scheiße Sam! Hast du das gesehen? Ich bin ein wahres Naturtalent. Komm und huldige mir,“ sagte Dean begeistert. Sam rollte schon wieder mit den Augen.

„Sehe ich etwa aus wie ein Cheerleader? Geh und such den Ball.“

„Danke, dass du mich auf den Gedanken gebracht hast. Ich werde mal sehen ob ich in dem Sportgeschäft nicht ein passendes Röckchen und Pompons für dich finde.“

„Ich hasse dich!“

„Ich liebe dich auch,“ erwiderte Dean mit einem breiten Grinsen und lief dann los um den Landeplatz seines Balles ausfindig zu machen. Zum Glück gab es hier kaum Gebüsche, so dass die Chancen den Ball aus den Augen zu verlieren sehr gering waren. Sam lief den Platz weiter und Dean übte sich derweil im Golfspielen.
 

Er hatte gerade an Loch 5 eingelocht, als ihm ein Mann von Anfang 50 entgegen kam. Er schien Teil der Gruppe zu sein, die ihm zwei Löcher voraus waren.

„Guter schlag. Wie ist ihr Handycap?,“ erkundigte sich der Mann.

„Oh, ähm ich Parke nie auf Behindertenparkplätzen,“ kam es von Dean. Er hatte den Begriff Handycap im Bezug auf Golf schon mal gehört, hatte aber keine Ahnung, was es eigentlich damit auf sich hatte. Er hoffte der Mann würde seine Aussage als Witz auffassen und nicht weiter nachfragen. Der Mann fing an zu lachen.

„Das ist ein guter Witz, den muss ich mir merken. Ich bin Leon Kappes,“ stellte er sich vor und hielt ihm die Hand hin.

„Larry Van Kriedt,“ sagte Dean und schüttelte die Hand des Älteren.

„Van Kriedt, hm…mein Sohn David ist mit einem Owen Van Kriedt aus Connecticut zusammen auf dem Internat. Alter amerikanischer Geldadel. Sind sie mit denen verwandt?“

„Oh, nein. Ich komme aus Vermont. Ich bin in der Ahornsirup Branche.“

„Mhm, nichts geht über Ahornsirup.“

„Darum läuft das Geschäft ja auch so gut,“ sagte Dean und versuchte wie ein Geschäftsmann zu klingen. Er sah Sam zu ihm aufschließen. Hoffentlich würde der Jüngere ihn nicht mit seinem Vornamen ansprechen. Kappes hatte gemerkt, dass sein Gesprächspartner zu dem jungen Mann mit dem Kinderwagen geblickt hatte.

„Komischer Vogel. Ich frage mich, warum er nicht einfach geradewegs hier lang läuft.“

„Wahrscheinlich ne Zwangsneurose,“ sagte Dean.

„Wollen sie sich uns vielleicht anschließen? Sie haben uns eh eingeholt und dann brauchen sie nicht zu warten bis wir beim nächsten Loch sind,“ bot Leon an.

„Nein, aber Danke für das Angebot. Ich spiele lieber für mich alleine. Ich bin kein Wettkampftyp,“ lehnte Dean ab. Er betete, dass der Mann jetzt abziehen würde. Er wollte sich nicht auch noch mit anderen Bonzenfuzzies unterhalten müssen, die wahrscheinlich ihre „Freunde“ an Hand von deren Kontoauszügen auswählten.

„Wir spielen heute eh nur bis Loch 9. Vielleicht stoßen sie dann später noch zu einem Drink an der Bar zu uns.“

„Mal sehen,“ sagte Dean.

„Okay, ich muss dann mal wieder.“ Leon Kappes schritt von dannen um wieder zu seiner Spielgruppe zu stoßen.
 

„Na, hast du einen neuen Freund gefunden?,“ erkundigte sich Sam, als er mit dem Kinderwagen vor Dean halt machte.

„Eifersüchtig?,“ neckte Dean den Jüngeren.

„Ich wusste gar nicht, dass du plötzlich angefangen hast auf Sugardaddys zu stehen,“ konterte Sam. Der ältere Winchester schüttelte sich bei dem Gedanken.

„Zum Boy Toy werde ich mich ganz bestimmt nicht machen lassen.“ Sam lachte.

„Jenny wird langsam unruhig in ihrem Kinderwagen. Ich denke wir sollten uns langsam auf den Rückweg machen. Wir müssen auch noch mal zum Drugstore,“ sagte er dann zu Dean.

„Lass uns noch das nächste Loch abhaken, okay?“

„Na gut. Ich denke so lange wird sie es noch aushalten. Komm mal her Dean.“

„Was ist?“ Sam hatte etwas aus der Wickeltasche von Jenny geholt.

„Wenn wir noch länger hier rum laufen brauchst du dringend das hier.“ Er stupste seinen in Sonnencreme gestippten Zeigefinger gegen Deans Nase.

„Ich bin doch kein Kleinkind,“ protestierte der Ältere als Sam die Creme über Nase und Wangen verteilte.

„Ich will doch nur, dass du nicht von der Sonne geküsst wirst, dass darf nämlich nur ich.“ Er legte seine Hand gegen Deans Wange und küsste ihn verlangend.

„Mhm, ich liebe es wenn du besitzergreifend bist,“ murmelte Dean. Sam lächelte, küsste ihn noch ein Mal zärtlich und sagte dann:

„Noch ein Loch, dann gehen wir zurück.“
 

Auf dem Rückweg vom Golfplatz hatten sie die kleinste Zahnbürste erstanden, die es im Drugstore gab. Zusätzlich noch die geeignetste Zahnpasta, die ihnen Dr. Potter empfohlen hatte, sowie eine Monsterpackung Windeln, eine neue Flasche Schaumbad, Babylotion sowie ein 24-teiliges Wannenpuzzle aus Moosgummi für Jenny. Laut Verpackung schwimmen die Teile auf der Wasseroberfläche und haften an Fliesen und der Badewanne. Das fertige Puzzle zeigte einen Kraken in einem U-Boot und rund herum schwammen Fische, Seesterne und Schildkröten. Sams Tochter hatte beim vorbeigehen auf das Badespielzeug gezeigt und natürlich war es dann im Einkaufswagen gelandet. Sam und Dean hatten keine Ahnung warum, aber Jenny hatte einen Faible für Schildkröten. Sam hatte „Schildkröten in der Mythologie“ mal gegoogelt und was Interessantes heraus gefunden. In manchen Religionen gilt die Schildkröte als Symbol der Unsterblichkeit. In China glaubt man, wenn man über seinem Bett ein Bild von einer Schildkröte hat, dann hat man ein langes und glückliches Leben. Chinesen geben ihren Kinder, wenn sie krank sind, ein Schildkrötenamulett. Dieses soll sich schneller wieder gesund machen und vor einer erneuten Erkrankung schützen. Sam hoffte, dass eine Stoffschildkröte eine ähnliche Wirkung auf Jenny haben würde. Zusätzlicher Schutz konnte niemals schaden. Dean parkte gerade den Impala in der Garage. Er hatte Jenny und Sam vorher raus gelassen. Sam war mit seiner Tochter auf dem Arm zur Haustür gegangen und hatte dort auf der Fußmatte einen Teller mit Brownies und eine kleine Karte vorgefunden. Er bückte sich und hob beides auf. Wie der jüngere Winchester vermutet hatte war das Gebäck von Augusta und die Karte beinhaltete eine freundliche Einladung zum Abendessen. Sam wusste, dass die gute Frau ein wenig um seine und Deans Beziehung besorgt war. Er hatte es an ihrem Gesicht gesehen, als er sich am Vortag die Kühlbox ausgeliehen hatte. Es hatte sie gewundert, dass Dean auf ein Mal weg war und Sam und Jenny alleine zurück gelassen hatte. Nach der Nacht in der sie Dean so betrunken erlebt hatte, konnte Sam ihr nicht verübeln, dass diese sensible Frau sich Sorgen machte und diese Einladung zum Essen schien ihre Art zu sein festzustellen, ob bei ihnen alles in Ordnung war. Und diese Gewissheit würde Sam ihr geben, auch wenn er dafür einen Abend mit Carrie und diesem dämlich Köter in der Nähe verbringen musste. Immerhin bräuchte er dann heute Abend nicht selber kochen, was bedeutete, dass ihm mehr Zeit mit Dean und Jenny blieb. Er öffnete die Haustür und ging in die Küche. Er setzte Jenny auf den Boden. Sam hatte gerade die Brownies auf den Küchentisch gestellt, als Dean mit den Einkäufen aus dem Drugstore und dem Computer des GPR Geräts aus der Garage kam. Sofort als Dean die Brownies entdeckte, griff er danach, schob sich einen in den Mund und sah Sam fragend an.

„Die sind von Augusta. Sie hat uns für heute Abend zum Abendessen eingeladen,“ erklärte der Größere der beiden und reichte Dean die Karte.

„Super, dann kann ich mich ja schon mal darauf freuen Tristan und dich endlich wieder glücklich vereint zu sehen,“ neckte Dean seinen Bruder. Sam sah Dean mit einem „du kannst mich mal“-Gesicht an und nahm dem Älteren die Einkäufe ab.

„Das Essen ist um halb acht. Also in gut einer Stunde. Fang mit der Auswertung der GPR Daten an. Ich räum die Sachen weg.“ Dann verschwand er aus der Küche. Dean hob sein Patenkind auf.

„Meinst du ich habe deinen Dad zu sehr geärgert?“ Jenny sah ihn mit großen Augen an. Manchmal benahmen sich ihre beiden Daddys ziemlich seltsam.

„Komm, lass uns ins Wohnzimmer gehen. Dann kannst du spielen und ich kann meine Arbeit machen. Drück mir die Daumen, dass wir Erfolg hatten und ich morgen nicht noch mal dahin muss.“ Sie gingen nach neben an, wo Dean die Kleine auf ihre Spieldecke setzte. Dean ließ sich auf der Couch nieder und startete den Computer des GPR, der während ihres Aufenthalts auf dem Golfplatz die Daten der Bodenanalyse gespeichert hatte. Das Auswerten würde mindestens eine Stunde dauern, wenn nicht noch länger, schließlich hatte das Gerät sämtliche Strukturanomalien registriert und an Hand der Daten musste Dean nun abwägen ob die Fläche der Anomalie groß genug war um auf eine Leiche im Boden zurück geführt werden zu können, oder ob es sich lediglich um eine alte, gammlige Coladose oder ein skelettiertes Eichhörnchen handelte.
 

Einige Minuten später kam Sam wieder nach unten. Er setzte sich nicht neben Dean, sondern in den Sessel neben Jennys Spieldecke. Er war nicht wirklich sauer auf Dean, aber manchmal nervte es ihn von ihm aufgezogen zu werden, als wäre er lediglich sein nerviger, kleiner Bruder. Der Ältere sah zu Sam rüber.

„Komm schon, spiel jetzt nicht die beleidigte Leberwurst.“ Er schob den Rechner beiseite, stand auf und kniete sich vor Sam. Nahm seine Hände in seine und küsste sie. Ein kleines Lächeln huschte über die Lippen des Jüngeren. Er lehnte sich vor und küsste Dean auf die Stirn. Der Ältere lächelte und ließ Sams Hände los.

„Mach voran, dann haben wir vielleicht heute nach dem Abendessen Zeit für uns,“ sagte Sam vielsagend und streichelte sachte über Deans linken Oberschenkel. Der Kleinere schluckte. Er liebte es, wenn Sam eindeutige Gesten machte. Er beugte sich zu Sams Gesicht und küsste ihn vorfreudig. Dann erhob er sich und machte sich endlich an die Arbeit, während er immer wieder zu Sam rüber sah, der mit Jenny spielte.
 

„Dir scheinen die Golfklamotten ja doch ganz gut zu gefallen,“ sagte Sam. Es war kurz nach sieben und leider hatte Dean ein wenig gebraucht um sich in die Auswertungssoftware einzuarbeiten, so dass er gerade mal die Hälfte der gesammelten Daten analysiert hatte. Und bis jetzt ohne Ergebnisse. Nach dem Abendessen würde er sich wohl oder übel noch ein Mal dran setzen müssen.

„Wie kommst du darauf?,“ wollte Dean wissen.

„Naja, du hast dich nicht sofort umgezogen als wir nach Hause kamen und trägst die Sachen immer noch.“

„Ich erinnere mich daran, dass eine penetrante, leicht angepisste Stimme mir den Auftrag gab die Daten zu checken, daher bin ich noch nicht dazu gekommen mich umzuziehen.“

„Dann solltest du das jetzt besser tun, es sei denn du willst die „du bist doch viel zu jung zum Golfen“-Bemerkung auch noch von Augusta hören.“ Dean sah auf die Uhr und rieb sich den Nacken. Er fragte sich wie Sam es so lange vor seinem Laptop aushalten konnte. Er nickte.

„Ich geh hoch und nehm ne Dusche.“ Er stand auf und küsste Sam flüchtig auf den Mund ehe er die Treppe rauf ging.
 

Pünktlich um halb acht klingelten sie bei Augusta und Ross. Sofort erklang das Gebelle des Zwergpinschers.

„Vielleicht hätten wir einen Knochen mitbringen sollen. Würde ihn vielleicht ablenken,“ sagte Dean zu seinem Bruder.

„Hm, wenn du zwischen einem Stück Apfelkuchen und mir wählen müsstest, was würdest du wählen?,“ fragte Sam neugierig.

„Scheiß auf den Apfelkuchen.“ Er zog Sam zu einem gierigen Kuss heran. Sam verlagerte Jenny auf seinen anderen Arm und stöhnte genießerisch. In dem Moment öffnete Augusta die Tür. Sie grinste breit. Sie war noch sie so froh sich geirrt zu haben. Zwischen den beiden war alles in Ordnung.

„Aus Tristan,“ rief sie und der Hund trotte zurück ins Haus. Die beiden ließen von einander ab.

„Hi,“ begrüßte Dean die ältere Frau. Sam war noch damit beschäftigt wieder zu Atem zu kommen. Augusta trat zur Seite.

„Hi ihr beiden. Kommt doch rein.“ Die beiden folgten der Einladung.

„Danke für die Brownies,“ sagte Dean.

„Gern geschehen. Irgendwer muss ja darauf achten, dass ihr genug esst. Ihr besteht ja fast nur aus Haut und Knochen.“ Sie kniff Sam in den Hintern.

„Oh und Muskeln.“ Grinsend ging sie in Richtung Küche. Sam errötete und Dean fing lauthals an zu lachen. Sie gingen ins Wohnzimmer.

„Was ist so witzig?,“ fuhr Sam den älteren Winchester an.

„Erst der Hund und jetzt auch noch Augusta. Langsam werde ich echt eifersüchtig.“

Ehe jedoch Sam etwas erwidern konnte, kam Carrie ins Wohnzimmer.

„Hi Dean,“ sagte sie und warf ihm einen flirtenden Blick zu. Sam rollte mit den Augen. Langsam hatte er das Gefühl die ganze Familie wäre besessen.

„Hi Carrie,“ begrüßte Dean das Mädchen.

„Lange nicht gesehen,“ raunte sie ihm zu. Sam rollte mit den Augen.

„Du hast mich wohl genau so sehr vermisst wie Tristan Sammy.“ Er deutete auf den Hund, der schwanzwedelnd auf sie zugelaufen kam. Sam trat ein paar Schritte zurück.

„Wo ist dein Großvater?,“ erkundigte sich der jüngere Winchester.

„Im Garten. Er grillt die Steaks fürs Abendessen. Grandma kocht gerade den Hummer. Es gibt Surf and Turf,“ erklärte sie.

„Ich werde ihn mal begrüßen gehen,“ meinte Sam und ging mit Jenny auf dem Arm hinaus in den Garten und schloss die Schiebetür hinter sich, damit der Hund ihm nicht folgen konnte. Tristan sah dem großen Mann sehnsüchtig hinterher.

„Oh, nicht aufgeben Kleiner. Sam liebt dich doch. Er weiß es nur noch nicht,“ sagte Dean und streichelte den Zwergpinscher. Carrie und er fingen an zu lachen.
 

„Ah, hi Sam,“ begrüßte Ross den jüngeren Winchester. Der Mann legte die gegrillten Steaks gerade auf die Teller. Der Tisch war bereits gedeckt.

„Hi Ross! Kann ich ihnen irgendwie helfen?“

„Nein, ich bin gerade fertig. Aber du könntest Augusta sagen, dass sie sich mit dem Hummer beeilen soll, sonst werden die Steaks kalt.“

„Okay, könnten sie solange auf Jenny achten?“ Er setzte die Kleine auf die breite Holzgartenbank.

„Klar, lass sie ruhig da sitzen.“ Sam streichelte seiner Tochter kurz über den Kopf. Dean und Carrie kamen gerade aus dem Haus. Das Mädchen hielt Tristan am Halsband fest als Sam an ihnen vorbei ging. Scheinbar hatte sie doch ein Herz und versuchte ihm das Leben einfacher zu machen. Fünf Minuten später saßen sie draußen zusammen und ließen sich das Essen schmecken. Beide Winchester hatten vorher noch nie Hummer gegessen, fanden aber, dass er nicht schlecht schmeckte. Nachdem Essen ließen sie den grummelnden Ross im Garten stehen. Seine Frau hatte ihm gesagt, dass wenn sie schon den Abwasch erledigte, er wenigstens den Grill sauber machen könnte. Die Hausherrin hatte die beiden Männer und Jenny ins Wohnzimmer geschoben und ihnen gesagt, Carrie würde gleich Kaffee und Nachtisch rein bringen. Sam wollte eigentlich gehen. Es war Zeit für Jenny ins Bett zu gehen, Dean sollte noch die restliche Daten auswerten und er selbst wollte danach schnellstens dafür sorgen Dean ins Bett zu kriegen und ihre Beziehung ein wenig zu vertiefen, aber als er sah wie Deans Augen bei dem Wort Dessert anfingen zu strahlen, wusste der Jüngere, dass sich sein Vorhaben zeitlich nach hinten verschieben würde. Er seufzte und nahm neben Dean auf dem Sofa platz. Augustas Eistorte fand in Dean einen großen Fan. Der ältere Winchester schwärmte über Augustas Kochkünste, schäkerte mit Carrie und hörte sich sogar ein paar von Ross Angelgeschichten an. Er genoss es ein wenig Normalität zu haben. Er lächelte Sam immer wieder an. Der Größere freute sich zwar, dass sich Dean so wohl fühlte, wünschte sich aber nichts sehnlicher, als endlich mit ihm alleine zu sein. Aber erst gegen zehn verabschiedeten sie sich und gingen wieder zurück in ihr eigenes Ferienhaus.
 

„Bring du Jenny ins Bett. Ich sehe zu, dass ich mit der Auswertung fertig werde.“ Dean setzte sich wieder auf die Couch und erweckte den Rechner aus seinem Schlafmodus.

„Ich dachte du könntest mir vielleicht helfen ihr die Zähne zu putzen,“ sagte Sam.

„Sam, das ist nicht schwer. Du weißt doch wie Zähneputzen geht. Dafür braucht man nicht zwei Personen.“

„Was ist wenn ich ihr weh tue?“

„Du schaffst das schon Sammy. Du hast ihr noch nie weh getan. Pass nur auf, dass sie dich nicht beißt.“

„Okay. Dann gib ihr noch einen gute Nacht Kuss.“

„Schlaf schön Kleines.“ Er drückte seine Lippen gegen ihre Stirn. Sam küsste ihn danach auf die Wange und ging mit ihr hoch ins Bad.
 

Er setzte seine Tochter neben das Waschbecken und bewaffnete sich dann mit der Zahnbürste. Vorsichtig drückte er etwas Zahnpasta darauf.

„So, mach mal „A“ Jenny,“ forderte Sam sie auf und verdeutlichte das indem er seinen Mund weit öffnete. Doch Jenny giggelte nur bei dem Anblick.

„Komm schon, mach den Mund auf.“ Er stupste leicht mit der Zahnbürste gegen ihren Mund. Sie drehte den Kopf weg. Dabei streifte ihre Wange die Zahnpasta. Sam lachte als er die „Kriegsbemalung“ auf ihrer Backe sah. Er nahm einen Lappen und machte ihn nass, dann wischte er ihr die Zahnpasta von der Wange und machte neue auf die Zahnbürste. Dann startete er einen neuen Versuch. Er hielt ihr zuerst seinen Zeigefinger hin. Aus Erfahrung wusste er, dass sie den Finger gerne mal als Schnullerersatz benutzte. Jenny griff nach seinem Finger und wollte ihn gerade in ihren Mund stecken, als ihr Vater den Finger weg zog und der überraschten Jenny stattdessen die Zahnbürste in den leicht geöffneten Mund schob. Er ließ die Zahnbürste leicht kreisen und brachte sie so dazu den Mund weiter zu öffnen.

„Sehr gut machst du das.“ Er streichelte ihr über die Wange. Sie wehrte sich zwar ein wenig und Sam wusste, dass Zähneputzen nicht zu einer ihrer Lieblingsaktivitäten werden würde, aber sie ließ es tapfer über sich ergehen.

„Ich bin gleich fertig Süße.“ Während sie ein wenig vor sich hin quengelte, tropfte ein wenig Zahnpastaspucke aus ihrem Mund, rann ihr Kinn hinab und tropfte auf ihr T-Shirt. Sam lächelte und ließ die Borsten der Zahnbürste weiter über die kleinen Zähnchen wandern. Als er merkte, dass sie anfing auf der Zahnbürste rum zukauen, fand er, dass es nun reichen würde. Er zog die Zahnbürste vorsichtig zurück und spülte sie ab. Jetzt blieb nur noch die Frage offen, wie er den Zahnpastaschaum wieder aus ihrem Mund bekam, ohne dass sie das Ausspülwasser runter schluckte. Doch dieses Problem stellte sich nicht ein, denn Jenny spukte das Zahnpasta-Spucke-Wasser-Gemisch in einer kleinen Fontäne auf Sams T-Shirt.

„Wunderbar. Einfach Klasse. Danke Jenny. Ich wollte das T-Shirt eh morgen nicht noch Mal anziehen.“ Er wischte ihr mit den Lappen den Mund ab. Dann fing er an sie umzuziehen. Als er ihr das Schlafanzugoberteil über den Kopf zog kam Dean herein. Er hielt sich den Bauch.

„Oh, ich dachte ihr wärt im Bad schon fertig.“ Sam drehte sich um.

„Was ist denn mit dir passierte?,“ fragte Dean und grinste, als er Sams T-Shirt sah.

„Frag bloß nicht Dean.“ Erst jetzt sah Sam, dass sich Dean den Bauch hielt.

„Ist alles in Ordnung?“

„Ich weiß nicht. Ich hab Bauchschmerzen,“ gab der Ältere zu. Alles andere hätte Sam ihm eh nicht abgekauft.

„Dann werde ich dich und das Klo wohl mal kurz alleine lassen,“ sagte Sam, sah Dean jedoch mit leicht sorgevoller Miene an. Er nahm Jenny auf den Arm und brachte sie ins Bett.
 

„Was zur Hölle…,“ erklang es kurz darauf aus dem Badezimmer. Sam schloss die Tür zu Jennys Zimmer und klopfte an der Badezimmertür.

„Kann ich rein kommen Dean?“

„Ja. Sammy irgendwas stimmt nicht mit mir.“ Das aus Deans Mund zu hören war für Sam sehr beunruhigend. Sofort trat er neben den Älteren.

„Was ist los?“

„Sieh dir das an.“ Dean zog sein T-Shirt aus und Sam sah sofort, was Dean meinte. Über dem oberen Teil seiner Brust hatte sich ein Ausschlag gebildet.

„Was zum Teufel ist das?,“ fragte Dean.

„Das sieht nach Nesselsucht aus. Hast du immer noch Bauchschmerzen?“ Dean nickte.

„Woher kommt das?“

„Ich glaube du hast eine allergische Reaktion.“

„Was? Ich habe keine Allergien.“

„Das sieht aber wirklich so aus. Eine von Jessicas Freundinnen hatte das mal als sie Erdnüsse gegessen hat. Es stellte sich heraus, dass sie allergisch gegen Erdnüsse ist.“

„Ich habe keine Erdnussallergie.“

„Ich weiß, aber…scheiße,“ kam es plötzlich von Sam.

„Was ist?,“ kam es leicht panisch von Dean.

„Das ist definitiv eine Allergie. Deine Lippe schwillt an.“

„Ich glaube mir wird schlecht.“ Er stieß Sam beiseite und übergab sich in die Porzellanschüssel. Sam war derweil zu ihrem Medikamentenköfferchen geeilt und suchte fieberhaft nach etwas, was gegen Allergien half. In ihrer Familie waren keine Allergien bekannt, darum wunderte es Sam nicht, dass er nichts fand.

„Geht es Dean? Hast du Probleme beim atmen?“

„Nein ich fühl mich nur wie ausgekotzt.“

„Ich gehe schnell rüber zu Augusta und frage sie, ob sie ein Mittel gegen Allergien hat.“

„Okay,“ kam es von Dean und dann musste er sich wieder übergeben.
 

„Sam, was ist los? Ist was passiert?,“ fragte Ross, der ihm die Tür auf machte.

„Ich brauche ganz dringend ein Antiallergikum. Ich denke Dean hat eine Allergie gegen Schalentiere,“ sagte Sam so schnell, dass er dabei fast seine Zunge verschluckte. Die Idee für den Auslöser war ihm auf dem Weg gekommen. Es war das einzige Nahrungsmittel, dass der Ältere zum ersten Mal zu sich genommen hatte.

„Komm rein, da muss ich Augusta fragen.“ San folgte Ross ins Wohnzimmer. Schnell hatte Sam auch der Hausherrin sein Anliegen erklärt.

„Ich habe ein Breitbandantiallergikum, dass ich immer gegen meinen Heuschnupfen nehme,“ sagte sie und verschwand in Richtung Badezimmer um es zu holen. Kurz darauf kam sie auch schon wieder runter.

„Ich hoffe es hilft.“ Sie reichte Sam die Tabletten.

„Danke,“ kam es noch von Sam, ehe er auch schon wieder verschwunden war.
 

„Nie wieder Hummer Sammy, nie wieder Hummer,“ kam es leidend von Dean. Sie lagen zusammen im Bett und Dean benutzte den Jüngeren als Kissen. Die Übelkeit war bereits leicht abgeklungen als Sam wieder im Bad ankam. Dean hatte sich dann die Zähne geputzt, zwei der Tabletten eingeworfen und sich dann von Sam ins Bett manövrieren lassen. Nach etwa fünf Minuten ging die Nesselsucht etwas zurück und auch Deans Lippe schwoll wieder ab. Die Bauchschmerzen waren noch da waren, aber erträglicher geworden nachdem er sich übergeben hatte. Der Jüngere streichelte ihm tröstend über den Rücken.

„Zum Glück ist dein Gesicht nicht so angeschwollen wie in dem Film mit Will Smith.“

„Hitch, der Date Doktor?“

„Genau den Film meine ich.“

„Gott, ich werde an der Stelle garantiert nie wieder lachen,“ stöhnte Dean.

„Mein armes Baby,“ er küsste Deans Haar. Er wunderte sich, dass der Ältere gegen das „Baby“ nicht protestierte, aber ein Blick auf den Kleineren verriet ihm, dass der ältere Winchester bereits eingeschlafen war. Sam seufzte. Scheinbar hatte das Universum etwas dagegen, dass Dean und er sich näher kamen. Ständig wurde ihnen Steine in den Weg gerollt. Aber Sam würde sich so leicht nicht geschlagen geben. Er würde dafür Sorgen, dass sich diese Beziehung auch körperlich weiter entwickeln würde. Morgen war schließlich auch noch ein Tag.

Das Problem mit den Extrazwiebeln

Verwendeter Song:
 

If We Kissed von Fiona Apple
 

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Natürlich taten sich keine neuen Spuren auf. Also brachen Wilks und Henriksen am Samstagmorgen ihre Zelte in Truro ab und machten sich auf den Rückweg nach Boston. Beide hatten den Rest des Wochenendes frei und würden am Montag wahrscheinlich Instruktionen über einen neuen Fall erhalten oder aber im angefallenen Papierkram versinken. Wilks startete den Motor und als der Wagen sich in Bewegung setzte wusste Henriksen noch nicht, dass er in nicht all zu ferner Zukunft wieder an diesen Ort zurück kehren würde.
 

Während die FBI Männer bereits den Rückweg nach Boston angetreten hatten, wachte Sam Winchester in einem leeren Bett auf. Die Sonne schien durch das Fenster und hatte ihn aufgeweckt. Er rollte sich zur Seite und war mehr als überrascht, dass Dean nicht neben ihm lag. Es war ziemlich ungewöhnlich, dass der Kleinere vor ihm auf war. Normalerweise schlief Dean gerne etwas länger, wenn sie nicht zwingend morgens was zu erledigen hatten. Sam warf einen Blick auf den Radiowecker. Es war gerade mal viertel vor neun. Er streckte sich kurz und stand dann auf. Sam ging über den Flur, um nach seiner Tochter zu sehen. Die Tür zu dem Zimmer in dem sie schlief war offen, also schien seine Kleine auch schon wach zu sein. Von unten hörte er Stimmen. Langsam trottete Sam die Treppe hinunter. Nach Deans Allergieanfall am gestrigen Abend, war ein bereits wacher Dean das letzte was der größere Winchester erwartet hätte. Er blieb im Flur stehen. Der ältere Winchester saß, mit dem Rücken zu Sam, in seinen Schlafboxers und seinem Schlafshirt im Schneidersitz auf dem Sofa. Jenny, die ebenfalls noch in ihrem Schlafanzug war, saß auf seinem Schoß und in seiner Hand hielt er eine große Schüssel voller Lucky Charms (die Verpackung stand auf dem Couchtisch und Sam wusste nicht mal, dass sie welche hatten), die Dean sich mit einem Löffel reinschaufelte, während im Fernsehen Sylvester jagt auf Tweety machte. Wehmut breitete sich in Sam bei diesem Anblick aus. Manchmal wünschte er sich nichts sehnlicher als Dean seinen Kindheit zurück geben zu können, die der Ältere viel zu früh verloren hatte, weil er sich um Sam und irgendwie auch um seinen Dad kümmern musste. Einem anderen Teil von Sam wurde warm ums Herz. Irgendwie hatte dieses Szenario etwas Idyllisches an sich. Zweit-Vater und Tochter in ihren Schlafanzügen sitzen am Samstagmorgen auf der Couch, sehen sich Cartoons an und mümmeln an ihren Frühstückscerealien. Sam fand dieses Bild musste für die Ewigkeit festgehalten werden. Leise schlich er sich zu der Kommode im Flur und schnappte sich sein Handy. Dann trat er ins Wohnzimmer, umrundete die Couch und machte schnell ein Foto von Dean und Jenny. Der Ältere stellte daraufhin die Schüssel ab.

„Sam,“ sagte Dean protestierend und griff nach Sams Handy, doch der Jüngere hatte das Handy bereits außerhalb von Deans Reichweite gebracht.

„Egal was du sagst Dean, ich werde dieses Bild nicht löschen, weil...“

„Wenn du jetzt sagst, dass du das Foto gemacht hast, weil ich so süß aussah, muss ich dich töten, dass weißt du, oder?“ Er warf dem Größeren einen Killerblick zu.

„Ich sag dann wohl lieber gar nichts.“ Er legte das Handy auf den Couchtisch, setzte sich neben Dean. Jenny begrüßte ihren Dad mit einem fröhlichen „Sa-Sa“. Sam streichelte ihr übers Haar und gab dann beiden einen guten Morgen Kuss auf die Wange. Damit schien er Dean wieder besänftigt zu haben.

„So Dean, Lucky Charms also.“ Er lächelte Dean an.

„Tja, was soll ich sagen Sam? Sie sind zauberhaft lecker. Herzen, Sterne und Hufeisen, Glücksklee und blauer Mond, ein Topf voll Gold und Regenbogen und nicht zu vergessen die roten Ballons,“ trällerte Dean den Werbejingle. Sams Lächeln wurde immer breiter. Konnte jemand noch niedlicher sein? Er legte seine Hand in Deans Nacken, drückte dem Älteren einen zärtlichen Kuss auf den Mund und strich sachte mit seiner Zunge über Deans Lippen, schmeckte die Süße der Frühstücksflocken, der an ihnen haftete.

„Mhm, meinst du, du könntest mir welche abgeben?,“ fragte Sam.

„Ich weiß nicht Sammy, die Packung ist nur noch zu drei vierteln voll, ob ich da was entbehren kann?“

„Vielleicht gegen eine kleine Entschädigung?,“ schlug Sam vor und küsste Dean abermals. Der kleinere Winchester schob Jenny zu ihrem Vater hinüber und löste dann den Kuss.

„Ich hol dir ne Schüssel und Milch,“ sagte Dean, stand auf und eilte in die Küche.
 

Sam betrachtete seine Tochter. Ihr Schlafanzugoberteil war mit Zahnpasta bekleckert.

„Wie ich sehe hat Dean dir bereits die Zähne geputzt,“ sagte er feststellend. Ein Blick auf den Couchtisch verriet ihm, dass der Ältere Jenny auch schon gefüttert hatte, denn auf dem Tisch stand eine kleine, leere Schüssel an denen noch die Reste von Jennys Frühstücksbrei klebten. Es waren die kleinen Dinge, wie die Tatsache wie selbstverständlich sich Dean um Jenny kümmerte oder dass er extra in die Küche gegangen war um für ihn eine Schüssel zu holen, die Sam dazu brachten sich täglich mehr und mehr und aufs Neue in Dean zu verlieben. Das war es auch was Sam klar machte, dass Dean nicht bloß ein Rettungsring war, sondern tatsächlich das rettende Ufer des Festlands. In dem Moment kam Dean mit der Schüssel und der Milch ins Wohnzimmer. Der Jüngere sah nun auch Deans T-Shirt und grinste. Es war ebenfalls mit Zahnpasta beschlabbert, also tat sich Dean auch nicht leichter dabei Jenny die Zähne zu putzen. Dean stellte Schüssel und Milch auf den Tisch und nahm wieder neben Sam platz. Er schnappte sich Jenny und seine eigene, noch halb volle Schüssel Lucky Charms, um Sam die Gelegenheit zu geben sich seine Portion in die Schüssel zu füllen. Der Sylvester und Tweety Cartoon war mittlerweile zu Ende und die Anfangsmelodie des unausweichlichen, weil im TV mittlerweile fast schon omnipräsent, Spongebob Schwammkopf.

„Wer wohnt in 'ner Ananas ganz tief im Meer?- Spongebob Schwammkopf!“

„Alter, das macht gar keinen Sinn. Schwämme können nicht laufen und im Meer gibt es keine Ananas,“ sagte Sam. Dean rollte mit den Augen.

„Das ist eine Kindersendung, Sammy.“

„Mag sein, aber es ist mir lieber, wenn wir bei den klassischen Cartoons bleiben, wenn wir sie schon fernsehen lassen.“ Sam schaltete den Fernseher aus.

„Okay, kein Spongebob Schwachkopf. Habs verstanden.“

„Weshalb bist du eigentlich heute schon so früh aufgestanden?,“ wollte Sam wissen.

„Ich weiß auch nicht. Ich bin aufgewacht, aufs Klo gegangen und dann konnte ich nicht mehr einschlafen, aber das war nicht schlimm. Ich fühle mich heute um einiges besser als gestern Abend, also bin ich aufgestanden.“ Dass er Sam beim schlafen beobachtet hatte, bis dieser sich auf die andere Seite gedreht hatte, musste er dem Jüngeren ja nun nicht unbedingt auf die Nase binden.

„Übrigens hab ich die restlichen Daten des GPR ausgewertet,“ fügte Dean hinzu.

„Und?,“ erkundigte sich Sam und schob sich einen Löffel voll Lucky Charms in den Mund.

„Niente, Nada, Nichts!,“ antwortete sein Bruder.

„Das heißt, wir müssen heute noch Mal hin.“

„Ja, leider.“

„Vielleicht triffst du ja deinen Freund wieder,“ neckte Sam.

„Mistkerl.“ Doch anstatt das erwartete „Idiot“ zu erwidern, küsste der Jüngere ihn einfach.
 

Anderthalb Stunden später befanden sie sich wieder auf dem Golfplatz. Sie verbrachten den Vormittag und einen großen Teil des Nachmittags damit das Gelände der restlichen Löcher zu scannen. Da es Samstag war, gestaltete sich dies wesentlich schwieriger, da jede Menge Leute da waren um Golf zu spielen. Letzten Endes schafften sie es doch bis zu Loch 18 zu kommen. Dean machte das Golfspielen langsam mehr und mehr Spaß. Jetzt blieben nur noch die Grasfläche, die als Driving Range diente, sowie einige andere Übungsflächen, was quasi unmöglich war, wenn man nicht von einem Golfball getroffen werden wollte. Allerdings war das Putting Green relativ unbesucht, so dass sie ihr Glück zunächst dort versuchen konnten.

„Fang du schon Mal an. Ich leg nur schnell ne kurze Pinkelpause ein,“ sagte Sam. Das Haupthaus indem sich die Toiletten befanden war ein Stück weit entfernt.

„Da drüben ist ein Busch. Geh doch dahin, dann brauchst die extra zum Klo rennen.“

„Ich werde hier garantiert nicht in die Büsche machen und damit deine exhibitionistischen Phantasien von mir anstacheln,“ kam es von dem Jüngeren. Dean grinste, schloss ihn in die Arme und beugte sich zu ihm, um ihm ins Ohr zu flüstern:

„Sammy, Sammy, Sammy. Egal was du machst, ich werde mir dich so oder so nackt vorstellen.“ Er beendete seinen Satz indem er Sam leicht ins Ohrläppchen biss und dann seinen Hals küsste. Sam beglückte Dean daraufhin mit einem herrlichen rosa Schimmer auf den Wangen und einem leisen Wimmern, als der Kleinere wieder Abstand von ihm nahm.

„Wie wachs in meinen Händen,“ raunte Dean.

„Idiot,“ murmelte Sam in seinen nicht vorhandenen Bart und ging dann in Richtung Haupthaus davon. Dean lachte kurz auf und fing dann an mit dem Kinderwagen die Fläche des Putting Greens abzugehen. Am Ende des Geländes stand eine Bank auf der sich der Winchester nach einigen Metern niederließ, weil Jenny angefangen hatte zu quengeln. Dean nahm sie aus dem Kinderwagen und gab ihr etwas zu trinken, das schien ihre Laune wieder zu bessern.

„Ich weiß ja, dass du lieber rumkrabbeln und den Golfplatz unsicher machen würdest, aber das mögen die Leute hier nicht.“ Sie hatten Jenny bei Bahn 14 in einen Sandbunker gesetzt und sie dort ein wenig spielen lassen. Ein Mann in den 60ern war mit seinem Golfcart an ihnen vorbeigefahren und hatte gemeckert, dass das ein Bunker und kein Sandkasten wäre und sie doch zusehen sollten, dass sie das Kind daraus entfernten oder er würde es bei der Verwaltung melden. Da sie kein Aufsehen erregen wollten, hatte Sam die Kleine also kurz darauf wieder in ihren Kinderwagen gesetzt und seit dem war Jenny irgendwie stinkig auf ihren Sa-Sa. Für ein quirliges Kind wie Jenny musste es furchtbar sein die ganze Zeit im Kinderwagen sitzen zu müssen und noch nicht mal wirklich was zum Spielen zu haben. Während die Kleine trank kam eine Frau von Mitte 50 auf ihn zu.

„Haben sie etwas dagegen, wenn ich mich setze?“ Sie stellte ihre Golftasche neben die Bank und setzte sich ohne eine Antwort von Dean abzuwarten.

„Ich bin Astrid Kent. Ich warte hier auf meinen Golflehrer,“ sagte sie. ~Als ob mich das interessieren würde~, dachte Dean, lieferte ihr dann jedoch einen Namen. Sie schien das irgendwie zu erwarten.

„Henry Gardiner,“ sagte er schlicht. Er hatte sich einfach was ausgedacht, dass Oberschichtmäßig klang. Dann sah sie zu Jenny hinüber.

„Bezauberndes, kleines Ding.“ ~Jenny ist kein Ding, du verschrumpelte, alte Vogelscheuche~ hätte Dean der faltigen Fettel neben sich am liebsten an den Kopf geworfen.

„Ist das ihre Tochter?“

„Meine bessere Hälfte und ich ziehen sie zusammen groß.“

„Wie heißt denn die Glückliche?“

„Sam,“ sagte er wahrheitsgemäß.

„Die Abkürzung für Samantha?“

„Nein, die Abkürzung für Samuel.“

„Das ist aber kein Frauenname.“ ~Was für eine Schnellmerkerin~ Er rollte unmerklich mit den Augen.

„Nein, mein Sammy ist ein Mann.“

„Oh!“ ~Ah, sie hat es geschnallt~ Dean konnte nicht sagen, was oder ob überhaupt irgendwas gerade in ihrem Kopf vorging, jedenfalls schien sie leicht geschockt zu sein. Doch dann wechselte sie einfach das Thema.

„Was machen sie beruflich?“ ~Neugierige, alte Ziege~

„Ich bin Arzt.“ Sich solche Storys auszudenken hatte Dean einfach drauf.

„Allgemeinmediziner oder Spezialist?“

„Plastischer Chirurg.“ Er setzte Jenny wieder in den Wagen und warf die leere Flasche in den Abfalleimer neben der Bank.

„Oh!“ Diesmal schien sie erfreut zu sein.

„Sagen sie, denken sie Angelina Jolies Lippen sind echt?“

„Also von mir sind sie jedenfalls nicht.“ Die Frau kicherte.

„Kann ich sie mal was fragen?“ ~Oh Gott, was kommt jetzt?~

„Klar, warum nicht?“ ~Warum kann ich meine Klappe nicht halten?~

„Finden sie, ich bräuchte eine Bruststraffung?“ Die Tatsache, dass Dean schwul war ließen bei Astrid Kent anscheinend sämtliche Hemmungen fallen. Sie nahm Deans Hände und legte sie an ihre Brüste, die selbst mit Unterstützung des BHs der Schwerkraft nicht mehr viel entgegen zusetzen hatten. Als Teenager mochte man vielleicht auf ältere Frauen alla Mrs. Robinson stehen, aber definitiv dann nicht mehr, wenn man in ein Alter kam in dem man selbst der Mr. Robinson für jemanden sein konnte. Noch nie hatten Dean weibliche Brüste abgeschreckt, aber das gerade war mal sowas von der totale Abturner. Schnell zog er seine Hände wieder zurück.

„Da haben sie wohl was falsch verstanden. Ich bin kein Schönheitschirurg. Ich mache hauptsächlich Gesichtsrekonstruktionen bei Unfallopfern und Hauttransplantationen bei Verbrennungsopfern. Silikonimplantate und der Gleichen sind nicht meine Liga,“ redete sich Dean grandios heraus. Ein Mann, der kaum älter war als Dean kam auf sie zu.

„Sind sie soweit Astrid?“ Der Mann schien der Golflehrer zu sein.

„Ja, lassen sie uns an meinem Abschlag arbeiten.“ Sie stand auf und ging dann mit dem Golflehrer hinüber zur Driving Range. Dean atmete erleichtert auf. Er wollte sich gar nicht vorstellen wo die Alte seine Hände sonst noch hingesteckt hätte.
 

Kurz darauf kam Sam zurück.

„Alter was hat dich denn so lange aufgehalten? Ach warte, ich hatte vergessen, dass es bei dem Damentoiletten immer Warteschlangen gibt,“ triezte Dean den Jüngeren, als er noch einige Schritte entfernt war.

„Wie konntest du das nur vergessen? Du stehst doch selber immer da an,“ konterte Sam.

„Touché. Was hast du da Sammy?“ Er deutete auf Sams Hand.

„Ach, eigentlich wollte ich nett sein und dir ein Stück Kuchen mitbringen.“ Dean erkannte, dass Sam ein Pappschälchen mit einem Stück Schokoladenkuchen trug.

„Aber so nett wie du eben mal wieder zu mir warst, werde ich ihn wohl lieber selber essen.“

„Es tut mir leid Sammy, verzeih mir,“ kam es schlagartig von Dean, der seinen Blick auf den Kuchen gerichtet hatte. Sam rollte mit den Augen.

„Das sagst du doch jetzt nur, weil du hoffst, dass ich dir den Kuchen doch noch gebe.“

„Und funktioniert es?“

„Nicht wirklich.“

„Komm schon Sammy. Das war doch nur ein Scherz. Du kannst einem schwerarbeitenden Mann doch nicht seinen Kuchen verweigern.“

„Schwer arbeiten nennst du das? Du sitzt doch hier gerade nur rum.“

„Sammy…liebst du mich denn gar nicht mehr?“ Er sah den Größeren bettelnd an.

„Na gut. Hier.“ Sam reichte ihm den Kuchen. Der bettelnde Blick hatte ihn weich gemacht.

„Du bist der Beste Sammy.“ Er schenkte seinem Bruder eine halbe Umarmung und nahm dann den Kuchen entgegen.

„Man siehst du lecker aus, ich glaub ich muss dich probieren,“ sagte Dean.

„Wenn ich euch zwei kurz alleine lassen soll, brauchst du es nur zu sagen.“

„Ich habe eigentlich weniger den Kuchen gemeint…“ Er stellte das Pappschälchen ab und küsste den überraschten Sam dann leidenschaftlich, bis diesem die Luft weg blieb.

„Wow, ähm…ich…denke…wir sollten…hier schleunigst … fertig werden,“ brachte der jüngerer Winchester stoßweise hervor. Dean sah ihm in die Augen. Dann küsste er ihn noch Mal. Er wollte gerade seine Hände unter Sams T-Shirt schieben, als dieser sich von ihm löste. Ein Pärchen in den 50ern kam ihnen entgegen.

„Nicht Dean,“ sagte Sam, nahm Deans Hände und schob den Älteren ein Stückchen von sich. Der Kleinere seufzte. Sams dämliches Problem mit dem zur Schau stellen von Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit. Er fragte sich ob das ein allgemeines Problem für Sam war oder ob er sich nur so anstellte, weil er jetzt mit Dean, einem Mann, zusammen war.

„Okay, ich esse schnell den Kuchen und dann erledigen wir den Rest.“ Dean setzte sich auf die Bank.

„Willst du was abhaben?“

„Nein Dean, der ist nur für dich.“ Sam lächelte ihn an und schob den Kinderwagen langsam zum anderen Ende des Putting Greens.
 

Als sie alle Übungsanlagen abgeklappert hatten war es halb sechs, so dass sie es jetzt auch wagen konnten die Bodenstrukturen der Driving Range zu checken. Endlichen gegen viertel nach sieben waren sie wieder in ihrem Ferienhaus. Dean setzte sich sofort an die Auswertung und Sam ging nach neben an um Carrie zu fragen, ob sie heute Abend auf Jenny aufpassen könnte. Beide hofften den Geist noch heute Nacht unschädlich machen zu können. Dean hatte gesagt, dass er spätestens, bis zum Einbruch der Dunkelheit die Grabungsstelle lokalisiert haben würde.

„Alles klar. Carrie hat Zeit. Wir sollen ihr nur rechtzeitig Bescheid geben, wann sie hier sein soll,“ informierte Sam seinen Lebenspartner.

„Okay,“ kam es von Dean, der sich auf den Rechner des GPR konzentrierte. Sam setzte sich neben ihn. Jenny krabbelte ihrem Ball hinterher auf dem Boden herum um ihren Bewegungsdrang zu stillen.

„Schon was entdeckt?,“ erkundigte sich Sam.

„Keine Leiche bis jetzt, aber dafür irgendwas, was wie ein altes Fahrrad aussieht.“

„Ich habe nach dem Golfplatzmarathon heute keine Lust zu kochen. Was hältst du davon, wenn ich dich auf einen Burger in ein Diner einlade bevor wir die Leiche ausgraben?“ Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er Dean vorhin abgeschoben hatte und wollte es so wieder gut machen. Er wusste selbst nicht warum es ihm so schwer fiel sich von Dean jenseits des Oberkörpers in der Öffentlichkeit berühren zu lassen. Mit Jessica war er dahingehend auch nicht über das Küssen hinaus gegangen.

„Klar warum nicht. Hey, hat Tristan bei dir heute einen weg stecken können?“

„Irgendwann ist das nicht mehr lustig.“

„Spielst du jetzt wieder das Sensibelchen?“ Dafür bekam Dean von Sam einen leichten Klaps gegen den Hinterkopf.

„Jetzt werde ich auch noch misshandelt,“ sagte Dean gespielt theatralisch.

„Idiot.“

„Mistkerl.“ Sie küssten sich.
 

„Sa-Sa Nane,“ kam es ein paar Minuten später von Jenny, die an dem Hosenbein ihres Vaters zupfte um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

„Oh, ich glaube wir haben gar keine Bananen mehr Süße,“ sagte Sam.

„Ich denke, sie will dir einfach nur sagen, dass sie Hunger hat,“ kam es von Dean.

„Na dann komm. Ich mach dir was.“ Er nahm seine Tochter auf den Arm. Sofort fing sie an zu quengeln und zu strampeln.

„Okay, scheinbar willst du lieber weiter krabbeln. Könntest du bitte ein Auge auf sie haben?“ Er ließ Jenny wieder runter. Dean sah zu ihm auf und runzelte die Stirn.

„Was soll den die dämliche Frage? Natürlich hab ich ein Auge auf sie.“

„Gut. Ich mach ihr dann Mal was zu essen.“ Sam ging in die Küche.

„Bingo!,“ erklang es einige Minuten Später aus dem Wohnzimmer. Jennys Essen brauchte nur noch ein bisschen, also ging Sam zu Dean.

„Hast du die Stelle? Okay, schon wieder ne dumme Frage.“

„Allerdings.“ Dabei blieb die Frage offen ob er damit Sams ersten oder zweiten Satz meinte.

„Wir müssen die Koordinaten der Stelle jetzt nur noch in das GPS-Gerät eintragen, zu der Position laufen und dann kann das lustige graben beginnen. Diesmal müssen wir nicht Mal ein Grab schänden.“

„Super, wir machen Fortschritte,“ sagte Sam sarkastisch. Nachdem Dean die Koordinaten in das GPS-Gerät eingegeben hatte, schaltete er den Rechner aus.

„So, ich schlage vor du fütterst Jenny und ich sag Carrie bescheid, dass sie um halb neun hier sein soll. Eine gute Stunde reicht mir um zu duschen und die Klamotten zu wechseln.“

„In Ordnung,“ stimmte der andere Winchester zu.
 

Zehn Minuten später saß Sam mit Jenny in der Küche und fütterte sie. Er wunderte sich, dass Dean immer noch nicht wieder von nebenan zurück war. In dem Moment kam er kauend zur Tür herein.

„Was isst du da?,“ wollte Sam wissen.

„Augusta hat ein neues Kuchenrezept ausprobiert und ich hab mich als Versuchskaninchen zur Verfügung gestellt und ich muss sagen die Buttercreme Torte schmeckt nicht schlecht.“

Sam lachte.

„Was?“

„Du scheinst Kuchen tatsächlich für ein Grundnahrungsmittel zu halten.“

„Nicht für alle Menschen, aber für mich schon. Neben Bier und Burgern. Was gibt’s denn hier leckeres?“ Er streichelte Jenny über den Kopf.

„Gemüse mit Reis,“ antwortete Sam.

„Warum hat das Zeug nur immer so eine seltsame Farbe?“

„Weil es durch den Mixer gejagt wurde?“

„Oh, du bist so schlau Sammy. Ich gehe jetzt unter die Dusche.“

„Gut, ich bring Jenny dann nachdem Essen ins Bett.“

„Dann geb ich ihr noch schnell einen gute Nacht Kuss.“ Er drückte seine Lippen gegen ihre Stirn und ging dann nach oben.
 

Als Sam einige Minuten später mit Jenny hoch kam, um sie Bettfertig zu machen betrat er ein Dampferfülltes Badezimmer. Dean war also schon fertig mit duschen. Er putzte Jenny die Zähne, was ihm diesmal schon viel leichter fiel, da sie sich weniger dagegen sträubte. Das Problem war diesmal nur, dass sie schon am Anfang anfing auf der Zahnbürste herum zu kauen. Zum Glück wurde Sam nicht wieder von ihr angespuckt. Als er fertig war brachte er sie rüber in ihr Zimmer und zog sie um. In der Zwischenzeit war Dean noch Mal ins Bad gegangen um sich zu rasieren. Als Jenny schließlich im Bett lag war es fast viertel nach acht.

Sie war zum Glück, aber seltsamerweise sehr müde am heutigen Abend, so dass Sam ihr gerade Mal eine halbe Seite von Aschenputtel vorlesen brauchte bis sie eingeschlafen war.

„Träum was Schönes Jenny.“ Er gab ihr noch einen sanften Kuss auf die Wange, ging zur Tür, schaltete dann das Licht aus und verließ den Raum. Er ließ die Tür offen, damit Carrie sie von unten her hören konnte, sollte Jenny weinen. Als er wieder ins Wohnzimmer kam war Dean noch nicht unten. Sam setzte sich aufs Sofa.
 

Ihm stockte der Atem, als Dean schließlich die Treppe runter kam. Er trug eine perfekt sitzende Blue Jeans, die gerade genug Bewegungsspielraum zuließ, um ein Grab auszuheben. Der Jeansstoff war verwaschen und an einigen Stellen eingerissen und löchrig, ob das bei der Hose so sein sollte, als Deans sie gekauft hatte oder die Risse vom verschleiß kamen wusste Sam nicht. das eng anliegende und Deans Bauchmuskeln betonende T-Shirt war schwarz und verwaschen, passend zur Jeans. Das olivegrüne Hemd, das Deans Augen besser zur Geltung brachte und das Sam an Dean am liebsten mochte, rundete das Outfit ab. Deans Haare waren noch feucht. Er sah einfach nur heiß aus und Sam konnte nicht anders, als ihn anstarren.

„Da gefällt wohl jemandem was er sieht,“ sagte Dean mit rauer Stimme. Sam erwiderte nichts. Dean trat zu ihm an die Couch. Sie sahen sich in die Augen und man konnte förmlich spüren wie es zwischen ihnen anfing zu knistern.
 

Electricity, eye to eye.
 

Dann setzte sich der Ältere neben Sam und fing langsam an ihn zu küssen. Dies verursachte in Sam jedoch ein so intensives Gefühl, dass es ihm vorkam, als würde sich das Zimmer drehen.
 

The room is spinning out of control.
 

Sam nahm seine Hand hoch unschlüssig was er tun sollte. Dean nach hinten drücken oder ihn auf sich runter ziehen. Dean nahm die Hand des Jüngeren und streichelte sie. Die Entscheidung wurde Sam abgenommen, da Dean sich vorbeugte, ihn sachte in die Couchkissen drückte und sich dann über ihm platzierte.
 

You act like you didn't notice, brushed my hand.
 

Zeitgleich ließ Dean den Kuss leidenschaftlicher werden und brachte seine Zunge zum Einsatz, was Sam sehr begrüßte.
 

[…] your tongue slip past my lips
 

Der Kleinere ließ nun seine Hände unter Sams T-Shirt gleiten und rieb dann mit seinen Daumen über Sams Beckenknochen und spürte die zarte Haut des anderen. Der Jüngere hatte das Gefühl zu verbrennen, als Deans Kuss immer fordernder wurde und er sich gegen ihn drückte. Sam wollte mehr, viel mehr und das versuchte er nun in Worte zu fassen.
 

Mouth to mouth, lust to lust,

Spontaneously combust
 

„Dean, ich…ähm, du…ich, bitte…du…nimm, äh… ich will…kannst…,“ stammelte Sam wie ein Idiot. Deans Küsse hatten ihm so die Sinne vernebelt und in einen kleinen Rausch versetzt, dass er jetzt kaum einen geraden Satz raus bekam, dabei wollte er doch viel mehr als nur Deans Küsse. Dean grinste.
 

Stripped my senses on the spot,

[…]I can't speak.
 

„Sammy, ich weiß, ich bin umwerfend, aber so gut bin ich nun auch nicht, dass ich Gedanken lesen könnte, du musst mir schon sagen, was du von mir möchtest.“ Dean konnte sich sehr genau vorstellen, was Sam von ihm wollte und darauf hatte er jetzt schon einige Tage, wenn nicht sogar Wochen gewartet, aber er wollte es einfach aus Sams Mund hören, bevor er ihm gab wonach er verlangte.

~Reiß dich zusammen Sam Winchester. Du bist erwachsen, du bist in der Lage deine Bedürfnisse zum Ausdruck zu bringen. Konzentrier dich. Du warst auf dem College, da wirst du ja wohl eine einfache Bitte formulieren können. Komm schon Sam, Satzbau. Subjekt, Prädikat, Objekt, das ist doch ganz leicht. Wenn du es jetzt nicht schaffst Dean gegenüber deine Wünsche zu äußern, dann schaffst du es nie. Also los! Worauf wartest du?~ Sams Stimme zitterte als er schließlich ein paar wenige zusammenhängende Worte raus brachte.

„Dean, ich möchte dass du mich anfasst, hier.“ Er nahm Deans Hand und legte sie in seinen Schritt. Dean verkniff sich ein lüsternes Grinsen, weil das Sam womöglich verschreckt hätte. Er sah Sam einfach tief in die Augen. Dort erkannte er Nervosität, aber keinen Zweifel.

„Du möchtest, dass ich dich hier anfasse?,“ fragte er noch einmal nach.

„Ja Dean, bitte.“ Er zog Deans Kopf wieder zu sich herunter und küsste ihn innig. Dabei ließ er dem Kleineren nun freie Hand. Dean öffnete langsam und voller Vorfreude Sams Jeans und ließ dann sachte seine Hand über Sams Boxershorts streichen. Sam unter ihm wimmerte leise und legte seine Arme um Dean, um sich an etwas fest halten zu können. Sie küssten sich weiter, während der ältere Winchester nun Stück für Stück seine Hand in Sams Boxershorts wandern ließ und schließlich die Härte des Größeren in die Hand nahm. Sam stöhnte erregt.

„Ich weiß ich bin zu früh, aber meine Grandma guckt Glücksrad, … Oh mein Gott! Entschuldigung,“ kam es von Carrie die sie just in diesem Moment überraschte.

„Scheiße,“ entfuhr es Sam und er stieß Dean von sich, der unsanft auf dem Boden neben der Couch landete und dabei nur knapp die Kante des Tisches verfehlte. Carrie hatte sich sofort umgedreht. Schnell verschloss Sam seine Jeans wieder.

„Ich glaube, ich warte in der Küche und gebe euch zwei kurz Zeit euch zu sammeln,“ sagte Carrie, konnte sich aber ein Grinsen nicht verkneifen. Zum Glück sah Sam das nicht, sonst hätte er sie vermutlich umgebracht. Sie verließ das Wohnzimmer.

„Autsch,“ kam es von Dean. Sam, dessen Gesicht fast so rot war wie eine reife Kirsche, setzte sich auf und half Dean dabei aufzustehen.

„Tut mir leid Baby,“ sagte Sam, strich Dean über den Rücken und küsste ihn sanft gegen seine gerade verheilte Kopfwunde.

„Aber als sie rein kam hab ich mich so erschrocken und …oh Gott, das ist so peinlich. Du über mir, deine Hand in meiner Hose und sie hat das gesehen,“ sagte Sam leicht panisch.

„Beruhig dich Sam! Moment, hast du mich gerade Baby genannt?“

„Hab ich? Ich weiß nicht mehr. Ich…, ich warte im Wagen.“ Sam gab Dean einen kurzen Kuss, fuhr sich durch die Haare und verließ das Haus zur Vordertür.

„Aber über das „Baby“ reden wir noch. Na Großartig,“ murmelte Dean. Carrie hatte wohl die Haustür zuschlagen gehört und kam ins Wohnzimmer zurück.

„Warum hast du nicht angeklopft?,“ fragte Dean sie ein klein wenig frustriert.

„Habe ich doch.“

„Und ich hab es mal wieder nicht gehört, oder was?“

„Also so wie ihr da eben zu Gange wart, kann ich mir das schon vorstellen. Aber es tut mir leid, ich wollte euch nicht stören.“

„Was habe ich dir gesagt als du das letzte Mal ohne Aufforderung rein gekommen bist?“

„Wenn niemand „herein“ sagt, soll ich nach Hause gehen und es später noch Mal versuchen.“

„Du erinnerst dich also und warum hältst du dich dann nicht daran? Ist es so schwer für dich die Privatsphäre anderer Leute zu respektieren?“

„Es tut mir leid,“ sagte Carrie. So verärgert hatte sie Dean noch nie erlebt. Der ältere Winchester fuhr sich durch die Haare.

„So machst du dir jeden Falls Sam nicht zum Freund.“

„Er steht nicht so auf Sex in der Öffentlichkeit, was?,“ sagte Carrie mit solch einer Lockerheit, dass es Dean fast die Schuhe ausgezogen hätte. Sie wollte ihn zum lachen bringen, die Stimmung wieder etwas auflockern. Er schüttelte mit dem Kopf. Die Jugend von Heute, also wirklich.

„Ist aber schon witzig. In den meisten Filmen überraschen die Heimkommenden Eltern ihren Babysitter in solchen Situation und hier war es eben umgekehrt.“

„Ja, sehr witzig. Ich lach später. Also Jenny schläft. Sam und ich gehen was essen und haben dann noch was zu erledigen. Ich denke bis Mitternacht sind wir spätestens zurück. Unsere Nummern hast du und wenn was ist…“

„Ja, ich weiß. Sofort euch anrufen. Ich kenn die Spielregeln Dean.“

„Gut, also bis später.“ Er ging Richtung Haustür.

„Ach Dean, du kannst Sam gerne ausrichten, dass er von meinem Blickwinkel aus verdammt scharf ausgesehen hat.“

„Ganz sicher nicht, ich will schließlich nicht, dass er völlig ausflippt.“

„Bis nachher Dean.“
 

Als Dean aus dem Haus trat stand Sam gegen den Impala gelehnt. Der Ältere ging auf ihn zu, platzierte seine Hände links und rechts von Sam und küsste ihn zärtlich auf die Lippen.

„Alles okay?,“ fragte er seinen Kleinen.

„Dieses Mädchen treibt mich noch zur Weißglut. Ständig taucht sie auf wenn wir, du weißt schon…“ Er fummelte an der Knopfleiste von Deans Hemd herum. Sein Bruder lächelte leicht und lehnte seine Stirn gegen die von Sam.

„Es würde mich nicht wundern, wenn sie uns von ihrem Zimmer aus mit einem Fernglas beobachtet,“ fuhr Sam fort.

„Vielleicht sollten wir in Zukunft die Hintertür einfach abschließen,“ schlug Dean vor.

„Klar, dann kommt sie zur Vordertür und beobachtet uns durch die Fenster an der Tür oder klingelt solange, bis wir ihr aufmachen.“

„Mach dir keine Sorgen Sam, man kann durch die Fenster nach draußen gucken, aber nicht von draußen ins Wohnzimmer und die Klingel könnten wir abschalten…“ Er hauchte Sam einen Kuss in den Nacken und bekam von Sam einen genießerischen Laut zu hören. Dann schob Sam ihn jedoch ein Stückchen von sich.

„Das ist doch auch nicht Sinn der Sache. Es ist einfach nicht normal, dass ich mich in meinen „eigenen“ vier Wänden manchmal geradezu von ihr belästigt fühle.“

„Denkst du nicht, dass du ein bisschen überreagierst? Du hast doch mit Jessica bestimmt auch das eine oder andere Mal vor euren Collegefreunden rumgeknutscht, was ist also so schlimm daran, dass Carrie uns gesehen hat.“

„Der Unterschied zwischen meinen Collegefreunden und Carrie ist, dass meine Freunde nicht sabbernd dabei zugeguckt haben, um ihre jugendlichen Sexphantasien zu pushen, wenn ich Jessica geküsst habe.“

„Sammy…“

„Nein, Dean! Ich habe genug von ihr für heute. Können wir bitte einfach zum Diner fahren und nicht mehr weiter über sie reden?“

„Okay, wie du willst, auch wenn du ihr nicht verübeln kannst, dass sie gerne ein Auge auf uns wirft. Wir sind heiß.“ Dean sah Sam mit einem gespielten selbstverliebten Blick an und öffnete die Türen des Impalas. Damit zauberte er dem Jüngeren neben einem leichten Augenrollen auch ein kleines Lächeln auf die Lippen.

„Du solltest öfter lächeln, das steht dir Sammy,“ sagte Dean und startete den Wagen.
 

Als sie an einer Ampel hielten stellte der ältere Winchester die Musik leiser und sah zu seinem Bruder herüber.

„So, ich bin also dein „Baby“,“ griff Dean wie angekündigt das Thema Kosenamen auf.

Sam konnte nicht sagen, ob Dean darüber jetzt amüsiert oder eher verärgert war.

„Nun ja, ich denke, wenn du mich ständig Sammy nennst, hab ich doch auch das recht, dir einen Kosenamen zu verpassen.“

„Aber muss es unbedingt Baby sein?“

„Wäre dir Deanie-Spatz lieber?“ Sam grinste.

„Das ist nicht witzig Sam.“ Die Ampel wurde grün und sie setzten ihren Weg zum Diner fort.

„Der Impala ist mein Baby, Jenny ist deins. Brauchst du da noch eins?,“ fragte Dean und sah Sam grimmig an.

„Komm schon Dean, es gibt schlimmeres.“

„Aber der Impala und Jenny sind Mädchen, du kannst mich nicht Baby nennen, schließlich bist du das Mädchen in unserer Beziehung.“

„Bin ich nicht Dean! Ich lass mich von dir in keine Rolle drängen.“

„Hm, du willst immer reden, räumst auf…“

„Und du bist mütterlicher, als es jede normale Mutter je sein kann und hast von Natur aus lange Wimpern, worauf so manche Frau neidisch werden könnte. Hör auf mit dem Schubladendenken. Keiner von uns deckt die Rolle einer Frau zu 100% ab.“

„Dann bin ich wohl dein Baby…,“ kam es zähneknirschend von dem Älteren.

„Wenn du dich durch das kleine Wort so in deiner Männlichkeit bedroht fühlst, dann nicht.“

Dean sah Sam an den Augen an, dass er ein wenig enttäuscht war. Dean seufzte.

„Na gut, du kannst mich so nennen, wenn dich das Gefühl überkommt und wir alleine sind,“ lenkte Dean ein. Sam küsste den Kleineren auf die Wange.

„Okay Dean.“ Als der ältere Winchester das nächste Mal zu dem Größeren rüber sah zierte Sam ein entspannter und glücklicher Gesichtsausdruck. Dean interessierte es schon irgendwie, warum Sam auf ein Mal das Bedürfnis verspürte ihm einen Kosenamen zu verpassen, aber er wollte, dass Sam den Gesichtsausdruck, den er gerade drauf hatte, behielt und verzichtete darauf ihn deswegen auszufragen.

„Zum Glück sind wir gleich am Diner. Ich sterbe vor Hunger und wo wir gleich noch ne Leiche ausgraben müssen, können wir ne anständige Mahlzeit vertragen, dass heißt also wie immer, dass wir uns die Nahrungsinhaltsstoffe aufteilen. Kohlenhydrate und Fett für mich und Vitamine und Mineralien für dich.“ Er grinste süffisant.
 

Es war Samstagabend und ziemlich voll im Diner. Sam und Den bekamen einen der letzten freien Tische. Dean setzte sich natürlich wieder auf den Platz von dem aus er den Eingang am besten im Auge hatte. Sam musste schmunzeln. Sein Lebenspartner würde auch immer irgendwie sein Bruder bleiben. Seinen Beschützerinstinkt würde Dean niemals ablegen können. Das war etwas was Sam an ihm liebte und was ihn gleichzeitig aber auch manchmal nervte. Er wollte nicht auf ewig wie der hilflose kleine Bruder von Dean behandelt werden. Dean tat sich schwer zu akzeptieren, dass Sam erwachsen war und auf sich selber aufpassen konnte, aber er bemühte sich zumindest. Als die junge Kellnerin kam um ihr Bestellung aufzunehmen, während sie die beiden Männer gleichermaßen auscheckte, nahmen die beiden Brüder das übliche. Ein Bacon Cheeseburger mit extra Zwiebeln und Pommes Frites für Dean und irgendein Grünzeug für Sam. Der Jüngere würde irgendwann während des Essens mit seinen Fingern nach ein paar Pommes angeln und Dean würde ihn zuerst spielerisch mit seiner Gabel pieksen und verscheuchen, Sam dann aber doch gewähren lassen. Sein Sammy konnte einfach alles von ihm haben. Manchmal machte es Dean angst, dass seine Liebe zu Sam so groß und bedingungslos war, dass sie ihn wahrscheinlich sogar bis zur Selbstaufgabe treiben würde, wenn es nötig wäre. Während sie auf das Essen warteten gingen sie noch ein Mal ihr Vorhaben durch.

„Hoffen wir mal, dass die gute Lucretia wirklich nur im Leuchtraum ihr Unwesen treibt und wir ihre Überreste in Ruhe ausgraben und verbrennen können,“ sagte Dean.

„Ja und dass uns auch sonst niemand erwischt.“

„Wer kommt nachts auf nen Golfplatz? Die haben nicht mal nen Nachtwächter und die Polizeipräsenz ist auch nicht mehr vorhanden, seit die am Leuchtturm jetzt doch den Nachtwächter schon eher haben anfangen lassen.“

„Ja und der könnte ein Problem darstellen.“

„Sei doch nicht immer so pessimistisch. Der Typ wird wahrscheinlich jemand sein, der es nicht auf die Polizeischule geschafft hat und er wird an seinem ersten Arbeitstag so auf den Leuchtturm fixiert sein, dass er uns schon nicht bemerkt.“

„Dein Wort in Gottes Gehörgang.“

„Meinst du Gott hat Ohren? Denn wenn ja, wow, dann müssen die größer sein als die von Micky Maus, wenn er all die Gebete der gläubigen Spinner hören will, aber es ist wahrscheinlicher, dass er keine Ohren hat, darum werden Gebete auch nie erhört und wenn doch, dann ist es wohl eher dem Zufall zu verdanken als Gott.“

„Hey, keine Blasphemie auf leeren Magen, okay Dean?“ Der ältere Winchester streckte seinen Arm aus und machte eine Bewegung über Sams Kopf.

„Was war das denn?,“ fragte der Größere.

„Ich habe nur deinen Heiligenschein gerade gerückt, Sammy Engelchen.“ Dafür trat ihm der jüngere Winchester vors Schienbein, aber Sam zu veralbern war es Wert.
 

Das Essen kam und Dean biss herzhaft in seinen Burger. Sam sah seine Chance sich für Deans dummen Scherz zu rächen.

„Vielleicht solltest du in Zukunft auf die Extrazwiebeln verzichten, wenn du willst, dass ich dich weiterhin küsse,“ sagte Sam.

„Das ist doch nicht dein Ernst, oder?“

„Was denkst du?“ Er sah den Älteren mit ernstem Blick an.

„Ach komm schon Sammy.“

„Weißt du was, ich mache dir einen Vorschlag. Du verzichtest auf die Extrazwiebeln und du darfst mich in der Öffentlichkeit an unsittlichen Stellen berühren,“ sagte Sam leise und errötete leicht. Er war selber überrascht über das Angebot, dass er Dean gerade gemacht hatte. Dabei hatte er das mit den Zwiebeln weg lassen doch nicht wirklich ernst gemeint. Dean sah ihn mit großen Augen an. Zwar hatte Dean sich bereits schon ein paar Mal in der Öffentlichkeit an Sams Hintern vergriffen und Versuche gestartet ihn zu befummeln, aber der Jüngere hatte sich ihm immer wieder entzogen und ihm sehr deutlich klar gemacht, dass er das gefälligst zu unterlassen habe. Am besten gefiel Dean die Mahnung ´Hände dahin wo ich sie sehen kann`. Küsse in der Öffentlichkeit ließ Sam mittlerweile zum Glück jedoch zu, aber bevorzugt dann, wenn niemand in unmittelbarer Nähe war. Der Ältere wusste daher was für ein riesen Zugeständnis das von Sams Seite aus war und musste nicht lange darüber nachdenken. Zwiebeln schmeckten ihm zwar gut, aber Sammy schmeckte eindeutig besser. Ihn zu küssen wollte er nicht missen und der Antatsch-Freifahrtsschein war ein super Bonus.

„Deal,“ sagte er mit einem leicht versauten Grinsen im Gesicht. Dann beugte er sich über den Tisch, fasste seinen Bruder am Kragen und küsste Sam so leidenschaftlich dass dem Jüngeren die Luft weg blieb und seine Beine plötzlich weich wie Gummi waren. Zum Glück saß Sam schon. Damit besiegelte er ihr Abkommen. Und das ganze vor den Augen der anderen Dinergästen und den Angestellten inklusive der süßen, jungen, kleinen, brünetten Kellnerin die den beiden abwechselnd schöne Augen gemacht hatte, als wäre sie sich noch unsicher wer von beiden ihr letztlich besser gefiel. Sie sah ein wenig enttäuscht aus.

Deans Narben

@459: Dean und Sam Loveaction kommt ja jetzt. Auch wenn das Kapitel ein weniger kürzer ist als die letzten beiden.
 

Verwendeter Song:

Right Said Fred - Don't Talk Just Kiss
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSD
 

Der Mond schien hell genug, dass den beiden das zusätzliche Licht einer Taschenlampe reichte um das Rough bei Loch 16 zu finden. Dank des GPS Geräts konnten sie die genaue Stelle ausmachen an der sie graben mussten, um an die Überreste von Lucretias Geist heran zu kommen. Dean packte den Spaten, sowie Salz und Benzin aus der Tasche aus, die er mit sich trug. Sam war mit einer Steinsalzbeladenen Schrotflinte bewaffnet. Den Impala hatten sie wie schon am Nachmittag an einem anderen Parkplatz einen Strandabschnitt weiter stehen lassen. Sie wollten durch das doch recht laute Motorengeräusch des Impalas nicht den neuen Nachtwächter des Leuchtturms auf sich aufmerksam machen.

„Wer gräbt?,“ fragte Dean.

„Knobeln wir es aus,“ sagte Sam und kurz darauf besiegte er den Älteren zum wer weiß wievielten Male beim Schnick-Schnack-Schnuck.

„Immer die Schere Dean, immer die Schere.“

„Du mogelst doch. Es kann doch nicht normal sein, dass du immer gewinnst. Du kannst bestimmt deine Psychokräfte so einsetzen, dass du mich dazu manipulierst die Schere zu wählen,“ meckerte der Kleinere vor sich hin und setzte den Spaten an, während Sam lachend einen Salzkreis um sie streute. So wären sie sicher, falls Lucretias Geist doch auftauchen sollte. Schießen wollte der Jüngere nur im äußersten Notfall. Ein Schuss mit einer Schrotflinte machte nämlich ziemlichen Lärm und ihr Motto lautete, die Sache so schnell und unauffällig wie möglich zu erledigen. Der Boden war weich und Dean kam mit dem graben schnell voran. Als er Hüfttief in der Erde stand, hielt Sam die Taschen Lampe über die Stelle, damit Dean mehr Licht hatte. Sam sah Schweißperlen auf Deans Stirn und hatte in der leicht gebückten Haltung in der der ältere Winchester grub, einen perfekten Blick auf Deans Rücken, konnte sehen wie die Muskeln arbeiteten. Auch der Hintern des Kleineren unter dem eng anliegenden Jeansstoff war ein leckerer Anblick für Sam. Der Größere war sich sicher, dass der Typ aus der Diät-Cola Werbung gegen Dean einpacken konnte. Sam wäre am liebsten zu Dean in das Loch gestiegen, um ihn an Ort und Stelle zu vernaschen, aber als er ein zweites Mal darüber nach dachte kam es ihm gegenüber der Leiche, die Dean gerade ausgrub, doch ziemlich respektlos vor und so unterdrückte er sein Verlangen.
 

Plötzlich kam Wind auf. Sam ließ das Licht der Taschenlampe umher kreisen, konnte aber nichts Verdächtiges erkennen.

„Ich glaub ich bin da auf was gestoßen,“ erklang Deans Stimme. Sam blickte zu ihm herab und leuchtete wieder das Loch aus.

„Sieht aus wie Oberschenkelknochen, du musst wohl noch ein Stück mehr nach rechts graben um das ganze Skelett freizulegen,“ sagte der Jüngere. Es raschelte hinter Sam. Er drehte sich um, da war aber nichts zu sehen. Er drehte sich wieder zu dem Älteren, der wieder ins Graben vertieft war. Dann sah er sie. Lucretias Geist, der ein Absperrband in Händen hielt, stand auf der anderen Seite des Lochs, konnte aber den Salzkreis nicht durchbrechen. Dean, der mit dem Rücken zu ihr stand, konnte sie nicht sehen.

„Dean, ich denke du solltest etwas schneller graben. Wir haben Besuch.“

„Was?“ Der ältere Winchester hielt inne, richtete sich auf und blickte in die Richtung in die Sam gerade sah.

„Scheiße! Sie zu, dass der Salzkreis intakt bleibt.“ Dean hatte auch bemerkt, dass es windig geworden war. Sam hatte diesmal nicht so einen breiten Salzkreis gezogen, um möglichst keine Spuren zu hinterlassen, wie sie es am Leuchtturm getan hatten. Aber jetzt blieb ihm nichts anderes übrig als den Kreis noch mal nachzuziehen, da er durch den Wind an einigen Stellen schon bedrohlich dünn geworden war. Hoffentlich würde das reichen bis Dean alle Knochen freigelegt hatte. Er was Salz brauchten sie schließlich auch noch zum Verbrennen der Leiche. Sam wusste nicht, ob es sich um normalen Wind (schließlich waren sie an der Küste und da war es öfters windig) handelte oder ob der Luftzug von dem Geist ausging.

„Komm zu Potte Dean!“

„Ich grab doch schon so schnell ich kann. Fang doch eine Unterhaltung mit ihr an, vielleicht lenkt sie das ab,“ sagte er und seine Stimme klang angestrengt.
 

„Ich glaube nicht, dass sie in der Laune für ein Pläuschchen ist.“

Ein knacken ließ Sam zusammen zucken. Dean schien mit dem Spaten einen Knochen getroffen zu haben.

„Ich hoffe, dass war ihr Kopf,“ murmelte der Größere. Da der Wind nicht stärker wurde, war sich Sam mittlerweile sicher, dass er nicht durch den Geist verursacht wurde, was ihn ein wenig beruhigte, dann würde hoffentlich der Salzkreis halten.

„Ich bin soweit.“ Dean stemmte sich aus dem Loch und Erde blieb an seinen verschwitzen Klamotten und seinen Händen kleben. Er schnappte sich das Benzin, während Sam den Blick vom Geist abwand und das Salz über ihren Knochen verteilte. Er sah das Absperrband, das um ihre Halswirbelknochen lag. Die Verwesung hatte dem Plastik nichts anhaben können. Ihm schoss der Geruch von Benzin in die Nase und wusste, dass Dean mit dem Verteilen des Brandbeschleunigers fertig war. Er trat zurück und sah dann, wie der ältere Winchester ein Streichholz anzündete und es in das Loch fallen ließ. Kaum hatten die Knochen Feuer gefangen, als auch schon der Körper des Geistes aufglühte. Es ertönte ein Schrei und dann hatten sie es geschafft. Der Geist war verschwunden.
 

Dean wischte sich mit dem Ärmel seines Hemdes den Schweiß von der Stirn, verteilte damit allerdings nur noch mehr Dreck in seinem Gesicht. Beide sahen noch eine Weile in die Flammen, ehe Dean das Wort ergriff.

„So Sammy, dann schaufel mal das Grab wieder zu,“ sagte der Ältere und reichte seinem Bruder den Spaten. Ohne Protest tauschten Taschenlampe und Spaten die Besitzer. Als das Loch wieder mit der Erde aufgefüllt war versuchten die beiden noch die Grasdecke so akkurat wie möglich wieder auf der Fläche zu verteilen. Zum Glück lag die Stelle ein ganzes Stück abseits des Fairways, so dass es hoffentlich nicht so stark auffallen würde, dass hier vor kurzem die Erde aufgewühlt worden war.

„Weißt du was ich wirklich gerne gemacht hätte?,“ fragte Sam seinen Bruder, als sie wieder auf dem Weg zum Impala waren. Es war eine rhetorische Frage, denn der Größere wartete nicht auf eine Antwort von Dean, sondern sprach sofort weiter.
 

„Ich hätte diesen Stadtrat liebend gern für den Mord an ihr dran gekriegt. Auf dem Absperrband waren möglicherweise Fingerabdrücke, die ihn hätten überführen können.“

„Sam, es ist nicht unsere Aufgabe Verbrechen aufzuklären. Wenn wir die Leiche für die Bullen offen sichtbar liegen gelassen hätten wär doch im Handumdrehen das FBI wieder hier aufgelaufen und ich sag dir, das FBI bedeutet nichts als Ärger für uns.“

„Es ist einfach nicht richtig, dass er mit einem Mord davon kommt.“

„Ich denke, dass sie ihm selbst mit Leiche und Beweisen nichts hätten anhaben können. Der Kerl ist ein hohes Tier und hat sicher so einige Kontakte und hat wahrscheinlich genügend Kohle um sich von seinen Problemen frei zu kaufen.“

„Es lebe die Korruption,“ sagte Sam mit bitterem Unterton in der Stimme und warf den Spaten und die Schrotflinte in den Kofferraum des Impalas. Dean seufzte. Langsam leuchtete es ihm ein warum Sam Anwalt werden wollte.

„Es ist frustrierend, aber wir können nichts dagegen tun. Wir sollten uns auf das konzentrieren, was wir am besten können, nämlich übernatürlichen Scheißkerlen in den Arsch treten.“ Er küsste Sam auf die Wange und stieg dann in den Wagen ein. Der jüngere Winchester lächelte leicht. Dean hatte Recht. In dem sie ihrem Familienauftrag, wie Dean es ein Mal ziemlich treffend bezeichnet hatte, nachkamen, konnten sie Menschen helfen und das war es, was Sam schon immer wollte. Er setzte sich neben den Kleineren auf den Beifahrersitz und betrachtete ihn, während er den Motor anließ. Irgendwie sah er so mit Dreckverschmierten Klamotten noch heißer aus als vorher.

„Dean, wir sollten zusehen, dass wir Heim kommen.“
 

Adrenalin und Euphorie breiteten sich im Impala aus, nachdem sie dem Geist von Lucretia Asbury ihre verdiente Ruhe beschert und ihre Überreste gesalzen und verbrannt hatten. Nun waren sie auf dem Heimweg und beide warfen sich immer wieder feurige Blicke zu. Beide konnten es kaum erwarten endlich zu Hause zu sein um übereinander herfallen zu können. Sam konnte nur mit Mühe und Not die Hände von Dean lassen, wusste er doch, dass dieser ihn in der zurückhalterenden Position sah und er Dean durch ein Vorpreschen seinerseits sicher ziemlich überraschen würde und Sam hatte keine Lust, dass Dean sein „Baby“ um einen Baum oder einen Laternenmast wickelte. Der Jüngere hatte allerdings nichts dagegen, dass Dean sein Knie tätschelte und seinen Oberschenkel streichelte. Endlich bogen sie in die Straße ein in der ihr Ferienhaus stand. Dann müssten sie gleich nur noch schnell Carrie loswerden und dann hatten sie endlich Zeit für sich, dachte Sam. Dean parkte den Wagen vor dem Haus. Er hatte jetzt nicht mehr den Nerv dazu den Impala in die Garage zu fahren. Beide stiegen aus und gingen zur Haustür. Dean fischte in seiner Jackentasche nach dem Haustürschlüssel. Dabei war er so hektisch, dass sie ihm schließlich aus der Tasche fielen. Er bückte sich um den Schlüssel aufzuheben und beim Anblick von Deans Hintern in dieser Jeans, die saß wie angegossen, brannten bei Sam die Sicherungen durch.
 

Kaum hatte sich der Ältere wieder aufgerichtet, als er auch schon von Sam gegen die Haustür gedrückt und stürmisch geküsst wurde. Jedes Mal wenn Dean dachte, er könnte Sammy endlich richtig einschätzen, belehrte Sam ihn mit solchen Aktionen eines Besseren. Er drückte den Jüngeren sachte ein Stück von sich, so wie Sam ihn überrumpelt hatte, war Dean nicht genug Zeit geblieben vor dem Kuss ein wenig Sauerstoff zu tanken und der ging ihm jetzt gerade aus.

„Wow, nicht so stürmisch Sammy,“ brachte Dean heraus und zog gierig frische Luft ein.

„Gott, das wollte ich schon machen seit wir in den Impala gestiegen und zurück gefahren sind,“ murmelte Sam.

„Weißt du, du überraschst mich immer wieder,“ sagte Dean.

„Aber das gefällt mir irgendwie.“

„Dann red nicht so viel sondern küss mich,“ sagte Sam und schon hatte Dean wieder die Lippen des Jüngeren auf seinen.
 

Huh-huh were wasting precious time

Dont talk kiss, make it mine
 

Einen so fordernden Kuss hatte Dean von Sam noch nie bekommen. Zum Glück lehnte er gegen die Tür und hatte so wenigstens etwas was ihm halt gab. Sams Kuss ließ ihm doch glatt die Knie weich werden. So was konnte Sam doch nicht einfach mit ihm machen. Es wurde dringend Zeit, dass er Sam mal zeigte, was er Kusstechnisch so drauf hatte.
 

Dont talk just kiss

Were beyond words and sound

Dont talk just kiss

Let your tongue fool around

Lets fool around
 

Er fing zunächst an den Kuss zu erwidern und drängte dann nach und nach Sams Zunge zurück in ihr eigenes Territorium in dem er sie immer wieder mit seiner anstupste und seine Zunge selber vorpreschen ließ. Sam gab bereitwillig nach und ließ Dean die Oberhand gewinnen. Deans Lippen bewegten sich sanft wie eine Feder über die des Jüngeren und in Sams Mund ließ der Ältere dann seine Zunge mit Sams spielen, zuerst langsam und dann wurde der Kuss immer leidenschaftlicher.
 

Ooh yeah, theres people theres love

You and I both apply to the above

The one and only reason is fun fun fun

Well baby, weve only just begun
 

Carrie sah auf ihre Uhr. Der Motor des Impalas war jetzt schon vor gut zehn Minuten ausgegangen. Sie saß im Wohnzimmer und hatte direkten Blick auf die Haustür, die im oberen Bereich zwei Glasscheiben besaß und so war ihr natürlich nicht entgangen was die beiden Männer aufhielt ins Haus zu kommen. Den beiden schien allerdings entfallen zu sein, dass die Tür Fenster hatte und fuhren ungeniert mit dem Küssen fort. Sie wusste, dass sie da eigentlich nicht hinsehen und den beiden ihre Privatsphäre lassen sollte, aber zwei so heißen Männern beim knutschen zuzusehen, war zu verlockend gewesen, als dass sie hätte weg sehen können. Allerdings reichte es ihr so langsam. Sie wollte nicht wieder hier einschlafen und sich von Dean blöde Kommentare anhören müssen.

„Also Jungs, ich gebe euch noch fünf Minuten es selber zu Beenden, ansonsten mach ich das,“ murmelte sie und griff nach ihrer Cosmoplitan, die sie sich zum Zeitvertreib mitgenommen hatte.
 

Nachdem sie einen Artikel über Intimrasuren zu Ende gelesen hatte, waren die beiden immer noch zu Gange.

„Ihr habt es ja nicht anders gewollt,“ sagte sie zu sich selbst. Sie legte die Zeitschrift auf den Couchtisch und ging dann zur Tür, die sie mit Elan aufriss. Dean musste sich förmlich an Sam festklammern um nicht nach hinten umzufallen. Die beiden lösten sich von einander.

„Was zur Hölle,“ begann Dean, doch Carrie nahm ihm sofort den Wind aus den Segeln.

„Es tut mir leid euch bei eurem Marathonzungenclinch unterbrechen zu müssen, aber so gerne ich euch auch dabei zusehe, irgendwann möchte ich auch mal gerne nach Hause. Also würdet ihr mir jetzt bitte das Geld geben, damit ich gehen kann und ihr beiden Süßen euch wieder euch selbst widmen könnt?“

Sam, der schon wieder rot angelaufen war, diesmal allerdings mehr aus Wut als aus Scham, darüber, dass Carrie sie schon wieder gestört hatte, stürmte an ihr vorbei.

„Perverse Spannerin, sollte sich selber nen Freund suchen anstatt sich an uns aufzugeilen,“ zischte er und ging die Treppe rauf. Dean sah ihm frustriert hinterher. Dann sah er verärgert auf Carrie, nahm seine Brieftasche heraus und sagte zu ihr:

„Hier hast du das Geld und jetzt sieh zu, dass du Land gewinnst, bevor ich dir an die Gurgel gehe! Du bist echt der reinste Stimmungskiller.“

„Es tut mir Leid,“ sagte sie kleinlaut.

„Ja, ich weiß, aber davon krieg ich Sam jetzt auch nicht wieder in Stimmung,“ sagte er resignierend.

„Ich gehe jetzt und ich schwöre, so was wie heute wird nie wieder vorkommen.“

„Das hoffe ich doch.“ Er brachte Carrie zur Tür.

„Ihr last mich doch trotzdem noch weiter auf Jenny aufpassen, oder?“

„Sicher, du machst das ja gut und hey, Jenny hat wenigstens kein Sexualleben, das du ruinieren kannst.“

„Ich bin diesmal wohl zu weit gegangen, was.“

„Und wie. Komm gut nach Hause Carrie.“
 

Nachdem Carrie das Haus verlassen hatte, ging Dean nach oben um zusehen, ob bei Sam noch was zu retten war. Doch der Jüngere lag im Bett und strafte ihn mit stechenden Blicken, als Dean ins Schlafzimmer kam. ~Als wäre das meine Schuld~, dachte Dean missmutig. Er ging zum Bett und setzte sich auf die Bettkante auf Sams Seite des Bettes und wollte Sam küssen, doch der war so angepisst und überhaupt nicht mehr zum rum machen aufgelegt, dass er einfach den Kopf weg drehte.

„Geh duschen Dean, du bist noch ganz schmutzig vom buddeln.“

„Aber ich dachte, du magst es wenn ich schmutzig bin,“ witzelte Dean.

„Heute nicht,“ sagte Sam frustriert und rollte sich auf die andere Seite. Dean seufzte und verschwand im Bad. Vielleicht hatte er ja nach dem duschen noch eine Chance bei Sam.

Als Sam das Wasser rauschen hörte seufzte er und drehte sich wieder auf den Rücken. Warum konnte es zwischen ihnen nicht mal normal laufen? Warum ließ er sich so von Carrie die Laune verderben? Und dann ließ er seinen Frust auch noch an Dean ab, was war er bloß für ein schlechter Freund. Dean konnte doch gar nichts dafür. Er sollte sich schleunigst bei Dean für sein dämliches Verhalten eben entschuldigen, sobald der Ältere aus der Dusche kam und wenn Dean die Entschuldigung annehmen würde, dann würde Sam es wieder gut machen. Er sehnte sich so sehr nach Deans Nähe und seinen Berührungen, dass er noch saurer auf sich selbst wurde, weil er Dean eben abgewiesen hatte.
 

Was sollte er bloß mit Sammy tun? Egal wann, wo und was, irgendwie kam immer irgendwas zwischen sie. Es war so als würden sie nach jedem Schritt, den sie vorwärts machten, gleich wieder zwei zurück gehen. Bei der sexuellen Spannung, die sich mittlerweile zwischen ihnen beiden aufgebaut hatte, würden sie irgendwann noch explodieren, wenn sie nicht bald einen Moment fanden, um sich einander hinzugeben. Die sexuelle Frustration würde sie beide irgendwann so Reizbar machen, dass sie sich am Ende nur wieder streiten würden und das wollte Dean nicht. Reichte es denn nicht, dass sie ständig gegen das Übernatürliche kämpften, mussten sie jetzt auch noch gegen widrige Umstände kämpfen für ein klein wenig Zweisamkeit? Er stellte das Wasser ab und trocknete sich ab. Dann wickelte er sich gekonnt das Handtuch um die Hüfte und trat ins Schlafzimmer. Sam sah zu ihm herüber und machte den Eindruck, als würde er etwas sagen wollen. Aber erst, als Dean die Unterwäscheschublade aufzog kamen Worte aus Sams Mund.
 

„Zieh dich nicht an, bleib so.“

„Was? Gefällt dir meine Unterwäsche nicht, Sammy?,“ fragte er mit gespieltem Ernst. Er sah mit Genugtuung, wie sein kleiner Bruder rosa Wangen bekam.

„Das ist es nicht Dean. Aber ich…, ich will…ich will dich ansehen, so wie du jetzt bist. Ich will deine Haut auf meiner spüren, dich küssen und berühren… wo ich will. Komm zu mir, ja?,“ bat Sam und noch immer war da diese entzückende Schüchternheit in seiner Stimme.

„Sammy, versprich mir, dass du dass nicht nur machst um mir zu gefallen.“

„Nein Dean. Komm her zu mir. Ich…brauche dich.“ Und als hätte der leicht flehende Tonfall nicht gereicht um Deans ohne hin nicht all zu großen Widerstand zu brechen, machte Sam eine schnelle Bewegung und der ältere Winchester sah im nächsten Augenblick wie Sams Boxershorts neben dem Bett zu Boden fiel. Deans Herzschlag beschleunigte sich. Er schritt langsam ans Bett heran, während Sam sich aus der Decke pellte und sich nackt wie er nun war auf die Seite rollte, Dean dabei nicht aus den Augen lassend. Der Kleinere der beiden ließ sich nun auf dem Bett nieder. Seine Blöße war noch immer von dem Handtuch bedeckt. Er sah Sam in die wunderbar warmen, braunen Augen, schenkte ihm sein strahlendstes Lächeln und legte sich ebenfalls auf die Seite.
 

Absichtlich ein Stück weit weg von Sam, um den Jüngeren noch weiter heraus zufordern und in der Tat rückte Sam mit seinem traumhaften, nahezu perfekten Körper näher an ihn heran. Dean hatte das Gefühl als hätte jemand die Heizung im Zimmer angestellt, so heiß wurde es ihm bereits durch den Anblick seines Gegenübers, der einfach unglaublich verführerisch und sexy aussah. Schließlich trennten sie nur noch wenige Zentimeter von einander. Der Jüngere streckte seine Hand aus und streichelte Dean leicht verträumt über die Brust, so als wolle er sicher gehen, dass Dean neben ihm real war und er das ganze nicht bloß träumte. Durch die sanfte Berührung wurde Dean nur noch heißer. Er schloss den noch verbliebenen Abstand zu Sam, so dass maximal noch ein Bogen Bastelkarton zwischen sie gepasst hätte. Dean legte seine rechte Hand auf Sams Hüfte und fing damit an dem Größeren über die Seite zu streicheln, während Sam weiterhin seine Brustpartie mit Streicheleinheiten liebkoste. Dann lehnte Sam sich vor und küsste Dean zärtlich. Ließ seine Zunge über Deans Lippen tanzen, der für ihn leicht den Mund öffnete, damit Sam den Kuss intensivieren konnte. Nach einem langen ausgiebigen Kuss gab Sam Deans Lippen wieder frei und lehnte seine Stirn an die des Älteren.

„Es tut mir leid, dass ich meinen Frust und meinen Ärger über Carrie an dir ausgelassen habe, verzeih mir bitte.“

„Immer, Sammy. Immer.“

„Ich liebe dich Dean,“ flüsterte er. Der genannte lächelte glücklich und ließ seine rechte Hand nun über den unteren Teil von Sams Rücken streicheln. Die Haut des Jüngeren war so unglaublich weich, dass Dean soviel wie möglich davon berühren wollte.

„Ich dich auch Sammy, so sehr.“ Er küsste ihn auf die Wange.
 

Plötzlich ließ Sam seinen Kopf weiter nach unten auf Deans rechte Schulter sinken und küsste die kleine, bereits stark verblasste Narbe, die sich an der Stelle befand an der der Knochen des Schlüsselbeins ansetzte.

„Ich kenne jede einzelne Narbe an dir, Dean. Diese hier hast du dir bei der Jagd nach einem durch geknallten Geist eines Anglers in Au Gres, Michigan zugezogen. Der Geist hatte in der Saginaw Bay am Lake Huron einige Leute getötet, weil sie ihm zu laut waren, während er angelte und sie ihm mit den Motorboten angeblich die Fische vertrieben. Der Geist des Anglers hat dich genau hier mit dem Haken seiner Angel erwischt.“ Noch ein Mal küsste er Dean an der Stelle. Dann wanderte er mit seinen Lippen an Deans Hals entlang zu seiner linken Schulter. An der Stelle wo sein Hals in die Schulterpartie überging war noch immer, noch das Pflaster über der Vampirbisswunde zusehen. Sam küsste um das Pflaster herum. Dean bekam dabei eine leichte Gänsehaut, gab dabei wohlige Laute von sich und ließ seine Hand an Sams ganzem Rücken auf und ab wandern. Heute spielten sie nach Sams Regeln und er würde den Jüngren gewähren lassen, solange er die Erregung aushalten würde, ohne selber einzugreifen. Sam küsste sich an Deans linkem Arm hinab und blieb an dem Oberarm kurz vor dem Ellenbogen stehen.
 

„Diese Narben sind von der Pranke eines Werwolfs, den wir mit Dad in Mequon, Wisconsin erledigt haben. Nicht viele Jungs hatten einen so tollen 14 Geburtstag,“ sagte Sam sarkastisch.

„Du wolltest gar nicht, dass ich mit kam, aber Dad war der Meinung, ich sei jetzt alt genug. Es waren allerdings zwei Werwölfe und nicht nur einer, wie Dad gedacht hatte. Während er hinter dem vermeintlich einzigen Werwolf herjagte, überrumpelte uns der Zweite. Du wolltest ihn von mir ablenken und da hat er dich erwischt.“

„Ja und du hast mich gerettet indem du ihm ne Silberkugel verpasst hast. Dad war vorher wohl noch nie so stolz auf dich,“ sagte Dean. Er lächelte und genoss es als Sams Lippen erneut über die einst so geschundene Stelle streiften. Es war das erste mal, dass Dean fühlte, dass sich jemand wirklich Zeit nahm seinen Körper zu erkunden. Sam begann eine Reise über seinen Körper und liebkoste dabei jeden in dieser Position zugänglichen Winkel seines Körpers mit seinen Lippen und seiner Zunge.
 

„Mag sein,“ sagte Sam leicht abwesend und wanderte mit seinen Lippen noch weiter abwärts über die Narbe an Deans Bauch, wo ihr besessener Vater ihn mit dem Messer traktiert hatte, bis hin zu Deans rechtem Oberschenkel. Auf dem Weg dorthin hatte er das Handtuch von Deans Hüfte gelöst und neben das Bett geworfen. Auf seinem Oberschenkel präsentierte sich eine Menschenmundförmige Narbe.

„Wir waren in Okmulgee, Oklahoma. Es war die erste Jagd bei der du verletzt wurdest. Du warst erst 13. Es war am Ende des Frühlings ein Paar Monate bevor Dad uns in Arizona in dem Ferienhaus gelassen hat, um mit seinem Bekannten diesen Vampirclan zu jagen.“ Dieser Bekannte war Karas Vater, aber Sam würde sie nie freiwillig erwähnen.

„Ich wäre beinnahe Ghoul-Mittagessen geworden. Reingebissen hatte das Ding ja schon.“

„Ja, Dad war leichtsinnig, glaubte er doch, die würden nur Leichen fressen.“

„Aber er hat mich gerettet, bevor mehr passieren konnte.“

„Als er dich so blutverschmiert zurück ins Motelzimmer brachte, hatte ich angst, du würdest sterben und mir wurde bewusst, wie gefährlich das alles eigentlich ist.“

„Es war aber gar nicht so schlimm und Dad hat dich zusammen gestaucht, weil du so gejammert hast.“

„Ich erinnere mich daran, du hast mich Tagelang als Heulsuse bezeichnet.“

„Dich zu ärgern ist mein Recht als dein großer Bruder.“
 

Sam schmunzelte und küsste diese Narbe, ehe er zu Deans linkem Schienbein überging.

Am Schienbein war noch deutlich eine nicht optimal verheilte Narbe in Form von Texas zu erkennen, die Sam ebenfalls mit kleinen Küssen bedachte, was Dean leise aufstöhnen ließ.

„Ich versteh bis heute nicht wie du so dumm sein konntest. Es hat noch keinem Kind geschadet beim Fahrradfahren lernen mal umzukippen, aber du musstest meinen Sturz natürlich abfangen und dein Schienbein durfte dabei Bekanntschaft mit dem Zahnkranzpaket der Hinterradnabe machen. Pastor Jim hat ne halbe Küchenrolle gebraucht bis er die Blutung soweit unter Kontrolle hatte, dass er dir ein Pflaster aufkleben konnte,“ erzählte Sam.

„Ja, aber trotzdem musste ich dich trösten, weil du nicht aufhören wolltest zu weinen,“ neckte Dean den Jüngeren und streichelte ihm durchs Haar.

„Ich war 5 Dean und hatte vorher noch nie so viel Blut gesehen,“ verteidigte sich Sam und brachte seinen Kopf wieder auf gleiche Ebene mit Deans. Sein Blick fiel auf die beiden Augenbrauen, an denen sich ebenfalls winzige Narben befanden. Die eine hatte Lucretias Geist Dean verpasst. Er küsste die Stelle.
 

„Weißt du noch wo du die Narbe her hast?,“ fragte Sam ihn und küsste nun die zweite Narbe.

„Ja, dein erstes „Salt and Burn“. Du hast es mit dem Benzin übertrieben.“

„Ja als wir diesen matschigen Boden in Coosanda, Alabama aufgraben mussten. Und die aus dem Überschuss Benzin resultierende Stichflamme, hätte dir beinahe mehr als nur die kleine Stelle versengt, wenn Dad dich nicht weg gezogen hätte.“

„Ich erinnere mich daran. Du hättest uns fast abgefackelt.“ Er streichelte Sam liebevoll über die Wange. Sam griff sich Deans rechtes Handgelenk und küsste ihn auch dort. Da war nämlich eine winzige Narbe, die man nur sehen konnte, wenn man wusste, dass sie da war.
 

„Wir waren in Florida, als du mir das Schießen beibringen wolltest. Du hast mir geholfen, die Rückstoßkraft abzufangen, aber dabei habe ich nach dem Abfeuern der Waffe meine Hand verzogen, so dass ich dich an deinem Handgelenk mit der noch heißen Mündung verbrannt habe,“ sagte Sam schuldbewusst.

„Ja, ich weiß. Wie hieß die Stadt noch gleich, ach ja. Kissimmee.“ Nach dem er den Namen der Stadt ausgesprochen hatte, hatte er Sam geküsst, an den Schultern gepackt und ihn zur Seite und auf sich drauf gezogen. Beide stöhnten erregt auf, weil sich ihre beiden halb erigierten Penisse gestreift hatten und jetzt dicht neben einander ruhten. Auf einen Schlag wurden sie vollständig hart, während Dean den Jüngeren weiter leidenschaftlich küsste. Sam gefiel es wie Dean ihn an sich gedrückt hielt, küsste und über Schulter- und Rückenpartie streichelte. In Deans Armen fühlte er sich so sicher und geborgen wie nirgendwo sonst. Und das Gefühl von Deans warmer, weicher Haut an seiner, ließ ihn in leichte Ekstase fallen.
 

Ooh yeah, surrender me a kiss

Let me loose on you inch by inch
 

Irgendwann musste Sam nach Luft schnappen.

„Oh man, wenn ich so darüber nachdenke, hab ich dich ja ganz schön zugerichtet,“ sagte Sam und streichelte über die Narben an Deans Arm, die der Werwolf hinterlassen hatte.

„Sag so was nicht Sam. Immerhin gab es auch viele Situationen in denen ich nur dank dir mit dem Leben davon gekommen bin.“

„Trotzdem fühle ich mich ein wenig schuldig. Ich habe es dir nie leicht gemacht.“

„Schluss damit Sam. Was hältst von folgendem Vorschlag: Weniger reden, mehr küssen?“
 

Dont talk just kiss

Were beyond words and sound

Dont talk just kiss

Let your tongue fool around
 

“Hm,” brachte Sam hervor, als sich Deans Mund wieder des seinen bemächtigte.
 

Well baby, weve only just begun
 

Die beiden küssten sich immer weiter und ließen dabei ihre Hände über den Körper des anderen gleiten. Berührten jeden Zentimeter Haut den sie aus der Position erreichen konnten. Bei den Bewegungen kamen immer wieder ihrer beider Erektionen miteinander in Berührung, was beide in ihren Handlungen immer verlangender werden ließ.

Dean ließ seine Hände abermals an Sams Rücken hinab wandern und strich besitzergreifend über Sams Hintern. Er ließ seine Hände dort, festigte seinen Griff und drückte so Sams Schenkel gegen seinen Schritt. Der Ältere hob die Hüfte und presste sich damit Sam entgegen. Dean stöhnte vor Lust, konnte nicht genug von Sam bekommen, jetzt wo er ihn endlich so berühren konnte, wie er es schon so lange wollte. Der Kleinere rieb er sich an dem Größeren auf und ab. Sam machte eine kleine Bewegung, so dass auch sein Penis an Deans Oberschenkel eine Reibungsfläche fand und stöhnte genau so lustvoll wie Dean zuvor.

Gemeinsam beschleunigten sie den Rhythmus stetig. Genossen beide dieses überwältigend erregende Gefühl. Küssten und streichelten sich immer fordernder. Sam umfasste Deans aufragende rechte Brustwarze mit Daumen und Zeigefinger und drückte leicht zu. Dean ließ seinen Kopf in Nacken fallen, gab ein erregtes Stöhnen von sich und reckte sich Sam noch weiter entgegen.
 

Come on, come on, come on, come on

Fool around

Surrender your love to me
 

~Ah, was haben wir denn da. Eine erogene Zone~ stellte Sam mit Begeisterung fest. Der Körper des jeweils anderen war noch immer kaum erforschtes Neuland und es machte Sam spaß dieses Neuland zu erkunden. Alles neu entdeckte prägte sich Sam ein, so als hätte er Deans Körper als Karte verinnerlicht und würde nun nach und nach darauf die Stellen markieren, die den Älteren besonders heiß machten. Er ließ mit seinen Fingern von Deans Brustwarze ab und umschloss diese dann mit seinem Mund um daran zu lecken und zu saugen, was Dean fast wahnsinnig machte. Sam hatte aber auch eine talentierte Zunge. Allein der Gedanke daran, was Sam mit seiner Zunge weiter südlich an seinem Körper veranstalten könnte, ließ kleine Stromstöße durch Deans Körper jagen, allerdings würde er das Vergnügen wohl heute nicht mehr erleben, da Dean schon fast soweit war. Simultan war Sam nämlich damit fort gefahren sich an Dean zu reiben, was dazu führte, dass Deans ganzer Körper vor Lust erbebte. Nach einer Weile überließ er Deans Brustwarzen wieder sich selbst und küsste sich seinen Weg entlang hinauf bis unter Deans linkes Ohr.
 

Dann raunte er ihm, mit für Sam ungewohnt rauer, sexy Stimme leise zu:

„Weißt du Dean, irgendwann werde ich alle deine empfindlichen Stellen ausgekundschaftet haben und genau so gut kennen, wie deine Narben und wenn es soweit ist, dann Baby, werde ich dir einen so harten Orgasmus bescheren, dass du nicht mehr weißt wo oben und unten ist.“

Allein diese Worte aus dem Mund seines doch sonst so unschuldig wirkenden Sammys zu hören war zu viel für Dean und sie reichten aus um ihn augenblicklich kommen zu lassen. So klang es also, wenn Sam richtig auf Touren kam. Dean bäumte sich mit einem tiefen, lauten Stöhnen ein letztes Mal auf, ehe er mit einem `Oh Gott, Sammy` mit voller Wucht sein Sperma zwischen Sam und sich verteilte und dann erschöpft und zutiefst befriedigt zurück ins Kissen fiel. Sam küsste Dean hart und fordernd. Das Gefühl von Deans warmem, feuchtem Geschenk auf seinem Bauch und der Klang seines Namens aus Deans Mund brachte nun auch Sam zu seinem Höhepunkt und sein Samen vereinigte sich mit dem des Älteren. Dann ließ er sich leicht versetzt auf Dean sinken und betrachtete voller Liebe die erhitzten Wangen seines Bruders und das mit der Gewissheit, dass er alleine für diesen göttlichen Anblick verantwortlich war den Dean ihm hier bot.
 

Dean nach dem Orgasmus war das schönste, was Sam je gesehen hatte. Es war so als würde den Älteren plötzlich ein ganz besonderes Leuchten umhüllen und da war ein Glanz in seinen Augen, der einfach nur atemberaubend war. Sam leckte sich zufrieden über die Lippen und gab sich selbst eine kurze Verschnaufpause ehe er nach der Kleenexbox auf dem Nachttisch griff und damit begann Dean und sich selbst von der gröbsten Sauerei zu befreien. Nachdem er die verklebten Taschentücher beseitigt hatte kuschelte er sich an Dean und malte kleine Kreise mit seinem Finger auf dessen Brust. Der Ältere hatte sich seit langem nicht mehr so entspannt gefühlt. Er drehte seinen Kopf zu Sam und gab ihm einen langen, innigen Kuss.

„Sammy, das…, ich meine du…,“ begann Dean, aber kam nicht weit, weil er erstens noch nicht wieder wirklich in der Lage war klare Sätze zu formulieren und zweitens Sam ihm seinen Zeigefinger auf die Lippen legte.

„Du musst jetzt nichts sagen Dean, küss mich lieber noch mal.“ Und das musste er dem Älteren nicht zwei Mal sagen.
 

Dont talk just kiss

Were beyond words and sound

Dont talk just kiss

Let your tongue fool around

Ein Sonntag am Strand oder Sex on the Beach

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Deans Lieder Repertoire

Gegen 18 Uhr gingen sie dann nach Hause. Sie trafen Augusta und Ross bei der Gartenarbeit an, als sie den Sonnenschirm zurück brachten. Augusta kam zu ihnen herüber während Ross nach einem kurzen winken damit fort fuhr den Rasen zu mähen.

„Na hattet ihr einen schönen Tag?,“ fragte sie die beiden. Es war nur eine rhetorische Frage, denn an die beiden Männer strahlten förmlich um die Wette und der Knutschfleck an Sams Hals war kaum zu übersehen.

„Ja, der Strand ist schön sauber und das Wasser war angenehm. Wir hatten viel Spaß,“ sagte Sam. Augusta grinste.

„Ganz offensichtlich,“ sagte sie und schielte auf den Knutschfleck an Sams Hals. Dean verfolgte ihren Blick und musste sich ein Lachen verkneifen. Er hatte deutliche Spuren an Sam hinterlassen. Als dem Jüngeren dämmerte was Augusta meinen könnte legte sich augenblicklich ein Hauch rosa auf seine Wangen.

„Hey, wisst ihr Ross hat seine Leidenschaft fürs Cocktail-Mixen entdeckt. Kommt doch mal vorbei. Seine Spezialität ist „Sex on the Beach“,“ kam es von der älteren Frau. Sam wusste nicht ob sie es ernst meinte oder ihn nur foppen wollte, aber es war egal. Sein Gesicht wurde rot wie eine Cocktailkirsche. Während Dean das lachen nicht mehr zurück halten konnte.

„Ein…anderes…Mal…vielleicht,“ brachte Dean zwischen seinen Lachern heraus. Er nahm Sams Hand und verschwand mit ihm in ihrem Ferienhaus.

„Jetzt weiß ich wo Carrie ihren entzückenden Charme her hat,“ sagte Dean. Sam hatte die Jutetüte auf den Küchentisch gelegt und Jenny auf dem Boden abgesetzt. Sie krabbelte in Richtung Wohnzimmer.

„Gott, nie wieder lass ich dich mit deinen Lippen in die Nähe meines Halses,“ sagte Sam und wirkte so unglaublich verlegen, dass Dean ihn einfach küssen musste.

„Ich weiß, dass du das nicht so meinst.“ Er ließ seine Lippen an Sams Wangen entlang gleiten bis er schließlich an seinem Ohr ankam. Von da aus fing er an sich an Sams Hals hinab zu küssen. Der Jüngere versuchte sich aus Deans Griff zu winden.

„Ich hasse dich,“ sagte er frustriert, da er nicht von Dean los kam.

„Nein, du liebst mich und du liebst es, wenn ich dich hier küsse.“ Er platzierte seine Lippen ein kleines Stückchen neben den bereits vorhandenen Knutschfleck. Sam gab einen Laut von sich, der den Älteren an das Schnurren einer Katze erinnerte. Der Größere hörte auf sich Dean entziehen zu wollen und genoss das Gefühl von Deans Lippen an seinem Hals. Als er jedoch merkte, dass der Kleinere drauf und dran war ihm einen weiteren Knutschfleck zu verpassen, sammelte er all seine Kräfte und entfernte sich von Dean.

„Der eine war schon peinlich genug,“ sagte Sam erklärend, küsste Dean kurz auf den Mund und verschwand im Wohnzimmer um Jenny wieder einzufangen. Der ältere Winchester seufzte. War wohl doch ein bisschen viel auf einmal für seinen Kleinen. Er folgte Sam.
 

Nach dem sie den Tag über viel im Meer waren und nicht als Pökelware enden wollten, gingen sie zu dritt schnell unter die Dusche um das Salz abzuspülen. Sam stieg zuerst aus der Dusche und zog sich schnell an, dann ging er nach unten um das Abendessen zu kochen. Die Babypflege überließ er Dean. Der Ältere Winchester und Jenny schwelgten dann auch recht lange in Babylotion. Nach einem Tag voller Salzwasser, Sand und Sonne tat es ihrer Haut ungemein gut. Dean zweigte für sich selbst auch was ab.

„Ein jugendlicher Teint kann nie schaden,“ sagte er zu Jenny. Die Kleine giggelte. Sie spürte wie relaxed ihre beiden Daddys heute waren.

„Lass uns mal sehen, was dein Vater so in der Küche zusammen schustert.“ Sie gingen nach unten, wo Sam bereits mit Topf und Pfanne hantierte.

„Also noch riecht man nichts,“ sagte Dean und schielte in den Topf in dem Sam Kartoffeln zum kochen aufgesetzt hatte.

„Das kommt schon noch,“ sagte Sam und schnitt Fett von einem Hühnerbrustfilet weg. Wie man mit einem Messer umzugehen hatte wusste er sehr genau.

„Okay. Ich verlass mich drauf. Haben wir noch Bier?“

„Als wenn uns das jemals ausgehen würde.“

„Da hast du auch wieder Recht.“ Dean holte für sich und Sam jeweils ein Bier und für Jenny eine Flasche Apfelsaft aus dem Kühlschrank.

„Dann lass ich dich mal in Ruhe weiter werkeln Paul Bocuse.“ Er küsste Sam auf die Wange und ging mit Jenny raus in das kleine Stückchen Garten, dass zu ihrem Ferienhaus gehörte. Er setzte sich mit dem kleinen Mädchen auf den Rasen und beobachtete wie sie ihre Umgebung erkundete, während er ab und an einen Schluck aus der Bierflasche nahm. Sam sah den beiden durch das Küchenfester zu. Jenny krabbelte umher und rupfte mal hier etwas Gras raus, dann ein Gänseblümchen und ein Vergissmeinnicht. All ihre gesammelten Schätze brachte sie schnurstracks zu Dean. Sam sah, dass Dean mit ihr redete, aber er verstand nicht was er sagte. An den beiden konnte Sam sich einfach nicht satt sehen. Aber das Essen kochte sich auch nicht von alleine. Also konzentrierte er sich wieder mehr auf die Zubereitung ihres Abendessens.
 

Das Rezept aus einer der Zeitschriften, die Augusta ihm gegeben hatte, war relativ leicht umzusetzen. Jessica hatte sie beide als Geschenk zum Valentinstag zu einem Kochkurs am Wochenende angemeldet, so dass Sam die Grundkenntnisse mittlerweile drauf hatte. Eine dreiviertel Stunde später konnte er Dean dann das Parmesan Hühnchen mit knusprigen Kartoffelecken auftischen. Der Ältere hatte ihm anerkennend auf die Schultern geklopft.

„Sieht gut aus Sammy.“ Er setzte sich an den Tisch. Sam nahm die Kleine auf den Schoß und setzte sich ebenfalls, nachdem er Jenny die Hände gewaschen hatte. Diese ganze Normalität die sie heute durchlebten hatte für den Größeren irgendwas Surreales. Wenn er nicht aufpasste, dann würde er womöglich noch als Desperate Housewive enden und Dean würde ihn sicher gnadenlos damit aufziehen. Wenn Dean nicht so schlampig wäre, dann müsste er sich nicht um die ganzen alltäglichen Dinge wie kochen und aufräumen kümmern und würde auch nicht Gefahrlaufen immer weiter in die Frauenrolle gedrängt zu werden. Er seufzte.

„Allsch ohkeh Schammy?,“ fragte Dean, der bereits mit großem Appetit mit dem Essen begonnen hatte, mit vollem Mund.

„Schluck runter und dann frag mich noch mal,“ sagte der Jüngere amüsiert.

„Ich habe gefragt, ob alles okay ist.“ Sam nickte.

„Ich sag dir, dass ist das beste was ich seit langem gegessen habe,“ sagte Dean. Was sollte er jetzt darauf antworten? Er war kein verdammtes 50er Jahre Hausmütterchen, das nur darauf wartete mal ein paar nette Worte von ihrem Ehemann zu bekommen. Also nickte er nur kurz als Zeichen, dass er Deans Aussage zur Kenntnis genommen hatte und machte sich dann daran Jenny zu füttern. Eine Kartoffel hatte Sam in kleine Stückchen geschnitten und zusammen mit ein paar Erbsen und Möhren aus der Dose (okay, nicht gerade das gesündeste, aber, was frisches hatten sie momentan nicht da, abgesehen von dem Brokkoli, den Carrie gekauft hatte und wenn er Jenny das vorsetzen würde, müssten er und Dean beim Windelnwechseln Gasmasken tragen) auf ein Tellerchen getan. Der erste Versuch Jenny mit fester Nahrung (mal abgesehen von Toast, Pfannkuchen und Bananen) zu füttern würde heute Abend starten.
 

Es klappte überraschend gut. Ein paar Bröckchen fielen ihr zwar aus dem Mund, aber sie schien zufrieden zu sein endlich was zwischen die Zähne zu kriegen. Nach dem die Hälfte des Tellers leer war, gab er Jenny an Dean weiter, so dass er selber sein Abendessen verzehren konnte. Dean hatte es in Rekordzeit geschafft seine Portion zu vertilgen. Nachdem Essen erklärte sich Dean bereit den Abwasch zu erledigen, während Sam Jenny Bettfertig machte.

Das Zähneputzen war diesmal schon fast ein Selbstläufer. Die Kleine hielt die Zahnbürste selbst für eine Weile und Sam beobachtete wie sie damit hantierte. Leider kaute sie mehr auf der Bürste rum als dass sie sich ihre Zähnchen putzte, also musste Sam es letzten Endes doch noch selber in die Hand nehmen. Alles was danach kam gestaltete sich heute irgendwie besonders schwierig. Es schien so als wollte seine Tochter testen wie weit sie gehen konnte und machte es Sam nicht gerade leicht sie umzuziehen.

„Ah, du denkst wohl ich bin blöde was? Ich weiß genau, dass du weißt, dass jetzt Schlafenszeit ist, aber du kannst dich sträuben wie du willst, ich werde deinen kleinen Windelhintern trotzdem ins Bett stecken.“ Er zog ihr ihren Schlafanzug an und sie fing an zu plärren. Sie hatte den ganzen Tag soviel Spaß mit ihren Daddys gehabt, dass sie einfach nicht ins Bett wollte. Schließlich wollte sie nichts verpassen.

„Din!“ Sam lächelte. Langsam aber sicher wusste er wie seine Tochter tickte.

„Dein Din wird dir das gleiche sagen, was ich dir sage, nämlich, dass es Zeit ist fürs Bett.“ Sam legte das strampelnde Bündel in ihr Bettchen und als er ihr Speedy gab beruhigte sie sich. Die Kleine hatte so viel rum getollt heute, dass Sam sich nicht vorstellen konnte dass sie nicht müde war. Er hoffte, dass sie trotz der bisherigen Gegenwehr bald einschlafen würde. Er schnappte sich das Märchenbuch und fing an ihr vorzulesen.

Vorzeiten war ein Schneider, der drei Söhne hatte und nur eine einzige Ziege. Aber die Ziege, weil sie alle zusammen mit ihrer Milch ernährte, musste ihr gutes Futter haben und täglich hinaus auf die Weide geführt werden. Die Söhne taten das auch nach der Reihe. Einmal brachte sie der älteste auf den Kirchhof, wo die schönsten Kräuter standen, ließ sie da fressen und herumspringen. Abends, als es Zeit war, heimzugehen. fragte er: „Ziege, bist du satt?' Die Ziege antwortete: ,,Ich bin so satt, ich mag kein Blatt: meh meh!"

Dean war mit dem Abwasch fertig und nach oben gegangen. Jetzt lehnte er im Türrahmen und lauschte Sams Stimme während er das Märschen Tischlein deck dich vorlas. Er war kein wirklicher Freund von Märchen, aber als sie das Buch in der Bibliothek ausgeliehen hatten, war ihm alles lieber als Jenny weiterhin aus Winnie Puh vorzulesen. Und wie Sam die Ziege nach machte war einfach zu niedlich. Der Jüngere spürte Deans Blick auf sich Ruhen.

„Willst du ihr noch einen Gute Nacht Kuss geben?,“ fragte er den Älteren.

„Ja, sehr gerne.“ Er trat zu ihr an Bett heran und küsste Jenny auf die Stirn. Er setzte sich dann auf das große Bett und hörte Sam weiter beim Vorlesen zu. Eine Halbe Seite später war Jenny auch schon eingeschlafen. Sam legte das Buch weg und nahm Dean an die Hand. Gemeinsam verließen sie das Zimmer und gingen runter. Sie setzten sich draußen aufs Gras, ließen die letzten Sonnenstrahlen des Tages auf sich wirken, tranken dabei ein Bier und beobachteten schließlich den Sonnenuntergang. Beide waren froh darüber, dass sie diesen Sonnenuntergang genießen konnten und er nicht wie sonst für sie die Nachtschicht ihres Jobs einläutete. Sam zog Dean in seine Arme und küsste ihn, während die orangene Kugel hinter dem Horizont versank und den Himmel in ein geradezu widerlich perfekt romantisches Abendrot hüllte. Dean zu küssen war definitiv die bessere Option zu sein. Jetzt irgendwas zu sagen, hätte den Moment verdorben, da Dean Chick Flick Momente, wie er es nannte, hasste. Sam musste auch nicht reden. Seit er mit Dean zusammen war hatte er gelernt seine Gedanken und Gefühle in Form von Küssen und anderen Berührungen auszudrücken. Und Dean verstand ihn perfekt. Er war halt der Meister der nonverbalen Kommunikation. Als es langsam dunkel wurde, erhoben sie sich und gingen wieder ins Haus.
 

Im Wohnzimmer hörten sie dann, dass Jenny weinte. Sam wollte schon zur Treppe gehen, aber Dean hielt ihn zurück.

„Mein Part,“ sagte der ältere Winchester. Kurz darauf betrat Dean Jennys Zimmer.

„Was soll denn der Lärm Süße?,“ er hob sie auf seinen Arm. Die Tränen kullerten ihr am Gesicht hinunter. Er ging zum großen Bett hinüber und kontrollierte ihre Windeln.

„Hm, daran kann es nicht liegen. Also wo ist das Problem?“ Jenny war zwar leiser geworden, aber weinte noch immer. Er ging mit ihr ins Bad und bot ihr einen Schluck Wasser an, aber dass schien auch nicht der Grund für ihr Weinen zu sein.

„Din!“

„Was ist los Jenny? Für Alpträume bist du doch noch zu jung.“

„Din la-la.“

„Was? Wo hast du dass Wort denn schon wieder her? Du bist genau so clever wie dein Dad. Du lernst so schnell.“ Er küsste sie auf die Wange und wischte ihr die Tränen weg.

„Du willst also, dass ich die was vorsinge, ja?“ Er lächelte und fing an ein Lied von Metallica zu singen, dass hatte bis jetzt immer geklappt, aber heute war dieser erste Versuch nicht von Erfolg gekrönt. Sie weinte wieder etwas stärker und drückte somit scheinbar ihr Missfallen aus. Dean zuckte zusammen. Er haste es seinen Wonne Knubbel weinen zu sehen. Also musste er sich schleunigst eine Alternative einfallen lassen. Ein kleines AC/DC Potpourri schlug ebenso fehl wie die Klänge von Led Zeppelin.

„Okay, ich glaub ich hab’s jetzt verstanden. Du stehst heute nicht auf Hard Rock.“ Er versuchte sich an ein Schlaflied zu erinnern und das einzige an was er sich erinnerte war:
 

Go to sleep my darling, close your little eyes.

Angels are above us, peeping through the skies.

God is in his heaven, and he watch doth keep.

Time for little children to go to sleep.
 

Sam fragte sich langsam was Dean da oben so lange trieb. Normalerweise konnte er Jenny im Nu beruhigen. Jetzt war er schon über eine viertel Stunde bei ihr. Sam stand vom Sofa auf und ging in Jennys Zimmer. Er hörte Dean singen, aber der Text war nicht von irgendeinem Song der im Impala hoch und runter lief, nein es war ein echte Kinderschlaflied. Das Leid kam Sam seltsam bekannt vor. Dean hatte derweil die Kleine wieder in ihr Bett und wiederholte das Lied. Sam trat neben ihn an das Kinderbettchen.

„Hast du mir das Lied nicht früher immer vorgesungen?“

„Ja, Mum hat es uns immer vorgesungen und eine Weile nach ihrem Tod habe ich es für dich gesungen. Meine Kindergärtnerin meinte Mum würde immer bei mir sein. Sie meinte ich solle doch das Lied dir vorsingen, um mich und dich an sie zu erinnern. Am Anfang als ich noch jung und naiv war habe ich gehofft, dass Mum dadurch zurück kommen würde. Ich habe aufgehört das Lied zu singen als mir klar wurde, dass ich sie nicht zurück kriege.“ Dean kniff seine Augen zu. Über Mary zu reden fiel ihm nie leicht. Sam wusste das und nahm Dean in den Arm. Dean löst sich schnell wieder von ihm.

„Keine Sentimentalitäten, Sammy.“

„Ich denke sie schläft jetzt,“ sagte Sam ein wenig enttäuscht über die Ablehnung. Dean nickte und zusammen gingen sie wieder hinunter ins Wohnzimmer. Sie tranken noch ein Bier und schwiegen eine Zeit lang bis Dean seine leere Flasche abstellte und anfing Sam zu küssen. Sie kämpften auf dem Sofa eine Zeit lang um die Oberhand über den Kuss. Doch es gab keinen Sieger, nur beinahe verknotete Zungen. Ihre wir knutschen wie die Teenies auf dem Sofa rum Session fand ein jähes Ende als Jenny einige Minuten später ein zweites Mal wach wurde.

„Diesmal bin wohl ich dran,“ sagte Sam und erhob sich seufzend.
 

„So, Jenny schläft jetzt wieder,“ sagte Sam und ließ sich neben Dean aufs Sofa fallen. Es war schon das zweite Mal, dass sie wach geworden war. Der ältere Winchester hatte die „Stirb langsam“ DVDs entdeckt, die Sam sich geliehen hatte und gleich den dritten Teil, sein Lieblingsteil in den Player verfrachtet.

„Was war es diesmal?“

„Ihre Windel war voll.“

„Nummer 1 oder Nummer 2?“

„Nummer 1, zum Glück nur.“

„Klar, denn Nummer 2 hebt sie sich für den Zeitpunkt auf an dem der Profi wieder ans Werk muss,“ sagte Dean.

„Ja Dean, du bist das Windelwunder,“ neckte Sam ihn.

„Du holst auf, aber du wirst mich nie überholen.“

„Mir reicht es schon mit dir zusammen die Ziellinie zu überqueren.“ Er küsste Dean kurz.

„Willst du noch ein Bier?,“ fragte Dean Sam. Er schüttelte mit dem Kopf.

„Kann ich dir sonst irgendwas bringen?,“ hakte Dean nach, als er aufstand und auf die Küche zusteuerte.

„Mein Glas mit dem Wasser steht noch auf dem Küchentisch.“

„Okay, ich hol es dir.“ Kurz darauf war Dean zurück und sie machten es sich auf dem Sofa bequem, sahen sich den Film an und knutschten rum.

„Die hätten mich nehmen können. Ich wäre sicher ein gute John McLane gewesen,“ sagte Dean zu Sam, als der Abspann des Films lief. Der Jüngere lachte.

„Was ist daran so lustig?“ Sam würde ihm jetzt nicht gestehen, dass er das gleiche dachte, stattdessen sagte er zu Dean:

„Naja, den zweiten Teil mit dem Flugzeug hätten sie dann wohl nicht drehen können.“

„Dann hätten sie ein Boot nehmen können.“

„Das wäre dann aber wohl eher Speed 2 geworden.“

„Wie auch immer.“ Dean schaltete den DVD-Player aus und zappte durch die Programme. Sam setzte sich auf und streckte sich.

„Ich gehe ins Bett. Kommst du?,“ fragte der Größere und seine Augen verrieten Dean, dass er nicht vor hatte sich schlafen zu legen.

„Ich weiß nicht. Schau, da läuft Ghostbusters im Fernsehen,“ neckte Dean ihn.

„DEAN, Schlafzimmer, sofort,“ kam es befehlsgleich von Sam. Der Jüngere verstand heute keinen Spaß.

„Oh Sammy, du machst mich ganz wuschig wenn du so herrisch wirst.“

„Wird’s bald?“

„Ich komm ja schon.“ Er stand auf und ging mit Sam die Treppe rauf. Den ganzen Weg bis ins Schlafzimmer konnten sie nicht die Finger von einander lassen.
 

In dieser Nacht lernte Dean einige Beispiele für das Wort „perfekt“. Es war perfekt wie ihre Lippen und Zungen miteinander spielten. Es war perfekt wie sich Sams Lippen um seine Brustwarzen schlossen und seine Zunge sie spielerisch liebkoste und den Älteren in Ekstase versetzte. Sams Hintern passte perfekt in seine Hände. Es war perfekt, wie Sam seine und Deans Erektion in seine große Hand nahm und sie zeitgleich zum Höhepunkt brachte. Und es war perfekt wie ihre Körper zusammen passten, als sie sich zu einer postcoitalen Kuscheleinheit an einander schmiegten und sich ihr Atem und ihr Herzschlag einander anpassten. So glitten sie in einen erholsamen Schlaf.
 

Am Montagvormittag kam der jetzt nicht gerade heiß ersehnte, jedoch irgendwie beruhigende Anruf aus Dr. Potters Praxis. Die Ärztin teilte den beiden nacheinander mit, dass sie negativ auf alle, durch Bluttests diagnostizierbaren Geschlechtskrankheiten getestet wurden. Den restlichen Vormittag neckten sie sich mit Sätzen wie „Dann gehört dein Arsch wohl heute Nacht mir“, obwohl beide wussten, dass sie noch nicht soweit waren diese Grenze zu überschreiten. Sie waren ja nicht mal in ihren sexuellen Phantasien und Träumen soweit gegangen. Der Grund dafür lag bei Sam daran, dass er noch zu viele offene Fragen hatte. Er hatte etwas falsch zu machen, befürchtete, dass es wehtun würde und es ihnen nicht gefallen würde und sie sich dadurch dann danach eher von einander entfernen würden anstatt sich näher zu kommen. Und wie für Winchesters typisch versuchte er mit seinen Befürchtungen alleine klar zu kommen (ja auch Sam konnte dieser Winchester Eigenart nicht entkommen) anstatt mit Dean darüber zu reden. Dieser würde ihn wahrscheinlich eh nur damit aufziehen und ihm raten Dr. Phil zu kontaktieren. Aber warum sollte man es sich einfach machen, wenn man es auch kompliziert haben kann. Er war sich sicher, dass er diese Stolpersteinchen auch noch aus dem Weg räumen konnte. Wofür gab es denn das Internet? Dean hingegen hatte angst davor, dass er Sam dabei wehtun würde, aber dass war etwas wobei ihm Sam auch nicht helfen konnte. Zugeben würde er es eh nicht. Ein Dean Winchester gab nicht zu, dass er vor etwas Schiss hatte. Außerdem wusste er, dass Sam noch nicht soweit war. Er würde dem Jüngeren Zeit geben und er hoffte, dass sich ihre Beziehung, wie bis jetzt auch, ganz natürlich weiter entwickeln würde.
 

Sie verbrachten einen schönen entspannten Vormittag miteinander und Dean freute sich schon auf die kommenden Jagd freien Wochen. Doch seine Gedanken daran, sich möglicherweise doch mit einem normalen Leben anfreunden zu können, wurden je unterbrochen, als Sam beim lesen der Zeitung etwas ins Auge fiel, was nach einem neuen Fall für sie aussah. Dean war nicht überzeugt, dass es was für sie war, doch Sam saß fünf Minuten später am Laptop um nähere Informationen darüber zu finden. Der Ältere saß derweil verlassen mit Jenny im Wohnzimmer und wunderte sich warum Sam auf ein Mal so scharf war auf einen neuen Fall.

Eine Stunde danach hatte Sam Dean mit einigen Details zu dem Fall, jeder Menge Küsse und dem Versprechen, auf der Fahrt nach Provincetown ein paar Süßigkeiten zu besorgen, davon überzeugt, dass es es wert war, sich das ganze Mal anzusehen. Carrie wurde verständigt, um auf Jenny aufzupassen und einige Minuten später waren sie im Impala wieder auf der Straße. Auf dem Weg zu ihrem neuen Fall.

Von Glückskeksen, Eiscreme und Bananen

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Nur eine Kleinigkeit

Dean legte Jenny in ihr Bettchen. Sie war bereits auf dem Weg von der Strandpromenade zurück zum gemieteten Ferienhaus in ihrem Kinderwagen eingeschlafen. Dean ging gerne mit ihr am späten Morgen spazieren ehe es zu heiß wurde. Danach war es meist Zeit für ihren Mittagsschlaf. Angefangen hatte diese fast tägliche Routine, nachdem Dean festgestellt hatte wie gerne Jenny am Strand war. Sie waren jetzt schon seit etwas mehr als zwei Wochen in dem beschaulichen Städtchen Truro auf Cape Cod. Sam war der Meinung gewesen, dass sie noch eine Weile hier bleiben sollten, um sich etwas zu erholen. Aber zum Erholen kamen sie nicht wirklich, denn das Übernatürliche schien hier auch seine Ferien zu verbringen. Immer wieder fand Sam in dieser Gegend Anzeichen neuer Jobs für sie. Scheinbar schien Sam das gesamte Cape vom Übernatürlichen reinigen zu wollen. Nach dem Leuchtturmgeist hatten sie in Provincetown zwei Schwestern aus dem Verkehr gezogen, die mit Voodoo rumgewerkelt hatten. Vor ein paar Tagen waren sie einer angeblichen Meeresungeheuer Sichtung in der Nähe von Weeset nachgegangen, die sich jedoch als Ente entpuppt hatte, wie Bobby und Caleb ihnen vorausgesagt hatten. Und heute Morgen beim Frühstück hatte Sam einen interessanten Artikel in der Zeitung entdeckt. In Chatham, einer Stadt etwa 40 km von Truro, waren in der letzten Woche fünf Kinder und drei Jugendliche auf unerklärliche Weise erkrankt. Sam wollte daraufhin sofort mit den Recherchen beginnen und da Sam so gut wie kaum ansprechbar war, wenn er an seinem Laptop saß, hatte Dean die Kleine fertig gemacht und war zu einem Spaziergang aufgebrochen.
 

Dean hatte sich mit Jenny in den Sand gesetzt. Während er ihr zusah wie sie alle Muscheln in ihrer Reichweite einsammelte und dann auf seinem Schoß stapelte, nutzte er die Zeit um darüber nachzudenken wie sich seine Beziehung mit Sam in den letzten Wochen entwickelt hatte. Dean wusste nicht wann er jemals so zufrieden und glücklich gewesen war. Er war stolz auf seine kleine Familie. Sam und er gaben sich die größte Mühe ein annähernd stabiles Umfeld zu schaffen, was ein weiterer Grund war, weshalb sie noch immer auf Cape Cod waren. Auch wenn Jenny noch nicht ganz ein Jahr alt war und es ihr wahrscheinlich Momentan ziemlich egal war wo sie war, so wollte Sam auf keinen Fall so handeln wie John es immer getan hatte. Sprich mit seinen Kindern ständig weiter zu ziehen ohne, dass sie jemals zur Ruhe kamen und die Möglichkeit hatten sich in ihrer Schule richtig einzugewöhnen. Dean bezweifelte zwar, dass Sams Vorstellung was Jennys Erziehung betraf auf Dauer umsetzbar war und es sich mit ihrem Job vereinbaren ließ, aber Sams Optimismus wollte er nicht bremsen. Schließlich kam es selten genug vor, dass Sam optimistisch war. Sam war halt ein Grübler und oft in Gedanken versunken. In der letzten Zeit, da war sich Dean ziemlich sicher, waren es aber sicher größtenteils angenehme Gedanken, denen Sam nach hing. Denn immer wenn er dem Jüngeren einen verstohlenen Blick zuwarf, sah er ein glückliches Lächeln auf dessen so küssenswerten Lippen. Und Dean, wieder selbstsicher wie eh und je, war davon überzeugt, dass es vor allem an ihm lag, dass Sammy in letzter Zeit so glücklich aussah. Er und Sam waren sich stetig näher gekommen und dass nicht nur auf emotionaler Ebene. Anfangs war Sam noch etwas zurückhaltend und seine Unsicherheit, ausgelöst durch noch immer in seinem Herzen vorhandenen Gefühle für Jessica, hätte ihrer gerade erst beginnenden Beziehung beinahe den Motor abgewürgt ehe sie überhaupt den Start geschafft hatten. Aber irgendwie hatte Sam es dann geschafft seine verstobene Freundin gänzlich loszulassen. Er hatte gelernt die Erinnerungen an sie in seinem Herzen zu bewahren und sich seiner Liebe zu Dean zu öffnen, ohne dabei Jessica gegenüber ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Und seit dem Tag an dem Sam erstmals seinen Gefühlen für Dean vollkommen freien Lauf gelassen hatte, fühlte sich der Ältere glücklicher als je zuvor in seinem Leben. Bei Sam war der Knoten geplatzt und seine Küsse und Berührungen wurden immer forscher, jeden falls wenn Carrie nicht plötzlich reinplatzte.
 

Sams Küsse machten süchtig. Seit dem Moment als sie sich das erste Mal richtig geküsst hatten, war sich Dean sicher, dass er nie wieder jemand anderen außer Sam küssen wollte. Mit jedem weiteren Kuss steigerte sich die Intensität. Dean hätte nie gedacht, dass man jemanden auf so viele unterschiedliche weisen küssen konnte, aber Sam schien darin einen Rekord aufstellen zu wollen. Mal waren seine Küsse leidenschaftlich und fordernd, dann wieder zärtlich und verspielt. Manchmal aber auch zurückhaltend, fast schüchtern oder einfach nur hauchzart. Eins hatten all diese Küsse gemeinsam, sie wurden von Dean stets voller Liebe für Sam erwidert. Die Dinge, die übers Küssen hinaus gingen entwickelten sich stetig. Sie tasteten sich ran wie frisch verliebte Teenager und Dean überließ oft Sam die Führung dabei. Und irgendwie gefiel Dean Sams Art der Herangehensweise. Jeden neuen Schritt den sie gemeinsam in Richtung Sex taten, war für beide das erste Mal. Dean fühlte sich dadurch irgendwie jünger, so als würde er auf diese Weise einen Teil seiner Unschuld zurückerhalten. Es war zudem ungemein aufregend heraus zu finden was dem anderen gefiel. Der Teil von Dean, der von dieser neuen Unschuld nichts abbekommen hatte wollte zwar langsam aber sicher mehr von Sam, aber Dean wollte es ruhig angehen lassen. Das hatte er zwar noch nie getan, aber schließlich ging es hier nicht um eine x-beliebige Barbekanntschaft sondern um Sam. Sam war etwas Besonderes. Deans Beziehung zu Sam war etwas Besonderes und diese Beziehung würde er für nichts auf der Welt aufs Spiel setzen. Er wollte nicht, dass durch ein überstürztes Handeln seinerseits aus dieser Beziehung etwas Belangloses wurde. Irgendwie hatte Dean das Gefühl, dass Sam noch nicht soweit war sich ihm voll und ganz hinzugeben und deshalb stagnierte die Entwicklung ihrer körperlichen Beziehung zu einander im Moment etwas. Seit sie sich vor ein paar Tagen gegenseitig Blow Jobs gegeben hatten war nicht mehr sonderlich viel passiert. Zwar machten sie vor dem Schlafengehen regelmäßig rum, aber beide hielte sich dabei eher etwas zurück. Dean tat es, damit er nicht Gefahr lief die Kontrolle über sich zu verlieren und einfach über Sam herzufallen. Es fiel ihm nicht leicht, denn alles an Sam erregte in Dean ein Verlangen nach etwas, dass er bis jetzt nicht gekannt hatte. Es war mehr als das bloße Bedürfnis nach sexueller Befriedigung. Er hatte den Wunsch eins mit Sam zu werden. Okay, er sah in letzter Zeit definitiv zu viele von diesen Seifenopern, die nach dem Frühstücksfernsehen liefen. Die Angst Sam dabei weh zu tun kreiste zwar immer noch ab und an in seinem Kopf, aber eine Stimme in seinem Kopf, die verdächtig nach Sam klang, sagte ihm immer wieder, dass er Sam noch nie wirklich wehgetan hatte und es auch niemals tun würde und diese Stimme beruhigte ihn. Er fühlte sich langsam aber sicher bereit dazu den letzten und entscheidenden Schritt zu machen. Dean wollte es aber nicht fokussieren und Sam zu nichts drängen. Er wollte Sam nicht verlieren, denn er war das einzig Gute in seinem Leben. Abgesehen natürlich von der kleinen Sabberschnute vor ihm, die ihn gerade mit großen Augen ansah. Er wusste nicht warum, aber im Gegensatz zu den meisten anderen Dingen die sie gemeinsam taten, hatte er irgendwie kein wirkliches Problem damit sich mit Sam im Schlafzimmer die Zügel zu teilen. Sam hatte im Moment die Karten in der Hand und Dean würde warten.
 

Ohne hin hatte Dean auf dem Weg zu seinem Ziel noch ein weitres Hindernis aus dem Weg zu räumen. Sams Laptop. Die Tatsache, dass Sam in letzter Zeit viel zu oft und scheinbar lieber vor seinem Laptop saß als sich mit Dean zu beschäftigen, war ihrer jungen, neuen sexuellen Beziehung nicht gerade zuträglich. Es verlangte Dean einiges an Einfallsreichtum und Verführungskünsten ab um Sammy mal ein paar Stunden für sich zu haben. Auch wenn er manchmal das Gefühl nicht los wurde, dass Sam irgendwas ausheckte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Sam nur nach Fällen suchte oder für welche recherchierte. Der Jüngere ließ ihn aber auch nie einen Blick auf den Bildschirm des Laptops werfen. Dean seufzte. Die Sonne stand schon ziemlich hoch, also schüttelte er sich die Muscheln aus dem Schoß, nahm Jenny auf den Arm und machte sich auf den Rückweg.
 

Nun stand er an Jennys Bett, strich ihr eine Strähne ihres braunen Wuschelhaares aus der Stirn und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Wange. Es war zwanzig vor zwölf. Dann machte er sich auf die suche nach Sam. Dieser saß in ihrem Schlafzimmer im Schneidersitz auf dem Bett und klappte seinen Laptop zu als Dean herein kam.

„Sammy, hat dich die Trägheit befallen? Du bist ja immer noch nicht angezogen.“ Dean zog seine Schuhe aus und setzte sich neben den Jüngeren.

„Ich war beschäftigt. Ich habe den Kinderarzt ausfindig gemacht, der die erkrankten Kinder behandelt. Ich bin um 13.30 Uhr mit ihm verabredet.“

„Das ist ein Fortschritt. Gut gemacht Sam. Soll ich mitkommen?“

„Nein, bleib du bei Jenny. Ich habe dem Doc gesagt ich wäre Medizinstudent aus Boston und dass ich mich später auf Kindermedizin spezialisieren will. Ich habe ihm gesagt, dass mich der Fall der in der Zeitung stand sehr interessieren würde. Er erwartet also eine Person, dabei sollten wir es belassen.“

„Wie du willst,“ sagte Dean mit einem beleidigten Unterton in der Stimme. Also würden Dean an diesem Nachmittag nur die Talkshows bleiben um sich von seiner Langeweile abzulenken.

„Ist alles okay mit dir?,“ fragte Sam, dem dieser Unterton nicht entgangen war.

„Ja, es ist nur…Ich weiß, du willst nicht, dass wir Jenny öfter als nötig beim Babysitter lassen und ich bin auch wirklich gerne mit unserer kleinen Sabberschnute zusammen, aber irgendwie stinkt es mir, dass du alleine los ziehst. Es ist mir lieber wenn wir gemeinsam unterwegs sind.“

„Dean, du musst dir keine Sorgen um mich machen. Ich kann auf mich aufpassen. Ich rede nur mit dem Arzt, was soll da schon groß passieren?“

„Es ist mein verdammter Job mir Sorgen um dich zu machen, daran wirst du nie etwas ändern können. Aber das ist nicht der einzige Grund, warum ich nicht will das du alleine gehst.“

„Nein? Was für einen Grund gibt es denn sonst noch?“

Scheiße, warum konnte er nicht seinen Mund halten?, fragte sich der Ältere. Dean druckste rum. Es wäre Mega peinlich vor Sam zuzugeben, dass er es lieber hätte, wenn Sam seine Aufmerksamkeit auf ihn richten würde und er ihn mittlerweile schon vermisste, wenn sie sich nur ne Stunde oder so, nicht sahen. Allerdings hatte Sam ihm eine direkte Frage gestellt. Irgendwas musste er ihm antworten.

„Ich bin einfach gerne mit dir zusammen. Egal wie und wenn du alleine los ziehst, dann geht das von unserer gemeinsamen Zeit ab.“ Dahin war die Männlichkeit.

„Awww, ich werde dich auch vermissen, Baby.“

„Mistkerl.“ Mist, warum musste Sam auch so gut zwischen den Zeilen lesen können.

„Idiot.“ Sie küssten sich.
 

„Wann bist du zurück?“

„Chatham ist keine 40 Minuten von hier. Ich schätze, dass ich maximal drei Stunden weg sein werde.“ Er zog Dean in einen weiteren, zärtlichen Kuss, der wie immer Lust auf mehr machte. Als sie sich wieder von einander lösten entdeckte Dean etwas. Sam folgte seinem Blick. Die Tüte hatte er ganz vergessen. Er hatte sie aus der Nachttischschublade genommen als er auf der Suche nach Batterien für das Diktiergerät war, dass er nachher mitnehmen wollte um bei dem Arzt sein Interesse an dem Fall zu untermauern. Er hatte es versäumt die Tüte wieder weg zu stellen. Die Tüte enthielt ein, ähm, spezielles Hilfsmittel. Seine Computerrecherchen hatte er in letzter Zeit nicht nur für die Jagd benutzt sondern vor allem um Tipps zu gewissen sexuellen Praktiken zu suchen (Dean in die Recherche mit einzubeziehen war dem Jüngeren jedoch etwas zu peinlich), schließlich wollte er vorbereitet sein für sein erste Mal mit Dean, dass hoffentlich bald statt finden würde. Zu Sams Leidwesen hatte Dean sich ihm in den letzten Tagen immer eher mit angezogener Handbremse genähert. Sam vermutete, dass der Ältere unsicher war wie weit er gehen konnte. Um diese Unsicherheit aus der Welt zu schaffen hatte Sam dieses kleine Geschenk besorgt. Er wollte damit ein deutliches Zeichen setzen. Allerdings hatte Sam nicht vorgehabt es Dean gerade jetzt zu geben. Aber es war zu spät. Dean hatte die Tüte gesehen.

„Oh Sammy! Was ist in der Tüte? Doch nicht etwa das Diamant-Armband, dass ich mir schon so lange wünsche,“ sagte Dean ironisch.

„Nein Dean, du weißt doch, dass wir uns das erst leisten können, wenn ich die nächste Gehaltserhöhung bekomme,“ entgegnete Sam und grinste.

„Mistkerl!“ Das ganze hatte das Zeug zu einer Art Vorspiel zu werden.

„Idiot!“ Sam küsste ihn flüchtig.

„Nein ernsthaft Sam.“ Er schielte an Sam vorbei auf die rote Geschenktüte, die auf dem Nachttisch stand. Sam seufzte.

„Es ist nur eine Kleinigkeit.“

„Für mich?“

„Eher für uns. Versprich mir, dass du nicht lachst über das was ich dir gleich sagen werde.“

„Was ist dir lieber Pfadfinder- oder Indianerehrenwort?,“ fragte Dean und grinste schelmisch.

Wie hatte Sam auch erwarten können, dass Dean mal ernst blieb.

„Dean,“ sagte Sam daraufhin ruhig und sah ihn durchdringend an.

„Okay, ich werde nicht lachen.“ Sam atmete tief durch.

„Also, wir sind jetzt schon ne Weile zusammen…“

„Ja, ist ein neuer Rekord für mich,“ scherzte Dean.

„Bitte unterbrich mich nicht.“

„Schon gut. Scheint ja wirklich wichtig zu sein was du mir zu sagen hast.“

„Ich finde es wird Zeit den nächsten Schritt zu tun und darum habe ich das hier gekauft.“ Er reichte Dean die Tüte. Sam errötete leicht. Er hätte nie gedacht, dass er Dean förmlich mit der Nase drauf stoßen musste, damit er kapierte, dass er sich seinetwegen nicht zurückhalten musste. Dean griff in die Tüte und holte eine Tube Gleitgel zum Vorschein.
 

Der Ältere setzte sofort ein leicht versautes Grinsen auf. Sam nahm Deans Hand in seine.

„Ich will dich Dean,“ sagte er und sah dem Älteren tief in die Augen. Das hatte er ihm nun gar nicht mehr sagen brauchen. Dean hatte den Wink mit dem Zaunpfahl voll und ganz verstanden. Aber Sams `Ich will dich!` berauschte den Älteren nur noch mehr.

„Ich liebe dich Sammy.“ Dean legte Tüte und Gleitgel zur Seite und zog Sam in einen atemberaubenden, leidenschaftlichen Kuss. Dean war so stürmisch, dass er den Jüngeren sofort in die Kissen drückte, während seine Zunge das mittlerweile Vertraute und doch immer noch aufregende Terrain von Sams Mundhöhle erkundete. Deans Hand wanderte an Sams muskulösen Oberkörper herab und fand ihren Weg unter dessen Shirt. Die beiden küssten sich weiter, bis Dean fand, dass Sam nun eine kleine Atempause verdient hätte. Der Ältere widmete sich nun hingebungsvoll Sams Hals. Bedeckte diesen zunächst mit vielen kleinen Küssen, die in Sam ein unglaublich angenehmes Kitzeln auslösten, ehe Dean dazu überging ein wenig an Sams Halsbeuge herum zu knabbern. Sam hatte sich von Deans Schwung überwältigen lassen. Dean konnte aber auch einfach zu gut küssen, als dass Sam da wirklich widerstehen konnte. Der Jüngere wollte mit Dean schlafen, aber jetzt war einfach nicht der Richtige Zeitpunkt.
 

„Nicht Dean, nicht jetzt,“ sagte Sam so sanft wie möglich. Aus Deans knabbern wurde ein Beißen, dass bei Sams Worten so stark wurde, dass es weh tat.

„Au.“

„Entschuldige.“ Dean ließ von Sam ab und setzte sich auf die Bettkante. Die Aura seiner Enttäuschung war für Sam deutlich spürbar. Schnell hatte er sich aufgesetzt und kniete nun hinter Dean. Er schlang seine Arme um dessen Mitte und legte seinen Kopf auf die Schulter des Kleineren.

„Ich liebe dich Dean! Aber jetzt ist nicht der Richtige Moment dafür. Dean, ich will das nicht einfach so zwischendurch tun. Nenn mich ruhig ein Mädchen, aber ich will, dass es etwas Besonderes wird.“ Sam küsste Dean zärtlich in den Nacken und streichelte ihm liebevoll über den Bauch. Dean schloss die Augen und seufzte.

„Gott Sammy, du machst mich wahnsinnig.“ Sam lächelte.

„Ich will, dass wir uns dabei Zeit lassen und uns ganz auf uns konzentrieren können, aber mit einem Termin beim Pädiater im Hinterkopf geht das einfach nicht.“

„Pädiwas? Ich dachte du wolltest mit dem Kinderarzt reden.“

„Ein Pädiater ist ein Kinderarzt.“

„Warum redest du dann so geschwollen?“

„Idiot.“ Sam lächelte. Dieser Austausch von Nettigkeiten war etwas, dass sich nie zwischen ihnen ändern würde.

„Mistkerl.“ Dean drehte seinen Kopf so zu Sam, dass er ihn küssen konnte. Nach einem kurzen Kuss fing Sam an genüsslich an Deans Ohrläppchen zu knabbern.

„Sam.“ Der Ältere hatte wieder die Augen geschlossen.

„Dean, ich denke die Zeit reicht aus für eine gemeinsame Dusche, was meinst du?,“ hauchte er Dean verführerisch in den Nacken. Das musste er Dean nicht zweimal fragen. Dean stand auf und zog Sam vom Bett zu sich. Heftig knutschend taumelten sie ins Bad und entledigten sich auf dem Weg in die Dusche ihrer Klamotten.
 

Wie sie es geschafft hatten in die Dusche zu kommen und das Wasser anzustellen ohne von einander abzulassen wussten sie später nicht mehr. Sam streichelte über Deans Hüften während das warme Wasser auf sie nieder prasselte. Deans Lippen verweilten schon eine ganze Weile an Sams Hals.

„Dean, ich warne dich. Wenn du mir einen Knutschfleck verpasst dann…“

„Was dann Sammy? Versohlst du mir den Hintern?,“ fragte er den Jüngeren anzüglich.

„Das hättest du wohl gerne.“

„Vielleicht.“ Dean grinste. Sam legte seine Hände an Deans Wangen und küsste den Älteren fordernd und der ging nur zu gerne auf diesen Kuss ein. Deans Hände glitten über Sams Seiten zu seinen Hüften und kamen schließlich auf Sams Pobacken zu liegen. Auch Sams Hände gingen wieder auf Wanderschaft. Er löste den Kuss und griff nach dem Duschgel, schließlich wollten sie ja noch duschen und nicht bloß rummachen. Dean begann der Weil Sams Hintern mit sanftem Druck zu massieren.

„Du fühlst dich unglaublich gut an,“ sagte Dean leise und küsste Sam auf sein rechtes Schlüsselbein von wo ihn ein Muttermal anlächelte. Dem Jüngeren entfuhr ein leises, erregtes Stöhnen. Deans Hingabe wollte er in nichts nachstehen, also begann Sam damit genüsslich jeden Zentimeter von Deans Haut mit dem Duschgel einzuseifen. Mit kreisenden Bewegungen ließ er seine Hände über Deans Körper gleiten. Bei den Brustwarzen des Kleineren hielt er inne und umspielte sie zärtlich mit den Fingerspitzen. Aus Deans Mund entkam ein begeistertes japsen. Sam wusste, dass es Dean gefiel, wenn er seine Brustwarzen liebkoste. Dean zog Sam so nah es ging an sich heran und fing an sich an ihm zu reiben. Sam konnte nun mehr als deutlich die Erregung des anderen spüren, die ihn selbst hart werden ließ. Dean war wieder dazu übergegangen Sams Hals zu küssen, so als würde er jeden Wassertropfen verdrängen wollen, der aus Sams nassem Haar an seinem Hals herunter lief. Sam umfasste Deans Männlichkeit und begann damit seine Hand rhythmisch auf und ab zu bewegen. Dean stöhnte Lustversunken und bewegte sich Sams Hand entgegen.

„Oh, Sammy,“ brachte Dean erregt hervor. Der Klang seines Namens turnte den Jüngeren dermaßen an, dass er das auf und abgleiten seiner Hand an Deans Glied langsam aber sicher beschleunigte. Mit seiner freien Hand drehte er Deans Gesicht zu sich und die beiden küssten sich leidenschaftlich. Sams Bemühungen wurden immer heftiger und Deans Stöhnen immer lauter, bis der Ältere schließlich kam und sich gegen Sam stützte.

„Das war…“

„Das war wie, Dean?,“ fragte Sam und strich ihm zärtlich über den Rücken.

„Verdammt heiß!“ Dean küsste Sam abermals. Dann richtete er sich wieder auf und sah an Sam herab.
 

„Ich denke, ich sollte mich ein wenige erkenntlich zeigen,“ sagte der Ältere und grinste. Sam raubte ihm mit einem weiteren Kuss den Atem. Dean ließ seine Hand nun über Sams muskulösen Oberkörper gleiten, dabei drängte er Sam ein wenig weiter unter die Brause, damit er seine Hinterlassenschaft von Sams Bauch waschen konnte. Derweil wusch sich Sam die Haare, was gar nicht so einfach war, weil Dean ihn immer wieder gierig küsste. Während sich der Jüngere den Schaum ausspülte, begann Dean damit sich angemessen um Sammys bestes Stück zu kümmern. Allein die anfänglich zarten Berührungen reichten aus um Sam ein wollüstiges Stöhnen zu entlocken. Dean wusste mittlerweile was seinem Sammy gut tat und ihn dazu brachte diese wohligen Laute von sich zu geben. Stetig erhöhte Dean das Tempo seiner Handbewegungen und Sam kam für seinen Geschmack viel zu früh zu seinem Höhepunkt und stöhnte dabei befriedigt Deans Namen.

„Sammy, ich liebe dich, weißt du das?“ Darauf konnte Sam dem Älteren nur eine Antwort geben. Er zog Dean so nah wie möglich an sich heran und gab ihm einen langen, leidenschaftlichen Kuss. Nebenbei musste er jetzt Dean natürlich noch einmal waschen. Nachdem auch Dean sich die Haare gewaschen hatte stiegen sie knutschend aus der Dusche. Dean wickelte sie beide in ein großes Badetuch ein.
 

„Sag mal Sammy, wo hast du das Gleitmittel gekauft? Du bist doch sonst eher schüchtern, was das öffentliche zur Schau stellen deiner neu entdeckten sexuellen Vorliebe angeht,“ sagte Dean während er Sam mit einem kleineren Handtuch die Haare trocken rubbelte.

„Du glaubst nicht was man in einem Drugstore so alles unbemerkt kaufen kann, wenn der Laden voll ist und man ziemlich viel auf das Kassenband legt.“

„Du bist clever. Weißt du wie unglaublich sexy dich das noch zusätzlich zu deinem extrem heißen Körper macht?“ Dean warf ihm einen lasziven Blick zu.

„Weißt du eigentlich, dass du mich mit diesem Blick unglaublich anmachst?“

„So, mach ich das?“ Der Ältere grinste und küsste Sam innig. Wie immer wollte er am liebsten gar nicht mehr von Sam ablassen.

„Ich kam mir bei dem Regal mit dem Gleitgel vor wie in einer Eisdiele. Du glaubst nicht was es da alles für Sorten gab. Erdbeere, Kirsche, grüner Apfel, Pina Colada, Mojito, Banane, Himbeere, Pfirsich, Blaubeerkäsekuchen, Zimt, Melone, Erdbeer-Kiwi, Vanille und sogar Pfefferminz,“ beendete Sam seine Aufzählung.

„Sam, jetzt habe ich Hunger,“ sagte Dean und knabberte an Sams Ohrläppchen. Der Jüngere musste lachen und streichelte Dean über den Bauch.

„Und für was hast du dich letzten Endes entschieden? Ich muss zugeben, dass ich vorhin leicht abgelenkt war,“ säuselte Dean.

„Kirsche, aber das nächste mal darfst du aussuchen.“

„Ich hätte Blaubeerkäsekuchen genommen.“

„Ich weiß, aber ich habe befürchtet du würdest es aufessen ehe wir dazu kommen es zu benutzen,“ neckte Sam ihn. Dean stupste ihm sachte gegen die Nase und küsste ihn wieder.
 

In diesem Moment erklärte Jenny ihr Mittagsschläfchen für beendet. Dean seufzte.

„Deine Tochter ist manchmal genau so eine Spielverderberin wie du.“ Dean griff nach einem anderen Handtuch, lockerte das Badehandtuch und überließ es Sam, während er das andere Handtuch um sich wickelte.

„Zieh dich an, wir wollen doch nicht, dass du zu spät zu diesem Pädidingsbums kommst,“ sagte Dean und gab Sam noch einen Kuss auf die Wange ehe er aus dem Bad ging um nach Jenny zu sehen. Sam seufzte. Er hatte gar keine Lust zu arbeiten und wollte viel lieber im Bett mit Dean kuscheln. Aber im Vergleich zu der Zeit in der sie noch nicht zusammen waren, hatten sie ihren Job in letzter Zeit eh schon viel zu viel schleifen lassen. Seltsam, dass Dean nicht darauf pochte, dass sie mehr taten. Der Ältere war im Moment von einer überwältigenden Unlust auf ihren Job befallen. Aber Sam konnte es ihm nicht verübeln. Dean war glücklich, das war ihm deutlich anzumerken. Kein Wunder also, dass er keine Lust auf irgendwelche Monster hatte. Aber mit genügend Kuchen und Streicheleinheiten hatte Sam es bisher immer noch geschafft Dean zum mitmachen zu überreden. Sam ging ins Schlafzimmer um sich anzuziehen.
 

Als Sam ins Wohnzimmer kam spielte Dean mit Jenny und ihrem Ball.

„Ist alles okay zwischen uns? Ich meine du bist nicht sauer, weil ich jetzt alleine gehe?,“ fragte Sam Dean während er sich die Schuhe anzog. Dean nickte und grinste. Er stand auf und trat auf den Jüngeren zu.

„Ich weiß ja, dass du viel lieber hier bei mir wärst um heißen, leidenschaftlichen Sex mit mir zu haben.“ Für diese Aussage musste Sam Dean einfach küssen. Er zog ihn zu sich heran, drückte dem Älteren seine Lippen auf und seine Zunge verlangte begierig nach Einlass, den ihm Dean auch sofort gewährte. Bei Dean setzte baldig ein altbekanntes Schwindelgefühl ein Sam konnte Dinge mit seiner Zunge anstellen, dass einem ein heißer Schauer über den Rücken lief, außerdem raubte er Dean mit diesem leidenschaftlichen Kuss den Atem. Als Sam seine Hände in die Gesäßtaschen von Deans Jeans gleiten ließ, musste der Ältere die Notbremse ziehen. Gott, warum mussten Sams Berührungen ihn immer so verdammt heiß machen? Mit Nachdruck löste er sich von Sam, dem ein sehnsüchtiges seufzen entfuhr.

„Du solltest langsam los,“ sagte Dean und streichelte ihm über die Wange. Sam schmiegte sein Gesicht gegen die Hand des Älteren.

„Vielleicht sollte ich dich und Jenny doch mitnehmen.“

„Ich werde nicht mit deiner Tochter in eine Stadt fahren in der Kinder auf mysteriöse Weise erkranken,“ sagte Dean ernst.

„Du hast ja Recht.“ Sam gab Dean einen letzten, kleinen, sanften Kuss und brachte dann ein paar Zentimeter Raum zwischen sie.

„Ich werde mich beeilen,“ meinte Sam.

„Ja, aber sei vorsichtig und pass auf mein Baby und vor allem auf dich auf.“

Der Jüngere lächelte Dean an und nahm dann die Autoschlüssel entgegen, die Dean ihm hinhielt. Ihre Hände berührten sich und Dean streichelte kurz mit seinem Daumen sanft über Sams Handrücken.

„Ach, noch was Sam. Hüte dich vor den Arzthelferinnen. Die meisten fressen so gutaussehende Kerle wie dich zum Frühstück.“

Deans leicht eifersüchtige Seite fand der Jüngere einfach zu niedlich.

„Mach dir keine Sorgen Baby. Es ist Mittag und außerdem…“

„Was?“ An das „Baby“ hatte er sich noch immer nicht gewöhnt und bedachte Sam meist mit einem Augenrollen, wenn der Größere ihn so nannte.

„Ich liebe dich Dean.“ Sam sah ihm tief in die Augen und küsste ihn liebevoll auf die Stirn.

X-Mas Special Teil 1

Anmerkung: Was genau passiert ist und warum sie schließlich mit dem jagen aufgehört haben wird in meiner Langzeit ff „Zwei Jäger und ein Baby“ im späteren Verlauf der Story genauestens beschrieben werden, die Informationen sind aber nicht notwenig um die Story hier zu verstehen. Alles was für Leser wichtig ist, die „Zwei Jäger und ein Baby“ bis jetzt nicht gelesen haben, ist, dass Sam eine kleine Tochter hat und mit Dean zusammen ist. Detailliertere Informationen können natürlich gerne in „Zwei Jäger und ein Baby“ nachgelesen werden, sind aber nicht notwendig um diesen Two-Shot zu verstehen.
 

Widmung: Diesen Two-Shot möchte ich gerne meinen treuen Lesern widmen

Warnung: Extreme Kariesgefahr
 

Verwendete Songs:

Bing Crosby – White Christmas

Wham – Last Christmas

Connie Francis - Baby's First Christmas

Gene Autry - Rudolph The Red Nosed Reindeer

Brenda Lee - Rockin' Around The Christmas Tree

Shakin' Stevens - Merry Christmas Everyone
 

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Es waren nun fast zwei Monate vergangen seit sie nachdem einschneidenden Erlebnis aus dem Krankenhaus entlassen worden waren und es waren nur noch wenige Tage bis Weihnachten. Ein Feiertag, der wie alle anderen im Leben der Winchesters keine Besondere Rolle gespielt hatte – bis jetzt. Sie hatten schließlich gemeinsam entschieden zusammen ein „normales“ Leben zu beginnen. Niedergelassen hatten sie sich in Vermillion, South Dakota. Sie glaubten zwar endlich Ruhe vor dem Übernatürlichen zu haben, wollten aber zur Sicherheit trotzdem in Bobbys Nähe bleiben. Ihre Verletzungen des letzten Kampfes waren schon recht gut verheilt. Dean hatte einen Job in einer Autowerkstatt angenommen. Auch Sam wollte einen Job annehmen, schließlich würde er an der University of South Dakota erst im Sommersemester wieder anfangen um seinen Collegeabschluss zu machen. Aber Dean wollte, dass er seinen Wunden mehr Zeit gab zu heilen, bis zum Semesterbeginn bei Jenny in ihrer, kleinen, aber ansehnlichen Wohnung blieb und sich im Haushalt nützlich machte. Sams Gegenwehr war zwar enorm gewesen, aber Deans geradezu flehendem Blick hatte der Jüngere schließlich doch nachgegeben.
 

Beide waren einigermaßen zufrieden mit ihrem neuen, normalen Leben. Der Vorteil war natürlich, dass sie leben konnten, ohne in Gefahr zu geraten von irgendwelchen Monstern angegriffen zu werden. Sie hatten ein zu Hause. Wenn Sam mit dem College fertig war und dann auch einen Job hätte, dann könnten sie sich wahrscheinlich auch eine größere Wohnung leisten, damit Jenny mehr Platz zum spielen hatte. Momentan hatte ihr Zimmer nämlich kaum größere Ausmaße als eine Abstellkammer, aber wenigstens hatte das Zimmer ein Fenster. Sie hatten jede Menge Spaß gehabt sich ihr kleines Reich einzurichten. Besonders toll war es immer gewesen, wenn sie Regale oder andere Möbel zusammen bauten. Dabei bekamen sie sich nämlich jedes Mal in die Harre, aber dass war nicht das Tolle daran, sondern der Versöhnungs-Sex, der folgte nachdem das Möbelstück nach langem rumgemeckere und rumgeschraube dann endlich funktionstüchtig war. Aber dieses normale Leben hatte einen gewaltigen Nachteil, wie beide schon ein paar Wochen nach ihrem Einzug festgestellt hatten. Der Job in der Autowerkstatt garantierte zwar ein sicheres Einkommen und die drei konnten einigermaßen gut davon leben. Es war schön, endlich mal für seine Arbeit bezahlt zu werden, aber die Arbeit hielt Dean ganze acht Stunden von den beiden Menschen fern, die er doch so liebte, was für jemanden, der es gewohnt war fast 24 Stunden pro Tag mit seinen Lieben zu verbringen, eine ziemliche Umstellung war. Dean litt jedoch eindeutig mehr darunter, als Sam. Es nervte Dean, dass er jetzt weniger Zeit hatte, um Jennys Entwicklung zu beobachten. Er hatte in den vergangenen Wochen fast tägliche SMSen von Sam bekommen in denen der Jüngere ihm mitteilte, dass Jenny ein neues Wort gelernt hatte oder gerade irgendwas Lustiges gemacht oder gesagt hatte.
 

Das schönste an Deans Arbeitstag war seine Mittagspause. Die Werkstatt war nicht weit von ihrer Wohnung entfernt und er konnte daher seine Mittagspause zu Hause machen. Wenn er sich beeilte kam er noch rechtzeitig nach Hause um mit Sam Jenny für ihren Mittagsschlaf hinzulegen. Dann machte er mit Sam zusammen Lunch und wenn noch Zeit blieb gaben sie sich einigen Erwachsenen-Vergnügungen hin, damit Dean auf der Arbeit nicht zu sehr unter Entzugserscheinungen leiden musste, wie Sam immer zu sagen pflegte. Sam genoss es Zeit mit seiner Tochter zu verbringen. Auch für ihn war es ungewohnt Dean nicht mehr fast 24 Stunden um sich zu haben, aber was ihm mehr zu schaffen machte, war die Tatsache die ganze Zeit nicht wirklich was zu tun zu haben. Die Hausarbeit war nicht wirklich anspruchsvoll. Die Wohnung war klein und das Saugen und putzen schnell erledigt. Die größten Highlights waren immer das Einkaufen und Spaziergänge mit Jenny, aber ansonsten langweilte ihn sein momentanes Dasein als „Hausmann“ ziemlich und er freute sich jetzt schon darauf wieder aufs College gehen zu können. Beide waren am zufriedensten wenn es Wochenende war und sie alle drei zusammen sein konnten.
 

Mit seinen Arbeitskollegen kam Dean gut zu Recht, auch wenn sie älter waren als er und sich bis jetzt keine wirkliche Freundschaft entwickelt hatte. In seiner Freizeit gab es demnach nur Sam und Jenny, aber mehr brauchte Dean auch in einem normalen Leben nicht unbedingt. Seine Kollegen wussten, dass er mit Sam zusammen war und sie eine Tochter hatten. Seinen Kollegen war Deans Sexualität jedoch gleichgültig, familiäres war eh eher selten das Thema im Kollegium. Am besten verstand er sich mit seinem Chef Mr. Freebody. Er war zwar schon dem Pensionsalter sehr nahe, aber da er vor ein paar Monaten sein erstes Enkelkind bekommen hatte, hatten er und Dean ein gutes Thema über das sie reden konnten, wenn mal wenig zu tun war und sein Chef hatte auch Verständnis, wenn Dean mal seine Mittagspause überzog. Doch seit Anfang Dezember trieb sein Weihnachtsverrückter Chef Dean mit geradezu sadistischer Freude mit unzähligen Weihnachtssongs in den Wahnsinn. Es war nicht so, dass Dean Weihnachten jetzt Grinch-Mäßig hasste, dieses Fest hatte nur nie die Rolle gespielt, wie es das für normale Familien tat. Seit Sam in die Pubertät gekommen war und von Dad mit zur Jagd genommen wurde, war Weihnachten praktisch aus dem Winchester Kalender gestrichen, aber das waren alle Feiertage und auch ihre Geburtstage, auch wenn er und Sam sich zumindest an ihren Geburtstagen kleine Geschenke machten. Weihnachten erinnerte beide, besonders Sam, irgendwann nur noch daran, dass sie nicht normal waren und in der Zeit in der Sam in Stanford war, hatte Dean in der Weihnachtszeit niemals das Radio angemacht um durch die gespielten Weihnachtslieder nicht noch mehr daran erinnert zu werden wie verkorkst sein Leben und wie einsam er war.
 

Jetzt war er zwar nicht mehreinsam und sein Leben war weit weniger verkorkst, aber das ständige Gedudel aus dem Radio nervte ihn einfach, da es noch immer mit schlechten Erinnerungen verbunden war. Es fiel ihm schwer die Altlasten abzustreifen und sich auf ein richtiges Weihnachtsfest mit seiner Familie zu freuen. Die ganze Normalität, die sie sich hier aufgebaut hatten schien zu gut um wahr zu sein und der Ältere traute dem Braten nicht.

Und die Welt schien sich auch noch gegen ihn verschworen zu haben, denn egal wo Dean hinkam drangen die Klänge von Weihnachtsliedern an sein Ohr. Sogar Sam schien sich auf Weihnachten zu freuen und summte ständig irgendeine weihnachtliche Melodie vor sich hin. Heute war sein letzter Arbeitstag vor den Feiertagen. Sie hatten nicht mehr allzu viel zu tun. Ihre Kunden waren mit Wintercheckups und Winterreifen versorgt, so dass die Autos es ohne Problem und auch bei Schnee es pünktlich zur Bescherung bis zur Oma oder Erbtante schaffen würden. Da also nichts los war in der Werkstatt hatte ihr Chef eine kleine Weihnachtsfeier organisiert und seine Mitarbeiter mit Kaffee und dem leckeren Baumkuchen seiner Frau versorgt und bei dieser kleinen Party durfte Bing Crosby natürlich nicht fehlen.
 

I'm dreaming of a white Christmas

Just like the ones I used to know

Where the treetops glisten,

and children listen

To hear sleigh bells in the snow
 

Wenn der Baumkuchen nicht gewesen wäre, hätte Dean schon längst Reißaus genommen. Aber seine Liebe zu Kuchen überwog die Abneigung gegen Weihnachtslieder. Als die zweite Strophe erklang, packte er zum zweiten Mal seinen Teller voll.
 

I'm dreaming of a white Christmas

With every Christmas card I write

May your days be merry and bright

And may all your Christmases be white
 

Nebenbei hörte er mit einem Ohr seinen Chef mit einem Kollegen über das Weihnachtsessen reden.

„Und was gibt es bei dir und Sam an Weihnachten?,“ erkundigte sich sein Chef bei Dean. Dieser schluckte seinen Kuchenbissen herunter, ehe er antwortete. Sams Erziehungsmaßnahmen trugen langsam Früchte.

„Darüber haben wir ehrlich gesagt noch gar nicht gesprochen.“

„Dann wird es aber Zeit. Meine Frau hat gestern fürs Essen eingekauft und meinte es wäre die Hölle gewesen. Wenn ihr also noch einen anständigen Weihnachtsschinken haben wollt sollte ihr bald mal einkaufen gehen, sonst ist bei euch an Weihnachten Schmalhans Küchenmeister. Hast du denn schon ein Geschenk für Sam?“

„Ja, ich muss es nur noch kaufen. Sam und ich wollten auch noch ein paar Sachen für Jenny besorgen.“ Auf den Besuch im Kaufhaus freute er sich jetzt schon. Da gab es kein Entkommen für Weihnachtssong-Allergiker.

„Alles auf den letzten Drücker, was?“ Mr. Freebody lachte. Er ging in sein Büro und holte ein paar Umschläge aus seiner Schreibtischschublade.
 

I'm dreaming of a white Christmas

With every Christmas card I write

May your days be merry and bright

And may all your Christmases be white
 

“So Jungs, kommt mal her. Ich habe eine Kleinigkeit für euch.“ Die Belegschaft versammelte sich um ihren Arbeitgeber.

„Das Jahr ist richtig gut gelaufen für uns, daher bin ich in der Lage, euch eine ordentliche Weihnachtsprämie zahlen zu können.“ Er gab jedem Mitarbeiter einen Umschlag mit dem Lohncheck und einem zusätzlichen Bonuscheck. Dankendes Gemurmel erfüllte den Raum, bei dem auch Dean mit einstieg nachdem er die Summe des Zusatzchecks gesehen hatte.

„So und weil bald Weihnachten ist mach ich den Laden heute früher zu. Papierkram kann bis zum neuen Jahr warten. Ich will in einer viertel Stunde niemanden mehr hier sehen. Seht zu, dass ihr zu euren Familien kommt.“ Das musste er seinen Arbeitern nicht zwei Mal sagen.
 

Einige Minuten später war Dean auf dem Heimweg. Es war Nachrichtenzeit und er wollte den Wetterbericht hören, aber er schaltete das Radio einen Tick zu früh an.

Last Christmas

I gave you my heart

But the very next day you gave it away

This year

To save me from tears

I'll give it to someone special

“Oh Hölle!,” entfuhr es Dean und schaltete das Radio wieder ab. Einen Weihnachtssong von jemandem, der sich beim Pimpern in einer Toilette erwischen und verhaften lies, musste er sich nun wirklich nicht antun. Als er zu Hause ankam, saß Jenny auf ihrer Spieldecke und Sam schmückte den Weihnachtsbaum, den sie am Vortag gekauft hatten. Die Kleine stand auf und wackelte auf ihren Zweit-Daddy zu, als er ins Wohnzimmer kam.

„Din!,“ quiekte sie fröhlich. Der ältere Winchester schloss sie in seine Arme und gab ihr einen Kuss. Er war stolz wie Oscar gewesen, als Jenny ihre ersten Schritte gemacht hatte. Mit der kleinen Maus auf dem Arm schritt er zu Sam herüber, der bis jetzt noch nicht gemerkt hatte, dass Dean zu Hause war, da er mit dem Schmücken beschäftigt war und die Äste an denen die roten Kugeln hängen sollten, mussten gut gewählt werden. Wenn man bedachte, dass sie in ihrem Leben nie einen richtigen, eigenen Baum (Dean hatte ein Mal einen gestohlen, um Sam vorzugaukeln, Dad wäre da gewesen. Aber Sam hatte ihn gebeten so was nie wieder zu tun, weil er dabei an die Familie dachte die nun ohne Weihnachtsbaum da saß) gehabt hatten, war es nur verständlich, dass Sam das Schmücken ein wenig zelebrierte. Dabei sang er leise:
 

It's baby's first Christmas,

It's somethin' to see,

Mommy and Daddy,

Trimmin' baby's Christmas tree
 

“Sammy, ich hoffe doch wohl sehr, dass du in diesem Fall die Mami bist,” sagte Dean und rollte mit den Augen. Nicht mal zu Hause entkam er den Weihnachtsliedern. Als der Klang der wohlbekannten Stimme an sein Ohr drang, drehte sich Sam zu Dean um und lächelte ihn glücklich an, brachte seine Grübchen voll zum Einsatz.

„Hey Baby!“ Er legte die Kugel, die er gerade aufhängen wollte zurück in den Karton und gab Dean dann einen leidenschaftlichen Kuss.

„Du weißt, aber dass es nicht Jennys erstes Weihnachten ist,“ sagte Dean.

„Aber das erste mit uns,“ entgegnete Sam und streckte Dean die Zunge raus.

„Dada fech,“ kam es von Jenny.

„Ja, du hast Recht dein Daddy ist frech,“ stimmte Dean der Kleinen zu.

„Oh Gott, ich wusste doch, dass ihr euch irgendwann gegen mich verbündet.“

„Nur wenn du es verdient hast,“ sagte Dean und küsste Sam zärtlich.

„Ni auch.“ Dean gab Jenny zu Sam weiter, damit auch die Kleine die Gelegenheit dazu bekam ihren Daddy zu küssen.

„Da du ja heute schon so früh zurück bist, dann können wir ja gleich los ins Kaufhaus,“ sagte Sam und setzte Jenny wieder auf ihrer Spieldecke ab.

„Oh ja, da freu ich mich schon den ganzen Tag drauf.“

„Haben sie dich auf der Arbeit geärgert oder warum bist du so miesepetrig?“

„Weihnachtsstress, würde ich mal sagen.“

„Armes Baby, aber jetzt hast du ja erst Mal ein paar Tage frei.“ Er küsste Dean auf die Wange. Dean lächelte leicht. Ein wenig ansteckend war Sams gute Laune ja schon irgendwie ein bisschen. Er nahm den Umschlag mit den Checks aus seiner Hosentasche und hielt den Bonuscheck vor Sams Nase.

„Was meinst du wie viel Spielzeug man davon kaufen kann?“ Als Sam den Betrag sah pfiff er anerkennend. Dean umarmte ihn von hinten und küsste ihn in den Nacken.

„Wow, das ist fast das Doppelte deines Monatsgehalts. Dein Chef ist echt großzügig.“

„Yap, da gibt’s nichts zu klagen.“

„Ich finde wir sollten aber nicht alles ausgeben, sondern was davon sparen.“

„Da bin ich doch zur Abwechslung mal deiner Meinung. Du wirst das Geld brauchen Collegeboy.“ Dean sah Sam mit einem ernsten Blick an, der dem Jüngeren klar machte, dass es zwecklos war das Geld abzulehnen. Dean war der Höhlenmenschlichen Ansicht, dass er als Mann für seine Familien Sorgen musste und dass schloss das Bezahlen von Sams Schulgeld mit ein. Ein Thema worüber sie sich bereits zur Genüge gestritten hatten. Sam hatte schließlich auch hier klein bei gegeben, weil er wusste, dass es Dean glücklich machte, wenn er etwas für Sam tun konnte.
 

„Es fühlt sich immer noch irgendwie surreal an, dass wir ein richtiges zu Hause haben und uns Gedanken über Geldanlagen machen,“ sagte Sam.

„Ja, es fühlt sich so erschreckend normal an,“ meinte Dean.

„Wir werden uns schon dran gewöhnen. Hauptsache wir sind glücklich. Du bist doch glücklich oder?“ Sam sah Dean in die Augen und versuchte dabei abzulesen was in Deans Kopf vor sich ging. Doch der rollte bei der Frage nur mit den Augen. Er hasste es immer noch über Gefühle zu reden.

„Oh Gott! Nicht schon wieder.“ Sam fragte ihn das ziemlich oft, seit sie ihr neues Leben begonnen hatten. Dean war glücklich, aber das hatte weniger damit zu tun, dass sie jetzt ein normales Leben führten, sondern es lag daran, dass er Sam und Jenny hatte. Alles andere war ihm egal. Genau das hatte er Sam auch geantwortet, aber der schien ihm irgendwie nicht zu glauben. Wahrscheinlich war dieses ständige Nachfragen Sams Art festzustellen wie Dean mit der Normalität zu Recht kam. Sam biss sich auf die Unterlippe. Auch diesmal würde er wieder keine befriedigende Antwort bekommen. Deans Standardantwort, dass er glücklich war, solange er nur mit Sam zusammen war, erschien dem Jüngeren lediglich als das, was Dean glaubte, was Sam hören wollte. Es beantwortete jedoch nicht seine Frage. Er wollte nicht wissen, ob Dean mit ihm glücklich war (die Antwort darauf bekam er schließlich mehr als eindrucksvoll so gut wie jede Nacht. Ihr Verbrauch an Gleitgel war ein gutes Indiz dafür), sondern ob er über ihre neue Lebenssituation glücklich war. Und das war es worauf er bis jetzt noch nie eine wirkliche Antwort von dem Älteren bekommen hatte.

„Entschuldige, dass ich gefragt habe,“ sagte Sam leicht frustriert. Er nahm Jenny auf den Arm und wollte mit ihr in ihr Zimmer gehen um sie für ihren Ausflug ins Kaufhaus anzuziehen.

„Jetzt sei nicht sauer,“ sagte Dean und hielt den Jüngeren am Arm fest.

„Ich bin nicht sauer. Ich will bloß sicher stellen, dass es dir gut geht und du dich wohlfühlst, auch unabhängig von mir.“

„Oh,“ sagte Dean. Er hatte gerade erst den wirklichen Sinn der Frage verstanden.

„Ich denke, es wird noch einige Zeit dauern, bis ich dir darauf eine wirkliche Antwort geben kann,“ informierte er seinen Lebenspartner schließlich.

„Oh, verstehe,“ sagte Sam darauf. Anscheinend war es Dean bis jetzt genau sowenig gelungen sich ein richtiges Bild von ihrem neuen Laben zu machen wie ihm. Er küsste Dean flüchtig auf den Mund.

„Ich werde Jenny fertig machen gehen und dann fahren wir ins Kaufhaus.“

„Okay.“ Er gab Sam ebenfalls einen flüchtigen Kuss, ehe der Jüngere in Jennys Zimmer verschwand.
 

Sam trällerte „Jingle Bells“ während er Jenny warm anzog, schließlich war es im Winter recht kalt in South Dakota. Aber er durfte sie auch nicht zu warm anziehen, schließlich würden sie ja die meiste Zeit im doch recht warmen Kaufhaus verbringen. Sam freute sich wie ein Schneekönig auf das bevorstehende Weihnachtsfest. Früher hatte er Weihnachten immer gehasst. Sie waren keine normale Familie und das wurde ihm jedes Jahr aufs Neue bewusst. Und jedes Jahr wünschte er sich nichts sehnlicher als normal zu sein. Von einem frohen Familienfest war nie wirklich was zu spüren. Ihr Dad war meistens nicht mal da. Untergebracht waren sie in irgendeinem gammeligen Motel ohne richtigen Weihnachtsbaum. Geschenke gab es keine, da ihnen dazu das nötige Kleingeld fehlte. Ihr Weihnachtsmenü bestand aus Spaghetti aus der Dose und auch wenn Dean sich alle Mühe gab es für Sam so schön wie nur möglich zu machen, änderte das nichts an der meist doch recht trostlosen Stimmung. Sam war Dean für die Bemühungen dankbar, aber er fand es nicht richtig, dass der Ältere sich darum kümmerte. Es war doch gar nicht Deans Aufgabe. Sein Bruder war doch selbst noch ein Kind und so schloss er in seine Wünsche fürs kommende Weihnachten auch immer mit ein, dass Dean endlich auch mal nur Kind sein konnte. Aber er war ein Winchester und Winchestern wurden nie Wünsche erfüllt, sie mussten sich sogar an dem bisschen Glück das sie hatten fest krallen. Aber dieses Jahr hatten sie Jenny und er wollte, dass seine Tochter ihr Leben lang nur Erinnerungen an schöne Weihnachten haben würde und er wollte, dass Dean endlich das Weihnachten bekam, dass er verdient hatte. Dieses Jahr und alle folgenden Jahre sollte Weihnachten anders sein als die Weihnachten ihrer Jugend. Er konnte Dean seine Kindheit nicht zurück geben, aber er konnte dafür Sorgen, dass Weihnachten etwas werden würde worauf sich Dean freuen konnte.
 

Sam checkte noch ein Mal ihre Windeln. Alles trocken. Dabei betrachtete er sich ihr liebevoll eingerichtetes Kinderzimmer. Sie hatten die eine Wand hellblau gestrichen und die andere grün. Dann hatten sie die blaue Wand mit Bildern von Meeresschildkröten verziert und die grüne mit Landschildkröten. Sie hatten einen Wickeltisch, ein Kinderbettchen und eine große Kommode aus hellem Holz gekauft. Dadurch war das Zimmer voll, so dass all ihre Spielsachen im Wohnzimmer unterkommen mussten. Etwas mehr platz wäre nicht schlecht gewesen, aber mehr konnten sie sich im Moment nicht leisten. Aber sie hatten ein eigenes zu Hause, ein Heim und das war es was zählte. Sie würden hier ein schönes, gemütliches Weihnachten feiern können. Sie mussten nur noch einige Besorgungen machen.

„Was glaubst du was sich Daddy Dean zu Weihnachten wünscht?,“ fragte er Jenny, während er ihr ihre Schühchen anzog.

„Ball,“ kam es von Jenny. Sam lachte. Dean spielte gerne mit Jenny und ihrem gelben Schaumstoffball mit dem Fußballmuster. Daher nahm seine Kleine wohl an, dass sich Dean über einen eigenen Ball freuen würde.

„Meinst du? Na ja, mal sehen.“ Sam wusste nicht so recht, was er Dean schenken sollte. Er wollte, dass sie sich gegenseitig etwas richtiges schenkten, aber es sollte auch nichts zu teures sein, schließlich waren ihre Mittel begrenzt. Auch wollte er Dean an ihrem ersten richtigen Weihnachten gerne etwas persönliches schenken, kein Null acht fünfzehn Geschenk wie eine DVD oder so was, zumal sie ja eh keinen DVD-Player hatten. Er würde schon wissen, was das Richtige für Dean war, wenn er es sah.
 

„Pidy mit?,“ fragte Jenny und deutete auf ihr geliebtes Plüschtier, als sie wieder ins Wohnzimmer kamen.

„Nein, besser nicht. Es ist voll im Kaufhaus und du willst Speedy doch nicht verlieren oder?“

„Pidy mit.“ Diesmal war es keine Frage sondern eine Aussage.

„Nein Jenny, er bleibt hier und wartet auf dich,“ sagte Dean.

„Pidy mit,“ schrie sie und es kullerten auch schon erste Tränen runter.

„Nein, er bleibt zu Hause,“ sagte Sam mit fester Stimme. Nun brach der Damm und Sams Tochter flennte bitterlich. Und das Sweatshirt ihres Vaters weichte langsam durch.

„Lass uns gehen Dean. Sie beruhigt sich schon wieder.“

„Vielleicht sollten wir ihn doch mitnehmen,“ meinte der Ältere. Er hasste es Jenny weinen zu sehen. Sam schüttelte mit dem Kopf.

„Sie wird nur noch mehr heulen, wenn sie ihn tatsächlich verliert. Es ist besser so.“

„Gib sie mir,“ bat Dean. Sam rollte mit den Augen. Dean schien nur das kleine Engelchen in ihr zu sehen, dass sie ja meistens auch war, aber er schien nicht zu merken, dass die Kleine manchmal auch ein richtig durchtriebenes, kleines Teufelchen sein konnte, wenn sie ihren Willen durchsetzen wollte, besonders Sam gegenüber. Sam seufzte und reichte Jenny an Dean. Der „strenge“ Elternteil zu sein war scheiße, aber einer musste ja die Arschkarte haben. Während Dean seinen Wonneknubbel tröstete, zog Sam sich seine Jacke an. Als Dean mit Jenny auf dem Arm zu Sam in den Flur trat, hatte sich die Kleine tatsächlich beruhigt und nuckelte an Deans Zeigefinger herum. Er musste definitiv der Strenge sein, Jenny hatte Dean einfach rettungslos um ihren kleinen Finger gewickelt. Der Ältere war ihr hoffnungslos verfallen und liebte sie abgöttisch.

„Lass uns fahren,“ sagte Sam und sah die beiden mit einem zärtlichen Blick an. Sie sahen zusammen einfach zu süß aus.
 

Kurz darauf hatte Dean Jenny in ihrem Kindersitz festgeschnallt und den Impala auf den Weg zum Einkaufszentrum in Bewegung gesetzt. Unterwegs sang Sam wieder:
 

It's baby's first Christmas,

And oh, what a joy,

Shopping all around,

For every pretty toy.
 

“Warum kann man dich eigentlich nicht ausschalten wie das Radio?,“ fragte Dean leicht genervt und sah zu Sam rüber.

„Hey, es ist Weihnachten, also sei nicht so grummelig. Sonst kommt zu dir nur Knecht Ruprecht.“

„Also wenn du mich bestrafen willst Sammy, dann solltest du dir was anderes ausdenken, als mir anzudrohen deine „Rute“ raus zu holen,“ sagte Dean mit einem schelmischen Grinsen.

„Du bist so versaut Dean,“ sagte Sam, aber eigentlich hatte er nichts dagegen, Dean seine „Rute“ zu zeigen. Sam errötete ein ganz klein wenig, was Dean nur noch mehr grinsen ließ.

Nachdem sie den proppe vollen Parkplatz drei Mal umrundet hatten, fand Dean endlich einen für sein Baby. Dann kämpften sie sich ihren Weg zum Eingang.

„Alter, ich kann nur immer wieder sagen: Dämonen verstehe ich, aber Menschen sind einfach nur verrückt. Niemand sonst würde sich freiwillig in so ein Chaos stürzen,“ sagte Dean, als er die Menschenmenge sah, die genau wie sie noch Weihnachtsbesorgungen machen mussten.

„Tja Dean und wir sind auch noch mitten drin,“ sagte der Jüngere und lächelte leicht. Es erklang, wie sollte es auch anders sein, Weihnachtsmusik.
 

You know Dasher and Dancer

And Prancer and Vixen,

Comet and Cupid

And Donner and Blitzen,

But do you recall

The most famous reindeer of all?
 

„Ich hasse dich.“

„Ich liebe dich auch Baby.“ Er küsste Dean auf die Wange.

„Das reicht noch nicht um mich davon zu überzeugen, dich nicht einfach hier zu lassen und das Weite zu suchen.“

„Hm, dann muss ich mir wohl mehr Mühe geben.“ Er zog Dean in einen längeren, innigen Kuss, der den Älteren dann doch überzeugte die Sache durch zu ziehen.
 

Rudolph, the red-nosed reindeer

had a very shiny nose.

And if you ever saw him,

you would even say it glows.
 

„Wie gehen wir am besten vor, damit wir hier schleunigst wieder raus kommen?“ Plötzlich war er irgendwie in seinem Element. Die Weihnachtseinkäufe waren ein Fall, den er lösen musste. Die Verkäufer, die ihnen unnützes Zeug andrehen wollten, waren die Monster, die mit Bargeld oder Kreditkarten gebannt werden konnten. Es war aber der 23. Dezember, daher waren die Monster besonders gefährlich und er und Sam mussten auf der Hut sein. Vielleicht würde das ganze doch ein wenig Spaß machen.

„Ich würde vorschlagen, wir ziehen zunächst alleine los und treffen uns dann beim Spielzeugladen,“ sagte Sam.

„Okay. Was denkst du wie lange du brauchen wirst?“

„Ich würde sagen, wir treffen uns so gegen 16 Uhr beim Spielzeugladen.“

„Abgemacht.“ Er küsste Sm zum Abschied, gab auch Jenny noch ein Küsschen und bahnte sich dann seinen Weg durch die Menge. Sam sah seinem Bruder noch kurz hinterher, beobachtete wie er gekonnt einer Frau mit einem Starbucksgetränk mit Sahne oben drauf auswich und machte sich dann selber auf die Suche nach geeigneten Geschenken für Dean.
 

All of the other reindeer

used to laugh and call him names.

They never let poor Rudolph

join in any reindeer games.
 

Was sollte er Sam schenken? Früher als sie Kinder waren, war Dean froh wenn er überhaupt etwas für Sam auftreiben konnte, auch wenn es nur ein Schokoriegel oder Comicheft war. Jetzt wo er die Möglichkeit hatte mehr Geld oder überhaupt Geld zu investieren, schien ihn die Auswahl ein wenig zu überfordern. Er hatte zwar schon etwas für Sam gekauft, als sie sich Küchenmöbel zugelegt hatten, aber er wollte Sam auch etwas schenken, das ihn so an Dean erinnern würde, wie ihn das Amulett, das er von seinem Kleinen bekommen hatte, an Sam erinnerte. Während er noch überlegte was genau er wollte, kam er an einem Schreibwarenladen vorbei und ihm kam noch eine andere Idee. Mit einem Grinsen betrat er das Geschäft.
 

Then one foggy Christmas Eve

Santa came to say:

"Rudolph with your nose so bright,

won't you guide my sleigh tonight?"
 

Was schenkte man jemandem, der in seinem Leben noch nie wirklich etwas geschenkt bekommen hatte (von dem Amulett, das anfangs nicht mal für ihn vorgesehen war und einigen Schokoriegeln als Kuchenersatz zum Geburtstag mal abgesehen)? Das einzige, was ihm als Geschenk einfiel und einen persönlichen Touch hatte, war Schmuck. Aber würde Dean ihn nicht damit aufziehen, dass er ihm Schmuck schenkte? Sam war bereit dieses Risiko einzugehen. Wie es der Zufall so wollte, hatte Dean vor kurzem sein Lederarmbändchen verloren. Es war schon so abgetragen, dass es wohl einfach abgefallen war. Da hatte er sogar einen Grund Dean Schmuck zu schenken. Er steuerte mit Jenny im Kinderwagen auf den nächsten Juwelier zu.

Then all the reindeer loved him

as they shouted out with glee,

Rudolph the red-nosed reindeer,

you'll go down in history

Mit einer großen Tüte kam Dean schließlich aus dem Schreibwarenladen. Was er gekauft hatte würde Sam sicher für die Uni brauchen können. Jetzt hatte er also was praktisches für Sammy. Jetzt fehlte nur noch „Das Geschenk“, etwas dass für Sam so bedeutsam sein würde, wie es das Amulett, das Dean um den Hals trug für ihn selbst war. Er kam an einem kleinen Stand vorbei, der auf „alt“ gemachten Schmuck und Münzen verkaufte. Schnell fiel ihm etwas ins Auge. Es mochte vielleicht kitschig sein Schmuck zu verschenken, aber es war ja nicht so, dass er Sam einen Ring gekauft hätte. Ihm war noch etwas eingefallen, was das Geschenk noch etwas persönlicher machen würde und er erkundigte sich bei der Frau, die den Stand hatte, wo man hier Gravuren anfertigen lassen konnte. Sie zeigte ihm die Richtung und Dean machte sich auf den Weg.

Rocking around the Christmas Tree

at the Christmas party hop

Mistletoe hung where you can see

Ev'ry couple tries to stop
 

Oh ja, einen Mistelzweig sollte er auch noch besorgen, auch wenn das eigentlich gar nicht nötig war um Dean dazu zu bekommen ihn zu küssen, aber es würde das ganze etwas weihnachtlicher machen. Es war gar nicht so leicht etwas Passendes für Dean zu finden. Die Juweliere waren Fehlanzeigen. Als er an einem Laden vorbei kam in dem Freizeit- und Sportkleidung verkauft wurde, viel ihm etwas im Schaufenster auf. Es stellte sich heraus, dass das Armband, das die Schaufensterpuppe trug gar kein Artikel des Ladens war, sondern von einer perfektionistischen Praktikantin zur Abrundung des Outfits dort angebracht worden war. Der Verkäufer holte die Praktikantin aus dem Lager. Sie erzählte Sam, dass sie das Armband mal von einer Tante geschenkt bekommen hatte, es aber nie getragen hatte, da es ihr nicht gefiel und so wurde sie sich mit Sam sehr schnell Handelseinig. So verließ Sam freudestrahlend kurz darauf den Laden.
 

You will get a sentimental feeling When you hear voices singing

"Let's be jolly; Deck the halls with boughs of holly" Rocking around the Christmas Tree

Have a happy holiday

Everyone's dancing merrily

In a new old fashioned way
 

Dean hatte eine Weile gebraucht, um sich eine Gravur auszudenken, die passend war. Der Juwelier, der die Gravur noch jetzt an Ort und Stelle anfertigen würde, hatte ihm zwar einen kleinen Katalog mit Gravurvorschlägen gegeben, aber die waren fast alle so schmalzig, dass ihm fast die Galle hochgekommen wäre. Einen fand er schließlich doch passend und sogar noch recht erträglich. Er notierte dem Juwelier, was er auf die Rückseite des Amuletts eingravieren sollte und wartete dann, bis dieser damit fertig war, was in anbetracht der Tatsache wie voll der Laden war, doch relativ schnell der Fall war. Dann ließ er sich die Kette noch schön einpacken und machte sich dann auf den Weg zum Spielzeugladen.
 

Rocking around the Christmas Tree

Let the Christmas Spirit ring

Later we'll have some pumpkin pie

and we'll do some carolling
 

Auch Sam hatte sich entschlossen etwas eingravieren zu lassen. Etwas von dem er hoffte, dass es Dean klar machen würde wie viel er ihm bedeutete und dabei nicht allzu schmalzig rüber kam, dass Dean sich darüber lustig machen würde. Dafür musste er aber wieder zu einem Juwelier zurück. Zum Glück musste er nicht all zu lange warten, so dass er auf dem Weg zum Spielzeugladen noch einen kleinen Zwischenstopp einlegen konnte um Dean noch eine Kleinigkeit zu besorgen.
 

You will get a sentimental feeling When you hear voices singing

"Let's be jolly; Deck the halls with boughs of holly"

Rocking around the Christmas Tree

Have a happy holiday

Everyone's dancing merrily

In a new old fashioned way
 

“Pileug,” sagte Jenny, als Sam mit ihr schließlich an dem Laden ankam bei dem er sich mit Dean treffen wollte. Der Ältere war bereits da, so dass Jennys „Pileug“ gleich ein fröhliches „Din!“ folgte. Sam erspähte sogleich die große Tüte, die Dean bei sich trug.

„Du brauchst gar nicht so große Augen machen Sammy. Ich lass dich nicht in meine Tüte gucken,“ feixte der ältere Winchester.

„Du hast mir doch nicht irgendein Sexspielzeug gekauft, oder?,“ fragte Sam leise.

„Was? Hier gibt’s nen Sexshop? Warum hast du dass denn nicht gleich gesagt, dann hätte ich gar nicht so lange nach einem Geschenk suchen brauchen,“ neckte Dean ihn.

„Was?....Nein…nicht, dass ich wüsste…,“ stammelte Sam und wurde leicht rosa um die Nase.
 

Time for partys, celebrations

People dancing, all night long

Time for presents, and exchanging kisss

Time for singing, christmas songs
 

Dafür bekam er von Dean einen liebevollen Kuss. Dann beugte sich Dean zu Jenny runter.

„Na, verrätst du mir was dein Daddy gekauft hat?“

„Pileug,“ giggelte sie nur und sah Dean aufgeregt an.

„Also gut, wagen wir uns schlussendlich in die Höhle des Löwen,“ sagte Dean und deutete auf den Spielzeugladen, wo so einige Eltern Mühe hatten ihre Kinder wieder raus zukriegen.

„Hat der Junge gerade eben seinen Vater gebissen?,“ fragte Sam und deutete auf ein recht aggressives, etwa fünfjähriges Kind.

„Nimm dir daran bloß kein Beispiel, Jenny,“ sagte Dean nur fassungslos. Sie gingen an dem gebissenen Mann vorbei, der die Mutter des Jungen, seine Ex-Frau, dafür verfluchte, dass sie sich durchgesetzt und das Ritalin abgesetzt hatte und er sich jetzt mit dem kleinen Monster klar kommen musste.
 

Snow is fallin, all around me

Children playing, having fun

Its the season, love and understanding

Merry christmas everyone

Für das menschliche Auge erschien sie wie eine alte Oma, dabei war sie noch sehr jung und unerfahren, was das Feenbusiness anging. Sie war dieses Jahr zum ersten Mal unter den Menschen unterwegs um Wünsche aufzuschnappen. Jede Fee konnte in der Weihnachtszeit den Wunsch eines guten Menschen erfüllen. Dabei handelt es sich aber nicht um materielle Wünsche, sondern um Herzenswünsche. Natürlich tat sie dass nicht uneigennützig. Feen zogen ihre Lebensenergie aus dem Glück, dass sie bei Menschen durch die Erfüllung der Wünsche verursachten. Aber das taten sie nicht auf parasitische Weise sondern symbiotisch, so dass der Mensch dadurch keinen Nachteil hatte. Und so stand sie am Eingang des Spielzeugladens, verteilte Zuckerstangen und sammelte dabei die ausgesprochenen und unausgesprochenen Wünsche der Menschen, um am Ende des Tages einen davon zu erfüllen.

„Dean, du warst ja schwerer aus dem Laden raus zu kriegen als die meisten Kinder,“ neckte Sam seinen Bruder. Es war so schön gewesen Dean zu beobachten. Seine Augen hatten richtig gestrahlt, als sie in die Abteilung mit den Modelautos gekommen waren. Leider hatte es keinen Mini-Impala gegeben, sonst hätte Sam Dean einen gekauft. Aber vielleicht fand er ja noch einen vor Deans Geburtstag Ende Januar.

„Stimmt ja gar nicht,“ protestierte Dean.

„Jawohl, ich musste dich von der Monstertruck und Modelautoabteilung förmlich loseisen.“

„Ich hab lediglich ein wenig gestöbert.“

„Das muss dir doch nicht peinlich sein.“

„Ist es mir auch nicht, immerhin waren da noch jede Menge andere interessierte Väter.“

„Weißt du was ich mir wünsche?“ Dabei wurde die Anfänger Fee hellhörig.

„Mich nackt auf dem Esstisch, während du mir Cranberry Sauce vom Körper leckst? Nein Moment, dass ist ja mein Wunsch.“ Beide lachten herzlich und küssten sich. Die Fee wurde fast genau so rot wie Sam es oft tat.

„Nein ernsthaft. Ich wünschte mir wir könnten noch mal Kinder sein. Normale Kinder, die miteinander spielen und sich um Spielsachen streiten.“ Wenn das nicht mal ein Wunsch war, der von Herzen kam, dachte die Fee.

„Sammy wenn wir nennenswert Spielsachen gehabt hätten, dann hätte ich mit dir geteilt.“

Die beiden Winchester kamen an der Fee vorbei, die noch immer ihre Zuckerstangen verteilte.

„Hier eine Zuckerstange für sie. Wenn sie sie essen, wenn sie an ihren Wunsch denken, dann gehen ihre Wünsche in Erfüllung,“ sagte sie und reichte Sam und Dean je eine Zuckerstange.

„Dankeschön. Frohe Weihnachten,“ sagte Sam und schenkte ihr ein Lächeln. Dean nickte ihr zu und lächelte ebenfalls.

„Ihnen auch frohe Weihnachten.“ Die Fee lächelte und wusste, welchen Wunsch sie dieses Jahr erfüllen würde. Sie wusste ja noch nicht, dass jeder ausgesprochene Wunsch ernst genommen war.
 

Underneath the mistletoe,well kiss by candle light
 

“Es wird Zeit nach Hause zu fahren. Das Lebensmittelshopping verschieben wir auf Morgen. Heute will ich nur noch den Baum zu Ende schmücken und dann mit dir im künstlichen Kerzenschein rum machen,“ flüsterte Sam Dean ins Ohr als sie zum Ausgang gingen.

„Oh Sammy, du alte Romantiksau,“ sagte Dean und gab ein gespieltes, geradezu mädchenhaftes Kichern von sich.

„Idiot.“ Sam stieß Dean mit der Schulter an.

„Mistkerl.“ Dean küsste Sam auf die Wange. Das würde sicher ein toller Abend werden. Vor allem, da es ja hoffentlich mal eine Pause von den Weihnachtssongs geben würde. Keiner der beiden konnte jedoch erahnen unter welchen Umständen sie am nächsten Morgen aufwachen würden.
 

TBC

X-Mas Special Teil 2

Anspielung an: Lukasevangelium 2, 1-14

Anmerkung: Die Story rund um die Fee bitte nicht ernst nehmen. Das beruht auf keinerlei Fachwissen und ist just for fun von mir erfunden.

Hab mich übrigens entschlossen den Zweiten Teil zu Splitten und den Rest als Epilog anzuhängen.

Verwendete Songs:

Band Aid - Do They Know It´s Christmas?

Frank Sinatra - Jingle Bells

Gene Autry – Frosty the snowman

Mariah Carey - All I want for christmas is you
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Zufrieden betrachtete die Fee ihr Werk. Zwei kleine Jungen lagen aneinander gekuschelt in dem großen Bett und schliefen friedlich. Sie hatte an alles gedacht und auch gleich deren Anziehsachen ihrer jetzigen Größe angepasst. Sie war ein wenig prüde und die kleinen Jungs sollten ja nicht nackt rumlaufen müssen. Was sie jedoch nicht bedacht hatte, war auch das geistige Alter der Winchesters zurück zu stufen, was für beide letztlich den Schaden ein wenig minimierte. Mit einem letzten, kurzen Kopfnicken war die Fee schließlich verschwunden und das keine Sekunde zu früh, denn kaum war sie weg, da ertönte der Radiowecker auf Deans Nachttisch.
 

It's Christmas time

There's no need to be afraid

At Christmas time

We let in light and we banish shade

And in our world of plenty

We can spread a smile of joy

Throw your arms around the world

At Christmas time
 

Dean drehte sich von dem warmen Körper neben sich weg. Eine kleine Hand tastete nach dem Gerät aus dem schon zu so früher Stunde Weihnachtslieder rauf und runter liefen. Schließlich fand Dean den Knopf zum Ausschalten. Er gähnte und streckt sich, ehe er seine Beine aus dem Bett schwang und noch leicht verschlafen, durch das recht kühle Schlafzimmer ins Bad lief. Der Boden war geradezu Eiskalt und Dean beeilte sich den Vorleger vor dem Klo zu erreichen. Die verdammte Heizung war scheinbar über Nacht schon wieder ausgefallen und da ihr Vermieter über Weihnachten zum Skifahren in Colorado war, würde Dean sich da wohl oder übel selber drum kümmern müssen. Er grinste leicht. So hatte er wenigstens eine Ausrede um nicht mit Sam in den Supermarkt zu müssen. Durch die kalten Fliesen unter seinen Füßen war Dean nun relativ wach. Während er pinkelte fiel ihm etwas Entscheidendes an sich auf.

„Was zur Hölle?,“ entfuhr es dem Älteren. Dean Junior war über Nacht geschrumpft. Moment, warum hing sein kleiner Freund eigentlich so tief über der Toilette? Leicht panisch drehte er sich um und ging ans Waschbecken. Er konnte sich nicht im Spiegel des Badezimmer Hängeschränkchens sehen.

„Oh mein Gott! SAAAAAAAAMMMMMMMMMMM!“
 

Aus dem Bad hörte er Dean nach ihm brüllen. Was war jetzt schon wieder los? Sam rollte sich auf die Seite und stieg dann aus dem Bett. War das Bett gestern eigentlich auch schon so hoch gewesen? Er kam ja kaum mit den Füßen auf den Boden und musste sich an der Bettkante nach unten gleiten lassen. Schlaftrunken torkelte er ins Bad. Irgendwie kam ihm der Weg bis ins Bad heute Morgen viel länger vor als sonst, auch wenn er schon fast rannte um dem kalten Boden nicht zu lange mit seinen blanken Füßen ausgeliefert zu sein.

„Die Heizung ist schon wieder ausgefallen,“ sagte Sam beiläufig zu Dean. Als der ältere Winchester einen etwa 4 jährigen Sam vor sich sah, entfuhr ihm ein Potpourri aus Flüchen und Schimpfworten.

„Jesus, Maria und Josef! Fuck! Verdammte Scheiße! Elendiger Mist! Fuck! Sam, wir haben weit aus schlimmere Probleme als eine kaputte Heizung!“ Erst jetzt warf Sam Dean einen Blick zu. Vor ihm stand die etwa 8 Jährige Version seines Bruders.

„Oh Fuck! Was zur Hölle? Dean was hast du gemacht? Warum bist du ein Kind?“

„Was ich gemacht hab? Warum ich ein Kind bin? Sieh dich mal selber an Einstein,“ sagte Dean zu Sam. Der Jüngere sah an sich herunter und sehr tief ging es da nicht gerade. Er war keine 1,10 groß. Sam wurde mit einem Schlag Kreidebleich. Dean, ganz der besorgte große Bruder, trat sofort an ihn heran, weil er befürchtete, dass ihm sein Kleiner sonst noch umkippen würde. Er legte einen Arm um Sammy.

„Verfluchte Scheiße! Fuck! Dean, was ist passiert?“

„Wenn ich das nur wüsste Sammy, wenn ich das nur wüsste.“
 

„Bobby? Wir brauchen ganz dringend deine Hilfe,“ sagte Dean als er einige Minuten später den bärtigen Jäger anrief.

„Was habt ihr Jungs denn jetzt schon wieder angestellt?“

„Das ist schwer zu erklären. Am besten du kommst so schnell wie möglich her. Du wirst es eh nicht glauben, wenn du es nicht selber siehst.“

„Warum kommt ihr nicht zu mir? Ich hab hier doch alle Bücher.“

„Das ist zurzeit schwierig.“

„Seit ihr eingeschneit?“

„Nein.“

„Warum könnt ihr dann nicht her kommen?“

„Du wirst es verstehen, wenn du hier bist.“

„Okay, ich mach mich gleich auf den Weg.“

„Sag ihm er soll so viele Bücher mitbringen wie er kann,“ flüsterte Sam Dean zu.

„Bobby, es wäre toll, wenn du ein Potpourri deiner Bibliothek mit bringen würdest. Wir werden es sicher brauchen,“ sagte Dean dann zu dem älteren Jäger.

„Es geht euch doch gut, oder?“

„So ziemlich.“

„Was soll das denn schon wieder heißen?“

„Komm einfach her Bobby, bitte.“

„Ich bin schon so gut wie da Junge. Haltet die Ohren steif.“ Bobby schüttelte mit dem Kopf. Nur den Winchestern gelang es sich sogar an Weihnachten in Schwierigkeiten zu bringen.

„Danke.“ Beide Gesprächsteilnehmer legten auf. Jetzt konnten die Winchesters nur noch warten. Bei dem Wetter würde Bobby sicher zwei Stunden brauchen, für eine Strecke, die er sonst in knapp einer schaffen konnte, wenn es nötig war.
 

„Wie sind wir nur wieder in so einen Schlamassel geraten?,“ fragte Sam den Älteren. Sie hatten sich angezogen. Es hatte ne Weile gedauert, da sie zuerst noch den nächsten Schock überwinden mussten, als sie festgestellt hatten, dass all ihre Klamotten ebenfalls Kindergröße hatten, was aber in Anbetracht ihrer jetzigen Situation natürlich gut war. Beide saßen bedröppelt auf dem Sofa. Dean konnte bei Sams Frage nur mit den Schultern zucken. Er hatte darauf einfach keine Antwort.

„Ich dachte, wir hätten dieses verrückte Zeug ein für alle Mal hinter uns gelassen,“ sprach Sam weiter und sah ziemlich ratlos aus.

„Nur weil wir dem Übernatürlichen den Rücken gekehrt haben, heißt das nicht, dass das Übernatürliche uns auch in Ruhe lässt,“ kam es resignierend von Dean. Aus Jennys Zimmer erklang Jennys patentiertes „Din; Dada“ Mantra mit dem sie seit geraumer Zeit auf sich aufmerksam machte, wenn sie wach war. Sam war sofort aufgestanden um sich um Jenny zu kümmern. Dean fiel plötzlich siedendheiß ein, dass Sammy zu klein war um seine Tochter aus dem Bett holen zu können.

„Sam warte…“ Der ältere Winchester erreichte kurz nach Sam das Kinderzimmer und fand ein trauriges Schauspiel vor sich. Sam kniete mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck an Jennys Bettchen und weinte bitterlich, während Jenny scheinbar ein wenig verschreckt war, da ein „fremdes Kind“ in ihrem Zimmer war. Sie schrie nach ihrem Dad und Dean. Der nun wieder größere der beiden Winchester trat an den kleineren heran. Zusammen verließen sie das Zimmer.
 

„Sie erkennt mich nicht, Dean und ich kann sie nicht mal aus ihrem Bett holen. Ich kann mich nicht um sie kümmern,“ brachte Sam unter Tränen hervor. Ein weinender kleiner Sammy war einfach zu viel für Dean. Er nahm seinen Kleinen liebevoll in den Arm und streichelte ihm tröstend über den Rücken. Einen erwachsenen Sam hätte er jetzt geküsst, bis es ihm wieder besser ging, aber Sammy war jetzt wieder sein kleiner, hilfsbedürftiger Bruder und ihn zu küssen, als wäre er noch der „alte“ Sam war einfach unangebracht. So kraulte Dean ihm einfach nur seinen Schopf und hielt ihn in seinen Armen, versuchte ihn zu beruhigen. Sam vergrub sein Gesicht in Deans Oberteil und sog den Geruch des Älteren in sich auf. Obwohl Dean jetzt wieder ein kleiner Junge war, verströmte er immer noch den Dean-Typischen Duft, der Sam ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit vermittelte und es immer schaffte, den Jüngeren zu beruhigen.

„Sammy wein nicht. Es wird alles wieder gut. Wir kriegen das hin. Wir sind schon mit wesentlich schlimmeren fertig geworden.“ Dies und ähnliche Worte flüsterte er Sam immer wieder zu, während der Jüngere sich tatsächlich langsam wieder einkriegte. Dean hatte es bis her immer geschafft schief gelaufene Dinge wieder besser zu machen. Sam vertraute ihm voll und ganz. Wenn Dean sagte, dass alles wieder in Ordnung kommen würde, dann würde der Jüngere den Teufel tun ihm nicht zu glauben. Als Dean merkte, dass Sam sich wieder beruhigt hatte, schob er Sam ein Stückchen von sich und wischte ihm mit seinem Daumen die Tränen von den Wangen. Dann küsste er Sammy auf die Stirn. Plötzlich grinste Dean.

„Was?,“ fragte Sam mit belegter Stimme.

„Na ja. Ein gutes hat das ganze hier ja.“

„Und was soll das sein?“

„Ich bin größer als du. Die Weltordnung ist quasi wieder hergestellt.“

„Idiot.“

„Noch nie was von Galgenhumor gehört Sammy?“ Mittlerweile hatte Jennys Gebrüll fast schon Ohrenbetäubende Lautstärke angenommen.

„Wir sollten mal sehen, was wir tun können, um sie davon zu überzeugen, dass wir ihre Daddys sind,“ sagte Sam.
 

„Wie gut, dass wir ein Bettchen genommen haben, wo man Gitterstangen raus nehmen kann,“ sagte Dean, nachdem er genug Stangen entfernt hatte, so dass sie nun problemlos an Jenny heran kommen konnten. Die beiden Winchesters zwängten sich jetzt in das Kinderbettchen und redeten beruhigend auf die Kleine ein. Sie hatte keine Angst vor den beiden, sah sie aber skeptisch an.

„Es ist alles in Ordnung Jenny. Wir sind es nur. Daddy und Dean,“ versuchte Sam sein Glück.

„Versuch es mal mit deinem Hundeblick. Vielleicht erkennt sie dich dann,“ schlug Dean vor.

„Du kannst uns vertrauen Jenny,“ sagte Sam mit sanfter Stimme, machte aber nicht von seinem Hundeblick gebrauch. Jenny schien auch durch die sanfte Stimme nicht im Geringsten Überzeugt zu sein. Dean rollte mit den Augen.

„Toller Versuch Kaa.“

„Kaa?“ Sam sah ihn verwirrt an.

„Du weißt schon die Schlange aus dem Dschungelbuch. Hör' auf mich, glaube mir, vertraue mir!,“ erklärte Dean ihm seine Anspielung.

„Idiot! Dich über mich lustig zu machen, ist jetzt nicht hilfreich.“

„Mistkerl, da versuch ich dir ein Mal ein bisschen Bildung einzutrichtern…“

„Dada! Din!,“ sagte die Kleine plötzlich. Der Idiot/Mistkerl Schlagabtausch hatte sie davon überzeugt, dass so seltsam es auch war, die beiden Jungs tatsächlich ihre Eltern waren. Die Brüder sahen Jenny überrascht an.

„Ja, wir sind es Kleines,“ sagte Sam und nahm sein kleines Mädchen in seine nicht gerade viel größeren Arme.

„Dada, Ni puh!“

„Das kann man wohl laut sagen,“ kam es von Dean, dem die Stinktierartige Duftnote soeben entgegen wehte.

„Wir kümmern uns um dich,“ sagte Sam.

„Ich werde mal ein Handtuch holen. Dann wickeln wir sie auf dem Boden. Das wird wohl das einfachste sein,“ sagte Dean und verschwand in Richtung Bad. Er würde es zwar schaffen Jenny auf dem Wickeltisch zu wickeln, aber Sam kam da nicht wirklich gut ran und Dean wollte Sam nicht das Gefühl vermitteln, dass er sich nicht um Jenny kümmern konnte.
 

Sam hatte Jenny an die Hand genommen und ihr aus dem Bettchen geholfen. Jetzt stand er vor dem Wickeltisch. Die Wickeltasche stand zum Glück unten auf dem Boden. Er kramte eine Windel und Pocreme raus. Es waren aber keine Feuchttücher in der Wickeltasche. Sam wusste wo noch welche waren. Er blickte nach oben zu der babyblauen Verpackung, die im Regal über dem Wickeltisch lag. Er war zwar auf Augenhöhe mit dem Wickeltisch, aber seine Arme waren zu kurz um über den Wickeltisch zum untersten Regalbrett zu reichen. Er stellte sich auf die Zehenspitzen und versuchte wie ein Kind wider Besseren Wissens irgendwie doch an das Regal zu kommen. In dem Moment kam Dean mit dem Handtuch zurück. Er erkannte sofort, dass Sams Vorhaben zum Scheitern verurteilt war und trat an den Jüngeren heran. Dann packte er Sammy an den Beinen und hob ihn hoch, so dass er an die Feuchttücher heran kam. Jenny betrachtete dieses Schauspiel und wunderte sich. Ihre Eltern wurden auch von Tag zu Tag seltsamer. Doch dann gewann die Dose Pocreme ihre Aufmerksamkeit und sie achtete nicht mehr auf die beiden Jungs.
 

Schließlich ließ Dean Sam wieder runter. Der Jüngere drehte sich um.

„Danke Dean.“ Sam stellte die Feuchttücher beiseite und nahm ihn in den Arm. Er drückte seine kleinen Lippen gegen Deans, der dadurch total überrumpelt wurde. Nach diesem recht unbeholfenen Küsschen machten die beiden ein leicht angewidertes Gesicht und wischten sich mit dem Handrücken über den Mund. Okay, sie steckten in Kinderkörpern, entsprachen Geistig jedoch noch ihrem eigentlichen Alter. Doch war da auch etwas Kindliches in ihnen, was jegliche zärtliche Annäherungen auf Erwachsenen Basis zu Nichte machte. Aber wenigstens war Sam endlich mal für etwas Hilfe dankbar, dachte Dean.

„Oh man, das war schräg,“ sagte Dean. Sam sah ihn traurig an.

„Das ist doch Scheiße. Ich kann dich nicht mal so küssen wie ich will. Wenn wir das ganze nicht möglichst bald wieder in Ordnung bringen, dann dreh ich durch.“

„Dito Sammy.“ Er küsste den anderen auf die Wange und wurde rot.

„Oh Gott! Das ist doch nicht normal,“ sagte Dean dann und rollte mit den Augen. Sam lächelte leicht. Deans rosa Wangen waren irgendwie niedlich.

„Doch, für einen acht Jährigen schon,“ sagte er dann zu Dean.
 

Kurz darauf machten sich die beiden daran sich um Jenny zu kümmern. So konnten sie sich wenigstens etwas von ihrer momentanen Situation ablenken. Dean wickelte sie und Sam wischte die verschmierte Pocreme vom Boden. Er war froh, dass sie keine Teppiche verlegt hatten und die Creme problemlos mit einem Taschentuch vom Laminat entfernen konnte. Dann half er Dean Jenny anzuziehen.

„Sammy, hol doch bitte mal eine Strumpfhose für Jenny aus dem Schrank.“ Sam stand auf und ging zum Schrank. Er öffnete die Tür. Die Strumpfhosen lagen, wie sollte es auch anders sein, im obersten Fach des Schranks. Das war auch Dean gerade wieder eingefallen.

„Entschuldigung Sammy,“ sagte er und trat an den Schrank um die Strumpfhose selber heraus zu holen. Sam seufzte.

„Schon gut Dean,” wank Sam beruhigend ab.

„Gott, ich hasse es ein Zwerg zu sein,“ fügte er hinzu, als Dean nach der Strumpfhose griff und dann den Schrank wieder schloss.

„Ich glaube die politisch korrekte Bezeichnung lautet Kleinwüchsiger,“ neckte Dean den Jüngeren. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie Sam vor einiger Zeit ihn mal auf ähnliche Weise korrigiert hatte, als er was über Siamesische Zwillinge gesagt hatte. Dean hatte auch noch Sams besserwisserische Stimme im Ohr wie er zu ihm sagte, dass es miteinander verbundene Zwillinge heiße.

„Du vergisst wohl nie was, oder?“

„Was glaubst du wohl warum ich so klug und weise bin?“ Er zog Jenny fertig an.

„Du bist eine Nervensäge, nichts weiter.“

„Hey, das Kompliment kann ich nur zurück geben.“

„Idiot!“

„Mistkerl.“

„Gott, ich würde dich jetzt zu gern küssen, aber irgendwas in mir sträubt sich dagegen.“

„Geht mir genau so Sam. Ich fühl mich wie damals in der 2. Klasse als mich Dana Lockhart am Valentinstag geküsst hat. Man war das ekelig.“

„Ich will wieder groß sein. Ich will dieses Kribbeln spüren, wenn ich dich küsse. Ich hab sogar extra nen Mistelzweig besorgt.“

„Hör bloß auf zu jammern. Ich kann mich noch daran erinnern wie du gestern gesagt hast, du würdest dir wünschen…“ Plötzlich ging Dean ein Licht auf.

„Was ist Dean?“

“Diese alte Schachtel ist Schuld an unserer Misere.“

„Ich kann dir gerade nicht folgen. Von wem sprichst du?“

„Von dieser alten Oma, die am Spielzeugladen die Zuckerstangen verteilt hat. Die hat doch irgendwas gelabert von wegen unsere Wünsche würden sich erfüllen, wenn wir die Zuckerstangen essen.“

„Ich hab die Zuckerstange aber nicht gegessen, sondern an den Weihnachtsbaum gehängt.“

„Ich weiß nicht wie sie es gemacht hat, aber ich bin mir sicher, dass sie was damit zu tun hat.“ Dean eilte in den Flur. Sam nahm Jenny an die Hand und folgte ihm.
 

„Was hast du vor?“ Dean zog sich gerade die Schuhe an.

„Ich gehe zum Einkaufszentrum und ziehe die alte Hexe oder was sie ist zur Rechenschaft.“

„Bis zum Kaufhaus sind es über 5 Meilen. Das schaffst du nie zu Fuß.“

„Ich nehme den Impala.“

„Du bist zwar größer als ich, aber immer noch nicht groß genug zum Autofahren.“

„Darum kommst du ja mit. Du bist klein genug. Du passt in den Fußraum und wirst für mich die Pedale treten während ich lenke.”

„Ich halte das zwar für eine absolute Schnapsidee…“

„Aber?“

„Ich werde dich nicht alleine gehen lassen.“

„Danke Sammy.“ Er nahm ihn in den Arm.

„Schon gut Dean, nur fahr uns nicht in den Graben.“ Sie zogen sich ihre Jacken an.

„Keine Sorge Sam. Ich pass auf mein Baby auf, oder sollte ich eher Babys sagen?“ Er sah zu Sam und Jenny hinab. Beide sahen aus als wären sie auf dem Weg zum Kindergarten.

„Nicht witzig, Dean,“ sagte Sam und warf dem anderen einen warnenden Blick zu.
 

Dashing through the snow

In a one-horse open sleigh

Through the fields we go

Laughing all the way.

Bells on bob-tail ring

Making spirits bright

What fun it is to ride and sing

A sleighing song tonight.

Es begab sich aber zu der Zeit, da George W. Bush Präsident der USA war, dass sich Dean Winchester aus Lawrence, Kansas mit Sam seinem vertrauten Weibe (auch wenn er noch immer vehement abstritt die Frau in der Beziehung zu sein) und ihrer Tochter Jenny aufmachten, um der alten Schachtel aus dem Kaufhaus ordentlich in den Hintern zu treten. Sie hatten nur ihren 275 PS starken, schwarzen „Esel“ (lasst das bloß nicht Dean hören) um im bitterkalten, verschneiten South Dakota an ihr Ziel zu kommen. Sie folgten einem hellen Stern (oder war es das Fernlicht des vor ihnen fahrenden LKWs?). Seltsamerweise schienen die Weihnachtslieder Dean momentan nicht zu nerven, denn er schaltete das Radio nicht aus.

Jingle bells, jingle bells

Jingle all the way,

Oh what fun it is to ride

In a one-horse open sleigh, O

Jingle bells, jingle bells

Jingle all the way,

Oh what fun it is to ride

In a one-horse open sleigh.
 

Sie hatten ein paar kleine Startschwierigkeiten und hätten beim Ausparken fast eine Laterne gerammt, weil Sam zu viel Gas gegeben hatte, doch einen Block weiter hatte Sam schließlich die richtige Mischung raus und setzte Deans Anweisungen perfekt um. Jetzt kämpfte sich der Impala mit Dean am Steuer durch den in der Nacht gefallenen Neuschnee. Jenny saß in ihrem Kindersitz und fand die Kebbeleien ihrer Daddys wie immer sehr witzig. Sie giggelte vor sich hin während die beiden Brüder beteten, dass sie nicht von der Polizei erwischt wurden.

„Gott, ich hasse Schnee. Wie kommt es, dass nur weil ein paar Flöckchen vom Himmel gefallen sind plötzlich scheinbar niemand außer mir noch richtig Autofahren kann? Bei den lahmen Enten auf den Straßen, die Schritttempo fahren, damit ihren Bonzenkarren ja nichts passiert, ist es Ostern ehe wir beim Einkaufszentrum ankommen,“ keifte Dean.

„Reg dich nicht auf Dean, achte lieber darauf, dass wir keine dieser lahmen Enten rammen.“

„Ich will mich aber aufregen. Ich fühl mich dann besser.“

„Aber das ist nicht gut für deinen Blutdruck.“

„Danke für den Hinweis Dr. Quinn, aber wenn ich dich daran erinnern darf: Ich stecke im Körper eines 8 jährigen und Kinder haben in der Regel keine Probleme mit zu hohem Blutdruck,“ lamentierte der Ältere. Sie schwiegen eine Ampelphase lang.

„Hatte ich eigentlich schon mal erwähnt, dass ich froh bin, dass der Impala ein Automatik Wagen ist und ich mich nicht auch noch mit der Kupplung abplagen muss?,“ fragte Sam, als Dean sagte, dass es jetzt grün sei und er sachte aufs Gas trat. Dean lächelte.

„Hast du gehört Baby? An Weihnachten findet Sammy sogar warme Worte für dich.“ Er tätschelte fast schon zärtlich das Lenkrad. Der Jüngere rollte mit den Augen.

„Findest du nicht, dass es langsam an der Zeit ist diese Bigamie aufzugeben?,“ neckte er Dean. Der Ältere grinste.

„Hey, du hast dich nicht über mein Baby beschwert, als wir beide Anfang Dezember in unserer Garage einen kleinen „Dreier“ mit ihr hatten.“

„Wir hatten Sex auf dem Rücksitz nachdem du bei ihr einen Ölwechsel gemacht hast (Sam konnte einem leicht ölverschmierten Dean einfach nicht widerstehen), das kann man wohl kaum als dreier bezeichnen.“

„Wenn du mich einen Bigamisten nennst, dann schon.“

„Es ist doch verrückt, dass wir über Sex reden können, es sich aber ekelig anfühlt wenn wir uns küssen. Egal wer oder was aus uns wieder Kinder gemacht hat, es hat definitiv wichtige Details ausgelassen.“

„Nimm Gas weg, Sammy. Da vorne an der nächsten Ampel staut es sich schon wieder,“ kam es lediglich von Dean. Das leidige Thema wollte er nicht wieder anschneiden.
 

Frosty the Snowman

Was a jolly happy soul

With a corncob pipe and a button nose

And his eyes made out of coal
 

Frosty the Snowman erklang aus den Lautsprechern, als sie zu dritt schließlich das Kaufhaus betraten. Nur mit Mühe hatten sie Jennys Kinderwagen aus dem Kofferraum gekriegt und Sam machte sich jetzt schon Gedanken darüber wie sie das doch recht schwere Ding wieder ins Auto bugsiert bekommen würden.

„Wo war jetzt noch Mal gleich der Spielzeugladen?,“ fragte Dean den Jüngeren.

„Das zweite Geschäft hinter dem Wunschbrunnen mit den Fontänen.“ Schnellen Schrittes bahnten sie sich durch das Kaufhaus, das am heutigen Tag noch viel voller war als gestern.
 

Frosty the Snowman

Made the children laugh and play

And were they surprised when

Before their eyes

He came to life that day
 

“Sie scheint nicht hier zu sein,” sagte Sam, als sie vor dem Laden ankamen.

„Ich gehe kurz rein und werde die Kassieren mal fragen. Warte du hier mit Jenny.“

„Okay, aber beeil dich. Ich will nicht in die Bredouille kommen und jemandem erklären müssen wo meine Eltern sind.“ Dean nickte und ging in den Laden. Der ältere Winchester katte sich als Kind immer am meisten davor gefürchtet, dass das Jugendheim bei dem Motel auftauchte, in dem sie gerade auf ihren Dad warteten, Sam und ihn in ein Heimstecken und später getrennt an Pflegefamilien vermitteln würden. Der Gedanke daran von Sam getrennt zu sein war etwas, was ihn stellenweise sogar üble Alpträume haben ließ, auch heute noch.
 

There must have been some magic

In that old silk hat they found

For when they placed it on his head

He began to dance around
 

Zehn Minuten kam Dean wieder raus. Er sah ziemlich verärgert aus.

„Die haben mich anfangs nicht für voll genommen. Die dämliche Schreckschraube hat mir erst richtig zugehört nachdem ich ihr vors Knie getreten hatte,“ erklärte Dean.

„Und hast du wenigstens was rausbekommen?“

„Die mysteriöse Frau mit den Zuckerstangen ist nicht beim Kaufhaus oder dem Spielzeugladen angestellt.“

„Mehr hast du nicht?“

„Also bitte Sam. Die dumme Kuh wollte schon den Sicherheitsdienst rufen, da hab ich mich lieber vom Acker gemacht.“

„Da hat uns dieser Ausflug hier ja mal total viel gebracht,“ sagte Sam sarkastisch.

„Es war immerhin besser als zu Hause zu sitzen und Löcher in die Luft zu starren während wir auf Bobby warten. Außerdem macht das plötzliche Verschwinden der alten Schachtel sie mir nur noch verdächtiger.“

„Mag ja sein, aber wie sollen wir sie in unserem Zustand aufspüren?“

„Wir fahren jetzt erst mal zurück und reden mit Bobby. Er müsste bald hier sein.“
 

Frosty the Snowman

Was alive as he could be

And the children say

He could laugh and play

Just the same as you and me
 

Nachdem sie mit vereinten Kräften es irgendwie geschafft hatten, den Kinderwagen wieder in den Kofferraum zu hieven, kamen sie auf dem Rückweg wesentlich zügiger voran. Zum Glück fielen sie auch diesmal niemandem auf. Sam war noch niedergeschlagener als vorher und Dean war in die Küche gegangen und wollte Sam gerade die tröstende Wirkung einer heißen Schokolade mit Marshmallows demonstrieren als es an der Haustür klingelte.

„Lass mich an die Tür gehen,“ rief Dean aus der Küche, doch zu spät. Sam hatte sie bereits geöffnet und hing sofort an Bobbys Bein, als er den erfahrenen Jäger erkannte.

„Ich bin so froh dich zu sehen Bobby,“ sagte Sam. Der bärtige Mann sah verdutzt zu dem kleinen Jungen hinab, der wie ein Klammeraffe an seinem Bein hing.

„Sam??????,“ fragte er ihn verwirrt. Dieser nickte eifrig. In dem Moment kam auch Dean aus der Küche.

„Bobby, Gott sei Dank, dass du da bist.“

„Dean???? Was zur Hölle?“

„Genau das haben wir uns auch gefragt,“ sagte Sam.

„Ich denke du verstehst jetzt, dass das ein bisschen zu kompliziert gewesen wäre es am Telefon zu erklären.“

„Ich glaub ich muss mich erst mal setzen,“ sagte Bobby ein wenig geschockt. Sam ließ sein Bein los und Bobby platzierte sich auf dem Sofa, auf dem Jenny saß und ihn freudig begrüßte.

„Bi-bi,“ sagte sie und lächelte ihn an.

„Hallo Jenny. Wenigstens hast du noch deine normale Größe.“

„Hier,“ sagte Dean und reichte ihm ein Bier, dass er schnell aus der Küche geholt hatte. Sam und er setzte sich neben ihn.

„Dann lasst mal hören,“ sagte Bobby schließlich nachdem er einen kräftigen Schluck aus der Flasche genommen hatte.
 

„So, ihr denkt also diese alte Frau hat etwas mit der Sache zu tun,“ fasste Bobby zusammen. Beide sahen ihn erwartungsvoll an und nickten.

„Könnte eine Hexe sein, was meinst du?,“ fragte Dean ihn.

„Möglich. Lasst uns mal die Wohnung nach Hexenbeuteln durchsuchen.“

„Aber wie soll sie denn hier rein gekommen sein?,“ fragte Sam.

„Sammy, denkst du wir sind die einzigen, die mit einem Dietrich umgehen können?“

„Dean hat Recht. Wir sollten nicht voreilig etwas ausschließen. Also lasst uns suchen.“

Sie teilten sich auf und trafen sich schließlich ergebnislos im Schlafzimmer der Jungs wieder.

„Nichts. Es ist also keine Hexe,“ sagte Sam und hatte sein „ich hab‘s ja gleich gesagt“ Gesicht aufgesetzt. Dean rollte mit den Augen. Bobby nickte und starrte dabei gedankenvoll auf Sams Kopfkissen. Der Jüngere folgte seinem Blick.

„Was ist Bobby?“

„Sag mal Sam hast du Schuppen?“

„Nein, wieso?,“ wollte sam wissen. Bobby war derweil ans Bett herangetreten. Die Brüder taten es ihm gleich. Der ältere Jäger strich mit seiner Hand über Sams Kissen.

„Was ist das?,“ fragte Sam.

„Sieht aus wie glänzender Sand,“ sagte Dean.

„Oh man!,“ kam es von Bobby.

„Was?,“ fragten die beiden anderen gleichzeitig.

„Ich hab bis jetzt nur ein Mal davon gehört, hab es aber nicht glauben können.“

„Könntest du uns freundlicherweise in deine Gedanken einweihen?,“ sagte Dean flapsig.

„Ich glaube wir haben es mit einer Fee zu tun.“
 

„Einer was?,“ fragte sam ungläubig.

„Rede keinen Scheiß Bobby. Sowas gibt es nicht.“

„Ich kann es ja selbst nicht wirklich glauben, aber eine ältere Jägerin hat mir mal davon erzählt. Sie sagte Feen würden sowas hinterlassen wie Dämonen Schwefel.“

„Du willst jetzt allen ernstes behaupten, dass das Feenstaub ist?“

„Es sieht genau so aus, wie das Zeug was sie mir damals gezeigt hat.“

„Du weißt aber schon, dass wir Weihnachten haben und nicht den 1. April,“ schaltete sich nun auch Sam wieder ins Gespräch ein.

„Sehe ich aus als würde ich Witze machen?,“ sagte Bobby und sah beide ernst an.

„Okay, mal angenommen es gibt Feen. Wie können wir Tinker Bell den Gar aus machen?“

„Dean, so spontan kann ich da auch keine Lösung aus dem Ärmel zaubern. So sehr kenne ich mich in der Materie nun auch nicht aus.“

„Dann lass uns mal deine Bücher durchforsten,“ schlug Dean vor. Bobby nickte. Er und Sam gingen nach unten um eventuell hilfreiche Bücher hoch zu holen, während Dean Jenny ihr Mittagessen fertig machte. An die Mikrowelle kam der vierjährige Sam nämlich auch nicht dran.
 

„Feen können also wirklich Wünsche erfüllen?,“ fragte Sam Bobby.

„So wie ich es sehe ja.“ Er reichte Sam ein paar Bücher.

„Kannst du die tragen oder ist es zu viel?“

„Nein es geht schon Bobby.“

„Aber das Exemplar, das ihr erwischt habt, scheint nicht viel von dem handwerk zu verstehen, wenn sie noch nicht mal erkennt, dass dein Wunsch nicht ernst gemeint war.“

„Was haben Feen davon Wünsche zu erfüllen? Sind sie böse?“

„Hm, ich weiß es nicht. Aber ich glaube in diesem Sagenbuch werden wir ein paar Antworten finden können.“ Er schnappte sich einen dicken Wälzer und dann gingen sie wie Packesel wieder nach oben die Wohnung der Winchesters.
 

Irgendwas schien nicht zu stimmen. Die Fee fühlte sich heute irgendwie schwach. Eigentlich sollte es ihr doch jetzt super gut gehen, schließlich hatte sie in der Nacht doch einen Herzenswunsch erfüllt. Sie müsste doch das Glück des Menschen spüren, dem sie den Wunsch erfüllt hatte. Was war nur los? Hatte sie was falsch gemacht? Wenn ja, dann müsste sie dieses Jahr hungern, denn sie hatte jedes Jahr nur einen Versuch um einen Wunsch zu erfüllen. Sie konnte also nichts mehr verbessern. Erst nach fünf Jahren würden sich ihre Kräfte verstärken und sie könnte dann öfters im Jahr zaubern. Sie seufzte. Scheinbar war das Wünsche erfüllen doch nicht so einfach wie sie dachte, als sie voller Selbstbewusstsein und mit einem Diplom in der Hand die Feenschule verlassen hatte. Hätte sie mal auf ihre Freundin gehört und wäre mit ihr in den „Wir schützen die Natur“- Kurs gegangen. Jetzt würde sie wohl oder übel noch mal zur Nachschulungen an tanzen müssen. Man war das peinlich.
 

Eine Stunde später hatte sich die Theorie durchgesetzt, dass Feen nicht böse waren, jedenfalls ließen die spärlichen Informationen aus Bobbys Büchern nicht darauf schließen. Mehrere Quellen beschrieben sie als recht unscheinbare ältere Frauen mit Großmuttercharme. Das hatte dann sogar Dean überzeugt, dass sie es mit einer Fee zu tun hatten. Allerdings hatten sie bis jetzt nichts gefunden, was ihnen bei der Lösung ihres Problems helfen würde. Dean brachte gerade Jenny für ihr Mittagsschläfchen ins Bett.

„Es ist ja mal wieder so typisch, das ausgerechnet wir an so was ausgefallenes geraten müssen, worüber es so gut wie keine Informationen gibt,“ meckerte Sam.

„Wir haben mit der Recherche gerade erst angefangen Sam,“ sagte Bobby.

„Ich hab genug von all dem Scheiß. Dean und ich haben das hinter uns gelassen, aber irgendwas zieht uns immer wieder in diesen Mist hinein. Ich will nicht mehr…“

„Gott, du weinst doch jetzt nicht etwa?“ Bobby sah hilflos zu Sam rüber, dem Tränen über die Wangen kullerten. Scheinbar ließ das Kindliche in Sam bei ihm leichter die Dämme brechen.

„Ähm Dean, ich könnte hier ein bisschen Hilfe gebrauchen,“ rief Bobby nach dem älteren Winchester. Er war nicht gerade geübt darin Sam zu trösten erst Recht nicht, wenn er so nah am Wasser gebaut war wie im Moment.

„Was ist denn, habt ihr was gefunden?,“ fragte Dean als er zurück ins Wohnzimmer kam.

„Wir haben hier eine kleine Krise, würde ich mal sagen.“ Bobby zeigte mit dem Kopf in Richtung des kleinen Häufchen Elends namens Sam, das auf dem Sofa saß.

„Oh nicht schon wieder,“ kam es von Dean. Er setzte sich neben den Jüngeren.

„Hey, was ist los? Bobby ist doch hier. Wir werden schon eine Lösung finden.“ Dean war sich dessen zwar selbst nicht so sicher, aber es war seit jeher seine Aufgabe Sam davon zu überzeugen, dass alles nur halb so schlimm war.

„Das ist alles so unfair. Wir können nicht mal in Ruhe Weihnachten feiern, dabei wollte ich doch, dass alles normal ist, damit du endlich auch mal ein schönes Weihnachtsfest erlebst,“ jammerte Sam. Dean legte einen Arm um ihn.

„Ist doch noch nichts verloren Sammy, außerdem ist mir das ganze drum herum an gar nicht wichtig,“ versicherte Dean.

„Du hast dir als wir Kinder waren immer so viel Mühe gemacht, mir Weihnachten so schön wie möglich zu machen und jetzt wollte ich das gleiche für dich tun. Du hast ein schönes Weihnachten verdient.“ Sam schluchzte.

„Sam, hör auf zu weinen.“

„Ich…ich… kann…nicht.“

„Komm schon Sam. Zwing mich nicht dazu schwerere Geschütze aufzufahren.“ Die Tränen kullerten bei Sam jedoch immer weiter.

„Okay, du hast es nicht anders gewollt. Gott, ich glaube nicht, dass ich das tue.“ Dann fing Dean tatsächlich an ein Weihnachtslied zu singen. In der Hoffnung Sam dadurch zu überzeugen, dass es ihm an Weihnachten schon reichte mit dem Jüngeren zusammen zu sein und ihn vielleicht sogar etwas zum lachen bringen zu können.

I don't want a lot for Christmas

there is just one thing I need

I don't care about the presents

underneath the Christmas tree

“Ich halt’s doch nicht aus,” sagte Bobby und rollte mit den Augen, auch wenn er froh war zu sehen, dass Sam sich scheinbar langsam wieder beruhigte.

I just want you for my own

more than you could ever know

make my wish come true

all I want for Christmas is you yeah

“Komm schon Sammy. Tu mir das nicht an, nun lächle schon für mich. Bitte lass mich nicht noch eine Strophe singen,“ bettelte Dean. Sam ging es schon wieder besser, aber er sah einfach zu gerne wie sich Dean lächerlich machte. Außerdem mochte er Deans Singstimme und so spielte jetzt nur noch den traurigen Sammy. Dean sang also weiter.

I don't need to hang my stocking

there upon the fireplace

Santa Claus won't make me happy

with a toy on Christmas day

Langsam fragten sich Sam und Bobby warum Dean den Text dieses Liedes auswendig kannte. Sie wussten ja nicht, dass es eines der lieblings Weihnachtslieder von Deans Chef war und in der Werkstatt in den letzten Wochen mindestens ein Mal pro Stunde lief.

I just want you for my own

more than you could ever know

make my wish come true

all I want for Christmas is you

you baby

Bei dem Wort Baby konnte Sam dann nicht mehr an sich halten und fing an zu lachen.

„Hey, das wäre doch jetzt mein Text gewesen. Immerhin bist du mein Baby.“

„Führ das bitte nicht weiter aus. Das will ich alles gar nicht wissen,“ sagte Bobby.

„Geht klar Bobby,“ sagte Dean und wuschelte Sam durchs Haar. Dieser flüsterte ihm ins Ohr:

„Du hast aber meine lieblings Strophe vergessen.“

„Und welche wäre das?“
 

'cause I just want you here tonight

holding on to me so tight

what more can I do

baby all I want for Christmas is you
 

„Nicht doch! Jetzt fängt er auch noch an mit dem Katzenjammer,“ kam es von Bobby.

„Komm Sammy, lassen wir Bobby in Ruhe recherchieren.“ Er zog Sam auf die Beine.

„Wo gehen wir hin Dean?“

„Einkaufen. Selbst wenn wir morgen tatsächlich noch Kinder sein sollten, will ich mir doch nicht den mit Speck umwickelten Truthahn entgehen lassen.“

„Du hast das Rezept gesehen?“

„Yap. Der wohl leckerste Weg zum Herzinfarkt und ich helfe dir auch beim kochen,“ versicherte Dean ihm.

„Du willst doch nur naschen.“

„Bin ich so durchschaubar?“

„Allerdings.“

„Bobby, passt du auf Jenny auf?,“ bat Dean den älteren Jäger.

„Sicher. Geht ruhig.“
 

Der Supermarkt war nur zwei Straßen entfernt. Unterwegs zählte Sam auf, was er gestern schon alles besorgt hatte während Dean noch auf der Arbeit war. Dann zog er eine Liste aus seiner Hosentasche auf der die Dinge standen, die sie noch kaufen mussten. Er reichte sie Dean, der sie kurz überflog.

„Hey, ist ja gar nicht mehr viel. Das können wir sogar selber alles tragen.“

„Ja. Ich hoffe nur, dass wir auch wirklich alles bekommen.“

„Wenn nicht müssen wir halt improvisieren. Das können wir eh am besten.“

Im Supermarkt angekommen besorgten sie sich als erstes einen Einkaufswagen.

„Dean?“

„Ja Sammy?“

„Denkst du wirklich Bobby findet was, das und weiter helfen kann?“

„Ja und wenn du nicht aufhörst so pessimistisch zu sein bekommst du kein Weihnachtsgeschenk von mir und ich werde versuchen deinen kleine Watschelarsch in den Kindersitz des Einkaufswagens reinzuquetschen.“

„Ich hab dich lieb Dean!“ Sam umarmte den Größeren.

„Ich dich auch und jetzt lass uns schnell alles zusammen hamstern.“ Sie schwärmten aus um alles zusammen zutragen.
 

Eine Stunde später standen sie an der Kasse. Dean hielt stolz eine Dose Cranberries fest als wäre sie ein Pokal.

„Es war die letzte und ich hab sie so einer aufgetakelten Spinatwachtel direkt vor der Nase weg geschnappt,“ berichtete Dean.

„Mein Held,“ neckte Sam ihn.

„Hey, sei nicht so frech. Sonst zeig ich dir wenn wir wieder erwachsen sind nicht meine Rute,“ raunte er Sam leise zu während er mit ihm zusammen ihre Waren aufs Kassenband legte. Kurz darauf waren sie dran. Die Kassiererin sah die beiden skeptisch an.

„Seid ihr alleine hier?,“ fragte sie die beiden.

„Mam, ich bin 8 Jahre alt. Mein kleiner Bruder ist 4 und sie denken wir wären hier alleine? Das geht doch gar nicht,“ sagte Dean zu der Kassiererin.

„Wo sind eure Eltern?“

„Mein Dad hat gesagt, wir sollen hier bezahlen und dann auf ihn warten. Er wollte nur noch schnell ein paar erwachsenen Filme bei der Videothek neben an zurück bringen.“

„Okay.“ Sie scannte jedes Produkt ein ohne weitere Fragen zu stellen und Dean bezahlte dann und ließ Sam das Wechselgeld zählen, so wie sie es früher immer gemacht hatten als sie wirklich noch Kinder waren.
 

„Wow, gegen dich sieht Macaulay Culkin richtig alt aus,“ sagte Sam anerkennend als sie den Laden verließen.

„Du hast „Kevin allein zu Haus“ als Kind geliebt. Als der Film raus kam musste ich bestimmt drei Mal mit dir ins Kino gehen. Es war gar nicht so leicht immer den richtigen Moment abzupassen und sich durch den Hinterausgang rein zu schleichen.“

„Ja, ich erinnere mich. Ich hab dich jedes Mal gefragt ob Dad uns auch im Motel vergessen hätte, weil er in dem Jahr ziemlich lange weg war.“

„Aber an Weihnachten war er wieder da. Genau wie Kevins Familie.“

„Mit dem Unterschied, dass Kevins Mutter keine entzündete Fleischwunde am Oberschenkel hatte, als sie wieder bei Kevin ankam.“

„Dieser Chupacabra hatte Dad wirklich übel erwischt, aber er war an Silvester wieder fit und dann haben wir das Tischfeuerwerk gemacht, dass Dad von der Tankstelle mitgebracht hatte.“

Auf dem Heimweg plauderten sie weiter über die Top 5 der schlimmsten Winchester Weihnachten aller Zeiten.
 

Als sie wieder in der Wohnung ankamen ließ Sam Dean die Sachen wegräumen, während er zu Bobby und Jenny ins Wohnzimmer ging.

„Na, hast du was entdeckt während wir weg waren?“

„Nicht wirklich. Nur dass an der Dornröschen Story wirklich was dran zu sein scheint.“

„Was meinst du?“

„Die böse Fee belegt Dornröschen doch mit einem Fluch, der besagt, dass sie sich wenn sie erwachsen ist an einer Spindel stechen und sterben wird. Eine andere Fee wandelt den Fluch dann so ab, dass sie nur in einen 100 jährigen Schlaf fällt.“

„Und was willst du mir jetzt damit sagen?“

„Eine Fee kann den Zauber einer anderen Fee nicht aufheben, sondern ihm nur entgegen wirken,“ erklärte er Sam.

„Stand in irgendeinem dieser Bücher auch was darüber drin, ob die Fee die einem nen Zauber aufgehalst hat ihren eigenen Zauber selber wieder rückgängig machen kann?,“ fragte Dean, der gerade ins Wohnzimmer kam und den Rest von Sam und Bobbys Unterhaltung mit angehört hatte.

„Oh dazu habe ich mehrere Versionen gelesen. In einem Buch heißt es Feen seien an Jahreszeiten gebunden und könnten nur beispielsweise im Winter zaubern. In dem hier steht drin, dass sie wie Elstern seien und man ihnen irgendwas glitzerndes geben müsse, damit sie den Zauber rückgängig machen und in diesem hier wird erwähnt, dass sie nur ein Mal im Jahr zaubern können, was bedeuten würde, dass eure Fee euch frühestens nächstes Weihnachten wieder erwachsen werden lassen könnte, natürlich nur wenn wir einen Weg finden die Fee aufzutreiben.“

„Das sind ja ganz tolle Aussichten,“ jammerte Sam. Bobby sah Dean an und der ältere Winchester konnte an Bobbys Augen die Bitte „Tu was damit er nicht wieder anfängt zu heulen“ erkennen. Dean nickte. Er nahm Jenny auf den Arm.

„Komm Sam, gleich kommt „Ist das Leben nicht schön?“. Du wolltest doch ein traditionelles, normales Weihnachten. Also lass uns Bobby hier weiter machen und wir sehen uns oben im Schlafzimmer den Film an. Was hältst du davon?“

„Können wir Milch und Kekse mit nehmen? Wir müssen doch vorher testen, ob das was wir Santa Claus nachher als Snack anbieten wollen auch schmeckt.“

„Ja klar Sammy. Hol schon mal die Milch aus dem Kühlschrank.“ Sam lächelte und verschwand in der Küche.

„Bobby, ich habe das Gefühl das der Zauber stärker wird und langsam auch anfängt auf Sams Geist zu wirken.“

„Ja, er hat sich eben wie ein richtiges Kind angehört.“

„Du musst unbedingt etwas finden um das ganze wieder umzukehren. Ich kann mich nicht um zwei Kinder kümmern und am 2. Januar muss ich wieder arbeiten.“

„Ich tu doch schon was ich kann.“

„Ich wünschte wir könnten die mehr helfen, aber du siehst ja, dass Sam etwas labil ist momentan.“

„Schon gut Dean. Kümmere dich um ihn. Ich komm schon klar.“

„Danke Bobby.“

„Ich bewundere dich, dass du so ruhig bleiben kannst. Ich würde durchdrehen, wenn ich morgens als Kind aufwachen würde.“

„Wenn du einen ziemlich verängstigten kleinen Bruder hättest um den du dich kümmern müsstest, würdest du dich auch zusammen reißen können. Ich sag dir, es ist als hätte jemand zu lange auf die Rückspultaste gedrückt.“

„Dean, kommst du? Ich komm nicht an die Gläser ran,“ erklang Sams Stimme aus der Küche.
 

Einige Minuten später hatten sie es sich im Bett gemütlich gemacht und sahen den Film.

„Das erste Mal als ich den Film gesehen habe, da hat Mum noch gelebt,“ sagte Dean während einer Werbeunterbrechung.

„Daran kannst du dich noch erinnern?“

„Ja, es war das schönste Weihnachten meines Lebens, bis jetzt.“

„Was da noch irgendwas Besonderes? Ich meine außer der Tatsache, dass Mum noch gelebt hat?,“ wollte Sam wissen.

„Das kann man wohl sagen. An diesem Weihnachten haben Mum und Dad mir erklärt warum Mum in den letzten Wochen so müde war und warum ihr so häufig schlecht war.“

„Was war daran so toll, dass du dich daran noch erinnern kannst?“

„Weil der Grund warum es Mum schlecht ging, du warst.“

„Was?“

„An Weihnachten 1982 haben mir Mum und Dad gesagt, dass ich bald ein großer Bruder sein werde. Das war das schönste Weihnachtsgeschenk, das ich je bekommen habe. Das hat mein Leben für immer verändert.“

„Ich hätte an deiner Stelle ja lieber einen Hund bekommen,“ sagte Sam und grinste. Dean knuffte ihn gegen den Oberarm.

„Autsch,“ sagte Sam.

„Din nich Dada aua,“ sagte Jenny vorwurfsvoll. Beide Winchester lachten.

„Es hat mich einige Zeit gekostet, aber ich habe in einem Buch über keltische Mythologie einen Spruch gefunden mit dem man angeblich Feen herbei rufen kann,“ sagte Bobby als er zwei Stunden später ins Schlafzimmer kam, wo die Winchesters auf dem Bett lagen und schliefen. Klein Dean hatte einen schützenden Arm um klein Sam gelegt, der sich an ihn kuschelte und in seinem andren Arm hielt er Jenny. Auf dem Nachttisch standen zwei leere Milchgläser und auf einem Tellerchen waren nur noch Krümel. Bobby lächelte. Wenn er sich jemals einen großen Bruder hätte aussuchen dürfen, dann hätte er jemanden ausgewählt, der so war wie Dean. Im Fernsehen lief gerade der alljährliche Coca Cola Weihnachtsspot. Als die Musik einsetzte wurde Dean wach. Er sah Bobby an, der ein vielversprechendes Gesicht machte. Dann weckte er Sam.

„Und das soll wirklich funktionieren?,“ fragte Sam skeptisch während Bobby einige Sachen in einer Schüssel zusammen mischte.

„Einen Versuch ist es Wert,“ sagte Dean. Bobby nickte.

„So jetzt brauchen wir nur noch diese Zuckerstange, die sie Sam gegeben hat.“

„Ich hab sie gestern an den Baum gehängt. Ich hol sie.“ Sam wollte gerade in die Küche gehen, als Dean ihn aufhielt.

„Du…ähm…du…wirst sie…nicht finden.“

„Warum nicht? Was hast du mit ihr gemacht?“

„Ichhabsiegegessen,“ sprach Dean so schnell, dass Sam ihn kaum verstehen konnte.

„Du hast was?“

„Ich hab sie gegessen,“ sagte Dean kleinlaut.

„So, das war’s. Mir reicht es. Ab sofort bist du auf Diät gesetzt Mister,“ schnaubte Sam wütend.

„Wusste ich, dass wir sie noch mal brauchen würden?“

„Sie hang am Baum. Sie war nicht zum essen gedacht.“

„Du hattest mich schon zwei Mal vertröstet, weil die Lasagne noch nicht so weit war. Ich hatte Hunger. Es tut mir leid, okay?“

„Es tut dir leid? Ist dir eigentlich klar, was du gemacht hast? Du hast unsere einzige Möglichkeit wieder normal zu werden aufgefressen. Wir bleiben vielleicht für den Rest unseres Lebens Kinder, nur weil du nicht fünf Minuten warten konntest bis das Abendessen fertig ist,“ regte sich Sam auf.

„Jungs, so schlimm ist das nicht,“ sagte Bobby. Doch Sam hörte ihn gar nicht.

„Du bist der verfressenste Mann auf diesem Gott verdammten Planeten und dazu auch noch ein riesen Vollidiot.“

„Ach ja, wenn du das so siehst, dann frag ich mich warum wir überhaupt zusammen sind.“

„HALTET DIE KLAPPE! ALLE BEIDE,“ schrie Bobby. Die beiden sahen ihn verdutzt an.

„Was?,“ fragten sie schließlich gleichzeitig.

„Wenn wir die Zuckerstange gehabt hätten, dann hätten wir gezielt die Fee herbei rufen können, die euch verzaubert hat. So können wir halt nur irgendeine Fee herbei rufen. Ist halb so schlimm und jetzt vertragt euch wieder,“ forderte Bobby. Die beiden Jungs sahen sich grimmig an.

„Tumilei,“ stammelte Sam. Wenn es ums entschuldigen ging, war er nicht besser als Dean. Der brachte schließlich irgendein Gemurmel heraus von dem man nur das Wort „auch“ verstehen konnte.

„So und jetzt sehen wir zu, dass wir euch wieder normal kriegen. Wie Kinder benehmt ihr euch zwar sonst auch manchmal, aber wenigstens kann ich euch eine verpassen, wenn ihr zu nervig werdet,“ sagte Bobby und warf ein angezündetes Streichholz in die Metallschale.
 

Die Kräuter entzündeten sich und kurz darauf stand neben der Vitrine eine ältere Frau mit grauen Haaren, die aus sahen, als wenn die Frau einen Unfall mit dem Lockenstab gehabt hätte. Dazu trug die recht pummelige Frau einen viel zu engen, pinken Jogginganzug und rosa plüsch Moonboots.

„Wo bin ick den hier jelandet?,“ fragte die beleibte Fee. Bobby und die Winchersts sahen die Fee mit offenem Mund an.

„Wat kiekt ihr den so blöde? Hab ich wat inne Fresse?“

„Was hast du denn da für ne Wuchtbrumme aufgetan Bobby?,“ fragte Dean.

„Hast du ein Problem mit mir du abjebroch'na Gartenzwerg?“

„Ich? Nein!“

„Dat will ick wohl och jemeint haben, sonst jäb dat Dresche.“

„Bist du eine Fee?,“ fragte Sam höflich.

„Ne ick bin der Osterhase. Wat denkt ihr denn wer ick bin? Ihr habt doch ne Fee jerufen. Was meint ihr warum ick sonst hier bin? Als wat wollta?“ Bobby, der endlich seine Sprache wieder gefunden hatte, fasste im Großen und ganzen zusammen was ihr anliegen war.

„Kannst du uns helfen?,“ fragte Sam.

„Sicha, habta denn Asche uff Tasche?“

„Ob wir was haben?,“ fragte Dean.

„Der Klene is schwer von Begriff, wa?“

„Dean, ich denke die gute Frau will bezahlt werden,“ sagte Sam.

„Sicha will ick dat oder denkta ick mach dat fürs Amüsemang?“

„Bevor wir dir irgendwas geben, fassen wir noch mal zusammen. Du kannst den Zauber umkehren und uns wieder normal machen,“ sagte Dean feststellend.

„Uffheben kann ick den Zauba nich, aber ick kann euch schnell altern lassen, bis ihr wieder die alten seid.“

„Und wer sagt uns, dass die beiden dann nicht an Silvester 80 sind?,“ fragte Bobby.

„Die werden schon nich Asbach Uralt. Mein Zauba wird stoppen wenn se wieder dat richtje Alter erreicht ham.“

„Und wann wird das sein?,“ wollte Sam wissen.

„Wenna Morgen früh uff wacht seita wieder normal.“

„Und was genau willst du dafür von uns haben?,“ fragte Dean.

„Meinte wegen nen goldnen Schlüppa. Hauptsache es glitzert schön.“

„Warte kurz hier. Ich glaube ich hab da was für dich,“ sagte Sam und verschwand oben in Jennys Zimmer.

„Sag mal sind viele Feen so wie du?,“ fragte Dean.

„Quatsch ma nich blöd von der Seite an, sonst gibt’s was uff de Omme.“ Das führte dazu, dass Dean einen möglichst großen Abstand zwischen sich und die Fee brachte.
 

Kurz darauf kam Sam mit einem kleinen glänzenden Blechkrönchen zurück, dass Jennys momentan unbeachteter Puppe gehörte.

„Kommen wir ins Geschäft?,“ fragte Sam während die Fee das Bleckkrönchen begutachtete.

„Is jebongt.“ Sie hatte ein verzücktes Lächeln auf dem Gesicht und setzte sich die Krone auf.

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„Und was machst du jetzt?,“ fragte Bobby.

„Jetz nem ick mein Feenstaub und lass meine Magie wirken.“ Sie steckte die Hand in ihre Tasche und holte eine Hand voll von etwas pulvrigem heraus.

„Rückt ma mit de Köppe dichta zusammen,“ sagte sie zu den Brüdern.

„So besser?,“ fragte Sam nachdem er auf dem Sofa etwas näher an Dean herangerückt war.

„Ja, so is jut.“ Sie verteilte ihren Feenstaub über den Köpfen der beiden.

„So dat wars schon.“

„Und morgen früh sind wir dann wieder normal groß, ja?“

„Jenau Klener.“

„Danke,“ sagte Sam freundlich und lächelte. Als Dean keine Anstallten machte sich ebenfalls zu bedanken stieß Sam ihm seinen Ellenbogen gegen die Rippen.

„Autsch, ähm, ja…danke,“ sagte Dean schließlich. Sie nickte und streute sich selber etwas Feenstaub über den Kopf und dann war sie verschwunden.
 

„Warum mussten wir von allen Feen auf der Welt ausgerechnet an so einen schrägen Vogel geraten?,“ fragte Dean als sie eine Stunde später mit einer warmen Nudelsuppe im Bauch im Wohnzimmer saßen. Es war kurz nach acht. Jenny war bereits im Bett.

„Ist doch egal. Hauptsache ihr Zauber funktioniert auch,“ sagte Sam.

„Das werden wir ja dann Morgen früh sehen. Und Bobby, vielen Dank für alles. Ohne dich wären wir echt aufgeschmissen gewesen,“ sagte Dean.

„Ja, danke Bobby. Du bist der Beste,“ stimmte Sam zu.

„Kein Problem Jungs. Ich helfe immer wo ich kann.“

„Bleibst du über Nacht? Dann mach ich dir die Couch fertig,“ fragte Sam.

„Nein danke Sam. Ich mach mich gleich auf den Heimweg. Ich schlaf lieber in meinem eigenen Bett, als auf dieser Couch wo ihr schon Gott weiß was drauf veranstaltet habt.“

Sam und Dean wurden beide etwas rot. Bobby grinste leicht.

„Aber euer Angebot morgen zum Mittagessen zu kommen, nehme ich gerne an.“

„Das freut uns Bobby,“ sagte Dean. Der ältere Jäger verabschiedete sich von den Winchesters und fuhr dann zurück zu seinem Schrottplatz.
 

„Ich werde schnell noch den Truthahn zum auftauen raus legen. Dann können wir ins Bett gehen. Ich bin verdammt müde,“ sagte Sam.

„Hm, was hältst du davon, wenn wir unser Bettzeug aus dem Schlafzimmer holen und unter dem Weihnachtsbaum schlafen? Vielleicht bekommen wir dann mit wenn der Weihnachtsmann kommt,“ schlug Dean vor. Beide lachten.

„Ja, das wäre schön,“ sagte Sam dann.

„Gut, dann bereite ich schon mal alles vor.“
 

Zehn Minuten später lagen sie aneinander gekuschelt auf einer flauschigen Fleecedecke und unter ihrer Daunenbettdecke.

„Schlaf gut Sammy.“

„Du auch Dean.“ Sie schlossen die Augen und waren kurz darauf eingeschlafen. Würden sie am nächsten Tag tatsächlich wieder normal sein?
 

TBC

X-Mas Special Teil3

Anmerkung: Für die Neugierigen unter euch, die wissen wollen wie die Geschenke aussehen, hab links zu den Bildern mit eingefügt.

Verwendete Songs:

I Saw Mommy Kissing Santa Claus - The Jackson 5

Connie Francis - Baby's First Christmas
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Am nächsten Morgen wurde Sam als erstes wach. Draußen war es noch dunkel. Er hob den Kopf und machte mit den untersten Zweigen ihres Tannenbaums Bekanntschaft. Als er sich gestern Abend hingelegt hatte, reichte sein Kopf noch nicht unter den Baum. Schnell stand er auf und war auf Augenhöhe mit der Spitze ihres fast 2 Meter hohen Weihnachtsbaumes. Sofort ließ er seine Hände an seinem Körper auf und abgleiten. Er war wieder normal.

„Gott sei Dank,“ sagte Sam erleichtert. Er sah zu seinem noch schlafenden Partner hinunter. Auch Dean hatte wieder seine normale und verdammt sexy Statur zurück. Sam legte sich neben Dean auf die Seite und schüttelte ihn zum Wecken leicht an der Schulter, während er parallel das Gesicht des nun wieder Kleineren mit kleinen, zärtlichen Küssen übersäte.

„Dean, wach auf. Wir sind wieder normal und es ist Weihnachten Baby.“
 

Der ältere Winchester spürte wie etwas warmes und weiches sich über sein Gesicht bewegte. Die Stimme seines Bruders nahm er zuerst nur aus der Ferne wahr. Er war doch gerade erst eingeschlafen, wieso musste Sam ihn denn jetzt schon wieder wecken? Er gab ein verschlafenes Brummen von sich.

„Dean, der Zauber der Fee hat funktioniert.“ Er streichelte Dean über die Wangen.

„NochfünfMinuten,“ murmelte Dean.

„Nun werd schon wach Baby. Ich will dich küssen, dann will ich mein Geschenk und dann will ich dich noch mehr küssen.“ Er drückte seine Lippen einmal kurz gegen Deans linken und dann gegen den rechten Mundwinkel. Langsam sickerten Sams Worte zu ihm durch. Hatte er richtig verstanden? Sie waren wieder sie selbst? Er öffnete die Augen und blickte in das wunderschöne Gesicht seines erwachsenen Sams. Sofort schloss er seine Arme um den Jüngeren und drückte ihn an sich.

„Bitte sag, dass ich das jetzt nicht nur Träume,“ sagte Dean leise. Sam kniff ihm daraufhin in die Brustwarze.

„Autsch, sag mal hast du sie noch alle?“

„Ich wollte dir nur klar machen, dass es kein Traum ist. Wir sind wirklich wieder normal.“

„Das hättest du aber auch sanfter machen können,“ sagte der Ältere und rieb sich die noch leicht schmerzende Stelle.

„Entschuldigung. Soll ich dein Aua wieder gut küssen?“ Er schob Deans Hand weg und senkte seine Lippen hinab. Er umschloss Deans geschundene Brustwarze und umspielte sie kurz liebevoll mit der Zunge. Als er einen wohligen Laut von Dean vernahm bedachte er die Brustwarze noch mit einem letzten Kuss und brachte seinen Kopf dann wieder mit dem von Dean auf Augenhöhe.

„Das hätte schon gereicht um mich zu überzeugen, dass alles wieder normal ist.“ Dean grinste Sam glücklich an. Der Jüngere lächelte.

„Frohe Weihnachten Dean!“

„Frohe Weihnachten Sammy!“

„Da du nun überzeugt bist, krieg ich jetzt mein Geschenk?“

„Erst brauch ich nen Kaffee,“ sagte Dean und setzte sich auf.

„Wie spät ist es überhaupt?“

Sam war einen Blick auf die Uhr, die an der Wand hing.

„Erst halb sechs“

„Du bist doch wahnsinnig! Wieso hast du mich so früh geweckt?“

„Es ist Weihnachten!“ Er sah Dean mit seinem gefürchteten Hundeblick an. Wie konnte Dean ihm da böse sein? Dean stand auf und zog Sam auf die Füße.

„Wieso muss ich denn mitkommen? Du kannst dir deinen Kaffe doch auch gut alleine machen,“ sagte Sam nörgelig.

„Weil Weihnachten ist und ich gerne, zu dieser ja fast noch Nachtschlafenden Zeit, deine Gesellschaft hätte. Außerdem ist es besser, wenn ich dich mitnehme, dann kommst du gar nicht erst in Versuchung wie ein kleines Kind an den Päckchen unter dem Weihnachtsbaum herumzuschnüffeln.“ Mit diesen Worten zog er einen sprachlosen Sam hinter sich her in die Küche.
 

„Moment, ich hab as vergessen. Warte hier Sam. Ich bin gleich wieder da,“ sagte Dean und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Wieder in der Küche angekommen, stellte er einen recht großen, in rotes Geschenkpapier gehüllten Karton auf den Küchentresen.

„Was ist das?,“ fragte Sam neugierig.

„Für dich, pack es aus, dann siehst du was es ist.“

Sofort machte sich Sam voller Vorfreude daran das Geschenkpapier zu entfernen. Dean beobachtete ihn dabei und lächelte. Der Jüngere machte große Augen, als er die Senseo Kaffeemaschine entdeckte.

„Ich hab gesehen, wie interessiert du sie gemustert hast, als wir unsere Küchenmöbel ausgesucht haben und ich dachte mir ich kauf sie dir, damit du dir deinen halbkoffeinierten, doppelten Vanille Latte oder sonst irgendeine andere schwule Kaffeekreation auch zu Hause machen kannst,“ erklärte Dean ihm. Der Jüngere hatte nicht mitbekommen, dass Dean gemerkt hatte, dass er so eine Kaffeemaschine gerne gehabt hätte. Sams Gesicht strahlte und er umarmte den Älteren stürmisch.

„Danke Dean,“ sagte er dankbar. Dean grinste.

„Schon gut Sammy. Ich weiß ja, dass ich einfach fantastisch bin.“

„Mach dir deinen Kaffee. Ich geh nur schnell ins Schlafzimmer und hol eins deiner Geschenke,“ sagte Sam und küsste Dean auf die Wange. Der ältere Winchester war froh, dass er mit seinem ersten Geschenk schon mal ins Schwarze getroffen hatte. Er ging zur „alten“ Kaffeemaschine und füllte sie mit Wasser.

„Keine Angst, ich schmeiß dich nicht weg, bevor du von alleine den Geist aufgibst,“ sagte er zu der Kaffeemaschine.
 

„Dean, kommst du bitte mal,“ hörte der Kleinere Sam ihn rufen. Der Kaffee war noch dabei durchzulaufen, also trottete Dean in die Richtung aus der Sams Stimme gekommen war.
 

I saw Mommy kissing Santa Claus

Underneath the mistletoe last night.
 

Sam stand in einem roten Bademantel, der einem Santa Claus Kostüm gar nicht so unähnlich sah, im Türrahmen zum Wohnzimmer.

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„Oh wow, ich mag lebende Geschenke, die so hübsch verpackt sind,“ sagte Dean und legte ein leicht versautes Grinsen auf. Er trat zu Sam heran und nahm ihn in die Arme. Etwas Gutes hatte es ja, dass sie so früh wach waren. So hatten sie noch etwas Zeit für sich bevor Jenny wach werden würde.

„Moment, da fehlt noch was.“ Sam griff in die linke Tasche des Bademantels und holte einen Mistelzweig hervor, den er sogleich über Dean und sich hielt. Dean schmunzelte.

„Du weißt, dass ich das Ding nicht als Anreiz brauche um dich zu küssen, oder?“

„Das hoffe ich doch, aber es ist Tradition und nur damit du es weißt, der Bademantel ist nicht nur eine hübsche Verpackung, sondern auch ein Geschenk. Den kannst du dir überziehen, wenn du die Dusche mal wieder vorzeitig verlassen musst, wenn Jenny uns mal wieder unterbricht, während wir in der Dusche gerade schmutzige Dinge machen,“ erklärte Sam ihm.

„Danke Sammy,“ sagte Dean und meinte es aus vollem Herzen, denn selbst wenn der Bademantel noch so scheußlich gewesen wäre, es spielte keine Rolle, denn schon vor Monaten hatte Sam ihm etwas geschenkt von dem Dean niemals hatte zu träumen wagen – seine Liebe, ein zu Hause und eine richtige Familie. Er schloss Sam in seine Arme, der noch immer den Mistelzweig über sie beide hielt.

„Gefällt dir der Bademantel?“

„Mir gefällt die Person, die ihn gerade an hat,“ sagte Dean und küsste Sams Nacken.

„Nein ernsthaft. Wenn er dir nicht gefällt kann ich ihn umtauschen.“

„Er gefällt mir, aber bitte sag mir, dass du nicht zwei davon gekauft hast,“ sagte Dean.

„Du meinst Partnerbademäntel? Gott nein, Dean. Für wie pervers hältst du mich?“

„Bei dir kann man nicht wissen. Ich hätte vorher auch nicht gedacht, dass du tatsächlich hier stehen und mit einem Mistelzweig über meinem Kopf herum wedeln würdest.“

„Apropos Mistelzweig. Krieg ich jetzt meinen Weihnachtskuss?“

„Alles was du willst.“ Ihre Lippen vereinigten sich zu einem langen, langsamen und sinnlichen Kuss, der heiß genug gewesen wäre, um den Schnee aus ihrer Einfahrt zum Schmelzen zu bringen.

„Gott, ich liebe deine Küsse. Nächstes Jahrbrauchst du mir nichts anderes zu schenken als eine unbegrenzte Anzahl deiner Küsse,“ kam es schwärmerisch von Sam. Dean grinste.

„Ich denke, das lässt sich einrichten.“ Sie küssten sich erneut.

„So und bevor ich jetzt mein zweites Geschenk auspacke…,“ er sah Sam anzüglich an und spielte an dem Frotteegürtel herum, der den Bademantel geschlossen hielt,

„werde ich dir erst mal deine anderen Geschenke geben, sonst kannst du dich hinterher vor Neugierde gar nicht richtig auf unser kleines Techtelmechtel unter dem Weihnachtsbaum konzentrieren.“

„Das ist eine sehr gute Idee,“ stimmte Sam zu.
 

Dean küsste ihn flüchtig und führte sie dann zu ihrer mittlerweile wieder erkalteten Schlafstätte von letzter Nacht. Sie setzten sich auf die Fleecedecke. Dean griff unter den Baum und zog eine blaue Schultüte mit einem Einhorn und Schneeflocken drauf hervor.

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Sam fiel bei diesem Anblick die Kinnlade runter.

„Oh mein Gott! Was ist das?“

„Na ich dachte, wo du doch im neuen Jahr wieder mit der Uni anfängst, brauchst du eine anständige Schultüte, Collegeboy.“

„Du bist einfach unglaublich Dean.“ Sam schüttelte ungläubig mit dem Kopf.

„Das sagen sie alle.“ Sie lachten beide und dann küssten sie sich.

„Mach sie auf. Da ist alles drin was du brauchen wirst.“

„Na dann wollen wir doch mal sehen.“ Sam öffnete sie und fing an sie auszupacken.

„Was haben wir denn hier? Ah, ein cooler Notizblock.“

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„Und eine Packung passender Bleistifte.“

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„Sogar das Radiergummi passt dazu.“

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„Die Verkäuferin sagte, dass wäre jetzt total In bei den Kids. Wir wollen ja nicht, dass du wieder so uncool bist wie in der Schule,“ neckte Dean ihn.

„Idiot!“ Sam boxte ihn spielerisch gegen den Oberarm.

„Was? Ich meines doch nur gut mit dir,“ sagte Dean und lachte.

„Weißt du Dean ich bin schon groß und kann die Leute die mich ärgern mittlerweile selber verhauen,“ sagte Sam und konnte sich gerade noch ein Lachen verkneifen..

„Dann bin ich jetzt wohl überflüssig,“ kam es gespielt beleidigt von dem Älteren.

„Niemals.“ Sam schlang seine Arme um ihn.

„Nur dein Aufgabengebiet hat sich ein wenig verlagert.“ Er gab ihm einen innigen Kuss.

„Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass du ziemlich heiß in diesem Bademantel aussiehst?“

„Hatte ich erwähnt, dass ich nichts drunter habe?“

„Ich hatte gehofft, dass du das sagen würdest.“ Dean knabbert an Sams Ohrläppchen.

„Können wir dann zum Techtelmechtel unter dem Weihnachtsbaum übergehen?“

„Nein, noch nicht ganz. Eine Kleinigkeit hätte ich da noch für dich.“ Dean holte eine schlichte schwarze Schmuckschatulle hervor und gab sie Sam. Der Ältere biss sich auf die Unterlippe, während er Sam ansah, wie er die Schatulle öffnete. Er hoffte, dass er das Richtige für ihn gefunden hatte.
 

Langsam nahm Sam eine Kette mit Anhänger heraus. Der Anhänger zeigte das Auge des Horus. Ein Symbol, das vor dem Bösen schützen sollte.

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Sam lächelte und reichte Dean die Kette. Der sah ihn verwirrt an.

„Sie gefällt dir nicht?“

„Oh doch und wie. Danke Dean.“ Er küsste den Älteren.

„Ich wollte nur, dass du sie mir um machst.“

„Ach so,“ sagte er erleichtert. Sam wollte sich gerade mit dem Rücken zu Dean drehen, als dieser ihn am Arm fest hielt.

„Was ist?,“ fragte Sam nun verwirrt.

„LiesdieGravur,“ murmelte Dean und errötete leicht.

„Wie bitte? Nimm doch den Lappen aus dem Mund. Ich hab kein Wort verstanden.“

„Ich habe etwas eingravieren lassen.“ Dean konnte gar nicht so schnell gucken wie Sam ihm das Schmuckstück auch schon wieder aus der Hand gerissen hatte. Er drehte den Anhänger und las die wenigen Worte auf der Rückseite.
 

Immer bei Dir -D-
 

Drei Worte. Ein Versprechen, dass Dean Sam schweigend bereits vor vielen Jahren gegeben hatte und dem Jüngeren alles bedeutete. Der Größere hatte Tränen in den Augen und warf sich stürmisch auf Dean und riss ihn nach hinten.

„Oh Dean!“ Ehe der genannte die Möglichkeit hatte irgendwas zu sagen spürte er auch schon Sams Lippen auf den seinen. Sie küssten sich leidenschaftlich. In jedem Kuss steckte so viel Liebe wie sie beide niemals in Worte fassen konnten. Dean gewann schließlich die Oberhand und drehte sie beide, so dass er nun über Sam war. Während sie damit fortfuhren sich zu küssen, löste Dean die Kordel des Bademantels und schob ihn zur Seite. Er küsste jeden Zentimeter der nun freigelegten Haut von Sams Brustbereich. Sam zog Dean derweil sein Schlafshirt aus.

„Wie willst du mich Dean?“ Sam streichelte Dean über die starken, nun nackten Oberarme.

Dean hörte kurz auf Sam zu liebkosen und sah ihn an.

„Du liegst schon genau richtig so. Ich will sehen wie die Ekstase sich in deinem Gesicht ausbreitet während wir es tun.“ Der ältere Winchester streifte den Bademantel von Sams Schultern und bedeckte die freigelegte Partie sofort mit feuchten, heißen Küssen.

„Dean,“ hauchte ihm der Jüngere erregt seinen Namen in den Nacken. Dean fuhr mit der Lobpreisung von Sams Körper fort und küsste sich, entlang von Torso und Abdomen, hinab in südlichere Gefilde. Sam schwelgte in den Gefühlen, die Deans Berührungen in ihm auslösten und strich ihm fahrig über den Rücken, während er Deans Bemühungen mit vielen verlangenden Stöhnlauten belohnte.

„Dean, nmh…das Gleitgel ist…oh Gott,“ wurde er in seinen Ausführungen unterbrochen, als der Ältere schließlich an seinem besten Stück angekommen war und ihm sachte über die Eichel leckte.

„In der rechten Tasche des Bademantels,“ beendete schließlich seinen Satz, als er sich wieder einigermaßen im Griff hatte. Dean grinste und griff in die von ihm aus rechte Tasche.

„Von mir aus rechts Dean,“ erklärte Sam und lachte. Dean rollte mit den Augen.

„Zimt, Sammy?,“ kam es dann fragend von dem Älteren als er die Tube endlich in Händen hatte. Er hob eine Augenbraue.

„Ich dachte weil doch Weihnachten ist…,“ rechtfertigte sich Sam und sein patentierter Hundeblick traf den seines Partners.

„Gott, manchmal bist du so süß, dass ich schon allein von deinem Anblick Karies bekommen könnte,“ sagte Dean und lächelte seinen Kleinen zärtlich an. Sam nahm Deans Kopf in seine Hände und küsste ihn fordernd.

„Lasst die Spiele beginnen,“ sagte Dean schließlich und grinste, während er sich etwas Zimtgleitgel auf die Finger strich und damit begann Sam auf das Kommende vorzubereiten.
 

„Das war der beste Sex, den ich je an einem Weihnachtsmorgen hatte,“ sagte Dean. Sam rollte mit den Augen.

„Als hättest du da so viele Vergleichsmöglichkeiten. Aber ich kann dir nur zustimmen.“

„Hey Sam. Um im weihnachtlichen zu bleiben. Ich denke das eben war eine erotische Sternstunde.“ Dean grinste selbstzufrieden. Sam drehte sich auf den Bauch.

„Ja, dass kommt dem schon sehr nahe, aber ich weiß was es noch besser machen würde.“ Sam wackelte verführerisch mit dem Hintern, aus dem langsam Deans Samen rann.

„Würdest du?,“ fragte Sam den Älteren. Dean wusste was Sam wollte. Sein Kleiner hatte sich in letzter Zeit echt zu einem kleinen, ziemlich versauten Sexmonster entwickelt, dessen sexueller Appetit manchmal unersättlich sein konnte und sogar Dean teilweise an seine Grenzen brachte und das sowohl in aktiver als auch in passiver Position. Nicht das er sich beschweren würde. Sam war der beste Liebhaber, den sich der Ältere wünschen konnte, aber Dean war an manchen Tagen schon sehr dankbar dafür, dass er keinen Bürojob hatte wo er den ganzen Tag auf dem Hintern sitzen musste. Obwohl sie erst seit etwas mehr als fünf Monaten Sex miteinander hatten, hatten sie schon viele verrückte und auf den ersten Blick ziemlich ekelig erscheinende Sachen ausprobiert. Sam als anerkannter Recherche-Freak tat immer wieder neue Dinge auf, die er mit Dean ausprobieren wollte und der Ältere hatte nichts dagegen, denn auch seine Anregungen wurden mit in ihr Liebesspiel eingebaut. Bei einigen Dingen blieb es beim einmaligen Ausprobieren, aber das meiste wurde in ihr Repertoire aufgenommen, damit sie ihr Sexleben so abwechslungsreich wie möglich gestalten konnten. Eine der in ihr Repertoire aufgenommenen Sexpraktik war das Felching. Es hatte Dean anfangs einiges an Überwindung gekostet sein Sperma aus Sams Hintern zu lecken, aber da beide seit ihrem ersten Sex sehr auf ihre Analhygiene achteten fand er und auch Sam recht schnell gefallen daran. Zu mal sie einander dadurch meist zu einem weiteren Orgasmus verhelfen konnten und die Wollüstigen Laute, die sie sich dabei gegenseitig entlocken konnten waren es allemal wert. Felching war das, was Sam genau jetzt von Dean wollte. Der Ältere gab Sam einen saftigen Klaps auf den prallen Hintern und lachte.

„Du bist heute mal wieder unersättlich was, du kleine Schlampe? Aber ich muss dich leider enttäuschen. Du weißt doch, dass ich Sperma auf leeren Magen nicht vertrage.“

Das war eine Erfahrung gewesen auf die beide gerne verzichtet hätten. Nach Deans ersten und einzigen Guten Morgen Blow Job, den er Sam gegeben hatte musste der Ältere dermaßen reihern, dass er schon glaubte seine Eingeweide würden jeden Augenblick mit raus kommen. Daher hatte sich dann der Allseits beliebte After Breakfast Blow Job etabliert, den Dean vorzugsweise nach einem ausgiebigen Frühstück im Bett an einem Sonntagmorgen zelebrierte. Sam seufzte.

„Schade, dass hätte das ganze wirklich abgerundet.“ Er beugte sich zu Dean und küsste ihn.

„Denkst du ich kann dich später vielleicht mit einem ausgiebigen Rimming und einer weiteren Runde heißem Sex entschädigen?“

„Hm, wenn du jetzt mit mir duschen gehst und mir dann noch Pfannkuchen zu Frühstück machst, geht das in Ordnung.“

„Ziehst du nach dem duschen auch noch mal den Bademantel an?“

„Gerne.“

„Dann haben wir einen Deal.“ Sie küssten sich und gingen dann ins Bad.
 

Eine halbe Stunde später stand Dean in sauberen Boxershorts und einem neuen T-Shirt in der Küche und machte Frühstück. Als er den Teig fertig hatte kam Sam, der nach dem duschen Bobby angerufen und ihm die gute Nachricht mitgeteilt hatte (zu dieser frühen Tageszeit hatte der erfahrene Jäger nur ein leicht gegrunztes „Das ist gut Junge“ für ihn übrig und hatte dann auch schon wieder aufgelegt) und auch noch nach Jenny gesehen hatte, wie versprochen in dem roten Bademantel zu Dean in die Küche.

„Jenny schläft noch,“ informierte er Dean.

„Es ist erst halb acht. Wir haben also bestimmt noch zwei Stunden bis sie sich regt.“

„Ja, Zeit genug für ein weitere Schäferstündchen unter dem Weihnachtsbaum.“ Sam legte von Hinten seine Arme um Deans Hüften und küsste seinen Nacken.

„Jetzt mach ich dir erstmal deine Pfannkuchen und wenn du nicht willst, dass sie anbrennen, würde ich an deiner Stelle die Fummeleien für einen Augenblick auf ein Minimum reduzieren Loverboy,“ sagte Dean. Sam lachte.

„Okay, dann setz ich mich brav hier hin und les mir die Betriebsanleitung meines neuen Spielzeugs durch,“ sagte Sam dann. Dean nickte und widmete sich dann wieder dem Frühstück. Nach einigen Minuten sagte Sam:

„Ach Dean, könntest du mir jetzt vielleicht die Kette um machen?“ Dean drehte sich zu Sam um und ihm klappte die Kinnlade runter. Sam saß da so lasziv auf dem Küchenstuhl, dass er Sharon Stone in Basic Instinct durchaus hätte Konkurrenz hätte machen könne. Dean hatte nämlich freies Blickfeld auf Sams Kronjuwelen.

„Du machst mich fertig Sammy,“ stöhnte Dean.

„Was denn?,“ fragte Sam und sah Dean unschuldig an. Der Ältere rollte mit den Augen. Er nahm Sam die Kette aus der Hand, die er ihm reichte und stellte sich hinter Sam.

„Du weißt genau was ich meine.“

„Gefällt dir nicht was du siehst?“

„Oh doch. Es gefällt mir, aber viel zu gut. Also wenn du in absehbarer Zeit deine Pfannkuchen haben willst, musst du aufhören mich abzulenken.“ Er hatte Sam die Haare aus dem Nacken gestrichen, ihm die Kette um gemacht und bedeckte nun die empfindliche, weiche Haut an Sams Nacken mit zarten Küssen. Sam gab einen genießerischen Laut von sich und lächelte.

„Hey, wer lenkt hier wen ab? Du solltest mir bloß die Kette um machen, aber wenn du so weiter machst komm ich ja nie dazu die Bedienungsanleitung zu lesen. Außerdem komm ich so auch nicht in den Genuss deiner Pfannkuchen.“

„Wie schaffst du es eigentlich immer den Spieß umzudrehen?,“ wollte Dean wissen und ließ von dem Jüngeren ab.

„Tut mir leid, aber wenn ich dir das verrate müsste ich dich töten,“ sagte Sam in bester Geheimagenten Manier. Dean lachte und ging zurück zu seiner Pfanne. Genau rechzeitig bevor das Öl anfing zu qualmen. Er nahm sie von der Herdplatte um es wieder etwas herunter zu kühlen, damit die Pfannkuchen nicht schwarz werden würden.
 

Während Dean also mit Frühstück machen beschäftigt war las sich Sam in die Gebrauchsanweisung der Kaffeemaschine ein. Nebenbei spielte er mit dem Anhänger seiner neuen Kette. Das Metall fühlte sich warm an und erinnerten Sam im weitesten Sinne an das Gefühl von Deans Lippen an seinem Hals. Ja, durch diese Kette würde der Ältere immer bei ihm sein und Sam würde die Kette niemals wieder ablegen, genauso wenig wie er Dean jemals wieder hergeben wollte.

„Wenn ich dein Lächeln so sehe, muss das ja echt ne sehr interessante Betriebsanleitung sein,“ sagte Dean und stellte einen Teller Pfannkuchen vor Sam ab. Dieser war so in Gedanken versunken, dass er davon gar nichts mitbekam.

„Huhu, Sammy. Bist du in Ordnung?“ Dean wedelte mit seiner Hand vor Sams Kopf herum. Als dieser das nackte Handgelenk seines Partners sah, an dem normalerweise ein schmales Armbändchen war, fiel ihm ein, dass er ja noch ein weiteres Geschenk für Dean hatte. Dann stieg ihm der leckere Duft von Pfannkuchen in die Nase und er reagierte auf Deans Hand Gewedel indem er seine Hand nahm und sie küsste. Dean sah ihn überrascht an.

„Danke fürs Frühstück,“ sagte Sam.

„Kein Ding.“ Er setzte sich mit seiner Portion Pfannkuchen, die wesentlich kleiner war als die des Jüngeren neben Sam.

„Hast du keinen Hunger?,“ fragte der Größere mit dem leichten Anflug von Besorgnis in der Stimme. Auch wenn er Dean gestern als Fresssack beschimpft hatte, so war doch sein Appetit ein wichtiges Kriterium um festzustellen wie es um Deans körperliche Verfassung wirklich bestellt war, wenn dieser mal wieder einen auf Mr. Unverwundbar machte. Dean schüttelte mit dem Kopf und lächelte als er sagte:

„Doch, aber ich heb mir meinen Appetit lieber für den Truthahn auf.“

Sam schüttelte nur amüsiert mit dem Kopf.

„Apropos Truthahn. Ist der Vogel schon aufgetaut?“

„Yap. Er wartet nur noch darauf, dass wir ihm sein Speckmäntelchen anziehen und ihn in den gemütlichen, warmen Ofen schieben.“

„Fang bloß nicht an zu sabbern,“ neckte Sam ihn.

„Läuft dir etwa bei dem Gedanken an einen leckeren Weihnachtsbraten nicht das Wasser im Mund zusammen?“

„Nicht so wie bei dir, aber dafür hab ich andere Gelüste.“ Er beugte sich über den Tisch und küsste Dean frenetisch.

„Hm, damit könnte ich es durchaus aushalten bis es Essen gibt,“ entgegnete Dean.
 

Sie aßen ihre Pfannkuchen. Als Dean mit dem Abwasch beginnen wollte hielt Sam ihn zurück. Er nahm ihn an die Hand und zog ihn in Richtung Wohnzimmer.

„Der Abwasch kann warten Dean. Zuerst möchte ich dir noch ein letztes Weihnachtsgeschenk geben,“ erklärte der Jüngere. Sie hielten vor dem Weihnachtsbaum und Sam hob das das kleine, blaue Samtsäckchen auf und reichte es dem Kleineren.

„Das wäre doch nicht nötig gewesen. Der Bademantel hätte mir schon gereicht,“ kam es von dem älteren Winchester.

„Dean halt einfach die Klappe und pack es aus,“ riet Sam ihm. Dean nickte und tat wie ihm geheißen. Nervös beobachtete Sam ihn wie er das Armband aus dem Säckchen nahm.

„Wow, danke Sammy,“ sagte Dean als er sich das Lederarmband mit dem Yin und Yang Zeichen in der Mitte ansah.

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„Es gefällt dir?“

„Ja.“ An Deans Lächeln erkannte Sam, dass er die Wahrheit sagte. Sam lächelte ebenfalls und nahm Deans Hand, in der er das Armband hielt, in seine.

„Yin und Yang sind zwar unterschiedlich, doch sie wirken nicht gegen einander sondern ergänzen einander. Das eine kann nicht ohne das andere existieren. Keines der beiden ist wichtiger oder wertvoller als das andere. Keins von beidem ist dem anderen überlegen und genau so sehe ich uns und unsere Beziehung,“ erklärte er dem Älteren. Dean lächelte ihn an. Dann küssten sie sich. Ausdauernd, hingebungsvoll und leidenschaftlich. Dean streichelte ihm dabei hin und wieder zärtlich über die Wange oder durchs Haar. Ihre Zungen und Lippen neckten und liebkosten sich, spielten miteinander. Sie eroberten und kapitulierten. Beide ließen sich Zeit und genossen jede Sekunde. Nachdem sie sich schließlich voneinander gelöst hatten, war ihr Lächeln nur noch breiter geworden.

„Nochmals danke Konfuzius Sam,“ sagte er neckisch.

„Hey, ich hab das ernst gemeint.“

„Ich weiß.“ Er küsste den Jüngeren erneut. Als Dean sich das Armband um machen wollte, erkannte er auf der Rückseite des Yin und Yang Symbols eine winzige Gravur. Er musste sich ziemlich stark konzentrieren um die Worte zu erkennen.
 

Du bist wertvoll

Ewig Dein

Sam
 

Nachdem er die Worte entziffert hatte, trafen sich die Augen der Brüder.

„Ich liebe dich Sammy.“

„Ich liebe dich auch Dean.“ Wieder küssten sie sich.

„Sag mal, sollte das jetzt so was wie ein Antrag sein?,“ fragte Dean kurz darauf und sah Sam auf eine seltsame Weise an.

„Würdest du denn ja sagen?“ Er war überrascht, dass Dean es so aufzufassen schien. Der Gedanke war ihm selbst eigentlich gar nicht gekommen und jetzt war er auf Deans Antwort gespannt. Dean liebte Sam, das stand außer Frage, aber so was war dann selbst für ihre Verhältnisse zu verrückt, auch wenn ein Teil von ihm Ja schrie, sagte er lediglich:

„Weißt du was? Lassen wir es einfach als das stehen, was es ist. Das Symbol deiner unsterblichen Liebe für mich.“ Dies sagte Dean in einem so schnulzigen Tonfall, dass man ihm garantiert in jeder Seifenoper eine Rolle angeboten hätte.

„Idiot.“ Sam grinste. Auch wenn beide wussten, dass es nie jemand anderen mehr für sie geben würde, war es noch zu früh für sie beide um sich ernsthaft über eine Hochzeit Gedanken zu machen. Aber wer weiß, vielleicht eines Tages…

„Mistkerl.“ Sie küssten sich und ließen sich wieder auf der Decke nieder, wo sie sich ein zweites Mal liebten und Dean vergaß auch nicht dass Sam gegebene Rimming-Versprechen einzulösen.
 

It's a very special Christmas,

A blessing from above,

It's baby's first Christmas,

A Christmas full of love!
 

Ihre postcoitale Kuscheleinheit wurde je unterbrochen, als Dean merkte wie ein kleiner Körper über seinen, mit der Zudecke verhüllten, Körper zu krabbeln versuchte, um zwischen ihn und Sam zu gelangen. Am gestrigen Abend hatten die Brüder natürlich nicht mehr daran gedacht die herausgenommenen Stäbe wieder an Jennys Gitterbettchen anzubringen, so dass ihr kleines Mädchen von ihrem Bett aus problemlos den Weg ins Wohnzimmer fand. Ihre Zimmertür hatten sie nämlich auch nicht zugemacht. Sam sah seine Tochter, die sich mit Speedy auf dem Arm über Mount Dean kämpfte und lächelte sie an.

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„Hey Jenny!“ begrüßte er sie und streckte die Arme nach ihr aus.

„Ni auf,“ sagte sie und machte damit klar, dass sie aufgestanden war.

„Gott bist du schwer geworden,“ stöhnte Dean als er das Gewicht der Kleinen auf sich spürte während sie versuchte in ihre Mitte zu gelangen. Er zuckte zusammen, als einer ihrer Füße unsanft über seine Weichteile streifte. Sam sah das, verzog aus Sympathie ebenfalls das Gesicht und kürzte Jennys Weg ab indem er sie unter den Armen fasste und zu sich zog. Schließlich wollte er nicht, dass Deans Edelsten Teile noch mehr in Mitleidenschaft gezogen wurden. Jenny giggelte zufrieden, als sie nun zwischen ihren Daddys lag.

„Din un Dada wida goß,“ sagte sie fröhlich.

„Ja, ist das nicht toll?“ Sam schob ihr Schlafanzugoberteil hoch und verpasste ihr einen fetten Pustekuss auf den Bauch, was sie nur noch mehr giggeln lies. Dean nutzte die von Sam arrangierte Ablenkung um nach seiner Boxershorts zu suchen. Die doch irgendwo in seiner Reichweite sein musste. Er seufzte erleichtert auf als er sie schließlich ertastete und zog sie rasch über. Dann übernahm er es Jenny zu kitzeln während Sam die Gelegenheit nutzte und sich den Bademantel wieder überzog.

„Din! Dada Weihnemann?,“ fragte Jenny als sie Sam in dem roten Bademantel sah. Dean lachte laut los, als er das hörte und dazu Sams verdutztes Gesicht sah. Der Jüngere nahm Jenny auf den Arm und ging mit ihr zu der Kommode am anderen Ende des Raumes auf der einige eingerahmte Bilder ihrer kleinen Familie standen.

„Nein, nein, Jenny. Ich bin nicht der Weihnachtsmann. Das ist nur ein Bademantel. So wie deiner mit der Schildkröte drauf.“ Er nahm einen Bilderrahmen in die Hand und zeigte der Kleinen das Bild, dass sie selbst in einem niedlichen, kleinen Bademantel zeigte. Sam hatte darauf bestanden ihr einen zu kaufen nachdem Jenny mal nach einem Schaumbad nass und nackt aus dem Bad gerannt war und danach eine saftige Erkältung überwinden musste.

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„Nur das meiner rot ist,“ fuhr ihr Vater mit seiner Erklärung fort.

„Hey, ich dachte das wäre mein Bademantel,“ kam es von Dean, der sich gerade sein T-Shirt wieder anzog. Sam rollte mit den Augen.

„Verwirr sie doch nicht noch mehr,“ sagte er dann zu Dean.

„Dein Dad ist nicht der Weihnachtsmann,“ versicherte der Ältere Jenny und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

„Zieh dich und Jenny an. Ich werde mal sehen, dass wir den Vogel ziemlich bald in den Ofen kriegen,“ fügte er dann San gewand hinzu.

„Okay. Geben wir ihr unsere Geschenke jetzt?“

„Nein, lass uns warten bis Bobby da ist. Er hat sicher auch etwas für sie.“

„Dean, meinst du wenn ich Bobby deinen Bademantel gebe, dass er dann den Weihnachtsmann mimen würde?“

„Nicht so wie der Bademantel jetzt aussieht.“ Dean deutete auf mehrere Flecken die von Gleitgel, Ahornsirup und einer gewissen Körperflüssigkeit stammten.

„Oh man! Ich werde ihn am besten gleich in die Wäsche tun.“

„Gute Idee.“ Dean küsste ihn auf die Wange und ging in Richtung Küche.

„Vergiss nicht den Innereienbeutel aus dem Truthahn zu holen,“ sagte Sam noch ehe er mit Jenny in ihrem Zimmer verschwand.
 

Als Sam mit Jenny zu Dean in die Küche kam betrachtete dieser voller Stolz sein Meisterwerk. Sam lachte. Dean hatte es mit dem Speck wirklich sehr gut gemeint.

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Nachdem er Jenny auf dem Boden abgesetzt hatte begutachtete er den Truthahn genauer und stellte fest, dass er so aussah wie auf dem Rezeptbild. Dann kam der Vogel in den Ofen und die beiden Brüder teilten sich die weitere Küchenarbeit auf. Wie auch sonst waren sie auch in der Küche ein gutes Team. Alles lief glatt, nur kochte ihnen das Kartoffelwasser über, weil durch eine recht einnehmende Knutscherei abgelenkt waren. Jenny wackelte unter der Aufsicht der Winchesters zwischen Wohnzimmer, Küche und ihrem Kinderzimmer hin und her. Dean verhinderte, dass sie den Baum umriss und Sam hielt sie vom Ofen fern, wenn Dean den Truthahn begoss. Bald war die Wohnung von den herrlichsten Düften erfüllt.

Als Bobby kam begrüßten sie sich alle herzlich und wünschten einander Frohe Weihnachten.

Bobby nahm Jenny auf den Arm und Dean führte die beiden ins Wohnzimmer.
 

Kurz darauf saßen sie zu viert an dem viel zu kleinen Küchentisch, den sie ins Wohnzimmer getragen hatten und der mit ihrem Weihnachtsessen beladen war.

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Dann hauten sie ordentlich rein. Der Truthahn war natürlich zu groß für nur drei Esser, aber Dean hatte bereits angekündigt der Braten wäre so lecker, dass er sich mit dem restlichen Fleisch bis zum neuen Jahr seine Sandwichs belegen würde.
 

Den Rest des Tages wurde viel gelacht. Die drei Männer erfreuten sich an dem Anblick den Jenny ihnen bot während sie ihre Geschenke auspackte und wie an ihrem Geburtstag mehr Interesse an der Verpackung als an den eigentlichen Geschenken hatte. Während Sam in der Küche seine neue Kaffeemaschine einweihte, fragte Bobby Dean erzählte ihm von Sams Collegeplänen und das sie für Jenny einen Platz in der Kindertageseinrichtung an der Uni gefunden hätten. Bobby bot an die Angestellten dort auf Besessenheit zu prüfen, was Dean dankend annahm. Dann erzählte er Bobby von seiner Arbeit in der Werkstatt und gab ihm gegenüber schließlich zu, dass er sich manchmal ziemlich langweilte, da Neuwagen mit immer ähnlichen „Kinderkrankheiten“ zu reparieren nicht wirklich eine große Herausforderung für ihn war.

„Ist es dir schon mal in den Sinn gekommen wieder kleine Jobs hier in der Nähe anzunehmen, wenn Sam nachdem College eine Stelle gefunden hat?,“ fragte Bobby.

„Ich denke nicht, dass Sam das begrüßen würde, aber um ehrlich zu sein, darüber hab ich eigentlich noch nicht wirklich nachgedacht.“

„Worüber hast du nicht nachgedacht?,“ fragte Sam und reichte den beiden je eine Tasse Kaffee. Dann setzte er sich zwischen sie.

„Was wir Silvester machen wollen,“ sagte Dean hastig. Sam wirkte momentan so glücklich, dass er mit seinen gemischten Gefühlen bezüglich ihres normalen Lebens beunruhigen wollte. Vielleicht war das ganze nur Gewöhnungssache und er würde nach einiger Zeit anders darüber denken, schließlich hatte Sam ja vorgestern auch gesagt, dass er sich noch nicht wirklich eine Meinung gebildet hatte. Sam sah ihn skeptisch an, hakte aber nicht weiter nach. Er hoffte, dass sie in ihrer Beziehung mittlerweile soweit waren, dass Dean mit ihm reden würde, wenn er ein Problem hatte. Beide wussten in dem Moment noch nicht, dass ihre momentane Lebenssituation noch lange nicht die Endgültige Parkposition auf dem großen Rollfeld des Lebens darstellte. Es würde zwar noch einige Zeit vergehen, aber die Zukunft hatte noch einige Überraschungen für die Winchesters parat, die das Leben der kleinen Familie noch einmal komplett auf den Kopf stellen sollte.

„Wir haben keine Pläne für Silvester,“ sagte Sam zu Bobby.

„Wenn ihr naja, ähm…ein bisschen alleine sein wollt, dann könnte ich solange auf Jenny aufpassen,“ bot der bärtige Jäger an.

„Mal sehen,“ sagte Dean.
 

Bobby blieb noch bis die beiden Winchesters Jenny ins Bett brachten, dann verabschiedete er sich und ermahnte die beiden Männer nicht erst wieder von sich hören zu lassen wenn sie ein Problem hätten. Nachdem Bobby weg war brachten die zwei ihre Zeit noch mit aufräumen zu ehe auch sie ins Bett gingen. Als Dean nachdem Zähneputzen ins Schlafzimmer kam, lag Sam mit geschlossenen Augen im Bett. Dean legte sich neben ihn und schmiegte sich an ihn.

„Hey, schläfst du schon?,“ fragte Dean und knabberte an Sams Halsbeuge. Schnell wie ein Krokodil aus dem Wasser schoss um ein Gnu mit sich unter Wasser zu ziehen, hatte der Jüngere Dean gepackt und ihn auf den Rücken gedreht. Er küsste ihn stürmisch ehe er sagte:

„Nein, ich hab nur auf dich gewartet. Ich bin noch gar nicht richtig dazu gekommen mich bei dir für meine Weihnachtsgeschenke zu bedanken.“

„Du musst dich nicht bedanken,“ wank Dean ab.

„Doch, dass sollte ich.“ Sam zog Dean sein Schlafshirt aus und küsste sich seinen Oberkörper hinab bis zu Deans Penis, der von Sams Berührungen bereist mehr als angetan war.

„Denkst du ein kleiner Blowjob vor dem Schlafengehen würde ausreichen um meine Dankbarkeit auszudrücken?,“ fragte Sam mit leicht verruchter Stimme. Er hatte Deans Glied umfasste und bewegte langsam seine Hand auf und ab.

„Oh ja,“ stöhnte Dean.

„Frohe Weihnachten Dean,“ sagte Sam und war dann auch schon mit seinem Kopf abgetaucht, während er mit seinen Händen Deans „Glocken“ läutete.
 

The End

Sturmwarnung

Dean tigerte aufgewühlt im Wohnzimmer hin und her. Seit er in den Nachrichten im Radio gehört hatte, dass auf der Autobahn, die auch Sam würde nehmen müssen um zurück nach Truro zu kommen, auf Grund des heran nahenden Sturms ein Baum auf einen schwarzen Chevy gestürzt war, kam er fast um vor Sorge um seinen Sammy. Zu mal dieser auch nicht an sein Handy ging. Jenny sah zu ihm auf als wolle sie ihm mit ihrem warmen, niedlichem Kinderblick versichern, dass es ihrem Daddy gut ging, aber Dean hatte kein Auge für sie. Er rannte in den Flur als er das erlösende Geräusch eines Schlüssels hörte, der ins Schloss gesteckt wurde.
 

Baby you can drive my car And maybe I'll love you, endete der Beatles Song als Sam den Motor abstellte. Er grinste. In letzter Zeit ließ Dean ihn häufiger seinen Wagen fahren und er liebte ihn nicht nur vielleicht sondern ganz bestimmt, dessen war Sam sich sicher.

Als Sam gegen 18 Uhr endlich aus Chatham zurück kam und zur Tür herein trat schlossen sich fast sofort zwei starke Arme um ihn und zogen ihn in eine feste, innige Umarmung und ehe Sam es sichs versah, küsste ihn Dean zärtlich und streichelte ihm immer wieder über den Rücken. Dean schien ihn gar nicht mehr loslassen zu wollen. Ein klein wenig beunruhigte Sam dieses Verhalten.

„Hey, was ist denn mit dir los? Hast mich etwa so sehr vermisst?,“ fragte Sam ihn überrascht.

„Du warst verdammt lang weg,“ sagte Dean nur und drückte Sam noch enger an sich.

„Ja, es hat länger gedauert. Da draußen ist die Hölle los, seit vor ein paar Stunden die Sturmwarnung rausgegeben wurde. Ich stand über eine Stunde im Stau, weil der Wind einen Baum umgesenst hat. Der Baum ist auf die Fahrbahn gestürzt und hat ein Auto unter sich begraben,“ erklärte Sam ihm. Dean machte immer noch keine Anstalten Sam aus der Umarmung zu lassen und langsam dämmerte dem Jüngeren auch warum. Er lächelte und schmiegte sich an den Älteren. Er hatte Dean anrufen wollen, um ihm zu sagen, dass er im Stau stand und er sich keine Sorgen zu machen brauchte, weil er noch nicht zurück war. Aber er fand kein Netz. Sowie Sam Dean kannte, hatte dieser sicher auch versucht Sam anzurufen und weil er ihn nicht erreichen konnte, hatte sich der Ältere dann wahrscheinlich doch ziemliche Sorgen um ihn gemacht.

„Ich hab von dem umgestürzten Baum in den Nachrichten gehört und wollte dich anrufen um mich zu vergewissern, dass mit dir alles in Ordnung ist, aber du bist nicht ran gegangen,“ sagte Dean und sah Sam tief in die Augen.

„Bei dem Wetter sind sicher ein paar Telefonmasten ausgefallen,“ sagte Sam und kraulte Dean liebevoll im Nacken.

„Das habe ich mir dann auch gedacht, aber trotzdem...Ich…es hieß es wäre ein schwarzer Chevy und ich…“

„Ich weiß Dean.“ Sam schmiegte sich näher an ihn. Die beiden lächelten sich an.

„Und jetzt bist du zum Glück wieder hier bei mir, wo ich dich im Auge behalten kann,“ flüsterte Dean Sam in den Nacken und bedeckte dessen Hals mit kleinen Küssen.

„Ich hab dich vermisst,“ sagte Sam und zog Dean in einen langen, zärtlichen Kuss.

„Ich liebe dich Sammy.“

„Ich liebe dich auch Dean.“ Sam küsste Dean noch einmal auf die Wange ehe sie sich von einander lösten.

„Ich schätze mal Naturkatastrophen sind nicht so dein Ding,“ sagte der Jüngerer während er seine Tochter, die auf ihrer Spieldecke saß, mit einem kleinen Kuss auf die Stirn begrüßte. Dean hatte sich derweil aufs Sofa gesetzt.

„Sind Naturkatastrophen das Ding von irgendjemandem?,“ fragte Dean und zog mürrisch die Augenbraue hoch.

„Manche Leute fasziniert so was,“ meinte Sam und setzte sich zu Dean aufs Sofa.

„Mich jedenfalls fasziniert so was nicht,“ versicherte Dean ihm. Sam kuschelte sich an ihn.

„Ist es so schlimm wie fliegen?“

„Nein, eher wie Ratten.“ Dean legte seinen Arm um Sam.

„Kann es sein, dass du dir zum ersten Mal seit langer Zeit wegen etwas nicht übernatürlichem Sorgen um mich gemacht hast?,“ fragte Sam. Dean antwortete nicht sondern gab Sam einen leidenschaftlichen Kuss.

„Ich glaube an einer ähnlichen Stelle waren wir stehen geblieben ehe du heute Mittag los musstest,“ sagte Dean als er den Kuss kurz unterbrach.

„Ich finde wir sollten ruhig weiter machen,“ sagte Sam verführerisch, ließ sich nach hinten fallen und zog Dean zu sich herab um ihn voller Verlangen zu küssen. Einige Minuten später wurden sie durch ein vehementes Klopfen gegen die Hintertür je unterbrochen. Dem Klopfen folgte ein aufgeregtes Bellen. Dean seufzte.

„Das wird Ross sein. Er hat mir vorhin angeboten mir dabei zu helfen das Haus sturmsicher zu machen,“ sagte der Ältere.

„Und er hat diesen unsäglichen Hund dabei,“ sagte Sam genervt.

„Ja, der kleine Kerl entwickelt richtige Stalkerqualitäten.“

„Dich scheint das ja mal wieder sehr zu amüsieren,“ meckerte Sam. Dean stand auf und zog Sam ebenfalls auf die Füße. Der Ältere grinste.

„Ach komm schon. Ihr zwei seid so ein süßes Paar. Es wäre interessant zu sehen was er und deine Wade für hübsche Kinder hätten.“

„Wenn du nicht aufpasst, dann verlass ich dich vielleicht für ihn,“ sagte Sam und warf Dean einen vernichtenden Blick zu. Aber alleine die Vorstellung, dass Sam dem Hund endlich seinen sehnlichsten Wunsch erfüllt und ihm gegenüber Interesse zeigte, brachten den älteren Winchester zum lachen.

„Ich werde dann mal mit Ross das Haus sturmsicher machen.“

„Ja, geh du raus und schwing den Hammer. Darin bist du eh besser als ich.“

„Aber das haben wir doch noch gar nicht ausprobiert. Vielleicht ist dein Hammer gar nicht so schlecht. Groß ist er jedenfalls,“ sagte Dean, sah auf Sams Schritt und kniff ihm in den Hintern.

„Wie schaffst du es nur in so gut wie alles was ich sage etwas sexuell anzügliches rein zu interpretieren?,“ fragte Sam ihn.

„Frag dich lieber warum du denkst, dass ich das als sexuelle Anspielung verstanden hab.“ Dean küsste Sam auf die Wange und ging dann mit einem breiten Grinsen in die Küche, um Ross daran zu hindern noch weiter anzuklopfen.

„Lass aber ja den Hund nicht rein,“ rief Sam dem Älteren hinterher. Der Jüngere schüttelte mit dem Kopf. Dean war einfach manchmal zu schlagfertig für ihn, aber irgendwie gefiel Sam das.
 

Dean öffnete die Hintertür und achtete tunlichst darauf, dass Tristan sich nicht an ihm vorbei ins Haus stahl.

„Tut mir leid Kleiner, aber Sam hat Kopfschmerzen. Du kennst die Frauen ja,“ sagte Dean zu dem Zwergpinscher. Ross lachte.

„Lass uns anfangen, dann werden wir vielleicht fertig bevor es anfängt zu regnen,“ sagte der ältere Mann zu Dean.

„Für ne Sturmwarnung ist es hier aber noch ziemlich ruhig,“ meinte Dean.

„Das ist die berühmte Ruhe vor dem Sturm. Du glaubst nicht wie blitzschnell das Wetter hier umschlagen kann. Und der Sturm wird definitiv kommen. In den Nachrichten haben sie gesagt, dass weiter südlich schon einige Bäume umgestürzt sind.“

„Ja, das habe ich auch gehört.“

„Also los jetzt. Ich halt die Leiter.“ Und so machten sich die beiden ans Werk.
 

Im Haus spielte Sam derweil mit seiner Tochter.

„Din?,“ sagte sie und sah ihren Vater fragend an.

„Dean kommt gleich wieder,“ sagte Sam zu Jenny.

„Pa, da?,“ sprach sie nun ihren Dad an. Sam freute sich immer wenn er diese Silbe von ihr hörte. Es war zwar noch nicht das lang ersehnte Da-Da aber immer noch besser als Mam-Sa oder Sa-Sa. Erstmals hatte sie es vor ein paar Tagen gesagt, als er sie ins Bett gebracht hatte.

„Ja, ich bin hier.“ Die Kleine reichte ihrem Vater ein Bilderbuch. Ihr Lieblings Bilderbuch, das sich Sam und Dean täglich mindestens dreimal mit ihr ansehen mussten.

„Schon wieder?,“ fragte Sam mit gequältem Gesichtsausdruck. Jenny warf ihm ihren unglaublichen Welpenblick zu, der bei Sam zwar nicht so wirkungsvoll war wie bei Dean, sie aber meistens doch ans Ziel führte.

„Na gut, aber dafür will ich einen Kuss,“ sagte Sam, gab ihr einen Kuss auf die Wange und kitzelte sie ein bisschen. Jenny giggelte fröhlich. Sam liebte es seine Tochter lächeln und lachen zu sehen. Besonders schön war es, wenn auch noch Dean dabei war. Seine kleine Familie machte Sam unglaublich glücklich. Momentan lief es geradezu perfekt, wenn man davon absah, dass John immer noch auf seinem einsamen Kreuzzug unterwegs war und Dean und er sich immer noch mit übernatürlichem Gesocks herumplagen mussten, aber das war etwas, dass leider irgendwie zu ihrem Leben gehörte und das sie einfach nicht abschütteln konnten, selbst wenn sie wollten. Der Gedanke, dass Leute starben, die sie vielleicht würden retten können, verhinderten, dass sie sich einfach in ihre selbst errichtete kleine Welt flüchteten und vor dem Übernatürlichen die Augen verschlossen. So verrückt sein Leben dadurch auch war, Sam war zum ersten Mal mit sich und seinem Schicksal im reinen. Solange er Jenny und Dean hatte war er glücklich.
 

Es gab da allerdings eine Sache, die Sam seine momentane Glücksphase noch zusätzlich versüßen und das ganze noch abrunden würde und das war Sex mit Dean. Er war soweit, Dean sowieso. Alles was noch fehlte war der perfekte Moment (okay, möglicherweise hatte Dean doch recht und er war das Mädchen in ihrer Beziehung) und da spielte ihm das drohende Unwetter hilfreich in die Karten. Sam war sich ziemlich sicher, dass das was auch immer für die Erkrankung dieser Kinder verantwortlich war, bei einem Sturm ebenfalls zu einer Zwangspause verdonnert war und ihr neuer Job somit wohl fürs erste auf Eis lag. Die beiden hatten also alle Zeit der Welt für sich und wenn Jenny weiterhin brav die Nächte durchschlief stand ihnen absolut nichts mehr im Weg. Er sah zu seiner Tochter herüber. Sie kniff konzentriert die Augen zusammen. Sam wusste was das bedeutete. Gleich durfte er wieder die Windeln wechseln. Es klopfte an der Tür. Sam küsste Jenny aufs Haar und ging dann in die Küche um zu öffnen. Es war Carrie, zum Glück hatte sie ihren Hund nicht dabei.

„Du kannst die Tür ruhig weit aufmachen. Tristan ist im Haus bei meiner Grandma, du brauchst also keine Angst vor sexueller Belästigung zu haben,“ sagte sie.

„Sehr witzig, aber komm doch rein,“ sagte Sam. Er hatte sich tatsächlich langsam mit ihr angefreundet.

„Danke, aber ich muss gleich wieder rüber zu meiner Grandma. Konserven sortieren, Batterien in den Taschenlampen überprüfen usw.. Sie wird immer ganz hibbelig vor Hurricanes. Letztes Jahr war es genau so.“

„Hurricane?“

„Ja, im Wetterbericht haben sie eben gesagt, der Sturm könnte Hurricanestärke erreichen. Weshalb ich überhaupt gekommen bin, meine Grandma hat mich gebeten euch ein paar Kerzen und Taschenlampen zu bringen, für den Fall, dass es zu einem Stromausfall kommt. Grandma meint oben in einem der Schlafzimmerschränke müsste ein Karton mit Kerzenständern stehen,“ sagte Carrie und reichte ihm einen Beutel.

„Sag deiner Grandma vielen Dank. Warte einen Augenblick.“ Sam trat in die Küche und nahm die Kuchenplatte.

„Hier, die kannst du ihr wieder bringen. Dean hat den Kuchen verschlungen wie nichts.“ Sam gab Carrie die Kuchenplatte.

„Okay, werde ich ihr ausrichten. Macht’s gut und grüß Dean von mir. Wenn er mit Werkzeug hantiert sieht er übrigens extrem heiß aus.“ Sie zwinkerte ihm vielsagend zu und ging dann wieder rüber. So war es nun mal. Während Sam versuchte dem paarungswilligen Zwergpinscher aus dem Weg zugehen, flirtete dessen Frauchen entweder mit Dean oder starrte diesem auf den Hintern. Was für eine frühreife 16 jährige und weil Dean wusste, dass es Sam ein bisschen ärgerte und es Carrie nicht ernst war, ging er auf diese Flirts auch gerne mal ein. Zum Glück hatte Carrie die Angewohnheit wie aus dem nichts aufzutauchen wenn Dean und er sich küssten oder auch mehr taten, abgelegt. Es war etwas, was auch Dean zusehnst genervt hatte. Aber eigentlich war das irgendwie seine und Deans Schuld, weil sie tagsüber die Hintertür nicht abschlossen wenn sie da waren und wenn sie sich so richtig küssten, waren sie meist so abgelenkt, dass es tatsächlich möglich war, dass sie ein Klopfen von Carrie überhören könnten. Jedenfalls behauptete sie jedes Mal steif und fest, dass sie angeklopft hätte bevor sie rein kam. Die Hintertür abzuschließen, hatte genau den Effekt, den Sam befürchtet hatte. Carrie hatte sich irgendwie in den Kopf gesetzt die beiden älteren Männer als gute Freunde zu gewinnen und hatte geklingelt bis ihr schließlich von Dean aufgemacht wurde, dessen T-Shirt auf halb acht hing und der sie ansah als würde er sie am liebsten erwürgen. Deans Todesblick hatte Carrie dann wohl davon überzeugt den beiden ihre Privatsphäre zu lassen. Auch Carries Großmutter hatte ein Auge auf sie beide geworfen. Sie versuchte ständig Dean mit Kuchen zu verführen und Sam kniff sie gerne mal in den Hintern, wenn Ross nicht hin sah und wenn Dean es mitbekam zog er Sam auch noch damit auf.
 

Sam seufzte und ging dann wieder ins Wohnzimmer. Jenny saß noch immer auf ihrer Spieldecke. Sie grinste und hielt Sam das Bilderbuch hin, das sie sich eigentlich hatten ansehen wollen.

„Gleich Kleines, aber ich denke wir verpassen dir erstmal ne neue Windel, bevor du anfängst noch mehr zu müffeln.“ Er nahm sie auf den Arm, aber Jenny ließ das Buch nicht los.

„Okay, dann nehmen wir dein Buch eben mit nach oben.“ Er küsste sie auf die Wange und ging dann die Treppe hoch.

„Was meinst du wie ich mich schon darauf freue wenn du endlich alleine aufs Klo gehen kannst,“ sagte Sam. Als er die Tür zu Jennys Zimmer öffnete grinste er, als er Deans Kopf am Fenster sah. Sam ging zum Fenster und öffnete es als er Dean ebenfalls grinsen sah.

„Kommt ihr gut voran?,“ fragte er den Älteren.

„Oben sind wir gleich fertig. Es fehlt nur noch dieses Fenster.“ Sam musterte Dean, der die Leiter nun noch etwas höher gestiegen war um die Scharniere der Fensterläden zu überprüfen, die die Scheiben vor Sturmschäden schützen sollten. Er hatte einen Schraubenzieher in der Hand um die Schrauben an den Scharnieren noch einmal ordentlich fest zu ziehen. Carrie hatte Recht. Dean sah mit Werkzeug in der Hand verdammt sexy aus. Sam konnte der Versuchung nicht widerstehen ihn zu küssen, da er aber nicht wollte, dass Dean die Leiter runter fiel wartete er brav bis er mit der Kontrolle der Scharniere fertig war und ihm das Gesicht wieder zuwandte. Sam lächelte Dean an.

„Was?,“ fragte der Ältere etwas verwirrt. Der Jüngere legte seine freie Hand an Deans Wange, mit der anderen hielt er Jenny, beugte sich nach vorne und küsste Dean so hingebungsvoll, dass der Ältere ein klein wenig Mühe hatte sich auf der Leiter zu halten.

„Ich muss dir ja wirklich gefehlt haben,“ sagte Dean leicht außer Atem nachdem Sam den Kuss gelöst hatte. Sam lächelte nur glücklich. Jenny streckte Dean ihr Bilderbuch entgegen.

„Sorry, Süße aber ich habe gerade keine Zeit dafür, aber dein Daddy sieht es sich gleich mit dir an,“ sagte Dean und streichelte der Kleinen über den Kopf.

„Was treibt ihr denn da? Spielt ihr die Balkonszene aus Romeo und Julia nach? Sieh zu, dass du Fertig wirst. Bei meinem Haus ist auch noch einiges zu tun,“ kam es von unten von Ross.

„Ich komme ja. Sam, ich sage dir, wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich schwören, dass Ross mit Bobby verwandt ist.“

„Vielleicht sind sie Brüder im Geiste.“ Sam gab Dean einen kurzen, flüchtigen Kuss ehe der die Leiter runter stieg.
 

Als Dean etwas später wieder ins Haus kam, war Sam bereits mit den Vorbereitungen fürs Abendessen beschäftigt. Jenny saß auf dem gefliesten Boden und spielte mit ihrem Ball. Der Ältere wusch sich die Hände und beobachtete Sam beim Gemüseschneiden. Irgendwie schaffte es Sam sogar dabei unglaublich sexy auszusehen. Dean dachte kurz über Sam nach. Der Jüngere schmiss den Haushalt wie eine perfekte kleine Hausfrau (wenn er das gegenüber Sam so äußern würde, würde der Jüngere ihn garantiert eine verpassen) und nebenbei jagte er auch noch Geister- und Dämonenjäger und war ein wunderbarer Vater für Jenny, wie Dean fand. Ab und zu fand Sam sogar noch die Zeit sich mit Dean zu „Beschäftigen“. Das musste Sam erst mal jemand nachmachen. Okay, ja sie waren mittlerweile vielleicht die nicht jugendfreie Variante der Cosbys, aber Dean war verdammt noch mal zum ersten Mal in seinem Leben wirklich richtig glücklich und zufrieden.

„Was hat eigentlich dein treffen mit dem Kinderarzt gebracht?,“ fragte er Sam während er sich in der Küche nach einem Handtuch umsah. Als er sich Sam zu wand hielt dieser ihm bereits das Gesuchte hin.

„Danke,“ murmelte Dean.

„Ich habe nichts wirklich Hilfreiches erfahren. Der Arzt mit dem ich gesprochen habe…“

„Der Pädiater,“ sagte Dean stolz, dass er sich den Fachausdruck für Kinderarzt gemerkt hatte. Sam lächelte.

„Ja. Der Kinderarzt kann sich nicht erklären wieso so viele Kinder auf ein Mal erkrankt sind. Sie können einfach keine Krankheit diagnostizieren. Aber alle Kinder haben die gleichen Symptome. Hohes Fieber und Alpträume. Wegen dem Fieber halten sie es jedoch für eine Infektionskrankheit.“

„Hast du mit den Eltern gesprochen?,“ fragte Dean.

„Die Eltern haben Angst um ihre Kinder. Ich habe nicht viel aus ihnen herausbekommen. Manche Eltern kannten sich und das einzige, was mir aufgefallen ist, dass alle Kinder in der Nähe des Spielplatzes im Stadtpark waren, bevor sie erkrankten.“

„Dann werden wir uns dort mal umsehen, wenn das Wetter wieder besser ist,“ sagte Dean und umarmte Sam von hinten. Er legte seinen Kopf auf die Schulter des Größeren.

„Was gibt’s eigentlich zu Essen?,“ fragte Dean und sah zu dem bereits geschnittenen Gemüsehaufen neben dem Herd.

„Da ein Hurricane herannaht, dachte ich versuche mal so ne Art Eintopf.“

„Dank deiner Kochkünste ist mein Cholesterinspiegel nach all den Jahren Fast Food langsam wieder dabei einen normalen Pegel einzunehmen, glaube ich,“ sagte Dean und küsste Sams Nacken. Auf diese Berührung hin stellten sich die kleinen Härchen rund um die geküsste Stelle in Sams Nacken auf. Er lächelte.

„Ist das wieder ein Versuch von dir vom Dessert zu naschen ehe das Hauptgericht serviert wird?,“ fragte er Dean. Der Ältere lachte.

„Eigentlich will ich an die Vorspeise ran.“ Er drehte Sam zu sich um und küsste ihn innig.

„Mmhh,“ gab der Jüngere einen genießerischen Laut von sich. Langsam schob Dean seine Hand unter Sams Shirt und fing an die warme, weiche Haut zu streicheln. Der Jüngere schlang bereitwillig die Arme um sein kleineres Gegenüber. Nach und nach wurden die Küsse immer leidenschaftlicher. Plötzlich löste sich Sam von Dean.

„Das.., das Essen,“ stammelte Sam ein klein wenig außer Atem.

„Häh?“ Dean sah ihn mit leicht verklärtem Blick an.

„Ich sollte jetzt das Essen machen. Jenny hat sicher auch schon Hunger,“ sagte Sam und lächelte beim Anblick von Deans Gesicht.

„Das kann doch warten,“ meinte der Ältere und küsste Sam abermals. ~Wow, `das Essen kann warten´, so was hört man nicht oft von Dean~ dachte Sam. Mit ein klein wenig mehr Nachdruck schob er den Kleineren ein Stück weit von sich.

„Dean, je schneller wir mit dem Essen fertig sind, desto schneller können wir zum Nachtisch kommen.“ Er warf Dean einen vielsagenden und verführerischen Blick zu. Dean grinste.

„Okay, kann ich was tun, um die Sache zu beschleunigen?“

„Du könntest dich um das zweite Mitglied deines Fan Clubs kümmern. Ich glaube Jenny fühlt sich wenig vernachlässigt, weil du sie vorhin wegen ihrem Bilderbuch vertröstet hast.“

„Klar, ich kann mich an Marienkäfern nie satt sehen,“ sagte Dean. Er stoppt den kleinen Ball der auf ihn zu rollte mit dem Fuß und hob ihn auf. Dann nahm er Jenny auf den Arm.

„Wir sind dann im Wohnzimmer.“
 

„Und das soll essbar sein?,“ fragte Dean und betrachtete das fragwürdige Gemisch aus Gemüsematsch und Stückchen, die darin herum schwammen, auf seinem Teller vor sich.

„Hör auf dich zu beschweren oder du kochst dir dein Essen morgen selbst,“ sagte Sam und boxte Dean gegen den Oberarm.

„Alter, du hast echt nachgelassen,“ kommentierte Dean den Schlag gegen seinen Arm. Jenny giggelte und sah die beiden an.

„Ich glaube bevor ich probiere, lasse ich mal den Vorkoster ran,“ sagte der Ältere und schob Sams Tochter einen Löffel des „Eintopfs“ in den Mund. Misstrauisch beobachtete er ihre Reaktion, während Sam ihn böse ansah.

„Hm, es scheint jeden Falls nicht giftig zu sein,“ verkündete Dean sein Urteil.

„Iss jetzt oder du kannst dein Dessert für heute vergessen.“

Der Ältere schluckte schwer. Der Ton, den Sam anschlug gefiel ihm gar nicht.

„Sammy, es ist unmenschlich jemanden mit Liebesentzug zu bestrafen.“

„Hey, das liegt ganz bei dir. Also entweder, du probierst das jetzt und dann gibt’s was süßes,“ Sam hauchte Dean einen Kuss auf die Lippen, „oder du verzichtest, bleibst ohne Abendessen und schläfst heute Nacht alleine auf der Couch.“

„Wenn du mich so nett darum bittest.“ Dean fing an zu essen. Der Jüngere blickte ihn zufrieden an und aß dann ebenfalls, während er parallel Jenny fütterte.
 

„Und, war es so schlimm?,“ fragte er Dean, als sie mit dem Essen fertig waren.

„Es war okay, aber nichts im Vergleich zu deinem Parmesanhühnchen mit diesen knusprigen Kartoffelecken,“ schwärmte der Ältere.

„Dafür hatte ich ein Rezept aus einer von Augustas Hausfrauenzeitschriften. Dieser Gemüseeintopf ist hingegen auf meinem eigenen Mist gewachsen und war völlig improvisiert.“ Sie standen an der Küchenzeile.

„Eigentlich gefällt es mir wenn du improvisierst,“ raunte Dean Sam verführerisch in den Nacken. Der Jüngere gab einen wohligen Laut von sich.

„Was machen wir mit dem Rest?“

„Wenn du es pürierst und noch ein paar Gewürze dran machst, wird daraus vielleicht ein Dipp für meine Chips.“

„Dann lass ich es noch stehen.“

„Hey, jetzt wo wir gegessen haben, können wir dann…“ Dean knabberte forsch an Sams Ohrläppchen.

„Oh, ich denke der Abwasch kann auch bis morgen warten.“ Sam küsste Dean zärtlich.

„Aber zuerst sollten wir die Minderjährigen Anwesenden ins Bett bringen,“ fügte der Jüngere hinzu und sah zu Jenny herüber.

„Das übernimmst du. In dem heutigen Kapitel in dem Winnie Pooh Buch kommt dieses Schwein vor, dass kannst du besser rüber bringen als ich.“

„Ja, du bist eher der Tigger Typ,“ meinte Sam und grinste.

„Vielleicht sollten wir ihr mal ein neues Buch kaufen,“ schlug Dean vor. Das Märchenbuch hatten sie bereits wieder in die Bücherei zurück gebracht.

„Gute Idee. Also, ich bringe sie ins Bett, aber dafür bringst du den Müll raus.“ Er küsste den Älteren und nahm seine Tochter auf den Arm.

„Okay, vielleicht sollte ich die Mülltonne auch irgendwie sichern.“

„Tu das.“ Sam reichte Dean die Mülltüte.
 

Als Dean raus trat war es um einiges windiger als noch eine Stunde zuvor. Der Sturm würde wohl in dieser Nacht über Cape Cod hinweg fegen. Der ältere Winchester verfrachtete den Müllbeutel in die Tonne und schob diese dann in die Garage, damit sie bei stärkerem Wind nicht weg fliegen konnte. Er machte dann noch eine kleine Runde um sein Baby und versicherte sich, dass Sam pfleglich mit ihr umgegangen war. Aber er fand keinen Kratzer also strich er zärtlich über den Kotflügel und wünschte dem Impala eine gute Nacht. Als er aus der Garage kam, hatte es angefangen zu regnen. Er wollte gerade zurück ins Haus gehen, als er Carrie auf der Bank vor dem Haus ihrer Großeltern sitzen sah. Dean war eigentlich nicht der Typ Mensch, der sich ungefragt in die privaten Probleme anderer Leute einmischte, aber das Mädchen war ihm irgendwie sympathisch und sie sah im Moment ziemlich traurig aus. Es regnete und sie saß nur da. Er seufzte. Eigentlich wollte er schnell wieder zu Sam, aber Carrie sah aus, als könnte sie jemanden zum Reden gebrauchen. Er war dafür zwar nicht gerade der geeignete Kandidat, aber jetzt wo er sie gesehen hatte, konnte er sie nicht einfach so im Regen sitzen lassen. Die Bank war zwar überdacht, aber bei dem Wind spielte das keine Rolle. Die Tropfen kamen mehr oder weniger aus allen Richtungen. Er ging also zu ihr. Er war noch ein paar Schritte von ihr entfernt, als sie den Kopf hob und ihn an sah. Da er nicht wusste, was er sagen sollte blickte er einfach nur zurück. Da sie aber auch nichts sagte ergriff er schließlich das Wort.

„Stimmt was nicht?“

„Du bist immer noch schwul und vergeudest deinen Hintern an Sam,“ scherzte sie. Dean grinste. Er wusste warum sie ihm so sympathisch war. Sie hatte genau wie er immer einen flotten Spruch auf den Lippen.

„Aber deswegen sitzt du nicht hier draußen im Regen. Du weißt doch, dass das mit uns eh nicht klappen würde.“ Damit brachte er sie zum lachen.

„Nein, deswegen sitz ich nicht hier. Grandma und Grandpa gucken Glücksrad und ich brauchte ein bisschen Ruhe zum Nachdenken.“

„Sammy grübelt auch ständig. Scheint so ein Mädchen Ding zu sein,“ sagte er mit einem breiten Schmunzeln auf den Lippen.

„Wurde Sam auch mal von seinem Vater abgeschoben um bei seiner Mutter und dessen neuem raffgierigen Freund von Anwalt zu leben, nur weil sein Vater der Meinung war er könnte ihm nichts bieten, weil er pleite ist?“

„Verstehe, aber du willst nicht zu deiner Mum.“

„Unter keinen Umständen. Ich hasse diese Frau für das, was sie meinem Dad angetan hat. Sie hat ihn geheiratet, weil er auf einem aufstrebendem Ast in der Computerbranche war und anfing richtig viel Geld zu verdienen. Dann hat die Firma für die er gearbeitet hat pleite gemacht und meine Mutter diese Schlampe hat ihn erst betrogen und dann schließlich verlassen um ihn dann noch bis aufs letzte Hemd auszunehmen zusammen mit diesem geldgeilen Anwalt.“

„Okay, da kann ich jetzt nicht wirklich mit reden,“ sagte Dean, dem kurzzeitig die Kinnlade runter geklappt war.

„Gut so, ich hatte schon befürchtete von dir käme der gleiche Spruch wie von meinen Großeltern, nämlich dass es das Beste für mich wäre ein wenig bei meiner Mum zu wohnen, bis Dad sich neu organisiert hat.“

„Klingt ganz vernünftig. Andererseits bist du 16 und nicht 6. Du könntest deinem Dad sicher bei seinem Neuanfang helfen.“

„Das habe ich ihm auch gesagt.“

„Dann musst du einen Weg finden ihm das klar zu machen. Weißt du, Eltern wollen nur das Beste für ihre Kinder, aber deswegen sind ihrer Entscheidungen nicht immer richtig.“

„Und was soll ich bitte sagen?“

„Sag ihm, dass das mit dir und deiner Mutter nie gut gehen wird und du bei ihm wohnen willst. Dass du weißt, dass es vielleicht nicht leicht wird während er sich eine neue Existenz aufbaut, aber ihr das irgendwie hinbekommt, weil ihr eine Familie seid.“

„Wow, danke Dean. Das hat mir jetzt sicher eine Sitzung bei dem Psychiater erspart, zu dem meine Mutter mich schicken wollte um mit dem ganzen Scheidungsstress besser klar zu kommen,“ sagte Carrie mit einem dankbaren Lächeln auf den Lippen. Dean setzte nun sein „Ich bin unglaublich“ Lächeln auf und sagte:

„Keine Ursache.“

„Ich sollte jetzt langsam rein gehen. Es wird mir langsam zu nass hier draußen.“ Dean, der die ganze Zeit vor ihr gestanden hatte, merkte nun auch wie sein Shirt langsam durchweichte und die Feuchte des Regens von seiner Jeans besitz ergriff. Carrie stand auf.

„Gute Nacht Dean.“

„Grüß deine Grandma und dank ihr noch mal von mir für den Kuchen.“

„Mach ich.“ Sie ging ins Haus. Mit dem Gefühl die Gute Tat des Tages erledigt zu haben (Sams Einfluss auf ihn war mittlerweile enorm) ging er ebenfalls durch den immer stärker werdenden Regen zurück ins Haus.

Schluss mit der Anantomie Vorlesung

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Vom Schmusekater bis zur Wildkatze

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Aber auf dem Sofa ...?

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Phantasien

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Küsse und andere Zärtlichkeiten

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Ärger im Paradies

Verwendeter Song:

Queen - I’m In Love With My Car
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Nach dem Mittagsimbiss (Sam hatte Dean alle Utensilien für sein Sandwich rausgeholt, aber machen musste er es sich selber, schließlich war Sam nicht seine Mutter) hatte Sam Jenny für ihr Mittagsschläfchen hingelegt während Dean Carrie rüber gebeten hatte. Als das Mädchen da war, fuhren die beiden Männer los. Der Verkehr war aufgrund der Aufräumarbeiten auf den Straßen noch sehr stockend und schließlich kamen sie in einen kleinen Stau. so dass Dean neben seiner Lieblingsmusik noch zusätzliche Dinge brauchte um sich von der Langeweile abzulenken. Seine Hand war zu Sams Oberschenkel geglitten, den er nun immer weiter hinauf streichelte. Langsam tuckerten sie weiter und kamen der zweiten freien Spur immer näher von wo an es wieder zügiger voranzugehen schien. Als sie an besagte Stelle kamen und wieder Fahrt aufnahmen, hatte Deans Hand Sams Schritt erreicht und rieb über Sams ganz und gar nicht abgeneigte Männlichkeit.

„Komm hör auf Dean,“ sagte Sam. Das jetzt hier im Wagen zu tun während sie an die 100 Sachen drauf hatten war ihm doch etwas zu gefährlich.

„Was denn Sammy? Deine Hose scheint dir ein wenig eng zu werden, aber ich kann dir helfen. Wo ist dein Problem?“

„Du weißt doch, dass ich einen ausgesprochen großen Gerechtigkeitssinn habe…“

„Und was willst du mir damit sagen?“

„Naja wenn du dich so gut um mich kümmerst, glaube ich nicht, dass ich widerstehen kann mich für den Gefallen bei dir zu bedanken und wie lange du dann dein Baby auf der Straße halten kannst weiß ich nicht, aber ich will nicht im Graben und an einem Baum landen, also wird es das Beste sein wir lassen das ganze.“

„Wow, dass war die netteste Abfuhr, die ich je bekommen habe,“ sagte Dean und zog seine Hand weg. Sams Logik war manchmal knallhart. Sam nahm Deans Hand in seine und strich ihm mit dem Daumen sanft über den Handrücken.

„Es ist nicht direkt eine Abfuhr. Sieh es lieber als eine Bitte um Aufschub. Lass uns warten bis wir wieder zurück sind.“

„Okay, da haben wir auch mehr Platz um uns richtig auszutoben.“ Dean grinste schelmisch. Er schaltete das Radio ein.

„Das ist doch mal ein Song für uns Baby,“ sagte Dean und tätschelte das Armaturenbrett.
 

Im in love with my car

Gotta feel for my automobile

Get a grip on my boy racer rollbar

Such a thrill when your radials squeal
 

“Oh man!,” kommentierte Sam. Ein Song über die Liebe zu einem Auto, das war natürlich nach Deans Geschmack. Der Ältere fing jetzt auch noch an mitzusingen.
 

When Im holdin your wheel

All I hear is your gear

When Im cruisin in overdrive

Dont have to listen to no run of the mill talk jive
 

“Manchmal frag ich mich echt wen du mehr liebst. Mich oder den Impala.“

„Hm, am liebsten wäre mir ja, du auf dem Impala – nackt rekelnd auf der Motorhaube.“

„Du meinst wie die Frauen in diesen „Autozeitschriften“ die du manchmal „liest“.“

„Hey, da sind interessante Artikel drin.“

„Ja klar, da bin ich mir sicher.“

„Sammy, dein nackter Luxuskörper auf meiner schwarzen Schönheit, ich kann mir nichts vorstellen was heißer aussehen würde,“ sagte Dean schwärmerisch und Sam wurde leicht rosa um die Nase.
 

Im in love with my car

Gotta feel for my automobile

Im in love with my car

String back gloves in my automolove
 

Das Lied endete, aber Deans Gedanken kreisten immer noch um seine kleine Phantasie. Sam wusste das, denn das dreckige Grinsen wollte einfach nicht mehr aus Deans Gesicht verschwinden. Der Jüngere beschloss das eben gesagte als Frage zu verstehen und gab Dean dann eine Antwort.

„Ich wüsste was heißer aussieht. Du nachdem du an einem heißen Tag an deinem Baby rumgeschraubt hast und dann leicht Ölverschmiert und verschwitzt einen großen Schluck Bier aus der mit Kondenswasser beschlagenen Flasche nimmst und wie du dir dann genüsslich über deine Lippen leckst. Das ist das heißeste was ich mir vorstellen kann.“

„Wow, wenn wir das beide zusammen schmeißen kommt da ein ziemlich geiler Porno bei raus,“ sagte Dean.

„Hast du das schon mal gemacht?,“ fragte Sam neugierig.

„Was?“

„Deine Partnerin und dich beim Sex aufgenommen.“

„Nein, und ich glaub nicht, dass das was ist, was man macht wenn man mit jemandem nur einen One night Stand hat. Und du?“

„Nein.“

„Hm, würdest du so was denn machen wollen?“ Dean freute sich, dass Sam langsam offener wurde und mehr über so was mit ihm sprach. Sam sah ihm mit einem scheuen Blick an.

„Ich…weiß nicht…vielleicht. Wärst du denn abgeneigt?“

„Nein. Sollen wir es mal ausprobieren?“

„Ich…ähm…ich…denke wir sollten das Thema wechseln.“ Sam war jetzt nicht mehr rosa sondern wieder rot. Dean lächelte. Für heute würde er seinen Kleinen in Ruhe lassen. Er drückte eine seiner Kassetten rein und sang bei manchen Liedern mit. Sam ging die Liste mit den Namen der Leute durch deren Häuser sie nach Spuren von der Shtriga absuchen wollten. So brachten sie den Rest der Strecke in einvernehmlichem Schweigen hinter sich.
 

„Hey, wie wollen wir vorgehen?,“ fragte Dean den Jüngeren als sie vor dem ersten Haus angekommen waren.

„Ich dachte wir machen es wie bei Dr. House.“

„Häh?“

„Naja, wir sagen wir sind vom Krankenhaus und suchen im Haus nach Toxinen oder Infektionsquellen, die für die Krankheit der Kinder verantwortlich sein könnten.“

„Verstehe, dass heißt mein ganzes Schauspielerisches Können ist mal wieder gefragt.“

„Dann lass uns mal anfangen,“ sagte Sam und grinste leicht als er ausstieg.
 

„Ich weiß es nicht Mum.“ Eine total gestresste Frau öffnete den beiden die Tür. Sie hob die Hand und bat die beiden kurz zu warten. Sie telefonierte gerade mit ihrer Mutter.

„Was? Natürlich haben wir ihm genug Obst und Gemüse gegeben. Der Grund für seine Krankheit ist ganz sicher nicht zu wenig Vitamin C. Hör zu Mum, Es ist gerade jemand an der Tür. Ich muss Schluss machen.“ Genervt klappte sie ihr Handy zu.

„Was kann ich für sie tun?,“ fragte sie dann und sah sie an.

„Hey, ich hab sie doch schon Mal gesehen. Sie sind doch dieser Medizinstudent aus dem Krankenhaus. Gibt es was Neues von Eric und den anderen Kindern?“

„Nein Mrs. Kripke. Leider nicht. Aber mein Kommilitone und ich sind hier um uns in ihrem Haus umzusehen.“

„Sie meinen etwas in unserem Haus hat ihn krank gemacht?“

„Es wäre möglich. Wir können im Moment nichts ausschließen. Es wird auch nicht lange dauern. Dürfen wir reinkommen?“

„Ja klar. Mein Mann muss arbeiten und ich wollte gleich wieder ins Krankenhaus. Ich muss nur noch Katie zum Fußballtraining fahren.“ In dem Moment kam eine quirlige, hübsche. Blonde 10 jährige die Treppe runter.

„Können wir los Mum?“

„Ja Schatz. Gleich.“

„Wer sind die beiden?“

„Medizinstudenten. Sie sind wegen Eric hier.“

„Er ist doch nicht…“

„Nein Schatz. Er ist nicht tot.“ Sie nahm ihre Tochter in den Arm.

„Ich hab ganz vergessen sie nach ihrem Namen zu fragen.“

„Oh, ich bin Ron McGovney und das ist Jason Newsted,“ stellte Dean sie beide vor. Er hatte die ganze Zeit über nur da gestanden und nichts gesagt, was ihm langsam zu blöd wurde.

„Mum, wir müssen los, sonst komm ich zu spät zum Training.“

„Sollen wir später wieder kommen?,“ fragte Sam die Frau.

„Wie lange brauchen sie?“

„Wirklich nicht lange. Sehen sie, mit dem Ding können wir ihr Haus nach Toxinen absuchen,“ sagte Dean und holte das EMF-Gerät raus.

„Wir gehen nur mal kurz in jedes Zimmer. In fünf Minuten können wir wieder draußen sein,“ sagte Sam.

„Okay. Bitte beeilen sie sich.“ Sam und Dean gingen nach oben.

„Also unten an der Tür haben ich keinen verrotteten Handabdruck gesehen,“ sagte Dean.

„Dann lass uns schnell die Kinderzimmer checken.“ Aber auch an den Fenstern der Kinderzimmer war Fehlanzeige, so dass sie schnell wieder unten waren und alibimäßig auch noch Wohnzimmer und Küche untersuchten.

„Und haben sie etwas gefunden?“

„Nein. Ihr Haus ist absolut Toxin frei,“ sagte Dean und steuerte bereits auf die Haustür zu.

„Mum, nun komm endlich,“ quengelte Katie.

„Wir sind fertig,“ sagte Sam und folgte seinem Bruder. Zusammen mit den beiden Kripkes verließen die Winchesters dann das Haus um zur nächsten Familie zu fahren, die nur ein paar Straßen weiter wohnte.
 

Nachdem sie ihre Nummer bei allen Familien auf ihrer Liste abgezogen hatten und in keinem Haus irgendwas gefunden hatten, dass auf eine Shtriga hinweisen würde, saßen sie frustriert im Impala.

„Und was jetzt?,“ fragte Sam.

„Was fragst du mich? Ich war mir sicher, wir hätten es hier mit einer Shtriga zu tun.“

„Tja, aber wir haben nichts gefunden. In keinem Haus gab es verrottete Handabdrücke.“

„Soweit war ich auch schon Sam,“ sagte Dean genervt.

„Lass uns zum Spielplatz fahren,“ schlug der Jüngere vor.

„Hoffentlich finden wir dort irgendwas das uns weiter hilft, sonst sind wir aufgeschmissen.“ Dean startete den Motor des Impalas.

„Wo muss ich lang?“ Sam gab ihm die Route vor.
 

„Also ich kann hier beim Besten Willen nichts Verdächtiges entdecken. Das sieht für mich wie ein ganz normaler Spielplatz aus. Aber hey, vielleicht hat jemand Hexenbeutel im Sandkasten vergraben,“ sagte Dean sarkastisch.

„Was zeigt denn das EMF an?“

„Nichts,“ sagte Dean und zeigte Sam das Gerät. In diesem Moment gingen alle roten Lämpchen an.

„Was zur Hölle?“ Dean und Sam blickten sich auf dem Spielplatz um.

„Dean, da drüben.“ Sam deutete auf die flackernde Gestalt eines kleinen Mädchens. Die beiden rannten auf sie zu. Doch das Mädchen flüchtete in den Wald. Die beiden folgten ihr. Sie hatten keine Waffen dabei, aber wenn sie jetzt noch mal umgedreht wären, hätten sie ihre Spur verloren. Sie liefen einige hundert Meter in den Wald hinein und kamen schließlich bei einer ziemlich gruselig aussehenden alten Holzhütte an.

„Ich glaube sie ist darein gegangen,“ sagte Sam.

„Dann sollten wir uns mal ihr Versteck ansehen.“

„Dean, wir haben keine Waffen und wir wissen nicht womit wir es zu tun haben.“

„Ich glaube, sie ist eine Art Geist. Ich hab einen Beutel Salz in der Tasche. Ich denke, dass wird reichen um uns im Notfall gegen sie verteidigen zu können.“

„Wir haben nicht mal ne Taschenlampe.“

„Sag nicht du bist wieder fünf und hast Angst im Dunkeln.“

„Dean…“

„Wir lassen die Tür auf, dann fällt Licht in die Hütte und jetzt komm.“ Dean öffnete die morsche Tür und trat ein. Sam rollte mit den Augen und folgte ihm. Da es draußen noch Hell war, war es nicht all zu duster in der Hütte, die von innen wesentlich größer war als sie von außen wirkte. Überall roch es nach vermoderndem Holz und Schimmel.

„Das Signal ist ziemlich stark hier,“ sagte Dean. Sie gingen weiter ins Haus rein, aber bis auf das Signal von dem EMF Gerät zeigte sich nichts. Sie kamen zu dem Fuß einer Treppe.

„Sehen wir uns oben mal um.“ Die beiden gingen vorsichtig die ziemlich baufällig erscheinende Treppe hoch. Sie waren nur noch drei Stufen von der ersten Etage entfernt, als Dean in einer Stufe einbrach. Sam packte ihn an der Jacke und zog ihn auf die nächste Stufe.

„Wow, scheint so als wären wir hier beim Termiten all you can eat Buffet,“ scherzte Dean. Sie gingen weiter und sahen sich dann in den oberen Räumen um. Die morschen Dielen quietschten und knarrten nur so unter dem Gewicht der beiden.

„Das sieht aus wie Schlafräume im Ferienlager,“ sagte Dean und betrachtete den Raum in dem einige alten Betten standen.

„Woher weißt du wie es im Ferienlager aussieht?“

„Ich hab Filme darüber gesehen.“

„Sag nicht, es gibt Pornos die im Ferienlager spielen.“

„Nicht solche Filme.“ Sie standen mitten im Raum. Plötzlich ertönte ein lautes Knarren.

„Hast du das gehört?,“ fragte Sam.

„Das konnte man ja wohl kaum überhören.“ Wieder dieses Knarren.

„Wir sollten hier verschwinden. Ich habe keinen Bock unbewaffnet auf dieses Ding zutreffen.“

„Okay Sam. Ich denke, das hier ist ihr zu Hause, also sollte es kein Problem sein später noch mal hier hin zurück zu kommen.“ Wieder knarrte es. Schnellen Schrittes machten sie sich auf den Weg zurück zur Treppe. Sie hatten sie fast erreicht, als Dean auf ein sehr morsches Dielenbrett trat und einbrach.

„Dean,“ schrie der Jüngere und er bekam gerade noch so Deans Hand zu fassen, ehe er vollständig in dem ziemlich großen Loch, dass auf direktem Weg zum Erdgeschoss führte, verschwunden war. Es knarrte schon wieder.

„Warte, ich zieh dich rauf,“ sagte Sam. Das Knarren hörte sich diesmal wesentlich näher an als vorher. Wenn dieses Ding auf sie zu kam, dann waren sie im Moment in einer total beschissenen Situation. Das Ding hätte leichtes Spiel mit Sam, der sich nicht würde wehren können, weil Dean an ihm hing wie ein nasser Sack, Außerdem hatte Dean das Salz. Er griff mit seiner freien Hand in seine Tasche und holte das Salz heraus. Er reichte es Sam, der immer noch bemüht war den Älteren aus seiner misslichen Lage zu befreien. Wieder knarrte es. Diesmal noch lauter als zuvor. Das Ding konnte nicht mehr weit sein.

„Nimm das Salz Sam,“ sagte Dean. Der Jüngere nahm es Dean ab und wollte wieder mit seiner freien Hand nach Deans andere Hand greifen, als er spürte wie die Hand, die er bereits festhielt ihm langsam entglitt. Dean hatte los gelassen.

„Was tust du?,“ fragte Sam fassungslos. Mittlerweile war zusätzlich zum knarren noch ein rasselndes Keuchen zu hören. In Deans Augen war los lassen die einzige Möglichkeit. Nur so hatte Sam die Möglichkeit sich zu schützen.

„Ich gebe dir eine Chance.“ Der Ältere machte keine anstallte sich wieder an Sam festzuhalten und so sehr dieser sich auch bemühte, so konnte er Dean nicht mehr halten.

„Du Idiot,“ fluchte Sam und musste sehen wie Dean nach unten fiel und auf dem Holzboden im Erdgeschoss aufkam. Dieser brach ebenfalls auf Grund des Gewichts durch und so landete Dean mit einem lauten Krachen und einem schmerzvollen Aufschrei im Keller.
 

Sam schnappte sich das Salz, doch als es das nächste Mal knarrte klang es wieder etwas weiter weg, so als würde es von unten kommen.

„Dean,“ schrie Sam und eilte so schnell es ging nach unten. Dabei wäre er beinahe über das Loch in der Stufe gestolpert. Dieses Ding schien es auf jeweils denjenigen abgesehen zu haben, der sich in der schlechteren Position befand. Eben war er es gewesen, da er Dean festhielt und sich nicht hätte verteidigen können, aber jetzt war Dean in Gefahr. Gott weiß was ihm bei dem Sturz passiert war, aber sicher hatte er dem Ding nicht wirklich etwas entgegen zu setzen. Als er im Erdgeschoss ankam suchte Sam verzweifelt nach dem Weg in den Keller. Schließlich fand er die Tür unter der Treppe. Er öffnete sie und eine steile Treppe führte in den Keller. Sam wunderte sich, dass das Haus einen Keller hatte. Häuser in Küstenstädten hatten in der Regel keine Keller. Schon gar nicht die alten. Vorsichtig aber dennoch so schnell wie möglich ging er die Treppe runter. Am Fuß der Treppe sah er wieder die flackernde Gestallt des Mädchens. Dean lag nicht weit weg von ihr auf einem kleinen Haufen alter Bretter. Er schien bewusstlos zu sein. Sofort packte Sam etwas von dem Salz und warf es nach dem Mädchen, das daraufhin verschwand. Kurz darauf kniete Sam auch schon neben seinem Bruder.

„Dean!“ Er tätschelte die Wange des Älteren bis dieser mit einem schmerzverzerrten Gesicht wieder zu sich kam. Dean stöhnte auf.

„Hey, kannst du aufstehen? Wir sollten so schnell es geht hier weg.“ Auch wenn Dean sich sicher war, dass jegliche Bewegung oder Lageveränderung höllisch weh tun würde nickte er. Sam gab ihm die Hand und zog ihn auf die Beine. Der Schmerz, der durch Deans Rücken schoss war so starke, dass ihm schwarz vor Augen wurde. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn.

„Geht es?“

„Ja Sam, es ist okay.“ Er würde in tausend Jahren nicht zugeben wie schlecht es ihm wirklich ging. Er war der Starke. Er musste sich um Sam kümmern. Er konnte sich keine Schwächen leisten. Sam half Dean die Treppe hoch wofür ihm der Ältere sehr dankbar war. Als sie im Erdgeschoss angekommen waren fühlte Dean sich bereits wie ausgekotzt und dabei hatten sie noch fast nen Kilometer vor sich bis sie beim Impala waren. Dean biss die Zähne zusammen und setzte weiter einen Fuß vor den anderen. Sam stützte ihn weiter. Auf halber Strecke sackten Deans Knie zusammen und er krallte sich halt suchend an Sam fest.

„Dean, ich sollte dich ins Krankenhaus bringen, damit die dich durchchecken. Du hast doch Schmerzen. Was ist wenn du dir was gebrochen hast?“

„Das ist nicht nötig Sam. Es reicht völlig, wenn ich mich zu Hause etwas hinlege,“ sagte Dean. Das schlimmste daran war, dass er das gesagte wirklich selber glaubte.

„Mag sein, dass die dich mit der Auflage von Bettruhe nach Hause schicken. Aber ich will lieber doch mit dir ins Krankenhaus, nur um sicher zu gehen, dass dir nichts Ernstes fehlt. Das war ein recht tiefer Sturz. Bestimmt an die drei vier Meter und dann bist du auf ziemlich hartem Grund gelandet.“

„Sam, ich sagte dir doch ich will nicht ins Krankenhaus. Da sitzen wir dann eh nur ewig rum bis uns irgendein Pfuscher, der bereits eine 36 Stunden Schicht hinter sich hat kurz ansieht und mir dann irgendein Schmerzmittel verschreibt, dass wir eh schon zu Hause haben. Es ist wirklich halb so schlimm.“ Sie liefen weiter. Dean kam fast um vor Schmerzen. Der Jüngere konnte das gar nicht mit ansehen.

„Weißt du was Dean? Es ist mir egal was du willst. Ich bring dich ins Krankenhaus.“

„Sam, ich schwöre dir, wenn du mich ins Krankenhaus oder zum Arzt bringst, dann trete ich dir in den Arsch.“ Dean wusste nicht genau wieso er so aufgebracht war. Wahrscheinlich lag es daran, dass er sauer auf sich selbst war. Er hätte auf Sam hören und gar nicht erst ohne Waffen und Taschenlampe in die Hütte rein gehen sollen. Dann wäre er jetzt nicht verletzt und Sam müsste sich keine Sorgen um ihn machen.

„Als ob du dass in deiner Situation könntest.“

„Glaub mir, das kann ich sogar ohne Beine.“ Sie waren nun wieder am Spielplatz. Der Parkplatz auf dem sie den Impala hatten stehen lassen war nur noch wenige Meter entfernt.

„Das will ich sehen. Also bring ich dich jetzt ins Krankenhaus.“

„Ich sagte nein Sam.“ Dean hatte seine restliche Kraft aufgebracht und Sam unsanft von sich gestoßen. Er war selbst Schuld an seiner Situation und verdiente es nicht, dass Sam sich um ihn kümmerte außerdem wollte er nicht, dass der Größere ihn für schwach hielt und ihn bemutterte. Sam stolperte über die Wippe und landete mit dem Po im Sandkasten.
 

Allein fiel es Dean dann jedoch schwer zu stehen und so faste er schnell nach der Leiter der Rutsche um sich selbst auf den Beinen zu halten. Er sah zu dem Jüngeren hinab. Dieser sah ihn zunächst überrascht an. Aber als Sam wieder aufgestanden war strahlte sein Blick nur noch Wut und Enttäuschung aus. Er war mehr als sauer auf Dean. Dieser Blick lies dem Älteren förmlich das Blut in den Adern gefrieren. Das letzte Mal als Sam ihn so angesehen hatte war an dem Tag gewesen an dem er sich mit ihm über Dad gestritten hatte und Sam schließlich alleine in Richtung Kalifornien aufgebrochen war während er selber zu dem Vogelscheuchen Fall weiter gefahren war. Sam klopfte sich den Sand von der Jeans. Dann drehte er sich um und ging zum Wagen. Sollte Dean doch jetzt alleine sehen wie er zum Auto kam. Er hatte die Schnauze gestrichen voll. Erst ließ ihn dieser Arsch los und fiel einige Meter durch Bretterschichten bis in den Keller, dann versuchte er ihm weiß zu machen, dass das ganze nur halb so schlimm war und wollte nicht ins Krankenhaus und dann stieß er ihn auch noch von sich. Das war zuviel für Sam.
 

Zehn Minuten später hatte es Dean dann auch zum Impala geschafft. Er stieg neben Sam auf den Beifahrer sitz. Er hatte überreagiert und wollte sich dafür bei Sam entschuldigen.

„Es tut mir Leid Sam.“ Der Jüngere würdigte ihn keines Blickes, sondern startete lediglich den Motor.

„Sammy…“

„Nenn mich nicht Sammy,“ sagte der Jüngere kalt. Sam schaltete auf „Drive“ und brachte den Impala auf den Heimweg. Auf dem gesamten Rückweg sah er Dean nicht ein Mal an und redete auch nicht mehr mit ihm. Dean hätte wohl auch nicht viel antworten können, denn er musste sich zusammen reißen um vor Schmerzen nicht ohnmächtig zu werden.
 

Er parkte den Wagen in der Garage. Sam stieg aus und dachte nicht im Traum daran Dean aus dem Wagen zu helfen. Er ging ins Haus.

„Hey Sam. Da seid ihr ja wieder,“ sagte Carrie. Sie saß mit Jenny auf dem Wohnzimmerboden und spielte mit ihr.

„Jenny war brav, aber vorhin hat sie wieder ziemlich lange geweint…“ Er sah sie grimmig an.

„Wo ist Dean?“

„Hier ist dein Geld fürs Babysitten.“ Er hatte seine Brieftasche raus geholt und einige Scheine heraus geholt.

„Was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen? Hast du dich mit Dean gestritten?“

Sam musste sich stark zusammen reißen, damit er Carrie nicht an den Haaren packte und zur Tür raus schmiss.

„Danke, dass du auf Jenny aufgepasst hast und jetzt geh bitte nach Hause.“

Sam hatte das total ruhig gesagt. Sein Blick war eiskalt und Carrie bekam Angst. So hatte sie Sam noch nie erlebt. Sie nahm das Geld und nahm reiß aus. Sam fuhr sich durchs Haar und nahm dann Jenny auf den Arm. Die Kleine merkte sofort, dass etwas nicht so war wie sonst. Irgendwas an ihrem Dad war anders. Diese Art der Emotionen, die jetzt durch Sam gingen hatte seine Tochter noch nie bei ihm erlebt. Unruhig zappelte sie in seinen Armen. Der noch immer ziemlich wütende Sam machte ihr Angst. Als Dean kurz darauf schweißnass ins Wohnzimmer kam wurde Sams Mine noch dunkler.

„Sam, hör mir zu. Es tut mir wirklich leid. Ich wollte das vorhin nicht.“

„Spar dir dass Dean. Lass mich in Ruhe.“

„Sam..“

„Ich sagte lass mich in Ruhe,“ fuhr er ihn an. Jenny fing an zu weinen. Dieser Mann hier konnte nicht ihr Dad sein, der immer lieb war und mit warmer Stimme zu ihr sprach. Sie wollte weg von ihm und zu Dean.

„Du machst ihr Angst,“ sagte Dean vorwurfsvoll.

„Sag mir nicht wie ich mit meinem Kind umzugehen hab.“ Er ließ Dean alleine im Wohnzimmer stehen und ging mit der wild strampelnden Jenny nach oben.
 

Er betrat mit ihr auf dem Arm ihr Zimmer und setzte sich auf das Bett. Seine Tochter schrie wie am Spieß und Sam kapierte, dass Dean recht hatte. Er machte ihr Angst. Seine eigene Tochter hatte angst vor ihm. Was war er nur für ein mieser Vater. Bei Sam brachen die Dämme.

„Oh Gott! Es tut mir so leid Süße.“ Tränen rannen an seinen Wangen herab. Er streichelte ihr liebevoll über den Rücken. Er war sauer auf Dean und anstatt es vor Jenny zu verbergen um diese nicht zu verschrecken hatte er das genaue Gegenteil getan. Er war vor ihr Dean gegenüber laut geworden und hatte sie wahrscheinlich nun traumatisiert.

„Verzeih mir Kleines. Bitte wein nicht mehr. Ich hab dich lieb. Es tut mir so leid. Ich wollte nicht laut werden.“ Ihr T-Shirt war nass von ihren und Sams Tränen.

„Ich bin sauer auf Dean, aber das hat nichts mit dir zu tun. Ich hab dich so lieb. Es tut mir leid.“ Immer wieder sagte Sam ähnliche Worte und langsam beruhigte sich Jenny wieder.

„Pa?“

„Ja, ich bin hier. Ich hab dich lieb. Es ist alles okay.“ Er streichelte ihr durchs Haar und küsste sie auf die Wange.
 

Im Wohnzimmer hatte sich Dean mittlerweile auf den Boden gelegt. Er hatte mal gehört bei Rückenproblemen würde es gut tun auf einem harten Untergrund zu liegen. Er wollte eigentlich Sam nach gehen, aber alleine schaffte er nicht mal die erste Stufe. Das Problem war nur, dass er alleine nun auch nicht mehr hoch kam. Er hatte sich Sam gegenüber wie ein Arsch verhalten. Wenn dieser jetzt nichts mehr von ihm wissen wollte, dann war das ganz allein seine Schuld. Er schloss die Augen. Die Schmerzen waren fast unerträglich.
 

Sam saß noch einige Minuten mit Jenny auf dem Bett. Sie war nachdem sie sich wieder beruhigt hatte eingeschlafen. Dann hatte Sam seine Tochter ins Bett gelegt und sein Handy gezückt. Er wählte die Nummer von Dr. Potters Praxis. Dean hatte Schmerzen und Sam war zwar sauer auf ihn, aber er war kein Unmensch. Wenn Dean nicht zum Arzt wollte, dann musste der Arzt eben zu Dean kommen. Es klingelte und Sam hatte Glück das noch jemand da war. Die Sprechstundenhilfe nahm ab. Er erklärte ihr in kurzen Worten sein Problem. Sie holte Dr. Potter ans Telefon, die noch da war um auf den Techniker zu warten, der das Ultraschalgerät reparieren sollte.

„Dr. Potter. Ich störe sie wirklich nur ungern zu so später Stunde, aber es ist sozusagen ein Notfall.“ Auch ihr erzählte Sam die Story, dass Dean von der Leiter gefallen sei. Die Ärztin versprach sich sofort auf den Weg zu machen. Sam bedankte sich und ging dann runter um nach Dean zu sehen. Dieser lag wie ein gestrandeter Wal auf dem Boden.

„Du siehst furchtbar aus,“ sagte er zu Dean.

„Du hast auch schon mal besser ausgesehen.“

„Du verstehst es Komplimente zu machen.“

„Sam, noch mal wegen vorhin. Es tut mir leid. Ich habe überreagiert. Ich wollte das nicht.“

„Schon gut Dean. Ich will nicht mehr darüber reden. Ich bin nur runter gekommen um dir zu sagen, dass ich Dr. Potter angerufen habe, damit sie sich dich mal ansieht.“

„Danke Sam,“ sagte Dean kleinlaut.

„Wie geht es Jenny?“

„Sie schläft jetzt.“ Dean nickte. Er konnte es kaum glauben wie distanziert Sam ihm gegenüber war. Sam ging an ihm vorbei in die Küche. Der Jüngere kam erst wieder raus als es an der Haustür klingelte. Sam öffnete die Tür.

„Danke, dass sie so spät noch kommen konnten. Der Patient liegt da drüben,“ sagte Sam freundlich zu ihr.
 

Nach dem sie Dean gründlich untersucht hatte kam sie zu dem Schluss, dass er sich zum Glück nichts gebrochen hatte. Allerdings hatte er sich ziemlich schlimm den Rücken verrenkt.

„Ich gebe ihnen jetzt eine Spritze gegen die Schmerzen. Außerdem wird es ihre Muskeln auflockern. Sam, sein sie so gut und holen sie Dean ein Kissen. Er wird die Nacht wohl hier im Wohnzimmer verbringen müssen.“ Sam nickte und ging nach oben.

„So, ich weiß sie mögen keine Nadeln, aber sein sie Tapfer.“ Sie zückte die Spritze und Dean zuckte leicht zusammen als er den Pikser spürte.

„Das müsste spätestens in einer halben Stunde anfangen zu wirken.“ Sam kam mit dem Kissen wieder runter.

„Haben sie nichts stärkeres?,“ fragte Dean.

„Nein. Ich habe leider die Richtig harten Dinge nicht dabei, weil ich es später noch am Bahnhof verticken will.“ Dean lachte, aber zuckte zusammen weil auch das weh tat.

„Wann wird es ihm besser gehen?“

„Meinen sie jetzt wann die Schmerzen weg sind oder wann er wieder mobiler ist?“

„Letzteres.“

„Ich denke, dass er Morgen schon wieder auf den Beinen sein sollte. Wenn nicht kommen sie in meine Praxis.“

„Das wird nicht nötig sein Doc.“

„Dean.,.“

„Okay, ich halt die Klappe.“

„Und ich denke bis Ende der Woche sollte das ganze so gut wie auskuriert sein. Sobald er weniger Schmerzen hat und sich auf den Bauch drehen kann, würde ihm eine Massage gut tun,“ riet sie ihm.

„Okay. Danke, dass sie gekommen sind.“

„Aber immer doch. Hier, dass sind noch ein paar Tabletten für den Fall dass die Schmerzen Morgen noch nicht weg sind.“

„Danke.“

„Ja, danke,“ kam es jetzt auch von Dean.

„Gute Nacht.“ Sie schüttelte Sam die Hand und fuhr dann wieder ab. Sam stellte die Pillen in Deans Reichweite und ging dann in die Küche um ihm ein Glas Wasser zu holen.
 

„Rede mit mir Sam. Was ist los? Ich hab mich doch entschuldigt,“ sagte der Ältere als Sam das Wasserglas neben den Pillen abstellte und anstallten machte wieder weg zu gehen.

„Was los ist? Es steht mir bis oben hin. Was sollte diese kamikazeartige Aktion? Das heute Nachmittag war so was von unnötig. Was hast du dir bloß dabei gedacht?,“ fuhr Sam Dean sauer an. All die Wut, die sich in Sam angestaut hatte entlud sich nun gewitterartig über Dean.

„Reg dich ab. Ein einfaches ´Danke, dass du mich gerettet hast` würde mir vollkommen ausreichen,“ sagte Dean lax.

„Ich musste nicht gerettet werden Dean. Die Zeit bis das Ding bei uns gewesen wäre hätte mir dicke gereicht um dich daraus zu ziehen. Aber was machst du? Du lässt einfach los. Was ist nur los mit dir?“

„Weder du noch ich wussten in dem Moment wie schnell das Ding uns erreichen würde und in der Position in der wir uns befanden wären wir leichte Beute gewesen. Also habe ich dich losgelassen damit du dich in Sicherheit bringen konntest.“

„Und hast dich damit selber in Gefahr gebracht, denn das Ding war danach sofort hinter dir her,“ sagte Sam sauer.

„Na und? Besser ich als du.“ Mittlerweile war Dean genauso in Rage geraten wie Sam. Warum verstand er nicht, dass er ihn nur beschützen wollte? Okay, zugegeben die Geräusche, die das Ding machte hörten sich näher an, als sie es tatsächlich waren und Sam hätte es sicher geschafft ihn daraus zu ziehen. Hinterher ist man immer schlauer, aber verdammt, Dean hatte schnell eine Entscheidung treffen müssen und er wollte, dass Sam keine Zeit verschwendete, um ihn aus dem Loch zu retten in das er aus Unachtsamkeit eingebrochen war. Er wollte, dass Sam in Sicherheit war. Er würde sein Leben geben wenn es sein müsste um Sam zu beschützen.

„Du bist manchmal so ein egoistisches Arschloch Dean. Hast du eigentlich auch einen Augenblick an mich gedacht?“

„Ähm, eigentlich habe ich das die ganze Zeit gemacht, darum habe ich dich ja losgelassen.“

„Das meine ich nicht du Idiot. Ich meine, ob du dir darüber Gedanken gemacht hast, was aus mir wird, wenn dir was Ernsthaftes zugestoßen wäre, wenn dieses Ding dich erwischt hätte oder du dir bei dem Sturz das Genick gebrochen hättest? Was soll ich bitte ohne dich machen, he? Kannst du mir das verraten? Wie soll ich ohne dich leben, wenn ich weiß, dass dir nur etwas passiert ist, weil du im Anflug deines total übertriebenen Beschützerinstinkts völlig unsinniger Weise dein Leben für meines gelassen hast?,“ fauchte Sam aufgebracht.

„Jetzt übertreibst du aber. Keines der Kinder ist bis jetzt gestorben. Ich wäre maximal in einen Komaartigen Schlaf voller Alpträume und Fieber gefallen und was das andere angeht, ich denke, es war nicht hoch genug als dass ich mir hätte das Genick brechen können.“

„Irgendwas tickt doch bei dir nicht ganz sauber. Hörst du dir eigentlich selber zu was du so von dir gibst? Es kommt nicht auf die Höhe an. Du hättest bloß unglücklich aufkommen müssen und dieses Fieber ist resistent gegen jegliche natürliche Medizin. Wenn wir dieses Ding nicht ausschalten werden die Kinder sterben.“

„Oh, wenn du es so betrachtest. Aber in dem Moment war mir deine Sicherheit wichtiger.“

„Ist dir dein Leben so wenig wert, dass du es selbst dann aufs Spiel setzt wenn es absolut nicht nötig ist? Verdammt Dean, ich kann selbst auf mich aufpassen,“ schrie er Dean an.

„Ob es dir passt oder nicht, es ist meine Aufgabe auf dich aufzupassen und ich alleine entscheide wann es nötig ist dich zu beschützen und wann nicht. Verdammt noch mal ich liebe dich. Dein Leben ist mir mehr Wert als alles andere.“

„Du liebst mich? Wenn das wirklich so ist, dann hör auf dich unbedacht wegen mir in Gefahr zu bringen.“

„Es geht mir einzig allein darum dich in Sicherheit zu wissen. Was mit mir wird ist nicht so wichtig, verstehst du das nicht?“

„Verdammte Scheiße Dean. Ich will aber, dass es dir wichtig ist, weil du das wertvollste bist, was ich habe. Ich will, dass du auf dein verschissenes Leben acht gibst und auf dich aufpasst. Ich will dich nicht wegen so einer Scheiße wie heute Nachmittag verlieren und ich würde hundertmal lieber zusammen mit dir sterben als ohne dich zu leben.“ Sam hatte Tränen in den Augen.

„Sammy, hör auf so eine Scheiße zu labern. Das bin ich nicht wert.“

„Weißt du was? Vergiss es Dean. Ich habe die Schnauze voll von dir.“

Ohne ein weiteres Wort verließ er das Wohnzimmer, ging die Treppe hoch zu ihrem Schlafzimmer und ließ Dean am Boden liegend zurück. Dean zerdrückte eine Träne und sah Sam hinterher. Sollte so ihre gerade erst angefangene Beziehung enden? Hatte er sich selbst alles kaputt gemacht?

Der Frühstücks Smilie

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Acheri

Anmerkung: Die Sache mit dem Acheri habe ich mir zum Teil selber zusammen gebastelt und so gedreht, dass es in meine Geschichte passt, daher wundert euch nicht, dass es vielleicht von dem abweicht, dass ihr darüber schon mal gelesen habt.
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Sam schaffte es schließlich doch sich auf seine Recherche zu konzentrieren, da Dean ziemlich schnell eingenickt war. Er lass sich gerade einen Eintrag auf einer Mythologie Seite durch als ihn auf einmal ein Geräusch aufschrecken ließ. Verwirrt blickte er sich um und fing dann leise an zu lachen. Sein Bruder hatte angefangen zu Schnarchen. Er lächelte und ließ dann seine Hand vom Mousepad zu Deans Kopf wandern und streichelte ihm liebevoll durchs Haar. Er sägte noch eine Weile weiter während Sam wieder anfing zu lesen. Als er schließlich auf etwas stieß, was zu ihrem Fall passte, schüttelte er leicht Deans Schulter, um ihn zu wecken. Er brauchte eine zweite Meinung ehe er weitere Maßnahmen ergreifen würde.
 

Langsam kam der Ältere zu sich und schlug seine wunderbaren grünen Augen auf, die Sam so liebte.

„Washn losh Shammy?,“ fragte er noch sehr verschlafen und gähnte herzhaft.

„Dean, ich glaube, ich weiß jetzt womit wir es zu tun haben. Bist du soweit aufnahmefähig, dass ich dir davon erzählen kann?“

Dean rekelte sich, zuckte dann aber zusammen. Er hatte für einen Moment ganz vergessen, dass Lageveränderungen von seinem geschundenen Rücken mit Schmerzen quittiert wurden. Sam musste sich zusammen reißen, um Dean nicht zu fragen wie es ihm ging, weil er nicht wusste, ob Dean ihm ehrlich antworten oder den Hals umdrehen würde, weil er ihn schon wieder nach seinem Befinden fragte.

„Alter, ich sage dir, ich lass mich für dich nicht noch mal zwei Stockwerke tief fallen,“ sagte Dean und versuchte eine neue bequeme Position neben Sam einzunehmen. Der sah ihn grimmig an.

„Ich kann mich nicht erinnern dich darum gebeten zu haben. Du warst es doch der meine Hand losgelassen hat, weil du meintest Märtyrer spielen zu müssen. Wenn es nach mir gegangen wäre…“

„Scheiße Sam, vergiss einfach was ich gesagt habe. Ich will nicht wieder mit dem Mist anfangen,“ unterbrach ihn der Kleinere. Scheinbar war Sam noch nicht soweit das ganze mit Humor zu nehmen und war nicht gerade über seinen kleinen Scherz erfreut.

„Warum hast du dann wieder davon angefangen?,“ wollte sein Kleiner nun wissen.

„Sam können wir das nicht einfach unter „Shit happens“ ablegen? Du wolltest mir doch erzählen was du rausgefunden hast,“ wechselte Dean geschickt das Thema.

„Gut, lassen wir das leidige Thema und kommen zum wesentlichen.“

Sam hatte auch keine wirkliche Lust mehr über den Vorfall am Vortag zu sprechen. Er und Dean hatten sich mehr oder weniger ausgesprochen und für den Jüngeren war die Sache eigentlich abgehakt, aber es machte ihn sauer, dass Dean jetzt seine Witze darüber machte.
 

Langsam beugte sich Dean zu Sam (wenn er es langsam machte, tat es gar nicht so weh) und küsste ihn flüchtig auf den Mund.

„Also was macht diese Kinder nun krank?,“ fragte er den anderen. Sam wand seinen Blick zum Bildschirm seines Laptops und fing an Dean etwas vorzulesen.

„In der indianischen Mythologie ist der Acheri ein Geist eines kleinen Mädchens, das nachts von den Bergen und/oder Hügeln herunter kommt und Krankheit über die Menschen, insbesondere Kinder, bringt.“

„Hm, das passt bis auf die Tatsache, dass es hier keine Berge gibt und dieses Geistermädchen nicht nachts zu Werke schreitet,“ sagte Dean.

„Ich denke, das mit den Bergen lässt sich dadurch erklären, dass es eine Legende der amerikanischen Ureinwohner ist und viele davon lebten nun mal in der Nähe von Bergen.“

„Amerikanische Ureinwohner? Sammy, irgendwann bekommst du noch dein Pfadfinderabzeichen für politische Korrektheit. Aber durch die Tatsache, dass es sich um eine indianische Legende handelt, lässt sich nicht erklären warum der Geist nicht nachts zuschlägt.“

„Geister sind doch häufig an Orte gebunden. Vielleicht kann sie sich nicht soweit weg bewegen von der alten Hütte um nachts schlafende Kinder in ihren Betten zu befallen.“

„Ad, dann holt sie sich deswegen wahrscheinlich am Spielplatz. Ein Kinderparadies.“

„Ja und Kinder sind nun mal nur Tagsüber auf dem Spielplatz.“

„Hm, dass macht Sinn. Ich frag mich nur warum den Eltern der Kinder nichts aufgefallen ist. Wir haben den Acheri doch auch gesehen.“

„Ich denke, sie kann sich unsichtbar machen wenn sie ihr Unheil treibt und außerdem, du weißt, dass nicht alle Geister immer für jeden Sichtbar sind.“

„Ja Sam, dass weiß ich. Es hat mich aber trotzdem gewundert,“ sagte Dean genervt. Er hasste es, wenn Sam den Oberlehrer markierte.

„Was hat so ein Acheri davon, dass es Kinder krank macht und diese daraufhin sterben?“

„Hier steht, dass die kleinen Mädchen, deren Geister die Menschen als Acheri heimsuchen eines unnatürlichen Todes gestorben sind.“

„Soll heißen?“

„Mord, Dean.“

„Verstehe, aber warum geht sie dann bevorzugt auf Kinder los?“

„Hier auf dieser Seite gibt es zwei Theorien zu deiner Frage. Die eine besagt, dass das Mädchen von einem anderen Kind getötet wurde, von einem ihrer Geschwister um genau zu sein, und sich nun Kinder aussucht, die gemein oder gar bösartig zu ihren Geschwistern sind. Die andere Theorie besagt, dass sie Kinder krank macht, damit diese sterben und ebenfalls Geister werden und der Acheri dann nicht mehr alleine ist und jemanden zum spielen hat.“

„Das kann beides hinkommen. Aber kam es die bei unseren „Hausbesuchen“ gestern so vor, als ob die kranken Kinder irgendwie unbeliebt waren bei ihren Geschwistern?“

„Nein, mir ist nichts dergleichen aufgefallen. Der Jackson Junge hat sogar gar keine Geschwister, also scheint diese Theorie schon mal nicht hinzukommen.“

„Und weiß dieser Acheri nicht, dass nicht jeder der stirbt automatisch ein Geist wird?“

„Vielleicht versucht sie es darum bei so vielen Kindern. Warte kurz, ich will nur mal was überprüfen.,“ sagte Sam und tippte was auf seinem Laptop.

„Bingo! Hab ich es mir doch gedacht.“

„Was hast du dir gedacht? Man Sam, lass mich nicht im Dunkeln stehen.“

„Es ist nicht das erste mal, dass in Chatham auf mysteriöse Weise Kinder erkrankt sind. Es gab im letzten Jahrhundert 20 solcher Epidemien von denen ausschließlich Kinder betroffen waren.“

„Warum ist uns dass nicht schon früher aufgefallen?“

„Ich hab ehrlich gesagt bis eben noch gar nicht daran gedacht.“

„Ich auch nicht. Ich war zu sehr von der Shtriga-Theorie überzeugt und die geht jedes Mal woanders auf Beutefang.“

„Der Presse ist das auch nicht aufgefallen, sonst hätte was davon in der Zeitung gestanden.“

„Hey Sam, kannst du an Hand der Jahre in denen es diese Epidemien gab irgendein Muster erkennen?“

„Nein, es scheint keinen wirklichen zeitlichen Zusammenhang zu geben. Die Jahre erscheinen mir willkürlich. Manchmal war es sogar zweimal in einem Jahr.“

„Lass mich mal sehen.“
 

Sam schob Dean den Laptop rüber, damit dieser sich nicht all zu sehr verrenken musste, um den Bildschirm ordentlich erkennen zu können. Dean überblickte die Liste mit den Jahreszahlen. Als ihm eine ins Auge stach, tippte er etwas in die Suchleiste ein.

„Was machst du Dean? Ist dir was aufgefallen?,“ fragte Sam während der ältere Winchester darauf wartete, dass sich die Seite aufbaute, die er aufgerufen hatte.

„Stör mich jetzt nicht Sammy, ich bin gerade dabei genial zu sein.“
 

Sam lächelte. So liebte er Dean.

„Und wirst du mich an deiner Genialität teilhaben lassen?“

„Geduld du haben musst junger Sammy,“ entgegnete Dean und grinste schelmisch.

„Star Wars Zitate? Dean, du bist definitiv auf dem Weg der Besserung.“ Er küsste den anderen Mann glücklich auf die Wange.

„Verrätst du mir jetzt was los ist?“

„Ein Wort: Bob.“

„Bob wer?,“ fragte Sam und sah dabei so herrlich irritiert aus, dass Dean ihn einfach küssen musste.

„Mhm, …wofür war der denn?“

„Nur so. Also zurück zum Thema. Ich meine Hurrikane Bob.“

„Ich versteh immer noch nicht worauf du hinaus willst.“

„Dumm und unwissend er ist,“ witzelte Dean.

„Hey, Schluss mit der Yoda Nummer. Spucks schon aus.“ Sam gab ihm einen leichten Klaps gegen den Hinterkopf.

„Autsch, schon gut. Ich erkläre es dir ja.“

„Also?“

„Als ich mit Ross die Fensterläden kontrolliert habe, da haben wir uns über Hurrikanes unterhalten und er hat mir gesagt, dass Hurrikane Bob 1991 der stärkste war, der je über die New England Staaten hinweg gefegt ist.“

„1991? Da gab es auch so eine Epidemie.“

„Richtig und da es vor ein paar Tagen auch einen Hurrikane gab und der Acheri wieder aufgetaucht ist, habe ich mir gedacht, ich überprüfe ml ob es einen Zusammenhang gibt, et voila.“

„Oh, du kannst ja auswärts,“ neckte Sam und bekam nun seinerseits von Dean einen Klaps gegen den Hinterkopf. Dann sah Sam auf die Liste, die auf dem Laptopbildschirm zu sehen war. Es waren die Stürme aufgelistet, die sei 1900 über die New England Staaten hinweggezogen waren.

„Die Jahre Stimmen Haargenau überein. Da wäre ich nie drauf gekommen,“ sagte Sam beeindruckt.

„Tja, es kann ja nicht jeder mit so einer außerordentlich guten Kombinationsgabe gesegnet sein wie ich.“

„Idiot.“

„Mistkerl.“ Es folgte der mittlerweile schon fast obligatorische Kuss.
 

„Also scheint der Acheri ein Freund von Hurrikanes zu sein,“ schlussfolgerte Sam.

„Mag sein, aber es bleiben auf jeden Fall noch einige Fragen offen. Zum Beispiel, was bringt den Acheri dazu mit dem infizieren der Kinder aufzuhören, denn einige Tage nach den Hurrikanes waren die Kinder, die bereits krank waren plötzlich wieder gesund.“

„Und das führt zwangsläufig zu der Frage, wie schalten wir ihn aus.“

„Hast du dazu was gefunden?“

„Dazu steht hier nichts. Aber laut der Legende schützt man sich vor einem Acheri indem man sich ein rotes Band um Hals oder Handgelenk bindet und am besten geschützt soll man sein, wenn man von oben bis unten in rot gekleidet ist.“

„Wenn wir uns also ein Tomatenkostüm besorgen kann uns der Acheri nichts mehr anhaben? Toll. Rot ist ja mal überhaupt nicht mein Farbe,“ sagte Dean mit dem Tonfall den wohl nur ein extrem tuckiger Modekritiker benutzen würde. Damit brachte er Sam zum lachen und Dean lächelte ebenfalls, weil es Sams Lachen so gerne, aber leider viel zu selten hörte.

„Ich denke, wir werden es mal mit roten Krawatten versuchen, aber bevor wir nicht wissen wie wir das Ding erledigen könne macht es wohl wenig Sinn noch mal auf den Spielplatz zu gehen.“

„Ich habe keine rote Krawatte Sammy. Aber wir müssen irgendwie verhindern, dass sie noch mehr Kinder infizieren kann.“

„Was willst du machen? Den ganzen Tag den Spielplatz bewachen?“

„Ja, so was in der Art.“

„Also wenn ich mit meinem Kind auf den Spielplatz gehe würde und da würde die ganze Zeit über ein Mann rum sitzen, der offensichtlich kein Kind dabei hat, dann würde ich die Bullen rufen, da ich diesen Mann für einen kranken Perversling halten würde, der auf dem Spielplatz sein neues Opfer sucht.“

„Mit anderen Worten die Idee ist für den Arsch.“

„Ich will dich nicht aus dem Knast holen müssen, Dean.“

„Ja, schon gut. Aber was machen wir dann?“

„Also ich werde jetzt gleich mal losfahren und sehen, dass ich uns rote Krawatten oder Schweißbänder besorgen kann und du solltest in der Zwischenzeit mal recherchieren, ob es nicht noch andere Quellen gibt in denen was über Acheri erwähnt wird und wenn du nichts findest, dann ruf Bobby an. In seiner kleinen, erlesenen privat Bibliothek wird er sicher was finden.“ Sam küsste Dean auf die Wange und stand dann vom Bett auf.

„Hey und wer hilft mir ins Bad wenn ich mal muss oder geht für mich in die Küche um mir einen Snack zu holen?,“ fragte der Ältere und machte dabei einen geradezu unwiderstehlichen Schmollmund.

„Ich kann Carrie rüber bitten wenn du Gesellschaft willst, aber ich denke, dann kommst du nicht sehr weit. So neugierig wie sie ist, fragt sie dich bestimmt was du machst und wird nach dem Laptop schielen, wenn du es ihr nicht erzählst.“

„Hm, ich könnte ihr erzählen, dass ich mir in deiner Abwesenheit schwulen Pornos ansehe.“

„Was? Du glaubst doch nicht etwa, dass sie dass abschrecken würde.“

„Da hast du auch wieder recht. Wahrscheinlich würde sie mich fragen, ob sie mitgucken kann.“

„Und wahrscheinlich würde sie dir auch noch anbieten dir die Stange zu halten,“ sagte Sam mit einem missmutigen Gesichtsausdruck. Dean lachte.

„Also musst du dir etwas anderes ausdenken,“ entgegnete der Jüngere, der die Vorstellung gar nicht witzig fand. Schließlich durften nur Dean und er selbst an Deans bestem Stück Hand anlegen und vielleicht ein Urologe, wenn Dean mal einen brauchen sollte.

„Hey, meinst du sie würde es mir abkaufen, wenn ich ihr erzählen würde, dass ich für einen Horror-Roman recherchieren würde?“

„Ich denke, dass ich besser als die Pornoidee. Wir haben ihr ja nichts über unsere Berufe gesagt. Es sollte funktionieren.“

„Das denke ich auch.“

„Also soll ich sie dir her holen?“

„Ja, warum nicht. Mit Jenny könnte ich in meiner nicht gerade sehr mobilen Phase etwas Hilfe gebrauchen.“

„In Ordnung. Dann werde ich sie gleich mal anrufen und rüber bitten.“

„Und denk dran dich bei ihr zu entschuldigen. So wie ich das gestern aus der Küche mitbekommen habe, warst du nicht gerade sonderlich nett zu ihr.“

„Ja, du hast Recht. Mit allem was sie betrifft. Sie ist eigentlich gar nicht so übel und ich sollte etwas netter zu ihr sein und nicht nur, weil ich jetzt gerade ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber habe. Sie ist gut als Jennys Babysitterin.“

„Spät die Einsicht kommt.“

„Dean, hör endlich auf mit der Yoda Imitation oder soll ich dich ab sofort schrumpeliges, altes Hutzelmännchen nenne?“ Beide lachten und auch Jenny giggelte. Sie hatte gerade ihr Spielen unterbrochen als ihre Eltern anfingen zu lachen. So liebte sie die beiden Männer. Dean sah das kleine Mädchen an.

„Komm her Jenny, du kannst mir beim recherchieren helfen.“

„Hey, ich hab sie zwar lieb, aber ich will ihre kleinen Patschehändchen nicht in der Nähe meines Laptops sehen.“

„Okay, verstanden. Laptop Verbot für Jenny.“

„Pa?,“ fragte die Kleine als Sam sich seine Schuhe anzog.

„Dein Daddy geht ein paar Dinge besorgen und wenn wir versprechen ganz lieb zu sein bringt er uns vielleicht ein Eis oder ein paar Burger mit.“

„Dean, du verdirbst sie eines Tages noch.“

„Keine Sorge Sammy. Ich werde schon dafür sorgen, dass es sich in Grenzen hält.“

Sam rollte mit den Augen und gab Jenny einen Kuss auf die Stirn.

„Ich werde sehen, dass ich bald wieder zurück bin.“

„Okay. Vergiss aber nicht Carrie bescheid zu sagen.“

„Ich geh gleich nach neben an ehe ich los fahre.“

„Gut. Bis später und sei vorsichtig.“

„Dean, ich mach nur ein paar Einkäufe.“ Wieder rollte er mit den Augen.

„Trotzdem.“

„Ist ja gut.“ Er gab Dean einen kurzen, liebevollen Abschiedskuss. Als er auf dem Weg zur Tür war, drehte er sich noch mal zu Dean um.

„Dean?“

„Hast du was vergessen Sammy?“

„Du…ähm…wegen vorhin…das mit den…schwulen Pornos…ich…du…“

Dean schien zu ahnen was in Sam vorging, also sagte er:

„Wenn ich mir jemals schwulen Pornos ansehen würde, dann nur um zu sehen was man so machen kann und nicht weil mich die Kerle darin anmachen. Ich bin mir sicher, dass du der einzige Mann bist auf den ich stehe.“

Sam lächelte leicht und schien regelrecht erleichtert zu sein.

„Und ich denke, es wäre das Beste, wenn wir uns so was, wenn überhaupt, zusammen ansehen würden.“

Sammys Haut bekam wieder diesen niedlichen, entzückenden rosa Schimmer. Dean lächelte in sich hinein. Sein Sammy machte sich doch tatsächlich Gedanken wegen eventueller männlicher Konkurrenz. Dabei war das eins der wenigen Dinge wegen derer Sam sich absolut keine Sorgen machen musste.

„Okay, vielleicht…ich…ähm…ich geh dann wohl mal los.“ Dean nickte. Sam war schon fast zur Tür raus, als der Ältere rief:

„Hey, ich liebe dich.“

„Ich dich auch.“ Mit einem breiten Grinsen ging Sam die Treppe runter.
 

Sam überlegte sich auf dem Weg nach neben an was er zu Carrie sagen sollte. Als er klopfte, hatte er diesbezüglich jedoch immer noch keinen Plan. Augusta öffnete ihm, mit einer Schürze um, die Tür.

„Hallo Sam! Wie geht es euch? Was kann ich für dich tun?“

„Hallo Augusta. Uns geht es ganz gut, aber Dean hat sich gestern etwas den Rücken verrenkt.“

„Oh, der Arme. Wie ist das denn passiert?“

„Am Besten, du fragst ihn das selber. Es ist etwas peinlich und ich hab versprochen nichts zu sagen.“ Eine Geschichte für seinen verrenkten Rücken sollte sich Dean mal schön selber ausdenken.

„Hat es was mit Sex zu tun?,“ fragte ihn die ältere Frau neugierig.

„Nein, nein,“ sagte Sam peinlich berührt.

„Okay, verstehe. Wenn du es so vehement abstreitest, dann hat es sicher was mit Sex zu tun.“

Ross, der das ganze mit angehört hatte kam in den Flur.

„Lass den Jungen in Ruhe Augusta. Du musst ihr das verzeihen Sam. Seit sie Queer as folk eingestellt haben und Jeff uns seltener besuchen kommt, hat die Gute ein wenig…ähm…“Gay-Story“ Entzug. Keine Ahnung was sie daran so fasziniert, aber ich nehme an, dass alle alten Frauen irgendwann seltsame Hobbys entwickeln.“

„Ross Harris, ich gebe dir gleich alte Frau. Sieh zu, dass du Land gewinnst, bevor ich mich dazu entschließe, dass du dir dein Essen heute selber machen kannst und ich mir überlege die Gardinen zu waschen und du sie mir abnehmen musst.“

„Nimm dich in acht Sam. Sieh sieht vielleicht Handzahm aus, aber der Schein trügt.“

„Ich glaube, die Dachrinne könnte auch mal wieder gereinigt werden,“ sagte Augusta und warf ihrem Gatten einen strafenden Blick zu.

„Oh Gott, nicht die Dachrinne.“ Mit schnellen Schritten ging Ross ins Wohnzimmer zurück. Sam grinste. Augusta hatte in dieser Ehe definitiv die Hosen an. Wenn das in seiner Beziehung mit Dean auch so wäre, würde es vielleicht gar nicht mal so schlimm sein die Frau in der Beziehung zu sein.

„Komm doch rein Sam und hör nicht auf Ross. Er ist schon recht senil,“ stichelte sie recht laut gegen ihren Ehemann.

„Das hab ich gehört,“ kam es daraufhin aus dem Wohnzimmer.

„Dann bist du wenigstens noch nicht taub.“

„Ich habe gerade keine Zeit. Ich muss dringend ein paar Besorgungen machen und wollte eigentlich nur fragen, ob Carrie da ist. Mit den Rückenproblemen könnte Dean etwas Hilfe mit Jenny gebrauchen.“

„Oh, Carrie ist nicht da. Sie ist an den Strand gegangen. Sie liebt es Strandgut zu sammeln, der nach einem Sturm ans Ufer gespült wurde. Aber wenn du weg musst, dann sehe ich mal nach deinen beiden Lieblingen, wenn du willst.“

„Danke, das wäre sehr nett.“ Wenn Augusta rüber gehen würde, dann würde sie bestimmt wieder irgendwas zu Essen vorbei bringen und ein satter Dean war in der Regel ein glücklicher Dean und ein glücklicher Dean war Sams Lieblings Dean-Variante.

„Ich habe die Hintertür aufgelassen,“ informierte Sam sie.

„Gut, dann geh ich gleich mal rüber. Ich muss nur noch die Lasagne aus dem Ofen holen. Dean mag doch Lasagne oder?“

„Hey, ich dachte die Lasagne hast du für mich gemacht,“ kam es protestierend von Ross.

„Dean hat es am Rücken. Er braucht ein gutes Essen mehr als du.“

„Mir zwickt es auch an der Bandscheibe.“

„Dann hol dir das Heizkissen.“

„Herzlose, alte Gewitterhexe.“

„Verfressener Simulant.“

„Ich liebe dich trotzdem Augusta.“

„Ich dich auch, aber die Lasagne musst du dir trotzdem mit Dean teilen.“

Sam lachte. Die beiden waren Dean und ihm so ähnlich. Sein Herz ging ihm auf als er daran dachte, wie schön es wäre mit Dean alt zu werden. Ob Dean seinen Gehwagen später wohl auch als sein Baby bezeichnen würde?

„Lasagne ist doch okay für Dean?,“ riss Augusta Sam aus seinen Gedanken. Er lächelte.

„Er isst alles. Hauptsache da sind keine Schalentiere drin.“

„Nein, keine Sorge. Dein Dean wird unter meiner Aufsicht keinen allergischen Schock bekommen.“

„Gut, dann bis später. Ich denke, dass ich in ein zwei Stunden wieder zurück bin.“

„Augusta, es riecht leicht angebrannt.“

„Dann krieg deinen Arsch hoch und sieh nach der Lasagne,“ rief sie ihrem Mann zu. Dann wand sie sich wieder Sam zu.

„Er ist so faul geworden in letzter Zeit. Wenn er nicht ab und zu zum Angeln gehen würde, dann wäre er bestimmt schon an seinem Fernsehsessel festgewachsen.“

„Hey, ich bin in Top Form,“ sagte Ross als er über den Flur in die Küche ging.

„Ich werde dann mal los fahren,“ sagte Sam.

„Tu das. Dean und Jenny sind bei mir in den besten Händen.“

„Augusta wo sind die Topflappen?“

„Da wo sie immer sind, Liebling. Neben den Geschirrhandtüchern.“ Sie rollte mit den Augen.

„Ich schwöre dir, er macht mir mehr arbeit als all meine Kinder es je getan haben.“

„Bist du sicher, dass du ihn alleine lassen kannst?,“ fragte Sam und grinste. Bei Dean hatte er ein sehr ähnliches Gefühl.

„Mach dir keine Sorgen Sam. Heute kommt Baseball auf ESPN. Da park ich ihn einfach vor dem Fernseher. Da passiert ihm schon nichts.“ Beide lachten.

„Lästert ihr über mich?“

„Das würden wir niemals tun Schatz.“ Mit einem Grinsen verabschiedete sich Sam und ging zum Impala.
 

Eine viertel Stunde später betrat Augusta mit einigen Schüsseln voller Leckereien das Nachbarhaus. Sie stellte die Schüsseln auf der Arbeitsfläche ab und ging dann nach oben. Sie fand Dean und Jenny auf dem Bett vor. Der Mann machte etwas am Laptop während das kleine Mädchen scheinbar drauf und dran war ungehindert die Nachttischlampe an ihrem Kabel vom Nachttisch zu ziehen. Sie wollte gerade etwas zu Dean sagen, als dessen Hand vorschnellte und Jenny am Shirt packte. Damit erschreckte er Sams Tochter ein wenig und sie ließ das Kabel los. Dean zog sie sachte an ihrem Shirt näher an ihn ran.

„Du denkst wohl ich merk das nicht, was? Aber da musst du früher aufstehen. Ich krieg alles mit was um mich rum passiert auch wenn es den Anschein hat, dass ich nicht hinsehe. Also Hände weg von dem Kabel.“ August lächelte. Scheinbar hatte er sie gar nicht rein kommen gehört.

„Din!,“ sagte sie und hatte einen Welpenblick aufgesetzt, den sie unweigerlich von Sam geerbt hatte.

„Da kannst du zehn mal so bettelnd gucken. Ich lass dich nicht mit dem Kabel spielen. Außerdem haben wir besuch. Sag hallo zu Augusta,“ sagte Dean und blickte zu der Frau auf die in der Tür stand.

„Wow, du kriegst wirklich alles mit. Aber es scheint für euren Job gut zu sein solche Reflexe zu haben.“ Dean sah sie überrascht an.

„Ich weiß nicht wovon du sprichst.“

„Dean, du und Sam ihr müsst mir und Ross nichts vormachen. Wir wissen was ihr macht.“

„Woher…“

„Pastor Jim hat uns viel von euch erzählt und ihr seid nicht die ersten Jäger, die uns begegnet sind,“ erklärte sie ihm. Dem Winchester klappte die Kinnlade herunter.

„Was meinst du wie wir Jim kennen gelernt haben?“

„Er war ihr Pastor?“

„Wir sind nicht katholisch Dean. Unsere beschränkten Nachbarn haben ihn zu uns geschickt, als sie mitbekommen habe, dass unser Enkel schwul ist. Dachten er würde ihn bekehren können oder so was. Aber er hat nur gesagt Jeff soll vorsichtig sein und Kondome benutzen. Ich schwöre dir eines Tages wird Jim noch Exkommuniziert, so liberal wie er ist. Jedenfalls hat er plötzlich dieses Geräusch gehört, dass uns selbst schon aufgefallen war. Wir glaubten es seien Ratten, aber es stellte sich heraus, dass wir einen kleinen Poltergeist im Haus hatten. Jim hat einen Freund angerufen. Ein Jäger. Wie war noch gleich sein Name? Calvin, Carter…“

„Caleb?“

„Genau. Caleb. Er hat sich dann um unser Problem gekümmert und seit dem wissen wir, dass man Geister nicht mit Staubsaugern einsaugt.“

„Wow, es wäre nett von ihm gewesen uns zu sagen, dass ihr bescheid wisst.“

„Er hat viel zu tun. Er wird es wohl vergessen haben euch zu sagen.“

„Was hat er denn noch so über uns erzählt?“

„Nichts weiter. Nur dass ihr zwei Jäger seid, vorkurzem herausgefunden habt, dass Sam eine Tochter hat und ihr her gekommen seid um euch nach eurer letzten Jagd eine Atempause zu gönnen. Aber anscheinend scheint das nicht wirklich zu klappen. Ich meine da war die Platzwunde, die du vor ein paar Wochen hattest und jetzt die Sache mit deinem Rücken. Habt ihr einen Fall?“

„Yap.“ Dean wollte ihr nicht alles erzählen. Er war der Meinung je weniger sie und Ross wussten desto besser.

„Seid ihr noch bei Sinnen? Ihr habt für ein Kind zu sorgen. Was wird aus Jenny wenn euch was passiert?“ Sie klang wie eine Mutter die ihr Kind beim Rauchen erwischt hat und ihm nun einen Standpauke über Lungenkrebs hielt.

Gute Frage. Augusta würde wahrscheinlich ausrasten wenn sie erfahren würde wie John sie aufgezogen hatte.

„Hör zu Augusta. Sam und ich sind ein eingespieltes Team. Wir sind immer so vorsichtig wie möglich.“ Ach was versuchte er da eigentlich zu beweisen? Augusta hatte ja Recht. So vorsichtig sie auch waren. Sie konnten jederzeit von irgendeiner blutrünstigen Kreatur niedergemetzelt werden und dann stünde Jenny allein da. Sollte es ihnen nicht wichtiger sein dafür zu sorgen, dass Jenny mit ihnen zusammen behütet aufwuchs anstatt ihr Leben für einen Haufen fremder anderer Leute zu riskieren? Sie stellten ja quasi die Unversehrtheit anderer über das Glück ihrer kleinen Tochter. Gott, was taten sie eigentlich? Er würde dringend mal mit Sam reden müssen. Der klare Menschenverstand sagte ihm, dass sie mit dem Jagen aufhören sollten, aber auf der anderen Seite war da auch sein Gewissen, das ihm sagte, dass er nicht einfach die Augen vor der Realität verschließen konnte. Da draußen gab es soviel Abschaum, dass nur zu gern tötete und er wusste das. Würde er sich nicht schuldig machen wenn er aufhören würde Menschenleben zu retten? Das ganze war doch ein beschissener Teufelskreis.

„Wenn ihr vorsichtig seid und du trotzdem einen verrenkten Rücken hast, dann will ich lieber nicht wissen was passiert wenn ihr nicht vorsichtig seid.“

„Glaub mir Augusta, ich bin auch nicht scharf drauf das raus zu finden.“ Er warf ihr einen Blick zu, der ihr verdeutlichen sollte, dass das Thema jetzt für ihn erledigt war und sie schein den Wink zu verstehen.

„So, ich habe Lasagne gemacht. Soll ich dir welche aufwärmen und hoch bringen?,“ wechselte sie das Thema. Ihre Stimme hatte nun wieder den üblichen weichen, mütterlichen Tonfall angenommen.

„Ja, ich könnte was zu essen vertragen, danke. Könntest du Jenny vielleicht auch was machen?“

„Meinst du sie mag Milchreis oder Apfelmus?“

„Auf jeden Fall und ich hätte auch nicht gegen einen Nachtisch einzuwenden.“

„Gut, ich bin gleich wieder da.“ Sie lächelte leicht und ging nach unten in die Küche.
 

Als sie mit dem Essen wieder hoch kam bat Dean sie sich auf den Stuhl im Zimmer zu setzen.

„Augusta. Noch mal wegen vorhin. Ich weiß, dass es aus der Sichtweise von normalen Menschen unverantwortlich erscheint mit einem Kind im Schlepptau das zu tun was Sam und ich tun, aber du musst auch die andere Seite der Medaille sehen. Wir retten Menschen und wir sind gut darin…“

„Dean, du musst dich nicht rechtfertigen. Ich habe nicht das Recht ein Urteil über euch abzugeben. Wenn ihr aufhören würdet wäre das sicher so als wenn ein Arzt ein Gegenmittel gegen HIV findet und es der Welt vorenthält. Nur seid ihr drei mir in den letzten Wochen sehr ans Herz gewachsen und jetzt wo ich weiß, dass ihr noch aktiv seid, da mache ich mir Sorgen, dass ist alles.“

Dean war ein wenig gerührt. Diese Frau behandelte ihn, Sam und Jenny als wären sie Teil ihrer Familie. Es war schön zu wissen, dass da jemand war, der sich um sie kümmerte und sorgte wie eine Mutter. Dean sah sie an und nickte. Dann saßen sie eine Weile schweigend im Schlafzimmer. Während Dean aß fütterte Augusta Jenny mit Milchreis und Apfelmus. Als Dean mit der Lasagne fertig war und Jenny ein Bäuerchen an seiner Schulter machen ließ, reichte Augusta ihm eine Schale mit Nachtisch. Das kleine Mädchen lag nun angekuschelt an Sams Kopfkissen neben Dean und war drauf und dran in einen Mittagsschlaf zu fallen. Nachdem der Winchester auch mit großem Appetit den Nachtisch verdrückt hatte widmete er sich wieder den Recherchen und Augusta wusch unten das Geschirr ab.
 

„Kann ich dir irgendwie helfen?,“ fragte Augusta als sie wieder ins Schlafzimmer kam.

„Nur wenn du dich mit Acheri auskennst.“

„Noch nie davon gehört.“

„Das dachte ich mir.“

„Hör zu Dean. Wann immer du und Sam Hilfe braucht, egal welcher Art. Scheut euch nicht uns zu fragen, auch wenn ihr irgendwann nicht mehr hier seid. Ihr habt unsere Nummer.“

„Danke. Du weißt gar nicht wie wir das zu Schätzen wissen. Ich hab eine Frage.“

„Nur zu, frag.“

„Weiß Carrie auch bescheid?“

„Nein.“

„Gut und ich finde, es ist das Beste wenn das auch so bleibt.“

„Das denke ich auch.“

Während Dean eine weitere Mythologie Seite überflog sprach Augusta weiter mit ihm.

„Ich hoffe ihr habt nächstes Wochenende noch nichts vor. Mein Enkel Jeff kommt nämlich zu besuch und so wie es das Wetter zulässt wollen wir ein kleines BBQ und Lagerfeuer am Strand machen. Es wäre schön wenn ihr auch kommen würdet. Jeff wird sich sicher freuen, wenn auch jemand in seinem Alter da ist mit dem er reden kann.“

Jeff war Dean schon unsympathisch als Augusta ihn das erste Mal erwähnt hatte und er war nicht sonderlich scharf drauf ihn zu treffen.

„Er bringt zwar seinen Freund Paul mit, aber ich dachte mir es wäre nett wenn ihr auch kämt.“

Dieser Jeff hatte einen Freund. Das änderte natürlich alles. Dann bestand nicht die Gefahr, dass er sich an Sam oder ihn heran machen würde. Carrie hatte ihm nämlich vor ein paar Tagen erzählt, dass Jeff ein ganz schöner Schürzenjäger war, aber jetzt da sich herausstellte dass er einen Freund hatte, spielte das ja wohl keine Rolle mehr. Augustas Familie war anständig und dieser Jeff würde da sicher keine Ausnahme machen.

„Ich werde Sam nachher mal frage, aber ich bin sicher, dass er nichts dagegen haben wird.“

„Schön. Brauchst du im Moment noch etwas?“

„Nein. Ich fühl mich rund um wohl. Solange ich mich nicht bewegen muss.“

„Vielleicht solltest du dich ein bisschen bewegen. Eine Bekannte von mir hatte es auch mal im Rücken und sie hat gesagt, dass der eine Arzt bei dem sie war ihr Bettruhe verordnet hat und als es ihr nach einer Woche noch nicht besser ging ist sie zu einem anderen Arzt gegangen und der hat ihr so eine Broschüre mit Anleitungen für eine Bewegungstherapie gegeben und schon nach wenigen Tagen ging es ihr dann schon viel besser.“

„Danke für den Tipp. Aber im Moment hab ich hier noch einiges zu tun.“

„Gut, dann werde ich mal wieder rüber gehen und sehen, ob Carrie vom Strand zurück ist. Wenn du noch Hilfe brauchst…“

„Ruf ich euch an. Aber ich denke Sam wird bald zurück sein.“

„Hey, wenn Sam Hunger haben sollte. Sag ihm unten in der Mikrowelle steht noch ein Teller Lasagne.“

„Mach ich Augusta. Danke, dass du vorbei geschaut hast.“

„Immer doch Süßer.“ Sie zwinkerte ihm zu. Es war ihm etwas unangenehm, dass sie mit ihm flirtete. Es war viel lustiger, wenn sie das mit Sam tat. Sie lächelte ihn an und machte sich dann auf den Weg zurück zu ihrem Mann.
 

Eine Stunde später war Sam immer noch nicht zurück und Deans Blase verlangte geleert zu werden. Er warf einen Blick hinüber zu der schlafenden Jenny auf Sams Kopfkissen. Er könnte sie wohl ein paar Minuten alleine lassen um aufs Klo zu gehen. Er schob den Laptop bei Seite und neben den Teller mit den Keksen, die Augusta ihm noch gebracht hatte, ehe sie gegangen war. Mühsam stieg er dann aus dem Bett. Sein Rücken tat immer noch weh und fühlte sich ungewohnt steif an. Das Laufen ging jedoch schon besser als am Morgen. Er erreichte das Bad und erleichterte seine Blase. Dann wusch er sich die Hände. Die Seife flutschte ihm aus der Hand.

„Scheiße,“ fluchte er. Sollte er sie aufheben oder es seinem Rücken zu Liebe doch liegen lassen? Es ging ihm ja eigentlich schon viel besser. Einmal kurz Bücken, das würde er ja wohl noch hinbekommen. Und so tat er es und bereute es auch so gleich. Ein starker Schmerz, so als würde ihm jemand ein Messer ins Kreuz jagen, durchschoss seinen Körper. Er sackte auf die Knie und kippte zur Seite.

„Fuck!“ So viel stand fest. Sich nach der Seife zu bücken war nicht nur im Knast eine saudämliche Idee. Er hoffte, dass Sam so schnell wie möglich zurück kommen würde, um ihn aus der misslichen Lage zu befreien. Alleine kam er nämlich nicht wieder hoch.

Sams Alleingang...

Verwendeter Song:

Wannadies - You And Me Song
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Er hatte geglaubt, dass, nachdem sie sich in den letzten Tagen ziemlich auf der Pelle gesessen hatten, würde ihm eine kleine Auszeit von Dean ganz gut tun. Das Gegenteil schien jedoch der Fall zu sein. Er war gerade zehn Minuten unterwegs und es war Sam viel zu still im Wagen. Er schaltete das Radio ein und suchte sich einen Sender der Musik nach seinem Geschmack spielte. Während bereits der dritte Song lief, wartete der jüngere Winchester die ganze Zeit darauf, dass Dean einen schnippischen Kommentar über seinen Musikgeschmack machen würde. Ohne Dean im Impala rum zu fahren war irgendwie nicht dasselbe. Er hatte diesmal nicht mal Jenny dabei. Sam konnte sich nicht erinnern wann er das letzte Mal allein für sich war, aber er wusste, dass er viel lieber mit seiner Familie zusammen war. Daher beschloss er sich zu beeilen, besonders weil sein Liebster gesundheitlich gerade nicht auf der Höhe war. Sam grinste. Dean würde ihn sicher umbringen wenn er wüsste, dass er ihn gerade in Gedanken als seinen Liebsten bezeichnet hatte. Dean war eindeutig kein Freund von Kosenamen.
 

Das sich beeilen stellte sich als schwieriger heraus als er gedacht hatte. Denn er fand weit und breit keinen Krawattenladen. Er hatte sein Glück bei einem Smokingverleiher versucht, aber der hatte gesagt, dass er keine unifarbenen roten Krawatten führte. Ein Sportgeschäft fand er erst gar nicht. Die Idee mit den Schweißbändern hatte sich somit auch erledigt. Er könnte es beim Walmart versuchen, dachte Sam, aber er hatte keine Lust die 1 ½ Stunden nach Teaticket zurück zu legen, schon gar nicht, wenn er nicht mal wusste ob die Straßen dahin schon frei waren. So machte sich Sam also zwei Stunden nach seinem Aufbruch resignierend auf den Heimweg. Wenn er zu Hause war, würde er im Internet nach einem Krawattenladen suchen. Er sah auf die Armatur und erkannte, dass er Deans Baby mal wieder eine Ladung Sprit verpassen könnte. Er steuerte die nächste Tankstelle an. Als er drinnen an der Kasse bezahlte und noch ein paar Schokoriegel für Dean besorgte, fiel ihm etwas ins Auge. Etwas, dass nicht ganz dem entsprach was er gesucht hatte, jedoch den gleichen Zweck erfüllen und sein Problem lösen konnte.
 

Dean kam es vor als würde er bereits Stunden auf dem gefliesten Badezimmerfußboden ausharren. Wann würde Sam endlich zurück kommen? Das Unangenehme war, dass er nicht wirklich auf Jenny aufpassen konnte. Die Kleine war kurz nachdem er eine einigermaßen aushaltbare Position auf dem Boden gefunden hatte, aufgewacht und hatte ein paar Mal nach ihm gerufen. Er hatte zurück gerufen dass alles in Ordnung sei und er gleich wieder da sein würde. Seitdem war es still, verdächtig still. Was bei kleinen Kindern meist nichts Gutes bedeutete. Dean hoffte, dass sie nur wieder eingeschlafen war und nicht irgendeinen Mist gebaut hatte. Seine Hoffnungen wurden bitterlich enttäuscht als er auf ein Mal ein lautes Krachen hörte. Dean hätte es wissen müssen. Jenny hatte die Gunst der Stunde genutzt und wahrscheinlich nun doch die Nachttischlampe runter gerissen. Er betete, dass Scherben tatsächlich Glück bringen würden und das taten sie dieses Mal auch. Keine fünf Minuten später hörte er wie unten eine Tür ins Schloss fiel. Halleluja, Sam war zurück.
 

Er ging die Treppe hinauf um nach Dean und Jenny zu sehen. Zuerst kam er zum Schlafzimmer und fand dort Jenny auf dem Bett vor, die gerade dabei war einen zweifellos angesabberten Keks in die USB-Buchse seines Laptops zu drücken. Auf dem Boden links von ihr lag die zerdepperte Nachttischlampe.

„Was zur Hölle? DEAN!“

„Pa“, sagte Jenny fröhlich und streckte ihre Ärmchen nach Sam aus.

„Badezimmer“, erklang die völlig fertige Stimme seines Bruders. Sam nahm seine Tochter auf den Arm, damit sie keinen weiteren Schaden anrichten konnte und ging dann mit ihr ins Badezimmer.

„Ich dachte du wolltest auf Jenny aufpassen. Was machst du im…Oh, scheiße, “ sagte Sam, als er erkannte in welcher Situation sich Dean befand.

„Wie hast du das denn schon wieder geschafft?“

„Frag nicht Sammy, hilf mir nur hoch.“

„Warte, ich setz nur kurz Jenny ab.“ Er platzierte seine kleine Zerstörungsmaschine auf dem runter geklappten Klodeckel und kniete sich dann vor Dean auf den Boden.

„Dann lass uns mal sehen wie wir dich hier wieder hoch kriegen.“
 

„Oh Fuck, tut das weh“, fluchte Dean als Sam ihn wieder auf den Beinen hatte.

„Ich glaube, wir haben heute genug vor Jenny geflucht. Komm, ich bring dich wieder ins Bett und gebe dir was von den Pillen, die Dr. Potter dagelassen hat.“ Mit einem Arm stützte er Dean, mit dem Anderen nahm er seine Tochter wieder hoch. Fünf Minuten später hatte er den Älteren wieder bequem und schmerzfrei ins Bett gesteckt.

„Hier, die Pillen. Ich bring Jenny kurz in ihr Bettchen, da kann sie keinen Unsinn machen und ich kann die Scherben der Lampe beseitigen. Wäre schön, wenn du in der Zwischenzeit versuchen würdest den Keksmatsch aus der USB-Buchse zu pulen und für heute keine Alleingänge mehr aufs Klo, verstanden?“

„Ja Sam“, sagte Dean kleinlaut und schluckte die Tabletten. Sam nahm ihm das Glas ab, dass er Dean mit den Pillen gereicht hatte und stellte es auf den Nachttisch. Dann küsste er ihn sanft auf die Stirn.

„Das man dich aber auch nicht Mal zwei Stunden alleine lassen kann. Komm Jenny, wir müssen uns mal über Lebensmittel und Elektrogeräte unterhalten.“ Er verließ mit der Kleinen auf dem Arm das Zimmer.
 

In ihrem Zimmer angekommen setzte er sein kleines Mädchen in ihr Bettchen. Sam wusste nicht was er nun zu ihr sagen sollte und wie weit sein kleiner Sonnenschein überhaupt verstand was er zu ihr sagte.

„Pa, Din?“, fragte sie und sah ihren Vater mit ihren großen braunen Augen an.

„Dean braucht mal ne Pause und ich muss erstmal das Chaos beseitigen, das du hinterlassen hast. Du kannst die Zeit vielleicht für ein Nickerchen nutzen.“ Er gab seiner Tochter einen Kuss auf die Wange und verließ dann das Zimmer. Mit ihr zu schimpfen schien für Sam keinen Sinn zu machen, sie würde wahrscheinlich eh nicht verstehen was er meinte. Er trat in den Flur und kam am Schlafzimmer vorbei.

„Hey Sam, gehst du nach unten?“

„Ja, ich muss den Handfeger holen, warum?“

„Bring mir doch bitte einen Zahnstocher mit. Ich glaube damit hab ich gute Chancen die Keksspuren von deinem Laptop zu beseitigen.“

„Okay, gute Idee.“ Sam ging nach unten in die Küche wo er seine Besorgungen von der Tankstelle auf dem Tisch zurückgelassen hatte. Mit einem leichten Lächeln betrachtete er die beiden Rosensträuße, die mit einem recht langen roten Band zusammen gehalten wurden.

http://img52.imageshack.us/i/33190.jpg/

Jess hatte immer gesagt, sie fände Rosen langweilig, also war dies das erste Mal, dass Sam je welche gekauft hatte und das nicht mal um sie der Person zu schenken, die er liebte (Dean würde ihm wahrscheinlich den Strauß um die Ohren hauen), sondern nur weil er die roten Bänder brauchte. Eigentlich hatte er die Blumen ja entsorgen wollen, doch jetzt wo er genauer darüber nachdachte waren sie dazu viel zu schade. Was Frauen nur so schlecht an Blumen von der Tankstelle fanden war ihm ein Rätsel. Diese hier waren absolut frisch und duftete sehr angenehm. Der Verkäufer, (ein kleiner Typ, der scheinbar aus Indien stammte und ihn gefragt hatte: „Wolle Rose kaufen?“, als er bemerkt hatte, dass Sam einen Blick auf die Blumen geworfen hatte) hatte ihm garantiert, dass er lange etwas von den Blumen haben würde, da sie lange frisch blieben. Sam suchte die Schränke nach einer Vase für die Rosen ab. Schließlich fand er eine. Er entfernte die Bänder und die kleinen herzförmigen Kärtchen, schnitt die Stiele der Rosen an (Jess hatte dass immer mit den Blumen gemacht, die er ihr geschenkt hatte) und stellte dann beide Sträuße zusammen in die Vase. Ein Dutzend roter Rosen. Die meisten Frauen würden ihm dafür sicher dankend um den Hals fallen, doch sein Partner würde ihm wohl eher den Hals umdrehen. Sam seufzte. Er hatte definitiv eine romantische Ader, aber mit Dean an seiner Seite würde diese Ader sicher für den Rest seines Lebens ungenutzt bleiben und schließlich irgendwann versiegen. Bei Dean war das Wort Romantik doch bloß ein Synonym für unmännlich. Genauso wie kuscheln. Aber Moment, das tat Dean mittlerweile auch. Sogar richtig gerne und aus eigenem Antrieb. Vielleicht war in Sachen Romantik beim Älteren doch nicht Hopfen und Malz verloren. Sam würde es jetzt einfach mal ausprobieren. Er holte das Kehrblech und den Handfeger raus, schnappte sich dann die Vase, vergaß jedoch den Zahnstocher mitzunehmen und ging dann wieder hoch ins Schlafzimmer.
 

Als Dean die Rosen sah bekam Sam auch sofort die Reaktion, die er voraus gesagt hatte.

„Du hast mir Blumen gekauft? Alter, ist mit letzte Nacht zwischen meinen Beinen eine Vagina gewachsen von der ich nichts mitbekommen habe? Was soll das Grünzeug?“

Sam seufzte. Warum konnte er nicht einmal falsch liegen, was die Einschätzung seines Bruders anging. Er rollte mit den Augen.

„Rag dich ab Dean. Die sind nicht für dich, “ nahm Sam ihm den Wind aus den Segeln.

„Oh“, kam es kleinlaut von Dean. Sam sah auf. Hatte er da eben etwa den Anflug von Enttäuschung in Deans Stimme gehört? Und tatsächlich. Der Ältere blickte leicht beleidigt drein. Sam stellte die Rosen auf den kleinen Schreibtisch der links neben Deans Bettseite stand. Dean wusste nicht was er nun sagen sollte. Wenn sein Kleiner schon Blumen kaufte, dann hatten die in seinen Augen gefälligst für ihn zu sein, auch wenn ihm ein Kuchen oder anderer Süßkram natürlich lieber gewesen wäre, so würde er doch für jede kleine Aufmerksamkeit seines Sammys dankbar sein, so kitschig und mädchenhaft sie auch sein mochten. Er bekam schließlich selten genug etwas geschenkt.
 

You and me

And we'll always

Be together

You and me always

And forever
 

„Ach ja? Und für wen sind sie dann?“, fragte Dean und klang etwas erzürnt. Sam war ums Bett herumgegangen und stand nun vor den Scherben der Nachttischlampe.

„Für niemanden, okay? Ich war zwei Stunden unterwegs und habe weder eine rote Krawatte noch ein rotes Schweißband oder ähnliches auftreiben können. Als ich getankt habe, habe ich zwei Rosensträuße entdeckt, die mit einem roten Band umwickelt waren und dachte, dass die Bänder es auch tun werden, also hab ich die Blumen gekauft und da ich sie nicht wegschmeißen wollte, dachte ich mir, ich stell sie hier ins Schlafzimmer. Aber wenn sie dich stören bring ich sie wieder runter und stelle sie auf den Wohnzimmertisch. Allerdings hatte ein Teil von mir schon die Intention sie dir zu schenken, weil ich gehofft habe sie würden dir vielleicht gefallen. Aber das war eine Schnapsidee, “ sagte Sam traurig. Er legte Handfeger und Kehrblech auf den Nachttisch. Dann ging er wieder zum Schreibtisch. Er wollte gerade nach der Vase greifen, als er spürte wie sich eine Hand um sein Handgelenk schloss und zum Bett zog. Einen traurigen Sammy konnte Dean beim besten Willen nicht ertragen.

„Was?“, fragte Sam als er sich zu Dean drehte, der ihn versuchte zu sich aufs Bett zu ziehen.

„Komm her zu mir Sammy“, sagte dieser nur. Sam rollte mal wieder mit den Augen, setzte sich dann jedoch neben Dean auf die Bettkante. Der Ältere streichelte ihm liebevoll durchs Wuschelhaar und sah ihm in die Augen. Sein Kleiner hatte diesen entzückenden Hundeblick aufgesetzt, gegen den Dean meistens machtlos war und in ihm oft den Drang hervorrief Sam zu knuddeln bis er wieder lächelte. Natürlich gab er diesem Drang so gut wie nie nach.

„Ich hab das eben nicht böse gemeint. Ich bin es nur nicht gewohnt, dass jemand derartig stark in mich verknallt ist, dass er mir als Huldigung Blumen darbringt. Ich muss mich wohl damit abfinden, dass ich ein Mädchenschwarm bin, was Samantha?“ Er grinste frech. Sam boxte ihm gegen den Oberarm und lächelte. Dean legte seine Hand an Sams Wange und zog den Kopf des Jüngeren so an sich heran. Dann gab er Sam einen leidenschaftlichen Kuss, den der Große selbst noch in seinen Zehen spüren konnte. Wenn küssen eine olympische Disziplin wäre, würde Dean garantiert jedes Mal die Goldmedaille gewinnen, schoss es Sam durch den Kopf. Er drückte sich enger gegen Dean und erwiderte den Kuss. Er hasste und liebte es, dass Dean ihn durch einen Kuss alles andere vergessen lassen konnte.
 

Always when we fight

I kiss you once or twice

And everything's forgotten

I know you hate that
 

Nach einigen Minuten lösten sie sich schwer atmend voneinander. Sam legte seinen Kopf an Deans Schulter und der Ältere legte seine Arme um ihn und streichelte ihm über den Rücken.

„So Sammy. Willst du jetzt vielleicht noch, dass ich dir was Sülziges in dein Poesiealbum schreibe?“, neckte er seinen Partner.

„Idiot“, murmelte Sam gegen Deans Halsbeuge.

„Ah, ich liebe dich auch.“

„Das will ich doch schwer hoffen.“ Er küsste leicht Deans Hals und löste sich dann aus der Umarmung. Dean sah ihn verwirrt an, als Sam Anstalten machte aufzustehen.

„Wo willst du hin?“

„Ich hab den Zahnstocher vergessen, außerdem hab ich unten noch ein paar Schokoriegel für dich“, sagte Sam und errötete leicht.

„Blumen und Schokolade Sammy? Hast du etwa was ausgefressen?“, stichelte Dean.

„Nein, ich wollte einfach nur nett zu dir sein.“ Sam seufzte, stand auf und verließ dann das Zimmer. Dean sah ihm hinterher. Er fragte sich nicht zum ersten Mal wie er jemanden so Wunderbares verdient hatte. Er sollte versuchen Sam nicht mehr so zu ärgern.
 

You and me always

And forever

You and me always

And forever

It was always you and me always
 

Ihr war stink langweilig. Sie saß hier alleine in ihrem Bett und war nicht mal müde. All ihre Spielsachen waren woanders und ihre Papis waren auch nicht da. Sie hatte es satt hier rumzusitzen und wollte Aufmerksamkeit. Sam hatte gerade die letzte Stufe nach unten hinter sich gebracht, als er das lautstarke Gebrüll seiner Tochter hörte und kurz darauf ein ebenso lautes „Sammy“ von seinem Bruder. Sofort drehte Sam um, lief die Treppe wieder rauf und direkt in Jennys Zimmer.

„Was ist denn los Süße?“ Er hob die Kleine aus ihrem Bettchen und da nun die Aufmerksamkeit ihres Vaters auf sie gerichtet war, hörte sie auch sofort auf zu weinen. Sam lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Das kleine Mädchen griff nach den langen Zotteln ihres Vaters und zog daran.

„Autsch, lass das Jenny.“ Er nahm ihre Hand und befreite seine Haare aus ihrem Griff ehe er die Hand seiner Tochter wieder los ließ. Diese griff aber sofort wieder nach Sams Haaren.

„Hör auf damit Jenny. Das tut weh, du willst deinem Daddy doch nicht weh tun oder?“ Nachdem er seine Haare erneut aus ihrem kleinen Grabschhändchen befreit hatte, zog sie diesmal an Sams Ohr.

„Nein, hör auf an mir rum zu zergeln.“ Erneut packte er Jennys Hand. Sie weinte nicht mehr, also setzte er sie wieder in ihr Bettchen und machte sich wieder auf den Rückweg. So hatte sich Jenny das aber nicht gedacht. Kaum war Sam wieder an der Treppe, als sie schon wieder anfing zu schreien. Sam stöhnte genervt und ging wieder ins Zimmer seiner Tochter und nahm sie wieder auf den Arm und wieder hörte sie schlagartig auf zu heulen.

„Pa“, sagte sie zufrieden und ihre Hand ging schon wieder in Richtung von Sams Haaren. Es machte ihr viel Spaß an Dingen zu ziehen.

„Nein Jenny“, sagte Sam nun in einem etwas schärferen Tonfall. Damit schien er mehr Erfolg zu haben, denn Jenny zog ihre Hand zurück. Sam hatte gerade erleichtert aufgeseufzt, als Jenny nun an Sams Shirt zog.

„Sam, was ist mit ihr?, “ erklang Deans Stimme über den Flur.

„Ich glaube Mademoiselle hier ist heute in einer rebellischen Phase“, antwortete Sam ihm.

„Das musste ja irgendwann losgehen. Ich hatte befürchtet, dass wir nicht das Glück haben das einzige Kind auf der Welt zu haben, das immer nur lieb ist.“

„Pa, Din!“

„Wir gehen nur zu Dean, wenn du aufhörst an meinen Sachen zu ziehen“, sagte er und löste das Shirt aus Jennys Griff.

„Ja, bring sie zu mir. Ich werde ihr schon Benehmen beibringen“, rief Dean.
 

Sam lächelte und ging mit Jenny ins Schlafzimmer.

„Weißt du eigentlich, dass Augusta und Ross wissen, dass wir Jäger sind?“

„Was? Nein. Woher?“

„Pastor Jim hat es ihnen erzählt. Die beiden hatten mal ein Problem mit einem Poltergeist und er hat ihnen Caleb als Hilfe vermittelt. Seit dem wissen sie mehr als der normale Durchschnittsbürger,“ erklärte Dean.

„Dann brauchen wir uns wenigstens keine Ausreden mehr einfallen lassen.“

„Ja, aber sie hat mir ne Standpauke gehalten, dass wir ja vorsichtig sein sollen.“

„Ich glaube sie hat uns bereits adoptiert,“ entgegnete Sam und lächelte. Der Ältere erwiderte das Lächeln.

„Din!“ Die Kleine streckte ihre Ärmchen nach ihrem Zweitpapa aus. Sam setzte Jenny auf Deans Schoß.

„Aber lass sie nicht wieder in die Nähe von dem Laptop und keine Kekse mehr, verstanden?“

„Yap, geh und hol mir endlich die Schokoriegel und den Zahnstocher.“

„Bin ich jetzt dein Butler oder was?“

„Hey, du wolltest doch eh runter gehen um beides zu holen.“

„Das gibt dir aber nicht das Recht mich so rumzukommandieren.“

„Herr Gott Sammy! Wirst du dich den Rest Tages immer auf den Schlips getreten fühlen, wenn ich was zu dir sage?“, fragte Dean genervt.

„Vielleicht solltest du mal vorher nachdenken, was und wie du etwas zu mir sagst, bevor du den Mund aufmachst.“ Sam machte auf dem Absatz kehrt und ging nach unten.

„Ich glaub dein Dad ist doch ne Frau und hat im Moment ganz schlimmes PMS“, sagte Dean und streichelte dem Mädchen über den Kopf.
 

Warum nur bekamen sie sich in den letzten Tagen so oft in die Haare? War er zu überempfindlich? Sam wusste es nicht, aber er wollte, dass diese Zankereien aufhörten. Er holte den Zahnstocher und die Schokoriegel und nahm sie mit nach oben. Schweigend reichte er Dean beides und machte sich endlich daran die Scherben der Lampe zu beseitigen. Während Dean mit dem Zahnstocher die Keksreste aus der USB-Buchse stocherte, bot sich nun ein wunderbares Bild, als sich Sam bückte um die Scherben auf das Kehrblech zu fegen. Dean gab einen Pfiff von sich.

„Nette Aussicht“, raunte der Ältere. Sam hob seinen Blick und sah wie Dean mit der Augenbraue wackelte.

„Du alter Lustmolch, “ sagte Sam, grinste leicht und konzentrierte sich wieder darauf auch alle Scherben zu erwischen. Deans Lächeln gefror.

„Hey, das alt nimmst du aber sofort zurück.“

„Bring mich doch dazu“, sagte er triezend und stand wieder auf.

„Du bist so ein fieser Mistkerl.“

„Wir hatten doch gesagt, dass wir vor Jenny keine Schimpfworte mehr benutzen wollen, Dean.“ Sam ging ins Bad um die Scherben in den dortigen Abfall zu entsorgen.

„Du hast das gesagt, nicht wir.“ Der Jüngere trat wieder ins Schlafzimmer.

„Oh, Entschuldigung, dass ich der Meinung war, du wärst der gleichen Ansicht.“

„Sam…“

„Was Dean?“

„Was ist los mit dir?“

„Was mit mir los ist? Was ist mit dir los?“

„Mit mir ist alles in Ordnung, aber du bist total gereizt.“

„Tut mir leid Dean.“ Sam ließ sich neben ihm auf dem Bett nieder.

„Was ist dein Problem?“, fragte Dean besorgt.

„Ach, es ist nur, dass sie vorhin im Radio gesagt haben, dass sie letzte Nacht zwei weitere Kinder ins Krankenhaus in Chatham eingeliefert haben. Beide haben die gleichen Symptome wie die anderen Kinder. Ich meine, wir wissen jetzt womit wir es zu tun haben und was mach ich, ich fege Scherben zusammen anstatt etwas gegen den Acheri zu unternehmen.“

„Sammy, wir müssen erst noch raus finden was wir gegen ihn tun können, bevor wir handeln.“

„Ich weiß ja, aber irgendwie geht mir das Ganze zu langsam. Ich habe irgendwie das Gefühl nicht alles zu tun, was momentan in meiner Macht steht.“

„Sam, was willst du denn tun? Im Moment können wir nichts weiter machen als weiter recherchieren.“

„Aber das tun wir nicht. Wir machen gar nichts. Ich fege hier rum und kümmere mich um Jenny und du…du flirtest mit mir. Das wird den Kindern garantiert nicht weiter helfen.“

„Sam, was sollen wir tun? Ich bin ein wenig gehandicapt wegen meinem Rücken und irgendjemand muss sich um Jenny kümmern. Ich denke, wir tun was wir können. Sobald ich die restlichen Krümel aus der USB-Buchse raus hab, kann ich auch weiter recherchieren.“

„Ja, ich weiß, dass du im Moment nicht viel mehr tun kannst. Aber ich. Ich habe eine Idee.“

„Was?“

„Ich werde nach Chatham fahren und einen Salzkreis um die alte Hütte ziehen. Damit sollten die Kinder auf dem Spielplatz erst mal sicher sein, bis wir wissen wie wir den Acheri vernichten können.“

„Sam, dafür musst du erst mal sicher gehen, dass der Acheri überhaupt in der Hütte drin ist.“

„Keine Sorge Dean, dass kriege ich schon hin.“

„Nicht alleine.“

„Ich kann nicht warten, bis du wieder einsatzfähig bist.“

„Sam es ist zu gefährlich da alleine hinzufahren.“

„Wir wissen, dass sie auf Salz so reagieren wie alle anderen Geister auch. Wenn ich die Steinsalzschrotflinte mitnehme wird sie mir schon nichts anhaben können.“

„Nein Sam, du wirst da nicht alleine hinfahren.“

„Was willst du tun, es mir verbieten?“ Dean schüttelte mit dem Kopf.

„Du bist kein Kind mehr Sam. Ich kann dir nichts verbieten, aber ich appelliere an deinen gesunden Menschenverstand. Ich will nicht, dass du dich unnötig in Gefahr bringst.“ Dean hatte noch immer das Gespräch mit Augusta im Kopf. Sie sollten langsam anfangen um Jennys Willen etwas mehr an sich zu denken.

„Du traust mir das nicht zu oder?“

„Das hat damit nichts zu tun Sam. Es ist einfach zu gefährlich. Wenn unsere Rollen vertauscht wären, würde ich auch nicht alleine losziehen.“

„Und das soll ich dir glauben?“

„Es ist die Wahrheit. Die Dinge haben sich geändert. Wir haben auch eine Verantwortung Jenny gegenüber.“

„Sag mir Dean, wenn Jenny eines der Kinder wäre, würdest du das auch so sehen und von mir verlangen hier tatenlos rum zu sitzen?“

„Willst du damit andeuten, dass mir die anderen Kinder egal sind?“, fuhr Dean Sam wütend an. Sam stand vom Bett auf.

„Ich weiß es nicht Dean. Es macht so den Anschein. Du bist in letzter Zeit irgendwie anders. Viel weniger an den Fällen interessiert als früher.“ Gegen das Argument konnte Dean nichts einwenden. Sam hatte Recht. Er hatte in den letzten Wochen wirklich weniger Interesse an den Fällen gezeigt und sich viel lieber an Jenny und seiner Beziehung zu Sam erfreut. Wollte einmal in seinem Leben auch mal nur an sich denken und glücklich sein.

„Die Kinder sind mir nicht egal, aber sagen wir es mal so. Meine Prioritäten haben sich etwas verschoben.“

„Dean…“

„Sam, ich bitte dich. Geh da nicht alleine hin. Warte noch ein, zwei Tage. Dann geht es mir besser und vielleicht wissen wir dann auch mehr.“ Dean sah in mit einem leichten Flehen in den Augen an. Bitten schien ihm die einzige Möglichkeit an Sam ran zu kommen. Wütend Befehle schreien hatte schon bei John nicht geklappt.

„Recherchier weiter Dean. Ich geh nach unten und schau mal nach was ich zum Abendessen machen kann.“ Sam verließ das Schlafzimmer. Wenn Dean ihn so ansah, konnte Sam schlecht anders als zu tun worum er ihn bat, auch wenn sein Gewissen ihm dies nicht gerade leicht machte.

„Sammy, wenn du Hunger hast, in der Mikrowelle ist noch was von Augustas Lasagne“, rief Dean ihm hinterher.
 

Den Rest des Tages redeten sie nicht mehr besonders viel miteinander. Sam hob sich die Lasagne fürs Abendessen auf und machte für Dean und Jenny Quetschkartoffeln und für Dean noch ein Spiegelei oben drauf. Er half Dean ins Bad wenn dieser musste und saß mit Jenny auf dem Bett neben Dean, um mit ihr zu spielen, während Dean, dem es tatsächlich gelungen war die USB-Buchse zu reinigen, weiter recherchierte, aber nur wenig neue brauchbare Informationen zu Tage förderte. Die Situation zwischen ihnen war ziemlich angespannt.

„Ich bringe Jenny jetzt ins Bett. Wenn du ihr noch einen gute Nacht Kuss geben willst, dann solltest du das jetzt tun, “ sagte Sam und hielt Dean seine Tochter hin.

„Din!“ Sie lächelte.

„Gute Nacht Kleines.“ Dean küsste sie zärtlich auf die Wange.
 

Als Sam zurück kam sah er aus dem Augenwinkel wie Dean sich die Augen rieb.

„Dean, lass mich gleich weiter machen. Du sitzt lange genug davor und aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass es nicht wirklich gut tut und du hast ohne hin schon genug mit deinem Rücken zu tun.“

„Hm, wenn ich das gestern richtig mitbekommen habe, dann hat Dr. Potter doch gesagt, dass mir eine Massage gut tun würde…“ Er grinste. Sam musste gegen seinen Willen einfach lachen und schon wieder hatte Dean es geschafft die Spannung zwischen ihnen abzubauen.
 

Always when we fight

I try to make you laugh

Till everything's forgotten

I know you hate that
 

“Sie meinte es würde dir gut tun, aber nur wenn du in der Lage bist dich selbst auf den Bauch zu drehen.“

„Das ist doch ein Klacks. Es geht mir nämlich schon wieder besser. Ich habe eben nach dem Essen doch noch die zwei Pillen genommen, die du mir gegeben hast, schon vergessen?“

„Wie könnte ich das.“ Sam ging ins Bad um das Babyöl zu holen mit dem sie Jenny manchmal einrieben. Ihm fiel dabei auf, dass die Seife auf dem Fußboden lag und plötzlich machte es Klick in seinem Kopf und er musste grinsen, als er sich vorstellte wie Dean versuchte die Seife aufzuheben. Als er wieder ins Schlafzimmer kam sagte er:

„Okay, dann dreh dich mal um, du großer starker Mann.“

„Endlich erkennst du wen du hier vor dir hast.“

Sam konnte sich nur mit Mühe ein Lachen verkneifen. Erst recht als er sah, wie Dean sich elegant wie eine schwangere Elefantenkuh umdrehte.

„Ich bin beeindruckt“, sagte der Jüngere.
 

You tell me I'm a real man

And try to look impressed

Not very convincing

But you know I love it
 

“Jetzt muss du nur noch das T-Shirt ausziehen.”

„Ich glaube, da könnte ich etwas Hilfe gebrauchen.“

„Okay, versuch mal so weit es geht deine Arme zu heben.“

„Ich bin doch einfach toll oder, “ sagte Dean, als er es sogar schaffte seinen Oberkörper etwas anzuheben als Sam ihm schließlich das T-Shirt über den Kopf zog.

“Aber natürlich. Also dann wollen wir mal,” sagte Sam und Dean glaubte ein leises Kichern von ihm zu hören, aber er kam nicht dazu diesbezüglich eine Bemerkung zu machen, denn schon spürte er wie Sams große, warme, weiche Hände das wohlriechende Babyöl vorsichtig auf seinem Rücken zu verteilen.

„Sag mal Dean, warum lag die Seife im Bad auf dem Boden? Hat das irgendwie damit zu tun, dass ich dich heute Nachmittag da auf dem Boden gefunden hab? Hast du dich etwa nach der Seife gebückt?“ Er gab Deans Hintern einen ordentlichen Klaps.

„Halt die Klappe Sam.“

„Oh man! Ich hab ins Schwarze getroffen.“ Sam fing an zu lachen.

„Was gibt’s da zu lachen? So was ist doch was ganz alltägliches,“ versuchte Dean diese Peinlichkeit herunter zu spielen.

„Wenn du das sagst.“ Der Jüngere kam aus dem Lachen nicht mehr raus. Sein Lachen war so ansteckend, dass Dean nicht anders konnte, als ebenfalls zu lachen. Schließlich bekam Sam einen Schluckauf.

„Mist, hicks, wie werde hicks, ich hicks jetzt diesen dämlichen hicks Schluck hicks auf wieder los hicks?“

„Ich hab gehört Luftanhalten soll helfen. Ich könnte dir dabei helfen…“

„Okay hicks,“ sagte Sam, der wusste worauf Dean hinaus wollte. Er beugte sich zu ihm herunter und ließ sich von Dean atemlos küssen und tatsächlich war der Schluckauf weg nachdem sie sich wieder von einander gelöst hatten.

„Danke Baby.“ Er küsste Dean zärtlich gegen die Schläfe.

„Könntest du dich jetzt bitte wieder meinem Rücken widmen?“

Sam nickte und schon spürte der Kleinere wieder Sams Hände an seinem Rücken.

„Wenn ich dir weh tue, dann sag es, okay?“

„Mhm…“ Der ältere Winchester genoss Sams Berührungen in vollen Zügen. Er brachte es fertig immer genau das richtige Maß an Kraft und Druck auszuüben. Und Deans Rückenmuskulatur entspannte sich mehr und mehr. Dean fühlte sich rund um pudelwohl und war schließlich so entspannt, dass er einschlief noch ehe Sam mit der Massage fertig war. Als Sam das merkte verrieb er das restliche Babyöl, machte sich im Bad Bettfertig und legte sich dann neben Dean ins Bett. Der Jüngere beobachtete den schlafenden Mann. Er beugte sich zu ihm und küsste ihn zärtlich auf die Wange. So könnte es von ihm aus eigentlich immer sein.
 

It was always

You and me always

And forever

You and me always

And forever
 

Sam konnte nicht einschlafen. Unruhig wälzte er sich hin und her. Ständig fragte er sich, ob es richtig war auf Dean zu hören und ob es nicht besser wäre seinen Plan gegen den Acheri doch umzusetzen. Er brachte das Bett ganz schön zum wackeln und weckte dabei sogar Dean auf.

„Haben wirs bald? Ich würde gerne weiter schlafen, wenn du nichts dagegen hast.“

„Tut mir leid Dean. Ich werde in Jennys Zimmer gehen, damit du zur Ruhe kommen kannst.“

„Sammy, bist du okay?“ Er gähnte und hob den Kopf.

„Ja, ich bin wohl einfach noch nicht müde.“ Er küsste Dean sanft auf die vollen Lippen und stand dann auf.

„Ich liebe dich. Schlaf wieder ein.“ Er verließ das Zimmer und ging in Jennys. Dort legte er sich in das freie Bett, fand aber auch hier keine Ruhe. In den frühen Morgenstunden traf er schließlich eine Entscheidung. Er würde sich raus schleichen solange Dean noch schlief und seinen Plan in die Tat umsetzen. So könnte er vielleicht wenigstens verhindern, dass der Acheri weiteren Kindern Schaden zufügen konnte. Sam stand auf, hob vorsichtig Jenny aus dem Bett und ging wieder ins Schlafzimmer. Dean schlief in der Tat noch tief und fest. Er legte seine Tochter neben Dean ins Bett und küsste beide liebevoll. Dann zog er sich schnell an und ging nach unten. Dort checkte er, dass er genug Salz dabei hatte und stieg in den Impala. Der ältere Winchester schlief so tief, dass er nicht mal mitbekam, wie Sam den Motor seines Babys startete.

...und seine Folgen

Er hörte jemanden seinen Namen sagen und spürte Hände auf seinem Rücken. Zuerst glaubte er, es wäre Sam, aber Sam hatte nicht so eine quiek Stimme und so kleine Hände.

„Din, Din!“ Das kleine Mädchen patschte fröhlich auf seinem Rücken rum um ihn zu wecken. Dean drehte sich um und war froh, dass sein Rücken ihm dabei heute Morgen weit aus weniger Probleme machte als am Vortag.

„Morgen Jenny“, murmelte er verschlafen, als er die Kleine erblickte. Sogleich stieg ihm ein unangenehmer Geruch in die Nase. Jenny brauchte dringend eine neue Windel. Dean sah auf die Digitalziffern des Weckers. 11.15 Uhr. Sam ließ ihn doch sonst nie so lange schlafen.

„Sammy?“ Keine Reaktion.

„Sam?“ Diesmal war seine Stimme schon wesentlich lauter. Wieder keine Antwort.

„SAM! “, schrie Dean nur und Jenny zuckte leicht zusammen.

„Entschuldigung Kleines.“ Er streichelte ihr übers Haar.

„Wo ist dein Daddy?“

„Ni puh.“

„Ich weiß. Gib mir zwei Minuten um mich aufzurichten.“ Wo steckte Sam? Als sich Dean aus dem Bett gequält hatte (in die Senkrechte wollte sein Rücken scheinbar noch nicht wieder so gerne) ging er mit Jenny in ihr Zimmer um sie zu wickeln. Er sah, dass das große Bett benutzt war und Dean erinnerte sich, dass sein Kleiner gestern nicht einschlafen konnte und deswegen zu Jenny rüber gegangen war. Nur wo war er jetzt? Er rief noch mal den Namen seines Bruders, während er Jenny wickelte, bekam aber wieder keine Antwort. Also war er definitiv nicht im Haus. Sie hatten eigentlich alles da, also hatte Sam keinen Grund das Haus zu verlassen.
 

„Ich werde nach Chatham fahren und einen Salzkreis um die alte Hütte ziehen. Damit sollten die Kinder auf dem Spielplatz erst mal sicher sein, bis wir wissen wie wir den Acheri vernichten können.“
 

Hallten Sams Worte Dean plötzlich durch den Kopf. Dieser Penner war doch nicht tatsächlich alleine losgezogen. Er musste Sam anrufen. Super, sein Handy lag irgendwo unten und das bedeutete Treppen. Sollte er Jenny hier oben lassen? Wenn er die Treppe nicht wieder alleine hoch kam wäre sie ganz alleine. Aber wenn er sie mitnehmen würde und die Treppe runter fiel lief er Gefahr, dass er sie verletzte. Also setzte er sie in ihr Bettchen.

„Ich bin gleich wieder da Süße.“ Wenn er unten war und nicht mehr hoch käme könnte er wenigstens noch Augusta anrufen und um Hilfe bitten. Er ging langsam die Treppe runter. Als er unten angekommen war, fasste er sich ins Kreuz.

„Scheiße, wie lange wird dass denn noch weh tun?“, fluchte er. Die Pillen hatte er selbstverständlich oben vergessen. Er lief ins Wohnzimmer und fand sein Handy zum Glück sofort auf dem Couchtisch. Augenblicklich wählte er Sams Nummer aus dem Kurzwahlspeicher.

„Geh ran, geh ran, geh ran.“ Doch am anderen Ende der Leitung tat sich nichts. Dann ging jedoch die Mailbox ran.

„Sam, wenn du da bist wo ich denke, dass du bist, reiß ich dir den Arsch auf wenn du zurück bist und wehe dir ist was passiert. Dann flick ich dich zusammen und reiß dir dann den Arsch auf und das nicht auf lustvolle Art, “ schrie er in das Handy hinein. Dann machte es piep und der Nachrichtenspeicher war voll.

„Dämlicher Mistkerl!“ Er donnerte sein Handy mit voller Wucht gegen das Sofa. Von da aus prallte es ab und landete unter dem Couchtisch.

„So eine verdammte Scheiße.“ Jetzt konnte er sich schon wieder bücken. Vielleicht sollte er es mal anders versuchen. Irgend so ein Typ hatte doch mal im Frühstücksfernsehen gesagt, man soll sich nicht bücken, sondern in die Knie gehen. Also machte Dean eine elegante Kniebeuge und streckte dann seinen Arm aus. Er bekam das Handy zu fassen und es gelang ihm dann sogar sich ohne großartige Schmerzen wieder aufzurichten.

„Din!“, erklang danach Jennys Stimme von oben.

„Ich bin unterwegs Kleines.“ Und schon hievte sich Dean die Treppe wieder rauf. Oben angekommen schnappte er sich Jenny und ging mit ihr nach unten. Jetzt wusste er ja, dass er nicht mehr ganz so wackelig auf den Beinen war. Er ging mit ihr in die Küche. Sie brauchte jetzt ihr Frühstück.
 

Er war gerade dabei Jennys Frühstücksbrei anzurühren, als es an der Hintertür klopfte. Dean öffnete. Es war Augusta.

„Morgen Dean! Ich will ja nicht indiskret sein, aber hast du dich mit Sam gestritten?“

„Nein, wie kommst du darauf?“, wollte Dean wissen.

„Naja, Ross und ich gehen manchmal früh Morgens eine Runde Schwimmen und als wir zurück kamen haben wir gesehen, wie Sam ins Auto gestiegen und weg gefahren ist und jetzt, fast vier Stunden später, ist er offensichtlich immer noch nicht zurück, also ist er wohl nicht nur schnell einen Liter Milch kaufen.“

„So lange ist er schon weg“, sagte Dean leise, doch Augusta hörte ihn.

„Deinem überraschten Tonfall nach zu urteilen scheinst du nicht wirklich zu wissen, was deine bessere Hälfte so treibt.“

„Wir haben diesen Fall. Er wollte heute noch mal hin. Ich habe ihm gesagt, es ist zu gefährlich alleine hinzufahren und das er hier bleiben soll, aber der blöde Klugscheißer schien es mal wieder besser zu wissen.“ Dean wusste nicht genau warum er so ehrlich zu Augusta war, aber er hatte das Gefühl, dass er ihr vertrauen konnte.

„Es…es geht ihm doch sicher gut oder?“, fragte sie ihn und klang leicht beunruhigt.

„Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Den Fall den wir haben, der ist in Chatham und wenn er wirklich schon seit heute früh weg ist…“

„Dann ist er allerdings schon ziemlich lange weg“, vollendete sie seinen Satz.
 

Ein paar Stunden vorher in Chatham:
 

So früh loszufahren hatte seine Vor- und Nachteile. Der Vorteil war, dass Dean noch nicht wach war und er ihn so nicht aufhalten konnte, was dieser zweifellos getan hätte. Der Nachteil war, dass Sam sich durch den Berufsverkehr kämpfen musste. So brauchte er für den Hinweg eine Stunde. Als er den Parkplatz am Spielplatz erreichte schaltete er sein Handy aus. Wenn Dean wach war würde er garantiert versuchen ihn anzurufen. Er kannte seinen Bruder und Sam konnte nicht riskieren, dass sein klingelndes Handy dem Acheri möglicherweise verriet, dass er auf der Jagd nach ihm war. Er ging zum Kofferraum, um die Schrotflinte mit dem Steinsalz und einen Sack Streusalz heraus zuholen, den er benutzen wollte um eine Art Bannkreis um die Hütte zu ziehen, so dass der Archeri nicht mehr bis zum Spielplatz vordringen konnte. Natürlich musste er erst mal dafür sorgen, dass der Acheri in die Hütte kam und er würde sich als Köder anbieten. Er hatte sich eins der Bänder von dem Rosenstrauß ums Handgelenk gebunden. Selbstverständlich wäre es einfacher, wenn Dean und er die Sache gemeinsam angegangen wären, aber das ging ja im Moment nicht und je mehr Zeit sie verloren, desto mehr Chancen hatte der Acheri noch weitere Kinder krank zu machen und das konnte Sam nicht zulassen. Den Spielplatz mit Salz einzukreisen wäre natürlich einfacher, jedoch würde der Salzkreis nicht lange halten, wenn hier ständig Kinder rumtollten. Er schloss den Kofferraum und sah in den Himmel. Es war ein schöner, warmer Sommertag und die Vögel zwitscherten. Dann setzte sich Sam in Bewegung. Die Sonne hatte den Sand auf dem Spielplatz nach dem Sturm mittlerweile wieder vollständig getrocknet und ein Teil davon landete in Sams Schuhen während er den Spielplatz überquerte um zur alten Hütte zu gelangen. Je näher er dem alten Holzhaus kam, desto ruhiger wurde es um ihn herum. Es war so als würden die Vögel die Nähe des Acheri spüren und deswegen die Stelle meiden. Das war etwas, was ihm bei ihrem ersten „Besuch“ hier nicht aufgefallen war. Nur noch ein paar Schritte und er würde die kleine Lichtung erreichen wo sich die Hütte befand. Als er schließlich da war, war das einzige Geräusch was er vernehmen konnte der Wind in den Zweigen der Bäume um die Lichtung herum. Es war keine erholsame Stille, sonder eine Gespenstische. Er trat näher an die Hütte heran. Wie sollte er nun vorgehen? Einfach reingehen und hoffen, dass der Acheri auftauchte? Oder sollte er schon anfangen einen Salzkreis zu ziehen? Letzteres schien ihm die bessere Alternative zu sein, denn wenn er danach den Acheri in der Hütte hätte, dann brauchte er nur noch den Salzkreis schließen. Wenn er den Acheri erst anlocken würde bestand die Möglichkeit, dass er wieder verschwinden würde, ehe er den Salzkreis fertig hätte. Und wieder wurde ihm bewusst, dass es viel einfacher wäre, das Ganze zu zweit zu erledigen. Als er aufgebrochen war, war er sich sicher, dass er das Richtige tat. Nun war er nicht mehr so sicher, dass es eine so gute Idee war alleine herzufahren. Während er dabei war den Salzkreis um das Haus zu ziehen machte er sich Gedanken darüber, wie Dean ihn wohl empfangen würde, wenn er zurück in Truro war. Er war nicht so naiv zu glauben, dass Dean sich nicht aufregen würde. Aber er hoffte, dass sich ein größerer Streit vermeiden ließ. Er dachte daran, wie Dean damals reagiert hatte, als er nach Lawrence gefahren war um nach Deans richtigen Eltern zu suche. Er war ganz schön sauer gewesen. Was machte er sich hier eigentlich vor? Dean würde ausrasten sobald Sam nach Hause kam. Ob es sich jetzt noch lohnen würde schnell eine Lebensversicherung abzuschließen? Für den Fall, dass Dean ihm den Kopf abriss wäre Jenny dann wenigstens finanziell abgesichert. Aber vielleicht würde Dean ihn um Jennys Willen auch nur ein bisschen töten. Er hatte sich über Deans Wunsch hinweg gesetzt und würde mit den Konsequenzen leben müssen. Auf andere zu hören war noch nie seine Stärke gewesen. Einer seiner Tutoren am College hatte ihn einst mal als Beratungsresistent bezeichnet, was Sam natürlich bestritten hatte. Mittlerweile war er geneigt zuzugeben, dass daran vielleicht etwas dran war.
 

Er hatte gerade die Hälfte des Salzkreises fertig, als ihn ein Schrei aus seinen Gedanken riss. Er richtete sich auf um zu sehen aus welcher Richtung der Schrei kam. Diese Frage beantwortete sich sofort von alleine, als ein kleiner Junge von etwa acht Jahren von rechts auf ihn zu gerannt kam. Ihm folgte ein etwa 12 jähriger Junge, der ein Fernglas um den Hals hatte. Der Ältere gab dem Jüngeren die Anweisung die Beine in die Hand zu nehmen.

„Lauf Josh!“ Sam sah auch gleich darauf den Grund warum sie rannten als sei der Teufel hinter ihnen her. Der Acheri war ihnen dicht auf den Fersen. Er beeilte sich den Salzkreis fort zusetzen. Als der kleine Junge Sam sah rief er laut:

„Hilfe!“ Josh war noch einige Meter von ihm entfernt. Der andere Junge holte langsam auf. Genauso wie der Acheri. Sam richtete seine Waffe auf den Acheri, doch der war plötzlich verschwunden. Als Sam einen erneuten Schrei hörte, wusste er, dass es dem Geistermädchen zu bunt geworden war hinter den beiden Jungs herzurennen. Sie war kurz vor Josh wieder aufgetaucht. Der Kleine hatte sich erschrocken und war ruckartig stehen geblieben. Sie ging langsam auf ihn zu und er wich ängstlich zurück. Dabei stolperte er über seine offenen Schnürsenkel und fiel hin. Der Acheri kam ihm immer näher. Bevor Sam wieder auf sie zielen konnte, war der Ältere in Erscheinung getreten. Er hatte einen Stock genommen und ihm nach dem Acheri geworfen.

„Komm meinem Bruder nicht zu nah du Monster.“ Doch durch einen Stockwurf ließ sich das Geistermädchen nicht beeindrucken.

„Nick, hilf mir!“ Josh schrie nach seinem Bruder. Dieser schleuderte dem Acheri einen weiteren Stock entgegen. Sam zielte nun und schoss. Das Steinsalz traf sie ehe sie Josh, der noch immer auf dem Boden war, erreichen konnte. Nick half seinem Bruder schnell auf die Beine. Sie sahen Sam erschrocken an.

„Wir sollten so schnell wie möglich hier verschwinden. Der Freak hat eine Waffe, “ sagte Nick leise zu Josh.

„Aber er hat uns geholfen“, entgegnete Josh. Sam trat auf die beiden zu.

„Seid ihr beiden in Ordnung?“

„Ja. Was.. was war das?“, fragte Josh. Nick stellte sich schützend vor seinen kleinen Bruder. Dieser große Mann mit der Schrotflinte in der Hand schien ihm nicht gerade vertrauenerweckend, auch wenn er dieses Ding vertrieben hatte. Vielleicht war das Ganze nur ein Trick und er arbeitete in Wirklichkeit mit diesem Monster zusammen, dass sie quer durch den Wald gejagt hatte. Sam erkannte Nicks Geste sofort. Er hatte sie oft genug bei Dean beobachtet. Das schien einfach so eine „Ich bin der große Bruder und beschütze dich“ Sache zu sein. Er lächelte leicht.

„Ihr braucht keine Angst vor mir zu haben. Ich tue euch nichts.“

„Ach ja? Erwarten Sie etwa, dass wir Ihnen das glauben? Sie haben ne Knarre dabei. Hier gibt es kaum Wildtiere. Also ist die garantiert nicht zum jagen.“

„Nick…“

„Bleib hinter mir Josh.“

„Ich bin hinter dem Ding her, dass euch verfolgt hat“, versuchte Sam den älteren Bruder zu überzeugen.

„Was war das?“

„Ein Geist“, sagte Sam ehrlich. Er musste ihr Vertrauen gewinnen und zusehen, dass er sie unbeschadet aus dem Wald schaffte. Wenn sie alleine losliefen würden sie wahrscheinlich dem Acheri doch noch in die Hände fallen.

„Und Sie sind was? Einer von den Ghostbusters?“

„Er hat keinen Staubsauger Nick“, sagte sein kleiner Bruder.

„Ghostbusters ist ein Film. Dieses Ding war echt. Aber wenn du es so nennen willst, dann ja. Ich bin eine Art Geisterjäger.“

Nick blickte ihn ungläubig an. Sam erkannte, dass er hin und her gerissen war. Vermutlich überlegte er ob A)Sam die Wahrheit sagte, B)ein perverser Massenmörder oder C)einfach nur ein totaler Spinner war.

„Und Geister gehen weg wenn man auf sie schießt?“, fragte Josh neugierig.

„Die Schrotflinte ist mit Steinsalz geladen. Geister mögen kein Salz. Man kann sie damit vertreiben.“

Josh sah ihn überrascht an, aber schien ihm zu glauben. Nicks Mine drückte nun aus, dass er im Moment stark zu Möglichkeit C tendierte.

„Ihr zwei solltet hier nicht rumlaufen. Was habt ihr so früh hier gemacht?“

„Nicky hat mir einen Gelbschnabelkuckuck gezeigt. Er will mal Ortimologe werden.“

„Ornithologe heißt das Josh und ich habe dir schon tausend Mal gesagt, du sollst mich nicht Nicky nennen. Ich bin kein Mädchen.“

„Aber Mama nennt dich doch auch so.“

„Bei ihr mag ich es genauso wenig.“

Sam betrachtete die beiden Brüder und lächelte.

„Ah, deswegen also das Fernglas.“

„Ähem“, nickte der Jüngere eifrig.

„Wir sollten jetzt gehen und die Polizei rufen wegen diesem Ding“, sagte Nick, der durch die Ablenkung wegen seinem ungeliebten Kosenamen kurz den Faden verloren hatte.

„Das ist keine gute Idee. Glaub mir, ich kann euch besser helfen als die Polizei. Ihr könnt mir vertrauen.“

„Sir, da drüben“, sagte Josh und zeigte auf die Hütte wo der Acheri wieder erschienen war.

Sam richtete erneut die Waffe auf das Geistermädchen und drückte ab.

„Ich bin kein Sir. Nenn mich Sam, “ stellte er sich dann vor.

„Ich dachte das Ding wäre tot“, sagte Nick.

„Salz vertreibt sie leider nur.“

„Dann…dann kann es uns also jederzeit auflauern?“, fragte Josh ängstlich und klammerte sich an seinen großen Bruder.

„Keine Angst. Ich beschütze dich Josh, “ sagte Nick.

„Ja, der Geist wird zurück kommen, aber ich kann ihn in einen Salzkreis einsperren. Dann kann er euch nichts mehr tun.“

„Waren sie deshalb hier?“, fragte Nick, der Sams Geschichte langsam zu glauben begann.

„Ja. Ich will verhindern, dass es Menschen weh tut.“

„Können wir helfen?“

„Ich bin mit dem Salzkreis fast soweit. Kommt her.“

Mit einem winzigen Restzweifel trat Nick etwas näher an Sam heran. Sein Bruder folgte ihm wie ein Schoßhund.

„Nehmt euch bei den Händen.“

„Warum?“

„Ich hab etwas, dass euch schützen wird während ich den Salzkreis schließe.“ Sam griff in seine Tasche, um die zweite rote Schleife heraus zu holen, doch die Tasche war leere. Sie muss ihm irgendwie raus gefallen sein. Was sollte er jetzt machen? Schließlich löste er das rote Band von seinem Handgelenk und band es um die Handgelenke der beiden Jungs.

„Und das soll helfen?“, fragte Nick ungläubig.

„Ja. Pass auf deinen Bruder auf und gib mir Bescheid, falls der Geist wieder auftauchen sollte.“ Die beiden Jungs waren jetzt sicher, aber er selbst hatte nur noch die Schrotflinte um sich zu schützen, aber die beiden Kinder würden ihn hoffentlich früh genug warnen, so dass er rechtzeitig reagieren konnte.
 

Es blieb einige Minuten ruhig. Verdächtig ruhig. Sam legte daher noch einen Zahn zu. Er ließ zum Schluss noch etwa eine halbe Autolänge platz, schließlich musste der Acheri ja noch in den Kreis hinein gelangen. Er war gerade dabei die Schrotflinte nachzuladen, als er Nick schreien hörte.

„Sam, passen Sie auf. Hinter Ihnen!“ Schnell machte er die Schrotflinte Schussbereit. Doch als er sich umdrehte war es zu spät. Der Acheri war bereits zu dicht dran. Er spürte wie kleine Hände seinen Arm berührten. Er wich zurück. Das Mädchen folgte ihm. Versuchte ihn erneut zu berühren. Sam ging immer weiter zurück und schließlich befand sich der Acheri im Salzkreis. Er war jetzt zwar weit genug weg von ihr, doch wenn er jetzt schießen würde, wusste er nicht wo sie wieder auftauchen würde. Doch wie sollte er jetzt den Salzkreis schließen? Wie konnte er nur so dumm sein zu glauben er käme hier alleine zurecht? Warum hatte er nicht auf Dean gehört? Das Geistermädchen hatte ihn bereits berührt. Aber er fühlte sich nicht anders. Vielleicht hatte sie keine Wirkung auf Erwachsene. Er änderte die Richtung um zu dem Streusalz zu gelangen und den Kreis zu schließen. Aber die beiden Jungs waren bereits zum ihm gerannt und hatten damit begonnen den Salzkreis zu vollenden. Die beiden Jungs waren verdammt mutig für ihr Alter. Gott, wieso hatte er sie nicht einfach nach Hause gebracht und dann hier weiter gemacht? Wieso hatte er die beiden in diese Situation gebracht? Er wusste ja nicht Mal ob das mit dem roten Band wirklich funktionierte. Das war doch unverantwortlich, dass jetzt alles auf die Kinder ankam. Sam musste jetzt unbedingt den Acheri noch solange bei Laune halten bis die Jungs fertig waren. Zum Glück war das Geistermädchen vollkommen auf ihn fixiert, so dass die Jungs sich ganz auf ihre Arbeit konzentrieren konnten. Aber Josh sah immer wieder ängstlich zu Sam und dem Acheri, während er mit seiner freien Hand das Salz verteilte.

„Beeil dich Josh“, trieb sein großer Bruder ihn zur Eile an. Endlich waren sie fertig und mit einem schnellen Sprung hatte Sam den Salzkreis verlassen.
 

Das Adrenalin pumpte durch seine Adern und er stützte seine Hände auf seine Oberschenkel. Dann sah er die beiden Jungs an.

„Danke. Das war sehr mutig von euch.“

„Nick ist der mutigste Junge den ich kenne“, sagte Josh stolz. Sam lächelte. Josh erinnerte ihn an sich selbst, als er in diesem Alter war. Er hatte Dean damals auch wie einen Helden verehrt. Früher hatte er auch immer auf Dean gehört. Doch irgendwann während seiner Highschoolzeit hatte er damit aufgehört, weil er sich immer häufiger mit seinem Dad gestritten hatte und er das Gefühl hatte, dass Dean eh immer auf der Seite ihres Vaters war. John war jetzt nicht mehr in ihrer Nähe und vielleicht sollte er langsam mal wieder damit anfangen Deans Gegenargumente für voll zu nehmen.

„Sind Sie Okay?“, fragte Nick, der etwas rot geworden war wegen dem Kompliment seines kleinen Bruders.
 

War er okay? Das war eine gute Frage. Der Acheri hatte ihn berührt. Würde er jetzt auch krank werden? Oder hatte er das Glück und die Kräfte des Geistermädchens wirkten nur bei Kindern?

„Ich denke schon, ja. Kommt, ich bring euch nach Hause.“

„Es ist nicht weit. Unser Haus ist direkt gegenüber vom Spielplatz, “ sagte Josh. Sam nickte, kontrollierte ob die Salzschicht auch dick genug war, so dass der Wind sie nicht zu leicht weg wehen konnte und verstärkte den Salzkreis an einigen Stellen. Nick löste in der Zwischenzeit das rote Band und gab es Sam zurück, der es in seine Tasche steckte. Dann sagte er:

„So, dann lasst uns gehen.“ Die drei verließen die Lichtung in Richtung Spielplatz.

„Wie viele Geister haben Sie schon gejagt?“, fragte Nick neugierig.

„Eine ganze Menge“, sagte Sam.

„Wie viel verdient man mit der Geisterjagd?“, fragte Nick weiter.

„Nichts.“

„Dann machen sie das also nur als Hobby?“

„So in etwa.“ Er musste die Jungs ja nicht unbedingt in sein verkorkstes Leben einweihen.

„Sam, wenn es Geister gibt, gibt es dann auch Werwölfe und Vampire?“, fragte Josh. Na super! In welche Situation hatte er sich jetzt schon wieder gebracht? Er hatte den Kindern überhaupt nur von dem Geist erzählt, weil er ihr Vertrauen erlangen wollte. Was sollte er nun auf Joshs Frage hin antworten?

„Nicht viele, aber einige“, sagte Sam schließlich.

„Aber die meisten Menschen glauben nicht daran. Erzählt euren Eltern also besser nicht was heute passiert ist.“

„Warum nicht?“, fragte Josh.

„Damit Mum und Dad uns nicht in die Gummizelle stecken“, sagte Nick.

„Was ist eine Gummizelle?“

„Ein Ort an dem man Verrückte behandelt.“

„Wir sind nicht verrückt.“

„Ich weiß, aber Mum und Dad glauben dass vielleicht wenn wir ihnen erzählen was passiert ist, “ erklärte Nick ihm. Sam musste immer noch lächeln. Die beiden erinnerten ihn mehr und mehr an Dean und sich selbst.

„Und ich will, dass ihr in den nächsten Tagen nicht in den Wald geht, verstanden.“

„Verschwindet der Geist dann von selber?“, fragte Josh.

„Nein, aber bis dahin habe ich wahrscheinlich einen Weg gefunden, um den Geist ein für alle mal loszuwerden, “ sagte Sam.

„Machst du dass eigentlich ganz alleine Sam?“, fragte Josh.

„Eigentlich nicht, nein.“

„Ist auch besser so. Das scheint mir nämlich ziemlich gefährlich zu sein.“

Oh Gott! Jetzt wurde er auch noch von einem Kind belehrt.

„Ja, wir haben Ihnen den Arsch gerettet,“ sagte Nick.

„Nick! Mum hat gesagt, du sollst solche Wörter nicht sagen, “ sagte Josh.

„Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß.“

„So wie als wir am 4. Juli vom Kuchen genascht haben?“

„Ja genau.“ Sie erreichten den Spielplatz.

„Also, keine Vogelbeobachtungen mehr in nächster Zeit, versprochen?“

„Ja in Ordnung.“ Sie kamen zum Parkplatz.

„Wow, ist dass ihr Wagen?,“ fragte Nick und musterte begeistert den Impala. Die schwarze Schönheit glänzte in der Sonne.

„Ich hab ihn mir von meinem großen Bruder geliehen.“

„Sie müssen einen coolen Bruder haben.“

Sam rollte mit den Augen. Wenn Nick jetzt auch noch sagte, dass er Metallica und AC/DC hörte würde er durchdrehen.

„Warum war dein Bruder nicht bei dir? Er sollte doch auf dich aufpassen, so wie Nick auf mich, “ sagte Josh. Sam schluckte.

„Das tut er auch. Er passt immer auf mich auf, aber er ist krank und ich fand es wichtig den Geist aufzuhalten, also bin ich alleine her gekommen, obwohl er mich gebeten hat zu warten bis es ihm besser geht und wir es gemeinsam erledigen können.“

„Sie hätten auf Ihren Bruder hören sollen“, sagte Nick, der immer noch schwärmerisch den Impala betrachtete. Warum schien er der Einzige, der nicht wahrhaben wollte, dass es bescheuert war alleine loszuziehen? Sogar die Kinder wussten es besser.

„Zum Glück bin ich ja euch begegnet. Sonst wäre ich aufgeschmissen gewesen.“

„Ja, wir haben dir geholfen, weil du uns auch geholfen hast“, sagte Josh.

„Ihr solltet jetzt nach Hause gehen“, sagte Sam.

„Sam, ähm…danke, dass Sie Josh vorhin gerettet haben.“

„Kein Ding. Das ist doch sozusagen mein Job und hey, pass weiterhin so gut auf deinen kleinen Bruder auf.“

„Das müssen sie mir nicht sagen, dass mach ich sowieso, auch wenn er manchmal eine riesen Nervensäge ist.“

„Bin ich gar nicht“, sagte Josh und streckte seinem Bruder die Zunge raus.

„Wer zuletzt am Baumhaus ist muss das Eis bezahlen wenn der Eiswagen kommt“, sagte Nick und lief los.

„Hey, dass ist unfair, “ schrie Josh und rannte ihm hinterher. Sam sah ihnen hinterher, bis sie bei einem der Häuser durch ein Gartentor verschwanden. Durch die beiden hatte er seine Lektion gelernt. Er würde in Zukunft Deans Art mehr zu schätzen wissen, weil der Ältere dass alles nur machte weil er ihn liebte und nicht weil er nur den kleinen Bruder in ihm sah, der nicht alleine zu recht kam.
 

Er packte das Salz und die Schrotflinte zurück in den Kofferraum und ließ sich dann auf den Fahrersitz sinken. Dort neben ihm fand er dann das zweite rote Band. Er gähnte. Aber er tat das ab, weil er einfach die Hoffnung nicht aufgeben wollte, dass die Berührung des Acheri ihn nicht beeinträchtigen würde. Er hatte einfach zu wenig Schlaf gehabt. Das musste es sein. Er rieb sich über die Augen. Er startete dann den Motor des Impalas, fuhr los und kam einige Kilometer vor Truro in einen Unfallbedingten Stau. Er schaltete sein Handy wieder ein. Er hatte einen Anruf in Abwesenheit. Dann hörte er die Mailbox ab. Er musste das Handy von seinem Ohr weg halten, so laut erklang die wütende Stimme seines Bruders.

„Oh, man! Na das kann ja was werden, “ sagte Sam leise zu sich selbst. Während der Fahrt wurde er immer müder. Aber durch Musik konnte er sich wach halten bis er zu Hause war. Unterwegs nahm er sich vor, dass er sich sofort bei Dean entschuldigen würde.
 

Truro 11.45 Uhr:
 

Dean hatte Jenny ihr Frühstück gemacht. Er selber hatte keinen Hunger. Er machte sich zu viele Sorgen um Sam. Augusta saß mit ihm in der Küche und fütterte Jenny.

„Sollten wir vielleicht nach Chatham fahren und nach ihm suchen?“, fragte sie ihn. Ehe er antworten konnte, hörten sie den erlösenden Klang des Impala Motors. Sofort war Dean auf den Beinen. Der Motor erstarb. Sam hatte den Wagen in der Garage geparkt. Langsam stieg er aus dem Wagen und ging durch die Tür in die Küche. Er fühlte sich seltsam. Kaum war er in der Küche fing Dean auch schon an zu schimpfen wie ein Rohrspatz.

„Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht einfach so zu verschwinden? Ich wollte nicht, dass du fährst, aber du hast es trotzdem getan. Ohne eine Nachricht. Soll ich dich jetzt jede Nacht festbinden, um sicher zu gehen, dass du nicht einfach abhaust?“

„Ich, ähm…werde mit Jenny ein wenig nach draußen in die Sonne gehen, “ sagte Augusta und brachte sich und das kleine Mädchen aus der Schusslinie.

„Dean, es tut mir leid.“

„Halt die Klappe Sam. Spar dir deine verschissenen Entschuldigungen. Ich will sie nicht hören. Vorgestern erzählst du noch wir sollten besser auf uns aufpassen und machst mich fertig, weil ich dich beschützen wollte und heute ziehst du so eine scheiß Nummer ab. Du bist ein verdammter Heuchler Sam.“

„Dean…“

„Ich sagte du sollst die Klappe halten. Gott, ich bin so wütend auf dich. Du kannst froh sein, dass Augusta mit Jenny draußen im Garten ist. Ich hätte nämlich im Moment nicht übel Lust dir etwas Vernunft in deinen dämlichen Dickschädel zu prügeln.“ Dean hatte ihn am Kragen gepackt und gegen die Wand gedrückt.

„Dean…bitte.“

„Nein Sam! Wie soll unsere Beziehung funktionieren, wenn alle Regeln scheinbar nur für mich gelten? Du machst immer was du willst. Egal ob du im Recht oder im Unrecht bist.“

Sam fühlte sich groggy. Irgendwie begann die Küche sich gerade zu drehen. Ihm war schwindelig und er wollte nur noch schlafen. Er hatte wohl nie Glück. Die Kräfte des Acheri fingen nun doch an bei ihm zu wirken.

„Manchmal frage ich mich wirklich, ob es gut für uns ist zusammen zu sein. Wie soll ich dir vertrauen, wenn du alle Entscheidungen für dich alleine triffst?“, sprach Dean weiter und klang dabei nun eher traurig als wütend.

„Dean, ich…der Acheri…berührt…müde…leid.“ Sam hatte Tränen in den Augen.

„Der Acheri hat…“ Er konnte seinen Satz nicht vollenden, weil in dem Moment Sam in sich zusammen sackte.

„Sam!“ Er schloss den schlaffen Körper des Jüngeren in seine Arme.

„Sam, wach auf. Was ist passiert?“ Gott! Er hätte Sam erst einmal gründlich durchchecken sollen, ehe er anfing ihn anzubrüllen und dann hatte er auch noch gesagt, dass er an ihrer Beziehung zweifelte. Was sollte er jetzt machen? Was, wenn Sam nicht mehr wach werden würde, weil er alleine nicht gegen den Acheri ankam? Er streichelte ihm über die Wange und tätschelte diese dann, um Sam wach zukriegen. Der Jüngere glühte förmlich.

„Verdammt, Sam, komm schon. Öffne deine Augen. Bitte, ich liebe dich doch Sammy.“

Anna und Castiel

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Ein hilfreicher Tipp von Bobby

Anmerkung: Ich weiß nicht, ob es in Amerika auch so ist, dass Arztpraxen Mittwoch Nachmittag zu haben, aber ich hab’s mal so geschrieben, da es so mehr Sinn macht, als wenn die Ärztin einfach so wegen eines Patienten mal eben so die Praxis zu macht.
 

Verwendeter Song:

Coldplay - Talk
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Er prüfte, ob die Wadenwickel noch kalt genug waren. Obwohl er sie vor nicht mal einer viertel Stunde angebracht hatte, waren sie bereits durch Sams Körperwärme lauwarm geworden. Er entfernte sie. Sam lag ruhig da. Wenigstens schienen die Albträume noch nicht angefangen zu haben. Jenny schlief direkt neben ihrem Vater. Dean seufzte und ging nach unten um ein paar Eiswürfel zu holen, damit die Wadenwickel länger kühl blieben. Er beeilte sich und nahm die Schmerzen, die er noch hatte kaum mehr war. Es war unwichtig. Alles was jetzt zählte war Sam, und dass er mit Bobbys Hilfe einen Weg finden würde den Acheri auszuschalten, damit Sammy wieder in Ordnung kam. Als er es die Treppe wieder hinauf geschafft hatte, rollte er ein paar Eiswürfel in die mit frischem, kaltem Wasser getränkten Handtücher und wickelte diese dann wieder um Sams Waden. Dean setzte sich dann neben Sam und wischte ihm mit einem nassen, kalten Waschlappen über die Stirn. Dann räusperte er sich, ehe er an Sam gewand sagte:

„Hör zu Sammy, ich weiß, du kannst mich hören. Ich will nicht lügen, ich bin sauer auf dich, verdammt sauer, aber ich verspreche dir, dass ich dir nicht den Kopf abreißen werde. Wenn es dir wieder gut geht, werden wir vernünftig über alles reden. Ich liebe dich und ich weiß, wir kriegen das mit uns auf die Reihe. Alles was du tun musst, ist durchzuhalten, bis ich dieses Drecksstück von Acheri zur Hölle oder sonst wo hingeschickt habe, okay?“ Er nahm Sams Hand und drückte sie sanft. Dann lehnte er sich gegen die Stuhllehne. Hoffentlich würde Bobby bald zurück rufen und Augusta mit den Fieberzäpfchen zurückkommen. Er fühlte sich momentan total nutzlos.
 

Es gestaltete sich für Augusta schwieriger als gedacht Fieberzäpfchen für Erwachsene zu finden. Der erste Drugstore, den sie ansteuerte, war ihrem Haus am nächsten gelegen, war aber recht klein und führte keine Fieberzäpfchen für Erwachsene. Zum Glück hatte sie dann beim zweiten Drugstore welche auftreiben können. Auswahl hatte sie jedoch nicht, denn wie es schien gab es nicht sonderlich viele Anbieter dieses Produkts und der Laden hatte nur welche von einer einzigen Firma. Sie schnappte sich dann noch ein digitales Fieberthermometer und war kurz darauf wieder auf dem Rückweg. Sie hoffte nur, dass die Dosis der Zäpfchen für Sam ausreichte, denn dessen Größe entsprach nicht gerade der des Durchschnitts Mannes. Sie setzte sich in ihren Wagen. Auch wenn sie sich von Dean hatte breitschlagen lassen, sie war immer noch der Meinung, dass Sam unter ärztlicher Obhut besser aufgehoben wäre. Wenn nicht im Krankenhaus, dann sollte wenigstens ein Hausarzt nach ihm sehen. Sie zögerte noch kurz, nahm dann aber doch ihr Handy und rief in Dr. Potters Praxis an. Es war Mittwoch und es war bereits nach zwölf. Sie hoffte, sie würde die Ärztin noch erwischen, bevor sie für heute Feierabend machte. Augusta hatte Glück. Nach einigem Klingeln nahm eine leicht frustriert klingende Dr. Potter den Hörer ab. Sie war quasi schon aus der Tür heraus, als das Telefon klingelte und so zwang sie sich dazu ihren wohlverdienten freien Nachmittag noch kurz zu verschieben und ran zu gehen.

„Hallo Dr. Potter! Hier ist Augusta Harris. Ich bin froh, dass ich Sie noch erreiche.“

„Was gibt es Mrs. Harris? Ich bin auf dem Sprung. Ich wollte gerade nach Hause.“

In wohl überlegten Sätzen erklärte sie der Ärztin das Problem ohne dabei etwas über den Job der beiden Männer, um die sie so besorgt war, preiszugeben.

„Es wäre nett, wenn Sie kurz vorbei kommen könnten. Vielleicht können sie Dean Vernunft beibringen und ihn dazu bringen Sam ins Krankenhaus zu bringen.“

„Ich bin unterwegs, aber machen Sie sich nicht allzu große Hoffnungen. Dieser Mann ist stur wie ein Esel.“

„Wem sagen Sie das“, pflichtete Augusta ihr bei.

„Also bis gleich.“ Damit war das Gespräch beendet. Augusta war etwas erleichtert. Sie startete den Wagen und fuhr nach Hause.
 

Es war gegen eins als Augusta wieder zurück war. Sie ging ins Haus und sofort hinauf ins Schlafzimmer der Beiden. Sie fand ein goldiges Bild vor. Sams Zustand schien unverändert. Dean saß auf dem Stuhl neben dem Bett und spielte mit Jenny Hoppe Reiter und kitzelte sie dabei, so dass das kleine Mädchen, dass vor kurzem noch so bitterlich geweint hatte nun erleichtert und fröhlich giggelte. Dean war froh, dass er Jenny hatte, um sich etwas von der Situation abzulenken. So lange sie in Sams Nähe war, schien es ihr gut zu gehen. Augusta klopfte kurz gegen den Türrahmen, um sich bemerkbar zu machen. Dean blickte zu ihr.

„Gib mir die Kleine. Ich werde ihr schnell was zu essen machen, während du ihren Dad mit einem Zäpfchen versorgst.“ Sie warf ihm die Packung zu. Geschickt fing er sie mit seiner freien Hand auf. Er schenkte ihr den Anflug eines Lächelns und stand auf. Dann nahm Augusta Jenny auf ihren Arm.

„Dean…ich…ich hab Dr. Potter angerufen. Sie wird bald hier sein, um nach Sam zu sehen, nur damit du Bescheid weißt.“

Der Ältere seufzte und rollte mit den Augen.

„Was hast du ihr erzählt?“

„Keine Angst, euer Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben. Ich habe ihr gesagt, dass Sam hohes Fieber hat und du nicht willst, dass man ihn ins Krankenhaus bringt, weil du und Jenny ihn dann nicht würdet sehen können.“

„Und du denkst nicht, dass sie wird wissen wollen, warum Sam Fieber hat?“

„Ich hab ihr erzählt, er hätte das Gleiche wie diese Kinder in Chatham. Sie hat davon gehört und…Dean, sie hat gesagt, eins der Kinder sei letzte Nacht gestorben und das Krankenhaus habe die Seuchenbehörde aus Atlanta herbeordert.“

„Na toll, jetzt wird sie sicher alles daran setzen Sam ebenfalls ins Krankenhaus zu bringen. Und dann landet er auf irgendeiner Isolierstation wo Ärzte etliche unnütze Tests an ihm durchführen und ihm doch nicht helfen können. Augusta, wenn ich der Meinung wäre, dass sie Sam wieder gesund machen könnten, wäre ich mit ihm schon längst ins Krankenhaus gefahren, aber die Ärzte sind machtlos dagegen. Ich muss ihn so oder so verlassen, um mich um den Acheri zu kümmern, auch wenn ich lieber bei ihm bleiben würde, aber wenn ich schon weg muss, dann will ich ihn wenigstens an einem Ort wissen an dem mich nicht irgendeine hochnäsige Schnepfe von Krankenschwester mit einem „Sie sind kein direkter Angehöriger, wir dürfen ihnen keine Informationen geben“ abspeist, wenn ich dort anrufe und ich will nicht, dass Sam in einer fremden Umgebung aufwacht, wenn der Acheri erledigt ist“, sagte Dean aufgebracht.

„Schon gut, du hast deinen Standpunkt unmissverständlich klar gemacht. Wenn du die Sache mit dem Acheri weg lässt, wirst du damit vielleicht sogar Dr. Potter überzeugen können.“ Sie war beeindruckt. Soviel und so leidenschaftlich hatte sie Dean noch nie an einem Stück reden hören. In jedem Wort konnte man spüren wie sehr ihm Sam am Herzen lag.

„So und jetzt kümmere dich um deinen Mann. Ich mache Jenny und dir was zu essen.“ Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer. Dean lächelte leicht und sah auf „seinen Mann“ hinab. Das traf es irgendwie. Sam machte ihn wahnsinnig – sowohl auf positive als auch negative Weise und wie war das noch gleich in dem Ehe Gelöbnis? In guten wie in schlechten Zeiten. Ob das wohl auch Situationen beinhaltete in denen man seinen Partner gleichzeitig erwürgen und in den Arm nehmen will? Denn genau so fühlte sich Dean gerade. Dann betrachtete er das Päckchen mit den Zäpfchen und sah wieder zu Sam, der noch immer benommen auf dem Rücken lag. Na, dass würde ja was werden. Er betete nur, dass die Medizin dann wenigstens helfen würde das Fieber im Zaum zu halten. Wie schon beim Fiebermessen zog Dean Sam umständlich die Boxershorts herunter. Dann packte er eines der Zäpfchen aus. Holla die Waldfee. Das Ding war so groß wie das Maxi-Tampon, mit dem seine Sexualkundelehrerin in der Junior-Highschool mal die Wirkung eines Tampons demonstriert hatte, indem sie es in ein Wasserglas getaucht hatte. Na, hoffentlich würde sich das Zäpfchen in Sams Inneren nicht auch so entfalten. Es widerstrebte Dean etwas, Sam das Zäpfchen rein zu drücken, schließlich war diese Stelle von Sams Körper eigentlich für die „Aufnahme“ von was ganz anderem gedacht. Man, konzentriere dich Dean. Lass deine Gedanken nicht schon wieder zu was Versautem und im Moment total Unangebrachtem wandern, ermahnte er sich selbst. Außerdem sollte er sich ein bisschen beeilen. Er hatte das Zäpfchen schon eine Weile in der Hand und es verhielt sich definitiv nicht wie ein M&M, das im Mund schmilzt und nicht in der Hand. Das Zäpfchen war schon leicht weich geworden.

„Also, schnell und schmerzlos, findest du nicht auch Sammy?“ Dean platzierte das Zäpfchen an Sams Anus und drückte es so sanft wie möglich in dessen Passage. Als er fertig war zog er dem Jüngeren wieder seine Boxershorts hoch, ehe er noch einmal die Wadenwickel wechselte. Unten klingelte es an der Haustür. Dean rollte mit den Augen. Das war mit Sicherheit Dr. Potter. Er wusch sich die Hände im Bad und ging dann nach unten, wo Augusta ihr bereits die Tür geöffnet hatte.
 

„Hallo Dr. Potter! Danke, dass Sie gekommen sind“, begrüßte Augusta sie.

„Nachdem was Sie mir beschrieben haben, hatte ich keine andere Wahl als zu kommen. Hallo Dean. Ihrem Rücken geht es besser?“

„Es zwickt noch hier und da, aber ich komme klar.“ Untertreibung des Jahrhunderts. Wenn er sich zu schnell bewegte oder einen Positionswechsel machte, tat es immer noch so weh als würde ihm jemand mit dem Fleischermesser in den Rücken stechen. Wenn er doch nur ein paar dieser Pillen nehmen konnte, doch das kam nicht in Frage, da er auch von diesen Schmerztabletten müde wurde und er auf keinen Fall mit Medikamenten zugedröhnt Autofahren, geschweige denn sich mit Geistern rumschlagen konnte. Er musste so mit den Schmerzen klar kommen, aber was tat er nicht alles für seine geliebte Nervensäge. Sam würde ihm dafür allerdings so was von das Frühstück ans Bett bringen in der restlichen Zeit wo sie noch hier waren. Der Impala konnte auch mal wieder einen Wellnesstag gebrauchen und Dean würden sicher noch so einige Strafarbeiten für Sam einfallen.

„Wenn ich Sam untersucht habe, kann ich mir ja Ihren Rücken noch mal ansehen.“

„Nicht nötig, aber danke.“

„Ich nehme an, dass Sam oben ist.“

„Ja, ich bringe Sie hin.“ Dr. Potter folgte Dean die Treppe hoch und beobachtete dabei, dass sich Dean dabei etwas schwer tat.

„So geschmeidig sieht mir das aber noch nicht wieder aus und wenn ich mir Ihren angestrengten Gesichtsausdruck ansehe...“

„Es ist halb so wild.“ Sie sah ihn skeptisch an.

„Aber Sie sollten sich definitiv noch etwas schonen.“

„Klar mach ich“, log Dean. Sie kamen ins Schlafzimmer. Mit all ihrer ärztlichen Professionalität checkte sie Sam durch und erkundigte sich nach seiner Temperatur. Dabei wurde sie immer von Deans Argusaugen verfolgt. Als sie fertig war, sah sie Dean besorgt an.

„Dean, Sam ist in einer äußerst schlechten Verfassung.“

Erzählen Sie mir mal was Neues, dachte Dean.

„Er muss dringend ins Krankenhaus. Wenn es wirklich das Gleiche ist wie bei den Kindern in Chatham, dann wird das Fieber anhalten. Er braucht intravenöse Flüssigkeit, denn Sie werden ihn in diesem Zustand nicht dazu bringen etwas zu trinken. Außerdem braucht er eine individuelle Fiebermedikation. Mit solchen Zäpfchen kommt man vielleicht gut über eine Grippe, aber das hier ist wesentlich ernstzunehmender. Ich hab schon von Augusta gehört, dass Sie kein Freund von Krankenhäusern sind, aber Sie können doch unmöglich Sam hier pflegen wollen.“

„Haben Sie nicht irgendwelche Elektrolythaltige Flüssigkeiten, die sie ihm durch einen Tropf geben können?“

„Doch schon. Im Sommer werde ich häufig ins Altenheim gerufen, weil die älteren Herrschaften dort oftmals dehydriert sind, aber ich habe nicht viele solcher Infusionsbeutel im Lager. Außerdem wäre das nur eine provisorische Notlösung.“

„Für wie lange hält Ihr Vorrat?“

„Ein, maximal zwei Tage. Aber das kann doch nicht Ihr Ernst sein.“

„Haben Sie auch stärkere Mittel zum Fiebersenken?“

„Ja, aber seien Sie doch vernünftig. Im Krankenhaus kann man sich doch viel besser um ihn kümmern.“

„Wenn ich Sie bitten würde ihm hier zu helfen, würden Sie es tun?“

„Ja, aber...“

„Dann tun sie es bitte. Ich werde das Problem rechtzeitig lösen.“

„Ich wusste gar nicht, dass Sie Arzt sind“, sagte sie bissig.

„Das bin ich nicht, aber glauben Sie mir, ich kann Sam mit Sicherheit besser helfen als alle Ärzte der Welt zusammen.“ Sie sah ihn misstrauisch an.

„Irgendwas verheimlichen Sie mir doch...“

„Nichts medizinisch Relevantes.“

„Was soll das heißen?“

„Ich regle das und alles, was ich von Ihnen möchte, ist, dass Sie Sam irgendwas geben, was ihm gegen das Fieber hilft und ihn versorgen, bis ich die Sache erledigt habe.“

„Okay, er ist ihr Freund. Sie treffen die Entscheidungen. Ich werde mich so gut es geht um ihn kümmern, aber was auch immer Sie vorhaben, sehen Sie zu, dass es binnen der nächsten 36 Stunden passiert, denn dann rufe ich einen Krankenwagen und bringe ihn höchst persönlich ins Krankenhaus, egal ob Ihnen das passt oder nicht.“

„Das müssen Sie wohl, weil Sie Ärztin sind, aber ich versichere Ihnen, dass ich dafür sorgen werde, dass es Sam dann wieder gut geht.“ Von unten erklang Jennys Geschrei, gefolgt von Augustas Stimme.

„Dean, sie weint schon wieder. Ich glaube sie will wieder zu dir und Sam.“

„Da hören Sie es. Jenny braucht die Nähe ihres Vaters, egal ob er bei Bewusstsein ist oder nicht. Im Krankenhaus würden sie sie nie zu ihm lassen.“

„Natürlich nicht. Sie könnte sich anstecken, falls sie es nicht schon längst getan hat“, sagte Dr. Potter besorgt.

„Es ist nicht ansteckend.“

„Das können Sie doch gar nicht wissen. Immerhin sind in Chatham schon fast ein Dutzend Kinder erkrankt.“

„Sehen Sie mich an. Ich bin kein Arzt. Ich kann Ihnen auch nicht erklären warum ich das weiß, aber ich schwöre Ihnen, dass es nicht ansteckend ist.“ Dr. Potter blickte Dean ungläubig an. Ehe sie noch etwas erwidern konnte, kam Augusta mit Jenny ins Schlafzimmer. Ihr Gesicht war vom Weinen bereits wieder gerötet. Dean nahm sie sofort auf den Arm. Er wollte gerade anfangen sie zu trösten, als Sam auf einmal anfing sich unruhig und stöhnend im Bett hin und her zu wälzen. Jetzt fingen also auch die Alpträume an, dachte Dean. Er kannte den Gesichtsausdruck, den Sam nun drauf hatte nur zu genau. Jenny schrie noch lauter, so als würde sie wissen, was Sam träumte und hätte Angst davor. Plötzlich schoss Dean ein Gedanke durch den Kopf. Hatte Jenny vielleicht auch irgendwelche Fähigkeiten wie Sam? Hatte der Jüngere ihm deswegen nichts von diesen Weinkrämpfen erzählt, die Jenny nach Carries Auskünften zu Folge schon öfters gehabt hatte? Würde Sam so etwas Wichtiges tatsächlich vor ihm verheimlichen? Darüber wollte er jetzt lieber nicht nachdenken, sonst würde er nur noch wütender auf Sam werden, als er es wegen seines Alleingangs ohnehin schon war.

„Dean...“ stöhnte Sam gerade seinen Namen gequält. Der ältere Winchester setzte sich mit Jenny an die Bettkante und nahm seine Hand.

„Ich bin hier Sam“, sagte er und versuchte ihn zu beruhigen.

„Ich werde die Infusionen und Medikamente holen. Ich bin in etwa einer viertel Stunde wieder zurück“, informierte Dr. Potter Dean. Es hatte keinen Zweck. Der Mann würde über sein Vorhaben nicht mehr herausrücken, als er bereits getan hatte und Sams Gesundheit war im Moment wichtiger. Dean nickte lediglich und versuchte weiterhin Sam und die weinende Jenny zu beruhigen. Die Ärztin verließ das Zimmer. Augusta sah beunruhigt zu Dean.

„Ich bin unten und mache Jennys Essen warm. Wenn du meine Hilfe brauchst, sag nur bescheid.“ Mit diesen Worten ließ auch sie ihn allein.
 

Es machte Dean ganz verrückt, dass er im Moment so gut wie gar nichts machen konnte um Sam zu helfen. Sonst konnte er sich immer gut um seinen Kleinen kümmern, wenn er krank oder verletzt war und tat das auch seit klein auf. Medikamente würden an Sams Zustand nicht viel ändern können und das Einzige was ihm helfen würde, wäre, wenn er den Acheri endlich aus dem Verkehr ziehen würde, aber nicht mal das konnte er im Moment tun. Wenn doch nur Bobby sich endlich zurück melden würde. Seine und Sams Internetrecherchen vom Vortag hatten sie der Vernichtung dieses Geistes kein Stück näher gebracht und Dean war mit seinem Latein am Ende und er machte sich große Sorgen um Sam.
 

Oh brother I can’t, I can’t get through

I’ve been trying hard to reach you, cause I don’t know what to do

Oh brother I can’t believe it’s true

I’m so scared about the future and I wanna talk to you
 

Wenigstens hatte er es jetzt geschafft Jenny zu beruhigen und Sam lag auch wieder ruhig im Bett, aber er fühlte sich noch heißer an als vorher. Er wechselte noch mal die Wadenwickel und ging dann mit Jenny runter in die Küche. Ross war bei Augusta.

„Wie macht sich der Patient?“, erkundigte sich der Mann bei Dean.

„Ich glaube das Fieber ist etwas gestiegen.“

„Soll ich sie füttern? Dann kannst du wieder hoch zu Sam. Ich habe schon neue Eiswürfel angesetzt“, sagte Augusta.

„Danke, aber ich mach das schon. Du hast schon genug getan. Kümmere dich mal um deinen Mann, sonst wird er noch eifersüchtig.“

„Also, mit euch jungem Gemüse kann ich noch alle mal mithalten. Nein, Scherz bei Seite. Meine Augusta war Militärkrankenschwester während des Korea Krieges. So jemand kann dein Sam gut gebrauchen. Mich hat sie noch immer wieder aufgepäppelt gekriegt.“

Wow, dachte Dean. Er wusste zwar, dass sie einen bereits erwachsenen Enkel hatte, aber so alt sah sie noch gar nicht aus.

„Wo ist Carrie?“, fragte Augusta ihren Mann.

„Mit Tristan am Strand. Sie war beleidigt und hat gesagt, dass du ihr wegen Sam und Dean was verheimlichen würdest, womit sie ja auch Recht hat.“

„Es ist nur zu ihrem Wohl. Sie soll davon nichts erfahren.“

„Ich habe ihr gesagt, dass sie ihre Neugierde wo anders befriedigen soll und dann ist sie zum Strand abgezogen und ich hab jetzt niemanden, der mir was zum Mittag macht.“

„Mach dir ein Sandwich, das wirst du ja wohl noch alleine hinkriegen.“

„Was riecht hier eigentlich so gut?“, fragte Dean.

„Ihr hattet Hackfleisch und Paprika da, da hab ich eine Art Chili gekocht“, sagte sie.

„Hey, wieso bekommt er Chili und ich muss mir selbst ein Sandwich machen?“, protestierte Ross. Augusta rollte mit den Augen. Dean grinste.

„Also, ich denke, dass deine Frau mehr als genug gekocht hat. Nimm dir ruhig was davon.“

„Danke, wenigstens einer der mich nicht verhungern lässt“, stänkerte er gegen seine Frau.

Augusta stellte Dean das Essen für Jenny hin.

„Danke Augusta.“
 

Kurze Zeit später klingelte es an der Tür. Augusta stand auf und öffnete Dr. Potter. Die beiden Frauen gingen hoch zu Sam.

„Also Sie helfen Dean bei der Pflege?“

„Ja, ich war früher Krankenschwester.“

„Na dann muss ich Ihnen ja nicht so viel erklären.“ Sie legte Sam einen Zugang und hing dann die Infusion an. Die Halterung dafür hatte Augusta flink aus einem Drahtbügel gebastelt. Dann erklärte Diana ihr noch wie schnell der Tropf durchlaufen sollte und gab Sam noch ein Medikament gegen das Fieber.

„Sie können die Dosis notfalls noch ein wenig erhöhen, falls die Temperatur noch weiter steigt, aber ich hoffe durch das Mittel kriegen wir das Fieber unter Kontrolle, bis Dean ein Gegenmittel oder was auch immer besorgt hat.“

„Das hoffe ich auch.“ Augusta wechselte noch rasch die Wadenwickel und dann gingen die Zwei wieder nach unten. Die ältere Frau führte die Ärztin in die Küche, wo Dean gerade dabei war Jenny zum Essen zu überreden.

„Hat sie keinen Appetit?“, fragte Dr. Potter.

„Nicht wirklich“, antwortete Ross, der bereits die zweite Portion Chili löffelte.

„Ich hoffe, sie hat sich nicht doch bei Sam angesteckt.“ Sie fühlte Jennys Stirn.

„Sie ist nicht krank“, sagte Dean genervt und mit einem leicht aggressiven Unterton in der Stimme. Langsam reichte es ihm. Warum glaubte sie ihm nicht? Wenn es ansteckend wäre, dann hätte er Jenny niemals in die Nähe ihres Vaters gebracht.

„Ihre Stirn fühlt sich auch nicht warm an. Wahrscheinlich ist es nur der Stress durch die Abweichung von ihrem normalen Tagesablauf“, meinte Diana. Dann erklärte sie Dean noch was sie oben mit Augusta gemacht hatte und informierte ihn darüber, dass sie heute Abend noch mal vorbei schauen würde. Dean dankte ihr.

„Schon gut, aber wehe Sie verklagen mich wegen mangelnder Sorgfaltspflicht, wenn es Sam schlechter geht.“

„Keine Sorge. Ich nehme das Gesetz nicht so genau.“

„Na dann...“ Sie streichelte Jenny über den Kopf und ließ sich dann von Augusta zur Tür bringen.
 

Nach dem er schließlich doch noch die Hälfte der Portion in Jenny rein bekommen hatte, ging er mit ihr wieder nach oben und setzte sich mit ihr neben Sam aufs Bett. Er lehnte sie gegen seine Schulter und ließ sie ein Bäuerchen machen.

„Bravo, na das nenn ich mal einen Rülpser“, sagte Dean nicht ohne Stolz und küsste sie auf die Wange. Dann legte er sie neben Sam. Dean wollte im bei ihr bleiben, bis sie eingeschlafen war. Er befürchtete, dass sie sonst wieder los brüllen würde. Außerdem konnte er dann gleich noch mal im Internet recherchieren und dabei in Sams und Jennys Nähe bleiben. Eigentlich wollte er sich selber um Sam und Jenny kümmern, anstatt sie in Augustas Obhut zu lassen, aber sobald Bobby sich hoffentlich bald melden und ihm eine Lösung präsentieren würde, würde er sich sofort nach Chatham aufmachen, um dem Acheri den Garaus zu machen. Er fragte sich, ob ihr Dad sich auch so gefühlt hatte, wenn er sie wegen einer Jagd alleine im Motelzimmer zurücklassen musste. Er betrachtete Jenny. Das kleine Mädchen schien sich im Moment recht wohl zu fühlen, auch wenn sie eben beim Essen ein ziemlich großes Theater gemacht hatte, was gar nicht ihre Art war. Sie schien einfach in Sams oder seiner Nähe sein zu müssen, so als ob sie genau spürte, dass etwas nicht in Ordnung war und Panik bekäme sobald sie Sam und ihn nicht mehr in der Nähe hatte. Sie hatte gerade einen zufriedenen Gesichtsausdruck im Gesicht, als sie sich ihren Fuß in den Mund steckte.

„Man bist du gelenkig und du hast deinen Fuß entdeckt. Weißt du was cool ist? Du hast zwei davon.“ Dean hob Jennys anderes Bein hoch und sie sah ihn mit leicht staunenden Augen an. Dean fand es faszinierend zu beobachten, wie sie ihre Welt entdeckte. Er würde alles dafür tun, dass Sam und er so wenige ihrer ersten Male wie möglich verpassten. Das war sicher auch in Sams Sinne, der sich fest vorgenommen hatte ein besserer Vater zu sein als John.

„Aber wie soll das funktionieren, wenn du solchen Mist baust?“, fragte er leise an Sam gewand. Er fühlte seine Stirn. Das Fieber schien zum Glück durch die Medikamente, die Dr. Potter Sam gegeben hatte, etwa auf gleicher Höhe zu bleiben. Sams Tochter war mittlerweile von ihrem Fuß auf ihren Daumen umgestiegen und ihre Augenlider waren bereits auf Halbmast. Dean lächelte. In diesem Stadium, kurz bevor sie einschlief war sie am niedlichsten und sah ihrem Vater ungeheuer ähnlich.

„Hoffentlich bekommt sie nicht deinen Dickkopf“, hoffte Dean, wusste aber, dass das wohl ein sehr utopischer Wunsch war. In der Zukunft würden sie sich wahrscheinlich alle drei gegenseitig mit ihrer Sturheit in den Wahnsinn treiben. Das Leben mit zwei sturen, braunhaarigen Wuschelköpfen mit bettelnden Hundeaugen würde sicher alles andere als langweilig werden. Dean legte die Stoffschildkröte neben das nun eingeschlafene Baby und wollte gerade den Laptop nehmen, als er unten sein Handy klingeln hörte. Sofort ging er nach unten.
 

Ross und Augusta waren noch immer im Wohnzimmer, als Dean ran ging. Es war Bobby.

„Bobby, gut dass du anrufst.“

„Dean, ich glaube ich hab da was.“

„Schieß los. Wir haben nämlich nicht mehr viel Zeit. Eins der Kinder ist bereits gestorben. Sag schon, wie kann ich dieses Scheißding töten?“

„Ich fürchte gar nicht.“

„Was? Willst du mich verarschen?“

„Dean, hör mir zu. Acheris sind Geister von ermordeten kleinen Mädchen.“

„Soweit waren Sam und ich auch schon.“

„Lass mich ausreden Junge. Die meisten Indianerstämme glauben, dass die Seelen von so umgekommenen Kindern niemals ihren Frieden finden können, weil sie Angst haben und nicht verstehen, was mit ihnen passiert ist. Ihre Geister suchen ihre Familien und Mitmenschen, insbesondere Kinder heim, weil sie sie bei sich haben wollen, um nicht allein sein zu müssen. Da sie diese Welt nicht verlassen können, kann man Acheri auch nicht aufhalten indem man ihre Knochen verbrennt wie bei normalen Geistern.“

„Aber diese Epidemien haben immer nach einer Weile aufgehört, also muss man den Acheri irgendwie vertreiben und sein Wirken umkehren können.“

„Laut meinem Buch gibt es ein bestimmtes Ritual, dass die Medizinmänner oder Schamanen durchgeführt haben, um den Acheri von ihrem Dorf fern zu halten.“

„Und wieso taucht er dann immer wieder auf?“

„Dieses Ritual schickt den Acheri in eine Art Schlaf, aber Naturkatastrophen scheinen ihn wieder aufzuwecken.“

„Daher die Verbindung zu den Hurrikans.“

„Das würde so Einiges erklären, ich meine, dieser Geist existiert wohl schon über 100 Jahre und hat sicher schon gar keine Verwandten mehr oder sonst irgendwelche Leute, die er kennt, aber er geht immer noch auf Kinder los. Nach Naturkatastrophen gab es, besonders früher, als es noch kein Frühwarnsystem gab, sehr viele Opfer und sicher auch einige Waisenkinder, die auch alleine waren. Vielleicht denkt der Acheri, er tut diesen Kindern einen Gefallen, wenn er sie zu sich holt, damit sie Beide dann nicht mehr einsam sind.“

„Aber die Kinder in Chatham haben alle noch Eltern.“

„Hast du nicht was von einem Spielplatz erzählt?“

„Ja, warum?“

„Na ja, es sind Sommerferien, aber die Eltern müssen trotzdem arbeiten und weil die lieben Kleinen nicht den ganzen Tag in der Bude hocken wollen, gehen sie alleine zum Spielplatz. Vielleicht hält der Acheri sie deswegen fälschlicherweise für Waisen.“

„Wenn die Kinder alleine dort waren, erklärt dass auch warum die Eltern den Acheri nicht sehen konnten, als er sich ihren Kindern näherte. Sie waren einfach nicht da. Und Sam war auch alleine dort.“

„Ja, dass macht Sinn.“

„Also, dann diktier mir mal dieses Ritual und was man dafür braucht.“

„Ähm…hier steht nur, dass es eins gibt, aber nicht wie es funktioniert und auch sonst nichts Hilfreiches dazu. Wahrscheinlich wird es auch von jedem Stamm anders gehandhabt.“

„Verdammt!“ Dean schlug frustriert mit seiner Faust gegen die Wand. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Dann atmete er tief durch und rieb sich über die Augen.

„Also, was mach ich jetzt Bobby? Was soll ich tun? Es muss doch einen Weg geben, wie ich Sam helfen kann? Bobby, bitte, wenn du irgendeine Idee hast…“

„Beruhige dich Junge. Ich habe ja eine Idee. Ich weiß nicht, ob ich recht habe und es klappt, aber wenn du sagst, dass der Acheri dort bis jetzt immer wieder verschwunden ist, dann muss es in der Gegend jemanden geben, der so ein Ritual durchgeführt hat.“

„Okay, du hast Recht. Von alleine ist der Acheri mit Sicherheit nicht verschwunden. Nur, wo finde ich diesen Jemand?“

„Du musst herausfinden, ob es in der Nähe einen Indianerstamm gibt und den Medizinmann oder Schamanen auftreiben.“

„Na toll. Einfacher geht’s ja nicht. Während Sams Temperatur locker flockig über 40 ° C steigt, fahr ich durch die Gegend und spiele historischer Anthropologe oder was?“

„Dean, soll ich zu euch kommen und dir helfen?“

„Danke Bobby, aber du wirst mich wohl aus der Ferne unterstützen müssen. Es sind fast 1 ½ Tage von dir bis zu uns. Solange haben viele der Kinder nicht mehr. Ich fürchte, ich bin auf mich allein gestellt.“

„Hast du jemanden, der sich um Sam kümmert, während du unterwegs bist um ihm den Arsch zu retten?“

„Ja. Sam ist in guten Händen. Wenn auch nicht in den Besten“

Bobby lachte leicht. Die Besten Hände waren natürlich die von Dean.

„Dann pass auf dich auf Junge und wenn mir noch was einfällt ruf ich dich an. Ich weiß, dass du deinen Bruder retten kannst und dann will ich, dass ihr beiden Idioten mich besuchen kommt. Mein Patenkind braucht mich, sonst wird sie noch so ein Idiot wie ihr Dad und du.“

„Danke Bobby.“

„Machs gut Dean und versau das nicht.“
 

Dean beendete das Gespräch, legte das Handy weg und fuhr sich durch die Haare.

„War das einer eurer „Arbeitskollegen“, fragte Augusta.

„Ja, und wie es aussieht werde ich den Rest des Tages nach einem Indianerstamm in dieser Gegend suchen. Gott, ich hasse Recherchen. Das ist Sammys Job.“

„Du wirst nicht den Rest des Tages brauchen. Es sei denn, du hast vor mit einem Fahrrad nach Mashpee zu fahren“, sagte Ross.

„Mashpee?“

„Ja, dort gibt es ein Indianerreservat des Mashpee-Wampanong Stammes“, erklärte Ross.

„Woher weißt du das?“, fragte ihn seine Frau.

„Ich geh dort in der Nähe öfters angeln.“

Deans sah ihn überrascht an. Sollte es diesmal wirklich so einfach sein? Servierte ihm das Schicksal tatsächlich mal die Lösung eines Problems auf einem Silbertablett?

„Wie weit ist das von hier?“, fragte er schließlich wie aus der Pistole geschossen.

„Wenn die Straßen frei sind nicht mehr als eine Stunde“, informierte er Dean.

Also würde Dean es mit Sicherheit in etwa 45 Minuten schaffen.

„Danke für den Tipp Ross.“

„Ich bin froh, dass ich helfen kann. Außerdem, je schneller Sam wieder okay ist, desto schneller krieg ich meine Frau zurück.“

„Spar dir das du alter Charmeure. Als ob du nicht froh wärst das Haus mal für dich alleine zu haben“, stichelte Augusta.

Dean konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Wenn Sam und er später auch so wären, konnte Dean zufrieden sein.

„Ähm, ich werde mal wieder rüber gehen damit Carrie nicht all zu misstrauisch wird. Viel Glück Dean.“ Und schon war Ross zur Hintertür hinaus.

„Dieser Mann macht mich irgendwann noch wahnsinnig“, sagte Augusta und rieb sich die Schläfe.

„Ich kenne das Gefühl.“

„Ja, aber wenn er sich nicht so verhalten würde, wäre er nicht er selbst und wer weiß, ob ich ihn dann noch wollen würde. Veränderungen sind nicht immer die Lösung, vor allem weil Menschen sich nicht wirklich ändern können.“

Ob das wohl auch auf ihn und Sam zutraf? Darüber dachte er nach während er seine Sachen kontrollierte. Er hatte noch genügend Salz im Kofferraum. Sein Handy hatte noch genügend Saft, so dass er Bobby und Augusta jederzeit anrufen konnte. Die ältere Frau war bereits wieder oben bei Sam, als Dean ins Schlafzimmer kam.

„Fährst du jetzt?“ Er nickte.

„Gut, ich bin hier, wenn du zurückkommst.“

„Danke, dass du dich um ihn und Jenny kümmerst.“

„Kein Problem, das mach ich gerne.“ Dean sah zu Jenny herüber die noch schlief. Er trat ans Bett und gab ihr einen leichten Kuss auf die Stirn.

„Pass gut auf deinen Dad auf.“
 

Wenig später war er im Impala auf dem Weg nach Mashpee. Er schaltete das Radio ein. Es lief gerade der Schluss von Coldplays Talk. Oh mein Gott! Sein dämlicher Bruder hatte schon wieder an seinem Radio gespielt und so einen beschissenen Alternativ-Rock Sender eingestellt. Obwohl dieser Typ, so bekloppt er auch sein musste, wer nennt sein Kind schon nach einem Obst, mit seinem Songtext irgendwie recht hatte. Er und Sam würden einiges zu bereden haben, wenn alles wieder in Ordnung war.
 

Let’s talk, let’s ta-a-alk

Let’s talk, let’s ta-a-alk

Schamane verzweifelt gesucht

Dean hatte 57 Minuten und 32 Sekunden für die Strecke nach Mashpee gebraucht. Er wäre schneller gewesen, wenn es nicht diesen kleinen Stau wegen eines noch nicht von der Fahrbahn entfernten Baumes gegeben hätte. Aber die Zeit im Stau hatte er dazu genutzt bei Bobby anzurufen. Dieser hatte ihm die Adresse des Büros für Stammesangelegenheiten des Indianerstammes heraus gesucht. Dean fand, dies wäre die beste Stelle, um sich nach dem Medizinmann oder Schamanen zu erkundigen. Denn über dessen Haus würde garantiert kein Neonpfeil hängen. Im Stadttempo fuhr er nun durch die Straßen der Stadt. Sie war wesentlich größer als Truro. Sich an den Straßenschildern orientierend fand er das Büro nach einigen Minuten. Er machte sich nicht die Mühe einen Parkplatz zu suchen, sondern stellte den Impala in zweiter Reihe vor dem Gebäude ab. Er war gerade durch die Tür in eine klimatisierte Empfangshalle getreten, als sein Handy klingelte.

„Was gibt’s?“, erkundigte sich Dean, nachdem er auf dem Display Augustas Namen gelesen hatte. Im Hintergrund konnte er sein kleines Mädchen weinen hören.

„Dean, sie weint schon wieder“, sagte die ältere Frau besorgt.

„Ist sie noch bei Sam im Zimmer?“

„Ähm, nein.“

„Warum nicht?“

„Als sie von ihrem Mittagsschlaf aufgewacht ist, hat sie an der Infusion rumgespielt und ich wollte nicht, dass sie sie Sam rauszieht, also bin ich mit ihr ins Wohnzimmer gegangen.“

„Verstehe. Sie ist momentan in der Phase in der sie gerne an allem rumzieht, was sie kriegen kann. Aber solange ich nicht da bin, ist wohl die einzige Möglichkeit sie zu beruhigen, wenn du sie wieder ins Schlafzimmer bringst.“

„Im Babys hüten bin ich vielleicht doch ein klein wenig aus der Übung.“

„Keine Sorge, du kommst da schon wieder rein und ich beeile mich wieder zurück zu kommen. Ich weiß, Jenny ist schnell, also musst du sie gut im Auge behalten, aber ich hoffe, dass sie, wenn sie bei Sam ist, wenigstens Ruhe geben wird.“

„Ich werde es versuchen. Willst du sie vielleicht sprechen?“

„Ähm…okay.“ Das würde sicher eine interessante Unterhaltung werden. Er musste sofort das Handy von seinem Ohr nehmen, da die Kleine noch immer lauthals brüllte. Im Hintergrund hörte er Augusta zu ihr sagen, dass er am Telefon sei und sie sie zu ihrem Dad bringen würde. Schließlich erklang zwischen einigen Schluchzern ein leises „Din!“. Der ältere Winchester musste nun zum Glück nicht gegen ihr Geschrei ansprechen. Seine Stimme drang nun auch in normaler Lautstärke zu ihr durch, da sie sich jetzt, wo Augusta sich mit ihr scheinbar in Bewegung gesetzt hatte, langsam beruhigte.

„Hey Kleines! Ich bin bald wieder zurück. Augusta bringt dich wieder zu deinem Dad. Du brauchst nicht weinen. Alles ist okay. Ich sorge dafür, dass es deinem Dad schon bald wieder gut geht.“ Er sagte noch ein paar andere, nicht zu peinliche Dinge, in ein paar Meter Entfernung saß eine Frau an einem Schalter, um sie zu beruhigen, ehe er eine kurze Sprechpause machte. Sollte er sie jetzt noch bitten lieb zu Augusta zu sein? Dafür war sie wohl dann doch noch zu klein und würde es wahrscheinlich noch nicht verstehen.

„Din, Pa…“ brabbelte Jenny und Dean hörte Augusta sagen:

„So, da wären wir.“ Dann sprach sie wieder mit Dean.

„Was immer du gesagt hast, es scheint zu helfen. Ich glaube, wenn ich ihr genügend Spielzeug gebe, wird sie nicht in Versuchung geraten an dem Infusionsschlauch zu ziehen.“

„Gute Idee. Gib ihr ihr Puzzle. Damit ist sie dann erst mal eine Weile beschäftigt. Wie macht sich Sam?“

„Unverändert. Seine Wadenwickel sind verrutscht. Ich glaube, als ich eben mit Jenny unten war hatte er einen Fiebertraum, wie vorhin als Dr. Potter da war.“

„Ruf mich bitte an, wenn es ihm schlechter gehen sollte.“

„Dann hoffe ich, dass ich dich heute erst wieder sprechen werde, wenn du von deiner Mission zurück bist.“

„Das hoffe ich auch. Bis nachher.“ Dean legte auf und ging dann an den Schalter an dem die Frau saß.
 

Es stellte sich heraus, dass er auch was Peinliches zu Jenny hätte sagen können, da die Frau selber gerade telefonierte. Einigen Wortfetzen nach zu urteilen war das ein Privatgespräch, dass sie gerade führte. Also hatte Dean keinen Grund sie dabei nicht zu unterbrechen, schließlich arbeitete sie hier.

„Entschuldigen Sie…“ Doch die Frau hob nur abwehrend die Hand und bedeutete ihm somit zu warten. Als sie aber eine Minute später immer noch keine Anstalten machte das Gespräch zu beenden und Dean sie dann auch noch was von einer Kosmetikserie sagen hörte, die die Person am anderen Ende der Leitung doch unbedingt ausprobieren sollte, wurde es dem Winchester zu bunt. Er griff über den Schalter und drückte die Telefongabel herunter, wodurch das Gespräch beendet wurde.

„Hey, was fällt ihnen ein“, protestierte die Frau.

„Sorry, ich hab was gegen Leute die eigentlich arbeiten sollten und Kunden dreist warten lassen, um mit ihren Tussifreundinnen über Makeup zu sprechen. Also, zu wem muss ich wenn ich eine Auskunft über ein Stammesmitglied kriegen will?“

Die Frau sah ihn bitterböse an.

„Da müssen Sie zu James Baird. Erste Etage, die zweite Tür links.“

Dean wollte gerade zu einem halbherzigen „Danke“ ansetzen, als sie fort fuhr.

„Aber der ist gerade in einer wichtigen Besprechung.“ Das stimmte zwar nicht, aber der Typ hatte es doch tatsächlich gewagt ihr Telefonat zu beenden. Dafür sollte er schön ein bisschen schmoren. Rache war süß, dachte sie.

„Und wie lange wird die Besprechung noch andauern?“, fragte er sie genervt. Er hatte heute weder Lust noch Zeit die freundliche Schiene zu fahren.

„Das weiß ich nicht, aber wir schließen um 16 Uhr. Wissen Sie was, kommen Sie doch am besten morgen früh wieder.“

„Bis dahin sind es noch gut 1 ½ Stunden. Ich warte.“ Dean ging die Treppe zum ersten Stock hoch. Vor dem Büro stand eine Bank, die wohl für Wartende aufgestellt worden war. Der Winchester hatte der Frau unten am Empfang nicht wirklich geglaubt, also setzte er sich nicht, sondern klopfte an der Tür.

„Herein“, erklang es auch sofort. Dean trat ein.

„Hallo! Sind sie Mr. Baird?“

„Ja. Hatten wir einen Termin?“ Der Mann im Anzug musterte Dean abschätzig. Dem Winchester gefiel der Blick gar nicht. Okay, er hatte seit zwei Tagen nicht geduscht und seine Sorge um Sam und die unterdrückten Schmerzen stand ihm sicher in Form einer nicht gerade gesunden Gesichtsfarbe in eben Dieses geschrieben.

„Nein und ich will Sie auch gar nicht lange stören. Ich würde nur gerne wissen, wo ich Ihren Schamanen finden kann.“

„Setzen Sie sich doch. Im sitzen redet es sich leichter.“ Wenigstens schien er höflich zu sein, dachte Dean und setzte sich ihm gegenüber.

„Was unseren Schamanen David „Askuwheteau“ Greene angeht, so finden Sie ihn auf dem Friedhof. Er ist nämlich im Dezember 2004 gestorben.“ Das waren ja mal wieder ganz tolle Nachrichten. Dean fluchte innerlich und fragte dann:

„Und wer ist ihr neuer Schamane?“

„Die Stelle wurde nicht neu besetzt. Normalerweise hätte seine Enkelin den Posten übernehmen sollen, der neue Schamane ist immer der Enkel oder die Enkelin des Alten, aber sie hat abgelehnt und studiert jetzt irgendwo.“

Das wurde ja immer besser. Dean fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.

„Aber es ist ja nicht so als wäre der Posten wichtig. Die Pow Wows liefen auch ohne ihn. Wenn Sie mich fragen, ist das ganze alte Zeug Humbug. Wir sollten uns endlich der Neuzeit zuwenden.“

Was war das denn für einer? Dean hatte noch nicht viele Indianer kennengelernt, aber die paar die er kannte waren stolz auf ihre Traditionen und glaubten auch daran. Der Typ hier schien ihm so einer zu sein, der am liebsten das Reservat in eine Glücksspieloase verwandeln wollte, um möglichst viel Geld zu scheffeln.

„Wo studiert die Enkelin denn?“

„Keine Ahnung. Ich kenne sie ja kaum. Tut mir leid, dass Sie jetzt umsonst hergekommen sind.“ Der Mann sah auf seine Uhr. Jetzt schien ihn Mr. Baird loswerden zu wollen, damit er heute früher Schluss machen konnte, so kam es Dean jedenfalls vor.

„Ich müsste dringend mit der Familie reden. Es ist wirklich wichtig. Könnten Sie mir bitte die Adresse der Greenes geben?“

„Tut mir leid, aber ich bin nicht befugt Ihnen die Adresse zu geben.“

„Ich bitte Sie, Sie können da doch bestimmt mal eine Ausnahme machen.“ Dean rollte genervt mit den Augen.

„Nein, ich könnte dadurch Ärger bekommen. Sie könnten ja ein Stalker oder sonst wer sein.“

War ja klar. Jetzt kam er ihm mit Bürokratie. Natürlich könnte er jetzt, wo er den Namen der Familie hatte, die Adresse auch aus einem Telefonbuch heraussuchen, aber das würde wieder ein paar Minuten Zeit kosten und Deans Geduldlevel war heute einfach nicht hoch genug. Er musste dringend Dampf ablassen. Er stand auf. Dabei fiel der Stuhl auf dem er gesessen hatte nach hinten. Dann packte er den Kragen dieses arroganten Bürokratenarschs und zog ihn aus seinem ledernen Chefsessel.

„Hören Sie mir mal gut zu, Häuptling Hühnerauge. Es geht um Leben und Tod. Entweder Sie geben mir jetzt die Adresse der Greenes oder Sie bekommen Ärger mit mir und eins können Sie mir glauben, wenn ich mit Shnen fertig bin, werden Sie sich wünschen, Sie hätten von Ihren Chefs bloß ne Abmahnung gekriegt.“

„Oak… Hollow Circle… 3“, stammelte der Mann eingeschüchtert.

„Na bitte! Geht doch. War doch gar nicht so schwer, oder?“ Dean ließ ihn los und er sank zurück in seinen Chefsessel. Dean stellte den Stuhl wieder auf.

„Das Sie nicht wissen auf welches College die Enkelin geht will ich Ihnen mal glauben, aber sollte ich raus kriegen, dass Sie mich diesbezüglich belogen haben…“

„Nein… ich hab nicht gelogen. Bitte tun Sie mir nichts.“ Dean grinste zufrieden und ließ den verängstigten Bürokraten in seinem Büro zurück. Als er in die Empfangshalle kam war die Sekretärin bereits wieder am telefonieren. Sie mied seinen Blick. Gut so, dachte der Winchester und verließ das Gebäude.
 

Schnell saß er wieder in seinem Wagen. Dann rief er bei Bobby an.

„Hey, wie komm ich vom Büro für Stammesangelegenheiten am schnellsten zum Oak Hollow Circle?“

„Bin ich dein Navi?“

„Solange Sam flach liegt, ja.“

„Du hast die Adresse also bekommen.“

„Ja, hat mich einige Nerven und jede Menge Selbstbeherrschung gekostet. Aber leider hab ich erfahren, dass der alte Schamane vor zwei Jahren gestorben ist und seine Enkelin, die sein Amt übernehmen sollte, lieber studieren wollte anstatt die Familientradition fort zu führen. Hey, warum kommt mir das so bekannt vor?“, fragte Dean rhetorisch.

„Ja, ja…das Ganze erinnert dich an Sam. Was hast du jetzt vor?“ Während er sprach gab er die Adresse in seinen Computer ein. Eine gute Investition, wie Bobby fand. Besser als sich in jedem Staat irgendwelche Faltkarten zu besorgen.

„Der Futzie aus dem Büro wusste nicht wo das Mädchen studiert, also werde ich jetzt mal zu ihren Eltern fahren, um hoffentlich mehr zu erfahren. Vielleicht hat Opa Schamane das Acheri-Verpiss dich-Ritual irgendwo aufgeschrieben und ich kann mir das aus seinem Nachlass ausleihen.“

„Denkst du, es ist so einfach? Wahrscheinlich ist das Ritual in Algonquin geschrieben.“

„Algonquin? Ich dachte, das ist ein Stamm.“

„Das auch, aber es ist auch die Sprache der Indianer in dieser Region.“

„Und du denkst, ich krieg das nicht hin, dass abzulesen.“ Es war weniger eine Frage als eine Feststellung.

„Doch, aber ob du es richtig aussprichst und eventuelle Anweisungen dieses Rituals verstehst und ob es dann wirkt, bezweifle ich.“

„Darum will ich ja an die Enkelin ran. Der Büroheini meinte, Schamanen bilden immer ihre Enkel aus, um ihren Platz einzunehmen. Irgendwas muss das Mädchen also wissen.“

„Okay.“ Er gab Dean die Wegbeschreibung durch.

„Danke Bobby. Ich melde mich wieder sobald ich mehr weiß.“

„Mach das. Hey, hast du was Neues von Sam?“

„Nein, er fiebert nach wie vor vor sich hin, darum sollte ich mich jetzt beeilen.“ Dean hörte Bobby daraufhin leise seufzen.

„Sei vorsichtig Junge, nicht dass ich noch zu euch raus fahren muss um euch Beiden den Arsch zu retten.“

„Ja, ich pass schon auf mich auf.“ Damit war das Gespräch beendet.
 

Das Haus der Greenes war schnell gefunden. Doch es sah nicht so aus als wäre jemand zu Hause. Dean stieg aus dem Impala aus und klingelte. Es öffnete niemand. Also ging er ums Haus und schmulte durch die Fenster.

„Hey, was machen Sie da? Wollen Sie einbrechen?“ Diese Worte ließen Dean hochschrecken. Er drehte sich um und sah eine Frau in Augustas Alter auf ihn zu kommen.

„Nein, nein“, beschwichtigte er sie. Sie sah ihn skeptisch an.

„Ich wollte nur zu den Greenes.“

„Die sind nicht da.“

„Ja, das habe ich jetzt auch gemerkt. Wissen Sie wo sie sind oder wann sie wieder kommen?“

„Die Greenes züchten seit Generationen Pferde draußen im Reservat. Sie sind bis zum Wochenende in Pennsylvania auf einer Pferdemesse, um Geschäfte zu machen. Ich bin ihre Nachbarin und hab ein Auge auf das Haus, solange sie weg sind. Kann ich Ihnen vielleicht weiterhelfen?“ Die Frau sah ihn jetzt nicht mehr ganz so misstrauisch an und wirkte fast schon freundlich auf Dean.

„Ist ihre Tochter auch mit ihnen unterwegs?“

„Lea? Nein. Sie macht Sommerkurse am College.“

„Sie wissen nicht zufällig an welchem College sie ist, oder?“ Bitte lass die alte Dame mehr wissen und auskunftsfreudiger sein, dachte Dean.

„Sie studiert irgendwas mit Kommunikationswissenschaften am Emerson College in Boston. Warum fragen Sie? Sind sie von der Polizei? Sie hat doch nichts angestellt oder?“

„Nein, ich muss nur dringend mit ihr reden. Es geht um ihren Großvater.“

„Askuwheteau ist seit zwei Jahren tot.“

„Ich weiß, aber ich brauche seine oder jetzt wohl eher Leas Hilfe.“

„Sie brauchen die Hilfe eines Schamanen“, sagte sie feststellend. Dean nickte.

„Wissen Sie was Askuwheteau bedeutet?“, fragte sie ihn dann.

„Nein. Was bedeutet der Name?“

„Er bedeutet, der, der wachsam bleibt. Ich kannte ihn seit seiner Kindheit. Sein Großvater hat ihm diesen Namen gegeben. Askuwheteau hat immer gesagt, dass sein Großvater, der vor ihm der Schamane unseres Stammes war, ihm eine große Aufgabe übertragen habe. Ich wollte immer, dass er mir mehr davon erzählt, aber er hatte gesagt, es wären Dinge, die nur von Schamanen zu seinem Nachfahren weiter gegeben werden dürfe. Als Lea noch klein war, hat ihr Großvater viel Zeit mit ihr verbracht. Ich denke, ihr hat er seine Geheimnisse anvertraut. Es ist schade, dass sie sein Werk nicht fortführen wollte. Die meisten jungen Leute hier legen nicht mehr viel Wert auf unsere alten Bräuche und Traditionen und wollen lieber Karriere in der Großstadt machen. Als Lea in die Highschool kam, hat sie sich verändert. Sie wollte bis dahin eigentlich schon in die Fußstapfen ihres Großvaters treten, aber dann hat sie es sich anders überlegt und als sie dann das Stipendium bekam, gab es für das junge Ding kein Halten mehr. Seit sie am College ist, hatte sie sie nur noch wenig Kontakt mit ihrem Großvater und als er schließlich gestorben war, hat sie sich endgültig gegen den Posten des Schamanen entschieden.“

„Denken Sie, sie kann mir helfen? Es geht um die kranken Kinder in Chatham. Vielleicht haben Sie davon gehört.“

„Ja. Askuwheteau war nach jeder Hurrikan Saison dort. Er hat mir nie verraten, was er dort gemacht hat, aber es schien wichtig zu sein. Er sagte immer, dort gäbe es eine böse Energie. Natürlich hat ihn hier kaum einer für voll genommen.“

„Es ist wichtig. Bitte, wissen Sie wo Lea in Boston wohnt?“

„Sie wohnt in einem Studentenwohnheim auf dem Campus, aber ich weiß die genaue Adresse nicht. Wenn Askuwheteau jemandem verraten hat, was er dort getan hat, dann mit Sicherheit ihr. Ich denke, sie kann Ihnen helfen, wenn Sie sie dazu bringen können, sich ihrer Wurzeln zu besinnen.“

„Danke, Sie haben mir sehr geholfen. Ich werde sie bestimmt finden. So viele Lea Greenes wird es am Emerson College bestimmt nicht geben.“ Dean war bereits auf dem Weg zum Impala, als sie ihn zurück rief.

„Warten Sie. Sie sehen hungrig aus. Ich habe vorhin einen Kirschkuchen gebacken. Bis nach Boston ist es ein Stück. Ich werde Ihnen ein Stück davon einpacken“, sagte sie freundlich und verschwand im Haus gegenüber aus dem sie eben gekommen war. Dean sah ihr kurz hinterher. Für ein Stück Kuchen konnte man dann doch ein Minütchen warten. Er sah in den Außenspiegel des Autos um sich seinen Gesichtsausdruck anzusehen. Vielleicht würde Sam ihm auch ein Stück Kuchen anbieten, wenn er ihn so ansah. Bei älteren Damen schien es auf jeden Fall zu funktionieren. Er kannte den Weg nach Boston, daher brauchte er sich von Navi-Bobby nicht den Weg raussuchen lassen. In Boston würde er dann jedoch erstmal ne Weile suchen müssen. Wie schön wäre es doch, wenn er sich die Suche ersparen könnte. Plötzlich ging ihm ein Licht auf. Lea wohnte in Boston und Dean kannte jemanden in Boston, der ihm noch einen Gefallen schuldete, weil er ihn vor einem Vampir gerettet hatte. Mortie! Genau, er würde Mortie anrufen und um Hilfe bitten. Ehe er nach seinem Handy greifen konnte kam die Frau schon mit einem kleinen, in Alufolie gewickelten Päckchen zu ihm zurück.

„Danke Ma’am“, sagte Dean und lächelte.

„Fahren Sie vorsichtig und melden Sie sich und sagen Bescheid, ob es geklappt hat.“

„Ja Ma’am.“ Er stieg ins Auto und machte sich auf den Weg nach Boston.
 

Ein paar Straßen weiter fuhr Dean rechts ran, um Mortie anzurufen und einen Bissen von dem Kuchen zu nehmen.

„Wow, dass nenne ich mal nen Kirschkuchen“, sagte er, nachdem er den ersten Bissen verzehrt hatte. Mit seiner freien Hand suchte er sich Morties Nummer heraus.

Er musste nicht lange klingeln lassen.

„Hey Dean! Ich wusste, du würdest es dir noch mal anders überlegen. Ich hab da schon einige Interessenten für deinen Wagen“, meldete sich Mortie.

„Nein du Idiot. Ich sagte dir doch schon beim letzten Mal, dass mein Baby unverkäuflich ist.“

„Schade. Ich könnte da nämlich ziemlich viel Geld für dich…“

„Brotladen zu Mortie und aufgepasst. Ich brauche deine Hilfe.“

„Ich muss doch nicht wieder in die Pathologie dafür oder?“

„Nein, du musst jemanden für mich finden.“

„Oh, gut. Das sollte kein Problem sein. Ich bin gut in Recherchen.“

„Es ist ein Mädchen namens Lea Greene. Sie studiert am Emerson College und wohnt dort in einem Studentenwohnheim.“

„Ist notiert. Moment, sie ist doch nicht ein Zombie oder Werwolf oder sowas?“

„Nein, du Warmduscher. Sie ist die Enkelin eines Indianer Schamanen und ich brauche ihre Hilfe in einem Fall.“

„Aha. Soll ich ihr deine Nummer geben, wenn ich sie gefunden habe?“

„Nein, ist nicht nötig. Beschaff mir nur ihre Adresse. Ich bin bereits auf dem Weg nach Boston.“

„Ich kann aber nicht garantieren, dass ich sie gefunden habe, bis du hier bist.“

„Versuchs einfach, okay? Es ist wirklich wichtig.“

„Das sagt ihr Jäger immer, aber wenn es dann ans Bezahlen geht…“

„Ich weiß nicht wovon du sprichst Mortie. Soweit ich mich erinnere hast du bei mir Lehnsschuld auf Lebenszeit.“

„Ich dachte wir wären Quitt.“

„In deinen Träumen vielleicht.“

„Hm, in meinen Träumen liege ich am Nacktbadestrand von Maui und genehmige mir Boddyshots von vollbusigen Hawaiianerinnen, die ebenfalls nackt und mir zu willen…“

„Hey, du bist ja sogar in deinen Träumen größenwahnsinnig“, unterbrach Dean ihn.

„Man muss doch seine Ambitionen hoch halten. Wenn du genug Kohle hast, kommen die Weiber ganz automatisch.“

„Hast du mit den Wetten aufgehört?“

„Ähm, nicht ganz.“

„Soll heißen?“

„Ich hab den Buchmacher gewechselt.“

„Bei dir ist Hopfen und Malz verloren.“

„Aber ich hab im Moment ne Glückssträhne.“

„Gut, dann wirst du Lea Greene ja schnell für mich finden.“

„Ich geb mein Bestes.“

„Wehe, das ist nicht gut genug. Wo wohnst du?“ Mortie nannte ihm seine Adresse.

„Gut, dann komm ich bei dir vorbei.“

„Und wenn ich nicht da bin?“

„Glaub mir, ich finde einen Weg in deine Wohnung zu kommen.“

„Ich habe befürchtet, dass du das sagen würdest. Aber schnüffel nicht in meinen Sachen rum.“

„Keine Angst. Ich werde mich hüten deine Pornoheftchen anzufassen.“

„Die hab ich eh versteckt.“

„Du wohnst doch alleine.“

„Ja, aber meine Putzfrau muss ja nicht alles sehen.“

„Oh man! Setz deinen Arsch in Bewegung und finde die Frau. Ich fahre jetzt weiter.“

„Bis dann Dean.“ Der Winchester beendete das Gespräch und schüttelte mit dem Kopf. Mortie war echt ein schräger Vogel.
 

Jetzt, wo das mit Mortie geklärt war, musste Dean nur noch seinen Sammysitter anrufen um ihr Bescheid zu sagen, dass er heute wahrscheinlich nicht mehr nach Hause kommen würde. Soviel telefoniert wie heute hatte Dean schon lange nicht mehr. Er wählte Augustas Nummer.

„Dean, bist du schon auf dem Rückweg?“, fragte Augusta ihn als sie an ihr Handy ging.

„Ähm, nein. Augusta, ich weiß es kommt etwas plötzlich, aber könntest du vielleicht über Nacht bei Sam und Jenny bleiben. Ich muss nach Boston und weiß nicht wann ich zurück sein kann.“

„Oh, ja klar. Kann ich machen. Soll ich Jenny bei Sam schlafen lassen?“

„Das wäre gut. Ich denke, du musst auch nicht die ganze Nacht an seinem Bett bleiben. Du kannst es dir im Gästezimmer bequem machen.“

„Das ist aber nett von dir, dass ich es mir in meinem eigenen Haus, dass ich euch freundlicherweise für einen Spottpreis vermietet habe und in dem ich deinen Freund pflege und auf eure Tochter aufpasse, im Gästezimmer gemütlich machen darf “, sagte sie leicht schnippisch.

„Oh, entschuldige…ich…“

„Schon gut. Es war bis jetzt ein ziemlich stressiger Tag für uns Beide. Es wird interessant das Carrie zu erklären, aber mir wird da schon was einfallen.“

„Danke Augusta, wirklich. Ich wüsste nicht was ich ohne dich machen würde.“ Ohne Hilfe wäre er bei diesem Fall wirklich aufgeschmissen gewesen.

„Ist okay Dean. Ich mag euch ja irgendwie und helf euch gerne.“

„Trotzdem danke und wie gesagt, melde dich wenn es Sam schlechter geht.“

„Ja doch, mach ich und du sieh zu, dass du dieses Ding fertig machst.“

„Das musst du mir nicht zweimal sagen. Machs gut.“ Dean grinste und legte auf.
 

Er fuhr auf den Highway in Richtung Boston auf. Er würde wohl etwas mehr als ne Stunde bis dorthin brauchen wenn die Straße frei war, aber wenn er in Boston ankam, würde da sicher schon der Feierabendverkehr losgehen, also hatte er jede Menge Zeit zum nachdenken. Über Sam, Jenny und wie es mit ihnen weiter gehen sollte. Vielleicht wäre es doch besser mit dem Jagen aufzuhören, aber im Gegensatz zu Sam konnte er sich ein normales Leben eigentlich nicht vorstellen und so wie Sam in letzter Zeit drauf war, schien dieser langsam aber sicher das Leben als Jäger mit Kind und Kegel anzunehmen. Wahrscheinlich hatte Augusta wirklich Recht, als sie meinte, Menschen würden sich nicht wirklich ändern können. So sehr sich Sam auch bemüht hatte, mit College und allem, das Leben hatte ihn doch wieder zum Jagen gebracht. War es ein unvermeidliches Schicksal, dass ihre Familie bis hier her geführt hatte? Kamen sie aus der Sache nicht mehr raus, selbst wenn sie wollten? Würden sie genau so werden wie ihr Dad? Rastlos und immer auf der Suche nach dem nächsten übernatürlichen Abschaum, dass man töten konnte, um die Welt wenigsten für einige Menschen sicherer zu machen, wenn schon nicht wirklich für sich selbst? Oder war Jenny ein Zeichen, dass sie aussteigen sollten, um neu anzufangen und alte Fehler nicht zu wiederholen? Dean selbst wäre ein Mittelweg zwischen beidem am liebsten. So wie es Bobby tat. Er hatte ein, wenn auch schräges, Zuhause. Einen Ort, an dem er mal zur Ruhe kommen konnte. Er, Sam und Jenny sollten auch ein Zuhause haben. Ein Zuhause in einer Nachbarschaft und ein paar Vertrauten, die auf Jenny aufpassen konnten, wenn er mit seinem Kleinen auf die Jagd ging. Sam und er würden wirklich mal über eine Langzeitperspektive ihres gemeinsamen Lebens mit Jenny sprechen. Oh ja, das kam auf seiner Liste gleich hinter A: Sam wegen seines Alleingangs die Hölle heiß machen und B: Sam fragen, was er über Jenny wusste und er ihm verheimlichte. Sam- er liebte ihn, ohne Zweifel, aber das war im Moment nicht gerade leicht und das für beide Seiten. Sam war sicher auch noch etwas sauer auf ihn wegen der Sache in der Hütte, aber was er gemacht hatte war auch nicht besser. Er lag jetzt mit an die 40°C Fieber im Bett und er machte sich große Sorgen um ihn und musste hoffen, dass die Schamanenenkelin ihm freundlicher gegenüberstand als der blöde Bürofritze. Dean seufzte.

Es war das erste Mal, dass er sich nicht um Sam kümmerte, während er krank war, die Zeit in Stanford mal ausgenommen. Er konnte sich noch sehr genau an Sams erstes Fieber erinnern, bei dem er sich alleine um seinen Kleinen kümmern musste.
 

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Deans Erinnerung:
 

„Dad, ich glaube Sammy wird krank. Er war den ganzen Tag über so still und hat kaum was gegessen. Vielleicht solltest du besser hier bleiben“, sagte Dean. Sie waren zum ersten Mal nach dem Strigha Vorfall wieder mit ihrem Vater unterwegs und John hatte die Beiden bis jetzt nicht länger als ein paar Stunden miteinander alleine gelassen. Doch jetzt wollte er zu einer wohl mehrtägigen Jagd aufbrechen.

„Dean, du bist doch ein großer Junge. Du hast dazu gelernt oder? Du kennst meine Anordnungen und wirst ihnen diesmal Folge leisten.“

„Ja Dad, aber…“

„Dean, es ist bald Vollmond. Wenn ich diesen Werwolf jetzt nicht erwische muss ich einen ganzen Monat auf die nächste Chance warten.“

„Was ist wenn Sammy Fieber kriegt?“ Dean war noch nie mit einem kranken Sammy alleine gewesen. Immer war entweder ihr Vater oder Pastor Jim da. Zum Glück wurde Sam sehr selten krank.

„Wir haben im Bad alle nötigen Medikamente. Du wirst gut für ihn sorgen. Ich vertraue dir und verlass mich auf dich.“ John legte seinem, nicht mal zehn Jahre alten Sohn die Hand auf die Schulter.

„Enttäusch mich nicht mein Sohn.“ Mit diesen Worten ließ er Dean alleine vor dem Motelzimmer stehen. Der Junge ging wieder ins Zimmer.

„Ich werde es nicht vermasseln. Du wirst stolz auf mich sein“, sagte Dean leise in den leeren Raum hinein und ging dann zum Bett herüber in dem Sam lag und A-Team sah. Jedenfalls hatte er das getan bevor Dean John zur Tür raus begleitet hatte. Jetzt war er eingeschlafen. Dean seufzte und zog die Decke über seinen kleinen Bruder. Dann strich er ihm eine Haarlocke aus der Stirn. Er zog besorgt seine Hand zurück. Sammy fühlte sich unnatürlich warm an. Der kleine Junge war von Deans Berührung wieder wach geworden. Mit leicht glasigen Augen sah er seinen großen Bruder an.

„Mir geht’s gar nicht gut Dean“, sagte er mit kränklicher Stimme. Dean schluckte. Wenn Sam schon sagte, dass es ihm nicht gut ging, dann war er wirklich krank.

„Du fühlst dich heiß an Sammy. Ich werde mal das Thermometer holen. Bleib liegen.“
 

Dean musste schmunzeln als er daran dachte, wie lange er Sam dann überreden musste bis dieser ihn dann letztlich das Fieberthermometer dahin stecken ließ, wo die Sonne nicht schien.
 

„Ja, du hast Fieber Sammy“, sagte Dean, als er das Thermometer wieder aus Sams Po entfernt hatte. Der kleine Junge sah ihn ungläubig an.

„Lass mal sehen.“ Fieber bedeutet, dass er diese widerlichen Tabletten schlucken musste.

„Willst du, dass ich es dir unter die Nase halte?“

„Du bist doof Dean“, grummelte Sam.

„Glaub mir, du hast Fieber. Mir wäre es auch lieber, wenn es nicht so wäre, denn dann müsste ich mich nicht um dich weinerlichen Jammerlappen kümmern.“

„Ich bin nicht weinerlich.“

„Ach ja? Wer hat denn eben gezetert als es ums Fiebermessen ging?“

„Als ob du das gerne machst.“

„Wenigstens mach ich nicht so ein Theater.“

„Das ich nicht lache. Als du letzten Monat die Grippe hattest, hast du dich vor Pastor Jim im Schrank versteckt, als er bei dir Fieber messen wollte. Er musste dir damit drohen, dass er Dad anruft, damit du raus kamst.“ Sam streckte Dean die Zunge raus. Der Ältere schnipste mit seinem Finger dagegen.

„Aua! Das tat weh du Blödmann!“
 

Und dann war da ja noch die Sache mit der Medizin gewesen, die Sam nicht schlucken wollte.
 

„Komm schon Sammy! Du willst doch, dass es dir wieder gut geht oder?“

„Aber das ist so bitter Dean“, sagte Sam mit quengeliger Stimme. Dean seufzte. Er wusste, dass das Zeug scheußlich war, wenn man es nicht schaffte sie sofort runter zu schlucken. Plötzlich kam ihm eine Idee. Er ging in die Küche, nahm eine der Pillen und zerdrückte sie mit Orangensaft. So würde Sam sie mit einem Mal runter kriegen. Natürlich brauchte er zum Nachspülen noch mehr Saft. Er füllte für Sam ein großes Glas und ging dann mit Medizin und Saft zurück zu seinem Bruder. Dieser war dann zur Abwechslung mal brav und nahm die Medizin und trank dann schnell den Saft hinterher. Aber die Säure des Safts tat wohl seinem Hals nicht gut, denn schon jammerte er wieder.

„Dean, mein Hals tut weh.“ Dean trotte ins Bad und holte die Halsdrops mit Kirschgeschmack.

„Hier, die helfen dir doch immer.“ Er setzte sich neben Sam aufs Bett.

„Ah!“ Sam machte den Mund auf. Dean lachte.

„Aber wehe du beißt mich.“ Dann schob er ihm einen Drops in den Mund.

„Danke Dean.“ Der fiebrige kleine Junger kuschelte sich müde an seinen großen Bruder.

„Schon gut Sammy, aber leg dich wieder aufs Bett. Du bist viel zu warm und ich bin nicht dein Kissen.“

„Ähm, Dean…ich weiß du hast gesagt, ich bin langsam zu alt, aber kannst du mir Mr. Snoozleberg geben?“ Sammy sah ihn mit diesem bettelnden, `du –kannst-nicht-nein-sagen´ Hundeblick an. Mr. Snoozleberg war Sams Stoffhase.

http://img511.imageshack.us/img511/544/kakindergartenhasebenni.jpg

Dean zog Sam immer damit auf, weil er mit dem Vieh überall hinging, daher hatte Sam ihn in ihre Reisetasche gepackt um dem Älteren zu beweisen, dass er kein Baby mehr war. Der Stoffhase war der Nachfolger von Benji, einem Plüschcockerspaniel, den Sam als dreijähriger auf dem Spielplatz verloren hatte. Da war das Geschrei ziemlich groß gewesen. Ihr Dad hatte sich strikt geweigert Sam ein neues Stofftier zu kaufen und Sam gesagt, er sei selbst schuld, weil er auf seine Sachen nicht besser aufgepasst hatte. Mr. Snoozleberg war dann schließlich ein Geschenk von einem netten Bibliothekar in Blue Earth gewesen. Er hatte Sam immer lustige Geschichten über einen Schlafwandler namens Mr. Snoozleberg erzählt, wenn sie in der Bücherei waren. Er arbeitete eigentlich nur in der Bibliothek um Geld zusammen zukriegen, damit er eine eigene Videospiele-Firma aufziehen konnte. Sein reicher Dad hatte lieber seinem älteren Sohn Geld gegeben, damit er in Enron Aktien investieren konnte.
 

Von Pastor Jim hatte Dean später erfahren, dass der Bibliothekar mittlerweile der Präsident einer recht erfolgreichen Computerspiele Firma namens Sarbakan, mit Sitz in Kanada war und sein älterer Bruder zusammen mit Enron Pleite gemacht hatte. Tja, jetzt bereute der Vater sicher, dass er nicht seinem jüngeren Sohn das Geld gegeben hatte. Eins der ersten Spiele die er raus gebracht hatte hieß übrigens Good Night Mr. Snoozleberg.
 

„Okay Sam, wenn du denkst, dass es dir dann besser geht.“ Dean stand auf und holte Sam das Plüschtier aus der Reisetasche.

„Danke Dean!“ Sammy drückte Mr. Snoozleberg glücklich an sich.

„Schon gut und jetzt schlaf ein bisschen. Danach gehts dir bestimmt schon besser.

Immer wenn Sam krank war, litt er unter extremen Appetitmangel. Dean griff dann auf etwas zurück, was seine Mum ihm immer gemacht hatte, wenn er krank war und was deren Mum schon ihr immer gekocht hatte - Tomatensuppe mit Reis. Und das wurde schließlich eins der wenigen Dinge, die Sam zu sich nahm, wenn er krank war, neben Kirsch Slushys.
 

„Komm Sammy. Du brauchst etwas frische Luft. Lass uns ein Stück spazieren gehen“, sagte Dean zu seinem Bruder. Die Luft in ihrem kleinen Apartment war nicht besonders gut. Es gab zwar Fenster, aber Dad sah es nicht gerne, wenn sie sie öffneten, da er dann immer die Salzlinie neu ziehen musste.

„Ich weiß nicht Dean. Meine Beine fühlen sich an wie Pudding.“

„Du schaffst das schon. Du kannst dich ja notfalls an mir festhalten.“ Ihr Dad hatte gesagt, dass Dean Sam nicht alleine lassen durfte, aber nichts davon, dass sie nicht zusammen raus gehen sollten. Sie würden nicht weit gehen. Maximal bis zum Bürogebäude dieses Motels. Dort gab es eine kleine Bude, bei der Dean ein paar Schokoriegel kaufen wollte. Er half seinem Kleinen beim Anziehen und dann gingen sie raus. An der Bude angekommen entdeckte Sam sofort den Slushy Automat.

„Dean, kann ich so einen mit Kirschgeschmack haben?“ Wieder dieser Hundeblick. Dean sah auf die beiden Schokoriegel in seiner Hand. Das Geld was er für Süßkram investieren konnte, war nicht besonders viel. Es reichte entweder für zwei Schokoriegel, oder einen Slushy.

„Das ist schön kalt und wird meinem Hals bestimmt gut tun“, sagte Sam. Dean seufzte, legte die Schokoriegel zurück und kaufte Sam einen Kirschslushy. Dann gingen sie zurück. Er hatte zwar auf seine Süßigkeiten verzichten müssen, aber dafür hatte er von Sam ein glückliches Lächeln bekommen und das war für Dean fast genau so gut.
 

Vielleicht sollte er Sam einen Slushy mitbringen, wenn er nach der Acheri-Verbannung wieder zurückkam. Plötzlich erschien auf Deans rechter Schulter ein Dean-Teufelchen.

„Warum sollen wir ihn für den Mist den er gebaut hat auch noch belohnen?“, fragte er Dean.

Auf der anderen Schulter erschien jetzt ein Dean-Engelchen.

„Aber wir lieben ihn, egal was er anstellt. Er wird sich bestimmt freuen.“

„Er sollte uns lieber die Füße küssen, dafür dass wir ihm den Arsch gerettet haben anstatt genüsslich an nem Slushy zu saugen.“

Die Argumente der beiden hatten beide was, dachte Dean.

„Aber wenn er mit dem Slushy fertig ist, saugt er vielleicht an uns.“ Okay, damit hatte das Engelchen das Teufelchen ausgestochen. Versautes Engelchen. Dean grinste bei dem Gedanken daran. Er schob eine seiner Musikkassetten ins Kassettendeck und versuchte sich und seinen Rücken etwas zu entspannen, während er weiter fuhr.

Im Studentenwohnheim

Verwendete Songs:

Pink – Funhouse

Pink - I don’t believe you
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Der Berufsverkehr führte zum Glück größtenteils von Boston raus, so, dass es gerade mal kurz nach 17 Uhr war, als er endlich einen Parkplatz in der Nähe von Morties Wohnung fand. Auf der Fahrt nach Boston hatte Dean beschlossen, dass er Sam, wenn dieser wieder auf dem Dampfer war, ganz einfach offen fragen würde, ob er ihm bezüglich Jenny etwas zu sagen hätte. Gleichzeitig rangierte er dies auf seiner Prioritätenliste was Sam anbelangt etwa auf Platz 4. Nach Sam den Kopf waschen, sich seine hoffentlich gute und ernst gemeinte Entschuldigung anhören und ihm dann, je nachdem wie überzeugend seine Erklärung/Entschuldigung ist, eine Tracht Prügel geben oder ihm das Hirn raus vögeln. Hauptsache der Jüngere ist danach erstmal außer Gefecht gesetzt. Dean grinste. Ihm würde letzteres mit Sicherheit besser gefallen. Wie war noch gleich der Titel von diesem einem Pat Benatar Song? Ach ja - Sex as a weapon. Vielleicht sollte er das mal gegen Sam einsetzen, um ihm eine Lektion zu erteilen. So langsam reifte in Deans Kopf eine Idee.
 

Zum Glück hatte Mortie wenig aufmerksame und wachsame Nachbarn, so dass Dean sich mühelos mittels Dietrich Einlass in die Wohnung verschaffen konnte. Die von Mortie erwähnte Putzfrau schien allerdings schon länger nicht mehr da gewesen zu sein.

„Man Mortie, was bist du bloß für eine Schlampe? Hast so eine tolle Wohnung und es sieht aus wie auf der Müllkippe.“ Dean setzte sich auf die Couch, nachdem er den Haufen alter Wettscheine bei Seite geschoben hatte. Er hätte ja jetzt am liebsten seine Beine hochgelegt, aber der Couchtisch war voller leerer Pizzakartons. Wahrscheinlich wollte Mortie warten, bis die Pizzareste lebendig wurden und sich in ihrer Schachtelhülle dann selber zum Mülleimer brachten. Ob sie die leeren Bierflaschen dann wohl auch mitnehmen würden? Zum Glück hatte Mortie eine Klimaanlage, sonst würde es wesentlich schlimmer in seiner Wohnung müffeln. Tja, er war froh, dass er ja seine gute Perle Sam hatte, die den größten Teil des Haushalts übernahm. Oh, ja. Hausarbeiten würde er auch auf Sams Strafarbeitsliste setzen. Dean fragte sich langsam, wann er das letzte Mal nicht an Sam gedacht hatte. Er seufzte. Wie Sams Albträume wohl aussahen? Sicher würde er wieder Jessica an der Decke sehen. Er nahm sein Handy raus und schickte Mortie eine SMS in der er verkündete, er sei jetzt in seiner Wohnung und erwarte baldigst Resultate von ihm. Überraschenderweise bekam er auch sofort eine Antwort. Mortie hatte die Adresse von Lea Greene auf dem Campus herausgefunden und sie Dean ohne Umschweife zugeschickt. Dean wählte seine Nummer und rief ihn an.

„Hey Dean! Na, bin ich nicht einfach Weltklasse?“

„Im Verkommen lassen von Wohnungen garantiert.“

„Na ja, ich war diese Woche etwas knapp bei Kasse und meine Putzfrau erledigt ihre Arbeit nicht umsonst.“

„Aha!“ Er wollte nicht weiter darauf eingehen.

„Ich mach mich jetzt auf den Weg. Wir treffen uns dort.“

„Was? Moment, davon war aber nicht die Rede. Wofür brauchst du mich da?“ Seine Stimme klang leicht panisch.

„Alter, mach dir nicht ins Höschen. Du hast doch den Ruf alles besorgen zu können und ich brauche dich für den Fall, dass sie für das Ritual, dass sie hoffentlich vollführen wird, irgendwas benötigt, was man ohne bestimmte Kontakte nicht einfach so auf die Schnelle bekommen kann. Also wie gesagt, ich fahre jetzt los und wehe du bist nicht dort, wenn ich ankomme.“

„Oh man! Warum immer ich?“, hörte Dean Mortie noch sagen ehe dieser auflegte.

„Womit hab ich so ein Weichei verdient?“, überlegte Dean, ehe er sich auf den Weg machte. Allein für die seelische Grausamkeit, für die Sam zweifelsohne verantwortlich war, würde Sam Dean eine ganz schön lange Zeit zu Willen sein müssen, um das wieder gut zu machen. Sam schuldete ihm „Schadensersatz“. Sam zu bestrafen würde sicher lustig werden.
 

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Sams Alpträume Part 1:
 

Er war gefangen in einem riesigen Spiegelkabinett und überall konnte er das laute, fiese, ja geradezu angsteinflößende Lachen des Killerclowns hören, der ihn verfolgte.
 

This used to be a funhouse

But now it’s full of evil clowns

Sam wusste nicht wie lange schon, aber es kam ihm wie eine halbe Ewigkeit. Er fand einfach den Ausgang nicht. Er war ganz alleine und ohne Waffen. Wo war bloß Dean, wenn er ihn brauchte?

„Lauf doch nicht weg! Ich will doch nur Spaß mit dir haben. Lass mich doch aus deinen Gedärmen lustige Ballontiere basteln.“ Hörte Sam die Stimme immer näher kommen. Er lief weiter geradeaus.

„Verdammt“, fluchte er leise, als er erkannte, dass er in eine Sackgasse gelaufen war.

„Magst du etwa keine Ballontiere?“, fragte der Clown, der Sams Fluchen gehört hatte und nun zielstrebig auf ihn zukam. Sam saß in der Falle. Er sah den Clown um die Ecke biegen.

„Ah, hier bist du. Wenn du absolut keine Ballontiere magst, dann lass mich wenigstens deine wundervollen, panischen Schreie für meinen Leierkasten aufnehmen, wenn ich dich gleich absteche.“ Der Clown grinste verzückt. Seine Hände hatte er hinter dem Rücken verschränkt, aber jetzt wo er nur noch wenige Meter von Sam entfernt war, kam eine Hand hinter seinem Rücken hervor und Sam konnte ein blutverschmiertes Messer erkennen. Das Blut daran war genau so rot, wie die roten Stellen der Gesichtsbemalung des Clowns. Was sollte Sam nur tun? Sein Tod rückte immer näher. Vielleicht konnte er ihn umrennen und dann entkommen. Mit dem Mut eines Verzweifelten rannte er auf den Clown zu, machte einen kleinen Schlenker nach rechts, um ihm nicht direkt ins Messer zu laufen.

„Na endlich kommst du zu mir“, sagte der Killerclown begeistert. Sie waren auf gleicher Höhe und dann schoss Sam an dem Clown vorbei. Ein kleiner Funken Hoffnung kam in dem Winchester auf, doch dieses Gefühl wurde sehr schnell von einem stechenden Schmerz verdrängt. Der Clown hatte ihm, als er an ihm vorbeigelaufen war, mit dem Messer eine tiefe Wunde am Oberarm zugezogen, die fast bis zum Hals reichte. Aber trotz des Schmerzes durfte er jetzt nicht einfach stehen bleiben. Er musste weiterlaufen, dem Clown irgendwie entkommen. Er rannte weiter. Als er glaubte, den Clown abgehängt zu haben tauchte der jedoch plötzlich wie aus dem Nichts vor ihm auf.

„Es war ja eben ganz lustig ein bisschen mit dir Fangen zu spielen, aber jetzt ist Schluss.“

„Nein! Verschwinde. Geh weg, du Monster.“

„Monster? Das bin ich für dich? Okay, wenn du es so sehen willst, aber auch Monster wollen nur ihren Spaß…“ Ehe Sam die Gelegenheit hatte auszuweichen stieß der Clown ihm mehrmals schnell hintereinander gezielt in Bauch und Brust. Mit einem lauten Schmerzensschrei sackte er zu Boden. Der Killerclown war sofort über ihm und begann damit ihm die Bauchdecke aufzuschlitzen. Mit dem letzten Aufbäumen seiner Kräfte versuchte sich Sam von dem Messer weg zu bewegen, aber er schaffte es nicht. Langsam füllte sein Rachen sich mit Blut, seine Lunge war dabei zu kollabieren. Das letzte was Sam raus brachte ehe er an seinem eigenen Blut erstickte war Deans Name.
 

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Augusta kam gerade von der Toilette, als sie Jenny schreien hörte. Sie eilte ins Schlafzimmer. Im Bett wälzte sich Sam unruhig und schweißüberströmt im Bett hin und her. Sein Arm holte aus und verfehlte das kleine Mädchen nur um Haaresbreite. August rannte zum Bett und nahm Jenny auf ihren Arm. Sie machte einen verängstigten Eindruck.

„DEAN“, schrie Sam plötzlich. Augusta erschrak und Jenny weinte immer noch.

„Egal was Dean gesagt hat. Du bist sicher in deinem Zimmer besser aufgehoben.“ Augusta verließ mit Jenny das Zimmer. Sie setzte sie in ihr Kinderbettchen und ging dann wieder rüber, um nach ihrem Vater zu sehen. Diesem waren die Wadenwickel verrutscht. Augusta erneuerte sie, als sie erkannte, dass Sam sich wieder beruhigt hatte. Während sie das tat, schrie Jenny weiter und wurde auch noch lauter. Augusta seufzte. Der Mann vor ihr sah nun noch erschöpfter und kränker aus als vorher. Sie maß noch einmal Fieber, aber es war zum Glück nicht sonderlich angestiegen. Dann ging sie wieder in Jennys Zimmer und versuchte das Mädchen zu beruhigen, aber egal was sie auch tat, es half nichts.

„Pa, Din…“

„Ist ja gut! Also versuchen wir es noch einmal.“ Sie brachte Jenny wieder zu Sam zurück und setzte sie an dem von ihrem Vater am weitesten entfernten Ende des Bettes ab. Nach einer Weile konnte Augusta etwas aufatmen, denn Jenny beruhigte sich etwas.
 

Dean hatte so einige Schwierigkeiten das richtige Gebäude, des sich über mehrere Häuser erstreckenden Studentenwohnheims zu finden. Erst als er Morties Stimme aus einem Gebüsch neben einem der Gebäude vernahm, war er sich sicher das richtige Haus gefunden zu haben.

„Pst, Dean!“

„Mortie, was zur Hölle? Warum versteckst du dich im Gebüsch?“ Ehe er es sich versah, hatte der ältere Mann ihn zu sich ins Gebüsch gezogen.

„Was soll das?“

„Alles Tarnung. Wenn die Leute Männer mittleren Alters hier vor einem Mädchenwohnheim ohne ersichtlichen Grund rum stehen sehen, dann halten die einen gleich für einen Triebtäter.“

„Ach und was denkst du wohl denken sie, wenn sie einen erwachsenen Mann sehen, der sich in den Büschen versteckt?“ Dean packte Mortie am Arm und zog ihn hinter sich her aus dem Gebüsch heraus.

„Komm jetzt. Gehen wir rein. Ich muss dringend mit Lea Greene sprechen.“ Widerwillig folgte Mortie Dean ins Haus hinein.

„Was ist eigentlich so wichtig?“

„Es geht um das Leben einiger Kinder und eines Menschen der mir sehr wichtig ist. Sie ist die Enkelin eines Schamanen und ich brauche ihre Hilfe, um einen Geist zu verbannen. Wo müssen wir noch mal hin?“

„Zimmer 346“, sagte er zu dem Winchester. Dean sah an der Wand einen Wegweiser hängen.

„Also müssen wir in den dritten Stock.“

„Oh nicht doch. Treppen, ich hasse Treppen“, nölte Mortie. Dean rollte mit den Augen. Aber heute war er auch nicht sonderlich angetan von der Idee bis in den dritten Stock hoch zu laufen. Sein Rücken würde davon sicher nicht begeistert sein.

„Dann warte von mir aus hier unten.“

„Aber hier unten ist niemand.“

„Na und?“

„Ich sollte vielleicht doch mitkommen. Vielleicht kann ich ja einen Blick auf ein paar heiße Studentinnen, die in knappen Hotpants…“

„Gott, du bist so pervers“, sagte Dean und war überrascht, dass dies gerade aus seinem Mund kam. Bevor er mit Sam zusammen war, hatte er ja genauso welche Gedanken gehabt, wenn er sich da nur an ihren Fall mit dem Hakenmann erinnerte. Aber jetzt hatte er Sam und mit ihm zusammen zu sein machte ihn glücklicher und ausgeglichener, als es ihn je irgendein Onenight Stand oder Phantasie während einer „Körperteilmassage“ gemacht hätte. Er würde Sam bald wieder haben, soweit diese Schamanenenkelin helfen konnte. Wenn nicht würde er sich etwas anderes überlegen müssen. Wenn sie ihm helfen konnte, aber nicht gewillt war ihm zu helfen, würde Dean notfalls zu drastischen Maßnahmen greifen müssen, um sie dazu zu bringen ihre Pflicht zu tun, schließlich ging es um seinen Sammy. Die beiden Männer gingen die Treppe hoch. Im dritten Stock gingen sie den Flur entlang.

„Da ist es. 346“, sagte Mortie, der das Zimmer zuerst entdeckt hatte. Dean klopfte. Von drinnen hörte er ein „Shit“. Er betete, dass er Lea nicht bei Zwischenmenschlichenaktivitäten gestört hatte, denn damit würde er ihre Hilfsbereitschaft sicher nicht fördern. Er hörte, wie ein Schlüssel umgedreht wurde und dann öffnete ihm eine kleine, unverkennbar zugedröhnte Asiatin mit Bubikopffrisur die Tür. Das war definitiv nicht Lea Greene. Sie kicherte und schien einen erleichterten Eindruck zu machen.

„Scheiße, ich dachte schon ihr wärt Lea. Wisst ihr, sie hasst es wenn ich in unserem Zimmer kiffe. Ihr seid doch nicht etwa von der Univerwaltung, oder? Denn dann wäre ich am Arsch. Die sind nämlich nicht gerade nachsichtig was den gelegentlichen Konsum von Drogen jeglicher Art angeht.“

„Wir…“, begann Dean, doch das Mädchen plapperte fröhlich weiter.

„Man, hast du lange Wimpern. Eine Freundin von mir würde dafür töten solche Wimpern zu haben. Sie gibt für dieses künstliche Zeug ein Vermögen aus, genau so wie fürs Fitnessstudio. Trainierst du? Du siehst ziemlich gut gebaut aus. Darf ich dich mal anfassen.“ Ehe Dean darauf antworten konnte, betastete sie bereits seine Brustmuskeln. Als ihre Hand weiter nach unten gleiten wollte, schnappte er sich ihre Hand. Mortie hatte das ganze amüsiert verfolgt.

„Hör mal, wir suchen Lea Greene. Sie wohnt doch hier oder?“

„Ja, weißt du, sie hasst es wenn ich in unserem Zimmer kiffe.“

„Das sagtest du bereits. Weißt du…“ Doch das Mädchen fiel ihm erneut ins Wort.

„Deine Lippen sehen zum küssen aus. Irgendwie weich. Meine sind immer so spröde, obwohl ich immer Lippenpflegestifte benutze ..“ In dem Moment wurde es Dean zu bunt. Er hatte es am heutigen Tag schon mit zu vielen unkooperativen Idioten zu tun gehabt. Er hatte keinen Nerv dazu, sich jetzt auch noch mit einer bekifften Studentin auseinander zu setzen.

„Jetzt halt mal für fünf Minuten dein Sabbelmaul. Ich habe ein paar Fragen an dich und es ist sehr wichtig, dass du sie mir beantwortest.“ Seine Stimme klang harscher als er es beabsichtigt hatte, aber wer konnte es ihm verübeln. Leider brachte ihm das gar nichts. Die Asiatin brach in Tränen aus. Dean schob sie zurück in ihr Zimmer. Mortie folgte den beiden und schloss dann die Tür hinter ihnen.

„Warum schreist du mich so an?“, fragte sie ihn und schluchzte. Mortie trat näher an sie heran und legte trösten d seinen Arm um sie.

„Es ist alles in Ordnung. Er macht sich nur Sorgen um jemanden und ist deswegen etwas aufgeregt.“ Er tätschelte ihre Schulter. Dean rollte schon wieder mit den Augen und er bekam langsam Kopfschmerzen, zusätzlich zu seinen nun wieder stärker werdenden Rückenschmerzen. Außerdem war er der Lösung seines Problems noch nicht wirklich näher gekommen. Mortie schien jedoch seinen Spaß zu haben, kam er doch so dazu eine junge Frau anzutatschen.

„Hast du mich verstanden?“, fragte Mortie sie. Sie nickte und sah zu Dean rüber.

„Oh, entschuldige. Ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Vanessa. Freunde nennen mich Nessie. Ihr seid doch meine Freunde oder?“

„Ja natürlich.“ Mortie umarmte Vanessa, während sich Dean die Schläfen rieb. Das durfte doch alles nicht wahr sein.

„Bist du jetzt vielleicht gewillt mir ein paar Fragen zu beantworten?“, fragte er Vanessa genervt. Die fing schon wieder an zu flennen.

„Du magst mich nicht…“

„Oh Gott!“, stöhnte Dean frustriert. Er setzte sich auf das ordentlich gemachte Bett im Zimmer, das wohl Lea gehörte. Ganz offensichtlich hatte der etwas notgeile Mortie einen besseren Draht zu bekifften Frauen, als er selber. Also wartete Dean ab. Vielleicht konnte Mortie ja was aus Vanessa herausbekommen. Der ältere Mann ließ weiter den Tröster raushängen, kam dann aber auf den Grund zurück weswegen sie hier waren.

„Weißt du, wo Lea ist?“, fragte er sie.

„Sie hat ein paar Kurse am Nachmittag und danach geht sie normalerweise noch zum Lernen in die Bibliothek. Sie ist so eine Streberin…“ Ab da blendete Dean aus. Scheinbar blieb ihnen nichts anderes übrig als Vanessa brav ausreden zu lassen, wenn sie Informationen haben wollten. Als er Morties Stimme hörte sah er zu den beiden herüber.

„Weißt du wann Lea wieder zurückkommt? Wann ist sie so im Schnitt in der Bibliothek fertig?“

„Sie kommt so gegen 20 Uhr. Immer kurz bevor ich anfange um die Häuser zu ziehen, damit sie sehen kann, dass ich noch lebe, aber nicht zu lange, als das wir uns gegenseitig auf den Wecker fallen würden. Weißt du, mit ihr kann man keinen Spaß haben…“

Na super, jetzt musste er hier auch noch an die zwei Stunden warten. Hoffentlich fing Vanessa in ihrem vom Gras vernebelten Rauschzustand nicht auch noch an mit Mortie rum zu machen. Dieser würde sich sicher nicht dagegen wehren. Dean sah sich im Zimmer um. Plötzlich blieb sein Blick an der Pinnwand über dem penibel aufgeräumten Schreibtisch hängen. Daran war ein Foto gepinnt, was ein Ehepaar in den späten 40ern und eine etwa 23 Jahre alte Frau indianischer Abstammung zeigten.

„Hey Vanessa“, sagte er freundlich zu ihr. Sie sah ihn an.

„Was ist?“, fragte sie ihn. Jetzt wo Dean freundlich war, ließ sie Mortie augenblicklich links liegen. Sie stand von dem anderen Bett auf und ging zu Dean.

„Ist das Lea?“, wollte der Winchester wissen und deutete auf das Foto.

„Ja, das sind sie und ihre Eltern. Aber was wollt ihr von ihr. Sie ist langweilig. Ich dagegen…“ Sie legte Dean ihre Arme um die Hüften. Es war ihm ziemlich unangenehm. Er nahm ihr Hände und befreite sich von ihr.

„Ich…äh…bin vergeben“, sagte er wahrheitsgemäß zu ihr in der Hoffnung, dass sie nicht wieder anfing zu heulen.

„Die andere muss es ja nicht erfahren.“ Sie sah ihn an und Dean hatte das Gefühl als würde sie ihn mit ihren Augen ausziehen.

„Wir könnten eine Menge Spaß zusammen haben.“ Ihre Hand glitt über Deans Po.

„Lass das. Ich bin nicht interessiert.“

„Er ist schwul“, sagte Mortie, der hoffte durch diese Aussage Vanessas Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. Er wusste ja nicht, wie nah er der Wahrheit gekommen war.

„Das macht doch nichts. Ich selber bin Bisexuell. Lass mich kurz ins Bad gehen. Ich bin sicher, dass ich dort meinen Umschnalldildo…“ Dean schnappte sich das Foto auf dem Lea zusehen war und hatte das Zimmer so schnell verlassen als wäre der Teufel hinter ihm her.

„Hey, wo willst du denn hin…“ rief sie ihm nach.

„Lass ihn ruhig. Er ist etwas verklemmt, aber wir…“

„Was willst du denn?“ Sie sah ihn von oben bis unten an.

„Du könntest ja glatt mein Vater sein. Das Alter würde mir zwar nichts ausmachen, aber du siehst ja nicht mal gut aus.“ Mortie sah sie bedröppelt an. Die Wirkung des Rauschs schien langsam nachzulassen. Mit eingezogenem Schwanz und angekratztem Stolz räumte er das Feld und versuchte Dean einzuholen, der sicher auf dem Weg zur Bibliothek war.
 

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Sams Alpträume Part 2:

Er erwachte mit Jenny neben sich in einem Motelzimmer. Er drehte sich um und sah, dass Dean im anderen Bett lag und schlief. Komisch, dachte Sam. Warum lag Dean nicht bei ihm? Vielleicht hatte er Angst Jenny irgendwie zu zerquetschen, wenn er zusammen mit Sam und ihr in dem doch recht schmalen Bett schlief. Er konnte sich nicht erinnern, wie sie überhaupt in dieses Motel gekommen waren. Jedenfalls fühlte er sich in seinem Bett etwas alleine. Er streichelte seiner schlafenden Tochter kurz durchs Haar und dann schlüpfte er zu seinem Geliebten ins Bett. Als er seine Arme um Dean legte erwachte dieser. Sam fing an sich an dem Hals des Älteren entlang zu küssen, der sich daraufhin sofort versteifte. Er streifte mit seiner Nase Deans Wange. Sein Blick fiel auf einen ihm fremden Anhänger, der an einer silbernen Kette hing.

http://img138.imageshack.us/img138/9545/sn220012.jpg

„Was ist das für eine Kette? Wo ist deine?“ Das hier war alles sehr merkwürdig. Sam hatte es noch nie erlebt, dass Dean dieses Schmuckstück freiwillig ablegte, geschweige denn sich selber ein neues besorgte. Aber er bekam darauf keine Antwort, denn im nächsten Moment drehte sich Dean um und schupste Sam unsanft von sich. Der jüngere Winchester sah ihn verdattert an. Was war denn jetzt kaputt?

„Scheiße Sam, was soll das? Ich dachte wir hätten das ein für alle Mal geklärt.“

„Dean, was…wovon sprichst du?“

„Dieses Befummeln und Geküsse von dir. Ich will das nicht. Du bist mein Bruder, verdammt. Was du tust ist einfach nur ekelig.“ Er sah seinen Bruder angewidert an.

Sam verstand die Welt nicht mehr.

„Aber…“

„Nichts aber. Ich hab dir schon das letzte Mal, als du mir an die Wäsche wolltest gesagt, dass du das gefälligst sein lassen sollst, weil ich sonst weg bin“, sagte Dean wütend. Er stand aus dem Bett auf und ging ins Bad. Sam folgte ihm.

„Sam, verzieh dich ich will nicht, dass du mich beim Pinkeln beäugelst.“

„Dean, was ist los mit dir? Wir sind doch zusammen…“

„Oh nein, jetzt geht das schon wieder los. Wir sind nicht zusammen. Das bildest du dir alles nur in deinem kranken Hirn ein. Ich wollte eigentlich schon gehen, als du mir das erste Mal an den Arsch gefasst hast, aber ich bin Jenny zu liebe geblieben. Du hast gesagt, dass du dich behandeln lassen würdest, aber entweder hast du mich belogen oder die Therapie wirkt nicht.“

„Dean, was redest du denn da. Wir lieben uns…“

„Sam, ich kann nicht mehr. Ich hab versucht es zu ignorieren, weil wir Brüder sind, aber jetzt kann ich nicht mehr. Ich finde dich einfach nur abstoßend.“ Er packte seinen Toilettenbeutel.

„Was tust du da?“, fragte Sam entsetzt. Was war das nur für ein Alptraum.
 

It’s like one of those bad dreams

When you can’t wake up
 

“Ich gehe Sam. Ich ertrag es mit dir nicht mehr. Wenn du deine unnatürliche Neigung zu mir nicht in den Griff kriegst gehe ich. Das habe ich dir oft genug gesagt.“ Er nahm die Toilettentasche und verließ das Bad. Wieder folgte Sam ihm.

„Du kannst nicht gehen. Du liebst mich doch. Ich liebe dich. Wir brauchen uns.“

„Ich liebe dich nicht Sam und ich brauche dich auch nicht. Nicht auf diese kranke Art.“
 

I won’t remind you

You said we wouldn’t be apart

No I don’t believe you

When you say you don’t need me anymore

So don’t pretend to

Not love me at all

I don’t believe you
 

Dean packte seine Sachen in seinen Seesack und zog sich schnell Jeans und Hemd an.

„Geh nicht, bitte. Das kannst du nicht tun. Du meinst das nicht so. Das ist doch nur einer deiner Scherze. Ich weiß genau, dass wir uns lieben.“ Sam hatte Tränen im Auge. Er fasste Dean an der Schulter als der Anstalten machte zur Tür zu gehen. Der Ältere entzog sich ihm.

„Fass mich nicht an und hör auf so einen Mist zu erzählen. Ich bin nicht schwul und ich steh auch nicht auf meinen kleinen Bruder. Lass mich in Ruhe.“

„Ich lass dich nicht gehen.“ Dean schlug ihm ins Gesicht.

„Ich lass mich von dir nicht aufhalten. Ich hätte dich nie von Stanford weg holen sollen, dann wäre mir einiges erspart geblieben. Nach Jessicas Tod hab ich mich um dich gekümmert und als Jenny später dazu kam hab ich mich auch um sie gekümmert und zum Dank muss ich mich noch deiner versuchten sexuellen Übergriffe erwehren. Das wird jetzt aufhören. Du wirst dir ein Busticket kaufen, dir deine Tochter schnappen, irgendwo hin fahren und versuchen normal zu werden.“ Der am Boden liegende Sam sah ihn ungläubig an. Dean ging zur Tür. Sam war wieder auf den Beinen. Tränen liefen über sein Gesicht. Der Ältere drehte sich noch mal zu ihm um und hob abwehrend die Hand.

„Komm mir gefälligst nicht nach. Ich will dich nie wieder sehen.“ Dean verließ das Zimmer.

„Geh nicht, bitte. Nein Dean blieb bei mir. Bitte…Dean…“ Sam folgte ihm auf kurzem Fuß, doch ehe er Dean erreichen konnte, war er mit dem Impala bereits losgefahren.

„Dean, nein…DEAN…“
 

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„DEAN…NEIN…“, hörte Augusta Sam von unten aus der Küche schreien. Sofort fing Jenny, die sie hier eigentlich füttern wollte an zu weinen. Die alte Frau eilte die Treppe rauf. Sam wälzte sich wieder wild im Bett herum. Er schwitzte und – Moment, waren das etwa Tränen, die da an seinen Wangen hinunter liefen? Sam weinte. Sie setzte Jenny aufs Bett.

„Was müssen das nur für schlimme Träume sein? Armer Junge.“ Sie nahm die Wadenwickel und ging ins Bad um sie wieder frisch zu machen. Das kleine Mädchen schien ihren Vater genauso zu beruhigen, wie er sie, denn als Augusta wieder ins Schlafzimmer kam, lag Sam wieder still da. Sie platzierte die Wadenwickel und ging dann kurz nach unten, um Jennys Abendessen hoch zu holen. Sie war gerade am Wohnzimmer vorbei in Richtung Küche, als es an der Haustür klingelte.

„Wie macht sich unser Patient?“, erkundigte sich Dr. Potter, als sie gegen 18 Uhr wieder beim Ferienhaus war. Augusta ließ sie rein.

„Das Fieber bleibt zum Glück konstant, aber mir machen seine Fieberträume sorgen. Er muss da echt die grauenvollsten Dinge träumen, so wie er sich im Bett rumwälzt. Oft schreit er auch und ruft flehentlich nach Dean. Vorhin war es so schlimm, dass er fast Jenny vom Bett gestoßen hätte. Das ganze macht ihr furchtbare Angst und bringt sie zum weinen.“

„Sie sollten sie in ihr Zimmer bringen. Sie sollte ihren Vater nicht so erleben.“

„Ich hab es ja versucht, aber wenn sie nicht bei ihm ist, schreit sie nur noch mehr.“

„Wo ist Dean eigentlich?“

„Unterwegs auf der Suche nach einem … Gegenmittel.“

„Augusta, irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass Sie mir etwas verschweigen. Was ist los mit den beiden Männern? Was weiß Dean über das Gegenmittel? Sind die beiden Geheimagenten oder so was?“ Was sollte Augusta darauf jetzt bloß antworten? Die Wahrheit? Wenn Dean das gewollt hätte, dann hätte er heute Mittag die Ärztin selber ins Bild gesetzt. Aber irgendwas musste Augusta jetzt sagen.

„So was ähnliches“, sagte sie kleinlaut.

„Ich nehme mal an, dass Sie Ihre Ausführungen nicht weiter ausbauen wollen.“

„Ich kann es nicht. Wenn Dean es Ihnen später erklären will okay, aber ich werde nichts sagen, solange ich nicht weiß, dass es für die beiden in Ordnung ist.“

„Dann muss ich mich wohl damit zufrieden geben. Gehen wir mal hoch zu ihm. Ich muss Sam nämlich noch einen Blasenkatheder legen, wenn Sie nicht wollen, dass er ins Bett macht.“

„Oh, daran hatte ich ja noch gar nicht gedacht.“ Die beiden Frauen gingen nach oben. Dort hatte Sam schon wieder angefangen sich unruhig hin und her zu wälzen. Jenny saß am Fußende und hatte einen, wenn das bei so kleinen Kindern überhaupt möglich war, besorgten Gesichtsausdruck, fand Augusta.

„Wenn er so unruhig ist, dürfte es eine Herausforderung sein im den Katheder zu legen.“

„Aber immerhin ist er im Moment unpässlich, so dass es ihn nicht so beschämen wird, wenn wir ihn untenrum frei machen, damit Sie den Katheder in die Harnröhre einführen können.“

„Ist er so schüchtern?“, fragte Dr. Potter überrascht.

„Das können sie wohl laut sagen.”

„Also gut, dann wollen wir mal. Setzen Sie doch Jenny am besten mal kurz auf den Fußboden und helfen Sie mir dann Sam so gut es geht still zu halten.“
 

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Sams Alpträume Part 3:
 

Er wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, seit Dean ihn verlassen hatte, aber Sam konnte das Ganze immer noch nicht glauben. Er war mit Jenny in diesem Motel geblieben und hatte gehofft, dass Dean zurückkommen würde und dass das Alles doch nur ein schlechter Scherz war. Doch Dean kam nicht zurück. Sam versuchte ihn anzurufen, aber es ging immer nur die Mailbox ran. Er versuchte es bei Bobby, doch der hatte nichts von Dean gehört. Er fragte was los sei, aber Sam hatte keine Lust es ihm zu erklären. Bei seinem Vater ging wie üblich auch nur die Mailbox ran und auch ihre anderen Kontakte wussten nichts über Deans Verbleib. Letztlich kam Sam auf die Idee Dean mittels seines GPS-Chips im Handy aufzuspüren. Die Person von der Telefonzentrale ihres Anbieters war sehr freundlich und schon einige Minuten später hatte Sam die Koordinaten. Dean war in Page, Arizona. Was wollte er dort? Sam hatte nur schlechte Erinnerungen an diesen Ort. Dort war SIE ihnen begegnet. Sam hasste sie, seit dem Moment als sie sich das erste Mal gesehen hatten. Sie hatte ihm damals Dean weggenommen. Mit Wut und Angst zugleich im Bauch schnappte er sich Jenny, knackte ein Auto und machte sich auf den Weg zum Lake Powell. Er schien sein Zeitgefühl verloren zu haben, denn die Fahrt dorthin verging wie im Flug. Schließlich stand er vor dem Ferienhaus, dass er mit Dean und ihr einst im Sommer für einige Tage bewohnt hatte. Es sah auch noch genauso aus wie in seinen Erinnerungen. Vor dem Haus stand Deans Baby. Er war also tatsächlich hier. Sam nahm Jenny auf den Arm und ging mit ihr zur Tür. Er klingelte. Es verschlug ihm die Sprache, als er sah, wer ihm da die Tür öffnete.

„DU!“, sagte er voller Abscheu zu Kara.

„Was zum Teufel willst du hier?“, sagte sie nicht minder angewidert.

„Das könnte ich dich auch fragen. Ich will zu Dean. Ich weiß das er hier ist.“

„Ja und er ist hier, weil er nicht bei dir sein will. Er will mit seinem abartigen Bruder nichts mehr zu tun haben.“

„Ach und was will er bei dir?“

„Wir sind zusammen, da ist es doch wohl nur zu natürlich, dass er zu mir kommt nachdem du ihn im Schlaf begrabscht hast.“

„Seit wann?,“ fragte Sam perplex. Was war hier nur los? War er in einem parallel Universum?

„Seit ein paar Monaten, genauer gesagt, seit du ihn hast sitzen lassen und ich ihn und ein Mädchen vor einer mordenden Vogelscheuche gerettet habe.“

„Ich habe ihn gerettet.“

„Nein hast du nicht. Du halluzinierst schon wieder und dabei hatte Dean solche Hoffnung, dass du jetzt wo dieses Balg am Hals hast, endlich klar im Kopf werden würdest. Das war der einzige Grund warum er sich überhaupt noch mal mit dir abgegeben hat als du mit der schreienden Pupsmaschine vor ein paar Monaten wieder bei ihm aufgelaufen bist und um Hilfe gebettelt hast. Er hat sich wie immer um dich gekümmert obwohl ich ihm gesagt habe wie pervers und krank du bist und er dir nicht vertrauen kann, aber jetzt ist er endlich davon überzeugt, dass du ein widerliches Monster bist, dass sich versuch an seinen eigenen Bruder ran zu machen.“

„Halt dein verlogenes Maul, Drecksstück.“

„Verpiss dich und nimm deine Brut mit. Eine Schande, dass das Kind mit so einem Vater aufwachsen muss.“ Sam war kein Mann, der Frauen schlug und jetzt gerade eben war das erste Mal. Er traf sie mit voller Wucht und ihr Kopf ging zur Seite. Doch sie schüttelte sich daraufhin nur etwas. Sam sah sie überrascht an.

„Was bist du?“ Sie antwortete nicht.

„Wer ist da?“, erklang plötzlich Deans Stimme.

„Niemand Schatz“, versicherte Kara ihm. Sam war geschockt, dass sein Dean sie nicht sofort wegen dieses Kosenamens zur Schnecke machte.

„Verschwinde, oder ich schreie und sage Dean dass du mich geschlagen hast.“

„Aber ich höre dich doch mit jemandem reden Süße“, sagte Dean und trat in den Flur.

„Sam“, sagte er mit so einer Kälte in der Stimme, dass es fast grausam war und Sam geradezu das Herz raus riss. Was war nur mit Dean passiert? Was machte er hier mit diesem Miststück?

„Dean, wir müssen reden“, sagte er zu ihm.

„Er will nicht mit dir reden. Er will, dass du Leine ziehst und nie wieder zurückkommst.“

„Das soll er mir selber sagen.“

„Bitte, wenn du es so willst. Los sag es ihm Schatz“, forderte sie Dean auf. Dieser trat an die Tür. Kurz glaubte Sam den Anhänger von Dean neuer Kette aufleuchten zu sehen, als Kara ihn am Arm berührte.

„Sag ihr, dass sie unrecht hat“, verlangte Sam von Dean.

„Hau ab Sam. Ich will dich nie wieder sehen“, sagte der Ältere mit scharfer Stimme.

„Da hast du es gehört“, sagte Kara und grinste zufrieden.

„Halt dein Maul Kara. Dean und ich gehören zusammen.“

„Nein Sam, Dean gehört mir. Wir sind zusammen. Er liebt mich.“

„Das ist nicht wahr.“ Sie lachte laut auf.

„Du denkst doch nicht wirklich, dass sich Dean auf so was Perverses wie eine inzestuöse Beziehung mit dir einlassen würde. Er ist nicht so krank wie du. Du bist sein Bruder, allein der Gedanke daran, dass du ihn irgendwie berührst bereitet mir Übelkeit.“

„Wir sind keine echten Brüder. Dean hat einen DNS – Test gemacht.“

„Du hast mir eine fremde DNS gegeben, weil du dachtest, dass du mich so rumkriegen kannst, aber ich will nichts von dir.“

„Das stimmt nicht. Bitte glaub mir doch. Das hat sie dir doch alles nur eingeredet. Ich liebe dich.“ Sam streichelte Dean sanft über die Wange.

„Man sollte dir deinen Schwanz abschneiden, du perverses Schwein“, schrie Kara ihn an, zückte ein Messer und ging auf Sam los.

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„Verdammt, halten Sie ihn fest. Ich bin fast drin“, sagte Dr. Potter, die mit dem Katheder hantierte, als Sam plötzlich panisch anfing zu zucken.

„Hatten Sie jemals so einen Albtraum?“, fragte Augusta sie, während sie versuchte Sam so gute es ging gegen die Matratze zu drücken.

„Nein und darüber bin ich auch sehr froh.“

Zwei Handgriffe später hatte sie den Katheder platziert und Sam wieder soweit es ging in seine Unterwäsche verpackt und das war ne Menge, was es da zu verpacken gab, aber sie war Ärztin und so ein Paar Prachtgenitalien brachten sie nicht so leicht aus dem Konzept, auch wenn sie Dean ein bisschen um Sam beneidete.

Lea

Verwendeter Song:

Pink - I don’t believe you
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSD
 

Nachdem der Katheder gelegt war, setzte Dr. Potter auf Anraten von Augusta Jenny wieder aufs Bett. Es dauerte etwas, aber dadurch fing Sam sich wirklich an zu beruhigen.
 

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Sams Alpträume Part 4:
 

Dean hielt sie zurück.

„Hör auf! Er hat das Kind dabei.“

„Das ist sein Problem.“ Sie seufzte, als er sie nicht los ließ.

„Lass ihn gehen, bitte“, sagte er zu ihr. Sie sah ihn an, lächelte dann kurz und küsste Dean auf die Lippen. Sam wurde übel bei dem Anblick.

„Okay, ich werde ihn nicht anrühren, aber mach ihm diesmal unmissverständlich klar, dass er uns in Ruhe lassen soll.“ Sie ging zurück ins Haus.

„Sam, geh. Ich will dich hier nie wieder sehen. Lass Kara und mich endlich in Frieden leben“, sagte Dean, aber seine Stimme klang lange nicht so kalt und abweisend, wie noch zuvor, als Kara neben ihm stand.

„Ich glaube dir nicht, dass du mich nicht mehr sehen willst.“
 

No I don’t believe you

When you say don’t come around here no more
 

„Sam, verschwinde. Wenn du diese kranken Gefühle, die du für mich hast, irgendwie abschütteln kannst, dann können wir vielleicht wieder irgendwann Brüder sein.”

„Ich werde jetzt gehen Dean, aber ich gebe nicht auf. Ich weiß, dass ich mir das zwischen uns nicht nur eingebildet habe. Du wirst dich schon noch an uns erinnern. Wir lieben uns und das mehr als nur brüderlich.“
 

But I want more

No I won’t stop

Because I just know

You’ll come around

Right?
 

Dean schüttelte mit dem Kopf.

„Lass dich behandeln, dein Verhalten und deine Wahnvorstellungen sind nicht normal. Deine Tochter braucht einen sowohl körperlich als auch geistig gesunden Vater.“ Dabei sah er Jenny mit einem Hauch von Zuneigung an.

„Er ist ja immer noch da“, bemerkte Kara, die wieder an die Tür gekommen war.

„Verschwinde Sam und komm nicht zurück, wenn du weiter leben willst. Ich kann nicht garantieren, dass ich sie das nächste Mal auch zurück halten werde.“ Dean sagte dies in einem Ton, der Sam verdeutlichte, dass sein Bruder es ernst meinte. Sam machte auf dem Absatz kehrt, ging zurück zu dem geklauten Wagen und fuhr mit von Tränen überströmtem Gesicht davon.

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„Das Fieber ist jetzt etwas gestiegen, aber das ist normal, dass es gegen Abend stärker wird“, sagte Dr. Potter und legte das Thermometer beiseite.

„Haben Sie schon mal einen so schlimmen Traum gehabt, dass Sie weinen mussten?“, fragte Augusta, die die Dosis des Fiebermittels erhöhte.

„Nein, nicht das ich wüsste. Aber eins ist klar. Ich will nicht mit ihm tauschen.“

„Dean“, murmelte Sam, während ihm weiter salzige Perlen von den Wangen liefen.

„Bleiben Sie noch etwas?“ Die Ärztin nickte.

„Gut, ich werde Jenny jetzt ihr Essen holen. Könnten Sie solange ein Auge auf sie haben?“

„Ja. Sollten wir Dean anrufen? Wann kommt er wieder?“

„Nicht heute Nacht. Ich werde ihn anrufen, wenn Jenny schläft.“
 

„Man war die schräg drauf“, sagte Dean, als Mortie ihn eingeholt hatte. Der Winchester wusste nicht wo die Bibliothek war und so war Mortie bereits im Erdgeschoss wieder auf den Jäger getroffen.

„Ja, schade, dass ich nicht herausfinden konnte wie sie drunter war.“

„Gott, mit solchen Sprüchen wirst du ewig Single bleiben“, sagte Dean.

„Hast du Tipps?“

„Ich bin schwul, wie sollte ich dir da helfen?“

„Oh, sorry deswegen, aber ich war echt scharf auf sie.“

„Vergiss es. Wo lang gehts jetzt zur Bibliothek?“, tat Dean die Sache schnell ab.

„Die Bibliothek liegt im Zentrum des Campus. Folge mir unauffällig.“ Mortie verließ das Gebäude und Dean fragte sich zum wiederholten Male, warum er sich ausgerechnet an ihn gewandt hatte. Dann folgte er ihm hinaus in die warme Abendsonne.

Sie betraten zehn Minuten später das Gebäude in der die Bibliothek untergebracht war. Im Erdgeschoss befand sich eine kleine Fressmeile mit vielen kleinen Zweigstellen diverser Fastfoodketten. Dean hätte das sicher gefallen, wenn er im Moment nicht Wichtigeres zu tun gehabt hätte. Über eine Rolltreppe kam man zu den verschiedenen Ebenen der Bibliothek.

„Hier, nimm das Foto und sieh dich hier um. Ich fahre noch eine Etage höher und werde dort nach ihr suchen. Wenn du sie vor mir findest, bitte verscheuch sie nicht mit irgendwelchen dummen Anmachsprüchen, okay? Am besten, du sagst einfach gar nichts. Behalt sie nur im Auge und ruf mich an. Ich komme dann sofort runter“, sagte Dean.

„Schon klar, das Mädchen ist wichtig. Ich bin ja kein Idiot“, entgegnete Mortie. Dean musste sich fast auf die Zunge beißen, um einen entsprechenden Kommentar zu unterdrücken.
 

Dean eilte die Gänge voller Bücherregale entlang, dabei jedes Mädchen mit dunklen Haaren musternd. Sam würde das hier lieben. Doch dadurch, dass dieser sich mit einem Fieberkoma selbst ausgenknockt hatte, entging ihm die Chance sich diese Collegebibliothek anzusehen. Obwohl, wenn er so einen Blick auf die Buchtitel warf, war diese Abteilung eh nichts für Sam, jedenfalls gab es nichts, was ihnen in ihrem Job weiter helfen würde. Als er ergebnislos alle Gänge abgeklapperte hatte, versuchte er sein Glück noch im Lesesaal und da war sie. Lea Greene saß an einem Fensterplatz und machte sich Notizen. Sie war sehr hübsch und sah aus wie eine junge Catherine Zeta Jones. Jetzt musste sich Dean nur noch einen Plan zurechtlegen, wie er sie am besten ansprechen und davon überzeugen konnte, dass sie ihm einfach helfen musste. Der Winchester entschied sich diesmal die volle Wahrheit zu sagen. Wenn sie wusste wie verzweifelt die Situation war, konnte sie ja wohl nichts anderes tun als ihm zu helfen. Er ging zu ihr an den Tisch. Er räusperte sich, dann sprach er sie an.

„Lea Greene?“ Die junge Frau blickte von ihren Notizen auf.

„Ja?“, fragte sie genervt. Anscheinend mochte sie es nicht beim Lernen gestört zu werden.

„Sie kennen mich nicht, aber…“

„Hör zu, wenn du einer von Vanessas Freunden bist, dann zieh Leine. Ich bin nicht an nem Dreier interessiert. Ich brauche auch niemanden, der mir den Stock aus dem Arsch zieht, wie Vanessa es immer behauptet, ich finde mich vollkommen okay so.“

„Ähm, ich bin kein Freund von Vanessa.“

„Oh,…Entschuldigung.“ Lea wurde rot. Das erinnerte Dean an Sam. Gott, konnte man einem Menschen mehr verfallen, als er dem Jüngeren verfallen war? Er dachte einfach ständig an ihn.

„Ich komme zu Ihnen, weil ich dringend Ihre Hilfe brauche.“

„Hat Professor Scott Sie zu mir geschickt? Ich gebe gerne Nachhilfe, aber im Moment passt es mir zeitlich überhaupt nicht.“

„Nein, ich komme nicht wegen Nachhilfestunden. Es geht um das, was Sie früher mit ihrem Großvater gemacht haben.“

„Gott, sind Sie auch einer von diesen Spinnern, der an die alte „Indianermagie“ glaubt? Was wollen Sie von mir? Mein Großvater ist tot und ich habe mit seinen Verrücktheiten nichts am Hut. Ich bin ganz normal“, erklärte sie. Ihre Haltung war abweisend und Dean wusste, dass er es in diesem Fall wohl auch nicht ein einziges Mal leicht haben und Lea für ihn eine harte Nuss zu knacken sein würde. Allein schon für diese ganzen Querelen, die er hier durchmachen musste, würde er Sams Hintern zur Rechenschaft ziehen.

„Hören Sie, ich habe in meinem Leben genug gehört von diesem „Ich will normal sein“ Scheiß und ich habe jetzt weder die Lust noch die Geduld mit Ihnen lange darüber zu diskutieren. Ich brauche Ihre Hilfe.“

„Wer sind Sie? Warum sind Sie hier? Ich kann Ihnen nicht helfen…ich…mein Großvater…ich bin aufs College gegangen, weil ich mit den Dingen, die mein Großvater getan hat nichts mehr zu tun haben wollte.“

„Mein Name ist Dean, aber das tut eigentlich nichts zur Sache. Ich weiß, wie Sie sich fühlen.“

Diese Frau war praktisch Sam-Light. Dean bekam schon wieder Kopfweh.

„Einen Scheiß wissen Sie.“

„Oh doch, dass weiß ich sehr genau. Sie wollten in der Highschool nicht die Außenseiterin sein und haben sich deshalb von dem distanziert, was Sie mit ihrem Großvater getan haben. Aber ich glaube nicht, dass Sie mir nicht helfen können. Ihr Großvater hat Ihnen viel beigebracht und Sie wissen, dass das was er Ihnen erzählt hat, kein Humbug ist. Ich bitte Sie, Sie müssen mir helfen.“

„Ich studiere Kommunikationswissenschaften. Ich habe die Sachen, die mein Großvater mir beigebracht hat ewig nicht mehr praktiziert und das meiste vergessen, wie kann ich Ihnen da helfen?“ Sie war sichtlich überrascht, dass Dean tatsächlich mehr von ihr wusste, als sie ihm zugestehen wollte.
 

Aha, sie schien also gewillt ihm zu helfen, also musste er ihr nur noch erklären worum es ging. Dean war ein wenig erleichtert, dass es ihn wohl doch nicht so viel Überredungskünste kosten würde. Er setzte sich ihr gegenüber.

„Hat Ihnen ihr Großvater jemals etwas über Acheri erzählt?“ Dean sah ihr deutlich an wie bemüht sie war sich zu erinnern.

„Ja, aber nicht viel. Es sind Geisterkinder, soweit ich mich erinnere.“

„Genau. Mehr wissen Sie nicht?“

„Mein Großvater erzählte mir einst, dass sie die Menschen heimsuchen und mit einer Krankheit belegten. Ich habe ihm das nie geglaubt. Geister sind doch nicht real.“

„Doch Lea, dass sind sie. So ein Acheri ist in Chatham erwacht. Der Geist hat bereits an die Dutzend Kinder krank gemacht.“ Dean erzählte ihr alles, was er bis jetzt über Acheri herausgefunden hatte und schließlich auch, dass Sam schließlich auch ein Opfer des Geistermädchens geworden war. Lea hörte ihm aufmerksam zu.

„Sam, ist das Ihr … Partner?“, erkundigte sie sich. Dean nickte und seine Ohrenspitzen wurden etwas rot, aber was solls, dachte Dean. Sam sah es ja nicht und hatte somit auch nicht die Gelegenheit ihn damit aufzuziehen. Außerdem war es mal schön das mal so aussprechen zu können. Ihr gegenüber konnte er Sam einfach als seinen Partner vorstellen, ohne, dass sie ihn schräg ansah. Sie wusste ja nichts davon, dass sie als Brüder aufgewachsen waren. Er wollte Bobby und seinen Vater und ihre anderen Bekannten, die sie nur als Brüder kannten nicht anlügen, aber er hatte auch nicht wirklich den Schneid ihnen die Wahrheit zu sagen, aus Angst vor Ablehnung.

„Es tut mir leid, was Sam und den Kindern passiert ist und ich wünschte wirklich ich könnte Ihnen helfen, aber ich weiß nicht was ich gegen diesen Acheri tun kann.“

„Ich flehe Sie an, denken Sie nach. Hat Ihr Großvater nicht doch irgendwas dazu gesagt? Ihre Nachbarin sagte, sie sei eine alte Freundin von Ihrem Großvater. Sie meinte, dass er jedes Mal nach einem Hurrikane in Chatham war. Hat er Ihnen nie etwas davon erzählt? Versuchen Sie Sich zu erinnern. Jede noch so kleine Information kann weiterhelfen. Bitte Lea, ich muss was tun. Das verstehen Sie doch. Ich…ich liebe ihn. Ich darf ihn nicht verlieren.“ Dean sah sie traurig an und der Frau wurde bewusst, dass sie sein letzter Strohhalm war, an den er sich klammerte. Plötzlich fiel ihr etwas ein.

„Ich weiß nicht, ob es Ihnen weiterhilft Dean, aber mein Großvater hat regelmäßig Tagebuch geführt. Vielleicht hat er auch dort drin irgendwo etwas über dieses Ritual von dem Sie mir erzählt haben niederschrieben.“

„Wo sind diese Tagebücher?“, fragte der Winchester, der neue Hoffnung geschöpft hatte.

„Bei uns zu Hause auf dem Dachboden. Keiner in unserer Familie hatte bis jetzt die Zeit dazu seinen Nachlass durchzugehen.“

„Gut, dann kommen sie“, forderte Dean Lea auf.

„Okay, okay. Ich…ich muss nur meine Sachen auf mein Zimmer bringen und den Hausschlüssel von zu Hause holen.“ Sie stand auf und packte schnell ihre Sachen zusammen.
 

Dean und Lea fuhren die Rolltreppe runter. Auf der ersten Etage angekommen sagte Dean:

„Gehen Sie schon mal vor. Wir treffen uns gleich vor Ihrem Wohnheim. Ich muss nur noch schnell was erledigen.“

„In Ordnung. Ich werde mich beeilen.“ Die Wege der beiden trennten sich und Dean durchstreifte diese Abteilung der Bibliothek auf der Suche nach Mortie. Er fand ihn an ein Bücherregal gelehnt, chancenlos mit einer jungen Blondine flirten. Er hörte nicht was der Mann sagte, dafür aber die Ohrfeige, die er postwendend von der Frau bekam umso lauter. Die Blondine ging mit einem „Arschloch“ auf den Lippen an Dean vorbei.

„Alter, was hast du zu ihr gesagt, dass sie dir so eine gepfeffert hat?“

„Die Frau hat keinen Humor. Ich habe zu ihr gesagt: Ich bin zwar nicht so stark wie Arnold Schwarzenegger und auch nicht so hübsch wie Leonardo Di Caprio, aber lecken kann ich wie Lassie. Das ist doch witzig oder?“

Dean musste sich ein Lachen verkneifen, aber er sagte im ernsten Tonfall:

„Mortie, du solltest vielleicht doch besser auf Gummipuppen umsteigen. Die lassen jeden ran, egal wie dumm die Sprüche sind.“

„Ich habe einfach nur Pech gehabt. Normalerweise ist keine Frau resistent gegen meinen Charme“, sagte Mortie.

„Klar, natürlich. Komm jetzt. Ich habe Lea Greene gefunden. Sie kann mir vielleicht helfen. Wir treffen uns gleich vor ihrem Wohnheim und fahren dann nach Mashpee.“

„Hey, denkst du, dass ich bei ihr landen kann?“

„Ich würde es nicht bei ihr versuchen. Ich denke, sie kann fester zuschlagen als die Blondine eben“, sagte Dean.
 

„Ich werde jetzt gehen, aber ich komme Morgen wieder, um nach Sam zu sehen“, sagte Dr. Potter zu Augusta. Jenny hatte gegessen und war dann bald darauf neben Sam eingeschlafen. Die beiden Frauen verließen das Zimmer und gingen nach unten. Nachdem Augusta sich von der Ärztin verabschiedet hatte, rief sie ihren Mann an und erklärte Ross die Situation. Er war nicht gerade begeistert die Nacht ohne seine Frau zu verbringen, aber er wusste, dass sie ein sehr hilfsbereiter Mensch war und ihr die beiden Männer samt Tochter sehr ans Herz gewachsen waren und hatte Verständnis dafür, dass sie die Nacht über bei Sam bleiben würde, um ihn zu pflegen. Beide waren jedoch etwas ratlos, was sie Carrie sagen sollten. Schließlich kamen sie überein, dass Ross seiner Enkelin in etwa das erzählen sollte, was Augusta Dr. Potter erzählt hatte, auch wenn sie ahnten, dass Carrie trotzdem misstrauisch bleiben würde. Als sie das Gespräch mit Ross beendet hatte, rief sie Dean an, um ihn über Sams Zustand zu informieren.
 

Dean hatte mit Mortie auf dem Rücksitz, im Impala vor dem Wohnheim gewartet, als Lea raus kam. Sie hatte lange überlegt, ob sie wirklich mit Dean fahren sollte. Sie kannte ihn kaum. Woher sollte sie wissen, ob sie ihm vertrauen konnte? Andererseits war ihr Großvater nun wohl nicht gerade das Thema, dass ein Vergewaltiger anschneiden würde, um an sie heran zu kommen, also hatte sie sich schließlich doch entschieden ihm zu helfen. Sie setzte sich auf den Beifahrersitz und lächelte etwas unsicher.

„Der Berufsverkehr sollte so langsam vorbei sein. Ich werde so schnell fahren wie ich kann, damit wir so bald wie möglich in Mashpee ankommen, also werden Sie bitte nicht panisch, wenn ich das eine oder andere Tempolimit überschreite.“

„Okay!?“, sagte sie nervös.

„Hey Dean, willst du uns nicht vorstellen?“, kam es von Mortie. Lea, die ihn bis dahin nicht bemerkt hatte, schreckte zusammen.

„Keine Sorge Lea, das ist nur Mortie. Er ist so freundlich uns zu helfen, falls wir etwas Ausgefallenes zur Ausführung des Rituals brauchen sollten. Er trägt den Ruf, einem einfach alles besorgen zu können.“

„Ich bin sehr erfreut Sie kennen zu lernen Miss Greene“, sagte Mortie höflich und versuchte sich an einem verführerisch-verwegenem Lächeln, sah dabei aber eher wie ein leicht Schwachsinniger aus. Lea sah ihn skeptisch an und warf Dean dann einen fragenden Blick zu, als wollte sie sagen: Was ist das denn für ein Freak?
 

Sie waren gerade auf dem Highway Richtung Cape Cod, als Augustas Anruf ihn erreichte.

„Wie geht’s ihm?“, fragte Dean und versuchte seine Sorge aus seiner Stimme zu verbannen.

„Sein Fieber hat vor kurzem die 40° C Marke geknackt, aber Dr. Potter meint es wäre normal, dass das Fieber gegen Abend steigt.“

„Ich weiß Augusta. Ich bin nicht blöd. Sam hatte schon mal Fieber.“ Es kam ihm so vor als würde sie den Oberlehrer mimen und das nervte ihn. Leider spiegelte sich das auch in seiner Stimme wieder, worüber Augusta alles andere als erfreut war.

„Hey, ich wollte dir nur Bescheid sagen.“

„Ja, schon gut. Ich habe endlich jemanden gefunden, der mir hoffentlich helfen kann.“

„Sei vorsichtig. Ich weiß, dass du dir Sorgen um Sam machst, aber deswegen musst du nicht unnötig etwas riskieren, denn dadurch würdest du ihm nicht helfen.“

„Genau sowas habe ich auch zu Sam gesagt, ehe er in diese Situation geraten ist.“

„Ja, aber du wirst doch nicht den gleichen Fehler machen wie er.“ Mit dem Rat kam sie etwas spät. Er hatte den Fehler ja bereits vor Sam gemacht, da brauchte man nur seinen Rücken fragen, der ihn noch immer plagte. Wenn er sich nicht selber außer Gefecht gesetzt hätte, dann hätte er mit Sam zusammen diesen Salzkreis ziehen können. Halt Dean, mahnte er sich selbst. Du wirst jetzt nicht in dein altes Muster verfallen und dir selbst an allem die Schuld geben. Du musstest schnell eine Entscheidung treffen und konntest die Gefahr nicht richtig einschätzen, aber Sam wusste worauf er sich einließ und ist besseren Wissens hin gefahren.

„Dean? Bist du noch dran?“

„Augusta, ja. Ich…passe schon auf. Ruf mich an, falls es Sam noch schlechter gehen sollte.“

„Das werde ich machen und Dean?“

„Ja?“

„Ich bin sicher, dass wieder alles in Ordnung kommen wird.“

„Ich hoffe, dass ich Morgen zurück sein kann. Pass bitte weiterhin auf Jenny auf.“ Damit beendete Dean das Gespräch. Lea und Mortie hatten beide neugierig dem Telefonat gelauscht.

„Wer ist Jenny?“, fragte sie schließlich.

„Jenny ist Sams Tochter“, klärte er sie auf.

„Ihr habt ein Kind zusammen?“, fragte sie und klang so als würde sie gerade noch ein „wie süß“ unterdrücken können. Dean nickte und hatte kurz vollkommen vergessen, dass ja noch Mortie auf dem Rücksitz saß.

„Moment, Sam ist doch der Typ mit dem du zusammen arbeitest, richtig? Alter, du bist ja wirklich schwul und da lässt du mich, mich bei dir entschuldigen? Kein Wunder, dass du keine Ader dafür hast wie man Frauen anmacht“, sagte Mortie. Jetzt war die Wahrheit auch dem anderen Mann gegenüber raus und irgendwie fühlte sich der Winchester befreit. Dean sparte sich einen Kommentar, darüber, dass Sam der einzige Mann war, der ihn interessierte, also eigentlich nicht wirklich schwul war, aber er war sich ziemlich sicher, dass Samsexuell keine anerkannte sexuelle Orientierung war und das es außer ihm und Sam wohl eh keiner verstehen würde. Stattdessen sagte er zu Mortie:

„Glaub mir, ich hatte garantiert genug Frauen um zu wissen, dass du so gar keine Ahnung hast wie man eine Frau an Land zieht.“

„Hm, wie hast du Sam rumgekriegt? Vielleicht hilft mir das bei Frauen weiter.“

„Oh Himmel hilf!“ Dean rieb sich über den Nasenrücken. Lea lachte. Der Jäger schaltete das Radio ein. Den Rest der Fahrt musste er sich dumme Bemerkungen von Mortie über seinen Musikgeschmack anhören und dadurch gingen Deans Gedanken wieder in Richtung Sam. Lea erzählte ihm derweil, dass ihr Großvater in seinem Leben ganze Bände an Tagebüchern geschrieben hätte und dass sie wohl eine ganze Weile beschäftigt sein würden, bis sie was Hilfreiches finden würden.

„Tja, aber zum Glück sind wir ja zu dritt. Das beschleunigt das Ganze.“

„Hey Dean, ich habe noch andere Dinge zu tun. Arbeit für die ich bezahlt werde. Du hast mir nicht gesagt, dass das hier länger dauern wird.“

„Was ist wohl wichtiger für dich, das Geld das dir durch deine Mithilfe verloren geht oder dein Leben, das ich dir zur Hölle mache, wenn du mir nicht hilfst?“

„Ähm, lesen…klar, kein Problem. Ich hab wohl doch mehr Zeit, als ich dachte.“

„Richtige Antwort Mortie.“
 

Gegen 20 Uhr erreichten sie Mashpee. Dean parkte den Impala in der Einfahrt von Leas Elternhaus. Zusammen gingen sie rein und direkt zum Dachboden. Lea schaltete das Licht ein und ging auf einen Bereich zu, der von einem großen Leinentuch verhangen war. Sie zog es beiseite und zum Vorschein kamen einige indianische Gegenstände, darunter kleine Totems, Stammestypische Kleidung, kunstvoll gearbeitete Kunstobjekte, sowie einige Waffen und Krüge. Lea ging auf eine große Truhe zu.

„Sind da drin die Tagebücher deines Großvaters?“, fragte Dean sie. Während der Fahrt waren sie irgendwann zum du gewechselt.

„Ja, sämtliche Schriften meines Großvaters sind in dieser Truhe. Mein Vater hat sie darin verstaut. Wie gesagt, wir hatten noch keine Zeit alles durch zugehen.“ Sie öffnete die Truhe. Diese offenbarte an die zehn kleiner Büchlein, die in Leder gebunden waren und Dean an das Tagebuch ihres Vaters erinnerte. Lea nahm eins der oberen heraus und schlug es auf.

„Oh…“

„Hey ich kenn mich zwar mit dem ganzen nicht so aus, aber „oh“ klingt nicht gerade vielversprechend“, sagte Mortie.

„Was ist?“, wollte Dean wissen.

„Es ist nicht so tragisch, aber es ist so wie ich es befürchtet habe. Mein Großvater hat alles in Algonquin geschrieben. Ich bin nicht mehr so fit im Lesen dieser Sprache, also wird es noch länger dauern, als wir vermutet haben, denn ich nehme an, dass ihr die Sprache nicht lesen könnt“, erklärte sie.

„Könntest du uns nicht vielleicht ein paar Stichworte aufschreiben nach denen wir dann in den Büchern suchen können?“, fragte Dean.

„Das könnte ich schon, wenn ich nur wüsste wonach wir eigentlich suchen müssen.“

„Acheri!?“

„Ja schon klar, aber ich weiß nicht mal ob es dafür in Algonquin ein besonders Wort gibt.“

„Gibt es für Städte eigene Namen?“, fragte Dean sie.

„Teilweise, aber ich weiß nicht, ob mein Großvater andere Namen in seinen Aufzeichnungen benutzt hat.“

„Okay, dann schlage ich vor, dass wir uns die Dinger durchsehen und wenn ich auf Wörter stoße, die mir bekannt vorkommen, gebe ich es dir und du sagst mir, ob uns das weiter hilft.“

„Und was mache ich?“, fragte Mortie.

„Du? Es wird eine lange Nacht. Am besten, du machst uns eine Kanne Kaffee und dann hilfst du uns beim durchsehen der Tagebücher.“

„Ja, gib mir nur die verantwortungsvollen Aufgaben.“

„Hey, wenn du willst, dass dir jemand dein Ego streichelt, bist du hier falsch.“

„Jetzt wo ich weiß, dass du andersrum tickst, wird mir klar warum du so zickig bist.“ Mortie grinste, so als hätte er Dean total durchschaut.

„Ich bin überhaupt nicht zickig“, sagte Dean empört.

„Jungs, ich finde ihr solltet eure Energie lieber auf etwas Produktives konzentrieren“, meinte Lea und reichte Dean ein Buch.

„Aber es wäre wirklich sehr nett von dir, wenn uns einen Kaffee machen würdest“, sagte sie zu Mortie und lächelte freundlich. Der Mann schien, was Frauen anging wirklich alles andere als ein glückliches Händchen zu haben, jedenfalls wurde er leicht rosa um die Nase, so als hätte ihn schon ewig kein weibliches Wesen mehr angelächelt und wahrscheinlich war das auch so, dachte Dean.

„Oh…ja klar. Er ging die steile Treppe hinunter.

„Denkst du er findet sich in der Küche alleine zurecht?“, fragte Dean sie.

„Du hast Recht. Ich werde ihm mal besser nachgehen. Fang du doch schon mal an. Ich bin zurück sobald ich sicher bin, dass er nicht anstatt Kaffeepulver Blumenerde in den Filter tut oder sowas.“ Sie schenkte auch Dean ein Lächeln und ging ebenfalls nach unten. Dean musste grinsen und fing dann an das Buch durchzublättern, denn von lesen konnte keine Rede sein. Die Worte waren wie Hieroglyphen für ihn.
 

Er hatte etwa ein viertel des ersten Buchs durchgesehen, als Lea wieder hoch kam.

„Dein Freund ist sehr merkwürdig. Er hat mich gefragt, ob ich ihm unsere Standuhr verkaufen würde.“

„Er ist eher ein Bekannter. Er handelt mit so ziemlich allem, stellt Kontakte her. Daher hat er dich wahrscheinlich nach der Standuhr gefragt.“

„Er ist also sowas wie ein Hehler.“

„So in etwa.“ Sie setzte sich im Schneidersitz auf den Boden neben Dean.

„Schon was gefunden?“

„Nein bis jetzt nicht.“

„Dann lass uns mal weiter machen. Es sind ja nur…“ Sie zählte die Tagebuchbände.

„Ein Dutzend Bücher, die wir durchgehen müssen.“ Dean nickte und beide vertieften sich in die Nachforschung. Mortie kam ein paar Minuten später mit dem Kaffee. Dean murmelte ein „Danke“ und reichte ihm dann ein Buch.

„Schrei, wenn du über die Worte Chatham oder Acheri stolperst.“
 

Es war bereits nach Mitternacht, als Lea endlich etwas gefunden zu haben schien.

„Hört mal, ich glaube ich habe was gefunden.“ Dean und Mortie legten die Bücher an denen sie gerade saßen beiseite und schenkten ihr ihre volle Aufmerksamkeit.

„Das scheint das erste Tagebuch zu sein. Wenn mich meine Sprachkenntnisse nicht täuschen, beschreibt mein Großvater hier wie er zum ersten Mal alleine als Schamane ein Ritual ausgeführt hat. Er erwähnt die Stadt Chatham und das Datum. Hier : 4. September 1952.“

Dean ging gedanklich die Liste der Hurrikanes durch, die er Sam vor ein paar Tagen gezeigt hatte.

„Das muss kurz nach Hurrikane Able gewesen sein“, sagte der Winchester.

„Großvater schreibt etwas über einen Sturm und dass sein Großvater ihm einst von einem Ritual erzählt hat, das gegen einen bösen Geist gerichtet sei, der Krankheit über die Stadt bringt“, fasste Lea zusammen.

„Steht da drin wie das Ritual funktioniert?“, fragte Dean aufgeregt.

„Soweit war ich noch nicht. Warte kurz. Hm…Großvater schreibt, dass er nervös sei, da er nie dabei war, als sein Großvater das Ritual durchgeführt hat, da der Geist seit fast 15 Jahren nicht mehr aufgetaucht ist, aber sich sicher sei, dass es notwendig ist es jetzt zu tun.“

„Komm schon, steht da nun drin wie er das Ritual durchgeführt hat?“

„Dean, das ist ein fliesender Text, kein Kochbuch mit Listen von Rezepten. Ich muss das gründlich durchlesen. Gib mir ein paar Minuten.“ Es herrschte für einige Zeit Schweigen. Dem Winchester kam es wie eine Ewigkeit vor. Er tigerte von links nach rechts. Plötzlich brach Lea das Schweigen.

„So wie ich es verstanden habe, besteht das Ritual aus einer Art reinigendem Feuer.“

„Wie soll das gehen? Der Acheri ist ein Geist.“

„Hm, es reinigt eher die erkrankten Personen. Hier steht, dass man etwas Persönliches von den Erkrankten ins Feuer geben soll.“

„Sowas wie eine Haarlocke oder so?“, fragte Mortie.

„Ja, so in etwa. Großvater schreibt, er hätte Kleidungsstücke und Spielsachen benutzt und das Feuer selbst muss an der Stelle entzündet werden, an der der Acheri gewirkt hat.“

„Also auf dem Spielplatz oder wohl besser in dem kleinen Waldstück dahinter.“

„Sieht wohl so aus,“ stimmte sie Dean zu.

„Mit dem Ritual kann man nur die Kranken wieder gesund machen? Mein Freund Bobby hat erzählt, man könne damit den Acheri bannen, jedenfalls bis zur nächsten Naturkatastrophe.“

„Nur weil es hier nicht erwähnt wird, heißt es nicht, dass es nicht so funktioniert. Es ist das, was mein Großvater getan hat und die Kranken wurden, wie du gesagt hast, auch immer wieder gesund und es kam auch zu keinen neuen Erkrankungen, bis nach dem nächsten Hurrikane. Wir sollten es versuchen.“

„Moment, wir verbrennen ein paar alte Socken der Kinder und dann ist der Spuk vorbei?“ Das kam Dean dann doch irgendwie zu einfach vor.

„Es ist nicht einfach irgendein Feuer. Man braucht dafür ganz bestimmte Pflanzen für den Reinigungsprozess.“

„Bitte sag mir, dass dein Großvater aufgeschrieben hat was für Pflanzen man braucht.“

„Davon steht hier nichts“, sagte sie.

„Verdammt“, fluchte Dean. Da war er soweit gekommen und jetzt sollte es an ein paar Zweigen Grünzeug scheitern? Er spürte eine Hand über seine Schulter streicheln. Er dreht sich zu Lea um. Sie lächelte.

„Was?“

„Wenn mein Großvater hier nichts Spezielles erwähnt hat, dann sind es ganz sicher die üblichen Pflanzen, die zu einem Reinigungsritual gehören und die Zutaten beherrsche ich im Schlaf.“

„Worauf warten wir dann noch?“, fragte Mortie enthusiastisch. Je schneller er hier fertig war, desto eher konnte er sich wieder lukrativen Geschäften widmen.

„Wir müssen zuerst alle Pflanzen für das Feuer zusammen suchen.“

„Und wir müssen die persönlichen Objekte der Kinder und Sam besorgen“, fügte Dean hinzu.

„Du hast doch sicher irgendwas von Sam in deinem Wagen oder?“, fragte Mortie. Dean dachte kurz nach und dann fiel ihm ein, dass irgendwo auf dem Rücksitz noch ein schmutziges Hemd von Sam lag, das er getragen hatte als sie auf dem Golfplatz die Leiche dieser Sekretärin ausgegraben hatten. Dean nickte.

„Dann müssen wir nur noch irgendwie an die Sachen der Kinder ran kommen“, sagte Mortie.

„Zuerst einmal muss ich alle Pflanzen auftreiben. Großvaters Vorräte sind aufgebraucht.“

„Was brauchst du alles?“, fragte Dean.

„Klettenwurzel, Kardobenediktenkraut im Morgengrauen gepflückt, Anissamen, Eisenkraut, Blütenköpfchen der Kamille, getrocknete Lavendelblüten, Samen und Blätter der Petersilie, Zweige und Blätter vom Rosmarin und zum aufrechterhalten des Feuers Holzscheite der nordamerikanischen Rotulme.“

„Okay, sie zu was du davon auf die Schnelle auftreiben kannst und dann überlegen wir, wo wir den Rest hernehmen“, sagte Dean. Lea nickte. Zusammen verließen sie den Dachboden.
 

Dean überlegte gerade wie sie am besten an die Dinge der Kinder kommen konnte, als Lea Mortie zu ihm ins Wohnzimmer kamen. Mortie hatte ihr geholfen die nötigen Pflanzen zusammen zu tragen.

„Also, aus der Küche habe ich die Petersilie, den Anis und den Rosmarin. Meine Mutter hat ein Duftsäckchen mit getrockneten Lavendelblüten im Kleiderschrank, das habe ich mir genommen und im Bad war noch eine Dose mit Kamillenblüten, die meine Mutter immer für Aufgüsse verwendet.“

„Was brauchen wir dann noch?“

„Klettenwurzel, Kardobenediktenkraut und Eisenkraut. Das ist aber alles kein Problem. Das wächst alles in dem Wäldchen hinter unserem Haus. Wir müssen wegen des Kardobenediktenkrauts nur noch bis zum Morgengrauen warten. Aber im Dunkeln sieht man es eh nicht. Ich weiß nur nicht wie wir an das Holz der nordamerikanischen Rotulme kommen sollen“, sagte sie.

„Wo hat dein Großvater das Holz hergehabt? Ulmenholz ist nicht gerade das Gängige Brennholz“, wollte der Winchester wissen.

„Ein Freund meines Großvaters war Drechsler und von ihm hat er immer Restholz bekommen, das er für seine Möbel nicht mehr brauchte, aber der Mann ist schon seit einigen Jahren tot. Sein Sohn hat seinen kleinen Betrieb noch eine Weile weiter geführt aber dann zugemacht, als er ins Rentenalter kam.“

„Und was machen wir jetzt?“

„Hey, ich denke ich weiß wie wir an das Holz kommen“, sagte Mortie.

Das Ritual

Wenn er Kilometergeld bekäme, dann wäre er wahrscheinlich schon reich, dachte Dean während er gegen zwei Uhr morgens bei zunehmender Müdigkeit und Schmerzbelastung den Impala gen Nordwesten fuhr. Die Strecke mussten sie später wieder zurück fahren, damit Lea im Morgengrauen dieses komische Kraut pflücken konnte. Sie sagte dieses Kraut sei selten und schwer zu finden. Wenn das hier zu Ende war würde er einfach einen ganzen Tag durchschlafen. Natürlich erst, wenn er die Sache mit Sam geklärt hatte. Super, also gab es eigentlich nicht wirklich etwas worauf er sich freuen konnte, denn mit Sam zu streiten machte ihm in 9 von 10 Fällen keinen Spaß, aber es schien in diesem Fall unumgänglich, dass es zum Streit kommen würde. Es sei denn, sein Kleiner würde sofort einsehen, dass er Mist gebaut hat, aber so stur wie Sam war, war das wohl eher unwahrscheinlich. Er selber hatte zwar selten den Drang über Sachen zu reden, aber diese Sache konnten sie nun mal nicht durch Schweigen aus der Welt schaffen. Was war er nicht alles bereit in Kauf zu nehmen, nur um seine Beziehung mit Sam am Laufen zu halten. Er fand er hatte sich mit Sicherheit allemal den „Boyfriend of the year - award“ verdient. Vielleicht sollte er in die von Sam abzuarbeitenden Wiedergutmachungsliste auch hinzufügen, dass Sam ihm so eine Auszeichnung zu basteln hätte, obwohl... Deans Hand tastete nach seinem Anhänger, den er einst von Sam geschenkt bekommen hatte. Den „Best big brother - award“ konnte wohl eh nichts mehr toppen. Der Winchester lächelte. Er sah in den Rückspiegel. Auf dem Rücksitz war Lea eingeschlafen. Mortie saß nun neben ihm, weil er den Weg kannte. Ihr Ziel war ein Sägewerk in South Carver, dass von der Forstverwaltung des Myles Standish State Forest beauftragt war kranke, altersschwache und von Schädlingen befallene Bäume zu schlagen und so den Wald stark und gesund zu halten. Mit dem Holz konnte das Werk machen, was es wollte. Es hatte Dean einige Zeit gekostet, um aus Mortie heraus zu kitzeln, wie der Kontakt zu dem Werk zustande gekommen war. Der andere Mann hatte herumgedruckst und so wie Dean es verstanden hatte, brauchte irgendein Antikmöbelfälscher einen Holzlieferanten, den man nicht so leicht ermitteln konnte und bei dem er Holz unter dem Ladentisch bekam. Mortie hatte dann zwischen beiden Parteien einen Deal ausgearbeitet, von dem Dean sich sicher war, dass Mortie eigentlich der Hauptprofitör war. Im Geschäftlichen war Mortie ein echtes Schlitzohr. Irgendwie seltsam, dass er sich in allem anderen etwas dämlich anstellte.

„Woher weißt du, dass die da Rotulmen haben?,“ fragte Dean plötzlich. Warum war ihm diese Frage eigentlich nicht eingefallen bevor sie losgefahren waren? Musste wohl am allgemeinen Enthusiasmus liegen, der eingekehrt war, als Lea die richtige Stelle im Tagebuch ihres Großvaters entdeckt hatte.

„Naja, ich war halt zufällig im Laden des „Antiquitätenhändlers“ als dieser mit dem Typen vom Sägewerk telefoniert hat.“

„Und?“

„Da gab es wohl vor kurzem einen Schadbefall durch irgendeinen Pilz und sie haben eine großzügige Fläche an Rotulmen gerodet.“

Eins musste man Mortie lassen, er war sehr aufmerksam und hatte ein gutes Gedächtnis.

„Weißt du was, du solltest viel mehr deiner eigentlichen Cleverness gegenüber den Frauen zeigen mit denen du versuchst zu flirten. Das würde dich einer Runde Sex sicher näher bringen, als deine bescheuerten Anmachsprüche.“

„Alter, normalerweise kann „Mort the man“ sich die Damen gar nicht vom Leib halten. Aber seit du in meiner Nähe bist hab ich keine Chance mehr. Irgendwie fliegen die Frauen immer auf die schwulen oder vergebenen Typen und du scheinst ja beides zu sein.“

„Dann werde ich wohl besser schnell das Feld räumen, damit du wieder bessere Chancen hast.“ An Selbstbewusstsein schien es Mortimer definitiv nicht zu mangeln.

„Hey, wir sind bald da. Nur noch zwei Ausfahrten,“ sagte Mortie.

„Schon ne Idee wie wir im Dunkeln das richtige Holz finden sollen?“

„Du hast doch sicher Taschenlampen oder?“

„Ja natürlich.“

„Dann sollte das kein Problem sein,“ sagte der andere optimistisch.
 

Das Fieber bei Sam blieb in einem für diese Umstände noch geradeso akzeptablen Bereich. Augusta kontrollierte noch ein Mal die Dosierung des Medikaments und hing eine neue Infusion an. Sam schlief jetzt wieder etwas ruhiger und so wollte sie die Zeit nutzen, sich ebenfalls etwas Schlaf zu gönnen. Es war ganz schön anstrengend Fulltimekrankenschwester und Babysitterin zu gleich zu sein. Vielleicht konnte sie Dean dazu bringen, dass er als Gegenleistung ihren Rasen mähte. Der hatte es nämlich mal wieder nötig. Vor allem, da am Samstag ihr Enkel kommen würde. Ross war gegen zehn noch mal rüber gekommen und hatte ihr erzählt, dass Jeff angerufen hätte. Sein Freund hatte nun doch keine Zeit ihn bei seinem Besuch zu begleiten und so würde er alleine kommen. Umso mehr hoffte sie, dass Sam und Dean bis dahin wieder auf dem Damm waren, damit sich ihr Enkel während seines Aufenthaltes bei ihnen nicht langweilen würde. Sie wechselte noch einmal die Wadenwickel und ging dann in das Gästezimmer indem Jennys Bettchen stand. Die Kleine schlief jedoch tief und fest neben ihrem Vater. Augusta gähnte und legte sich dann in das große Bett.
 

„Es sollte kein Problem sein, waren dass nicht deine genauen Worte?,“ meckerte Dean Mortie an. Auf das Gelände des Sägewerks zu kommen war relativ einfach. Die Schwierigkeit bestand jedoch jetzt darin, dass man selbst mit Taschenlampen kaum mehr als Reihen voller Baumstämme sah und die waren nicht etwa mit Schildern bestückt, die einem die Art verrieten, sondern lediglich mit Neongrünen- gelben, - blauen oder roten Ziffern gekennzeichnet. Scheinbar hatten die verschiedenen Bäume spezielle Zahlencodes.

„Hey, ich hätte mir das auch leichter vorgestellt,“ sagte Mortie.

„Fangt jetzt nicht an zu streiten, das hilft uns auch nicht weiter,“ kam es von Lea.

„Genau Dean, hör auf die Stimme der Vernunft.“

„Hör auf zu schleimen Mortie, sonst rutscht Lea noch aus.“

„Schluss jetzt. Leuchtet mal die Stämme näher an. Ich weiß in etwa wie die Borke aussehen sollte. Vielleicht kann ich sie trotz der bescheidenen Lichtverhältnisse identifizieren.“

„Gut. Die erste Reihe können wir wohl außer Acht lassen. Das sind irgendwelche Krüppelkiefern,“ sagte Dean. Zusammen mit Lea gingen die beiden Männer Reihe für Reihe ab. In der zweiten Reihe erkannte Lea Eichen und Ahorn. In der dritten jede Menge Birken und weitere Eichen. In der vierten wurden sie schließlich fündig.

„Bingo. Eindeutig Ulme,“ sagte Lea.

„Dann mal fix ans Holzhacken,“ sagte Mortie.

„Du hast nicht vor mir zu helfen oder?,“ fragte Dean, der aus dem Kofferraum seine Axt mitgenommen hatte.

„Wir leuchten dir.“

„Pass auf das ich dir nicht gleich mal Heimleuchte.“

„Fang schon an Dean. Ich fühle mich hier als Unbefugte auf Privatgrundstück nicht gerade wohl,“ sagte Lea.

„Ja, ja. Ich mach ja schon.“ Mit ein paar gekonnten Schlägen, hatte er einen Teil des Stammes vom Rest abgetrennt. Die Axt, so befand Dean, könnte auch mal wieder geschliffen werden. Das würde auch auf Sams To do Liste kommen.

„Und jetzt? Willst du das schwere Ding so mitnehmen?,“ fragte Mortie.

„Es wird wohl zu kompliziert wenn ich jetzt hier auch noch anfange das große Teil hier auseinander zu hacken.“

„Ja, wir sollten nicht länger hier bleiben als unbedingt nötig,“ stimmte Lea ihm zu.

„Also, gib Lea deine Taschenlampe und hilf mir beim tragen.“

„Ich? Geht nicht. Ich hatte als Kind nen Leistenbruch.“

„Mortie, reiz mich nicht.“ Es wäre schon so schwer genug für Dean den schweren Stammteil allein bis zum Impala zu tragen, aber mit seinem Rücken war es quasi unmöglich.

„Gott, was bist du für ne Heulsuse Mortie?,“ fragte Lea und drückte ihm ihre Taschenlampe in die Hand. Wow, was für eine patente Frau, dachte Dean. Wenn er nicht schon glücklich mit Sam wäre, Lea würde ihn reizen.

„Auf drei,“ sagte sie zu Dean. Er nickte.

„Hier, trag wenigstens die Axt.“ Er reichte sie dem anderen Mann. Dann zählte Lea und bei drei hoben sie das Stück Baum hoch. Dean biss die Zähne zusammen und sie schafften es relativ zügig bis zum Wagen. Der Kofferraum war nicht tief genug für den Stamm, also musste er wohl oder übel auf dem Rücksitz neben Mortie transportiert werden. Hoffentlich hielten seine schönen Ledersitze das aus, die Borke war doch sehr rau. Als alles wieder ordnungsgemäß verstaut war, fuhren sie die 40 minütige Strecke wieder zurück.
 

Gegen halb vier waren sie wieder beim Elternhaus von Lea. Sie schlug vor, dass sie sich alle eine Runde Schlaf gönnten, ehe sie im Morgengrauen, Sonnenaufgang war etwa gegen 5.50 Uhr, los ziehen und die noch fehlenden Pflanzen sammeln wollten. Dean brauchte jetzt unbedingt eine seiner Schmerztabletten. Er war fertig und müde. Das Baumstamm tragen hatte seinem Rücken den Rest gegeben und ohne Pille würde er wahrscheinlich keine Ruhe finden können. Lea machte für Mortie das Gästezimmer zu Recht, während Dean in Leas altem Zimmer und Lea im Schlafzimmer ihrer Eltern schlafen würde. Sie würde sich den Wecker stellen und die beiden Männer dann mit einem schönen, starken Kaffee wecken. Er hatte sich in der Küche ein Glas Wasser genommen und damit seine Tablette runter gespült. Jetzt brachte Lea sie auf ihre Zimmer.

„Dir macht es nichts aus so früh aufzustehen?,“ fragte Mortie.

„Das ist die übliche Zeit an der Vanessa Sonntagsmorgen von ner Partie zurück kommt und meistens ist sie so voll, dass sie sich übergeben muss. Da helfe ich ihr dann.“

„Wieso? Es machte mir nicht gerade den Eindruck, dass ihr Freundinnen seid ,“ sagte Dean.

„Entweder ich helfe ihr oder ich laufe Gefahr in Kotze zutreten, wenn ich später ins Bad gehe, weil sie alleine das Klo nicht getroffen hat.“

„Oh, das macht Sinn,“ sagte der Winchester.

„So, das Gästezimmer ist hier,“ sagte Lea und deutete auf eine Tür.

„Danke,“ sagte Mortie und ging in das Zimmer.

„Komm, ich zeig dir jetzt mein Zimmer.“

„Bitte lass es nicht pink sein,“ sagte Dean. Lea lachte.

„Keine Sorge Dean.“ Sie öffnete die Tür zu ihrem alten Zimmer und schaltete das Licht ein. Die Wand war in einem warmen Ockerton gestrichen und das Bett sah zum Glück auch nicht aus wie das von einer Disney Prinzessin.

„Hier lässt es sich aushalten,“ sagte Dean und ließ seine müden Glieder auf dem Bett nieder. Er machte einen sehr erschöpften Eindruck. Lea knabberte auf ihrer Unterlippe herum. Eigentlich ging es sie ja nichts an und es war auch nicht ihre Art sich in die Angelegenheiten anderer einzumischen, aber ihr war Dean sympathisch und sie machte sich, obwohl sie ihn kaum kannte, ein wenig Sorgen um ihn, also entschied sie sich doch den Mund aufzumachen.

„Geht es dir gut? Dir schien das Tragen schwer gefallen zu sein.“

„Ein paar Probleme mit dem Rücken. Nichts Wildes.“

„Okay, hey! Soll ich dich schlafen lassen? Ich meine ich kann auch mit Mortie alleine die Pflanzen zusammen suchen. Ich würde dich dann wecken, wenn wir alles haben und nach Chatham fahren können, dann kannst du dich länger ausruhen.“

„Das ist nicht nötig. Ich komme klar. Ich weiß nicht, ob Mortie einen Brombeerstrauch von einem Stachelbeerstrauch unterscheiden kann, geschweige denn die speziellen Pflanzen die du brauchst. Ich will nicht, dass die Sache vermurkst wird. Ich…ich will auf Nummer sicher gehen…es geht um Sam.“

„Ich verstehe schon. Du vertraust wohl niemandem so leicht und willst immer alles selber im Auge haben und alles überprüfen.“ Er nickte und lächelte leicht.

„Du liebst ihn sehr, oder?“ Sie lachte.

„Was für eine blöde Frage. Natürlich liebst du ihn. Sonst würdest du kaum bis tief in die Nacht unterwegs sein, um an seiner Rettung zu arbeiten. Dein Sam ist zu beneiden. Ich wünschte ich hätte so jemanden wie dich. Aber ich nehme mein Studium sehr ernst und habe gar keine Zeit jemanden kennen zu lernen. Vielleicht sollte ich Vanessas Rat folgen und doch ab und zu Mal ausgehen.“ Sie schien dabei mehr mit sich selbst zu reden als mit Dean.

„Gute Nacht,“ sagte sie dann und verließ dann das Zimmer, damit Dean seine Ruhe hatte.
 

Es kam Dean vor, als wäre er gerade erst eingeschlafen, als Lea einige Stunden später an seine Tür klopfte. Wahrscheinlich war es auch so. Er hatte lange an Sam gedacht und immer wenn er meinte endlich einschlafen zu können ging ihm etwas durch den Kopf, wie ihr Plan schief laufen könnte und seine Sorge um seinen Kleinen wurde wieder größer.

„Wir sollten bald los Dean,“ sagte sie leise. Der Jäger brummelte etwas Unverständliches.

„Komm schon, wir müssen doch deinen Prinz Charming retten,“ neckte Mortie ihn, der ebenfalls ins Zimmer getreten war. Auch im „gerade aufwach Modus“ hatte Dean noch sehr gute Reaktionszeiten und so traf Mortie kurz darauf ein Kissen am Kopf. Sam als Prinz Charming? Das war ja lächerlich. Wenn dann war Sam Dornröschen und er war der Prinz. Nur das er Sam durch einen Kuss auch nicht wach kriegen würde. Sam küssen…hm, das würde ihn selber sicher schneller wach kriegen. Yap, jede Menge Küsse würde er auch noch von seinem Sammy einfordern. Noch ein Punkt für seine Wiedergutmachungsaufgabenliste, die er Sam überreichen würde. Lea lachte über Deans Kissenwurf und riss den Winchester damit aus seinen Gedanken.

„Kaffee!“

„Ja gibt es. Steht unten in der Küche. Beeil dich. Wir warten unten,“ sagte sie und zog Mortie hinter sich her aus dem Raum. Dean wälzte sich aus dem Bett. Also dann mal auf zu lustigen Pflanzensuchen bei Sonnenaufgang. Er war eher der Sonnenuntergangstyp. Zum Glück wirkte die Schmerpille noch so dass er relativ flott unterwegs war. Die Treppen stellten heute Morgen ein wesentlich kleineres Hindernis dar, als noch am Morgen zuvor. Er kam zur Küche rein und Lea reichte ihm eine Tasse Kaffee.

„Danke.“ Keine zehn Minuten später liefen sie durch das Wäldchen hinter dem Haus. Lea kannte eine Stelle an der die noch fehlenden Pflanzen ziemlich nah bei einander wuchsen. Für Dean war es ganz angenehm durch einen Wald zu gehen, der nicht gruselig war und wo kein Monster auf ihn wartete. Zwischen einigen jungen Eichen fanden sie schließlich wonach sie suchten. Lea zeigte ihnen die entsprechenden Pflanzen und dann zupften sie genügend von jeder aus. Auf dem Rückweg tauschten sie Ideen aus, wie sie am besten und schnellsten an die persönlichen Sachen der Kinder kommen konnten. Einbrechen und was mitgehen lassen kam nicht in Frage, da war einfach das Risiko zu hoch von den Eltern oder Geschwistern überrascht zu werden. Lea hatte schließlich einen guten Einfall. Im Krankenhaus hatten sie alle Kinder zusammen. Das würde schon mal Zeit sparen. Wenn sie sich beeilten konnten sie in Chatham sein, wenn Schichtwechsel war und dann konnte einer von ihnen sich am ehesten unbemerkt auf die Station schleichen und dort etwas mitgehen lassen, während die anderen schmiere standen. Damit war Dean mehr als nur einverstanden.
 

Dean und sein Baby schafften es in einer Rekordzeit von nur einer halben Stunde bis nach Chatham. Dank seiner zum Glück nicht eingerosteten Flirtfähigkeiten erfuhr Dean von einer der Schwestern der Notaufnahme, dass auf der Kinderintensivstation in der Regel gegen viertel vor acht Schichtwechsel war, was bedeutete, dass sie sich beeilen mussten, denn es war bereits zwanzig vor acht. Sie entschlossen sich dazu, dass Dean und Mortie schmiere stehen würden, während Lea sich etwas von den Kindern nehmen würde. Da es am schnellsten ging, entschied sich Lea dazu tatsächlich jedem eine Haarsträhne abzuschneiden. Das wäre auch am einfachsten raus zu schmugeln. Mortie checkte den Flur. Alles war leer. Keine Schwester zu sehen. Lea ging in das erste Zimmer. Aufgrund der hohen Patientenzahl lagen drei Kinder in einem Zimmer anstatt wie sonst üblich nur eins.

„Operation Rapunzel hat begonnen,“ sagte Mortie.

„Operation Rapunzel?“ Dean sah ihn an als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank.

„Wegen der Haare,“ erklärte Mortie. Dean schlug sich mit der flachen Hand gegen den Kopf.

Langsam drohte er an einer Überdosis Mortie einzugehen. Nach etwas mehr als einer Minute kam Lea wieder aus dem Zimmer. Eins geschafft, noch drei übrig und endlich war mal das Glück auf Deans Seite. Sie wurden nicht gestört, was vor allem daran lag, dass Lea unglaublich schnell war. Noch vor acht waren sie fertig und gleich darauf machten sie sich auf den Weg zum Spielplatz.
 

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Sams (Alp)traum Part 5:
 

Er hielt beim erst besten Motel. Nachdem er Jenny hingelegt hatte schmiss er sich auf das andere Bett und fing an zu weinen bis fast keine Träne mehr übrig war. Er hatte Dean verloren. Das wichtigste in seinem Leben hatte ihn verlassen und auch für seine Erzfeindin. Was sollte jetzt aus ihm werden?

„Hör auf zu weinen,“ sagte eine weibliche Stimme.

Er drehte sich um, in die Richtung aus der die Frauenstimme gekommen war. Zwischen den beiden Betten stand eine schlanke, große Frau mit warmen, sorgevollen, braunen Augen und langem, braunem lockigem Haar.

„Wer bist du?,“ fragte Sam sie. Irgendwas an ihr sagte ihm, dass sie keine Gefahr darstellte. Sie kam ihm sogar irgendwie vertraut vor.

„Du kommst mir so bekannt vor,“ fügte er seiner Frage noch hinzu.

„Sieh mich an und dann hör auf dein Innerstes. Du weißt wer ich bin,“ sagte sie. Sam musterte sie genauer. Schließlich blieb sein Blick auf ihrer Halskette haften. Es war eine Silberkette mit einem kleinen, zarten Taufkreuzanhänger und einem kleinen, runden Anhänger mit eingraviertem Pentagramm und einigen Schutzrunen. Sam erkannte die Kette. Bobby hatte sie Jenny zur Taufe geschenkt. Das war doch unmöglich. Das konnte doch nicht seine Tochter sein. Seine Kleine schlief doch in dem Bett vor dem diese Frau stand.

„Jenny? Aber wie…“ Sam war aufgestanden. Das Bett in dem Jenny liegen sollte war leer.

„Was ist hier los?“ Sie lächelte als ihr Vater sie endlich erkannte.

„Sagen wir einfach ich bin so etwas wie dein Schutzengel und habe mir erlaubt mich ein wenig älter zu machen, da ich dir so besser helfen kann, aber das ist jetzt nicht so wichtig. Viel wichtiger ist, dass wir zusehen wie wir Dean zurück bekommen.“ Sam gab ein hohles Lachen von sich.

„Da kann man wohl nichts machen. Er will mich ja nicht mal sehen. Er liebt mich nicht. Es ist zwecklos etwas zu tun.“ Kaum hatte Sam das ausgesprochen als er auch schon die Ohrfeige spürte, die Jenny ihm verpasst hatte.

„Sag sowas nie wieder. Du darfst nicht aufgeben und erst Recht nicht an Dean zweifeln. Er liebt uns mehr als alles andere auf der Welt, aber ist im Moment nicht er selbst,“ sagte seine Tochter.

„Man, du hast echt einen Schlag am Leib, Mädchen,“ entgegnete Sam und rieb sich über die Wange.

„Sorry, das musste sein. Dean ist nicht Dean im Moment. Er würde uns nie einfach so fallen lassen, egal wie viel Mist wir bauen. Dafür liebt er uns zu sehr. Er braucht uns. Wir müssen ihm helfen. Er hätte uns nie aus freien Stücken verlassen. Schon gar nicht für diese Schlampe.“

„Es sei denn dieses Miststück hat ihre Finger im Spiel,“ sagte Sam. Jenny lächelte. Ganz offensichtlich hatte ihre Ohrfeige ihren Vater aus seinem Tief gerissen.

„Wie hat sie das angestellt?,“ spornte sie Sam zu weiteren Überlegungen an.

„Ich weiß nicht genau. In ihrer Anwesenheit war Dean noch abweisender und gemeiner zu mir. Moment! Die Kette…Dean trägt nicht mehr das Amulett, dass ich ihm mal geschenkt haben sondern eine Silberkette mit so einem runden Silberanhänger. Der Anhänger hat geleuchtet, als sie ihn berührt hat.“

„Vielleicht steuert sie ihn mittels dieses Anhängers,“ schlug sie vor.

„Sie schien mein Schlag, den ich ihr verpasst habe ziemlich kalt zu lassen.“

„Sie ist eine Hexe!,“ schlussfolgerte Jenny.

„Das muss es sein. Irgendwie hat sie seine Erinnerungen manipuliert und ihm neue eingepflanzt und mit der Kette kontrolliert sie ihn. Ich habe sie schon immer gehasst und jetzt hab ich den Beweis, dass sie wirklich vor nichts zurück schreckt, um an ihn ran zu kommen.“

„Wenn wir Dean dazu bringen die Kette abzulegen oder wir sie ihm abreißen, dann…“

„Können wir den Bann von ihm nehmen und alles wird so wie es seine Ordnung hat.“

„Lass uns das Drecksstück fertig machen,“ sagte Jenny.

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Augusta war erleichtert, als sie am frühen Morgen Sams Temperatur überprüfte und fest stellte, dass sie wieder auf das Niveau von gestern Mittag gesunken war. Auch schlief er nun wieder wesentlich ruhiger. Allerdings machte sie sich ein paar Sorgen um Jenny. Sie lag neben ihrem Vater und schwitze, allerdings war ihre Temperatur nicht nennenswert erhöht und sie sah auch nicht krank aus. Es machte eher den Eindruck, als würde sie sich auf irgendeine Art und Weise anstrengen. Augusta würde das im Auge behalten und später Dr. Potter danach fragen. Die Ärztin wollte vor der Öffnung ihrer Praxis noch ein Mal vorbei schauen. Bis dahin würde aber noch ein gutes Stündchen vergehen. Sie ließ die Kleine noch weiter schlafen und ging nach unten, um sich selber Frühstück zu machen.
 

Es etwa zehn nach acht, als durch die kleine Häusersiedlung zum Parkplatz vor dem Spielplatz fuhr. Ein großer Vorteil daran, dass sie so früh vor Ort waren, war das zu der Zeit auf dem Spielplatz noch nichts los war.

„Ich schlage vor, dass wir ein Stückweit rein in den Wald gehen. Da ist eine alte Hütte in der der Acheri wohl haust, wenn er nicht gerade mit den Kindern „spielt“,“ erklärte Dean. Er wusste zwar nicht genau was passiert war, aber er war sich ziemlich sicher, dass sein Bruder den Zweck seines Herkommens erfüllt hatte, ehe er zurück nach Truro gefahren war, daher fand Dean, dass keine Gefahr bestand der Hütte näher zu kommen.

„Ähm, hallo? Sollen wir etwa die ganzen Holzscheite in den Wald schleppen? Ich meine es ist ja das eine, dass ich es für dich gehackt habe, während du heute Morgen noch gepennt hast…“

„Halt die Klappe Mortie! Du hast das nicht für mich gemacht, sondern nur um Lea zu beweisen, dass du kein totales Weichei bist,“ wetterte Dean.

„Als ob ich das nötig hätte!“

„Ja genau, Mr. Leistenbruch,“ mischte sich Lea ein und lachte.

„Wir haben jetzt echt wichtigeres zu tun,“ sagte Dean.

„Du hast Recht. Und ja Mortie, wir werden die Körbe mit den Holzscheiten in den Wald tragen. Wir können doch hier auf dem Spielplatz kein Feuer entzünden.“ Ehe Mortie auch nur den Hauch eines weiteren Protests äußern konnte, hörten sie zwei Kinderstimmen näher kommen. Dean drehte sich um und sah zwei Jungs auf den Parkplatz zukommen. Er hörte wie der ältere der beiden auf den Impala zeigte und zu dem Jüngeren sagte:

„Siehst, ich habe dir ja gesagt ich hab den Wagen gesehen.“

„Aber wer sind die Leute da? Das ist nicht Sam, Nick.“

Hatte der kleine Junge eben Sam gesagt? Die beiden erkannten das Auto. Waren sie Sam gestern begegnet? Dann konnten sie ihm ja vielleicht berichten was passiert war.

„Hey ihr beiden,“ sagte er und winkte sie zu sich. Die beiden verharrten einen Augenblick, so als schienen sie zu überlegen, ob sie ihm trauen sollten.

„Es ist okay, ich bin ein Freund von Sam,“ versicherte Dean ihnen. Die Jungs sahen sich an. Dann nickte der Ältere und sie kamen zu ihm.

„Ist das ihr Wagen?,“ fragte Nick Dean.

„Ja, das ist mein Baby,“ sagte der Winchester nicht ohne Stolz.

„Dann bist du Sams Bruder,“ sagte Josh. Lea und Mortie sahen Dean überrascht an. Was sollte Dean darauf nun antworten? Sollte er die Kinder verstören indem er ihnen erzählte, dass er Sams Lover war oder sollte er in Kauf nehmen, dass Lea und Mortie gleich unangenehme Fragen stellen würden? Er entschloss sich zum Wohle der Kinder in den sauren Apfel zu beißen. Er hoffte nur Mortie und Lea würden genügend Taktgefühl haben und ihn nicht sofort mit Fragen zu bombardieren würden.

„Ja. Sam ist mein kleiner Bruder.“ Er sah zu den beiden anderen herüber, die sichtlich verwirrt aussahen, aber zum Glück keine Anstalten machten sich in das Gespräch zwischen Dean und den Kindern einzumischen. Also fuhr Dean fort:

„Ich heiße Dean und das sind Lea und Mortie. Ihr könnt mich duzen und wer seid ihr?“

„Ich bin Nick und das ist mein kleiner Bruder Joshie,“ sagte Nick und wuschelte seinem Bruder über den Kopf.

„Man Nick! Hör endlich auf mich immer Joshie zu nennen. Ich bin doch kein kleines Kind mehr. Mein Name ist Josh.“ Nick grinste und Josh wusste, dass das die Rache dafür war, dass er Nick gegenüber Sam am Vortag Nicky genannt hat. Dean lachte. Die Abscheu vor verniedlichten Vornamen schien irgend so ein „kleiner Bruder“- Tick zu sein. Die Jungen erinnerten ihn total an Sam und sich selbst.

„Was ist so witzig?,“ wollte Nick wissen.

„Nichts, aber mein Bruder regt sich auch immer auf, wenn ich ihn Sammy nenne. Er versteht einfach nicht, dass egal wie alt er wird, er immer mein kleiner Bruder bleibt.“

„Dean, ich weiß genau wovon du redest,“ entgegnete Nick.

„Wo ist Sam? Er hat uns gestern nämlich vor diesem Geist gerettet,“ erklärte Josh.

„Aber er konnte ihn nicht ganz ausschalten. Hat ihn nur in so nen Salzkreis eingesperrt.“

„Sam ist zu Hause. Er…hat er euch erzählt, dass dieser Geist für die ganzen erkrankten Kinder in dieser Stadt verantwortlich ist?“ Die beiden Jungs schüttelten mit dem Kopf.

„Verstehe.“ Dann erzählte er den beiden Jungs die Light Version des Falles.

„Armer Sam,“ sagte Josh.

„Tja, wenn er auf seinen Bruder gehört hätte, dann wäre das nicht passiert,“ meinte Nick.

„Aber er wollte doch nur helfen und das Richtige tun,“ sagte Josh. Von der Seite aus betrachtet hatte der Junge natürlich schon irgendwie Recht, dachte Dean.

„Hey, erzählt ihr mir jetzt was passiert ist als Sam euch gerettet hat?“ Nick nickte und im Wechsel schilderten die beiden Kinder was am gestrigen Morgen vorgefallen war. Die Aktion war Dean-Typisch fand Dean. Sein Sam war doch eigentlich immer besser ausgerüstet. Er hatte ihm doch erzählt, dass er zwei rote Bänder hatte, da hätte er von ihm erwartet, dass Sam auch beide bei sich trug, was aber nicht der Fall war. Aber so wie die beiden Brüder es geschildert hatten, war Sam wirklich sehr vorsichtig gewesen und wären die beiden Jungs nicht gewesen, wäre Sam wahrscheinlich auch ohne Probleme zurück gekommen. Das milderte seinen Ärger über den Jüngeren etwas, auch wenn er es immer noch nicht gut hieß, dass dieser alleine losgezogen war. Lea und Mortie hatten die ganze Zeit über daneben gestanden und der Unterhaltung gelauscht. Während Lea angetan davon war wie gut Dean mit den beiden Jungs umging schien Mortie noch immer an der Information zu knabbern, dass Sam Deans Bruder war.

„Also, wir werden jetzt dafür sorgen, dass dieser Geist verschwindet und ich möchte, dass ihr wieder nach Hause geht und erst wieder hier auf den Spielplatz kommt, wenn ihr in den Nachrichten hört, dass die Kinder aus dem Krankenhaus entlassen worden sind, okay?,“ erklärte Dean. Die Jungs nickten.

„Gut, dann geht jetzt und danke, dass ihr Sam geholfen habt.“

„Ja,“ sagte Josh und lief schon in Richtung ihres Hauses.

„Dean, wenn Sam wieder gesund ist grüß ihn von uns und sei nicht so streng mit ihm. Du weißt doch wie kleine Brüder sind,“ sagte Nick und folgte Josh.
 

Nachdem die Kinder außer Sicht waren, drehte er sich zu Lea und Mortie um sich deren garantiert aufkommenden Fragen zu stellen. Lea war diejenige, die sich schließlich nicht länger ihre Frage verkneifen konnte.

„Was seid du und Sam nun eigentlich. Brüder oder ein Paar?“

„Oder Gott bewahre, Brüder und ein Paar,“ fügte Mortie hinzu.

„Es ist schon etwas komplizierter,“ sagte Dean.

„Oh, ich denke wir sollten bis zu dieser Hütte, die du erwähnt hast genügend Zeit haben, um uns deine Erklärung anzuhören,“ sagte die Enkelin des Schamanen.

„Genau, aber lass ja die Schlüpfrigen Details nicht aus. Ich hab nichts gegen einen guten Schwulenporno.“

Lea gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf.

„Deren Sexleben geht uns überhaupt nichts an.“

„Sei ja froh, dass Lea dir zuerst eine verpasst hat,“ sagte Dean.

„Also, rückst du nun mit der Sprache raus?“

„Wenn es sein muss,“ seufzte Dean. Sie schnappten sich jeder einen Korb voller Holzscheite und machten sich auf den Weg zur Hütte. Unterwegs erzählte Dean ihnen eine stark abgespeckte Version der letzten Monate seines Lebens. Wie Jenny zu ihnen gekommen war, von dem DNS Test, wie sie in St. Paul ein Paar gemimt hatten, um kostenlos in dem Musterhaus zu wohnen und wie sie schließlich gemerkt hatten, dass sie Gefühle für einander hatten, die über das Brüderliche hinaus gingen und schließlich zusammen gekommen waren. Aber er ließ den ganzen Gefühlskram größtenteils außen vor. Genau so wie das, was Sam über seine wohl richtigen Eltern rausgefunden hatte und er erwähnte auch nicht den Dämon, der das ganze ins Rollen gebracht hatte. Um den Bruderschaftstest zu erklären, behauptete er, ihr Vater hätte sowas angedeutet, als Sam nach Stanford abgehauen war. Als er geendet hatte war er zum einen etwas erleichtert, dass er es endlich mal jemandem sagen konnte und auf der anderen Seite fühlte er sich etwas schuldig, da er es zuerst Leuten sagte, die ihm eigentlich relativ fremd waren.

„Ist es nicht komisch für dich den Mann zu küssen, der eigentlich, wenn nun auch nicht genetisch, dein Bruder ist?,“ fragte Lea.

„Naja unser Leben war nie normal. Ich habe ihn praktisch aufgezogen. Wir hatten schon immer eine stärkere Bindung zueinander als andere Geschwister. Wir sind nicht nur Brüder, wir sind wie…“

„Seelenverwandte?,“ schlug Lea vor.

„Es ist zwar furchtbar kitschig, aber ja. Ich denke besser kann man es wohl nicht beschreiben. Unsere Beziehung hat sich so entwickelt als würden sich beste Freunde in einander verlieben. Küssen und alles andere kam irgendwann automatisch,“ sagte Dean. Er glaubte es gerade nicht, dass er hier sein Privatleben vor einer Frau auspackte, die er vor nicht mal 24 Stunden kennen gelernt hatte. Aber ihm war ja keine sonderliche Alternative geblieben, wenn er nicht wollte, dass sie ihn für einen Perversen hielten.

„Jetzt mal den sentimentalen Scheiß beiseite. Wer ist oben, wer ist unten?,“ fragte Mortie, bekam nur einen weiteren Klaps gegen den Hinterkopf von Lea und ein Augenrollen von Dean als Antwort.
 

Einige Minuten später erreichten sie die Hütte. Deans Augen fielen direkt auf den gezogenen Salzkreis. Von dem Acheri war nichts zu sehen. Der Jäger umrundete schnell die Hütte und stellte fest, dass der Salzkreis seines Bruders an keiner Stelle durchbrochen war. Also sollte ihnen während der Durchführung des Rituals nichts dazwischen kommen. Mortie hatte derweil Lea geholfen ein kleines Lagerfeuer zu entfachen. Bald würden die ersten Rotulmenscheite Feuer fangen und Lea konnte dann die Kräuter hinein werfen und unter dem dabei aufsteigendem Rauch sollten dann die Haare der Kinder und Sams Hemd verbrannt werden. Als Dean näher kam hörte er wie Lea und Mortie über seine Beziehung zu Sam redeten.

„Sei mal ehrlich. Was hältst du davon?,“ fragte Mortie sie.

„Ich finde es irgendwie romantisch. Die beiden scheinen für einander wirklich die eine Person zu sein, so wie Dean die Sache beschrieben hat.“ Dean lächelte. Ja, irgendwie war Sam es für ihn, aber das würde er Sam nicht sagen, sonst würde er noch mit so ner schrägen Idee wie heiraten kommen oder so. Er ging weiter.

„Ich finde es gut. Weißt du, dadurch habe ich weniger Konkurrenz bei den Ladys.Wären doch noch mehr Männer schwul…“

„Wenn es so wäre würden die meisten Frauen wohl eher lesbisch werden ehe sie mit dir ausgehen,“ triezte Dean ihn und lachte. Einige Zeit später brannte endlich das Ulmenholz und Lea begann in einer bestimmten Reihenfolge die übrigen Pflanzen ins Feuer zu werfen. Erst schien nichts zu passieren, doch als alle Zutaten loderten entwickelten sich gewaltige Rauchschwaden.

„Last uns anfangen die Haare hinein zu werfen.“ Lea holte den Beutel mit den Haaren der Kinder aus ihrer Umhängetasche und leerte sie über dem Feuer aus. Anschließend warf sie noch das Hemd hinein, dass Dean ihr gegeben hatte. Nachdem alles verbrannt war fragte Mortie Lea:

„Und das war es jetzt?“

„Ja. Wir sollten noch warten bis das Feuer erloschen ist und dann ins Krankenhaus fahren und sehen, wie es den Kindern geht.“

Warten das war ja mal absolut nicht Deans Stärke. Ob er vielleicht schon mal bei Augusta anrufen sollte?
 

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Sams Traum Part 6:
 

Es war nachts. Sam und Jenny hatten sich vor dem Haus, dass Kara mit Dean bewohnte auf die Lauer gelegt. Als alles dunkel war machten sie sich an die Arbeit. Das Haus war zwar Dämonen-, aber nicht Einbruchssicher und verfügte nicht über eine Alarmanlage. Sie mussten nur jetzt, wo sie im Haus waren, leise sein. Sie wussten nicht genau in welchem der Zimmer sie schliefen, aber das sollte sich relativ schnell klären lassen. Sie teilten sich auf. Sam würde zuerst rein gehen und Jenny würde ihm etwas später folgen. Dieser Plan sollte sich noch als sehr Weise herausstellen. Einbruchssicher war das Haus nicht, aber das war nicht nötig. Sam stand gerade im Flur, der zu den Schlafzimmern führte, als er etwas hinter sich hörte. Er drehte sich um und erblickte Kara.

„Wusste ich es doch, dass du kleines Stück Scheiße hier irgendwann wieder auftauchen würdest. Aber egal was du auch vorhast, du wirst es nicht in die Tat umsetzten.“ Kaum hatte sie ausgesprochen als sie auch schon mit dem Messer auf ihn los ging. Zum Glück hatte Sam gute Reflexe und so konnte er ihr immer wieder ausweichen und hatte seinerseits ein Messer gezogen. Er brachte es fertig den Kampf in Richtung Küche zu verlegen, so dass Jenny kurz darauf unbemerkt zu den Schlafzimmern durch kam. Das blöde war nur, dass Sam vergessen hatte, dass eine Stufe zwischen dem Wohnzimmer und der Küche lag und so stolperte er beim Rückwärtslaufen und knallte gegen die Küchenzeile. Vor Schreck hatte er glatt das Messer los gelassen. Einen Wimpernschlag später stand Kara vor ihm. Sie lachte höhnisch und schob das Messer beiseite. In der Zwischenzeit hatte Jenny Dean gefunden. Er lag schlafend im Bett. Kurzerhand riss sie ihm die Kette vom Hals dabei wachte Dean auf. Er schreckte hoch.

„Was zum Teufel…“ Wer war diese Frau?

„Beeil dich. Sam braucht dich.“ Egal wer sie war. Sam war jetzt wichtiger. Er stand auf und rannte los. Kara war über Sam gebeugt, bereit ihm das Messer ins Herz zu rammen. Es ertönte ein Schuss und die Frau glitt leblos zu Boden. Sam sah seinen Retter an. Er konnte es kaum glauben. Jenny hatte es geschafft. Dean stand vor ihm und dort wo vorher die Silberkette hing, waren nun rote Striemen zu sehen. Sam sah ihm tief in die Augen.

„Dean,“ sagte sam erleichtert. Mit ein paar schnellen Schritten war der Ältere bei Sam und küsste ihn leidenschaftlich.
 

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„Ich sehe bis jetzt keine Verbesserung seines Zustands,“ sagte Dr. Potter nach ihrer Sam-Visite zu Augusta. Sie hatte sich auch Jenny angesehen. Sie war der gleichen Meinung wie Augusta. Das starke Schwitzen von dem Mädchen war nicht durch ein Fieber ausgelöst, aber es war auch schon wieder weniger geworden, so dass die junge Ärztin keinen Grund zur Besorgnis sah.

„Ich bleibe dabei. Ich werde sam heute Abend ins Krankenhaus bringen, falls nicht vorher noch ein Wunder geschieht.“ Wie aufs Stichwort wurde sam etwas unruhiger, aber es war anders als bei seinen Alpträumen.

„Dean,“ stöhnte Sam und klang dabei irgendwie glücklich.

„Was ist denn das?,“ fragte Augusta und deutete auf die Beule, die sich unter Sams Decke gebildet hatte. Dr, Potter folgte ihrem Finger.

„Oh man, ich denke unser Patient hat einen feuchten Traum,“ sagte die Ärztin.

„In all meinen Jahren als Krankenschwester habe ich noch nie erlebt, dass ein Patient mit Katheder eine Erektion bekommen hat.“

„Ist mir auch noch nicht unter gekommen. Im Prinzip ist es allerdings möglich, aber ich denke, dass das nicht lange anhalten wird.“

„Das muss doch weh tun.“

„Sicherlich, aber zum Glück ist Sam ja Momentan nicht wirklich bei Sinnen.“

„Dean… mhm…ah…au…“

„Hat er eben au gesagt?,“ fragte Augusta. Als Dr. Potter erneut zu Sam sah, blickten ihr müde Augen auf Halbmast entgegen und Sams Gesichtsausdruck merkte man deutlich an, dass ihm was weh tat.

„O mein Gott! Er wacht auf,“ sagte Augusta.

Eine rosige Bestrafung

Verwendeter Song:

Kiss from a rose – Seal
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDDSDSDSD
 

Das Einzige was Sam in den folgenden Minuten von sich gab war Deans Name. Er war noch ziemlich benommen, stellte aber zu Dr. Potters Zufriedenheit Augenkontakt her. Die Benommenheit erwies sich für Sam als gut, so bekam er kaum mit wie die Ärztin mit Sam Jr. hantierte um ihn vom Katheder zu befreien und somit entging ihm diese Peinlichkeit. Augusta versicherte ihm, dass der Ältere bald zurück sein würde. Dr. Potter hatte ihm schnellst möglich den Katheder entfernt, sein kleines Problem hatte sich dann rasch aufgelöst, und hatte anschließend seine Temperatur gemessen. Sie war unter 39,5 °C gesunken.

„Egal was Dean getan hat. Es scheint zu funktionieren. Behalten Sie Sams Temperatur im Auge und geben sie ihm viel zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen. Ich muss jetzt in die Praxis. Wenn ich es schaffe, dann sehe ich heute Abend noch mal nach ihm.“

„Ist okay Dr. Potter.“ Die Ärztin verließ das Haus. Kurz darauf klingelte Augustas Handy.

„Ist er wach? Die Kinder im Krankenhaus sind größtenteils zu sich gekommen.“ Dean hatte sich mit Lea und Mortie vor wenigen Minuten über den Zustand der Kinder informiert und war jetzt mit den beiden auf dem Weg nach Boston. Er wäre zwar am liebsten sofort nach Truro zurück gefahren, allerdings hatten die beiden ihm geholfen und da war es das Mindeste, dass er sie zurück nach Hause brachte. Bobby hatte er bereits informiert. Den Anruf bei Augusta hatte er aufgeschoben, weil er befürchtete, dass sie ihm sagen würde, dass es bei Sam nicht geklappt hätte, weil er nicht am selben Ort wie die Kinder gewesen war.

„Ja, er ist wach. Das Fieber ist auch etwas runter. Ich denke er wird noch etwas Ruhe brauchen, aber er kommt in Ordnung.“

„Gott sei Dank“, sagte er erleichtert.

„Wann wirst du hier sein?“

„Rechne nicht vor mittags mit mir. Ich bring die beiden, die mir geholfen habe zurück nach Boston. Es wird also noch eine Weile dauern. Ist Sam ansprechbar?“

„Noch ziemlich groggy. Er ist nicht gerade gesprächig im Moment und er muss schlafen. Was meinst du mit, die Kinder sind größtenteils aufgewacht?“

„Bei zweien scheint das Fieber schon so lange angehalten zu haben, dass sie höchstwahrscheinlich Hirnschäden davon getragen haben.“

„Das tut mir leid.“

„Mir auch, aber leider kann ich daran nun auch nichts mehr ändern. Ich wünschte, wir hätten schneller eine Lösung gefunden.“

„Mach dir deswegen keine Vorwürfe. Du hast getan was du konntest.“

„Ich weiß.“

„Ich werde Sam gleich was zu essen machen.“

„Was das angeht ist er ein schwieriger Patient. Mach ihm eine Tomatensuppe mit Reis. Was anderes wird er wohl nicht essen wollen.“

„Du weißt schon, dass er kein Kind mehr ist oder?“

„Glaub mir, manche Dinge ändern sich nie.“

„Gut, dann werde ich ihm die Suppe machen.“
 

„Und wie geht es ihm?“, fragte Lea Dean. Mortie war auf dem Rücksitz eingepennt.

„Er wird wieder“, sagte er. Lea konnte ihm deutlich ansehen, dass ihm eine riesige Last von den Schultern gefallen war.

„Siehst du, du hast dir unnötig Sorgen gemacht als wir von den Kindern weg sind.“

„Lea …ich …Danke. Du hast Sam das Leben gerettet.“ Und mich vor meinem schlimmsten Alptraum bewahrt, fügte er in Gedanken hinzu.

„Und den Kindern“, sagte sie.

„Ja und den Kindern.“ Dean lächelte.

„Weißt du Dean, ich habe schon ewig nicht mehr etwas so Aufregendes wie gestern und heute gemacht. Etwas Bedeutendes.“

„Der nächste Hurrikane kommt bestimmt und ich hab gehört eurem Stamm fehlt ein Schamane“, sagte Dean mit einem Augenzwinkern.

„Vielleicht sollte ich doch in die Fußstapfen meines Großvaters treten. Dadurch kann ich sicherlich mehr Gutes tun als mit einem Abschluss in Kommunikationswissenschaften, auch wenn ich das Studium beenden werde.“ Sie gähnte.

„Du bist sicher, dass du noch fit genug bist uns sicher nach Boston zurück zu bringen?“

„Glaub mir, ich hab schon längere Zeiten ohne Schlaf durchgestanden.“

„Gut, dann kann ich ja ohne Sorge ein kleines Nickerchen machen.“ Sie machte es sich gegen die Beifahrertür gelehnt, so bequem wie möglich und war kurz darauf eingeschlafen. Dean sah zu ihr herüber. Schon wieder fühlte er sich an Sam erinnert. Er konnte es kaum erwarten, bis es wieder seine geliebte Nervensäge war, die neben ihm auf dem Beifahrersitz vor sich hin döste. Er musste an Nicks Worte denken: „und sei nicht so streng mit ihm. Du weißt doch wie kleine Brüder sind.“ Irgendwie hatte der Junge Recht. So wie er als großer Bruder immer überfürsorglich sein würde, würde Sam als kleiner Bruder wohl immer versuchen seinen eigenen Kopf durchzusetzen. Würde das auch so bleiben, jetzt wo sie ein Paar waren? Wäre es nicht notwendig ihre Marotten abzustellen, damit es zwischen ihnen funktionierte? Er hatte noch nie eine Beziehung gehabt, die so ernst war wie die mit Sam. Sie wohnten zusammen, verbrachten quasi 24 Stunden täglich miteinander und das jeden Tag. Würden die Eigenheiten, die sie als Brüder beim anderen akzeptierten in ihrer Beziehung als Paar Probleme bereiten? Gott, in seinem Kopf drehte sich alles. So mussten sich wohl auch „normale“ Paare fühlen, die gerade beschlossen hatten zusammen zu ziehen. Sowas nannte man wohl umgangssprachlich kalte Füße kriegen. Er würde wohl um ein ernstes Gespräch mit Sam nicht drum herum kommen und wie er solche Gespräche hasste, vor allem weil er insgeheim immer deren Ausgänge fürchtete. Der Rest der Fahrt war ultra langweilig, bis auf die Tatsache, dass sich Mortie und Lea ein Schnarchbattle lieferten. Dean war überrascht, dass eine so zierliche Person wie Lea derartig laut schnarchen konnte.
 

Gegen zehn setzte er die beiden dann vor Leas Wohnheim ab. Mortie blieb zunächst sitzen. Dean sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Oh, du hast gar nicht vor mich nach Hause zu bringen oder?“, sagte er feststellend.

„Mortie, stell dir Dean nicht als Taxifahrer, sondern als Busfahrer vor. Von der Bushaltestelle muss man auch immer ein Stück laufen. Es sei denn, man hat das Glück und man wohnt direkt an einer“, sagte Lea und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter.

„Ich muss umziehen“, murmelte Mortie und stieg schließlich aus.

„Machs gut Mortie“, sagte Dean und lachte.

„Machs besser und denk dran, wenn du dein Baby…“

„Niemals Mortie. Keine Chance.“

„Okay, ich hab’s ja jetzt kapiert.“

„Auf Wiedersehen Dean. Brich nicht allzu viele Geschwindigkeitsbeschränkungen auf dem Rückweg und wenn es Sam wieder besser geht, dann kommt doch mal vorbei. Ich würde Sam gerne kennen lernen“, sagte Lea und gab ihm einen schnellen, flüchtigen Kuss auf die Wange.

„Vielleicht. Wenn wir schon mal Zeit haben, könnten wir hier ruhig mal Siteseeing machen.“ Obwohl, Sam würde ihn sicher in ein Museum schleppen oder Gott bewahre, in mehrere.

„Ich wohn schon ne Zeit lang hier, da kann ich euch bestimmt einiges zeigen.“

„Auf Wiedersehen Lea.“ Er lächelte, startete wieder den Motor und machte sich auf den Weg zu seinem Sammy.

„Hey, hast du vielleicht Lust mit mir einen Kaffee trinken zu gehen?“, fragte Lea Mortie. Irgendwie mochte sie diesen liebenswerten Idioten. Er sah sie perplex an.

„Meinst du das ernst?“

„Denkst du ich würde dich sonst fragen?“

„Okay, ja gerne. Ähm …aber du musst bezahlen. Weißt du, ich bin nämlich momentan knapp bei Kasse.“

„Na gut, aber nur dies eine Mal. Warum bist du denn knapp bei Kasse?“

„Also das war so …“ Die beiden schlenderten hinüber zum Cafe.
 

Die Fahrt nach Truro kam Dean fast endlos vor, aber schließlich erreichte er sein Ziel.

Dean parkte den Impala in der Garage und versuchte sich zu sammeln. Er wollte am liebsten so schnell wie möglich zu Sam, ihn in den Arm nehmen und nie wieder los lassen, aber er durfte nicht kopflos zu ihm gehen, denn sonst würde er vergessen, dass er eigentlich noch ein Hühnchen mit dem Jüngeren zu rupfen hatte und er dürfte auf keinen Fall in Sams verfluchte Hundeaugen sehen. Er stieg aus dem Wagen aus, nahm den Kirschslushy, den er beim Imbissstand bei der Strandpromenade gekauft hatte und ging in die Küche. Dort stellte er das Eisgetränk in den Tiefkühlschrank. Dann machte er sich auf den Weg nach oben. Auf der Treppe kam ihm Augusta entgegen. Sie trug ein Tablett auf dem eine Untertasse und eine leere Schüssel standen.

„Hey Dean! Gut, dass du da bist.“

„Wie geht es ihm?“

„Besser, das Fieber ist fast weg, aber Dr. Potter meint er braucht noch viel Ruhe. Der Patient rebelliert schon und verlangt nach dir. Das mit der Tomatensuppe war übrigens eine sehr gute Idee. Er hat sie gegessen, aber ich verstehe nicht wieso er Tränen in den Augen hatte, als ich sie ihm gebracht habe.“

„Naja, seine Mum hat ihm als er klein war immer Tomatensuppe mit Reis gemacht. Sie ist früh gestorben“, sagte Dean und blieb dabei so nah bei der Wahrheit, wie es nur ging.

„Verstehe“, sagte sie mitfühlend.

„Wie geht’s Jenny?“

„Sie ist bei Sam. Er füttert sie, aber du solltest ihn vielleicht überzeugen, dass die Kleine ihr Mittagsschläfchen doch besser in ihrem eigenen Bettchen macht, damit Sam sich richtig ausruhen kann.“

„Mal sehen was ich machen kann. Sam ist stur und wenn er sie bei sich haben will wird es schwer sie ihm abzuluchsen.“

„Du kannst ihn bestimmt überzeugen. Auf dich hört er.“ ~Du hast ja keine Ahnung~ dachte Dean und konnte sich gerade so noch ein zynisches Lachen verkneifen.

„Danke, dass du dich um ihn und Jenny gekümmert hast.“ Dean gab ihr einen kleinen Kuss auf die Wange. Die gute Frau wurde etwas rot.

„Ich …ähm werde unten den Abwasch machen. Schick ihn in die Dusche, dann komm ich gleich noch mal hoch und wechsle die durchgeschwitzte Bettwäsche.“ Dean nickte. Die beiden gingen aneinander vorbei zu ihren jeweiligen Zielen.
 

Sam wischte Jenny gerade mit ihrem Spucktuch den Mund ab als Dean zu ihnen herein kam.

„Dean!“ Sams Augen wurden feucht und groß. Seit er aus diesem Albtraum aufgewacht war sehnte er sich danach den Älteren wieder bei sich zu haben.

„Du bist wach“, sagte Dean und lächelte leicht.

„Din! Pa da“, brabbelte das kleine Mädchen, so als wolle sie ihn darauf hinweisen, dass ihr Vater wieder in Ordnung war. Dean beugte sich zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Dann nahm er sie auf den Arm. Sam verspürte einen Stich in seinem Herzen. Er hatte keinen Kuss von Dean bekommen. War er am Ende noch immer in seinen Albträumen gefangen? Nein, Dean war sicher nur sauer auf ihn, weil er alleine nach Chatham gefahren und mit einem Fieberkoma zurückgekehrt war.

„Dean, es tut mir leid …“

„Augusta hat gesagt, du solltest duschen gehen, aber jetzt wo ich dich sehe, denke ich, du musst duschen gehen. Du siehst furchtbar aus.“

„Du siehst aber auch nicht gerade aus wie das blühende Leben.“

„Ich bin müde Sam. Geh duschen. Augusta wechselt in der Zwischenzeit die Laken und ich bring Jenny in ihr Bettchen und dann will ich mich nur noch schlafen legen.“ Das entsprach der Wahrheit. Er hatte jetzt nicht mehr die Energie um sich mit Sam zu streiten. Dean ging mit Jenny auf dem Arm in Richtung Tür. Angst stieg in Sam auf. War Dean nur wegen Jenny in ihr Schlafzimmer gekommen? War er so sauer auf ihn, dass er nicht mehr mit Sam zusammen sein wollte?

„Dean, bitte. Geh nicht. Lass mich nicht alleine.“ Dean drehte sich bei diesen flehendlichen Worten um und sah Sam an. Wie konnte er ihm böse sein, wenn er so traurig und verloren, ja geradezu verängstigt aussah.

„Sammy, ich bring nur Jenny in ihr Bettchen. Danach komm ich wieder.“

„Wirklich? Versprich es mir.“

„Ich verspreche dir, dass ich gleich wieder zurückkomme. Was ist los mit dir Sammy?“

„In meinen Alpträume, da …du … wir …“, er konnte es nicht aussprechen. Eine leise Träne stahl sich aus Sams Augen. Dean verstand aber zum Glück auch so einigermaßen, was Sam meinte. Er lächelte ihn an.

„Sam, hör mir zu. Was auch immer für kranke Träume dir der Acheri in den Kopf gesetzt hat, nichts davon ist wahr. Ich werde dich nicht verlassen, okay?“ Sam nickte.

„Gut, dann geh jetzt duschen.“ Sam stand auf dem Bett auf und ging ins Bad. Dean ging mit Jenny ins andere Zimmer hinüber.
 

„So Kleines. Dein Dad und ich sind jetzt wieder beide voll für dich da. Gib uns nur etwas Zeit, um ein paar Dinge zu klären, aber ich verspreche dir, dass du jetzt keine Angst mehr zu haben brauchst. Dein Dad ist wieder in Ordnung.“ Er gab Jenny einen kleinen Kuss und legte sie dann in ihr Bettchen, wo sie sich an ihre Stoffschildkröte kuschelte und schnell ins Traumland abdriftete. Dean schloss leise die Tür hinter sich. Auf dem Flur traf er Augusta, die beladen mit frischem Bettzeug auf dem Weg ins Schlafzimmer war. Dean begleitete sie kurz und nahm frische Anziehsachen für Sam aus der Kommode und legte sie im Bad auf den runter geklappten Klodeckel. Anschließend ging er nach unten. Er wollte den Slushy für Sam holen. Als er in die Küche kam, fand er Carrie am Kühlschrank vor.

„Oh, du bist hier. Kann ich jetzt meine Grandma zurück kriegen?“

„Von mir aus schon. Hey, was machst du an unserem Kühlschrank?“

„Nun, da ihr meine Grandma okkupiert habt, ist bei uns drüben Schmalhans Küchenmeister, da dachte ich mir, ich sehe mal nach was ihr so zu futtern im Kühlschrank habt.“ Sie ging nun zum Tiefkühlschrank über.

„Oh, ein Slushy.“

„Hände weg, der ist für Sam“, sagte Dean. Carrie grinste und brachte sich samt Slushy hinaus aus Deans Reichweite.

„Ich mach dir nen Vorschlag. Ich geb dir den Slushy und du erzählst mir was hier alles so Mysteriöses los war. Mein Großvater meinte Sam sei krank, aber ich spüre, hier ist was faul im Staate Dänemark.“

„Wir sind aber in den USA. Gegenangebot. Du gibst mir den Slushy und ich schleif dich neugierige Else nicht an den Haaren zur Tür raus.“

„Oh, das ist ein fairer Deal“, sagte Carrie eingeschüchtert. Heute schien Dean keinen Spaß zu verstehen. Sie stellte den Slushy auf dem Küchentisch ab und machte sich dann aus dem Staub. Dean nahm sich den Plastikbecher und ging wieder nach oben, wo Augusta gerade eben damit begann die frische Bettwäsche auf zu ziehen.

„Sam ist noch im Bad.“

„Er braucht immer etwas länger im Bad“, sagte Dean und stellte den Kischslushy auf den Nachttisch. Dann half er ihr beim Bett beziehen.
 

Als Sam aus dem Bad kam, sah er nur unwesentlich fitter aus als vor der Dusche, aber wenigstens roch er besser. Augusta war kurz zuvor mit der benutzten Bettwäsche nach unten gegangen und so waren die beiden Männer allein.

„Dean, es tut mir leid. Ich …“

„Sam, wir reden später darüber. Leg dich hin.“

„Aber …“

„SAM!“ Sam nickte und schlüpfte ins frisch bezogene Bett. Dean reichte ihm den Slushy.

Sam sah ihn ungläubig an und lächelte dann.

„Das weißt du noch?“ Ein kleines Glücksgefühl machte sich in dem Jüngeren ob dieser Geste breit. Als er als Kind krank war, hatte Dean ihm auch immer Slushys geholt.

„Nichts, was dich betrifft würde ich jemals vergessen. Trink, ehe er zu flüssig wird.“ Dean ging zu dem Schreibtisch und nahm die Vase mit den Rosen.

„Was willst du damit?“, fragte Sam, der gerade genüsslich den ersten Schluck des Slushys getrunken hatte.

„Ich denke, wir sollten sie Augusta schenken, weil sie sich um dich und Jenny gekümmert hat, während ich unterwegs war um dir den Arsch zu retten.“

„Gute Idee“, sagte Sam kleinlaut. Deans Tonfall nach zu urteilen war er eindeutig sauer auf ihn. Dean nickte und ging mit einem: „Keine Angst, bin gleich wieder da“ nach unten.
 

Als er in die Küche kam, räumte Augusta gerade das abgewaschene Geschirr weg.

„Ist er endlich aus dem Bad raus?“, fragte sie ihn.

„Ja, aber er braucht definitiv noch mehr Schlaf.“

„Fieber zu haben ist halt sehr ermüdend. Aber sag, was machst du mit den Rosen?“

„Oh, die wollten Sam und ich gerne dir geben, weil du für uns in die Bresche gesprungen bist.“ Er fischte eine einzelne Rose heraus, die würde er noch für etwas anderes brauchen, und reichte dann Augusta die Vase.

„Danke Dean, das ist lieb von euch.“ Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange.

„Kommt ihr jetzt alleine zurecht?“

„Ja. Ich denke, wir werden jetzt erst mal ein ganze Weile lang schlafen.“

„Aber ihr kommt doch am Samstag zu dem BBQ, wenn Jeff da ist?“

„Ja, klar.“ Er versuchte Vorfreude vorzutäuschen. Eigentlich hatte er keine besondere Lust ihren Enkel kennen zu lernen. Er wollte Sam eine Weile nur für sich.

„Schön. Ich werde jetzt mal sehen, ob mein Mann noch lebt. Wir sehen uns.“ Sie lächelte und verließ die Küche durch die Hintertür. Dean stellte die Rose in eine Kaffeetasse und lehnte sie gegen die Wand. Dann ging er wieder hoch zu Sam. Dieser saß im Bett und sah ihn erwartungsvoll an. Der Ältere zog sich bis auf die Boxershorts aus und legte sich auf seine Seite des Bettes.

„Schlaf Sam. Du brauchst Schlaf, um dich von dem Fieber zu erholen.“

„Dean …“

„Später Sam, später. Wenn du nicht schlafen willst okay, aber ich bin fix und alle.“ Er drehte sich auf die Seite und schloss die Augen. Er kam jedoch nicht zur Ruhe. Neben ihm erklang ein leises Schluchzen. Sofort drehte er sich wieder zu Sam um. Dieser zitterte leicht und weinte.

„Was ist mit dir Sam?“

„Dean …ich …du …du …seit du hier bist …hast du mich nicht einmal berührt… ich …warum …es tut mir doch leid …“ Der Ältere hatte das gar nicht so wahrgenommen. Er rückte näher an Sam ran.

„Komm her Sammy.“ Er zog ihn an sich.

„Es ist alles okay. Wir werden das klären, aber ich brauch jetzt ein paar Stunden Schlaf.“

„Ich liebe dich Dean“, flüsterte Sam gegen Deans Halsbeuge. Als Antwort bekam er von Dean einen Kuss auf die Stirn und ein „Ich dich auch“. So aneinander geschmiegt schliefen sie schnell ein.
 

Als Dean ein paar Stunden später aufwachte schlief sein Bruder noch tief und fest. Er streichelte ihm über den Kopf und stand dann auf. Er ging in Jennys Zimmer. Das kleine Mädchen schlief auch noch. Also ging er nach unten, um sich ein Sandwich zu machen. Mit seinem Snack ausgestattet setzte er sich oben im Schlafzimmer neben Sam aufs Bett. Wenn er aufwachte sollte er nicht denken, dass Dean nicht in seiner Nähe sein wollte. Auf Sams Nachttisch lag sein Notizblock. Der Winchester schlug eine freie Seite auf und fing an Sams „Strafarbeitsliste“ schriftlich festzuhalten. Als er fertig war riss er die Seite raus, faltete sie zusammen und legte sie in die Nachttischschublade. Als Jenny kurz darauf wach wurde, machte Dean ihr einen Gute Nacht Brei, badete sie und legte sie wieder schlafen. Sie schien nicht weniger müde als ihr Vater. Danach ging er zu seinem „Sex as a weapon“ Plan über. Er schritt hinüber zum Kleiderschrank und holte ein paar Krawatten heraus. Dann ging er zum Bett, entkleidete Sam und schaffte es ihn ans Bett zu fesseln, ohne dass er wach wurde. Wenn Sam noch weiter schlafen würde, dann konnte Dean ebenso gut duschen gehen.
 

Sam wachte auf und stellte fest, dass er nicht nur nackt war, sondern dass er obendrein auch noch mit Krawatten ans Bett gefesselt war. Verwirrt blickte er sich um.

„Ah, du bist wach“, sagte Dean und kam nur in Boxershorts bekleidet ins Zimmer.

„Was …“ Doch Dean ließ ihn nicht aussprechen.

„Du hast nicht auf mich gehört, hast dich von dem Acheri erwischen lassen und ich bin dann halb umgekommen vor Sorge um dich.“

„Dean …“

„Nein Sam, lass mich weiter reden.“ Der Jüngere schwieg augenblicklich wieder.

„Wenn wir einfach nur Brüder wären, dann würde ich dir jetzt eine verpassen und die Sache wäre erledigt. Aber die Situation hat sich geändert. Wir sind zusammen und ich will dich nicht schlagen. Daher hab ich mir eine alternative Strafe für dich ausgedacht.“

Sam sah ihn perplex an. Dean hatte ihn nackt ausgezogen und ans Bett gefesselt. Was sollte da bitte für eine Bestrafung für ihn bei rauskommen? Er würde nämlich lügen, wenn er behaupten würde, dass ihn das hier nicht anmachte.

„Kennst du den Film „40 Tage 40 Nächte?“

„Ist mir…ein Begriff“, stammelte Sam. In dieser Situation fühlte er sich erregt und etwas unbehaglich zugleich. Was wollte der Ältere mit dieser Anspielung auf diesen Film erreichen? Dean wollte ihn doch hier nicht etwa 40 Tag und Nächte so angebunden lassen.

„Gut, dann brauch ich ja nicht all zuviel erklären. Ich habe ihn mal gesehen, als Cassie und ich was am Laufen hatten. Jedenfalls gibt es doch da diese Szene in der Josh Hartnett die Tussi, die er im Waschsalon kennen gelernt hat, unter Zuhilfenahme einer Feder zum Höhepunkt bringt.“

„Ja, ich …erinnere mich.“

„Jedenfalls haben Cassie und ich dann darüber diskutiert ob das wirklich funktionieren kann und wir waren uns einig, dass es bei Frauen sicher klappt, allerdings gingen unsere Meinungen etwas auseinander, was eine solche Umsetzung bei einem Mann betrifft. Sie war der Meinung, dass Männer nicht weniger sensibel auf so eine zarte Berührung reagieren als Frauen, während ich so meine Zweifel hatte, dass die bloße Stimulation mit einer Feder einen Mann zum Orgasmus bringen kann.“

„Und …habt ihr es ausprobiert?“ Sam wollte eigentlich nie wieder etwas über Deans Sexleben vor ihm hören, aber er war ziemlich neugierig.

„Ne, wir hatten keine Feder. Am nächsten Tag hab ich ihr die Wahrheit über mich erzählt und den Rest der Story kennst du ja.“ Sam nickte. So langsam dämmerte es ihm was Dean mit ihm vorhatte. Er sah Dean in die Augen und sofort lief ihm ein Schauer über den Rücken. Der Ältere hatte ein leicht sadistisches Grinsen im Gesicht. Sam schluckte.

„Weißt du Sam, ich bezweifle immer noch, dass man einen Mann alleine durch so ne Feder zum kommen bringen kann, aber ich habe eh keine um das zu testen, jedoch habe ich etwas, was hoffentlich denselben Zweck gut erfüllen kann.“ Er griff hinter sich und holte eine der Rosen hervor, die Sam vor ein paar Tagen gekauft hatte. Der Verkäufer hatte Recht gehabt. Die Blumen blieben wirklich lange frisch. Die Knospe hatte erst vor kurzem angefangen sich zu öffnen und würde wohl auch nicht den Kopf hängen lassen, ehe sie völlig aufgeblüht war.

„Ich werde dich damit wahrscheinlich nicht zum Höhepunkt bringen können, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dich damit so hart werden lassen kann, dass du mich anbetteln wirst dich zu erlösen“, sagte Dean mit rauer Stimme. Sam stöhnte erregt. Sein Penis war bereits dabei sich aufzurichten.

„Freu dich nicht zu früh Sam, denn ob dich dann erlösen werde, oder dich einfach mit deiner schmerzenden Erektion hier alleine liegen lasse, dass wird sich noch zeigen.“

„Dean …“ Wieder sah er seinem Bruder in die Augen. Deans Augen hatten noch nie eine so dunkelgrüne Farbe angenommen.

„Sam, ich will natürlich nichts tun, was dir unangenehm ist. Du hast die Wahl. Du kannst deine Strafe, die ich dir eben vorgestellt habe akzeptieren und über dich ergehen lassen, oder aber sagen du willst lieber, dass ich dir eine rein haue, so wie ich es früher gemacht hätte. In dem Fall werde ich dich losbinden, du ziehst dich wieder an und meine Faust wird dich irgendwann in den nächsten Tagen wie aus dem Nichts treffen. Also entscheide dich Sam.“

Dean betrachtete den begehrenswerten Körper seines Partners und wartete auf Sams Antwort. Würde ihm sein Kleiner genug vertrauen um sich ihm quasi auszuliefern?
 

Dean hatte noch überhaupt nichts gemacht und trotzdem prickelte Sams Körper bereits vor erwartender Erregung. Sam musste nicht wirklich über diese Frage nachdenken. Er würde die Strafe annehmen wie ein Mann. Seine braunen Augen trafen Deans grüne. Der Jüngere räusperte sich ehe er leise sagte:

„Bestraf mich Dean.“

„Wenn du das wirklich willst, dann lass uns anfangen.“

Der Ältere legte sich auf die Seite neben Sam. Er schwang die Blume in seiner Hand. Dean lächelte. Zuerst ließ er dann die Rose über Sams Brust tanzen. Als ihn die samtweiche Blüte berührte erschauerte der Jüngere vor Lust. Dann umspielte er damit Sams Brustwarzen. Dieser bekam darauf eine Gänsehaut. Dean ließ die Schnittblume nun weiter den Bauch des anderen hinab wandern. Sein Gesicht kam Sams Halsbeuge sehr nahe aber berührte sie nicht.

Deans heißer Atem an seiner Haut und dass Wissen, dass nur wenige Millimeter ihn von Deans sinnlichen Lippen trennten, ließen Sam ihm den Kopf entgegen strecken. Doch Dean hatte den seinen bereits wieder weg gezogen. Sam stöhnte unzufrieden auf.

„So nicht Sammy!“ Er setzte sich auf, um die Rose weiter südlich führen zu können. Sams Schwanz stand nun wie eine Eins. Was auch Sam nach einem Blick an sich herab visuell wahrnahm. Gefühlt hatte er es schon vorher.

“Das ging ja schneller als erwartet“, sagte Dean und ließ die Rose an Sams Oberkörper auf und abgleiten. Er umkreiste mit ihr Sams Bauchnabel. Sam gab wollüstige Laute von sich. Aber noch hielt er es aus. Dean ließ Sams edelste Teile links liegen und strich mit der Blüte über Sams muskulöse Oberschenkel bis zu seinen Knien. Dann bahnte sich die frisch aufgeblühte junge Knospe von Deans Hand geführt ihren Weg entlang hin zur Innenseite seiner Schenkel. Sam spürte, wie sein Blut heißer wurde und durch seine Adern schoss. Der Größere winselte leicht. Dann wechselte Dean seine Position und liebkoste mit der Blüte nun Sams Arme. Dean kitzelte ihn an den Achseln. Sam versuchte sich dem Reiz zu entziehen, doch da Dean ihn festgebunden hatte kam er nicht weit.

„Nicht doch Sammy. Du entkommst mir ja doch nicht“, hauchte er ihm in den Nacken. Das war nun Mal bekanntermaßen Sams Schwachpunkt. Sein Körper bäumte sich vor Begierde auf, doch wieder konnte er Deans Lippen nicht erreichen. Er wurde immer härter.

'Denk an was anderes, versuch dich abzulenken`, sagte sich Sam und sein Blick ging erneut auf sein kerzengerades Glied.

„Scheiße“, fauchte er und ließ seinen Kopf wieder in das Kissen fallen.

„Was denn Sammy, kannst du schon nicht mehr?“

Ihre Augen trafen sich. In Sams war bereits ein leichtes Flehen zu erkennen. Aber so schnell würde Dean ihm nicht geben was er verlangte. Er ließ die Rose nun an Sams Hals entlang streichen und Sam bewegte sich ihr entgegen. Wollte jede Berührung spüren die er kriegen konnte in der Hoffnung, dass er auch ohne Deans Hand oder Lippen um seinen Penis kommen würde. Doch es klappte nicht.
 

Baby, I compare you to a kiss from a rose on the grey

Ooo, the more I get of you, the stranger it feels - yeah
 

Dean streichelte ihm mit der Blume über die Seiten und langsam konnte Sam nicht mehr.

„Dean, ah, bitte fass mich an.“

„Was Sam, was ? Hast du gedacht ich mache es dir so einfach? Da muss von dir schon mehr kommen als ein einfaches bitte.“ Er hob die Rose von Sams Körper weg und rupfte ein Blütenblatt ab und ließ es auf Sams Brust fallen. Dann senkte er seinen Kopf und pustete das Blütenblatt über Sams Bauch, bis es in der kleinen Kuhle an seiner Hüfte zur Ruhe kam. Der kleine Windhauch von Deans Puster kitzelte auf seiner Haut. Sams ganzer Körper kribbelte vor Verlangen. Er war noch nie so erregt gewesen wie jetzt und er war machtlos. Dean hatte völlige Kontrolle über ihn und das machte Sam nur noch geiler. Deans Liebe war längst zu einer Art Droge für Sam geworden.
 

Love remained a drug that's the high not the pill
 

Langsam ging er wieder in Sams tiefere Region und widmete sich nun Sams Männlichkeit. Er stieß seinen Atem der harten Länge entgegen, stupste sie mit der Blume an, stieß sachte gegen die Eichel, so dass Sam zusammenzuckte. Dean betrachtete ihn, lächelte und wiederholte das Ganze. Sam zuckte wieder und stöhnte rau und frustriert auf.

„Dean bitte, ich kann nicht mehr. Bitte, fass mich an.“ Doch Dean grinste nur. Er umspielte abermals Sams Brustwarzen mit der Rose während er seine Zunge über das Stückchen Haut unter Sams Bauchnabel gleiten ließ und eine feuchte Spur hinterließ und gleichzeitig kitzelte er Sams Haut mit seinen Wimpern. Dann pustete er leicht über die Stelle die er zuvor mit seiner Zunge liebkost hatte. Es kitzelte und ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Wenigstens schien der Ältere bereit dazu zu sein, nun auch sich selbst zum Einsatz zu bringen. Dean platzierte die Rose zwischen seinen Beinen und ließ die Blüte sanft über Sams Hoden wandern. Hauchte dabei wieder und wieder gegen Sams pulsierendes, fast schon steinhartes Glied. Sam brach in Schweiß aus. Dean machte ihn unvorstellbar heiß und er hielt es nicht mehr aus. Wenn Dean nicht bald Gnade mit ihm hätte würde er wahrscheinlich jämmerlich eingehen.

There is so much a man can tell you, so much he can say

You remain my power, my pleasure, my pain

Baby, to me you're like a growing addiction that I can't deny

Won't you tell me is that healthy, babe

„Dean bitte! Ich halt es nicht mehr aus.“ Der Ältere ließ nun ganz von ihm ab.

„Sam, du weißt, warum ich sauer auf dich bin oder?“ Der Jüngere nickte.

„Wir hatten uns geeinigt, dass es das es zu gefährlich ist, wenn du alleine dahin gehst und du warten würdest bis es mir besser geht und du bist trotzdem gegangen und noch dazu ohne mir was zu sagen. Ich bin nicht Dad. Ich bin nicht taub gegen deine Argumente und will dir nicht vorschreiben, was du zu tun und zu lassen hast. Ich will nicht alleine alle Entscheidungen für uns treffen.“ Er ließ die Rose ziellos über Sams Körper kreisen.

„Manchmal habe ich das Gefühl, es geht dir gar nicht so sehr darum deinen Kopf durchzusetzen, weil du meinst Recht zu haben, sondern nur, um das Gegenteil von dem zu tun, was ich für richtig halte, weil du mich ärgern oder mir weh tun willst.“

„Gott, das würde ich niemals tun Dean …ich …“ Dean strich mit der Rose über Sams Lippen und brachte ihn so zum Schweigen. Dann liebkoste er mit der Blüte auch den Rest seines Gesichtes und Sam schloss die Augen.

„Aber du weißt, dass, wenn ich dich Mal bitte etwas zu tun, oder etwas sein zu lassen, dass nicht tue, weil ich dich bevormunden will.“ Wieder nickte Sam.

„Ich tue, dass weil ich denke, dass es das Beste für dich ist. Ich liebe dich und will, dass es dir gut geht. Verstehst du das?“ Es folgte ein erneutes Nicken von Sam. Seine Erektion schmerzte mittlerweile ziemlich stark.

„Dean, bitte. Ich brauche dich.“ Sam lief der Schweiß von der Stirn und er sprach dies so flehendlich aus, dass Dean erkannte, dass er Sam an seine Grenzen getrieben hatte. Überschreiten würde er sie niemals.

„Siehst du ein, dass ich Recht hatte, du grob fahrlässig gehandelt und ohne mich fast gestorben wärst?“ Ein erneutes Nicken seitens Sams.

„Ich hoffe, du meinst das ehrlich.“

„Ja Dean, bitte …es tut mir leid, ich verspreche, dass ich mir deinen Rat ab sofort mehr zu Herzen nehmen werde …ich …oh Gott! Bitte Dean.“ Sam hatte leichte Tränen in den Augen.

„Okay Sammy, damit kann ich leben.“ In der Tat war Dean klar, dass ihm Sam nicht würde mehr bieten können. Er ließ die Rose neben Sam aufs Bett sinken und beugte sich dann zu Sams Gesicht hinab. Er küsste ihn leidenschaftlich und voller Liebe. Sam hatte noch nie zuvor einen Kuss so sehr herbeigesehnt und genossen. Dean ging es kaum anders. Er wollte Sam jetzt und so schob er die anderen noch abzuarbeitenden Themen in das Hinterstübchen seines Gehirns und ließ nun seinen niederen Trieben die Oberhand.

„Ich liebe dich so sehr, dass du es dir nicht vorstellen kannst Sammy“, sagte Dean leise, ob der doch recht peinlichen Schmalzigkeit seiner Worte. Er löste Sams Hand- und Fußfesseln und zog sich dann schnell die Boxershorts aus. Kurz darauf wurde er von Sam stürmisch in dessen Arme gezogen. Deans Haut endlich auf seiner zu spüren war tausendmal besser als von ihm indirekt mit der Rose stimuliert zu werden. Sam wollte dieses Gefühl nie wieder missen. Kaum hatte Sam ihn in die Arme geschlossen, wurde Dean klar, dass es diesmal zu keiner Penetration kommen würde, dazu waren beider Erregungen bereits zu fortgeschritten.

„Ich liebe dich auch Dean, so sehr, so sehr.“
 

Sich fortwährend küssend und streichelnd, rieben sie sich aneinander bis zuerst Sam mit einem lauten Aufschrei und Deans Namen auf den Lippen und kurz danach auch Dean zum Höhepunkt kam. Erschöpft sanken sie sich in die Arme. Dean strich ihm liebevoll durchs Haar. Der Jüngere hatte sich nach dem überwältigenden Orgasmus kurz ausgeklinkt und kam erst einige Minuten später wieder langsam zu sich. Verträumt sah er Dean an.

„Da bist du ja wieder“, sagte Dean und streichelte ihm nun zärtlich über die Wange und verteilte nebenbei kleine Küsse über seinem Gesicht.

„Eins sage ich dir, wenn wir uns jemals wieder uneins sein sollten, was einen Fall betrifft, werde ich dich festbinden, bevor du wieder auf eigene Faust losziehst,“ sagte Dean und küsste Sams Handgelenke, die von den improvisierten Krawattenfesseln ein klein wenig gerötet und aufgescheuert waren. Der Jüngere schmiegte sich enger an Dean.

„Das wirst du wohl auch tun müssen, denn, auch wenn ich weiß, dass alleine loszuziehen ein der dämlichsten Ideen war, die ich je hatte, so kann ich dir nicht versprechen, dass sowas nicht wieder passiert, wenn ich denke, dass ich das Richtige tue.“

„Ich weiß, dass ist die Antwort, die ich befürchtet habe, denn leider ist dein Dickkopf noch größer als meiner.“

„Quatsch, dass geht doch gar nicht“, neckte Sam ihn.

„Oh doch, dass sieht man doch schon daran, dass du ständig das letzte Wort haben willst.“

„Will ich gar nicht.“

„Siehst du, dass ist der Beweis.“

„Okay, du hast mich überführt.“

„Aber Sam, du weißt, dass das gleiche auch für mich gilt.“ Sam nickte. Er wusste, was Dean meinte. Deans Beschützer- und Aufopferungsprogramm war schreibgeschützt und konnte nicht einfach gelöscht oder geändert werden. Sie waren ganz offensichtlich in ihren Verhaltensmustern gefangen.

„Ich schätze, wir müssen lernen mit unseren „Handycaps“ zu leben“, sagte Sam.

„Ja, aber wir haben es bis hier her geschafft, da sollten wir es die nächsten 50 bis 70 Jahre auch noch hinkriegen.“ Deans Worte ließen Sams Herz höher schlagen. Der Ältere plante den Rest seines Lebens mit ihm zu verbringen, auch wenn er dies in genau diesen Worten wohl nie sagen würde.

„Sieht so aus, als hätte jeder von uns Lebenslänglich gekriegt.“ Sam rieb seine Wange an der von Dean und kuschelte sich noch enger an ihn.

„Oh Gott! Lebenslänglich mit Sammy, dem Kuschelhäschen, ob ich das aushalte?“

„Hey, ich weiß genau du wirst jeden Augenblick genießen und das mit dem Kuschelhäschen hab ich überhört.“ Dean lächelte sanft.

„Hey, apropos Kuschelhäschen. Was ist eigentlich damals aus deinem Mr. Snoozleberg geworden?“

„Hm, ich weiß nicht. Ich glaube, der liegt noch irgendwo bei unseren alten Sachen auf Pastor Jims Dachboden.“

„Vielleicht sollten wir die Sachen mal durchgehen. Vielleicht ist was für Jenny dabei.“

„ Was ist denn mit dir los? Erst die Tomatensuppe mit Reis, dann der Kirschslushy, jetzt mein altes Kuscheltier? Wirst du etwa auf deine alten Tage noch sentimental?“

„Mistkerl!“

„Idiot!“ Beide sahen sich einen Moment lang tief in die Augen. Dann trafen sich ihre Lippen zu einem tiefen, ausgiebigen Kuss. Obwohl da noch Einiges aufzuarbeiten war zwischen ihnen, wollte Dean diesen Augenblick einfach nur genießen. Glücklich und mit der Gewissheit geliebt zu werden schliefen sie bald darauf ein.

Die Liste

Verwendeter Song:

As long as you love me – Backstreetboys
 

DSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Sam war zuerst wach. Er übersäte Deans Hals mit Küssen und lächelte ihn erwartungsvoll an, als dieser schließlich die Augen öffnete.

„Morgen Dean!“

„Morgen Sammy! Wo ist das Frühstück?“

„Gute Frage.“

„Los, steh auf und bring mir Frühstück, Bitch.“

„Was?“

„Du denkst doch nicht, dass die Sache sich mit letzter Nacht erledigt hätte.“

„Ähm, eigentlich schon …“ Sam sah ihn mit großen Augen an. Dean war eigentlich nie nachtragend.

„Das gestern war deine Bestrafung. Aber du hast noch ordentlich Schadensersatz an mich zu leisten.“ Er klatschte Sam leicht auf den Po und zog dann die Nachttischschublade auf um die Liste hervor zu hohlen.

„Als du dich gestern Nachmittag von deinem Fieber erholt hast, hatte ich jede Menge Zeit mir ein paar Strafarbeiten für dich auszudenken.“ Er reichte Sam die Liste.

„Oh man! Für jeden Buchstaben eine.“

„Ja, ich hab durch die Erleichterung, dass es dir wieder besser geht eine kleine kreative Phase gehabt und von Axt schleifen bis Zeitung vorlesen ist alles dabei.“

„Komm Dean, das kann doch nicht dein Ernst sein. Du übertreibst.“

„Ich lass da nicht mit mir handeln Sammy, aber ich will fair sein, du darfst dir aussuchen womit du anfängst.“

„Frühstück machen steht gar nicht auf der Liste.“

„Sieh genau nach.“

„Hab ich. Unter F steht hier Fe …Fellatio.“ Sam wurde leicht rosa um die Nase.

„Tja, für Frühstück wollte ich den Buchstaben F nicht verschwenden. Schau mal unter T nach.“ Dean grinste breit.

„Ah, verstehe. T wie Täglich Frühstück machen und im Bett servieren.“

„Genau! Schlau von mir, was? Und da sagen immer alle du wärst der Klügere von uns beiden. Abmarsch jetzt. Ich hab Hunger und wenn du nicht spurst, lass ich dich die Aufgabe mit X nicht machen.“

„Was für eine Tätigkeit gibt es bitte schön mit X?“

„Sieh nach.“

„Xes, wirklich sehr clever Dean und was haben wir stattdessen bei S?“

„Strippoker“, sagte der Ältere und sein Grinsen wurde noch breiter.

„Hm, ich glaube mit einem Teil der Aufgaben kann ich gut leben, aber so richtige Strafen sind das doch nicht.“

„Du sollst dich ja nicht überarbeiten. Schließlich will ich ja mit dir, nach dem du mit kochen, Geschirr spülen, Eis kaufen, Orangensaft pressen, Quellwasser kaltstellen, Müll raus bringen, Impala waschen, Reifendruck prüfen, Unterhosen waschen und Waffen reinigen fertig bist, auch noch meinen Spaß haben.“

„Mit anderen Worten, du willst mich als deinen Haushalts- und Liebessklaven.“

„Bingo Sam.“

„Denkst du wirklich, ich hab so eine Strafe verdient?“

„Yap!“

„Und wenn ich mich weigere?“

„Tja, dann werde ich dich fesseln und zu einer McDonalds Kindergeburtstagsfeier schleppen bei der du deinen besten Freund Ronald McDonald treffen darfst.“

„Das würdest du nicht tun.“

„Nur wenn du mich wirklich dazu zwingen würdest, aber du weißt ja, was du zu tun hast, um deinem schlimmsten Albtraum aus Kindertagen zu entgehen. Ich hab dir ja gesagt, du sollst „Es“ nicht lesen.“

„Durch diesen Stephen King Roman haben bestimmt auch andere Leute eine Coulrophobie bekommen.“

„Oh Gott, jetzt kommt mir der Herr Klugscheißer wieder mit Fachbegriffen.“

„Zum Glück hat dich mein mordsmäßiger Intellekt noch nie abgeschreckt“, sagte Sam und grinste. Dean rollte mit den Augen.

„Hey, weißt du was Dean? Ich glaube ich fange beim Abarbeiten meiner Liste bei J an. Also jede Menge Küsse!“

„Deine Arbeitseinstellung gefällt mir.“ Dean zog Sam zu sich und sie küssten sich innig.
 

Sie küssten sich bereits eine ganze Weile und alle Hebel waren auf Sex gestellt, als Jenny wach wurde und die ungeteilte Aufmerksamkeit ihrer Väter einforderte. Sam seufzte.

„Schlaf wieder ein, schlaf wieder ein“, sagte er. Dean schmunzelte.

„Weißt du, manchmal hab ich das Gefühl, als ob sie genau wüsste, was wir gerade machen, so als hätte sie besondere Fähigkeiten, einen siebten Sinn oder so.“ Dean hatte das ohne jegliche Hintergedanken gesagt, doch als er Sams geradezu ertappt anmutenden Gesichtsausdruck sah, wurde ihm bewusst, dass er mit seiner Vermutung, dass Jenny übernatürliche Fähigkeiten hatte, Sam davon wusste und es ihm verheimlichte, vollkommen Recht hatte. Und obwohl er es geahnt hatte, fühlte er sich dadurch, dass Sam ihm so etwas Wichtiges verschwiegen hatte, so als hätte man ihm den Boden unter den Füßen weg gezogen. Sein Gesicht wurde augenblicklich ernst.

„Sam, gibt es da vielleicht etwas, dass du mir sagen willst?“ Der Größere schloss die Augen. Irgendwann musste es ja so kommen. Wenn er nicht so ertappt geguckt hätte, als Dean das eben zu ihm gesagt hatte, dann wäre der Ältere wahrscheinlich darüber hinweg gegangen. Sam hatte es ihm schon eine Weile sagen wollen, doch jetzt, wo dieser irgendwie selbst auf das Thema gekommen war und zweifelsohne wusste, dass Sam ihm etwas Essenzielles vorenthalten hatte, schließlich kannten sie sich lange genug, fühlte sich Sam ziemlich mies, dass er es Dean nicht schon bei seinem ersten Verdachtsmoment reinen Wein eingeschenkt hatte. Sam schluckte.

„Ich…muss nach Jenny sehen.“ Hektisch stand er aus dem Bett auf. Er brauchte einen Moment, um durchzuatmen ehe er sich Dean stellen konnte. Auch wenn dieser gesagt hatte, dass es okay sei, wenn Jenny solche Fähigkeiten hätte und das nichts daran ändern würde, dass er sie lieb hat und beschützen wird, so hatte Sam doch ein ganz klein wenig Bammel vor Deans Reaktion, jetzt wo raus kommen würde, dass Jenny wohl wirklich ähnliche Fähigkeiten hatte wie Sam, eventuell noch weit größere, bedachte man wie jung sie noch war. Der Jüngere hatte kaum das Zimmer seiner Tochter erreicht und diese aus ihrem Bettchen genommen, als Dean ins Zimmer kam.

„Ich warte immer noch auf eine Antwort Sam.“ Der Angesprochene hatte gerade begonnen seine Tochter zu wickeln. Jenny war jetzt eindeutig wach und würde auch nicht wieder einschlafen, also musste Sam dieses Gespräch mit Dean führen, während er sich um Jenny kümmerte, was bedeutete, dass sie den Lautstärkepegel ziemlich unten halten mussten.

„Sam?“ Sam seufzte und fing dann an, Dean alles zu erzählen. Von den Momenten bei denen Jenny wie am Spieß gebrüllt hatte, während sie verletzt wurden und wie er dann zu seiner Vermutung kam, dass Jenny irgendwie empathische Fähigkeiten zu haben schien, jedenfalls, was sie beide anging. Dann von der Nacht in der der besessene John ins Krankenhaus gekommen war, um Dean endgültig zu erledigen und wie Sam über Jenny eine Vision von Johns Vorhaben bekommen hatte.

„Dean, es tut mir leid. Ich hätte es dir schon längst sagen sollen, aber ich wusste einfach nicht wie ich es am besten anstellen sollte“, sagte er als er mit seinen Ausführungen geendet hatte.

„Solange hast du es schon gewusst?“, sagte Dean und in seiner Stimme klang Enttäuschung und Ärger mit.

„Eher geahnt, denn einen wirklichen Beweis …“

„Und du hast es nicht für nötig gehalten mir gegenüber ein Wort davon zu erwähnen?“ Jenny zuliebe bemühte er sich wirklich seinen Zorn im Zaum zu halten.

„Dean, ich wusste nicht wie du reagieren würdest. Ich meine, es ist dir schon nicht leicht gefallen meine Fähigkeiten zu akzeptieren.“

„Wow, ich …Sam …es ist echt toll zu sehen wie sehr du mir vertraust“, sagte Dean sarkastisch.

„So ist das doch gar nicht …ich …wo gehst du hin?“ Sam sah wie der Ältere Anstalten machte das Zimmer zu verlassen.

„Vergiss das Frühstück. Ich esse auswärts.“ Er verschwand im Schlafzimmer, um sich anzuziehen. Sam folgte ihm.

„Ist das deine Art damit umzugehen? Du haust einfach ab?“

„Komm mir nicht so Sam. Du hast kein Recht so mit mir zu reden.“ Er hatte sich hastig eine Jeans und ein T-Shirt übergezogen und schnappte sich jetzt seine Schuhe. Er ging aus dem Zimmer. Sam ging ihm mit Jenny auf dem Arm nach. Die Kleine spürte mal wieder, dass zwischen ihren Vätern was im Argen lag und hatte angefangen zu quengeln.

„Wir müssen darüber reden“, sagte Sam.

„Weißt du Sam, die Ironie ist, dass hätte ich wirklich getan, wenn du es mir von vorne herein gerade heraus gesagt hättest, aber jetzt ist ein Gespräch sinnlos, du hast dir ja anscheinend eh schon deine Meinung darüber gebildet wie ich darauf reagiere.“ Im gehen hatte er sich seine Schuhe angezogen.

„Verdammt noch mal Dean, bleib hier.“ Ihm gefiel die Richtung, in die sich das Ganze entwickelte überhaupt nicht.

„Glaub mir, es ist besser, wenn ich gehe. Sonst tue, oder sage ich noch etwas, was ich später bereue.“ Mit diesen Worten war er zu Haustür raus und knallte die Tür hinter sich zu. Dies brachte Jenny zum weinen. Mit seiner freien Hand fuhr sich Sam durch die Haare. Er musste einsehen, dass Dean Recht hatte. Es war wirklich besser ihm Raum und Zeit zugeben mit der Situation klar zu kommen. Sam hoffte nur, dass Dean wiederkommen würde und sie sich dann aussprechen konnten. Er streichelte Jenny tröstend über den Rücken.

„Kleines, dein Dad hat es anscheinend mal wieder verbockt.“
 

Er brauchte einfach frische Luft. Er hätte es bei Sam in dem Moment nicht länger ausgehalten ohne ihn anzuschreien, also war er gegangen. Er hatte nicht seinen Wagen genommen, sondern war zu Fuß losgezogen. Was dachte Sam bloß von ihm? Dass er ihn und Jenny verstoßen würde, weil sie übernatürliche Fähigkeiten hatten? Hatte er ihm jemals einen Grund dazu gegeben dies anzunehmen? Es war mit Sicherheit nichts worüber man in Jubel ausbrechen konnte und er war schon ein wenig überrascht und leicht geschockt als Sam ihm von seinen Visionen erzählt hatte, aber das wäre nie ein Grund für ihn gewesen Sam den Rücken zu zukehren. Dean hatte es auf sich wirken lassen und es akzeptiert. Er kam damit zurecht. Er liebte Sam, würde es immer tun, selbst wenn diesem auf einmal ein zweiter Kopf wachsen oder zu schweben anfangen würde und das gleiche galt für Jenny. Er liebte sie beide und war sich eigentlich auch sicher, dass sie ihn liebten und das war das einzige was für Dean zählte.
 

I don’t care who you are

Where you’re from

What you did

As long as you love me
 

Er war schon eine Weile unterwegs, als ihm auffiel, dass dieser „Spaziergang“ seinem Rücken gut tat und er bereits an dem Diner angekommen war, in dem ihre Beziehung die entscheidende Wendung nahm, als diese Donna Sam geküsst hatte. Damals war er wie heute einfach weg gegangen, aber letzten Endes hatten er und Sam sich dann doch noch ausgesprochen und Dean war sich sicher, dass sie es auch diesmal tun würden. Egal wie widrig die Umstände auch waren, Sam und er fanden immer einen Weg zueinander durchzudringen. Dean würde seinen Standpunkt erklären und dann Sams dämliche Befürchtungen in der Luft zerreißen – nach dem Frühstück. Während er auf seine Bestellung wartete, rief er Bobby an, um ihm zu erzählen, dass es Sam schon wieder besser ging.

„Da habt ihr ja gerade noch mal die Kurve gekriegt, Junge“, sagte der Bärtige.

„Nochmals danke für deine Hilfe.“

„Immer doch mein Junge, immer doch. Also jetzt wo der Acheri für einige Zeit auf Eis gelegt ist, wann krieg ich endlich mein Patenkind zu sehen?“

„Wir bleiben noch eine Woche und dann machen wir uns auf den Weg zu dir, also kannst du unsere Suiten für das Ende der ersten August Woche buchen.“

„Klar, ich werde schon mal mit dem Staubsaugen anfangen.“

„Es wäre schön, wenn du ein paar Bücher über Dämonen und Exorzismen raus legen könntest. Sam wird sicher gerne seine Fachkenntnisse verbessern wollen.“

„Kann ich machen. Apropos Dämonen, ich hab von einem befreundeten Jäger gehört, dass man in unseren Kreisen munkelt, euer Dad hätte eine neue Spur von den Dämon, der eure Mum getötet hat.“ Dean gab ein seltsames Grunzen von sich. War ja klar, dass Sam und er nur über drei Ecken Neuigkeiten über John erfuhren. Der Mann könnte ein Bein verlieren und würde sich nicht bei seinen Söhnen melden.

„Weißt du Näheres?“

„Nein, aber wenn ich was Neues höre, dann seit ihr die ersten, denen ich es sage.“

„Wenigstens einer der uns auf dem Laufenden hält.“

„Dean, John wird nie ein Vater aus dem Bilderbuch werden, aber er handelt nicht umsonst im Verborgenen. Er hat Angst um euch und will euch schützen, darum lässt er euch im Unklaren. Er will euch aus der Sache raushalten, damit euch nichts passiert.“

„Wir sind eine Familie Bobby, wir hängen da alle mit drin.“

„Was erzählst du mir das?“

„Weil man bei Dad nur auf taube Ohren stößt und er momentan nicht greifbar ist.“

„Einmal das Eier-Spezial mit extra Speck“, sagte die Kellnerin und stellte einen Teller vor Dean ab. Er murmelte ein „Danke“ und ließ sich von ihr den Kaffee nachfüllen. Sie lächelte ihn an. So schmucke junge Männer kamen selten in das Diner. Blöd nur, dass er gerade telefonierte. Sie ging wieder hinter den Tresen. Würde sie ihre Flirtversuche eben fortführen müssen, wenn sie ihm die Rechnung brachte. Hoffentlich hatte sie bei diesem Typen mehr Glück als vor ein paar Wochen bei dem schwulen Mann mit dem Baby, den sie während ihres Zweitjobs im Supermarkt getroffen hatte. Sie bauchte diese zwei Jobs, um sich ihr Studium finanzieren zu können.

„Dean? Bist du in einem Diner?“

„Ja, wieso fragst du Bobby?“

„Du sagtest doch, dass ihr ein kleines Ferienhaus hättet, warum frühstückst du dann in einem Diner und überhaupt, wieso bist du nicht bei Sam?“

„Woher weißt du, dass er nicht auch hier ist?“

„Weil die Kellnerin nur ein Frühstück serviert hat.“ ~ Verdammt, warum mussten Jäger eigentlich immer jedes Detail mitkriegen und das sogar per Telefon? ~

„Nun ja, sagen wir es mal so, wir hatten heute Morgen einige Differenzen und um einen klaren Kopf zu kriegen bin ein wenig rumgelaufen und jetzt hatte ich eben Hunger.“

„Differenzen? Du meinst, weil er alleine los ist?“

„Deswegen auch.“

„Man, euch Winchestern muss man aber auch immer alles aus der Nase ziehen, nun sag mir schon weswegen ihr euch diesmal an die Köpfe gekriegt habt.“ Dean seufzte. Der ältere Mann würde ja eh nicht eher Ruhe geben, ehe Dean ihm nicht alles gesagt hätte.

„Gut, ich sag‘s dir ja …wenn es dir nichts ausmacht, dass ich währenddessen was esse“, versuchte er Bobby abzuschrecken.

„Nur zu Junge, ich bin es gewöhnt, dich mit vollem Mund sprechen zu hören und es ist ein Segen für mich, dass ich dich dieses Mal dabei nicht sehen muss.“

„Okay, also es war so …“ Während er sich abwechselnd Ei und Speck in den Mund schaufelte, erzählte er Bobby von Sams Vermutung über Jennys Fähigkeiten und dass dieser sie ihm gegenüber verheimlicht hatte.
 

„Pa, Ni nane“, verlangte das kleine Mädchen als Sam mit ihr in die Küche gegangen war. Es hatte Sam ein paar Minuten gekostet seine Tochter wieder zu beruhigen, nachdem Dean einen lauten Abgang gemacht hatte.

„Ja Süße, ich mach dir ja jetzt dein Frühstück.“ Er setzte sie auf die Arbeitsfläche und machte erst einmal Kaffee. Dann zerdrückte er für seine Tochter eine Banane und drückte dann unter Jennys wachsamen Augen den Toast im Toaster herunter. Trübsal blasend sah er seine Tochter an.

„Es tut mir leid, dass wegen mir, du schon wieder auf deinen Dean verzichten musst. Du hast dir wirklich zwei riesen Dickköpfe als Eltern ausgesucht. Wir machen es wohl einander nicht gerade leicht den anderen zu lieben.“ Er gab ihr einen kleinen Kuss auf die Wange und fing an sie mit den zermatschten Bananen zu füttern. Ihr Appetit schien unter dem „elterlichen“ Zwist jedenfalls nicht zu leiden. Er reichte seiner Tochter ein Stück Toast und machte sich seinen Kaffee fertig. Als er die Milch wieder in den Kühlschrank stellen wollte, streckte das Mädchen ihre Arme nach der Packung aus.

„Willst du auch etwas Milch?“, fragte Sam sie.

„Ni mihl“, brabbelte das Kind. Sam konnte sich über das neue Wort seiner Tochter gar nicht richtig freuen und sah sie traurig an.

„Jetzt hat Dean ein neues Wort von dir verpasst.“ Er goss ihr etwas Milch ein und setzte sich dann mit ihr an den Küchentisch. Als das Frühstück beendet war und Sam mit ihr nach oben gehen wollte um sie zu waschen und anzuziehen, klingelte es an der Haustür. Es war Dr. Potter. Sam ließ sie rein.

„Guten Morgen Sam! Ich hatte gestern Abend keine Zeit mehr noch mal nach Ihnen zu sehen, darum bin jetzt hier, bevor ich gleich in die Praxis fahre. Wie ich sehe, geht es Ihnen schon viel besser. Setzen wir uns doch kurz auf die Couch.“ Mit Jenny auf dem Arm ging Sam voran ins Wohnzimmer.

„Das Fieber ist weg?“

„Ja, aber ich fühle mich noch etwas schlapp.“

„Das ist normal. Nach ein paar Tagen Ruhe gibt sich das wieder. Wieso sind Sie überhaupt auf? Wo ist Dean? Ich dachte, er wollte sich um Sie kümmern.“

„Er ist nur ein paar Besorgungen machen, außerdem geht es mir nicht so schlecht, dass ich Pflege brauche und ständig im Bett liegen muss. Ich wollte Jenny fertig machen und mich dann mit ihr ins Schlafzimmer aufs Bett oder hier unten auf die Couch setzen.“

„Guter Plan. Lassen Sie es wirklich noch ein paar Tage lang ruhig angehen.“

„Keine Sorge. Dean wird schon darauf achten, dass ich mich nicht übernehme.“ ~Jedenfalls würde er das machen, wenn die Dinge normal zwischen uns wären~

„Da es Ihnen und Ihrer Familie ja nun wieder gut geht, werde ich mich mal auf den Weg in die Praxis machen.“

„Auf Wiedersehen Dr. Potter“, sagte Sam, der die Frau noch zur Tür gebracht hatte.

„Das hoffe ich doch nicht.“

„Da haben Sie wohl Recht“, entgegnete ihr Sam und lachte leicht.

„Also, gute Besserung und denken Sie daran, relaxen Sie ein bisschen.“

„Das werde ich, versprochen.“ ~Ich werden den Teufel tun und während unserer letzten Woche hier noch nach einem neuen Job zu suchen. Hawaii war zwar nicht drin, aber er würde seinen kleinen Strandurlaub mit Dean trotzdem bekommen, falls dieser sich wieder einkriegt und bereit ist mit ihm zu reden~ Nachdem die Ärztin weg war versorgte Sam seine Tochter und legte sich dann mit ihr im Schlafzimmer hin. Einige Minuten später war er mit Jenny im Arm eingeschlafen.
 

„Seit wir Jenny bei uns haben, kann ich Sam nicht mehr einfach so anschreien, also konnte ich meinem Ärger keine Luft machen und bin deswegen raus gegangen und irgendwann im Diner gelandet“, erklärte Dean dem älteren Jäger und kam damit zum Ende seines Monologs über die Erkenntnis, dass Jenny wohl auch übernatürliche Fähigkeiten zu haben schien. Zwischendurch war die Kellnerin noch zwei Mal an seinem Tisch gewesen um Saft und Kaffee aufzufüllen. Dean hatte irgendwie das Gefühl, dass sie versuchte mit ihm zu flirten. Er würde sie enttäuschen müssen, denn gegen Sam kam mittlerweile keine Frau mehr an.

„Ich glaube nicht, dass er dir nicht vertraut“, meinte Bobby.

„Aber warum hat er es mir denn dann nicht gesagt?“

„Das solltest du vielleicht besser mal ihn fragen.“

„Das habe ich und als Antwort bekam ich nur: Ich wusste nicht wie du reagieren würdest. Wie bitte soll ich das anders interpretieren, als dass er mir nicht vertraut, dass ich ihn und Jenny deswegen nicht im Wald aussetzen werde?“

„Dean, du musst mit ihm reden. Ich kann dir darauf keine Antwort geben.“

„Ja, ich weiß. Danke, dass du mir zugehört hast.“

„Irgendwer muss euch Winchesters ja irgendwie zusammen halten, wenn euer Dad den Job schon vernachlässigt.“

„Dad vernachlässigt das nicht, er hat aufgegeben, als Sam nach Stanford ging. Von da an war ihm irgendwie alles egal, hatte ich das Gefühl. Alles außer der Dämon, der Mum getötet hat.“

„Du weißt, dass das nicht wahr ist. Euer Vater ist nicht gerade leicht zu verstehen, aber ihr wart und werdet ihm nie egal sein.“

„Dein Wort in Gottes Ohr“, murmelte Dean.

„Dean …“, kam es mahnend von Bobby.

„Ja, schon gut.“ Bei Bobby klopfte es.

„Hörzu, ich muss jetzt Schluss machen. Bei mir ist jemand an der Tür. Passt auf euch auf. Wir sehen uns dann Anfang August.“

„Okay, bye Bobby.“ Dean legte auf. Nachdem der bärtige Jäger ebenfalls aufgelegt hatte, ging er zur Tür.

„Das ist ja mal eine Überraschung“, sagte er, als er den Besuch erkannte.
 

Nachdem er seinen Kaffee ausgetrunken hatte, brachte ihm die Kellnerin die Rechnung. Sie sah ihn erwartungsvoll an, als Dean die Telefonnummer unter der Rechnung entdeckte. Der Winchester seufzte innerlich. Wann hatte er das letzte Mal einer normalen, netten Frau einen Korb gegeben? Er holte seine Brieftasche raus und legte das nötige Geld auf den Tisch. Dann sagte er freundlich zu ihr:

„Ich fühle mich sehr geschmeichelt, aber mein Partner und unser Kind warten auf mich.“

~Nicht schon wieder. Gott, warum treffe ich in letzter Zeit nur Idioten oder Schwule. Schwule? Moment, so viele gab es in dieser Stadt nicht, schon gar nicht welche mit Kind, da war es entweder ein riesen Zufall oder …

„Oh man! Sie sind der andere!“, sagte sie feststellend. Dieser Mann musste der Freund von dem Kerl und dem Baby aus dem Supermarkt sein.

„Bitte?“ Dean sah sie verwirrt an.

„Sie …ihr Freund, ist das so ein großer mit braunen Augen und braunem Wuschelhaar?“

„Ja, das ist mein Sammy. Warum?“

„Ich habe ihn vor ein paar Wochen im Supermarkt getroffen und er hat mich eben so höflich abblitzen lassen wie Sie eben und da es hier nicht viele Schwule mit Kindern gibt, habe ich eins und eins zusammen gezählt und dabei ist heraus gekommen, dass ich mir dringend einen Schwulenradar zulegen sollte.“

„Ach, Sie haben ganz einfach nur Pech gehabt. Irgendwann ist Ihnen das Glück wieder holt. Ich muss jetzt los. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.“ Er lächelte und verließ dann das Diner.
 

Als er wieder zurück war, fand Dean das untere Stockwerk verlassen vor. Er ging die Treppe hoch und entdeckte seine beiden Lieblinge schlafend auf dem Bett. Er zog sich die Schuhe und seine Jeans aus und legte sich zu den beiden ins Bett. Ein nachfrühstückliches Nickerchen konnte nicht schaden.

Mit Essen spielt man nicht

Verwendete Songs:

Puzzle Of My Heart – Westlife
 

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Er brauchte ein paar Minuten, um zu realisieren, dass er nicht mehr alleine mit Jenny im Bett lag, als Sam gegen Mittag aufwachte. Ein Arm – Deans Arm, wie Sam unweigerlich an dem Ring an dessen Finger erkennen konnte, war um seine Mitte gelegt und er fühlte ein stetiges Atmen gegen seinen Nacken. Er streichelte zärtlich über Deans Arm und lächelte glücklich und erleichtert.

„Du bist hier,“ flüsterte Sam. Als Reaktion bekam er von Dean ein schläfriges:

„Wo sollte ich sonst sein?“, gefolgt von einem Kuss gegen die Schulter.

„Wenn Jenny wach ist, sollten wir nach unten ins Wohnzimmer gehen und reden. Ich bin dir ein paar Erklärungen schuldig“, sagte Sam.

„Ja, ich denke, wir haben das Unausweichliche lange genug vor uns her geschoben.“ Er hauchte Sam kleine Küsse in den Nacken, die Sam klar machen sollten, dass er keine Angst zu haben brauchte und er ihm wirklich alles sagen konnte.

„Aber wenn wir beide jetzt eh schon wach sind, warum bringst du sie nicht in ihr Bettchen und wir treffen uns dann unten?“

„Okay Dean.“ Er zögerte kurz, ehe er sich vorbeugte und ihm einen kleinen, flüchtigen Kuss gab, den der Ältere zuließ. Mit seiner noch friedlich dösenden Tochter auf dem Arm ging Sam aus dem Zimmer. Dean fuhr sich durchs Haar. Er nahm sich vor ruhig zu bleiben, egal welche abstruse Gründe für sein Schweigen bezüglich Jennys Fähigkeiten Sam ihm nennen würde. Er schwang sich aus dem Bett und ging die Treppe hinunter. Sam fand ihn wenig später in der Küche, wo Dean gerade dabei war sich ein Sandwich zu machen.

„Hey Sammy, willst du die Hälfte von mir abhaben?“

„Wenn du was entbehren kannst.“

„Hm, eigentlich nicht“, neckte Dean ihn. Der Jüngere rollte mit den Augen. Dean lächelte und belegte weiter das Sandwich.

„Vergiss den Salat nicht. Auf ein gutes Sandwich gehört Salat.“

„Yap, da hast du ausnahmsweise mal Recht. Das war auch der einzige Grund warum sich Salat auf dem Markt durchgesetzt hat. Für was anderes ist er nämlich nicht zu gebrauchen.“ Nun lächelte auch Sam. Dean hatte einfach irgendwie die Gabe Situationen aufzulockern. Dean seufzte. Wie einfach wäre es jetzt, das Thema einfach unter den Tisch fallen zu lassen. Aber Dean wusste, dass, wenn sie es nicht klärten, es sie irgendwann doch wieder einholen würde. Er vollendete das Sandwich mit der zweiten Scheibe Brot und schnitt es dann in der Mitte durch, ehe er es auf zwei Teller verteilte.

„Ähm, Wohnzimmer?!“, sagte er fragend zu Sam. Dieser nickte und folgte ihm mit zwei Flaschen Wasser ins Nebenzimmer. Sie setzten sich nebeneinander auf die Couch und dort saßen sie eine Weile schweigend. Sam nahm einen Bissen von dem Sandwich.

„Schmeckt gut“, murmelte er. Sein Bruder schien auf einmal kein Interesse mehr an dem Sandwich zu haben und schob den Teller beiseite. Was nützte es lange herum zu drucksen? Er sammelte kurz seine Gedanken und fing dann an zu reden.

„Sam, ich kann mir nicht helfen. Ich habe den ganzen Vormittag nachgedacht, aber ich komme einfach nicht drauf. Was habe ich getan, dass du mir nicht vertraust und mir nichts von Jenny gesagt hast?“

„Dean, das verstehst du falsch. Ich vertraue dir, mehr als jedem anderen.“

„Und warum hast du es mir dann nicht gesagt? Ich bin doch bis jetzt immer für dich da gewesen. Hast du wirklich geglaubt ich würde deswegen meine Sachen packen und dich und Jenny sitzen lassen?“

„Das ist es ja eben. Du warst immer für mich da und du hast schon so viel wegen mir mitgemacht, dass ich dich damit nicht auch noch belasten wollte. Es ist mein Problem.“

„Sam, dass ist mit Abstand das dämlichste, was ich je von dir gehört habe.“ Manchmal fragte sich Dean wie jemand der so klug war wie sein Bruder sowas dummes tun bzw. sagen konnte. „Du und Jenny, ihr seid meine Familie und egal wie du es siehst. Eure Probleme sind auch meine Probleme und wenn ich bemerken darf, ich finde nicht, dass es ein Problem ist. Durch eure Fähigkeit habt ihr mir und anderen Menschen das Leben gerettet. Ich komme damit klar und auch wenn es nicht normal ist, wir werden zusammen einen Weg finden damit umzugehen. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“

„Dean, es tut mir leid, dass ich dir nicht eher was gesagt habe, aber ich wollte doch nur, dass du wenigstens ein bisschen Normalität hast und dich nicht einfach mit der Dampfwalze überrollen, dass du anstatt eines kleinen, normalen Mädchens, bloß einen weiteren Freak als Familienergänzung bekommen hast. Ich wollte nicht, dass du uns mit anderen Augen siehst.“

„Sammy, es ist überraschend und verrückt, aber es ändert nichts daran wer ihr seid und was ihr mir bedeutet.“ Er nahm seinen Kleinen in seine Arme und küsste ihn sanft auf die Lippen.

„Die Beziehung zu dir, das will ich mehr als alles andere. Ich will, dass sie funktioniert…

weil...ich…ich…ich bin glücklich mit dir, auch wenn du mich wahnsinnig machst.“ Ein Lächeln huschte über Sams Gesicht, ehe Dean weiter sprach.

„Ich hatte noch nie eine wirklich echte Beziehung und seit das mit uns angefangen hat, hatte ich eine Menge Zeit mir Gedanken darüber zu machen, was ich mir eigentlich von einer Beziehung erwarte und wie sich herausgestellt hat, bin ich eigentlich relativ anspruchslos. Ich liebe dich Sam und alles, was ich will ist, dass wir einander vertrauen und ehrlich zueinander sind. Auf eigene Faust handeln ohne sich vorher mit dem anderen abzusprechen ist da einfach nicht drin, das gilt für uns beide. Wenn es also auf Dauer mit uns klappen soll, muss ich mich darauf verlassen können, dass du mit mir über alles sprichst und die Wahrheit darüber sagst, was relevant ist. Du bist nicht mehr der kleine Junge auf den ich immer aufgepasst habe und ich muss lernen, deinen Entscheidungen zu vertrauen und dich etwas loszulassen, was aber nicht heißt, dass du das was ich zu sagen habe einfach so in den Wind schießen kannst, nur um das zu tun, was du willst und für richtig hältst und es bedeutet auch nicht, dass ich mich nicht auch weiterhin um dich kümmern und auf dich aufpassen werde. Sam bitte versprich mir, keine Geheimnisse okay? Denn ich befürchte das sowas unweigerlich zum Streit führen wird und dabei sagen wir dann vielleicht irgendwann etwas, was uns später leid tut, wir dann aber nicht mehr zurück nehmen können und dann…dann wird alles kompliziert. Unsere Beziehung muss funktionieren, denn wenn sie das nicht tut verliere ich alles. Du wirst noch Jenny haben, aber ich verliere meinen Partner und meinen Bruder, denn wenn es mit uns nicht klappt…wir können nicht mehr zurück. Ich bezweifle, dass ich wieder nur dein Bruder sein kann, wenn wir es als Paar nicht schaffen. Also denkst du wir kriegen es hin? “ Dean sah Sam erwartungsvoll an. Der Jüngere war überrascht. Der Ältere hasste es doch vor anderen emotional blank zu ziehen. Das ganze schien Dean wirklich beschäftigt zu haben und ihm wichtig zu sein. Sie hatten eine ernsthafte Unterhaltung geführt ohne, dass einer von ihnen laut wurde oder den Raum verließ.
 

Ehrlichkeit und Vertrauen, dass waren auch für ihn Grundfesten einer Beziehung…ihrer Beziehung und es war wirklich nicht viel, was Dean von ihm verlangte. Er lächelte den Älteren an und streichelte dessen Nacken. Während er dies tat, traf ihn die Erkenntnis wie ein Blitz. Keiner von ihnen war perfekt und sie würden immer etwas finden worüber sie streiten konnten, aber sie waren perfekt für einander. Ihre Beziehung war real und sie gaben sich beide gegenseitig in ihrem verrückten Leben etwas Normalität. Dean war immer für ihn da. Dean war sein „Für immer“. Er würde alles tun damit es zwischen ihnen funktionierte, denn er wollte Dean niemals verlieren. Sie sahen sich tief in die Augen und es war einfach einer dieser Momente im Leben in denen es Klick und auf einmal alles einen Sinn ergab, wo jedes Puzzleteil seine richtige Stelle fand.
 

Every time we meet

The picture is complete

Every time we touch

The feeling is too much
 

Dean sah förmlich, wie es in Sams Kopf arbeitete und bestimmt würde er gleich mit irgendeiner gefühlsduseligen Ansprache kommen. Doch diese blieb aus, da sich Sam für die Dean Winchester Methode entschied, um seine Gefühle auszudrücken. Er zog den Kleineren fest in seine Arme und küsste ihn innig. Das Gefühl, dass Dean dabei durch den Körper schoss, war so elektrisierend, dass es fast zu viel für ihn war. Ehe Sam die Zeit hatte sich von Dean zu lösen, hatte dieser bereits angefangen ihn mit gleicher Intensität zurück zu küssen und ihn mit dem Rücken auf die Couch gedrückt. Bereitwillig schloss Sam ihn seine Arme. Ihre Küsse wurden zu einem stillen Versprechen, dass sie die Querelen der letzten Tage hinter sich lassen würden und von nun an versuchen würden, alte Fehler nicht noch einmal zu wiederholen. Irgendwann wurde dann aber doch die Luft ziemlich knapp und ihre Lippen trennten sich wieder von einander.

„Also…ich meine…ist jetzt alles gut zwischen uns?“, fragte Sam und malträtierte seine Unterlippe mit seinen Zähnen. Es dauerte ein wenig ehe Dean seine Sinne wieder beisammen hatte und ihm antworten konnte.

„Ganz ehrlich? Ich denke, dass wird erst die Zukunft zeigen, aber im Moment bin ich es leid zu streiten. Lass uns einfach zusammen sein, okay?“ Sam nickte, auch wenn ihm ein klares ja wesentlich besser gefallen hätte.

„Aber deine Liste wirst du trotzdem abarbeiten. Am wichtigsten ist mir jedoch der Punkt unter V,“ sprach Dean weiter.

„V?“, fragte Sam etwas irritiert.

„Vergnügen. Ich will, dass wir in der letzten Woche hier Spaß haben. Was mit Jenny unternehmen und dann war da ja auch noch diese Sache mit dem Date…“

„Hm, dass klingt ganz nach meinem Geschmack. Draußen ist es schön warm. Was hältst du davon, wenn wir gleich mit Jenny in den Garten gehen, wir uns auf den Liegestuhl setzen und ich dir einen kleine Rückenmassage gebe, obwohl das nicht auf der Liste steht.“ Er streichelte Dean über die Schultern.

„Ja das sollten wir tun, aber glaub ja nicht, dass du dafür eine andere Arbeit erlassen kriegst.“ Er brachte sich und Sam wieder in eine aufrechte Position und machte sich dann über sein Sandwich her. Sam lächelte als er Dean genüsslich mampfen sah.

„Isch hoffe, dasch eben war erschtmmal der letschte Chickflick Moment für eine lange Tscheit“, sagte der Ältere mit vollem Mund.

„Oh, okay. Aber ich werde dich nicht aufhalten, wenn du nicht an dich halten kannst“, neckte Sam ihn und grinste.

„Ich gebe dir gleich „nicht an mich halten“.“ Dean zog ein Stückchen Salat aus dem Sandwich und warf es in Sams Richtung. Es verfehlte ihn und landete auf dem Fußboden.

„Hey, mit Essen spielt man nicht“, sagte Sam im mahnenden Ton.

„Sagt der Mann, der unschuldige Bananen zum Blowjob Training missbraucht hat.“

„Das war was völlig anderes. Die Bananen hatten sich freiwillig für die Wissenschaft geopfert und behaupte nicht, dass dir die Erkenntnisse meiner Studien nicht zu Gute gekommen seien.“ Er hatte Dean auf den Rücken manövriert und knabberte etwas an seinem Hals.

„Das streite ich auf keinen Fall ab, was meinst du warum ich Fellatio in die Liste aufgenommen habe.“ Er grinste. Sam biss ein klein wenig kräftiger in die Haut über Deans Schlüsselbein.

„Hey, lass das. Wenn du Hunger hast, da liegt noch dein Sandwich.“ Er lachte.

„Mir gelüstet aber im Moment eher nach dir“, hauchte er Dean ins Ohr. Seine Hände bahnten sich derweil unter dessen T-Shirt.

„Oh Gott, ich glaube nicht, dass ich das jetzt wirklich sage, aber lass uns das auf später verschieben. Ich will nichts anfangen, wenn unser kleiner Quälgeist jede Minute wach werden kann.“ Er gab Sam einen versöhnlichen Kuss. Der Jüngere seufzte. Wann war denn bitte Dean der Vernünftigere von ihnen beiden geworden?

„Okay, dann sollten wir uns wohl wieder normal hinsetzen“, sagte Sam und pflanzte sein Hinterteil wieder auf das Polstermöbelstück. Auch Dean setzte sich wieder gerade hin und verputzte in Rekordzeit den Rest seines halben Sandwichs.

„Hey, isch hab vorhin mitsch Bobby telefoniert.“ Dann schluckte er seinen letzten Bissen hinunter.

„Er hat gesagt, es gäbe Gerüchte, dass Dad ne neue Spur von dem Dämon hat, der Mum getötet hat.“

„Dann scheint er ja noch zu leben“, sagte Sam trocken.

„So ähnlich habe ich auch reagiert. Hörzu, er möchte, dass wir ihn besuchen. Ich habe ihm gesagt, dass wir Anfang August zu ihm aufbrechen. Das ist doch okay für dich oder? Ich meine, du wolltest doch eh mal in seinen Büchern schmökern.“

„Ja klar. Jenny wird sich sicher auch freuen Bobby wieder zu sehen.“

„Ich habe mir gedacht, vielleicht sollten wir auf unserem Weg dorthin mal beim Missouri vorbei schauen, um zu hören, was sie von Jennys Fähigkeiten hält, was meinst du?“

„Darüber habe ich auch schon nachgedacht und denke, dass das eine gute Idee ist. Aber du solltest dir einen Helm besorgen, falls sie dich mit nem Kochlöffel verdreschen will.“

„Das würde dir gefallen, was?“

„Ich muss zugeben, unsere letzte Begegnung mit ihr hatte was Erheiterndes.“

„Du bist so ein fieser, schadensfroher Mistkerl.“ Dean stürzte sich auf Sam und fing an ihn durch zu kitzeln. Sams Lachen drang durchs Haus.

„Gnade, ich…hicks…Mist, zu hicks, spät.“ In dem Moment kam die Wachmeldung von Jenny.

Saved by the Baby, dachte Sam als Dean von ihm abließ. Der Schluckauf hätte seinen Bruder wohl nicht gestoppt.

„Du bist aber auch anfällig für Kitzelschluckauf“, bemerkte Dean und gab Sam dann einen langen Kuss, bis dieser ihn aus Luftmangel weg stoßen musste.

„Man Dean, was sollte das denn? Wolltest du mich ersticken?“

„Luftanhalten hilft gegen Schluckauf, auch bei dir wie man hört. Du solltest mir dankbar sein.“

„Später. Jetzt sehe ich erst mal nach Jenny.“

„Ich komme mit.“ Die beiden gingen die Treppe hoch und Dean konnte nicht an sich halten und kniff Sam auf dem Weg nach oben immer wieder in den Hintern, was dieser aber mit einem Augenrollen über sich ergehen ließ. Er war Dean definitiv etwas schuldig und er würde den Teufel tun sich über solche Nichtigkeiten aufzuregen.
 

„Da braucht aber jemand dringend eine neue Windel“, sagte Dean, als er das kleine Mädchen aus ihrem Bett geholt hatte. Hinter ihm grummelte etwas. Der ältere Winchester drehte sich um und sah wie Sam sich über den Bauch rieb.

„Wickel du sie, ich…“ Er deutete in Richtung Badezimmer und entfernte sich aus Jennys Zimmer.

„Ja, ja. Die ganze Arbeit bleibt mal wieder an mir haften.“

„Din! Din!“, quiekte Jenny fröhlich auf seinem Arm. Mit ein paar schnellen Handgriffen hatte Dean die Giftgasgranatenwindel entfernt und Jenny eine frische Windel verpasst.

„Gott, Kind! Womit hat dich Augusta gefüttert während ich weg war? Ich weiß nicht mal ob ich die Windel in den normalen Müll tun oder lieber eine Giftmülldeponie suchen soll.“

„Ni puh“, sagte die Kleine stolz.

Dennoch warf Dean die Windel in den Mülleimer neben dem Bett. Aber er würde den Müllsack gleich herausnehmen und unten in die Mülltonne schmeißen. Als er mit Müllsack und Jenny im Flur an der Badezimmertür vorbei ging, überrollte ihn eine riesen Gestanksschwade. Es roch so furchtbar, dass es Dean förmlich in den Augen brannte.

„Wie die Tochter so der Vater“, murmelte Dean.

„Sam, wenn sich die Tapete beginnt zu wellen, dann wirst du das Augusta erklären“, rief er dem anderen zu, der noch immer im Bad war.

„Zieh Leine Dean, lass mich in Frieden!” Konnte „Mann“ nicht in Ruhe sein Geschäft erledigen?

„Wenn ich dir ne Gasmaske bringen soll, sag Bescheid“, sagte Dean lachend.

„Puh!“, sagte Jenny und vergrub ihr Gesicht in Deans Shirt.

„Ja, dein Daddy macht dem Klo Mann ein Geschenk. Hey Jenny, kennst du eigentlich Mr. Hankey, den Weihnachtskot?“

„DEAN! HÖR AUF UNSERER TOCHTER SOLCHE SCHWEINEREIEN ZU ERZÄHLEN!“, kam es laut aus dem Bad.

„Du hast es gehört Süße, dein Dad ist die totale Spaßbremse. Lass uns unten auf ihn warten.“
 

Einige Minuten später gesellte sich Sam zu Dean auf den Liegestuhl in ihrem kleinen Gärtchen. Jenny saß auf dem Boden und spielte mit ihren verschiedenförmigen Bausteinen.

„Ah, da bist du ja. Ich dachte schon, du wärst explodiert da oben auf dem Klo.“

„Das Zeug in meinem Darm hatte wegen meiner langen Bettruhe halt jede Menge Zeit Gase zu entwickeln“, sagte Sam.

„Alter, so genau wollte ich es gar nicht wissen.“ Dean machte ein angewidertes Gesicht.

„Apropos genau wissen. Erzähl mir, wie du den Acheri erledigt hast“, bat Sam, setzte sich hinter Dean und zupfte an dessen T-Shirt, um ihm zu signalisieren, dass er es ausziehen sollte, damit Sam ihn massieren konnte.

„Das war überhaupt nicht einfach. Also zuerst habe ich Bobby angerufen…“ So erzählte Dean ihm von dem Ritual von dem Bobby berichtet hatte, wie er sich auf die Suche nach dem Schamanen gemacht hatte und schließlich mit Morties Hilfe Lea, die Enkelin des alten Schamanen gefunden hatte, ließ auch nicht das Intermezzo mit Vanessa und Morties Flirtversuche in der Bücherei aus und kam schließlich zu dem Punkt an dem Lea und Mortie auf dem Weg nach Mashpee erfuhren, dass Sam und er zusammen waren und Mortie doch gerne Ratschläge in Sachen Anmachsprüchen von Dean wollte. Während Sam ihm zuhörte, massierte er Deans noch immer recht verspannten Rücken, der dem Älteren jedoch lange nicht mehr so weh tat wie am Tag zuvor. Als Dean ihm von Morties Anmachspruch erzählte, brach Sam in ein ansteckendes Lachen aus.

„Lecken kann ich wie Lassie? Ehrlich?“ Er hielt sich den Bauch vor Lachen.

„So was kann man sich nicht ausdenken, Sam.“

„Darauf wäre ich als Frau aber auch nicht angesprungen“, sagte der Jüngere als er sich wieder beruhigt hatte. Dean schüttelte seine Schultern aus.

„Besser?“, erkundigte sich Sam.

„Mhm, ja. Gott, ich war noch nie so froh darüber, dass du Giganto-Hände hast wie jetzt.“

„Und was war als ich…“ Den Rest flüsterte er Dean ins Ohr. Es gab Dinge, die sprach man einfach nicht Tagsüber im Garten laut aus, fand Sam.

„Oh, ja da auch.“ Dean grinste.

„Hey Dean!“

„Ja Sammy?“

„Wie würdest du mich anmachen?“, wollte der Größere aus Neugierde wissen.

„Hm“, überlegte der Gefragte und grinste wieder als ihm etwas Passendes eingefallen war.

„Sam, wenn du ein Mcdonalds Burger wärst, dann wärst du der McSexy, mit Extrazwiebeln versteht sich.“ Deans Bruder lächelte. Der Spruch war irgendwie charmant, aber nur wenn man Deans Vorliebe für Burger mit Extrazwiebeln kannte.

„Ich denke, damit hättest du mich rum gekriegt.“

„Ehrlich? Cool, dann wäre mir quasi der Weg in deine Shorts geebnet?“

„Wenn du es so ausdrücken willst.“ Er küsste sich Deans Hals entlang. Der Kleinere schloss genießerisch die Augen.

„Pa!“, erklang die Stimme von Sams Tochter. Er blickte auf und sah wie Jenny von der Stelle an der sie gesessen und gespielt hatte auf sie beide auf dem Liegestuhl zukam.

„Dean, sie läuft. Dean, Jenny kann laufen“, sagte Sam begeistert und aufgeregt. Sofort riss Dean die Augen wieder auf und strahlte bei dem Anblick vor Stolz mit Sam um die Wette. Es sah zu niedlich aus, wie das kleine Mädchen mit ihrem Windelhintern auf sie zu wackelte. Sie hielt vor dem Liegestuhl und streckte ihre Ärmchen nach Dean aus. Dieser nahm sie hoch und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Sam streichelte ihr über den Kopf.

„Toll gemacht Kleines, bald müssen wir dich nicht mehr herum tragen“, sagte Sam.

„Ach Sammy unser Baby wird erwachsen“, sagte Dean wie in einer dieser kitschigen Familienserien und lachte.

„Von nun an werden wir nur noch wenige Ruhige Minuten haben“, fügte er dann hinzu. Sam fasste Dean am Kinn und drehte seinen Kopf zu sich, so dass er ihn küssen konnte. Dean war glücklich. Familie war für ihn schon immer das oberste Gut und er war froh, dass er Sam und Jenny hatte und bei einem so wichtigen Meilenstein in ihrem Leben dabei sein konnte. Im Moment war alles gut zwischen ihnen und er hoffte, dass das auch in Zukunft so bleiben würde. Als Jenny in seinen Armen zu strampeln anfing, ließ Dean sie wieder los und die Kleine lief zurück zu ihren Spielsachen. Während er Jenny beim Spielen zusah, erzählt Dean Sam den Rest seiner Odyssee. Wie sie in einem der Tagebücher von Leas Großvater die Zutaten für das Ritual gefunden und diese Zusammengetragen hatten, Morties Gejammer wegen seinem Leistenbruch als Kind brachte Sam erneut zum Lachen, und wie sie dann im Krankenhaus die Haare der Kinder besorgt hatten und schließlich das Ritual durchgeführt hatten. Anschließend berichtete Dean ihm noch von seiner Begegnung mit den beiden Kindern und dass er Mortie und Lea die Wahrheit über ihre Beziehung erzählt hatte. Sam streichelte ihm aufmerksam zuhörend durchs Haar.

„Hm, Mortie und Lea scheinen nett zu sein. Wir sollten sie wirklich noch einmal besuchen, ehe wir zu Bobby fahren. Ich würde mich gerne bedanken.“ Dean nickte.

„Das solltest du. Ohne Lea wäre ich aufgeschmissen gewesen.“

„Dean?“

„Ja?“

„Werden wir es Bobby sagen? Ich meine das zwischen uns?“

„Ich weiß nicht Sam. Auf der einen Seite will ich ihn nicht belügen, aber auf der anderen Seite, er ist nicht mehr der Jüngste. Ich will nicht, dass er einen Herzkasper kriegt bevor wir ihm alles richtig erklären können.“

„Du weißt schon, dass er dich übers Knie legen würde, wenn er wüsste, was du eben über ihn gesagt hast oder?“

„Du wirst ihm doch nichts verraten, oder?“

„Hm, es wäre doch ein ideales Druckmittel, um dich davon zu überzeugen mir meine Strafarbeiten zu erlassen.“

„Träum weiter Sam, da riskiere ich es lieber, dass Bobby mich übers Knie legt. Was gibt es heute Abend eigentlich zu essen?“

„Ach ja, kochen stand ja auch auf der Liste. Ich müsste gleich mal …“ Er stockte, als ihm das kleine Mädchen ins Auge fiel.

„Jenny, pfui. Du kannst doch keine Erde essen“, sagte Sam und eilte zu seiner Tochter. Dean lachte.

„Tja, wie der Vater so die Tochter.“

„Was soll das denn heißen? Ich habe doch keine Erde als Kind gegessen.“

„Erde nicht, aber kein Sandkasten war vor dir sicher, besonders wenn es Sandkuchen gab.“ Dean grinste und Sam machte ein angeekeltes Gesicht.

„Ich gehe ihr die Hände und das Gesicht waschen und dann sehe ich mal, was ich dir heute auftischen kann.“ Er nahm Jenny auf den Arm und trug sie in die Küche.

Eine Nacht im Freien

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Jeff

Die Sonne würde sehr bald aufgehen. Die Nacht war ereignislos geblieben. Es wunderte Anna etwas. Seit sie in Blue Earth einen Dämon, der es auf Jenny abgesehen hatte vertrieben hatte war es verdächtig still im Dämonenlager geworden. Entweder, sie hatten es aufgegeben, was sie für eine Wunschvorstellung hielt, oder sie tüftelten an einem erfolgsversprechenden Plan. Auf jeden Fall musste sie wachsam bleiben. Dieses kleine Mädchen war zu wichtig. Die beiden Brüder ahnten ja nicht, was sie alles für Kräfte entwickeln würde, wenn sie größer wurde. Jenny war kein Zufallsprodukt wie Sam annahm. Ihre Geburt war praktisch seit Sams Geburt geplant gewesen. Anna wusste, dass die Dämonen etwas mit dieser Familie planten und ihre Obrigkeit hatte ihrerseits Schritte zu einer Gegeniniziative unternommen. Dieses Kind war wahrlich machtvoll und es durfte nicht in die Hände der Dämonen gelangen. Deswegen war sie hier, um das zu verhindern. Die beiden Brüder, die nun wieder glücklich vereint waren, passten eigentlich gut auf sie auf, allerdings ließ sie ihrer Liebesbeziehung in letzter Zeit etwas nachlässig werden. Vielleicht wäre eine rein brüderliche Beziehung, wie sie ihre Vorgesetzten vorgesehen hatten doch besser gewesen, aber das würde wohl erst die Zukunft zeigen. Sicher dauerte es etwas bis die beiden sich als Paar zu einem eingespielten Team entwickelten. Anna merkte, wie sich bei dem provisorischen Nachtlager auf dem Dach etwas regte. Nun konnte sie ruhigen Gewissens wieder auf ihren Beobachtungsposten gehen.
 

Die Brüder wurden von der aufgehenden Sonne geweckt. Sam streckte sich bereits, als Dean herzhaft gähnte, sich aufsetzte und sich den Schlaf aus den Augen rieb, Sam lehnte sich vor und küsste Deans Schulterblatt.

„Morgen Dean“, murmelte er gegen dessen warme Haut.

„Morgen Sammy“, sagte Dean und grinste. Er wusste, dass es noch recht früh war, aber sein Level an Glückhormonen war nach der letzten Nacht immer noch hoch genug, dass er heute Morgen gar nicht grummelig war.

„Dusche, Kaffee, Jenny, Frühstück?“, fragte Sam.

„Gute Idee. Zeit genug sollten wir haben.“

„Und da wir nicht im Bett sind muss ich dir das Frühstück auch nicht servieren, oder?“

„Sammy, Sammy, Sammy. Du bist mir aber ein Schlitzohr, aber das war das letzte Mal, dass du dir einen Schlupfwinkel gesucht hast, um deiner Strafarbeit zu entgehen.“ Er drehte seinen Kopf und gab Sam einen schlabbrigen Kuss auf die Backe. Dann suchte er nach seiner Boxershorts und zog sie sich über. Sam machte eine komische Grimasse und wischte sich mit dem Handrücken über die Wange. Dean hob derweil Sams Boxershorts auf und warf sie ihm an den Kopf.

„Dean“, maulte der Jüngere. Sein Bruder hatte gute Laune und das bedeutete normalerweise, dass er keine Gelegenheit auslassen würde um ihn zu ärgern und das würde sich, wo sie ein Paar waren, wohl auch nicht ändern. Er zog sich ebenfalls seine Unterwäsche an.

„Nicht so laut, du weckst sonst Jenny. Schnapp dir das Bettzeug. Ich mach schon mal die Dusche an und warte dort auf dich und deinen Knackpo.“ Die beiden Männer standen bereits und Dean gab Sams Hintern einen Klaps ehe er durchs Fenster ins Haus stieg. Sam folgte ihm kurz darauf. Ehe er ins Schlafzimmer ging machte er noch das Fenster zu und sah nach Jenny, die noch friedlich schlummerte.
 

Nach der Dusche bei der sie sich erst „schmutziger“ machten, ehe sie sauber wurden, genossen sie in Ruhe eine Tasse Kaffee, während sie auf der Couch lümmelnd, sich im samstäglichen, frühmorgendlichen Kinderfernsehen eine Folge Familie Feuerstein ansahen, eine von Sams Lieblingsserien aus Kindertagen.

„Ich weiß noch, wie du, nachdem du die Serie das erste Mal gesehen hattest, in diesem Diner irgendwo im Nirgendwo von Montana bei der Kellnerin einen Brontoburger bestellt hast. Die Frau hat dich angesehen als wenn du von einem anderen Planeten kämest“, sagte Dean und strich ihm sanft durchs langsam trocknende Haar.

„Da war ich drei oder vier. Außerdem sollte man doch annehmen, dass die Frau schon mal was von der Serie gehört hätte“, rechtfertigte sich Sam und streichelte ihm beiläufig übers Knie. Er lächelte in sich hinein. Es gefiel ihm, dass diese kleinen Zärtlichkeiten mittlerweile so natürlich waren.

„Ich liebe dich Dean“, hauchte Sam Dean gegen die Lippen, ehe er ihn langsam und ausdauernd küsste. Er erwartete keine Antwort, wollte es ihn nur wissen lassen. Nach dem Kuss fragte Sam ihn, was er zum Frühstück wolle.

„Eier und Speck?“ Kuss. „Pfannkuchen?“ Kuss. „Toast und Marmelade?“ Kuss.

„Ich denke, ich nehme eine große Schüssel Lucky Charms“, antwortete Dean und lächelte zufrieden. Sam könnte ihn ruhig den Rest des Tages küssen.

„Dir ist bewusst, dass das Zeug praktisch keine Nährstoffe hat und aus etwa 90% Zucker besteht?“

„Na und? So schlimm ist das heute nicht. Meine Frühstücksportion Proteine hatte ich schon vorhin in der Dusche.“ Ein verdorbenes Grinsen zierte sein Gesicht und er leckte sich genüsslich über die Lippen. Sam errötete bei dem Anblick und den Erinnerungen daran was ihm diese Lippen vor kurzem Gutes getan hatten.

„Ich liebe es, wenn du so rosa anläufst“, sagte Dean und lachte leicht.

„Idiot“, raunte Sam und vergrub sein Gesicht in Deans Halsbeuge. Ehe der Ältere geschnallt hatte, was Sam vor hatte, hatte dieser sein teuflisches Werk schon beendet und betrachtete zufrieden den von ihm verursachten Knutschfleck.

„Du weißt, dass du mich jetzt behalten musst, oder?“

„Was? Wieso?“, fragte Sam gespielt erschrocken.

„Du hast deine „Signatur“ an mir hinterlassen, das ist sowas wie ein Kaufvertrag. Das heißt, du musst mich ab jetzt für immer mit allem Lebensnotwendigen versorgen. Das heißt, hauptsächlich mit Essen und Sex.“

„Hätte ich doch bloß das Kleingedruckte gelesen.“ Sie küssten sich kurz leidenschaftlich, ehe Dean aufstand.

„Da ich von dir eh nicht überflüssige Kalorien zum Frühstück kriege wie ich es will, muss ich mir meine Lucky Charms wohl oder übel selber holen.“ Mit diesen Worten verschwand er in Richtung Küche. Kurz darauf rief Jenny nach ihrem Vater und Sam folgte dem Ruf.
 

Als er mit der fertig angezogenen Jenny nach unten kam, saß Dean wieder vor dem Fernseher und schaufelte seine Lucky Charms in sich rein, während im Fernsehen die Tiny Toons liefen.

„Sam, diese Elmyra hat echt einen an der Waffel. Kein Wunder, dass die ganzen Tiere vor ihr weg rennen. Ich meine, wer will schon zu Tode geknuddelt werden?“

„Komm, mach das aus. Unser Kind sollte nicht schon so früh vor dem Fernseher geparkt werden und erst recht nicht wenn eine Sendung läuft bei der sich die Figuren zu Tode knuddeln, oder sich mit dem Holzhammer gegenseitig eins auf die Rübe geben. Sie soll keine gewaltverherrlichenden Sendungen sehen.“

„Findest du nicht, dass du da etwas übertreibst?“, meinte Dean zu seinem Bruder.

„Nein, ich war mal als Gasthörer mit Jess bei einer ihrer Kinderpsychologievorlesungen und kurz um, die Dozentin hat an Hand von Diagrammen und Fallbeispielen deutlich gezeigt, dass Kinder die schon im frühen Alter vor Augen gehalten bekommen, das Gewalt was Lustiges ist, deutlich mehr Aggressivität in Kindergarten und Vorschule zeigen und sich das Ganze auch in der Schullaufbahn fortsetzt wenn man es nicht unterbindet. Wenn du also nicht willst, dass unser Kind zu einer Soziopathin wird und kleine Tiere quält, weil es ja in der Zeichentrickserie so witzig war, schaltest du jetzt um, oder am Besten, du machst den Fernseher gleich ganz aus.“

„Sam, wir haben früher, als wir klein waren und Dad uns alleine im Motel gelassen hat jede Menge solcher Fernsehserien gesehen. Sind wir etwa Soziopathen geworden?“

„Normal sind wir ja wohl eindeutig nicht und erzähl mir nicht, dass es dir nicht ein klein wenig Vergnügen bereitet wenn wir Monster jagen und töten.“

„Monster Sam, keine Menschen. Du hast doch ein Rad ab Sam. Nicht solche Serien, oder Ballerspiele machen Kinder zu Soziopathen, sondern die Tatsache, dass deren Eltern nicht in der Lage sind ihnen den Unterschied zwischen dem Fernsehen und der Realität klar zu machen.“

„Ich will auf jeden Fall nicht, dass sie schon in so jungem Alter die ganze Zeit vor dem Fernseher verbringt.“

„Ich hatte nicht vor es dazu kommen zu lassen.“ Dean zappte, bis er auf dem Discovery Channel ein Tierdokumentation fand.

„Oh, guck mal Sammy. Eine Doku über Löwen.“ Er grinste breit. Sam rollte mit den Augen.

„Idiot“, sagte er dann.

„Ido“, versuchte Jenny nachzuplappern. Dean, der sich gerade einen großen Löffel Lucky Charms in den Mund geschoben hatte, verschluckte sich vor Lachen und dabei schoss ihm eine winzige Fontäne Milch aus der Nase.

„Ido, ido, ido“, brabbelte das kleine Mädchen, während Dean hustete. Sam befürchtete schon er müsse den Heimlich-Griff anwenden, doch zum Glück beruhigte sich Dean wieder, nachdem ihm Sam ein paar Mal kräftig auf den Rücken geklopft hatte.

„Super Sam.“ Hust. „Wie war das noch.“ Hust. „Mit dem nicht Fluchen und verwenden von Schimpfworten und Beleidi…“ Hust. „Gungen vor der Kleinen? Die Tiny Tons machen aus ihr einen Soziopathen, da ist es natürlich viel besser, wenn du ihr Kraftausdrücke beibringst“, stichelte Dean mit einem fiesen Grinsen.

„Ach halt die Klappe Dean“, sagte Sam. Er drückte seinem Bruder Jenny in den Arm, schnappte sich seine Tasse und ging in die Küche. Er brauchte einen weiteren Kaffee.

„Ido!“ Dean lachte weiter.

„Pa-pa?“ Jenny sah ihrem Vater hinterher.

„Dein Dad kommt gleich wieder, sobald ihm eine schlagfertige Entgegnung eingefallen ist. In der Zwischenzeit lass uns doch mal sehen was so auf dem Disney Channel läuft.“
 

Er goss sich einen Kaffee ein. Dann ging er an den Kühlschrank, um die Milch raus zu holen. Der Karton fühlte sich verdächtig leicht an. Als er die Packung zum einkippen schräg über seine Tasse hielt, kam ein winziger Rinnsal Milch herausgetröpfelt. Sein schlampiger Bruder/Lebenspartner hatte einfach die leere Milchpackung wieder in den Kühlschrank gestellt. Sam atmete tief durch. Er könnte jetzt natürlich raus ins Wohnzimmer gehen und Dean zur Schnecke machen, aber wollte sich nicht schon wieder mit ihm streiten, also ging er einfach an den Kühlschrank und holte eine ungeöffnete Milchpackung heraus. Er würde sich beherrschen. Er würde garantiert nicht den Grund für ihren nächsten Streit liefern. Kurz darauf kam Sam wieder ins Wohnzimmer und sah gerade noch wie der Fernseher ausging und Dean die Fernbedienung, die er auf dem Couchtisch abgelegt hatte, los ließ.

„Hey Sammy! Siehst du? Kein Fernsehen mehr.“ Sam sah ihn skeptisch an, beließ es aber dabei. Er setzte sich neben die beiden.

„Pa-pa ido?“

„Jenny, das Wort sollte man nicht sagen, weil …“ versuchte Sam ihr zu erklären. Dean rollte nur mit den Augen.

„Was?“

„Sam, ich glaube nicht, dass sie deine ausschweifenden Erklärungen, warum sie das Wort nicht sagen soll, versteht.“

„Ach und was soll ich machen? Sie es einfach weiter sagen lassen?“

„Und wenn schon. Niemand weiß was ido bedeuten soll und wenn wir das Wort in nächster Zeit vermeiden, wird sie es schon wieder vergessen.“

„Denkst du wirklich, dass diese Art von Erziehung funktioniert?“

„Dad und ich haben es bei dir so gemacht und du bist doch ganz gut geraten, obwohl ich dich hab fernsehen lassen.“ Dagegen konnte Sam nun einfach nichts sagen, denn Dean hatte Recht. Ihre Kindheit und ihr ganzes Leben war zwar schräg und die Erziehungsmethoden von John am äußersten Rande, um noch als alternativ zu gelten, aber dennoch waren er und auch Dean zwei anständige Männer geworden. Sam gab Dean einen Kuss auf die Wange.

„Okay, dann versuchen wir es halt auf deine Art.“

„Das klingt wie Musik in meinen Ohren“, sagte Dean und lächelte.

„Pa-pa nane“, sagte die Kleine quengelig. Gefolgt wurde dies durch ein leises Grummeln, das von ihrem Bäuchlein ausging.

„Dein Frühstück hätte ich ja fast vergessen. Tut mir leid Kleines.“ Sam stand auf und ging in die Küche, um seiner Tochter ihr Frühstück zu machen.

„Du bist wirklich zu beneiden. Für dich macht er die Arbeiterbiene und du bekommst sofort dein Gele Royal, während ich mich mit minderwertigem Pollen zufrieden geben muss, den ich mir manchmal sogar noch selbst besorgen muss. Aber gegen das Kindchenschema komm ich halt nicht an.“ Er fing an sie zu kitzeln. Sie giggelte fröhlich. Dann nahm er sie auf den Arm, streichelte ihr durchs Haar und küsste sie auf die Wange.

„Dein Dad wird sicher streng und gerecht mit dir sein, aber zum Glück hast du noch deinen coolen Onkel Dean und zusammen kriegen wir deinen Dad schon locker.“

„Din! Nane“, brabbelte sie und begann an dessen T-Shirt zu nagen.

„Nein Jenny, Menschen können sich nicht von T-Shirts aus Baumwolle und Synthetikfasern ernähren. Warte noch einen Augenblick bis dein Dad mit deinem Frühstück zurück ist, oder probier doch mal ob du es her beamen kannst.“ Wenn die Kleine jetzt nach Sams Auskunft schon Visionen hatte wie Sam sie hatte, wie würden sich ihre Kräfte erst entwickeln, wenn sie älter wurde? Er musste wirklich in den sauren Apfel beißen und mit Sam zusammen Missouri aufsuchen. Aber ob sie ihnen wirklich weiterhelfen konnte wusste er nicht. Was hatte sie noch gleich gesagt? Sie könne Gedanken lesen und Energien in einem Raum spüren, aber keine Fakten herbei zaubern. Was könnte sie ihnen also über Jenny sagen, was sie nicht schon selbst herausgefunden hatten? Vielleicht kann sie irgendeine Energie an ihr spüren. Bei Sam hatte sie ja auch etwas gespürt, auch wenn sie ihm nicht sagen konnte, was da mit ihm passierte, aber eventuell wusste sie ja inzwischen mehr.

Sam kam wieder aus der Küche. Er hatte Jenny ihren Frühstücksbrei und eine aufgeschnittene Banane mitgebracht, mit dem er sie nun fütterte. Dabei bekleckerte sie sich ihr Oberteil.

„Ich gehe mal mit ihr hoch, um ihr was Sauberes anzuziehen. Du kannst in der Zwischenzeit das Geschirr spülen“, sagte Dean und nahm das kleine Mädchen auf den Arm. Während Dean die Treppe hoch ging nahm Sam das Geschirr und brachte es mit einem „dämliche Strafarbeiten“ in die Küche. Jenny hatte zwei Stückchen Bananen übergelassen, die nun schon braun und recht unappetitlich aussahen. Er schmiss sie in den Müll und entdeckte dabei, dass dieser schon recht voll war. Super, Müll raus bringen stand ja auch auf der Liste. Er rollte mit den Augen und machte sich daran den Sack aus dem Mülleimer zu ziehen.
 

Jetzt war er endlich hier. Die Fahrt hatte ja lange genug gedauert und das alles nur, um sich mal wieder ordentlich bemuttern zu lassen. Wenn er seine Großeltern besuchte, verwöhnte ihn seine Großmutter wo sie nur konnte. Er genoss das, aber ansonsten war die Zeit die er bei ihnen verbrachte meist sterbenslangweilig, darum wollte er diesmal ja seinen Freund Paul mitbringen, doch dieser hatte ihn kurzfristig versetzt, weil er sich lieber um die Katze seiner „guten Freundin“ kümmern wollte, während die ihre an Krebs dahinsiechende Mutter pflegte. Dämliche Lesbe, ständig versuchte sie Paul gegen ihn aufzubringen und erzählte ihm, dass er ihn hinter seinem Rücken betrügen würde. Das stimmte zwar, aber was ging sie das bitte an? Paul brauchte es in Jeffs Augen auch gar nicht zu wissen, denn schließlich kam er, wenn er fertig war, immer wieder zu ihm nach Hause. Paul war ein unglaublich lieber Kerl, der total auf ihn stand, ihn förmlich anbetete und für nur einen kleinen Funken Aufmerksamkeit von Jeff alles für ihn tun würde, allerdings war er für Jeff im Bett nach einer Weile einfach langweilig geworden, so dass dieser begonnen hatte, sich diesbezüglich anderweitig umzusehen. Aber Jeff wäre schön bescheuert, wenn er Paul verlassen würde. Er war außerdem wunderbar geeignet, um ihn bei seiner Familie herum zu zeigen, aber jetzt musste er doch wieder alleine die Zeit mit den Fossilien und der nervigen Cousine totschlagen. Jeff parkte den Wagen vor dem Haus seiner Großeltern und stieg aus. Er ließ seinen Blick kurz umher wandern und hob beide Augenbrauen, als Sam in sein Sichtfeld kam, der gerade dabei war den Müll raus zubringen.
 

„Was haben wir denn da Leckeres. Groß, dunkelhaarig, gut gebaut, netter Arsch“, sagte Jeff zu sich selbst und musterte Sam von oben bis unten. Wenn er Glück hatte war der heiße Typ vielleicht schwul. In dem Moment kam Dean aus dem Haus, legte Sam seine Arme um die Hüften und küsste dessen Nacken. Jeff grinste wie ein Kind im Süßigkeitenladen. Der zweite Typ war nicht weniger heiß, nur etwas kleiner und kürzere Haare hatte er und beide waren ganz offensichtlich schwul. Das die beiden auch ein Paar zu sein schienen, war für Jeff kein Hinderungsgrund. Er hatte schon öfters was mit Kerlen gehabt, die wie er selbst eigentlich vergeben waren. Er würde beide, oder zumindest einen von beiden schon rumkriegen und seinen Spaß haben, da war er sich ganz sicher. Wenn er mit Paul, oder alleine mal weg ging konnte er sich Interessenten kaum vom Leib halten. War ja auch kein Wunder, schließlich sah er verdammt gut aus. 1,90, mittellanges, dunkel braunes Haar, stahlblaue Augen, sonnengebräunte, reine Haut, muskulöser Körper (er verbrachte sehr viel Zeit im Fitnessstudio, damit das auch so blieb) und ein, wie er fand, sehr gewinnendes Lächeln. Die zwei würden ihm im Nuh aus der Hand fressen. Er musste ihnen nur eine Weile lang vorgaukeln, dass er sich für ihre Gefühle, Interessen und Probleme interessiere und Ruck Zuck würden sie bereit sein von ihm flachgelegt zu werden. Zumindest einen sollte er durch etwas Manipulation in sein Bett kriegen. Er grinste und beobachtete wie die beiden sich kurz küssten und dann wieder in ihr Haus gingen. Die beiden schienen zwar glücklich, doch Jeff war Meister darin Beziehungsdefizite zu erkennen und sich dann als jemand auszugeben, der einem zuhört und Wünsche erfüllt, die in der eigenen Beziehung bislang unerfüllt blieben. Natürlich verlor er nach dem Sex sehr bald das Interesse und verschwand wieder aus dem Leben seiner Bettgefährten. Meist ließ er sie dabei mit den Trümmern ihrer kaputten Beziehung zurück, doch was kümmerte ihn das? Er hatte sie zu nichts gezwungen und wenn sie der Meinung waren, sie müssten ihren Partnern den Seitensprung gestehen, so war das deren Problem und sie hatten mit den Konsequenzen zu leben. Selbst Schuld. Jeff streckte sich und ging dann zur Haustür seiner Großeltern. Er klingelte und wurde dann freudig von Augusta in Empfang genommen.

Jenny der Terrorkrümel?!

„Es ist so schön dich wieder zu sehen, Jeff.“ Augusta umarmte ihren Enkel. Sie gingen zusammen ins Wohnzimmer wo Ross und Carrie saßen. Ross stand auf und gab Jeff die Hand und eine kurze, männliche Umarmung. Carrie begrüßte ihren Cousin mit einem kurzen „Hi“.

„Ich freu mich auch mal wieder hier zu sein.“

„Schade nur, dass du uns Paul nicht vorstellen kannst. Ich habe zwar schon ein paar Mal mit ihm telefoniert, aber es wäre so schön gewesen ihn endlich persönlich kennen zu lernen“, sagte seine Großmutter.

„Tja, ein andermal klappt es bestimmt. Er ist eben sehr hilfsbereit und ich verstehe, dass er das für seine Freundin tut.“ Manchmal war er selbst überrascht was er doch für ein überzeugender Lügner er war. Es ging ihm gehörig gegen den Strich, dass Paul in San Francisco geblieben war. Wer passte schon lieber auf die Katze seiner nervigen, lesbischen besten Freundin auf, anstatt mit jemandem wie ihm seine Zeit bei seinen Großeltern zu verbringen?

„Dein Paul scheint ein guter Mensch zu sein. Du solltest ihn dir warm halten. Ich werde dir mal einen Kaffee machen.“

„Danke Grandma, das ist lieb von dir.“ Er lächelte sie gekonnt an. Sie erwiderte das Lächeln und verschwand in der Küche.

„Wie läuft es auf der Arbeit?“, fragte Ross ihn. Jeff hatte durch viel Schleimen und Arschkriechen einen Top Job in einer der größten Steuerkanzleien in San Francisco ergattert, in der er sich durch weiteres Schleimen und Arschkriechen stetig hocharbeitete.

„Das übliche, aber ich denke, dass ich im nächsten Jahr mit einer kleinen Beförderung rechnen kann“, informierte Jeff ihn. Die beiden diskutierten über das neue Steuergesetz von dem in letzter Zeit überall zu lesen war. Carrie wollte sich das langweilige Gelaber ihres sich einschleimenden Cousins nicht länger anhören. Sie konnte ihn noch nie leiden. Als sie noch klein war hatte er sie mal absichtlich von der Schaukel gestoßen und hinterher so getan als wäre es ein Versehen gewesen und war so einer Strafe entkommen. Ihre Großeltern waren eigentlich nicht dumm, aber von Jeff ließen sie sich trotzdem immer einwickeln.

„Ich werde mal mit Tristan Gassi gehen“, informierte sie Augusta.

„Ist okay. Du könntest auch gleich noch mal bei Sam und Dean vorbei gehen und sie daran erinnern, dass sie so gegen 15 Uhr bei uns sein sollen. Wir gehen dann alle an den Strand und machen dort das BBQ. Wenn es nicht zu windig wird, machen wir vielleicht sogar ein Lagerfeuer“, sagte sie.

„Ja mach ich.“
 

Carrie verließ das Haus und schlenderte hinüber zu Sam und Deans Ferienhaus. Sie klopfte an die Hintertür und kurz darauf öffnete Sam ihr.

„Morgen Sam“, begrüßte sie ihn. Sie hielt Tristan am Halsband fest, denn dieser sah schon wieder frohlockend zu Sams Wade.

„Morgen Carrie.“

„Mein ätzender Cousin ist gerade gekommen und schleimt sich bei unseren Großeltern ein.“

Dean kam gerade in die Küche, dicht gefolgt von Jenny.

„Wow, der kleine Krümel kann ja laufen. Da ist man mal ein paar Tage nicht da und schon verpasst man so einiges.“

„Hörte ich was von nem ätzenden Cousin?“, fragte Dean die 16jährige.

„Ja. Jeff macht einen auf großer Macker, dabei ist er eigentlich nur ein schleimiges Arschloch.“

„Oh man! Da bereue ich es doch gleich, dass ich deiner Grandma zugesagt habe, dass wir nachher zum BBQ rüber kommen.“

„Dean, noch kennst du ihn ja nicht. Ich bin sicher, Carrie übertreibt.“

„Das tue ich nicht. Ich bin selber froh wenn er wieder weg ist. Im Übrigen soll ich euch ausrichten, dass ihr so gegen 15 Uhr kommen sollt.“

„Danke, wir werden da sein“, sagte Sam.

„Gut, dann wird es vielleicht nicht ganz so zum Kotzen. Bis später.“ Mit einem Nicken in Richtung Dean machte sich das Mädchen mit ihrem Hund wieder auf den Weg.

„Müssen wir dahin Sammy? Ich meine, dass hört sich nicht gerade nach Spaß an.“

„Jammer nicht schon vorher Dean. Vielleicht ist er gar nicht so übel. Ich weiß nicht wie weit man da Carries Aussagen trauen darf und wir haben oder besser gesagt, du hast es Augusta versprochen, also werden wir heute Nachmittag rüber gehen und du wirst zumindest höflich sein, auch wenn du ihn nicht mögen solltest.“

„Du bist doch nur nicht so skeptisch, weil Augusta sagte, dass er auch auf Stanford war. Ist das so ne Verbrüderungssache?“

„Ich war in keiner Verbindung Dean. Und ich urteile niemals voreilig über jemanden, den ich noch nicht kenne. Ich gebe Leuten eine Chance.“

„Ja, ja. Ich hab’s kapiert. Du bist ein reiner Gutmensch und ich nicht.“

„Das stimmt nicht, du bist nur manchmal zu misstrauisch.“

„Hey, wäre ich das nicht, wären wir beide wahrscheinlich schon tot.“

„Mag sein, trotzdem erleichtert einem das nicht das Freundschaft schließen.“

„Du willst mit jemandem Freundschaft schließen, von dem Carrie behauptet er sei ein schleimiges Arschloch?“

„Keine Ahnung, jedenfalls will ich mir erst mal selbst ein Bild von ihrem Cousin machen.“

Schepper. Überrascht sahen die Brüder zu Boden. Jenny hatte am Spülhandtuch gezogen und damit einen Teller runter gerissen, der neben ihr aufgeschlagen war. Vor Schreck fing sie an zu weinen. Sam nahm sie sofort auf den Arm während Dean den Handfeger holte, um die Scherben weg zu fegen. Ihr Vater tröstete sie.

„Schon gut Jenny. Nichts ist passiert. Das war nur ein Teller.“

„Hoffentlich ist dir das eine Lehre, dass man nicht an allem möglichen herumziehen sollte“, meinte Dean und überschlug im Kopf bereits wie viel Schaden ein nun noch mobileres Kleinkind so alles anrichten konnte.

„Wer hält ihr jetzt Vorträge?“, neckte Sam den Älteren und gab seiner Tochter einen Kuss auf die Wange und wischte ihr mit dem Daumen die Tränen ab.

„Touche“, sagte Dean und grinste.
 

Nachdem die Scherben ihren Weg in den Mülleimer gefunden hatten und Sam das restliche Geschirr abgetrocknet und im Schrank verstaut hatte, setzten die drei sich in den Garten. Sam legte sich mit dem Liegestuhl in den Schatten und kuschelte mit seiner noch immer etwas verschreckten Tochter. Dean hingegen beäugelte das fremde Auto, das vor Augustas und Ross Haus stand und offensichtlich Jeff gehörte. Es war ein silberner Mercedes, der fabrikneu aussah und geradezu nach Angeberkarre schrie.

„Sie dir nur mal diese Protzkarosse an. Langweilig und ohne Charakter“, sagte Dean zu Sam. Der Jüngere schmunzelte und legte sich schnell die passenden Worte zusammen, mit denen er Dean garantiert wohlgelaunter stimmen konnte.

„Dean, gegen deine schwarze Schönheit kommt doch kein Auto an.“ Dean drehte sich zu ihm um und grinste.

„Ah, Sammy! Ich wusste doch, dass du mein Baby auch lieb hast.“ Er setzte sich ans Fußende des Liegestuhls.

„Kann es sein, dass du dir von vornherein vorgenommen hast Augustas Enkel nicht zu mögen? Ich denke, du solltest dich nicht von Carrie so beeinflussen lassen.“

„Und ich denke, wir sollten aufhören darüber zu reden. Wir kommen früh genug in den Genuss ihn kennen zu lernen und die Zeit bis dahin weiß ich besser auszunutzen.“ Er beugte sich zu Sam hinab und küsste ihn sanft.

„Ah, ich verstehe. Du willst nur nicht zum BBQ, weil du lieber mit mir rum machen willst.“ Sam grinste und gab nun seinerseits Dean einen Kuss. Als Dean seinen Kopf wieder anheben wollte, verspürte er einen Zug an seinem T-Shirt.

„Jenny, lass los“, sagte Sam und entfernte ihr kleines Händchen von Deans T-Shirt.

„Was machen wir nur mit ihr?“, fragte Dean und sah auf die Kleine herab, die schmollend Greifbewegungen mit ihren Händen machte.

„Sie scheint wirklich gerne an Dingen herum zu ziehen, aber ich hoffe mal, dass das nur eine Phase ist.“

„Vielleicht sollten wir sie ins Beet setzen, dann könnte sie Unkraut raus ziehen“, meinte Dean.

„Ja, ich denke, wenn sie was zu tun hat, dann wird sie das vielleicht sein lassen. Also lass uns was mit ihr spielen.“

„Aber was ist aus dem rum machen geworden?“ Dean versuchte sich kläglich an einem Hundeblick. Sam lächelte nur. Er gab Dean einen kurzen Kuss und schob ihn dann von sich.

„Dafür haben wir sicher später immer noch Zeit. Jetzt sollten wir lieber mit Jenny spielen, damit sie sich ein bisschen für ihr Mittagsschläfchen auspowert und wir dann mehr Zeit haben für...du weißt schon.“

„Ich kann nur immer wieder sagen, dass ich deine Denkweise liebe.“ Er stand auf und ging ins Haus, um Jennys Ball zu holen. Lange konnten sie zwar nicht mehr toben, weil es bald Mittag wurde und damit die Sonne voll auf ihren kleinen Garten knallen würde, aber jetzt wo die Kleine laufen konnte, würde es ihnen sicher mehr Spaß machen mit Jenny Ball zu spielen. Als Dean wieder rauskam war Sam dabei die Kleine mit Sonnencreme einzuschmieren und ihr ein Hütchen aufzusetzen, das beim Einkauf gerade so noch an Deans Peinlichkeitsgrenze vorbei gekommen war.

„Sei froh, dass du mich überzeugt hast, dass so ein Ding nötig ist, sonst wäre dieses alberne Hütchen sicher nicht im Einkaufswagen gelandet“, sagte Dean und rümpfte leicht die Nase. Wenigstens war es nicht rosa.
 

Nachdem Sam auch Dean etwas Sonnencreme im Gesicht verteilt hatte, dieser hatte sich sogar nur minimal gewehrt, fingen sie an Ball zu spielen. Sie beide versuchten ihr bei zu bringen wie man den Ball schoss. Die ersten paar Male verlor sie dabei ihr Gleichgewicht und fiel auf den Windelgepolsterten Po, doch dann schaffte sie ihren ersten Schuss und die Brüder grinsten stolz wie Oscar. Nach einer Weile entwickelte sich ein mehr oder weniger hin und her. Die Kleine war noch nicht wirklich zielsicher, aber es machte ihr Spaß, dass konnte man an ihrem Lächeln und fröhlichem giggeln deutlich erkennen. Sie spielten solange weiter, bis ein kleiner Unfall ihre Freude etwas trübte. Jenny war hinter dem Ball hergelaufen und war gestolpert und auf ihr Knie gefallen. Dies geschah ausgerechnet auf dem kleinen gepflasterten Weg, der vom Gartentor zur Hintertür des Hauses führte. Die Kleine brüllte wie am Spieß, etwas was sie wirklich nur tat, wenn sie wirklich Schmerzen hatte. Beide Männer waren sofort bei ihr. Dean nahm sie hoch und beide sahen, dass ihr Knie blutete. Der Jüngere reagierte sofort.

„Ich hol den Verbandskasten“, sagte Sam und verschwand im Haus. Dean setzte sie auf den Liegestuhl und versuchte sie zu trösten. Nur langsam beruhigte sie sich, aber sie weinte immer noch, als Sam mit dem Verbandskasten wieder nach draußen kam. Er reichte Dean den Verbandskasten und streichelte dann seiner Tochter beruhigend durchs Haar.

„Nicht weinen Süße. Ich weiß, du hast ein Aua, aber Dean hat dich im Nuh wieder zusammen geflickt.“

„Pa-Pa, Din! Au!“, sagte sie und weitere Tränen rollten ihre Wangen hinab. Dean sah Sam fragend an und formte ein stummes „Aua?“

„Was? Wenigstens hat sie es sofort aufgegriffen und weiß jetzt was sie sagen muss, wenn ihr was weh tut.“ Er ging in die Hocke und küsste Jennys Stirn.

„Okay. Du versuchst sie abzulenken und reinige und desinfiziere die Wunde.“ Sam nickte und zückte Jennys Marienkäferbuch. Er begann ihr daraus vorzulesen und Dean machte sich ans säubern der Wunde. Er ging ganz behutsam vor. Ihr kleines Mädchen sollte nicht mehr Schmerzen spüren als sie es schon tat. Sie leiden zu sehen tat ihm selbst schon fast körperlich weh. Sam beobachtete wie vorsichtig und liebevoll er die Wundversorgung durchführte. Die Hände mit denen Dean normalerweise Waffen hielt, waren immer sanft, wenn es um Jenny oder Sam ging. Als Dean das Desinfektionsmittel auftrug schrie Jenny wieder lauter.

„Sch, ist gleich vorbei“, sagte der Ältere und wischte ihr eine Träne weg. Das Schluchzen wurde wieder weniger. Dean klebte schnell aber sorgfältig ein Pflaster auf die noch leicht blutende Schramme.

„Siehst du? Alles wieder gut. Gleich wird’s aufhören weh zu tun.“ Dean beugte seinen Kopf hinunter und gab ihr einen Kuss aufs verletzte Knie. Während er ihr verpflastertes Knie küsste, schoss ihm einiges durch den Kopf. Das war es was er immer wollte. Ein normales Leben, eine Familie. Auch wenn er es versucht hatte zu verleugnen und bei ihrem Vater geblieben war, anstatt sich wie Sam sich einfach aus dem Staub zu machen. Dean wollte das hier mit Sam und Jenny haben. Sie sollte alles bekommen, was er und Sam nur ungenügend bekommen hatten. Er wollte, dass sie geliebt und behütet aufwachsen konnte. Wollte mit Sam zu ihren Klassenspielen gehen oder sich mit anderen Eltern beim Elternabend zoffen. Er wollte, dass sie sie am Weihnachtsmorgen um fünf Uhr früh aus dem Bett holte, weil sie vor Aufregung nicht mehr schlafen konnte und er wollte wie jetzt dafür sorgen, dass sie aufhörte zu weinen und ihre Wewehchen weg küssen. Er strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn und blickte auf. Sam hockte immer noch neben ihnen und er sah Dean mit so viel Liebe an, dass einem glatt schwindelig werden konnte, wenn man ein Mädchen war, schob Dean gedanklich noch hinterher. Sam platzierte sich hinter Jenny und setzte sie dann auf seinen Schoss. Dean machte den Verbandskasten zu, stellte ihn beiseite und setzte sich dann vor die beiden. Sam sah ihn immer noch verliebt an und dann legte er Dean seine Hand in den Nacken und zog dessen Kopf zu einem Kuss heran. So saßen sie noch eine Weile zusammen und streichelten und schmusten das kleine Mädchen, dem es jetzt wieder besser ging, bis dieses an Sams Schulter gekuschelt eingedöst war.
 

„Das war‘s wohl für heute mit dem Ballspielen“, meinte Dean und hob den Ball und den Verbandskasten auf. Zusammen gingen sie ins Haus. Sam legte Jenny in ihr Bettchen und Dean brachte den Verbandskasten zurück ins Bad. Danach trafen sie sich im mittlerweile wieder aushaltbar temperierten Schlafzimmer. Dean hatte bereits wieder die Jalousie runter gemacht. Beide setzten sich aufs Bett.

„Ihr erstes Aua“, sagte Sam.

„Ja, kaum zu glauben, dass du so ruhig geblieben bist. Ich hätte gedacht du würdest einen hysterischen Anfall bekommen“, entgegnete der andere.

„Ich hatte Zeit mich zu beruhigen während ich den Verbandskasten geholt habe.“

„Gut gemacht Sammy.“ Er küsste ihn auf die Wange und streichelte ihm dann über den Oberschenkel.

„Wie wäre es jetzt mit ein bisschen fummeln?“

„Da musst du nicht zwei Mal fragen.“
 

Um kurz vor 15 Uhr gingen die beiden mit Jenny nach Nebenan. Nach ihrem Mittagsschläfchen hatten sie noch ein bisschen mit ihr gespielt und siehe da, die Kleine hatte nicht das Bedürfnis verspürt an irgendwas zu ziehen. Sie klingelten und Carrie öffnete ihnen die Tür.

„Kommt rein. Grandpa und Jeff haben bereits ein paar Sachen runter zum Strand gebracht. Grandma braucht jetzt nur noch ein paar kräftiger Arme, um den Korb mit den Salaten und die Holzkohle zum Strand zu tragen“, begrüßte das Mädchen sie.

„Was hat dann Jeff getragen?“, erkundigte sich Dean. Er hatte Jenny abgesetzt, die sofort ins Wohnzimmer wackelte. Sam ging derweil schon zu Augusta in die Küche.

„Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube er hat die Servietten und das Besteck mitgenommen, nachdem er meinen Großvater als Grillmeister bezeichnet hat und meinte, als solcher trüge man sein Fleisch selber zum Grill.“ Dean sah sie verwundert an.

„Guck nicht so. Mit dem Kompliment hat er sich geschickt um die Arbeit gedrückt. Jeff ist ein Meister darin. Außerdem wenn ich du wäre, dann würde ich auf Sam aufpassen.“

„Wieso? Deine Grandma sagte doch er habe einen Freund.“

„Ja, aber das hat ihn noch nie abgehalten in fremden Revieren zu wildern, wenn du verstehst was ich meine. In meine Augen ist er eigentlich das schwule, schwarze Schaf der Familie, aber sonst sehen ihn alle als Mr. Niceguy.“

„Und Jeffs Freund nimmt das so hin?“

„Keine Ahnung, vermutlich will er es entweder nicht wahrhaben oder er kriegt es erst gar nicht mit und wenn es darum geht sich seinen eigenen Arsch zu retten, dann fallen Jeff jede Menge Ausreden ein.“ Ehe Dean etwas erwidern konnte, kamen Augusta und Sam zu ihnen.

„Hi Dean! Wo ist denn Jenny?“, fragte die ältere Frau. Schepper. Das kam aus dem Wohnzimmer.

„Nicht schon wieder“, sagte Sam und rollte mit den Augen. Sie gingen ins Wohnzimmer. Jenny saß auf dem Boden und zupfte die Blätter von den Rosen, die Dean Augusta überlassen hatte. Carries Großmutter hatte sie auf den Couchtisch gestellt. Nur leider lag auf dem Tisch eine Tischdecke an der Jenny zweifelsohne gezogen hatte. Die Vase lag zerdeppert auf dem Boden, während das Wasser in den Teppich sickerte und Jenny mitten drin saß als könne sie kein Wässerchen trüben.

„Wow, Jenny! Bist du jetzt ein Terrorkrümel geworden?“, scherzte Carrie. Dean nahm Jenny auf den Arm.

„Tut uns leid Augusta. Wir werden für die Vase aufkommen“, sagte Sam.

„Ist doch nicht schlimm. So teuer war sie ja nicht.“ Sie ging in die Küche um Zewa zu holen, während Sam sich bereits daran machte die Scherben aufzulesen. Sie sollten vielleicht noch mal eins der Kinderratgeber lesen, was darin über Schimpfen drin steht. Denn langsam wusste Sam nicht mehr wie er Jenny dazu bringen sollte das sein zu lassen. Es mussten bereits eine Lampe, ein Teller und eine Vase dran glauben. Wenigstens hatte sie diesmal nicht geweint als die Vase zu Bruch ging.
 

Als die „Unfallstelle“ bereinigt war, gingen sie hinunter zum Strand. Jeff war bereits sehr gespannt darauf die beiden heißen Typen kennen zu lernen. Seine Großmutter hatte bereits angekündigt, dass sie die beiden Männer die ihr Ferienhaus bewohnten zum BBQ eingeladen hatte. Glück musste man haben. Da kam der Berg doch gleich zum Propheten. Das vereinfachte so einiges, war jedenfalls Jeff Meinung.

„Da sind sie ja“, sagte Ross und winkte seiner Frau und den anderen zu, die gerade dabei waren die restlichen Grillutensilien abzustellen. Ross und Jeff, die die Lagerfeuerstelle weiter unten am Strand begutachtet hatten gingen nun zurück zu dem Grillplatz, der auch einen großen Picknicktisch beinhaltete. Tristan schnüffelte bereits an der Kühlbox rum in der das Fleisch war und wurde von einer amüsierten Carrie weg gezogen. Heute hatte er einfach kein Glück. Sams Wade durfte er nicht rammeln und ans Fleisch kam er auch nicht ran und zum allen Überfluss war ihm dieser große neue unsympathische Kerl vorhin auf den Schwanz getreten. Heute war definitiv kein guter Tag für kleine Hunde. Als Ross und Jeff den Picknicktisch erreichten, stellte Augusta ihrem Enkel auch sogleich ihre Gäste vor.

„Jeff, das ist das Paar, das bis August unser Ferienhaus gemietet hat. Darf ich vorstellen, Sam, Dean und ihre Tochter Jenny.“ Er grinste, doch als sein Blick auf Jenny fiel, verging ihm das Grinsen. Ein Baby? Das machte das Ganze dann doch um einiges Schwieriger. Irgendwie musste er das sabbernde Balg loswerden, es würde bei seinen Annäherungsversuchen nur stören. Dean bemerkte, dass Jeffs Mine bei Jennys Anblick ein wenig seltsam wurde und das gefiel ihm ganz und gar nicht, genauso wie der Typ selbst. Denn der hatte bevor er Jenny erblickte sie beide ausgecheckt als würde er sich seine Lieblingsnutte vom Straßenstrich aussuchen. Carrie hatte wohl wirklich Recht mit ihrer Einschätzung.

„Noch nie ein Baby gesehen?“, fragte Dean ihn und klang dabei schroffer als er wollte. Sam rollte mit den Augen.

„Hi Jeff ! Du musst Deans Benehmen entschuldigen. Er wurde von Wölfen aufgezogen.“ Er reichte ihm die Hand, die dieser auch sofort entgegen nahm und schüttelte. Diese erste Begegnung schien für Jeff schon ein kleiner Wegweiser zu sein. Er würde noch einen Versuch starten mit Dean warm zu werden und wenn der fehlschlug, würde er sich ganz auf Sam konzentrieren, denn der schien ihm freundlicher gegenüber zu stehen, also dürften seine Chancen ihn rum zu kriegen auch größer sein.

„Ihr habt eine Tochter, das hat mich halt überrascht. Grandma hat mir nämlich nichts davon gesagt“, sagte Jeff beschwichtigend.

„Und sie ist wirklich ein niedliches, kleines Ding“, fügte er hinzu.

„Sie ist kein Ding“, sagte Dean schnippisch. Er ging mit Jenny hinüber zu Carrie, die mit Tristan am Strand Treibholz sammelte, dass Ross später fürs Lagerfeuer verwenden wollte.

„Er ist immer skeptisch gegenüber neuen Leuten“, sagte Sam entschuldigend. Er setzte sich an den Picknicktisch. Jeff setzte sich ihm gegenüber. Normalerweise scheute Jeff keine Herausforderung, aber er hatte nicht ewig Zeit, um sich bei Dean beliebt zu machen, was nach Sams Auskunft nach sicher lange dauern würde, also beschloss er sich auf den größeren der beiden zu konzentrieren.

„Augusta hat uns erzählt du seist in Stanford gewesen. Was hast du studiert? Ich war nämlich auch dort“, sagte Sam und versuchte ein Gespräch in Gang zu setzen. Wenn Dean beschlossen hatte sich wie ein unhöflicher Arsch zu benehmen, dann musste zumindest er die Winchester-Familienehre hochhalten. Als Jeff das hörte machte es in seinem Kopf Jackpot. Er hatte einen ersten Ansatzpunkt gefunden.

„Ich habe meinen Businessabschluss 2004 gemacht und arbeite jetzt seit fast zwei Jahren bei einer großen Steuerkanzlei in San Francisco. Wann hast du deinen Abschluss gemacht?“

„Ich hätte meinen Abschluss im letzten Sommer gemacht und wollte eigentlich Jura studieren, aber dann bin ich Dean über den Weg gelaufen und habe mein Studium unterbrochen. Deans Job erfordert es leider, dass wir oft umziehen müssen.“

„Du bist wegen ihm abgegangen?“ Er würde nicht im Traum daran denken, für einen Kerl irgendeine Karrierechance sausen zu lassen. Vielleicht konnte er durch ein sachtes nachbohren alte Zweifel wieder hervorrufen und nach ein paar Sticheleien könnte es ihm gelingen einen Keil zwischen Sam und diesen grummeligen, wenn auch verdammt sexy Typen zu treiben.

„So würde ich das jetzt nicht sagen. Ich habe gemerkt, dass das doch nicht das richtige für mich war und bin deshalb mit Dean gegangen und ich bereue es nicht, denn sonst hätten wir Jenny jetzt nicht.“ Sam lächelte und sah zu seinen Lieblingen hinüber. Okay, Sam schien es wirklich nicht zu bereuen. Also musste er weiter graben. Vielleicht sollte er das Thema weiter aufs College gerichtet lassen. Ja, das war unverfänglich und so konnte er mehr über Sam herausbekommen. Also fing er an mit Sam über Kurse zu sprechen, die er belegt hatte. Vielleicht fand sich da eine Gemeinsamkeit. Sam wusste nicht warum Carrie Jeff nicht mochte. Der war doch ganz nett. Sam war zwar nicht mehr der Collegeboy von damals, aber er fand es ganz angenehm über die Zeit, die er dort verbrachte zu reden. Dean hatte ihn noch nie gefragt was er so für Kurse belegt hatte. Das Thema Stanford war einfach noch immer sehr heikel und Dean verband damit nur den Schmerz, dass Sam ihm und John den Rücken gekehrt hatte und darum kam es zwischen ihnen so gut wie nie zur Sprache.
 

Dean beobachtete mit Argusaugen wie angeregt sich Sam und Jeff zu unterhalten schienen. Wenn er richtig gesehen hatte, dann hatte Jeff eben sogar Sams Arm berührt ehe er aufgestanden war, um für sie etwas zu trinken aus der Kühlbox zu holen. Dieser Typ flirtete mit seinem Sammy und diesem schien das entweder nichts auszumachen oder er registrierte es nicht als flirten, was in Anbetracht von Sams Naivität was manche Dinge anging für Dean die wahrscheinlichere Variante war. Ein Teil von ihm wollte Jeff am Kragen packen und ihn im Meer ersäufen, aber der vernünftigere Teil von ihm hielt es für besser nichts zu tun, sonst würde Sam ihn noch für den Typ eifersüchtiger Ehemann halten. Trotzdem ging er jetzt mit Jenny wieder rüber zum Tisch, denn Augusta hatte bereits begonnen den Tisch zu decken, ergo würde es sehr bald etwas zu Essen geben.

„Ich war früher auch öfter in der Bar, aber komisch dass ich dich dort nie gesehen habe. Ich meine, ein so großer gutaussehender Kerl wäre mir definitiv aufgefallen“, sagte Jeff zu Sam und lächelte ihn an. Sam war es ein wenig unangenehm, dass Jeff ihm ein Kompliment gemacht hatte, aber auf der anderen Seite, Jeff war ein echter Schwuler. Vielleicht redeten Schwule ja so mit neuen Bekannten, also sah der Winchester darüber hinweg. Dean hatte das mitbekommen und setzte sich neben Sam. Jenny saß auf dem Boden und spielte mit ein paar Muscheln, die sie am Strand gesammelt hatte. Um zu untermauern, dass er mit dem Geflirte aufhören konnte, gab Dean Sam einen kurzen, leidenschaftlichen Kuss. Sam war überrascht, dass es ihn nicht störte von Dean vor einem relativ Fremden geküsst zu werden, aber andererseits war Jeff ja schwul, hatte einen Freund und sah sowas wahrscheinlich häufiger. Vor allem, weil er sich während der Collegezeit für die Gay-straight alliance Gruppe in Stanford angergiert hat. Dass Jeff das hauptsächlich getan hat, um an Kerle ranzukommen, hatte er Sam natürlich nicht gesagt, genau so wenig, wie dass er das nur erwähnt hat, um Sam zu beeindrucken, doch so wirklich Erfolg schien er damit nicht zu haben, denn Sam hatte daraufhin nur gesagt, dass er das gut fände, dass Jeff sich angergiert, Dean und er jedoch nicht gerade zu denen gehörten, die einen Regenbogenfahne schwenkend, bei einer Schwulenparade mit laufen würden.

„Worüber redet ihr gerade?“, fragte Dean und legte seinen Arm um Sams Hüfte, um ihn näher an sich ran zu ziehen.

„Wir haben gerade festgestellt, dass obwohl wir öfters die gleiche Bar besucht haben, wir uns nie begegnet sind“, erklärte Sam. Jeff war nicht gerade erfreut, dass Dean schon wieder auf der Matte stand, es lief nämlich eigentlich ganz gut mit Sam bis jetzt.

„An welchem College warst du Dean?“, fragte Jeff ihn.

„Auf gar keinem. Ich brauch keinen Wisch der mir bescheinigt, dass ich genial bin.“ Sam lächelte und küsste Dean auf die Wange. Hm, er war nicht auf dem College. Am strategisch günstigsten wäre es jetzt wohl Themen anzuschneiden, die das College betrafen und von denen Dean sicher keine Ahnung hatte, vielleicht konnte er Dean so wieder loswerden, wenn er sich langweilen würde. Sie redeten weiter über die Bar, in die sie beide gerne gingen und gingen dann wieder zurück zu den Kursen, die sie belegt hatten. Dean hörte halbherzig zu und schenkte Jenny einen Teil seiner Aufmerksamkeit. Die Kleine versuchte mit den Muscheln verzweifelt einen Turm zu bauen, was auf Grund der Form natürlich nicht klappte. Dean hatte dabei auch immer ein Auge auf sie, um sicher zu gehen, dass die Muscheln nicht in ihren Mund wanderten.
 

Eine halbe Stunde später schienen sich Sam und Jeff immer noch recht gut zu unterhalten, Dean gefiel das überhaupt nicht, vor allem weil es ihm so vorkam, als ob Sam ihn irgendwie gar nicht zu registrieren schien und auch nicht versuchte ein Thema anzusprechen bei dem er eventuell mit reden konnte. Im Gegensatz zu Jeff, der ihn beim Thema Literatur gefragt hatte, was er von mittelalterlicher Lyrik hielt und beim Thema Kunst ernsthaft wissen wollte, ob Dean lieber die Impressionisten oder die Expressionisten schätzte. Dean war klar, dass Jeff versuchte ihn bloß zu stellen, weil er nicht auf dem College war, aber Dean war kein Idiot und hatte, dank diverser Dokumentationskanäle, ganz passable Antworten parat. Da sagte noch mal einer Fernsehen würde nicht bilden. Zum Thema mittelalterliche Lyrik, meinte Dean, dass Minnesang nicht sein Ding war und zum Thema Kunst: Er fand Cézannes Schädelpyramide irgendwie cool. Sam lächelte bei seinen Antworten immer mit einem Anflug von Stolz. Er hatte es oft erlebt, dass die Leute Dean unterschätzten, was man niemals tun sollte. Kurz darauf gab es dann was zu essen, so dass Jeff mal für fünf Minuten die Klappe hielt. Das hatte Dean jedenfalls gehofft. Doch das Glück war ihm nicht holt oder doch?

„Wie alt ist Jessie denn?“, fragte Jeff.

„Die Kleine heißt Jenny“, verbesserte Carrie ihren Cousin.

„Oh, sorry.“ Mein Gott, ihm war es scheiß egal wie das Balg hieß, aber es nervte ihn von seiner neunmalklugen Cousine verbessert zu werden.

„Jenny wird im August ein Jahr alt“, informierte Sam ihn.

„Ross, weißt du noch wie Jeffie in dem Alter immer mit seiner Kacke kleine Knetmännchen machen wollte, wenn man beim Windelnwechseln nicht aufpasste“, sagte Augusta.

„Grandma, das will doch keiner hören“, sagte Jeff. Gott, warum musste sie ihn so bloßstellen und solche peinlichen Sachen ausplaudern? Carrie und Dean fingen laut an zu lachen. Sam sah ein wenig angewidert aus.

„Jenny, hör nicht hin. Das ist nichts was man nachmachen sollte.“

„Augusta, Fäkalien sind absolut nicht das Thema über das man beim Essen reden sollte“, meinet Ross, konnte sich jedoch selber ein Schmunzeln nicht verkneifen. Lächerlich gemacht von der eigenen Familie, wie erniedrigend.

Der kleine, große Sam

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Jenny hat Durchfall

Anmerkung: Ich habe bei meinen Recherchen nichts zu Babys gefunden, die unnützerweise Abführmittel geschluckt haben, von daher ist das was ich geschrieben habe nicht unbedingt realitätsnah, aber ich hoffe das sei mir verziehen.
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

„Müssen wir wirklich dahin Sammy?“, maulte Dean. Sam hatte ihm wirklich das Frühstück ans Bett gebracht an diesem Morgen und seine Strafarbeit mit F nur zu gerne erfüllt. Danach hatte sich Sam um Jenny gekümmert, während Dean unter der Dusche war. Als Dean dann nach unten kam, gab Sam ihm die Aufgabe, sich mit Jenny zu beschäftigen, während er in der Garage verschwand, um die Waffen zu reinigen und die Axt zu schärfen. Nach dem Mittagessen, Sam hatte Spaghetti und Tomatensoße gemacht (Jennys Nudeln hatte er extra etwas länger kochen lassen, so dass er für sie nicht extra was machen musste), hatten sie ihr kleines Mädchen zusammen für ein Nickerchen hingelegt. Dann hatte Sam ihm die extra Comicseite aus der Sonntagszeitung vorgelesen, die Augusta vorbeigebracht hatte, während Dean geduscht hatte, zusammen mit einer Einladung zu Kaffee und Kuchen am Nachmittag. Dean war gar nicht begeister erneut auf Jeff zu treffen.

„Ich habe Augusta schon zu gesagt. Wo ist dein Problem? Es gibt Kuchen“, sagte Sam und blätterte durch den Gesellschaftsteil der Zeitung.

„Ich mag nicht wie Jeff dich ansieht.“

„Dean, wir hatten doch gestern geklärt, dass du dir wegen ihm keine Gedanken brauchen musst. Er interessiert mich nicht, aber ich unterhalte mich gut mit ihm, soll ich damit jetzt aufhören, nur weil du dir einbildest, dass er scharf auf mich ist?“

„Ich bilde mir das nicht nur ein.“

„Dean, er ist nur nett zu mir, außerdem hat er einen Freund wie du weißt und er weiß, dass wir zusammen sind, warum denkst du also, dass er mich versucht anzumachen?“

„Sam, in was für einer Welt lebst du eigentlich? Wenn alle Menschen treu wären, gebe es kaum so viele Scheidungen. Carrie hat es gesagt, dass Jeff das mit der Treue nicht so ernst nimmt.“ Langsam hatte sich Dean in Rage geredet.

„Dean, sein Freund ist nach dem Studium von seiner Familie in Oklahoma City zu ihm nach San Francisco gezogen. Sie sind seit dem zweiten Collegejahr zusammen, denkst du wirklich wenn Jeff so jemanden wie Paul hat, dass er ihn betrügen und damit riskieren würde ihn zu verlieren?“

„Gott Sam, wie kannst du nur so naiv sein und glauben, nur weil du, wenn du in einer Beziehung bist es schaffst die Hose beim Angebot von was vernaschbarem anzubehalten, Jeff auch so ist? Ich habe ihn beobachtet, er zieht dich förmlich mit seinen Augen aus, wenn er glaubt, dass ich nicht hinsehe.“ Mittlerweile war Deans Stimme weit über Zimmerlautstärke.

„Ich bin nicht naiv, ich glaube nur nicht, dass alle Männer Schweine sind. Jeff ist ein netter Kerl und selbst angenommen, deine Einbildung wäre echt und er steht auf mich, dann weiß er doch, dass ich mit dir zusammen bin, also weiß er auch, dass es sinnlos wäre sich an mich ran zu machen, weil ich kein Interesse an ihm hab. Ich habe dich.“ Er gab Dean einen versichernden Kuss und versuchte damit den Älteren zu besänftigen.

„Sam, ich weiß und ich vertraue dir, aber ihm nicht und ob du es wahr haben willst oder nicht, es gibt Menschen für die eine bestehende Beziehung kein Grund ist, um sich nicht an jemanden ran zu machen und ich bin mir ziemlich sicher, dass Jeff jemand ist, der nein, nicht als Antwort akzeptiert.“

„Willst du damit sagen, dass er mich im Notfall vergewaltigen würde? Dean, du hast definitiv zu viel ferngesehen.“ Er war drauf und dran Dean für durchgeknallt zu erklären.

„Warum glaubst du mir nicht Sammy?“ Er klang halb sauer, halb enttäuscht.

„Weil deiner Urteilsfähigkeit im Moment nicht zu trauen ist. Du bist eifersüchtig auf ihn, weil du nicht meine gesamte Aufmerksamkeit für dich hast und deswegen versuchst du jetzt, dir eine abstruse Geschichte zusammenzubasteln, um ihn mir unsympathisch zu machen.“

„Verdammt Sam, ich bin nicht eifersüchtig, kapier das endlich“, schrie Dean. Sam atmete tief durch. Er wollte nicht auch noch rum brüllen. Sanft und verständnisvoll sagte er dann zu Dean:

„Baby, ich verstehe ja, dass du mich am liebsten ganz für dich alleine hättest, schließlich, ist das hier deine erste wirkliche Beziehung, aber du willst doch, dass ich glücklich bin, oder?“

„Ja natürlich, was ist das für eine dämliche Frage? Aber was hat das mit Jeff zu tun? Reich ich dir nicht? Mach ich dich nicht glücklich?“ Sam konnte in Deans Stimme ganz deutlich die Angst vor der Antwort darauf hören. Er nahm Deans Hand in seine und küsste sie. Wann hatte sich ihre Beziehung in eine Seifenoper verwandelt? Dean war doch sonst nicht so.

„Natürlich machst du mich glücklich. Ich liebe dich und du bist alles für mich, aber nichts desto trotz ist es auch mal ganz nett mit anderen Leuten zu reden und platonische Freundschaften aufzubauen. Wenn Nelson dich besuchen käme und ihr über Sport oder Autos reden würdet, dann würde ich auch nicht eifersüchtig auf ihn sein, sondern mich freuen, dass du Spaß hast.“

„Nelson steht ja auch nicht auf mich. Er ist verheiratet.“

„Und Jeff steht auch sicher nicht auf mich und er hat einen Freund.“ Dean seufzte. Sam verstand ihn einfach nicht und wollte ihm nicht glauben.

„Also, entweder du begleitest mich und Jenny nach Nebenan und wir verbringen einen schönen Nachmittag gemeinsam oder ich gehe mit Jenny alleine rüber und esse mit ihr den leckeren Kuchen alleine.“ Er rieb zärtlich Deans Handgelenk.
 

Und so saß er nun nachdem Jenny aus ihrem Mittagsschlaf erwacht war auf einem schönen, weichen Gartenmöbelpolster, um seinen von der letzten Nacht ramponierten Hintern zu schonen, mit Sam, Jenny und Jeff im Garten. Kein Kuchen und ein Sam alleine mit Jeff hatten ganz eindeutig gegen Kuchen mit Sam und in Anwesenheit von Jeff dem Arschloch verloren. Augusta war in der Küche um Kaffee zu kochen und den Kuchen zu schneiden und Ross und Carrie waren noch spazieren. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, dass Sam zugestimmt hatte, dass Jeff Jenny mal auf den Arm nahm. Der Kerl hatte doch am Vortag eindeutig gezeigt, dass er sich nen Dreck für die Kleine interessierte. Er hatte sich nichtmal ihren Namen gemerkt. Merkte Sam denn nicht, dass Jeff sich nur bei ihm einschmeicheln wollte? Aber dagegen einzuschreiten hätte nur wieder zu einem Streit geführt und streiten mit Sam war er langsam leid. Jetzt musste sich Dean schleimige Plattitüden in Babysprache darüber anhören, wie süß Jenny doch war. Das entsprach zwar der Wahrheit, aber Jeff meinte es nicht ehrlich, dieses widerliche, schleimige Arschloch. Sams Gesicht zeichnete ein mildes Lächeln, das Dean verdeutlichte, dass er Jeff für ein wenig albern hielt. Weder er noch Dean sprachen je in dieser Teletubbie-Sprache mit ihr, schließlich wollten sie nicht, dass sie verblödete.

„Willst du das Plüschi?“ Er wedelte wie ein Bekloppter mit Jennys Stoffschildkröte vor ihrem Gesicht herum. Jenny quengelte. Es gefiel ihr offensichtlich gar nicht, dass der Typ ihr ihre geliebte Schildkröte nicht einfach gab. Jeff hielt nun das Stofftier hinter seinem Rücken versteckt.

„Wo ist das Plüschi?,“ fragte er dümmlich. ~Gott, Jenny ist doch kein Hund du Idiot~ dachte Dean. Augustas Enkel fing an das Mädchen auf seinem Arm zu schaukeln. Der ältere Winchester lächelte leicht, als er Jenny ansah und bei ihr, das „ich muss spucken“ Gesicht erkannte und kurz darauf verewigte sich ein Spucke-Tomatennudelmatsch-Gemisch auf Jeffs edlem Designer T-Shirt. Aus Deans Lächeln wurde ein breites, genugtuendes Grinsen.

„Igitt“, kam es von Jeff. Er lies Speedy los und hielt Jenny soweit es ging von sich weg.

„Oh, das tut mir leid“, sagte Sam und reichte ihm eine Serviette. Dean nahm ihm ihr kleines Mädchen ab, wischte ihr mit ihrem Spucktuch, das er aus ihrer Wickeltasche genommen hatte, den Mund ab und gab ihr dann ihr Stofftier. Er war ja so stolz auf die Kleine. Jeff hatte bekommen, was er verdient. Er versuchte sich mit der Serviette den Spuckfleck abzuwischen, aber der Fleck schien nur noch tiefer ins Gewebe des T-Shirts einzudringen.

„Verdammt“, sagte Jeff.

„Ähm, Jeff bitte fluch nicht vor der Kleinen“, ermahnte Sam ihn. Jeff sah ihn an, als hätte der jüngere Winchester nicht mehr alle Tassen im Schrank. Dean konnte sich ein Lachen nun nicht länger verkneifen. Jeff warf ihm einen bitterbösen Blick zu, dann stand er auf und ging angesäuert ins Haus, um im Bad den Fleck auszuwaschen.
 

Dämliches Balg. Er hatte sie eh nur auf den Arm genommen, weil er bei Sam Bonuspunkte sammeln wollte und jetzt hatte dieses Ding ihn lächerlich gemacht und von Dean hatte er sich auch noch auslachen lassen müssen. Niemand verspottete oder machte sich ungestraft lustig über ihn. Dean würde es noch bereuen. Er öffnete das Badezimmerschränkchen über dem Waschbecken und fand schnell wonach er gesucht hatte. Er hielt das Döschen mit den kleinen, weißen Pillen hoch. Sein Großvater nahm zum Glück immer noch die Pillen gegen Verstopfung. Wenn eine Tablette bei jemandem mit Verstopfung normalen Stuhlgang hervorrief, dann müsste es theoretisch bei einem normalen Menschen Durchfall hervorrufen. Wenn Dean also viel Zeit auf dem Klo verbringen würde, hätte er endlich freie Bahn bei Sam und könnte ihm zeigen, dass Dean streng genommen ein Looser war. Sam hatte ihm gestern erzählt, Dean wäre freiberuflicher Oldtimer Restaurateur und würde ständig zwischen verschiedenen Liebhabern solcher Autos hin und her fahren, um denen bei der Wartung oder dem Wiederaufbau zu helfen. Für Jeff klang das ganz nach Mechaniker. Solche Typen hatten seiner Kenntnis nach nicht viel in der Birne. Sam hingegen war klug. Es war also quasi seine Pflicht als guter Mensch, Sam klar zu machen, dass er ohne Dean besser dran wäre, der war einfach unter seinem Niveau. Jeff steckte sich eine Pille ein. Nachdem er feststellte, dass das T-Shirt ohne eine Runde in der Waschmaschine nicht zu retten war, ging er schnell in sein Zimmer und zog sich ein Neues an.
 

Als er umgezogen war, traf er in der Küche auf seine Großmutter, die ihm sogleich zwei Teller mit Kuchen in die Hand drückte.

„Bring die doch schon mal raus“, bat sie ihren Enkel.

„Kein Problem.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Wange und ging wieder in Richtung Garten. Unterwegs drückte er schnell das Abführmittel in die Kirschfüllung des Kuchens. Als er bei den Brüdern ankam, stellte er den Teller mit dem präparierten Kuchen vor Dean und den anderen gab er Sam. Der Winchester nahm den Teller dankend entgegen und Jeff berührte kurz seine Hand, auch wenn es für Deans Geschmack trotzdem zu lang für eine zufällige Berührung war.

„Kaffee müsste gleich fertig sein“, sagte er zu den beiden.

„Der Fleck geht in der Wäsche auf jeden Fall raus“, sagte Sam.

„Kein Ding. Kinder machen sowas halt. Ich war eben nur etwas überrascht“, versuchte Jeff seinen Schnitzer von vorhin wieder auszumerzen. Sam nickte ausdruckslos. Kinder waren halt nicht jedermanns Sache. In dem Augenblick kamen Ross und Carrie in den Garten. Sie waren nach dem Mittagessen mit Tristan spazieren gewesen. Sie setzten sich an die gedeckte Kaffeetafel. Carrie streichelte Jenny durchs Haar. Kurz darauf brachte Augusta auf einem Tablett den restlichen Kuchen und die Kaffeekanne hinaus. Sie platzierte je einen Teller mit Kuchen vor Carrie, Jeff und Ross und gab Dean dann einen Teller mit einem geradezu gigantischen Stück Kuchen. Der Winchester lächelte zufrieden und bedankte sich bei seiner Gastgeberin. Jeff nervte zwar, aber der Kuchen riss das wieder raus. Jeff sah verwirrt auf das zweite Stück Kuchen vor Dean. Wenn das große für Dean war, dann hatte er ja das falsche Kuchenstück mit der Abführpille gespickt. Er war zuerst etwas entsetzt, als Dean nun Jenny mit dem kleineren Stück Kuchen zu füttern begann.

„Alles in Ordnung?“, fragte Augusta ihn.

„Ja, ich bin okay.“ Wenn er es recht überlegte, würde ein Baby mit Durchfall auch seinen Zweck erfüllen. Sicher würde sie viel schreien und von seinen Nachbarn wusste er, dass ein schreiendes Baby die Eltern oft dazu brachte sich zu streiten und wenn Sam sich mit Dean stritt, dann konnte er davon doch eigentlich nur profitieren. Eine Pille von dem Abführmittel würde die Kleine schon nicht umbringen. Er würde sein Ziel schon erreichen und Sam vor seiner Rückkehr nach San Francisco schon noch ins Bett kriegen.
 

Er beobachtete Jenny und Dean. Das Kind war schon fast so gierig wie Dean. Schließlich gelang das Stück mit der Pille drin in ihren Organismus, auch wenn Sam sie nicht das ganze Stück Kuchen essen ließ. Dean sorgte kurz danach bei seiner zweiten Tasse Kaffee schon dafür, dass der Rest von Jennys Kuchen nicht schlecht wurde. Jeff fragte sich, wie bei der Menge an Essen, die Dean in sich rein stopfte er noch laufen konnte und noch nicht durch die Gegend rollte. Dean hatte gerade den letzten Bissen des Kuchens verdrückt, als Sam lächelte, sich zu Dean beugte und ihm mit dem Daumen die Kirschfüllung vom Mundwinkel wischte. Dean nutzte die Gelegenheit, um dem Jüngeren einen Kuss abzuluchsen. Nach dem Kuss grinste Dean glücklich, Sam strahlte, auch wenn er errötete und Jeff musste seinen Kotzreiz unterdrücken. Die zwei schienen ja geradezu widerlich glücklich zu sein, doch Jeff hielt das nur für eine Fassade. Die zwei passten ganz einfach nicht zusammen und er würde ihre Defizite schon so zu nutzen wissen, dass er sie auseinander bringen und Sam für sich gewinnen konnte.
 

Dem älteren Winchester war nicht entgangen, dass Jeff ihn und Sam missmutig angesehen hatte und es gefiel ihm gar nicht. Dieser schmierige Typ hatte es definitiv auf seinen Sammy abgesehen. Es wäre schön, wenn Sam ihm glauben würde, aber sein Kleiner interpretierte sein, in Deans Augen aufdringliches Angemache, als einfaches nett sein. Doch Dean konnte Jeff das nicht weiß machen. Er hatte jahrelang in Bars rumgehangen und wusste wie Männer aussahen, die auf der Pirsch waren und Jeff sah genau so aus. Sam davon zu überzeugen schien aussichtslos, denn er war wirklich so naiv, dass er glaubte ein Freund daheim würde Jeff davon abhalten sich an andere Männer ran zu machen, also musste Dean Jeff selber scharf im Auge behalten. Wenn er auch nur irgendwas versuchen sollte, würde er Jeff mit der von Sam heute Morgen frisch geschliffenen Axt den Arm oder am besten gleich beide abhacken und sein Ding zwischen seinen Beinen. Oh ja, mit einem Arm- und Penislosen Jeff konnte er leben. Er grinste leicht verzückt. Sam warf ihm einen skeptischen Blick zu, dann lehnte er sich zu ihm hinüber und flüsterte ihm leise ins Ohr:

„An was denkst du gerade?“

„Das willst du nicht wirklich wissen“, hauchte er eben so leise zurück.

„Später vielleicht?“

„Vielleicht, ja.“ Er küsste Sam auf die Wange.

„Was hast du denn vor während du hier bist?“, fragte Sam Jeff nun.

„Ich habe noch nicht wirklich was geplant. So lange bin ich ja auch nicht hier. Am Mittwoch muss ich wieder zurück nach Frisco. Ich mache so gut wie jedes Jahr einen kleinen Abstecher zu meinen Großeltern und meistens mach ich nicht viel. Ich nutze die Zeit einfach, um mich zu entspannen und vom Alltagsstress zu erholen.“ Dass er am Mittwoch wieder verduften würde, war Musik in Deans Ohren. Er konnte die Wochenmitte praktisch kaum noch erwarten.

„Ist sicher schön für dich mal von deinem stressigen Job abzuschalten“, sagte Sam. Dean drehte es bei der Aussage fast den Magen um. Sam und er hatten einen stressigen Job. Dieser Jeff saß sich doch in seinem Büro den Tag über nur den Arsch platt. Langsam übertrieb es Sam echt mit seiner höflichen Konversation.

„Ja, im Büro geht es schon mal hektisch zu.“

„Wir haben auch noch nicht viel von der Gegend gesehen, obwohl wir schon fast vier Wochen hier sind. Vielleicht können wir ja mal was zusammen unternehmen“, schlug Sam vor. Ja, war denn Sammy jetzt von allen guten Geistern verlassen? Die letzte Woche sollte ihnen gehören. Er wollte nicht noch mehr Zeit mit dem König der Arschlöcher verbringen. Er machte seinem Ärger Luft, indem er Sam unterm Tisch einen kräftigen Tritt verpasste. Das würde ihm hoffentlich verdeutlichen, was Dean von seinem brillanten Vorschlag hielt. Sam kniff die Augen zusammen und versuchte den Schmerz zu unterdrücken, als er Deans Tritt spürte. Was hatte der Ältere bloß für ein Problem mit Jeff? Langsam reichte es ihm mit Dean. Was wäre denn so schlimm, wenn sie alle zusammen was unternahmen, als Freunde. Als er auf dem College war, hatten sich Jessica und er oft mit Freunden getroffen. Sie hatte sich nie so angestellt, auch wenn er sich sicher war, dass sie ein paar seiner Freunde auch nicht sonderlich mochte. Er würde wohl noch mal mit Dean reden müssen. Er verstand ja, dass es schwierig für Dean sein muss, schließlich hingen sie in der Regel 24/7 zusammen, aber Jeff war nicht so übel wie Dean ihn machte. Okay, er sah ihn manchmal komisch an und berührte ihn schon mal kurz am Arm oder wie eben an der Hand, aber das hatte doch nichts zu bedeuten. Dean interpretierte da viel zu viel rein. Das machten Freunde nun mal so. Okay, Freund war vielleicht noch eine etwas übertriebene Bezeichnung für Jeff, aber sie verstanden sich ganz gut.
 

Sam wollte mit ihm was zusammen unternehmen. Das war doch praktisch schon die halbe Miete, dachte Jeff. Dean schien es nicht zu gefallen, also würde er vielleicht hier bleiben und auf das sabbernde Ding aufpassen, während er und Sam was zusammen machten.

„Auf jeden Fall“, sagte er daher erfreut.

„Ich wollte schon immer mal Whale Watching machen“, schaltete sich nun Carrie ins Gespräch ein.

„Das ist doch eine ausgezeichnete Idee. Jeff, mach doch mit deiner Cousine und unseren Nachbarn so eine Tour“, schlug Augusta vor. Carrie, für einen kurzen Augenblick hatte er die kleine Ziege ganz vergessen, super, aber wenn er der Lieblingsenkel bleiben wollte, musste er ja nun ja sagen, also hatte er das Gör an der Backe.

„Klar, warum nicht.“ Er lächelte gekünstelt.

„Klingt interessant, was meinst du Dean?“, fragte Sam ihn.

„Ich weiß nicht …“Auf der einen Seite würde er das persönlich schon gerne machen, aber wenn Jeff dabei war, obwohl, ein Schubs und er wäre Fischfutter.

„Carrie, du hattest doch schon so eine Broschüre besorgt, hol sie doch mal her“, meinte Ross. Die 16 jährige stand auf und rannte ins Haus. Wenn Sam und Dean mitkommen würden, dann würde sie es mit Jeff aushalten, ohne zu versuchen ihn vom Boot zu schubsen.

„Ach komm schon Dean, das wird bestimmt Spaß machen und deswegen sind wir doch im Urlaub“, sagte Sam.
 

Die bettelnden Hundeaugen hatten gewonnen, wieder einmal und so saßen sie den Rest des Nachmittags in Augustas und Ross Garten und planten unter der Leitung von einer euphorischen Carrie ihren Trip. Die Broschüre versicherte, dass auch die kleinsten Passagiere wie Jenny an Bord sicher aufgehoben waren und so reservierte Carrie bei dem Veranstalter telefonisch fünf Plätze für den kommenden Tag. Die Bezahlung würde bei Abholung der Tickets erfolgen. Augusta lud sie zu einem Resteessen ein. Vom BBQ vom Vortag war noch jede Menge übrig. Jenny zeigte keinen besonders großen Appetit, als Sam sie mit einem ihrer Gute Nacht Breie, den er aus ihrem Ferienhaus geholt hatte, füttern wollte und so landete das Gläschen fast unangerührt später wieder im Kühlschrank.

„Wahrscheinlich ist sie noch satt vom Kuchen“, meinte Augusta.

„Sie ist auch ein bisschen quengelig. Ich denke, sie ist müde“ sagte Dean.

„Das denke ich auch. Es ist ja auch schon recht spät für sie. Ich finde wir sollten gehen und sie ins Bett bringen“, meinte Sam. Sein Bruder stimmte zu und nachdem sie sich verabschiedet hatten, gingen sie nach Hause.
 

Als sie wieder in ihren eigenen vier Wänden waren, versuchte Sam seinen Partner noch mal auf Jeff anzusprechen, doch Dean blockte ab. Also musste Sam resignieren.
 

Es begann gegen acht. Das Paar hatte Jenny vor etwa einer halben Stunde ins Bett gebracht, als die Kleine sich mit einem ohrenbetäubenden Gebrüll meldete. Es klang gar nicht gut. Sam stand vom Sofa auf und eilte sofort nach oben, um zu sehen was seiner Tochter fehlte. In ihrem Zimmer roch es streng und nachdem Sam ihre Decke zurück geschlagen hatte, sah er auch den Grund dafür.

„Oh man!“ Sam hob das weinende Mädchen aus ihrem Bettchen. Sie hatte zweifelsohne Durchfall und das nicht zu knapp. Die Windel hatte die beängstigend flüssigen Exkremente nicht stoppen können und ein Teil davon war durch ihren Schlafanzug gesuppt und hatte das Laken eingesaut. Kein Wunder, dass sie so plärrte. Es musste ziemlich unangenehm sein und wenn Sam an ihrer Stelle wäre, würde er auch heulen. Man, war das ekelig.

„Dean, ich könnte hier oben dringend deine Hilfe gebrauchen“, rief er laut, um gegen seine Tochter anzukommen.

„Ich komme“, kam sofort die Antwort seines Bruders. Sam legte die Kleine auf das Handtuch, dass sie auf dem großen Einzelbett in ihrem Zimmer platziert hatten und auf dem sie sie immer wickelten. Er begann damit sie auszuziehen. Es war widerlich, aber verdammt noch mal, sie war seine Tochter und sie brauchte ihn. Dean kam in dem Moment ins Zimmer, als Sam das volle Ausmaß enthüllte und ihr die Windel abmachte. Sie schrie immer noch.

„Sch, es ist alles okay. Daddy kümmert sich darum. Gleich bist du wieder sauber.“

„Heilige Mutter Gottes! Sie schwimmt ja geradezu in ihrer eigenen …“

„DEAN!“, fiel ihm Sam ins Wort.

„Bring sie am besten ins Bad und wasch sie. Ich…entsorge das hier“, erklärte Dean sich bereit. Sam schenkte ihm ein leichtes, dankbares Lächeln. Nachdem er sicher war, dass sie nicht tropfte, trug er seine Tochter ins Badezimmer. Nachdem er sie in der Wanne kurz, aber gründlich abgespült hatte, wickelte er sie zum abtrocknen in ein Handtuch. Während er sie gewaschen hatte, hatte sie sich einigermaßen beruhigt, aber nun fing sie wieder an zu weinen und Sam erkannte auch sofort warum. Jenny hatte noch mal nachgeladen und das Ergebnis davon zierte nun das Handtuch.

„Nicht gut“, sagte Sam und wickelte sie wieder aus, um sie erneut zu waschen. Kurz darauf kam Dean mit dem abgezogenen Bettzeug und Jennys schmutzigen Sachen ins Bad. Er schmiss beides in den Wäschekorb. Sie müssten das Zeug natürlich morgen sofort zu Augusta rüber bringen, aber jetzt wollte er die Familie nicht mehr stören.

„Was ist passiert?“, fragte Dean als er das andere schmutzige Handtuch neben dem Waschbecken sah.

„Wonach sieht es denn aus?“, fragte Sam schnippisch.

„Sie hat das doch nicht auch noch vollgemacht.“

„Doch, gerade nachdem ich sie sauber hatte“, entgegnete der Jüngere. Diesmal schafften sie es Jenny in ihre Windel zu packen, ehe sie erneut anfing zu schreien und das ganze Prozedere von neuem begann. Langsam hatte sich Jenny eingeschrien und nichts schien sie zu beruhigen. Bei der fünften neuen Windel in einer Stunde bekam Sam langsam Panik. Er saß mit ihr im Schlafzimmer in ihrem Bett und versuchte weiterhin sie zu beruhigen. Sie musste ungemein dolle Bauchschmerzen haben, so wie sie schrie. Dean saß am Schreibtisch und blättert ihre Babyratgeber durch. Sam hatte als Kind öfters mal Durchfall gehabt, aber da war er bereits groß genug, dass Dean ihn mit Salzstangen und Gingerale kurieren konnte. Das würde bei Jenny nicht funktionieren, daher suchte er nach einer Alternative.

„Dean, wir müssen sie zum Arzt bringen. Dieser Durchfall ist doch nicht normal“, sagte Sam und klang schon leicht hysterisch.

„Sammy, es ist Sonntagabend, fast schon Nacht. Kein Arzt ist jetzt in seiner Praxis anzutreffen“, sagte Dean. Er machte sich auch Sorgen um Jenny, aber er musste jetzt ruhig bleiben, wo Sam drauf und dran war auszuflippen.

„Dann eben in die Notaufnahme. Es geht ihr schlecht, der Durchfall kann doch nicht gut für sie sein.“

„Natürlich nicht Sam, aber es ist nichts ungewöhnliches für Kleinkinder und Babys, dass sie mal Durchfall kriegen. Versuch dich deswegen nicht verrückt zu machen. Es war kein Blut dabei, also ist es sicher was Harmloses. Ich hab hier ein paar nützliche Tipps gefunden. Ich denke damit versuchen wir es jetzt erst mal und Morgen früh fahren wir dann zu Dr. Potter. Ich befürchte, wir landen in der Notaufnahme wieder bei der Ärztin, die dachte, dass du mich verprügelst und wir sind momentan beide viel zu aufgeregt um uns eine vernünftige Hintergrundstory auszudenken und ich habe nicht den Nerv für unangenehme Fragen.“

„Für mich wirkst du gar nicht aufgeregt. Es scheint dir ja gar nichts auszumachen, dass sich unser Kind hier die Lunge aus dem Leib brüllt“, warf Sam Dean vor. Es versetzte Dean einen Stich. Doch was Sam dann vom Stapel ließ, brachte das Fass zum Überlaufen.

„Wenn ihr was passiert, dann ist das deine Schuld, was musstest du ihr auch so viel Kuchen geben?“ Es konnte doch unmöglich an dem halben Stückchen von dem kleinen Stück Kuchen liegen. Sie hatten ihr schon öfters Kuchen gegeben und das hatte sie auch vertragen. Dean hoffte, dass da nur der panische Vater aus Sam sprach und er es nicht wirklich so meinte. Er gab Sam eine saftige Ohrfeige und die war nötig, brachte sie Sam doch wieder zur Besinnung.

„Gott, Dean. Es tut mir leid. Ich hab es nicht so gemeint. Ich…ich mache mir nur solche Sorgen um sie. Bitte verzeih mir.“ Sam hatte Tränen in den Augen. Dean seufzte ehe er zu Sam sprach.

„Schon gut, ich weiß ja, dass du aufgeregt bist, aber es hilft ihr nicht, wenn wir anfangen uns zu streiten.“

„Dean, es tut mir leid, es tut mir leid.“ Er hatte Dean in eine Umarmung gezogen. Der Ältere atmete tief durch und löste sich dann von Sam.

„Es ist okay, Sammy.“

„Wirklich?“

„Ja wirklich.“ Um Sam zu überzeugen gab er ihm einen kurzen Kuss gegen den Mundwinkel. Mit solchen Krisen musste man als Eltern wohl rechnen.

„In dem Buch steht drin, was man bei Babys mit Durchfall machen soll. Wenigstens hat sie kein Fieber, aber wir müssen zusehen, dass sie nicht zu viel Flüssigkeit verliert.“ Er las vor:

„Um den Flüssigkeits- und Elektrolyt-Mangel auszugleichen, geben sie ihrem Kind als Flüssigkeitszufuhr Tee mit Traubenzucker. Gut eignen sich Teesorten wie Kamille, Pfefferminze und Fenchel. Auf 1Liter Flüssigkeit geben sie 7 Teelöffel Traubenzucker und 1 Teelöffel Salz.“

„Wir haben Fencheltee und ich glaube im Auto ist noch eine Packung Traubenzucker“, sagte Sam und klang nun wieder ruhiger. Dean war froh, dass Sam ab und zu mal Traubenzucker nahm, wenn sie längere Strecken fuhren und weit und breit kein Diner oder ne Tankstelle in der Nähe war.

„Okay, dann bleib du hier bei ihr. Reib ihr den Bauch oder so und ich werde ihr den Tee machen“, sagte Dean. Sam nickte und sah besorgt auf die Kleine hinab.

„Hey, Kopf hoch Sammy, wir kriegen das schon hin. Ich bin sicher, dass es ihr Morgen wieder besser geht und wenn nicht gehen wir auf jede Fall zu Dr. Potter.“ Er streichelte ihm durchs Haar, gab Jenny einen Kuss auf die Stirn und ging dann nach unten.
 

Als Jenny wieder unruhiger wurde, während Dean unten in der Küche war, fing er an ihr ein Lied vorzusingen und sie beruhigte sich wieder etwas.

http://www.youtube.com/watch?v=JfRMelaPMjs

„Hey, woher kenn ich den Song noch gleich?“, fragte Dean Sam, als er ihn singen hörte, als er mit dem Fencheltee, den er wie angegeben mit Traubenzucker und Salz versetzt hatte zurück ins Schlafzimmer kam.

„Das ist aus dem Familie Feuerstein Special wo Pebbles und Bamm-Bamm Kinder bekommen. Du warst gezwungen es mit mir anzusehen als ich 10 war, weil Dad weg war und ich ne fette Grippe hatte. Ich hätte nicht gedacht, dass du dich an den Song erinnerst.“ Es war wahrscheinlich für andere Menschen auch nicht möglich, aber irgendwie konnte sich Dean an alles erinnern, was auch nur im Entferntesten mit Sam zu tun hatte.

„Wieso erinnerst du dich daran?“, fragte Dean Sam.

„Na ja, Jess hat nicht nur die Schlümpfe gemocht. Wann immer eine Wiederholung von dem Film kam, hat sie ihn sich angesehen.“

„Wie süß, ihr mochtet beide Familie Feuerstein, kein Wunder, dass sie deine Auserwählte war“, neckte Dean Sam.

„Ja, das hat ganz sicher den Ausschlag gegeben“, meinte Sam leicht lächelnd und es war das erste Mal seit ihrem Tod, dass es ihm nicht weh tat über sie zu reden. Dean setzte sich neben ihn, küsste Sam gegen die Schläfe und fing dann an Jenny vorsichtig den noch warmen Tee einzuflößen.

„Ich liebe dich Dean“, sagte Sam und lehnte sich an seine Schulter. Der Ältere hatte es geschafft, ihn davor zu bewahren allzu sehr in Panik zu geraten und er war unendlich dankbar dafür, dass er Dean in seinem Leben hatte. Er bereute es, dass er Dean vorhin so angeschnauzt hatte, aber er würde es wieder gut machen bei ihm, sobald Jenny wieder gesund war.
 

Nachdem Dean ihr den Tee verabreicht hatte, rieb er der Kleinen über den Bauch, was sie ruhiger werden ließ. Es schien Sam fast so als hätte Dean magische, heilende Hände oder so. Dean hatte seine Hand gerade mal ein paar Mal über ihren Bauch kreisen lassen und schon entspannte sie sich sichtlich. Sie mussten noch einige Male ihre Windeln wechseln und beide litten darunter Jenny weinen zu sehen, aber es ließ langsam nach. Zwischenzeitlich holte Sam ihr noch mehrmals etwas von dem Tee. Die Kleine hielt die beiden noch eine ganze Weile auf Trapp, aber beide blieben ruhig und versuchten es Jenny so angenehm wie möglich zu machen. Endlich, gegen halb vier Morgens fiel Sams Tochter in einen ruhigen Schlaf, der hoffentlich erholsam für sie werden würde. Dean meinte, sie sollten sie in ihr Bettchen bringen, doch Sam wollte sie bei sich haben und Sams Hundeblick konnte Dean nichts abschlagen. So schlief nun Jenny friedlich in Sams Armbeuge. Er lag auf der Seite und Dean hatte seinen Arm um seine Hüfte gelegt.

„Tut mir leid, dass ich vorhin…“ Dean unterbrach ihn.

„Ist schon okay, du hast nur die Nerven verloren. Ich liebe dich Sammy, schlaf gut.“ Er küsste seinen Kleinen in den Nacken. Was Sam gesagt hatte, hatte Dean getroffen, aber der Jüngere bereute es ehrlich und hatte vorhin einfach überreagiert, darum verzieh er ihm das. Sam würde einen Weg finden es wieder gut zu machen.

„Du auch, Dean. Lieb dich.“ Es dauerte nicht lange und die beiden erschöpften Eltern waren eingeschlafen.

Operation Enthemmung

Der nächste Morgen kam viel zu früh. Die morgendlichen Sonnenstrahlen weckten Dean, der seinen Arm noch immer schützend um seine beiden Schätze hielt. Sam und Jenny schliefen noch, also versuchte Dean auch noch mal einzuschlafen, was ihm wegen der ihn neckenden Sonne nicht mehr gelang. Er hätte sich zwar umdrehen können, aber er wollte Sam nicht los lassen. Er genoss es ihn so im Arm zu halten, entsprach das doch seinem Naturell als älterer Bruder und beschützender Partner eher, als wenn es anders herum wäre, auch wenn das manchmal auch ganz schön war.

„Du kannst mich ruhig los lassen Baby. Jenny und ich werden uns sich sicher nicht in Luft auflösen. Du solltest noch ein bisschen schlafen“, sagte Sam im Halbschlaf, so, als könnte er Deans Gedanken lesen. Er streichelte Dean zärtlich über den Arm.

„Wie spät ist es?“, fragte Dean ihn. Sam warf einen Blick auf den Digitalwecker.

„Halb acht gleich.“ Sam hob Deans Hand und küsste sie liebevoll. Dean gähnte.

„Dann sollten wir wirklich noch ein bisschen schlafen.“ Er küsste Sams Hals und drehte sich dann doch auf die andere Seite. Kurz darauf spürte er wie Sam ihm über den Rücken streichelte. Er lächelte. Mehr konnte man sich eigentlich nicht wünschen.
 

Einige Stunden später wurden sie von Jenny geweckt. Beide waren erleichtert, dass Jennys Windel nur nass war. Während Dean sie wickelte und anzog duschte Sam.

„Ich denke, ich werde gleich mal versuchen ihr etwas Toast und geriebenen Apfel zu geben“, sagt Dean. Er stand mit der immer noch etwas kränkelnden Jenny im Türrahmen des Schlafzimmers und beobachtete Sam wie er sich anzog.

„Gut und ich geh mal kurz nach Nebenan und sag Jeff und Carrie Bescheid, dass das Whalewatching ohne uns stattfinden muss.“

„Hast du deswegen geduscht? Ich dachte Jeffie würde der Geruch von Babydurchfall am Morgen genauso gut gefallen wie ihre Spuckattacke gestern“, stänkerte Dean gegen den Nachbarsenkel.

„Du kannst es echt nicht lassen oder?“ Sam zog sich sein T-Shirt über den Kopf. Dean seufzte. Jetzt war die schöne Aussicht weg.

„Ich weiß nicht was du meinst.“

„Du weißt ganz genau wovon ich rede, aber okay, lassen wir es einfach. Jeff ist es echt nicht wert, dass wir uns wegen ihm streiten.“

„Na, das höre ich doch gern“, meinte der Ältere.

„Nichts desto trotz gehe ich gleich rüber zu ihm und werde mit ihm reden. Ich hoffe dein Ego hält das aus.“

„Tu was du nicht lassen kannst“, sagte Dean eingeschnappt. Er wand sich ab und ging mit Jenny nach unten in die Küche. Das gemurmelte `Mistkerl´ bekam Sam nicht mehr mit.

Der Kaffee lief bereits durch, als Sam zu ihnen stieß. Er hatte die schmutzige Wäsche in einem Wäschesack mit nach unten gebracht.

„Hey“, sagte Sam. Er stand hinter Dean, der gerade den Toast runter gedrückt hatte, und schloss seine Arme um dessen Hüften und küsste seinen Hals. Jenny saß vor ihm auf der Arbeitsfläche.

„Selber hey!“

„Ich wollte mich wegen gestern Abend …“

„Sam, das ist schon okay, ehrlich.“

„Nein, ist es nicht. Auch wenn ich besorgt um Jenny war hätte ich das nie sagen dürfen. Es tut mir leid, auch das was ich eben oben gesagt habe. Ich will mich nicht mehr mit dir streiten.“

„Wir streiten nicht“, meinte Dean und lehnte sich an Sams Brust.

„Du magst Jeff nicht, das hab ich ja mittlerweile verstanden, aber du solltest dich nicht so da rein steigern. Das ist einfach nur lächerlich.“

„Er steht auf dich und versucht dich anzumachen und wenn du nett zu ihm bist, dann fühlt er sich nur noch ermutigt.“

„Dean bitte, lass ihn in Ruhe. Er tut es doch auch.“

„Es wäre mir lieber wenn er dich in Ruhe lassen würde.“

„Ich gehe jetzt und sage den Trip ab“, sagte Sam, der vom Thema Jeff langsam genervt war.

„Frag Augusta, ob sie einen Apfel hat, wir haben keine mehr“, sagte Dean nur.

„Mach ich.“ Sam küsste Dean auf die Wange, schulterte den Wäschesack und ging dann nach Nebenan.
 

Es klopfte. Augusta, die in der Küche war, wollte zur Tür gehen, doch Jeff, der bereits gesehen hatte, dass es Sam war, sagte:

„Ich geh schon Grandma.“ Er lächelte Sam an, als er ihm die Tür öffnete.

„Hey, du bist aber früh dran. Wir wollten doch erst gegen halb zwölf los fahren“, sagte er.

„Wir können leider nicht mitfahren. Jenny hatte die ganze Nacht über Durchfall und wir wollen gleich zum Arzt mit ihr.“

Jeffs Gesichtsausdruck war unergründlich. Zum einen war er zufrieden, dass sein Plan geklappt hatte, aber zum anderen hatte er sich nun leider mit der Aktion ein Eigentor geschossen.

„Oh, das ist schade. Aber klar, ihre Gesundheit geht vor.“

„Zum Glück hast du die Tickets noch nicht bezahlt.“

„Ja, zum Glück. Schade, Carrie hatte sich ja so drauf gefreut“, sagte Jeff.

„Nur weil wir nicht mitkommen, heißt das nicht, dass ihr nicht fahren könnt. Genießt zusammen den Nachmittag“, meinte Sam. Jeff lächelte halbherzig. Er konnte sich tausend Dinge vorstellen, die besser wären als ein Nachmittag mit seiner teuflischen Cousine.

„Ja klar, werden wir. Ähm, die Nacht muss ja sehr stressig gewesen sein, ich meine mit einem kränkelnden und sicher viel weinenden Baby. War sicher nicht leicht für euch zwei.“

„Das kannst du laut sagen.“ Er gab Jeff eine Kurzfassung von der letzten Nacht.

„Ich bin froh, dass Dean da war. Er hat mich davor bewahrt die Nerven zu verlieren. Ich wüsste nicht was ich ohne ihn machen würde. Er ist einfach …der Beste, in jeder Hinsicht“, beendete Sam seine Ausführungen schwärmerisch. Das war ganz offensichtlich ein härterer Brocken als er dachte, aber Jeff gab nicht so leicht auf. Augusta kam aus der Küche.

„Hey Sam, ist alles in Ordnung?“

„Jenny hatte letzte Nacht Durchfall und Dean und ich wollen auf Nummer sicher gehen und werden gleich zu Dr. Potter fahren, daher können wir die Tour leider nicht mitmachen.“

„Das ist ja schade, aber ich bin sicher Jeff und Carrie werden auch so Spaß haben. Ich wünsch eurer Kleinen gute Besserung und wenn ihr irgendwas braucht, sagt nur Bescheid.“

„Da gibt es etwas, dass du tun könntest. Hast du vielleicht einen Apfel?“

„Ah, ihr wollt Jenny sicher einen geriebenen Apfel geben, das habe ich früher mit meinen Kindern und Enkelkindern auch gemacht. Das wirkt auch immer. Altes Hausmittelchen.“

„Es war Deans Idee“, sagte Sam.

„Dein Dean ist so süß mit eurer Kleinen. Er ist ein guter Vater und ihr zwei, ihr passt so gut zusammen. Ihr seid so eine schöne, glückliche Familie“, sagte Augusta. Sam lächelte, während sie in die Küche ging, um den Apfel zu holen.

„Hey Sam, wenn du nachher im Wartezimmer hockst, kannst du vielleicht eine Lektüre gebrauchen.“ Jeff ging zum Wohnzimmertisch und holte ein Buch.

„Ich hatte dir doch gesagt, ich würde es dir leihen“, sagte er und reichte es Sam.

„Super, danke. Ich lese schnell, also werde ich es dir bestimmt vor Mittwoch wieder geben können.“ Sam lächelte. Jeff fand, dass er heute trotz des wenigen Schlafs den er sicher hatte, heute irgendwie noch heißer aussah als sonst. Gott, er musste ihn haben. Ihm musste dringend heute Nachmittag etwas einfallen, denn so langsam lief ihm die Zeit davon.

„Hier ist der Apfel Sam. Grüß deine beiden Lieblinge“, sagte Augusta.

„Danke Augusta. Ähm, wenn du Zeit hättest, könntest du dann vielleicht …“ Er deutete auf den Wäschesack. Augusta nickte und nahm ihn an sich.

„Werde ich machen. Kein Problem. Sollte heute Nachmittag erledigt sein.“

„Das ist lieb, danke. Wiedersehen Jeff und viel Spaß beim Whalewatching.“ Er nickte der Frau zu und ging zurück.
 

Dean war nicht mehr in der Küche, als er wieder da war. Sam legte den Apfel auf den Küchentisch, dann ging er nach oben.

„Wie geht’s ihr?“, fragte Sam, nachdem er wieder bei Dean und Jenny in Jennys Zimmer war.

„Sie hat ein bisschen was von dem Toast gegessen und ist eben wieder eingeschlafen. Ich habe gerade in Dr. Potters Praxis angerufen. Die Sprechstundenhilfe meinte, dass im Moment das Wartezimmer ziemlich voll ist und hat uns geraten so gegen elf Uhr zu kommen, dann sei weniger los.“

„Gut, dann müssen wir wenigstens nicht so lange mit ihr im Wartezimmer hocken.“

„Was hat denn Jeff gesagt?“

„Er fand es schade für uns, versteht aber, dass Jennys Gesundheit vorgeht.“

„Wer’s glaubt“, murmelte Dean, aber der Jüngere hörte ihn trotzdem.

„Dean, es reicht mir langsam. Ich hab ja jetzt kapiert, dass du ihn aus irgendeinem absurden Grund nicht magst, also bitte, spar dir deine Kommentare.“

„Okay, wie du willst. Ich sag nichts mehr.“ Er verließ Jennys Zimmer. Es war gut möglich, dass sie sich gleich mal wieder in die Wolle kriegen würden und wollte nicht, dass Jenny aufwachte. Er ging nach unten ins Wohnzimmer, doch Sam folgte ihm nicht und Dean war sich nicht sicher, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war. An Jennys Bett sagte Sam zu seiner schlafenden Tochter:

„Ich wünschte Dean wäre manchmal etwas weniger misstrauisch. Das würde einiges einfacher machen. Ich weiß nicht mehr was ich noch mit ihm machen soll.“ Dann zog er das Taschenbuch aus seiner Hosentasche, fläzte er sich auf das Einzelbett und fing an in dem Buch zu lesen, dass Jeff ihm geliehen hatte.
 

Nachdem Sam nach einer halben Stunde immer noch nicht nach unten gekommen war, ging Dean wieder hoch. Sam saß auf dem Bett und las. Wo hatte sein Kleiner auf einmal das Buch her?

„Was machst du hier?“, fragte Dean ihn.

„Wonach sieht es denn für dich aus?“, fragte Sam ein wenig genervt.

„Ich weiß was du machst, ich meinte viel eher warum du das hier machst und nicht zu mir ins Wohnzimmer kommst.“

„Das hat nichts mit dir zu tun, ich wollte in ihrer Nähe bleiben, falls sie wach wird.“

„Was dagegen, wenn ich dir Gesellschaft leiste?“

„Wenn es dir nichts ausmacht mir beim Lesen zuzusehen“, meinte der Jüngere.

„Wir könnten auch was anderes zusammen machen“, entgegnete Dean. Er hatte sich neben Sam gesetzt und knabberte an dessen Ohrläppchen.

„Im Moment würde ich gerne das Buch lesen. Jeff hat es mir geliehen und ich muss es ihm zurück geben ehe er am Mittwoch wieder weg fährt.“

„Was ist das für ein Schmöker?“

„Jeff und ich haben uns über Bücher unterhalten, die wir gerne lesen. Wir kamen überein, dass wir beide Dan Browns Bücher mögen. Du weißt schon, Sakrileg, der dicke Wälzer, den ich gelesen habe als wir nach der Jericho Sache zurück nach Stanford gefahren sind und von dem du meintest, du würdest auf die Verfilmung warten und du, als er dann in die Kinos kam, mich dann doch nicht begleiten wolltest, sondern lieber mit dieser blonden Kellnerin in Toledo Gott weiß was getrieben hast, während ich mich in unserem Motelzimmer gelangweilt habe. Jedenfalls fragte Jeff mich, ob ich schon Diabolus, Browns Erstlingswerk, gelesen hätte. Ich sagte nein und er meinte es würde sich lohnen und dass er es dabei hätte und er es mir leihen würde und eben als ich drüben war hat er es mir gegeben“, informierte Sam ihn. Warum konnte Dean ihn nicht einfach das Buch lesen lassen? Der Ältere war bereits nach Sams Worten „Jeff und ich“ mehr als angepisst.

„Ah, verstehe. Ihr zwei macht jetzt einen auf Buchclub Kumpel. Da bin ich natürlich fehl am Platz. Ich gehe dann mal wieder, ich will dich ja nicht beim Lesen stören“, sagte Dean beißend und stand vom Bett auf. Sam rollte mit den Augen. Dean war manchmal so anstrengend.

„Dean warte, du kannst ruhig …“ Doch ehe Sam zu Ende sprechen konnte war der Ältere auch schon aus dem Zimmer gegangen. Sam seufzte. Irgendwie schien Dean in seine Worte irgendwas rein zu lesen was nicht stimmte. Er wollte ihn doch bei sich haben. Dean störte ihn nicht beim Lesen, nicht wirklich und Deans bescheuerte und total unbegründete Eifersucht trieb Sam schier in den Wahnsinn. Es ging hier um ein verdammtes Buch, doch der Ältere tat so, als würde Sam ihn am liebsten sofort gegen Jeff eintauschen wollen. Es war fast so als fühlte sich Dean von Jeff bedroht in seiner Stellung in Sams Leben. Dabei war das schlicht unmöglich. Nie würde jemand jemals einen solchen Stellenwert in seinem Leben einnehmen wie Dean, Jenny mal ausgeschlossen. Dean war sein Leben, seine Welt und Jeff, der würde genauso schnell wieder weg sein wie er gekommen war. Was war so schlimm, wenn Sam sich ein bisschen mit ihm unterhielt? Der Jüngere verstand es einfach nicht. Jetzt war Dean wieder sauer und egal was Sam sagte, Dean kapierte einfach Sams Standpunkt nicht.

„Sturer Bock“, murmelte Sam und fuhr fort das Buch zu lesen. Er hatte keine Lust Dean nach zu rennen, wenn dieser sich so unreif benahm.
 

Toll. Ganz toll. Jetzt las Sam schon lieber ein Buch, dass ihm dieser blöde Sack geliehen hatte, anstatt seine Zeit mit ihm zu verbringen. Gefrustet setzte er sich aufs Sofa und schaltete den Fernseher ein. Um viertel vor elf kam Sam mit Jenny auf dem Arm nach unten.

„Dean, wir sollten langsam los“, sagte Sam.

„Din!“, rief das kleine Mädchen und klang noch etwas müde. Dean schaltete den Fernseher aus und stand vom Sofa auf. Auf dem Weg zu seinen Schuhen gab er Jenny einen Kuss auf die Wange, sah Sam jedoch nicht direkt an. Dem platzte so langsam die Hutschnur.

„Dean, was soll das? Warum bist du auf ein Mal so?“

„Das weißt du genau Sam.“

„Oh ja, das hast du mir jetzt oft genug gesagt, aber ich kapiere es nicht. Ich hab dir doch gesagt, dass du dir wegen Jeff keine Sorgen machen brauchst, weil ich mich kein bisschen für ihn interessiere. Wir sind nur Bekannte und wenn du wirklich überzeugt bist, dass er sich an mich ran macht, dann lass ihn, es wird ihm gar nichts bringen, weil ich erstens nicht interessiert bin, zweitens mit dir zusammen bin und drittens mich sehr gut gegen unerwünschte Annäherungsversuche verteidigen kann, sollte es zu solchen kommen.“

„Das ist doch nicht alles, ich weiß dass ich dir vertrauen kann, aber seit Jeff hier ist, hör ich ständig nur noch Jeff hat dies gesagt, Jeff hat das gesagt, Jeff und ich. So als wäre ich plötzlich wieder nur dein Bruder und Jeff dein neuer Freund. Ich komme mir vor wie damals in deinem zweiten Highschool Jahr als wir ein halbes Semester in Muskogee gewohnt haben und du mit diesem Mädel aus deinem Literaturkurs zusammen warst. Du hast die ganze Zeit nur von ihr gesprochen und Dad und ich waren wie Luft für dich.“ Dean wusste, dass er etwas übertrieb. Sam behandelte ihn im Moment keinesfalls wie Luft, aber trotzdem kam sich der ältere Winchester momentan eher wie Sams Anhängsel als wie sein Partner vor.

„Dean, mehr als beteuern, dass ich dich liebe kann ich nicht. Aber das wir zusammen sind bedeutet nicht, dass ich auf höre zu leben und mich mit dir hier im Haus abschotte.“

„Das will ich doch auch gar nicht. Ich dachte nur, dass wir nach der Acheri Sache was zusammen machen, aber du hast die meiste Zeit mit Jeff geredet und ich saß nur als schmückendes Beiwerk dabei und dann das gestern. Du hast praktisch schon ja zu dem Whalewatching Trip gesagt, ohne mich überhaupt zu fragen.“

„Wenn du das nicht machen wolltest, warum hast du das nicht einfach gesagt?“

„Ich hätte das gerne gemacht, aber …“

„Oh Gott! Lass mich raten, nicht in Begleitung von Jeff. Ich glaub ich kriege Kopfschmerzen. Du bist wie ein kleiner Junge dessen Eltern gerade ein neues Baby nach Hause gebracht haben und der jetzt bockig ist, weil sich nicht mehr alles um ihn dreht.“

„Aber nur wenn dieses Baby Rosmaries Baby wäre. Wenn ich Jeff auch nur ein kleines bisschen sympathisch fände, wäre das ganze nämlich kein Problem für mich. Ich verabscheue Jeff nicht, weil du Zeit mit ihm verbringst, sondern ganz allein um seiner selbst willen. Carrie hat nämlich Recht. Jeff ist ein schleimiges, arschkriechendes Arschloch und der einzige Grund warum du das nicht checkst ist, dass er nett zu dir ist, aber das nur weil er dir an die Wäsche will.“

„Wir müssen jetzt los, sonst geht Dr. Potter in die Mittagspause ehe sie Jenny untersucht hat.“

Themenwechsel, ein unweigerliches Zeichen dafür, dass Sam eigentlich wusste, dass Dean Recht hat, sich das aber nicht eingestehen wollte, weil er an das Gute im Menschen oder in diesem Fall Jeff, glauben wollte. Der ältere Winchester rollte mit den Augen und folgte Sam zum Impala. Als sie Jenny in ihrem Kindersitz festgeschnallt hatten, drückte Sam Dean gegen die Wagentür und küsste ihn leidenschaftlich.

„Wow! Wofür war das denn jetzt?“

„Für letzte Nacht.“

„Ich sollte dir echt öfter eine verpassen“, sagte Dean grinsend und stieg ins Auto. Jeff war vergessen und genau das war es, was Sam damit bezweckt hatte.
 

In Dr. Potters Praxis warteten noch eine Hand voll Patienten. Die meisten von ihnen, brauchten jedoch nur ein neues Rezept, so dass sie mit Jenny nach etwa fünf Minuten in einen Behandlungsraum umziehen konnten. Diesmal ließ Dean die Finger von dem Plastik Torso mit den Organen drin. Kurz darauf kam auch schon die Ärztin zu ihnen.

„Es gefällt mir gar nicht Sie heute schon wieder zu sehen.“

„Sie sind für ne Ärztin zwar in Ordnung, aber wir sind auch nicht begeistert schon wieder ihre Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen“, sagte Dean.

„Das glaube ich Ihnen sofort. Meine Sprechstundenhilfe sagte, Jenny hat Durchfall?“

„Ja. Gestern Nacht. Wir haben so oft Windeln wechseln müssen, bis wohl nichts mehr in ihr drin gewesen ist und es war beunruhigend…ähm…flüssig“, erklärte Sam.

„Ich nehme nicht an, dass Sie mir eine Stuhlprobe mitgebracht haben.“

„Oh, nein, daran haben wir nicht gedacht. Es hat ganz schön gestunken und da haben wir die Windeln gleich draußen in die Mülltonne gebracht“, sagte Sam.

„Heute Morgen ging es ihr schon viel besser. Sie hat den Toast, glaube ich, gut vertragen und gestern haben wir ihr Tee mit Traubenzucker gegeben. Es war für uns alle aber ne lange Nacht und daher ist sie noch ein wenig müde“, informierte Dean sie.

„Durchfall bei Babys und Kleinkindern ist nichts ungewöhnliches, darf aber nicht unterschätzt werden. Sie haben genau richtig gehandelt. Hatte sie Fieber?“

„Nein“, kam es von Sam.

„Hat sie sich erbrochen oder hatte sie Blut im Stuhl?“ Dean schüttelte mit dem Kopf.

„Sah der Stuhl eitrig aus?“

„Nein. Denken Sie, es ist was Ernstes?“, fragte Sam besorgt.

„Da Sie meine Fragen alle mit nein beantwortet haben, ist es, denke ich mal, nicht so schlimm. Haben Sie sie mit irgendwas gefüttert, dass sie vorher noch nie gegessen hat? Denn wenn ja, könnte es vielleicht eine Nahrungsmittelunverträglichkeit sein.“

„Nein. Sie hat das alles schon mal in irgendeiner Form gehabt“, sagte der Ältere.

„Hat sie irgendwas gegessen, dass sie nicht gegessen haben bzw. hat ihr Brei irgendwie anders geschmeckt als sonst?“

„Nein, eigentlich nicht, aber sie hatte gestern Abend weniger Appetit als sonst und war auch etwas quengelig“, erzählte Sam.

„Das kam wahrscheinlich davon, dass sie da schon Bauchweh hatte“, meinte Dean.

„Das kann sein“, stimmte die Ärztin ihm zu. Sie nahm Jennys Werte, konnte aber keinerlei Auffälligkeiten feststellen.

„Sie scheint mir nicht dehydriert zu sein und auch sonst scheint es ihr ganz gut zu gehen.“

„Dean hat ihr jede Menge von dem Tee eingeflößt“, sagte der Jüngere.

„Das war gut. Füttern Sie sie in den nächsten Tagen mit Karotten und Bananen. Ihr würde auch ein geriebener, an der Luft braun verfärbter Apfel gut tun, weil das Pektin die überschüssige Flüssigkeit aufnimmt und entgiftet. Behalten Sie ihre Temperatur und die Konsistenz des Stuhls im Auge und falls sie weiter Durchfall hat, behalten Sie eine volle Windel für mich zurück und kommen damit noch mal vorbei. Ich schick die Stuhlprobe dann ins Labor.“

„Das ist alles?“, fragte Sam verblüfft.

„Ja, soweit ich das sehe, hatten Sie beide das ganze wunderbar im Griff und Sie haben sich sehr gut um Ihre Tochter gekümmert. Machen Sie weiter so, aber ich denke, dass sie bald wieder quietschfidel sein wird.“ Sie kritzelte etwas auf ein Blatt Papier.

„Ich habe Ihnen hier die Namen von einer guten Posalbe aufgeschrieben, die verhindern sollte, dass Jenny wund wird, nur für den Fall, dass Sie sowas nicht schon haben.“ Sie reichte Sam den Zettel. Dieser nickte dankend und steckte den Zettel in die Hosentasche. Dean zog derweil Jenny wieder an.

„Also, ich hoffe inständig, dass ich Sie jetzt das letzte Mal hier gesehen habe“, sagte sie als sie die Winchesters hinaus begleitete.

„Glauben Sie uns, das hoffen wir auch“, meinte Sam.
 

„Na, bist du jetzt beruhigt?“, fragte Dean seinen Kleinen als sie wieder auf dem Heimweg waren.

„Ja und du hattest Recht. Ich habe total überreagiert.“

„Nein Sam, du hattest Recht. Dr. Potter hat doch gesagt, dass es gut war, dass wir zu ihr in die Praxis gekommen sind.“

„Ja, aber wir sollen das tun, was du sowie so schon gemacht hast.“ Dean ließ seine Hand zu Sams wandern und streichelte diese liebevoll.

„Einigen wir uns einfach darauf, dass wir ein gutes Team sind, wenn es um Jennys Wohl geht“, schlug der Ältere vor.

„Nur dann?“, fragte Sam.

„Du hast Recht. Wir sind eigentlich immer ein gutes Team.“

„Dean?“

„Ja Sammy?“

„Ich…“ Sollte er es jetzt tun oder das Thema Jeff einfach ruhen lassen? Nein, er würde es sagen. Dean sah ihn fragend an.

„Du…?“

„Es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du dich außen vor fühlst, wenn ich mit Jeff rede und ich gebe zu, dass er mir mehr Interesse entgegen bringt als dir, aber dennoch bin ich nicht der Meinung, dass er versucht mich anzumachen.“

„Okay Sam, aber versprich mir in seiner Nähe vorsichtig zu sein. Ich will ja nicht Recht haben, aber nur für den Fall.“ Sam lächelte, beugte sich zu Dean herüber und küsste ihn auf die Wange.

„Ich verspreche vorsichtig zu sein, auch wenn ich die nächste Zeit lieber mit dir verbringen will.“ Er küsste nun Deans Hals.

„Braver Sammy!“ Dean tätschelte dessen Kopf.

„Ich bin doch kein Hund.“

„Aber du hast manchmal diesen Welpen-Blick und dein Haar ist so schön weich und du sabberst im Schlaf auf dein Kissen“, neckte Dean ihn.

„Mach ich nicht.“

„Machst du wohl.“

„Mach ich nicht.“

„Wohl.“

„Nein.“

„Doch.“

„I.D.I.O.T.“, buchstabierte Sam.

„M.I.S.T.K.E.R.L.“, konterte der Ältere. Sie hielten an einer Ampel und Sam nutzte die Gelegenheit Dean einen richtigen Kuss zu geben.
 

Es war nachmittags gegen vier. Dean war unterwegs, um ein paar Dinge einzukaufen und Sam saß mit Jenny im Garten. Sie hatte einen langen, ausgiebigen Mittagsschlaf gemacht und war nun schon wieder viel agiler als am Vormittag.

„Hi Sam“, hörte der Winchester plötzlich jemand seinen Namen sagen. Er drehte sich um und sah Jeff mit dem Wäschesack auf ihn zu kommen.

„Hi Jeff! Ihr seid schon zurück?“

„Ja, wir sind vor zehn Minuten zurück gekommen. Grandma hat mich gebeten dir die gewaschene Wäsche zu bringen.“ Das war eine Lüge, er hatte Augusta den Wäschesack förmlich aus der Hand gerissen und vorgeschlagen er würde das für sie machen, weil er gesehen hatte, dass Sam alleine mit dem Balg im Garten saß, also hatte er freie Bahn. Er hatte sich mächtig ins Zeug gelegt und einen neuen, Erfolgversprechenden Plan ausgetüftelt. Operation Enthemmung würde an diesem Abend steigen.

„Danke Jeff“, sagte Sam und nahm den Sack in Empfang.

„Oh, hier. Das habe ich für Jenny gekauft, als kleine Entschädigung, dass ihr nicht mit konntet“, sagte Jeff und reichte dem kleinen Mädchen einen potthässlichen Stoffwahl. Er war der billigste, den die im Andenkenladen hatten, aber das war alle mal gut genug für das spuckende, kleine Monster. Jenny zeigte neuem gegenüber immer Interesse. Sie nahm das Plüschtier.

„Das mit dem Danke, kann sie noch nicht“, sagte Sam.

„Verstehe. Hey, ich wollte heute Abend in eine Bar unten an der Strandpromenade. Wollt ihr beiden nicht mitkommen?“ Dean musste er mit einladen, da Sam sonst wahrscheinlich nicht mitkommen würde, aber wenn Sam aufs Klo musste, würde er ihm folgen und eine Offensive starten. Mit etwas Alkohol im Blut sollte das etwas leichter sein, daher hatte er das ganze ja auch Operation Enthemmung getauft.

Marinara Soße aka Hangover Teil eins

Sein Mund fühlte sich an, als sei etwas Pelziges hineingekrochen und da verendet. Sein Schädel dröhnte, als würde ihn jemand mit einem Presslufthammer bearbeiten. Das Sonnenlicht, das ins Zimmer hinein schien, schmerzte in seinen Augen und dann war da noch diese laute, widerlich fröhliche Stimme.

„Guten Morgen Sammy! Raus aus den Federn, die Sonne lacht!“ Von dem Jüngeren kam nur ein unverständliches Brummen und er versuchte sich unter der Bettdecke vor dem Störenfried zu verstecken. Dean grinste schelmisch bei dem Anblick.

„Schau dir deinen Dad an Jenny. Ist er nicht erbärmlich? Ich hoffe du lernst daraus, dass du besser die Finger vom Alkohol lässt, wenn du erwachsen bist.“ So langsam erkannte Sam diese Stimme. Er zog seinen Kopf unter dem Kissen hervor und gab ein murmelndes „Dean?!“ von sich.

„Ja, ich bin es Sammylein und für dich ist es Zeit aufzustehen“, sagte er in einer furchtbaren Singsang Stimme. Mit einem Ruck zog er Sam die Decke weg. Der Jüngere war noch zu benommen, um irgendeine Art von Gegenwehr zu leisten.

„Zieh Leine Dean! Lass mich in Ruhe sterben“, jammerte Sam und legte seinen Arm über seine Augen. Sein Kopf würde sicher jeden Augenblick explodieren.

„Du stirbst nicht Sammy. Dafür werde ich schon sorgen.“ Bis jetzt hatte Dean nur die Lamellen der Jalousie geöffnet und sie noch nicht hochgezogen, aber das würde er nun tun. Kaum war die Jalousie oben, da wurde der Raum auch schon von Sonne durchflutet.

„Argh…verschwinde Dean!“ Sofort versteckte Sam seinen Kopf wieder unter dem Kissen.

„Bist du heute Morgen etwa lichtscheu Sammy?“ Dean lachte und für Sam klang es ziemlich diabolisch. Er tastete um sich rum, bis er Deans Kopfkissen zu fassen bekam und es in die Richtung warf, aus der die Stimme des Älteren gekommen war.

„Daneben! Aber irgendwie ist er doch putzig oder was meinst du Jenny?“

“Pa-pa!”, giggelte das kleine Mädchen. Dean setzte sie aufs Bett und sie krabbelte direkt auf ihren Vater zu und patschte an ihm herum, während sie immer wieder Papa rief. Der ältere Winchester hatte sich nun neben Sam aufs Bett gesetzt und zog ihm das Kissen weg.

„Ich hasse dich Dean!“ Sam klang so herrlich weinerlich, dass Dean wieder lachen musste.

„Das ist aber nicht das, was du gestern Abend zu mir gesagt hast, als ich in die Bar kam und den Eindruck hatte ich erst recht nicht, als du später, als wir wieder hier waren, versucht hast mich zu verführen.“

„Ich kann mich nicht erinnern, was gestern Abend passiert ist.“ Mühsam setzte er sich auf.

„Hier, ich habe dir Kaffee gemacht und ein paar Kopfschmerztabletten habe ich dir auch mitgebracht“, sagte Dean und klang nun liebevoll und fürsorglich als er seinem verkaterten Partner die Tasse reichte.

„Vorsichtig, er ist noch …” Zu spät.

„Verfluchte Scheiße!“ Sam hatte sich ordentlich die Zunge verbrannt. Er stellte die Tasse auf den Nachttisch.

„Jetzt wäre es wohl angebracht, die Pillen zu schlucken.“ Dean reichte ihm zwei Tabletten und ein Glas Wasser.

„Danke“, sagte Sam, als er die Pillen geschluckt und das Glas geleert hatte. Er fühlte sich nun etwas besser und hoffte, dass die Tabletten bald ihre Wirkung entfalten würden. ~Was war gestern nur passiert? So amüsiert, wie Dean klang, muss es ja für mich ziemlich peinlich gewesen sein~ dachte Sam.

„Dean, was … was war gestern Abend?”, fragte er ihn. Der Gefragte lächelte ihn an.

„Du kannst dich wirklich nicht erinnern?”

„Glaub mir, wenn ich mich erinnern könnte, würde ich dich nicht fragen.“

„Du willst es wirklich wissen? Mit allen peinlichen Einzelheiten?“

„DEAN!”

“Okay, okay! Was ist das Letzte, an das du dich erinnern kannst?”

Sam dachte kurz nach, da fiel es ihm wieder ein. Das Abendessen, nein davor war auch noch was. Ja, genau er hatte Jeff gerade zugesagt, ihn zusammen mit Dean zur Bar zu begleiten, als der Ältere vom Einkaufen wieder kam.

„Gestern, am späten Nachmittag“, sagte Sam und begann damit die Geschehnisse wieder zu geben.
 

Am Vortag gegen viertel nach fünf:
 

Jeff war vor einigen Minuten gegangen. Nachdem Sam ihm zugesagt hatte am Abend, so gegen 20 Uhr, mit Dean und ihm eine der Bars unten an der Strandpromenade zu besuchen (Carrie hatte sich bereits angeboten in der Zwischenzeit auf Jenny aufzupassen), hatten sie noch eine Weile über das Buch geredet, dass Jeff ihm geliehen hatte. Sam hatte bis jetzt etwas mehr als ¼ davon gelesen und fand es gut zu lesen, auch wenn ihm Browns spätere Bücher besser gefielen. Der jüngere Winchester hörte, wie Dean den Impala in der Garage abstellte. Kurz darauf steckte der Ältere seinen Kopf aus der Hintertür.

“Hi, na habt ihr zwei Spaß?”, fragte Dean seinen Bruder.

“Ja. Ich glaube Jenny wird mal Architektin. Sie hat viel Spaß dabei mit ihren Bauklötzen zu spielen”, sagte Sam und lächelte Dean an.

“Du weißt schon, dass, wenn sie irgendwo ne Stelle kriegen will ihre Gebäude länger als drei Minuten stehen bleiben sollte oder?”

“Dean ist so ein Spielverderber”, sagte Sam und streichelte seiner Tochter durchs Haar.

“Hey, ich will nur, dass sie Erfolg hat und bis dahin ist es noch ein weiter Weg.”

“Allerdings. Der erste Stopp auf dem Weg nach oben ist der Kindergarten. Hey Dean?”

“Ja, Sammy?”

“Hast du Lust nachher gegen acht auf ein paar Bier an die Strandpromenade zu gehen?” Dass Jeff auch dabei sein würde, erwähnte Sam nicht, da er nicht wollte, dass Dean wieder anfing zu meckern.

“Klar, aber dann fang ich besser sofort an Abendessen zu kochen.”

“Du willst kochen? Ich dachte, ich wäre dein Kochsklave laut deiner superschurkenmäßigen Bestrafungsliste”, sagte Sam überrascht.

“Ich mach heute mal eine Ausnahme und bevor du fragst, ja, ich habe vor die Küche in einem präsentablen Zustand zurück zulassen.”

“Okay, dann viel Vergnügen.”

“Gut, aber komm nicht rein, ehe ich es dir gestatte.”

“Wieso? Planst du ein Soufflé, das zusammenfallen würde, wenn ich rein komme?”

“Nein, aber ich will nicht, dass du meckerst, falls es noch unordentlich aussehen sollte, wenn du rein kommst.” Das war nur die halbe Wahrheit. Er hatte vor Sams Lieblingsessen zu kochen.

“Na gut. Memo an mich: Küche Sperrzone, ehe Dean sein Okay gibt.”

“Bingo.”

“Hey, bekomme ich vorher wenigstens nen Kuss?”

“Oh, natürlich.” Manchmal war Sam wirklich zu niedlich. Dean ging hinaus zu ihm und küsste ihn. Doch nur kurz, denn dann zog er sich leicht angewidert zurück.

“Alter, du schmeckst nach Thunfisch. Ich hasse Thunfisch.”

“Du warst lange weg und ich hatte Hunger. Da hab ich mir ein Sandwich gemacht. Reg dich ab”, sagte Sam etwas genervt.

“Ich reg mich ab, aber nimm das hier, bevor du mich das nächste Mal küsst.” Er reichte Sam eine kleine Dose Pfefferminzbonbons.

“Geht klar. Man bist du pingelig.” Er stopfte sich eins der Bonbons in den Mund.

“Sammy, wenn ich auf meine extra Zwiebeln verzichte, dann solltest du auch auf Thunfisch verzichten.”

“Du sollst aber auf die Zwiebeln aus einem anderen Grund verzichten als wegen schlechtem Atem”, murmelte Sam. Dean hatte ihn jedoch verstanden.

“Was meinst du damit Sam?” Wums und schon war der rosa Teint zurück.

“Also ... ähm ... ich ... ich habe, bevor wir unsere Beziehung vertieft haben ein bisschen im Internet recherchiert”, stammelte der Jüngere.

“Und?”

“Ich habe da in einem ForumfürFrauen was Interessantes entdeckt.” Sam hatte die Worte so schnell gesprochen in der Hoffnung, dass Dean nicht verstehen würde, in was für einem Forum Sam den Tipp gelesen hatte. Doch zu früh gefreut.

“So, dann wäre ja mal ein für alle Mal geklärt, wer hier die Frau in der Beziehung ist.”

“Klar, den Spruch musstest du ja jetzt bringen”, sagte der Größere und rollte mit den Augen.

“Was hast du denn nun da entdeckt?”

“Also, die User meinten, dass der Verzehr von Zwiebeln das ...” Sam wurde noch röter.

“Sam, jetzt spucks schon aus.”

“Das ja eben nicht.”

“Könntest du vielleicht aufhören in Rätseln zu reden?”

“Ist ja gut.” Er atmete tief durch. Man, war das peinlich. Er hatte fast täglich heißen Sex mit Dean und wurde trotzdem gerade dermaßen rot, nur weil er von Sperma sprach.

“Also Sam, was meinten die User?”

“Die User meinten, dass Zwiebeln Sperma ekelig schmecken lässt und daher ...” Sam brauchte den Satz gar nicht zu vollenden, denn Dean hatte es geschnallt. Er grinste breit und küsste Sam dann leidenschaftlich. Sein Kleiner mutierte ja langsam zum Sex-Freak. Wenn er ein wenig an Deans Ernährung rumspielte, nur damit er ihm die oralen Gefälligkeiten so gut wie möglich machen konnte, dann zeugte das schon von echter Liebe und ... Moment!

“Hey, hast du deswegen auch angefangen diesen tropischen Weingummi zu essen?”

“Ähm ... ja. In dem Forum stand, dass bestimmte Fruchtsäfte es besser ...” Dean ließ ihn nicht aussprechen sondern küsste ihn erneut. Sam hatte das gemacht, damit es für Dean angenehmer war und das, obwohl er Fruchtgummi noch nicht mal wirklich mochte.

“Danke, Sammy”, sagte Dean. Der Jüngere sah ihn verlegen an.

“Ähm ... nichts zu danken?!” Dean küsste ihn erneut.

“So, dann werde ich mal kochen gehen.”

“Tu das. Ich bleib hier draußen und versuche mein krebsrotes Gesicht wieder los zu werden.”
 

“Mhm, was riecht denn hier so gut?”, fragte Sam als er eine Stunde später auf Deans Geheiß in die Küche kam. Jenny wackelte ihm aus dem Garten, in dem sie bis eben gespielt hatten, hinterher. Irgendwie kam ihm dieser Duft bekannt vor. Das war doch nicht etwa ...

“Dean, ist das etwa Marinara Soße?”

“Yap!” Dean grinste zufrieden. Er wusste, dass es Sams Lieblingsessen war und hoffte, dass er durch die Mühe, die er sich gemacht hatte, den Jüngeren dazu bringen konnte das leidige Thema um Jeff abzuhaken und sie endlich ihren zweisamen (Dreisam, wenn man Jenny mit einbezog), wohlverdienten kleinen Urlaub miteinander beginnen konnten, ohne Störung von zeckenähnlichen Nachbarsenkeln.

Nudeln mit Marinara Soße, Sam liebte Deans Marinara Soße. Es war das Einzige, was bei Dean von seinem kurzen, dreiwöchigen Haushaltskunde Intermezzo während seines ersten Highschooljahres hängen geblieben war. Sie waren in Orem, Utah. Ihr Dad war hinter einem Geist her, der nicht-mormonische Bürger der Stadt tötete. Dean war in der Timpanogos Highschool eingeschrieben. Da dort aber die „männlichen“ Technik-Kurse mitten im Schuljahr alle belegt waren, musste Dean in den Haushaltskundeunterricht, was in Anbetracht der Fülle an Mädchen in der Klasse für den älteren Winchester doch nicht so schlimm war. Seit Dean das Rezept in der Schule gelernt hatte, kochte er es, wann immer sie ein Motel oder Apartment mit Küche hatten, da er wusste, dass es sich zu einem von Sams Lieblingsessen entwickelt hatte, auch wenn er dies immer abstritt und behauptete es wäre gerade nichts anderes da. Sam hatte sein Leibgericht seit Jahren nicht mehr gehabt und ihm lief bereits das Wasser im Mund zusammen. Dean hatte ihm sein Lieblingsessen gekocht. Vielleicht wollte sich Dean damit ja für sein lächerliches Verhalten in Bezug auf Jeff und ihn bei ihm entschuldigen, dachte Sam.
 

“Komm Sam, ich dachte, wir essen heute mal im Wohnzimmer”, sagte Dean und schob den Jüngeren in den Nachbarraum. Sam war sprachlos bei dem Anblick. Dean hatte den Couchtisch mit einer rotweiß karierten Tischdecke bedeckt, wie man sie häufig in italienischen Restaurants oder Pizzerien fand. Auf dem Tisch stand ein kleines angezündetes Teelicht und in zwei Schüsseln dampften Nudeln und Soße. Dean hatte ein Winchestermäßiges Candlelight Dinner arrangiert. Sam drehte sich zu Dean um und stellte jetzt erst fest, dass dieser sich nach dem Einkauf wohl umgezogen hatte, denn nun trug er seine beste Jeans, die er früher nur anzog, wenn er Frauen aufreißen ging, da sie so eng saß, dass sie für die Jagd zu unbequem und unpraktisch war, aber Deans Hintern wunderbar zur Geltung brachte. Außerdem hatte er über seinem T-Shirt das olivgrüne Hemd an, das Deans Augen besser zur Geltung brachte und das Sam an Dean am liebsten mochte. Kurz um, Dean sah aus wie Sex auf zwei Beinen. In Kombination mit dem liebevoll gedeckten Tisch und dem Duft seines Lieblingsessens konnte Sam gar nicht anders als den Älteren an sich zu ziehen und ihn so leidenschaftlich zu küssen, dass diesem fast die Luft wegblieb. Doch dann erwiderte Dean den Kuss stürmisch und beide stöhnten leise angeregt. Langsam wurde Sam klar, wieso die Leute in Film und Fernsehen, wenn sie für sich und ihren Partner ein Candelight Dinner zu Hause planten, nie dazu kamen zu essen. Dean und das Ambiente um sie herum war für Sam so voller knisternder Erotik, dass er das Essen und leider auch seine Tochter für einen kurzen Augenblick völlig vergaß und Dean am liebsten sofort auf dem Sofa genommen hätte. Sam hatte seine Hände bereits unter Deans T-Shirt gleiten lassen, als dieser ihn urplötzlich zur Seite stieß und in Richtung Couchtisch hechtete. Sam wollte gerade fragen, ob Dean noch alle Tassen im Schrank hätte, als er erkannte, warum Dean ihn weggestoßen hatte. Seine Tochter war drauf und dran sich an dem Teelicht zu schaffen zu machen und der ältere Winchester schaffte es gerade noch so das Mädchen an ihrer Buchse zu packen, sodass sie auf ihrem windelgepolsterten Po landete und er die kleine Flamme auspusten und das Teelicht aus Jennys Reichweite stellen konnte.

“Das war knapp”, sagte Dean. Die kleine Jenny saß verdattert vor dem Tisch.

“Ja, Gott sei Dank hattest du ein Auge auf sie ... ich ... ich hatte sie für einen Augenblick total vergessen”, sagte Sam und fuhr sich durchs Haar. Dean erkannte diesen Blick in Sams Gesicht. Dean zog ihn mit sich auf die Couch.

“Mach dir keine Vorwürfe. Es war meine Schuld. Ich hätte die Kerze nicht anzünden sollen. Ich hätte wissen müssen, dass das mit Jenny in der Nähe zu gefährlich ist. Es tut mir leid.”

Sam sah ihn an, lächelte und dann küsste er ihn.

“Schon gut, ich denke wir beide müssen darauf achten Jenny nicht aus dem Fokus zu verlieren. Das hier, das ist ... wow, das hätte ich nie erwartet”, sagte Sam und bekam wieder entzückende rosa Flecken auf den Backen. Dean schmunzelte.

“Ich weiß! Dean Winchester ist einfach zu Gut für diese Welt”, sagte er in einem selbstverliebten Tonfall. Sam lachte.

“Dean Winchester redet jetzt also in der dritten Person von sich?”

„M.I.S.T.K.E.R.L.“ Sie hatten sich mittlerweile darauf geeinigt solche Ausdrücke nur noch zu buchstabieren, wenn sie nicht gerade impulsive aus ihnen hinaus schossen.

“Ja, ja. Ich liebe dich auch, aber jetzt lass uns essen, ehe alles kalt wird.”

“Das ich das noch jemals von dir hören würde”, sagte Dean im gespielt ergriffenem Ton.

“Was bist du heute aber wieder witzig”, sagte Sam sarkastisch.

“Ja, ich weiß. Ich sollte längst meine eigene Comedy-Show haben.”

“Du kannst dich ja mal bei dieser neuen Talentshow America’s Got Talent bewerben.”

“Ne lass mal. Wenn ich da mit dem Impala ankomme, denkt Hasselhoff doch, das wäre der Knight Rider. Ich lasse den besoffenen Blödmann doch nicht in die Nähe meines Babys.”

“Soweit ich gehört habe, hat er gerade ne Entziehungskur gemacht.”

“Sammy, das haben sie immer. Bis sie dann die Nächste machen.” Dean hatte, während sie redeten, bereits Sams Teller befüllt.

“So und jetzt iss”, sagte er dann zu Sam.

“Danke Dean, aber was ist mit Jenny?”

“Um die kümmere ich mich jetzt.” Er stand auf und schnappte sich das kleine Mädchen. Er setzte sie sich auf den Schoß und füllte den Teller vor sich mit ein paar Nudeln und einem Klecks Soße. Als er Sam immer noch nicht essen sah, sagte er:

“Nun mach schon. Iss. Ich will doch wissen, ob ich es noch drauf habe.” Kurz darauf bekam Dean seine Antwort auf die Frage, ob es Sam schmecke, durch ein genüssliches, nahezu orgasmusreifes Stöhnen des Jüngeren. Dean strahlte zufrieden. So was hörte er von Sam sonst nur beim Sex. Essen stimulierten Sam sonst nicht zu solcherlei Freudenlauten.

“Gott ist das lecker”, kommentierte Sam ehe er sich eine weitere Gabel voll Nudeln in den Mund schob. Veni vidi vici, dachte Dean. Dieser Jeff bekam sicher nicht mal ne Dose alleine auf, geschweige denn eine Soße zustande, in die sich Sam sicher am liebsten reinlegen würde. Warum verglich er sich eigentlich mit diesem Penner? Oh Gott! Sam und Carrie hatten doch recht. Er war eifersüchtig. Diese Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Aber woher sollte Dean denn dieses Gefühl auch kennen? Vor Sam gab es schließlich nicht wirklich jemanden, der es wert war, eifersüchtig zu werden. Scheiße, was sollte er denn jetzt machen? Er atmete tief durch, während er Jenny fütterte. Die Kleine hatte den ganzen Tag über keinen Durchfall mehr gehabt und Dean fand, ein paar Nudeln wären als Härtetest für ihren Magen-Darm-Trakt ganz gut geeignet. Neben ihm schmatze Sam frohlockend vor sich hin. ~Kein Problem Dean, sagte er zu sich selbst. Sam ist jetzt bei dir. Er will doch gar nichts von Jeff und da dieser blöde Sack am Mittwoch eh die Düse macht, brauchst du dir auch keine Sorgen machen, dass er dir noch mal ins Gehege kommt. Gleich gehst du mit Mr. I love Marinara Soße in eine Bar unten an der Strandpromenade, auf ein Feierabend Bierchen und wenn du morgen früh aufstehst, kannst du mit Sam und Jenny an den Strand gehen, ehe der Schleimbeutel mit einer Idee zur Freizeitgestaltung bei euch auf der Matte steht~ Durch seinen Gedankengang selbst beruhigt, konnte Dean nun endlich auch sein Essen genießen.
 

Sam hatte sich tatsächlich nachgenommen. Nicht weil er hungrig war, sondern weil es ihm einfach so gut schmeckte. Dean lächelte zufrieden. Das Essen war vorbei und Sam ließ Jenny an seiner Schulter, die natürlich mit dem Spucktuch abgedeckt war, ihr Bäuerchen machen. Sie wurde ihre überschüssige Luft zwar auch alleine los, aber trotzdem machten Sam und Dean es ab und zu noch, weil sie sie so heimlich knuddeln konnten.

“Ich mach den Abwasch, wenn du Jenny badest”, sagte Dean schließlich.

“Abgemacht.” Jenny präsentierte ihnen einen schönen Rülpser. Dann stand Sam mit ihr auf, gab Dean einen Kuss auf die Wange und ging dann mit Jenny auf dem Arm nach oben. Dean war mit dem Abwasch schneller fertig als Sam mit dem Baden, sodass der ältere Winchester sich noch dazu setzte und beobachtete, wie Sam ihr Badewannenpuzzle zusammensetzte, während Jenny ihre Aufmerksamkeit auf Dean richtete und versuchte aus der Badewanne zu entkommen. Als er seinen Partner lachen hörte, drehte sich Sam um.

“Hey, hier geblieben”, sagte der Größere und schnappte sich Jenny.

“Din!” Sie streckte ihre Arme nach ihm aus.

“Ich werde dir jetzt noch die Haare waschen und dann kannst du zu Dean.” Die Kleine zappelte und rief immer wieder nach Dean.

“Okay, ich gebe es auf. Wasch du ihr die Haare”, sagte Sam resignierend.

“Du willst doch nicht etwa Kleinbeigeben?”

“Eigentlich nicht, aber ich will auch nicht die ganze Nacht hier sitzen.”

“Aber dann hat sie gewonnen.”

“Dean, bitte. Ich hab heute nicht den Nerv auf Vater-Tochter Machtspielchen. Wir hatten doch noch was vor.” Vater sein war manchmal so anstrengend.

“Okay. Überredet.” Dean kniete sich neben Sam vor die Badewanne und startet Operation Haarewaschen. Eine halbe Stunde später lag Jenny sauber und von dem warmen Wasser ziemlich schläfrig geworden in ihrem niedlichen Winnie Pooh Schlafanzug, den Sam und Dean vor ein paar Wochen bei einem weiteren Besuch im Walmart gekauft hatten, in ihrem Bettchen. http://img580.imageshack.us/img580/4972/96062.jpg

Eine Strophe von Enter Sandman genügte, um sie ins Reich der Träume zu befördern. Beide Männer gaben ihr noch einen gute Nacht Kuss und verließen dann das Zimmer.

“Ich werde mich nur schnell umziehen. Ich hab mich mit Soße bekleckert.”

“Tu das. Ich muss noch den Herd sauber machen, damit du nicht meckerst.” Dean küsste Sam kurz und ging dann wieder nach unten.
 

“Jenny schläft, können wir los?”, fragte Sam, nachdem er sich umgezogen und noch mal nach Jenny gesehen hatten. Dean nickte.

“Mit Verlaub, du siehst gut aus. Ich wusste gar nicht, dass du auch Jeanshosen hast, die dir wirklich passen”, sagte Dean und küsste sich Sams Nacken entlang.

“Oh Dean, fang doch jetzt nicht damit an. Carrie und Jeff werden gleich hier sein”, sagte Sam.

“Seit wann ist Jeff so wild aufs Babysitten?”, fragte Dean überrascht.

“Er wird nicht Babysitten. Er kommt mit uns in die Bar.”

“Er macht was?”, fragte Dean und hoffte er hätte sich verhört.

“Jeff kam vorhin rüber und hat gesagt, dass er heute Abend in eine Bar wollte und hat gefragt, ob wir nicht Lust hätten mit zu kommen und ich habe ja gesagt.”

Das war jetzt zu viel für Dean. Er ließ Sam im Flur stehen und ging ins Wohnzimmer, wo er sein Handy gelassen hatte. Er musste sich zusammen nehmen, um nicht auszurasten. Wie konnte Sam ihm das antun? Er wusste doch mittlerweile ganz genau, dass Dean Jeff nicht leiden konnte und fast schon lieber eine Wurzelbehandlung über sich ergehen lassen würde, anstatt einen Abend mit Jeff zu verbringen. Er wollte doch bloß mit Sam zusammen sein, aber das war Sam anscheinend nicht genug. Der Jüngere war von Deans Reaktion etwas beunruhigt. Dean verhielt sich in letzter Zeit einfach nicht wie er selbst. Er folgte dem Älteren ins Wohnzimmer und sah, dass dieser gerade eine Nummer wählte.

“Was machst du da?,” fragte Sam ihn.

“Ich rufe Carrie an und sage ihr, dass sie nicht auf Jenny aufpassen muss.”

“Und wieso nicht, wenn ich fragen darf?”

“Weil ich auf sie aufpassen kann.”

“Dean, was soll das?”

“Ich habe sie Schnauze voll Sam. Wenn du lieber mit Jeff was unternehmen willst, anstatt mit mir, dann geh. Ich bleibe hier. Ich mag Jeff nicht und muss mich nicht mit ihm abgeben, nur weil du es tust.” Dean bemühte sich wirklich ruhig zu bleiben.

“Dean, du spinnst doch. Natürlich will ich mit dir was unternehmen. Es ist doch nicht schlimm, wenn Jeff uns begleitet. Ich wäre doch mit dir dort.”

“Ja klar. Ich darf dann wieder zusehen, wie er dich anmacht und du, als die Unschuld vom Lande, so tust als würdest du es nicht bemerken. Vielleicht hast du dich ja für ihn so schick gemacht.” Nun wurde er doch lauter.

“Das ist doch überhaupt nicht wahr. Warum sollte ich so was tun?”, fragte Sam. Dean regte ihn im Moment nur noch auf.

“Ich weiß nicht. Vielleicht gefällt es dir wenn er um dich herumschlawenzelt und versucht dich beiläufig anzutatschen”, sagte Dean aufgebracht.

“Das meinst du doch nicht ernst. Du weißt doch ganz genau, dass ich nicht so bin”, fuhr der Jüngere ihn an.

“Tja, vielleicht kenne ich dich doch nicht so gut wie ich dachte”, sagte Dean in einem verletzten Tonfall.

“Ja, scheint so, denn wenn du mich kennen würdest, würdest du nicht so eine Scheiße erzählen.”

“Ich erzähle Scheiße? Du willst mir doch nicht etwa allen Ernstes erzählen, dass du wirklich so blind bist und immer noch nicht gemerkt hast, dass das Einzige was Jeff an dir interessiert, dein Arsch ist.”

“Weißt du was Dean? Ich habe von dir auch dir Schnauze voll. Nicht jeder denkt nur mit dem Schwanz wie du. Mir steht deine paranoide Eifersucht bis hier. Wenn du nicht mitkommen, willst okay, aber ich lasse mir von dir nicht den Abend verderben. Ich gehe.” Sam schüttelte frustriert und wütend den Kopf und ging in die Küche. Dean folgte ihm, wollte ihn so nicht gehen lassen.

“Dann geh doch. Abhauen, das kannst du doch am Besten.” Beide Brüder teilten nun Treffer aus, die weit unter die Gürtellinie gingen. Sam drehte sich zu Dean um und der Ältere bereute seine Worte augenblicklich. Sam sah so dermaßen traurig und verletzt aus.

“Du bist manchmal so ein Arschloch Dean.” Das war alles was Sam noch sagte, ehe er seinen Weg zur Hintertür fortsetzte.

“Sam, warte ...” Doch der Jüngere reagierte nicht.

“Schön, dann hau doch ab. Geh zu Jeff. Ich brauch dich nicht.” Es tat Dean weh Sam so zu verletzen, aber was Sam gesagt und getan hatte, hatte ihn selber auch hart getroffen und er war wütend auf Sam, Jeff und sich selbst. Er wollte sich doch nicht mit Sam streiten. Deans letzte Worte hatte Sam einen Stich ins Herz versetzt. Er verließ das Haus. Eine Träne schlich sich aus seinem Auge, als er die Tür hinter sich schloss. Dean rang mit sich. Sollte er Sam hinterher gehen? Er kam nur bis zur Tür. Verzweifelt und frustriert lehnte er seine Stirn gegen die hölzerne Barriere, die ihn von Sam trennte, der auf der anderen Seite gerade dasselbe tat und überlegte, ob er nicht wieder zu Dean ins Haus gehen sollte, um zu versuchen, das Ganze zwischen ihnen zu klären.

Sam singt Karaoke aka Hangover zwei

Verwendeter Song:

Rod Stewart - Have I Told You Lately
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Gegenwart:
 

“So, ist das wirklich alles, an was du dich von gestern noch erinnerst?”, hakte Dean nach. Den Teil, den Sam eben beschrieben hatte, hätte er selbst am liebsten für immer vergessen.

“Naja, da sind noch ein paar vage Erinnerungen daran, wie ich in die Bar gegangen bin und mit Jeff geredet hab.” Er sprach weiter und versuchte die einzelnen kleinen Erinnerungen in einen Kontext zu bringen.
 

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Gestern Abend gegen 20 Uhr:
 

Wieso hatten sie schon wieder streiten müssen? Sie liebten sich doch. Deans Worte taten ihm so verdammt weh. Es war manchmal echt beschissen, dass sie sich so gut kannten, denn so wussten sie genau, wo sie den anderen treffen mussten, um ihm möglichst doll zu verletzen. Eigentlich sollte er jetzt sofort wieder rein gehen und sich mit Dean aussöhnen, doch in dem Moment kamen Jeff und Carrie auf ihn zu.

“Hey Sam, du wartest ja schon auf uns. Wo ist Dean?”, fragte Jeff. Ehe die beiden einen genauen Blick auf ihn werfen konnten, wischte sich der junge Jäger schnell die Tränen aus den Augen.

“Es geht ihm nicht so gut”, meinte Sam. Die beiden sahen ihn besorgt an. Jeff musste die Besorgnis spielen, denn eigentlich fühlte er sich so, als hätte er eben den Jackpott geknackt. Wenn Dean nicht dabei war, dann wäre es um einiges einfacher Sam zu verführen. Cousin und Cousine glaubten Sam nicht, dass es Dean nicht gut ging. Carrie hatte Sams Gesicht oft genug bei ihrem Vater gesehen, nachdem er sich mal wieder mit ihrer Mutter gestritten hatte. Das Mädchen machte sich ein wenig Sorgen um die beiden Männer. Auch Jeff kannte Sams Gesichtsausdruck. So sah sein nerviger Kollege auch immer aus, wenn er Stress mit seiner Alten hatte, aber wenn Sam und Dean Probleme hatten, dann war das nur gut für ihn. So wie Sam aussah, hatte er nicht vor bei Dean zu bleiben. Es würde wahrscheinlich nur ein bisschen Alkohol brauchen, um Sam rum zukriegen und so sprach Jeff das an, für das Carrie dann doch zu viel Feingefühl hatte.

“Dean ist nicht krank, stimmts? Ihr habt euch gestritten, nicht wahr?”

“Nein”, versuchte Sam abzustreiten. Carrie war verblüfft, wie eiskalt Jeff Sam darauf angesprochen hatte.

“Sam, lügen ist zwecklos. Ich kenne das Gesicht, was du drauf hast nur zu gut. So sieht mein Kollege im Büro auch immer aus, wenn er sich mit seiner Frau gestritten hat.”

“Ich sollte rein gehen und mit ihm reden. Tut mir leid, dass du jetzt alleine in die Bar musst.”

“Ja, das ist eine gute Idee”, sagte Carrie, doch Jeff meinte:

“Glaub mir Sam. Ich habe mich schon öfters mal mit Paul gestritten und das Beste, was du im Moment tun kannst, ist Dean und dich selbst erstmal runter kommen zu lassen. Gib ihm etwas Raum, damit er sich abkühlen kann. Komm mit in die Bar. Da kannst du etwas Dampf ablassen und später, wenn du zurück bist, habt ihr euch beide beruhigt und könnt vernünftig noch mal über alles reden.” Jeffs Vorschlag klang gar nicht mal schlecht. Es war wahrscheinlich im Moment wirklich besser, Dean erstmal in Ruhe zu lassen. Als Dean das von Jenny erfahren hatte, war er auch raus gegangen, um einen klaren Kopf zu kriegen. Er lächelte leicht. Dean hatte unrecht. Jeff war ein netter Kerl.

“Okay, lass uns gehen. Eine Luftveränderung ist vielleicht wirklich das Beste.”

“Aber Sam ...”, protestierte Carrie. Sie ahnte, weswegen die beiden sich gestritten hatten, und fand es gar keine gute Idee von Sam, auch noch mit dem Grund ihres Streits um die Häuser zu ziehen.

“Carrie, da du ja fürs Babysitten jetzt nicht gebraucht wirst, kannst du ja wieder zu Grandma und Granpa gehen”, sagte Jeff, der seine Cousine los werden wollte.

“Sam du solltest mit Dean reden. Jetzt!”

“Carrie, ich weiß du meinst es nur gut, aber ich denke, du bist noch zu jung, um in Beziehungssachen Ratschläge zu geben. Ich kenne Dean und ich denke, es ist wirklich besser ihn jetzt erstmal in Ruhe zu lassen”, sagte Sam.

“Sam hat völlig recht.” Jeff zog Carrie beiseite.

“Geh brav nach Hause und guck Flipper”, sagte er abschätzig.

“Ich bin 16 und nicht 6 du Arsch.”

“Pass auf, wie du mit mir sprichst, sonst setzt was und jetzt hau ab.”

“Alles in Ordnung?”, rief Sam ihnen fragen hinüber.

“Ja, alles bestens.” Jeff ließ Carries Arm los und ging wieder zu Sam rüber.

“Lass uns gehen.” Sam nickte und die beiden machten sich auf den Weg zur Strandpromenade. Carrie sah ihnen ungläubig hinterher. Sam war echt naiver als ein Schulmädchen, dachte Augustas Enkelin und schüttelte frustriert den Kopf.
 

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Gegenwart:
 

“Wir sind in die Bar gegangen und haben ein paar Biere getrunken, während wir uns unterhalten haben”, sagte Sam.

“Worüber habt ihr geredet?”, wollte Dean wissen. Sam erzählte ihm, an was er sich noch erinnern konnte.
 

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Gestern Abend gegen 20.30 Uhr:
 

Sie waren bei ihrem zweiten Bier. Sie hatten zunächst über etwas Belangloses gesprochen, doch nun kam Jeff auf den Streit mit Dean zu sprechen.

“Worum gings bei eurem Streit?” Sam sah ihn eine Weile an, ohne zu antworten. Jeff wollte ihm sicher nur helfen und ihn sich seine Probleme von der Seele reden lassen, doch Sam war nicht der Typ Mann der bei einem Bier seine Beziehnugsprobleme einem Kerl ausbreitete, den er gerade mal drei Tage kannte.

“Nichts für ungut Jeff, aber ich will da jetzt nicht drüber reden.”

“Okay, dann nicht”, sagte Jeff etwas schroff. Es war Karaoke Nacht in der Bar und gerade sang ein schmächtiges Mädchen “It’s raininig men” von den Weathergirls. Die Atmosphäre war nun irgendwie angespannt zwischen ihnen und Sam fühlte sich unwohl.

“Tut mir leid Sam. Ich wollte nicht neugierig sein”, log Jeff um die Wogen zu glätten.

“Schon gut.” Er sah zu Jeff rüber, der bei der Kellnerin zwei Shots bestellte.

“Als kleine Entschuldigung für meine unangebrachte Frage”, sagte Jeff. Sam bedankte sich und die beiden leerten die Shot-Gläser.
 

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“Ich weiß nicht mehr warum, aber es ist nicht bei dem einen Shot geblieben. Das Zeug hieß Bear Fucker oder so und da war jede Menge Whiskey und Tequila drin. Danach kann ich mich an nichts mehr erinnern. Aber wir sind hier, zusammen in unserem Bett und du, du redest mit mir und scheinst nicht sauer auf mich zu sein, also was auch immer noch in der Bar passiert ist, so peinlich es für mich auch gewesen sein muss, so wie du grinst, scheint uns einander wieder näher gebracht zu haben und darüber bin ich froh.” Sam sah Dean hoffnungsvoll an.

“Das kannst du laut sagen. Nachdem was du gestern Abend gemacht hast, konnte ich dir einfach nicht mehr böse sein. Im Übrigen bin ich froh, dass du, soweit du dich erinnern kannst, nicht mit Jeff über uns gesprochen hast.”

“Das würde ich nie tun, denn dass geht ihn nichts an.” Dean lächelte und küsste Sam auf die Wange.

“Komm schon Dean. Bringen wir es endlich hinter uns. Erzähl mir schon was ich in der Bar getan habe.”

“Okay. Ist ja gut.” Dean begann zu erzählen. Seine Geschichte begann damit, dass er nach ihrem Streit eine aufgewühlte Jenny trösten und wieder in den Schlaf singen musste. Sie sollten in Zukunft noch mehr darauf achten, nicht in ihrer Nähe zu streiten. Die Kleine schien es zu spürten, wenn ihre Eltern aufgebracht waren. Es ging weiter damit, dass Carrie bei ihm auftauchte, nachdem Sam etwa eine Stunde lang weg war.
 

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Gestern Abend gegen 21.15 Uhr:
 

Es klopfte an der Hintertür. Antriebslos und frustriert wegen des Streits mit Sam schlurfte Dean zur Tür und ließ das Mädchen herein. Er versuchte nicht mal sie abzuwimmeln.

“Hi Carrie”, sagte Dean und trottete zurück ins Wohnzimmer. Das Mädchen folgte ihm. Dean war ja total von der Rolle.

“Was siehst du dir an?”, fragte Carrie und pflanzte sich neben Dean.

“Ich habe nicht die geringste Ahnung”, gab Dean frustriert zu.

“Nicht zu glauben.”

“Was?”

“Wie kannst du hier sitzen und dich berieseln lassen? Ich wäre an deiner Stelle trotz meiner Abneigung mit Sam und Jeff mitgegangen. Erstens, weil du für Sam alles tun würdest und zweitens, weil du so wenigstens Jeff im Auge behalten könntest.”

“Was soll das heißen? Was hat er vor?”

“Ah, du willst wissen, ob ich heute Nachmittag zufällig mitbekommen habe, wie er einen teuflischen Plan geschmiedet hat, um Sam in die Bar zu schleppen, ihn abzufüllen und es dann in den Toilettenkabinen ordentlich krachen zu lassen.”

“Oh mein Gott! Das hat er also vor!” Dean wurde leicht panisch und ein wenig blass um die Nase. Carrie sah ihn mitleidig an.

“Das würde einfach zu Jeff passen. Er hat einen festen Freund, aber er sieht Sam viel zu oft so an, als wolle er ihn mit den Augen ausziehen und jedes Mal, wenn ihr euch küsst oder euch sonst irgendwie zärtlich berührt, wirft Jeff euch neidische Blicke zu und in seinen Augen kann man förmlich lesen, dass er Sam am liebsten sofort seine Zunge in den Hals stecken würde und er verzweifelt nach einem Plan sucht, um dich loszuwerden und genau das hat er jetzt geschafft.”

“Verdammte Scheiße!”. fluchte Dean. Carrie hatte recht. Er hasste es, wie Jeff Sam ansah. Sam gehörte zu ihm. Dean hatte nicht viel, aber auf das, was er hatte, gab er acht und wenn Jeff es wagen sollte, Sam anzufassen, dann würde er Jeff die Hand oder auch was ganz anderes abhacken.

“Ich muss sofort in diese Bar”, sagte Dean und war vom Sofa aufgesprungen.

“Mach das. Ich passe auf Jenny auf und seh mir den Friends-Maraton an.”

“Danke Carrie.” Dean gab ihr einen kurzen Kuss auf die Wange. Das Mädchen errötete.

“Schon gut. Hol dir deinen Mann und halt dich nicht zurück. Niemand scherrt sich darum, ob Jeff das Ganze unversehrt übersteht.” Dean grinste und machte sich dann auf den Weg. Carrie grinste. Die beiden lieferten ihr eine Seifenoper die besser war als alles was im Fernsehen lief.
 

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“Dean, er hatte ganz sicher nicht die Absicht mich für sich gefügig zu machen”, sagte Sam und rollte mit den Augen.

“Sam, warum sträubst du dich so gegen die Vorstellung, dass Jeff scharf auf dich ist und dich ins Bett kriegen will? Ich meine, sieh dich doch an. Du bist verdammt heiß. Kein schwuler Mann auf der Welt würde dich nicht haben wollen, und nur weil du nicht der Typ bist, der seine Partnerin/Partner betrügt, heißt dass nicht, dass alle so denken.”

“Dean, bitte. Ich habe genug davon. Ich krieg nur wieder Kopfweh. Erzähl mir lieber, was in der Bar passiert ist.”

“Sam, ich gebe ja zu, dass ich eifersüchtig bin. Es hat ne Weile gedauert, aber ich sehe es nun ein. Es ändert aber nichts daran, dass Jeff dich flach legen will. Sogar Carrie sieht das. Warum du nicht?” Dean sah ihn geradezu traurig an. Sam seufzte. Aber irgendwie war es süß, dass Dean nun doch endlich zugab, dass er eifersüchtig war.

“Okay, vielleicht findet er mich attraktiv. Das ist kein Verbrechen und es bedeutet nicht, dass er außer Gucken irgendwas anderes machen wird. Er ist schon lange mit Paul zusammen. Mag sein, dass er sich mittlerweile Appetit woanders holt, aber ich bin mir sicher, dass er immer noch nur zu Hause isst.”

“Und es macht dir nichts aus, dass du der Appetitanreger bist?”

“Dich scheint es auch nicht zu stören, wenn dich irgendwelche Weiber anbaggern.”

“Es geht aber gerade nicht um mich.”

“Du hast recht. Tut mir leid, aber Dean, du hast selbst gesagt, dass ich heiß bin. Wirst du jetzt jedes Mal so ein Theater machen, wenn mich ein anderer Mann ansieht?”

“Sam, es geht nicht um einen Fremden, der dich im Vorbeigehen abcheckt, sondern um Jeff.”

“Es reicht jetzt Dean. Das Thema hat sich sowieso erledigt. Morgen reist er ab und er wird keine Rolle mehr spielen. Ich bitte dich Dean. Ich liebe dich, nur dich. Du musst nicht eifersüchtig sein und schon gar nicht auf einen anderen Mann. Ich bin nicht schwul. Das mit uns ist eine Ausnahme. Etwas Einzigartiges und Besonderes. Ich war in dich verliebt, bevor ich scharf auf dich war.”

“Ich weiß Sammy und ich glaube dir. So was Ähnliches hast du gestern Abend auch zu mir gesagt. Ziemlich laut sogar. Ich glaube es hat jeder in der Bar deutlich mitbekommen.”

“Was?” Sam sah ungläubig in Deans Augen. Der Ältere fuhr mit seinen Erinnerungen an den gestrigen Abend fort.
 

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Gestern Abend in der Bar gegen 21.45 Uhr:
 

Nachdem er bereits zwei Bars erfolglos abgeklappert hatte, entdeckte er in der Dritten endlich seinen Sammy. Er saß mit Jeff an einem Tisch. Vor ihm standen einige leere Bierflaschen und Shot-Gläser. Sam schien also ordentlich getankt zu haben. Trotz seiner Größe vertrug der Jüngere eigentlich ziemlich wenig. Jeff und Sam unterhielten sich, aber Dean verstand aus dieser Entfernung nicht worüber. Er ging näher heran. Auf halben Weg drehte sich Sam auf seinem Stuhl zu ihm um und ihre Blicke trafen sich. Das Nächste, was passierte war, dass Sam von seinem Stuhl aufsprang, auf ihn zu lief und ihm um den Hals fiel wie in einer schmalzigen Liebesschnulze. Sam hatte auf jeden Fall zu viel intus.

“Dean, isch bin so froh, hicks, dasch u da bisch. Es tut mir so leid, dasch wir uns gestritten haben. Isch will nisch, dass es ausch ist zwischen uns. Isch lieb dich so.” Er gab Dean einen schlabbrigen, weil ziemlich unkoordinierten Kuss. Dean fühlte sich schlecht, weil Sam ganz offensichtlich wegen dem, was er gesagt hatte bei ihrem Streit, nun dachte, dass Dean mit ihm Schluss gemacht hätte. Er sah in Sams traurige Hundeaugen. Jedes bisschen Ärger, den er in Bezug auf Sam noch verspürte, war verflogen. Er wollte jetzt eigentlich nur noch mit Sam nach Hause und im Bett mit ihm kuscheln. Oh Gott, war er mittlerweile verweichlicht, dachte Dean, aber so wie er Sams Alkoholspiegel einschätzte, war Sam zu was anderem wohl heute Abend eh nicht mehr fähig. Um nicht unnötig Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, flüsterte Dean Sam die nächsten Worte ins Ohr.

“Sammy, ist okay. Es tut mir leid was ich vorhin gesagt habe. Ich habe es nicht so gemeint. Es ist nicht aus zwischen uns.”

“Wirklich, hicks?”

“Ja Sammy. Ich will mit dir zusammen sein.”

“Liebscht du misch?” Dean nickte. Sam strahlte.

“Ich liebe disch auch.” Er kicherte etwas dümmlich und küsste ihn erneut. Der Kuss war nicht wirklich besser als der zuvor. Dean konnte Whiskey und Tequila bei Sam schmecken.

“Es ist Karaoke Nacht Leute. Traut euch auf die Bühne und zeigt euer Talent”, sagte der Typ, der an der Karaokemaschine die Musik abspielte, wenn die Leute sangen.

“Kommt schon! Überrascht eure Liebste oder euren Liebsten mit einem Ständchen.”

“Weischt du wash Dean? Isch sing dir ein Glied, hi,hi,hi...ähm Lied meinte ich. Hicks.”

“Das ist nicht nötig Sammy. Wirklich nicht.”

“Doch Dean! Du muscht wisschen, dasch isch dir ... dich liebe und wasch du mir bedeutest.” Er löste sich von Dean und torkelte in Richtung Bühne davon.

“Sam, komm schon. Das muss doch jetzt nicht sein”, rief der Ältere ihm hinter her. Doch Sam reagierte nicht. Dean sah, wie er mit dem Typ redete, der die Musik und den Text für die Karaoke abspielte. Dann wackelte Sam auf die Mitte der Bühne zu und warf Dean eine Kuss-Hand zu. Der ältere Winchester wäre am liebsten im Erdboden versunken. Man, das war vielleicht peinlich. Nicht nur für Sam, sondern auch für ihn. Es kam ihm vor, als würden alle in der Bar ihn anstarren.

“Isch sing nu für disch”, brabbelte er in Deans Richtung gewandt.

“Kann losgehen”, rief der Mann an der Karaokemaschine Sam zu. Er grinste, als er Dean ansah. Es schien den Typen regelrecht zu amüsieren zu sehen, wie sich der betrunkene Riese sich hier vor allen zum Idioten machte. In dem Moment begann auch schon die Musik.

http://www.youtube.com/watch?v=AQ4NAZPi2js
 

Have I told you lately that I love you?

Have I told you there’s no one else above you?

You fill my heart with gladness, take away all my sadness,

Ease my troubles, that’s what you do.
 

Heilige Scheiße, dachte Dean. Auch noch so eine Schnulze. Sam musste echt kurz vor der Alkoholvergiftung stehen, wenn er sich für so einen Song entschied. Er sah zu seinem Kleinen, der nun begann die Strophe inbrünstig zu schmettern.
 

For the morning sun in all it’s glory,

Meets the day with hope and comfort too,

You fill my life with laughter, somehow you make it better,

Ease my troubles, that’s what you do.
 

Er lallte den Song mehr als das er ihn sang, aber Dean war sich sicher, dass Rod Stewart unpluged auch nicht viel besser klingen würde als sein Sammy gerade. Gott, Sam machte sich hier gerade total zum Horst, man diese Peinlichkeit konnte er ihm sicher noch ewig auf die Nase binden, auch wenn der mikroskopisch kleine Romantik Teil in Deans Hirn Sams Gesangseinlage irgendwie “süß” fand und ja, er überlegte wirklich, ob er sich diesen Hirnteil nicht chirurgisch entfernen lassen sollte, ehe er noch größer werden würde. Erst das von ihm vorbereitete Dinner mit Teelicht und jetzt fand er Gefallen an einer romantischen Geste, das konnte doch nicht gesund sein. Dieser Liebeskram machte ihn noch zum Idioten, bei Sam war es eindeutig schon zu spät, aber sich selbst könnte er vielleicht noch retten.
 

There’s a love less defined,

And its yours and its mine,

Like the sun.

And at the end of the day,

We should give thanks and pray,

To the one, to the one.
 

Den anderen Gästen in der Bar schien Sams Darbietung zu gefallen, denn sie feuerten ihn an, aber sie waren größtenteils schon genau so hackedicht wie sein Kleiner, also gab Dean nicht so viel auf deren Meinung.
 

Have I told you lately that I love you?

Have I told you there’s no one else above you?

Fill my heart with gladness, take away all my sadness,

Ease my troubles, that’s what you do.
 

Jetzt fing Sam auch noch an eine Art Tanzeinlage darzubieten, indem er zur Melodie sachte von links nach rechts schunkelte. Alkohol setzte Sams Hemmschwelle, was Peinlichkeiten anging, gefährlich weit hinab.
 

There’s a love less defined,

And its yours and its mine,

Like the sun.

And at the end of the day,

We should give thanks and pray,

To the one, to the one.
 

Have I told you lately that I love you?

Have I told you there’s no one else above you?

Take away all my sadness, fill my life with gladness,

Ease my troubles, that’s what you do.
 

Take away all my sadness, fill my life with gladness,

Ease my troubles, that’s what you do.
 

Als das Lied zu Ende war, applaudierten die Leute in der Bar. Manche riefen sogar “Zugabe”. Dean ging auf die Bühne zu, um den doch ziemlich strunkeligen Sam in Empfang zu nehmen.

Dieser fiel ihm beim Verlassen der kleinen Bühne auch praktisch in die Arme und krallte sich förmlich an Dean fest, schien ihn nie wieder loslassen zu wollen.

“Ich liebe dich”, lallte er immer wieder (auch wenn seine Aussprache nun wieder etwas klarer war), presste seine Lippen gegen Deans Hals und verteilte dort kleine, heiße Küsse, als wenn sein Leben davon abhängen würde. Dean war davon ziemlich überrascht. Eine gewisse Grundstimmung in Verbindung mit Alkohol schien Sam zu einem schamlosen tatsch-knutsch-schmus Monster zu machen und irgendwie gefiel dem Älteren das.

“Liebe dich, liebe dich, liebe dich ...”, brachte Sam zwischen den einzelnen Küsschen gegen Deans Halsbeuge heraus. Dean lächelte und tätschelte den Kopf des Größeren. Er sah zu Jeff hinüber, der ein wenig fassungslos und frustriert zugleich drein blickte. Er schien nicht glauben zu wollen, was gerade passiert war. Dean war sich ziemlich sicher, dass Jeff ihn gerade verteufelt hatte, weil er in der Bar aufgetaucht war und ihm somit die Chance durch die Lappen ging. sich an den scheinbar völlig betrunkenen Sam ran zu machen. Genau so sicher war sich Dean, dass Sam selbst in dem Zustand noch in der Lage gewesen wäre Jeff eine zu verpassen, wenn dieser was versucht hätte, aber Jeff wusste das nicht und ein Teil von Dean hätte gerne gesehen, wie Sam Jeff eine verpasst, aber mit der Situation, wie sie nun war, war er auch zufrieden. Er setzte ein süffisantes Lächeln auf, als er Jeff direkt ansah. Am liebsten hätte er wie diese Möwen aus findet Nemo laut “Meins, meins, meins” gerufen, als er Sam zärtlich über den Rücken strich, aber das wäre peinlich und unreif, also sagte er einfach nur an Sam gewandt:

“Ich weiß, ich dich auch, aber jetzt lass uns nach Hause gehen.”

“Mit dir?”

“Ja du Dummkopf.”

“Du liebst mich doch, oder?”

“Ja Sam.”

“Wie doll?”

“Oh Gott Sam! Genug, um deinen armseligen vollgetankten Hintern nach Hause zu bringen, aber wehe du kotzt in mein Baby.” Saufnase Sam war ein wenig nervig und etwas zu gesprächig für Deans Geschmack.

“Du bist mein Baby, Dean!” Und laut obendrein. Dean sah sich um und bemerkte, dass sie bereits von einigen Leuten beobachtet wurden. Der ältere Winchester wurde etwas rosa um die Nase. Er schaffte es irgendwie, gefolgt von neugierigen Blicken, mit Sam, der noch immer einem nassen Sack gleich an ihm hing, zur Tür zu kommen.

“Hey, er hat noch nicht bezahlt”, rief der Barmann ihnen hinterher. Sofort trat ihnen der Rausschmeißer in den Weg.

“Er bezahlt”, sagte Dean prompt und deutete auf Jeff. Diesem klappte augenblicklich die Kinnlade runter.

“Okay, dann kannst du sie gehen lassen, Vinnie”, sagte der Barmann zum Rausschmeißer. Dean lächelte erleichtert und ging mit Sam weiter. Dieser trat plötzlich und ohne Vorwarnung zur Seite und erbrach sich an der Diele zwischen Bar und Strandpromenade. Ein wenig von dem Erbrochenen traf Vinnies Schuhe. Der Berg von Mann sah die Winchesters verärgert an.

“Dean, mir gehts gar nicht gut”, jammerte Sam.

“Reiß dich zusammen Sam”, zischte er ihm durch die Zähne zu. Dann wandt er sich mit einem verlegenen Lächeln an Vinnie.

“Oh, das tut mir leid. Er hatte ein bisschen zu viel heute Abend. Ich denke wir gehen jetzt besser. Schönen Abend noch!” So schnell es mit Sam an seiner Seite ging, machte Dean sich auf den Weg zum Impala, ehe Vinnie sich entscheiden konnte Sam den Hals umzudrehen.
 

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Gegenwart:

“Oh mein Gott! Ich hab doch nicht wirklich diese Rod Stewart Schnulze gesungen. Wie peinlich”, sagte Sam beschämt.

“Doch hast du Sammy! 100% Karaoke. Das Publikum liebte dich.” Dean grinste.

“Wie hoch stehen die Chancen, dass du mir das nicht ewig aufs Butterbrot schmierst?”

“Die gehen gegen null, aber es wurde noch besser. Willst du hören, was noch passiert ist an dem Abend?”

“Nur wenn du mir dann ein Loch suchst, in dem ich versinken kann.” Er rieb sich die Schläfen. Dank der Pillen waren seine Kopfschmerzen aber schon erträglicher geworden.

“Es braucht dir nicht peinlich zu sein. Ich fand es schön, wie du mir deine unsterbliche Liebe gestanden und du dich mir an den Hals geworfen und dich mir praktisch angeboten hast.”

“Oh Gott!”
 

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Am Abend zuvor gegen 22 Uhr:
 

Take away all my sadness, fill my life with gladness,

Ease my troubles, that’s what you do.
 

Sam sang auf dem Weg zum Wagen immer wieder den Refrain des Songs und es kam Dean so vor, als ob Sams Hände überall waren und ihn fahrig streichelten und betatschten. Nicht, dass es Dean nicht gefallen würde, aber es erschwerte das Laufen ungemein. Endlich erreichten sie den Impala. Dean schloss die Beifahrertür auf. Als er sich umdrehte, wurde er plötzlich von Sam gegen den Wagen gedrückt. Der jüngere Winchester ließ seine Hände über Deans Oberkörper wandern.

“Sammy, komm steig ein. Ich bring dich nach Hause.”

“Ich will dich Dean. Hier und jetzt.” Er beugte sich vor, weil er Dean küssen wollte. Doch dieser hielt ihn zurück. Zum einen weil ihm Sams neu entdeckte Freizügigkeit jetzt doch etwas zu weit ging und zum anderen, weil Sam sich ja kurz zuvor erst übergeben hatte.

“Du kannst mich ruhig küssen Dean, ich hab eins von den Pfefferminzbonbons genommen.” Sam grinste und drückte Dean seine Lippen auf. Sofort schob Dean Sam wieder weg.

“Alter, ein Pfefferminzbonbon reicht absolut nicht”, sagte er leicht angewidert. Dean hoffte, dass Sam mit der Zurückweisung zurechtkommen und nicht auch noch anfangen würde zu flennen oder so.

“Bitte, wie du willst. Dann fahr mich endlich nach Hause, damit ich mir die Zähne putzen kann, aber dann gehörst du mir.” Er schob Dean zur Seite und stieg in den Wagen. Während der Fahrt konnte Sam seine Finger nicht wirklich bei sich behalten. So aufdringlich kannte Dean Sam gar nicht und es war ihm irgendwie nicht ganz wohl dabei seine Annäherungsversuche zu erwidern bzw. zu fördern. Als sie zu Hause ankamen eilte Sam sofort ins Bad, er schaffte die Treppe sogar alleine, das hätte Dean ihm gar nicht zugetraut. Carrie die im Wohnzimmer saß, starte Sam mit offenem Mund hinterher.

“Was ist denn mit dem los?”

“Frag nicht.”

“Aber ihr habt euch wieder vertragen?”

“Kann man so sagen, ja.”

“Das freut mich für euch und ausnahmsweise ist das Babysitten heute mal umsonst.”

“Du bist zu gütig.”

“DEAN! Ich warte ...” Carrie kicherte, als sie Sams Stimme hörte.

“Ich gehe dann wohl besser.” Sie verschwand in der Küche und kurz darauf hörte er die Hintertür zuschlagen.

“DEAN!” ~Herje, was hatte er sich da nur eingebrockt? ~, dachte Dean und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Langsam ging er die Treppe hoch und überlegte sich seinen nächsten Schritt. Als er die Schlafzimmertür erreichte, wurde er auch sofort von Sam ins Zimmer gezogen und aufs Bett geschubst. Gott, wäre Sam doch nur nüchtern, aber so wollte Dean es nicht mit ihm tun. Er hatte in seinem Leben schon viel zu oft unbedeutenden Sex gehabt, aber mit Sam sollte es niemals dazu kommen. Er wollte nur Sex mit ihm wenn sie beide nüchtern oder eventuell beide beschwipst waren. Sam sollte sich am nächsten Morgen noch an sein Handeln erinnern und so wie es momentan aussah, würde der Jüngere höchstwahrscheinlich am nächsten Tag einen höllischen Kater und einen Filmriss haben. Sam sollte nie etwas bereuen, was ihn und Dean betraf. Ehe Sam sich über ihm platzieren konnte, gelang es Dean ihm auszuweichen.

“Was zum Teufel ist los mit dir?”, fragte Sam und klang ein wenig angepisst.

“Ich will das jetzt nicht Sam. Nicht, wenn du getrunken hast und nicht wirklich weißt, was du tust.” Man, nein zu jemandem zu sagen, der so sexy und willig war, war so was von schwer.

“Bitte was? Was zur Hölle? Dean, du hast schon mit so vielen besoffenen Weibern Sex gehabt und ich bin dir auf ein Mal nicht gut genug?” Jetzt war er eindeutig sauer.

“Sam, das verstehst du völlig falsch. Den Frauen musste ich am nächsten Morgen nicht in die Augen sehen, aber dich will ich morgen ansehen und ich will nicht, dass du irgendwas bereust.” Sams angespannte Mine verwandelte sich in ein verliebtes Lächeln.

“Oh Dean, ich liebe dich. Du bist so süß.” Er wollte Dean gerade küssen, als ein Schwall Übelkeit ihn übermannte. Dean reichte ihm schnell den Mülleimer. Zum Glück ging nichts daneben. Dann ließ sich Sam erschöpft in die Kissen fallen. Er stöhnte. Dean strich ihm eine Strähne aus der Stirn und küsste die freigelegte Haut. Kurz darauf war Sam eingeschlafen und fing an wie eine Kreissäge zu schnarchen.

“Gott hasst mich”, sagte Dean resignierend. Er zog Sam bis auf die Boxershorts aus. Er schlief wie ein Stein und wurde nicht wach. Dann zog Dean sich selber aus und legte sich neben Sam. Den Mülleimer hatte er sauber gemacht und vorsichtshalber neben Sams Seite des Bettes platziert. Dean versuchte, Sams Schnarchen so gut es ging zu ignorieren und fiel eine viertel Stunde später ebenfalls in einen ruhigen Schlaf.
 

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Gegenwart:
 

“Wow, ich bin echt überrascht. In dir steckt doch ein Gentleman”, sagte Sam. Er beugte sich vor und wollte Dean küssen.

“Uh, geh erst mal Zähneputzen Sammy. Dann sehen wir weiter”, sagte Dean schob ihn zurück.

“Okay, aber geh nicht weg. Ich beeil mich.”

“Sei nicht albern Sam. Ich will dich schließlich genau so sehr küssen wie du mich.”

Jenny krabbelte auf Dean zu. Der ältere Winchester lächelte sie an.

“Dein Daddy ist eine Schnapsnase, ja das ist er.” Die Kleine giggelte, als Dean anfing, sie zu kitzeln. Keine drei Minuten später kam Sam zurück ins Schlafzimmer.

“Minzfrisch?”, fragte Dean. Sam robbte auf dem Bett näher zu Dean heran.

“Kuss frisch”, sagte Sam und versiegelte Deans Lippen mit seinen. Dieser Kuss war um so viel besser als die schlabberigen vom Vorabend und Dean stöhnte erregt in den Kuss hinein. Dabei vergaßen sie mal wieder alles um sich herum, was ein Riesenfehler war. Jenny versuchte nämlich aufzustehen. Dabei stützte sich das Mädchen ausgerechnet in Deans Schritt ab. Sofort löste Dean den Kuss und das lustvolle Stöhnen verwandelte sich in ein verdammt schmerzvolles. Jenny war zwar noch ein Fliegengewicht, brachte aber schon genug auf die Waage, um den empfindlichen, männlichen Weichteilen ordentlich Schmerzen zuzufügen, wenn sie zum Abstützen ihr Gewicht darauf verlagerte. Sam litt mit Dean, der sich mit schmerzverzerrtem Gesicht in den Schritt faste.

“Mitten in die Kronjuwelen”, presste er zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor.

“Ich hol dir Eis”, sagte Sam. Er schnappte sich Jenny, brachte sie in ihr Bett und eilte nach unten in die Küche um das Eis zu holen. Ein paar Minuten später saßen die beiden Liebenden nebeneinander im Bett. Während Dean sich seine Testikel kühlte und immer wieder erleichtert aufstöhnte, wenn der Schmerz weniger wurde, kraulte Sam ihm den Nacken.

“Das heißt dann wohl so viel wie keine Küsse mehr im Bett, wenn Jenny dabei ist”, sagte der Größere der beiden.

“Wir werden bald gar keinen Spaß mehr haben Sammy”, jammerte Dean.

“Aber immerhin erleben wir die Freuden der Elternschaft.”

“Ich hätte nicht gedacht, dass Freuden so schmerzhaft sein können.”

“Ich würde dir ja anbieten es besser zu machen, aber ich glaube mein Würgereflex hat heute eine sehr niedrige Reizschwelle.”

“Trotzdem danke fürs Angebot. Kuss?”

“Da brauchst du nicht zu fragen.” Die beiden küssten sich zärtlich. Nach einer Weile löste sich Sam wieder von Dean und wurde ernst.

“Dean, was du gestern gesagt hast, von wegen abhauen könnte ich am Besten ...”

“Sammy, es tut mir leid ...”

“Nein Dean, lass mich ausreden. Ich weiß, dass du Angst hast, dass ich dich wieder verlassen könnte, aber das werde ich nicht, das verspreche ich dir und du musst es mir glauben. Ich weiß, dass du mir immer noch böse bist, weil ich nach Stanford gegangen bin und dir und Dad den Rücken gekehrt habe. Das hatte aber nichts mit dir zu tun. Ich hoffe, du wirst es mir eines Tages verzeihen können und aufhören es mir bei Streits vorzuhalten, denn wenn du mit der Vergangenheit nicht abschließt, wirst du mir in der Hinsicht nie vertrauen können.”

“Es ist so schwer Sammy. Du bist alles, was ich habe. Dich zu verlieren ...”

“Ich weiß Dean. Mir gehts genau so.” Sie küssten sich liebevoll.

“Ich denke das ist auch der Grund, warum ich eifersüchtig auf Jeff bin. Es geht nicht mal direkt um Jeff, der ist ne Null, aber das ihr vom College geredet habt ...”

“Oh Dean! Ich bin gerne aufs College gegangen. Es war eine gute Erfahrung für mich, aber es hat mich auch gezeigt, dass es nicht das ist, was ich wirklich will.”

“Und was willst du dann?”

“Ich weiß es nicht genau, aber was es auch ist, es beinhaltet auf jeden Fall dich und Jenny.”

“Mich, der Kerl der nur mit dem Schwanz denkt?”

“Dean, es tut mir leid ...”

“Jetzt musst du mich ausreden lassen Sam. Ich weiß, dass ich in meiner Vergangenheit sehr umtriebig war, aber mit dir ist alles anders. Ich vertraue dir. Ich liebe und respektiere dich. Das war auch der Grund warum ich deinen versoffenen Zustand gestern Abend nicht ausnutzen wollte. Ich habe gerne Sex mit dir, aber ich denke nicht nur ...”

“Ja Dean, ich weiß.”

“Dann ist ja gut. So und jetzt erfinde sofort eine Zeitmaschine und mache diese ganzen peinlichen Chickflick Momente der letzten 24 Stunden ungeschehen.” Was war nur aus dem guten altem aussitzen und totschweigen geworden? Das hat doch früher immer geklappt, aber jetzt war alles anders. Sam hatte seinen Schutzwall durchbrochen und ging ihm so unter die Haut, dass er es irgendwie schaffte ihn dazu zu bringen über seine Gefühle zu sprechen.

“Awe, fühlst du dich unmännlich Baby?” Dean gab ihm einen Klaps gegen den Hinterkopf.

“Aua, gib mir was von dem Eis.”

“Vergiss es. Den Kater hast du dir verdient.”
 

Etwas später am Nachmittag:
 

Wie hatte er sich nur von Sam wieder breitschlagen lassen die Hausarbeit zu machen? Er war einfach zu weich. Das Einzige, das schlimmer war als Sam mit Hundeblick, war ein verkaterter, leidender Sam mit Hundeblick. Dean brachte den Müll raus. Die Knoblauchreste mieften nun doch ziemlich aus der Tüte. Draußen traf er Ross, der die Hecke, der die beiden kleinen Gärten trennte, bearbeitete.

“Hey Dean! Seit um acht Uhr fertig. Jeff, Carrie und ich holen euch dann ab. Augusta passt auf Jenny auf, während wir zum Bowling gehen. Freut mich, dass ihr mitkommt, vor allem weil ich euch nicht für den Bowling-Typ gehalten habe, aber Jeff meinte, dass Sam gestern Abend mit Freuden zugesagt hätte”, informierte Ross ihn. Dean presste die Zähne aufeinander. Sam hatte in seinem Suff also zugesagt Bowlen zu gehen mit Ross, Carrie und Sackgesicht.

“Bowling, klar. Acht Uhr. Kein Problem”, sagte er zu Ross.

“Gut, dann bis später”, erwiderte der alte Mann und widmete sich lächelnd wieder seiner Hecke. Mit Mordlust in den Augen ging Dean zurück ins Haus und ohne Rücksicht auf den Kater des Jüngeren schrie er laut: “SAM!!!!!”

Ein kleiner Sammy...

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Plymouth Rocks

Als Sam am nächsten Morgen aufwachte, merkte er, wie Dean mit seinem Haar spielte. Er lag mit dem Rücken zu Dean. Der Ältere zwirbelte, auf rosa Wolken schwebend, mit einem geradezu verzückten Ausdruck auf dem Gesicht eine Haarsträhne um seinen Finger. Er liebte Sams weiches, für Männer dann doch recht langes, Wuschelhaar und in Momenten wie diesen, in denen er sich unbeobachtet und Sam schlafend glaubte, konnte er dem Drang nicht widerstehen es zu berühren, hindurch zu streichen oder wie jetzt, ein wenig damit zu spielen. Der Größere brummelte etwas, doch Dean hielt das für ein Schlafgeräusch und fuhr mit seinem Tun fort. Sam wusste nicht so recht ob es ihm gefiel oder nicht. Auf der einen Seite mochte er jede Art auf die Dean ihn berührte, aber auf der anderen Seite war er doch kein Mädchen. Er entschloss sich Dean ein wenig aufzuziehen.

„Was wird das Dean? Willst du mir Zöpfe flechten? Ich glaube, du hättest die Barbie, die du Weihnachten 1991 geklaut hast für dich behalten sollen.“ Ertappt ließ Dean von Sams Haar ab. Der Jüngere konnte es praktisch in Deans Kopf arbeiten hören, während dieser nach einem schlagfertigen Konter suchte. Was dabei raus kam, war wieder der alt bekannte Seitenhieb, dass Sam das Mädchen in ihrer Beziehung sei. Die genauen Worte waren:

„Ein paar rosa Schleifen im Haar würden dir gut stehen, schließlich musst du als das Mädchen in unserer Beziehung ja hübsch aussehen.“ Sam reichte es langsam. Er hatte es satt, sich diese dämlichen Kommentare immer wieder anhören zu müssen. Er stieß Dean von sich weg, der gerade Sam einen Kuss geben wollte.

„Alter, was soll das? Das war doch nur ein Scherz“, sagte Dean, der überrascht und ein wenig geschockt war von Sams Reaktion.

„Ach ja? Ich bin mir da nicht mehr so sicher. Ich denke, du sagst das nur, weil du dich in deiner Männlichkeit bedroht fühlst, da du ganz genau weißt, dass ich der Dominante in unserer Beziehung bin.“ Er rollte sich über Dean und drückte ihn ins Kissen.

„So ein Quatsch, du und mich domminieren.“ Der Ältere drehte den Spieß um und rollte sie auf die andere Seite, so dass er nun über Sam lag.

„Es ist wahr. Ich habe die Oberhand über dich. Ich kontrolliere dich und dein oberflächlicher Machocharakter versucht krampfhaft seinem Rollenbild zu entsprechen und sich dagegen durch deine Aussagen, ich sei das Mädchen, zu wehren, aber ich weiß genau, dass du tief in dir drin darauf stehst, dass ich dich domminiere.“ Durch eine schnelle, geschmeidige Bewegung hatte Sam ihre Positionen erneut getauscht. Langsam war Dean angepisst. Was bildete sich Sam eigentlich ein? Wenn er es nicht zulassen würde, würde Sam nie oben sein beim Sex. Er gab ein prädatorisches Knurren von sich.

„Scheint so als wäre es nun so weit, dass wir das ein für alle Mal klären“, sagte er zu Sam und drehte sie erneut.

„Wie du willst.“ Mit diesen Worten gab Sam den Startschuss für eine wilde Kabbelei. Die beiden testosterongeladenen Männer wälzten sich wie Ringer der Antike in den Laken. Die anfängliche leichte Aggression verwandelte sich ziemlich schnell in sexuelle Spannung, in Wollust, die die beiden Brüder überkam und ihre Herzen schneller schlagen und die gefühlte Temperatur um sie herum in die Höhe schnellen ließ. Sie kämpften um Dominanz, obwohl sie eigentlich wissen sollten, dass dieser Kampf aussichtslos war, da sie sich in allen Bereichen ebenbürtig waren. Nach einigen Minuten feinstem Wrestling blieben sie seitlich, sich dicht gegenüber liegend liegen. Sie waren etwas außer Atem. Sie sahen sich in die Augen und konnten darin die feurige Leidenschaft für einander erkennen. Zusätzlich spürten sie ihre Erektionen aneinander pressen. Die beiden reckten ihre Köpfe zueinander, trafen sich auf halbem Wege und versiegelten ihre Lippen zu einem heißen, lustvollen Kuss. Sie schlangen die Arme umeinander und vertieften den Kuss. Ihre Zungen setzten ihr Duell fort, doch auch beim Kuss gab es keinen Sieger. Beide stöhnten vor Erregung. Sie fühlten sich wie elektrisiert. Nach einer Weile lösten sich ihre Lippen von einander und beide sagten gleichzeitig: „Ich will dich!“
 

Es war eine Patt Situation. Keiner von beiden wollte diesmal klein bei geben und so fiel Sam nur eins ein, um die Situation zu ihrer beider Zufriedenheit zu klären. 69. Er hatte das schon mal mit Jessica gemacht und es hatte ihm eigentlich ganz gut gefallen.

„Dreh dich um, Baby“, sagte Sam bestimmend zum Älteren. Dieser schüttelte mit dem Kopf.

„Du legst mich nicht flach!“

„Ich meinte nicht, dass du dich auf den Bauch oder Rücken legen sollst.“ Dean sah Sam verwirrt an. Was wollte Sammy denn dann?

„Wie denn dann?“, fragte er den Jüngeren auch prompt.

„Mit dem Kopf zum Fußende, aber bleib mit deinem Gesicht mir zu gewandt.“ Der Kleinere verstand gerade nur Bahnhof, tat aber was Sam gesagt hatte. Als er schließ die Position gewechselt hatte, ging ihm ein Licht auf. 69. Sein Sammy war vielleicht ein Früchtchen.

„Sammy, willst du etwa …?“ Der Jüngere nickte eifrig und nestelte bereits an Deans Beinen um ihn richtig in Position zu bringen. Er selbst winkelte sein linkes Bein an, um Dean Raum zu geben. Dean grinste. Sam hätte Diplomat werden sollen. Mit dieser Problemlösung konnten sie beide leben, ohne sich die Blöße geben zu müssen. Er leckte sich über die Lippen, während Sam es sich mit seinem Kopf auf Deans Oberschenkel bequem gemacht hatte und damit begonnen hatte, seine Erektion zu streicheln. Der ältere Winchester wollte ihm in nichts nachstehen und brachte seinen Oberkörper und Kopf ebenfalls so in Positur, dass er Sam am besten Freude und Lust bereiten konnte. Er leckte über die Unterseite von Sams Penis und dieser gab einen wohligen Laut von sich. Der Jünger küsste die Spitze von Deans Glied, ehe er es in seinen Mund saugte. Nun war es an Dean ein Stöhnen von sich zu geben. Es dauerte eine Weile, doch dann schafften sie es, sich gegenseitig oral zu verwöhnen, ohne von der eigenen Lust davon abgelenkt zu werden die Fellatio beim anderen fortzuführen. Bald war der Raum erfüllt mit ekstatischen Lauten, die jedoch gedämpft waren, schließlich hatten beide den Mund voll. Durch ihr Stöhnen brachten sie sich gegenseitig dem Orgasmus immer näher. Schließlich war es für Dean zu viel. Er musste aufhören, weil seine Lust ihn überrollte. Sam hatte ihn ganz in sich aufgenommen und schluckte. Es dauerte nur noch einen kurzen Moment eh Dean Sams Namen schrie und sich in dessen Mund ergoss. Der jüngere Winchester schluckte alles und während er Deans Schwanz sauber leckte, kam der Kleinere langsam wieder runter. Sam stieß ihm seinen Unterleib entgegen, so dass sein Glied Deans Wange streifte und dieser sich schnell wieder daran erinnerte, dass er noch etwas zu Ende zu bringen hatte. Er nahm Sams Penis in die Hand und führte ihn wieder an seinen Mund. Er lutschte, leckte und saugte und auch wenn er es noch immer nicht schaffte, Sams Erektion ganz aufzunehmen, schaffte er es sehr bald seinen Kleinen zum Höhepunkt zu bringen. Sammy stöhnte auf und biss Dean leicht in die Haut der Innenseite seines Oberschenkels. Auch Dean leckte das ihm dargebotene beste Stück seines Bruders sauber und kuschelte sich dann an dessen Oberschenkel.

„Wow“, sagte er und grinste befriedigt.

„Besser könnte ich es auch nicht ausdrücken“, entgegnete Sam und malte kleine Kreise um Deans Bauchnabel.

„Wir sollten einen Waffenstillstand schließen.“

„Ja, ich denke, es wird eh immer Remis ausgehen. Wir sind gleichberechtigt in unserer Beziehung und im Bett.“ Sam gähnte leicht.

„Sammy?“

„Ja, Dean?“

„Ich mag unser Sexleben so wie es ist.“

„Ich auch, Baby.“ Er grinste und Dean rollte mit den Augen.

„Ich liebe dich, Sammy.“

„Ich liebe dich auch, Dean.“ Sie blieben noch eine Weile so liegen, ehe Dean Sam Frühstück machen schickte, während er unter die Dusche ging.
 

Henriksen kam am Mittwoch der letzten Juli Woche nach einem Einsatz, bei dem es sich um einen Geldfälscher-Ring in Main handelte, zurück in sein Büro in der FBI Zentrale in Boston. Auf seinem Schreibtisch stapelten sich diverse Akten und der FBI-Agent war den Vormittag über damit beschäftigt, sich um den liegen gebliebenen Papierkram zu kümmern. Gegen Mittag hatte er sich schließlich bis zum Grund des Aktenbergs durchgearbeitet. Es handelte sich um eine ziemlich dicke Akte auf der in einer ihm bekannten Handschrift drei Namen standen. Winchester, John; Winchester, Dean und Winchester, Samuel. Die Handschrift gehörte seinem Mentor und Ausbilder Agent Harding, der leider vor ein paar Wochen verstorben war und dass, nachdem er gerade mal vor einigen Monaten in Rente gegangen war. Henriksen wusste, dass sich Harding daran bis zuletzt die Zähne ausgebissen hatte. Victor war zwar nicht hundertprozentig mit dem Fall vertraut, aber hatte schon das eine oder andere Mal einen Blick in die Akte geworfen, wenn Harding nach Feierabend noch darüber brütete. Henriksen holte sich einen Kaffee und setzte sich dann an die Akte. Er schlug sie auf. Zuerst kamen einige Seiten von John Winchester, aber der war entweder tot oder extrem gut untergetaucht, denn die letzten Hinweise gab es zuletzt vor mehr als einem Jahr. Er blätterte weiter zu dem Teil der Akte, der sich mit Johns ältestem Sohn Dean befasste. Laut der Akte war Dean Winchester vor einigen Monaten Haupttatverdächtiger in einem Mordfall. Der Fall war jedoch nie aufgeklärt worden, da Dean Winchester angeblich in St. Louis gestorben war. Harding hatte daran so seine Zweifel. Er war der Meinung, dass Dean seinen Tod vorgetäuscht hatte, um der Verhaftung zu entgehen. Sein Mentor hatte immer gesagt, dass er John Winchester für einen sehr gefährlichen Mann hielt, der seine Söhne geradezu zu Killern erzogen habe. Victor blätterte weiter und auf ein Mal sah er ein Foto von Dean Winchester. Ihm ging ein Licht auf. Das war der Mann, denn er in Truro gesehen hatte und den er nicht zuordnen konnte. Er schlug Sams Teil der Akte auf. Ja, das war der andere Typ und der Wagen stimmte auch überein. John Winchester war im Besitz eines 1967er Chevrolet Impala. Nur wie passte das Baby in das ganze Szenario? Er hatte die beiden Männer ja mit einem Kinderwagen gesehen. Er schlug die Akte zu und eilte in das Büro seines Vorgesetzten. Er hatte eine neue Spur und er hatte vor den Fall, den sein Mentor solange beschäftigt hatte, ein für alle Mal aufzuklären.

„Henriksen, was gibt’s? Ich bin gerade beschäftigt“, sagte James C. Burrell.

„Burrell, Sie müssen mir ein Team geben. Ich habe einen neuen Hinweis in einem alten Fall“, sagte Henriksen.

„Und jetzt wollen sie Cold Case spielen oder was? Zeigen sie mal her.“ Er deutete auf die Akte in Henriksens Hand. Dieser reichte sie ihm und sein Chef blätterte sie durch.

„Henriksen, ich bitte Sie. Die Akte Winchester? Der Fall ist aussichtslos und unwichtig. Dean Winchester ist tot, von John Winchester fehlt jede Spur und gegen Samuel Winchester haben wir nichts in der Hand. Was soll das eigentlich für ein Hinweis sein, den sie haben?“

„Ich habe Sam und Dean Winchester bei meinem Einsatz wegen der Leuchtturmmorde in Truro gesehen.“

„Ach ja? Und warum haben sie sie nicht fest genommen?“

„Nun ja, ich …mir kamen ihre Gesichter bekannt vor, aber ich konnte sie nicht zuordnen, aber jetzt wo ich die Bilder in den Akten gesehen habe, bin ich mir hundertprozentig sicher, dass sie es waren.“

„Sie haben also einen toten Mann und seinen Bruder gesehen?“, sagte Burrell skeptisch.

„Dean Winchester ist nicht tot. Der Mann hat seinen Tod vorgetäuscht.“

„Henriksen, das ist doch Humbug!“

„Mal angenommen, ich würde Ihrem Hirngespinst Glauben schenken. Sie haben die beiden angeblich vor Wochen dort gesehen. Sie sind wahrscheinlich schon längst weg.“

„Sie hatten ein Baby dabei. Vielleicht sind sie noch da und selbst wenn nicht. Es ist eine Kleinstadt. Irgendwer muss sie gesehen haben und mir sagen können, wo sie hin sind.“

„Henriksen, ich werde nicht die Zeit meiner Männer vergeuden, nur damit Sie die gleichen Fehler machen wie Agent Harding. Er hat mich damit auch immer wieder behelligt und letzten Endes hat es ihn geradezu in den Wahnsinn getrieben. Zum Glück ist er in Rente gegangen. Ich weiß nicht wie die Winchester Akte zu Ihnen gelangt ist, aber ich sage Ihnen, Sie tun gut daran sie zu ignorieren.“

„Heißt das, ich bekomme kein grünes Licht, um ein Team zusammen zu stellen?“

„Henriksen, nicht nur das, sondern ich untersage Ihnen der Sache nach zu gehen. Ich will sie nicht mal in der Nähe dieser Halbinsel sehen und jetzt gehen Sie wieder an Ihre Arbeit.“

Sauer und gefrustet verließ Victor das Büro seines Chefs.
 

„Was wollen wir heute machen?“, fragte Dean Sam, als er nach seiner Dusche zu Sam in die Küche kam. Dean hatte sich eine Weile im Spiegel betrachtet, aber Jeffs Schlag hatte kaum Spuren hinterlassen. So wie er aussah, konnte er getrost aus dem Haus gehen, ohne Aufsehen zu erregen. Der Kaffee war bereits fertig und der Jüngere reichte ihm eine Tasse. Jenny schlief noch.

„Ich weiß nicht“, sagte Sam.

„Ach komm schon Sam, es muss doch irgendwas geben, dass du hier in der Gegend gerne tun oder besichtigen willst.“

„Ja, schon“, gab der Jüngere zu.

„Das hört sich nach nem fetten aber an.“

„Dean, ich weiß nicht, ob dich das auch interessieren würde.“

„Spuck’s doch erst mal aus.“

„Ich wollte eigentlich gerne nach Plymouth fahren und mir den Pilgrim Memorial State Park ansehen.“ Er sah Dean an, so, als erwarte er eine Abfuhr.

„Du meinst das Geschichtsbuch Plymouth mit den Pilgervätern und den Mayflower Futzies?“ In der Tat sah Dean nicht gerade begeistert aus.

„Ja genau, das Plymouth, aber wie ich an deiner Mine erkennen kann, interessiert dich das nicht für fünf Cent.“

„Na ja, ich war nie der Geschichtsfan, was meinst du, warum ich das recherchieren meistens dir überlasse, aber wenn du da gerne hin möchtest, fahren wir da hin. Kein Problem. Wenn es ein Park ist, können wir da mit Jenny spazieren fahren.“

“Ehrlich?”, fragte Sam überrascht.

“Ja.”

„Und da ist auch kein Haken dran?“

„Sei nicht dumm, Sammy. Natürlich mach ich das nicht ohne Gegenleistung.“

“Und was willst du dafür?”

„Nicht fiel. Nur eine sexuelle Gefälligkeit deiner Wahl, die mir zukommen lassen wirst.“

„Oh je, du suchst doch jetzt nicht im Internet, ob es da eine Marshmallow-Fabrik gibt, oder?“

„Deiner Wahl Sammy, aber nachgucken könnte ich eigentlich mal.“ Er grinste schelmisch.

„Kann ich dir nicht einfach nur ein Eis kaufen?“

“Das habe ich sowieso voraus gesetzt. Also fahren wir?”

„Okay, ja. Du bekommst deine sexuelle Gefälligkeit“, sagte Sam und rollte mit den Augen. Im Verhandeln war Dean heute irgendwie geschickter als er.

„Weißt du, ich wäre wahrscheinlich auch so mit dir dahin gefahren“, sagte Dean. Er legte seine Arme um Sams Hüften. Der Größere sah ihm in die Augen und sagte:

„Und ich hätte dir die sexuelle Gefälligkeit auch ohne deine Bitte zukommen lassen.“ Dean lächelte ihn an und dann küssten sie sich zärtlich.
 

Nachdem sie gefrühstückt hatten ging Sam unter die Dusche. So bekam er nicht mit, dass seine Tochter wach wurde. Dean kümmerte sich um die Kleine und ging gerade mit ihr ins Bad, um ihr die Zähne zu putzen, als Sam aus der Dusche stieg. Er sah Dean, aber ihre Augen trafen sich nicht, da Dean die Aussicht auf Sams nackten, nassen Körper genoss.

„Musst du mich so ansehen?“, fragte Sam und wickelte sich in ein Handtuch. Ein leichter rosa Schimmer setzte sich auf seinen Wangen ab.

„Wie sehe ich dich denn an?“, fragte Dean unschuldig und setzte Jenny auf den Waschbeckenrand. Er hielt sie mit einem Arm fest, während er mit der freien Hand die winzige Zahnbürste und Zahnpasta aus dem Hängeschränckchen holte.

„Das weißt du sehr genau.“

„Nein, sag’s mir.“ Er grinste frech.

„Du siehst mich an und ich kann dir an deinem Blick ablesen, was für schmutzige Gedanken du schon wieder hast.“

„Und das stört dich?“, fragte Dean überrascht.

„Nicht wirklich, aber es ist unfair, weil du Klamotten anhast und ich dich nicht genauso ansehen kann“, sagte Sam leise und wurde noch etwas rosafarbener um die Nase.

„Du nimmst es mit der Gleichberechtigung aber ziemlich genau.“

„Ja und darum werde ich mich jetzt anziehen.“ Er gab Jenny beim Vorbeigehen einen kleinen Guten Morgen Kuss und verschwand dann im Schlafzimmer.

„Dein Daddy ist manchmal sehr seltsam“, sagte Dean zu der Kleinen, während er es irgendwie schaffte, einhändig die Zahnpasta auf die Zahnbürste zu kriegen. Als er mit Jenny im Bad fertig war, ging er mit ihr in ihr Zimmer, wo Sam ihr gerade ihre Anziehsachen zurecht legte. Dean setzte sie aufs große Bett und zog ihr den Schlafanzug aus. Gewickelt war sie schon und so machte sich Sam dann daran, ihr das hellblaue Sommerkleidchen mit der Schildkröte von „Findet Nemo“ darauf anzuziehen. Er band ihr auch gleich einen Schlabberlatz um, so dass sie sich bei ihrem Frühstück nicht bekleckern konnte. Die drei gingen dann zusammen nach unten. Während Dean Jenny fütterte, wusch Sam schon das Geschirr ab. Es klopfte an der Hintertür. Sam trocknete seine Hände am Geschirrhandtuch ab und öffnete einer freudestrahlenden Carrie die Tür.

„Morgen ihr drei“, sagte sie fröhlich.

„Man, hast du gute Laune heute“, sagte Dean und schob Jenny einen weiteren Löffel ihres Frühstückbreis in den Mund.

„Ich habe ja auch allen Grund dazu. Jeff ist heute Morgen ganz früh abgereist.“

„Wart ihr mit ihm gestern noch im Krankenhaus?“, fragte Sam.

„Yap, Dean hat ihm einen schönen, geraden Bruch verpasst. Er wird bald wieder arme, unschuldige Männer belästigen können. Grandma war geschockt, als sie ihn gestern Abend zu Gesicht bekommen hat. Als Grandpa ihr erzählt hat wie es dazu gekommen war, hat sie zu Jeff gesagt, dass sie unglaublich enttäuscht von ihm sei und er sich bei euch entschuldigen sollte. Aber das wollte Jeff nicht und dann hat Grandpa gesagt, dass er dieses Jahr keine Weihnachtskarte von ihnen erwarten soll und ist mit Grandma ins Bett gegangen. Ich sag euch, jeder normale Mensch hätte es das Herz gebrochen, so eine Enttäuschung, wie die meiner Grandma, an ihn gerichtet zu sehen, aber Jeff hat nicht mal mit der Wimper gezuckt.“

„Jeff ist ein Arsch“, sagte Sam.

„Schön, dass du auch noch zu der Einsicht gekommen bist“, sagte das Mädchen.

„Aber Carrie, deswegen allein bist du doch nicht so fröhlich heute“, sagte Dean.

„Ich habe heute ein Date mit Owen. Ich habe ihn eben angerufen.“

„Owen?“, fragte Dean verständnislos.

„Der Schuhverleih-Bubi“, sagte Sam.

„Ah, der große, schlaksige Junge, der nach einem Wachstumsschub erst noch wieder in seinen Körper rein wachsen muss?“ Carrie nickte. Dean grinste.

„Glaub mir, dass sind die Besten.“ Er deutete auf Sam, dieser wurde schon wieder etwas rosa.

“Wow, du meinst er wird später auch so heiß aussehen?” Sam lächelte geschmeichelt, wurde aber noch etwas röter.

„Vermutlich und wenn du ihn jetzt schon magst, wirst du ihm am liebsten die Klamotten vom Leib reißen wollen, wenn er erst mal anfängt sie richtig auszufüllen“, meinte der Ältere und zwinkerte seinem Kleinen zu, dieser hatte nun Tomatenröte erreicht.

„So ein Mist, dass ich nach den Sommerferien wieder nach Minnesota muss.“

„Ah, Sommerflirts sind toll“, sagte Dean. Sam sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an.

„Ihr könnt doch in Kontakt bleiben“, versuchte Sam ihr Hoffnung zu machen.

„Sam, ich bin zu jung für eine Fernbeziehung. Dean hat recht. Es ist ein Sommerflirt.“

„Aber du sagtest doch eben …“

„Sammy, Sammy, Sammy. Muss ich dir das jetzt echt noch erklären? Sie schwärmt für ihn und dann will man natürlich, dass der Sommer nicht aufhört, aber dann beginnt das neue Schuljahr und man entdeckt, dass der im Vorjahr noch total verpickelte Junge, der im Chemieunterricht neben dir saß, seine Akne im Sommer los geworden ist und Schuhverleih-Futzie ist Geschichte.“ Carrie lachte. Sam rollte mit den Augen.

„Ich sollte dich wirklich nicht mehr so viel fernsehen lassen“, sagte er zu Dean.

„Ihr zwei seid echt witzig, aber wie dem auch sei. Ich muss jetzt gehen. Ich muss mir noch überlegen, was ich heute Abend anziehe.“ Lachend verließ Carrie die Küche
 

Kurz darauf brachen sie nach Plymouth auf. Im Auto lief Sams Augenrollen zum Trotz mal wieder AC/DC, Jenny brabbelte fröhlich irgendwas vor sich hin, kurz um, während der etwa 1 ½ stündigen Fahrt war die Stimmung sehr ausgelassen. Der Pilgrim Memorial State Park war in Deans Augen noch langweiliger als er sich es vorgestellt hatte, aber auch Sam fand es nicht gerade berauschend, was aber wohl eher daran lag, dass Ferienzeit war und der ganze Park voller Touristen war. Sie mussten sich fast eine Stunde anstellen nur um die Mayflower II, eine Nachbildung, des original Schiffes, besichtigen zu können.

„Ich hoffe, dass wir es an dieser Geschichtsträchtigen Stätte nicht mit nem Geist zu tun kriegen, ich habe nämlich kein Salz dabei“, sagte Dean, als sie von dem Schiff wieder runter waren und sich in die Schlange stellten, um Plymouth Rock zu sehen.

„Das ist auch gut so Dean, schließlich sind wir im Urlaub.“

„Und warum stehen wir dann wie doof hier an um einen Stein zu sehen?“ Das war absolut nicht das, was sich Dean unter Urlaub vorstellte.

„Dean, fang jetzt nicht so an. Du hast eingewilligt mit mir hier her zu fahren und jetzt sehen wir uns das an.“

„Okay, den Stein noch. Aber danach setzen wir uns auf eine Parkbank, essen was und genießen die Sonne und den Ausblick auf den Hafen.“

„Abgemacht.“ Sam gab Dean einen kleinen Kuss. Dabei wurde er von einem kleinen Jungen gesehen, der seine Beobachtung natürlich sofort seinem Vater mitteilen musste. Sam zuckte zusammen, als er das Kind sagen hörte:

„Daddy, guck. Der Mann hat den anderen Mann geküsst.“ Der Vater des Jungen drehte sich um, musterte die beiden, sah sie dann angewidert an und zog dann seinen Sohn von den Brüdern weg. Dean sah aus, als würde er dem Kerl gerne eine verpassen, doch er tat es nicht. Der Mann konnte denken was er wollte und so lange er den Mund nicht aufmachte, hatte der Winchester kaum das Recht ihn zu schlagen. Sam sah niedergeschlagen aus. Dean hoffte nur, dass sein Kleiner jetzt nicht wieder jegliche Zärtlichkeit in der Öffentlichkeit abblocken würde. Dean streichelte ihm über den Rücken. Beide seufzten. Es war ja zu erwarten, dass nicht jeder so verständnisvoll auf ein schwules Paar reagieren würde, wie Augusta und Ross, trotzdem war es traurig für sie, dass sie nun noch größere Außenseiter waren.
 

Eine halbe Stunde später gingen sie mit Sandwichs beladen zu einer Parkbank.

„Ich kann nicht glauben, dass ich über zehn Minuten angestanden habe, um mir so einen dämlichen Granit-Stein anzusehen.“

„Der Stein ist aus Granodiorit“, verbesserte Sam ihn. Er hatte das Schild gelesen.

„Du bist so ein blöder Klugscheißer. Wenn du nicht mein Bruder gewesen wärst, hätte ich dich in unserer Schulzeit mit dem Kopf ins Klo getaucht“, sagte Dean.

„Ja, wahrscheinlich gleich nachdem du deine Hausaufgaben bei mir abgeschrieben hättest.“

„Klar, zu irgendwas musst du ja gut sein.“ Sam boxte ihn gegen die Schulter. Dean lachte.

„Du hattest doch nie Zeit den Schulschläger zu spielen, weil du damit beschäftigt warst deine Drei-, Vier- oder Fünfecks Beziehungen mit den hübschesten und gleichzeitig dümmsten Mädchen der Schule aufrecht zu halten“, sagte Sam.

„Dabei nicht erwischt zu werden ist eine Kunst. Aber es hat leider nicht immer geklappt.“

„Ich weiß. Monica Gates hat dir ein hübsches Veilchen verpasst.“

„Ja, sie war hübsch, aber nicht dumm. Mein Fehler.“

„Aber jetzt hast du ja jemanden der klug und gut aussehend ist.“

„Ja, wann stellst du mir diese Person vor, Sammy?“

„Idiot“, schimpfte Sam und gab Dean einen Klaps gegen den Hinterkopf.

„Au, Sammy. Das war doch nur ein Scherz. Verstehst du denn gar keinen Spaß mehr?“

„Iss dein Sandwich und halt die Klappe“, sagte Sam eingeschnappt.

„Komm schon Sammy, sei mir nicht böse.“ Er verteilte kleine Küsse auf Sams Gesicht und drückte seine Lippen schließlich auf die von Sam. Ein älteres Ehepaar, dass an ihnen vorbeiging, warf ihnen abschätzige Blicke zu, aber Dean hörte nicht auf Sam zu küssen und dieser ließ den Kuss auch zu.

„Okay, okay“, San lachte schließlich.

„Ich verzeih dir noch mal, wenn du morgen Abend mit mir ausgehst.“

„Das Date!“

„Genau das Date. Also, gehst du morgen mit mir aus Dean?“

„Da muss ich, glaube ich, erst in meinem Terminkalender nach…Au!“ Diesmal hatte Sam ihn in den Oberschenkel gekniffen.

„Okay, das hatte ich verdient. Ja Sammy, ich würde gerne mit dir ausgehen. Erwarte aber keine Blumen oder Schokolade.“

„Abgemacht. Wann kommst du mich abholen? Ich habe gehört, du fährst nen scharfen Wagen“, sagte Sam. Er grinste und nahm Jenny aus ihrem Kinderwagen, um ihr eine Banane zu geben. Wenn er dann sein Sandwich gegessen hatte, würde er sie mit den geriebenen Möhren füttern, die er in einer Plastikbox dabei hatte.

„Das kannst du laut sagen. Mein Rücksitz freut sich besonders drauf dich kennen zu lernen.“ Daraufhin rückte Sam gespielt empört ein Stück weg von Dean.

„So leicht bin ich nicht zu haben, du Wüstling.“ Dean sah ihn an. Ihre Blicke trafen sich und sie fingen beide an zu lachen.
 

Nach der kleinen Mittagspause stöberten sie noch ein bisschen durch die Souvenirläden. Dean fand eine hübsche Vase, die er Augusta schenken wollte – als Ersatz für die Vase, die Jenny auf dem Gewissen hatte. Sam fand ein kleines Angelköderset, das er Ross mitbringen wollte. Für Jenny kauften sie ein Bilderbuch mit dem Titel: Gute Nacht Cape Cod, ein Buch der Good Night Our World – Reihe. Carrie würden sie später Geld geben, damit sie, wie Dean es so schön ausdrückte: „Loverboy“ ins Kino einladen konnte. Sam wollte dann noch ins Pilgrim Hall Museum, doch Dean konnte es ihm ausreden und ihn stattdessen zu einer kleinen Hafenrundfahrt überreden. Kurz darauf befanden sie sich 32 Dollar ärmer an Bord der Pilgrim Belle, auf der sie eine 90 minütige Rundfahrt machten. Dabei kamen sie noch mal an der Mayflower II vorbei http://farm1.static.flickr.com/112/304440035_a581d4d5e5.jpg

und sie sahen den Gurnet Point Leuchtturm.

http://img580.imageshack.us/i/gurnetlighthouse02.jpg/

Jenny betrachtete alles mit ihren großen Augen und schien alles in sich aufzusaugen. Wahrscheinlich würde sie später genau so ein Streber wie Sam, dachte Dean. Für beide, besonders Dean, war es ungewohnt mal, zu relaxen und was typisch touristenmäßig Normales zu machen, aber es machte ihnen irgendwie schon Spaß. Sam hatte in einem der Souvenirläden eine Einwegkamera gekauft und auch schon den halben Film verschossen. Am späten Nachmittag machten sie sich dann auf den Rückweg. Unterwegs hielten sie noch am Sandy Neck Leuchtturm. http://www.boston.com/community/photos/raw/Sandy_Neck_Light.jpg

In einer Broschüre, die Sam aus einem der Souvenirläden hatte, wurde das Mattakeese Wharf Restaurant in Barnstable angepriesen und so fand sich Dean trotz kleinem Widerspruch, einige Minuten später in einem Fischrestaurant wieder, das weit über dem Niveau der Fastfood-Läden war in denen sie sonst immer aßen. Zum Glück waren die Preise noch einigermaßen moderat und Sam hatte zugestimmt dafür mit einer ihrer gefälschten Kreditkarten zu bezahlen. Dean seufzte, was tat er nicht alles für seine Nervensäge. Der Ausblick entschädigte etwas, für das in Deans Augen nicht gerade verlockende Speisenangebot. Er war kein großer Fischfreund. Die Kellnerin war sehr nett und organisierte ihnen für Jenny einen Teller mit Kartoffelbrei und Gemüse. Sie empfahl ihnen den Hummer, aber der fiel wegen Deans Allergie ja mal so was von flach. Sam nahm den gegrillten Schwertfisch. Es dauerte aber fast ne halbe Stunde, bis Sam Dean endlich zu der gebratenen Scholle überredet hatte. Wenn sie in einem Fischrestaurant waren, dann sollten sie auch Fisch essen. Die rote Zwiebelmarmelade, die dazu gereicht wurde, gab schließlich den Ausschlag. Um weitere 60 Dollar ärmer fuhren sie schließlich nach Hause, wo sie gegen 19 Uhr ankamen.

„Sammy, ich sag dir ein Urlaub treibt einen in den Ruin. Wann haben wir das letzte Mal so viel Geld in so kurzer Zeit nur für Spaß ausgegeben? Ich meine, wie machen das normale Leute? Nehmen die für ihren Jahresurlaub einen Kredit auf?“

„Dean, es ist ja nicht mal unser Geld.“ Eigentlich hatte Sam immer ein schlechtes Gewissen, wenn sie ihre gefälschten Kreditkarten benutzen, aber Dean hatte gerade erst die Kinder aus Chatham vor dem Acheri gerettet, also konnten sie sich auch mal was gönnen.

„Trotzdem. Das ist doch Wucher. Die nehmen Touristen aus wo sie nur können.“

„Du bist so niedlich, wenn du dich aufregst“, sagte Sam und lächelte seinen Partner an. Dean zog eine Grimasse. Niedlich war auch nicht viel besser als das verbotene S-Wort.

„Sieh zu, ob du was Gescheites im Fernsehen findest. Ich bringe eben unsere Mitbringsel zu Augusta und Ross.“

„Gut, mach das. Wenn du Glück hast, wartete vielleicht ein Bier auf dich, wenn du zurück bist“, sagte Sam und übte sich an einem verführerischen Augenaufschlag. Dean lachte.
 

Eine Minute später klopfte er an die Tür ihrer Vermieter, die über die Wochen zu guten Freunden geworden waren. Augusta öffnete ihm die Tür.

„Hallo Dean!“, begrüßte sie ihn gewohnt herzlich. Sie trat zur Seite und ließ ihn ein.

„Hallo Augusta!“

„Was trägst du denn mit dir rum?“, fragte sie ihn und führte ihn ins Wohnzimmer, wo Ross sich die ESPN-Classics im Fernsehen ansah und ihn mit einem kurzen Kopfnicken begrüßte.

„Sam und ich waren heute in Plymouth auf Historienkurs und haben euch aus dem Souvenirladen was mitgebracht.“ Dean reichte Ross die Angelköder und gab Augusta die Vase. Der ältere Mann schaltete den Ton aus und widmete sich Dean und dem Geschenk.

„Das wäre doch nicht nötig gewesen, vor allem nicht nachdem was Jeff …“

„Augusta, er hat sich daneben benommen, aber dafür könnt ihr doch nichts“, versicherte Dean ihr.

„Da hörst du es Liebes. Dean mag uns noch. Das hab ich dir doch gesagt. Danke übrigens für die Köder.“ Er klopfte Dean freundschaftlich auf die Schulter.

„Die Vase ist wunderschön, danke.“ Sie legte eine Hand an Deans Wange und küsste ihn auf die andere. Dean war ein wenig gerührt davon, dass sie ihn wie einen Sohn oder Enkel behandelte. Die Frau war wirklich herzensgut und hatte einen besseren Enkel als Jeff verdient.

„Ich dachte, als Ersatz, für die, die neulich zu Bruch gegangen ist.“

„Das ist so lieb von dir.“ Er lächelte und räusperte sich. Er wollte nun zum eigentlichen Grund für seinen kleinen Besuch kommen.

„Ich weiß, es kommt jetzt vielleicht so rüber, als ob ich euch die Sachen nur gebracht habe, weil ich was von euch will, aber Carrie ist nicht da und wir bräuchten nachher unbedingt einen Babysitter.“

„Wir machen das gern, nicht wahr Ross?“

„Aber der Superbowl von 2002 läuft später.“ Ross hatte den Sieg der New England Patriots nicht live im Fernsehen sehen können, weil er mit einem Bandscheibenvorfall im Krankenhaus gelegen hatte.

„Dean und Sam haben auch einen Fernseher“, sagte seine Frau.

„Kannst du nicht alleine …“

„Ross, wir verbringen den Abend zusammen.“ Er seufzte. Dean lächelte. Augusta hatte hier so was von die Hosen an.

„Also, wann sollen wir rüber kommen?“, fragte sie Dean.

„So gegen halb elf?“

„Okay. Hörst du, erst um halb elf. Da ist dein blödes Footballspiel schon zu Ende“, informierte sie ihren Ehemann.

„Gut, danke. Bis später dann“, verabschiedete sich Dean.
 

Als Dean zurückkam, saß Sam mit Jenny auf dem Schoß im Wohnzimmer und las ihr das neue Bilderbuch vor. Auf dem Couchtisch stand ein Bier für ihn. Dean lächelte, überhaupt wollte es den ganzen Tag über kaum aus seinem Gesicht verschwinden. Er setzte sich neben Sam und gab Vater und Tochter ein Küsschen.

„Nachher läuft Hell Hazers“, sagte Sam. Bescheuerte Horrorfilme waren total Deans Ding.

„Super. Ich habe gehört, die wollen nächstes Jahr einen zweiten Teil davon drehen.“

„Noch ein Film, den die Welt nicht braucht.“

„Hey, Schindlers Liste ist auch nicht viel besser. Bei einem Horrorfilm schlafen die Leute wenigstens nicht ein.“

„Dean, ich musste mir den Film für die Schule ansehen. Mein Geschmack ist weder das eine noch das andere.“

„Stimmt ja, du bist eher der Matrix-Typ.“

„Hey, die visuellen Effekte waren spitze. Dafür gab es sogar einen Oscar.“

„Pa-Pa“, rief Jenny und deutete auf das Bilderbuch in Sams Hand.

„Entschuldigung Kleines. Wo waren wir stehen geblieben, bevor der böse Dean uns unterbrochen hat?“

„Ich bin der Böse? Das trifft mich jetzt aber. Und ich wollte dich nachher zum Nacht/Nacktbaden mitnehmen, um mit dir im Ozean rum zu machen.“

„Nachtbaden okay, aber ich habe dir schon mal gesagt, dass ich sicher nicht nackt baden werde,“ sagte Sam. Er gab Dean einen versöhnlichen Kuss auf die Wange.

„Aber Sammy, gestern war Neumond, das heißt es wird stockdunkel sein. Keiner wird uns sehen. Du weißt doch, dass an dem Strandabschnitt abends keine Seele mehr ist.“

„Dean …“

„Überleg es dir. Augusta und Ross kommen gegen halb elf. Dann gehen wir los zum Strand.“

„Mal sehen“, sagte Sam nur und las seiner Tochter das Bilderbuch zu Ende vor und brachte sie anschließend zusammen mit Dean ins Bett.
 

Sam und Dean hatten sich gerade in ihre Badeklamotten geworfen, als es an der Hintertür klopfte. Dean öffnete Augusta die Hintertür.

„Hey Ross, wie ist das Spiel ausgegangen?“

„Die New England Patriots haben gewonnen, wie 2002 auch“, antwortete Augusta für ihn.

„Hallo Sam“, begrüßte sie den Jüngeren, als dieser mit zwei Handtüchern in die Küche kam.

„Hallo ihr beiden. Jenny schläft und sollte auch nicht aufwachen vor morgen früh.“

„Sie ist ein kleiner Engel“, schwärmte Augusta. Ross war nach einem kurzen Gruß an Sam bereits ins Wohnzimmer gegangen.

„Ihr wollt schwimmen gehen? Draußen ist es ziemlich dunkel.“

„Das ist kein Problem“, sagte Dean und zeigte ihr seine Taschenlampe.

„Na dann viel Spaß. Ich werde mal sehen, dass Ross nicht wieder irgend ne Sportsendung an macht. Bis später.“

„Wir werden spätestens um Mitternacht zurück sein“, meinte Sam.

„Kein Problem. Carrie hat einen Schlüssel“ Mit diesen Worten folgte sie Ross ins Wohnzimmer. Die beiden gingen langsamen Schrittes zum Strand. So dunkel war es nicht, da das Licht der umliegenden Häuser auf den Strand fiel. Dennoch ließ Dean die eingeschaltete Taschenlampe neben ihren Handtüchern liegen, so, dass sie sie später wieder finden konnten.

„Also, Nacktbaden ja oder nein?“, fragte Dean Sam.

„Nein.“

„Sei kein Feigling“, sagte Dean.

„Nur weil du deiner nudistischen Ader frönen willst, muss ich das nicht auch machen und deswegen bin ich noch lange kein Feigling.“

„Spielverderber.“ Sam streckte ihm die Zunge raus.

„Sam ehrlich, es ist niemand hier außer uns. Komm schon.“ Während er sprach, hatte Dean sich seine Schwimmshorts ausgezogen. Der Jüngere schüttelte mit dem Kopf, aber er war nicht mehr so vehement dagegen wie noch vor ein paar Minuten.

„Dann nicht, aber du verpasst was.“ Er rannte den Strand runter. Das Wasser spritzte empor, als Dean schließlich das Meer erreichte. Er lachte und dies brachte Sam schließlich dazu, seine Meinung zu ändern.

„Was soll’s“, sagte er und zog sich ebenfalls die Badehose aus und rannte Dean hinterher. Deans offene Arme erwarteten ihn, als Sam ihn erreichte. Der Ältere schloss ihn in eine zärtliche Umarmung. Sam hatte noch so viel Schwung, dass es Dean glatt von den Füßen riss und sie beide in die nächste Welle fielen. Das Wasser war noch von der Sonne des Tages erwärmt. Die Welle erreichte den Strand und die beiden knieten im seichten Wasser und küssten sich zärtlich. Ehe die nächste Welle sie erreichte, waren sie wieder auf den Beinen und sie gingen weiter rein, bis das Wasser tief genug war, dass sie schwimmen konnten. Dean spritzte ihm eine Ladung Wasser entgegen. Sam revanchierte sich damit, dass er den Kleineren untertauchte und so neckten sie sich eine Weile, bis Sam Dean schließlich packte, ihn an sich zog und sie sich erneut küssten. Diesmal jedoch leidenschaftlicher. Plötzlich spürte Sam außer dem Meerwasser noch etwas anderes an seinem Glied. Dean hatte seine Hand um seinen Penis gelegt. Sam sah ihn mit großen Augen an. Der Ältere grinste nur und fing an ihn zu pumpen. Kurz darauf küsste Dean ihn stürmisch. Sam war nun hart und es dauerte nicht lange, da war es auch schon vorbei. Viel zu früh, für Sams Geschmack.

„Du konntest deine unersättlichen Finger nicht von mir lassen“, scherzte Sam und küsste Deans Hals, während er ihm über den Rücken strich.

„Als ob dir das eben nicht gefallen hätte.“ Er gab Sam einen saftigen Klaps auf den Po.

„Aber vielleicht ist dir das ja lieber.“ Er hob Sam an und schmiss ihn ein Stück weit weg von sich ins Wasser. Er war sich ziemlich sicher eine Art Quieken von Sam gehört zu haben, ehe der nach dem Wurf untertauchte. Dean lachte, machte sich dann aber Sorgen, als Sam nicht sofort wieder auftauchte.

„Sa…“ Der Jüngere war zu ihm getaucht und hatte ihn an den Beinen unter Wasser gezogen. Damit war eine weitere Spritz und - Untertauch Schlacht ausgebrochen. Nach einer Weile waren sie etwas außer Atem und sie ließen sich von den Wellen ans Ufer treiben. Langsam gingen sie zurück zu der Stelle, an dem sie ihre Badeshorts und Handtücher zurück gelassen hatten. Dean setzte sich auf das mitgebrachte Handtuch und benutzte Sams, um sich abzutrocknen. Sam nahm es ihm weg und drückte ihn auf den Boden. Er fing an ihn fordernd zu küssen und sich an ihm zu reiben. Dean war etwas überrascht, aber hatte nichts dagegen einzuwenden. Wenn Sam eine zweite Runde wollte, sollte er sie bekommen. Er erwiderte den Kuss leidenschaftlich.

„Mhm…deine Lippen…göttlich“, murmelte Sam zwischen den Küssen. Es dauerte nicht lange, bis beide hart waren. Das Salz des Meerwassers, das noch an ihnen haftete, vermischte sich mit dem von ihrem Schweiß. Die Küsse wurden immer heißer. Beide stöhnten immer wieder erregt. Schließlich griff Sam hinter sich und platzierte Deans Ständer zwischen seinen Pobacken, dieser verstand den Wink und nutzte die neue, engere Reibungsfläche augenblicklich. Beide gaben einen genießerischen Laut von sich. Sie bewegten ihre Körper gegeneinander und miteinander, während sie sich weiterhin küssten und sie jedes erreichbare Fleckchen Haut streichelten.

„Nagh…Dean…oh Gott, so kurz davor, Baby.“

„Ja, Sammy…nhm…gleich.“ Ihre Bewegungen wurden immer ekstatischer, ehe schließlich beide mit einem, lauten, befriedigt klingenden Stöhnen kamen.

„Sammy, der Strand scheint dich ja jedes Mal auf Hochtouren zu bringen,“ neckte Dean ihn.

„Das ist nicht der Strand, das bist du.“ Er küsste Dean innig. Sie lagen noch eine Zeit lang so da und genossen das Nachglühen ihres Höhepunkts. Dann nahm Sam sein Handtuch und machte sie beide sauber.

„Zeit nach Hause zu gehen“, sagte er dann zu Dean. Doch diese wollte nicht aufstehen. Er zog Sam, der sich bereits seine Badehose wieder angezogen hatte, wieder zu sich nach unten und küsste ihn.

„Komm schon Dean. Wir sind etwas versandet. Das schreit doch geradezu nach einer gemeinsamen Dusche“, sagte Sam mit rauchiger Stimme. Das klang doch viel versprechend.

„Bekommst du eigentlich nie genug?“ Dean ließ sich von Sam aufhelfen.

„Von dir nicht.“ Kaum war Dean auf den Beinen, küssten sie sich erneut. Dean zog sich die Badehose über und dann gingen sie Hand in Hand zurück zu ihrem Ferienhaus. Als sie das Wohnzimmer betraten, saßen Augusta und Ross auf dem Sofa. Beide waren eingeschlafen und Augustas Kopf ruhte auf Ross Schulter. Der Mann hatte seinen Arm um seine Gattin gelegt. Im Fernsehen lief eine Dauerwerbesendung für einen Messerblock. Beide Brüder lächelten bei dem Anblick und wünschten sich, dass sie später beide zusammen auch so einen schönen Lebensabend miteinander verbringen können würden.

Ein Date zum verlieben

Verwendeter Song:

Bon Jovi - Bed Of Roses
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Sie hatten es nicht über sich gebracht, das alte Ehepaar zu wecken und so hatte Sam eine Decke über die beiden gelegt und dann gingen sie leise nach oben. Sam warf kurz einen Blick auf seine Tochter, die friedlich schlummerte. Dann ging er ins Bad, wo Dean bereits unter der Dusche stand. Sie beließen es bei einer kurzen, zärtlichen Waschung (sie waren nach ihrer Strandeskapade beide zu ausgepowert für eine dritte Runde) und fielen dann ein wenig erschöpft zusammen ins Bett. Sie waren etwa eine halbe Stunde eingeschlafen, da wurde Sam von Jenny geweckt, die nach ihm rief. Dean regte sich neben ihm.

“Bleib liegen Dean, schlaf weiter. Ich kümmere mich um sie.” Er küsste Dean flüchtig auf die Wange. Nachdem er aufgestanden war, stellte er fest, dass er ja nackt war, also musste er sich erst noch eine frische Boxershorts aus der Schublade holen. Ein Bademantel wäre nicht schlecht. Untenrum bedeckt ging er ins Nebenzimmer, wo seine Tochter bereits wartete. Sie stand in ihrem Bettchen und hielt ihm die Ärmchen entgegen. Sam nahm sie aus dem Bett. Nach einem kurzen Rundumcheck war klar, dass eine neue Windel für die Kleine fällig war.

“Hast du dich aber vollgepullert”, sagte Sam, während er sie wickelte. Die alte Windel war ganz schön schwer, hatte also sehr viel Flüssigkeit aufgesaugt. Er verteilte ordentlich Pocreme auf ihrem Hintern und schloss dann die frische Windel um sie herum. Kurz darauf hatte Sam sie wieder in ihr Bettchen verfrachtet.

“Pa-pa, la-la”, sagte sie quengelig, als ihr Vater Anstalten machen wollte ihr Zimmer wieder zu verlassen. Sam rollte mit den Augen. Seiner Tochter ein Schlaflied singen war eher was für Dean, aber wenn sein kleines Mädchen ein Schlaflied wollte, dann musste er singen. Er brauchte einen Moment, bis er sich für einen Song entschieden hatte, aber dann fing er an.
 

I wanna lay you down in a bed of roses

For tonight I'll sleep on a bed of nails

I wanna be just as close as your Holy Ghost is

And lay you down on a bed of roses
 

Well I'm so far away the step that I take's on my way home

A king's ransom in dimes I'd give each night

To see through this pay phone

Still I run out of time or it's hard to get through

Till the bird on the wire flies me back to

You I'll just close my eyes, whisper baby blind love is true
 

I wanna lay you down in a bed of roses

For tonight I'll sleep on a bed of nails

I wanna be just as close as your Holy Ghost is

And lay you down on a bed of roses
 

Nach dem zweiten Refrain war Jenny zum Glück eingeschlafen, denn so Textsicher war er nicht, als dass er noch viel weiter gekommen wäre. Er schaltete das Licht aus, schloss die Tür, ging über den Flur zurück zum Schlafzimmer und krabbelte wieder zu Dean ins Bett, der ruhig vor sich hin schnorchelte. Sam hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen und sagte:

“Egal ob du es magst oder nicht, aber du bist süß und da du schläfst, kann ich dir das jetzt endlich mal sa ...autsch.” Sams Schienbein hatte gerade Bekanntschaft mit Deans Hacke gemacht. Schlief der Ältere eigentlich nie?

“Nicht süß...”, murmelte Dean, drehte sich um und packte Sam, als wäre er sein Kuscheltier. Sam lächelte. ~Zuckersüß~, dachte der Jüngere und beschloss, da sie am heutigen Tag etwas getan hatten, was ihm gefiel, dass sie morgen an ihrem Date Abend, etwas tun würden, was nach Deans Geschmack wäre. Er hatte auch schon eine vage Vorstellung, was sie tun würden, nur musste er dazu noch ein paar Nachforschungen im Internet betreiben.

“Ich liebe dich, Dean.” Als Antwort bekam er jedoch nur ein Brummen und er spürte, wie der Ältere ihn näher an sich zog.
 

Am nächsten Morgen erwachten Dean und Sam fast gleichzeitig, da sich der Geruch von Kaffee und Speck von unten in ihr Schlafzimmer geschlichen hatte. Sam spürte, dass Dean noch dicht neben ihm lag. Er öffnete die Augen und blickte in Deans verwirrtes Gesicht. Beide hatten die gleiche Frage auf den Lippen: Wenn sie beide hier im Bett lagen, wer hatte dann Frühstück gemacht? Sam fuhr sich durchs Haar und Dean musste grinsen. Da Sam letzte Nacht mit nassen Haaren ins Bett gegangen war, waren seine Haare noch wuscheliger als sonst. Sein verwirrter Gesichtsausdruck rundete das Ganze noch ab und Dean fand den Anblick einfach nur putzig. Er konnte nicht anders, als Sam zu sich zu ziehen und ihn sanft zu küssen. Der Jüngere erwiderte den Kuss augenblicklich.

“Wir sollten nachsehen, wer hier Heinzelmännchen spielt”, meinte Sam schließlich. Die beiden standen auf. Sam in der Boxershorts, die er gestern schnell übergezogen hatte und Dean nackt. Sam betrachtete Deans Heck, während dieser sich eine Boxershorts aus der Schublade holte. Man konnte sofort erkennen welche Seite der Schublade ihm gehörte. Während Sams Sachen ordentlich zusammen gelegt waren, lagen Deans Socken und Unterwäsche wild durcheinander daneben. Der Ältere spürte Sams Blicke, die seinen Körper musterten und er drehte sich zu ihm um.

“Jetzt weiß ich, wie du dich gestern gefühlt hast”, sagte er zum Jüngeren und zog sich seine Unterhose an. Sam lächelte und warf ihm ein sauberes T-Shirt zu. Er selbst zog sich auch eins an. Dann verließen sie das Schlafzimmer. Sam wollte nach Jenny sehen, doch ihr Bettchen war verlassen.

“Wer immer diese Heinzelmännchen sind, sie haben unser Baby”, sagte Sam. Dean rollte mit den Augen. Er konnte sich schon vorstellen, wer ihre Heinzelmännchen waren. Als sie in die Küche kamen, bestätigte sich seine Vermutung. Ross saß am Küchentisch und las Zeitung, während Carrie Jenny mit ihrem Frühstücksbrei fütterte und Augusta am Herd stand und Rührei machte. In der anderen Pfanne garte währenddessen ein Pfandkuchen, der wohl sehr bald zu seinen Geschwistern stoßen würde, die bereits gestapelt auf einem Teller lagen. Neben besagtem Teller stand ein weiterer Teller, auf dem Augusta den gebratenen Speck auf Küchenpapier abtropfen ließ. Der Tisch war bereits gedeckt mit Tellern, Tassen und Gläsern mit Orangensaft, sowie einer Platte mit Scheiben einer aufgeschnittenen Honigmelone und einigen Erdbeeren. Die beiden Brüder machten große Augen.

“Pa-pa, Din!”, rief das kleine Mädchen als es ihre Eltern entdeckt hatte.

“Guten Morgen ihr zwei”, begrüßte Augusta sie mit einem warmen Lächeln.

“Morgen”, sagte Dean und blickte mit aufkommendem Wasser in seinem Mund auf das leckere Frühstück.

“Was ist das hier alles?”, fragte Sam perplex.

“Junge, wo hast du deine Manieren gelassen? Sie hat dir einen guten Morgen gewünscht”, sagte Ross streng, ohne von seiner Zeitung aufzusehen. Sam wurde rosa um die Nase und murmelte dann ein “Morgen” in die Runde. Augusta lächelte immer noch.

“Wonach sieht es denn aus Sam? Ich habe eine Kleinigkeit zum Frühstück gemacht”, erklärte sie ihm und wand sich summend wieder dem Rührei zu.

“Eine Kleinigkeit?”

“Sammy, sag danke und dann setz dich”, sagte Dean, der grinste wie ein Kind im Süßigkeitenladen. Er hatte sich bereits neben Carrie gesetzt.

“Wunder dich nicht Sam. Grandma reagiert auf Stress und Familienzerwürfnisse immer damit, dass sie den Rest der Familie extra bemuttert”, erklärte Carrie ihm.

“Allem Anschein nach, sind wir offiziell adoptiert worden”, flüsterte Dean Sam ins Ohr, der sich endlich auf dem verbleibenden freien Küchenstuhl niedergelassen hatte.

“Das wäre wirklich nicht nötig gewesen. Du brauchst uns doch nicht Frühstück machen”, sagte Sam protestierend.

“Hör zu Junge, du wirst meiner Frau nicht die Freude nehmen euch zu bemuttern, verstanden? Also kipp dir und Dean Kaffee ein und nimm dir ein paar Pfandkuchen”, sagte Ross bestimmend. Diesmal hatte er sogar die Zeitung weg gelegt.

“Ach Sam, das war so lieb von euch uns gestern Nacht, als wir auf dem Sofa eingeschlafen sind, uns zuzudecken und als ich aufwachte, da dachte ich mir, wenn ich schon hier bin, dann kann ich auch für alle Frühstück machen. Natürlich musste ich Ross rüber schicken, um Carrie und ein paar Dinge von nebenan zu holen. Während Ross drüben war, bin ich hoch und ins Bad und als ich mich frisch gemacht hatte, hab ich Jenny weinen gehört und hab sie gleich mit nach unten genommen.”

“Wow, danke”, sagte Sam.

“Das wollte ich hören“, meinte Ross und nahm einen Schluck Kaffee. Einige Minuten später saßen sie beisammen, Augusta hatte wie aus dem Nichts noch einen Hocker aufgetan, und genossen das reichhaltige Frühstück.
 

Vollgestopft ging Dean dann mit Jenny nach oben, um sie zu waschen und anzuziehen, denn dass hatte Augusta noch nicht gemacht.

“Vielen Dank noch mal für das leckere Frühstück”, sagte Sam zu Augusta, die gerade die letzten abgewaschenen Teller weg stellte. Ross war mit Tristan Gassi gehen und Carrie saß noch am Tisch und schrieb eine SMS nach der anderen. Das Date mit Owen schien scheinbar sehr gut gelaufen zu sein.

“Nichts zu danken Sam. Du, Dean und Jenny, ihr seid mir so ans Herz gewachsen, als wärt ihr Teil der Familie. Ich wünschte, ihr könntet noch länger bleiben, aber am 31. kommt ein jung verheiratetes Ehepaar, also müssen wir uns spätestens am Sonntagmorgen voneinander verabschieden, aber ihr könnt jederzeit wieder kommen und ich will, dass wir in Kontakt bleiben. Das heißt, ihr ruft an und das ...” Augusta blickte zu ihrer Enkelin, doch die schien nichts von der Unterhaltung mitzubekommen.

“Nicht nur, wenn ihr in Schwierigkeiten steckt”, vollendete sie dann ihren Satz.

“Oh, ich weiß nicht...au!” Sie hatte Sam einen kleinen Klaps auf die Finger gegeben.

“Wie war das?”

“Ja, Ma’am. Wir melden uns, versprochen”, sagte Sam dann. Jetzt wusste er wie Dean sich bei Missouri gefühlt haben musste. Sie lächelte zufrieden.

“Das wollte ich hören. Ich wünsch euch einen schönen Tag. Ich muss jetzt einkaufen fahren und meinen Kühlschrank wieder auffüllen.” Sie gab ihm, wie Dean am Abend zuvor, einen kleinen Kuss auf die Wange und verließ dann das Haus. Augusta war gerade ein paar Minuten weg, da donnerte Carrie plötzlich ihr Handy auf den Tisch.

“Was ist denn jetzt kaputt?”, fragte Sam sie.

“Dieser blöde Penner!”

“Wer? Owen?”

“Ja. Er hat unser Date für heute Abend abgesagt. Er muss heute doch arbeiten. Sein Chef braucht heute eine zusätzliche Aushilfe, weil heute ein Turnier ist. Jetzt kann ich entweder alleine zu dieser Party gehen, auf der ich niemanden kenne oder ...”

“Du kommst so gegen sieben zum Babysitten zu uns”, fiel Sam ihr ins Wort.

“Ja, das könnte ich machen. Wo geht ihr beiden Turteltauben denn heute hin?”

“Wir wollen ins Kino. Weißt du wo hier das nächste Kino ist?”

“Oh, da müsst ihr bis nach South Dennis fahren. Das Entertainment Cinemas ist aber wirklich gut. Sauber und ´ne gute Auswahl an Filmen. Ich war gestern mit Owen da.”

“Er hat ein Auto?”

“Ja, so ´nen klapprigen alten Volvo von seiner Mutter. Er jobbt in der Bowlingbahn, damit er sich ´nen neuen Gebrauchtwagen kaufen kann.”

“Du kommst also heute Abend zum Babysitten?”

“Yap, aber bis dahin gehe ich an den Strand meine Bräune auffrischen. Bis später.”
 

Sam schloss die Tür hinter ihr. Ein Kino hatte er also schon mal gefunden. Jetzt musste er nur entscheiden, wo sie heute zu Abend essen würden. Er ging ins Wohnzimmer und startete seinen Laptop. Er hatte sich gerade auf die Suche nach einem passenden Restaurant gemacht, als Dean mit Jenny die Treppe runter kam.

“Sag mir bitte, dass du nicht nach einem neuen Fall suchst.”

“Keine Bange Dean. Wir haben Urlaub, schon vergessen? Ich recherchiere nur zu Vergnügungszwecken.”

“Sammy, Sammy, Sammy! Ist um elf Uhr nicht noch etwas früh für Pornos?”, neckte er ihn.

“DEAN! Ich gucke doch nicht nach Pornos.”

“Welche andere Vergnügungen kann einem das Internet denn sonst bieten?” Er setzte Jenny auf ihre Spieldecke. Sam klappte den Laptop zu. Ihr Date sollte ein Abend für Dean werden und dieser sollte noch nichts davon wissen.

“Spielverderber, du könntest mich ruhig gucken lassen”, maulte der Ältere.

“Kannst du mir einen Gefallen tun?” Wenn er in Ruhe recherchieren wollte, musste er Dean für eine Weile beschäftigen.

“Klar, worum geht’s?”

“Wir haben Jenny so viele Sachen gekauft, dass wir eine zusätzliche Reisetasche benötigen und da wir am Wochenende zu Bobby aufbrechen werden, wäre es jetzt an der Zeit eine Reisetasche für Jennys Kram zu besorgen.”

“Okay, dann werde ich mal los fahren. Unterwegs kann ich mir ja dann überlegen wohin ich dich heute Abend ausführe.”

“Das lass mal meine Sorge sein, Dean.”

“Oh, na gut.”

“Ist Essen und Kino okay?”

“Klar.” Dean wusste nicht was er davon halten sollte. Sam wollte das Date planen? Na, wenn sie da mal nicht in einem Sushi Laden endeten und sich einen ausländischen Film mit Untertiteln ansehen mussten.

“Soll ich Jenny mitnehmen?”

“Nein, das ist nicht nötig. Lass sie spielen.”

“Soll ich was zum Mittagessen mitbringen?”

“Nein, ich kann dir nachher ein Sandwich machen. Wir haben noch jede Menge Zeug im Kühlschrank das weg muss, ehe wir weg fahren.”

“Okay, dann bis später.” Dean gab Jenny einen Kuss auf die Stirn und wollte gerade zur Haustür raus, als Sam sagte:

“Und wo ist mein Abschiedskuss?” Dabei machte er diese unwiderstehlichen Hundeaugen. Diesmal sparte Dean sich den Kommentar, dass Sam ja sowas von das Mädchen in ihrer Beziehung war und gab Sam einfach nur den gewünschten Kuss.
 

Das konnte doch alles nicht wahr sein! Henriksen stürmte enttäuscht aus dem Büro des Vorgesetzten seines Vorgesetzten. Auch dieser hatte ihm trotz Victors neuen Anhaltspunkten, das Weiterarbeiten an dem Fall Winchester untersagt. Der Fall hätte momentan einfach keine Priorität, hatte ihm der oberste Chef des FBI in Boston gesagt. Henriksen sei ein guter Mann und würde bei anderen Fällen dringender gebraucht. Warum sah denn in diesem Department niemand die Dringlichkeit dieses Falles? Er ging zurück in sein Büro, was genauer gesagt ein Schreibtisch in einem Großraumbüro war. Er setzte sich und dachte nach. Irgendwas musste er doch tun können. Immerhin war das der einzige, nicht abgeschlossene Fall seines Mentors. Er atmete tief durch und fällte dann eine Entscheidung. Wenn man ihm keine Unterstützung zukommen lassen würde, musste er eben auf eigene Faust los ziehen. Er musste den Fall voran bringen, irgendwas finden, was ihm eine höhere Priorität einräumen würde und vielleicht konnte er ja die Winchester Brüder in Truro noch fest nehmen. Um seinen Plan in die Tat umzusetzen, brauchte er Zeit, das bedeutete, dass er sich Urlaub nehmen würde. Er druckte sich das entsprechende Urlaubsantragsformular aus, füllte es aus und ging dann zu James C. Burrell. Dieser sah ihn misstrauisch an.

“Urlaub?”

“Ja, Sir.”

“Hat das was mit dem Winchesterfall zu tun?”

“Nein, Sir”, log Victor. Immer noch ruhten die skeptischen Augen seines Vorgesetzten auf Henriksen, doch dann nickte er.

“In Ordnung. Sie kriegen Ihren Urlaub, aber lassen Sie sich eins gesagt sein, sollte ich raus kriegen, dass Sie Ihren Urlaub auch nur in der Nähe von Truro verbringen, dann werde ich Ihren dämlichen Hintern in eine FBI-Zentrale im Nirgendwo versetzen, wo Sie bis zu Ihrer Rente Papierkram erledigen werden, haben wir uns verstanden?”

“Ja, Sir.” Henriksen schluckte. Es galt also alles oder nichts. Sein Chef würde ihn sicher nicht versetzen, wenn er die Winchester-Brüder dingfest machen würde.

“Okay, dann gehen Sie jetzt. Ich habe zu tun.” Victor ging zurück an seinen Schreibtisch. Heute würde er noch arbeiten, aber gleich morgen früh, würde er sich nach Truro aufmachen.

“Für Sie Harding”, sagte er leise und kippte sich einen Kaffee ein.
 

Er hatte die nächstbeste Reisetasche gekauft, da er schnell wieder zu Sam wollte. Er vermisste ihn. Gott, waren sie etwa beide wie Mädchen? Vielleicht sollte er aufhören, Sam damit aufzuziehen. Dean war schon fast zu Hause, als sein Handy klingelte.

“Hey Sammy, vermisst du mich etwas schon?”, fragte er seinen Anrufer.

“Warum sollte ich eine Nervensäge wie dich vermissen? Ich rufe dich an, weil du noch eine Besorgung für mich machen musst. Ich habe Jenny eben gewickelt und sie hat ...”

“Was Sam? Hat sie wieder Durchfall?”, fragte Dean besorgt.

“Nein, sie hat ...einen hässlichen Ausschlag an ihrem Po. Ich habe sofort Dr. Potter angerufen und sie meinte, dass könnte an dem Orangensaft liegen, den wir ihr seid gestern zu trinken geben, weil der Apfelsaft alle war.”

“Wie denn das?”

“Sie meinte, dass Zitrusfrüchte oft das Wundwerden fördern würden und sie bei Babys unter einem Jahr oftmals Allergien auslösen können.”

“Mist! Und was machen wir jetzt?”

“Sie hat mir eine rezeptfreie Salbe genannt, die du bitte im Drugstore besorgst.”

“Okay Sammy, ich bin schon unterwegs.” Er beendete das Gespräch. Babys brachten echt ´ne Menge Überraschungen mit sich.

“Kein Grund mehr zu weinen, Jenny. Dean holt dir die Salbe und dann wird es dir bald besser gehen”, sagte Sam zu ihr, nachdem er das Handy weg gelegt hatte. Er knuddelte seine Tochter und tröstete sie. So ein Ausschlag am Po war sicher nicht angenehm. Mit seinen Recherchen war er durch. Deans kurze Abwesenheit hatte für Sam gereicht, das geeignete Restaurant zu finden. Dean war nicht der Typ der in Edelrestaurants ging, in denen Spargel mit Schnittlauch zu einer Art Scheiterhaufen zusammen gebunden wurde und wo eine Gabel Fleisch und ein Fingerhut voll Soße so teuer waren, wie eine Tankfüllung für den Impala. Für Dean war ein anständiger Burger mit geringem Nährwert und ein paar fettige Fritten ein perfektes Dinner, also hatte Sam das beste Diner in der Gegend heraus gesucht. Es warb mit dem Titel: Wer Diners mag wird Betsy’s Diner lieben. Und Sam war sich sicher, dass Dean es lieben würde.
 

Der ältere Winchester war dann zwanzig Minuten später wieder zurück.

“Wie geht’s ihr?”, fragte er Sam, während er die Reisetasche an der Garderobe liegen ließ und zu den beiden ins Wohnzimmer ging.

“Sie ist quengelig, aber wie würdest du dich fühlen, wenn du einen Ausschlag an deinem Allerwertesten hättest?”

“Oh man! Das will ich mir lieber gar nicht vorstellen”, sagte Dean und verzog sein Gesicht. Dann reichte er Sam die Salbe.

“Siehst du, ich mir auch nicht.” Sam nahm die Salbe entgegen und machte sich daran Jennys Windel zu öffnen.

“Natürlich nicht. Ich meine, mein perfekter, knackiger Hintern übersät mit Pusteln und Pickeln? Was wäre das für ein Verlust.”

“Dean, wenn du willst, dass ich deinen Hintern je wieder anfasse, dann hör auf so schaurige, ekelige Dinge zu erzählen.” Er verrieb etwas von der Salbe auf dem Po seiner Tochter.

“Uh, das sieht aber wirklich nicht schön aus.”

“Halt die Klappe, Dean.” Das kleine Mädchen versuchte sich von dem Finger ihres Vaters weg zu bewegen, da ihr die Berührung weh tat. Dean nahm ihre Hand und streichelte sie, um sie abzulenken.

“Schon gut Kleines, dein Dad ist gleich fertig. Ich weiß, dass das weh tut, aber wenn die Salbe drauf ist, wird es besser.” Mit Wasser in den Augen sah sie Dean an. Dieser gab ihr einen Kuss auf die Stirn und summte eine, für Sam unbekannte Melodie. Das Mädchen hörte auf zu quengeln. Sam war immer wieder berührt davon wie gut Dean mit ihr umging. Zwischen den beiden schien es eine ganz spezielle Verbindung zu geben und manchmal war Sam ein wenig eifersüchtig darauf, weil es oft den Anschein hatte, als würde seine Tochter Dean lieber haben als ihn, auch wenn das wahrscheinlich nicht so war.

“Fertig”, verkündete der Jüngere und machte die Windel wieder zu. Dann sah er seinen Bruder an und sagte dann mit einem Lächeln:

“Ich weiß, du willst sie knuddeln, also werde ich mal in die Küche gehen und dir ein Sandwich machen, damit du in Ruhe deinen Chick-Flick Moment genießen kannst.” Er gab Dean, der gerade zu einem Protest ansetzen wollte einen flüchtigen Kuss auf den Mund und verschwand wie angekündigt in der Küche. Dean schüttelte mit dem Kopf. Sam kannte ihn einfach zu gut. Dann nahm er Jenny auf den Arm und schmuste mit ihr. Das Kind klammerte sich an Deans T-Shirt fest und schmiegte sich an ihn.

“Du duftest so schön nach Baby”, sagte der ältere Winchester leise und streichelte ihr durchs Haar. Manchmal konnte er es kaum fassen wie lieb er die Kleine hatte. Sie und Sam machten ihn langsam zu einem totalen Softie, aber das war vielleicht gar nicht so schlimm. Der größere Winchester schmulte durch den Türspalt und grinste. Die beiden zusammen waren einfach reinste Zuckerwatte.
 

Das Sandwich, dass Sam ihm gemacht hatte, war extrem lecker, genauso wie die Küsse, die er mit Sam teilte, während Jenny etwas später ihr Mittagsschläfchen machte. Mittlerweile war es später Nachmittag und die drei saßen im Garten. Sam laß das Buch, dass Jeff ihm geliehen und nicht wieder abgeholt hatte weiter und Dean schmollte ein wenig deswegen, auch wenn er das vehement abstritt. Sam hatte gemeint, dass das Buch ja nichts dafür könne, dass sein ehemaliger Besitzer so ein verdorbener Apfel im Früchtekorb von Familie Harris war. Dean hatte darauf mit einem “Was auch immer” reagiert und saß ein Stück weit weg von Sam im Liegestuhl mit einer dösenden Jenny auf seiner nackten Brust. Sie hatte ihren Daumen im Mund und machte dabei cartoonmäßige Sauggeräusche. Es war ziemlich heiß und daher saßen beide Brüder nur in ihren Badeshorts im Garten. Sam seufzte, langsam nervte ihn Deans Schweigen.

“Reden wir heute nicht mehr miteinander?”

“Doch.”

“Das macht mir aber nicht den Anschein.”

“Was soll ich denn sagen? Ich meine, eine Unterhaltung lohnt sich doch nicht wenn du liest.”

“Da du ja immer behauptest, dass ich das Mädchen in unserer Beziehung bin, sollte es mir möglich sein zu lesen und mit dir zu reden.”

“Touche”, sagte Dean. Man, jetzt hatte Sam ihn mit seinen eigenen Waffen geschlagen.

“Okay, also verrätst du mir, wo wir heute essen?” ~Bitte lass es kein Sushi- Restaurant sein~

“Nein, du wirst es sehen, wenn wir da sind. In gut zwei Stunden müssen wir eh los fahren. Bis dahin sollte es deine Neugier noch aushalten.” ~Ja, aber mein Magen nicht. Ich sollte vorher was essen, wenn du mich in ein Sushi-Restaurant schleppst~, dachte Dean.

“Komm schon Sammy”, maulte der Kleinere der beiden.

“Nein, das ist mein Date Plan und den verrat ich dir nicht, ehe es soweit ist.”

“Gut, wenn es dein Date Plan ist, wirst du auch bezahlen schließlich bin ich ja dann eingeladen.”

“Im Ernst? Wer ist jetzt das Mädchen, Dean?” Dieser streckte ihm nur die Zunge raus. Sam grinste und konzentrierte sich wieder auf das Buch.
 

Dean versuchte danach noch ein paarmal, aus Sam raus zu kriegen, wo sie Essen gehen würden, aber ohne Erfolg. Nachdem er eben ein letztes Mal gefragt hatte, hatte ihn Sam unter die Dusche geschickt, da er voll Babysabber war. Jenny schien ihn irgendwie mit ihrem Spucktuch verwechselt zu haben. Der Jüngere selber, wollte das Abendessen für seine Tochter fertig machen, dass Carrie ihr dann geben würde. Als Dean mit Duschen fertig war und angezogen runter kam, musterte Sam ihn mit einem ziemlich anzüglichen Blick, drückte ihm Jenny in den Arm und ging dann nach oben, um sich ebenfalls für ihr Date fertig zu machen. Der Ältere grinste. Ganz offensichtlich gefiel seinem Sammy was er sah. Dean ging mit der Kleinen auf dem Arm in die Küche.

“Mal sehen, was dein Dad für dich vorbereitet hat.” Der Winchester öffnete die Mikrowelle. Jenny machte eine große Spuckblase, doch Dean konnte verhindern, dass sie ihn erneut voll sabberte und wischte ihr den Mund mit Küchenpapier ab.

“Ich kann dich verstehe. Wenn ich ständig Möhren, Erbsen und Kartoffeln vorgesetzt bekäme, würde ich auch spucken.” Er machte die Mikrowelle wieder zu und ging mit Jenny ins Wohnzimmer, wo er ihr eins ihrer Bilderbücher vorlas. Einige Minuten später hörte er Schritte auf der Treppe. Er drehte den Kopf und sah Sam hinunter kommen. Er sah einfach heiß aus, auch wenn er gar nichts besonders an hatte. Aber er strahlte irgendwie eine pure Aura von Glück aus, fand Dean und das und Sams umwerfendes Lächeln, zogen den anderen in seinen Bann. Es kam Dean so vor, als würde sich der Jüngere in Zeitlupe bewegen, nur damit er jedes einzelne Detail bemerken konnte. Sams Wuschelhaar, dass sich egal wie lange Sam es versuchte, einfach nicht wirklich bändigen ließ, die unwiderstehlichen Grübchen, die kleinen Muttermale in seinem Gesicht, welches jedes einzelne Dean schon oft geküsst hatte und seine traumhaften, warmen Augen. Seine langen, muskulösen Beine, die breiten Schultern. Oh Gott, sein Leben verwandelte sich gerade in einen Teeniefilm, in dem der Kerl das Mädchen zu ihrem ersten Date abholte. Sam war heiß, sexy und auch wenn man das Wort wohl nicht bei Männern anwandte, Sam war unbeschreiblich schön. Dean klappte die Kinnlade runter. Er war so verdammt verknallt in Sam, dass es schon fast weh tat. Sam sah ihn verwirrt an.

“Dean, alles in Ordnung?”

“Ja, klar. Du ...” Was konnte er jetzt zu Sam sagen, ohne von ihm einen dämlichen Kommentar zu bekommen?

“Du siehst ...aus.” Gott was war nur mit ihm los? Warum laberte er so ein dämliches Zeug? Er sah Sam doch nicht zum ersten Mal und doch war er von Sams Anblick irgendwie geblendet und leicht von den Socken. Es traf ihn immer wieder wie ein Blitz, wenn ihm bewusst wurde, dass sein Sammy ihn liebte, zu ihm gehörte, ihm gehörte und was für ein Glück er doch hatte, endlich das gefunden zu haben, wonach manche Menschen ihr Leben lang suchten – den perfekten Partner. Er verdiente Sam eigentlich nicht und er machte es ihm nicht immer leicht ihn zu lieben, aber das würde sich ändern. Er würde versuchen die Angst, dass Sam ihm erneut den Rücken zudrehen und ihn verlassen würde, abzuschütteln und Sam sein ganzes Vertrauen schenken.

“Ähm, danke!? Du siehst auch...aus.” Er lachte kurz auf. Irgendwie war Dean gerade ein wenig merkwürdig. Es klopfte und Sam ging an die Tür, um Carrie rein zu lassen. Dean hatte Jenny auf den Arm genommen und war aufgestanden.

“Hi Leute, wow. Ihr seht gut aus. Wollt ihr nicht mit mir ausgehen?”, fragte Carrie flirtend.

“Nein, wir wollen nicht wegen Verführung Minderjähriger in den Knast wandern”. sagte Sam und Dean fügte hinzu:

“Aber wenn es das Gesetz nicht gebe, dann ...”

“DEAN!”, sagte Sam mahnend.

“Ja, ja, ja. Schon gut. Ich halt meine Klappe.” Er und Carrie grinsten. Dean und Sam gaben Jenny einen Abschiedskuss und Carrie eine Liste mit Jennys ins Bett geh Ritual und die Anweisung, dass sie sie noch füttern musste.

“Ihr Essen ist in der Mikrowell”, sagte Sam.

“Alles klar, dann weiß ich Bescheid. Viel Spaß bei eurem Date und tut nichts, was ich nicht auch tun würde”, verabschiedete sie sich von den beiden.
 

“Warum müssen wir eigentlich schon so früh los?”, erkundigte sich Dean.

“Weil wir nach Falmouth müssen und bis dahin sind es 80 Minuten.”

“Und warum müssen wir nach Falmouth, wenn ich fragen darf?”

“Weil da das Restaurant ist in das ich dich ausführe.”

“Ausführen? Das klingt so ...ich weiß nicht, ich denke, dass ist was, was Ross zu Augusta gesagt hat, als sie sich kennen gelernt haben. Ich führ dich aus ...”

“Dean?”

“Ja Sammy?”

“Halt die Klappe und fahr, Baby.” Dean rollte mit den Augen. 75 Minuten später, Dean hatte es eilig, weil er Hunger hatte, parkte er den Impala vor Betsy’s Diner.

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Sam sah Dean an und auf dessen Gesicht zeichnete sich ein Grinsen ab, das Ähnlichkeit mit dem der Grinsekatze aus Alice im Wunderland hatte.
 

“The Fast and the Furious: Tokyo Drift?”, sagte Dean fragend als er seine Kinokarte in Händen hielt, nachdem Sam sie ihm gegeben hatte. Damit hatte er nun überhaupt nicht gerechnet, als er zugestimmt hatte, dass Sam den Film aussuchen durfte. Er hatte überhaupt nur zugestimmt, weil der Jüngere ihn in dieses Diner mit den besten Burgern, die er seit langem gegessen hatte, eingeladen hatte. Sein Bruder, der sonst immer darauf bestand, dass sie was Gesundes aßen, hatte sich sogar selber ´nen Burger bestellt. Nach dem himmlischen Baconcheeseburger mit extra Zwiebeln, ja, Sam hatte ihm sogar das gestattet, hätte der Jüngere allerdings so gut wie alles von ihm haben können. Sam lächelte etwas verlegen ehe er sagte:

„Na ja, ich dachte eine Filmfortsetzung mit noch mehr schnellen Autos und noch weniger Sinn als die Vorgänger, wäre genau das Richtige für dich. Ich hab´ in der Gegend einfach kein Kino auftreiben können, dass alte B-Horrorfilme zeigt.“ Dean sah ihn immer noch überrascht an. Sein Sammy kannte ihn zu gut und die Alternative war auch okay. Schnelle Autos, Frauen und Rumgeballere, damit lag man bei Dean immer richtig, auch wenn mittlerweile sein Schwerpunkt mehr auf den Autos und dem Rumgeballere lag, schließlich hatte er Sam. Er beugte sich vor und gab ihm einen schnellen flüchtigen Kuss. Er war so froh, dass es Sam recht war, dass er ihn hier, keine fünf Meter von der Kinokasse, vor einem Haufen fremder Leute küsste. Als Dean wieder einen Schritt zurück trat, kam auch sofort wieder ein leichter rosa Schimmer auf Sams Wangen zum Vorschein. Er zog Dean wieder zu sich heran und flüsterte ihm dann ins Ohr:

„Außerdem verpassen wir so nichts Wichtiges, wenn wir…du weißt schon…rum machen.“

Wow, wenn Sam die Date-Schiene fuhr, dann aber richtig. Irgendwie fühlte sich Dean auf einmal wie ein Teenager.

„Hey Sammy, wie weit gehst du beim ersten Date?“, fragte er ihn leise. Sie hatten sich mittlerweile in Richtung Popcorn Verkauf in Bewegung gesetzt.

„Kommt drauf an, ob es zwischen meiner Begleitung und mir funkt, aber wenn das der Fall ist, zeige ich der Begleitung auch schon mal nach dem ersten Date meine Briefmarkensammlung“, sagte Sam mit verführerischer Stimme. Dean lachte. Sam hatte in ganz seltenen Momenten ja doch Humor.

Sam, das versaute Luder

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Ganz tief in der Scheiße

Anmerkung: Bei dem Verhör hab ich mich teilweise bei den Dialogen von 2x7 und 2x19 bedient, von daher wird es dem einen oder anderen sicher bekannt vorkommen.
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Als Dean am nächsten Morgen langsam wach wurde, fühlte er sich unglaublich wohl. Gedanklich ließ er mit geschlossenen Augen sein Date mit Sam noch einmal Revue passieren. Was „Vernünftiges“ zu essen – check, flirten mit Sam – check, ein ordentlicher Film – check, Sam, der ihm schweinische Sachen ins Ohr flüstert und ihn heiß macht – check, eine wilde Knutscherei im dunklen Kinosaal, check, heißer Sex mit Sam – doppel check. Kein Wunder also, dass Dean sich nach dem tollen Abend und der noch tolleren Nacht heute Morgen so wohl fühlte. Sein Hintern tat ihm nicht mal wirklich so doll weh, wie er befürchtete hatte. Sammy war wirklich sehr vorsichtig gewesen. Apropos Sammy. Er tatstete neben sich, doch seine Hände fanden nicht den wohlgeformten Körper seines Kleinen, sondern nur abgekühlte, zerknautschte Bettlaken. Wo steckte Sam schon wieder? Erst jetzt nahm er die Geräuschkulisse um sich herum wahr. Irgendjemand öffnete Schubladen. Er blinzelte und öffnete langsam seine Augen.

„Sammy?“, murmelte er, als er die Silhouette seines Bruders erkannte. Sam saß auf dem Boden und schien Klamotten in ihre Seesäcke zu packen.

„Oh, guten Morgen Dean. Ich wollte dich nicht wecken.“

„Hast du nicht, ich war schon wach. Würdest du mir verraten was du da tust, anstatt mit mir im Bett zu liegen und es mit mir zu treiben?“ Sam lächelte, stand auf und setzte sich neben Dean auf die Bettkante und dann gab er dem Älteren einen sanften „Guten Morgen – Kuss“.

„Mhm …also, ich dachte mir, da wir ja eh spätestens Sonntagmorgen hier weg müssen, könnten wir auch schon heute Nachmittag aufbrechen, nach Boston fahren und da das Wochenende verbringen, ehe wir zu Bobby fahren. Darum habe ich schon mal angefangen zu packen.“ Dean lächelte nun ebenfalls und fuhr Sam durchs Haar. Der Jüngere hatte bereits geduscht, denn sein Haar war noch feucht. Also duschen mit Sam – negativ. Außerdem ging die Chance, Sam noch mal nackt ins Bett zu kriegen gegen Null, denn in Sams Augen erkannte der ältere Winchester sofort den „Du bringst mich nicht davon ab – Tatendrang“. Dean seufzte. Der Morgen war nicht so gut, wie der Abend zuvor, aber die Idee von einem Wochenende in Boston war nicht schlecht, also sagte er zu Sam:

„Ich kann nur immer wieder sagen, dass mir deine Denkweise gefällt.“ Er gab Sam einen langen, innigen Kuss.

„Gib mir ein paar Minuten um zu duschen und mich anzuziehen, dann helfe ich dir beim packen“, sagte Dean. Sam nickte und ließ den Kleineren dann aufstehen. Er starte ihm ungeniert auf den Hintern, während Dean ins Bad trottete.
 

Er war vor Sonnenaufgang losgefahren. Je eher er Truro erreichte, desto früher konnte er die Spur der Winchester aufnehmen. Victor Henriksen hatte soeben den Ortseingang passiert. Es war halb zehn. Sein erster Weg würde ihn zur Polizeistation führen. Die Dorfdeppen-Polizei würde schon nicht seine Autorität hinterfragen und sich bei seinem Vorgesetzen über die Richtigkeit seines Einsatzes überprüfen, nein, sie würden tun was er von ihnen verlangte. Er war auf Hilfe angewiesen, schließlich waren die Winchesters zu zweit und er konnte sie nicht beide gleichzeitig festnehmen, wenn er sie geschnappt hatte. Einige Minuten später stellte er seinen Wagen vor dem Polizeirevier ab. Mit einer Arroganz, die man sich als FBI-Agent einfach aneignen musste, wenn man sich durchsetzen wollte, betrat er das Gebäude. Wie er erwartet hatte, war absolut nichts los. Er ging an einen Schalter an dem ein junger Polizist gerade telefonierte. Von dem was Victor mitbekam schien der Polizist eine senile, ältere Frau zu beruhigen, die scheinbar mehrmals die Woche hier anrief, weil sie glaubte jemand habe ihr Auto gestohlen, dabei hatte sie nur vergessen den Wagen in der Garage zu parken oder beim einkaufen vergessen wo auf dem Parkplatz sie ihren Wagen abgestellt hatte.

„Sie haben ihren Wagen also gefunden Mrs. Taft? Auf der anderen Straßenseite …verstehe. Na dann ist ja alles gut. Aber nein Mrs. Taft, das hat mich keine Mühe gekostet. Ja, ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.“ Der Polizist legte auf und sah dann Henriksen an.

„Kann ich was für Sie tun?“

„Special Agent Victor Henriksen, FBI. Ich bin hier wegen einem schwierigen Fall und brauche Ihre Mithilfe. Ist Ihr Vorgesetzter da?“ Der Officer nickte und führte Henriksen in das Büro von Lt. Polk.

„Ich erinnere mich an Sie. Sie waren doch vor ein paar Wochen schon mal wegen der Leuchtturmmorde hier und haben das Polizeirevier auf den Kopf gestellt, um dann ein paar Tage später ohne Resultate wieder abzuziehen.“

„Diesmal bin ich aber wegen etwas anderem hier.“ Victor holte eine Kopie der Winchester-Akte aus seiner Tasche und begann damit dem Polizisten die Lage zu erklären.

„Und Sie denken, dass diese Winchesters sich noch in der Stadt befinden?“

„Wohlmöglich, aber selbst wenn nicht, kann ich von hier aus noch am ehesten die Spur der beiden aufnehmen.“

„Und wie können wir Ihnen dabei helfen? Ich habe die beiden Kerle jedenfalls hier noch nie gesehen.“

„Geben Sie mir einfach ein paar Ihrer Streifenpolizisten und schicken Sie sie in Supermärkte, Restaurants und zu Tankstellen hier in der Stadt und lassen Sie sie den Angestellten dort diese Bilder zeigen, vielleicht erkennt sie ja jemand und weiß was über ihren momentanen Aufenthaltsort.“ Er reichte dem Polizisten zwei Stapel mit Kopien von Deans und Sams Aktenfoto.

„Sie wollen ernsthaft, dass ich meine Männer von der Straße abziehe, damit sie für Sie Privatdetektiv spielen und das ohne einen konkreten Beweis, dass die beiden noch hier sind?“

„Genau das, Lt. Polk. Sie wissen doch, dass das FBI über der Polizeibehörde steht. Lassen Sie mich nicht erst meinen Chef anrufen müssen, das gibt für Ihr Revier nur Ärger.“ Damit hatte er sein Ziel erreicht. Der ältere Polizist schien eingeschüchtert zu sein.

„Schon gut. Ich stelle Ihnen fünf meiner Anfänger zur Verfügung. Mehr kann ich nicht von der Streife abziehen, dass kann ich nicht verantworten, schließlich steht die Sicherheit der Bürger im Vordergrund.“

„Das verstehe ich und fünf sind bei dieser kleinen Stadt durchaus ausreichend.“ Lt. Polk nickte und verließ mit Henriksen das Büro. Er ließ den jungen Officer, der vorhin mit Mrs. Taft telefoniert hatte, vier seiner Kollegen von der Streife zurück zum Revier beordern.

„Sie sollten spätestens gegen Mittag Ihre Suche starten können“, sagte er dann zu Henriksen.

„Vielen Dank für Ihre Mitarbeit, ach sagen Sie, wurden hier in letzter Zeit Babys vermisst gemeldet?“

„Nein.“

„Okay und haben Sie was dagegen, wenn ich mal die Liste der Strafzettel durchgehe, die Sie im Juli ausgestellt haben? Vielleicht finde ich Hinweise auf den Wagen der beiden.“

„Tun Sie, was Sie nicht lassen können. Benjamin, bringst du Agent Henderson bitte nach unten zur Verwaltung?“

„Nicht Henderson, mein Name ist Henriksen, Special Agent Henriksen“, verbesserte Victor.

„Oh, Verzeihung“, sagte Lt. Polk und machte an Hand seines Tonfalls jedoch deutlich klar, dass er ihm nicht gerade freundlich gesinnt war, aber damit konnte Henriksen leben. Die Polizei war dem FBI eigentlich nie wohl gesonnen.
 

„Ich kümmere mich um Jenny“, sagte Dean, als das Mädchen etwas später wach wurde. Der Ältere war gerade mit dem Duschen fertig und hatte sich angezogen.

„In Ordnung. Du kannst dann auch schon mal anfangen Jennys Sachen raus zulegen. Ich pack das dann nachher ein, aber jetzt mache ich erst mal Frühstück, wie klingt das?“ Dean zog Sam, der schon fast zur Tür raus war, in seine Arme und küsste ihn.

„Das klingt wie mein Lieblingsalbum von Led Zeppelin.“ Sam lächelte bei Deans Worten und gab nun seinerseits dem Älteren einen Kuss. Dann machte er sich auf den Weg in die Küche. Er würde nehmen was er an Lebensmittel noch brauchte und den Rest dann gleich zu Augusta rüber bringen und ihr dann auch gleich Bescheid sagen, dass sie noch am heutigen Nachmittag abfahren würden. Frühstückstechnisch hatten sie gar nicht mehr so viel da. Nur noch ein paar Scheiben Toast, etwas Marmelade und Lucky Charms waren noch vorhanden, aber das würde für Dean und ihn schon reichen. Für Jenny rührten sie ihren üblichen Frühstücksbrei an, der auch langsam zur Neige ging. Sam hatte bereits zwei Scheiben Toast mit Marmelade bestrichen, als Dean mit Jenny an der Hand in die Küche kam.

„Madam weigert sich heute getragen zu werden“, sagte Dean zu dem überrascht dreinblickenden Sam. Der Ältere ließ Jennys Hand los und das kleine Mädchen tapste auf ihren Vater zu.

„Gott, ich sag dir, es war mühsam sie die Treppe runter zu kriegen, aber sie hat es fast ganz alleine geschafft“, sagte Dean stolz. Sein Bruder hatte sich zu seiner Tochter runter gekniet und ihr einen kleinen Kuss auf die Wange gegeben.

„Nane“, verlangte sie auch sofort nach ihrem Frühstück. Sam nahm sie hoch und setzte sie sich auf den Schoß. Dean nahm den Platz ihm gegenüber ein.

„Du hast echt was verpasst. Es sah total ulkig aus, wie sie die einzelnen Stufen gemeistert hat.“ Er biss in den Toast. Sam fütterte Jenny mit ihrem Brei, war aber immer wieder abgelenkt, weil sein Blick auf Deans Lippen ruhte, über die der Kleinere mit seiner Zunge leckte, um Krümel und Marmelade zu entfernen. Er konnte kaum den Drang unterdrücken sich über den Tisch zu beugen, Dean am Kragen zu packen und zu küssen.

„Das machst du doch mit Absicht“, platzte es schließlich aus dem Jüngeren heraus.

„Was mach ich mit Absicht?“ Dean hatte wirklich keine Ahnung wovon Sam sprach.

„Na dieses geradezu obszöne über die Lippen Gelecke“, klärte er Dean auf.

„Was? Du meinst …Sammy, Sammy, Sammy …macht dich das etwa an?“ Er grinste leicht versaut und Sam konnte nun nicht mehr an sich halten. Er schob den Teller mit dem Brei beiseite, balancierte seine Tochter auf dem linken Arm und zog Dean dann für einen leidenschaftlichen Kuss über den Tisch zu sich heran. Als ihre Lippen wieder getrennte Wege gingen, sagte Sam:

„Und jetzt Schluss damit, du weißt genau, dass ich sonst meine Finger nicht von dir lassen kann und wenn ich einmal anfange, kann ich für nichts mehr garantieren.“

„Der Toast ist jetzt eh alle.“ Wow, Sam ging ja heute Morgen richtig ran, aber das sollte ihm nur Recht sein.
 

Nichts, aber auch wirklich gar nichts hatte er bei den ausgestellten Strafzetteln entdeckt. Ganz offensichtlich hielten sich die Winchesters an die Geschwindigkeitsbegrenzung und parkten auch nicht falsch. Frustriert war Victor wieder hoch gegangen. Dort erwatete ihn bereits Benjamin mit vier weiteren Streifenpolizisten, die dämlicher aussahen als die Bullen aus Police Academy, aber wenn er ehrlich war, hatte der FBI Agent auch nicht mehr erwartet. Richtig gute Polizisten würden sicher nicht freiwillig in so einem kleinen Nest von etwas mehr als 2000 Einwohnern arbeiten. Allerdings war es auch gut, dass sie in einer Kleinstadt waren, so würden sie mit der Befragung sicher heute noch fertig werden. Nachdem Henriksen die Polizisten über ihre Aufgabe informiert hatte, machten diese sich auf, um bei den von Victor erwähnten Einrichtungen die Bilder der beiden rum zu zeigen. Victor selber schloss sich dem Polizisten Hank Welch an, der wohl in einem lichten Augenblick die Idee hatte, dass, wenn die Winchesters mit einem Baby unterwegs waren, vielleicht mal das Krankenhaus aufgesucht haben könnten. So fand er sich um halb eins in der Notaufnahme des Truro Medical Centers wieder. Krankenschwestern und Ärzte schwirrten an ihm vorbei, ohne ihm und dem Polizisten auch nur einen Funken Aufmerksamkeit zu schenken, doch Hank schien das ganze locker zu sehen. Er ging zum Aufnahmeschalter und informierte den älteren Mann, der ein Stück Pizza aß, dass er dem Personal gerne ein paar Fragen stellen würde.

„Versuchen Sie Ihr Glück. Momentan ist es etwas hektisch. Auf dem Highway 6 zwischen Provincetown und Truro gab es eine Massenkarambolage und wir haben so gut wie alle Leichtverletzten gekriegt. Viele von denen wurden von ihren schwerer verletzten Angehörigen getrennt, was das Behandeln nicht gerade leichter macht, weil alle so schnell wie möglich wieder hier weg wollen.“ Hanks Freundlichkeit in Stresssituationen war fast schon beneidenswert und kam Henriksen zu Gute, während sie ihre Schlacht durch das aufgescheuchte Krankenhauspersonal schlugen und immer nur ein Kopfschütteln auf die Frage, ob man die beiden Brüder gesehen habe, bekamen. Eine halbe Stunde später waren sie fast durch. Es blieb nur noch eine Ärztin übrig. Dr. Leiper hatte gerade eine schwere Risswunde im Gesicht einer jungen Frau genäht und wollte nicht gestört werden, da sie sich konzentrieren musste, damit nach der Heilung eine möglichst kleine Narbe zurück bleiben würde. Doch soeben hatte sie die Behandlung beendet und kam aus dem Behandlungsraum raus. Sie sah die beiden Männer fragend an.

„Schwester Lucy meinte, Sie hätten eine Frage?“

„Ja, haben sie diese Männer schon mal gesehen?“, fragte Victor und Hank zeigte ihr die Bilder der Winchesters. Sie sah sich beide Gesichter an. Die beiden kamen ihr schon etwas bekannt vor. Plötzlich fiel es ihr wieder ein.

„Ja, ich hab die beiden hier gesehen. Sie kamen vor ein paar Wochen eines Nachts her. Der hier“, sie deutete auf Deans Bild, „ hatte eine Platzwunde am Kopf, die genäht werden musste“, erklärte sie Henriksen. Dieser sah sie an, als hätte er gerade den Jackpot geknackt, denn wenn er behandelt wurde, hieß dass, das auch eine Krankenakte angelegt wurde, auf der hoffentlich auch eine Adresse eingetragen worden war. Die beiden schienen sich hier sicher zu fühlen und wenn er Glück hatte, hatten die beiden vielleicht sogar ihre wirkliche Adresse hier angegeben.

„Könnten Sie uns vielleicht die Krankenakte zeigen?“, fragte Henriksen sie.

„Tut mir leid, die Akten bleiben nur zwei Wochen hier oben. Die Akte von ihm ist schon im Archiv“, sagte die Ärztin.

„Wissen Sie noch wie sein Name war?“

„Ja, sein Nachname war Bonham. Ich bin nämlich ein Fan von Helena Bonham Carter, wissen Sie, daher konnte ich mir den Namen leicht merken.“

„Gut, sehr gut. Wo lang müssen wir, um ins Archiv zu kommen?“ Dr. Leiper gab ihnen die Wegbeschreibung und kurz darauf warne die beiden Männer im Keller und gingen die Akten von Anfang Juli durch.

„Ich hab die Akte und die Adresse“, sagte Hank Welch schließlich und grinste stolz.

„Und wie lautete die Adresse?“ Musste er dem Kerl alles aus der Nase ziehen?

„1600 Pennsylvania Avenue. Mhm, das ist merkwürdig. Hier in Truro gibt es gar keine Pennsylvania Avenue.“

„Natürlich nicht, Sie Idiot. Das ist die Adresse vom Weißen Haus.“ War er eigentlich nur von Deppen umgeben? Die Winchesters waren doch vorsichtiger, als er gedacht hatte. Er seufzte. Schon wieder ein Fehlschlag, aber immerhin hatte die beiden jemand wieder erkannt und darauf musste er aufbauen. Zusammen mit Hank fuhr er zurück zum Polizeirevier, wo er die ersten Ergebnisse der anderen Polizisten besprechen und auswerten wollte.
 

„Unsere Sachen habe ich jetzt alle gepackt“, sagte Sam und kam mit den Seesäcken die Treppe runter. Jenny machte in ihrem Zimmer ein letztes Mittagsschläfchen und er hatte ihre Sachen ins Schlafzimmer gebracht, damit er sie nicht störte, wenn er packte. Er musste die Klamotten jetzt nämlich nur noch in die neue Reisetasche verfrachten, die Dean am Vortag gekauft hatte.

„Gut, dann bring ich das schon mal in die Garage und verstau alles im Kofferraum.“ Es klopfte an der Hintertür in der Küche. Die beiden Männer begaben sich also ins Nebenzimmer, um die Tür zu öffnen. Es waren Augusta und Carrie.

„Hallo ihr beiden!“, begrüßte die ältere Frau sie. Sie umarmte Sam, drückte ihm dann einen Korb in die Hand und umarmte dann Dean. Sam sah Carrie verwirrt an.

„Als du ihr vorhin erzählt hast, dass ihr heute Nachmittag schon weg wollt, hat sie sich in die Küche gestellt und euch einen Korb voll Proviant gemacht.“

„Augusta, das wäre doch nicht nötig gewesen. Bis nach Boston sind es doch nur etwa zwei Stunden Fahrzeit“, sagte Sam.

„Hör nicht auf Sam! Gratisfutter kann man nie genug haben, egal wie lang die Strecke ist“, sagte Dean dankbar.

„Tja, Deans Magen ist halt ein Fass ohne Boden“, neckte Carrie ihn.

„Die beiden bestehen doch fast nur aus Haut und Knochen, sie können schon ´ne Kleinigkeit vertragen“, meinte Augusta.

„Eine Kleinigkeit? Du hast ihnen Sandwichs gemacht und ´ne Apfeltarte gebacken“, widersprach ihre Enkelin.

„Apfeltarte? Ich liebe dich Augusta. Du bist die Beste“, sagte Dean. Sam rollte mit den Augen. Vielleicht sollte er Dean auch mal was backen, dann würde er vielleicht auch mal außerhalb des Schlafzimmers solche Lobpreisungen von ihm bekommen.

„Ein Gutes hat das Ganze ja. Wenn du mit essen beschäftigt bist, kann ich den Impala fahren.“

„Das hättest du wohl gerne Sammy, aber ich kann auch mit einer Hand fahren und gleichzeitig mit der anderen leckeres Backwerk vernaschen. Au!“ Augusta hatte ihm einen Klaps auf den Hinterkopf gegeben.

„Das wirst du gefälligst nicht tun. Beim Autofahren gehören beide Hände ans Lenkrad. Du willst doch mit Sam und der süßen, kleinen Jenny sicher ans Ziel kommen.“

„Ja, Ma’am“, sagte Dean kleinlaut. Sam grinste.

„Gut, dann lasst euch zum Abschied noch mal drücken. Ich muss gleich zu einem Kirchentreffen.“ Beide Männer kamen der Aufforderung augenblicklich nach.

„Gebt Jenny nachher ein Küsschen von mir und wehe ihr meldet euch nicht.“ Mit diesen Worten verließ sie die Küche.

„Deine Grandma ist echt eine Marke“, sagte Dean.

„Das liegt in der Familie“, sagte Sam.

„Ach komm schon Sam, gib’s zu, du wirst mich vermissen“, sagte Carrie.

„Das wird er sicher. Pass auf dich auf und such deinem Hund ne Freundin“, sagte Dean und umarmte die 16 jährige. Sam lächelte. Dean, der eigentlich kein großer Fan von Umarmungen war, ließ sich auf einmal von Augusta umarmen und tat es auch mit Carrie. Die Umarmung war ja schon geradezu väterlich. Es geschahen noch Zeichen und Wunder.
 

„Was haben Sie?“, fragte Henriksen, als die Streifenpolizisten um 15 Uhr auf dem Polizeirevier wieder zusammen kamen.

„Eine junge Frau im Supermarkt, die nebenbei in einem Diner als Kellnerin jobbt, hat beide wiedererkannt. Aber sie hat sie nicht zusammen gesehen. Der jüngere Bruder soll ein Baby bei sich gehabt haben. Den älteren Bruder hat sie erst vor ein paar Tagen im Diner gesehen“, sagte Officer Dwight. Vor ein paar Tagen! Es bestand also die Möglichkeit, dass sie noch hier waren. Henriksen schöpfte wieder Hoffnung.

„Wusste sie, wo die beiden wohnen?“, wollte er wissen.

„Nein und sie hat auch das schwarze Auto nicht gesehen, nachdem wir sie auch gefragt haben“, antwortete Dwight. Okay, auch hier also eine Sichtung aber danach Sackgasse.

„Ich hab die Bars an der Strandpromenade abgeklappert. Einer der Barkeeper konnte sich gut an die beiden erinnern. Er sagte, sie hätten sich als Reporter ausgegeben und wollten was über die Leuchtturmmorde wissen“, sagte ein anderer Officer. Das wurde ja immer besser. Darin waren sie also auch verstrickt. Kein Wunder, dass er sie am Leuchtturm gesehen hatte, dachte Henriksen.

„Ein Typ aus ´ner anderen Bar meinte, dass er die beiden vor vier Tagen gesehen hat. Der Jüngere soll Karaoke gesungen haben“, fügte der Polizist noch hinzu.

„Ich war bei den Tankstellen in der Umgebung. Einer der Besitzer meinte, dass der ältere Bruder regelmäßig im letzten Monat bei ihm getankt habe“, sagte der dritte Polizist im Bunde. Super, dann waren die Winchesters also die ganze Zeit hier gewesen. Er hatte sie vor seiner Nase gehabt. Warum war ihm nur damals nicht eingefallen woher er die beiden Typen kannte? Er hätte sie schon längst Dingfest machen können. Victor hätte sich am liebsten seine nicht vorhandenen Haare gerauft.

„Ich habe wohl die jüngste Sichtung. Ein Verkäufer in einem Outdoor-Laden hat Dean Winchester wieder erkannt. Er hat gesagt, dass er bei ihm gestern eine Reisetasche gekauft hat. Wir haben den Kreditkartenbeleg und vielleicht können wir so die Adresse …“, sagte Benjamin, doch Victor ließ ihn nicht ausreden.

„Das können Sie vergessen. Haben Sie vorhin nicht zugehört als ich sagte, dass die beiden Meister im Kreditkartenbetrug sind?“ Gott, wie hatten diese Penner bloß die Polizeischule geschafft? , fragte sich der FBI Agent. Wie kam er nur an den Aufenthaltsort der Winchesters ran? Er blätterte durch die Akte und dann kam ihm eine Idee.

„Hank, fahren Sie mit Dwight zu allen Motels in dieser Gegend und fragen Sie nach, ob sie jemand gesehen hat“, befahl er den beiden. Die beiden nickten und machten sich auf den Weg. Dann wand er sich an Benjamin.

„Und Sie sehen zu, dass Sie mir alle Postboten der Stadt auftreiben. Vielleicht sind sie ja einem aufgefallen.“ Benjamin sah ihn grummelnd an. Was führte der sich hier so hochherrschaftlich auf und behandelte ihn und seine Kollegen wie Lakaien? Was dachte er wer er war? Am liebsten würde er ihn …

„Was stehen Sie da noch so blöd rum, gehen Sie schon.“

„Ja Sir“, sagte er mit Verachtung in der Stimme. An die beiden übrigen Polizisten gewand sagte Victor dann:

„Sie zwei besorgen mir die Überwachungsbänder von der Tankstelle. Wir müssen sicherstellen, ob ihr Auto noch dasselbe Kennzeichen hat.“ Die beiden kuschten sofort und Henriksen blieb allein zurück in dem kleinen Konferenzraum. Die Winchesters waren nah und er würde sie schnappen und dann die Lorbeeren bei seinen Vorgesetzten einheimsen.
 

„Ich habe eben Mortie angerufen und ihm gesagt, dass wir heute kommen. Er hat gesagt, er freut sich schon, dich endlich kennen zu lernen“, sagte Dean und kam aus der Garage.

„Ich freu mich auch schon drauf. Wir haben jetzt alles zusammen“, sagte Sam.

„Ja und ich hab auch alles im Impala untergekriegt“, kam es von Dean, der die gerade wieder erwachte Jenny auf dem Arm hatte.

„Gut, dann werde ich jetzt noch alle Bette abziehen, damit Augusta nicht mehr so viel zu tun hat“, meinte der Jüngere.

„In Ordnung. Ich fahr dann noch schnell tanken und nehme Jenny mit, damit du beim Betten abziehen deine Ruhe hast.“

„Bis gleich“, sagte Sam.

„Ich beeil mich“, versprach Dean. Er gab Sam einen flüchtigen Kuss auf den Mund. Wenn er gewusst hätte, wie der heutige Tag verlaufen würde, wäre der Kuss sicher länger ausgefallen.
 

„Die Tankstelle hat keine Überwachungskamera und der Besitzer der Tankstelle kann sich an das Nummernschild nicht erinnern“, teilte einer der Polizisten Henriksen etwas später per Telefon mit. Super, wieder ´ne Sackgasse.

„Okay, trotzdem danke für Ihre Mühe“, versuchte Henriksen höflich zu bleiben. Er legte auf. Kurz darauf klopfte es an der Tür.

„Das sind Mr. Wallace und Mr. Childress, die beiden Postboten in unserer Stadt”, stellte Benjamin die beiden Henriksen vor.

„Gut, dass Sie da sind. Haben Sie die beiden schon mal gesehen?“, fragte er die beiden Männer und hielt ihnen die Fotos der Winchesters hin. Warum hatte Benjamin das nicht schon längst gemacht? Er war wirklich nur von Stümpern umgeben. Mr. Childress schüttelte mit dem Kopf, doch Mr. Wallace erkannte die beiden.

„Ja, die zwei haben das Ferienhaus von Familie Harris gemietet. Ich hab sie ein paar Mal gesehen, als ich ihnen die Post gebracht habe.“ Auf einmal zeichnete sich auf Henriksens Gesicht ein zufriedenes Grinch-Lächeln ab.

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Er war verdammt gut. Wahrscheinlich würde er eine Beförderung kriegen. Er hatte die ihm zur Verfügung stehenden Polizisten versammelt und war dann mit ihnen zu der Adresse gefahren, die ihm der Postbote genannt hatte. Einen Polizisten schickte er zu dem Haus von Familie Harris, um dessen Aussage aufzunehmen. Zwei Beamte hatte er zur Hintertür geschickt. Mit den anderen beiden Männern stand er nun vor der Tür. Es trennten ihn nur noch wenige Meter bis zum Triumph. Er klingelte.
 

Sie hatten Augusta bereits den Schlüssel fürs Haus zurück gegeben, von daher war es für Sam keine Überraschung, dass es an der Tür klingelte, doch als Sam die Tür öffnete blickte ihm nicht Dean entgegen, sondern zwei uniformierte Polizisten und einer in Zivil.

„Hank, nehmen Sie Mr. Winchester fest und lesen Sie ihm seine Rechte vor. Dwight, Sie machen Ihren Kollegen auf und sichern die untere Etage, ich sehe mich oben mal um“, kommandierte der Polizist in Zivil und stürmte auch schon die Treppe hoch.

„Was wollen Sie?“, fragte Sam perplex. Kurz darauf spürte er das Metall der Handschellen.

„Samuel Winchester, Sie sind hiermit festgenommen. Sie haben das Recht zu schweigen. Alles was Sie sagen, kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Sie haben das Recht, zu jeder Vernehmung einen Rechtsanwalt hinzuzuziehen. Wenn Sie sich keinen Rechtsanwalt leisten können, wird Ihnen einer gestellt. Haben Sie die Rechte verstanden?“

„Ja, aber …was soll das?“ Scheiße, was ging hier vor? Das konnte doch nur ein Albtraum sein. Drei Polizisten kamen aus der Küche.

„Hier unten ist sonst niemand“, sagte einer von ihnen. Der Polizist in Zivil kam auch mit leeren Händen wieder nach unten.

„Die Garage ist auch leer“, sagte Dwight. Sam schüttelte nur ungläubig mit dem Kopf. Er war bloß froh, dass Dean und Jenny nicht hier waren und sie all ihre Klamotten bereits im Impala hatten. Ein weiterer Beamter kam herein.

„Bei Familie Harris ist niemand zu Hause. Ich hab eine Nachricht an der Tür hinterlassen, dass sie sich auf dem Revier melden sollen.“

„Gut Benjamin.“ Dann wand sich Henriksen an Sam.

„Wo ist Ihr Bruder?“, fragte der afroamerikanische Beamte. Ruhig bleiben, mahnte Sam sich.

„Dean? Er ist tot, aber ich dachte, dass wüssten Sie.“

„Sie wollen Spielchen spielen? Wie Sie wollen. Führen sie ihn ab.“ Hank brachte ihn zum Polizeiwagen. Er musste Dean irgendwie warnen. Sie wussten ganz offensichtlich über sie Bescheid und würden jemand hier postieren, der das Haus beobachten sollte.

„Benjamin, Sie und Dwight bleiben hier und behalten das Haus im Auge. Sollte der Verdächtige auftauchen nehmen Sie ihn in Gewahrsam und bringen ihn aufs Revier.“

„Ja Sir“, sagte Officer Dwight. Henriksen verließ mit den anderen beiden Polizisten das Haus.

Auf der Rückbank des Streifenwagens schaffte es der jüngere Winchester, es gerade eben so trotz Handschellen, an sein Handy in der Gesäßtasche seiner Jenas zu kommen um Dean eine warnende SMS zu schicken, ehe er sein Handy ausschaltete. Um an seine Nummern zu kommen, würden die Polizisten so seine Pin-Nummer brauchen oder eins dieser Geräte, die die bei den Serien wie CSI benutzten, aber Sam bezweifelte, dass die Polizei von Truro so was auf die Schnelle auftreiben konnte, also sollte es Dean Zeit verschaffen sich auszudenken, wie er ihn hier aus der Sache wieder raus bekam. Während der Fahrt betete er inständig, dass Dean die SMS rechtzeitig bekommen würde und das Augusta, Ross und Carrie für sie lügen würden, denn sonst war er echt am Arsch.
 

Als sie bei der Polizeistation ankamen, brachte Hank ihn sofort in den Verhörraum. Kurz darauf kam Henriksen zu ihm.

„Samuel Winchester, ich bin Special Agent Victor Henriksen“, stellte er sich vor.

„FBI?“, fragte Sam beunruhigt. Der Beamte nickte. Sam schluckte. Verdammte Hacke, diesmal saßen sie aber ziemlich tief in der Scheiße. Der FBI Agent sprach weiter.

„Ihre Familie hat meinen Mentor geradezu in den Wahnsinn getrieben. Er hat Ihre Familie die letzten Jahre seiner Dienstzeit verfolgt, aber bis auf einen riesen Aktenberg über die Straftaten Ihres Vaters und Ihres Bruders ist da nichts Handfestes bei rumgekommen. Er hat nicht eine Sekunde lang geglaubt, dass Ihr Bruder wirklich tot ist, nur leider hat ihm niemand geglaubt, also musste er mit dem ungeklärten Fall im Hinterkopf in Pension gehen.“

„Kein Wunder das ihm niemand geglaubt hat, weil mein Bruder nämlich wirklich tot ist. Er hätte sich bloß blamiert. Hat er sich jetzt wo er in Rente ist wenigstens ein schickes Strandhaus in Florida gekauft und schließlich angefangen sein Leben zu genießen?“

~Wow, langsam färbte Deans arrogante, flapsige Art auf ihn ab~, dachte Sam.

„Nein, Sie Arschloch. Er ist vor ein paar Monaten gestorben. Aber er hat mir seine Akten über Ihre Familie hinterlassen. Ihr Vater John. Ex- Marine, hat seine Kinder auf der Straße aufgezogen. Billige Motels, einsame Waldhütten. Ein echter paramilitärischer Überlebenstyp. Allerdings war mein Mentor sich nicht wirklich sicher, was für eine Art Spinner Ihr Vater ist, jedenfalls stellt er sich wesentlich geschickter an, als Sie und Ihr Bruder, was das verwischen Ihrer Spuren angeht. Ich hatte schon befürchtet, dass Sie bereits wieder untergetaucht wären, aber Sie waren tatsächlich noch hier, in dieser verschissenen Kleinstadt wo praktisch jeder jeden kennt. Es war ein leichtes Sie zu finden, nachdem ich Ihre Fotos herumgezeigt habe. Letztlich hat der Postbote, der für den Bezirk zuständig ist, in dem Sie wohnen, uns erzählt wo wir Sie finden können und jetzt habe ich Sie hier.“

Sam verfluchte sich dafür, dass er darauf bestanden hatte noch in Truro zu bleiben, aber er hatte einfach nicht damit gerechnet, dass das FBI hier nochmals auflaufen würde, schließlich hatten sie den Geist, der für die Leuchtturmmorde verantwortlich war erledigt. Er ermahnte sich innerlich die Ruhe zu bewahren.

„Und was bringt Ihnen das jetzt? Wie oft soll ich es denn noch sagen? Mein Bruder ist wirklich tot. Er hat seinen Tod nicht vorgetäuscht.“

„Und wer war dann der Mann mit dem ich Sie am 5. Juli am Leuchtturm gesehen habe?“

„Ich weiß zwar nicht, was Sie meinen, aber ich schwöre, wen immer Sie gesehen haben, war definitiv nicht mein Bruder.“ Das war genetisch betrachtet keine Lüge.

„Ach ja, wer war er dann? Und wessen Baby ist das?“, hakte Henriksen nach. ~Komm schon Sam, denk dir was aus~ schoss es dem jüngeren Winchester durch den Kopf.

„Ach den meinen Sie. Wir haben uns da am Leuchtturm getroffen. Ich hab ihm mit dem Kinderwagen seiner Tochter geholfen.“

„Und wie heißt dieser Mann?“ ~Toll Sam, die Idee hat dich nur noch tiefer rein geritten~

„Keine Ahnung. Ich war ihm nur behilflich. Ich hab ihn, nachdem ich ihn noch über die Straße begleitet habe, nicht mehr gesehen.“

„Wie kommt es dann, dass ich eine Hand voll Zeugen habe, die Sie zusammen mit einem Typen gesehen haben, der das Ebenbild Ihres Bruders zu sein scheint?“

„Ich werde keine Fragen mehr beantworten. Sie können mich hier ohne offizielle Strafanzeige nicht festhalten“, sagte Sam.

„Für 48 Stunden kann ich das und dass wissen Sie auch als ehemaliger angehender Jurastudent.“ Sam sah ihn überrascht an und hoffte, dass er nicht noch nervöser werden würde.

„Sehen Sie mich nicht so überrascht an. Ich weiß auch alles über Sie Sam. Sie sind 23 Jahre alt. Kein Job, keinen festen Wohnsitz. Ihre Mutter starb, als Sie noch ein Baby waren. Der Aufenthaltsort Ihres Vaters ist unbekannt und dann ist da noch der Fall Ihres Bruders Dean, der angeblich tot ist“, sagte Henriksen.

„Er ist tot.“ Sam fuhr sich nervös durch die Haare. Wie sollte er aus der Nummer nur wieder rauskommen? Aber was auch passierte, er würde alles tun um Dean und Jenny aus der Sache raus zuhalten. Gegen ihn hatte Henriksen offenbar nichts in der Hand und hielt ihn nur fest, weil er hoffte, so an Dean ran zu kommen.

„Natürlich, wenn Sie wollen können Sie mich ruhig weiter anlügen, aber ich sage Ihnen mal was ich denke. Ihre Familie ist häufig umgezogen als Sie klein waren. Trotzdem waren Sie ein glatter Einser Schüler. Sie gingen nach Stanford mit einem vollen Stipendium. Ungefähr vor einem Jahr hat es in Ihrer Wohnung gebrannt. Ein Todesopfer. Jessica Moore, Ihre Freundin. Ihr Tod hat ihr ganzes Leben verändert. Sie ließen alles hinter sich und sind dann in die Fußstapfen Ihres Vaters und Ihres Bruders getreten.“

„Ich weiß nicht wovon Iie reden. Ich brauchte eine Auszeit. Ganz einfach.“

„Und da haben Sie sich ganz spontan mit Ihrem Bruder zusammen getan.“

„Ja, was ist daran für Sie jetzt so besonders?“

„Nichts, nur die Tatsache, dass Sie scheinbar so kurz nach seinem Tod gar nicht besonders traurig wirken.“

„Wissen Sie, Dean und ich standen uns nie wirklich nahe.“ Die Aussage, dass er und Dean sich nicht nahe stehen würden, tat Sam in der Seele weh.

„Aber anscheinend standen Sie sich nahe genug, dass Sie mit ihm durch die Gegend gezogen sind. Wissen Sie was ich denke? Ihr Bruder hat seinen Tod vorgetäuscht, um der Mordanklage zu entgehen und Sie wollen das jetzt vertuschen, weil ich Ihnen auf die Schliche gekommen bin.“

„Das ist absoluter Schwachsinn.“

„Sie versuchen also nicht Ihren Bruder zu decken?“

„Ich muss ihn nicht decken, weil er tot ist und selbst wenn er noch leben würde, aus welchem Grund sollte ich ihn decken wollen?“

„Wie gesagt, wir haben einen ganzen Aktenberg über Ihren Bruder und Ihren Vater. Kreditkartenbetrug, Einbruch, Grabschändung und letzten Endes der Mord in St. Louis. Sie wissen, dass Ihr Bruder die Frau umgebracht hat und danach hat er seinen eigenen Tod vorgetäuscht und auch wenn Sie ihm angeblich nicht sehr nahe standen, so ist er ja immer noch Ihr Bruder und vielleicht haben Sie ihm sogar dabei geholfen seinen Tod vorzutäuschen.“

„ER IST TOT!“

„Sam, hören Sie doch endlich auf mich anzulügen. Ich meine es doch nur gut mit Ihnen. Sie scheinen ein anständiger Junge zu sein. Sie können nichts dafür, dass Dean Ihr Bruder ist. Man kann sich seine Familie nicht aussuchen. Es ist ein leichtes für mich eine Exhumierung zu veranlassen und dann werde ich so oder so herausfinden, dass Ihr Bruder seinen Tod nur vorgetäuscht hat. Ihr Bruder ist ein schlechter Mensch. Sein Leben ist vorbei.“

„Ja, weil er tot ist.“ Er musste sich zusammenreißen. Alles in Sam schrie danach Henriksen eine rein zu hauen. Er wusste gar nichts über Dean. Sein Dean war ein guter Mensch, der seinen Arsch riskierte, um Leute zu retten und die Welt ein klein wenig sicherer zu machen.

„Sam, sein Leben ist verwirkt. Bei Ihnen muss das nicht so sein.“

„Agent Henriksen, richtig? Mit einer Aussage hatten Sie recht. Er war mein Bruder und wenn er noch am Leben wäre, dann würde ich mich nicht gegen ihn stellen, auch wenn wir uns nicht nahe standen.“

„Sam, es wäre wirklich ratsam, wenn Sie endlich auspacken würden, dann könnte ich den Staatsanwalt vielleicht dazu überreden Sie nicht wegen Vertuschung und Beihilfe einer Straftat zu belangen. Dann könnten Sie ihr Leben weiter leben. Dean ist erledigt.“

„Es gibt nichts, was ich auszupacken hätte. Ich würde jetzt gerne meinen Anruf machen.“

„Wie Sie wollen.“ Henriksen verließ den Verhörraum.

DEr Befreiungsplan

Verwendeter Song:

OneRepublic - Come home
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Auf dem Rückweg hatte Dean noch eine Packung Windeln für Jenny und eine neue Tube Gleitgel besorgt, Pfirsich-Aroma, weil es ihn an Sams zarten Pfirsich-Po erinnerte. Jetzt, wo er im Wagen saß, merkte er doch, dass es in und an seinem Hintern etwas unangenehm zwickte. Er war nur noch wenige Straßen von ihrem Ferienhaus entfernt, als plötzlich Sams Tochter anfing wie aus dem Nichts wie am Spieß zu schreien.

„Nicht gut“, sagte Dean. Wenn Jenny so schrie, dann konnte das nur bedeuten, dass mit Sam etwas nicht stimmte. Der Jüngere hatte ihm ja erklärt, dass er glaubte, dass Jenny empathische Fähigkeiten bei zumindest nahe stehenden Personen hatte. Dean trat extra aufs Gas, um schneller wieder bei Sam zu sein. Ein paar Sekunden später signalisierte ihm sein Handy, dass er eine SMS von Sam bekommen hatte, also fuhr er rechts ran. Es war ein Wunder, dass er bei Jennys Geschrei den Signalton überhaupt gehört hatte. Er öffnete die Nachricht und wusste dann sofort, was der Grund für Jennys Qualen war. Der Inhalt lautete: porky's dead.

Das war eins von vielen Codewörtern, die sie benutzten um einander zu warnen und bedeutete so viel wie, dass Sam verhaftet wurde. Einige ihrer Codewörter hatten sie seit Jugendtagen, andere wie dieses, hatten sie erst nach Jessicas Tod etabliert. Dean atmete tief durch, dann drehte er sich nach hinten um und schnallte Jenny von ihrem Kindersitz ab, um sie zu beruhigen. Mit ihr auf dem Arm dachte er nach. Nach Hause zu fahren war keine Option. Wer wusste schon, ob die Bullen da nicht noch lauerten. Zu den Harris konnte er auch nicht, da er sie in den Schlamassel nicht unnötig mit reinziehen wollte. Hier stehen zu bleiben war allerdings auch keine gute Idee. Also, wo sollte er hin? Sam hatte einen Anruf frei, zumindest hatten das die Leute in den Fernsehserien immer, und würde sich sicher auf ihrem „Not-Handy“ melden. Dean hatte darauf bestanden, dass sie sich ein Handy für solche Notfälle zulegten, das nach einem einmaligen Gebrauch dann vernichtet werden sollte, damit man es nicht orten konnte. Ja, okay. Er hatte vielleicht zu viele Krimiserien gesehen. Jennys Geplärr machte es ihm nicht gerade leicht, eine Lösung für sein Problem zu finden, also musste er zuerst einmal ihr Schluchzen unter Kontrolle kriegen.

„Sch, Kleines. Dein Dad ist okay, er steckt nur in der Klemme, aber ich hol ihn da wieder raus.“ Liebevoll streichelte er ihr über den Rücken und redete leise auf sie ein, um sie zu trösten, was erst nach ein paar Minuten Erfolg hatte.

„Pa-pa“, brachte sie mit ersticktem Stimmchen heraus.

„Ich kümmere mich darum, keine Bange. Du bekommst deinen Dad bald wieder.“ Als sie wieder beruhigt war, setzte er sie zurück in ihren Kindersitz und entschied sich, zu der entlegenen Highway Raststätte zu fahren an der sie schon diverse Male vorbei gekommen waren. Dort würde er auf Sams Anruf warten und dann weiter sehen. Warum zum Teufel musste das jetzt passieren? Sie hätten niemals hier bleiben sollen, sondern nach der Leuchtturmsache sofort weiterziehen. Es war doch eins von Dads obersten Geboten, dass man sich nie länger als nötig an einem Ort aufhalten sollte. Job erledigen und weiter ziehen, dass war das Motto. Er hätte darauf bestehen sollen wieder abzufahren, aber er hatte Sam nachgegeben, wollte etwas Normalität für ihn und auch für sich selbst, vor allem für sich selbst. Verdammt, nur wegen ihm steckte Sam jetzt in Schwierigkeiten.

„Ich hätte ihn beschützen sollen. Ich hätte es verhindern müssen“, fluchte der ältere Winchester und schlug auf sein Lenkrad.
 

„Haben Sie in seinen persönlichen Sachen etwas gefunden?“, fragte Henriksen einen der Beamten, die ihm noch immer zugeteilt waren.

„Nicht wirklich. Nur das Übliche. Armbanduhr, Handy und Brieftasche mit 23 Dollar und 67 Cent. Überraschenderweise keine Kreditkarte oder Ausweis, weder echt noch gefälscht.“

„Kann uns das Handy weiter bringen?“

„Es war ausgeschaltet und da ich nicht annehme, dass er uns die Pin-Nummer verrät, können wir wohl nichts tun. Die Techniker vom Kriminaltechnischenlabor müssen dafür aus Boston her kommen. Das kann aber dauern, da ich nicht denke, dass dieser Fall bei denen hoch im Kurs steht. Die haben im Moment genug mit dem Winthrop-Würger zu tun.“ Henriksen rollte mit den Augen. Er hatte von dem Killer gehört, der Rentner im Schlaf überfiel und erwürgte. Wieder so ein Fall, bei dem die Polizei das FBI erst hinzuziehen würde, wenn es zu spät war. Aber was sollte er jetzt wegen dem Handy tun? Die Techniker vom FBI konnte er nicht fragen, da er dem Winchester-Fall ja offiziell nicht nachgehen durfte. So ein Mist und dabei hatte er gehofft mittels Handy irgendwie an Dean Winchester heran zu kommen. Super, jetzt hatte er sich irgendwie ein Eigentor geschossen. Er würde wohl nur weiter kommen, wenn er seinem Arbeitgeber die Insubordination gestehen würde, aber da er noch nicht wirklich etwas vorweisen konnte, standen seine Chancen unbeschadet aus der Sache raus zu kommen nah Null, außerdem würden sie ihm den Fall sicher entziehen und einer seiner Kollegen würden die Lorbeeren einheimsen für einen Fall bei dem er die entscheidende Vorarbeit geleistet hatte. Es war doch zum verrückt werden. Er hatte Sam Winchester life und in Farbe im Verhörraum und kam doch nicht weiter. Vielleicht würde Winchester seine Aussage noch mal überdenken, wenn er ihn ohne Wasser den Rest des Tages schmoren lassen würde. Oder aber …

„Dwight, bringen Sie Winchester für seinen Anruf zum Telefon und behalten sie ihn im Auge“, wies er den Polizisten an.

„Sir, es ist nicht erlaubt diese Anrufe zu belauschen oder abzuhören.“

„Nein, da haben Sie Recht. Aber wer hat gesagt, dass man nicht aus Versehen auf Wahlwiederholung drücken kann sobald der Häftling wieder in der Zelle ist?“

„Ich weiß nicht so recht…“

„Papperlapapp. Das ist eine gesetzliche Graustufe“, behauptete der FBI Agent.

„Los, machen Sie schon. Holen Sie Winchester und sagen Sie mir Bescheid sobald er fertig ist mit telefonieren.“ Dem jungen Polizisten war nicht so ganz wohl dabei, aber was sollte er tun. Er würde sicher Ärger kriegen, wenn er sich weigern würde.

„Winchester, kommen Sie. Sie können jetzt telefonieren“, sagte Dwight schließlich und holte Sam aus dem Verhörraum. Er führte Sam zu einem Telefon, dass für solche Anrufe gedacht war. Dann trat er zurück. Sam hatte in der Zwischenzeit überlegt, wen er anrufen sollte. Dabei war ihm das „Not-Handy“ eingefallen, auf dessen Anschaffung Dean bestanden hatte. Jetzt musste ihm nur noch die Nummer dazu einfallen. ~Denk nach, denk nach, denk nach~, mahnte er sich selbst. Als er die Zahlentastatur vor Augen hatte, fiel ihm die Nummer wieder ein und er wählte. Es hatte kaum zwei Mal geklingelt, als Dean auch schon dran war.

„Sam was ist los?“ Doofe Frage, aber er wusste nicht, wie er das Gespräch sonst hätte anfangen sollen.

„Porky ist so was von tot, aber dummer weise glauben die hier nicht, dass das auch auf dich zutrifft“, sagte Sam.

„Scheiße. Wie sind die darauf gekommen? Wie haben die uns gefunden?“

„Anscheinend klingelt der Postmann hier zweimal.“

„Was?“ Sam hatte sie doch nicht mehr alle. Musste der so stark in Rätseln sprechen?

„Der Postbote hat mich wieder erkannt. Offensichtlich ist der Tod meines Bruders für das FBI nicht wirklich bewiesen.“

„FBI? Scheiße, Alter.“

„Das kannst du laut sagen.“

„Zum Glück war ich mit Jenny weg, sonst hätten sie uns jetzt beide am Arsch.“

„Soll mich das jetzt beruhigen?“

„Mach dir keine Sorgen. Ich kriege dich da wieder raus.“

„Du hast einen Plan?“, fragte Sam hoffnungsvoll.

„Ähm …ich arbeite daran.“

“Verdammt D …Baby.“ Beinahe hätte er sich verplappert.

„Wie viele?“

„Vom FBI?“

„Ja.“

„Nur einer. Ein Special Agent Henriksen.“

„Das ist seltsam. Kommen die nicht sonst immer im Doppelpack?“

„Mir kommt das auch merkwürdig vor. Der Typ hat einen Aktenstapel über meine Familie so dick wie ein Stapel Pfannkuchen und hat was davon gefaselt, dass sein Mentor uns schon Jahre lang verfolgt, aber aus dem Dienst und dem Leben geschieden ist, ehe er den Fall abschließen konnte.“

„Huh, wir haben einen FBI Stalker?“

„Sieht ganz so aus. Sie haben, glaube ich nicht wirklich was gegen mich in der Hand solange sie nicht beweisen können, dass mein Bruder seinen Tod vorgetäuscht hat.“

„Das heißt, die lassen dich wieder gehen?“

„Nicht in nächster Zeit. Sie können mich bis zu 48 Stunden festhalten. Ein Anwalt wäre vielleicht nicht schlecht. Der FBI Typ versucht aus mir raus zu kriegen wo mein Bruder ist, aber das ist lächerlich, weil er tot ist.“

„Ja, auch wenn ich meine Beerdigung verpasst habe.“

„Das ist nicht witzig. Die haben mich in eine Zelle gesteckt.“

„Sorry, Sammy.“

„Komm mir nicht mit Sammy. Die versuchen über mich an …“

„Ja, ich weiß – Sam. Keine Panik. Ich hol dich da raus. Versprochen.“

„Versprich nicht, was du nicht halten kannst.“

„Das mach ich nicht Sam, nie.“

„Ich will nicht, dass sie mich jeden Sonntag im Knast besucht.“

„Jetzt sei nicht so pessimistisch. Jenny wird dich nicht im Knast besuchen müssen.“

„Der FBI Mann hat behauptet, sie würden Deans Leiche exhumieren, aber außer verwestem Fleisch werden sie da nichts finden.“

„Ehrlich? Scheiße. Wenn sie das tun, dann …“

„Ich weiß.“

„Sam, vertrau mir, ich werde …“

„Beeil dich einfach, okay?“ Dem Jüngeren ging ziemlich die Düse.

„Okay …Sammy?“

„Was?“

„Es …es tut mi r…“

„Nein.“

„Was?“

„Es ist nicht nur deine Schuld.“

„Aber …“

„Halt die Klappe!“ Sam hasste es, wenn Dean so war und sich selber für alles die Schuld gab, aber diesmal hatten sie es gemeinsam verbockt.

„Sam …“

„Hör zu, ich leg jetzt auf.“

„Sammy, ich …“

„Ich dich auch.“ Mit diesen letzten Worten hatte Sam den Hörer eingehängt. Kurz darauf wurde er von Dwight wieder in den Verhörraum gebracht.
 

„Verfluchte Scheiße“, schrie Dean und schleuderte das „Not-Handy“ auf den Asphalt. Zerstört war es jetzt jeden Fall. Da er laut wurde, fing Jenny wieder an zu weinen. Gott, dass konnte er jetzt einfach nicht gebrauchen. Nichts desto trotz nahm er die Kleine auf den Arm und wiegte sie leicht hin und her bis sie sich wieder beruhigt hatte. Dabei sprach er immer wieder leise auf sie ein.

„Du brauchst nicht weinen, es ist alles in Ordnung. Ich hab auch Angst, aber ich krieg das wieder hin. Dein Dad kann dich bald wieder in den Arm nehmen. Wir haben dich beide lieb, hör bitte auf zu weinen.“ Nur noch leicht schluchzend hielt er die Kleine in seinem Arm, als sein reguläres Handy klingelte.

„Dean, was ist los? Ich bin eben nach Hause gekommen und hab eine Nachricht an meiner Tür, dass wir zur Polizei kommen sollen wegen euch“, sagte Augusta. In wenigen kurzen Sätzen hatte Dean ihr die Situation erklärt.

„Oh mein Gott. Was können wir tun, um euch zu helfen?“, fragte sie verständnisvoll, so als würde sie tagtäglich erfahren, das einer ihrer Mieter seinen Tod vortäuschen musste, weil ein Formwandler seine Gestalt angenommen und Leute getötet hatte.

„Sollen wir für Sam Kaution zahlen?“

„Nein, je weniger man euch mit uns in Verbindung bringt, desto besser.“

„Und was dann?“

„Wenn du zur Polizei gehst, darfst du mich auf keinen Fall erwähnen. Auch Jenny nicht. Wir haben alle unsere Sachen im Impala, so dass sie bei einer eventuellen Hausdurchsuchung keine Hinweise auf mich oder Jenny finden werden. Sag, dass Sam das Ferienhaus alleine gemietet hat und falls sie nach dem Kinderbettchen fragen ...“

„Dann sage ich, dass es zu unserem Service gehört.“

„Ja genau und Augusta …“

„Ja?“

„Zögere die Fahrt zum Polizeirevier solange wie möglich hinaus. Je später du dort hin gehst, desto mehr Zeit habe ich mir zu überlegen, wie ich Sam daraus kriege und je weniger Zeit haben sie, um mit unangenehmen Fragen nachzuhaken.“

„Verstanden. Ich denke, ich kann den Polizisten verkaufen, dass Ross bis spät abends angeln war und ich als scheue, brave Hausfrau nicht alleine zur Polizei gehen wollte, weil ich immer erst alles mit meinem Mann besprechen muss und daher erst morgen früh dort auftauche mit Ross“, erläuterte Augusta was sie sich vorgestellt hatte.

„Das ist eine sehr gute Idee. Es tut mir leid, dass ihr da mit rein geraten seid.“

„Mach dir darum keinen Kopf. Wir sind zwei harmlose alte Rentner. Wir werden sicher nicht verdächtigt. Hast du schon einen Plan?“

„Ich arbeite daran. Ich fahre jetzt erst mal nach Boston.“ Das war ihm eben eingefallen. Er schaffte das vielleicht nicht alleine und die nächstbeste Hilfe, die er bekommen konnte, lebte in Boston. Sam würde ihn sicher ansehen, als hätte er den Verstand verloren, wenn er wüsste, dass sein Schicksal mit in den Händen von Mortie, dem ehemaligen Vampirfutter lag. Vielleicht konnte er auch Lea überreden ihm noch einmal zu helfen.

„Boston?“, fragte die ältere Dame irritiert.

„Ja, ich hab da Leute, die mir helfen können. Sie haben mir auch im Acheri-Fall geholfen.“

„Verstehe, aber ruf bloß an, wenn ihr drei in Sicherheit seid.“

„Auf jeden Fall. Machs gut Augusta.“

„Machs besser Junge.“
 

Nachdem Sam wieder in seiner Zelle war, ging Henriksen zum Telefon und drückte wie angekündigt die Wahlwiederholung, doch das Einzige was er zu hören bekam war:

“Die gewählte Rufnummer ist uns nicht bekannt.” Verdammt und zugenäht! Diese Winchesters waren trickreich. Allem Anschein nach hatte Dean, denn Henriksen hatte keinen Zweifel daran, dass Sam Dean angerufen hatte, direkt nach dem Anruf das Handy außer Betrieb gesetzt. War ja irgendwie klar. Es wäre auch zu viel verlangt gewesen vom Glück, ihm Sam und Dean auf einmal auf einem Silbertablett zu servieren. Also blieb nur noch der Plan Sam schmoren, bzw. auf dem Trockenen sitzen zu lassen und ihn immer wieder zu fragen wo Dean war.
 

Auf dem Weg nach Boston hielt er sich an alle Geschwindigkeitsbegrenzungen, schließlich wollte er nicht auch noch die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich ziehen. Er musste auf freiem Fuß bleiben, wenn er Sam retten wollte. Den Weg zu Morties Wohnung fand der Impala fast von alleine. Dean hoffte nur, dass der Mann auch zu Hause war, als er den Motor abstellte, Jenny aus ihrem Kindersitz nahm und kurz darauf an Morties Tür klingelte. Das Glück stand ausnahmsweise mal auf der Seite des Winchester.

„Du …bist nicht der Pizzabote“, sagte Mortie, als er Dean die Tür öffnete.

„Offensichtlich nicht, Sherlock. Lass mich rein. Ich brauch deine Hilfe.“

„Schon wieder? Das wird langsam lästig.“

„Halt die Klappe.“ Er schob den Mann zur Seite und trat in die Wohnung.

„Hey, ist das ein Baby?“, fragte er und deutete auf Jenny, die Dean auf dem Arm hielt.

„Was soll es sonst sein? Einer von den Chipmunks?“ Manchmal war der Kerl einfach nur dämlich, aber er hatte seine lichten Momente.

„Darf ich es mal halten?“

„Nein, du machst sie sonst vielleicht kaputt und ich habe keine Eresatzteile für sie.“ Dean ging ins Wohnzimmer. Er war noch nicht soweit, Mortie seinen wertvollen kleinen Schatz anzuvertrauen, auch wenn er das im Laufe ihres Unterfangens wohl irgendwann mal tun musste, aber fürs Erste wollte er Jenny bei sich haben, schließlich war sie ein Teil von Sam.

„Deine Putzfrau scheint zurück gekehrt zu sein“, stellte Dean fest und setzte sich aufs Sofa.

„Ich mach das jetzt selber. Lea meinte, ´ne Putzfrau bei so einer kleinen Wohnung wäre rausgeschmissenes Geld.“

„Lea meint das? Seid ihr zwei jetzt zusammen? Muss ja ´ne tolle Woche für dich gewesen sein“, meinte der Winchester.

„So in etwa. Wir waren ein paar Mal aus und ich denke, sie lässt mich bald ran“, erklärte er vorfreudig.

„Gut, dann steht ihr also noch in Kontakt. Ich denke, ich kann euer beider Hilfe vertragen.“

„Was ist es diesmal? Ein Werwolf? Ein Zombie? Gremlins?“

„Schlimmer. Das FBI.“ In wenigen Sätzen erzählte er Mortie was passiert war.

„Scheiße Alter, was machen wir jetzt?“

„Ich weiß noch nicht genau. Aber wir sollten es schnell tun.“

„Weißt du was? Bleib du hier und denk dir einen Plan aus. Ich kenne da jemanden beim FBI. Ich werde mal vorsichtig nachbohren was Sache ist und dann hol ich Lea. Die Frau hat es echt drauf. Hübsch und viel im Kopf…“

„Und so was von in einer anderen Liga, also benimm dich und versau es nicht“, sagte Dean.

„Ich bin ein Womanizer Dean, alle Frauen fliegen auf mich.“

„Lass mich raten. Die meisten wissen gar nicht, dass sie auf dich stehen.“

„Genau so ist es Bruder. Halt die Ohren steif. Ich bin in etwa einer Stunde wieder da.“ Mit diesen Worten war er verschwunden.

„Din!“, sagte Jenny und deutete auf ein leeres Glas, dass auf dem Couchtisch stand.

„Oh, verstehe. Du hast Durst.“

„Dus“, brabbelte das kleine Mädchen. Dean setzte Jenny auf den Boden und ging in Richtung Küche. Jenny stemmte sich am Tisch hoch und wackelte Dean dann hinterher. Dieser stand am Kühlschrank, als sie ihn eingeholt hatte und nun an seinem Hosenbein zog.

„Hey, willst du selber gucken was Mortie im Angebot hat?“

„Ni dus!“

„Okay. Mal sehen was hier haben. Bier, ja dein Dad wäre bestimmt begeistert, wenn ich dir Bier geben würde. Tequila, noch besser. Orangensaft, auch nicht gut. Ah, das gute alte stille Wasser. Das ist wohl das Beste für dich jetzt.“ Er hatte die Tasche mit den noch übrigen Lebensmitteln und Getränken für Jenny noch unten im Auto, aber da er keinen Schlüssel für Morties Wohnung hatte, konnte er nicht runter und sie holen. Er goss Jenny etwas Wasser ein und half ihr beim Trinken. Während er mit ihr auf dem Sofa saß, ging er im Kopf die Optionen durch, die er hatte. Ob es wohl was bringen würde, wenn er, wie Sam bei ihrem „ersten“ gemeinsamen Fall in Jericho, einen falschen Notruf zu machen? Wahrscheinlich nicht. In Truro gab es sicherlich mehr Polizisten als in Jericho und aus der Zelle käme Sam selbst dann nicht raus, wenn die Polizeistation verlassen wäre.

„Din, Ni Pa-pa!“

„Ich weiß Kleines. Ich will deinen Papa auch wieder haben.“ Warum konnte er nicht einen plötzlichen Geistesblitz bekommen? In Gedanken ließ Dean seine Fälle mit Sam Revue passieren, in der Hoffnung eine Idee aufzuschnappen, die ihm weiter helfen würde. Plötzlich ging der Fernseher an. Er blickte zu Jenny, die die Fernbedienung entdeckt hatte.

„Eine von der Homeland Security durchgeführte Umfrage ergab, dass fast fünf Jahre nach dem Anschlag auf das World Trade Center über 60% aller Amerikaner Angst vor einen erneuten Anschlag haben. Nach einer kurzen Werbepause zeigen wir Ihnen das Interview mit Heimatschutzminister Michael B. Chertoff. Im Blickpunkt: Schärfere Sicherheitskontrollen am Flughafen“, sagte die Fernsehmoderatorin. Dean nahm Jenny die Fernbedienung aus der Hand und schaltete den Fernseher wieder aus.

„Ich brauche Ruhe zum Nachdenken“, sagte er zu der Kleinen. Nachdem er eben die Sendung gehört hatte, fiel ihm wieder der Fall mit dem Dämon im Flugzeug ein. Damals hatte Sam Dean überredet sich als Beamter der Homeland Security auszugeben. Sam sah heiß aus in Anzügen. Sam – Homeland Security – 60% aller Amerikaner haben Angst vor einem Anschlag. So langsam entwickelte sich in Deans Kopf eine Idee. Er nahm Jenny auf den Arm und gab ihr einen dicken Kuss auf die Wange.

„Du bist die Beste, Jenny. Das ist die Lösung!“ Zum ersten Mal, seit er erfahren hatte, was mit Sam passiert war, fühlte er sich etwas hoffnungsvoll und das nur, weil er dadurch, dass sein und Sams kleiner Wonneknubbel den Fernseher angestellt hatte, einen Einfall gehabt hatte. Natürlich würde seine Idee ein wenig Vorbereitung brauchen und er war auf die Hilfe von Mortimer und Lea angewiesen, aber es könnte klappen. Jetzt musste er nur noch warten, bis Mortie mit ihr zurück war.
 

„Stell dich nicht so an. Natürlich werden wir ihm helfen“, hörte Dean Leas Stimme, als sie mit Mortie die Wohnung betrat. Die beiden kamen direkt ins Wohnzimmer.

„Hey Dean! Mortie hat mir unterwegs alles erzählt und ich verspreche dir, dass wir dir helfen werden wie wir nur können. Oh, ist das Jenny?“ Sie setzte sich neben den Winchester aufs Sofa. Mortie war ein wenig eifersüchtig, dass Lea so nett zu Dean war und blieb gegenüber der beiden stehen und beobachtete sie misstrauisch.

„Ja, dass ist Sams Tochter. Sag hi zu Lea, Jenny!“

„La, Pa-pa?“ Das kleine Mädchen schien zu hoffen, dass die Frau vor ihr, ihr ihren Vater zurück bringen würde.

„Nein, tut mir leid Schätzchen. Ich hab deinen Papa nicht.“ Sie streichelte ihr durchs Haar und sah Dean mitfühlend an.

„Ich habe meinen Kumpel vom FBI nach deinem Bruder gefragt und er meinte, dass offiziell niemand an dem Fall arbeitet. Er meinte Burrell, einer aus der Chefetage, hätte den Fall auf Eis gelegt, als du “gestorben“ bist.“

„Und wieso hat dann ein FBI Agent Sam festgenommen?“ Plötzlich ging ein schrecklicher Gedanke durch Deans Kopf. Was, wenn dieser FBI Agent gar kein FBI Agent war sondern ein Dämon? Aus irgendeinem Grund, den wohl nur ihr Dad wirklich wusste, schienen Dämonen ja ein besonderes Interesse an ihrer Familie zu haben. Nein, das konnte eigentlich nicht sein. Wenn der FBI Type ein Dämon wäre, dann wäre er gar nicht ins Haus gekommen.

„Hey Mortie, denkst du, dein Kumpel beim FBI könnte was über einen Special Agent Henriksen raus kriegen?“

„Ja, bestimmt. Aber erst morgen. Er ist jetzt nicht mehr im Büro.“ Dean musste ja nicht unbedingt wissen, dass sein FBI Kumpel beim FBI lediglich die Post verteilte. Dean nickte.

„Was machen wir jetzt wegen Sam? Hast du schon eine Idee?“

„Ja, passt mal auf. Ich habe mir Folgendes gedacht …“
 

Langsam reichte es ihm. Es war jetzt schon fast Mitternacht und er saß noch immer hier in dieser Zelle. Henriksen hatte ihn immer wieder nach Dean gefragt, aber Sam hatte geschwiegen. Das wiederholte Verhör war nicht das Problem, sondern die Tatsache, dass es ziemlich heiß in der Zelle war und Henriksen angeordnet hatte, ihm nichts zu trinken zu geben. Für wen hielt sich dieser Henriksen überhaupt? Für einen verkappten CIA Agenten von Guantanamo? Er war mittlerweile ziemlich durstig und sauer. Wo blieb Dean? Sein Bruder hatte ihm doch versprochen ihn hier raus zu holen. Er ließ sich frustriert auf der harten Pritsche nieder und seufzte. Benjamin trat kurz darauf zu ihm. Sam tat ihm leid. Er hatte mitbekommen, weswegen er verhaftet wurde und nichts von dem rechtfertigte es in seinen Augen, dass Sam so behandelt wurde. Henriksen war vor ein paar Minuten in sein Motel gefahren, um ein paar Stunden zu schlafen. Er würde am nächsten Morgen wieder kommen und dann noch mal mit Sam reden.

„Hey Winchester, haben Sie Durst?“ Er reichte Sam eine Flasche Wasser durch die Gitterstäbe. Sam stand auf und nahm die Flasche entgegen.

„Danke“, sagte er leise und nahm gierig die ersten Schlucke. Da Benjamin immer noch vor seiner Zelle stand fragte Sam:

„Sagen Sie, Sie haben nicht zufällig meinen Haftbefehl gesehen?“ Benjamin konnte darauf nicht antworten. Er hatte in der Tat keinen Haftbefehl für Samuel Winchester zu Gesicht gekriegt, aber was konnte er gegen das FBI schon tun?

„Schlafen sie, das schont Reserven“, sagte der Polizist, nachdem Sam ihm die leere Flasche zurück gegeben hatte. Schlafen, das war leichter gesagt als getan. Die Pritsche war hart und außerdem etwas zu kurz für ihn. Außerdem hatte er Angst, dass Dean sein Versprechen nicht halten würde. Dafür gab er sich mental eine Ohrfeige. So was durfte er nicht denken. Dean hatte noch nie ein Versprechen gebrochen. Sam konnte ihm vertrauen. Er versuchte eine einigermaßen bequeme Position auf der Pritsche zu finden und schloss die Augen. Doch der Schlaf wollte nicht kommen. Wie auch, bei dem was ihm alles im Kopf rum ging. Wenn er Angst hatte war Dean immer da gewesen, um ihn zu beruhigen und zu helfen. Erst gegen halb fünf fiel er in einen unruhigen Schlaf und auch nur, weil er sich vorstellte, dass Dean neben ihm liegen und ihn in seinen Armen halten würde.
 

„Sie wollen mir also immer noch nicht sagen, wo Ihr Bruder ist?“, fragte Henriksen Sam am nächsten Morgen ein letztes Mal.

„Rede ich chinesisch? Er ist tot!“

„Gut, wie Sie wollen. Dann bleiben Sie eben weiterhin in Ihrer gemütlichen Zelle. Ich werde mir jetzt Ihr Häuschen vornehmen. Ich bin optimistisch, dass ich dort einen Hinweis auf Ihren Bruder finden werde. Wir sehen uns.“ Er verließ den Verhörraum. Vor der Tür warteten bereits einige Polizisten, mit denen er gleich das Haus, in dem er Sam festgenommen hatte, auf den Kopf stellen würde. Benjamin brachte derweil Sam zurück in die Zelle.

„Hey, haben Sie den Durchsuchungsbefehl gesehen?“, fragte Sam ihn. Dieser zuckte nur mit den Schultern. Ihm kam das alles sehr merkwürdig vor, daher hatte er gestern Nacht gleich eine Anfrage ans FBI geschickt, aber bis jetzt noch keine Rückmeldung erhalten.

„Also nicht.“ Sam setzte sich wieder auf die Pritsche. ~Verdammt Dean, wo bleibst du?~

Die Polizisten und Henriksen gingen hinaus und stiegen in ihre Wagen.

„So, ich denke das war der FBI Agent“, sagte ein Mann im schwarzen Anzug, als Henriksen in seinen Wagen gestiegen war. Zusammen mit einer Kollegin betrat er das Polizeigebäude. Sie gingen zu einem Schreibtisch, an dem ein junger und wahrscheinlich noch unerfahrener Officer, Benjamin, saß. Er blickte von seinem Papierkram auf, als er die beiden in schwarz gekleideten Personen erblickte.

“Ich bin Agent Fillmore von der Homeland Security und das ist meine Partnerin Agent Tyler.“ Die beiden präsentierten dem Officer ihre Dienstmarken.

„Was kann ich für Sie tun?“, fragte der Officer sie.

„Wir sind hier wegen Samuel Winchester“, sagte Agent Tyler.

„Muss ja ´ne ziemliche Kanallie sein, wenn sich FBI und Homeland Security für ihn interessieren.“

„Sie haben ja keine Ahnung. Wir haben den Auftrag ihn sofort nach Washington zu überführen“, sagte Fillmore.

„Aber dieser Typ vom FBI meinte, dass er ihn später nach Boston bringen würde.“ Benjamin war sichtlich verwirrt.

„Hohlen Sie doch bitte Ihren Vorgesetzten“, forderte Fillmore ihn auf.

„Okay“, sagte der Officer und ging in ein größeres Büro den Gang runter. Fillmore und Tyler tauschten leicht nervöse Blicke aus. Der Officer kam mit seinem Chef zurück.

„Sie sind von der Homeland Security? Dürfte ich Ihre Ausweise sehen.“ Die beiden holten erneut ihre Dienstausweise hervor. Der ältere Polizist nickte.

„Was liegt gegen diesen Samuel Winchester vor, dass sich die Homeland Security für ihn interessiert?“

„Er ist ein Schläfer, Lt. Polk“, sagte Tyler.

„Ein Schläfer?“

„Ja, er ist ein zu den Taliban übergelaufener amerikanischer Terrorrist. In Palo Alto gab es im letzten November ein Feuer, aber es war kein Unfall, sondern ein Testlauf für eine selbstgebaute Brandbombe“, sagte Fillmore. Die beiden Polizisten sahen besorgt drein.

„Wir sind ihm schon eine ganze Weile auf der Spur und gestern erhielten wir einen anonymen Hinweis von einem Mann, der gesehen hat, dass Winchester eine Menge Kartons mit Thermit in ein Haus getragen hat“, sagte Tyler.

„Thermit, damit …“, begann Lt. Polk.

„Genau, damit baut man Elektron-Thermit-Stabbrandbomben“, vollendete sie seinen Gedankengang.

„Großer Gott“, sagte Benjamin.

„Es ist äußerst wichtig, dass wir ihn nach Washington bringen, wo sich unsere Verhörspezialisten mit ihm beschäftigen werden. Wir müssen raus kriegen, was sein Ziel war und ob es eventuell noch Hintermänner gibt, die seinen Plan fortsetzen wollen“, sagte Fillmore.

„Was ist mit dem FBI?“, fragte der Officer.

„Es geht hier um die nationale Sicherheit. Was immer ihm vom FBI zur Last gelegt wird, ist nicht so wichtig, wie dass wir einen möglichen Anschlag verhindern“, sagte Tyler. Lt. Polk überlegte kurz. Er überblickte nicht wirklich welche Behörde die höhere Befugnisgewalt inne hatte, aber was hatte dieser unhöfliche FBI Agent gesagt? Beihilfe zur Vertuschung einer Straftat und Kreditkartenbetrug? Für ihn wog da ein möglicher Anschlag wesentlich schwerer.

„Gut, folgen Sie mir. Winchester ist hinten in einer Zelle.“ Die Agenten von der Homeland Security folgten dem dienstälteren Polizisten und dem Officer. An den Zellen angekommen, gingen die beiden Polizisten in die Zelle und legten einem überrascht drein blickenden Sam Handschellen an.

„So Freundchen. Du hast ausgespielt. Du wirst keine Brandbomben mehr legen“, sagte Benjamin. Er konnte nicht glauben, dass er sich gestern auch noch von Sam hatte einwickeln lassen. Er hatte ihm wirklich geglaubt, als er seine Unschuld beteuerte. Benjamin hatte sogar das FBI angeschrieben, da es ihm auch komisch vorkam, dass Henriksen keinen Haftbefehl für Sam oder einen Durchsuchungsbefehl für das Ferienhaus vorgelegt hatte. Okay, vielleicht hatte Winchester die Dinge, die ihm das FBI zur Last legten nicht getan, aber dafür anscheinend etwas noch viel Schlimmeres.

„Du hast eine Reise nach Washington gewonnen und die netten Leute von der Homeland Security werden dich begleiten und dafür sorgen, dass du sobald keine frische Luft mehr atmen wirst“, sagte der ältere Polizist. Sam verstand nur Bahnhof.

„Was für eine Brandbombe? Das muss ein Missverständnis sein“, sagte Sam.

„Erzähl das später unserem Vorgesetzten Dean Van Halen“, sagte die Frau und zwinkerte ihm unauffällig zu. Sam ging ein Licht auf und entspannte sich. Dean hatte Wort gehalten und war dabei ihn hier raus zu holen.

„Abmarsch Winchester“, sagte Fillmore. Wenige Minuten später waren sie an dem schwarzen SUV angekommen. Der ältere Polizist hatte sie hinaus begleitet. Während Tyler sich neben Sam auf den Rücksitz setzte, verabschiedete sich ihr Kollege bei dem Polizisten und bedankte sich für seine Kooperation.

„Die Sicherheit unseres Landes steht bei mir an oberster Stelle.“

„Sie sind ein guter und pflichtbewusster Beamter. Wenn Ihnen das FBI Probleme macht, keine Sorge unsere Behörde wird sich mit dem FBI auseinander setzen.“

„Okay.“ Die beiden Männer schüttelten einander die Hand. Benjamin kam zu ihnen und übergab dem Agenten noch ein Kuvert mit Sams persönlichen Sachen. Fillmore bedankte sich bei ihm und dann stieg er in den Wagen. Kurz darauf fuhren sie davon.

„Könnte mir jetzt vielleicht jemand erklären was los ist? Wer sind Sie?“, fragte Sam.

„Mein Name ist Lea Greene und das ist Mortie Davis. Ihr Bruder hat uns als Kavallerie los geschickt um Sie zu retten.“

„Sie sind Mortie? Ich habe schon viel von Ihnen gehört und Sie Lea, Sie haben Dean geholfen den Acheri zu bannen, nicht wahr?“ Lea nickte.

„Nur Gutes hoffe ich“, sagte Mortie.

„Wie man es nimmt“, meinte Sam.

Als sie die Stadtgrenze hinter sich hatten, nahm Lea Sam die Handschellen ab und Mortie und sie begannen damit Sam abwechselnd von Deans Plan zu erzählen. Dieser hörte gespannt zu.

„Dean ist gar nicht so dumm wie er aussieht“, sagte Mortie.

„Mortie, das ist unhöflich“, mahnte Lea ihn.

„Okay, dann beschränke ich mich halt aufs Wesentliche.“ Er erzählte Sam, wie Dean auf die Idee gekommen war, dass Lea und er sich als Agenten der Homeland Security ausgeben und Sam als Terrorist denunzieren sollten. Dean selber konnte an der Operation nicht teilnehmen, da er hätte erkannt werden können. Lea ergänzte dann zu der Geschichte wie Dean los gegangen war, um für sie und Mortie falsche Dienstausweise herzustellen und wie Mortie diesen SUV organisiert hatte. Sie hatten dann eine Weile vor dem Präsidium auf der Lauer gelegen und gewartet, bis der FBI Agent mit einigen uniformierten Beamten weg gefahren war, ehe sie dann ihre, in Morties Augen oscarreife Inszenierung gestartet hatten. Als Sam nun auf dem neusten Stand war, fragte er:

„Und wo fahren wir jetzt hin? Wo sind Dean und Jenny?“

„Dean und die schreiende Pupsmaschine harren in meiner Wohnung aus und genau da fahren wir jetzt hin“, antwortete Mortie.

„Hat er meine Tochter gerade schreiende Pupsmaschine genannt?“

„Yap, aber nehmen Sie es ihm nicht übel. Er hat es nicht so mit kleinen Kindern und Jenny hat Sie sehr vermisst und daher war es nicht gerade ruhig in Morties Wohnung.“

„Besonders nicht als Dean los ist, um im Copy-Shop die falschen Ausweise herzustellen.“

„Dean hat Jenny mit Mortie allein gelassen?“ Nach allem was Dean ihm über Mortie erzählt hatte, war er nicht gerade der Typ Mensch, dem man sein Kind anvertraute und dies stand Sam auch deutlich ins Gesicht geschrieben.

„Hallo!? Ich sitze hier, du kannst mich direkt fragen“, meckerte Mortie.

„Aber zum Glück war ich ja auch da und so haben wir das Kind dann eigentlich noch ganz gut geschaukelt“, versuchte Lea Sam zu beruhigen.

„Und es geht meiner Kleinen gut, ja?“

„Ja. Es geht ihr gut. Sie ist wirklich ein aufgewecktes kleines Mädchen. Sie scheint die Gabe zu haben Gefühle zu reflektieren. Sie war fast genau so aufgewühlt und nervös wie Dean, aber wenn sie beide zusammen waren, konnten sie sich irgendwie beide gegenseitig etwas beruhigen.“

„Jenny ist…was Besonderes“, sagte Sam und lächelte leicht.

„Sagen das nicht alle Eltern über ihre Kinder?“, meinte Mortie.

„Oh, ich bin sicher, deine Eltern hätten dich am liebsten gegen einen süßen Welpen eingetauscht als sie deine hässliche Visage das erste Mal gesehen haben“, sagte Lea, aber Sam konnte heraus hören, dass sie das neckisch meinte.

„Miststück“, sagte Mortie.

„Blödsack“, konterte die Frau. Sam lächelte. Die beiden waren fast wie Dean und er.

„Seid ihr zusammen oder so?“, fragte er die beiden.

„Das hätte er wohl gerne“, meinet Lea. Sie mochte Mortie gern, nur wusste sie noch nicht so recht, ob er das zwischen ihnen ernst meinte oder sie nur ins Bett kriegen wollte, daher ihre flapsige Äußerung.

„Gott bewahre“, sagte Mortie, war jedoch ein bisschen verletzt, dass Lea ihre noch sehr frische bzw. noch in den Startlöchern stehende Beziehung anscheinend anders sah als er.

Sams Lächeln wurde breiter. Die beiden passten zusammen wie die Faust aufs Auge, nur ob die beiden das auch wussten, dass war eine andere Frage.
 

„Da wären wir. Trautes Heim Glück allein. Dein Loverboy ist wahrscheinlich in der Küche“, sagte Mortie zu Sam, als er ihm die Tür zu seiner Wohnung geöffnet hatte. Die drei betraten die Wohnung. Wie von Mortie vorausgesagt war Dean in der Küche und tigerte mit einer Tasse Kaffee in der Hand nervös durch den Raum. Genau so hatte Sam ihn sich vorgestellt. Ganz der besorgte große Bruder und doch so viel mehr. Der jüngere Winchester lächelte.

„Hey“, sagte er und blieb lässig im Türrahmen stehen. Dean sah ihn an.

„Selber hey.“ Nicht mehr und nicht weniger. Keine stürmische, sehnsüchtige Umarmung. Kein kitschiges in die Arme laufen, nur ein schlichtes, einfaches ausgetauschtes `hey´ zwischen den beiden. Lea und Mortie blieben im Flur hinter Sam stehen, während Dean die Tasse abstellte und dann langsam zur Tür hinüber ging.

„Die beiden haben mir alles erzählt. Ich bin beeindruckt. Ist der Plan allein auf deinem Mist gewachsen?“, fragte Sam den Älteren. Dean lächelte leicht.

„So ziemlich. Ich dachte mir, entweder das, oder ich schick dir einen Kuchen mit einer Feile drin, aber da du ja kein großer Kuchen-Fan bist wäre das wohl nicht so gut mhph …“ Sam hatte ihn nicht ausreden lassen, sondern hatte ihn geküsst. Mit Nachdruck, Dankbarkeit und Leidenschaft. Nach dem Kuss sagte Sam:

„Du weißt auch nicht, wenn es angebracht ist den Mund zu halten oder?“ Dean zog Sam ganz nah an sich heran und legte eine Hand an Sams Hüfte und die andere in seinen Nacken.

„Mhm, jetzt?!“ Er beugte sich vor und küsste Sam und der Kuss sagte einfach alles, was Dean aus Abneigung vor einem weiteren Chickflick Moment nicht über die Lippen brachte.
 

Everything I can't be

Is everything you should be

And that's why i need you here

Everything I can't be

Is everything you should be

And that's why i need you here

So hear this now
 

~Ich liebe dich! Ich werde immer für dich da sein! Ich werde dich nie im Stich lassen! Du kannst dich immer auf mich verlassen! Ich will dich nicht verlieren! Ich will nicht ohne dich sein! Ich werde nicht zulassen, dass dich mir jemand weg nimmt! Ich pass auf dich auf! Ich lass dich nie wieder los! Ich will dich!~
 

Come home

Come home

Cause I've been waiting for you

For so long

For so long

And right now there's a war between the vanities

But all I see is you and me

The fight for you is all I've ever known

So come home
 

Mortie sah die beiden an und in seinem Blick zeichnete sich sowohl Irritation als auch Faszination ab. Lea rollte mit den Augen und zog ihn mit sich zum SUV, um den Winchesters ihre Privatsphäre zu gönnen.

„Wir fahren schon mal Dean. Wir sehen uns dann später in dem Restaurant, in dem wir gestern Abend gegessen haben“, rief sie dem Mann zu. Dean hob die Hand und winkte ihr kurz zu, als Zeichen, dass er verstanden hatte, ohne dabei von Sam abzulassen. Sie hatten noch lange nicht genug Wiedersehen gefeiert.

Reden ist gar nicht so schlimm

Verwendeter Song:

GREEN EYES – Coldplay

Snow Patrol - Just say yes

Jesse McCartney - Beautiful Soul
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Kaum waren Lea und Mortie verschwunden, da taumelten die beiden Winchesters eng umschlungen durch das Wohnzimmer in die Richtung von Morties Schlafzimmer. Mitten im Raum hielt Sam plötzlich inne.

„Warte Dean. Wo ist Jenny?“ Er konnte nicht mit Dean ins Bett steigen, ohne sich zu vergewissern, dass es seiner Tochter gut ging. Sein Partner lächelte ihn zärtlich an, nahm ihn bei der Hand und führte ihn in einen kleinen Raum, der so ähnlich aussah wie ein Arbeitszimmer. Rechts an der Wand stand eine umgedrehte Couch und Jenny lag schlafend darauf wie in einem Kinderbettchen.

„Kurz bevor ihr ankamt, habe ich sie für ihr Mittagsschläfchen hingelegt.“ Sam ließ Deans Hand los, kniete sich neben das Sofa und streichelte Jenny sanft übers Haar und dann über die Wange. Erleichtert lächelte er, gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn und stand dann wieder auf. Er legte seine Hände auf Deans Schulter und sah ihm in die Augen.

„Schlafzimmer?“, fragte er den Älteren dann und schmunzelte leicht. Dean bekam sein Lächeln gar nicht mehr aus dem Gesicht.

„Gleich nebenan Sammy.“ Kurz darauf waren sie in Morties Schlafzimmer verschwunden. Mortie, obwohl Single, hatte ein traumhaft großes California King Size Bett, mit der idealen Matratzenstärke und superweichen Laken. Eigentlich die perfekte Spielwiese für jedes Paar.

„Eigentlich eine riesen Verschwendung, wenn man bedenkt, dass das Bett nur von Mortie und seiner rechten Hand genutzt wird“, meinte Dean, als er mit Sam auf dem Bett lag.

„Willst du jetzt wirklich über das nicht vorhandene Sexualleben von Mortie reden?“

„Nein, eigentlich hatte ich was anderes im Sinn.“ Die beiden küssten sich wieder. Als Sam sich aufsetzte, um sich sein T-Shirt auszuziehen, gähnte Dean.

„Langweile ich dich etwa“, fragte Sam leicht beleidigt.

„Nein, nein, nein! Das verstehst du falsch. Ich hab nur letzte Nacht kaum ein Auge zugemacht. Jenny konnte nicht schlafen. Ich hab sie immer wieder beruhigt und hingelegt, aber sie hat nur geschlafen, wenn ich sie mit zu mir ins Bett genommen habe und dann hatte ich Angst, dass ich sie zerquetsche oder sie aus dem Bett fällt, wenn ich einschlafe, also bin ich immer wieder hochgeschreckt und daher ein bisschen müde.“ Von den Sorgen, die er sich um Sam gemacht hatte, wollte Dean gar nicht erst anfangen.

„Gott sei Dank“, sagte Sam und sank wieder in die Kissen.

„Was?“, fragte Dean etwas verwirrt.

„Naja, ich meine Gott sei Dank, dass ich nicht der Einzige bin, der müde ist. Die harte Pritsche in der Zelle hat nämlich auch nicht gerade zu süßen Träumen eingeladen.“

„Hm … was hältst du davon, wenn wir einfach nur ein bisschen schlafen?“

„Gott ja, unglaublich gerne.“ Er zog sich seine Jeans aus, während Dean sich ebenfalls seiner Oberbekleidung entledigte.

„Komm her Sammy“, sagte Dean, der einladend auf dem Bett lag. Sam schmiegte sich an ihn und der kleinere Winchester legte seine Arme um ihn. Der Jüngere hob noch einmal den Kopf und gab Dean einen kleinen Kuss.

„Schlaf gut Dean“, sagte er und kuschelte sich an ihn.

„Träum schön, Prinzessin“, neckte der Ältere ihn. Das Letzte, was er spürte, bevor er wegdriftete, war Sam, der ihn in die Seite knuffte und „Idiot“ murmelte.
 

Mittlerweile war Henriksen erfolglos und dem entsprechend frustriert von der Hausdurchsuchung zurückgekehrt. Das ganze Ferienhaus war leer. Nicht ein Kleidungsstück, dass auf die Winchesters hinwies. Nicht mal ´ne Zahnbürste. Das Kinderbettchen machte ihn kurz etwas stutzig, aber mittlerweile war er sich, was das Baby anging nicht mehr so sicher, da er ja nur einen Kinderwagen gesehen hatte. Das Kinderbett könnte zum Equipment dazugehören, schließlich war das laut Aussage der Polizisten, die ihn begleiteten ein Ferienhaus und sicher wohnten hier auch mal Familien mit Babys oder kleinen Kindern. Die Vermieter hatten sich noch immer nicht auf dem Revier gemeldet, aber während sie in der Küche des Ferienhauses waren, hatten sie eine ältere Frau im Nachbargarten gesehen und so war Henriksen in Begleitung eines Polizisten hinüber gegangen. Er wusste nicht was er erwartete, aber alles was, das Ehepaar aussagte, schien Hand und Fuß zu haben. Sie hatten das Ferienhaus einem Sam Winchester vermietet. Er wäre mit einem Taxi angekommen und überall hin zu Fuß gegangen. Von Dean Winchester hatten sie weder etwas gesehen noch gehört. Genauso wenig wie von dem Baby und dem Impala nach dem Henriksen sie gefragt hatte. Sam hätte bar bezahlt und sie hätten nicht mitbekommen, dass er irgendwann mal mit einer gefälschten Kreditkarte bezahlt habe. Der Polizist sagte, dass sein Großonkel manchmal mit Mr. Harris zum Angel gehen würde und er für die Ehrlichkeit der beiden seine Hand ins Feuer legen würde und Henriksen glaubte ihm und dem Ehepaar, nur passte das nicht zu der Aussage diverser Leute, inklusive des Postboten, dass man Sam und Dean Winchester zusammen gesehen hätte. Mrs. Harris hatte gesagt, dass sie sich nicht um die Belange ihrer Mieter kümmern würden, solange die nur bezahlten und das Ferienhaus im guten Zustand zurückließen. Wahrscheinlich hatten die beiden die Winchesters deswegen nie zusammen gesehen. Aber es stellte sich noch immer die Frage, wo Dean war. Er würde Sam noch ein Mal verhören. Er betrat die Polizeistation. Als er Sam nicht mehr in seiner Zelle vorfand, ging er direkt in Lt. Polks Büro.

„Wo ist Winchester?“

„Schreien Sie hier nicht so rum.“

„Polk, wo ist er?“

„Henderson, ich mag zwar etwas älter sein als Sie, aber ich bin nicht schwerhörig.“

„Mein Name ist Henriksen, und wenn Sie mir nicht gleich verraten, wo Sam Winchester ist, dann lasse ich Sie wegen Behinderung der Justiz verhaften.“

„Und von wem lassen Sie mich verhaften? Von meinen eigenen Männern? Wohl kaum.“

„Als FBI Agent bin ich befugt …“

„Oh nein, Sie sind hier ganz sicher nicht befugt.“ Er schob Henriksen ein Fax zu, das Benjamin ihm vor einigen Minuten reingereicht hatte. Victor sah ungläubig auf das Blatt Papier. Scheiße, er war aufgeflogen. Dieser Benjamin hatte sich bei seiner FBI-Zentrale in Boston über ihn erkundigt und jetzt war für Henriksen mit Sicherheit die Kacke am dampfen.

„Wie wir diesem Schriftstück entnehmen können, ist Ihr kleiner Machttrip oder was auch immer Sie hier abgezogen haben zu Ende und Ihre Anwesenheit in Ihrer Zentrale dringend erforderlich. Gute Heimfahrt Henriksen und ich hoffe, dass das FBI, falls es in meiner Stadt jemals wieder erforderlich sein sollte, einen anderen Agenten schicken wird.“

„Aber was ist mit Winchester?“

„Fragen Sie Ihren Vorgesetzten. Mir wurde gesagt, dass er darüber in Kenntnis gesetzt wurde“, erklärte Lt. Polk.

„Was meinen Sie damit“, verlangte Henriksen zu wissen.

„Wie gesagt, fragen Sie Ihren Chef und jetzt verlassen Sie auf der Stelle mein Büro und meine Stadt, bevor ich Sie wegen Belästigung und Amtsanmaßung verhaften lasse und glauben Sie mir, meine Jungs würden Sie zu gern hinter Gittern sehen.“

Wutentbrannt stürmte Henriksen aus der Polizeistation. Während er mit seinem Wagen zu seinem Motel fuhr, bekam er einen Anruf von Burrell.

„Henriksen, wenn sich Ihr Arsch nicht spätestens morgen früh in meinem Büro einfindet, dann kann ich für nichts mehr garantieren.“

„Sir, ich …“

„Ich will nichts hören Henriksen. Je eher Sie hier sind desto besser. Ich hab Sie gewarnt, aber Sie wollten ja nicht hören. Was Sie sich geleistet haben war unter aller Sau. Wenn Sie in mein Büro kommen, können Sie sich Ihre Versetzungspapiere abholen. Ich habe da auch schon ein lauschiges Plätzchen für Sie ausgesucht. Es gibt da eine freie Stelle für Sie in Omaha, da passiert so gut wie nie etwas. Da landen die ganzen Nieten und Sie gehören ab Morgen auch dazu. Ich hätte Sie ja nach Alaska geschickt, aber die in Anchorage brauchen zurzeit niemanden.“

„Kommen Sie, Sie wollen mich, einen Ihrer besten Männer tatsächlich nach Nebraska schicken?“

„Halten Sie die Klappe Henriksen. Es ist alles gesagt. Sie holen sich Ihre Papiere ab und fangen Ihren Dienst in Omaha an, und wenn Sie Glück haben, wird hier in ein paar Jahren wieder eine Stelle für Sie frei.“ Mit diesen Worten legte Burrell auf.

„Verdammt, verdammt, verdammt!“ Er hatte nur einen Fehler gemacht und dafür wurde er jetzt nach Nebraska, mitten im Nirgendwo, versetzt. Wenn er gewusst hätte, wie schnell er wieder an den Winchesters dran sein würde, hätte er sicher anders reagiert.
 

Sie schlenderten zusammen durch Boston Public Garden, Leas Lieblingspark in Boston. Hier kam sie immer hin, wenn sie mal richtig durchatmen wollte. Oft beobachtete sie die Schwanenboote und relaxte. Sie hatte Mortie bei ihrem dritten Date, nach einem gemeinsamen Mittagessen hier her gebracht. Date. Konnte man es wirklich so nennen, in Anbetracht der Tatsache, dass Mortie Sams Frage, ob sie zusammen waren mit „Gott bewahre“ beantwortet hatte. Dabei war es doch eigentlich ziemlich gut zwischen ihnen gelaufen. Nachdem sie nach der Acheri-Sache zusammen einen Kaffee trinken waren, hatten sie sich täglich getroffen. Sie verstanden sich überraschend gut. Mortie war nicht wirklich so dämlich, wie sie anfangs geglaubt hatte. Sie hatten also seit jenem Tag jeden Tag Zeit miteinander verbracht, doch zu einem Kuss war es bis jetzt noch nicht gekommen. Eigentlich hatte Lea erwartet, dass sie Mortie mit einem Stock würde abwehren müssen, doch der verhielt sich ihr gegenüber ja schon fast wie ein Mönch, von ein paar ziemlich sexistischen, aber auch irgendwie witzigen Sprüchen mal abgesehen. Lea war es nicht gewohnt den ersten Schritt zu machen, aber bei Mortie schien es notwendig zu sein. Aber lohnte es sich überhaupt? Dem Mann schien der Gedanke mit ihr zusammen zu sein ja geradezu zu wider zu sein. Sie musste jetzt Gewissheit haben. Sie hatte keine Lust und keine Zeit, ihre Zeit mit Mortie zu verschwenden, wenn das eh zu nichts führen würde. Sie setzten sich auf eine Bank.

„Wir müssen reden“, sagte sie.

„Wenn Frauen das sagen bedeutet das nie was Gutes.“ Er hatte es ja geahnt. Jetzt würde sie ihm sagen, dass sie ihn für einen totalen Versager hielt und es besser wäre, wenn sie sich nicht mehr sehen würden. Er hatte wirklich Pech. Diesmal empfand er wirklich was für die Frau, mit der er ausging und es ging ihm nicht nur um Sex, aber es war ja klar, dass, wenn er mal dabei war, sich zu verlieben und ernsthaft gewillt war eine richtige, ernsthafte Beziehung einzugehen, die Frau mit der es das tun wollte sich nicht für ihn interessierte.
 

I don't want another pretty face,

I don't want just anyone to hold,

I don't want my love to go to waste,

I want you and your beautiful soul.

You're the one I want to chase,

you're the one I want to hold,

I won't let another minute go to waste,

I want you and your beautiful soul
 

“Ihr heterosexuellen Männer seid so bescheuert. Warum denkt ihr immer, dass reden etwas Schlechtes wäre? Ich wette Dean hat kein Problem mit Sam über Dinge zu reden.“

„Bei der Wette halte ich aber so was von dagegen.“

„Ist ja auch egal. Jedenfalls ist es nichts Schlechtes, worüber ich reden will. Nur eine kleine Frage und du bist erlöst.“

„Okay!? Schieß los.“

“Hast du es ernst gemeint als du auf Sams Frage, ob wir zusammen wären mit „Gott bewahre“ geantwortet hast?“

„Hast du es ernst gemeint, dass ich davon nur träumen könnte?“

„Beantworte gefälligst meine Frage nicht mit einer Gegenfrage.“

„Super und was soll ich dir bitte auf deine Frage antworten?“

„Wie wär’s mit der Wahrheit, Dummbeutel?“

„Musst du mich ständig beleidigen?“

„Wenn du so dämliche Fragen stellst, ja.“

„Okay, du willst die Wahrheit hören?“ Super, jetzt musste er ja mit der Sprache rausrücken.

„Ja, ich dachte schon du würdest es gar nicht mehr begreifen.“

„Die Wahrheit ist, dass ich mit dir zusammen sein will. So richtig, aber als du gesagt hast, dass ich davon nur träumen könnte, war mir klar, dass du das nicht willst.“

„Was? Das stimmt doch gar nicht. Ich … ich hab das nur gesagt, weil ich nicht wusste, woran ich bei dir bin. Ich meine, werde ich nur eine weitere Kerbe in deinem Bettpfosten oder willst du was Ernstes.“

„Die Frage habe ich ja wohl gerade eben mehr als eindeutig beantwortet.“

„Du willst also mit mir zusammen sein?“

„Ja, wenn du es auch willst.“ ~Bitte sag ja~, schoss es Mortie durch den Kopf.
 

Just say yes

Just say there's nothing holding you back

It's not a test

Nor a trick of the mind

Only love
 

“Ich kann nicht glauben, dass du das immer noch infrage stellst.”

„Lea, kannst du nicht einfach mit ja oder nein antworten?“

„Ich glaube, ich habe da eine bessere Idee.“ Sanft und zaghaft presste sie ihre Lippen auf seine. Die Antwort war klar und deutlich und Mortie lehnte sich in den Kuss und intensivierte ihn. Reden war vielleicht doch nicht immer was Schlechtes.
 

Sam war nun schon eine Weile wach und betrachtete den neben ihm noch schlafenden Dean. Mit Bedauern stellte der Jüngere jedoch fest, dass sein Bruder keineswegs selig schlummerte, sondern unruhig da lag und irgendwas murmelte, was Sam nicht verstand. Er beugte sich zu seinem Gesicht, um besser hören zu können, was Dean von sich gab. Er verstand nicht den genauen Wortlaut, aber aus den Satzfetzen – Sammy; tut mir leid; alles meine Schuld; besser auf dich aufpassen- konnte er sich denken, was schon wieder in dem verqueren Kopf seines manchmal einfach nur dämlichen Bruders vor sich ging. Der gab sich nämlich mal wieder für das, was passiert ist, die Schuld. Sam wusste manchmal nicht, wie er mit Dean umgehen sollte, aber eins war klar: er würde nicht zulassen, dass Dean sich deswegen fertigmachte. Wenn er selbst nicht Dean die Schuld gab, dann sollte dieser es erst recht nicht tun. Es ließ sich wohl nicht vermeiden, dass es mal wieder Zeit war, für eines von Dean so geliebten Gesprächen. Sam seufzte, dann hinterließ er einen federleichten Kuss auf Deans Stirn und hauchte ein:

„Ich liebe dich, mein kleiner Idiot“, ehe er aufstand, um eine erfrischende Dusche zu nehmen. Er wollte den „Gefängnismief“ loswerden. Er sah nach Jenny, die jedoch wie Dean noch schlief. Schnell fand er das Badezimmer. Nach der Dusche tapste er nur mit einem Handtuch um die Hüften durch Morties Schlafzimmer, auf der Suche nach seinen Klamotten, die Dean hoffentlich nicht unten im Impala gelassen hatte. Von dem Rascheln von Taschen und Klamotten aufgeweckt setzte Dean sich auf und gähnte herzhaft. Sam drehte sich zu ihm um.

„Hey, sorry. Ich wollte dich nicht wecken.“

„Nicht schlimm. Warum hast du mich eigentlich nicht eher geweckt, dann hätten wir zusammen duschen können.“

„Du musst jeden Schlaf nehmen, den du kriegen kannst, alter Mann,“ scherzte Sam. Die Wahrheit war jedoch, dass er sich darüber klar werden wollte, was er Dean sagen sollte.

Kaum hatte er es ausgesprochen, da traf ihn postwendend ein Kissen am Kopf.

„Ich gebe dir gleich alter Mann. Deine Klamotten sind übrigens in dem Zimmer, in dem Jenny schläft“, verriet er seinem Kleinen dann.

„Na dann kann ich hier ja lange suchen.“

„Geh dich anziehen und hab ein Auge auf Jenny. Ich geh jetzt auch erst mal duschen.“

„Okay Dean.“ Sam ging in Richtung Tür, doch dann drehte er sich noch ein Mal um, sah einen doch noch recht müden Dean mit verstrubbeltem Haar aus dem Bett steigen und konnte nicht anders. Mit ein paar schnellen Schritten war er wieder bei ihm und gab ihm einen leidenschaftlichen Kuss. Als er sich wieder von ihm löste, sah Dean ihn perplex an.

„Wofür war das denn jetzt?“

„Hm, ich glaube, das willst du nicht wissen. Hat was mit dem „bösen“ s-Wort zu tun.“ Sam lächelte und verschwand aus dem Zimmer. Als Dean gecheckt hatte, was Sam meinte, rief er ihm laut hinterher:

„Sam, ich bin nicht süß!!!!!!!!!!!“ Dann schnappte er sich ein paar saubere Sachen und ging ins Badezimmer. Als frisch geduscht und angezogen ins Wohnzimmer trat saß Sam mit Jenny auf dem Schoß und las ihr aus dem Gute Nacht Cape Cod Bilderbuch vor.

„Es ist schön euch zu sehen Wale und Walbeobachter“, hörte Dean Sam sagen. Der ältere Winchester musste grinsen, als er sich daran erinnerte wie er den Plüschwal, den Arschgesicht-Jeff Jenny geschenkt hatte mit einem grandiosen Dunking in der Mülltonne versenkt hatte, als er ihren letzten Hausmüll in Truro entsorgt hatte.

„Sie hat dich vermisst“, sagte Dean im Vorbeigehen. Sam hob den Kopf.

„Din!“, quiekte das kleine Mädchen fröhlich, sichtlich glücklich darüber ihre beiden Väter wieder bei sich zu haben.

„Ich komm gleich Kleines.“ Er verschwand im Schlafzimmer, um seine gebrauchte Boxershorts in die Tasche mit der Schmutzwäsche zu tun.

„Ich habe sie auch vermisst“, gab Sam zu als Dean sich schließlich neben ihn gesetzt hatte. Der Ältere sah Sam liebevoll an. Der Größere verlor sich geradezu in Dean wundervollen grünen Augen. Wieder einmal wurde ihm bewusst, dass er ohne Dean jetzt nicht hier wäre. Ohne ihn wäre er wahrscheinlich mit Jessica in seiner Wohnung in Palo Alto gestorben. Er hätte nie dieses kleine Mädchen in seinen Armen kennengelernt, für die er so viel Liebe empfand, obwohl er sie noch nicht mal ganz drei Monate kannte und er hätte sich nicht in Dean verliebt. Er war der Mensch der Sam wichtiger war als alles andere. Jessica in Ehren, aber seine Liebe zu Dean war das Intensivste, was er je gespürt hatte. Bei ihm konnte er er selbst sein. Es gab keine wirklichen Geheimnisse zwischen ihnen. Dean wusste, wer er war. Er wollte und konnte wahrscheinlich auch gar nicht mehr ohne ihn sein.
 

Honey you should know

That I could never go on

Without you
 

Green eyes
 

Honey you are the sea

Upon which I float

And I came here to talk

I think you should know
 

So sehr er Dean jetzt am liebsten geküsst hätte, um ihm zu zeigen was er ihm bedeutete, so musste er vorher jedoch noch mit ihm reden. Er setzte Jenny auf den Fußboden und sie stemmte sich sofort am Couchtisch hoch und wackelte los um ihre neue Umgebung zu erkunden. Dann wand er sich Dean zu.

„Dean, ich weiß du hasst so was, aber ich denke, wir sollten reden.“

„Sammy, muss das sein?“ Bei dem Anblick von Deans gequältem Gesichtsausdruck hätte Sam fast nachgegeben, aber es ging nicht. Selbst wenn es diesmal vielleicht von Deans Seite aus wirklich nicht nötig war zu reden, so musste Sam doch etwas loswerden.

„Ja, Dean, denn ich kann nicht zulassen, dass du dir wegen der Sache Vorwürfe machst und das hatte ich dir schon am Telefon gestern gesagt.“

„Sam, wenn ich darauf gedrängt hätte, dass wir weiter fahren, dann wäre das alles nicht passiert. Ich hätte mich als dein großer Bruder durchsetzen müssen.“ Sam nahm Deans Hand.

„Aber du bist nicht mehr nur mein großer Bruder. Du bist auch und vielleicht sogar vor allem, mein Partner und in dem Fall, da habe weder ich noch du alleine die Entscheidung getroffen zu bleiben. Okay, ich habe den Vorschlag gemacht, aber die Entscheidung, die haben wir zusammen als Paar getroffen.“

„Ja, das war echt ne tolle Entscheidung.“ Dean war aufgestanden.

„Dean …“ Sam war ebenfalls aufgestanden und hatte sich hinter ihn gestellt und seine Arme um die Hüften des Kleineren gelegt. Sein Kopf kam auf Deans Schulter zu liegen und er sprach leise weiter:

„Ja, es ist nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben, aber darum geht es nicht. Der Punkt ist, dass wir die Entscheidung gemeinsam getroffen haben und wir beide auch gleichermaßen die Schuld und die Konsequenzen tragen. Wir sind ein Paar, ein Team und ich will weder Entscheidungen für dich treffen, noch dass du Entscheidungen für mich triffst. Ich will, dass wir es gemeinsam tun und ich lass nicht zu, dass du dich bei einem Misserfolg fertig machst und alle Schuld auf dich nimmst.“

„Ich wünschte das wäre so einfach, aber ich hab fast mein ganzes Leben lang die Entscheidungen für dich getroffen und immer das getan, von dem ich dachte, dass es das Beste für dich wäre.“

„Ich weiß Dean.“ Er küsste ihn in den Nacken.

„Aber traust du mir nicht auch zu das zu tun, was für dich am Besten ist?“

„Schwer zu sagen, vor allem, weil ich nicht mal sicher bin, ob ich selber weiß, was am Besten für mich ist“, gab Dean zu.

„Ach Baby, das ist doch der Grund, warum du mich hast. Ich kenne dich besser als du dich selbst und du kennst mich besser als ich mich. Das ist der Grund, warum unsere Beziehung funktioniert und als Paar und Eltern sollten wir gemeinsam entscheiden, was das Beste für uns und Jenny ist.“

„Sag mal Sammy, hast du diese kleine Ansprache aus einem deiner Psychologieseminare?“

„Nein Dean, dass habe ich alles frei von der Seele weg gesagt, weil ich so unglaublich klug und weise bin.“ Der Ältere drehte sich zu Sam.

„Ist das so?“

„Yap und je eher du das akzeptierst, desto besser ist das für uns alle.“

„Na dann …“ Er lehnte sich Sam entgegen und dann vereinigten sich ihre Lippen zu einem innigen Kuss. Wie meistens, wenn sie sich küssten, blieb es nicht bei dem einen Kuss und so landeten sie ziemlich schnell auf der Couch.

„Dem Schöpfer sei Dank für deine Lippen. Ich könnte dich pausenlos küssen“, sagte Sam schwärmerisch. Sein Bruder lächelte.

„Tja Sammy, du bist vielleicht klug und weise, aber dafür hab ich’s beim Küssen einfach drauf. Ich bin sogar so gut, dass ich überlege, ein Buch darüber zu schreiben.“

„Wird das ein Roman oder ein Sachbuch?“, fragte Sam und lachte leicht amüsiert.

„Ein Sachbuch. Was hältst du von Folgendem: die Kunst des Zungenkusses – eine Enzyklopädie in drei Bänden.“

„Drei Bände?“

„Stimmt, mach vier draus, wenn ich all meine Tricks verrate.“

„Du Spinner.“ Sam nahm lächelnd wieder Deans Lippen in Beschlag. Kurz darauf schreckten sie auseinander, da sie es scheppern hörten. Sie drehten sich um und sahen, dass Jenny wie die Unschuld vom Lande vor einem CD-Ständer stand. Ganz offensichtlich hatte sie sich daran hochgezogen. Dabei war der Ständer wohl ins Schwanken geraten und die oberen CDs alle aus ihren Schlitzen gerutscht und zu Boden gefallen.

„Kind, du machst auch nur Blödsinn. Wie hat Carrie dich noch gleich genannt? Terrorkrümel, das trifft es“, sagte Dean.

„Sie verbringt eindeutig zu viel Zeit mit dir“, neckte Sam ihn.

„Sehr witzig Sammy.“

„Danke, ich fand mich auch extrem witzig.“

„Zum Glück hat keine der CDs sie getroffen.“

„Setz dich mit ihr aufs Sofa und lenk sie ab, während ich die CDs wieder einräume“, schlug Sam vor, und wenn der Jüngere aufräumen wollte, dann würde Dean ganz sicher nichts dagegen sagen. Sam war noch nicht lange mit dem Einräumen der CDs fertig, da sagte Dean, dass es bald Zeit wäre, zum Restaurant zu gehen und er schlug vor, dass sie vorher doch noch ein wenig spazieren gehen könnten. So könnte Sam wenigstens einen kleinen Eindruck von Boston bekommen, denn da sie in Boston für das FBI praktisch auf dem Präsentierteller saßen, würde aus ihrem Kurztrip nichts werden. Beide waren sich einig, dass sie gleich Morgen nach dem Frühstück in Richtung Kansas aufbrechen würden, um Missouri einen Besuch abzustatten. Sam war dankbar über Deans Vorschlag. Zusammen machten sie Jenny fertig und gingen dann los.

Gay-per-view

Anmerkung 1: Die Definition mit dem Two-Spirit habe ich von einer sehr schönen englischen Fanfiction übernommen. Es lässt sich aber auch auf Wikipedia was dazu finden, aber die Informationen dort weichen etwas von denen aus der englischen ff ab. Ich dachte, da Lea ja von den amerikanischen Ureinwohner abstammt, würde es gut in meine Geschichte passen, wenn sie das mit dem Two-Spirit erzählen würde.
 

Anmerkung 2: Das mit dem Gay per view ist auf meinem eigenen Mist gewachsen, da ich fand, dass es irgendwie lustig klang und ich den beiden einen groben Einblick in das geben kann, was man so alles gibt, ein Porno-Madley sozusagen und das ging irgendwie nur auf diese Art.
 

P. S.: Ihr könnt ja mal raten, wer ER ist.
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Als Sam und Dean mit Jenny bei dem Restaurant ankamen, warteten Lea und Mortie bereits an einem Tisch auf sie. Sie hatten sogar schon so einen Kinderstuhl für Jenny besorgt.

„Ihr seid spät dran. Habt ihr euch verlaufen?“, fragte Mortie.

„Nein. Es ist Sammys Schuld. Du weißt ja, wie Frauen sind, die brauchen immer so lange zum Nase pudern.“ Von Sam bekam er daraufhin einen Todesblick zugeworfen. Lea lachte.

„Wow, solche Sprüche bin ich sonst nur von Mortie gewöhnt.“

„Ja, die Zwei sind zwei primitive Höhlenmenschen“, sagte Sam.

„Mach dir nichts draus. Ich wette, Dean hat die ganze Zeit das Bad belegt, um sich um seine vollen Wimpern zu kümmern.“

„Nicht nötig, Darling. Ich bin naturschön“, kam es von Dean.

„So, Sam ist also die Frau in der Beziehung“, sagte Mortie feststellend.

„Gott, bist du hinterwäldlerisch. In einer homosexuellen Beziehung muss nicht immer einer von beiden die männliche bzw. weibliche Rolle einnehmen“, sagte Lea.

„Genau was ich immer sage“, stimmte Sam ihr zu.

„Mein Großvater hat mir erzählt, dass Stammesmitglieder, die sich zu Personen des gleichen Geschlechts hingezogen fühlten hoch angesehen waren. Sie waren oftmals Heiler oder Medizinmänner oder Wahrsager, weil ihnen wegen ihrer Besonderheit besondere spirituelle Fähigkeiten nachgesagt wurden und bevor die Europäer sich in diesem Land ausgebreitet haben und alle zum christlichen Glauben bekehrt haben, glaubten meine Vorfahren, dass sich in Homosexuellen oder Bisexuellen der Geist von Frau und Mann vereinigte und solche Stammesmitglieder wurden deswegen Two-Spirit genannt. Es kam vor, dass obwohl sie körperlich einem Geschlecht zugehörig waren, die Kleidung und/oder Geschlechtsrolle des anderen Geschlechtes übernahmen und Sex mit Leuten des eigenen Geschlechts hatten.“

„Okay, aber wenn ich das richtig verstanden habe, dann hat der, sagen wir mal, Two-Spirit Mann, ja doch die weibliche Rolle in der Beziehung“, meinte Mortie.

„Ja und nein. Es kam natürlich vor, dass ein Two-Spirit strikt in der Geschlechtsrolle des anderen Geschlechts blieb, aber in vielen Fällen ist es auch überliefert, dass sich nicht nur der Geist von Mann und Frau in einem Two-Spirit vereinigte, sondern diese Person auch die Eigenschaften beider Geschlechter innehatte. So waren sie in Kriegszeiten und während der Jagdsaison männlich und waren weiblich, wenn sie den Frauen bei Friedenszeiten halfen oder wenn sie vom Sommer zum Winterlager oder umgekehrt wechselten. Oftmals übernahmen sie auch die Mutterrolle bei Kindern von verwitweten Kriegern. Außerdem waren sie beim Sex sowohl aktiv als auch passiv.“

„Da hörst du es Dean. Wir sind beide Two-Spirits“, sagte Sam triumphierend.

„Ach ja, dann verrat mir mal, wann ich schon mal irgendwas Weibliches gemacht habe.“

„Wenn du dich um mich und Jenny kümmerst. Dean ist unglaublich mütterlich müsst ihr wissen. Wenn ich krank bin, pflegst du mich.“

„Das kann man ja wohl kaum als weiblich bezeichnen.“

„Also so offen meine Vorfahren Homosexualität gegenüber auch waren, so hatten sie doch ein ziemlich traditionelles Rollenverständnis und Kindererziehung und Krankenpflege waren Aufgaben der Frauen.“

„Aber Sam macht das doch auch, wenn es um mich geht.“

„Das ist es ja auch was er meinte, als er sagte, dass ihr beide Two-Spirits seid.“

„Das ist doch Mist. Sam ist viel weiblicher. Er putzt, er kocht, er räumt auf, will kuscheln. Ich könnte da noch jede Menge hinzufügen.“

„Wenn ich nicht mit dir kuscheln wollen würde, dann kämst du doch bettelnd angekrochen, weil du es liebst mit mir zu kuscheln“, protestierte Sam.

„Ihr müsst doch nicht streiten Jungs. Ich will ja nicht abstreiten, dass es eine gewisse Tendenz zu einem jeweiligen Geschlecht bei den Two-Spirits gab. Diese Tendenz fand sich meistens in der Kleidung wieder. Ein Two-Spirit Mann, der sich stärker mit seinem weiblichen Geist verbunden fühlte, trug weibliche Kleidung, dennoch begleitete er die Krieger auf die Jagd oder in den Krieg, war also nicht wirklich weniger männlich und wie gesagt, Two-Spirits nahmen im Bett oft sowohl manchmal den weiblichen als auch den männlichen Teil ein.“

„So, da hast du’s Dean und wehe du streitest das jetzt ab.“ Dean, der schon zu einem Widerspruch ansetzen wollte, brachte bei Sams Äußerung, die schon irgendwie wie eine Androhung von Sexentzug wirkte, kein Wort mehr raus. Sein Kleiner hatte ja auch recht. Die Kellnerin brachte die Speisekarte und nahm ihre Getränkebestellungen auf.

„Und was habt ihr so in meiner Wohnung gemacht?“, fragte Mortie, als er die Speisekarte las, und versuchte beiläufig zu klingen. Er hatte genug über Dean und Sams Sexleben gehört.

„Oh, nur das Übliche. Du weißt schon … heißen, animalischen Sex in deinem Bett“, sagte Dean und brach auch sofort in ein mitreißendes Gelächter aus, als er sah wie Morties Gesicht dabei war zu entgleisen.

„Urgh … bäh … in meinem Bett? So richtig …“

„Komm wieder runter Mortie. Dean verarscht dich nur“, sagte Lea grinsend.

„Ja, wir haben nur geschlafen“, versicherte Sam ihm.

„Und ein wenig auf der Couch rumgeknutscht“, fügte der Ältere wahrheitsgetreu hinzu. Nachdem dies geklärt war, gaben sie bei der Kellnerin ihre Bestellung auf. Da es ein Steak Haus war, gab es für die Erwachsenen verschiedene Steak-Varianten, aber es stellte sich als etwas schwierig heraus etwas für Jenny zu finden. Sam bestellte dann aber von den Beilagen ein kleines Schüsselchen mit Makkaroni mit Käse und ein Tellerchen mit Babymöhren. Während sie auf das Essen warteten und auch während des Essens unterhielten sich beide Parteien gut miteinander und Sam fühlte sich an seine Zeit in Stanford erinnert, wo er häufig mit Jess und einem befreundeten Paar zu einem Doppeldate gegangen war. Lea erzählte, dass sie nach dem Abschluss zwar wieder für ihren Stamm da sein wollte, so wie es der Wunsch ihres Großvaters war, sie sich aber nur schwer vorstellen konnte nach all ihren Jahren in Boston wieder in ihrem Reservat zu leben und wusste daher noch nicht so recht, wie sie sich ihre Zukunft ausmalte. Mortie erzählte stolz, wie er es mit Leas Unterstützung geschafft hatte seine Wohnung auf Vordermann zu bringen und auch (vorerst) mit dem Wetten aufgehört hatte. Schließlich berichtete er, dass er von seinem FBI-Informanten erfahren hatte, dass Henriksen unautorisiert an dem Winchester-Fall gearbeitet hätte und dass ihm wohl eine saftige Abmahnung, wenn nicht sogar eine Versetzung drohen würde, falls das raus käme.

„Dann kriegt er, was er verdient hat“, sagte Sam.

„Wie kannst du dir da so sicher sein?“, fragte Lea.

„Nun ja, einer von den Polizisten in Truro, der, den ihr beiden auch getroffen habt, dem kam es komisch vor, dass Henriksen mich verhaftet hat, ohne dass je einer von ihnen einen Haftbefehl für mich gesehen hätte und das gleiche galt auch für die Hausdurchsuchung. Ich denke, er hat sich beim FBI über Henriksen erkundigt.“

„Na dann stoßen wir doch mal auf diesen Polizisten an“, sagte Mortie. Den Rest des Abends sprachen sie über Deans und Sams Job. Besonders Lea interessierte sich sehr dafür. Irgendwie tat es den Brüdern gut mal über ihren Job mit anderen zu reden. Das Familiengeheimnis zu bewahren konnte manchmal sehr belastend sein. Nach dem Dessert, Dean hatte ein gigantisches Stück Käsekuchen, während sich Sam und Lea den Dessertteller teilten und von dem Jenny ein paar Früchte abbekam. Mortie hingegen hatte nur einen Espresso, da er kein Fan von Süßem war. Es stellte sich nun die Frage wer heute Nacht wo schlafen würde.

„Wie sieht´s aus Mortie, schläfst du bei dir auf der Couch?“, fragte Dean.

„Die ist doch viel zu kurz“, maulte Mortie.

„Macht es doch nicht so kompliziert. Ihr beiden schlaft mit Jenny in Morties Wohnung und Mortie kann bei mir übernachten. Meine Zimmergenossin geht zu einer Orgie im Erdgeschoß und nein, wir werden keinen Abstecher dorthin machen“, sagte Lea und nahm ihm somit den Wind aus den Segeln und das enthusiastische Lächeln verblich etwas.

„Du gönnst mir auch keinen Spaß“, maulte er.

„Wer sagt denn, dass wir zusammen keinen Spaß haben können“, sagte sie mit verführerischem Unterton in der Stimme. Mortie klappte die Kinnlade runter und Sam und Dean grinsten. Wenn Mortie nichts falsch machte, würde er heute Abend als glücklicher Mann einschlafen. Sie bezahlten die Rechnung, machten noch aus, dass Lea und Mortie am nächsten Morgen Frühstück besorgen würden und gingen dann getrennte Wege.
 

Nachdem sie wieder in Morties Wohnung waren, badeten sie die Kleine und brachten sie dann gemeinsam ins Bett. Die obligatorische Gute Nacht Geschichte durfte natürlich auch nicht fehlen. Jenny war sichtlich glücklich, dass ihre Väter wieder vereint waren. Eine Ansicht, die sie mit dem rothaarigen Engel gemeinsam hatte, die die Drei aus ihrem unsichtbar Modus heraus beobachtete. Anna lächelte. Neben ihr tauchte plötzlich ein Engel auf, der in die Hülle eines Mannes um die 50 geschlüpft war.

„Ich weiß nicht, wieso du lächelst. Die Beziehung die die beiden Männer haben ist nicht normal.“

„Gott liebt alle seine Kinder, Zachariah“, entgegnete sie ihm. Was wollte er eigentlich hier?

„Das stimmt. Dennoch ist es wider der Natur, da diese Beziehung keine Nachkommen mit sich bringt.“

„Gott hat die beiden erschaffen, damit sie sich finden und lieben können.“

„Gott hat ihn erschaffen und in diese Familie geführt“, er zeigte auf Dean „weil er auf ihn“, er deutete auf Sam „aufpassen und ihn aufziehen sollte, weil wir wussten, dass der Vater dazu nicht in der Lage sein würde bei dem Weg, den er nach dem Tod seiner Frau einschlug. Dean hat Sam soweit gebracht, bis er alt genug war um sie“, diesmal zeigte er auf Jenny „ zu zeugen. Wir brauchen sie. Du weißt, was ER mit Sam vorhat. Sie ist die einzige Möglichkeit IHN ein für alle Mal aus dem Weg zu räumen. Sie wird IHN töten können. Michael kann IHN nur bannen.“

„Aber warum verhindern wir nicht, dass ER sich Sam nimmt?“

„Du kennst doch den Plan.“

„Ja, aber …“

„Dann solltest du ihn auch nicht hinterfragen. ER wird Sam benutzen und dann wird sie IHN vernichten. Dafür wurden sie geboren.“

„Aber das ist doch Wahnsinn. Sie soll wirklich ihren Vater töten?“

„Nur dessen menschliche Hülle. Seine Seele aber ist unsterblich und unser Vater wird sich seiner Seele annehmen. Sie wird seinen Körper wahrscheinlich eh bereits verlassen haben, ehe sein Körper zerstört wird.“

„Und was wird aus Dean? Es wird ihn umbringen Sam zu verlieren.“

„Sollte das Kind den Kampf gegen IHN überleben, so wird Dean sich um sie kümmern. Es ist hart, aber er wird es verstehen. Du wirst es ihm, wenn es Zeit ist, erklären.“

„Und wann ist es soweit?“

„ER wird stärker und SEINE Anhänger werden weiterhin nach einem Weg suchen an das Mädchen heran zu kommen, sodass sie ihr Schicksal nicht erfüllen kann. Ich weiß nicht, wann es an der Zeit ist, aber solange wirst du das Kind beschützen, so wie es deine Aufgabe ist. Außerdem rate ich dir Abstand zu wahren. Wenn du Sympathien für die Winchesters entwickelst, dann könnte das den ganzen Plan gefährden.“

„Aber ER ist unser Bruder. Vielleicht ist es ein Zeichen, dass Michael ihn nur bannen kann. ER soll vielleicht nicht sterben. Ich meine, wenn es Vaters Wille wäre, warum hat er Michael dann nicht die Kraft gegeben IHN zu töten?“

„Vater ist Gott, Anna. Niemand vermag seine unergründlichen Ideen zu verstehen.“ Mit diesen Worten war Zachariah verschwunden. Der rothaarige Engel seufzte. Abstand wahren. Dafür war es bereits zu spät. Sie hatte ihre Schützlinge lieb gewonnen. Als Sam und Dean das Zimmer verließen, blieb Anna bei Jenny. Sie hatte bei den beiden Männern den inneren „Paarungstrieb“ gespürt, wie es die Engel bezeichneten, die sie auf ihre Mission auf der Erde vorbereitet hatten und dabei sollten die Zwei ungestört sein.
 

„Und was machen wir jetzt mit dem angefangenen Abend?“, fragte Sam den Älteren als sie sich nebeneinander auf dem Sofa niederließen. Dean räusperte sich.

„Weißt du noch, wie wir darüber gesprochen haben, dass wir vielleicht mal zusammen einenPornogucken?“ Die letzten Worte hatte er beim Sprechen fast verschluckt.

„Wie war das bitte? Hast du was von Pornos gesagt?“

„Ja, hab ich“, antwortete Dean leicht unsicher.

„Okay und wie kommst du da gerade jetzt drauf?“

„Naja, ich war gestern Abend ziemlich fertig wegen Jenny und der Sache mit dir und Lea meinte, Mortie sollte mich doch etwas aufheitern und die einzige Idee, die Mortie hatte war das Kabel vom Bezahlfernsehen seines schwulen Nachbarn anzuzapfen und fünf Minuten später konnte er an seinem Fernseher einen Sender, mit verschiedenen Kanälen auf denen verschiedene Genres von schwulen Pornos laufen, empfangen. So wie ich das verstanden hab, heißt das Gay per view.“

„Moment, soll das heißen, dass man als hetero Mann schwul wird, wenn man das guckt?“, fragte Sam lachend.

„Nein, ich denke dass soll eine witzige Anspielung auf Pay per view sein.“

„Mortie ist unglaublich. Jenny heult, ich sitz im Gefängnis und das Einzige, was ihm einfällt, um dich aufzuheitern, ist dir freien Zugang zu Pornos zu verschaffen.“

„Das Gleiche hat Lea auch gesagt. Nur weniger freundlich.“

„Das kann ich mir vorstellen.“

„Also was meinst du Sam … sollen wir den Weg ins Land des schwulen Porno gemeinsam wagen? Ich meine, vielleicht ist da wirklich was dabei was uns …inspirieren könnte.“ Er sah den Jüngeren abwartend an. Dieser schien wirklich darüber nachzudenken.

„Ja, warum nicht. Wenn Mortie sich schon extra die Mühe gemacht hat, dann sollten wir mal reinschnuppern.“

„Echt? Okay, dann werde ich mal den Fernseher einschalten.“ Dean war wirklich überrascht, dass Sam zugestimmt hatte. Wieder etwas, dass er nie von seinem Kleinen erwatet hätte. Nach ein paar Knopfdrücken auf der Fernbedienung erschien ein Menü auf dem Bildschirm, auf dem sämtliche Kanäle aufgelistet waren.

„Porn-3-D!? Wow, was es nicht alles gibt“, sagte Sam.

„Ja, aber leider haben wir keine 3-D-Brillen hier, Sammy. Sag mal, weißt du wofür die auf einem Pornosender einen Wassersport-Kanal haben?“

„Ich glaube, dass wollen wir beide uns auf keinen Fall ansehen.“

„Wieso? Woher weißt du eigentlich schon wieder was das ist und ich nicht?“

„Recherche und glaub mir, du willst wirklich nicht wissen, was das ist.“

„Okay, dann sagst du es mir eben nicht. Muss ich halt dumm sterben.“

„Du kannst dir sicher sein, dass du gut und gerne ohne diese Informationen wirst leben können, vertrau mir Dean.“

„Wenn du meinst. Also, womit wollen wir anfangen? Ich denke, es ist in unser beider Interesse, wenn wir den SM-Kanal gleich mal überspringen.“

„Auf jeden Fall.“ Schmerzen brachte schon ihr Job oft mit sich, da brauchten sie so was im Bett nicht auch noch. Aber für Bürohengste in gehobenen Positionen, war es sicher was Tolles, mal am anderen Ende zu sein und jemand anderes die Machposition zu überlassen. Jedem das seine, fand Sam.

„Lass uns doch mit dem Orgien-Kanal anfangen“, schlug Sam schließlich vor. Dean nickte und wählte den Kanal an. Sie saßen beide nebeneinander und blickten auf den Bildschirm. Beide konnten damit nicht wirklich was anfangen.

„Alter, da weiß man gar nicht, wo man zuerst hinsehen soll“, meinte Dean.

„Wenigstens benutzen die Kondome, soweit ich sehen konnte. Schalt mal weiter.“ Der Ältere ging zurück aufs Menü und wählte einen sogenannten Daddy-Kanal aus.

„Wäh, das ist ja … der Typ der ihn da bearbeitet ist doch bestimmt schon an die 60.“ Sam deutete auf das Bild, das sich ihnen nun bot.

„Wer ist dein Daddy?“, sagte der alte Mann laut während sein mindestens 25 Jahre jüngerer Partner sich einen abstöhnte.

„Ich denke mal er wird gut genug bezahlt, dafür, dass er Opa ran lässt“, sagte Dean.

„Meinst du der Kerl braucht schon Viagra?“

„Keine Ahnung, aber der Kleine ist entweder ein Freak, der auf Schrumpelschwänze steht oder ein verdammt guter Schauspieler.“

„Schrumpelschwänze? Komm Dean, mach das weg. Ich will gar nicht wissen, wie sein Gehänge aussieht, wenn es wieder schlaff ist.“

„So, soll das etwa heißen, dass wir keinen Sex mehr haben, wenn wir alt sind?“

„Nein Dean, natürlich werden wir auch noch Sex haben, wenn wir alt sind. Aber miteinander, das heißt, dass wir beide schrumpelig sein werden unten rum.“ Er gab Dean einen Kuss auf die Wange und lächelte.

„Super, das heißt also, dass du mich nicht gegen ein jüngeres Model eintauschen wirst.“

„Nein, wir haben uns lebenslänglich, schon vergessen? Mach mal den Bodybuilder-Kanal an“, schlug der Jüngere vor.

„Wo hat der Typ seinen Hals, Sammy?“ Zwei muskelbepackte Kerle waren in dem Film gerade zu Gange. Der eine lag auf dem Rücken und der andere, der Halslose, hatte sich die Füße seines Partners auf die Schulter gelegt.

„Verschwunden unter all der Schulter-und Nackenmuskulatur. Sag du mir mal lieber, warum der andere grunzt wie ein Schwein.“

„Kein Plan, aber irgendwen scheint es ja anzutörnen.“

„Mich nicht, vor allem weil ich kein Glatzen-Fan bin.“ Ihr nächster Versuch war ein Kanal bei dem es Paare mit Tätowierungen und Piercings miteinander trieben.

„Dean … hat der Typ da etwa …“

„Ich fürchte ja, Sammy. Oh Gott! Das muss doch wehgetan haben. Keine Angst, Dean Jr., ich lasse nicht zu, dass dir jemand so was antut.“

„Dean, redest du da gerade mit deinen Genitalien?“

„Halt die Klappe Sam. Man, irgendwo auf diesem Sender muss doch was Gescheites laufen.“

„Hey, die Stellung die die Muskelprotze hatten, wäre einen Versuch wert.“

„Auf keinen Fall Sam. Ich will weder deine noch irgendwelche anderen Füße auch nur in der Nähe meines Gesichts haben.“

„An den Füßen soll es aber einige erogene Zonen geben.“

„Egal, ich steh nicht auf Füße. Okay, in nuttigen High Heels sehen sie vielleicht nicht schlecht aus, aber ich will sie nicht anfassen.“

„Verstanden, du bist kein Fußfetischist.“

„Was ist wohl ein Twink, Sammy?“ Dean schaltete um.

„Scheiße Sam, die sind doch nie und nimmer volljährig.“

„Ich glaube darauf achten die bei der Produktionsfirma aber.“ Sam sah genau wie Dean auf die beiden blutjungen Darsteller, die sich gerade in der Hundestellung befanden.

„Ich bitte dich. Die haben doch noch nicht mal Körperbehaarung.“

„Vielleicht haben die sich die wegrasiert, damit sie jünger aussehen.“

„Okay, das kann sein. Moment, du meinst auch da unten?“

„Vielleicht gibt es da so was wie ein Pendant zum Bikiniwaxing.“

„Ah, nein. Noch mehr Schmerzen. So was Ähnliches hab ich mal bei Jackass gesehen.“

„Scheint wohl so, als ob es besser wäre, die Finger von schwulen Pornos zu lassen.“

„Willst du jetzt aufgeben? Wir haben ja noch nicht den Kamasutra-Kanal ausprobiert.“

„Dann schalt mal um.“ Diesmal hatten sie Glück. Das Paar war etwa in ihrem Alter. Beide hatten eine gesunde Portion Körperbehaarung und waren ansehnlich gebaut und bestückt (beim Riesen-Schwänze-Kanal hatten sie ein wenig Angst bekommen, auch wenn Dean der Meinung war, dass Sam schon fast mit da rein passen würde. Dieser jedoch fand, dass Dean maßlos übertrieb). Es gab also keinen offensichtlichen Grund sofort wieder wegzuschalten.

„Sollten wir das vielleicht mal ausprobieren?“, fragte Dean. Der eine der beiden Darsteller lag mehr oder weniger auf dem Rücken und hatte seine Beine hinter seinen Kopf gelegt, sodass sein Hintern nun etwas höher gelegen war, während sein Partner sich mit den Armen neben ihm abgestützt hatte von oben in liegestützartigen Bewegungen in ihn eindrang.

„Dean, ich glaube das sollten wir sein lassen. Wenn man da nicht gelenkig genug ist, kann man sich sicher ziemlich schnell das Rückrad brechen.“

„Gutes Argument.“ Sie sahen dem Paar weiter zu, wie sie einige Stellungswechsel machten. Das meiste davon hatten sie auch schon mal gemacht. Dean hatte bei der ganzen Pornorecherche, die sie gerade machten bereits festgestellt, dass er definitiv nicht auf Männer per se stand. Er fand Sam anziehend, doch war dessen Körper nicht unbedingt der Ausschlag gebende Teil dabei. Sein Wesen und ihre bereits vorhandene, enge Bindung zueinander waren der Hauptgrund, warum er sich zu Sam hingezogen fühlte. Das war bei Frauen nie der Fall gewesen. Mit Überraschung stellte Dean soeben fest, dass er sich in seinen Bruder verliebt hatte, lange bevor er auch körperlich auf ihn stand. Sams gutes Aussehen hatte dann aber sehr dazu beigetragen, dass er dann schließlich auch begann, sich physisch für Sam zu interessieren. Wer weiß, wenn Sam aussehen würde wie ein Waldschrat, würden sie jetzt vielleicht eine asexuelle Beziehung führen. Aber so war es nicht gekommen und mittlerweile hatte er das hingebungsvollste und erfüllenste Sexleben, dass Mann sich nur wünschen konnte und das Ganze auch noch mit der Person, die er über alle Maßen liebte. Dean sah zu Sam hinüber, der wie gebannt auf den Bildschirm zu sehen schien, aber irgendwie auch den Anschein machte als würde er durch ihn hindurchsehen. Dean folgte Sams Blick. Der größere der beiden Darsteller hatte gerade den Kleineren auf den Arm genommen und drang von unten in ihn ein. Die Stellung hatte sicher auch irgendeinen beknackten Namen, aber das war Dean herzlich egal. Ihn irritierte es, dass, der Beule in Sams Hose zufolge, es seinen Bruder anmachte, was er da sah. Fand sein Bruder die Typen etwa attraktiv? Eifersucht machte sich in Dean breit. Der Jüngere achtete jedoch gar nicht mehr auf das, was in dem Porno passierte. Er befasste sich mit dem, was gerade in seinem Kopfkino vorging. Er, wie er Dean hochhob und dieser umklammerte seine Hüften fest mit seinen unglaublich sexy O-Bein Schenkeln und hielt sich an Sams Schultern fest. Er gab Dean Halt mit starkem Handgriff an Po und Rücken, während er immer wieder in ihn stieß und sie beide in Ekstase versetzte. Sie beide waren sich so nah und Dean ließ endlich mal zu, dass Sam der Starke war, der ihnen beiden Halt gab. Er stellte sich vor wie Dean sich an seinem Hals entlang küssen würde. Der Gedanke an all das ließ ihn langsam hart werden und er gab ein leises Seufzen von sich, als ihm bewusst wurde, dass das wohl auf Ewig eine Phantasie bleiben würde. Dean hielt sich ja nicht mal an ihm fest, wenn sein Leben bzw. körperliche Gesundheit davon abhing, wie das Intermezzo mit dem Acheri gezeigt hatte.

„Sag mal Sammy, was wird das eigentlich, wenn es fertig ist?“, fragte Dean ihn im leicht gereizten Ton. Jetzt hatte sich Sam doch eben auch noch seine Hand in den Schritt gelegt und strich, ob bewusst oder unbewusst, über seine Latte, die er nicht mehr verstecken geschweige den verleugnen konnte.

„Mhm …Was?“ Der Jüngere schien wie aus einer Art Trance zu erwachen.

„Alter, merkst du noch was? Willst du, dass ich dich alleine lasse, während du dich an den Kerlen aufgeilst und dir einen von der Palme wedelst?“ Sam sah Dean mit großen Augen an. Warum war der bloß so sauer? Er konnte doch nicht wirklich glauben, dass er die beiden Darsteller auch nur ansatzweise anziehend fand. Da musste er dringend was richtig stellen, auch wenn ihm das wahrscheinlich wieder die Schamesröte ins Gesicht treiben würde.

„Dean, du verstehst das völlig falsch. Mich machen die beiden Männer nicht an. Du machst mich an. Ich habe mir vorgestellt, wie wir beide zusammen die Stellung da ausprobieren“, sagte Sam sanft und sah Dean mit warmen Augen an. Dean hatte keinen Zweifel daran, dass sein Kleiner die Wahrheit sagte.

„Oh“, kam es nur von dem Älteren. Sam hatte wirklich ´ne seltsame Art, an Pornos ranzugehen. Wenn er sich Pornos angesehen hatte, dann hatte er sich immer vorgestellt, wie er die Frauen aus den Filmen vernaschte, aber er hatte sich nie mit einer „realen“ Partnerin in eine Szene hinein gedacht. Lag wohl daran, dass er die Möglichkeit dazu nie hatte, schließlich hatte er bis auf Cassie nie ´ne wirkliche Freundin gehabt. Sein Bruder lächelte leicht. Dean beugte sich vor und gab ihm einen versöhnlichen Kuss. Plötzlich nahm Sam Deans Hand und legte sie auf seine noch in Jeans verpackte Erektion.

„Oh Dean! Spürst du das? Ich bin hart, nur wegen dir … nur für dich.“ Eine Sekunde später fanden sie sich in einem heißen, leidenschaftlichen Kuss wieder.

„Bett“, sagte Dean schließlich schwer atmend.

„Würde ich auch sagen“, stimmte der Jüngere ihm zu.
 

… Fortsetzung folgt!

Von ägyptischer Baumwolle und Cashmere

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Das Lippenpflegestift-Debakel

Nachdem geklärt war, dass die diesen Job machen würden, eigentlich sollte es ein Klacks sein, zumindest war es nicht gefährlich, da keiner von ihnen Geige spielte, teilten sie sich auf. Sam würde noch ein paar Recherchen machen und Dean alles für ihre Abfahrt fertigmachen. Sie gingen ins Wohnzimmer, wo Mortie und Lea mit Jenny spielten. Wie sich herausgestellt hatte, war Mortie ein Fan von James Bond Modelautos, von denen er einige in seiner Wohnzimmervitrine aufbewahrte. Er hatte ein paar davon herausgeholt und sie auf den Wohnzimmertisch gestellt. Das kleine Mädchen ließ die Autos freudig über den Tisch rollen, während Mortie was über die einzelnen Wagen sagte. Das registrierte sie zwar nicht, aber zumindest Lea schien ihm mit halbem Ohr zu zuhören. Aber es war ihm egal. Er befand sich beim Erzählen scheinbar in seiner eigenen Welt, sonst hätte er sicher nicht so peinlich Dinge ausgeplaudert.

„Das ist der Lotus Espirit aus "Der Spion, der mich liebte". Weißt du, was das Besondere an dem Wagen ist? Man kann damit an Land fahren und es auch zur Fortbewegung im Wasser benutzen. Natürlich geht das mit dem Modelauto nicht. Ich hab ihn mal in der Badewanne ausprobiert und er ist untergegangen.“ Er schreckte auf, als er die Winchester Brüder und Lea plötzlich lachen hörte.

„Das machst du also in deiner Freizeit, Mortie? Kein Wunder, dass die Schnecken nicht bei dir angebissen haben“, neckte Dean ihn. Lea kicherte, sagte dann aber ernst:

„Jetzt hat er ja mich und mich stört das nicht. Irgendwie ist es niedlich. Männer, die sich für etwas begeistern, machen mich total an.“

„Ich bin so was von begeisterungsfähig, Darling“, sagte Mortie enthusiastisch. Lea lächelte und küsste ihn stürmisch.

„Okay, stopp! Doch nicht vor der Kleinen“, sagte Sam und nahm seine Tochter auf den Arm.

„Stell dich nicht so an Sam. Euch zwei hat sie doch sicher auch schon mal knutschen gesehen“, sagte Lea.

„Wir sind ihre Eltern, das ist was anderes“, meinte Dean und der Jüngere nickte zustimmend.

Jenny streckte ihre Ärmchen in Richtung der Autos.

„Na gut, spiel noch ein bisschen mit Onkel Mortie und den Autos. Papa muss eh noch was recherchieren.“ Sam gab ihr einen Kuss auf die Wange und ließ sie schweren Herzens wieder runter. Am liebsten hätte er sie ja für den Rest des Tages geknuddelt, aber da er ja den Fall aufgetan hatte, musste er auch die Vorarbeit dafür leisten und dabei wäre Jenny bloß eine Ablenkung. Sofort tapste sie zurück zum Wohnzimmertisch. Dean betrachtete das Ganze mit gemischten Gefühlen. Es gefiel ihm irgendwie gar nicht, dass ausgerechnet der verspackte Mortie seiner kleinen Sabberschnute was über Autos erzählte. Das wäre wenn überhaupt, dann doch wohl sein Job. Sam sah das leicht griesgrämige Gesicht seines Partners und lächelte. Er wusste, was ihn beschäftigte. Er nahm Deans Hand und streichelte sie leicht.

„Er erzählt doch eher mehr was von James Bond. Das, worauf es bei Autos wirklich ankommt, wird sie von dir lernen, weil du ihr Dean bist und keiner das besser kann“, flüsterte er ihm ins Ohr und gab Dean dann einen sanften Kuss. Sams liebevolle Worte besserten die Stimmung des älteren Winchesters sofort. Er warf noch einen Blick auf Jenny und die beiden Erwachsenen und zog Sam dann in Morties Arbeitszimmer. Er musste ihn jetzt einfach küssen und zwar richtig. Kaum hatte er die Tür hinter ihnen geschlossen, da eroberten seine Lippen auch schon die des Größeren, der sich nun, da sie nicht mehr in unmittelbarer Hörweite waren, ohne Scham gehen lassen konnte. Er drückte sich Dean entgegen und plünderte gnadenlos dessen Mundhöhle, während er obszöne kleine Geräusche von sich gab. So liebte Dean seinen Sammy. Enthusiastisch und leicht hemmungslos. Mit Begeisterung erwiderte er Sams Kuss. Es war einer der erotischsten, nicht in Sex mündenden Küsse, die beide je erlebt hatten und nach etwas mehr als fünf Minuten, als die Sache langsam drohte in mehr auszuarten, stoppte Sam das Ganze, denn Sex, wenn Lea und Mortie gleich den Flur runter waren, dazu war er nun dann doch noch nicht bereit. Dean schien das ähnlich zu gehen, denn er machte keinen enttäuschten Eindruck als Sam den Kuss löste.

„Ich sollte jetzt recherchieren. Ist mein Laptop hier oder im Impala?“

„Dein Laptop steht da drüben neben Jennys Wickeltasche. Ich werde dann wohl auch mal anfangen ihre Sachen zusammenzupacken.“ Fast gleichzeitig griffen sie nach Wickel- bzw. Laptoptasche und dabei berührten sich ihre Hände. Der Funke sprang erneut über und beide fielen für einen weiteren Kuss übereinander her. Diesmal war es Dean, der den Kuss unterbrach. Sam schnappte sich schnell seinen Laptop. Was waren sie heute Morgen aber auch beide mannstoll. Vielleicht hätten sie sich nicht diesen verdammt leckeren Schoko-Zimt-Muffin teilen sollen. Sam glaubte, mal etwas darüber gelesen zu haben, dass beides aphrodisierend wirken sollte.
 

Mit seinem Laptop begab er sich zurück in die Küche. Er stellte jedoch fest, dass sein Akku leer war. Sanft tätschelte er seinen Laptop und flüsterte leise:

„Armer Lappi. Dean hat dich verhungern lassen, aber keine Sorge, ich werde dich sofort wieder mit Strom versorgen.“ Er schloss das Kabel an und stand auf, um eine Steckdose zu suchen, als er Lea grinsend im Türrahmen stehen sah.

„Ähm, sag mal wie lange stehst du da schon?“, fragte Sam ein wenig peinlich berührt.

„Armer Lappi?“, mehr bekam sie nicht raus vor Lachen.

„Ich schwöre dir, wenn du Dean nicht geholfen hättest die Kinder und mich vor dem Acheri zu retten und ich dich nicht so einschätzen würde, dass du ein Geheimnis für dich behalten kannst, dann würde ich dich jetzt töten.“

„Keine Bange Sam, dein schmutziges, kleines Geheimnis ist bei mir sicher aufgehoben.“

„Gut, denn ich bin mir sicher, dass Dean mich für den Rest meines Lebens damit aufziehen würde, wenn er davon wüsste.“

„Das glaube ich gerne. Wenn du ´ne freie Steckdose suchst, da neben der Mikrowelle ist eine.“

„Danke“, sagte Sam und steckte den Stecker ein, um seinem Laptop wieder Leben einzuhauchen.

„Sag mal, was ist das für ein Fall, über den ihr da eben geredet habt? Ist es gefährlich?“

„Nein, nur eine verfluchte Geige. Das ist nicht gefährlich. Wahrscheinlich nur etwas tricky, wenn es darum geht, an sie ran zu kommen, aber das kriegen wir schon hin.“

„Darf ich frage, was ihr mit Jenny macht?“

„Einer von uns bleibt bei ihr und passt auf sie auf und der andere arbeitet aktiv an dem Fall. So genau habe ich das noch nicht mit Dean besprochen. Ich muss jetzt auch erstmal ein paar Dinge checken und ein paar Adressen raus kriegen.“

„Okay. Sag Bescheid, wenn ich dir irgendwie helfen kann.“ Lea wollte gerade die Küche verlassen, als Sam sie zurückhielt.

„Lea, ich … danke. Für alles. Wenn ich oder Dean irgendwas für dich tun können, dann sag es. Wir stehen echt in deiner Schuld dafür, dass du uns jetzt schon zweimal geholfen hast. Dass gleiche gilt für Mortie, aber sag es ihm nicht, weil er sonst wahrscheinlich abhebt, und sich wie ein Angeber benimmt. Du weißt, wie er ist.“

„Ich mag dich und deinen …“ Lea überlegte, ob sie Bruder oder Freund sagen sollte, entschied sich dann aber für: „Dean und glaub mir, wenn ich jemals ein Monster in meinem Schrank finden sollte, dann seid ihr die Ersten, die ich anrufe.“

„Das ist eine gute Idee. Hast du unsere Nummern?“

„Ja, Dean hat sie mir gegeben. Ich werde dich jetzt mal in Ruhe recherchieren lassen und nachsehen ob Mortie Jenny schon in ein Bond-Girl verwandelt hat.“ Sam nickte. Lea lächelte und ging zurück ins Wohnzimmer.
 

Eine halbe Stunde später kam Dean zu ihm in die Küche.

„Ich bin soweit fertig. Ich muss nur noch alles wieder im Impala verstauen. Hat mein kleines Master-Mind neue Erkenntnisse gewonnen?“ Sam lächelte und zog Dean in einen leidenschaftlichen Kuss.

„Okay, dass du total auf mich abfährst, ist jetzt nichts Neues. Ich bin nun mal ein unwiderstehlicher Kerl.“ Sam schob den Stuhl neben sich zurück und signalisierte dem Älteren damit, dass er sich setzen sollte.

„Hey, Mortie geht gleich noch mal Kaffee holen. Wollt ihr auch was?“, fragte Lea, die den Kopf durch die Küchentür gesteckt hatte.

„Ja. Das Gleiche wie zum Frühstück“, sagte Dean mit einem charmanten und dankbaren Lächeln. Lea nickte und sagte dann Mortie Bescheid.

„Also, was hast du?“

„Das Privatmuseum in Connecticut ist Pleite gegangen und Light hat die Geige auf einer Auktion ersteigert.“

„Will ich wissen für wie viel?“, fragte Dean, der sich daran erinnerte, dass Sam was von an die 1 Million erzählt hatte.

„Da es eine Zwangsversteigerung war, hat er sie ziemlich günstig gekriegt. Er musste nur 278.970 Dollar dafür hinlegen.“

„Ach, das sind ja Peanuts“, sagte Dean sarkastisch.

„Ist aber auch egal. Ich habe gerade das digitale Telefonbuch von Philadelphia durchstöbert und die Adresse von Light heraus gekriegt.“

„Sehr gut, das ist doch schon mal ein Anfang. Dafür hast du dir einen Kuss verdient.“ Dean wusste nicht, was heute mit ihm los war. Irgendwie war er heute noch süchtiger nach Sams Küssen als sonst und seinem Bruder schien es genau so zu gehen. Sam kraulte noch eine Weile seinen Nacken, als sie sich voneinander gelöst hatten.

„Wir müssen uns jetzt nur noch überlegen, wie wir an die Geige kommen“, sagte Sam.

„Ich würde sagen, wir fahren hin, bequatschen die trauernde Familie, kriegen raus, wo die Geige aufbewahrt wird, und mopsen sie. Job erledigt.“

„Bei dir klingt alles immer so einfach.“

„Ja, weil ich umwerfend bin.“ Wieder küssten sie sich.

„Allerdings muss einer von uns da wohl zeitweise alleine ran, da jemand auf Jenny aufpassen muss“, sagte Sam.

„Wieso? Wir geben uns als Antiquitätenhändlerpärchen mit Kind aus, die an der Geige interessiert sind. Wer weiß, vielleicht wollen sie die olle Fiedel eh loswerden nach der Tragödie mit ihrem Enkel. Behalt mal im Hinterkopf, dass wir Jenny verbieten Geigenstunden zu nehmen.“

„Antiquitätenhändlerpärchen? Dean, wir haben keine Ahnung von Antiquitäten.“

„Sammy, du weißt genug über diese Todesvioline und mit meinem gesunden Halbwissen und ein paar geekiger Eingebungen von dir werden wir das Kind schon schaukeln.“

„Ich liebe deinen Optimismus Dean.“

„Nur meinen Optimismus?“

„Nein, eigentlich liebe ich das Gesamtpaket.“ Dean war nicht überrascht, dass Sams Lippen wieder auf seinen landeten.

„Dann lass uns gleich noch den Kaffee trinken und dann aufbrechen“, schlug Sam vor, als sie nach einigen Minuten wieder schwer atmend voneinander abließen.

„Okay, dann können wir bis heute Abend in Philadelphia sein. Hey Sammy, kann ich mal an deinen Laptop?“

„Will ich wissen, was du nachschauen willst?“

„Es ist nichts Anrüchiges. Ich will nur mal recherchieren, wo es das beste Philly cheesesteak gibt, denn ich gedenke mir heute eins als Abendessen zu genehmigen.“

„Du bist und bleibst ein Fresssack, Dean.“

„Ja, ja, ja. Immer das Gleiche. Also kann ich an den Laptop?“

„Tu dir keinen Zwang an. Ich sehe mal, was unsere Tochter macht.“

„Als ich eben durchs Wohnzimmer gegangen bin, hat sie einen Aston Martin ´nen Abhang runter gejagt. Das hat Mortie nicht gerade gefallen, aber solche Modelautos halten einiges aus und können ruhig mal vom Couchtisch fallen.“

„Sie hat doch nichts kaputt gemacht oder?“

„Nein Sam, der Aston Martin ist ganz geblieben. Es ist immerhin ein Bond-Auto.“

„Wenn du James Bond wärst, wäre dein Impala das Bond Auto, Baby.“

„Aber so was von. Das Arsenal von Q hab ich alle mal im Kofferraum.“ Er schenkte Sam ein strahlendes Lächeln und tippte dann fröhlich ein paar Worte in die Suchleiste der Suchmaschine.

„Pa-pa!“, begrüßte Jenny ihren Vater. Der jüngere Winchester setzte sich neben sie und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Hey Kleines! Hast du dir schon ein Lieblingsauto ausgeguckt?“ Die Kleine griff nach dem Aston Martin aus „Der Hauch des Todes“, das einzige schwarze Auto, das auf dem Tisch stand. Scheinbar identifizierte Jenny damit den Impala. Sam war wieder einmal erstaunt über seine Tochter und fragte sich, ob das normal war oder Jenny wirklich überdurchschnittlich intelligent war.

„Din!“, sagte das Mädchen. Lea und Sam lächelten.

„Ja, Dean fährt auch ein schwarzes Auto.“ Eine Woge von Stolz überkam den jungen Vater und er küsste und kitzelte seinen Wonneknubbel. Dean kam von dem Gegiggel magisch angezogen ins Wohnzimmer hinüber.

„Hey, habt ihr wieder Spaß ohne mich?“

„Du kannst gerne dazu stoßen. Hast du jetzt dein perfektes Philly cheesesteak gefunden?“

„Ich bin noch unentschlossen. Scheinbar gibt es da einen Philly cheesesteak Battle zwischen Pat's und Geno's Steaks. Sie haben beide ihre Stände an der Passyunk Avenue in der Nähe der Ninth Street mitten im Herzen von South Philly.“

„Ach Baby, dein Magen wird schon die richtige Entscheidung treffen.“ Sam tätschelte Deans, trotz des vielen Essens, überraschend flachen Bauch.

„Ich könnte natürlich bei beiden Ständen eins kaufen und dann vergleichen. Vielleicht gebe ich dir ja sogar was von dem ab, das schlechter schmeckt.“

„Wie großzügig von dir, Dean.“ Sam rollte mit den Augen, etwas das Jenny sehr zu amüsieren schien, wenn man ihrem fröhlichen Lachen Glauben schenken durfte. Lea fand das Gespräch der beiden auch sehr witzig und stieg in Jennys Lachen mit ein.
 

Kurz darauf kam Mortie mit dem Kaffee zurück.

„Habt ihr Lachgas geschnüffelt?“

„Nein, aber Kinderlachen ist einfach ansteckend“, sagte Lea.

„Dann will ich auch ne Portion davon.“ Er verteilte den Kaffee.

„Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“, fragte Sam ihn.

„Ich musste ewig lang anstehen, weil gerade eben als ich rein kam, eine brillenschlangige Aushilfe mit Zahnspange die Arbeit aufgenommen hatte und alles in Zeitlupe erledigt hat. Lange wird die ihren Job nicht behalten. Fünf Leute, die hinter mir standen, sind wieder gegangen“, erklärte Mortie.

„Mein Gott, Mortie. Jeder hat mal klein angefangen“, sagte Lea.

„Da hab ich ja auch nichts gegen. Sie kann von mir aus üben, wenn der Laden geschlossen hat, aber nicht am Sonntagmittag, wenn die ganzen Partygänger wach und auf der Suche nach Koffein sind.“

„Einen Ausbilder wie Mortie kann man sich doch nur wünschen“, sagte Dean. Ehe irgendjemand hätte reagieren können, war Jenny mit ziemlicher Wucht mit einem der Autos gegen Mortis Kaffeebecher, den dieser auf dem Couchtisch abgestellt hatte, gefahren und die noch ziemlich heiße Brühe verteilte sich auf Morties Füßen, die in Flip-Flops steckten. Eine Tirade von Flüchen entkam Morties Lippen, während Jenny ein wenig schuldbewusst dreinblickte, Lea versuchte ihn ins Bad zu bringen, Sam sich pausenlos entschuldigte und Dean sich nur mit Mühe ein Lachen verkneifen konnte.

„Kinder sind ein absoluter Risikofaktor“, sagte Mortie stöhnend, während Lea kaltes Wasser in das Duschbecken laufen ließ.

„Es tut mir so leid“, sagte Sam.

„Schon gut! Jenny hat das nicht ja nicht mit Absicht gemacht“, entgegnete Mortie dem das Dauerentschuldigen des jüngeren Winchesters so langsam auf den Sack ging.

„Stell deine Füße darein. Ich hol dir noch ein paar Eiswürfel, aber ich denke ich kann dir jetzt schon sagen, dass du kein Hauttransplantat benötigen wirst“, sagte Lea. Sie gab ihrem Freund einen kurzen Kuss auf die Wange und verschwand dann in Richtung Küche. Kurz darauf kam Dean ins Bad.

„Ich hab den Kaffee aufgewischt. Sam, hast du ein Auge auf Jenny? Ich wollte schon mal ein paar Sachen zum Impala bringen.“

„Okay, Dean.“ Der Ältere nickte und ging dann in Morties Arbeitszimmer, um ein paar Taschen zu holen.

„Es tut mir wirklich leid“, sagte Sam noch einmal und ging dann ins Wohnzimmer, um auf Jenny aufzupassen.
 

Eine halbe Stunde später saß Mortie auf der Couch. Seine mit Brandsalbe bestrichenen Füße lagen ausgestreckt auf dem Tisch. Sam hatte die Bond Autos zurück in die Vitrine gestellt. Von Lea hatten sie sich bereist verabschiedet. Sie musste noch was fürs College machen. Vorher hatte sie sich aber noch Jenny geschnappt und ihr Zöpfe geflochten, was Sam niedlich fand und Dean mit einem irritierten Augenrollen abtat. Jetzt hatte Sam seine Tochter aufbruchsfertig gemacht und Dean kam gerade wieder hoch, nachdem er Jennys restlichen Kram verstaut hatte. Er trank den Rest seines mittlerweile kalten Kaffees aus.

„Ich denke, wir sollten langsam los“, meinte Dean. Sam nickte und ging in die Küche, um seinen Laptop zusammenzupacken.

„Hey Dean, Lea hat gesagt, ihr wollt nach Philadelphia?“

„Ja, wir müssen eine verfluchte Geige aus dem Verkehr ziehen. Warum fragst du?“

„Ich hab da einen Bekannten, der ein Motel führt. Wenn ihr sagt, dass ihr mich kennt, dann macht er euch sicher einen Sonderpreis.“ Er kritzelte die Adresse auf einen Zettel und gab ihn Dean.

„Danke Mann! Also halt die Ohren steif oder sollte ich besser sagen, die Füße hoch?“

„Sehr witzig.“

„Und versau es nicht mit Lea. Sie ist gut für dich.“

„Ich weiß.“

„Wir können“, verkündete Sam, der mit seiner Laptoptasche über der Schulter ins Wohnzimmer kam.

„Okay, komm sag Auf Wiedersehen zu Onkel Mortie, Jenny.“

„Mo-mo“, brabbelte das Mädchen. Mortie lächelte. Die Kleine war so niedlich, da konnte sie ihm auch ruhig die Füße verbrühen.

„Pass auf dich auf Mortie“, sagte Sam.

„Und ihr auf euch. Vielleicht kann ich ja dann mal ein paar Wochen ausspannen, ohne dass ich euch aus der Klemme helfen muss.“

„Alter, ich sag nur Vampir“, kam es mahnend von Dean.

„Okay, okay. Ich sag ja nichts mehr. Als, macht´s gut. Ich würde euch ja nach unten begleiten, aber ich bin im Moment total gehandicapt, wie ihr seht.“

„Es tut mir uns wirklich leid“, sagte der Jüngere abermals.

„Das weiß er doch. Komm jetzt Sam.“ Dean nahm Jenny auf den Arm. Keine fünf Minuten später saßen sie im Auto und fuhren los.
 

Nach zwei Stunden Fahrt war es Zeit für einen kurzen Boxenstopp. Jennys Windeln mussten dringend gewechselt werden und auch Deans Blase verlangte nach zu viel Kaffee am Morgen nach Erleichterung. Also hielten sie an einer Tankstelle, die einen einigermaßen sauberen Eindruck machte, jedenfalls sauber genug, dass sie Jenny dort wickeln konnten. Bevor sie ausstiegen, küssten sie sich. Irgendwie kam es Dean heute so vor, als wären sie wie zwei Kusspuppen mit Magneten im Kopf, die sich immer wieder anzogen. Sie betraten die Tankstelle. Ein Schild zeigte an, dass es einen Wickelraum gab, allerdings im Damenklo, sodass Sam erst sicherstellen musste, dass niemand drin war, ehe er sich mit Jenny hinein wagte. Dean hatte ihn leicht belustigt zugesehen.

„Trau dich schon Sammy.“

„Alter, ich muss sichergehen, dass da keine Frauen mehr drin sind. Ich habe nämlich keine Lust mit einer Handtasche verprügelt und als Lustmolch bezeichnet zu werden.“

„Sam, niemand verhaut einen Vater mit Kind auf einem Damenklo.“ Sam streckte ihm die Zunge raus und ging dann hinein, um Jenny von der vollen Windel zu befreien. Dean ging ins Herrenklo, um sich um sein eigenes Geschäft zu kümmern. Während er das Pissoir füllte, hörte er aus einer der Kabinen auf der anderen Seite mehr als eindeutige Geräusche. Oh ja, da hatte definitiv jemand Spaß, dachte Dean grinsend. Als er sich die Hände wusch, hatten die Geräusche aufgehört und er vernahm, wie die Tür aufging und die erste Person, den Schritten zufolge ein Mann, die Herrentoilette verließ. Nachdem Dean sich die Hände abgetrocknet hatte, zog er sein bestgehütetes Geheimnis aus der Hosentasche. Er benutzte es nicht oft, aber heute war es einfach nötig. Er trug eine dünne Schicht des Lippenbalsams auf. So wie Sam beim Küssen heute ran ging, brauchten seine Lippen dringend etwas zur Regeneration, aber natürlich tat er es heimlich, weil es ihm insgeheim ein wenig peinlich war. Sam würde ihn sicher damit aufziehen, wenn er wüsste, dass sein „männlicher“ Bruder gelegentlich einen Lippenpflegestift benutzte. Er hörte Stöckelschuhe die sanitäre Anlage verlassen. Sein Instinkt hatte ihn nicht getäuscht. Da hatte eben tatsächlich jemand ein Nümmerchen geschoben. Er sah in den Spiegel. Das müsste gehen. Wenn er darauf achtete, dass Sam nicht zu genau auf seine Lippen sehen würde, dann würde dieser nichts von seinem kleinen Geheimnis mitkriegen. Was Dean nur irgendwie immer noch nicht ganz gecheckt hatte, war, dass seine Lippen eins von Sams Lieblingskörperteilen an ihm waren.
 

Sam verließ gerade mit der frisch gewickelten und zufriedenen Jenny das Frauenklo, als ihm eine auf nuttige Art sexy aussehende junge Frau in ziemlich gewagter, freizügiger Kleidung vom Herrenklo entgegen kam. Sie hatte ein verruchtes Lächeln auf dem Gesicht. Ihre Lippen glänzten von ihrem Lipgloss, der leicht verschmiert war und sie zog ihren anrüchigen Minirock und das zu knappe Top zurecht. Sam hatte keinen Zweifel daran, was die Schlampe auf dem Herrenklo getrieben hatte. Manche Frauen waren sich auch für nichts zu schade. Er sah in den Verkaufsraum und suchte Dean. Pinkeln dauerte in der Regel nicht so lange wie wickeln, also müsste er eigentlich schon auf ihn warten. Als Dean raus ging, lächelte er, als er sah, dass sein Partner bereits auf ihn wartete.

„Hier bin ich Sammy“, rief er seinem Kleinen zu. Sam drehte sich zu ihm um. Dean drückte den Lippenpflegestift tiefer in seine Hosentasche zurück und trat auf ihn zu und je näher er Sam kam, desto mehr verstarb Deans Lächeln, als er den eiskalten Ausdruck auf Sams Gesicht sah. Was der Jüngere sah, ließ ihm geradezu das Blut in den Adern gefrieren. Sams rationales Denken setzte aus. Sein Dean kam direkt nach dieser billigen Nutte aus dem Klo und seine Lippen zeigten einen ähnlichen Glanz wie die der kleinen Schlampe. Zusätzlich hatte Dean gerade auch noch etwas in seine Tasche gesteckt und Sam musste kein großer Mathematiker sein, um hier eins und eins zusammenzuzählen. Dean hatte diese Frau geküsst und Gott weiß was noch mit ihr getrieben und sich dann auch noch ihre Nummer geben lassen. Eine noch nie dagewesene Wut und Eifersucht überkam den jüngeren Winchester.

„Alles okay, Sammy?“, fragte Dean beunruhigt. Sams Gesichtsausdruck gefiel ihm gar nicht und er wurde auch nicht besser, als dieser nun von eiskalt auf wutentbrannt umschlug. Dachte Dean, dass er blöd sei und nichts merken würde? Wenn er Jenny nicht auf dem Arm gehabt hätte, dann hätte dem Älteren längst vor Wut eine runter gehauen.

„Du fragst mich allen Ernstes, ob alles okay ist, nachdem du diese Schlampe abgeknutscht hast?“, schrie er Dean an. Dieser zuckte zusammen und verstand die Welt nicht mehr.

„Wovon zum Teufel redest du?“

„Ich bitte dich, Dean tu nicht so, als wüsstest du nicht, wovon ich rede. Du kannst es nicht verheimlichen. Deine kleine Nutten Freundin ist gerade eben an mir vorbei gegangen.“ Vom Verkaufsraum sahen einige Kunden bereits zu ihnen. Dean wusste zwar immer noch nicht so wirklich, was los war, aber das wollte er auf keinen Fall vor den ganzen Leuten klären. Er zog einen widerstrebenden Sam zur Hintertür hinaus. Jenny, die die Spannung zwischen den beiden deutlich spürte, fing nun auch noch zu allem Übel an zu quengeln, doch beide hatten sich mittlerweile so in Rage geredet, dass sie sich nicht darauf konzentrieren konnten.

„Würdest du mir jetzt bitte verraten, was zum Teufel in dich gefahren ist?“

„Hältst du mich wirklich für so dämlich? Du hast mit diesem Flittchen rumgemacht, das kurz vor dir aus dem Klo kam.“

„Was? Nein, das ist nicht wahr. Was redest du da für einen Mist.“ So langsam dämmerte es ihm, was Sam gesehen hatte und welche bescheuerten Schlüsse, sein sonst doch so vernünftiger Bruder daraus gezogen hatte.

„Lüg mich doch nicht an. Ich habe gesehen, dass ihr Lipgloss verschmiert war, und sag mir jetzt nicht, dass deine Lippen nicht der Grund dafür waren.“

„Scheiße Sam, ich hab die Frau nicht geküsst. Sie hatte ein Stelldichein mit irgendeinem Kerl in einer der Toilettenkabinen. Er muss vor dir aus dem Klo gekommen sein, daher hast du ihn nicht gesehen.“

„Erzähl mir doch nichts. Ich sehe doch den Lipgloss auf deinen Lippen. Du hast dir ja nicht mal die Mühe gemacht die Spuren zu verwischen. Außerdem habe ich gesehen, wie du ihre Nummer in deine Hosentasche gesteckt hast.“

„Das ist kein Lipgloss, verdammt und was ich mir in die Hosentasche gesteckt habe, war auch keine Telefonnummer.“ Er griff in seine Hosentasche und zog den Lippenpflegestift hervor. Er hielt ihn Sam direkt vor die Nase.

„Der Grund, warum ich ihn benutze, ist der, dass ich verhindern will, dass sich meine Lippen nicht abnutzen und rau werden, von unseren vielen Küssen in letzter Zeit, aber damit ist es jetzt eh erst mal vorbei. Ich fasse es nicht, was du mir da eben vorgeworfen hast. Ich hab dir doch wohl schon oft genug gesagt, dass ich nur dich will und trotzdem glaubst du, dass ich dich betrügen und mit irgendeiner Frau für einen Quickie auf der Toilette verschwinden würde.“

„Dean …“ Scheiße, was hatte er nur getan? Dean hatte alles Recht der Welt jetzt sauer auf ihn zu sein. Er hatte sich aufgeführt wie eine eifersüchtige Furie. Was war bloß in ihm ausgetickt, dass er so reagiert hatte? Warum verhielt er sich so unsicher, wenn es um Dean und Frauen ging? Was er sich da eben zusammen gereimt hatte, war im Nachhinein einfach nur lachhaft. Dean würde ihn doch nie betrügen. Das wusste er doch eigentlich und dennoch hatte ihn die Situation eben rasend eifersüchtig gemacht. Dean war ein Frauenmagnet und würde es auch immer bleiben. Er hatte selbst gesagt, dass er den Anblick der weiblichen Rundungen genießen würde und Sam hatte einfach nur Angst, dass Dean eines Tages feststellen würde, dass ihm mit Sam etwas fehlte und dann wieder in sein altes Muster zurück fallen würde. Sam wollte Dean einfach nicht verlieren, aber gerade eben hatte er ihn verletzt. Das Ganze war wie der Streit wegen der Popcornverkäuferin reloaded. Für sein Verhalten gegenüber Dean gab es eigentlich keine Entschuldigung, schließlich hatte der ihm noch nie einen triftigen Grund gegeben ihm zu misstrauen, dennoch musste er es versuchen es bei Dean wieder auszubügeln. Doch Dean würgte ihn ab.

„Nein Sam. Egal was du zu sagen hast, ich will es im Moment nicht hören.“ Er nahm Sam Jenny ab, um sie zu beruhigen.

„Wir sollten weiterfahren.“ Ohne ein weiteres Wort ging er zum Impala zurück. Er war im Moment einfach zu sauer auf Sam. Der Jüngere seufzte ein wenig verzweifelt. Er hatte bei Dean eindeutig fürs Erste verschissen und würde Einiges tun müssen, damit er ihm verzeihen würde. Er beeilte sich, um Dean und Jenny einzuholen. Die weitere Fahrt würde sicher nicht angenehm werden.

Eiszeit

Wenn Sam geglaubt hätte, die restliche Fahrt würde unangenehm werden, hatte er sich geirrt. Die Fahrt war gelinde gesagt, die Hölle, und Sam fragte sich zwischenzeitlich, ob eine Runde mit einem Poltergeist nicht sogar besser wäre, als dieses eisige Schweigen. Dean sah ihn nicht einmal an. Sam konnte aber deutlich erkennen, dass sein Gesicht total angespannt war. Hart und ausdruckslos. Es sei denn, er betrachtete Jenny im Rückspiegel, dann lächelte er leicht. Jedes Mal wenn Sam etwas sagen wollte, stellte Dean die Musik lauter, so dass der Jüngere es zum Wohle von seinem und Jennys Trommelfell schließlich bleiben ließ. Er hatte es so was von verbockt. Er wusste nicht was er tun sollte. Mit einer ordentlichen Portion Selbstmitleid sah er aus dem Fenster und beobachtete wie sie an einem Baum nach dem anderen vorüber zogen. Er fühlte sich wie ein Häufchen Elend und wie armselig war das bitte? Er hatte Dean durch seine falschen Anschuldigen wehgetan und ihm war Elend zumute. Er seufzte, doch auch daraufhin bekam er von Dean keine Reaktion. Eigentlich tat der Ältere so, als wenn Sam gar nicht da wäre. So konnte es nicht bleiben. Irgendwas musste er doch tun können, um sich zu entschuldigen und Dean klar zu machen, dass es ihm Leid tat und er sich wie der größte Idiot der Welt verhalten hatte. Allerdings schien er da von Dean und seiner Laune abhängig. Erst wenn er bereit war Sam anzuhören, konnte sich Sam angemessen entschuldigen. Aber vielleicht fiel ihm ja etwas ein, dass das Ganze etwas beschleunigen würde. Sie hielten noch ein weiteres Mal. Während Dean diesmal Jenny wickelte, vertrat Sam sich die Beine und kaufte eine Packung Versöhnungs- M&Ms, die er Dean mit einem zaghaften Lächeln anbot. Dean nahm die Tüte wortlos und mit einem Stirnrunzeln ala „willst du mich verarschen“ entgegen und pfefferte sie dann auf den Rücksitz. Das war ein Fehlschlag gewesen, aber immerhin hatte er ein Stirnrunzeln gekriegt. Sam machte sich in seinem Sitz wieder klein, so wie er sich im Moment auch fühlte, während Dean den Motor anließ und den Wagen zurück auf die Straße steuerte.
 

Das war mal wieder typisch Sam. Dachte der doch, mit einer einfachen Entschuldigung wäre das Ganze gegessen, aber irgendwann hatte er, Dean, auch mal die Schnauze voll. Das mit der Popcornverkäuferin vor ein paar Tagen im Kino hatte er ja noch nachvollziehen können und er dachte, dass sein Kleiner verstanden hatte, dass es für Dean nur noch ihn gab, egal wie viele Frauen auf der Welt rumliefen. Er liebte Sam und nur ihn, und diese Beziehung würde er niemals für ´ne schnelle Nummer mit irgendeiner Schlampe aufs Spiel setzen. Aber Sam sah ihn anscheinend immer noch als den Kerl, der alles flach legte, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Scheinbar war es schwerer als gedacht dieses Image loszuwerden. Aber er hatte doch alles dafür getan. Er hatte nicht ein einziges Mal ernsthaft mit irgendwem geflirtet, seit er mit Sam zusammen war. Im Gegensatz zu Sam, der sich von dieser blonden Tussie hatte küssen lassen, die ihn an Jessica erinnerte. Ihm drehte sich bei dem Gedanken daran noch immer der Magen um. Damals hatte er sich aber mit Sam ausgesprochen und ihm verziehen. Diesmal jedoch war Sam zu weit gegangen und dann bildete er sich auch noch ein, dass er ihn mit M&Ms vertrösten könnte, als wäre er ein Kind, das man mit Süßigkeiten bei Laune halten konnte. Mit dem Vorwurf, er hätte ihn betrogen, hatte Sam Dean tief getroffen und er war dermaßen sauer und enttäuscht wegen Sam, dass er ihn für eine lange Zeit weder ansehen, noch reden hören wollte. Sie kannten sich ihr ganzes Leben lang und konnten sich immer auf einander verlassen und trotzdem glaubte Sam, dass Dean in der Lage wäre, ihm dermaßen weh zu tun. Er vertraute ihm nicht und verhielt sich wie ein eifersüchtiges Frauenzimmer. Okay, er war auch eifersüchtig auf Jeff gewesen, aber er hatte Sam nie ins Gesicht gepfeffert, dass Sam ihn mit Jeff betrügen würde, weil er wusste, dass sein Kleiner nicht von der untreuen Sorte war. Er sah ein Schild, dass ankündigte, dass Philadelphia nur noch ein paar wenige Meilen weit weg war. Er verstand Sam nicht. Es konnte doch nicht sein, dass …oder etwa doch? Hatte sein Bruder vielleicht genau so viel Angst davor, dass er Dean nicht genug sein könnte, sowie Dean Angst hatte nicht genug für Sam zu sein? Hatte er so viel Angst davor Dean zu verlieren, dass er in jeder Frau eine Bedrohung sah? Sollten sie wirklich ziemlich gleich ticken, beide so verkorkst sein? Wenn ja, sollte er Sam dann nicht verzeihen? Wahrscheinlich ja, aber er war noch nicht soweit, zu tief saß noch der Stachel von Sams Vorwurf. Das Schweigen war ihm aber mittlerweile auch unangenehm. Dämlicher Sam.

„Bei welcher Ausfahrt müssen wir raus, wenn wir zu unserem Motel wollen?“, fragte er Sam schließlich. Der Jüngere schien sichtlich erleichtert darüber zu sein, dass Dean wieder mit ihm redete, auch wenn es nur das Nötigste war.

„Da kommen noch drei Ausfahrten ehe wir runter müssen.“ Sam sah ihn hoffnungsvoll an. Doch Dean wusste im Moment nicht, was er noch sagen sollte, also schwieg er wieder. Als sie abgefahren waren, fragte Dean dann:

„Wo muss ich jetzt lang?“ Sam dirigierte ihn durch den langsam abebbenden Feierabendverkehr zu ihrem Motel. Es war nicht gerade das Hilton, aber immer noch einige Klassen besser als die Absteigen in denen sie vor Jenny untergekommen waren. Vielleicht hatten sie sogar wieder die Möglichkeit ein Kinderbettchen zu bekommen.

„Hohl doch schon mal unsere Sachen raus. Ich organisiere uns ein Zimmer.“

„Okay Dean.“
 

An der Rezeption stand ein urig aussehendes, altes Hutzelmännchen, das fast so viele Falten hatte wie Meister Yoda.

„Was kann ich für Sie tun?“, fragte er Dean freundlich und lächelte leicht. Während er sprach klapperte sein Gebiss und der ältere Winchester befürchtete bereits, dass es ihm bei einem längeren Satz aus dem Mund fallen würde.

„Ich bin ein guter Bekannter von Mortimer Davis. Er sagte, er wäre ein Freund von Ihnen und das wir hier ein günstiges Zimmer kriegen könnten.“

„Mortie der alte Windhund. Ein netter Kerl, aber ständig in irgendwelchen Schwierigkeiten. Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern gewesen, dass er sich als Schuljunge in meinem Laden versteckt hat, damit ihn diese Schlägerjungs aus seiner Klasse nicht verprügeln konnten.“

„Warum hätten sie das tun sollen?“, fragte Dean, dem schon eine Menge Gründe dafür einfallen würden.

„Naja, diese Bullies waren nicht gerade die Cleversten und haben ihm gedroht ihn zu verprügeln, wenn er ihnen die Hausaufgaben nicht machen würde.“

„Und er hat sich geweigert.“

„Nein, aber sagen wir es mal so, in einem Aufsatz über die Französische Revolution sollte nicht stehen, dass der Auslöser zu hohe Steuern für Froschschenkel war.“ Dean lachte. Mortie war niemand, der sich was gefallen ließ und er hatte definitiv Humor, auch wenn er sich damit meist in Schwierigkeiten brachte.

„Sie kennen ihn also schon seit seiner Schulzeit.“

„Ja, anfangs hat er sich in meinem Laden versteckt und später hab ich ihn dann eingestellt. Später ist er dann an der Ostküste ans College gegangen und ich hab ihn nur noch in den Semesterferien gesehen.“

„Und trotzdem haben Sie noch immer Kontakt?“

„Ja. Er ist ein netter Junge. Als mein Geschäft mies lief und ich schließlich dicht machen musste, hat er mir geholfen an das Motel hier ran zu kommen. Hat mir Geld geliehen und anstatt mir Zinsen aufzurechnen, hat er sie von dem Betrag abgezogen. Meinte, ich hätte in meinem Leben genug für ihn getan und wenn er kostenlos hier übernachten könnte, dann wäre er zufrieden.“ Wow, so großzügig kannte Dean Mortie gar nicht.

„Aber genug von mir. Sie brauchen ein Zimmer?“

„Ja, für zwei Erwachsene und ein kleines Kind.“

„Für eine Nacht?“

„Mindestens für zwei Nächte.“

„Okay, wenn Sie noch länger bleiben wollen, sagen Sie einfach Bescheid. Ein Doppelbett oder zwei Einzelbetten?“

„Zwei Einzelbetten. Haben Sie zufällig auch Kinderbettchen?“ So wie die Lage zwischen ihm und Sam momentan war, war es besser etwas Abstand zu halten, sonst würde Sam nur denken, dass alles wieder in Ordnung war.

„Ja. In der Sommerzeit kommen hier oft Touristen Familien mit kleinen Kindern vorbei. Besonders nach diesem Tempelritter Film mit Nicolas Cage. Mein Motel ist gut für Familien mit kleinem Geldbeutel. Ich werde Ihnen nachher Darrel vorbei schicken. Er arbeitet für mich in der Nachtschicht und fängt in etwa einer halben Stunde an. Ich brauche wahrscheinlich ewig um das sperrige Ding auf ihr Zimmer zu bringen. Ich bin halt nicht mehr der Jüngste.“

„Okay, vielen Dank. Die halbe Stunde können wir warten. Wie viel macht das?“

„Da Sie ein Bekannter von Mortie sind, können Sie hier umsonst wohnen.“

„Ehrlich?“ Das ist ja wunderbar, dachte Dean. Sie schwammen nicht gerade im Bargeld und der alte Mann war ihm sympathisch und er wollte ihn nicht mit gefälschten Kreditkarten übers Ohr hauen.

„Ja. Sie kriegen Zimmer 11. Es ist unser bestes Zimmer, liegt nach Westen, direkt am Pool und nicht zur Straße raus. Schön ruhig.“ Er reichte Dean die Schlüsselkarte.

„Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.“

„Nochmals danke. Schönen Abend noch.“ Dean lächelte und ging raus zum Impala, wo Sam mit Jenny an der einen Hand und ein paar Taschen in der Anderen bereits auf ihn wartete.

„Das hat aber ganz schön lange gedauert“, maulte der Jüngere. Das ging Dean schon wieder gegen den Strich, weil er es als anklagend empfand.

„Du weißt ja wie ich bin Sam, ich musste erst alle weiblichen Mitarbeiter beglücken“, sagte er zynisch und er wusste, dass es gesessen hatte, als er sah wie Sam bei den Worten zusammen gezuckt war. Er hatte Jennys Hand losgelassen und legte Dean die nun freie Hand auf die Schulter.

„Dean, es tut mir leid. Ich weiß …“ Dean entzog sich Sams Berührung.

„Kein Wort“, schnitt er Sam das selbige ab. Er nahm noch ein paar weitere Taschen aus dem Kofferraum und ging dann in Richtung Zimmer an Sam vorbei. Jenny sah mit großen Augen zu ihrem Vater hinauf und tapste dann Dean hinterher. Sam folgte den beiden.
 

„Haben sie hier keine Kinderbettchen?“, fragte Sam Dean, als er die zwei Einzelbetten sah.

„Doch. Es kommt gleich jemand und bringt es.“ Er stellte die Taschen neben dem Bett, das der Tür am nächsten stand, ab. Eine gewisse Traurigkeit überkam Sam. Dean hatte damit deutlich gemacht, dass er wohl nicht vorhatte mit Sam in einem Bett zu schlafen oder aber, und das war der letzte Strohhalm, an den er sich klammerte, es gab nur noch Zimmer mit zwei Einzelbetten. Er stellte die Taschen, die er getragen hatte auf das zweite Bett. Jenny stand zwischen den Betten und zog die Nachttischschublade auf, in der die obligatorische Bibel lag. Sie war zu groß für ihre kleinen Händchen und so machte sie sich lieber an der Fernbedienung zu schaffen, die auf dem Nachttisch lag. Dean lächelte und beeilte sich etwas von Jennys Spielzeug auszupacken.

„Hey Kleines! Wollen wir tauschen?“ Er hielt ihr ihre Stoffschildkröte hin.

„Pidy!“, sagte sie begeistert, überließ Dean bereitwillig die Fernbedienung und schloss ihr geliebtes Stofftier in den Arm. Sam lächelte bei dem Anblick, doch als Dean ihn ansah, wieder genauso kalt wie vorher, kein bisschen von der Wärme mit der er Jenny angesehen hatte, verging Sam das Lächeln wieder. Dean legte noch ein paar weitere Spielsachen zu Jenny auf den Boden. Zwischen den Betten wären sie nicht im Weg, wenn nachher das Kinderbettchen gebracht werden würde. Da Jenny nun mit Spielen beschäftigt war, packten ihre Eltern ein paar Sachen aus. Als Sam fertig war, wagte er einen weiteren Annäherungsversuch. Er trat zu Dean heran, der gerade noch ein paar T-Shirts in eine Schublade gelegt hatte. Er legte ihm von hinten die Hände um die Hüften.

„Es tut mir wirklich leid Dean. Ich bin ein Esel. Es tut mir leid. Lass es mich wieder gut machen“, hauchte er ihm ins Ohr und ließ eine seiner Hände langsam in Richtung von Deans Schritt wandern. Dieser fasste blitzartig Sams Hand, drehte sich um und stieß den Jüngeren von sich. Was dachte sich Sam eigentlich? Hielt er ihn für ein gefühlloses Wesen, dem es nur um Sex ging?

„Dean, was …“ stotterte Sam erschrocken, trat aber wieder auf ihn zu.

„Lass es sein Sam, du machst es nur noch schlimmer. Wie kommst du nur darauf, dass ich das jetzt wollen würde, nachdem was heute Mittag passiert ist? Sex ist verdammt noch mal nicht die Lösung aller Probleme.“

„Dean, bitte. Verzeih …“ Wieder ließ Dean ihn nicht ausreden.

„Bleib du hier und warte auf das Kinderbettchen. Ich hol was zu essen.“ Dean war wie von der Tarantel gestochen aus dem Zimmer verschwunden. Er hielt es einfach in dem Moment nicht mit Sam in einem Zimmer aus. Frustriert und traurig ließ Sam sich auf dem Bett nieder und versuchte seine Tränen zurück zu halten. Jetzt war er endgültig unten durch bei Dean. Er hatte eben aus purer Verzweiflung gehandelt, weil er nicht wusste, wie er es bei Dean sonst wieder gut machen konnte. Jenny stand auf, betrachtete ihn eindringlich und hielt ihm dann ihre Stoffschildkröte hin, so als wolle sie ihn trösten. Er hob seine Tochter mit einem leichten Anflug eines Lächelns auf seinen Schoss. Jenny war definitiv kein normales Kind. Vom Verstand her schien sie viel weiter entwickelt zu sein als andere Kinder in ihrem Alter, auch wenn sie das verbal noch nicht ausdrücken konnte. Das kleine Mädchen kuschelte sich an ihn und Sam ging es etwas besser.

„Süße, ich hab so was von Mist gebaut. Unser Dean ist böse auf mich und ich weiß nicht was ich tun kann, um es wieder in Ordnung zu bringen.“

„Din?“

„Er kommt gleich wieder, keine Bange. Er würde uns niemals zurück lassen.“

„Pa-pa?“

„Ich bleib auch bei dir.“ Er seufzte. Was sollte er nur tun? Nachdem er es eben nur noch schlimmer gemacht hatte, schien es wohl das Beste, wenn er Dean einfach in Ruhe lassen würde. Irgendwann musste er ihm doch verzeihen.
 

Als Dean zurück ins Motelzimmer kam, stand das Kinderbettchen an der hinteren Wand neben Sams Bett, aber von Sam und Jenny war nichts zu sehen. Der Idiot war doch nicht etwa mit der Kleinen abgehauen? Nein, die Taschen waren alle noch da. Er stellte die Tüte mit den Fressalien auf den kleinen Tisch neben dem Fernseher.

„Sam?“

„Badezimmer.“ Als er seinen Bruder antworten hörte war Dean erleichtert. Gleichzeitig gab er sich aber auch einen mentalen Klaps gegen den Hinterkopf. Die Angst, dass Sam ihn verlassen würde war nach wie vor da und dahingehend war er nicht besser als Sam, weil auch er immer noch an vergangenen Ereignissen zu knabbern hatte, auch wenn man das vielleicht nicht wirklich mit Sams Vorurteilen ihm gegenüber vergleichen konnte. Sie mussten aber irgendwann darüber hinweg kommen, sonst würden sie sich in Zukunft immer wieder über das Gleiche streiten. Ganz und gar nicht zufrieden mit der Situation ging er ins Bad, wo Sam Jenny gerade gebadet hatte und nun abtrocknete.

„Din!“, sagte sie fröhlich und lächelte.

„Ich hab dir einen Salat mit gebracht“, sagte er an Sam gewand, sah ihn aber nicht an, sondern erwiderte Jennys Lächeln. Dass Dean wegen dem Salat diesmal keine triezende Bemerkung machte, versetzte Sams Herzen einen weiteren Stich.

„Ich mach Jenny eben noch bettfertig, dann komme ich essen. Gefüttert hab ich sie schon. Morties Freund Warren an der Rezeption hat mich seine Mikrowelle benutzen lassen.“

„Keine Eile.“ Er ging wieder aus dem Bad und setzte sich an den Tisch. Er packte Sams Salat aus. Er selber hatte sich einfach einen Burger gekauft. Er hatte keine Lust mehr auf ein Philly Cheesesteak. Sam konnte einem auch einfach alles vermiesen. Nach ein paar Bissen schmiss er den Burger jedoch weg. Er hatte nicht wirklich Appetit. Dämlicher Sam.
 

Eine halbe Stunde später schlief Jenny in ihrem Bettchen. Sam hatte auch keinen Appetit gehabt und kaum was von dem Salat angerührt. Er fühlte sich mies wegen dem, wie er Dean behandelt hatte und er bereute es zutiefst, aber heute schien Dean für einen weiteren Entschuldigungsversuch nicht mehr in der Stimmung zu sein. Er saß auf seinem Bett (Sam hatte mittlerweile keinen Zweifel mehr daran, dass Dean sich bewusst für zwei Einzelbetten entschieden hatte) und zappte lustlos durch die Kanäle.

„Ich gehe duschen“, sagte Sam, der es nicht mehr aushielt von Dean nicht beachtet zu werden. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn er ihn angeschrieen oder ihn geschlagen hätte. Alles wäre besser gewesen als dieses eisige Schweigen.

„Mach was du willst.“ Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. Als Sam etwas später aus dem Bad kam, war Dean im Bett eingeschlafen. Sam zog sich an und legte sich traurig in das andere Bett. Nach einer Weile wacht Dean auf und hört von Sams Bettseite aus immer wieder ein leises Seufzen. Der ältere Winchester rollte mit den Augen. Jetzt fuhr sein Bruder scheinbar die Mitleidsschiene. Er räusperte sich kurz, ehe er mit fester Stimme sagte:

„Sam, ich liebe dich, aber das heute Mittag war einfach zu viel. Also hör auf zu jammern. Du hast Mist gebaut und ich bin zu Recht sauer auf dich. Ich lass mir deswegen von dir kein schlechtes Gewissen machen.“ Mit diesen Worten drehte sich Dean auf die andere Seite. Sam zuckte in seinem Bett zusammen. Er brauchte ewig ehe er schließlich einschlief.

Philly Cheesesteak Deluxe oder Sammy muss kotzen

Verwendeter Song:

Little Lion Man - Mumford & Sons

Bruce Springsteen - Streets of Philadelphia
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Am nächsten Morgen wachte Sam von dem Duft von Kaffee auf. Er blickte sich um und sah Dean, der Jenny ihr Frühstück, bestehend aus Toast mit Marmelade, gab. Vor ihm standen zwei Becher Kaffee und zwei Styroporbehälter in denen vermutlich sein und Deans Frühstück war. Er hatte Dean neben sich vermisst und war erst irgendwann gegen fünf eingeschlafen, dann aber so fest, dass er nicht mitbekommen hatte, dass Dean und seine Tochter bereits wach waren und Frühstück besorgt hatten. Er streckte sich kurz, ehe er aufstand.

„Guten Morgen Dean,“ sagte er freundlich, um zu testen, wie Deans Stimmung heute war.

„Morgen“, sagte der knapp. Das hörte sich nicht besser an als gestern Abend. Was Sam nicht wusste, war, dass Dean noch zusätzlich schlechte Laune hatte, weil er ohne Sam nicht gut geschlafen hatte. Zu sehr war er bereits an die angenehm warme Präsenz seines Bruders neben sich gewöhnt, und dann als er eingeschlafen war, wurde er von Jenny geweckt und Sam schlief wie ein Stein. Anscheinend schien der ja keine Probleme mit dem Schlafen gehabt zu haben. Das war ja mal ganz toll. Belastete Sam es denn gar nicht, was gestern passiert war? Jetzt hatte er ihn eben auch noch mit einem fröhlichen guten Morgen begrüßt als wäre nichts geschehen. Sam hatte vielleicht Nerven. Sam schlich mit hängenden Schultern an ihm vorbei ins Bad. Okay, vielleicht tat Dean ihm Unrecht. Sam hatte wahrscheinlich nur versucht nett zu ihm zu sein, weil er hoffte, dass über Nacht Gras über die Sache gewachsen war, aber dem war nicht so. Aber irgendwie mussten sie ja zusammen an dem Fall arbeiten und daher rief sich Dean zur Professionalität auf.
 

Der Rest des Morgens verlief ähnlich wortkarg wie der gestrige Abend. Sie einigten sich darauf bei ihrer am Vortag erarbeiteten Backgroundstory zu bleiben und sich als Antiquitätensammler auszugeben. Gegen elf Uhr hielten sie vor Herbert Lights Haus. Sam nahm Jenny aus dem Kindersitz und gemeinsam gingen sie zur Haustür, wo Dean auch sofort klingelte. Eine in schwarz gekleidete, ältere Frau öffnete ihnen die Tür.

„Guten Tag … Mrs. Light?“, kam es fragend von Dean.

„Ja, ich bin Mrs. Light. Darf ich fragen, wer Sie sind?“

„Ich bin Ian Kilmister und das ist mein Kollege Brian Robertson und seine Tochter Jenny. Wir sind Antiquitätenhändler.“ Sam schmerzte es nur ein ganz klein wenig, dass Dean ihn lediglich als seinen Kollegen vorgestellt hatte. Auch war er etwas verdutzt, dass Dean von der Geschichte in soweit abgewichen war, dass sie nicht mehr ein an Antiquitäten interessiertes Paar waren sondern Antiquitätenhändler.

„Was führt sie hier her?“, fragte Mrs. Light.

„Erst einmal möchten wir Ihnen unser Beileid wegen dem so plötzlichen Tod Ihres Enkels ausdrücken,“ sagte Sam, der befürchtete, dass Dean die Sache nur so schnell wie möglich hinter sich bringen wollen und gleich mit der Tür ins Haus fallen würde.

„Danke“, sagte sie leise. Sam und Dean tauschten einen schnellen Blick aus, da sie beide nicht so recht wussten, wie sie nun fortfahren sollten.

„Also, was wollen Sie“, fragte sie dann.

„Nun ja, wir haben in der Zeitung einen Artikel über den tragischen Tod Ihres Enkels gelesen und sind dabei auf das Bild aufmerksam geworden, auf dem Ihr Mann und Ihr Enkel mit einer Geige zu sehen waren,“ druckste Dean herum und versuchte nicht all zu pietätlos zu wirken.

„Sie kommen wegen der Geige.“

„Ja, Ma ‘am“, sagte Sam.

„Okay, kommen Sie rein. Das elende Ding hat unserer Familie nichts als Kummer bereitet.“

Es lief ja mal überraschend gut, dachte Dean. Er hatte sich das Ganze etwas schwieriger vorgestellt. Mrs. Light führte sie ins Wohnzimmer, wo sie sich auf ein Sofa setzten. Sie selber ließ sich in einem Sessel ihnen gegenüber nieder.

„Wie meinten Sie das, dass die Geige ihrer Familie nur Kummer bereitet hätte?“, fragte Sam.

„Mein Mann wollte sie unbedingt haben. Sie wäre ja ach so günstig und würde auch noch im Wert steigen. Ich Teile seine Liebe zur Musik, aber ich konnte partout nicht nachvollziehen, wieso er so viel Geld dafür ausgeben wollte. Wir haben darüber lange diskutiert. Wir sind nicht Arm, aber der Preis war auch nicht gerade von Pappe. Er musste was von seinem Rentenfond abzweigen, womit ich absolut nicht einverstanden war, aber er war so stur und hat sich nichts sagen lassen und hat das verflixte Ding gekauft. Für unseren Enkel, angeblich. Dann hat unser Enkel ein paar Mal darauf gespielt und ist dann plötzlich dabei tot umgefallen. Jetzt haben wir diese wertvolle Geige, aber kein Geld der Welt kann mir meinen Enkel zurückbringen. Die Geige hat Unglück über unsere Familie gebracht. Ich bin also sehr froh das Ding loswerden zu können. Mein Mann ist nicht da und ich weiß nicht, wie er das sieht, aber wenn Sie die Geige haben wollen, lässt sich darüber auf jeden Fall reden. Ich verkaufe sie, egal was mein Mann dazu sagt.“ Ihr Tonfall war geprägt von Trauer und Wut.

„Könnten wir die Geige vielleicht mal sehen?“, fragte Dean.

„Ja. Ich muss sie nur eben holen. Sie ist im Arbeitszimmer meines Mannes.“ Sie stand auf um das Instrument zu holen.

„Kommt es mir nur so vor oder ist das Ganze wirklich irgendwie zu einfach?“, fragte Dean Sam leise.

„Naja, wir hatten ja gehofft, dass sie die Geige loswerden wollen. Aber noch haben wir sie ja nicht. Kaufen können wir sie auf keinen Fall.“ Sie behielten ihren leisen Ton bei.

„Darum bleiben wir ja auch beim Plan und werden sie, du weißt schon. Ich werde gleich mal sehen, ob sie hier ´ne Alarmanlage haben.“

„Ja, aber mach’s unauffällig.“

„Für wie blöd hältst, du mich eigentlich?“

„So, das ist sie“, sagte Mrs. Light, als sie wieder ins Wohnzimmer kam.

„Ein echtes Kunstwerk, ich kann verstehen, dass Ihr Mann sie haben wollte, aber auch, dass Sie sie gerne loswerden wollen“, sagte Dean und tat so als würde er sie interessiert betrachten. Dann gab er sie Sam und sagte:

„Entschuldigen Sie, könnte ich vielleicht mal Ihre Toilette benutzen?“

„Ja, kein Problem. Gehen Sie an der Küche vorbei und dann rechts.“

„Okay, das werde ich schon finden“, scherzte er. Nach all den Jahren als Jäger hatte er mittlerweile ein geübtes Auge, was das Ausmachen von Alarmanlagen anging. Schnell und ohne, dass die Hausherrin etwas mitbekam, hatte er eine Runde durchs Haus gemacht. Sie hatten eine Alarmanlage für Fenster und Türen im Erdgeschoss. Sie würde ziemlich einfach zu knacken sein. Aber die einzelnen Räume waren nicht wie in einem Museum einzeln gesichert. Schließlich gesellte er sich wieder zu Sam auf die Couch, der krampfhaft dabei war das Gespräch mit Mrs. Light am Laufen zu halten.

„Was für einen Preis würden Sie denn Veranschlagen?“, fragte Dean.

„Mein Mann hat sie für etwas weniger als 300.000 Dollar gekauft, aber Sie wissen ja, dass sie viel mehr wert ist. Von daher denke ich, dass 300.000 Dollar ein angemessener Preis ist, weil ich sie ja auch unbedingt loswerden will.“

„Okay, ich denke, dass wir jetzt gehen werden, um über das Angebot nach zu denken. Können wir Sie heute Abend vielleicht noch erreichen?“

„Ja, mein Mann und ich haben heute nichts vor. Aber es wäre mir lieber, wenn Sie sich morgen früh erst melden würden. Mein Mann muss ja nicht unbedingt etwas von diesem Geschäft erfahren.“

„Okay, dann melden wir uns morgen Vormittag bei Ihnen“, sagte Dean und erhob sich.

„In Ordnung.“ Sie stand ebenfalls auf und brachte die Winchesters zur Tür.
 

„Das sie heute Abend zu Hause sind macht das Ganze etwas schwieriger, aber die Schlafzimmer sind oben, von daher ist es machbar“, sagte Dean, als sie auf dem Rückweg waren.

„Was ist …“ Ein winziges, wehmütiges Lächeln huschte über Sams Lippen, als Dean seine Frage vollendete.

„Mit der Alarmanlage? Einfachstes Model. Das sollte ein Klacks sein, die auszuschalten.“

„Dann müssen wir nur heute Nacht abwarten, bis die Zwei eingeschlafen sind, und holen uns dann die Geige.“

„Ja, aber wir sollten vielleicht eine Attrappe besorgen, sonst kommen die doch ziemlich schnell auf den Trichter, dass wir das Ding geklaut haben und das bedeutet nur wieder Ärger.“

„Und wo sollen wir so schnell ein Duplikat her bekommen?“

„Es gibt hier doch sicher irgendwo einen Laden, wo es Instrumente gibt. Das könntest du gleich mal recherchieren“, sagte Dean, als er den Impala wieder vor dem Motel abstellte.

„Okay.“

„Gut und in der Zwischenzeit haben Jenny und ich ein Date mit dem Pool.“
 

Sam hatte schnell einen Instrumentenladen gefunden. Er trat hinaus zum Pool, wo Dean mit Jenny planschte. Sam sah das ganze mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite freute er sich, dass Dean und Jenny sich so gut verstanden und zum anderen war er traurig, dass Dean Zeit mit ihr verbrachte und ihn links liegen ließ, sobald sie „Freizeit“ hatten. Wie sollte er sich bei ihm entschuldigen und versuchen es wieder gut zu machen, wenn Dean ihn nicht an sich heranließ?

„Hey Dean, ich habe einen Laden gefunden, in dem wir eine Geige auftreiben könnten.“

„Gut, dann fahr los und bring auf dem Rückweg was zu essen mit.“

„Ich soll alleine gehen?“

„Ja, du hast eh mehr Ahnung davon und achtest aufs Detail. Ich würde wahrscheinlich die erstbeste Geige nehmen, aber wir wollen ja nicht, dass zu schnell entdeckt wird, dass die Geige ausgetauscht wurde.“ Er wand sich wieder von Sam ab. Der Jüngere hielt das langsam nicht mehr aus. Diese Kluft zwischen ihnen war seine Schuld, aber Dean schien ihm einfach keine Brücke bauen zu wollen.

„Hey, wie lange willst du mich noch ignorieren?“ Dean drehte sich wieder zu ihm um.

„Ich ignoriere dich nicht Sam.“

„Doch das tust du. Du redest nur mit mir, wenn es um den Job geht, mit mir als dein Jagdkollege, aber nicht mit mir als dein Partner, nicht mal mit mir als dein Bruder. Du behandelst mich, als wäre ich Luft. Dieses Schweigen macht mich wahnsinnig. Schrei mich an, schlag mich, wenn du willst, alles ist besser als dieses Schweigen.“ Dean stierte Sam an. Er wusste, dass dieses Schweigen schlimm für Sam war, aber er setzte es gnadenlos als Bestrafung ein. Zu sehr hatte der Jüngere ihn mit seiner Anschuldigung getroffen, als dass er Sam ungeschoren davon kommen lassen würde.

„Was willst du von mir hören, Sam? Ich hab dir als mein Partner im Moment einfach nichts zu sagen.“ Dean warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Er hatte Sams Gejammer so satt. Was erwartete der denn von ihm? Das er nach einer Entschuldigung von Sam einfach so tat als wäre nichts gewesen? Sam hatte Mist gebaut und hatte jetzt gefälligst mit den Konsequenzen zu leben. Sam seufzte.
 

But it was not your fault but mine

And it was your heart on the line

I really fucked it up this time

Didn't I, my dear?
 

“Dean, ich weiß, dass ich Scheiße gebaut habe. Es tut mir leid. Ich bin schuld an der Misere, in der wir gerade stecken. Ich habe dir wehgetan und ich weiß, dass es viel verlangt ist, aber ich liebe dich, und wenn du mich auch noch liebst, trotz dieser Sache, dann bitte, gib mir die Chance es wieder gut zu machen.“ Was zum Teufel war das denn jetzt?, fragte sich Dean. ~Wenn du mich auch noch liebst~ Sam ritt sich immer tiefer in die Scheiße rein und das machte Dean ihm auch sofort klar.

„Gott Sam! Wie soll ich dir verzeihen, wenn du jetzt, nur weil wir Streit haben, sogar daran zweifelst, dass ich dich liebe?“ Mit Jenny auf dem Arm war er aus dem Pool gestiegen, hatte sich in ein Handtuch gewickelt und verschwand kopfschüttelnd in ihrem Motelzimmer. Er bekam nicht mehr mit, wie Sam sagte, dass er das total falsch verstanden habe. Warum bekam Dean in letzter Zeit alles in den falschen Hals?
 

I really fucked it up this time

Didn't I, my dear?
 

„Verdammt!“, fluchte Sam und trat gegen die Metalleiter, die am Pool angebracht war um beim ein - und aussteigen aus dem Wasser zu helfen. Hinter dem Tritt stand soviel Frust und angestaute Wut auf sich selbst, dass es die rechte Seite der Leiter fast aus der Verankerung gerissen hätte. Zum Glück trug Sam stabile Schuhe, denn sonst hätte er sich sicher mindestens einen Zeh gebrochen. Leicht verzweifelt wegen der abgefuckten Situation, in die er sich selbst gebracht hatte, fuhr er sich durchs Haar, ehe er sich aufmachte, um die Geige zu besorgen.
 

“Denkst du ich war zu hart zu deinem Dad?“, fragte Dean Jenny, während er sie abtrocknete.

„Denn weißt du, dafür, dass er Derjenige mit Beziehungserfahrung ist, stellt er sich ziemlich dämlich an.“ Er rubbelte ihr die Haare trocken. Das kleine Mädchen sah ihn an, so als würde sie ihm wirklich zuhören.

„Ich will ihm ja verzeihen. Ich will mit ihm zusammen sein. Gott, ich liebe den Kerl, aber ich weiß selber nicht, was er tun kann, um das wieder auszubügeln. Er muss sich selber was einfallen lassen und mit dem, was er bis jetzt versucht hat, hat er immer ins Klo gegriffen.“ Er wickelte sie und zog ihr ein sauberes T-Shirt und eine Hose an.

„Warum erzähl ich dir das überhaupt? Du bist ein Baby. Oh, man! Ich glaube ich drehe durch, aber wem würde das nicht passieren, wenn man nur eine wirkliche Bezugsperson zum Reden hat und ausgerechnet mit dieser gerade Stress hat.“

„Nane“, sagte das Kind. Dean lächelte und sah auf die Uhr. Es war weit nach zwölf. Höchste Zeit für Jennys Mittagessen.

„Du hast kein Wort verstanden, von dem was ich gesagt habe, oder?“ Er gab ihr einen Kuss auf die Wange. Dann ging er mit ihr auf dem Arm zu der Tasche in der sie die Babynahrung aufbewahrten.

„Dann wollen wir mal sehen, was heute auf dem Speiseplan steht.“ Er las die Etiketten der Gläschen.

„Was möchtest du haben? Wie wäre es mit dem bunten Kartoffelauflauf, den dein Dad unbedingt in den Einkaufswagen tun musste oder lieber das Kartoffelgemüse mit BIO-Rind?“ Er hielt ihr beide Gläschen hin und Jennys Hand deute auf Letzteres.

„Richtige Entscheidung, Kleines. Du bist eine Winchester und wir mögen Fleisch. Dein Dad ist da etwas aus der Art geschlagen. Da die Entscheidung gefallen ist, lass uns zu Warren rüber gehen und ihn fragen, ob wir seine Mikrowelle noch mal benutzen können.“
 

Es hatte Sam einige Zeit gekostet, bis er den Verkäufer in dem Instrumentenladen auf einen akzeptablen Preis für die „Austausch“ Geige runter gehandelt hatte. Er hatte zwar mit falscher Kreditkarte bezahlt, aber deswegen war er noch lange nicht bereit Wucherpreise zu zahlen. Dementsprechend lange hatte er dann auch gebraucht, bis er mit einem Sandwich für Dean wieder beim Motel angekommen war. Er selber hatte immer noch keinen wirklichen Appetit und sich daher auch nichts zum Mittag besorgt. Als er die Tür öffnete, fand er ein unglaublich niedliches Szenario vor. Seine beiden Lieblinge lagen aneinander gekuschelt auf Deans Bett und schnorchelten leise vor sich hin. Wie gerne hätte Sam sich jetzt einfach dazu gelegt, sich wie seine Tochter an Dean geschmiegt und dessen Nähe genossen, doch er war sich ziemlich sicher, dass Dean das wohl im Augenblick nicht recht sein würde und er wollte ihn nicht noch mehr verärgern. Sam legte die Tüte mit dem Sandwich auf den Tisch und warf Dean einen sehnsüchtigen Blick zu. Er atmete tief durch und sammelte seine Kraft, um sich von dem Bild, das sich ihm bot, loszureißen. Ein Spaziergang, um den Kopf freizukriegen, war genau das, was er jetzt brauchte, entschied der Jüngere. Kaum hatte er jedoch das Zimmer verlassen, da wurde ihm jedoch bewusst, dass Dean sicher angepisst sein würde, wenn er aufwachte und nur das Sandwich, aber nicht Sam vorfinden würde, jedenfalls hoffte Sam das. Also kam er nicht viel weiter als bis zur Parkbank neben dem Rezeptionshäuschen des Motels. Er grübelte darüber nach, was er noch tun konnte, außer abwarten, dass Dean ihm verzieh. Irgendwas musste es doch geben. Während er so da saß, kam Warren aus dem Rezeptionshäuschen und ließ sich neben Sam nieder.

„Was ist los? Sie machen ja ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Nicht, dass ich mich einmischen will, aber so wie Sie dreinblicken verschrecken Sie mir vielleicht potenzielle Gäste, von daher, spucken Sie, aus was Ihnen auf der Seele liegt. Vielleicht kann ich als weiser, alter Mann mit meiner Lebenserfahrung ja einen Rat geben.“ Sam sah ihn an. Er wollte seine Probleme nicht vor ihm ausbreiten, aber irgendwas sagte ihm, dass Warren wohl nicht so leicht nachgeben würde, also musste er ja was sagen.

„Ich hab Mist gebaut. Einen riesen Fehler gemacht und jetzt ist Dean zu Recht sauer auf mich und ich weiß nicht, ob er mir verzeihen kann.“

„Ich kenne Sie nicht Sam, aber ich bin mir sicher, dass es in einer Beziehung nicht viel gibt, was man nicht verzeihen kann und ich denke, wenn Dean nicht bereit wäre, Ihnen zu verzeihen, dann wäre er sicher nicht mehr bei Ihnen.“ Sam lachte auf. Das, was Warren sagte, mochte vielleicht auf normale Beziehungen zutreffen, aber Warren kannte Dean nicht. Dean würde bei ihm bleiben, egal wie unverzeihlich es sein mochte was Sam tat, ganz einfach weil er sich ihm als Bruder gegenüber verantwortlich fühlte. Er würde sich zwar beziehungstechnisch von ihm distanzieren, aber er würde ihn niemals verlassen und das wäre für Sam wahrscheinlich noch viel schlimmer, als wenn Dean gehen würde. Es würde sie beide innerlich zerreißen und langsam und qualvoll töten. Es durfte niemals soweit kommen.

„Ich weiß nur nicht, was ich machen soll, damit er mir verzeiht. Ich hab schon einiges probiert, aber …“

„Dann versuchen Sie es weiter. Niemals aufgeben ist die Devise und jetzt tun Sie mir den Gefallen und grübeln Sie woanders, vorzugsweise auf Ihrem Zimmer. Bedröppelte Gäste sind keine gute Werbung.“

„Tut mir leid, Warren.“

„Schon gut. Kopf hoch, das wird schon wieder.“ Er gab Sam einen aufmunternden Klaps auf die Schulter und ging dann wieder an die Rezeption zurück. Der größere Winchester seufzte noch einmal und ging dann ins Motelzimmer zurück. Wenn Dean wach war, würden sie noch ein paar Einzelheiten klären müssen, was ihren kleinen Einbruch später am Abend anging.
 

Dean schlief jedoch noch, als er wieder ins Zimmer kam. Wahrscheinlich, so dachte Sam, hatte er in der letzten Nacht auch nicht sonderlich viel geschlafen. Seine Tochter wachte kurz darauf auf und streckte erwartungsvoll die Hände nach ihm aus.

„Pa-pa“, brabbelte sie. Dean war super, aber Dean und ihr Papa zusammen waren einfach besser, fand das Mädchen. Als Sam seine Tochter auf den Arm nahm, wurde dann auch Dean wach. Er rieb sich die Augen und sah dann zu seinem Bruder.

„Hey“, sagte Sam und lächelte leicht.

„Hast du die Geige gekriegt?“, fragte der Ältere.

„Ja, sie ist im Auto. Ich hab dir ein Truthahnbrustsandwich mitgebracht.“ Er deutete auf den Tisch. Dean nickte, stand auf und setzte sich an den Tisch. Obwohl er keinen Appetit hatte, verlangte sein Magen nach Nahrung. Lustlos aß er das Sandwich, während sich die beiden Männer schweigend anstarrten.

„Wie wollen wir das heute Abend machen?“, fragte Sam schließlich als ihm das Ganze zu bunt wurde.

„Was meinst du mit wir? Ich mach das und du bleibst hier bei Jenny. Ich will mir nicht wieder was ausdenken müssen, um dich aus dem Knast zu holen, wenn was schief geht.“

„Du traust mir nicht zu, einzubrechen und die Geige auszutauschen? Ich bin kein Idiot, Dean. Ich kann Alarmanlagen genauso gut kurzschließen wie du, wenn nicht sogar besser.“ So langsam fühlte sich der Jüngere in seinem Stolz verletzt.

„Darum geht es nicht.“

„Und worum geht es dann? Und komm mir nicht wieder mit dem Spruch, dass wir es so machen, wie du meinst, weil du der Ältere bist.“

„Das bin ich aber nun mal. Außerdem denk an Jenny. Du bist ihr Vater. Sie braucht dich.“

„Dean, sie braucht uns beide.“ ~Ich brauche dich!~, hätte Sam am liebsten noch hinzugefügt.

„Aber sie braucht dich mehr. Ich bin dein großer Bruder und wir machen es so, wie ich es sage. Es steht für dich einfach zu viel auf dem Spiel.“

„Für dich steht mehr auf dem Spiel wegen der Formwandlersache und deinem vorgetäuschten Tod.“

„Sam …“ Doch er kam nicht dazu etwas zu erwidern.

„Weißt du was, Dean? Das Fairste wäre, wir fahren mit Jenny hin und knobeln dort aus wer rein geht, um die Geige zu holen. Der Andere bleibt im Wagen und steht sozusagen Schmiere.“

„Das ist die dämlichste Idee, die ich je gehört habe.“

„Nein. Überleg doch mal. So könnten wir von dort aus sofort aus der Stadt verschwinden und riskieren nicht von der Polizei geschnappt zu werden am nächsten Morgen, falls das mit der Geige doch schnell auffliegt.“

„Okay, vielleicht ist die Idee doch nicht so schlecht.“ Sam lächelte leicht.

„Gut, da das ja jetzt geklärt ist, werde ich mit Jenny einen Spaziergang machen.“ Der größere der beiden hoffte, dass Dean sich anschließen würde, aber das tat er nicht. Er schmollte innerlich, da er es hasste, wenn Sam recht hatte und er es zugeben musste.
 

Sam war also alleine mit Jenny in ihrem Kinderwagen spazieren gegangen. Ihr Motel lag nicht allzu sehr entfernt von der Philadelphia-Altstadt und so machte Sam einen Abstecher zur Market Street um sich am Franklin Court das Franklin-Museum und etwas weiter westlich die Freiheitsglocke anzusehen. Man konnte nie früh genug anfangen Kindern Geschichte näher zu bringen. Gott, was vermisste er bei dem Gedanken ein Augenrollen von Dean. Vor allem weil Jenny, während sie im Franklin Museum waren in ihrem Kinderwagen eingeschlafen war. Sam bildete sich ein es wäre vor Langeweile passiert, weil ihm der Gedanke gefiel, dass seine Kleine etwas von Deans Charakter übernommen hatte. Er liebte Dean so sehr, dass die bloße Vorstellung, dass er ihm nicht würde verzeihen können und er ihn somit verlieren würde, wehtat. Was wollte der Ältere bloß? Was konnte er tun, um Dean gnädig zu stimmen? Gab es da eine einzelne Sache, die er tun konnte, oder war das Verzeihen seitens Dean ein Prozess, der andauern würde und den Sam gar nicht erzwingen konnte? Streit mit Jessica war nie so kompliziert gewesen, aber wenn er ehrlich zu sich war und bei aller Liebe zu Jessica, so hatten sie sich nie so nahe gestanden, wie er nun Dean stand. Sollte er Dean nach dem Mund reden und zu allem, was der sagte, ja und Amen sagen? Nein, das wäre nicht er, das konnte Dean doch auch nicht wollen. Alles, was er tun konnte, war wohl sich immer wieder zu entschuldigen und Dean zu zeigen, dass er ihn liebte und vertraute. Ja, er vertraute ihm. Es war so dämlich von ihm gewesen Dean vorzuwerfen, er hätte mit dieser Tussi auf dem Klo rum gemacht. Gott, er war so dumm gewesen. Er war doch Deans oberste Priorität. Er würde ihm nie wehtun. Das hatte ja auch die Reaktion auf seinen Vorschlag wieder deutlich gezeigt. Dean wollte ihn schützen und den Einbruch selber machen, aber das würde Sam nicht zulassen. Er würde das Schnick-Schnack-Schnuck so ausgehen lassen, dass er den Einbruch machen würde. Das sollte nicht all zu schwer werden, schließlich nahm Dean immer die Schere.
 

Gegen halb sieben kam er zum Motel zurück. Dean saß auf dem Bett und sah sich Jeopardy an, wo er meist die korrekte Frage zur Antwort lieferte, was wahrscheinlich viele Leute, die ihn nur oberflächlich kannten überraschen würde, aber Sam wusste, dass Dean nicht dumm war. Er hatte sich nur nie etwas aus Schule und guten Noten gemacht.

„Hey, wir sind wieder da“, sagte Sam, um Deans Aufmerksamkeit zu gewinnen, denn der schien immer noch auf dem „Ich-ignoriere-Sam-Tripp“ zu sein.

„Das sehe ich“, brummte der Ältere. Sam seufzte – mal wieder.

„Dean, es tut mir leid. Ich …“

„Sam, ich hab dich schon beim ersten Mal verstanden, als du das gesagt hast.“

„Ich … Dean … ich werde mal was zu essen holen.“

„Nein Sam. Das ist nicht nötig. Ich finde wir sollten heute getrennt essen gehen. Du gehst zuerst. Ich bleib bei Jenny. Denn dann hab ich später mehr Zeit die Kellnerinnen flach zu legen“, sagte er zynisch. Dean war sich bewusst, dass das ein Schlag unter die Gürtellinie war und er durch diese Aussage quasi auf einen geprügelten Hund eintrat. Er wusste, dass Sam seine Reaktion an der Tankstelle zu tiefst bereute. Es war nicht fair, aber er war immer noch sauer auf Sam. Der Jüngere zuckte bei den Worten zusammen. Dean konnte vieles sein, aber so gemein und nachtragend hatte er ihn noch nie erlebt.

„O … o … okay. Ich … ich werde … ich geh dann wohl mal los.“ Sam war so aufgewühlt, dass er beim Rausgehen fast über das Bett gestolpert wäre. Er hatte es hinter dem Schleier der aufkommenden Tränen einfach nicht gesehen. Mit Dean in einem Raum zu sein tat in dem Moment einfach nur weh. Kaum hatte Sam das Zimmer verlassen, da bereute Dean seine Worte auch schon. Er war sauer auf Sam, das ja und er hatte auch recht dazu sauer auf ihn zu sein, nachdem was er ihm gestern an den Kopf geschmissen hatte und Sam hatte ihm damit wehgetan, aber das, was er eben zu Sam gesagt hatte, das hatte er nur gesagt, weil er Sam ebenfalls wehtun wollte und damit war er zu weit gegangen. Das widersprach all seinen Prinzipien. Er hatte sich geschworen Sam nie wehzutun und doch hatte er es getan und das nur, um sich zu rächen, Sam zu bestrafen. Das war nicht richtig. Er konnte nicht so tun als wäre nichts gewesen, aber so konnte es auch nicht weiter gehen. Dean sah zu Jenny hinüber, die noch immer in ihrem Kinderwagen saß. Er nahm sie heraus und setzte sie sich auf den Schoß. Er seufzte.

„Ich sag dir was, Jenny. Verlieb dich besser nie. Das macht alles nur unnötig kompliziert. Liebe macht aus jedem Menschen ein Wrack voller aufgewühlter Gefühle. Ich weiß, als Erwachsener sollte ich vielleicht sagen, dass die positiven Gefühle den ganzen Stress wert sind, aber ganz ehrlich? Ich weiß es nicht.“ Er gab ihr einen Kuss auf den Scheitel.
 

Sam war in den Impala gestiegen und fast zehn Minuten ziellos durch die Straßen von Philadelphia gefahren. Das Radioprogramm war heute auch gegen ihn, denn es lief, wie passend Bruce Springsteens „Streets of Philadelphia“ und Sam fühlte sich ein wenig wie der Typ in dem Song.
 

Saw my reflection in a window

and didn't know my own face

so brother are you

gonna leave me wasting away

on the streets of Philadelphia
 

Er wollte doch bloß seinen Dean wieder zurück, so wie er war bevor Sam sich, wie ein totaler Vollpfosten benommen hatte. War das wirklich zuviel verlangt? Aber Trübsal blasen brachte ihn auch nicht weiter. Aber irgendwie hatte der jüngere Winchester das Gefühl am Ende der Fahnenstange angekommen zu sein. Er war mit seinem Latein am Ende.
 

So receive me brother

with your faithless kiss

or will we leave each other

alone like this

on the streets of Philadelphia
 

Als er an einem Imbissstand vorbei kam, kam ihm eine letzte Idee. Er wusste nicht, ob es ihm was bringen würde, aber ein Versuch war es wert. Ein letzter Versuch sich bei Dean durch eine, ihm angepasste, romantische Geste zu entschuldigen.
 

Es war mittlerweile fast halb elf und Sam war immer noch nicht wieder im Motel zurück. Jenny war gefüttert und schlief bereits. Ihre Sachen hatte Dean auch schon zusammengepackt, da sie die Nacht, gemäß ihrem Plan, in einem Motel außerhalb von Philadelphia verbringen würden. Sam war schon fast vier Stunden weg und Dean machte sich so langsam Sorgen um seinen Kleinen. Erneut warf er einen Blick auf seine Uhr, als die Zimmertür aufging und Sam herein kam. Sofort war Dean auf den Beinen.

„Wo zum Teufel warst du so lange?“, fuhr er ihn an. Er bekam keine Antwort. Sam stellte lediglich eine Tüte mit offensichtlich fettigem Inhalt auf den Tisch.

„Was ist da drin?“, fragte er neugierig. Ein leckerer Duft strömte ihm entgegen.

„Das, Dean, ist das mit Abstand beste Philly cheesesteak der Philadelphia-Innenstadt.“

„Was?“ Der Ältere sah ihn verwirrt an.

„Ich bin von Imbissbude zu Imbissbude gegangen. Das waren bestimmt einige Kilometer.“
 

I walked the avenue

till my legs felt like stone
 

“Und?”, fragte Dean verblüfft.

„Und ich habe jedes verdammte Sandwich in einem Umkreis von 5 Meilen probiert, nur um dir das Beste bringen zu können und das ist es. Fettiges, klein geschnittenes Rib eye Steak auf fettigen, gebratenen Zwiebeln in einem Weißmehlbrötchen und Provolone. Eine Dosis Herzinfarkt, wenn du mich fragst, aber genau das Richtige für dich. Du wirst es lieben.“

Sprachlos und beeindruckt, ja vielleicht sogar ein wenig gerührt starrte Dean seinen Bruder an. Sam als bekannter Kalorienallergiker hat sich für ihn die Mühe gemacht und sich durch das Sandwichangebot probiert, nur um ihm eine Freude zu machen. Sam versuchte wirklich alles, was ihm einfiel, um es bei ihm wieder gut zu machen. Als er sich Sam näher ansah, fiel ihm auf, dass der ein wenig grün um die Nase aussah.

„Alles okay, Sam?“

„Nein. Mir ist schlecht.“ Mit ein paar schnellen Schritten war er im Bad verschwunden und kurz darauf konnte Dean ihn reihern hören. Es waren also eindeutig zu viele Sandwichs, die sein Kleiner da probiert hatte. Dean folgte ihm ins Bad, wo Sam die Kloschüssel umarmte und diese immer wieder mit einem neuen Schwall Erbrochenem erfreute. Ein wenig tat er Dean schon leid. Also reichte er Sam ein feuchtes Tuch und ein Becher Wasser zum Ausspülen seines Mundes. Sam gab ein kaum vernehmbares „Danke“ von sich.
 

Dean ging dann raus aus dem Bad. Sam beim rückwärts essen zuzusehen musste nun doch nicht sein. Er setzte sich an den Tisch und probiert das Sandwich. Es schmeckte phantastisch und der Ältere konnte den ihn überkommenden Geschmacksorgasmus nicht verbergen.

„Gott, das ist das beste Sandwich aller Zeiten. Alles verschmilzt wunderbar in meinem Mund.“ Bei Deans Worten übergab sich Sam erneut. Nach einer Weile hatte sich sein Magen wieder beruhigt.

„Dean, es tut mir wirklich leid. Ich wünschte ich könnte die Zeit zurückdrehen und diesen dämlichen Fehler ausradieren. Bitte verzeih mir“, hörte Dean Sam aus dem Bad sprechen. Musste er wieder damit anfangen? Er wollte jetzt doch bloß sein Sandwich genießen.

„Sam, hör auf. Dein dauerndes Entschuldigen nervt langsam.“ Das würde er ganz sicher nicht tun. Wenn Sam eins konnte, dann war es penetrant zu sein. Er trat zu Dean an den Tisch.

„Nein, Dean. Ich werde nicht aufhören. Ich habe Mist gebaut und deine Gefühle verletzt. Es tut mir leid und ich werde mich dafür solange entschuldigen, wie es nötig ist und du mir verzeihst. Ich liebe dich, Dean. Entschuldigung, dass ich mich wie ein totaler Vollidiot verhalten habe.“ Sam hatte Tränen in den Augen, ob das nun vom vielen Würgen kam, oder weil er es ernsthaft bereute, was er Dean vorgeworfen hatte, vermochte der ältere Winchester nicht zu sagen. Genau so wenig wusste Dean, was er darauf nun erwidern sollte.

„Sieh zu, dass du dich frisch machst. Wir müssen langsam los, um den Job zu Ende zu bringen“, sagte Dean daher im businessmäßigen Ton. Mit hängenden Schultern verschwand Sam noch einmal im Bad. Dean aß sein Sandwich auf. Dann packten sie ihre restlichen Sachen zusammen. Während Dean sie auscheckte, schnallte Sam seine schlafende Tochter in ihrem Kindersitz fest.
 

Gegen viertel nach elf parkte Dean den Impala auf der gegenüberliegenden Straßenseite von dem Haus der Lights. Das Licht hatte er bereits vorher ausgemacht und er war langsam gefahren, damit das Motorengeräusch nicht zu laut war. Im Haus der Lights brannte kein Licht mehr.

„Wow, alte Leute gehen tatsächlich mit den Hühnern ins Bett“, meinte Dean.

„Wir müssen noch klären, wer den Einbruch macht.“

„Okay. Schnick-Schnack-Schnuck auf drei.“ Dean wusste, dass er verlieren würde, daher hatte er der ganzen Sache überhaupt zugestimmt.

„Ja, auf drei.“ Dean fiel fast die Kinnlade runter, als er sah, dass Sam auf seine Schere mit Papier reagierte. Er hatte gewonnen. Das war doch unmöglich. Er sah Sam an, der ganz und gar nicht überrascht wirkte. Oh, dieses Streberbrötchen hatte ihn reingelegt. Der hatte mit Absicht Papier genommen, damit er verlor und Dean den Einbruch nicht machen und somit bei Jenny im sicheren Auto warten konnte. Irgendwie rührte es ihn, dass Sam ihn in Sicherheit wissen wollte, aber verdammt. Das war doch eigentlich sein Job.

„Das wäre ja dann geklärt.“ Sam nahm das Dietrich-Set aus einem ihrer Seesäcke.

„Hey!“, sagte Dean bevor Sam Anstalten machen konnte auszusteigen. Er konnte ihn nicht so gehen lassen. Er wollte ihm zeigen, dass sie das Ganze miteinander schon wieder hinkriegen würden.

„Was?“, fragte Sam etwas verwirrt. Dean druckste herum. Er wusste nicht, was er sagen sollte, also zog er Sam am Hemdkragen zu sich und gab ihm einen sanften, schon fast schüchternen, kurzen Kuss auf die Lippen.

„Dean …“ Sam war sprachlos. Seit gestern Mittag hatte er sich das gewünscht. Ein Zeichen von Dean, das er zur Versöhnung bereit war.

„Ähm … viel Glück und sei vorsichtig.“ Sam schenkte ihm ein blendend strahlendes Lächeln und in Deans Herz ging die Sonne auf. Ja, er würde darüber hinwegkommen können. Es würde nicht sofort wieder so sein wie vor dem Vorfall, aber er hatte es satt, sauer auf Sam zu sein und sehnte sich nach Harmonie. Der Jüngere stieg aus. Dean beobachtete wie er sich an der Alarmanlage zu schaffen machte und sich schließlich Zutritt zu Haus verschaffte. Jetzt hieß es abwarten.
 

Dean hatte recht gehabt. Die Alarmanlage auszuschalten war wirklich Kinderkram gewesen und auch das Türschloss hatte ihm nicht allzu viel Mühe gemacht. Er stand nun in der Küche. Auf dem Weg hierher hatte er sich den Grundriss des Hauses immer wieder durch den Kopf gehen lassen. Er wusste genau, wo er lang musste, um ins Arbeitszimmer zu gelangen. Leise schlich er durchs Erdgeschoss, bis er zu der hölzernen Tür kam, die zum Arbeitszimmer führte. So vorsichtig wie möglich öffnete er sie. Zum Glück quietschte oder knarrte sie nicht sonderlich laut. Oben würde man das definitiv nicht hören können. Als er den Raum betrat, sah er sich mit der ersten Schwierigkeit konfrontiert, denn wie sich herausstellte bewahrte Mr. Light in seinem Arbeitszimmer nicht nur eine Geige auf. Er atmete tief durch und machte sich dann daran die verschiedenen Geigenkästen in den Regalen nach der richtigen Geige abzusuchen. Als er beim dritten Geigenkasten angekommen war, hörte er die Tür, die er nicht wieder geschlossen hatte, hinter sich leicht quietschen. Das Blut gefror in seinen Adern. Jetzt war er geliefert. Wie hatte das passieren können? Er war doch total leise gewesen. Hoffentlich hatte Mr. Light keine Waffe. Dann hätte er vielleicht eine Chance ihn mit einem gezielten Faustschlag ausknocken und den Fall doch noch über die Bühne bringen zu können. Sein Herzschlag beschleunigte sich immer mehr, als er sich langsam zur Tür umdrehte.
 

… Fortsetzung folgt

Von Mietzen und Belgischen Waffeln

Verwendete Songs

Hold On Tight - Christopher Jak

Don't Wanna Lose You - Gloria Estefan
 

Warnung: Übermäßig viel Schmalz in diesem Kapitel, hab es einfach nicht anders hingekriegt.
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Innerlich verabschiedete sich Sam bereits von dem Gedanken, dass er sich je wieder richtig mit Dean würde aussöhnen können, da er sich schon wieder im Knast sah. Sein Puls war auf 180, als er schließlich die Tür im Sichtfeld hatte. Ein erleichtertes Seufzen entfuhr ihm, als er das grau getigerte Fellknäuel im Schein seiner Taschenlampe erkannte. Die Lights hatten eine Katze, die anscheinend gerade ihre nächtliche Runde durchs Haus machte und nun im Arbeitszimmer angekommen war. Verdammt, wie konnte ihnen das am Vormittag entgehen? In der Küche hatte er auch keine Katzenklappe gesehen, folglich war sie eine Hauskatze. Sie musste wohl am Vormittag in der ersten Etage gewesen sein, sodass sie nicht aufgefallen war. Er lehnte sich kurzzeitig an das Regal, um den halben Herzinfarkt, den ihm die Mieze beschert hatte, zu verarbeiten. Die Katze sah ihn argwöhnisch an.

http://www.tierschutzverein-alfeld.de/images/content/Katze,Kater%20in%20Duingen%20zugelaufenBild_093.jpg

Wahrscheinlich hatte sie noch nie einen so großen Menschen gesehen. Während Sam noch ein Mal durchatmete, entschied sie dann aber, dass Sam nicht gefährlich war und rieb und schmuste sich an dessen Beine. Mit einem genervten Stöhnen blickte er zu der Katze hinunter. Was fanden Tiere nur an seinen Beinen? Erst Carries Hund Tristan und jetzt diese Katze. Langsam sollte er weiter nach der Geige suchen und endlich fertig werden, fand Sam. Mit Kitty, die um seine Beine herum schlawenzelte, hatte er jedoch nicht sonderlich viel Bewegungsfreiheit, sodass es noch weitere fünf Minuten dauerte, bis er das Ziel seines Einbruchs endlich in Händen hielt. Schnell tauschte er die Geige gegen die aus, die er vor ein paar Stunden erstanden hatte. Dann machte er sich auf leisen Sohlen auf den Weg in die Küche und zum ersehnten Ausgang. Die Samtpfote folgte ihm. Wollte sie jetzt etwa mitkommen? Nur mit viel Geschick gelang es Sam sich aus der Tür zu schleichen ohne, dass die Katze ausbüchsen konnte. Er hörte jedoch ein dumpfes Geräusch und ein unerfreutes Mauzen, nachdem er die Hintertür hinter sich geschlossen hatte. Anscheinend war seine Verfolgerin mit dem Kopf gegen die Tür geknallt. Was für eine Doof-Katze. Auf dem Weg zum Impala entspannte er sich langsam wieder und als er sich neben Dean auf dem Beifahrersitz niederließ, war sein Puls wieder normal.

„Alter, was hat das denn so lange gedauert?“, fragte Dean und Sams Herz flatterte glücklich, als er deutlich die Besorgnis aus Deans Stimme heraushören konnte.

„Ich hatte ein Intermezzo mit der Katze der Lights und es war gar nicht so leicht die los zu werden.“ Sam erklärte Dean in kurzen Sätzen, was sich zugetragen hatte.

„Ah, verstehe. Muschi-Alarm.“ Dean grinste und startete den Wagen. Sam lachte auf. Er hätte wissen müssen, dass sein Bruder einen dämlichen Spruch bringen würde. Viel mehr freute es ihn jedoch, dass Dean zum ersten Mal seit dem Vorfall an der Tankstelle wieder grinste. Vielleicht gab es doch noch Hoffnung für sie.
 

Nach etwas mehr als einer Stunde erreichten sie schließlich ein Motel in Coatesville. Sie hatten auf der Fahrt nicht geredet, jedoch war dieses Schweigen wesentlich komfortabler als es auf der Fahrt nach Philadelphia am Vortag der Fall gewesen war. Jenny schlummerte weiterhin selig in ihrem Kindersitz, als Dean den Impala auf dem recht vollen Parkplatz des Super 8 Motels abstellte.

„Ich hoffe, die haben noch ein Zimmer für uns“, sagte Dean und stieg aus. Während Sam am Impala lehnend auf den Älteren wartete, fragte er sich, wie wohl Deans Zimmerauswahl ausfallen würde. Kurz darauf kam Dean mit einem müden Lächeln zurück.

„Zimmer 89“, sagte der kleinere Winchester und warf Sam den Schlüssel zu. Mit ein paar Sachen für die Nacht und Jenny auf dem Arm, die nicht einmal ein Positionswechsel aus dem Schlaf riss, machten sie sich auf den Weg zu ihrem Zimmer. Es war sauber und hatte die übliche Moteleinrichtung. Beide bereuten es nicht, dass sie, seit sie Jenny bei sich hatten, nicht mehr die nächstbeste Absteige ansteuerten. Es war ein Doppelzimmer und Sam machte sich sofort daran, seiner Tochter in dem einen Bett ein sicheres Nachtlager zu errichten. Dean machte sich derweil ebenfalls bettfertig und legte sich ins andere Bett. Als Sam Jenny gebettet hatte und ebenfalls für die Nacht umgezogen war, stand er wie bestellt und nicht abgeholt zwischen den beiden Betten. Sein Bruder lag mit dem Gesicht zum Fenster und hatte bereits die Augen geschlossen. Dean hatte ihn vorhin zwar kurz geküsst, aber nicht gesagt, dass er bei ihm schlafen konnte und Sam wollte auch nicht zu früh zu viel, da er den Älteren nicht wieder verärgern wollte, also legte er sich schließlich mit zu Jenny ins Bett.
 

Es war bereits nach halb drei und beide Brüder lagen stocksteif in ihren Betten, gaben vor zu schlafen und waren dennoch wach. Sam vermisste Dean neben sich und Dean fehlte Sams Wärme. Dean hatte schließlich die Nase voll sich unschuldigerweise schlecht zu fühlen. Er wollte nicht wieder eine schlaflose Nacht verbringen, nur weil er und Sam noch nicht ganz wieder die Alten waren. Denn durch seine abweisende Haltung bestrafte er nämlich nicht nur den Jüngeren, sondern vor allem sich selbst. Er wollte Sam einfach wieder nah bei sich haben, zu seinem eigenen Komfort.
 

And all I can say is that

I want to be near you again
 

Dean stand auf, ging zum Nebenbett und schlüpfte hinter Sam unter die Bettdecke. Dieser tat immer noch so, als würde er schlafen. Zunächst noch leicht widerstrebend rückte er Sam immer näher und legte dann seine Arme um ihn, so als wäre er ein Teddybär, oder besser gesagt sein persönlicher Sammy-Bär.
 

So close there's nothing between us

But our breath and our skin
 

Sams Herz schlug auf einmal wieder schneller und eine Last fiel von ihm ab. Es ging langsam aufwärts und so erlaubte er es sich, sich an Dean zu schmiegen. Er war überrascht, dass Dean dies zuließ. Er spürte eine Welle von erleichterten, kleinen Freudentränen in ihm aufkommen, doch es gelang ihm diese zu unterdrücken. Schließlich war er ja doch kein Mädchen, aber dennoch froh über diese kleine Annäherung.
 

I want you to be here

To kiss those sweet tears from my eyes

When I've got you

I'm gonna hold on tight
 

Sie würden sicher Babyschritte machen, aber wenn Dean ihm endgültig verzeihen würde, dann würde er ihn festhalten und alles dafür tun, dass nichts mehr zwischen sie kam. Und so schliefen sie schließlich zu dritt aneinander gekuschelt in dem, für sie zusammen eigentlich viel zu kleinen Bett ein.
 

Am nächsten Morgen erwachte Sam und freute sich wie ein Schneekönig, dass Dean noch immer neben ihm lag. Er lag mit dem Rücken zu dem Älteren, konnte ihn also nicht sehen, dennoch spürte er deutlich dessen Präsenz. Rechts von ihm schlief seine Tochter – mit ihrem Daumen im Mund. Er lächelte leicht, denn es war etwas, was ihm zuvor noch nie so bewusst aufgefallen war. Er streichelte ihr sanft, um sie nicht zu wecken, durchs weiche Haar. Dann drehte er sich langsam zu Dean um. Eigentlich wollte er vermeiden, dass der Ältere wach wurde, doch dieser lag bereits mit offenen Augen neben ihm auf dem Rücken und blickte offenkundlich an die Decke. Sein Blick wanderte aber augenblicklich zu Sam, als er merkte, dass der Jüngere wach war.

„Hey“, sagte Sam und rückte mit seinem Kopf etwas näher an seinen Bruder heran.

„Morgen“, murmelte Dean und sah ihn weiter auf eine recht nachdenkliche Art an. Sam brannte die Frage, ob Dean ihm jetzt verziehen hätte förmlich auf den Lippen. Er entschloss sich jedoch dazu seine Frage als eine Art Feststellung zu formulieren.

„Darf ich der Tatsache, dass du dich gestern Nacht zu mir gelegt hast und heute Morgen immer noch neben mir liegst, entnehmen, dass du mir verziehen hast?“ Dean seufzte. Sam wurde etwas mulmig zumute. Er versuchte sich zu erinnern, wann war ein Seufzen von Dean jemals ein gutes Zeichen gewesen?
 

Sometimes, it's hard

To make things clear

Or know when to face the truth

And I know that the moment is here
 

„Sammy, ums Verzeihen geht es doch eigentlich gar nicht. Verzeihen kann ich dir sowas immer. Ich liebe dich zu sehr, um es nicht zu tun und ich vertraue dir und nehme dich so, wie du bist. Mit all deinen Macken und Altlasten aus der Vergangenheit und versuche damit so gut es geht klar zu kommen.“
 

We all make mistakes

We all lose our way

But we've stood the test of time

And I hope that's the way it will stay
 

„Es geht also darum, ob du das auch tust. Hatte ich mit recht vielen Frauen Sex und hab ich viel geflirtet? Ja, aber ich bin jetzt mit dir zusammen und die alles entscheidenden Frage ist jetzt, kommst du mit dem was früher war klar oder nicht? Entweder du vertraust mir ganz oder gar nicht. Wenn du mir nicht vertrauen kannst, dann sollten wir das mit unserer Beziehung besser sein lassen. Kurz um, entweder du vertraust mir oder wir sind wieder nur Brüder.“ Er wollte Sam nicht verlieren und er hatte keine Ahnung ob es überhaupt noch möglich war wieder einfach nur Sams Bruder zu sein, doch er musste es jetzt wissen, wie Sam zu ihm stand. Für Dean war Sam das Optimum, was er erreichen konnte und wenn es nach ihm ginge, würden sie wahrlich für immer zusammenbleiben.
 

I don't wanna lose you now

We're gonna get through somehow

Don't wanna lose you now

Or ever

Baby, I've fin'lly found

The courage to stand my ground

But if you want me, I'll be around

Forever
 

Während er gesprochen hatte, hatte sich der kleinere Winchester im Bett aufgesetzt. Sam wusste nicht so recht, was er jetzt sagen sollte. Dean machte hier ja jetzt quasi einen auf Politiker und stellte die Vertrauensfrage. Er hatte eindeutig ziemlich lange darüber nachgedacht, was er Sam sagen wollte, ehe er ihm diese Ultimatum gestellt hatte.

„Dean, ich ...“ Doch Dean legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen und ließ ihn nicht aussprechen. Er schüttelte leicht mit dem Kopf.

„Nein Sam. Du sollst jetzt nicht um des lieben Friedens willen das sagen, von dem du denkst, dass ich es hören will. Ich möchte, dass du darüber wirklich ernsthaft nachdenkst.“ Sam sah ihn leicht flehentlich an. Dean lächelte leicht und gab ihm einen zärtlichen Kuss auf die Stirn, dann stand er aus dem Bett auf.

„Ich zieh mich jetzt an und werde mal sehen, wo ich in diesem Nest was zum Frühstück auftreiben kann.“ Dann verschwand Dean im Bad. Sam ließ seinen Kopf ins Kissen fallen. Das war mal wieder so typisch für Dean. Wie konnte der nach so einer tiefgründigen, beziehungsentscheidenden Ansprache einfach so zur Tagesordnung übergehen und sich um so etwas Profanes, wie Frühstück kümmern? Alle Männer, die meinten Frauen seien schwierig, sollten mal versuchen mit Dean zusammen zu sein, denn dann wüssten sie was „kompliziert sein“ wirklich bedeutet.
 

Als Dean wieder aus dem Bad kam verschwand Sam mit Jenny auf dem Arm auch sofort ohne ein Wort in der nun frei gewordenen Sanitäranlage. Dean seufzte. War er jetzt zu hart zu Sam gewesen? Er war sich bewusst, dass seine kleine Ansprache ziemlich nach einem Ultimatum klang. Er bezweifelte nicht, dass Sam ihn liebte und ein wenig Eifersucht war ja nicht schlimm, er selbst konnte sich davon ja auch nicht freisprechen, aber Sam hatte echt den Vogel abgeschossen und war eindeutig zu weit gegangen. Wenn Sam wirklich so schlecht von ihm dachte, dann würde alle Liebe der Welt nicht reichen, um ihre Beziehung in Balance zu halten. Wie Sam auf die absurde Theorie kam, dass er mit der Tussi auf dem Klo was hatte, konnte Dean im Übrigen immer noch nicht wirklich nachvollziehen. Dieser musste endlich genau wie Dean, das Halteseil loslassen und im Vertrauen darauf, dass Dean ihn auffangen würde, den Drahtseilakt wagen.
 

I'll open my heart

And show you inside

My love has no pride

I feel with you I've got nothing to hide
 

Er würde Sam nie wehtun, das müsste der Jüngere eigentlich wissen. Als Bruder vertraute Sam Dean blind und das musste er auch als sein Partner tun. Während Dean sich seine Schuhe anzog, lachte er kurz auf und schüttelte mit dem Kopf. Wer hätte gedacht, dass man von Oprah gucken so tiefgründig werden würde. Er sollte vielleicht doch besser aufhören sich das anzugucken, sonst würden sich seine Hoden noch in Eierstöcke verwandeln. Er trat hinaus in die frühmorgendliche Sonne. Als er über den Parkplatz des Motels lief, erspähte er das kleine Restaurant, das sich neben dem Rezeptionsgebäude befand. Jetzt erinnerte sich Dean auch wieder daran, dass die Frau an der Rezeption gestern Nacht gesagt hatte, dass in dem Preis für ihr Zimmer das Frühstück mit einbegriffen war und sie sich an dem allmorgendlichen Frühstücksbuffet bedienen konnten. Er wollte gerade zurück zu ihrem Zimmer gehen, um Sam Bescheid zu sagen, als er durch das Fenster sah, wie jemand vom Küchenpersonal eine der Wärmeplatten mit frischen, belgischen Waffeln auffüllte. Rechts danebenstanden auf Eis Erdbeeren und Schlagsahne. Genau das war es, wonach es ihm heute gelüstete. Er trat sofort ins Restaurant – die Waffeln würden nicht ewig frisch bleiben und wofür gab es Handys? Er würde einfach kurz durchklingeln und Sam informieren, wo er war.
 

Sam kam gerade mit der frisch gewickelten Jenny aus dem Bad, als sein Handy klingelte. Er nahm das Gespräch entgegen. Er fand es seltsam, dass Dean ihn anrief. Hatte der Ältere sein Geld vergessen?

„Was gibt’s Dean?“, erkundigte er sich. Mit der einen Hand hielt er das Handy, mit der anderen mühte er sich ab Jenny anzuziehen. Im Hintergrund konnte er Teller klappern hören.

„Waffeln“, kam es sofort von Dean und Sam konnte sich das selige Lächeln auf Deans Gesicht vorstellen.

„Okay, wo du bist, gibt es also Waffeln.“

„Yap. Du musst nur quer über den Parkplatz gehen. Das Frühstück ist in dem Preis fürs Zimmer mit eingeschlossen. Das hatte ich total vergessen. Beeil dich Sammy, die haben gerade frisch aufgeschnittenes Obst hingestellt.

„Ich zieh nur schnell noch Jenny und mich um, dann komm ich rüber. Du kannst aber ruhig schon anfangen zu essen.“

„Das sowieso Sammy, das sowieso.“ Damit war das Gespräch beendet.

„Unser Dean ist so ein Fresssack“, sagte Sam zu seiner Tochter und zog ihr das T-Shirt über den Kopf. Das kleine Mädchen lächelte und formte eine Spuckeblase. Sam lächelte zurück. Seine Tochter war der reinste Sonnenschein, ein gesundes kleines Mädchen und er hatte Dean, der ihm alles bedeutete und ihn bedingungslos liebte. Was wollte er eigentlich mehr? Er war glücklich, trotz des Jägerdaseins. Dean hatte recht. Dean vertraute ihm. Sam wusste doch, dass er ihm auch vertrauen konnte, da der Ältere ihm niemals bewusst wehtun würde und dennoch hatte er das infrage gestellt und damit das Beste in seinem Leben fast vergrault. Das durfte nie wieder passieren. Er wollte Dean einfach nicht verlieren und genau das würde er ihm gleich erklären.
 

Don't wanna lose you now

Don't wanna lose you, don't wanna lose you
 

Als er auch angezogen war, nahm er Jenny auf den Arm.

„Las uns gehen, sonst hat Dean schon alles aufgegessen, bis wir da sind.“

Im Restaurant bediente sich Dean gerade am Kaffee, der in großen Thermosgefäßen auf einem Tisch stand. In der einen Hand hielt er seine Tasse, in der anderen balancierte er einen voll beladenen Teller mit Essen. Sam lächelte bei dem Anblick. Doch seine Mine verfinsterte sich, als er eine an die 30jährige brünette Frau auf Dean zugehen und ihn ansprechen sah. Sam ging näher heran, damit er hören konnte, was die Frau von Dean wollte, auch wenn das natürlich offenkundig war, so wie sie seinen Bruder oder eher dessen Hintern ausgecheckt hatte. Vielleicht sollte er Dean ein Schild an die Gesäßtasche pinnen. Darauf würde er dann schreiben: Eigentum von Sam Winchester. Das würde die lästigen Weiber eventuell fernhalten. Manche waren aber auch so penetrant, dass wohl selbst so ein Schild sie nicht davon abhalten würden Dean anzugraben. Diese Frau war ein Exemplar von letzterer Kategorie.

„Was dagegen, wenn ich dir den Kaffee ausgebe?“, fragte sie und versuchte lässig zu klingen.

Dean sah sie überrascht an.

„Falls du es noch nicht bemerkt hast, der Kaffee ist umsonst“, entgegnete er ihr. Die Frau entsprach eigentlich seinem ehemaligen Beuteschema. Attraktiv, nicht gerade hochgradig intelligent, wie man an der kläglichen Anmache sehen konnte, aber willig genug, um zu allem ja zu sagen, sodass er mit einem einfachen „ja“ seinerseits die Katze schon im Sack hätte.

„Na ja, der Kaffee hier ist eh nicht gut. Ich dachte wir könnten vielleicht zu dem Café ein paar Straßen weiter gehen und da würde ich dich dann einladen und danach könnten wir auf mein Zimmer, um ordentlich in den Tag zu starten, wenn du verstehst, was ich meine.“

~Ach du scheiße! Subtil war die Tussi ja mal gar nicht~ , dachte Sam. Er war darauf gespannt, was Dean nun sagen würde, nicht dass er an Dean zweifeln würde. Das würde er nie wieder. Es interessierte ihn einfach nur, ob seine Abfuhrsprüche genau so „charmant“ waren wie seine Anmachsprüche.

„Da muss ich dich enttäuschen. Du kommst zu spät. Ich bin bereits bestens versorgt, wenn du verstehst, was ich meine. Die Waffeln und mein Partner reichen mir völlig, um gut in den Tag zukommen.“ Sam grinste euphorisch, als er sah, wie der perplexen Frau die Kinnlade runter klappte.

„Sorry, ich hätte nie gedacht, dass du schwul bist.“

„Ich bin nicht direkt schwul. Die Person, die ich liebe, ist nur zufällig ein Mann.“ Das kam so offen und ehrlich und mit Wärme aus Dean herausgesprudelt, dass Sam das Herz aufging.

„Aha, ähm … ich … schönen Tag noch.“ Mann, die Frau war so schnell verschwunden, als wäre der Teufel hinter ihr her. Auf Sams Gesicht breitete sich ein glückliches und zufriedenes Lächeln aus. Ja, Dean war ein Frauenmagnet, aber Sam hatte das unverschämte Glück, dass Dean ihn wollte, von ganzem Herzen und mit Haut und Haaren. Genau so sehr liebte er seinen Dean. Der Ältere zuckte mit den Schultern. Sam folgte ihm mit den Augen, bis er sich mit Kaffee und den Waffeln an einem Tisch niederließ, ehe Sam sich in Bewegung setzte, um sich zu seinem Partner zu gesellen.
 

Dean lächelte mit einem Mundvoll Waffeln, als er Sam und Jenny sah.

„Hi Sammy. Gib mir Jenny, dann kannst du euch was zu essen holen. Ich würde dir ja was von meinen Waffeln anbieten, aber die sind zu köstlich, um sie zu teilen.“ ~Gott, wenn du noch süßer wirst, vernasch ich dich gleich jetzt und hier~, schoss es Sam durch den Kopf. Er wusste genau, dass Dean ihm jede verdammte Waffel auf diesem Planeten überlassen und selbst nur trocken Brot essen würde, wenn es Sam nur glücklich machte. Dean tat einfach alles für ihn. Wenn es möglich war, dass er seine Anschuldigung noch mehr bereuen könnte, dann tat er es gerade. Dean hatte eigentlich was Besseres als ihn verdient und trotzdem liebte er Sam und der Jüngere würde alles in seiner Macht stehende tun, um sich seiner würdig zu erweisen.

„Du musst dich übrigens mit normalem Kaffee begnügen. Weicheier Halb-Fett-Latten-Gedöns gibt’s hier nicht.“

„Ich komm schon klar, Dean.“ Er lächelte, als Dean sich eine weitere große Gabel voll Waffeln in den Mund schaufelte. Schon seltsam, dass er das als Deans Bruder nicht so toll, aber es als sein Partner irgendwie niedlich fand. Er ging dann los, um sich und Jenny Frühstück zu holen. Als er wieder zum Tisch kam, aßen sie in Ruhe. Dean holte sich bald darauf eine weitere Portion Waffeln und Sam fütterte Jenny, während er Dean beim Essen zu sah. Er selber hatte sein Obst und das Müsli bereits aufgegessen. In Gedanken legte er sich bereits die Worte zurecht, die er Dean gleich sagen wollte. Er überlegte noch, ob er es Dean hier oder erst später in ihrem Zimmer oder im Impala sagen sollte, als Dean sich in seinem Stuhl zurücklehnte und sich leicht den Bauch rieb.

„Man bin ich satt“, sagte er und gab einen leichten Rülpser von sich. Dieser wurde gefolgt von einem Jenny-Bäuerchen. Die beiden könnten gut als Duo die Nationalhymne rülpsen oder wohl doch eher was von AC/DC, dachte Sam.

„Auf, auf Dean. Ich werde dich zum Motel rollen, wenn du willst“, neckte Sam Dean.

„Mistkerl!“

„Idiot.“
 

Als sie etwas später wieder auf ihrem Zimmer waren, und noch die letzten Sachen vor ihrer Weiterfahrt zusammenpackten ergriff Sam das Wort. Er legte Dean eine Hand auf die Schulter und sagte:

„Dean …“ Angesprochener drehte sich zu Sam um. Er wusste, dass Sams Antwort früher oder später kommen würde, aber er war etwas nervös, weil er nicht wusste, ob Sams Antwort wie von ihm erhofft ausfallen würde. Er schluckte.

„Ja, Sammy?“

„Ich war ein Arschloch.“

„Ich weiß.“

„Es tut mir unendlich leid.“ Dean nickte.

„Wenn du mich jetzt nicht mehr wollen würdest, könnte ich das verstehen, aber ich will mit dir zusammen sein. Ich liebe dich. Du bist alles, was ich brauche. Ich kenne dich und ich hätte es besser wissen sollen.“
 

It's all up to you

To tell me to go

'Cause it won't be me to walk away

When you're all that I know

And I know...
 

“Da hast du recht Sam. Du hättest es verdammt noch mal besser wissen müssen, aber aus Schaden wird man klug, das sagt man doch oder?“

„Ja. Dean … ich will dich nicht verlieren. Ich will mit dir zusammen sein. Ich vertraue dir. Egal was passiert, ich werde nie wieder an dir zweifeln. Wir kriegen das doch wieder hin, oder?“
 

That I don't wanna lose you now

We're gonna get through somehow

I don't wanna lose you now

Or ever, never

Baby, I've fin'lly found

The courage to stand my ground

But if you want me, I'll be around

Forever, forever, yeah, yeah
 

“Ich liebe dich auch Sam und natürlich kriegen wir das hin. Wir sind Winchester.“ Dean schloss einen erleichterten Sam in seine Arme und drückte ihn fest an sich. Dean war ebenso erleichtert, jetzt musste sein Kleiner seinen Worten nur noch Taten folgen lassen.
 

Don't wanna lose you, lose you now

We're gonna get through somehow

Versöhnung

Verwendeter Song:

Cheetah Girls - Cherish the moment

Chicago - Hard to say I'm sorry
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Sie standen noch eine Weile so da und beide genossen diese Umarmung, besonders Sam, da Dean, obwohl sie nun schon ein paar Monate ein Paar waren noch immer kein großer Freund von Umarmungen war. Der Jüngere vergrub sein Gesicht in Deans Halsbeuge und sog dessen unverkennlichen Duft ein, während die eine Hand von Dean über seinen Rücken strich und die andere ihm liebevoll durchs Haar fuhr. Keine zwei Minuten später hörten sie ein Scheppern, gefolgt von einem erschrockenen, aber hoffentlich nicht von Schmerzen herrührenden Babyaufschrei. Sofort fuhren die Brüder auseinander, um sich um ihre Tochter zu kümmern. Jenny hatte sich an dem schon ziemlich alten Vorhang zu schaffen gemacht und es mit ihrem Hobby an Dingen zu ziehen, irgendwie trotz ihres geringen Gewichts geschafft die Vorhangaufhängung herunterzureißen so dass das kleine Mädchen unter dem heruntergerissenen Vorhang verschüttet gegangen war und sich verzweifelt daraus zu befreien versuchte. Sam und Dean schüttelten resignierend mit dem Kopf. Zeitgleich sagten sie dann:

„Dich kann man auch keine fünf Minuten aus den Augen lassen.“ Sie lachten, als sie sich daran machten das immer noch quengelnde Kind unter dem Vorhangstoff hervor zu holen. Zum Glück schienen die Teile der Vorhangaufhängung sie nicht getroffen zu haben. Allerdings hörten sie sofort auf zu lachen, als sie ein geradezu ängstliches „Pa-pa“ von Jenny vernahmen. Diesen Tonfall hatten sie bei ihr bis jetzt noch nie gehört, was nur umso beängstigenderer für die beiden Männer war. So schnell es ging hatte Dean den Vorhang entfernt und Sam nahm seine Tochter auf den Arm und drückte sie liebevoll an sich. Sie schien sich wirklich sehr erschrocken zu haben, so wie sie sich an ihren Vater klammerte und immer wieder erleichtert „Pa-pa“ sagte. Aber es war ja nur zu verständlich. In der einen Minute spielt man fröhlich vor sich hin und in der nächsten Minute rumst es, alles wird dunkel und Pa-pa und Din sind weg. Da würde jawohl jeder Angst bekommen, dachte Sam. Dean schloss Vater und Tochter in seine Arme, was eine zusätzlich tröstende Wirkung auf die Kleine hatte. Abwechselnd sprachen die Erwachsenen beruhigend auf Jenny ein und verteilten kleine Küsschen auf ihrem Gesicht was ihr nach einer Weile ein kleine Giggeln entlockte.

„Ich hoffe, das war dir eine Lehre“, sagte Sam im „Ich-bin-dein-Vater-und-mein-es-gut-mit-dir“- Tonfall. Jenny sah ihn nur mit ihren großen, braunen Kulleraugen an und zog dann am Kragen von Deans Hemd.

„Sieh sie dir an Sam. Eben noch ein kleiner Angsthase und jetzt ist sie schon wieder übermütig“, sagte Dean und lächelte, während er die kleine Hand nahm und sanft von seinem Hemd entfernte.

„Von wem sie das wohl hat?“, fragte Sam.

„Eindeutig von dir“, sagte Dean feststellend.

„Hey, das kannst du nicht wissen. Vielleicht war ihre Mum ja so.“ Es bohrte sich ein kleiner Stich in Sams Herz, als er daran dachte, dass er seiner Tochter je kaum eine Frage über deren Mutter beantworten können würde, weil er sie im Grunde nicht kannte und er seufzte unvernehmlich.

„Dann hilf uns Gott, denn das heißt, dass Jenny die doppelte Dosis davon bekommen hat“, frotzelte der ältere Winchester.

„So schlimm ist es doch eigentlich nicht und ich wette, dass du als kleines Kind auch so warst“, sagte Sam.

„Ne, ich war schon immer so furchtlos wie heute“, winkte Dean ab.

„Ach ja, oh du Furchtloser? Dann lass uns doch zu Bobby fliegen.“

„Sei nicht dumm Sam, das wäre mit dem Impala doch viel zu unpraktisch“, wand er ein und umging damit nicht gerade elegant Sams Anspielung auf seine Flugangst.

„Aber sonst würdest du es tun oder was?“

„Das tut doch hier jetzt gar nichts zur Sache. Jedenfalls warst du als Kind eher von der Heulsusen-Fraktion“, stichelte der Ältere.

„War ich nicht!“, protestierte Sam. Dann druckste er etwas herum, ehe er sich eingestand:

„Okay, vielleicht. Aber nur, als ich ganz, ganz klein war. Quasi noch ein Baby. Babys weinen nun mal, Dean.“

„Alter, du hast geflennt weil du in der vierten Klasse beim Buchstabierwettbewerb nur Zweiter geworden bist.“

„Das war eine Ausnahmesituation“, versuchte Sam sich rauszureden.

„Klar, versteh ich doch. Wer verliert schon gerne und hey, es kann jedem passieren beim Wort Rhinozeros das „h“ zu vergessen.“

„DEAN! Ich hätte diesen scheiß Wettbewerb gewonnen, wenn ich nicht so dringend aufs Klo gemusst hätte, dass ich mich nicht mehr richtig aufs Buchstabieren konzentrieren konnte.“ Dean grinste. Er kannte die Story. Sam hatte immerhin soviel Selbstbeherrschung gehabt erst zu weinen, als er zu Hause war und natürlich hatte er sich dafür geschämt, als Dean ihn dabei „erwischte“. Damals hatte Dean ihn allerdings nicht aufgezogen, weil er wusste, wie viel Sam dafür geübt hatte und dann aus einem so dämlichen Grund zu verlieren konnte einem Sensibelchen wie Sam schon die Tränen in die Augen treiben.

„Ich weiß, aber ich kann bis heute nicht verstehen, warum du nicht einfach um eine kurze Pause gebeten hast, um mal auszutreten“, sagte der Kleinere. Jenny sah belustigt zwischen ihren Vätern hin und her, die sich hier gerade ein herrliches Wortgefecht lieferten.

„Weil es mir zu peinlich war“, murmelte Sam. Dean grinste. Sein Sammy war schon immer in solchen „privaten/intimen“ Dingen schüchtern.

„Hör auf zu grinsen. Das ist nicht witzig. Das war einer der schwärzesten Tage meiner Schulzeit.“

„Aber du bist so niedlich, wenn dir was peinlich ist oder du auch nur über etwas redest was dir mal peinlich war“, sagte Dean und kniff ihm neckisch in die Wange, wie es alte Damen gerne mal bei ihren Enkeln machten.

„Idiot“, sagte Sam und schlug Deans Hand weg.

„Mistkerl“, gab der darauf sein gewohntes Contra von sich. Jenny hob ihre Hand und deutete auf den älteren Winchester.

„Din Ido“, brabbelte sie dann.

„Du bist ja so schlau Jenny“, sagte Sam und funkelte Dean gehässig an.

„Aber, aber Sammy! Wollten wir uns mit Beleidigungen vor der Kleinen nicht zurückhalten?“ Dem Mädchen warf er ein „Verräterin“ entgegen und kitzelte sie leicht. Gott, was hatten beide Männer dieses lockere Geplänkel vermisst.

„Wir sollten uns langsam aus dem Staub machen und das am besten so unauffällig wie möglich. Muss ja nicht sofort jemand mitkriegen, dass Jenny ein bisschen was an der Inneneinrichtung verändert hat“, meinte Dean schließlich. Sam nickte und die Zwei fuhren fort, ihre restlichen Sachen zu packen.
 

Einige Minuten später saßen sie im Impala und fuhren Richtung Lawrence. Es waren noch an die 19 Stunden bis dahin und sie würden noch mindestens ein Mal irgendwo übernachten.

„Sag mal Sammy, was machen wir nun eigentlich mit der Fidel?“

„Na ja, solange es sich nicht herausstellt, dass du ein verkanntes Geigengenie bist und den Drang verspürst Vivaldi zu spielen, stellt die Violine keine Gefahr dar.“

„Das weiß ich selber. Ich meine, sollen wir sie die ganze Zeit spazieren fahren? Es muss doch irgendwie eine Entsorgungsstation für verfluchte Gegenstände geben.“

„Wir könnten Bobby fragen. Ich bin sicher, dass er uns da weiterhelfen kann.“

„Gute Idee. Wir laden das Ding bei Bobby ab. Soll er sich darum kümmern“, sagte Dean und grinste. Ein Problem weniger. Auf der Fahrt redeten sie wieder nicht sonderlich viel, aber das war nun wieder das angenehme und altbekannte einvernehmliche Schweigen. Zwischendurch kabbelten sie sich um die Radiostation, da Sam sich weigerte schon wieder eine von Deans Kassetten anzuhören. Aber Sam ließ Dean gewinnen, da er noch immer ein schlechtes Gewissen hatte. Im Radio lief nun Classicrock. Während ein Gittaren-Solo von Pete Townshend beim Song „Won’t Get Fooled Again“ zu hören war (ja der Sender spielte tatsächlich die an die 10 Minuten lange Live-Version),

http://www.youtube.com/watch?v=oUbGLVvfB7Y

blickte Dean immer wieder zu Sam rüber und wenn Sam ihn dann auch ansah, richtete er seinen Blick wieder ganz schnell auf die Straße. Sam fand das sehr merkwürdig und Dean war es peinlich. Er war schließlich ein erwachsener Mann und er warf Sam hier scheue Blicke zu wie ein verliebter Schuljunge. Aber er konnte sich einfach nicht helfen. Und irgendwie sah Sams linke Hand neben dessen Oberschenkel so einsam und verlassen aus. In dem Moment machte sich Deans rechte Hand (dem Herrn sei gedankt für Automatikwagen, so hatte er eine Hand frei, da er nicht schalten musste) selbstständig und wanderte unauffällig zu Sams hinüber und umschloss sie schließlich liebevoll. Früher hätte er Leute die so was machten ausgelacht, weil er total unwissend war, wie schön doch auch so ein simpler Körperkontakt sein konnte. Schließlich hatte Dean nie weder die Gelegenheit dazu, noch das Verlangen danach gehabt jemandes Hand zu halten, aber mit Sam war alles anders. Mit Sam wollte er jede nur erdenkliche Facette einer romantischen Beziehung auskosten. Ihm war mittlerweile klar, dass seine Beziehung zu Sam nicht immer ein Zuckerschlecken sein würde, aber er war bereit, alles, was er hatte, in diese Beziehung zu stecken, damit sie funktionierte, denn Sam war seine Chance auf das ganz große Glück und er wäre dämlich, wenn er diese Chance nicht nutzen würde.
 

Sam war völlig überrascht darüber, dass Dean seine Hand nahm. Solche Gesten waren, wie auch die Umarmung eher selten, aber der jüngere Winchester freute sich wie ein Schneekönig darüber, dass Dean ihm auf diese Weise nahe sein wollte und sein Bauch fing an vor Glück angenehm zu kribbeln, genau so wie seine Hand, die Dean hielt. Als der Ältere dann auch noch damit anfing sanft mit seinem Daumen über Sams Handrücken zu streicheln, konnte der Größere ein seliges Lächeln nicht länger verbergen und das wiederum brachte Dean zum Schmunzeln.
 

Cherish the moment, live for today
 

Sie kamen stillschweigend überein, dass sie einfach diese kleinen Momente auskosten würden solange es ging. Der nächste Fall war in der Regel nicht weit entfernt.
 

There's only so much time so why not enjoy it

Why not enjoy the ride, the ride
 

Und so setzten sie ihre Fahrt ohne nennenswerte Ereignisse fort, wenn man davon absah, dass Dean beinahe an einem roten M&M erstickt wäre, als er über ein Schlagloch fuhr und sie dann kurz rechts rann fahren mussten, damit seine Atmung sich wieder normalisieren konnte. Das Ganze mit tatkräftiger Unterstützung von Sam, der ihm auf den Rücken klopfte. Nun war es viertel vor sieben und sie parkten den Impala auf dem Parkplatz von Motel 6 in Richmond, Indiana. Dean wäre ja noch bis Indianapolis durchgefahren, aber Prinzessin Jenny wurde quengelig, da sie mächtig Kohldampf hatte und so hatte Super-Dad-Sam darauf bestanden, dass sie sich hier ein Motel suchten. Selbstverständlich gab es keine Kinderbetten. Der Mann an der Rezeption meinte, sie hätten mal eins gehabt, aber bei einer Betriebsfeier sei es irgendwie zu Bruch gegangen. Beide Winchesters wollten gar nicht wissen, wie das passiert war, auch wenn der Rezeptionist es ihnen sicher gerne erzählt hätte.

„Alter, das ist ja mal die hässlichste Überdecke seit Langem“, sagte Dean und deutete auf die grün-rosa gemusterte Scheußlichkeit aus billigstem Polyester.

http://img203.imageshack.us/f/motel6richmondin2beds.jpg/

„Seit wann bist du so anspruchsvoll?“

„Sammy, rosa ist für Mädchen, also für Jenny und dich, Aua!“ Sam hatte ihm einen Klaps gegen den Hinterkopf gegeben.

„Mein Gott, nur weil die Überdecke rosa ist, brauchst du dich noch lange nicht in deiner Männlichkeit bedroht fühlen“, sagte Sam dann und rollte mit den Augen. Mit einem gespielt leidenden Gesichtsausdruck ließ er sich in den einen der beiden Stühle sinken.

„Guck nicht so. Sie es als Vorbereitung für unseren Aufenthalt bei Missouri“, sagte Sam.

„Darauf freust du dich doch schon, du schadenfrohes Luder.“

„Worauf freue ich mich?“, fragte Sam scheinheilig.

„Darauf, dass ich von Missouri einen auf den Deckel kriege, aber da muss ich dich enttäuschen. Ich werde mich vorbildlich benehmen.“

„Wenn du glaubst, dass das klappt. Hey, guck mal. Hier gibt es ein kleines Oldtimermuseum. Der Eintritt kostet nur 3 Dollar, es ist nicht weit weg von hier und gleich in der Nähe ist ein Diner. Komm, ich lad dich ein.“

„Oh, Sammy hat die Spendierhosen an, da sag ich doch nicht Nein.“

„Okay, aber zuerst braucht Jenny noch ´ne frische Windel.“

„Wäh, jetzt wo du es sagst, es riecht wirklich etwas streng hier. Ich hätte sie den Käse-Bohnen-Burrito nicht essen lassen sollen an der Raststätte.“

„Dean, du hattest den Käse-Bohnen-Burrito.“

„Ja, aber ich hab sie abbeißen lassen, als du mehr Servietten geholt hast.“

„Du bist echt unglaublich. Nicht zu glauben, dass du unsere Tochter mit dem Fraß anfütterst.“ Es erklang ein kleiner Pups von dem Mädchen.

„Hey, zieh ihr die Windel aus und ich hol ein Streichholz“, schlug Dean grinsend vor. Doch Sam zeigte ihm nur den Vogel und verschwand mit Jenny im Bad.

„Spaßverderber“, rief der Ältere ihm lachend hinterher.
 

Dean war begeistert von den Sammlerstücken im Oldtimermuseum. Die hatten zwar keinen Impala, aber mit seiner schwarzen Schönheit konnte eh kein anderes Auto mithalten, selbst wenn es dasselbe Model und Baujahr war. Sam lächelte in sich hinein. Wenn Dean Autos ansehen konnte, dann war er immer ein bisschen wie ein kleiner Junge. Er hätte Dean am liebsten geküsst, aber nach dem eben erst abgehakten Zwist fand Sam, dass es besser wäre, Dean noch eine Zeit lang die körperlichen Annäherungen starten zu lassen. Aber es fiel ihm verdammt schwer. Noch vor ein paar Wochen war er schüchtern, aber mittlerweile nahm er sich in der Regel, was er von Dean wollte und der hatte auch eigentlich nichts dagegen, weil es (fast) immer das war, dass Dean auch wollte. Momentan jedoch vermochte Sam nicht einzuschätzen, was Dean wieder bereit war, ihm zu geben. Was hatte er sich wieder verdient durch seine Buße? Hoffentlich ließ Dean ihn nicht zu lange auf dem Trockenen sitzen, obwohl jetzt, wo sie mit Jenny in einem Zimmer schliefen, stand Sex eigentlich eh außer Frage. Aber kuscheln ging. Kuscheln und ein bisschen rummachen. Ja, das wäre nicht schlecht. Hoffentlich sah Dean das auch so. Wenn der Ältere nichts machen würde, dann würde Sam sich zusammenreißen und ihn einfach fragen, so peinlich ihm das auch war.

Das Essen im Main Street Diner entsprach den üblichen Diner-Standards an die die Brüder bereits gewöhnt waren. Leider gab es nichts Richtiges für Jenny, aber in weiser Voraussicht hatte Sam ein Gläschen Brei mitgenommen. Die Kellnerin meinte zwar, dass ihr Chef es gar nicht gerne sah, wenn externe Lebensmittel in seinem Restaurant verzehrt würden, aber sie fand Jenny einfach nur hinreißend und da ihr Chef an dem Tag nicht arbeitete, erklärte sie sich bereit das Gläschen schnell aufzuwärmen. So kam Jenny dann doch noch zu ihrem lang ersehnten Abendessen, bestehend aus pürierten Schinkennudeln mit Gemüse.

Nach dem Essen meinte Dean, dass er ein Bier vertragen könnte. In Diners gab es ja keine alkoholischen Getränke. Da sie Jenny aber schlecht in eine Bar mitnehmen konnten, ließ Sam Dean bei einer Bar ein paar Straßen von ihrem Motel entfernt raus. Der Jüngere hatte zwar vorgeschlagen, dass sie irgendwo noch Bier kaufen könnten, doch Dean meinte, dass es auch mal wieder Zeit wäre zu „arbeiten“ und Geld zu verdienen. Was bedeutete, dass er entweder Poker oder Billard spielen würde, um ihre „Haushaltskasse“ aufzubessern.

„Lass dich in keine Kneipenprügelei verwickeln“, sagte Sam bevor Dean ausstieg.

„Sammy, ich bin schon groß, weißt du? Ich kann mir schon meine Schuhe selber zubinden und ich weiß, wie ich mich aus Ärger raushalte“, entgegnete Dean mit einem Augenrollen.

„Okay …dann …viel Spaß.“ Was Sam eigentlich hatte sagen wollen war: Bleib doch lieber bei mir. Aber nur weil er Dean bei sich haben wollte, konnte er ihm ja nicht verbieten in ´ne Bar zu gehen.

„Den werde ich sicher haben.“ Er grinste Sam an. Ein „ohne dich wohl kaum“ hatte kurz auf Deans Zunge gelegen, aber das wäre doch einfach zu schmalzig gewesen. Außerdem wollte er Sams Reaktion sehen, aber der Jüngere verzog keine Mine. Es schien ihn auch nicht sonderlich zu beunruhigen, dass Dean in eine Bar ging, wo auch Frauen waren und die obligatorische Barschlampe sicher nicht fehlen würde. Sam schien ihm jetzt wirklich zu vertrauen und darüber war Dean froh. Er beugte sich kurz zu seinem Bruder hinüber und küsste ihn auf die Wange. Dann stieg er aus dem Wagen.

„Ich werde nicht allzu lange weg sein, aber gib Jenny einen gute Nacht Kuss von mir.“

Sam schenkte ihm daraufhin ein strahlendes Lächeln.

„Was?“, fragte Dean leicht irritiert.

„Nichts, nur ich finde, dass du ein guter Dad für Jenny bist.“

„Ja?“ Dean war ehrlich überrascht. Nach der Burrito-Sache hätte er mit einer solchen Aussage seitens des Jüngeren nicht gerechnet, aber Sam nickte nur.

„Tja, was soll ich da sagen? Ich liebe die Kurze.“

„Kurze?“ Sam lachte.

„Mach dich nicht über meinen neuen Kosenamen für sie lustig.“ Sam lachte immer noch. Er fand das einfach zu niedlich.

„Fahr ins Motel, Sam.“

„Bis nachher Dean.“ Immer noch schmunzelnd startete er den Motor und steuerte den Impala zurück in Richtung Motel.
 

Nachdem er Jenny gebadet und ins Bett gelegt hatte, natürlich hatte er ihr den gute Nacht Kuss von Dean gegeben, lag er auf dem Bett, in dem er mit Dean schlafen würde und grübelte. War Dean wirklich nur wegen ein paar Bier und dem „Geldverdienen“ in die Bar gegangen oder brauchte er nach der Fahrt eine Auszeit von ihm? Aber den Gedanken vertrieb er sofort wieder. Die Fahrt hatte Spaß gemacht und er konnte an dem entspannten Gesichtsausdruck, den Dean während des Fahrens hatte, erkennen, dass es dem Älteren genau so ging. Nur weil sie mal ein paar Stunden nicht zusammen waren, hieß das ja nicht, dass Dean nicht viel lieber bei ihm wäre. Sie hatten wirklich nicht mehr viel Bargeld und da Dean wusste, dass Sam das Geld ungern auf diese Weise verdiente, hatte er es eben übernommen. Sam lächelte. Ja, Dean liebte ihn wirklich und er konnte sich glücklich schätzen, dass er Dean an seiner Seite hatte. Als Sam sicher war, dass seine Tochter tief und fest schlief, ging er duschen und danach legte er sich ins Bett und zappte gelangweilt durch die stummgeschalteten Kanäle. Er wusste schon gar nicht mehr wie langweilig es war einen Abend ohne Dean zu verbringen. Wenn sie einen Fall hätten, dann könnte er die Zeit wenigstens mit recherchieren verbringen, aber sie hatten keinen Fall und Sam würde sich hüten nach einem Neuen zu suchen.
 

Als Dean gegen Mitternacht zurück im Motel war, saß Sam immer noch auf dem Bett. Im Fernsehen lief ein Charlie Chaplin Stummfilm, das Einzige, das Sam gefunden hatte, womit er Jenny nicht wecken würde. Dean lächelte ihn an und holte ein Bündel Geldscheine aus seiner Hosentasche. Sam erwiderte das Lächeln und fing an das Geld zu zählen, während Dean sich die Schuhe und seine Hose auszog.

„Wow, 750 Dollar. Nicht schlecht“, sagte Sam leise.

„Tja, ich bin halt der Größte“, erwiderte der Ältere selbstgefällig. Auch er hielt seine Stimme gedämpft. Sam stand vom Bett auf und verstaute die hübschen grünen Scheine bei ihrem übrigen Bargeld. Dean hingegen zog noch sein Shirt aus und machte es sich dann im Bett bequem. Sam schaltete noch den Fernseher aus und legte sich dann auch wieder hin. So lagen sie dann ein paar Minuten zusammen in dem Bett. Es war nicht das größte Bett, aber dennoch schaffte es Sam so viel Abstand zu Dean zu lassen, dass glatt noch eine weitere Person zwischen sie gepasst hätte. Der Jüngere blieb bei seinem Vorhaben Dean die Initiative zu überlassen und ihn nicht zu bedrängen.

„Alter, wartest du da hinten an der Bettkante etwa auf eine Einladung? Komm schon her, ich will kuscheln“, raunte Dean ihm zu. Sam sah ihn überrascht und leicht verdattert an.

"W-was willst du? Christo!“ Dean musste besessen sein, wenn er von sich aus kuscheln wollte und das so auch in Worte fasste.

„Ich bin nicht besessen, Sammy.“

„Okay, aber sag, sag das noch Mal, ich...ich glaub, ich hab dich nicht r-richtig verstanden…," brachte er leicht stotternd dann noch heraus und sah dabei so ungläubig drein, dass Dean für einen kurzen Moment befürchtete seinem Kleinen würden die wundervollen braunen Augen raus fallen. Doch dann rollte er gespielt genervt mit den Augen.

„Ey, glaub ja nicht, dass ich das jetzt noch mal wiederhole. Kommst du jetzt rüber oder was?“

„Ich …ähm …ich wusste nicht ob du …“

„Ob ich dich will? In den letzten Tagen war ich nicht in Stimmung, weil ich sauer auf dich war, aber das ist doch jetzt geklärt und ich lebe eigentlich nach dem Motto: Hat man ein Unrecht verziehen, muss man es aus dem Gedächtnis löschen. Für mich ist die Sache abgehakt und ich dachte, das hätte ich dir klar gemacht. Sammy, du hast mich doch nicht betrogen. Es gibt für dich keinen Grund dich zurückzuhalten. Wenn du mich berühren willst, berühr mich. Wenn du mich küssen willst, küss mich. Und jetzt komm her.“ Eine Woge der Erleichterung überkam Sam und er rutschte in Blitzgeschwindigkeit näher an Dean heran, doch bevor er sich an ihn kuscheln konnte, sagte der Kleinere:

„Moment! Arme hoch.“ Sam sah ihn verwirrt an, tat aber, wie ihm geheißen. Er bekam eine leichte Gänsehaut, als er spürte, wie Deans Hände sich ihren Weg unter den Saum von seinem T-Shirt suchten und er es ihm schließlich über den Kopf zog. Zufrieden betrachtete Dean den nun nackten Oberkörper seines Bruders.

„So ist das doch gleich viel besser.“ Er zog Sam in Position, sodass er seinen Kopf auf Deans Brust betten konnte. Er küsst Sam auf die Stirn und wuschelte ihm kurz zärtlich durchs Haar. Durch Deans vorhergegangene Worte beflügelt, beschloss Sam sein Glück zu versuchen, auch wenn ihm der Sinn nach mehr als nur kuscheln stand. Mit seiner rechten Hand streichelte er liebevoll über Deans muskulöse Brust. Genoss das Gefühl der warmen, weichen Haut unter seinen Fingern.

„Mhm … mir gefällt die Richtung, die du da gerade einschlägst, Sammy.“ Und da war es wieder. Dieses „Sammy“, das nur Dean so unglaublich sexy aussprechen konnte und das jedes Mal das Blut des Jüngeren in Wallung brachte und auch diesmal zog der Klang seines Namens wieder direkt in seine Lenden. Er fuhr in seinem Tun fort und schnell fanden seine Finger Deans rechte Brustwarze und er liebkoste sie spielerisch, während er seine Lippen über die linke stülpte, um sie zu verwöhnen. Dies entlockte Dean eine Reihe von verzückten Lauten. Sams Mund war einfach sehr talentiert und er fand es faszinierend welche unterschiedlichen Geräusche er Dean entlocken konnte, wenn er an seinen Brustwarzen herumspielte - es reichte vom leisen, zufriedenen Seufzen, wenn Sam sanft darüber leckte, über ein überraschtes "Sammy!", wenn er vorsichtig hinein biss, bis hin zu einem heftigen, verlangenden Keuchen, wenn er daran saugte und den Nippel mit der Zungenspitze umspielte.

Nach einer Weile ließ Sam von Deans rechter Brustwarze ab und schickte seine Hand abwärts auf Wanderschaft. Dabei rieb er über Deans Bauchmuskeln und fand sehr bald sein Ziel zwischen den Beinen des Älteren. Dean Jr. lechzte bereits erwartungsvoll nach Aufmerksamkeit. Sam war fasziniert, dass bereits diese kleinen neckischen Liebkosungen eine derartige Wirkung auf seinen Bruder hatten.

“Nagh … was machst du nur mit mir, Sammy?“, fragte Dean als er Sams Hand immer weiter südlich wandern spürte. Sam entließ Deans Brustwarze aus seinem Mund und küsste Dean kurz, ehe er leise zu ihm sagte:

„Lass mich dich verwöhnen, Dean. Du wirst dich gut fühlen, das verspreche ich dir.“

Er glitt mit der Hand in Deans Boxershorts.

after all that we've been through

I will make it up to you

I promise to
 

„Gott ja, Sammy. Nimm ihn dir und reib ihn“, sagte er ekstatisch.

„Sch, Baby. Wir wollen doch nicht, dass Jenny wach wird. Ich kümmere mich um dich.“ Er zog Deans Boxershorts von seinen Hüften, umschloss dann Deans Ständer mit seiner großen Hand und begann mit langsamen Bewegungen seines Handgelenks damit ihn zu pumpen. Deans gieriges, verlangendes Stöhnen, spornte Sam dazu an sein Tempo etwas zu steigern. Parallel rieb er seine eigene, in Boxershorts verhüllte Erektion an Deans Oberschenkel. Sein Mund wanderte zwischen Küssen an Deans Hals, seinen Lippen und seinen Brustwarzen hin und her und trieb den Älteren so langsam in den Wahnsinn. Nach und nach wurde das Pumpen immer schneller. Deans Augen rollten in ihren Höhlen. Sein Kleiner wusste mittlerweile genau, wie er es gern hatte, und das er sich wie eine rollige Katze an ihm rieb machte das Ganze für Dean nur noch geiler. Es war gar nicht so leicht dabei leise zu bleiben, aber zum Glück küsste Sam ihn immer wieder, sodass viele Laute in dessen Mund verhallten. Sam wusste in der Tat, was Dean gefiel und er erkannte an den Geräuschen, die der Ältere machte, wenn dieser kurz davor stand abzuspritzen. Heute Nacht wollte Sam Dean einen besonders schönen Orgasmus bereiten und so begab er sich mit seinem Kopf nach unten, als er die ersten Anzeichen bemerkte, dass Dean nah dran war, zu kommen. Der Ältere merkte erst, was Sam vorhatte, als die feuchte, warme Höhle seines Mundes bereits seinen Schwanz umschloss. Sammy war einfach unglaublich. Er saugte und leckte ein paar Mal kräftig an Deans Penis und trieb ihn immer näher an die Klippe. Nur leider hatte er aus dieser Position nun keine Reibungsfläche mehr für seine eigene Erregung. Doch das brauchte er auch nicht, denn so gewissenhaft, wie sein Bruder nun mal war, vergaß dieser auch nicht im Zustand der höchsten Aufgegeiltheit sich um Sam zu kümmern. Deans Hand war zu Sams Schritt gewandert und rieb, auch wenn es etwas unkoordiniert war, über seine Beule. Sam stöhnte, um Deans Männlichkeit herum und das war es, was Dean noch brauchte, um seine Ladung abzuschießen. Sein Bruder schluckte bereitwillig alles, was er zu geben hatte und dieser Hammerorgasmus ließ ihn Sterne sehen. Er bekam nur noch nebenbei mit wie Sam ebenfalls kam und der Stoff von Sams Boxershorts unter seiner Hand langsam klamm wurde. Der Größere entließ Deans Glied aus seinem Mund und ließ seinen Kopf kurz auf dessen Bauch ruhen.
 

Dean war der Erste von den beiden, der seine Stimme wieder fand.

“Wow, jetzt verstehe ich, warum so viele Leute sagen, dass Versöhnungssex das Beste ist”, sagte Dean und zog Sams Kopf zu sich, um ihm einen leidenschaftlichen, postkoitalen Kuss zu geben und die Chance zu erhaschen sich selbst in Sams Mund zu schmecken. Nach dem Kuss vergrub Sam sein Gesicht in Deans Nacken und verteilte kleine Küsse dort. Er grinste und sagte schließlich:

„Ja und dabei war das noch nicht mal richtiger Sex.“

„Gib mir ein paar Minuten und wir machen das volle Programm.“

„Aber doch nicht mit Jenny im gleichen Zimmer.“

„Wieso, so ein großer Unterschied zu dem eben, wäre das doch jetzt auch nicht.“

„Oh doch. Ich glaube kaum, dass ich ruhig bleiben kann, wenn du mich nimmst“, dabei legte sich wieder ein entzückender rosa Schimmer auf Sams Wangen, „und ich will auf keinen Fall mittendrin abbrechen müssen, nur weil Jenny wach wird.“

„Okay, du hast Recht. Wir beide können zusammen schon sehr laut werden, wenn wir erst mal in Fahrt sind, also werden wir das mit dem „richtigen“ Sex auf ein anderes Mal verschieben müssen.“

„Ja, leider.“ Er küsste Dean noch mal und zog ihm dann die Boxershorts wieder hoch, ehe er sich in eine bequeme Schlafposition neben ihn brachte. Unter dem Einfluss der vielen Glückshormone stehend, ließ Sam etwas total Kitschiges über seine Lippen kommen.

„Ich will dich nie wieder los lassen, Dean. Du bist das Einzige, was für mich zählt. Ich brauche dich. Ich liebe dich. Ich will dich nicht verlieren.”
 

and after all that's been said and done

you're just a part of me I can't let go
 

“Du wirst mich nicht verlieren, Sam. Ich liebe dich auch. Nur versprich mir, dass du mir nie wieder irgendwelche Sexgeschichten mit irgendwelchen Frauen andichtest. Du musst mir vertrauen, denn ich bin mir zu 100 % sicher, dass ich ein monogamer Mann bin, wenn ich den richtigen Partner an meiner Seite habe.“

„Ich vertrau dir mein kleiner Schwan.“ Sam grinste und küsste Dean auf die Wange. Er hatte das Gefühl vor Glück gleich zu platzen. Dean war einfach ein wunderbarer Mann und er gehörte ganz ihm.

„Schwan?“ Dean sah ihn verwirrt an.

„Ja, Schwäne leben monogam. Schwanenpaare binden sich für das ganze Leben“, erklärte Sam seine Aussage.

„Oh, danke für die Auskunft Mr. Brehms-Tierleben.“

„Immer wieder gerne. Irgendjemand muss dir ja unnötiges Wissen eintrichtern.“

„Ich liebe dich, Schlaumeier.“

„Ich liebe dich auch, Dummdödel.“

„Mistkerl.“

„Idiot.“ Mit diesem Wort küsste Sam Dean stürmisch. Auch diese Krise hatten sie gemeistert und es war nun wirklich wieder alles in bester Ordnung.

Das Sammy Sandwich, Hashbrowns und eine schwebende Schildkröte

Am nächsten Morgen wurde Sam unsanft aus dem Schlaf gerissen. Irgendwas drückte sich immer wieder gegen ihn und somit immer mehr zur Bettkante hin und machte dabei noch ziemlich laute, brunftähnliche Geräusche. Moment, diese Geräusche kamen ihm bekannt vor. Was veranstaltete Dean da eigentlich? Er drehte sich leicht und spürte nun eindeutig Deans Erektion gegen seinen Hintern pressen. Konnte der Ältere ihn nicht wenigstens etwas zärtlicher wecken? Er wollte Dean gerade eben dies sagen, als Sam merkte, dass sein Bruder die Augen geschlossen hatte und ganz offensichtlich noch schlief, während er sich an ihm schubberte. Na super, Dean hatte einen Sextraum.

„Oh Sammy“, stöhnte der ältere Winchester nun, was Sams Frage, mit wem Dean in seinem Traum Sex hatte, beantwortete. Der Größere lächelte glücklich. Sein Dean träumte von ihm. Plötzlich drückte Dean sich noch stärker an Sam und stieß ihn dabei noch weiter nach links, sodass Sams Gesicht fast Bekanntschaft mit der Kante von dem kleinen Nachttisch neben ihrem Bett gemacht hätte. Zum Glück konnte er sich gerade noch mit der Hand abstützen. Das Bett war ohnehin nicht sonderlich groß, aber wenn Dean so weiter machte, dann würde Sam gleich aus dem Bett fallen und ein Blick auf den Digitalwecker zeigte ihm, dass es eigentlich noch zu früh war, um aufzustehen, sodass Sam gerne noch liegen bleiben wollte. Da er aber schon wach war, wollte er gerne mit Dean ein bisschen rummachen oder in Anbetracht der Tatsache, dass er gestern Nacht in der Boxershorts in der er gekommen war eingeschlafen war, wäre wohl auch eine Dusche angebracht, und da er ein Freund der Umwelt war, würde er Wasser sparen und mit Dean zusammen duschen. Aber zuerst einmal musste er Dean wecken. Mit voller Wucht drückte er Dean seinen Hintern entgegen, sodass dieser wieder etwas zurück rutschte und Sam Platz hatte, um sich umzudrehen. Neben ihm grummelte Dean unzufrieden im Schlaf vor sich hin, da er seine Reibungsfläche verloren hatte.

„Dean“, sagte Sam und streichelte ihm übers Gesicht, auf dem sich kleine Schweißperlen gebildet hatten. Das musste ja mal ein sehr lebhafter Sextraum sein.

„Nicht aufhören“, nuschelte Dean. Scheinbar hatten Sams Weckversuche mehr Einfluss auf Deans Traum als auf Dean selber.

„Dean“, sagte Sam nun in leichter Sing-Samg-Stimme den Namen seines Bruders und küsste ihn sanft auf die Lippen.

„Ja, genau, da, mhm…Gott, so eng …“ Sam rollte mit den Augen. Langsam reichte es ihm. Wenn Dean Spaß haben wollte, dann sollte er den gefälligst mit ihm, dem original Sam Winchester aus Fleisch und Blut haben.

„DEAN!“ Diesmal schüttelte er ihn an der Schulter und tatsächlich wachte Dean auf. Er blickte kurz ein wenig orientierungslos hin und her, ehe sein Blick auf Sam haften blieb und er realisierte, dass er eben nur geträumt hatte.

„Alter, warum musstest du mich ausgerechnet jetzt wecken? Das war der absolut beste Traum, den ich seit Langem hatte und ich war so kurz davor“, sagte er beleidigt.

„Lass mich raten, es ging mal wieder um Sex in Verbindung mit irgendwelchen Lebensmitteln“, sagte Sam.

„Nein. Ich war das Mittelstück in einem perfekten Sammy-Sandwich“, sagte er mit einem versauten Grinsen im Gesicht.

„Was?“, fragte Sam und machte große Augen.

„Na ja, hinter mir warst du und hast mich ordentlich ran genommen und vor mir warst du auch und hast dich mir gierig entgegen gedrückt, damit ich’s dir so richtig besorge. Das perfekte Sammy-Sandwich eben. Gott, das war so geil und dann kamst du und hast mich geweckt. Ich will lieber wieder die Sammys aus meinem Traum. Du wirst es nicht glauben, aber das einzige Ziel der beiden war es mir all meine sexuellen Wünsche zu erfüllen“, erklärte er und lächelte immer noch selig.

„Alter, hab ich das richtig verstanden? Du hattest einen Sextraum von einem Dreier mit mir und …mir?“, fragte Sam perplex.

„Genau das und du hast meinen schönen Traum platzen lassen wie eine Seifenblase. Du hast jetzt drei Minuten Zeit dir eine Entschädigung für mein noch unbefriedigtes bestes Stück zu überlegen. Die Zeit läuft.“ Sam lachte. Das brachte auch nur Dean fertig sich einen Dreier auszumalen mit zwei Sams, die ihm zu Willen sind, obwohl die Vorstellung sich von zwei Deans verwöhnen zu lassen, die hatte was und es reichte aus, um Sam Jr. Interesse zu wecken. Er beugte sich zu Dean und küsste ihn leidenschaftlich.

„Guter Anfang“, meinte der Ältere. Sam lächelte zufrieden.

„Okay, was hältst du von einem Blowjob unter der Dusche? Du könntest dir dabei vorstellen, dass du unter einem tropischen Wasserfall ständest.“

„Bin dabei.“ Sam stutzte. So schnell hatte er Dean noch nie auf die Beine kommen sehen. Der Ältere grinste voller Vorfreude und hielt Sam seine Hand entgegen. Sam nahm sie und ließ sich von Dean aus dem Bett hoch ziehen. Sam war so unendlich froh, dass zwischen ihm und Dean wieder alles in Ordnung war. Lachend und sich küssend verschwanden sie im Bad, das sie erst eine dreiviertel Stunde später wieder verließen.
 

Als sie dann endlich wieder im Schlafzimmer waren, stellten sie fest, dass Jenny noch immer schlief. Für das Anziehen, für das sie normalerweise kaum fünf Minuten gebraucht hätten, brauchten sie diesmal über zehn und das alles nur, weil sie an diesem Morgen einfach nicht genug von einander bekommen konnten. Immer wieder fing der eine an, den anderen zu streicheln oder zu küssen. Wenn Jenny nicht gewesen wäre, hätten sie sicher auch das Bett noch mal zum Wackeln gebracht, aber mit einem kleinen Mädchen im Hinterkopf, dass jeden Moment wach werden konnte, war es ziemlich unmöglich, all ihre sexuelle Energie auch wahrhaftig auszuleben und sich gegenseitig im wahrsten Sinne bis zur absoluten, seligen Erschöpfung zu treiben. Plötzlich grummelte Deans Magen. Sam lächelte und küsste ihn gegen den Mundwinkel.

„Da ich mir hundertprozentig sicher bin, dass ich gestern Abend hier kein Frühstücksangebot übersehen habe, werde ich jetzt wohl mal losziehen und uns was besorgen“, sagte Dean daraufhin.

„Gute Idee. Mach dich mal nützlich. Es reicht ja, wenn ich mich auf die faule Haut lege.“ Mit diesen Worten krabbelte er zu Jenny ins Bett. Dean seufzte. Wer würde denn bei dem Anblick von einem großen und einem kleinen, braunen Wuschelkopf nebeneinanderliegend schon freiwillig das Zimmer verlassen? Warum musste sich auch ausgerechnet jetzt sein „Familienversorger“ Instinkt bemerkbar machen. Seine Wuschelköpfe brauchten was zum Frühstück. Also riss er sich schweren Herzens von dem niedlichen Anblick los, um ein Diner und somit Nahrung, aufzutreiben.
 

Als Dean schließlich mit ein paar Styroporpackungen voller Frühstücksleckereien und zwei Kaffeebechern bepackt zurück ins Zimmer kam, saß Sam an seinem Laptop und zu seinen Füßen saß Jenny, noch in ihrem Schlafanzug und spielte mit einem Puzzle, dass Sam ihr anscheinend herausgegeben hatte. Mit den Augen rollend, da Sam am Laptop zu Gange war, sagte Dean leicht genervt:

„Sag mir nicht, du suchst nach einem Fall.“ Er stellte die Behälter mit dem Frühstück auf dem kleinen Tischchen ab.

„Nein, Dean. Ich habe nur mal kurz im Register des Philadelphia Polizeirevier nachgeguckt, ob die Lights die Geige schon als gestohlen gemeldet haben.“

„Und?“ Er sah Sam fragend und abwartend an.

„Nein, bis jetzt noch nicht.“

„Gut, dann pack das Ding weg.“

„So wie du von dem Laptop sprichst, könnte man meinen, er sei eine Abscheulichkeit.“

„Oh, entschuldige. Es lag nicht in meiner Absicht, die Gefühle deines Laptops zu verletzen.“

„Spinner.“ Er hob Jenny hoch auf seinen Schoß, machte aber keine Anstalten seinen Laptop wegzustellen.

„Din! Nane.“

„Ja, ich hab dir Frühstück geholt, Kleines.“ Dean gab dem Mädchen einen Kuss auf die Nase.

„Warum hat sie eigentlich noch ihren Schlafanzug an?“

„Der muss eh in die Wäsche, da dachte ich mir ehe sie sich ihre saubere Tageskleidung mit Frühstück beschlabbert, lass ich sie lieber in ihrem Schlafanzug.“

„Gute Idee.“

„Ich weiß, schließlich kam sie von mir. Was gibt’s denn zum Frühstück?“ Sams Finger wollte gerade eine Styroporverpackung öffnen, als Dean mit einem kleinen Klaps Sams Hand verscheuchte.

„Hey, was sollte das denn?“, fragte der Jüngere beleidigt.

„Kein Essen für dich ehe du den Laptop nicht weg gestellt hast“, sagte Dean ernst.

„Ich mach ja schon. Halt mal Jenny.“ Er reichte ihm das Mädchen.

„Sie ist ja eh viel lieber bei mir, nicht wahr kleine Sabberschnute?“ Liebevoll wischte er ihr mit einer der Diner-Servietten eine Spuckeblase vom Mund.

„Wer wäre das nicht?“, nuschelte Sam und klang dabei etwas neidisch.

„Oh, ich liebe dich auch, Sammy.“ Er wuschelte ihm durchs Haar.

„So, der Laptop ist verstaut, jetzt rück endlich mit dem Frühstück raus. Ich krieg nämlich langsam auch Kohldampf.“

„Okay, okay. Wir wollen ja auch nicht, dass es kalt wird.“ Er schob Sam eine Styroporpackung zu. Er beobachtete Sams Gesicht, als dieser die Packung öffnete.

„Hash Browns“, sagte der Jüngere freudig überrascht. Er aß zwar meistens gesunde Sachen, auch zum Frühstück, aber Hash Browns, diese köstlichen, goldbraun ausgebratenen Fladen aus geraspelten Kartoffeln waren einfach eins seiner „sündigen“ Laster und Dean wusste, dass er ihnen aus dem Weg zu gehen versuchte und sie sich so gut wie nie bestellte, aber er wusste auch, dass wenn er Sam Hash Browns mitbrachte, dieser denen einfach nicht widerstehen konnte. Dean lächelte. Die Styroporpackung enthielt neben den Hash Browns auch noch ein paar Streifen knusprigen Speck, aber auch eine Scheibe Vollkorntoast, schließlich musste ja wenigstens irgendwas an Sams Frühstück gesund sein, dachte Dean. Sam hatte genau die Reaktion gezeigt, die der Ältere sich erhofft hatte und ehe er sich versah, hatte Sam ihn am Hemdkragen gepackt und zu sich gezogen, um ihm einen dankbaren und leidenschaftlichen Kuss zu geben.

„Hmpf...warte, warte! Ich hab das Wichtigste ja ganz vergessen.“ Dean hatte den Kuss gelöst und holte nun aus seiner Hosentaschen zwei Beutelchen Ketchup heraus. Sam strahlte. Dean dachte aber auch einfach an alles. Zu Hash Browns gehörte einfach Ketschup. So liebte Sam sie. Erneut zog er Dean in einen stürmischen Kuss, den dieser nur zu gerne erwiderte. Wenn das so weiter ging, heute, dann würde er mit Sicherheit wieder seinen Lippenpflegestift benutzen müssen.

„Du bist der Beste“, sagte Sam und griff auch schon nach eine Plastikgabel.

„Wenn ich jedes Mal wenn ich das in meinem Leben gehört habe einen Dollar bekommen hätte ...“, begann Dean, doch Sam fiel ihm ins Wort.

„Ja, ja, ja. Dann wärst du heute Millionär. Ich weiß.“ Dean sah Sam zu, wie dieser sich die erste Gabel voll Hash Browns genehmigte.

„Mhm...köstlich.“

„Sieh dir das an Jenny, so leicht kann man deinen Dad glücklich machen.“ Sam achtete gar nicht mehr auf Dean, sondern genoss eine weitere Gabel Hash Browns.

„Mhm...So gut!“

„Jetzt reicht es aber, solche Laute solltest du eigentlich nur von dir geben, wenn wir beide nackt sind“, beschwerte sich Dean, der Jenny gerade eine Toast-Ecke gab. Daraufhin streckte ihm sein Bruder lediglich die Zunge raus, auf der sich noch einige Reste der zerkauten Hash Browns befanden. Als ob Dean bei dem Philly-Cheesesteak vorgestern nicht genau so rum gestöhnt hätte.

„Wäh, fahr den Lappen wieder ein. Während du isst, will ich nichts von deiner Zunge.“
 

„Was ein Glück, das du sie in ihrem Schlafanzug gelassen hast“, sagte Dean und betrachtete sich das kleine Mädchen, dem Sam gerade die Zähne putzte. Jenny hatte gedacht es wäre doch ´ne tolle Idee sich von Deans Frühstück eine Handvoll Pfannkuchen zu nehmen und hatte auch voll rein gegriffen und es sich in den Mund gestopft, aber es passte nicht alles auf ein Mal hinein und nun zierten Sirup und einige Pfannkuchenbröckchen ihren Schlafanzug mit dem Bärchen-Muster. Sam, der vor dem Badspiegel stand, konnte Dean hinter sich stehen sehen. Er lachte auf.

„Was?“, fragte Dean verwirrt.

„Dein T-Shirt hat auch was abgekriegt.“ Dean sah an sich herab.

„Oh, na dann muss ich mich wohl umziehen.“ Als er das sagte, zeichnete sich bereits ein unanständiges Grinsen auf dem Gesicht des Älteren ab. Kurz darauf zog er sich langsam und lasziv das T-Shirt über den Kopf. Sam schluckte leicht bei dem Anblick. Gott, Dean war so sexy und der kreisförmige Bluterguss, der sich um Deans linke Brustwarze gebildet hatte, ein Zeichen, dass Dean ihm gehörte, erinnerte Sam an die letzte Nacht und machte ihn unglaublich an.

„Gefällt dir, was du siehst, Sammy?“ Dean grinste immer noch. Er warf dann Sam sein getragenes T-Shirt an den Kopf und sofort stieg ihm Deans einmaliger und eigentlich unwiderstehlicher Duft in die Nase. Das machte der doch alles absichtlich, dachte der Jüngere, aber er konnte seinem Verlangen Dean anzuspringen und animalischen Sex mit ihm zu haben jetzt einfach nicht nachgeben. Dean stand immer noch oben ohne hinter ihm und wartete auf die Reaktion seines Kleinen. Es gefiel ihm, ihn ein bisschen aufzureizen.

„Zieh dich an und leg schon mal ein paar Sachen für Jenny raus“, sagte Sam, der sich wirklich zusammen riss. Mit all seiner Selbstbeherrschung faltete der größere Winchester das T-Shirt grob zusammen und verstaute es in ihrem Schmutzwäsche-Seesack. Dean war ein wenig enttäuscht, hatte er doch zumindest mit einem kurzen, heißen Kuss gerechnet.

„Okay“, entgegnete er und verließ das Bad. Als Dean weg war, atmete Sam tief durch und schloss die Augen. Es gelang ihm langsam, die in ihm aufkommende Erregung zu unterdrücken, und sich wieder seiner Tochter zu widmen.
 

Ein paar Minuten später kam Sam mit Jenny aus dem Bad. Dean hatte, wie Sam ihn gebeten hatte, bereits saubere Sachen für Jenny raus gelegt. Gott hatte auch ein Einsehen mit Sam, denn Dean war auch wieder angezogen. Er saß auf dem Bett und zappte gelangweilt von einer Frühstücksfernsehsendung zur anderen.

„Hey, du kommst gerade richtig. Die zeigen gleich einen Beitrag darüber, wie man selber ein Vogelhaus bauen kann“, sagte Dean, als er Sam erblickte.

„Klingt faszinierend, aber, es ist schon nach zehn und es sind noch gut zehn Stunden bis Lawrence. Wir müssen gleich los, es sei denn, wir wollen noch einen Zwischenstopp irgendwo einlegen und erst Morgen bei Missouri ankommen.“ Er zog Jenny ihre Hose über den Windelpo. Dean schaltete den Fernseher ab und nickte.

„Ich werde dann schon mal unsere Sachen in den Impala bringen.“ Er küsste Sam kurz auf die Wange und war keine fünf Sekunden später aus dem Zimmer verschwunden.
 

Sie waren bereits vier Stunden unterwegs. Die Straßen waren schön frei und sie kamen gut voran. Dean genoss es, hinter dem Steuer seines Babys zu sitzen. Es war für ihn eine prima Möglichkeit sich zu entspannen. Er hatte nach diesem Morgen einfach eine super Laune und Sam schien es nicht anders zu gehen. Sie hatten sich wieder wie kleine Kinder um die musikalische Untermalung ihres heutigen Trips gekabbelt und diesmal hatte Sam gewonnen. Er hatte sich auch nicht von Deans Argument abbringen lassen, dass seine Musik so langweilig sei, dass die Gefahr bestände, dass Dean am Steuer einschlief. Sam hatte da einfach gekontert und gemeint, dass Dean ihn ja dann fahren lassen könnte.

„Kommt gar nicht infrage.“ Das war dann das Ende dieser Diskussion gewesen. Jenny saß in ihrem Kindersitz und spielte mit ihrer Stoffschildkröte. Dabei brabbelte sie fröhlich etwas vor sich hin, was nur für sie Sinn ergab. Sam und Dean warfen ihr immer wieder durch den Rückspiegel Blicke zu und lächelten. Die Stimmung wurde nur leider etwas später getrübt, als Jenny leicht wegdöste und ihr geliebtes Stofftier aus den Händen glitt und unter den Vordersitz rutschte. Als sie wach wurde, war sie sofort quengelig.

„Pa-pa, Ni Pidy“, sagte sie und Sam sah sich mit traurigen Kulleraugen konfrontiert. Er drehte sich um, stellte aber fest, dass er das Plüschtier nirgends sehen konnte.

„Wo ist Speedy denn?“, fragte er, so als würde er eine Antwort seiner Tochter erwarten.

„Da“, brabbelte sie und ihr Ärmchen streckte sie nach unten. Sam seufzte. Anscheinend war das Ziel ihrer Begierde unter den Sitz gerutscht und da kam er beim besten Willen während der Fahrt aus seiner Position nicht ran und das, obwohl er schon recht lange Arme hatte.

„Tut mir Leid Kleines, aber da wirst du warten müssen, bis wir das nächste Mal anhalten.“ Er sah sie kurz mitleidig an und drehte sich dann wieder nach vorne. Sie mussten bald mal wieder tanken und er wollte nach dem nächsten Schild Ausschau halten, dass eine Tankstelle ankündigte. Das Mädchen war mit der Antwort ihres Vaters alles andere als zufrieden. Sie wollte ihr Stofftier und zwar sofort. Kaum das sich Sam umgedreht hatte heulte Jenny los, so als wäre sie Bunny aus der japanischen Zeichentrickserie Sailor Moon.

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„Alter unternimm was, dein Kind setzt sonst noch den Impala unter Wasser“, sagte Dean.

„Ach, jetzt wo sie schwierig wird, ist sie auf ein Mal mein Kind“, sagte Sam eingeschnappt.

„Klar“, frotzelte der ältere Winchester und zwinkerte Sam zu. Der rollte mit den Augen.

„Was soll ich bitte tun? Ich komm an das verflixte Plüschtier einfach nicht dran.“

„Dann lass dir was einfallen was sie beruhigt.“

„Du könntest auch einfach kurz mal rechts ran fahren, damit ich aussteigen und ihr Speedy wieder geben kann“, schlug Sam vor.

„Nein, sie wird lernen müssen, dass wir nicht ständig nach ihrer Pfeife tanzen. Da, er deutete auf ein Schild, „nur noch sechs Meilen bis zur nächsten Tankstelle. So lange wird sie es ja wohl auch ohne die Schildkröte auskommen.“

„Was bist du Herzlos.“

„Herzlos? Wer hat denn gesagt er will nicht, dass wir sie zu stark verwöhnen?“

Während die beiden diskutierten, bekamen sie nicht mit, dass es auf dem Rücksitz auf ein Mal verdächtig ruhig geworden war. Als Sam seufzend in den Rückspiegel sah, wurde auch klar warum. Sam bekam Stielaugen.

„D..De … Dean … gu ...guck dir…das an“, stotterte der Jüngere.

„Was?“ Dean sah nun ebenfalls in den Rückspiegel. Was er sah, brachte ihn dermaßen aus der Fassung, dass der Impala in den Gegenverkehr abzudriften drohte. Eine grüne Stoffschildkröte schwebte langsam und gemächlich auf Jenny zu, die ihre Arme bereits nach Speedy ausgestreckt hatte, als würde sie sie erwarten. Ihr Gesicht war leicht angespannt und irgendwas sagte Dean, dass das nicht daher rührte, dass sie gerade dabei war, in die Windel zu kacken. Nein, die kleine Sabberschnute holte sich ihr Stofftier gerade per Telekinese selbst zu sich.

„Heilige Scheiße“, fluchte Dean. Sam, der gerade die Augen auf die Straße gerichtet hatte, sah, dass sie drauf und dran waren mit einem Sattelschlepper zu kollidieren.

„Dean, pass auf!“ Er griff dem Älteren ins Lenkrad und so wichen sie dem Sattelschlepper gerade eben noch aus. Sie rumpelten über den mit Kies bestreuten Seitenstreifen und Dean brachte den Wagen schließlich zum Stillstand. Verdammt, Jenny schien weit aus mehr Kräfte zu haben, als sie bis dato gedacht hatten. Jetzt sollten sie aber wirklich tunlichst bald Missouri aufsuchen.

Auf dem Weg zu Missouri

Von der plötzlichen Vollbremsung erschreckt, fing Jenny wieder an zu weinen. Sam drehte sich zu ihr um, schaffte es irgendwie sie aus ihrem Kindersitz abzuschnallen und setzte sie sich auf den Schoß, um sie zu trösten und wieder zu beruhigen. Das Mädchen krallte sich in Sams T-Shirt fest, während ihr Vater ihr über den Rücken streichelte.

„Alles okay, Jenny. Es ist nichts passiert.“ Er sah zu seinem Bruder rüber der reg- und scheinbar auch ratlos neben ihm saß.

„Verdammt Dean, du hättest uns fast umgebracht“, schimpfte Sam mit dem noch immer völlig aus dem Konzept gebrachten älteren Winchester, nachdem Jenny wieder etwas ruhiger geworden war.

„Entschuldige bitte, dass es mich etwas aus der Bahn geworfen hat, dass unser Kind ihr Spielzeug durch die Gegend schweben lässt“, entgegnete Dean bissig. Er stieg aus dem Wagen aus und lehnte sich draußen an den Kofferraum. Er war gelinde gesagt etwas geschockt. Jenny musste ja ungeheure Kräfte haben, wenn sie schon in dem jungen Alter ein Plüschtier per Telekinese bewegen konnte. Sam hatte ihm nach der Sache mit Max Miller erzählt, dass es ihn eine große Anstrengung gekostet hatte, um den Schrank von der Tür weg zuschieben, um Dean retten zu können und seit dem hatte sich diese Fähigkeit bei Sam auch nicht mehr bemerkbar gemacht. Er war gerade schlicht weg überfordert mit der Situation.

„Dean“, erklang neben ihm sanft Sams Stimme. Er hatte sachte eine Hand auf Deans Schulter gelegt und sah ihn leicht beunruhigt an. Jenny auf seinem Arm hatte sich an seine Brust gekuschelt und lutschte an ihrem Daumen.

„Es tut mir leid Sam, ich wollte dich eben nicht so anfahren. Ich … es hat mich einfach überrascht, okay?“

„Denkst du, mich nicht?“

„Ja, sorry.“ Er zuckte mit den Schultern. Sam seufzte leicht.

„Dean, ich weiß, dass du dich wahrscheinlich noch mehr nach Normalität sehnst, als ich es tue und Jenny und ich sind nicht gerade die perfekten Rollenmodelle für eine „normale“

Familie, aber wir brauchen dich, jetzt ich absolut nicht der richtige Zeitpunkt, um auszuflippen.“ Sams Stimme war ruhig und er sah Dean abwartend an.

„Sam, es ist mir scheißegal, ob ihr die perfekten Rollenmodelle für eine „normale“ Familie seid oder nicht. Ihr seid verdammt noch mal meine Familie und ich werde euch niemals hängen lassen, aber ich weiß einfach nicht was ich tun soll.“ Den letzten Teil hatte er so leise ausgesprochen, dass Sam es kaum verstehen konnte. Sam musste Dean nur ansehen und verstand, was in ihm vorging. All die Jahre lang hatte es kaum eine Situation gegeben in der Dean als Sams großer Bruder keinen Rat oder Lösungsvorschlag für eins von Sams Problemen parat hatte. Er war es gewohnt ihm helfen zu können und jetzt wo es mal nicht so war, musste Dean sich vorkommen wie ein Versager und sich für einen schlechten Bruder halten, das konnte er an dessen traurigem Blick erkennen. Sam stellte sich vor Dean und lehnte seine Stirn gegen die des Kleineren.

„Baby, ich erwarte von dir nicht, dass du die Antworten auf all meine Fragen parat hast und mit einem Fingerschnippen alle Probleme aus der Welt schaffst. Wir suchen Rat bei Missouri und ansonsten mach einfach das, was du am besten kannst. Sei für uns da.“ Dean atmete einmal kurz tief ein und aus, dann sah er Sam in die Augen. In dem warmen Braun konnte er so viel Vertrauen sehen, dass ihm das Herz wieder etwas leichter wurde und da er immer noch Dean Winchester war, gab es nur einen Weg, um mit diesem Chick-Flick-Moment umzugehen. Er schob Sam ein Stück weit von sich und sagte zu ihm:

„Alter, zum Glück hatten wir noch kein Mittagessen, das wäre mir bei dem schmalzigen Gesülze, dass du eben abgelassen hast, gleich wieder hoch gekommen.“ Sam rollte mit den Augen. Das war wieder mal typisch Dean. Während sein Mund Worte formte, um sich gegen den Chick-Flick-Moment zu wehren, dankten ihm Deans wundervolle grüne Augen und ein winziges Lächeln, dass nur Sam als ein solches identifizieren konnte, für seinen warmen Worte und signalisierten ihm ein stummes „Ich liebe dich“ und deswegen brauchte Sam auch nur ein paar Sekunden, um Dean seine freie Hand an die Wange zu legen und so seinen Kopf zu sich heranzuziehen, um ihn innig zu küssen.

„Wir sollten weiter“, sagte Dean dann. Sam nickte und schnallte die mittlerweile eingeschlafene Jenny wieder in ihrem Kindersitz fest.
 

Nach ein paar weiteren Stunden Fahrt kamen sie in einen Stau, der sich nur sehr langsam auflöste. Es war bereits später Nachmittag, sodass der aufkommende Feierabendverkehr den Stau nur noch verlängerte. Jenny war nach längerem Gequengel gelangweilt eingeschlafen. So lieb sie sonst immer war, eins stand fest. Wenn sie einen schlechten Tag hatte und zusätzlich länger als fünf Stunden in ihrem Kindersitz sitzen musste, wurde aus ihr ziemlich schnell ein anstrengendes, lautes, biestiges, kleines Monster. Doch jetzt hatte sie sich ausgepowert und es war wunderbar still. Sam, der aufgrund seiner Größe auch kein besonders großer Freund von langen Autofahrten war und sich nach ihrer „Auszeit“ erst wieder an das viele Fahren gewöhnen musste, wurde es nun auch langsam langweilig. Es war bereits nach sechs und so wie er Dean kannte, würde sich bei dem bald der kleine Hunger melden. Er war vielleicht ein nerviger kleiner Bruder, aber ein sehr aufmerksamer Partner, und so kam dem Jüngeren eine Idee. Er öffnete das Handschuhfach und holte einen Marsriegel heraus, den sie bei ihrem letzten Tankstop gekauft hatten. Dann rutschte er ganz nah an Dean heran, öffnete die Verpackung des Schokoriegels, brach ein Stückchen davon ab und schob es dann dem ihn interessiert beobachtenden älteren Winchester in den Mund. Die Aromen von Candycreme, Karamell und Milchschokolade verschmolzen auf Deans Zunge, und als Sam sich dann zu ihm beugte und ihm einen verspielten Zungenkuss gab, konnte er ein genüssliches Stöhnen nicht mehr unterdrücken. Sam fuhr damit fort Dean mit kleinen Stückchen des Schokoriegels zu füttern und schob ihm immer wieder verlangend die Zunge in den Mund, um sich mit Dean den süßen Geschmack von dem Mars und dem Kuss zu teilen. Dean war immer wieder aufs Neue davon überrascht, auf welche Ideen sein Sammy kam. Sie hatten noch nie über sonderlich viel Geld verfügt und in Johns „Haushaltsplan“ standen Süßigkeiten für seine Jungs nicht gerade an oberster Stelle, sodass sich die Brüder schon etliche Male einen Schokoriegel geteilt hatten, aber noch nie zuvor auf so sinnliche Art und Weise. Es gefiel Dean so gut, dass er nach ein paar Minuten alles um sich herum vergaß. Es gab nur noch Sam und ihn und diese heißen und immer leidenschaftlicher werdenden Küsse zwischen ihnen. Erst ein lautstarkes Gehupe der Autos hinter ihnen riss den älteren Winchester wieder in die Realität zurück. Der Stau hatte sich in stockenden Verkehr verwandelt und die Wagen vor ihm waren bereits schon einige Hundertmeter von ihm entfernt. Er hielt also praktisch den ganzen Verkehr auf. Mit einem Seufzen drückte er aufs Gas und schloss schnell wieder zu den anderen Autos auf. Der Schokoriegel war verzehrt und Sam schmiegte sich leicht schläfrig an Deans Schulter. Wie aus einem natürlichen Reflex heraus legte dieser seinen Arm um Sam und dankte dem Automobil-Gott zum wiederholten Male, dass der Impala ein Automatik-Wagen war. Sam lächelte glücklich und kam zu dem Entschluss, dass Staus gar nicht so schlimm waren, wenn man nur einen Schokoriegel und einen Dean dabei hatte.
 

In einem Karmelitinnen Konvent in Milwaukee
 

„So langsam spannt sich mein Geduldsfaden“, sagte eine tiefe, raue Stimme. Ein Priester mit gelben Augen sah zu der kopfüber über dem Altar hängenden Nonne, deren Kehle durchschnitten war.

„Aber Vater, alles läuft nach Plan“, sagte der gelbäugige Priester.

„Das hast du das letzte Mal auch gesagt und doch kannst du noch immer keine Fortschritte verkünden, oder?“

„Nein Vater“, musste der Dämon beschämt zugeben.

„Dean Winchester und mein Körper sind immer noch vereint?“

„Ja, aber …“

„Schweig, dein aber will ich nicht hören. 2001 hast du mir stolz verkündet, dass die Wege der beiden sich getrennt hätten, nur um mir im letzten Herbst mit eingezogenem Schwanz mitzuteilen, dass es zu einer Wiedervereinigung gekommen ist, obwohl ich dich vorher davor gewarnt habe. Meine dämlichen Geschwister müssen ständig ihre Nasen in meine Angelegenheiten stecken, aber zum Glück habe ich meine verlässlichen Informanten unter ihnen. Du hast es nicht geschafft die Wiedervereinigung zu verhindern und hast mich bitterlich enttäuscht.“

„Vater, wir haben nicht damit gerechnet, dass der junge Winchester trotz der Träume, die wir ihm geschickt haben mit seinem Bruder gehen und seine Freundin ihrem Schicksal überlassen würde“, versuchte der gelbäugige Dämon sich zu erklären.

„Ausreden, nichts als Ausreden.“

„Verzeiht mir Vater, aber diesmal wird der Plan klappen. Dean Winchester ist, wie Ihr vorausgesagt habt, der Schlüssel zu Eurem Körper.“

„Die beiden stehen sich näher als je zu vor. Es wird von Tag zu Tag schwieriger werden sie wieder auseinander zu bringen, aber solange sie zusammen sind, wirst du ihn nicht dazu bringen können, dass er sich für mich öffnet. Was hast du also vor?“

„Sie zu trennen ist schier unmöglich. Zu stark ist das Band zwischen ihnen. Aber durch die Tatsache, dass sie sich näher stehen als je zuvor, macht sie das auch anfälliger. Wenn wir Eurer zukünftigen Hülle klar machen, dass sich Dean in höchster Gefahr befindet…“

„Du willst deinen Plan vom letzten Mal also wiederholen.“

„Ja, Vater. Letztes Mal hatte er die Visionen, die wir ihm im Traum geschickt haben, nicht ernst genommen, aber der Verlust seiner Freundin war ihm eine Lehre. Wenn wir ihm suggerieren, dass sein Geliebter sterben wird, wenn er bei ihm bleibt …“

„Könnte es ihn dazu bringen, ihn zu verlassen.“

„Ja und wenn wir ihm noch dazu drohen, dass Dean stirbt, wenn er sich uns nicht anschließt, kann ich Euch sicher bald Euren Körper präsentieren.“

„In der Theorie klingt dein Plan gut und ich hoffe, du hast diesmal alle Eventualitäten mit einbezogen. Ein weiteres Versagen deinerseits könnte deinen Tod bedeuten.“

„Ich weiß Vater.“

„Ist es euch inzwischen gelungen an das Kind heran zu kommen?“

„Es wird rund um die Uhr von einem Engel bewacht, Vater. Noch dazu kommen die Schutzbarrieren, der beiden Jäger.“

„Hab ich’s mir doch gedacht, dass auch da meine Geschwister ihre Finger im Spiel haben. Seht zu, dass ihr das Kind erledigt. Es hätte niemals den Winchestern in die Hände fallen dürfen, aber deine Dämonen sind ja allesamt unfähig. Nicht ein Mal ein Baby können sie töten. Ich will endlich Resultate sehen, du weißt was mit dir passiert, wenn ich noch eine weitere Dekade hier unten schmoren muss. Erledige deinen Job, oder SIE wird dich erledigen.“ Bei diesen Worten erklang aus weiter Ferne das Lachen eines kleinen Mädchens. Der gelbäugige Dämon zuckte zusammen. SIE war Lilith, der grausamste und älteste aller Dämonen und nur widerwillig hatte er sie auf Anweisung seines Vaters aus der Hölle geholt. Seitdem hatte sie ein Auge auf ihn und wartete nur auf seinen Misserfolg, um ihn endlich aus dem Weg räumen zu können. Eigentlich sollten sie zusammen arbeiten, doch ihre Missgunst stand ihr sprichwörtlich ins Gesicht geschrieben und so rührte sie auch keinen Finger, um ihm zu helfen. Während er sich den Arsch aufriss und versuchte seinen Vater zufrieden zustellen, ging sie ihrem Hobby nach und quälte Menschen. Ihr neustes Großprojekt: Völkermord in Afrika. Warum durfte sie den ganzen Spaß haben? Das war unfair, aber ihren Vater kümmerte das nicht. Er hatte sie ihm schon immer vorgezogen. Sie durfte besessene Araber in Flugzeugen in Hochhäuser rasen lassen und sich an der Massenpanik, qualvollen Schreien und verkohlten Leichen erfreuen und er musste die ganze Arbeit machen und sich die Rügen ihres Vaters anhören. Der gelbäugige Dämon seufzte. Sein Vater hatte den Körper der toten Nonne bereits verlassen. Vor dem Konvent wartete einer seiner „Mitarbeiter“.

„Wir müssen langsam vorankommen, uns gehen langsam die Konvente aus“, sagte Azazel zu dem anderen Dämon. Metaphorisch gesehen ging ihnen das Kleingeld zum telefonieren aus, denn nur wenn der Gelbäugige in Konventen acht Nonnen tötete, konnte er mit seinem Vater in Kontakt treten.

„Habt ihr begonnen?“

„Es wird heute Nacht passieren. In ein paar Wochen sollte unser Ziel erreicht sein.“

„Okay, aber versaut es nicht.“ Mit diesen Worten verschwand Azazel. Der andere Dämon tat es ihm kurz darauf gleich.
 

Es war fast zehn Uhr, als sie schließlich in Lawrence ankamen. Beide Brüder fanden, dass es zu spät war, um jetzt noch zu Missouri zu fahren und so checkten sie im nächsten Motel ein. Nachdem sie ihre Sachen aufs Zimmer gebracht hatten, fuhren zu einem kleinen Restaurant im Herzen der Stadt. Da sie schon vor ein paar Wochen damit begonnen hatten Jenny langsam vollständig auf feste Nahrung umzustellen, entschlossen sie sich sie in den nächsten Tagen mit den restlichen Brei-Gläsern abzufüttern. So hatte Sam diesmal ein Glas Gemüselasagne mit ins Restaurant genommen, dass ihm die Kellnerin auch bereitwillig aufwärmte.

„Das willst du ihr wirklich geben?“ Dean rümpfte die Nase.

„Ja, wieso?“

„Es riecht komisch.“ Er stippte seinen Finger in den Brei.

„Und es schmeckt zum Kotzen. Ich bezweifle, dass Jenny das essen wird.“

„Dean, du bist kein Baby mehr, du hast also keine Ahnung wie die Geschmacksnerven von Jenny ticken.“ Sam befüllte einen Löffel mit Brei und schob ihn seiner Tochter in den Mund. Kurz darauf erklang von Dean ein lautes Lachen. Grund dafür war, dass der Brei postwendend von Jenny zurückgeschickt wurde oder anders ausgedrückt. Sie hatte die volle Ladung wieder ausgespuckt und der Brei dekorierte nun Sams Hemd und sein Gesicht und dieser ungläubige Blick, den Sam gerade darauf hatte war einfach nur zum Schießen.

„Hör auf zu lachen Dean“, sagte Sam zornig.

„Reg dich nicht auf Sam. Du bist selbst schuld. Ich hab dir ja gleich gesagt, dass Zeug schmeckt Scheiße. Kein Wunder, dass sie es wieder ausgespuckt hat, hätte ich ja auch am liebsten gemacht.“ Sam grummelte ihn nur an und startete einen neuen Versuch Jenny mit dem Brei zu füttern. Diesmal machte sie erst gar nicht den Mund auf. Eine geschlagenen viertel Stunde saß Sam mit ihr da und versuchte ihr den Brei schmackhaft zu machen, jedoch blieb er erfolglos. Mittlerweile war auch ihr Essen schon serviert worden.

„Alter, lass gut sein. Sie will das Zeug nicht. Vielleicht finden wir ne Giftmülldeponie, wo wir das Ekelzeug entsorgen können. Iss, bevor dein Essen kalt wird.“

„Aber Irgendwas muss sie doch essen.“

„Wird sie auch.“ Dean reichte Jenny eine von seinen Pommes. Das kleine Mädchen fing auch sofort an, genüsslich daran herumzuknabbern.

„Du kannst sie doch nicht mit Fastfood füttern“, sagte der Jüngere protestierend.

„Das habe ich auch nicht vor, das ist nur zur Überbrückung. Als du nämlich eben im Waschraum warst, um den Brei aus deinem Gesicht zu entfernen, hab ich einen Teller Möhreneintopf bestellt. Ich hoffe, damit haben wir mehr Glück.“ Sam sah ihn zuerst überrascht an. Lächelte dann aber und streichelte ihm kurz über den Unterarm. Kurz darauf kam der Möhreneintopf, der bei Jenny auch gleich viel besser ankam. Nachdem sie alle aufgegessen hatten, fuhren sie zurück zum Motel.
 

„Geh du ruhig zuerst duschen, schließlich hast du den Gemüse-Lasagne-Brei abbekommen,“ sagte Dean, der bei der Erinnerung an die Szene im Restaurant immer noch schmunzeln musste und setzte sich aufs Bett, wo er sich auch sofort daran machte Jenny auszuziehen und bettfertig zu machen.

„Wie ungeheuer großzügig von dir, Dean“, kam es leicht bissig von dem Jüngeren. Während Dean sich wegen Jennys „Spuck-Attacke“ schlapp gelacht hatte, fand Sam das Ganze überhaupt nicht witzig. Sein Hemd war voller roter Sprenkel und die würden bei seinem Glück beim Waschen nicht wieder raus gehen. Er zog es aus und verstaute es in ihrem Wäschebeutel, dann sah er an sich herab. Auf seinem T-Shirt war kein Fleck zu sehen.

„Wir müssen demnächst mal wieder Wäsche waschen“, sagte Sam. Doch Dean überhörte das.

„Dein Dad wird jetzt hoffentlich nicht mehr so ekeliges Zeug für dich zum Essen kaufen“, sagte Dean und kitzelte Jennys nun nackten Bauch. Sie giggelte amüsiert.

„Aber rote Sprenkel stehen ihm gut, findest du nicht auch Kleines?“, meinte der Ältere. Genervt darüber, dass Dean sich über ihn lustig machte, zog er sich sein T-Shirt aus, knüllte es zusammen und warf es Dean an den Kopf. Mit einem „Idiot“ auf den Lippen verschwand er anschließend im Badezimmer.

„Din! Pa-pa“, brabbelte das kleine Mädchen. Dies fasste Dean als Frage auf und er erklärte:

„Nun ist er grummelig. Lassen wir Grummel-Dad duschen. Danach ist er bestimmt wieder lieb zu uns.“ Dean nahm Sams Shirt vom Boden auf, wo es gelandet war, nachdem es von seinem Kopf abgeprallt war. Er legte es auf das Bett, in dem er mit Sam schlafen würde, und zog ihr dann ihren Schlafanzug mit Erdbeer-Muster an.

„So Prinzessin Erdbeer, jetzt müssen wir dir nur noch die Zähne putzen, sonst kriegen wir anschiss von Daddy.“ ~Prinzessin Erdbeer? Was zum Teufel rede ich hier bloß für einen Mist?~, schoss es Dean durch den Kopf, als er mit Jenny an der Hand langsam ins Bad ging. Er musste unbedingt aufhören so einen albernen Mädchenkram zu sagen, sonst würde er demnächst noch anfangen ihr Zöpfe zu flechten. So hatte das bei Paris Hilton sicher auch angefangen. Jenny war „sein“ Mädchen und er würde nicht zu lassen, dass aus ihr eine in Pink gekleidete Tussi mit einem hundeartigen Etwas in einer Handtasche werden würde. Wenn, dann schon eher eine weiblich Version von Sam, auch wenn er dass ihm gegenüber nicht zugeben würde. Sam war manchmal ziemlich nervig, altklug, stur und anstrengend, aber da Jenny ja ein Mädchen und eine halbe Winchester war, war das im Paket eh wohl schon enthalten. Ansonsten schätzte er Sams Charakter sehr. Er wusste immer, was er wollte, und tat alles, um es auch zu kriegen. Er war kein Mensch, der zu allem Ja und Amen sagte, vertrat immer seine eigene Meinung und ließ sich darin meist auch nicht beirren. Er hatte den Schneid sich ihrem Vater entgegen zu stellen, etwas worum Dean ihn nur beneiden konnte. Sam war ein intelligenter, zielstrebiger und verantwortungsbewusster Mensch, auf den man stolz sein konnte, auf den er stolz war und mehr konnte man sich doch eigentlich von seinem Kind nicht wünschen. Natürlich würde ein wenig Dean-Einfluss nicht schaden, um ihren Charakter abzurunden, schließlich konnte er sie nicht mit Sams kaum vorhandenen Sinn für Humor durch die Welt ziehen lassen und etwas schlagfertiger könnte sie auch ruhig sein. Im Prinzip also ein weiblicher Sam mit Dean-Einschlag. Als Dean mit Jenny ins Bad kam, versuchte er sich nicht vorzustellen, wie heiß Sammy unter der Dusche aussah, und vermied es in Richtung der Selbigen zu sehen. Er setzte Jenny auf den Rand des Spülbeckens und hielt sie mit einer Hand fest, während er mit der anderen mühsam ihre Zahnputz-Utensilien aus dem Kulturbeutel heraus holte. Als er etwas Wasser in einen der Plastikbecher füllte, die in ihrem Zimmer neben einer defekten, kleinen Kaffeemaschine gestanden hatten, erklang aus der Dusche ein schon fast mädchenhafter Schrei. Dean grinste schelmisch. Sie waren also mal wieder in einem Motel gelandet, in dem das Wasser in der Dusche schlagartig kalt wurde, sobald man das Wasser am Spülbecken aufdrehte.

„Sammy, reiß dich mal ein bisschen zusammen, du klingst ja wie die Braut aus der Duschszene in Psycho“, neckte der Ältere seinen Bruder.

„Halt die Klappe, Dean“, entgegnete der nur. Dean lachte und drückte etwas Zahnpasta auf Jennys Zahnbürste.

„Aufmachen die Futterluke“, wies er das Mädchen dann an. Sie folgte dem Befehl und machte den Mund auf. Während er ihr die Zähnchen putzte, summte er Highway to Hell, um Sam in Sicherheit zu wiegen und beim ersten Refrain drehte er wieder das Wasser auf. Dem folgte wieder ein Aufschrei von Sam, gefolgt von einem:

„Lass die Scheiße!“

„Sammy, verstehst du denn keinen Spaß?“ Dean lachte wieder. Seinen Kleinen zu ärgern machte einfach zu viel Spaß, um damit aufzuhören. Als er Jenny half den Mund auszuspülen drehte er abermals das Wasser auf.

„Hör auf damit, ich meine es ernst“, kam es nun etwas angesäuerter vom jüngeren Winchester. Doch damit konnte er Dean nicht abschrecken, das Wasser zum Abspülen von Jennys Zahnbürste abermals aufzudrehen.

„DEAN!“ Diesmal klang Sam schon ziemlich wütend.

„Din!“, machte Jenny ihren Vater nach.

„Ich war das nicht, Sammy. Echt nicht. Das war ...Jenny.“

„Wer es glaubt, wird selig. Es ist nicht witzig, also lass es sein.“

„Okay, okay.“ Er wischte Jenny den Mund ab. Als er dann hörte, wie Sam sein Shampoo oder Duschgel öffnete, wartete er kurz ab.

„Bereit fürs große Finale?“, fragte Dean das Mädchen leise. Sie sah ihn nur mit ihren mittlerweile schon recht müde wirkenden Augen an. Beim Rausgehen konnte es sich Dean einfach nicht verkneifen und betätigte die Klospülung. Eine Tirade von Schimpfwörtern folgte den beiden ins Zimmer.

„Argh! Dean, du blöder Penner! Ich mach dich kalt.“ Das war das Letzte, dass Dean hörte, ehe er die Badezimmertür hinter sich schloss. Er liebte solche Momente, in denen er auch mal einfach wieder Sams „ätzender“ großer Bruder sein konnte. Immer noch lachend brachte er Jenny ins Bett.

„Pidy!“, verlangte das Mädchen ihr geliebtes Stofftier.

„Ich hol ihn dir ja, komm bloß nicht auf die Idee ihn dir wieder selbst her schweben zu lassen.“ Er liebte Jenny wegen ihren Fähigkeiten nicht weniger, aber es war schon erschreckend, dass ihre Kräfte bereits jetzt schon stärker zu sein schienen als Sams. Wie sollten sie das bloß unter Kontrolle kriegen? So was wie Zauberer Schulen gab es ja nun mal nur im Roman. Aber irgendwie mussten sie ihr doch dabei helfen mit diesen Fähigkeiten umzugehen. Nur wie sollten sie das machen, wenn weder Sam noch er Ahnung davon hatten wie die Kräfte funktionierten und wie man sie kontrollierte, geschweige denn wo sie her kamen. Er hoffte nach wie vor, dass Missouri, die sie morgen früh aufsuchen würden, ihnen würde helfen können.

„So hier hast du deinen Speedy.“ Er gab ihr das Plüschtier. Sie schloss es in ihre Arme. Dean deckte sie zu und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Da er die Kinderbücher langsam über hatte, erzählte er ihr eine „spezielle“ Variante von Star Wars in der Dean Solo und Sambacca, kurz Sammy, mit dem Millennium Impala durch die Galaxy reisten und den Todesstern zerstörten, um die hübsche Prinzessin Jenny zu retten. Dabei schlief sie auch ziemlich schnell ein. Liebevoll küsste er sie auf die Stirn und zog sich dann bis auf die Unterwäsche aus. Dann sah er zur Badezimmertür. Wie lange brauchte Sam denn heute fürs Duschen? Er streckte sich kurz und legte sich dann ins Bett. Auf seinem Kissen lag noch Sams T-Shirt. Er wollte es gerade auf den Boden werfen, als er das Eau de Sammy wahrnahm. Sein Sammy roch aber auch einfach zu gut. Er hielt sich das T-Shirt vor die Nase und nahm einen kräftigen Atemzug von Sams Duft. Dann kuschelte er sich ins Kissen.
 

„Dean, dank deiner Klospülaktion haben wir jetzt nur noch eiskaltes oder kochend heißes Wasser, also viel Spaß beim duschen, du...“ Er hielt inne. Dean lag auf dem Bauch und schlief. Sein Gesicht war dabei halb in Sams T-Shirt vergraben. Sam lächelte. Es gab kaum etwas Anbetungswürdigeres als einen schlafenden Dean und die Tatsache, dass er Sams Geruch genau so mochte wie dieser Deans, ließ es den Jüngeren warm ums Herz werden. Wie konnte er ihm denn jetzt noch böse sein? Wenn Dean ihn ärgerte, war das doch auch eigentlich nur eine Art Liebesbekundung. Sam sah kurz nach seiner Tochter, streichelte ihr sanft durchs Haar und krabbelte dann schnell zu Dean ins Bett. Er gab ihm einen kleinen Kuss in den Nacken, legte sich auf die Seite und schlang einen Arm um die Mitte des Älteren. Er dachte noch eine Weile über Jennys neu entdeckte Fähigkeit nach, musste sich aber eingestehen, dass er ihr ebenso hilflos gegenüber stand, wie seinen eigenen Kräften. Schließlich fielen ihm die Augen zu und er schlief ein.
 

Der Geruch von Rauch stieg ihm in die Nase. Er öffnete die Augen und sah, dass seine Decke in Flammen stand. Er vernahm einen schmerzerfüllten Schrei.
 

Schweißgebadet schreckte Sam aus dem Alptraum hoch. Er hatte schon seit Monaten nicht mehr von jener Novembernacht geträumt, in der er Jessica verloren hatte, allerdings war er sich bewusst gewesen, dass er diese Bilder wohl niemals aus dem Kopf kriegen würde, von daher dachte er sich auch nichts weiter dabei. Es war nur ein Albtraum, ein furchtbarer Albtraum, der einst Realität für ihn gewesen war. Schwer atmend saß er aufrecht neben Dean im Bett. Dieser war durch Sams ruckartige Bewegung ebenfalls wach geworden.

„Smy, wasn los?”, fragte er ihn verschlafen. Der Angesprochene drehte sich zu ihm um.

„Nur ein Albtraum, schlaf weiter Baby.“

„Km her“, nuschelte er und öffnete einladend seine Arme für den Jüngeren, der sich auch sofort an ihn schmiegte, so wie früher als er noch ganz klein war.

„Ich liebe dich, Dean.“

„Auch ...schlaf.“ Ehe Sam noch was sagen konnte, hörte er Dean neben sich auch schon leise schnarchen. Sam entspannte sich in Deans Armen und war bald darauf auch wieder eingeschlafen.

Missouri hat ein Nudelholz und die Jungs schmutzige Gedanken

Verwendete Songs:

Enrique Iglesias ft. Pitbull - I Like It

Jason Derulo - In my head

Mousse T. & Hot'n'Juicy - Horny
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Als Sam am nächsten Morgen wach wurde, war Deans Seite des Bettes verlassen. Aus dem Bad jedoch kamen sehr seltsame Geräusche, gepaart mit einigen Flüchen.

„Ah, hu-ha. Brr … oh fuck! Argh...ha-ho-hi, verdammte Scheiße!“ Über Sams Kopf bildeten sich Fragezeichen. Was veranstaltete sein Bruder da schon wieder? Dann plötzlich Stille. Hatte sich Dean jetzt einen von der Palme gewedelt? Als Sam gerade dabei war seine Jeans zu zuknöpfen kam der Ältere angezogen, aber mit noch feuchten Haaren aus dem Badezimmer. Anscheinend hatte er geduscht.

„Was sollte denn das Gequieke eben?“, fragte Sam. Dean sah ihn grimmig an.

„Was das Gequieke sollte? Alter, ich hab mir gerade den Arsch verbrüht, gleich, nachdem ich ihn mir fast abgefroren hätte.“ Da fiel es Sam wie Schuppen von den Augen. Das Wasser war gestern nur noch entweder kochend heiß oder eiskalt gewesen und offensichtlich war das heute Morgen immer noch der Fall.

„Oh!“, war daher Sams Kommentar.

„Oh? Was soll das denn bitte heißen? Sam, sag mir nicht, du wusstest das und hast mich ins offene Messer laufen lassen?“

„Sorry, du warst schon eingeschlafen, als ich es dir sagen wollte. Aber es ist deine Schuld, wenn du nicht die Sache mit der Klospülung gemacht hättest, wäre noch alles normal gewesen.“

„Mein armer Prachthintern“, gab Dean ein theatralisch gespieltes Gejammer von sich.

„Mach doch jetzt hier aus ´ner Mücke keinen Elefanten, dann bist du heute eben ein Mandrill“, kam es von Sam und der Jüngere lachte leicht.

„Man-was?“, fragte Dean und sah Sam verwirrt an.

„Mandrill, ein stummelschwänziger, Altweltaffe mit rotblauem Gesäß“, erklärte Sam lehrbuchmäßig. Dean rollte mit den Augen.

„Keine Tierdokus mehr für dich, Sammy.“

„Das war ein Scherz Dean, verstehst du, rotblaues Gesäß. Blau für kaltes Wasser, rot für Heißes.“ Warum verstand Dean nie seine Witze? Dean lächelte und fragte:

„Hat dir schon mal jemand gesagt, das du unglaublich witzig bist Sammy?“

„Nein“, entgegnete Sam und sah überrascht und geschmeichelt aus. Dean legte ihm beide Hände auf die Schultern und sagte ernst:

„Dann überleg dir mal warum.“ Von Deans Verarsche leicht verärgert schüttelte Sam Deans Hände ab, drehte sich zu ihm um und streckte ihm die Zunge raus.

„Sehr erwachsen, Sammy.“ Dean lachte.

„Idiot.“

„Mistkerl.“ Sam reagierte darauf, indem er sich sein Kissen schnappte und Dean damit einen über den Kopf zog.

„Na, warte“, warnte Dean und griff nun seinerseits zu seinem Kissen. In Windeseile entwickelt sich eine herrliche Kissen- und Kitzelschlacht und beide landeten schließlich laut und fröhlich lachend auf dem Bett, wo sie anfingen, sich langsam und zärtlich zu küssen. Dean liebte solche Momente und diese Art der Küsse. Klar mochte er auch die hungrigen, leidenschaftlichen Küsse, aber die Langsamen und Zärtlichen bevorzugte er momentan und das ganz einfach darum, weil er sich bis auf bei Cassie vorher nie die Mühe gemacht hatte zärtlich zu sein und seine Sexpartnerinnen waren auch meistens eher von der wilden Sorte. Am besten schmeckten die Küsse, die Sam und er sich nach dem Sex gaben, so süß, sanft und ruhig. Er fühlte sich dabei immer wohl und geborgen und es ließ Dean jedes Mal realisieren, dass das, was er mit Sam hatte, echt und gleichzeitig traumhaft war. Es lohnte sich einfach, ein „Nachspiel“ zu zelebrieren. Nach einer Weile hielt Sam inne.

„Komisch, dass Jenny noch nicht wach ist“, sagte er zu Dean. Dieser rollte leicht mit den Augen. War ja mal wieder typisch. Wenn Jenny sie schon mal nicht unterbrach, musste Sam das tun, indem er sich darüber wunderte, dass sie es noch nicht getan hatte. Er rollte auf den Rücken und sah an die Decke.

„Stofftiere schweben lassen und ihren Dad mit Brei bespucken scheint anstrengend zu sein, außerdem ist sie gestern weit nach ihrer üblichen Bettzeit zum Schlafen gekommen.“

„Ich denke, wir sollten sie wecken, sonst macht sie nachher kein Mittagsschläfchen.“

„Wie spät ist es überhaupt?“, erkundigte sich Dean. Als er duschen gegangen war, hatte der Wecker Viertel nach neun angezeigt, aber wie spät es jetzt war, wusste er nicht. Wenn er mit Sam rumschmuste, vergaß er alles um sich herum. Sam streichelte Dean kurz durchs Haar und warf dann einen Blick auf den Wecker.

„Oh, schon kurz nach halb elf.“

„Dann wird es höchste Zeit fürs Frühstück. Ich weck Jenny und du ziehst dich fertig an“, brachte Dean ihre Morgenroutine wieder in Gang. Während Dean Jenny die Zähne putzte und Sam sich um sein Haar kümmerte, fiel Dean wieder ein, dass Sam letzte Nacht einen Albtraum gehabt hatte.

„Hey, dein Albtraum von letzter Nacht, war das wieder der von …“ Er musste seine Frage gar nicht erst fertig ausformulieren, denn Sam verstand auch so, was der Kleinere wissen wollte und so antwortete er ihm einfach knapp:

„Ja.“ Damit schien die Sache von Sams Seite aus gegessen zu sein. Dean wusste mittlerweile sehr gut, wenn es besser war, nicht weiter nachzuhaken. Sam wollte eindeutig nicht weiter darüber reden und so beließ Dean es dabei. Alles was er nun noch tat, war Sam einen kleinen Kuss auf die Wange zugeben. Er hoffte, dass diese Geste Sam verdeutlichen würde, dass er, wenn er wollte, ruhig mit Dean darüber würde reden können und er einen Chick-Flick-Moment in Kauf nehmen würde, wenn es Sam dann besser ginge. Der Jüngere hatte Deans stille Nachricht verstanden. Er lächelte und gab ein leises „Danke“ von sich. Nachdem Familie Winchester wenige Minuten später ausgehfein war, fuhren sie zu einem Diner und frühstückten. Diesmal ging es auch ohne Ausspucken von Nahrung über die Bühne. Jenny hatte sich anscheinend wieder eingekriegt. Nach dem Frühstück machten sie sich auf den Weg zu Missouri. Unterwegs sprachen sie darüber, ob sie Missouri von ihrer neu entdeckten, nicht brüderlichen Beziehung erzählen sollten. Sam, dem es schon bei dem Gedanken daran die Schamesröte ins Gesicht trieb, wollte es lieber für sich behalten. Dean jedoch war sich ziemlich sicher, dass die Hellseherin es eh rauskriegen würde, aber beschloss sich Sam anzuschließen und es ihr nicht zu sagen.
 

Das Motel lag nicht weit von Missouris Haus entfernt und so erreichten sie es nach einer kurzen Fahrt. Zusammen gingen sie an die Haustür. Sam fiel etwas ins Auge.

„Wegen Betriebsferien geschlossen“, las Sam das Schild, das in Missouris Fenster hing.

„Betriebsferien?“, sagte Dean ungläubig und sein Gesicht zierte ein selten dämlicher Ausdruck, den Sam einfach nur niedlich finden konnte. Er lächelte kurz, sagte dann aber ernst zu dem Älteren:

„Ich hoffe, sie ist nicht verreist.“ Dean fing auf einmal an zu lachen, als er sich Missouri in einem Bikini am Strand vorstellte. Dabei in der einen Hand noch ein Drink mit buntem Schirmchen drin und in der anderen ´nen Kochlöffel, mit dem sie dem Cabana Boy drohte, wenn der ihr nicht mit gleichmäßigen Bewegungen Luft mit einem Palmwedel zufächerte.

„Wir müssen es wohl herausfinden, also klingel mal, Zuckerpopo“, sagte Dean und kniff dem Jüngeren dabei in den Hintern. Sam zuckte vor Überraschung leicht zusammen.

„Du bist einfach unglaublich“, sagte Sam kopfschüttelnd und klingelte. Kurz darauf wurde die Tür von keiner Anderen als Missouri geöffnet.

„Sam, Dean. Sam und Dean“, begrüßte sie die Zwei und sah sie beide mit einem schier unergründlichen Blick an.

„Hallo Missouri“, sagten beide im Chor. Sie lächelte die beiden an und sah dann zu Jenny.

„Und das muss Jenny sein“, sagte sie feststellend.

~Man, sie ist gut. Manchmal ist das richtig erschreckend~, dachte Dean.

„Mach dir keine Sorgen, Dean so gut, bin ich auch nicht. Euer Vater hat mich vor einer Weile angerufen und mir von eurem Familienzuwachs erzählt.“ Sams Mine verfinsterte sich leicht.

„Na toll, dass er wenigstens irgendwen anruft“, sagte Dean, mit dem passenden, finsteren Ton in der Stimme. Bobby und Missouri waren es wert angerufen zu werden, aber Sam und er nicht. Sie waren ja auch nur seine Söhne. Langsam aber sicher verstand er Sams Abneigung ihrem Vater gegenüber.

„Dean, John ist kein Bilderbuchvater, aber er liebt euch und will euch nur beschützen.“

„Ja, ja, ja. Das hab ich irgendwo schon mal gehört“, sagte der ältere Winchester leicht genervt. Mahnend sah Missouri ihn an.

„Was ist denn das bitte für ein Ton junger Mann? Soll ich dich übers Knie legen? Ich hab mir nämlich neulich ein neues Nudelholz gekauft.“

„Entschuldigung“, sagte Dean mürrisch.

„Warum hat er dich wegen Jenny angerufen?“, wollte Sam nun wissen. Wusste ihr Dad etwas, was sie nicht wussten und was er ihnen aus einem nur John verständlichen Grund verschwieg?

„Naja, er hat mir erzählt, was in Blue Earth passiert ist und eine deiner Visionen Dean vor Schlimmeren bewahrt hat.“

„Er weiß von deinen Visionen?“, fragte Dean seinen Bruder überrascht.

„Nicht von mir. Pastor Jim, Caleb oder Bobby müssen es ihm gesagt haben. Sie waren die Einzigen, die außer dir noch davon wussten“, meinet Sam und sah Missouri fragend an.

„Sie mich nicht so an, ich kann dir nicht sagen, welcher der Drei es ihm gesagt hat. Mir hat er nur gesagt, dass er weiß, dass du Visionen hast und er hat mich gefragt, ob jemand in meiner Familie auch so wäre wie ich“, erklärte sie.

„Mit anderen Worten: Er wollte wissen, ob solche Fähigkeiten erblich sind“, sagte Sam.

„Genau aus dem Grund sind wir auch hier“, ergänzte Dean.

„Also, ob es erblich, ist weiß ich nicht. In meiner Familie bin ich jedenfalls die Einzige mit so einer Gabe. Aber kommt doch rein, dann können wir in Ruhe reden und ich kann die kleine Maus hier besser kennenlernen.“ Sie nahm Sam seine Tochter ab. Ohne zögern glitt die lächelnde Jenny in Missouris Arme und sah sie neugierig an. Sam und Dean wunderte es nicht, dass sie so bereitwillig zu einer fremden Person ging. Ihre Tochter hatte scheinbar auch so was wie einen Wesenssensor und wusste wer lieb zu ihr sein wird und wer nicht. Den besessenen John hatte sie damals jedenfalls kategorisch abgelehnt und ihre Abneigung ihm gegenüber deutlich gemacht.

„Sie hat deine Augen, Sam,“ sagte sie.

„Ja, die beiden machen mich mit ihrem Welpenblick manchmal total fertig,“ sagte Dean. Missouri lächelte. Sie ging in Richtung Wohnzimmer.
 

~Ich werde nicht mal daran denken, meine Füße auf ihren Kaffeetisch zu legen~, dachte Dean, als er Sam und Missouri, die Jenny nun auf dem Arm hatte und hätschelte, ins Wohnzimmer folgte.

„Sehr gute Einstellung Dean, ich wusste doch, dass du lernfähig bist.“ An Jenny gewand sagte sie leise:

„Dean ist gar nicht so dumm, wie er manchmal aus der Wäsche guckt.“ Dean machte ein grummeliges Gesicht. Missouri stand mit dem Rücken zu ihm.

„Dean guck nicht so, davon kriegst du nur Falten.“ Dean machte zuerst große Augen. Sam lachte bei ihren Worten amüsiert, während sich Dean dann, immer noch leicht schmollend, auf der Couch niederließ.

„Viel konnte mir John ja nicht gerade über Jenny sagen. Erzählt doch mal, wie ihr zu ihr gekommen seid“, bat die Hellseherin. Abwechselnd erzählten Sam und Dean ihr nun, dass ein Dämon Jennys Großmutter getötet hatte, wie Sam der Verdacht kam, dass Jenny von ihm sein könnte und wie sie schließlich den DNS-Test gemacht und herausgefunden hatten, dass Jenny Sams Tochter war.

„Oh, du armes Würmchen. Jetzt hast du nur noch deinen Dad und deinen Onkel Dean“, sagte sie und streichelte dem kleinen Mädchen mitfühlend über die Wange.

„Ja und Daddy Sam und Onkel Dean sind teilweise ein klein wenig überfordert, da sie in letzter Zeit überraschende Seiten von sich gezeigt hat“, meinte Dean.

„Was dir Dean damit sagen will, ist, dass sie ähnlich Fähigkeiten hat wie ich“, fügte Sam erklärend hinzu und fasste dann kurz zusammen, was sich bei Jenny bis jetzt so gezeigt hatte. Die an Sam weiter geleitete Vision, ihre Vermutung, dass sie spüren konnte, wenn einer von ihnen beiden in Gefahr bzw. verletzt war und zu guter Letzt:

„Na ja und gestern hat sie dann halt ihr Plüschtier schweben lassen“, sagte Sam abschließend.

„Und was uns beunruhigt ist, dass ihre Kräfte bereits jetzt schon viel stärker zu sein scheinen als bei Sam“, sagte Dean. Missouri nickte.

„Ja, ich spüre in ihr ganz deutlich dieselbe Energie wie bei dir Sam, aber sie ist stärker und außerdem ist da ist noch etwas anderes.“

„Ist … ist es … böse?“, fragte Sam und sprach damit seine größte Sorge aus. Dean sah ihn leicht geschockt an. Er selbst hatte sich diese Frage schon einige Male in Gedanken gestellt, aber er wusste nicht, dass Sam, das auch beschäftigte. Er hatte bis jetzt immer gedacht, dass Sam sich an seinen Fähigkeiten nur störte, weil es ihn noch weiter davon entfernte normal zu sein, ansonsten hatte er im Umgang mit seinen Fähigkeiten und auch mit denen von Jenny eigentlich einen recht entspannten Eindruck gemacht. Dass Sam insgeheim Angst vor den Kräften oder viel eher vor deren Ursprung hatte, überraschte Dean ein wenig. Das Thema war delikater als bisher angenommen und der Ältere nahm sich vor in Zukunft noch sensibler damit umzugehen, um nicht aus Versehen Sams Gefühle zu verletzen. Gespannt auf die Antwort sah er die Hellseherin an.

„Das vermag ich nicht zu sagen, tut mir leid. Aber ich denke, es ist nichts, weswegen man sich wirklich sorgen machen müsste. Sie ist anders, aber nicht minder stark. Aber sie hat eine große Ähnlichkeit wie die Energie, die von Dean ausgeht“, sagte sie und sah nun selbst ein wenig überrascht aus.

„Was für eine Art Energie soll denn bitte von mir ausgehen?“, fragte Dean perplex. Er hatte keine Visionen oder konnte Gegenstände durch die Kraft seiner Gedanken bewegen.

„Von jedem Menschen geht eine gewisse Energie aus. Bei manchen mehr, bei anderen weniger“, erklärte Missouri.

„Dean ist ihr Onkel, mein Bruder. Von daher ist es doch natürlich, dass diese Energie, die du noch in ihr spürst, seiner ähnlich ist.“ Ein DNS-Test hatte zwar ergeben, dass Dean nicht sein Bruder war, aber vielleicht war diese Energie nicht erblich, sondern umweltbedingt. Wie sollte man sonst erklären, was Missouri in Jenny spürte, dachte Sam. Missouri sah die beiden Männer auf eine seltsame Art und Weise an und fing dann an zu lachen.

„Was?“, fragten beide gleichzeitig.

„Ich bitte euch, ihr braucht mir nichts vormachen. Wir wissen doch alle, dass Dean viel mehr ist, sowohl für dich, Sam, als auch für Jenny.“ Während Sam rosa anlief, fand Dean ziemlich schnell seine Sprache wieder.

„Ich hab dir doch gleich gesagt, dass wir das nicht vor ihr verheimlichen können, sie ist nun mal eine Hellseherin“, sagte er an den Jüngeren gewandt. Wieder lachte Missouri auf. Die beiden Brüder hätten ja viel erwartet – Abscheu, Verachtung, Vorwürfe, aber nicht dieses Lachen und die nachfolgende Erklärung. Missouri war überrascht, hatte aber offensichtlich nichts gegen sie als Paar.

„Junge, so wie ihr euch gegenseitig anseht, muss man kein Hellseher sein, um zu erkennen, was da zwischen euch ist, auch wenn es überraschend kommt. Als ihr das letzte Mal bei mir wart, hab ich diese Gefühle zwischen euch noch nicht wahrgenommen, doch heute ist es ganz deutlich und es verstärkt das Band, das euch verbindet nur noch mehr. Ihr Zwei seid was Besonderes“, sagte sie aus voller Überzeugung.

„Wir sind keine richtigen Brüder“, sprudelte es aus Sam heraus. Er musste es jetzt einfach noch sagen, nur um zu verhindern, dass Missouri sie nach längerem nachdenken doch noch verurteilen und raus schmeißen würde. Diesmal war es an Missouri überrascht dreinzublicken. „Wie bitte? Was soll das heißen?,“ fragte sie. Dean seufzte und erzählte ihr dann den Teil der Geschichte, den sie vorhin bei der Erzählung wie sie zu Jenny gekommen waren ausgelassen hatten.

„Der Dämon hat angedeutet, dass Sam nicht mein Bruder sei. Anfangs hab ich das als Lüge abgetan, ich meine Dämonen lügen, aber es ist mir irgendwie nicht aus dem Kopf gegangen, weil ich mir nicht erklären konnte, was er sich von dieser Aussage versprochen hat und als Sam dann den Vaterschaftstest gemacht hat, da hab ich mir gedacht, ich lass das gleich mittesten, um klarzustellen, dass Sam mein Bruder ist und die Sache aus dem Kopf zu kriegen, nur stellte sich halt heraus, dass Sam eben nicht mein Bruder ist.“

„Oh Jungs! Es ist doch egal, was ein DNS-Test sagt, wichtig ist, was ihr hier drin fühlt“, sagte sie und deutete auf ihr Herz. Dean rollte mit den Augen. Die Sache drohte gerade in einen Chick-Flick-Moment abzudriften und davon hatte er in den letzten Tagen weiß Gott genug gehabt. Missouri sah ihn daraufhin ernst an.

„Sag mal, willst du etwa doch Bekanntschaft mit meinem neuen Nudelholz machen? Ich hab auch noch nen Satz hübscher Kochlöffel.“ Sam lachte.

„Ich hab dir ja gesagt, du hättest dir einen Helm besorgen sollen.“ Missouri lachte, wurde dann aber wieder ernst.

„Wenn Dean nicht dein richtiger Bruder ist, wo kommt er dann her?“ Sam, der diese Frage erwartete hatte, erzählte ihr nun, was er bei seinen Recherchen hier in Lawrence über Deans wahre Familie herausgefunden hatte. Als er mit seiner Erzählung geendet hatte, trat die Hellseherin im gegen das Schienbein.

„Aua, für was war das denn jetzt?“, fragte Sam und rieb sich über die schmerzende Stelle.

„Das war dafür, dass du in Lawrence warst und mich nicht besucht hast.“ Dean lachte.

„Was ist so komisch?“, fragte Sam.

„Na ja, wenn ich mir ´nen Helm besorge, kann ich dir ja gleich Schienbeinschoner mitbringen“, sagte der Gefragte. Missouri lächelte die beiden an.

„Was?“, fragten die Brüder.

„Na, wenn diese Geschichte nicht beweist, dass ihr seelenverwandt seid, dann weiß ich auch nicht. Das Schicksal hat Dean in eure Familie gebracht, um sicher zu gehen, dass ihr zwei euch findet“, sagte sie. ~Schicksal? Die gute Frau hatte wohl in letzter Zeit zu stark ins Esoterikglas geschaut~, dachte Dean. Er jedenfalls glaubte nicht an so was wie Schicksal.

„Sei nicht so ungläubig Dean, das ist schlecht fürs Karma“, sagte Missouri.

„Ist doch einfach unglaublich“, sagte Dean. Dies ließ sie diesmal unkommentiert. Stattdessen sah sie beide neugierig an und fragte:

„Was mich ja brennend interessieren würde, ist wie das mit euch passiert ist.“

„Ich denke nicht, dass es da den EINEN Auslöser gab,“ meinte Sam und wurde schon wieder leicht rosa. Dean sah ihn verliebt an und meinte dann:

„Ich denke, es ist einfach so passiert. Seit Jenny bei uns ist, hat sich in unserer Beziehung irgendwie ne Eigendynamik entwickelt. Ich weiß nicht mal wie lange die Gefühle schon da waren, aber in einem Moment war es als würde der Schleier, der diese Gefühle verbarg, gelüftet werden und das war dann halt der Startschuss. Aber wir sind immer noch Winchesters, also waren die ersten Meter ziemlich holprig.“

„Das kann ich mir vorstellen,“ sagte Missouri und warf Sam einen wissenden und mitfühlenden Blick zu. Sie schien zu ahnen, dass er wegen seinen Gefühlen für Jessica für diesen holprigen Start verantwortlich war.

„Also nach den ganzen Geschichten brauch ich jetzt erst mal was zu trinken. Ich werde uns etwas meiner frisch angesetzten Zitronenlimonade holen“, sagte die Hellseherin und verschwand kurz darauf in der Küche.
 

„Sehen wir uns wirklich so eindeutig an?“, fragte Sam seinen Bruder, während sie warteten, dass Missouri wieder aus der Küche zurückkam.

„Keine Ahnung. Mir ist das bis jetzt nicht bewusst aufgefallen.“

„Also ihr Zwei seid mir auch welche. Jeder der euch kennt würde merken, dass ihr euch anders anseht als sonst und wer euch nicht kennt, dem wäre spätestens dann ein Licht aufgegangen, nachdem er gesehen hätte, wie du Sam in den Hintern gekniffen hast“, sagte Missouri, als sie wieder ins Wohnzimmer kam, und stellte das Tablett mit den Gläsern und der Limonade auf den Tisch. Sam wurde schon wieder rosa um die Nase. Missouri hatte das Szenario draußen mitgekriegt, wie peinlich.

„Tja, was soll ich sagen. Ich kann meine Finger einfach nicht von Sam lassen“, sagte Dean mit einem breiten Grinsen. Er hielt es für das Beste, die Wahrheit zu sagen. Missouri würde ja eh merken, wenn er log. Seine Gedanken waren dahingehend einfach zu eindeutig.
 

No one can do the things I’m gonna wanna do to you

No oh oh, oh oh

Shout aloud, screamin loud

Let me hear you go!
 

“Aber bei Sam ist es ja nicht anders”, fügte der Ältere noch hinzu. Sam wollte gerade zu einem `Ist ja gar nicht wahr` ansetzten, als Dean weiter sprach und sagte:

„Streit das bloß nicht ab.“ Sam wurde noch röter. Seine Gedanken kreisten darum, dass Dean ja recht hatte, aber musste er das gegenüber Missouri so offen zugeben?
 

Baby I like it

Come on and give me some more

Oh yes I like it

Screaming like never before
 

“Er mag zwar einen schüchternen Eindruck machen, aber man glaubt nicht, was in seinem hübschen Köpfchen alles so abgeht“, sagte Dean neckend. Missouri kicherte.

„Du spinnst doch Dean. Nicht jeder ist so versaut wie du“, tat Sam Deans Behauptung ab. In seinem Kopf brodelte es jedoch. Er wusste um Missouris Gabe des Gedankenlesens, doch er konnte den Strom an Bildern, die seinen Kopf durchfluteten, nicht aufhalten, so peinlich das auch für ihn werden würde.
 

In my head, I see you all over me.

In my head, you fulfill my fantasy.

In My Head.

You'll be screaming ohh
 

Dies blieb Missouri nicht verborgen. Sie runzelte die Stirn. Die zwei Winchesters konnten wohl wirklich kaum die Finger voneinander lassen, bei dem was sie aus deren Gedanken so herauslesen konnte.

„Uh, ich verstehe, was du meinst, Dean. Könnten wir jetzt vielleicht wieder zu jugendfreien Gedanken zurückkommen?“ Dean machte große Augen und schmunzelte.

„Hat unser braver, kleiner Sammy etwa schmutzige Gedanken?“ Er grinste und irgendwie machte ihn dieser Gedanke total an.
 

I'm horny, horny, horny, horny

So horny, I'm horny, horny, horny

I'm horny, horny, horny, horny

So horny, I'm horny, horny, horny tonight
 

„Also wirklich! Schluss damit oder ich schleife eure Popöchen in den Garten und spritze euch zum Abkühlen mit dem Gartenschlauch ab.“ Sie war zwar nicht verklemmt und hatte nichts gegen die Liebe der beiden, aber sie musste ja nicht unbedingt deren Phantasien erfahren.

„Ich denke zum Abkühlen wird die Limonade ausreichen“, sagte Sam und nahm einen Schluck. Von Deans Hosenbein erklang auf einmal eine wohlbekannte Melodie.

„Dean, du klingelst“, sagte die Hellseherin belustigt. Der ältere Winchester fischte sein Handy aus seiner Hosentasche.

„Wer ist es?“, fragte Sam.

„Augusta“, sagte Dean und nahm dann das Gespräch entgegen. Er konnte sich schon denken, weswegen sie anrief. Er hatte vergessen sie wegen der FBI-Sache mit Sam anzurufen, obwohl er ihr versprochen hatte sich zu melden.

„Dean Winchester, was zu Teufel ist los bei euch? Kannst du dir vorstellen, was wir uns für Sorgen machen? Was ist mit Sam?“ Dean hielt sich bei Augustas Lautstärke das Handy etwas vom Ohr weg.

„Oh, hi Augusta. Sam, Jenny und mir geht es gut.“ Während sich Dean eine Standpauke darüber anhören musste, warum er nicht angerufen und ihnen eher Bescheid gegeben hatte, erkundigte sich Missouri bei Sam, wer Augusta war und warum sie fragte, wie es ihnen ging. Leise, um Deans „Gespräch“ nicht zu stören, erzählte Sam ihr von ihrem Aufenthalt in Truro und dem kurzen Intermezzo mit dem FBI. Missouri schien froh zu sein, dass die Brüder, wenn auch nur für kurze Zeit, jemanden gehabt hatten, der sie mütterlich umsorgte.

„Also, sorry Augusta. Ich wollte dich wirklich anrufen, aber mein Handy-Akku war leer und …“ Missouri gab ihm einen Klaps gegen den Hinterkopf.

„Lüg die Frau nicht an“, sagte sie dann leise. Sie hatte mitbekommen, wie Dean daran gedacht hatte, dass er schlicht vergessen hatte, sich bei Augusta zu melden.

„Okay, ich gebe es zu. Ich hab vergessen anzurufen. Tut mir leid Augusta“, sprach Dean in sein Handy während er sich den Hinterkopf mit seiner freien Hand rieb.

„Ja, ich verspreche dir, dass das nicht noch mal vorkommt. Nein, ich habe eben nicht meine Finger übereinander gekreuzt. Ja, grüß Ross und Carrie von uns. Nein, ich will dich nicht abwimmeln.“ Diesmal trat Missouri ihm auf den Fuß.

„Wir haben nur gerade was zu tun. Nein, es ist nichts Gefährliches. Wir haben gerade keinen Fall. Ja, wir passen auf uns auf und ich werde Sam auftragen, mich daran zu erinnern, dass wir uns ab jetzt regelmäßig bei euch melden, versprochen. Ja, machs gut.“ Damit war das Gespräch beendet.

„Da hat dir aber jemand den Marsch geblasen“, sagte Sam.

„Das nächste Mal redest du mit ihr“, sagte Dean.
 

„Wer hat Lust auf ein Roastbeefsandwich?“, fragte die Hellseherin, nachdem Dean das Handy wieder in seiner Hosentasche verstaut hatte.

„Also ich würde dazu nicht nein sagen“, meinte Dean und lehnte sich lässig ins Sofa zurück.

„Prima, dann sei doch so gut und mach uns welche“, kam es von Missouri. Sam konnte sich gerade noch ein Lachen verkneifen, als er Deans ungläubiges Gesicht sah. Genau so hatte Dean geguckt als Missouri der Familie, die in ihrem alten Haus wohnte, nach der Poltergeistsache versicherte, dass Dean das Chaos in der Küche beseitigen würde.

„Was sitzt du denn hier noch, Junge? Wir haben alle ein bisschen Hunger. Also los! Die Küche ist da drüben. Die Zutaten sind alle im Kühlschrank und das Brot liegt neben der Kaffeemaschine und dem Toaster.“ Resignierend und aufseufzend stand Dean von der Couch auf. Etwas murmelnd, das wie „Ich glaub’s ja nicht“ und „Warum immer ich“ klang, ging er in Richtung Küchentür.

„Hey, ich hab Ferien, denkst du, dass ich dich da auch noch bediene? Und du weißt ganz genau, dass ich dich sehr gut verstanden habe, also Schluss mit dem Gemurmel.“ Dean rollte mit den Augen.

„Und verdreh gefälligst nicht die Augen. Komm in die Gänge.“

~Ha! Wenn ich in der Küche bin, kann ich wenigstens ihre Kochlöffel verstecken~, schoss es dem älteren Winchester durch den Kopf.

„Und Hände weg von meinen Kochlöffeln“, rief sie ihm noch hinterher. ~Verdammt~, er vergaß immer wieder, dass sie Gedanken lesen konnte.

„Und fluch nicht!“ Mit einem erneuten Seufzen war Dean in der Küche verschwunden.

„Unglaublich, dass du es mit ihm aushältst“, sagte Missouri zu Sam, aber der Jüngere konnte an ihrem Gesicht ablesen, dass sie das nicht ernst meinte und wusste, was Dean für ein guter Kerl war. Sam lächelte.

„Glaub mir, es ist nicht immer einfach.“

„Das glaube ich dir gern.“
 

Während Dean in der Küche stand und die Brotscheiben mit Mayonnaise bestrich, dachte er darüber, nach was Missouri eben gesagt hatte. ~Da ist noch etwas anderes in ihr, etwas das Deans Energie sehr ähnlich ist~. Beim Schneiden der Tomaten schnitt er sich in Gedanken verloren leicht in den Finger. Als er den kleinen Blutstropfen sah, der sich an der Schnittwunde bildete, fiel ihm wieder ein anderes Gespräch ein. Was hatte diese Daywalker-Vampirin in Boston noch zu ihm gesagt?
 

„Was weißt du über Sam und mich?“

„Genug um zu wissen, dass es dumm wäre, von dir zu kosten. Du und dein Bruder, ihr habt etwas in euch, das für uns unbekömmlich ist“, raunte sie ihm ins Ohr. Dean hatte augenblicklich wieder den verätzten Mund des Vampirs vor Augen, der ihn gebissen hatte. Sie wusste anscheinend mehr darüber.

„Warum? Was ist so besonders an meinem Blut“, wollte der Winchester wissen.
 

Weil in dem Moment Kara und Gordon zurückgekommen waren, hatte sie ihm keine Antwort mehr darauf geben können und wegen des ganzen Stress mit den Vampiren und dann dem Leuchtturmgeist, hatte Dean die ganze Sache wieder vergessen, doch jetzt kam ihm das wieder in den Sinn. Was immer es mit Sam und Jennys Kräften und der Dean ähnlichen Energie in ihr auf sich hatte, es schien den Ursprung in ihrem Blut zu haben, aber er und Sam waren nicht verwandt, wie also sollte sich Deans Energie auf Jenny übertragen haben? Gott, das Ganze würde ihm noch Kopfschmerzen bereiten. Dean wischte sich das Blut mit einem Zewa ab. Er musste diese Daywalker-Vampirin zu fassen kriegen. Sie wusste mehr, als sie ihm damals gesagt hatte. Er würde Mortie bitten sich irgendwie mit ihr in Verbindung zu setzen und ihm ihre Nummer zu besorgen und dann würde er solange nachbohren, bis er ein paar Antworten hatte. Und dann würde der unangenehmere Teil kommen. Er musste Sam davon erzählen. Natürlich würde er doof da stehen, weil er ihm erst jetzt von dem Intermezzo mit der Daywalker-Vampirin erzählte. Er konnte nur hoffen, dass Sam ihm glauben würde, dass er das was sie gesagt hatte, vergessen hatte. Bis er Antworten hatte, würde er es aber noch für sich behalten. Er fuhr damit fort, die Sandwiches zu schmieren. Seine Verletzung am Finger hatte bereits wieder aufgehört zu bluten.

Die Wette

Verwendete Songs:

SALT 'N' PEPA – Let’s talk about sex

Shaggy – Bombastic
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

„Jedenfalls haben Dean und ich uns gefragt, wie wir mit Jennys Fähigkeiten umgehen sollen“, hörte Dean seinen Bruder zu Missouri sagen, als er mit den fertigen Sandwiches ins Wohnzimmer kam. Missouri mit Jenny auf dem Schoß bot einen familiären Anblick. Sie würde eine super Oma abgeben. Sie schien Jenny gern zu haben, aber jeder der ihre kleine Sabberschnute kennenlernte mochte sie auf Anhieb.

„Danke, Dean. Die sehen doch tatsächlich essbar aus“, sagte Missouri. Dean wusste nicht, was er sagen sollte und schnappte wie ein Karpfen. Hatte die Frau etwa wirklich so abschätzig von seinen Meisterwerken gesprochen?

„Ja, es ist echt überraschend. Dean ist zwar kein Paul Bocuse und sein Koch-Repertoire beschränkt sich auf ein paar wenige Gerichte, aber was dabei raus kommt, ist wirklich lecker, nur gleicht die Küche danach meist einem Schlachtfeld“, sagte Sam. Dean funkelte ihn böse an. Da hatte er ein Mal ein wenig Chaos verursacht und sein Kleiner hielt ihm das immer noch vor. Leicht beleidigt setzte er sich mit seinem Sandwich demonstrativ nicht neben Sam sondern in den freien Sessel.

„Oh, sieh ihn dir an, jetzt haben wir seine Gefühle verletzt“, neckte die Hellseherin den älteren Winchester. Sam schmunzelte. Dean sah mit dem entzückenden Schmollmund, den er gerade machte, einfach unglaublich küssenswert aus.

„Ich hoffe, du kannst dich noch zurückhalten, bis ihr wieder in eurem Motel seid“, sagte Missouri und sah Sam durchdringend an. Dean runzelte die Stirn und sah Sam fragend an, der nach Missouris Worten schon wieder rosa angelaufen war und Gott, sah er wieder niedlich aus, am liebsten hätte Dean ihn jetzt geküsst, nur um ihn noch mehr in Verlegenheit zu bringen und natürlich, um Sams Lippen auf den seinen spüren zu können.

„Hey, fang du nicht auch wieder an, Mister“, sagte sie nun mahnend zu Dean. Zwischen den beiden war eine, für Hellseher kaum zu übersehende sexuelle Energie und trotz aller Liebe zu den Jungs war Missouri nicht gerade scharf drauf zu sehen, wie sich diese Energie entlud. Sie hatte so im Gefühl, das wenn sie und Jenny nicht im Raum wären, die beiden schon längst auf ihrer Couch übereinander hergefallen wären, aber ihre Beziehung war nicht nur körperlicher Natur. Sie konnte auch deutlich die starke Liebe und Zuneigung der beiden zueinander, sowie eine einzigartige Verbundenheit spüren und sie freute sich, dass die beiden ihr Glück gefunden hatten. Es war ihnen zu gönnen.

„An was hat er eben schon wieder gedacht?“, kam es synchron von den Brüdern. Die Hellseherin musste lachen. Die beiden waren wirklich süß zusammen.

„Ich finde, wir sollten jetzt essen.“

„Nane!“, sagte Jenny freudig.

„Scheint so, als würde dir Jenny zustimmen“, sagte Dean zu ihr. Sie aßen schweigend ein paar Bissen, ehe Sam noch ein Mal auf Jennys Kräfte zu sprechen kam.

„Also, was können wir tun?“

„Also ich denke, dass sie wie du Sam, keine Kontrolle über ihre Visionen hat, aber irgendwie, die wirklich Wichtigen an dich weiterleiten kann, so wie sie es getan hat, als der Dämon in eurem Dad Dean im Krankenhaus töten wollte. Was ihre empathischen Fähigkeiten betrifft, so würde ich sagen, dass so lange ihr euch nicht in Gefahr begebt, sie damit wohl keine Probleme haben wird und was die Telekinese anbelangt, so wird es wahrscheinlich durch starke Gefühle ausgelöst. Wie war das bei dir Sam?“ Der Jüngere schluckte. Der Tag an dem er zum ersten und bis lang auch einzigen Mal seine telekinetischen Fähigkeiten benutzt hatte, war nichts, an das er sich gerne erinnerte und doch nie aus dem Kopf bekommen würde. Als er die Vision hatte, dass Max Dean erschießen würde, war es die Angst seinen Bruder zu verlieren, der Auslöser gewesen. Die Verlustangst hatte in ihm die nötige Kraft freigesetzt, die er brauchte, um den Schrank wegzubewegen und sich zu befreien. Seit er mit Dean zusammen war, hinterfragte er sich auch immer wieder, ob dieses Ereignis unterbewusst nicht sogar den Schalter von brüderlicher zu nicht mehr nur brüderlicher Liebe umgelegt hatte. Vielleicht war es nicht die Angst Dean zu verlieren, sondern viel eher seine Liebe zu ihm und der Wunsch ihn zu beschützen, der Auslöser gewesen. Aber wie es auch sei, diese telekinetische Kraft hatte sich seit diesem Tag nicht mehr gezeigt und sein Bruder war seitdem mehr als nur ein Mal in Gefahr gewesen. Im Prinzip wusste er also eigentlich nicht, was letztlich nötig war, um diese Fähigkeit auszulösen, aber Gefühle waren definitiv mit im Spiel. Missouri räusperte sich und Sam fiel wieder ein, dass er ihr ja noch eine Antwort schuldig war.

„Ja! Ich meine, ja, bei mir war es auch ein … starkes Gefühl.“ Sie sah ihn an und hatte schon wieder dieses wissende Lächeln auf den Lippen.

„Na ja, sie war ziemlich sauer, dass Sam und ich ihr nicht ihr Plüschtier aufgehoben haben.“

„Verstehe, hm … ja, ich denke, das könnte man als starkes Gefühl bezeichnen“, überlegte sie.

„Das habe ich befürchtet, denn das heißt doch dann, das wir im Prinzip nichts gegen diese Kräfte tun können und uns sie uns immer wieder überfahren werden“, meinte Dean.

„Ich befürchte, dass du da recht hast. Ihr könnt es erst beeinflussen, wenn Jenny älter ist und dann solltet ihr ihr helfen diese Kräfte unter Kontrolle zu kriegen. Es tut mir leid, dass ich euch nichts anderes sagen kann, aber so was wie bei Sam und Jenny ist mir bis lang auch noch nicht untergekommen.“

„Oh man! Na das wird ein Spaß.“

„Dean, jetzt sie es doch nicht so negativ. Vielleicht …“

„Vielleicht was, Sam? Die Kleine ist eine Wundertüte und wir wissen ja nicht mal, was für Kräfte sie eventuell noch entwickelt.“ Sam seufzte. Er hätte es kommen sehen sollen. Dean hatte sich Hilfe von Missouri erwartet, aber abgesehen von den Energien, die sie in Jenny gespürt hatte, waren sie genau so schlau wie vorher und Dean hatte ganz offensichtlich den obligatorischen Ausraster und er konnte nur hoffen, dass Dean es sich mit ihm nicht doch noch anders überlegte. Ein Leben mit Freak und Freak jr. konnte wohl kaum das sein, was sich Dean vorgestellt hatte. Kaum hatte Sam das gedacht, da bereute er es auch schon wieder. Er hasste sich dafür, dass er schon wieder an Deans Gefühlen gezweifelt hatte, aber er konnte nichts dagegen machen. Jedes Mal, wenn sich in puncto übernatürliche Fähigkeiten was Neues ergab, hatte Sam Angst Dean zu verlieren, weil er befürchtete, dass es dem Älteren zu anstrengend und verrückt wurde mit ihm. Ein unüberhörbarer Pupser unterbrach Sams Gedanken, gefolgt von einem unangenehmen Geruch.

„Wow, was für ein atemberaubendes Aroma“, sagte Missouri und runzelte ihre Nase.

„Ni Puh“, sagte das kleine Mädchen und klang irgendwie ein wenig stolz.

„Ja und jetzt wird es Zeit gegen das Puh was zu unternehmen“, sagte Sam und schnappte sich seine Tochter und ihre Wickeltasche.

„Ich geh sie schnell wickeln“, informierte er die anderen beiden. Missouri nickte und dann verließ Sam den Raum. Von ihrem letzten Besuch wusste Sam, dass Missouri ihre Waschmaschine im Badezimmer hatte. Das sollte ihm zum Wickeln genug Platz bieten.
 

Nachdem Sam das Wohnzimmer verlassen hatte, seufzte die Hellseherin und sah Dean durchdringend an.

„Du machst es Sam aber auch nicht leicht.“

„Was?“

„Du darfst deswegen nicht die Nerven verlieren, denn so selbstständig Sam auch sein will, er braucht dich. Ich weiß, dass es für dich nicht einfach ist, aber je mehr du wegen dieser Fähigkeiten ausflippst, desto mehr Sorgen macht sich Sam darüber dich vielleicht zu verlieren“, erklärte sie ihm. Ihr waren Sams Gedanken eben nicht entgangen.

„Er verliert mich doch nicht und das habe ich ihm auch schon oft genug gesagt.“

„Dean, das ist wie „Ich liebe dich“ zu sagen, Sam kann es nicht oft genug hören. Er braucht diese Bestätigung.“

„Ist das so ein Frauending?“ Er konnte den Schmerz schon spüren, bevor Missouris Hand erneut Bekanntschaft mit seinem Hinterkopf machte.

„Dean Winchester, solche Sprüche sind hier so was von fehl am Platz. Außerdem lechzen Männer doch noch viel mehr nach Bestätigung.“ Ihr Gesichtsausdruck war zweideutig.

~Was sie wohl damit meinte? Klar, es gab Kerle die ihre Schlafzimmerqualitäten durch ein „Na wie war ich?“ absichern mussten, dazu gehörte er nicht. Ihm reichte das dankbare, befriedigte Lächeln seiner Partner völlig. Er wusste, dass er gut war. Auch auf dem Gebiet was Sex mit Männern, in diesem Fall Sex mit Sam anging. Das war so was von gut.~ Er hatte ein recht dümmliches Grinsen im Gesicht.
 

Mr. Lover lover, I’m Mr. Lover lover

With my sexual physique Jah know me well built

Mr. Boom boom boom boom boombastic

Tell me fantastic
 

„Oh Mann! Langsam wird es mir echt zu viel mit dir. Wenn ihr keinen Fall habt, kreisen deine Gedanken wohl nur um das eine, oder? Antworte nicht darauf“, sagte sie kopfschüttelnd und hob abwehrend die Hand. Dean, der bereits den Mund für eine Erwiderung geöffnet hatte, schloss ihn wieder.

„Din“, kam es von der Wohnzimmertür und Jenny wackelte mit ihrem frischen Windel-Po auf den älteren Winchester zu. Missouri konnte sehen, wie sich ein wunderbares Lächeln auf Deans Gesicht abzeichnete, als er das kleine Mädchen auf sich zu kommen sah. Er stand von dem Sessel auf und ging neben der Couch in die Hocke, um Jenny in seinen Armen in Empfang zu nehmen. Dann stand er auf, gab ihr einen Kuss und kitzelte sie etwas, was ihr ein fröhliches Giggeln entlockte. Die Hellseherin wusste nicht, was es war, aber zwischen diesen beiden bestand eine besondere Verbindung und sie strahlten die gleiche Energie aus. Was immer es war, dass sie verband, es war stark und sie hatte so etwas noch nie zuvor gespürt. Auch die Bindung zwischen Sam und Dean war einzigartig, aufgewachsen als Brüder, oft auf sich allein gestellt, standen sie sich ohnehin näher als normale Geschwister und ihre darauf aufbauende Liebe stärkte das Band zwischen ihnen und sie war sich sicher, dass sie auf ewig miteinander verbunden sein würden. Zusammen konnten sie sich ihre eigene Version von Normalität aufbauen und Missouri freute sich, dass den Winchesters endlich mal etwas Gutes widerfuhr. Sie hätte den beiden gerne mehr geholfen, aber die Herkunft dieser übernatürlichen Kräfte erschlossen sich ihr nicht.

„Wo hast du denn deinen Dad gelassen? Du hast ihn doch hoffentlich nicht vergast.“

„Nein, ich lebe noch“, sagte Sam und lachte leicht.

„Uh, Missouri, ist es okay, wenn ich die Windel in dem Mülleimer in der Küche deponiere?“

„Klar, aber hey zupf ein paar Basilikumblätter ab und schmeiß sie mit in den Müll. Meine Geruchsnerven sind an eine solche Stinkbombe nicht gewöhnt.“

„Tja, dann sollten wir sie dir vielleicht heute mal zum Babysitten überlassen, dann kannst du sie sicher oft genug wickeln“, meinte Dean. Sam schmunzelte. Versuchte Dean da etwa gerade für sie beide einen Jenny-freien Abend zu organisieren, damit sie ungehemmt rum machen konnten? Und scheiße, wo kam denn der Gedanke schon wieder her? Hatte er was Dean betraf denn gar keinen Funken Selbstbeherrschung mehr, dass er fast jedes Mal, wenn Dean etwas sagte oder ihn auf eine bestimmte Art ansah nur daran denken konnte mit dem Älteren zur Sache zu kommen?
 

Let's talk about sex, baby

Let's talk about you and me

Let's talk about all the good things

And the bad things that may be
 

„Ich halt es doch nicht aus. Ihr beiden seid echt schlimm.“ Missouri wurde die schier übersprudelnde Libido der beiden jungen Männer langsam zu viel.

„Was ist jetzt schon wieder?“, fragte Dean verwirrt, aber als er sah, dass Sam zum x-ten Mal am heutigen Tag rot wurde, konnte er sich denken, was die Hellseherin meinte. Er grinste.

„Sammy, Sammy, Sammy …“

„DEAN, es reicht. Keine schlüpfrigen Kommentare und um auf deinen Vorschlag zurückzukommen, so sehr ich Jenny auch ins Herz geschlossen habe. Heute Abend habe ich keine Zeit zum Babysitten.“

„Ach, wieso nicht? Du hast doch Betriebsferien.“ Er sah sie neugierig an. Man, es wäre cool, wenn er ihre Gedanken lesen könnte.

„Hey, du darfst zwar alles essen aber nicht alles wissen.“ Sie würde den beiden auf keinen Fall auf die Nase binden, dass sie heute Abend zum Speeddating wollte.

„Sag ihm das bloß nicht, sonst zieht er sich nur wieder das fettigste Fast Food rein“, sagte Sam. Missouri lächelte, doch ihre Kinnlade klappte runter, als sie hörte, was Sam noch zu sagen hatte.

„Du könntest uns aber ruhig sagen, dass du heute Abend zum Speeddating willst.“

„Sam, sag mir jetzt nicht, dass du jetzt auch Gedanken lesen kannst“, sagte Dean mit leicht besorgtem Unterton in der Stimme. Sam grinste. Missouris ertappter Gesichtsausdruck war einfach unbezahlbar.

„Gedanken lesen kann ich nicht, aber der Flyer an der Pinnwand im Flur war kaum zu übersehen“, löste er das Ganze schließlich auf. Dean konnte sich daraufhin ein Lachen nicht verkneifen. Die verdatterte Hellseherin war peinlich berührt.

„Speeddating, auf deine alten Tage, sehr interessant“, neckte Dean sie. Rache war Blutwurst.

„Ja, Speeddating, manchmal will ich auch einfach mal Spaß haben und ich bin nicht alt, haben wir uns verstanden? Frecher Lümmel, ich sollte dich rausschmeißen und du steck deine Nase gefälligst nicht in anderer Leute Pinnwände“, schalt sie die beiden Brüder. Sie ging in Richtung Küche.

„Du wirst uns doch jetzt nicht wirklich mit dem Nudelholz verhauen, oder? Ich meine, denk doch an Jenny“, sagte Dean.

„Verdient hättet ihr es, ihr könnt wirklich froh sein, dass ihr Jenny dabei habt und ich euch beide ja doch irgendwie gern hab.“ Sie verschwand in der Küche und kam kurz darauf mit einem geschockten Gesichtsausdruck zurück.

„Sag mal Dean, das kann doch nicht dein Ernst sein, du wolltest doch sicher die ganzen Sandwichutensilien noch wegräumen, oder?“

„Ja, Ma ‘am!“ Sam lachte, so kleinlaut hatte er Dean lange nicht erlebt.

„Gut, denn ich mach das ganz bestimmt nicht und nimm die Teller mit. Ich „altes“ Weib werde mich auf die Couch setzen und mich mit Jenny anfreunden und du lach nicht Sam, sonst lass ich mir für dich auch noch was einfallen.“

„Was?“, fragte er perplex. Dean streckte ihm schadenfroh die Zunge raus.

„Roll den Lappen ein, Dean. Das gehört sich nicht und steh da nicht so rum, das Geschirr räumt sich nicht von alleine in die Geschirrspülmaschine.“
 

Als Dean in der Küche verschwunden war, erzählte Sam ihr, dass sie auf dem Weg waren, um Bobby zu besuchen. Sie erzählte ihr auch von Jennys Taufe und dass Bobby und Dean Jennys Paten waren. Nachdem Dean sein Chaos in der Küche beseitigt hatte, wurde Jenny langsam quengelig. Es war Zeit für ihren Mittagsschlaf.

„Ich glaube, wir sollten langsam gehen. Zum einen ist Jenny müde und zum anderen haben wir schon genug deiner Zeit in Anspruch genommen,“ sagte Sam.

„Sei nicht albern Sam. Ich freu mich doch, wenn ihr mich besuchen kommt. Du kannst Jenny ruhig in meinem Schlafzimmer hinlegen.“

„Danke für das Angebot, aber es wird wirklich Zeit, wir haben noch so viel zu tun“, sagte Dean. Wer wusste schon, was sich Missouri sonst noch für Aufgaben für ihn einfallen lassen würde. Scheiße, das hatte er ja auch wieder gedacht, doch Missouri schüttelte nur leicht amüsiert mit dem Kopf. Dean war einfach nur unverbesserlich, aber sie hatte ihn richtig gern.

„Es ist schade, dass ihr schon Morgen weiter zu Bobby fahren wollt, aber ich kann verstehen, dass er sich auf sein Patenkind freut. Also passt auf euch auf und seid vorsichtig.“

„Vorsicht ist mein zweiter Vorname“, sagte Dean lächelnd.

„Ich meine es ernst, last es ruhig angehen.“

„Mach dir keine Sorgen, seit wir Jenny haben, treten wir eh schon kürzer“, sagte Dean. Sam runzelte leicht die Stirn. Der Fall mit dem Acheri, also Deans verrenkter Rücken und Sams Fieberkoma waren dann wohl ein Kindergeburtstag oder was? Missouri hatte recht, sie sollten wirklich vorsichtiger sein, sowohl Dean als auch er.

„Einsicht ist der erste Weg zur Besserung“, sagte die Hellseherin und schenkte Sam ein warmes Lächeln. Die beiden Brüder verzogen leicht das Gesicht. So langsam nervte es schon, dass sie ständig ihre Gedanken lesen konnte. Wenn sie wenigstens ihre Kommentare für sich behalten könnte.

„Aber wo wäre denn dann der Spaß?“, fragte Missouri mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Sie konnte ihren Geist zwar vor den Gedanken anderer abschotten, sonst würde sie wohl auch verrückt werden, aber bei Sam und Dean tat sie es nicht, denn es machte ihr wirklich Freude, die beiden ein wenig zu triezen.

„Oh man! Ich halt’s doch nicht aus“, sagte der ältere Winchester und fuhr sich durchs kurze Haar. Missouri verdrehte die Augen.

„Du hältst es nicht aus? Was meinst du, wie es mir geht, wenn ihr beiden alle fünf Minuten darüber nachdenkt, wie ihr euch am besten an die Wäsche gehen könnt? Ich meine von dir habe ich ja nichts anderes erwartet, aber jetzt auch noch Sam? Im Moment bin ich mir nicht mal sicher, wer von euch beiden schlimmer ist.“ Synchron deuteten die beiden auf den jeweils anderen. Missouri lachte.

„Oh Jenny, Liebes. Du musst mit den beiden Verrückten ja echt was aushalten. Wenn sie dich nicht so lieb hätten und dich wie ihren Augapfel hüten würden, wärst du echt zu bedauern.“

„Hey, so schlimm ist er nicht“, sagten beide gleichzeitig und deuteten wieder auf den jeweils anderen. In der Hinsicht waren sie sich also einig.

„Ihr seid einfach einmalig und es ist gut, dass ihr euch gefunden habt. Kommt her und umarmt mich zum Abschied.“ Lächelnd folgte Sam ihrer Aufforderung.

„Muss das sein?“, maulte Dean.

„Dean Winchester, stell dich nicht so an.“ Seufzend fügte sich der Ältere in sein Schicksal. Zufrieden legte Missouri ihren Arm auch um Dean und drückte die Brüder.

„Es tut mir leid, dass ich eure Fragen nicht wirklich zu eurer Zufriedenheit beantworten konnte. Ich wünschte, ich hätte ein Patentrezept für euch, aber eigentlich können wir alle nur abwarten, aber ich bin überzeugt, dass ihr gemeinsam alles meistern könnt.“

~Definitiv der schlimmste Chick-Flick Moment meines Lebens~, dachte Dean.

„Geh, bevor ich doch noch mein Nudelholz raus hole.“ Das ließ er sich nicht zwei Mal sagen. Während Sam die Hellseherin noch einmal umarmte, schnappte Dean sich Jenny. Dann brachte Missouri die beiden noch zum Wagen.

„Und wehe ihr meldet euch nicht. Ich habe Mittel und Wege euch aufzuspüren und dann setzt es wirklich was mit dem Nudelholz.“

„Daran habe ich keinen Zweifel“, sagte Sam. Dean hatte Jenny gerade angeschnallt und saß bereits auf dem Fahrersitz.

„Steig ein Sammy, Missouri muss sich langsam fürs Speeddating fertigmachen. Wenn man älter ist, brauch man ja länger, um sich präsentabel zu machen.“

„Treib es nicht zu weit, Dean. Ich kenne eine Voodoopriesterin, die mir sicher eine schicke Puppe von dir anfertigen kann und die verhau ich dann immer mit dem Puppenkochlöffel meiner Großnichte“, drohte Missouri ihm.

„Das war doch nur ein Scherz. Dein Antlitz ist so strahlend schön, das jeder Mann heute Abend von dir verzaubert sein wird.“

„Gott, mir wird übel“, sagte Sam. Die Hellseherin lächelte.

„Mach, dass du wegkommst, du Schleimer.“

„Machs gut, Missouri“, verabschiedete sich Dean.

„Ihr auch und passt auf das Krümelchen auf.“

„Machen wir.“ Sam stieg in den Impala. Kurz darauf fuhren sie los.
 

„Irgendwie hatte ich mehr erwartet,“ sagte Dean als sie auf dem Rückweg zum Motel waren.

„Ja, es wäre toll gewesen, von ihr die Antwort auf all unsere Probleme zu kriegen.“ Sam hatte das in einem so traurigen Tonfall gesagt, dass Dean sich ein wenig mies fühlte. Es war ja schließlich nicht Sams Schuld, dass er und Jenny besonders waren. Sein Kleiner schien wirklich zu glauben, dass er ihn mit der Tatsache, dass er und Jenny übernatürliche Fähigkeiten hatten, belasten würde, so als wäre er für Dean nur ein Klotz am Bein. Missouri hatte wohl Recht. Es wurde Zeit, dass er Sam die Bestätigung gab, dass er egal was passiert für ihn und Jenny da war. Das würde zwar wieder in einen Chick-Flick-Moment auslaufen, aber was tat er nicht für seinen Sammy, den er mehr liebte als alles andere auf der Welt. Und warum das auf die lange Bank schieben. Am Besten, er tat es sofort. Dean räusperte sich.

„Ächem…Sammy?“

„Ja?“ Nachdenkliche, warme Sammy-Welpenaugen blickten dem Älteren entgegen.

„Ich…ähm…also…es ist…ähm…“

„Dean, atme einmal tief durch und dann fang noch mal von vorne an,“ sagte der Jüngere und lächelte leicht. Dean tat wie ihm geheißen.

„Der Besuch bei Missouri war jetzt vielleicht nicht so erfolgreich, wie wir gehofft haben, aber ich glaube, dass sie Recht hat. Zusammen werden wir das Kind schon schaukeln, obwohl, vielleicht schuppst sie sich mit ihren Kräften ja selbst an, dass erspart uns später arbeit.“ Dean hoffte mit dem Scherz das Eis zu brechen und es gelang ihm. Sam schmunzelte. Dean tat es ihm gleich ehe er wieder ernst wurde, ihn kurz ansah und sagte:

„Sammy, du und Jenny, ihr seid alles für mich. Ihr seid meine Familie und keine Familie ist perfekt. Mit deinen Fähigkeiten liegst du also doch noch irgendwo in der Norm, also… was ich damit sagen will ist, dass ich...ich dich liebe und … und zu dir halten werde, egal was passiert.“ Dean war ob der kitschigen Worte peinlich berührt und war etwas rosa um die Nase Mit diesen Worten hatte er Sam eins der schönsten Lächeln aufs Gesicht gezaubert, dass er bei dem Jüngeren je gesehen hatte. In Sekundenschnelle war Sammy zu ihm herüber gerutscht. Sie standen gerade an einer roten Ampel und Sam nutzte die Gelegenheit Dean einen der umwerfendsten Küsse aller Zeiten auf zu drücken. Für einen kurzen Moment vergaßen sie beide alles um sich herum. So bekamen sie nicht mit, wie Jenny in ihrem Kindersitz zufrieden giggelnd ihre Händchen wie bei einem Klatschen zusammen drückte. Erst das Gehupe der Autos hinter ihnen, ließ sie, nachdem bereits die zweite Rotphase eingesetzt hatte, mit den Köpfen auseinander fahren.

„Sammy, wenn ich es zulassen würde, wärst du glatt in der Lage mich um Sinn und Verstand zu küssen,“ sagte Dean baff.

„Lange wäre ich wohl nicht beschäftigt, sowenig wie du davon hast,“ sagte er neckend und rückte etwas von ihm weg.

„Mistkerl,“ sagte Dean und zog Sam am Hemdärmel wieder zu sich.

„Bleib hier, ich mag es, wenn du nah bei mir bist,“ sagte Dean ganz leise und hoffte, dass Sam es nicht gehört hatte. Er war von sich selbst beschämt, Gott, warum machten ihn seine Gefühle zu Sam ihn manchmal zu so einem Softie? Sam hatte es gehört, aber wusste, dass Dean seine eigenen Gefühlsäußerungen peinlich waren und daher entgegnete er nichts, sondern lehnte nur seinen Kopf an Deans Schulter.
 

„Ich bin ohne mit dem Kochlöffel geschlagen zu werden davon gekommen, das sollten wir feiern,“ sagte Dean und stieg aus dem Wagen aus. Sie hatten inzwischen das Motel wieder erreicht und die Stimmung hatte sich nach Deans kleiner Liebesbekundung wieder gebessert.

„Ach komm, Missouri mag dich. Sie würde dich doch nie hauen.“

„Ich mag Missouri auch, wirklich, aber sie ist mir auch auf eine gewisse Art unheimlich“, sagte Dean, während er die mittlerweile eingeschlafene Jenny wieder aus ihrem Kindersitz nahm. Der Jüngere war nun ebenfalls ausgestiegen.

„Ja und es war schon irgendwie unangenehm, dass sie die ganze Zeit unsere Gedanken gelesen hat. Man, das war vielleicht peinlich. Sie muss uns ja nun wirklich für triebgesteuert halten, okay bei dir stimmt es ja, aber bei mir, da hat sie einen ganz falschen Eindruck bekommen“, sagte Sam. Dean lachte, dann schloss er ihre Zimmertür auf.

„Was?“, fragte Sam.

„Du glaubst das doch nicht etwa wirklich? Ich meine, wem willst du hier was vormachen? Dein Appetit, was Sex angeht, ist doch unersättlich.“

„Ich bitte dich, Dean. Ich kann es sicher länger ohne aushalten, als du“, sagte Sam mit hoch gezogener Augenbraue. Für seine Aussage sprach ja wohl definitiv seine über 6 Monate lange Abstinenz nach Jessicas Tod. Dean legte Jenny in ihr Bettchen.

„Vielleicht, aber Sam, wir reden hier nicht über normalen Sex, sondern über Sex mit mir, und da du total auf mich abfährst und mir hoffnungslos verfallen bist, was nur zu verständlich ist, immerhin werde ich in manchen Staaten als Sexgott verehrt, kannst du einfach nicht lange die Finger von mir lassen. Ich hingegen bin durchaus in der Lage dir über einen langen Zeitraum hinweg zu widerstehen“, meinte er rotzfrech. Sie setzten sich nebeneinander auf ihr Bett.

„So, so. Also wenn du so von dir selber überzeugt bist, wie wäre es dann mit einer kleinen Wette?“, fragte Sam und fragte sich selber in Gedanken, was ihn da gerade ritt, dass er so einen Vorschlag machte.

„Eine Wette?“, fragte Dean skeptisch.

„Ja, wer von uns beiden es länger ohne Sex aushält.“ Sams Hirn hielt das für eine gute Idee, schließlich war es der Meinung Meister der Selbstbeherrschung zu sein, aber Sam Jr. schrie panisch auf. Sein Hirn war größenwahnsinnig geworden und gehörte entmündigt.

„Okay, was ist der Wetteinsatz?“ Unter normalen Umständen würde Dean auf so was nicht eingehen, schließlich liebte er Sex, aber er kannte seinen Kleinen und wusste, dass dieser bald einknicken würde. Dem Verlangen nach Dean würde der Jüngere nicht lange standhalten, denn wer ein Mal mit Dean angefixt war, der wollte immer mehr und das war nicht überheblich, sondern eine Tatsache, dachte zumindest Dean.

„Wenn ich gewinne, machst du bei mir das, was ich bei dir gemacht habe, als uns das eine Mal das Gleitgel ausgegangen war“, schlug Sammy vor. So wie Dean sich dabei angehört hatte, konnte dieses Rimming nur gut sein und er wollte das auch spüren. Schon bei dem Gedanken daran regte sich etwas in seiner Hose und gleichzeitig trieb ihm das aber auch wieder eine leichte Röte ins Gesicht.

„Du meinst als du deine Zunge in meinen…“ Er musste den Satz nicht vollenden, denn Sam nickte bereits eifrig. Seine Zunge in Sams Hintern? No way, aber das war ja eh keine Option, da er diese Wette auf jeden Fall gewinnen würde. Dean nickte.

„Okay, und wenn ich gewinne, dann …“ Er überlegte kurz, dann grinste er.

„Ja?“, sagte Sam und sah Dean fragend an. Dieses Grinsen konnte eigentlich nichts Gutes bedeuten, so gut kannte er Dean inzwischen.

„Wenn ich gewinne, dann wirst du mir einen Lapdance bescheren.“ Das würde sicher lustig werden oder sexy oder beides.

„Du spinnst doch.“

„Hey, es war doch deine Idee mit der Wette und wenn du so von deiner Willensstärke überzeugt bist, wo ist dann dein Problem?“

„Na gut, du hast recht, aber wir brauchen Regeln.“

„Ich höre.“

„Kein Masturbieren …“

„Wie willst du das denn kontrollieren, häh?“

„Glaub mir, ich kenne dich lange genug, um zu wissen, wie du danach aussiehst und was für Geräusche du dabei machst. Ich würde das mitkriegen.“

„Uh, was bist du denn für ein kleiner, perverser Spanner?“, neckte Dean den Größeren.

„Sagt der Mann, der mich immer, wenn wir in der Nähe zur mexikanischen Grenze sind, in eine Sexshow schleifen will.“

„Touché. Noch weitere Regeln?“

„Ja. Küssen ist erlaubt, aber keine unautorisierten Berührungen unterhalb der Gürtellinie, dies gilt als sexuelle Handlung und führt zum Verlust der Wette, aber ansonsten ist alles erlaubt, was dir an Verführungsmöglichkeiten einfällt und wer zuerst nachgibt, hat verloren. Deal?“

„Sicher, Deal. Kein Problem.“ Er besiegelte das Ganze mit einem kurzen Kuss auf den Mund. „Mann, ich habe noch nie so leicht eine Wette gewonnen. Leg dir doch schon mal ein paar Tanzschritte zurecht, damit du dich nicht all zu sehr blamierst.“

„Du solltest dir mal nicht zu sicher sein, Baby ...“
 

TBC

Noch ein Zwischenstopp

Den Rest des Nachmittags hatten sie mit Jenny im Park verbracht, um spazieren zu gehen. Dazu waren sie in letzter Zeit nicht all zu oft gekommen. Dean hatte dem Drängen des Frischluft- und Spaziergangfanatikers alias Sam nachgegeben, obwohl er lieber im Zimmer geblieben wäre, um sich Strategien auszudenken, um Sam dazu zu bringen, ihn um Sex anzubetteln und so die Wette zu gewinnen. Im Park trafen sie am Spielplatz Jenny und ihrem kleinen Sohn Ritchie. Dean hatte die beiden zuerst entdeckt. Während Sam für sie alle an einem Eisstand ein Eis kaufte, Dean hatte ihn mit seinem kleinkindähnlichen Betteln rumgekriegt, war der Ältere auf sie zugegangen.

„Immer noch ein Saftjunkie, wie ich sehe“, sagte Dean, als Jenny ihrem Sohn gerade ein Trinkpäckchen gab.

„Du meine Güte, Dean. Was macht ihr den hier?“, fragte sie überrascht. Auch ein klein wenig Sorge konnte Dean aus ihrer Stimme heraus hören.

„Oh, keine Sorge. Wir sind nicht wegen eines Jobs hier. Wir waren nur gerade in der Gegend und haben Missouri besucht.“

„Hier bist du Dean. Ich … oh, hi Jenny“, sagte Sam, als er zu ihnen kam und die junge Frau erkannte. Er warf seinem Partner einen leicht angesäuerten Blick zu. Wie bitte sollten sie ihr erklären, warum sie auf einmal ein Baby bei sich hatten? Dean wollte sicher nur nett sein und hatte sich darüber wohl keine Gedanken gemacht.

„Sam, hi. Wo kommt das kleine Mädchen her?“, fragte Jenny und deutete auf ihre Namensvetterin, die Sam an der Hand hielt und in ihrer freien, kleinen Hand ein Eis am Stiel hielt und mit neugierigen Augen um sie herumblickte. Sam gab Dean sein Eis und warf ihm einen Blick zu der „Viel spaß beim Erklären“ bedeutete. Dann nahm er seine Tochter hoch und setzte sich mir ihr auf den Schoß neben Jenny auf die Bank.

„Ähm, also Jenny, das ist Jenny, Sams Tochter.“

„Din!“, brabbelte das Mädchen mit ihrem eisverschmierten Mund, als sie ihren Namen hörte.

„Sams Tochter? Wow, ich nehme an, das Ganze ist ´ne längere Geschichte, also frag ich besser nicht nach“, sagte die erwachsene Jenny. Sowohl Dean als auch Sam waren froh über diese Aussage.

„Mum, kann ich auf die Rutsche?“

„Klar Ritchie, mach aber nicht mehr lange. Wir müssen gleich deine Schwester abholen.“

„Ist mit dem Haus alles in Ordnung? Keine Nachwirkungen von dem Poltergeist?“, erkundigte sich Sam und leckte leicht obszön an seinem Eis am Stiel. Jenny fiel das jedoch nicht auf. Sie hatte ihren Blick auf ihren Sohn gerichtet, der nun mit rutschen an der Reihe war. Dean jedoch wusste was Sam hier gerade versuchte und ja, wie Sams Lippen sich um das phallusförmige Eis schlossen, ließ Dean nicht kalt, aber da musste sich Sam schon was Besseres einfallen lassen, um ihn schwach werden zu lassen.

„Alles bestens. Danke noch mal. Wir haben uns auch hier in der Stadt richtig gut eingelebt“, antwortete Jenny auf Sams Frage.

„Das freut uns,“ sagte der ältere Bruder.

„Und ihr macht jetzt, wo ihr das Baby habt, ähm … Urlaub von eurem Job?“, erkundigte sie sich und sah nun wieder zu den beiden Winchesters.

„Ja, das kann man so sagen“, antwortete Sam.

„Seid ihr noch länger in der Stadt? Wenn ja, könnt ihr ruhig mal zum Kaffee vorbeikommen.“

„Nein, wir wollen morgen weiter. Einen alten Freund besuchen“, informierte Sam sie.

„Oh, schade. Na ja, hat mich auf jeden Fall gefreut euch wieder zusehen. Passt auf euch auf. Ich muss jetzt leider los. Komm Ritchie, wir müssen jetzt.“

„Machs gut, Jenny“, sagte Dean. Jenny nickte und ging auf ihren Sohn zu.

„Din! Da wau“, sagte Jenny und deutete auf einen kleinen, bellenden Spaniel.

„Ja, das ist ein Hund, aber mit wau, bist du schon nah dran.“ Er setzte sich mit seinem Eis neben Sam und streichelte der Kleinen durchs Haar.

„Schon wieder ein neues Wort“, sagte Sam mit stolzgeschwellter Brust.

„Ja, aber meld sie nicht gleich im Elitekindergarten an, okay?“

„Der Kindergarten ist doch egal, aber wenn sie groß ist, wird sie wie ihre Mama und ihr Papa nach Stanford gehen.“

„Sam, Stanford ist sicher ´ne gute Uni, aber ich denke, Jenny könnte es auf eine Ivy League Uni schaffen.“

„Ja, das wäre gut. Nicht wahr Maus, dann studierst du Medizin in Harvard und lernst, wie du Daddy Dean wieder zusammenflicken kannst.“

„Und nebenbei verdienst du jede Menge Kohle“, sagte Dean.

„Yap und du wirst so viel zu tun haben, dass du gerade mal genug Freizeit hast, um sie mit uns zu verbringen. Dann bleiben dir Probleme mit Jungs erspart.“

„Mann Sammy, nimm mir doch nicht den Spaß, die Jungs, mit denen sie ausgeht, einzuschüchtern.“

„Okay, dann lass ich sie wohl doch mit Jungs ausgehen, wenn sie 40 ist oder so.“ Sam gab seiner Tochter einen Kuss auf die Wange und wischte ihr mit einer Serviette die Eisreste aus dem Gesicht.

„Hey, dann bin ich aber nicht mehr so Furcht einflößend. Bobby kann sicher einen Keuschheitsgürtel auftreiben und dann können wir sie eher mit Jungs ausgehen lassen.“

„Keuschheitsgürtel klingt gut und Rollkragenpullis. Hm, was machen wir, wenn sie lieber mit ´nem Mädchen ausgehen will?“

„Dann lassen wir den Keuschheitsgürtel weg. Schwanger werden kann sie ja dann nicht. Trotzdem wird das Mädel von uns auf Herz und Nieren geprüft, ehe sie mit unserer Tochter ausgehen darf. Wir werden auch in Zukunft super Eltern sein.“

„Wenn wir die Pubertät überleben.“

„Kein Problem, ich habe mit dir schon die schlimmste Zicke aller Zeiten überstanden. Da wird Jenny ein Kinderspiel sein.“

„Du bist so ein gemeiner Idiot, Dean. Ich war gar nicht so schlimm.“

„Oh doch!“

„Gar nicht wahr.“

„Wohl wahr.“

„Ach halt doch die Klappe.“ Sam nahm Jennys Eisstiel entgegen, stand auf und warf ihn zusammen mit seinem Eigenen in den Müll. Dean schnappte sich Jenny und den Kinderwagen und folgte Sam lachend. Als er bei ihm ankam, küsste er ihn versöhnlich in den Nacken und Sam gab nach und so machten sie sich, sich weiter gegenseitig foppend auf den Rückweg zu ihrem Motel.
 

Da Dean immer noch feiern wollte, dass er nicht einen mit Missouris Kochlöffel übergebraten bekommen hatte, hatte sich Sam bereit erklärt für sie ein paar Pizzen zum Abendessen zu holen. Diese Gelegenheit nutzte er, um Mortie anzurufen und der Sache mit der Vampirin nachzugehen. Jenny beobachtend, die auf dem Boden saß und mit einem ihrer Puzzle spielte, wählte er Morties Nummer. Mortie und Lea saßen zusammen in einem kleinen Café als Morties Handy klingelte. Er nahm es aus der Hosentasche und sah aufs Display.

„Dean“, sagte er feststellend.

„Dann geh ran. Es könnte wichtig sein. Vielleicht braucht er wieder unsere Hilfe.“ In ihrem Inneren wünschte sie sich das sogar. Ihr gefiel der Adrenalinschub, den die Zusammenarbeit mit den Winchesters mit sich brachte.

„Deswegen will ich ja gerade nicht ran gehen“, sagte Mortie, der keine Lust hatte wieder in irgendwas Gefährliches hineingezogen zu werden.

„Sei kein Idiot. Geh ran oder ich mach das für dich.“ Sie griff nach dem Handy.

„Okay, okay. Ich geh ja ran. Hey, Dean! Was gibt’s?“

„Mortie, du musst mir einen Gefallen tun.“

„Warum klingt das aus deinem Mund so, als würde mir das gar nicht gefallen, worum du mich gleich bitten wirst?“

„Ich will nicht um den heißen Brei herumreden. Du musst für mich irgendwie einen Kontakt du dieser Daywalker-Vampirin herstellen.“

„Oh nein! Bei Kontakt habe ich gedacht okay, aber Vampirin? Tut mir leid, aber ich will nicht wieder angezapft werden.“

„Mortimer, es ist wichtig.“

„Ich weiß ja nicht mal, wen du meinst.“ Dean rieb sich über den Nasenrücken. Ihm fiel ein, dass in der Tat, Mortie davon gar nichts mehr mitbekommen hatte. Daher klärte er den anderen in ein paar kurzen Worten auf.

„Nein, Dean. Ich will mit Vampiren nichts mehr zu tun haben.“

„Mortie, komm schon. Ich weiß nicht an wen ich mich sonst wenden soll. Ich kenne doch sonst niemanden in Boston, dem das zu zutrauen wäre. Du bist der Beste in so was.“ Deans Magen rumorte während er sich hier ein wenig bei Mortie einschleimte, aber manchmal war es der beste Weg ans Ziel zu kommen und Mortie sprang auch darauf an.

„Und wie soll ich mit ihr in Kontakt treten, um einen Kontakt herzustellen? Wie heißt sie überhaupt?“

„Du schaffst das schon irgendwie. Du hast ja auch Lea für mich aufgetrieben. Soweit ich mich erinnern kann, hieß sie Adriana. Den Nachnamen müsstest du ja kennen, schließlich hast du mit ihren Verwandten „Geschäfte“ gemacht.“

„Und was willst du von ihr? Ich mein, du hast doch Sam.“

„Gott, ich will gar nichts von ihr, jedenfalls nichts in diese Richtung. Ich brauche ihre Hilfe, also wirst du mir ihre Nummer verschaffen oder ihr meine Nummer geben oder was dir sonst einfällt?“

„Okay, ich werde sehen, was sich machen lässt, aber dann habe ich einen Gut bei dir.“ Das war, was Dean befürchtet hatte, aber da es wirklich wichtig war, musste er sich darauf wohl oder übel einlassen.

„Danke Mortie.“

„Ich werde wohl ein wenig Zeit brauchen. Ich melde mich bei dir.“

„Super, mach das.“ Mit diesen Worten legte Dean wieder auf.

„Was wolltest du von Mortie?“ Der ältere Winchester zuckte zusammen, als er Sams Stimme hinter sich hörte. Während seines Gesprächs hatte er gar nicht mitbekommen, dass sein Kleiner zurückgekommen war. Aber viel schien er nicht mitbekommen zu haben, sonst hätte er diese Frage nicht gestellt. Für einen Augenblick war Dean gewillt Sam irgendeine Lüge aufzutischen, schließlich wollte er ihn nicht beunruhigen, ehe er ein paar Antworten hatte, aber dann besann er sich eines Besseren. Wie könnte er von Sam verlangen ihm zu vertrauen, wenn er ihn jetzt anlog? Er musste ihm wohl oder übel die Wahrheit sagen.

„Er muss für mich eine Vampirin finden“, sagte er leise und mied Sams bohrenden Blick.

„Pa-pa“, sagte Jenny und klammerte sich an das Hosenbein ihres Vaters. Er sah kurz zu ihr herunter. Sie hielt ihm nun die Arme entgegen, so wie sie es immer tat, wenn sie auf den Arm genommen werden wollte.

„Jetzt nicht Jenny“, war jedoch alles, was sie im Moment von Sam bekam. Dieser widmete sich jetzt wieder Dean, während das kleine Mädchen jedoch nicht aufgeben wollte und weiter an seinem Hosenbein zog.

„Was für eine Vampirin? Dean, was ist los?“ Er stellte die Pizzakartons auf den Tisch. Seine Mine war besorgt. Dean schluckte und fing dann an zu erklären, was diese Daywalker Vampirin über sein Blut gesagt hatte. Als Dean geendet hatte, hatte sich Sams Mine verfinstert. Ungläubig sah er Dean kurz an, ehe er das Wort ergriff.

„Und das erzählst du mir erst jetzt?“, fragte er leicht erzürnt. Er ignorierte seine Tochter immer noch, was diese quengeln ließ.

„Sammy, du musst mir glauben. Ich habe es total vergessen. Es ist mir wirklich erst heute bei Missouri wieder eingefallen, als ich mich beim Sandwich machen geschnitten habe. Ich mein ich hab das Blut gesehen und dann hat Missouri auch noch von Energien geredet, ich …“ Deans Stimme klang leicht panisch. Er wollte sich auf keinen Fall wieder mit Sam streiten. Der Jüngere glaubte seinem Bruder und so ließ er Dean nicht weiter sprechen, sondern legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen.

„Ist okay Dean. Ich glaube dir, dass du es nur in deinem Unterbewusstsein gespeichert hast.“ Der Ältere seufzte erleichtert auf und ein Lächeln breitete sich aus, als Sam nun seinen Zeigefinger durch seine Lippen ersetzte und ihm einen kurzen, sanften Kuss gab.

„Ich bin froh, dass du es mir jetzt gesagt hast“, sagte Sam leise.

„Pa-pa“, erklang ein trauriges Stimmchen. Sam sah nun zu ihr herab und bekam ein schlechtes Gewissen. Seine Tochter hatte ganz feuchte Augen und streckte immer noch ihre Ärmchen nach ihm aus. Er bückte sich zu ihr herunter und nahm sie endlich auf den Arm. Glücklich kuschelte sie sich an ihren Vater. Sam murmelte entschuldigende Worte. Dean lächelte, als er die Zwei sah.

„Ich hoffe diese Vampirin kann ein wenig Licht ins Dunkle bringen“, sagte Sam.

„Ich auch, darum hab ich ja Mortie auch angerufen. Er ist gut, er kann sicher einen Kontakt herstellen.“

„Dean, wenn etwas in unserem Blut ist, wo kommt das her?“

„Keine Ahnung, aber wir könnten Bobby fragen. Er hat schließlich viel mehr Erfahrung als wir. Es trifft sich also gut, dass wir gerade auf dem Weg zu ihm sind.“

„Warum wir, Dean?“

„Ich weiß es nicht.“ Dean trat wieder näher an Sam heran und umarmte ihn und seine Tochter. Sie schwiegen eine Zeit lang. Erst Deans unverkennliches Magenknurren riss sie aus ihren Gedanken. Sam lächelte leicht. Ihre Familiengeschichte schien immer merkwürdiger zu werden, aber im Moment konnten sie nichts tun und er wollte nicht, dass sich eine niedergeschlagene Stimmung verbreitete. Er wollte mit Dean und Jenny glücklich sein, solange es ging.

„Komm Jenny, sehen wir zu, dass wir Dean gefüttert kriegen, sonst fällt er noch um vor Hunger.“ Er setzte sich an den Tisch und machte sich daran den ersten Pizzakarton zu öffnen.

Der Ältere war froh, dass Sam nicht in zu tiefe Grüblereien versank. Sie würden der bitteren Wahrheit noch früh genug ins Gesicht sehen müssen und er wollte einfach, dass sie zusammen noch ein bisschen länger unbeschwert sein konnten. Er setzte sich zu ihm an den Tisch und nahm sich sofort ein Stück von der Pizza, ohne darauf zu achten, was für ein Belag diese hatte.

„Wäh, das ist ja Thunfisch“, verzog er daraufhin angewidert sein Gesicht. Sam lachte.

„Das ist ja auch meine Pizza. Du solltest immer erst gucken, was drauf ist, ehe du deine gierigen Fingerchen danach ausstreckst“, neckte er seinen Partner.

„Es stört dich nicht, wenn ich meine Finger nach dir ausstrecke“, sagte Dean im anzüglichen Tonfall. Sie hatten ja immer noch eine Wette laufen. Sam rollte mit den Augen und ignorierte die Vorstellung von Deans Händen, die seinen Körper liebkosten, die seine Worte in ihm auslöste. Dean würde schon mehr machen müssen, um die Wette zu gewinnen. Er schob Dean seine Pizza hin, und während Dean den Karton öffnete, nahm sich Sam ein Stück seiner Pizza, biss hinein und gab ein übertrieben genussvolles Stöhnen von sich.

„Hm, so gut.“

„Tz, Sammy. Meinst du auf so billige Tricks, falle ich rein? Wenn du willst, dass ich meine Wünschelrute auspacke, musst du schon was Kreativeres machen.“

„Oh, Dean. Wir wissen doch im Prinzip beide, dass ich den längeren Atem haben werde.“

„Das werden wir ja noch sehen.“ Dean grinste siegessicher und begann dann damit seine eigene Pizza zu verspeisen. Für Jenny hatte Sam ein leichtes Nudelgericht besorgt. Bis sie bei Bobby waren, würde es etwas schwerer werden Baby-Gerechte Gerichte zu organisieren, aber irgendwas sagte ihm, dass seine Tochter mit dieser Art der Verköstigung kein Problem hatte, so wie sie mit ihren Fingerchen die mittlerweile nur noch lau-warmen Rigatoni-Napoli in ihren Mund schaufelte, ja sie schaufelte und das erinnerte Sam so an Dean, dass ihm ein wenig warm ums Herz wurde.
 

„Weißt du, was jetzt toll wäre Sam?“, fragte Dean, nachdem sie mit dem Essen fertig waren.

„Was denn, Dean?“

„Ein schönes, kaltes Bier. Los, geh und hol uns was.“

„Seh ich aus wie dein Sklave? Hol es dir gefälligst selbst.“

„Keine Zeit. Ich wollte meine durch unsere Wette gewonnene Freizeit nuten und mal meine E-Mails checken.“

„Ist das ein Codewort für Internetpornos gucken?“

„Nein. Ich mein es ernst, Mistkerl. Du hast mir doch einen E-mail Account eingerichtet. Wie war noch gleich die Adresse und das Passwort?“ Dean hantierte bereits an Sams Laptop herum. Dean schien es also wirklich ernst zu meinen.

„Die Adresse war cake_addicted@mail.com und das Passwort ist Apfelkuchen.“

„Ah, ja. Jetzt erinnere ich mich wieder. Bring auch Kuchen mit, wenn du schon losgehst, um Bier zu holen.“ Fassungslos und mit einem „Fresssack“ auf den Lippen ging Sam, dann tatsächlich los. Vielleicht konnte er Dean ja mit dem Kuchen becircen und die Wette gewinnen.
 

Als Sam eine viertel Stunde später zurückkam, fand er Dean im Bad vor der Wanne kniend und Jenny badend vor. Jenny hatte so viel geplanscht, dass der Boden und Dean schon etwas nass war, aber es bot einfach ein niedliches Bild.

„Hey, du bist ja wieder da“, sagte Dean.

„Ja, bin ich und ich habe dir einen Kuchen mit Erdbeer-Rhabarber-Füllung mitgebracht und ein Six-Pack von deinem Lieblingsbier.“

„Super. Ich bin auch gleich fertig mit der kleinen Meerjungfrau hier. Kannst du schon mal die günstigste Route nach Minneapolis raus suchen?“

„Minneapolis?“, fragte Sam verwirrt.

„Ja, wir müssen bevor wir zu Bobby fahren noch einen Zwischenstopp dort einlegen.“

„Und warum, wenn ich fragen darf?“

„Nelson hat mir eine E-mail geschickt. Er sagt, dass sein Bruder vielleicht ein Geisterproblem hat und da hat er sich halt an uns gewand.“

„Geisterproblem? Kannst du das vielleicht näher ausführen?“

„Nelsons Bruder arbeitet als Eiswart in der Eishalle der Minnesota Golden Gophers, der Eishockeymannschaft der Universität von Minnesota und er hat Nelson erzählt, dass den Spielern des Teams in letzter Zeit viele seltsame Unfälle passiert sind und als Nelson ihn mal in die Halle begleitet hat, da hat er ein paar Coldspots wahrgenommen.“

„Coldspots in einer Eishalle. Klar, das muss ein Geist sein“, sagte Sam und seine Stimme triefte vor Sarkasmus.

„Sam, es ist nur ein kleiner Umweg auf dem Weg zu Bobby. Wahrscheinlich ist es nichts, aber Nelson ist irgendwie ein Freund und ich will es mir mal ansehen, nur um sicher zu gehen“, machte Dean seinen Standpunkt klar. Sam seufzte. Bei ihrem Glück war es mit Sicherheit wirklich ein Geist. Dean ließ Jenny den Stöpsel ziehen, nahm sie dann aus der Wanne und wickelte sie in ein Handtuch.

„Okay, Dean. Ich suche die Rute raus, aber du erklärst Bobby, warum wir so viel später als geplant bei ihm auflaufen.“

„Danke, Sammy und hey, ich liebe dich.“

„Das will ich doch wohl meinen.“

Im Zoo

„Am besten wir nehmen den Interstaate 35, dann sollten wir in etwa acht Stunden in Minneapolis sein“, sagte Sam und klappte den Laptop zu. Dean hatte derweil Jenny abgetrocknet und sie bettfertig gemacht.

„Gut, sollen wir die Strecke aufteilen? Ich meine, damit Jenny nicht wieder auf halber Strecke anfängt zu quengeln.“

„Okay, dann lass und morgen bis nach Des Moines fahren. Es ist die Hauptstadt von Iowa, da gibt es bestimmt Irgendwas, dass wir unternehmen können.“

„Vielleicht haben die ´nen Zoo oder so, dann wird Jenny für die Autofahrt entschädigt.“

„Ich werde mal eben schauen. Ja, der Blank Park Zoo. Ist nur ´ne viertel Stunde von Des Moines entfernt.“

„Gut, dann kannst du mir die Mandrills zeigen, wenn die welche haben. Du willst doch auch in den Zoo oder Jenny?“ Er hob sie über seinen Kopf und sie giggelte fröhlich.

„Ich glaube, das bedeutet ja“, interpretierte Dean.

„Gut, dann machen wir das. Aber jetzt ist Schlafenszeit.“

„Da hat dein Dad recht. Sam, legst du sie hin? Ich muss noch die Pfützen im Bad trockenlegen“, sagte Dean.

„Okay, gib sie mir.“ Er stand vom Tisch auf und ging auf den Älteren zu.

„Gute Nacht, Kleines.“ Dean gab ihr einen Kuss auf die Wange. Jenny entgegnete das, indem sie ihrerseits ihre kleine Sabberschnute gegen Deans Wange drückte.

„Urgh…Babysabber.“ Dean wischte sich mit dem Handrücken über die Backe.

„Hey, wenn man ein Küsschen von einer jungen Dame bekommt, dann sollte man sich aber dankbarer zeigen“, stichelte Sam und nahm nun seine Tochter entgegen.

„Einem mit weit geöffnetem Mund die Wange voll sabbern, kann man ja wohl kaum als Küsschen geben bezeichnen.“

„Tse, undankbar ist er, dein Din! Mir kannst du so viele Küsschen geben, wie du willst“, sagte Sam und gab seiner Tochter einen gute Nacht Kuss und wartete vergeblich auf ihre Reaktion. Jenny sah ihn nur mit ihren braunen Augen an. Dean lachte.

„Tja, sie küsst halt nicht jeden. Das ist doch gut.“ Dean beobachtete noch, wie Sam Jenny leicht schmollend ins Bett legte, ehe er ins Bad ging.
 

Als er wieder in ihr Zimmer kam, saß Sam mit einem Bier auf dem Bett und zappte durch die stumm geschalteten Kanäle, wenn Jenny fest eingeschlafen war, dann könnten sie es wagen den Ton wieder anzustellen, natürlich nicht zu laut. Dean nahm sich das von Sam mitgebrachte Stück Kuchen und setzte sich neben seinen Bruder.

„Was läuft?“

„Ein Law & Order Marathon, Tierdokus, Vom Winder verweht, die drei Stooges auf chinesisch und auf ein paar Sendern lief gerade Werbung und ich weiß daher noch nicht, was die zeigen.“

„Gib mal her.“ Dean schnappte sich die Fernbedienung.

„Hey, denkst du, wenn du zappst, läuft was Besseres?“ Dean zuckte nur mit den Schultern.

„Ah, Batman & Robin. Das ist doch mal was.“ Er lehnte sich an sein Kissen und fing an den Kuchen zu verzehren.

„Dean, das ist Schund. Da spielt Arnold Schwarzenegger mit.“

„Klappe halten, Sammy. Ich liebe Batman. Mach mir lieber schon mal ein Bier auf. Ich bin der Ältere und ich bestimme, was wir gucken.“

„Oh, man! Das ist nicht fair, du kannst nicht mehr die ältere Bruderkarte ausspielen, wir sind doch jetzt Partner.“

„Ja, aber ich bin immer noch älter.“ Dean streckte ihm die Zunge raus.

„Auf dem Papier vielleicht, aber so wie du dich gerade benimmst, macht das nicht den Eindruck.“

„Her mit dem Bier Sammy“, sagte Dean mit vollem Mund. Sam rollte mit den Augen. Als er Dean schließlich das Bier reichte, hatte der bereits das Stück Kuchen verdrückt.

„Hey, sag mal willst du wirklich fernsehen, wir könnten doch auch was anderes machen“, sagte Sam und sah ihm mit einem leichten Schlafzimmerblick an.

„Oh, klar. Das heißt also, dass ich die Wette gewonnen habe.“

„Vergiss es, aber hätte ja sein können, dass du aufgeben willst.“

„Ne, dafür musst du echt noch mehr an deinen Verführungskünsten arbeiten.“

„Guck den Film, ich geh duschen.“ Sam stand vom Bett auf und fing an sich auszuziehen.

„Äh … nackt?“ Dean musste Sam einfach anstarren.

„Für gewöhnlich geht man nackt duschen, ja. Du kannst auch gerne mitkommen.“

„Ach las mal, man soll sich gar nicht so oft waschen, außerdem hab ich es mir gerade bequem gemacht“, sagte Dean und musste sich nun schon etwas mehr zusammen reißen. Immerhin bot sich Sam ihm hier quasi auf dem Präsentierteller da. Er atmete tief durch.

„War aber ein netter Versuch, Sammy“, rief er dem Jüngeren dann schmunzelnd hinterher, der daraufhin im Bad verschwand.
 

Im Bad lehnte sich Sam an die Tür. Man, das würde doch schwerer werden, als er gedacht hatte. Dean war doch sonst immer für Sex zu haben. Naja, wenn die Wette nicht wäre, wäre Dean sicher schon längst über ihn hergefallen. Am Besten wäre es, wenn er sich jetzt erstmal einen Plan zu Recht legen würde. Er stellte die Dusche an. Es wäre vielleicht gut, wenn er Dean einfach ignorieren würde. Ja, das würde Dean in Sicherheit wiegen und dann würde er zuschlagen, wie eine Venusfliegen falle. Von dem Plan überzeugt, stieg er in die Dusche und fing an sein Haar zu shampoonieren. Dean war derweil im Schlafzimmer auch nicht untätig geblieben. Nachdem er sein Bier getrunken hatte, hatte auch er sich eine Taktik überlegt und die war das genaue Gegenteil von dem, was Sam vorhatte. In die Offensiver zu gehen schien ihm am plausibelsten. Er musste etwas tun, was Sam keine andere Wahl lassen würde, als schwach zu werden. Schnell setzte er seinen Plan in die Tat um. Sobald er fertig war, schlüpfte er unter die Bettdecke. Als Sam kurz darauf frisch geduscht aus dem Bad kam, fand er einen Klamottenhaufen neben Deans Seite vom Bett vor. Das wäre ja im Prinzip nichts Besonderes. Dean ließ ständig seine Sachen rum liegen, was Sam stutzig machte, war die Tatsache, dass auch Dean Unterhose auf dem Haufen lag.

„D-Dean, bist du nackt?“

„Jap, splitterfasernackt.“

„Und … und du willst so schlafen?“ Sams Stimme klang leicht panisch. Ein nackter Dean im Bett war ja an sich was Tolles, aber gerade im Moment konnte er das nicht gebrauchen. Er wollte doch die Wette gewinnen.

„In der Tat. Weißt du, es ist doch ziemlich heiß hier drin.“

„Dean, mach mir doch nichts vor. Ich weiß genau, was du hier vorhast und … und … das wird bei mir nicht funktionieren.“

„Ach nein, dafür klingt deine Stimme aber ziemlich brüchig.“

„Quatsch, aber weißt du was, das Spiel kann man auch zu zweit spielen. Mir ist auch heiß und ich werde auch nackt schlafen.“ Mit diesen Worten zog er sich seine Boxershorts aus, die er nach dem Duschen übergezogen hatte.

„Fein, von mir aus“, sagte Dean und versuchte ruhig zu bleiben. Gott, damit hatte er jetzt nicht gerechnet. Wie sollte er bitte heute Nacht schlafen, wenn Sam nackt neben ihm lag, wie die verbotene Frucht der Versuchung und er selbst auch nackt war? Sam schlüpfte neben Dean unter die Decke. Im Fernsehen lief immer noch Batman und Robin. Sam ging es ähnlich. Aber er nahm sich vor eisern zu bleiben. So heiß war Dean nun auch nicht, nur dass er es doch war. Verdammt, warum hatte er nur diese dämliche Idee mit der Wette gehabt? Er schluckte kurz, dann nahm er zwei weitere Biere aus dem Six-Pack und bot eins davon Dean an, der es dankbar entgegen nahm. Als der Abspann des Films lief, hatten sie den Six-Pack geleert und waren bereit zum Schlafen, es war zwar erst kurz nach zehn, aber schließlich wollten sie ja am nächsten Tag früh los. Sam schaltete das Licht aus. Beide verzogen sich auf die Bettkanten, nur um sich nicht zu berühren, denn beide wussten, dass schon der geringste Hautkontakt reichen könnte, um ihre Willenskraft zu überwinden.

„Und denk dran, Sammy. Hände weg von der Auslegeware, sonst ist die Wette verloren.“

„Pass lieber auf, wo du deine Hände lässt, Dean.“

„Gute Nacht, Sammy.“

„Schlaf gut, Baby.“
 

Die Nacht war furchtbar gewesen. Dean starrte an die Decke. Es war halb acht und er hatte nicht besonders gut geschlafen. Was sie taten, war lächerlich, das wusste Dean. Vielleicht sollte er hinschmeißen. Wie hieß es doch so schön? Der Klügere gibt nach, aber der Klügere zu sein würde bedeuten die Wette aufzugeben und damit zu verlieren. Der Klügere zu sein würde bedeuten, dass seine Zunge in Sams Hintern wandern musste. In Gefilde, wo eine Zunge eigentlich nichts zu suchen hatte, es sei denn, man war ein Hund. Das war einfach etwas, was er sich nicht vorstellen, konnte jemals zu tun. Außerdem wollte er Sam beweisen, dass er nicht Mr. Selbstbeherrschung himself war, sondern genau so scharf auf Sex war wie jeder gesunde, geschlechtsreife Mann in seinen besten Jahren. Sein Bruder lag neben ihm. An seiner Atmung konnte er erkennen, dass auch er nicht mehr zu schlafen schien. Dean sollte der dämlichen Wette jetzt ein Ende machen. So schwer konnte es doch nicht sein seinen Kleine heißzumachen. Er drehte sich zu ihm um und robbte an ihn heran. Zärtlich streichelte er ihm über die Seite und attackierte dessen Nacken, eine seiner empfindlichsten Stellen, mit heißen, feuchten Küssen. Sam, der zwar nicht mehr wirklich schlief aber auch noch nicht ganz wach war, reagierte wie erhofft.

„Mhm…“, kam es von dem Jüngeren. Wer sagt es denn? Dean war so gut wie am Ziel. Sam genoss Deans Berührungen. Er hatte in dem Moment die Wette völlig vergessen.

„Hey Sammy! Lust auf ein bisschen „Morgengymnastik“?“, raunte er ihm ins Ohr. Er brauchte ja laut Regelwerk ihrer Wette Sams Erlaubnis, um mit Sam Jr. spielen zu dürfen. Der Jüngere schlug die Augen auf. Auf einmal wusste er wieder, dass sie ja noch eine Wette am Laufen hatten, und erkannte, was Dean hier vorhatte. Wollte der doch tatsächlich seine Verschlafenheit ausnutzen. Wie von der Tarantel gestochen sprang Sam aus dem Bett.

„Nein, nein, nein! So nicht Dean.“

„Mann, ich war so nah dran,“ maulte der Ältere und rollte sich wieder auf den Rücken.

„Tse, träum weiter.“ Sam, der nackt und halb hart vor dem Bett stand, sammelte schnell seine Anziehsachen zusammen und verschwand im Bad. Er brauchte jetzt eine kalte Dusche. Nackt neben einem nackten Dean zu liegen und ihn wegen dieser dummen Wette, die er trotz allem immer noch gewinnen wollte, nicht so berühren zu können, wie er wollte, war eine furchtbare Qual und sein Freund zwischen seinen Beinen litt besonders.
 

Während ihrer morgendlichen Routine gingen sie sich aus dem Weg. Beide überlegten sich, was sie tun konnten, um die Wette für sich zu entscheiden. Jenny war wach geworden, als Sam unter der Dusche war und Dean hatte sich um sie gekümmert. Danach tauschten die Brüder und Sammy cremte die Kleine schon mal vorsorglich mit Sonnenmilch ein. Nun saßen sie im Diner und genehmigten sich ihr Frühstück. Dean versuchte Sam durch orgasmusähnliches Stöhnen beim Verzehr seiner Eier mit Speck zum Einknicken zu bringen, doch dieser schluckte nur kurz und konterte dann damit, dass er sich sündhaft den Sirup seiner Pfandkuchen von den Lippen leckte. Aber Dean ignorierte das scheinbar. Da sie sich also beide wieder einen Fehlversuch geleistet hatten, war die Kellnerin, die Einzige die von ihrem Verhalten profitierte. Wann kamen denn schon mal zwei so sexy Kerle ins Diner? Sie zahlten und machten sich dann auf den Weg nach Des Moins. Jenny hielt sich in ihrem Kindersitz wacker und es war bisher zu keinem Schwebezwischenfall gekommen. Unterwegs mussten sie noch tanken und Dean versuchte sein Glück, indem er sich einen Lutscher kaufte und daran rum lutschte, während Sam sich darauf konzentrierte aus dem Fenster und nicht auf Deans volle Lippen zu schauen, die seinen Penis umschließend so viel besser aussehen würden. Alles was Dean erreichte war, dass Sam ihn später auf dem Parkplatz des Zoos leidenschaftlich küsste um ihm den verbliebenen Zucker von den leicht klebrigen Lippen zu lecken. Momentan schien ihre Wette also eher in die Richtung zu gehen, wer den anderen zuerst Irrenhausreif machen konnte. Das konnte ja noch was werden. Er würde dringend noch mal recherchieren müssen, ob das mit dem Samenstau wirklich nur eine Legende war, dachte Dean und war froh, dass sie jetzt nicht bei Missouri waren, denn dann würde es sicher wieder was mit dem Kochlöffel setzen. Mit leicht wackeligen Beinen, Sam konnte schließlich verdammt gut küssen, lief er zum Kassenschalter. Der Jüngere sah ihm kopfschüttelnd hinterher. Das konnte doch nicht wahr sein. Er hatte Dean eben einen Sinne vernebelnden Kuss gegeben und dennoch war der einfach weggegangen. Er holte seine Tochter aus ihrem Kindersitz, setzte sie in ihren Kinderwagen und folgte dem anderen. Als er ihn am Kassenschalter eingeholt hatte, hatte der Ältere bereit die Eintrittskarten gekauft.

„So, dann wollen wir mal. Hier ist die Karte, führ uns, Sammy.“ Er drückte ihm den blauen Prospekt in die Hand. Während der Größere sich einen Überblick verschaffte, nahm Dean die quengelnde Jenny aus ihrem Kinderwagen. Das Letzte, was sie nach den vier Stunden im Auto wollte, war noch länger irgendwo zu sitzen. Ihre kleinen Beinchen brauchten Bewegung und so ließ Dean, sie nicht aus den Augen lassend, schon mal in Richtung Eingang wackeln.

„So, da Jenny Schildkröten mag, sollten wir zuerst in das kleine Reptilienhaus gehen. Es ist direkt am Eingang“, sagte Sam.

„Gut, gut! Sammy-Mann, geh du voran!“ Dean grinste. Sam rollte mit den Augen. Während er die Vorhut bildete, kamen Jenny und Dean ihm langsam hinterher. Der Jüngere drehte sich nach ein paar Metern um, um zu sehen, wo seine beiden Lieblinge abgeblieben waren und er musste unweigerlich lächeln, als er sah, wie Dean leicht gebückt lief, nur damit er Jenny an der Hand halten konnte. Sein kleines Mädchen nahm mit ihren neugierigen, großen Augen alles in sich auf. Trotz der kleinen Schritte, die sie machte, hatte sie ein ordentliches Tempo drauf, dass sie noch etwas erhöhte, als sie Sam sah. Sie waren kurz darauf am Eingang des Reptilienhauses angekommen.

„Nimm sie auf den Arm, damit sie besser sehen kann“, sagte Sam. Dean kam dem nach und war froh endlich aus der gebückten Haltung heraus zu kommen. Bereitwillig ließ Jenny sich von ihm auf den Arm nehmen. Neben ein paar Schlangen, Geckos und Kaimanen teilten sich auch ein paar freilaufende Vögel und Aquarienbewohner diese Anlage. Jedes Tier, das Jenny entdeckte benannte Sam ihr, aber die Kleine konnte die Tiernamen noch nicht nachsprechen, auch wenn ihre Versuche recht amüsant waren. So wurde aus einem Ara zum Beispiel ein A-A und Dean dachte zuerst eine Windel müsste gewechselt werden.

„Hey Dean, gib mir mal nen Dollar. Hier kann man Kois füttern“, sagte Sam.

„Vergiss es Sam. Ich gebe doch nicht einen Dollar aus, nur damit diese mutierten Goldfische noch fetter werden.“

„Eigentlich sind das Karpfen und keine Goldfische“, erklärte Sam. Mit einem gemurmelten „blöder Klugscheißer“ ging Dean an ihm vorbei zu einem Becken mit Amazonasfischen. Sam sah ihm leicht grinsend nach.
 

Schließlich kamen sie zu einem kleinen Schildkrötenteich und die Schildkröten wurden von Jenny folgerichtig mit dem Namen ihrer Stoffschildkröte bezeichnet.

„Pidy“, quiekte das kleine Mädchen vergnügt und deutete auf ein paar Baby-Wasserschildkröten, die an einer Stelle des Teiches gerade ans Ufer gingen.

„Süß die Kleine“, sagte eine ältere Frau, die mit ihrem Enkel ein paar Meter neben ihnen stand. Die stolzen Väter lächelten.

„Ich finde es schön, dass Leute wie sie auch Kinder haben. Es ist doch Quatsch, dass sie bei ihnen schlechter aufgehoben sein soll als bei normalen Paaren. Ich wünsche ihrer kleinen Familie noch einen schönen Tag“, sagte die Frau, die bereits von ihrem Enkel zu einem Becken mit Quallen gezogen wurde.

„Nette, alte Lady“, sagte Sam. Dean nickte und gab sowohl Jenny als auch Sam einen Kuss auf die Wange. Dann gingen sie weiter.
 

Am Ausgang des Reptilienhauses befand sich ein Raum, der für Kindergeburtstage gebucht werden konnte. Es fand gerade einer statt und ein Clown war eifrig dabei Luftballontiere zu basteln, während drinnen gerade Geschenke ausgepackt wurden. Dean, der den Clown zuerst entdeckt hatte, konnte nicht anders als Sam einen kleinen Schubs zu geben, als sie an ihm vorbei kamen. Als Rache für seine Karpfenbelehrung eben. Sam hatte den Clown noch gar nicht gesehen, weil er in die Karte vertieft war und überlegte, ob sie gleich links oder rechts weiter gehen sollten. So kam es also, dass Sam mit dem Clown zusammenstieß.

„Entschuldigung“, sagte Sam, sah dabei aber nicht den Clown an sondern Dean und das ziemlich ärgerlich. Was sollte dieser Schubser?

„Ist doch kein Problem“, entgegnete der Clown freundlich.

„Alles noch heil“, fuhr er fort und drückte auf seine rote quietsche Nase. Das Geräusch ließ Sam herumfahren und er blieb stock-steif stehen, als er den Clown erblickt. Sam wusste jetzt, warum ihn der Ältere geschubst hatte. Dean war so gut wie tot.

„Hey, alles okay?“, fragte der Clown besorgt.

„Ähm … ja, ja“, stammelte Sam. Nun stieg Dean mit ein. Sams Gesicht war einfach zum Schießen gewesen. So schön herrlich leicht panisch verhuscht.

„Sei doch nicht so schüchtern Sam. Wissen Sie, er, wollte als Kind immer eine Geburtstagsfeier mit Clown, aber seine Eltern konnten sich das nie leisten. Hey, vielleicht könnten Sie ihn ja mal kurz umarmen und ich mach ein Foto, damit sich Sam immer an den Tag erinnern kann, an dem sein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen ist.“

„W..was? Nein, ich …“

„Hören Sie nicht auf ihn. Er tut sich schwer andere um etwas zu bitten“, unterbrach Dean Sams Protestversuch.

„Aber gerne. Ich mag meine Fans, egal wie alt sie sind.“ Ehe Sam sich aus seiner Starre lösen konnte, hatte der Clown ihn auch schon umarmt und Dean machte tatsächlich mit seiner Handykamera ein Bild davon. Sams Gesicht musste er einfach für die Nachwelt festhalten. Als der Clown Sam dann endlich wieder losließ, schmiedete der jüngere Winchester bereits Rachepläne, die einen auf Absturz programmierten Flugsimulator beinhalteten. Dann verschwand er bei den Sanitärenanlagen.

„Hm, so erfreut sah er aber nicht gerade aus“, sagte der Clown.

„Ach was, er ist nur so ergriffen“, sagte Dean. Ein leises Quietschen erregte die Aufmerksamkeit der beiden. Jenny hatte einen der Ballons zu fassen bekommen.

„Hey, wer bist du denn?“, fragte der Clown lächelnd.

„Das ist Jenny.“

„Hi Jenny!“ Er schüttelte dem Mädchen auf Deans Arm die Hand. Sams Tochter hatte zum Glück keine Probleme mit Clowns. Dean lächelte.

„Hat Jenny ein Lieblings Tier?“

„Ja, sie mg Schildkröten“, sagte Dean und holte Speedy aus Jennys Kinderwagen hervor.

„Aha, mal sehen, was sich da machen lässt.“ Mit ein paar Handgriffen formte der Clown aus grünen und schwarzen Ballons eine Schildkröte und versah das Ballontier noch mit seinem Edding mit Augen und einem Grinsemund.

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„So, hier bitte“, sagte er dann und reichte Jenny die Ballonschildkröte. Das Mädchen machte große Augen und lächelte.

„Danke“, sagte Dean stellvertretend für die Kleine.

„Bitte. Schönen Tag noch, ich muss jetzt wieder rein. Ich bin schließlich die Hauptattraktion.“

Dean nickte und setzte Jenny dann in ihren Kindersitz, wo sie anfing, mit Speedy und der Stoffschildkröte zu spielen.

„Lass und mal wieder deinen Dad einsammeln“, sagt der ältere Winchester und schob den Kinderwagen zu den Waschräumen.
 

Sam hatte sich etwas Wasser ins Gesicht gemacht. Das war so fies von Dean gewesen. Na ja, etwas Positives hatte das Ganze auch. Jetzt war er so angepisst, dass Dean soweit davon entfernt, war ihn ins Bett zu kriegen, wie Schweine davon ins Weltall zu fliegen. Als er aus dem Waschraum kam, erwartete ihn bereits ein breit grinsender Dean. Sam warf ihm einen bitterbösen Blick zu.

„Oh, oh. Dein Dad ist stinkig“, sagte Dean zu Jenny.

„Halt bloß die Klappe, Dean.“

„Ach komm schon Sammy. Verstehst du heute keinen Spaß?“

„Oh ja, das war ja so witzig. Lass uns weiter gehen. Und wunder dich nicht, wenn ich dich im Streichelzoo in Kuhkacke schubse, wenn da welche rum liegt, mal sehen, wer dann keinen Spaß versteht.“ Mit diesen Worten ging Sam voraus.

„Na das kann ja heiter werden. Wir müssen auf der Hut sein, aber wenigstens scheint er nicht all zu sauer zu sein, sonst würde er gar nicht mit mir reden“, sagte er zu Jenny und folgte Sam. Dean hatte recht. Sam war nicht so sauer auf ihn, wie er es wohl gerne gewesen wäre. Deans Versuche, auf dem Weg durch den Zoo zwischen den Ottern und den Raubkatzen, ihn durch alberne Grimassen und Scherze zum Lachen zu bringen, ließen Sams Unmut verpuffen. Gott, er liebte diesen Mann. Als sie bei dem Löwengehege ankamen und Dean ihn fragte, ob er ihm helfen, würde dem Löwen ein aus der Entfernung recht appetitlich aussehendes Steak zu klauen, da er langsam Hunger kriegen würde, konnte Sam ein Lächeln nicht mehr verkneifen. Er streckte die Hand nach ihm aus. Dean erwiderte das Lächeln erleichtert und ergriff Sams Hand.

„Komm mit, da drüben im Safari Grill kommst du ungefährlicher an einen Imbiss“, meinte der Jüngere und streichelte Dean sanft über den Handrücken. Dean nickte. Kurz darauf saßen sie an einem etwas wackeligen Tisch und warteten auf ihre Bestellung. Als Jenny anfing unruhig auf ihrem Platz hin und her zu rutschen meinte Dean:

„Okay, Jenny. Ich denke es ist Zeit für einen Boxenstopp.“ Er nahm die Kleine auf den Arm und ging zu den Waschräumen. Während Dean weg war, kam ihr Essen und Sam kam eine Idee, wie er sich doch noch rächen konnte. Schnell schnappte er sich den Salzstreuer, schraubte den Verschluss ab und kippte eine ordentliche Portion davon in Deans Colabecher. Oh, wie süß doch die Rache sein würde.
 

Kurz darauf kam Dean mit Jenny wieder zurück an ihren Tisch. Sam musste sich zurückhalten, um ein vorfreudiges Grinsen zu unterdrücken, schließlich wollte er sich nicht verraten. Nichtsdestotrotz sah ihn der Ältere leicht misstrauisch an. Er war sich bewusst, dass Sam sich trotz aller Liebe zu ihm würde rächen wollen. Vorsicht war also geboten.

„Gib mir Jenny wieder rüber, dann fütter ich sie mit der Tomatensuppe“, sagte Sam.

„Tu das, Sammy. Tu das.“ Noch immer leicht skeptisch nahm Dean den ersten Bissen seines Burgers. Geschmacklich war der ja ganz okay, nur hatten die viel zu viel Soße drauf geklatscht, sodass diese überall raus quoll. Nach kurzer Zeit waren seine Finger und sein Gesicht voller Ketchup, Senf und Mayonnaise.

„Guck mal Jenny, Dean isst wie ein kleines Schweinchen“, sagte Sam lachend.

„Hol mir lieber ein paar Servietten, anstatt mich auszulachen“, maulte Dean. Das brachte den Jüngeren jedoch nur dazu noch mehr zu lachen. Das mit dem Burger war schon mal ein super Bonus zu der Sache mit der Cola, die noch kommen würde, wenn Dean denn endlich einen Schluck davon nehmen würde, aber anscheinend wollte Dean den Becher nicht mit seinen eingesauten Fingern anfassen, also stand Sam auf und holte Dean ein paar Servietten. In der Zwischenzeit hatte Dean Durst bekommen und hantierte unbeholfen, nur seine unbeschmierten Handballen benutzend, an seinem Becher rum, ehe er einen Schluck aus dem Strohhalm ziehen konnte und pfui, Spinne war das widerlich. Er verzog angewidert sein Gesicht. Wie kam denn Salz in seine Cola? Erst jetzt fiel ihm auf, dass in dem Salzstreuer auf ihrem Tisch verdächtig wenig Salz drin war.

„Oh dieser Mistkerl. Na warte, dir werde ich es zeigen“, zischte Dean zwischen den Zähnen hervor. Er sah kurz zum Restaurant rüber, aber Sam war von der Serviettenmission noch nicht wieder zurück. Eine Serviette hatte Dean ja. Die würde reichen müssen. Eine Hand wischte er sich schnell damit ab und dann tauschte er seinen Becher mit dem von Sam. Er würde seinem Kleinen seine eigene Medizin zu schmecken geben. Mag ja sein, dass er eine kleine Racheaktion von Sam verdient hatte, aber doch nicht so. Hatte Sam den keinen Respekt für anderer Leute Cola? Sowas tat man diesem Getränk doch nicht an. Da machte sich die Firma so viel Mühe mit dem ganzen Zucker, um den Zahnärzten Patienten zu sichern und Sam kam frech daher und versalzte eins von Amerikas Nationalgetränken. Welch ein Frevel Sam hier beging. Als der jüngere Winchester mit den Servietten zurückkam, hatte Dean seinen Burger verdrückt und hatte sich auch die eben sauber gewischte Hand wieder eingesaut. So würde Sammy keinen Verdacht schöpfen.

„Hier deine Servietten“, sagte Sam.

„Danke.“

„Ich habe dir auch ein paar Feuchttücher mitgebracht. Scheinbar ist hier jeden Sonntag Rippchentag.“

„Schade, dass wir das verpassen“, meinte Dean mit ehrlichem Bedauern in der Stimme. Sam lächelte. Sein Dean war einfach zu niedlich, wenn es ums Essen ging. Er sah Dean dabei zu, wie er sich seine Hände säuberte, während er seinen Geflügelsalat aß. Gott, welch wunderbare Dinge Deans Hände mit seinem Körper anstellen konnten. Dämliche Wette aber auch! Jenny hatte bereits keinen Hunger mehr und schielte in Richtung Spielplatz, wo einige Kinder jede Menge Spaß zu haben schienen. Als Dean mit seinen Reinigungsarbeiten fertig war, nahm er einen großen Schluck Cola. Erwartungsvoll schielte Sam zu ihm herüber, doch die erhoffte Reaktion blieb aus. Der Ältere trank ganz normal. Ob sich das Salz nicht aufgelöst hatte? Gedanken verloren nahm er von seiner eigenen Cola einen Schluck. Dean fing lauthals an zu lachen, als Sam den Schluck fontänenartig wieder ausspuckte und anfing zu husten.

„Tja, Sammylein. Damit hast du wohl nicht gerechnet, was? Wenn du mich reinlegen willst, musst du früher aufstehen.“

„Ich hasse dich, Dean“, sagte Sam mit grummeligem Gesicht.

„Ach was! Wir wissen beide, dass du mich überalles liebst.“ Er wuschelte ihm durchs Haar, nahm Jenny auf den Arm und sagte dann:

„Ich geh mit Jenny eine Runde schaukeln. Bis gleich.“ Dann ging er zum Spielplatz.

„Na warte Dean! Rache ist Blutwurst.“

Sams Körper im Dialog

Der Rest des Zoobesuchs lief ziemlich ereignislos ab. Dean wusste, dass von Sam noch irgendwann etwas kommen würde und dieser gab sich damit zufrieden, dass der Ältere unter Strom stand, weil er nicht wusste, wann Sams Rache zuschlagen würde. Im Souvenirshop kauften sie Jenny ein Zoopuzzle, so konnten sie ihr die Namen der verschiedenen Tiere besser beibringen. Nun waren sie in einem Motel in Des Moins. Es war später Nachmittag und Jenny war nach dem Zoobesuch ziemlich müde, sodass Sam sie hingelegt hatte. Sie hatten ein Zweibettzimmer inklusive Kinderbett für Jenny. Sam war sich ziemlich sicher, dass Dean dieses Zimmer nur genommen hatte, weil er schiss hatte, dass wenn er die Nacht wieder neben Sam verbringen müsste, er die Beherrschung und die Wette verlieren würde. Während Sam nun am Laptop saß und Nelson per E-mail mitteilte, dass sie am nächsten Tag in St. Paul ankommen würden, telefonierte Dean mit Bobby, um ihm zu erklären, warum sich ihr Besuch bei ihm noch etwas hinauszögern würde.

„Ist okay Junge. Job ist Job. Ihr müsst das auschecken“, sagte der ältere Jäger, klang aber nichtsdestotrotz etwas enttäuscht. Er freute sich darauf sein Patenkind wieder zusehen und die Jungs bei sich zu haben. So ganz ohne Familie fühlte sich Bobby ziemlich alleine, auch wenn er momentan Gesellschaft oder besser gesagt einen Untermieter hatte.

„Das habe ich Sam auch gesagt. Hey, wir werden auf jeden Fall rechtzeitig bei dir sein, um Jennys ersten Geburtstag mit dir zu feiern“, versprach der ältere Winchester.

„Stimmt, Jenny hat ja bald Geburtstag. Ich besorge Kuchen“, sagte Bobby enthusiastisch.

„Kuchen ist immer gut.“ Dean lächelte. Bobby hatte Jenny richtig lieb, auch wenn er sie nur für ein paar Tage kennengelernt hatte.

„Fresssack“, murmelte Sam.

„Passt auf euch auf.“

„Machen wir Bobby. Bis demnächst.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich der ältere Winchester und legte auf. Kurz darauf klingelte sein Handy.

„Hey Nelson!“, meldete sich Dean.

„Hey Dean. Ich habe gerade Sams E-mail bekommen. Er meinte, ihr würdet in einem Motel wohnen, aber ich dachte mir, da Theresa und ich ein schickes Gästezimmer haben, könntet ihr auch bei uns schlafen, während ihr meinem Bruder mit seinem Problem helft.“

„Cool, danke. Wir nehmen das Angebot gerne an.“

„Also dann sehen wir uns Morgen. Ich habe auch schon meinem Bruder Bescheid gesagt. Er wird morgen auch da sein. Er kann euch sicher besser erklären, was da in der Eishalle alles passiert ist.“

„Okay. Bis morgen und grüß Theresa von uns.“

„Mach ich. Sie freut sich schon euch wieder zu sehen. Besonders Sam.“

„Wieso denn besonders ihn?“

„Naja, sie wollte mal wieder die Gardinen waschen, und da Sam so groß ist, denkt sie er könnte ihr helfen. Dann muss sie nämlich nicht auf die Leiter steigen.“

„Oh, ich bin sicher er wird ihr gerne zur Hand gehen unsere Gardienen haben die Ado Goldkante“, sagte Dean und sah, wie sich über Sams Kopf Fragezeichen bildeten. Am anderen Ende der Leitung lachte Nelson.

„Dean, ich wusste nicht, dass du dein Baby jetzt mit Gardinen ausgestattet hast.“

„Sehr witzig. Soweit kommt’s noch.“

„Bis morgen Dean.“

Ja, wir sehen uns Nel.“ Er beendete das Gespräch und legte das Handy neben Sams Laptop. Vielleicht würden die beiden zusammen ja mal ein paar Blackbeery-Babys zeugen, die er und Sam dann verkaufen konnten. Dann setzte er sich auf das Bett, das der Tür am nächsten lag.

„Und was machen wir nun mit dem restlichen Tag?“, fragte er Sam.

„Also ich wüsste da schon was, natürlich, nur wenn du willst“, sagte Sam verführerisch und betonte dabei das „du“.

„Gib es auf Sammy! Du wirst mich nicht rumkriegen. Wenn du Sex willst, wirst du schon den ersten Schritt machen müssen, denn ich habe vor standhaft zu bleiben, weil ich die Wette nicht verlieren will.“

„Sex? Also wirklich Dean. Als hätte ich nichts anderes im Kopf“. versuchte er davon abzulenken, dass Dean ins Schwarze getroffen hatte.

„Ich meinte, dass wir in die Eisdiele ein paar Straßen weiter gehen könnten.“

„Oh Mann! Eis“ sagte Dean nur. Sam sah ihn verwirrt an. Er wusste ja nicht, dass der Kleinere sich gerade an den ersten Blowjob erinnerte, den er Sam geben hatte. Da war vorher auch Eis involviert gewesen. Diese Erinnerungen führten zwangsläufig dazu, dass in Deans Kopf auf einmal wieder diese wunderbar erotischen Laute erklangen, die Sam dabei von sich gegeben hatte und das wiederum erweckte in ihm die Lust es mit Sam zu tun, aber er musste sich einhalt gebieten. Er würde nicht einknicken und die Wette verlieren.

„Was ist nun? Willst du oder nicht?“, fragte Sam seinen Bruder.

„Klar, warum nicht. Wir können ja schlecht den ganzen Tag in unserem Zimmer hocken.“
 

Als Jenny wieder wach war, machten sie sich auf zur Eisdiele. Während Sam mit seinem kleinen Eisbecher zufrieden war, bestellte sich Dean eine Eisbombe, die gut für drei Personen gereicht hätte. Er hoffte nur, dass Dean später nicht kotzen musste. Aber es war schon irgendwie niedlich zu sehen, wie Dean das Eis in sich rein stopfte.

„Hey, nicht so gierig, sonst …“

„Argh…“ Zu spät. Der Hirnfrost hatte bei seinem Bruder bereits zugeschlagen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht drückte der Ältere seine Hand gegen die Stirn.

„Manchmal bist du wie ein kleines Kind, Dean“, meinte Sam kopfschüttelnd. Als der Schmerz wieder nachließ, fuhr Dean jedoch unbeeindruckt damit fort, sich einen Löffel Eis nach dem anderen in den Mund zu schaufeln. Der blitzartig einsetzende Kältekopfschmerz überkam Dean noch ein paar Mal und brachte Jenny mit den Grimassen, die er unfreiwillig dabei zog zum Giggeln. Nichtsdestotrotz schaffte er es das ganze Eis zu verputzen. Sam war bereits fertig und hatte Jenny geholfen ihre kleine, mit einem länglichen Keksröllchen und Schoko-M&M’s zu einem Gesicht verzierte, Eiskugel zu essen. Jenny hatte schnell Gefallen an diesem süßen, kalten Zeugs gefunden.

„Man, bin ich voll“, sagte Dean als sie bezahlt hatten und wieder auf dem Rückweg zum Motel waren.

„Kein Wunder, du hast dich ja mal wieder mit jeder Menge überflüssiger Kalorien vollgestopft“, sagte Sam vorwurfsvoll. Dean grinste anzüglich und meinte:

„Hey Sammy, willst du mir nicht helfen die Kalorien zu verbrennen? Ein bisschen Bettgymnastik würde uns beiden gut tun.“

„Gerne Dean, du kannst gleich anfangen deine Zunge zu trainieren, denn die wirst du ja brauchen, um deinen Wetteinsatz einzulösen.“

„Ich … was … nein! Das war bloß ein Angebot für dich, dem ganzen Humbug ein Ende zu setzen“, sagte der Ältere.

„Na, wenn das so ist, wird das wohl nichts mit der Bettgymnastik, denn für mich ist das Ende des Tunnels noch lange nicht zu sehen. Ich kann das Ganze sicher noch ne ganze Weile aushalten.“

„Ach ja, warum versuchst du mich dann zum Einknicken zu bringen?“

„Hey, ich bin kein Unmensch, Dean. Ich will nicht, dass du leidest. Ich weiß doch, dass du es nicht lange ohne aushältst.“ Sie waren am Motel angekommen.

„Länger als du, darauf kannst du Gift nehmen.“ Er stieg aus dem Impala aus und überließ es Sam, Jenny aus dem Kindersitz zu holen.
 

Während Dean mit Jenny spielte, recherchierte Sam schon mal ein wenig für ihren Fall. Was auch immer in dieser Eishalle vor sich ging, schien nicht gravierend genug zu sein, als dass es in die Zeitung geschafft hätte. Sie würden also definitiv ein längeres Gespräch mit Nelsons Bruder führen und lokale Nachforschungen anstellen müssen. Sam klappte den Laptop zu. Es war mittlerweile halb acht. Er sah zu Dean und Jenny hinüber, die zusammen an ihrem neuen Puzzle saßen.

„Nein, Kleines. Das passt nicht. Guck, du hasst da einen Löwen, aber guck hier, die Form geht noch weiter, du brauchst was mit einem langen Hals. Wo ist die Giraffe?“

„Raf“, brabbelte Jenny und gab Dean das Zebra.

„Nein, das passt auch nicht. Das ist ein Zebra.“ ~Oh je, vielleicht würden sie sich das mit der Eliteuni noch mal anders überlegen müssen, so wie sich ihre kleine Sabberschnute momentan anstellte~, dachte Sam.

„Bra“, sagte Jenny.

„Komm schon, das ist doch nicht so schwer. Gib mir die Giraffe. Da ist nur ein Tier mit langem Hals.“ Das kleine Mädchen sah sich die Puzzletiere genauer an und griff dann nach der Giraffe.

„Raf?“, kam es nun fragend von ihr.

„Ja, genau. Das ist die Giraffe.“ Dean gab Jenny stolz einen Kuss auf die Wange. Plötzlich grummelte sein Magen.

„Du kannst doch nicht schon wieder Hunger haben“, meinte der Jüngere.

„Als ob Eis besonders nahrhaft wäre,“ verteidigte sich Dean. Er stand auf.

„Wo willst du hin?“ fragte Sam ihn.

„Ich gehe und hole mir was zu essen. Was Herzhaftes. Ich habe unten an der Ecke einen Hot-Dog-Stand gesehen. Soll ich dir was mitbringen?“ Dean hatte sich bereits Jacke und Brieftasche geschnappt.

„Nein danke. Ich bin noch voll von dem Eis.“ Er setzte sich neben seine Tochter.

„Okay, aber wehe du willst nachher abbeißen.“ Er gab Sam einen Kuss auf die Stirn und war dann zur Tür raus.

„Na dann lass uns weiter puzzeln, Jenny. Haben die hier auch einen Vielfraß?“, fragte Sam, denn das musste sein Bruder in einem früheren Leben gewesen sein.
 

Dean kam einige Minuten später mit einem riesen Hotdog und einer Tüte Chips zurück. Er setzte sich an den Tisch und begann sein Abendessen, während er beobachtete, wie Sam Jenny langsam bettfertig machte. Als er mit dem kleinen Mädchen aus dem Bad vom Zähneputzen zurückkam, hielt Sam sie ihm hin.

„Gib ihr einen gute Nacht Kuss.“

„Dash geht grad nisch“, sagte Dean mit vollem Mund. Er hatte sich gerade den Rest seines Hotdogs in den Mund geschoben.

„Din!,“ quickte das Mädchen, als sie die vollen Hamsterbacken des älteren Winchesters sah. Auch Sam konnte nicht anders als Dean liebevoll anlächeln.

„Du siehst irgendwie putzig aus“, meinet er dann lachend. Dean schluckte den Bissen runter, trank schnell einen Schluck Cola hinterher und wischte sich dann den Mund ab, ehe er seiner Ziehtochter einen Kuss gab. Dann legte Sam sie in das Kinderbett. Dean stand derweil auf und ging ins Bad, um sich die Hände zu waschen.

„Pidy“, sagte das Mädchen verlangend.

„Oh, hätte ich ja fast vergessen.“ Sam ging zu Jennys Wickeltasche und holte ihr heiß geliebtes Plüschtier heraus. Zufrieden drückte sie die Stoffschildkröte an sich. Sam lächelte sie an und gab ihr noch einen Kuss.

„So, jetzt noch eine gute Nacht Geschichte und dann wird geschlafen.“ Er warf einen kurzen Blick in den Raum und musste feststellen, dass sie die Tasche mit Jennys Bilderbüchern und übrigen Spielsachen im Impala gelassen hatten. Da er keine Lust hatte, die jetzt extra rein zuholen, musste er improvisieren. Er überlegte einen Moment was für eine Geschichte er seiner Tochter erzählen sollte, als ihm eine Idee kam.

„Also hör zu, Kleines. Es waren einmal vier Schildkröten mit außergewöhnlichen Kräften. Alle hatten den Namen eines italienischen Künstlers, frag mich aber nicht warum. Ihre Namen waren also Leonardo, Donatello, Raphael und Michelangelo und sie lebten mit ihrem Freund und Mentor Splinter in der Kanalisation von New York. Naja, jedenfalls haben sie alle supercoole Ninjatechniken drauf und du bist ziemlich schnell eingeschlafen, Gott sei Dank, denn viel wäre mir nicht mehr eingefallen“, sagte Sam, nachdem er einen Blick auf seine Tochter geworfen hatte.

„Man, Sam. So wie du das erzählt hast, wäre ja jedes Kind eingeschlafen. Da muss mehr Pep rein, wenn du Jenny begeistern willst.“

„Du kannst es ja beim nächsten Mal versuchen.“ Sam war auf Dean zugegangen.

„Mach ich auch, aber, so ist es vielleicht nicht schlecht. Nach meinen superspannenden Geschichten wird sie wahrscheinlich gar nicht mehr einschlafen können.“

„Ach ja? Wie wäre es denn dann mit ein wenig Erwachsenenunterhaltung?“, sagte er mit anzüglichem Unterton. Er glaubte zwar nicht, dass Dean darauf einsteigen würde, aber versuchen musste er es zumindest.

„Ja klar. Ich hol die Karten. Dann kann ich dir helfen an deinem Pokerface zu arbeiten.“ Der ältere Winchester kramte ein Kartenspiel aus seinem Seesack.

„Dean, das hatte ich eigentlich nicht gemeint.“

„Ich weiß, aber weil wir durch deine bescheuerte Wette ja auf Sex verzichten müssen, bis einer von uns explodiert, bleibt Pokern die einzige unterhaltsame Alternative.“

„Wir könnten auch fernsehen“, meinte Sam, der genau wusste, dass Dean beim Pokern meist die Oberhand hatte und Sam hatte keine Lust auf verlieren.

„Quatsch. Es ist Sommer. Da laufen eh nur Wiederholungen von ollen Spielfilmen, die selbst wir schon mal gesehen haben und dann meckerst du nur wieder über meine Filmauswahl, so wie gestern.“

„Okay, dann spielen wir halt Poker, aber nur wenn ich was von den Chips kriege.“

„Die musst du erst mal auslösen“, sagte Dean und zog die Tüte zu sich in Sicherheit.

„Und wie?“

„Ich hab läuten hören, Küsse wären momentan die bevorzugte Währung“, meinte der Ältere und wackelte verführerisch mit en Augenbrauen. Sam lächelte. Dean konnte es ja abstreiten, soviel er wollte, aber im Moment war er einfach nur unglaublich süß.

„Okay, wie viele Chips krieg ich denn für einen Kuss?“

„Ne Hand voll.“

„Na gut, dann nehme ich Chips für drei Küsse.“

„Na dann komm her,“ meinte Dean. Sam schloss die Lücke zwischen ihnen und gab Dean den Ersten von drei Küssen. Nur hauchzart berührten sich ihre Lippen, dann trat Sam wieder einen Schritt zurück und hielt die Hand auf.

„Hey, war das alles?“

„Du hast nicht gesagt, welche Art von Küssen es sein müssen, also stand mir die Auswahl völlig frei.“

„Mistkerl.“

„Her mit den Chips, dann wird der zweite Kuss vielleicht anders.“

„Wehe nicht!“ Dean öffnete die Tüte, griff hinein, nahm eine Handvoll heraus und platzierte sie auf der Seite des Tisches an der Sam gleich beim Pokern sitzen würde.

„Hey, ich dachte wir reden von meiner Hand voll …“

„Nein, das hatten wir vorher nicht festgelegt“, sagte Dean grinsend. Sam streckte ihm die Zunge raus.

„Komm schon, gib mir noch zwei richtige Küsse und du darfst selbst in die Tüte greifen.“

Das ließ sich der Jüngere dann nicht zweimal sagen und beugte sich, um Dean stürmisch zu küssen, was diesem sehr gefiel. Nach einem Mal kurz Luft holen, tauschte Sam noch seinen letzten Kuss gegen Chips ein und dann setzten sie sich hin und spielten eine Weile Poker. Überraschenderweise verlor Sam gar nicht so oft wie befürchtet, sodass auch er spaß an der Sache hatte.
 

Als sie später bettfertig waren, setzte sich Dean auf das freie Bett, während Sam schon in dem anderen lag. Er schien wirklich vor zu haben dort zu schlafen. Daran musste Sam schnellstens was ändern.

„Willst du etwa wirklich in dem anderen Bett schlafen? Hast wohl Angst, dass du nicht die Finger von mir lassen kannst, was“, neckte Sam ihn.

„Blödsinn, ich kann mich durchaus beherrschen. Ich bin doch kein Sex-Süchtel.“

„Wenn du dich so gut beherrschen kannst, dann kannst du ja auch mit mir in einem Bett schlafen“, sagte Sam.

„Gar kein Problem“, sagte Dean und schluckte. Klar konnte er mit Sam in einem Bett liegen, ohne über ihn herzufallen, aber würde er einschlafen können, mit dem Ziel seiner Begierde so dicht bei ihm? In der letzten Nacht hatte es ja nicht besonders gut geklappt.

„Gut, dann komm her“, sagte Sam und schlug die Decke zurück. Dean stieg zu ihm ins Bett und Sam rückte dicht an ihn ran und fing an ihn zu küssen. Dean war überrascht, aber hey, vielleicht war das Sams Art ihm zu zeigen, dass er es nicht mehr länger ohne ihn aushielt, also erwiderte er den Kuss und auch die gleich darauf einsetzenden Streicheleinheiten von Sam. Doch dies stellte sich als Fehler heraus, als Sam plötzlich von ihm ab ließ. Das kleine Vorspiel sollte reichen, um Dean zum Einknicken zu bringen, war der Jüngere der Meinung.

„Was ist?“, wollte Dean wissen.

„Nichts, aber wenn du mehr willst, dann musst du es dir schon holen. Ich werde es dir nicht geben,“ sagte Sam, der sich sicher war, jetzt gleich die Wette zu gewinnen. Die Lust stand seinem Bruder ja praktisch schon ins Gesicht geschrieben.

„Ist das jetzt etwa dein Ernst, Sammy?“ Dean sah ihn fassungslos an. Das Geknutsche und Gefummel konnte seinen Kleinen doch nicht kalt gelassen haben.

„Sehe ich aus, als würde ich Scherzen? Ich habe nicht vor die Wette zu verlieren und ich weiß, dass du es willst, also nur zu, hol es dir, aber erwarte nicht, dass ich den Anfang mache. So nötig hab ich es nicht.“

„Erst heißmachen und dann kaltstellen, um mich aus der Reserve zu locken, ist das jetzt deine neue Taktik?“

„Hey, du sagst, doch immer ich sei das Mädchen in unserer Beziehung, von daher sollte dich dieser Schachzug nicht überraschen.“

„Pass auf, dass du dich damit nicht ins Abseits beförderst, Sam.“ Er rückte von Sam ab.

„Hey, willst du gar nicht …“

„Oh nein Sam! Wir ziehen das jetzt durch. Ich werde schon dafür sorgen, dass dich diese dämliche Idee mit der Wette in den Hintern beißt. Ich habe garantiert den längeren Atem. Du kannst mich nicht am ausgestreckten Arm verhungern lassen, wenn ich gar keinen Hunger habe. Ich brauch keinen Sex. Sex wird eh überbewertet.“ ~Gott, was laberte er da für einen Mist, aber er würde Sam nicht die Genugtuung geben, die Wette zu verlieren.~
 

Sam drehte sich frustriert um. Gerne tat er es nicht. Er hatte fest damit gerechnet, dass Dean schwach werden würde, doch dieser erwies sich als hartnäckiger als erwartet und so musste Sam sich was anderes überlegen und das selbst auferlegte Zölibat fortsetzen, aber was machte man nicht alles, um eine Wette zu gewinnen. Das Ganze war aber auch eine Schnapsidee gewesen. Der Jüngere Winchester konnte sich genau vorstellen, was für ein Dialog gerade in seinem Körper vor sich ging:

Sams Penis: Spinnst du Alter? Wie kannst du uns die Chancen entgehen lassen? Ich will Aktion und ich steh total auf Deans Arsch.

Sams Hirn: Halt die Klappe, ich bin hier die Schaltzentrale.

Sams Penis: Du bist keine Schaltzentrale, du bist saublöd. Los, gibt die Order aus, dass sich Sam umdreht. Noch ist es nicht zu spät. Dean will uns doch eigentlich.

Sams Hirn: Du bist viel zu impulsiv, darum treffe ich ja auch hier die Entscheidungen.

Sams Penis: Aber ich will Spaß!

Sams Hirn: Ja klar, an was anders denkst du ja gar nicht. Du bist dir nicht der Konsequenzen bewusst. Denk rational. Dieser Körper ist nicht dazu zum Lapdancen geschaffen.

Sams Penis: hey, Sams Gliedmaßen, Hüfte und Schamgefühl! Kriegt ihr das hin?

Sams Gliedmaßen, Hüfte und Schamgefühl: Nur wenn unser Leben davon abhängt.

Sams Penis: Ihr könntet es doch wenigstens probieren!

Sams Gliedmaßen, Hüfte und Schamgefühl: Ne, lieber nicht.

Sams Penis: Spielverderber.

Sams Hirn: Ruhe jetzt!

Sams Penis: Tze, wunder dich nicht, wenn ich morgen zusammen mit meinen beiden, mich umrahmenden Kollegen eingeschrumpelt bin wie eine alte Rosine.

Sams Hirn: Alles leere Drohungen.

Sams Prostata: Okay, wenn du Sams Penis nicht benutzen willst, lass doch wenigstens zu, dass Dean mich stimuliert.

Sams Hirn: Fang du jetzt nicht auch noch an.

Sams Prostata: Sei nicht so unnachgiebig.

Sams Penis: Ja, genau. Gib dir nen Ruck.

Sams Hirn: Klappe halten alle beide!

Sams Prostata: Freu dich schon mal auf die Inkontinenz im Alter!

Frustriert stöhnte Sam leise auf. Dean verpasste ihm daraufhin einen Tritt.

„Autsch, was soll das?“

„Dafür, dass du hier rumstöhnst. Wer hatte denn die Idee mit der doofen Wette?“

„Ach halt doch die Klappe Dean!“

„Mistkerl!“

„Hey, du … ich meine du liebst mich doch trotzdem oder?“

Sams Penis: Hey, willst, du, dass ich mich in eine Vagina verwandle?

Sams Herz: Halt dich daraus, von echten Gefühlen hast du doch keine Ahnung.

Sams Hirn: Da stimme ich zu.

Sams Herz: Ach halt du dich raus, du machst es uns allen hier schwer. Es könnte doch alles so schön sein wenn …

Sams Hirn: Lalalalala…ich kann dich gar nicht hören!

Sams Herz: Hey, Sams Magen! Hab öfter Hunger auf was Fettiges, dann sorg ich für nen Herzinfarkt und dann ist es aus mit uns allen!

Sams Gliedmaßen, Hüfte und Schamgefühl: Ähm … vielleicht sollten wir das mit dem Tanzen doch probieren!

Sams Hirn: Ja spinnt ihr denn jetzt alle? Schluss jetzt! Es ist Nachtruhe angesagt.

Sams restlicher Körper: Oller Diktator!!!

„Gute Nacht Sammy“, sagte Dean nur Augen rollend. Sam lächelte. Sein Bruder hatte zwar nicht direkt auf die Frage geantwortet, aber die Art und Weise, wie er seinen Namen ausgesprochen hatte, reichte ihm und zu wissen, dass sein Partner ihn liebte.

Träume und Albträume

„Sam, ich halt das so nicht mehr aus. Ich brauche dich.“

„Das heißt, ich habe die Wette gewonnen?“

„Ich scheiß auf die Wette. Ich will dich.“ Mit diesen Worten fing Dean an ihn leidenschaftlich zu küssen …
 

„Pa-pa! Pa-pa!“ Grummelig erwachte der jüngere Winchester aus seinem Schlaf. Warum konnte seine Tochter mit ihrem Weckruf nicht auch noch ein paar Minuten warten? Gerade an der spannendsten Stelle seines Traums musste seine Sabberschnute ihn aus dem Bett jagen.

„Pa-pa!“

„Komme ja, Jenny!“ Er wollte sich nur noch eben kurz strecken, doch dann bemerkte er, dass ihn jemand festhielt und sich an ihn gekuschelt hatte. Dean hatte seinen linken Arm um Sams Mitte geschlungen und sein Gesicht an dessen Schulter-Brustbereich geschmiegt. Als der größere Winschester seinen Kopf hob und seinen noch schlafenden Partner erblickte, musste er lächeln, denn Dean sah atemberaubend niedlich aus. Völlig entspannt und Sam könnte schwören, dass er im Schlaf sogar lächelte. Wahrscheinlich träumte er und was sein Dean da träumte schien ihn glücklich zu machen. Wie gern würde Sam mal einen Blick in Deans Traum werfen.

„Pa-pa!“

„Ja doch!“ Ganz vorsichtig entwand er sich aus Deans Umarmung. Der Ältere wachte dabei nicht auf. Dann hob er seine Tochter aus ihrem Bettchen.

„Sch …Schön leise sein jetzt. Wir wollen doch deinen Din noch schlafen lassen.“ Er schnappte sich Jennys Wickeltasche und ging mit ihr ins Bad um sie für den Tag fertigzumachen. Kaum war Sam aus dem Zimmer, kuschelte sich Dean unbewusst in dessen Kissen.
 

„Was wird das hier Sammy?“

„Wonach sieht es denn aus?“

„Nach etwas furchtbar Kitschigem!“

„Ach komm schon Dean! Setz dich. Es wird dir gefallen.“ Skeptisch ließ Dean sich daraufhin auf der karierten Picknickdecke nieder, die Sam in ihrem Garten unter einer Schatten spendenden Eiche ausgelegt hatte. Es war ein wunderbarer sonniger Frühsommertag. Sam setzte sich zufrieden lächelnd hinter ihn und zog den sich sträubenden Dean zwischen seine Beine, sodass dieser sich an seine Brust lehnen konnte. Er liebte es zwar in Sams Armen zu sein, aber er musste ja wenigstens den Schein wahren, sonst stünde er noch hinterher als das Mädchen da und so zog er pflichtbewusst immer seine Show ab und gab vor, Sams liebevolle Behandlung und dessen unschuldige Zärtlichkeiten nervend zu finden. Der Jüngere öffnete nun, die neben ihnen stehende Kühlbox und holte eine Schüssel heraus.

„Was du da drin hast, ist besser kein Gemüse oder so ´n Scheiß!“

„Dean, ich will den Augenblick hier mit dir genießen, denkst du wirklich, da würde ich dir Gemüse anbieten?“

„Bei dir kann man nie wissen.“

„Vertrau mir.“

„Mach ich doch.“

„Dann hör auf so misstrauisch in meiner Speiseauswahl zu sein.“

„Okay, okay. Ich hab Hunger. Jetzt gib mir schon was davon.“

„Augen zu und Mund auf.“

„Hey, das letzte Mal, als du das zu mir gesagt hast, hatte ich hinterher so nen vertrockneten Stangenselleriestick mit einer widerlichen Dill-Dippsoße im Mund.“

„Du hast das alles sofort wieder auf den Küchenboden gespuckt, glaub mir, den Fehler mach ich nicht noch mal, also …“

„Ja, ja. Okay.“ Er schloss die Augen und öffnete seinen Mund. Sam nahm eine mit Schokolade überzogene Erdbeere aus der Schüssel und schob sie dem Älteren in den Mund.

„Mhm… viel besser als das olle Gemüse“, sagte Dean genüsslich. Sam lächelte.

„Kann ich noch eine?“

„Aber klar doch. Ich habe auch noch anderes Obst.“

„Mit Schokolade?“

„Ja, mit Schokolade. Wir wollen ja nicht, dass du von den Vitaminen und Mineralien in den puren Früchten einen allergischen Schock bekommst.“

„Mistkerl.“

„Idiot.“ Dennoch schob er Dean eine Schokotraube in den Mund. Dann drehte er Deans Kopf zu sich und versüßte ihm den Genuss zusätzlich mit einem Kuss.

„Mhm…Sammy, du solltest mich öfter so verwöhnen.“

„Ja, vielleicht, aber Jenny hat nur ein Mal in der Woche Fußballtraining.“

„Apropos Training. Wann muss ich sie noch mal abholen?“

„In einer Stunde.“

„Gut, das reicht aus, um die Verwöhnung fortzusetzen und das Ganze noch etwas auszubauen, wenn du verstehst, was ich meine.“ Dean wackelte anzüglich mit seinen Augenbraune und schob Sams freie Hand in seinen Schritt. Sam wurde leicht rosa um die Nase, doch da ihr Garten von Hecken umgeben war, kam er Deans Wink mit dem Zaunpfahl nach und küsste ihn leidenschaftlich …
 

„Din!“ Irgendwas Piepsiges drang in Deans Traum vor.

„Dean, aufstehen.“ Er fühlte, wie ihm jemand durchs kurze Haar strich.

„Din!“ Eine kleine Hand patschte an seiner Backe rum.

„Jenny, ich glaub so wird das nichts. Ich denke, wir müssen ihn wach küssen.“ Kurz darauf berührte etwas sehr Feuchtes seine linke Wange und etwas sehr Weiches, Einladendes seine Lippen. Langsam öffnete er seine Augen und lächelte. So wurde man doch gerne geweckt. Er erwiderte den Kuss kurz, doch all zu früh brach Sam ihn ab.

„Hey, Baby. Ich hätte dich ja gerne noch weiter schlafen lassen, aber Jenny und ich haben Hunger und wenn wir nicht erst spät abends in St. Paul ankommen wollen, sollten wir Frühstücken und uns auf die Socken machen.“ Mit diesen Worten stand er auf und packte ein paar Sachen zusammen.

„Din!“ Jenny saß immer noch neben ihm.

„Morgen Kleines,“ sagte Dean und gähnte.

„Ni Nane!“

„Ja, wir gehen gleich zum Frühstück.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und stand dann auf. Er verschwand im Bad und ging unter die Dusche. Er dachte an seinen Traum und lächelte. Wenigstens war der Traum nicht so intensiv geworden, dass er jetzt eine kalte Dusche gebraucht hätte.
 

Zwei Stunden später hatten sie gefrühstückt und ihre Sachen wieder im Impala verstaut. Nachdem sein Baby auch ein ordentliches Frühstück bekommen hatte, begaben sie sich auf den Highway und setzten ihre Fahrt nach St. Paul fort. Gegen Mittag war Sam auf seinem angestammten Platz auf dem Beifahrersitz eingenickt und auch Jenny war in ihrem Kindersitz eingedöst, ihren Freund Speedy fest im Griff.
 

~Er war wieder in seinem Schlafzimmer in Palo Alto, nein, wenn er sich genauer umschaute, war er das nicht. Er entspannte sich etwas.~
 

Dean sah zu Sam hinüber. Er schlief zwar, doch wirklich zu Ruhe schien er nicht zu kommen. Hatte er etwa wieder einen Albtraum? Er wollte ihn gerade wecken, als sich Sams Gesichtszüge wieder entspannten. Darüber war Dean froh und er konzentrierte sich wieder auf die Straße und bekam so nicht mit, dass Sam sich kurz darauf wieder anspannte und danach ein schieres Wechselbad der Traumwelt durchlebte.

~Es war nicht das Schlafzimmer in Palo Alto, aber er war in einem Schlafzimmer und er war allein und so was ließ bei ihm gleich die Alarmglocken losgehen. Er wagte es nicht, sich aufs Bett zu setzen. Stattdessen sah er sich in dem Zimmer genauer um. Neben dem Bett stand ein Nachttisch und darauf ein Bilderrahmen. Sam ging darauf zu und nahm das Bild hoch. Es zeigte einen friedlich schlafenden Dean und eine ebenfalls schlafende Jenny im Kleinkindalter, die auf dessen Bauch und Brust lag. Sam lächelte, dies schien eine Art Zukunftstraum zu sein. Ein wenig erleichtert schmiss er sich aufs Bett, das hier war ihr Schlafzimmer. Plötzlich tropfte etwas auf sein Gesicht und Panik stieg in ihm auf.~

Sams hektisches Atmen hatte Dean aufmerksam gemacht. Er sah zu Sam hinüber. Sein Kleiner schien doch einen Albtraum zu haben. Dean schüttelte ihn an der Schulter, um ihn von seinem Leid zu erlösen. Sam schreckte auf und sah ihn mit großen Augen an.

„Es ist alles okay, Sammy. Das war nur ein Traum.“ Sam fuhr sich durchs Haar.

„Gott, ich wünschte, dass würde irgendwann mal aufhören und nicht nur für kurze Zeit pausieren“, meinte der Jüngere.

„War es wieder Jessica?“, fragte Dean besorgt.

„Ja … nein … ach ich weiß nicht. Es war irgendwie total komisch.“ Sam wahr froh, dass Dean ihn geweckt hatte, denn er wusste nicht, was ihn diesmal an der Decke erwartet hätte, wenn der Traum weiter gegangen wäre, aber er wollte den Ausgang auch gar nicht wissen.

„Ähm, Sam … willst du … na ja ... dichanmichanlehnenunddichnocheinbisschenausruhen?“

„Wie bitte? Ich hab den letzten Teil nicht verstanden.“

„Ach komm her!“ Er zog Sam zu sich, sodass dieser mit seinem Kopf an Deans Schulter zu liegen kam. Sam lächelte.

„Ah, verstehe, du willst schmusen“, sagte er dann zum Älteren.

„Kein Wort, Sammy!“

„Schon okay. Ich genieße und schweige.“ Deans Hand lag an seiner Hüfte und Sam fühlte sich sofort sicher und geborgen.

„Gut so, Sammy. Tu das.“ Sam seufzte.

„Es wird aufhören, Sammy. Irgendwann, da bin ich mir sicher“, sagte Dean. Er drückte einen leichten Kuss auf Sams Scheitel und als dieser dann wieder ruhig atmete konzentrierte er sich wieder zu 100 % auf den Straßenverkehr. Bis St. Paul waren es noch etwa 3 ½ Stunden, wenn er zügig weiter fuhr.
 

In einem Waldstück am Highway standen zwei Gestalten.

„Wirst du es noch mal versuchen, wenn er wieder schläft?“

„Hetz mich nicht. Wir werden es langsam angehen lassen. So was ist meistens wirksamer. Mein werter Kollege hatte mit seiner Dauer Albtraum Berieselung ja weniger Erfolg.“

„Lass dir aber nicht zu viel Zeit. Er muss sich von ihm trennen, sonst funktioniert der ganze restliche Plan nicht.“

„Vertrau mir. Alles läuft so, wie wir uns das vorstellen. Durch den langsamen Aufbau der Albträume können wir es so drehen, dass er sich so fühlen wird, als würde ihm sein Unterbewusstsein suggerieren, dass er für ihn nicht gut ist und so sehr, wie er ihn liebt, wird er nicht zulassen wollen, dass ihm etwas passiert und uns in die Hände spielen. Verlass dich drauf. Noch vor Ende des Monats haben wir ihn soweit, dass du an ihn herantreten kannst und glaub mir, er wird ja sagen.“

„Dein Wort in Luzifers Ohr.“ Mit diesen Worten war der Dämon verschwunden.

„Sam Winchester, dein schlimmster Albtraum hat gerade erst begonnen.“ Mit einem freudigen Grinsen war auch der zweite Dämon verschwunden.

Ray trifft die Ghostbusters

Sam war tatsächlich noch einmal in einen traumlosen Schlaf gefallen. So an seinen Dean gekuschelt fühlte er sich einfach pudelwohl. Er hatte etwas mehr als eine Stunde geschlafen, als er langsam erwachte. Sein Kopf war noch immer an Deans Schulter gelehnt und Sam lächelte leicht. Er drehte seinen Kopf etwas, sodass seine Lippen Deans Hals berühren konnten und er begann damit, noch etwas verschlafen, kleine Küsschen auf Deans warmer Haut zu verteilen. Zuerst schien Dean davon sehr angetan zu sein, doch dann versuchte er von Sam weg zu rutschen.

„Hör auf, Sam“, sagte der Ältere. Er hatte einfach nicht mehr den Nerv dazu. Er liebte Sams Berührungen und Küsse, aber dieser würde ihn ja eh gleich wieder kaltstellen, weil Dean nicht bereit war, die Wette verloren zu geben. Während Sam geschlafen hatte, hatte Dean nachgedacht und hatte einen völlig neuen Plan entworfen. Er hatte sich daran erinnert, wie „dankbar“ Sam sich gezeigt hatte, nach dem Dean ihm verziehen hatte, dass er ihm vorgeworfen hatte mit irgendeiner dahergelaufenen Tussi ne Nummer auf dem Klo einer Autoraststätte geschoben zu haben. Damals hatte Dean sich abweisend gegenüber Sam verhalten und der Jüngere war nur zu willig gewesen, als Dean Zärtlichkeiten wieder zugelassen hatte. Das sollte sich doch wohl wiederholen lassen. Er würde sich Sam jetzt einfach völlig entziehen und ihn so in die Knie zwingen. Er wusste, dass das nicht sonderlich fair war, aber im Krieg und in der Liebe war ja eigentlich alles erlaubt und diese Wette war im Prinzip beides. Sammy, dieser sture Hund wollte sich einfach nicht eingestehen, dass er ebenso ein sexuelles Wesen war wie Dean, und dass er ebenso scharf auf Sex mit ihm war, wie Dean. Der Ältere hatte kein Problem damit zuzugeben, dass er praktisch dauernd heiß auf seinen Kleinen war, aber er hatte ein Problem damit, dass Sam so tat, als ob das Ganze immer nur von Dean ausging, als würde Sam nicht draufstehen, es so oft wie nur möglich mit Dean zu tun, weil es Gott verdammt noch mal das beste und geilste Gefühl auf der Welt war wenn sie sich so nah waren und sich liebten und das nicht nur auf körperliche Weise. Für Dean hatte es geradezu etwas Kosmisches, so als würden sie wahrlich eins miteinander werden. Es war etwas, dass der Ältere nie zuvor bei jemand anderem gespürt hatte. Er wusste einfach, dass es Sam genau so ging und das war der eigentliche Grund, warum Dean die Wette durchzog. Sam sollte das endlich zugeben. Den Lapdance würde er ihm dann sogar erlassen.
 

Deans Abweisung schien gar nicht zu Sam durchzudringen, denn der Jüngere fuhr mit seinen Liebkosungen fort, als er an Deans Ohrläppchen knabbern wollte, sagte Dean abermals:

„Hör auf Sam.“

„Mhm…was?“ Er sah Dean leicht verwirt an.

„Ich sagte, du sollst das lassen.“

„Sag nicht, es gefällt dir nicht.“ Sam rieb seine Nase an Deans stoppeliger Wange. Der Ältere könnte sich mal wieder rasieren. Etwas unsanfter als beabsichtigt schupste er Sam nun von sich weg, sodass dieser mit dem Ellenbogen gegen die Beifahrertür kam. Sam zog daraufhin sein überraschtes Gesicht kraus und rieb sich den Musikantenknochen.

„Au, was zur Hölle sollte das, Dean?“

„Ich hab keinen Bock mehr auf deine Spielchen.“

„Spielchen, was für … oh!“ Sam dämmerte es. Dean schien zu glauben, Sam wollte ihn eben nur wieder rumkriegen, dabei hatte er da gar nicht an ihre Wette gedacht.

„Dean, so war das gar …“

„Spar dir das. Wir sind jetzt offiziell im Krieg und der kann nur mit absoluter Kapitulation enden“, verkündete Dean grinsend. Sam rollte mit den Augen. Was hatte er mit seiner blöden Wettidee bloß angerichtet?
 

Den Rest der Fahrt verbrachten sie schweigend, um bei den Kriegsmetaphern zu bleiben, Sam vermutete, dass Dean das Ganze nun in seinem Schützengraben aussitzen würde. Eine leicht bedrückende Stimmung kehrte ein und Sam war froh, als sie endlich den Impala vor Theresas und Nelsons Haus abstellten. Dean war gerade ausgestiegen als Nelson aus dem Haus kam.

„Hab ich doch richtig gehört. Schön, dass ihr da seid.“

„Tja, mein Baby hat halt einen unverwechselbaren Klang“, entgegnete Dean und die beiden Männer begrüßten sich mit einer kurzen, männlichen Umarmung.

„Hi Nelson!“, meldete sich nun Sam zu Wort, der in der Zwischenzeit seine Tochter aus dem Kindersitz geschnallt hatte.

„Sam, hi!“ Er klopfte dem jüngeren Winchester freundschaftlich auf die Schulter.

„Hi Jenny“, sagte er dann und streichelte dem kleinen Mädchen durchs Haar.

„Mann, ist sie gewachsen“, stellte Nelson fest.

„Bei dem langen Lulatsch als Vater ist das ja auch kein Wunder“, meinte Dean und deutete auf Sam. Nelson lachte.

„Kommt rein. Theresa hat gerade Kaffee gekocht. Mein Bruder müsste auch gleich kommen. Euer Gepäck holen wir dann später rein.“

„Sag mal, habt ihr zu dem Kaffee auch Kuchen?“, fragte der ältere Winchester.

„Ist der Papst katholisch?“ Nelson lachte wieder. Er war genau so ein Freund von Kuchen wie Dean. Dean grinste zufrieden und zusammen gingen die Vier ins Haus. Im Flur wurden sie von Theresa begrüßt, die Jenny sofort in ihre Arme entführte.

„Du bist aber groß geworden“, sagte sie. Sam rollte mit den Augen. Das war wohl ein Standard Spruch, den Eltern ständig zu hören bekamen.

„Wie ist es euch so ergangen?“, erkundigte sich Nelson.

„Das Übliche“, meinte Dean. Er wollte seinem Freund jetzt nicht erzählen, mit welchen Monstern sie es seit ihrer letzten Begegnung zu tun gehabt hatten.

„Verstehe, aber ihr lebt, das ist doch ein gutes Zeichen.“

„Kommt, setzen wir uns in den Garten,“ meinte Theresa. Die Männer folgten ihr.

„Hey, bevor dein Bruder kommt, was hast du ihm über uns erzählt?“, fragte Dean.

„Also als ich vor ein paar Tagen bei ihm war und er mir davon erzählt hat, hab ich gesagt, man könne ja meinen, dass es in der Eishalle spukt und er hat dann daraufhin scherzhaft gesagt, dass er wohl mal die Ghostbusters anrufen sollte. Ich hab dann gesagt, dass ich da zwei Spezialisten kennen würde, und hab ihm erzählt, wie ihr uns mit dem Poltergeist geholfen habt. Er hätte mich fast für verrückt erklärt. Erst als Theresa es ihm bestätigt hat, hat er es mir geglaubt und eingewilligt, dass ich euch verständige“, fasste Nelson zusammen.

„Gut, es ist immer hilfreich, wenn wir die Leute nicht erst lang und breit darüber aufklären müssen, was es da draußen alles gibt“, meinte Sam.

„Ich denke Ray wird trotzdem noch so einige Frage haben“, sagte Nelsons Frau.

„Aber das kriegt ihr schon hin“, meinte ihr Mann.

„Okay, dann werden wir mal sehen, was wir für deinen Bruder tun können“, sagte Dean.

„Kannst du uns denn schon mal sagen, was genau da in der Eishalle passiert ist?“, fragte der größere Winchester.

„Ich denke, damit sollten wir warten, bis mein Bruder Ray hier ist. Er kann das sicher besser erklären.“

„Kuchen, Dean?“, bot Theresa ihm an und der ältere Winchester nahm dankend mit einem vorfreudigen Lächeln das üppige Stück entgegen. Sam sah seinen Bruder grummelig an. Er wusste, dass Dean gleich wieder genüssliche Geräusche von sich geben würde, die er eigentlich nur während ihrer Schlafzimmeraktivitäten äußern sollte. Schlafzimmeraktionen, die es wegen der von ihm vorgeschlagenen dämlichen Wette momentan nicht gab. Sam könnte sich in den Arsch beißen. Sein sturer Partner konnte einfach nicht klein beigeben und die Wette annullieren bzw. ein Unentschieden einräumen. Nein, Dean verlangte wortwörtlich die absolute Kapitulation und das war etwas, dass Sams eigene Sturheit wohl nicht all zu bald zulassen würde. Wenn Dean das durchziehen konnte ohne Sex, dann konnte er das ja wohl erst recht. Er konnte sich doch nicht einem Mann geschlagen geben, der bis noch vor wenigen Monaten jede Chance genutzt hat, um willige Frauen aufzutun und seine Bedürfnisse zu befriedigen und wenn es um Sex mit ihm ging, hat sich Dean auch nicht gerade wie eine Jungfrau angestellt. Dass ihm diese Wette so schwer fiel, weil er noch nie auf jemanden so abgefahren ist wie auf Dean und diesen mit Haut und Haar und von Kopf bis Fuß liebte, gar völlig verrückt nach ihm war, wollte sich sein beherrschtes Über-Ich einfach nicht eingestehen. Theresa, die Sams mürrisches Gesicht gesehen hatte, stellte ihm nun auch ein Stück Kuchen hin.

„Danke“, sagte Sam und lächelte leicht. Auch Nelson war Sams missmutiger Gesichtsausdruck nicht entgangen. Leise fragte er Dean:

„Alter, was hast du angestellt?“

„Was?“, fragte Dean verwirrt.

„Ich meine so, wie Sam dich eben angesehen hat, sieht Theresa mich nur an, wenn ich was verbockt habe.“

„Ich habe nichts gemacht. Er hat heute nur eine seiner Launen, weißt ja, wie die Frauen sind. Haben ständig fixe Ideen und fangen an zu spinne, wenn es nicht so klappt, wie sie sich das vorgestellt haben.“ Nelson schmunzelte bei Deans Worten, merkte dann aber an:

„Ich glaube nicht, dass Sam das gerne hört, wenn du ihn als Frau bezeichnest.“ Dean grinste. Manchmal musste er seine Machoseite halt mal raushängen lassen.

„Natürlich nicht, was meinst du, warum wir flüstern?“, entgegnete Dean dann auf Nelsons Anmerkung.

„Hey Jungs, hört auf zu tuscheln oder teilt das Geheimnis mit der ganzen Klasse“, sagte Theresa.

„Haben wir getuschelt, Dean?“

„Nein, wir doch nicht“, sagte der ältere Winchester unschuldig und schob sich einen Bissen von dem Stück Kuchen in den Mund.

„Schlimmer als Waschweiber,“ meinte Theresa. Der Geschmack des Kuchens verteilte sich auf Deans Zunge und das von Sam vorausgesagte orgasmusähnliche Stöhnen ließ nicht lange auf sich warten.

„Mhm…so gut …yam…nhm…“ Natürlich übertrieb Dean ein bisschen, schließlich wollte er Sam triezen, wusste er doch, welche Wirkung diese Geräusche auf seinen Kleinen haben mussten und in der Tat entkam dem Jüngeren ein leicht sehsüchtiges Seufzen.

„Hey Schatz, warum machst du nicht solche Laute, wenn du meinen Kuchen isst? Schmeckt er dir nicht?“, neckte Theresa ihren Mann.

„Baby, ich mach diese Geräusche nur, wenn es richtig rund geht“, sagte er und gab seiner Frau einen Klaps auf den Hintern. Sie lachte und ließ sich auf seinen Schoß sinken. Sofort zog Nelson ihr Gesicht zu sich und küsste seine Frau.

„Mhm…das nenn ich mal nen Kuss“, sagte er, als er die Lippen seiner Gattin wieder freigab. Theresa lehnte sich an sein Ohr und flüsterte etwas. Dem Grinsen zufolge, das sich daraufhin auf Nelsons Gesicht abzeichnete, war den Brüdern klar, dass seine Frau garantiert etwas gesagt hatte, das mit etwas zu tun hatte, was nicht jugendfrei war. Sam seufzte erneut. Dean, der Sam am liebsten auch geküsst hätte, zog es vor sich weiterhin seinem Kuchen zu widmen. Sollte sein verdammt heißer, manchmal aber einfach nur dämlicher Bruder sehen, was ihm seine Wette eingebrockt hatte. Wenn es darum ging, Sam eine Lektion zu erteilen, war er immer noch mehr Sams Bruder als Sams Partner, auch wenn er als letzterer litt wie ein Hund. Theresa rutschte von Nelsons Schoß und setzte sich neben ihren Mann, der ihnen dann Kaffee eingoss.
 

Es dauerte nicht lange und Nelsons Bruder klingelte an der Haustür. Er sah ihm ziemlich ähnlich, war aber etwa drei bis fünf Jahre älter, schätzte Dean. Sam war gerade im Bad, um Jenny zu wickeln, als Ray ankam. Theresa hatte ihm geöffnet, ihn begrüßt und ihn dann direkt in den Garten geführt.

„Dean, das ist mein Schwager Ray, Ray, das ist Dean Winchester“, stellte Theresa ihn vor.

„Hi, Sie sind also einer der Ghostbusters“, sagte Ray und hielt Dean die Hand hin. Dean lächelte leicht und schüttelte sie.

„So in etwa, aber lassen Sie es sich gesagt sein, man kann Geister nicht mit einem Staubsauger einsaugen.“

„Das hat Nelson auch gesagt.“ Er ging rüber zu Nelson und gab ihm eine brüderliche Umarmung. In dem Moment kam Sam mit Jenny wieder raus in den Garten.

„So, jetzt bist du wieder sauber. Lauf zu deinem Din!“, sagte Sam und ließ seine Tochter loswackeln. Das kleine Mädchen lief auch sofort zielstrebig zu dem älteren Winchester. Als sie ihn erreichte, zog sie an seinem Hosenbein und bedeutete ihm so, sie auf seinen Schoß zu setzen. Dem kam Dean nur zu gern nach. Er hatte seine kleine Sabberschnute gern nah bei sich, um sie zu knuddeln. Wer wusste schon, wie lange es heutzutage für Kinder noch cool war, mit ihren Eltern zu schmusen.

„Hey, wer bist du denn, Kleines?“, fragte Ray sie. Das Mädchen sah ihn mit neugierigen Augen an. Sie war, was neue Leute anging, nicht gerade schüchtern. Dean lächelte und stellte sein kleines Mädchen vor.

„Das ist Jenny und Mr. Bigfoot da drüben ist meine bessere Hälfte“, sagte Dean und deutete auf Sam, der noch an der Tür stand und sie beobachtete. Der Jüngere kam auf sie zu und setzte sich neben Dean.

„Hi, ich bin Sam!“, stellte er sich vor.

„Hi! Ich bin Ray, Nels Bruder.“

„Willst du Kaffee Ray?“, fragte Theresa ihn.

„Ja, gerne. Danke.“ Sie goss ihm eine Tasse voll.

„So, Nelson meinte, Sie hätten da was für uns“, begann Sam das Gespräch.

„Wie man´ s nimmt. Ich bin mir nämlich immer noch nicht ganz sicher ob Nel mich hier nicht doch verarschen will.“

„Sag bloß, du glaubst mir immer noch nicht“, sagte Nelson.

„Du musst zu geben, dass das ziemlich schwer ist. Was du mir erzählt hast, ist einfach zu verrückt.“ Die Brüder seufzten.

„Sie können ihrem Bruder das glauben“, sagte Sam.

„Ja. Für Theresa und mich war es auch verrückt, bis wir es mehr oder weniger selbst gesehen haben.“

„Und du meinst also, dass sich in meiner Eishalle ein Geist herumtreibt?“

„Ich weiß es nicht. Deswegen habe ich ja die beiden gerufen.“

„Ray, erzählen Sie uns doch einfach erstmal, was so alles passiert ist“, meinte Dean.

„Naja, da sind diese Unfälle und diese seltsamen Coldspots“, meinte Ray.

„Fangen Sie doch ganz von vorne an. Wann haben diese Unfälle angefangen und wer war betroffen?“

„Hm, der erste Unfall war vor etwas mehr als einem Monat. Da hat das Eishockeytraining wieder angefangen.“

„Ja, Nelson hat uns erzählt, dass sie der Eiswart an der Eishalle des hiesigen Colleges sind“, sagte Dean.

„Eiswart und so was wie ein Hausmeister.“

„Was war das für ein Unfall?“, kam Sam wieder aufs Thema zurück.

„Nichts Wildes nur seltsam. Einer der Spieler war nach dem Training noch in die Sauna gegangen, und als er raus wollte, ging angeblich die Tür nicht auf, aber von außen ließ sie sich problemlos öffnen. Einer seiner Teamkollegen mit dem er immer nach Hause fährt hat ihn gefunden und konnte ihn noch rechtzeitig raus lassen. Sein Kreiskauf war ganz schön im Eimer, aber es geht ihm schon wieder gut.“

„Was ist so seltsam daran, dass die Saunatür mal geklemmt hat?“, fragte Sam.

„Die Tür hat einen extra Sicherheitsbolzen, der so was verhindert.“

„Vielleicht war es ein Streich seiner Teamkollegen“, meinte Dean.

„Die Jungs sind eine eingeschworene Truppe. So was würden sie nicht tun.“

„Okay, das war der erste Unfall. Was ist sonst noch passiert?“, wollte Sam wissen. Ray berichtete, was noch passiert war. Einem Spieler war beim Duschen der Duschkopf auf den Kopf gefallen obwohl die Duschräume in der Spielpause erst renoviert worden waren. Er trug eine kleine Platzwunde davon. Einem anderen Spieler war die Kufe an einem Paar fast neuer Schlittschuhe gebrochen, war gefallen und er hatte sich dabei das Knie lädiert. Ein anderer war über eine Sporttasche gefallen, von der er schwor, dass sie dort vorher nicht gelegen habe. Wieder ein anderer hatte sich leichte Verbrühungen zugezogen, weil auf ein Mal das Wasser der Dusche kochend heiß wurde, etwas was noch passiert war und auch danach nicht mehr aufgetreten ist. Alles nichts Lebensbedrohliches, aber nichtsdestotrotz waren das den Winchesters ein paar zu viele Unfälle. Sie würden der Sache nachgehen.

„Und wissen Sie, das war alles wie von der berühmten Geisterhand verursacht, verstehen Sie? Keiner kann sich das alles erklären.“

„Erzähl ihnen von den Coldspots“, meinte Nelson.

„Ja, das ist das Merkwürdigste überhaupt. Manchmal wird es während und nach dem Training an manchen Stellen schlagartig kälter. Das habe ich öfters bemerkt und das meist vor bzw. nach diesen Unfällen.“

„Ich weiß, Sie sagten, die Jungs wären ´ne eingeschworene Truppe, aber gibt es irgendjemand, der gegen die Spieler einen Groll hegt und ihnen was antun wollen würde?“, fragte Sam Ray.

„Nein, da fällt mir niemand ein. Die Sportler unserer Mannschaften sind allseits beliebt.“

„Hm, okay. Ich denke, Sam und ich werden uns das mal ansehen. Wenn wir gleich losfahren, schaffen wir es vor dem Abendessen.“

„Fresssack,“ meinte Sam, willigte aber ein.

Die Zamboni

Verwendeter Song:

I want to drive the Zamboni by Mario Townsend
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSD
 

Einige Minuten später saßen die Winchesters mit Ray im Impala und waren auf dem Weg zum Unigelände. Als Ray den Impala gesehen hatte, hatte es sich herausgestellt, dass Ray Oldtimer genau so gern mochte wie sein Bruder Nelson, nur das er weniger Ahnung davon hatte, also hatte Dean ihm angeboten doch mit dem Impala nach Minneapolis zu fahren. Sam war von Dean nach hinten auf den Rücksitz neben Jenny verbannt worden, angeblich damit Ray Dean den Weg weisen konnte, aber Sam war sich ziemlich sicher, dass Dean dass aus reiner Gehässigkeit tat, wusste er doch, dass es für den Jüngeren mit seinen langen Beinen dahinten ziemlich unbequem sein würde. Sie hatten sich dazu entschieden Jenny mitzunehmen, weil Theresa noch einen Arzttermin hatte und sie es Nelson nicht zutrauten bzw. zumuten wollten alleine auf ihre außergewöhnliche Tochter aufzupassen. Der Geist, sollte es sich wirklich um einen handeln, hatte bisher nur Spielern geschadet, also sollte ihnen keine Gefahr drohen.

„Wie lange arbeiten Sie schon als Eiswart?“, fragte Dean Ray.

„Seit fast fünf Jahren, aber hey, lassen wir doch die Förmlichkeiten. Wir können uns duzen.“

„Kein Problem, solange ich nicht mit dir Bruderschaft trinken und dich küssen muss.“

„Ne lass mal. Darauf kann ich verzichten, außerdem will ich ja deinen Freund nicht gegen mich aufbringen.“

„Da tust du gut dran, denn Sammy ist ganz schön eifersüchtig“, sagte Dean. Sam war kurz davor zu sagen, dass das nicht stimmte, aber das wäre eine glatte Lüge gewesen und Dean hätte ihn bestimmt deswegen zur Schnecke gemacht und wohlmöglich wieder die Sache mit der Tussi im Waschraum aufgewühlt, nur um ihn zu ärgern und darauf konnte Sam gut verzichten. Also blieb Sam größtenteils still und gab nur hier und da ein wenig seinen Senf dazu, während Dean mit Ray über Autos und Eishockey sprach. Dean und Eishockey, ausgerechnet. Als Kind hatte Dean es mal unbedingt ausprobieren wollen. Sie waren in Blue Earth bei Pastor Jim gewesen. Er war vier oder so und Dean etwa acht. Es war Winter und einige Jungs aus Deans Klasse trafen sich immer nach der Schule an einem zugefrorenen Teich um Eishockey zu spielen. Einer der Jungs hatte Dean mal eingeladen mit zu spielen. Er hatte Dean sogar seine alten Schlittschuhe geliehen. Das Problem war, Dean konnte nicht eislaufen. Nichtsdestotrotz versuchte er es, so schwer konnte es ja nicht sein. Sein erster Versuch endete damit, dass er ungünstig fiel und sich den linken Arm brach. Da Dean aber kein Mensch war, der freiwillig aufgab, übte er heimlich, um es zu lernen. Heimlich deswegen, weil der Arzt meinte, er solle sich schonen und Pastor Jim ihm geraten hat sich daran zu halten und John Dean telefonisch mitgeteilt hatte, dass er auf Pastor Jim hören sollte. Tat Dean nicht. Er schlich sich immer raus, wenn Pastor Jim etwas in der Gemeinde zu tun hatte. Das klappte auch, denn Sam, war ein guter kleiner Bruder und verriet Dean nicht, solange der Ältere sich bereit erklärte später mit ihm zu spielen. Ihr Dad hatte Dean eingebläut, Sam nie alleine zu lassen und so nahm Dean ihn auch immer mit, wenn er übte, natürlich musste Sammy am Ufer und in Deans Sichtweite bleiben, aber das war okay für Sam. Wie gesagt, es klappte bis zu einem Sonntagnachmittag im späten Februar. An dem Tag hätte Sam seinen Bruder zum ersten Mal fast verloren, denn es war seit ein paar Tagen wärmer geworden und ein früher Frühling stand ins Haus. Dean hatte noch immer seinen Gips und war im dünner werdenden Eis des Teiches eingebrochen. Wenn ein vorbeilaufender Jogger ihn nicht aus dem Eisloch gezogen hätte, wäre er vermutlich ertrunken, denn der Gips zog ihn ziemlich runter und lange hätte er sich nicht mehr an der Kante festhalten können. Sam konnte sich noch sehr gut daran erinnern, wie er panisch aufs Eis gelaufen war. Dean aber hatte ihm sofort befohlen wieder ans Ufer zu gehen. Zunächst weigerte Sam sich, schließlich wollte er Dean helfen, aber zum Glück kam dann der Jogger. Er schickte Sam ebenfalls vom Eis und zog Dean raus. Der bibbernde 8 jährige wurde ins Krankenhaus gebracht und in etliche Wärmedecken gepackt. Sam war nicht mehr von seiner Seite gewichen, bis ein aufgebrachter Pastor Jim Sam vor die Tür schickte, um ein paar Takte mit Dean zu reden, doch das war lange nicht so schlimm wie die Standpauke, die sich Dean später von ihrem Dad anhören musste. John verbot Dean strickt jemals wieder aufs Eis zu gehen und an Dads Verbote hielt Dean sich, jedenfalls bis zu einem gewissen Alter und auch dann noch an die meisten, bis auf wenige Ausnahmen. Dean hatte nie Eislaufen gelernt und niemals Eishockey gespielt und auch im Fernsehen sah sich Dean Spiele selten an. Er war, wenn überhaupt, eher an den Schlägereien der Spieler interessiert und zu genau diesem Thema waren die beiden Männer jetzt gekommen.
 

„Heute ist das ja heftiger als früher, weil wegen der Schutzkleidung weniger passieren kann. Ich habe neulich eine DVD mit den größten Schlägereien im Eishockey gekauft. Wenn wir auf dem Rückweg kurz bei mir zu Hause anhalten, kann ich sie holen und wir können sie uns bei Nel angucken“, schlug Ray vor.

„Cool,“ meinte Dean und Sam rollte nur mit den Augen. Einige Minuten später dirigierte Ray sie auf den Angestelltenparkplatz hinter der Eishalle.

„Sammy, nimm du Jenny. Ich kümmere mich um unser Equipment.“

„Equipment? Habt ihr doch Staubsauger?“, fragte Ray neugierig.

„Nein, Geister bekämpft man mit anderen Mitteln. Komm, ich zeig’s dir.“ Dean ging mit Ray zum Kofferraum und zeigte ihm ihr Handwerkszeug. Auskunftsfreudig erklärte er Ray die Wirkung, die Salz auf Geister hatte und schließlich präsentierte ihm stolz sein selbst gebautes EMF-Gerät. Sams Laune wurde etwas düsterer. Für seinen Geschmack verstanden sich die beiden etwas zu gut. Er musste Dean ja schon mit Nelson teilen, aber jetzt auch noch mit dessen Bruder? Was blieb dann noch für ihn? Er gönnte Dean ja ein paar Freunde, aber eigentlich wollte er Dean lieber für sich alleine. Oh Gott! Er war so egoistisch, aber er war es nicht gewohnt Dean teilen zu müssen, waren sie doch fast ständig zusammen.

„Cool und du hast das echt aus ´nem alten Walkman gebaut?“, fragte Ray fasziniert. Dean nickte und erklärte Ray wofür man es benutzte.

„Schleimer“, murmelte Sam und schnallte Jenny aus ihrem Kindersitz.

„Also los, Sammy. Ich habe alles.“ Ray führte die Winchesters zu einem Seiteneingang und sie betraten die Eishalle.

„So da wären wir! Hinter den Kulissen sozusagen“, meinte Ray.

„Um das Ganze abzukürzen, schlage ich vor, dass Ray uns zeigt, wo die Spieler verletzt wurden und wir dort dann mal alles mit dem EMF-Gerät scannen“, sagte Sam.

„Von mir aus, gerne. Die Umkleidekabine ist auf der anderen Seite der Halle,“ sagte Ray und führte die Brüder in den Innenraum.

„Hey, müssen wir um die Eisfläche herumgehen? Es ginge doch viel schneller, wenn wir einfach übers Eis flitzen“, sagte Dean und klang ein wenig euphorisch.

„Eigentlich lasse ich niemanden in Straßenschuhen auf mein Eis, aber weil ihrs seid, werde ich mal eine Ausnahme machen“, sagte Ray und öffnete eine Tür in der Bande.

„Cool“, sagte Dean und rieb sich die Hände. Da ihr Dad ihm verboten hatte aufs Eis zu gehen, blieb Dean zum Schlittern nur die Möglichkeit, vereiste Flächen auf dem Bürgersteig zu nutzen, aber es hatte ihm als Kind immer spaß gemacht und irgendwie kam seine kindliche Seite heute in ihm hoch. Ray war bereits auf dem Eis und Dean wollte ihm folgen, als er aus dem Augenwinkel sah, dass Sam sich in Bewegung gesetzt hatte.

„Hey, wo willst du hin, Sammy?“

„Mit Jenny auf dem Arm will ich lieber außen rum gehen. Eis ist rutschig, und wenn ich Jenny auf dem Arm hab, kann ich meine Balance nicht so gut halten und ich bin eh schon nicht gerade ein Scott Hamilton, was Eislaufen angeht.“

„Ne, eher Michelle Kwan“, sagte Dean lachend.

„Ja, so ein rosa Kleidchen mit Pailletten, würde Sam sicher gut stehen“, fügte Ray lachend hinzu. Dean boxte Ray gegen den Arm.

„Hey, ich mach hier die Witze, schließlich ist Sammy mein Mädchen.“ Während Ray und Dean ihr Lachen vereinigten, warf Sam seinem Partner einen bitterbösen Blick zu.

„Verstehst du heute wieder keinen Spaß, Sam?“, fragte Dean.

„Tut mir leid, dass ich das nicht witzig finde“, sagte Sam nur und zeigte Dean den Stinkefinger, ehe er sich mit Jenny auf den Weg auf die andere Seite machte.

„Wow, das war heftig. Reagiert er immer so sensibel?“, fragte Ray.

„Normalerweise kann er einiges ab. Ist heute wohl mit dem falschen Bein aufgestanden.“ Dean konnte sich jedoch denken, dass ihr durch die Wette bedingtes Zölibat seinen kleinen etwas dünnheutiger als sonst machte. Ziemlich viel angestautes Testosteron bürstete sie beide langsam auf Krawall, aber die Wette ging Ray ja mal überhaupt nichts an. Dean betrat das Eis. Während Ray schon ein paar Längen voraus war, hatte Dean so seine Schwierigkeiten mit dem kalten, glatten Untergrund. Er machte winzig kleine Schritte.

„Beeil dich mal, Dean. Sonst ist Sam noch vor uns da“, rief ihm Ray zu, der schon dreiviertel der Strecke zurückgelegt hatte. Dean versuchte dann sein Tempo etwas zu erhöhen und kam ziemlich ins Straucheln. Auf Mitte der Strecke rutschte er ziemlich stark weg und wedelte wild mit den Armen, um nicht hinzufallen. Es war wirklich sehr amüsant das mit anzusehen. Die Eisfläche war für jemanden von Sams Größe von allen Seiten aus einsehbar und so genoss der Jüngere schmunzelnd die kleine „Dean on Ice Show“. Der Ältere hatte es fast geschafft, als er dann doch noch das Gleichgewicht verlor und auf dem Hintern landete. Sein Stolz litt ziemlich, als Ray ihm hoch half. Sam kam kurz darauf auch auf der anderen Seite an.

„Hey Dean, das war echt elegant. Wie eine Elfe bist du übers Eis geglitten oder wie heißt das Tier mit dem Rüssel noch gleich?“, sagte Sam spitzbübisch und erntete diesmal einen Lacher von Ray.

„Haha, Sam“, sagte Dean grimmig.

„Fant“, brabbelte Jenny, die sich daran erinnerte wie Dean ihr das Elefanten-Teil ihres Zoopuzzles erklärt hat. Sam grinste und gab seiner Tochter einen Kuss auf die Wange.

„Oh, nicht du auch noch“, seufzte Dean, musste nun aber auch schmunzeln.

„Okay Jungs. Da drüben ist die Umkleide und da rechts geht es zu den Duschen und zur Sauna“, erklärte Ray ihnen nun wieder ernster.

„Okay, Sam. Las uns loslegen“, sagte Dean und ging auf die Tür der Umkleidekabine zu.

„Wartet, ich muss die Tür erst aufschließen,“ sagte Ray und holte seinen Schlüsselbund aus seiner Hosentasche heraus. Dann schloss er die Tür auf.

„So, dann wirf mal deine Wundermaschine an.“ Dean tat wie ihm geheißen. Er hatte das EMF-Gerät kaum angeschaltet, da blinkte und piepte es auch schon. Sam seufzte, es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn es mal kein Fall für sie gewesen wäre.

„Ist das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?“, fragte Ray.

„Gratulation Ray, in deiner Eishalle treibt ein Geist sein Unwesen“, erklärte der ältere Winchester.
 

„Und was bedeutet das jetzt? Müsst ihr was exorzieren?“

„Das macht man bei Dämonen“, sagte Sam.

„Erstmal müssen wir raus finden, mit wessen Geist wir es hier zu tun haben“, sagte Dean.

„Oh, hey Ray! Hier bist du“, schreckte sie eine männliche Stimme auf.

„Hey Mike. Waren wir verabredet?“, fragte Ray, als ein etwa 30 jähriger Mann zu ihnen kam.

„Nein, aber es ist trotzdem gut, dass ich dich erwische. Gleich kommen die neuen Goldy Gopher Anwärter und ich wollte das Kostüm holen, aber ich hab meinen Schlüssel vergessen. Schließt du mir schnell den Raum auf? Oh, hey. Du hast Besuch?“, kam es fragend von Mike als er die Winchesters entdeckte.

„Das sind Sam und Dean Winchester. Freunde meines Bruders, sie sind zu Besuch bei ihm, und da er heute keine Zeit hat, hat er mich gebeten ihnen ein bisschen was zu zeigen. Die beiden sind große Eishockey Fans“, erklärte Ray. Dean und Sam waren beeindruckt von Rays Improvisationstalent.

„Freut mich. Ich bin Mike Elder, der Trainer der Maskottchen.“

„Trainer der was?“, fragte Dean, der glaubte sich verhört zu haben.

„Der Maskottchen unserer Sportmannschaften“, wiederholte Mike. Dean lachte.

„Sie meinen diese überdimensionalen Plüschtierchen mit den Trikots an? Wofür brauchen die denn einen Trainer?“ Mikes freundliches Lächeln verschwand. Sam schluckte. Sein Bruder war scheinbar in ein Fettnäpfchen getreten. Mike schien sich beleidigt zu fühlen.

„Ich möchte Sie gern mal sehen, wie Sie mit dem Kostüm an eine Choreographie mit den Cheerleadern tanzen“, sagte er. Um Mike zu besänftigen, sagte Sam:

„Das ist sicher schwerer als es aussieht.“

„Da können Sie von ausgehen. Trotzdem gibt es so komische Witzbolde wie den da, die meinen sich über uns Maskottchen lustig machen zu müssen.“

„Ich bin sicher, Dean hat es nicht so gemeint.“

„Wie auch immer. Ray, gibst du mir den Schlüssel?“

„Klar. Hier.“ Er löste einen Schlüssel von seinem Bund.

„Danke. Ich leg ihn dir auf deinen Schreibtisch.“

„Ist gut.“

„Viel Spaß noch“, sagte Mike höflich an Sam gewandt und bedachte Dean noch mit einem grimmigen Blick, ehe er davon ging.

„Alter, da hat Sam dir deinen Arsch gerettet. Was seine Maskottchen angeht, ist Mike sehr empfindlich. Er nimmt das sehr ernst, der hätte dir bestimmt am liebsten in den Arsch getreten“, erklärte Ray.

„Der und mir in den Arsch treten. Der schmächtige Spacko? Mal ehrlich, die Leute, die in diese Kostüme steigen, sind doch alles Freaks und oder verpickelte Looser.“

„Dean, sei nicht so gemein.“

„Ja, die haben es echt nicht leicht. Die stecken in dem Kostüm und schwitzen sich einen ab und werden von den meisten verspottet. Man sollte ihnen schon etwas Respekt entgegen bringen, da hat Mike recht.“ Dean zuckte nur mit den Schultern und sagte dann:

„Ich wundere mich, dass die immer wieder Leute finden, die das freiwillig machen wollen.“

„Unser Eishockey Team braucht ein neues Maskottchen. Der Junge, der es sonst immer gemacht hat, ist vor etwa einem Monat bei einem Autounfall ums Leben gekommen.“ Sam und Dean sahen sich an, beide hatten die gleiche Idee.

„Wurde der Junge auch vom Eishockey Team geärgert?“, fragte Dean.

„Ja, manchmal. Aber eigentlich immer harmlos.“ Die Brüder sahen ihn skeptisch an.

„Okay, manchmal haben sie ihm Juck- oder Stinkpulver ins Kostüm getan und ihn gehänselt, aber warum wollt ihr das wissen?“

„Na ja, wir suchen hier nach einem rachsüchtigen Geist und ein angepisster Junge, der in seiner Funktion als Maskottchen gehänselt wurde, passt ziemlich gut ins Profil,“ erklärte Dean ihm.

„Du meinst er rächt sich nun an den Spielern, indem er sie in kleinere Unfälle verwickelt?“

„Ja, das könnte sein. Gibt es sonst noch jemanden, der mit den Spielern in Verbindung stand und vor Kurzem gestorben ist?“, wollte Sam wissen.

„Nein. Seit ich hier arbeite, ist niemand gestorben, der was mit dem Team zu tun hatte.“

„Okay, dann ist dieser Junge unser einziger Verdächtigter. Weißt du noch, wie er hieß?“, erkundigte sich der kleinere Winchester.

„Ted irgendwas. Da müsste ich noch mal nachsehen. Ich habe irgendwo in meinem Büro noch einen Nachruf über ihn liegen. Kommt mit“, bat Ray sie. Sie folgten dem Eiswart zu seinem Büro, dabei kamen sie an der Eisaufbereitungsanlage vorbei und daneben stand SIE.

„Ist das etwa eine Zamboni?“, fragte Dean mit leuchtenden Augen und deutete auf die Eisbearbeitungsmaschine. Ray lächelte und nickte.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/64/Zamboni_ice_resurfacer.jpg

„Darf ich da mal mit fahren?“

„Mal sehen. Wenn ihr mir den Geist vom Hals schafft, vielleicht.“

„Oh, das werden wir“, versicherte Dean und sah die Zamboni verzückt an.

„Dean, das ist ein Eisglätter auf Rädern. Wieso bist du so fasziniert davon?“

„Alter, du hättest anstatt Familie Feuerstein als Kind lieber mal die Peanuts gucken sollen, denn dann wüsstest du, dass es drei Dinge gibt, die Menschen gerne anstarren: Eines ist ein plätschernder Bach, ein weiteres ist ein Feuer im Kamin und das andere eine Zamboni, die dauernd im Kreis fährt. Man Sam, ich wollte schon immer mal mit dem Ding fahren“, sagte Dean. Ray räusperte sich und stimmte dann ein Lied an.
 

Well I went down to the local arena

Asked to see the manager man

He came from his office, said, "Son can I help you?"

I looked at him and said, "Yes you can..."

I want to Drive the Zamboni...hey

I want to Drive the Zamboni...Yes I do!

Now ever since I was young it's been my dream

That I might drive a Zamboni machine

I'd get the ice just as slick as could be

And all the kids would look up to me
 

Sam machte große Augen, als sein Bruder beim zweiten Refrain mit einstieg. Dean konnte ihn doch immer wieder überraschen. Er hatte viel zu schnell erwachsen werden müssen und hatte sicher noch viele unerfüllte Kindheitsträume.
 

I want to drive the Zamboni...hey

I want to drive the Zamboni...Yes I do!

Now the manager said, "Son, I know it looks keen

But that right there is one expensive machine

And I've got Smokey who's been driving for years."

About that time I broke down in tears.

Cause I want to drive the Zamboni...hey

I want to drive the Zamboni...Yes I do!
 

“Boni”, brabbelte Jenny. Dean lächelte.

„Willst du auch mitfahren?“, fragte er die Kleine. Sie giggelte nur.

„Würde das gehen?“, erkundigte er sich dann auch so gleich bei Ray.

„Im Prinzip schon. Wenn du langsam fährst, sollte es gehen. Aber natürlich bestehe ich darauf, hinten drauf zu steigen und dir ein bisschen beim Einfahren zu helfen.“

„Super, dann ist das ein Deal! Wir erledigen den Geist und dann lässt du mich die Zamboni fahren.“ Dean hielt Ray die Hand hin.

„Abgemacht“, sagte Ray und schlug ein.

„Ähm, ich will ja nicht der Spielverderber sein, aber Ray, könntest du jetzt eben gucken, wie Teds Nachname ist?“, fragte Sam.

„Stimmt ja, das hätte ich jetzt fast vergessen“, sagte Ray und ging in sein Büro.

„Din!“, quickte Jenny und streckte ihre Hände nach ihrem Zweitvater aus.

„Ich glaub, da will jemand zu dir“, sagte Sam und reichte seine Tochter an seinen Bruder. Dean nahm sie entgegen und gab ihr einen Kuss.

„Krieg ich auch einen?“, fragte Sam.

„Nein“, antwortete Dean knapp und sah sich mit Jenny auf dem Arm die Zamboni genauer an. Sam sah ihn perplex und leicht verletzt an. Was sollte das denn jetzt? Dean hatte ihm den Rücken zugedreht. Er wollte Sams verletzten Gesichtsausdruck nicht sehen. Er hatte sich sehr zusammen reißen müssen, um Sam den Kuss zu verweigern, aber wenn er diesen „Krieg“ beenden wollte, musste er seine Taktik beibehalten. Ein paar Minuten später kam Ray wieder aus seinem Büro und hielt einen Zettel hoch.

„Ted Lancaster“, sagte er und reichte Sam den Nachruf. Sam überflog ihn. Der kurze Text enthielt keine weiteren Informationen, die ihnen weitergeholfen hätten, also würde sich Sam in den Computer der Uni hacken und Teds Akte suchen, um die Adresse von dessen Angehörigen herauszufinden.

„Und?“, erkundigte sich Dean.

„Wir haben seinen Nachnamen. Wenn wir seine Verwandten ausmachen, die hoffentlich in der Nähe wohnen, können die uns hoffentlich etwa über den Verbleib seiner sterblichen Überreste sagen. Das Übliche halt“, sagte Sam.

„Gut, gut. Den Recherche Job überlass ich dir.“

„Wenn ihr dann soweit seid, können wir die DVD abholen und zurück zu Nelson fahren.“

„Wir sind hier fertig, oder Sammy?“

„Ja, wir können. Wir sollten vielleicht morgen auch die verletzten Spieler fragen, ob sie irgendwas gesehen haben, dann können wir vielleicht auch wirklich festmachen, dass es Ted ist“, merkte der Jüngere an.

„Die Jungs hätten doch gesagt, wenn sie was gesehen hätten“, meinte Ray.

„Wenn du etwas sehen würdest, das du dir nicht erklären kannst, weil es nicht sein kann, würdest du es dann anderen erzählen, auch wenn du dir ziemlich sicher sein kannst, dass man dich für verrückt hält?“, fragte Dean ihn.

„Hm, nein. Wahrscheinlich nicht. Ich würde es wahrscheinlich als Einbildung abtun.“

„Eben und daher sollten wir noch mal nachfragen. Meist kriegen wir so doch noch einiges raus, wenn wir den Leuten klar machen, dass wir ihnen glauben, auch wenn es total verrückt klingen mag, was sie gesehen haben“, sagte Sam.

„Okay, wartet kurz.“ Ray ging noch ein Mal in sein Büro und kam kurz darauf mit einer Liste in der Hand zurück.

„Was ist das?“, fragte Dean.

„Die Liste mit den Eiszeiten und Trainingseinheiten. Ich habe euch ´ne Kopie gemacht, damit ihr wisst, wann ihr die Jungs hier antreffen könnt.“ Er gab Sam die Liste.

„Danke. Hey, morgen früh haben sie hier Konditionstraining. Da könnten wir ja mal nachfragen“, sagte Sam, nachdem er einen Blick auf die Termine geworfen hatte. Dean nickte. Sam faltete die Liste und schob sie sich in die Hosentasche.

„Dann lasst und mal los“, meinte Dean.

„Willst du wieder übers Eis?“, fragte Ray Dean neckisch. Sam grinste.

„Ne, lass mal,“ sagte Dean mürrisch. Gemeinsam gingen sie dann zurück zum Impala und fuhren über einen kleinen Umweg über Rays Wohnung zurück zu Nelson.
 

„Ich weiß gar nicht, wieso du dich so aufregst. Ich finde die Aufgaben sind doch gerecht verteilt“, sagte Lilith, die das Kaninchen des kleinen Jungen, dessen Schwester sie in Besitz genommen hatte, genüsslich mit einem Küchenmesser traktierte. Der kleine Junge vergoss bittere Tränen. Neben ihm saßen ebenso hilflos seine Eltern.

„Das findest du gerecht? Du feierst hier jeden Tag Kindergeburtstag und ich kann sehen wie ich unseren Plan in die Tat umsetze um unseren Vater zu befreien“, beschwerte sich der andere Dämon.

„Hey, ich kann nichts dafür, dass du und deine Unterdämonen unfähig seid. Du warst jedenfalls zu jeder Party eingeladen. Dein Pech, wenn du dein Tagewerk nicht pünktlich verrichtet kriegst.“ Mit ihren dämonischen Kräften zog sie den Vater des Jungen von der Couch.

„Was?“, fragte er schwach.

„Ich will meinen Spaß mit euch teilen. Ich habe noch ein paar Messer. Nimm dir eins und mach mit“, sagte Lilith freudig.

„Nein“, stammelte er. Er konnte doch nicht vor den Augen von Frau und Sohn das Haustier quälen. Lilith hörte auf zu lachen.

„Mach mit oder ich mach aus deinem Sohn eine Piñata und schlage zu, bis die zuckersüßen Gedärme raus kommen.“

„Oh Gott!“, mit zittriger Hand nahm der Vater eins der Küchenmesser.

„Geht doch. Jetzt stich zu. Du glaubst nicht wie toll e sich anfühlt zu sehen wie sich das flauschige Kaninchen im Todeskampf windet“, kam es frohlockend von dem blonden, kleinen Mädchen. Der Vater musste gegen seine Übelkeit ankämpfen als er anfing ebenfalls auf das Kaninchen einzustechen.

„Was heißt unfähig? Wir könnten längst einen Schritt weiter sein, wenn du aufhören, würdest ständig Partys zu feiern und mir mal helfen würdest“, sagte der gelbäugige Dämon.

„Okay, okay. Wenn es dich glücklich macht, werde ich mir unser Pärchen mit dem Kind, das dir soviel Ärger macht mal ansehen. So schwer kann das doch nicht sein. Gib mir fünf Minuten. Ich muss nur sehen, dass meine Gäste beschäftigt sind, dann kümmere ich mich darum, Hauptsache du hörst endlich auf zu meckern. Du klingst ja fast schon wie ein Mensch.“

„Wann hörst du endlich auf uns zu quälen?“, fragte die Mutter.

„Wenn ich Langeweile bekomme, aber im Moment hab ich euch so lieb und so viel Spaß mit euch, dass ich glaube, dass wir noch einige Zeit miteinander verbringen werden, aber jetzt muss ich kurz weg.“ Die Eltern atmeten leicht auf.

„Aber keine Sorge. Ich lass euch meinen Bruder da. Er musste viel arbeiten in letzter Zeit und kann ein bisschen Spaß vertragen, also seid lieb zu ihm.“ Der Gelbäugige rollte mit den Augen. Super, jetzt blieb ihm nur Liliths abgelegtes Spielzeug über, dabei hätte er viel lieber in seiner Freizeit ein paar afrikanische Diktatoren zum Völkermord aufgestachelt. So eine 0/8/15 Bilderbuchfamilie war nicht gerade eine Herausforderung und den größten Spaß hatte seine Schwester ja schon verbraucht.

„Pass gut auf meine Familie auf,“ sagte Lilith und war im nächsten Moment verschwunden.

Eishockeyschlägerei oder Vaginamonologe

Ich hoffe ihr hattet alle schöne Weihnachten. Viel Spaß mit dem neuen Kapitel.

Nachschub gibt es wieder am 4. Januar 2011. Guten Rutsch ins neue Jahr.
 

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Als Dean den Impala vor Nelsons Haus anhielt, standen dort schon drei Autos und blockierten die Einfahrt.

„Wo kommen die denn alle her?“, fragte Sam.

„Oh je! Familienbesuch“, sagte Ray.

„Familienbesuch?“, sagte Dean fragend.

„Yap. Sieht ganz so aus, als wären Theresas Verwandten reingeschneit.“

„Ist das was Gutes oder was Schlechtes?“, fragte Sam skeptisch.

„Kommt drauf an, ob ihre Cousinen und Schwestern alleine oder in männlicher Begleitung gekommen sind. Kennt ihr den Film „My big fat greek wedding“?“ Dean sagte der Titel nichts, aber Sam hatte schon mal davon gehört. Er hatte zu Beginn seines Studiums für kurze Zeit in einer Videothek gearbeitet.

„Gut, dann stell dir das Ganze bei Theresas Familie genau so vor, nur halt nicht griechisch.“

„Oh“, sagte Sam.

„Ja genau. Naja, aber eigentlich sind die ganz nett. Wird bestimmt ein lustiger Abend.“

„Was? Wie … man, kann mich mal einer aufklären?“, fragte Dean, der nur Bahnhof verstand.

„Lasst uns rein gehen. Du wirst schon noch verstehen, was Sache ist“, sagte Ray. Kurz darauf standen sie vor der Haustür und wollten klingeln, als schon die Tür geöffnet wurde. Eine kleine, vollbusige Frau um die 30 stand an der Schwelle und musterte die drei Männer.

„Hi Ray“, sagte sie dann in bester Flirtmanier.

„Hi Carmen.“ In dem Moment trat Theresa hinzu.

„Hey Jungs. Da seid ihr ja schon wieder. Kommt rein.“ Sie taten wie ihnen geheißen.

„Wir haben überraschend Besuch bekommen. Meine Schwester Elena und meine Cousine Carmen haben einen Partyservice und unsere Familie stellt sich für neue Gerichte immer gerne als Versuchskaninchen zur Verfügung. Am besten ich stell euch mal vor. Kommt mit in die Küche.“ Sam und Dean folgten ihr. Ray blieb im Wohnzimmer zurück. Die drei Frauen, die in der Küche damit beschäftigt waren die Cellophanfolie von den mitgebrachten Anrichtetabletts voller Häppchen zu entfernen, drehten sich zu Theresa und den Jungs um.

„Dean, Sam! Das sind meine Schwester Elena, meine Schwester Nina, meine Tante Sophia und meine Cousine Carmen habt ihr ja eben schon an der Tür getroffen.“

„Hi“, sagte Dean freundlich. Die Frauen sahen ihn und Sam mit Jenny auf dem Arm verzückt an kamen auf sie zu und fingen alle gleichzeitig an zu reden.

„Ist die Kleine aber süß“, sagte Nina.

„Ja, fast so hübsch wie meine Enkelin“, sagte Sophia.

„Wie heißt sie denn?“, fragte Elena.

„Jenny,“ antwortete Sam.

„Wollt ihr was essen?“, fragte Carmen.

„Natürlich wollen sie. Sieh sie dir doch an, nur Haut und Knochen“, sagte Sophia. Theresa beobachtete amüsiert, wie Carmen uns Sophia Dean und Sam zum Esstisch dirigierten. Während Carmen ihrer Mutter half die Speisen auf den Tisch zu bringen, hatte Nina es irgendwie geschafft Sam Jenny abzuluchsen und betüdelte diese nun während ihre Schwester Sam und Dean mit Fragen über ihr Leben als schwules Paar mit Kind löcherte. Zurückhaltung war für diese Frauen eindeutig ein Fremdwort.

„Wie lange seid ihr schon zusammen?“, fragte Nina.

„Ich bin nich so gut mit Zahlen. Frag da mal lieber Sammy. Hey, sind das Mini-Frühlingsrollen?“, fragte Dean Carmen. Diese nickte und schob ihm das Tablett hin.

„Also Sam?“, blickte Nina nun den jüngeren Winchester an. Nelsons Frau schmunzelte.

„Ich werde mal Ray und Nelson holen“, sagte sie dann und ging wieder ins Wohnzimmer.
 

„Du … du lässt sie da alleine bei den Löwinnen?“, fragte Ray seine Schwägerin.

„Keine Bange. Sie wissen, dass die Zwei ein Paar sind und sie interessieren sich viel mehr für Jenny“, erklärte Theresa. Ray atmete durch.

„Aber du als Singlemann bist weiter Freiwild“, fügte sie dann kichernd hinzu.

„Oh Mann!“ Nicht, dass er nicht gerne flirtete, aber Theresas beide ledige Schwestern und Carmen waren einfach nicht Rays Typ, was die Damen nicht daran hinderte bei jedem erneuten Aufeinandertreffen erneut die Krallen nach ihm auszufahren.

„Wo ist Nelson?“, fragte Ray sie dann.

„Da wo er meistens ist, wenn er als einziger Mann geballtem Östrogen ausgesetzt ist. Er versteckt sich unter den Vorwand eine Flasche Wein zu holen im Keller“, sagte Theresa.

„Soll ich ihn holen?“, fragte Ray.

„Nein, du gehst in die Küche und leistest Sam und Dean Gesellschaft. Ich hol Nelson. Wenn ich dich gehen lassen würde, kämt ihr beiden ja nicht mehr hoch.“ Sie schob ihren Schwager in Richtung Küche.

„Okay, okay. Aber wehe deine Schwestern, kneifen mir wieder in den Hintern.“
 

Als Ray in die Küche kam, war Dean dabei die Köstlichkeiten zu probieren und Sam versuchte tapfer das Kreuzverhör von Nina und Elena zu überstehen.

„Eine Leihmutter. Ach, ihr Männer habt es gut. Ihr kriegt den kleinen Wonneproppen ohne lästige Schwangerschaftsbeschwerden“, sagte Nina.

„Ja, keine Morgenübelkeit. Keine übersensiblen Brustwarzen, keine Hämorriden oder dicke Füße und vor allem keine Schwangerschaftsstreifen“, sagte Elena.

„Nicht zu vergessen die Stimmungsschwankungen“, meinte Carmen.

„Eigentlich ist es ja unfair“, meinte Nina.

„Was wisst ihr schon über Schwangerschaftsbeschwerden? Ihr Kücken habt doch noch keine Kinder“, sagte Sophia.

„Aber eine Cousine, die vor Kurzem ein kleines niedliches Baby bekommen hat und wir haben alle unter ihrer Schwangerschaft zu leiden gehabt“, sagte Nina.

„Ja, besonders ich. Das eine Mal, wo ich sie morgens zum Arzt gefahren habe, hat sie mir ins Auto gekotzt“, sagte Carmen.

„Und die Geburtsschmerzen sind sie auch umgangen“, sagte

„Oh das war schlimm. Dammriss 3. Grades“, sagte Sophia.

„Bei dem dicken Kopf, den das Baby von seinem Vater geerbt hat, kein Wunder“, meinte Carmen. Sam schluckte. Das waren alles Informationen, auf die er gerne verzichtet hätte. Wie konnte sein Bruder dabei so seelenruhig weiter Minifrühlingsrollen in sich rein stopfen? Wahrscheinlich hatte er irgendeinen Filter dafür, damit er in Ruhe mampfen kann. Na ja, zumindest waren die Frauen jetzt erst mal abgelenkt und löcherten ihn nicht länger mit Fragen, von denen Dean, unhilfreich wie er heute war, noch keine Einzige beantwortet hatte. Das blieb alles an ihm hängen.

„Oh, hi Ray“, sagte Nina mit verführerischem Augenaufschlag, als sie den Schwager ihrer Schwester erblickte.

„Nimm dir, doch was zu essen“, sagte Carmen.

„Oh, ja danke. Das sieht wie immer alles köstlich aus.“

„Ischt esh aush“, sagte Dean mit vollem Mund.

„Junger Mann, es ist ja schön, wenn es ihnen schmeckt, aber das ist kein Grund mit vollem Mund zu sprechen“, sagte Sophia. Sam musste sich beherrschen nicht zu lachen. Das war doch lächerlich. Er würde lieber Dean mit vollem Mund reden hören, als Sophia und ihre Tochter und Nichten über Hämorriden und Dammrisse sprechen zu hören. Sam brauchte eine Pause. Er zog Dean kurz am Hemdärmel. Dieser drehte sich dann auch prompt zu ihm.

„Bevor wir es uns hier zu gemütlich machen, lass uns doch erst mal unsere Sachen rein holen“, schlug Sam seinem Bruder vor.

„Geht ruhig. Jenny ist hier in guten Händen“, sagte Elena.

„Okay. Aber eine nehme ich mit auf den Weg“, entgegnete Dean und nahm sich noch eine Minifrühlingsrolle, ehe sie die Küche verließen.
 

„Schon satt?“, fragte Theresa, die Nelson mittlerweile mit weiblichen Tricks aus dem Keller gelockt hatte. Dean schüttelte kauend mit dem Kopf.

„Wir holen nur eben unsere Sachen aus dem Impala“, sagte Sam.

„Oh, okay. Dann warte ich auf euch und zeig euch gleich euer Zimmer“, sagte Theresa.

„Das wäre nett“, sagte Sam ehe er und Dean zur Haustür hinaus traten.

„Du kannst ruhig schon in die Küche gehen. Ray ist auch da und meine Familie beißt nicht, das weißt du“, sagte sie zu ihrem Mann, der dann widerstrebend mit seiner Rotweinflasche in der Hand in die Küche ging.
 

So, hier war sie nun. War kurzfristig in die Hülle einer kleinen, blonden Pfadfinderin geschlüpft, die mit ihrem Bollerwagen unterwegs war, um für einen guten Zweck Kekse zu verkaufen. Jetzt wollte sie doch mal sehen, wie die Typen aussehen, die ihrem Bruder so viele Probleme bereiten. Sie hatte sie orten können, da Sam das Blut ihres Bruders in sich hatte. Das war nun sehr nützlich, aber was machten zwei Jäger hier in einem Vorortviertel? Sie war gerade vor dem Haus angekommen, als Sam und Dean hinauskamen. ~Gott ist der süß~ dachte die Dämonin. Dean würde sich gut in ihrer Sammlung machen. Spielkameraden konnte man schließlich nie genug haben und wenn der andere seine Aufgabe als die Hülle für ihren Vater endlich übernehmen würde, hatte Dean ja eh nichts mehr zu tun und würde ihr gehören. Vielleicht sollte sie sich dann auch mal einen erwachsenen Frauenkörper zulegen.

„Hi, wollt ihr Kekse kaufen?,“, fragte sie die beiden Brüder und trat auf sie zu.

„Gerne! Sammy, bezahl die junge Dame“, sagte Dean und nahm sich ein Päckchen Kekse vom Bollerwagen. Sein Bruder rollte mit den Augen, nahm aber seine Brieftasche aus der Hosentasche.

„Wie viel macht das?“

„Ähm … 5 Dollar.“

„Hier bitte.“ Sam reichte ihr einen Geldschein. Plötzlich nieste sie. Verdammt, jetzt wusste sie, was ihrem Bruder so zu schaffen machte. Sie konnte deutlich die Aura eines Engels spüren.

„Schönen Tag noch.“ Wie ein geölter Blitz rannte sie ihren Bollerwagen hinter sich herziehend davon. Kein Wunder, dass sein Bruder noch nichts erreicht hatte. Ein einzelner niederer Dämon hatte gegen einen Engel kaum eine Chance. Sie selbst würde sich auch nicht freiwillig mit einem einlassen. Einfach Engel könnten sie zwar nicht töten, aber wieder in die Hölle schicken und darauf konnte sie gut und gerne verzichten. Aber wenn sie gleich eine kleine Abordnung ihrer Armee entsenden würde, dann sollte das schon klappen und sie könnte ihrem Bruder triumphierend das Baby präsentieren. Er musste ja nicht erfahren, dass sie dass nicht alleine gemacht hatte. Sie war um die Ecke verschwunden und nun außerhalb der Sichtweite der Brüder, als sie den Kopf in den Nacken warf und in Form von schwarzem Rauch verschwand. Das kleine Mädchen sackte bewusstlos neben ihrem Bollerwagen zusammen.

„Merkwürdig, die Kleine“, meinte Sam.

„Findest du? Egal! Die Kekse schmecken.“ Erst jetzt sah Sam, dass Dean die Packung bereits geöffnet hatte. Sam seufzte.

„Wash?“ Natürlich redete er wieder mit vollem Mund.

„Lass uns einfach unsere Sachen rein holen.“ Manchmal war Sam so müde. Wieso musste er sich auch in eine Fressmaschine ohne Tischmanieren verlieben? Dean stand am Kofferraum des Impalas und Sam hatte eine wunderbare Aufsicht auf dessen Hintern. Ach ja, weil er verdammt sexy war und auf eine seltsame Art und Weise auch charmant und irgendwie auch ziemlich süß und niedlich. Dean reichte ihm seine Tasche und nahm seine eigene und die mit Jenny s Sachen selber. Dann schritten sie gemeinsam zurück ins Haus. Theresa führte sie die Treppe hoch und blieb dann an einem Zimmer neben dem Badezimmer stehen. Sie öffnete die Tür und schaltete das Licht an. Um das Zimmer kühl zu halten, hatte sie das Rollo herunter gelassen. Das Zimmer war klein aber fein. Genau so wie das Bett, auf das die Augen der Brüder gerichtet war. Da sollten sie zusammen drin schlafen? Verdammt, da war Körperkontakt ja quasi unvermeidbar.

„Ich weiß, das Gästebett ist nicht besonders groß, aber hey, ihr seid ein Paar und es ist doch super zum Kuscheln“, meinte Theresa.

„Oh ja! Dean liebt es zu kuscheln“, sagte Sam grinsend. Dieses schmale Bett war ja quasi wie ein Sechser im Lotto. Wenn sie so nah beieinander liegen würden musste Dean doch einfach schwach werden.

„So ein Quatsch“, maulte Dean.

„Hör nicht auf Sam. Seine Eltern haben ihn als er klein war ein paar Mal vom Wickeltisch fallen lassen“, sagte er dann an Theresa gewandt. Sie lächelte.

„Schon klar, du willst deine Männlichkeit aufrechterhalten. Keine Bange, ich werde niemandem sagen, dass du gern mit Sam kuschelst.“ Dean zog eine beleidigte Schnute und Theresa und Sam gingen lachend in das kleine Zimmer, in dem Nelson und sie unbenutzte Möbel aus ihrer Singlezeit lagerten. Dort stand eine kleine Couch, auf der sie Jenny ein Nachtlager errichten wollten. Dean stellte ihre Taschen ab und ging dann wieder nach unten in die Küche.
 

„Die beiden sind wirklich sexy. Schade, dass sie schwul sind“, meinte Elena.

„Ja, aber kannst du dir vorstellen wie die Zwei sich küssen?“, fragte Nina mit einem verzücktem Gesichtsausdruck.

„Meinst du sie, würden sich mal vor uns küssen, wenn wir sie fragen?“, erkundigte sich Carmen bei Nelson. Theresas man dachte kurz darüber nach und sagte dann:

„Das bezweifle ich. Um ehrlich zu sein, habe ich die beiden sich noch nie küssen sehen.“

„Echt nicht? Seltsam, wenn ich einer der beiden wäre, könnte ich kaum die Finger von dem anderen lassen“, sagte Carmen.

„Von wem könntest du schon die Finger lassen“, neckte Nelson sie.

„Na ja, vielleicht sind sie einfach keine Fans von der öffentlichen Zurschaustellung von Zärtlichkeiten“, meinte Ray. In dem Moment kam Dean in die Küche.

„Ich hoffe die Frühlingsrollen sind noch nicht alle. Hi Süße.“ Er nahm Elena Jenny ab und setzte sich mit ihr wieder an seinen Platz. Sein kleines Mädchen war bei ihm sicher besser aufgehoben als bei den sympathischen, wenn auch ziemlich aufdringlich und leicht durch geknallten Frauen. Er hatte mitbekommen, was eben gesagt wurde. Nelson hatte sie sich noch nie küssen sehen, weil sie damals noch nicht wirklich zusammen waren und jetzt würde er sie sich nicht küssen sehen, weil das seinem Plan im Weg stand, Sam durch das zeigen der kalten Schulter in die Knie zu zwingen.

„Männer mit Babys sind unglaublich sexy“, meinte Nina. Ray rollte mit den Augen.

„Wo sind Theresa und Sam?“, fragte Nelson.

„Noch oben. Sie wollten noch Jennys Bettchen bauen.“

„Schon erledigt“, sagte Theresa und kam mit Sam im Schlepptau zurück in die Küche.

„Das ging ja schnell“, sagte Dean.

„Ja, Sam meinte wir sollten uns beeilen, weil du sonst alles wegfrisst.“

„Du bist ja so gemein Sammy! Ich habe bloß einen gesunden Appetit“, maulte der ältere Winchester und zog eine Schnute.

„So kann man das natürlich auch nennen“, neckte Theresa ihn.

„Oh, wie ich sehe, habt ihr euch oben gegen mich verschworen.“

„Hey, waren das Anti-Humorkekse, die du eben gegessen hast?“, fragte Sam. Normalerweise konnten sie beide Scherze auf ihre Kosten vertragen, aber die Auswirkungen ihrer Wette schien sie dünnhäutiger zu machen.

„Hier, sieh das als ein Versöhnungsgeschenk an“, sagte Theresa und schob Dean ein Bier zu.

„Danke“, sagte der ältere Winchester. Sam setzte sich neben ihn und bekam von Sophia prompt einen Teller mit Leckereien zugeschoben.

„Hier, iss Junge“, sagte sie zu ihm und machte sich dann daran auch Theresa einen Teller fertig zu machen.
 

Das restliche Essen verlief mehr oder wenig harmonisch. Carmen versuchte Ray zu becircen, Nelson und Dean redeten über die Kollegen in der Buswartung und nebenbei fütterten Sam und Dean ihre Tochter. Der Jüngere wurde immer wieder von den Frauen in ein Gespräch verwickelt. Jetzt wo auch Ray und Nelson im Raum waren, kamen glücklicherweise Dammrisse nicht mehr zur Sprache. Irgendwann waren sie alle.

„Ich hab die DVD dabei Nel“, sagte Ray, der jetzt endlich den Fängen von Carmen entkommen wollte.

„Super, dann lasst uns rüber ins Wohnzimmer gehen“, meinte Nelson. Dean und Ray standen auf. Sam blieb mit Jenny sitzen.

„Hey, kommst du nicht mit Sam?“, fragte Dean.

„Denkst du wirklich, dass Eishockeyschlägereien das Richtige für ein kleines Mädchen ist?“

„Du kannst Jenny ruhig bei uns lassen“, sagte Elena.

„Nein, ist schon gut. Ich wollte ihr eh noch ihren Gutenacht-Tee machen, weil sie heute etwas unruhig ist“, meinte Sam.

„Soll ich dir beim ins Bett bringen helfen?“, fragte Dean. Sam hätte am liebsten ja gesagt, aber er wusste, dass Dean was mit Ray und Nelson machen wollte und ein bisschen Normalität, wie das Rumhängen mit Freunden hatte sich Dean verdient, auch wenn Sam ihn lieber für sich gehabt hätte und er nicht sonderlich scharf drauf war hier bei den Frauen zu bleiben, die ihn wohl eh schon förmlich entmannt und ihn als Mädchen in Deans und seiner Beziehung in ihre Damenrunde aufgenommen hatten.

„Okay, aber lass mich ihr noch einen gute Nachtkuss geben, ehe du sie ins Bett bringst.“

„Wie süß! Warum kann ich nicht mal einen so netten Mann treffen“, sagte Elena.

„Weil du nicht genug verdienst, um ihn durchzufüttern“, scherzte Theresa.

„Sehr witzig“, sagte Dean und streichelte Jenny durchs Haar.

„Als würde Jenny ohne einen gute Nacht Kuss von dir freiwillig einschlafen“, entgegnete Sam auf Deans Bitte hin. Er lächelte. Dean mit Jenny umgehen zu sehen machte ihn glücklich.

„Hier fang“, sagte Nelson und warf Dean eine Chipstüte zu.

„Falls wir später noch Hunger kriegen“, sagte Nelson grinsend. Sam rollte mit den Augen und sah den Dreien hinterher, die nun ins Wohnzimmer gingen.

„Ich setz schon mal das Wasser für ihren Tee auf“, sagte Sophia.

„Danke. Ich geh und hol den Tee und ein bisschen Spielzeug“, sagte Sam und ging nach oben.
 

Als Sam wieder runter kam, waren die Frauen bereits in Gespräche vertieft. Während Elena, Nina und Carmen über Make-up sprachen, unterhielten sich Theresa und Sophia über Theresas Termin beim Gynäkologen, den sie am Nachmittag gehabt hatte. Sie schienen sich von Sams Anwesenheit nicht stören zu lassen. Er nahm sich eine Tasse und brühte Jenny etwas Tee auf.

„Ich hasse Termine beim Frauenarzt. Das Spekulum ist immer so kalt“, beschwerte sich Theresa bei ihrer Tante.

„Ich habe dir doch schon so oft geraten zu Dr. Madison zu gehen. Sie wärmt das Spekulum immer an“, sagte Sophia.

„Okay, Schluss damit“, brach es nun aus Sam heraus. Die Frauen sahen ihn überrascht an.

„Ich decke in euren Augen vielleicht den weiblichen Teil in unserer Beziehung ab, aber ich bin immer noch ein Mann und glaubt mir, als ein solcher will ich über Frauenarztbesuche nichts hören, also könnt ihr vielleicht das Thema wechseln?“

„Entschuldige“, sagte Theresa reumütig.

„Was für ein Shampoo benutzt du Sam? Dein Haar sieht so weich aus“, sagte Nina. Sam seufzte. Ob es wohl unhöflich war, wenn er sich mit Jenny einfach absetzten, würde?

„Kein Besonderes“, antwortete er dann. Es war ja nett, dass sie ihn mit einbeziehen wollte, aber er kannte sie nicht und so gab es kein Thema, worüber sie sich wirklich unterhalten könnten und zu Smaltalk war er heute gar nicht aufgelegt. Diese Version der „Sex and the City“ Damen war auch nicht gerade seine Welt. Im Gegensatz zu Mortie und Lea fand er zu Theresas Verwandten keinen Draht.

„Pa-pa“, brabbelte seine Tochter und Sam half ihr den bereits etwas abgekühlten Tee zu trinken. Sie ließen ihn danach größtenteils in Ruhe, nur Theresa und Elena schenkte ihm und vor allem Jenny noch ein wenig Aufmerksamkeit und bald war das kleine Mädchen endlich müde geworden.

„Sag Gute Nacht Jenny“, sagte er zu seiner Tochter, die nur niedlich gähnte und die Damenrunde in Verzückung versetzte. Dann ging er ins Wohnzimmer zu Dean.

„Din!“, quickte Jenny, als sie Sams Bruder sah. Nelson drückte auf Stopp.

„Hey Kleines!“ Dean stand vom Sofa auf und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

„Schlaf gut.“ Wieder gähnte Jenny.

„Da ist aber jemand müde“, sagte Ray.

„Es ist ja auch schon weit nach ihrer üblichen Bettzeit“, sagte Sam und ging dann mit Jenny hoch, um sie hinzulegen. Während er seine Tochter umzog, schlief sie bereits ein. Dann bettete er sie auf ihre Schlafstädte. Er gab ihr noch einen leichten Kuss auf die Stirn und ging dann wieder nach unten. Als er aus dem Zimmer war, erschien der rothaarige Engel. Sie hatte am Nachmittag kurz die Präsenz eines Dämons in der Nähe des Hauses gespürt. Sie würde besonders wachsam sein müssen, da die Brüder bis jetzt keinen Anstalten gemacht haben das Haus abzusichern. Scheinbar fühlten sie sich hier so sicher, dass sie es nicht für nötig hielten, Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Sie würde ihnen ja gerne mal den Kopf zu Recht rücken, aber es war ihr untersagt sich ihren Schutzbefohlenen zu zeigen.
 

Jenny schlief jetzt und er konnte für seine Abendunterhaltung wählen zwischen Nel, Ray und Dean, die sich mit Bier und Chips ins Wohnzimmer verzogen hatten, um die DVD mit den Eishockeyschlägereien anzusehen oder er konnte sich wieder zur schnatternden Damenrunde im Esszimmer gesellen. Ganz toll, entweder Männern zusehen, wie sich wegen eines Pucks die Schädel einschlugen oder die Vagina Monologe, vielleicht sollte er besser auch ins Bett gehen, denn beides war nicht wirklich verlockend. Schließlich entschied er sich dafür zu den anderen Männern zu gehen, dann war er wenigstens bei Dean. Er betrat das Wohnzimmer und ließ sich neben seinem Bruder auf der Couch nieder, dabei aber einen deutlichen Abstand lassend, schließlich waren ja auch noch Ray und Nelson da.

„Hey Sam, du kannst dich ruhig näher zu deinem Süßen setzen, uns stört das nicht“, sagte Nel.

„Ja, solange ihr euch hier nicht gegenseitig die Zunge in den Hals steckt ist das okay“, pflegte Ray seinem Bruder bei. Sam lächelte und rutschte näher an seinen Bruder heran. Mal sehen, ob dieser ihm immer noch auswich. Dean legte widerstrebend seinen Arm um Sam. Wenn er sich vor den beiden abweisend Sam gegenüber verhielt, wie er es eigentlich seinem Plan gemäß machen wollte, dann würden Ray und Nelson wahrscheinlich fragen, warum er das tat und Dean hatte keine Lust auf diese Frage zu antworten. So, wie Sam grinste, als er sich an seine Schulter lehnte, passte es dem Jüngeren diese Situation ziemlich gut in den Kram. Zusammen sahen sich die Vier die DVD weiter an und Sam stellte überrascht fest, dass das Ganze ziemlich lustig war. Diese erwachsenen Männer kabbelten sich wie kleine Kinder. So wie Dean und er in ihrer Jugend, wenn sie sich um das letzte Stück Pizza oder die erste heiße Dusche nach einer Outdoortrainingseinheit mit ihrem Dad stritten. Als sie noch kleiner waren, hat Dean ihn immer gewinnen lassen, aber später musste sich Sam alles hart erkämpfen. Beim Essen war er meist chancenlos gegen Dean, aber bei dem Kampf auf das Anrecht auf die erste Dusche konnte er sich meistens durchsetzen, weil er mit seinen langen Beinen schneller an der Badezimmertür war als Dean. Heutzutage endeten solche Kabbeleien meist mit einer wilden Knutscherei, so wie neulich bei der Kissenschlacht im Motel. Aber das war vor der Wette. Er musste sich dringend etwas einfallen lassen, um Dean rumzukriegen, denn auf ein Mal mehr oder weniger wieder nur Deans Bruder zu sein reichte Sam nicht. Körper und Seele sehnten sich nach Intimität mit Dean und nur seine Sturheit verhinderte, dass er nachgab und nur weil er sich beweisen wollte, dass er den längeren Atem hatte. Es liefen gerade die Top 5 Eishockeyfights in der NHL als Theresa mit ihren Verwandten aus der Küche kam. Sophia und Carmen trugen die Tabletts, schienen also auf dem Weg nach Hause zu sein.

„Ich dachte ihr wolltet euch Eishockey ansehen“, sagte Theresa.

„Machen wir doch“, entgegnete Ray.

„Das sieht aber eher wie Boxen aus“, sagte Nina.

„Da sieht man mal wieder, dass Frauen keine Ahnung von Männersport haben. Hast du schon mal Boxer gesehen, die Eishockeyschläger benutzen?“, fragte Nelson und deutete auf den Schläger, der neben den Handschuhen auf dem Eis lag.

„Ah ja, verstehe. Dann lassen wir euch mal besser mit eurem männlichen Männersport mit Männern alleine“, sagte Nina und folgte ihrer Schwester und ihrer Tante zur Haustür.

„Kommst du Carmen?“, fragte sie ihre Cousine, die noch immer auf den Fernseher starrte.

„Ja, ja … gleich. Man, die DVD sollte ich mir auch mal ausleihen“, sagte sie und starrte auf den einen Spieler, der nach einem Scharmützel mit einem Gegner nun oben ohne da stand.

„Frau, du brauchst dringend einen Freund“, sagte Ray.

„Willst du dich anbieten?“

„Oh nein!“

„Oh doch, komm bring Carmen nach Hause, bevor sie uns hier noch den Teppich voll sabbert bei den knackigen Kerlen“, sagte Theresa.

„Du hast sie gehört. Fahr mich nach Hause Ray“, sagte Carmen grinsend.

„Hey Nel, lässt du zu, dass deine Frau mich raus schmeißt?“

„Sorry Ray, aber sie hat hier die Hosen an“, sagte Nelson, dessen Frau gerade damit begonnen hatte ihm zärtlich die Schultern zu massieren.

„Okay. Wir sehen uns. Machts gut“, sagte Ray.

„War nett euch kennenzulernen“, sagte Carmen zu den Brüdern. Die anderen Frauen verabschiedeten sich mit einem kurzen Gruß in die Runde und dann waren nur noch die beiden Paare im Wohnzimmer. Sam zog seinen Bruder auf die Beine. Ihre Gastgeber sollten ruhig etwas Zeit für sich haben.

„Gute Nacht“, sagte er an Theresa und Nelson gewandt.

„Schlaft gut ihr zwei“, rief Theresa den Brüdern hinterher.

Abendgymnastik

“Ich gehe zu erst ins Bad”, sagte Dean, als sie oben angekommen waren.

„Sagt wer?“, fragte Sam schnippisch.

„Ich, der Ältere von uns beiden.“

„Wie oft soll ich dir noch sagen, dass diese Masche nicht mehr zieht?“

„Halt die Klappe Sam. Geh schon mal auf unser Zimmer und schüttle die Kissen auf oder so“, sagte Dean und mit diesen Worten schlüpfte er ins Bad und warf Sam die Tür vor der Nase zu und schloss sogar ab. Unverständliche Worte murmelnd zog Sam grimmig ab. Im Gästezimmer angekommen zog er sich seine Schlafsachen an. Dann schlug er die Bettdecke zurück. In diesem Moment wünschte er sich, er hätte Juckpulver dabei, dann würde er Dean davon eine ordentliche Portion in die Schlafshorts tun, und wenn er sich dann untenrum kratzen würde, könnte Sam einfach behaupten, Dean habe die Wette verloren, weil er sich selbst erleichtern wollte. Super Plan eigentlich, nur hatte er leider kein Juckpulver. Sam seufzte. Ob man wohl an sexueller Frustration sterben konnte? Er hatte Dean vollkommen unterschätzt. Wer hätte denn ahnen können, dass der Ältere ein derartiges Durchhaltevermögen an den Tag legen würde? Er nicht, denn sonst hätte er diese dumme Wette gar nicht erst vorgeschlagen.

„Das Bad ist frei Prinzessin“, sagte Dean, als er ins Zimmer kam.

„Wenn ich die Prinzessin bin, dann macht dich das zum Prinzen, das heißt, du musst diese Strumpfhosenartigen, engen Hosen anziehen“, stellte Sam grinsend fest.

„Vergiss es!“ Dean warf ein Kissen nach ihm. Sam konnte ausweichen und verschwand lachend und sich Dean in Strumpfhosen vorstellend aus dem Zimmer, um sich die Zähne zu putzen. Oh man! Er ließ echt nach, wenn Sam jetzt schon so einfach kontern konnte, dachte Dean und legte sich ins Bett. Jetzt galt es erst mal die Nacht irgendwie zu überstehen. Ob Sam wohl irgendwas versuchen würde, um ihn rum zu kriegen? Er selbst würde bei seinem Plan bleiben, Sam wenn möglich die kalte Schulter zu zeigen. Was anderes viel ihm nicht ein. Fünf Minuten später kam Sam ins Zimmer zurück. Bei seinem Weg über den Flur hatte er Theresa und Nelson unten kichern und lachen gehört. Diese Geräusche konnte er ziemlich gut einordnen. Es erinnerte ihn an sich und Jessica, wenn sie spielerisch rum machten und kurz vor dem Vorspiel standen. Sam schüttelte den Kopf. Nein, er wollte sich nicht vorstellen, was ihre Gastgeber da unten machten. Sie lachten, weil sie sich eine Komödie ansahen, ja genau so musste es sein. Alles andere würde ihn bloß wieder neidisch machen. Als er das Zimmer betrat, stieg er schnurstracks zu Dean ins Bett. Die Matratze war wirklich sehr schmal. Gott, es wäre einfach perfekt, um sich aneinander zu schmiegen und zu streicheln und zu küssen, bis sie kämen und dann beide glücklich und zufrieden eingeschlafen wären, dachte Sam.

„Mach dich nicht so breit,“ bekam der Jüngere stattdessen von Dean an den Kopf geworfen.

„Ich mach mich nicht breit.“

„Machst du wohl.“

„Das sagt ja gerade der Richtige.“

„Was willst du damit sagen?“

„Du bist es doch der ständig Essen in sich rein stopft.“

„Ich habe gesagt, dass du dich breit machst, nicht das du breit bist, du Mistkerl.“

„Idiot.“

„Rutsch jetzt endlich rüber, du nimmst ja mehr als die Hälfte des Bettes ein“, forderte Dean. Trotzig drückte Sam seinen Po nach hinten, um sich noch breiter zu machen.

„Verdammt Sam!“ Dean schob Sam unsanft von sich weg, war dessen Hintern beim Herausstrecken doch, wohl unbewusst, in Deans Schritt gelandet, was den Älteren ganz und gar nicht kalt ließ. Sam war dabei fast aus dem Bett gefallen.

„Sag mal spinnst du?“

“Halt die Klappe Sam und schlaf.” Dean drehte sich auf die andere Seite, sodass sie Rücken an Rücken lagen, und schaltete die Nachttischlampe aus. Beide lagen eine Weile bewegungslos nebeneinander. Sam, der enttäuscht war, dass er nicht mal einen kleinen Gute Nacht Kuss bekommen hatte (oh Gott, er war doch das Mädchen) und Dean, der sich wünschte, dass er ein Medikament besäße, das das Gegenteil von Viagra bewirkte. Was musste sein oberdoofer Bruder auch diese oberdoofe Wette vorschlagen und dann ihm auch noch seinen oberdoofen Knackarsch gegen seinen Schritt pressen? Egal wer die Wette schließlich gewinnen würde, sie beide würden sich den Titel „Sturer Dickkopf des Jahres“ auf jeden Fall teilen müssen.
 

Kurz darauf hörten sie wie Theresa und Nelson lachend und kichernd die Treppe hoch kamen und im Nebenzimmer, ihrem Schlafzimmer, verschwanden. Sich fortwährend küssend zogen sie sich aus und ließen sich aufs Bett fallen, doch als Nelson zur Sache kommen wollte, zögerte Theresa.

„Was ist?“

„Sollten wir das wirklich tun, ich meine mit den beiden direkt neben an?“

„Sam und Dean? Klar, warum nicht. Schau, die sind zwei gesunde Männer in den besten Jahren. Es würde mich nicht wundern, wenn sie es auch gerade tun würden. Warum sollten wir es also nicht tun?“ Er küsste sich von ihrer Schulter bis zu ihrem Ohr.

„Außerdem hast du es mir versprochen, als Gegenleistung, dass ich zum Essen mit deinen leicht verrückten Verwandten in die Küche komme.“

„Okay, Versprechen soll man nicht brechen,“ sagte sie und zog ihn in einen leidenschaftlichen Kuss, den er nur zu gerne erwiderte.
 

Klong-Klong-Quietsch-Quietsch-Klong-Klong-Klong-Quietsch-Stöhn-Quietsch-Klong-Klong

„Oh nicht doch“, stöhnte Dean, der noch immer nicht eingeschlafen war, halb genervt, halb frustriert. Er drehte sich auf den Rücken, wobei er wegen es Platzmangels Sam anstieß.

„Man, ich war fast eingeschlafen,“ sagte der Jüngere im nörgeligen Tonfall. Dann hörte er auch die mehr als eindeutigen Geräusche.

„Gott, muss das sein?“, kam es von Sam und er hob sein Kissen an, um seinen Kopf darunter zu vergraben.

„Ist doch deine Schuld“, meinte Dean. Sams Kopf kam augenblicklich wieder zum Vorschein, dass Haar herrlich wirr verwuschelt, zum Anbeißen sah er aus, wie Dean fand.

„Was?“

„Na wer hat uns denn hier hoch gezerrt und den beiden damit die Möglichkeit gegeben Spaß zu haben?“

„Ich … ich wollte ihnen nur etwas…und…ich…sie…vielleicht machen sie Abendgymnastik und benutzen das Bett als Trampolin.“

„Oh ja, Gymnastik kann man das auch nennen. Toll gemacht Sam.“ Dean drehte sich wieder auf die Seite, zog sein Bein an und drückte sein Knie Sam leicht ins Kreuz.

„Au, Mann was soll das?“

„Ups … sorry“, sagte Dean und seine Stimme klang alles andere als bedauernd. Strafe musste sein. Dean zog sein Bein wieder zurück.

„Idiot,“ murmelte Sam und kuschelte sich wieder in sein Kissen, aber nicht ohne vorher mit seiner Hacke gegen Deans Schienbein auszuholen.

„Ups … sorry.“

„Das hast du doch mit voller Absicht gemacht.“

„Du doch eben auch.“

„Schlaf endlich.“

„Du hast mir gar nichts zu sagen.“ Es folgte eine handfeste Kabbelei, unter der das kleine Bett sehr zu leiden hatte.
 

In Theresas und Nelsons Schlafzimmer war inzwischen Ruhe eingekehrt. Die beiden genossen die Nachbeben ihrer Orgasmen.

Knarr-Knarr-Quietsch-Knarr-Quietsch-Knarr-Klong-Knarr-Knarr-Quietsch-Rumms-Knarr

„Siehst du, ich hab dir doch gesagt, sie tun es auch“, meinte Nelson zu seiner Frau. Theresa lächelte ihn an und kuschelte sich dann an ihn. Bald darauf waren sie eingeschlafen.
 

Bei ihrer Kabbelei war Sam irgendwann aus dem Bett gefallen. Dean hatte sich bei dem Rumms, den Sam dabei verursacht hatte aufgesetzt und sah zu dem Jüngeren hinab, der sich den Arm rieb.

„Hast du dir was getan?”

„Nein, nicht wirklich.”

“Gut, dann schwing deinen Hintern wieder zurück ins Bett. Ich will endlich schlafen.“ Diesmal tat Sam wie ihm geheißen. Er krabbelte wieder zu Dean unter die Decke. Keiner der beiden sagte mehr ein Wort und bald darauf waren auch sie eingeschlafen. Irgendwann während der Nacht legte sich gesteuert vom Unterbewusstsein eins von Deans Beinen über Sams und seine Hand um des Jüngeren Mitte. Es war schon fast eine Art Reflex, der schier unbändige Wunsch danach Sam nahe zu sein, ihn zu beschützen.
 

Am nächsten Morgen wachte Sam, als Erstes auf und lächelte, als er merkte, dass Dean ihn fest umschlungen hatte. Er spürte den ruhigen, gleichmäßigen Atem des Älteren in seinem Nacken, was ihm signalisierte, dass Dean noch schlief. Mit der Situation zufrieden und Deans Nähe genießend, kuschelte Sam sich wieder in sein Kissen und war bald darauf wieder eingeschlafen. Etwa eine halbe Stunde später erwachte Dean. Als er merkte in welcher Position er sich befand ließ er augenblicklich von Sam ab. Der Jüngere schlief zum Glück noch und sollte auf gar keinen Fall mitbekommen, dass Dean sich nachts, völlig unbewusst natürlich, an ihn angekuschelt hatte. Es war einfach unglaublich. Irgendwas an Sam zog ihn magisch an, seit sie zusammen waren. Er hatte früher höchst selten den Wunsch gehabt zu kuscheln, aber bei Sam konnte ihn nicht mal der Schlaf davon abhalten ihn an sich zu drücken. Das musste an diesen verdammten Sammy Pheromonen liegen, die der Jüngere verströmte. Er warf einen Blick hinüber zum schlafenden Sam. Ein Großteil seines Gesichts war im Kissen verschwunden und er machte niedliche Schlafgeräusche. Sabberte der Jüngere etwa gerade auf sein Kissen?

„Ich hoffe du träumst von mir“, murmelte Dean und wuschelte ihm kurz sanft durchs Haar. Ob Nelson und Theresa schon wach waren? Er spitzte die Ohren. Er konnte die Dusche hören. Dean entschloss sich aufzustehen und seine Morgentoilette zu erledigen. Hehe, Sam schlief noch, also konnte dieser nicht meckern, wenn Dean wieder als Erster ins Bad ging. Als er auf den Flur trat, kam ihm Nelson mit einem zufriedenen, breiten Grinsen entgegen. Er war bereits angezogen und war bester Laune. Dean fiel wieder ein, was die beiden letzte Nacht getrieben hatten und ihm wurde klar, warum Nelson von Ohr zu Ohr grinste. Neid stieg in Dean auf und setzte in ihm schlechte Laune frei.

„Morgen Dean“, begrüßte Nelson ihn fröhlich.

„Tu mir einen Gefallen und zieh die Schrauben an eurem Bettgestell fest oder kauf ne neue Matratze, bevor du mit deiner Frau das nächste Mal in die Kiste springst“, sagte er grimmig und in einem unhöflichen Tonfall und ließ seinen Freund der ihn nur perplex anstarrte auf dem Flur stehen und verschwand im Gästebad.

„Was ist denn in den gefahren?“, murmelte Nelson. So schlecht gelaunt und gereizt hatte er Dean noch nie erlebt. Er ging nach unten um Kaffee aufzusetzen und mit dem Frühstück machen zu beginnen. Kaum hatte Dean die Tür hinter sich geschlossen, bereute er seine harschen Worte. Es war nicht fair seine Frustration, an der er mehr oder weniger selbst schuld war, an Nelson auszulassen. Da würde wohl gleich eine Entschuldigung fällig sein. Er seufzte und fing dann an sich die Zähne zu putzen.
 

Sams Laune hingegen war viel besser als die seines Bruders. Dean hatte ihn in der Nacht im Arm gehalten, was Sam signalisierte, dass Deans Willenskraft wohl nicht mehr all zu standhaft war. Wäre doch gelacht, wenn er ihn nicht schon bald ins Bett kriegen würde, um der dummen Wette ein Ende zu setzen. Da Dean im Bad war, beschloss Sam erst ein Mal nach seiner Tochter zu sehen und er tat auch gut daran, denn die Kleine war drauf und dran über die Armlehne der Couch, auf der sie geschlafen hatte, zu klettern.

„Hey, was soll das denn werden? Du bist noch etwas zu jung für solche Kletteraktionen“, sagte Sam und schnappte sich Jenny. Das Mädchen giggelte und wurde von ihrem Vater erstmal ausgiebig geknuddelt.

„Warum hast du dich denn noch gar nicht bemerkbar gemacht? Hast wohl gedacht, dass du alleine viel mehr herrlichen Blödsinn anstellen kannst, was?“ Er kitzelte sie. Jenny lachte.

„Pa-pa“, quiekte sie fröhlich. Sam lächelte. Babys machten irgendwie glücklich. Wann immer er seine Tochter auf dem Arm hatte, war ihm ganz warm ums Herz.

„Wollen wir mal schauen, was wir dir heute anziehen“, sagte Sam und ging mit ihr zu der kleinen Kommode, wo er ihre Tasche abgestellt hatte. Bald darauf war ein passendes Outfit ausgewählt.

„So und jetzt sehen wir ml nach, ob dein Din schon mit seiner Schönheitspflege fertig ist.“ Er ging mit ihr aus dem Zimmer und fand das Bad leer vor.

„Scheint als wäre dein Din schon hübsch genug. Na dann wollen wir uns mal fertigmachen.“
 

„Die beiden haben uns gehört?“, fragte Theresa peinlich berührt, nachdem ihr Mann ihr erzählt hatte, was Dean eben zu ihm auf dem Flur gesagt hatte.

„Ja, aber das überrascht mich. Dean ist eigentlich nicht der Typ, der sich an so was stört.“

„Sie haben uns gehört! Oh man! Dann … dann … meinst du meine Großmutter hat uns auch gehört, als sie uns letztens besucht hat?“

„Ne, glaube ich nicht. Du weißt doch, dass sie leicht schwerhörig ist. Selbst wenn, wir haben ja ihren Urenkel in der Mache, da kann es sie ja wohl nicht stören.“ Er hatte seine Arme um sie gelegt und küsste sie zärtlich.

„Ich frag mich wirklich, wieso Dean sich darüber so aufgeregt hat, vor allem, weil sie beide ja auch Sex hatten“, sagte Nelson als er kurz darauf die Kaffeemaschine angestellt hatte.

„Hm, was wenn es bei ihnen gerade nicht so läuft?“, meinte Theresa.

„Müssen wir darüber reden? Männersexprobleme ist wirklich nicht eins meiner Lieblingsthemen“, sagte ihr Mann und verzog leicht das Gesicht.

„Meins auch nicht, glaub mir, aber vielleicht sollten wir ihn mal drauf ansprechen.“

„Wir sollten uns da nicht einmischen“, entgegnete Nelson.

„Die beiden werden noch ein paar Tage hier sein, willst du dich jedes Mal von ihm angrummeln lassen, wenn wir Sex hatten?“

„Stellst du mir hier gerade mehr Sex in Aussicht?“ Theresa rollte mit den Augen.

„Ist das alles was dich interessiert? Nein, antworte lieber nicht darauf. Alles was ich sagen will ist, dass den beiden eine kleine Intervention vielleicht ganz gut tun würde, um wieder zueinanderzufinden.“

„Um zueinanderzufinden? Was? Hältst du dich jetzt für Oprah?“

„Okay, zueinanderzufinden war jetzt vielleicht etwas übertrieben. Sie sind ja nicht getrennt.“

„Dein ganzes Vorhaben ist übertrieben, Frau.“

„Ein kleiner Schupps in die richtige Richtung kann nicht schaden.“

„Musst du dich da wirklich einmischen?“

„Wenn du es nicht tust, muss ich es ja wohl tun, schließlich sind sie unsere Freunde.“

„Oh Mann!“

„Hör auf zu jammern, brat lieber den Speck. Ich verquirl die Eier.“

„Eier verquirlen? Das hört sich aber schmerzhaft an“, sagte Dean mit einem leichten Grinsen.

„Morgen Dean“, begrüßte Theresa ihn.

„Morgen. Hey Nel, wegen vorhin, dass …“

„Ist schon okay Dean. Jedes Paar macht mal eine schwierige Phase durch“, sagte Theresa. Dean sah sie verwirrt an. Über seinem Kopf bildeten sich Fragezeichen.

„Der Kaffee müsste gleich durchgelaufen sein. Nimm dir doch schon mal ne Tasse“, sagte Nelson, der liebendgern vom Thema ablenken wollte. Er deutete auf den Hängeschrank über der Spülmaschine.

„Ja, klar. Mach ich.“ Er grinste, als er die Tassen erblickte. Bis auf ein paar geblümter Kaffeetassen zierten alle anderen Tassen ein Bild von Oldtimern. Ein 1969 Plymouth Barracuda, ein 1968 Mercury Cyclone GT, ein 1968 Ford Ranchero, ein 1970 Ford Torino Cobra und noch zahlreiche andere Modelle.

„Coole Sammlung“, sagte Dean.

„Cool? Das ist ne Art Abbo und kostet etliche Dollar im Monat und das alles für so ein paar dämlicher Tassen“, maulte Theresa.

„Dafür kauf ich mir nicht ständig neue Handtaschen und Schuhe“, konterte Nelson. Dean lachte. Solche Probleme hatte er mit Sam nicht, auch wenn der sicher genau so wenig erpicht sein würde von der Tassensammlung wie Nelsons Frau, aber wohl eher wegen des Platzmangels im Impala. Apropos Impala …

„Hey Nel, hast du auch ne Tasse mit ´nem 1967er Chevrolet Impala?“

„Leider noch nicht, aber ich habe ja auch erst vor Kurzem mit dem Sammeln angefangen.“

„Schade, na dann muss ich mich wohl mit ´nem anderen Wagen begnügen.“ Er nahm für sich und Nelson eine Autotasse raus und für Sam und Theresa die geblümten. Er konnte es einfach nicht lassen Sam zu ärgern. Als er die Tassen auf den Küchentisch gestellt hatte, gab auch schon die Kaffeemaschine die letzten Geräusche von sich. Milch und Zucker standen schon auf dem Tisch genau so wie die Teller für ihr Frühstück.

„Setz dich Dean“, sagte Theresa und schob ihrem Mann die Schüssel mit den verquirlten Eiern für das Rührei rüber.

„Was können wir Jenny denn zum Frühstück anbieten?“, erkundigte sie sich dann.

„Ich habe hier noch einen Rest von ihrem Frühstücksbrei“, sagte Sam, der soeben mit seiner Tochter auf dem Arm in die Küche kam.

„Super. Soll ich das schnell machen?“, fragte sie ihn.

„Nein, schon okay. Ich mach das selber. Die auf der Packung angegebene Mischung findet bei Jenny nicht so wirklich Anklang.“

„Okay. Brauchst du Wasser oder Milch?“

„Beides.“

„Wasser ist, noch was im Wasserkocher und hier ist, die Milch.“

„Danke.“

„Gern geschehen.“ Theresa ließ sich auf dem Stuhl neben Dean fallen. Sie beobachtete ihn, wie er Sam beobachtete, der trotz Jenny auf dem Arm keine Probleme hatte, ihr ihren Brei anzurühren. Theresa schnalzte mit der Zunge.

„Männer mit Babys sind schon ziemlich sexy“, meinte sie dann zu Dean. Dieser zuckte nur mit den Schultern. Theresa sprach da gerade einen Themenbereich an über den Dean nicht reden wollte und schon gar nicht mit ihr. Die einzige Antwort, die er darauf hätte, geben können wäre nämlich gewesen: Sam ist immer sexy! Andere Männer gingen ihm am Arsch vorbei, mit Baby oder ohne. Theresa runzelte die Stirn. Irgendwas war da und es machte sie tierisch neugierig. Sie blieb ruhig und beobachtete die beiden Männer weiter. Sam hatte nur mit den Augen gerollt als Dean ihm die geblümte, rosa Tasse zugeschoben hatte. Sie sagten nicht viel, aber die beiden warfen sich immer wieder verstohlene Blicke zu. Das Feuer war also nicht erloschen, war sich Theresa sicher. Nelson beobachtete seine Frau wie sie den Winchesters geradezu analysierende Blicke zuwarf. Jahrelanges Cosmopolitan lesen, hatten aus seiner Frau eine besessene, meist ungefragte Beziehungsratschlagsgeberin gemacht. Das Frühstück war fertig und kurz darauf saßen sie alle am Tisch und aßen.

Eine Zeit lang saßen sie still und kauend da, so als wären sie alle noch nicht ganz wach. Sam hatte sich einen Teil der Tageszeitung genommen und Dean fütterte, nachdem er sein eigenes Frühstück in einer Rekordzeit verdrückt hatte, die kleine Jenny.

„Was habt ihr heute vor?“, erkundigte sich Nelson, der sah, dass seine Frau drauf und dran war, ihre „Therapiesitzung“ zu beginnen. Dean faste kurz die Ergebnisse des Vortags zusammen und erklärte, was noch zu tun war.

„Wow, das ist ´ne Menge Recherche. Ziemlicher anstrengender Job, was? Aber ihr müsst auch mal ne Pause davon machen, euch Zeit für euch nehmen. Bei dem ganzen Stress ist es kein Wunder, dass die körperliche Liebe auf der Strecke bleibt“, sagte Theresa.

„Oh je“, stöhnte Nelson. Dean spuckte vor schreck ob der Worte seinen Kaffee aus und Sam legte die Zeitung beiseite. Er klopfte Dean auf den Rücken, weil dieser sich auch noch verschluckt hatte. Als Dean sich wieder richtig atmen konnte, sahen die Brüder Nelsons Frau entgeistert an und sagten gleichzeitig: „Was?“

„Komm schon Dean, Nelson hat mir gesagt, was du heute Morgen zu ihm auf dem Flur gesagt hast und so gereizt, wie du reagiert hast, da hab ich eins und eins zusammengezählt. Ich kenn das von meiner Cousine. Job, Baby und Beziehung unter einen Hut zu bringen ist nicht leicht, aber ich denke jeder macht mal so eine Durststrecke im Schlafzimmer durch.“

„Oh mein Gott!“, sagte Sam und lief rosa an. Dean fielen fast die Augen aus dem Kopf.

„Es gibt da viele Tipps und Tricks um während der Durststrecke kleine Oasen zu erschaffen.“

„Theresa, ich versichere dir …“, begann Sam stammelnd, doch Dean unterbrach ihn.

„Sam, kommst du eben mit hoch, wir müssen reden.“

„Ja, ja … sicher.“ Sam stand auf und folgte seinem Bruder aus der Küche.

„Reden ist gut“, rief Theresa ihnen hinterher.

„Gott Frau! Musste das sein? Das war total peinlich. Du warst in letzter Zeit zu lange mit deinen Cousinen zusammen. Warum musst du bei den beiden Hobbysexpsychologin spielen?“

„Irgendjemand muss ihnen doch den Weg in die richtige Richtung weisen.“

„Ich glaube die beiden konnten auch schon vor deiner kleinen Ansprache geradeaus laufen.“

„Du hast ja keine Ahnung. Sexmangel ist ein großes Beziehungsrisiko.“ Während Theresa ihm vorbetete was alles schief laufen könnte zwischen den Winchesters, goss sich Nelson erst mal einen Beruhigungskaffee ein. Seine Frau meinte es sicher nur gut, aber es gibt Dinge, wo sie ihre Nase nicht reinstecken sollte, aber wann hatte sie schon mal auf ihn gehört?
 

„Super, wegen deiner dämlichen Idee mit der Wette, denken die beiden jetzt wir hätten Probleme im Bett“, sagte Dean zu Sam, als sie wieder oben in ihrem Zimmer waren.

„Hey, du hast dich auf die Wette eingelassen, also bist du an der momentanen Situation genau so schuld wie ich.“ Dean rollte bei Sams Worten mit den Augen.

„Vergiss es einfach. Ich gehe jetzt und rede mit den Spielern und zwar alleine.“

„Alleine? Wieso das denn?“ Spann Dean jetzt komplett?

„Weil du mir momentan einfach tierisch auf den Senkel gehst und dir geht es doch genau so mit mir.“ Na ja, das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Sam war nicht nerviger als sonst, es war nur so, dass die geballte sexuelle Spannung zwischen ihnen, sich nicht gerade positiv auf ihr „Arbeitsklima“ auswirkte, sprich sie dabei auf dem schmalen Grad wanderten entweder einander zu erwürgen oder gierig übereinander herzufallen und wenn sie wirklich was geschafft kriegen wollten, waren sie alleine momentan wohl besser dran.

„Du gehst mir nicht auf die Nerven, nicht mehr als sonst jeden Falls, aber ich weiß jetzt, was du meinst“, sagte Sam und streichelte Dean liebevoll über den Oberarm. Er schien das Gleiche zu denken, wie Dean. Der Ältere seufzte. Es ging ihnen beide mies, aber dennoch ließen sie, was die Wette anging, nicht locker. Warum taten sie sich das an? Sie waren wohl irgendwie masochistisch veranlagt und hatten schon zu lange keine Prügel mehr von einem Monster/Geist/Dämon bekommen, dass sie sich jetzt auf diese Art gewissermaßen selbst massakrierten. Dean nahm Sams Hand, die immer noch über seinen Oberarm strich, und rieb leicht mit dem Daumen über Sams Handrücken.

„Mach dir einfach einen schönen Tag mit Jenny“, meinte Dean dann.

„Ich kann auch mit den Spielern reden“, sagte Sam.

„Ne lass mal, das ist eine Aufgabe für echte Kerle“, entgegnete Dean grinsend.

„Warum machst du es dann?“, konterte der Jüngere und sah den Kleineren herausfordernd an. Der Blick verfehlte seine Wirkung nicht. Dean hatte ihn mit einem „Werde mal nicht frech, Kleiner!“ aufs Bett geschubst, aber Sam hatte sich dabei an ihm festgehalten und ihn so mit runter gezogen. So lagen sie nun aufeinander. Die Spannung stand kurz davor sich zu entladen. Sie sahen sich in die Augen, in denen sie deutliches Verlangen sehen konnten. Ihre Lippen näherten sich einander. Gleich würden sie sich küssen. In dem Moment klopfte es kurz an der Tür und Theresa kam mit einer weinenden Jenny herein. ~Verdammt!~ schoss es beiden Brüdern durch den Kopf und sie setzten sich hektisch auf. Beide waren sich sicher, dass wenn Theresa sie nicht unterbrochen hätte, sie es beide mit dem Motto „Scheiß auf die Wette“ einfach hätten geschehen lassen.

„Oh sorry. Ich … ähm … eure Kleine braucht ´ne neue Windel glaube ich“, sagte sie und übergab Sam die Kleine und ging mit leicht rosa Wangen ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer.

„Pa-pa“, quengelte Jenny. Der Moment war vorbei.
 

„Du wirst es nicht glauben“, sagte Theresa, als sie zurück in die Küche kam.

„Was werde ich nicht glauben?“

„Unsere kleine Einmischung trägt Früchte.“

„Was? Sag nicht, du hast sie beim Sex erwischt?“

„Nein, aber sie waren drauf und dran zum Vorspiel überzugehen. Ich sollte mir echt überlegen eine Karriere als Paartherapeutin zu beginnen.“

„So voreilig würde ich nicht sein. Du hast ja schließlich nicht viel gesagt, ehe die beiden nach oben verschwunden sind.“

„Na eben drum, ach du verstehst es eh nicht.“ Sie hob resignierend die Arme in die Luft, schnappte sich dann ihre Gießkanne und fing an ihre Zimmerpflanzen zu gießen.
 

„Ich … ich geh sie dann mal wickeln“, sagte Sam, nachdem er hörte, wie Theresa die Treppe hinunter ging.

„Ja … und ich … ich fahr los und rede mit den Spielern. Wir sehen uns später.“ Dean war zuerst aufgestanden und war schon fast an der Tür, als Sam noch sagte:

„Hey, pass auf dich auf.“

„Mach ich.“ Er schenkte Sam ein leichtes Lächeln und machte sich dann auf den Weg. Sam seufzte, als er mit Jenny auf dem Arm auf den Flur trat.

„Süße, du wurdest gerade Zeugin von etwas, dass sich schlechtes Timing nennt.“ Seine Tochter hatte aufgehört zu weinen und sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Kurz darauf erklang ein Geräusch, das nach einem feuchten Furz klang.

„War ja klar. Du musst es immer übertreiben, genau wie dein Din!“

„Ni puh“, brabbelte sie fröhlich, so als hätte sie Sam eine Freude gemacht.

„Wäh…Das kann ich jetzt deutlich riechen.“ Sam ging ins Bad und wickelte seine Tochter.

Anschlag auf den Impala

„Sehr hilfreich waren die Gespräche mit den Spielern nicht. Mit Ausnahme des Spielers, der in der Sauna eingesperrt war, hat niemand etwas Merkwürdiges gesehen“, informierte Dean seinen Bruder per Telefon. Er hatte die Gespräche hinter sich gebracht und saß nun im Impala, der noch vor der Eishalle stand.

„Was hat der in der Sauna denn gesehen?“, erkundigte sich der Jüngere.

„Er hat nach langem Herumdrucksen gesagt, dass er glaube eine milchigtrübe Gestalt vor der Saunatür gesehen zu haben, die aussah wie Ted Lancaster. Der Junge hielt das für eine Art Todesomen“, berichtete Dean ihm.

„Dann ist Ted also wirklich unser Geist.“

„Sehe ich auch so.“

„Hey, als was hast du dich diesmal ausgegeben?“

„Ich hab gesagt, ich wäre von ´ner Anwaltskanzlei und würde ein paar Fakten überprüfen, weil man vielleicht mit ´ner Sammelklage Schadensersatz oder Schmerzensgeld wegen mangelnder Sorgfaltspflicht von der Uni bekommen könnte. Die kleinen Studi-Bubis waren ganz scharf auf die Kohle und haben bereitwillig geplaudert. Ihren Aussagen zufolge könnte man meinen die Halle wäre abrissreif.“

„Da werden sie aber enttäuscht sein, wenn sie kein Geld kriegen“, sagte Sam und musste schmunzeln bei der Vorstellung von Dean als Anwalt.

„Die haben mit Sicherheit ein Sportstipendium, die sollen sich mal nicht so anstellen.“

„Da hast du auch wieder recht. Kommst du zum Mittagessen zurück?“

„Nein, ich werde gleich ´nen Hotdog essen. Ray hat mich eingeladen und danach fahre ich zu den Eltern von unserem verstorbenen Maskottchen.“

„Schaffst du das? Ich meine, trauernde Eltern können heikel werden.“

„Keine Bange, ich mach ein auf supereinfühlsam. Ich kann das Sammy. Ich hab das in den Jahren, wo du am College warst, auch manchmal alleine gemacht.“ Deans Worte versetzten Sams Herzen einen Stich, wie immer wenn sie auf dieses Thema kamen. Er bereute es nicht aufs College gegangen zu sein, aber er bereute es, auf welche Art er damals die Familie verlassen hatte, wie er Dean verlassen hatte und wie sehr er ihm damit wehgetan hatte. Er hoffte, dass sein Bruder mittlerweile wirklich verstanden hatte, dass das alles nichts mit ihm zu tun hatte.

„Sammy, ich kann dich bis hier hin denken hören. Es ist okay. Ich hab damit abgeschlossen. Kein Grund, dass du dir deswegen jedes Mal nen Kopf drum machst.“

„Du kennst mich einfach zu gut.“

„Ja und im Moment willst du doch nichts lieber als dich zu mir zu beamen und mich, um Sinn und Verstand zu vögeln.“ Sam konnte sich sehr gut Deans verschmitztes Gesicht bei diesen Worten vorstellen. Es entsprach so ziemlich der Wahrheit, aber das konnte der Jüngere unmöglich zugeben, also entgegnete er lediglich:

„Bis später Dean.“

„Ich hab dich auch lieb, Sammy“, sagte Dean leicht lachend und beendete das Gespräch. Das mit der „kalten Schulter“ zeigen nahm ihn zu sehr mit und er hatte diesen Plan heute Morgen verworfen. War auch praktischer, sonst würde Theresa vielleicht noch vorschlagen, dass sie sich in Reizwäsche schmeißen sollten, um ihr Sexleben anzukurbeln. Frauen waren wirklich seltsam, wenn man sich näher mit ihnen befasste. Er hatte wirklich Glück, dass Sam die „eine“ Person für ihn war, auch wenn sein Kleiner auch manchmal ziemlich zickig und schwierig sein konnte. Er würde es jetzt einfach auf sich zukommen lassen und sollte er schwach werden, dann würde ihm sicher noch irgendwas einfallen, um sich aus seinem Wetteinsatz rauszureden. Dean hatte gerade sein Handy wieder weggesteckt, als es am Fenster der Beifahrertür klopfte.

„Sie blockieren die Einfahrt.“ Dean drehte den Kopf und sah sich dem Maskottchentrainer gegenüber, der ihn ebenfalls sofort erkannte.

„Sie schon wieder? Was wollen Sie? Noch mehr Witze über Maskottchen reißen?“, fuhr er Dean aufgeregt an. Der Winchester rollte mit den Augen.

„Kommen Sie mal wieder runter. Ich sehe nicht, dass Sie mit dem Auto hier sind, wo ist also ihr Problem?“

„Das ist eine Feuerwehreinfahrt.“ Dean seufzte. War ja klar. Mr. Maskottchen war nicht nur ein Freak, der gerne in Pelztierkostümen rumhüpfte, sondern auch ein Korinthenkacker.

„Brennt es irgendwo?“

„Fahren Sie weg oder ich ruf den Abschleppdienst.“

„Gibt es ein Problem?“, fragte Ray, der auf sie zu kam. Dean, der mittlerweile aus dem Wagen gestiegen war, sagte:

„Nein. Unser Pelztierkostümfetischist hier hat mich bloß freundlich darauf hingewiesen, dass ich eine Feuerwehreinfahrt blockiere“, sagte Dean, der diesen Kerl weder leiden noch für voll nehmen konnte.

„Dieser Pelztierkostümfetischist macht Sie gleich mal richtig fertig!“, kam es aufgebracht von Mike. Der Winchester schmunzelte. Die halbe Portion hier, Mike war einen Kopf kleiner als er, hatte in einem echten Kampf keine Chance gegen ihn.

„Du und wer noch? Rufst du deine Pelztierfreunde?“ Manchmal konnte er seine Klappe einfach nicht halten. Er hörte es, bevor er es sah. Das furchtbare Geräusch von Metal der über den Lack kratzte. Mike hatte seinen Schlüssel gezogen und Deans Baby auf der Beifahrertür eine ordentliche Scharte gezogen. Er wusste selber, dass er gegen Dean keine wirklich Chance hatte, aber dennoch hatte dieser Typ eine Abreibung verdient. Mike hatte Glück, dass Ray Dean rechtzeitig gepackt hatte, bevor dieser auf den Maskottchen Trainer losgehen konnte.

„Du blöder Penner. Spinnst du? Ich schwöre ich reiße dir deinen pelzigen Arsch auf. Las mich los Ray.“ Doch das tat dieser nicht. Er warf Mike einen warnenden Blick zu und dieser machte sich klugerweise aus dem Staub.

„Beruhig dich, Dean.“

„Beruhigen? Der Wichser hat mein Baby verschandelt!“

„Du hast ihn provoziert.“

„Na und? Deswegen zieht man noch lange nicht Unschuldige mit hinein.“ Dean hockte sich an der Beifahrertür hin und war nun auf Augenhöhe mit dem Kratzer. Ray runzelte verwirrt die Stirn, als er sah, wie Dean geradezu liebevoll über die Tür strich und irgendwas murmelte, dass Nelsons Bruder nicht verstehen konnte.

„Schon gut, Süße. Wenn wir bei Bobby sind, bring ich das wieder in Ordnung“, flüsterte Dean. Dann stand er wieder auf und sagte laut:

„Diesen Mistkerl sollte man mit dem Kopf ins Klo stecken, so wie sie es in diesen ganzen Highschoolfilmen immer mit den Sonderlingen machen.“ Dean war sonst jemand, der die Schwächeren verteidigte, wenn er unmittelbar beteiligt war, aber dieser Kerl war ihm einfach zuwider. Ray legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter.

„Komm, lass uns den Hotdog essen.“ Dean nickte, tätschelte noch einmal kurz den Kotflügel und ging dann wieder auf die Fahrerseite. Beide Männer stiegen in den Wagen und machten sich dann auf den Weg zum, nach Rays Angaben zufolge, zum besten Hotdogstand in ganz Minneapolis. Sie bemerkten nicht die geisterhafte Gestalt, die sie beim Wegfahren, vom Eingang der Eishalle aus, beobachtete. Wie gerne würde Ted diesem Typen der gemein zu Mike gewesen war eine Lektion erteilen. Oh, wenn er bloß nicht an die Halle gebunden wäre, dann würde er Hackfleisch aus dem Kerl im schwarzen Auto machen.
 

Nach dem Hotdog essen verabschiedete sich Dean von Ray und sie wünschten sich noch einen schönen Tag. Dann fuhr Dean zum Haus der Lancasters, die in Orono, einem Vorort von Minneapolis wohnten. Er hatte sich den Plan zurechtgelegt, sich als Angestellter einer Grabpflegefirma auszugeben und mit den beiden unter dem Vorwand ein Angebot für die Grabpflege zu machen, ins Gespräch zu kommen und so herauszufinden, wo Ted beigesetzt wurde. Leider hatte er keine besonders guten Nachrichten für seinen Bruder, als er ein paar Stunden später wieder bei Nelsons Haus ankam.

„Super, er ist eingeäschert worden“, sagte Dean, nachdem er von seinem Besuch bei Teds Eltern zurück war.

„Sag mir, dass sie eine Haarlocke oder so was von ihm aufbewahrt haben“, sagte Sam, der bei Deans Ankunft vom Boden aufgestanden war, wo er bis dahin mit Jenny gespielt hatte.

„Nope. Scheinbar wollten Mom und Dad, Junior so schnell wie möglich vergessen. Alles weg. Zahnbürste, Haarbürste – Fehlanzeige, seine Klamotten der Heilsarmee gespendet. Das Einzige, was sie noch haben, sind ein paar Bilder, aber die helfen uns nicht weiter.“

„Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn es mal einfach wäre.“

„Es muss doch irgendwas geben, das wir verbrennen können. Teds Geist hat zwar noch nicht getötet, aber wer weiß, ob er damit nicht auch irgendwann noch anfängt. Wo sind Theresa und Nelson?“ Er zog sich das Jackett aus.

„Einkaufen. Den Anzug hattest du heute Morgen aber noch nicht an.“

„Hatte ihn im Kofferraum. Da ich mich als Anwalt und als Angestellter einer Grabpflegefirma ausgegeben habe, war das ganz praktisch.“

„Grabpflegefirma?“

„Ja, ich hab gesagt, dass ich ein Angebot für die Grabpflege hätte und Mr. Lancaster meinte, dass sie mit einem kleinen Urnengrab alleine klarkommen würden, so hab ich ja herausgefunden, dass Ted eingeäschert wurde. Man hab ich geschwitzt. War ganz schön heiß in dem Ding.“

„Schweiß … Dean, du bist genial.“ Sam packte ihn am Hemd und zog ihn in einen leidenschaftlichen Kuss. Dean war davon ziemlich überrascht, aber er genoss es. Er vermisste den Austausch von Zärtlichkeiten mit seinem Sammy.

„Klar bin ich genial! Ähm, aber warum noch mal gleich?“

„Schweiß, Dean. Überleg mal. Ted war das Maskottchen. Er hat etliche Stunden in seinem Kostüm verbracht. Es muss furchtbar heiß in dem Ding sein. Was meinst du, wie viel er dabei geschwitzt hat? Schweiß enthält DNS, und da das Kostüm in der Halle aufbewahrt wird, erklärt das auch, warum er an diesen Ort gebunden ist.“

„Ich glaub es nicht, wir müssen ein überdimensionales Hamsterkostüm klauen“, sagte Dean.

„Erdhörnchen, Dean. Goldy Gopher ist ein Erdhörnchen“, verbesserte Sam ihn.

„Das macht das Ganze auch nicht besser, Klugscheißer.“

„Das nicht, aber sieh es mal so. Es ist doch nicht so kompliziert, wie wir befürchtet hatten.“

„Machen wir es heute Nacht?“, fragte Dean, der sich nun das Hemd aufgeknöpft hatte. Hauptsächlich um Sam zu ärgern, aber er brauchte auch dringend eine Dusche.

„Ich dachte schon, du würdest nie fragen. Ich hab die Wette nämlich auch langsam satt.“

„Den Job, Sam. Ich meinte, ob wir den Job heute Nacht erledigen.“

„Weiß ich doch, aber hätte ja sein können, dass du das andere auch willst.“

„Klar will ich. Heißt das, du hast endlich genug Dance moves drauf, Samantha?“

„Nein, ich mach das nicht Dean.“ Beide seufzten fast gleichzeitig. Das heutige Morgen war scheinbar nur ein kurzer Moment mentaler Schwäche. Warum hatte Theresa auch ausgerechnet in dem Augenblick ins Zimmer kommen müssen?

„Tja, dann wird es wohl nichts mit uns beiden. Also, erledigen wir den Job heute Nacht?“

„Je eher desto besser, aber müssen wir bis heute Nacht warten?“

„Nacht vielleicht nicht, aber du hast doch den Plan gesehen. Bis 19 Uhr haben die Training und bis alle mit Duschen fertig sind, die Halle leer ist und wir mit keinen unerwünschten Zuschauern mehr rechnen müssen, ist es sicher 20 Uhr.“

„Okay, dann bleibt nur noch die Frage, wer sich solange um Jenny kümmert.“

„Ich denke Nelson und Theresa hätten nichts dagegen. So wie ich es mitbekommen habe, arbeiten die beiden jetzt auch schon seit ein paar Wochen an ihrem Nachwuchs.“

„Erinnere mich nicht daran. Ich möchte mir nämlich lieber weiter einbilden, dass die beiden gestern Nacht nur die Matratze als Trampolin benutzt haben.“

„Wenn es dir hilft, Sam.“ Dean grinste wusste er doch, dass Sam nicht weniger neidisch auf ihre Gastgeber war, als er als sie gestern Nacht Zeugen der mehr als eindeutigen Geräusche geworden waren. Es würde sicher nicht mehr lange dauern und er hätte Sam weich gekocht.

„Ich gehe mal unter die Dusche Sam.“

„Gut, aber beeil dich. Nelson und Theresa müssten bald vom Einkaufen zurück sein und Nelson setzt auf deine Hilfe beim Grillen.“ Zum Abendessen war ein BBQ geplant und ihre Gastgeber waren vor einer Weile losgefahren, um noch ein paar Lebensmittel zu besorgen.

„Oh, es gibt was Gegrilltes zum Abendessen?“, fragte Dean. Er war bereits zu Teds Eltern aufgebrochen als Nelson den Vorschlag mit dem BBQ gemacht hatte.

„Ja. Es war Nelsons Idee und Theresa hat zugestimmt, denn sie wollte schon ewig, das Salatrezept ausprobieren, dass sie von einer Freundin hat.“

„Salat, Sammy. Dann ist ja auch was für dich dabei, dann kann ich ja ruhig deinen Fleischanteil mit verputzen. Du kriegst dafür meinen Salat.“

„Das hättest du wohl gerne, Dean. Geh und schwing deinen verschwitzten, müffelnden Körper ins Bad und nimm deine Dusche.“

„Ach Sammy, du stehst doch auf meinen kernigen, männlichen Duft.“

„So ein Quatsch. Marsch unter die Dusche.“ Dean grinste, denn der kleine rosa Schimmer um Sams Nase herum verriet ihm, dass er ins Schwarze getroffen hatte.

„Was gibt es da zu grinsen?“ Scheiße, wieso konnte Dean ihn so durchschauen? Ja, Deans Körpergeruch wirkte ziemlich anziehend auf ihn, daher wohl auch der Ausdruck, jemanden gut riechen können, und selbst wenn er schwitzte, roch er nicht unangenehm, wie manch andere Leute, sondern einfach nur intensiver nach Dean und das konnte Sam in seinem montanen Zustand zum Verhängnis werden, wirkte Deans Duft doch wie ein Aphrodisiakum auf ihn, daher sollte Dean wirklich dringend duschen.

„Nichts“, sagte Dean immer noch grinsend und ging die Treppe hoch. Sam konnte nicht verhindern, dass seine Augen an Deans Hintern hafteten, als dieser die Stufen erklomm. Verdammt, sein Körper schien ihm einfach nicht mehr gehorchen zu wollen. Erst seine Nase, jetzt seine Augen, alles in ihm schien zu schreien, nun nimm ihn dir doch endlich, hör auf dich zu quälen, aber sein Über-Ich blieb standhaft. Einmal wollte er auch mal recht gegenüber seinem Bruder behalten. Derweil hatte Sams Es bereits dessen Körper zur Revolution gegen Sams Hirn aufgestachelt.

Goldi Gopher R.I.P.

Verwendete Songs:

LeAnn Rimes – How do I live without you

Led Zeppelin - Ramble on
 

SDSDSSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

“Gut, dass du mich davon abgehalten hast noch mehr von diesen Steaks zu essen, auch wenn sie verdammt köstlich waren”, sagte Dean, als er nach dem BBQ mit Sam oben war, um Jenny hinzulegen. Er war ziemlich vollgefressen. Noch ein paar mehr Steaks und er wäre die Treppe nur hochgekommen, wenn Sam ihn geschoben hätte. Er konnte es sich nicht leisten mit einem zu vollen Magen an ihren Fall ranzugehen. Auch wenn sie dem Geist bis jetzt noch nicht begegnet waren, hieß das nicht, dass er sich nicht doch noch zeigen würde, wenn er merkte, dass es ihm an den Kragen gehen würde und dann musste er auf Zack sein.

„Schön, dass du zur Abwechslung mal auf mich gehört hast“, sagte Sam lächelnd.

„Ich hör doch immer auf dich, Sammy.“

„Meinst du da einen anderen Sammy, denn auf mich hörst du doch so gut wie nie“, neckte er seinen Bruder.

„Es gibt für mich doch nur einen Sammy.“ Dean wuschelte dem Jüngeren durchs Haar.

„Din!“ Das kleine Mädchen, dem Sam gerade die Zähne geputzt hatte, streckte ihre Händchen nach ihrem Zweitvater aus.

„Nimmst du sie? Ich mach nur schnell das Waschbecken sauber. Madame hat mal wieder die Zahnpasta überall verteilt beim Ausspucken.“

„Das Zielen muss sie halt noch üben.“ Dean nahm Jenny auf den Arm und ging in den Raum, in dem Jenny ihr Nachtlager hatte, um ihr ihren Schlafanzug anzuziehen. Er checkte auch noch mal die Windeln. Theresa und Nelson hatten sich bereiterklärt auf Jenny aufzupassen. Auf die Peinlichkeit vom Vormittag waren sie zur Erleichterung der Brüder und Nelson nicht noch einmal gekommen. Während Sam den beiden eine kurze „Bedienungsanleitung“ für Jenny, wie Nelson es nannte, gab, verteilte Dean zur Sicherheit etwas Salz vor den Fenstern. Er rechnete zwar nicht mit irgendwelchen Bedrohungen, aber er fühlte sich so einfach wohler in seiner Haut, wenn sie ihre Sabberschnute schon alleine zurückließen.

„Was für eine Geschichte möchtest du heute hören?“, fragte Dean die Kleine, nachdem er ihr den Schlafanzug angezogen hatte. Wie meistens, wenn das kleine Mädchen eine zu komplexe Frage gestellt bekam, sah sie den Fragensteller lediglich mit großen Augen an.

„Ah, ich seh schon. Du kannst dich mal wieder nicht entscheiden“, sagte Dean.

„Hm, lass mich mal überlegen. Ich glaube heute sing ich dir lieber mal wieder was vor. Wie würde dir das gefallen?“
 

Leaves are fallin' all around, time I was on my way

Thanks to you, I'm much obliged for such a pleasant stay

but now it's time for me to go, the autumn moon lights my way

for now I smell the rain, and with it, pain

and it's headed my way

Aw, sometimes I grow so tired

but I know I've got one thing I got to do
 

Während er sang, wiegte er Jenny sanft in seinen Armen und das kleine Mädchen wurde ruhig in seinen Armen und kuschelte sich an ihren Din.
 

A-ramble on, and now's the time, the time is now

Sing my song, I'm goin' 'round the world, I gotta find my girl

On my way, I've been this way ten years to the day

Ramble on, gotta find the queen of all my dreams
 

Sam stand außen am Türrahmen und linste ins Zimmer. Dean konnte ihn so nicht sehen, aber der Jüngere konnte wunderbar beobachten, wie liebevoll sein Partner mal wieder mit seiner Tochter umging.

„Er kann ziemlich gut singen. Er sollte sich mal bei American Idol bewerben“, sagte Theresa, die sich Sam langsam genähert hatte und diesen beobachtete, wie er Dean beobachtete. Der größere Winchester fuhr leicht zusammen, als er ihre Stimme hörte.

„´Tschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken.“

„Schon okay, aber ich glaub nicht, dass Dean schon bereit für die große Bühne ist“, sagte Sam lächelnd. Theresa schmunzelte.

„Ich glaube ja eher, dass du nicht bereit bist, ihn mit der Welt zu teilen.“

„Das kommt auch noch dazu, ja“, gab er zu und wurde leicht rosa um die Nase.
 

Got no time to for spreadin' roots, the time has come to be gone

And though our health we drank a thousand times

it's time to ramble on
 

“Was singt er da eigentlich?“, erkundigte sich Theresa bei Sam. Sie sprachen leise, damit Dean nicht auf sie aufmerksam wurde.

„Ramble on von Led Zeppelin. Einer seiner Lieblingssongs.”

“Ungewöhnliche Songauswahl für ein Baby.”

„Wem sagst du das? Aber normale Schlaflieder sind ganz einfach nicht sein Ding. Das wäre nicht Dean, verstehst du?“

„Ja. Dein Dean ist eben ganz außergewöhnlich.“

„Das ist er“, bestätigte Sam mit einem verliebten Lächeln auf den Lippen.
 

A-ramble on, and now's the time, the time is now

Sing my song, I'm goin' 'round the world

I've gotta find my girl

On my way, I've been this way ten years to the day

I gotta ramble on, I gotta find the queen of all my dreams

I tell you no lie
 

“Ich glaube, ich sollte dich jetzt langsam hinlegen“, sagte Dean und unterbrach kurz seinen Gesang. Jenny gähnte und verzog dabei unglaublich niedlich das Gesicht. Dean lächelte, gab ihr einen kleinen Kuss auf die Stirn und sang weiter, während er das Mädchen hinlegte und zudeckte.
 

Mine's a tale that can't be told, my freedom I hold dear

How years ago in days of old when magic filled the air

'twas in the darkest depths of Mordor, mm-I met a girl so fair

but Gollum and the evil one crept up and slipped away with her

her, her, yeah, and ain't nothin' I can do, no
 

“Wenn ich du wäre, dann würde ich die beiden nicht mehr hergeben wollen.”

„Das habe ich nicht vor. Sie sind mein Ein und alles.“

„So geht’s mir mit Nelson auch, trotz seiner Macken.“ Wie aufs Stichwort erklang ein lautes Fluchen und scheppern von unten.

„Ich werde mal sehen, was er jetzt schon wieder angestellt hat.“ Sam sah, wie sie die Treppe nach unten ging, widmete sich dann aber wieder Dean, der langsam mit dem Song zum Ende kam.
 

I guess I'll keep on ramblin', I'm gonna

Sing my song/Sh-yeah-yeah-yeah-yeah, I've gotta find my baby

I'm gonna ramble on, sing my song

Gonna work my way all around the world

Baby, baby/Ramble on, yeah
 

Als Dean nur noch leise summte und auf die eingeschlafene Jenny hinab blickte, trat Sam zu ihm heran.

„Na, hast du mich wieder heimlich beobachtet wie ein perverser Spanner?“, neckte Dean ihn.

„Was … woher?“, stammelte der Jüngere.

„Ach komm, Sammy. Leugnen ist zwecklos, ich kann deinen Blick spüren, wenn er auf mir ruht,“ erklärte Dean ihm. Sam wurde wieder leicht rot. Hieß das, dass Dean auch gemerkt hatte, wie er ihm am Nachmittag auf den Hintern gestarrt hatte?

„Ich bin kein perverser Spanner“, war alles, was er raus bringen konnte.

„Weiß ich doch, Sammy. Deine Augen wissen halt, was ihnen gefällt.“ Er gab Sam einen flüchtigen Kuss auf die Wange.

„Gib Jenny noch einen gute Nacht Kuss und dann lass uns gehen. Es ist Zeit, den Geist des Plüschfreaks endlich ins Jenseits zu befördern.“ Mit diesen Worten ging er schon mal nach unten. Sam seufzte. Dean machte ihn ganz wuschig. Erst war er abweisend zu ihm und nun flirtete er wieder mit ihm und ließ Küsse und andere Zärtlichkeiten wieder zu. Er beugte sich zu Jenny hinab und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

„Schlaf schön, Kleines.“ Er schaltete das Licht aus und folgte dann seinem Bruder. Dieser wartete bereits an der Haustür auf ihn.
 

„Bis später ihr zwei“, sagte Sam zu Theresa und Nelson, die es sich mittlerweile auf dem Sofa bequem gemacht hatten.

„Passt auf euch auf. Jenny kann mit zwei Vätern im Streckverband nichts anfangen“, sagte Nelson. Sam nickte.

„Wir werden wie immer vorsichtig sein“, versicherte Dean, der an seinen Kleinen herangetreten war, und zog diesen jetzt zur Tür. Als sie wenig später am Impala waren, fiel Sam sofort der Kratzer auf der Beifahrertür auf.

„Alter, was ist denn hier passiert?“

„Erinnerst du dich an Mike, den Maskottchentrainer?“

„Der hat dir den Wagen zerkratzt? Was hast du gemacht?“

„Was? Wieso denkst du, dass ich was gemacht hätte?“

„Grundlos hat er das sicher nicht getan, also?“

„Mag sein, dass ich ihn vielleicht ein wenig verärgert habe …“

„Dean! Was hast du getan?“ Widerstrebend packte der Ältere dann endlich aus. Sie waren mittlerweile eingestiegen und los gefahren.

„Oh, Dean. Man, ich wusste ja, dass dich deine große Klappe irgendwann in Schwierigkeiten bringen würde.“

„Er hat angefangen!“

„Dean, du bist doch kein Kind mehr. Du musst dich nicht auf das gleiche Niveau begeben wie er, wenn er dir dumm kommt. Du hättest ihn einfach ignorieren sollen.“ Daraufhin schaltete Dean das Radio ein und machte Sam so unweigerlich klar, dass er jetzt von ihm nichts mehr hören wollte.
 

„Unsere Späher haben berichtet, dass die Brüder das Haus verlassen haben“, informierte ein Dämon Lilith, die im Zimmer des kleinen Mädchens war, in das sie geschlüpft war.

„Sehr gut, dann kümmert euch nun um das Baby, aber lasst das Ehepaar, in dessen Obhut es sich befindet am Leben.“

„Warum sollten wir sie am Leben lassen?“, erkundigte sich der Dämon.

„Schuld, mein Lieber. Schuld. Die Menschen sind voll von Schuldgefühlen, die nur den richtigen Auslöser brauchen, um herauszukommen und sie in den Wahnsinn zu treiben. Ein Tod bringt zwar Trauer, aber das ist nur halb so amüsant zu beobachten. Schuldgefühle bringen viel mehr Leid mit sich. Manchmal so viel, dass die Menschen sich wünschen sie wären tot. Schuld und tot … hm … eine herrliche Kombination.“ Lilith setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und fing an mit den herumliegenden Barbiepuppen zu spielen. Das Mädchen verfügte über zwei Kens und einer Handvoll Barbies mit unterschiedlichen Haarfarben. Lilith nahm sich eine schwarzhaarige Barbie und einen der Kens.

„Dean, Sam es tut uns ja so leid, dass mit eurem Baby. Wir hätten besser auf sie aufpassen sollen”, sprach sie mit den Puppen in der Hand. Dann nahm sie den zweiten Ken und eine brünette Barbie.

„Oh, mein Baby“, jammerte die brünette Barbie, die Sammy darstellen sollte.

“Warum habt ihr nicht besser auf sie aufgepasst? Wir haben sie euch anvertraut“, schrie der Ken wütend das andere Paar an, das Nelson und Theresa darstellen sollte.

„Es tut uns unendlich leid. Ich weiß, wir können es nicht wieder gut machen, aber ich hoffe, ihr könnt uns verzeihen”, sagte die schwarzhaarige Barbie.

„Das ist unverzeilich. Ich hasse euch!” Lilith schlug mit der brünetten Barbie auf die schwarzhaarige Barbie und den Ken ein. Lilith riss den Puppen den Kopf ab.

„Sam! Was hast du getan?”, fragte der zweite Ken, der Dean darstellen sollte.

“Sie sind schuld, dass mein Baby tot ist”, rechtfertigte die Sam-Barbie ihr Handeln.

„Waren sie das wirklich?“

„Was meinst du Dean?“

„Wenn wir nicht weggegangen wären, wäre das nicht passiert. Sie waren normale Menschen und als solches auf einen derartigen Angriff gar nicht vorbereitet.“

„Oh Gott, Dean! Es ist alles unsere Schuld.“ Die Sam-Barbie schmiss sich dem Dean-Ken an den Hals. Dann drehte Lilith den Kopf der Sam-Barbie in die Richtung, an der der die geköpften Puppen lagen.

„Was hab ich nur getan. Ich bin ein schlechter Mensch. Wie soll ich mit dieser Schuld nur leben?“

„Ich weiß es nicht Sam, aber es ist auch meine Schuld. Komm, wir zerfließen gemeinsam in Schuldgefühlen.“ Lilith legte die Puppen beiseite.

„Ich hoffe, du hast verstanden, was ich meine.“

„Ja. Sehr eindrucksvoll“, sagte der Dämon, der sich langsam fragte, ob ihre gefürchtete Anführerin nicht doch schwer ein an der Waffel hatte. Die kindliche Hülle, okay, aber jetzt spielte sie auch noch mit Puppen. Lilith kicherte vergnügt.

„Gut und nun geh und erfülle deinen Auftrag.“ Der Dämon nickte und war dann verschwunden. Lilith widmete sich dann wieder den Puppen.

„Dafür werden wir in die Hölle kommen, Dean“, schluchzte die Sam-Barbie.

„Ihr seid bereits angekommen. Hallo Jungs“, begrüßte sie eine blonde Barbie. Lilith steckte die Winchesterpuppen in einen Spielzeugkochtopf und ließ sie wie am Spieß schreien.

„Lasst die Spiele beginnen!“
 

Dean hatte mit Ray vereinbart, dass dieser sie am Eingang der Eishalle erwarten würde, um ihnen die Tür zu öffnen. Wenn sie schon jemanden mit Schlüsselgewalt hatten, sollten sie das auch mal nutzen fand Sam. Nelsons Bruder begrüßte, die zwei als sie aus dem Impala stiegen.

„Sind schon alle Spieler raus?“, erkundigte sich Dean.

„Ja, die letzten Nachzügler sind vor zehn Minuten weggefahren.“

„Gut, dann frisch ans Werk.“ Ray nickte und schloss die Eingangstür auf. Dann löste er den Schlüssel für den Raum, in dem die Maskottchenkostüme aufbewahrt wurden, von seinem Schlüsselbund und gab ihn Sam.

„Braucht ihr irgendwie Hilfe?“

„Nein, am nützlichsten bist du uns, wenn du hier stehen bleibst und aufpasst, dass keiner kommt. Wäre ja möglich, dass einer der Spieler irgendwas vergessen hat und das jetzt holen will“, meinte der jüngere Winchester. Ray nickte.

„In Ordnung. Wird gemacht. Wie lange wird das Ganze denn dauern?“

„Je nachdem ob der Geist Probleme macht oder nicht“, antwortete Sam. Dean hatte derweil Salz, Feuerzeugbenzin und eine Schrotflinte aus dem Kofferraum geholt.

„Ich denke, das sollte ausreichen gegen den Geist“, meinte er zu seinem Bruder.

„Gut, dann lass es uns hinter uns bringen.“ Es lief bis jetzt alles nach Plan. Sie waren problemlos bis zu dem Raum gekommen, in dem sich das zu verbrennende Kostüm befand. Doch als Sam gerade den Schlüssel ins Schloss stecken wollte, wendete sich das Blatt. Dean stand mit dem Rücken zu Sam, um ihm Rückendeckung zugeben, als plötzlich Teds Geist auftauchte. ~Da war er der Typ, der so gemein zu seinem Freund Mike gewesen war. Jetzt würde er ihm eine Lektion erteilen. ~

„Sam, leg mal einen Zahn zu“, rief Dean. Im selben Moment riss es Sam den Schlüssel aus der Hand.

„Verdammt,“ fluchte Dean und verpasste dem Geist eine Ladung Steinsalz. Er verschwand.

„Wo ist der Schlüssel hingeflogen?“, fragte Sam und suchte bereits den Boden in der näheren Umgebung ab.

„Weiß nicht, aber ich weiß, dass Ted definitiv was gegen unseren Plan hat, ihn unschädlich zu machen.“ Dean sah sich ebenfalls um und fand den Schlüssel schließlich.

„Hier.“ Er reichte Sam den Schlüssel. Als Sams Hand das Stück Metal umschlossen hatte, wurden die Brüder plötzlich wie von Geisterhand gepackt und gegen zwei gegenüberliegende Wände geschleudert und gingen dann zu Boden. Das Steinsalz hatte Teds Geist scheinbar noch mehr angepisst.
 

„Ein Baby-Phon wäre jetzt nicht schlecht“, meinte Theresa zu Nelson. Die beiden hatten es sich auf der Couch gemütlich gemacht und sahen sich einen alten Film an. Doch Theresa konnte nicht richtig zur Ruhe kommen, da sie Angst hatte Jenny nicht zu hören, wenn etwas mit ihr war.

„Entspann dich Babe. Wenn Jenny was hat, dann werden wir das sicher auch ohne Baby-Phon hier unten hören.“ Plötzlich erklang von oben Babygeschrei.

„Wenn man vom Teufel spricht“, sagte Nelson. Theresa stand auf.

„Ich werde dann mal nach ihr sehen“, sagte sie.

„Irgendwie hab ich das Gefühl, du freust dich, dass sie schreit, weil du sie auf den Arm nehmen und knuddeln kannst.“

„Tja, wenn du brav bist, knuddel ich dich vielleicht, wenn ich wieder unten bin“, sagte sie und stieg die Treppe hoch. Kaum war Theresa oben, da klingelte es an der Haustür.

„Wer ist das denn jetzt?“, murmelte Nelson und ging zur Tür.

„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte er den Mann, der geklingelt hatte, doch Nelson bekam keine Antwort. Stattdessen wurde er von dem Mann, der auf einmal seltsame schwarze Augen hatte, quer durch den Raum geschleudert und krachte gegen das Treppengeländer. Hinter dem Mann tauchten drei weitere Dämonen auf. Alle vier gingen nun die Treppe hinauf.

„Was hast du denn Kleines?“, fragte Theresa Jenny, die wie am Spieß schrie. Wo waren ihren Daddys? Das kleine Mädchen spürte mal wieder, dass die Brüder in Gefahr waren. Ehe Theresa Jenny auf den Arm nehmen konnte, stürmten zwei der Dämonen in den Raum.

„Was zum Teufel?“ Mehr brachte sie nicht heraus, denn sie krachte gegen eine Kommode. Der rothaarige Engel wurde sichtbar und griff den Dämon, der Theresa außer Gefecht gesetzt hatte an und konnte ihn erledigen. Seine leblose Hülle fiel zu Boden. In der Zwischenzeit hatte der zweite Dämon sich über Jennys Schlafstätte gebeugt.

„Lass deine teuflischen Finger von ihr“, schrie sie den Dämon an. Dieser drehte sich zu ihr um und grinste sie an, dann ging er zum Kampf über. Er ließ sich nicht so leicht erledigen, wie sein Kollege. Während sich die beiden duellierten, schlich sich der dritte Dämon ins Zimmer. Der Plan war aufgegangen. Der Engel war abgelenkt und der Weg zu dem Baby, das immer noch wie wild schrie, war frei, und falls doch noch was passieren sollte, hatten sie immer noch einen Dämon in der Hinterhand.

„Nein“, rief Anna, als sie begriff, was los war. Es gelang ihr ihren Angreifer zu überwältigen und machte sich sofort daran den dritten Dämon unschädlich zu machen. Dieser hätte Jenny töten sollen, als eben einen Moment im Triumph zu schwelgen. Es entwickelte sich ein weiterer Kampf infolgedessen einige Möbel in dem Zimmer zu Bruch gingen. Endlich hatte Anna es geschafft und mit einer Berührung der Stirn des Dämons, diesen zurück in die Hölle geschickt. Schwer atmend trat sie an Jennys Schlafstätte, um das kleine Mädchen zu beruhigen. Sie wähnte sich schon in Sicherheit und merkte nicht, wie sich der vierte Dämon sich ihr von hinten näherte. Jenny versuchte sie durch einen Lautstärkeanstieg ihres Geschreis zu warnen, doch Anna verstand nicht, was das Mädchen ihr damit sagen wollte.

„Alles wieder in Ordnung“, sprach sie beruhigend auf das Mädchen ein. Als der vierte Dämon mit einem Dolch ausholte und auf den Engel einstechen wollte, erschien auf einmal Castiel. Er stieß den Dämon zur Seite. Beide gingen zu Boden.

„Verdammt“, fluchte der Dämon. Nun wurde auch Anna auf Castiel und den weiteren Dämon aufmerksam. Dieser erkannte, dass er nun in der Unterzahl war und er wollte nicht, dass es ihm so erging wie seinen Kollegen und so machte er sich aus dem Staub.

„Cas?“, fragte Anna ungläubig. Wo war ihr Untergebener und Geliebter nur auf einmal hergekommen?

„War ganz schön knapp“, sagte er und streckte ihr die Hand hin. Sie half ihm auf.

„Woher …“

„Er hat dich beobachtet. Auf meine Anweisung hin“, erklärte Zacharias, der nun ebenfalls erschienen war.

„Was? Wieso?“

„Ich hatte meine Gründe, aber das ist auch egal, denn ich habe gut daran getan. Castiel hat recht. Es war sehr knapp. Du bist unachtsam geworden.“

„Es waren vier“, verteidigte Cas sie. Zacharias sah ihn warnend an, sagte aber nichts weiter dazu. Stattdessen wand er sich an Anna.

„Kümmere dich um das Ehepaar. Ich entsorge den Müll“, sagte er und deutete auf die drei leeren Dämonenhüllen, die nun drei tote Menschen waren.

„Und räumt hier auf. Wir dürfen keine Spuren hinterlassen.“ Mit diesen Worten war er mitsamt der drei Leichen verschwunden und Anna und Cas machten sich an die Arbeit.
 

Dean rappelte sich wieder auf. Wo zum Teufel war die Schrotflinte gelandet? Dean konnte sie nirgendwo entdecken. Er sah zu Sam hinüber, der ein paar Meter neben ihm zu Boden gegangen war und dort immer noch lag. Er konnte sich jetzt nicht wirklich um Sam kümmern. Er musste aber verhindern, dass der Geist sich ein weiteres Mal gegen seinen Kleinen richten würde. Aus dem Augenwinkel sah Dean, wie Sam sich regte. Es schien ihn auch nicht schlimmer erwischt zu haben als ihn. Der kleinere Winchester atmete erleichtert auf. Jetzt hieß es schnell handeln. Dean musste den Geist ablenken, damit Sam, der nun näher an dem Raum zu den Kostümen dran war als er selber, Teds Kostüm finden und salzen und verbrennen konnte. Schnell legte sich Dean einen Plan zurecht. Er würde diesen Plüschfreak einfach reizen und so dessen Aufmerksamkeit auf sich lenken, sodass Sam freie Bahn hatte und das ohne Schrotflinte. Er hatte keine Zeit erst noch nach dieser zu suchen.

„Hey, Plüschkostümfreak“, rief Dean laut.

„Komm und zeig dich. Als du noch gelebt hast, warst du zu feige dich zu wehren und jetzt wo du als Geist hier rum schwirrst, machst du ein auf dicke Hose, weil du auf einmal stärker bist, aber ich sag dir eins. Ein Loser bleibt immer ein Loser. Du bist armselig und auch nicht besser als die Jungs, die dich schikaniert haben.“ Er sah sich um. Irgendwo musste der Geist doch sein.

„Komm schon Gopher-Mann!“ Als er sich umdrehte, stand Teds Geist auf einmal hinter ihm.

„Urgh, nicht gut“, presste Dean hervor, als ihn der Geist mit seiner Kraft an der Gurgel packte und hoch hob. Aus dem Augenwinkel sah Dean, dass Sam wieder auf den Beinen war, dann

flog er, von Teds Geist gestoßen, mit voller Wucht gegen die Bande und durchschlug dabei die Plexiglasscheibe, die das Publikum vor dem Puck schützen sollte, ehe er mit einem dumpfen Geräusch mit dem Kopf zuerst auf die Eisfläche aufschlug. Während er flog, hörte er Sam seinen Namen schreien. Der Ältere hätte ihm am liebsten zugerufen, dass Sam seinen verdammten Job machen und das Kostüm endlich verbrennen sollte, doch dazu kam er nicht mehr. Dean gab nach der „Landung“ noch einen kurzen Schmerzenslaut von sich, dann blieb er reglos liegen. Das hinderte den Geist jedoch nicht daran, sein Tun fortzusetzen. Es wäre doch mal lustig zu sehen, ob man einen Menschenkopf auch als Puck benutzen konnte. Teds Geist ließ einen Eishockeyschläger herbeischweben. Er lachte und als er ausholte und dabei war mit dem Schläger gegen Deans Kopf zu schlagen, verschwand der Geist auf einmal. Der Jüngere hatte es geschafft.
 

„Wir sollten es den Brüdern sagen“, meinte Anna, nachdem sie alles wieder in Ordnung gebracht hatten und nun wieder als stille, unsichtbare Beobachter fungierten. Die toten Hüllen der Dämonen, die sie angegriffen hatten, hatte Zacharias beseitigt. Nelson und Theresas Gedächtnis hatten sie so verändert, dass sie sich nicht mehr an den Angriff der Dämonen erinnerten und sie lagen wieder aneinander gekuschelt auf der Couch. Oben schlief Jenny wieder ruhig und friedlich.

„Das ist nicht dein Auftrag“, sagte Castiel.

„Mein Auftrag ist es das Baby zu schützen. Wenn die Jungs wissen, dass die Kleine in Gefahr ist, wird der Schutz doch verstärkt“, rechtfertigte sich Anna.

„Du solltest auf deinen Untergebenen hören“, erklang Zacharias Stimme.

„Es ist nicht dein Auftrag mit den beiden Kontakt aufzunehmen.“

„Aber …“

„Nichts aber. Was willst du ihnen denn sagen?“

„Na, das die Dämonen die Kleine töten wollen und sie in Gefahr ist, denn wie gesagt, ich denke, wenn sie wissen, dass Jenny in Gefahr ist, dann werden sie alles tun, um sie zu beschützen. So könnten wir sie gemeinsam vor den Dämonen bewahren.“

„Und du denkst nicht, dass die beiden wissen wollen, warum die Dämonen das Baby töten wollen? Menschen hinterfragen immer alles. Sind neugierig, wollen alles wissen.“

„Dann sagen wir ihnen eben die ganze Wahrheit.“

„Bist du von Sinnen? Wenn sie die Wahrheit kennen, werden sie sich gegen uns wenden und der ganze Plan wird über den Haufen geworfen. Sie werden uns für das, was mit ihrer Mutter passiert ist, die Schuld geben. Sie werden nicht verstehen, dass es ein nötiges Übel war, um Gottes Plan zu erfüllen.“

„ER ist unser Bruder. Ich kann immer noch nicht verstehen, wie es Gottes Plan sein kann IHN zu töten. Er ist doch sein Sohn.“

„Anna“, sagte Castiel und legte ihr seine Hand auf die Schulter. Er war besorgt, dass sie sich durch weitere solcher Äußerungen in Schwierigkeiten bringen könnte.

„Schweig! Wie kannst du es wagen an Gottes Plan zu zweifeln?“ Durch eine Handbewegung zwang Zacharias sie in die Knie. Erschrocken ließ sich Castiel neben ihr nieder.

„Sie dürfen nichts von allem erfahren. Denn sonst werden sie sich mit Händen und Füßen gegen ihr Schicksal wehren und damit nur alles unnötig in die Länge ziehen. Kein Wort zu den beiden, haben wir uns verstanden?“

„Ja“, sagte Anna atemlos. Zacharias nickte zufrieden und ließ die unsichtbare Macht, die Anna niedergehalten hatte verschwinden.

„Was dich angeht Castiel, so befehle ich dir, hier bei Anna zu bleiben und ihr bei der Erfüllung ihrer Aufgabe zu helfen. Wenn die Dämonen ihr Bemühen erhöhen, so müssen wir dagegen halten. Dieses Baby muss geschützt werden.“

„Sehr wohl“, sagte Cas und nickte dem Chef seiner Chefin zu. Als Anna wieder auf den Beinen war, war Zacharias bereits wieder verschwunden. Castiel lächelte sie liebevoll an. Noch nie hatte ihn ein Befehl so glücklich gemacht. Er durfte bei Anna, seiner Geliebten, auf der Erde bleiben. Auch Anna freute sich, dass man ihr Cas zur Seite gestellt hatte, auch wenn Zacharias Zurechtweisung ihre Freude schmälerte. Er hatte ernst gemacht. Bei einer weiteren Verfehlung ihrerseits würde er sie hart bestrafen. Nichtsdestotrotz schenkte sie Cas ein kleines Lächeln, sagte dann aber gleich wieder ernst:

„Wir haben viel zu tun. Wir müssen wachsam sein.“

„Ich weiß, nur gib uns einen Moment“, bat er sie. Anna nickte und ließ sich von Cas zärtlich küssen. Für einen kurzen Moment nur, ehe sie wieder in den Wächtermodus übergingen.
 

Sam hatte, als er Dean hatte zu Boden gehen sehen, die Tür geöffnet, dann schnell die nötigen Utensilien zusammen gerafft und war in den Raum getreten. Es kostete ihn eine Minute, um das richtige Maskottchenkostüm zu finden, denn in dem Raum wurden auch die Kostüme des Football und Basketball Maskottchens aufbewahrt. Als er es schließlich fand, schmiss er es in der Mitte des Raumes auf den Boden und dann verteilte er zügig Salz und Feuerzeugbenzin darüber und setzte es schließlich in Brand. Erst als das Kostüm brannte, der Geist verschwunden war und langsam der widerliche Geruch von verschmortem Kunststoffgewebe in der Luft lag, konnte Sam sich auf seinen Bruder konzentrieren. Mit Schrecken stellte er fest, dass Dean noch immer regungslos auf den Plexiglasscherben auf dem Eis lag. Sofort eilte Sam auf ihn zu, sprang wie ein Springreiterpferd über die Bande, um zu seinem Liebsten zu gelangen. Das Zubruchgehen der Plexiglasscheibe war anscheinend so laut gewesen, dass es Ray nicht mehr auf seinem Posten am Eingang gehalten hatte. Auch er lief so schnell er konnte auf die Eisfläche. Als er ankam, kniete Sam bereits neben Dean und tätschelte dessen Wange, um ihn aufzuwecken, denn Dean war bewusstlos.

„Dean, hey … Dean … komm, wach auf“, hörte Ray Sam immer wieder sagen.

„Soll ich einen Krankenwagen rufen?“, erkundigte sich Nelsons Bruder.

„Dean…man, wach auf…“

„Sam?“ Erst jetzt bemerkte der Genannte, dass er nicht mehr alleine mit seinem Bruder war.

„Ray? Was…?“

“Ob ich einen Krankenwagen rufen soll, hab ich dich eben gefragt.”

„Noch nicht. Du … du musst noch mal in den Raum und das Feuer löschen, ehe es auf irgendwas übergreift.“ Daran hatte Sam nämlich nicht gedacht, als er auf seinen Bruder auf dem Eis zugestürmt war.

„Feuer … ja … klar“, entgegnete Ray und lief los. Sam war wieder mit Dean alleine. Er versuchte weiterhin den noch immer bewusstlosen Mann wach zu rütteln. Je länger Deans Zustand anhielt, desto mehr Sorgen machte sich Sam. Puls und Atmung waren normal, aber Dean kam nicht zu sich. Was, wenn er in eine Art Koma gefallen war? Oder er schwerwiegende Hirnblutungen oder sowas hatte? Was sollte er nur ohne Dean machen, wenn ihm diesmal was wirklich Schlimmes passiert war?
 

How do I get through one night without you

If I had to live without you

What kind of life would that be

Oh I, I need you in my arms

Need you to hold

You're my world, my heart, my soul
 

“Komm schon Dean! Das Eis ist kalt. Du willst dir doch nicht den Arsch abfrieren oder? Dean … komm zu dir … Dean.“ Immer noch keine Reaktion. Langsam bekam der jüngere Winchester wirklich Angst. So lange war Dean noch nie ohne Bewusstsein gewesen.
 

Without you, there'd be no sun in my sky

There would be no love in my life

There'd be no world left for me

And I, oh Baby, I don't know what I would do

I'd be lost if I lost you
 

“Dean, mach endlich deine verdammten Augen auf”, schrie Sam und gab dem Älteren eine leichte Ohrfeige.
 

How do I live without you

I want to know

How do I breathe without you

If you ever go

How do I ever, ever survive

How do I

How do I

Oh, how do I live
 

Endlich flatterten Deans Lider und der kleinere Winchester gab ein durch Schmerz hervorgerufenes Stöhnen von sich.

„Au …argh…“ Dabei schickte Sam ein leises Dankgebet in den Himmel.

„Gott, Dean! Tu mir sowas nie wieder an.“ Er schlug kraftlos mit seiner flachen Hand auf Deans Brust.

„Au …Smy…lass mich … mein Kopf.“ Er versuchte sich aufzusetzen.

„Hey, hey … bleib liegen“, sagte Sam nun wieder mit sanfterer Stimme.

„Kalt … Kopf tut weh..Smy.“

„Das kann ich mir vorstellen. Lass mich kurz checken, ob du irgendwo blutest.“ Er tastete so vorsichtig wie möglich Deans Kopf ab, fand aber keine offenen Wunden.

„Ist dir schwindelig?“, erkundigte sich Sam.

“Nein”, sagte Dean und klang nun wieder klarer. Er machte erneut Anstalten sich aufzusetzen, was von sam verhindert wurde.

„Sammy, ich bin okay. Nur die übliche Beule“, versicherte Dean ihm.

„Dean, du warst bestimmt über fünf Minuten bewusstlos. Bleib liegen, bis ich dich gründlich durchgecheckt habe.“ Dean rollte mit den Augen. Er verstand nicht, was sein Bruder hier für einen Aufriss machte. Er flog fast jede Woche mit seinem Kopf irgendwo gegen. Er konnte einiges ab. Ja, sein Kopf tat etwas weh, aber das war doch normal.

„Ist dir schlecht?“, kam Sam nun zum nächsten Punkt seiner Checkliste.

„Nein,“ antwortete Dean wahrheitsgemäß und klang nun gewohnt genervt, sodass Sam leicht lächelte.

„Wie viele Finger halte ich hoch?“, fragte Sam nun.

„17, Gott Sam. Ich bin okay.“ Und damit hatte er Sam überzeugt. Froh darüber, dass Dean auch diesmal wieder glimpflich und mit wahrscheinlich einer einfachen Gehirnerschütterung davon gekommen war, küsste er Dean stürmisch, so als wäre es die letzte Gelegenheit, die er dazubekommen würde. Der Ältere war zunächst überrascht, doch dann erwiderte er den Kuss ebenso inbrünstig. Ein Räuspern ließ sie auseinander fahren.

„Wie ich sehe, scheint ein Krankenwagen wohl doch nicht erforderlich zu sein,“ sagte Ray.

„Sammy, du hast doch nicht etwa vor mich in ein Krankenhaus zu bringen oder?“ Sam sah seinen Bruder so an, als würde er eben darüber nachdenken.

„Kein Krankenhaus, Sammy. Ich bin okay.“

„Ich weiß nicht, Dean. Du scheinst ganz schön was abbekommen zu haben“, meinte Ray.

„Vielleicht wäre es wirklich das Beste. Ich meine ein CT würde mich schon beruhigen“, sagte Sam nun etwas kleinlaut.

„Kein Krankenhaus Sam! Ich schwöre, ich mach Schluss mit dir, wenn du mich dahin bringst.“ Bei diesen Worten zuckte Sam erschrocken zusammen. Er wusste, dass Dean das nicht ernst meinte, aber die Worte hörten sich trotzdem furchtbar an.

„Da mag wohl einer keine Krankenhäuser“, sagte Ray. Sam seufzte.

„Er hasst es. Er würde sich wahrscheinlich eh sofort wieder selbst entlassen, also können wir es auch sein lassen“, sagte der Jüngere leicht frustriert.

„Braver Sammy und jetzt hilf mir hoch.“ Er streckte Sam seine Hand entgegen. Der Größere half ihm auf die Beine, zog ihn nah an sich und gab ihm einen kleinen zärtlichen Kuss.
 

Er brachte Dean zur untersten Sitzreihe der Tribüne, wo sich der ältere Winchester auch bereitwillig niederließ.

„Hier, die habe ich eben gefunden. Ist das eure?“, fragte Ray und hielt ihnen die Schrotflinte hin. Sam nickte und nahm sie an sich.

„Danke. Wir haben sie im Gefecht verloren.“

„Kein Ding. Ihr solltet vielleicht ein Gummiseil dran binden oder so“, schlug Ray vor.

„Keine schlechte Idee“, meinte Dean.

„Ist es jetzt eigentlich vorbei mit dem Geist?“, erkundigte sich Ray.

„Yap, mein Sammy hat ihn erledigt“, sagte Dean mit einem leichten Anflug von Stolz.

„Was ist mit dem Feuer?“, fragte Sam Ray.

„Ich hab es gelöscht. Übrig geblieben ist nur ein Klumpen Kunststoff. Ich muss nur sehen, wie ich den furchtbaren Gestank loswerde.“

„Sam könnte seine Schuhe ausziehen. Das würde den Gestank überdecken und erinnert sicher auch mehr an Umkleide“, neckte Dean seinen Kleinen. Ray lachte.

„Haha, sehr witzig.“ Sam warf Dean einen warnenden Blick zu.

„Nix darf man hier sagen“, maulte Dean und lehnte sich dann gegen das Geländer der Treppe, die neben ihrer Sitzreihe nach oben führte.

„Und sowas wie heute erlebt ihr öfter?“, fragte Ray neugierig.

„Leider viel zu oft.“

„Ist ja ein echter Knochenjob“, meinte Nelsons Bruder.

„Das kannst du laut sagen. Wir sollten jetzt langsam los.“

“Bist du sicher, dass wir ihn nicht doch besser ins Krankenhaus bringen sollten?“, fragte Ray Sam.

„Ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass es nichts Ernstes ist.“

„Dann übernachtet doch bei mir. Es ist bestimmt nicht gut, wenn ihr erst noch ´ne viertel Stunde fahren müsst“, schlug Nelsons Bruder vor. Sam schien dies zu überdenken, als Dean sich nach dem vorherigen Vitalcheck erstmals zu Wort meldete.

„Sammy, fahr mich endlich nach Hause, bevor ich mir hier noch den Arsch abfriere. Ich will schlafen.“ Nach Hause hatte er gesagt. Nach Hause, das war für Dean in der Regel dort, wo Sam war und mittlerweile wohl auch da, wo Jenny war. Ein Teil von Sam hielt es zwar für besser Rays Angebot anzunehmen, aber Dean war so kooperativ gewesen bisher und war sogar gewillt in seinem Zustand Sam den Impala fahren zu lassen, dass er sich gegen Rays Angebot entschied.

„Danke für das Angebot Ray, aber ich werde ihn zurück zu deinem Bruder fahren. Ich will heute nur noch nach meiner Tochter sehen und mich dann um Dean kümmern.“

„Okay. Aber melde dich morgen und sag mir, wie es Dean geht.“

„Mache ich und es wäre nett wenn du hier …“

„Ja klar. Ich räum hinter euch auf. Kein Problem. Dank euch bin ich ja einen gefährlichen Geist losgeworden.“

„Danke Ray.“

„Wie gesagt, kein Ding. Kommt gut nach Hause.“

„Du auch.“

„Habt ihr euch jetzt genug verabschiedet?“, maulte Dean.

„Ja, lass uns fahren Dean“, sagte Sam lächelnd. Er half seinem Bruder auf und war überrascht, dass dieser sich auch helfen ließ.

„Hey Ray! Morgen fahr ich die Zamboni“, rief Dean ihm zu.

„Ich werde sehen, was sich machen lässt“, entgegnete dieser. Sam lächelte. So schlecht schien es Dean doch nicht zu gehen. Er nickte Ray noch ein Mal zu und brachte Dean dann raus zum Impala wo dieser sich auch brav auf dem Beifahrersitz niederließ. Kurz darauf hatte sich Sam auf dem Fahrersitz niedergelassen und startete den Motor.

„Nach Hause, Sammy.“

„Jawohl Miss Deanie“, neckte Sam ihn. Dean boxte ihn auf den Oberschenkel.

„Au! Bist du gemein.“

„Ich geb dir gleich Miss Deanie. Ich bin zwar leicht angeschlagen, aber ich kann dich immer noch übers Knie legen, wenn ich will.“

„Okay, okay.“

„Und fahr bloß vorsichtig. Mein Baby hat bei diesem Fall schon schwer genug gelitten.“ Dean tätschelte das Armaturenbrett.

„Jetzt geht das Autopetting wieder los“, sagte Sam und rollte mit den Augen, während er den Impala auf die Straße steuerte.

„Du bist ja nur eifersüchtig.“ Und zum ersten Mal entgegnete Sam nichts auf diese Aussage, denn diesmal entsprach es wirklich der Wahrheit.

Dean auf der Zamboni

Anmerkung:

Es tut mir wirklich, wirklich leid. Ich hatte ja eigentlich angekündigt, dass es in diesem Kapitel endlich die Wettauflösung geben würde, aber beim Schreiben hat es sich halt anders ergeben, sodass ich euch leider damit auf nächste Woche vertrösten muss. Ich hoffe ihr seid mit diesem Kapitel zufrieden und könnt noch bis zum nächsten Kapitel ausharren.
 

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„Ist der Auftrag ausgeführt?“, fragte Lilith den Dämon, der eben zurückgekehrt war. Neben ihr prustete der kleine Bruder des Mädchens, in dessen Hülle sie geschlüpft war. Die Oberdämonin hatte ihn mit dem Kopf ins Aquarium getaucht, weil der Junge bei einer Befragung gemeint hatte, er wolle gerne mal mit den Fischen schwimmen.

„Also … ähm …“, er druckste rum. Wie konnte er sein Versagen am besten erklären?

„Drucks nicht rum! Ja oder nein?“

„Ne ... ne ... nein.“

„Wie nein? Und da wagst du dich hier her?“ Sie war wütend, sehr wütend. Da kam dieser unfähige Klotz hier an und versaute ihr ihre Spielstunde, nur um ihr zu sagen, dass das vermaledeite Baby immer noch am Leben war.

„Lasst mich erklären!“

„Nein. Ich will keine Ausreden hören.“ Sie streckte ihre Hand aus und im nächsten Moment war der Dämon tot.

„Viel erfolgreicher als ich warst du aber auch nicht, liebe Schwester“, erklang die gehässige Stimme des gelbäugigen Dämons.

„Oh verschwinde! Du hast mir den ganzen Tag verdorben“, maulte sie und stampfte mit den Füßen auf den Boden, ganz einem kleinen, bockigen Mädchen entsprechend.

„Ich sehe, die Arbeit bleibt dann wohl doch an mir hängen“, sagte er süffisant und verschwand.

„Ich hasse ihn! Ständig verdirbt er mir meinen Spaß!“

„Lasst mich euch wieder aufheitern. Die Neugeborenenstation hat Zuwachs bekommen“, sagte eine brünette Dämonin, die plötzlich neben Lilith aufgetaucht war.

„Ja, ich glaube ein kleiner Snack würde mir gut tun. Begleitest du mich, Ruby?“

„Aber gerne.“

„Gut, lass mich nur schnell hier aufräumen.“ Mit einer kurzen Handbewegung brach sie dem kleinen Jungen das Genick. Er war der letzte der Familie. Die Eltern hatte sie bereits getötet.

„So, jetzt können wir.“ Sie fasste Ruby an der Hand und im nächsten Moment waren die beiden verschwunden.
 

Als Sam und Dean beim Haus von Nelson und Theresa ankamen, war das Ehepaar auf dem Sofa eingeschlafen.

„Sollen wir sie wecken?“, fragte Dean.

„Nein, lass sie schlafen. Komm, ich bring dich hoch.“

„Ich kann auch alleine laufen, weißt du. Ich hab nur ne kleine Beule, weiter nichts.“

„Kleine Beule? Dean, sie ist so groß wie ein Wachtelei.“

„Wachtelei? Was bist du heute aber wieder piekfein, Sammy.“

„Halt die Klappe. Zeit fürs Bett.“ Sie hatten ihr Zimmer erreicht. Dean zog sich schnell aus. Sam hatte ihm vor einiger Zeit Schmerzmittel gegeben und davon wurde er bekanntlich immer müde und er wollte jetzt einfach nur ins Bett.

„Leg dich ruhig schon hin. Ich seh nur kurz noch nach Jenny.“

„Gib ihr einen Kuss von mir“, sagte der Ältere und gähnte herzhaft.

„Mach ich.“ Sam hatte sich die Fahrt über darüber Gedanken gemacht, ob ihre Kleine wohl wieder gespürt hatte, dass Dean verletzt war. Als er in Jennys Zimmer kam, schlief seine Tochter tief und fest. Er gab ihr zwei Küsschen und verließ dann wieder das Zimmer, nichtsahnend von dem, was am Abend hier passiert war. Er ging zurück in Dean und sein Zimmer. Der ältere Winchester lag bereits im Bett, war aber noch nicht eingeschlafen. Sam legte sich zu ihm.

„Du kennst den Drill. Ich werde dich alle zwei Stunden wecken, um sicher zu gehen, dass du keine Gehirnblutung oder sowas hast.“

„Muss das sein?“, maulte Dean.

„Sei kein Baby. Du hast mich dich nicht ins Krankenhaus bringen lassen und das ist die einzige Möglichkeit, um sicherzustellen, dass ich morgenfrüh nicht neben einer Leiche aufwache.“

„Du übertreibst mal wieder völlig.“

„Schlaf gut, Dean“, war alles, was er entgegnete. Er übertrieb in seinen Augen nicht. Dean war sehr lange ohne Bewusstsein gewesen. Diese Minuten waren für den größeren Winchester die absolute Hölle gewesen. Er war froh, dass Dean anscheinend okay war, aber er wollte auch, dass das so blieb. Er kramte das Buch aus der Tasche, dass Augustas Enkel ihm geliehen, aber wegen seines übereilten Aufbruchs nicht zurück verlangt hatte, und beschloss es zu lesen. Er musste Dean in zwei Stunden eh wecken, also würde er einfach wach bleiben. Er machte es sich bequem und schlug das Buch auf.
 

Etwa zwei Stunden später machte sich Sam dann an die erste Weckung. Er legte das Buch kurz beiseite und kuschelte sich an Dean heran. Dann verteilte er zärtlich ein paar Küsse auf dessen Gesicht und rief seinen Namen.

„Dean, wach auf. Dean, Dean, Dean, komm Baby, wach auf.“ Jedes Dean wurde von einem sanften Kuss begleitet.

„Hmwuäh…lass das Geknutsche … will schlafen“, kam es nörgelig von dem Genannten.

„Wie ich sehe, lebst du noch“, stellte Sam leicht enttäuscht fest. Da wollte er extra liebevoll sein und als Dank wurde er von Dean bloß angemault. Er nahm sich wieder das Buch und las weiter, während der Kleinere neben ihm bereits wieder vor sich hinschnorchelte. Zwei Stunden später, Zeit für die nächste Weckung. Sam taten bereits vom Lesen die Augen weh und er konnte sich kaum noch wach halten. Für die nächste Weckung würde er sich gleich den Wecker stellen und selbst eine Mütze voll Schlaf nehmen. Diesmal machte sich Sam nicht erst die Mühe Dean sanft zu wecken. Stattdessen rüttelte er an dessen Schulter.

„Dean, wach auf.“ Als er sich nicht sofort regte, rüttelte Sam fester.

„Mann … Alter kannst du mich nicht sanfter wecken?“, schnauzte Dean ihn an. Sam warf resignierend die Hände in den Himmel.

„Ich gebs auf. Das darf doch nicht wahr sein. Wie man´s macht, macht man´s verkehrt.“

„Hör auf zu reden. Ich will schlafen“, meckerte der Ältere.

„Was kümmere ich mich überhaupt um dich? Du undankbarer Idiot. Denkst du, ich bin scharf drauf wach zu bleiben und alle zwei Stunden zu kontrollieren, ob du okay bist?“ Aufgebracht drehte sich Sam auf die Seite und schaltete das Licht aus. Sollte Dean doch sehen, wie er klarkam. Sams kleiner Ausbruch hatte Dean nun richtig wachgerüttelt. Er rollte sich zu Sam und schmiegte sich an dessen Rücken.

„Sei nicht so, Sammy. Ich habs nicht so gemeint. Ich bin müde.“ Er gab seinem Kleinen einen versöhnlichen Kuss auf den Hals.

„Ich will doch nur sichergehen, dass es dir gut geht“, sagte Sam leise.

„Ich weiß und ich bemühe mich jetzt ein braver Patient zu sein.“ Der Jüngere schmunzelte.

„Was macht dein Kopf?“

„Schon besser. Mal sehen, wie es ausschaut, wenn die Wirkung der Tabletten nachlässt. Lass uns jetzt schlafen.“ Sam schaltete das Licht wieder an.

„Okay. Ich stell den Wecker auf halb acht. Das ist in drei Stunden, das sollte für den nächsten Check früh genug sein.“ Er fummelte an dem Wecker rum.

„Finde ich auch. Gute Nacht, Sammy.“

„Nacht, Dean.“ Sam löschte das Licht.

„Ich liebe dich,“ gähnte der Ältere und nahm Sam in den Arm, der sich bereitwillig an ihn kuschelte. Einige Minuten später waren sie beide eingeschlafen.
 

Der Wecker klingelte. Dean brummte während Sam sich aus seinem Griff befreite und das nervende Gerät zum Schweigen brachte. Dann ließ sich der Jüngere wieder aufs Bett fallen und sah zu seinem Bruder hinüber.

„Wie geht’s dir?“, erkundigte er sich und strich ihm sanft über die Wange. Dean gab nur einen undefinierbaren Laut von sich.

„So gut also? Okay, bleib noch ein bisschen liegen. Ich geh duschen und dann werde ich mal nach Jenny sehen und gucken, ob Theresa und Nelson schon wach sind.“ Er gab Dean, der bereits wieder dabei war in den Schlaf abzudriften einen Kuss auf die Wange und stand dann auf. Von unten war noch nichts von ihren Gastgebern zu hören, auch aus der Richtung ihres Schlafzimmers kam nur Stille. Er warf einen kurzen Blick auf seine Tochter, die noch ruhig schlief, ehe er dann im Bad verschwand. Nach einer belebenden Dusche ging er zurück ins Gästezimmer. Als er seine Unterwäsche anhatte, setzte er sich auf die Bettkante, um sich seine Socken anzuziehen. Er hatte gerade einen Fuß gehoben, als er von Dean nach hinten gezogen wurde. Sofort schmiegte sich der Ältere an ihn. Sam lächelte. Ein verschlafener, angeschlagener Dean war anscheinend sehr knuddelbedürftig. Während Dean ihn sanft über die Brust strich und kleine Kreise um seine linke Brustwarze fuhr, sog er Sams Duft in sich auf, doch irgendwas war heute anders.

„Dein Haar riecht anders“, murmelte der Kleinere.

„Ja, mein Shampoo hat nicht mehr ganz gereicht, also hab ich was von dem genommen, dass Theresa uns zusammen mit den Handtüchern gegeben hat“, erklärte Sam ihm. Es wurde ihm ganz warm ums Herz, weil Dean eine solche Kleinigkeit aufgefallen war.

„Hm … das riecht nach Blumen, du Mädchen.“

„Hey, wenn du nicht tausend Tode sterben willst, hörst du auf damit mich ständig als Mädchen zu bezeichnen“, sagte Sam mit warnendem Tonfall.

„Okay, ich bin friedlich.“ Er küsste Sams Hals. Deans Berührungen waren heute kein Verführungsversuch, sondern einfache Zärtlichkeiten, die sie seit ihrer Wette einfach nicht mehr richtig genießen konnten, weil sie darauf bedacht, waren den anderen zu verführen und dabei nicht selbst verführt zu werden.

„Mhm…Dean … dir scheint es ja besser zu gehen.“ Sam genoss die Liebkosungen des Älteren. Just in diesem Moment machte sich Jenny mit einem „Pa-pa! Din!“-Mantra bemerkbar. Die Brüder seufzten. Bei dem Timing, das ihre Tochter an den Tag legte, würden sie wohl nie wieder zur Sache kommen, selbst wenn sie wollten.

„Zieh dich fertig an. Ich seh nach ihr“, sagte Dean und küsste Sam gegen die Schläfe.
 

„Du schreist ja hier das ganze Haus zusammen“, sagte Dean und nahm Jenny auf den Arm. Dem kleinen Mädchen kullerten ein paar Tränchen über die Wangen.

„Hast du mich so vermisst oder ist das Brüllen nur so anstrengend?“ Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und wischte ihr mit dem Daumen die Tränen weg. Es schien wohl eine Mischung aus beidem zu sein, denn sie wurde schnell ruhiger und die Quelle versiegte.

„Pa-pa?“, fragte sie ihn und sah ihn erwartungsvoll an.

„Sorry, Kleines. Solange sich dein Dad noch anhübscht, wirst du wohl mit mir vorlieb nehmen müssen. Ich hab heute Windeldienst.“ Er schob ihr Schlafanzugsoberteil hoch und gab ihr einen lauten Pustekuss auf den Bauch.

„Din!“, quickte sie fröhlich.

„Hey ihr zwei. Guten Morgen“, begrüßte Theresa sie.

„Morgen Theresa“, erwiderte Dean ihre Begrüßung gutgelaunt.

„Wir haben gar nicht mitbekommen, dass ihr gestern zurückgekommen seid. Ist alles glatt gelaufen? Ist der Geist Geschichte?“

„Ja, der Geist ruht jetzt in Frieden und es gab dabei nur die üblichen Komplikationen.“ Er drehte sich um und zeigte ihr seine Beule.

„Oh man! Die ist ja ganz schön groß. Tut das weh?“ Sie drückte auf die Beule.

„Au! Natürlich tut das weh. Finger weg!“

„Ups, sorry. Aber ich glaube das sollte sich mal ein Arzt ansehen.“

„Es geht mir gut. Ich brauch keinen Kurpfuscher, der stundenlang an mir rumdoktort, nur um mich dann mit ein paar Kopfschmerztabletten nach Hause zu schicken.“

„Hast du wenigstens Sam an die rumdoktern lassen?“, erkundigte sich Theresa und war sich der Zweideutigkeit ihrer Worte bewusst. Dean rollte nur mit den Augen.

„Es geht ihm gut, keine Sorge“, versicherte Sam ihr, der eben ins Zimmer kam.

„Pa-pa“, kam es von Jenny. Sam lächelte seine Tochter an und gab ihr einen Kuss auf die Nase. Theresa lächelte.

„Ihr drei seid so süß.“

„Ah, hier seid ihr. Kaffee ist fertig“, verkündete Nelson, der nun auch zu ihnen gestoßen war.

„Frühstück auch?“, erkundigte sich Dean.

„Ich mach meine berühmten Western Omeletts“, informierte sein Freund ihn.

„Klingt gut“, sagte der ältere Winchester voller Vorfreude.
 

Zwanzig Minuten später saßen sie unten in der Küche. Die ersten Omeletts waren bereit zum Verzehr.

„Was habt ihr jetzt vor, wo der Geist erledigt ist?“, erkundigte sich Theresa.

„Wir wollten heute eigentlich weiterfahren und unseren Freund Bobby in South Dakota besuchen, aber ich denke, Dean sollte sich wohl besser noch etwas ausruhen.“

„So ein Quatsch. Es geht mir gut, Sammy. Wir fahren heute Nachmittag nach Minneapolis, ich fahre mit der Zamboni und danach lädst du mich und Jenny zu einem netten Abendessen ein und wir übernachten in einem Motel, ehe wir Morgen zu Bobby fahren.“

„Klingt als hättet ihr ein Date“, sagte Theresa mit Sing-Sang-Stimme.

„Ruf lieber erstmal Ray an und frag ihn, ob es das heute geht, ich meine wegen der zerbrochenen Plexiglasscheibe und allem“, sagte Sam.

„Manchmal bist du so ein Miesepeter, Sammy. Immer so pessimistisch.“

„Einer von uns beiden muss doch der Vernünftige sein“, rechtfertigte sich Sam.

„Ist diese Einstellung der Grund warum wir seit Kurzem keinen S..Spaß mehr haben?“

„Das nächste Omelett ist fertig“, sagte Ray, dem das Gespräch langsam wieder zu privat wurde, auch wenn seine Frau begeistert mit den Brüdern am Tisch saß und zuhörte.

„Danke Nelson,“ sagte Sam, der auf dieses Thema nicht eingehen wollte. Er hatte ja langsam kapiert, dass es Dinge gab, bei denen es scheiße, war ein Kopfmensch zu sein, das musste ihm Dean nicht immer wieder unter die Nase reiben. Den Rest des Frühstücks erzählten die Brüder, wie sie den Geist ausgeschaltet hatten, wobei Dean seine Taten etwas zu heldenhaft ausschmückte, aber Sam verbesserte ihn nicht. Vielleicht brachte ihm das Bonuspunkte ein und er würde Dean doch noch rumkriegen.
 

Nach dem Frühstück erbrachte ein Anruf bei Ray, dass er alles geregelt hatte. Gegen Mittag sollte eine neue Plexiglasscheibe eingesetzt sein und es sprach nichts dagegen, dass Dean am Nachmittag eine Runde auf der Zamboni drehen konnte. Theresa musste an diesem Tag wieder arbeiten und war kurz nach dem Frühstück losgefahren. Sam hatte sich vorgenommen bis zu ihrer Abfahrt noch eine Ladung Wäsche zu waschen und konnte dabei den von Theresa zur Verfügung gestellten Waschtrockner benutzen. Nelson hatte etwas „Bildungsfernsehen“ angeboten und hatte die DVD des Scooby Doo Films angemacht. So saßen die drei Männer nun entspannt mit Jenny im Wohnzimmer und sahen sich den Film an. Natürlich lästerten die Brüder über die Darstellung der übernatürlichen Wesen in dem Film.

„Kommt schon, es ist doch bloß ein Film“, sagte Nelson, dem das Fachsimpeln der Brüder so langsam auf den Keks ging.

„Okay, du hast recht. Lass uns nur noch einmal kurz festhalten, dass Sarah Michelle Gellar weder vernümpftig Vampire noch Zombies jagen kann”, sagte Dean.

“Du solltest dich wirklich mal hinsetzen und dein eigenes Drehbuch schreiben. Wir könnten reich werden”, schlug Sam vor.

“Als ob ich jemals soviel Zeit hätte.”

„Co-Do“, quickte Jenny und deutete auf den braunen Hund auf dem Bildschirm.

„Na wenigstens einer gefällt der Film“, sagte Nelson.

„Das hat nichts zu sagen. Sie mag alles, was bunt ist“, sagte Dean.

„Hoffentlich denkt sie jetzt nicht, dass alle Hunde so bescheuert aussehen“, sagte Sam.

„Irgendwie macht es keinen Spaß sich mit euch einen Film anzusehen“, sagte Nelson und seufzte. Die Brüder lachten.

„Ich seh mal nach der Wäsche“, verkündete Sam und verschwand in Richtung Waschküche.
 

Nachdem Sam die Wäsche erledigt hatte, half Dean ihm alles in ihren Seesäcken zu verstauen. Nelson machte ihnen in der Zwischenzeit Sandwiches fertig, die sie noch essen würden, ehe sie nach Minneapolis fuhren. Der ältere Winchester fing nach dem Einpacken schon mal damit an, ihre Taschen runter zu bringen.

„Hey Dean“, rief Sam ihn noch mal zurück, als dieser bereits auf dem Weg nach unten war.

„Was?“

„Das was du heute beim Frühstück gesagt hast geht klar, aber ich wähle aus, wo wir essen.“

„Okay, aber wehe es ist ein Sushirestaurant oder irgendein vegetarischer Kram.“

„Keine Bange. Es wird sich sicher etwas finden lassen mit dem wir beide und Jenny zufrieden sind“, versicherte Sam ihm.

„Das hoffe ich doch.“ Dean schenkte ihm ein umwerfendes Lächeln und brachte dann die beiden Seesäcke, die sie schon fertig gepackt hatten nach unten, um sie im Impala zu verstauen. Sam sah ihm gut gelaunt hinterher. Deans Lächeln hatte schon immer diese Wirkung auf den jüngeren Winchester.
 

Eine halbe Stunde später hatten sie alles wieder im Impala verstaut und Nelsons Sandwichs verspeist. Nun waren sie aufbruchsbereit und verabschiedeten sich von Nelson.

„Machs gut, Alter“, sagte Dean und gab Nelson eine kurze, männliche Umarmung.

„Mach besser und pass auf Sam und eure Kleine auf.“

„Als ob du ihm das sagen müsstest“, meinet Sam und umarmte Nelson ebenfalls.

„Hey, hab ein Auge auf Dean“, flüsterte er Sam ins Ohr.

„Das werde ich.“

„Hey, was flüstert ihr da?“, wollte Dean wissen. Er hatte Jenny auf den Arm genommen.

„Nichts!“, antworteten die beiden Männer wie aus einem Munde. Dean runzelte skeptisch die Stirn.

„Meldet euch ab und zu“, bat Nelson, als er die Winchesters zur Tür brachte.

„Ich werde ihn dran erinnern“, meinte Sam.

„Grüß deine Frau noch mal von uns, wenn sie von der Arbeit kommt“, sagte Dean.

„Sie wird euch vermissen. Ihr ward so was wie ihr kleines Paartherapieprojekt.“

„Deine Frau ist ne Klasse für sich.“

„Wem sagst du das. Fahrt vorsichtig.“ Dean nickte und dann stiegen sie in dem Impala und machten sich auf den Weg.
 

Etwa 20 Minuten später waren sie an der Eishalle angekommen. Sie parkten den Impala auf dem großen Besucherparkplatz, nicht dass Mr. Plüschfreaktrainer noch ml auf dumme Ideen kommen würde. Sie stiegen aus, und als Dean Jenny auf dem Boden absetzte und die Kleine anstallten machte auf ihren kurzen Beinchen davon zu wackeln, fasste Sam sie bei der Hand.

„Du bleibst schön bei uns, Fräulein,“ sagte er mit mahnender Stimme zu seiner Tochter. Dem kleinen Mädchen gefiel der Tonfall scheinbar nicht und sie klammerte sich mit ihrem freien Arm an Deans Bein. Sam rollte mit den Augen. War ja klar. Wenn er mal ernst wurde, ging sie gleich zu ihrem Liebling Dean. Das konnte in der Zukunft ja lustig werden. Er ließ Jennys Hand los und sie umklammerte Deans Bein jetzt vollständig.

„Da drüben ist Ray“, sagte Sam und deutete auf Nelsons Bruder, der vor dem Haupteingang stand und mit einem älteren Mann sprach.

„Er scheint gerade zu tun zu haben. Lassen wir ihn sein Gespräch beenden“, meinte Dean. Dann sah er zu Jenny hinunter und meinte:

„Na, willst du Fahrstuhl fahren?“ Sie sah ihn mit ihrem von Sam geerbten Hundeblick an. Der ältere Winchester lächelte und hob dann langsam das Bein hoch an das sich Jenny festhielt. Das kleine Mädchen quickte vergnügt.

„Schön festhalten Kleines“, sagte er zu dem Mädchen, das fröhlich vor sich hingiggelte. Sam behielt Ray im Auge, der sich gerade von dem älteren Mann verabschiedete. Als Ray sie sah, wank er ihnen zu.

„Hey ihr drei“, rief er ihnen zu.

„Hi Ray! Wir kommen“, entgegnete Dean und setzte seinen mit Jenny beladenen Fuß ab.

„Geht doch schon ohne mich rein.“

„Was? Wieso?“, wollte Dean wissen.

„Ich hab schräg gegenüber den Campusdrugstore gesehen. Ich will nur noch schnell neues Shampoo kaufen“, erklärte der Jüngere.

„Okay, aber mach keine Experimente. Nimm das, das du immer nimmst.“

„Ja doch, Dean.“ Sam rollte mit den Augen und drehte sich um, um zu gehen.

„Hey Sammy!“ Der genannte drehte sich wieder zu Dean um.

„Ja Dean?“ Der Älter zog ihn am Kragen zu sich und küsste ihn kurz. Sanft, zärtlich und voller Liebe.

„Beeil dich, dann lässt Ray dich vielleicht auch noch ´ne Runde mit der Zamboni fahren.“

Sam strahlte über beide Ohren. Es war doch unglaublich, dass so ein kleiner Kuss von Dean solch ein Feuerwerk in ihm auslösen konnte. War das jetzt Deans neue Masche um ihn ins Bett zu kriegen? Einfach unglaublich charmant und süß sein und ihn dazu zu bringen ihn noch mehr zu lieben? Nein dachte Sam. Es war keine Masche. Dean war einfach nur er selbst. Er schien das Ende der Wette gar nicht mehr zu forcieren. Sollte Dean tatsächlich der Klügere von ihnen sein? Ein Teil von Sam hoffte es, der andere sträubte sich gegen diese Vorstellung, dass Dean ihn so in die Knie zwingen würde.

„Ist ja nicht weit“, sagte der Jüngere schließlich und sah, dass auch Dean ziemlich glücklich lächelte nach dem Kuss.

„Kommst du Dean?“, rief Ray. Dean nahm Jenny auf den Arm.

„Dann wollen wir mal“, sagte er zu der Kleinen.

„Viel Spaß und fahr nicht zu schnell.“

„Keine Sorge Sam. Die Zamboni fährt keine 30 km/h“, meinte Ray. Nachdem die Drei in der Eishalle verschwunden waren, machte sich Sam auf den Weg zum Drugstore.
 

Nachdem Sam seine Besorgung erledigt hatte, ging er zurück zur Eishalle. Er verstaute die Shampooflasche in seinem Kulturbeutel im Seesack im Kofferraum. Dean hatte ihm den Schlüssel überlassen. Die Eingangstür war offen und so betrat er die Halle auch sofort. Es dauerte ein paar Minuten, doch dann erreichte er den Innenraum. Es war für ihn ein niedlicher Anblick, wie Dean mit Jenny auf dem Arm und Ray neben sich mit der Zamboni über das Eis düste und dabei ein glückliches Lächeln auf den Lippen hatte wie ein kleiner Junge an Weihnachten. Als Dean Sam erblickte, der ihnen vom Rand aus zusah, schenkte er Sam ein Lächeln und zeigte mit seiner freien Hand mit dem Daumen nach oben. *

Sam lächelte. Egal wie Dean es hasste, wenn er das s-Wort benutzte, aber Dean sah gerade einfach nur unglaublich süß aus. Glücklich sein stand ihm hervorragend.

„Guck mal, da ist dein Daddy“, sagte Dean zu Jenny und zeigte auf Sam.

„Pa-pa“, rief die Kleine, als sie ihren Vater erkannte. Sam winkte ihr zu. Ray grinste.

„Hey Sam! Dean hat es jetzt voll drauf. Sollen wir die Plätze tauschen?“

„Warum nicht“, meinte Sam.

„Gut, dann geh darüber. Dort kann man die Bande öffnen.“ Sam nickte und tat wie ihm geheißen. Ray dirigierte Dean zu der Stelle und ließ ihn anhalten. Dann stieg Ray ab und öffnete für Sam die Bande. Sam lief langsam über das Stückchen Eis und kletterte dann neben Dean auf die Zamboni. Er gab Partner und Tochter einen Kuss auf die Wange, nahm dann Jenny auf den Schoss und meinte dann zu Dean:

„Na dann zeig mal was du drauf hast, Baby.“ Der Ältere lächelte immer noch wie ein Honigkuchenpferd und setzte die Zamboni wieder in Bewegung. Während Ray sie von der Bande aus beobachtete, erzählte Dean Sam wie Ray die Sache mit der zerdepperten Plexiglasscheibe erklärt hatte.

„Und sein Chef hat Ray echt geglaubt, dass Ray das heute Morgen so vorgefunden hat?“

„Ja. Er meinte nur, dass sie die Sicherheitsvorkehrungen verstärken sollten, und hat dann den Glaser kommen lassen. Das war übrigens der Mann mit dem Ray vorhin gesprochen hat, als wir gekommen sind“, erklärte Dean.

„Ah, verstehe. Na zum Glück hat unsere Aktion Ray keine Probleme verursacht. Sag mal deinen speziellen Freund Mike, hast du heute nicht noch mal gesehen, oder?“

„Nein, zum Glück nicht, aber ich hab ne tolle Idee, wie ich mich rächen kann.“

„Will ich das hören?“, fragte Sam Dean und sah seinen Bruder skeptisch an.

„Keine Angst. Ich tu ihm nicht weh, auch wenn ich das liebendgern machen würde.“

„Und was hast du stattdessen vor?“ Nun war Sm doch etwas neugierig geworden.

„Ich hab mich bei Ray nach dem schlechtesten und überteuersten Pizzaservice gefragt. Ich werde diesem Mike 20 Pizzen nach Hause liefern lassen. Denkst du Spinat, Ananas und Sardellen sind als Belag eklig genug, dass er an den Pizzen auch garantiert keine Freunde hat?“, fragte er den Jüngeren. Sam verzog angewidert das Gesicht. Ihm wurde allein bei dem Gedanken an diese Kombination ganz schlecht.

„Dean, du wirst dem Kerl keine zwanzig Ekelpizzen nach Hause liefern lassen. Wo hast du überhaupt seine Adresse her?“

„Von Ray und warum soll ich es nicht tun? Er hat es gewagt mein Baby zu verschandeln. Ich verlange Vergeltung!“

„Das versteh ich ja, aber das was du vorhast ist einfach nur kindisch und außerdem Ressourcenverschwendung. Ich lass dich das nicht machen.“

„Als ob ich mir das von dir verbieten lassen würde.“

„Aber Dean, das kann doch nicht wirklich dein Ernst sein!“

„Soll ich den Arsch etwa damit davon kommen lassen?“ Dean hatte seine Stimme erhoben und das gefiel Jenny nicht. Sie verzog ihr Gesicht und Sam wusste sofort, dass sie drauf und dran war, loszuschreien.

„Nicht so laut“, zischte er Dean zu. Dieser sah das aufgewühlte Gesicht des kleinen Mädchens und verstand. Er streichelte ihr über den Kopf und gab ihr einen kleinen Kuss auf den Scheitel.

„Schon gut, Kleines. Es tut mir leid.“ Dann wand er sich an Sam.

„Hast du eine gute Alternative zu meinem Plan?“

„So aus dem Stehgreif natürlich nicht, aber es gibt sicher etwas, dass ihn mehr treffen wird als 20 Pizzen.“

„Aber die 20 Pizzen wären ein guter Anfang.“

„DEAN!“

„Okay, okay. Mach ich es eben nicht. Bei meinem Glück steht der Freak hinterher noch auf Spinat-Ananas-Sardellen Pizza und denkt jemand wollte ihm eine Freude machen.“ Sam lächelte und gab Dean einen kurzen Kuss.

„Wofür war das denn jetzt?“

„Dafür, dass du einsichtig bist.“ Dean sah ihn an und rollte mit den Augen.

„Nur widerwillig“, murmelte er dann.

„Ach komm, Dean. Uns wird schon was einfallen, womit wir ihm eins auswischen und dir deinen Seelenfrieden wieder herstellen können.“

„Versprichst du es?“

„Ganz großes Ehrenwort.“ Er streichelte Dean über die Wange.

„Na gut, wenn du es sagst. Hey, gehen wir gleich ein Eis essen?“

„Ni Eis“, meldete sich Jenny zu Wort.

„Da bin ich wohl überstimmt. Okay, wir holen uns gleich ein Eis.“

„Super!“, sagte Dean wieder gut gelaunt und steuerte die Zamboni sicher in die Kurve.

„Hey Jungs! Gleich kommen die Eiskunstläufer zum Training. Verleiht der Eisfläche noch schnell den letzten Schliff und fahrt dann rüber zu der Stelle, an der wir eben raus gefahren sind. Ich mach da schon mal die Bande auf.“

„Okay, wird gemacht Ray“, rief Dean ihm zu.
 

„Du wärst sicher noch gern etwas länger gefahren, was“, sagte Sam zu Dean, als sie sich von Ray verabschiedet hatten und sich dann in der nächst gelegen Ben und Jerrys Eisdiele, die Ray ihnen empfohlen hatte, niedergelassen hatten.

„Sicher. Es hat verdammt viel Spaß gemacht. Dir auch, nicht wahr?“ Er sah Jenny fragend an.

Doch die Kleine antwortete nicht. Sie war ganz darin vertieft in ihr Eis und darauf bedacht mit dem Löffel auch in ihren Mund zu treffen, der schon ziemlich mit Erdbeereis beschmiert war. Zum Glück hatten sie ihr heute Morgen ihr einziges rosafarbenes T-Shirt angezogen. Dean hatte dem Kauf nur zugestimmt, weil eine Schildkröte drauf war.

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„Klar hat es das. Schließlich warst du ja bei ihr. Sie vergöttert dich, weißt du“, sagte Sam und nahm einen Löffel seines Vanilleeises.

„Hm … das muss sie von ihrem Daddy haben“, sagte Dean. Er zog Sam zu sich und stahl ihm einen kalten Vanillekuss. Nachdem er sich wieder von Sam gelöst hatte, atmete dieser tief ein und aus. Er hatte sich an den ersten Blowjob erinnert, den er von Dean bekommen hatte. Der hatte auch mit Vanilleeis und Küssen angefangen. Die Erinnerung hatte ihn hart werden lassen, was ein deutliches Zeichen dafür war, dass er dringend Sex brauchte. Er versuchte an etwas Abturnendes zu denken, schließlich konnte er ja gleich nicht mit einer großen Beule in der Hose aus dem Laden gehen.

„Alles okay Sammy?“, erkundigte sich der Ältere. Er sah Sam spitzbübisch an als wüsste er genau, was gerade in dem Jüngeren vor sich ging.

„Ja, ja … alles bestens“, stammelte Sam und nahm einen weiteren Löffel Eis. In dem Moment hielt ihn einzig alleine der Anstand und Jennys Anwesenheit davon ab, Dean auf den Tisch zu zerren und ihn sich zu nehmen. So langsam tendierten seine Chancen die Wette zu gewinnen gen null.
 

… Fortsetzung folgt!
 

* = inspiriert durch folgendes Bild aus 3x1: http://img337.imageshack.us/i/sn301000.jpg/

Das Ende einer Wette

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Viel nachzuholen

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Deans Equipment

Ihr Motel lag in einer ziemlich interessanten Gegend. Man konnte bequem zum nächsten Starbucks laufen, um sich einen vernünftigen Kaffee und Sam sein fettfreies Vanille Latte Dings zu besorgen (was tat er nicht alles für seinen Kleinen) und schräg Gegenüber ein Sexshop. Trotz Deans leicht lasterhafter Vergangenheit war er noch nie in einem solchen Etablissement gewesen. Daher stand er nun auch ziemlich unsicher vor dem Kaffeehaus und schielte immer wieder zum Erotikladen hinüber. Er hatte schon eine Idee, nach was er dort gucken könnte. Seitdem ihn Sam heute Morgen erneut auf seinen Wetteinsatz angesprochen hatte, hatte sich Dean darüber Gedanken gemacht, was ihm die Idee, Sam am Arsch zu lecken, schmackhafter machen könnte. Während Sam mit Jenny im Bad war, um sie zu waschen und ihr die Zähne zu putzen, hatte der Ältere sich heimlich Sams Laptop geschnappt und ein wenig recherchiert. Er war ziemlich überrascht, wie viele Treffer das Stichwort Analhygiene erzielte. Er hatte dort einige nützliche Hilfsmittel entdeckt, mit denen Sam sich seine Abflussrohre ordentlich durchpusten konnte, in der Hoffnung, dass Dean dann nach kurzer, züngelnder Vorarbeit sein Rohr bei Sam verlegen konnte. Man, er hätte Klempner werden sollen. Schließlich gab Dean sich einen Ruck. Er würde das durchziehen. Für Sam und auch für sich. Es wäre besser für Sam, dass die Aussage, dass das Feedback, dass er dem Jüngeren gegeben hatte die Mühe wert war, auch für Dean zutraf. Er entschloss sich dafür vor dem Kaffee holen doch einen Abstecher in den Laden zu machen. Er überquerte die Straße und war nach einigen Metern vor der Tür angekommen. Er atmete tief durch und betrat dann den Sexshop.
 

Vor Kopf war die Kasse. Ein man saß dort und las in einem Playgirl. Zweifellos schwul dachte Dean. Der Mann blickte auf und nickte ihm kurz zu, dann widmete er sich wieder seiner Zeitschrift. Dean war sehr dankbar darüber, denn ganz gleich, wie cool er sonst war, wenn der Kerl ihn gefragt hätte, ob er ihm helfen könne, hätte der ältere Winchester sicherlich irgendwas zusammen gestottert und auf diese Peinlichkeit konnte er gut verzichten, außerdem wollte er sich selbst erst ein Mal einen kleinen Überblick verschaffen. Und man, zusehen gab es einiges. Von innen erschien der Laden um einiges größer als von außen. Links von ihm erstreckte sich seitlich von der Kasse bis zur Tür ein Regal voller Kondome aller möglichen Größen, Geschmacksrichtungen und Marken. Zu Deans rechten erstreckte sich ein Labyrinth aus weiteren Regalen voller Sexartikel. Langsam schritt er die Gänge ab. Gummipuppen, Gleitgele in Hülle und Fülle, Reizwäsche, sexy Kostüme alla Schulmädchen, essbare Unterwäsche für sie und ihn, Bodypainting und Körperpuder unterschiedlicher Geschmacksrichtungen, Massageöle und anderes Massagezubehör, Vibratoren, Dildos und diese Sachen waren bloß die in Deans Augen harmlosen Dinge. Er kam in eine Abteilung mit Peitschen, Lederoutfits und jeder Menge anderem Zeug, dass sich Dean eher in einer Folterkammer als im Schlafzimmer vorstellen konnte. Zügig verließ er diese Abteilung wieder und kam in einen Gang mit sehr seltsamen Gegenständen. Auf den ersten Blick sahen die Dinger aus wie Taschenlampen, doch wo eigentlich das Licht rauskommen sollte, befand leicht eingestülptes rosa Weichplastik. Was zur Hölle war das?

„Na, gefallen dir unsere künstlichen Vagina Masturbatoren?“ Dean zuckte zusammen. Er drehte sich um und sah, von wem die Stimme kam, die ihn erschreckt hatte. Sie gehörte einem etwa 1,90 großen und dabei auch ziemlich breiten Transvestiten in einem silbernen Glitterfummel und Highheels, die so groß waren, dass es schon fast Kindersärge hätten sein können. Wie viele Diskokugeln für das scheußliche Kleid wohl sterben mussten, überlegte Dean, dessen Blick nun bei dem mit Makeup zugespachtelten Gesicht der Drag Queen angekommen war. http://img402.imageshack.us/i/21196483880thisdragquee.jpg/

Ne Schönheit war das aber nicht. Deans Gesichtsaudruck fasste diese Person völlig falsch auf.

„Gefällt dir, was du siehst, mein Hübscher?“, fragte die Drag Queen, deren Mitarbeiternamensschild an ihrem Ausschnitt sie als Fantasia bezeichnete. Deans Mund öffnete und schloss sich einige Male wie bei einem Fisch, der auf dem Trockenen saß, aber ihm kam kein Wort über die Lippen. Er hatte es schon mit so manchen Monstern zutun gehabt aber eine mit ihm flirtende Drag Queen war ein völlig neues Level an Gruseligkeit, genau wie diese komischen künstlichen Vaginas.

„Soll ich dir vielleicht ein Modell vorführen, Süßer?“, fragte Fantasia. ~Komm schon Dean, sag was, sonst macht sie das noch und das willst du garantiert nicht sehen~, sagte er gedanklich zu sich selbst.

„Nein … nein, nicht nötig“, stotterte er. Wenn er gedacht hätte, dass er sie damit loswerden würde, dann hatte er sich geschnitten. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein seltsames Lächeln ab und dann sagte sie zu ihm:

„Ah, verstehe. Du spielst für das andere Team, na dann sind künstliche Vaginas natürlich eher nicht dein Ding, aber wir haben auch andere Modelle, keine Bange. Das Richtige wird schon für dich dabei sein.“ Fantasia nahm den perplexen Dean an der Hand und zog ihn ein paar Regale weiter, wo es ähnliche Produkte gab, nur dass das Weichplastik mit der Öffnung vorne diesmal wie Lippen aussah.

„Na, ist das eher nach deinem Geschmack?“, wollte Fantasia wissen.

„Ähm … ich …“ Dean stammelte und suchte verzweifelt nach Worten.

„Warum denn so nervös? Bist du etwa zum ersten Mal in einem Sexshop?“ Dean nickte kaum merklich. Hoffentlich würde sie ihn nun in Ruhe lassen und merken, dass er sich von ihr etwas bedrängt fühlte. Weit gefehlt.

„Hey Patrick, wir haben hier eine Jungfrau“, rief Fantasia dem Typen an der Kasse zu.

„Okay. Ist notiert. Sein Ersteinkaufspräsent kann er sich beim Bezahlen an der Kasse abholen“, kam es von Patrick zurück.

„Danke Patrick!“ Dean sah sie mit großen Augen an. Gott, warum war er bloß hier rein gegangen? Das war der reinste Albtraum.

„Kundenfreundlichkeit wird bei uns groß geschrieben, daher bekommt jeder der zum ersten Mal hier einkauft ein kleines Gratisgeschenk“, erklärte die Drag Queen ihm.

„Oh … ähm … danke?!“ Was sollte er sonst sagen.

„So und nun lass uns mal sehen, was wir für dich finden können. Ich mach ne kleine Führung mit dir, du süßer Schnuckel. Wir haben alles, was dein Herz begehrt.“ ~Der Mann scheint ein wenig verklemmt zu sein, aber den bekomm ich schon aus der Reserve gelockt~, dachte Fantasia über Dean.

„Oder sollte ich besser sagen, was dein kleiner knackiger Arsch begehrt?“, fragte sie, als sie ihn in den Gang mit den Dildos gezerrt hatte. Das Wort Arsch verstärkte sie dadurch, dass sie Dean auf den Hintern klatschte. Das war zu viel für Dean. Sie oder er oder was auch immer meinte es sicher freundlich, aber er hatte was dagegen, wenn jemand ungewollt in seinen persönlichen Freiraum eindrang und das machte er der Drag Queen nun auch ziemlich deutlich klar. Er griff nach Fantasias Hand und sagte:

„Hör zu du Vogel, rück mir nicht so auf die Pelle. Ich hab einen Freund!“

„Okay, reg dich ab. Kein Grund gleich laut zu werden.“ Mit pikiertem Gesichtsausdruck und etwas auf den Lippen das für Dean nach „blöder Wichser“ klang, stöckelte sie davon und stürzte sich auf einen anderen Kunden, der im Gang mit den Gummipuppen stand und Fantasia erklärte, er bräuchte eine für einen Junggesellenabschied.
 

Dean atmete tief durch. Man, das Ganze war ihm total unangenehm gewesen. Er war drauf und dran den Laden mit leeren Händen zu verlassen, als er hinter sich erneut eine Stimme erklingen hörte.

„Sei ihr nicht böse, sie kann ziemlich aufdringlich sein, besonders bei gut aussehender, männlicher Kundschaft, aber eigentlich ist sie ganz nett.“ Wieder drehte sich Dean zur Quelle der Stimme um und diesmal erblickte er eine junge Frau, die etwa in Sams Alter war. Sie war recht hübsch, nette Figur, blaue Augen, blonde Haare, aber wegen der Kurzhaarfrisur doch nicht ganz sein Typ.

„Ich bin Geraldine“, stellte sie sich vor, als sie sich sicher war, dass sie Deans Aufmerksamkeit hatte.

„Hi“, entgegnete Dean zurückhaltend. Sie lächelte freundlich.

„Kann ich dir weiterhelfen oder möchtest du dich lieber noch alleine etwas umsehen? Es gibt nämlich zwei Arten von Neulingen. Typ 1 kommt nur aus Neugier rein und geht meist wieder ohne was zu kaufen und Typ zwei, hat in seinem Kopf bereits eine kleine Fantasie oder zumindest eine bestimmte Vorstellung von dem was sie hoffen hier zu finden und gehen schließlich mit viel mehr aus dem Laden als sie anfangs geplant haben. Ich halte dich eher für jemanden von Typ 2“, sagte sie zu Dean. Er hatte keine Ahnung, warum, aber mit Geraldine fühlte, sich Dean irgendwie wohler. Ein Stück seines Selbstbewusstseins kehrte zurück und so stieg er auch gleich in das Gespräch ein.

„Und wie kommst du darauf?“, fragte er sie.

„Ist nur so ein Bauchgefühl. Übrigens, Neulinge von Typ zwei werden in der Regel Stammkunden und haben ein aufregendes Sexleben.“ Sie zwinkerte ihm zu. Ein leichtes Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.

„Es muss dir nicht peinlich sein, hier rein zu kommen. Ich versichere dir, kein Kunde wird nicht dafür verurteilt, was er hier kauft. Das Einzige was passieren könnte wäre, dass Patrick dich nach deiner Nummer fragt, wenn er sieht, dass du extra große Kondome kauft, aber ansonsten … Dildos und Peitschen sind für uns wie Brot und Eier. Nichts Besonderes. Die Kunden müssen uns vertrauen, sonst kommen sie nicht wieder.“ Sie sah ihn erwartungsvoll an und fragte dann:

„Also habe ich recht? Bist du vom Typ zwei?“ Der ältere Winchester nickte kaum merklich. Geraldine lächelte zufrieden.

„Hab ich es doch gewusst“, sagte sie triumphierend. Dean lachte leicht. Diese Frau war ihm irgendwie sympathisch.

„Also, was kann ich für dich tun?“, fragte sie ihn und er konnte sehen, dass sie praktisch schon in den Startlöchern stand, um ihm das Gewünschte zu zeigen. Dean sah sie unsicher an. Es war ihm nicht peinlich, nicht wirklich. Er hatte in der Vergangenheit nie Probleme damit gehabt hier und da über seine sexuellen Erlebnisse mit Frauen vor seinem kleinen Bruder zu prahlen. Über Sex zu reden war eigentlich nie sein Problem und er wurde dabei auch nie so rot wie Sam zu Beginn ihrer Beziehung. Er war nicht verklemmt, aber irgendwas in ihm sträubte sich etwas dagegen einer wildfremden Verkäuferin zu erzählen was er und Sam taten und was er nun kaufen wollte. Andererseits wollte er auch nicht ewig hier durch die Gänge wandern, um das Gesuchte zu finden.

„Oder möchtest du doch lieber noch ein bisschen alleine gucken?“ Sie kannte sich wirklich mit Neulingen aus, wusste, das es diesen sehr oft schwer viel gerade herauszusagen, was sie haben wollten. Meistens noch nicht mal, weil es ihnen peinlich war, was sie im Schlafzimmer oder sonst wo so trieben, sondern eher weil sie so was Intimes nicht irgendeinem Fremden erzählen wollten. Es war halt schon was anderes, wenn man über Fantasien und Vorlieben mit dem Partner, Gleichgesinnten oder Freunden sprach, als zu einem Sexshopverkäufer zu sagen: Zeigen sie mir doch mal ihr Nippelklemmensortiment. Mal abgesehen davon, dass die meisten Neulinge gar nicht die Fachbegriffe kannten. Aber nach einigen Einkäufen waren bis jetzt noch alle Kunden locker geworden und hatten sich im Rahmen des Möglichen mit dem Verkäufer ihres Vertrauens angefreundet, sodass es am Ende wirklich so war, als würde man sich nur Eier und Brot kaufen. Natürlich erstellte man als Verkäufer gedanklich ein Profil für Stammkunden, sodass man ihnen ihren Vorlieben entsprechend neue Produkte anbieten konnte, aber das war auch nicht anders, als wenn man in einem Comicladen arbeiten und einem Kunden immer schon die neusten Ausgaben zurücklegen würde. Dean sah sie mit einem prüfenden Blick an. Dann entschied er, dass Geraldine sicher schon schrägere Kundenwünsche erfüllt hatte und rückte endlich mit der Sprache raus, so gut es seine noch immer anhaltende Nervosität zuließ.

„Also, ich wollte was für die tiefer gehende Reinigung“, erklärte er umständlich und wünschte sich gerade ein Loch, in dem er versinken konnte.

„Häh?“, kam es von ihr und sie schien darüber nachzudenken, was er wohl meinen könnte. Es schien bei ihr Klick gemacht zu haben, als sie sagte:

„Oh, verstehe. Kein Problem. Folge mir unauffällig, dass, was du suchst, ist in Gang 7.“
 

Dean trottete hinter ihr her. Sie blieb schließlich einige Meter weiter in einem Gang stehen.

„Da wären wir“, sagte sie und lächelte. Dean sah sich die Produktwand an und Geraldine merkte augenblicklich, dass ihr Neuling ein wenig verloren wirkte, also entschloss sie sich dazu ihm weiter zu helfen.

„Ich weiß, die Auswahl ist riesig, aber wenn du mich fragst, ich würde mich für dieses Modell entscheiden. Unser Bestseller. Einfach zu handhaben und gutes Preis/Leistungsverhältnis.“ Sie nahm besagtes Produkt von der Stange und reichte es Dean. Dieser sah das Analduschset an als wäre es ein Alien. Geraldine musste sich zurückhalten nicht zu lachen. Das Gesicht, das dieser Kunde machte, war einfach unbezahlbar. Schließlich wurde sie wieder ernst und erklärte ihm:

„Zum Reinigen des Enddarms mit der Analdusche sollten einige 100 ml ausreichen. Kann man dann ein paar Mal wiederholen. Wenn du aber ´ne richtige Darmspülung, also inklusive Dickdarm machen willst, brauchst du für den Einlauf etwa einen halben Liter handwarmes Wasser, das man ein paar Minuten im Darm behält, bis dieser sich mit dem Gefühl, dass man aufs Klo muss, meldet. Aber Anfängern rate ich immer mit etwa 200 ml anzufangen. Einläufe sollte man aber nicht zu oft machen und wenn dann immer ein wenig Kochsalz mit ins Wasser, um den Mineralhaushalt auszugleichen. Verwende besser kein kaltes bzw. Eiswasser, dadurch kann es zu Krämpfen kommen, aber es soll Leute geben, die stehen auf so was. Und niemals zu viel Seife, das tötet die Darmflora ab. Manche Einlauf-Experten schwören auf Alkoholeinläufe, andere raten, die Finger davon zu lassen. Tatsache ist, dass anal eingeführter Alkohol eine extreme Wirkung hat. Denn hier wird die Leber, die das Zellgift Alkohol nach dem Trinken zum Teil bereits abbaut, einfach umgangen. Der Alkohol wird über die Darmschleimhaut absorbiert und gelangt direkt in den Blutkreislauf.“

„Warum sollte man Alkohol dazu verwenden?“ Dean verzog leicht das Gesicht.

„Wegen des Rauschzustandes. Ein Glas Rotwein anal hat dieselbe Wirkung wie ein guter Liter auf die übliche Weise genossen. Der erste heftige Rausch setzt innerhalb weniger Minuten ein und dauert bis zu einer Stunde. Wegen dieser schlechten Dosierbarkeit kann es schnell zu Alkoholvergiftungen kommen. Hochprozentiges wie Schnaps oder Whiskey ist tabu, denn schon kleine Mengen per Einlauf eingeführt, können tödlich sein.“

„Oh Mann!“ In Deans Kopf drehte sich alles. Er würde sich schon wohler fühlen Sam nach einer Analdusche zu lecken, wenn überhaupt, aber ob Sam für ein wenig Vergnügen so eine aufwendige Vorbereitung betreiben würde?

„Ich weiß, sind ganz schön viele Informationen, aber bei allem was Sex angeht gilt bei mir: Sicherheit geht vor.“

„Klar verstehe ich. Schließlich muss der Anwender das ja wissen. Ich meine, man will sich ja nicht umbringen“, sagte Dean. Es schüttelte ihn etwas, als er sich die Schlagzeile: „Tod durch anale Alkoholvergiftung!“ in der Zeitung vorstellte.

„Das war natürlich nur das Worst-Case-Szenario. Die Benutzung ist ungefährlich, wenn man sich an die Bedienungsanleitung hält und ich hab gehört, dass es Spaß machen und bei Männern der leichte Druck des Wassers auf die Prostata sich ganz nett anfühlen soll.“

„Dann wird es Sam vielleicht doch benutzen“, dachte Dean und merkte dabei nicht, dass er es auch hörbar aussprach.

„Ah, du willst das für deinen Partner, verstehe. Darf ich dir einen Tipp geben?“ Deans Ohren wurden ein wenig rot, aber jetzt war die Katze aus dem Sack, also was soll’s, also sagte er:

„Nur raus damit. Ich bin für jeden Rat dankbar.“

„Wenn er dich nicht mit dem Kauf beauftragt hat, setz ihm das Ding nicht einfach so vor die Nase. Wenn du schon leicht nervös beim Kaufen bist, wird es ihm wohl genauso gehen, wenn er es benutzen soll, schließlich ist es für ihn genau so neu. Sprich erstmal mit ihm darüber und schlag am besten vor, dass ihr es beide mal beim Duschen ausprobiert.“

„Okay, das werde ich beherzigen.“ Diese Frau verstand ihr Handwerk. Was sie sagte, machte vollkommen Sinn.

„Geraldine kommst du mal? Die neue Lieferung der Kristalldildos ist eben angekommen und du weißt, wie tollpatschig ich bin“, rief Patrick.

„Ich komme, wir wollen ja nicht, dass es Kristallscherben werden“, rief sie zurück. Dann wandte sie sich wieder an Dean.

„Kommst du jetzt alleine zurecht?“, fragte sie ihn.

„Ja, ich hab, dass was ich will und jetzt werde ich noch ein bisschen stöbern.“

„Alles klar und vergiss nicht dein Gratisgeschenk an der Kasse einzufordern.“ Sie lächelte ihn noch einmal an und machte sich dann auf den Weg ins Lager.
 

Dean war nun wieder alleine. Fantasia hatte, nachdem sie ihren Kunden mit einer Gummipuppe versorgt hatte, beschlossen das Kondomregal aufzufüllen und ignorierte Dean, was diesem nur Recht war. Seine Nervosität war verschwunden und er schlenderte durch die Gänge und sah sich so manche Kuriositäten etwas genauer an. Als er schließlich an die Kasse ging, hatte sich zu dem Analduschenset noch das eine oder andere Produkt hinzugesellt. Als Patrick ihn kommen sah, legte er seine Zeitschrift zur Seite und fing an Deans Einkäufe einzuscannen. Nebenbei scannte er auch Deans Körper von oben bis unten und der ältere Winchester fühlte sich ein wenig als wäre er Ware auf einem Bazar. Wenn er noch mal irgendwann in einen Sexshop gehen sollte, dann würde er Sam mitnehmen. Sam konnte groß und gefährlich wirken, wenn er wollte und das sollte wohl reichen, um sich vor ungewollten, lüsternen Blicken zu schützen.

„So, das macht dann 52,40“, verkündete Patrick, nachdem alle Produkte eingescannt waren. Dean sprangen fast die Augen aus dem Kopf. Für die paar Artikel wollten die soviel Geld von ihm? Als Stammkunde könnte man ja glatt seinen Lohncheck hier einlösen.

„Jetzt gucken sie doch nicht so. Spaß kostet eben manchmal was.“ Dean reichte ihm eine seiner falschen Kreditkarten. Patrick kassierte ab und packte dann alles in eine schlichte, schwarze Plastiktüte. Dean wollte schon gehen, als der Verkäufer noch meinte:

„Moment, Sie haben ihr gratis Geschenk vergessen. Diese Woche gibt es Dildos! Sind zwar Auslaufmodelle, aber da Sie ja das erste Mal in einem Sexshop einkaufen, haben sie sicher noch keinen. Also, was hätten Sie denn gern? Was in Ihrer Größe oder darf es noch etwas mehr sein?“ Dean sah ihn an, als wäre Patrick von einem anderen Stern. `Darf´s noch etwas mehr sein?´ Hat der Kerl vorher an der Wursttheke gearbeitet?

„Was ist an meiner Größe denn auszusetzen?“, verlangte Dean zu wissen.

„Nichts, nur die meisten unserer Kunden bevorzugen ein größeres Equipment als sie es von ihrem Partner gewohnt sind, wenn Sie verstehen, was ich meine.“

„Glauben Sie mir. Mein Partner und ich sind mit unserem Equipment voll und ganz zu frieden“, versicherte Dean ihm.

„Okay, habs verstanden. Dann also etwas in Ihrer Größe.“ Patrick sah ihn ungeniert auf den Schritt und schien zu überlegen.

„Hm, der 18, 5er Dildo sollten Ihnen wohl am ehesten gerecht werden. Vielleicht haben Sie sogar etwas mehr, aber dafür bräuchte ich Nahaufnahmen …“ Er leckte sich über die Lippen und Dean konnte sich gerade eben noch beherrschen, ihm nicht einfach eine reinzuhauen.

„Ich geh mal eben ins Lager.“

„Sparen Sie sich die Mühe. Ich hab einen wohlbestückten Freund zu Hause, da brauch ich kein kaltes, lebloses Pimmelimitat.“

„Sie wissen ja nicht, was man mit einem Freund und einem Dildo alles so anstellen kann.“

„Danke, auf die Erfahrung verzichte ich“, sagte Dean. So was wollte er nicht ausprobieren. Sie beide hatten sich mit dem zu begnügen, was auf den Tisch kam. Wer wusste schon, ob Sam nicht auf einmal nur noch dieses Plastikding haben wollte, anstatt ihn.

„Banause“, sagte Patrick in einem leicht tuckigen Tonfall.

„Hey, Patrick. Ich hab die Dildos rein getragen. Geh sie mit dem Preis auszeichnen. Ich weiß doch, wie gerne du mit ihnen hantierst“, sagte Geraldine, die eben neben ihrem Kollegen hinter der Kasse aufgetaucht war.

„Du bist die Beste“, sagte Patrick freudig erregt. Mit einem Song auf den Lippen, der sich so anhörte wie: „It’s Dildo time all over the world“, verschwand er im Lager. Dean sah ihm kopfschüttelnd hinterher.

„Hier“, hörte er dann, wie Geraldine ihn ansprach und ihm etwas hinhielt.

„Was ist das?“

„Dein Gratisgeschenk. Wenn du keinen Dildo willst, ist das Okay. Das ist nicht jedermanns Sache. Ich hoffe der 10er Pack Gleitgel mit Probepackungen der beleibtesten Geschmacksrichtungen ist ein guter Ersatz dafür.“

„Oh! Ja … ähm … danke.“ Er steckte den 10er Pack in die schwarze Tüte. Sie lächelte.

„Dann viel Spaß und denk dran: Genieße den Sex, aber bleib safe!“
 

Mit hochroten Ohren verließ er den Laden. Er ging schnell wieder rüber auf die andere Straßenseite, holte ihnen bei Starbucks ihr kleines Frühstück und machte sich dann auf den Rückweg zum Motel. Die Tüte mit den Sexartikeln verstaute er im Kofferraum des Impalas. Er wollte ja mit Sam darüber reden, wie Geraldine ihm geraten hatte und der Kauf einer Analdusche zwecks Rimmings war wirklich nichts, dass man beim Frühstück zur Sprache bringen sollte. Als er dann das Zimmer betrat, saßen Vater und Tochter angezogen auf dem Bett und machten eins von Jennys Puzzeln.

„Na da bist du ja endlich. Was hat das denn so lange gedauert? Musstest du die Kaffeebohnen erst selber mahlen?“, fragte Sam ihn. Er war aufgestanden und nahm Dean die Tüte mit dem Kaffee und ihrem Frühstück ab.

„Hey, wenn alle Leute vor der Arbeit bei Starbucks einen Zwischenstopp einlegen, gibt das schon ne lange Schlange,“ log Dean, der so seinen eigenen Zwischenstopp vorerst noch für sich behalten wollte. Sam sah ihn skeptisch an.

„Ja, ja … lange Schlange. Ich wette, du hast unterwegs irgendeine vierrädrige Schönheit getroffen, die du erst noch beäugelt hast, wenn das dein Baby wüsste“, neckte er Dean und fing an die Tüte auszupacken.

„Du hast mich erwischt, aber verrat meinem Baby nichts, sonst brennt ihr vielleicht vor Wut eine Zündkerze durch.“ Er legte Sam eine Hand in den Nacken und zog so sein Gesicht für einen kurzen Kuss zu sich. Beide lächelten.

„Hatten die keine Banane?“, fragte Sam schließlich, als er einen Apfel und einen Pfirsich aus der Tüte hervor holte. Dean schüttelte mit dem Kopf.

„Nur das was ich mitgebracht habe und Orangen, aber Orangen bedeuten Ausschlag, wie wir ja festgestellt haben.“

„Naja, dann muss es halt auch einen Morgen so gehen.“ Er kramte etwas in seinem Seesack herum und holte schließlich ein Taschenmesser hervor. Er setzte sich an den Tisch in der Ecke ihres Zimmers und find an für Jenny das Obst zu zerkleinern. Dean wollte sich schon über seinen Kaffee und seine Muffins hermachen, doch Sam scheuchte ihn weg.

„Beschäftige Jenny noch ein bisschen. Wir essen gleich zusammen.“

„Manno, gönn mir wenigstens einen Schluck Kaffee.“

„Na gut. Einen Schluck.“ Nachdem er sich seinen erlaubten Schluck Kaffee genehmigt hatte, setzte er sich zu Jenny aufs Bett und half ihr bei ihrem Puzzle. Sie stellte sich jedes Mal geschickter an und beide Männer waren sehr stolz auf sie. Nachdem Sam endlich mit dem klein schneiden fertig war, es hatte so lange gedauert, dass Dean schon dachte, Sam wolle aus dem Apfel einen Schwan oder so was schnitzen, setzten sie sich zusammen und nahmen ihr Frühstück ein. Nach einem kleinen Windelzwischenfall ging es dann direkt nach dem Frühstück zur Mall. Dean parkte den Impala auf dem weitläufigen Parkplatz und dann gingen sie zu der Tür, die den Schildern nach zu urteilen der Osteingang der Mall war. Dean atmete tief durch und sagte dann:

„Also bringen wir es hinter uns.“ Sam rollte mit den Augen und schmunzelte, dann folgte er seinem Partner ins Innere des Einkaufzentrums.

In der Mall

„Warum halten wir hier? Meine Schuhe sind völlig in Ordnung“, sagte Dean als Sam, als Erstes vor einem Schuhgeschäft stehen blieb.

„Ja, aber Jenny braucht neue.“

„Jenny hat doch Schuhe an.“

„Ja, aber ihre Füße wachsen und ihre jetzigen Schuhe werden ihr langsam zu klein. Außerdem sind das Lauflernschuhe mit ´ner sehr dünnen Sohle und eigentlich nicht für draußen gedacht. Sie werden sich bald abgenutzt haben. Jenny braucht allmählich richtige Schuhe, aber mit einer flexiblen und gleichzeitig widerstandsfähigen Sohle, damit sich ihre kleinen Füße gut entwickeln können aber gleichzeitig auch vor bodenbedingten Unebenheiten geschützt sind.“

„Wer bist du? Mr. Baby-Orthopäde?“

„Dr. Potter hat so was empfohlen, aber lenk nicht ab. Jenny braucht Schuhe und du wirst mit ihr zusammen welche kaufen, während ich eine Kleinigkeit erledige.“

„Diese verantwortungsvolle Aufgabe überlässt du echt mir?“, fragte Dean ihn neckend.

„Du hast mit Dad meine ersten Schuhe ausgesucht, dann wirst du das auch für Jenny tun. Nur nimm nicht gleich das erst beste Paar.“

„Oh Mann!“, stöhnte Dean.

„Du machst das schon. Wenn ich mit meiner Besorgung fertig bin, komme ich wieder hier her. Es sollte nicht allzu lange dauern.“ Er gab Dean und seiner Tochter einen kurzen Kuss.

„Hey, was musst du denn erledigen?“, wollte Dean wissen und hinderte Sam am gehen.

„Erzähl ich dir, wenn ich wieder komme. Viel spaß beim Schuhe Kauf.“ Mit diesen Worten ging Sam weiter und war bald in der Menschenmenge verschwunden.

„Was denkt dein Dad wer ich bin? Eine von den Sex and the City Frauen?“ Mit einem Augenrollen betrat er das Schuhgeschäft.

„Okay, bringen wir es hinter uns.“ Er peilte direkt die Kinderschuhabteilung an. Sofort kam ein sehr engagierter Schuhverkäufer auf ihn zu.

„Kann ich Ihnen, helfen mein Herr?“

„Meine Kleine hier braucht Schuhe. Es sind ihre Ersten und ich …“

„Sie wissen Ihre Größe nicht. Kein Problem. Ich hole das Gerät zum Abmessen“, fiel ihm der Schuhverkäufer ins Wort. Kurz darauf kam er mit einer Minivariante der üblichen Schuhgeschäft-Fußabmesser zurück und legte es vor Dean auf den Boden. Anschließend rückte er noch einen roten Würfelhocker herbei und bat Dean dort Platz zu nehmen. Der ältere Winchester half Jenny dann dabei ihr ihren Schuh auszuziehen und sich auf das Messgerät zu stellen, so dass der Verkäufer seine Arbeit machen konnte. Sie hielt auch brav still.

„Das machst du gut“, sagte der Verkäufer zu dem kleinen Mädchen. Dean lächelte stolz.

„So, da haben wir es schon. Ihre kleine Prinzessin hat Größe 18.“

„Danke“, sagte Dean.

„Kann ich Ihnen bei der Auswahl helfen?“

„Nein, schon gut. Wir sehen uns erst mal um.“

„Oky doky! Lassen sie mich wissen, wenn sie Hilfe brauchen.“ Mit diesen Worten hob der Verkäufer das Messgerät wieder auf und verschwand damit. Dean nahm Jenny auf den Arm und ging die Reihen ab, um mit ihr ein schönes Paar Schuhe auszusuchen. Die erste Reihe war ein einziger rosa-violetter Albtraum. Solche Schuhe würde Jenny nur über seine Leiche bekommen. Dann gab es ein Regal mit Gummistiefeln, eins mit Sandalen. Dann kamen endlich Schuhe in ansprechenden Farben. Dean begutachtete sie, doch konnte er sich mit keinem Paar so richtig anfreunden. Doch dann fiel sein Blick auf die in seinen Augen perfekten Schuhe für Jenny. Wenn er noch ein Baby wäre hätte er solche auf jeden Fall gewollt. Er nahm einen der Schuhe und hielt ihn Jenny hin. Sie sah ihn sich mit großen Augen an. Dean lächelte.

„Na, gefallen sie dir?“ Das Mädchen giggelte fröhlich und Dean fasste das als ein „ja“ auf. Diese Schuhe waren aber auch einfach perfekt.

http://img338.imageshack.us/i/6b4112.jpg/

Baby-Boots – damit würde Sam sicher auch zufrieden sein. Die Sohle war flexibel und doch widerstandsfähig, genau wie von seinem Bruder gefordert. Es ergab sich nur lediglich ein Problem. Im Regal waren nur Kartons mit den Größen 16, 17, 19 und 20. Da würde er wohl den Schuhverkäufer bemühen müssen. Er musste nur zwei Gänge weiter gehen, um den Verkäufer von vorhin zu finden. Er bediente gerade eine Frau, die ihren Zwillingen Badelatschen kaufen wollte. Die Mädchen hatten sich auch schon welche ausgesucht, allerdings gab es die im Laden nicht in ihrer Größe, so dass der Verkäufer gerade ins Lager wollte, um nach zu sehen, ob es diese Latschen auch in der Größe der Mädchen gab. Dean konnte ihn gerade noch abpassen.

„Hey, wenn Sie schon ins Lager gehen, könnten Sie gucken, ob es diese Schuhe auch in Größe 18 gibt?“ Der Verkäufer nahm Dean den Schuh ab und sagte:

„Aber selbstverständlich. Bin gleich wieder da.“
 

Das war nun schon fast 15 Minuten her. Die Frau mit ihren Zwillingen war schon wieder gegangen. Ihr ging das anscheinend nicht schnell genug und sie hatte sich entschieden ihren Töchtern die Badelatschen in einem der 1000 anderen Schuhgeschäfte in dieser Mall zu besorgen. Dean hatte jedoch mit Jenny gewartet, weil er keinen Bock hatte noch in einen anderen Laden zu gehen. Ihr Schuhverkäufer war scheinbar der einzige in der Kinderschuhabteilung und da Dean das Warten nun aber auch langsam satt hatte, ging er in die Männerabteilung und erkundigte sich dort bei einem älteren Verkäufer nach dessen Kollegen.

„Normalerweise dauert ein Gang ins Lager maximal 5 Minuten. Seltsam. Ich werde mal nachsehen, wo er bleibt“, sagte der andere Verkäufer und ging in Richtung Lager davon. Für Den und Jenny hieß es also weiter warten. Er ging mit ihr zurück in die Kinderabteilung wo in einer Ecke ein kleiner Tisch und Spielzeug stand. Er ließ seine Ziehtochter los und sie schnappte sich sogleich die Bauklötze.
 

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Vor etwa 10 Minuten im Lager:
 

Pfeifend schritt der Verkäufer die Regale ab. Die Badelatschen hatte er bereits. Jetzt fehlten nur noch die Baby-Boots für den Herrn mit dem niedlichen, kleinen Mädchen. Wo standen die noch gleich? Ach ja, in der vorletzten Reihe. Er lief weiter. Währendessen kam aus einem Lüftungsgitter schwarzer Rauch, der dann zielstrebig auf den Verkäufer zu schwebte und dann in ihn fuhr. Der Körper des Mannes schüttelte sich kurz. Er kniff die Augen zu und als er sie wieder öffnete, waren seine Augen schwarz. Der Dämon nahm sich die Baby-Boots, schmiss die Badelatschen achtlos in die Ecke und machte sich auf den Rückweg. Eine Mall, wie töricht von den Winchesters. Hier gab es so viel potentielle Körper zum besetzen, es war das reinste Paradies und sicher konnte der Engel nicht alles überwachen. Was der Dämon jedoch nicht wusste war, dass er es hier mit zwei Engeln zu tun hatte. Wie konnte er es auch wissen? Immerhin hatte Lilith den einzigen Zeugen des letzten, erfolglosen Angriffs vernichtet ohne ihm zuzuhören. Während Castiel immer in Jennys und Deans Nähe geblieben war, war Anna durch den Laden patrouilliert. Eine Mall, wie töricht von den Brüdern. Ein riesen Einkaufszentrum voller potentieller Dämonenhüllen. Zu zweit war es ziemlich schwer alles zu überwachen. Schon allein deswegen, sollte sie sich den Winchesters offenbaren, damit diese sich und Jenny nicht weiter unnötiger Gefahren aussetzten. Sie verstand Zacharias einfach nicht. Als der Verkäufer ins Lager gegangen war, war Anna ihm gefolgt. Das Lager schien ihr für Dämonen am sinnvollsten, um von den menschlichen Hüllen besitz zu ergreifen, denn hier würde es Dean nicht auffallen. Sie sollte Recht behalten. Der Verkäufer war in der vorletzten Reihe angekommen, als ein schwarzer Rauch in ihn eindrang. Super, ihre schlimmste Befürchtung war eingetreten. Die Dämonen hatten es immer noch auf Jenny abgesehen. Aber sie würde es zu verhindern wissen. Sie hatte es bei den zahlreichen Walmart und Supermarkt Besuchen der Familie in der Vergangenheit auch geschafft Schaden abzuwenden. Der Dämon war in seiner Hülle und einem Paar Kinderschuhe zwei Reihen weiter gegangen, als Anna für ihn wie aus dem Nichts auftauchte und ihn unschädlich machte. Anscheinend hatten die obersten Dämonen für diesen Auftrag nicht ihre besten Leute losgeschickt. Der Dämon hatte nicht die Spur einer Chance gehabt, aber darüber war Anna auch sehr froh. Der Schuhverkäufer sackte auf den Boden, wo er bewusstlos liegen blieb. Anna tastete nach seinem Puls. Der Mann lebte noch und würde keine Folgeschäden davon tragen. Sie atmete erleichtert auf.

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Als der andere Schuhverkäufer ins Lager kam, fand er seinen Kollegen am Boden liegend vor. Anna wartete im Verborgenen in der Sorge, dass die Dämonen es noch einmal versuchen würden, aber ein weiterer Angriff blieb zumindest in diesem Laden aus, aber wer wusste schon, ob sie es nicht in einem anderen Laden noch mal versuchen würden. Sie hoffte, dass sich die Shopping-Tour der Brüder nicht mehr all zu lange ausdehnen würde.

„Hey. Roger! Wach auf, komm zu dir.“ Der Verkäufer schüttelte seinen Kollegen, der langsam die Augen aufschlug.

„Was … was ist, passiert?“, fragte Roger.

„Das sollte ich wohl eher dich fragen. Du warst eben ohnmächtig.“

„Ich weiß nicht was passiert ist.“

„Hm…komisch. Du ruhst dich besser etwas aus. Geh nach Hause.“

„Ich hab Kunden. Es geht schon wieder“, sagte er, als sein Kollege ihm auf die Beine geholfen hatte.

„Dann mach aber wenigstens kurz eine Pause. Ich bring dem Mann seine Schuhe und keine Bange. Die Provision geht natürlich auf dein Konto.“

„Okay, danke Herb.“ Der genannte nickte und nahm Roger die Baby-Boots ab. Eine Minute später war Herb bei Dean und überreichte ihm die Baby-Boots in Größe 18.

„Was ist denn mit Ihrem Kollegen?“

„Dem ging es nicht so gut. Er macht eine kleine Pause.“ Herb blieb bei ihnen stehen während Dean Jenny die Schuhe anzog. Sie passten wie angegossen. Er ließ Jenny ein wenig herum laufen und als er keinen Hinweis auf ein Unwohlsein erkennen konnte, sagte er zu Herb:

„Super, ich kaufe sie.“

„Wunderbar. Kommen Sie dann doch bitte mit rüber zur Kasse.“ Dean nahm Jenny auf den Arm und wollte ihr die Schuhe ausziehen, doch das kleine Mädchen sträubte sich.

„Okay, okay, Kleines. Deine Botschaft ist angekommen. Du kannst die Schuhe ja anlassen. Das ist doch kein Problem oder?“, fragte Dean Herb.

„Nein. Ich brauche zum Abkassieren nur den Schuhkarton.“ Zusammen gingen sie zur Kasse. Herb scannte den Preis ein und Dean bezahlte mit einer seiner falschen Kreditkarten.

„Danke und hier Ihre Karte zurück. Soll ich die alten Schuhe in den Karton packen oder reicht Ihnen eine Tüte?“

„Eine Tüte reicht vollkommen“, antwortete der Winchester. Herb packte Jennys alten Schuhe in die Tüte und reichte sie Dean.

„Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag, Sir.“ Dean nickte, hang die Tüte an Jennys Kinderwagen und verließ dann den Laden. Jenny wackelte vergnügt neben ihm her.
 

Von Sam war vor dem Laden noch nichts zu sehen, also setzte Dean sich mit Jenny ein paar Meter vom Schuhgeschäft entfernt auf eine der Bänke vor einem Springbrunnen auf dessen Grund bereits etliche Münzen lagen. Jenny steckte sofort ihre Hand ins Wasser. Das Wasser roch leicht nach Chlor, naja irgendwie mussten sie es ja wohl sauber halten, dachte Dean. Er ließ Jenny gewähren achtete aber darauf, dass sie sich nicht die Hand in den Mund steckte. Die Hände würde er ihr gleich waschen. Die Toiletten waren ausgeschildert und die nächsten nicht sonderlich weit entfernt. Wo blieb sein Bruder eigentlich und was hatte er zu erledigen? Er hatte ihn doch nicht etwa ausgetrickst, um heimlich pinke Anziehsachen für Jenny zu kaufen? Falls doch würde Dean ihm einen Arschtritt bist zu dem Bekleidungsgeschäft, indem Sam die Sachen gekauft hatte, geben und ihn zwingen sie zurück zugeben.

„Din! Pa-pa?“, fragte das kleine Mädchen ihn nachdem sie etwas mit ihrer Hand in dem Becken rumgeplanscht hatte.

„Dein Daddy kommt bestimmt gleich.“ Er streichelte ihr über den Kopf. Dann nahm er eins der Trinkpäckchen, die Sam vor einer Weile für den kleinen Durst seiner Tochter unterwegs gekauft hatte, aus Jennys Wickeltasche, steckte den Strohhalm rein und trank einen großen Schluck, so dass wenn Jenny auf das Trinkpäckchen drücken würde, nicht gleich den ganzen Saft über sich verteilen würde. Dann reichte er es dem Mädchen, das ihre Erfrischung auch sofort entgegen nahm.

„Man sagt: Danke. Kannst du danke sagen, Kleines?“, fragte Dean Jenny.

„Da“, mehr kam nicht raus, denn dann hatten sich auch schon ihre kleinen Lippen um den Strohalm geschmiegt, um zu trinken.

„Mach langsam, sonst verschluckst du dich“, sagte er und setzte sie sich auf den Schoss, sodass sie sich bei ihm an seiner Brust anlehnen konnte. Erst fünf Minuten nachdem das Trinkpäckchen leer und entsorgt war und Jenny noch ein paar Mal nach Sam gefragte hatte, tauchte dieser wieder auf – mit einigen Tüten in der Hand.

„Alter, da bist du ja endlich. Ich war kurz davor dich ausrufen zu lassen“, sagte Dean.

„Sorry, ich hatte was zu erledigen und danach war ich noch in ein paar Läden und dann wusste ich auf ein Mal nicht mehr bei welchem Schuhladen ich euch abgesetzt hatte, in dem rechts oder links von dem Laden in dem ich zu letzt war.“

„Ich glaub es ja nicht, ein erwachsener Mann hat sich in der Mall verlaufen“, sagte Dean und hielt mit Müh und Not ein Lachen zurück.

„Nur ein bisschen“, verteidigte sich Sam.

„Pa-pa, Ni Su“, sagte Jenny und wackelte mit ihren Füßen, die von der Bank baumelten.

„Häh? Spricht sie japanisch?“, fragte Sam leicht verwirrt.

„Das heißt Miso“, verbesserte Dean ihn. Wenn es um etwas zu Essen ging, kannte er seine Fremdsprachen, auch wenn er das Gericht nicht mochte.

„Ach ja, stimmt.“

„Ni Su!,“ sagte Jenny abermals.

„Sie will dir ihre Schuhe zeigen“, übersetzte Dean für Sam.

„Oh, OH!“, sagte er, als er die Schuhe seiner Tochter erblickte.

„Dean, von allen Schuhen in dem Geschäft musstest du ausgerechnet Boots kaufen? Du weißt schon, dass die Schuhe für Jenny sein sollen und nicht für dich oder?“

„Hey, sie gefallen ihr. Sie wollte sie im Geschäft gar nicht mehr ausziehen“, sagte Dean wahrheitsgemäß. Sam sah ihn skeptisch an.

„Und außerdem entsprechen sie voll deinen Anforderungen“, fügte der Ältere noch hinzu.

„Pa-pa, Ni Su“, sagte Jenny nochmals.

„Ja, Kleines. Du hast neue Schuhe. Lass Papa mal gucken.“ Er ging vor ihr in die Hocke, hob ihren Fuß und begutachtete den Schuh. Es war wirklich nicht das, was Sam sich vorgestellt hatte, aber Dean hatte recht. Die Schuhe entsprachen der Vorgabe die er seinem großen Bruder gegeben hatte. Schon seltsam, jetzt waren sie schon einige Monate zusammen, wussten, dass sie nicht wirklich verwandt waren und trotzdem waren sie für einander zumindest gedanklich auch noch immer der große bzw. kleine Bruder und irgendwie war Sam froh darüber, denn so sehr er Dean als seinen Partner auch liebte, so wollte er Dean als seinen großen Bruder auf keinen Fall missen.

„Und kommen sie durch die Kontrolle?“, fragte Dean, während er mit einem Auge zu den Tüten in Sams Hand schielte.

„Ja, sind ganz in Ordnung.“ Er gab Jenny einen kleinen Kuss auf die Nase und Dean einen auf die Wange. Dann bemerkte er, dass Dean die Tüten in seiner Hand beäugelte.

„Willst du wissen, was ich gekauft habe?“, fragte er Dean.

„Ja und ich hoffe sehr, dass es nicht pink ist.“

„Du kannst durchatmen. Es ist nicht pink.“ Sam setzte sich neben Dean auf die Bank.

„Also in der Tüte sind ein paar Hosen für Jenny für den Herbst.“

„Definiere ein paar“, verlangte Dean. In Gedanken sah er sich schon den Impala mit einer Anhängerkupplung versehen, bei dem vielen Kram, den sie bereits für Jenny gekauft hatten und das was jetzt noch dazu kam. Wenigstens den Kinderwagen würden sie nicht mehr lange brauchen.

„Nur drei, entspann dich. Es war ein drei zum Preis von einer Ausverkauf.“

„Okay und was ist in den anderen zwei Tüten?“

„Hier in der Tüte ist Unterwäsche und zwei dünne Pullis für Jenny und eine Herbstjacke, alles pink-frei.“

„Und in der letzten Tüte?“, fragte Dean.

„Da ist was für dich drin,“ sagte Sam und wurde leicht rosa um die Nase.

„Ach ja? Gib her“, sagte Dean und grabschte wie ein gieriges Kind nach der Tüte.

„Aber nicht lachen“, bat Sam.

„Versprochen, Sammy.“ Dean steckte seine Hand in die Tüte und zog eine Boxershorts zum Vorschein.http://www.boozingear.com/media/catalog/product/cache/7/image/9df78eab33525d08d6e5fb8d27136e95/M/L/MLR-0083_1.jpg

Er grinste, lachte aber nicht. Er verstand warum Sam rosa geworden war. Würde er bestimmt auch werden, wenn er dem Jüngeren später seine Einkäufe aus dem Sexshop zeigen würde. Aber irgendwie fand er es süß, dass Sam ihm Unterwäsche gekauft hatte, ob sich seine Kleiner dabei vorgestellt hatte, wie er darin aussah oder wie er sie ihm runter ziehen würde? Oh, oh… schnell wieder an was anderes denken, sonst würde er womöglich noch hart werden und eine Mall war dafür ja mal gar nicht der geeignete Ort.

„Wenn sie dir nicht gefällt, kann ich sie umtauschen“, sagte Sam unsicher.

„Nein, die ist cool, auch wenn Miller Light nicht gerade meine Marke ist. Danke Sammy.“ Er gab seinem Bruder einen kurzen Kuss auf den Mund.

„Ich liebe dich, Dean.“ Der Genannte grinste glücklich und küsste Sam noch einmal.
 

„Du sagtest vorhin, du hättest was erledigt, bevor du die Sachen für Jenny gekauft hast, was war das?“, fragte Dean Sam, als sie einige Minuten später in einem Jeansladen waren. Sie hatten beschlossen, dass zuerst Sam und dann Dean die Hosen anprobieren würden, so dass einer immer Jenny im Auge behalten konnte. Sam war bereits mit einigen Jeans in der Umkleide. Dean stand davor und hielt Jenny an der Hand. Seit sie ihre neuen Schuhe hatte, ließ sie sich nicht in ihren Kinderwagen setzen, aber das würde schon noch kommen, wenn ihre kurzen Beinchen erst einmal müde wurden.

„Das ist nie und nimmer die Größe, die draufsteht. In der Hose hab ich ja so was von Hochwasser“, hörte Dean Sam sagen.

„Hast du mir überhaupt zugehört?“, fragte Dean. Sam hang die „Hochwasserhose“ über die Tür der Umkleidekabine.

„Ja, hab ich.“

„Und wirst du mir nun verraten, was du zu erledigen hattest?“

„Ach, eigentlich nichts Besonderes. Du hast doch vorhin sicher mitbekommen, wie im Radio auf dem Weg hier her der Nachrichtensprecher gesagt hat, dass der neue Polizeichef vermehrt auf die Drogenfahndung eingehen will und jeder Hinweis der Bevölkerung ernst genommen werden würde“, sagte Sam.

„Sam, du weißt, dass ich bei den Nachrichten im Radio meistens nicht hin höre, wenn wir nicht gerade einen Fall haben, außerdem worauf willst du hinaus?“

„Komisch, ich kann mich gar nicht erinnern, dass ich mir diese Hose ausgesucht habe. Die sitzt ziemlich eng“, sagte Sam, der sich wohl gerade wieder was Neues zum Anprobieren angezogen hatte.

„Hallo? Ich hab dich was gefragt“, sagte Dean leicht genervt.

„Na ja, ich habe von einem Münztelefon hier in der Mall die Polizei angerufen und gesagt, dass jemand in den Kostümen von Goldy Gopher Koks versteckt hätte.“

„Du hast was?“ Dean war völlig perplex. Sam wiederholte seine Worte.

„Aber warum?“, fragte Dean, der gerade nur Bahnhof verstand.

„Mir ist in der Eishalle ein Aushang aufgefallen, dass am nächsten Wochenende die regionalen Ausscheidungen zu den Maskottchen-Meisterschaften stattfinden. Als ich recherchiert hab für unseren Fall, hab ich auf der Webseite der Uni gesehen, dass Mike mit seinem Team seit drei Jahren immer Regionalmeister geworden ist und da dachte ich mir, das wäre doch die perfekte Möglichkeit sich zu rächen, denn wie will Mike mit seinem Team an dieser Ausscheidung teilnehmen, wenn seine Maskottchen-Kostüme alle von der Polizei konfisziert und zur Untersuchung aufgeschnitten wurden? Und bevor du fragst, ja es hat geklappt. Als ich auf dem Weg zurück zum Schuhgeschäft war, hab ich Ray angerufen. Ich wollte ihm bescheid sagen, aber die Polizei war wirklich schnell. Ray hat gesagt ne Streife und ein Zivilfahnder von der Drogenfahndung wären gerade angekommen und hätten nach den Kostümen gefragt und im Hintergrund hab ich gehört wie Mike lauthals protestiert hat, als die Polizisten ihm gesagt haben, dass sie die Kostüme mitnehmen würden.“ Sam kam aus der Umkleide. Er trug noch immer die Jeans, die er für zu eng hielt. Während Dean ihn mit offenem Mund anstarrte, sagte Sam:

„Wie ist die nur auf meinem Jeans-Haufen gelandet?“ Dabei stand er mit dem Rücken zum Spiegel in der Umkleidekabine und begutachtete mit einem Blick über die Schulter sein Hinterteil. Schließlich fand Dean seine Sprache wieder. Er sah sich kurz um, doch außer Jenny war in ihrer näheren Umgebung niemand, also zog er Sam am Kragen seines T-Shirts zu sich und gab ihm einen leidenschaftlichen Zungenkuss. Nun war Sam perplex, aber er erwiderte den Kuss. Als Dean sich schließlich von ihm löste, sagte er:

„Du teuflisches Genie, du. Das nenn ich mal eine süße Rache. Das ist wirklich Auge um Auge, Zahn um Zahn. Die Regionalmeisterschaft kann er sich wohl abschminken“, sagte Dean mit einem süffisanten Lächeln.

„Ja, meine Idee war definitiv besser, als deine mit den Pizzen.“

„Das auf jeden Fall. Dreh dich mal um“, bat Dean Sam. Dieser tat wie ihm geheißen.

„Gott, dein Hintern sieht in der Hose genau so geil aus wie ich es mir vorgestellt hatte.“ Dean hatte sich hinter ihn gestellt und seine Hände um seine Mitte gelegt.

„Was? Du hast mir die Hose untergejubelt?“

„Ja und wenn Jenny nicht wäre, würde ich dich auf der Stell in die Umkleidekabine zerren und meinen Schritt solange an deinem knackigen in Jeans verpackten Arsch reiben bis ich komme und dann würde ich dich zu mir umdrehen, den Knopf und den Reißverschluss der Jeans öffnen und deinen großen, kleinen Sammy raus holen und ihn mit meinem Mund verwöhnen, bis du auch zu deinem Recht gekommen bist,“ flüsterte er Sam mit rauchig-sexy Stimme ins Ohr. Sams Körper erzitterte.

„Ich muss mir diese Hose unbedingt kaufen“, sagte er leicht atemlos.

„Das solltest du“, sagte Dean lächelnd und biss Sam kurz spielerisch ins Ohrläppchen. Sam stöhnte leise. Dann gab Dean ihm einen Klaps auf den Po und schickte ihn zurück in die Umkleide, schließlich sollte Sam auch noch die Hosen anprobieren, die er sich selber ausgesucht hatte. Als der Jüngere in der Umkleide verschwunden war, drehte sich Dean wieder um und erschrak kurz, weil er Jenny nicht sofort sah. Er könnte sich dafür in den Arsch treten, er war nur für einen kurzen Augenblick unachtsam gewesen und schon war sie weg gedackelt. Zum Glück war sie nicht weit gekommen. Sie stand etwas weiter die Reihe der Umkleidekabinen entlang an einer Kleiderstange, an der die nicht passenden oder nicht gewollten Klamotten von den Kunden nach dem anprobieren zurückgehängt werden sollten. Das kleine Mädchen war dabei mit einem vergnügten Lächeln die Hosen von den Bügeln auf den Boden zu ziehen, immer noch eines ihres Lieblingshobbys. Dean ging schnell zu ihr und schnappte sie sich. Dann bombardierte er ihr Gesicht mit kleinen Pusteküssen, was sie zum lachen brachte. Er würde jetzt zügig zurück zu Sams Umkleidekabine gehen und das ganze unter den Tisch fallen lassen. Das würde sein kleines Geheimnis bleiben.
 

Anna sah aus der, der Kleiderstange am nächsten gelegenen, Umkleide hinaus hinter Dean und Jenny her. Sie hatte gerade noch die Frau in dieser Umkleide, die kurz zuvor von einem Dämon besessen wurde, stoppen, ehe sie sich auf Jenny stürzen konnte. Der rothaarige Engel würde drei Kreuze schlagen, wenn die Shopping-Tour endlich vorbei war.
 

Bald darauf hatte Sam sich auch noch eine weitere Jeans-Hose ausgesucht, die eher sein Stil war. Dean brauchte zum aussuchen und anprobieren weniger Zeit als Sam und so konnten sie schließlich jeder mit zwei neuen Jeans den Laden verlassen. Dean dazu zu bringen sich neue Hosen zu kaufen war allerdings nur die halbe Miete. Viel schwieriger würde es werden, Dean dazu zu bringen seine alten, kaputten Jeans weg zu werfen, aber damit würde er sich später auseinander setzen. Dean fand es war allmählich an der Zeit fürs Mittagessen und so steuerten sie nun die Fressmeile der Mall an. Bei all dem Fastfood das hier angeboten wurde, gestaltete es sich etwas schwierig etwas für Jenny zu finden, doch schließlich entschied er sich für Reis und etwas Gemüse vom Chinesen, nahm sich selber einen Salat und Dean natürlich einen Burger mit Pommes. Nachdem essen war Jenny etwas müde und ließ sich mühelos in ihren Kinderwagen bugsieren. Anschließend ging es noch nach Macys, wo sie sich mit Socken, Unterwäsche, T-Shirts und Hemden eindeckten. Sie waren bereits auf dem Rückweg zum Wagen, als Sam vor einem Abercrombie & Fitch Laden stehen blieb. Dean rollte mit den Augen, als er sah, dass Sams Blick auf einer marineblauen Kapuzenshirt-Jacke im Schaufenster gerichtet war. Sein Kleiner sah fast so aus wie Frauen, wenn sie Manoloblachnix-Schuhe oder wie die hießen, im Ausverkauf sahen, fast schon ein wenig verliebt. Dean wusste, dass sein Bruder in der kalten Jahreszeit auf solche Klamotten stand, vervollkommnenden sie doch seinen winterlichen Zwiebellook. Allerdings waren Anziehsachen dieser Marke nicht gerade billig, so dass er automatisch wusste, dass Sam von sich aus sich das Kleidungsstück seiner Begierde niemals kaufen würde. Dean hörte Sam leise seufzen. Dem Älteren war das jetzt zu viel. Wenn sie schon in dieser verdammten Mall waren, sollte Sam sich auch mal was gönnen. Schnurstracks ging Dean in den Laden ohne auf Sams Frage, was er denn vorhabe, zu reagieren. Sam folgte ihm nicht, sondern blieb mit Jenny vor dem Laden stehen. Keine fünf Minuten später kam Dean mit einer großen Tüte wieder aus dem Laden. Er kannte Sams Größe und hatte ihm diese dämliche Kapuzenshirt-Jacke gekauft. Sam war zuerst sprachlos. Sie gingen endlich aus der Mall hinaus auf den Parkplatz. Im Freien angekommen, zog Sam Dean schließlich in eine Umarmung und zeigte ihm durch einen tiefen, innigen Kuss wie dankbar er Dean war.

„Gott! Und genau deswegen bist du das Mädchen“, sagte der Kleinere, als sie kurz darauf weiter gingen.

Versaute Naschktze

Am späten Nachmittag waren sie dann wieder in ihrem Motel. Dean hatte sich, nachdem sie ihre Einkäufe im Impala verstaut hatten, von Sam noch breit schlagen lassen noch zusammen ins Aquarium zu gehen, dass es in der Mall gab. Also verbrachten sie noch einige Stunden damit sich die Fische und das neue Quallenbecken anzusehen, auch wenn ihre kleine Sabberschnute das meiste davon verschlief. Jenny hatte dann auch noch ein neues Bilderbuch abgesahnt, denn Sam war nicht am Souvenirshop des Aquariums vorbeigekommen, ohne etwas zu kaufen und so gaben sie 9,99 Dollar für ein Dr. Seuss Bilderbuch aus, in dem den Kindern, anhand von bunten Fischen, Zahlen und Farben näher gebracht werden sollten. Ihr Kind würde noch so schlau werden, dass es die Highschool mit 12 abschließen würde.
 

Nachdem Besuch im Aquarium waren sie auf dem Rückweg zum Impala an einem Stand vorbeigekommen, an dem man Popcorn und Zuckerwatte kaufen konnte. Natürlich war ihre kleine Sabberschnute von dem bunten Zuckerbausch fasziniert gewesen und Dean hatte eine kleine Portion gekauft, obwohl Sam nicht gerade erfreut darüber war. Ein Baby im Zuckerrausch war nicht gerade das, was er sich unter einer tollen Abendunterhaltung vorstellte. Dean rollte nur mit den Augen und stopfte dem unvorbereiteten Sam eine Handvoll Zuckerwatte in den Mund. Letzten Endes bekam Jenny nur ganz wenig von der Zuckerwatte ab, weil die Brüder das Meiste selber aßen. Aber das kleine Mädchen schaffte es auch sich mit nur einer kleinen Menge einzusauen, sodass ein Vollbad unumgänglich wurde. So trug Dean Jenny auch direkt ins Bad und überließ es Sam ihre Einkäufe ins Zimmer zu bringen. Während er das Badewasser einließ und Jenny auszog, entfernte Sam die Preisschilder von ihren Klamotten und verstaute diese auch sofort ordentlich in ihrem Gepäck. Es war letztlich nur noch eine schwarze Tüte übrig, die Sam aber keinem ihrer Einkäufe zuordnen konnte. Er wollte gerade hineinsehen, als Jenny in nichts außer ihrer Windel aus dem Bad gewackelt kam, Dean dicht auf ihren Fersen.

„Ich hätte die Tür schließen sollen. Hey, komm zurück“, rief der Ältere dem flüchtigen Mädchen hinterher. Sam nahm seine Tochter auf den Arm.

„Siehst du? Das hast du nun davon, dass du ihr Zuckerwatte gegeben hast“, sagte Sam und versuchte seine zappelnde Tochter festzuhalten. Das kleine Mädchen hatte nach dem Verzehr der Zuckerwatte einen ziemlichen Bewegungsdrang entwickelt und sträubte sich ziemlich dagegen auf dem Arm ihres Vaters zu sein.

„Gib mir einfach ihr Badepuzzle, dann lass ich sie sich in der Wanne auspowern“, entgegnete Dean Sams Kommentar ignorierend.

„Okay, wie du meinst.“ Sam grinste und übergab Jenny an Dean, der sie zurück ins Bad trug. Anschließend kramte der Jüngere Jennys Badepuzzle heraus und ging ins Bad, um seinen beiden Lieblingen Gesellschaft zu leisten. Die ominöse schwarze Tüte war vergessen – vorerst.
 

Nachdem Badespaß waren alle nass, nicht nur Jenny. Der Unterschied war bloß, dass die Brüder aussahen wie begossene Pudel, da sie ja angezogen waren. Während Sam den Badezimmerboden trocken legte, tat Dean dasselbe mit Jenny, mit der er ins Zimmer gegangen war. Sie war, wie von Dean erhofft, tatsächlich ziemlich viel ihrer Zuckerrauschenergie losgeworden und hielt beim Abtrocknen brav still. Beim Abtrocknen entdeckte Dean die schwarze Tüte aus dem Sexshop, die ebenfalls auf dem Bett lag, auf dem er Jenny abtrocknete. ~Scheiße, wie war die denn hier gelandet?~ Sam muss sie mit den übrigen Tüten aus dem Kofferraum genommen haben. Ob der Jüngere schon hineingesehen hatte? Eher nicht, denn sonst hätte er ja wohl etwas gesagt. Dean wollte die Tüte gerade in der Schublade im Nachttisch neben dem Bett verschwinden lassen, als Sam aus dem Badezimmer kam.

„Was ist in der Tüte?“, wollte er auch sofort von Dean wissen. Der Ältere hielt in der Bewegung inne, wie ein Reh im Scheinwerferlicht.

„Ähm … welche Tüte?“ Sich dumm zu stellen war immer einen Versuch wert.

„Die Tüte, die du da in der Hand hast.“ Okay, der Versuch war fehlgeschlagen.

„Ach die Tüte meinst du. Da ist gar nichts drin.“

„Und warum willst du sie dann in der Nachttischschublade verstecken?“ Oh je, aus der Nummer kam er nicht mehr raus.

„Raus mit der Sprache Dean, was ist in der Tüte?“

„Pa-pa“, machte sich das trockene, aber noch immer nackte Mädchen bemerkbar. So langsam wurde es ihr kalt am Heck.

„Hier ist der Deal, Dean. Ich werde sie jetzt anziehen. In der Zwischenzeit kannst du dir die richtigen Wörter zu Recht legen und dann wird ausgepackt.“ Sam nahm eine frische Windel aus der Wickeltasche und fing an Jenny bettfertig zu machen. Dean seufzte. Na das konnte ja was werden. Irgendwie fühlte er sich noch gar nicht vorbereitet genug auf das kommende Gespräch. Er stellte die Tüte wieder auf dem Bett ab und zog sich dann ein neues T-Shirt an. Führsorglich wie er war, legte er auch für Sam ein trockenes Oberteil raus. Ihre Hosen hatten zum Glück nicht allzu viel abbekommen und würden bei den doch noch recht warmen Temperaturen sicher bald trocken sein.
 

Mit mittlerweile routinierten Handgriffen hatte Sam Jenny ihren Schlafanzug angezogen. In Deans Augen hätte der Jüngere sich ruhig etwas mehr Zeit dabei lassen können. Abschließend rubbelte Sam seiner Tochter nochmal mit dem Handtuch über die Haare und kämmte sie. Er gab ihr einen kleinen Kuss auf die Nase und setzte sie dann auf dem Boden ab. Das kleine Mädchen wackelte sofort zu ihren Spielsachen, die Sam am Morgen nicht wieder weggeräumt hatte.

„So, fertig. Dann lass mal hören, Dean.“ Sam sah ihn erwartungsvoll an. ~Brings hinter dich~ dachte Dean und entschied sich seinem Bruder die Story von Anfang an zu erzählen.

„Wusstest du, dass schräg gegenüber von dem Starbucks wo ich heute Morgen unseren Kaffee geholt habe ein Sexshop ist?“

„Nein, das wusste ich nicht, aber was hat das mit der Tüte zutun …Oh …OH!“, kam es von dem Jüngeren, als ihm ein Licht aufging.

„Du warst also einkaufen in einem Sexshop“, sagte Sam dann feststellend. Ein kleiner Teil von ihm war ein wenig sauer auf Dean, weil er ohne ihn in so einen Laden gegangen war, aber der überwiegende Teil war sich bewusst, dass er wahrscheinlich die Farbe eines gekochten Hummers angenommen hätte, sobald er das Geschäft betreten hätte und so hatte Dean ihm eigentlich diese Peinlichkeit erspart. Auf Sams Worte hin nickte Dean und erzählte ihm nun was er alles „durchgemacht“ hatte. Deans Beschreibung von der Begegnung mit der Drag Queen brachte seine Ausführungen allerdings zum Stillstand, denn sein kleiner ruder bekam einen Lachanfall.

„Hey, das ist nicht witzig. Ich bin jetzt auf ewig traumatisiert“, sagte Dean beleidigt. Sam lachte immer noch, brachte aber trotzdem neckisch heraus:

„Oh … armes Baby! Hat die große, böse Drag Queen dir Angst gemacht?“

„Halt die Klappe Sam! Ich hab mich noch ganz gut geschlagen, du wärst wahrscheinlich vor Scham im Boden versunken.“ Da hatte Dean nun mal Recht aber Sam konnte nicht aufhören zu lachen. Jenny war derweil, von dem Gelächter angelockt, zu ihrem Vater gekrabbelt und giggelte, auch wenn sie keine Ahnung hatte, warum. Sams Lachen schien ansteckend zu sein.

„Oh, nicht du auch noch. Das ist so gemein“, maulte der Ältere und verschränkte die Arme vor der Brust, was Sam nur noch mehr lachen ließ. Dean sah so süß aus, wenn er beleidigt war. Dean rollte mit den Augen. Er hatte quasi eine Begegnung der dritten Art erlebt und wurde nur ausgelacht. Das war nicht fair. Während er Sam von seinem Besuch im Sexshop erzählt hatte, hatte er sich irgendwann neben ihn aufs Bett gesetzt, doch jetzt wollte er aufstehen und sich von dem Lachsack wegsetzen, doch das ließ Sam nicht zu. Er hörte auf zu lachen, zog Dean zu sich und küsste ihn, um ihn wieder versöhnlich zu stimmen. Und er hatte damit sogar Erfolg. Dean erwiderte den Kuss, und als sie sich voneinander lösten, sagte er:

„Mistkerl.“ Daraufhin erwiderte Sam sein übliches „Idiot“ und sie küssten sich erneut. Im Hintergrund giggelte Jenny immer noch ein wenig, als sie sich das zweite Mal trennten. Beide atmeten ein paar Mal tief durch.
 

„Okay, jetzt hast du mich neugierig gemacht. Was hast du gekauft?“, wollte Sam wissen, nachdem er sich von seinem kleinen Lachanfall und dem kurzen Geknutsche erholt hatte.

„Du weißt schon, das Übliche halt“, druckste Dean rum.

„Das Übliche?“, fragte Sam mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Ja, Gleitgel, Massageöl, essbare Boxershorts, Schokoladen-Bodypainting, eine Analdusche“, zählte er auf.

„Wie war das?“, fragte Sam und sah ihn überrascht an. Hatte er sich eben verhört.

„Gleitgel, Massageöl …“

„Ja, ja … das habe ich verstanden, aber was war das Letzte?“

„Analdusche,“ sagte Dean im Flüsterton.

„Dann habe ich mich ja doch nicht verhört. Was zur Hölle willst du mit einer Analdusche?“

„DusollstsiebenutzendamitichdichamArschleckenkann“, sprach Dean so schnell, dass Sam Mühe hatte, ihn zu verstehen. Gleichzeitig hatte er die Packung des besagten Produkts aus der Tüte hervorgeholt. Sam nahm ihm die Packung ab, sah sie sich kurz an und meinte dann völlig entrüstet:

„Sag mal geht’s dir noch gut? Ich denk nicht dran mir das Ding hinten rein zu stecken.“

„Aber du wolltest doch …“

„Ja wollte ich und ich will es auch jetzt noch, aber nicht so.“

„Entweder so oder gar nicht.“

„Dann halt gar nicht.“

„Okay, wie du willst. Dann eben nicht, hab ich das Teil eben umsonst gekauft.“ Dean war nun leicht angepisst. Da macht er sich extra die Mühe Sam etwas entgegen zu kommen und wie dankt der es ihm? Mit blanker Abweisung.

„Ja reine Geldverschwendung. Ich hoffe du hast den Kassenbon aufgehoben.“

„Du bist manchmal echt ein Undankbares …“ Doch was genau Sam manchmal war erfuhr er nicht, denn in diesem Moment ertönte ein markerschütternder Schrei ausgehend von Jenny.
 

Das kleine Mädchen hatte sich, während ihre Eltern sich mal wieder in den Haaren hatten, an der Nachttischschublade zu schaffen gemacht. Sie hatte sie hinausgezogen und hinein geguckt. Es lag nur die obligatorische Bibel darin. Dann als ihre Väter lauter wurden, hatte sie sich umgedreht und dabei mit ihrem Windelpo die Schublade wieder zugeschoben. Leider hatte sie noch ihre Fingerchen dazwischen, die sie nun eingequetscht hatte, was zu dem markerschütternden Schrei geführt hatte.

„Verdammte Scheiße!“, fluchte Dean. Was waren sie nur für Eltern? Sie hatten die Kleine nun ja nicht zum ersten Mal außeracht gelassen, weil sie durch irgendwas abgelenkt waren.

Augenblicklich waren die Brüder bei der Kleinen. Sam nahm sie auf den Arm und versuchte sie zu beruhigen, während Dean vorsichtig ihre Finger abtastete und dann erleichtert feststellte, dass nichts gebrochen war.

„Ist was gebrochen?“, fragte Sam beunruhigt und streichelte seiner Tochter durchs Haar, diese schrie immer noch wie am Spieß.

„Nein, nur ein wenig gequetscht. Ich werde mal schnell etwas Eis holen, damit es nicht anschwillt“, sagte Dean und eilte auch schon mit dem Sektkübel aus dem Zimmer.

„Sh … Süße, alles ist okay. Es ist nicht so schlimm. Wir kümmern uns um dich“, sprach Sam währenddessen beruhigend auf seine Tochter ein, was nur mäßigen Erfolg hatte. Kurz darauf kam Dean mit dem Eis zurück. Sie hatten Glück, dass der Eiswürfelspender auf ihrem Gang in den letzten Zügen lag und nur noch geschreddertes Eis ausspuckte. Damit ließ sich viel besser ein kühlender Umschlag für Jennys Finger herstellen. Damit Dean dem kleinen Mädchen den Umschlag anlegen konnte, gab Sam widerwillig das noch immer weinende Kind an ihn weiter. Er war doch ihr Papa. Er sollte es doch wieder besser machen, aber wie schon bei Jennys Durchfallnacht, war er so von dem lauten Weinen erschüttert gewesen und damit beschäftigt sie zu trösten, dass er unfähig war, zu reagieren und etwas zu tun, dass ihr wirklich half. Im Gegensatz zu Dean, der sofort wusste, was zu tun war. Der Ältere hielt nun liebevoll Jenny im Arm und ließ das Eis auf ihren Finger wirken.

„Wird gleich besser Kleines“, sagte er und drückte sie leicht an sich und begann leise zu summen. Sam lehnte sich an ihn und legte auch einen Arm um Jenny. Deans Präsenz beruhigte nicht nur Sam sondern vor allem auch das kleine Mädchen. Die Tränen versiegten, was beide Brüder als Indikator dafür sahen, dass auch der Schmerz nachließ. Als das Eis geschmolzen war, war Jenny eingeschlafen. Nach dem Zuckerrausch war sie nun ziemlich ausgebrannt.

„Wir sollten sie hinlegen“, schlug Dean vor. Sam nickte und ließ den Älteren aufstehen. Dean legte sie in das Kinderbettchen, wo sie sich sofort an ihre Plüschschildkröte kuschelte. Als er sich wieder zu Sam umdrehte, packte der gerade die Packung der Analdusche zurück in die schwarze Tüte.

„Wir sollten uns deswegen nicht streiten“, meinte Dean und zeigte auf die Tüte.

„Du haste Recht“, stimmte Sam ihm zu.

„Natürlich habe ich recht. Ich bin der Ältere“, sagte Dean grinsend. Sam legte die Tüte auf den Nachttisch und trat dann an Dean heran. Der Ältere schien zu spüren, was sein Kleiner brauchte und nahm ihn in den Arm.

„Sie wird immer mobiler. Wir müssen besser auf sie achten“, sagte Dean.

„Ja, ich weiß. Ich hätte nicht gedacht, dass das so schnell geht.“ Der ältere Winchester lachte.

„Wir könnten ihr eine Leine kaufen, dann könnten wir wenigstens sicherstellen, dass sie nicht wegläuft“, witzelte er.

„Ich will nicht, dass ihr was passiert“, murmelte Sam gegen Deans Halsbeuge.

„Oh je. Es hat dich erwischt.“

„Was hat mich erwischt?“

„Das überfürsorgliche Elternsyndrom.“

„Sagt der überfürsorgliche große Bruder.“

„Ja, mich hat es schon viel früher ereilt und ich sag dir, das ist wie Herpes, es mag zwar eine Weile inaktiv sein, aber du wirst es nie wieder los.“ Die beiden lächelten sich an und waren froh darüber, dass es nicht mehr weggehen würde.

„Ich liebe dich, Dean.“ Der Kleinere reagierte darauf mit einem innigen Kuss, der erst gelöst wurde, als Deans Magen knurrte.

„Ich werde uns mal was zu essen holen“, sagte Dean und hauchte Sam noch eine kurzen Kuss auf die Lippen.

„Okay, aber ich glaube für Jenny brauchst du diesmal nichts mitbringen.“

„Da hast du recht. Sie hat sich durch ihr Gebrüll selbst das Licht ausgeknipst. Ist Pizza okay?“, erkundigte sich Dean.

„Von mir aus, aber wehe du kaufst mir eine mit Spinat, Ananas und Sardellen.“

„Aber, aber Sammy. Wo denkst du denn hin? Ich hab dich doch lieb.“ Er schnappte sich seine Autoschlüssel und machte sich auf den Weg.
 

Nachdem Dean gegangen war, schwenkte Sams Blick immer wieder zu der schwarzen Tüte. Er räumte Sam Jennys Spielsachen weg und beobachtete Jenny bei ihrem Nickerchen. Doch dann konnte Sam sich nicht länger zurückhalten. Er wollte sich den Inhalt der ominösen schwarzen Tüte doch mal genauer ansehen, auch wenn Dean ihm bereits gesagt hatte, was er gekauft hatte. Nacheinander nahm er die Artikel aus der Tüte und begutachtete sie. Eine Massageöl-Gleitmittelkombination, die laut Packungsaufdruck nach Apfelkuchen duften und schmecken soll. Selbsterwärmend. Klar, dass das in Deans Einkaufskorb gelandet war.

http://img829.imageshack.us/i/showimageu.jpg/

Eine Packung mit Proben der zehn beliebtesten Gleitgele, das konnten sie immer gebrauchen. Die essbaren Boxershorts, Einheitsgröße, da war es fraglich, ob einer von ihnen da rein passen würde, schließlich konnte Sam mit Gewissheit sagen, dass sie beide zwar keine Riesengroßen, aber schon überdurchschnittlich große Genitalien hatten. Zu dem Schokobodypainting gab es eigentlich nichts mehr zu sagen. Alles in allem spiegelte der Inhalt der Tüte das wieder, was Dean war: Eine kleine, versaute Naschkatze. Ja, sein Dean war ein Schleckermaul, nur halt im Moment noch nicht überall da, wo Sam es gerne hätte. Aber eigentlich hatte Dean ihm mit dem Kauf dieser Analdusche ja doch quasi ein Angebot unterbreitet. Er war bereit loszulegen, wenn Sam dieses Ding benutzt hatte. Er hatte sogar vorgeschlagen es gemeinsam auszuprobieren. Sein Bruder war ihm mit dieser Geste ein großes Stückweit entgegen gekommen. Da sollte er jawohl in der Lage sein seinerseits die Lücke zwischen ihnen zu schließen, schließlich wollte er ja, dass Dean es tat, also sollte er auch auf ihn zu gehen, sodass sie sich in der Mitte treffen konnten. Und wenn er recht überlegte, war Deans Vorschlag von einer gemeinsamen Dusche als Vorspiel gar nicht so schlecht. Sobald der Ältere vom Abendessen holen zurück war, würde er ihm grünes Licht für die Analdusche geben. Analdusche, Gott, das war nun wirklich das Ausgefallenste, was er jemals gemacht hatte bzw. vor hatte es zu machen. Was Dean wohl schon so alles gemacht hatte? Er hatte eindeutig mehr Frauen gehabt, zu über 95 % Onenightstands, aber wie viel hatte er ihm wirklich voraus? Sam hatte eine Beziehung gehabt und er konnte sich nicht vorstellen, dass man zu einem Onenightstand so viel Vertrauen hatte, dass man bereit war, exotische Sachen auszuprobieren, da blieb man doch eher bei den Basics, er zumindest hielt es so. In einer Beziehung sah das für Sam anders aus. Da lernte man Stück für Stück die Vorlieben des anderen kennen und probierte zusammen das eine oder andere aus. So hatte er es mit Jessica getan, so tat er es gerade mit Dean. Er sollte wirklich mal mit Dean 20 Fragen mit Thema „sexuelle Erlebnisse“ spielen. Vielleicht gab es ja da das eine oder andere, was sie gemeinsam ausprobieren konnten. Sam grinste. Es schien so, als würden sie einander inspirieren und herausfordern und somit ihr volles Potential erwecken.

Was im Bauchnabel prickelt, pricklet auch woanders

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Nur ein Albtraum!?

Verwendete Songs:

Queensryche - Silent Lucidity

Van McCoy - The Hustle

Bad Company - Feel Like Makin Love

Ashanti - Only you
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

[style type="italic"]Er hatte Jenny eine gute Nacht Kuss gegeben und ging zurück in Dean und sein Schlafzimmer. Er war alleine in dem Raum. Wo war Dean? Er war doch bevor Sam in Jennys Zimmer gegangen war noch hier gewesen. Ein kurzer Hauch Besorgnis kam über ihn, doch Sam vertrieb diesen Gedanken. Sie lebten jetzt ein normales Leben. Sam sah sich in dem Zimmer um. Neben dem Bett stand ein Nachttisch und darauf ein Bilderrahmen. Sam ging darauf zu und nahm das Bild hoch. Es zeigte einen friedlich schlafenden Dean und eine ebenfalls schlafende Jenny im Kleinkindalter, die auf dessen Bauch und Brust lag. Sam lächelte. Dean war sicher nur auf dem Klo oder unten in der Küche, um sich noch einen kleinen Mitternachtssnack zu holen. Ein Sandwich, so wie er Dean kannte. Dann sollte er sich doch schon mal hinlegen und das Bett anwärmen, solange es noch nicht voller Krümel war. Ein wenig erleichtert schmiss er sich aufs Bett, doch lange hielt die Erleichterung nicht an. Plötzlich tropfte etwas auf sein Gesicht und Panik stieg in ihm auf. Nein, das konnte nicht wahr sein. Sam weigerte sich die Augen zu öffnen. Das konnte nicht passieren, nicht schon wieder. Mom, Jessica und jetzt auch noch…Nein, nein, nein. Das konnte nicht sein. Sam presste die Lider zusammen. ~Zeit der Realität ins Auge zu schauen~ vernahm Sam eine seltsame unbekannte Stimme. Als dann eine enorme Hitze von oben auf ihn herab kam, riss er die Augen auf. Nein, nein, nein…DEAN! Sein geliebter Partner hang zerfetzt und in Flammen aufgegangen an der Decke wie schon die beiden wichtigen Frauen seines Lebens. Das musste ein Albtraum sein. Ja, er würde sicher gleich wach werden. Er kniff sich, aber nichts geschah. Noch immer war der Raum erfüllt von Hitze, doch jetzt kam auch noch Qualm dazu und der widerliche Geruch von verbranntem Fleisch. Nein, nein, nein…Dean…Dean. ~Er wird brennen…brennen…brennen~ erklang die unbekannte Stimme erneut. NEIN…NEIN…DEAN…DEAN…NEIN! Im Hintergrund hörte Sam Jenny schreien, doch Sam konnte sich nicht rühren. Der Schock, dass schon wieder ein geliebter Mensch auf diese grausame Art aus seinem Leben gerissen wurde, saß zu tief. Ein Teil von ihm wollte sich auch nicht rühren, sondern hier mit Dean sterben, wollte den Schmerz, den die Trauer mitbrachte nicht noch einmal durchleben. ~Brennen wird er! Brennen, brennen, brennen!~ DEAN …NEIN, NEIN, DEAN! [/style]
 

Er hatte geschlafen, als Sam neben ihm anfing zu schreien. Immer wieder kamen die Worte nein und Dean über die Lippen seines Kleinen und er wälzte sich neben ihm wild hin und her. Sam hatte eindeutig einen Albtraum. Irgendwie häuften die sich in letzter Zeit wieder. Dean versuchte Sam wachzurütteln, doch es gelang ihm nicht auf Anhieb und dann wurde auch noch Jenny vom Geschrei ihres Vaters wach und schrie nun ebenfalls. Er musste Sam wach kriegen und Vater und Tochter beruhigen, sonst würden die Zimmernachbarn wohlmöglich die Polizei rufen. Die mussten bei diesem Geschrei ja sonst was denken.

„DEAN …NEIN …Nein …“

„Verdammt, Sam! Wach auf, komm schon Sammy. Es ist nur ein Albtraum. Mach die Augen auf. SAM!“ Er schrie nun ebenfalls und gab Sam schließlich eine kleine Ohrfeige, was diesen dann endlich von seinem Albtraum erlöste.
 

Das Erste, was er sah, als er mit rasendem Herzen und voller Panik die Augen aufschlug waren die grünen, besorgten und liebevoll-warmen Augen seines Deans. Sie lagen in dem Bett in dem Motel Zimmer in Minneapolis. Dean hatte die Nachttischlampe angemacht und das Zimmer war in ein sanftes, irgendwie gemütliches Licht gehüllt. Dean war da. Dean lebte. Sofort klammerte sich Sam an den Älteren, der augenblicklich die Arme um den Jüngeren schloss, ihn an sich drückte und ihm beruhigend über den Rücken streichelte. Sam wurde langsam bewusst, dass Dean ihn geweckt und wieder in die Realität zurück geholt hatte. Die starken Arme des Älteren hielten Sam nah bei sich, der sich auf einmal fühlte, als sei er wieder ein kleiner Junge. In Deans Armen war er sicher, schon immer gewesen und es würde auch immer so bleiben.

„Es war nur ein Traum, es war nur ein Traum“, sagte Dean, einem Mantra ähnlich, immer wieder. Er musste etwas lauter reden, damit Sam ihn hören konnte, denn Jenny schrie immer noch, wenn auch nicht mehr ganz so laut und schlimm wie zuvor.

„Dean“, sagte Sam mit schwacher Stimme. Sein Tonfall ließ Deans Beschützermodus sich nun voll aktivieren. Einen so schlimmen Albtraum hatte Sam seit seiner Kindheit nicht mehr gehabt. Nicht mal die Albträume von Jessica kamen an diesen hier heran.

„Es ist alles Okay. Ich bin hier, dir kann nichts passieren. Beruhige dich. Ich bin hier. Es war nur ein Albtraum.” Wieder ein leises “Dean” von Sam. Der Ältere redete weiter beruhigend auf Sam ein und dies zeigte langsam Wirkung. Doch als Dean aufstehen wollte, um nach Jenny zu sehen, krallte sich Sam an dem Stoff von Deans Boxershorts fest und wollte ihn partout nicht loslassen.

„Sammy, ich geh nicht weg. Das verspreche ich dir. Aber hör mal, Jenny braucht uns auch. Ich geh nur schnell rüber zu ihrem Bettchen. Ich bin sofort wieder da, okay?” Sam nickte kaum merklich und ließ Dean los. Der Ältere trat an Jennys Bettchen, hob das kleine Mädchen heraus und drückte es tröstend an sich. Dean fiel ein Stein vom Herzen, als sich Jenny wesentlich schneller beruhigte, als ihr Vater. Als Dean sich mit ihr neben Sam im Bett niederließ, atmete sie nur noch schwer, aber die Tränen waren versiegt. Kaum lag Dean mit Jenny, die sich an seine linke Brust kuschelte, neben Sam, da kuschelte sich dieser an Deans linke. Der Ältere streichelte Sam durchs Wuschelhaar.

„Du hast uns beide ganz schön erschreckt. Willst du darüber reden?“ Zuerst schüttelte Sam mit dem Kopf, doch dann fing er an zu reden. Als er Dean davon erzählte, wie Sam ihn an der Decke brennen sah, unterbrach der Ältere ihn.

„Und hatte ich auch so ein schickes Nachthemd an?“, fragte er in der Hoffnung, die Stimmung etwas aufzuhellen.

„Das ist nicht witzig“, sagte Sam traurig.

„Sorry, ich weiß, aber Sammy, das war nur ein Albtraum.“

„Und was wenn nicht? Was wenn es eine Vorwarnung ist, wie bei Jess. “

„Es war ganz sicher nur ein Albtraum. Schau, wahrscheinlich hast du Angst mich zu verlieren, immerhin hat mich der Geist von dem Maskottchenfreak ganz schön ausgeknockt und dein Unterbewusstsein will dir durch diesen Traum sicher nur klar machen, dass du besser auf mich aufpassen sollst.“

„Meinst du?“, Sam klang hoffnungsvoll. Was Dean sagte, machte Sinn.

„Ganz sicher.“ Er küsste Sam auf den Scheitel.

„Kann ich was für dich tun?“

„Versprichst du mir, dass du mich auf dich aufpassen lässt?“

„Ich versprechs.“

„Ich liebe dich Dean.“

„Ich liebe dich auch Sammy.“

„Ob Jenny wieder einschlafen kann?“ Eigentlich war die Frage, ob er wieder einschlafen könnte, aber wenn er das gesagt hätte, würde Dean ihn sicher wieder aufziehen.

„Keine Sorge, ich werde ihr ein Schlaflied singen“, versprach Dean. Er hatte einen Blick auf das kleine Mädchen geworfen und gesehen, dass sie bereits schon wieder weggedöst war. Er wusste, dass Sam mit Jenny sich selbst gemeint hatte und es machte ihm nichts aus, seinem Kleinen diese Art von Trost zu geben.
 

Hush now don't you cry

Wipe away the teardrop from your eye

You're lying safe in bed

It was all a bad dream

Spinning in your head
 

Dean legte seinen freien Arm um Sam und dieser schmiegte sich noch enger an seinen Partner. Er genoss dessen Wärme und den einmaligen Dean-Duft.
 

Your mind tricked you to feel the pain

Of someone close to you leaving the game of life

So here it is, another chance

Wide awake you face the day
 

Sam kannte das Lied. "Silent Lucidity" von "Queensryche". Dean hatte es ihm oft vorgesungen in der Zeit kurz, nachdem er erfahren hatte, was ihr Dad wirklich machte. Er hatte in dieser Zeit zahlreiche Albträume gehabt. Immer wieder waren Dad und manchmal auch Dean von einer anderen Bestie angegriffen worden, was sie von der Jagd nicht zurückkommen ließ und Sam so zum Vollweisen machte. Deans Gesang hatte ihn immer beruhigen können.
 

I will be watching over you

I am gonna help you see it through

I will protect you in the night

I am smiling next to you
 

“Schlaf, Sammy. Ich verspreche dir, uns wird nichts passieren. Ich bleib bei dir und werde nicht einschlafen, bevor du es tust.“

„Okay“, murmelte Sam und schloss die Augen.

„Und ich werde auch hier sein, wenn du wach wirst,“ versicherte Dean ihm.
 

I will be watching over you

I am gonna help you see it through

I will protect you in the night

I am smiling next to you
 

Trotz seiner eigenen Müdigkeit hielt Dean sein Versprechen. Erst als er Sam leise vor sich hinschnorcheln hörte, erlaubte sich der Ältere selbst einzuschlafen.
 

Am nächsten Morgen wurde Sam von Jenny geweckt. Das kleine Mädchen patschte in seinem Gesicht rum.

„Pa-pa,“ sagte sie fröhlich. Sam sah sie durch noch recht verschlafene Augen an und lächelte. Dann sah er zu Dean, der noch immer tief schlief. Er erinnerte sich an seinen Albtraum von der letzten Nacht und das, Dean versprochen hatte wach zu bleiben, bis er schlief. Kein Wunder, dass der Ältere jetzt also noch immer im Land der Träume weilte und da wollte Sam ihn auch noch etwas lassen.

„Din!“, sagte die Kleine, die wohl anscheinend ihre beiden Väter wach haben wollte. Sam legte seinen Finger auf die Lippen.

„Sch, lass Dean noch etwas schlafen. Es ist noch früh.“ Jenny sah ihn verständnislos an, doch als Sam anfing mit ihrem Haar zu spielen, wurde sie schnell wieder ruhiger und döste noch mal ein. Sam entschied sich es ihr gleich zu tun. Doch so wirklich gelang es ihm nicht. Etwa eine viertel Stunde später gab er es auf. Er lag still da und betrachtete einfach seine beiden Lieblinge. Er spielte noch immer mit dem Haar seiner Tochter und beobachtete, wie sie Dean im Schlaf auf die blanke Brust sabberte. Einen schöneren Anblick konnte man sich eigentlich gar nicht wünschen.
 

[style type="italic"]Sam und er waren in einer Bar. Die Jukebox spielte gute Musik und sie beide hatten schon einiges getrunken. Sie waren jetzt nicht Sturzbetunken, nein, aber schon ziemlich angeheitert, was sich bei Sam wesentlich deutlicher bemerkbar machte. Es war unglaublich niedlich, doch dann begann der Albtraum.
 

Do it, do it, do it
 

“Oh mein Gott, wer hat denn das Lied an der Jukebox gewählt?“, sagte Dean und rollte gequält mit den Augen. Rings um ihn herum stellten sich bereits die Leute auf, um den Hustle zu tanzen.

http://www.5min.com/Video/How-to-do-the-Hustle-line-dance-2535
 

Do the hustle, do the hustle
 

“Ist doch ganz nett”, sagte Sam beschwipst kichernd.

„Nett? Das ist schlimmer, als alles was man sich vorstellen kann.“

„Ach Dean, du übertreibst. Komm, wir tanzen.“
 

Do the hustle, ooh, do the hustle, ooh, do it
 

“Auf keinen Fall. Dazu bin ich noch nicht besoffen genug für”, protestierte Dean.

„Ich aber.“

„Ja, du schon, aber da gehört auch nicht viel dazu.“ Und dann wurde der Albtraum noch schlimmer, denn plötzlich stand Disco-Sammy vor ihm. Der totale 70er Jahre Look. Schlaghose, Plateauschuhe und ein goldenes Hemd mit einem so scheußlichen Muster, dass man fast Augenkrebs bekam. Sams Haare sahen aus wie die Frisur von John Travolta in Saturday Night fever und es wurde noch schlimmer, als Disco-Sammy ihn auf die Tanzfläche zerrte. Sein Kleiner hatte übermenschliche Kräfte und Dean keine Chance sich zu wehren. [/style]
 

„Nargh…nicht den Hustle“, nuschelte Dean im Schlaf. Sam schmunzelte.

„Was träumst du nur für ein wirres Zeug, Baby?“ Der Jüngere gab ihm einen sanften Kuss.
 

[style type="italic"]Deans Traum änderte sich. Er war mit Sam noch immer in der Bar, doch waren Sam und er dabei Klammerblues zu tanzen. Das war zwar immer noch irgendwie ein Albtraum, aber nicht mehr so schlimm wie The Hustle, schon alleine wegen der Musik. Aus der Musikbox erschall Bad Company’s Feel Like Makin Love.
 

Baby, when I think about you

I think about love.

Darlin, couldn't live without you

And your love
 

Sam sah zum Glück auch wieder aus wie sein Sammy. Er trug eine schlabber Jeans und einen seiner Hoodies. Sam schmiegte sich an ihn wie eine 14jährige bei ihrem ersten Schultanz und das war irgendwie seltsam, aber sie küssten sich und das machte es etwas weniger seltsam.
 

I feel like makin

Feel like makin love

Feel like makin love

Feel like makin love

Feel like makin love to you
 

“Wie gefällt dir mein Slowdance?“, fragte Sam mit sexy Stimme und das Szenario änderte sich abermals. Sam trug nun ein enges Paar Jeans und ein graues Muscle-Shirt und sah dabei genau so sexy aus, wie sich seine Stimme anhörte.

http://img812.imageshack.us/i/292980jaredpadalecki.jpg/

Das Schrägste aber war, dass er sich zu Ashanti’s Only you lasziv an ihm rieb, wie eine rollige Katze.
 

OoOo I can't wait to get next to you

Oooh I just can't leave you alone

Boy you got me doing things

That I would never do

And I can't stop the way

I'm feeling if I wanted to

I'm crazy bout the way

That you could

make me say your name

And if I couldn't have you

I would probably go insane
 

So langsam wurde dieser Traum ja doch noch gut.

„Fass mich an Dean, streichle mich überall.“ Auf einmal stand Sam nackt vor ihm, aber er rieb sich noch immer an ihm.
 

Only you can make me feel

(Only you can make me feel)

And only you can take me there

(Only you can take me there)

And only you can make me feel

(Only you can make me feel)

And only you can take me there

(Only you can take me there)
 

Wow, wie schnell aus einem Albtraum ein Sextraum werden konnte. Dean fing an den Traum zu genießen. [/style]
 

„Warum kannst du nicht mal was jugendfreies Träumen?“, sagte Sam leise. Er hatte die wieder schlafende Jenny in ihr Bettchen gelegt, als Dean anfing leise zu stöhnen und sich seine Boxershorts aufrichtete wie ein Zelt.

„Hm …Smy…“, murmelte Dean im Schlaf.

„Was muss ich bloß tun, um dich mal sexuell ausgelastet zu kriegen?“ Sam grinste und stieg wieder zu Dean ins Bett. Es war doch auch irgendwie schön, zu hören, dass Dean trotz des vielen Sex den sie hatten, immer noch Sexträume von ihm hatte. Er schmiegte sich an Dean und endschied sich dazu ihm ein wenig zur Hand zu gehen.

„Da haben wir aber eine stattliche Beule im Schritt“, säuselte der Jüngere und küsste Deans Hals, während seine Hand in Deans Boxershorts glitt. Dean kam ihm, langsam erwachend, entgegen und Sam benötigte nur ein paar geschickte Handgriffe, um seinen Partner über die Klippe zu bringen. Während sein Orgasmus langsam abklang, öffnete Dean seine Augen und strahlte den Jüngeren an. Sam lächelte ebenfalls und sagte:

„Guten Morgen Dean!“ Er küsste den Älteren.

„Mhm…also das nenn ich nun wirklich einen guten Morgen.“ Dean streckte sich und fühlte sich nach seinem kleinen Orgasmus entspannt und fit für den Tag.

„Du hast im Schlaf irgendwas von „nicht den Hustle“ gefaselt. Sollte mir das zu denken geben?“, erkundigte sich Sam schmunzelnd.

„Nein, nein … war nur ein Albtraum.“

„Gut, dass du mich hattest, um ihn in etwas Schönes zu verwandeln.“

„Ich denke, das Gleiche gilt auch für dich.“

„Ja … ich … danke.“

„Nicht der Rede wert. Geht’s dir gut?“

„Ja, Dean und ich bin mir jetzt auch sicher, dass es sicher nur ein Albtraum war. Ich meine, wenn es eine Vision gewesen wäre, dann hätte ich doch sicher riesen Kopfschmerzen bekommen“, versicherte Sam ihm.

„Sag ich doch, dass es nur ein Albtraum war. Mir wird nichts passieren. Ich hab ja dich, der auf mich aufpasst, auch wenn ich das nicht brauch.“

„DEAN!“

„Okay, okay! Ich werde versuchen, nicht genervt zu reagieren, wenn du versuchst, mich zu beschützen, wie ich es dir versprochen habe.“

„Danke Dean.“ Er küsste den Älteren.

„Wie spät ist es eigentlich?“

„Gleich halb elf.“

„Dann sollten wir uns langsam auf den Weg machen, eh Bobby hier auf der Matte steht, um uns abzuholen.“

Es ist offiziell! Ich bin ein Freak

Nachdem sie alle ausgangsfähig waren, checkten sie aus und machten sich im Impala erst einmal auf zum nächstgelegenen Frühstücksdiner. Sam hatte darauf bestanden, dass sie diesmal richtig frühstückten und es nicht wieder bei Kaffee und Gebäckteilchen beließen. Die freundliche Kellnerin brachte sie an einen Tisch und stellte ihnen für Jenny einen Hochstuhl zur Verfügung. Anschließend goss sie ihnen Kaffee ein und reichte ihnen die Speisekarten. Sam gab noch weitere Getränke in Auftrag und kurz darauf kam sie mit zwei Gläsern Orangensaft und einem Glas Milch für Jenny zurück.

„Haben Sie schon entschieden, was Sie essen möchten?“, fragte sie die beiden Winchesters. Dean entschied sich für das „Arterienverstopfungs-Delux-Frühstück“ wie Sam es nannte. Speck, Eier, Würstchen und anderes Zeug, das vor Fett nur so triefte. Sam entschied sich für ein Müsli mit Milch und einen Früchtebecher und für Jenny bestellte er Haferbrei und eine Banane.

„Haferbrei? Echt jetzt? Armes Kind.” Dean zog eine Schnute, bei dem Gedanken an die gräuliche Pampe.

„Halt die Klappe. Es ist genau das richtige für ein Kind in ihrem Alter.“ Dean wollte gerade zu einem Protest ansetzen, wurde aber von Sam sofort unterbrochen.

„Von dir will ich jetzt zu dem Thema nichts mehr hören oder ich lass dich die Reste essen“, drohte er ihm an.

„Wäh, bloß nicht.“

„Gut, hab ich mir gedacht, also Brotladen zu.“ Sam nahm einen Schluck seines Kaffees und kippte sich dann noch einen weiteren Schluck Milch hinzu. Dean rümpfte die Nase. Sams Kaffee war ja nun schon fast blasser als ein Latte macchiato. Aber was Speisen und Getränke anging, hatte sein Kleiner ja eh noch nie viel Geschmack gezeigt. Er nahm selbst einen Schluck seines Kaffees, als sein Handy klingelte. Er nahm es aus seiner Jackentasche und sah aufs Display. Es war eine unbekannte Nummer, aber das musste nichts heißen. Ihr Vater hatte auf seiner Mailbox schließlich Deans Nummer angegeben. Vielleicht war es jemand der Hilfe brauchte. Sam sah ihn neugierig an.

„Ich geh kurz raus, um den Anruf anzunehmen. Es ist so voll hier drin, dass ich wahrscheinlich sonst nichts verstehe.“

„Okay, bis gleich.“ Dean stand auf und gab Sam beim Rausgehen einen Kuss auf die Wange.
 

„Hallo?“, fragte er, als er das Gespräch entgegen genommen hatte.

„Du und dein Freund habt vielleicht Nerven.“

„Wer ist denn dran?“, erkundigte sich Dean. Ihm kam die Frauenstimme bekannt vor, konnte sie im ersten Moment allerdings nicht zuordnen.

„Also wirklich! Erst setzt du deinen Freund Mortimer auf mich an und dann erkennst du mich nicht mal am Telefon. Um es dir leichter zu machen. Ich bin diejenige dessen halbe Familie von deinem durchgeknallten Jägerkumpel niedergemetzelt wurde. Klingelt es da bei dir?“

Und ob es klingelte. Dean hatte schon gewusst, wer dran war, als sie Mortimer erwähnt hatte. Es war die Daywalker-Vampirin.

„Sorry Adriana, aber erstens war Gordon nicht mein Kumpel und zweitens war ich es, der verhindert hat, dass er auch noch den Rest deiner kleinen Blutsaugerfamilie hingerichtet hat.“

„Und mir hast du es zu verdanken, dass du und deine kleine Freundin jetzt kein Kompost seid“, wetterte sie.

„Schon wieder daneben. Kara war und ist nicht [style type="italic"]meine[/style] Freundin, wenn es hoch kommt, vielleicht maximal [style type="italic"]eine[/style] Freundin.“

„Willst du jetzt etwa auf Details herumreiten? Dein durchgeknallter Freund Mortimer ist echt bei mir in meiner Wohnung an Campus aufgetaucht und das auch noch, als mein Vater hier war. Er hat ihn natürlich sofort erkannt und ich konnte ihn nur mit Mühe davon abhalten, ihn und seine Freundin, die er dabei hatte, unserer Familie als Nachmittagssnack mitzubringen. Dabei hatte ich die ganze Zeit die Befürchtung, dass er mir vor Schiss auf den Teppich pinkeln würde.“

„Ja, das klingt nach Mortie.“

„Aber seine Freundin, die ist tough. Keine Ahnung, was sie in diesem Hans-Wurst sieht. Sag ihr, dass wenn sie genug von ihm hat, sich gerne bei mir melden kann. Ich würde sie nicht von der Bettkante stoßen.“

„Ein bisschen girl on girl action, wow.” Dean schnalzte mit der Zunge.

„Mit wem zum Teufel redest du da?“, fragte Sam, der just in diesem Moment mit Jenny auf dem Arm aus dem Diner trat. Dean war schon ziemlich lange weg gewesen für seinen Geschmack, also hatte er sich seine Tochter geschnappt, um nach ihm zu sehen und die Worte girl on girl action gefielen ihm mal gar nicht.

„Ha, ha. Aber glaub ja nicht ich, würde dich zusehen lassen, du Perversling“, antwortete Adriana am anderen Ende der Leitung. Dean riss leicht erschreckt die Augen auf bei Sams Anblick. War ja klar, dass der zu genau diesem Zeitpunkt hinter ihm herlaufen musste.

„Einen Moment bitte“, sagte Dean und nahm kurz das Handy vom Ohr. Die Daywalker-Vampirin war, dem Gezeter, das aus dem Hörer drang, darüber wohl gar nicht erfreut.

„Du lässt uns für Telefonsex im Diner sitzen oder was war das eben?“, fragte Sam und klang zu Deans Erleichterung mehr verwirrt als verärgert.

„Ich weiß, die Worte sind das reinste Klischee, aber es ist wirklich nicht, dass wonach es sich anhört. Ich erklär es dir gleich, aber ich muss jetzt das Telefonat fortsetzen. Es ist Adriana, du weißt schon, die Daywalker-Vampirin.“ In Sams Kopf ratterte es, bis es klick machte und ihm wieder einfiel, dass sie diesen Anruf ja erwarteten, weil Dean herauskriegen wollte, was sie damals meinte, als sie auf kryptische Weise irgendwas gesagt hatte von wegen es sei etwas in Deans Blut.

„Oh, okay, aber wehe ich kriege nicht danach meine Erklärung.“ Er wollte gerade wieder zurück ins Diner gehen, als Dean ihn am Ärmel packte und zurückhielt.

„Bleib, bitte“, sagte er und sah ihn mit warmen Augen an. Sam nickte und Dean hielt das Handy wieder ans Ohr.

„So, da bin ich wieder. Ich musste nur kurz was …“

„Ist mir verdammt noch mal egal, was du musstest. Du kannst mich doch nicht einfach so abwürgen, schließlich wolltest du doch was von mir. Ich hätte bei der girl on girl action schon auflegen sollen.“

„Adriana, bitte. Es tut mir leid, okay? Leg nicht auf. Es ist wichtig.“

„Wenn es so wichtig ist, hättest du mich einfacher und ungefährlicher kontaktieren können, als durch diesen Mortie. Ich bin unter meinem echten Namen bei Myspace eingetragen.“

„Myspace? Was ist das? So was wie ne Pornowebside?“ Sam rollte bei den Worten seines Bruders mit den Augen. In manchen Dingen lebte Dean wirklich hinter dem Mond.

„Oh, man! Ihr Jäger solltet wirklich mal öfter eure Flinten beiseitelegen und etwas leben. Myspace ist ein soziales Netzwerk und die Zukunft, aber wem sag ich das. Ich wette du hast auch noch ein Radio-Kassetten-Deck in deinem Auto. Ich bin ehrlich überrascht, dass du ein Handy hast.“

„Natürlich hab ich ein Handy. Ich leb ja nicht mehr in der Steinzeit.“ Die Spitze mit dem Radio-Kassetten-Deck überging er. Die Tussi hatte doch eh keine Ahnung, was gut war. Fast wie ein weiblicher Sammy.

„Okay, ist ja gut. Wirst du mir jetzt vielleicht endlich verraten, was du so Wichtiges mit mir zu besprechen hast?“ Dean gab in kurzen Sätzen noch einmal wieder, was sie damals zu ihm in dem Motelzimmer gesagt hatte.

„Ich hatte es irgendwie damals nicht wirklich wahrgenommen, aber vor Kurzem ist es mir wieder in den Sinn gekommen. Was hast du damit gemeint?“, beendete er schließlich seine Ausführungen.

„Naja, Vampire vertragen dein Blut nicht.“

„Soviel hab ich schon kapiert, aber warum nicht?“

„Vampire vertragen das Blut anderer übernatürlicher Wesen nicht. Darum herrscht ja irgendwie auch die Fehde zwischen Werwölfen und Vampiren. Viele unserer Ahnen sind verreckt, weil sie nicht verwandelte Werwölfe gebissen haben. Die Werwölfe lebten weiter, aber die Vampire wurden ziemlich stark dezimiert, was wohl das Ziel der Werwölfe war, um an die Spitze der Nahrungskette zu kommen.“

„Moment, willst du mir sagen, dass ich ein Werwolf bin?“ Bei Deans Worten klappte Sam die Kinnlade runter.

„Nein unsere Ahnen haben irgendwann gelernt auch unverwandelte Werwölfe am Geruch zu erkennen und ihr Wissen weiter gegeben. Wenn du ein Werwolf wärst, hätte der Vampir dich auf der Toilette damals gar nicht erst gebissen, sondern dir ne Silberkugel verpasst.“

„Und was stimmt dann nicht mit meinem Blut?“

„Du bist zumindest kein richtiger Werwolf, soviel steht fest. Aber du hast Blut von etwas Übernatürlichem in dir. Dominant genug, um uns zu schaden, aber zu rezessiv, als das du sonst irgendwelche sichtbaren Merkmale dieses übernatürlichen Wesens ausgebildet hättest.“

„Und was für ein Wesen soll das bitte sein?“

„Tut mir leid, aber das kann ich dir nicht sagen. Ich weiß es nämlich nicht, und soweit ich weiß, gibt es keine Bluttests, mit denen man eine Monster-Genanalyse durchführen kann.“

„Willst du mir sagen, dass ihr nur Werwölfe erkennen könnt?“

„Dean, wir können auch einige andere vollwertige übernatürliche Wesen am Geruch erkennen, aber wessen Blut auch immer da in deinen Adern fließt, es ist dermaßen gering im Vergleich zu dem Anteil deines normalen, menschlichen Blutes, dass es selbst für Vampire unmöglich ist, eine Witterung aufzunehmen.“

„Okay, okay. Hast du irgendwelche Informationen, die mir weiterhelfen können?“

„Ich habe dir doch eben gesagt, dass ich es nicht weiß. Aber es gibt jetzt nicht so viele übernatürliche Wesen, die menschliche Formen annehmen, aber du als Jäger weist da sicher besser bescheid als ich.“

„Na toll“, kam es frustriert von dem älteren Winchester. Sam wusste, dass was immer Dean zu hören bekam nicht wirklich gut sein konnte.

„Und eins noch, Dean. Wessen Blut da zusätzlich noch in dir ist, das Wesen muss sehr mächtig sein, dass schon ein so geringer Anteil reicht, um einem Vampir zu schaden und es wäre für dich wahrscheinlich sicherer nichts darüber herauszufinden.“

„Die Chancen, dass ich was raus finde, stehen eh eine Million zu eins.“

„Ja, wahrscheinlich schon. Also lass es lieber gleich bleiben, denn auch, wenn du in den späten 80ern stecken geblieben bist, bist du ein guter Kerl.“

„Wow und das von einem Vampir.“

„Hey, du hast einen Teil meiner Familie gerettet.“

„Danke Adriana, auch wenn deine Auskunft mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet hat.“

„Pass auf dich auf. Ach und bevor ich es vergesse. Ich soll dir zwei Dinge ausrichten.“

„Von wem?“

„Zum einen von Mortie. Er lässt ausrichten, dass ihr jetzt wahrhaftig quitt seid und wenn du jemals wieder was von ihm willst, verlangt er als Gegenleistung deinen Wagen.“

„Okay, das klingt auch ganz nach ihm.“ So langsam verstand Sam nur noch Bahnhof. Erst machte Dean einen betrübten Eindruck und nun hatte er ein Schmunzeln auf den Lippen.

„Und die zweite Nachricht ist von seiner Freundin. Sie lässt ausrichten, dass du nicht auf Mortie hören sollst und sie anrufen kannst, wann immer du Hilfe brauchst oder auch so.“

„Ja, du hast sie richtig gut eingeschätzt. Sie ist tough.“

„Ja … okay. Ich werde jetzt auflegen. Versuch im neuen Jahrtausend Fußzufassen.“ Mit diesen Worten beendete sie das Gespräch.
 

„Und?“ Sam platzte fast vor Neugier und Besorgnis. So schlimm war es ja noch nicht mal als sie in Truro auf die Ergebnisse ihrer HIV-Tests warten mussten.

„Es ist offiziell. Ich bin ein Freak“, sagte Dean mit Galgenhumor.

„Was soll das denn heißen?“

„Komm, lass uns was essen. Ich erzähl es dir drinnen. Sie Sonne knallt schon ganz doll heute Morgen und Jenny hat ihre Mütze noch nicht auf,“ sagte Dean und nahm Sam Jenny ab. Kurz darauf waren sie wieder an ihrem Platz. Ihr essen war noch nicht da, was beide etwas seltsam fanden im Anbetracht, der Tatsache, dass sie ziemlich lange draußen waren. Doch das sollte sich gleich aufklären. Sam wollte gerade noch mal bei Dean nachhaken, als die Kellnerin ihnen ihr Frühstück brachte.

„Ich habe gesehen, dass Sie noch telefoniert haben, da habe ich Ihnen Ihre Bestellung zurückgestellt. Kalte Eier und Haferbrei sind nicht besonders appetitlich. Aber jetzt ist alles frisch. Guten Hunger.“ Sie lächelte, schenkte ihnen noch mal Saft und Kaffee nach und ging dann zum nächsten Tisch, um abzuräumen.

„Wow, gib ihr bloß ein großes Trinkgeld, Sammy. Sie hat es verdient.“

„Ja, ja … aber jetzt sag endlich, was los ist.“

„Was und das köstliche Festmahl unangetastet kalt werden lassen? Nein. Ich esse jetzt erst und du solltest Jenny mit ihrem Frühstück helfen, sonst fällt sie uns noch vom Fleisch.“

Super, die Winchester-Verzögerungstaktik kam mal wieder zum Einsatz, aber Sam beugte sich dessen und fing an Jenny mit dem Haferbrei zu füttern. Zu Dean Überraschung mochte das kleine Mädchen diese Pampe. Während Sam sie fütterte, riss sie plötzlich das Ruder oder besser gesagt den Löffel an sich.

„Hey, meinst du etwa, du kannst das schon alleine?“ Bis jetzt hatte sie alleine sonst nur mit den Fingern gegessen. Zum Beweis, dass sie es konnte, tauchte sie den Löffel in die Schüssel und führte sie schaufelartig zu ihrem Mund. Nicht der ganze Inhalt des Löffels landete in ihrer Futterluke, aber mit etwas Training würde das bald klappen. Die Brüder betrachteten sie stolz, während sie weiter löffelte.

„Bald wird sie uns gar nicht mehr brauchen“, sagte Sam leicht melancholisch.

„Darüber reden wir, wenn sie alleine aufs Klo gehen kann.“ Dean grinste und zauberte Sam ein Lächeln ins Gesicht. Während Dean einen Schluck Kaffee trank, angelte Sam mit seinem Löffel nach ein paar von Deans Hash Browns.

„Hey, warum bestellst du dir nicht deine Eigenen?“, beschwerte sich der Ältere.

„Ich will ja keinen ganzen Teller von, sondern nur ein paar Happen.“ Er sah ihn mit seinem Hundeblick an.

„Das ist nicht fair …“

„Lass mich dir ein Angebot machen“, er beugte sich nach vorne und gab Dean einen kleinen Kuss auf den Mund.

„Mhm…okay, noch einen und du kannst deine paar Bissen haben.“

„Deal.“ Er küsste ihn abermals und dann ließ Dean Sams Löffel passieren. Danach begann der Jüngere dann mit seinem Müsli. Abschließend kam er dann zu seinem Fruchtsalat.

„Wirst du mir nun endlich sagen, was Adriana zu dir gesagt hat?“

„Ja, aber nur, wenn du mir die Trauben abtrittst.“

„Wenn du Obst freiwillig willst, werde ich den Teufel tun und sie dir verweigern.“ Er schob Dean den Becher hin. Nachdem er die Trauben verzehrt hatte, erzählte er Sam dann endlich, was er von Adriana erfahren hatte.
 

„Unglaublich, einfach unglaublich“, sagte Sam kopfschüttelnd.

„Tja, scheint so, dass etliche Generationen zuvor irgendein übernatürliches Wesen sich mit einem Vorfahren dieser Leute gepaart hat.“

„Welche Leute?“, fragte Sam stirnrunzelnd.

„Sam, du weißt, welche Leute ich meine. Die …, die du gesucht hast.“ Jetzt ging Sam ein Licht auf. Dean meinte die Worcesters, das Paar, von dem sie vermuteten, dass sie Deans Erzeuger waren. Der Ältere schien sie aber nicht mal als solche bezeichnen zu können. Für ihn hatten sie einfach nichts mit ihm zu tun. John und Mary waren seine Eltern, und seit Sam ihm erzählt hatte, was er damals in Lawrence herausgefunden hatte, hatte Dean nie auch nur das kleinste bisschen Interesse an diesen Leuten, wie er sie nannte, gezeigt.

„Oh, ja … scheint so.“

„Ist das alles, was du dazu zu sagen hast? Kein Ausflippen?“

„Dean, ich hab Visionen und kann manchmal Dinge bewegen, da werde ich mich sicher nicht an dieser Besonderheit in deiner Blutlinie stören.“

„Das ist nicht meine Blutlinie“, sagte er und klang ein wenig zornig.

„Dean, es nützt nicht, es zu leugnen. Wir sind nicht verwandt. Gefühlsmäßig wirst du immer auch mein großer Bruder sein, aber genetisch bist du es nun mal nicht.“ Bei diesen Worten sah Dean aus wie ein geprügelter Hund.

„Wenn das meine Blutlinie ist, wer bin ich dann?“, fragte er leise und mit leicht trauriger Stimme. Sam legte seine Hand auf Deans. Er wünschte sich, dass dieses leidige Thema nicht zur Sprache gekommen wäre. Es schien Dean wirklich zu belasten.

„Dein genetischer Code macht doch nicht die Person aus, die du bist. Du bist Dean Winchester, ein wunderbarer, mutiger, Mann mit einer harten Schale und einem butterweichen Kern und einem großen Herzen. Ich liebe dich.“

„Oh man! Bitte verbuch, dass was du eben gesagt hast unter „nie wieder sagen“, da wo du auch hoffentlich das böse s-Wort abgelegt hast.“ Das klang schon wieder eher nach Dean.

„Auch das „ich liebe dich“ ?“

„Da können wir noch mal drüber reden.“

„Idiot!“

„Ich liebe dich auch, Sammy.“

„Ha, „ich liebe dich“ ist erlaubt.“ Sam grinste breit.

„Nane“, mischte sich Jenny ein, die mittlerweile ihren Haferbrei in ihren Mund auf ihrem Oberteil verteilt hatte. Sie streckte ihre Hand nach der gelbschaligen Frucht aus. Beide Brüder lächelten bei dem Anblick. Während Sam ihr die Banane pellte, meinte Dean:

„Na da müssen wir Madame wohl noch mal umkleiden, bevor wir losfahren.“

„Ja, zum Glück habe ich ihre Tasche ganz nach oben getan.“ Er gab seiner Tochter die Banane. Dann sagte er ernst zu Dean:

„Ich weiß, du willst es sicher nicht hören, aber vielleicht wäre es gut, wenn wir mehr über diese Leute herausfinden.“

„Nein wäre es nicht“, entgegnete Dean in einem Tonfall, der klar machte, dass das Thema für ihn gegessen war. Er hatte sich eine einfache Erklärung wegen der Blutsache erhofft, diese aber nicht bekommen. Normalerweise würde er dahin gehend Nachforschungen anstreben, aber er wollte sich nicht mit diesen Leuten auseinander oder Gott bewahre in Verbindung setzen. Höchstwahrscheinlich wäre das eh eine Sackgasse und sie wussten gar nichts. Warum also schlafende Hunde wecken?

„Aber es könnte wichtig sein.“

„Sammy, ich habe schon 27 Jahre lang damit gelebt und soweit wir wissen beeinflusst es mich nicht. Alles, was es bringt, ist ein Schutz vor Vampiren und das ist was Gutes.“ Es war komisch, normalerweise sollte er wegen dem Ganzen doch ausflippen, aber irgendwie fühlte er sich Sam und Jenny jetzt näher. Jetzt war er auch nicht mehr ganz normal und sie konnten eine kleine, glücklich Freak-Familie sein.

„Ich will doch nur dein bestes.“

„Sammy, das Beste für mich sind du und Jenny.“ Mit diesen Worten brachte Dean Sams Herz zum schmelzen und er gab nach, nahm sich jedoch vor, Bobby mal unauffällig auf das Thema anzusprechen, natürlich ohne dabei Dean zu erwähnen.

Endlich bei Bobby

Gute fünf Stunden später kamen sie schließlich und endlich bei Bobby an. Die Fahrt war sehr angenehm. Dean hatte Sam noch über die girl on girl action aufgeklärt und sie hatten beide gelacht. Sie tuckerten gemächlich gen Westen. Dean sang zu seiner Musik, Sam rollte leicht genervt mit den Augen, genoss dessen Ausgelassenheit jedoch insgeheim. Er war froh, dass Dean das Ganze nun nicht gerade locker nahm, aber wenigstens nicht besorgniserregend fand, auch wenn ihn das ein wenig überraschte, verstand Sam, dass der Ältere daraus nun keine große Sache machen wollte, und war mit ihm übereingekommen, darüber kein Wort zu verlieren, schließlich würde Bobby ja schon genug an ihrem Zusammensein zu knabbern haben.

„Wir fahren immer noch auf der Schiene es ihm zu sagen, oder?“, erkundigte sich Sam bei Dean, nachdem dieser den Motor abgestellt hatte.

„Ja, wir halten an unserer Entscheidung fest.“

„Gut, na dann lass uns mal rein gehen.“ Sie stiegen aus dem Wagen. Dean öffnete die hintere Tür auf der Beifahrerseite, um Jenny, die unterwegs eingeschlafen war und immer noch schlief vorsichtig aus ihrem Kindersitz zu befreien. Sam bemerkte, dass Deans Hände zitterten, während er mit den Gurten zu Gange war. Gott, musste sein Bruder nervös sein. Langsam zog er Dean von dem Kindersitz weg und lehnte ihn sanft gegen die Beifahrertür.

„Mach dich nicht verrückt. Ich bin sicher, dass Bobby uns nicht mit seiner Schrotflinte von seinem Schrottplatz jagen wird. Es wird alles gut.“ Er beugte sich vor und küsste den anderen. Zuerst bloß zärtlich, dann aber, als Dean den Kuss erwiderte, wurde er leidenschaftlicher. Der Kuss fühlte sich wunderbar an und erfüllte seinen Zweck. Dean beruhigte sich.
 

Bobby Singer war der Meinung, dass ihn nichts auf der Welt noch schocken konnte. Er jagte schon eine gefühlte halbe Ewigkeit und hatte schon alles gesehen. Geister, Werwölfe, Vampire, Dämonen, Zombies, Hexen, Chupacabras, Formwandler und noch vieles mehr, aber nichts von dem war so schockierend wie das Bild, das sich ihm bot als er aus seinem Haus trat. Sam und Dean Winchester – im Zungenclinch.

„Was zur Hölle tut ihr da?“, ließ seine schroffe Stimme sie auseinander fahren. Beide Winchesters drehten ihren Kopf zu Bobby, der sie mit versteinerter Miene anstarrte. Er hatte ganz offensichtlich ihren Kuss mit angesehen. War wahrscheinlich keine besonders gute Idee sich gerade dann zu küssen. Der ältere Jäger hatte sicher den Impala gehört und war raus gekommen, um sie zu begrüßen. Na ja, wenigstens war die Katze nun aus dem Sack.

„Bobby, es ist wirklich nicht, was du denkst“, brachte Dean, die Floskel, die er heute schon einmal verwendet hatte.

„Du willst mir also sagen, dass ihr euch eben nicht geküsst habt, sondern dass dein Bruder dir mit seiner Zunge nur die Mandeln abtasten wollte“, kam es bissig von Bobby. Die Brüder sahen sich kurz ein wenig hilflos an, schließlich ergriff Sam das Wort und platzte mit der Wahrheit heraus.

„Wir sind keine Brüder.“

„Ihr seid keine … was? Seid ihr jetzt total verrückt geworden?“

„Bobby, lass es uns dir erklären“, bat Dean.

„Ich bitte darum, auch wenn es meiner Meinung nach da nicht viel zu erklären gibt. Was ich gesehen hab, war eindeutig.“

„Nimmst du Jenny?“, fragte Dean an Sam gewandt. Er nickte und nahm das kleine, schlafende Mädchen aus ihrem Kindersitz. Zusammen folgten sie Bobby ins Haus.

„Du kannst die Kleine auf die Couch legen“, sagte Bobby zu Sam. Nachdem der Jüngere seine Tochter sanft abgelegt hatte, sah Bobby sie erwartungsvoll an.

„Na dann lasst mal eure tolle Erklärung hören.“ Dean atmete tief durch und begann mit der Geschichte von Anfang an. Es war die Geschichte von zwei Jägern und einem Baby. Dean erzählte wie sie zu Jenny gekommen, waren, von dem Dämon, von dem DNS Test, wie Sam etwas von der vermutlichen Verwechslung Deans nach der Geburt im Krankenhaus herausgefunden hatte und wie sie in St. Paul ein Paar gemimt hatten, um kostenlos in dem Musterhaus zu wohnen.
 

„Und während dieses heimeligen Familienidylls in St Paul sind uns dann die Scheuklappen von den Augen gefallen und … und …“, druckste Dean am Ende seiner Erklärung herum.

„Wir haben uns ineinander verliebt“, beendete Sam den Satz und sprach das aus, was Dean wahrscheinlich nicht über die Lippen gebracht hätte. Nicht weil er es nicht fühlte, eher, weil Worte wie verliebt, in dieser Umgebung und unter ihren Lebensumständen irgendwie fehl am Platz wirkten. Die Jäger, die Sam bisher kennengelernt hatte, waren nach außen hin alles harte Burschen und zeigten augenkundlich kein Interesse an zwischenmenschlichen Beziehungen, die mehr beinhalteten als die Stillung primitiver Bedürfnisse. Sam wusste, warum dies so war. Viele von ihnen waren, wie ihr Dad, Jäger geworden, weil sie einen oder den einen geliebten Menschen verloren hatten und wollten nicht riskieren, dass so etwas wieder passierte. Dean war was das betraf voll und ganz in Dads Fußstapfen getreten und hatte, soweit er wusste, sich selbst bei niemandem, bis auf Cassie, die Chance gegeben sich zu verlieben, aber ihre schlussendliche Ablehnung hatte gereicht, um so etwas dann gänzlich sein zu lassen. Und dann war das mit ihnen passiert. Sam selber hätte fast das gleiche Schicksal wie ihrem Dad ereilt. Die erste große Liebe verloren, auf Rache aus und klar, Jess war noch nicht lange tot und er hatte sich erfolgreich eingeredet, dass er deshalb einfach noch nicht wieder Interesse an Frauen hatte, aber tief im Inneren bezweifelte er, dass er je wieder in der Lage wäre, jemanden zu lieben, selbst wenn er irgendwann wieder mit dem jagen aufhören würde, blickte er insgeheim dem Schicksal ihres Vaters entgegen. Aber im Gegensatz zu ihrem Dad, hatte Sam einen entscheidenden Vorteil. Er hatte sofort nach Jessicas Tod einen Bruder, einen wahren Freund an seiner Seite. Dean hatte so ein großes Herz und so viel Liebe zu geben, dass es Sam überwältigte. Er kümmerte sich um ihn und ertrug all seine Launen, hatte es schon immer getan. Nachdem Sam Cassie kennengelernt oder besser Dean mit ihr zusammen gesehen und herausgefunden hatte, was Dean einst und zu dem Zeitpunkt wahrscheinlich noch immer für sie empfand, hatte er verstanden, wie sehr sich Dean danach sehnte geliebt zu werden, auch wenn ein Teil von ihm bereits aufgegeben hatte daran zu glauben, dass so was jemals passieren würde. Wenn Sam recht überlegte, hatte sich seit dem in seinem Unterbewusstsein der Wunsch festgesetzt, Dean die Liebe zu geben, die er verdiente, aber sie waren Brüder. Sam konnte ihm diese Liebe nicht geben und von daher war dieser Wunsch in seinem Unterbewusstsein geblieben, aber niemals verschwunden. Im Gegenteil. Dieser Wunsch hatte sich in echte und tiefe Gefühle verwandelt, die ihn daran hinderten so zu werden wie ihr Vater. In ihrer Zeit in St. Paul waren diese Gefühle dann an die Oberfläche getreten, als er davon erfuhr, dass sie nicht blutsverwandt waren. Da wurde ihm bewusst, dass er Dean nun doch diese Liebe geben könnte, wenn er sie denn wollte. Wenn Sam ihre Zeit dort Revue passieren ließ, kam er zu dem Schluss, dass sich Deans Gefühle wohl im selben Zeitraum entwickelt hatten, wie seine eigenen. Ihm kam der eine Abend ins Gedächtnis, als Dean eigentlich hatte ausgehen wollen, um Frauen aufzureißen, aber schon überraschend früh wieder zurück gekehrt war. Was hatte er da noch zu ihm gesagt? Er rekapitulierte das Gespräch in seinem Kopf.
 

[style type="italic"]„Ich weiß nicht Sammy, irgendwas stimmt nicht mit mir in letzter Zeit,“ sagte er matt.

„Bist du krank?“, fragte Sam beunruhigt. Vor einer Stunde war doch noch alles in Ordnung mit ihm.

„Nein, ach ich weiß einfach nicht, was gerade mit mir los ist.“ Dean fuhr sich durch die Haare.

„Gab es keine Frau, die dich interessiert hat und die du mit einer Story über dein Leben als Astronaut oder sonst was becircen konntest?“

„Das ist genau das Problem Sam. Da draußen gibt es zahlreiche Frauen, die ich mit meiner Masche rumkriegen könnte.“

„Warum bist du dann jetzt hier?“

„Diese Frauen sind entweder billig, oberflächlich, eintönig oder sogar alles zusammen. Ich will das nicht mehr Sammy.“

„Bist du auf ´nem schlechten Trip oder so?“ Deans Verhalten und aussagen verwirrten Sam.

„Nein Sammy. Ich scheine zum ersten Mal in meinem Leben richtig klar zu sehen. Ich möchte nicht mehr von einem Betthäschen zum nächsten springen. Das ist vielleicht ganz amüsant und mag meine körperlichen Bedürfnisse befriedigen, aber seelisch fühle ich mich dabei einfach nur leer.“

„Christo“, war alles was Sam raus bekam. Sein Bruder musste offensichtlich besessen sein. Das, was er sagte, passte so gar nicht zu ihm und jetzt fing er auch noch an über eine innere Leere zu sprechen.

„Gott Sam, ich bin nicht besessen. Verstehst du nicht? Mir fehlt etwas Essenzielles in meinem Leben. Ich will teil von etwas sein. Etwas, dass Bestand hat. Etwas, dass diese Leere in mir ausfüllt. Etwas das mir zeigt, dass diese Welt da draußen nicht so gefährlich und beschissen ist, wie es den Anschein hat. Ich meine ich will..“

„Lieben und geliebt werden?“, vervollständigte Sam fragend die Erklärungen seines Bruders und sah ihm tröstend in die Augen. Okay, Dean war nicht besessen. Dämonen wurden selten philosophisch und bekamen sicher keine Zustände, die Ähnlichkeit mit einer Lebenskrise hatten.

„Du hältst mich jetzt für total verrückt, oder?“, fragte Dean. Sein Blick war müde und traurig. Sam schüttelte den Kopf.

„Ich weiß, wie du dich fühlst. Es ist völlig normal, dass man sich nach menschlicher Nähe und Wärme, dem vertrauten zusammen sein mit einem geliebten Menschen sehnt, Dean. Du bist nicht verrückt.“ [/style]
 

Damals war es Sam nicht bewusst gewesen, dass Dean vielleicht ihn meinen könnte und so waren sie eine Weile, sich den Gefühlen des anderen nicht bewusst, umeinander herumgeschwirrt und waren dann letztendlich zusammen gekommen. So halbwegs. Seine späteren Zweifel wegen des Traums mit Jessica hatten die Entwicklung ihrer Beziehung eingebremst, aber schließlich war der Knoten geplatzt und seit dem waren sie glücklich. Glücklich, wieder so ein Wort wie verliebt, dass irgendwie aus dem Rahmen fiel. Sam fragte sich, wie Bobby nun auf ihr Geständnis reagieren würde. Er sah zu Dean hinüber und erkannte, dass es seinem Partner nicht anders ging.
 

“Aha”, war dann jedoch alles, was von Bobby kurz darauf als Reaktion kam. Die Brüder schauten sich kurz ein wenig verwirrt an. Mehr hatte der Mann, der quasi zur Familie gehörte nicht zu sagen? Sam räusperte sich und fragte dann:

„Aha, wie in: Ich freu mich für euch oder aha, wie in: macht das ihr hier raus kommt?“

„Aha, wie in: Das ist nicht meine Baustelle.“

„Das ist nicht deine Baustelle?“, kam es perplex von Dean.

„Ja, sagt mal habt ihr was an den Ohren? Es ist nicht meine Baustelle, es betrifft mich nicht. Ich muss nur wissen, dass ich mich auf euch verlassen kann, wenn wir zusammen an einem Fall arbeiten und da ihr noch immer Sam und Dean seid, sehe ich da kein Problem.“ ~Toll, Bobby. Sehr diplomatisch~, dachte Sam. Er warf seinem Partner einen Blick zu. Dean sah ein wenig hilflos und verloren aus in dem großen Ohrensessel, in dem er saß, und schien mit Bobbys Erklärung genauso wenig anfangen zu können, wie Sam selber.

„Komm schon Bobby, du gehörst praktisch zur Familie, du musst doch eine Meinung dazu haben“, bohrte Sam nach.

„Was wollt ihr von mir hören? Hab ich ein Problem damit, dass ihr nun plötzlich schwul seid?“

„Wir sind nicht …”, begann Dean, doch Sam drückte kurz seine Hand als Zeichen dafür, dass er Bobby aussprechen lassen sollte, was dieser auch ohne Umschweife tat.

„Nein, es ist nun Mal eine Laune der Natur. Beunruhigt es mich, dass ihr, blutsverwandt oder nicht, eure enge, brüderliche Beziehung aufs Spiel setzt, nur für ein bisschen Sex, weil ihr anscheinend mittlerweile wohl zu bequem geworden seid, euch Zerstreuung anderswo zu suchen? Ja, denn wenn das mit euch in die Hose gehen sollte, wird die Kacke sicher schwer am Dampfen sein, weil ich mir vorstellen kann, dass es höchstwahrscheinlich Millionen Mal schlimmer sein wird als die Trennung eines normalen Pärchens, weil die brüderliche Bindung immer da sein wird und ihr zu sehr aneinanderhängt, um euch aus dem Leben des anderen zu streichen.“ Bei diesen Worten ruhte Bobbys Blick fest auf Dean und Sam verstand, was der ältere Jäger meinte. An Dean gerichtet bedeuteten die Worte so viel wie: Junge, worauf hast du dich da nur eingelassen? Sam hat eure Familie schon mal verlassen. Und an Sam gerichtet käme es wohl einer Warnung gleich: Sei gut zu ihm. Dass du aufs College gegangen bist, hat ihn mitgenommen, wenn du ihn verlassen solltest, würde das womöglich irreparable Schäden bei ihm hinterlassen. Das war etwas, dass er den beiden eigentlich nicht sagen musste. Dean hatte sich sicher auch seine Gedanken darüber gemacht, aber er schien schließlich zu der Entscheidung gekommen zu sein, dass er Sam vertrauen kann, und hatte ihm letztlich sein Herz geschenkt und Sam war sich bewusst, dass es eine riesengroße Verantwortung war, auf Deans Herz acht zugeben, aber er hatte diese Verantwortung angenommen. Er liebte Dean mit allem, was er hatte und würde nichts tun, was den Älteren verletzen würde.
 

„Du findest das, dass wir zusammen sind, also nicht krank und verwerflich?“, fragte Dean hoffnungsvoll. Entweder hatte er Bobbys Bedenken überhört, oder war der Meinung, dass sie nicht der Kern seiner Aussage waren.

„Empfindet ihr das so?“, kam die Gegenfrage von Bobby.

„Nein,“ sagten die beiden jüngeren Männer unisono.

„Wieso sollte ich es dann so sehen. Jäger haben das Glück nicht gepachtet und ich denke, dass jeder und ganz besonders ihr zwei, nach so viel Glück streben sollte wie er unter unseren Lebensumständen kriegen kann und wenn ihr euch sicher seid, dass das zwischen euch nicht nur eine Phase oder fehlinterpretierte Gefühle sind, dann sei euch das gegönnt und ihr solltet daran festhalten.“ Das war mal eine Ansage, mit denen die Brüder arbeiten konnten.

„Es ist nicht nur Sex, Bobby. Das mit uns ist was Ernstes. Sam … er ist die Extra-Zwiebeln auf meinem Burger, das Motorenschnurren meines Babys nach einem Ölwechsel, er …“ Bobby hob abwährend die Hand und schüttelte leicht amüsiert den Kopf.

„Ich hab es schon verstanden, Dean. Spar dir weitere Metaphern.“ Sam musste sich ein Lächeln verkneifen, denn sein Bruder wurde doch tatsächlich etwas rot an den Ohren. Aber Sam war auch ein wenig gerührt, schließlich war das Deans Art zu sagen, dass Sam wie die Luft zum atmen für ihn war – nur weniger kitschig.

„Und was ist mir dir?“, fragte Bobby dann, mit einer Autorität in der Stimme, die Sam nur von ihrem Vater kannte, an Sam gewandt.

„Für mich gilt dasselbe, Sir.“ Das Sir kam ihm leichter als bei John über die Lippen, irgendwie verdiente Bobby in Sams Augen mehr Respekt als sein Vater.

„Das hoffe ich doch, allein schon um ihrer Willen“, sagte der ältere Jäger und deutete auf Jenny, die friedlich auf Bobbys Couch schlummerte.

„Und spar dir das Sir, ich bin nicht euer alter Herr.“

„Ja, Bobby. Ich weiß, war nur ein Ausrutscher.“

„Okay, dann hoffe ich mal, dass es dabei bleibt. Gott, nach der Offenbarung brauch ich erstmal nen Drink.“ Er hob seine Kappe und fuhr sich kurz durchs langsam etwas spärlicher werdende Haar.

„Ich glaub, den können wir alle vertragen“, meinte Dean.

„Geht ihr erstmal euer Zeug rein holen und richtet euch häuslich ein. Ich zeig euch gleich euer Zimmer.“ Die Brüder nickten zustimmend und standen auf. Sie sahen noch kurz dem älteren Jäger hinterher, der auf dem Weg zur Küche war und etwas murmelte, dass so klang wie: „Diese Winchester-Jungs werden mir eines Tages noch ein geplatztes Aneurysma bescheren.“ Dann verließen sie das Haus und gingen zum Impala.

Eine Begegnung der unerwünschten Art

Verwendeter Song:

Ne-Yo - Make It Work
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

„Das lief doch bis jetzt überraschend gut“, meinte Dean, als sie in die Sonne hinaustraten.

„Ja, aber er hat schon irgendwie recht. Wenn das mit uns nicht funktionieren sollte, aus welchem Grund auch immer, dann riskieren wir alles.“

„Sammy, das mit uns ist für unsere Verhältnisse schon ziemlich nah an Perfektion, klar wir gehen uns manchmal tierisch auf die Nerven und wir streiten uns, aber egal was passiert wir lieben uns.“
 

sometimes I love you

more than you'll ever know

other times you get on my nerves

that's just reality

no, it can't always be

kisses, hugs, and beautiful words

“Wir halten zusammen, auch wenn es mal schwer werden sollte. Wir arbeiten daran, unsere Fehler nicht zu wiederholen und das jeden Tag. Wir wollen zusammen sein und zusammen schaffen wir es, dass es mit uns funktioniert. Ich mache mir keine Sorgen um uns.“

this can only be as good as we both make it

guess sometimes its gonna hurt

we can be as happy as we want to be

but we gotta make it work

we gotta make it work...
 

Sam schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. Für manche Außenstehende mochte Dean ein unromantischer Klotz sein, aber wenn er wollte, konnte er durchaus mit den Romeos dieser Welt mithalten. Seine Worte waren so ehrlich und voller Liebe gesprochen, dass in Sams Bauch die Schmetterlinge zu flattern anfingen. Für Dean wäre das sicher wieder ein Beweiß dafür, dass er das Mädchen war, von daher bemühte sich Sam noch nicht mal um eine Erwiderung, sondern schloss den Älteren einfach in seine Arme und küsste ihn so innig, dass dem anderen fast schwindelig wurde. Sein Sammy war ein fantastischer Küsser, aber er hatte ja auch vom Besten gelernt. Dean konnte sich noch gut daran erinnern, wie er Teenager-Sam gezeigt hatte, wie er mit seinem Handrücken das Küssen üben konnte und damit den Grundstein gelegt. Bis sie zusammen gekommen waren, hatte Sam viele praktische Übungen bekommen und so ziemlich jeden Kniff, den es gab, aufgegriffen und nun war Dean süchtig nach den Küssen des Jüngeren. Doch auch wie bei ihrer Ankunft wurde ihre Knutscherei auch diesmal unterbrochen.

„Lass deine Finger von ihm, du Monster“, schrie eine weibliche Stimme. Sie drehten sich um, und ehe Sam sich versah, traf ihn eine Ladung Wasser. Weihwasser, wie es sich herausstellte, als eine Perle des Rosenkranzes nur knapp sein Auge verfehlte.

„Was zur Hölle …“, begann Dean und ihm klappte die Kinnlade runter, als er erkannte, von wem die Wasserladung gekommen war. Nur ein paar Meter von ihnen entfernt stand Kara mit einem Eimer in der Hand. Ihr Blick war auf Sam gerichtet. Offensichtlich wartete sie auf die typische Reaktion, die Dämonen bei Kontakt mit Weihwasser zeigten. Doch diese blieb aus, was sie sehr zu überraschen schien.

„Was zu Hölle bist du?“, fuhr sie den jüngeren Winchester an.

„Kara …“, begann Dean und Sam riss überrascht die Augen auf. Er hatte sie schon ewig nicht mehr gesehen und trotzdem schwellte in ihm noch immer die Rivalität. Rivalität um Deans Gunst und dass sie seit damals noch kurviger geworden war und noch besser in Deans ehemaliges Beuteschema passte, machte sie ihm nicht gerade sympathischer. Er vertraute Dean, dennoch sah er in dieser Frau eine Bedrohung. Sein Blick verfinsterte sich.

„Komm her, Dean, schnell. Solange es abgelenkt ist“, rief sie ihm zu.

„Was bitte soll er bei dir?,“ keifte Sam sie an. Kara zückte eine Waffe.

„Woh. Woh. Hey, pack das Ding weg“, sagte Dean und stellte sich schützend vor den anderen Mann. Kara musste seinen Bruder für einen Dämon oder sonst eine übernatürliche Kreatur halten. Was teilweise Sinn machte, wenn man bedachte, dass sie ihn a) für hetero hielt (was er mit Sam als Ausnahme ja eigentlich auch noch immer war), b) sie bezüglich Schwulen gegenüber eh eine ziemlich fragwürdige Gesinnung hatte und c) sie Sams Gestalt, trotz des Altersunterschiedes zu damals, wieder erkannt zu haben schien. Dean erkannte, dass der Kuss, den sie beobachtet hatte, für sie bedeuten musste, dass Sam besessen war, denn wieso sollte Dean sich sonst von seinem Bruder küssen lassen.

„Dean, was soll das? Hat das Ding dir so den Verstand vernebelt, dass du deine Freunde nicht mehr erkennst?“

„Ich bin kein Ding, du dumme Kuh. Das Weihwasser hat keinerlei Wirkung auf mich, weil ich ein Mensch bin.“

„Kara, Sam und ich sind zusammen. Du hast keinen Grund ihn mit einer Waffe zu bedrohen.“

„Er hat ja schon damals unnatürlich stark an die geklammert, aber dass ist nur noch krank. Ihr seid Brüder und seit wann bist du schwul Dean?“

„Wir sind keine Brüder, jedenfalls genetisch gesehen“, sagte Dean.
 

„Was ist den hier los?“, Bobby, der das Rumgeschreie gehört hatte, war nach draußen gekommen.

„Mädchen packt die Waffe weg.“

„Bobby, die … die Zwei haben sich geküsst. Wir müssen gegen diese Perversion was unternehmen.“ Sie glaubte kein Wort von dem was Dean gerade gesagt hatte. Bei dem Wort Perversion zuckte Dean zusammen und auf seinem Gesicht bildete sich ein gequälter Ausdruck. Sam hasste es, wenn der andere so aussah. Er schlug normalerweise keine Frauen, aber für Kara würde er eine Ausnahme machen. Sie war für diesen leidenden Gesichtsausdruck verantwortlich und konnte von ihm aus ruhig ein paar Zähne verlieren.

„Pack die Waffe weg, nimm den Eimer und füll ihn wieder auf.“

„Aber Bobby …“

„Mach was ich dir sage oder du kannst dir eine neue Bleibe suchen.“ Bei diesen Worten machten die Brüder große Augen. Kara wohnte hier? Was war hier los?

„Du unterstützt das doch nicht etwa.“

„Geh einfach, Kara. Ich erklär es dir gleich.“ Er sah sie durchdringend an und schließlich gehorchte sie und verschwand mit ihrem Eimer im Schuppen neben dem Haus.
 

Kaum war Kara von der Bildfläche verschwunden, sprudelte die Frage, die die beiden Brüder beschäftigte aus Dean heraus.

„Was macht Kara hier? Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, wollte sie zu ihrem Bruder.“

„Das ist ne lange Geschichte. Ich werde euch gleich alles erzählen, aber jetzt sollte dein tropfender …“ Bobby suchte nach einer passenden Bezeichnung für Sam zu suchen. Konnte er ihn noch Deans Bruder nennen? Die beiden schienen sich trotz ihrer neuen Gefühle immer noch als solche zu sehen, was das Ganze für den älteren Jäger noch schräger machte. Die Situation zwischen den beiden Jungs war wahrscheinlich ziemlich einzigartig und es war schwer für ihn, sich in die beiden hinein zu versetzen.

„Sam sollte sich jetzt erstmal etwas Trockenes anziehen, ehe er sich noch eine Sommergrippe einfängt,“ setzte er schließlich seinen Satz fort.

„Du hast recht.“ Dean öffnete den Kofferraum und holte ihr Gepäck raus.

„Bobby würdest du Jennys Zeug tragen, dann müssen wir nicht zweimal gehen.“

„Gerne.“ Zusammen gingen die drei Männer wieder ins Haus.

„Um so was wie eben zu vermeiden und es uns allen etwas leichter zu machen, solltet ihr das Rumgeknutsche und Getatsche vielleicht auf ein Minimum reduzieren, wenn ihr nicht alleine seid“, schlug Bobby vor.

„Würdest du das auch sagen, wenn ich eine Frau wäre?“, fragte Sam der bei den Worten des Älteren sofort in die Defensive ging. Bobby sah ihn zornig an.

„Hör mir mal gut zu, Junge. Ich bin nicht homophob. Es ist mir egal ob ihr mit einem Mann oder einer Frau oder auch miteinander geht. Von mir aus könntest du mit einem Alien zusammen sein oder mit einem verdammten Alpaka, aber ich bin nicht scharf darauf irgendwen rumknutschen zusehen.“

„Es tut mir leid, Bobby.“ Sam könnte sich glatt in den Arsch beißen. Er sollte doch eigentlich wissen, dass Bobby einfach kein Freund von Gefühlsduseleien und Schmusereien war.

„Vergessen wir das. Kommt, ich zeige euch jetzt euer Zimmer.“
 

Während sie die Stufen erklommen, fragte Dean:

„Sag mal Bobby, du hast doch nicht etwa noch immer die gleichen Betten wie das letzte Mal, als wir hier waren oder?“

„Nein, ich hab zwei andere besorgt.“ Er öffnete die Tür zu dem Zimmer, indem sie als Kinder früher immer geschlafen hatten. An der Wand hing sogar noch das Regal mit den Büchern die sie als Kinder bzw. Jugendliche in den kalten Winternächten oder lauen Sommernächten gelesen hatten. Bobby hatte zwar einen Fernseher, aber der stammte noch aus der Zeit des Kalten Krieges, war schwarz-weiß und empfing nur drei Programme, einer davon war CNN und strahlte quasi 24 Stunden Nachrichten aus, also war lesen eine reizvolle Alternative. Damals hatte Dean sogar noch gerne gelesen, auch wenn sich ihre literarischen Geschmäcker unterschieden, boten sie sich immer gegenseitig ihre zu Ende gelesenen Bücher an, sodass ihnen auch mit wenigen Büchern nicht all zu schnell langweilig wurde. Ja, ihre Ferien bei Bobby, wenn man es denn so nennen konnte, waren eigentlich immer schön gewesen, genau so wie ihre Zeit bei Pastor Jim.

„Ähm, nun da ihr“, er machte eine skurrile Geste mit den Händen, das wohl soviel wie „zusammen sein“ bedeuten sollte. Es schien noch etwas schwer für ihn zu sein es auszusprechen, aber wer sollte es ihm verübeln? Die beiden hatten ihn damit ja ganz schön überfahren. Genau so wie Kara, mit der sie sich wohl oder übel auch noch auseinandersetzen mussten.

„Müsst ihr die Betten wohl zusammen schieben oder ihr quetscht euch in eins, was immer euch besser gefällt“, fuhr Bobby fort. Sam nickte und wurde leicht Rosa um die Nase und Dean musste sich zusammen reißen ihn nicht sofort hier vor Bobby an sich zu ziehen und zu küssen.
 

„Und ähm … ihr … ihr … also wenn ihr zusammen … wenn ihr euch … wollt … ihr … schützt euch doch oder?“ Oh Mann, Bobby hatte sich mit seiner Frage wirklich schwergetan und so langsam stieg Dean dahinter, weshalb Bobby sich selten von seinem Basecap trennte. Es war hervorragend geeignet, um ein rot werden zu verschleiern. Vielleicht sollte er Sam auch ein Basecap kaufen. Beide Winchesters waren überrascht und gerührt, dass sich Bobby scheinbar so um sie sorgte.

„Oh! Keine Sorge Bobby. Wir haben uns testen lassen. Wir sind sauber“, versicherte Sam deswegen. Der ältere Jäger räusperte sich.

„Also das ist gut Jungs, aber deswegen hab ich eigentlich nicht gefragt. Ich will nur nicht, dass wenn ich, wenn ihr wieder weg seid, die Laken abziehe, ich in irgendwelche Körperflüssigkeiten reinfasse. Wenn ich so was will, jag ich ne Hexe.“ Dean verzog leicht das Gesicht. Oh ja, Hexen hinterließen überall ihre Körperflüssigkeiten, darum hassten Jäger sie. Der Jüngere war jedoch ein wenig enttäuscht. Daher wehte also der Wind, na ja, man konnte es Bobby auch nicht wirklich verübeln. Er gönnte ihnen ihr Glück, aber wollte ganz offensichtlich sowenig wie möglich mit dem daraus resultierenden Körperkontakt der beiden konfrontiert werden. Das hatte er nun ja mehr als deutlich gemacht.

„Wir ziehen das Bett selber ab“, versprach Sam.

„Okay, das geht auch und wo das nun geklärt ist …“ Bobby ging zu der gegenüberliegenden Tür.
 

„Ich dachte mir, hier könnte Jenny schlafen“, sagte Bobby und öffnete die Tür. Den beiden Brüdern klappten die Kinnladen runter. Als sie als Kinder hier waren, war dieser Raum, wie die meisten in Bobbys Haus, eine Art Abstellkammer gewesen. Nun aber hatte der ältere Jäger ihn ausgeräumt. Teppich und Tapete waren etwas altbacken, aber das Zimmer bot viel Platz für Jenny zum Spielen. Es befand sich nun eine alte Kommode, die sich als Wickelablage Eigenen würde, darin, aber was ihnen sofort ins Auge gefallen war, war das liebevoll aufgestellte Kinderbettchen. Man sah ihm an, dass es auch schon älter war, aber es war eindeutig vor Kurzem restauriert worden. Bobby hatte sogar einen Teddy dazu gelegt.

http://us.123rf.com/400wm/400/400/phartisan/phartisan0702/phartisan070200022/769112-baby-zimmer-kinderbett-und-b-r.jpg

„Wow, Bobby das ist …“, begann Sam.

„Nicht der Rede wert“, sagte der ältere Jäger.

„Bobby, wann …“, wollte Dean fragen, doch Bobby ließ ihn nicht ausreden.

„Ich hatte ein Wochenende nichts zu tun. Ist wirklich keine große Sache gewesen.“ Die Brüder wussten, dass Bobby nur bescheiden war. Die Rumpelkammer leer zu räumen und kindgerecht zu gestallten, Sam hatte gesehen, dass die Steckdosen mit Kindersicherungen versehen waren, war mit Sicherheit ein ziemlicher Aufwand gewesen, aber Bobby spielte das herunter, also sagten die Winchesters abschließend nur:

„Danke Bobby, Jenny wird es lieben.“
 

Singer stellte Jennys Sachen neben die Kommode.

„Richtet euch ein wenig ein. Ich werde derweil mit Kara sprechen.“ Die Brüder nickten und sahen ihrem väterlichen Freund hinterher, als dieser die Treppe runter ging. Anschließend gingen sie wieder in ihr Zimmer.

„Also, zusammenschieben oder in einem Bett schlafen?“, fragte Dean, nachdem sie ihre Taschen abgestellt hatten. Sam, der bereits in seinem Seesack nach trocknen Klamotten fischte, blickte zum Älteren auf.

„Hm … lass uns heute Nacht erstmal in einem Bett schlafen, und wenn es zu unbequem ist, können wir ja dann morgen die Betten zusammen schieben“, schlug er vor.

„Gute Idee.“ Er kramte aus seiner Tasche ein Handtuch raus und warf es Sam zu.

„Leg dich in Ruhe trocken. Ich geh nach unten und schau mal nach Jenny.“

„Mach das und hey, du könntest ja schon mal die Geige rausholen.“ Das Ding hatte Dean glatt vergessen, aber das Instrument hatte im Moment nun wirklich nicht die oberste Priorität.

„Ich glaube, wir sollten erstmal mit Bobby das mit Kara klären. Die Fidel kann warten.“

„Da hast du auch wieder recht.“

„Ich hab immer recht“, sagte Dean grinsend und machte sich dann auf den Weg nach unten.

„Außer, wenn du Unrecht hast,“ erwiderte Sam, aber da war sein Partner schon außer Hörweite.
 

Als Sam fünf Minuten später runter kam, schlief Jenny noch immer auf dem Sofa. Dean saß neben ihr und hatte den Fernseher an.

„Immer noch nur drei Kanäle“, kam es schmunzelnd von dem Älteren, als er Sam erblickte.

„Ja und keine Fernbedienung“, entgegnete der andere. Dean stand aus und schaltete wieder ab. Als er sich umdrehte, war sein Platz auf dem Sofa von Sam besetzt, also ließ er sich wieder in dem Ohrensessel nieder.

„Bobby redet noch mit Kara?“, kam es fragend von dem Größeren.

„Ja, scheint zu ihr in den Schuppen gegangen zu sein.“ Plötzlich dröhnte ein Motor auf und sie hörten einen Wagen vom Schrottplatz fahren. Kurz darauf kam Bobby wieder ins Haus.

„Scheint ja toll gelaufen zu sein“, meinte der kleinere Winchester.

„Ich hab es ihr so erklärt wie ihr mir. Sie hat es verstanden und glaubt mir. Sie ist zwar nicht wirklich glücklich darüber, aber ich denke, sie wird dich, wenn sie zurückkommt, nicht mehr mit Weihwasser übergießen oder abknallen wollen.“

„Wie beruhigend“, murmelte Sam.

„Wo ist sie hingefahren?“

„Sich abreagieren, Dampf raus lassen, denke ich, aber sie wird sich schon wieder einkriegen und zurück kommen. Wo soll sie sonst auch anders hin.“

„Was ist mit ihrem Bruder? Seit wann ist sie hier?“, wollte Dean wissen.

„Sie ist an dem Tag hier aufgetaucht an dem du mich aus dem Diner angerufen hast und mir vorgejammert hast, dass Sam Vermutungen über Jennys Fähigkeiten dir gegenüber verheimlicht hat. Was habt ihr diesbezüglich eigentlich unternommen?“ Sam berichtete ihm kurz von ihrem Besuch bei Missouri.
 

„Eure Familie ist echt ´ne Klasse für sich. Ihr scheint das Übernatürliche anzuziehen, wie ein Kühlschrank den Magneten.“ Da hatte er wirklich recht, wenn man die neuen Entwicklungen bezüglich Deans Blut betrachtete, aber sie hatten sich ja geeinigt ihm nichts davon zu erzählen, auch wenn Sam immer noch die Absicht hatte, hinten herum ein wenig nachzuforschen. Bobby war lange im Geschäft. Vielleicht wusste er etwas.

„Ja, wir sind ein kleiner Haufen Freaks, aber gib es zu, du liebst uns trotzdem,“ sagte Dean und grinste Bobby schelmisch an.

„Ja, ja … hey, Sam. Kannst du eigentlich die Lottozahlen vorhersagen?“

„Sehr witzig, Bobby. Das hatten wir doch schon bei Pastor Jim geklärt. Ich kann diese Visionen nicht steuern.“

„Ja … bei Pastor Jim. Hm … jetzt wird mir klar, was er gemeint hat.“

„Wovon redest du Bobby?“, fragte Dean.

„Na ja, als ihr nach Osten aufgebrochen ward, hat er mich mal angerufen und gefragt, ob mir aufgefallen ist, dass ihr euch anders verhaltet als sonst. Mir war nichts aufgefallen und ich konnte mir nicht erklären, worauf er hinaus wollte, aber jetzt, wo ihr beiden mir euer kleines Geheimnis verraten habt, macht es Sinn. Der gute Pastor scheint ein Romanzen-Radar zu haben“, erklärte Singer.

„Oh man! Du meinst, er weiß es?“, kam es von Sam.

„So überraschend ist das nicht, Sam. Wir hatten doch, als er uns angerufen hat, um uns mitzuteilen, dass er Ross und Augusta uns als Paar angekündigt hat, schon vermutet, dass er zumindest was ahnen könnte“, meinte Dean, der sich an das Gespräch erinnerte. Damals war Sam gar nicht begeistert gewesen, dass jemand von ihnen erfuhr, aber seine Einstellung hatte sich seit damals geändert. Zusammen waren sie wie ein Fels in der Brandung und konnten gemeinsam jeder Welle trotzen.

„Wie auch immer. Ihr solltet es ihm auf jeden Fall sagen, wenn ihr ihn das nächste Mal seht.“

„Wir sind jetzt völlig vom Thema abgekommen. Was ist jetzt mit Kara?“, fragte Dean.

„Wie gesagt, sie ist hier aufgetaucht, hat mir erzählt, dass sie dich getroffen hat. Die ganze Gordon Walker Story, das mit ihrem Bruder und dass du ihr geraten hast, sich mit ihm auszusprechen.“

„Und was ist mit Marco? Sie wollte doch zu ihm nach Portland.“

„Sie hat erzählt, sie wäre da gewesen und ihr Bruder sei samt seinem Freund unbekannt verzogen und würde auch nicht an sein Handy gehen.“

„Hast du das überprüft?“, fragte Sam.

„Was denkst du denn? Ich bin nicht gerade scharf auf Mitbewohner, ihr seid selbstverständlich die Ausnahme, ihr seid Familie und Jenny ist mein Patenkind“, sagte Bobby stolz. Die Brüder lächelten.

„Jeden falls hab ich versucht Marco auf seinem Handy zu erreichen. Dachte mir, er würde vielleicht nur ihre Anrufe nicht annehmen, nachdem was sie mir erzählt hat, haben sie sich nicht wirklich im Guten getrennt, aber ich hab nur die Ansage zu hören bekommen, dass die Nummer zurzeit nicht vergeben sei. Der Junge hat es richtig gemacht und richtig neu angefangen, auch wenn es nicht die feine Art ist, abzuhauen, ohne seine Schwester zu informieren. Egal, ob sie zerstritten sind oder nicht. Bislang hab ich keine Spur von ihm.“

„Wenn du nicht scharf bist auf Mitbewohner, warum lässt du sie dann hier wohnen?“, erkundigte sich Sam, der nicht sonderlich angetan war mit Kara unter einem Dach zu leben.

„Ich lass sie hier wohnen, weil ihr Vater und ihr Bruder gute Kerle sind bzw. waren. Marco hat mit dem Jagen aufgehört. Sie nicht, aber sie ist nicht gut genug, um alleine zu jagen und ihr alter Herr würde mir wahrscheinlich in den Arsch treten, wenn er wüsste, dass ich sie auf eigene Faust losziehen lasse, obwohl ich es besser weiß. Also hab ich sie aufgenommen. Sie schläft ihn Johns Zimmer. Sie hilft mir hier und da beim Recherchieren für andere Jäger, beim Waffen in Schuss halten und einmal haben wir ein kleines Vampir-Nest in Wyoming hochgenommen, aber ansonsten gehen wir uns eigentlich aus dem Weg, wie gesagt, ich lass sie wegen ihres Vaters hier wohnen. Ich weiß eigentlich nicht, was sie hier will. Sie scheint mich nicht sonderlich zu mögen, aber sie hat wahrscheinlich sonst keine Alternative, und solange sie macht, was ich sage, komm ich klar.“
 

In Sams Kopf entstand sofort eine Theorie. Kara wusste, dass Bobby mit ihnen in Verbindung stand, und hatte wahrscheinlich, berechnend, wie sie war, ihre Zelte hier aufgeschlagen, in der Hoffnung, Dean würde hier irgendwann auftauchen und sie dann die Möglichkeit hätte, sich an ihn ran zu machen. Sie stand ganz sicher noch auf Dean, auch wenn dieser ihr in Boston gesagt hatte, dass er kein Interesse an ihr hatte. Wenn diese Frau Dean auch nur einmal falsch anfassen sollte, würde er sie kalt machen, so wahr ihm Gott helfe.

„Okay, na dann werden wir uns wohl an sie als Hausgenossin gewöhnen müssen“, meinte Dean. Er war sich nicht sicher, wie er Sams Blick deuten sollte. War das ein „ich kann sie nicht leiden, aber ich versuchs“ oder ein „zur Hölle nein, wo ist das nächste Motel?“

„Tja, dann werden wir das wohl müssen, wenn sie dazu bereit ist“, stimmte der Jüngere dann aber zu.

„Wenn sie mit euch wirklich ein Problem haben sollte, dann wird sie sich wohl für die Zeit, in der ihr hier seid, ein Motelzimmer nehmen müssen“, sagte Bobby und die beiden Brüder waren froh, dass der ältere Jäger ihn trotz allem den Vorzug gab.

„Hey Bobby, können wir jetzt vielleicht auf den Drink zurückkommen, über den wir vorhin gesprochen haben?“

„Du weißt doch, wo der Kühlschrank steht, Dean. Hol uns doch jedem eine Flasche Bier.“

„Bin schon unterwegs.“ Ja, hier bei Bobby waren sie schon irgendwie zu Hause und sicher würde sich der ältere Mann bald an ihre neue Beziehung gewöhnen. Jedenfalls behandelte er sie nicht anders als sonst. Das stimmte Dean optimistisch.

Bobby's kleine Freundin

Sie saßen gemütlich, soweit dies in der Enge des Raums möglich war, mit ihrem Bier zusammen im Wohnzimmer. Jenny war mittlerweile wach. Das kleine Mädchen hatte sich schnell an die neue Umgebung gewöhnt und beäugelte nun neugierig von Bobbys Schoß (sie war wirklich überhaupt nicht schüchtern und hatte Onkel Bobby oder O-by, wie sie ihn nannte, erneut sofort in ihr kleines Herz geschlossen) aus alles, so als würde sie überlegen, was sie hier für einen herrlichen Unsinn anstellen könnte. Sie würden höllisch auf die Kleine aufpassen müssen, während sie hier waren.

„Gefällt mir echt, was du aus deinem Wohnzimmer gemacht hast“, sagte Dean und machte einen Rundum-Blick durch den Raum, der überquoll vor Bücher, wie viel Gewicht die Statik wohl noch vertrug, bevor der Boden im Keller versank?

„Sieht vielleicht etwas chaotisch aus, aber ich weiß, wo alles ist, und finde es sofort.“

„Natürlich“, erwiderte der kleinere Winchester und versuchte sich ein Lachen zu verkneifen. Sam sah ihn ermahnend an.

„Verarschen kann ich mich alleine, Junge.“

„Also bitte, Bobby. Nicht vor dem Baby“, maßregelte Dean ihn lachend.

„Sorry, Kleines.“ Bobby hielt ihr die Ohren zu und warf ihm dann ein liebevolles „Idiot“ an den Kopf. Die Brüder lachten. Ja, so kannten sie Bobby.

„Jetzt mal ernsthaft. Es ist wirklich beeindruckend was du alles an Recherchematerialien zusammen getragen hast,“ mischte sich nun Sam ins Gespräch ein.

„Ja, ja… und du kannst es sicher kaum erwarten deine Strebernase in jedes einzelne Buch zu stecken.“

„Dir würde das bestimmt auch nicht schaden“, meinte Bobby zu Dean.

„Eins zu null für Bobby“, kam es amüsiert vom jüngeren Winchester.
 

Sein Bruder streckte ihm für die Bemerkung die Zunge raus. Bobby beobachtete die beiden, wie sie rumalberten. Sie hatten sich nicht verändert, sie waren immer noch „seine“ Jungs. So langsam machte es Sinn für ihn. Die beiden waren schon immer mehr füreinander gewesen als nur „normale“ Brüder. Sie waren einander in gewisserweise auch Eltern und in Ermangelung von Freunden aufgrund ihrer nomadischen Lebensweise, waren sie auch der beste Freund des jeweils anderen geworden. Vom Aspekt der besten Freunde aus war die Entwicklung einer Liebesbeziehung irgendwie nachvollziehbar, ja fast sogar der natürliche, nächste Schritt, den ganzen Ex-Brüder-Kram mal ausgeschlossen. Hollywood brachte solchen Stoff in regelmäßigen Abständen auf die Leinwand, warum sollte es also nicht auch mal in der Realität passieren? Zu gönnen wäre es den zweien alle Mal. Er nahm sich vor das Glück der beiden mit allen Mitteln zu verteidigen. Plötzlich stieg ihm ein strenger Geruch in die Nase.

„Pu,“ quiekte Jenny vergnügt. Die Brüder lachten, als sie Bobbys verwirrtes Gesicht sahen.
 

„Oh man! Hat … hat sie etwa in die Windel gemacht?“

„Tja, Onkel Bobby. Dann mach dich mal bereit für deinen ersten Boxenstopp“, sagte Dean.

„Ich? Ich soll das machen? Ich kann das nicht.“

„Du bist ihr Patenonkel. Das gehört mit zu deinen Aufgaben“, meinte Sam.

„Das muss ich in der Job-Beschreibung übersehen haben.“

„Komm, stell dich der Herausforderung.“

„Ja, Bobby. Dean wird mit hoch gehen und dir Rückendeckung geben.“

„Warum ich?“, maulte der Ältere.

„Hey, ich kann das zwar mittlerweile auch gut, aber für seinen ersten Einsatz an der Windelfront, sollten wir Bobby wirklich einen Experten zur Seite stellen und der bist nun mal du und jetzt Abmarsch. Wenn das Häufchen nämlich erstmal kalt ist und antrocknet, wird sie das nämlich nicht mehr lustig finden und dann wird es schlimm, für alle Beteiligten.“

„Das wollen wir auf keinen Fall“, sagte Bobby und erhob sich aus dem Ohrensessel.

„Gut, dann geh doch schon mal vor Bobby. Ich komm gleich nach.“

„Wie auch immer“, meinte der ältere Jäger und war auch schon mit Jenny auf dem Arm im Flur verschwunden.

„Was ist denn Dean?“

„Ich muss meine Handy-Camera schussbereit machen. Bobbys erstes Wickeln muss unbedingt für die Nachwelt festgehalten werden.“ Sam schmunzelte, das war typisch Dean.

„Pass aber auf, dass er dich nicht dabei erwischt.“

„Darum mach ich sie j hier unten schon startklar, dann kann ich oben zumindest ein paar Schnappschüsse machen, ehe ich das Handy dann vor ihm in Sicherheit bringen muss.“

„Ah, clever.“

„Immer doch.“ Er gab Sam einen schnellen Kuss auf den Mund und folgte dann Bobby hinauf in Jennys neue Baby-Suite.
 

Gerade als Sam überlegte, ob er sich das Spektakel live ansehen sollte, klopfte es an der Haustür. Wer das wohl war? Kara würde wohl kaum anklopfen. Vielleicht war es ein „normaler“ Kunde, der Bobby sprechen wollte. Sam stand auf und öffnete die Tür. Vor ihm stand eine kleine, blonde Frau mittleren Alters, die eine mit einem Küchenhandtuch abgedeckte Schüssel in Händen hielt, von der ein köstlicher Geruch ausging. Sie sah ihn mit großen Augen an. Kein Wunder, er war sicher drei Köpfe größer als sie.

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„Kann ich Ihnen weiterhelfen?“, fragte er sie und schenkte ihr ein freundliches Lächeln.

„Oh, hi! Ich bin Marcy, Marcy Ward und Sie müssen … Sam sein. Ihr Onkel Bobby hat mir ja so viel von Ihnen und Ihrem Bruder erzählt.“

„Oh … ähm … ja, ich bin Sam. Kommen Sie doch rein Marcy.“ Er trat zur Seite, um sie einzulassen.

„Ach was. Ich will sie ja gar nicht lange aufhalten. Mein verstorbener Mann war auch Vertreter, da weiß ich, dass Sie in der spärlichen Zeit, die sie zu Hause oder bei Verwandten verbringen, Ihre Ruhe haben wollen.“ Dean und er Vertreter und Bobbys Neffen? Dieser Gedanke amüsierte Sam und irgendwie gefiel ihm die Vorstellung.

„Ja … ja, natürlich. Aber Sie stören nicht.“

„Ich wollte Bobby und Ihnen eigentlich auch nur meinen berühmten, hausgemachten Pfirsich-Cobbler vorbei zu bringen. Ich hab bei den Gesprächen mit Bobby mitgekriegt, dass Ihr Bruder Dean wohl eine ziemliche Naschkatze ist und als ich gesehen hab, dass Bobby in seinem Einkaufswagen nur einen „gekauften“ Apfelkuchen hatte, hab ich mir gedacht: Die Jungs sind ständig auf Achse und brauchen mal einen selbst, mit Liebe gemachten Kuchen.“

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„Sam, die Fotos musst du sehen. Bobby hat sich beim Wickeln noch dusseliger angestellt, als du beim ersten Mal“, kam Dean lachend die Treppe runter gelaufen. Als er Marcy in der Tür stehen sah, verlangsamte er seine Schritte und kam dann schließlich neben Sam zu stehen.

„Oh, hi! Ich wusste gar nicht, dass Bobby Besuch von einer hübschen Dame erwartet.“ Marcys Gesicht färbte sich schneller rot ein, als er es je bei Sam beobachtet hatte. Wo hatte Bobby denn so ein süßes Schneckchen aufgegabelt? Der alte Schlawiner.

„Dean, das ist Marcy Ward. Sie bringt Kuchen.”

„Na dann ist sie herzlich willkommen.“ Er lächelte sie an und warf Sam einen vielsagenden Blick zu. Der Gesichtsausdruck des Jüngeren verriet ihm, dass er das gleiche dachte wie er.

„Dean, ich warne dich. Wenn du diese Fotos jemandem zeigst, mach ich dich kalt und verscharre deine armseligen Überreste im Vorgar …Marcy…hi … was für eine Überraschung“, kam es von Bobby, der nun ebenfalls mit Jenny auf dem Arm im Flur angekommen war. Gott, was musste sie jetzt von ihm denken? Jemandem anzudrohen ihn kalt zu machen, so was gab man doch nicht vor jemandem von sich, den man … sehr … gern hatte.

„Hallo Bobby! Wie geht es dir?“, erkundigte sie sich und ihr ohnehin schon blendendes Lächeln nahm bei Bobbys Anblick die Ausmaßen von brennendem Magnesium an. Oh ja, bei den beiden roch es gewaltig nach zweitem Frühling. Deans Grinsen wurde ebenfalls breiter.

„Gut, danke der Nachfrage. Die Jungs sind gerade angekommen. Wie geht es dir?“

„Mir geht’s auch gut. Ich habe euch einen Pfirsich-Cobbler gemacht.“ Mann, im Flirten waren die beiden aber ganz schön eingerostet, dachte Dean. Gleich würden sie sicher noch über das Wetter reden.

„Oh … danke, aber das wäre doch nicht nötig gewesen.“ Yap, dieses Basecap war definitiv von Bobby angeschafft worden, um sein Rotwerden zu vertuschen. Man, so verlegen hatte Dean den älteren Jäger noch nie erlebt.
 

„Aber das habe ich doch gern gemacht.“

„Sollen wir deine Freundin nicht rein bitten?“, fragte Dean Bobby.

„Ich … ich bin nicht seine Freundin“, sagte Marcy und an ihrem Tonfall konnte man heraushören, dass sie es schön fände, wenn sie seine Freundin wäre. Mann, sie war so was von verschossen in den alten Brummbär. Dean wollte gerade sagen: Was nicht ist, kann ja noch werden, aber der warnende Blick, den Sam ihm zuwarf, ließ ihn diesen Gedanken wieder verwerfen. Der jüngere Winchester, der fand, dass es besser wäre, Dean vom Schauplatz zu entfernen, ehe er die Situation für die beiden Turteltauben mit angezogener Handbremse noch peinlicher machen konnte, sagte zu seinem Bruder:

„Nimm Marcy doch schon mal den Cobbler ab und bring ihn in die Küche.“ Bobby warf Sam einen dankbaren Blick zu.

„Klar, warum nicht.“

„Guten Appetit“, wünschte Marcy als Dean mit der Auflaufform in der Küche verschwand. Nachdem er aus ihrem Blickfeld verschwunden war, erspähte sie Jenny auf Bobbys Arm.

„Ist das Jenny?“, fragte sie und sah das kleine Mädchen verzückt an. Von ihr hatte Bobby ihr also auch erzählt.

„Ja, das ist meine kleine Tochter. Onkel Bobby hat sie gerade das erste Mal gewickelt.“ Er nahm dem älteren Jäger das Kind ab.

„Ich werde mal zusehen, dass Dean sich nicht schon vor dem Abendessen an dem Cobbler zu schaffen macht. War schön Sie kennenzulernen Marcy.“

„Mich auch.“ Sam ließ die beiden alleine und ging zu Dean in die Küche. Er stieß fast mit ihm zusammen, als er durch die Tür ging, denn sein Bruder hatte dort gestanden und offensichtlich vorgehabt zu lauschen.

„Alter, kannst du das glauben? Bobby hat sich eine kleine Freundin angelacht“, sagte Dean, ließ Sam mit Jenny vorbei und stellte sich wieder an den Türspalt, um der Unterhaltung der beiden zu folgen.

„Dean, man lauscht nicht. Du bist kein gutes Beispiel für Jenny.“

„Sch, Sam. Ich hör sonst nichts.“ Sam rollte mit den Augen. Er war auch neugierig.

„Dann geh wenigstens ein bisschen zur Seite, dass ich auch was hören kann.“

„Ich dachte, ich bin ein schlechtes Beispiel.“

„Ach, da wird sie sich schon nicht erinnern und jetzt sollten wir still sein.“
 

„Die beiden scheinen nette Jungs zu sein und Jenny ist wirklich goldig“, sagte Marcy.

„Ja, sie sind fast mehr meine Söhne als meine Neffen.“

„Das Wetter in den nächsten Tagen soll schön werden, da könnt ihr sicher allerhand draußen unternehmen.“ Oh Gott, tatsächlich. Das Wetter!

„Jenny hat bald Geburtstag, vielleicht machen wir da ein Picknick.“

„Mann, warum fragt er sie nicht einfach, ob sie mitkommen will?“, flüsterte Dean.

„Bei schüchternen, älteren Menschen dauert das halt etwas länger“, entgegnete Sam. Bobby schüchtern? Das war ja mal, was Neues, aber was Frauen anging, schien es zu stimmen.

„Das wird sicher Spaß machen,“ meinte Marcy.

„Ja … ähm … ich … wir, die Jungs und ich, sollten wohl langsam mit dem Abendessen machen anfangen.“ Das Gestammel war ja kaum zum Aushalten, dachte Dean. Die gute Frau würde Bobby glatt vom Fleck weg heiraten, alles, was der tun musste, ist die Hand nach ihr auszustrecken, aber so stoffelig, wie er sich anstellte, würde er sie wohl nie klar machen. Ihr väterlicher Freund brauchte dringend Flirt-Tipps von ihm, alias Dr. Love fand Dean zumindest.

„Oh … ja … natürlich. Ist ja schon bald Abendessenszeit. Dann … werde ich mich ml wieder auf den Heimweg machen.“

„Komm gut nach Hause und … vielleicht sieht man sich ja mal … die Tage.“

„Ja, das … das wäre … schön. Wiedersehen Bobby.“

„Tschüss Marcy.“ Sie lächelte ihm zum Abschied zu und dann drehte sie sich um, um zu ihrem Wagen zu gehen. Bobby seufzte und sah ihr leicht sehnsüchtig nach. Er hatte sie wirklich gern, aber sie passte nicht in sein Leben rein und er wollte sie auf keinen Fall in Gefahr bringen.
 

Schließlich hatte er die Tür geschlossen und war nun ebenfalls in die Küche gegangen.

„Hey Bobby, ich muss sagen, du hast echt einen guten Geschmack. Marcy ist toll. Wenn ich nicht mit Sam zusammen und 30 Jahre älter wäre, würde ich sie um ein Rendezvous bitten.“

„Zwischen uns läuft nichts.“

„Ach komm, so wie ihr euch angeglüht habt. Hast du vielleicht deshalb gefragt, ob wir Kondome benutzen? Wolltest dir wohl welche ausleihen, was“, sagte er neckisch.

„Dean“, zischte Sam. Warum konnte der andere, Bobby nicht einfach in Ruhe lassen?

„Ich hab mich vielleicht nicht deutlich genug ausgedrückt. Mit uns wird nie was passieren. Das geht einfach nicht.“

„Ist sie verheiratet?“, fragte Dean.

„Nein. Witwe. Seit 15 Jahren.“

„Was spricht dann dagegen, dass du Marcy zu deiner kleinen Freundin machst?“

„Ich mag sie.“

„Ja, darum solltest du sie ja auch um ein Date bitten. Ihr würdet gut zusammenpassen.“

„Nein, Dean. Du verstehst das nicht. Bobby mag sie“, sagte Sam, dem so langsam ein Licht aufging.

„Ja, sag ich doch. Was gibt es daran falsch zu verstehen?“

„Dean, kennst du den Spruch: Wer Weib und Kinder besitzt, hat dem Schicksal Geiseln gegeben? Ich denke, Bobby will nichts mit ihr anfangen, weil er sie nicht wieder verlieren will. Er will sie schützen und ihr nicht wehtun,“ sagte Sam. Ein Blick zu Bobby verriet ihm, dass er ins Schwarze getroffen hatte.
 

„Sie hat jemanden verdient, der sich voll und ganz um sie kümmern kann. Keinen Jäger, der ständig durchs Land reist und nie weiß, ob er von der nächsten Jagd zurückkommt.“

„Du sollst sie doch nicht gleich heiraten. Ein Date, ein Candlelight Dinner würde ihr sicher gefallen, und dann Big Amore.“

„Gott, Dean! Misch dich nicht in Dinge ein, die dich nichts angehen. Hast du nicht verstanden? Er mag sie. Er will sie nicht einfach nur flach legen“, sagte Sam. Manchmal konnte sein Bruder echt ein riesen Idiot sein, der kein Fettnäpfchen ausließ.

„Können wir über was anderes reden? Die Kartoffeln müssen geschält werden. Das wäre doch ne Aufgabe für dich, Dean.“ Bobby hatte einen Sack Kartoffeln aus dem Vorratsschrank geholt und schmiss ihn dem älteren Winchester zu. Essen machen (er war kein Meisterkoch, aber einen guten Hackbraten mit Kartoffeln und Gemüse und ein paar andere Gerichte bekam er hin) und nicht weiter drüber nachdenken. Er hatte sich schon viel zu lange einen Kopf darum gemacht und es führte einfach zu nichts. Er konnte einfach nicht der Mann sein, den Marcy verdiente.

„Ja … klar. Ähm … sorry, Bobby.“ Wer hätte gedacht, dass Bobby liebestechnisch genau so veranlagt war wie sein Sammy?

„Vergessen wir es einfach, okay?“ Beide nickten.
 

Doch bereits einige Minuten später, Bobby matschte das Hackfleisch, Dean schälte Kartoffeln und Sam kümmerte sich mehr oder weniger mit Jennys Hilfe, um die frischen Bohnen, die es dazugeben sollte, war Sams Neugierde schließlich aber doch zu groß und er wollte mehr über Marcy erfahren.

„Woher kennst du Marcy eigentlich?“

„Sie ist eine Nachbarin. Wohnt etwas weiter die Straße runter, nahe an der Kreuzung, wo ihr zu mir abbiegen müsst. Außerdem arbeitet sie in diesem Super-Baumarkt. Der einzige Laden in der Gegend, in dem man Lebensmittel und Baumaterial besorgen kann. Ich hab sie getroffen, als ich ne neue Schaufel brauchte und seit dem geh ich da öfters einkaufen.“

„Und wie viele Schaufeln hast du ihr seit dem abgekauft?“, platze es aus Dean heraus. Bobby warf ihm seinen „noch ein Wort und ich hol meine Schrotflinte raus“ Blick zu und der Winchester machte sich über seinen Kartoffeln ganz klein.

„Na ja und wir unterhalten uns halt manchmal ein bisschen, wenn ich einkaufen gehe.“

„Ein bisschen? Ist, dass nicht ein wenig untertrieben? Sie wusste, wer wir sind.“

„Wir haben über Familie gesprochen und für mich seid ihr das nun Mal.“ Dean versuchte einen Blick unter Bobbys Basecap zu werfen. Sicher wurde er auch dabei rot. Beiden Brüdern wurde bei Bobbys Worten warm ums Herz.

„Für uns auch, Bobby“, sagte Sam. Der Angesprochene lächelte leicht.
 

„So, du gehst also regelmäßig zum Flirten in den Supermarkt“, sagte Dean feststellend.

„Wir flirten nicht, wir … reden nur.“

„Sieht sie das auch so? Ich meine, irgendwie machst du der armen Frau doch falsche Hoffnungen. Sie ist total in dich verschossen, wenn du ihr nicht wehtun willst, solltest du sie vom Hacken lassen, damit sie sich nach jemand anderem umsehen kann.“ In diesem Fall war nun Dean anderer Meinung. Das reden mit ihr war wahrscheinlich einer von wenigen Lichtblicken in Bobbys Leben und er war der Meinung, dass sich Bobby dieses bisschen Glück, auch wenn er es sich sicher niemals erlauben würde es ganz auszuleben, verdient hatte.

„Sam lass ihm seine „Unterhaltungen“. Nur weil Bobby sie in keine Beziehung verwickeln will, heißt das nicht, dass sie nicht platonisch befreundet sein können. Marcy scheint damit klarzukommen. Ich meine, wir sind ja nicht mehr im Mittelalter, wenn sie unbedingt mit ihm ausgehen will, könnte sie selber fragen, aber …“

„Hallo? Ich bin im Raum. Könnt ihr zwei vielleicht mal ne andere Platte auflegen? So prickelnd kann mein Privatleben doch gar nicht sein.“

„Sollen wir dir lieber was aus unserem Privatleben erzählen?“, fragte Dean und wackelte neckisch mit den Augebrauen.

„Oh nein! Darauf kann ich gut verzichten, außerdem gibt es gleich essen.“

„Okay. Themenwechsel.“ Sam fing an Bobby die Geschichte von ihrem Fall mit der Geige zu erzählen.
 

„Also, weißt du, was wir mit der Geige machen können?“, fragte Sam abschließend. Bohnen und Kartoffeln waren vorbereitet.

„Es gibt da mehrere Möglichkeiten. Ich könnte euch einen Fluchkasten bauen oder aber wir verbrennen das Ding, aber da müsste ich erst noch mal nachschlagen, was man für so ein Verbrennungsritual alles braucht.“

„Hey, ich kann das doch nachschlagen. Sag einfach, wo ich das Buch finde.“

„Im Wohnzimmer.“

„Ja, schon klar, ich meine wo genau.“

„Also … da … da muss ich erstmal nachdenken.“

„Ach was! Ich dachte du würdest alles auf Anhieb finden“, sagte Dean.

„Halt die Klappe und schneid die Zwiebel“, kam es grimmig von Bobby. Er warf ihm das Lauchgewächs zu.

„Mann, immer ich“, murmelte Dean in seinen nicht vorhandenen Bart. Dabei wollte er doch jetzt Sam die Bilder von Bobbys Wickelversuch zeigen.

„Ich kann ja trotzdem schon mal ein bisschen schmökern“, meinte der größere Winchester und nahm Jenny auf den Arm.

„Ja, mach ruhig“, stimmte Bobby zu.

„Und dir wünsch ich viel Spaß beim Zwiebeln schneiden“, sagte Sam schadenfroh zu Dean, ehe er mit seiner Tochter ins Wohnzimmer rüber ging.
 

„Sieh dir mal all die Bücher an, Kleines. Es muss deinen Onkel Bobby ziemlich fiel Aufwand gekostet haben die alle zusammen zu tragen. Wie viele Antiquariate er dafür wohl abgeklappert hat?“ Sam betrachtete die Reihe nebeneinander und übereinandergestapelter Bücher. Manche sahen von außen sogar so alt aus, dass es ihn nicht wundern würde, wenn der Text noch handgeschrieben wäre. Er setzte Jenny auf dem Sessel ab.

„Machs dir bequem, Süße. Daddy spielt jetzt ein bisschen Bibliothekar.“ Das Mädchen sah ihn an als hätte er nen Vogel, aber wahrscheinlich nur, weil sie ja noch nicht wirklich alles verstand, was die Erwachsenen so sagten. Er schritt die Buchreihe ab. Sie war bloß die Spitze des Eisbergs. Ringsherum waren die Regale und Schränke bereits vollgestopft mit Büchern. Er ging in die Knie, um die Buchtitel besser lesen zu können. Manche waren nicht mal in ihrer Sprache. Da war so wirklich alles vertreten, was es an überlieferten Mythen und Legenden aus so ziemlich allen Kulturkreisen gab. Nur den roten Faden fand Sam nicht so wirklich. Da lag ein Buch über nordische Götter neben einem Buch über Hexerei und Okkultismus im Mittelalter. Ja, scheinbar war Bobbys Ordnung doch etwas abstrakt.
 

Er war so fasziniert von der enormen Vielfalt der Bücher, dass er seine Tochter für einige Augenblicke unbeobachtet ließ. Jenny war derweil aus ihrer sitzenden Position im Sessel aufgestanden. Dieser Raum war für sie faszinierend. Hier gab es sicher viel zu entdecken. Sie lehnte sich, angelockt von den bunten Einbänden der Bücher, über die Armlehne des Sessels, als ihr ein Cover besonders ins Auge stach. Es war ein Buch über die Avatara, die Erscheinungsformen, des Hindu-Gottes Vishnu, dessen zweite Inkarnation eine Schildkröte ist, die die Erde auf ihrem Rücken trägt und eben diese Inkarnation war auf dem Cover abgebildet. http://www.dollsofindia.com/dollsofindiaimages/vishnu-pictures/kurma-avatara-incarnation-of-vishnu-AD86_l.jpg

Und schildkrötentoll, wie das kleine Mädchen nun mal war, war es kein Wunder, dass sie sich streckte, um an das Buch heranzukommen. Sam hatte derweil ein Buch über Hoodoo Flüche entdeckt und wollte es gerade aus dem Bücherstapel herausziehen als Jenny das Gleichgewicht verlor, ein erschrockenes Quieken von sich gab, vorn über gegen die aufgestapelte Bücherreihe fiel und diese wie aufgereihte Dominosteine mit einem hörbaren gepolter zu Fall brachte. Dabei wurde ihr Sturz glücklicherweise von dem entstandenen Bücherhaufen abgemildert. Nichtsdestotrotz fing sie an zu weinen. Sam hatte nicht die kleinste Chance zu verhindern, dass die Bücher umstürzten. Es passierte einfach zu schnell, außerdem hatte ihm Jennys erschrockenes Quieken fast einen Herzinfarkt beschert. Das Gebrüll, das sie nun von sich gab, war auch nichts, was er öfter hören wollte. Sofort nahm er seine Tochter auf den Arm und versuchte sie zu beruhigen. Sie hatte keine offensichtliche Verletzung und Sam war sich sicher, dass sie sich nur schlimm erschrocken hatte bei dem Stunt, den sie eben veranstaltet hatte.
 

Von Jennys Geschrei aufgescheucht, eilten Bobby und Dean ins Wohnzimmer.

„Was um Himmels willen ist den hier passiert?“, fragte Bobby und besah sich das „Bücherschlachtfeld“.

„Oh, das sieht mir schwer nach „Die Rückkehr des Terrorkrümels“ aus“, meinte Dean amüsiert und gesellte sich zu Sam, um ihm beim Trösten des Mädchens zu helfen.

„Es tut mir leid, Bobby. Sei ihr nicht böse. Es war nur ein kleiner Unfall. Ich räum das gleich wieder auf.“ Bobby wischte sich seine, noch mit etwas Hackfleisch beschmierten Hände an dem Küchentuch ab, dass er über der Schulter hängen hatte, und ging dann zu den Winchesters hinüber. Er sah Jenny an, die sich langsam wieder beruhigte.

„Wer könnte so einem niedlichen, kleinen Pups schon böse sein?“

„O-by“, brabbelte sie und sah ihn mit ihrem von Sam geerbten Welpenblick an. Er streichelte der Kleinen liebevoll über die Wange. Sam schmunzelte. Dieses kleine Mädchen machte aus dem Brummbär glatt einen Kuschelbär.

„Aber es wird wohl Zeit, dass ich mir noch ein paar Regalbretter besorge und am Boden etwas Platz schaffe.“

„Regalbrette kannst du sicher auch bei Marcy kriegen“, sagte Dean und zwinkerte Bobby zu. Dieser rollte nur mit den Augen. Warum musste sie auch ausgerechnet dann vorbeikommen, wenn die Jungs da waren? Die beiden würden sicher noch auf die eine oder andere Weise versuchen ihn mit ihr zu verkuppeln.

„Hilf Sam beim Aufräumen. Ich schmeiß den Ofen an und pack den Hackbraten rein, dann stoße ich wieder zu euch.“
 

Eine gute Stunde später saßen sie in der Küche beim Abendessen. Kara war bis jetzt noch nicht wieder aufgetaucht, aber das störte keinen der drei Männer. Sie hatten im Wohnzimmer die zusammengestürzten Büchertürme wieder aufgestapelt und hatten dabei auch ein wenig mehr Ordnung hineingebracht, auch wenn Bobby immer noch behauptete, dass sein Chaos ein System hätte. Bobby befüllte die Teller für die Erwachsenen, während Sam seiner Tochter die Kartoffeln zerdrückte und mit dem bereits zerdrückten Hackbratenfleisch und den klein geschnittenen Bohnen vermischte. Anschließend hauten sie rein und Jenny schaffte es sich einen Großteil ihrer Portion selber in den Mund zu löffeln. Bei dem Rest half ihr Dean, der mal wieder so schnell reingebaggert hatte, dass er bereits fertig war, mitessen.

„Ich frag mich wie Dean es schafft nicht auszusehen, wie eine Tonne bei dem was er so alles verdrückt“, sagte Bobby an Sam gerichtet.

„Das frag ich mich auch, aber es wird wohl auf ewig sein Geheimnis bleiben.“

„Seid wohl neidisch auf meinen super Stoffwechsel, was? So, noch mal die Luke auf für den letzten Happen,“ sagte er und schob Jenny den letzten Löffel ihres Abendessens in den Mund.

„Man, ich hab ganz schön viel verpasst. Sie fängt langsam an zu sprechen, kann laufen und schon selber ihren Löffel halten“, sagte Bobby.

„Ja, schon schade. Dafür hast du aber auch jede Menge schmutziger Windeln verpasst.“

„Apropos Windeln, Dean zeig mir doch mal die Bilder, die du bei Bobbys erstem Mal gemacht hast.“
 

„Ich warne dich Junge …“

„Ach, Bobby! Jetzt sei doch nicht so“, sagte Sam.

„Ja, lass Sam auch ein bisschen lachen.“

„Okay, aber dann werden die Bilder gelöscht, klar soweit?“

„Ja … klar … natürlich Bobby.“ Kopfschüttelnd fing der ältere Jäger an den Tisch abzuräumen. Dean holte sein Handy raus.

„Warte … hier. So, das ist das erste Foto. Bobby hat das Creme-Döschen unbeaufsichtigt gelassen und Jenny hat prompt reingefasst.“ Sam nahm das Handy und klickte sich durch die Bilder. Jenny, die in die Cremedose fasst, Jenny, die mit der creme beschmierten Hand nach Bobbys Bart greift, Bobby, der versucht ihr zu entkommen und schließlich Bobby, der mit Creme im Bart auf Dean zugeht, um weitere Fotos zu unterbinden. Sam lachte. Die Gesichter, die Bobby auf den Bildern machte, waren einfach unbezahlbar.

„Mach dir nichts draus Bobby. Bei meinem ersten Versuch hat die Pocreme meinen Laptop erwischt“, versuchte Sam ihn aufzuheitern.

„Windelwickeln ist ja nun keine Atomwissenschaft. Mit ein bisschen Übung werde ich euch garantiert bald in Geschwindigkeit und Akkuratheit um Längen schlagen.“

„Heißt das, wir haben hier jemanden gefunden, der sich für die nächste Zeit freiwillig zum Wickeldienst meldet?“
 

„Was? Ähm … also … das war natürlich nur theoretisch …“

„Nein, nein, nein. Gesagt ist gesagt.“ Bobby sah hilfesuchend zu Sam.

„Ich steh da voll hinter Dean. Gesagt ist gesagt.“ Er lachte.

„O-by“, sagte sie und streckte nach ihm die Hände aus. Bobby stellte die Teller neben der Spüle ab und nahm sie auf den Arm.

„Oh je, in was hab ich uns da nur rein geritten, Jenny?“

„Ihr zwei versteht euch doch blendend. Das wird schon klappen.“

„Ja und wir zwei gönnen uns mal eine Auszeit von der Stinke-Windel-Front“, meinte Dean.

„Genau, wir machen mal ein paar Tage nur die schönen Sachen, wie mit ihr spielen und ihr vorlesen“, sagte Sam.

„Das könnt ihr mal so was von knicken. Wir teilen uns die Jenny-Zeit schön gerecht auf.“

„Okay. Ist nur fair. Wenn du uns ein paar Windeln abnimmst, reicht das schon.“

„Ja, wir machen uns ne schöne Zeit, während wir hier sind“, verkündete Sam.

Die erste Nacht bei Bobby

Anmerkung: in Kapitel 138 denkt sich Sam ja, dass er mit Dean mal 20 Fragen in Bezug auf dessen sexuelle Erlebnisse spielen sollte und zu mindest Kalea war davon sehr angetan. Ich dachte mir also, dass ihr doch mal die Fragen stellen könntet und ich die dann in einem späteren Kapitel inklusive Antwort mit einarbeiten könnte. Wäre dann ein interaktives Kapitel und natürlich wird Dean die Frage sicher nur beantworten, wenn er seinerseits auch Fragen an Sam stellen kann, also wenn ihr Interesse an einem solchen Kapitel habt, dann schickt mir doch eure Fragen an Dean und/oder Sam im Review oder per mail. Einsendeschluss 26.4
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDDSDSDSDSDS
 

Abschließend gab es Kaffee und Marcy’s Pfirsich Cobbler, denn alle mit Genuss verspeisten. Dean hatte zuvor noch eine pikante Entdeckung in Bobbys Kühlschrank gemacht.

„Sprühsahne? Wow, ich bin beeindruckt Bobby. Planst du Schweinereien?“, fragte der ältere Winchester und wackelte anzüglich mit den Augenbrauen.

„Das darf doch nicht wahr sein. Denkst du eigentlich auch mal an was anderes?“, kam es kopfschüttelnd von Bobby. Ob der Junge nun Onenightstand nach Onenightstand hatte wie in der Vergangenheit oder er, wie jetzt mit Sam zusammen war, dieser Teil seiner Persönlichkeit würde sich wohl nie ändern und irgendwie war Bobby erleichtert darüber.

„Ja, manchmal denkt er auch an Jenny, sein Auto und an Essen,“ beantwortete Sam die Frage grinsend für seinen Bruder.

„Als ob das bei dir anders wäre“, maulte Dean.

„Ja, aber meine Gedanken platzen mir nicht immer gleich aus dem Mund raus.“

„Oh Mann! Wie auch immer. Du hast vielleicht zu viel 9 ½ Wochen gesehen, jedenfalls soll es auch Menschen geben, die Sprühsahne im Kühlschrank haben, weil sie sie zum Kuchen reichen wollen und jetzt gib endlich die Dose her, damit wir mit dem Nachtisch anfangen können, du Armleuchter.“
 

Trotz Deans großen Appetits blieb von dem Cobbler noch was übrig. Bobby stellte die Reste in den Kühlschrank und verdonnerte Dean zum Spüldienst, als kleine Strafe wegen der Sache mit der Sprühsahne. Während der ältere Winchester nun die Hände im Spülwasser hatte, suchte Bobby in seinem Privatarchiv nach einem passenden Ritual, um die Geige unschädlich zu machen. Sam hingegen war mit Jenny nach oben in ihr Zimmer gegangen, um ihre Sachen auszupacken und noch ein wenig mit seiner Tochter zu spielen. Er sah sich gerade mit ihr das Fischbilderbuch an, als Dean ins Zimmer kam.

„Urgh…ich hab Spülhände.“

„Hast du das gehört Jenny? Wir sollten die Medien benachrichtigen.“

„Din! Fis,“ sagte die Kleine und winkte ihren Zweitvater zu sich.

„Schau Dean! Sie liebt dich auch mit Schrumpelfingern.“

„Und was ist mit ihrem Vater?“ Er setzte sich neben Sam und Jenny.

„Ich denke, der kann generös über dieses kurzzeitige Schönheitsmakel hinweg sehen.“ Er küsste ihn liebevoll auf die Lippen.

„Gott, mir wird schlecht und wo zum Teufel kommt das Ding her? Das ist doch nicht etwa von dir Dean oder?“, ließ sie Karas kalte, angewiderte Stimme auseinander fahren.

„Sieh einer, an was die Katze angeschleppt hat“, sagte Dean und drückte Sams Hand, damit dieser sich beruhigte und ihr nicht an die Kehle sprang.
 

„Jenny ist kein Ding. Genau so wenig wie ich, und wenn es dir nicht passt, dass Dean und ich uns küssen, dann schlag ich vor, du hältst in Zukunft einfach deine blöde Fresse und gehst an uns vorbei in dein Zimmer.“ Wow, Sam war sonst nie jemand der Kraftausdrücke gebrauchte. Dean musste ihm im Griff behalten, sonst würde noch ein Unglück geschehen.

„Du bist nett und freundlich wie eh und je Sammy, du kleiner Pisser.“

„Sammy bleib ruhig. Wir wollen doch vor Jenny kein Blutbad anrichten“, sagte Dean und hinderte ihn daran aufzustehen.

„Genau, das arme Kind ist ja schon traumatisiert und geschädigt genug, dadurch, dass es von zwei Schwuchteln großgezogen wird.“ Dean zuckte zusammen.

„Pass, auf was du sagst oder …“

„Oder was Sammylein?“

„Nenn ihn gefälligst nicht Sammy und wenn ich du wäre, dann würde ich den Ball flach halten, denn ansonsten kriegst du richtig Ärger mit uns. Wir wohnen zurzeit unter dem gleichen Dach und sollten demnach miteinander umgehen wie zivilisierte Menschen.“

„Wann bist du denn so diplomatisch geworden, Dean? Aber okay, ich kann deinen Standpunkt nachvollziehen. Also, wo habt ihr das Baby her?“

„Das geht dich einen Scheißdreck an.“

„SAM!“ Er zog den Jüngeren zu sich heran und flüsterte ihm ins Ohr:

„Beherrsch dich, lass dich nicht auf ihr Niveau herab. Sie ist wie eine von diesen Cheerleader-Tussen aus den Teenie-Serien. Wenn du sie ignorierst, wird es ihr langweilig und sie lässt dich in Ruhe.“

„Und das von dem Mann, der am liebsten jeden verprügelt hätte, der mir in meiner Schulzeit dumm gekommen ist“, murrte Sam.
 

„Din, Pa-pa, fis“, versuchte Jenny ihre Väter von dieser schrecklichen, rumkeifenden Person abzulenken.

„Gleich meine Süße. Papa und … Daddy Dean müssen nur noch eben was klären.“ Das Daddy hatte er ihr unter die Nase gerieben, um ihr klar zu machen, dass Dean zu ihm und Jenny gehörte. Sam küsste sie auf die Wange und fokussierte seinen Blick, dann auf die leicht sprachlose Kara.

„Oh mein Gott! Du bist der Vater von Sams Baby? Das wird ja immer kränker.“

„Was? Nein, auch wenn ich es wirklich gerne wäre, aber ich bin nicht der Vater von Jenny. Überhaupt, selbst du müsstest in der Schule mitbekommen haben, wie das mit den Bienen und Blumen läuft, also wie kommst du auf so eine verrückte Idee?“

„Hey, ich hab schon mal von so was gehört. Verfluchte Fruchtbarkeitsstatuen sollen angeblich jeden schwängern, der sie berührt und danach Sex hat. Wer weiß denn schon, was sich Leute wie ihr einfallen lasst, um Arsch-Babys zu kriegen. Aber soweit ich es gehört habe, sterben „schwangere“ Männer, weil sie die Abnormität nicht gebären können und da Sammy zu meinem Verdruss ja noch lebt und die Kleine ganz munter zu sein scheint, kann ich meine Theorie wohl ausschließen.“ Dean konnte Sam nun nicht mehr am Boden halten. Er war im Bruchteil einer Sekunde auf den Beinen und schritt bedrohlich auf Kara zu. Wow. Sammy ist wirklich gewachsen, dachte sie und schreckte leicht zusammen, als er ihr näher kam, doch letztlich hatte Dean sich auch erhoben und hielt Sam zurück.
 

„Du solltest jetzt besser auf dein Zimmer gehen“, meinte Dean und sah sie mit einem finsteren Blick an. Das musste man ihr nicht zwei Mal sagen. In Windeseile war sie in ihrem Zimmer verschwunden. Das war ziemlich gut gelaufen, wie sie fand. Sie hatte Sam bis aufs Blut gereizt. Das hatte ihr gefallen und Dean hatte sie vor ihm geschützt. So egal konnte sie ihm also nicht sein. Wunderbar. Ab morgen würde sie sich dann daran machen Dean von Sams ungesundem Einfluss zu befreien und ihn für sich zu gewinnen. Sie wusste nicht mal was schöner werden würde, Dean zu bekommen oder ihn Sam wegzunehmen.
 

Nachdem sie gegangen war schloss Dean Sam beruhigend in die Arme.

„Wie kannst du so ruhig bleiben? Sie hat mir eben praktisch den Tod gewünscht und Jenny als Arsch-Baby bezeichnet.“

„Hey, ich würde sie auch gerne erwürgen, aber sie ist ein Mensch und eine Frau und wir töten weder das eine noch das andere, verstanden?“

„Sie … Gott! Sie macht mich so wütend. Ich hasse sie.“

„Versuch sie einfach zu ignorieren, sonst überträgt sich der ganze Stress noch auf Jenny.“ Er sah zu dem Mädchen hinunter, dass sie mit großen Augen ansah und ihnen das Bilderbuch hinhielt. Dean legte Sam seine Hand in den Nacken, um ihn zu einem Kuss heranzuziehen. Als sie sich wieder lösten, sagte er:

„Alter dein Nacken und deine Schultern sind total verspannt.“
 

„Das kommt nun mal davon, wenn man in der Hocke steht und den Kopf komisch hält, um die Buchtitel lesen und die Bücher sortieren zu können. Außerdem trägt Bilderbuchlesen im Schneidersitz und dem Buch, wegen der Kleinen, nicht gerade auf Augenhöhe, das übrige dazu bei“, erklärte Sam und schmiegte sich an Dean.

„Hey, ich habe eine Idee. Warum gehst du nicht schnell duschen. Ich bring Jenny ins Bett und dann massiere ich dich, so gut ich das als nicht gelernte Masseur-Kraft hinkriege? Dann kann ich auch gleich das Massageöl ausprobieren, das ich gekauft hab. Na, hört sich das gut an?“

„Dean Winchester, habe ich dir schon mal gesagt, dass ich dich liebe?“ Er sah ihn dankbar an.

„Ja, ich meine diese schmalzigen drei Wörter schon mal von dir gehört zu haben.“

„Schmalzig? Von wegen. Du stehst drauf, wenn ich es sage.“

„Hm … wenn ich es mir recht überlege … ja, kann sein.“

„Idiot,“ murmelte Sam ihm gegen den Hals.

„Gib Jenny einen Gute Nacht Kuss und dann unter die Dusche mit dir.“

„Du musst ihr erst noch die Zähne putzen.“

„Oh, stimmt. Gut, dass du mich dran erinnerst, dann lass uns mal zusammen ins Bad gehen.“
 

Im Bad angekommen, zog Sam sich aus und stieg sofort unter die Dusche. Dean kontrollierte ihre Windel und zog Jenny ihren Schlafanzug an, ehe er ihr die Zähne putzte. Anschließend schob Dean den Duschvorhang leicht zur Seite und hielt Sam seine Tochter hin, damit er ihr einen Gute Nacht Kuss geben konnte.

„Schlaf schön Kleines“, sagte er, ehe er den Kopf wieder unter die Brause hielt.

„Bis gleich Sam.“ Dean verließ das Bad und traf auf dem Flur auf Bobby.

„Hey, ich wollte nur fragen, ob ihr noch was braucht.“

„Nein, wir haben alles. Du hast ja sogar frische Handtücher ins Bad gelegt. Du bist wirklich ein sehr guter Gastgeber, ich bin sicher Marcy…“

„Fang nicht schon wieder damit an oder willst du, dass ich dich an die Luft setze?“

„Okay, okay. Ich werde mich nicht mehr einmischen. Nur eins noch.“

„Und das wäre?“

„Sam, Jenny und ich, wir … wollen dein Bestes und wir wissen, dass du Marcy magst und sie mag dich auch. Ich kann verstehen, warum du nichts unternehmen willst, aber du solltest dir deine eigene Chance auf etwas Glück nicht entgehen lassen. Überleg dir einfach, ob sie es nicht vielleicht doch Wert ist, etwas zu riskieren.“

„Unglaublich. Du musst zuviel Oprah gesehen haben,“ murmelte Bobby. Er gab Jenny einen kurzen Kuss auf die Wange und ging die Treppe runter. Sein Zusammensein mit Sam schien den älteren Winchester auf jeden Fall weicher gemacht zu haben. So viel hatte er ihn noch nie über Gefühlskram reden hören. Liebe schien wohl auch den härtesten Mann wenigstens ein klein bisschen rührselig zu machen. Er würde jetzt noch einen Kaffee machen und weiter nach dem Ritual zum Entsorgen der Geige suchen. Ein paar Bücher dazu hatte er bereits gefunden.
 

Als Dean Jenny ins Bett legte, gähnte sie bereits und verzog dabei unwiderstehlich niedlich ihr kleines Gesicht.

„Hast du es bequem Kleines? Ich wette du wirst in dem Bett, dass Bobby dir hergerichtet hat wunderbare Träume haben.“ Er gab ihr ihre Stoffschildkröte und einen Gute Nacht Kuss. Dabei sog er den wunderbaren Babyduft ein. Das sollte man mal als Duftbäumchen für Autos herstellen. Vielleicht würde das Teenager abschrecken, ungeschützten Sex im Auto zu haben. Man war er gut. Er sollte seine innovativen Ideen landesweit vermarkten.

„Du riechst so gut, wenn deine Windel nicht voll ist.“ Das Mädchen hatte sich an ihr geliebtes Plüschtier gekuschelt und war bereits dabei ins Traumland abzudriften. Mit ihrer kleinen Sabberschnute hatten sie es echt gut getroffen. Wenn es ans Schlafen gehen ging, machte sie ihnen so gut wie nie Probleme. Er konnte nur beten, dass das in Zukunft auch so blieb.

„Schlafgut.“ Mit diesen Worten ging er zur Tür, schaltete das Licht aus und schloss dann die Tür hinter sich.
 

Er ging in ihr Schlafzimmer und suchte in seinem Seesack nach der schwarzen Tüte mit seinen Sexshop Erwerbungen. Schließlich fand er sie und er holte das Massageöl hervor. Danach musste er aber erstmal die dabei raus gewühlten Socken wieder rein stopfen. Er setzte sich dann aufs Bett, öffnete das Fläschchen und hielt es sich unter die Nase. Oh ja, definitiv Apfelkuchen. Damit würde Sam dann ultimativ zum Anbeißen sein. Er stellte das Massageöl auf das kleine Beistelltischchen zwischen den beiden Betten und wartete dann auf seinen Bruder. Dieser schien sich beim Duschen allerdings reichlich Zeit zu lassen. Endlich nach zehn Minuten Wartezeit betrat er in Schlafshorts und einem Handtuch um die Schultern das Zimmer.

„Da bist du ja endlich. Ich dachte schon dich hätte was in den Gulli gezogen.“

„Hey, Bobby hat keinen Fön und wenn ich mit meinen Haaren bei der mir versprochenen Massage nicht das Bett voll tropfen soll, muss ich sie ja wenigstens halbwegs trocken rubbeln.“

„Okay, eins zu null für dich. Wer will schon auf ´nem nassen Kissen schlafen.“ Er stand auf, ging zu Sam, zog ihn in seine Arme und küsste ihn sanft.

„Hey, du hattest mir eine Massage versprochen, keine Rum-Mach-Session.“

„Kein Unterschied. Flach legen werde ich dich so oder so.“ Er grinste, zog Sam zum Bett und schupste ihn dann darauf.
 

„Leg dich auf den Bauch, dann bekommst du deine Massage.“ Der Jüngere tat wie ihm geheißen. Als Dean davon überzeugt war, dass Sam bequem und entspannt vor ihm lag, griff er nach dem Massageöl und gab eine ordentliche Portion davon in seine Hände und zielte damit sogleich auf Sams Schultern ab.

„Hey, willst du das Zeug nicht erst mal in deinen Händen warm werden lassen?“

„Selbsterwärmend, schon vergessen.“

„Oh, na dann fahre fort.“ Mit sanften Berührungen und Streicheleinheiten verteilte Dean nun das Massageöl auf der ebenen, weichen Haut von Sams Rücken. Anschließend wurden seine verhärteten Muskelpartien von dem Älteren geknetet, gewalkt und gerieben.

„Gott Dean! Das fühlt sich fantastisch an.“

„Schön und so langsam wirst du zu Butter in meinen Händen.“ Er beugte sich vor und verteilte kleine Küsse auf Sams Halspartie.

„Ich hab mir überlegt, da du gesagt hast, dass wir keine Menschen töten, da könnten wir Kara vielleicht Abführmittel in den Kaffee kippen und das Klo zu kleben und das Toilettenpapier verschwinden lassen“, schlug Sam vor.

„Sammy, Kara weckt echt das Schlechteste in dir. So fiese Pläne bin ich gar nicht von dir gewohnt.“

„Sagt der Mann, der dem Maskottchen-Freak 20 Ekelpizzen nach Hause liefern lassen wollte.“

„Er hätte es verdient gehabt.“

„Kara auch.“

„Ja, aber überleg mal. Wer macht dann die ganze Sauerei weg?“

„Ups, da hast du auch wieder recht.“

„Ich bin halt der Ältere von uns beiden und hab dir daher so einiges voraus. Mann, riechst du jetzt lecker.“
 

Er küsste Sam an der Stelle unter seinem Ohr, die ihn zum Erzittern brachte. Er war nun vollkommen entspannt und schon leicht schläfrig. Deans Küsse weckten seinen Unterleib wieder auf, was in dem Moment von Sam eigentlich nicht gewünscht war. Er wollte sich gleich nur noch an Dean kuscheln und schlafen.

„Wenn du so weiter machst, bohrt mein wachsender Ständer gleich ein Loch in die Matratze.“

„Dann dreh dich doch um und ich kümmere mich auch noch um deine Forderseite.“

„Ne, mach lieber Schluss. Ich lieg hier gerade so gemütlich.“

„Geht’s dir gut?“ Er verrieb abschließend zärtlich die Überreste des Öls.

„Mhm…mir geht’s wunderbar.“

„Kuss?“

„Ja, den hast du dir redlich verdient.“ Sam drehte seinen Kopf zur Seite und nahm Deans Lippen in Empfang. Der Kuss wurde durch ein leichtes Magenknurren seitens Deans gestört.

„Du kannst doch nicht schon wieder Hunger haben.“

„Ich kann nichts dafür. Du riechst halt so appetitlich. Ich glaub ich geh runter und gönn mir noch ein Stück Pfirsich Cobbler. Soll ich dir ein Stück mitbringen?“

„Nein, aber wenn Bobby Eiscreme im Gefrierschrank hat, würde ich dazu nicht nein sagen,“ meinte Sam. Dean lachte.
 

„Das bezweifle ich, Sammy. Bobby ist für mich nicht der Häagen Dazs Typ.“

„Na dann nicht, aber wenn du wieder kommst, dann küss mich, denn du schmeckst nach dem Verzehr von Kuchen immer so schön süß.“

„Oh Sammy! Du hast ja doch einen süßen Zahn und ich weiß jetzt auch, wie du deine Kalorien sparst. Hm … vielleicht bring ich was von der Sahne mit und wir probieren noch das Schokoladenbodypainting aus“, sagte Dean und wackelte mit den Augenbrauen.

„Küssen reicht mir heute. Deine super Massage hat mich schläfrig gemacht, außerdem will ich das Bobbys Laken lieber nicht zumuten.“

„Spielverderber, aber okay, mit Küssen kann ich leben und wir wollen es uns mit Bobby ja nicht verscherzen.“ Er gab Sam kurz einen Kuss auf die Stirn und machte sich dann auf den Weg nach unten in die Küche.
 

Von der Treppe aus hörte er Kara und Bobby im Wohnzimmer diskutieren. Er brauchte kein Hellseher zu sein, um zu wissen, was ihr Streitthema war. Es ging um Sam und ihn.

„Zwei Männer Bobby, das ist doch krank und der leichte Inzest-Touch macht es nur noch abartiger. So was solltest du in deinem Haus nicht dulden.“

„Und wer bist du bitte schön, dass du dir einbildest, ich würde mir von einem dummen Kücken wie dir was sagen lassen? Das ist mein Haus und wen ich hier wohnen lasse, ist meine Sache. Die beiden Jungs sind mir wichtig und es ist mir egal, was sie wann mit wem treiben. Wenn es für dich ein Problem ist, mit den beiden unter einem Dach zu wohnen, kannst du gerne deine Sachen packen und gehen. Du weißt ja, wo die Tür ist.“

Also da hatte sich Kara fast verzockt. Sie wollte auf keinen Fall ausziehen und eigentlich hatte sie es auch nicht so gemeint, dass Bobby die Jungs rausschmeißen sollte. Sie hatte nur gehofft, dass Bobby die beiden vielleicht zwingen, könnte in unterschiedlichen Zimmern schlafen zu lassen, sodass sie leichter an Dean ran kommen konnte, aber die übertriebene Loyalität des älteren Jägers gegenüber den Winchesters machte ihren Plan zunichte.

„Okay, okay. Ich will nicht gehen, also werde ich mich bemühen, darüber hinweg zusehen.“

„Ich hoffe, du hältst dich da auch dran und noch was. Ich habe vorhin mitbekommen, wie du wie eine aufgebrachte Furie mit Dean und Sam gesprochen hast. Solltest du je in meiner Gegenwart ihnen gegenüber ausfällig werden, dann schmeiß ich dich achtkannt raus und vertreib dich wenn nötig mit meiner Lieblingsschrotflinte von meinem Hof. Haben wir uns verstanden?“ Kara nickte und verschwand aus dem Zimmer.
 

Dean war derweil die restlichen Stufen hinunter gekommen und war in die Küche geschlüpft, aber auch von dort hatte er den Rest der Unterhaltung der beiden noch mitbekommen. Es war schön zu wissen, dass Bobby voll auf ihrer Seite stand, das war schließlich nicht unbedingt selbstverständlich und Kara hatte es verdient von dem älteren Jäger so zur Schnecke gemacht zu werden. Er hörte wie jemand – höchstwahrscheinlich Kara, die Treppe hoch ging, und wand sich dann dem Grund zu, weswegen er überhaupt nach unten gekommen war. Er holte sich ein mittelgroßes Stück Cobbler aus dem Kühlschrank, verteilte noch etwas Sahne darauf und ließ sich seinen – er sah auf die Uhr, es war nicht mal ganz zehn – Vormitternachts-Snack schmecken. Als er fertig war, vergewisserte er sich, dass Bobby kein Eis im Haus hatte und tatsächlich war eismäßig Fehlanzeige in dessen Eisfach. Aber was war das ganz hinten? In eine dicke Eisschicht eingebettet lag da ein uraltes Eis am Stiel. Uralt deshalb, weil Dean wusste, dass die Firma vor gut zehn Jahren Pleite gemacht hatte. Es musste also ein Überrest aus einem ihrer letzten „Ferien“ bei Bobby gewesen sein. Ob er das Sam noch vorsetzen konnte? Besser nicht. Er beließ die Erinnerung an ihre Jugend, wo sie war, und nahm stattdessen eine Flasche Wasser für den Jüngeren mit nach oben.
 

Sam hatte mittlerweile seine Position auf dem Bett geändert und saß nun ans Kopfende gelehnt mit einem Buch in der Hand.

„Hey, ich hab dir Wasser mitgebracht.“

„Danke“, sagte Sam und lächelte Dean an. Dieser quetschte sich neben seinen Bruder ins Bett und berichtete kurz, was er unten mit angehört hatte.

„Ich hoffe, sie wird noch mal ausfällig. Ich würde nämlich zu gern sehen, wie Bobby sie mit der Schrotflinte vom Schrottplatz jagt. Würde ihr nur Recht geschehen.“

„Wusste gar nicht, dass du so schadenfroh sein kannst.“

„Baby, was du nicht über mich weißt, könnte ein Buch füllen“, sagte Sam und versuchte dabei cool rüber zukommen.

„Ja, vielleicht, aber im Gegensatz zu der Enzyklopädie, mit dem was ich über dich weiß, kommt dein mickriges Büchlein ja fast schon wie ein lustiges Taschenbuch rüber.“ Sam rollte mit den Augen, auch wenn Dean da nicht so ganz Unrecht hatte.

„Apropos Bücher. Was liest du denn da?“

„Vonnegut’s Schlachthof 5.“

„Hey, das ist doch eins von meinen. Ich hab es dir zigmal angeboten, aber du wolltest es nie lesen.“ Dean erinnerte sich, wie er in einem Sommer notgedrungen das Bett hüten musste, weil er sich bei einer Jagd in der ersten Ferienwoche ein paar Rippen angeknackst hatte. John hatte dann seine beiden Söhne bei Bobby abgesetzt, weil sie ihn nur aufhielten, und war alleine losgezogen. Da er sich mit Sam nicht draußen rum treiben konnte, hatten sie in dem Sommer Unmengen von Büchern verschlungen, von denen einige noch in dem kleinen Regal an der Wand standen.
 

„Ja, war damals nicht mein Ding, aber ich dachte, ich könnte dem Buch noch mal eine Chance geben.“

„Na dann lies mir, doch was vor“, sagte, Dean und lehnte sich an ihn.

„Ist das dein Ernst?“

„Ja natürlich. Komm schon, immerhin hab ich dir, als wir im Musterhaus gewohnt haben, da hab ich dir auch die Geschichte mit der Maus und den Keksen erzählt, zum Einschlafen.“

„Okay, les ich dir halt was vor. Muss ja in Übungen bleiben für Jenny.“ Er schlug die Seite wieder auf und begann zu lesen.

„Billy wurde 1922 in Ilium, im Staat New York, als einziges Kind eines dortigen Friseurs geboren. Er war ein komisch aussehendes Kind, das ein komisch aussehender junger Mann wurde – groß und schwach, und mit einer Gestalt wie eine Coca-Cola-Flasche. Er absolvierte die höhere Schule von Ilium und besuchte dann ein Semester die Abendkurse der Iliumer Schule für Brillenoptik, bevor er zum Militärdienst im Zweiten Weltkrieg eingezogen wurde. Sein Vater war bei einem Jagdunfall während des Krieges ums Leben gekommen. So geht

das.“ *
 

Nach Sex war das hier im Moment die zweitbeste Art den Abend ausklingen zu lassen. Es war richtig gemütlich und von ihm aus könnten sie aus dem Vorlesen ein abendliches Ritual machen. An Sams Schulter geschmiegt, lauschte er weiter Sams Lesung. Nach etwa 30 Seiten gähnte Sam. Dean schmunzelte und meinte:

„Ich glaub das war genug für heute. Zeit zum schlafen.“

„Das hast du früher auch immer gesagt.“ Sam lächelte und legte das Buch zur Seite. Sie rutschten etwas nach unten und kuschelten sich in die Kissen. Wenn Deans Kissen aussah wie Sam, wen störte es? So groß war das Bett nun mal nicht. Sam löschte das Licht, legte seinen Arm um den Kleineren und kraulte eine Weile liebevoll dessen Kopf.
 

Für ein paar Minuten sagten beide nichts, schließlich ergriff Dean aber noch einmal das Wort.

„Sammy? Schläfst du schon?“ Als Antwort bekam er ein gegähntes nein.

„Weißt, du was ich vorhin gemeint habe, dass ich gerne Jennys Vater wäre, dass hab ich Ernst gemeint.“ Ein erneutes Gähnen von Sam.

„Du bist ihr Vater.“

„Nein, ich meine ihr richtiger, leiblicher Vater. Ich … ich habe nie übers Kinderkriegen nachgedacht, bis Jenny in unser Leben getreten ist und das mit uns passierte.“

„Worauf willst du hinaus?“

„Ich … hätte gerne Kinder mit dir“, kam es leise von Dean. Sam lachte.

„Lach nicht. Ich mein das ernst. Ja, ich weiß, es ist nicht möglich, aber ich finde, du solltest wissen, dass wenn es möglich wäre, du die einzige Person bist, mit der ich Geschwister für Jenny haben wollen würde.“

„Ah, das ist süß von dir … Au!“ Dean hatte ihn gekniffen.

„Nicht das böse s-Wort, schon vergessen?“

„Dein Kneifen ändert nichts, aber ja, wenn es möglich wäre, dann wäre es mir eine Ehre, wenn du Jenny ein Geschwisterchen austragen würdest.“

„Du bist das Mädchen, du trägst es aus.“ Sam rollte mit den Augen, so langsam nervte es ihn.

„Egal, es hilft ja nichts, über ungelegte Eier zu reden. Wir können beide keine Kinder kriegen. Schlaf gut, Dean.“

„Ich liebe dich, Sammy.“

„Ich liebe dich auch, Baby.“ Ja, es war leider nicht möglich, aber das änderte nichts daran, dass Sam in dieser Nacht von einem frechen, aufgeweckten kleinen Jungen mit braunem Wuschelhaar, grünen Augen und Grübchen träumte.
 

*= Original Textauszug aus dem Buch

Friedensangebot

Weil ich nicht weiß, ob ich morgen zum posten komme, gibt es heute schon das neue Kapitel. Vielleicht lässt der Osterhase ja am Montag noch ein neues Kapitel da

sdsdsdsdsdsdsdsdsdsdsdsdsdsdsdsdsdsdsds
 

Es war eine sehr erholsame Nacht für die beiden Brüder, besonders Sam wurde mit schönen Träumen für den Schlimmen in der Nacht zuvor entschädigt und niemand war trotz des schmalen Bettes hinausgefallen. Auch Jenny schien sich in der neuen Umgebung wohlzufühlen und hatte die Nacht durchgeschlafen. Am nächsten Morgen wurde Dean als Erster wach. Er betrachtete den noch schlafenden Sam und konnte mal wieder kaum fassen, wie viel Glück er doch hatte, dass er mit ihm zusammen sein konnte. Er schmiegte sich noch näher an ihn und vergrub seine Nase in dem gut duftenden, dichten Wuschelhaar des Jüngeren. Zum Glück hatte Sam jetzt wieder sein richtiges Shampoo, dachte Dean, der sich an den Tag bei Theresa und Nelson erinnerte, wo Sam dieses so fremde, nach Blumen riechende Shampoo verwendet hatte. Er liebte Sam über alles. Langsam strichen seine Lippen über die geschmeidige Haut an Sams Nacken.

„Mhm…“ Der Sammyduft war für ihn einfach unwiderstehlich und signalisierte Liebe, Geborgenheit und auch etwas Heimeliges. Er verteilte nun kleine Küsschen über Sams Nacken und Hals und arbeitete sich dann bis zu den Schultern. Er wusste, dass der Größere mittlerweile wach war. Er merkte es daran, dass er deutlich spüren konnte, dass Sams Herzschlag schneller geworden war und auch seine Atmung, das Heben und Senken seiner Brust sich leicht beschleunigt hatte.
 

„Morgen“, murmelte Sam verschlafen. Es war gerade laut genug gesprochen, dass Dean es verstehen konnte. Er gab Sam als Morgenbegrüßung einen kleinen Kuss auf die Wange.

„Ich hatte einen tollen Traum von einem Strand auf Jamaika und du und ich waren im klaren Wasser und haben mit Jenny rumgealbert. Wir sollten das unbedingt wahr werden lassen, wenn Jenny älter ist.“ Dean lächelte gegen die weiche Haut, die er immer noch küsste. Er streichelte nun auch noch zärtlich über Sams Seite.

„Klar, wenn du ein Boot findest, das uns hinbringt, bin ich dabei.“ Fliegen stand also noch immer außer Frage, dachte Sam, aber hey, vielleicht gab es bis dahin Beam-Geräte. Dean küsste sich weiter an Sam entlang und bewegte sich dabei, sodass er schließlich teilweise über Sam lag. Dann endlich konnte er seinem Kleinen einen richtigen Kuss geben. In den Kuss hineinstöhnend, strich Dean mit seiner Hand durch Sams Haar und glitt über dessen Körper, bis er seine Hüften über Sams positioniert hatte. Er genoss Deans Kuss.
 

„Ich liebe das“, flüsterte der Ältere gegen seine Haut und drückte sein Becken gegen Sams. Dieser verlagerte seine Hüften, um Deans aufreizenden Berührungen zu entkommen. Er wusste ganz genau, auf was der Kleinere aus war. Er hatte zwar selber gesagt, sie konnten die Light-Version ihres normalen Sexprogramms abspulen, aber es war schon hell draußen und Bobby wahrscheinlich schon wach. Es gab nur das Bad hier oben und der ältere Jäger sollte bei seiner Morgentoilette nicht gerade an ihrem ersten Morgen hier ihr lustvolles Stöhnen als Hintergrundgeräusch zu hören kriegen. Sam fasste Dean bei den Schultern, sodass er ihn ein wenig von sich weg schieben konnte. Der Ältere gab ein unzufriedenes Brummen von sich und so entschädigte er ihn dadurch, dass er ihren Kuss vertiefte, denn Dean zu küssen war einfach die tollste Art den Tag zu beginnen. Dies faste sein Partner allerdings als Einladung auf, seine Hüften wieder gegen die seinen zu pressen. Sam seufzte.

„Wie spät ist es?“ Dean ließ kurz von Sam ab und warf einen Blick auf seine Armbanduhr.

„Viertel vor neun“, antwortete er ihm dann und küsste sich dabei seinen Weg zurück zu Sams einladenden Lippen.
 

Als er mit seiner Zunge auf Erkundung gehen wollte, meinte Sam:

„Dann sollten wir aufstehen, ehe Bobby hoch kommt, um uns zu wecken.“

„Sammy, du weißt doch, wie Bobby uns immer weckt, mehr als ein Brüllen aus der Küche wird es nicht geben.“

„Trotzdem, wer weiß schon ob er in der Hinsicht nicht plötzlich netter geworden ist.“ Er machte Anstalten aufzustehen.

„Nein, bleib hier“, hielt er Sam zurück. Er grinste anzüglich, vereinigte seine Lippen erneut mit Sams und rieb sachte seinen Unterleib gegen Sams. Und was er da zwischen seinen Beinen spürte, war garantiert keine Taschenlampe.

„Oh, da freut sich aber jemand mich zu sehen“, shakerte Dean.

„Dean“, hauchte der andere ihm erregt gegen den Nacken. Ja, er war hart verdammt, aber wer wäre das nicht, wenn er mit Dean auf so engem Raum solch zärtlicher Berührungen ausgesetzt wäre? Sam hatte sich dessen eigentlich schnell im Bad annehmen wollen, doch Dean hatte anscheinend etwas anderes geplant.

„Ich kann dich doch damit nicht über den Flur laufen lassen, was wenn Bobby dich so sieht.“

Da hatte Dean nun auch irgendwie recht.

„Sam?” Er sah ihm tief in die Augen und leckte sich sinnlich über die sündigen Lippen.

„Ja, ja okay. Küss mich. „Gott, Dean war einfach zu verführerisch. Wenn sie leise blieben, würde das schon gut gehen.
 

Sam drückte sich Dean entgegen und nahm dessen Mund in Beschlag. Seine Zunge preschte vor und bat um Einlass, den der Ältere ihm auch sofort gewährte. Ha, verführungstechnisch hatte er also doch noch was drauf, schoss es Dean durch den Kopf. Und so küssten sie sich, während sie unaufhörlich ihr Hüften kreisen ließen und sich stetig aneinander rieben. Das schmale Bett hatte so seine Vorteile, sie konnten sich so ohne viele Bewegungen unglaublich nah sein. Es war genau so schön wie Sam es sich während ihrer Wette bei Nelson und Theresa im schmalen Gästebett vorgestellt hatte. Beide genossen die zärtlichen Küsse und Berührungen. Der mit einem sanften, leisen Aufstöhnen folgende Orgasmus war nur das Tüpfelchen auf dem I. Es war wirklich schön gewesen, aber der Nachteil war nun, dass, da sie beide in ihren Shorts gekommen waren, Sam sich mit Feuchtgebieten zwischen den Beinen aus dem Bett wühlen musste. Dean war nach dem Höhepunkt zur Seite gerutscht und wieder eingenickt. Sam sah zu ihm herab. Dieser Mann sah schlafend einfach unglaublich niedlich aus. Er schmunzelte und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Stirn, ehe er seine frischen Klamotten zusammen raffte und ohne gesehen zu werden im gegenüberliegenden Badezimmer verschwand.
 

Es war nach neun. Bobby war schon seit über einer Stunde wach. Er hatte Frühstück vorbereitet und sein Magen knurrte langsam. Es war also höchste Zeit, dass er seine restlichen Hausgäste weckte, sonst würde alles kalt werden. Kara hatte sich bereits vor einer viertel Stunde am Kaffee bedient und war losgefahren, um wie üblich Ausgaben aller in der Stadt erhältlichen Tageszeitungen zu besorgen, die sie anschließend auf mögliche Fälle hin prüfen wollte. Vielleicht konnte sie Dean ja überreden mit ihr einen Fall zu übernehmen, wenn sie einen fand. Sam würde sicher mit dem Balg hier bleiben. Dean war ja auch alleine nach Boston gekommen. Bobby ging die Treppe rauf und rief dann ziemlich laut:

„ZEIT ZUM AUFSTEHEN! ES GIBT FRÜHSTÜCK. WENN IHR NICHT IN 15 MINUNTEN UNTEN SEID, ZERRE ICH EUCH SELBST AUS DEM BETT. UND IHR HABT DANN BESSER WAS AN, WENN EUCH EUER LEBEN LIEB IST.“ Dann ging er in Jennys Zimmer. Da die Jungs sich selber fertigmachen mussten, wollte er versuchen sich um sein Patenkind zu kümmern. Die Kleine fing gerade an zu schreien, als er hereinkam. Das Gebrüll eben schien ihr ganz und gar nicht gefallen zu haben.

„O-by?“ Sie sah ihn überrascht an. Sonst holte sie immer einer ihrer Väter aus dem Bett.

„Yap, ich bin es. Wollen doch mal sehen, ob wir dich heute Morgen auch ohne Sam und Dean fit machen können. Zuerst die Windel.“ Er hob Jenny aus dem Bett und Jenny brach ihr Gejaule ab. Ihr O-by war fast so gut wie ihre Väter, fand sie. Er legte sie auf die Wickelkommode und stellte erleichtert fest, dass die Kleine nur nass war. Er fand, dass er sich diesmal schon wesentlich geschickter anstellte als beim ersten Mal. Diesmal bestand die höchste Schwierigkeit sie aus dem stramplerähnlichen Schlafanzug zu bekommen. Die Creme stand weit weg von Jenny, aber trotzdem krallte sie sich wieder an seinem Bart fest. Sie fand das einfach lustig und giggelte, während er versuchte sich von ihr zu befreien. Ganz schön fester Griff, für so eine halbe Portion, dachte Bobby.

„Au, hey lass das. Wir wollen hier doch vorankommen.“

„Kitzel sie, das hilft. Macht Sam auch immer, wenn sie sich seine Haare schnappt“, sagte Dean müde. Bobby erschrak unmerklich. Wo war der denn jetzt hergekommen?
 

So schnell wie gerade eben war Deans Körper noch nie von der Waagerechten in die senkrechte gekommen. Bobby hatte echt ein lautes Organ. Genau, wie er es vorausgesagt hatte, hatte ihr väterlicher Freund sie nicht nett und freundlich geweckt, sondern sie wach gebrüllt. Dean stieg langsam aus dem Bett und wollte eigentlich ins Bad, aber Sam stand noch mitten im Raum und zog sich an, daher ging er gleich wieder rückwärts aus dem Bad und verkniff sich den morgendlichen Klobesuch, bis Sam fertig war. Dann hörte er Bobby in Jennys Zimmer mit ihr sprechen und betrat unbemerkt das Zimmer. Er erkannte, dass der ältere Jäger Hilfe gebrauchen konnte und so hatte er ihm diesen Tipp gegeben.

„Kitzeln? Na gut, wollen wir es mal probieren.“ Bobby setzte Deans Ratschlag in die Tat um. Das kleine Mädchen lachte und ließ seinen Bart tatsächlich los. Er würde ihn nachher mal ein bisschen trimmen, um auf Nummer sicher zu gehen. Dean war neben ihn getreten und beugte sich zu Sams Tochter hinunter, um ihr einen guten Morgen Puste-Kuss auf den Bauch zu geben, was ihr Lachen noch mehr entfachte.

„Soll ich sie fertigmachen?“, fragte Dean den anderen.

„Nein, ich hab das angefangen, also bring ich es auch zu Ende. Nicht wahr Jenny, wir zwei schaffen das auch ohne Dean.“

„Okay. Unterwäsche und Söckchen sind in der obersten Schublade und die restlichen Klamotten in den anderen beiden“, informierte er den älteren Jäger und trat dann zurück, um Bobby sein Werk vollenden zu lassen. Bobby sah ihn stirnrunzelnd an.
 

„Was? Gibt’s ein Problem?“

„Nein, ich hätte nur nicht gedacht, dass du jemals Worte wie Söckchen sagen würdest.“

„Doch, doch. Dean ist jetzt voll auf der Verniedlichungsschiene. Den ganzen Tag … Fingerchen, Händchen …“ Deans bitterböser Blick ließ Sam, der eben angezogen ins Zimmer gekommen war, verstummen.

„Pass auf, dass ich dir mit meinem Füßchen nicht in dein Ärschchen trete.“ Bobby lachte amüsiert auf.

„Okay … ich denke, ich werde dich füttern müssen, um dich wieder gnädig zu stimmen.“

„Frühstück ist schon fertig. Geht doch schon mal runter. Ich komm mit Jenny gleich nach.“

„Ja Sam, geh runter und gieß mir Kaffee ein. Ich mach mich nur noch kurz frisch.“ Mit diesen Worten verschwand Dean im Bad.

„Kommst du mit ihr zurecht?“

„Das ist ein kleines Mädchen, keine Quantenphysik. Ich komm schon klar. Hey, wo willst du denn hin?“ Er schnappte Jenny, die drauf und dran war zum Rand der Kommode zu krabbeln.

„Sie hat eine leichte Ausbüchs-Tendenz manchmal.“

„Ach echt? Da wäre ich jetzt gar nicht drauf gekommen Sherlock.“

„Ich wollt es dir ja nur gesagt haben. Bis gleich ihr zwei.“ Er trat zu ihnen heran und gab Jenny einen Kuss auf die Stirn.

„Und du sei lieb zu deinem Onkel Bobby.“

„Jetzt geh schon. Ich brauch keinen Aufseher.“ Schmunzelnd ging Sam aus dem Zimmer und die Treppe runter in die Küche.
 

Bobbys Vorstellung von einem ordentlichen Frühstück hatte ziemlich viel mit der von Dean gemeinsam und so gab es Eier mit Speck, für die Anwesenden mit den zweiten Zähnen und Toast mit Marmelade für Jenny.

„Und was habt ihr heute vor?“, erkundigte sich Bobby, der davon ausging, dass die beiden nicht bei ihm waren, um zu jagen.

„So ein Irrer hat vor ein paar Tagen den Lack am Impala zerkratzt. Das muss ich ausbessern.“

„Was für ein Frevel. Lebt der Typ noch?“ Er wusste, wie sehr Dean an seinem Wagen hing.

„So gerade eben noch.“ Sam erzählte ihrem väterlichen Freund von der Racheaktion.

„Ganz schön fies.“

„Er hat es verdient“, vertrat Dean vehement seinen Standpunkt.

„Na, wenn du das sagst.“

„Ich werde nachher mal Nelsons Bruder anrufen und mich erkundigen, wie sich die Sache entwickelt hat“, sagte Sam.

„Sag mal Bobby, hast du gestern Abend noch ein Ritual für die Fidel gefunden?“, wollte Dean wissen. Bobby schluckte den Rest Kaffee aus seiner Tasse runter eher er antwortete.

„In der Tat, allerdings muss ich dafür noch ein paar Besorgungen machen.“

„Super, dann werden wir das Ding endlich los. Nach Jennys Geburtstag können wir sicher jeden weiteren Platz im Impala gebrauchen.“

„Dean, so viele Geschenke wird sie nun auch nicht kriegen. Ich meine sie hat doch alles, was sie braucht.“

„Tja, da magst du recht haben, aber irgendwas sagt mir, dass Bobby von der Verwöhner-Fraktion ist. Jenny hat ihn voll um ihren kleinen Finger gewickelt.“

„So ein Blödsinn“, stritt Bobby ab. Die beiden Brüder sahen ungläubig zu dem älteren Jäger hinüber, dieser verdrehte die Augen.
 

„Okay, vielleicht hab ich das eine oder andere kleine Präsent.“

„Hast du gehört Kleines? Onkel Bobby hat das eine oder andere kleine Präsent für dich. Das ist schon mehr als wir je zum Geburtstag bekommen haben“, sagte Sam und klang ein wenig verdrießlich.

„Hör nicht auf ihn Jenny, dein Vater übertreibt.“

„Mach ich nicht.“

„Hey, dieses Jahr habe ich dir ein Bier spendiert und dich beim Billard gewinnen lassen.“ Er hatte ihm auch eine der beiden Frauen, mit denen er schließlich die Bar verlassen hatte, angeboten, aber Sam hatte mit einem fassungslosen Kopfschütteln abgelehnt. Rückblickend betrachtet waren das die letzten Frauen mit denen Dean, was hatte, bevor er einige Wochen später mit Sam zusammen gekommen war.

„Das ist nicht das gleiche wie ein richtiges Geburtstagsgeschenk.“ Zwar hatte er immer von Dean kleine Gesten bekommen zum Geburtstag, aber das war nichts im Vergleich zu dem, was normale Leute für Geburtstagsgeschenke hielten. Jenny sollte beides haben.

„Ich bitte euch, ihr habt noch so viele Geburtstage vor euch, da könnt ihr euch in Zukunft mit Geschenken überhäufen“, meinte Bobby und machte sich daran den Tisch abzuräumen.

„Lass mich das machen, Bobby“, bot Sam seine Hilfe an.

„Ja, lass Sam das machen. Er spielt gerne Haushälter. Immer so ordentlich der Kleine.“

„Weißt du Bobby, ich hab das ja nur angeboten, weil ich weiß, dass ich mit Deans Hilfe alles viel schneller erledigen kann“, sagte Sam mit einem süffisanten Grinsen.
 

Bobby hatte sich daraufhin noch einen Kaffee genommen, hatte sich Jenny auf den Schoss gesetzt und hatte dabei zugesehen, wie Dean missmutig erneut seine Hände in Spülmittel badete, während Sam die restlichen Sachen vom Tisch räumte, den Tisch abwischte und schließlich abtrocknete und das Geschirr wegstellte.

„Das hast du gut gemacht und ich musste dir nicht mal mit der Spülbürste einen überziehen“, sagte Sam und tätschelte neckend Deans Kopf. Bobby lachte. Mit den Winchesters im Haus kehrte endlich mal wieder Leben in diese vier Wände.

„Kann ich jetzt endlich am Impala arbeiten oder brauchst du mich noch für irgendwelche Sklavendienste?“

„Hm … lass mich mal überlegen. Hey, Bobby. Brauchst du nicht jemanden, der deinen Keller mal wieder aufräumt … Au!“ Dean hatte ihn auf den Oberarm geboxt.

„Hey, keine häusliche Gewalt ihr zwei“, sagte der ältere Jäger schmunzelnd. Er setzte Jenny auf dem Boden ab und suchte dann in seinem Flur nach seinen Schlüsseln. Dean folgte ihm und zog sich seine Schuhe an. Sam trat, mit Jenny an der Hand ebenfalls in den Flur. Er würde jetzt, wo er quasi für kurze Zeit sturmfreie Bude hatte, mal ein wenige wegen Dean recherchieren, jedenfalls so gut, wie es möglich war, während er ein Auge auf Jenny hatte. Mit Bobbys Erlaubnis hatte er einige ihrer Spielsachen auch unten im Wohnzimmer verteilt, damit sollte sie eigentlich beschäftigt sein. Normalerweise würde er sie ja an so einem sonnigen Tag zum Spielen nach draußen bringen, aber er wollte unbedingt etwas recherchieren, und während Dean am Impala arbeitete, konnte er sich nicht wirklich auf Jenny konzentrieren, also musst die Kleine noch etwas in der Bude hocken, aber Sam würde bald mit ihr raus gehen, um Dean noch einen Kaffee zu bringen.
 

„Dann geh mal deine Schönheit verwöhnen“, sagte Sam zu Dean.

„Hab ich das nicht gestern Abend schon?“ Dean hatte sich nach dem Schuhezubinden wieder aufgerichtet und hatte Sam einen kleinen Kuss auf die Wange geben und grinste ihn nun anzüglich an. Sam wurde leicht rot.

„Herrje, zu viele Informationen“, beschwerte Bobby sich.

„Ja, da hast du völlig recht, Bobby. Komm Dean, schieb deinen Arsch ab nach draußen.“ Dieses schamlose Flirten war Sam vor ihrem Gastgeber schon etwas peinlich, aber anscheinend schien Dean auszutesten, wie weit er vor Bobby gehen konnte.

„Din!“ kam es von unten. Der Genannte beugte sich zu Jenny hinab.

„Willst du mit deinem Daddy mit nach draußen kommen?“

„Wir kommen gleich nach. Ich wollte nur Bobbys Bücherstapel etwas sicherer hinstellen, sodass Jenny nicht Gefahr läuft, unter ihnen begraben zu werden.“

„Bücherwurm“, stichelte Dean.

„Aber okay, dann kommst du mit deinem Dad eben etwas später dazu, um mir Gesellschaft zu leisten. Wenn du willst, zeig ich dir, wie man einen Ölwechsel macht“, sagte er an Jenny gewandt. Sam rollte mit den Augen.

„Findest du nicht, dass sie dafür noch etwas zu Jung ist?“

„Willst du etwa, dass sie so technisch unbegabt bleibt wie du?“

„Ich bin überhupt nicht technisch unbegabt“, wehrte Sam empört ab.

„Nur weil du an deinem Rechner rumklicken und tippseln kannst, macht dich das noch nicht wirklich technisch begabt, das macht dich zu einem Geek!“

„Technisch begabt ist man in deinen Augen also nur, wenn man sich die Hände schmutzig macht?“

„Das hab ich nicht gesagt.“
 

„Genug ihr zwei. Wenn ihr euch weiter zankt wie ein altes Ehepaar, muss ich mir ne Monsterpackung Aspirin besorgen. Das hält man ja sonst nicht aus.“

„Sorry Bobby. Ich geh dann mal zum Wagen. Tschüss Geek-Boy.“ Er gab Jenny und ihrem Vater jeweils einen kleinen Kuss und verschwand dann nach draußen. Sam sah ihm Kopfschüttelnd hinterher, während Bobby überlegte, was nun schlimmer war, das Gezanke oder die Küsschen.

„Hock nicht so lange über den Büchern, Junge. Jenny braucht frische Luft.“ Mit diesen Worten verließ der ältere Jäger nun auch sein Haus.
 

Er trat zu Dean heran, der sich in Bobbys Schuppen gerade nach den nötigen Gerätschaften umsah und sagte:

„Du weißt ja sicher noch, wo alles steht.“

„Ja, ich komm zurecht. Hier hat sich ja kaum was verändert, nur deine Verlängerungskabel haben schon mal bessere Tage gesehen.“ Er deutete auf die ramponierten und grob geflickten Kabel, die über der Tür eines großen, metallenen Werkzeugschrankes hingen.

„Die gehen noch.“

„Wenn du das sagst. Zum Abschleifen werde ich eins nehmen, bei dem die Chancen niedrig sind, dass ich beim Benutzen gegrillt werde.“

„Abschleifen? So schlimm ist es?“

„Ja, polieren reicht da leider nicht.“

„Na dann werde ich noch einen Eimer mitternachtsschwarzen Fahrzeuglack besorgen, alles andere was man sonst braucht hab ich da, auch wenn das Zeug zum Grundieren vielleicht schon ein bisschen alt ist.“

„Danke Bobby.“

„Nichts zu danken, Junge.“
 

Nachdem Bobby sich auf den Weg gemacht hatte, um seine Besorgungen zu machen, startete Dean auch sofort los. Er parkte sein Baby um, sodass er nun rings um sie herumgenügend Platz zum Arbeiten hatte. Dann holte er seine Utensilien aus Bobbys Schuppen und begann mit der Arbeit.

„Hey, schwer am Arbeiten, wie ich sehe“, ließ ihn Karas Stimme in seinem Tun innehalten.

„Was willst du Kara?“, fragte er genervt. So groß wie Sams Abneigung war seine zwar nicht, dennoch konnte sie ihm gestohlen bleiben.

„Keine Sorge. Ich komme in Frieden.“ Sie hatte gemerkt, dass sie sich ein wenig ins eigene Fleisch geschnitten hatte am Vortag. Wenn sie Dean für sich gewinnen wollte, musste sie die Wogen glätten. Sie konnte ihm verzeihen, schließlich hatte er sich von Sams Verderbtheit verleiten lassen und er musste von dem schädlichen Einfluss des Jüngeren befreit werden, bevor dieser ihn noch tiefer in den Abgrund riss.

„Ach ja?“, kam es überrascht von ihm.

„Ja, ich möchte mich entschuldigen. Meine Wortwahl war unter aller Sau. Es tut mir leid, es war und ist immer noch ein Schock für mich. Man verdaut nicht so leicht, dass der Mann für den man eine Schwäche hat, etwas mit seinem … Ex-Bruder anfängt. Da ist es mit mir durchgegangen. Ich bereue, was ich gesagt habe. Sam und ich werden sicher in diesem Leben keine Freunde mehr, aber ich hoffe, dass ich zumindest unsere Freundschaft retten kann.“

„Ich weiß nicht Kara. Waren wir je Freunde? Ich weiß auch nicht, ob ich dir glauben soll oder kann, was du eben gesagt hast.“

„Es tut mir wirklich leid. Bobbys Standpauke gestern hat mir den Kopf gerade gerückt. Ich war gemein und natürlich waren wir Freunde, jedenfalls habe ich das so empfunden“, sagte sie traurig. Auf die Tränendrüse drücken, konnte nicht schaden.
 

~Gott, die fängt doch jetzt nicht an zu heulen~, dachte Dean. Für ihn hatte sie jedenfalls nicht alle Tassen im Schrank. Den einen Tag wünschte sie sie zur Hölle, heute will sie Freundschaften erhalten. Aber um das Leben aller Beteiligten zu vereinfachen, war er bereit Burgfrieden zu schließen. Er wollte einfach nur seine Ruhe haben und sich nicht ihr Gekeife anhören müssen und dann Sam daran hindern, sie umzubringen.

„Wenn du dich bei Sam auch entschuldigst, bin ich mir sicher, dass wir es hinkriegen hier zusammen in Frieden zu leben.“

~Bei Sam entschuldigen? Oh, das wird wehtun, aber wenn es sein muss und mir Dean näher bringt, dann mach ich es halt~, dachte Kara.

„Okay, das bin ich ihm wohl schuldig.“ Dean beobachte ihre Mimik und entweder meinte sie es ernst oder sie war eine verdammt gute Schauspielerin, denn sie sah wirklich ein wenig reumütig.

„Ja, okay, aber eins sag ich dir, du meinst es besser ehrlich. Wenn ich herausfinde, dass du hier ne falsche Nummer abziehst, dann wird Bobbys Schrotflinte dein geringstes Problem sein. Glaub mir, mit mir willst du es dir nicht verscherzen.“

„Ich meine es ernst“, versprach sie. Es würde vielleicht doch etwas schwerer werden Dean zu entschwulen, ihn von Sam abzukapseln und sein Herz zu gewinnen, aber Dean würde ihr schon dankbar sein, wenn sie ihn erstmal von Sam befreit hatte. Dean war es wert und er hatte was Besseres verdient als Sam. Dean und sie passten einfach perfekt zusammen und ihr war jedes Mittel Recht, um ihn zu bekommen. Dean schien kurz zu überlegen und nickte dann, als Zeichen dafür, dass sie seinetwegen versuchen konnte ihn zu überzeugen.. Kara lächelte und fiel ihm dankbar um den Hals.

Bleib da stehen und sieh gut aus

Das Recherchieren gestaltete sich schwieriger als gedacht, weil Jenny einfach keine fünf Minuten still sitzen konnte und Sam aufpassen musste, dass seine Tochter auf ihren kurzen Beinen nicht davon wackelte, um irgendwelchen Unsinn anzustellen. Also gab Sam es nach einigen Minuten auf.

„Da hat heute wohl jemand Hummeln im Hintern.“ Er legte das Buch, das er gerade durchgeblättert hatte, beiseite und nahm Jenny bei der Hand.

„Na los, lass uns mal sehen, was dein Din so treibt.“ Bereits als sie ins Freie traten, musste er ihre Hand loslassen und sich strecken, denn, um sie an der Hand zu nehmen, musste er ziemlich schief laufen und den Rücken krumm machen und das tat Selbigem nicht wirklich gut. Er seufzte.

„Mann, wenn du nicht bald wächst, krieg ich es noch im Kreuz.“ Die Zeit, in der sich Sam gestreckt hatte, hatte die Kleine bereits genutzt, um sich ein paar Meter abzusetzen und war nun bereits an den Stufen der Veranda angekommen. Man, je schneller sie wurde, desto schwerer war es sie im Auge zu behalten. Das war ja, wie einen Sack Flöhe hüten.

„Vorsicht bei den Stufen“, sagte er und hatte sie schnellen Schrittes auch schon eingeholt. Es war unglaublich niedlich, wie sie die Stufen runter kletterte. Er sah voraus, um eventuelle Gefahren auszumachen, aber jetzt, da Dean den Impala offensichtlich umgeparkt hatte, lagen nur ein paar Quadratmeter freie Fläche vor ihnen. So konnte er beruhigt seinen Sonnenschein losstarten lassen. Sie lief jedoch nur ein paar Meter und blieb dann stehen.

„Papa, Din?!“

„Wir werden ihn wohl suchen müssen, da können wir gleich deine Spürnase testen.“ Er nahm sie nun wieder an der Hand und schlug mit ihr den Weg entlang einer Reihe Autowracks ein. Er vermutete, dass sein Partner sein Baby hinterm Haus geparkt hatte, wo mehr Platz war. Als sie schließlich um die Ecke bogen, sah er Dean auch schon, nur war er nicht allein. Kara stand neben ihm. Sie schienen miteinander zu reden, doch konnte Sam noch nicht hören, was sie sagten. Dafür musste er näher ran.

„Din!“, quiekte das Mädchen, als auch sie ihren Zweitvater erkannte.

„Ja, lass uns zu ihm gehen.“
 

„Ich meine es ernst“, hörte Sam Kara sagen. Die beiden standen seitlich zu Sam, sodass dieser nicht direkt in ihrem Blickfeld war. Er sah, wie Dean nickte und dann hatte der ältere Winchester auch schon diese Schlampe am Hals. Sam spürte, wie der Wunsch in ihm hochstieg, sie einfach von Dean wegzuzerren, sie abzumurksen und in einem Loch zu verscharren. Aber eigentlich war sie es nicht wert, dass er sich an ihr die Finger schmutzig machte. Mit Genugtuung sah er dann, wie Dean sie an den Armen packte und mit Nachdruck von sich schob.

„Was ist?“, fragte sie verwirrt.

„Nur weil ich deine Entschuldigung akzeptiere, macht uns das nicht automatisch zu Freunden. Du wirst mir erstmal beweisen müssen, dass ich dir wirklich vertrauen kann, bevor sich dahingehend etwas tun kann.“

„Du kannst mir vertrauen“, sagte sie und streichelte ihm über die Wange. Jetzt riss Sam die Hutschnur. Er ließ Jenny stehen, ging zu den beiden, packte Kara an den Schultern und schuppste sie unsanft von Dean weg.

„Lass deine manikürten Pfoten von ihm, du Miststück.“

„Sammy lass gut sein“, sagte Dean und legte seine Arme beruhigend um den Jüngeren, doch der schüttelte ihn ab.

„Nein Dean! Wir sind zusammen. Sie hat kein Recht dich so anzutatschen.“
 

„Das ist kein Grund so grob zu werden. Ich habe mich doch nur bei Dean entschuldigt.“

„Entschuldigt?“

„Ja, es tut mir leid, dass ich gestern so ausgetickt bin. Ich war nur so schockiert, aber nachdem Bobby mir die Leviten gelesen hat, weiß ich, dass es falsch war, euch so zu beschimpfen. Es wird wahrscheinlich noch eine Weile dauern, bis ich mich an den Gedanken an euch als Paar gewöhnt habe, aber so ein Aussetzer wie gestern wird nicht mehr vorkommen und ich hoffe, dass es uns gelingt, trotz allem freundschaftlich miteinander umzugehen.“ Oh, wie gern sie Sam einen mit der Schaufel überbraten und ihn in einem Loch verscharren würde. Aber ihr nächster Schritt beim Plan, Dean wieder für sich zu gewinnen, war es nun mal, erstmal alles zu tun, um Dean gnädig zu stimmen. Erst dann würde Schritt zwei in Kraft treten, in dem sie versuchen würde, die beiden so weit es ging, voneinander fernzuhalten, um Zwietracht zwischen ihnen zu sähen, dann würden sie sich streiten und Sam hoffentlich sein Balg nehmen und abhauen, damit Dean sieht, was Sam für ein Arsch ist.
 

„Das ist mit Abstand der größte Bullshit, den ich je gehört habe“, sagte Sam, der noch immer aufgebracht war. Was bildete diese Kuh sich ein? Freundschaftlich zusammenleben am Arsch. Sie konnte froh sein, dass Dean ihn soweit unter Kontrolle hatte, dass Sam noch kein Hackfleisch aus ihr machen konnte. Jenny hatte sich bei dem ganzen Geschrei ein wenig ängstlich an Deans Bein geklammert.

„Ich glaub dir kein Wort.“

„Dean glaubt mir aber.“

„Dean … was? Wovon redet sie?“ Sam war ein wenig angepisst darüber, dass Dean scheinbar ein Friedensabkommen ohne sein Einverständnis schloss und wie zum Teufel konnte er diesem verlogenen Frauenzimmer glauben? Kara fand, dass es sich schon langsam in ihre Richtung entwickelte, und entschloss sich, nun etwas zurückzutreten.

„Ich denke, es ist wohl das Beste, wenn ich euch alleine lassen würde.“

„Ja, hau ab“, sagte Sam barsch ~Warts nur ab, Sam, wenn ich mit euch fertig bin, wird es Dean sein, der hau ab zu dir sagt~, dachte sie und zog von dannen.
 

„Dean, wie kannst du nur glauben, dass sie diese Entschuldigung ernst meint?“

„Ich habe keine Lust mich mit ihr zu streiten, dafür ist sie mir nicht wichtig genug, aber wenn sie sich entschuldigt, dann akzeptiere ich es um des lieben Friedens willen, und wie ich eben schon zu ihr gesagt habe, bedeutet das nicht, dass wir Freunde sind.“

„Das scheinst du allerdings wohl nicht nachdrücklich genug zum Ausdruck gebracht zu haben, so wie sie dich angegrabscht hat und dieses „freundschaftlich miteinander umgehen“, bei ihrem Getue wird mir fast schlecht.“

„Sam ich hab ihr gesagt, dass wir versuchen können, noch mal bei null anzufangen, wenn sie sich auch bei dir entschuldigt. Ich habe in keinster Weise, weder durch Worte noch durch Gesten angedeutet, dass wir Freunde sind, sondern lediglich, dass ich will, dass wir uns auf dem Flur begegnen könne, ohne uns anzukeifen.“

„Okay, aber nur weil du ihr ein Friedensangebot unterbreitet hast, heißt das nicht, dass ich das auch tun muss, denn um ehrlich zu sein, ich glaube ihr kein Wort.“

„Ich trau ihr auch nicht gerade weiter als ich sie werfen kann …“

„Und selbst das ist in meinen Augen noch zu weit“, fiel ihm Sam ins Wort.
 

Dean seufzte eher er fort fuhr.

„Aber ich werde schon merken, wenn sie das mit der Entschuldigung nicht ernst gemeint hat.“

„Das ist doch noch nicht mal das Hauptproblem. Sie ist sicher clever genug ihren Mund nicht mehr aufzureißen.“

„Und was ist das Hauptproblem?“

„Ich denke, dass du sie, dadurch, dass du ihre Entschuldigung akzeptiert hast, nur wieder auf falsche Ideen bringst. Ich weiß doch, dass sie immer noch auf dich steht und sie wird sich sicher wieder an dich ran zu machen versuchen.“ Er war ziemlich laut geworden und ließ in seinen Worten all seinen Befürchtungen wegen und Wut auf Kara freien Lauf.
 

„Komm mal her Sammy“, sagte Dean und zog ihn in seine Arme.

„Dean, mir ist jetzt nicht danach“, kam es von Sam, der halbherzig versuchte, sich aus der Umarmung zu befreien. Doch als er merkte, dass seine Tochter nun auch sein Bein festhielt, hörte er auf.

„Mir aber.“ Er küsste zärtlich Sams Hals, genau an der Stelle, die Sam immer Butter in seinen Händen werden ließ.

„Hör mir mal zu. Erstens bezweifle ich, dass Kara versuchen wird, sich an mich ran zu machen, wo sie doch weiß, dass du wie ein Schießhund auf mich aufpasst und zweitens, selbst wenn? Ich habe keinerlei Interesse an ihr, du musst dir also keine Sorgen machen.“

„Ich will sie einfach nicht in deiner Nähe sehen, allein wie sich dich eben umarmt hat, hat mich rasend gemacht.“

„Du vertraust mir doch oder?“

„Natürlich, aber ich vertraue ihr nicht.“

„Was soll sie schon groß machen? Ich mein, selbst wenn sie sich mir nackt an den Hals schmeißt, kann ich sie immer noch wegschubsen.“

„Boah, wenn sie das versucht, schleif ich sie an den Haaren von dir weg und …“

„Sam, so gewalttätig kenn ich dich gar nicht. Das bist irgendwie nicht du.“

„Sie bringt das Schlechteste in mir zum Vorschein. Können wir sie nicht doch umbringen?“

„Nein, aber ich sag dir was. Wenn sie mich das nächste Mal antatscht, darfst du ihr auf deine Art „auf die Finger klopfen“.“Er küsste ihn innig.

„Mhm…okay, damit kann ich leben.“

„Ich liebe dich, Sammy.“

„Ich liebe dich auch.“
 

„Wie sieht es aus? Ist dein Baby schon aus der Intensivstation raus?“, wechselte Sam schließlich das Thema.

„Nicht ganz. Der Impala wird gerade auf ein Hauttransplantat vorbereitet.“

„Pala“, sagte Jenny und deutete auf den Wagen. Dean lächelte und tätschelte den Kotflügel des Autos.

„Hast du gehört Baby? Mein anderes Baby kennt deinen Namen, und wenn sie alt genug ist, bringen wir ihr bei, wie man dich durch die Straßen leitet.“

„Dean, wenn sie alt genug ist, gibt es wahrscheinlich nicht mehr genügend Sprit für dein durstiges Baby.“

„Oller Pessimist. Aber eins sage ich dir, selbst wenn ich ihr einen Hybridmotor einbauen muss, ich werde mich nie von ihr trennen.“

„Ja, ja … ich weiß und sobald es in einem Staat legal wird sein Auto zu ehelichen, bist du weg, um mit ihr die Felgen für die Hochzeit auszusuchen.“

„Hm, dann muss ich wohl doch ein Bigamist werden, denn von dir will ich mich auch nie trennen.“ Er küsste Sam auf die Wange und nahm dann Jenny hoch, um sie aufs Wagendach zu setzen.

„Na, wie ist die Aussicht von da oben?“

„Ni Pala piln!“

„Äh … nein. Der Impala ist kein Spielzeug.“ Sam, der das amüsiert mitbekommen hatte, sagte:

„Können wir dir denn irgendwie helfen?“

„Nein, ich muss das nur eben zu Ende abschleifen. Bleib du am Besten da stehen und sieh gut aus und nimm Jenny, es könnte ihr so nah am Auto doch etwas zu laut werden.“ Sam nahm seine Tochter auf den Arm und trat dann die Augen verdrehend beiseite. Es war ja klar, dass Dean ihn nicht an sein Baby ran lassen würde, aber Dean bei der Arbeit am Impala zu zusehen reichte ihm völlig aus, denn der Kleinere sah dabei einfach heiß aus.

Machtkampf zur Mittagszeit

Sam blieb die ganze Zeit mit Jenny draußen und sah Dean dabei zu, wie er zu Ende abschliff und dann noch die Grundierung auftrug. Zwischendurch hatte der Jüngere ihnen Sandwichs gemacht, die sie in einer kleinen Pause gegen Mittag verzehrt hatten. Bobby war da noch nicht wieder zurück gewesen und zu Sams Erleichterung war er beim Sandwich machen Kara im Haus nicht begegnet. Er hatte sich nun auf einem Stapel alter Reifen niedergelassen und beaufsichtigte Jenny, für die er eine noch unbenutzte Ölauffangwanne gefunden hatte, in die sie, nach für Sam nicht erkennbaren Kriterien, einige Kiesel von Bobbys Kiesweg legte und diese somit als Eimerersatz diente. Kara, der es gar nicht gefiel, dass Sam draußen bei Dean war, schließlich interessierte der sich ja nicht mal für Autos und saß eh nur da rum, damit sie Dean nicht zu nahe kommen würde, war froh, als Bobby, der gerade mit seinen Besorgungen zurückgekehrt war, sie am frühen Nachmittag losschickte, um Sam oder Dean zu sagen, dass sie das mit der Geige jetzt erledigen könnten. Natürlich entschied sie sich dafür es Sam zu sagen, wäre doch dann die Bahn frei zu Dean.
 

„Hey Sam!“, sagte sie und bemühte sich um einen scheißfreundlichen Tonfall.

„Was?“, kam es genervt von dem größeren Winchester.

„Bobby schickt mich. Ich soll dir ausrichten, dass er alles für das Ritual zusammenhätte und du ihm nur noch die Geige bringen müsstest, was auch immer es damit auf sich hat.“

„Geht dich nen feuchten Dreck an.“

„Hab ich etwa danach gefragt?“

„Klang ganz danach, als du eben dein Maul aufgerissen hast.“

„Du bist immer noch so unhöflich wie eh und je.“

„Tja und du bist immer noch so ne blöde Sch …“

„SAM!“, schritt Dean nun ein. Er sah Sam mahnend an und dieser rollte mit den Augen, sagte dann aber in einem ruhigeren Tonfall zu der ihm verhassten Frau:

„Okay sag Bobby Bescheid, dass ich gleich mit der Geige zu ihm komme.“

„Für Bobby mach ich solche Botengänge gern, aber für dich spiel ich nicht den Laufburschen“, kam es gleichmütig von ihr. Sie machte keine Anstalten sich in Bewegung zu setzen.

„Erzähl du mir noch mal was von unhöflich“, meckerte Sam und trat zum Kofferraum des Impalas, fand diesen aber verschlossen vor.

„Schlüssel“, sagte er an Dean gewand und bekam diesen kurz darauf zugeworfen. Sam nahm den Geigenkasten heraus und übergab den Schlüssel dann wieder Dean.

„Ich werde Jenny gleich mitnehmen. Es wird Zeit für ihr Nickerchen.“

„Gute Idee“, meinte Dean, denn das kleine Mädchen schien schon ein wenig müde zu sein. Vor dem Essen war sie noch fröhlich hin und her gelaufen und hatte hier und da eine Handvoll Kiesel aufgegriffen und angeregt mit ihnen gespielt, aber jetzt saß sie still und ruhig, wenn auch noch ein wenig mit ihren Kieseln spielend, neben Sams Reifenstapel.
 

Sam trat zu seiner Tochter, nahm die jedoch nicht gerade begeisterte Jenny auf den Arm und versuchte mit nur einer Hand, mit der anderen hielt er ja die Geige, das lauthals protestierende Mädchen ruhig zu halten. Er konnte sie ja schon ein wenig verstehen. Wer wollte schon an so einem schönen Tag drinnen einen Mittagsschlaf halten? Andererseits sah er ihr an, dass sie schon ein bisschen müde war, nur schien sie das selbst nicht zu merken. Es würde ein Spaß werden sie hinzulegen, aber vielleicht würde ein Küsschen von Dean ihre Laune verbessern. Sam ging wieder zu Dean rüber. Dieser wischte sich kurz die Hand ab und strich der Kleinen über die Wange, um die Tränchen wegzuwischen.

„Ni piln“, jammerte Jenny.

„Nein, jetzt machst du erst mal ne kleine Pause“, sagte Sam.

„Du solltest deinem Daddy dankbar sein. Mir gönnt er selten ´ne Pause“, scherzte Dean und gab Jenny einen Kuss auf die Wange, was dem quengelnden Geheule leider keinen Einhalt gebiet. Schien fast so als würde es hier jetzt zum ersten Machtkampf zwischen Vater und Kind kommen, dabei war sie doch bis jetzt immer so brav. Na toll! Also Sam, da heißt es den längeren Atem haben, sagte der jüngere Winchester gedanklich zu sich selbst. Er betete, dass sie sich beruhigen würde, wenn er sie erstmal hingelegt hatte.
 

„Hey, versuch sie hinzulegen. Wenn sie danach noch länger als 15 Minuten brüllt, hol sie wieder raus. Dann schläft sie vielleicht, wenn wir Glück haben, irgendwann später noch von allein ein oder wir legen sie halt heute Abend früher hin. Das heißt dann zwar, dass wir morgen wohl schon etwas früher geweckt werden, aber wir sind hier bei Bobby ja praktisch in den Ferien.“

„Okay, versuchen wir Deans Plan, Kleines.“ Er sah, dass Kara immer noch da stand und sie blöd anglotzte, also gab er Dean demonstrativ einen leidenschaftlichen Kuss.

„Mann, gehst du aber heute ran“, sagte Dean und lächelte.

„Du hast es dir verdient“, meinte Sam nur und ging dann mit der in seinen Armen zappelnden und noch immer heulenden Jenny von dannen. Bei Kara angekommen sagte er:

„Und du verzieh dich. Dean braucht keine dumme Gans, die ihn angafft.“

„Das hier ist ein freies Land. Ich kann hier so lange stehen bleiben, wie ich will“, entgegnete sie süffisant.

„Du kannst bleiben, wo der Pfeffer wächst.“

„Bring lieber deinen kleinen Brüllaffen ins Bett, eh sich das arme Ding noch die Lunge aus dem Leib schreit.“ Sam hätte jetzt zu gerne noch irgendwas erwidert, aber er sah, dass sich Dean leicht genervt die Schläfen rieb, dachte er sich, er ist schließlich der Klügere, also würde er nachgeben und somit die Nerven seines Liebsten etwas schonen, wusste er doch, dass der Ältere einfach nur seine Ruhe haben wollte und auf das Gezicke, Sam musste zugeben, dass es das ja nun mal leider war, zwischen Kara und seinem jüngeren Partner gut und gerne verzichten konnte.
 

Er konnte verstehen, dass Sam Kara nicht ausstehen konnte, aber er war seinem Kleinen auch sehr dankbar dafür, dass er ihren Zicken-Schlagabtausch nicht noch weiter fortgeführt hatte. So was ging Dean nämlich gewaltig auf den Keks. Er hatte schon die unzähligen Streits zwischen Sam und ihrem Vater gehasst, wobei die beiden aber wenigstens noch halbwegs sachlich geblieben waren, aber das hier war einfach nur Kindergarten gepaart mit Beleidigungen und er wünschte sich, dass Sam sich nicht immer von ihr in diesen Quatsch verstricken lassen würde. Die Frau zielte es doch nur darauf ab, ihn zu provozieren. Es nervte einfach. An seinem Baby rumschrauben, war seine Variation von Wellness und das wollte er sich nicht durch die beiden kaputtmachen lassen.

„Kann ich dir irgendwie helfen? Du weißt ja, dass mir mein Bruder einiges gezeigt hat und ich ganz gut mit Autos bin“, sagte Kara, die mittlerweile näher an ihn herangetreten war.

„Ja, ich weiß, aber ich bin hier fast fertig, also kannst du ruhig zu dem zurückkehren, was du vorher gemacht hast.“

„Ich würde aber lieber hier bei dir bleiben.“ Bei diesen Worten streichelte sie ihm sanft über die Arme. ~Oh je! Sam hatte recht. Sie versucht sich an mich ran zu machen~, dachte Dean.

„Kara, ich will dir nicht wehtun, also lass mich besser in Ruhe. Ich hab dir damals in Boston schon gesagt, dass ich nichts von dir will. Ich liebe Sam und zwischen dir und mir wird nichts laufen, egal wie sehr du dich bemühst.“ ~Okay, das kam vielleicht etwas zu früh, also wieder einen Gang runter schalten~, dachte Kara.

„Aber Dean, ich würde mich doch nie zwischen euch drängen. Das eben sollte bloß eine freundschaftliche Geste sein. Ich mag dich, aber ich hab kapiert, dass ich keine Chance bei dir habe, aber ich wünsche mir die Zeit zurück in der wir Freunde waren, damals als Sam auf dem College war.“
 

Dean war sich mittlerweile wirklich nicht mehr sicher, ob sie damals Freunde waren oder er sich nur mit ihr abgegeben hatte, weil er sich ohne Sam und stellenweise auch ohne seinen Dad so verdammt einsam gefühlt hatte. Er seufzte. Eigentlich wäre es am Besten ihr einfach aus dem Weg zu gehen, schließlich wusste er nicht, ob er ihr trauen kann und Sam würde ihm sicher auch die Hölle heißmachen, wenn er ihr sich noch weiter annähern würde, aber andererseits, wenn er ihr eine mögliche Freundschaft in Aussicht stellte, würde sie sich vielleicht bemühen netter zu sein, nicht nur zu ihm sondern auch zu Sam. Damals kam sie ihm eigentlich recht sympathisch vor und man konnte es gut mit ihr aushalten. Vielleicht war das der richtige Weg, um ihr momentanes Zusammenleben angenehmer zu gestalten und weiteren Zickereien vorzubeugen, also sagte er zu Kara:

„Hör zu, wenn du willst, dass wir irgendwann wieder Freunde werden, dann musst du mir beweisen, dass ich dir vertrauen kann und das bedeutet auch, dass du dich gegenüber Sam bemühen musst, freundlich zu sein. Ich kann mit niemandem befreundet sein, der die Person an meiner Seite missachtet und beleidigt.“

~Gott, was hing Dean nur so sehr an Sam, diesem Flachwichser? Aber es ging hier immerhin um Dean. Wenn sie erst wieder befreundet waren und mehr Zeit miteinander verbrachten, würde er schon sehen, dass Sam ein Arsch war und so lange würde sie es ja wohl hinkriegen, was Sam anging, gute Mine zum bösen Spiel zu machen~
 

„Ich bemühe mich ja, ehrlich, aber er provoziert mich immer.“ Dean rollte mit den Augen. Die beiden provozierten sich gegenseitig, weil sie sich wie die Pest hassten und er und auch Bobby, der wahrscheinlich auch noch in den Genuss dieser Zickereien kommen würde, waren die Leittragenden.

„Dann wirst du dich wohl in Zukunft noch mehr bemühen müssen, denn sonst kannst du dir eine Freundschaft mit mir abschminken.“

„Okay, ich werde es versuchen.“

„Gut. Du kannst jetzt gehen.“

„Aber ich dachte …“

„Kara, dieses Freundschafts-Ding wird nicht von heute auf morgen passieren, und wenn du mir so auf die Pelle rückst, wohl auch erst später als eher. Ich würde das jetzt gerne in Ruhe fertigmachen. Dazu brauch ich auch keine Hilfe. Geh und frag Bobby, ob er Hilfe braucht, wenn du sonst nichts zu tun hast.“ Kara nickte und ließ ihn dann endlich allein. Dean war eine harte Nuss, aber sie liebte Herausforderungen.
 

Derweil kämpfte Sam sich mit seiner bockigen Tochter ab. Nachdem er Bobby die Geige gegeben hatte, war er nach oben gegangen und hatte Jenny, die sich versuchte an ihm festzukrallen, in ihr Bettchen gelegt. Dies erhöhte jedoch lediglich die Lautstärke, mit der sie ihren Protest kundtat. Man was war er naiv gewesen, hatte er doch geglaubt die Kleine würde immer artig sein, tja, sie hatte ihre beiden Daddys aber auch größtenteils verwöhnt damit, dass sie sonst meist ohne große Problem und zumindest ohne so ein Geschrei ins Bett gebracht werden konnte. Zuerst hatte er fünf Minuten gebraucht, bis sie liegen blieb, dann hatte er versucht mit vorlesen gegen ihr lautes Organ anzukommen, hatte es dann aber bald aufgegeben. Es stand also quasi unentschieden. Sie wollte nicht schlafen, sie wollte draußen sein, bei ihrem Din und ihrem Pa-pa und wenn sie dann beim Spielen vielleicht ein bisschen eindösen würde, na und? Aber ihr Papa musste sie ja unbedingt ins Bett stecken.

„Was mach ich nur mit dir? Weißt du, eigentlich würde es mir ja schon reichen, wenn du aufhören würdest, so einen Krach zu machen. Onkel Bobby ist beschäftigt und muss sich sicher konzentrieren.“

„Onkel Bobby macht sich Sorgen, weil sein Patenkind schreit wie am Spieß. Geht’s ihr gut?“

„Ja. Tut mir leid Bobby. Normalerweise macht sie brav ihr Mittagsschläfchen.“

„Wie wärs, wenn wir sie einfach in Ruhe lassen? Soviel wie sie schon gebrüllt hat, muss sie doch bald so müde sein, dass sie einschläft.“ Währen die beiden Männer gesprochen hatten, war Jenny etwas ruhiger geworden und brabbelte nun leicht schluchzend mit ihrer Schildkröte. Sam betrachtete seine kleine Tochter. Ja, es sah wirklich danach aus, dass die Erschöpfung vom vielen schreien bald ihren Tribut fordern würde.

„Okay, wahrscheinlich keine schlechte Idee. Lass uns gehen.“ Er gab Jenny noch rasch einen Kuss auf die Stirn und trat dann mit Bobby zur Tür. Die Kleine fing prompt wieder an zu schreien. Wenn sie schon hier liegen musste, sollte ihr Pa-pa wenigstens hier bleiben. Sam seufzte. Das war nun wirklich nur ein um Aufmerksamkeit betteln und er musste es überhören, um diesen Machtkampf zu gewinnen. Bobby war bereits zur Tür raus und Sam folgte dem älteren Jäger nun und schloss die Tür hinter sich.
 

Als sie untern im Wohnzimmer ankamen, war Jennys Weinen nur noch sehr dumpf zu hören.

„Es ist nicht so schlimm wie vorhin“, versicherte Bobby ihm und setzte sich an seinen Schreibtisch. Sam entschied sich, nun nicht mehr auf den langsam verebbenden Lärm zu achten, sondern sich mit diesem Ritual für die Geige zu befassen.

„Du warst lange weg. Muss ja was Exotisches gewesen sein, was du für das Ritual brauchst.“

„Naja, eigentlich nicht. Ich brauchte frischen Rosmarin und hab halt im Supermarkt Marcy getroffen“, gab der andere zu.

„Und?“

„Was und?“

„Wird das vielleicht doch noch was mit euch beiden?“

„Fang jetzt nicht auch noch so an wie dein … Bruder.“ Für ihn würden sie verdammt noch mal Brüder bleiben, egal was sie sonst miteinander trieben.

„Okay, okay. Hast ja recht. Ist deine Sache, aber Dean und ich würde uns wirklich für dich freuen,“ versicherte er ihrem väterlichen Freund.

„Ah, wie ich höre, hat das Brülläffchen aufgehört Krach zu machen“, sagte Kara, die gerade von draußen herein kam.

„Wenn es dich stört, kannst du gerne ausziehen“, kam es von Bobby. Sam grinste.

„Das war doch bloß eine Feststellung.“ Mann, Bobby hatte Sam anscheinend auch schon auf seine Seite gezogen. Angesäuert verschwand sie in der Küche, um sich ein Sandwich zu machen, den wie sollte es auch anders sein, hatte Sam ihr nichts mitgemacht. Nicht mal gefragt hatte er, obwohl er wusste, dass sie im Haus war.
 

„Und wie geht das Ritual nun vonstatten?“, wollte Sam wissen. Er hatte mit Genugtuung beobachtet, wie Kara die Bildfläche verlassen hatte.

„Jetzt wo ich alles hab, ist es kinderleicht. Wir müssen nur ein Feuer entfachen, nach und nach die nötigen Utensilien hinzu geben und dann die Geige rein schmeißen. Die Asche muss dann an den Wurzeln eines Baumes, aus dessen Holz die Geige ist, in einer Halbmondnacht vergraben werden – fertig ist die Laube.“

„Klingt wirklich simpel. Wann wollen wir’s machen?“

„Hey, mach mal nicht die Pferde scheu. Wir müssen erstmal rauskriegen, aus welchem Holz die Geige ist.“

„Ich hab das gelesen, als ich im Internet für den Fall recherchiert hab. Sie ist aus Ahornholz.“

„Und das in einer Region, wo Nadelwälder vorherrschend sind.“

„Ich hab hier in der Gegend auch ein paar Laubbäume gesehen.“

„Ja, aber das sind größtenteils Eichen.“

„Mag sein, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich auf der Fahrt hier her in einem Vorgarten einen Ahornbaum hab stehen sehen.“

„Ach ja? Wo denn?“

„Nahe der Kreuzung, bei der wir zu dir abbiegen müssen.“ Plötzlich schoss Bobby ein Bild vor die Augen. Wie hatte er das vergessen können, er fuhr ja ständig an ihrem Haus vorbei. Er hatte auch ein Gespräch im Ohr, indem sie mit ihm im letzten Herbst über das viele Ahornlaub in ihrem Vorgarten gesprochen hatte.

„Hey, hast du nicht gesagt Marcy würde dort in der Nähe wohnen? Vielleicht ist das sogar ihr Vorgarten. Wäre das nicht ein Zufall?“ Er sah Bobby an.

„Moment, es ist IHR Vorgarten oder?“ Ein Deangleiches Grinsen bildete sich auf Sams Gesicht. Wenn das kein Schicksal war?

Sams Plan

Hallo!
 

Die liebe Blackball hat ein super schönes Cover für meine ff entworfen, das ich euch nicht vorenthalten möchte.

http://i1098.photobucket.com/albums/g366/Blackball1985/Auftrag/schrift_v1.jpg

Bitte lasst mich wissen wie es euch gefällt und ob Jenny ungefähr so aussieht wie sie ihr euch vorgestellt habt.
 

Und jetzt viel Spaß mit dem neuen Kapitel!
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS

„Ja, ja. Es ist ihr Vorgarten. Wieso ist mir das nicht gleich eingefallen“, gestand Bobby.

„Mach dir nichts draus. Manchmal sieht man halt den Wald vor lauter Bäumen nicht“, meinte Sam und schmunzelte bei dem kleinen Wortwitz.

„Dann ist ja alles klar. Wir verbrennen die Geige gleich, so wie es das Ritual vorsieht, lassen dann die Asche auskühlen und vergraben sie dann morgen Vormittag, wenn Marcy und die meisten, möglicherweise neugierigen, Nachbarn zur Arbeit sind.“ Ja, das würde Bobby so passen, dann müsste er nicht mit Marcy umgehen müssen, allerdings ging es nicht so, wie der ältere Jäger es gern hätte, denn er hatte ja eben selber gesagt, dass man die Asche in einer Halbmondnacht vergraben müsse.

„Ähm, Bobby. Hast du da nicht ein kleines Detail übersehen?“

„Hä? Was meinst du?“

„Na dass die Asche in einer Halbmondnacht vergraben werden muss. Dein Vorhaben es vormittags zu machen, wenn Marcy nicht da ist, scheidet also aus.“

„Mist, ich wusste doch, dass da noch was war.“

„Naja Halbmond ist ja schon nächsten Mittwoch. Bis dahin können wir uns noch einen Plan ausdenken, um Marcy aus dem Haus zu locken.“

„Wieso müssen wir sie aus dem Haus locken? Es ist doch dann eh dunkel.“

„Ja schon, aber was wenn sie eventuell ein Geräusch hört und merkt, dass da jemand in ihrem Vorgarten irgendwas vergräbt? Meinst du nicht, dass sie dann vielleicht Angst bekommen und die Polizei rufen könnte?“
 

Bobby ging sonst immer auf Nummer sicher, dass er nun so kleine Details außer Acht ließ, zeigte Sam an, dass der andere das Thema Marcy unbedingt umgehen wollte.

„Du hast ja recht. Was schlägst du also vor, Junge?“

„Gib mir ein wenig Zeit zum Nachdenken, dann fällt mir schon was ein.“ Er hatte zwar schon eine Idee, wollte aber unbedingt noch Dean mit ins Boot holen, denn, was ihm vorschwebte, würde Bobby wahrscheinlich nicht sonderlich gefallen, da könnte Dean schon helfen ihn zu überzeugen.

„Wie du meinst. Aber verbrennen können wir die Geige ja schon mal. Ich hab hinterm Haus noch ein paar alte Fässer stehen. In einem davon könnten wir’s machen. Da besteht dann auch weniger Gefahr, dass was von der Asche weg geweht wird, denn wenn zuviel verloren geht, wirkt das Ritual nicht.“

„Warum muss die Asche überhaupt vergraben werden? Ich mein die Geige ist doch dann eh schon Geschichte.“

„Das hat was mit den Geistern, der durch den Fluch Umgekommenen, zu tun. Es soll ihnen zur ewigen Ruhe verhelfen“, erklärte Bobby ihm.

„Aha, dann ist das streng genommen ja kein Teil des Rituals mehr sondern eher eine Art Bonus“, meinte Sam.

„So kann man es auch nennen, ja.“

„Wir sollten mit dem Verbrennen aber noch warten, bis Dean mit dem Impala fertig ist. Russablagerungen auf den nicht lackierten Stellen würde er sicher nicht so witzig finden.“

„Okay, wir könnten zwar das Fass nach vorne holen, aber es eilt ja nicht. Vergraben können wir die Asche ja, wie du gesagt hast, eh erst nächsten Mittwoch.“

„Gut. Ich werde dann mal hoch zu Jenny gehen und schauen, ob sie doch noch eingeschlafen ist.“ Bobby nickte und Sam, verließ den Raum.
 

Der jüngere Winchester fand seine Tochter tatsächlich schlafend vor. Sie lag an ihre Stoffschildkröte gekuschelt und mit ihrem Daumen im Mund in ihrem Bettchen. Sam hoffte, dass aus dem Daumenlutschen keine üble Angewohnheit werden würde, die sie ihr später würden abgewöhnen müssen. Sam verließ so leise wie möglich das Zimmer und ging wieder nach unten, dabei überlegte er, was er tun sollte, bis Jenny wieder wach wurde. Noch einmal was wegen Deans Blutbesonderheit recherchieren oder wieder raus zu Dean gehen. Beides fiel jedoch aus dem Rahmen, denn Dean war inzwischen hereingekommen und plauderte gerade mit Bobby.

„Die hatten in dem Laden kein Nachtschwarz. Habs dir aber bestellt. Hol ich dir morgen ab.“

„Danke Bobby. Hey Sam! Ist unsere kleine Protestlerin doch noch eingeschlafen?“

„Ja. Hab gerade nach ihr gesehen. Ein Stündchen wird sie wohl noch schlafen. Bist du für heute fertig mit dem Impala?“ Dean nickte und lächelte ihn an.

„Wollt ihr Kaffe? Dann setz ich nämlich einen auf,“ bot Sam an.

„Gute Idee. Für Bier ist es ja noch zu früh“, meinte Dean.

„Ja, danke Sam“, stimmte Bobby ebenfalls zu.
 

Sam ging in die Küche und traf dort auf Kara, die noch am Tisch saß und ihr Sandwich aß.

Er beachtete sie gar nicht, sondern ging direkt durch zur Kaffeemaschine. Dock Kara tat Sam nicht den Gefallen ihn ebenfalls zu ignorieren. Sie würde jetzt versuchen nett zu Sam zu sein.

„Also ich finde, wir sollten unsere alten Streitereien hinter uns lassen und versuchen neu anzufangen, wenigstens Dean zu Liebe. Denn Dean und ich sind Freunde und du machst es ihm wirklich unnötig schwer, wenn du weiter so gegen mich eingenommen bist.“

Diese Aussage hatte schon wieder gereicht, um Sam auf die Palme zu bringen. Das war doch jetzt echt nicht Karas ernst.

„Sag mal, was ist in deinem Kopf eigentlich falsch gepolt, dass du es immer noch nicht raffst? Dean und du, ihr seid keine Freunde und werdet es auch nicht mehr werden. Er versucht nur höflich zu dir zu sein, weil er weiteren Streit vermeiden will und bevor ich mit dir neu Anfange friert eher die Hölle zu.“

„Wirklich Sam, du solltest doch allmählich erwachsen sein und deine kindische Eifersucht auf mich hinter dir lassen. Wenn du Dean wirklich liebst und ihn glücklich sehen willst wäre es besser du würdest nicht versuchen, dich zwischen ihn und seine beste Freundin zu drängen.“

~Ja, die Frau hat eindeutig den Sinn für die Realität verloren, ~ dachte der jüngere Winchester.
 

„Dass ich Dean liebe, ist der einzige Grund warum ich dem Verlangen dir eine Kugel in den Kopf zu jagen noch widerstehe und ich versichere dir, dass wenn du weiter versuchst, dich an Dean ran zu machen, meine Geduld irgendwann am Ende sein wird und der Widerstand brechen wird.“

„Soll das etwa eine Drohung sein?“

„In deinem Hirn sind ja doch einige Zellen aktiv, ja das ist eine Drohung.“

„Es reicht, ich hab versucht nett zu sein, aber ich muss mir deinen Scheiß echt nicht weiter anhören,“ sagte Kara, nahm sich den Rest ihres Sandwichs und stand von ihrem Stuhl auf.

„Gut, ich will deinen Scheiß nämlich auch nicht mehr hören. Ich hoffe, das Sandwich bleibt in deinem anorexischen Hals stecken.“

„Du kannst mich mal, du blöder Wichser.“ Mit diesen Worten verschwand sie aus der Küche und stürmte die Treppe hoch zu ihrem Zimmer.
 

Kaum war Kara von der Bildfläche verschwunden, bekam Sam in der Küche schon wieder Gesellschaft, denn Dean betrat den Raum.

„Was war denn schon wieder los?“, fragte er, da er mitbekommen hatte, wie Kara aufgebracht die Küche verlassen hatte.

„Ach, wir haben nur unsere üblichen Nettigkeiten ausgetauscht.“ Sams Tonfall machte deutlich, dass er darüber nicht mit Dean reden wollte und dieser respektierte das und wechselte das Thema.

„Was macht der Kaffee?“

„Hab gerade die Maschine angestellt. Schläft Jenny noch?“

„Sie hat sich jedenfalls noch nicht bemerkbar gemacht.“ Sam nickte.

„Ich hab Neuigkeiten wegen der Geige“, sagte Sam und begann dann das wiederzugeben, was Bobby ihm über das Ritual erzählt hatte.
 

„Jedenfalls habe ich mir überlegt, dass es das Beste für alle, inklusive Marcy, wäre, wenn Bobby sie an diesem Abend auf ein Date einladen würde“, brachte er seine Ausführungen schließlich zu Ende.

„Du bist echt ein Fuchs, Sammy. Guter Plan! So wird aus den beiden Turteltauben vielleicht doch noch was. Glaub mir, die beiden brauchen nur etwas Starthilfe.“

„Das sehe ich genau so“, sagte Sam lächelnd und gab Dean einen kleinen Kuss.

„Allerdings denke ich, dass Bobby von der Idee vielleicht nicht so begeistert sein wird, von daher wird es wohl besser sein, wenn wir ihn gemeinsam davon überzeugen“, fügte der größere Winchester noch hinzu.

„Da wirst du wohl recht haben.“

„Sehr gut, dann machen wir das doch gleich.“ Er schritt schon zur Tür, doch Dean hielt ihn zurück und zog ihn zu sich.

„Ich denke, das kann warten, bis der Kaffee durchgelaufen ist“, meinte er und fing an ihn zärtlich zu küssen, worauf sich der Jüngere dann auch bereitwillig einließ.
 

„Wie lange braucht ihr Zwei eigentlich für ´ne Kanne Kaffee“, hörten sie Bobby einige Minuten später aus dem Wohnzimmer brüllen. Sie trennten sich seufzend voneinander. Sam sah dann sofort nach der Kaffeemaschine und stellte fest, dass sie durchgelaufen war. Er entfernte den Filter und meinte dann zu Dean:

„Na dann lass uns Bobby mal unseren Vorschlag unterbreiten.“

„Nimm du die Kanne, ich nehme die Tassen.“

„Na endlich. Ich hab schon gedacht ihr wärt die Bohnen selbst pflücken gegangen“, sagte Bobby, als sie ins Wohnzimmer kamen.

„Du musst dem Wasser schon die Zeit geben sich zu erhitzen und durch den Filter zu laufen“, sagte Dean. Sam goss den Kaffee ein und Bobby nahm den ersten Schluck.

„Schmecken tut er wenigstens.“

„Hey Bobby, ich habe darüber nachgedacht, wie wir Marcy am besten am Mittwoch aus dem Haus kriegen“, sagte Sam.

„Nur raus damit.“
 

Und so fing Sam an Bobby seinen Plan vorzutragen.

„Das ist nicht dein Ernst.“

„Doch, das ist einfach am besten und sinnvollsten.“ Bobby sah zu Dean herüber.

„Lass mich raten, du siehst es genauso wie dein Bruder.“

„Ja und ich weiß nicht, wieso du dich so sträubst. Es ist doch ein sichrer und simpler Plan. Du magst sie doch, da wirst du doch wohl mit ihr ausgehen können.“

„Ich hab euch doch gesagt, dass ich …“

„Ja, wir kennen deinen Standpunkt und haben dir auch unsere Meinung dazu gesagt. Du solltest es doch wenigstens mit ihr probieren“, meinte Sam und fiel ihm damit ins Wort.

Bobby war bereits dabei seinen Mund für eine Erwiderung zu öffnen, als Dean sagte:

„Hör zu Bobby, du kannst dir übers Wochenende darüber Gedanken machen, aber wenn dir kein vernünftigerer Plan einfällt, machen wir, was Sam vorgeschlagen hat.“

„Seit wann bist du hier der Bestimmer“, kam es entrüstet und schroff von Bobby.

„Seit du zu stur bist, um einzusehen, dass Sam recht hat.“
 

Sich gegen Bobby aufzulehnen war in diesem Fall einfach das Richtige, auch wenn es ihm nicht gerade leicht fiel, war er doch eine von wenigen Respektpersonen die der ältere Winchester hatte. Bobby stand auf und verließ mit einem:

„Junges Gemüse, glaubt immer alles besser zu wissen“, den Raum.

„Meinst du er, denkt darüber nach?“, frage Sam.

„Glaub schon.“ Sie hörten die Haustür zuschlagen.

„Er verflucht uns jetzt draußen sicherlich“, meinte Dean.

„Höchstwahrscheinlich. Hey, wollen wir, wenn Jenny wieder wach ist, ein bisschen spazieren gehen?“, fragte Sam.

„Du und deine Vorliebe für spazieren gehen, aber okay. Du hast Glück, dass Bobby den Lack für mein Baby erst morgen holen kann, da hab ich den Nachmittag nichts anderes zu tun.“

Sie hörten die Haustür abermals auf und zu gehen und Bobby kam wieder rein.

„Okay. Ich überlegs mir“, murrte er und setzte sich an seinen Schreibtisch. Wenn die beiden sich einig waren, hatte man ja kaum eine Chance gegen sie. Es hieß sich also einen besseren Plan auszudenken. Das sollte er doch wohl hinkriegen.

Ein Abend ohne Sam

Sie hatten noch in Ruhe zu Ende Kaffee trinken können, ehe Jenny sich von ihrem Mittagsschlaf zurückmeldete. Anschließend holte Sam sie aus dem Bettchen und sie machten sich bereit zum Spazieren gehen. Ihre Kleine ließ sich auch bereitwillig in ihrem Kinderwagen nieder. Scheinbar hatte sie die Muskeln ihrer kurzen Beinchen beim Herumtollen am Vormittag schon genug ausgelastet. Sie entschlossen sich dem Spaziergängerpfad in dem, hinter Bobbys Haus liegendem, Waldstück zu folgen. Der Pfad war eben genug, dass man mit dem Kinderwagen dort problemlos entlang laufen konnte. Sie genossen die Stille des Waldes, die anfangs nur gelegentlich dadurch unterbrochen wurde, dass sie Jenny auf Vögel oder die umstehenden Bäume hinwiesen. Dean gefiel es wie Sam übereifrig sofort jede Menge Fakten aufzählte, obwohl Jenny noch nichts davon verstand. Für Jenny war der Pirol, den sie eben entdeckt, hatten einfach nur ein gelber Vogel. Nachdem Sam alle Informationen über Pirole, an die er sich aus seiner Pfadfinderzeit, ja Sam war, einen Sommer lang tatsächlich in so einer Gruppe gewesen, noch erinnern konnte, aufgezählt hatte, zog Dean ihn zu sich und gab ihm einen innigen Kuss.

„Wofür war das denn?“

„Nenn es einfach dein Abzeichen für Naturkunde“, sagte Dean und sie setzten ihren Weg fort.
 

Als sie gegen halb fünf wieder auf dem Rückweg waren und sie bei Bobby höchstwahrscheinlich wieder auf Kara treffen würden, fand Dean, dass es vielleicht doch an der Zeit wäre, dieses leidige Thema doch noch mal anzusprechen.

„Sam, du weißt, dass du Kara nicht ewig aus dem Weg gehen kannst. Sie wird heute Abend sicher mit uns essen.“

„Mag sein, aber ich kann das mit dem aus dem Weg gehen zumindest versuchen und dir kann das doch eigentlich nur Recht sein, denn so gibt es keine nervigen Streitereien.“

„Weißt du, um dem vorzubeugen, hab ich vielleicht ne andere Methode gefunden.“

„Was meinst du?“ Dean berichtete seinem Partner von dem Gespräch, dass er vorhin mit Kara geführt hatte. Sam gefiel dies jedoch ganz und gar nicht.

„Dean, was hast du dir dabei gedacht? Ich hab dich doch gebeten sie nicht auch noch zu ermutigen. Jetzt wundert es mich auch nicht mehr, was sie vorhin für einen Mist erzählt hat.“

„Was für einen Mist?“

„Offensichtlich hält sie sich, nachdem du ihr in Aussicht gestellt hast, dass ihr doch wieder Freunde werden könntet, jetzt für deine beste Freundin, von der ich dich fernhalte.“

„Oh man, die spinnt doch.“

„Natürlich spinnt sie und du hast es mit deinem Vorschlag nur noch schlimmer gemacht. Es ist doch wohl klar, dass sie, wenn überhaupt, nur so tun, wird als wäre sie nett zu mir, um so an dich ran zu kommen.“

„Dazu musste ich eigentlich nicht mehr viel zu beisteuern, das hatte sie vorher auch schon gemacht“, sagte Dean kleinlaut.

„Was soll das nun wieder heißen?“, kam es von Sam, der so langsam sauer auf Dean wurde.
 

„Es heißt, dass du recht hattest in Bezug auf Kara. Sie steht immer noch auf mich. Als du vorhin ins Haus gegangen bist, hat sie mir über die Arme gestreichelt, was meiner Erfahrung nach ein deutliches Flirtzeichen ist.“

„Nicht nur deiner Erfahrung nach, oh ich werde ihr die Hände abhacken. Was fällt dieser Schlampe ein? Und du, du ermunterst sie durch deine dummen Ideen nur noch mehr.“

„Sam, das ist doch kein Grund dich so aufzuregen. Ich hab das im Griff. Ich hab mir dabei, doch was gedacht, denn ich glaube, dass wir Karas Ambitionen nützen können, um unseren Aufenthalt bei Bobby zickenfreier zu gestalten, ich meine sie muss doch nett sein, gespielt oder nicht, sonst wird es nichts mit der Freundschaft.“ So langsam reichte es Dean. Er verstand ja, dass Sam und Kara in diesem Leben keine Freunde mehr werden würden, aber seine Abneigung ihr Gegenüber nahm bei Sam ja schon fast geradezu lächerliche Formen an, aber wenn er das Sam sagen würde, könnte er sich für die Nacht bei Bobby auf der Couch niederlassen und das war es ihm echt nicht wert. Er konnte Kara nicht ernst nehmen und Sam nahm sie zu ernst. Im Gegensatz zu Dean sagte der Jüngere jedoch deutlich seine Meinung.
 

„Bist du auf ´nem schlechten Trip? Man kann dieser Frau nicht trauen. Mit der einen Hand hält sie dir die Tür auf mit der anderen rammt sie dir ein Messer in den Rücken und ich denke, mein Streit mit ihr in der Küche, ist schon ein erstes Indiz dafür, dass du dir mit deinem Plan ein Eigentor schießen wirst“, stutzte Sam den kleineren Winchester zurecht.

„Ich weiß, was ich mache.“

„Trotzdem solltest du vorsichtiger sein.“

„Sie ist nicht das absolut Böse, Sam.“

„Aber schon ziemlich nah dran.“

„Du übertreibst mal wieder. Du solltest dir nicht so viele Gedanken darum machen.“

„Tja, Dean, aber einer von uns sollte Vorsicht bewahren. In meinen Augen bist du zu sorglos, was sie betrifft.“

„Jetzt hör aber auf. Ich bin erwachsen und weiß, wie weit ich ihr trauen kann, egal was sie auch noch vorhaben sollte, sie wird nicht ans Ziel kommen.“

„Ich mach mir ja nur sorgen, dass du ihr gegenüber zu leichtgläubig bist.“

„Das musst du nicht. Ich hab alles unter Kontrolle.“ Er küsste ihn.

„Mir wäre es lieber, du würdest ihr aus dem Weg gehen, so wie ich.“

„Ich werde es ja versuchen, versprochen. Du kannst mir vertrauen.“

„Okay und hey, ich liebe dich.“ Sie küssten sich erneut. Damit war das Thema Kara vorerst beendet.
 

Die Persona non grata sahen sie erst beim Abendessen wieder. Bobby hatte Steak mit Mais und Kartoffelbrei für sie gekocht und Kara schaffte es sich tatsächlich noch unbeliebter zu machen. Nachdem sie das Steak angeschnitten hatte, sagte sie:

„Wäh, das ist ja noch viel zu blutig. Leg mir das noch mal in die Pfanne, Bobby. Ich will es gut durch. Ich bin nun mal kein ganzer Mann, so wie Dean.“ Dabei klimperte sie ihn mit ihren Wimpern an, doch Dean reagierte nicht auf ihren Flirtversuch und schob sich einfach ein Stück Steak in den Mund, sehr zum Wohlwollen von Sam. Dessen Stimmung verbesserte sich noch zusätzlich, als er Bobbys Antwort auf Karas Anweisung hörte.

„Sind wir hier in einem verdammten Restaurant? Hier gibt es keine Extrawürste. Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt. Wenn du dein Steak durchhaben willst, dann verpflanzt deinen faulen Arsch gefälligst selbst noch mal an den Herd.“ Das brachte sie zum Schweigen. Für eine Weile.
 

Doch als Bobby und Sam anfingen den Tisch abzuräumen und Jenny von Dean noch bei den letzten paar Löffeln ihres Essens unterstützt wurde, fing sie erneut an zu flirten.

„Ich habe mir vorhin noch mal den Impala angesehen und ich muss sagen, wie du den Kratzer bis jetzt ausgebessert hast, ist richtig professionell. Das kann echt nicht jeder, das ist bewundernswert, du bist bewundernswert.“

„Tja, was soll ich sagen. Ich kümmere mich um die Personen und Dinge, die mir am Herzen liegen“, sagte Dean, blieb aber ansonsten konzentriert auf das kleine Mädchen, dass soeben den finalen Löffel Kartoffelbrei in ihrem Mund verschwinden ließ. Sam war wieder an den Tisch getreten. Jetzt fing die olle Trulla auch noch an Dean Honig um den Bart zu schmieren. Doch Sams stechenden Blick ignorierte sie und setzte zu einem weiteren Schlag an.

„Ich denke, dass dein Talent von den meisten gar nicht richtig gewürdigt wird.“

„Mach dir da mal keine Sorgen drum“, meinte Dean. Er wischte Jenny den Mund ab, während sie noch ein bisschen mit ihrem Löffel spielte.

„Ich wollte ja auch einfach nur mal sagen, dass ich finde, dass du ein richtig guter Kerl bist.“ Sie streichelte kurz über seine Hand und Sam sah rot.
 

„Jetzt reicht es aber. Wenn du so weiter machst, bist du Dean bald soweit in den Arsch gekrochen, dass du bei den Mandeln raus kommst.“

„Ups, sorry. Hatte ganz vergessen, dass Deans Arsch ja jetzt dein Ressort ist.“

„Mädchen, lass die beiden doch einfach in Ruhe“, sagte Bobby und räumte nun auch Jennys Geschirr zur Spüle. Sam grinste, hatte Bobby es doch geschafft, sie wieder zum Schweigen zu bringen. Mürrisch nippte sie an ihrem Rest Cola. Dean bemühte sich um einen Themenwechsel.

„Ich hab heute richtig Lust ´ne Runde Pool zu spielen und ein paar Bier zu trinken.“

„Gute Idee. Ich könnte auf Jenny aufpassen“, schlug der ältere Jäger vor.

„Oh ja, da komm ich auch mit“, sagte Kara, trank ihre Cola aus und verschwand dann nach oben, um sich umzuziehen.
 

„Dann brauchst, du wohl nicht auf Jenny aufpassen, Bobby. Wenn sie mitkommt, bleib ich zu Hause“, verkündete Sam.

„Dann bleib ich auch hier“, sagte Dean.

„Nein, geh ruhig, nur weil ich kein Bock auf sie hab, heißt dass nicht, dass du keinen Spaß haben darfst.“

„Jetzt versteh ich nur noch Bahnhof. Ich dachte, du willst nicht, dass sie in meiner Nähe ist.“

„Ja, aber ich kann ihr ja leider nicht verbieten mitzugehen, aber ich kann mich dazu entscheiden, dass ich mit dieser Frau keine Zeit verbringen will. Es ist zwar nett von dir, dass du hier bleiben willst, aber das musst du nicht und ich meins erst, wenn du Pool spielen gehen möchtest, dann geh ruhig. Du hast gesagt, du hast mit ihr alles im Griff und ich vertrau dir.“ „Ich lieb dich Sammy, weißt du das?,“ sagte Dean, der von Sams ruhiger Reaktion überrascht war. Bobby rollte bei Deans Worten mit den Augen.

„Oh man, sind euch Uteri und Vaginas gewachsen?“ Beide Brüder lachten und meinten dann aber auch, dass sie als sie das letzte Mal das Vergnügen hatten, sich nackt zu sehen alles noch so hing, wie es sich für einen Mann gehörte.

„Verschwindet ins Wohnzimmer und lasst mich in ruhe den Abwasch machen“, meinte ihr väterlicher Freund dann resignierend und die Jungs taten wie ihnen geheißen.
 

„Moment Sam, du meinst das doch ernst oder? Das ist nicht so eine ich sage geh, meine aber bleib Sache. Ich hab das nämlich mal bei Oprah…“

„Dean, ich bin keine Frau und ich dreh dir auch keinen Strick draus, wenn du später wieder kommst.“

„Na ja, Spaß werde ich ohne dich eh nicht haben, aber wir könnte mal wieder etwas Bargeld gebrauchen.“

„Dann geh und verdien uns unsere Brötchen“, sagte Sam und gab Dean einen zärtlichen Kuss. Jenny, die sie auf dem Sofa abgesetzt hatten, gähnte herzhaft. Ihr Mittagschlaf war wohl doch zu kurz und so war es nicht verwundernd, dass die Brüder kein Problem hatten, sie für die Nacht hinzulegen.
 

„Wir nehmen meinen Wagen. Ich warte unten“, sagte Kara, als sie am Kinderzimmer vorbeikam, wo die beiden ihrer Kleinen gerade noch etwas aus Winnie Puuh vorlasen.

„Vielleicht solltest du dir von Bobby ein Auto leihen und wo anders hinfahren“, meinte Sam, als sie das Zimmer kurz darauf verließen und die Tür leise hinter sich schlossen.

„Jetzt wartet sie ja schon unten, außerdem gibt es hier nicht so viele Bars, wo man gut Leute beim Pool etwas Geld abnehmen kann.“

„Okay, aber sei vorsichtig, mit wem du dich da einlässt, nicht dass sie dich hinter her mit Mistgabeln bis hierher verfolgen“, scherzte Sam. Sie gingen die Treppe runter und hinein ins Wohnzimmer. Dort fanden sie nur Bobby. Kara schien schon draußen zu sein.

„Ich pass auf mich auf und was machst du heute Abend?“

„Er kann mir beim Recherchieren helfen. Während ihr spazieren wart, hat ein alter Bekannter bei mir angerufen. Hat in Ohio was Exotisches aufgetan und braucht Hilfe. Ich hab gesagt, dass ich mal schauen werde, was man da machen kann. Das wird schon ne Weile dauern. Ich erklär dir gleich was er bis jetzt weiß, Sam.“

„Hört sich doch spannend an, Geek-Boy. Bis nachher“, sagte Dean und verzichtete notgedrungen auf den Abschiedskuss, den er Sam unter normalen Umständen gegeben hätte.
 

„Da bist du ja endlich. Ich dachte schon, Sam hätte dich schon so sehr unterm Pantoffel, dass du dir von ihm verbieten, lässt mit mir mitzukommen,“ sagte Kara, als Dean zu ihr nach draußen trat. Sie schien erwartet zu haben, dass Sam nicht mitkommen würde und so langsam fragte Dean sich, ob das Ganze eine gute Idee gewesen war, aber bis zu Bar und ein paar Stunden dort würde er wohl doch mit ihr ohne Probleme überstehen.

„Auch wenn dich unsere Beziehung nichts angeht, so versichere ich dir doch, dass ich nicht unter Sams Pantoffel stehe und jetzt las uns fahren.“
 

Hatte Kara gehofft, dass Dean ohne Sam ihr gegenüber auftauen würde, hatte sie sich geschnitten. Er spielte an ihrem Radio rum, aber außer, dass er ihr Anweisungen gab, wo sie lang fahren und abbiegen sollte, sprach er nicht mit ihr. In der Bar angekommen bestellten sie sich beide erstmal ein Bier. Während Dean zu den Pool-Tischen rüber sah und auskundschaftete, wer wohl das geeignetste „Opfer“ wäre, überlegte Kara, was sie tun konnte, um den Abend zu ihren Gunsten zu drehen. Bald hatte sie auch schon einen Plan geschmiedet. Sie würde einfach so tun, als hätte sie zu viel getrunken und es dann ausnutzen, wenn Dean sich um sie kümmerte. Als sie früher, wenn sie aufeinandergetroffen waren, mal was zusammen trinken waren, hatte er immer darauf geachtet, dass sie sicher zurück in ihr Motelzimmer kam.
 

Nach ein paar Schlucken Bier hatte Dean seine Flasche vom Tresen mitgenommen und war zu den Pooltischen hinüber gegangen. An einem Tisch standen drei Leute und spielten, wobei einer von ihnen aussetzte und diesen sprach der ältere Winchester an.

„Hey, da drüben ist noch ein Tisch frei. Hättest du Lust eine Partie gegen mich zu spielen, während deine Freunde hie spielen?“

„Klar, warum nicht, aber das sind nicht meine Freunde, wir haben uns gerade erst kennengelernt. Ich bin Pete.“

„Dean, na dann lass uns mal rüber gehen.“ Sie spielten eine Weile, wobei Dean sein wahres Talent etwas zurückhielt, um den anderen in Sicherheit zu wiegen. Petes Bekannte hatten sich mittlerweile wieder gesetzt bzw. die Bar verlassen und Dean fühlte sich nun sicher genug, um nun mit dem Geldverdienen zu beginnen. Er hatte sich etwas mit ihm unterhalten und herausgefunden, dass es keinen Armen treffen würde, denn Pete war Börsenmakler.

„Pete, wir sind ja in etwa auf demselben Niveau, was hältst du davon, wenn wir mal eine Partie um Geld spielen würden?“

„Ja, gute Idee, das macht das Ganze etwas interessanter.“ Das erste Spiel verlor er absichtlich, um die Geldsumme, die er letztlich gewinnen würde zu erhöhen.

„Gutes Spiel man, aber gib mir die Chance, mein Geld zurückzugewinnen.“
 

Pete gab sie ihm und nach ein paar weiteren Partien, konnte Dean letztlich mit 250 Dollar Gewinn den Tisch verlassen. Pete hatte zwar ein wenig bedröppelt aus der Wäsche geguckt, doch dann kam überraschenderweise Kara zu ihnen herüber und lenkte so Pete etwas ab. Sie machte auf Dean den Eindruck, dass sie dem Alkohol schon gut zugesprochen hatte, während er Pool spielte, aber sie war schließlich erwachsen und musste wissen, was sie tat. Er ging wieder an den Tresen, bestellte noch ein Bier und beobachtete, wie Kara sich von Pete zu einem Drink einladen ließ.
 

Kara hatte Dean immer im Auge gehabt, als der mit dem anderen Mann Pool spielte. Sie hatte sich entschieden ihn dabei in Ruhe zu lassen, damit er sich konzentrieren und Geld gewinnen

konnte. Wenn sie ihm das vermasselt hätte, wäre er sicher sauer geworden und sie hätte zumindest an diesem Abend keine Chance mehr bei ihm gehabt. So rechnete sie sich eher welche aus. Nachdem sie sich von Pete auf einen Drink hat einladen lassen, wäre dieser auch noch an mehr interessiert gewesen, doch sie lehnte freundlich ab, nahm aber seine Nummer entgegen, schließlich wollte sie Dean, der vorhin kurz rüber gesehen hatte, auch zeigen, dass sie wirklich nur seine Freundin sein wollte, zumindest solange, bis sie Sam losgeworden wäre. Als Pete gegangen war, ging sie wieder zum älteren Winchester hinüber.

„Gut gespielt vorhin,“ sagte sie zu ihm und kicherte so als wäre sie angeheitert.

„Er hat ja wenigstens dich als Trostpreis bekommen. Wo ist der eigentlich hin?“

„Er muss ja morgen früh raus, um das Geld wieder reinzuholen, das er verloren hat, da hat er mir bloß seine Nummer gegeben.“

„Der hat sicher bald sein Geld wieder raus.“ Er leerte das restliche Bier.
 

„Möchtest du noch was, dann bestell ich dir was mit.“

„Nein danke. Ich würde jetzt gerne zurückfahren.“

„Was? Schon? Musst du pünktlich zu Sams Zapfenstreich zurück sein?“

„Nein, ich will jetzt einfach nach Hause.“

„Ich will aber noch hier bleiben“, sagte sie ein wenig lallend. Man, sie musste unbedingt verhindern, dass er zurück zu Sam kam, denn dann wäre der Zug für sie abgelaufen.

„Kein Problem. Gib mir einfach die Autoschlüssel, dann fahre ich allein zurück. Geld fürs Taxi hast du genug.“

„Du kanns mich doch nicht hier allein zurück lassen. Was wenn mich einer von den Typen hier blöd anmacht?“

„Kara, du bist alt genug, um zu wissen, was du tust. Wenn du dich nicht mehr fit genug fühlst, dich selbst zu verteidigen, wozu du normalerweise sehr gut in der Lage bist, dann nimm ich dich gerne mit zurück zu Bobby, aber ich werd auf keinen Fall Babysitter für dich spielen.“

„Du kriegst meinen Schlüssel nicht. Fahr du doch mit dem Taxi.“ Das lief aber mal so gar nicht, wie Kara sich das gedacht hatte. Sie hatte erwartet, dass Dean bei ihr bleiben würde, bis sie nach Hause wollte. Doch Dean dachte nur an den beschissenen Sam.

„Damit du im besoffenen Zustand einen Unfall baust? Auf keinen Fall. Gib mir den Schlüssel.“

„Nein.“ Wenn er schon zu seinem blöden Sammy wollte, würde sie es ihm nicht einfach machen. Er war von dem Jüngern immer noch total verblendet. Welcher Mann würde sonst Sam ihr vorziehen?

„Sei nicht dumm. Du weißt, dass ich ihn mir auch leicht selber nehmen kann.“

„Tja, dann wirst du das wohl tun müssen.“

„Wie du willst.“ Schnell war er zu ihr herangetreten, und ehe sie wirklich etwas tun konnte, hatte er sie am Ärmel ihrer Jeanjacke gepackt und so doll dran gezogen, dass er sie ihr dabei halb ausgezogne hatte. So war es für ihn ein Leichtes, in die Jackentasche zu greifen und den Schlüssel zutage zufördern, während er ihren unkoordinierten Schlägen auswich.

„So, ich frag dich jetzt noch mal. Willst du mitkommen oder hierbleiben?“

„Ach hau doch ab.“ Sein ablehnendes Verhalten hatte sie auch ein wenig gekränkt und sie zog es vor sich ihre Wunden in seiner Abwesenheit zu lecken. Sie würde schon noch einen Weg finden, an ihn heranzukommen.
 

„Wie du willst. Dann noch viel Spaß.“ Mit diesen Worten verließ er die Bar. Er stieg kurz darauf in ihren Wagen und fuhr zurück zu Bobby. Diese Frau war einfach anstrengend und er war deswegen ziemlich müde, als er fünfzehn Minuten später die Treppe zu seinem und Sams Zimmer hinauf ging. Bobby war auch schon im Bett, jedenfalls war unten alles dunkel gewesen. Eigentlich schon komisch, dabei war es gerade mal elf Uhr. ~Ist eben nicht mehr der Jüngste~, dachte Dean und betrat ihr Schlafzimmer. Sam lag schon im Bett und schien zu schlafen. Schnell zog Dean sich für die Nacht um und kletterte zu ihm ins Bett. Dabei ließ es sich nicht verhindern, dass Sam wach wurde.

„Dean?“, kam es fragend von Sam.

„Wer soll es sonst sein? Das Sandmännchen? Komm rutsch ein Stück.“

„Ja, komm her.“ Er rutschte etwas und öffnete dann einladend seine Arme, damit Dean sich an ihn schmiegen konnte, was dieser nur zu gern tat.

„Sorry, wollte dich eigentlich nicht wecken.“

„Schon gut. Hab noch nicht wirklich geschlafen. Unsere Kleine hatte vor zehn Minuten noch ne müffelnde Überraschung für mich.“
 

Dass Jenny ihn durch ihr Geschrei aus einem altbekannten Alptraum geweckt hatte, bevor es richtig schlimm werden konnte, erwähnte er nicht. Er wollte Dean damit nicht beunruhigen. Es hatte wahrscheinlich eh nichts zu bedeuten. Er machte sich nur Sorgen, weil Dean alleine los ist und er nicht bei ihm war, das musste es sein. Sams Unterbewusstsein schien nur eine merkwürdige Art zu haben damit umzugehen. Jetzt war Dean wieder bei ihm und sicher. Sam hatte es satt sich Sorgen zu machen. Er wollte einfach auch mal sein Glück mit Dean genießen und genau das würde er tun. Er schob die Erinnerungen an den Alptraum beiseite und sagte dann lächelnd zu Dean:

„Bobby’s Essen hat bei ihr eindeutig eine durchschlagende Wirkung.“ Dean lachte.

„Ein Glück, dass ich sie nicht wickeln musste und ist sie denn schnell wieder eingeschlafen?“

„Das kann man wohl sagen. Ein Schlaflied und sie war wieder im Reich der Träume.“

„Was hast du ihr denn vorgesungen?“

„Denkst du ich verrate meine Tricks?“, scherzte her.

„Tse, als würde ich die brauchen.“ Er zwickte Sam leicht in die Seite.
 

„Hey, nicht frech werden hier, sonst schläfst du heute Nacht in dem anderen Bett.“

„Okay, das will ich nicht. Ich hör auf.“

„Braver Junge.“ Sam drückte ihm einen kurzen Kuss auf.

„Wie war dein Abend mit Kara?“

„Ich hab den Abend nicht mit ihr verbracht.“ Er fasste kurz zusammen, was passiert war.

„Es hat richtig spaß gemacht, mal wieder Pool zu spielen“, beendete Dean seine Ausführungen.

„250 Dollar sind nicht schlecht. Freut mich das du Spaß hattest.“

„Aber das nächste Mal kommst du wieder mit, dann hab ich mehr Spaß.“

„Okay. Was hat Kara so getrieben? Ist sie dir wieder auf die Pelle gerückt?“

„Nicht so direkt,“ sagte Dean und erklärte, was gewesen war.

„Das hast du richtig gemacht. Du bist schließlich nicht ihr Babysitter. Von mir aus braucht sie auch gar nicht wieder kommen.“

„Wir werden es ja sehen und was habt ihr beiden für den anderen Jäger rausgefunden?“
 

„Es war ein Crocotta“, sagte Sam.

„Ist das ein Sandwich?“

„Nein, mein kleiner Fresssack, das ist eine Art Aasfresser. Es ahmt Familienangehörige nach, lockt seine Opfer ins Dunkle und schluckt deren Seelen.“

„Und wie erledigt man es?“ Dean überging Sams Fresssack Kommentar.

„Im Prinzip, wie man einen Menschen töten kann. Nichts Besonderes. Isaac, also der Jäger, für den wir recherchiert haben, hat uns angerufen, als das Ding erledigt war, er meinte, er hätte es beim Kampf gegen einen Garderobehaken geschuppst, der sich dann durch den Hals gebohrt hat“, berichtete der Jüngere.

„So mag ich meine Monster-Geschichten.“ Er küsste Sams Hals.

„Übrigens, wenn du mich schon mit einem Kosenamen titulieren musst, dann bleib lieber bei Baby und lass das mit dem kleinen Fresssack.“

„Oh, hab ich etwa deine Gefühle verletzt?“, neckte der Jüngere ihn.

„Was? Nein, so ein Quatsch.“ Sam lächelte und sah Dean in die Augen.

„Weißt du, ich, weiß, dass du das böse s-Wort nicht magst, aber manchmal bist du es ganz einfach.“ Er beugte seinen Kopf zu ihm und gab ihm einen Eskimokuss.
 

„Manchmal bist du echt seltsam“, sprach Dean nun das aus, was er sich schon das letzte Mal gedacht hatte, als sein Partner das gemacht hatte.

„Oh … ähm … tut mir leid, wenn es dir nicht gefällt, dann mach ich es nicht noch mal.“ Sam errötete leicht. Das war ihm jetzt schon ein bisschen peinlich.

„So habe ich das nicht gemeint. Ich mag es, wenn du mich berührst, egal wie. Aber wenn du so was machst, fällt mir immer wieder auf, dass du mich dazu bringst, Dinge zu machen und zu mögen, die ich früher für albern hielt und mir daher nie vorstellen konnte es zu tun.“ Mit diesen Worten gab Dean nun seinerseits Sam einen Eskimokuss, der von diesem kurzerhand in einen echten Kuss verwandelt wurde.

„Ich liebe dich, Baby.“

„Ich liebe dich auch, Sammy.“ Sie kuschelten und küssten sich noch eine Weile und waren bald darauf eingeschlafen.

Jenny das Matschmonster

Es gelang Sam ein so ziemlich Kara-freies Wochenende für sie zu gestalten. Bobby hatte Samstag nach dem Frühstück, an dem Kara nicht teilnahm, da sie vermutlich ihren Kater auskurierte, den bestellten Lack für den Impala abgeholt. Er und Dean hatten sich um den Abwasch und um Jenny gekümmert. Als Dean dann etwas später mit dem Lackieren beginnen wollte, machte ihm ein Wärmegewitter einen Strich durch die Rechnung. Mit Bobbys Hilfe spannte er eine Plane über die unlackierte Stelle seines Wagens, damit diese nicht nass werden und rosten würde und dann aßen sie zusammen zu Mittag. Wobei sie dann erstmals an diesem Tag auf Kara trafen, doch sie war offensichtlich so verkatert, dass sie kaum ein Wort mit ihnen sprach. Sie verzog sich daraufhin mit einer Packung Aspirin und einer Flasche Wasser wieder auf ihr Zimmer. Als Dean gegangen war, war sie noch ziemlich nüchtern gewesen, aber als er dann gegangen war, hatte sie sich dann aus Frust doch noch die Kante gegeben.
 

Dean legte Jenny dann für ihren Mittagsschlaf hin. Sie machte diesmal kein Theater. Während sie schlief, machte Bobby den Vorschlag, dass er sich doch am Nachmittag um sein Patenkind kümmern könnte und sie beide doch ins Kino gehen sollten. Die Brüder vermuteten, dass er ihnen ein wenig Zweisamkeit gönnen wollte, da sie sich ja bis dato, was Zärtlichkeiten anging, ziemlich zurückgehalten hatten. Sam wollte eigentlich erst nicht gehen, da er nicht so recht wusste, ob Bobby einen ganzen Nachmittag alleine mit seiner Tochter klarkommen würde, doch der ältere Jäger versicherte, dass wenn er mit einem Rudel Werwölfe fertig werden konnte, Jenny doch wohl ein Klacks sei. Also hatten sie sich am Nachmittag in einem Kino in Sioux Falls einen Film angesehen. Sie hatten sich auf Mission Impossible 3 geeinigt. Sie fanden beide, dass da die Handlung banal genug zum Rumknutschen sei. Das war es dann auch, was sie größtenteils taten, jedoch nicht so intensiv wie bei ihrem letzten Kinobesuche, schließlich war es bei Bobby ja nicht gerade leicht mal schnell Dampf abzulassen. Eigentlich hatte Sam Cars vorgeschlagen, weil Dean ja Autos mochte, aber in einen Zeichentrickfilm, versicherte Dean, würde ihn höchstens Jenny rein kriegen, wenn sie älter war. Wenn sie sich nicht gerade küssten, war Dean damit beschäftigt, sich das Popcorn aus seinem Monstereimer in den Mund zu schaufeln. Er hatte natürlich großzügig mit Sam geteilt, sodass dieser auch die eine oder andere Handvoll abbekam.
 

Nach dem Kinofilm hatten, sie für alle, Sam war gut gelaunt genug, dass er sogar an Kara dachte, in einer Pizzeria Pizza besorgt. Das schien allerdings zunächst eine Geldverschwendung zu sein, da Kara eine halbe Stunde, bevor sie aus der Stadt zurückgekommen waren, ausgegangen war, wie sie von Bobby erfuhren. Diesen hatten sie im Übrigen mit einem Mopp im Bad hantieren sehen, als sie zurückkamen. Sie waren einer Spur aus Matsch-Schuhbdrücken, zwei großen und zwei kleinen, den Flur entlang gefolgt. An der Treppe endete die kleine Spur und auf den Stufen waren nur noch große zusehen. Der Boden des Bads war ziemlich nass und Bobby war offensichtlich im Aufwischen begriffen. Seine Klamotten waren auch mit einigen Matsch-Flecken verziert.

„Oh, hey. Hätte nicht gedacht, dass ihr schon so früh zurück seid.“ Er stellte sich vors Klo, so als wolle er etwas vor ihnen verbergen.

„Was ist denn hier passiert? Ist ein Wasserrohr geplatzt?“, fragte Dean scherzend. Während Bobby den kleineren Winchester ansah, vernachlässigte er seine Deckung und Sam konnte erkennen, was Bobby verbarg. Auf dem Klodeckel lagen mit Matsch panierte Kleidungsstücke seiner Tochter.

„Auf Jenny aufzupassen ist also ein Klacks?“, kam es skeptisch von Sam.

„Ja also … ähm, das war so …“

„O-by, Ni piln“, hörten sie Jennys Stimme aus ihrem Zimmer gefolgt von weiterem lauten Gebrabble.

„Ich helfe Bobby hier klar Schiff zu machen, sieh du nach Jenny“, sagte Sam zu Dean. Das tat der ältere Winchester nur zu gerne. Putzen war nämlich gar nicht sein Ding.

„Fang aber nicht ohne mich mit dem Erzählen der Story an. Das will ich nicht verpassen“, bat Dean Bobby und verließ dann das Bad.
 

In Jennys Zimmer fand er die Kleine in ein Handtuch gewickelt in ihrem Bett sitzend. Dabei hatte sich ein Teil des Handtuchs kapuzenartig über ihren Kopf gelegt.

„Na Baby-Bade-Schlumpf, hast du Onkel Bobby das Leben schwer gemacht?“

„Din“, quiekte sie fröhlich, als sie den Mann erkannte, und streckte ihre Ärmchen nach ihm aus. Der Angesprochene lächelte liebevoll und nahm sie auf den Arm.

„Wollen wir dich mal anziehen, dazu ist Onkel Bobby ja offensichtlich nicht mehr gekommen.“ Er setzte sie auf die Wickelkommode und suchte schnell Windel und Anziehsachen zusammen. Mit geübten Handgriffen und geringer Gegenwehr zog er ihr dann eine frische Windel, Unterwäsche und ihren Erdbeer-Schlafanzug an, der so langsam etwas knapp wurde. Als er ihr die Haare vorsichtig etwas trockener rubbelte, kam Sam ins Zimmer.

„Bobby beseitigt noch eben die Matsch-Spuren auf der Treppe und im Flur und dann können wir essen. Er will uns dann alles erklären. Hey, Jenny“, begrüßte er seine Tochter.

„Pa-pa, Ni piln!“

„Ja gleich. Dean ist fast fertig mit dir, Kleines.“ Dean hielt sie ihm hin, damit er ihr einen Kuss geben konnte, dann schnappte er sich ihre Baby-Bürste und fing an, das nun nur noch leicht feuchte Haar zu kämmen.

„Du hast hier ja alles im Griff, dann geh ich schon mal in die Küche und wärme für Jenny ihr Essen auf.“ Da sie ja Pizza essen würden, und dass nun wirklich noch nichts für Jenny war, hatten sie auf dem Heimweg noch ein paar Gläschen Baby-Nahrung besorgt. Die Kleine würde heute ersatzweise Schinkennudeln bekommen, das war ja zumindest ein wenig italienisch.
 

Zehn Minuten später saßen sie dann alle beisammen in der Küche. Während sie aßen, fing Bobby an zu erzählen.

„Also nachdem es aufgehört hatte zu regnen, hab ich mir gedacht, ich könnte doch mit Jenny noch etwas draußen spielen. Also hab ich ihr die Schuhe angezogen, was übrigens fast ewig gedauert hat, weil sie immer weglaufen wollte, und bin mit ihr raus gegangen. Ich hab ihren Ball mitgenommen, der oben in ihrem Zimmer lag.“

„Ja, damit spielt sie gern“, meinte Sam.

„Und? Was ist dann schief gelaufen?“, wollte Dean wissen.

„Gar nichts – zumindest nichts, bevor der Ball in einer matschigen Pfütze gelandet ist und euer kleiner Wirbelwind dann lieber mit dem Matsch spielen wollte als mit dem Ball. Ich hab sie dann auch zuerst gelassen, ein bisschen Schmutz schadet ja nicht, aber dann ist sie irgendwie ausgerutscht und nach vorne in den Matsch gefallen und beim Versuch aufzustehen, hat sie sich dann zur Seite und dann auf den Rücken gerollt, sodass sie dann aussah wie ein kleines Ferkel, das sich im Schlamm gewälzt hat und es hat ihr offensichtlich genau so viel Spaß gemacht, denn ich hab ein wenig gebraucht, bis ich sie zu fassen bekommen hab.“ Dean prustete los, weil er sich gerade vorstellte, wie Bobby versuchte Jenny einzufangen, wie ein ungeübter Farmer das Schwein.

„Lach nicht Dean, das hätte uns genau so passieren können.“ Bobby warf Sam einen dankbaren Blick zu.
 

„Jedenfalls hab ich sie dann gekriegt, aber sie wollte partout nicht auf meinem Arm bleiben und da, hab ich sie halt an der Hand genommen und bin so mit ihr rein gegangen.“

„Daher also eurer beider Schuhabdrücke im Flur“, sagte Sam feststellend.

„Natürlich kommen daher die Schuhabdrücke, du Schnellmerker“, sagte Bobby.

„Der Kleine fast halt gerne die Fakten zusammen“, sagte Dean.

„Jedenfalls hat sie dann bei der Treppe ihre Arme nach mir ausgestreckt und sich von mir hoch tragen lassen. Ganz schön faul das Fräulein, muss wohl an Deans Einfluss liegen“, stichelte der ältere Jäger. Er ließ sich nicht ohne Gegenwehr auslachen.

„Bin nicht faul“, maulte Dean leicht beleidigt, was die anderen Männer schmunzeln ließ.

„Ist er nicht niedlich?“, meinte Bobby und Sam lachte.

„Ha, ha. Erzähl lieber, wie du es geschafft, hast das Bad zu fluten.“

„Was denkst du wohl wie? Ich wollte Jenny in der Dusche baden. Konnte das kleine Matsch-Monster ja schlecht so lassen, wie es war.“ Bobbys Duschtasse war in der Tat so tief, dass ein Baby von Jennys Größe im Sitzen, zur Brust mit Wasser bedeckt war, sodass sie für ihre Kleine zum Baden geeignet war. Die Brüder konnten sich vorstellen, was passiert war. Sie wussten ja, wie gern ihre kleine Badeprinzessin mit dem Wasser spritzte. Vor so großen Überflutungen wie hier waren sie bisher allerdings verschont geblieben, da der hohe Rand einer herkömmlichen Badewanne einiges abschirmte, aber bei Bobby hatte das nicht so geklappt und so hatte er dann den Salat.

„Die Kleine dachte wohl, ich könnte auch eine Reinigung vertragen und hat viel geplanscht und voila – Flutwelle im Badezimmer“, fuhr Bobby mit seiner Erzählung fort.

„Ja, beim Baden muss man bei ihr immer hinterher ein bisschen was trocken wischen, sie spielt nämlich gerne Tsunami“, sagte Dean.

„Jetzt weiß ich ja Bescheid.“
 

Während Dean auch noch die Pizza verdrückte, die eigentlich für Kara gedacht war, half Sam Jenny mit ihrem Essen. Die Schinkennudeln kamen gut an und das meiste landete auch in ihrem Mund. So war die Pizza wenigstens doch keine Geldverschwendung. Da Jenny gebadet und gefüttert war, hatten sie noch ein bisschen Zeit, bis es ab ins Bett hieß und so saßen die Winchesters zu dritt auf dem Sofa und sahen sich Jennys Bilderbücher an, während Bobby irgendwas Mysteriöses in seinem Schuppen machte, von dem er den Jungs aber nichts erzählte. Während Sam und Dean Jenny später hinlegten und Bobby wieder im Haus war und noch für einen anderen Jäger etwas recherchierte, kam Kara zurück. Bobby und sie begrüßten sich mit einem schlichten „Hallo“ und dann ging sie nach oben. Vor der Kinderzimmertür blieb sie stehen und beobachtete das widerlich glückliche Szenario, das sich ihr darbot. Die beiden Männer knuddelten und küssten das blöde Balg und sich selbst. Kara wäre dabei fast die Galle übergelaufen. Sie würde schon noch was dagegen unternehmen und wenn sie notfalls das kleine Hilfsmittelchen benutzen müsste, dass sie sich gerade besorgt hatte. Ohne ein Wort an die Winchesters zu richten, ging sie an dem Zimmer vorbei und ihr eigenes.
 

Vor dem Schlafengehen machte Sam Dean einen Vorschlag, was sie am Sonntag unternehmen könnten. Auf dem Weg in die Stadt rein, hatte ein Schild gesehen. Im Laurel Oak Park in Sioux Falls hatte ein Neues Familien Spaßbad aufgemacht und Sam fand, dass, da sie ja nun mal eine Familie waren, sie sich doch dort mal einen schönen Tag machen könnten, schließlich sei Jenny eine kleine Wasserratte und Dean sehe sexy aus in seiner Badeshorts. Außerdem war es ein wunderbare Möglichkeit Kara aus dem Weg zu gehen. Sie hatte Deans Aufmerksamkeit am Freitagabend in der Bar in Sams Augen schon lange genug genossen. Dean war erst abgeneigt, wegen der vielen und wahrscheinlich lauten Kinder, aber sein Bruder meinte, dass das ein guter Belastungstest für ihre Nerven sei, schließlich würde Jenny ja auch älter werden. Ihre Sabberschnute hatte am kommenden Freitag ihren ersten Geburtstag. Dean hatte schließlich eingewilligt und so waren sie am Sonntag nach dem Frühstück losgefahren und erst gegen Abendbrotzeit zurück gekehrt. Bobby hatte sich nach dem Bade-Debakel eine kleine Auszeit verdient und war zu Hause geblieben. Die Kinder waren gar nicht so schlimm gewesen und sie hatten viel Spaß gehabt. Den Abend über hatten sie Ruhe vor Kara, da diese sich nach dem Abendessen, bei dem Dean ihr zur Freude von Sam so ziemlich die kalte Schulter gezeigt hatte, schmollend in ihr Zimmer zurückgezogen hatte. Nachdem sie Jenny ins Bett gebracht hatten, hatten sie es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht und sahen sich ein Baseballspiel auf Bobbys Uralt-Fernseher an. Der ältere Jäger leistete ihnen Gesellschaft und sorgte in regelmäßigen Abständen für Biernachschub. Er war erleichtert, dass die Brüder sich sehr stark zurückhielten und sich kabbelten, und foppten so, wie früher als sie noch jünger und nicht zusammen waren. Insgesamt war es also ein super Wochenende für alle – außer Kara.

Kara kann's nicht lassen

Der Montagmorgen begann eigentlich ganz gut. Nach dem so ziemlich Kara-freien Wochenende, auch wenn es in Rücksicht auf Bobby ohne Sex geblieben war, hatte Sam so gute Laune, dass er sogar Kara und ihren Schwall an Entschuldigungen wegen Freitag gegenüber Dean ertrug. Er saß nur, ab und an mit den Augen rollend, am Frühstückstisch und gab Jenny ihr Frühstück. Hin und wieder warf er Dean einen Blick zu, und als er zu Bobby sah, war er sich sicher, dass sie beide den älteren Winchester etwas bedauerten. Dieser versuchte ihr begreiflich zu machen, dass es schon okay war, und wollte offensichtlich nur, dass sie endlich ihre Klappe hielt und ihn in Ruhe lies, aber Kara tat ihm nicht den Gefallen. Immer wieder verkündete sie, wie leid es ihr doch täte, dass sie sich so daneben benommen hatte. Schließlich wurde es Dean zu bunt.

„Kara, ich hab es ja jetzt verstanden. Du kannst aufhören dich zu entschuldigen, das nervt langsam. Einige von uns wollen einfach nur in Ruhe frühstücken, also halt den Rand, bis wenigstens die erste Dosis Koffein wirkt“, fuhr er sie an.
 

Sie zuckte zusammen. Jetzt war Dean schon seit 4 Tagen hier und sie war ihrem Ziel mit ihm zusammen zu kommen noch keinen Schritt näher gekommen. Er stand völlig unter Sams Fuchtel. Sie musste die Zwei auseinander bringen. Es war langsam an der Zeit andere Seiten aufzuziehen, aber ihr Hilfsmittelchen würde sie nur im äußersten Notfall zum Einsatz bringen. Jetzt wollte sie gleich erstmal sehen, wie stabil deren Beziehung war und wie Sam reagierte, wenn sie ein paar Gerüchte verstreute, die Dean nicht gerade in einem guten Licht darstellten. Natürlich müsste Dean dazu erstmal weg sein und der alte Sack auch, am besten mit dem Balg und dann würde sie mit dem stumpfen Buttermesser ansetzen, Sam ins Herz zu stoßen. Aber sie war optimistisch, dass das bald klappen sollte, schließlich wollte Dean gleich sein Auto wieder auf Fordermann bringen, dann müsste sie nur dafür sorgen, dass Sam im Haus blieb.

„Es tut mir leid, ich … ich will ja nur sichergehen, dass alles okay ist zwischen uns“, sagte sie und setzte einen Hundeblick auf. Dean stand darauf. Sie hatte in der Vergangenheit oft genug gesehen, wie er darauf ansprang, wenn Sam ihn so ansah.
 

Dean wäre fast der Kaffee wieder hochgekommen. Das war doch das Allerletzte. Versuchte sie doch Sam zu imitieren, aber das war einfach nur eine billige und lächerliche Kopie. Sam verlieh dieser Gesichtsausdruck einen gewissen Charme, bei ihr hatte der Ausdruck soviel Charme wie ein langweiliger, spießiger, unnachgiebiger, gemeiner, auf seinen Paragraphen herumreitender, alter Steuerprüfer mit Hornbrille. Wie erbärmlich und sicher dachte sie auch noch, dass sie so bei ihm punkten könnte. So was Armseliges, man war Kara tief gesunken.

„Es ist alles so in Ordnung, wie es nur sein kann“, sagte er in der Hoffnung, dass sie dann endlich die Klappe halten würde. Das eigentlich gar nichts in Ordnung war schien ihr gar nicht in den Sinn zu kommen. Sie lehnte sich leicht lächelnd zurück und blieb dann tatsächlich ruhig.
 

Nachdem Frühstück gab Dean Sam einen kurzen Kuss, streichelte Jenny übers Haar und meinte, dass es langsam Zeit für ihn wäre, sein Baby wieder hübsch zu machen, also verschwand er nach draußen hinters Haus, wo der Impala schon auf ihn wartete. Kara sah ihm kurz nach, dann blickte sie zu Bobby und Sam. Der ältere Jäger war dabei abzuräumen und Sam beachtete sie nicht, sondern war voll und ganz auf seine Tochter konzentriert. So wie es aussah, würde es noch eine Weile dauern, bis sie Sam zum Manipulieren für sich allein hatte. Sie beschloss jedoch ihn schon etwas zu triezen. Als sie das Wort ergriff, blickte Sam auf.

„Es ist doch wärmer als ich dachte. Ich glaube ich werde mir ein anderes Oberteil anziehen“, meinte sie und ging nach oben.
 

„Tze, sie hat doch schon ein knappes T-Shirt an? Was kommt denn jetzt?“, fragte Bobby.

„Wahrscheinlich ein Bikinioberteil, weil sie denkt, dass sie mit mehr Haut und Ausschnitt Dean rumkriegen kann“, meinte Sam.

„Gott, wenn sie vorhat, aus meinem Haus die Kulisse einer billigen Seifenoper zu machen, in der sie das gehasste Miststück spielt, dass versucht jemand anderem den Partner auszuspannen, hat sie sich geschnitten. Wenn ich sehe, dass sie irgendwas versucht, setz ich sie Achtkant auf die Straße. Ich hab keinen Nerv für so einen Bockmist.“

Ja, das war leider das Problem. Wenn Bobby in der Nähe war, beließ sie es bei dummen Sprüchen bzw. waren ihre bisherigen kleinen Flirtversuche in der Gegenwart des älteren Jägers wohl unter dessen Radar durchgegangen. Richtig ran, machte sie sich an Dean nur, wenn Bobby nicht dabei war, schließlich wollte sie ja nicht obdachlos werden. Er war sich sicher, dass wenn er Bobby erzählen würde, dass sie schon einige Versuche gestartet hat, er Kara sofort vor die Tür setzen würde, aber er war noch nie ein Petzer und Aufhetzer gewesen. Bobby würde noch früh genug mitkriegen, was Kara so trieb oder aber sie würde endlich einsehen, dass sie keine Chance bei Dean hat und ihn in Ruhe lassen. Letzteres war ihm lieber, denn wenn er sich vorstellte, dass sie seinen Dean noch mal angrabschen würde, ließ ihm schon fast wieder den Hut hoch gehen.
 

Sie hatte sich ein nur noch wenig der Phantasie überlassendes, hauchdünnes, bauchfreies, weißes Top angezogen. Als sie wieder runter kam, redeten Bobby und Sam noch miteinander, also beschloss sie ihren Plan noch einmal zu überdenken und erst noch einen letzten Versuch bei Dean zu starten. Sie trug Hotpants und besagtes Top, sie sah einfach heiß aus, fand sie zumindest. Dean würden sicher die Augen rausfallen und dann über sie herfallen. Dagegen konnte doch einfach kein Mann immun sein. Ohne Sam und Bobbys Aufmerksamkeit zu erregen, verschwand sie aus dem Haus und ging zur Rückseite, wo Dean schon die letzten Vorbereitungen fürs Lackieren traf. Er war konzentriert und Gott, er sah dabei so sexy aus, dass die Lust zwischen ihren Schenkeln erweckt wurde.
 

Wenn er dachte, dass er sich jetzt in Ruhe um sein Baby kümmern könnte, dann hatte er sich gründlich geirrt, denn kaum war er fünf Minuten bei der Arbeit, da wurde er auch schon wieder gestört. Er stand mit dem Rücken zur Tür des Schuppens, indem er die Lackpistole startklar machte, Bobby hatte wirklich alles was das Herze eines Autobastlers begehrte, und sah nicht, wer es war, aber dem Geräusch nach zu Urteilen, das nach einem geschnurrten Räuspern klang, musste es sich bei dem Störfaktor, wie sollte es auch anders sein, um Kara handeln. Er rollte mit den Augen. Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn sie einfach aufgehört hätte entweder Sam zu provozieren oder ihn zu nerven und sich endlich wie ein normaler, vernünftiger Mensch verhalten würde. Sam hatte recht, dass er ihr gesagt hätte, dass irgendwann wieder eine Freundschaft möglich wäre, hatte sie nur noch mehr dazu angestachelt ihm auf die Pelle zurücken, ein Fehler, den er nun auszubaden hatte. Mit einem gedanklichen „Oh Gott, was will sie nun wieder?“, drehte er sich zu ihr um. Was er sah, ließ bei ihm sofort die Alarmglocken klingeln. Kara sah ihn an, wie er seit einiger Zeit eigentlich nur noch von Sam angesehen werden wollte, nämlich so als wäre er ein unglaublich leckeres Dessert, dass es zu vernaschen galt oder wohl doch eher ein perfekt gebratenes Steak, wenn man beachtete, dass sie ihrer Kleidung nach, an der für seinen Geschmack zu viel Stoff fehlte und ja er war sich der Ironie in Anbetracht seiner Schürzenjägervergangenheit durchaus bewusst, zu urteilen, spitz, wie eine läufige Hündin war und das ausgerechnet offensichtlich auf ihn.
 

~Okay, werde sie schnell wieder los~, schoss es Dean durch den Kopf. Nur wie? Hm … er hatte bis jetzt doch immer Bräute aufgerissen, aber wie wurde man die nur wieder los? Ha, er würde einfach das Gegenteil tun. Genau, das Gegenteil von Flirten. Keine Komplimente, Beleidigungen und unhöflich sein, das müsste funktionieren.

„Hey, lass mich raten, irgendein Monster hat es auf Prostituierte abgesehen und jetzt willst du undercover auf den Strich gehen“, beurteilte er ihren Aufzug. Doch schien diese versteckte Beleidigung ihr Ziel zu verfehlen, denn Kara lächelte nur. ~Was zur Hölle?~

„Jetzt tu doch nicht so Dean. Ich weiß, dass du auf mich stehst. Sam ist nicht hier, du musst dich also nicht zurück halten und so tun als würde ich dir nicht gefallen.“ Während sie gesprochen hatte, war lasziv auf ihn zu geschritten.

„Man, Kara. Das hast du doch echt nicht nötig. Ich will nichts von dir, also hör auf mich auf diese billige Art anzumachen. Ich bin nicht der einzige Mann auf diesem Planeten, warum wirfst du deine Angel nicht nach denen aus, anstatt mit mir deine Zeit zu verschwenden?“ Noch immer versuchte er es im Guten mit ihr.
 

Kara rollte mit den Augen. Wem wollte Dean denn hier bitte etwas vormachen?

„Jetzt hör aber auf Dean! Wir wissen beide, dass du Sam nur aus Bequemlichkeit fickst, weil er eben immer da ist und du es ausnutzt, dass er auf dich steht und willig ist, aber eigentlich ist er doch nur ein minderwertiger Bettgefährte, denn du bist nicht schwul, du willst Titten, keine Schwänze und ich biete sie dir und sieh es mal so, mit einer Frau ist es doch viel abwechslungsreicher im Bett. Wir haben eine Körperöffnung mehr.“

Sie hatte ihn nun geradezu in die Ecke gedrängt, die Arme um ihn gelegt und ihm praktisch den Ausschnitt ins Gesicht gedrückt und bei Dean brennen die Sicherungen durch. Er packt sie an den Oberarmen, drehte sich und wechselte somit blitzschnell ihre Positionen und drückte sie grob gegen die Wand.
 

„Gott, du widerst mich an. Wag es ja nicht noch mal über Sam zu reden, als wäre er für mich nur ein Loch, das ich stopfen kann. Ich liebe ihn, und dass nicht nur weil wir Sex miteinander haben und er ist Millionen Mal mehr wert als du und vor allem gibt er mir mehr als du es je könntest. Aber in einem Punkt hast du recht. Ich bin nicht schwul. Ich habe mich nicht in Sam verliebt, weil er ein Mann ist, sondern weil er etwas Besonderes ist. Ein netter, liebevoller, intelligenter und starker Mensch.“ Nur der Gedanke an Sam lässt Deans Gesichtszüge weich erscheinen, während seine Stimme Kara wütend entgegen weht.

„Au hör auf. Lass mich los, du tust mir weh.“ Es gefällt ihr gar nicht wie Dean sie behandelt. Sie will sich von ihm losmachen, doch er schuppst sie und ihr Rücken macht abermals Bekanntschaft mit der Wand des Schuppens.
 

„Halt die Klappe. Ich hab es echt versucht. Ich wollte dir mit dem nötigen Respekt begegnen, aber du hast gerade eben nur einmal mehr bewiesen, dass du keinen mir noch Sam gegenüber hast und somit verdienst du meinen auch nicht länger. Dein Vater war ein guter Mann, und nur weil ich ihm Respekt zolle, werde ich dir nicht den Hals umdrehen, aber komm mir ja nicht noch mal zu Nahe, denn sonst überleg ich mir das noch mal. Am besten wäre es, du würdest deine sieben Sachen packen und ausziehen, würde das Leben wesentlich sicherer für dich machen, denn glaub mir, ich werde es sicher nicht vor Sam verheimlichen, was du hier gerade wieder für eine peinliche, niveaulose und verachtenswürdige Nummer abgezogen hast und für ihn kann ich nicht garantieren.“ Er lockerte seinen Griff und sie konnte sich befreien. Sie sah ihn bitterböse an, oh diese Zurückweisung würde er noch bereuen. Er würde schön blöd gucken, wenn Sam mit ihm Schluss machen würde, wenn sie gleich mit ihm geredet haben würde. Ihr war es nun egal, ob sie Dean bekam, Hauptsache Sam bekam ihn nicht. Die Winchesters durften beide nicht glücklich zusammen werden, wenn sie es nicht war.
 

„Zieh ab“, sagte Dean. Das musste er ihr wenigstens nicht zweimal sagen. Kopfschüttelnd sah er ihr hinterher. Nun gut, sie war endlich weg. Er hatte diesmal wirklich nicht auch nur den geringsten Spielraum für Fehlinterpretationen gelassen. Sie musste es doch nun verstanden haben, dass sie keine Chance bei ihm hatte und Sam und ihn in Ruhe lassen sollte. Er konnte nur hoffen, dass sie seinem Rat folgen würde und sich aus dem Staub machte, denn er hatte es eigentlich ernst gemeint, er würde es Sam sagen und dann würde sicherlich die Hölle los sein und eigentlich konnte ihm Kara ja egal sein, aber er wollte es den übrigen Beteiligten gerne ersparen und wenn Sam dann Hackfleisch aus Kara gemacht hatte, würde er Dean sicher auch noch mit „Ich hab es ja gleich gesagt“ kommen. Vielleicht sollte er doch den Mund halten, aber ein Stimmchen in seinem Kopf, die verdächtig nach Sam klang, sagte ihm, dass er so etwas auf keinen Fall vor Sam verheimlichen sollte. Er seufzte.

„Na das kann ja was werden“, bemitleidete er sich ein wenig selbst. Er sollte die Ruhe vor dem Sturm aber lieber nutzen und sich um sein Baby kümmern. Was wollte er noch gleich tun, bevor er von Kara unterbrochen wurde? Ach ja, den Lack mit dem Verdünner ins richtige Mischungsverhältnis bringen und dann konnte es gleich losgehen.

Gewissheit über die Wahrheit

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Bobby auf Freiersfüßen

Verwendeter Song:

Barry Manilow - Copa Cabana
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

~Okay, reiß dich zusammen, wenn du mit Vampiren, Werwölfen und was weiß noch allem fertig wirst, dann schaffst du es auch Marcy um eine Verabredung zu bitten~, sagte Bobby innerlich zu sich selbst. Er hatte den Supermarkt erreicht. Da sie eigentlich nicht viel brauchten, hatte er einen der kleinen Kinder-Einkaufswagen genommen, den Jenny nun enthusiastisch vor sich herschob. Für ein nicht mal ganz 1 Jahr altes Kind hatte sie einen ganz schönen Bewegungsdrang. Es war eine wunderbare Abwechslung für den älteren Jäger, mal keine Leichen oder gerade erledigte Monster, sondern ein munteres Kleinkind mit dickem Windelhintern den Gang mit den Baby-Produkten entlang wackeln zu sehen. Er war der stolze Pate des absolut niedlichsten kleinen Mädchens, soviel stand für ihn schon mal fest.

„Hey Winzling, renn doch nicht so. Wir brauchen Früchtetee und Saft für dich.“ Er stoppte ihren kleinen Einkaufswagen, in dem er ihn an dem Plastikfähnchen mit dem Supermarkt-Logo, das an der Seite emporragte, festhielt. Die Kleine quengelte etwas, weil sie weiter laufen wollte.

„Stopp“, sagte Bobby, doch scheinbar reichte das noch nicht aus, um Jenny zum Stillstand zu bringen. Als hielt er nun sie fest und ging so gut es ging auf Augenhöhe mit ihr.

„Lass uns mal eins klarstellen, wenn ich STOPP sage, dann hältst du an, sonst lass ich dich nicht mehr ans Steuer, haben wir uns verstanden?“, sagte er mit ernster Stimme. Die Kleine sah ihn mit großen Augen an. Er ließ sie los. Sie hielt sich an dem Wägelchen fest, blieb aber stehen. Er grinste. Ha, er war Mr. Autorität. Doch schon wackelte Jenny wieder los.
 

“Hey du Frechdachs! STOPP!”, sagte er nun mit erhobener Stimme und sie blieb tatsächlich wieder stehen. Bobby nahm die sich leicht sträubende Jenny auf den Arm.

„O-by!“, kam es sogar protestierend von ihr.

„Also Fräulein, wir suchen jetzt erst deine Getränke zusammen und dann lass ich dich vielleicht wieder runter.“ Sie quengelte auf seinem Arm, doch er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er war nicht so alt geworden, wie er nun war, nur um sich jetzt von einem aufmüpfigen Zwerg fertigmachen zu lassen.

„So, was hat Sam noch mal gesagt? Wovon hast du Ausschlag an deinem Allerwertesten bekommen? War das Apfel- oder Orangensaft?“, sagte er murmelnd und überlegte. Dann fiel ihm wieder ein, dass es Orangensaft war, und übersprang die orangefarbenen Getränke.

„Okay, also was sollen wir nehmen? Heiliger Jesus, sind das viele Sorten und Marken. Da ist es ja fast leichter sich für ein Bier zu entscheiden.“

„O-by, da“, sagte Jenny und deutete auf eine Früchtetee-Apfelsaft-Mischung ohne Zuckerzusatz, wie Bobby der Aufschrift entnahm. Als er die Flasche in der Hand hielt, kam sie ihm nun auch bekannt vor und er meinte sich zu erinnern, sie am Wochenende bei einem Abendessen auf dem Küchentisch stehen gesehen zu haben.

„Siehst du, wenn du willst, kannst du sogar hilfreich sein. Gut gemacht.“ Er gab ihr einen kleinen Kuss auf die Wange, setzte sie wieder auf dem Boden ab und füllte dann den Einkaufswagen mit einigen der halb Liter Flaschen.

„Weiter geht’s, aber denk dran, wenn STOPP, dann STOPP!“, sagte er ermahnend und gab ihr dann einen liebevollen Klaps auf den Windelpo und schon schoss sie wieder los.
 

Plötzlich hörte er Musik. Sie waren in der Mitte des Ladens angekommen, wo Produkte für die Cocktail-Herstellung, wie beispielsweise Shaker und Fruchtsirup angepriesen wurden. Dafür hatte der Markt scheinbar extra Stehtische aufgebaut und einen Barkeeper, Kellner in seltsamen Fruchtkostümen und einen DJ engagiert und eben dieser hatte gerade eine Barry Manilow Nummer aufgelegt.

Her name was Lola she was a showgirl

with yellow feathers in her hair and a dress cut down to there

she would merengue and do the cha-cha

and while she tried to be a star Tony always tended bar

across the crowded floor they worked from eight till four

they were young and they had each other who could ask for more

Jenny fing an zu weinen, als eine Riesenwassermelone auf sie zu kam und ihr eine Erdbeere anbieten wollte.

http://www.racheshop.de/product_images/images/big/karneval-kostuem-wassermelone-454210000-1.jpg

„Nicht weinen“, sagte Bobby, der die Kleine sofort auf den Arm nahm.

„Können Sie Idiot in Ihrem dämlichen Kostüm nicht wen anders erschrecken?“, meckerte er.

„Sorry … ich wollte nur …“

„Hey, Ronnie, räum doch da drüben an dem Tisch die Gläser ab bitte“, sagte Marcy, die ein Kleid im 50er Jahrestyle mit Kirschmuster anhatte.

http://dawandaimages.s3.amazonaws.com/Product/8093/8093878/big/1265490855-833.jpg

Bobby fielen bei ihrem Anblick fast die Augen aus dem Kopf, man, in dem Kleid sah sie wirklich aus wie eine Wucht.

At the Copa Copa Cabana the hottest spot north of Havana

at the Copa Copa Cabana music and passion were always the fashion

at the Copa they fell in love

“Oh, hi Marcy!”, kam es schüchtern von Bobby.

„Hi Bobby! Geht es Jenny wieder gut? Ich hab unserem Chef gleich gesagt, dass das mit den Obst-Kostümen ne Schnaps-Idee ist, aber er wollte nicht auf mich hören, na ja wenigstens konnte ich ihn davon überzeugen, dass ich dieses Kleid stattdessen anziehe, sonst wäre ich in einem Bananen-Kostüm oder Ähnlichem gelandet.“

„O-by?“, kam es fragend von der nur noch leicht schluchzenden Jenny, so als wollte sie wissen, ob die gigantische Melone noch da sei oder nicht. Er wischte ihr mit dem Daumen die Tränchen von der Wange.

“Ja, ich glaube, sie hat sich wieder beruhigt. Du … äh … das Kleid…ähm…es…ähm…na ja…du siehst…gut aus“, brachte er schwerfällig über die Lippen, man, die Brüder hatten recht. Er war etwas eingerostet. Marcys Wangen bekamen einen leicht rosa Schimmer bei dem Kompliment, egal wie spastisch es rübergekommen sein musste, wie Bobby fand.

„Danke“, sagte sie dann und lächelte ihn schüchtern an.

„Wie kommt es, dass du heute nicht wie üblich in der Baumarktabteilung arbeitest?“

„Carol ist krank und da brauchten sie hier Verstärkung. Da wir ja auch da drüben eine kleine Gartenzubehör-Anlage aufgebaut haben, dachte mein Chef, ich wäre die beste Wahl für diese kleine Sonderangebotsaktion. Ähm, kann ich … dich für einen Fruchtcocktail begeistern? Alles alkoholfrei natürlich.“

„Ja … warum nicht. Vielleicht möchte Jenny jetzt ja auch eine Erdbeere, wenn sie ihr anstatt von einer Monster-Melone von einer netten, hübschen Dame angeboten wird.“ Oh, man! Jetzt nutzte er Jenny doch tatsächlich zum Flirten aus. Und es funktionierte. Marcy lächelte ihn wieder an und er bekam ganz feuchte Hände, als ließ er erstmal Jenny wieder runter. Marcy ging in die Knie und sagte dann zu der Kleinen:

„Guck mal, da drüben ist ein kleiner Sandkasten, geh doch mit deinem Onkel Bobby darüber.“

„Pidy!“, kam es fröhlich von dem Mädchen, als sie den grünen Plastik-Sandkasten entdeckte.

http://www.shopgenau.de/upload/preview_pics/6/2123/510/Schildkr%C3%B6te%20Sandkasten%20mit%20Deckel.jpg

Marcy sah Bobby verwirrt an, doch dieser lächelte nur und meinte:

„Sie hat ein Faible für Schildkröten. Ihre Stoffschildkröte zu Hause heißt Speedy also heißen jetzt alle Schildkröten so.“ Während er gesprochen hatte, war Jenny bereits losgestartet. Bobby seufzte. Eine Leine wäre vielleicht nicht schlecht.

„Geh ihr hinter her. Ich komm gleich zu euch.“

„Ja … okay.“ Und schon folgte er seinem Patenkind zum Sandkasten.
 

Jenny hatte sich im Sandkasten niedergelassen und spielte mit den Förmchen. Während Bobby daneben an einem leeren Stehtisch stand, versuchte er sich im Kopf schon einmal die Worte zusammenzulegen, damit er Marcy gleich fragen konnte, ob sie mit ihm ausgehen wollen würde. Seitdem er Witwer war, lebte er praktisch wie ein Mönch, doch als er Marcy begegnet war, wurde ihm bewusst, dass seine Flamme noch nicht gänzlich erloschen war, wie es die Leute in Film und Fernsehen immer so kitschig nannten. Dennoch hatte er es sich bis dato nicht gewagt, sich auf mehr als ein paar harmloser Unterhaltungen mit ihr einzulassen. Er blickte zu der Bar hinüber und sah, wie Marcy mit dem Barkeeper redete und lachte. Oh Gott! Seine Jungs waren sich so sicher, dass sie ja sagen würde. Aber was, wenn sie sich nur aus Mitleid mit ihm unterhielt? Er war ja nun wirklich keine Schönheit und sie war eine tolle Frau im besten Alter, was sollte sie denn schon von ihm wollen? Eine unbekannte Panik brach in ihm aus. Er war kurz davor, sich Jenny zu schnappen und hier alles hinzuschmeißen, um sich die Blamage zu ersparen von ihr ein „Danke, aber nein danke“ oder sonst eine freundliche und dennoch abweisende Floskel zu hören zu bekommen, als Marcy mit zwei bunten Fruchtcocktails wieder zu ihm herüber kam.
 

Weglaufen war nun keine Alternative mehr. Er atmete tief durch. ~Okay, vielleicht kriegst du sie ja wenigstens dazu einen Höflichkeits-Kaffee mit dir trinken zu gehen, am Mittwochabend~, dachte Bobby.

„So, ich hoffe er schmeckt dir. Ich weiß ja, dass du eher der Bier-Typ bist, aber ich finde diese Cocktails verdammt lecker.“ Sie lächelte ihn an. Sie sah so unglaublich hübsch aus, wenn sie lächelte. Bobby bekam plötzlich einen ganz trockenen Mund und nahm erstmal einen großen Schluck von dem Frucht-Gedöns. Wenn es keinen Alkohol gab, musste er sich halt mit Obstsaft Mut antrinken.

„Und?“ Sie sah ihn erwartungsvoll an.

„Mhm…überraschend gut“, musste er zugeben. Sie lächelte wieder, ganz so als würde sie sich freuen, dass sie ihm etwas angeboten hatte, das ihm schmeckte. Vielleicht mochte sie ihn ja doch wirklich? Er würde es jetzt einfach wagen und sie fragen.

„Marcy…“

„Bobby ...“, kam es gleichzeitig von den beiden. Sie lachten.

„Du zuerst,“ sagte Marcy.

„Nein. Ladys first“, entgegnete Bobby.

„Okay … huh“, sie atmete tief durch.

„Also … ich … ähm … ich habe mich … gefragt, ob du … ob du … ähm …“

„Ob ich was?“, fragte Bobby und unterbrach somit ihr Gestotter.

„Man, ich hab so was echt lang nicht mehr gemacht … also, ich hab mich gefragt, ob du vielleichtlusthastmitmirauszugehen?“ Sie redete so schnell, dass Bobby kein Wort verstand.

„Ähm, könntest du deine Frage bitte noch mal wiederholen?“ Sie seufzte und ihre Wangen waren bereits hummerrot.

„Würdest vielleicht mal mit mir ausgehen wollen?“ Sie sah ihn hoffnungsvoll an. Bobby klappte kurz die Kinnlade runter. Sie wollte tatsächlich mit ihm ausgehen. Sie mochte ihn wirklich. In seiner Bauchgegend setzte ein seltsames Kribbeln ein.
 

„Bobby?“ Sie sah ihn nun etwas ängstlich an, da er noch immer nicht geantwortet hatte und er hätte sich am liebsten in den Arsch getreten dafür. Also machte er sich nun daran, Marcy aus dieser Situation zu befreien.

„Ja … ja, ich … würde gerne mal mit dir ausgehen. Ich … ähm … ehrlich gesagt, wollte ich dich gerade dasselbe fragen.“ Er schob seine Kappe tiefer übers Gesicht, sie musste ja nicht unbedingt sehen, wie rot er geworden war, das war schließlich so was von unmännlich. Aus den Augenwinkeln beobachtete er nun ihre Reaktion. Sie strahlte ihn glücklich mit einem 1 Milliarde-Watt-Lächeln an.

„Ehrlich? Du glaubst ja nicht, wie froh ich bin, dass ich dich nicht falsch eingeschätzt habe.“

„Doch, das glaube ich. Mir geht es ja genau so“, kam es kleinlaut von ihm. Er hob nun wieder den Kopf, sodass sie sein Gesicht sehen konnte, schließlich sollte sie ihm daran ja ablesen können, dass er es ernst meinte. Sie lächelte immer noch vor Erleichterung und Glück. Bobby spürte, wie auch seine Mundwinkel leicht zuckten und den Anflug eines Lächelns versuchten.

„Ähm … wie wäre es Mittwochabend?“, fragte er dann, schließlich hatte er trotz allem noch einen Job zu erledigen, auch wenn er das Vergnügen bekam, während die Jungs die Arbeit haben würden.

„Klingt gut, da habe ich Frühschicht und den ganzen Abend frei.“ Sie biss sich noch immer etwas nervös auf die Unterlippe, ehe sie dann sagte:

„Willst du dann vielleicht zu mir zum Abendessen kommen?“ Sie war öfters mal bei Bobbys Grundstück vorbei gegangen und hatte nie irgendwelche Veränderungen gesehen, also nahm sie an, dass sein Geschäft wohl gerade nicht so gut lief und dachte, es wäre daher besser ihn zu sich einzuladen, anstatt dass er sie ausführte. Er war mit ziemlicher Sicherheit ein Gentleman und würde sie sicher einladen wollen und auch für sie bezahlen. Bobby ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen und schneller als er denken konnte, wie es vielleicht bei ihr rüber kam, war ihm auch schon ein „Nein“ hinausgeplatzt. Zweck dieses Dates war es ja auch zum Teil sie aus dem Haus zu bekommen.
 

„Oh … dann hat dir mein Cobbler wohl nicht geschmeckt“, sagte sie und klang ein wenig enttäuscht. Wieder hatte Bobby das Verlangen sich selbst in den Arsch zu treten.

„So hab ich das nicht gemeint. Ich denke nur einfach, dass es schöner ist, wenn wir zusammen in ein Restaurant gehen. Bei einer ersten Verabredung solltest du nicht kochen müssen und im Übrigen war dein Cobbler wirklich lecker.“ Nun lächelte sie wieder. Wenn ihm soviel daran lag sie auszuführen, dann würde sie es ihn tun lassen.

„Okay, dann lass uns irgendwo was essen gehen. Ähm … holst du mich ab?“

„Ja … klar. Ist dir acht Uhr recht?“

„Perfekt …“ Sie lächelte immer noch und Bobby tat es nun auch.

„O-by, Ni puh,“ sagte Jenny mit einem quengeligen Gesichtsausdruck.

„Oh … ich, denke sie braucht eine neue Windel“, sagte Bobby.

„Du weißt, wo der Wickelraum ist?“

„Bei den Toiletten, ja ich weiß.“

„Gut … dann solltest du sie nicht länger warten lassen. Ich muss dann auch wieder an die Arbeit.“ Sie sah ihn kurz eindringlich an und dann gab sie ihm einen kleinen Kuss auf die Wange, ehe sie dann mit einem alarmroten Kopf an die Bar zurückging.
 

Bobby grinste wie ein verliebter Vollidiot und strich sich über die geküsste Wange, während er ihr hinterher sah.

„O-by“, kam es noch einmal von Jenny und dann fing sie an zu schreien. Dies riss ihn wieder ins Hier und jetzt.

„Hey, nicht weinen.“ Er nahm sie auf den Arm und ging, den kleinen Einkaufswagen hinter sich herziehend zunächst in Richtung Toiletten. Unterwegs fiel ihm dann Sidendheiß ein, dass er gar kein Wickelzeug dabei hatte, also macht er mit der vollwindligen und deswegen übelgelaunten Jenny noch mal einen Abstecher in die Baby- und Kleinkindabteilung, um die nötigen Utensilien zu besorgen. Er hatte keinen Schimmer, welche die richtigen Windeln waren, also schätzte er einfach mal Jennys Gewicht, während er sie auf dem Arm wiegte, und griff dann eine Packung der kleinsten Füllmenge sowie eine kleine Packung Feuchttücher. Dann marschierte er nach dem Umweg direkt zu den Toiletten. Es gab 5 Türen. Frauen, Männer, zwei Unisextoiletten für Behinderte und einen Wickelraum. Wunderbar! Schnell brachte er den Boxenstopp hinter sich und setzte dann mit der nun wieder glücklichen Pups-Maus den Einkauf fort, ehe sie sich auf den Heimweg machten.
 

Wieder bei Sam und Dean im Schuppen:
 

„Wie? Was … Karas Möpse in deinem Gesicht? Was zur Hölle war da los?“

„Scheiße, das ist jetzt total falsch rüber gekommen“, sagte Dean und berichtete Sam dann, was sich zuvor zugetragen hatte.

„Sie wollte Sex mit dir und was hast du gemacht?“, unterbrach Sam ihn bevor er die Gelegenheit hatte zu Ende zu erzählen. Die Frage machte Dean etwas sauer. Was dachte Sam eigentlich von ihm? Also sagte er barsch und voller Ironie.

„Ich hab ihr natürlich sofort die Hose runter gerissen und es mit ihr getrieben, Gott was denkst du denn? Ich hab ihr natürlich klar gemacht, dass da nichts laufen wird.“

„Komm wieder runter Dean, so hab ich das doch gar nicht gemeint. Ich wollte nur wissen, wie deutlich du bei deiner Abweisung geworden bist.“

„Glaub mir, diesmal war es deutlich genug.“

„Mag sein, dass du dass so siehst, aber ich für meinen Teil werde diesem Miststück jetzt gewaltig den Arsch aufreißen.“ Er stürmte bereits Richtung Tür, als Dean ihn zurückhielt.

„Ich hab dir das nicht gesagt, damit du losziehst, um meine Ehre zu verteidigen und sie verprügelst. Ich kann mich schon selbst gegen sie wehren und hab das auch gemacht.“ Er drehte Sam zu sich um und erzählte ihm dann, was er mit Kara gemacht hatte.
 

„Stimmt, das kann sie wirklich nicht mehr falsch verstehen.“ Er küsste Dean auf die Wange und ging dann in Richtung Tür.

„Hey, wo willst du denn jetzt hin?“

„Na sicher gehen, dass die blöde Schlampe sich vom Acker macht.“

„Oh … okay. Mach, was du nicht lassen kannst. Ich mache hier noch in Ruhe mein Baby fertig und komm dann auf ein Sandwich zu dir rein.“

„Klingt gut.“ Er küsste Dean liebevoll. Dann hörten sie Schritte und trennten sich gerade noch rechtzeitig, bevor Bobby mit Jenny in den Schuppen kam.

„Ah, hier seid ihr. Das Haus ist vollkommen verlassen und wir beide haben euch gesucht.“ Der ältere Jäger sah von einem Winchester zum anderen.

„Will ich wissen, warum du O-beiniger als sonst aussiehst, der größte Teil meines Werkzeugs auf dem Boden liegt und Sams Haar aussieht als hätte man ihn durch die Hecke gezogen?“

„Nein“, kam es fast synchron von den Brüdern. Bobby rollte mit den Augen, dann sah er noch mal zu Sam, der ihm am nächsten Stand und entdeckte dort etwas an seinem Hals.

„Um Himmelswillen ist das etwa ein Knutschfleck? Gott, euch zwei kann man auch keine Minute alleine lassen.“ Kopfschüttelnd verschwand er mit Jenny wieder aus dem Schuppen.

Sam und Dean waren beide etwas rot geworden. Aber eigentlich hatte Bobby ja ganz locker reagiert. Sie atmeten tief ein und aus. Plötzlich steckte Bobby noch mal kurz den Kopf zum Schuppen herein.

„Na los, denkt ihr die Einkäufe laufen alleine ins Haus?“

„Ich werde ihm mal helfen gehen“, sagte Sam und lächelte leicht verlegen.

„Gut, aber fang nicht ohne mich an ihn nach Marcy auszufragen.“

„Okay, versprochen.“ Er hauchte ihm noch kurz einen Kuss auf die Lippen und verschwand dann, um Bobby beim Tütentragen zu helfen.
 

Bobby schien sie wohl etwas ärgern zu wollen, denn die zwei Tüten hätte der ältere Jäger auch allein hineintragen können. Nachdem das erledigt war und die Einkäufe weggeräumt, machte sich Sam daran Sandwichs zu machen, während Bobby mit Jenny hoch ging, um ihr auf Sams Auftrag hin, die Hände zu waschen, schließlich hatte sie ja im Sand gespielt. Sam würde sicher ein sehr pingeliger Vater werden, was Sauberkeit an ging. Der jüngere Winchester hatte Bobby gefragt, was er meinte, als er sagte, dass das Haus vollkommen verlassen sei und dieser hatte ihn angeguckt, als hätte er eine Schraube locker.

„Verlassen, wie in niemand war hier“, sagte Bobby, als sei Sam zurückgeblieben.

„Kara ist weg?“

„Ihr Wagen ist weg, ja und das Haus war leer, ergo ist sie im Moment weg.“

Sam musste jetzt natürlich nur noch raus finden, ob sie ihre Sachen gepackt hatte oder doch zurück kommen würde. Aber zunächst waren jetzt die Sandwichs dran.
 

„Keine spontane, außerhäusliche Sexperimente mehr“, sagte Dean, als er kurz darauf ins Haus kam. Sam sah ihn entgeistert an.

„Was?“, kam es dann verwirrt von ihm. In seinem Kopf arbeitete es bereits. Hat Dean sich doch gedrängt gefühlt? Hat es ihm doch nicht gefallen? War ich zu forsch?

„Shit, Mann! Es ist nicht dass, was du denkst“, sagte Dean schnell, als er Sams Gesichtsausdruck sah. Er war heute wirklich nicht der Glücklichste, was seine Äußerungen anging.

„Ich meinte, zumindest nicht ohne Kondom.“

„Wieso?“ Immer noch sah Dean die metaphorischen Fragezeichen über Sams Kopf.

„Ähm … ich bin … Leck, wenn du verstehst, was ich meine“, sagte Dean und sah Sam vielsagend an.

„Hä? ...Oh …OH!“ Man sah bei Sam förmlich das Licht aufgehen.

„Ja, oh, du Schnellmerker. Ich geh jetzt hoch, wasch mich und zieh mich um.“ Sam nickte und sah etwas schuldbewusst aus. Bevor Dean an der Tür war, hielt Sam ihn jedoch zurück. Er zog ihn an sich und legte von hinten die Arme um seine Hüften.

„Komm, lass mich gehen“, sagte der Ältere und sein Gesichtsausdruck zeigte an, dass er sich schon etwas unwohl fühlte, untenrum.

„Gleich, ich wollte dir nur noch was sagen.“ Dean rollte mit den Augen.

„Ich liebe dich auch, Sam. Kann ich jetzt?“

„Das hab ich zwar nicht gemeint, ist aber auch wahr.“ Er küsste Deans Hals.

„Sammy“, kam es nun quengelnd von Dean.

„Ich wollte eigentlich nur sagen, dass ich dann gleich auf Bobbys nächsten Einkaufszettel Kondome schreiben werde“, sagte der andere mit todernster Mine. Dean Gesicht entgleiste völlig. Das war doch wohl nicht Sams Ernst. Der Jüngere brach daraufhin ins Lachen aus.

„Du hättest jetzt mal dein Gesicht sehen sollen.“

„Du hast mich verarscht? Jetzt? Ich fass es nicht. Dein Liebessaft rinnt mir aus dem Hintern und in meine Shorts und du Mistkerl hast nichts Besseres zu tun, als mich zu verarschen?“ Oh, das würde eine Racheaktion geben, schwor sich Dean.
 

Sam hatte sich nun wieder vom Lachen erholt und küsste Dean abermals. Diesmal jedoch auf die Wange.

„Küsschen helfen dir jetzt auch nicht mehr weiter. Rache ist Blutwurst, Sammy und zu einem Zeitpunkt, an dem du es am wenigsten erwartest.“ Doch dieser streichelte Dean nur zärtlich über die Seite.

„Was ich dir eigentlich sagen wollte, wir müssen keine Kondome benutzen. Ich muss dich nur gründlicher säubern.“ Sein sexy Tonfall erzeugte bei Dean eine Gänsehaut. Meinte Sam etwa das, was er glaubte, dass er meinte? Was war Sam in Sachen Sex doch ein versautes Ding.

„Das nennt sich Felching, weißt du? Ich habe drüber mal was gelesen. Natürlich – wie hätte es auch anders sein sollen. Sein Streberbruder hatte doch über so gut wie alles schon mal was gelesen.

„Sammy, du bist mir ja echt einer. Kein Sexipedia mehr für dich.“ Er drehte sich in dessen Armen um und sah, dass sich trotz des sexy Unterton in Sams Stimme, sich ein rosa Schimmer über Sams Wangen gelegt hatte. Dean beugte sich zu ihm vor und hauchte ihm in den Nacken:

„Nein, ernsthaft. Du bist wirklich sehr experimentierfreudig und ich bin verdammt froh, dass ich das Glück habe mit jemandem wie dir zusammen zu sein, und wenn du dieses Felching ausprobieren willst, komm ich gerne auf dein Angebot zurück.“

„Gut, dann brauch ich doch keine Kondome auf Bobbys Einkaufsliste schreiben.“

„Ist vielleicht doch keine schlechte Idee. Wer weiß, Bobby kann sie ja möglicherweise gebrauchen, je nachdem wie weit Marcy beim ersten Date geht.“

„Du bist echt unmöglich und jetzt geh und mach dich frisch.“ Dean küsste ihn noch flüchtig auf den Mund und ging dann nach oben. Kurz darauf kam Bobby mit Jenny wieder nach unten.

„Sag mal, warum läuft Dean, als hätte er in die Hose gemacht?“, erkundigte er sich bei Sam.

„Tja … ähm … das hat was mit der Sache im Schuppen zu tun.“ Gott war das Sam peinlich.

„Irk…was musste ich auch unbedingt fragen.“

Ausfahrt im Impala

Sam und Bobby saßen schon mit Jenny am Küchentisch als Dean wieder nach unten kam. Er schwang sich frisch wie der junge Morgen auf den freien Stuhl neben Sam und sah Bobby erwartungsvoll an.

„Also schieß los, wie ist es mit Marcy gelaufen? Hast du sie an der Angel?“

„Neugieriges Waschweib“, sagte Bobby. Sam lachte.

„Komm Bobby, rück schon raus mit der Sprache oder willst du, dass ich Marcy anrufe?“

„Dean, wenn Bobby das peinlich ist, solltest du ihn nicht zwingen es zu erzählen.“

„Peinlich? Mir ist nichts peinlich. Sehe ich aus, wäre ich ein 12 jähriges Mädchen?“

„Das nun wirklich nicht, also pack endlich aus.“

„War keine große Sache. Ich bin rein, hab sie gefunden und zum Essen eingeladen. Sie hat ja gesagt“, gab sich der ältere Jäger cool.

„Wie? Das ist alles?“ Dean sah ihn ungläubig an.

„Ich freu mich für dich Bobby. Die Hauptsache ist, sie hat ja gesagt. Ich bin sicher, ihr werdet euch gut amüsieren,“ kam es von Sam, der der Meinung war, dass wenn Bobby nicht mehr verraten wollte, er es ruhig Ruhen lassen konnte.

„Aber …“

„Dean, iss dein Sandwich“, mahnte der Jüngere ihn. Bobby war ihr Gastgeber und hatte ein Recht auf seine Privatsphäre. Das ließ Dean sich nun auch nicht zweimal sagen. So fingen sie an zu essen.
 

„Schag mal, wo fürscht du sie den hin ausch?“, fragte der ältere Winchester mit vollem Mund. Eine Eigenart, die Sam ihm wohl niemals abgewöhnen, würde können.

„Mann, Junge. Mach erst mal den Mund leer. Ich versteh so ja kein Wort.“ Dean schluckte den zerkauten Bissen runter.

„Wo gehst du mit ihr hin?“

„In ein Restaurant.“

„Schon klar, aber in welches? Denn ich schätze Marcy steht auf was Romantisches. Vielleicht kann ich dir bei der Auswahl helfen.“

„Was verstehst du denn schon von Romantik, Mr. „Ich reiß meine Frauen in heruntergekommenen Bars auf?“, sagte Sam leicht amüsiert.

„Ja, das klingt ganz nach Dean,“ meinte Bobby. Sam und er lachten, sehr zu Deans Verdruss.

„Ja, macht euch nur lustig. Ich kann romantisch sein, wenn es verlangt wird“, maulte Dean beleidigt. Er konnte das doch nicht auf sich sitzen lassen. Er musste was sagen. Ein Dean Winchester gab nun mal nicht gerne zu, dass er in etwas nicht gut war.

„Ach ja?“, kam es ungläubig von ihrem väterlichen Freund.

„Ja, neulich hab ich Sam essen gekocht und …“

„Ah, du meinst den Abend als du Nudeln mit Marinara-Soße gemacht und dann im Wohnzimmer das Teelicht angezündet hast“, brachte Sam Deans Satz zu Ende.

„Ein Teelicht? Wow, das macht dich natürlich zum König der Romantik,“ sagte Bobby sarkastisch und grinste.

„Gut, dann frag halt Sam, der ist eh das Mädchen in unserer Beziehung“, kam es eingeschnappt von dem kleineren Winchester. Er machte anstallten aufzustehen, doch Sam griff nach seiner Hand und streichelte versöhnlich darüber.

„Sei keine beleidigte Leberwurst. Ich hab die kleine Geste wirklich zu schätzen gewusst.“

„Danke, mehr brauch ich darüber nicht wissen“, sagte Bobby. Also aßen sie ohne weitere Worte zu Ende. Aber so zärtlich, wie Dean Sam über den Oberschenkel strich, brauchten die Brüder keine Worte. Sam verstand auch so, dass Dean nicht mehr beleidigt war.
 

Nach dem Mittagessen machte sich Dean daran die Arbeiten am Impala abzuschließen. Bobby hatte auch noch einige Kleinigkeiten, wie er es nannte, zu erledigen und verschwand in den Weiten des Schrottplatzes. So blieb Sam ein wenig Zeit, um endlich seine Recherche anzufangen. Jenny wäre diesmal beinahe schon während des Essens eingenickt. Bobby hatte sie scheinbar beim Einkaufen gut ausgepowert. So hatte er also angefangen Bobbys reichhaltige Büchersammlung zu durchforsten. Er wusste eigentlich gar nicht wo er in Bezug auf die Sache mit Deans Blut beginnen sollte. Der einzige Anhaltspunkt den er von Deans Bericht über das Telefonat mit der Daywalker Vampirin hatte, war, dass es ein mächtiges übernatürliches Wesen sein musste, dass seinen Teil zu Deans Genpool beigetragen hatte. Auch war es kein Vampir und wohl auch kein Werwolf. Nach einer viertel Stunde suchen hatte Sam mehrere Bücher über Formwandler, Skinwalker, (da könnte immerhin Deans Vorliebe für rotes Fleisch herrühren, da sie sich ja in Tiere verwandeln konnten) und Wendigos (die wurden sicher auch einsam in ihren Höhlen und hatten sich vielleicht mit einem ihrer Snacks gepaart, der dann entkommen konnte) gefunden und auch zahlreiche Bücher über die Monster in der Mythologie, schließlich gab es sicher auch noch einige Wesen, die die Form von Menschen annehmen konnten und mit denen sie es bis jetzt noch nicht zu tun gehabt hatten. Er beschloss mit diesen Büchern anzufangen, denn wenn er da noch auf ein infrage kommendes Wesen stoßen sollte, dann konnte er darüber noch vertiefende Literatur suchen.
 

Die ersten paar Seiten des ersten Buches, dass er aufgeschlagen hatte, befassten sich lediglich mit Monstern in Tierform. Aber nach etwa zehn Minuten hatte er einen Artikel über einen Wrykólakas gefunden. Ein Wesen, das im griechischen Volksglauben einen Vampir bezeichnet, im slawischen jedoch einen Werwolf. Nach bestimmten Vorstellungen verwandelte sich auch ein getöteter Werwolf in einen mächtigen Vampir, der dabei die Fangzähne, behaarten Handflächen und die glühenden Augen des Werwolfs übernimmt. Hm … ein Werwolf, der zu einem mächtigen Vampir wird. Mächtig … vielleicht mächtig genug, dass auch ein winziger Anteil von dem Blut in Deans Adern einem normalen Vampir schaden kann? Dadurch, dass sie selber zu Vampiren werden, könnte diese in die Irre führen, sodass Vampire einen Wrykólakas womöglich nicht mehr als Ex-Werwolf identifizieren können. Das wäre eine weitere Nachforschung wert. Er notierte sich etwas dazu und blätterte dann weiter. In diesem Buch waren aber nur noch Tierwesen der griechischen Mythologie zu finden. Er hatte das Buch gerade wieder beiseitegelegt und wollte mehr Informationen über den Wrykólakas heraussuchen, als Jenny sich meldete. Der Mittagsschlaf war vorbei und somit auch seine Zeit für Recherchen. Er seufzte. Warum konnte seine Tochter nicht mal einen sehr langen Mittagsschlaf machen? Also erhob er sich um dem zu ihm herab dringenden „Pa-pa“ Ruf seines kleinen Mädchens zu folgen.
 

Als er einige Minuten später mit einer frisch gewickelten und wieder ziemlich munteren Jenny nach unten kam, traf er Dean in der Küche an.

„Ah, da bist du ja. Ich bin jetzt fertig mit meiner schwarzen Schönheit. Du musst sie dir gleich unbedingt mal ansehen. Mein Baby sieht wieder aus wie neu.“

„Das freut mich, dass du das wieder so gut hinbekommen hast und unsere Tochter riecht nach dem eben vollzogenen Windelwechseln jetzt auch wieder wie neu. Soll ich Kaffee machen?“

„Gute Idee.“

„Din!“, quiekte sie fröhlich und streckte die Arme nach ihm aus. Der ältere Winchester nahm sie Sam ab, der sich sofort daran machte einen frischen Kaffee aufzusetzen.

„Din, Ni piln.“

„Okay, dann lass uns mal ein bisschen freilufttaugliches Spielzeug zusammen suchen und draußen auf der Terrasse spielen.“ Sam lächelte. Dean war Jenny total verfallen. Es war total süß, wie sein ehemals so tougher Bruder nur allzu bereit war mit der Kleinen zu spielen, da aber das böse s-Wort verboten war, sprach er seinen Gedanken nicht aus und beließ er es bei dem Lächeln.
 

Zusammen mit Jenny hatte sich Dean für die Plastikringe entscheiden, die man in der richtigen Reihenfolge über einen Zylinder stülpen musste, sodass sie eine Art Pyramide ergaben.

http://www.babyartikel.de/medias/sys_master/media/babyspielzeug/pyramide-farbring_fisherprice.jpg

Vielleicht würde sie diesmal sogar die eigentliche Aufgabe sofort beginnen und nicht wie sonst, erstmal an den Ringen rumkauen.

„Wir sind draußen“, rief Dean, als er mit Jenny und ihrem Spielzeug an der Haustür stand. Sam steckte den Kopf aus der Küchentür heraus und sagte:

„Okay, ich komm dann gleich mit dem Kaffee raus zu euch.“ Dean nickte und war dann nach draußen verschwunden.

„Hast du gehört? Dein Dad bringt gleich den Kaffee, na dass nenn ich mal Service.“
 

Während der Kaffee durchlief, verstaute Sam die herausgesuchten Bücher so, dass er sie schnell wieder finden würde, wenn er das nächste Mal Zeit hatte, um zu recherchieren. Wann immer das auch Sein würde in der begrenzten Zeit, in der er mal alleine war. Schließlich gesellte er sich einige Minuten später zu Dean und seiner Tochter auf die Terrasse.

„Danke für die Tasse Kaffee, Sammy“, sagte Dean und gab ihm einen Kuss auf die Wange. So nah, wie sie nun beieinandersaßen, konnte er noch deutlich ihren gemeinsamen Duft an Sam wahrnehmen. Er lächelte.

„Du hast ja noch gar nicht geduscht und riechst noch nach uns.“ Auch Sam lächelte leicht.

„Ich mag uns.“ Dann trafen sich ihre Lippen zu einem innigen Kuss.

„Sie ist immer noch nicht aus der „ich knabbere alles an“ Phase raus“, stellte Sam fest als er seine Tochter betrachtete nachdem er sich von Dean gelöst hatte.

„Das wird schon noch. Andere Kinder in ihrem Alter hängen am Schnuller, sie nicht. Das ist schon mal ein riesen Vorteil für uns, da brauchen wir ihr das schon mal nicht abzugewöhnen.“

„Ich habe aber schon ein paar Mal gesehen, dass sie an ihrem Daumen gelutscht hat.“

„Solange das kein Dauerzustand ist, lass es ihr doch.“

„Ich hoffe, dass es keine lästige Angewohnheit wird.“

„Du wirst es schon zu unterbinden wissen, oller Spaßverderber.“

„Ich, ein Spaßverderber? Und was war dass vorhin im Schuppen?“

„Ja, was war das eigentlich. Du hattest mir meine Frage gar nicht beantwortet.“

„Welche Frage?“

„Ich hatte dich gefragt, ob es zwischen Karas Anmachversuch und unserem spontanen Stelldichein im Schuppen einen Zusammenhang gibt.“
 

„Na ja, also im Prinzip hat sie zu mir das gleiche gesagt wie zu dir. Dass du nur mit mir schläfst, weil es bequem für dich ist und du mich nicht liebst, weil du nicht schwul bist und sie dir mehr bieten kann.“

„Du weißt aber, dass das nicht wahr ist oder?“

„Natürlich,“ versicherte Sam.

„Und was war noch?“

„Sie meinte sie käme gerade von dir und ihr hättet es getrieben. Das habe ich ihr nicht geglaubt und ich hab raus gekriegt, dass du nie mit ihr geschlafen hast. Dass ich ihre Lüge aufgedeckt habe, hat sie echt angepisst, aber mich hat es irgendwie euphorisch gemacht und ich bin dann gleich rüber zu dir und … den Rest kennst du ja“, sagte Sam und grinste.

„Oh ja, der Rest war heiß.“ Er wackelte aufreizend mit den Augenbrauen. Das brachte Sam zum Lachen.

„Kara ist schon ne echte Plage. Wir sollten sie vielleicht mit Jeff verkuppeln“, meinte Dean.

„Bist du wahnsinnig? Die Zwei könnten glatt den Antichristen zeugen.“ Dean lachte bei Sams Worten und auch der Jüngere schmunzelte.

„Okay, dann lassen wir es. Würde wahrscheinlich eh nicht funktionieren, weil Jeff ja schwul ist. Er lässt sich bestimmt nicht entschwulen.“

„Lass uns am besten nicht mehr über sie reden. Ich hab genug von ihr und sie wird wohl demnächst wieder kommen.“

„Woher weißt du das?“

„Ich war in ihrem Zimmer ihre Sachen waren alle noch da.“

„Du hast ihr nachgeschnüffelt?“

„Nein, ich wollte nur wissen, ob sie endgültig weg ist oder nur woanders sich eine neue Gemeinheit ausdenkt, die sie mir an den Kopf werfen kann.“ Dean streichelte Sam beruhigend durchs Haar.

„Vielleicht sucht sie eine neue Bleibe.“

„So viel Glück haben wir bestimmt nicht.“ Plötzlich war Sam aufgestanden, um zu verhindern, dass seine Tochter sich einen toten, vertrockneten, und für seine Art sehr großen, Bergkiefernkäfer in den Mund steckte, als wäre er eine Rosine. Er hatte seine Lektion gelernt und sich vorgenommen Jenny nicht mehr aus den Augen zu lassen, auch wenn das vielleicht bei Gesprächen den Eindruck erwecken würde, dass er nicht bei der Sache war.
 

„Pfui, das ist nichts zum Essen. Du darfst nichts essen, was auf dem Boden rum liegt.“ Er seufzte resignierend, als Jenny ihn nur wieder mit großen Augen ansah.

„Gott, es wäre wirklich schön, wenn du verstehen würdest, was man dir sagt“, sagte Sam.

„Pa-pa“, brabbelte sie und reichte ihm einen der bunten Plastikringe. Dean grinste.

„Mach dir nichts draus Sam. Sieh es doch einfach so, sie fängt früh mit dem Überlebenstraining an und der Käfer hat sicher viele Proteine.“

„Du bist keine wirkliche Hilfe, Dean.“

„Ach Sammy, das ist doch nicht so schlimm. Ich hab sogar mal irgendwo gehört, dass der Mensch im Schlaf pro Jahr sieben Spinnen verschluckt.“

„Du glaubst auch jeden Scheiß.“

„Man, nimm das doch nicht so ernst. Ich mein nur, ein bisschen Dreck und ähm … Insekten im Magen haben noch keinem Kind geschadet.“

„Das hat Bobby heute nach dem Frühstück auch zu mir gesagt.“

„Tja, er ist ein schlauer Mann und ich bin auch nicht gerade auf den Kopf gefallen, vielleicht ist an dieser Weisheit also was dran,“ meinte Dean.

„Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich habe jedenfalls kein Interesse, dass sich in ihrem Magen ein Bezoar bildet.“

„Okay, was auch immer. Wo steckt Bobby eigentlich?“, fragte Dean, der nicht auf Sams Vorliebe für Fremdworte eingehen wollte.

„Er ist nachdem ich Jenny hingelegt hab irgendwo in diese Richtung gegangen und meinte, er müsste irgendwelche Kleinigkeiten erledigen.“ Er deutete dabei auf die Weiten des Schrottplatzes.

„Was glaubst du, was er da treibt?“, fragte Dean seinen Bruder.

„Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, es hat etwas mit Jennys Geburtstag zu tun, falls es aber nichts damit zu tun hat, weiß ich nicht, ob ich es wissen will.“

„Warum sollte er ein Geburtstagsgeschenk für Jenny vor uns verheimlichen wollen?“

„Du weißt doch, wie er ist. Sicher denket er, dass du dich über ihn lustig machst, wenn es was Sentimentales ist und wer weiß, vielleicht ist es ja auch was für uns.“

„Hm … gegen ein Geschenk hätte ich nichts. Meinst du es, hat was mit Kuchen zu tun? Ich liebe Kuchen.“

„Wenn Bobby da draußen irgendwo einen Ofen versteckt hat, vielleicht, aber ich bezweifle es“, entgegnete Sam und lächelte Dean liebevoll an. Er war schon irgendwie sein persönliches Krümelmonster.

„Aber es wird doch Kuchen geben oder?“

„Keine Sorge, Baby. Wir backen einen.“

„Du kannst backen?“

„Nein, du?“

„Nein, aber wer bäckt dann den Kuchen?“

„Wir werden schon eine Lösung finden.“

„Sammy?“

„Ja, Dean?“

„Also … meinst du, du könntest mir später mal deinen Laptop leihen?“

„Klar, warum?“

„Naja, Jenny hat noch keine Freunde, aber vielleicht kann ich Nelson und seine Frau als Geburtstagsgeste per E-mail einladen.“

„Das wäre schön, aber da solltest du vielleicht erst mal Bobby fragen, ob ihm das Recht ist.“
 

„Klar frag ich ihn vorher, ist ja schließlich sein Haus, aber jetzt werde ich erst mal Missouri und Augusta anrufen, ehe die es tun und mir wieder Schläge androhen.“

„Lass mich Missouri übernehmen.“ Sam wollte sie noch Mal wegen des Traumes fragen, den er seit einiger Zeit hatte.

„Ich hatte gehofft, dass du mir das anbietest. Bist halt doch der Beste.“ Er küsste Sam.

„Hey, das klingt ja fast so als hätte es da irgendwelche Zweifel gegeben.“

„Quatsch war bloß ne Bestätigung.“

„Bleibst du hier bei Jenny?“

„Klar.“ Er setzte sich neben die Kleine.

„Wir rufen jetzt Augusta an, was hältst du davon?“

„Ni piln.“

„War ja klar. Naja, hoffentlich bleibt das mit der wenigen Begeisterung zu telefonieren, wenn du älter bist.“

„Dean?“ Er drehte sich zu Sam um, der im Begriff war ins Haus zu gehen. Jedes Mal, wenn er Dean mit Jenny sah, wurde ihm bewusst, was der andere für einen guten Vater abgab und das verursachte eine angenehme Wärme um sein Herz herum.

„Ja?“

„Ich liebe dich.“ Er wartete keine Antwort ab und verschwand im Haus, denn es ging ihm gerade nicht darum eine Erwiderung zu bekommen, sondern einzig allein darum es Dean wissen zu lassen. So ließ er den breit grinsenden Dean auf der Terrasse zurück.
 

„Hallo Sam“, meldete sich Missouri am anderen Ende der Leitung.

„Hallo Missouri, schätze es wurde mal Zeit, dass wir uns melden.“ Er berichtete ihr kurz, was in den Letzten so passiert war und das sie nun bei Bobby waren und es ihnen gut ging.

„Das freut mich, aber das ist doch nicht der einzige Grund, warum du mich anrufst.“

„Man kann dir nichts vormachen oder?“

„Es ist zumindest schwer, mein Junge. Also worum geht es?“

„Weißt du das nicht schon?“

„Erzähl es mir einfach, okay?“ Und so schilderte er ihr den Traum, indem seit neustem Dean Jessicas Rolle eingenommen hatte.

„Du fragst dich jetzt, ob es ein Traum ist oder wieder eine Vision.“

„Ja. Dean hat zwar versucht mich zu beruhigen, aber ich …“

„Du machst dir trotzdem Sorgen um den Holzkopf.“ Sam lachte kurz.

„Weißt du Sam, wenn du das immer nur hast, wenn du schläfst und auch keine Kopfschmerzen danach, dann ist es vielleicht wirklich nur ein Traum, vor allem, da es dem was du mit Jessica erlebt hast so sehr ähnelt.“

„Du denkst also, dass da nichts Übernatürliches hinter steckt?“

„Hast du bisher immer die Vision erkannt als solche erkannt, seit du weißt, dass du Visionen hast?“, fragte sie ihn.

„Ja, aber wer weiß schon, ob sich die Parameter zur Erkennung nicht geändert haben? Ich meine, du hast selber gesagt, dass die Kopfschmerzen vielleicht nicht dauerhaft sind.“

„Sam, das ist keine exakte Wissenschaft und leider kann ich von hier aus auch keine Ferndiagnose stellen. Wenn dir dein Bauchgefühl sagt, das da mehr hinter steckt, dann solltest du dem vielleicht nachgehen.“ In Bobbys Wohnzimmer rollte Sam mit den Augen. Missouri war mal wieder unhilfreich.

„Und was schlägst du vor, soll ich tun?“

„Versuch doch einmal am Tage und im Wachzustand deine vermeintliche Vision herbeizuführen. Wenn es dir im Wachzustand nicht gelingt, ist es mit Sicherheit nur ein Traum.“

„Ich habe noch nie eine Vision herbeigeführt.“ Und er war sich ziemlich sicher, dass Dean es sicher nicht gerne sehen würde, wenn er versuchte seine Fähigkeiten weiter auszubauen.

„Du solltest dir dabei keine Gedanken, um Deans Meinung machen, denn falls es wirklich eine Vision sein sollte, dann profitiert er davon, wenn du mehr darüber hinaus findest.“

„Und wie kann ich eine Vision herbeiführen?“

„Das kann ich dir auch nicht so genau sagen, das ist bei jedem der diese Gabe hat anders. Manche nehmen eine gewisse Aura war, andere bekommen sie durch das Berühren von Menschen oder Gegenständen. Wenn ich du wäre, würde ich es in Jennys Gegenwart versuchen. Möglicherweise kann sie als Verstärker fungieren.“

„Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist. Das letzte Mal, als sie eine Vision hatte, hat sie ewig lang wie am Spieß gebrüllt.“

„Es ehrt dich, dass du ihr das nicht zumuten willst. Du bist ein guter Vater. Wenn es dir weiterhilft, als ihr bei mir ward habe ich keine Gefahr für euch gespürt.“ ~Du solltest dein Gespür mal überprüfen lassen~, schoss es Sam durch den Kopf, als er an den Maskottchen-Geist dachte, der Dean ausgeknockt hatte. Er zuckte zusammen, als sie sich meldete. Wie hatte er vergessen können, dass sie Gedanken über sie drei Meilen gegen den Wind wahrnehmen konnte?

„Also Sam, sowas will ich aber nicht hören. Ich meinte natürlich keine Gefahr in den Ausmaßen, die Dean in deinem Traum/Vision blühen.“ Das beruhigte ihn ein wenig.

„Sam, eines solltest du dir bewusst sein. Dean ist nicht Jessica. Er weiß im Gegensatz zu ihr, was da draußen alles ist und er kann sich schützen.“ ~Ich weiß auch, was da draußen alles ist, aber ich habe es versäumt Jessica zu beschützen~, dachte er.

„Herjeh, wo kommt das denn nun wieder her? Ich dachte wir, die dir nahe stehen, hätten dir längst klar gemacht, dass es nicht deine Schuld war.“

„Würde es dir etwas ausmachen zu versuchen, nicht meine Gedanken zu lesen?,“ kam es genervt von Sam. Egal, wie oft man ihn von seiner Schuld frei sprach. Er würde dennoch für den Rest des Lebens von dem, was-wäre-wenn verfolgt werden, zwar nicht permanent, aber sporadisch. Wahrscheinlich war das seine Strafe.

„Hey, nicht in dem Ton, Junge.“

„Sorry Missouri, aber dafür habe ich jetzt echt keinen Nerv. Danke für deinen Rat. Wir melden uns wieder.“ Mit diesen Worten beendete er das Gespräch.
 

„Ach komm Bobby. Mein Baby braucht Bewegung und nebenbei können wir ein paar Restaurants für dein Date mit Marcy auskundschaften und vielleicht unser Abendessen bei einem Drive in holen,“ hörte Sam Deans Stimme vom Flur aus näher kommen. Er atmete tief durch. Dean durfte nichts merken, sonst würde er ihn wieder mit Fragen bombardieren, denn wenn es nicht um seine Gefühle und Probleme ging, hatte er nichts gegen eine Investigation.

„Meinetwegen machen wir ´ne Ausfahrt mit deiner alten Lady. Aber zuerst trink ich noch einen Kaffee.“ Mit diesen Worten bog der ältere Jäger zur Küche ab. Dean jedoch trat zu Sam ins Wohnzimmer, jedoch nicht ohne Bobby noch ein: „Von uns allen wirst du bei der Ausfahrt trotzdem noch der Älteste sein“, reinzudrücken.

„Hey Sammy! Ich hab Bobby überredet, dass wir zusammen mein Baby kutschieren fahren. Wir fahren los, sobald er seinen Kaffee getrunken hat.“

„Ni pala“, brabbelte Jenny, die irgendwie mittlerweile auch schon einen Narren an Deans Wagen gefressen hatte. Sam lächelte und nahm Dean Jennys Spielzeug ab, dass er wieder mit rein getragen hatte.

„Ich soll dich übrigens von Augusta grüßen.“

„Danke und ich dich von Missouri.“

„Gruß mit oder ohne Kochlöffel?“

„Ohne.“

„Na da bin ich aber beruhigt. Augusta hat mir ein Kuchenrezept gegeben. Meinte er wäre kinderleicht. Bobby hat gesagt, wir dürfen seine Küche benutzen, wenn wir alles wieder sauber machen. Also sollen wir uns an dem Kuchen versuchen?“

„Wenn es kinderleicht sein soll, warum nicht. Probieren wir es, aber ich hoffe, dass das Saubermachen nicht an mir hängen bleibt.“

„Ich bin kein Kind, Sammy. Natürlich mach ich mit sauber, natürlich nur falls ich nicht zu voll vom Teigschüsselausschlecken sein werde.“ Dabei schwelgte er innerlich schon im Genuss des Teiges und sah dabei unglaublich niedlich aus. Sam küsste ihn innig.

„Wie war das eben noch mit dem „Ich bin kein Kind“?“, fragte Sam und schüttelte leicht mit dem Kopf, nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten.
 

„Kommt ihr Kindsköpfe. Der Impala und ich werden schließlich auch nicht jünger. Fahren wir“, mischte sich nun Bobby ein, der offensichtlich mit seinem Kaffee fertig war. Nur wenige Minuten später saßen sie in Deans ganzem Stolz und starteten in Richtung Stadt. Es wurde ein lustiger Nachmittag. Sie ließen das Radio laufen, da Sam Dean mit Verweigerung gewisser Privilegien drohte, sollte er wieder einer seiner Cassetten spielen. Bobby hatte dann gemeint, dass Dean das Radio anmachen sollte, aus Angst, dass Sam ansonsten noch ausschweifend erläutern, würde woraus besagte Privilegien bestanden. Sie fanden ein von außen sehr nett aussehendes Restaurant, in das Bobby Marcy am Mittwoch ausführen würde und Dean bekam letztlich auch noch sein Abendessen vom Drive in. Dabei musste er allerdings den Motor abstellen, da die Bedienung bei dem lauten Geöttel des Impalas nichts von der Bestellung verstand. Als sie wieder zurückfuhren, gab Sam Jenny einen von dem noch übrigen Gutenacht-Breis, ehe die Winchesters sie zusammen ins Bett brachten. Von Kara fehlte bis dato noch immer jede Spur. Dean hatte Bobby dann noch wegen Nelson und Theresa gefragt und er war mit ihrem Besuch einverstanden, allerdings sagte Nelson ihm mit Bedauern ab, da sie keine Zeit hatten. Während Sam in der Küche auf einer Liste alles niederschrieb, was in Bobbys Haushalt für Operation Geburtstagkuchen fehlte, besprach Dean im Wohnzimmer mit ihrem väterlichen Freund die Taktik für das Date.
 

„Und dann, wenn ihr auf dem Heimweg seid, mach Musik an. Am besten was von Johnny Cash, ich wette Frauen in ihrem Alter stehen auf so eine Schnulli-Musik. Und wenn die Zeichen günstig stehen, dann ziehst du sie zu dir und küsst sie.“

„Und wenn du die Zeichen falsch gedeutet hast, wird sie dir eine donnern“, sagte Sam, der gerade zu den beiden ins Wohnzimmer kam.

„Mir ist das noch nie passiert“, meinte Dean.

„Glaub ihm kein Wort, Bobby.“

„Hör nicht auf ihn, Bobby. In Sachen Frauen, hab ich dem jungen Sammy einiges voraus. Meine Methode wirkt.“

„Ach und was war mit Stella Bradley? Ich wette, du kannst das Echo ihrer Ohrfeige noch heute im Impala hören.“ Bobby lachte bei Sams Worten. Das würde sicher noch sehr amüsant werden. Wenn die Zwei sich kebbelten, kam wenigstens Leben in seine sonst viel zu stille Bude. Er war froh, dass die beiden mit Jenny bei ihm waren.

„Das … das war ein Schuss in den Ofen, aber das zählt nicht, sie war sicher lesbisch oder so.“

„Manchmal bist du echt ein Macho-Arsch.“

„Woher weißt du das überhaupt?“

„Ich war es der dir den Eisbeutel für deine Wange gegeben hat.“

„Ah … jetzt erinnere ich mich. Du hast zu mir gesagt, dass wenn Mädchen so gemein sind, du nie mit einem Ausgehen wollen würdest.“

„Ja und du hast gesagt, dass auch ich nicht vor dem weiblichen Charme sicher sein werde, aber dass du jedem Mädchen, dass es wagen sollte, mich schlecht zu behandeln die Luft aus den Fahrradreifen lassen würdest.“

„Und das Versprechen habe ich gehalten. Diese Pam Dingsbums konnte ihr Rad nach Hause schieben an dem Tag, als sie mit dir Schluss gemacht hatte, nachdem du ihr bei dem Geschichtsreferat geholfen hattest.“

„Ich hab schon irgendwie einen tollen großen Bruder gehabt.“

„Und was bin ich jetzt?“

„Viel mehr als nur mein großer Bruder.“ Bei dem Blick den Sam Dean zuwarf fand Bobby es an der Zeit, sich für die Nacht zu verabschieden.

„So gern ich auch noch mehr Geschichten über Deans Fehlschläge hören würde, so wird es dennoch Zeit für meinen Schönheitsschlaf, den ich als alter Mann brauche.“

„Ach Bobby, das hab ich doch nicht böse gemeint. Ich wäre froh, wenn ich in deinem Alter noch so gut aussehen würde wie du.“

„Ich hoffe, dass ich auf dem Weg in mein Schlafzimmer nicht auf deiner Schleimspur ausrutsche.“ Mit einem „Idioten“ verschwand er dann aus dem Wohnzimmer.
 

„Und wie sieht‘s aus? Wollen wir auch ins Bett?“, fragte Dean Sam und wackelte anzüglich mit den Augenbrauen.

„Du könntest mir zeigen, wie viel mehr ich für dich bin“, fügte er noch hinzu, als Sam keine Anstalten machte aufzustehen.

„Sei mir nicht böse, aber ich würde gerne noch ein bisschen in Bobbys Büchersammlung stöbern. Dazu bin ich bis jetzt noch gar nicht gekommen“, log Sam, der noch weiter recherchieren wollte und sich so wenigstens nicht vorkam als würde er Dean vollkommen anlügen. Dean jedoch durchschaute ihn, deutete es jedoch falsch.

„Verstehe, du willst auf Kara warten und ihr den Marsch blasen.“ An Kara hatte Sam allerdings seit heute Mittag gar nicht mehr gedacht.

„Ich sollte vielleicht wirklich noch mal mit ihr reden und sicher gehen, dass sie verstanden hat, dass sie die Finger von dir zu lassen hat.“

„Okay, wenn du lieber hier unten wartest, um ihr einen mit dem Knüppel über zu braten und dein Revier zu markieren, als mit mir nach oben zu gehen …“

„Dean …“

„Schon gut, Sam. Ich verstehe, wo du deine Prioritäten hast.“ Eingeschnappt wand sich Dean ab und stieg die Treppe hoch. Sam seufzte. Der Kleinere hatte das in den völlig falschen Hals gekriegt. Aber irgendwie hatte Dean recht. Zeit mit Dean zu verbringen sollte wirklich wichtiger für Sam sein, als was über die Anomalie in dessen Blut heraus zu finden oder Kara anzuschnauzen. Sofort erhob sich der Jüngere und folgte Dean nach oben.
 

Er fand ihn in ihrem Zimmer vor. Er hatte sich bereits bis auf die Boxershorts ausgezogen und war gerade dabei die Betten zusammen zuschieben.

„Was wird das denn nun?“

„Naja, es war mir gestern Nacht schon etwas zu warm so dicht neben dir zu schlafen und da dachte ich mir, wir versuchen es jetzt mal so.“

„Okay, klingt gut, denn dann haben wir auch mehr Platz.“ Er zog sich das T-Shirt über den Kopf. Die Hose lag bald darauf auch auf dem Boden. Dann schob er das andere Bett an, sodass sie es in Kürze schafften, sie genau auf die gleiche Ebene zu bringen. Sie kletterten nun in die Betten und rutschten aneinander, um auszutesten, ob die Betten wieder auseinander rutschen würden.

„Ich denke, das wird halten.“

„Ja, glaub ich auch.“

„Also möchtest du jetzt immer noch, dass ich dir zeige, wie viel mehr du für mich bist?“

„Ja.“ Er drehte sich kurz zur Seite und Sam glaubte, er würde nach dem Gleitgel greifen, doch er nahm nur das Vonnegut Buch, das auf dem Nachttisch lag und aus dem Sam ihm an den Abenden bis jetzt immer vorgelesen hatte.

„Ist das dein Ernst? Du willst lieber, dass ich dir vorlese, anstatt, dass wir zusammen schlafen?“

„Naja, in Anbetracht der Tatsache, dass mir der Hintern schon ein wenig wehtut und du doch ohnehin noch etwas lesen wolltest …“ Sam lächelte und zog ihn zu sich, sodass er es sich bequem machen konnte.

„Ich liebe dich, Dean“, sagte Sam. Dean erwiderte das mit einem Kuss, ehe Sam anfing ihm vorzulesen.

Karas Plan

Kara war erst zu Bobbys Haus zurück gekehrt, als dort schon alle Lichter erloschen waren. Sie hatte es nach der Auseinandersetzung mit den Ex-Brüdern, die sich für das neue Super-Paar hielten, vorgezogen ihnen erstmal aus dem Weg zu gehen. In einem Café hatte sie ihren Plan ausgereift. Sie wusste, dass sie um alles oder nichts spielte, aber eigentlich war ihr Plan lückenlos ausgearbeitet. Sie hatte endlich alles zusammen und musste nur noch auf den richtigen Zeitpunkt warten, aber sie war sich sicher, dass sich ihr dieser im Laufe des Tages bieten würde. Sie musste nur noch mal Dean dazu bringen, mit ihr zu reden, dann würde der Rest laufen wie geschmiert. Schließlich hatte sie die beiden dabei beobachtet wie sie sich im Schuppen an die Wäsche gegangen waren, zumindest das Ende davon oder war es der Anfang? Es war ein Wunder, dass ihr nicht das Essen wieder hoch gekommen war. Jedenfalls hatte sie mitbekommen, dass Sam nicht gerade erfreut war, dass sie sich zum wiederholten Male an Dean ran gemacht hatte und sicher würden sie sich wieder streiten, wenn sie noch mal mit Dean reden würde und das war die Voraussetzung dafür, dass ihr Plan funktionierte. Natürlich musste sie den alten Sack noch überreden, sie noch für einen Tag bei sich zu behalten, aber das war ein Klacks. Trotzdem, sie hatte nur eine Chance und auch nur eine dieser tollen Pillen, die sie einem der Typen aus der Bar, an dem sie am Freitag war, abgeluchst hatte. Im Gegenzug dazu, hatte sie ihn nicht verpfiffen und ihn mit der, durch die Pille willenlos gewordenen Frau von dannen ziehen lassen. Die Idee hatte sich bei dem Anblick, wie der Kerl seiner Bekanntschaft die Pille in den Drink gekippt geworfen hatte, urplötzlich in ihrem Hirn geformt. So leicht angesäuselt hatte sie einfach immer die besten Einfälle, fand Kara. Die Pille würde Dean gefügig machen. Je nachdem wie stark sich die Wirkung bei ihm zeigen würde, könnte sie ihn vielleicht sogar noch flach legen, aber das wäre ein Bonus. Ihr Hauptziel war es ihn auszuknocken, ihn auszuziehen, sich selber dann auch zu entkleiden und sich dann neben ihn zu legen, um den Anschein zu erwecken, als hätten sie miteinander geschlafen. Dann gab es die Möglichkeit, dass Dean dann am nächsten Morgen doch noch seine Gefühle für sie entdecken würde, oder aber Sam sie so vorfinden und mit Dean Schluss machen würde. Letzteres wäre auch gut, denn ohne Sams Einfluss würde es nur eine Frage der Zeit sein, bis Dean ihr verfallen würde. Wie gesagt, der Plan war einfach lückenlos durchdacht. Zufrieden mit sich, schlich sie sich die Treppe rauf und in ihr Zimmer.
 

Man, was war das wieder für ein seltsamer Traum gewesen? Er war in einer Dating-Show und Dean hatte die Wahl zwischen ihm und dem Impala. Weil Dean sich aber irgendwie nicht wirklich entscheiden konnte, redeten er und der Impala abwechselnd auf ihn ein, na ja, der Impala ließ den Motor immer wieder aufheulen…heulen…

„Pa-pa, Din, Pa-pa-pa-pa-pa-pa, Din, Din, Din…” Langsam kam Sam zu sich. Was hatte seine Kleine heute aber wieder eine nette Art ihn zu wecken. Er drehte sich zu seinem Partner um, der auf dem Bauch lag und das Kissen auf dem er lag, umarmte. Die zusammen geschobenen Betten hatten gehalten.

„Dean, sie ist wach…“ Er bekam von ihm jedoch nur ein genuscheltes:

„Warum steht unsere Tochter mit den Hühnern auf?,“ ehe er sich die Bettdecke über den Kopf zog. ‚Okay, von Dean bekomme ich heute morgen wohl keine Hilfe‘, dachte Sam und kämpfte sich mühsam aus dem Bett, während Jennys penetrantes Pa-pa/Din-Mantra weiterhin den Weg in seinen Gehörgang fand.
 

Endlich im Kinderzimmer angekommen, auf dem Weg dorthin musste er von den Bewegungen her wohl ausgesehen haben wie ein Zombie, erwartete ihn das Kleine Mädchen schon aufrecht in ihrem Bettchen stehend und streckte die Arme nach ihm aus, als sie ihn erkannte. Sam begrüßte sie mit einem gegähnten „Guten Morgen, Kleines“ und hob sie aus dem Bett.

„Pa-pa,“ begann sie und brabbelte fröhlich vor sich hin während Sam mit ihr ins Bad schlurfte, um sie zu waschen und ihr die Zähne zu putzen. Hoffentlich drückte er, in seinem von Restmüdigkeit noch ganz benebelten Zustand, die Zahnpasta nicht auf dem Waschlappen und die Babyhaut-freundliche Flüssigseife auf die Zahnbürste. Er hatte zwar noch keinen Blick auf eine Uhr werfen könne, aber es kam ihm heute so vor, als wäre Jenny besonders früh wach geworden. Allerdings hatte er sich im Bett so wohl gefühlt, dass er gar nicht wach werden wollte, also würde er seine Vermutung nicht beschwören. Die Badezimmertür war zu und als er die Klinke runterdrückte, stellte er fest, dass die Tür auch abgeschlossen war. So langsam wurde er wacher und klopfte an.

„Bobby, bist du bald fertig? Ich müsste mal und Jenny muss ich auch fertig machen.“

Keine Reaktion. Er klopfte erneut.

„Bobby?“

„Was denn?,“ erklang es von der Treppe. Sam drehte sich um und erblickte ihren väterlichen Freund, der bereits komplett angezogen und bereit war, in den Tag zu starten. Er hatte eine „Küss den Koch“ Schürze um, so dass sich Sam für einen Moment fragte, ob er noch träumte. Wenn ja, dann war es ein furchtbarer Albtraum, denn jetzt kam Kara aus dem Bad. Sie trug eine grüne Gesichtsmaske und sah aus wie ein Alien.

„Du hast 15 Minuten,“ meinte sie genervt zu ihm und verschwand in ihrem Zimmer. Sie wollte ihn nicht noch mehr gegen sich aufbringe, sonst würde ihr Plan möglicherweise doch scheitern. Sam rieb sich die Augen.

„Keine Bange, Sam. Ich hab sie auch gesehen,“ sagte Bobby und sah ihn amüsiert an.

„Ich dachte du wärst…, aber es war sie und…man, sie ist ja doch noch da.“ Warum hatte sie nicht einfach unterwegs einen Unfall haben und ihr Gedächtnis verlieren können?

„Sieht ganz so aus. Nutz das Bad, bevor das Sumpfmonster wieder ihr Recht auf die Sanitäranlage einfordert und dann kommt runter. Ich mache Pfannkuchen. Beim Frühstück sollten wir besprechen, wann wir die Geige verbrennen wollen.“

„Ja, okay. Gut, dann sehen wir uns gleich unten, falls ich Dean aus dem Bett bekomme.“

„Überlass das mir. DEAN, SCHWING DEINEN FAULEN HINTERN AUS DEM BETT, ABER PLÖTZLICH!“
 

Sie hörten einen dumpfen Aufprall, ob Dean aus dem Bett gefallen war? Einen Augenblick später stand ein erschrockener und total verknautschter Dean in der Tür und sah sie verwirrt an. Diesen Anblick hätte Sam am liebsten in einem Foto festgehalten, aber er hatte sein Handy nicht zur Hand.

„Man, den Tonfall muss ich mir merken,“ sagte Sam dann anerkennend zu Bobby.

„Ja, ja…jetzt kommt in die Pötte.“ Mit diesen Worten ging er zurück in die Küche.

„Hatte Bobby eine Schürze um?,“ fragte Dean, der noch ganz dösig war und sich verwirrt am Kopf kratzte.

„Ja, hatte er, aber darüber will ich gar nicht nachdenken. Lass uns ins Bad gehen, damit wir uns die Pfannkuchen, die Bobby gerade macht, schmecken lassen können.“

„Pfannkuchen?“ Sam sah, wie Deans Lebensgeister geweckt wurden.

„Was stehst du da noch rum, wir müssen uns fertig machen,“ sagte Dean und huschte an ihm vorbei ins Bad.

„Tze, hast du das gesehen, Jenny? Kaum erwähnt man was zu essen, startet dein Din los wie ein 100 Meter Läufer.“ Er ging ebenfalls ins Bad und lies die Tür hinter ihnen zufallen.
 

Sie schafften ihre Morgenroutine vor Ablauf von Karas 15 Minuten. Als sie später angezogen nach unten gingen, kam ihnen Kara entgegen. Sie trug noch immer ihre Gesichtsmaske. Während Dean sich nicht die Mühe machte sich sein Lachen zu verkneifen, hatte Sam nur eine Frage im Sinn, die er ihr auch sofort stellte, nachdem er Jenny am Boden abgesetzt hatte und diese sofort in Richtung Küche wackelte.

„Was zum Henker machst du eigentlich noch immer hier? Hat Dean dir nicht deutlich genug gezeigt, dass du hier unerwünscht bist?“

„Reg dich ab, du Pappmaché Tiger, die böse Hexe des Westens, wird dir nicht mehr lange im Weg stehen. Morgen früh bin ich weg. Hab alles schon mit Bobby geklärt und jetzt entschuldigt mich, die Einwirkzeit meiner Gesichtsmaske ist abgelaufen.“ Mit diesen Worten zog sie an ihnen vorbei in Richtung Treppe.

„Pass auf, dass nichts abbröselt, dass tritt sich sonst im Teppich fest,“ rief Dean ihr, noch immer lachend, hinterher. Sam schmunzelte.

„Sie wird also endlich verschwinden,“ meinte Dean dann zu dem Jüngeren.

„Scheinbar schon. Ich bin gespannt, was sie Bobby auf die Nase gebunden hat.“
 

„Pa-pa, Din! O-by, Ni Nane,“ brabbelte sie fröhlich und zeigte stolz die Banane, die Bobby ihr offensichtlich abgepellt in die Hand gedrückt hatte.

„Bobby, du machst dich ganz phantastisch als Nanny,“ lobte Dean ihn.

„Tja, was soll man schon machen, wenn ein junges Fräulein einem am Hosenbein zieht und nach einer Nane verlangt?,“ entgegnete der ältere Jäger. Sam hatte derweil seine Tochter geschnappt und sich mit ihr samt Banane auf einen freien Stuhl gesetzt. Dean tat es ihm nun gleich und kippte sich und Sam Kaffee ein. Bobbys Tasse war noch halb voll. Dieser stellte noch den Herd ab und platzierte einen Teller voller Pfannkuchen zwischen dem Ahornsirup und der Marmelade ehe er sich auch hinsetzte. Sogleich angelte sich Dean einen auf seinen Teller. Bobby und Sam sahen sich, die Augen verdrehend, an, ehe sie sich dann ebenfalls bedienten. Jenny verlor, nachdem sie etwa die Hälfte der Banane gegessen hatte, die Sam ihr kleingeschnitten hatte, das Interesse an dem Obst und griff sich, noch ehe Sam es unterbinden konnte, ein Stück Pfannkuchen vom Teller ihres Vaters. Dabei tropfte Sirup auf ihre Kleidung und auch Sams Hose bekam was von dem klebrigen Zeug ab. Dann stopfte sie sich das Stück, das nun mehr ziemlich zermatscht war, in den Mund.

„Gott Jenny, deine Tischmanieren sind ja noch schlechter als Deans.“

„Wasch isch?,“ kam es vom kauenden, älteren Winchester. Bobby war aufgestanden, um Küchenpapier zu holen. Kauen und Schlucken einer so großen Menge war sie noch nicht gewöhnt und so bekam sie auch prompt etwas in den falschen Hals und fing an zu husten, dabei spuckte sie die noch nicht geschluckten Bröckchen wieder aus. Dean, der sein Besteck schnell beiseite gelegt hatte, klopfte der Kleinen vorsichtig, aber dennoch kräftig auf den Rücken. Es folgte ein Würggeräusch und ein Schwall aus einer Bananenbrei-Sabbermischung ergoss sich über Sams T-Shirt, mittendrin ein Pfannkuchen Partikel. Jenny hustete noch etwas, atmete aber langsam wieder etwas steter. Ihre Augen tränten und ihr Kopf war gerötet vom Husten. Dean nahm sie Sam ab, nahm das Küchenpapier, das Bobby ihm nun reichte, dankbar entgegen und wischte ihr damit den Mund ab.

„Sch…ist ja gut. Du hast dich nur verschluckt,“ sagte Dean mit sanfter Stimme und streichelte der Kleinen nun liebevoll über den Rücken. Ihr väterlicher Freund besah sich Sams T-Shirt und meinte dann:

„Da werden wir wohl noch mehr Küchenpapier brauchen.“
 

Gute zehn Minuten später waren die drei Winchesters wieder unten, um zu Ende zu frühstücken. Sam hatte sich umgezogen, während Dean Jenny den Mund ausgespült und sie ebenfalls umgezogen hatte. Natürlich konnte er es sich nicht verkneifen, seinen Kleinen damit aufzuziehen, dass er Opfer von Jennys Spuckattacke geworden war.

„Es steht definitiv fest, dass du ihr die restlichen Mahlzeiten am heutigen Tag geben wirst,“ stellte Sam schließlich fest.

„Ich könnte Spinat machen, dass passt so schön zu Deans Augen,“ gab Bobby Sam Rückhalt.

„Oh man, ihr gönnt mir ja nicht das kleinste bisschen Schadenfreude,“ maulte Dean.

„Doch, aber nur wenn es nicht gegen mich geht,“ meinte Sam. Dean streckte ihm beleidigt die Zunge raus und brachte Sam so zum Lachen, doch dann wurde er wieder ernst.

„So, Kara wird morgen abfahren?“ Bobby nickte, während er nun begann den Tisch abzuräumen.

„Was hat sie denn als Begründung angegeben?,“ hakte der größere Winchester weiter nach.

„Sie hat mir eine rührende Geschichte aufgetischt, von wegen sie hätte starke Gefühle für Dean und würde sich hier nicht mehr wohl fühlen, wo sie euch ständig beim Turteln sieht und sie will ihre Unzufriedenheit nicht an euch auslassen.“

„Wäre schön gewesen, wenn sie das früher eingesehen hätte,“ meinte Dean.

„Und warum fährt sie erst morgen?“

„Will noch ihre Wäsche waschen, hat sie gesagt.“ Sam grinste erleichtert. Bobby hatte keine Waschmaschine, das bedeutete, dass Kara zu einem Waschsalon in die Stadt fahren musste, somit wäre sie am Nachmittag schon mal weg, da würde er ja den einen Abend auch noch überstehen.
 

„Ich habe ja alle Utensilien für die Geigen-Verbrennung beisammen,“ wechselte Bobby das Thema und wischte den Tisch ab, der hatte nämlich auch was von Jennys Spuckfest abbekommen.

„Und wann schlägst du vor, dass wir sie verbrennen?,“ fragte Sam.

„Ich würde sagen nach dem Abendessen. Dann hat sie genügend Zeit zu verbrennen und die Asche Zeit abzukühlen, bevor sie morgen vergraben wird.“

„Gut, dann können wir ja im Laufe des Tages schon mal eins der alten Fässer an eine geeignete Stelle manövrieren und alles vorbereiten,“ meinte Sam.

„Macht das…und Dean, es werden keine Marshmallows über dem Geigenfeuer geröstet.“

„Also wirklich Bobby, wie kommst du nur darauf, dass ich solch einen Gedanken hegen könnte?,“ wehrte Dean ab. Man, sie gönnten ihm wirklich gar keinen Spaß.
 

Am Vormittag hatte Dean einen geeigneten Platz für das Fass gefunden und es dort platziert. In der Nähe stand eine alte Holzbank und Dean malte sich bereist aus, wie er sich dort mit Sam unter eine Decke kuscheln und den Flammen zusehen würden. Tze, von wegen er hätte keine Ahnung von Romantik. Vielleicht könnte er noch ein zweites Fass daneben stellen, dann könnten sie da ein paar Marshmallows rösten. Mit sich zufrieden ging er zurück zum Haus, wo ihm Kara mit zwei Säcken Wäsche entgegen kam. So viel hatten er und Sam zusammen. Tze, Frauen und Klamotten. Sie gingen wortlos an einander vorbei. Kurz darauf hört er, wie sich ein Wagen vom Schrottplatz weg bewegte.
 

„Wo ist Dean?,“ erkundigte sich Bobby bei Sam zur Mittagszeit. Bobby hatte am Vormittag an seinem geheimen Projekt gearbeitet, während Sam sich mit Jenny beschäftigt hatte. Er freute sich schon darauf, wenn sie was Anspruchsvolleres als Bilderbücher vorgelesen bekommen wollte, denn so langsam hing ihm das zum Hals raus und er las auch nicht mehr mit dem Enthusiasmus vor, den Jenny verdient hätte. Er nahm sich vor, noch vor Jennys Geburtstag in die nächste Buchhandlung zu fahren, um ein paar neue Bücher zu besorgen.

„Er ist oben in unserem Zimmer. Er hat die Welt der Internetspiele für sich entdeckt.“ Er nahm es Dean nicht mal übel. Wenn sie keinen Fall zu recherchieren hatten, gab es bei Bobby nicht wirklich Interessantes zu tun. Allerdings hatte er Dean bereits angekündigt, dass sie am Nachmittag tauschen würden und er mit Jenny nach dem Mittagsschläfchen einen Spaziergang machen sollte. Sam wollte noch weiter recherchieren. Allerdings hatte Dean ihn mit einem atemberaubenden Kuss bestochen, so dass er sich drauf einließ, zusammen mit ihm und Jenny spazieren zu gehen.

„Dann bist du also für die Betreuung zweier Kinder verantwortlich,“ meinte Bobby.

„Na, ja. Er hat die Seite in meiner Browserleiste gefunden und meinte dann, er bräuchte etwas „Dean-Zeit“, was auch immer das sein soll und ehe er mir in den Ohren liegt, dass ihm ja so langweilig ist, habe ich ihn spielen lassen. Aber ich denke, wir sollten deinen Din jetzt mal runter holen und ihn uns Mittagessen machen lassen,“ sagte er an Jenny gewandt und nahm sie auf den Arm.

Kara geht zu weit

Oben fand Sam seinen Partner bei einer Partie Mah Jong vor. So wild und hektisch wie Dean da herum klickte, war Sam klar, dass Dean den Sinn des Spieles wohl nicht verstanden hatte. Sicher hatte er sich nicht die Mühe gemacht die Spielanleitung vorher durchzulesen und so war es auch ein leichtes, ihn vom Laptop los zu reißen und ihn in die Küche zu schicken, wo er Bobby beim Mittagessen machen zur Hand gehen sollte. Als Dean weg war, setzte sich Sam mit Jenny aufs Bett und setzte Deans Mah Jong Runde fort.

„Siehst du Jenny, du musst versuchen, alle Spielsteine vom Tisch herunterzuspielen. Dies funktioniert über Kombination. Von den Motiven auf den Steinen gibt es immer mehrere Exemplare. Findet man zwei identische Spielsteine, können diese beiden angeklickt und so vom Tisch entfernt werden. Dabei ist aber zu beachten, dass lediglich Spielsteine angeklickt werden können, auf denen kein anderer Stein liegt oder aber nur auf einer Seite an einen anderen angrenzen. Nach und nach spielt man so die Formation nach unten, bis möglichst alle Spielsteine aufgebraucht sind,“ erklärte er seiner Tochter. Das Spiel war auf die einfachste Stufe eingestellt und so gelang es Sam sehr schnell alles abzuräumen, während er so gut es ging versuchte Jennys Fingerchen von dem Bildschirm und den Tasten fernzuhalten. Die bunten Bildchen, die Sam weg klickte waren aber auch faszinierend. Als er den Laptop schließlich zuklappte, fing Jenny an zu weinen, weil sie nicht mehr auf den Knöpfen rumdrücken konnte. Sam rieb sich die Schläfen. Das seine Kleine aber auch immer alles anfassen musste. Während er überlegte, wie er ihr begreiflich machen konnte, dass sie damit nicht spielen sollte, drang eine Stimme an seine Ohren.
 

„Was ist denn hier los?,“ fragte Dean, der gerade ins Zimmer kam.

„Madame versteht nicht, dass Laptops kein Spielzeug für Babys sind.“

„Das ist doch kein Grund zu weinen. Laptops sind eh doof,“ meinte Dean und nahm Jenny auf den Arm.

„Ni piln,“ sagte sie und zeigte auf den Laptop.

„Nicht damit. Das ist das Spielzeug von deinem Daddy. Da darf ich auch nur selten dran. Lass uns mal unten sehen, ob Bobby noch einen alten Taschenrechner für dich hat, Kleines.“ Er wischte ihr die Tränen ab und sie beruhigte sich langsam wieder.

„Wie machst du das immer? Du nimmst sie nur kurz auf den Arm und sie ist fast sofort wieder ruhig.“

„Tja, vor dir steht der Babyflüsterer, Sammy.“ Dean hatte eigentlich selber keinen Schimmer, warum er es schaffte.

„Aha, kann ich dich für den Nachmittag mieten?“

„Ich denke schon, dass sich das einrichten lässt, aber ich nehme die Hälfte des Honorars im Voraus.“

„Und was hast du dir da so vorgestellt?“

„Ich akzeptiere sexuelle Gefälligkeiten jeder Art, aber für einen Nachmittag mit mir, sollte ein Kuss als Anzahlung erstmal reichen.“

„Okay, kriegst du. Aber erst, wenn du sie gefüttert hast.“

„Ha, kein Problem.“

„Was hast du denn für sie?,“ erkundigte sich Sam als sie die Treppe runter gingen.

„Ne gesunde Mischung. Dinge, die sie auf jeden Fall isst und ein paar neue Dinge zum ausprobieren.“
 

Das Mittagessen für Jenny bestand aus kleingeschnittenem Obst und Gemüse. Bobby hatte sich ein Ei gekocht von dem Dean auch ein Stückchen für Jenny abgeluchst hatte. Damit war sogar Sam mal einverstanden. Die ihr bekannten Sachen wie Banane und Apfel verdrückte sie zuerst. Dann probierte sie was von dem Stück Salatgurke, die ihr auch zusagte genau so wie die Melone, die Bobby am Vortag gekauft hatte und die halbe Tomate. Nur an dem Ei und der Kiwi fand sie keinen Gefallen. Die beiden angesabberten Reste wanderten dann in den Müll. Dean hatte wirklich alles in Baby-mundgerechte Stückchen geschnitten und für diesen Aufwand bekam er dann, nach dem Mittagessen, als sie Jenny hingelegt hatten, einen leidenschaftlichen Kuss von Sam und obendrein noch einen zweiten, die Anzahlung für den Nachmittag mit dem Babyflüsterer.
 

Kara kam am Nachmittag zurück. Sie hatte tatsächlich Wäsche gewaschen. Was sollte sie denn sonst tun? Ihr Plan stand und am Abend würde sie ihn in die Tat umsetzen. Sie war zwar kein großer Fan von Hausarbeit, aber das Wäschewaschen zog sie dennoch dem tristen Aufenthalt in ihrem Zimmer und dem schreienden Balg im Haus vor. Bobby schien für einen Fall zu recherchieren, wenn man den Berg an Büchern vor ihm auf dem Schreibtisch als Indiz betrachten konnte. Er blickte nur kurz auf, als sie herein kam, sagte aber nichts. Sie ging in die Küche, um sich was zu Essen zu machen. Dean und Sam waren anscheinend mit ihrem Schreihals ausgeflogen, um Familie zu spielen. Nachdem sie gegessen hatte, ging sie auf ihr Zimmer. Dort holte sie aus einer Schublade ein Plastiktütchen hervor, in der sich die Knock-out-Pille befand. Mit dem Absatz einer ihrer Schuhe zerdrückte sie die Pille in dem Tütchen zu Pulver. Das war die letzte Vorbereitung. Nun hieß es abwarten. Einige Zeit später kehrte unten wieder Leben ein. Die Winchesters waren zurück. Das war bei dem Rumgequieke von dem nervenden Zwerg ja kaum zu überhören.
 

„Hast du Informationen für Rufus rauskriegen können?“

„Ja. Ist in ein Nest aus Wechselbälgern geraten. Laut meinen Recherchen, muss er die Mutter der Wechselbälger finden und sie abfackeln.“

„Wow, ich hab noch nie was von solchen Monstern gehört,“ sagte Sam.

„Die Bücher liegen noch auf meinem Schreibtisch. Kannst gerne mal rein lesen. Ach, Dean. Ich hab tatsächlich noch einen alten Taschenrechner gefunden.“ Bobby reichte ihn ihm.

„Super, danke.“ Sofort gab er die kleine, viereckige Rechenmaschine an Jenny weiter. Aber anstatt wie erwartet auf den Tasten rumzudrücken, kaute sie erstmal auf einer Ecke rum.

„Okay, Kleines. Erkunde du erstmal mit allen Sinnen, dein neues Spielzeug.“ Dean setzte sie auf den Boden.

„Machst du Kaffee?,“ fragte Sam seinen Bruder.

„Hatte ich vor.“

„Siehst du und du behauptest immer er wäre zu nichts nütze,“ sagte Bobby zu Sam und neckte den älteren Winchester.

„Du kriegst keinen Kaffee,“ murrte Dean und verschwand in der Küche.
 

„Mach dir keine Sorgen, Bobby. Du bekommst deinen Kaffee. Dafür werde ich schon sorgen.“ Mit diesen Worten folgte Sam Dean.

„Ich kann schon alleine Kaffee kochen.“

„Ich weiß, aber ich muss eh damit anfangen, die Karotten fürs Abendessen vorzubereiten.“

„Warum haben wir eigentlich aufgehört den Brei zu füttern?“

„Weil lediglich die Menge in den Gläschen zu-, aber der Püriergrad des Breis nicht abnimmt. Außerdem wird es Zeit sie ins Familienessen zu integrieren.“ Dean seufzte. Es klang ganz so, als hätte Sam wieder in den Babyratgebern gelesen.

„Das heißt, wir kriegen auch Möhren?,“ entfuhr es ihm plötzlich, nachdem ihm dämmerte, was Sams Worte für ihn bedeuteten.

„Ja und bitte guck nicht so als wärst du Superman und die Möhren dein Kryptonit.“

„Was gibt es denn dazu?“

„Fischstäbchen und Kartoffeln.“

„Na wenigstens etwas.“
 

Beim Abendessen stellte Dean fest, dass Möhren doch gar nicht so übel schmeckten. Kara hatte sich etwas zu Essen nach oben mitgenommen. Bobby berichtete ihnen, dass es ihr angeblich zu weh tun würde, sie beim gemütlichen Familienessen zu sehen. Den Brüdern war es nur Recht. Während Bobby den Abwasch auf später verschob und ins Wohnzimmer ging, um die Geige und die Kräuter für die Verbrennung zu holen, wollte Sam Jenny ins Bett bringen.

„Kommst du mit hoch?,“ fragte er Dean.

„Nein, ich werde Bobby helfen.“ Sam sah ein wenig enttäuscht aus, während er Jenny an der Spüle die Hände wusch. Seine Tochter fand beim Essen auf einmal ihren Löffel vollkommen überflüssig und hatte sich den Rest ihrer Möhren mit den Fingern schmecken lassen.

„Hey Sammy, guck nicht so.“ Sein Hundeblick traf Deans verheißungsvolle, grüne Augen und es bildeten sich mal wieder Fragezeichen über Sams Kopf. Dean stand von seinem Stuhl auf und zog Sam mit Jenny in seine Arme.

„Was ist?,“ fragte Sam leicht verwirrt.

„Das sag ich dir ja jetzt.“ Er küsste Sams Hals und flüsterte ihm dann seinen Plan für den Abend ins Ohr.
 

„Mhm…vielleicht steckt ja doch mehr Romantik in dir, als ich dachte,“ sagte Sam und klang mehr als angetan von Deans Idee, sich zusammen ans Feuer zu setzen. Dass es ein Ritual-Feuer war, würde andere vielleicht stören, aber da sie nun mal Jäger waren, nahm Sam die liebevolle Geste gerne an.

„Natürlich, aber ich kann ja schlecht sofort alle Trümpfe ausspielen,“ sagte er mit verführerischem Tonfall und küsste Sam nun auf die Wange.

„Din! Ni,“ brabbelte Jenny.

„Ja, du kriegst auch nen Kuss.“ Er drückte seine Lippen zärtlich gegen ihre Stirn.

„Jetzt aber ab ins Bett.“

„Ich bring dann nachher `ne Decke mit. Es wird ja jetzt nachts schon langsam wieder kühler,“ meinte Sam noch, ehe er aus der Küche trat. Auf dem Weg zur Treppe holte sich die Kleine mit Sams Hilfe noch einen Gutenachtkuss von Bobby ab, ehe dieser zusammen mit Dean zu dem vorbereiteten Fass nach draußen ging.
 

Als Kara Sam mit der Kleinen etwas später aus dem Badezimmer kommen und ins Kinderzimmer gehen hörte, schnappte sie sich das Tütchen mit der zerdrückten Pille und steckte sie in ihre Hosentasche, ehe sie sich nach unten begab.
 

In der Zwischenzeit hatte Bobby mit Dean draußen die Geige mit den benötigten Kräutern gemäß dem, von dem älteren Jäger gefundenen Ritual, in dem Fass in Brand gesetzt.

„So, du achtest jetzt darauf, dass das Feuer nicht ausgeht, bevor die Geige vollständig verbrannt ist. Ich muss noch den Abwasch machen und erwarte noch einen Anruf von Rufus.“

„Kein Ding, geh und hol dir Spülhände, das steht dir.“

„Weißt du, für den Kommentar müsste ich dich eigentlich zum Spülen abkommandieren, aber ich will Sam den Abend nicht mit deinem Gejammer ruinieren, also werde ich mir was anderes für dich überlegen. Wenn ich es mir recht überlege, könnte mein Keller mal wieder aufgeräumt werden.“

„Oh man, Bobby,“ maulte Dean.

„Das hat schon nicht funktioniert als du noch kleiner warst, Junge.“ Dean rollte mit den Augen. Wenn er Glück hatte, würde Bobby das bis Morgen wieder vergessen haben.

Mit einem kaum vernehmbaren „Idiot“ zog Bobby von dannen in Richtung Haus. Dort angekommen wollte er eigentlich in die Küche, doch just in dem Moment klingelte sein Handy und er nahm das Gespräch mit Rufus im Wohnzimmer entgegen. So entging ihm, was Kara gerade in der Küche trieb.

Sie hatte zwei Bier aus dem Kühlschrank geholt und füllte, mit einem zufriedenen Grinsen, die zerstoßene Knockout-Pille in die Flasche, die sie Dean unterjubeln wollte.

Dann drückte sie den Kronkorken wieder drauf. Zum Glück kaufte Bobby kein teures Importbier, das nur mit einem Flaschenöffner aufgemacht werden konnte. So ein Drehverschluss konnte man wieder zu machen, so dass es schien als wäre sie noch original verschlossen. Sie ging nach draußen zu dem Objekt ihrer Begierde. Operation „Angel dir Dean“ konnte beginnen.
 

„Was willst du?,“ fragte der ältere Winchester, als Kara sich zu ihm gesellte.

„Reg dich ab, ich komme in Frieden. Ich bringe sogar Bier.“

„Das hab ich schon mal gehört. Kurz darauf hast du versucht dich an mich ran zu machen.“

„Das war ein Fehler.“

„Ja, genau. Hast du es also endlich eingesehen.“

„Ja, du und Sam, das ist was Ernstes. Ich hatte gehofft es wäre nur eine Phase, aber jetzt hab ich es kapiert und weiß, dass ich gegen die wahre Liebe nicht ankomme.“

„Ich glaub dir kein Wort.“

„Ich kann auch nicht erwarten, dass du es tust. Ich hab ganz schönen Mist gebaut. Aber teilweise war es ja Sams Idee.“

„Wovon redest du?“ Was würde sie ihm nun wieder auftischen?

„Na ja, ich hab ja eigentlich ziemlich schnell kapiert, dass du nichts von mir willst und hätte dich in Ruhe gelassen, aber Sam hat mich gebeten dich noch ein wenig weiter anzumachen, damit er sehen kann, ob du ihm treu bist und du hast den Treuetest bestanden.“

„Weißt du, jeder der dich nicht kennt würde dir das vielleicht abkaufen, aber ich weiß, dass Sam dich nicht mal um `nen viertel Dollar bitten würde. Also tu mir den Gefallen und spiel woanders Münchhausen.“

„Dann glaub mir halt nicht, aber an deiner Stelle würde ich mich nach jemanden umgucken, der dir vertraut und nicht erst jemanden hinzuziehen muss, um dich einem Treuetest, zu unterziehen.“ Innerlich lachte sie sich bereits ins Fäustchen. Gleich hatte sie ihn soweit, dass er sie weg schicken würde.

„Mein Gott, wenn du Pinocchio wärst, hätte sich deine Nase schon mal um die ganze Welt gedreht und würde dir in den Arsch pieksen. Zieh einfach ab und lass mich in Ruhe. Ich bin ehrlich froh, wenn du morgen weg bist.“ Kara machte ein grimmiges Gesicht. Wenn Dean wüsste! Der einzige der morgen weg sein würde war Sam.

„Okay, wie du willst, Ich hab es ja nur gut gemeint.“ Sie stand auf.

„Hey, das Bier kannst du ruhig hier lassen.“ Genau diese Reaktion hatte sie erwartet. Mit ihr stand und fiel ihr Master-Plan. Zum Glück sagte Dean nie „nein“ zu einem Bier.

„Ich hatte nicht vor es wieder mitzunehmen, wie gesagt, es ist ein Friedensangebot.“ Sie reichte ihm die mit der Betäubungsdroge versetzte Flasche und ging dann weg. Dean sah ihr kopfschüttelnd hinterher. Eigentlich war sie seiner Meinung nach reif für das Irrenhaus, aber im Moment war er schon zufrieden, wenn sie morgen endlich Leine ziehen würde und er und Sam endlich zur Ruhe kommen könnten.
 

Jenny war nach zwei Geschichten mit ihrer Plüschschildkröte im Arm eingeschlafen. Sam hatte eine Decke besorgt und war auf dem Weg zu Dean. Mit einem:

„Bobby, ich bin dann bei Dean. Jenny schläft,“ hatte er sich abgemeldet. Auf halben Weg zu seinem Partner begegnete er Kara.

„Was hast du denn schon wieder hier draußen zu suchen? Musst du nicht zu Ende packen oder so was?“

„Ja, ich hab noch einiges zu tun. Um deine andere Frage zu beantworten, ich habe mich mit Dean ausgesprochen und wir haben uns im Guten getrennt.“ Ohne weitere Erklärung ließ sie Sam stehen.
 

„So, du und Kara habt euch also ausgesprochen und im Guten getrennt?,“ sprach Sam Dean auch sofort auf Karas Worte an.

„Hat sie dir das erzählt? Ich denke wirklich, sie sollte mal zum Psychiater. Wir haben uns nicht ausgesprochen. Sie hat nur wieder versucht mich gegen dich aufzuhetzen.“ Er berichtete ihm von dem Gespräch.

„Aber natürlich hab ich ihr nicht geglaubt,“ beendete er seine Ausführungen.

„Das habe ich auch nicht angenommen, aber es ist schon schlimm genug, dass du überhaupt noch mal mit ihr geredet hast,“ sagte Sam angesäuert.

„Wenn ich weg gehe, wenn sie kommt hat sie doch gewonnen,“ rechtfertigte Dean sich.

„Nein, Dean. Sie hat gewonnen, wenn sie dich dazu kriegt zuzuhören. Dadurch lieferst du ihr doch erst Recht eine Plattform für ihre Lügengeschichten.“ Kara beobachtete das Ganze aus einiger Entfernung. Es war schon ziemlich dunkel, so dass nicht die Gefahr bestand, dass sie gesehen werden konnte. Soweit so gut. Sam war auf jeden Fall schon mal ein bisschen sauer auf Dean. Jetzt müsste er ihn nur noch dort sitzen lassen. Wenn er das nicht tat, würde sie schnell ins Haus gehen und das dämliche Balg zum Weinen bringen, dann würde Bobby Sam sicher ins Haus holen. Aber noch bestand dahin gehend kein Bedarf.
 

„Wo kommt eigentlich das Bier her?,“ fragte Sam Dean nun.

„Kara hat es als Friedensangebot mitgebracht.“

„Und du hast es angenommen?“

„Es ist doch nur ein Bier, was regst du dich da so auf?“

„Nur ein Bier? Du hast gesagt, dass sie es als Friedensangebot dargebracht hat. Du hast es angenommen, wahrscheinlich macht sie sich jetzt wieder Hoffnungen und das wo wir sie schon fast los waren. Das gibt es doch nicht. Wie konntest du das tun? Sie wird es sicher wieder falsch interpretieren.“

„Sam, komm mal runter. Warum streiten wir uns eigentlich schon wieder wegen ihr? Das Bier hätte ich mir doch nachher wahrscheinlich selber noch geholt.“

„Es geht doch nicht um das scheiß Bier. Es geht darum, dass du ihr widersprüchliche Signale sendest.“

„Widersprüchliche Signale? Bei dir piept’s wohl. Ein Bier zu trinken, das sie raus gebracht hat, wird sie jawohl kaum als Heiratsantrag missverstehen. Ich hab ihr ganz klar gesagt, dass sie sich vom Acker machen soll.“

„War das genau so unmissverständlich wie das letzte Mal, wo sie dir Tags darauf ihre Titten vor die Nase gehalten hat?“ Kara lachte sich gerade ins Fäustchen, das lief ja noch besser als erwartet. Der Volksmund hatte Recht. Steter Tropfen höhlt den Stein. Jetzt wo er gerade porös wurde, würde sie die maroden Grundfesten der Beziehung zwischen den beiden Männern mit etwas Dynamit zum Einsturz bringen.
 

„Weißt du was, Sam? Eigentlich hab ich ja gedacht, es geht hauptsächlich darum, dass du sie nicht leiden kannst, weil sie damals als wir Teenager waren, so gemein zu dir war, aber langsam hab ich das Gefühl, dass du doch bloß eifersüchtig bist und dabei dachte ich, du hättest es ernst gemeint, als du mir in Philadelphia versprochen hast, dass du mir vertrauen würdest.“

„Ich vertraue dir, aber entschuldige, wenn es mir nicht gefällt wenn sich diese eingebildete Schnepfe dir an den Hals schmeißt.“ Dean seufzte genervt. Er wollte doch bloß den Abend mit Sam verbringen, der langsam verglühenden Geige zusehen und dabei vielleicht ein wenig knutschen und fummeln.

„Sam, es tut mir leid. Ich verstehe ja…“

„Einen Scheiß verstehst du. Wenn du es verstehen würdest, dann würdest du nicht immer wieder mit ihre reden.“ Er machte kehrt und setzte sich in Bewegung.

„Sam, wo willst du hin?“

„Ich gehe. Trink du in Ruhe dein Bier.“

„Sammy, warte…“

„Nenn mich nicht Sammy. Ach und bevor ich es vergesse…Hier, die Decke. Viel Spaß beim alleine Kuscheln.“ Mit diesen Worten pfeffert Sam die Decke, die er die ganze Zeit über dem Arm hängen hatte, vor Dean auf den Boden. Er war sauer und in dem Moment nicht bereit sich eine Entschuldigung von Dean anzuhören.

Das war Dean jetzt auch klar, denn das „Nenn mich nicht Sammy“ bedeutete soviel wie, lass mich in Ruhe und komm mir nicht nach. Bedröpelt hob er die Decke auf und sah Sam hinterher. Soviel zu einem schönen Abend zu Zweit. Gott, Kara! Diese Frau würde es wohl noch bei ihrem letzten Atemzug schaffen Ärger zu machen. Für Dean konnte sie nicht früh genug weg sein. Er ließ sich wieder auf der Holzbank nieder und öffnete frustriert die Bierflasche und nahm den ersten Schluck. Er war so aufgewühlt, dass ihm nicht auffiel, dass der Verschluss der Flasche nicht wie üblich zischte, sehr zum Wohlwollen von Kara, die ihn weiterhin im Auge behielt. Ja, ihr Plan würde aufgehen.

Bobby schießt scharf

Angepisst ging Sam zurück ins Haus.

Bobby, der gerade mit dem Abwasch fertig war fragte ihn: „Schon zurück? Was ist los?“

„Nichts, ich bin nur ziemlich müde,“ log der jüngere Winchester. Er wollte Bobby nicht mit in den Disput mit Dean hineinziehen.

„Was ist mit Dean?“

„Der kommt auch bald,“ meinte Sam und ging nach oben.
 

Dean hatte sein Bier geleert und dabei nachdenklich ins Feuer gestarrt. Er hätte wohl wirklich nicht mit Kara reden sollen, vor allem weil er doch wusste, dass Sam das nicht passte. Er hatte Sam damit anscheinend ziemlich getroffen, ihm weh getan und er bereute es sehr. Er beschloss sich bei ihm zu entschuldigen. Beim Aufstehen wurde ihm plötzlich schwummerig und alles drehte sich, fast so als hätte er verdammt viel über den Durst getrunken, dabei hatte er nur ein Bier. Er machte einen Schritt nach vorne und strauchelte. Was zur Hölle war mit ihm los? Als er bei einem weiteren Schritt wieder taumelte, spürte er einen Griff um seinen Oberarm, der ihm Halt gab. Er drehte den Kopf und sah Kara neben sich stehen.

„Vorsicht, fall nicht.“

„Mir ist ganz komisch.“

„Dann solltest du dich vielleicht hinlegen.“

„Sammy…“

„Den kann ich gleich her holen, aber wenn es dir nicht gut geht, solltest du dich wirklich mal ausstrecken.“ Dean machte Anstalten sich wieder auf der Bank nieder zu lassen.

„Nein, hier hast du doch gar nicht genug Platz. Schau, der Schuppen ist nicht weit. Lass mich dich dahin bringen und dann hol ich Sam.“

Dean kam das Ganze komisch vor, aber irgendwie fehlte ihm die Kraft sich gegen Karas Ziehen in Richtung Schuppen zu wehren, allerdings war es wohl wirklich besser sich hinzulegen, so schwindelig wie ihm war. Die Frau war zufrieden. Die Pille wirkte wahre Wunder. Dean war fast wie Butter in ihren Händen und sie schaffte es ihn ohne große Gegenwehr in den Schuppen zu ziehen.
 

Nach einer Katzenwäsche verschwand Sam im Zimmer und warf sich aufs Bett. Eine ganze Weile wälzte er sich unruhig hin und her. Er war ja nicht müde, nur aufgebracht wegen Dean und Kara und von seinem kleinen Wut-Tripp kam er nur langsam wieder runter. Schließlich aber fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Kara war gerade dabei ihr Ziel zu erreichen. Dean und er hatten sich gestritten und Sam hatte ihn dort sitzen lassen. Wahrscheinlich hatte diese Kuh nur darauf gewartet und er servierte ihr seinen Partner auch noch auf dem Präsentierteller. Das musste er schleunigst unterbinden. Er war aus dem Bett gesprungen und aus dem Zimmer gestürmt, nachdem er sich Hose und Schuhe wieder angezogen hatte. Just in dem Moment erklang ein markerschütternder Schrei aus Jennys Zimmer. Sofort war Sam bei seiner Tochter und nahm sie auf den Arm.

Der stechende Kopfschmerz traf ihn unerwartet und er musste sich zusammen reißen nicht einzuknicken als ihn die Vision überrollte. Er sah wie Kara ein Pulver in eine Bierflasche füllte, sie Dean gab, der davon trank, dem dann scheinbar komisch wurde und bei dem letzten Bild musste Sam wirklich sämtlichen Willen zusammenreißen, um sich nicht in Jennys Zimmer zu Erbrechen. Dean lag vollkommen benebelt und hilflos auf dem Boden in Bobbys Schuppen und Kara machte sich an seiner Hose zu schaffen.
 

Im Schuppen hatte Kara Dean nun auf die Decke gedrückt.

„Sammy…“ Er machte Anstalten sich aufzusetzen, aber seine Gliedmaßen fühlten sich so schwer an wie Blei.

„Ja, ja, Dean. Ich hol ihn ja gleich. Bleib liegen.“ Ohne große Gegenwehr konnte sie ihn wieder auf den Rücken drücken.

„Ich…Sammy…“ Auch seine Zunge konnte seine Gedanken nicht mehr in Worte fassen.

„Entspann dich. Das Beste wird sein, wir ziehen dir mal ein paar deiner Sachen aus.“

„Nein…Smy…“ Erneut versuchte er sich aufzusetzen, doch Kara ließ ihn diesmal gar nicht erst den Oberkörper anheben. Sie hatte sich breitbeinig auf seinen Bauch gesetzt.

„Bleib ruhig liegen, Dean. Gleich geht es dir besser. Sam kommt gleich.“

„Weg…Smy…nein…“

„Ich weiß, was du brauchst Dean.“ Sie griff hinter sich und entfernte Deans Gürtel aus den Schlaufen. Dean stand zwar schon ziemlich neben sich aber Beine und Arme konnte sie nicht gleichzeitig im Griff behalten.

„Lass das…nein…weg…Smy,“ kam es schon geradezu verzweifelt von Dean. Was hatte diese Hexe mit ihm gemacht? Mit dem Gürtel fesselte sie ihm die Hände hinter den Rücken. Trotz der Pille wehrte sich der Mann noch immer mit allem was er noch dagegen zu halten hatte, dennoch hatte sie nun seinen Oberkörper unter Kontrolle. Blieben nur noch die zappelnden Beine.

Sie rutsche weiter runter, bis sie auf seinen Oberschenkeln saß. Die immer kraftloser werdenden verbalen und körperlichen Protestversuche ignorierte sie. Dean sah so gefesselt schon ganz schön sexy aus. Von seinen Anstrengungen sich gegen sie zu wehren, war er auch etwas verschwitzt. Sie war gespannt ob sich noch etwas in seiner Hose regen würde. Siegesgewiss legte sie ihre Hände an den Bund seiner Jeans, um den Knopf und den Reißverschluss zu öffnen.
 

Mit pochenden Kopfschmerzen und Jenny auf dem Arm rannte Sam so schnell es ging die Treppe runter. Dabei versuchte er sie so gut es ging zu trösten.

Unten angekommen begegnet er dem älteren Jäger im Flur, der von Jennys Geschrei aufgeschreckt worden war.

„Was ist los?;“ fragte Bobby. Er bekam jedoch keine wirkliche Antwort. Sam drückte ihm lediglich mit den Worten: „Ich muss zu Dean“ die schluchzende Jenny in den Arm und setzte seinen Weg zum Schuppen fort. Wenige Augenblicke später erreichte er den „Tatort“ und öffnete die Schuppentür.
 

Ungläubig und entsetzt starrte Sam auf das sich ihm bietende Szenario. Sein Gesicht wurde aschfahl vor Zorn. Er ging schnellen Schrittes auf die etwas überraschte Kara zu, die sich kein Stück von ihrem Platz auf Deans Beinen weg bewegt hatte. Er zog sie mit aller Kraft an den Haaren von seinem Partner weg und zerrte sie hinaus aus Bobbys Schuppen.

„Lass mich los du schwuler Penner, du tust mir weh,“ keifte sie ihn an.

„Halt die Klappe!“

„Ich denk ja nicht dran. Lass mich…“ Sie konnte den Satz nicht beenden, weil Sam ihr einen Schlag ins Gesicht verpasst hatte. Er schlug keine Frauen, aber Kara war in seinen Augen keine Frau, sondern ein bösartiges, geradezu dämonisches Wesen, dass es nicht besser verdient hatte und er konnte seine unbändige Wut nicht mehr unter Kontrolle halten. Er konnte es nicht fassen. Der Schlag hatte sie nur im Satz unterbrochen, sie aber immer noch nicht zum Schweigen gebracht.

„Au, spinnst du? Nur weil du nicht ertragen kannst, dass Dean lieber mit mir zusammen ist, brauchst du noch lange nicht so mit mir umzuspringen.“

„Was geht bloß in deinem kranken Hirn vor? Wenn Dean gerne mit dir zusammen wäre, dann hättest du ihm wohl kaum was in sein Bier mixen müssen.“ Kara war für einen Moment perplex. Woher wusste er das? Hatte er sie dabei beobachtet? Nein, das war unmöglich, denn dann hätte er wohl kaum zugelassen, dass sie es Dean gab. Wahrscheinlich war es Dean nur schon zu stark anzusehen, dass er betäubt worden war.
 

„Egal was du tust, es ändert nichts. Dean liebt mich und ich liebe ihn,“ sagte sie als sie sich wieder gefangen hatte.

„Wenn du ihn lieben würdest, hättest du ihm so was nie angetan. Wie krank muss man sein, um jemand anderen zu betäuben und praktisch zu vergewaltigen? Wenn ich auch nur das geringste Anzeichen sehen würde, dass er nicht mich, sondern dich oder jemand anderen liebt, und wüsste, dass er bei der anderen Person in guten Hände wäre, dann würde ich ihn gehen lassen, weil ich will, dass er glücklich ist, aber du, du interessierst dich nur für dich selbst.“

„Sagt gerade der richtige. Wer hat ihn denn verlassen, weil er aufs College wollte? Du hast Dean gar nicht verdient.“

„Ich weiß, aber ich liebe ihn und versuche jeden Tag mich seiner würdig zu erweisen.“ Mal mit mehr Mal mit weniger Erfolg, dessen war er sich bewusst, aber das ging sie ja nichts an.

Sie wollte gerade zu einer weiteren Erwiderung ansetzen, als Sam der Geduldsfaden endgültig riss.

„Halt bloß endlich deine verlogene Klappe.“ Er packte sie am Hals und presste sie gegen die Wand des Schuppens. Mit seiner großen Hand drückte er ihr problemlos die Luft ab. Sie zappelte und versuchte sich zu befreien, doch sie kam nicht gegen ihn an. In seinem Blick war purer Hass.

„Hör auf, du bringst sie ja noch um,“ sagte Bobby, der nun mit Jenny auf dem einen und einer Schrotflinte unter dem anderen Arm aus dem Haus getreten war und versuchte, Sam von Kara weg zu ziehen. Doch der jüngere Winchester machte kaum Anstalten locker zu lassen und fuhr damit fort ihr die Luft abzudrücken. Die Frau versuchte immer noch gegen Sams Kraft anzukommen und strampelte wie ein Fisch auf dem Trockenen in seinem Griff.

„Aber sie hat es verdient für das was sie mit Dean gemacht hat.“

„Reiß dich zusammen, vor deinem Kind,“ nutzte er nun als letzte Möglichkeit die Anwesenheit des kleinen, noch immer leicht verstörten Mädchens aus. Er sah in die traurigen kleinen Kulleraugen seiner Tochter und sein Griff lockert sich.

„Nimm Jenny und kümmere dich um Dean. Ich regle das hier schon.“ Sam nickte und ließ Kara los, die hustend zu Boden sackte. Dann nahm er Jenny auf den Arm. Während er sie zu beruhigen versuchte, zog Bobby Kara auf die Füße.
 

„Komm schon, ich will dass du in fünf Minuten deine Sachen gepackt und von meinem Grundstück verschwunden bist, ehe ich mich vergesse.“ Er gab der noch immer keuchenden Kara einen Schubs.

Sie hatte verloren. Wie war das möglich? Sam hätte doch noch gar nicht im Schuppen auftauchen sollen, so sauer wie er vorhin auf Dean war. Ihr Plan war so gut durchdacht. Aber Sam und sein blödes Balg hatten ihr alles kaputt gemacht, genauso wie bei ihrem ersten Versuch Dean rumzukriegen, damals, als sie noch Teenager wahren. Nachdem sie ein paar Schritte gegangen war, drehte sie sich noch einmal um. Sam wiegte seine Tochter auf dem Arm hin und her und war drauf und dran in den Schuppen zu Dean zu gehen. Wut stieg in Kara auf. Dieser Mann hatte ihr ganzes Leben versaut.

„Ja, geh nimm deinen Bastard und sieh nach Dean. Gott, dich und sie hätte man in einen Sack stecken und ertränken sollen wie junge Katzen, dann wären Dean und ich jetzt glücklich.“
 

Sam wollte nach den gehörten Worten gerade Jenny absetzen, um Kara den Gar aus zu machen, als er zuerst einen Schuss und dann einen weiblichen Aufschrei hörte. Er drehte sich um und sah Bobby mit der noch rauchenden, angelegten Schrotflinte da stehen, die er eindeutig auf Kara abgefeuert hatte.

„Sieh zu, dass du verschwindest. Vergiss deine Sachen, du wirst mein Haus nicht noch einmal betreten und ich schwöre bei Gott, solltest du den beiden und Jenny jemals wieder zu nahe kommen, wird meine Schrotflinte dann garantiert nicht mit Steinsalz gefüllt sein.“ Er sah sie so bitterböse und einschüchternd an, dass Kara blitzschnell die Beine in die Hand nahm und zu ihrem Auto rannte, so schnell das mit einem gerade mit Steinsalz beschossenen Oberschenkel ging. Mit einem erleichterten Gesichtsausdruck kehrte Sam Bobby erneut den Rücken zu und betrat endlich wieder den Schuppen. Im Hintergrund hörte sie einen Motor aufheulen und dann durchdrehende Reifen, bevor sich der Wagen mit hoher Geschwindigkeit über den Schotter zur Ausfahrt bewegte. Kara würden sie mit Sicherheit nie wieder sehen.

Erwachen ohne Erinnerung

Sam kniete neben Dean und stellte die noch immer recht unruhige Jenny neben sich ab.

„Dean geht’s gut, ich kümmere mich jetzt um ihn,“ sagte er zu seiner Tochter, die sich an seinen Arm klammerte.

„Smy?“

„Ja, ich bin hier Dean.“ ~Gott, ich hätte sie doch umbringen sollen~, schoss es Sam durch den Kopf, als er sah, dass Kara Dean die Hände hinter den Rücken gebunden hatte.

„Das Bier war kaputt…Kara…sie…hinlegen…dich holen…mir leid…wollte nich…will nur dich,“ stammelte Dean. Sam befreite seine Hände.

„Ich weiß, Baby. Ist schon gut.“ Er streichelte Dean über die Wange.

„So leid, Smy…wollte nicht…Bier kaputt…so leid.“

„Schon okay, Dean. Ich bin dir nicht böse. Kannst du aufstehen? Dann bring ich dich ins Haus.“ Sam tat es weh Dean so zu sehen. So manipulierbar und quasi willenlos. Es war erschreckend wie hilflos sein sonst so starker großer Bruder durch Karas schändliche Tat geworden war und er war es auch noch, der sich entschuldigte, dabei war doch eher Sam der Komplize dieser Hexe. Wahrscheinlich war Dean sich noch gar nicht richtig bewusst, was Kara mit ihm gemacht hatte oder entschuldigte er sich dafür, dass er das Bier getrunken hatte? Heute würde er es aus Dean sicher nicht mehr rauskriegen. Was hatte sie ihm nur angetan? Was hatte sie ihm gegeben? Dean richtete sich langsam auf.

„Ja. Boden unbequem…tut…tut mir so…leid.“

„Das kann ich mir vorstellen. Komm, oben erwartet dich ein schönes, weiches Bett.“

„Kann ich dir helfen?,“ fragte Bobby, der nun ebenfalls in den Schuppen getreten war. Er hatte zuvor noch schnell nach dem Feuer gesehen. Die Reste Geige glühten noch. Sie brannte schon etwa eine dreiviertel Stunde und konnte ohne Aufsicht bleiben.

„Nimm du bitte Jenny, dann kann ich mich auf Dean konzentrieren.“

„Pa-pa, Din!“

„Komm Zwerg. Ich bring dich rein. Dein Dad kommt gleich mit Dean nach.“

„O-by.“ Sie streckte bereitwillig und Trost suchend ihre Ärmchen nach ihm aus. Er nahm sie auf den Arm und ging voraus ins Haus.
 

Sam folgte einige Minuten später. Wenn man einen total zugedröhnten Dean stützen musste, kam man nicht sonderlich schnell voran. Erst recht nicht, wenn besagter Mann alle paar Meter anhalten wollte, um sich dafür zu entschuldigen, dass die Frau, die ihn betäubt hat, ihm an die Wäsche wollte, so als hätte er sich trotz allem noch wehren müssen, aber Sam war sich sicher, dass sein Partner in diesem Zustand nicht mal gegen einen so schmächtigen Gegner wie Kara eine Chance hatte. Von einem torkelnden Dean etwas aus dem Gleichgewicht gebracht, taumelte Sam schließlich durch die Haustür.

„So leid…Smy…wollte nich.“

„Komm, wir sind fast da.“

„Jenny ist oben in ihrem Bettchen. Komm ich helfe dir, ihn die Treppe hoch zu kriegen,“ bot Bobby an. Sam nickte. Der ältere Jäger legte sich Deans anderen schlaffen Arm um die Schulter und gemeinsam erklommen sie die Stufen. Aus Jennys Zimmer konnten sie noch immer leises Wimmern vernehmen. Sam würde gleich noch mal nach ihr sehen, wenn er Dean, der so sperrig war wie ein Kartoffelsack, zu Bett gebracht hatte.
 

„Smy…geh nich wech. Tut mir doch leid,“ kam es bettelnd von Dean als Sam es ihm kurz darauf auf der Schlafstätte behaglich gemacht hatte. Sam drückte Dean einen Kuss gegen die Schläfe, während Bobby ihm die Schuhe auszog.

„Ich seh nur kurz nach Jenny. Ich bin sofort wieder da, das verspreche ich dir. Bobby bleibt solange hier.“

„Okay…lieb dich…tut mir wirklich...“ Auf einen Schlag war Dean weg geknickt und ratzte ins Kissen. Licht aus, wie bei einer ausgeblasenen Kerze.

„Was war überhaupt los?,“ wollte Bobby wissen, als er noch Sam dabei half Dean die Jeans auszuziehen, damit er es bequemer hatte.

„Nicht jetzt, Bobby. Bitte…ich muss noch nach Jenny sehen und…“

„Schon gut, Junge. Kümmere dich um deine Kleine. Ich bring das hier zu Ende,“ sagte Bobby und versuchte Dean unter die Decke zu bekommen.

„Danke.“
 

„Dean schläft,“ informierte Bobby Sam einige Minuten später. Er hatte Jenny noch nicht erkennbar beruhigen können. Sie hatte sich auf seinem Arm an ihn geschmiegt und ihr rannen die Tränen an den Wangen hinab, während er ihr tröstend über den Rücken rieb und sie etwas hin und her wiegte.

„Danke noch mal Bobby.“

„Kein Ding…du…also Dean hatte mich vor ein paar Wochen angerufen und mir…von Jennys empathischen Fähigkeiten erzählt…vielleicht…ich weiß ja nicht, aber eventuell könnte es helfen, wenn du sie mit ins Schlafzimmer nimmst. Wenn sie in eurer beider Nähe ist, kommt sie möglicherweise zur Ruhe,“ schlug Bobby vor.

„Er hat dir davon erzählt?“, fragte Sam überrascht.

„Er war sauer, dass du ihm nicht eher was davon erzählt hast. Hab ihm gesagt, er soll mit dir reden. Er hat nicht noch mal deswegen angerufen, also nehme ich an, ihr habt darüber gesprochen.“ Sam nickte.

„Gut, mehr brauch ich nicht zu wissen. Geh zu ihm und gönn dir und deiner Kleinen etwas Schlaf.“

„Okay, gute Nacht Bobby.“

„Gute Nacht, Sam.“
 

Während Bobby wieder nach draußen ging, um den Brennvorgang der Geige im Augen zu behalten, ging Sam mit seiner Tochter hinüber ins Schlafzimmer. Dean schlief. Sam legte sich mit Jenny neben seinen Partner.

„Dean schläft jetzt, aber morgen geht es ihm sicher wieder gut und er kann mit dir spielen.“ Jennys Tränenreservoir schien erschöpft zu sein, denn von ihr kamen nur noch katzenjammerartige Geräusche.

„Sch, Kleines. Es wird alles gut.“ Er streichelte ihr über den Bauch. Das Schlafanzugoberteil war schon etwas knapp, auch wenn Dean meinte, dass ginge noch und so kitzelte er sie ein bisschen an der freigelegten Hautstelle, in der Hoffnung sie so etwas abzulenken. Allerdings stellte sich das als nicht so gute Idee heraus, denn Jenny lachte und zusammen mit dem Schluchzen ergab das nun irgendwie unglücklicherweise einen ziemlich starken Schluckauf.

„Oh je,“ kam es seufzend von ihrem Vater. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Was hatte Dean ihm noch mal erzählt was man dagegen tun sollte? Es war etwas, dass Dean tatsächlich in einem der von Sam gekauften Baby-Ratgebern gelesen hatte. Es hatte sogar funktioniert. Plötzlich fiel es ihm wieder ein. Auf den Arm nehmen und ins Gesicht pusten, weil das Baby so möglicherweise seinen Atemrhythmus verändert und sich das Zwerchfell entspannen kann. Genau so war es. Augenblicklich führte Sam das Manöver durch. Langsam aber sicher wurde die Atmung ruhiger und der Abstand zwischen den Hicksern größer, bis diese schließlich ganz ausblieben.

„Bist du jetzt wenigstens wieder müde geworden?“ Er sah Jenny an, bei der die Augenlider bereits halb geschlossen waren. Dann legte er sich mit ihr wieder neben Dean. Der schlief wie ein Stein. Was immer Kara ihm gegeben hatte, es hatte eine ziemlich starke Wirkung.
 

Während Sam seine Tochter an seinem Finger nuckeln ließ, sah er zu seinem Bruder hinüber.

„Es tut mir so leid, Dean. Ich hätte dich da nicht sitzen lassen sollen. Sie hat es tatsächlich geschafft mich gegen dich aufzubringen. Das hätte nie passieren dürfen. Wenn ich bloß geblieben wäre, dann hätte sie dich nicht in ihre gierigen, bösartigen Finger gekriegt.“ Er streichelte dem tief und fest schlafenden Dean über die Wange. Das Nuckeln an seinem Finger hatte aufgehört. Jenny war eingeschlafen. Sam atmete tief durch. Es wurde Zeit, dass auch er den Matratzenhorchdienst antrat. Er schloss die Augen. Bis er eingeschlafen war gingen ihm viele Gedanken durch den Kopf. Was hatte sich Kara durch diese Aktion erhofft? Hätte sie Dean wirklich…Nein, daran wollte er lieber nicht denken. Obwohl, war das überhaupt möglich? Er sollte morgen früh unbedingt etwas über die Wirkung solcher K.O.-Pillen herausfinden. Hoffentlich würde Dean keine Nachwirkungen davontragen. Wie er wohl am nächsten Tag reagieren würde? Würde er darüber reden oder sich schämen und in sich zurück ziehen? Jess hatte ihm mal was über eine Highschool-Freundin erzählt, die vergewaltigt wurde. Sie sei danach nie wieder dieselbe gewesen. Oh Gott, er wollte Dean, so wie er war, nicht verlieren. Das alles war nur seine Schuld. Er hoffte inständig, dass sich alles zum Guten wenden würde. Irgendwann fiel er in einen zum Glück traumlosen Schlaf.
 

Am nächsten Morgen wurde Sam von Jennys „ich hab in die Windel gemacht“-Schrei geweckt. Er öffnete die Augen. Viel hatte er nicht geschlafen, aber das war nebensächlich. Jetzt musste er sich erstmal um seine Tochter kümmern. Er setzte sich auf und nahm das weinende Baby oder war sie schon ein Kleinkind, er sollte das mal nachlesen, auf den Arm, dann stand er auf. Sam sah zu seiner besseren Hälfte hinüber, die noch immer so da lag, wie am gestrigen Abend. Es war erschreckend für ihn, dass Dean sich nicht gerührt hatte und auch nicht von Jennys Geschrei wach geworden war. Er umrundete das Bett und stellte dann mit Erleichterung fest, dass Dean noch atmete.

„Lassen wir ihn noch schlafen, Kleines,“ sagte er zu seiner Tochter und verließ mit ihr das Zimmer. Als er sie gewaschen und frisch gewickelt hatte, ging er in ihr Zimmer, um sie anzuziehen. Kurz darauf begegnete er Bobby auf dem Flur, der einen vollen Müllsack trug.

„Morgen Bobby. Will ich wissen, was du in dem Müllsack hast?“

„Morgen Sam.“

„O-by!“ Der ältere Jäger lächelte als er Jennys Begrüßung vernahm.

„Morgen Jenny.“ An Sam gewandt sagte er dann:

„Das sind Karas Sachen. Hab das Zimmer leer geräumt. Ich werde das alles vorsorglich verbrennen. So wie sie sich gestern benommen hat, könnte man glatt annehmen, sie sei besessen. Wie macht sich Dean heute Morgen?“

„Er schläft noch. Nimmst du Jenny mit nach unten, dann sehe ich noch mal nach ihm.“

„Okay. Unten wartet Kaffee und Toast, wenn du magst. Mal sehen, was ich noch so für Jenny auftun kann.“
 

Es klopfte an der Zimmertür. Nach einem „herein“ von Sam betrat Bobby das Zimmer der Brüder. Sam saß neben Dean auf dem Bett und klappte bei Bobbys Eintritt seinen Laptop zu.

„Wo ist Jenny?,“ erkundigte sich Sam sofort. Ihn plagte ein schlechtes Gewissen, weil er seine Tochter am Vormittag in Bobbys Obhut gelassen hatte, da er was über das Zeug raus finden wollte, dass Kara Dean ins Bier getan hatte. Beim Frühstück hatte Sam Bobby von der Vision erzählt in der er gesehen hatte, wie Kara ihre Tat beging. Sein Gegenüber war sprach –und fassungslos. Er dachte ja nun nicht sonderlich gut von ihr, aber mit so etwas hätte er nicht gerechnet. Er sah darin nun noch einen Grund mehr Karas Sachen zu verbrennen. Allerdings hatte er Sam auch seine Theorie erläutert wonach Kara nur ein Szenario bereiten wollte, das bei Sam und oder Dean den Eindruck erwecken sollte, dass sie mit Dean geschlafen hatte. Sam hatte nur gemeint, dass bei Karas krankem Hirn alles möglich sei.

„Jenny ist neben an und spielt. Keine Bange, ich hab die Tür zu gemacht und geh auch gleich wieder rüber. Wie ich sehe schläft Dean immer noch.“ Sam stand vom Bett auf und stellte seinen Laptop beiseite.

„Ja und so langsam mach ich mir Sorgen. Ich hab im Internet ein wenig recherchiert. Es gibt da eine Hand voll Mittelchen, die sie ihm verabreicht haben kann, aber alles in Frage kommende fällt unter den Überbegriff Vergewaltigungsdrogen. Dean hatte auch sämtliche Symptome. Ihm war schwindelig, er hat massiv auf mich eingeredet, auch wenn es nicht unbedingt deutlich rüber kam, war manipulierbar und dann kam das plötzliche Einsetzen von Müdigkeit.“

„Wie lange dauert das an?,“ fragte Bobby.

„Schwer zu sagen. Rohypnol soll beispielsweise 4 bis maximal 12 Stunden wirken. Aber wer weiß schon was sie ihm da verabreicht hat. Ich meine, Gott ich weiß nicht mal ob sie es aus der Apotheke oder von einem schmierigen Mexikaner hat, der das Zeug in einer versifften Badewanne in einem heruntergekommenen Motel in Tijuana selbst angerührt hat. Scheiße, wer weiß was da alles an Streckungsmittel drin sein kann.“ Wütend und frustriert schlug er mit der Faust gegen die Wand.

„Gott, ich hätte sie doch umbringen sollen, Bobby. Ich hab gelesen, dass es auch zum Atemstillstand kommen kann. Was wenn er nie wieder…“

„Führ den Satz ja nicht zu Ende, hast du mich verstanden? Für einen Atemstillstand ist es schon zu spät, der hätte, wenn schon, sicher viel früher eingesetzt. Wahrscheinlich dauert der Abbau des Mittels bei Dean nur halt etwas länger. Ich geh jetzt mit Jenny nach unten und mach ihr was zum Mittag und du solltest mal einen Blick auf deine Hand werfen.“ Erst jetzt nahm Sam den Schmerz wahr, der sich in dem von Bobby angesprochenen Körperteil ausbreitete. Die Haut an den Fingerknöcheln war aufgerissen und es blutete minimal.

„Ich schätze etwas Eis kann nicht schaden,“ sagte er zu Bobby. Gemeinsam holten sie Jenny in ihrem Zimmer ab und gingen dann nach unten in die Küche.
 

Nachdem Mittagessen hatte er Jenny mit aufs Zimmer genommen, wo er ihr vorlas bis sie sie eingedöst war. Als sie wieder wach war, nahm sich Bobby ihrer wieder an und Sam blieb weiter bei seinem Partner. Neben ihm erklang auf einmal ein Geräusch, das man am ehesten mit einer Mischung aus Jammern, Brummen und Grunzen beschreiben konnte. Sam atmete erleichtert auf. Dean kam zu sich. Der Jüngere der beiden hatte nach dem Mittagessen erfreut festgestellt, dass sich Dean endlich im Schlaf bewegt hatte, denn er lag nun nicht mehr halb auf dem Bauch und halb auf der Seite, so wie Bobby ihn am gestrigen Abend hatte liegen lassen, sondern auf dem Rücken.

Der ältere Winchester fühlte sich extrem verkatert und ziemlich matt. Er blinzelte einige Male bevor er die Augen endlich ganz aufbekam und Sam an seiner Seite erblickte.

„Wie geht es dir?,“ erkundigte sich der größere Winchester besorgt.

„Wie von einer Elefanten Stampede überrannt, die von Bauarbeitern mit Dampfwalzen verfolgt wurden, die auch noch über mich drüber sind und ich glaube irgendwas Pelziges ist in der Nacht in meinen Mund gekrochen und da gestorben. Was ist passiert? Hab ich nachdem du mich hast sitzen lassen noch `nen Schnapsladen überfallen und meine Beute komplett geleert?“ Sam seufzte. Er hatte es befürchtet. Eine mögliche Nebenwirkung dieser Drogen war ein Filmriss. Er hatte sich schon zuvor überlegt, ob er, falls dieser tatsächlich eintreten sollte, Dean alles erzählen wollte und hatte sich dafür entschieden. Es war das Beste was er tun konnte, denn dann würden ihn eventuelle überraschend auftretende Flashbacks nicht all zu sehr überrollen.
 

„Du kannst dich an nichts mehr erinnern?,“ fragte Sam nach.

„Na ja, ich weiß noch wir waren unterschiedlicher Meinung darüber, dass ich mit Kara geredet hab, die mir nebenbei bemerkt wirklich nur unglaubhaftes Zeug erzählt hat. Das ganze artete ein wenig aus und ich hab dir vorgeworfen, dass du wieder unnötig eifersüchtig warst, woraufhin du irgendwas gesagt hast, von wegen ich würde dich nicht verstehen und mich dann da hast sitzen lassen.“

„Soweit stimmt es und ich…“, doch er wurde von Dean unterbrochen.

„Es tut mir leid, Sammy. Ich weiß, dass du nur sauer warst, weil du befürchtet hast, dass sie sich das mit dem Abreisen noch mal anders überlegen würde, da sie es sich in ihrem kranken Hirn so zu recht gelegt hat, dass sie doch noch Chancen bei mir hat, wegen meiner Äußerung, dass sie das Bier ruhig da lassen könnte.“

„Dean…“

„Nein, lass mich ausreden, Sammy. Nach der Sache in Philly, hast du mir versichert, du würdest mir vertrauen, aber das Gefühl hatte ich gestern Abend ganz und gar nicht und das hat mich wütend gemacht. Im Nachhinein kann ich dich ja verstehen, aber ich finde, du hättest nicht sofort so zickig reagieren sollen und dein Abgang war ganz schön Drama-Queen-mäßig.“

„Es tut mir leid, Dean. Ich vertraue dir wirklich und ich weiß, dass ich total daneben war, gestern Abend, vor allem, weil ich mich wieder von Kara hab provozieren lassen.“ Sam sah Dean mit traurigen Augen an.

„Da sie ja jetzt weg ist, wird so was jawohl nie wieder vorkommen, oder?“ Sam nickte.

„Dann ist für mich die Sache vom Tisch.“ Er stand aus dem Bett auf und fühlte sich noch immer wie erschlagen und schwach auf den Beinen.

„Nur weiß ich jetzt immer noch nicht, was danach passiert ist. Erleuchtest du mich?“

„Ich denke, dafür solltest du dich besser wieder hinsetzen.“

„Oh je, hab ich irgendwas Peinliches gemacht?“

Sam schüttelte bedrückt den Kopf.

„Oh Gott, ich hab mich dir doch nicht…aufgedrängt oder?“ Sam schluckte und atmete einmal tief ein und aus. Es half ja alles nichts, da mussten Dean und er jetzt durch.

„Sam, jetzt sag endlich was. So langsam mach ich mir Sorgen.“ Er setzte sich wieder neben seinen Bruder aufs Bett.

„Und was bitte ist mit deiner Hand passiert?“ Er deutete auf die Spuren, die Sams Schlag gegen die Wand an seinen Fingerknöcheln hinterlassen hatten. Sam seufzte schwermütig und fing schließlich an, Dean von den Ereignissen des vergangenen Abends zu berichten.

Eine indirekte Aussprache

„Ich bring die Schlampe um! Dieses Miststück! Wie konnte sie! Ich schwöre, wenn ich auch nur noch mal ein Fitzel von ihrer Visage irgendwo sehen sollte, ist sie tot.“

So ging es nun schon seit Sam Dean alles erzählt hatte. Der ältere Winchester, angetrieben durch den Hass auf Kara nun wieder ziemlich sicher auf den Beinen, tigerte aufgebracht in ihrem Zimmer hin und her. Anfangs hatte Sam noch so etwas erwidert, wie: „Wenn du sie töten willst, musst du dich hinter mir anstellen“, aber es wurde ziemlich schnell klar, dass Dean ihm eh nicht mehr zuhörte. So langsam machte sich der jüngere Mann allerdings Sorgen, dass Dean vor Wut irgendein lebenswichtiges Blutgefäß platzen bzw. er einen Herz- oder Hirnschlag erleiden könnte. Sam wusste absolut nicht was er jetzt tun sollte. Dean beruhigen? Das würde ihn sicher nur noch rasender machen. Um ehrlich zu sein, war es auch nicht gerade die Reaktion, die er von Dean erwartet hatte.

Was genau er erwartet hatte wusste er jedoch auch nicht. Vielleicht seelisch erschüttert und verletzt? Verängstigt? So hatte Jess zumindest ihre vergewaltigte Highschool Freundin beschrieben. Aber soweit war es mit Dean ja nicht gekommen, außerdem war er kein Mädchen und erst recht nicht normal im Umgang mit seinen Gefühlen, zumindest aus der Sicht der „nicht-Jäger“-Bevölkerung. So gesehen war das eigentlich eine ganz normale Dean-Reaktion, was den Umgang mit dem Älteren jetzt aber auch nicht einfacher machte.
 

Plötzlich blieb Dean im Raum stehen und sah Sam besorgt an.

„Du hast gesagt, du hast die Vision wieder durch Jenny erhalten. Wie geht es ihr?“

„Sie war ziemlich unruhig, aber als ich Bobbys Rat gefolgt bin und sie mit zu uns ins Zimmer genommen habe und sie in unser beider Nähe war, ging es ihr besser und heute war sie wieder ganz normal. Bobby kümmert sich zurzeit um sie. Es geht ihr gut, aber jetzt wo du alles weißt, wie geht es dir?“

„Ganz okay. Außer, dass ich das Verlangen habe Kara aufzuspüren und sie zu zerstückeln, bin ich eigentlich in Ordnung, aber ich hab tierische Kopfschmerzen und ich könnte eine Dusche vertragen.“

„Klar, du fühlst dich sicher schmutzig, nachdem was gestern Abend passiert ist,“ meinte Sam.

„Oh Gott, doch nicht deswegen. Sie hat mich ja nicht mal wirklich angefasst. Es ist nichts passiert, du hast sie davon abgehalten. Aber das nicht heißt, dass ich sie nicht trotzdem umbringen will.”

„Du musst jetzt nicht den Starken spielen. Ich weiß, dass das Ganze dich belastet. Es ist klar, dass du das von dir abwaschen willst.“

„Ach, ich wusste nicht, dass dir so was auch schon mal passiert ist und du aus Erfahrung sprichst.“

„Das nicht, aber…“

„Es geht mir gut. Ich bin verdammt wütend, dass Kara die Dreistigkeit besessen hat, so weit zu gehen. Ich wurde schon öfter und weit schlimmer von Bestien verletzt und Karas Aktion bestärkt mir noch mehr in meiner Theorie, dass die meisten Menschen schwer einen an der Waffel haben und wir uns von denen fernhalten sollten. aber ich bin keine zierliche Blume, auf der herum getrampelt wurde. Ich werde auch nicht heimlich in mein Kissen heulen, sobald du den Raum verlässt, also versuch erst gar nicht Therapeut zu spielen. Das brauch ich nicht.“

„Dean…“ Sam sah den Älteren mitleidig an. Dean Winchester war ein Verdrängungskünstler, aber Sam war der Meinung, dass sein Partner dieses Ereignis nicht verdrängen, sondern darüber reden sollte.

„Her jeh, nun guck doch nicht so. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich bin okay. Eine Dusche und eine Aspirin und ich bin wieder wie neu.“ Er lächelte Sam schief an und ging dann aus dem Zimmer hinüber zum Bad. Warum war es so schwer für seinen Kleinen zu glauben, dass alles in Ordnung mit ihm war? Sam hatte ihn gerettet. Es ging ihm gut.
 

Er hatte sich gerade das T-Shirt über den Kopf gezogen und durchsuchte ihre Hausapotheke nach Kopfschmerztabletten, als Sam ins Bad kam.

„Was? Bist du hier, um sicher zugehen, dass ich mir nicht aus Scham die Pulsadern aufschneide?“

„Dean, das ist nicht witzig.“

„Sam, sieh dich an. Dir macht das Ganze mehr zu Schaffen als mir, dabei hast du mich doch gerettet und Schlimmeres verhindert.“

„Es war aber auch meine Schuld, dass es überhaupt soweit gekommen ist. Wenn ich dich da nicht hätte sitzen lassen, hätte sie nie Hand an dich legen können.“

„Du hättest mich deswegen nicht so anmachen sollen, ja. Aber keiner von uns hätte ihr so was zugetraut. Du wusstest nicht, dass sie mir was ins Bier getan hat.“

Sam hatte während Deans lang anhaltender Schlafphase Zeit gehabt nachzudenken und hatte sich endlich einen Reim aus seinem seltsamen Traum machen können.

„Doch, Dean. Erinnerst du dich an meinen Albtraum? Ich denke, dass war mein Unterbewusstsein, dass mich warnen wollte, dass dir was passiert. Ich hätte das ernster nehmen müssen. Ich wusste doch, dass man Kara nicht trauen kann. Es ist meine Schuld, dass sie dir das angetan hat.“

„Dein Unterbewusstsein signalisiert dir durch einen Traum in dem ich brennend an der Decke hänge, dass Kara, mich betäuben will, um wer weiß was mit mir zu machen? Ein bisschen weit hergeholt, wenn du mich fragst. Wo ist bloß das dämliche Aspirin?“

„Es tut mir leid, Dean.“

„Was? Sag nicht, dass wir kein Aspirin mehr haben.“

„Jetzt hör doch mit dem Aspirin auf. Es kann dich doch nicht völlig kalt lassen, dass Kara dich beinahe…was auch immer.“ Er wusste ja schließlich nicht, wie weit Kara wirklich gegangen wäre. Vielleicht hatte Bobby Recht und sie wollte nur einen Seitensprung inszenieren, um sie auseinander zu bringen.

„Und dass auch nur, weil ich ihr in die Hände gespielt und dich hab sitzen lassen. Ich hab dich enttäuscht und das tut mir furchtbar leid.“

„Ach und weil du Schuldgefühle hast, soll ich mich jetzt auch schlecht fühlen oder was? Gott, manchmal bist du echt ein egoistisches Arschloch, Sam. Vielleicht lässt mich das Ganze nicht kalt, aber ich will darüber nicht nachdenken und schon gar nicht darüber reden, aber du reibst es mir die ganze Zeit unter die Nase.“

„Du solltest es aber nicht verdrängen.“

„Ich will es aber, denn wenn ich darüber nachdenke, sehe ich es vielleicht doch so wie du und gebe dir die Schuld, aber ich kann das nicht. Es ist Karas Schuld und ich kann nicht auch noch auf dich böse sein, weil ich sonst ganz allein bin und niemanden hab, der mir Rückhalt gibt. Ich liebe dich und ich brauche dich, um mich wohl zu fühlen und das lass ich mir von deinen beschissenen Schuldgefühlen nicht weg nehmen, also komm damit klar, wenn ich nicht dabei bin.“ Er atmete tief ein und aus. Warum musste Sam ihn immer nur soweit treiben? Warum konnte er nicht die Klappe halten und einfach für ihn da sein ohne ihn zu bemitleiden?
 

Sam schluckte. Er hatte gewollt, dass Dean Gefühle zeigte, aber seine Worte hatten ihn dennoch hart getroffen, aber auch die Augen geöffnet. Dean versuchte auf seine Weise damit klar zukommen, durch verdrängen und vergessen, den einzigen Weg, den er kannte und mit dem er bis lang in seinen Augen immer gut gefahren war und was tat er? Er streute Salz in die Wunde indem er ihm das Geschehene auch noch unter die Nase hielt und dann belastete er ihn auch noch mit seinen eigenen Schuldgefühlen. Dean hatte recht. Er war ein egoistisches Arschloch. Es war Zeit seinem Liebsten zu zeigen, dass er sein konnte, was Dean brauchte.

„Sieh mal in dem Hängeschrank neben dem Handtuchregal nach.“

„Was?,“ kam es perplex von Dean, der sich langsam von seinem Gefühlsausbruch erholte.

„In dem Hängeschrank bewahrt Bobby Medikamente und Erste-Hilfe-Material auf. Vielleicht hat er noch ein paar Aspirin.“ Dean ging einen Schritt zur Seite und öffnete besagten Hängeschrank und sofort lächelte ihn eine Packung Aspirin an. Er nahm sie heraus und drehte sich zum Waschbecken um, aber Sam hatte ihm bereits einen Becher mit Wasser für die Einnahme der Tabletten vorbereitet.

„Danke,“ sagte Dean und nahm den Becher entgegen. Er schluckte die Tabletten und atmete tief durch, ehe er sagte:

„Du siehst auch nicht gerade frisch aus, wollen wir nicht etwas Wasser sparen und zusammen duschen?“ Das überraschte Sam nun etwas. Nachdem er sich so daneben benommen hatte wollte Dean ihm trotzdem nahe sein. Sein Partner war wirklich etwas ganz Besonderes. Er gab Sam alles was er konnte ohne dabei viel für sich selbst zu fordern und wieder wurde ihm schmerzlich bewusst, dass er Dean überhaupt nicht verdient hatte. Er überlegte kurz. Bobby war mit Jenny spazieren gegangen also sprach nichts gegen eine gemeinsame Dusche. Angeblich, war Bobby ja gegangen, um ihnen Ruhe zu gönnen, aber Sam war sich sicher, dass ihr väterlicher Freund sich so auch etwas von seiner Nervosität wegen der bevorstehenden Verabredung ablenken wollte. Sam lächelte Dean liebevoll an und meinte:

„Klingt gut. Durch unseren Besuch steigen Bobbys Nebenkosten eh schon gewaltig in die Höhe, da sollten wir doch wenigstens Wasser sparen helfen.“

„Wasser ist das geringste Problem. Dein blöder Laptop frisst einfach zu viel Strom,“ neckte Dean ihn und grinste leicht. Normalität, schoss es Sam durch den Kopf. Sein Partner brauchte Normalität. Er wollte nicht wie ein rohes Ei behandelt werden. Vielleicht ging es ihm wirklich nicht so schlecht, wie Sam befürchtete. Er lehnte sich vor und gab Dean einen schnellen, flüchtigen Kuss auf die Wange. Daraufhin verwuschelte der ihm das Haar und stellte das Wasser in der Dusche an.
 

Die gemeinsame Dusche war mehr als seltsam zu Beginn. Sam hielt ungewöhnlich viel Abstand zu Dean. Paare teilten sich so keine Dusche. Nicht mal platonische Mannschaftskameraden verhielten sich beim Duschen so distanziert. Kein neckisches Geflapse kein gar nichts. Sam stand einfach nur neben ihm und starrte bedrückt auf den Boden. So hatte Dean sich das nicht vorgestellt.

„Sam, so hilfst du mir nicht.“

„Wie bitte?“ Er sah ihn überrascht an.

„Das was hier gerade abläuft, ist komisch. Ich bin nicht aus Glas, du kannst mich ruhig anfassen.“

„Ich…ich dachte nur…“

„Oh Gott, hilf! Wenn du anfängst zu denken, kommt da doch meistens nichts Gutes bei raus. Das hier ist ein Beispiel dafür.“

„Dean…“

„Sam, selbst beim „Leute mit Samthandschuhen anfassen“ berührt man jemanden. Wenn dich das was passiert ist überfordert, dann geh, denn so kann ich dich nicht gebrauchen. Ich benötige nämlich keinen verkappten Seelenklempner, sondern einen Partner.“ Sam sah ihn mit großen Augen an.

„Tut mir leid.“

„Ja, ja. Wäscht du mir jetzt den Rücken?“ Sam lächelte leicht und nahm das Duschgel. Danach kehrte Normalität ein. Beide wuschen sich liebevoll und stiegen dann als sie fertig waren aus der Dusche. Jeder schnappte sich ein Handtuch und während sie sich abtrockneten, kamen sie ins Gespräch.
 

„Erinnerst du dich daran, was ich zu dir gesagt habe, als du bei dem Acheri-Fall deine Bruchlandung hattest und du dir den Rücken verrenkt hast? Ich meinte, du solltest zulassen, dass ich mich auch um dich kümmere und dich beschütze.“

„Ja, ich erinnere mich.“

„Ich hab das ehrlich gemeint und es tut mir leid, dass ich darin bis jetzt so kläglich versagt habe.“

„Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.“ Dean strich ihm zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und ließ seine Hand dann an Sams Wange ruhen. Der Jüngere seufzte und schmiegte sich dagegen.

„Du schon und das obwohl ich deine erste Langzeitbeziehung bin“

„Na ja, in irgendwas muss ich ja auch gut sein.“

„Hey, stell dein Licht nicht unter den Scheffel.“ Er gab Dean einen leichten Klaps auf den Oberarm.

„Ich weiß, dass ich toll bin, aber ich wollte damit ja nicht so angeben,“ meinte Dean und beide lächelten.
 

„Denkst du, ich kriege das hin? Dass ich dir ein besserer Partner sein kann?“

„Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht, aber ich…bin nicht bereit die Hoffnung aufzugeben.“ Dafür liebte er Sam einfach zu sehr. Manchmal fühlte er sich zwar als würden sie sich bei ihrer Beziehung im Kreis drehen, aber vielleicht es wie die Indie 500 und sie würden nach einer bestimmten Anzahl von Runden ans Ziel kommen. Der Glaube daran ließ Dean eisern an Sam festhalten, denn eins stand fest: Wenn sie ans Ziel kommen wollten, durfte ihnen auf keinen Fall der Sprit ausgehen und bislang hatten sie es irgendwie geschafft ihr Beziehungsvehikel am, Laufen zu halten. Dean beugte sich vor und versiegelte die Lippen seines Gegenübers mit den seinen. Es war ein schöner Kuss. Ruhig und sanft. Sam schmeckte einen Hauch von Vergebung. Dean schaffte es sogar jetzt noch, sich um ihn zu kümmern. Er nahm sich vor, ab jetzt mehr auf Deans Bedürfnisse zu achten und diesmal würde er sich auch an diesen Vorsatz halten. Der ältere Winchester genoss den Kuss nicht weniger als Sam. Er brauchte gerade einfach diese Berührungen und die Vertrautheit. Dean fühlte sich zum ersten Mal an diesem Tag wirklich wohl, was wohl auch daran lag, dass die Aspirin nun wirkte. Nach einer Weile beendete Dean den Kuss.

„Ich denke, wir sollten uns langsam anziehen, sonst bekommt Bobby noch einen Hirnschlag vor seinem großen Date.“

„Ich denke zwar, dass er erblinden würde, aber nichts desto Trotz hast du Recht.“

„Natürlich hab ich Recht. Ich bin schließlich der Ältere von uns beiden.“
 

Als sie angezogen waren, machte sich Dean ein Sandwich und Sam bereitete Kaffee zu. Sie saßen gerade einige Minuten mit ihrem Kaffee auf Bobbys Terrasse, als ihr väterlicher Freund mit Jenny zum Haus zurück kehrte. Mit ihren kurzen Baby-Beinchen wackelte sie auch sofort zielstrebig auf Dean und ihren Papa zu, als sie die zwei Männer erkannte.

„Din! Pa-pa!“ Dean war bei dem Klang seines Namens aufgestanden und nahm kurz darauf das kleine Mädchen in seinen Armen in Empfang.

„Man, seit du laufen kannst, hast du einen ganz schönen Speed entwickelt,“ sagte er nicht ohne Stolz zu Jenny.

„Gut dich wieder auf den Beinen zu sehen,“ meinte der ältere Jäger zu Dean.

„Mich kriegt so schnell nichts klein,“ meinte der nur und nahm Jenny hoch. Sam und Bobby sahen ihn bei dieser fragwürdigen Aussage beide etwas irritiert an. Dean rollte daraufhin mit den Augen.

„Auf die Dauer, meine ich natürlich und bitte seht mich nicht mit dieser mittleidigen Mine an. Es geht mir gut und ich werde heute Nacht auch sicher nicht in mein Kissen heulen.“

„Naja, aber in Anbetracht der Tatsache, sollte ich wohl besser hier bleiben. Ich werde Marcy gleich anrufen und ihr absagen.“

„Den Teufel wirst du tun. Du wirst das nicht als Ausrede benutzen, um dein Date abzusagen. Das kannst du der guten Frau nicht antun. Ich brauche keinen Babysitter. Ich bin okay.“

„Wenn du das sagst,“ meinte Bobby, der dem Braten nicht so wirklich traute. Auch Sam sah seinen Partner nun wieder etwas besorgt an.

„Din piln!,“ verlangte das kleine Mädchen auf Deans Arm.

„Ja, okay. Lass uns was spielen. Komm wir gehen hoch und gucken mal auf was du Lust hast,“ sagte er zu Sams Tochter.

„Hey, bevor du gehst. Wie macht ihr das heute Abend mit der Asche?,“ hielt Bobby ihn zurück.

„Ich werde sie vergraben, ganz einfach,“ erklärte Dean und war dann sehr von Sams Reaktion überrascht.

„Ja, Dean macht das schon.“

„Wie, kein: „Dean, du solltest dich noch ausruhen?““

„Wieso? Du sagtest doch nun bereits schon mehrmals, dass es dir gut geht.“ Wenn Dean ganz normal behandelt werden wollte, konnte er das haben, fand Sam. Vielleicht würde ihm das helfen Dean zur Seite zu stehen, so wie der es brauchte. Dean sah Sam skeptisch an.

„Natürlich geht es mir gut.“ Eigentlich hatte er keinen Bock ein Loch zu graben und vielleicht war er dafür noch nicht wieder ganz auf dem Damm, aber das würde er nie zugeben.

„Gut, dann bring uns doch wenn du fertig bist Pizza mit. Schräg gegenüber von Marcys Haus ist doch diese kleine Pizzeria.“ ~Oh je, scheinbar meint es Sam wirklich ernst,~ dachte Dean. Er musste sich schnell etwas einfallen lassen, um das auf Sam abzuwälzen, ohne dass er ihm Gegenüber seine momentane Schwäche zugeben musste

„Tze, du willst dich doch nur vor dem Buddeln drücken. Ne, ne. So haben wir nicht gewettet. Du vergräbst die Asche und holst die Pizza während ich auf Jenny aufpasse.“

„Und warum sollte ich das tun?,“ kam es herausfordernd von dem jüngeren Winchester. Schließlich war es zwar seine Absicht durch umgekehrte Psychologie Dean dazu zu kriegen zu Hause zu bleiben, aber er durfte es Dean auch nicht zu einfach machen, sonst würde er womöglich Verdacht schöpfen.

„Weil ich der Ältere bin und du tun musst, was ich sage. Schon vergessen? Ich habe immer Recht.“ Er grinste ihn selbstzufrieden an. Sam wollte gerade etwas erwidern, als es Bobby zu bunt wurde.

„Herrjeh, ihr seid beide in den Zwanzigern und benehmt euch immer noch wie bockige, sture Kinder. Wenn ihr geklärt habt, wer die Asche vergräbt, ich hab sie vorhin eingetütet und neben die Kaffeemaschine gelegt.“ Mit diesen Worten verschwand er nach oben, höchstwahrscheinlich um zu duschen.

„Bobby hat Recht. Daher sollte ich als der Ältere es machen.“

„Nein, ich sollte es machen,“ widersprach Sam ihm. Darauf hatte Dean nur gewartet.

„Okay, dann werde ich dich großzügiger Weise graben lassen und bitte, keinen Thunfisch auf meinen Teil der Pizza.“

„Ja, ja. Ich weiß Bescheid.“

„Gut, dann wäre das ja jetzt geklärt. Wenn du uns also entschuldigen würdest, Jenny und ich haben zu Spielen.“

„Piln!,“ sagte das Mädchen mit Begeisterung. Sam lächelte als er Dean mit Jenny die Treppe hoch gehen sah. Das war auf jeden Fall ein Punkt für den jüngeren Winchester.
 

Dean war nach 10 Minuten immer noch nicht wieder mit Jenny nach unten zurück gekommen und Sam fühlte sich ohne seine zwei Lieblinge schon ein wenig allein auf der Veranda. Kurzerhand kam er zu dem Entschluss, dass er hochgehen und nach den beiden sehen würde. Als er das Zimmer seiner Tochter erreichte, sah er Dean im Schneidersitz mit Jenny auf dem Boden sitzen. Er hielt ein Teil ihres Zoopuzzles in der Hand und redete mit ihr. Sam blieb im Flur stehen, lehnte sich an die Wand und lauschte dem, was der ältere Winchester zu sagen hatte.

„…Ernst nimmst Jenny. Ich hab das auf die harte Tour gelernt. Ich hab Kara nicht für voll genommen. Ich hab ihr nicht vertraut, aber sie gleichzeitig auch nicht ernst genommen und so nicht die potentielle Gefahr erkannt, die sie darstellte. Ich weiß nicht, ob dein Dad das so wahrgenommen hat, aber er war jedenfalls wesentlich misstrauischer ihr gegenüber. Es war nicht richtig von ihm wegen der Sache mit dem Bier wieder gleich so hoch zugehen und mich da sitzen zu lassen wie einen Idioten, aber möglicherweise wollte er mich warnen. Ich hätte ja vielleicht auf ihn gehört, wenn er nicht sofort reagiert hätte wie eine eifersüchtige Furie. Weißt du, ich frage mich, ob dein Dad gespürt hat, dass von ihr eine Gefahr ausging oder er mir immer noch nicht vertraut und sie bloß als drohende Konkurrenz gesehen hat. Ich weiß gar nicht wo das her kommt. Ja, ich hatte vor ihm viele Frauen, aber im Vergleich zu ihm haben die mir doch alle nichts bedeutet. Ich hab von unserem ersten Kuss an zu unserer Beziehung gestanden. Er war es doch, der noch Altlasten aufarbeiten musste und sich in diesem Prozess von jemand anderem hat küssen lassen, aber ich hab gewartet, bis er soweit war und dennoch scheint er in sich immer noch Zweifel zu haben, dass ich es ernst mit ihm meine. Jedenfalls kommt es mir manchmal so vor. Gott, ich würde ihn doch nicht gegen die erstbeste Frau eintauschen, die mir begegnet. Ich will ihn gegen überhaupt niemanden eintauschen. Das hab ich ihm doch auch schon auf jede erdenkliche Art und Weise klar zu machen versucht und trotzdem benimmt er sich mir gegenüber manchmal noch so…naja, das Wort das ich meine ist wohl nichts für kleine Ohren.“ Er streichelte ihr liebevoll durchs Haar.

„Na ja und ab und an habe ich das Gefühl, als würde er mich am liebsten spielen wie eine Marionette. Wir haben zwar beide unseren Dickkopf, aber während ich weitestgehend eingesehen habe, dass ich Sam nicht mehr wie einen kleinen Bruder behandeln kann und ihn seine eigenen Entscheidungen treffen lassen muss, scheint er das wohl als Freifahrtschein dafür zu sehen, dass er seinen Kopf nun immer durchsetzen kann. Das ist auch ein bisschen meine Schuld, weil ich ihm zu leicht nachgebe. Was soll ich machen, ich liebe ihn, aber ich hätte echt gedacht, dass die „Ich setze meinen Willen durch, egal was du sagst“-Phase in unserer Beziehung ein Ende finden würde.“ Dean seufzte. Jenny sah ihn an, so dass man glatt glauben könnte, dass sie verstand, was er sagte.

„Ich sollte der Sache vielleicht noch etwas Zeit geben, wir sind ja noch nicht mal 3 Monate zusammen.“
 

Im Flur war es nun Sam, der so leise wie möglich seufzte und resignierend seinen Hinterkopf langsam gegen die Wand schlug. Dean war das Beste was ihm je passiert war und zu hören, welchen Eindruck er von ihrer Beziehung hatte, ließ ihn erkennen, dass er Dean wohl nicht so gut behandelte, wie dieser es verdient hätte. Wenn er es so gedanklich überschlug, hatte er in letzter Zeit mehr genommen als gegeben. Er hatte alles so angegangen, dass er von Dean bekam was er wollte und sich im Gegenzug nicht wirklich Gedanken darüber gemacht, was Dean wollte, hatte einfach angenommen, dass der, so wie es lief, zufrieden war. Wie egoistisch und da redete er immer von einer gleichberechtigten Partnerschaft. Herzlichen Glückwunsch Sam Winchester, sie haben ihre Beziehung erfolgreich gegen die Wand gesetzt, aber er hatte Airbags, also war diese Erkenntnis vielleicht wie eine zweite Chance anzusehen. Es musste doch möglich sein, dass sie beide zusammen das Ruder in ihrer Beziehung steuern konnten, schließlich hatten sie ja in etwa den gleichen Kurs. Sie waren Winchesters, wenn es jemand hinbekommen würde, dann sie.
 

„Sam, wie lange willst du noch da draußen an der Tür stehen?,“ ließ Sam Deans Stimme aus seinen Gedanken hochschrecken. Sein Partner hatte die ganze Zeit gewusst, dass er vom Flur aus zuhörte? Moment, waren seine Worte etwa im Endeffekt nicht einfach so dahin gesagt, um es von der Seele zu kriegen, sondern direkt an ihn gerichtet? Hatte sich Dean soweit verändert, dass er ihn durch die Blume einen Einblick in seine Gefühlswelt gewährte? Mit hoch rotem Kopf betrat Sam das Kinderzimmer.

„Wie…,“ begann Sam und wollte wissen, woher Dean wusste, dass er da war. Er wurde jedoch sofort unterbrochen und bekam seine Antwort.

„Sammy, du kannst dich zwar ziemlich gut anschleichen für jemanden in deiner Größe, aber gegen Bobbys alte, knarzenden Dielen und Stufen bist selbst du chancenlos.“ Dean hatte Sam hochkommen hören. Er wusste, dass ihm die Worte, die ihm auf der Seele lagen, nie über die Lippen kommen würden, wenn er direkt mit Sam sprechen würde und so hatte er diese Chance genutzt, um sich dem Jüngeren mitzuteilen, auch wenn er anfangs eigentlich bloß alles mal loswerden wollte und da war Jenny ideal. Sie hörte mehr oder weniger zu und sprach nicht dazwischen, dass Sam dann alles mitbekommen hatte, um so besser. Jetzt fühlte sich Dean irgendwie erleichtert. Sam wusste Bescheid und nun war er am Zug. Nur würde der hoffentlich jetzt nicht mit einer rührselig-kitschigen Geste kommen und ihn umarmen oder so.
 

Am liebsten würde Sam Dean jetzt in den Arm nehmen, aber irgendwas in ihm sagte ihm, dass Dean das wohl gerade nicht wollen würde. Der Ältere wollte sicher auch keine große Sache daraus machen oder darüber reden. Gesagt hatte Dean ihm ja schon alles. Aber warum erst jetzt? Das war es dann auch, was er ihn nun fragte.

„Dean, warum hast du mir das nicht früher gesagt?“ Sam sah ihn traurig an. Dean rollte mit den Augen. Den traurigen Dackelblick konnte er jetzt echt nicht gebrauchen. Mit fester Stimme fragte er ihn dann:

„Hätte es denn was geändert?“

„Was für eine Frage, natürlich hätte es das. Ich will doch, dass wir glücklich sind, dass du glücklich bist. Es tut mir leid, dass ich dich so behandelt hab. Ich werde an mir arbeiten, es wird besser werden. Wir sollten das vergessen und nach vorne schauen. Wir kriegen das hin.

Ich liebe dich.“ Dean lachte kurz auf.

„Jetzt klingst du irgendwie wie ein erfolgloser Football-Trainer, der Angst um seinen Job hat.“ Sam schluckte und sah Dean eindringlich an.

„Und, werde ich entlassen?“ Ein wenig Schiss hatte er schon vor Deans Antwort.

„Nein, aber nur weil es im Moment keine Alternative zu dir gibt, also bilde dir darauf nichts ein.“ Dean grinste ein wenig und stand dann auf.

„Ich hol mir noch nen Kaffee.“ Sam nickte. Er blieb bei Jenny. Der größere Winchester nahm sich Deans Worte sehr zu Herzen. Es war nun an ihm, Dean zu beweisen, dass es nie eine Alternative zu Sam geben würde, nicht weil die anderen noch schlechter sind, sondern, weil er einfach der Beste war. Es war Zeit, dass Sam einsah, dass er Dean zu nichts drängen brauchte, sich nicht mit aller Macht gegen ihn durchsetzen musste. Er war nicht mehr der kleine Bruder. Dean nahm ihn ernst und Sam bekam auch so, was er brauchte, weil Dean irgendwie immer wusste, was es war. Nun war es an Sam ihm durch Taten, nicht nur durch Worte, zu zeigen, dass er sich ändern konnte.
 

Dean kam einige Minuten später wieder nach oben und setzte sich erneut zu Jenny auf den Boden. Der größere Winchester setzte sich neben Dean und gab ihm einen kurzen, liebevollen Kuss auf die Lippen und zog sich dann zurück, weil er Dean nicht bedrängen wollte. Danach redeten sie nicht sehr viel miteinander, so schwer es Sam auch fiel, er wusste, dass Dean eh nicht darüber sprechen wollte und so konzentrierten sie sich hauptsächlich auf ihre Tochter.

„Pa-pa, Raf?,“ fragte Jenny Sam und hielt ihm ein Puzzleteil hin. Er lächelte.

„Ja, das ist eine Giraffe.“ Sam sah zu Dean herüber, der ebenfalls das kleine Mädchen anlächelte. Ihre Blicke trafen sich. Deans war trotz allem voller Liebe und Vertrauen. Gott, Sam liebte diesen Mann so sehr. Zusammen genossen sie den Nachmittag mit ihrer Tochter.

Bobbys Date Teil eins

Verwendeter Song:

Plain White T's - 1234 (i love you)
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Sam fühlte sich alleine und das obwohl Dean direkt neben ihm saß. Alles war so komisch seit Deans Geständnis. Der Ältere ließ seine Berührungen zwar zu, aber erwiderte sie nicht in dem Maße, wie er es für gewöhnlich tat und selber initiierte Dean keine Zärtlichkeiten. Der größere Winchester machte sich Sorgen. Hatte er vielleicht, ohne sich dessen bewusst zu sein, mehr zwischen ihnen kaputt gemacht, als ihre Beziehung vertrug? Anders konnte er sich diese Distanziertheit nicht erklären. Er ahnte ja nicht, dass Dean mit seinen Gedanken ganz woanders war. Er versuchte krampfhaft, sich an die Ereignisse des letzten Abends zu erinnern. Wie konnte es nur sein, dass Kara ihm an die Wäsche gegangen war und er sich nicht mal erinnern konnte, was er dabei empfunden hatte? Sam hatte ihm zwar erzählt was passiert war, allerdings waren seine Ausführungen vollkommen sachlich gewesen und spiegelten keine Gefühle wieder. Hatte er Angst gehabt? Hatte er sich gewehrt, um Hilfe gerufen? Er wusste es nicht und mit der Zeit wurde ihm klar, dass diese fehlenden Erinnerungen wahrscheinlich nicht zurück kommen würden. Er hatte nichts, um sich mit dem Geschehenen auseinander zusetzen. Bloß blanke Fakten und dennoch hatten Sam und Bobby ihn angesehen, als müsse er sich furchtbar fühlen, aber da war nichts, lediglich die Wut auf Kara, die er bereits zu Genüge rausgelassen hatte.
 

Nachdem Jenny mit dem Puzzle fertig war und sie sich mit ihr ein paar ihrer Bilderbücher angesehen hatten, gab Sam es schließlich auf wieder an Dean heran zu kommen. Dieser hatte allem Anschein nach momentan keinerlei Interesse mehr an ihm. Frustriert stand er auf und teilte Dean mit, dass er nach unten in die Küche gehen würde, um Jenny etwas Möhren-Kartoffelbrei fürs Abendessen zu machen, was dieser lediglich mit einem „Hm“ zur Kenntnis nahm. Nachdem er unten das Gemüse geschält und aufgesetzt hatte, kam etwas in die Küche, das entfernt an Bobby erinnerte. Ihr väterlicher Freund hatte sich ganz schön rausgeputzt für das Date mit Marcy. Sam wusste gar nicht, dass er so gepflegt aussehen konnte. Bobby war seine Kleidung eigentlich egal. Sie war hauptsächlich Zweckmäßig, wirkte abgetragen aber trotzdem ordentlich.
 

„Wow, was für ein Glanz in dieser Küche! Weiß Bobby schon, dass er Besuch hat?“ hörte Sam von der Tür aus seinen Bruder diesen Anblick kommentieren. Er war mit Jenny auf dem Arm eben runter gekommen.

„Ha, ha. Sehr witzig, du Idiot!,“ kam es vom älteren Jäger. Sam lächelte und stellte sich dann neben Dean.

„Guck genau hin, Dean, dann erkennst du, dass es Bobby ist.“

„Jetzt fang du nicht auch noch an, Sam,“ maulte Bobby. Dean kniff derweil die Augen zusammen, so als versuche er ein winziges Detail auf einem Leinwand-Kunstwerk zu erkennen. Dann schlug er gespielt überrascht die freie Hand vor den Mund und sagte:

„Tatsächlich! So sieht Bobbys Kopf also ohne Kappe aus. Nicht schlecht. Ich wusste gar nicht, dass es nun auch eine Sendung auf MTV gibt, bei dem Senioren gepimpt werden.“

„Wenn du denkst, dass das komisch ist, hätte dein Dad sich das Geld für deine Ausbildung an der Clownschule sparen können,“ konterte Bobby. Dann sah er zu Sam und fragte:

„Denkst du, dass ich mich so bei einem Date mit Marcy sehen lassen kann?“
 

Erneut musterte der jüngere Winchester den älteren Mann. Bobby hatte seinen Bart gestutzt, seine Baseballkappe abgelegt, sein Haar so gut es ging frisiert und einen Anzug an, der denen, die Dean und er trugen, wenn sie FBI spielten, sehr ähnlich sah.

„Auf jeden Fall, aber es kommt sicher nicht darauf an was du anhast, schließlich hat sie dich ja schon in deinen Alltagsklamotten gesehen und mag dich trotzdem.“

„Du bist ein guter Kerl Bobby und ich bin sicher, dass Marcy weiß, was sie mit dir für einen seltenen, wertvollen Fisch an der Angel hat,“ meinte Dean.

„Siehst du Bobby? Dean kann richtig nett sein, wenn er will.“ Er grinste neckisch.

„Hörst du Bobby, Sams Witze sind immer noch nicht lustig,“ konterte Dean.

„Ihr zwei seid wirklich allerliebst. Ich geh meine feinen Schuhe suchen.“ Mit diesen Worten schob er Dean von der Türschwelle und verließ die Küche.

„Er wird das schon Schaukeln,“ meinte Dean und sah dem älteren Jäger hinterher.

„Din,“ forderte nun das kleine Mädchen die Aufmerksamkeit des älteren Winchesters.

„Ach ja, es gab ja einen Grund warum wir beiden Hübschen in die Küche gekommen sind. Wir wollten uns was zu trinken holen. Bobby hat bestimmt den Saft, den ihr neulich gekauft habt in den Kühlschrank getan.“

„Ja, hat er. Die Flasche steht in der Kühlschranktür,“ informierte Sam Dean, während er den Herd etwas kleiner stellte, um die Kartoffel-Möhren-Mischung im Topf vor dem Überkochen zu bewahren. Dean nahm auch prompt besagte Flasche heraus und goss sich etwas ein. Nachdem er Jenny vorsichtig dabei geholfen hatte ein paar Schluck zu trinken, leerte er den Rest und ging dann ohne jeglichen Kommentar wieder zurück nach oben.
 

Sam sah ihm enttäuscht hinterher. Angeschrien zu werden, dass hätte Sam überstanden, aber wie Luft behandelt zu werden, dass traf ihn hart.

„Oh je, dieser Dackelblick bedeutet nichts gutes,“ erklang Bobbys Stimme. Er hatte ein paar schwarzer Anzugschuhe in der Hand.

„Weißt du, ich...,“ begann Sam, doch Bobby hob abwährend die Hand.

„Hey, ich hab nicht gefragt, ob du darüber reden willst, also verschon mich damit. Ich hab damit nichts am Hut. Wenn du ein Problem mit Dean hast, klär das mit ihm.“ Während er gesprochen hatte, hatte er sich auf einem der Stühle niedergelassen und war nun dabei sich die Schuhe anzuziehen.

„Okay, da hast du wahrscheinlich recht. Ähm, ich denke, du solltest da noch mal mit ´nem Lappen oder so rüber gehen. Die sehen ziemlich angestaubt aus.“ Bobby warf nun einen genaueren Blick auf seine Schuhe. Die hatten tatsächlich etwas Staub angesetzt, was aber auch kein Wunder war. Er hatte sich schon eine Weile nicht mehr als Bundesagent ausgegeben. Er zog ein Stofftaschentuch aus seiner Hosentasche und entfernte damit den Schönheitsmakel seines Schuhwerks.

„So, ich bin dann weg. Pass auf deinen brodelnden Topf da auf und vergiss nicht die Asche zu vergraben,“ verabschiedete sich Bobby dann schließlich.

„Keine Sorge. Viel Glück bei deinem Date.“ Sam war sich sicher ein kleinlautes „Danke“ seitens Bobby vernommen zu haben, ehe der das Haus verließ und schmunzelte.
 

„Hier ist Jennys Abendessen. Würdest du sie füttern? Ich wollte schon mal los zu Marcys Haus,“ sagte Sam als er eine halbe Stunde später ins Kinderzimmer kam, wo Dean noch immer mit Jenny spielte. Mit traurigem Hundeblick reichte er Dean den Teller.

„Hey, was ziehst du schon wieder für einen Flunsch?,“ kam es etwas genervt von Dean.

„Ich hab Mist gebaut und es tut mir unendlich leid. Ich liebe dich Dean und will mit dir zusammen sein. Wenn du das auch willst, dann bitte ich dich, weis mich nicht ab,“ platzte es aus Sam heraus.

„Oh Gott, du tust es schon wieder,“ sagte Dean genervt und stützte seinen Kopf auf seine Hände. Sam sah ihn verwirrt an.

„Was?“

„Du lässt wieder die Drama-Queen raushängen. Ich habe nie gesagt, dass ich nicht mehr mit dir zusammen sein will. Was legst du mir hier denn bitte in den Mund?“

„Aber du warst den Tag über so distanziert…“

„Du und Bobby, ihr habt mich gefragt wie es mir geht und ich sagte, dass es mir gut geht, aber ihr habt mich so mitleidig angesehen, so als dachtet ihr, ich würde lediglich den Starken spielen, aber das stimmt nicht. Ich fühle in Bezug auf dieses Ereignis lediglich Wut auf Kara, ansonsten fühle ich nichts, rein gar nichts, also entschuldige bitte, dass ich etwas Zeit für mich gebraucht habe, um zu verarbeiten, dass da gestern Abend was mit mir passiert ist, was nie hätte passieren sollen und an das ich mich nicht mal erinnern kann und lass dir eins gesagt sein Sam, nur weil ich nicht an dir klebe wie eine Klette heißt das nicht, dass ich insgeheim plane dich zu verlassen. Das würde ich nie tun und das solltest du wissen.“

„Dean…“

„Nein, Sam. Ich hab genug davon. Ich hab es kapiert. Das Problem, dass wir haben, dass kommt nicht von mir. Du bist es, du und deine Unsicherheit, deine Zweifel an mir. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, dass du einen Vorwand suchst, um mit mir Schluss zu machen.“

„Das ist nicht…“

„Halt die Klappe, Sam. Jetzt rede ich. Ich hab deine Zickerei lange genug mit gemacht. Als Bruder und als Partner. Hör mir jetzt gut zu, denn das was jetzt kommt, sage ich nur einmal. Du wirst jetzt los gehen und die Asche vergraben und ich will, dass du dir dabei überlegst, wie du dir das mit uns in Zukunft vorstellst, denn so wie es im Moment ist, wird es mich über kurz oder lang in den Wahnsinn treiben und dass nicht im positiven Sinne.“
 

Er stand bestimmt gefühlte 5 Minuten vor Marcys Tür ehe seine Nervosität es ihm erlaubte zu klingeln. Er hoffte nur inständig, dass sie ihn nicht von drinnen aus beobachtet hatte. Der Wunsch schien ihm auch erfüllt zu werden, denn es dauerte eine gute Minute, bis Marcy ihm die Tür öffnete.

„Hi Bobby,“ begrüßte sie ihn und lächelte ihn schüchtern, aber herzlich an. Er musste automatisch ebenfalls lächeln. Sie sah wundervoll aus in dem geblümten Sommerkleid.

„Hi Marcy,“ erwiderte Bobby.

„Wir…ähm…können sofort los. Ich…muss mir nur noch schnell meine Schuhe anziehen, also wenn du vielleicht einen Moment rein kommen magst?“ Sie hatte sich zig mal umgezogen, bis sie, dass in ihren Augen passende Kleid für diesen Abend gefunden hatte und hatte dann keine Zeit mehr gehabt die passenden Schuhe aus dem Schuhschrank zu holen. Sie trat zur Seite, um ihn hinein zu lassen. Hoffentlich bemerkte er nicht, dass sie etwas nervös war. Er folgte ihrer Einladung und schritt durch den kleinen Flur in das gemütlich eingerichtete Wohnzimmer.

„Setz dich ruhig. Ich bin gleich wieder bei dir,“ sagte Marcy und deutete auf einen in die Jahre gekommenen, aber dennoch bequem aussehenden Sessel. Bobby nahm Platz und fühlte sich auf Anhieb behaglich. Jetzt fehlte eigentlich nur noch…

„In der Karaffe neben dir auf dem Beistelltisch ist ein recht guter Whiskey. Nimm dir wenn du magst,“ sagte sie als könne sie seine Gedanken lesen. Und offensichtlich mochte sie Whiskey. Was hatte er da für ein Juwel aufgetan? Denn welche Frau mochte schon Whiskey? Sie hatte den Raum gerade verlassen, als Bobby sich ein Glas einschenkte. Schon der erste Schluck ließ ihn frohlocken. Das war mehr als ein recht guter Whiskey. Das hier war ein ganz edles Tröpfchen. Er lehnte sich zurück und genoss seinen Drink.
 

Sam hatte nicht gewusst, was er auf Deans harsche Worte hätte erwidern sollen. Seine Tochter half ihm aus der Patsche. Das kleine Mädchen schien die Spannung zwischen ihren Vätern zu spüren und nahm das nicht sonderlich gut auf. Sie fing an zu weinen und Sam nutzte die Gelegenheit die Flucht zu ergreifen. Er verabschiedete sich flüchtig, murmelte eine Entschuldigung und überließ es Dean Jenny zu trösten. Mittlerweile war er längst auf Marcys Vorgartengrundstück angekommen, hatte die Eiche ausgemacht und damit begonnen ein Loch für die Asche auszuheben. Dabei bemühte sich der jüngere Winchester wahrhaft darüber nachzudenken, was er anders machen konnte, damit er und Dean zusammen glücklich werden konnten.

Schließlich war das Loch tief genug und Sam füllte es mit der Asche der verbrannten Geige. Kaum hatte er das Loch wieder mit Erde bedeckt, stiegen ein gutes Dutzend kleiner, leuchtender Kugeln aus der Erde empor, die wie Glühwürmchen auf ihn wirkten. Sam sah ihnen auf dem Weg gen Himmel fasziniert hinterher. Das mussten die Seelen der durch den Fluch der Geige ums Leben Gekommenen sein. Er war froh, dass er Bobby um Hilfe gebeten hatte, denn ohne ihn wäre die Geige irgendwo vergammelt und die armen Seelen hätten nie ihren Frieden gefunden. Plötzlich dämmerte es Sam. Er brauchte Deans Hilfe, um ein besserer Partner zu werden. Mit dieser Erkenntnis machte er sich auf den Rückweg. Natürlich nicht, ohne vorher noch einen Zwischenstopp bei der Pizzeria zu machen. Vielleicht hatten die auch Kuchen, damit könnte er Dean dann überraschen.
 

Kaum hatten sie das Haus verlassen und saßen gemeinsam in einem von Bobbys weniger klapprigen Autos auf dem Weg zum Restaurant war es, als wäre alle Nervosität von ihnen abgefallen. Sie plauderten munter drauf los, so wie sie es immer taten seit sie sich das erste Mal im Supermarkt getroffen hatten und bevor seine Jungs ihn mit der Nase auf die, unter der Oberfläche brodelnden, romantischen Spannung zwischen ihnen gestoßen hatten. Jetzt saßen sie im Lokal und warteten auf den Ober. Bei Bobby kehrte nun langsam wieder Panik ein. Der Kellner hatte eine Weinkarte da gelassen. Was wenn Marcy Wein wollte? Reflexartig hatte er nach der Karte gegriffen. Innerlich verfluchte er sich dafür. Er hatte doch keine Ahnung von Wein, warum hatte er die Karte genommen? Oh man, er würde sich so sehr blamieren, dass Marcy ihn auslachen und mit dem Finger auf ihn zeigen würde. Er war einer der besten Monsterjäger, die es in diesem Land gab und er fand, dass er auch ziemlich furchtlos war, aber das war bevor er sich auf diese Schnappsidee von Sam eingelassen hatte. Es war nicht so als hätte er seit dem Tod seiner Frau keinen zwischenmenschlichen Kontakt mehr gehabt, aber er hatte niemanden mehr getroffen, den er so sehr mochte wie Marcy. Jemand auf dessen Meinung er wert legte und mit dem er gerne was Festes hätte. Marcy hatte ihn die ganze Zeit über beobachtet und seit der Kellner die Weinkarte gebracht hatte, verhielt er sich seltsam. Je länger sie ihn so betrachtete und feststellte, dass er gerade einen kleinen Schweißausbruch hatte, wurde ihr langsam klar, was mit ihm los war und sie fasste ihren Mut zusammen als der Kellner kam, um ihre Bestellung aufzunehmen und sagte:

„Ich hätte gerne einen halbtrockenen, fruchtigen Weißwein und ein Bier für den Herren.“ Mit einer herunter geklappten Kinnlade ließ Bobby sich vom Ober die Weinkarte abnehmen und beobachtet wie dieser mit einem “sehr gern“ wieder von dannen schlich. Marcy lächelte und griff nach Bobbys Hand, was dem seine Fassung zurück gab.

„Ich…,“ begann er, doch Marcy schnitt ihm das Wort ab.

„Entschuldige, ich wollte dir nicht vorweg greifen, aber du schienst mir einfach der Biertyp.“

„Ja,…ja, das bin ich.“ Sie seufzte.

„Bobby, ich…ich will nicht, dass du versuchst jemand zu sein, der du nicht bist, nur weil du denkst, ich würde dich so haben wollen. Ich…mag dich, sehr sogar und das ganz so wie du bist, also bitte verstell dich nicht und sei wie immer. Sei ehrlich zu mir, du hast keine Ahnung von Wein und das ist keine Schande. Ich nämlich auch nicht. Ich bestell immer halbtrockenen Weißwein, weil ich so einen immer beim Kochen benutze und damit hab ich dann entweder Glück oder nicht. Ansonsten bin ich eher der Bier und Whiskey-Typ, aber nicht unbedingt bei einem feinen Abendessen.“ Bobbys Augen strahlten als hätte er im Lotto gewonnen. Diese Frau war einfach eine Wucht.

„Ich…ich…Marcy, ich…mag dich auch sehr.“

„Das ist dann doch eine gute Vorraussetzung für einen schönen Abend.“ Sie lächelte und streichelte ihm kurz über den Handrücken ehe sie seine Hand los ließ.
 

„Es ist alles nach Plan gelaufen. Die Seelen haben jetzt Ruhe. Ich hab sogar an die Pizza gedacht. Essen wir hier im Wohnzimmer?,“ fragte Sam Dean als er ihn bei seiner Rückkehr auf dem Sofa vorfand. Jenny schien schon zu schlafen.

„Klar, warum nicht. Hey, was ist in der zweiten Schachtel?“

„Ach, nur ein großes Stück Apfelkuchen.“

„Willst du dich bei mir einschleimen?“

„Na ja, bei Jessica hat was Süßes und ´ne Fußmassage meist funktioniert, wenn sie sauer auf mich war und ich sie gnädig stimmen wollte.“

„Ich bin nicht Jessica und erst Recht kein Mädchen und ich will dich nicht mal in der Nähe meiner Füße. Die sind die unsexiesten Körperteile an einem Menschen und wenn ich sie nicht zum stehen und laufen bräuchte, hätten sie keine Daseinsberechtigung,“ kam es schroffer als beabsichtigt von Dean.

„Ich…tut mir leid,“ sagte Sam bedröppelt und wollte den Kuchen gerade raus in die Küche tragen. Dean rollte mit den Augen.

„Den Kuchen kannst du ruhig hier lassen. Wir wollen ja nicht, dass er schlecht wird.“ Dean starrte auf die Schachtel und seine Augen glitzerten. Sam hatte den Eindruck, als hätte er doch den erhofften Erfolg gehabt.
 

„Ich hab gemacht, worum du mich gebeten hast und nachgedacht,“ sagte Sam als sie dann schließlich im Wohnzimmer saßen und sich ihr Essen schmecken ließen.

„Und?“ Dean sah ihn erwartungsvoll an.

„Ich hab meinen eigenen Kopf und um den durchzusetzen, gehe ich manchmal zu weit und das unabhängig davon, ob ich Recht habe oder nicht und auf gewisse Weise ist das egoistisch, aber ich will dir keinesfalls weh tun. Das musst du mir glauben. Also bitte, hilf mir, mich zu bessern und sag mir, wenn ich zu weit gehe.“

„Das ist doch nur die erste Hälfte unseres Problems und zugegeben, dabei könnte ich dir wirklich helfen, aber was ist mit deinen Zweifeln die du mir gegenüber hast?“

„Die Zweifel, von denen du redest gibt es in diesem Sinne nicht bzw. sind sie nicht an dich gerichtet. Sie gelten eher mir.“

„Wie darf ich das jetzt verstehen?“

„Das…das ist wirklich etwas kompliziert.“

„Dann drück es einfach aus.“

„Das sagst du so leicht.“ Sam raufte sich die Haare.

„Spuck es aus, Sam.“

„Während wir aufgewachsen sind, warst du immer für mich da, egal was war und ich…ich hatte nichts anderes im Kopf, als mich von dir loszusagen. Ich hab es gehasst der kleine Bruder zu sein, dem niemand etwas zutraut. Ich hab mich unterdrückt gefühlt, so als würdest du alles daran setzen, mich nicht meinen eigenen Weg gehen zu lassen und ich…ich hab es dir nie leicht gemacht. Mittlerweile hab ich kapiert, dass du immer nur das Beste für mich wolltest und mich beschützt hast und jetzt wo wir zusammen sind, da hab ich Angst.“
 

Give me more loving from the very start

Piece me back together when I fall apart
 

„Angst wovor?“

„Davor, dass du irgendwann erkennst, dass ich es eigentlich gar nicht wert bin, ich meine ich sehe ja selber, dass ich manchmal ziemlich arschig zu dir bin, weil der kleine Bruder in mir immer noch darauf geeicht ist, seinen Kopf durchzusetzen. Ich zweifle nicht an deiner Liebe zu mir, wie könnte ich das, wo ich doch tagtäglich deine bedingungslose Zuneigung erhalte?“
 

Make me feel good when I hurt so bad

You’re the best that I’ve had

And I’m so glad I found you

I love being around you
 

„Aber ich weiß, dass meine Persönlichkeit nicht gerade unkompliziert ist und daher muss ich mich leider auch ziemlich oft mit meiner Befürchtung auseinander setzen, dass dir irgendwann die Scheuklappen, in Form von möglicherweise fehlgeleiteten brüderlichen Gefühlen, runterfallen und du erkennst, dass du was Besseres verdient hast, jemanden der dir mehr geben kann, als ich. Jemand, der nicht als dein kleiner Bruder aufgewachsen und verkorkst ist und sich daher voll und ganz deinen Bedürfnissen widmen kann.“

„Das kann doch wohl nicht wahr sein. Wie kommt es, dass jemand der so intelligent ist wie du, so ein Müll redet und die einfachsten Dinge nicht versteht?“
 

I’m so glad I found you

I love being around you

You make it easy

Its as easy as 1-2-1-2-3-4
 

„Mag ja sein, das ein Teil meiner Zuneigung zu dir auf der Tatsache beruht, dass wir gewissermaßen Brüder sind, aber das hat rein gar nichts mit den Gefühlen zu tun, die dafür verantwortlich waren und immer noch sind, dass ich mich dafür entschieden habe, auf diese Weise, sprich vollkommen unbrüderlich, mit dir zusammen zu sein. ICH LIEBE DICH.“
 

There’s only one way to say

Those three words

That’s what I’ll do

(I love you) I love you
 

“Und ich will niemanden, der nur das macht, was ich will. Wäre das der Fall hätte ich mir ´ne Sexsklavin aus Thailand bestellt, die halten die Klappe, weil sie kein Englisch können und du weißt ja, ich steh auf Busty-Asian…Autsch.“ Sam hatte ihm in den Oberarm gekniffen.

„Okay! Sorry, der Spruch war frauenverachtend. Ich bin manchmal ein Schwein, aber ich finde, seit wir zusammen sind, hält sich das in Grenzen. Sam, ich liebe dich. Ich…ich will nicht, dass du deine gesamte Persönlichkeit änderst, weil wir jetzt zusammen sind. Es reicht mir schon, wenn du über das Ausleben sexueller Phantasien mit mir sprichst, bevor du mich beim Akt damit überrollst oder es einfach als gegeben ansiehst, dass ich alles tun muss, was du tust und dich bei vorgeschlagenen Kompromissversuchen bockig anstellst. Außerdem wäre es nett, wenn du nicht zickig und wie eine eifersüchtige Furie reagierst, wenn ich mal mit jemandem Rede, von dem du denkst, dass sie eine physische Gefahr für mein oder unser leibliches Wohl darstellt.“

„Dean…“ Sam lächelte ihn hoffnungsvoll an.

„Ich bin noch nicht fertig.“ Dabei erwiderte er Sams Lächeln.

„Ich möchte, dass du die Eigenständigkeit, die du für dich selbst beanspruchst auch mir zugestehst. Wir müssen aber auch beide bereit sein, einen Teil unserer Sturheit aufzugeben und, ich kann gar nicht glauben, dass ich das sage, aber, es wird wohl unumgänglich sein, dasswirmehrreden.“

„Mehr reden, hm? Damit kann ich leben und die Richtlinien, die du ausformuliert hast…ich denke, dass sie unserer Beziehung gut tun werden.“

„Wenn wir uns daran halten, denke ich, dass wir einander gut tun werden.“ Er sah Sam liebevoll an. Er wollte sich gerade vorbeugen, um seinen Partner zu küssen, als Jenny wie am Spieß brüllte.

Bobbys Date Teil zwei

„Ich werde nach Jenny sehen. Iss du die Pizza, solange sie noch warm ist. Ich weiß ja, dass kalte Pizza bei dir nicht gerade hoch im Kurs steht,“ sagte Dean und machte sich auf den Weg zum Kinderzimmer. Gerade als Sam dachte, dass er es doch hinkriegen konnte, zeigte Dean ihm auf seine typische Art, dass er der viel bessere Freund war. Dean nahm ständig Rücksicht auf ihn und er ließ es zu. Es wurde ihm erneut bewusst, dass er in Bezug auf Deans Wünsche meist weniger rücksichtsvoll war. Sam überlegte gerade, was er tun könnte, um seinem Liebsten zu zeigen, wie leid ihm das tat und wie viel er ihm bedeutete, als der ältere Winchester nach ihm rief:

„Sam, du solltest hoch kommen. Ich glaube Jenny ist krank.“
 

Bobby genoss sein Date in vollen Zügen. Marcy war eine erfrischende Abwechslung zu seinem, mal von den Jungs und Jenny abgesehen, doch recht tristen und einsamen Alltag. Fröhlich und witzig, voller Lebensfreude und dennoch nicht ohne den nötigen Ernst. Offen und ehrlich hatte sie ihm erzählt, wie sie ihren Mann verloren und wie es sie nach South Dakota verschlagen hatte. Andrew Ward war bei den Marines gewesen und hatte sich hochgearbeitet. Sie waren 5 Jahre verheiratet gewesen. Sie war in Sioux Falls aufgewachsen und hatte Andrew kennen gelernt, als sie über den Sommer Verwandte ihrer Mutter in Quantico, Virginia besucht hatte. Sie verliebten sich, heirateten und sie zog nach Richmond, Virginia, wo seine Eltern lebten. Marcy war stolz auf ihn und alles lief gut. Bis er mit seinem Konvoi in den 2. Golfkrieg gezogen und beim Dessert Storm ums Leben gekommen war. Ihr Traum von einer Familie war geplatzt wie eine Seifenblase und da sie Andrews Mutter auf den Tod nicht leiden konnte, zog sie zurück nach South Dakota, wo sie zunächst bei ihrem verwitwetem Vater lebte und sich um ihn kümmerte, bis dieser ebenfalls verstorben war. Dann hatte sie das Haus verkauft, sich eine neue Unterkunft und einen Job gesucht und ganz neu angefangen, aber bis dato, hatte sie niemanden gefunden, mit dem sie sich eine gemeinsame Zukunft vorstellen konnte. In Bobbys Kopf bildete sich ein Fragezeichen. Konnte sie sich mit ihm eine Zukunft vorstellen? Konnte er sich mit ihr eine Zukunft vorstellen? Er wollte auf jeden Fall wieder mit ihr ausgehen.

Er fühlte sich auch ein wenig schäbig. Sie hatte ihm so viel von sich erzählt und er…er konnte sie nur im Unklaren über sich lassen und ihr scheußliche, aber doch irgendwie nötige Halbwahrheiten auftischen.
 

„Was ist mit ihr?,“ fragte Sam besorgt, als er praktisch ins Zimmer gestürmt kam.

„Sie fühlt sich ganz heiß an. Ich denke, sie hat mindestens erhöhte Temperatur, wenn nicht sogar Fieber.“ Dean wiegte das kleine Mädchen sanft in seinen Armen, um sie zu beruhigen. ~Okay, Sam, mach nicht wieder den gleichen Fehler wie die letzten Male und werd hysterisch. Jedes Kind kriegt mal Fieber, dass ist kein Grund in Panik zu geraten. Du hast doch diese Babybücher gelesen. Bleib ruhig und denk nach, was du tun kannst, um dem armen Würmchen zu helfen~ , schoss es dem Jüngeren durch den Kopf.

„Wir sollten Fieber messen.“

„Echt jetzt, Sherlock?,“ kam es von Dean, der leicht mit den Augen rollte. Manchmal hatte Sam echt ne Reaktionszeit wie ein verkalkter Greis.

„Ich hol das Thermometer,“ überging Sam Deans flapsige Bemerkung und verschwand schnell im Badezimmer. Als er wieder ins Kinderzimmer kam, stellte er fest, dass das Zimmer verlassen war.

„Wir sind im Schlafzimmer,“ hörte er dann auch sofort die Stimme seines Bruders. Sam fand Dean mit Jenny auf dem Bett vor. Er hatte sie bereits ausgezogen.

„Machst du oder soll ich?“

„Sam, ich merk doch, dass du insgeheim schon wieder ganz fickerig bist, meinst du da ist es eine tolle Idee wenn du ihr das Thermometer in den Po steckst? Du kannst dich anders nützlich machen. Hol mal das Gleitgel.“

„Hä?“ Wollte Dean jetzt mit ihm Sex?

„Gott, stell dich doch nicht so dämlich an. Denkst du das flutschige Zeug ist nur für das Eine da? Ich will damit die Spitze des Thermometers betupfen, um es ihr angenehmer zu machen.“

„Ja, natürlich.“ Was war er nur für ein Idiot? Er ging zurück ins Bad und holte das Gleitgel. Er hatte sich für eine der kleinen noch ungeöffneten Probetuben entschieden, die Dean aus dem Sexshop mitgebracht hatte. Wieder im Schlafzimmer war Dean bereits ein Stück weiter gekommen. Er hatte Jenny auf die Seite gelegt und sie mit dem Bauch eng an sich geschmiegt. Als er Sam sah, griff er ihre beiden Fußgelenke mit einer Hand, so dass einer seiner Finger als Puffer zwischen den Knöcheln war und beugte so die Beine ihrer Kleinen etwas. Er musste sich ernsthaft beherrschen Sam nicht anzubrüllen. Stand der doch einfach so mit dem Gleitgel in der Hand da und starrte ihn und Jenny an.

„Würden es deine mechanischen Fähigkeiten vielleicht erlauben das Gleitgel auf die Thermometerspitze aufzutragen?“ Wie konnte man nur so auf dem Schlauch stehen, fragte sich Dean.

„Oh, sorry. Ich…war nur wieder so von den Socken wie ruhig du immer mit ihr bleibst und an was du dabei alles denkst.“ Während er sprach, hatte er seinen Auftrag erfüllt und reichte Dean nun das präparierte und nun einsatzfähige Thermometer. Langsam und behutsam führte Dean dann das Thermometer den erforderlichen Zentimeter in Jennys Po ein.

„Sch, gleich vorbei,“ beruhigte Dean die leicht wimmernde Jenny mit seiner sanften Stimme, während er darauf wartete, dass das Thermometer piepte. Endlich kam der erlösende Ton.

„Und?“ Sam sah ihn fragend an.

„38,4. Also leichtes Fieber,“ informierte er Sam und reichte ihm das Thermometer.

„Okay, ich geh runter und hol ihr was zu trinken. Denkst du, sie braucht Wadenwickel?“

„Wir sollten es erstmal mit einem kalten, nassen Waschlappen versuchen.“ Sam nickte und ging nach unten, um seine Besorgungen zu machen.
 

Schließlich näherte sich ihr Essen dem Ende, als Marcys Dessert und sein Kaffee kam und Bobby hatte einen Entschluss gefasst. Er würde ihr die Wahrheit sagen über sich und sein Leben, aber noch nicht jetzt. Anfangen sollte er wohl mit einer kleinen Wahrheit. Er würde ihr sagen, dass seine Jungs ein Paar waren, denn es wäre nicht fair Marcy zu sich einzuladen und von den beiden zu verlangen, dass sie sich noch mehr als sonst zurückhielten, was das Ausdrücken ihrer Zuneigung anging. Er würde ihr also die Wahrheit über die Zwei sagen, nur wie machte er das ohne etwas über das Übernatürliche zu verraten, dass er sich doch für einen späteren Zeitpunkt aufsparen wollte? Es ging wohl nicht ohne kleine Notlügen. Er stellte seine Kaffeetasse ab und seufzte, ehe er sagte:

„Marcy, ich muss gestehen, dass ich nicht ganz ehrlich zu dir war.“

„Was meinst du damit?,“ kam es bestürzt von ihr. Oh Gott, er ist verheiratet und die Scheidung ist noch nicht durch oder er ist schwul und will nur mit mir befreundet sein, schoss es ihr durch den Kopf. Warum passierte ihr das? Und gerade heute, wo ihr nun unmissverständlich klar geworden war, dass sie sich in Bobby verliebt hatte.

„Sam und Dean…“

„Was ist mit ihnen?“ Ihre Stimme klang wieder etwas beruhigter.

„Sie…sind keine Brüder…ich…hab dich angelogen.“

„Keine Brüder? Ich versteh gerade nur Bahnhof. Was sind sie dann?“

„Sie sind…schwul,…ein Paar und sie sind auch nicht wirklich meine Neffen, sie sind nur irgendwie so aufgewachsen als wären sie es, Brüder und meine Neffen, meine ich. Weißt du …ihre… Väter waren oft beruflich unterwegs. Wir waren befreundet und da hab ich angeboten in der Zeit auf die beiden aufzupassen.“ Nervös sah er zu ihr und wartete ihre Reaktion ab.
 

„Sollen wir ihr ein Zäpfchen geben?,“ fragte Sam Dean, als er mit Getränk und nassem Waschlappen zurück ins Schlafzimmer kam. Dean hatte Jenny wieder eine Windel um gemacht, ansonsten lag sie nun unbekleidet neben ihm auf dem Rücken, auf dem Bett.

„Ich denke nicht. Erstens ist es ja noch nicht so schlimm und zweitens weiß ich nicht, ob die „Erwachsenen“-Zäpfchen, die wir haben, nicht zu hoch dosiert sind, für unsere Kleine.“

„Okay. Hier ist etwas von ihrem Baby-Tee.“ Er reichte Dean das Glas und setzte sich neben Jenny, um ihr den Waschlappen auf die Stirn zu legen. Jenny machte es Dean nicht gerade leicht ihr die nötige Flüssigkeit einzuflößen. Er verfluchte sich innerlich, dass er und Sam sich bis jetzt dagegen entschieden hatten ihr eine Nuckelflasche zum Trinken zu kaufen. Sam und seine Zahnschiefstellungs-Paranoia, aber am Freitag war Jennys Geburtstag und ob Sam wollte oder nicht, er würde ihr ein altersgemäßes Trinkgefäß besorgen. Dann verschluckte sich Jenny auch noch zu allem Übel. Sie hustete und schrie sich fast ihre kleine Lunge aus dem Leib. Sie fühlte sich wirklich nicht wohl. Dean stellte das Glas weg, während Sam ihr noch immer unterstützend auf den Rücken klopfte. Der Husten hörte bald auf, aber die Tränen flossen weiter unablässig. Beide Väter streichelten und trösteten das kleine Mädchen und Dean gab sogar eins seiner typischen Schlaflieder für Jenny zum Besten und erst dann beruhigte sie sich.

„Ich versuch es noch mal mit dem Tee, kannst du den Waschlappen wieder kalt machen?“

„Ja, natürlich.“ Sofort stand Sam auf und eilte ins Badezimmer.
 

„Oh Bobby, deswegen hättest du mich doch nicht anschwindeln müssen. Ich habe nichts gegen Homosexuelle.“

„Na ja, es war zwischen uns nie wirklich Thema und ich wusste nicht, wie du reagieren würdest,“ log Bobby. Er hatte ja bis vor kurzem auch noch nicht gewusst, was da zwischen seinen Jungs lief.

„Aber Jenny ist Sams richtige Tochter? Ich meine, sie ist nicht adoptiert?“

„Ja, die beiden sind noch nicht so lange zusammen und Jenny stammt aus einer früheren Beziehung von Sam.“

„Es ist toll von Dean, dass er sich um sie kümmert, als wäre sie sein eigen Fleisch und Blut.“ Bobby hatte ihr erzählt wie liebevoll sich Dean um Jenny kümmerte.

„Bist du mir jetzt böse?“ Er hoffte, dass sie nein sagen würde und das tat sie auch.

„Nein, Bobby. Ich bin froh, dass du mir das erzählt hast. Es zeigt mir, dass du mir jetzt vertraust.“

„Das tue ich,“ gab er ehrlich zu. Allerdings fragte er sich, ob sie die anderen Wahrheiten, die er noch im Petto hatte, auch so gut aufnehmen würde.
 

Sie hatten jede Menge Quengeleien ertragen müssen und Dean sogar einen von Sams dargebotenen Bonjovi-Songs, doch jetzt schlief ihr kleines Mädchen zwischen ihnen.

„Um ehrlich zu sein, ist mir die Idee für die Position beim Fiebermessen durch eine pikante Erinnerung gekommen. Als wir zum ersten Mal mit einander geschlafen haben, hast du mich auch auf die Seite gedreht, weißt du noch?“ Sam nickte und lächelte. Wie könnte er das je vergessen? Es war wirklich ein perfektes erstes Mal gewesen. Dean lächelte ebenfalls.

„Na ja und ich dachte, wenn Gleitgel deinem großen, kleinen Sam geholfen hat leichter in mich reinzukommen, dann hilft es dem Thermometer auch bei Jenny.“ Sam konnte jetzt nicht mehr anders und küsste Dean zärtlich auf den Mund. Dean war einfach der Beste und er erwiderte den Kuss.

„Sollen wir sie wieder in ihr Bettchen legen?,“ fragte Sam, als er sich wieder zurück zog.

„Nein, ich denke, es ist besser, wenn wir sie heute Nacht zwischen uns schlafen lassen.“

„Ist dass nicht zu warm für sie?“ Er hatte noch mal einen Blick in eins der Baby-Bücher geworfen und was er las beruhigte ihn: Babys und kleine Kinder fiebern schneller als ältere Kinder und Erwachsene. Denn die Regulierung der Körpertemperatur ist ein komplizierter Prozess. Dessen Steuerung ist bei den Kleinen noch nicht ausgereift. Selbst starker Durst, eine zu warme Decke oder die Hitze eines Sommertags können einem Baby mächtig einheizen. Ihr Kind schafft es noch nicht, seine Körpertemperatur gegenüber solchen Einflüssen stabil zu halten.

„Hm…“ Er legte seine Lippen auf Jennys Stirn und spielte Deanometer.

„Sie fühlt sich nicht mehr so heiß an und ich denke, unsere Nähe beruhigt sie, wir sollten sie bei uns behalten.“

„Okay, wenn du meinst.“ Er gähnte herzhaft.

„Da ist aber jemand müde,“ neckte Dean ihn.

„Nur ein bischen.“ Er kuschelte sich in sein Kissen.

„Dann sollten wir schlafen.“

„Gute Idee, aber morgen beim Frühstück fragen wir Bobby über sein Date aus.“

„Manchmal sind deine Idee auch nicht schlecht.“

„Hm…“ Er war schon auf dem Weg ins Traumland. Dean sah Sam und Jenny liebevoll an.

„Ich liebe dich mehr als mein Leben, Sammy und du hast mir schon etwas gegeben, von dem ich nie dachte, dass ich es hätte haben können. Du hast mir eine Familie gegeben. Ich hab alles was ich brauche.“ Er lächelte als von Sam daraufhin nur noch ein niedliches Schlafgeräusch kam. Dann beugte Dean sich zu dem Jüngeren und küsste ihn auf die Stirn. Kurz darauf schlief auch er ein.
 

Der Rest ihres Restaurant Aufenthalts war harmonisch gewesen. Bobby hatte Marcy von Jennys bevorstehendem Geburtstag erzählt, sie eingeladen, sie hatte sich gefreut und zugesagt zu kommen, und ihr verraten, was er sich als Geschenk für sie ausgedacht hatte. Nun saßen sie in Bobbys Wagen und waren auf dem Heimweg. Marcy und Bobby hatten ohne es zu wissen beide den gleichen Gedanken – soll ich ihm/ihr einen Gute Nacht Kuss geben? Während Bobby nicht wusste, ob das bei einem ersten Date angebracht war, grübelte Marcy darüber nach, ob er es wollen würde, denn immerhin hatte er sich den ganzen Abend über wie ein Gentleman verhalten. Ihr die Tür aufgehalten, den Stuhl zu Recht gerückt, war aufgestanden, als sie den Tisch verließ, um aufs Klo zu gehen und am Ende hatte er auch bezahlt. Wäre es okay für ihn, wenn sie die Initiative übernehmen und ihn küssen würde? Oder war er von der altmodischen Sorte, der sich die Führung nur ungern aus der Hand nehmen ließ? Der Wagen hielt. Sie hatten Marcys Haus erreicht. Die Bedenkzeit war abgelaufen. Im selben Moment als Bobby entschied, sie nicht zu küssen, da dass Marcy wahrscheinlich zu schnell ginge, hatte die sich dafür entschieden ihr Glück zu versuchen.
 

„Es war ein schöner Abend,“ meinte Bobby. Sie waren ausgestiegen und er hatte sie zur Tür gebracht.

„Ja…“ Sie biss sich nervös auf die Unterlippe, doch dann gab sie sich einen Ruck und tat es. Sie beugte sich zu ihm und drückte ihre Lippen schüchtern gegen seine. Zuerst war er überrascht, aber als ihr Kuss forscher wurde, fasste er sie sanft an den Oberarmen, zog sie näher zu sich ran und erwiderte ihn. Es fühlte sich an, als würden in ihm kleine Feuerwerke hoch gehen und man, Dean würde sich über ihn lustig machen, wenn er wüsste welchen Vergleich er hier gerade gedanklich gezogen hatte.

„Wow,“ war das einzige was er nach dem Kuss raus bekam.

„Oh Gott, entschuldige. Ich mach so was normalerweise nicht beim ersten Date, aber streng genommen war das ja auch nicht unser erstes Date, ja okay, wir sind zum ersten Mal zusammen ausgegangen, aber vorher haben wir uns ja schon so oft gesehen und uns unterhalten, also okay, es war unser erstes Date, aber eben nicht eins der „wir lernen uns kennen“-Sorte, und ich wollte dich wirklich gerne küssen und weil es ja nicht wirklich unser erste Date war, dachte ich, es wäre okay. Oh je, ich plappere, dass mach ich immer wenn ich nervös bin, man ist mir das peinlich. Ich…“ Doch weiter kam sie nicht. Bobby hatte sie in seine Arme genommen und küsste sie nun. Er fand Marcys ohne Punkt und Komma Reden irgendwie liebenswert, aber nichts desto trotz hoffte er, dass er sie durch den zweiten Kuss etwas beruhigen konnte. Damit hatte er auch Erfolg. Sie schmiegte sich an ihn und gab ein undefinierbares, aber zufrieden und niedlich klingendes Geräusch von sich.
 

„Wow,“ kam es diesmal von ihr. Bobby konnte ihrer Meinung nach wirklich gut küssen.

„Ja…ähm…ich wollte nur sagen, dass ich dich auch gerne küssen wollte.“

„Und das hast du getan.“ Sie lächelte glücklich.

„Ja…ähm…hast du Lust morgen zu einem BBQ zu uns zu kommen? Du musst ja auch noch deine Cobbler-Form abholen. Die Jungs wollen morgen auch Jennys Geburtstagskuchen backen und sie könnten vielleicht deine Hilfe gebrauchen.“

„Gerne. Ich komme dann nach der Arbeit einfach zu dir.“

„Okay, gut.“ Er stand zögerlich neben ihr, ehe sie ihm einen letzten, kurzen Kuss gab und sich schließlich verabschiedete.

„Gute Nacht Bobby. Bis morgen.“

„Gute Nacht,“ erwiderte er und während er zum Auto ging verschwand sie im Haus. Auf dem Heimweg pfiff er fröhlich ein kleines Liedchen und er war sehr froh, dass seine Jungs schon im Bett waren, als er nach Hause kam. So entging er, wie er glaubte, dem inquisitorischen Verhör der beiden. Er wusste ja noch nicht, was ihn am nächsten Morgen erwarten würde.

Backe, backe Kuchen

Ausgeschlafen und gut gelaunt erwachte Sam am nächsten Morgen, doch die gute Laune wich der Enttäuschung, als er feststellte, dass er allein im Bett war. Von Dean und Jenny keine Spur, zumindest im oberen Stockwerk, wie ihm ein Besuch im Bad und ein Blick in Jennys Zimmer verriet. Vielleicht hatte es Dean nicht länger ausgehalten und war nach unten gegangen, um Bobby wegen seinem Date auszufragen. Rasch machte er sich fertig und ging nach unten. In der Küche erwartete ihn Bobby, der gut gelaunt ein Lied vor sich hin pfiff und dabei war den Grillrost zu schrubben, aber auch hier keine Spur von seinen zwei Lieblingen.

„Morgen,“ begrüßte Sam Bobby niedergeschlagen. Dean war gegangen ohne ihm Bescheid zu sagen. Wenigstens einen Zettel hätte er ihm da lassen können.

Oh Gott, er war das Mädchen in ihrer Beziehung, zumindest im Moment. Dean war kein Kind und musste sich nicht bei ihm abmelden, wenn er das Haus verließ.

„Morgen,“ kam es fröhlich von Bobby. Zu fröhlich für seine Verhältnisse wie Sam fand, was ja nur bedeuten konnte, dass das Date mit Marcy mehr als gut verlaufen war. Tse, jetzt hatte Sam nicht mal mehr Lust ihn danach zu fragen, ohne Dean machte das keinen Spaß.

„Zieh nicht so nen Flunsch. Dean hat dich nicht verlassen, er ist nur einkaufen gefahren mit der Kurzen. Hat irgendwas von Backzutaten gefaselt bevor er zur Tür raus ist.“

„Hat er wenigstens die Liste eingesteckt?,“ fragte Sam und goss sich Kaffee ein.

„Ja, hat er.“

„Gut, dann können wir ja deinen Backofen heute Nachmittag zum Glühen bringen.“
 

„Was hat es eigentlich mit dem vollen Pizza-Karton im Wohnzimmer auf sich den ich heute Morgen gefunden habe?“

„Oh, wir haben ja ganz vergessen den zu entsorgen.“

„Sag mir nicht, dass das mit euch beiden war wie in diesen Filmen, wo ein Dinner geplant ist, das dann auf dem Esstisch kalt wird während das Paar sich bereits in den Laken wälzt. Oh Gott, warum hab ich das gefragt, jetzt hab ich ein unschönes Bild vor meinem inneren Auge.“

Sam war leicht amüsiert, aber konnte Bobby gleich beruhigen.

„Nein, so war das nicht. Wir wollten gerade essen, als Jenny geweint hat. Sie hatte gestern etwas Fieber und hat uns ganz schön auf Trapp gehalten.“

„Fieber? Woher kam das denn? Ein Infekt?“

„Nein, das können wir ausschließen, so schnell wie es gekommen und wieder weg war.“

„Was war es dann?“

„Keine Ahnung, vielleicht lag es daran, dass du zu lange mit ihr draußen warst bei der Wärme oder daran, dass Dean sie zu warm zugedeckt hat oder daran, dass ich ihr tagsüber nicht genug zu trinken gegeben hab.“

„Tja, kleine Kinder kriegen halt mal Fieber.“

„Ja und ich bin froh, dass es ihr heute Morgen wieder gut geht.“

„Sie war ganz munter. Hör mal, wenn ihr backen wollt, ich hab noch ein paar alte Formen von meiner Frau unten im Keller. Sie hat gerne und viel gebacken. Müsste zwar mal abgewaschen werden, aber ich denke, dass ihr sie danach benutzen könnt. Ich hol sie gleich mal hoch.“

„Danke Bobby.“

„Kein Ding. Jenny soll ja einen schönen Kuchen bekommen, auch wenn ich mir das irgendwie nicht vorstellen kann, wenn ihr zwei Holzköpfe ihn backen wollt.“

„Wie viel vertrauen du in uns hast…“ Doch Bobby war schon die Treppe runter in den Keller.
 

„Hey, wie lang ist Dean schon weg?,“ fragte Sam Bobby, als der mit einer Ladung Backformen und Rührschüsseln wieder hoch kam.

„Ne gute Stunde bestimmt.“

„So lange? Warum hat er mich nicht geweckt?“

„Ich hab’s ja versucht, aber du hast geschlafen wie ein Stein. Hast nicht mal Jennys Geschrei gehört. Ich sag dir, sie wird mal Hahn von Beruf,“ erklang plötzlich Deans Stimme hinter Sam. Dieser drehte sich lächelnd zu seinem Partner um und gab ihm und Jenny einen Kuss auf die Wange. Bobby beobachtete das mit einem Augenverdrehen. Manch einer würde das ja süß finden, aber er nicht, Er konnte sich das nicht leisten, weil er keine Zahnzusatzversicherung hatte.

„Da hat uns aber jemand vermisst, was Jenny?“

„Ich hab gehört ihr wart schon fleißig heute Morgen. Hast du alles bekommen was auf der Liste stand?“

„Yap!“ Dann zog er ihn zu sich und flüsterte Sam ins Ohr:

„Ich war schon so früh im Supermarkt, weil ich hintenrum über Marcy was über das Date raus finden wollte, aber sie fängt erst um 11 an.“ Das war nur der eine Grund. Den anderen konnte Dean ihm nicht verraten.

„Du bist so neugierig.“

„Als würdest du es nicht auch gerne erfahren.“

„Wer flüstert der lügt,“ schaltete Bobby sich nun ein.

„Ich hab ihm nur erzählt, dass du uns Backformen zur Verfügung gestellt hast.“

„Ach ja? Verkauf mich nicht für dumm. Ich weiß doch, dass ihr zwei Gossipgirls wissen wollt wie mein Date war.“

„Du ließt Cecily von Ziegesar?,“ kam es überrascht von Sam. Dean sah ihn verwirrt an.

„Kann sein, dass im Waschsalon eins ihrer Bücher rum lag,“ druckste der ältere Jäger rum.

„Ich muss nicht verstehen, worüber ihr hier redet oder?“

„Nichts wichtiges,“ versicherte Sam und Bobby meinte:

„Vergiss es einfach.“ Dean sah die beiden skeptisch an und verfasste in einem Memo an sich, dass er den Namen dieser Frau mal googeln sollte.
 

Bobby hoffte, dass er durch Sams Bemerkung gerade ebenso noch mal aus der Nummer rausgekommen war und wollte sich gerade ins Wohnzimmer verkrümeln als Dean meinte:

„Nicht so schnell Bobby, wolltest du uns nicht noch von deinem Date erzählen?“

„Da gibt es nicht großartig was zu erzählen.“ Man, es ging die beiden gar nichts an.

„Ehrlich nicht? Ich komme mit Jenny heute Morgen runter und finde dich hier in der Küche vor, wie du ein Liedchen pfeifend Wasser in die Kaffeemaschine füllst. Ich kann mich nicht erinnern, dass du je so gute Laune hattest, also muss es toll gewesen sein. Komm, raus mit den Details.“ An Sam gewandt formte er mit dem Mund die Worte „mach mit“.

„Lass ihn doch, wahrscheinlich will er sich mit dem pfeifen nur seine Laune verbessern und sich über sein miserables Date hinweg trösten,“ warf Sam also daraufhin ein.

„Hey, halt mal den Ball flach, Jungchen. Wir hatten einen tollen Abend mehr brauchst du nicht zu wissen.“

„Aha und zu welcher seid Base seit ihr gekommen?“

„Das geht euch gar nichts an. Wie gesagt, alles was ihr wissen müsst ist, dass wir uns gut verstehen und sie heute zu einem BBQ zu uns stoßen wird.“

„Darum hast du den Grillrost geschruppt.“

„Ja deswegen und noch was. Ich…ich hab ihr die Wahrheit über euch erzählt.“

„Du hast was?,“ kam es von Dean.

„Wie darf ich das verstehen?,“ wollte Sam wissen.
 

Und so berichtete er seinen Jungs von dem Gespräch.

„Okay, dass macht Sinn,“ stellte Sam nach Bobbys Ausführungen fest. Er verstand warum er es ihr erzählt und etwas von der Wahrheit abgewandelt hatte.

„Cool, dass sie so locker reagiert hat.“ Dean war überrascht.

„Du hast mit Marcy wirklich einen Glücksgriff getan,“ stimmte Sam ihm zu.

„Wirst du ihr die Wahrheit über den Job den wir machen auch sagen?“

„Irgendwann…vielleicht.“ Die Brüder nickten. Das war nichts, dass man einfach so hinaus posaunte, aber zu lange sollte man wohl auch nicht warten, aber Bobby würde das schon hinkriegen. Marcy würde sicher nicht so reagieren wie Cassie.

„Wir freuen uns für dich,“ sagte Sam abschließend und nahm sich eine Schale Müsli. Dean goss sich noch einen Kaffee ein und Bobby ging ins Wohnzimmer, um die Zeitung nach eventuellen Fällen zu durchstöbern. Nicht, dass er oder die Jungs vorhatten in nächster Zeit einen Fall anzunehmen, aber vielleicht konnte er ja Informationen an einen Jäger in der Nähe weiter leiten.
 

Während Sam etwas später seine Schüssel abspülte, befüllte Dean den frisch gekauften Winnie Pooh Trinklernbecher mit Jennys Baby-Tee.

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„Ähm…Dean, was ist das?“

„Ein Pony.“

„Dean, ernsthaft. Ich dachte, wir hatten uns geeinigt, nichts schnullerähnliches in ihre Umgebung zu bringen.“

„Wir hatten uns eigentlich nicht geeinigt. Du hast es bestimmt. Meine Meinung hat dich dabei nicht wirklich interessiert, aber Sam, sie hat keinen Schnuller, das ist okay, aber das Trinken wird sie damit leichter lernen und außerdem wird es für uns so leichter sein dafür zu sorgen, dass sie genug trinkt. Glaub mir Sammy, sie wird dadurch keine schiefen Zähne bekommen, denn im Gegensatz zu faulen Eltern werden wir sie rechtzeitig wieder davon entwöhnen.“ Sam sah ihn an und dann küsste er Dean sanft auf die Lippen.

„Okay, dann machen wir es so.“ Dean war ein wenig überrascht, dass Sam das nicht zu Tode ausdiskutieren wollte, aber es war irgendwie schön und der Kuss schmeckte nach mehr, trotzdem sollte er jetzt erstmal Jenny ihr Getränk geben. Er nahm sie auf den Schoß und half ihr mit dem Handtieren und siehe da, sie begann zu trinken.

„Gut machst du das, aber nicht zu schnell.“ Er küsste sie auf den Kopf und lächelte dann stolz Sam an, der das Lächeln erwiderte.
 

Nachdem sie genug vom trinken hatte, spielten Sam und Dean eine Weile mit ihr. Zu Mittag gab es dann für alle Snacks und Jenny, die bereits an Sams Schulter einzudösen begann, als er sie hoch trug für ihr Mittagsschläfchen, machte ihrem Vater das zu Bett bringen heute ziemlich leicht. Als er wieder nach unten kam, war Bobby bereits draußen, um alles für das BBQ vorzubereiten. Dean hatte derweil alle Backutensilien auf den Tisch gestellt.

„Oh, dann fangen wir jetzt wohl an mit dem Backen.“

„Irrtum, ich fange an mit dem Backen. Zu viele Bäcker verderben den Teig.“

„Okay, wie du meinst, aber sag Bescheid, wenn du Hilfe brauchst.“ Er gab Dean einen Kuss auf die Wange und ging ins Wohnzimmer. Vielleicht konnte er die Zeit nutzen, um mehr in Sachen Deans Blutanomalie zu recherchieren. Kaum im Wohnzimmer angekommen, schlug er die Idee jedoch aus dem Wind. Dean hatte ihm gesagt, er wolle nicht, dass Sam Nachforschungen anstellt und der „alte“ Sam würde nicht darauf hören, aber der „neue“ Sam würde Deans Wunsch respektieren. Er sollte lieber einen Abstecher zur nächsten Buchhandlung machen, um neue Bücher für Jenny zu besorgen. Also ging er noch einmal zurück in die Küche, um Dean Bescheid zu sagen. Dieser war gerade dabei Eier zu trennen und so wie es aus sah, war er bis jetzt auch recht erfolgreich dabei, mal von einigen Eierschalen abgesehen, die noch im Eiweiß schwammen, aber vielleicht brauchte man ja kein Eiweiß für den Kuchen, dann spielte das keine Rolle, dachte Sam.

„Hey, ich entführ dir kurz dein Baby und fahr in die Stadt um noch ein paar Kleinigkeiten für Jennys Geburtstag zu besorgen. Jenny schläft bestimmt noch eine Weile und Bobby ist bestimmt gleich draußen fertig, so dass er sich dann kurz um sie kümmern kann, wenn sie wach wird.“

„Okay, aber kauf nicht zu viel. Es ist bloß der erste Geburtstag. Da wird sie sich wahrscheinlich eh mehr über die Verpackung freuen als über die eigentlichen Geschenke.“

„Keine Sorge. Ich will uns nur allen einen Gefallen tun, und ein paar neue Kinderbücher besorgen.“ Er küsste Dean erneut auf die Wange, nahm die Autoschlüssel an sich und machte sich dann auf den Weg.
 

Bobby war einige Minuten später wieder ins Haus gekommen. Dean war gerade dabei das Eiweiß steif zu schlagen. Der ältere Jäger wünschte ihm viel Glück dabei und war im Wohnzimmer verschwunden. Als Jenny dann wieder wach war, hatte er sie mit nach draußen genommen, um sich mit ihr zu beschäftigen. Die Teigzubereitung lief für Dean besser als er erwartet hatte. Das Endprodukt machte einen soliden Eindruck und schmeckte sogar lecker. Er würde jetzt eine kleinere Form damit befüllen und einen Testkuchen ins Rohr schieben. Besser auf Nummer sicher gehen und dann würde er alles für den Streich vorbereiten, den er sich für Sam ausgedacht hatte. Das war der zweite Grund warum er ohne Sam einkaufen gehen wollte. Er musste etwas besorgen, das der Jüngere nicht zu Gesicht kriegen sollte. Als der Testkuchen im Ofen backte, hörte er dass Sam zurück und im Wohnzimmer war. Er würde mal sehen was seine andere Hälfte so alles gekauft hatte.
 

„Hey Sammy, nah, was dürfen wir denn in Zukunft für Gute Nacht Geschichten vorlesen?“

„Ich hab mich durchgerungen nur drei Bücher zu kaufen.“

„Ich bin ja so stolz auf dich,“ witzelte Dean.

„Also, ich hab „Der Regenbogenfisch“, „Die kleine Raupe Nimmersatt“ und „Der Grüffelo“,“ zählte Sam auf.

„Der Grüffelo? Ist das nicht der Mist, der sich reimt?“ Er hatte mal bei einem ihrer Einkäufe in der Kinderbuch- und Spielzeugabteilung gestöbert.

„Ja, aber es auch ein Klassiker unter den Kinderbüchern und moralisch wertvoll.“

„Wie kann es ein Klassiker sein, wenn es noch gar nicht so alt ist?“

„Okay, dann ist es eben ein moderner Klassiker.“ Dean verdrehte die Augen.

„Aber sag mal, wie läuft das Backen?“

„Für einen ersten Versuch, nicht schlecht. Ich muss jetzt aber noch was vorbereiten.“

„Kein Problem. Ich wollte eh noch die Bücher einpacken. Hab extra Geschenkpapier und Schleifen besorgt.“

„Mit Clowns drauf?“

„Beiß mich!“ Dean schmunzelte nur und verschwand wieder in der Küche.

Rache ist grün und Bobby not amused

Verwendeter Song:

Def Leppard - Pour Some Sugar On Me
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Sam hatte gerade das erste Buch eingepackt, als es an der Tür klingelte. Sam war etwas verdutzt. Wer könnte das sein? Bobby brauchte nicht klingeln und Dean hatte gesagt, dass Marcy ab 11 arbeiten würde, was bedeutete, dass es zu früh war, als dass sie es sein konnte. Überrascht starrte er den Fedex-Mann an, der vier Pakete quasi jonglierte und mit der freien Hand das Ding zum unterschreiben festhielt.

„Sam oder Dean Winchester?“

„Ja, das bin ich. Sam Winchester.“ Was hatte es mit den Päckchen auf sich?

„Hier unterschreiben.“ Er tat wie ihm geheißen und nahm dann die Lieferung entgegen.

„Danke.“

„Schönen Tag noch.“ Er ging zurück ins Wohnzimmer.
 

„Hey, Sammy! Ich hab Zuckerguss für den Kuchen angerührt. Kannst du mal eben probieren, ob er zu süß ist? Wenn ja mach ich noch ein bisschen Zitronensaft dran,“ rief Dean aus der Küche seinem Bruder zu, der im Wohnzimmer dabei war die vier Päckchen zu begutachten, die der Fedex-Mann vor ein paar Minuten vorbei gebracht hatte. Eins war von Augusta, eins von Mortie und Lea, eins von Missouri und das letzte von Nelson und Theresa. Allesamt wohl Geburtstagsgeschenke für Jenny.

„Komme!“ Er stand auf und ging in die Küche.

„Warum ist der Zuckerguss grün?,“ fragte Sam und besah sich die Schüssel mit besagtem farbigen Zuckerguss.

„Ich hab Lebensmittelfarbe rein gemacht. Ich dachte, ich könnte vielleicht eine Schildkröte auf Jennys Kuchen malen.“

„Da wäre ich gar nicht drauf gekommen. Gute Idee.“ Er küsste Dean auf die Wange.

„Gut, dann musst du jetzt nur noch probieren.“

„Kein Problem.“ Er nahm den Löffel, mit dem Dean den Zuckerguss angerührt hatte, und schob ihn sich in den Mund.

Zu süß schien es ihm nicht, aber Moment, was war das im Nachgeschmack? Irgendwas stimmte da nicht. Zuckerguss war doch nicht scharf.

“Was zur Hölle?” Sofort rannte Sam zum Wasserhahn, um sich Wasser zum löschen in ein Glas zu füllen.

“Ups, da hab ich wohl ausversehen die Wasabi-Crème mit der grünen Lebensmittelfarbe verwechselt,” kam es gespielt unschuldig von Dean, der sich ein Grinsen kaum verkneifen konnte. Wenn Sam eine Zeichentrickfigur wäre, kämen ihm sicher Rauchwolken aus den Ohren. Dean war mit seinem Werk zufrieden. Welch süße Rache.

„Du Mistkerl,“ kam es jammernd von dem Jüngeren, der von der Schärfe des grünen Meerrettichs Tränen in den Augen und Schweiß auf der Stirn hatte.

„Hey, das ist mein Spruch.“

„Du bist so fies.“ Sam spülte bereits das zweite Glas Wasser runter.

„Ich würde mich eher als genial bezeichnen. Du musst doch wohl zugeben, dass ich dich richtig schön reingelegt habe.“

„Was? Sag nicht, dass war wegen der „Kondom auf die Einkaufsliste“ – Sache.“ *(Erklärung siehe unten)

„Doch, ich hab doch gesagt, Rache ist Blutwurst, Sammy.“

„Du bist so kindisch,“ sagte Sam schmollend.

„Sind wir denn jetzt wenigsten quitt oder muss ich mir Sorgen machen, dass du mir Haarentfernungscreme ins Shampoo tust, wie damals als ich ein Teenager war?“

„Mhm…nein, ich mag dein Wuschelhaar zu sehr, als das ich das noch mal tun würde, aber es wäre verlockend gewisse Körperregionen weiter südlich enthaart zu sehen, von daher würde ich an deiner Stelle besser ein Auge auf mein Duschgel haben.“

„Ich schwöre, wenn du das machst, verpass ich dir im Schlaf ein Bikini-Waxing.“ Ein drittes Glas Wasser war bereits halb leer.

„Okay, okay. Wir lassen beide die Finger von unserer Körperbehaarung. Jetzt komm her. Ich hab nämlich wirklich was zum probieren für dich. Ich hab von dem Teig was abgenommen und ein Probe-Küchlein gebacken.“

„Ach und wenn ich da rein beiße stoße ich auf eine Chilipasten-Füllung?“

„Nein, das Küchlein hab ich nicht manipuliert, versprochen.“

„Na dann will ich dir mal glauben.“

„Aber sei vorsichtig. Es ist noch heiß. Frisch aus dem Ofen.“
 

Sam nahm sich eine Gabel und trennte einen Bissen von dem doch recht unförmigen Küchlein ab. Als er ein paar mal gepustet hatte, schob er sich dann die Gabel in den Mund und seine Geschmacksknospen explodierten. Seit sie bei Augusta waren hatte er nicht mehr einen so leckeren selbst gemachten Kuchen gegessen. Nicht zu süß, nicht zu mehlig. Ein Hauch Zitronenaroma. Schön fluffig. Nicht zu fettig. Perfekt. Dean konnte backen.

„Und?,“ kam es von dem Älteren.

„Mhm…köstlich.“

„Ehrlich?“

„Ja, der ist super. Du wirst ihn mir weg nehmen müssen, damit noch was zum Nachtisch für heute Abend übrig bleibt.“

„Ich bin froh, dass er gelungen ist. Dann werde ich fix den restlichen Teig in eine Form füllen und Jennys Geburtstagskuchen in den Ofen schieben.“

„Hey, warte kurz. Probier du doch auch mal.“

„Ach, ich hab schon so viel Teig probiert.“

„Teig? Hoffentlich bekommst du keine Bauchschmerzen.“

„Das ist doch nur ein Schauermärchen, das Eltern ihren Kindern erzählen, damit die nicht zu viel Teig naschen und noch genug für den Kuchen übrig bleibt.“

„Ich hoffe mal, dass das stimmt. Okay, wenn du nicht probieren willst, nehme ich mir noch ein Stückchen.“

„Oh nein. Zuviel heißer Kuchen macht nämlich wirklich Bauchweh.“

„Nur ein Stückchen noch. Du hast den so lecker gemacht, dass ich nicht widerstehen kann.“

„Na, gegen den Hundeblick komm ich ja eh nicht an. Okay, aber nur noch einen winzigen Bissen.“ Sam lächelte zufrieden und schob sich noch einen kleinen Bissen in den Mund.

„Mhm…so lecker. Ich bin richtig stolz auf dich wie gut du den Kuchen hinbekommen hast. Dank dir bekommt Jenny einen tollen Geburtstagskuchen.“ Dean sah ihn mit strahlenden grünen Augen an. Er hatte sich so lange gewünscht, dass Sam das zu ihm sagte, denn er war was Lob angeht nie wirklich verwöhnt worden. Er konnte vermutlich an einer Hand abzählen wie oft er die Worte „ich bin stolz auf dich“ seit dem Tod von Mary zu hören bekommen hatte und bräuchte wahrscheinlich nicht mal alle Finger dafür. Glücklich zog er Sam zu sich und küsste ihn leidenschaftlich und so nebenbei bekam er dadurch auch noch einen kleinen Eindruck davon, wie sein Kuchen schmeckte, denn ein Hauch des Kuchenaromas schmeckte er aus dem Kuss heraus.
 

I'm hot, sticky sweet

From my head to my feet, yeah
 

Dean legte seine Hände auf Sams Po und drückte ihn so noch näher an sich. Er hatte ganz vergessen, dass er noch Puderzucker an den Händen hatte, den er so großzügig über Sams Gesäßtaschen verteilte.
 

Pour some sugar on me

(Ooh, in the name of love)

Pour some sugar on me

(C'mon fire me up)

Pour your sugar on me

(Oh, I can't get enough)
 

Sam war überwältigt von der Intensität des Kusses und erwiderte ihn nur zu gern. Es kam ihm vor als wären Ewigkeiten vergangen seit sie sich so geküsst hatten. Er genoss es in vollen Zügen und den Geräuschen nach zu Urteilen, die von Dean kamen, schien es ihm genau so zu gehen. Doch dann hörte er das Trappeln kleiner Füße im Flur, gefolgt von schweren Schritten und wusste, dass die kleine Knutschpause ein jähes Ende finden würde. Dennoch brachte er es nicht über sich den Kuss frühzeitig zu beenden und nahm es in Kauf, dass Bobby sie gleich so vorfinden würde. Und schon war es dann auch soweit.

„Din, Pa-pa,“ quiekte ihr kleines Mädchen fröhlich als es ihre Väter erblickte.

„Oh man, könnt ihr nicht ein „Bitte nicht stören“ - Schild an die Tür hängen oder so?,“ kam es von ihrem väterlichen Freund. Die beiden lösten daraufhin den Kuss.

„Naja, was soll ich machen. Sammy konnte einfach nicht die Hände von seinem Zuckerbäcker lassen,“ sagte Dean grinsend.

„Du ja wohl auch nicht von ihm, oder wie erklärst du dir die Mehl bzw. Puderzucker Dean-Handabdrücke auf Sams Gesäßtaschen?“ Jetzt wurde Sam doch etwas rosa um die Nase und machte die irrsten Verrenkungen, um einen Blick auf seinen Hintern werfen zu können. Jenny giggelte. Ihr Papa war gerade irgendwie merkwürdig, aber lustig.

„Junge, ich schlage vor ihr geht hoch und macht euch frisch. Ich denke, du kannst das Corpus Delicti durch Ausschlagen der Jeans vernichten. Ich und Jenny machen hier unten klar Schiff und marinieren die Schweinekoteletts für heute Abend.“

„Okay, das ist eine gute Idee,” sagte Sam und zog Dean eilig mit sich aus der Küche.
 

Als sie die Treppe hoch gingen, fragte Sam:

„Hey Dean, Lust auf ein Rätsel?“

“Was für ein Rätsel?”

“Du musst mir bloß eine Frage beantworten. Ich gebe dir sogar Antwortmöglichkeiten, wie bei „Wer wird Millionär“.“

„Was kann ich denn gewinnen?“

„Ich denke, wenn du die Frage hörst, wirst du dir das sicher ausmalen können.“ Sam hatte einen Plan, der ihm garantieren würde, dass ihre gerade frisch aufgeblühte Intimität nicht gleich wieder auf Eis gestellt werden würde.

„Gut, dann schieß mal los.“

„Also, Bobbys Warmwasserspeicher fasst 115 Liter. Ein Mensch verbraucht pro Dusche im Schnitt etwa 105 Liter. Sam und Dean wollen beide duschen. Was sollten sie tun? A) Einer muss kalt duschen, B) einer wartet, bis der Warmwasserspeicher wieder einsatzbereit ist oder C) sie duschen zusammen.“

„Hm…kommt drauf an.“

„Auf was?”

“Ob du die Seife fallen lässt.”

„Wenn du C) wählst, vielleicht.“ Er zwinkerte Dean zu.

„Dann lautet meine Antwort C), wir duschen zusammen.“

“Gute Wahl.” Sam küsste ihn stürmisch und zog ihn schließlich ins Badezimmer.
 

Einige Minuten später standen sie gemeinsam unter der Dusche und es war ganz anders als beim letzten Mal, wo ein trauriger Anlass sie zusammen unter die Dusche geführt hatte.

„Hi,“ flüsterte Dean, der von Ohr zu Ohr grinste. Er sah Sam tief in die Augen und strich seinem Gegenüber liebevoll eine nasse Haarsträhne hinters Ohr.

„Selber hi,“ entgegnete der Jüngere und streichelte Dean ebenso liebevoll über die Brust. Dean lehnte sich nach vorn, hob den Kopf und küsste Sam. Dieser schloss ihn in seine Arme, so dass ihre nassen Körper sich berührten. So standen sie eine Weile unter dem Wasserstrahl, ehe Sam sich löste und nach dem Duschgel - seinem Duschgel - griff. Zärtlich seifte er seinen Partner ein, der dabei immer wieder seine Lippen für einen Kuss einfing. Schließlich tat er so als würde ihm das Duschgel aus der Hand flutschen und Dean fing an zu lachen. Sam schmunzelte und ging vor ihm in die Knie.

„Hey, ich dachte du würdest dich nach der Seife bücken.“

„Ich hab gesagt, dass ich sie fallen lassen würde, über die Art wie ich sie wieder aufhebe ist nie ein Wort gefallen und glaub mir, in die Knie zu gehen ist schonender für den Rücken als sich zu bücken.“ Er lächelte und verteilte dann kleine, heiße Küsse auf Deans unterer Bauchpartie und seinen Lenden. Er würde schon gerne penetrativen Sex mit Dean haben, aber a) war Bobbys Dusche, mit nur einer stabilen Wand, an der dazu noch die doch schon recht klapprige Aufhängung des Duschkopfs angebracht war, dafür nicht geeignet und b) fand Sam, dass ihr erster richtiger Sex nach ihren wegweisenden Gesprächen am Vortag nicht zwischen Tür und Angel und unter Zeitdruck, da ja Bobby unten auf sie wartete, stattfinden sollte. Zum Glück schien Dean damit kein Problem zu haben.

„Mir ist egal, wie du sie aufhebst,“ sagte er und schloss genießerisch die Augen, während Sam mit dem oralen Liebesdienst begann.
 

„Jenny hat ne Menge Päckchen zu ihrem Geburtstag bekommen. Der Fedex-Mann hat sie vorhin vorbei gebracht,“ meinte Sam zu Dean etwas später, als der „sexy“- Abschnitt des Duschens beendet war und sie beide dabei waren sich die Haare einzuschäumen. Dean hätte den Gefallen zurück geben wollen, doch Sam hatte ihn nur zärtlich geküsst und gemeint, dass das eben nur für ihn gewesen sei, aber er später irgendwann gerne auf das Angebot zurück kommen würde.

„Und, was bekommt sie?“

„Ich hab sie noch nicht ausgepackt, ich dachte, dass könnten wir gleich zusammen machen.“

„Klar, warum nicht. Vielleicht ist ja ne Puppe unter den Geschenken, die du für dich behalten kannst. Wir wissen doch beide wie gerne du mit Puppen spielst,“ neckte Dean ihn.

„Du bist hier derjenige, der die Chucky-Filme gut findet.“

„Weil es eine sehr reale Horror-Reihe ist. Ich meine, denk doch mal nach, Geister können sich wirklich in Objekten verfestigen.“

„Okay, aber ich will weder mit einer hübschen noch mit einer potthässlichen Puppe wie Chucky spielen, aber weißt du was? Wir beide werden trotzdem mit Puppen spielen, falls Jenny sich in diese Richtung entwickelt.“

„So ein Quatsch. Ich spiel nicht mit Puppen.“

„Oh doch, sie hat uns längst um den Finger gewickelt und dich noch mehr als mich. Wenn sie dich mit dem tödlichen Welpenblick ansieht und „bitte spiel mit mir, Din!“ sagt, wirst du ratz fatz mit ihr auf dem Boden sitzen und ohne zu zögern ihren Puppen rosa Kleidchen anziehen und weißt du warum? Weil du sie lieb hast und einfach ein super Vater für sie bist.“ Er sah Dean liebevoll an und dieser zog ihn unter den Duschkopf und in einen atemberaubenden und ausgiebigen Kuss. Sie hatten Glück, dass sie keinen Shampooschaum in den Mund bekamen.
 

Einige Minuten später kamen sie angezogen wieder nach unten zu Bobby in die Küche.

„Was hat denn dass so lange gedauert?,“ fragte Bobby. Dean grinste nur vielsagend.

„Oh nein! Als ich gesagt habe, dass ihr euch frisch machen sollt, hab ich nicht gemeint, dass ihr das zusammen machen solltet.“

„Ach komm, Bobby, du warst doch auch mal jung.“

„Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in eurem Alter so ein Problem damit gehabt habe meine Hose anzubehalten.“ Dean lachte und gab Jenny, die auf dem Boden saß und mit einer kleinen Schüssel und einem Löffel spielte, einen Kuss.

„Wie weit bist du mit den Koteletts?,“ erkundigte sich Sam, um das Thema zu wechseln.

„Schon fertig im Kühlschrank. Jetzt will ich nur noch eben die Folienkartoffeln vorbereiten.“

„Okay, dann gehen wir dir am Besten mal aus dem Weg. Wir wollen mal sehen, was in den Päckchen ist, die wir von unseren Freunden anlässlich Jennys Geburtstag geschickt bekommen haben,“ meinte Dean, der befürchtete Bobby könnte ihm irgendwelche Haushaltsarbeit aufdrücken. Er hatte gebacken, das musste reichen.

„Nicht so schnell. Sag mir erst mal, was du mit dem restlichen Teig vor hast. Willst du Kulturen züchten oder wandert der irgendwann noch in den Ofen?“

„Oh, stimmt. Da war ja noch was. Ich guck eben mit Sam nach den Päckchen und dann mach ich Jennys Geburtstagskuchen fertig.“

„Oder du machst erst schnell den Kuchen backfertig und gehst dann Geschenke auspacken. Aufschieben ist für Faulenzer,“ gab der ältere Jäger seine Meinung kund.

„Okay, meinetwegen,“ stöhnte Dean genervt.

„Ich warte auch auf dich,“ versprach Sam, der sich neben Jenny kniete, die ihm prompt den Löffel anbot.

„Soll ich probieren, was du gekocht hast?“ Er nahm den Löffel und tat so als würde er kosten.

„Hm, das schmeckt aber gut.“ Jenny giggelte vergnügt. Dean beobachtete das Szenario mit einem Lächeln, während er den Teig in eine Backform goss. Als er die Form zum backen in den Ofen geschoben hatte, überließ Sam seine Tochter wieder ihrem Spielchen und Bobbys Aufsicht und sie gingen hinüber ins Wohnzimmer.
 

„Meinst du, dass Dad zu ihrem Geburtstag kommen wird?,“ fragte Sam während sie anfingen die Päckchen ihrer Freunde zu öffnen.

„Ich weiß nicht, hast du ihm denn gesagt, wann ihr Geburtsdatum ist?“ Sam überlegte und schüttelte dann mit dem Kopf.

„Dann wird er auch nicht kommen, selbst wenn er es wüsste, wäre es unwahrscheinlich. Er hat wichtigeres zu tun.“

„Meinst du, dass er wirklich nach dem Dämon sucht, der Mum und Jessica getötet hat?“

„Was soll die doofe Frage? Was soll er denn sonst tun? Sich als Herztransplantationskandidat ausgeben und sich unter einem falschen, komisch, leicht französisch klingenden Nachnamen in ein Krankenhaus in Seattle einweisen lassen, um dort mit ner blonden Assistenzärztin mit so nem dämlichen Spitznamen wie Izzie zu flirten?“

„Du hast eindeutig zu viel Fernsehen geschaut.“

„Wer so eine doofe Frage stellt, verdient ne doofe Antwort.“

„Ist ja okay. Ich hab’s kapiert, nichts kann deinen Glauben an Dad erschüttern. Du bist und bleibst sein gehorsamer Soldat.“

„Wie wäre es damit: Halt doch einfach mal die Klappe Sam.“ Dean legte das Päckchen von Nelson und Theresa, das er gerade öffnen wollte, beiseite und ließ Sam im Wohnzimmer sitzen, während er zu Bobby in die Küche ging. Kaum hatte er das Zimmer verlassen, als Sam sich die Hand vor den Kopf schlug. Was nützten ihm die besten Vorsätze, wenn er zu blöd war sie umzusetzen? Was hatte er sich nur dabei gedacht? Er seufzte. Na ja, von einen auf den anderen Tag konnte man wohl keine Wunder erwarten. Er musste sich einfach mehr bemühen und dann eben gewisse Themen meiden. Obwohl, eigentlich war das ja kein „Paar-Problem“ sondern ein „Bruder-Problem“, somit hatte er ja nicht wirklich als Deans Freund versagt und als Geschwister konnte man über den Vater geteilter Meinung sein. Das musste er jetzt nur noch seinem Partner erklären.
 

„Ah, da ist ja der Back-Boy. Übernimm mal deinen Wonneproppen. Ich hab noch was zu erledigen,“ sagte Bobby.

„Ja, okay.“ Der ältere Jäger erkannte an Deans Tonfall, dass dieser verstimmt war.

„Was ist los? Sind es dämliche Geschenke?“

„Wir sind gar nicht soweit gekommen sie auszupacken. Sam hat…“

„Stopp, ich will das nicht hören. Ich bin nicht euer Beziehungsratgeber. Ich weiß wie gern ihr euch bei mir einmischt, aber mein Ding ist es nicht. Ich gebe dir nur den Rat wie beim letzten Mal - rede mit ihm, egal was es ist. Davon, dass du hier in der Küche hockst, löst sich euer Streit oder Problem nicht in Luft auf.“ Er drückte ihm aufmunternd die Schulter und verließ dann die Küche. Sein Geburtstagsgeschenk-Projekt wartete auf ihn.
 

Reden, Dean wusste ja, dass es unweigerlich darauf hinaus laufen würde. Er hatte zwar Sam gegenüber gesagt, dass sie es öfter tun sollten, dennoch war es nichts, was er gern tat. Er wollte sich gerade der Herausforderung stellen und wieder zu Sam ins Wohnzimmer gehen, als dieser zu ihm in die Küche kam.

„Dean, ich möchte dir sagen, dass das eben ein Disput zwischen Brüdern war.“

„Und? Was willst du mir jetzt damit sagen?“

„Na ja, wenn zwei Büromitarbeiter etwas mit einander anfangen, ist es das Beste berufliches und privates zu trennen und ich dachte mir, wir sollten das brüderliche vom partnerlichen trennen. Also, als Bruder bin ich wegen Dad anderer Meinung und…“

„Stopp! Erstens, ich weiß nicht mal ob „partnerlichen“ ein richtiges Wort ist, zweitens, wir sind sowohl das eine als auch das andere und drittens, wer legt fest wann wir Brüder und wann wir Partner sind? Unsere Beziehung ist eh schon die komplizierteste aller Zeiten und dein Vorschlag macht es auf jeden Fall nicht einfacher.“

„Dean, wir sind nicht bei Scrable. Ich muss nicht beweisen, dass „partnerlichen“ ein Wort ist.“

„Oh Gott, Sam. Wie so oft redest du voll am Thema vorbei.“

„Hast du denn einen Vorschlag, wie wir es hinkriegen können unterschiedlicher Meinung zu sein ohne, dass du mit einem „halt die Klappe“ wie ein bockiges Kind das Zimmer verlässt?“

„Wie wäre es, wenn du mal dein Hirn einschaltest bevor du den Mund aufmachst?“ Mittlerweile waren beide so in Rage, dass sie lauter geworden waren, etwas dass Jenny sofort wieder irritierte und zum Weinen brachte.

„Tja, mal wieder gerettet von deinem Baby,“ meinte Dean.

„Ich brauch Jennys Eingreifen nicht, um mich in einer Diskussion gegen dich zu behaupten.“ Er nahm seine heulende Tochter auf den Arm, um sie zu trösten. Da sie aber spürte, wie aufgebracht er noch war, stellte sich der Versuch als nutzloses Unterfangen dar.
 

„Ist alles in Ordnung mit ihr? Ich hab sie bis draußen gehört,“ sagte Bobby als er kurz darauf ins Haus zurück kam.

„Sie…sie regt sich immer auf, wenn wir uns streiten,“ erklärte Sam.

„Gib sie mir,“ wies ihr väterlicher Freund sie an. Der jüngere Winchester tat wie ihm geheißen. Dann wand sich Bobby sich an beide Brüder.

„Und ihr zwei setzt euch an den Tisch.“ Sie gehorchten. Bobby atmete tief durch. Er hatte sich zwar vorgenommen sich nicht einzumischen, aber anders war den beiden wohl nicht mehr zu helfen und wenn er damit dazu beisteuern konnte, dass das kleine Mädchen auf seinem Arm ihre liebevollen, nicht zerstrittenen Väter zurück bekommen und zu Weinen aufhören würde, dann würde er über seinen Schatten springen. Er sah Jenny an, die sich an ihn gekuschelt hatte und nun etwas weniger schniefte und wimmerte als zu vor und dachte: Was tu ich nicht alles für dich!

„Also, wo ist euer Problem und wehe ihr redet jetzt durcheinander.“
 

Sam und Dean schafften es dann tatsächlich, ohne einander ins Fort zu fallen, Bobby zu erzählen, wie es zu ihrem Disput gekommen war. Dieser hörte zu und rieb sich dann die Schläfen. Er brauchte definitiv ´ne Dosis Aspirin. Die zwei waren nicht gut für seine Nerven.

„Idioten, alle beide. Es war sicher keine Sternstunde von euch beiden, als ihr beschlossen habt, euch zusammen zu tun, aber bei allem was ich mir dabei für Probleme ausgemalt habe, kam mir nie so ein kindisches Gezanke in den Sinn. Euer Vater ist weiß Gott nicht frei von Fehlern und wahrlich sicher nicht leicht zu lieben, aber ihr seid ihm wichtig. Er will euch beschützen. Ich weiß zwar nicht genau wie sein Alltag bei seinem Feldzug gegen den Dämon, der eure Mutter getötet hat, aussieht, aber Sam, Däumchen drehen wird er sicher nicht. Er glänzt zwar vor allem durch Abwesenheit, aber er ist dein Vater Sam und du solltest ihm schon ein wenig Respekt entgegen bringen. Und du Dean, du solltest dich wegen so was nicht so aufregen, zumal ich mich deutlich an ein Telefongespräch zwischen uns erinnere bei dem dein Vater auch nicht so gut weggekommen ist. Ich hab jetzt ein paar Tage mit euch verbracht und muss zugeben, dass was ihr habt ist etwas Besonderes. Sam, Dean liebt dich obwohl du manchmal eine anstrengende, klugscheißerische, rechthaberische Nervensäge sein kannst. Also sei dankbar, dass du ihn hast und nimm ihm seine Loyalität gegenüber John nicht immer gleich krumm.“ Dean nickte zustimmend. Bobby bedachte ihn mit einem ernsten Blick.

„Junger Mann, du glaubst ja wohl nicht, dass du weniger kompliziert bist. Ihr seid meine Jungs und ich hab euch gern, aber ihr zerrt beide manchmal ganz schön an meinen Nerven, also tut mir und Jenny den Gefallen und reißt euch zusammen. Macht aus solch kleinen Unstimmigkeiten keinen Elefanten. Verstanden?“ Beide nickten leicht beschämt.

„Gut, dann vertragt euch, aber wartet mit dem Fummeln oder was ihr sonst macht bis ich außer Seh- und Hörweite bin.“ Wieder ein Nicken der Brüder.

„Gott, ich brauch jetzt ´nen Drink. Irgendwo auf der Welt ist es jetzt bestimmt schon spät genug dafür. Kümmert euch um eure Kleine.“ Mit dieser letzten Anweisung übergab er Jenny an Sam und verließ die Küche.
 

„Dean…es…ich…,“ begann Sam verlegen. Bobby hatte ihnen beiden ganz schön den Marsch geblasen.

„Lass stecken Sam, mir…geht’s genauso.“ Er sah Sam versöhnlich an.

„Scheint so, als sei eine Beziehung führen wirklich nicht einfach, auch wenn man jemanden hat, den man richtig doll liebt,“ sah der Jüngere ein. Dean trat zu ihm und umarmte ihn samt Jenny, die sich wieder beruhigt hatte und die Nähe ihrer wieder versöhnten Väter genoss.

„Pa-pa, Din! Ni piln.“

„Ja, wir spielen was zusammen. Es tut uns leid, dass wir so laut geworden sind,“ versicherte Dean und hab Jenny einen Kuss auf die Wange.

„Sollen wir die Päckchen auspacken?“

„Ach Sam, lass uns das morgen an ihrem Geburtstag machen.“

„Okay, dann ist jetzt wohl spielen angesagt.“ Er gab seiner Tochter ebenfalls einen Kuss.

„Ja, aber ich muss die Uhr im Auge behalten. Ich will ja nicht, dass Jennys Kuchen verbrennt. Hast du hier bei Bobby irgendwo ne Eieruhr gesehen?“

„Nein, aber ich könnte bei meinem Handy den Wecker stellen.“

„Gut dann mach das.“ Er nannte Sam die Zeit und dann gingen sie mit Jenny nach draußen.
 

„Sieht gut aus. Wie wollen wir ihn dekorieren?,“ fragte Sam als sie später Deans Werk begutachteten. Bobby hatte bereits den Grill angeworfen und sie warteten auf Marcy.

„Hm, keine Ahnung. Ich hab keine Lebensmittelfarbe gekauft, das hab ich nur gesagt, um dich reinzulegen.“ Es klingelte an der Tür.

„O-by?,“ fragte Jenny, die zu ihren Füßen wieder mit der Schüssel spielte.

„Nein, das ist Tante Marcy,“ sagte Sam und nahm sie auf den Arm. Zusammen mit Dean ging er zur Haustür, um sie rein zu lassen.

„Hi Marcy!,“ begrüßte das Paar die Frau beinahe Lippensynchron. Sie lächelte freundlich und erwiderte die Begrüßung. Sie ließen sie eintreten.

„Bobby ist hinterm Haus und grillt schon. Wir können gleich zu ihm raus gehen,“ sagte Sam.

„Das wäre schön. Ich hab Salat gemacht.“

„Das ist toll. Den können wir ja gleich mit raus nehmen.“

„Er steht auf Hasenfutter,“ neckte Dean seinen Bruder.

„Gemüse ist gesund,“ meinte Marcy.

„In geringen Dosen vielleicht.“ Dean und Marcy lachten. Sam rollte mit den Augen.

„Ach, bevor ich es vergesse. Bobby hat mich vorhin angerufen und gesagt, dass du gebacken hast, Dean und da hab ich mir erlaubt eine Kleinigkeit aus unserer Pâtisserie-Abteilung mitgehen zu lassen. Ich dachte mir, du könntest es vielleicht zum dekorieren des Kuchens benutzen.“ Marcy reichte dem älteren Winchester eine kleine Plastiktüte.

„Danke, dass ist aber nett.“ Dean warf einen Blick in die Tüte.

„Ähm und was mach ich jetzt damit?“

„Wenn du willst, kann ich dir das gleich zeigen, aber ich möchte zuerst Bobby begrüßen.“

„Das ist verständlich,“ sagte Sam und zusammen gingen sie kurz darauf hinaus zu dem älteren Jäger.
 

Sie verbrachten einen schönen Abend zusammen. Alle verstanden sich gut untereinander, hatten sich das „du“ angeboten und mit Marcys Hilfe konnte Dean schließlich einen liebevoll dekorierten Kuchen für Jennys morgigen Ehrentag vorweisen.

„Echt cool. Woher wusstest du, dass Jenny Schildkröten mag?,“ fragte Dean sie.

„Bobby hat das mal erwähnt.“ Sie erzählte von dem Supermarktbesuch bei dem Jenny großes Interesse an dem Schildkrötenförmigen Sandkasten gezeigt hatte.

„Wir können uns auch nicht erklären woher ihr Faible für Schildkröten her kommt,“ meinte Sam dann zu ihr.

„Jedem das seine,“ sagte Bobby.

„Ähm, ich…ich würde Jenny gerne zum Geburtstag diesen Sandkasten schenken. Ich weiß, dass man das nicht einfach so tun sollte und darum frage ich jetzt, ob das okay ist. Ich mag euch und ich mag Bobby. Ich will eure Zuneigung dadurch auch nicht erkaufen, ich finde nur jedes Kind sollte einen kleinen Sandkasten haben, wenn die Eltern zu weit weg von einem Spielplatz wohnen und genug Platz vorhanden ist.“

„Marcy, du müsstest unsere Zuneigung gar nicht erkaufen. Bobby mag dich, du bist gut für ihn und schon allein deswegen mögen wir dich auch,“ sagte Sam.

"Genau", stimmte Dean seinem Bruder zu, "und nochmal Danke für die Kuchendeko."

„Es wäre wirklich schön, wenn Jenny einen Sandkasten hier hätte. Das ist eine gute Idee,“ sagte Bobby und Marcy lächelte glücklich.

„Also abgemacht. Ich werde sehen, wie schnell ich ihn her kriegen kann.“

„Wir können dir natürlich helfen,“ sagte Bobby.

„Gut, dann werde ich morgen auf der Arbeit einen besorgen und du könntest mich dann abholen und mir helfen ihn hier her zu transportieren, aber wenn du nicht von Jennys Feier weg möchtest, dann können wir das auch auf Samstag verschieben.“

„Nein, ist schon okay. Ich hol dich ab.“ Bobby lächelte und Sam und Dean freuten sich für ihn.

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* Für alle die das nicht mehr auf dem Schirm haben: Gemeint ist ein Ereignis aus Kapitel 154, wer da noch mal nachlesen will…

Himmel, Hölle und Jennys Geburtstag

Nach einem lustigen Abend fielen Dean und Sam schließlich in ihr Bett. Dean robbte sofort an Sam heran und schloss ihn in seine Arme, was ein glückliches Lächeln auf Sams Gesicht zauberte.

„War ein schöner Abend. Ich mag Marcy,“ hauchte Dean ihm in den Nacken und küsste dann ganz flüchtig die Stelle unterhalb von seinem Ohr, wo er so empfindlich war.

„Mhm,“ kam es genüsslich von Sam.

„Ja, die beiden verstehen sich gut. Ich glaub das kann was werden.“

„Ich hatte aber das Gefühl, dass sie etwas enttäuscht war, dass er ihr, als sie gegangen ist, keinen Abschiedskuss gegeben hat.“

„Er hätte sie vielleicht geküsst, wenn du neugierige Eule, ihm nicht in den Flur nachgelaufen wärst.“

„Hey, ich dachte er könnte einen Cheerleader gebrauchen.“

„Oh bitte nicht, jetzt hab ich das Bild von dir in Cheerleader-Uniform vor mir.“

„Inklusive kurzem Röckchen?“ Sam prustete bei der Erwähnung amüsiert los.

„Ich wäre ein heißer Cheerleader.“

„Glaub ich auch.“ Er nahm Deans Hand, die auf seinem Bauch ruhte und drückte ihm einen Kuss auf den Handrücken. Sie schwiegen eine Weile, bis Sam die Stille brach.
 

„Dean?“

„Was denn Sammy?“

„Hast du das vor mir schon mal gemacht?“

„Was? In einem Bett gelegen?“

„Nein, ich meine mit jemandem ins Bett zu gehen ohne in dem Moment sexuelle Absichten zu haben. Einfach nur in seiner Nähe sein wollen, ihn im Arm halten und einschlafen.“

„Nein,“ kam nach einer kurzen Pause Deans Antwort.

„Du aber schon. Mit Jessica, stimmt’s?“ Sein Sammy hatte in letzter Zeit öfter mal über sie gesprochen. Immer kleine Details preisgegeben und obwohl er wusste, dass sie, weil leider verstorben, keine Konkurrenz für ihn war und er keinen Grund hatte eifersüchtig zu sein, leuchtete doch meist kurz das grünäugige Monster in ihm auf, wenn ihr Name fiel.

„Ja, aber das war was anderes. Ich war der jenige, der sie im Arm gehalten hat. Aber bei uns, da kann auch ich mal im Arm gehalten werden. Das finde ich schön.“

„Oh mein Gott! Hast du dir Östrogen gespritzt? ´Liebes Tagebuch, heute hat mich Dean gehalten bis ich eingeschlafen bin. Das war ja so romantisch`,“ spielte Dean einen zu femininen Sam.

„Du bist halt doch ein unromantischer Klotz und ein Arsch,“ kam es barsch von Sam und er versuchte sich aus Deans Umarmung zu lösen. Warum fühlte es sich immer an als würde Dean ihm einen mit ´nem Hammer verpassen, wann immer er über seine Gefühle für den Älteren sprach? Bei Jessica, die so was sogar in gewisser Weise von ihm erwartete, hatte er nie wirklich ehrlich sein können, besonders was seine Familie anging, nach der sie oft gefragt hatte. Er hatte gehofft mit Dean wäre das anders, aber wenn der sich immer über ihn lustig machen würde, würde Sam sich das in Zukunft verkneifen.
 

„Sam, bleib hier. Es tut mir leid. Ich wollte dich nur ein bisschen aufziehen.“

„Ich lach dann später.“

„Ach komm schon Sammy. Sei nicht beleidigt.“ Es gelang ihm irgendwie sich über Sam zu rollen, so dass sie sich nun von Angesicht zu Angesicht gegenüber lagen. Der Jüngere zog eine beleidigte Schnute. Dean rollte mit den Augen.

„Ich mag es auch wenn wir Besteckschublade spielen, egal ob ich der kleine oder der große Löffel bin.“ Sam konnte ja eigentlich nichts dafür. Sicher brauchte es noch eine Weile bis er sich umgewöhnt hatte. Es schien sich irgendwie in seinem Hirn manifestiert zu haben, dass wenn er in seinen Beziehungen so ´ne schmalzige Nummer abzog, es ihm bei den Frauen Bonuspunkte einbrachte, aber Deans Ding war das nicht wirklich.

„Wirklich?“ Wieder rollte Dean mit den Augen.

„Ja.“ Er lehnte ihm sein Gesicht entgegen und gab Sam einen Eskimokuss, den dieser freudig überrascht in einen richtigen verwandelte.

„Wir sollten jetzt schlafen. Morgen ist der große Tag. Jenny wird ein Jahr alt.“

„Wie schnell die Zeit vergeht,“ meinte Sam.

„Hatten wir nicht genug Chick-Flick für den Abend?“

„Gute Nacht.“

„Schlaf gut.“
 

Derweil an einer Tankstelle in der Nähe von Bobby:
 

„Ich sehe immer noch keine Fortschritte,“ kanzelte der gelbäugige Dämon seinen Untergeben ab. Er hatte ihn schon vor Tagen mit dieser Aufgabe betreut, aber bis jetzt hatte der Dämon mit seinen in Sam Winchester Kopf gepflanzten Traumsequenzen noch kein vorzeigbares Ergebnis erzielt.

„Es braucht halt seine Zeit,“ versuchte der nieder Dämon sich zu rechtfertigen.

„Tse, ich bitte dich. Nimmst du ihm das ab?,“ meldete sich eine andere Person zu Wort.

„Alastair! Was machst du hier?,“ verlangte Azazel zu wissen.

„Lilith schickt mich. Dein Unternehmen ist ganz schön ins Stocken geraten.“

„Verdammt, warum kümmert sie sich nicht um ihren eigenen Mist?“

„Tja, sie hat es halt lieber an einen Schwachmaten wie dich delegiert, anstatt mich damit zu beauftragen.“

„Dieses Miststück ist doch mehr damit beschäftigt sich Baby-Snacks einzuverleiben, mit ihrer „Spielzeugfamilie“ der Woche Spaß zu haben und sich ihre restlichen Gelüste von dir befriedigen zu lassen. Ich muss zugeben, du bist clever. Hast dich hoch geschlafen und darfst jetzt schön Seelen foltern während ich in bürokratischer Scheiße ersticke und versuche Vaters Auferstehung in die Wege zu leiten.“

„Oh, armes Baby. Aber sei frohen Mutes. Ich bin ja jetzt da.“

„Und was willst du machen?“

„Dir helfen du Trottel.“ Alastair konnte sich das mit Azazel erlauben. Er war Liliths Günstling und sie würde sogar ihren Bruder töten, wenn er ihn anrühren würde.

„Ich, ähm werde dann wohl nicht mehr gebraucht,“ meldete sich nun der niedere Dämon zu Wort, der die beiden Streithähne bis dato interessiert beobachtet hatte.

„In der Tat,“ sagte Alastair und mit einem Schnippen seines Finger verflüchtigte sich schwarzer Rauch aus der menschlichen Hülle des niederen Dämons und verschwand in den Untiefen des Erdreichs.

„War ´ne dämlich Idee von dir einen Vereor Dämon mit dieser Aufgabe zu betrauen. Weiß doch jeder, dass das nur selbstsüchtige Speichellecker sind. Er hat Sam Winchester Albträume suggeriert, das ist seine Fähigkeit. Aber er hat damit aufgehört, nachdem er sich quasi an der so hervorgerufenen Angst überfressen hat. So wirst du nie an dein Ziel kommen. Albträume reichen nicht. Es muss wie eine Vision rüber kommen und vor allem viel überzeugender.“

„Ach und was soll ich machen? Ihm während des Traums mit ´nem Hammer auf den Kopf hauen?“

„Das wäre auch eine Möglichkeit, aber doch eher unpraktisch. Ich hingegen habe noch den einen oder anderen, dir unbekannten, Trick im Ärmel.“

„Gut, gut. Mach wie du meinst, aber wälz es nicht auf mich ab, wenn du versagst.“ Der Körper in dem er steckte warf den Kopf in den Nacken und der schwarze Rauch schoss aus ihm heraus. Alastair hatte nicht vor zu Versagen. Jetzt wo er grünes Licht hatte, musste er nur noch ein paar Vorbereitungen treffen, aber zunächst wollte er Lilith anrufen.
 

Kara hatte die letzten beiden Tage in einem Motel in der Nähe von Bobby verbracht. Weiter war sie mit ihrem schmerzenden Oberschenkel nicht gekommen. Jetzt ging es ihr aber besser. Sie war zu dem Schluss gekommen, dass sie was Besseres als Dean verdient hatte und war auf dem Weg zu neuen Ufern. Sie musste nur noch tanken. Sie fuhr mit ihrem Wagen zu nächsten Tankstelle. Sie stieg aus, um den Tankvorgang zu starten. Während die Liter in ihren Tank gepumpt wurden, tauchte plötzlich ein Mann hinter ihr auf. Ein Schrei war alles was sie noch raus brachte, bevor ihr die Kehle durchgeschnitten wurde. Alastair fing ihr Blut in einer Schale auf. Als die nötige Füllmenge erreicht war, sprach er etwas auf Latein und nahm so Kontakt zu Lilith auf.

„Er hat mir die Zügel in die Hand gegeben.“

„Sehr gut, dann komm zurück zu mir und sieh zu, dass du keine Spuren hinterlässt, wir wollen die Jäger nicht auf uns aufmerksam machen.“

„Sehr wohl.“ Die Verbindung brach ab. Danach bereitete er alles für die Vortäuschung einer defekten Benzinleitung vor. So würden die Hüllen des niederen Dämon und Azazels nicht reden können und die Jäger nicht Lunte riechen. Er hatte sie beobachtet. Sie waren ohnehin schon ziemlich abgelenkt wegen dem kleinen Schreihals. Um sie würde er sich auch noch kümmern, aber zunächst musste er Sam aus dem Familienbund reißen, damit er die Hülle für den Dämonenschöpfer werden konnte. Während er in den Wagen der Frau stieg deren Kehle er eben durchtrennt hatte, fing das Benzin langsam an sich zu entzünden. Er musste seine Hülle zu Lilith bringen, denn dieser Körper gefiel ihr sehr, wenn es ihr darum ging dem sexuellen Vergnügen nachzugeben. Er war der Freund des Mädchens dessen Körper Lilith inne hatte. Präsidentin des Zölibat-Clubs. Was es Lilith doch für eine Freude bereitete mit ihrer Hülle unehelichen Verkehr zu haben, zumal ihr Freund ziemlich heiß auf sie war. Alastair war eine halbe Meile von der Tankstelle entfernt, als diese in einem Feuerball aufging.
 

„Ich habe seit einiger Zeit vermehrt dämonische Energie in der Nähe von Singers Haus wahrgenommen. Ich denke, ich sollte die Winchesters warnen,“ meinte Anna zu Zacharias.

Sie waren in einer Bar, die von der Feierabendkundschaft lebte. Zurzeit waren sie noch zwei der wenigen anwesenden Kunden. Perfekt um nicht belauscht zu werden und selbst wenn, als Engel hatten sie die Fähigkeit das Gedächtnis der Menschen zu verändern.

„Du wirst sie nicht warnen. Überlass das Dämonische mir. Ich kümmere mich darum. Bleib bei deinen Aufgaben. Achte auf das Kind. Aber nun berichte mir über ihre Entwicklung.“

„Ich glaube, dass sich ihre Kräfte wie erwartet erweitert haben. Es hat sich in ihrem Körper durch Fieber bemerkbar gemacht.“

„Den Winchesters kam es nicht verdächtig vor?“

„Nein, sie hielten es für normales Fieber.“

„Gut, sehr gut. Castiel überwacht sie nun?“

„Ja. Ich denke trotzdem, dass wir die beiden warnen sollten.“

„Warum zweifelst du schon wieder an meiner Anweisung?“

„Weil ich glaube, dass Barachiel sein Blut nicht umsonst dem zum älteren Winchester-Bruder gemachten Jüngling eingeflößt hat.“

„Er hat es gemacht, damit Dean besser ein Auge auf Sam haben kann, bis dieser sein Schicksal erfüllt.“

„Aber ich glaube, er hat Dean einen Teil seiner Schutzengelkräfte verliehen, um Sam vor seinem Schicksal zu bewahren. Ich glaube…“

„Schweig. Warum denkst du hat er auch dem Kind Engelskräfte verliehen? Damit Gottes Plan eingehalten werden kann. Nur durch das Dämonische und das Himmlische wird das Kind seinen Vater, Luzifers Hülle, besiegen können und Luzifer allemal von dieser Welt tilgen. Der ältere Winchester hat seine Gabe erhalten, damit er seinen Bruder und das Kind bis zur Erfüllung ihres Schicksals beschützen kann.“

„Ich glaube trotzdem, dass es einen anderen Grund hat, warum Barachiel es persönlich gemacht hat und nicht einen seiner untergebenen Schutzengel damit beauftragt hat.“

„Das ist nicht der Fall.“

„Vielleicht sollten wir ihn fragen.“

„Das ist unmöglich, dass weißt du genau. Er und die anderen Erzengel haben uns Gottes Wort gepredigt und sind dann zu unserem Vater zurück gekehrt und schweigen seitdem.“

„Aber…“

„Ich sage es nur noch einmal. Tu was ich dir aufgetragen habe, oder du wirst bestraft werden.“ Sie schwieg. Doch ihre Zweifel wurden immer größer.

„Und nun tue deinen Dienst.“ Sie nickte und war in der nächsten Sekunde verschwunden.
 

Bobbys Haus war zu dieser frühen Stunde ruhig. Nur die Vögel waren zu hören, die in der Umgebung mit ihrem Gezwitscher den neuen Tag einläuteten. Alle schliefen noch, bis auf einer – Sam. Er war schon eine Weile wach und wartete nun nur noch, leicht mit den Beinen unter der Decke wippend, die Zeit ab, bis Jenny wach wurde und er ihr als erstes einen Geburtstags-Knuddel geben konnte. Wenn er ein klein wenig verrückt war – na und? An ihrem Geburtstag durfte ihr Vater ja wohl auch etwas Vorfreude haben.

„Warum bist du schon wach?,“ erklang es brummend von der anderen Seite des Bettes.

„Ich will Jenny unbedingt als Erster an ihrem Geburtstag knuddeln und ihr gratulieren.“ Dean hob den Kopf und sah zu Sam hinüber.

„Du spinnst doch. Ihr Din ist zuerst dran.“ Er war nun etwas wacher. Doch dann ließ er kopfschüttelnd sein Haupt zurück aufs Kopfkissen sinken und lachte.

„Was ist los?“

„Ich kann nicht glauben, dass wir tatsächlich darüber diskutieren wer Jenny zuerst knuddelt.“ „Die Zeiten ändern sich, nichts desto trotz werde ich es zuerst tun.“

„Nicht wenn ich dich daran hindere.“

„Versuchs doch.“ Sam wollte aufstehen, doch Dean zog ihn zurück aufs Bett und es entwickelte sich eine Kabbelei. Dean gewann die Oberhand in dem er Sam kitzelte.

„Okay, ich gebe auf. Lass sie uns zusammen knuddeln.“

„Okay, aber jetzt noch nicht. Es ist erst viertel vor sieben.“ Er rollte von Sam runter und schmiegte sich wieder gegen sein Kissen, um erneut den Matratzenhorchdienst anzutreten.
 

„Sie ist immer noch nicht wach. Sollen wir sie wecken?,“ fragte Sam einige Zeit später. „Nein, Sammy. Wir werden unsere Tochter nicht an ihrem Geburtstag aus dem Schlaf reißen. Fällt dir nichts anderes ein was du mit deiner Euphorie anstellen kannst?“ Sam grinste und robbte noch näher an Dean heran.

„Oh, mir würde da schon was einfallen.“ Er küsste sich Deans Hals entlang. Jetzt war Dean in einer Zwickmühle. Er würde gerne noch etwas schlafen, aber was Sam im Sinn hatte war auch verlockend. Die Entscheidung wurde ihm allerdings abgenommen, als Jenny sich bemerkbar machte.

„Sie ist wach!,“ sagte Sam fröhlich. Einen noch müden Dean mit sich ziehend, stand Sam aus dem Bett auf und machte sich auf den Weg ins Kinderzimmer.
 

Als Bobby von Jennys Geschrei vom Frühstück machen abgelenkt wurde und nach oben kam, fand er zwei erwachsene Männer vor, die ein Kleinkind liebten und herzten. Das musste einfach für die Nachwelt festgehalten werden. Er zückte sein Handy und knippste die zwei, als sie Jenny gerade gleichzeitig auf jeweils eine Wange küssten.

„Das hast du doch jetzt nicht wirklich fotografiert,“ kam es von Dean.

„Oh doch. Ihr zwei und Jenny seht einfach entzückend aus. Marcy wird begeistert sein.“

„Das kannst du doch nicht ernsthaft Marcy zeigen wollen.“

„Ist doch egal Dean, Sie sieht doch nur zwei Väter, die ihre Tochter lieb haben.“

„Aber…aber sie wird denken ich wäre ein Softie.“

„Wenn es um Sam und Jenny geht, trifft das ja wohl voll ins Schwarze. Aber hey, wenn du mir die Kleine gibst, damit ich ihr auch zum Geburtstag gratulieren kann, dann könnte ich dafür sorgen, dass das Bild auf ewig in meinem Datenspeicher verschütt geht.“

„Aber nur kurz,“ meinte Sam, der sich von seinem Sonnenschein kaum los reißen konnte und ließ Dean Jenny Bobby überreichen. Zu Sam gewandt formte er die stummen Worte „mach auch ein Foto“ und der jüngere Winchester schlich schnell aus dem Zimmer, um sein Handy zu holen. Bobby bemerkte es gar nicht, weil er mit seinem eigenen Geburtstagsknuddel mit Jenny beschäftigt war und so gelang es Sam dann auch ein paar Schnappschüsse Jenny mit ihrem O-by zu machen. Er beschwerte sich auch nicht darüber. Warum auch, wenn Marcy sie sehen würde, konnte das nur zu seinem Vorteil sein. Sie war der Typ Frau, der auf Männer mit Familiensinn abfuhr.
 

Kurz darauf gesellten sich alle, die Winchesters noch in ihren Schlafklamotten, nach unten an den Frühstückstisch in der Küche. Bobby hatte Bananen-Pfannkuchen gemacht, was bei Jenny sehr gut ankam. Dean jedoch aß zwar, sehnte sich jedoch nach Speck und Eiern. Nachdem Geburtstagsfrühstück zogen sich die Winchesters nach oben zurück, um sich der Morgentoilette und dem Anziehen zu widmen. Als sie wieder unten waren und gerade anfangen wollten Bobby beim Abwasch zu helfen, zündete Jenny die Bombe.

„Was riecht hier auf ein mal so streng?,“ stellte Bobby die rhetorische Frage.

„Windelalarm,“ kam es von Sam.

„Oh mein Gott! Kind, wir haben dich doch gerade erst trocken gelegt und jetzt vergast du mit deinem Gestank die ganze Küche.“ Dean schnappte sich das kleine Mädchen, dass irgendwie zufrieden aussah und verschwand wieder mit ihr nach oben.

„Na Jenny, was meinst du, jetzt wo du frisch gewickelt bist, willst du sehen was du geschenkt bekommen hast?,“ fragte Sam, der sie von Dean entgegen nahm, damit er die Hand frei hatte sich nach der Windelbombenentschärfung eine verdiente zweite Tasse Kaffee einzukippen.

„Gute Idee. Geht doch schon mal rüber ins Wohnzimmer. Ich mach nur noch schnell hier fertig.“ Die Brüder nickten, schnappten sich Jenny und ihre Kaffeebecher und gingen ins anliegende Wohnzimmer.
 

Bobby stieß erst zu ihnen als Jenny bereits mit Sams und Deans Hilfe die drei Bücher, die Sam besorgt hatte, ausgepackt hatte. Zu Sams Verdruss zeigte sie noch weniger Interesse an den Büchern als erwartet, aber sie hatte Spaß mit ihren kleinen Händchen das Geschenkpapier zu zerknüllen. Das knisterte aber auch so schön. Bobby setzte sich zu ihnen und sie beobachteten eine Weile wie Jenny mit der Verpackung spielte und Sam versuchte sie auf die Bücher aufmerksam zu machen. Schließlich meinte Dean:

„Lass uns doch mal sehen, was sie von den anderen bekommen hat, vielleicht kann sie dass ja von ihren Geschenkpapier-Bällchen losreißen.“ Sam nickte und nahm das Fedex-Päckchen, das zu oberst lag.

„Von Mortie und Lea,“ sagte der größere der Brüder.

„Dann pack’s mal aus.“ Es enthielt ein weiteres Buch.

„„Und Tango macht drei“, eine wahre Geschichte über „schwule“ Pinguine und ihre kleine Tochter. Wow. Ich wette Lea hat es ausgesucht.“

„Wie kommst du darauf?,“ wollte Dean wissen.

„Na ja, der Schenker hat sich offensichtlich Gedanken gemacht. Das klingt eher nach Lea.“

„Okay, das kann euch beiden vielleicht helfen ihr später zu erklären warum sie zwei Daddys hat,“ meinte Bobby.

„Das kriegen wir schon hin, Bobby. Kein Kind der Welt würde eine Mutter vermissen, wenn es stattdessen Dean hätte.“

„Sammy…“ Der ältere Winchester nahm das Gesicht seines Kleinen in die Hände und gab dem überraschten Sam einen zärtlichen Kuss auf den Mund. Es war nur ein kleiner Kuss, aber für Bobby dauerte er schon zu lange.

„Packt doch lieber das nächste Päckchen aus,“ sagte er. Die Brüder trennten sich.

„Sorry, Bobby,“ meinte Sam, der leicht rot geworden war.

„Schon okay, ich…muss mich da wohl langsam dran gewöhnen.“
 

„So, dass ist von Augusta und ihrer Familie,“ verkündete Sam als er das nächste Päckchen in Händen hielt.

„Ein Schildkrötenbilderbuch, na das wird Jenny gefallen,“ sagte Dean.

„Oh, es ist auch noch ´ne Karte dabei. Und ein Baby-Gap Gutschein für 50 Dollar.“

„Ließ die Karte vor.“

„Liebe Jenny, alles Liebe zu deinem ersten Geburtstag von Carrie, Ross und Augusta. P.S. Sag deinen Vätern sie sollen sich öfter melden.“

„Wundert mich, dass sie ihr keinen handgestrickten Pullover geschickt hat,“ sagte Dean.

„Das kommt vielleicht noch an Weihnachten.“

„Was zum Teufel ist „Baby-Gap“,“ kam es nun fragend von Bobby. Während Dean das Buch durchblätterte, für dass Jenny schon etwas mehr Interesse zeigte als bei den Büchern davor, erklärte Sam dem älteren Jäger was es mit dem Baby-Gap auf sich hatte. Dieser fragte sich dann insgeheim, ob die Welt noch zu retten war.
 

„Schöne Buch. Ich sehe mich schon wie ich es ihr zum fünften Mal hintereinander vorlese und sie immer noch nicht eingeschlafen ist,“ sagte Dean und legte das Schildkrötenbilderbuch beiseite.

„Wessen Geschenk ist als nächstes dran?,“ erkundigte sich Sam.

„Theresas und Nelsons.“ Dean reichte es seinem Partner rüber.

„Ah, was zum anziehen.“

„Witziges T-Shirt,“ meinte Dean.

„Hey, guck dir die Karte an,“ sagte Sam.

„Oh mein Gott, die hat doch sicher Nelson ausgesucht, um mich zu ärgern.“ Er fasste das pinke etwas von einer Karte mit den Fingerspitzen an, um sie zu entsorgen.

„Nicht so schnell. Lass sie mich doch mal lesen.“

„Gut, aber mach schnell, bevor ich noch Augenkrebs bekomme.“

„Also da stimme ich Dean ausnahmsweise mal zu,“ meinte Bobby.

„Und was steht drin?“

„Nur das Übliche. Viele liebe Geburtstagsgrüße von Nelson und Theresa. Ach und da ist noch ein P.S. für dich, Dean.“

„Zeig her.“ Sam gab ihm die Karte.

„Na, wie gefällt dir die Karte? Was für eine Frechheit! Schickt der mir ´nen diabolisch grinsenden Smiley!“

„Er scheint ein netter Kerl zu sein,“ kam es amüsiert von Bobby.

„Ja, die beiden verstehen sich richtig gut und ärgern sich gegenseitig.“ Sam lächelte.

„Oh, da muss ich mir was einfallen lassen, um mich zu rächen!“ Sam und Bobby lachten.

„Packt ruhig auch das letzte Geschenk aus. Ich hol nur eben meins,“ sagte Bobby und verschwand nach draußen.
 

Sam öffnete also den Karton mit Missouris Geschenk. Es war ein Spielzeug-Küchen-Set. Mit ´nem Teekessel, ´nem Topf, ´ner Pfanne und…

„Kochlöffel, die Frau ist besessen,“ sagte Dean mit großen Augen.

„Reg dich ab Dean, dass ist doch ein schönes Geschenk.“

„Was? Sam, das ist doch praktisch so als würde uns die Mafia ´nen toten Fisch schicken. Das ist eine Drohung!“

„Du bist so süß, wenn du hysterisch wirst,“ sagte Sam und küsste Dean innig.

„Was hatte ich über das böse s-Wort gesagt?“

„Sorry,“ kam es reumütig von Sam.
 

„So, da bin ich wieder.“ Bobby stellte einen großen Karton auf seinem Wohnzimmerfußboden ab.

„Oh, das sieht nach was Größerem aus,“ sagte Sam.

„Bitte lass es nichts sein, was beim draufdrücken Geräusche macht,“ hoffte Dean inständig.

„Packt es aus, dann seht ihr ja was es ist.“

„Wow, was für ein heißer Ofen,“ sagte Dean und betrachtete das ungewöhnliche Bobby Car.

„Ich dachte mir, wenn so ein Gefährt schon nach mir benannt ist, sollte eure Kleine auch was Stilvolles fahren, also hab ich es halt ein wenig umlackiert,“ erklärte der ältere Jäger.

„In Jennys Namen bedanken wir uns bei dir,“ sagte Sam.

„Sie wird ihren ersten fahrbaren Untersatz lieben,“ fügte Dean hinzu.

„Na ja, bis sie von dir den Impala bekommt wird es reichen,“ meinte der jüngere Winchester.

„Falls sie ihn von mir bekommt.“

„Warum sollte sie ihn nicht bekommen?“

„Na im Moment hat sie eh mehr Interesse an dem Karton,“ mischte sich Bobby ein.
 

Sie verbrachten den restlichen Vormittag damit, Jenny für ihre Geschenke zu begeistern, doch es bewahrheitet sich einmal mehr, dass sie lieber mit dem Karton, dem Geschenkpapier und Schleifen spielte. Es gestaltete sich dem entsprechend schwierig sie fürs Mittagessen und ihren Mittagsschlaf davon los zu reißen. Leider ging es nicht ohne einen Baby-Wutanfall und genervte Eltern über die Bühne. Letztlich waren die Brüder froh, dass Jenny die Hälfte ihres Obsttellers schaffte und eine dreiviertel Stunde schlief. Als sie wieder wach war und sie alle gerade wieder seit ein paar Minuten zusammen saßen, klingelte es an der Tür und Bobby ging hin. Kurz darauf kam er wieder ins Wohnzimmer.

„Hier Jungs, das ist eben mit der Post gekommen. Von Pastor Jim,“ sagte Bobby und reichte Sam ein Päckchen.

„Oh, wahrscheinlich noch ein Geschenk für Jenny.“

„Was ist es? Eine Kinderbibel?,“ fragte Dean während Sam das Päckchen öffnete.

„Nein. Mr. Snoozleberg,“ sagte Sam und präsentierte Dean grinsend sein altes und offensichtlich mittlerweile restauriertes Stoffhäschen.

Mit im Päckchen lag ein Zettel. Sam las vor:

„Lieber Sam! Ich hoffe das Päckchen kommt rechtzeitig an. Vor ein paar Wochen hat hier ein Jahrmarkt gastiert und es gab einen Stand bei dem man Plüschtiere selber machen und alte reparieren konnte. Als ich nach eurer Abreise das Kinderbettchen wieder verstaut habe, habe ich diesen kleinen Kerl in einem Karton gefunden und ihn dann auf dem Jahrmarkt repariert. Einst war er dein Spielkamerad. Ich denke, er wird jetzt lange genug halten, um auch bei deiner Tochter seinen Dienst zu erfüllen. Ich wünsche ihr einen schönen ersten Geburtstag. Passt alle gut auf euch auf. Mit lieben Grüßen Jim. Wie lieb von ihm.“ Sam knuddelte das Plüschtier herzlich.

„Na ob du ihr das noch mal abtreten wirst?,“ fragte sich Dean.

„Natürlich. Ich hab ja jetzt dich, ein lebensgroßes Kuscheltier.“ Er drückte Dean an sich.

„Mein Dini-Bärchi,“ neckte Sam ihn während Bobby im Hintergrund etwas von sich gab, dass wie Würgegeräusche klang.

„Du bist so peinlich, Sam,“ sagte Dean und machte sich von ihm los. Der Jüngere streckte ihm beleidigt die Zunge raus.

„Vielleicht will sie ihn ja gar nicht. Hey Jenny guck mal, das ist Mr. Snoozleberg. Willst du mit ihm spielen?“ Er hielt ihr das Stofftier hin, doch sie sah das Häschen nur kurz an und widmete sich dann wieder dem zusammengeknüllten Geschenkpapier.

„Ha, siehst du. Sie will ihn nicht. Er gehört mir.“

„Du drehst jetzt wohl voll ab. Der Staubfänger kommt mir nichts ins Bett.“

„Ach, hast du Angst, dass ich ihn lieber haben könnte als dich?“

„Was? So ein Blödsinn.“ Bobby räusperte sich. Die beiden wahren einfach eine Klasse für sich. Aber so albern und ausgelassen mochte er sie am liebsten.

„Also ich werde dann mal Marcy abholen.“ Die Brüder richteten ihre Aufmerksamkeit jetzt wieder auf ihren väterlichen Freund.

„Okay, bis dann,“ sagte Dean. Bobby nickte und machte sich dann auf den Weg.
 

Die Brüder hatten bereits alles für Kaffee und Kuchen bereit gestellt als Bobby mit Marcy zurück kam.

„Hey, alles Liebe zum Geburtstag, kleine Maus,“ sagte Marcy, die Jenny auf den Arm genommen hatte, kaum dass sie das Wohnzimmer betreten hatte. Das kleine Mädchen sah sie mit großen Augen an und giggelte fröhlich.

„Komm, sieh dir deinen Geburtstagskuchen an. Ist der nicht schön?“

„Ja, er ist wirklich Klasse geworden,“ stimmte Sam zu.

„War auch gar nicht so kompliziert wie ich dachte,“ sagte Dean. Marcy hatte ihm einen Block Vollmilchkuvertüre mitgebracht und die Oblate mit der Schildkröte mit der einzelnen Kerze auf dem Panzer. Soweit so gut, aber was Dean mit dem Plastik Sandkastenförmchen in der Form eine Schildkröte anstellen sollte, war ihm schleierhaft gewesen. Aber sie hatte es ihm schnell gezeigt. So hatten sie die Kuvertüre geschmolzen und in das Sandkastenförmchen gefüllt und das sechs mal. Die restliche Kuvertüre hatte er dann auf Marcys Rat hin in die Puderzucker-Frischkäse-Glasur für den Kuchen gerührt, ehe sie ihm half diese sorgfältig über dem Kuchen zu verteilen.

„Dann schneid dein Prachtstück doch mal an,“ schlug Bobby vor und so war das Kuchenessen eröffnet. Dabei entstand dann auch das obligatorische Foto von Jenny nach dem Verzehr ihres Stückes, von dem mehr in ihrem Gesicht gelandet war als in ihrem Mund. Sam war froh, dass sie für ihre Tochter glückliche Erinnerungen festhalten konnten. Er hoffte inständig, dass auch ihre zukünftigen Geburtstage besser laufen würden als seine eigenen. Er hatte noch nicht mit Dean besprochen, was sie nach ihrem Besuch bei Bobby machen wollten, aber er hätte persönlich nichts dagegen für immer hier zu bleiben und nur noch bei den Recherchen für andere Jäger zu helfen. Aber man würde sehen, was die Zukunft brachte.
 

Während sie den Kuchen verzehrten, berichtete Marcy von dem Unfall an der Tankstelle ein paar Meilen von Bobbys Haus entfernt. Es war tragisch, aber zum Glück war es nachts passiert und hatte so „nur“ das Leben dreier Leute gekostet. Bei Tankstellenhochbetrieb hätten es einige mehr sein können. Wie Alastair vermutete hatte, dachten die Jäger sich nichts weiter dabei.
 

Nachdem Kaffee und Kuchen abgeräumt war, gingen sie nach draußen und Marcy und Bobby zeigten den Brüdern den Sandkasten.

„Pidy,“ sagte Jenny fröhlich und zeigte auf ihr Geschenk.

„Jenny wird irgendwann sicher noch selber zu einer Schildkröte werden,“ meinte Bobby.

„Ich hoffe sie wird damit viel Freude haben,“ sagte Marcy.

„Wirklich ein tolles Geschenk,“ versicherte Sam.

„Ähm, ich unterbreche nur ungern euren Enthusiasmus, aber wo ist der Sand für den Kasten?,“ stellte Dean die für ihn offensichtliche Frage in den Raum.

„Oh ich Schussel hab den Sand vergessen. Es tut mir leid,“ kam es entschuldigend von der Schenkerin.

„Das macht doch nichts. Ich fahre morgen einfach noch mal zum Superbaumarkt und kaufe welchen,“ sagte Bobby und legte tröstend einen Arm um sie. Er wusste ja, dass Marcy morgen Frühschicht hatte und konnte so die Gelegenheit nutzen sich erneut mit ihr zu treffen.

Partyspiele für Erwachsene

Als Geburtstagsdinner gab es für alle Spaghetti mit Tomatensoße. Bobby hatte gekocht und Marcy war, unter dem Deckmantel sie wolle ihm beim Abschmecken der Soße helfen, bei ihm in der Küche gewesen. Dean und Sam, die immer noch versuchten Jenny für ihre Geschenke zu begeistern, vermuteten jedoch, dass die beiden Älteren nur ungestört knutschen wollten. Dean hatte ja spionieren wollen, doch Sam hielt ihn mit eigenen Küssen zurück, schließlich hatte Bobby seine eigene Privatsphäre mehr als verdient.

Nach dem Abendessen ließ sich Jenny problemlos von ihren Vätern ins Bett bringen. Sie hatte sich sichtlich beim Spielen mit den Verpackungsmaterialien ausgepowert. Als die Brüder wieder nach unten ins Wohnzimmer kamen, verkündete Bobby, dass er Marcy nach Hause bringen wollte. Seine Herzdame war noch auf der Toilette.

„Oh Mr. Bobby, planen wir etwa einen romantischen Abendspaziergang? Mit Sonnenuntergang und so?,“ neckte Dean den väterlichen Freund.

„Sam, verrat mir noch mal, warum wir ihn mögen. Ich vergesse das manchmal,“ konterte der ältere Jäger und Dean sah ihn gespielt beleidigt an. Sam schmunzelte.

„Weil er, wenn er nicht gerade blöde Witze macht, ein guter Kerl ist.“

„Ist sie schon eingeschlafen?,“ erklang plötzlich Marcys Stimme hinter ihnen.

„Ja unsere kleine Sabberschnute ist Gott sei Dank bis auf wenige Ausnahmen ein braves Engelchen,“ sagte Dean.

„Ja, ich wette `ne Menge Eltern würden so einiges für ein Kind wie Jenny geben,“ stimmte Bobby ihm zu.

„Nicht, dass wir sie je hergeben würden,“ kam es von Sam.

„Sie hat Glück euch Drei zu haben. Es war ein schöner Tag. Danke für die Einladung. Ich komme demnächst mal wieder vorbei, um zu sehen, ob Jenny der Sandkasten gefällt, wenn ich darf.“

„Natürlich darfst du,“ kam es geradezu synchron von den drei Männern. Marcy lächelte.

„Komm, ich bring dich Heim,“ sagte dann Bobby.

„Danke, dass ist lieb. Schönen Abend noch ihr beiden,“ verabschiedete sie sich von den Winchesters.
 

„Und was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Abend?,“ fragte Dean.

„Na ja, Jenny ist ja noch weit davon entfernt ein Partylöwe zu werden, aber warum sollen ihre Gäste keinen Spaß haben?“

„Oh, das klingt ganz so, als hättest du schon eine Idee. Raus damit, was hast du dir vorgestellt?,“ wollte Dean wissen. ~Bitte lass es was sein, dass mit Sex zu tun hat.~

„Geh erstmal nach oben auf unser Zimmer. Bobby will sicher kein Zeuge von dem werden, was ich geplant habe.“ ~Jackpot~, dachte Dean. Doch dann, im Flur angelangt, schlug Sam eine andere Richtung ein.

„Kommst du nicht mit?“

„Doch, ich komm gleich nach. Ich muss nur noch was holen.“ Mit diesen Worten verschwand er in der Küche. ~Doppel Jackpot~ Dean kamen sofort die Bilder von 9 ½ Wochen in den Sinn. http://www.youtube.com/watch?v=3vLBMEWexoI&feature=related

Voller Elan ging er die Treppe hoch.
 

Alles was Sam jedoch einen Augenblick später mit hoch brachte, waren zwei Gläser, eine Flasche Whiskey und eine Flasche Cola.

„Na für ein großes Besäufnis reicht das wohl nicht,“ sagte er und versuchte sich den kleinen Stich Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.

„Falls dein Durst zu groß wird, Bobby hat im Keller noch ein paar Flaschen Whiskey.“ Sam öffnete beide Flaschen und wollte gerade die Flüssigkeiten zusammen in die Gläser füllen, als Dean fragte:

„Moment, was soll das werden?“

„Ich mixe uns Whiskey-Cola.“

„Du mixt? Oh je, dann richte ich mir wohl besser schon mal meinen Platz vor der Kloschüssel ein. Wenn ich da an deinen letzten mir bekannten Mixversuch denke, wird mir schon ohne Alkohol ganz anders.“

„Mein Gott, wieso hängt mir das eigentlich immer noch nach? Ich war doch erst 14.“

„Ja und es war der Winter 1998. Im Fernsehen liefen Wiederholungen und du bist auf Tom Cruises „Cocktail“ gestoßen und hast - mal wieder – geglaubt, du hättest deine Berufung gefunden. Mein Bruder der Barkeeper.“

„Das war eine Phase!“

„Ja, genau wie das mit dem Zaubern, oder dein Wunsch Tierarzt zu werden, wo du aus Ermangelung an echten Haustieren, Regenwürmer zum behandeln ausgegraben hast. Das Badezimmer – dein Behandlungsraum – sah danach aus wie Sau und als Belohnung für deine tolle Arbeit, ließ uns Dad einen super Gewaltmarsch durch einen verregneten Wald machen.“

„Ich konnte doch nicht wissen, dass Dad gerade dann von der Jagd zurück kommt und duschen will.“

„Ich meine ja nur, deine Berufswünsche sind mir nie gut bekommen. Ich weiß bis heute nicht, ob du einfach nur keine Ahnung hattest oder du mich mit deinem komischen Mixgetränk vergiften wolltest.“

„Man, ich wollte dir doch nur eine Freude machen. Dein 19. Geburtstag war gerade ein paar Tage her gewesen und Dad hatte mal wieder nichts gemacht. Okay, ich hatte keinen Plan von dem was ich machte und hab die ganze Minibar zusammen gekippt, sowohl Alkohol als auch die Säfte und Softdrinks, aber ich wollte dich nicht vergiften. Ich war erst 14, aber du warst älter, du hättest es besser wissen müssen. Warum hast du das überhaupt getrunken?“

„Sammy, du…deine Augen, die haben so erwartungsvoll geleuchtet, du warst ganz hibbelig und irgendwie euphorisch. Ich wusste, dass du mir eine Freude machen wolltest und ich als dein großer Bruder wollte dich nicht enttäuschen.“

„Man, war es das wirklich wert, dass dir danach alles, inklusive dem Abendessen, wieder hoch gekommen ist?“

„Sammy, du bist wirklich blöd. Du raffst es immer noch nicht.“

„Was raff ich nicht?“

Dean seufzte. Seine Nervensäge wollte wohl unbedingt die Worte hören. Er würde alles für ihn tun, also auch das.

„Du bist mir alles wert, als Bruder als auch als Partner. Ich würde alles für dich tun.“
 

Ein Wimpernschlag später lag er auf dem Bett, mit Sam über sich, der ihn innig küsste.

„Womit hab ich dich bloß verdient?“

„Tja, irgendwer scheint es gut mit dir zu meinen und jetzt geh runter von mir. Ich brauch ´nen Schluck Whiskey, um die Erinnerung an diesen Chick-Flick-Moment runter zu spülen.“

„Okay, lass mich dir einen Whiskey-Cola mixen. Jess meinte ich würde den ganz gut hinkriegen.“

„Meinetwegen. Bei zwei Zutaten kann man eh nicht viel falsch machen. Verrat mir jetzt aber mal bitte, warum wir uns nicht unten im Wohnzimmer einen kleinen Absacker gönnen können. Ich glaub nicht, dass Bobby das stören würde.“

„Na ja, ich dachte mir, wir könnten ein nettes, kleines Partyspiel machen, wenn wir schon ein bischen feiern.“

„Oh man, Sammy. Bist du zum Teenager mutiert? Aber okay, klar bei „7 Minuten im Himmel“ muss uns Bobby nicht wirklich überraschen.“

„Ich hatte da eigentlich eher an Wahrheit ohne Pflicht gedacht.“

„Du meinst Wahrheit oder Pflicht.“

„Nein, bei dem Spiel geht es nur um Fragen und wer die nicht beantworten will, muss einen trinken und bevor du gleich wieder anfängst mich zu ärgern…“ Sam drehte sich um und tat so, als würde er immer noch an der Stelle stehen, an der er eben noch gestanden hatte. Dann sagte er in bester Dean-Imitation, inklusive verstellter Stimme und angedeuteter O-Beine:

„Sam, du bist so ein Mädchen.“ Dann stellte er sich wieder anders hin und spielte sich selbst.

„Und du bist ein Idiot, aber hey, ich liebe dich trotzdem.“ Wieder in Deans Rolle schlang er die Arme um den imaginativen Sam, so dass es aussah als würde er sich selbst umarmen und sagte:

„Oh, Sammy! Ich liebe dich auch. Du bist so groß, so stark, so gut aussehend und klug. Natürlich hab ich nichts dagegen, dass wir dein vorgeschlagenes Spiel spielen.“ Das war der Moment in dem Dean Sam einen Klaps gegen den Hinterkopf verpasste.

„Mistkerl, so kling ich gar nicht.“ Sam war wieder Sam und lachte fröhlich, während er den sich leicht sträubenden Dean in seine Arme zog, um ihn liebevoll zu küssen. Er ließ es schließlich zu. Nachdem Kuss ließ er sich dann von Sam die Regeln erklären. Es waren praktisch alle Fragen erlaubt – von Lieblingsfarbe zur Lieblingssexstellung.
 

„Okay, wenn du das wirklich durchziehen willst, fangen wir mit etwas einfachem an. Wen würdest du gerne mal treffen?,“ stellte Dean dann schließlich die erste Frage.

„Muss die Person noch leben?“

„Nein.“

„Dann Mum,“ beantwortete Sam die Frage wehmütig. Dean seufzte und legte seinen Arm liebevoll um Sams Schultern.

„Es ist so unfair, dass ich sie nicht mal kennen lernen konnte.“

„Ich weiß,“ sagte er und gab dem Jüngeren einen Kuss auf die Wange ehe er sich einen Schluck von Sams Whiskey-Cola-Mix nahm. Er verzog leicht das Gesicht.

„Was?,“ kam es sogleich von Sam.

„Zu süß.“ Ja, der Cola-Anteil war für Deans Geschmack viel zu hoch.

„Ich will dich ja nicht zu schnell betrunken machen.“

„Aber du willst mich betrunken machen? Gut zu wissen. Du schlimmer Finger, du.“ Er wackelte anzüglich mit den Augenbrauen. Sam rollte mit den Augen.

„Das kommt immerhin darauf an wie bereitwillig du auf meine Fragen antwortest.“

„Apropos Fragen. Du bist dran.“

„Wie viele Sexpartner hattest du schon?,“ sprudelte es prompt aus Sam heraus.

„Willst du das wirklich wissen?“

„Sonst würde ich ja nicht fragen.“

„Okay, wie du willst. Mhm…so um die 50 vielleicht.“

„50? So viele?“ Sam konnte seine Überraschung zu seinem Leitwesen nicht verbergen. Aber er hatte die Antwort ja unbedingt wissen wollen, also musste er die Wahrheit jetzt schlucken.

„Eher mehr. Wieso? Wie viele hattest du schon?“

„Fünf,“ kam es leise von Sam. Er schämte sich nicht, aber Dean würde ihn jetzt sicher wieder aufziehen.

„Scheiße, echt jetzt? Was hast du bloß am College gemacht?“

„Gelernt.“

„Streber.“

„Und stolz drauf.“ Ein Grinsen huschte über sein Gesicht.

„Außerdem hattest du vielleicht mehr Sexpartner, aber dafür hatte ich wahrscheinlich mehr Sex. Frauen sind nämlich keine Einwegflaschen. Man kann öfter mit ihnen schlafen. Es gibt da nämlich etwas, dass nennt sich Beziehung.“

„Das brauchst du mir nicht zu sagen. Ich stecke ja gerade in einer solchen drin und das ist genau das, was ich will.“

„Ich liebe dich auch, Dean.“ Der Ältere verdrehte die Augen.

„Stell die nächste Frage.“

„Lass mich nachdenken. Ach ja, was gefällt dir an mir am meisten?“

Daraufhin leerte Dean den Rest des Whiskey-Cola oder besser gesagt Cola-Whiskey-Mix in einem Zug und verweigerte somit die Antwort. Dabei konnte er ja nur verlieren.

„Was? Das ist doch eine ganz simple Frage.“

„Ein Fangfrage alla „sehe ich dem Kleid fett aus“ ist das. Auf so was antworte ich grundsätzlich nicht. Mach mal wieder voll, aber spar nicht wieder so mit dem Whiskey.“ Er hielt Sam das leere Glas hin. Ohne Beanstandung tat er worum Dean ihn gebeten hatte.
 

„Okay, ich bin wieder dran. Was ist das Schrägste, was dir während deiner Studentenzeit passiert ist?“

„Das glaubst du mir ja doch nicht.“

„Stell mich auf die Probe. Jetzt hast du mich nämlich neugierig gemacht. Muss ja was ganz abgefahrenes gewesen sein.“

„Okay, dazu muss ich allerdings etwas weiter ausholen.“

„Nur zu. Ich bin ganz Ohr.“

„Erinnerst du dich an den ersten Scary-Movie Film?“

„Nur grob. Du weißt ja, ich stehe eher auf echte Horrorstreifen.“

„Okay, auf jeden Fall gibt es doch da diesen Geistig etwas zurückgebliebenen Captain Doofy, der eine sehr innige Beziehung zu seinem Staubsauger hegt.“*

„Ah ja, jetzt dämmert’s mir. Der hat sich doch von dem Sauger ´nen Blowjob verpassen lassen, oder?“ Sam nickte.

„Und was hat das jetzt mit deinem schrägen Erlebnis am College zu tun?“

„Na ja, in meinem ersten Studienjahr hatte ich im Studentenwohnheim ein Zimmer und das musste ich mir mit einem ziemlich seltsamen und wohl auch sehr einsam und verzweifeltem Typen teilen.“ Schon jetzt prustete Dean los.

„Nein, sag jetzt nicht, der hat…“

„Doch. Ich war Freitagabend noch mal in die Bibliothek gegangen und er wollte das Zimmer saugen, aber als ich zurück kam, war der Ansaugstutzen des Staubsaugers nicht auf den Teppich gerichtet.“ Dean lachte laut los bei der Vorstellung von dem Bild, das sich seinem Bruder da geboten haben musste.

„Und was hast du dann gemacht?,“ fragte Dean, nachdem er sich vom Lachen wieder erholt hatte.

„Was wohl? Ich bin wieder abgehauen. Geradezu geflüchtet. Es kam nie zur Sprache und unsere Bude ist dann zum Ende hin fast im Dreck versunken, weil ich den Staubsauger einfach nicht mehr benutzen konnte.“

„Das ist ja nur zu verständlich. Ich hätte das Teil auch nicht mehr angerührt.“ Er lachte noch einmal und schüttelte dann mit dem Kopf.

„Ich werde Staubsauger nach deiner kleinen Anekdote sicher ab jetzt mit anderen Augen sehen. Du bist übrigens wieder dran mit fragen.“

„Was nervt dich an mir am meisten?“

Es wiederholte sich dasselbe Szenario wie zuvor bei der Frage, was Dean am liebsten an ihm hätte. Dean leerte sein Glas. Diesmal war Sams Mischung schon etwas besser, aber noch immer verbesserungsfähig.

„Komm schon,“ maulte Sam, der zu gern eine Antwort darauf hätte.

„Nein und hör besser auf mit solchen Fangfragen.“

„Das ist so unfair.“

„Halt die Klappe. Ich bin jetzt wieder dran. Was war der ungewöhnlichste Ort an dem du je Sex hattest?“

„Mit dir in Bobbys Schuppen.“

„Oh man, das war gar nicht mal so schlecht. Nichts desto trotz ist es ausbaufähig. Ich werde mir bei Zeiten mal was Schönes für uns einfallen lassen.“

„Wo würdest du es denn gerne mal tun?,“ kam es dann neugierig von Sam.

„Na ja, bei unserem ersten Date hättest du im Kino gern in die Vollen gehen können. Ach und ich hatte das neulich im Schwimmbad ernst gemeint. Wenn wir Jenny nicht dabei gehabt hätten, hätte ich dich totsicher in der Umkleidekabine ran genommen.“

„Da könnte uns doch jeder erwischen,“ sagte Sam und wurde leicht rosa um die Nase.

„Das ist doch der Reiz daran. Ich bin wieder dran. Okay, was war dein peinlichstes Sexerlebnis?“

„Mein erstes Mal. Bin zu früh gekommen, aber sie hat mir dennoch eine zweite Chance gegeben. Bist du schon mal zu früh gekommen?“

„Klar, das passiert doch jedem Mal. Hast du einen Fetisch von dem ich noch nichts weiß?“

„Hm, nicht das ich wüsste,“ antwortete Sam.

„Du bist so langweilig manchmal.“

„Und du bist meinen Fragen schon zweimal ausgewichen.“

„Das ist doch aber völlig nach deinen doofen Regeln, also beschwer dich nicht. Ich hab ja gleich gesagt, wir sollten 7 Minuten im Himmel spielen,“ maulte der Ältere.

„Knutschen können wir auch so, dafür müssen wir nicht in Bobbys Abstellkammer klettern.“

„Ich seh uns nicht knutschen.“

„Weil wir jetzt spielen,“ erklärte Sam augenrollend.

„Dann stell endlich die nächste Frage.“

„Was ist der totale Abturner für dich?“

„Mangelnde Körperhygiene. Frage zurück an dich, Sammy.“

„Wenn jemand nicht küssen kann.“

„Oh, sag bloß du bist immer noch verschreckt von Dusty mit der Froschzunge.“

„Das war ein traumatisierendes Erlebnis.“

„Armer Sammy! Ich weiß. Du wolltest danach ne ganze Zeit nichts mit Mädchen zu tun haben. Wolltest du nicht sogar ´ne Zeit lang ins Kloster?“

„Das war so ´ne Phase. Aber du hast mir das ja dann ausgeredet und gesagt es würde beim nächsten Mal besser laufen.“

“Ist es ja dann auch oder nicht?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage von Dean.

„Ja, Monica war toll, leider hatten wir nicht die Chance über die zweite Base hinaus zukommen, weil Dad uns in irgendein verschlafenes Nest in Wisconsin verschleppt hat.“
 

Sie schwiegen eine Zeit. Das Thema Dad wollte eigentlich keiner wieder aufgreifen. Schließlich kam Sam zu einer früheren Frage zurück.

„Hey, ähm…zu deiner Frage wegen dem Fetisch.“

„Ist dir doch noch was eingefallen, Sammy?“

„Ich weiß nicht, ob man es als Fetisch bezeichnen kann, aber als ich Jess davon erzählt habe, dass ich Jura studieren will, haben wir manchmal im Schlafzimmer oder an meinem Schreibtisch Anwalt und Mandantin bzw. Sekretärin gespielt.“

„Soll das heißen, dass du, mein ach so „unschuldiger“ Sammy, auf Rollenspiele stehst? Cool.“ Das war Sam schon wieder etwas peinlich und so stellte er, nachdem er erstmals auch was von seiner Whiskey-Cola trank, schnell die nächste Frage.

„Was würdest du denn gerne mal mit mir anstellen?“

„Oh, Sammy! Ich dachte schon du würdest nie fragen. Also, wir würden uns mal einen ganzen Tag Zeit dafür nehmen und dann würden wir uns erstmal gegenseitig überall küssen, bis uns fast die Lippen abfallen und dann würden wir es so oft und auf jede nur erdenkliche Art treiben, bis wir erschöpft und vollkommen befriedigt weg pennen, nur um nach einem kurzen Nickerchen noch mal von vorne anzufangen.“

„Ein Sexmarathon – warum überrascht mich das nicht?“ Er grinste und küsste Dean kurz. „Aber das wird wohl noch warten müssen, bis wir uns als Jäger zur Ruhe gesetzt haben und Jenny aus dem Haus bzw. das Wochenende bei einer Schlummerparty ist.“

„Oder sie ein Wochenende bei Onkel O-by und Tante Marcy verbringt.“

„Jetzt auch noch ein ganzes Wochenende? Ob wir das überleben?,“ scherzte Sam.

„Sammy, du Dummerchen. So viel Kalorien wie wir beim Matratzensport verbrauchen, müssen wir natürlich auch Essenspausen einplanen, da sind dann zwei Tage doch besser.“ Sam lachte und küsste Dean erneut.

„Ich liebe dich, weißt du das?“

„Klar, wer kann mir schon widerstehen? Du warst hin und weg seit ich dich das erste Mal geküsst hab.“

„Da ist was Wahres dran.“

„Wollen wir doch mal sehen, ob ich dich immer noch aus den Latschen kippen kann.“ Er nahm Sams Gesicht in beide Hände und küsste ihn leidenschaftlich und ausdauernd, bis alle Sauerstoffreserven aufgebraucht waren.

„Wow, wir hätten wirklich 7 Minuten im Himmel spielen sollen und das mehrmals hintereinander,“ sagte Sam der Deans Kusstechnik sehr genoss und zu schätzen wusste.

„Tja, ich bin der Ältere und so bleibt mir nur zu sagen, natürlich hatte ich Recht. Aber jetzt spielen wir erstmal dein kleines Fragenspiel zu Ende und wer weiß, vielleicht zeig ich dir dann eine Nacht im Himmel.“ Er küsste flüchtig Sams Hals, schaffte es aber dennoch ihm eine Gänsehaut zu verpassen.
 

„Wenn ich mich richtig erinnere, dann bin ich jetzt wieder dran mit fragen.“

„Okay, schieß los,“ sagte Sam.

„Hattest du schon mal Sex mit einer Autoritätsperson?“

„Wie genau meinst du das?“

„Na ja, jemand der viel älter ist oder ´ne Lehrerin, Studentische Hilfskraft, Professorin, Polizistin?“

„Nein,“ kam es sofort von Sam.

„Du etwa?“

„Yap!“

„Oh mein Gott! Kannte ich sie?“

„Ja, vielleicht sogar besser als ich, wenn auch auf eine andere Art, schließlich warst du 13 und Miss Wilcox über 20.“

„Du hast mit meiner Geschichtsreferendarin gebumst?,“ entfuhr es Sam schockiert.

„Ja und glaub mir, sie hatte keinen Keuschheitsgürtel drunter.“

„Aber…aber das ist moralisch so was von falsch. Sie war Lehrerin…“

„Hey, ich war 18 und sie war nicht meine Lehrerin.“

„DEAN, das…ich…argh!“ Er schnappte sich sein Glas und kippte sich Whiskey nach, ehe er sich die Flüssigkeit hinter die Binde kippte.
 

„Ich bin wieder dran, kleiner Bruder.“

„Okay, ich bin soweit.“

„Welcher Song kommt dir am ehesten in den Sinn, wenn du an mich denkst?“ Die Frage hatte er mal in so `nem Psychotest in einer von den Zeitschriften gelesen, die Carrie bei ihnen vergessen hatte. Er musste darauf zurückgreifen, da nach Sams Antwort, er hätte erst mit 5 Personen geschlafen, die Hälfte seiner noch vorhanden Frageideen weg gefallen waren.

„Ist das dein Ernst? Du stellst mir so ne schmalzige Frage?“ Sam war ehrlich überrascht.

„Was? Du denkst doch nicht etwa an „Eternal Flame“ oder so `nen Kack oder?“

„Nein.“

„Na was ist denn dann an der Frage schmalzig?“

„Na ja, ich hätte so was halt nicht von dir erwartet.“

„Ich stecke halt voller Überraschungen. Also, welches Lied erinnert dich an mich?“

„AC/DC’s T.N.T,“ kam es leicht verlegen von Sam.

„Wow, ich wusste doch, dass tief in dir drin, doch noch ein Funken guten Musikgeschmacks verborgen ist.“

„Der ist nicht verborgen. Mein Musikgeschmack ist astrein.“

„Wenn du das meinst,“ stichelte Dean. Sam aufzuziehen machte einfach immer wieder Spaß.

„Idiot!“

„Mistkerl, rück mal lieber mit der nächsten Frage raus.“

„Okay, wie du willst.“ Eigentlich konnte ihn ja jetzt nichts mehr schocken, aber dennoch war er auf die Antwort auf die folgende Frage gespannt.

„Hast du schon mal Frauenunterwäsche getragen?“

Dean nickte.

„Ich glaub’s ja nicht!“

„Ich war glaub ich 19 und hatte was Heißes laufen mit Rhonda Hurley und eines nachts hat sie mich überredet mal ihre Panties anzuprobieren. Sie waren pink, aber abgesehen davon hat mir das seidige Gefühl auf der Haut irgendwie gefallen.“

„Tse und da sagst du immer ich wäre das Mädchen.“

„Hey, vielleicht solltest du das auch mal ausprobieren oder wir könnten es gemeinsam ausprobieren.“

„Ich bezweifle, dass es Damen Panties in einer so großen Größe gibt, das alles von mir bedeckt ist.“

„Wow, der Spruch hätte von mir sein können, du Angeber.“ Gedanklich hatte er aber bereits das Ausfindigmachen von Seidenhöschen in Sam-Größe auf seiner Liste notiert.
 

„Hey, wir haben ja jetzt lang und breit über meine Sexeskapaden und Phantasien gesprochen. Gibt es denn irgendwas, dass du mal machen wollen würdest?“

„Na ja, ich wollte es eigentlich schon immer mal auf einem Wasserbett tun.“

„Mhm…interessant. Ich behalt das mal im Hinterkopf, falls wir mal einem Wasserbett begegnen. Du bist wieder dran mit fragen.“ Diesmal überlegte Sam etwas, bis er eine Frage parat hatte.

„Wenn das mit uns nicht klappt, käme dann noch mal ein Mann für dich in frage?“

„Wenn das mit uns nicht klappt, dann war es das für mich, denn dann klappt es mit niemandem. Irgendwie bist du es für mich.“ Sam legte Dean eine Hand an die Wange und küsste ihn zärtlich.

“Was? Kein „gib die Liebe nicht auf“ Gefasel?“

„Nein, weil ich das irgendwie genau so sehe.“

„Wir sind einer Meinung?“

„Scheint so,“ stimmte Sam zu.

„Haben wir irgendwo einen Rotstift? Ich muss das im Kalender markieren.“

„Idiot, so selten sind wir auch wieder nicht einer Meinung und nur zu deiner Information, wir haben weder einen Rotstift noch einen Kalender.“ Dean grinste, dann küssten sie sich kurz ehe er die nächste Frage stellte.

„Hast du ein Idol?“

„Ja, Ghandi.“

„Ein dürrer, kleiner Mann mit Brille und Windeln ist dein Idol?“

„Was? Er war praktisch der Erfinder des gewaltlosen Widerstands, das verdient Anerkennung.“ Dafür bekam Sam jedoch nur ein Augenverdrehen von Dean.

„Okay, ich bin wieder dran,“ kam es dann resignierend von Sam.

„Wenn du drei Wünsche frei hättest, was würdest du dir wünschen?“

„Die Zeit zu haben mit ´nem guten Buch vor dem Kamin zu sitzen und Rotwein zu schlürfen und natürlich den Weltfrieden.“

„Ernsthaft, Dean.“ Doch der ältere Winchester trank nur einen Schluck Whiskey. Sam musste nicht alles wissen.

„Okay, so einseitig macht das Spiel zwar nicht so viel Spaß, aber was soll’s. Du bist dran.“

Dean brauchte diesmal auch etwas länger, ehe er bereit war eine Frage auszuformulieren. Bevor er sie stellte, nahm er noch einen Schluck aus seinem Glas.

„Was gefällt dir besser, Frauen zu küssen oder mich, einen Mann?“

„Da gibt es glaube ich kein besser oder schlechter. Es ist einfach nur anders. Nebenbei müsste ich wohl noch ein paar Männer mehr als dich küssen, um zu einem aussagekräftigen Vergleich zwischen den Geschlechtern zu kommen.“

„Unter steh dich!,“ kam es sofort von Dean. Sam lächelte.

„Es kommt darauf an, ob mein Gegenüber küssen kann und das konnten sowohl die Frauen, mit denen ich was hatte, als auch du. Ich kann wie gesagt bei nur einem Mann als Richtwert nicht sagen, ob ich prinzipiell lieber Männer oder Frauen küsse, aber von allen Menschen, die ich bis jetzt geküsst habe, bist du mein Favorit.“ Er sah ihm tief in die Augen und verschloss dann Deans Lippen mit den seinen zu einem zärtlichen Kuss. Die Worte als auch die Geste waren das was Dean sich als Antwort gewünscht hatte. Er vertiefte den Kuss und Sam überließ ihm die Führung.
 

Als sie sich wieder lösten, stellte Sam Dean eine letzte Frage.

„Wie war das damals für dich als ich aufs College gegangen war?“ Sam war gespannt wie ein Flitzebogen auf die Antwort auf diese Frage. Eins stand fest. Mit dem runter kippen von ´nem Whiskey würde er Dean diesmal nicht davon kommen lassen.
 

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*Für alle die den Film nicht kennen oder ne Auffrischung brauchen:

http://www.youtube.com/watch?v=tPvjMETZePw

Die Antwort auf die Frage aller Fragen

Achtung! Chick-Flick-Moment-Alarm, trotzdem viel spaß beim lesen
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Dean kippte sich was von dem Whiskey ein, ließ die Cola jedoch weg. Sam musste natürlich so eine Hammer-Frage auspacken. Aber vielleicht konnte er durch das Trinken einen Freifahrtschein erhalten. Das hatte er zuvor ja auch schon geschafft. War ja alles nach den dämlichen Regeln von Sams doofem Frage-Spiel. Er trank einen Schluck von dem Whiskey und hoffte, dass sich das Thema damit erledigt hätte, doch der jüngere Winchester schüttelte nur mit dem Kopf.

„Nein, Dean. Du hast dich schon zu oft meinen Fragen verweigert. Diesmal kommst du nicht so davon.“

„Ach, willst du mich etwa zwingen?“

„Na ja, so ungern ich es auch tun würde, aber ich denke Mr. Snoozleberg und ich könnten es auch die eine oder andere Nacht allein zum schlafen auf dem Sofa aushalten.“

„Oh bitte, mach wenn du meinst, dass dich das weiter bringt.“ Er würde sich sicher nicht durch Sams Drohung erpressen lassen, zumal er ja irgendwie bei ihrer Sexverzichtswette von vor ein paar Wochen als Sieger vom Platz gegangen war, auch wenn er offiziell einem Unentschieden zugestimmt hatte.

„Ist es dir das wirklich wert? Ist es so schwer für dich, mit mir darüber zu sprechen, dass du lieber hier alleine nächtigst?“

„Hey, du hast Mr. Snoozleberg, ich hab Mr. Rechte-Hand.“ Er wackelte mit eben dieser.

„Irgh…Du bist echt ein Schwein. Das kann man ja wohl nicht miteinander vergleichen. Ich bin doch nicht der Hund der, in diesem Film mit Adam Sandler, die Plüschente rammelt.“ Er hatte den Ausschnitt vor einiger Zeit in einer Kinovorschau im Fernsehen gesehen.

http://www.youtube.com/watch?v=gBjfQBB6Ch8

„Oh mein Gott! So hab ich das gar nicht gemeint und da sagen immer alle ich hätte schmutzige Gedanken.“ Bei Deans Worten nahm Sams Gesicht himbeerfarbene Züge an.

„Wie auch immer. Aber du erklärst dann Bobby, warum ich unten auf der Couch schlafe,“ meinte Sam dann.
 

Okay, das war wirklich harte Verhandlungstaktik. Jetzt galt es abzuwägen. Mit Sam oder Bobby reden. Und wieder kam ihm in den Kopf, dass er selber vorgeschlagen hatte mehr zu reden. Doofe Idee. Aber schließlich kam es zu dem Entschluss, dass er wohl in den sauren Apfel beißen und Sams Frage beantworten musste. Aber vorher brauchte er noch einen Drink. Er füllte sein Glas erneut. Ohne den Drink würde er es wohl nicht schaffen über die bis dato schwärzeste Zeit seines Lebens zu berichten.

„Dean…“, kam es mahnend von Sam.

„Mach dir mal nicht ins Höschen Sammy, ich beantworte dir ja deine scheiß Frage.“ Er nahm noch einen Schluck und murmelte etwas, das in Sams Ohren wie „neugieriger Mistkerl“ klang. Der größere Winchester war überrascht, dass er Dean tatsächlich dazu gebracht hatte auszupacken und hörte ihm dann auch gespannt zu, als dieser zu erzählen begann.
 

„Du warst gerade für einen Monat weg als Dad meinte es wäre gut, wenn wir uns aufteilen würden, da wir so mehr Fälle lösen und nach dem Ding suchen könnten das Mum getötet hat. Er hat mich auf einen Geist in Pomona, Kalifornien angesetzt und meinte, er hätte eine Spur von dem Dämon in Utah. Wir würden uns in zwei bis drei Wochen wieder treffen, hatte Dad gesagt und dann war er auch schon weg.“

„Warum gerade Kalifornien?“

„Wahrscheinlich hatte er geglaubt ich würde nach dem einfachen Salzen und Verbrennen die restliche Zeit nutzen, um zu dir zu fahren und dich wieder zurück zu holen, keine Ahnung. Ich hab nicht gefragt. Na ja, jedenfalls war ich also zum ersten Mal in meinem Leben wirklich allein, ohne, dass jemand gewartet hat wenn ich zurück kam. Für 22 Jahre war ich Teil eines Ganzen, ich war ein Winchester. Ich hatte immer dich und Dad, aber auf einmal war ich allein. Ich hab mich gefühlt wie…“ Er überlegte kurz, bis er einen passenden Vergleich gefunden hatte.

„Wie ein Schiff ohne Kapitän auf hoher See?,“ schlug Sam vor.

„Danke, Mr. Metapher,“ scherzte Dean.

„Immer gern.“ Sam lächelte ihn liebevoll an.

„Jedenfalls war Alles mit einem Schlag anders. Aber ich bin Richtung Westen gefahren, um mich um den Geist zu kümmern, ich hatte ja sonst nichts zu tun.“ Er trank einen weiteren Schluck Whiskey. Eigentlich wollte er nicht reden, aber da er nun angefangen hatte, würde Sam nicht locker lassen. Manchmal war er echt wie ein Pitbull, der sich irgendwo fest gebissen hatte. Aber er war ja selber schuld, was hatte er Sam auch vorgeschlagen mehr zu reden. Als er das tat, hatte er allerdings nicht gedacht, dass Sam so tief graben würde, um Leichen im Keller zu finden.
 

Sam war sich bewusst, dass das was er von Dean verlangte nicht leicht für den Älteren war, aber es war eine Frage, die schon seit langem auf seiner Seele lastete. Dean war immer nur sauer gewesen auf ihn, aber er hatte nie darüber geredet, wie er sich gefühlt hatte und Sam war der Meinung, dass Dean mal alles raus lassen sollte und nahm auch in Kauf, dass sein Partner sich dazu erstmal ein wenig Mut antrinken musste, aber was solls? Er hatte noch genügend Whiskey übrig, Cola würde jedoch wohl nicht mehr benötigt werden, außerdem hatte Dean ja selbst gesagt, dass sie mehr reden sollten. Sie saßen so noch ein paar Minuten schweigend auf dem Bett nebeneinander, dann stand Dean auf und ging mit dem Glas zum Fenster. Während er in die mittlerweile hereingebrochene Dunkelheit hinaus blickte, fing er wieder an zu reden.
 

„Den ersten Tag bin ich gefahren, bis mir vom Sitzen der Hintern weh tat. Ich hatte mich dann in ein billiges Motel eingemietet. Irgendwo in Oklahoma. Dann saß ich da in dem Einzelzimmer. Kein Fernseher und das Radio, das es gab, bekam nur einen Country-Sender rein, aber ich hab es laufen lassen. Das Zimmer war wirklich nicht sonderlich geräumig. Total vollgestellt mit hässlichen, leicht gammeligen Möbeln, aber es kam mir ziemlich groß und leer vor.“

Sams Gesichtsausdruck war wehmütig geworden. Auch wenn Dean es nicht direkt sagte, war es nur allzu deutlich, dass er sich verdammt einsam gefühlt haben musste. Am Fenster nahm Dean einen weiteren Schluck. Gott, warum hatte Sam auch diese dämliche Frage stellen müssen?

„Als ich mich zum Schlafen hingelegt hatte, konnte ich nicht einschlafen. Es war einfach so still, also bin ich zum Impala gegangen und hab mich zum Schlafen auf den Rücksitz gelegt.“

Der Impala, das einzige was er in dem Moment von seiner Familie gehabt hatte, etwas, dass Psychologen wohl einen „sicheren Ort“ nennen würden. Was immer er sich früher auch ausgemalt hatte, so schlimm hatte Sam sich Deans Verbleib während seiner Zeit in Stanford nicht vorgestellt und er wusste wirklich nicht, ob er noch mehr hören wollte. Dean schien seine Gedanken zu kennen, denn er fragte:

„Willst du noch mehr hören, denn die nächsten Tage waren nicht besser.“

~Wenn du ihn jetzt nicht ausreden lässt, wird er es dir nie erzählen~, sagte eine Stimme in Sams Kopf und so räusperte sich der Jüngere kurz und sagte:

„Ich…red weiter, ich…möchte alles hören.“ Wieder trank Dean einen Schluck.

„Am nächsten Tag bin ich weiter gefahren, hab meine Kassetten in einer Lautstärke gehört, bei der du immer ausflippst, aber du warst nicht da, um zu meckern und am Abend hatte ich genug von der Stille. Ich bin in eine Bar, hab mich voll laufen lassen und bin mit der erst besten Tussi in einem Motelzimmer verschwunden, nur weil ich nicht mehr allein sein wollte, ganz schön erbärmlich, was? Das ging ein paar Tage so und ich kann dir sagen, ich war kein schöner Anblick mehr. Den Job hab ich so eben mit Ach und Krach und einem Mordskater über die Bühne gebracht und war froh, als ich mich mit Dad wieder in Utah getroffen hab.“

„Oh, Dean!“ Sam stand nun ebenfalls vom Bett auf und trat zu ihm ans Fenster. Dean seufzte als er Sam mit einem mitfühlenden Blick neben sich stehen sah.

„Ich wusste, ich hätte es dir nicht erzählen sollen. Ich will nicht, dass du mich mit diesem mitleidigen Blick ansiehst, weil ich ein erbärmlicher Schlappschwanz bin, der nicht mal ein paar Tage alleine sein konnte.“

„Das bist du nicht,“ versicherte Sam ihm und streichelte ihm leicht über den Oberarm.

„Außerdem ist es doch, dass was ich wollte.“

„Was, dass wir uns gegenseitig die Ohren voll jammern über Dinge aus der Vergangenheit, die wir eh nicht ändern können?“

„Nein, dass wir Zwei mal so richtig reden. Du bist ja nicht gerade scharf darauf über deine Gefühle zu sprechen und ich bin auch nicht wirklich viel besser, meistens. Deine Aussage, wir sollten mehr reden, war quasi ein Freifahrtsschein für diese Aktion. Ich denke, dass es einfach an der Zeit ist, dass wir uns über die fehlenden Jahre austauschen.“

„Das war also Ziel des ganzen Spiels.“

„Nein, nicht nur. Ich wollte eigentlich hauptsächlich mehr über deine sexuelle Vergangenheit erfahren,“ meinte Sam grinsend.

„Ach und warum, wenn ich fragen darf Mr. Kinsey?,“ neckte Dean Sam und brachte so wieder etwas Leichtigkeit in ihre Unterhaltung.

„Ich finde es wichtig, dass wir die Vorlieben des anderen kennen lernen, weil ich gehofft habe, dass es da das eine oder andere gibt, was wir gemeinsam ausprobieren könnten und du meintest doch auch selber, dass wir da vorher drüber reden sollten, bevor ich einfach wild drauf los mach.“

„Also was das angeht war das Spiel doch sehr ergiebig. Ich würde gern mal mit dir Anwalt und Mandant spielen.“ Er grinste anzüglich und Sam lächelte, ehe er Dean einen kurzen Kuss aufdrückte.
 

Aber noch hatte Dean ihm noch nicht alles erzählt, also hakte er noch einmal nach.

„Dean?“

„Was denn, Sammy?“ Was ihn anging hatte er jetzt genügend Seelenstriptease gemacht.

„Wie hat sich das dann mit dir und Dad eingependelt?“ Dean seufzte. Warum konnte Sam die Sache jetzt nicht auf sich beruhen lassen?

„Ich weiß nicht, ob er was gemerkt hat oder selber auch nicht allein sein wollte, aber er hat jedenfalls dann ´ne ganze Zeit lang keine Alleingänge mehr vorgeschlagen. Er hat es

irgendwann wieder gemacht, aber auch wenn ich dann hin und wieder zu viel getrunken und mit zahlreichen Frauen rum gemacht hab, bin ich nie wieder so abgestürzt.“

„Warum nicht?,“ wollte Sam wissen.

„Weißt du noch wie ich dir in Oasis Plains erzählt habe, dass Dad dich im Auge behalten hat?“ Sam nickte.

„Nun ja, ich hab dich auch im Auge behalten. War ein paar Mal da. Ich hab dich mit deinen Freunden gesehen und dann hat es irgendwann bei mir Klick gemacht und ich habe erkannt, dass du mich nicht brauchst. Du hattest Dad und mich abgehakt und neu angefangen und ich wusste du würdest nicht mehr zurück kommen und da hab ich zu mir gesagt: Hey, wenn der Kleine dich nicht mehr braucht und neu anfängt, dann kannst du das auch und so hab ich mich mit der Zeit daran gewöhnt, dass es nur noch Dad und mich gab. Bis Dad verschwunden ist.“
 

Erneut machte sich in Sam das schlechte Gewissen breit. Er hatte nicht nur seiner Familie den Rücken gekehrt, sondern er war nicht mal für Dean da, als es ihm so schlecht ging.

„Es tut mir so leid.“

„Lass stecken. Kann man jetzt eh nicht mehr ändern.“

„Sieh mich an Dean.“ Der Angesprochene wand sich seufzend Sam zu.

„Ich werde dich immer brauchen, nur nicht auf die Weise wie damals als Kind. Du bist mittlerweile soviel mehr als mein großer Bruder.“ Er zog Dean langsam in seine Arme.

„Ich liebe dich!“, haucht er ihm zu und es hinterließ eine Gänsehaut, die sich Deans Körper entlang zog.

„Und ich brauche dich.“ Er küsste Dean hauchzart auf den Mund. Die beiden sahen sich eine Weile an. Durch seinen Blick versuchte Sam dem Älteren zu zeigen wie ernst er seine Worte meinte. Deans Blick wandelte sich von leicht skeptisch, über zurückhaltend und nachdenklich, zu einem entschlossenen Ausdruck. Er schien eine Entscheidung getroffen zu haben.
 

Er konnte in Sams Blick erkennen, dass er es ehrlich und ernst meinte, und nach einem kurzen Überlegen hatte er sich entschieden, wie der Abend weiter verlaufen sollte. Er war des Redens so müde. Dean wollte nun Taten sprechen lassen.

„Ich will dich!“, flüstert er, während seine Hände sich um Sams Wangen legten. Dem Jüngeren einen letzten sehnsüchtigen Blick schenkend, vereinigte er ihre Lippen zu einem leidenschaftlichen Kuss. Sam hatte in Deans Augen, wie eigentlich immer, nur pure, bedingungslose Liebe gesehen. Eine Liebe die ihm täglich Kraft gab. Den Kuss genießend, jedoch nicht hundertprozentig bei der Sache, gingen ihm einige Dinge durch den Kopf. Dieses Gespräch hatte ihm in vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet. Hauptsächlich für Dinge, die er bis dato einfach verdrängt hatte. Er war eine lange Zeit sauer auf Dean gewesen, weil dieser in seinen Augen immer nur auf Dads Seite stand. Dabei war ihm nie in den Sinn gekommen, wie schwer es für Dean gewesen sein musste immer als, oftmals vergeblicher, Vermittler zwischen den Fronten zu stehen. Nie wirklich Partei ergreifen zu können, aus Angst die Gegenpartei würde sich von ihm abwenden und dass war ja dann letztlich auch so eingetroffen. Er hatte Dean und John verlassen, um zu studieren. Dean hatte im nach hinein sogar gesagt, dass er stolz auf ihn war, weil er seinen eigenen Weg gegangen war. Sam hatte immer verlangt, dass Dean auf seiner Seite sein sollte, war gleichzeitig aber nie darauf gekommen, dass der Ältere auch mal jemanden auf seiner Seite gebrauchen konnte. Ihr Leben hätte vielleicht viel reibungsloser verlaufen können, wenn er nicht so egoistisch gewesen wäre. Aber das würde sich ändern. Er konzentrierte sich nun voll und ganz auf den Kuss.
 

Nach einer Weile lösten sich die beiden wieder von einander. Sie spürten jeweils den Atem des anderen auf der Haut, während sie sich abermals ansahen und diesen intimen Moment genossen. Es war einfach wundervoll. Schließlich nahm Sam Dean bei der Hand und zog ihn zum Bett herüber, wo die beiden es sich, sich gegenüberliegend, bequem machten. So lagen sie eine Weile schweigend da und genossen die Nähe des anderen. Schließlich drehte Sam Dean auf den Rücken und platzierte sich über ihm. Bereitwillig ließ sich Dean auf diesen Positionswechsel ein und schlang die Arme um seinen Sammy. Während der Ältere nun damit beschäftigt war hingebungsvoll über Sams muskulösen Rücken zu streicheln, verteilte Sam viele kleine, sanfte Küsse über Deans ganzes Gesicht. Sam hatte gespürt, dass Dean heute eher Zärtlichkeit als wilde Leidenschaft brauchte. Er sah das, zusätzlich zu seinem Gefühl, auch in der Art wie sanft Deans Blick und wie weich seine Gesichtszüge waren. Die Tatsache, dass Dean ihm soweit vertraute und seine Hüllen hatte fallen lassen, so dass seine Bedürfnisse für Sam jetzt so offensichtlich wurden, bewies, dass ihnen das ehrliche Gespräch gut getan hatte. Sam nahm sich vor, dass er Dean heute Nacht zeigen würde wie sehr er ihn liebte. Er gab Dean einen langen, innigen Kuss und sah ihm dann tief in die Augen.

„Lass mich dich lieben, Baby.“

„Sammy…“ Dean nickte ohne einen blöden Kommentar abzulassen und strich Sam durchs Haar. Der Jüngere lächelte glücklich und fuhr damit fort Dean zu liebkosen.
 

Mit dem Daumen strich er Dean immer wieder zärtlich über die leicht verstoppelte Wange, während er kaum aufhören konnte ihn zu küssen. So wärmten sie sich, sportmetaphorisch, gesehen auf für den Hauptevent auf. Deans Küsse schmeckten immer noch leicht nach Whiskey und dem üblichen, typischen Dean-Aroma von dem Sam bereits wieder wie berauscht war. Nur kurz ließ er von Dean ab, um ihm das zu sagen.

„Ich liebe es wie du schmeckst.“

„Dito.“ Und sofort begannen sie den nächsten Kuss. Kurz darauf lösten sie sich wieder von einander. Dean hatte die Augen geschlossen und wartete bereits auf den nächsten Kuss. Doch als der ausblieb öffnete er seine Augen und sah Sam verwirrt an, der ihn nur liebevoll ansah.

„Was?“

„Ich liebe dich, Dean.“

„Ich liebe dich auch Sam und jetzt mach hier weiter.“

„Was sind wir heute aber ungeduldig.“ Beide lachten. Dann wurden sie wieder ruhiger. Ihre Zuneigung zu einander war deutlich sichtbar und benötigte keinerlei Worte mehr. Während sie sich wieder küssten, fingen sie langsam an sich auszuziehen.
 

Schließlich lagen sie sich nackt in den Armen. Zärtlich streichelte Dean Sam über die Arme und Schultern. Dem Jüngeren entfuhr ein glücklicher Seufzer. Seine Hände streichelten derweil über Deans Brust. Er fand schnell eine von Deans Brustwarzen, die er zu verwöhnen gedachte. Die Hände des Älteren wanderten nun über Sams Flanken und er stöhnte, als Sam an seiner Brustwarze leicht zu knabbern begann.

Dies war erst der Anfang. Sie ließen sich viel Zeit den Körper des jeweils anderen zu erkunden. Beide mehr auf die Nähe zueinander als auf einen Höhepunkt aus. Für manch einen mag es wie Blümchensex erscheinen, doch für sie war es das zärtlichste und emotionalste Liebesspiel das sie je genießen durften und das sowohl als Paar als auch jeder für sich, denn die Intimität zwischen ihnen war so viel weitreichender als bei jedem Partner mit dem sie je zuvor das Bett geteilt hatten.
 

„Das war schön,“ sagte Sam, als sie sich später verliebt in den Armen lagen. Die Temperaturen waren zum Glück wieder etwas runter gegangen im Vergleich zu den letzten Tagen.

„Ja und jetzt lass uns schlafen. Ich wette Jenny will morgen ihr O-by-Car ausprobieren,“ erstickte Dean den drohenden Chick-Flick-Moment im Keime. Sam lächelte, denn das war typisch Dean.

„Okay. Gute Nacht. Ich liebe dich.“ Sie kuschelten sich in die Kissen und bald darauf herrschte Stille im Raum. Doch Dean schlief nicht. Er sah Sam zärtlich an und ließ seine Hand hauchzart über Sams Haar gleiten.

„Genug Ersatzteile für den Impala bis ans Ende aller Tage, dass es dir und Dad immer gut geht und ihr glücklich seid und die Möglichkeit immer in deiner Nähe zu sein. Das sind die drei Dinge, die ich mir wünsche,“ sagte Dean, der davon ausging, dass Sam bereits eingeschlafen war. Er hätte sich zwar auch seine Mum wieder lebendig gewünscht, aber wenn er sich wünschte, dass sie nie gestorben wäre, dann würde sich ihr Leben, so wie sie es kannten schlagartig verändern. Er würde sicher nie erfahren, dass er nicht Sams richtiger Bruder war. Sie würden normal aufwachsen und sich nie in einander verlieben. So sehr er Mary vermisste und so seltsam seine Beziehung mit Sam war, er liebte den Jüngeren und war glücklich mit ihm. Er würde diese Liebe für nichts und niemanden eintauschen, nicht mal für seine Mutter und diese Erkenntnis schockte ihn ziemlich, zeigte es doch auf, dass er Sam wirklich mehr liebte als alles andere auf der Welt. Und sich Mary einfach wieder im hier und jetzt lebendig zu wünschen, das ging irgendwie auch nicht. Das wäre, als würde man einen Zombie erschaffen. Sie würde sich in dieser Zeit gar nicht zu Recht finden und irgendwas in ihm sagte ihm, dass sie das gar nicht wollen würde. Er wusste nicht, was sie von seiner Beziehung zu Sam halten würde, aber so wie er sie in Erinnerung hatte, war sie eine liebevolle Mutter, die nur wollte, dass ihre Jungs glücklich wurden. Er seufzte. Man konnte halt nicht alles haben.
 

Der Jüngere hatte lange trainieren müssen, um in der Lage zu sein, seinen Bruder täuschen zu können, aber diesmal klappte es. Als Dean einige Zeit später anfing leise vor sich hin zu schnorcheln, kuschelte Sam sich wieder näher an ihn. Sein Partner hatte wirklich selbstlose Wünsche. Zuerst dachte er dabei an seine Familie und ja, irgendwie gehörte der Impala dazu, und erst ganz zuletzt minimal etwas für sich selbst. Er wollte lediglich in Sams Nähe sein dürfen, mehr nicht. Sam hatte zwar gedacht, es wäre unmöglich Dean noch mehr zu lieben als er es tat, doch die Wirkung dessen Worte bewiesen ihm das Gegenteil.

„Ich verspreche dir, dass ich für immer bei dir sein werde als dein Bruder und Partner.“ Er gab ihm einen hauchzarten Kuss auf die Wange, von dem Dean nicht wach wurde. Dann schloss er die Augen und war auch bald darauf eingeschlafen. Keiner von ihnen bemerkte, dass Bobby in dieser Nacht nicht nach Hause kam…

Die jähe Unterbrechung eines hamonischen Morgens

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Eine böse Überraschung...

Nach dem Vorfall mit dem Paranoiadämon hatte John Pastor Jim versprechen müssen, sich öfter zu melden. Wenn, aus Sicherheitsgründen, schon nicht bei seinen Jungs, dann wenigstens bei Bobby, Caleb oder ihm. Und John hatte sich für seine Verhältnisse mehr oder weniger dran gehalten. Vor ein paar Tagen hatte er Pastor Jim angerufen und ihn wissen lassen, dass er wohl auf war. Der Geistliche war erleichtert und fragte ihn, ob er vor hätte seine Jungs und seine Enkelin anlässlich ihres ersten Geburtstags zu besuchen. Sie wären im Moment bei Bobby. John meinte, er wolle ohnehin nach South Dakota, von daher würde er sicher auch einen Abstecher zu Bobby machen. Er hatte es letztlich nicht genau zu Jennys Geburtstag geschafft, aber immerhin war er auch nur einen Tag zu spät. Er freute sich darauf seine Familie wieder zu sehen. Er würde es gerne öfter tun, aber noch immer hielt er das Risiko für zu groß. Allerdings hatte er vor kurzem etwas aufgetan, das ihm dem Ziel, den Dämon zu töten, der seine Frau und die Freundin seines Jüngsten getötet hatte, näher bringen würde als je ein Hinweis zuvor. Deswegen musste er nach South Dakota, genauer gesagt nach Sioux Falls, da traf es sich gut, dass seine Jungs bei Bobby waren, denn wenn er das wonach er suchte wirklich finden würde, dann wäre seine Rache nicht mehr fern und für den Fall, dass er die Auseinandersetzung mit dem Dämon nicht überleben sollte, wollte er sich vorsichtshalber schon mal von den beiden verabschieden. Seine Entscheidung hatte er schon vor langer Zeit getroffen. Er würde sie in den Endkampf nicht mit rein ziehen. Jetzt erst Recht nicht, wo Sam nun ein eigenes Kind hat.
 

Nach einer langen Fahrt kam er endlich bei Bobbys Haus an. Der Impala stand in all ihrer Schönheit davor. John stieg aus und tätschelte kurz das Dach seines ehemaligen Wagens.

„Dean hält dich gut in Schuss wie ich sehe.“ Er schmunzelte leicht, war es doch sein Ältester, der sonst immer mit dem Auto sprach. Er ging zur Tür und öffnete sie. Als er jedoch im Erdgeschoss niemanden antraf, wunderte ihn diese Tatsache, denn Bobby ließ die Tür niemals offen, wenn niemand zu Hause war. Der Impala stand vor der Tür, also mussten doch seine Jungs hier sein. Die Küche sah aus, als hätte vor kurzem hier noch jemand Frühstück zubereitet. Eine Pfanne und einiges Besteck lagen in der Spüle. Er rief nun nach seinen Söhnen. Nicht zu laut, ihm war wieder eingefallen, dass seine Enkelin ja noch klein war und vielleicht schlafen könnte. Er wollte sie nicht wecken. John bekam aber keine Antwort. Es war fast Mittag. Es erschien ihm unwahrscheinlich, aber vielleicht hatten sich seine Familienmitglieder für ein Mittagsschläfchen nach oben verzogen. Also ging er die Treppe hoch und schnurstracks auf das Zimmer zu, indem seine beiden Söhne immer geschlafen hatten, als sie noch Kinder waren. Wieder rief er ihre Namen und bekam keine Antwort. Also öffnete er kurzerhand die Tür und den Anblick, den er geboten bekam, würde er sicher niemals mehr vergessen können.
 

„Sam Dean seid ihr…“ ihm stockte der Atem.

Seine Jungs, nackt, auf dem Bett. Arme umeinander gelegt und sich streichelnd. Sie saßen sich einander zugewandt so dicht bei einander, dass man meinen könnte, sie wären am Unterleib zusammen gewachsen. Ihre Beine waren ausgestreckt und machten den Eindruck als wären es Tentakel. Die beiden waren sich so nah, dass John nicht mal wirklich sagen konnte wo Sam aufhörte und Dean anfing. So wie es in dem Zimmer roch, stand es für den ältesten Winchester fest, dass die beiden vor kurzem Sex hatten. Was zum Teufel ging hier ab? Und so entfuhr ihm auch sogleich:

„Was zur Hölle?,“ entfuhr es John. Dies ließ die beiden Männer auf dem Bett, auseinander fahren. Entsetzte Augenpaare trafen sich.

„Scheiße, Dad,“ kam es von Dean. Sein Ältester erkannte ihn, also schloss er Besessenheit zum Teil aus, dennoch folgte von John ein, in gewisser Weise, fast flehendes:

„Christo!“ Aber eine Reaktion blieb aus. Somit musste John der Wahrheit ins Auge sehen. Seine Söhne trieben es miteinander und den Schuldigen dafür hatte er auch schnell ausgemacht.
 

Die beiden jüngeren Winchesters hatten sich vor Schock noch keinen Zentimeter bewegt. Es überraschte sie nicht, dass ihr Vater sie auf Besessenheit prüfte. Schließlich konnte man die delikate Angelegenheit ja nur auf zwei Arten deuten und wenn man ehrlich war, welcher Vater hoffte denn nicht inständig, dass seine Kinder besessen sind, wenn er sie in so einer eindeutigen Pose erwischte? Die Alternative war nichts, womit man sich als Elternteil gerne auseinander setzen wollen würde. Doch die Brüder erkannten, dass bei John, die ungeliebte Alternative langsam einsickerte und er sich wirklich bewusst wurde, welcher Situation er hier gerade Zeuge geworden war. Sie wussten nicht was sie sagen sollten. Ein “Es ist nicht das wonach es aussieht“ wäre erstens gelogen und zweitens würde John es ihnen eh nicht abkaufen. Sie bekamen auch gar nicht die Chance sich irgendwelche Worte parat zu legen, denn blitzschnell wurde aus ihrem fassungslos und schockiert drein blickenden und handlungsunfähig erscheinenden Vater, ein erzürnter, wutentbrannter und entschlossen handelnder Mann. Mit ein paar schnellen Schritten war er am Bett angekommen und packte Sam an Schultern und Haaren und zerrte den, vor Überraschung völlig perplexen, größeren Winchester rabiat von Dean und dem Bett weg.
 

„Wie lange treibst du es schon mit deinem Bruder?,“ fuhr John seinen Jüngsten an. Dieser versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. Den anfänglichen Schock über Johns so plötzliche und ziemlich aggressive Reaktion hatte er überwunden.

„Antworte mir!,“ schrie John. Sam kam nicht dazu zu antworten, denn just in dem Moment, war Dean aus seiner Starre erwacht. Er war vom Bett aufgesprungen und zu Vater und Sohn rüber getreten. Er war nun vollkommen im „Ich muss Sam beschützen“ - Modus.

„Dad, lass ihn los. Du tust ihm weh.“

“Misch dich nicht ein.” Sam kämpfte immer noch gegen Johns Griff an, aber ihr Vater hatte ihnen schließlich alle Kampftechniken beigebracht, so dass Sam wenig Chancen hatte. Sams angestrengtes und leicht schmerzverzerrtes Gesicht, brachte bei Dean das Fass zum überlaufen. Er sah rot. So durfte niemand mit seinem Sammy umspringen. Auch nicht sein Vater. Sämtliche Hemmungen seinem Vater gegenüber ablegend, ging er ihn direkt an.

„Ich sagte, du sollst ihn los lassen.“
 

Alles ging nun ziemlich schnell. Bei dem Versuch Sam von John weg zuziehen, entstand ein Handgemenge in Folge dessen John Sam los ließ, Dean mit den Worten:

„Leg dich besser nicht mit mir an, Junge,“ wegschuppsen wollte und dieser sich wehrte und seinen Vater ungünstig am Kinn traf und mit einem Lucky Punch zu Boden schickte, wo er bewusstlos liegen blieb. Sam reagierte schnell und stand sofort bei seinem Partner. Er wollte den Arm um ihn legen.

„Dean, ist alles…“ Doch Dean entzog sich ihm. Seine Magen rumorte. Die Erkenntnis, dass ihr Vater so von ihnen erfahren und er ihn niedergestreckt hatte, drang nun ungehindert auf ihn ein und ihm wurde schlecht. Kreidebleich im Gesicht murmelte er:

„Oh Gott, ich habe Dad geschlagen,“ ehe er aus dem Zimmer raste, um seinen Mageninhalt dem Porzellan-Gott darzubieten.

„Scheiße,“ entfuhr es dem Jüngeren. Er kniete kurz neben seinem Vater. John atmete und schien soweit in Ordnung und würde sicher bald wieder zu sich kommen. Sein alter Herr hatte schon weit Schlimmeres einstecken müssen. Somit war er nicht seine Priorität. Diese galt im Moment einzig und allein Dean. Sam ging zum Bett rüber und zog sich schnell seine Unterhose an. Dann schnappte er sich noch Deans und ging rüber ins Badezimmer.

Er kniete sich neben seinen Partner, der sich mit dem Kopf über der Kloschüssel hängend gerade vom Hochwürgen erholte. Sam hoffte, dass die Erdbeer-Schoko-Mischung wenigstens einen nicht ganz so ekligen Erbrochenen-Nachgeschmack hinterlassen würde. Er streichelte Dean liebevoll über den Rücken.

„Hey, beruhig dich. Das wird schon wieder.” Bei diesen Worten hob Dean den Kopf.

„Das wird schon wieder? Sam, ich habe gerade Dad niedergeschlagen. Oh Gott, was mach ich hier eigentlich? Ich sollte besser nach ihm sehen.“ Dean versuchte aufzustehen, doch er war noch ziemlich wackelig auf den Beinen.

„Nicht so schnell.“ Sam gab ihm halt.

„Du hast nichts falsch gemacht. Du wolltest mir nur helfen. Das du Dad erwischt hast, war ein unglücklicher Zufall,“ versuchte er den Älteren aufzubauen. Dean sackte wieder zu Boden.

„Sam…ich…ich hab Dad geschlagen…Oh Gott!“ Er erbrach sich erneut. Sam nahm sich einen Waschlappen und machte ihn nass. Dann kniete er sich wieder neben Dean und bot ihm den Lappen an, den er dankend annahm. Sam kannte seinen Großen lange genug, um sich denken zu können, was für ein schlechtes Gewissen er nun haben musste. Er war John so ergeben, dass er selbst jetzt, wo er im Recht und der Schlag nicht mal wirklich böse Absicht war noch Schuldgefühle hatte. Auf der anderen Seite wusste Sam auch, dass Dean alles für ihn tun würde. Er hatte sich gegen Dad aufgelehnt, um ihm zu helfen. Der Ältere tat ihm leid. Er musste jetzt wohl gerade mit einem chaotischen Gefühlswiderspruch zu kämpfen haben. Immer wieder murmelte er etwas vor sich hin. Sam konnte nur Bruchstücke verstehen. Etwas wie „was hab ich getan“ und „für Sammy“.
 

Nachdem ein erneuter Kotzanfall ausblieb, half Sam Dean auf und ließ ihn seine Unterwäsche anziehen. Dann putzte sich Dean die Zähne. Anschließend sah er seinen Kleinen leicht verzweifelt an.

„Was machen wir denn jetzt?“ Daraufhin nahm Sam Dean in den Arm.

„Ich weiß es nicht, Baby. Aber egal was passiert, ich liebe dich.“ Dean lächelte mit dem winzigsten Anflug von Erleichterung und bekam dafür einen kleinen Kuss von Sam, der ihn darüber hinaus noch eine Weile in dieser für Dean wundervollen Umarmung festhielt.
 

So fand Bobby die beiden schließlich auch noch vor. Er hatte wirklich getrödelt und mit Marcy geflirtet, als er mit Jenny den Sand holen gefahren war. Vor seinem Haus hatte er sofort Johns Truck entdeckt und ihm schwarnte schon nicht wirklich Gutes. Die beiden Jungs waren allein zu Haus und Bobby wüsste schon, was er in ihrer Situation machen würde, wenn er sturmfreie Bude hätte. Er hoffte nur, dass John sie nicht in einer zu eindeutigen Situation überrascht hatte. Allerdings machte die Szene mit den nur mit Unterwäsche bekleideten Männern, die sich umarmten nicht gerade einen guten Eindruck.

„Pa-pa, Din!,” machte das kleine Mädchen auf seinem Arm die Brüder auf sie aufmerksam.

„Oh, hey Bobby,“ sagte Dean und machte sich von Sam los.

„Was ist passiert? Wo ist John?,” erkundigte sich Bobby, während er sich von dem mittlerweile auf ihn zugetretenen Dean Jenny abnehmen ließ.

„Er…er…ähm er liegt in unserem Zimmer auf dem Boden,“ erklärte Sam.

„Was? Wieso das denn? Was war hier los als ich mit Jenny weg war?” Der jüngere Winchester antwortete nicht. Er machte sich Sorgen um Dean, der wie in einer Art Trance mit Jenny auf dem Arm in der Tür stand und belangloses Babyzeugs erzählte.

„Was war los?,“ wiederholte Bobby seine Frage.

„Einen Moment bitte, Bobby.“ Er trat an seinen Bruder heran und berührte sanft seine Schulter. Er reagierte und sah Sam an.

„Ich glaube, sie braucht eine neue Windel.“

„Gut…warum gehst du dann nicht mit ihr in ihr Zimmer und kümmerst dich um sie? Ich regle das mit Dad und Bobby bis du fertig bist, okay?“

„Ja, das sollte ich machen.“ Mit immer noch besorgtem Blick beobachtete Sam, wie Dean mit Jenny in ihr Zimmer ging. Für Sam, stand fest, dass sich sein Großer noch immer in einem schockähnlichen Zustand befand. So kannte er Dean gar nicht und es jagte dem Größeren eine Heidenangst ein. Aber wer konnte denn auch ahnen, dass nach einem so tollen Morgen so eine böse Überraschung auf sie wartete?

„Was ist mit ihm los?,“ fragte Bobby und riss Sam so aus seinen Gedanken.

„Komm mit in unser Zimmer. Ich erkläre dir dann alles.“

...und ihre Folgen

„Wie lange liegt er jetzt schon hier?,“ fragte Bobby Sam, nachdem dieser ihn über die Ereignisse, die in seiner Abwesenheit passiert waren, informiert hatte. Auch er machte sich nun ein wenig Sorgen um Dean. Das Verhältnis, das zu Bruder und Vater bestand, hatte sich jäh verkompliziert, falls das überhaupt möglich war. Er konnte Johns Reaktion nachvollziehen. Seine Söhne in solch promisker Situation vorzufinden war sicher unter den Top Ten der größten Albträume aller Väter. Es war aber auch typisch für John erst zu Handeln anstatt seine Jungs sich erklären zu lassen.

„Nicht länger als zehn Minuten,“ meinte Sam, der sich mittlerweile angezogen hatte.

„Lass ihn uns runter ins Wohnzimmer bringen,“ schlug der ältere Jäger vor.

“Ich helfe euch dabei,” erklang Deans Stimme von der Tür aus. Er schien wieder „normal“ zu sein. Der Jüngere war erleichtert.

„Wie geht’s Jenny?,” wollte Sam wissen.

„Ich hab sie gewickelt und dann mit Spielzeug in ihr Bettchen gesetzt.“

„Okay, zieh dich richtig an und komm dann nach unten. Sam und ich schaffen John schon allein runter.“ Dean nickte und ging zu seiner Oberbekleidung hinüber, während sich Sam und Bobby an John zu schaffen machten. Ihn aufrichteten und ihn mit vereinten Kräften durch die Tür nach unten brachten.
 

Als Dean fertig angezogen war und nach unten kam, hatten Sam und Bobby John auf dem Sofa abgelegt.

„Bobby, was sollen wir jetzt machen?,“ fragte Sam den anderen Mann.

„Was wohl? Ihr werdet ihm die Wahrheit erzählen, so wie ihr es bei mir gemacht habt.“

„Irgendwas sagt mir, dass Dad uns nicht so bereitwillig zuhören wird wie du,“ machte sich Dean bemerkbar.

„Das ist möglich und wahrscheinlich wird er auch nicht so verständnisvoll reagieren wie Bobby,“ stimmte Sam ihm zu.

„Das wohl nicht, aber ihr seid erwachsen und genetisch gesehen nicht verwandt. Verbieten kann er es euch nicht.“

„Was aber nicht heißt, dass er es nicht versuchen wird,“ meinte Sam.

„Ich hol ihm mal ein bisschen Eis,“ sagte Dean und ging in die Küche. Sam rollte mit den Augen. Sein Bruder war wie immer viel zu nett zu ihrem Dad. Bobby, dem das nicht entgangen war, hielt es für das Beste die beiden fürs erste zu trennen, um zu verhindern, dass sie sich wegen John wieder in die Haare bekamen.

„Sam, geh du doch hoch und bring das Geschirr von eurem Frühstück runter und schau noch mal nach Jenny. Ich bleib hier bei eurem Vater.“

“Okay, aber sag Bescheid wenn er zu sich kommt,“ ging Sam auf Bobbys Vorschlag ein und verließ das Wohnzimmer. Der ältere Jäger seufzte. Da kam einiges auf seine Jungs zu.
 

“Jenny kann sich noch eine Weile allein beschäftigen, aber es wird bald Zeit für ihr Mittagessen. Es war doch noch etwas von den Spaghetti von gestern übrig oder?“

„Ja, stehen im Kühlschrank, Sam,“ antwortete Bobby. Er und Dean saßen bei John, dem von Dean führsorglich ein Coolpack an den Kopf gehalten wurde.

„Gut, dann kümmere ich mich darum.“ Er ging in die Küche. Er hatte Angst, dass jetzt wo John von ihnen wusste und sicher verlangen würde, dass sie sich trennten, Dean auf Dad hören würde. Er vertraute seinem Partner, einzig Johns Anwesenheit machten Deans Reaktionen für Sam unvorhersehbar. Bevor er jedoch etwas in Sachen Spaghetti in die Wege leiten konnte, rief ihn Bobby wieder zurück ins Wohnzimmer. John kam zu sich.
 

„Dad, bist du okay?,“ hörte er beim Hereinkommen Dean fragen. John antwortete nicht und setzte sich auf.

„Mach langsam, John. Du warst `ne Zeit weggetreten,“ riet Bobby ihm.

„Ich bin in Ordnung. Ich brauch keine Krankenschwester.“ Er nahm Dean das Coolpack aus der Hand und schob ihn von sich.

„Du bist schon wieder unhöflich, dann bist du wirklich in Ordnung,“ kommentierte der bärtige Jäger trocken. Doch der älteste Winchester beachtete ihn gar nicht. Er hatte bei allem drum herum keinesfalls vergessen, was seiner Bewusstlosigkeit voraus gegangen war.
 

Deans Magen begann bereits wieder zu rebellieren und ein Klos bildete sich in seinem Hals, als er bemerkte, wie John ihn mit Abscheu und Enttäuschung im Blick ansah, aber bei näherer Betrachtung fiel ihm auf, dass der Blick nicht allein ihm galt sondern hauptsächlich auf Sam gerichtet war, der hinter ihm stand. Just in dem Moment fing John auch schon an gegen seinen Jüngsten zu wettern.

„Ich wusste, doch, dass ich dich nicht hätte aufs College gehen lassen sollen. Die mit ihrem liberalen Scheiß, den sie einem da eintrichtern. So was wie „niemand kann sich aussuchen ihn wen man sich verliebt”. Solche Parolen lassen dich nicht mal vor deinem eigenen Bruder Halt machen. Er hat ja schon immer das getan, was du wolltest und du nutzt das auch noch schamlos aus um deiner Perversion zu frönen. Wie lange geht das schon? Warst du schon vor dem College scharf auf Dean? Kein Wunder, dass du dich kaum für Mädchen interessiert hast.“ Während Dean John nach dieser Anschuldigung perplex anstarrte, brauchte Sam kaum eine Sekunde, um sich zu verteidigen.
 

„Weißt du eigentlich was du da für einen Mist laberst? Du hast mich streng genommen gar nichts aufs College gelassen. Ich wollte gehen und du hast mich aus der Familie praktisch ausgeschlossen und zu deiner Information: Im Gegensatz zu dir hab ich Dean nie zu etwas gezwungen. Keiner von uns ist pervers. Ich stand auch nicht schon immer auf Dean und ich hab mich sehr wohl für Mädchen interessiert, nur waren wir, wegen dir, nie lang genug an einem Ort, so dass sich für mich so gut wie nie etwas Ernstes entwickeln konnte.“ Nach Sams Ansage, meldete sich nun Dean zu Wort.

„Sam hat gar nichts ausgenutzt. Wir wollen es beide. Und es ist auch anders als du denkst. Wir…“ Das „sind keine Brüder“ konnte er nicht mehr aussprechen, da ihm John ins Wort fiel.

„Dean, hol meine Sachen aus dem Truck.“

„Dad,“ protestierte Dean erneut.

„Geh, ich hab mit deinem Bruder zu reden,“ wies er Dean an.

„Auf keinen Fall lass ich dich mit ihm allein.“

„Schon gut Baby, ich kann mich sehr gut selber verteidigen.“

„Nein, Sammy. Ich will nicht, dass wir uns anschreien wie Höhlenmenschen. Diesen Scheiß hab ich jahrelang mitgemacht mit euch beiden. Wir werden uns jetzt hinsetzen und das wie zivilisierte Menschen miteinander klären.“

„Das halte ich für eine gute Idee,“ stimmte Bobby zu, der die ganze Zeit über stumm dabei gestanden hatte. Es brannte ihm unter den Nägeln John zum Schweigen und zuhören zu bringen, doch im Gegensatz zu ihm wollte er den Jungs nicht ins Wort fallen. Dean sah ihn freundlich an.

„Bobby, würdest du bitte nach Jenny sehen?“

„Oh, ja klar.“ Den Wunsch nach dem Gespräch unter sechs Augen nachkommend, verzog sich Bobby aus dem Zimmer.
 

Erst als sie ihren väterlichen Freund die Treppe erklimmen hörten, sprach Dean weiter.

„Dad, lass es uns erklären,“ bat Dean.

„Ich will nichts hören.” Sein Blick blieb hart und auf Sam fokussiert.

„Hört mir gut zu, alle beide. Ich bin euer Vater und scheiß egal welche Erklärung ihr glaubt für diese Abscheulichkeit zu haben, die ihr miteinander zu praktizieren pflegt, ich will es nicht hören. Das Ganze hat ein Ende. Hier und jetzt. Ich befehle es euch.“

“Das ist wieder so typisch,” kam es zynisch von Sam.

„Nein, Dad. Hör uns doch bitte einmal zu,” versuchte es Dean immer noch höflich. Doch John schien seine Bitte völlig auszublenden und wollte aufstehen. Das ließ Sam nicht zu und drückte seinen Vater unsanft zurück auf die Couch. Das jedoch duldete der älteste Winchester nicht. Was bildete Sam sich bitte schön ein? Deans Beobachtungsgabe ließ seine Alarmglocken schellen. Ihr Vater würde Sams Verhalten nicht auf sich beruhen lassen. Er handelte blitzschnell und trat zwischen die beiden. Gerade in dem Moment, in dem John sich erhoben und zum Schlag gegen Sam ausgeholt hatte. Die Ohrfeige traf nun jedoch Dean.
 

Sofort griff dieser nach seiner Lippe, denn die hatte, wie auch seine Wange, ordentlich was abbekommen und er konnte Blut in seinem Mund schmecken.

„Spinnst du?,“ fuhr Sam seinen Vater an. Er zog Dean zur Seite, denn er wollte nun seinerseits John eine verpassen. Der kleinere Winchester konnte sich gerade noch rechtzeitig berappeln bevor Sam auf ihren sturen Vater losgehen konnte. Sie mussten ihn jetzt endlich dazu bringen ihnen zu zuhören, ehe das Ganze noch mehr eskalierte als es sowieso schon war.

„Nein Sam,“ sagte Dean mit mahnender Stimme und hielt ihn zurück. Er warf John einen warnenden Blick zu. Sam wand sich nun seinem Partner zu.

„Lass mich mal sehen.“ Sanft kontrollierte er Deans verletzte Lippe.

„Geht schon, Sammy. Hat schon wieder aufgehört zu bluten,“ beschwichtigte er den Jüngeren. Sie hatten jetzt wichtigeres zu tun, als sich um seinen davon getragenen „Bagatellschaden“ zu kümmern. Also richtete er jetzt seine Aufmerksamkeit wieder auf John.

„Dad bitte, lass uns es dir erklären. Danach wirst du alles verstehen.“

„Wie bitte? Diese kranke Scheiße zwischen euch werde ich nie verstehen.“

„Kannst du jetzt vielleicht für einen Moment den Rand halten und Dean zu hören?“

„Wie redest du eigentlich mit mir, Junge?“

„DAD, BITTE!” Zum ersten Mal wurde Dean nun richtig laut, was endlich die gewünschte Wirkung auf seinen Dad hatte.

„Gut, du hast fünf Minuten.“

„Ein bischen mehr Zeit werde ich schon brauchen.“

„Vier Minuten und 58 Sekunden.“

„Das ist nicht fair,“ beschwerte sich Sam.

„Ach und die Gutmütigkeit deines Bruders auszunutzen, das findest du fair?“

„Jetzt hör doch mit diesem Scheiß auf Dad,“ mischte sich Dean ein.

„Die Zeit läuft, Junge,“ kam es nur von John. Dean öffnete den Mund. Aber wie sollte er alle Ereignisse, die zu ihrer Beziehung führten, in 4 ½ Minuten packen?
 

Sam ergriff nun das Wort. Er war sich sicher, dass wenn er erst einmal mit seinen Erklärungen angefangen hatte, John ihn schon ausreden lassen würde. Überraschenderweise hörte er seinem Jüngsten tatsächlich zu, ohne ihn zu unterbrechen. Als Sam geendet hatte, ließ das Winchester - Oberhaupt das Gehörte auf sich einwirken. Der Kinderzimmerbrand, der seinen Jungs Jenny einbrachte, der Dämon, der was davon faselte seine Jungs seien keine Brüder, der DNA-Test, der dies bestätigte, ihr Aufenthalt in St. Paul, Sams Recherchetour nach Lawrence, das sich plötzlich näher kommende Bruderpaar. Johns erste Reaktion darauf war:

„Sind wir hier bei Versteckter Kamera?“

„Nein, das ist ernst. So hat es sich abgespielt,“ versicherte Sam ihm.

„Wieso hast du auf den Dämon gehört? Ich dachte ich hätte dich besser erzogen,“ sagte er an Dean gewandt.

„Ich weiß es selber nicht. Ich hatte da irgendwie so ein Gefühl.“

„Ein Gefühl?“ John lachte auf. Das wurde ja immer besser.

„Das ist doch Blödsinn. Eure Mutter und ich hätten doch wohl gemerkt, dass das Kind das wir mitgenommen haben nicht das war, das Mary geboren hat.“

„Warst du denn dabei?,“ fragte Sam.

„Nein, ich musste arbeiten. Damals waren Männer nicht so häufig bei der Geburt dabei wie heutzutage.“

„Dann hast du Dean ja nicht sofort gesehen nachdem er den Uterus verlassen hat, sondern erst nach der Vertauschung.“

„Das ist doch egal. Mary hätte es doch gemerkt.“

„Aber hast du mir denn nicht zugehört?“
 

Sam berichtete noch einmal von den Zuständen im Krankenhaus bei Deans Geburt.

„Ja, Mary hat mir davon erzählt, aber das kann doch gar nicht sein.“

„Aber Dad, der Test den Dean hat machen lassen bestätigt aber unsere Vermutung.“

„Habt ihr zwei schon mal dran gedacht, dass das Testresultat falsch ist?“ John wollte das ganze einfach nicht wahrhaben.

„Ich hab genau gesehen, wie die Angestellte die Proben in den Umschlag gepackt hat. Sie kann es nicht verwechselt haben,“ sagte Dean.

„Vielleicht hatte der Dämon seine Hand im Spiel,“ brachte John seine Vermutung ein.

„Was hätte der davon?,“ fragte Sam.

„Vielleicht will er unsere Familie auseinander reißen.“

„Das hast du doch schon gut alleine geschafft als du mich aus der Familie ausgeschlossen und später dann einfach Dean im Stich gelassen hast. Was Dean und mich angeht, so hat es uns einander eher noch näher gebracht.“

„Wer wollte den auf Teufel komm raus aufs College gehen?,“ meckerte John.

„Dad, fang doch jetzt nicht wieder diesen Kleinkrieg an,“ mahnte Dean genervt.

„Okay, du hast recht. Wir haben jetzt wichtigeres zu besprechen. Test hin oder her du bist mein Sohn und damit auch Sams Bruder.“

„Aber…“, wollte Dean einwenden, doch John unterbrach ihn.

„Kein aber! Egal welche Gene du hast, emotional bist und bleibst du Sams Bruder. Du weißt was sein erstes Wort war, wann er seinen ersten Zahn verloren hat, du hast ihm beigebracht wie man sich die Schuhe zubindet. Du hast mit ihm gespielt, als Kind mit ihm gebadet und in einem Bett mit ihm geschlafen. In meinen Augen seid ihr Brüder. Was ihr tut ist falsch.“
 

„Für dich vielleicht, aber für uns fühlt es sich richtig an und rechtlich spricht auch nichts dagegen, dass wir zusammen sind.“ Da war Sam ganz der ehemalige angehende Jurastudent.

„Dad, ich bin froh, dass ich in deinen Augen noch dein Sohn bin und ja, irgendwie bin ich auch noch immer Sams Bruder. Aber um es mit deinen Worten zu sagen, emotional sind wir einfach soviel mehr als das. Was uns verbindet kann man nicht wirklich in Worte fassen.“

„Wir sind Seelenverwandte,“ versuchte Sam sich trotzdem. ~Er ist eben doch das Mädchen~, schoss es Dean durch den Kopf und ein kleines Lächeln stahl sich in sein Gesicht.

„Dean, du bist ja nicht mal schwul. Das klingt alles gar nicht nach dir.“ Dann sah er zu Sam. „Du hast ihn doch manipuliert.“

„Nein hab ich nicht,“ stritt Sam wahrheitsgemäß ab.

“Willst du mir etwa erzählen, dass dir niemals aufgefallen ist, dass dein Bruder dazu tendiert das zu tun was du willst, anstelle von dem was er will?“

“Das ist mir aufgefallen und das ist auch nicht richtig, aber in dem Fall hast du unrecht. Wir lieben uns.“

„Jetzt geht das wieder los,“ kam es genervt von John.

„Deans Tendenz, die du eben beschrieben hast, tritt in Bezug auf dich ja wohl viel stärker auf und das scheint dich ja auch nicht zu stören. Ganz im Gegenteil. Du hast ihn dir wunderbar zu einem perfekten Soldaten abgerichtet, den du nach belieben rumkommandieren kannst,“ konterte Sam. John sah ihn bitterböse an. ~Tja, die Wahrheit tat nun mal weh~, dachte Sam und setzte noch einen drauf.

„Etwas Gutes hatte es wenigstens, dass du ihn vor Monaten im Stich gelassen hast. Er fängt nun langsam an sich von dir loszusagen und seine eigenen Interessen zu vertreten.“

„Das mit uns ist nicht einseitig, Dad. Das würde ich notfalls auch bei meinem Leben schwören,“ versuchte Dean John abermals zu überzeugen. Sams Stichelei gegen ihren Dad ließ er dabei außer acht. John rollte daraufhin jedoch nur mit den Augen und meinte dann:

“Wisst ihr was? Ich hör mir den Mist jetzt nicht mehr weiter an. Ich hab noch was in der Stadt zu erledigen. Wenn ich wieder zurück bin, habt ihr Schluss gemacht oder wie immer ihr es nennen wollt.“ Mit diesen Worten stand John auf und verließ, ohne seine Söhne auch nur noch eines weiteren Blickes zu würdigen, das Zimmer und vorbei an Bobby, der mit Jenny auf dem Arm gerade die Treppe runter gekommen war, das Haus.
 

“Das lief ja gar nicht mal so schlecht,” meinte Bobby und betrat das Wohnzimmer.

“Was? Willst du mich verarschen?,” kam es von Dean.

“Ihr lebt immerhin noch. Hat er euch denn wenigstens zugehört?”

“Ja, aber lass dir das von Dean berichten. Ich geh mit Jenny in die Küche und geb ihr ihr Mittagessen.” Er hatte keine Lust das ganze Gespräch noch mal durchzukauen. Das hatte er schon vorhin machen müssen, bevor sie John nach unten gebracht hatten. Jetzt war Dean dran. Sam nahm Bobby die Kleine ab, gab Dean vor Bobby einen kurzen, aber zärtlichen Kuss, der diesem hoffentlich ein “das wird schon wieder” übermittelte und ging dann rüber in die Küche. Bobby setzte sich mit Dean aufs Sofa. Er nahm das Coolpack und reichte es dem älteren Bruder. Ihm war nicht entgangen, dass es offensichtlich eine erneute Auseinandersetzung physischer Natur gegeben hatte, wenn er Deans aufgeplatzte und leicht geschwollene Lippe so sah.

“Hier, das kannst du vielleicht ganz gut gebrauchen.” Dean nahm das Coolpack mit einem dankenden Kopfnicken an sich und legte es gegen seine linke Wange. Viel würde es wahrscheinlich nicht mehr helfen, aber man sollte nichts unversucht lassen.

“Dann erzähl mir mal wie John es aufgenommen hat.”
 

Nachdem Dean Bobby in Kenntnis gesetzt hatte, meinte dieser:

“Gib deinem Dad etwas Zeit. Er muss das erst mal alles verdauen. Er wird sich dann höchstwahrscheinlich nicht gerade ein Bein ausreißen vor Freude, aber euch als Paar irgendwann wohl zumindest tolerieren,” meinte der ältere Jäger.

“Ich denke auch, dass wir nicht mehr erwarten können,” sagte Sam, der mit einer gesättigten Jenny, die ihren Trinklernbecher in der Hand hielt, auf dem Arm ins Wohnzimmer kam.

“Alles andere wäre wirklich ein Bonus,” fügte Bobby hinzu.

“Ich wünschte, er hätte nicht so davon erfahren, aber ändern können wir es jetzt nicht mehr,” meinte der jüngere Winchester.

“Ich wünschte, er hätte überhaupt nicht von uns erfahren,” äußerte sich Dean.

“Hättest du es lieber für immer verheimlichen wollen?,” fragte Sam.

“Das wäre besser gewesen als jetzt für den Rest von Dads Leben so enttäuscht und verabscheut von ihm angsehen zu werden.”

“Ist er dir wichtiger als ich?,” fragte Sam.

“Du bist so ein Idiot,” antwortete Dean. Er stand auf.

“Ich brauch frische Luft,” verkündete er und verließ dann ziemlich schnell das Haus.
 

“Was soll ich nur mit ihm machen?,” fragte Sam.

“Für den Anfang wäre es vielleicht nicht schlecht, wenn du aufhören würdest ihn solche saudoofen Fragen zu stellen.”

“Was war denn jetzt schon wieder nicht richtig?”

“John ist Deans Dad. Nur weil du schon vor einiger Zeit mit ihm als Vater praktisch abgeschlossen hast, kannst du das nicht auch von Jetzt auf Gleich von Dean erwarten. Ich bin zwar auch der Meinung, dass er endlich mal seine Scheuklappen verlieren und John im rechten Licht betrachten sollte, aber dein Bruder muss das auf seine Weise machen und so eine dämliche, einem Ultimatum gleichkommende, Frage, hilft ihm da nicht wirklich weiter. Ich kann mir vorstellen, dass dir die Vater-Sohn-Dynamik der beiden ein Dorn im Auge ist, weil du Angst hast, Dean könnte sich wegen Johns Meinung von dir abwenden, aber ich bitte dich, denk jetzt bitte nicht an dich, vertrau auf die Beziehung die ihr habt und versuch einfach für Dean in dieser Übergangsphase in diesem, nennen wir es mal “Abnabelungsprozess” da zu sein.”

“Das ist leichter gesagt als getan. Ich will ihn nicht verlieren.”

“Sam, Sam, Sam. Du bist doch eigentlich nicht so blöd. Wenn du ganz tief in dich hinein hörst, weißt du ganz genau für wen Dean sich im Falle des Falles entscheiden würde. Aber es liegt an dir, zu verhindern, dass es überhaupt zu diesem Fall kommt.”

“Du hast Recht.” Er klopfte Bobby freundschaftlich auf die Schulter.

“Weißt du, es wäre alles so viel besser, wenn Dad etwas mehr wie du wäre.” Mit diesen Worten ging er mit der bereits leicht eingedösten Jenny nach oben, um sie für ihren Mittagsschlaf hinzulegen.
 

Einige Zeit später fand Sam seinen Partner in der Nähe eines Autowrackturms bei dem sie früher immer Verstecken gespielt hatten.

“Hey,” sagte er und lehnte sich neben Dean an eins der unteren Autos.

“Selber hey,” entgegnete der Älter nur.

“Ich bin wirklich ein Idiot und ja, ich weiß ich mach das in letzter Zeit ziemlich oft, aber ich hoffe, du glaubst mir trotzdem, wenn ich dir sage, das mir die Sache eben wirklich leid tut. Bobby hat mir die Augen geöffnet und ich entschuldige mich dafür, dass ich in dem Punkt ein unsensibler Klotz war.” Dean ging nicht auf Sams Worte ein, sondern sprach sich etwas von der Seele, was er schon viel früher hätte tun sollen.

“Weißt du Sam, nachdem Mum gestorben war, habe ich gelaubt, dass, wenn ich alles mache, was Dad sagt, sie wieder zurück kommt und ich meine Familie zurück bekomme. Na ja, irgendwann war ich dann alt genug, um zu kapieren, dass Mum nicht wiederkommen kann. Von da an hab ich mich darauf versteift, dass, wenn ich mache was Dad von mir will, ich zumindest irgendwann den Vater zurück bekomme, den ich mal hatte. Vor alldem war er nämlich ein richtig guter Vater. Es ist ein Jammer, dass du nie die Chance hattest ihn kennen zu lernen. Aber mit der Zeit wurde mir klar, dass auch das nicht passieren wird, aber ich hab es lange Zeit nicht wahr haben wollen und hab mich mit der Situation, so wie sie war, arrangiert. So schlimm war es gar nicht, immerhin hatte ich ja noch dich. Aber das ist dann schließlich auch nicht so geblieben. Du bist weg, aufs College und ich war sauer, auf dich und auf Dad. Aber Dad war noch da. Also hab ich mich an das geklammert, was mir verblieben war. Dann war auch er auf einmal verschwunden und ich bin in gewisser Weise zusammen gebrochen. Ich meine, ich hab einfach nicht verstanden, warum alle Menschen, die ich liebe, mich irgendwann allein lassen. Ich bin kein schlechter Mensch, ich hab immer getan, was Dad wollte. Hab mein möglichstes getan, damit du machen konntest, was du wolltest und zum Dank durfte ich mir seit deiner Teenagerzeit euer ständiges Gezanke anhören. Alles was ich für euch tue, das mach ich gerne. Ich liebe euch, euch beide, aber wo bleib ich bei der ganzen Sache? Ich habe darüber in letzter Zeit viel nachgedacht und mir ist klar geworden, dass ich mehr so werden muss wie du. Ich muss anfangen endlich meine eigenen Interessen durchzusetzen. Diese Erkenntnis verdanke ich größtenteils dir, von daher nehme ich dir jetzt nicht mehr übel, dass du dich eben so blöd verhalten hast.”
 

“Ich...ich bin stolz auf dich Dean und...und es tut mir so leid, was ich dir all die Jahre unbewusst zugemutet habe,” brachte Sam sichtlich bewegt hervor.

“Du fängst doch jetzt hoffentlich nicht an zu flennen oder?” Sam lächelte bei Deans Worten, denn das war einfach wieder mal typisch Dean.

“Nein, ich könnte nicht damit leben, dass du mich damit bis in alle Ewigkeit aufziehst.”

“Du gönnst mir auch keinen Spaß,” witzelte der Kleinere. Dann sah er Sam eindringlich an.

“Sam, ich will mit dir zusammen sein. Wenn ich dafür höchstens mit Dads Toleranz rechnen kann, nehm ich das in Kauf. Wenn er nachher wieder da ist, werde ich ihm klipp und klar sagen, dass ich mich nicht von dir trennen werde, auch wenn er sich auf den Kopf stellt.”

Deans Worte lösten bei Sam ein riesengroßes Glücksgefühl aus und er strahlte ihn verliebt an, ehe er ihn in einen leidenschaftlichen Kuss verwickelte.

Du bist meine Zukunft

Verwendete Songs:

Chantal Kreviazuk - Feels Like Home

Lucinda Williams, Are You Alright?

NENA - IN MEINEM LEBEN
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Am Nachmittag richteten sie zusammen mit Bobby den Sandkasten für Jenny ein. Die kleine Maus hatte in ihrer neuen Spielumgebung genau so viel Spaß wie sie es bei dem Ausstellungsexemplar im Supermarkt hatte. Das war es auch, was Bobby Marcy mitteilte, als die nach ihrer Doppelschicht bei ihm anrief. Sie wollte sich für ein nächstes Date mit Bobby verabreden, doch dieser erklärte ihr, dass er im Moment viel zu tun hätte und sich wieder bei ihr melden würde. Dean hatte das Gespräch mitbekommen. Nachdem der väterliche Freund aufgelegt hatte, trat Dean zu ihm, um ihm ordentlich die Leviten zu lesen.

„Bobby, du kannst doch so ´ne heiße Schnitte nicht versetzen, nur weil John aufgetaucht ist.“ „Du glaubst doch nicht, dass ich euch in der Situation im Stich lasse.“

„Das tust du doch nicht. Wenn du dir einen Abend mal etwas Spaß gönnst, ist das nicht gleichbedeutend mit “im Stich lassen”. Sam und ich müssen uns schon allein mit Dad auseinander setzen. Es ist nett von dir, dass du für uns da sein willst und deine Ratschläge und Unterstützung nehmen wir dankend entgegen, aber ich, und ich bin mir sicher, dass ich da auch für Sam spreche, würde es mir nicht verzeihen, wenn dir durch deine Hilfsbereitschaft was Tolles entgeht. Marcy tut dir gut. Ich hab dich ewig nicht so viel lächeln sehen. Also ruf sie zurück und verabrede dich mit ihr. Ich hab gehört ein Kinobesuch käme bei den Ladys gut an,“ sagte er und grinste den Bärtigen verschmitzt an. Seine Worte trafen ins Schwarze. Der Bärtige legte ihm väterlich eine Hand auf die Schulter und meinte:

„Du bist ein guter Junge, Dean.” Der ältere Winchester Bruder versuchte seine Verlegenheit mit seiner üblichen Art zu überspielen.

„Das sagen sie alle.“ Bobby nahm ihm das zwar nicht ab, aber ließ es auf sich beruhen. Dean zog Richtung Küche von dannen, um zu gucken, ob er Sam beim Abendessen helfen konnte.

~Armer Junge, wenn er jedes Mal, wenn er ein Lob bekam, einen Dollar gekriegt hätte, hätte er sicher noch nicht mal genug Geld für `ne Tankfüllung für den Impala zusammen. Und davon würden Jim und ich auch noch den Löwenanteil übernehmen~, dachte Bobby, als er Dean hinterher sah. Dann griff er nach dem Telefon, rief Marcy an und verabredet sich mit ihr für den nächsten Abend zum Kino.
 

John kam etwas frustriert zurück zu Bobbys Haus. Das Gesuchte zu finden erwies sich als etwas schwieriger als gedacht. Derjenige, der es besaß, war verstorben und er hatte den ganzen Nachmittag gebraucht, um dessen Erben ausfindig zu machen und dessen Adresse rauszusuchen. Er konnte nur hoffen, dass der nächste Tag besser laufen und er die Lösung seiner Probleme dann endlich in Händen halten würde. Na ja, obwohl das Problem mit Sam und Dean würde er damit sicher nicht lösen können. Es gab wohl keinen Weg daran vorbei, sich damit auseinander zu setzen. Während seiner Fahrten am heutigen Tag hatte er darüber nachgedacht, aber für ihn war, ist und blieb es einfach falsch. Er gestand sich sogar eine geringe Mitschuld daran ein, schließlich hatten seine Jungs auf Grund der von ihm aufdiktierten Lebensweise gewissermaßen immer nur sich selbst gehabt, aber das war kein Grund diese Art der Liebe beim eigenen Bruder zu suchen, auch wenn er es teilweise nachvollziehen konnte, dass Sam in seiner Trauer um die geliebte Freundin und den damit verwirrenden Gefühlen, sich zu Dean hingezogen fühlte, der ihm sicher ein Trost war in der schweren Zeit. Aber Sam war zu weit gegangen und Dean in seiner Gutmütigkeit hatte ihn sicher gewähren lassen. In Johns Augen waren die beiden einfach nur verwirrt und sahen ihre Verbindung mit verklärten Augen, aber er würde ihnen den Kopf schon wieder gerade rücken, koste es was es wolle. Er kämpfte nun schon so lange gegen das Übernatürliche, dass er dieses unnatürliche Treiben zwischen seinen Söhnen einfach nicht durchgehen lassen konnte.
 

Es war kurz nach dem Abendessen, als John zurückkam. Bobby hatte gerade mit dem Abwasch begonnen und Sam und Dean waren mit Jenny auf dem Weg nach oben, um sie ins Bett zu bringen, als John ins Haus kam, und ihnen im Flur begegnete. Dean wand sich an Sam, gab Jenny einen schnellen Kuss auf die Wange und meinte dann:

„Bring sie doch schon mal ins Bett.“ Sam sah John skeptisch an, drückte kurz liebevoll Deans Hand und ging schließlich die Treppe hoch. Dann sprach Dean seinen Vater an.

„Ich denke, wir haben einiges zu bereden, Dad.“

“Das denke ich auch, Sohn.” Die beiden setzten sich gegenüber. John auf den Sessel, Dean aufs Sofa.

„Ich werde mit Sam zusammen bleiben.“

„Das wirst du nicht. Denk doch mal nach, er will dich doch gar nicht wirklich. Er hatte in Stanford eine Freundin. Nach ihrem Tod brauchte er Trost und du hast dich wie immer um ihn gekümmert. Der ganze Vorfall wird ihn verwirrt haben und du, du bist lediglich der Lückenbüßer für seine Freundin, jemand an dem er sich festhalten konnte, damit er nicht alleine sein musste. Sobald er über ihren Tod hinweg ist, wird er merken, dass er dich gar nicht will und dich verlassen.“

„Ich liebe Sam. Ich weiß, ich bin nach Jessica nur seine zweite Wahl, aber er hat mich das nie spüren lassen. Er liebt mich und wird mich nicht verlassen, solange ich ihm keinen triftigen Grund dazu liefere, was ich nicht vorhabe.”

“Selbst wenn es so ist, macht es die Sache nicht richtig. Du solltest nicht mit deinem Bruder auf diese Weise zusammen sein.”

“Dad, mein ganzes Leben lang habe ich gemacht, was du von mir verlangt hast. Ich habe nie etwas für mich selbst getan, habe nie was für mich alleine gehabt und jetzt wo ich endlich das gefunden habe, was mich glücklich macht, den Menschen gefunden habe, den ich mehr liebe als mein eigenes Leben, da willst du mir allen ernstes sagen, dass ich das einzige, was ich haben will nicht haben kann?“ Deans Stimme war erfüllt von Wut und Trauer.
 

If you knew how lonely

My life has been

And how long I’ve been so alone

And if you knew how I wanted someone to come along

And change my life the way [he’s] done
 

„Oh, du kannst Sam haben, aber du kannst nicht von mir erwarten, dass ich dich dann noch länger als meinen Sohn betrachte. Du musst dich entscheiden. Entweder das zwischen euch beiden endet jetzt und für immer oder ich will euch beide nie wieder sehen.“

„Wieso Dad?“ In Deans Stimme lag jetzt nur noch herzzerbrechende Traurigkeit.

„Denk darüber nach,“ sagte John mahnend.

„Sam hat uns schon mal den Rücken gekehrt. Er macht nur dass, was er will ohne dabei an andere zu denken. Wenn ihm der Sinn nach was anderem steht wird er dich verlassen.“

„Du weißt doch nicht wovon du sprichst. Du hast Sam nie verstanden. Du kennst ihn überhaupt nicht. Aber wen verwundert das? Um ihn zu kennen hättest du ja mal bei uns sein müssen,“ fuhr Dean ihn an. Er hatte einfach genug von der Art seines Vaters.

„Mir gefällt der Ton nicht, mit dem du mit mir redest.“

„Das ist mir egal.“ Dean stieß einen Stapel Bücher von einem Beistelltisch und funkelte John böse an. Bücher und Tisch fielen krachend zu Boden. In dem Moment kam Bobby aus der Küche ins Wohnzimmer, indem die beiden ältesten Winchesters sich unterhalten hatten.

“Ich finde, es ist das Beste für alle, wenn du Sam seinem College-Leben überlässt und wieder mit mir jagen kommst,” sprach John unbeirrt weiter.

„Du kapierst es nicht, Dad. Du könntest mich soweit von ihm weg bringen wie möglich, mich davon abhalten ihn jemals wieder zu berühren oder mit ihm zu reden, aber weißt du was? Es würde nichts daran ändern, dass ich ihn liebe.“

“Das ist doch Bullshit! Du denkst vielleicht, dass du ihn auf diese Weise liebst, aber das ist nicht so. Ich kenne dich und ich weiß, dass du für Sam alles tun würdest, aber das ist einfach nicht gesund. Es ist falsch...”

“Halt die Klappe!,” schrie Dean. Er war fuchsteufelswild auf seinen Vater. Was bildete der sich eigentlich ein? Nach allem was Dean gesagt hatte, zweifelte er immer noch seine und Sams Liebe zueinander an. Dean war drauf und dran auf John loszugehen, als Bobby sich dazu entschloss einzugreifen.
 

„Komm Junge, geh raus und beruhige dich. Die kühle Nachtluft wird dir gut tun. Du willst doch nichts tun, was du später bereust.“ Er fasste Dean an den Schultern, warf John einen strafenden Blick zu und schob Dean dann mit sanfter Gewalt in Richtung Haustür. Der bärtige Mann und Dean verließen das Haus. Sie bleiben kurz auf der Veranda stehen, ehe Bobby sich räusperte und sagte:

„Sollen wir was trinken gehen? Ich für meinen Fall kann nach den heutigen Ereignissen einen Drink vertragen.“

„Nein Danke Bobby. Ich würde jetzt lieber alleine sein.“

„Okay, wie du willst Junge. Wir sehen uns später.“ Bobby stieg in seinen alten Camaro und fuhr den Schotterweg davon.
 

Sam hatte am Fuße der Treppe gestanden und alles mit angehört. Er war so stolz auf Dean. Endlich hatte er ihrem Vater einmal die Stirn geboten und er hatte Sam und ihre Liebe für einander gegenüber ihrem Vater verteidigt. Auf der anderen Seite war er fassungslos darüber was John gesagt hatte. Nachdem Bobby und Dean das Haus verlassen hatten und Sam einen Wagen hatte wegfahren hören, betrat Sam das Wohnzimmer, um seinem Vater gegenüber zu treten. Er hatte in Deans Stimme gehört, dass ihm das Gespräch alles andere als leicht gefallen war und dennoch hatte er sich deutlich für Sam und eine gemeinsame Zukunft mit ihm entschieden und Sam schwor sich, dass er dafür sorgen würde, dass Dean diese Entscheidung niemals bereuen würde.
 

In die Hände klatschend kam er ins Wohnzimmer.

“Das hast du ja mal wieder toll hingekriegt,” meinte er sarkastisch.

“Was soll das denn heißen?,” fuhr John ihn an.

„Ich fasse es nicht, Dad. Immer wenn ich denke, es ist nicht möglich, dass du ein noch schlechterer Vater sein kannst als ohnehin schon, belehrst du mich eines besseren. Weißt du überhaupt, was du Dean damit antust?“

„Sam, ob du es glaubst oder nicht. Ich liebe dich und deinen Bruder.“

„Wenn du Dean lieben würdest, dann würdest du ihn nie dazu zwingen sich zwischen uns zu entscheiden. Dean verdient es glücklich zu sein und sowohl einen Vater als auch einen Partner in seinem Leben zu haben.“

„Sam…“

„Nein, Dad. Jetzt rede ich. Weißt du eigentlich wie sehr dich dieser Mann verehrt? Dean liebt dich. Er hat dich immer vor mir verteidigt, dich immer in Schutz genommen und niemals ein böses Wort auf dich kommen lassen. Alles was er sich je von dir gewünscht hat war, dass du ihn liebst und stolz auf ihn bist. Auch wenn du vielleicht so für ihn gefühlt hast, du hast es ihm nie gezeigt. Du hast ihm seinen Wunsch nie erfüllt und jetzt willst du ihn auch noch aus deinem Leben verstoßen, nur weil er ein Mal in seinem Leben nicht so will, wie du willst. Was für ein herzloser Bastard bist du eigentlich? Es würde Mum das Herz brechen zu sehen, wie du Dean behandelst. Du scherst dich doch einen Dreck um ihn.“ Mit seinen letzten Sätzen war Sam zu weit gegangen. John hatte ihn am Kragen gepackt und voller Wucht gegen die einzig freie Wand ihm Raum gestoßen.

„Jetzt hör mal genau zu. Ich schere mich alles andere als einen Dreck um Dean. Ich bin um sein Wohl besorgt und genau deswegen will ich nicht, dass ihr zusammen seid. Zusätzlich zu der Tatsache, dass die Beziehung die ihr führt falsch und unmoralisch ist, habe ich noch einen anderen Grund, warum ich es nicht gutheißen kann.”

“Ach un d der wäre?”

“Dean ist viel zu abhängig von dir. Er liebt dich zu sehr, hat er schon immer, wenn auch nicht auf diese, mich verstörende, Art. Er hat versucht es zu verbergen, aber als du nach Stanford gegangen bist, ist etwas in ihm zerbrochen. Ich will nicht, dass ihm das noch mal passiert. Wenn du irgendwann doch wieder was anderes willst und ihn verlässt, könnte er daran zu Grunde gehen. Nach allem, was er in all den Jahren durchgemacht hat, auch wegen mir, will ich nicht, dass du ihm weh tust.“

Egal, was Sam auch von seinem Vater halten mochte. Er kannte ihn lange genug um zu wissen wann er log und wann er die Wahrheit sagte und die Worte, die er eben gesprochen hatte, waren ehrlich gewesen. Er hielt ihn einfach nicht gut genug für Dean, aber er würde ihm jetzt eine Menge guter Gründe liefern, warum seine Sorgen absolut unbegründet waren, auch wenn er dem rauen Mann vor ihm dafür seine innigsten Gefühle für Dean offenbaren musste. Er würde seinen Dad schon überzeugen, dass Dean bei ihm in guten Händen war.

„Dad, das würde ich nie tun. Ich liebe ihn. Er war immer für mich da. Er hat sich immer um mich gekümmert und auf mich aufgepasst und das tut er noch heute. Er liebt mich und das obwohl ich es ihm alles andere als leicht mache und obwohl ich so egoistisch war nach Stanford zu gehen. Und obwohl meine Trauer über Jessicas Tod unserer Beziehung keinen leichten Start gegeben hat. Er würde alles tun um mich zu beschützen. Er würde sogar für mich sterben und ich würde das Gleiche für ihn tun. Ich bin mir bewusst wie wertvoll seine Liebe für mich ist, weil ich der erste und hoffentlich auch der einzige Mensch bin, dem er je wirklich sein Herz geöffnet und anvertraut hat. Er liebt mich so sehr, dass es mir manchmal Angst macht. Ich habe Angst diese Liebe zu verlieren, weil ich nicht weiß, was ich ohne ihn machen soll. Aber wenn er mich ansieht, dann weiß ich, dass diese Angst eigentlich unbegründet ist. Ich vertraue ihm. Er hat und wird mich niemals enttäuschen. Er wird bei mir bleiben, solange ich nicht etwas verdammt Dämliches tue, aber das werde ich nicht. Dad, er ist alles was ich mir immer gewünscht habe. Er ist clever. Er bringt mich zum Lachen. Er weiß alles über mich. Ich muss ihn niemals belügen, was meine Vergangenheit betrifft und ich weiß alles über ihn. Auch wenn er versucht seine tiefsten Gefühle vor mir abzuschotten. Ich kenne ihn lange genug um zwischen den Zeilen zu lesen. Er ist treu und ehrlich. Er würde mich niemals wegen etwas Wichtigem anlügen. Er ist unglaublich mutig oder dumm, je nach Situation. Er ist verdammt dickköpfig. Stark. Ich kann mich jederzeit auf ihn verlassen. Dad, er ist einfach alles für mich. Ich liebe ihn so, wie du Mum liebst. Alles was ich will ist, dass er glücklich ist und wenn er dass mit mir ist, dann ist es mir eine Ehre mit ihm zusammen zu sein.“
 

John war beeindruckt und vielleicht sogar etwas berührt von Sams Offenbarung und er glaubte Sam auch, aber ihm behagte es immer noch nicht, dass seine beiden Söhne, Dean würde immer sein Sohn bleiben, egal was ein DNS Test ergab, zusammen waren- als Paar. Sie konnten einfach nicht zusammen sein, es war schlicht und einfach nicht richtig. Er musste die Sache vielleicht anders angehen, um die beiden auseinander zu bringen.

„Sam, ich hab mir bei der ganzen Sache auch Gedanken um dich und Jenny gemacht. Du wolltest dieses Leben niemals führen, aber Dean kennt nichts anderes, das ist meine Schuld, ja, aber nichts desto trotz wird es für ihn sehr schwer werden sich in ein normales Leben einzugewöhnen und du solltest mit Jenny nicht so weiter Leben. Ich denke, es wird für alle das Beste sein, wenn du mit deiner Tochter zurück nach Palo Alto fährst und dein Studium fortsetzt und ich mit Dean weiter jage.“

„Ich glaub es ja nicht. Dad, du hast nichts, aber auch gar nichts von dem verstanden, was Dean und ich dir gesagt haben. Wir lieben uns. Alles was wir wollen ist zusammen sein. Egal ob wir nun weiter jagen, wir uns irgendwo häuslich niederlassen oder uns zusammen in einer Raumkapsel zum Mond schießen lassen.“ Mit diesen Worten stürmte Sam aus dem Wohnzimmer hinaus auf die Veranda, wo er überraschenderweise auf Dean traf, der von dort aus das Gespräch zwischen Sam und John mit angehört hatte.
 

„Hey,“ sagte Sam leise und trat näher zu ihm heran.

„Alles okay?“
 

Are you alright?

Is there something been bothering you?
 

“Hey,” erwiderte Dean mit einem müden, aber dennoch strahlendem Lächeln, als er Sam erblickte. Er reichte Sam seine Hand. Dieser ergriff sie. Dann zog Dean den Jüngeren zu sich heran und küsste ihn zärtlich und voller Hingabe.
 

Are you alright?

Is there something you wanna say?

Are you alright?

Just tell me that you’re okay.
 

“Ich habe gehört was Dad vorhin zu dir gesagt hat. Wirst du dich für ihn entscheiden?,“ fragte Sam. Er wusste die Antwort darauf, aber er brannte darauf es aus Deans Mund zu hören.
 

Are you alright?

‘Cause I been feeling a little scared.
 

Dean sah ihn überrascht an, lächelte dann aber. Er legt seinen Kopf auf Sams Schulter.

„Du bist so ein Dummkopf. Du denkst doch nicht wirklich, dass ich das zwischen uns einfach so beenden würde, nur damit er zufrieden ist.“

„Nicht wirklich, aber du…du hast sonst immer gemacht, was er sagt und ich wollte nur auf Nummer sicher gehen.“

„Sammy, egal was passiert, ich werde mich immer für dich entscheiden.“ Er gab ihm einen kurzen Kuss auf den Mund, dann fragte er:

„Gehst du mit Jenny zurück nach Stanford?“ Auch er kannte die Antwort, aber brannte ebenfalss darauf, sie aus Sams Mund zu hören. Nun war es an Sam Dean überrascht anzusehen.

„Als ob ich jemals auf Dad hören würde. Außerdem bist du mir viel zu wichtig, wie du ja sicher eben mitbekommen hast.“ Er errötete leicht. Dean atmete erleichtert auf. Klar hatte er Sams leidenschaftliche „Liebeserklärung“ mitbekommen, aber es war schön noch mal alles von Sam bestätigt zu bekommen. Sie lehnten sich nebeneinander gegen das Geländer der Veranda.
 

„Dean, es gibt da etwas, dass du wissen solltest.“

„Was Sammy?,“ fragte Dean und sah ein wenig beunruhigt aus.

„Ich hab auch gehört, was du über Jessica gesagt hast und dass du nur meine zweite Wahl wärst. Das stimmt nicht.“

„Sam du musst das nicht sagen, damit ich mich besser fühle. Ich komme damit klar. Wir wissen beide, dass wir nicht zusammen wären, wenn Jessica nicht gestorben wäre.“

„Nein, da hast du Recht, aber Dean, wenn sie nicht gestorben wäre, dann hättest du doch eh nie was bei mir versucht. Es ist ja nicht so, als hätte ich vor ihr die Möglichkeit gehabt dich zu haben und mich dann bewusst gegen dich und für sie entschieden und dann als sie tot war zu mir gesagt, was soll’s ich hab ja noch Dean als Plan B. Würde ich alles dafür geben, dass sie nicht tot wäre? Ja, aber nicht damit ich dich wieder durch sie ersetzen kann, sondern weil sie es nicht verdient hatte zu sterben. Habe ich sie geliebt? Ja und ich tue es noch immer und ich weiß, dass sie mich geliebt hat, aber ich weiß auch, dass egal wie lange wir zusammen gewesen wären, ich mich ihr nie so nahe gefühlt hätte wie dir. Und bei aller Liebe zu ihr, ich war nicht der Mittelpunkt ihrer Welt, sondern nur ein weiterer Teil davon. Dean, niemand liebt mich so sehr wie du. Wenn sie jetzt auf magische Weise wieder lebendig werden würde und ich mich zwischen euch entscheiden müsste, dann würde ich dich wählen, weil ich ohne dich nicht mehr leben kann. Ich habe es dank dir geschafft über ihren Tod hinweg zukommen, aber ich glaube nicht, dass sie mir den nötigen Trost würde spenden können, wenn ich dich verlieren würde. Jessica war meine Freundin, nicht mehr und nicht weniger und sie ist Teil meiner Vergangenheit, aber du, du bist alles für mich. Meine Vergangenheit, Gegenwart und wenn du es willst, auch meine Zukunft.“ Dean nahm wieder Sams Hand und lachte.
 

Und hier bist du

Hältst meine Hand und lachst

Weil du mich besser kennst als ich

Ich bin verliebt in dich

Mein Leben will

Ich mir nicht vorstellen ohne dich

Mit dir will ich weiter und ich folge dir

Und du nimmst immer auch von mir

Ich bin verliebt in dieses Leben

Und ich bleib noch mal so lange hier

bei dir
 

„Wenn ich will? Gott, Samantha, ich dachte schon du würdest nie fragen,“ sagte Dean theatralisch und grinste, ehe er in ein schamloses Gelächter ausbrach. Witze zu machen war noch immer die Lieblingsmöglichkeit für den Älteren, um mit solchen Schnulzen-Film-mäßigen Situationen umzugehen. Sam rollte mit den Augen, aber er wusste, dass Dean seine Worte erreicht hatten und er glücklich war sie von Sam zu hören, auch wenn er dies nicht so gut zeigen konnte. Sam boxte Dean gegen den Arm.

„Idiot!“

„Mistkerl. Das gibt bestimmt einen blauen Fleck.“

„Oh, arme Prinzessin. Ich wusste gar nicht, dass morgen ein Schönheitswettbewerb ansteht, aber den blauen Fleck kann man bestimmt mit Make-Up…“

„Komm her, du.“ Dean zog Sam in einen stürmischen, leidenschaftlichen Kuss und brachte Sam damit zum Schweigen. Nach einer Weile standen sie wieder Arm in Arm auf der Veranda, hatten ihre Stirn an die des jeweils anderen gelehnt und gaben sich immer wieder kleine Küsse.

„Ich liebe dich Sammy.“

„Ich liebe dich auch, Dean.“
 

Are you alright?

Is there anything I can do?
 

„Geht’s dir gut? Kann ich was für dich tun?,“ fragte Sam ihn kurz darauf und küsste ihn auf die Wange.

“Das tust du doch schon,” hauchte er ihm ins Ohr. Dean genoss Sams Umarmung, die noch eine ganze Weile anhielt. Sie wussten nicht, dass sie dabei von John beobachtet wurden.
 

Hug and kiss you, Hug and kiss you
 

Er hatte es schon immer irgendwie gespürt, nicht den sexuellen Teil, aber die Liebe und Zuneigung, die Dean für Sam schon immer empfunden hatte und jetzt wo John seine beiden Jungs draußen auf der Veranda stehen sah, wurde es offensichtlich. Niemanden liebte Dean mehr in dieser Welt als Sam. Sein Jüngster gab Dean das Gefühl wichtig zu sein und gebraucht zu werden. Das Leben ohne Sam war hart für Dean gewesen. Natürlich spielte er seine Rolle, lachte, trank, hatte was mit Frauen und tötete Übernatürliches, aber eigentlich war er nur eine leere Hülle. Vielleicht hatte er unrecht. Vielleicht war Sam wirklich genau das, was Dean brauchte und Sam schien es wirklich genau so zu gehen. Das was er in den Augen seiner Söhne gesehen hatte war pure Liebe. John wollte das seine Söhne so glücklich wurden, wie er es mit Mary war aber nicht miteinander. Egal wie er es auch drehte und wendete, es blieb in seinen Augen einfach falsch, aber Sam hatte Recht, rechtlich sprach nichts gegen ihre Beziehung, zumindest, wenn man dem Testergebnis glaubte. Sie waren erwachsen und die Zeiten in denen sie sich etwas verbieten ließen, waren lange vorbei, bei Sam noch länger als bei Dean. Er konnte ihnen nicht seinen Segen geben, auch wenn er wusste, dass seine beiden Jungs von ihm geliebt und als Paar akzeptiert werden wollten, aber sein Gewissen erlaubte es ihm nicht ihre Beziehung gut zu heißen. Dennoch wollte er seine Söhne nicht verlieren und sich wenigstens bemühen, ihre ungewöhnliche Liebe zu tolerieren. Als er merkte, dass die beiden Anstalten machten ins Haus zurück zugehen, eilte John in sein Zimmer. Er würde morgen noch ein Mal mit ihnen reden.
 

„Es wird langsam kühl hier draußen. Lass uns ins Bett gehen,“ flüsterte Sam, als er seine Lippen von Deans Hals löste. Der Ältere nickte. Sie gingen Hand in Hand die Treppe hoch in das Zimmer, dass sie teilten seit sie hier waren. Sie würden es auch weiterhin tun, egal was ihr Vater davon hielt. Oben angekommen küsste Sam ihn zärtlich, presste sich an ihn und machte deutlich, was er wollte. Völlig perplex sah er dann Dean an, als dieser ihn ein Stück weit von sich schob.

„Ich glaub nicht, dass ich das tatsächlich sage, aber könnten wir vielleicht für eine Weile nur im Bett liegen und relaxen?“ Er küsste den Jüngeren leicht am rechten Mundwinkel. Sam nickte schweigend. Dann ging er zum Schrank, zog sein Hemd aus und hing es auf einen Bügel. Seine Schuhe folgten und er fuhr damit fort sich auszuziehen. Schließlich zog er sich noch das T-Shirt aus, warf es über den Stuhl und legte sich dann nur noch in Boxershorts ins Bett. Dann deutete er auf die freie Seite des Betts und sagte zu Dean:

„Komm her!“ Dabei sah er ihn liebevoll an.
 

There’s something in your eyes

Makes me wanna lose my self,

Makes me wanna lose myself in your heart,

There’s something in your voice

That makes my heart beat fast

Hope this feeling lasts

For the rest of my life
 

Dean zog sich nun ebenfalls bis auf die Unterhose aus und legte sich neben Sam ins Bett. Er robbte sich dann so an Sam heran, dass er seinen Kopf an dessen Brust lehnen konnte. Sam schlang seine Arme um Dean und streichelte ihm mit einer Hand durchs kurze Haar und mit der anderen über den Rücken.

„Du musst dir keine Sorgen machen, Dean. Egal was Dad sagt, ich verspreche dir, ich werde dich nie alleine lassen solange es in meiner Macht steht.“ Dean ließ dieses Versprechen auf sich wirken und es wurde ihm auf ein Mal ganz warm ums Herz. Gott, Sams softe Art färbte ganz schön auf ihn ab. Er streichelte Sam liebevoll über die Seite.

„Ich auch Sammy, ich auch.“ Er küsste Sams Brust. Der Größere schob eine Hand unter Deans Kinn und küsste ihn nun leicht und zärtlich auf den Mund. Dean drückte sich enger an ihn. Er wollte Sams Herzschlag fühlen. Sam ließ langsam und sanft seine Hände über Deans warmen Körper fahren und streichelte dabei jeden Zentimeter Haut, den er berühren konnte.
 

Well if you knew how much this moment means to me

And how long I’ve waited for your touch

And if you knew how happy you are making me

I never thought that I’d love anyone so much
 

“Weißt du was jetzt echt toll wäre?”

“Der Rest von Jennys Geburstagstorte?”

“Es ist erschreckend wie gut du mich kennst,” sagte Dean und zog Sam noch näher an sich.

„Wäre es dir lieber wenn es anders wäre?,“ fragte Sam unsicher.

„Soll das ein Witz sein? Auf keinen Fall. Das ist es doch, was ich so an dir liebe.“ Dean gab Sam, einen langen, innigen Kuss. In dem Moment überkam ihn eine Art Dejavu. Es fiel ihm auch wieder ein wieso. Er hatte diesen Moment oder zumindest einen ähnlichen schon einmal als Außenstehender beobachtet. Damals, als er im künstlichen Koma gelegen hatte. Wenn sich diese Szene nun wirklich ereignete, dann freute er sich schon auf die anderen Szenen die er während seiner Komazeit gesehen hatte, denn das bedeutete er würde mit Sammy zusammen bleiben und kitschig glücklich werden, naja, am Kitschgrad ließ sich sicher noch arbeiten. Eine Welle von Glück überkam ihn und er vertiefte den Kuss. Dann lösten sie sich wieder von einander und Sam ging nach unten, um Dean ein Stück Torte zu holen. Wenn er es tat, konnte er wenigstens sicher sein, dass es wirklich nur ein Stück war, dass Dean als Mitternachtssnack verdrückte. Als er wieder hoch kam, wartete Dean schon mit ihrer Abendlektüre auf ihn. Sam lächelte. Es war schön, dass Dean mittlerweile wieder Interesse an Büchern zeigte und da machte es ihm auch nichts aus den Vorleser zu spielen. Dean legte das Buch zur Seite und nahm den Kuchen entgegen. Sam setze sich breitbeinig hinter Dean und zog ihn an seine Brust. Dann griff er nach dem Buch. Während er Dean vorlas, verspeiste Dean mit Genuss das Torten-Stück. Später stellte er den Teller zu Seite und sie wechselten die Positionen, weil Dean nicht wollte, dass Sam seinen Kopf als Buchstütze missbrauchte. Aber Sam ließ sich gerne von Dean im Arm halten.
 

Sie tauschten immer wieder Streicheleinheiten und Küsse aus und es tat Dean einfach nur gut. Er fühlte sich jede Minute, die er mit Sam zusammen war glücklicher und sicherer, was ihre Zukunft anging. John wusste jetzt Bescheid, aber es würde sich zwischen ihm und Sam nichts ändern. Die Ereignisse des heutigen Tages hatten sie nur noch enger zusammen gebracht. Er gehörte einfach zu Sam und dieser gehörte zu ihm.
 

It feels like home to me

It feels like home to me

It feels like I’m all the way back where I come from

It feels like home to me

It feels like home to me

It feels like I’m all the way back where I belong
 

Sam las weiter, bis Dean anfing zu gähnen. Sam legte das Buch beiseite und küsste Dean dann auf die Stirn, nachdem er es sich zum Schlafen bequem gemacht hatte. Dann schloss er liebevoll seine Arme um Dean.

“Schlaf schön., Baby,” flüsterte Sam und der Ältere verfiel in einen tiefen Schlummer mit dem Gefühl bei Sam sicher, geliebt und beschützt zu sein. Sam folgte ihm bald darauf ins Traumland mit der Gewissheit, dass der wichtigste Mann in seinem Leben hier bei ihm im Arm lag. Er war zu Hause.
 

It feels like home to me

It feels like home to me

It feels like I’m all the way back where I come from

It feels like home to me

It feels like home to me

It feels like I’m all the way back where I belong

Der Colt

Anmerkung: Das Kapitel enthält Textteile aus der Folge 1x20
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Am nächsten Morgen war Bobby als erster wach. Er hatte wenig geschlafen. Während er am gestrigen Abend in der Bar war, hatte er viel darüber nachgedacht, wie er Sam und Dean in dieser blöden Situation helfen konnte. Dieser Gedanke hatte ihn dann auch später zu Hause im Bett noch lange Zeit wach gehalten. Am heutigen Morgen hatte er sich zu einer Entscheidung durchgerungen. Er hatte zwar wenig Lust, mit John zu reden, aber für „seine“ Jungs würde er es tun. Nachdem Aufstehen und der täglichen Morgentoilette war er in die Küche gegangen und hatte Kaffee aufgesetzt. Kurze Zeit später kam John nach unten. Mit einem Grummeln, das wohl ein „Guten Morgen“ sein sollte, ging er auf dem direkten Weg zur Kaffeemaschine, doch Bobby stand rasch vom Stuhl auf und stellte sich ihm in den Weg.

„Nicht so schnell John.“

„Was soll das denn jetzt Bobby? Willst du mir den Kaffee verweigern?“

„Nein, aber zuerst hörst du mir mal zu.“ John rollte bei den Worten nur mit den Augen.

„John, ich weiß du legst sicher keinen Wert auf jegliche Kommentare und ich wollte mir das eigentlich auch sparen, aber ich sag dir trotzdem mal was. Die zwei aus deinem Leben zu verbannen, ist absoluter Bockmist. Sie sind deine Jungs. Ja, sich die beiden miteinander als Paar vorzustellen ist mit Abstand das Verrückteste, dass es gibt, aber die Liebe offenbart sich meist auf die seltsamste Weise die man sich ausmalen kann.“ ~Oh man, jetzt klang er schon wie Pastor Jim~, schoss es Bobby kurz durch den Kopf, doch sprach dann sofort weiter.

„Es hat mich auch einiges an Überwindung gekostet die Beziehung der beiden zu akzeptieren und ich bin mir sicher für dich als Vater ist es noch um einiges schwieriger, aber du wirst die beiden wahrscheinlich nicht mal mit brutaler Gewalt von einander trennen können, und selbst wenn du es doch schaffen solltest, wirst du sie dadurch nur unglücklich machen.“

„War’s das jetzt?,“ fragte John genervt.

„Denk einfach darüber nach.“

„Ja, ja…krieg ich jetzt bitte endlich einen Kaffee?“ Das war’s, mehr konnte Bobby wohl im Moment nicht ausrichten und so trat er zur Seite und ließ John sich am Kaffee bedienen.
 

Etwas später:
 

„Ich weiß, du denkst, dass ich nicht gut für Dean bin, weil ich vor ein paar Jahren eine egoistische Entscheidung getroffen und euch den Rücken gekehrt habe, aber wenn du der Meinung bist, dass sich das ganze wiederholt und ich ihn sitzen lasse, dann hast du dich geschnitten. Ich liebe ihn, wir lieben uns und wenn du Dean auch liebst, dann akzeptierst du das,“ sagte Sam ernst und sah seinem Vater fest in die Augen. Dessen Gesichtszüge wurden weicher und er sah zwischen seinen Söhnen hin und her.

„Du hast Recht mit dem, was du gestern Abend gesagt hast, Junge. Dean verdient es glücklich zu sein. Wir lieben ihn beide und er verdient es, uns beide in seinem Leben zu haben und das gleiche gilt auch für dich. Mein ganzes Leben lang habe ich gewollt, dass ihr irgendwann glücklich werden würdet. Das ihr irgendwann zur Ruhe kommen könnt, dass ihr jemanden findet, den ihr so sehr liebt wie ich eure Mutter. Jemandem mit dem ihr eine Familie gründen könnt und es tut mir leid, dass jetzt, wo ihr beide diesen jemand in einander gefunden habt, ich anfangs zu blind war das zu erkennen.“

„Heißt das, dass du…,“ wollte Dean fragen, doch John schnitt ihm das Wort ab.

„Lass mich ausreden, Dean.“

„Entschuldigung, Sir.“ Sam rollte bei Deans Worten mit den Augen.

„Es wird mir sicher nicht leicht fallen, mich an die Sache zwischen euch zu gewöhnen, aber ich werde mir die größte Mühe geben euch zu…zu unterstützen. Ich will keinen von euch beiden verlieren. Ich war nie das, was man einen Mustervater nennen würde, aber ich liebe euch beide und ich tue alles, um unsere Familie zusammen zu halten. Das hab ich auch versucht, als du damals nach Stanford wolltest, nur habe ich mich dabei nicht…besonders gut angestellt und ich hoffe, dass ihr mir meine anfängliche Reaktion verzeihen könnt und ihr mir eine zweite Chance gebt, euer Vater zu sein.“ Nachdem John geendet hatte, sahen sich die beiden Brüder überrascht an. Keiner von beiden wusste so Recht, was er jetzt darauf sagen sollte. Letztlich wagte Dean den ersten Schritt. Er ging auf John zu und umarmte ihn.

„Danke Dad,“ sagte er leise, während John ihn fest an sich drückte und die Augen schloss, um eine Träne zu unterdrücken. Seine Söhne waren sein ein und alles, auch wenn er nicht immer den rechten Weg fand, ihnen das zu zeigen. Sam sah die beiden an und lächelte. Schließlich ging der Jüngere ebenfalls auf die beiden zu. Er blieb hinter Dean stehen und streichelte ihm über den Rücken. John löste einen Arm von Dean und legte sie auf Sams Schulter. Sein Sohn tat das gleiche bei ihm. Der ältere Winchester Sohn genoss die Umarmung die er von den beiden bekam. Er drehte sich leicht, so dass er beide an sich drücken konnte…
 

„Dean…ich…du erdrückst mich…DEAN.“ Was träumte sein Bruder da nur wieder? Er hatte sich um ihn geschlungen wie eine Anakonda um ihr Opfer und drückte ihn fest an sich. So fest, dass Sam davon wach geworden war. Durch Worte schien er nicht wach zu werden und so blieb Sam nur eine unangenehmere Weckmethode übrig. Er konnte einen Arm befreien und kniff Dean kräftig in den Unterarm. Dieser wachte daraufhin auf, ließ von ihm ab und sah ihn verwirrt an.

„Also ich überleg mir wirklich, dich auf Mitternachtssnackentzug zu setzen, wenn du danach immer solche merkwürdigen Träume hast,“ sagte Sam und streckte sich erleichtert darüber, aus dem Klammergriff raus zu sein.

„Es war kein schlimmer Traum, merkwürdig schon ein bisschen, aber hauptsächlich schön,“ sagte Dean und rieb sich über die gekniffene Stelle an seinem Unterarm.

„Aha, warst du eine Würgeschlange auf dem besten Weg zu ihrem Frühstück?“

„Nein, aber wenn du Frühstück schon erwähnst, ich hab Hunger.“ Er setzte sich auf.

„Du hast wohl nicht vor, mir zu erzählen, was du schönes geträumt hast, dass dich dazu gebracht hat, mich fast zu zerquetschen?“

„Nein.“ Er beugte sich über den noch immer liegenden Mann neben ihm, und küsste ihn zärtlich auf die Wange. Er wusste noch genau was er geträumt hatte, aber es war eben das, ein Traum. So würde sich ihr Vater niemals gegenüber ihnen verhalten. Er wollte es Sam nicht erzählen, weil der wahrscheinlich eh nur darüber spotten oder ihn mitleidig ansehen würde.

„War ja nur so `ne Idee,“ entgegnete der Jüngere. Dean lächelte ihn entschuldigend an und küsste ihn liebevoll auf die Wange.

„Also, aufstehen und dann frühstücken?“

„Ja, ja…gegen deinen Magen ist kein Kraut gewachsen. Der setzt sich immer durch.“ Daraufhin grinste Dean schelmisch, drückte Sam in die Kissen und meinte:

„Wir könnten natürlich auch vorher etwas Frühsport machen.“ Er begann damit Sams Hals entlang zu küssen.

„Mhm…klingt gut…aber…nhm…nur das…Kurzprogramm…ich weiß nicht wie lange Jenny…“

„Wuäh, wuäh, wuäh….“

„Noch schläft,“ vollendet Sam daraufhin ernüchtert seinen Satz nachdem das Geschrei seiner Tochter an sein Ohr drang. Dieses Kind hatte das schlechteste Timing der Welt.

„Noch ´ne viertel Stunde wäre wohl zu viel verlangt gewesen,“ maulte Dean.

„Wir holen das später nach,“ versprach Sam und schob Dean von sich, um aufzustehen und nach Jenny zu sehen.
 

Als sie mit der Morgenroutine im Bad fertig waren, gingen sie nach unten. Bobby stand in der Küche und rührte in einem Topf, der so was wie Milchreis enthielt, wie Sam bei einem kurzen Blick über die Schulter des bärtigen Jägers feststellte.

„Morgen Bobby,“ begrüßte Dean derweil ihren väterlichen Freund und setzte sich mit Jenny an den Tisch.

„Morgen Dean. Sam schenk euch doch schon mal Kaffee ein. Jennys Frühstück müsste gleich soweit sein. Ihr könnt euch auch ´nen Schlag davon nehmen. Ist ein bisschen viel geworden. Wenn ihr keine Lust drauf habt, da steht der Toaster, ihr wisst was zu tun ist.“

„Danke Bobby, wir werden mal sehen wie es uns schmeckt,“ sagte Sam.

„Wo ist Dad?,“ erkundigte sich Dean.

„Im Wohnzimmer. Hat sich heute Morgen ´nen Kaffee genommen und sitzt seit dem über irgendwelchen Papieren.“ Während er sprach hatte er den Milchreis auf drei Teller verteilt.

„Gib mir Jenny, dann könnt ihr mal in Ruhe essen,“ schlug Bobby vor.

„Danke Bobby. Das riecht übrigens lecker,“ sagte der größere Winchester.

„Hm, das sieht aus wie riesiger Popel,“ kommentierte Dean seine Portion.

„Du hast schon Dinge gegessen, die schlimmer aussahen,“ meinte Sam.

„Da hast du auch wieder Recht.“ Er schnappte sich seinen Löffel und schob sich probeweise etwas von dem Milchreis in den Mund.

„Hm…köschtlisch,“ kam es begeistert mit vollem Mund von Dean. Keine zehn Sekunden später war er dann dazu übergegangen sich Reis-Milchspeise reinzuschaufeln. Sam lächelte. Ein zufriedener Dean war ein ausgesprochen niedlicher Anblick. Dann begann er ebenfalls mit dem Frühstück, während Bobby Jenny fütterte.
 

„Und jetzt? Wollen wir in die Höhle des Löwen?,“ fragte Dean seine Partner als sie gefrühstückt hatten.

„Ähm, ich werde dann wohl mit Jenny etwas nach draußen gehen. Zum Sandkasten,“ meinte Bobby und verließ mit der fröhlichen 1-jährigen das Haus. Von dem Geschrei, das er prophezeite, sollte Jenny besser nichts mitbekommen. Sam nahm kurz Deans Hand und drückte sie.

„Es scheint unumgänglich,“ meinte er zu dem Älteren und lies dann dessen Hand wieder los.

„Wir könnten uns irgendwohin absetzen,“ schlug Dean vor.

„Du fliegst doch nicht.“

„War ja auch nur so ein Gedanke.“ Sam legte Dean zärtlich eine Hand an die Wange.

„Wir ziehen beide am gleichen Strang und egal wie er reagiert, daran wird sich nichts ändern,“ versprach er dem Kleineren. Dean nickte und zusammen gingen sie ins Wohnzimmer.
 

„Guten Morgen Dad,“ begann Dean. Er war ziemlich nervös.

„Morgen,“ erwiderte John abwesend und sah nicht mal von seinen Unterlagen auf.

„Wir müssen reden,“ kam es von Sam und er klang weit weniger freundlich als Dean zuvor. Sein Tonfall ließ John aufblicken.

„Okay, ich höre.“

„Ich weiß, du denkst, dass ich nicht gut für Dean bin, weil ich vor ein paar Jahren eine egoistische Entscheidung getroffen und euch den Rücken gekehrt habe, aber wenn du der Meinung bist, dass sich das ganze wiederholt und ich ihn sitzen lasse, dann hast du dich geschnitten. Ich liebe ihn, wir lieben uns und wenn du Dean auch liebst, dann akzeptierst du das,“ sagte Sam ernst und sah seinem Vater fest in die Augen. Der ältere Winchester Bruder hatte für einen Moment das Gefühl, dass sein Traum von heute Morgen wahr werden würde, doch Johns Reaktion war anders.

„Du hattest Recht mit dem was du gestern Mittag gesagt hast. Rein rechtlich spricht nichts gegen eure Verbindung, aber das heißt nicht, dass ich sie gut heißen muss. Allerdings seid ihr beide erwachsen und egal wie sehr ich gegen eure Entscheidung diese Beziehung fortführen zu wollen bin, ich kann es euch nicht verbieten.“

„Du kannst unsere Beziehung also nicht respektieren,“ stellte Sam gefasst fest. Er hatte nichts anderes erwartet.

„Bei Gott, ich weiß nicht mal, ob ich es irgendwann mal akzeptieren kann.“

„Und…und was hast du jetzt vor? Wie stehst du zu uns?,“ fragte Dean mit belegter Stimme.

„Ihr seid meine Söhne und ich liebe euch. Was eure Beziehung anbelangt, so ist sie zu versuchen zu ignorieren das einzige, was ich euch Zurzeit anbieten kann.“

„Ignorieren? So wie in so zu tun, als würde sie gar nicht existieren?,“ fragte Sam.

„Ja, so ungefähr könnte man das Wort „ignorieren“ in diesem Zusammenhang definieren.“

„Wenn wir uns küssen würden, dann würde von dir kein blöder, abwertender Kommentar kommen?,“ hakte Sam nach.

„Falls ich euch zufällig dabei sehen sollte, werde ich mein möglichstes tun das zu tolerieren, aber wenn ihr euch provokant vor mir aufspielt, kann ich für nichts garantieren.“

„Wenn du denkst, dass sich nicht damit auseinander zu setzen und die Tatsache, dass Dean und ich eine Liebesbeziehung haben zu ignorieren, der richtige Weg ist, dann…“ Doch sein älterer Bruder schnitt Sam das Wort ab.

„Ich denke damit können wir leben,“ sagte Dean. Verdrängen passte gut in sein Konzept. Damit war er oftmals gut gefahren. Er nahm sich ebenfalls vor zu ignorieren, dass John mitbekommen hatte, was zwischen ihnen lief.
 

„Können wir dir vielleicht bei irgendwas helfen?,“ fragte Dean um das Thema zu wechseln und deutete auf den Stapel Papiere vor seinem Dad.

„Wofür brauchst du einen Colt?,“ fragte Sam. Während John sich Dean zugewandt hatte, um ihm die eben gestellte Frage zu beantworten, hatte Sam einen Blick über die Papiere geworfen und war an einer alten Zeichnung eines Colts hängen geblieben. Ohne Deans Frage, ob er Hilfe brauche, zu beantworten hatte er sich bei Sams Worte sofort wieder zum Tisch und seinen Unterlagen gedreht.

„Er ist wichtig,“ meinte er nur. Sam rollte mit den Augen. Er hatte diese kryptische Kacke von ihrem Vater so was von satt.

„Mein Gott, wir sind keine Kinder mehr. Würde es dich umbringen, uns zu verraten was es mit dieser ominösen Waffe auf sich hat?,“ fragte er John gereizt. Mittlerweile war auch Dean näher an den Tisch heran getreten. Er musterte das Papier.

„Das Papier sieht ziemlich alt aus, Dad. Was ist das für eine Waffe?“ John seufzte genervt. War ja klar, sein Jüngster hatte Dean umprogrammiert, so dass dieser nun genau so neugierig war und Fragen stellte, wie Sam.

„Dad, jetzt rück endlich mit der Sprache raus,“ sagte Sam mit erhobener Stimme. John gab nach. Die beiden würden eh nicht Ruhe geben, bis er es ihnen erzählte.

„Ihr wollt also wissen, was es mit diesem Colt auf sich hat?“

„Ja, Sir,“ kam es von Dean.

„Das Ganze ist mehr oder weniger eine Legende. Das dachte ich zumindest. Ich hab nie wirklich dran geglaubt, bis ich einen Brief von einem anderen Jäger, der bereits im Ruhestand ist, bekam, in dem er mir mitteilte, dass es die Waffe wirklich gibt und wo ich sie finden kann.“ Er wollte gerade den nächsten Satz beginnen, als Sam ihm ins Wort fiel.

„Schön und Gut, aber was ist so besonders an dem Colt?“

„Laut der Legende soll 1835 in der Nacht von Alamo, als texanische Siedler beim Kampf gegen die Regierung starben, ein gewisser Samuel Colt diese Waffe angefertigt haben. Eine besondere Waffe. Er machte sie für einen Jäger. Einen Mann wie uns, nur zu Pferd. Die Geschichte besagt, dass er 13 Kugeln fertigte. Der Jäger feuerte aber nur 6 Schüsse ab. Dann verschwand er und sein Colt mit ihm. Bis ihn ein Jäger namens Daniel Elkins in die Finger bekam. Es heißt dieser Colt kann alles töten.“

„Also auch das Übernatürliche,“ meinte Dean.

„Wie den Dämon,“ fügte Sam hinzu.

„Ja, den Dämon. Seit ich seine Spur verfolge, habe ich einen Weg gesucht ihn zu vernichten. Mit diesem Colt kriegen wir ihn vielleicht.“

„Wo ist dieser Colt,“ verlangte Sam augenblicklich zu wissen. Wenn sie den Dämon erledigen würden, könnten sie alle drei zusammen mit Jenny endlich ein normales Leben anfangen. Dean und er könnten endlich ihren Vater zurück bekommen, vorausgesetzt, dass der jemals über seine Schatten springen würde. Ein Blick zu Dean verriet ihm, dass er das gleiche dachte.
 

John sah seine Söhne an. Er hatte ihnen jetzt schon so viel verraten, da konnte er sie auch noch in den Rest einweihen.

„Elkins wohnte in Manning, Colorado.“

„Wohnte?,“ hakte Dean nach.

„Ja, ich war vor etwa einem dreiviertel Jahr da, aber er war bereits anderthalb Jahre zuvor von Vampiren getötet worden.“

„Und die Waffe?,“ fragte Sam.

„Die war weg. Elkins war ein älterer Jäger. Er hat allein in einer Berghütte gewohnt und hatte keine Familie an die er Hab und Gut vererben konnte und somit fiel alles dem Staat zu. Als ich in Menning ankam, hatte man bereits so gut wie alles, dass etwas wert war versteigert, auch den Colt. Es hat mich über ein halbes Jahr gekostet, aber ich habe herausgefunden, wer den Colt ersteigert hat. Es war ein gewisser Sean Mitchell, wohnhaft in Sioux Falls.“

„Darum bist du hier,“ entfuhr es Dean. Ein winziger Teil von ihm hatte doch tatsächlich gedacht, John wäre wegen ihnen respektive Jennys Geburtstag hier.

„Ja. Ich war gestern Nachmittag bei ihm zu Haus oder besser gesagt dort wo er bis zu seinem Tod gewohnt hat.“

„Wer hat nun den Colt? Lebte seine Frau noch?,“ fragte Sam.

„Nein. Er hat wohl alles seiner Tochter vererbt. Seine Nachbarn meinten, sie wäre die einzige Verwandte, die er noch hatte.“

„Hast du raus bekommen wo sie wohnt?,“ erkundigte sich Dean.

„Ja, ich hab von den Nachbarn den Namen bekommen und hab dann in der Bücherei Telefonbücher gewälzt.“

„Und?,“ kam es fast gleichzeitig von den Brüdern.

„Seine Tochter hat das Haus verkauft und ist umgezogen. Aber sie wohnt noch in der Stadt. Sogar ganz in der Nähe. Ihr Name ist Marcy Ward.“
 

TBC

Uneinsichtig

„Marcy Ward?,“ wiederholte Sam fragend die Worte seines Vaters.

„Bobbys Marcy?,“ kam es fast gleichzeitig von Dean.

„Bobbys was?“ John verstand nur Bahnhof. Das wurde auch seinen Jungs augenblicklich klar, so dass Sam ihn schnell aufklärte.

„Tze, kein Wunder, dass er sich so schnell mit eurer Beziehung arrangiert hat. Er sieht ja selber alles durch die rosarote Brille.“

„Vielleicht ist er einfach nur ein verständnisvollerer Mensch als du,“ giftete Sam.

„Das ist leicht zu sagen, ihr seid ja auch nicht seine Kinder.“ Sam hatte dazu bereits wieder eine bissigen Kommentar auf den Lippen, doch eher er in raus bringen konnte, hatte Dean das Wort ergriffen.

„Was hast du vor? Wie willst du an den Colt ran kommen?“

„Ich werde auskundschaften wann sie zu Hause ist und wann nicht oder vielleicht kann Bobby mir das auch so sagen und dann werde ich, wenn sie nicht zu Hause ist, bei ihr einbrechen.“

„Den Teufel wirst du tun,“ erklang nun Bobbys erboste Stimme. Er hatte Jenny auf dem Arm und hatte für sie etwas zu trinken holen wollen, als er plötzlich Marcys Namen gehört hatte.
 

„Du bist nicht in der Position mir zu sagen, was ich zu tun oder zu lassen habe, Bobby.“

„Wenn es um Menschen geht, die mir am Herzen liegen, dann steht es mir durchaus zu, dich in deine Schranken zu verweisen.“

„Sorry Bobby, aber auf deinen 3. Frühling kann ich keine Rücksicht nehmen. Ich stehe kurz davor das Ding, dass meine Frau getötet hat, endlich zur Strecke zu bringen. Nichts ist wichtiger als das.“

„Ich hab nicht gesagt, dass du deine Rache nicht kriegen sollst, aber lass Marcy daraus.“

„Ich brauch den Colt.“

„Was ist das für ein Colt?,“ fragte Bobby, der den Teil des Gesprächs zwischen John und seinen Söhnen nicht mitbekommen hatte. Schnell versorgte John ihn mit den nötige Informationen.

„Gut, aber ich werde nicht zulassen, dass du bei ihr einbrichst und sie es eventuell mitbekommt und sich dann in ihrem Heim nicht mehr sicher fühlt,“ sagte Bobby.

„Sie wird es schon nicht mitbekommen.“

„Dad, ich finde auch, dass wir einen anderen Weg finden sollten, an den Colt zu kommen,“ meinte Dean.

„Ach ja und was schlägst du vor?“ Sam kam seinem Bruder und Partner zuvor und beantwortete statt seiner Johns Frage.

„Wir könnten sie um den Colt bitten.“

„Sei nicht albern Sam. Wie stellst du dir das vor? Hallo, könnte ich vielleicht den antiken Colt aus der Sammlung ihres Vaters haben, weil ich damit einen Dämon töten will, der meine Familie zerstört und meine Söhne infolge dessen in die Arme der Inzucht getrieben hat?“

„John,“ kam es warnend von Bobby. Er hatte gesehen wie Dean unter Johns Worten und seinem Blick, der eine Mischung aus Enttäuschung und Verachtung war, zusammengezuckt war. Er hatte nicht erwartet, dass John es von heute auf Morgen gut finden würde, aber dass er so mit seinen Jungs sprach ging für ihn nicht in Ordnung.

„Was? Ist doch so.“

„Du wolltest es ignorieren,“ kam es anklagend von Sam.

„Ich hab gesagt ich versuche es und bei Gott, du kannst mir nicht verübeln, dass das nicht auf Anhieb klappt.“

„Dann gib dir mehr Mühe.“

„Du hast kein Recht irgendwas von mir zu verlangen.“

„Hört auf, alle beide. Darum geht es jetzt gerade nicht.“ Damit erstickte Dean den drohenden Beginn eines weiteren berühmt berüchtigten Sam/John Streits im Keim und gewann die Aufmerksamkeit der beiden Männer. Bobby wäre auch gerne eingeschritten, doch er hatte immer noch Jenny auf dem Arm und seine Priorität lag gerade darauf, dass ziemlich verstört wirkende Kind davon abzubringen in Tränen auszubrechen. John brachte nichts als Unruhe in sein beschauliches Heim.
 

„Sam, Bobby hat es Marcy noch nicht gesagt und ich finde, es sollte ihm überlassen bleiben, zu entscheiden ob und wann er mit ihr darüber spricht.“ Auf Johns Gesicht zeichnete sich bereits ein siegessicheres Lächeln ab, doch ihm geigte Dean nun auch seine Meinung.

„Du kannst aber auch nicht einfach bei ihr einbrechen. Sie brauch nur was zu Hause vergessen haben, unerwartet zurück kommen und dich erwischen. Was machst du dann? Sie ist nicht irgendwer Dad, sie ist Bobbys…Freundin.“ ~Man, das hört sich wirklich merkwürdig an~, dachte der kleinere Winchester Bruder. Bobby war inzwischen stolz auf Dean, dass er sich so für Marcy einsetzte, aber auch froh über sein Baseballcap, denn seine Wangen fühlten sich verdächtig warm an.

„Meinetwegen kann sie der Papst sein, ich brauche diese Waffe, verstehst du das nicht?“

„Doch, aber wir müssen einen anderen Weg finden, um an den Colt zu kommen. Der Moment an dem deine und unsere Jagd ein Ende findet, ist zum Greifen nah, und Bobby ist sicher der letzte, der uns seine Hilfe verweigert, aber dafür hat er auch etwas Achtung verdient und wir respektieren seinen Wunsch, Marcy da raus zu lassen.“

„Ich verstehe sowieso nicht, wie man sich als Jäger mit seiner Erfahrung, den unnötigen Ballast in Form einer Beziehung antut. Eine Jägerin okay, aber eine Zivilistin? Das kann doch keine Zukunft haben.“ Sam und Dean erwarteten einen Ausbruch von Bobby, doch dieser sah nur mit versteinert Miene zu ihm herüber, wahrscheinlich war die Tatsache, dass Bobby Jenny auf dem Arm hatte, das einzige was John davor bewahrte Bekanntschaft mit Bobbys Faust zu machen.
 

„Unnötiger Ballast? Diese Frau ist für Bobby wie ein Silberstreif am Horizont, seine zweite Chance. Ihr habt beide eure Frau verloren, aber weißt du was der Unterschied zwischen euch ist? Bobby ist im Gegensatz zu dir kein rücksichtsloser, liebloser Mistkerl geworden und sei ehrlich, für dich sind Dean und ich doch auch nur unnötiger Ballast,“ schrie Sam seinen Vater an. Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, spürte er auch schon Johns Rechte gegen seine linke Gesichtshälfte schlagen. Sofort war Dean an seiner Seite.

„Scheiße Sam, warum musst du immer so vorlaut sein?“ Sanft tastete er Sams Orbita ab und streichelte ihm dann abschließend über die geschundene Wange. Während Dean sich um Sam kümmerte, rieb sich John die Hand. Sein Jüngster hatte im wahrsten Sinne des Wortes einen Dickschädel. Bobby wurde das ganze jetzt zu bunt. Jenny hatte angefangen zu weinen und der bärtige Jäger setzte sie neben Sam und Dean ab, die sich mittlerweile auf der Couch niedergelassen hatten.

„John, du solltest jetzt vielleicht besser gehen,“ meinte Bobby.

„Ach, jetzt schmeißt du mich also raus?“

„Nein, noch biete ich dir die Möglichkeit selber zu gehen.“

„Bobby, ich weiß, es ist dein gutes Recht ihn raus zu schmeißen, aber ich bitte dich trotzdem es nicht zu tun,“ sagte Dean. Dann wand er sich ohne Bobbys Reaktion abzuwarten an John. Er wollte einen letzten Versuch unternehmen seine Familie zusammen zu halten.

„Dad, Sam hat den Bogen überspannt. Nichts desto trotz stehen wir doch auf derselben Seite. Wir wollen alle den Colt, um Mum zu rächen, aber bitte, hör einmal auf uns und lass es uns auf unsere Art machen. Ich glaube, ich weiß wie wir es machen können.“ Bobby, John und Sam sahen Dean entgeistert an. Alle drei waren von seiner Reaktion überrascht, hatten sie doch damit gerechnet, dass er Bobby zustimmen würde.
 

„Okay, wenn du das möchtest Dean, kann John bleiben, aber noch so eine Aktion und ich hol meine Schrotflinte,“ warnte er den ältesten Winchester. Um des lieben Friedens Willen tat John so, als würde er auf Dean eingehen. Wenn ihm dessen Vorschlag nicht zusagte, würde er eh machen, was er für richtig hielt.

„Okay, was hast du im Sinn?“

„Wir werden ihr erzählen, dass einer unserer Väter sich für antike Waffen interessiert und sie bitten uns den Colt zu überlassen, damit wir ihn dir zum Geburtstag schenken können. Das wäre so nah dran an der Wahrheit wie nur möglich. Die Sammlung ist für sie zwar sicher eine Erinnerung an ihren Vater, aber ich bin überzeugt davon, dass sie uns den einen Colt geben wird, vielleicht gegen einen kleinen Aufpreis, aber immerhin.“

Sam, der immer noch auf der Couch saß und seine Tochter beruhigend im Arm hielt, sowie Bobby und John hatten seinen Ausführungen gelauscht.

„Das hatte ich doch gemeint als ich sagte, dass wir sie bitten könnten,“ meinte Sam. Ein Teil von ihm hatte keine Lust länger darüber zu sprechen solange ihr Dad im Raum war, nicht bevor der sich entschuldigt hatte. Aber der realistische Teil von ihm wusste, dass er von John sicher keine Entschuldigung erwarten konnte und wie sehr Dean noch immer an ihrem Vater hing und somit hielt er sich allein Dean zu liebe im Zaum.

„Und was, wenn sie euch den Colt nicht überlässt?,“ hakte John nach.

„Bobby, du kennst sie am Besten, was denkst du?,“ fragte Dean.

„Sie hat euch gern. Ich fresse mein Basecap, wenn sie ihn euch nicht gibt.“

„Mit Senf, Ketchup und Mayonnaise?,“ kam es schelmisch von Dean. Bobby rollte als Antwort bloß mit den Augen.

„Wenn ihr meint, dass es so klappen wird, dann macht es so,“ stimmte John augenscheinlich zu. In Wahrheit hatte er jedoch bereist die Entscheidung getroffen, bei seinem Plan, den Colt zu klauen, zu bleiben. Er konnte einfach nicht alles darauf setzen, dass diese Marcy seinen Jungs den Colt einfach so geben würde. Menschen waren eigen mit ihren Erinnerungsstücken. Wenn sie sich entschied, dass ihr der Colt doch zu wertvoll war, stand er doof da. Nein, auf andere Menschen konnte er sich an diesem Punkt nicht mehr verlassen. Er konnte sich ja nicht mal auf seine eigenen Söhne verlassen, denn kaum ließ er sie zu ihrer eigenen Sicherheit allein, fiel denen nichts Besseres ein als damit anzufangen Körperflüssigkeiten miteinander auszutauschen.
 

„Gut, dann schlage ich vor, dass Bobby heute bei seinem Date mit Marcy schon mal leicht vorfühlt,“ sagte Dean, der froh war, dass er John überzeugen konnte. John nickte zustimmend. War doch wunderbar. Bobby würde sie ausführen und er konnte in der Zwischenzeit bei ihr einbrechen und den Colt stehlen. Ob es seine Jungs verstanden oder nicht, er brauchte den Colt nun mal so schnell wie möglich. Die beiden würden sich schon wieder einkriegen. Jetzt wo die Beschaffung des Colts geregelt war, musste er nur noch in Bobbys privat Bibliothek nach der Beschwörungsformel für Dämonen suchen, dann konnte er sein Lebenswerk endlich vollenden und den Scheißkerl in die Hölle zurück schicken. Dabei würde er vielleicht sterben und wenn nicht, dann hatte er den Rest seines Lebens Zeit es bei seinen Söhnen wieder gut zu machen. Was Bobby anging, Marcy würde schon nichts mitkriegen also wird ihre Freundschaft schon nicht drunter leiden.
 

„Einverstanden,“ sagte Bobby und riss so John aus seinen Gedanken.

„Siehst du Dad, wir schaffen das. Wir kriegen den Colt und ziehen den Mistkerl, der Mum und Jessica und wer weiß noch wie viele andere Menschen getötet hat zur Rechenschaft, nicht wahr Sammy?“

„Ja, klar, natürlich.“ Sam hatte keinen Zweifel daran, dass sie den Colt kriegen würden, doch Johns plötzliche Einsicht machte ihn stutzig. Außerdem stand für ihn immer noch eine Frage im Raum und diese äußerte er nun auch.

„Wenn du den Colt hast, Dad, wie willst du an den Dämon ran kommen? Der wird ja wohl kaum von sich aus bei uns auflaufen.“

„Ich habe mich in Jägerkreisen umgehört. Es soll ein Buch existieren, in dem eine Beschwörungsformel steht mit der man einen Dämon herbeirufen kann.“

„Der Schlüssel des Salomon,“ kam es geschäftsmäßig von Bobby.

„Du hast von dem Buch gehört? Besitzt du es auch?,“ kam es sofort von John.

„Ja, ich habe ein noch recht gut erhaltenes Exemplar.“

„Wo ist es?“

„John, mach mal nicht die Pferde scheu. Ich suche es dir ja gleich raus. Aber vielleicht solltest du dir besser schon mal einen Plan B überlegen, denn wenn dieser ominöse Colt nicht funktioniert, hast du immer noch einen sicherlich mehr als angepissten Dämon am Hals.“

„Glaub mir, der Colt wird funktionieren.“

„Woher willst du das wissen?,“ mischte sich nun Sam ein.

„Ich weiß es einfach okay? Kannst du es vielleicht ein Mal in deinem Leben über dich bringen nicht alles zu hinterfragen, was ich sage, Sohn?“

„Vielleicht wenn du es mal über dich bringst eine klare Antwort auf eine meiner Fragen zu geben,“ konterte der jüngste Winchester.

„Sam, komm mit in die Küche. Ich glaub du könntest etwas Eis für dein Gesicht vertragen, außerdem ist es bald schon wieder Zeit für Jennys Mittagessen,“ kam es Streit vorbeugend von Dean. Eines Tages würden ihn die beiden noch in den Wahnsinn treiben.

John's Plan geht nach hinten los

ich weiß zwar nicht, ob das noch jemand liest, aber ich post e mal weiter....
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Sam war schließlich ohne Beanstandung mit Dean in die Küche gegangen, während Bobby sich daran machte für John das Buch heraus zu suchen. Dean holte gerade das Eispack aus Bobbys Tiefkühler als Sam das Wort ergriff.

„Dean, es tut mir wirklich leid. Ich hab versucht mich zu beherrschen, aber mit seinem Handeln und seinen Worten hat er mich geradezu provoziert.“

„Ich weiß, Sam, aber es wäre schön einmal zu erleben, dass du versuchst der Klügere zu sein und nachgibst, wie das Sprichwort so schön sagt.“

„Nachgeben?,“ kam es ungläubig von dem jüngeren Winchester.

„Nicht wie du es denkst. Einfach nicht auf das eingehen, was er sagt. Bitte Sammy, ich muss mich schon damit abfinden, dass ich von Dad so gut wie nichts erwarten kann, ich brauche wenigstens die Gewissheit, dass wir beide am gleichen Strang ziehen und nicht ich der Strang bin an dem Dad und du ziehen.“ Deans Mimik wurde immer weicher, fast schon verletzlich und Sam konnte deutlich sehen, wie sehr ihn das alles mitnahm. Er würde sich am liebsten dafür in den Arsch treten, dass er seinen Zorn gegen John die Oberhand gewinnen lassen und er nicht auf Dean Rücksicht genommen hatte. Es war schwer nicht wieder in alte Muster zu verfallen, aber er musste sich Dean zu Liebe einfach mehr anstrengen.
 

„Hier, dein Eis.“ Dean reichte es ihm. Sam nahm es entgegen und legte es an die geschundene Wange. Mit der freien Hand griff er nach einer von Deans und streichelte entschuldigend und liebevoll mit dem Daumen über dessen Handrücken. Er sah Dean in die Augen und erkannte, dass dieser die kleine Geste richtig verstand. Gleichzeitig kam ihm eine Idee, wie er Dean etwas aufheitern konnte, auch wenn das Ganze ein Scherz auf seine Kosten werden würde.

„Hab ich dir heute eigentlich schon gesagt wie sehr ich dich liebe?,“ fragte Sam Dean und bekam genau die Reaktion auf die er gehofft hatte. Dean lachte leicht und verdrehte die Augen.

„Das war jetzt das Todesurteil für deine Männlichkeit, Sammy. Du bist so was von das Mädchen in unserer Beziehung. Ich muss mal kontrollieren was du dir so alles an deinem Laptop anguckst. Ich wette, du hast in einer geheimen Datei sämtliche Liebesschnulzen der letzten Jahrzehnte gehortet. Gar nicht mal so ´ne schlechte Idee, so kannst du als Frauenversteher voll auftrumpfen, du gerissener Hund, du. Aber ich bin keine Frau und somit immun gegen solche Schleimereien.“ Seine Laune hatte sich wieder aufgehellt und Sam war zufrieden mit sich selbst.

„Tja, dann muss ich mir wohl was anderes ausdenken, damit du mich dir an die Wäsche gehen lässt,“ meinte er zu dem Älteren.

„Oh, da musst du gar nicht so kreativ werden. Wenn der große „kleine“ Sammy Lust hat zu spielen, musst du mir das nur sagen, dann verabreden wir ein Playdate. Dean Jr. Spielt nämlich ausgesprochen gerne und wenn wir nicht gerade in Bobbys Küche wären, dann würde ich dir sofort zeigen wie gern.“ Seine Stimme wurde immer verruchter und er war beim Reden Sam immer näher gekommen.

„Aber du sollst wenigstens ´ne kleine gratis Probe von mir kriegen.“ Er schloss die noch vorhandene Lücke zwischen ihnen und gab Sam einen langen, hingebungsvollen Kuss.
 

Mittendrin kam Bobby in die Küche und die zwei fuhren auseinander, wie Teenager die von ihren Eltern beim knutschen erwischt wurden und irgendwie stimmte das ja sogar.

„Ähm…sorry…ich…wollte euch nicht stören, ihr…könnte ruhig…naja, ähm weiter machen…ich…wollte mir bloß ´nen Kaffee holen,“ stotterte sich der bärtige Jäger einen zusammen und trat peinlich berührt an die Kaffeemaschine. Er war überrascht, dass er keine negativen Empfindungen bei dem Bild der beiden hatte, sondern sich lediglich als Störer dieses kleinen, intimen Momentes zwischen seinen Jungs fühlte und das tat ihm irgendwie leid. Nach allem was sie in den letzten 24 Stunden durchgemacht hatten, brauchten sie so eine kleine Auszeit wahrscheinlich und auch er sehnte den heutigen Abend entgegen, wenn er etwas Ruhe und Frieden bei und mit Marcy finden würde. Er war froh, dass er sich von Dean hatte überreden lassen, sich doch mit ihr zu verabreden.
 

„Schon gut, Bobby. Wir sollten jetzt eh langsam mal mit Jennys Mittagessen anfangen. Hast du das Buch für Dad schon gefunden?,“ fragte Dean. Sam seufzte und ging an den Kühlschrank, um Tomaten raus zu holen. Er wollte daraus eine stückige Soße kochen, die er ihr dann zusammen mit etwas Reis servieren wollte.

„Ja, euer alter Herr hat es mir gleich aus den Händen gerissen. Wird wohl aber eine Weile brauchen, bis er die geeignete Beschwörungsformel gefunden hat. Es ist ja schließlich nicht so als ob das Buch sich auf magische Weise selbst an der richtigen Stelle öffnen würde.“

„Was ist mit Jen…“

„Wuäh….“

„Scheiße,“ hörten die drei nacheinander das Babygeschrei und Johns Fluchen aus dem Wohnzimmer. Sam ließ die Tüte mit den Tomaten in die Spüle sinken und eilte besorgt ins Nebenzimmer. Dean und Bobby waren ihm dicht auf den Versen.
 

„Was ist passiert?,“ fragte Sam seinen Vater, der die weinende Jenny auf dem Arm hielt als wäre sie eine tickende Zeitbombe.

„Ihr habt sie hier rumkrabbeln lassen und ich bin ihr aus Versehen kurz auf die Hand getreten, dass ist passiert,“ schimpfte John. Was ließen sie die Kleine auch unbeaufsichtigt hier zurück.

„Gib sie mir,“ verlangte Sam und nahm ihm die Kleine ab.

„Du wusstest doch, dass sie hier ist. Du hättest darauf aufpassen müssen,“ kam es aufgebracht von Dean. Er trat zu Sam, der gerade Jennys Hand abtastete.

„Ich glaub, es ist nichts gebrochen, ist wohl mehr der Schreck,“ kam es entwarnend von Sam.

„Ich hab keine Zeit auf sie zu achten. Ich habe Wichtigeres zu tun, als Babysitter zu spielen,“ rechtfertigte sich nun der älteste Winchester.

„Sie ist deine Enkelin verdammt noch mal, sie und deine Söhne sollten dir wichtiger sein, als deine Rache, so wie du mit ihnen umspringst ist ja schon fast unakzeptabel,“ mischte sich nun Bobby ein.

„Erzähl du mir nicht, wie ich mit meinen Kindern umzugehen hab. Du hast schließlich keine, du weißt nicht wie schwer das ist, also misch dich nicht ein,“ giftete John ihn an.

„Ja, ich hab keine Kinder, aber wenn ich welche hätte, würde ich sie mehr zu schätzen wissen als du. Ich hätte sie nie zu diesem Leben erzogen und sie nicht einfach über Monate im Stich gelassen,“ wetterte er zurück.

Dean, der über eine fantastische Auffassungsgabe verfügte, ahnte nichts Gutes und wollte Sam und die noch immer aufgewühlte Jenny aus der Schusslinie kriegen.

„Sam, geh in die Küche und kühl Jennys Hand,“ sagte er zu seinem Partner, der dieser Aufforderung auch sofort nachkam. Auch er wusste, dass das hier gleich hässlich werden könnte und wollte es Jenny ersparen. Noch mehr Rumgeschreie würde sie nur noch mehr verstören. Er hatte kaum den Raum verlassen als auch schon das Donnerwetter losbrach. Mittendrin Dean, der verzweifelt versuchte sich Gehör zu verschaffen um zwischen den zwei Männern, die auf unterschiedlichste Weise irgendwie beide seine Väter waren, zu vermitteln.
 

„Ich hab sie allein gelassen, weil es sichere für sie ist, weil ich sie liebe,“ wehrte sich John gegen Bobbys Vorwürfe.

„Sie sich selbst zu überlassen und von Jagd zu Jagd zu schicken ist nicht gerade die beste Art ihnen deine Liebe zu zeigen.“

„Wie kannst du es dir erlauben dich hier als besseren Vater aufzuspielen? Wer erlaubt bitte seinen Kindern unter seinem Dach miteinander Unzucht zu treiben?,“ schlug John mit Worten unter die Gürtellinie und ging auf Bobbys Worte gar nicht ein.

„Dad…“ Dean blieb ungehört.

„Sie sind erwachsen John und glücklich miteinander. Egal unter welchen Umständen sie zusammen gefunden haben, sie haben sich dieses Glück verdient. Ihnen dieses Glück zu gönnen und es zu akzeptieren, damit gebe ich ihnen mehr als du es je getan hast.“

„Bobby…“ Doch auch der bärtige Jäger reagierte nicht auf ihn.

„So was kann ein normaler Mensch nicht dulden. Was die beiden machen ist einfach falsch,“ wich John immer mehr vom eigentlichen Thema ab.

„Ich weiß nicht warum ich dich überhaupt wieder in mein Haus gelassen habe. Du bist immer noch der gleiche sture und uneinsichtige Bock wie an dem Tag an dem ich dich mit meiner Schrotflinte vom Hof gejagt habe,“ schrie Bobby.

„JETZT HÖRT ENDLICH AUF, ALLE BEIDE!“

Sie schwiegen endlich und zumindest Bobby sah ein wenig schuldbewusst aus.

„Ihr kommt doch auf keinen grünen Zweig. Könnt ihr euren Streit also bitte dann fortsetzen, wenn nichts Wichtigeres ansteht und wir den dämonischen Scheißkerl erledigt haben?“

„Gut gesprochen mein Sohn. Wie ich sehe, weißt du genau wie ich, also doch noch wo die Prioritäten liegen,“ sagte John, doch sein Ältester schüttelte nur mit dem Kopf.

„Du weißt wo deine Prioritäten liegen, Dad? Vielleicht nach deinen Maßstäben, aber ganz sicher nicht nach meinen. Dämon hin oder her, meine Priorität sind auf jeden Fall Sam und Jenny. Ja, ich will den Dämon zur Strecke bringen, aber nicht wenn es uns selbst das Leben kosten könnte. Das ist es einfach nicht wert. Ich werde nicht riskieren, noch jemanden von meiner Familie sterben zu sehen Daher werden wir, wenn wir die Waffe haben, sie an einem niederen Dämon ausprobieren, um auf Nummer sicher zu gehen.“

„Du willst eine Kugel verschwenden? Bist du verrückt?,“ kam es verärgert von John.

„Seit wann bist du überhaupt zum Oberhaupt dieser Familie geworden, dass du es dir erlaubst so mit mir zu reden?,“ hakte Deans Vater nach.

„Ich bin nicht das Oberhaupt deiner Familie, aber Sam und ich sind die Oberhäupter unserer Familie und als solches versuche ich lediglich unsere Interessen zu wahren und dafür zu Sorgen, dass unserer Tochter der Großvater erhalten bleibt.“

„Dean hat recht. Den Colt vorher nicht auszuprobieren könnte als Himmelfahrtskommando enden, wenn du dem richtigen Dämon gegenüber stehst und sie versagt,“ mischte Bobby sich ein. Er war stolz auf Dean. Irgendwas hatte in ihm Klick gemacht und ihn sich zu dieser starken Persönlichkeit entfalten lassen, die Johns Handeln hinterfragte.
 

Sam bekam von der Küche aus alles mit. Er sollte da drin bei seinem Partner sein, aber dieser hatte ihn mit Jenny in die Küche geschickt, weil Dean wusste, dass seine Priorität in dem Moment Jenny zu gelten hatte. Er war der beste Co-Daddy, den er sich für seine Tochter wünschen konnte und das brachte ihn dazu Dean nur noch mehr zu lieben als er es schon tat. Sein Herz schlug voller Liebe und Stolz als er hörte wie sich Dean gegen John erhob und von ihm und sich als Oberhäupter ihrer eigenen, kleinen Familie sprach. Dies rührte ihn zu tiefst, schließlich bedeutete das, dass Dean sich wirklich verändert hatte und er Sam in ihrer Beziehung nicht mehr länger die Stellung des kleine Bruders zugedachte, der beschützt werden musste, sondern er sie als ebenbürtige Partner ansah. Sams Glücksgefühle schwappten auf Jenny über, die trotz des anhaltenden Geschreis im Wohnzimmer ruhiger geworden war.
 

John ging in Gedanken seine Möglichkeiten durch. Wenn er sich quer stellen würde, dann könnte es sein, das Bobby ihn rausschmiss, ohne dass er die Beschwörungsformel gesehen hatte und das war keine Option, also ging er zum Schein darauf ein. Diese Waffe würde funktionieren, und sobald er den Spruch und sich den Colt von dieser Marcy besorgt hatte, würde er sich mit beidem absetzen und dem Alptraum, der nun schon über zwei Jahrzehnten sein Leben war, ein Ende setzen. Er würde vielleicht dabei sterben, aber das war ihm ziemlich egal, Hauptsache der dämonische Drecksack würde mit ihm sterben und seine Jungs die Möglichkeit bekommen ein normales Leben zu beginnen. Mit der Zeit, so hoffte er, würden sie diese Phase beendet haben und wieder den rechten Weg finden. Sich eine richtige Partnerin suchen, seinetwegen auch einen richtigen Partner und wieder normale Brüder werden können.

„Okay, meinetwegen. Wenn ihr mich entschuldigt, ich hol mir einen Kaffee,“ sagte John und ging in Richtung Küche. Dean nickte zufrieden. Dann sah er zu Bobby.

„Ich weiß du stehst hinter uns und darum bitte ich dich, lass Dad jetzt den Spruch suchen. Wenn das mit dem Dämon erledigt ist, kannst du ihn meinetwegen quer über den Schrottplatz jagen.“ Ein Lächeln stahl sich auf Bobbys Gesicht.

„Geh zu Sam und Jenny. Ich verspreche dir, dass ich John in Ruhe lasse, aber wenn das mit dem Dämon klappen sollte, dann kann ich bezüglich John für nichts mehr garantieren.“

„Danke Bobby.“
 

„Dad,“ sagte Sam als John in die Küche kam.

„Sam,“ erwiderte er den knappen Gruß und nahm sich etwas von dem Kaffee. Dann erkundigte er sich zu Sams Überraschung nach seiner Enkelin.

„Wie geht es ihr?“

„Ich denke, es ist nichts gebrochen, war wohl nur der Schreck.“

„Lässt du mich mal sehen, ich meine ein Zweitgutachter kann ja wohl nicht schaden.“ Sam zögerte kurz, doch als er sah, dass seine Kleine ihren Großvater mit zwar noch verweinten, aber gleichzeitig neugierigen Augen ansah, gab er Jenny zu John auf den Arm. Er hatte aus Deans Ansprache an John deutlich heraus gehört, dass er John durchaus in Jennys Leben haben wollte und wenn das mit dem Colt und dem Dämon klappen sollte, dann bestand ja die Möglichkeit, dass John ein besserer Großvater wurde, als er ein Vater gewesen war. Er beobachtete wie er Jennys Hand vorsichtig abtastete und ihre einzelnen Finger bewegte. John trug immer schweres Schuhwerk. Es hätte also leicht etwas brechen können. Jenny schien eine Art Schutzengel zu haben.
 

„Du hast ihre Hand geheilt, nicht wahr?,“ fragte Castiel Anna. Sie standen für die Menschen unsichtbar im Flur.

„Ja, schließlich sollten wir auf sie aufpassen. Ich hab also nur das getan, was Zacharias uns zur Aufgabe gemacht hat. Wenn ich die Winchesters schon vor ihrem angeblichen Schicksal nicht warnen darf, ist, ihnen das Leben einfacher zu machen, das mindeste was ich tun kann,“ erklärte der rothaarige Engel.

„Du weißt was dir blüht, wenn du dich ihnen zu erkennen gibst.“

„Ja, aber trotzdem würde ich gern mehr für sie tun.“

„Bitte tu es nicht. Es sind Menschen, sie haben ihren Zweck genau so zu erfüllen wie wir. Wir folgen alle Gottes Plan.“

„Vielleicht hab ich einfach nur eine Schwäche für die beiden, weil ihre Liebe nach „Gottes Plan“ genau so ein hoffnungsloser Fall ist wie unsere.“ Sie streichelte Castiel hauchzart über die Wange. Er lächelte kaum merklich, dann gingen sie ohne ein weiteres Wort wieder in ihren Beobachtermodus über.
 

„Sie scheint beim Bewegen von Hand und Finger keine Schmerzen zu haben. Es ist sicher nichts gebrochen,“ verkündete John nun sein Urteil.

„Pa-pa,“ giggelte die Kleine nun wieder wohl auf.

„Hier, nimm du sie wieder,“ meinte John und gab sie zurück an seinen Jüngsten. In dem Moment kam Dean in die Küche. Vater und Sohn nickten sich kurz zu und der älteste Winchester ging mit seinem Kaffee zurück ins Wohnzimmer.

„Wie geht es ihr?,“ erkundigte sich Dean sofort bei Sam nach Jennys Befinden.

„Din!,“ quiekte das kleine Mädchen vergnügt.

„Ich glaube die Antwort von ihr war klar und deutlich,“ meinte Sam und lächelte, während Dean Jenny auf den Arm nahm und ihr einen Kuss auf die Stirn und auf die kleinen Fingerchen gab, was sie noch mehr zum giggeln brachte. Er merkte, wie er dabei von Sam beobachtet wurde und sah ihn fragend an. Der Größere der beiden fackelte nicht lange und folgte einem inneren Impuls indem er Dean einen leidenschaftlichen Kuss, der erst beendet wurde als es Jenny sich langweilte und sie anfing ihren Vätern am Gesicht rumzupatschen.

„Wofür war der denn?,“ fragte Dean, der etwas außer Atem war.

„Einfach nur so,“ entgegnete Sam und wurde leicht rot um die Nase.

„Oh Sammy, deine Romantik-Quelle wird ja langsam zu einem reißenden Strom,“ neckte er den Jüngeren und unterdrückte einen aufkommenden Protest seitens Sam durch einen weiteren kurzen Kuss.

„Ich könnte nach dem ganzen Theater mit Dad etwas frische Luft vertragen. Was meinst du, schieben wir Jennys Mittagessen noch etwas auf und machen zusammen einen kleinen Spaziergang?,“ fragte Dean dann Sam. Dieser lächelte verschmitzt und meinte dann:

„Deine Romantik-Quelle ist aber auch schon ein kleines Flüsschen.“

„Alles nur deine Schuld, Sammy, aber damit muss ich jetzt wohl leben, also du, Jenny und ich raus auf einen Spaziergang?“

„Deine Bereitschaft zum Spazieren gehen, muss ich ausnutzen.“
 

Die Brüder hatten sich ihrer kleinen Tochter gewidmet, sich hin und wieder geküsst, ansonsten aber vor allem ein komfortables Schweigen genossen. Ihre Blicke waren voller Zuneigung und sagten eh mehr als tausend Worte. Als sie ein gutes Stündchen später von ihrem Spaziergang und der von allem sehr genossenen Familienqualitätszeit zurück zu Bobbys Haus kamen, stellten sie erleichtert fest, dass Bobby und John sich in der Zwischenzeit nicht umgebracht hatten.

Sam hatte zwar etwas Mühe der, von dem kleinen Ausflug, ziemlich ausgepowerten Jenny ihr Mittagessen einzuverleiben, aber dafür hatte er keine Probleme sie danach für ihr Nickerchen hinzulegen, somit hatte sich ihre kleine Auszeit gelohnt. Nun saßen sie, von Bobby und John größtenteils ignoriert im Wohnzimmer und sahen den Älteren dabei zu, wie sie zusammen an dem Buch saßen und nach dem geeigneten Spruch suchten. Wahrscheinlich versuchten sie sich jetzt gegenseitig durch ihre Lateinkenntnisse auszustechen, wie Dean vermutete. Jedenfalls zickten sie sich hin und wieder wegen falsch übersetzter Wörter an. Sam fand das sehr unterhaltsam. Er beugte sich zu Dean hinüber und flüsterte ihm ins Ohr:

„Das ist ein bisschen wie in dem Film „Ein seltsames Paar“ ich glaub ich hol uns gleich etwas Popcorn.“ Dean prustete laut los. Bobby und John blickten auf und fragten fast synchron:

„Was?“

„Nichts, nichts. Macht ruhig weiter,“ versicherte Dean und versuchte sich das Grinsen zu verkneifen. Sam hatte schon ein bisschen Recht. Wenn Bobby und John sich nicht gerade stritten, waren sie eigentlich ganz gute Freunde.

„Was macht ihr zwei eigentlich hier? Habt ihr nichts zu tun?,“ fragte Bobby.

„Wir warten, dass Jenny von ihrem Mittagsschlaf aufwacht,“ antwortete Sam.

„In der Zwischenzeit könntet ihr doch noch `ne Kanne Kaffee kochen,“ schlug John vor.

„Komm Sammy, ich glaub das soll ein Wink mit dem Zaunpfahl sein, die Altherrenmannschaft fühlt sich in ihrer Konzentration gestört.“

„Werd nicht frech, Junge,“ kam es wieder fast gleichzeitig von Bobby und John. Dean zog Sam vom Sofa hoch und flüsterte ihm beim hinaus gehen zu:

„Definitiv ein seltsames Paar.“
 

Einige Stunden später, Sam und Dean spielten mit Jenny auf der Terrasse, kam John zu ihnen heraus. Er wirkte erleichtert und teilte ihn mit, dass sie die richtige Beschwörungsformel gefunden hatten.

„Wow, das ist ein großer Schritt, den wir heute gemacht haben,“ meinte Dean.

„Ja, wir werden eure Mutter rächen, das verspreche ich euch,“ sagte John und drückte väterlich je eine Schulter seiner beiden Jungs.

„Wo ist Bobby?,“ erkundigte sich Sam, der Jenny gerade auf den Schoß genommen hatte, um ihr etwas zu trinken zu geben.

„Wollte duschen und sich für seine Verabredung fertig machen. Ich wollte in die Stadt einen Trinken,“ verkündete der älteste Winchester.

„Bobbys Keller ist voller Whiskey,“ meinte Dean.

„Es ist ein besonderer Anlass mein Junge, da trink ich nichts von dem qualitätsarmen Zeug, dass Bobby eingekellert hat.“

„Verstehe. Können wir zum Abendessen mit dir rechnen?,“ erkundigte sich Sam.

„Eher nicht. Aber wir werden sehen. Bis nachher und passt auf euch auf,“ verabschiedete sich John und ging zu seinem Truck. Kurz darauf fuhr er vom Hof.

„Kommt es nur mir so vor, oder verhält Dad sich heute wirklich merkwürdig?,“ fragte Sam.

„Musst du immer alles was ihn betrifft in Frage stellen? Lass ihn doch einen trinken gehen.“

„So meinte ich das nicht. Ich finde es nur seltsam, dass er in allen Belangen schließlich klein bei gegeben hat.“

„Sam, lass es gut sein. Die Einsicht, dass wir richtig liegen war halt letztlich einfach größer als seine Sturheit. Kannst du das akzeptieren?“ Sam seufzte.

„Okay, vielleicht hast du Recht und ich bin was ihn angeht einfach zu misstrauisch.“

„Sieh da, Dad ist nicht der einzige, der sich heute einsichtig zeigt,“ neckte Dean seinen Partner und küsste ihn auf die Wange.
 

Als sie einige Minuten später in der Küche waren und das Abendessen vorbereiteten, es sollte Fischstäbchen mit Kartoffelbrei und Salat geben, den der ältere Bruder jedoch zu verdrängen versuchte, kam Bobby zu ihnen.

„Gut siehst du aus, Bobby. Wenn ich ´ne Frau mittleren Alters wäre, würde ich auf dich fliegen,“ meinte Dean. Der bärtige Jäger, der sich Dean bei diesen Worten als Frau vorstellte, verzog das Gesicht.

„Wenn du ´ne Frau wärst und auf mich fliegen würdest, würde ich wohl ins Kloster gehen,“ meinte er neckisch und Sam lachte, während Dean eine beleidigte Schnute zog.

„Ach komm Bobby, mit ein bisschen Makeup kriegen wir ihn doch bestimmt ganz hübsch hin,“ zog Sam seinen Bruder auf.

„Halt die Klappe Sam, selbst als Frau wäre ich immer noch attraktiver als du,“ versuchte er sein geschundenes Ego zu verarzten. Bobby grinste und sagte dann:

„Ihr habt ja den ganzen Abend Zeit euch darüber einig zu werden, wer die Schönste im ganzen Land ist. Ich für meinen Teil werde jetzt Marcy abholen.“ Er kniete sich hin und gab der auf dem Boden sitzenden Jenny einen kleinen Kuss.

„Viel Spaß mit deinen Mamis ähm Daddys.“

„Sehr witzig Bobby,“ maulte Sam.

„Viel Spaß mit Marcy Bobby und tu nichts, was ich nicht auch tun würde.“ Bobby rollte mit den Augen und verließ das Haus.
 

„So, du wärst also die hübschere Frau,“ hakte Sam nach.

„Aber so was von.“

„Hm, vielleicht hast du ja Recht, immerhin hast du schon Erfahrung mit Damenhöschen.“

„Darin würdest du mich gerne sehen, was.“

„So ein Quatsch,“ versuchte Sam sich aus der Affäre zu ziehen, doch wurde er dabei leicht rosa um die Nase und verriet sich dadurch.

„Oh Sammy, du bist so durchschaubar. Weißt du, ich könnte es noch in die Stadt schaffen und ein wenig „Reizwäsche“ für dich besorgen, vorausgesetzt, dass du nicht so wuschig bist, dass du ohne meine Aufsicht die Fischstäbchen anbrennen lässt.“

„Tja, dann musst du dich wohl entscheiden. Wer gewinnt, dein Magen oder dein Hirn zwischen deinen Beinen.“ Dean war bei Sams Worten näher an ihn heran getreten und hatte von hinten die Arme um seine Hüften gelegt. Nun küsste er sich an seinem Hals entlang und säuselte dem anderen Mann ins Ohr:

„Die Fischstäbchen könnte ich mir später selber braten, nach dem ich dich vernascht habe, weißt du. Ich mag gern das Dessert vor dem Hauptgang.“ Er knabberte verspielt an Sams Ohrläppchen. Sam bekam eine Gänsehaut und ihm entwich ein leises Stöhnen. Er wurde schwach. Dean hatte einfach diese Wirkung auf ihn seit sie zusammen waren.

„Okay, ich gebe es ja zu. Die Vorstellung von dir in einem Satin-Panty hat schon was, aber wir müssen dass verschieben. Immerhin wissen wir nicht wann Dad wieder zurück kommt und er hat gestern weiß Gott genug nackte Haut für den Rest seines Lebens von uns gesehen.“

„Du nimmst Rücksicht auf Dad? Das ist ja was ganz Neues,“ hauchte Dean Sam in den Nacken.

„Naja, ich kann ihn ein bisschen verstehen. Ich will Jenny auch nicht beim Vorspiel erwischen.“ Dean hatte sich von Sam gelöst und sah zu der kleinen Sabberschnute herab, die mit Speedy und Sams Ex-Stoffhasen spielte.

„Vorspiel? Vergiss es. Unser Mädchen geht erst dann mit Jungs aus, wenn wir beide unter der Erde sind.“

„Ja, das wäre schön, aber leider können wir die Natur nicht aufhalten und gegen Teenagerhormone sind Eltern machtlos.“

„Wenn die Zeit gekommen ist werden wir dann wohl tapfer sein müssen.“

„Wir schaffen das schon zusammen,“ meinte Sam.

„Mhm…vielleicht macht es sogar Spaß ihren Verehrer etwas zum Schwitzen zu bringen. Ich droh ihm mit der Schrotflinte und du kannst ein knall hartes Kreuzverhör mit ihm durch führen. Wenn er besteht und dann mit Jenny ins Kino geht oder so, dann werden wir beide ein bischen Law & Order spielen und heraus finden wie nah Polizei und Staatsanwaltschaft zusammen arbeiten können,“ raunte Dean Sam schwärmerisch ins Ohr.

„Ich wünschte Carrie wäre hier,“ meinte Sam auf einmal.

„Was?,“ kam es verwirrt von Dean.

„Naja, sie könnte auf Jenny aufpassen während wir…“ Er hatte sich zu Dean gedreht und ihm den Rest ins Ohr geflüstert.

„Handschellen? Wirklich Sam? Gott, ich hab dich ja ganz schön verdorben.“

„Du hast doch von Polizei angefangen,“ sagte Sam und klang etwas beschämt ob seiner eigenen schmutzigen Phantasie.

„Gott, wie du gerade bist, machst du mich unglaublich heiß,“ entgegnete Dean, nahm Sam in seine Arme und fing an, an seinem Hals herum zu knabbern.

„Fang….mhm…nichts an, was du nicht beenden kannst…verdammt fühlt sich das gut an.“

„Dann solltest du vielleicht nicht so sexy sein, Sammy.“ Dieser antwortete nichts mehr, sondern fing Deans Lippen in einen heißen Kuss ein.
 

Jenny saß auf dem Fußboden und bekam so langsam Hunger, also zog sie sich am Stuhlbein auf die Füße und wackelte zu ihren Vätern, von denen sie glückliche Schwingungen empfing. Bei ihnen angekommen zog sie an Sams Hosenbein und verlangte nach:

„Nane, Pa-pa!“ Augenblicklich, aber mit einem Seufzen brach dieser den Kuss ab.

„Ich mach dir gleich was, Kleines,“ versicherte er seiner Tochter.

„Sieht so aus, als solltest du dich jetzt wohl besser dem Essen widmen ehe der Salat welk wird,“ meinte Dean und machte sich auf den Weg zur Tür.

„Hey und wo gehst du jetzt hin?“

„Kalt duschen, Sammy. Kalt duschen,“ entgegnete der Kleinere breit grinsend und verschwand nach oben ins Bad.

„Das darf doch nicht wahr sein. Tse, dein Daddy-Dean denkt wohl mich hätte das ganze kalt gelassen. Das ist nicht fair.“

„Ni Nane, Pa-pa,“ war das einzige was er daraufhin von seiner Tochter, aka die Itimitätszerstörerin, erhielt. Somit blieb ihm nur, sich Bobby im Taucheranzug vorzustellen, um selber wieder etwas runter zu kommen.
 

John war nicht in die Stadt in eine Bar gefahren, sondern zu Marcy. Seinen Truck hatte er in der Parallelstraße abgestellt, schließlich wollte er nicht, dass Bobby ihn erwischte. In den Büschen des Nachbarhauses hockend, musste er nun nur noch warten, bis Bobby eintraf, um diese Marcy abzuholen. Dies geschah dann auch schon eine knappe halbe Stunde später. Er beobachte, wie Bobby von ihr zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange bekam und er, ganz Gentleman, ihr die Autotür aufhielt und sie kurz darauf los fuhren. Dann machte er sich ans Werk. Die Gegend war ziemlich friedlich und Marcy hatte keine Alarmanlage. Das Schloss ihrer Hintertür war kaum ein echtes Hindernis für John. Endlich im Haus machte er sich auf die Suche nach der Waffensammlung. Das Haus war nicht groß, es sollte ein leichtes sein das Gesuchte zu finden.
 

Als sie im Auto ein paar Straßen weiter waren, wurde Marcy plötzlich unruhig und fing an in ihrer Handtasche herum zu kramen.

„Suchst du was?,“ fragte Bobby sie.

„Oh Mist, ich hab mein Portemonnaie in meiner anderen Handtasche vergessen. Bitte fahr noch mal zurück, Bobby,“ bekam der bärtige Jäger als Antwort.

„Ist das wirklich nötig? Ich hab doch Geld genug dabei.“

„Bitte Bobby, ich hab einen Kinogutschein in meinem Portemonnaie. Wäre doch dumm, wenn mir mehr bezahlen würden.“

„Aber wir haben doch schon fast die Hälfte der Strecke geschafft. Können wir ihn nicht bei unserem nächsten Kinobesuch einlösen?“ Er hatte nicht wirklich Lust auf Vielfahrermeilen.

„Nein, er verfällt, wenn wir ihn heute nicht einlösen, also bitte sei so lieb und fahr noch mal zurück. Schau, es ist eh noch ziemlich früh, wir kommen also nicht zu spät ins Kino.“

„Okay, okay. Du bist der Boss.“ „Gut, dass du das so schnell einsiehst,“ sagte sie und lachte. Bobby lächelte und wendete den Wagen, um zurück zu fahren.
 

Einige Minuten später parkte Bobby den Wagen wieder vor Marcys Haus. Sie steigen gemeinsam aus. Bobby wollte die Gelegenheit nutzen, um noch mal Marcys Badezimmer aufzusuchen. Er hätte vielleicht nicht so viel Kaffee trinken sollen, seine Blase wurde schließlich auch nicht jünger. Sie betraten das Haus und gingen nach oben. Am oberen Treppenabsatz angekommen, hörten sie Geräusche aus Marcys Schlafzimmer kommen.

„Oh mein Gott, es ist ein Einbrecher im Haus,“ sagte Marcy so leise wie möglich. Sie versuchte sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen. Nichts hasste sie mehr als panisch rumkreischende Frauen. Bobby hatte so eine Ahnung, wer der Einbrecher sein könnte. ‚Ich geh in die Bar am Arsch.‘

„Dieser Idiot,“ entfuhr es Bobby und ging zur Schlafzimmertür. Er bemerkte nicht, wie Marcy ihm verwirrt hinterher sah. Wer war ein Idiot? Was meinte Bobby, fragte sie sich. Als sie erkannte, dass Bobby drauf und dran war ins Schlafzimmer zu gehen, schloss sie schnell zu ihm auf und hielt ihn an der Schulter zurück.

„Du willst doch da jetzt nicht einfach so reingehen. Wir sollten die Polizei rufen. Der Einbrecher könnte bewaffnet sein,“ sagte sie leise und klang besorgt.
 

John hatte sie zurückkommen hören und wollte sich im Schrank verstecken, dumm nur, dass ihm ein Bügelbrett entgegen kam. Sich mit dem Ding in den Schrank zu zwängen, war leider nicht so lautlos vonstatten gegangen wie er sich das gewünscht hätte und so war es leider unvermeidbar, dass Marcy und Bobby auf ihn aufmerksam wurden. Verdammtes Bügelbrett. John hoffte, dass Bobby schnell schalten und Marcy ablenken können würde, so dass er sich aus dem Staub machen und später zurück kommen könnte, doch als er hörte, dass Marcy die Polizei rufen wollte, wurde ihm das ganze doch zu heiß. Auf die Anwesenheit von den Behörden konnte er ganz gut verzichten. Er konnte nur hoffen, dass Bobby sie davon abbringen konnte.
 

„Mach dir keine Sorgen. Ich regle das,“ sagte Bobby zu Marcy.

„Sei nicht blöd, du brauchst hier für mich nicht den Helden zu spielen.“

„Vertrau mir einfach, okay.“

„Vertrauen? Was meinst du? Was ist hier los?“ Langsam wurde sie misstrauisch. Ohne ihr eine Antwort zu geben, trat Bobby ins Schlafzimmer, wo John sich bereits wieder aus dem Schrank geschält hatte.

„Verdammt John, du hattest doch versprochen du würdest es nicht tun,“ fuhr er den anderen Mann an. Marcys Gedanken fuhren Achterbahn. Was zum Teufel war hier los?

„Ich musste es tun, Bobby. Ich konnte mich einfach nicht darauf verlassen, dass sie ihn freiwillig hergibt.“

„Was hat das alles zu bedeuten? Du kennst den Kerl Bobby? Was soll das Ganze?“

„Marcy, lass es mich erklären…“

„Du…du…oh mein Gott, dass war alles eine Lüge. Du…hast mich umworben, damit du mein Vertrauen gewinnen konntest, um dem da freien Zutritt zu meine Haus zu verschaffen.“ Sie zog die ihr in dem Moment einzig sinnvollen Schlüsse aus dem Szenario, dass sich ihr bot. Mit Tränen in den Augen sah sie Bobby an. Wie konnte er ihr das nur antun.

„Marcy, dass ist nicht wie du denkst“, versuchte Bobby sie zu beschwichtigen, doch es gab nun kein herankommen mehr an sie. Sie hatte sich ihre Meinung gebildet und die fiel nicht zu seinen Gunsten aus. Oh, er würde John dafür umbringen.

„Du…du hast mich nur benutzt!“

„Nein, so ist das nicht. Du verstehst das völlig falsch.“ Doch die zutiefst verletzte Frau wollte nicht auf ihn hören.

„Ich ruf jetzt die Polizei…“

Wütend, deprimiert und paralysiert

Bobby schien sie wohl nicht von der Idee abbringen zu können, also musste John das wohl selber in die Hand nehmen.

„Hörn Sie Lady, es ist nicht nötig die Polizei zu rufen. Ich brauch nur einen Colt aus Ihrer Waffensammlung und dann bin ich auch schon weg.“

„Sie brauchen? Was denken Sie, was das hier ist? Ein Selbstbedienungsladen? Sie sind in mein Haus eingebrochen und Bobby hat Ihnen geholfen. Das nennt man Verabredung zu einer Straftat, natürlich werde ich die Polizei rufen.“ Sie war kurz davor zu die Nummer zu wählen.

„Tut mir leid, aber das kann ich nicht zulassen.“ John ging auf sie zu mit dem Ziel ihr das Handy aus der Hand zu nehmen. Doch Bobby trat dazwischen.

„Komm ihr nicht zu nahe, John. Ich warne dich.“ Nun war Marcy noch verwirrter. Erst lockte er sie aus dem Haus, damit dieser John bei ihr einbrechen konnte und jetzt beschützte er sie.

„Glaub mir, ich will das nicht tun, aber wenn sie vorhat die Bullen zu rufen, lässt sie mir keine andere Wahl.“ Er wollte um Bobby herum nach Marcys Hand greifen in der sie ihr Handy hielt. Sie stand ein wenig paralysiert da und wusste nicht was sie tun sollte.

„Fass sie nicht an,“ schrie Bobby und schlug Johns Hand weg.

„Du wirst mich nicht aufhalten. Nicht nach allem was ich durchgemacht habe, um bis hier her zu kommen. Ich werde mir jetzt diesen Colt holen und ihr werdet mir dabei nicht im Wege stehen, also sei vernünftig und schaff sie hier raus bevor ich mich um euch beide kümmere.“

„Du meinst wohl nur weil ich ein paar Jahre älter bin als du, kommst du einfach an mir vorbei, was?“

„Reiz mich nicht Bobby!“

„Reiz du mich nicht John. Ich warne dich. Bis jetzt hab ich Dean zu Liebe dir gegenüber zurückgesteckt, aber wenn du jetzt nicht abziehst, wirst du mich richtig kennen lernen.“

„Ich hab keine Zeit für diesen Scheiß!“ Er holte aus und setzte den ersten Schlag, den Bobby nicht unbeantwortet ließ. Es entstand ein unschönes Handgemenge mitten in Marcys Schlafzimmer. Die Frau wusste nicht was sie tun sollte. Sie hatte zwar ein paar Mal „Aufhören“ und ähnliches gerufen, jedoch drang dies im Eifer des Gefechts nicht zu den Streithähnen durch. Als es so aussah, als ob dieser John die Oberhand gewinnen würde, traf sie eine Entscheidung. Sie wusste ehrlich nicht mehr, was sie von Bobby halten sollte, aber er hatte sie, als John auf sie zu getreten war, beschützen wollen. Sie war sich nicht sicher ob sie Bobby vertrauen konnte, aber wenn er als Verlierer aus diesem Faustkampf hervorgehen würde, würde es schlecht für sie aussehen. Sie ging an der Wand entlang zu ihrem Bett hinüber, zog den Stecker ihrer Nachttischlampe heraus, nahm diese vom Nachttisch und trat hinter John, der sie eh nicht für voll zu nehmen schien. Sie war sich sicher, dass er das noch bereuen würde als sie ihm die Lampe gegen den Hinterkopf donnerte. Dem Winchester entfuhr ein überraschter Schmerzensschrei. Er war dabei sich um zudrehen, als Marcy ihn mit ihrer Lampe abermals traf. Diesmal an der Schläfe und John ging zu Boden, wo er bewusstlos liegen blieb.
 

Der ziemlich mitgenommene Bobby atmete schwer und sah sie mit einer Mischung aus Erleichterung, Überraschung aber auch Bewunderung an. Seine Marcy war einfach eine Frau ganz nach seinem Herzen. Nur war sie jetzt noch seine Marcy? Wie würde sie jetzt reagieren? Er wollte gerade etwas sagen, als sie die Lampe zu Boden sinken ließ und zu ihm meinte:

„Ich rufe jetzt die Polizei. Wenn du dich mit dem da nicht darüber streiten willst, wer das obere Bett in der Zelle kriegt, dann solltest du jetzt besser gehen.“ ~Sie hat John niedergeschlagen und lässt mich jetzt gehen, das ist doch ein gutes Zeichen~, dachte Bobby.

„Marcy…“ Doch sie ließ ihn erst gar nicht zu Wort kommen.

„Nein Bobby. Ich weiß zwar nicht was du hier für ein Spiel mit mir getrieben hast, aber ich will dich nicht mehr sehen und du solltest vielleicht auch mal einen anderen Supermarkt ausprobieren.“ Sie klang nicht wirklich wütend, eher verletzt und enttäuscht. Dies zeichnete sich auch in ihrem Gesicht ab. Es tat Bobby in der Seele weh, sie so zu sehen.

„Marcy, das ist alles ein Missverständnis. Ich hab nie mit dir gespielt…ich…“

„Ich wünschte ich könnte dir glauben. Geh jetzt Bobby.“ Er sah wie sich eine Träne ihre Wange hinab schlich.

„Marcy bitte…“

„Bobby…bitte…nein. Ich…will jetzt nicht mit dir reden. Geh.“ Sie wand sich von ihm ab und rief endlich bei der Polizei an. Als sie anfing zu sprechen verließ Bobby unglücklich und angeschlagen Marcys Haus. Er gab auf. Er hatte einfach nicht mehr die Kraft um sie zu kämpfen. Es wäre eh hoffnungslos. Sie war seine letzte Chance gewesen und John hatte es ihm vermasselt. Deswegen ging er auch von dannen ohne einen Gedanken daran zu verschwenden was aus John wurde. Sollte er doch im Knast verrotten. In seiner Stimmung aus Wut, Trauer und Enttäuschung war er nicht in der Lage darüber nachzudenken, was für Auswirkungen Johns Verhaftung auf Sam und Dean haben könnte.

Er stieg in seinen Wagen und steuerte die nächste Bar an. Wer weiß, vielleicht konnte ihm Alkohol jetzt besser helfen als er es nach dem Tod seiner Frau getan hatte.
 

Nachdem Marcy die Polizei verständigt hatte vergingen keine zehn Minuten bis eine Streife bei ihr eintraf. Sie hatte John zur Sicherheit mit einem Gürtel mit den Händen an den Fuß des Bettpfostens gefesselt und das gerade rechtzeitig bevor er wieder zu sich kam. Als er wieder bei sich war, trat sie mit einer kleinkalibrigen Handfeuerwaffe in sein Blickfeld. Sie hatte vorhin in der Aufregung gar nicht dran gedacht ihre Waffe zu holen, aber jetzt war sie ganz nützlich.

„Wenn ich Sie wäre, würde ich mich nicht rühren. Ich sehe vielleicht nicht so aus, aber ich weiß durchaus, wie ich das Baby hier benutzen muss. Mein Vater hat es mir beigebracht. Er hatte seine Waffensammlung nämlich nicht nur zum angucken. Jedes Jahr am 4. Juli sind wir in den Wald gefahren, haben ein Picknick gemacht und danach mit je einer Waffe eine Ladung Patronen auf unsere benutzten Getränkedosen abgeschossen. Unsere Art von Feuerwerk. Also schön liegen bleiben.“

„Hören Sie Lady…“

„Halten Sie die Klappe. Was Sie zu sagen haben, können Sie gleich der Polizei erzählen.“

„Schon gut, schon gut.“ Innerlich fluchend tat John wie ihm geheißen.

„Mrs. Ward? Hier ist Sheriff Mills,“ erklang eine weibliche Stimme von unten.

„Ich bin oben im Schlafzimmer,“ rief sie laut. Kurz darauf kam die Frau, der die Stimme gehörte zusammen mit einem männlichen Kollegen die Treppe rauf.

„Nehmen Sie die Waffe runter Ma’am! Wir übernehmen ab hier,“ sagte der Deputy und trat bereits ans Bett, um John Handschellen anzulegen.
 

„Gute Arbeit Mrs. Ward,“ sagte Sheriff Mills als sie kurz darauf Marcys Aussage aufgenommen hatte.

„Nur eine Frage hätte ich noch. Im Schlafzimmer sieht es ein bisschen so aus als hätte dort ein Kampf stattgefunden. Haben Sie außer den Mann den sie niedergeschlagen haben, noch jemanden gesehen?“

„Nein, da war sonst niemand.“ Egal was Bobby getan hatte, sie würde ihn nicht ans Messer liefern. Dazu hatte sie ihn einfach immer noch zu gern. Gefühle verschwanden nicht innerhalb von Minuten. Sie wusste nicht wie es mit ihm weitergehen sollte, aber jetzt würde sie erstmal ihre Wunden lecken ehe sie sich weiter darüber Gedanken machen würde.

„Okay, dann wird er vielleicht einfach schlampig beim Suchen nach Wertsachen gewesen sein. Wir kriegen das schon raus. Wir schicken morgen die Spurensicherung vorbei, um Fingerabdrücke zu nehmen. Daher müssen wir Sie bitten heute wo anders zu übernachten, damit sie nicht womöglich noch Spuren verwischen, die uns hinterher fehlen, um ihn Dingfest zu machen.“

„Oh, okay. Dann werde ich nur schnell ein paar Sachen packen und in ein Motel fahren.“ Sie ging wieder hoch in ihr Schlafzimmer.
 

„Sheriff Mills?,“ sprach sie ihr Deputy an nachdem er John in den Streifenwagen verfrachtet hatte.

„Ja?“

„Er will nichts sagen.“

„Will er einen Anwalt?“

„Keine Ahnung. Er sagt gar nichts.“

„Keine Bange. Er wird schon reden und wenn nicht, die Beweise sprechen sicher für sich.“

„Gut. Ich warte dann im Wagen.“

Einige Minuten später kam Marcy mit einer kleinen Tasche wieder nach unten.

„Also Mrs. Ward. Ich denke es reicht, wenn Sie morgen auf das Revier kommen und Ihre Fingerabdrücke abgeben. Versuchen Sie jetzt erst einmal zur Ruhe zu kommen.“

„Ja, okay.“

„Gut, dann bis Morgen. Erholen Sie sich gut von diesem Schrecken.“

„Danke Sheriff.“ Die beiden Frauen verließen das Haus und gingen zu ihren Wagen. Während der Polizeiwagen den Weg zum Department einschlug, machte sich Marcy auf den Weg zum nächsten Motel. Der Abend hätte so schön werden können, stattdessen hatte er sich in einen kleinen Alptraum verwandelt. Was hatte Bobby mit der ganzen Sache zu tun? Wollte sie das eigentlich wirklich wissen? Wäre es nicht einfacher den Mann zu vergessen? Die junge Beziehung mit Stumpf und Stiel aus dem Herzen reißen? Wie hatte sie sich in Bobby täuschen können? Sie war sich so sicher gewesen, dass er ein guter Mensch war und dann das. Was sollte sie jetzt machen?
 

Dean und Sam hatten es sich, nachdem sie Jenny ins Bett gebracht hatten, gerade zusammen mit Sams Laptop auf dem Sofa bequem gemacht und wollten einen Film gucken, den Sam vor einiger Zeit runtergeladen hatte, als ein mehr als angetrunkener Bobby den Weg zurück nach Hause gefunden hatte. Er war nicht so dumm gewesen zu fahren und hatte ein Taxi genommen nachdem man ihn in der Bar nahe gelegt hatte, dass 10 Whiskey Pur in unter einer Stunde genug seien und er jetzt besser nach Hause gehen sollte. Er hatte lange keinen Grund mehr gehabt so viel auf einmal zu trinken und die Jungs staunten nicht schlecht, als sie ihn mit leichter Schlagseite ins Wohnzimmer kommen sahen, und er dort direkt die angefangene Whiskyflasche auf seinem Schreibtisch ansteuerte.

„Woh Bobby! Was ist denn mit dir los? Wo ist Marcy?,“ erkundigte sich Dean sofort und verließ den Platz zwischen Sams Beinen.

„John Winchester, das ist passiert,“ kam es grummelnd vom älteren Jäger und er kippte sich ein Glas voll Whiskey. Sam hatte den Laptop beiseite gestellt und war ebenfalls aufgestanden.

„Was hat Dad gemacht? Ich dachte du wolltest mit Marcy ins Kino. Dad wollte doch in eine Bar,“ sagte der jüngere Winchester.

„Ich schwör euch wenn der je wieder einen Fuß auf mein Grundstück setzt knall ich ihn ab.“ Er trank das Glas auf Ex.

„Bobby, was ist passiert?,“ fragte Dean nun energischer und nahm Bobby das Glas und die Flasche aus den Händen.

„Gib mir das wieder, ich brauch das nötiger als du.“

„Bobby, jetzt sag uns endlich was Dad diesmal verbockt hat,“ verlangte Sam und drückte ihn bestimmend in den Schreibtischstuhl. So wie Sam gerade mit ihm umsprang gefiel Bobby das gar nicht und so entlud er seine angestaute Wut in dem er aufstand und den etwas überraschten Sam von sich stieß. Sam stolperte zurück und stieß gegen Dean.
 

„Scheiße Bobby, was ist passiert?,“ fragte Dean erneut. Er sah ihren väterlichen Freund eindringlich an. Dieser stand nun wieder an seinem Schreibtisch und sah leicht erschrocken zu Sam herüber. Seine Wut hatte er gegen den Falschen rausgelassen. Nichts desto trotz hatte dies eine ernüchternde Wirkung auf Bobby. Er bereute, dass er ihn gestoßen hatte. Sam konnte ja schließlich nichts dafür, dass sein Vater ein Arsch war. Genau das sagte er nun auch zu dem Jüngeren.

„Tut mir leid Sam. Es ist nur, euer Vater hat gerade eben echt den Vogel abgeschossen.“

„Schon gut Bobby, aber jetzt erzähl uns bitte endlich was los war,“ sagte Sam. Der ältere Jäger nickte und fing an von den Geschehnissen der letzten Stunden zu erzählen. Während Sams Verärgerung gegenüber John von neuem aufflammte, war Dean ungläubig, ja fast schon perplex aufs Sofa gesunken und starrte ins Leere. Als Bobby geendet hatte, nahm er den Whiskey und das Glas wieder an sich, dass Dean auf dem Sofatisch abgestellt hatte.

„Das ist echt ein starkes Stück. Das er uns Dinge verheimlicht sind wir ja mittlerweile gewohnt, aber das er uns dreist ins Gesicht lügt und vorher noch so tut, als wäre er von unserer Idee überzeugt, dass ist eindeutig ein neuer Tiefpunkt. Immer wenn man denkt, dass er doch noch die Kurve kriegt, schafft er es uns noch mehr zu enttäuschen. Wie kann er nur so rücksichtslos sein? Du warst so was wie sein Freund und hast ihm schon oft den Arsch gerettet und er zieht so ´ne fiese Nummer ab und versaut dir deine Beziehung zu Marcy und dann kriegt er es nicht mal richtig hin.

Scheiße Bobby, wir müssen ihn raus holen. Die werden sicher auf unsere FBI-Akten stoßen. Nicht, dass er für einen Deal noch gegen Dean aussagt und denen steckt, wo er ist.“

„Denkst du wirklich er würde das tun?,“ fragte Bobby.

„Ich trau ihm mittlerweile leider alles zu. Es macht den Anschein als wäre er bereit für diesen Colt alles zu tun, warum also nicht Dean verpfeifen, damit er selber wieder raus kommt?“
 

„Sam,“ sagte Bobby und deutete auf Dean, der aschfahl geworden war. Sam sah besorgt zu seinem Partner hinüber. Erst jetzt fiel ihm auf, dass dieser noch kein einziges Wort dazu gesagt hatte.

„Dean?“ Keine Reaktion.

„DEAN!“ Immer noch keine Reaktion. Sam setzte sich neben ihn und nahm seine Hand.

„Dean?,“ fragte er erneut. Noch immer bleib er eine Reaktion schuldig.

„Nein, nein, nein. Komm schon, Dean.“ Er schüttelte ihn leicht an den Schultern. Er konnte nicht wieder in eine Art Schockzustand gefallen sein, nicht jetzt. Bobby war zum Sofa heran getreten und wedelte mit seiner Hand vor Deans Gesicht herum. Plötzlich fing Dean an vor sich hin zu murmeln.

Sam verstand nur Bruchstücke davon.

„Warum?...Dad…versprochen…abgesprochen…Wieso?...keine Rücksicht… vereinbart …wollten zusammen…Familie…verlassen…stur…beratungsresistent…weshalb?“

„Was sagt er?,“ fragte Bobby.

„...hinter unserem Rücken…ausgerechnet Marcy…Bobby…Freund…hörst…nie zu…nie auf mich…warum? Vertrauen…warten…warum?“

„Ich hab auch nicht alles verstanden.“ Aber er wusste trotzdem was Dean meinte. Sein Großer war so enttäuscht, so fassungslos, wegen Johns Verhalten, dass auf einmal alles über ihn hereingebrochen sein musste. Scheinbar hatte Dads Alleingang Deans Scheuklappen entfernt und das Podest eingerissen, auf das er ihn jahrelang gestellt hatte. Nun sah er dass der Mann, all die Jahre nur ein egoistischer Mensch ohne Rücksicht auf irgendwen gewesen war und er nahm nun nach all den Jahren dessen Verfehlung knall hart war. Die Vorstellung die er von John, seinem Dad, seinem Helden hatte, war geplatzt wie eine Seifenblase und ließ ihn in diesem leicht apathischen Zustand zurück.

„Wir…nicht wichtig…wieso?...getan…was du wolltest…nie genug…warum?“

„Oh, Dean. Es tut mir so leid,“ sagte Sam und nahm den teilnahmslosen Dean in den Arm. Doch auch darauf zeigte der ältere Winchester keine Reaktion. Sam seufzte und stand wieder auf. In Sorge um Dean lief er im Zimmer auf und ab.

„Bobby, was soll ich tun?“

„Keine Ahnung, Junge. So was ist mir auch noch nie untergekommen.“ Er nahm einen weiteren Drink.
 

Sam atmete tief durch. Am liebsten würde er John sofort aus der Untersuchungshaft holen und seine Fäuste aussprechen lassen, was er von ihm hielt. Ihr Dad war kaum einen Tag wieder da und schon hatte er Bobby von einem glücklichen frisch Verliebten zu einem deprimierten Verlassenen gemacht und Dean in eine Art Nervenzusammenbruch getrieben. Dies ließ ihn als einzigen wirklich Zurechnungsfähigen zurück, obwohl Bobby im Gegensatz zu ein paar Minuten zuvor, wieder normal zu sein schien.

„Bobby, ich muss zum Präsidium und John raus holen. Ich dachte, ich mach einen auf FBI und da brauch ich jemand der mich deckt und bestätigt, das ich ein Agent bin.“

„Ich kann dir da nicht helfen Junge, ich bin schon ein paar Mal wegen Kleinigkeiten aufgefallen. Man kennt mich hier.“

„Dann bleibt nur Plan B,“ sagte Sam und sah zu Dean hinüber. Dieser hatte sich mittlerweile im Sofa zurück gelehnt und starrte an die Decke.

„Wenn du mich fragst, solltest du dich um Dean kümmern und John in der Zelle schmoren lassen.“ Bobby nahm sich einen weiteren Drink.

„Ich kann nicht riskieren, dass das FBI auf den Plan gerufen wird. Dieser eine Agent hatte uns auf dem Kieker. Selbst wenn er jetzt versetzt worden ist, so hat er sicher seine Ohren nach allen Seiten offen. Glaub mir Bobby, wenn Dean und die Sache mit dem FBI nicht wäre, ich würde Dad die Suppe auslöffeln lassen.“

„Du springst über deinen Schatten und tust etwas was du lieber nicht tun würdest, um deinen Bruder zu schützen, scheint so als hätte das Sprichwort recht. Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben. Oh Gott! Ich muss hier raus!“, Bobby verschwand durch die Küchentür und schon bald hörte Sam ein rhythmisches Klopfen, Reißen und dann gedämpftes Aufschlagen. Der Ältere hakte Holz. Zu gern würde er es ihm gleichtun, doch er musste sich um seine Familie kümmern.
 

Sam seufzte. Bobby tat ihm leid. Er hatte sich sein Glück mit Marcy verdient. Aber John musste das ja durch sein rücksichtsloses Handeln kaputt machen und so wie das ganze bei Marcy rübergekommen war, konnte er verstehen wieso sie diese Konsequenz daraus gezogen hatte. Er sah wieder zu Dean, der immer noch Unverständliches vor sich hin murmelte. Sam kniete sich vor den anderen Mann und versuchte mit seinen Worten zu ihm durch zu dringen.

„Dean, ich weiß die Situation ist jetzt nicht gerade leicht für dich, aber ich brauche deine Hilfe. Ich muss John irgendwie aus der Untersuchungshaft holen, eh beim FBI die Jackpotglocken läuten.“ Dean reagierte nicht, sah ihn nicht mal an. Sam war verzweifelt. Das Verhalten seines Partners machte ihm Angst. Er beschloss sich erstmal für seinen „FBI-Einsatz“ umzuziehen und dem Älteren noch einen Moment zu geben sich wieder einzukriegen. Keine zehn Minuten später war er in seinem schwarzen Anzug zurück im Wohnzimmer. Bobby brachte einen Arm voll Holz herein und murmelte etwas, das für den größeren Winchester nach „Ich hätte John ne Ladung Schrot verpassen sollen, als ich die Gelegenheit dazu hatte“ klang.

„Bobby wir haben August. Draußen sind immer noch an die 20°C. Was willst du mit dem Feuerholz?,“ fragte Sam ihn.

„Gute Frage.“ Körperlich und emotional fertig ließ er sich wieder an seinem Schreibtisch nieder und goss sich einen Drink ein. Sam seufzte und wand sich nun Dean zu.

Sein Bruder hatte sich keinen Deut gerührt. Sam atmete tief durch. Er musste zu ihm durchdringen. Er brauchte ihn, damit er im Notfall seinen FBI-Vorgesetzten mimen konnte. Wieder ging er vor Dean in die Knie. Er nahm sein Gesicht in beide Hände und brachte sie so auf Augenhöhe miteinander.

„Dean, sieh mich an, bitte. Ich brauche deine Hilfe, Baby. Es geht um unsere Familie. Es ist wirklich wichtig.“ Bei dem Wort Familie reagierte Dean endlich. Ein leicht glasiger Blick traf Sams energischen, was den Jüngeren zu einem kleinen, erleichterten Lächeln verleitete. Er streichelte dem anderen über die Wange.

„Sammy, ich…es tut…“ Sam legte ihm einen Finger auf die Lippen.

„Schon gut, Dean. Es ist dein gutes Recht fertig zu sein.“

„Aber ich muss doch für dich da sein.“

„Aber ich auch für dich und im Moment brauchen wir uns beide.“

„Was soll ich machen?“ Dean schien jetzt wieder ganz fokussiert zu sein und Sam weihte ihn schnell in den Plan ein.
 

„Okay, ich…Dean, wenn ich zurück bin, dann reden wir, ja?“

„Oh bitte nicht,“ kam es von Dean der oberflächlich wieder der Alte zu sein schien.

„Überleg es dir. Während ich weg bin, hab ein Auge auf Bobby. Die Sache mit Marcy hat ihn ganz schön mitgenommen.“

„Wer könnte es ihm verübeln?,“ kam es schulterzuckend von Dean. Da konnte Sam nur nickend zustimmen.

„Ich mach mich dann mal auf den Weg.“ Er gab dem Kleineren einen Kuss auf die Wange.

„Hey, komm ja nicht auf die Idee John hier wieder anzuschleppen. Betritt er mein Grundstück, pumpe ich ihn voll Blei,“ kam es von Bobby. Sam nickte und verließ dann das Haus.
 

Auf dem Polizeirevier angekommen ging alles seinen gewohnten Gang. Foto, Fingerabdrücke, das ganze Prozedere. Alles wurde durch sämtliche Datenbanken gejagt. Währenddessen versuchte Sheriff Mills John zu verhören, doch dieser schwieg beharrlich. Also brachte sie ihn in eine Zelle.

Zurück an ihrem Schreibtisch hatte sie sich gerade einen Kaffee eingekippt, als ihr Deputy mit einem Computerausdruck in ihr Büro kam.

„Unser John Doe ist in Wirklichkeit John Winchester. Es gab Übereinstimmungen in der FBI Datenbank. Die Feds sind bereits verständigt.“

„In Ordnung. Was liegt denn gegen ihn vor?“

„Kreditkartenbetrug, Grabschändung und eine Reihe anderer Delikte.“

„Was meinen Sie, was er in Mrs. Wards Haus gesucht hat?,“ fragte Jody ihren Kollegen.

„Er war in Ihrem Schlafzimmer, also nehme ich mal an Schmuck. Aber die Spurensicherung wird und wohl informieren, wenn sie morgen durch sind. Dann wissen wir mehr.“

„Wahrscheinlich werden sich die Feds eh den ganzen Fall unter den Nagel reißen.“

„Dann heißt es ja wieder zurück zu unseren typischen Fällen. Es kam gerade ein Anruf rein. In Wiley's Tavern gab’s ´ne Schlägerei. Es werden noch mehr Einheiten gebraucht, um die Trunkenbolde her zubringen.“

„Ich kümmere mich darum. Ich hab jetzt eh keine Lust auf den Papierkram. Halten Sie die Stellung,“ sagte Jody.

„Jawohl, Sheriff Mills.“

John wird verbannt

Verwendeter Song:

Herbert Grönemeyer - Halt mich
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Jody war gerade zehn Minuten weg als Sam beim Polizeirevier eintraf. Beim Empfang vor dem Großraumbüro meldete er sich unter dem Namen Agent Walsh an, wie er es schon bei der Befragung während des Leuchtturmfalles getan hatte.

„Was kann ich für sie tun Agent Walsh?,“ erkundigte sich der Beamte.

„Das FBI wurde benachrichtigt. Es geht um John Winchester. Er wurde heute Abend festgenommen.“

„Sie sind aber schnell,“ erklang die Stimme des Deputys, der beim Vorbeigehen den Namen seines Inhaftierten mitbekommen hatte.

„Ich hatte einen Fall in der Nähe.“

„Können sie sich ausweisen?“

„Natürlich.“ Sam zeigte ihm seinen falschen Ausweis. Er hielt offenbar dem prüfenden Blick des Beamten stand. Dennoch fragte dieser:

„Haben sie die Papiere zur Überstellung ins FBI-Gewahrsam dabei?“

„Ich habe kein transportables Faxgerät dabei. Mein Vorgesetzter Agent Willis hat gesagt, sie sollen ihn zur Bestätigung anrufen. Hier ist seine Nummer.“ Sam reichte ihm eine Visitenkarte. Der Deputy sah sie kurz an und überlegte. Dieser Winchester hatte keinen Gebrauch von seinem Anruf gemacht. Er hatte also niemanden engagieren können, der sich als FBI Agent ausgab und ihn rausholte. Folglich musste dieser Agent Walsh echt sein. Zur Absicherung würde er noch dessen Vorgesetzen anrufen.

„Einen Augenblick, bitte.“ Er ging ins Großraumbüro, trat zu einem der frei stehenden Schreibtische und nahm sich ein Telefon. Er wählte die Nummer nach dreimal klingeln ging jemand ran. Agent Willis bestätigte ihm die Angaben von Agent Walsh und unterstrich die Wichtigkeit der sofortigen Überstellung in FBI-Gewahrsam. Nachdem Anruf war er gänzlich von der Authentizität des Bundesagenten überzeugt. Er kam zurück zum Empfang.

„Alles in Ordnung. Ich werde Winchester holen. Perkins, holen sie dem Agent schon mal die Tüte mit der persönlichen Habe, die wir bei unserem Gast in Zelle zwei sichergestellt haben,“ wies der Deputy seinen Kollegen an. Dieser nickte und ging los. Sam war erleichtert. Dean hatte scheinbar ganze Arbeit geleistet.

„Kommen sie doch mit, Agent Walsh,“ schlug der Deputy vor.
 

Auf dem Weg zu den Zellen, die sich nach und nach mit den Raufbolden der Bar-Schlägerei füllten, sagte der Deputy zu Sam:

„Wir haben den Tatort an dem wir ihn heute Abend festgenommen haben noch nicht untersucht. Übernimmt das das FBI?“

„Das ist nur der Tropfen auf den heißen Stein. Deswegen schicken wir kein Team raus. Machen Sie das und schicken Sie uns die Akte zur Vervollständigung unserer Unterlagen. Sie wissen ja, wir lassen euch gern die Drecksarbeit machen,“ scherzte Sam. Er war schon etwas nervös. Der Deputy lachte leicht und zum Glück waren sie dann endlich bei den Zellen angekommen. John sah ihn, zeigte aber keine Anzeichen, dass er ihn erkannte, so dass der Deputy keinen Verdacht schöpfte.

„Ach noch etwas Deputy,“ meinte Sam, während der Angesprochene John erneut Handschellen anlegte. Dem Jüngeren war ein Gedanke gekommen. Wenn er John gleich wenn sie weit genug weg waren, gehen lassen würde, könnte der es noch einmal bei Marcy versuchen. Das wollte Sam nicht riskieren. Er wusste ja nicht, dass Marcy sich bereits in ein nahe gelegenes Motel eingecheckt hatte.

„Ja, Agent?“

„Postieren sie eine Wache an dem Tatort. Unsere Ermittlungen lassen darauf schließen, dass Winchester fast immer mit einem Komplizen zusammen arbeitet. Nicht das dieser jetzt auf die Idee kommt Spuren zu verwischen oder den Job gar zu Ende zu bringen.“

„Ich werde sofort jemanden hinschicken,“ versicherte der Deputy ihm. Dann holte er John aus der Zelle und schob ihn zu Sam.

„So, jetzt ist er offiziell Ihr Problem, Agent Walsh.“

„Danke für ihre Kooperation.“

„Kein Problem. Wenn Sie ihn übernehmen, bleibt uns einiges an Schreibkram erspart.“ Er dachte dabei besonders an seine Chefin. Die würde Augen machen, dass er diesen Fall quasi im Alleingang vom Tisch bekommen hatte.
 

Sie hatten sich verabschiedet und Sam brachte John gerade zum Wagen, er hatte extra eine von Bobbys alten Mühlen genommen, die im Dunkeln noch als passabel durchgingen, als plötzlich jemand hinter ihm „Halt!“ rief. Sams Allerwertester ging dabei gehörig auf Grundeis. War er aufgeflogen?

„Geh weiter,“ zischte John. Doch Sam hörte nicht auf ihn. Wenn sie jetzt weg rannten, wäre das nur noch auffälliger. Also drehte Sam sich langsam um. Perkins kam auf ihn zu.

„Die Tüte mit den Wertsachen,“ sagte er und reichte sie Sam.

„Oh, danke Perkins,“ sagte Sam und versucht sich seine Erleichterung nicht anmerken zu lassen. Der Beamte sah zu dem Wagen hinüber, den Sam gerade ansteuerte.

„Seltsamer Wagen für einen FBI-Agenten. Ich dachte ihr fahrt alle mit so dicken SUVs rum.“

„Tja, meiner wurde bei einer Verfolgungsjagd lädiert und jetzt hab ich ´nen Mietwagen.“

„Verfolgungsjagd? Wow, ich überleg schon lange, ob ich mich nicht beim FBI bewerben soll. Hier ist es bis auf gelegentliche Kneipenschlägereien eigentlich immer ruhig. Ziemlich langweilig. Ich könnte eine neue Herausforderung vertragen.“

„Perkins, wissen Sie was? Wenn Sie sich bewerben, dann werde ich ein gutes Wort für Sie einlegen.“ Jetzt lehnte sich Sam ganz schön weit aus dem Fenster, aber er hatte oft genug die Chance gehabt mit Dean das methodische Lügen zu üben. Der Beamte sah ihn erfreut an.

„Danke, Sir. Viel Erfolg mit Ihrem Fall.“ Dann drehte er sich um und ging zurück ins Gebäude. Sam verfrachtete John auf den Rücksitz und fuhr mit ihm in die entgegen gesetzte Richtung des Schrottplatzes davon. Er würde ihn soweit wie möglich von Marcys Haus rauslassen, damit die Streife sich dort rechtzeitig platzieren konnte.
 

„Kannst du mir mal verraten, was das mit der Streife zum Tatort soll? Ich brauche diesen Colt,“ fuhr John seinen Jüngsten an.

„Bobby hat uns erzählt was passiert ist. Ich werde nicht zulassen, dass du noch mal bei ihr einbrichst. Kaum zu fassen, dass du bereit warst sie zu überwältigen, um sie aus dem Weg zu schaffen.“

„Warum hast du mich dann überhaupt aus dem Knast geholt?“

„Weil ich nicht weiß, was du alles tun würdest, um an dein Ziel zu kommen. Wenn das echte FBI gekommen wäre und dich wegen Dean ausgefragt hätte, wärst du vielleicht kooperativ geworden, wenn sie dich dafür hätten gehen lassen.“

„Ich würde euch nie verraten.“

„Tut mir leid, aber darauf konnte ich mich leider nicht verlassen. Was du getan hast, spricht gegen dich. Weißt du eigentlich, was du Dean damit angetan hast? Er ist vollkommen fertig, weil du ihm durch deine Tat jegliche Illusion genommen hast, die er dir gegenüber noch hatte. Du bist eine einzige Enttäuschung Dad.“

„Erzähl du mir nichts von Enttäuschung, Sohn. Du hast unsere Familie verlassen, du hast Dean um den Finger gewickelt und jetzt das. Bist du eigentlich für oder gegen mich?“

„Ich bin nicht gegen dich Dad. Ich will den Dämon auch zur Strecke bringen aber nicht auf die Art, die du für richtig hältst.“

„Mein Gott, Bobbys Kleine hätte das schon verarbeitet. Wenn du den Dämon auch erledigen willst, wie willst du bitte an den Colt kommen?“

„Dean und ich werden mit Marcy reden.“

„Viel Glück dabei. Sie ist sicher nicht besonders gut auf euch und Bobby zu sprechen.“

„Und wessen Schuld ist das? Jawohl nur deine. Wie kannst du nur so rücksichtslos sein? Bobby war für dich das, was wohl einem Freund am nächsten kommt. Von Dean fang ich besser gar nicht erst an. Wie konntest du das für diesen Colt wegschmeißen? Du weißt ja nicht mal ob er funktioniert.“

„Er funktioniert.“

„Wie kannst du dir da so sicher sein?“

„Ich weiß es einfach. Im Übrigen brauchst du hier auch nicht ein auf heiligen St. Sam machen. Als du nach Stanford abgehauen bist hat das Dean auch nicht gerade unberührt gelassen. Nach deinen Maßstäben bist du nicht besser als ich.“

„Ich hab sicher auch Einiges falsch gemacht, aber im Gegensatz zu dir bemühe ich mich Dean ein besserer Bruder und Partner zu sein und hör bloß auf dein Gesicht so zu verziehen. Dean und ich sind zusammen, weil wir uns lieben und es beide wollen, ob es dir passt oder nicht.“

„Sam, wenn ich den Colt habe und der Dämon tot ist, dann kann alles anders werden. Ich will euch ein besserer Vater sein. Wir suchen uns ein Haus und ich besorge euch Hilfe, damit ihr wieder zur Besinnung kommt und euch einen richtigen Partner suchen könnt. Wir können wieder eine Familie…“

„Dean und ich sind richtige Partner Dad, du bist wahrscheinlich nur schon viel zu lange allein und ohne Liebe, dass du diese nicht mal erkennst wenn sie direkt vor dir ist. Um uns wieder zu einer Familie zu machen, musst du nicht erst den Dämon töten. Die Tür stand seit wir dich von dem Paranoia-Dämon befreit hatten offen, aber du hast dich lieber wieder davon gestohlen und unter dem Deckmantel unserer angeblichen Sicherheit alleine gearbeitet. Bist du schon mal darauf gekommen, dass wenn du uns mehr in die Suche nach diesem Dämon eingebunden hättest, wir vielleicht schon eher eine Lösung gefunden hätten?“

„Ich wollte euch schützen. Je weniger ihr wusstet desto besser.“

„So ein Schwachsinn. Du hast uns an dem Tag als du beschlossen hast das Ding zu jagen, das Mum getötet hat, in die Sache mit rein gerissen. Du hast Dean seine Kindheit genommen, weil er sich um mich kümmern musste. Du hast ihm beigebracht mit einer Waffe umzugehen, und das in einem Alter wo selbst hartgesottene Waffenlobbyisten mit dem Kopf schütteln würden. Wie bitte passt das zu deinem Vorhaben uns zu beschützen? Du hast uns nie wirklich in deine Gedanken und Vorhaben mit einbezogen. Du hast uns nur befohlen was wir tun sollten. So was macht kein guter Vater, so was macht nur ein Diktator. Wir sind dir doch im Grunde egal, ansonsten hättest du auf uns gehört und wärst nicht bei Marcy eingebrochen.“

„Ihr seid meine Söhne, verdammt. Ihr seid mir nicht egal. Ich liebe euch.“

„Wann hast du uns das verdammt noch mal bitte das letzte Mal gezeigt? Dean hat immer gemacht was du wolltest, aber das war dir nie gut genug. Ein kleiner Fehler und du hast ihn angesehen als hätte er den dritten Weltkrieg ausgelöst. Und ich war dir doch auch immer ein Dorn im Auge, weil ich nicht immer nach deiner Pfeife getanzt habe.“
 

Sam hatte sich in Rage geredet. Sie waren inzwischen in der Nähe des Industriegeländes und der jüngere Winchester fuhr rechts ran. Es hatte keinen Sinn mehr auf John einzureden. Er würde sich eh nicht einsichtig zeigen.

„Warum halten wir hier?,“ fragte John seinen Sohn.

„Ich werde dich hier raus lassen.“ Sam stoppte den Motor, stieg aus dem Wagen, öffnete die hintere Tür auf der Beifahrerseite.

„Sei nicht albern,“ entgegnete der älteste Winchester nachdem Sam ihn aus dem Wagen gezogen und die Handschellen abgenommen hatte.

„Du willst alleine jagen? Bitte, wie du willst, aber tu Dean und mir den Gefallen und bleib diesmal weg – lass dich nie wieder bei uns blicken.“ Er hatte Dean zu Liebe John noch eine Chance gegeben, aber dieser hatte es vermasselt. Er würde immer Sams Vater bleiben, aber er würde ihnen und vor allem Dean nur immer wieder weh tun und das würde Sam nicht zulassen.

„Das meinst du nicht ernst,“ kam es ungläubig von John.

„Und ob. Ich bin durch mit dir, ach und von Bobby soll ich dir ausrichten, dass er dich voll Blei pumpen wird, wenn du auch nur noch einmal einen Fuß auf sein Grundstück setzt. Wenn dir dein Leben also lieb ist, würde ich mich da nicht mehr blicken lassen.“ Sam übergab ihm noch die Tüte mit seiner Habe und ging wieder zur Fahrertür.

„Ich bin hier der Vater, Sam. Vergiss das nicht. Wenn ich euch sehen will, dann tu ich das.“

„Okay, das können wir dir nicht verbieten, aber rechne nicht mit Gastfreundschaft.“ Mit diesen Worten stieg Sam wieder in den Wagen und fuhr davon. ~Na John, wie fühlt es sich an praktisch aus der Familie geworfen zu werden?~ dachte der jüngere Winchester als er bei einem Blick in den Rückspiegel noch einmal seinen Vater ansah, der ihm fassungslos hinterher sah.
 

In Sams Abwesenheit ging Dean einiges durch den Kopf. Er hatte sich seit John Sam praktisch aus dem Haus gejagt hatte, nicht mehr so von seinem Vater enttäuscht gefühlt. Er hatte zwar schon vor einiger Zeit langsam begonnen seinen Dad mit anderen Augen zu sehen, aber deswegen tat es ihm nicht weniger weh. Er hatte jahrzehntelang zu ihm aufgeschaut, jahrelang versucht so zu werden wie er. Und was tat sein Dad? John hatte lieber wieder einen Alleingang gestartet anstatt auf den Plan seiner Söhne zu vertrauen. Dabei hatte Dean geglaubt, dass jetzt wo ihnen John von dem Colt erzählt hatte, ihr Dad sie endlich mehr in seine Pläne einbinden würde. Aber wie sehr hatte er sich da geirrt. Jeden Rat in den Wind schlagend, musste er natürlich seinen Kopf durchsetzen. Wie sollte das bloß weiter gehen? Würden sie irgendwann durch Zufall erfahren, dass John das Zeitliche gesegnet hatte? Sie waren doch eine Familie, sie sollten zusammen halten und gemeinsam gegen den Dämon vorgehen. Dean sah zu Bobby hinüber der still und nur ab und zu irgendwas vor sich hin fluchend seinen Whiskey becherte. Diese Mal hatte Tornado John sich mit seine Auswirkungen nicht nur auf seine Söhne beschränkt, nein diesmal hatte er eine breitere Schneise gezogen und das tat dem älteren Winchester Bruder besonders Leid. Er trat zu ihm und legte ihm freundschaftlich eine Hand auf die Schulter, dieser drehte sich zu ihm und blickte zu ihm auf.

„Bobby, das mit Marcy tut mir Leid, aber vielleicht versuchst du in den nächsten Tagen noch mal mit ihr zu reden. Gib ihr ein bisschen Zeit,“ meinte Dean.

„Nee, der Zug ist abgefahren,“ kommentierte der bärtige Jäger nur resignierend, stand auf und ging mit seiner Whiskey-Flasche zur Couch hinüber. Ihm stand der Sinn nun nach einem bequemeren Möbelstück als dem Schreibtischstuhl.

So fertig hatte er seinen väterlichen Freund noch nie gesehen. Er wusste nicht so wirklich was er tun sollte. Bobby hatte sich noch einen Schluck gegönnt und sich dann aufs Sofa gelegt. Der Arm mit der Flasche in der Hand hing an der Couch herab und sein Kopf hatte kaum die Polster berührt, als er auch schon, dem Schnarchen nach zu Urteilen, das einige Augenblicke später erklang, eingeschlafen war. Dean seufzte. Er ging zum Sofa hinüber, nahm Bobby die Whiskey-Flasche ab, stellte diese auf dem Sofatisch ab und zog dann die Decke, die über der Rückenlehne hing über den älteren Mann. Im Moment konnte er nicht mehr für ihn tun, doch er schwor sich, dass er alles tun würde was in seiner Macht stand, um Marcy und Bobby wieder in die richtige Spur zu kriegen. Er schaltete das Licht aus und ging nach oben. Er warf noch einen Blick auf Jenny und gab dem schlafenden Kind einen kleinen Kuss auf die Stirn. Dann ging er ins Schlafzimmer und machte sich bettfertig.
 

Einige Zeit später kam Sam zurück zum Schrottplatz. Er blieb noch kurz noch mit geschlossenen Augen im Wagen sitzen nachdem er den Motor ausgemacht hatte.

„Ich wünschte er wäre euch ein besserer Vater,“ erklang plötzlich neben ihm eine weibliche Stimme. Sam drehte seinen Kopf erschrocken zum Beifahrersitz um, wo er seine Mutter sitzen sah.

„Oh nein, ich muss mich um Dean kümmern ich hab jetzt keine zeit für Halluzinationen,“ sagte er kopfschüttelnd.

„Ich bin keine Halluzination. Ich bin eine Erscheinung, so wie in der Nacht im alten Haus.“

„Das…das war dein Geist.“

„Nein, ich bin und war kein Geist. Ich bin euch erschienen um euch zu retten.“

Sam schloss wieder die Augen und rieb sich die Schläfen.

„Okay es ist nur der Stress, es ist nur der Stress,“ sagte er immer wieder.

„Du bist noch nicht soweit Sammy, aber das kommt schon noch,“ sagte Mary leise. Als Sam wieder die Augen öffnete war sie verschwunden.

„Nur Stress,“ sagte er ein letztes Mal. Dann stieg er aus und ging ins Haus.
 

Aus dem Wohnzimmer kam ein kontinuierliches Schnarchen. Im Lichtschein des Flurs konnte Sam auf der Couch die Konturen eines Mannes mit Baseballcap ausmachen, der unter einer Decke lag. Es ging ihm also den Umständen entsprechend. Aber wo war Dean? Sam ging nach oben. Er sah nach Jenny, die friedlich in ihrem Bettchen schlief. Dann betrat er ihr Schlafzimmer. Die Nachttischlampe war an und Dean lag offensichtlich nur in seinen Schlafshorts und mit offenen Augen im Bett und sah an die Decke.

„Nein, nicht schon wieder,“ entfuhr es Sam.

„Keine Sorge Sammy, ich bin okay,“ kam es von Dean, der seinen Blick nun seinem Partner zu wand. Der Größere atmete erleichtert auf.

„Wo ist Dad?“ Sam setzte sich neben den anderen Mann und erzählte ihm was passiert war.
 

Nachdem er fertig war, wartete er vergeblich auf eine Reaktion des Älteren, was Sam sofort als Kritik auffasste.

„Du denkst es war falsch, was ich gemacht hab,“ sagte er mehr fragend als feststellend zu seinem Bruder. Dieser seufzte.

„Nein, ach keine Ahnung. Du hast getan was du für richtig hieltst.“

„Aber du hättest anders gehandelt.“ Während er das sagte, hatte er damit begonnen sich auszuziehen. Er wollte sich jetzt nur noch an Dean kuscheln und schlafen.

„Sam, ich kann dir nicht einmal sagen was ich getan hätte. Alles ist so verworren.“ Der Jüngere zog sich noch die Socken aus und schlüpfte neben Dean unter die Decke.

„Dean…,“ wollte sein Partner das Wort ergreifen, doch der Angesprochene, der den ganzen Abend über alles nachgedacht hatte, wollte nun seinem Gedankenfluss freien Lauf lassen.

„Ich dachte, ich hätte ihn überzeugt, dabei hatte er nie vor, darauf zu warten, bis wir Marcy wegen des Colts gefragt haben. Was wir gesagt haben ging ihm am Arsch vorbei. Ich bin davon ausgegangen, dass wir an einen Strang ziehen würden, um den Dämon zu töten, aber unsere Meinung dazu ist Dad scheißegal. Ich wette er hatte nicht mal vor zu bleiben nachdem er Spruch und Colt in die Hände bekommen hätte. Ich hab ihn immer verteidigt, wenn du auf ihm rumgehackt hast. Dabei hattest du die ganze Zeit Recht und ich hab ihn mit verklärten Augen gesehen.“

„Dean…“

„Nein Sam, spar dir dein „du wolltest ja nie auf mich hören“.“

„Das wollte ich gar nicht sagen. Es tut mir Leid und ich wünschte Dad wäre der Mann, den du die ganze Zeit in ihm gesehen hast. Ich…“

„Las gut sein Sam. Es ist längst überfällig, dass ich mich mit Dad auseinander setze.“ Dean klang niedergeschlagen und enttäuscht und genau so sah er auch aus. Sam wollte nichts lieber tun als diesen Ausdruck aus dem Gesicht des anderen verschwinden zu lassen. Er robbte näher an Dean heran und nahm ihn in seine Arme.

„Dean, es tut mir leid. Ich wünschte, es würde einfacher für dich sein. Was brauchst du? Was soll ich machen?“

„Du kannst mir das nicht abnehmen.“

„Aber ich will dir helfen. Was kann ich tun?“

„Was du tun kannst? Bleib einfach still so bei mir liegen. Ich bin müde. Las uns schlafen.“ Er sah Sam bittend an.
 

Leg mich zur Ruhe in deinen Arm

Halt mich, nur ein bisschen

Bis ich schlafen kann
 

Der Größere der beiden nickte, gab Dean einen kleinen Gute Nacht Kuss und zog Dean noch näher an sich heran, so dass dieser sich an seinen Brust schmiegte. Sam spürte ein paar Augenblicke später etwas Feuchtes auf seiner Haut. Nicht mehr als eine einzelne Träne, die Dean nicht mehr zurück halten konnte. Mehr jedoch erlaubte sich der Ältere nicht. Er wurde von Sam im Arm gehalten, bis er eingeschlafen war und darüber hinaus. Der Jüngere wünschte er könnte dadurch Deans Welt wieder in Ordnung bringen. Dieser hatte heute in gewisser Weise seinen Dad verloren und egal ob John defacto noch lebte, so würde er doch für Dean nie wieder der Vater sein, den er Zeit seines Lebens verehrt hatte. Dieser Verlust würde seinen Großen sicher noch eine lange Zeit schmerzen. Aber egal was passierte, Sam wollte für ihn da sein.

Lilith's Geschichte

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Henricksen witter Morgenluft

In der FBI-Zentrale in Omaha, Nebraska war es ruhig an diesem Morgen. Genau wie an allen Tagen seit Henricksen hier seinen Dienst angetreten hatte. Er langweilte sich tierisch. Wirtschaftsverbrecher im Mittleren Westen aufzuspüren und dingfest zu machen, war genau so unspektakulär wie es klang.

Er stand mit einem seiner ehemaligen Kollegen in Boston in Verbindung, der ihm versprochen hatte, ihn über den Fall Winchester auf dem Laufenden zu halten, doch bis dato waren keine neuen Informationen zu ihm durchgedrungen. Er hatte sich gerade einen Kaffee geholt und wollte die Tageszeitung lesen, als er einen Anruf bekam, der seine Stimmung vom Fleck weg aufhellte.

„Special Agent Henricksen,“ meldete er sich.

„Victor, ich habe Neuigkeiten in Sachen Winchester. Gestern Abend wurde John Winchester in Sioux Falls bei einem Einbruch in ein Privatwohnhaus verhaftet. Das Sheriff-Büro hat uns informiert, weil seine Fingerabdrücke bei uns aktenkundig sind.“

„Sioux-Falls sagst du? Wenn ich mich beeile könnte ich in drei Stunden da sein.“

„Das wird dir nichts nützen, denn nur ein paar Stunden nachdem bei uns die Nachricht über seine Festnahme rein kam, rief uns eine Sheriff Jody Mills an. Ihr unfähiger und bereits suspendierter Deputy, der wirklich glaubte wir würden so schnell jemanden vorbei schicken, hat John Winchester einem gewissen Agent Walsh übergeben. Klingelt da was bei dir?“

„Das war einer der Decknamen die Winchesters Söhne in Truro benutzt haben. Verdammt, sie haben in Sioux-Falls die gleiche Nummer abgezogen wie dort, als sie Sam Winchester raus geholt haben.“

„Ja und sie haben dabei verdammtes Glück und treffen immer Leute die blöd genug sind ihnen diese Story abzukaufen. Zum Glück hat Sheriff Mills noch mal alles nachgeprüft und als sie diese ominöse Nummer des FBI-Vorgesetzten anrief hieß es die Nummer sei nicht länger erreichbar. Ich werde dir die aktualisierten Akten faxen, sobald die Ergebnisse der Spurensicherung vom dem Tatort in Sioux-Falls bei uns eintreffen.“

„Nicht nötig, ich fahre selber hin.“

„Victor, Winchester ist weg. Was willst du noch da?“

„Er ist nicht ohne Grund in das Haus eingebrochen. Er wurde verhaftet und hat nicht bekommen was er wollte. Er wird sicher noch in der Gegend sein um abzuwarten bevor er einen zweiten Versuch startet. Seine Söhne sind sicher bei ihm, schließlich hat einer ihn ja rausgehauen. Diesmal kriege ich die Winchesters, ich spüre es.“

„Victor, wenn Burrell rauskriegt, dass du schon wieder an dem Fall dran bist, dann kannst du deine Kariere an den Nagel hängen, denn dann lässt er dich höchstens noch im Archiv des J. Edgar Hoover Buildings in DC. Akten ordnen.“

„Das nehme ich in Kauf und keine Sorge, du bist fein raus. Ich nehme alles auf meine Kappe.“

„Sei vernünftig. Die Winchesters sind es nicht wert…“ Victor schnitt ihm das Wort ab.

„Danke für die Informationen,“ sagte er nur noch und beendete das Gespräch.
 

Die Winchesters waren wieder in sein Blickfeld gerückt. Er musste ihnen nachspüren. Nur wie konnte er das anstellen? Er war hier der Neue und sein Vorgesetzter, dieser Korinthenkacker Special Agent Weysan Dun, hatte ihn noch zu keinem Außeneinsatz gelassen und Henricksen vermutete, dass Burrell seine Finger da mit im Spiel hatte. Dun war aber seit dem Wochenende im Urlaub und mit seinen Stellvertretern Langenberg und Reinhold stand er eigentlich ganz gut. Da musste er ansetzen. Die würden ihn vielleicht einen eigenen Fall bearbeiten lassen. Nur wo sollte er so schnell einen Fall in South Dakota, dass keine eigene FBI-Zentrale hatte, herbekommen? Die Wahrheit konnte er ja schließlich nicht sagen, dann würden sie ihn eh nicht gehen lassen. Fix rief er am PC die Seiten von regionalen Zeitungen aus South Dakota auf. Irgendwas würde er sich schon zusammen reimen können.
 

„Guten Morgen Bobby,“ begrüßte Dean seinen väterlichen Freund als er nach dem Duschen nach unten kam. Der ältere Jäger saß mit einer Tasse Kaffee im Wohnzimmer an seinem Schreibtisch. Bei Deans Worten gab er ein Grummeln von sich und der kleinere Winchester glaubte ein „was soll an diesem Morgen gut sein“ raus zu hören. Mit einem Schlag war das Thema Dad wieder in seinem Fokus und Dean stimmte Bobby insgeheim zu. So viel Mühe Sam sich auch gegeben hatte ihn abzulenken. Ihre Probleme waren geblieben. Dem bärtigen Jäger ging es nicht besser als am Abend zu vor. Der ältere Winchester war mit seinen Überlegungen auch noch nicht weit gekommen. Da Einzige zu was er sich inzwischen hatte durchringen können war, dass das was Sam wegen John unternommen hatte wohl das Beste für alle war. Sie würden sich eh über kurz oder lang nur wieder in die Haare kriegen, da war es besser wenn ihr Vater für sich blieb. Was sollte er auch hier? Er konnte ihnen eh kein Vater sein, war es seit Marys Tod nicht mehr gewesen. Doch wie Sam hier einfach in Punkto Dad einen Schlussstrich zu ziehen, fiel Dean alles andere als leicht. Zu sehr hing er trotz allem noch an John. Es schmerzte ihn, John oder viel eher das Heldenbild, das er von ihm hatte, los lassen zu müssen, sich einzugestehen, dass er schon lange keinen Vater mehr hatte, sich von ihm loszusagen. Wann hatte John aufgehört die Person zu sein, die Dean auf ein Podest gestellt und vor dem Pranger, an den Sam ihn stellen wollte, beschützt hatte? War ihr Dad überhaupt je diese Person gewesen? Wenn Dean genauer darüber nachdachte, war es wohl eher kindliches Wunschdenken, das Johns Taten verschönerte und aus ihm einen Helden gemacht hatte. Später war er, trotz Sams schlechter Meinung über John, nie von diesem Bild abgewichen. Wenn er schon keinen Vater mehr hatte, so wollte er zumindest seinen Helden nicht verlieren. Wieso hatte Sam ihren Dad eigentlich nie mit so einem verklärten Blick gesehen? Na klar, weil er den Unterschied gesehen hatte. Er hatte sich um Sam gekümmert, wie es wohl ein richtiger Vater getan hätte. Während er selber immer alles getan hatte, was John verlangte, weil er ihn zufrieden stellen wollte, hatte Sam gemerkt, dass in ihrer Familie etwas nicht stimmte, etwas, dass Dean schon eine lange Zeit nicht mehr wahrgenommen hatte. Statt das so hinzunehmen hatte Sam dagegen rebelliert und vielleicht nicht einmal nur um seiner selbst willen, sondern auch für Dean.
 

Die ganzen Überlegungen bereiteten dem älteren Winchester Kopfschmerzen. Koffein sollte ja bekanntlich dagegen helfen. Bobby hatte gerade eine Zeitung aufgeschlagen und seine Kaffeetasse abgestellt. Die Gelegenheit nutze Dean, um einen Schluck der aromatischen, schwarzen Brühe abzustauben. Er nahm die Tasse und trank. Aromatisch war es, nur schmeckte man vor Alkohol den Kaffee fast schon gar nicht mehr.

„Man Bobby, ist es dafür nicht noch zu früh?,“ fragte er den anderen und stellte die Tasse wieder ab.

„Wieso? Kaffee trinkt man für gewöhnlich am Vormittag.“

„Das nennst du Kaffee? Da ist doch mehr Whiskey als alles andere drin.“

„Noch nie was von Irish Coffee gehört?,“ kam es etwas barsch von Bobby. Was mischte Dean sich da ein? Er konnte seinen Kaffee schließlich so trinken wie er wollte. Ehe der Jüngere etwas erwidern konnte, was Sam mit Jenny auf dem Arm ins Wohnzimmer gekommen.

„Ach hier bist du. Komm in die Küche, sonst werden deine Eier kalt.“

„Okay, ich komme.“ Dean ging an Sam vor bei und sagte dabei zu ihm:

„Wir müssen reden.“ Der Größere nickte und folgte seinem Partner in die Küche.
 

„Hast du mitbekommen, dass Bobby sich seinen Kaffee verfeinert hat?“

„Seit wann nimmt er Milch?,“ kam es verwundert von Sam.

„Ich rede nicht von Milch, sondern von Whiskey.“ Dean setzte sich an den Küchentisch.

Sam seufzte, setzte Jenny auf dem Boden ab und Dean seinen Teller vor.

„Jeder geht halt anders mit solchen Situationen um. Er wird sich schon wieder fangen.“

„Sam, hast du ihn je so gesehen?“

„Nein, aber er ist erwachsen. Ich bezweifle, dass du mit gut zureden was bei ihm erreichst.“

„Ach und du hältst es wohl für besser, wenn er sich bis zum Leberversagen zu säuft.“

„Das stimmt doch gar nicht. Ich denke nur, dass wir sowieso nichts erreichen würden, außer dass er uns anschnauzt.“

„Bobby ist nicht Dad, Sam. Aber das ist auch wieder typisch für dich. Es könnte nicht so laufen wie du willst, also versuchst du es erst gar nicht. Genau wie damals als du nach Stanford bist. Du hattest die Zulassung sicher schon ´ne Weile in der Tasche, aber anstatt mit mir darüber zu reden, mir Zeit zu geben mich daran zu gewöhnen und vielleicht Verständnis für dich aufzubringen, dir bei Dad den Rücken zu stärken, wenn du es ihm sagst, hast du uns beide einfach vor vollendete Tatsachen gestellt, weil du dir dachtest, wir wären eh dagegen.“

Sam knallte den Teller mit dem Speck vor Dean auf den Tisch.

„Ich kann das nicht mehr Dean. Ich habe mich dafür schon so oft entschuldigt, aber du bringst es immer wieder auf den Tisch. Wie soll ich eine reelle Chance haben es wieder gut zu machen, wenn du eh nicht in der Lage bist mir das zu verzeihen?“ Seine Stimme klang verärgert und leicht verzweifelt.

„Wie wäre es einfach, wenn du nichts mehr sagen oder tun würdest, was mich dazu veranlasst es wieder auf den Tisch zu bringen?,“ kam es leicht frustriert und nicht weniger verärgert von Dean. Er wollte sich eigentlich nicht streiten, aber sich um Bobby zu kümmern und jetzt mit Sam darüber zu diskutieren, war eine gelegen kommende Ausrede, sich nicht mit John auseinander setzen zu müssen.
 

„Ich mach mir auch Sorgen um Bobby,“ rechtfertigte sich Sam.

„Ich hab schon versucht mit ihm zu reden, aber er meinte nur es ginge ihm gut und ich solle mich um Jenny kümmern. Er ist aber nicht mein einziges Problemkind. Ich mach mir auch Sorgen um dich, wegen der Sache mit Dad.“

„Das brauchst du nicht. Mir geht es gut. Ich bin nicht derjenige, der versucht seinen Promillegehalt konstant über einem Prozent zu halten.“

„Dean, ich weiß, dass es dir nicht gut geht. Das kann es auch gar nicht. Du hast alles für diesen Mann getan und er hat dich zu tiefst enttäuscht. Das steckt man nicht so einfach weg.“

„Man nicht, ich schon. Dad ist ein Arsch, ich hab’s kapiert und abgehakt.“

„Dean, Verdrängung ist keine Lösung.“

„Sam, ich würde jetzt gerne in Ruhe frühstücken. Geh du ins Wohnzimmer und pass auf, dass er sich nicht schon vor zwölf Uhr Mittags ins Koma säuft.“

„Dean…“

“Sam, bitte. Lass es gut sein, okay?”

„Aber…“

„SAM!“

“Ich versuch noch mal mit Bobby zu reden.“

„Tu das.“ Sein Appetit war eigentlich schon vergangen, dennoch schob er sich eine Gabel Rührei in den Mund, als Sam den Raum verließ.
 

„Din?“ Jenny hatte sich an Deans Hosenbein hoch gezogen und sah ihn traurig an.

„Ach du bist ja auch noch da, Kleines.“ Er nahm sie auf den Schoß und knuddelte sie erst einmal richtig durch. Er stellte fest, dass es ihm danach schon viel besser ging und auch das kleine Mädchen war wieder fröhlich.

„Du tust mir richtig gut, weißt du das? Wenn ich dich auf dem Arm hab, erscheinen alle Probleme nur noch halb so schlimm.“

„Ni dus!“

„Okay, warte kurz ich mach dir deinen Trinkbecher fertig. Mal sehen was wir für dich noch haben.“ Er stand mit ihr auf dem Arm auf und ging zum Hängeschrank. Er nahm eine Flasche heraus und füllte etwas von ihrem Inhalt in Jennys Trinklernbecher.

„Ein fruchtiges Tee-Saft-Mischgetränk für dich.“ Die Kleine griff sofort nach ihrem Becher.

„Hey, krieg ich kein Trinkgeld?“ Fix bevor Jenny zu trinken beginnen konnte stahl er sich ein kleines Küsschen.

„Ganz schön sabrig, wenn du das beibehältst brauchen wir uns wegen Jungs keine Sorgen machen.“ Er streichelte ihr liebevoll über den Kopf.

„Lass uns mal sehen, was dein Dad und Onkel Bobby so treiben.“
 

Als er ins Wohnzimmer kam, saß Bobby immer noch an seinem Schreibtisch, aber er war alleine in dem Raum.

„Wo ist Sam?,“ erkundigte sich Dean.

„Nachdem er meinte, ich würde zu viel trinken und das das nicht gut für mich sei, hab ich ihn wissen lassen das ich selbst auf mich aufpassen kann. Wegen ein paar Drinks bin ich noch lange kein verdammter Alkoholiker, mein Dad hat immer gesagt, nur weil es deiner Leber nicht gut tut, heißt es nicht, dass es keine Medizin ist.“

„Las mich dir aus meinem Erfahrungsschatz etwas anvertrauen, Väter haben nicht immer recht und Alkohol löst keine Probleme.“

„Spar dir deine Weisheiten.“ Der Ton in dem er das sagte, signalisierte Dean, dass Bobby das selber wusste, aber in dem Moment einfach keinen Grund sah sich drum zu scheren. Er seufzte und fragte den Ältere dann:

„Wo ist Sam dann hingegangen?“

„Er ist kopfschüttelnd aus dem Haus gegangen. Ich soll dir ausrichten, dass er mal zu Fuß bei Marcys Haus nachsehen will, ob die Spurensicherung schon da war.“

„Okay, dann haben wir ja Zeit zu reden.“ Er setzte Jenny auf den Boden, räumte ein paar Bücher von einem Stuhl weg und zog diesen zum Schreibtisch ehe er sich hinsetzte.

„Nicht du auch noch.“ Bobby rollte mit den Augen.

„Du sagtest eben was von wegen du wärst kein Alkoholiker, dennoch hilft dir vielleicht der kleine Spruch: Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“

„Was, bist du jetzt mein AA-Betreuer? Woher kennst du den Spruch überhaupt?“

„In Staffel 3 war der Klinikchef in Dr. Sexy Md. in der Reha,“ erklärte Dean leicht peinlich berührt. Bobby sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Aber das spielt jetzt gar keine Rolle. Fakt ist, du denkst jetzt vielleicht, dass du an der Sache mit Marcy nichts ändern kannst, aber du darfst das nicht einfach aufgeben. Sie mag dich, sie hat dich gehen lassen bevor sie die Polizei gerufen hat, auch wenn sie in dem Augenblick nicht mit dir reden wollte, so glaube ich trotzdem, dass sie dich immer noch gern hat und wenn du ihr ein wenig Zeit lässt, bereit sein wird dir zu zuhören.“ Dean musste grinsen. Sam hatte bereits ziemlich auf ihn abgefärbt noch vor einem halben Jahr hätte er sich nicht ausmalen können so ein Gespräch mit Bobby zu führen.

„Danke für den Rat Dr. Phil, aber ich war da, ich hab gesehen wie enttäuscht sie war. Das mit uns wird nichts mehr.“ Er stand auf.

„Wo willst du hin?“

„Frische Luft schnappen.“ Kurz darauf hörte die Haustür zufallen.

„Was machen wir nur mit Onkel Bobby und Tante Marcy?,“ fragte Dean seine kleine Sabberschnute.

„Piln,“ sagte sie und hielt ihm einen ihrer Bauklötze hin.

„Ich wünschte mein Leben wäre so leicht wie deins.“ Er setzte sich zu ihr und zusammen bauten sie so was Ähnliches wie einen Turm.
 

Ein paar Stunden später hatte Henricksen sich schließlich einen Fall zusammen geklöppelt. Aus dem Black Hills Pioneer und dem Rapid City Journal hatte er erfahren, dass die Parkverwaltung des Custer State Parks seit geraumer Zeit über ein vermehrtes Viehsterben der im Park ansässigen Bisonpopulation klagte, wahrscheinlich nur irgendeine Seuche, aber in Zusammenhang mit der 66. jährlichen Sturgis Black Hills Motorrad Rallye, die von der Meade County Times-Tribune, eine Tageszeitung, die ihren Sitz in Sturgis hatte, angekündigt wurde, konnte das auch als satanische Ritualtieropfer ausgelegt werden. Schließlich fand die 66. Rallye in diesem Jahr, 2006, statt – also zusammengefasst 666, die Zahl des Teufels. Er hatte das ganze noch etwas ausgeschmückt, als er Reinhold, einem wie er festgestellt hatte, sehr gläubigem Mann, davon berichtet hatte. Natürlich hatte er lügen müssen, was die Angeforderte Hilfe des FBIs von der Polizei in Custer anging und ein paar Aktenblätter und Unterschriften gefälscht, aber er hatte die Zustimmung seines Vorgesetzen eh schon bei „satanische Ritualtieropfer“ im Sack gehabt, so das dieser sich die Akte eh nicht so genau angesehen hatte. Nach einem Mittagessen machte er sich auf den Weg nach Sioux-Falls, nicht ahnend wie nah er mit seinem imaginären Fall an der Wahrheit dran war…

Bobby is back

Verwendeter Song:

Joni Mitchell - Why Do Fools Fall In Love*
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Als er Marcys Haus näher kam, sah Sam einen Streifenwagen und einen SUV mit dem Emblem der Spurensicherung davor parken. Die Behörden hatten also schon mit der Arbeit begonnen. Er versteckte sich hinter einem Minivan, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite geparkt war und beobachtete Marcys Haus. Eine viertel Stunde lang passierte gar nichts, doch dann kam eine Polizistin und jemand von der Spurensicherung heraus. Die beiden sprachen noch kurz miteinander, schüttelten einander dann zum Abschied die Hand, stiegen in ihre Fahrzeuge und fuhren davon. Nun war Sam jedoch genau so schlau wie zuvor. Er würde sich wohl in den Computer der Polizeistation einhacken müssen, um mehr zu erfahren. Er überquerte die Straße und warf durch ein Fenster einen Blick ins Haus. Es schien verlassen. Marcy war nicht da. Unverrichteter Dinge machte er sich auf den Weg zurück zu Bobby. Vielleicht hatte Dean etwas bei dem Älteren erreichen können.
 

Als er dann jedoch Dean allein mit Jenny in Bobbys Wohnzimmer vorfand, wurde ihm schnell klar, dass auch die Bemühungen seines Bruders erfolglos waren.

„Hey,“ begrüßte er Dean. Dieser erwiderter das „Hey“, gab Jenny einen Kuss auf die Wange und stand auf, um auf Augenhöhe mit Sam reden zu können.

„Wo ist Bobby?“

„Er wollte frische Luft schnappen gehen. Er fühlt sich ziemlich hoffnungslos wegen der Sache mit Marcy und ich konnte ihm auch nicht wirklich Mut machen,“ beantwortete er Sams Frage niedergeschlagen.

„Naja, falls sie im Wald in der letzten Zeit keinen Schnapsladen eröffnet haben, trinkt er im Moment wohl wenigstens nichts.“ Er streichelte Dean sachte über den linken Oberarm.

„Neues von unserer geliebten Strafverfolgungsbehörde?,“ erkundigte sich der Ältere und trat näher an Sam heran, um mehr Streicheleinheiten abzustauben. Der Jüngere freute sich, dass Dean ihm entgegen kam, um nicht-sexuelle Zärtlichkeiten einzufordern. Scheinbar hatte er es aufgegeben dauerhaft den Starken mimen zu wollen. Er ging dazu über sanft Deans Nacken zu kraulen.
 

„Die Spurensicherung war da als ich bei Marcys Haus vorbei gesehen hab. Marcy selber war aber nicht da. Ich habe leider nichts Neues mitbekommen. Ich werde mich gleich mal an den Laptop setzen und sehen, ob ich mich ins System der hiesigen Polizei hacken kann. Vielleicht komme ich ja so an neue Information und kann gegebenen Falls Entwarnung geben.“

„Mach das. Ich bin nicht sonderlich scharf darauf wieder das FBI an unseren Hacken kleben zu haben.“

„Ich auch nicht, also lass uns einfach hoffen, dass das FBI und die Polizei hier der Sache nicht weiter nachgehen.“ Er hörte auf mit dem Kraulen, streichelte Dean einmal kurz über die Wange und wollte hoch zu seinem elektronischen Liebling, als der Ältere ihn zurück hielt und ihn etwas fragte, dass ihn genau so überraschte wie wohl Dean selbst:

„Denkst du ich werde ohne Dad zu Recht kommen, so wie du es tust?“ Sam drehte sich wieder zu ihm und sah ihm liebevoll in die Augen.

„Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich hatte immer dich. An dich konnte ich mich wenden, wenn er mich enttäuscht hat, zumindest wenn ich nicht gerade sauer auf dich war, weil ich dachte, dass du auf Dads Seite warst. Das Einzige was ich dir versprechen kann ist, dass ich für dich da sein werde, wenn du mich brauchst. Wie du es für mich warst. Wann immer du bereit bist zu reden, ich bin da.“ Er zog Dean in eine Umarmung, auf die der Ältere sich erst nach einem kurzen Zögern und einem gemurmelten „schon wieder ein Chickflick-Moment“ ein ließ und ebenfalls seine Arme um sein Gegenüber schloss.

„Ich liebe dich,“ flüsterte Sam seinem Partner ins Ohr und löste sich dann etwas, um genug Freiraum zu gewinnen, um Dean auf die Stirn küssen zu können. Der Kleinere lächelte. Er zog seinen Sammy wieder näher an sich und drückte ihm einen dicken Kuss auf, den der Jüngere nur zu gern erwiderte. Mit einem ordentlichen Schmatzer gab er Sams Lippen schließlich wieder frei und sagte:

„Ich liebe dich auch und jetzt geh rauf und hau in die Tasten. Jenny und ich werden mal sehen wo Bobby abgeblieben ist.“

„Okay, aber meide besser die Hauptstraßen.“

„Mach ich Sammy, keine Sorge. Ich gehe ohnehin nicht davon aus, dass er weit weg ist.“ Er gab Sam einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Dann schnappte er sich das vom Bauklötzespielen schon leicht gelangweilte kleine Mädchen und trat mit ihr auf dem Arm hinaus ins Freie, während Sam nach oben zu seinem Laptop ging.
 

Vor Bobbys Haus ließ der ältere Winchester Jenny runter und ließ sie laufen. Er überlegte wohin der bärtige Jäger gegangen sein könnte. Schließlich entschied er sich in Richtung des angrenzenden Waldstücks zu gehen und versuchte so gut es ging auch die Kleine in diese Richtung zu lotsen. Was bisweilen ein wenig der Nachhilfe bedurfte, wenn es dem Mädchen in den Kopf kam, dass eine Abzweigung zwischen den Autowracks interessanter war als der von Dean vorgeschlagene Weg, aber der Winchester hatte sein Mündel ziemlich gut im Griff, so dass er ohne viel Theater vorwärts kam. Das Duo war gerade in einer der hinteren Reihe der Autowracks angekommen, als er aus nördlicher Richtung Musik und ein dumpfen Schlägen gefolgt von kurzem, metallischen Kratzen erklingen hörte.

„Ich glaube wir kommen Onkel Bobby immer näher,“ sagte Dean und nahm Jenny an die Hand. Die Kleine freute sich offenkundig darauf Bobby zu sehen, denn als sie ihren Weg fortsetzten, sagte sie fröhlich „O-by“ und brabbelte etwas in typischer Babysprache. Je näher sie der Geräuschquelle kamen, desto deutlicher wurde die Musik. Eine Frau sang, aber Dean kannte weder die Interpretin noch den Song. Jedenfalls war es ganz und gar nicht seine Musikrichtung, auch wenn der Song einen gewissen Pep hatte und der Text ziemlich gut widerspiegelte, was wohl gerade in Bobby vor sich ging.
 

Why does the rain fall from up above?

Why do fools fall in love?

Why do they fall in love?

Fools fall in love
 

Endlich erkannte der Winchester auch wo das andere Geräusch her rührte. Er hatte Bobby gefunden und dieser schlug immer wieder auf einen alten Buick-Kombi in einem widerlichen Urinstein braunen Farbton ein. Bei genauerem Hinsehen, schien es nicht das erste Mal zu sein, dass jemand auf diese Weise seinen Frust an dem Wagen ausließ. Wenn er es sich Recht überlegte war das eigentlich eine gute Art sich abzureagieren, besonders wenn man so hässliche Autos zur Verfügung hatte, wie sie mannigfaltig auf Bobbys Schrottplatz zu finden waren. Auch viel besser als Alkohol.
 

Love is a losing game

Love can be a shame

I know of a fool you see, for that fool is me

Tell me why, tell my why?
 

Bevor Dean auf sich aufmerksam machen konnte, übernahm das kleine Bündel Freude es für ihn. Sie rief Bobbys Kosenamen und zog Dean, soweit ein Kleinkind dazu in der Lage war, in seine Richtung. Der ältere Jäger ließ daraufhin die Brechstange, mit der er die alte und schon recht rostige Karosserie malträtiert hatte, sinken, schaltete den kleinen Uraltkassettenrekorder aus, von dem die Musik gekommen war und sah zu ihnen herüber.

„War eine sehr…ähm…spezielle Musikauswahl,“ sagte Dean und versuchte das Eis zu brechen. Sie hatten den Buick erreicht.

„Sag nichts gegen Joni Mitchell,“ entgegnete Bobby und streichelt Jenny sanft über den Kopf, nachdem er seine Hände an seiner Hose abgewischt hatte.

„Würde ich nie machen. Jedem das seine. Geht es dir denn jetzt besser, nachdem du dich an der hässlichen Schrottkarte abreagiert hast?“

Bobby nahm seine quasi Enkelin auf den Arm und schien wirklich über die ihm gestellte Frage nachzudenken.

„Um ehrlich zu sein, ja,“ antwortete er schließlich.

„Und suchst du dir immer Buicks aus oder hat es dieser dir nur wegen seiner enormen Hässlichkeit angetan?“

„Das war Dads Wagen. Wir waren damals mit eine der ersten Familien in der Gegend, die nach dem Krieg ein neues Auto hatten. Mein Dad hat mich den Wagen nie fahren lassen, jedenfalls nicht, so lange er noch seinen Job hatte. Dann hat er seinen Job verloren, ich musste die Highschool abbrechen, um zu arbeiten und Geld ins Haus zu bringen. Ich musste dann auch den Wagen fahren, um seinen betrunkenen Arsch von der nächsten Bar abzuholen. Gott, ich hasse diesen Wagen.“
 

Es war das erste Mal, dass Dean etwas von Bobbys Vater hörte. Als er den bärtigen Jäger kennen gelernt hatte war er schon über vierzig und daher fiel es ihm schwer sich vorzustellen, dass er auch mal jung gewesen war und selbstverständlich Eltern hatte. Nachdem Bobby ihm diesen Einblick gewährt hatte, konnte er nachvollziehen, warum er sich ausgerechnet diesen Wagen zum Abreagieren ausgesucht hatte.

„Wenn du über deinen Dad reden willst…“

„Nein, über ihn zu reden wäre, als wenn man die Büchse der Pandora öffnt, glaub mir, dabei kommt nichts Gutes raus.“

„Okay, gut, denn ich bin ehrlich gesagt nicht gut in solchen Dingen. Sam wäre da eh der bessere Ansprechpartner.“

„Mein Dad war ein Alkoholiker und ein mieses Arschloch. Ich hab mir immer geschworen, dass ich nicht so wie er werde. Das Leben eines Jägers prädestiniert nur leider nicht gerade zur Nüchternheit und immer wenn ich das Gefühl habe die Kontrolle zu verlieren, dann komm ich hier her.“ Während Bobby gesprochen hatte, war Dean nah an ihn heran getreten. Er legte nun freundschaftlich die Hände auf seine Schultern und meinte zum Älteren:

„Ich habe deinen Dad zwar nicht gekannt, aber ich denke, dass ich mir ungefähr vorstellen kann, wie er war und ich versichere dir, dass du vieles bist, aber mit Sicherheit kein Arschloch.“
 

„Ni o-by li,“ sagte die Kleine und zog an seinem Bart. Die beiden Männer lächelten.

„Ich glaube, das soll heißen dass sie dich mag,“ übersetzte Dean.

„Und damit liegt sie mit Sam, mir und sicher auch Marcy auf einer Linie,“ fügte Dean seinem Satz noch hinzu.

„Ganz schön kräftigen Griff hast du, Kleines,“ sagte Bobby und kniff kurz die Augen zu. Deans Worte hatten ihn gerührt und es fühlte sich verdammt gut an so von seiner Familie, genau das waren die Jungs und Jenny längst für ihn geworden, aufgefangen zu werden. Vielleicht hatte der ältere Winchester Recht und es gab doch noch Hoffnung für Marcy und ihn. Er würde sie sich noch ein paar Tage beruhigen lassen und dann in den sauren Apfel beißen und doch noch mal mit ihr versuchen zu reden. Wenn er es nicht tat, würde sie hinterher noch denken, dass sie mit dem was sie ihm an den Kopf geworfen hat, richtig lag und den Eindruck wollte er nicht bei ihr hinterlassen.
 

„Dean du bist aber ganz sicher, dass Sam nicht doch eine Frau ist? Ich mein, er hat mit den ganzen Gefühlsduseleien, schon ziemlich auf uns abgefärbt,“ sagte der bärtige Jäger, der nun seine Gesichtsbehaarung aus den erkundenden Kinderhändchen gelöst hatte, um diesen emotionalen Moment zu überspielen. Dean lachte.

„Glaub mir Bobby, Sam ist genau so wenig eine Frau wie du und ich. Ich hab das ganz genau inspiziert,“ antwortete er dann mit einem leicht verschmitzten Grinsen.

„Gut, gut, ähm…aber du brauchst das nicht weiter ausführen.“

„Din, Ni nane!,“ verlangte Jenny.

„Die kleine Tyrannin verlangt ihr Mittagessen. Hast du nicht spontan Lust uns Sandwichs zu machen, Bobby?“ Er nahm ihm die Kleine ab.

„Ich bin hier nicht dein Leibkoch, Junge.“

„Aber du bist doch rein theoretisch doch noch immer unser Gastgeber, also…“

„Führ den Gedanken gar nicht erst zu Ende. Ihr seid schon lange keine Gäste mehr bei mir. Ihr seid Familie, also wirst du dir deine Stulle schön selber schmieren, du bist doch schon groß,“ neckte Bobby und ging von Dean und Jenny wieder aufgeheitert, schon mal langsam in Richtung Haus. Der Winchester sah ihm nach und lächelte.

„Bobby is back,“ sagte er zufrieden ehe er sich dem anderen Mann anschloss.
 


 

*http://www.youtube.com/watch?v=EuwyUpGd8d8

Ins Leere laufende Ermittlungen und unerwünschte Erscheinungen

Das Sioux Falls Polizeinetzwerk war genau so leicht zu knacken wie Sam vermutet hatte. Schnell hatte er dann auch die Akte zu dem Einruch bei Marcy gefunden, aber die war noch geradezu jungfräulich was die Dichte an eingetragenen Daten betraf. Außer Marcys Anschrift, dem John vorgeworfenen Delikt und Johns Namen, der in einem kurzen Bericht zum Tathergang auftauchte, beinhaltete die Akte keinerlei Informationen. Allerdings fand der jüngere Winchester den Verweis auf die Weiterleitung des Falles ans FBI schon ein wenig besorgniserregend. War nun er damit gemeint oder hatte das echte FBI mittlerweile angeschlagen wie ein Jagdhund? Er entschloss sich dazu Mortie anzurufen und ihn zu bitten sich mal bei seinem FBI-Informanten umzuhören. Er erreichte jedoch nur die Mailbox und hinterließ eine Nachricht in der er in Kurzversion ihr Problem und sein Anliegen erklärte. Danach lehnte er sich zurück und ließ zur Entspannung seinen Nacken kreisen. Körperlich hatte er schon seit einiger Zeit nichts mehr getan, was diese Verspannung erklären würde, aber der emotionale Stress, den er wegen John und der Sorge um Bobby und Dean hatte, hatte sich physisch manifestiert. Eine Massage wäre nicht schlecht, allerdings fand er es vermessen Dean darum zu bitten, schließlich ging es dem sicher auch nicht besser. Vielleicht sollte er ihm mal eine Massage anbieten. Vertragen könnte der Ältere sicher auch eine, auch wenn er ihn ja heute Morgen erst mit einer geweckt hatte.
 

„Es freut ich, dass du eingesehen hast, dass du dich ändern musst und jetzt Deans Bedürfnisse vor deine eigenen stellst,“ erklang neben ihm plötzlich eine weibliche Stimme, die ihn zusammen fahren ließ. Er drehte den Kopf nach links und erblickte seine Mutter.

„Nein, nicht schon wieder,“ kam es mit einem gequälten Stöhnen von ihm.

„Ich weiß, es macht dir Angst, dass ich da bin und du mich sehen kannst, aber ich werde dir nichts tun. Ich bin nur hier, um dir zu sagen, dass du deine Vorwarnung ernster nehmen solltest,“ sagte Mary in einem warnend-mütterlichem Tonfall.

„Was? Vorahnung? Wovon redest du? Gott, warum rede ich überhaupt mit meinem Hirngespinst?“

„Ich bin genau genommen kein Hirngespinst, ich bin…“

„Ja, ja…ich weiß, du bist eine Erscheinung. Ich krieg Kopfschmerzen,“ kam es von Sam, der sich die Schläfen rieb.

„Ja, ich bin eine Erscheinung und für dich bin ich real. Du kannst mich sogar anfassen.“

„Klar, weil mein Unterbewusstsein mir suggeriert, dass du real bist. Das ist wie bei Kindern und ihren imaginären Freunden.“

„Lass mich raten, du hast am College „Einführung in die Psychologie“ belegt.“

„Nein, Jess hat…nein, halt…ich sollte aufhören mit dir zu sprechen. Du bist nicht real.“

„Ach Sammy, nur weil du dir mich nicht erklären kannst, heißt es nicht, dass ich nicht real bin und mir nicht wirklich Sorgen um dich und deinen Bruder mache.“

„Nenn mich nicht Sammy, nur Dean darf das.“

„Sammy, ich bin deine Mutter. Ich habe dich früher auch immer so genannt und ich gedenke nicht, damit aufzuhören.“

„Das kann nicht passieren, nicht jetzt.“
 

Er stand wie von der Tarantel gestochen auf und lief ins Bad, wo er hinter sich die Tür abschloss und sich erstmal eine Ladung Wasser ins Gesicht warf. Er atmete tief durch. Mary schien ihm nicht gefolgt zu sein. Er schloss die Augen und atmete tief durch.

„Du kannst mich dadurch nicht los werden, Sammy. Ich gehe erst, wenn dir der Inhalt meiner Nachricht bewusst wird.“

„Welche Nachricht?“

„Das du deine Vorahnung ernster nehmen sollst.“

„Welche Vorahnung?,“ fragte er erneut.

„Die die du nach dem Vorfall mit dieser Frau und Dean wieder abgetan hast.“ Sam ging daraufhin ein Licht auf. Mary musste wohl die Träume von dem an der Decke verbrennenden Dean meinen, den er vor der Sache mit Kara gehabt hatte. Er schüttelte uneinsichtig den Kopf. Das konnte nicht sein.

„Nein, nein, nein. Das ist nicht wahr. Das war nur allgemein als Wahrung von meinem Unterbewusstsein ausgegangen. Dieses Schicksal wird Dean nicht ereilen.“

„Ach Sammy, ich wünschte es wäre so.“ Sie streckte ihre Hand aus und wollte ihm über die Wange streicheln, doch Sam wich der Berührung aus.

„Christo!“ Doch auf seine Worte hin sah sie ihn nur mitleidig an, ließ den Arm jedoch wieder sinken. ~Ein Versuch war es wert gewesen~, schoss es Sam durch den Kopf.

„Ich verstehe, du bist noch nicht bereit die Wahrheit zu erkennen. Wir werden uns wieder sehen,“ verabschiedete Mary sich und war im Zeitraum eines Wimpernschlags verschwunden.

„Nein, nein, nein,“ kam es wie ein Mantra immer wieder von dem größeren Winchester-Bruder. Er seufzte frustriert und ließ sich emotional erschöpft an der gefliesten Wand hinab gleiten. Am Boden angekommen, zog er seine Knie an die Brust und schlang seine Arme um sie. Das konnte einfach nicht wahr sein. Dean konnte nicht das Gleiche bevorstehen, was seiner Mutter und Jess bereits zugestoßen war. Warum musste er ausgerechnet jetzt so paranoid werden.

„Nein, nicht Dean…,“ sagte er zu sich selbst. Eine winzige Träne stahl sich aus seinem Augenwinkel und rann an seiner Wange hinab.
 

„Ni nane,“ kam es protestierend von dem kleinen Mädchen als Dean sie aus der Küche trug.

„Gleich gibt’s was zu Essen, Jenny, aber dein Etepete-Daddy besteht darauf, dass wir uns vorher immer die Hände waschen. Außerdem wollen wir ihm doch auch sagen, dass es was zu Essen gibt, auch wenn für mich das Sandwich mit dem vielen Grünzeug drauf, dass ich für ihn gemacht hab, gar nicht als Essen durchgeht.“ Er ging mit ihr die Treppe hoch. Die Tür zu dem Zimmer, dass er sich mit seinem Liebsten teilte, war zu, also rief er nur kurz, aber recht laut: „Sammy, Mittagessen!“ und ging dann zur Badezimmertür, die er seltsamerweise verschlossen vorfand. Selbst wenn jemand von ihnen auf dem Klo saß, schlossen sie für gewöhnlich nicht ab. Warum also hatte sein Bruder es getan? Ihm kam nur eine, ziemlich versaute, Antwort darauf in den Sinn. Er rüttelte einmal am Türgriff und klopfte dann.

„Hey, Sam! Gönn deiner rechten Hand mal ´ne Pause. Es ist Zeit fürs Mittagessen. Ich hab Sandwichs gemacht. Lässt du mich mit Jenny rein, damit ich ihr die Hände waschen kann?“ Kurz darauf hörte etwas poltern und ein unverständliches Fluchen von Sam. Dean sah seine Vermutung bestätigt.

„Dein Dad hat ´ne kleine Privat Party, zu der ich nicht eingeladen war. Wie findest du denn das? Unerhört, er sollte mich doch an dem Spaß teilhaben lassen,“ meinte Dean zu Jenny.
 

Im Badezimmer ging Sam, sich das schmerzende Knie reibend, zur Tür. Als er aufgestanden war, hatte er es sich an der Kloschüssel gestoßen. Er drehte den Schlüssel und öffnete seinem Bruder der ihn mit einem schelmischen Grinsen ansah. Sam rollte mit den Augen. Er hatte ja mitbekommen, was Dean dachte, was er im Bad tun würde. Allerdings würde er ihn nicht eines besseren belehren. Dean hatte schon genug am Hals, da wollte er ihn nicht auch noch mit seinen Halluzinationen belasten.

„Na, hast du ein wenig Druck abgelassen, Sammy? Habe ich dich heute Morgen nicht genug ausgelastet?“

„Ach, du weißt doch, dass ich noch ein junger Bursche bin. Ich hab da doch noch stärkere Bedürfnisse als so ein alter Mann wie du,“ ärgerte er seinen Bruder und drückte ihm, ohne dabei seine Tochter zu zerquetschen, einen Kuss auf, bevor Dean kontern konnte.

„Ich werde dir bei nächster Gelegenheit mal zeigen wer hier ein alter Mann ist, du Frechdachs.“

„Mhm…das wollte ich doch nur hören.“ Er grinste Dean breit an. Gedanklich klopfte er sich auf die Schulter. Er war wesentlich besser geworden, sich vor Dean zu verstellen und zu tun als wäre alles in Ordnung. Der Ältere hatte sicher keinen Verdacht geschöpft.
 

„Pa-pa,“ sagte die Kleine fröhlich und streckte Sam ihre Ärmchen entgegen.

„Komm her Kleines. Ich wasch dir die Hände.“ Er nahm dem Kleineren Jenny ab.

„Wir können ja jeder eine Hand nehmen,“ schlug Dean vor.

„Dein Papa Dean hat nur wieder Blödsinn im Kopf.“

„Okay, okay. Ich wollte dir nur meine Hilfe anbieten, aber wenn ich hier nicht gebraucht werde, gehe ich schon mal wieder runter in die Küche und setze noch einen Kaffee auf.“

„Das ist eine gute Idee.“

„Ich habe nur gute Ideen.“

„Ja, ja, ja!“

„Ja, ja, ja heißt leck mich am A… du weißt schon,“ bekam er vor Jenny noch einmal die Kurve. Von Sam hätte es sonst sicher wieder einen auf den Deckel gegeben.

„Später vielleicht, Dean,“ gab der Größere neckisch zurück.

„Ist das ein Angebot?,“ kam es Ernst vom anderen.

„Wer weiß…“ er stellte das Wasser aus dem Hahn auf die passende Temperatur für Kinderhände ein.

„Du weißt schon wie du mich bei der Stange halten kannst,“ maulte Dean.

„Baby, ich würde dir viel lieber DIE Stange halten.“ Er wackelte mit den Augenbrauen, wie es sonst immer sein Bruder tat, während er nun Jennys Hände unters Wasser hielt und begann diese mit etwas Flüssigseife zu waschen.
 

„Man Sammy, so gut wie du heute drauf bist, könnte man glatt meinen, du versuchst mich zu imitieren.“

„Koch mir Kaffee, Idiot.“

„Trockne meiner Tochter die Hände ab, Mistkerl.“ Es war das erste Mal, dass er Jenny nicht nur gedanklich, sondern auch verbal als seine Tochter bezeichnet hatte. Sam war das nicht entgangen und er strahlte glücklich wie ein Atomkraftwerk.

„Ich liebe dich, Dean.“

„Würde ich auch, wenn ich du wäre.“ Er grinste selbstzufrieden und ging dann aus dem Zimmer. Wieder etwas besserer Laune sah Sam ihm hinterher und meinte zu Jenny während er ihr die Hände abspülte:

„Dein Papa Dean ist jetzt schon wieder etwas mehr er selbst.“ Der Jüngere freute sich darüber und sah es als einen Schritt in die richtige Richtung an. Er wusste, dass Dean nicht auf „normal menschliche“ Weise mit dem Geschehenen umgehen würde, hoffte aber dennoch, dass dieser sich an ihn wenden würde, wenn ihm alles zu viel wurde. Er hatte mittlerweile eingesehen, dass selbst mit Engelszungen auf den Älteren einzureden ihn nicht weiter bringen würde, sondern es eher das Gegenteil bewirken und Dean sich in sich selbst zurückziehen würde und das wollte Sam auf keinen Fall riskieren, nicht jetzt wo Dean sich ihm endlich soweit geöffnet hatte.
 

Er trocknete seiner Tochter die Hände ab und ging dann nach unten in die Küche, wo Dean und Bobby bereits mit den angekündigten Sandwichs auf Jenny und ihn warteten. Für das kleine Mädchen gab es einen Obstteller und eine Scheibe Weißbrot.

„Hey, Bobby. Hast du…geht es…,“ stammelte Sam etwas verlegen. Der Angesprochene rollte mit den Augen.

„Ich bin okay,“ verkündete er schließlich. Der größere Winchester nickte kurz und ließ sich dann mit Jenny auf dem freien Stuhl nieder.

„Wenn wir jetzt endlich vollzählig sind, können wir dann bitte endlich reinhauen?,“ kam es von niemand andrem als Dean. Sam und Bobby tauschten Blicke und fingen dann an zu lachen. Es tat ihnen gut nach allem Deans natürliche Verhaltensweisen zu sehen. Der ältere Winchester lächelte leicht und hoffte, dass man ihm die ihn ihm vorherrschende Melancholie nicht anmerken würde. Er hatte die beiden aufgeheitert, das war das wichtigste. Der Schmerz, den er wegen des quasi Verlustes seines Vaters noch immer deutlich spürte würde er schon zu verdrängen lernen. Er musst es einfach tun, denn diese Gefühle die Johns Aktion in ihm ausgelöst hatten noch weiter zuzulassen, würden etwas aus ihm machen, das er nicht sein wollte – schwach und bemitleidenswert. Aber würde er, wenn er es verdrängen würde, nicht irgendwann wieder so einen Ausbruch erleiden wie am Abend von Jennys Geburtstag, wo in ihm alles hochgekommen war, was er wegen Sams Weggang gespürt und tief in sich vergraben hatte? Er wusste nicht was er tun, fühlen oder wie er sich verhalten sollte. Nur eins stand fest. So wie er sich im Moment fühlte, konnte er sich selber nicht leiden. Es war Zeit wieder die Kontrolle über sein Leben zu gewinnen und dafür würde er sich Zeit zum Nachdenken nehmen müssen. Sam schwärmte doch immer von Spaziergängen, vielleicht sollte er das auch mal ausprobieren. Durch den Wald wandeln und wieder zu sich selbst finden, scheiße, jetzt wurde er auch noch langsam zu einem dieser Esoterik Heinis.
 

„Dean…DEAN,“ riss ihn Sams laute Stimme aus den Gedanken.

„Hä? Was…“

„Ich habe dich gefragt, ob du deinen Kaffee gar nicht trinken willst.“

„Hm…doch. Natürlich.“ Er griff nach seiner Tasse und nahm einen Schluck.

„Was hast du denn jetzt neues über …die Sache rausgefunden,“ erkundigte sich Bobby.

„Genau, können wir uns denn wieder auf die Straße trauen?,“ wollte nun auch Dean wissen. Er hoffte so von seiner vorherigen geistigen Abwesenheit ablenken zu können. Er hatte keine Lust darauf, dass Sam sich danach erkundigte, was er eben gedacht hatte.

„Nichts was uns weiter helfen würde. Die Akte hatte einen kurzen Vermerk, dass der Fall ans FBI überstellt wurde, leider weiß ich nicht, ob damit unsere Aktion gemeint ist oder ob das echte FBI seine Finger im Spiel hat. Ich hab Mortie eine Nachricht hinterlassen, dass er doch mal seine Fühler nach seinem FBI-Freund ausstrecken soll. Vielleicht weiß der mehr über eine eventuelle Wiederaufrollung unseres Falles.“

„Hm…du hast vorhin gesagt, dass die Spurensicherung bei Marcys Haus war. Das würde eher dafür sprechen, dass wir das echte FBI wieder auf den Fersen haben,“ sagte Dean.

„Es war aber kein Team vom FBI vor Ort, nur ein hiesiger Streifenwagen.“

„Vielleicht hat das FBI ihnen die Drecksarbeit aufgehalst,“ meinte Bobby.

„Denkst du, wir sollten woanders hin fahren, bis Gras über die Sache gewachsen ist?,“ fragte Dean seinen Partner. Er wollte eigentlich am liebsten bei Bobby bleiben. Der Gedanke ihn allein hier zurück zu lassen nach allem was John angerichtet hatte, gefiel dem kleineren Winchester nicht, aber er hatte das nicht allein zu entscheiden. Sie mussten auch an Jenny denken. Wenn sie vor Ort blieben und gefasst werden würden, dann würde ihre kleine Sabberschnute mit Sicherheit von der Fürsorge einkassiert werden.
 

„Wir sollten nicht zu früh die Pferde scheu machen. Lass uns das Ganze noch ein Weilchen beobachten. Zumindest bis wir Nachricht von Mortie bekommen. In der Zwischenzeit sollten wir unter dem Radar der Behörden bleiben. Wechsle beim Impala das Kennzeichen aus und fahr dein Baby zur Sicherheit weiter ins Schrottplatzgelände rein, so dass sie nicht auffällt und zum Einkaufen schicken wir besser nur noch Bobby.“

„Ähm…Jungs. Wenn die Spurensicherung bei Marcy war, dann wird die Polizei sicher bald hier auflaufen. Ich bin hier in der Stadt nicht wirklich ein Unbekannter,“ meinte der Bärtige.

„Bobby, sie werden sicher nach Auswertung der Spuren erst noch einmal Marcy befragen und so wie ich sie einschätze, wird sie sich schon was einfallen lassen, um die Polizei von deiner Spur abzubringen. Da bin ich mir sicher,“ sagte Sam. Der ältere Mann seufzte.

„Ich wünschte, ich hätte deinen Optimismus.“

„Bobby, jetzt mach aber mal ´nen Punkt. Die Frau mag dich. Sie hätte dich nicht gehen lassen, wenn sie vorhätte dich reinzureißen,“ schaltete sich Dean ein.

„Da wusste sie ja auch noch nicht, das meine Weste nicht so ganz blütenrein ist.“

„Du hast nichts wirklich Schlimmes gemacht, sonst wärst du nicht auf freiem Fuß,“ meinte Sam und verhinderte gerade eben noch, dass Jenny ihre Hand in seine Kaffeetasse tunkte.

„Sam hat recht. Außerdem stehen die Damen auf Outlaws, ich meine, welche Frau lebt nicht gerne etwas gefährlich?,“ kam es mit einem spitzbübischen Grinsen von Dean.

„Du bist einfach…,“ begann Bobby, doch ihm schienen die Worte zu fehlen, also versuchte Dean für ihn den Satz zu beenden.

„…der Beste und dazu auch noch unheimlich klug und gutaussehend.“ Bobby rollte mit den Augen und Sam schmunzelte.

„Unglaublich, wollte ich sagen,“ verbesserte er Dean dann.

„Mal ehrlich Bobby. Wegen Marcy wirst du dir keine Gedanken zu machen brauchen,“ versicherte ihm der Jüngere.
 

„Kann ich jetzt wieder in mein Haus?,“ fragte Marcy Sheriff Mills, die sie aufs Revier gebeten hatte.

„Ja, die Spurensicherung ist durch, aber weshalb ich sie hergebeten habe…wir haben alle Fingerabdrücke, die wir finden konnten, durchs System laufen lassen und sind dabei auf einen gewissen Robert Singer gestoßen. Wir haben ihn schon des Öfteren wegen kleinerer Delikte aufgegriffen. Wir denken, es wäre möglich, dass er mit diesem Winchester zusammen gearbeitet hat oder können sie uns erklären, wie die Fingerabdrücke von ihm in ihr Haus gekommen sind?“ Marcy sah ihr Gegenüber kurz an. Es war wichtig, dass sie nicht zu schnell los sprach, aber es durfte auch nicht so wirken als hätte sie erst lange nach einer Ausrede suchen müssen. Beides würde sie und Bobby nur verdächtig aussehen lassen. Sie wollte ihn aus der Sache raus halten. Er hatte ihr ja im Prinzip gegen diesen Kerl helfen wollen. Der Typ war jetzt verhaftet und wenn er Bobby nicht in die Sache mit reingezogen hatte…dann…dann hatte sie ihm vielleicht doch Unrecht getan. Dass er der Polizei nicht ganz unbekannt war, überraschte sie nicht. Er strahlte eine leichte Haudegen-Mentalität aus und das war etwas, dass sie sehr an ihm mochte. Er war nicht spießig, so wie es viele Männer mittleren Alters in kleineren Städten normalerweise waren. Er war unkonventionell und interessant. Das gefiel ihr und sie fühlte sich ungemein zu ihm hingezogen. Vielleicht hätte er ihr mit der Zeit sogar etwas von diesen Delikten erzählt, wenn sie sich noch besser kennen gelernt hätten. Vielleicht sollte sie sich noch einmal mit ihm treffen und ihm die Möglichkeit geben, sich zu erklären, aber andererseits…er hatte definitiv etwas über das Vorhaben des anderen Typen gewusst und ihr nichts gesagt…Gott, warum musste das Ganze nur so kompliziert sein?
 

„Bobby? Ich glaube nicht, dass er etwas damit zu tun hat. Er war vor einigen Tagen bei mir, um meinen Holzhäcksler zu reparieren. Ich denke mal da rühren die Fingerabdrücke her.“

„Dann würden wir also auch seine Fingerabdrücke an dem Holzhäcksler finden?,“ hakte sie nach. Sie wollte dem FBI, wenn es denn dann endlich eintraf, eine lückenlose Akte übergeben und sicher sein, nichts zu übersehen. Marcy war in Gedanken alle Zimmer abgegangen in denen Bobby etwas angefasst hatte, um alles erklären zu können. Sie wollte ihn nicht als ihren Freund outen, weil die Polizei dann wahrscheinlich bei ihm vorbeischauen würde, um ihn zu fragen, ob er wüsste, warum der Mann bei ihr einbrechen sollte.

„Natürlich nicht,“ kam es daraufhin von Marcy. Sheriff Mills sah sie überrascht an.

„Würden sie mit ihrer bloßen Hand in das Ding reinfassen? Er hatte natürlich Arbeitshandschuhe an,“ erklärte sie ihrem Gegenüber.

„Und wie erklären sie sich die Fingerabdrücke in Bad und Wohnzimmer?“

„Nach der Arbeit hat er sich selbstverständlich die Hände gewaschen und danach hab ich ihn zum Dank auf einen Whiskey eingeladen.“ Sheriff Mills musterte Mrs. Ward. Ihre Antworten waren alle schlüssig und sie hatte keinen Zweifel daran, dass sie die Wahrheit sagte. Bobby war ein kleiner Halunke, aber er war handwerklich begabt und im Grunde ein guter Kerl. Es passte zu ihm, dass er einer Nachbarin half.

„In Ordnung. Dann war es das schon. Ich hoffe, die Spurensicherung hat nicht ein zu großes Chaos hinterlassen und sie können sich schnell wieder einleben.“

„Danke, dass alles so schnell über die Bühne gegangen ist und ich nur eine Nacht im Motel schlafen musste.“ Marcy reichte Jodie die Hand und die Frauen verabschiedeten sich. Als Marcy gegangen war, schloss Sheriff Mills die Akte. Die Ermittlungen deuteten darauf hin, dass John Winchester einen Komplizen hatte, wenn auch dieser anscheinend nicht direkt an dem Einbruch beteiligt war. Allerdings war Winchester flüchtig also würden wohl die weiteren Ermittlungen ins Leere laufen, aber das war ja zum Glück nicht mehr ihr Problem, sondern das vom FBI.

Blut, Schwei und Tränen und dann trifft Dean eine Entscheidung

Verwendeter Song:

Wicked - Defying Gravity
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Nachdem sie zusammen zu Mittag gegessen hatten und Jenny nach einem nur minimal nervenaufreibenden Schreikampf von etwa 10 Minuten endlich eingeschlafen war, fand Dean, dass es an der Zeit war, dass er seinem Vorsatz nachzudenken nachkam.

„Hey Sam, ich bin mal für eine Weile weg einen Spaziergang machen.“

„Warte doch noch bis Jenny wieder wach ist, dann können wir zusammen…“

„Nein Sam,“ kam es von Dean. Als er sah, dass Sam zusammenzuckte wie ein getretener Hund, wurde ihm bewusst, dass er das nein wohl viel zu barsch rüber gebracht hatte. „Ich…ich brauch Zeit für mich,“ versuchte er die Wogen zu glätten.

„Oh…verstehe,“ sagte Sam, doch sah er dabei noch immer etwas niedergeschlagen aus. Er wollte ja, dass sein Großer sich mit dem Thema Dad auseinander setzte, doch wünschte er sich, dass er dabei mit ihm sprach, seine Hilfe annahm und nicht, dass er wieder alles mit sich allein ausmachte. Dean schien seine Gedanken zu erahnen, denn er zog den Jüngeren in eine liebevolle Umarmung und flüsterte ihm ins Ohr:

„Ich weiß, du willst mir helfen, aber das ist wirklich etwas womit ich erstmal selbst klar kommen muss und dass kann ich nicht, wenn du mir hier die ganze Zeit über diese sorgenvollen und mitleidigen Blicke zuwirfst. Ich bin auch bestimmt nicht lange weg.“

„Okay, ich wollte Bobby eh noch bei der Umsortierung seiner Bücher helfen. Da kann ich mich ja dann mal um Sorgenkind Nummer zwei kümmern,“ murmelte Sam, löste sich aus der Umarmung und gab Dean einen Kuss auf die Wange. Sam war dabei ins Wohnzimmer zu gehen während Dean auf dem Weg zur Haustür war, als der Kleinere plötzlich inne hielt.

„Hey Sammy!“ Der Angesprochene drehte sich zu ihm um und sah ihn fragend an.

„Ich liebe dich!“, beantwortete er Sams stumme Frage, woraufhin er ein wundervolles Lächeln von seiner anderen Hälfte geschenkt bekam.
 

Einige Minuten später war er auf den kleinen Weg im Waldstück hinter Bobbys Haus eingebogen. Heute war es nicht so warm und sonnig wie an den Tagen in der vergangenen Woche und daher schon ein kleinwenig frisch im Schatten der Bäume. Es hatte sich zudem stark zugezogen und Dean hoffte, dass ihn kein Schauer erwischen würde, denn dann sähe er alt aus. Während er überlegte, ob er seine Lederjacke hätte mitnehmen sollen, schaltete sich eine Stimme in seinem Kopf ein, die ihn daran erinnerte, dass er sich doch über etwas ganz anderes Gedanken machen wollte. Der Grund warum er hier durch den Wald latschte war, dass es hier keine Ablenkungen gab. Hier konnte er richtig in sich gehen. Aber eigentlich verspürte er nicht das Verlangen sich mit dem Geschehenen auseinander zusetzen, weil er im Innersten spürte, das damit eine Veränderung verbunden war und er hasste Veränderungen, ja er schaffte es dank seines emotionalen Schutzwalls immer recht schnell sich an die neuen Bedingungen zu gewöhnen, aber dieser Schutzwall war von Sam und John pulverisiert worden. Sam hatte den Grundstein gelegt indem er Dean dazu gebracht hatte, sich ihm zu öffnen und Johns rücksichtsloses und egoistisches, ja fast schon gewissenloses Verhalten und sein Vertrauensmissbrauch, gegen die Dean sich eigentlich immun wiegte, hatte dann alles zum Einsturz gebracht, weil er die durch Sam verursachte Schwachstelle ausgenutzt hatte. Es hatte Dean wirklich bis in die Grundfesten erschüttert. Ein Teil von ihm war sauer auf Sam, dafür, dass er seine verletzliche Seite wieder zum Vorschein gebracht hatte, nachdem er sie jahrelang erfolgreich von der Welt abgeschirmt hatte. Auf der anderen Seite musste er aber zugeben, dass sein Bruder ihn gleichermaßen jahrelang gewissermaßen gewarnt oder zumindest kritisiert hatte, dass er John so bedingungslos vertraute und ihn nie hinterfragte.
 

Dean war an einem kleinen Bachlauf angekommen und lehnte sich mit dem Rücken gegen den Stamm einer knochigen, alten Weide. Sam hatte es kommen sehen und er selbst hätte es auch getan, aber er hatte es nicht wahr haben wollen. Nach Marys Tod hatte er sich an John geklammert. Er brauchte einen Halt um den Tod seiner Mom irgendwie wegstecken zu können. Doch das war ihm nie gelungen. John konnte ihm nicht helfen. Der Mann hatte schon ganz am Anfang als Vater versagt. Er hätte für seine Kinder da sein müssen, aber da er mit dem Tod seiner Frau selber nicht klar kam, hatte er die Weichen für Deans verkorkstes Leben gestellt.
 

Dean schloss die Augen und ballte die Hände zu Fäusten. Was sollte er tun? Ihr Dad war seit Marys Tod nicht mehr das gewesen, was im Lexikon unter dem Eintrag Vater stand. Dean hatte wirklich alles versucht, um sich die Hoffnung auf die eventuelle Äußerung von Anerkennung, Stolz, Respekt und Zuneigung seines Dads zu bewahren. Über die Jahre hinweg hatte er ihn immer gegen Sam verteidigt und sich mit kleinen Bröckchen wie ein „gut gemacht“ bei Schießübungen hier und eine kurze Umarmung nach schweren Fällen dort, zufrieden gegeben. Doch solche Bröckchen wurden immer seltener, je älter, dickköpfiger und eigenwilliger Sam wurde. Ein Teil von John schien Dean dafür verantwortlich zu machen, dass Sam ihm nicht gehorchen wollte und oftmals nach Streits zwischen John und seinem Jüngsten bedachte ihr Dad Dean mit einem enttäuschten Blick. Nicht so schlimm wie nach Deans Versagen bei der Strigha-Sache, aber immer noch akut genug, um ihn an dieses Ereignis zu erinnern und aus Dean den kleinen Jungen zu machen, der seinen Vater zu tiefst enttäuscht hatte. Von Schuldgefühlen geplagt war er dann beim nächsten Streit zwischen John und Sam auf Johns Seite, was im Gegenzug den Jüngeren gegen ihn aufbrachte aber ihm bei John keine Bonuspunkte einbrachte, auch wenn er ehrlich zugeben musste, dass es mehr an ihm nagte, wenn Sam sauer auf ihn war, da er sich in solchen Fällen immer ganz besonders allein fühlte, auch wenn er beide Familienmitglieder im gleichen Raum um sich hatte.. Somit war er in einem Teufelskreis gefangen.
 

Es schien so als wären die Ereignisse der letzten Tage unausweichlich gewesen. Deans Verdrängungsmechanismus hatte sich gegen ihn gewandt und ihm ganz schön in den Arsch gebissen. Das tat er irgendwie immer, auch wenn es sich unterschiedlich äußerte. Sei es durch mörderische Kater nach Versuchen die Probleme unter den Teppich zu kehren und sich selbst unter den Tisch zu saufen, emotionale spontan Ausbrüche, durch die er sich stellenweise etwas erleichterte, oder eine Überschwemmung durch einen emotionalen Tsunami gegen den er machtlos zu sein schien, so wie jetzt. Nein, nein, nein. Dean schlug wütend und frustriert gegen den Baumstamm. Er wollte das nicht mehr. Das musste aufhören. Er wollte nicht mehr dieser kleine Junge sein. Sein Körper verlangte danach zu rennen, den unerwünschten, schmerzhaften Gefühlen zu entkommen, also rannte er los. Rannte bis ihm das Atmen immer schwerer fiel. Dabei prasselten zahlreiche Erinnerungen auf ihn ein.
 

„Sammy schläft. Wirfst du ein paar Bälle mit mir, Dad?“

„Nein, wir werden ein weniger an deiner Zielgenauigkeit beim Schießen arbeiten.“

„Aber...“

„Kein aber, in der wirklichen Welt da draußen wird es dir nichts helfen, wenn du weißt wie man einen Curve-Ball wirft, aber ein richtig gut gezielter Schuss kann dir das Leben retten und jetzt komm. Wir haben nicht viel Zeit, bis dein kleiner Bruder wach wird.“
 

„Was machst du da Dean?“

„Ich versuch den Text für das Schultheater zu lernen. Vielleicht krieg ich ja eine Rolle im Thanksgiving-Stück. Hörst du mich ab?“

„Nein. Du solltest deine Zeit ohnehin mit etwas sSinnvollerem verbringen. Arbeite lieber an deinem Latein. Sam kann noch nicht lesen und du weißt genau, dass ich Hilfe bei manchen Recherchen benötige. Wenn es um Leben und Tod geht, geht es nicht an, dass du zehn Minuten brauchst, um einen Satz richtig zu übersetzen.“
 

Er stand vollkommen angsterfüllt mit der Schrotflinte im Anschlag auf der Türschwelle, unfähig die Strigha, die über seinem Bruder hockte und dabei war ihm die Lebenskraft auszusaugen zu erschießen. Zu viel Skrupel, weil sie noch zu menschlich aussah. Sein Vater kommt rein.

„Aus dem Weg!“ Schüsse. Glassplittern.

„Sammy, Sammy. Geht es dir gut?“

„Was ist denn los Dad?“ John antwortet nicht. Er sieht ihn an.

„Was ist passiert?“

„Ich…bin raus gegangen.“

„Was?“

„Nur ganz kurz. Tut mir leid.“

„Ich hab dir doch gesagt, du sollst das Zimmer nicht verlassen.“ John war sauer.

„Ich hab dir gesagt du sollst deinen Bruder nicht aus den Augen lassen.“ Ein Blick, so voller Enttäuschung und so scharf, dass er das noch unschuldige Kinderherz punktierte und bluten ließ.
 

„Nein, nein…ich war noch ein Kind. Ich konnte es nicht,“ schrie Dean und rannte weiter. Immer noch in der Hoffnung den Schmerz abschütteln zu können. Er wollte sich nicht mehr so fühlen, konnte es nicht mehr ertragen. Sein Dad hatte geradezu unmenschliche Dinge von ihm verlangt. Er wollte, dass er perfekt war, sein Soldat. Aber er war ein Kind, ein menschliches Wesen, kein Roboter. Er konnte nicht perfekt sein. Hatte sich trotzdem formen lassen, um zu gefallen. Aufmerksamkeit zu bekommen, doch alles war nur selbstverständlich gewesen für John. Dean konnte nicht mehr. Er würde Johns Standards eh nie erfüllen können, und er wollte nicht mehr Johns Soldat sein. Warum konnte sein Dad nicht einfach sein Dad sein? Warum war John so eine Enttäuschung als Vater? Dean war ein wenig vom Weg abgekommen, stolperte über eine Baumwurzel und ging zu Boden. Er blieb auf den Knien, stützte sich mit den Hände ab und atmete schwer. Er konnte das durch seine Adern fließende Blut in seinen Ohren rauschen hören. Er war am Ende. Er konnte nicht mehr…
 

„Steh auf Dean. Du hast noch eine Runde über den Hindernisparkur vor dir.“

„Aber ich kann nicht mehr Dad.“

„Das will ich nicht hören Dean. Ich weiß genau, dass du mehr drauf hast. Du bist nur zu faul. Du denkst wohl, nur weil dein Gips erst ein paar Tage ab ist, lass ich dir alles durchgehen, aber da liegst du falsch. Monster nehmen auch nicht auf so was Rücksicht. Also steh auf.“

„Ich kann nicht mehr…es geht nicht…“
 

„Ich kann das nicht mehr. Ich will das nicht mehr. Es muss Schluss damit sein. Ich will machen, was ich will. Lass mich in Ruhe Dad“, murmelte Dean noch immer leicht außer Atem und schlug auf den Boden unter ihm ein. Plötzlich hörte er in einiger Entfernung Hunde bellen und er befreite sich aus dem Gefühlschaos und seinen Erinnerungen in denen er bis eben gefangen war. Langsam richtete er sich wieder auf. Er spürte etwas Feuchtes auf seinem Gesicht. Schweiß und Tränen, wie er feststellte, nachdem er sich seine Hände an seiner Jeans abgewischt hatte und sich damit dann über die Wangen gefahren war. Er atmete tief durch und ging zurück zum regulären Waldweg.
 

Dean kam an einer Parkbank vorbei und ließ sich darauf nieder. Er hatte es satt sich wegen John mies zu fühlen. Aber von nichts kam nichts. Das Glück ist mit den Tüchtigen. Es war an der Zeit Entscheidungen zu treffen. Nachdem Sam nach Stanford abgehauen war, strudelte Dean in seiner Beziehung zu John in eine Abwärtsspirale. Auf der einen Seite kämpfte er immer noch um Anerkennung, Respekt und Zuneigung, aber auf der anderen Seite war er stink sauer auf John, weil er Sam vertrieben hatte. Dies hatte in gewisser Weise auch einen Keil zwischen Vater und ältesten Sohn getrieben, denn Dean begann langsam, John mit anderen Augen zu sehen. Etwas in ihm begann sich zu verändern. Das Heldenpodest auf das Dean John als kleiner Junge gestellt hatte, hatte einen ordentlichen Knacks abbekommen und angefangen zu bröckeln. Nichtsdestotrotz war er noch lange nicht auf Sams Niveau. Dean gab keine Widerworte und tat weiterhin was John von ihm verlangte, in der Hoffnung den Riss zu kitten. Nicht fähig, das Bild das er sich vor Jahren von John erschaffen hatte, loszulassen.
 

Something has changed within me,

Something is not the same
 

Schweren Herzens war er mittlerweile aber überzeugt davon, dass er loslassen musste. So weh es ihm auch tat, es war einfach ein hoffnungsloses Unterfangen sich weiter an ein Idealbild zu klammern, das nie existiert hatte. John würde sich nie so verbiegen wie Dean ihn gerne hätte, nie so werden wie ein gewisser bärtiger Mann mit Baseballkappe, der Sam und ihn und mittlerweile auch Jenny tief in sein Herz geschlossen hatte. John war sein Vater und auf gewisse Weise würde Dean ihn immer lieben, aber er war zu der Erkenntnis gekommen, dass der nicht gut für ihn war und er um seiner selbst Willen einen Schlussstrich ziehen musste. John würde ihn immer wieder verletzen und wenn er seine Mauer wieder aufbauen würde, würde er damit nur Sam vor den Kopf stoßen und das wollte er nicht. Er konnte Sams Stimme in seinem Kopf schon hören: Lass dir von Dad nicht wieder alles kaputt machen wo du nach all den Jahren endlich mal was für dich selbst gefunden hast und glücklich bist. Dean lächelte bei dem Gedanken daran leicht und musste zugeben, dass offen zu seinem Partner zu sein, ihm richtig gut tat. Okay, er war jetzt noch nicht soweit, ihm auf regulärer Basis sein Herz auszuschütten, aber er versuchte auch nicht mehr krampfhaft seinen Gram vor dem Jüngeren zu verstecken. Ihre Beziehung war aber auch dahin gereift, dass Sam ihm ganz langsam, wenn auch noch immer reichlich zögerlich oder nach einem kurzen Anschnauzen, seinen Freiraum ließ und Dean arbeitete daran zuzulassen, dass Sam sich um ihn sorgte. Diese Sorge war es auch, die Dean signalisierte, dass es so nicht weiter gehen konnte. Er konnte sich nicht länger nach John richten und dabei seine eigenen Bedürfnisse außer acht lassen.
 

I'm through with playing by the rules

Of someone else's game
 

Er würde sich von seinem Dad nicht länger runter ziehen lassen, sondern endlich das tun, was Sam ihm schon vor Jahren vorgemacht hatte, er würde sich emanzipieren und einen ganz neuen Anfang wagen, einen neuen Lebensabschnitt beginnen. Nur wie sollte sein neues Leben aussehen? Wegen der Art wie er von John erzogen worden war, hatte er sich nie erlaubt Luftschlösser zu bauen, wie Sam es gerne getan hatte. Vielleicht würde es ganz gut tun sich auch einmal an so was zu versuchen.
 

I'm through accepting limits

'Cause someone says they're so
 

Also was erwartete und versprach er sich von seinem Leben? Dean lachte kopfschüttelnd auf. Jetzt war er doch tatsächlich auf dem Selbstfindungstrip. Er wollte im Prinzip das, was Bobby hatte, aber noch viel mehr. Ihr Vater war allzeit von Rachegelüsten angetrieben. Von Fall zu Fall gehetzt, immer in der Hoffnung Hinweise auf das Ding zu finden, dass seine Frau getötet hat. Seit Dean wieder mit Sam zusammen arbeitete, hatte John ihnen die nicht-dämonrelevanten Fälle zugeschustert. Irgendwie nahm Dean ihm das übel. Wer weiß, vielleicht hätten mehr Menschen überleben können, wenn ihr Dad sich selbst um einige Fälle gekümmert hätte, anstatt Daten an seine Söhne weiterzuleiten, die erst mit Verspätung eingreifen konnten.
 

Die Motivationen von Vater und Sohn waren im Laufe der Zeit auseinander gedriftet. Dean sah in dem Jägerleben, in das sie John getrieben hatte, wirklich eine Art Familienauftrag. Er fühlte sich für die anderen, ahnungslosen Menschen verantwortlich und wollte ihnen weiterhin helfen und wann immer es nötig war einem übernatürlichen Scheißkerl in den Arsch treten, während John wirklich nur auf Rache aus war. Wenn der ältere Winchester-Bruder ehrlich zu sich war, so war die Rache für seine Mutter weniger wichtig. Es war nicht mehr sein Kampf. Nicht dass er ihren Tod ungesühnt lassen wollte, aber sein Leben und sein Charakter trieben ihn in eine andere Richtung, hin zu anderen Prioritäten. Er wollte ein Jäger bleiben, aber er wollte alles anders machen, als John. Vielleicht war es ja möglich sich um Monsterangriffe in einem kleinen Radius zu kümmern, so dass sie nicht durchs ganze Land fahren mussten und halbwegs sesshaft werden konnten mit Jenny. Die Kleine sollte ein stabiles Umfeld und ein sicheres Zuhause haben und auch Dean hätte nichts gegen ein sich nicht bewegendes und etwas geräumigeres Zuhause als den Impala einzuwenden. Er wollte jagen, er wollte ein sicheres Heim für sich und seine Familie und am allermeisten wollte er mit Sam zusammen alt werden, ja ein Dean Winchester durfte auch mal sentimental werden. Er schloss die Augen und malte sich sein Luftschloss aus.
 

Sam und er würden sich in der Nähe von Bobby eine Wohnung nehmen. Ihr väterlicher Freund hätte zwar sicher nichts dagegen wenn sie bei ihm wohnen blieben, aber eine eigene Wohnung hatte natürlich so einige nicht jugendfreie Vorzüge. Sie könnten sich Jobs mit flexibler Arbeitszeit suchen. Sam könnte vielleicht seinen Abschluss an einem Gemeinde College nachmachen und Dean bei Bobby Autos restaurieren. Abwechselnd könnten sie zusammen mit Bobby Fälle bearbeiten. Ihre Familie könnte endlich mal dauerhaftes Glück auskosten.
 

Aber bevor damit beginnen konnte die Vorstellungen für seine Zukunft in die Tat umzusetzen, musste er noch einige Dinge erledigen. Er war der Versorger der Familie, okay jetzt nicht immer unbedingt im Sinne von „den Speck auf den Tisch bringen“, aber er war es, der sich um alle kümmerte, war es schon immer gewesen, seit seine Mutter gestorben und John dazu nicht mehr wirklich in der Lage war. Als eben dieser Versorger würde er jetzt tun, was er am besten konnte, sich auf seine Instinkte verlassen und für seine Familie sorgen.
 

Too late for second-guessing,

Too late to go back to sleep

It's time to trust my instincts,

Close my eyes and leap
 

Er wusste auch genau wo er anfangen musste. Für Bobby, dessen Platz in Deans Leben am ehesten dem eines Vaters entsprach. Er war sich nicht sicher ob er es schaffen würde Johns Fehler auszubügeln, um für seinen Zweitvater wieder alles ins Lot zu bringen, aber er musste es zumindest versuchen.
 

Some things I cannot change,

But till I try, I'll never know
 

Henricksen war derweil in Sioux Falls angekommen und hatte sofort das Polizeirevier angesteuert. Der Polizist am Empfang musterte ihn skeptisch, nachdem der FBI-Agent ihm seinen Ausweis gezeigt und sein Anliegen vorgetragen hatte und bat ihn zu warten, während er Sheriff Mills Bescheid sagte. Dies hatte eine geschlagene viertel Stunde gedauert.

Zu sagen, dass Victor angepisst war wäre eine Untertreibung. Anscheinend wurde die Kompetenz des FBIs hier nicht anerkannt, aber das würde sich ändern, wenn er mit diesem Sheriff Mills fertig war.

Er war ziemlich überrascht als sich Sheriff Mills als Frau heraus stellte. Seit wann waren diese Hinterwäldler so emanzipiert, dass sie Frauen in solche Ämter erhoben? Aber das war ja auch egal. Diese Jodie Mills würde er jetzt rund machen. Doch er kam gar nicht erst zu Wort oder zumindest nicht so wie er sich das vorgestellt hatte.

„So, Sie sind also Agent Henricken vom echten FBI?,“ fragte sie ihn und sah genau so skeptisch drein wie der andere Polizist vorhin.

„Ja.“ Er zückte seinen Dienstausweis.

„Können Sie mir vielleicht verraten, warum Sie mich so lange haben warten lassen? Dieser Fall ist wichtig,“ fuhr er sie an, doch Jodie blieb unbeeindruckt.

„Mag sein, dass der Fall für Sie oberste Priorität hat, aber ich hab weiß Gott noch mehr zu tun, als für Sie alles stehen und liegen zu lassen und den roten Teppich auszurollen.“
 

Victor klappte die Kinnlade runter. Wieso nahmen sich die Provinzler eigentlich immer solche Frechheiten raus? Ehe er etwas erwidern konnte hatte sie bereits wieder das Wort ergriffen.

„Schreiben Sie mir ihre Daten und die Namen Ihres Vorgesetzten auf.“ Sie würde sich später die Dienststelle geben lassen und sich die Telefonnummer selbst raussuchen.

„Wie bitte? Sie wissen wohl nicht womit Sie es hier zu tun haben,“ regte er sich auf.

„Eben drum. Sie verstehen doch hoffentlich, dass ich nachdem Fiasko mit dem falschen FBI-Agenten besonders gründlich in der Überprüfung der Authentizität bin.“

Diese Aussage besänftigte ihn nun wieder etwas. Diese Frau schien ihren Job ernst zu nehmen und verhielt sich ihm gegenüber nicht aus Respektlosigkeit so hart.

„Ihr Pflichtbewusstsein in allen Ehren, aber ich versichere Ihnen, dass…“

„Das hat der falsche FBI-Agent auch gesagt,“ schnitt sie ihm das Wort ab.

„Aber ich brauche Einblick in die Fallakte.“

„Die kriegen Sie sobald ich Ihre Identität bestätigt bekommen haben, also wenn Sie jetzt bitte so freundlich wären alle Daten hier für mich aufzuschreiben.“ Sie hielt ihm einen Block hin.

„Hören Sie, es ist wirklich wichtig, dass ich Einblick in die Akte bekomme.“

„Das verstehe ich, aber für mich ist es ebenso wichtig, dass ich alles genau prüfe und mich nicht erneut lächerlich mache.“ Er nahm den Block an sich.

„Okay, okay. Ich sehe es ja ein,“ sagte er und fing an zu schreiben. Hoffentlich würde dadurch nicht auffliegen, dass er seinen Vorgesetzen angelogen hatte, aber sie würde sicher nur fragen, ob ein Agent Henricksen wirklich existierte und nicht weiter nachbohren.
 

„Und wann kann ich dann in die Akte einsehen?,“ fragte er Jodie.

„Sie wissen doch selber wie auskunfts- und zusammenarbeitsfreudig ihr Verein ist. Das kann schon ein, zwei Tage dauern, bis sie sich die Arbeit machen und eine Anfrage eines kleine Sheriffbüros beantworten.“

„Das soll ein Witz sein oder?“

„Sieht es so aus als ob ich scherzen würde? Wenn wir da anrufen kriegen wir, falls wir nicht gerade einen Mörder gefasst haben, doch höchstens einen Platz für eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter ab. Darum hätte es diesem Idioten von Hilfssheriff auch stutzig machen müssen, dass so schnell jemand vom FBI hier war.“

„Und was bitte soll ich in der Zwischenzeit hier machen?,“ kam es frustriert von Victor.

„Suchen Sie sich ein Hotel oder Motel und genießen Sie die Sehenswürdigkeiten der Stadt.“ Ziemlich blöd aus der Wäsche guckend verließ Henricksen die Polizeistation und Jodie konnte es sich nicht verkneifen ihm unverschämt hinterher zu grinsen. Sie würde die Bestätigung wahrscheinlich noch bis zum Abend haben, aber der FBI-Agent hatte sich mit seiner arroganten Art bei ihr nicht gerade beliebt gemacht, also würde sie ihn bis morgen Mittag schmoren lassen.

Happy End für Bobby!?

Er war unterwegs zu Marcy um seinen ersten Vorsatz aufzuführen, als es begann, wie aus Eimern zu schütten. Er hoffte, dass sie da sein würde und er nicht umsonst nass bis auf die Haut geworden war.

Als Marcy ihm die Tür öffnete, sah sie sich mit einem begossenen Pudel gegenüber.

„Du liebe Güte Dean! Komm rein, du holst dir ja sonst noch den Tod.“ Sie zog ihn in den Flur, wo sie ihm anwies sich schon mal aus seinen Sachen zu schälen während sie hoch ging, um ein Handtuch und eine Decke für ihn zu holen. Dean nahm kurz darauf beides dankend an. Sie ließ ihm dann seine Privatsphäre und verschwand in der Küche um ihm einen Tee zu machen.

Er wollte zunächst protestieren, doch sein Widerstand hielt ihrer geradezu mütterlichen Autorität nicht stand. Er entkleidete sich vollständig und wickelte sich, so wie Gott ihn geschaffen hatte, in die flauschige Fleecedecke und machte es sich auf dem gemütlichen Sofa im Wohnzimmer bequem. Soweit so gut. Es war besser gelaufen, als er erwartet hatte. Sie hatte ihm schon mal nicht die Tür vor der Nase zugeknallt. War es Mitleid oder würde sie immer noch so gastfreundlich sein, wenn er zu Phase 2 überging? Er würde es gleich heraus finden.
 

In Bobbys Wohn/Arbeitszimmer war Sam, nachdem Jenny aufgewacht war, dazu übergegangen mit ihr zu spielen und hatte das weitere Sortieren der Bücher dem Hausherren überlassen. Als die Kleine noch geschlafen hatte, hatten die beiden Männer ein wenig über einen gescheiten Index für Bobbys Bibliothek diskutiert und waren übereingekommen, dass es das Beste war, die Bücher einfach nach Monstern zu ordnen. Während der Ältere nun mit dieser Aufgabe beschäftigt war, machte sich Sam so langsam Sorgen um Dean. Es regnete nun schon fast eine viertel Stunde und sein Partner war noch immer irgendwo zu Fuß unterwegs. Er war beim Spielen nicht ganz bei der Sache, was seiner Tochter so gar nicht gefiel. Auch Bobby war es nicht entgangen, dass der Jüngere seiner Jungs seit ein paar Minuten teilnahmslos wirkte. Er schien es nicht mal mitzubekommen, dass Jenny ihm, um Aufmerksamkeit bettelnd, mit dem Pfannenwender aus dem Spielzeug-Kochset, das sie zum Geburtstag bekommen hatte, auf den Oberschenkel schlug. Bobby legte ein Buch über Chupacabras beiseite und trat zu Sam heran. Er legte ihm eine Hand auf die Schulter und fragte ihn:

„Hey, alles okay bei dir?“

„Hm?...Was?...Hey, lass das Jenny,“ reagierte er endlich auf das ihn malträtierende Kind.
 

Bobby schmunzelte als er beobachtete wie sich Vater und Tochter einen Kampf und den kleinen Plastikpfannenwender lieferten. Sam ging selbstverständlich als Sieger hervor, was Jenny dazu brachte in ein hochfrequentes Quengeln auszubrechen. Der größere Winchester fuhr sich leicht genervt durch die Haare und seufzte.

„Hey, was hast du erwartet? Wenn eine junge Lady einen zum Essen einlädt, muss man ihr schon ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit schenken,“ zog Bobby ihn auf. Er kniete sich neben sein Patenkind und wuschelte ihr durchs Haar, was sie ein wenig aufheiterte.

„O-by Nane,“ sagte sie und schob ihm einen der Töpfe zu. Für ein gerade mal ein Jahr altes Kind fand Bobby sie schon ziemlich weit entwickelt, was das Verständnis ihrer Umwelt anging, wenn man ihr Spielverhalten beobachtete. Ein gewisser Stolz schwoll in seiner Brust an, als er sich einen babyblauen Plastiklöffel nahm und so tat, als würde er Jennys Kochkünste ausprobieren. Sam grinste. Es war unglaublich wie seine Kleine drei gestandene Männer wie Dean, Bobby und ihn so leicht um den Finger wickeln konnte, dass sie sich dazu bereit erklärten mit ihr solche, doch eher in die Mädchensparte gehörenden Spiele mit ihr zu spielen. Bobby sah ihm mit einem Blick an, der soviel bedeutete wie: Wenn du Dean davon erzählst, kannst du dir in Zukunft die Radieschen von unten angucken.

„Ähm…ich hol uns mal Kaffee,“ versuchte sich Sam aus der Affäre zu ziehen und verschwand in der Küche.
 

„So, willst du mir jetzt vielleicht verraten, warum du eben so abwesend warst?,“ fragte Bobby den Winchester als sie sich zusammen mit je einer Tasse Kaffee auf die Couch gesetzt hatten. Jenny war dazu übergegangen ein paar ihrer Bauklötze in der Spielzeugpfanne zu braten und Sam fragte sich, ob das wohl ein Hinweis darauf sein sollte, dass sie heute Abend gerne Fischstäbchen essen wollte, als Bobby ihn mit seiner Frage aus seinen Gedanken riss. Er seufzte und nahm einen Schluck Kaffee, ehe er antwortete.

„Ach, es ist nur, dass es angefangen hat zu regnen und Dean noch nicht zurück ist.“

„Himmel und da dachte ich immer, dass Dean die größere Glucke von euch beiden ist. Dean ist nicht aus Zucker und er ist nicht blöd. Er hat sich sicher irgendwo untergestellt und wartet, bis es aufgehört hat zu regnen.“

„Du hast sicher Recht, aber ich mach mir trotzdem Sorgen. Das Dad mit seiner impulsiven Handlung wahrscheinlich wieder das FBI auf den Plan gerufen hat, trägt auch nicht gerade dazu bei, meine Sorgen zu verringern.“

„Ich glaube kaum, dass sich dein Bruder einen Neon-Pfeil auf den Rücken geschnallt hat und vor dem Polizeirevier auf und abläuft.“

„Das weiß ich auch, aber ich hätte ihn trotzdem lieber hier bei mir.“

„Oh Gott, du fängst doch hoffentlich nicht gleich an sehnsuchtsvoll aus dem Fenster zu starren oder?“

„Keine Angst, ich hab nicht vor mich mehr als ohne hin schon vor dir zu blamieren.“

„Da bin ich ja beruhigt.“

„Pa-pa nane?“ Jenny hielt ihm ihre Pfanne hin. Offensichtlich war das Essen fertig. Was blieb ihm also anderes übrig, als Gastrokritiker zu spielen?
 

„Hier, dein Tee,“ sagte Marcy und stellte die Tasse vor Dean auf dem Couchtisch ab, bevor sie sich neben ihm auf dem Sofa niederließ.

„Danke,“ sagte Dean, den die gelb-grünliche Farbe des Tees nicht sonderlich ansprach.

„Ich wünschte, ich könnte dir was zum Anziehen anbieten, aber ich habe die Kleidung meines Mannes und meines Vaters der Heilsarmee gestiftet. Ich hoffe, die Decke ist okay, bis deine Sachen trocken sind.“

„Ist schon okay, vielen Dank. Ähm…Marcy, ich…weiß, nach Bobby gehöre ich wohl zu den Menschen die du nachdem Vorfall am wenigstens hier sehen willst, aber…“

„Sei nicht albern, Junge. Ich würde dich doch nie da draußen im Regen stehen lassen. Wieso warst du überhaupt zu Fuß unterwegs und warum hattest du keinen Schirm dabei?“

„Das ist eine längere Geschichte.“

„Der Trockner braucht sicher an die zwei Stunden. Das sollte wohl ausreichen, um deine Geschichte zu erzählen.“

Dean seufzte. Er hatte sich fest vorgenommen ihr soweit es ging reinen Wein einzuschenken, in allen Belangen, und er hoffte inständig, dass sie besser reagieren würde als Cassie. Er wusste, dass er ein Risiko einging und es nach hinten losgehen könnte, aber sein Instinkt sagte ihm, dass es die richtige Entscheidung war. Wenn er fertig war, würde sie Bobby hoffentlich verstehen.
 

So fing er also an zu erzählen. Eine kleine Einführung in die Welt des Übernatürlichen. Monstergrundkurs und vieles mehr, schließlich fing er metaphorisch gesehen bei Adam und Eva an. Inklusive ihrer Familiengeschichte, natürlich mit einer kleinen Abwandlung, schließlich wusste er ja, was Bobby ihr über Sam und sich erzählt hatte und er wollte seinen väterlichen Freund in nichts reinreiten. Marcy hatte eh schon genug zu verarbeiten auch ohne die Bruder-nicht Bruder-Liebesgeschichte. Er entschied sich dafür es so darzustellen, dass ihrer beider Eltern Jäger waren und John Dean bei sich aufgenommen hatte, nachdem seine Eltern verstorben waren. Schritt für Schritt arbeitete er sich vom Hausbrand und die Monsterjagd bis hin zur Gegenwart durch. Marcy erwies sich als gute Zuhörerin. Als er jedoch dazu übergehen wollte, zu erklären wie es zu dem Einbruch kam und dass Bobby wirklich nichts damit zu tun hatte, unterbrach sie ihn.

„Okay, wo ist die Kamera?“

„Marcy, das ist kein Scherz. Alles was ich dir eben erzählt habe, ist wahr.“

„Ja, klar. Es gibt Vampire, Hexen, Werwölfe und Dämonen.“ Sie war aufgestanden.

„Ja und Geister, Poltergeister, Ghouls, Formwandler und Zombies sind ebenfalls real.“

„Nein, nein, nein…das ist doch Wahnsinn.“ Sie lief im Wohnzimmer hin und her. Schließlich schien sie zu dem Schluss gekommen zu sein, dass sie träumte, denn sie kniff sich in den Arm. Als sie sich bei nachlassendem Schmerz allerdings immer noch in ihrem Wohnzimmer in Gegenwart eines in eine Decke gewickelten Deans vorfand, ließ sie sich, von der Erkenntnis überwältigt, dass Dean sie nicht verarschte, auf den Sessel fallen.

„Oh mein Gott…und…und du, Sam und…Bobby…ihr…ihr jagt diese Monster?“ Nun klang sie besorgt. Das war etwas mit dem Dean arbeiten konnte.
 

„Ja. Der Job ist gefährlich und die Bezahlung ist nicht existent, aber…“

„Ihr seid doch nicht ganz dicht. Lebensmüde…“

„Marcy, wir wissen was da draußen im Dunkeln lauert. Wenn wir die Menschen nicht beschützen, wer dann? Die Behörden sind, soweit wir wissen, vollkommen ahnungslos. Wir können natürlich nicht alle retten, aber wir und andere Jäger tun was wir können.“

„Das…das ist doch kein Leben, ständig unterwegs…in andauernder Gefahr.“ Sie war wieder aufgestanden und dazu übergegangen hin und her zu laufen. Dabei murmelte sie und Dean hörte Worte wie „unglaublich“, „Eltern“ und „verantwortungslos“ heraus. Zum ersten Mal in seinem Leben spürte Dean nicht das Verlangen das Handeln seines Vaters zu verteidigen. Sam wäre sicher stolz auf ihn.

„Man gewöhnt sich dran, aber jetzt mit Jenny…es wird sich einiges ändern.“

„Ich versteh nicht…warum erzählst du mir das alles?,“ fragte sie Dean. Das war sein Stichwort. Endlich konnte er Bobbys Namen rein waschen.
 

„Bobby hatte mit der Sache wirklich nichts zu tun. Wir und er haben versucht John von der Idee abzubringen bei dir einzubrechen, aber mit ihm zu reden bringt in etwa so viel wie mit einer Wand zu sprechen. Er ist verdammt stur.“ Dean war mit seiner Ausführung über den Hergang des Einbruchs und welche Rolle Bobby dabei spielt sowie der Geschichte über den Colt und welche Bedeutung er für die Winchester-Familie hatte am Ende angekommen.

Marcy sah Dean in die Augen und suchte nach einem Anzeichen für eine Lüge, doch sie erkannte, dass Dean die Wahrheit sagte. Das musste sie erst einmal sacken lassen. Alles fügte sich nun zusammen. Sie hatte Bobby unrecht getan. Ja, er hatte jede Menge vor ihr verheimlicht, aber jetzt, wo sie wusste was es war, konnte sie ihm nicht verübeln, dass er ihr so viel von seinem Leben nicht offenbart hatte. Wenn sie an seiner Stelle gewesen wäre, hätte sie ihm wahrscheinlich auch nichts gesagt.

„Marcy, ich weiß, dass das schwerverdaulich ist, was ich dir eben erzählt habe, aber ich…“ Sie schüttelte den Kopf. Scheinbar brauchte sie eine kurze Auszeit, denn sie gab ihm die Tasse in die Hand und meinte:

„Trink deinen Tee. Ich sehe nach dem Trockner, der müsste langsam fertig sein.“ Dann verließ sie das Wohnzimmer. Deans Magen knurrte und als er auf die Uhr sah, wusste er auch warum. Die Abendessenszeit war schon weit überschritten. Das Spazierengehen und das Gespräch mit Marcy hatten mehr Zeit gekostet, als er veranschlagt hatte. Sam würde sicher sauer sein. Er hatte ihm doch gesagt, er würde nicht lange weg sein. Er hätte anrufen sollen, aber jetzt war es eh zu spät. Er würde sich anziehen und sich auf den Heimweg machen. Allerdings nicht ohne noch mal an Marcy zu appellieren, Bobby noch eine Chance zu geben.
 

„Wo steckt er bloß? Sein Handy hat er hier gelassen,“ maulte Sam nachdem er Jenny, die nur ein wenig quengelte, weil Dean nicht dabei war, hingelegt hatte.

„Sam, ich bin sicher, du brauchst dir keine Sorgen zu machen,“ versuchte Bobby ihn zu beruhigen.

„Es sieht ihm gar nicht ähnlich das Abendessen zu verpassen. Er ist schon fast sechs Stunden weg. Ich glaube, ich sollte ihn suchen gehen.“

„Sam, Jenny ist doch eine Art Gefahrendetektor. Wenn Dean was passiert wäre, dann hätte sie sicher schon Alarm geschlagen und du hättest sie wohl kaum so schnell ins Bettchen gekriegt.“ Der bärtige Jäger fragte sich zwar auch langsam wo Dean so lange blieb, aber er hielt es für wahrscheinlich, dass er in einer Bar gelandet war und was getrunken hatte. Nach so viel nachdenken und dem Kummer wegen der Sache mit John, hatte er das sicher nötig gehabt.
 

Dem Argument von Bobby hatte Sam eigentlich nichts entgegen zusetzen, dennoch schwirrten die Erinnerungen an seine Halluzinationen in seinem Kopf herum und die Andeutungen, die Mary gemacht hatte, schürten seine Sorgen und Befürchtungen. Er wollte Dean bei sich haben, wo er auf ihn aufpassen konnte. Er würde nicht zulassen, dass ihm das gleiche passierte wie Mary und Jessica.

„Er hatte eine Auszeit für sich bitter nötig. Er wird schon wieder nach Hause kommen. Hilf mir lieber weiter beim Sortieren der Bücher, sonst werde ich nie fertig,“ versuchte Bobby Sam ein wenig abzulenken.

„Okay, du…du hast wahrscheinlich recht. Wenn ich schon einen Gefahrendetektor zur Tochter habe, sollte ich mich auch auf sie verlassen.“

„Gut, dann guck mal in dem Regal, ob du noch Bücher über Ghouls findest.“
 

Dean stellte fest, dass der Tee gar nicht so übel schmeckte wie seine unansehnliche Farbe vermuten ließ. Zudem hatte Marcy mit Honig gesüßt und Dean kam in den Genuss sich richtig umsorgt zu fühlen. Für einen Augenblick erlaubte er es sich, sich auszumalen, wie es wäre wenn Bobby und Marcy wieder ein Paar wären. Die beiden waren sich vom Wesen her schon recht ähnlich. Sie würden sich sicher gut ergänzen. Zusammen würden sie für ihn und seine Familie irgendwie wie Eltern bzw. Großeltern sein. Dean fragte sich, wie sich das wohl anfühlen würde, nach so vielen Jahren wieder Eltern zu haben. Feiertage mit einander zu begehen, Picknicks zu veranstalten, sich zum Sonntagskaffee zu treffen, Geburtstage zu planen und Geschenkideen auszutauschen, Jagen zu gehen ohne ein schlechte Gewissen zu haben, Jenny allein zu lassen, denn die würde bei den Großeltern sein…

„Ähm…Dean, träumst du?,“ fragte Marcy ihn. Sie hatte eine kleine Pause benötigt. Es brauchte sicher noch einige Zeit, bis sie die Informationen, die sie an diesem Nachmittag erhalten hatte, verdaut haben würde, aber zumindest hatte sie es eben im Bad ein wenig sacken lassen können. Dean erwachte aus seinem kleinen Tagtraum und sah sie leicht beschämt an. Sie lächelte leicht.

„Hier, deine Kleidung. Zieh dich an. Ich mach dir in der Zwischenzeit noch einen Tee und du wirst ihn ohne Widerrede trinken.“

„Ja, Ma’am.“ Marcy war wie Missouri, nur in nett, fand Dean.
 

Kaum dass er wieder angezogen war, kam sie auch schon mit einer weiteren Tasse Tee zu ihm ins Wohnzimmer zurück.

„Marcy, ich kann mir vorstellen, dass es für dich nicht leicht ist das was ich dir eben gesagt hab zu verarbeiten.“

„Das kannst du laut sagen.“

„Ich will auch nicht lange um den heißen Brei herum reden. Ich hab dir das alles nicht aus Spaß an der Freud erzählt.“

„Ich weiß.“

„Bobby…er hat weiß Gott keine blütenreine, weiße Weste und es gibt sicher jede Menge…normalere, unkompliziertere Männer, aber Bobby…du wirst kaum jemanden finden, der so loyal und treu ist wie er. Er verzeiht einem so ziemlich jeden Mist, den man nur bauen kann. Er ist nicht immer der Umgänglichste und hat so einige Leichen im Keller. Er hat viel durchgemacht. Seine Frau…sie wurde Opfer des Übernatürlichen und obwohl er dich schon lange mochte, wollte er sich lange Zeit nicht mit dir verabreden, aus Angst, dass dir etwas passieren würde, wenn er es tut. Er ist wirklich ein guter Mann und ihm liegt sehr viel an dir. Er hat eine raue Schale, aber darunter ist er der herzlichste und verständnisvollste Mann den ich kenne.“ Er atmete tief durch. Ihm war beim Sprechen bewusst geworden wie viel mehr Vater Bobby ihm im Gegensatz zu John schon immer gewesen war. Er hatte auch schon mal alle Fünfe gerade sein lassen, wenn sie beim ihm waren und hatte mit ihnen gespielt, an statt das von John verordnete Waffentraining einzuhalten. Bei ihm hatten sie für kurze Intervalle Kinder sein können. In Deans Hals bildete sich ein Kloß, denn er erkannte, dass er jahrelang im Prinzip zwei Väter gehabt hat. Durch Johns arschiges Verhalten hatte er auf gewisse Weise einen Vater verloren, aber den, auf den es wirklich ankam, konnte ihm nur der Tod nehmen. Bobby würde immer für ihn da sein.
 

„Es klingt so als würdest du ihn sehr lieben,“ sagte Marcy und sah ihm mit einem liebevollem Lächeln an. Was Dean gesagt hatte, entsprach genau dem Eindruck den sie von dem bärtigen Mann hatte.

„Ja, er bedeutet mir sehr viel.“ Oh Gott, er sprach mit einer Frau, die er kaum kannte über seine Gefühle. Er hatte sich verändert, seit er mit Sam zusammen war. Sein Partner hatte ihn irgendwie…mitteilsamer und offener gemacht.

„Er ist...wie ein Vater für mich. Ich will, dass er glücklich ist und er mag dich wirklich sehr. Ich…kann nicht von dir verlangen wieder mit ihm zusammen zu kommen, aber ich spüre genau, dass dir auch was an ihm liegt und in der Regel hab ich eine gute Menschenkenntnis.“ Von der Sache mit Kara mal abgesehen. Mit einigen Zügen hatte er die Tasse geleert ehe er weiter sprach.

„Ich…ich bitte dich nur, wirklich darüber nachzudenken, es noch mal mit Bobby zu versuchen. Ich denke, er…ist eine zweite Chance wert.“ Mit diesen Worten erhob er sich.

„Vielen Dank für den Tee. Ich sollte jetzt langsam nach Hause gehen. Danke, dass du mich angehört hast und ich entschuldige mich vielmals für das was John getan hat. Ich…also auf Wiedersehen.“

„Auf Wiedersehen Dean und danke, dass du dich mir mit allem anvertraut hast. Das war mutig. Ich finde es gut, dass du dich so für Bobby einsetzt, aber ich kann dir nichts versprechen.“

„Ist schon gut. Ich hab es zumindest versucht.“ Bevor er gehen konnte, umarmte sie ihn kurz, aber herzlich und Dean ließ das Gefühl nicht los, Marcy doch irgendwie erreicht zu haben, als er sich auf den Heimweg machte.
 

Nachdem der Winchester gegangen war, goss sich Marcy einen Whiskey ein. Den hatte sie nach dem Gespräch eben mehr als nötig. Mit dem Glas in der Hand machte sie es sich auf dem Sofa bequem. So vieles ging ihr im Kopf rum. Nachdem Dean ihr einen Einblick in das Doppelleben gegeben hatte, dass die Winchesters und Bobby führten, kamen nun ganz neue Fragen in ihr auf. Sie wusste jetzt über Bobbys Geheimnis Bescheid, wusste, dass sie sich nicht getäuscht hatte und ihm wirklich was an ihr lag, aber was würde sie erwarten, wenn sie es noch einmal mit ihm versuchte? Konnte sie mit jemandem zusammen sein, der regelmäßig gegen Monster kämpfte und dessen Leben bei jedem Fall, wie Dean es genannt hatte, auf Messers Schneide stand? Klar, er könnte theoretisch auch jeder Zeit ganz plötzlich von einem Bus überfahren werden oder ähnliches, aber das Kämpfen gegen diverse übernatürliche Kreaturen war eine ganz andere Hausnummer. Andererseits war sie es gewohnt sich Sorgen zu machen. Ihr verstorbener Mann war schließlich Soldat gewesen. Aber sie hatte sich nach seinem Tod fest vorgenommen, dass, falls sie noch einmal eine neue Beziehung beginnen sollte, ihr Partner auf jeden Fall einen stinknormalen und ungefährlichen Job haben sollte. Buchhalter, Zahnarzt, Mechaniker oder eben Schrottplatzbetreiber, der Bobby zu sein vorgab. Was sollte sie nur tun? Sie hatte gemerkt, wie sie dabei war sich richtig in ihn zu verlieben. Sie fühlte sich zu ihm hingezogen, er war interessant. Sie hatte sich gewünscht sein Wesen zu ergründen und sie sah das Gleiche in ihm wie Dean. Bobby war ein guter Mann. War er es nicht wert, dass sie es mit ihm versuchte?
 

Als Dean trockenen Fußes nach Hause kam, waren Sam und Bobby noch immer dabei die umfangreiche Büchersammlung des Älteren zu ordnen.

„Hi,“ grüßte er die zwei. Bobby nickte nur kurz und stellte einen dicken Wälzer über Dämonen in verschiedenen Kulturkreisen ins Regal.

„Hi? Ist das alles was du zu sagen hast? Wo zum Teufel warst du so lange?,“ fuhr Sam ihn an.

Deans gute Laune und die Vorfreude Sam von seinem Gespräch mit Marcy zu erzählen, verpufften augenblicklich.

„Ich hab dir doch gesagt, dass ich Zeit für mich brauchte. Außerdem warum fährst du mich so an? Ich bin doch kein Kind mehr, das seinen Zapfenstreich überschritten hat. Komm mal wieder runter Sam.“

„Ich werde mal ins Bett gehen,“ sagte Bobby und verließ unbemerkt das Wohnzimmer, um nicht zwischen die Fronten zu geraten.

„Komm mal wieder runter? Ich hab mir Sorgen um dich gemacht.“

„Hi, Komm mal wieder runter, bist du ein Papagei, Sam? Hör auf dich so aufzuführen. Ich bin kein zerbrechliches Fräulein, um das man sich Sorgen machen muss. Ich kann auf mich selbst aufpassen.“

„Was wenn das FBI dich aufgegriffen hätte?“

„Hat es aber nicht“

„Hätte es aber. Immerhin hab ich von Mortie noch keine Entwarnung bekommen, nur eine SMS mit der Nachricht, dass er sich erkundigen wird.“

„Sam, ich bin kein Idiot. Ich lass mich nicht so leicht fassen.“

„Man kann aber nicht vorsichtig genug sein.“

„Ich war vorsichtig. Ich glaub kaum, dass das FBI im Wald rum läuft.“

„Du hättest ja wenigstens anrufen können…ups, ging ja nicht, weil du nicht mal dein Handy eingesteckt hast. Mensch Dean, du solltest wenigstens erreichbar sein, falls was ist. Ich hab mir wirklich Sorgen gemacht und du warst Gott weiß wo.“
 

Da war es schon wieder das leidige „ich mach mir Sorgen“. Dean konnte es langsam nicht mehr hören.

„Weißt du was Sam? Ich hab keine Lust mehr mich zu streiten. Ich geh ins Bett.“ Mit diesen Worten stieg er die Treppe hoch.

Kaum dass sein Partner weg war bereute Sam seinen Ausbruch. Er hatte es mal wieder verbockt. Kein Wunder, dass Dean ihn jetzt nicht bei sich haben wollte. Der Ältere machte es ihm aber auch nicht leicht. Er hat sich bis jetzt immer um ihn gekümmert und der Jüngere wollte nun endlich auch mal was davon zurück geben, aber wie sollte er das machen? Wie sollte er jemandem helfen, der keine Hilfe annehmen will?
 

Dean hatte sich in seine Schlafsachen geworfen, sich hingelegt und wartete nun darauf, dass Sam es ihm gleich tat. Er war schon nachdem Zähneputzen nicht mehr sauer auf ihn gewesen. In gewisser Weise konnte er Sams Verhalten nachvollziehen. Wahrscheinlich fühlte der sich genau so wie er es getan hatte als er nach Jessicas Tod Sam helfen wollte, aber nicht wirklich an ihn ran kam. Er erinnerte sich daran, dass er sich doch fest vorgenommen hatte zuzulassen,

dass Sam sich auch Sorgen machen durfte. Nach zehn Minuten war von Sam immer noch nichts auf ihrer Etage zu hören. Er seufzte. Sein Kleiner hatte das wahrscheinlich eben mal wieder in den falschen Hals bekommen. Man, das Wuschelhaar musste irgendwie Einfluss auf seine Gehirnwindungen haben und diese genau so verwirren wie seinen Haarschopf. Leicht genervt schwang er sich wieder aus dem Bett und ging nach unten. Dort fand er Sam dann auch tatsächlich vor. Sam hatte sich so gut es ging aufs Sofa gelegt.
 

„Komm ins Bett,“ kam es unfeierlich von Dean.

„Ich hab gedacht, dass du es vorziehst allein zu schlafen, nach der Sache eben.“

„Tja, Sammy. Falsch gedacht. Du bist zwar in letzter Zeit eine überbesorgte Nervensäge, aber ich liebe dich trotzdem und jetzt komm ins Bett.“

„Es tut mir leid, Dean,“ sagte Sam und saß noch ziemlich zögerlich auf der Couch.

„Gott, wie ist es nur möglich, dass mir ein und dieselbe Person mein Leben zum Himmel auf Erden und manchmal zur Hölle machen kann?“ Als Antwort bekam er nur einen traurigen Hundeblick von Sam.

„Spar dir den Dackelblick. Ich bin dir nicht böse und jetzt schwing seinen Zuckerarsch endlich nach oben. Ich bin müde.“ Als Sam sich immer noch nicht rührte, zog Dean ihn auf die Beine, küsste ihn kurz und nahm ihn bei der Hand. Zusammen gingen sie nach oben ins Schlafzimmer.
 

Kaum lagen sie im Bett, war Deans Ruhephase auch schon wieder vorbei, denn Sam konnte heute mal wieder nicht aufhören.

„Dean, es tut mir wirklich leid, aber ich kann nichts dagegen machen. Du bist mir wichtig und ich will, dass es dir gut geht, da komme ich nicht drum rum, mir Sorgen um dich zu machen, wenn ich es für nötig halte, auch wenn das eben wirklich übertrieben war. Es wäre einfach einfacher wenn du mir sagen würdest, wie ich dir helfen kann. Was soll ich machen?“

„Das hatten wir doch schon Sam. Das war etwas, dass ich alleine mit mir ausmachen musste. Warum musst du überhaupt immer aktiv irgendwas tun? Du musst doch einfach nur da sein.“

„Aber ich komm mir so nutzlos vor.“

„Das bist du nicht Sammy. Ich brauche dich, aber du musst mich nicht bemuttern und bemitleiden. Aber wenn du konkret eine Aufgabe willst, dann hätte ich was für dich.“

„Was denn?“

„Klappe halten und mich küssen.“

„Das kann ich machen.“

„Sehr gut sogar, also..,mhpf“ Und schon bekam er einen der wundervollsten Küsse seines Lebens.
 

Anmerkung: das nächste Kapitel gibt es am 7.1.2012

Familienfluch

„Statusbericht?,“ kam es sogleich von Lilith als Alastair in der Nacht wieder zu ihr stieß. Er war mehr als zufrieden mit sich. Der jüngere Winchester hatte, metaphorisch gesprochen, bereits ziemlich die Hosen voll und es fehlten nur noch ein paar Schupser in die richtige Richtung und sie würden das bekommen was sie wollten.

„Ich habe Fortschritte gemacht. Tief im Innersten hat er begonnen seiner von mir induzierten Mutter zu glauben. Er fürchtet um die Sicherheit seines Bruders. Ich brauche wahrscheinlich noch ein paar Tage…“

„Lass dir nicht mehr zu viel Zeit damit. Du weißt, dass es demnächst stattfinden wird. Es ist alles für Vaters Heimkehr vorbereitet. Nur noch seine Hülle fehlt, also enttäusch mich nicht.“

„Das werde ich nicht. Aber was ist mit dem Colt? Der alte Winchester hat ihn noch immer nicht. Es ist doch von enormer Wichtigkeit, dass…“

„Lass das mal meine Sorge sein. Die Waffe wird zur rechten Zeit, am rechten Ort, in den Händen der richtigen Person sein,“ unterbrach sie ihn abermals. Alastair nickte. Dann sah er sie erwartungsvoll an. Er hatte ihr von Fortschritten berichten können und erwartete nun seine Belohnung, die er meist in Form von extravaganten Sexspielchen erhielt. Noch immer steckte Lilith im Körper der jungen Studentin und es kamen ihm noch so einige Dinge in den Sinn, die sie zusammen an ihr ausprobieren konnten. Doch seine Erwartungen wurden je enttäuscht, als sie zu ihm meinte:

„Du kannst nun gehen.“

„Aber…“

„Du wagst es mir zu wiedersprechen?“ Mit ihrer dämonischen Kraft hatte sie ihn gegen die Wand geschleudert. Er konnte sich nicht wehren. Höhere Dämonen waren gegen die Kräfte Niederer immun.

„N…ne…nein,“ kam es schwer atmend von Alastair.

„Das hörte sich eben für mich aber ganz so an.“

„Verzeihung.“ Lilith schien nicht allzu verärgert zu sein, denn seine Entschuldigung reichte ihr, um ihn wieder von ihrer Kraft zu befreien.

„In Ordnung, dann geh jetzt. Ich erwarte noch Besuch. Ich habe einige junge Herren eingeladen, die sich mit mir zu einem knallharten Gang-Bang treffen wollen. Wie gut, dass diese Welt voller Perverser ist, so gehen uns die Nachwuchskräfte niemals aus.“ Sie sah amüsiert zu ihrem Untergebenen, der gekränkt wirkte. Sie wusste, was er gewollt hatte, aber das hatte er sich in ihren Augen nicht verdient und dass er noch immer dort stand gefiel ihr nicht, also entschied sie sich noch ein wenig in der Wunde rum zu bohren.

„Wenn sie sich schon gegen Sex mit einem Mann so sträubt, was meinst du wie sehr ich ihren Schmerz erst genießen werde, wenn mehrere Männer sich ihrer annehmen.“ Sie hatte ihr Ziel erreicht. Sie hatte Alastair in seine Schranken verwiesen. Denn wenn sie ihm auch mehr Freiheiten zugestand und nachsichtiger mit ihm war als mit allen anderen Dämonen und sie seine Arbeit und seine kreative Vorstellungskraft in Sachen Foltern zu schätzen wusste, so kam sie nicht drum rum, ihm ab und zu zu zeigen, wo sein Platz war und wer in dieser Beziehung die Oberhand hatte. Mit dem metaphorisch eingezogenen Schwanz ging ihr Untergebener zur Tür.

„Alastair…“ Er hielt inne, drehte sich aber nicht zu ihr um. Sie war zu ihm heran getreten. Ihm mit den Fingerkuppen sanft über den Nacken streichend sagte sie zu ihm:

„Wenn du das nächste Mal handfeste Ergebnisse lieferst, anstatt mich zu vertrösten, darfst du gerne wieder mitspielen.“ Als kleines Trostflaster für ihn ließ sie das Streicheln in ein scharfes Kratzen übergehen, so dass als Alastair schließlich mit einem verstehenden Nicken den Raum verließ, etwas Blut seinen Nacken hinab rann. Er hätte es wissen müssen. Eine Fortschrittsmeldung war ihr nicht genug. Er hatte sie enttäuscht und sich selbstzufrieden auf seinen vorherigen Lorbeeren ausgeruht. Der Fehler würde ihm kein zweites Mal unterlaufen. Er würde sich gleich am nächsten Morgen wieder an die Arbeit machen und erst zurück kehren, wenn sein Auftrag erfüllt war.
 

Als Sam am nächsten Morgen wach wurde warf einen Blick auf seine Uhr. Es war gerade erst kurz nach halb acht. Da aus Jennys Zimmer noch kein Laut zu hören war, wollte er sich noch einmal ein wenig an Dean kuscheln, doch die andere Seite ihres zusammengeschusterten Doppelbettes fand er überraschenderweise verlassen vor.

„Er ist nicht hier,“ ließ eine ihm mittlerweile verhasste Stimme verlauten.

„Nicht schon wieder,“ stöhnte Sam. Gleichzeitig machte sich wieder Angst in ihm breit. Wo war Dean? Er war gestern Abend wirklich sehr müde gewesen. Sie hatten nur noch ein paar Minuten rumgeknutscht, bevor der Kleinere immer teilnahmsloser wurde und schließlich eingeschlafen war. Die emotionale Erschöpfung nagte an seinem Partner und forderte ihren Tribut. Sam fand es seltsam, dass Dean nun schon so früh auf sein sollte.

„Du wirst dir immer Sorgen um ihn machen. Kein Wunder wenn man bedenkt, was Jessica passiert ist,“ sagte Mary.

„Verschwinde,“ sagte Sam.

“Dadurch wird es nicht weniger wahr. Der Dämon wird sich auch Dean holen, irgendwann.“

„Das werde ich nicht zulassen.“

„Ich weiß, dass du ihn beschützen willst, aber es wird dir nicht gelingen. Dein Bruder hat Recht. Selbst wenn du ihn nicht nach Jericho begleitet hättest, hätte der Dämon sich Jess geholt. Du hättest ihn nicht aufhalten können und das kannst du auch nicht, wenn er das nächste Mal zuschlägt. Die Winchester Familie ist verflucht, verbannt dazu geliebte Menschen zu verlieren..“

„Das ist Schwachsinn,“ weigerte Sam sich diese Aussage zu glauben.

„Dein Vater verlor seine Eltern, zog in den Krieg. Viele seiner Kameraden starben, ohne dass er etwas dagegen tun konnte. Ihm passierte nichts. Dann verlor er mich und du weißt, was das aus ihm gemacht hat. Das gleiche Schicksal wird auch dich ereilen. Es hat bereits begonnen. Du hast mich verloren, dann Jess und bald kommt die Zeit, wo du auch Dean verlieren wirst. Du wirst werden wie dein Vater. Der Verlust wird dich halb wahnsinnig machen. Du wirst den Dämon jagen und somit auch deine Tochter in dieses Leben reißen.“

„Nein, nein, nein. Das ist nicht wahr. Verschwinde, hau ab. Erspar mir weitere Lügen,” sagte er mit belegter Stimme. Das konnte doch bloß ein Albtraum sein.

“Sammy, ich weiß, dass du das nicht hören willst, aber es ist wahr. Ich sage dir das nicht, weil ich dir wehtun will. Ich bin hier, um dich zu warnen. Ich will dir helfen Dean zu retten und Jenny und dich vor dem Familienschicksal zu bewahren.“

„Du sollst verschwinden, hab ich gesagt. Ich werde Dean beschützen. Ihm wird nichts passieren. Das mit dem Fluch ist nicht wahr.” Tränen traten in seine Augen. Seine Sicht begann zu verschwimmen, als Mary sagte:

„Ich werde wieder kommen, wenn du bereit bist, mir Glauben zu schenken und deine Liebsten und dich selbst vor diesem Schicksal zu bewahren.“ Damit war sie verschwunden und er blieb als Häufchen Elend zurück.
 

Kurz darauf kam Dean zurück ins Zimmer. Er war wach geworden, weil ein gewisser Wuschelkopfbesitzer ihn als Kopfkissen benutzte. Er lag auf seinem Arm, der eingeschlafen war und unangenehm zu kribbeln begonnen hatte. Bei dem Versuch sich von ihm zu befreien, hatte er Sam nach unten verlagert, wo er dann gegen gegen seine Blase drückte, die randvoll war. Ohne Sam aufzuwecken, gelang es ihm schließlich ihn zur Seite zu bugsieren und sich unter der Decke hervor zu kämpfen. Dann war er auf leisen Sohlen zum Bad getapst, um sich zu erleichtern und hatte anschließend noch nach Jenny gesehen, die noch tief und fest schlief. Er würde also sicher noch ein gutes Stündchen haben, um sich heimlich an Sam zu kuscheln. Er genoss es Sam auf diese Art nahe zu sein, was aber weniger schön war, war dass der Jüngere ihn manchmal damit aufzog und meinte er sollte sich doch langsam als Kuschler outen. Vielleicht sollte er das wirklich mal machen, dann würde Sam womöglich mal für kurze Zeit die Klappe halten.
 

Kaum hatte Sam die Tür aufgehen gehört, da fuhr er sich schnell mit der Hand übers Gesicht. Er musste sich zusammen reißen.

„Oh, du bist schon wach,“ stellte Dean fest. Er sah zu Sam hinüber und erkannte noch einige feuchte Stellen an seinen Wangen.

„Alter, hast du geweint?,” fragte er den größeren Mann besorgt.

„Was? Nein, hab nur gegähnt,” versicherte Sam und untermauerte seine Aussage, durch ein gespieltes Gähnen. Er hoffte, dass er Dean damit überzeugt hatte. Der Ältere sah ihn kurz skeptisch an, doch dann tat er seinen Zweifel ab. Sam würde ihm schon sagen, wenn ihn etwas bedrückte. Er hatte nur gegähnt.

„Ist ja auch noch früh. Nachdem du dir gestern völlig umsonst Sorgen um mich gemacht hast, bist du sicher noch müde.“ Er krabbelte zu dem Jüngeren ins Bett.

„Lass uns noch ein bisschen schlafen.“

“Ja.” Sofort nahm er Dean in den Arm und drückte ihn fest an sich. Er liebte diesen Mann und würde nicht zulassen, dass ihm etwas passierte. Dean lachte kurz auf, ehe er sich beschwerte.

„Man, warum bin ich in letzter Zeit immer der kleine Löffel?“

„Weil ich größer bin als du. Das liegt also in der Natur der Dinge.“

„Quatsch. Ich bin der Ältere. Es ist doch unnatürlich, dass der kleine Bruder größer ist. Du musstest es beim Wachsen ja unbedingt übertreiben,” neckte Dean ihn.

„Das ist gar nicht so selten, dass der kleine Bruder größer ist. Ist bei dem Film Twins-Zwillinge ja auch so.“ Es war Blödsinn was er da erzählte, aber es gefiel ihm gerade einfach zu gut den anderen zu ärgern und zur Normalität zurück zu kehren, auch wenn er wusste, dass er mit Dean über seine Sorge um ihn reden musste. Natürlich würde er nichts von Mary sagen. Der Ältere hatte ihm bis jetzt zwar immer geglaubt und Sam vertraute ihm, aber seinen Traum von Dean an der Decke, hatte er nicht wirklich ernst genommen. Wie würde er dann erst reagieren, wenn er ihm erzählen würde, ihre tote Mutter sei ihm erschienen, um ihn zu warnen? Nein, das würde er auslassen.
 

Er schob diese Gedanken nach hinten und konzentrierte sich voll und ganz auf den Kleineren, der sich gerade empörte.

„Das ist a) ein Film, Sammy und b) werde ich dich unter Garantie auskitzeln, wenn du mich noch mal mit einem kleinen, dicken Mann mit Glatze vergleichst.“

„Hab ich doch gar nicht,“ kam es unschuldig von Sam.

„Ach, war ich etwa nicht Denny DeVito in deinem Beispiel?”

„Was denn? Der ist witzig. Wenigstens warst du nicht der untalentierte Muskelprotz.”

„Tja, aber der untalentierte Muskelprotz ist jetzt Gouverneur von Kalifornien.“

„Ich bin ja so mächtig,“ scherzte Sam.

„Ich geb dir gleich mächtig.“ Dean befreite sich aus Sams Umarmung, gewann nach einer kurzen Kabbelei die Oberhand und fing an ihn erbarmungslos aus zu kitzeln.
 

„Na, wirst du um Gnade betteln?,“ fragte Dean, als er Sam nach ein paar Minuten eine kurze Pause gönnte.

„Ja, ja…bitte aufhören,“ brachte er beim Lachen heraus.

„Okay, so sei es.“ Dean hörte auf und ging über Sam in Siegerpose.

„Ich habs immer noch voll drauf.“

„Wuäh…wuäh,“ kam es aus Jennys Zimmer und Sam lächelte.

„Du, der es voll drauf hat, geh und sieh nach unserer Tochter.“

„Okay, aber du machst Frühstück.“

„Abgemacht.“ Er küsste Dean kurz auf den Mund, bevor dieser aufstand, um sich um Jenny zu kümmern. Er selbst streckte sich kurz und ging dann ins Bad. Nachdem Frühstück würde er sich mit seiner Befürchtung an den Älteren wenden. Sie mussten einfach auf der Hut sein.
 

Als er aus dem Bad trat, kamen ihm Dean und Jenny entgegen. Der kleinere Winchester hielt sie Sam hin, damit dieser ihr einen guten Morgen Kuss geben konnte.

„Pa-pa, Ni wa. Din da.“

“Ja, dein Dean ist wieder da. Er putzt dir jetzt die Zähne und dann gibt’s Frühstück.” Er strubelte der Kleinen durchs Haar und küsste sie auf die Wange.

„Nane,“ kam es begeistert von dem Mädchen.

„Man, sie wird dir immer ähnlicher. Mordsappetit, sag ich nur,“ neckte Sam ihn.

„Tja, einer von uns muss ihr ja zeigen, dass das Frühstück neben dem Mittag- und Abendessen und nicht zu vergessen, die kleinen Snacks zwischendurch, die wichtigste Mahlzeit des Tages ist,“ konterte Dean.

„Ich würde sie schon nicht verhungern lassen.“

„Aber bei dir gebe es nur Vollwertkost, bäh.“

„Bäh, bäh,“ machte Jenny diesen eben gehörten Laut nach.

„Super Dean,“ sagte Sam und rollte mit den Augen, während der andere Mann nur darüber lachen konnte.

„Ab ins Bad ihr zwei.“ Kopfschüttelnd ging er zurück ins Schlafzimmer, um sich anzuziehen.

Sams Ängste und Deans Pläne

„Morgen Bobby,“ begrüßte Sam den älteren Jäger nachdem er sich angezogen hatte.

„Morgen Junge. Darf ich dem Gekicher, dessen ich heute Morgen auf dem Weg ins Bad Zeuge wurde, entnehmen, dass wir ein ganz normales Frühstück einnehmen können und ihr deinen kleinen Glucken-Anfall überstanden habt?“

„Ja, ich denke schon.“ Wie Dean reagieren würde, wenn er ihm erst mal von seiner Befürchtung erzählt hatte, konnte Sam nicht wirklich einschätzen.

„Gut, dann ran an den Speck.“ Er warf dem jüngeren Winchester eine Packung aus dem Kühlschrank zu, die dieser geschickt auffing. Sam lächelte und zusammen bereiteten sie das Frühstück vor.

„Hat Dean noch irgendwas wegen gestern gesagt?,“ wollte Bobby wissen.

„Nein, aber vielleicht haben wir heute mehr Glück.“

„Sam, wenn er nicht…“

„Ich weiß, Bobby. Ich habs ja jetzt kapiert. Ich werde ihn in Ruhe lassen und für ihn da sein, wenn er bereit ist zu reden. Manche lernen es auf die harte Tour und ich gehöre definitiv dazu,“ gab Sam kleinlaut zu.

„Hey, Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung,“ kam es leicht amüsiert vom Älteren, der es sich nicht verkneifen konnte seinen Jungen ein wenig zu necken.

„Ja, sehr witzig. Ich lach dann später.“

„Nee, brat lieber den Speck. Ich kümmer mich um den Rest.“
 

Eine gute viertel Stunde später kamen dann auch Dean und Jenny in die Küche und der ältere Winchester setzte sich mit seinem Mündel an den Tisch.

„Morgen Bobby!”

„Morgen Dean. Kaffee?”

„Aber immer doch.”

„Speck ist fertig. Wir können frühstücken,” ließ Sam verlauten und stellte den Teller mit dem Arterienverstopfer-Nahrungsmittel, das Dean so mochte vor ihm auf den Tisch. Zu Sams großen entsetzen griff Jenny nach dem Krossgebratenem.

„Oh Gott, du hast sie verdorben. Sie wird das jüngste Herzinfarkt-Opfer,“ beschuldigte der jüngere Winchester seinen Partner. Bobby schmunzelte. Dean verdrehte die Augen.

„Ruhig Blut, Sammy. Ich kann nichts dafür. Unsere Kleine hat halt eine feine Nase und weiß was gut ist.” Nichts desto trotz nahm er Jenny den Speckstreifen aus der Hand. Diese fing sofort an zu Quengeln.

„Hey, kein Grund zum Jammern, Kleines. Sobald deine Zähnchen gut genug ausgebildet sind, ist der Speck der deine. Aber vorerst bleib bei Toast.“ Er gab dem Mädchen eine Scheibe von dem Weißbrot und sie schien dadurch getröstet. Sam lächelte. Dean hatte echt ein Händchen für seine Tochter. Immer wenn er sie zusammen sah schwoll das Herz in seiner Brust vor lauter Liebe für diese zwei Menschen.
 

Sie genossen ihr Frühstück für eine Weile in Schweigen. Dieses wurde je unterbrochen, als Dean die Bombe platzen ließ und verkündete:

„Ich war gestern Abend bei Marcy und hab mit ihr geredet. Sie weiß jetzt alles und damit meine ich, wirklich so gut wie alles.“ Sam klappte die Kinnlade runter, während Bobby vor Schock den Schluck Kaffee, den er gerade genommen hatte, in einer kleinen Sprühfontäne wieder nach draußen beförderte und anfing zu husten.

„Was hast du gemacht? Ich glaub, ich hab mich gerade verhört,“ kam es derweil vom größeren Winchester.

„Ich habe ihr über uns als Jäger reinen Wein eingeschenkt.“

„Was zum Teufel…,“ brachte Bobby heraus, bevor er noch einmal hustete.

„Du warst bei Marcy? Bist du noch ganz dicht? Was wenn die Polizei noch das Haus bewacht hätte?,“ fuhr Sam ihn an. Dass sein Bruder der Frau die Wahrheit erzählt hatte, störte ihn jetzt weniger. Im Gegensatz zu Bobby.

„Man, Sam. Reg dich ab. Wenn Polizei da gewesen wäre, dann hätte ich schnurstracks wieder umgedreht. Ich bin durchaus in der Lage solche Situationen und Lokalitäten richtig einzuschätzen. Da war nirgendwo Polizei. Es war vollkommen sicher.“

„Du hast ihr die Wahrheit gesagt? Warum? Warum hast du das gemacht? Dazu hattest du kein Recht. Jetzt kann ich mir eine zweite Chance bei ihr vollkommen abschminken,“ kam sauer und verzweifelt vom bärtigen Jäger, der sich mittlerweile von seinem Hustenanfall wieder erholt hatte.

„Ich wollte dir helfen Bobby.“

„Denkst du, ich kann meine Angelegenheiten nicht mehr alleine klären? Ich hab dich nicht drum gebeten dich einzumischen. Jetzt will sie sicher nichts mehr mit mir zu tun haben.“

„BOBBY! Dean hat es nur gut gemeint. Sei ihm deswegen nicht böse und bitte mal dir das Ganze nicht zu schwarz aus. Wer weiß, vielleicht hilft die Wahrheit ihr dabei, dich besser zu verstehen und sie entscheidet sich doch noch, es mit dir zu versuchen,“ sagte Sam und nahm seinen Partner in Schutz. Bobby sah die beiden Brüder skeptisch an.
 

„Bitte sei mir nicht böse, Bobby. Ich bin der Meinung, dass es richtig war. Sie hat es ziemlich gut aufgefasst und ich denke, dass du bei ihr wirklich ein Stein im Brett hast und sie sich auf die einlassen wird,“ verteidigte sich Dean. Ihr väterlicher Freund seufzte.

„Ist schon gut, Junge. Ich hab überreagiert, aber ich sehe es realistisch. Das Leben, das ich führe, ist nicht gerade einladend. Welche Frau würde sich schon für mich interessieren, wenn sie die Wahrheit über mich weiß?“

„Eine Frau wie Marcy, die wirklich dich sieht und erkennt, was für ein guter Mann du bist,“ sagte Dean und Sam meinte ergänzend:

„Bobby, stell dein Licht nicht unter den Scheffel und auch nicht das von Marcy. Es gibt einen Unterschied ob man die Vorstellung, die man von jemandem hat, liebt oder die Person selber, so wie sie ist und ich denke Dean hat Recht. Marcy weiß was für ein Mann du bist und was du ähm…beruflich machst, ändert nichts an deinem Charakter.“

„Sie wäre eine Idiotin, wenn sie dich abhaken würde,“ meinte der Ältere abschließend.

„War es das jetzt mit der Therapie-Stunde Dr. Phil und Dr. Crane?,“ fragte Bobby, dem das ganze schon wieder zu gefühlsduselig war, auch wenn ihm ganz warm ums Herz wurde, ob der hohen Meinung, die seine Jungs von ihm hatten, aber die wollte er ja nicht daten, also half ihm das nicht wirklich weiter.

„Wir meinen ja nur, dass du das mit ihr nicht zu früh ad acta legen solltest,“ meinte Sam.

„Ich weiß…und…ähm…danke,“ nuschelte er sich in seinen Bart. Die Brüder verstanden es trotzdem und schenkten ihrem väterlichen Freund je ein warmes Lächeln.
 

Sie setzen ihr Frühstück weiter fort. Nach einer Weile fing Bobby mit dem Abwasch an. Er war bereits beim Abtrocknen, als plötzlich ein unangenehmer Geruch in der Küche aufstieg.

„Irk…Stinkbombenalarm,“ sagte Sam, der den Ursprung des Gestanks in Jennys Windel ausgemacht hatte.

„Was hast du ihr gestern bloß zu Essen gegeben?,“ fragte Dean und verzog die Nase.

„Fischstäbchen und Kartoffelbrei und jetzt stell dir mal vor wie furchtbar es erst stinken wird, wenn du ihr Speck gibst.“

„Wahrscheinlich auch nicht schlimmer, als wenn du sie mit Grünzeug vollstopfst.“

„Entschuldigt bitte, aber könntet ihr jetzt was gegen den Gestank unternehmen?,“ mischte sich Bobby ein.

„Weißt du, ich hab neulich ganz deutlich gehört wie Jenny gesagt hat, dass doch ihr O-by ihr mal wieder die Windel wechseln soll,“ sagte Dean.

„Das hab ich auch gehört,“ stimmte Sam ihm zu.

„Was soll das werden? Verschwörung oder was?“

„Bitte, Bobby. Tu uns den Gefallen. Ich hab eh noch ein Hühnchen mit Sam zu rupfen.”

„Okay, eh ich mir euer Rumgezicke anhören muss, entschärfe ich lieber Jennys Windel.“ Der ältere Jäger nahm die Kleine auf den Arm und ging mit ihr nach oben.
 

„Du…du hast ein Hühnchen mit mir zu rupfen?,“ fragte Sam und schluckte schwer.

„Du hast doch nicht gedacht, dass sich die Sache von gestern erledigt hat oder?“

„Ähm…eigentlich hab ich das schon gehofft.“

„Da hast du dich geirrt mein Lieber. Du machst dir viel zu viele Sorgen um mich und ich will wissen warum. Ich meine, selbst bei mir ist das Sorgometer nach unten gegangen, seit wir bei Bobby sind, aber du bist gestern fast durch die Decke gegangen. Was ist los mit dir?“

Sam seufzte. Jetzt kam das Thema doch früher als erwartet auf den Tisch.

„Ich… Verdammt, ich liebe dich. Wenn dir irgendwas passiert…ich glaube nicht, dass ich das aushalten könnte. Du bist alles für mich.“

„Das geht so an dich zurück, Sammy,“ entgegnete Dean. Er sah sein Gegenüber glücklich verliebt an und gab ihm einen liebevollen Kuss auf den Mund.

„Aber es erklärt noch nicht warum du dich gerade jetzt so übermäßig um mich sorgst.“

~Okay, jetzt kam er nicht mehr drum rum, ihm etwas von seiner Angst zu erzählen~

„Dean, ich…du…du erinnerst dich, dass ich diese Träume hatte, von dir…mit dir…wo du…wie Jessica und Mum an der Decke…“

„Sammy, ganz langsam. Wenn du so stammelst versteh ich nur Bahnhof. Also noch mal. Du hattest diese Träume wo ich an der Decke verbrenne wie Mum und Jessica, aber ich dachte du warst dir sicher, dass das nur dein Unterbewusstsein war, dass dich vor dem warnen wollte, was Kara gemacht hat. Sie ist jetzt weg, also wo ist der Zusammenhang?“

„Was ist, wenn das eine Vision war und ich jetzt dabei keine Kopfschmerzen mehr kriege? Was wenn es der Dämon wirklich auf dich abgesehen hat? Es sind zwar noch ein paar Monate bis zu dem schicksalsschweren Datum, aber…ich hab Angst um dich, Dean und dann ist da auch noch die Sache mit der Polizei und dem FBI. Ich will das, was wir zusammen haben nicht verlieren.“
 

Dean rückte mit seinem Stuhl näher an Sam heran und nahm dessen Hände in seine.

„Sammy, sieh mich an.“ Die braunen, besorgten Welpenaugen trafen die seinen.

„Wir sind vorsichtig und passen aufeinander auf. Außerdem sind wir hier bei Bobby. Das ist wahrscheinlich einer der sichersten Orte der Welt, wenn man ein Jäger ist. Mum und Jessica, sie wussten nicht womit sie es zu tun hatten, aber ich weiß es. Falls also dieser Dämon es wirklich auf mich abgesehen hat, was ich nicht glaube, dann kann ich mich verteidigen. Wenn es dir lieber ist, dann werden wir Ende Oktober/Anfang November hier bei Bobby sein, nur zur Sicherheit.“

„Aber, Dean…Dad wollte uns auch aus der Sache raus halten. Vielleicht…“

„Sam, Dad wollte das wir uns raus halten, weil er uns nichts zutraut. Vertrau wenigstens du mir. Mir wird schon nichts passieren. Ich plane meinen Abgang mit einem klassischen Herzinfarkt, aber frühestens mit Mitte siebzig.“

„Früher, wenn ich dich nicht von deinen Vorlieben für Burger und anderes fettiges Essen abbringen kann,“ unterbrach Sam ihn und lächelte leicht. Dean hatte irgendetwas Engelsgleiches an sich, was ihn dazu brachte, sich zu beruhigen und wohler zu fühlen.

„Dann schlag ich vor, du suchst dir einen Lebensmittelchemiker, der einen Salat erfindet, der nach Speck oder Burgern schmeckt.“

„Ich liebe dich Dean,“ sagte Sam und klang beruhigter. Der Ältere hatte Recht. Wenn sich jemand gegen den Dämon wehren konnte, dann waren sie es und noch dazu würden sie in Bobbys Haus sein. Hier fühlte er sich immer sicher.
 

„Ich dich auch, Sammy.“ Er beugte sich vor und gab seinem Partner einen innigen Kuss.
 

„Sammy, da ist noch etwas, was ich mit dir besprechen wollte,“ sagte Dean, als sie sich wieder von einander gelöst hatten. Der Jüngere hatte die Lippen seines Bruders nur ungern freigegeben, liebte er es doch ihn zu küssen. Es klang wichtig, was Dean zu sagen hatte.

„Okay, schieß los.“

„So wie es ist, kann es nicht weiter gehen.“

„Du…willst du…wie meinst du das?,“ fragte Sam und sah seinen Partner verwirrt und ein bisschen traurig an. Was hatte das zu bedeuten? Eben hatte er noch gesagt das er ihn liebt und jetzt…

„Gott, ich kann dich quasi denken hören Sammy. Warum erwartest du immer gleich was Schlimmes? Manchmal frag ich mich wie du es aufs College geschafft hast. Denk mal scharf nach. Meinst du ich würde dir erst sagen, dass ich dich liebe, nur um dann mit dir Schluss zu machen? Hältst du mich für so grausam?“

„Nein, tut mir leid,“ kam es kleinlaut von dem anderen.

„Gut und jetzt da das geklärt ist, hör dir an, was ich zu sagen habe.“ Sam nickte.

„Dad wird immer mein Dad sein, aber ich habe es satt, mein Leben nach ihm auszurichten. Er…er wird mir sonst immer wieder…weh tun. Es ist…ich kann…ich muss…so wie er sich verhält, ist einfach kein Platz für ihn in meinem Leben,“ brachte Dean mit leicht brüchiger Stimme hervor. Sam sah ihn liebevoll an. Er merkte, dass es seinem Bruder nicht leicht fiel darüber zu reden. Unterstützend streichelte er ihm über den Arm, bis er weiter sprach.

„Ich habe mir nie gestattet, mir auszumalen was ich mit meinem Leben gerne anfangen würde, weil Dads Erziehung dafür keinen Raum gelassen hat, aber gestern konnte ich darüber nachdenken. Ich hab mir Zeit genommen mir zu überlegen was ich mir für mein Leben wünsche. Ich will jagen und Menschen retten, aber vor allem will ich Jenny und dich. Ihr seid das was mein Leben lebenswert macht.“ Er sah Sam in die Augen. Der Jüngere war verblüfft, aber was Dean gesagt hatte, rührte ihn. Er küsste Dean kurz und hörte ihm dann weiter zu.
 

Sam hatte ja mit einigem gerechnet, aber was er eben zu hören bekommen hatte, klang zu gut an, um wahr zu sein. Dean wollte mit John abschließen, seinen eigene Weg gehen. Mit ihm sesshaft werden. Sie beide würden normale Jobs annehmen, sich Jenny und ihnen ein zu Hause schaffen und nur noch Teilzeitjäger sein, Sam vielleicht auch nur Bobbys Rechercheassistent. Er hatte Sam vorgeschlagen, seinen Collegeabschluss nachzuholen. Dean wünschte sich ein sicheres Familienleben, aber sah sich auch in der Pflicht weiterhin Monster zu bekämpfen. Deans Pläne klangen wie ein guter Bon Jovi Song in Sams Ohren. Er strahlte ihn an. Der Ältere wartete zweifelsohne ein wenig nervös auf seine Reaktion.

„Wow, dein Waldmarsch scheint wirklich geholfen zu haben,“ sagte Sam.

„Ja, solltest du auch mal ausprobieren,” neckte er den Jüngeren. Dann wurde er wieder Ernst.

„Also, was sagst du? Willst du…wollen wir…uns mal nach Jobs und einer Wohnung umsehen?”
 

„Sag schon ja,“ hielt es Bobby, der schon eine Weile in der Tür stand, nicht mehr zurück. Seine Jungs hatten es sich verdient glücklich zu werden und Deans Plan klang sehr gut und würde jedem Aspekt seines Lebens gerecht werden. Er hatte schon lange mit der Idee gespielt sein Schrottplatzgewerbe auszubauen und vielleicht einige Autos zu restaurieren. Dean könnte ihm da sicher bei helfen.

„Ja,“ kam es giggelnd von Jenny. Die beiden Winchesters sahen überrascht zu dem bärtigen Jäger, der die Kleine auf dem Arm hatte und grinsten um die Wette.

„Okay, lass es uns tun, aber…“

„Aber was?,“ fragte Dean leicht panisch.

„Erst wenn die Luft Polizei- und FBI-technisch wieder rein ist.“

„Damit kann ich leben.” Er nahm Sams Gesicht in beide Hände und küsste ihn zärtlich.

„Genug geschmust. Dean, hilf mir beim Geschirr wegräumen,“ sagte Bobby.

„Wenn es sein muss. Hey, Sammy, geh doch mal hoch und guck, ob du Nachricht von Mortie hast.“ Der Jüngere nickte und lächelte glücklich. Dann nahm er Bobby Jenny ab und ging mit ihr hoch. Seine Halluzination hatte keine Ahnung. Dean und er konnten zusammen alles schaffen und sie würden sich auch gegen den Dämon wehren können. Vielleicht sollte er, wenn Marcy und Bobby sich endlich gefunden hatten, sie nach dem Colt fragen. Dann würden sie zusammen den Scheißkerl erledigen, falls der es wagen sollte Dean etwas tun zu wollen.

In Gewahrsam

Als Sam Jenny in ihrem Zimmer abgesetzt und dann nach seinem Handy gesehen hatte, fand er eine SMS von Mortie vor. Die Nachricht war vollkommen neutral.

„Ruf mich an, ich hab Infos.“ Also tat der größere Winchester genau das. Es klingelte nur ein paar Mal und schon nahm Mortie ab. Sam fiel fast sofort mit der Tür ins Haus.

„Hi Mortie, danke, dass du dich so schnell drum gekümmert hast, also, was hast du für uns?“

„Dir auch einen schönen guten Morgen, Sam. Danke, es geht mir gut. Nett das du gefragt hast. Lea und ich sind zusammen und ihr geht es auch gut.“

„Sorry Mortie aber für dieses Smaltalk-Geplänkel hab ich keine Zeit.“

„Doch, hast du.“

„Wie meinst du das?“

„Naja, mein FBI-Spezi hat sich umgehört. Sie haben die Anfrage von der Polizeistation bei euch in Sioux Falls rein bekommen. Aber so kleine Fälle haben echt nicht gerade hohe Priorität, zumal euer Dad ja als verhaftet galt, und als dann die Nachricht rein kam, dass ein falscher FBI-Agent ihn rausgeholt hat, er damit also wieder auf freiem Fuß und bereits wieder Gott weiß wo sein kann, hat Burrell, der Chef in der Zentrale, den Fall wieder ganz schnell ad acta gelegt. Es gibt sicher etliche solcher Fälle mit „Kleinkriminellen“ wie eurem Vater, dass Burrell der Meinung ist, dass es sich nicht lohnt ein Team auf eine kalte Spur anzusetzen. Ihr seid also fein raus.“

„Und dieser Henricksen, du weißt schon, der, der versetzt wurde, hat der irgendwas davon mitbekommen?“ Der Mann war Sam nicht geheuer. Er war total davon besessen sie zu schnappen und hatte schon einmal bewiesen, dass er dafür sogar bereit war, seine Karriere aufs Spiel zu setzen.

„Nur wenn er einen verbündeten Spitzel hier hat, aber meinem FBI-Spezi zu Folge, war Henricksen unter seinen Kollegen nicht sonderlich beliebt, also denke ich mal, dass er nichts davon weiß. Ihr solltet also vielleicht noch ein, zwei Wochen die Nähe der Polizeistation bei euch meiden, bis die Verantwortlichen euren Fall vergessen haben, aber ansonsten, habt ihr eure Hälse mal wieder aus den Schlingen gezogen.“

„Danke Mortie, wirklich. Ich glaube so langsam nähern wir uns dem quitt sein.“

„Cool, wie viele Gefallen noch, bis ihr mir wieder einen schuldet?“

„Mehr als du Finger hast,“ kam es leicht amüsiert von Sam.

„So viel noch? Echt jetzt?“

„Yap, noch mal danke und grüß Lea.“

„Mach ich und du grüß Dean und eure Kleine.“ Mit diesen Worten hatte Mortie aufgelegt. Sam konnte aufatmen. Sie hatten scheinbar mal wieder unverschämtes Glück gehabt. Er ging zu Jenny ins Zimmer, nahm die Kleine auf den Arm und herzte sie, was sie zu einem fröhlichen Giggeln veranlasste.

„Komm, mein kleiner Glücksbringer. Lass uns Dean die gute Neuigkeit mitteilen.“
 

Dean war genauso erleichtert gewesen wie Sam. Er hatte ihm einen Kuss gegeben und ihm gesagt, dass er sich ja nun nicht mehr ins Hemd machen musste, wenn er mal außer Haus war. Bobby war ebenfalls froh, dass sich die Lage für seine Jungs wieder zu normalisieren schien und hatte gleich noch einen Kaffee gekocht. Danach waren sie zu ihren alltäglichen Aufgaben übergegangen. Bobby war weiterhin mit der Einsortierung seiner Bücher beschäftigt und würde wohl am Nachmittag damit fertig werden. Dean und Sam hatten mit ihrer Tochter oben in ihrem Zimmer gespielt, damit sie dem bärtigen Jäger nicht im Weg standen. Routiniert hatte Sam Jenny und ihnen dreien etwas zum Mittagessen gemacht und die Kleine ohne große Probleme hingelegt. Mittlerweile saß Dean in der Küche und ging schon mal heimlich die Wohnungs- und Stellenanzeigen in der Zeitung durch, um schon mal einen preislichen Überblick zu bekommen, während Sam Bobby bei der Vollendung der Buchsortierung half.

Im ersten Stock wachten wie immer die Engel über Jenny. Castiel sah das schlafende Mädchen neugierig an.

„Dafür, dass Menschen als die Krönung der Schöpfung gelten, sehen sie ganz schön komisch aus. Dieses Menschenkind zum Beispiel. So rosig, fast wie ein Schweinchen oder ein nacktes Äffchen, allerdings riechen sie meistens besser. Ich habe Bonobos, Schimpansen, Orangutans und Gorillas studiert und ich finde, dass Menschen diesen Primaten-Gattungen ähnlicher sind als uns,“ verkündete der Engel im Trenchcoat.

„Äußerlich scheinen sie in der Tat nicht sonderlich herausragend auszusehen, aber sieh in sie hinein. Menschliche Seelen strahlen blendend schön, fast wie die niederer Engel, naja zumindest wenn sie rein und unbefleckt sind. Das ist es was sie so besonders macht,“ erklärte Anna ihm. Sie blickte nachdenklich aus dem Fenster. Etwas schien sie zu beschäftigen, das spürte Castiel. Er trat hinter sie und fragte:

„Was ist mit dir? Du wirkst bedrückt.“

„Ich spüre seit Tagen eine seltsame Kraft in der Nähe des Hauses und manchmal auch innen drin. Sie scheint dämonisch zu sein, aber das ist unmöglich. Zusammen mit uns und den Schutzvorrichtungen des Jägers ist dieses Haus quasi dämonensicher. Es käme vielleicht einer rein, aber sicher nicht wieder raus.“

„Ich habe nichts dergleichen gespürt.“

„Es ist nicht rein dämonisch. Es ist als hätte diese Kraft eine himmlische Verbindung, die sie zum Teil vor uns abschirmt, darum spüren du und die Kleine sie wahrscheinlich nicht.“

„Du…du meinst…ein Engel ist mit einem Dämon im Bunde? Du glaubst eins unserer Geschwister hat uns verraten?“ Castiel sah sie geschockt und ungläubig zugleich an.

„Ich weiß es nicht. Ich bin mir nicht sicher. Es ist nur…ich spüre etwas Böses die Bewohner dieses Hauses umschwirren und das bereitet mir Sorge.“

„Dann solltest du Zacharias darüber Meldung erstatten.“

„Ich...weiß nicht. Er ist so komisch, was unseren Auftrag bei den Winchesters angeht.“

„Anna, wenn du es ihm nicht sagst und etwas passiert, wirst du Ärger bekommen. Er hat dich schon auf dem Kieker.“

„Ich weiß nicht, ob ich ihm vertrauen kann.“

„Er ist unser Bruder. Mag sein, dass er die Menschen nicht so sehr achtet, wie er sollte, aber er ist unserem Vater näher als wir. Er unseren Auftrag, Gottes Wille, empfangen und dem müssen wir gehorchen. Sag es ihm. Er wird schon wissen was zu tun ist.“

„Aber ich habe Zweifel an diesem Auftrag. Was, wenn er nie mit Vater gesprochen hat?“

„Wahrscheinlich nicht, aber die Erzengel, sie wären sicher längst eingeschritten, wenn Zacharias etwas Falsches tun würde.“

„Mag sein…“ Sie war immer noch skeptisch, doch schwiegen die beiden eine Weile.
 

„Castiel, weißt du was die Menschen noch so besonders macht? Sie haben einen eigenen Willen. Vater hat ihnen die Fähigkeit gegeben selber zu entscheiden was richtig und falsch ist. Viele treffen sicher trotzdem falsche Entscheidungen. Aber wirf einen Blick auf die Geschichte. Die Reformation, der amerikanische Unabhängigkeitskrieg, die Französische Revolution, Ghandis Slazmarsch. Die Menschen haben sich frei gemacht, weil sie sich nicht länger unterdrücken lassen wollten. Sie wussten, dass das System in dem sie lebten, falsch war. Sie haben sich zusammen geschlossen und das Richtige getan. Sich aufgelehnt und gegen das Unrecht gekämpft,“ berichtete der rothaarige Engel.

„Anna, ich glaube, du warst wirklich zu lange unter den Menschen. Wir tun, was man uns sagt oder wir laufen Gefahr zu fallen.“

„Manchmal glaube ich, dass wir nur bigotte Kleingeister sind. Stumpfsinnige, ja-sagende Soldaten ohne freien Willen.“

„Was sagst du denn da?,“ kam es schon fast panisch von Castiel.

„Ich glaube Gehorsam ist nicht alles. Man sollte alles, was einem nicht plausibel erscheint hinterfragen. Nur so kann man die richtige Entscheidung treffen, tun was das Gewissen einem befiehlt. Wir müssen so vielem entsagen, auf so vieles verzichten und ich glaube einfach, dass es auch anders sein kann.“

„Anna…“

„Castiel, ich werde nach Hause zurückkehren und versuchen heraus zu finden, was Zacharias wirklich im Schilde fühlt.“

„Nein, dass kannst du nicht machen. Wenn du erwischt wirst…ich will dich nicht verlieren.“

Sie lächelte ihn liebevoll an und streichelte ihm zärtlich über die Wange.

„Ich muss es tun, es ist das Richtige. Bitte behalte alles in Erinnerung, was ich dir beigebracht und erzählt habe, auch wenn du es für Stuss hältst. Es wird vielleicht eine Zeit kommen in der du für dich selbst entscheiden und handeln musst.“

„Anna, bitte, nein…tu es nicht.“ Er sah ängstlich und todtraurig aus.

„Ich liebe dich, Cass. Vergiss das nicht. Beschütze die Kleine und die Winchesters.“ Sie gab ihm einen innigen Kuss und nach der Dauer eines Wimpernschlags war sie verschwunden.
 

Die Mittagszeit war um und er langweilte sich. Er musste endlich an die Akte ran, damit er die Spur der Winchesters nicht völlig verlor. Diese Sheriff Mills hatte sich noch nicht bei ihm gemeldet, also hatte Victor beschlossen selbst wieder auf der Sheriff Station vorstellig zu werden.

„Ich bin Agent Henricksen vom FBI und würde gerne mit Sheriff Mills sprechen,“ meldete er sich am Informationsschalter bei einem Polizisten an. Dieser sah ihn skeptisch an und ging dann zu Jodys Büro.

„Da ist ein FBI-Futzie und will mit ihnen reden, Sheriff.“

„Bitten Sie ihn herein.“ Der Polizist nickte und ging dann, um den Agenten zu holen. Jody hatte gedacht, dass er sich von alleine verziehen würde, besonders in Anbetracht der Informationen, die sie mittlerweile über ihn hatte. Entweder war dieser Henricksen ein Idiot oder hatte soviel Arsch in der Hose, dass er sich, trotz aller ihm drohenden Konsequenzen, in diesen Fall stürzte, auch wenn sie beim besten Willen nicht wusste, was an diesem Winchester so besonders sein sollte. Jedenfalls würde es ihr sehr viel Freude bereiten, dem arroganten Großkotz brühwarm von seinem vorläufigen Karriereaus zu berichten und ihm einen lauschigen Platz in einer ihrer Zellen anzubieten. Denn sie hatte gerade eben ein wichtiges Fax erhalten, dass ihr den Arbeitstag versüßen würde.
 

„Sheriff Mills,“ begrüßte Victor sie als er in ihr Büro eintrat.

„Agent Henricksen, setzen Sie sich doch. Ich habe Neuigkeiten für Sie.“

„Sie haben also endlich die Bestätigung meiner Identität und wollen mir jetzt endlich Akteneinblick gewähren.“

„Das ist so nicht ganz korrekt.“

„Wie meinen Sie das?“

„Nun ja, es ergaben sich mir bei der Prüfung Ihrer Identität leider einige Hindernisse.“

„Das ist unmöglich. Ich bin wirklich und wahrhaftig ein FBI-Agent.“

„Das stimmt. Die Verifizierung war auch nicht das Problem.“

„Ja was denn dann?,“ fuhr er sie ungehalten an.

„Passen Sie auf in welchem Ton Sie mit mir reden oder ich melde Sie Ihrem Vorgesetzten.“

„Ich bin beim FBI, Sie können mir nicht drohen.“

„Also im Moment sind Sie Zivilist und können mir gar nichts.“

„Zivilist? Was soll das denn heißen?“

„Ich habe zuerst bei der Hauptzentrale angerufen. Die haben Sie auch schnell in ihrem System gefunden und Zwecks weiterer Auskünfte an die Zentrale in Nebraska verwiesen, zu der Sie erst kürzlich versetzt wurden.“
 

~Scheiße, er war aufgeflogen~
 

„Dort sprach ich dann mit einem Agent Reinhold, der ein wenig überrascht war, dass ich mich nach Ihnen erkundige, wo Sie doch eigentlich von der Polizei in Custer angefordert wurden, wegen irgendwelcher satanistischer Tieropfer. Nachdem ich ihm erklärt habe weswegen Sie hier bei uns aufgetaucht sind, war er ganz und gar nicht erfreut. Sie haben ihn angelogen. Er war dann so freundlich mir die Nummer Ihres ehemaligen Vorgesetzten Burrell in Boston zu geben, damit ich ihm noch einmal den Sachverhalt schildern konnte. Reinhold wird ihm in den nächsten Tagen auch noch einen offiziellen Bericht zukommen lassen, der wohl auch Ihre gefälschten Akten zu dem satanistischen Fall beinhalten wird, aber auch ohne diese Straftat war Burrell schon auf 180. Die Erwähnung des Namens Winchester hat ihn wirklich rasend gemacht. Ich denke mal, dass Sie wohl mindestens suspendiert werden.“
 

~Seine Karriere war im Arsch. Es sei denn er käme den Winchesters doch noch auf die Spur.~
 

„Hören Sie, Sheriff. Ich bin sicher das Ganze war nur ein Missverständnis. Reinhold ist schon nahe dem Rentenalter und hat sicher Custer mit Sioux Falls verwechselt und die dazu gehörigen Fälle noch obendrein. Das wird sich sicher alles aufklären, aber der Fall Winchester ist wirklich wichtig, also, ich bitte Sie geben Sie mir Einsicht in…“

„Für wie blöd halten Sie mich eigentlich? Sie sind ein verlogener und suspendierter FBI-Agent. Von mir kriegen Sie höchstens einen lauschigen Zellenaufenthalt. Denn das Fälschen von Akten ist strafbar. Ich habe hier ein offizielles Schreiben von Burrell, das mich dazu berechtigt, Sie in Gewahrsam zu nehmen, bis jemand von Ihrer Behörde herkommt, um sich um Ihren Fall zu kümmern.“

„Das ist doch ein schlechter Scherz.“

„Lesen Sie selbst nach.“ Sie reichte ihm das Fax. Er las es ungläubig, doch sie sagte die Wahrheit. Verdammt, wie sollte er aus der Nummer wieder raus kommen?

„Sie machen ein Fehler. Sie können mich festnehmen, aber glauben Sie mir, wenn dieser Winchester noch einmal zuschlägt, werden Sie es bereuen.“

„Erzählen Sie das den Wänden in Ihrer Zelle,“ sagte ein Polizist, der eben von Victor unbemerkt ins Büro gekommen war.

„Hören Sie, er wird wieder kommen. Sie müssen den Tatort bewachen. Sie…“ Den Rest bekam sie nicht mehr mit, denn der Polizist hatte den zeternden Henricksen bereits abgeführt. Sie lächelte. Es gab doch noch Gerechtigkeit auf dieser Welt und der arrogante FBI Agent bekam, was er verdiente. Allerdings wusste sie nicht so Recht was sie von seiner Manie wegen Winchester halten sollte. In der Akte stand nichts von Gewalttätigkeiten. Henricksen hatte aber so überzeugt geklungen, dass Winchester zurück kehren würde. Die Sicherheit ihrer Bürger stand an oberster Stelle. Es könnte wohl nichts schaden, wenn sie in den nächsten Tagen vermehrt Streifen im Block von Mrs. Ward vorbeifahren lassen würde. Zufrieden mit ihrer Entscheidung, griff sie nach dem Telefon, um das FBI von Henricksens in Gewahrsamnahme zu informieren.

Das Civil-Union Ding

„Wenn ich mir einen Job suche, dann werde ich jede Menge falscher Papiere brauchen,“ verkündete Dean, als er mit Bobby am frühen Abend in der Küche stand und das Abendessen vorbereitete. Heute würde es Chili geben. Das konnte Jenny auch essen. Natürlich ohne scharfe Gewürze. Sam hatte Jenny mit nach oben genommen, um mit ihr Modenschau zu spielen. Jedenfalls nannte Dean es so. In Wirklichkeit aber wollte der jüngere Winchester nur einen Überblick darüber bekommen welche Kleidungsstücke der Kleinen noch passten. Ihre Tochter wuchs praktisch wie Unkraut, aber natürlich war sie viel niedlicher.

„Ich kenne da jemanden, der jemanden kennt, der ein guter Dokumentenfälscher ist. Ich kann ihn mal anrufen, wenn du willst,“ bot der väterliche Freund an und warf eine klein gewürfelte Zwiebel in den Topf.

„Das wäre nett, danke. Man, ich kann mir gar nicht vorstellen unter einem anderen Namen zu leben, also so richtig, mein ich. Wir geben uns ja schon unser Leben lang immer wieder als wer Anderes aus, aber immer nur für ein paar Stunden, aber so, das…ist irgendwie, wie Zeugenschutzprogramm. Für die Außenwelt eine total neue Identität.“

„Deinen Vornamen behältst du, wird sonst viel zu kompliziert und was den Nachnamen betrifft…es ist hier zwar noch nicht legal…aber vielleicht irgendwann, wird es hier erlaubt und dann könntest du mit Sam dieses Civil-Union Ding machen und deinen alten Nachnamen zurück bekommen.“

„Civil-Union Ding? Echt jetzt, Bobby?“ Dean warf ihm einen undeutbaren Blick zu.

„Es wäre doch zumindest eine Möglichkeit. Marcy hat mich darauf bei unserem ersten Date angesprochen. Sie hat mich auch gefragt, ob ich nicht vielleicht PFLAG beitreten will.“

„PFLAG?,“ entgegnete Dean fragend. Er konnte mit dem Begriff nichts anfangen. „Das ist eine Gruppe, aus Familienmitgliedern und Freunden von Schwulen und Lesben, die sie bei ihrem Kampf um Bürgerrechte und gegen Diskriminierung und Bigotterie unterstützen. Marcy kennt eine der Frauen, die dort aktiv sind, weil sie öfters im Supermarkt Flyer verteilt. Gib mir mal das Hackfleisch rüber,“ bat er den Jüngeren. Dieser tat wie ihm geheißen.

„Und, willst du dieser Gruppe beitreten?“

„Junge, ich bewahre die Menschen vor Monstern und Dämonen. Gegen menschlichen Abschaum müssen sie sich wohl oder übel politisch selber durchsetzen, dafür hab ich nicht auch noch Zeit. Um euch zu unterstützen, brauch ich nicht so einer Gruppe beitreten. Ich hab schließlich Zivilcourage.“ Er gab das Hackfleisch zum Anbraten in den Topf.

„Bobby, du bist echt der Beste,“ sagte Dean, der wieder unglaublich dankbar und froh war, dass sie auf ihren väterlichen Freund immer zählen konnten.

„Deine schmeichelnden Worte, so wahr sie auch seien mögen, helfen dir nicht, dich vor dem Paprikaschneiden zu drücken,“ sagte Bobby mit einem warmen Lächeln.

„Hey, für dein meisterhaftes Chili, bring ich dieses Opfer gern.“

„Gut, dann quatsch jetzt nicht weiter, sondern schnibbel.“
 

„Noch mal zu diesem Civil-Union Ding, habt ihr zwei noch nie darüber geredet?,“ fragte Bobby Dean etwas später, während er bereits dabei war, vor dem richtigen Würzen etwas für Jenny abzufüllen.

„Nein, das ist auch kein Thema. Ich glaube, das ist alles zu kompliziert, mit den Behörden und so weiter, außerdem brauch ich keine Zeremonie als Liebesbeweis. Heiraten stand eh noch nie auf meiner Agenda.“

„Und da hab ich mich doch schon so drauf gefreut euch beide im Pinguinkostüm zu sehen,“ neckte er seinen Jungen.

„Würz das Chili, Bobby,“ sagte Dean amüsiert mit dem Kopf schüttelnd.

„Dann schneid du schon mal das Baguette, damit wir gleich essen können.“ Ohne zu maulen schnappte sich Dean das Brotmesser und begann seine Aufgabe.
 

„Man, wir müssen demnächst mit Jenny noch ein paar Sachen für den Herbst kaufen,“ sagte Sam, der in dem Moment mit seiner Tochter auf dem Arm in die Küche kam.

„Walmart oder Shopping-Center?,“ fragte Dean und hoffte, dass ihm Letzteres erspart blieb. Je mehr Geschäfte, desto mehr Auswahlmöglichkeiten und desto länger musste er da mit Sam rumlatschen.

„Unser Budget schreit nach Walmart,“ sagte Sam, der bereits ihre finanziellen Mittel im Kopf überschlagen hatte.

„Oh, was euer Budget angeht, da kann ich vielleicht aushelfen,“ bot Bobby an.

„Das können wir nicht annehmen,“ kam es synchron von den Brüdern.

„War ja, klar, das ihr euch natürlich in dem Punkt einig seien müsst.“

„Wir sind ihre Eltern, Bobby, wir kommen für sie auf. Also danke, aber nein danke,“ sagte Sam. Dean nickte und fügte noch hinzu:

„Ein paar Pullis und Hosen können wir uns gerade noch leisten.“ Diese Worte brachten bei dem bärtigen Jäger das Fass zum Überlaufen.

„Jetzt stellt mal schön die Lauscher auf Jungs, denn ich sag das jetzt nur einmal. Falschen Stolz kann man sich als Eltern nicht leisten, wenn man das bestmögliche für sein Kind will. Jenny ist mein Patenkind, ihr habt mich beide dazu ausgewählt und wenn ich meinem Patenkind Herbstklamotten kaufen oder Geld zum Budget dafür beisteuern will, dann mach ich das. Ich brauch nicht die Erlaubnis von euch zwei Holzköpfen, haben wir uns verstanden?“ Er warf den beiden einen strengen Blick zu.

„Ja, Sir,“ kam es unisono und kleinlaut von den Winchesters.

„Kommt mir nicht mit ja, Sir. Ich bin nicht euer Vater.“

„O-by,“ quiekte das kleine Mädchen vergnügt und besserte die nun etwas gedrückte Stimmung wieder. Der ältere Jäger lächelte und nahm sie Sam ab.

„So und jetzt setzt euch hin. Essen ist gleich fertig.“

„Ni na-ne!“

„Ganz genau.“ Er gab ihr ein Küsschen auf die Wange, wo sein Bart sie kitzelte und zum Giggeln brachte. Sam und Dean lächelten und waren einmal mehr dankbar, Bobby zu haben.
 

Sie hatte sich die Nacht über immer wieder von links nach rechts gedreht, aber ihre Achterbahn fahrenden Gedanken, ließen sie nicht zur Ruhe kommen. Immer wieder ließ sie Deans Worte Revue passieren. Er hatte ihr eine ganz neue und gefährliche Welt offenbart. Eine Welt in der der Mann, an dem sie einen Narren gefressen hatte, fast allein an weiter Front stand. In Gedanken wog sie immer wieder Pro und Contra ab. Dabei bekämpften sich ihr pro Bobby schlagendes Herz und ihr rationaler Verstand, der „bist du bekloppt“ schrie, wenn sie auch nur kurz in Erwägung zog, sich und dem bärtigen Jäger noch eine Chance zu geben. Keinen Deut weiter, was eine Entscheidung betraf, war sie am Morgen aufgestanden, um ihre Doppelschicht zu beginnen. Sie hatte die Zusatzschicht für eine Kollegin übernommen, die für ihre kleine Tochter da sein wollte, die heute am Blinddarm operiert wurde. Allerdings war Marcy während der Arbeit nicht wirklich bei der Sache. Nachdem sie aus versehen eine Dosenpyramide umgestoßen hatte, hatte der Filialleiter sie bei Seite genommen und zu ihr gemeint, dass sie, egal was ihr Problem sei, es aus der Welt schaffen sollte. Dies hatte ihr eine Art Weckruf verpasst.
 

I'd rather live in his world

live in his world

than live without him in mine
 

Sie ging in ihrer Pause in sich und kam, dank dem Song „Midnight Train To Georgia“ von Gladys Knight, der gerade im Radio lief, zu dem Entschluss, dass der Verstand in Liebesdingen nichts zu sagen hatte und ließ ihr Herz entscheiden. Ihr Herz wollte Bobby und sie nahm sich vor, nach ihrer Schicht zu ihm zu fahren und um eine Aussprache zu bitten.
 

Nun war die Arbeit vorüber, sie hatte eher gehen könne, weil nicht viel los war, und sie stand vor Bobbys Haustür. Sie atmete tief durch, fasste sich ein Herz und klopfte an der Tür.

„Machst du bitte die Tür auf, Dean?,“ bat Sam seinen Partner. Bobby war aufs Klo gegangen und er hatte alle Hände voll zu tun, mehr Essen in Jennys Mund zu bekommen, als auf ihre Kleidung.

„Isch esch grad,“ kommentierte er Sams Bitte. Der Größere der beiden warf ihm einen eindeutigen „Ist das dein Ernst“-Blick zu. Dean schluckte seinen Bissen herunter.

„Okay, kay. Ich geh ja schon.“ Mit diesen Worten stand er auf und ging zur Haustür.

„Oh, hi Marcy!,“ begrüßte er die Frau, deren Anwesenheit ihn zwar nicht völlig aus den Socken haute, jedoch ein wenig überraschte. Er hätte nicht gedacht, dass sie ihre Entscheidung so schnell treffen würde.

„Hi Dean! Entschuldige meine Störung, ihr esst wohl gerade, wie ich sehe.“ Sie lächelte und der ältere Winchester fragte sich, woher sie wusste, dass sie gerade zu Abend aßen. Sie lächelte nur noch breiter, als sie ein Taschentuch aus ihrer Handtasche holte und im einen roten Fleck am Kinn weg wischte.

„Oh, ähm…danke,“ kam es leicht peinlich berührt von Dean.

„Keine Ursache. Eigentlich bin ich es, die sich bei dir bedanken sollte. Unser Gespräch gestern hat mir sehr geholfen herauszufinden was ich will. Ist…Bobby da?“

„Klar. Komm doch rein.“ Zusammen gingen sie in die Küche.

„Guten Abend Sam,“ begrüßte Marcy den anderen Winchester.

„Oh, hi Marcy!“ Er klang genau so wie Dean zuvor. Sie lächelte und trat näher an sie heran, um Jenny über den Kopf zu streicheln.

„Es duftet köstlich,“ bemerkte sie.

„Bobbys meisterhaftes Chili. Möchtest du was?,“ fragte Dean sie. Ehe Marcy antworten konnte, kam Bobby zurück in die Küche.

„Man, das Chili hat aber eine durchschlagende Wirk…Marcy…was…,“ kam es leicht verdattert von dem bärtigen Jäger. Man, war das peinlich, da hatte er in Gegenwart der Frau, die er mochte, was über seine Darmaktivität erzählt.

„Hallo Bobby!“

„Was…was machst du hier…ich meine ich freu mich natürlich dich zu sehen, aber…“

„Ich…ich denke ich schulde dir die Möglichkeit dich zu erklären.“

„Geht am besten ins Wohnzimmer, da seid ihr ungestört,“ schlug Sam vor. Bobby nickte und ging voran. Marcy folgte ihm etwas nervös.
 

Eine Minute später wollte Dean zur Tür gehen, um zu lauschen, doch Sam hielt ihn zurück.

„Sitzen bleiben, Dean. Lass ihnen ihre Privatsphäre.“

„Aber Sammy, das ist nicht fair. Das ist als würde man einem Komponisten verwehren, bei der Uraufführung seiner eigenen Oper dabei zu sein. Ich mein, ich hab Marcy doch dazu gebracht herzukommen und…“

„Dean, ich würde dir ja gerne erlauben deiner Neugier nachzugehen, aber ich bitte dich, zu deinem eigenen Schutz, bleib hier und iss dein Chili.“

„Zu meinem eigenen Schutz?“

„Ja, ich wette da werden eine Menge schmalziger Dinge gesagt und ich will nicht, dass dir schlecht wird.“

„Oh, stimmt. Wahrscheinlich Liebeserklärung und so…gut das du mit denkst, Sammy.“ Er küsste seinen Partner leidenschaftlich und widmete sich dann wieder seiner Mahlzeit.
 

„Es tut mir wirklich unendlich leid wie das gelaufen ist, Marcy,“ begann Bobby als sie das Wohnzimmer betreten hatten.

„Mir tut es auch leid, ich meine, dass ich dich, dich nicht hab erklären lassen. Ich hab dich wider besseren Wissens als schuldig abgestempelt, das war falsch von mir. Du hast mich beschützt, aber ich hab das so gedeutet, als wolltest du nur Schadensbekämpfung betreiben, weil du aufgeflogen bist, aber das war nicht deine Absicht. Du hast mich nicht verarscht. Ich…ich hätte meinem Instinkt trauen sollen, an statt falsche Schlüsse zu ziehen. Ich…ich weiß doch, dass du so was nicht tun würdest…du…du meinst es Ernst mit mir.“

„Naja, aber wenn ich das von deiner Seite aus betrachte, komm ich auch nicht gut bei der Sache weg,“ gab er zu.

„Bobby, du hast nicht wirklich was falsch gemacht.“

„Können, wir uns die Schuld nicht einfach teilen?“

„Okay, damit kann ich leben,“ sagte sie. Er lächelte leicht.

„Weißt du, dass Dean gestern bei mir war?“ Er nickte.

„Dann weißt du auch, was er mir erzählt hat.“

„Ja, ich bin im Bilde.“ Jetzt würde sie ihn sicher auf freundliche Art abservieren.

„Ich…ich war gelinde gesagt total baff. Ich mein, Monster sind real? Das ist echt nicht leicht zu verdauen.“

„Ich weiß und ich kann verstehen, dass du jetzt lieber nichts mehr mit mir zu tun haben willst.“

„Jetzt bist es aber du, der falsche Schlüsse zieht.“

„Was?“ Er war verwirrt.
 

„Es ist nicht leicht zu verdauen, aber das sind Pilze auch und ich mag sie trotzdem. Ich kann dir versprechen, dass es sicher nicht leicht wird. Ich werde dir mit Fragen Löcher in den Bauch bohren, ich verlange, dass du ab jetzt immer ehrlich zu mir bist und ich werde dich sicher mit meiner Überbesorgtheit nerven, wenn du…in Sachen Monsterjagd unterwegs bist, weil mir die Vorstellung wie du einem Werwolf oder was weiß ich hinterher jagst, eine Scheiß Angst macht. Eine Beziehung mit dir ist sicher nicht die normalste oder sicherste Sache der Welt, aber vielleicht kannst du mir zeigen, wie ich mich verteidigen kann, dass wird dir sicher auch gut tun, dann musst du dir nicht so viele Sorgen um mich machen. Was ich sagen will, Bobby, ich bin bereit so ziemlich alles zu tun, um dafür zu sorgen, dass das mit uns funktioniert. Ich will, dass wir eine Chance haben. Mir ist heute in meiner Pause etwas Wichtiges klar geworden. Ich…ich hab…mich in dich verliebt und…und ich will lieber mit dir in deiner Welt leben, als ohne dich in meiner. Du bist ein guter Mann, Bobby und du verdienst, dass ich dir eine Chance gebe. Es besteht wie in jeder Beziehung die Möglichkeit, dass es nicht funktioniert, aber wenn ich es nicht versuche, bereue ich das wahrscheinlich für den Rest meines Lebens.“
 

Sam hatte Jenny zu Ende gefüttert und so langsam übermannte ihn seine eigene Neugier.

„Dean, ich hab es mir anders überlegt. Lass uns mal schauen, was sich zwischen den beiden bis jetzt ergeben hat. Vielleicht haben sie den schmalzigen Teil schon hinter sich.“

„Sammy, Sammy, Sammy. Ich bin ja so stolz auf dich. Ich wusste doch, dass du noch einsichtig wirst.“ Er grinste und zusammen schlichen sie mit Jenny im Schlepptau zur Schiebetür zum Wohnzimmer und schoben sie ein Stück auf, um schmulen zu können und sie bekamen gerade noch den Rest des Gesprächs mit.
 

„Du…du willst mit mir…ehrlich?“

„Ja, Bobby.“ Sie sah ihn erwartungsvoll an und schließlich tat der Jäger das Einzige was ihm in dem Moment in den Sinn kam. Er schloss Marcy in seine Arme und gab ihr einen langen, zärtlichen Kuss.

„YES!,“ erklang es plötzlich von der Tür. Dean konnte sich einen kleinen Freudenschrei einfach nicht verkneifen. Das frisch gebackene Paar fuhr auseinander, wie beim Knutschen erwischte Teenager. Bobby wurde leicht rosa um die Nase und meinte zu Marcy:

„Entschuldige bitte, ich habe nicht mit diesem Lauschangriff gerechnet. Vor allem weil ein gewisser Jemand doch gemeint hätte, wir wären hier ungestört.“

„Sorry Bobby,“ erklang Sams Stimme hinter der Tür. Marcy lachte fröhlich und gelöst.

„Schon gut Bobby, sei ihnen nicht böse. Sie wollten sicher nur wissen, ob für dich alles in Ordnung ist.“

„Hör auf sie, Bobby,“ ließ Dean verlauten.

„Die zwei Idioten sind doch einfach unglaublich. Hier hat man auch nie seine Ruhe,“ sagte Bobby Augen rollend.

„Mir macht das nichts, ehrlich, aber wenn dir etwas mehr Privatsphäre lieber wäre, wie wäre es, wenn du mich nach Hause bringen würdest? Heute Abend läuft ein Horror-Film-Marathon. Ich könnte uns mein berühmtes Popcorn mit weißem Schokoladenüberzug machen und du könntest mir erklären was bei den Filmen alles falsch ist.“

„Klingt gut.“

„Finde ich auch.“ Sie gab ihm einen kleinen Kuss.
 

„Schönen Abend, Bobby,“ kam es synchron von den Brüdern. Bobby lächelte. Er trat zur Schiebetür und zog sie auf. Da Sam und Dean dagegen gelehnt standen, fielen sie beinahe nach vorn und es sah ziemlich ulkig aus, wie sie leicht mit den Armen ruderten, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Geschickt entwand er Jenny ihrem Vater.

„Armes Kind, deine Eltern machen nur Unsinn. Zum Glück hast du ja noch mich.“ Er gab dem kleinen Mädchen einen Kuss auf die Stirn. Marcy lächelte bei dem Anblick. Mit Bobby bekam sie augenscheinlich auch noch zwei Söhne und eine Enkelin dazu und sie hatte alle schon ins Herz geschlossen.

„Ähm, Sam…deine Tochter müffelt, ich glaub da ist ´ne neue Windel angesagt.“ Bobby gab ihm Jenny wieder zurück. Er hatte seinen Dienst an der Windel am heutigen Tag schon abgeleistet.

„Dean, geh und wechsle ihr die Windel. Ich mach in der Küche klar Schiff, schob Sam die Kleine an seinen Partner ab. Jenny gefiel dieses Bäumchenwechsel dich, war sie so doch reihum bei einem ihrer Lieblingsmänner.

„Drückeberger!,“ maulte der Ältere.

„Din!,“ quiekte die Kleine. Marcy lachte amüsiert. Sie freute sich richtiggehend darauf, Teil dieser kleinen, entzückenden Familie zu werden, wenn Bobby sie ließ.

„Okay, okay. Gehen wir die Bombe entschärfen. Tschüß Marcy.“

„Schönen Abend noch ihr drei. Gehen wir Bobby?“

„Mit Vergnügen.“ Sie nahm ihn bei der Hand und zusammen verließen sie das Haus.

Zwei Paare, eine Nacht

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Zwei Paare, ein Morgen

Verwendeter Song:

1,2,3,4 - Plain White T's
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Als Sam am nächsten Morgen wach wurde, fühlte er sich wunderbar entspannt und glücklich. Das leichte, mittlerweile altbekannte ziehen im Hintern, wurde durch die Tatsache wettgemacht, dass Dean sich an ihn gekuschelt hatte, als wäre Sam sein Teddybär. Der Jüngere fand, dass sein Partner gerade unglaublich süß aussah. Aber Dean reagierte mit metaphorischen anaphylaktischen Schocks auf das böse s-Wort, so dass er sich hütete es in seiner Gegenwart laut auszusprechen. Dean hatte so seine Macken, aber trotz allem war es so unglaublich einfach ihn zu lieben und er war unglaublich froh, dass er mit ihm zusammen sein konnte.
 

I’m so glad I found you

I love being around you

You make it easy

Its as easy as 1-2-1-2-3-4
 

Liebevoll begann der Größere dem anderen durchs kurze Haar zu kraulen. Der Ältere, der dadurch geweckt wurde, quittierte dies mit einem zufriedenen Brummen. Das könnte sein Sammy ruhig die ganze Zeit machen, nebst anderen Schlafzimmeraktivitäten.

„Guten Morgen, Baby,“ hauchte Sam ihm leise entgegen und streifte mit seinen Lippen danach seine Stirn.

„Mhmp morgen,“ kam es noch ziemlich verschlafen vom anderen. Sam lächelte verliebt. Dann drehte er sich mit Dean in seinen Armen etwas, so dass er die Möglichkeit hatte ihn küssen zu können.

„Ich liebe dich, Dean,“ ließ er seinen Partner wissen, ehe er dessen Lippen mit den seinen bedeckte. Der Kuss wurde augenblicklich erwidert.
 

There’s only one thing

To Do

Three words

For you

I love you I love you
 

So langsam schien sein Bruder also richtig wach zu werden. Er hatte zwei Optionen, um Dean noch weiter aufzuwecken, die eine verwarf er jedoch, da er nicht wusste, ob Bobby da war und das Bad möglicherweise benutzen wollte. Also bleib nur noch Plan B, ein schöner, aromatischer, starker Kaffee. Um diesen aufzusetzen, musste er jedoch erstmal aufstehen und sein Liebling war nicht wirklich gewillt ihn ziehen zu lassen.

„Nich…bleib hier,“ protestierte Dean, der seinen Kuschel-Sammy gerne noch länger behalten wollte.

„Aber wenn du mich nicht aufstehen lässt, kann ich dir keinen Kaffee am Bett servieren,“ versuchte er ihn zu überreden.

„Gibt es auch Toast?,“ fragte der Kleinere, der mittlerweile ein Auge geöffnet hatte und Sam erwartungsvoll ansah.

„Ich werde sehen was sich machen lässt. Lässt du mich gehen?“

„Warte kurz,“ entgegnete er und gab Sam schnell noch einen stürmischen Kuss.

„Sind wir heute etwas Kuschelrock?,“ neckte Sam seinen Bruder.

„Hol mir Kaffee, Mistkerl.“

„Ich liebe dich auch.“
 

There’s only one way to say

Those three words

That’s what I’ll do

I love you I love you
 

Er küsste Dean beiläufig kurz auf die Wange und stand dann auf, um Deans Wunsch nach Kaffee zu erfüllen. Vorher schlüpft er in seine Unterhose, so dass Bobby keinen Herzinfarkt bekommen würde, falls er ihm in der Küche begegnete. Schließlich wusste er nicht, ob ihr väterlicher Freund gestern Nacht noch oder heute Früh zurück gekommen war.
 

Er erwachte in einem großen, weichen Bett mit kuscheligen Laken. Es dauerte einen Moment bevor er sich bewusst wurde, wo er sich befand. Die Erinnerungen an den gestrigen Abend überkamen ihn und zauberten ein Lächeln auf sein Gesicht. Er drehte sich auf die andere Seite, nur um fest zu stellen, dass Marcy bereits aufgestanden war. Ein Blick auf ihren Digitalwecker verriet ihm, dass es schon nach neun war. Was bedeutete, dass seine Freundin eigentlich schon auf der Arbeit sein müsste. Er hatte sich gerade aufgesetzt, als sie fertig angezogen ins Schlafzimmer kam.

„Ah, gut, du bist wach, dann brauch ich dich nicht wecken. Ich Schussel hab gestern Abend ganz vergessen den Wecker zu stellen.“

„Kommst du zu spät? Kriegst du Ärger?,“ erkundigte er sich besorgt.

„Quatsch, nein. Der Filialleiter kommt eh immer erst gegen halb elf. Als ich aufgewacht bin, hab ich eine Kollegin angerufen und Bescheid gesagt, dass ich später komm, weil ich verschlafen habe. Sie hat mich dann dran erinnert, dass ich heute doch Zwischendienst habe, weil ich gestern die Doppelschicht gemacht habe und das heißt, ich muss erst um elf anfangen. Uns bleibt also noch etwas Zeit.“ Marcy war am Vortag so durch den Wind gewesen, wegen der Sache mit Bobby, dass sie das ganz verschwitzt hatte. Sie schenkte ihm ein wundervolles Lächeln.

„Gut, dann hast du ja auch noch Zeit dich richtig anzuziehen,“ meinte Bobby, dem aufgefallen war, dass sie ihre Sommerbluse falsch zugeknöpft hatte. Sie sah ihn verwirrt an.

„Darf ich?,“ fragte Bobby, dessen Hände auf Brusthöhe vor ihr inne hielten. Sie blickte an sich hinab und erkannte, was Bobby meinte.

„Ja, etwas Hilfe kann nicht schaden. Ich war so hektisch, weil ich dachte, dass ich verschlafen hätte, dass ich gar nicht bemerkt hab, dass ich sie falsch geknöpft habe.“

„Kein Problem.“ Er öffnete die Knopfleiste langsam. Dann strich er nach einem kurzen Zögern sanft über die freigelegte Haut an ihrem Bauch und genoss den Blick, den er auf ihren von einem weißen, spitzenumsäumten BH verdeckten Busen erhaschen konnte. Seiner Freundin entfuhr ein kaum vernehmbarer Seufzer. Ihr gefiel die Berührung seiner doch recht rauen Hände. In Marcy wurde eine Vorfreude auf kommende Ereignisse in ihrem Schlafzimmer entfacht. Auch Bobby fühlte wie die Erregung in ihm wuchs, doch ihr erstes Mal miteinander sollte nicht unbedingt ein Quickie vor der Arbeit sein, also ließ er den vielversprechenden Moment verstreichen und gab ihr als kleinen Vorgeschmack auf ein anderes Mal lediglich einen kleinen Kuss auf eine Stelle über dem Bauchnabel ehe er dann ihre Bluse ordentlich zuknöpfte.

„Huh…es…es ist ziemlich warm heute, findest du nicht?,“ fragte sie ihn mit leicht geröteten Wangen und fächerte sich mit der Hand etwas Luft zu. Er grinste, stand auf und meinte dann:

„Es ist gerade zu heiß hier.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Wange.

„Ich…ich werde mal Frühstück machen,“ teilte sie ihm mit und verschwand dann aus dem Zimmer, um in die Küche zu gehen. Beschwingt ging Bobby ins Bad. Das war doch ein ziemlich guter Start in den Tag, fand er.
 

Nachdem Sam ein paar Minuten weg und er nun wach, wenn auch noch nicht 100%ig einsetzbar war, verlangte seine Blase nach einer Entleerung. Also stand er auf, verhüllte seinen Unterleib in seinen Shorts und schleifte dann seinen noch nicht ganz vitalen Körper ins Badezimmer. Nachdem das Plätschern der Toilettenspülung versiegt war, konnte er aus Jennys Zimmer ihre Stimme hören, die irgendetwas brabbelte. Also kam er seinen väterlichen Pflichten nach und sah nach ihr. Sie saß in ihrem Bettchen und schmuste mit ihrer geliebten Stoffschildkröte, mit der sie wohl auch bis eben in ihrer Babysprache kommuniziert hatte. Er konnte ja nicht ahnen, dass sie mit einem ziemlich überforderten Castiel gesprochen hatte, dem es beim Versuch sie vom Weinen abzuhalten mittels unfreiwillig komischer Grimassen gelungen war sie zu amüsieren. Der Engel verschwand, als er den Mann näher kommen hörte. Als sie ihren Vater reinkommen sah, strahlten ihre Augen und sie ließ ein fröhliches, gequiektes „Din!“ verlauten.

„Guten Morgen Kleines,“ begrüßte er sie und hob sie aus ihrem Bettchen, um ihr einen guten Morgen Kuss zu geben.

„Pa-pa, O-by?“

„Dein Daddy ist unten in der Küche. Dein Onkel Bobby kommt bestimmt auch bald, falls er nicht sogar schon da ist. Wollen wir zu Daddy gehen?“

„Ja-pa-pa!“

„Na dann los.“
 

„So, hier ist schon mal Kaffee. Die Eier und der Toast sind gleich soweit,“ sagte Marcy zu Bobby als dieser sich gewaschen und angezogen an ihren Küchentisch setzte.

„Danke Marcy, aber das wäre doch nicht nötig gewesen.“

„Das mach ich doch gern.“ Sie lächelte, während sie die nun fertigen Eier auf zwei Teller verteilte. Sie brachte das Essen dann auf den Tisch und setzte sich neben Bobby.

„Wie lange hast du heute Schicht?,“ erkundigte er sich bei ihr.

„Bis 19 Uhr.“

„Dann komm doch nach der Arbeit zu mir zum Abendessen, dann kann ich mich fürs Frühstück revanchieren.“

„Gerne. Jetzt sollten wir aber essen, nicht dass ich doch noch zu spät komme.“ Während sie aßen, brachte Marcy etwas zur Sprache, dass ihr durch den Kopf ging seit Dean ihr alles erzählt hatte.

„Ähm…Bobby, sag mal, diese Waffe, die dieser Mann von mir stehlen wollte, ist der wirklich wichtig…um…dieses Ding zu…zu töten, dass seine Frau getötet hat?“

„Es scheint zumindest so, dass es das Einzige ist, was ihn zu töten vermag, soweit wir wissen. John…er hat über 20 Jahre nach einer Möglichkeit gesucht, um seine Frau rächen zu können und das ist das Einzige, was er gefunden hat. Wenn der Colt wirklich funktioniert, wie es die Legende besagt, dass wäre es eine Riesenchance für die Jungs mit ihrer Vergangenheit abzuschließen,“ erklärte Bobby ihr. Sie sah ihm in die Augen und sagte dann:

„Dann sollen Sam und Dean ihn haben.“

„Das würdest du tun? Ich meine, ich weiß ja jetzt was die Sammlung deines Vaters für dich bedeutet…“ Sie unterbrach ihn.

„Eine Waffe mehr oder weniger, wird meine Erinnerung an meinen Vater nicht schmälern. Bei mir verstaubt er nur, aber er soll seinen Zweck erfüllen. Wenn die Waffe helfen kann deinen Jungs Frieden zu verschaffen, gebe ich ihn ihnen gerne, denn ich weiß wie viel die beiden und die Kleine dir bedeuten.“
 

You’re the best that I’ve had

And I’m so glad I found you

I love being around you

You make it easy

It’s easy as 1-2-1-2-3-4
 

Bobby war von ihren Worten gerührt: Sie war einfach die Beste und die drei magischen Worte brannten so heftig auf seiner Zunge, dass er sie jetzt einfach los werden musste. Er sah sie glücklich an und sagte dann leise und etwas unsicher:
 

There’s only one thing

To Do

Three words

For you

I love you I love you
 

„Ich glaub, ich liebe dich.“ Warum er das „glaub“ mit eingeschlossen hatte wusste er nicht, aber kaum als er es gesagt hatte, fühlte es sich komisch an, doch Marcy nahm seiner aufkommenden Panik es vermasselt zu haben den Wind aus den Segeln, indem sie freudestrahlend und sich keinen Anstoß an dem „glaub“ nehmend, sagte:

„Ich glaub, ich liebe dich auch.“ Die beiden besiegelten ihre in Worte gefassten Gefühle mit einem innigen Kuss.
 

Er kam mit Jenny auf dem Arm in die Küche, während Sam, irgendwas vor sich hin summend, dabei war Speck zu braten, etwas das in Bobbys Haushalt nicht auszugehen schien, worüber Dean sich freute. Da die Pfanne seine ganze Aufmerksamkeit beanspruchte, hatte er nicht mitbekommen, dass Dean herein gekommen war. Der ältere Winchester wollte sich gerade bemerkbar machen, als Sam der gesummten Musik eine Stimme verlieh und den Refrain von Bon Jovis „Have a Nice Day“ schmetterte.

„Merk dir eins Jenny, Bon Jovi rockt, manchmal! Aber Led Zeppelin rules!,“ sagte er leise zu dem kleinen Mädchen. Man konnte mit der Musikerziehung schließlich nicht früh genug beginnen. Er setzte sie auf dem Fußboden ab und trat dann hinter seinen Partner. Dieser erschrak leicht, womit er Dean zu Schmunzeln brachte.

„Dean, warum bist du nicht im Bett geblieben?,“ fragte er ihn dann.

„Ein gewisses kleines, weibliches Familienmitglied hatte andere Pläne für mich,“ informierte er den Anderen, der sich kurz zur Seite drehte und einen Blick auf seine Tochter warf.

„Oh, ich hab sie gar nicht gehört.“

„Sie war auch nicht laut.“ Er legte seine Arme von hinten um Sams Hüfte während der den Speck wendete.

„Hast du Bobbys Anwesenheit vernommen?,“ fragte er dann den Jüngeren.

„Nein, scheint so, als hätte er bei Marcy übernachtet.“

„Gut, dann haben wir ja noch ein bisschen Zeit.“

„Zeit wofür?“

„Hier für,“ antwortete Dean und ließ seine Lippen in Form von hauchzarten Küssen über Sams sensiblen Nacken wandern.

„Mhm, ich steh drauf wenn du das machst,“ ließ er genüsslich verlauten.

„Ich weiß. Ganz besonders an dieser Stelle.“

„Oh Gott, ja! Mhm…ich…aber der Speck…Jenny…“

„Ich mag die Kombination von Speck- und Sammy-Aroma.“ Er strich mit seiner Nase an Sams Nacken entlang und sog dessen Duft ein. Er liebte Sam und der Jüngere gab ihm mehr Liebe als er je zuvor erfahren durfte. Wenn er mit ihm zusammen war fühlte er sich gebraucht und geliebt, wie etwas Besonderes und obwohl Sam ihm manchmal tierisch auf den Wecker ging, war er doch bei ihm glücklicher als ohne ihn.
 

Give me more loving than I’ve ever had

Make it all better when I’m feeling sad

Tell me I’m special even though I know I’m not
 

„Lass mich nur eben den Herd ausmachen…dann…“ Hastig schob er die Pfanne von der Platte und schaltete sie aus.

„Dann was, Sammy?“

„Das…“ Er hatte sich in Deans Armen zu ihm umgedreht und küsste ihn nun gierig. Es fühlte sich jedes Mal aufs Neue einfach unbeschreiblich an wenn sie sich küssten. Sie sollten sich wirklich mal die Zeit nehmen, um einen Tag nichts anderes zu machen, dachte Sam und schloss nun seine Arme um den Älteren, um ihm noch näher zu sein. Sie küssten sich eine Weile, doch dann schaltete sich der Eltern-Modus ein und sie lösten sich von einander. Sie hatten ein kleines Kind zu versorgen.

„Nimm dir Kaffee Dean. Ich mach schnell noch den Toast und schneide ein bisschen Obst für Jenny klein,“ ging Sam zur Tagesordnung über.
 

Nachdem sie gefrühstückt hatten, war Marcy nach oben gegangen, um den Colt zu holen. Da es der letzte war, den ihr Dad erstanden hatte, wusste sie genau nach was sie suchten musste. Bobby hatte sich derweil bereit erklärt den Abwasch zu machen. Als er begann die Teller abzutrocknen kam sie mit einem Holzkästchen zurück in die Küche.

„Das ist sie also,“ kam in einem leicht ehrfürchtigen Ton von dem Bärtigen.

„Ja, ein Colt mit 7 Patronen.“ Sie stellte das Kästchen auf dem Tisch ab.

„Schau ihn dir an, ich trockne den Rest ab.“ Er nickte und trat an den Tisch. Er öffnete das Kästchen und besah sich die Waffe. Bobby wusste nicht was er erwartet hatte, aber irgendwie machte der Colt einen eher unscheinbaren Eindruck. Einzige Auffälligkeit war das Pentagramm, das in den Griff geritzt war. Er hoffte diese Wunderwaffe würde halten, was sie der Legende nach versprach. Sie zu besitzen war nicht die Lösung. Den Dämon tatsächlich zu töten würde ein schwieriges und gefährliches Unterfangen werden. Er dachte an Marcy, Jenny und die beiden Brüder, die miteinander ihr Glück gefunden hatten. Er wusste nicht, ob es das Risiko Wert war, den Dämon zu töten. Wenn es schief ging würde der Schmerz der Trauer der Hinterbliebenen unvorstellbar sein. Er würde den Colt dennoch mit nehmen. Die Entscheidung ihn zu benutzen, müsste er mit den Jungs zusammen treffen. Aber ein Teil von ihm hätte den Colt am Liebsten an John übergeben, damit der sich mit dem Scheiß auseinander setzte. Der hatte mit den Brüder gebrochen und nichts zu verlieren. Er und die Jungs hingegen alles.

„Danke Marcy,“ sagte er in Bezug auf die Aushändigung des Colts.

„Ich…es…es ist sicher gefährlich einen Dämon zu töten…ich…ihr…seid einfach vorsichtig, okay?“ Sie sah ihn ängstlich an. Bobby legte ihr eine Hand an die Wange und gab ihr einen sanften Kuss auf den Mund.

„Ich kann nichts versprechen, aber wenn wir uns entscheiden sollten es mit dem Dämon aufzunehmen, verspreche ich dir, dass wir alles tun werden, um alle wieder heil aus der Sache raus zu kommen.“
 

Als er nach Hause kam, war im Erdgeschoss keine Spur von seinen Jungs. In der Küche stand jedoch noch das Frühstücksgeschirr, also waren die Winchesters schon auf. Er stellte das Holzkästchen mit dem Colt auf den Schreibtisch im Wohnzimmer. Danach wollte er in den Keller, um etwas fürs Abendessen aus der Tiefkühltruhe zu holen. Im Flur traf er auf die Brüder, die mit Jenny die Treppe runter gekommen waren. Sie hatten sich nach dem Frühstück angezogen und um Jenny gekümmert. Jetzt wollte Sam sich um den Abwasch kümmern während Dean sich mit der Kleinen und ihrem Spielzeug beschäftigte.

„Hi Bobby! Wie war’s bei Marcy?,“ erkundigte sich Dean neugierig.

„Ein Gentleman genießt und schweigt,“ verkündete der ältere Jäger nur. Er würde auf keinen Fall ins Detail gehen, egal wie wenig bis jetzt zwischen ihm und Marcy gelaufen war.

„Willst du wissen wie es bei uns gelaufen ist?,“ fragte Den mit Schalk im Nacken.

„DEAN!,“ kam es gleichzeitig empört von Sam und Bobby.

„War doch nur Spaß,“ versicherte der kleinere Winchester. Bobby rollte mit den Augen. Mit einem „Idiot“ auf den Lippen ging er in die Küche, die anderen drei folgten ihm. Sam ging sofort an die Spüle und ließ Wasser einlaufen, während Dean sich mit Jenny auf dem Arm noch einen Kaffee eingoss. Der bärtige Jäger jedoch ging gleich weiter runter in den Keller.
 

„Was ist das?,“ fragte Sam, als Bobby mit dem noch gefrorenen Abendessen aus dem Keller kam. Es war warm, sie würde sicher bis zum Abend auftauen.

„Das ist ein Fisch, Sammy,“ neckte Dean seinen Bruder.

„Das sehe ich auch,“ maulte der Jüngere.

„Das ist eine kanadische Seeforelle, stolze 6,5 kg schwer. Marcy kommt heute zum Abendessen,“ ging Bobby genauer auf Sams Frage ein.

„Wo hast du die denn her?,“ fragte Dean ihn.

„Hab sie Ende April im Yukon gefangen, als Rufus und ich dort den Geist eines Goldschürfers aus Klondike-Zeiten gejagt haben.“

„Und danach habt ihr ´nen Angel-Ausflug gemacht?,“ hakte Dean skeptisch nach. Das Bobby angelte war neu für ihn.

„Jeder hat halt sein Hobby. Es ist sehr entspannend und ruhig, auch wenn ich es nicht besonders oft mache, so mache ich es doch gern.“

„Wie hast du das Ding über die Grenze gekriegt?,“ wollte Sam noch wissen.

„Ich sah nicht verdächtig aus, es war voll und da haben die meinen Wagen nicht weiter untersucht und meine Kühlbox mit dem Prachtexemplar gar nicht erst entdeckt, von der Kiste edelstem kanadischen Whiskey ganz zu schweigen.“

„Du alter Schmuggler, du. Wenn du während der Prohibition gelebt hättest, wärst du groß raus gekommen,“ meinte der ältere Winchester.

„Oder im Knast gelandet,“ war Sams Meinung dazu.

„Ach Sammy, no risk no fun!“ Diese Worte schienen für Bobby wie ein Startsignal zu fungieren. Es war an der Zeit seinen beiden Jungs den Colt zu präsentieren und zu besprechen, was sie tun wollten.
 

TBC

wollen, können, müssen, sollen

„Jungs, ich muss euch was zeigen,“ sagte Bobby.

„Was, hast du unten im Keller noch ´nen Babydelphin auf Eis?,“ scherzte Dean.

„Nein, aber wahrscheinlich wird es eine ähnlich hohe Welle schlagen.“

„Das klingt ernst,“ meinte Sam.

„Das ist eine Untertreibung. Kommt mit rüber ins Wohnzimmer.“ Er ging voran und die Jungs folgten ihm. Im anderen Raum angekommen, setzte Dean Jenny auf dem Boden ab.

„Ich mach es kurz,“ sagte Bobby mit dem Holzkästchen in Händen.

„Marcy hat mir den Colt gegeben.“

„Ist das dein Ernst?,“ kam es entgeistert von Sam.

„Seh ich aus als würde ich scherzen?“ Der jüngere Winchester schüttelte mit dem Kopf und besah sich nun den Colt in der Schatulle, während Dean anfing leicht hysterisch und fassungslos, ob der Ironie des Ganzen, zu Lachen.

„Alles okay mit dir, Junge?“

„Ja, klar…alles bestens. Unser Plan wäre aufgegangen und wenn Dad nicht so ein Arsch gewesen wäre, würde er jetzt den Colt haben und wir würden dem Ganzen als Familie ein Ende setzen.“

„Das können wir immer noch,“ meinte Sam und sah zwischen Bobby und seinem Partner hin und her. Dean verstand augenblicklich was er meinte und es gefiel ihm gar nicht. Ja, Bobby war ihnen mehr Vater als John es je war. Zusammen waren sie ebenso Familie, aber sie konnten ihren Freund doch nicht mit in dieses Himmelfahrtskommando hineinziehen. Er wusste ja selber nicht mal, ob er die Sache noch durchziehen wollte. Sie mussten an Jenny denken. Er hätte Marcy nicht mehr nach dem Colt gefragt, jedenfalls nicht für sich. Nicht jetzt, wo er für sich die Entscheidung getroffen hatte, diesen Kampf seinem Vater zu überlassen. Es war gefährlicher als alles, gegen das sie bis jetzt gekämpft hatten und er wollte niemanden aus seinem kleinen Familienkreis verlieren. Darum sagte er ein wenig aufgebracht zu seinem Bruder:

„Sam, das kannst du doch nicht ernst meinen. Wir können Bobby doch nicht mit in die Sache reinziehen. Er hat schon so viel für uns getan und er ist gerade wieder mit Marcy zusammen gekommen, falls wir uns entschließen den Dämon zu jagen und er uns dabei hilft, könnte er das mit seinem Leben bezahlen und das will ich nicht.“

„Ach und was schlägst du vor, das wir machen? Wir können jede Hilfe brauchen die wir kriegen können…Moment, was heißt, falls wir uns entscheiden den Dämon zu jagen?“

„Sam, wir müssen an Jenny denken. Die ganze Sache ist verdammt gefährlich.“

„Unser ganzes Leben war bis jetzt über weite Strecken gefährlich. Ich versteh dich nicht Dean, das Jagen, dieses immer auf Achse sein ohne ein zu Hause zu haben, das hat doch alles erst wegen diesem Scheißkerl angefangen, warum es also nicht endlich zu Ende bringen, wo wir die Möglichkeit dazu haben?“ Er war froh, dass Marcy ihnen den Colt überlassen hatte. Irgendwie hatte Sam nur noch den Gedanken im Kopf, dass, wenn er den Dämon töten würde, er Dean retten und er dem Schicksal entkommen könnte, das ihm die Mary-Halluzination prophezeit hatte. Er wusste, dass es riskant war, aber wenn er den Colt hatte, müsste er ihn dann nicht benutzen. Sollte er die Reise nicht zu Ende bringen, die sie wegen Marys Tod begonnen hatte? Konnte er diese Gelegenheit ungenutzt lassen? Nein, er wollte alles tun, um sicher zu gehen, dass Dean sicher war. Es war paradox, aber wenn er wollte, dass sie alle in Sicherheit waren, mussten sie das Risiko wohl eingehen, dass die Jagd auf den Dämon mit sich brachte und darum war Bobbys Hilfe unabdingbar.

„Ich weiß nicht, ob wir es tun sollten, Sam. Es gibt einen Grund, warum Dad uns aus der Sache raushalten wollte und mittlerweile stimm ich in dem Fall mit ihm überein. Ich sage, Rache ist es nicht wehrt uns in Lebensgefahr zu bringen. Wir wissen zu wenig über den Dämon. Er ist eine große Unbekannte und für uns unberechenbar.“

„Dean, wir haben den Colt, das sollte uns ein Überraschungsmoment verschaffen. Wir können die Chance ihn zu erledigen nicht einfach verstreichen lassen.“ Ihrer beider Stimmen waren deutlich lauter geworden.
 

Dean kam nicht dazu etwas zu erwidern, weil die Kleine zu Quengeln begann. Sie spürte die Unruhe und Uneinigkeit zwischen ihren Vätern und fühlte sich unwohl. Manchmal nervte ihn Jennys empathische Ader etwas. Wie sollte man denn vernünftig diskutieren, wenn ihre sensible Tochter im Haus war? Dennoch fuhr er sich etwas runter, nahm sie wieder auf den Arm und begann die Kleine zu beruhigen. Sam fuhr sich durch die Haare und sah hilfesuchend zu Bobby, doch dieser blätterte gerade durch einen dicken Wälzer und schien sich aus dem Thema völlig ausgeklinkt zu haben. Das war aber irgendwie typisch für ihn. Schon früher hatte er sich so gut wie nie ihn ihre Unstimmigkeiten eingemischt, es sei denn es wurde zu extrem. Bobby war eher jemand, der Abseits solcher Streits wohlgemeinte Ratschläge gab.

„Pa-pa,“ jammerte die Kleine, der ihr Din gerade nicht genug war und streckte eins ihrer kleinen Händchen nach Sam aus. Diesem bettelnden Hundeblick hatte er im Moment nichts entgegen zu setzen. Also trat er an seine zwei Goldstücke heran und fiel in die Familienumarmung mit ein. Beide Männer sahen sich kurz in die Augen und trafen durch nonverbale Kommunikation eine Entscheidung. Sie würden später darüber weiter reden, wenn Jenny ihr Mittagsschläfchen hielt.
 

„Nach dem Mittagessen,“ sagte Sam, um das Ganze noch einmal eindeutig klar zu machen. Dean nickte. Sie setzten sich mit Jenny auf den Boden und wollten gerade anfangen mit ihr zu spielen, als Bobby das Wort ergriff, denn er hatte eine Entdeckung gemacht.

„Egal auf was ihr euch einigen werdet, ihr müsst so oder so erstmal die Beschwörungsformel beschaffen.“

„Was? Aber ich dachte, die steht in einem deiner Bücher,“ sagte Sam.

„Sie stand in meinem Buch, bevor jemand die Seite raus gerissen hat und drei Mal könnt ihr raten, wer das wohl gewesen ist.“

„Das ist typisch Dad. Bringt den Spruch an sich, damit er, egal was passiert, die Oberhand hat. Er hat sicher einkalkuliert, dass sein Diebstahl bei Marcy fehlschlagen könnte und für den Fall, dass unser Plan dann aufgeht, hat er die Seite mitgehen lassen, um uns zu zwingen, sie ihm zu übergeben,“ sagte Sam.

„Was für ein berechnender Mistkerl,“ gab Bobby seine Meinung zum Ausdruck.

„Ich finde, dass ist genau das, was wir tun sollten,“ kam es von Dean.

„Was? Soll er für den Mist den er gebaut hat, jetzt auch noch belohnt werden?,“ entfuhr es dem Jüngeren.

„Ich sehe es jetzt nicht gerade als Belohnung an gegen einen Dämon zu kämpfen, Sam.“

„Du weißt was ich meine, Dean.“ Jenny fing erneut an zu Quengeln, doch diesmal beachteten sie die Brüder nicht. Das musste jetzt geklärt werden.
 

„Das ist doch nicht der Punkt. Sam, er hat über zwei Jahrzehnte Informationen über diesen Dreckskerl zusammen getragen. Er hat die Beschwörungsformel, wir sollten ihm den Colt geben und es ihm überlassen zu entscheiden, was er tun will, denn es ist sein Kampf. Es war seine Frau, die getötet wurde und somit das Ganze ins Rollen brachte, uns hat er nur mit durchgezogen, weil er es in seinem Wahn nicht besser wusste.“

„Meine Freundin wurde auch getötet, falls du das vergessen hast,“ entgegnete Sam wütend.

„Das hab ich nicht vergessen, aber vorher wolltest du mit der Sache doch nie wirklich was zu tun haben. Weißt du nicht mehr was du damals in Jericho auf dieser Brücke zu mir gesagt hast? Du meintest zu mir, dass selbst wenn wir das finden, was Mum getötet hat, es keinen Unterschied macht. Sie ist weg und kommt nicht wieder.“

„Ja und du bist mir deswegen an die Gurgel gegangen!“

„Aber mittlerweile sehe ich es anders. Du hattest Recht. Es bringt sie uns nicht zurück. Ich denke nicht, dass Rache es wert ist, dafür zu sterben. Ich kann Dad nicht vorschreiben, was er zu tun oder zu lassen hat, sondern nur hoffen, dass er weiß was er tut. Wenn er das Risiko eingehen und allein gegen den Dämon antreten will, ist das seine Sache, aber ich werde den Teufel tun und zulassen, dass du es tust. Du bist mein Bruder, mein Partner, der Vater meiner Tochter, du weißt es besser als er, du bist ein besserer Vater als er. Triff die Richtige Entscheidung und lass mich ihm den Colt bringen. Wenn er uns um Hilfe bittet, werde ich ihm diese nicht verweigern, denn ich denke, gemeinsam haben wir mit ein wenig Vorbereitungszeit vielleicht eine Chance gegen ihn und eine etwas größere Aussicht da heil raus zukommen, aber wenn wir beide es alleine versuchen, können wir Jenny gleich eine Pflegefamilie suchen. Ja sogar mit Bobbys Hilfe, können wir nicht so viel Informationen zusammen tragen, wie Dad es in über 20 Jahren getan hat und er wird uns die Informationen sicher nicht einfach so zusammen mit der Beschwörungsformel überlassen.“

„Dean…,“ begann der Größere.

„Nein, lass mich ausreden. Bei einem Geist, einem Werwolf, ja sogar einem niederrangigen Dämon wissen wir, was auf uns zu kommt, aber dieser Scheißkerl, der ist echt übel Mann! Ich bin nicht feige und hätte kein Problem es trotzdem zu versuchen, wenn ich nichts zu verlieren hätte, aber das hab ich und ich will euch nicht verlieren und habe auch keinen Bock drauf, dass Jennys Musikgeschmack durch die einseitige Erziehung deinerseits ruiniert wird,“ beendete er seinen Monolog.
 

Es war ruhig geworden. Bobby hatte sich seines Patenkindes angenommen und es war ihm gelungen sie zu beruhigen. Er war ganz Deans Meinung und stolz auf ihn, dass er als Familienvater soviel einsichtiger und besonnener war als John. Sam sah seine bessere Hälfte liebevoll an. Bevor die Mary-Halluzinationen begonnen hatten, hätte er ihm sofort zugestimmt, doch jetzt hatte er ein wenig Angst davor, dass sein Vater bei seiner Mission versagen würde. Aber Deans Argumenten hatte er gerade einfach nichts entgegen zu setzen und er musste ihm irgendwas antworten. Er schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Er musste darauf vertrauen, dass John wusste, was er tat und wer weiß, vielleicht ließ er sich ja doch darauf ein, dass sie zusammen arbeiteten. Wenn nicht, er würde schon einen Weg finden, um Dean zu beschützen. Er traf eine Entscheidung. Nur war es natürlich für ihn als kleiner Bruder nicht gerade einfach zuzugeben, dass der Ältere Bruder recht hatte.

„Dean, ich liebe dich und ich…du…wir…wahrscheinlich ist es doch das Beste, wenn wir John den Colt geben.“ Auf dem Gesicht des kleineren Winchesters zeichnete sich der Anflug eines Lächelns ab. Er trat an Sam heran und gab ihm einen zärtlichen Kuss.

„Ich liebe dich auch,“ erwiderte er dann die Worte seines Partners.

„Na dann ist ja wieder alles in Butter. Hier, das fehlt euch noch zum vollkommenen Glück.“ Bobby reichte Jenny an ihre Väter weiter.

„Ich werde mal sehen, ob ich im Putzschrank was finde, was die Schmalzspur, die ihr in meinem Wohnzimmer hinterlassen habt, wieder entfernen kann,“ fuhr er fort und verschwand zufrieden mit der von beiden getroffenen Entscheidung in die Küche.
 

„Waren wir wirklich so schlimm?,“ fragte Sam den anderen.

„Quatsch, Bobby hört Joni Mitchell, das ist viel schmalziger.“

„Joni Mitchell? Echt? Hätte ich nie gedacht.“

„Es gibt sehr, sehr viel, was wir nicht über ihn wissen.“

„Vielleicht ist das auch ganz gut so.“

„Ja, überlassen wir es Marcy den romantischen Teil von Bobby zu erkunden.“

„Und ich versuch es bei dir,“ meinte Sam und grinste Dean an. Dieser rollte mit den Augen und gab ihm dann einen kleinen Kuss.

„Pa-pa, Din! Ni au!“ Um zu untermauern, was sie wollte verpasste sie ihrem älteren Vater einen typischen und unbeholfenen Baby-Sabber-Kuss.

„Irk ähm…danke.“ Er gab ihr einen Pustekuss zurück. Dann sah er zu Sam der, nachdem Jenny Dean geküsst hatte, lachte.

„Warts ab, du kriegst auch eins. Oder Jenny? Willst du Daddy ungeküsst lassen?“ Er spitzte die Lippen und die Kleine machte es ihm nach, dann brachte er sie näher an Sams Wange heran und ließ sie seinen Partner ebenfalls küssen, während er es ihr gleich tat.

„Hey, war gar nicht mal so schlecht,“ stellte Sam überrascht fest.

„Naja, ich hab es ihr ja auch quasi vorgemacht.“

„Bring ihr bloß nicht bei, wie man richtig küsst, sonst können wir später der Scharr an Verehrern nicht Herr werden, die zu ihr wollen.“

„Wieso das denn?,“ kam es scheinheilig von Dean. Er wusste worauf Sam hinaus wollte, aber er wollte es zu gern aus dessen Mund hören. Dieser rollte mit den Augen, legte dann sein Kinn auf die Schulter des Kleineren und flüsterte ihm ins Ohr:

„Weil du ein verdammt guter Küsser bist.“ Dean grinste selbstzufrieden.

„Naja…dank jahrelanger Erfahrung hab ich mit dir endlich meine Perfektion erreicht.“ Er drückte seinem Partner einen weiteren Kuss auf.
 

„Hm…und ich freue mich, dass ich diese Perfektion jetzt ganz allein für mich hab.“

„Oh man, das wollte ich nicht wirklich mitkriegen, warum beherberge ich euch zwei Liebestolle überhaupt?,“ machte sich Bobby bemerkbar.

„Weil wir deine Pumpe auf Trab halten,“ erklärte Dean und grinste schelmisch.

„Das kannst du laut sagen. Ich brauch sicher bald Betablocker.“

„Okay, okay. Wir gönnen dir eine Pause. Medikamente sind teuer und wir wollen ja nicht, dass du auf der Straße landest,“ sagte Dean, rückte von Sam weg und setzte sich mit Jenny wieder auf den Boden, um mit ihr zu spielen. Nach all dem Gezeter hatte sie sich das verdient und er selber konnte ebenfalls etwas Ruhe gebrauchen, um sich zu überlegen, was er John sagen würde, wenn er ihn nachher wegen des Colts anrief. Sam schien instinktiv zu spüren, was seinem Partner durch den Kopf ging und meinte daher zu ihrem väterlichen Freund:

„Sag mal Bobby, brauchst du Hilfe bei den Vorbereitungen zu dem „wir sind wieder zusammen“ Dinner?“

„Ja, ihr zwei könntet euch über das Serviertenfalten austauschen,“ neckte Dean die beiden.

„Das wird kein Candlelight Dinner, wenn es eins wäre, würde ich euch zwei Idioten an die Luft setzen.“

„Ach ja und was würde dann hier mit Marcy ablaufen?,“ fragte der Ältere neugierig.

„Kein Kommentar, komm Sam. Las uns mal gucken, was wir Jenny nachher zum Mittagessen und später zum Abendessen machen,“ entgegnete der Bärtige. Während sie zur Küche gingen, hörten sie hinter sich ein „Bow Chicka Wow Wow“ von Dean und Sam musste unfreiwillig lachen, während Bobby nur genervt mit den Augen rollte.

Aussprache mit John

Verwendeter Song:

Wicked - Defying Gravity

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

John hatte nicht viel gemacht, seit Sam ihn aus dem Knast geholt hatte. Lediglich seinen Wagen hatte er geholt. Ansonsten hatte er in seinem Motel gesessen und gewartet. Der älteste Winchester hatte die Beschwörungsformel, jedoch fehlte noch der Colt, bevor er den Dämon töten konnte oder bei dem Versuch starb. Er hoffte, dass seine Jungs ihren Plan in die Tat umsetzten und diese Frau dazu bringen konnten ihnen die Waffe zu überlassen. Denn dann mussten sie sich über kurz oder lang mit ihm in Verbindung setzen. Das war sein Plan B.
 

Nachdem sie zu Mittag gegessen hatten und Jenny nach einem Mords Trara, Dean hatte gegen Sam gestichelt, dass sich jetzt dessen Zickigkeit bei Jenny zeigen würde, endlich in ihrem Bettchen zu Ruhe gekommen war, tigerte Dean in Bobbys Wohnzimmer hin und her. Er hatte sein Handy in der Hand und seine Finger glitten immer wieder über die Rufwahltaste, doch bis jetzt hatte er sie noch nicht gedrückt, wusste er nicht genau wie er das Gespräch mit John beginnen sollte. Ihr väterlicher Freund erledigte noch in der Küche den Abwasch, während Sam auf dem Sofa saß und seinen Partner beobachtete. Irgendwann wurde es ihm zu bunt. Er stand auf und trat vor Dean.

„Wenn du es nicht willst oder kannst, lass mich ihn anrufen,“ schlug er ihm vor.

„Quatsch, natürlich kann ich das. Ich…weiß nur nicht wie ich anfangen soll.“

„Wie wäre es mit „Hallo“?“

„Ha, ha. Sehr witzig.“

„Hey, ich meins ernst. Ich war genau so nervös wie du, als ich Dad angerufen habe, nachdem du nach dem elektrischen Schlag im Krankenhaus lagst, aber nach dem „Hallo“ ging es besser.“

„Du hast ihm aufs Band gesprochen, Sam.“

„Und? Denkst du, dass du ihn diesmal sofort an die Strippe kriegst?“

„Ja, das denke ich. Er will den Colt und wie du gesagt hast, er wird hoffen, dass wir ihn für ihn besorgen.“

„Okay, dann versteh ich dein Problem eh nicht. Er wird das Reden übernehmen.“

„Gott, irgendwie fühle ich mich wie ein Entführer, der wegen der Lösegeldübergabe anruft.“

„Hm…ein wenig ist es ja auch so was.“

„Wie sind wir nur so weit gekommen?“

„Das haben wir John zu verdanken.“ Er strich Dean Mut machend über den Oberarm.

„Ruf ihn schon endlich an. Dein Rumgetigere macht mich verrückt.“

„Okay, okay. Ich tu es.“ Er atmete tief durch und drückte dann die Rufwahltaste.
 

John nahm dann auch schon nach dem dritten Klingeln ab.

„Dean?“

„Ja, ich bins…wir…Marcy hat Bobby den Colt gegeben,“ erklärte er John den Anruf.

„Marcy?“ Diese blöde Frage machte Dean augenblicklich wütend und er war lange über den Punkt hinweg, wo er einfach alles hin nahm was John sagte und tat.

„Bobbys Freundin, bei der du eingestiegen bist, du ignoranter…“

„Reg dich ab. Ich hab mir nicht ihren Namen gemerkt. Ihr habt ihn also. Funktioniert er?“

„Wir haben ihn nicht ausprobiert. Weißt du, mit einem kleinen Mädchen im Haus ruft man nicht einfach einen Dämon herbei. Nicht das wir es hätten tun können, denn du hast die Beschwörungsformel ja aus dem Buch herausgerissen.“

„Ich musste es tun.“

„Ja klar, weißt du, ich will gar nichts darüber hören. Sam und ich, wir sind raus aus der Nummer. Du hast es diesmal echt zu weit getrieben. Deine Geheimnisse und Alleingänge…wir können dir nicht mehr vertrauen.“

„Und was macht ihr jetzt mit dem Colt?“

„Ist das das Einzige, was dich interessiert? Ach, was wundert es mich,“ kam es zynisch von Dean, der sah wie Sams Miene sich von Wort zu Wort, das er mitbekam, verfinsterte. Wenn es möglich wäre, dann hätte der Jüngere sicher bereits durch die Telefonleitung gegriffen, um John eine zu verpassen.

„Jetzt ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt um zu lamentieren, mein Sohn.“

„Natürlich, business as usual.“

„Dein Ton gefällt mir überhaupt nicht.“

„Das ist mir so was von egal.“ Dean hatte vorher nicht gewusst wie es sein würde mit John zu reden, aber er war über sich selbst erstaunt, wie wenig er noch mit dem „braven Soldat“, wie Sam ihn immer nannte, gemeinsam hatte.
 

„Was willst du?,“ kam es nun barsch von John. Er war genervt von dem um den heißen Brei herum Gerede seinen Ältesten. Während seiner Abwesenheit hatte Dean anscheinend vergessen, was er ihm als aller erstes beigebracht hatte. Das präzise und kurzgefasste Schildern von Ereignissen, Problemen und Anliegen. Zeit war nicht nur Geld sondern konnte auch entscheidend sein, wenn es darum ging Leben zu retten.

„Wir haben den Colt, du hast die Beschwörungsformel. Es ist ganz einfach. Du willst den Colt mehr als das wir die Beschwörungsformel wollen. Du hast eindeutig gezeigt, dass du nicht mit uns zusammen arbeiten willst, aber was du angefangen hast, solltest du zu Ende bringen. Also sag mir wo du bist und ich bringe dir den Colt.“

„Ich bin im Knights Inn. 1508 West Russell Street. Zimmer 15.“

„Gut. Ich bin in spätestens einer halben Stunde da.“ Kaum hatte Dean seinen Satz beendet, da hatte John bereits das Gespräch beendet.
 

„Einfach unglaublich,“ kommentierte Dean.

„Jenny schläft noch eine Weile. Bobby kann sicher ein Auge auf sie haben. Wenn wir jetzt los fahren, kommen wir vielleicht zurück bevor sie wieder wach wird.“

„Sam, nein. Es ist besser ich fahre alleine.“

„Den Teufel wirst du.“

„Sammy…“

„Komm mir nicht mit Sammy.“

„Stopp, was soll das? Es ist nicht so, dass ich dich ausschließen will, aber du weißt genau so gut wie ich, dass in der Sekunde in der du über die Schwelle zu seinem Zimmer trittst, ihr euch gleich wieder anfangt zu streiten. Ich habe da keinen Nerv drauf. Das bringt niemanden weiter. Ich werde ihm den Colt alleine bringen.“ Sam sah Dean daraufhin in die Augen und da diese die Spiegel der Seele sind, konnte er in Deans dessen waren Beweggrund erahnen. Sein Partner musste es alleine tun, um für sich mit diesem Kapitel seines Lebens abzuschließen. Musste sich John stellen und sich von ihm los sagen. Plötzlich nickte Sam verstehend und der Ältere lächelte ihn dankbar an.
 

Sam war der Meinung es sei immer noch das Beste, wenn Dean nicht den Impala nehmen würde. Besser zu vorsichtig als doch noch bei der Polizei aufzufallen. Kurz darauf hatte er den Colt an sich genommen. Dann hatte er sich von Sam und Bobby verabschiedet, war in eins der fahrtüchtigen Autos gestiegen und zu der Adresse gefahren, die John ihm genannt hatte. Nun saß er im Wagen vor dem Motel. Mit dem Holzkästchen auf dem Schoß ging er noch ein Mal in sich. Er würde John seine Hilfe anbieten, aber eigentlich wusste er, dass sein Dad das ablehnen würde. Über die wirklich wichtigen Sachen hatte er sie schließlich stets im Unklaren gelassen, weil er sie schützen wollte. So viel verstand Dean. John war kein schlechter Mensch, nur ein miserabler Vater. Obwohl er sie auf seine Weise liebte, was der ältere Bruder nie bezweifelt hatte, waren sie an dem Punkt angekommen, wo sie sich so fremd geworden und soweit von einander entfernt hatten, dass ihre Familie nicht mehr wirklich existierte und dies tat Dean in der Seele weh. Er kannte Johns Beweggründe, wusste aber auch, dass er sie niemals würde nachvollziehen können. Jahre lang hatte er mit mehr oder weniger Erfolg versucht seine Familie zusammen zu halten. Es würde nie wieder so sein wie es war, weil er nicht mehr derselbe war. John hatte einen Weg eingeschlagen, dem Dean einfach nicht folgen konnte. Es war Zeit los zulassen. Er schloss die Augen und erinnerte sich an ein paar schöne Momente, die er mit John nach Marys Tod erlebt hatte. Er hatte ihm sein erstes Bier gekauft, ihm das Lesen und Autofahren beigebracht. Für normale Menschen wichtige Meilensteine. In seiner Familie teilweise vorbelastet von der Notwendigkeit. Jemand musste fahren, damit John schlafen und sie trotzdem durchfahren konnten und vier und später sechs Augen konnten mehr recherchieren als zwei. Trotzdem hatte er die Zeit mit John genossen, in denen er weniger Ausbilder und mehr Vater war. Aber diese wenigen schönen Momente konnten nicht seine verlorene Kindheit aufwiegen. Die Ängste, die er ausgestanden hatte als John das erste Mal verletzt von einer Jagd zurückkam. Das Gefühl der inneren Zerrissenheit, als er das erste Mal getötet hatte, auch wenn es ein Monster gewesen war. John hätte ihn und auch später Sam, diesem nie aussetzen dürfen. Es war Zeit ihn damit zu konfrontieren, nur so würde er damit abschließen können. Er stieg aus und ging zu Zimmer 15.
 

„Ich dachte schon, du wärst an deinem Sitz festgeklebt,“ sagte John, als er ihn nach einem kurzen Klopfen einließ. Offensichtlich hatte er Dean seit seinem Kommen beobachtet.

„Nein, mir ist nur einiges durch den Kopf gegangen.“

„Verstehe.“ Er sah seinen Sohn erwartungsvoll an.

„Oh, ja. Der Colt.“ Er reichte John das Holzkästchen.

„Das ist er also.“ Sein Dad nahm den Colt aus der Schatulle und betrachtete ihn ehrfürchtig. Fast so als wäre er der heilige Gral. Dean selbst schien in dem Moment nur Luft für seinen Vater zu sein. Der ältere Bruder räusperte sich bevor er sagte:

„Wir, also Sam und ich, wir sind nach wie vor der Meinung, dass es das Beste wäre, zusammen zu arbeiten, also wenn du unsere Hilfe…“

„Nein, Dean. Das ist mein Kampf. Ihr würdet mich nur aufhalten.“ Mehr sagte John nicht. Er hatte sich bereits wieder der Waffe und den dazugehörigen Kugeln gewidmet.

„Da du ganz offensichtlich keinen Wert auf unsere Hilfe oder unsere Meinung legst, geschweige denn, dass es dich interessiert, was wir wollen, kann ich ja jetzt wieder gehen.“ Er wollte zur Tür gehen, brachte es doch nicht fertig sich mit John auseinander zusetzen, doch dessen folgende Worte hielten ihn zurück.
 

„Ich bin weder blöd noch blind, Dean. Ich wusste schon sehr früh was ihr zwei wolltet. Sam ein normales Leben und dir war deine Familie immer am wichtigsten. Du brauchst das Gefühl gebraucht zu werden und für andere zu sorgen, das bist du.“

„Ach, wenn du wusstest was wir wollen, warum hast du dich Sam gegenüber quergestellt und ihn vertrieben, unsere Familie kaputt gemacht?,“ verlangte Dean zu wissen.

„Weil es wichtigeres gab. Ich habe euch gebraucht. Ich wollte nicht, dass Sam geht.“

„Er hätte nie den Kontakt abgebrochen, wenn du dich nicht wie Arsch verhalten und ihn aus der Familie verbannt hättest.“

„Dean, es tut mir leid. Ich verspreche dir, wenn ich den Dämon erledigt habe, werdet ihr beide die Möglichkeit haben zu bekommen was ihr wollt. Sam kann wieder ans College gehen. Es gibt da sicher Wohnmöglichkeiten für alleinerziehende Eltern und du, du wirst jemanden finden mit dem du deine eigene Familie gründen kannst.“

„Ich habe schon eine Familie. Sam ist mein Partner und Jenny ist unsere Tochter.“

„Mach dich nicht lächerlich Dean. Ich kenne dich und ich habe nie ein Anzeichen beobachtet, dass du auf Männer stehst.“

„Ich bin mit ihm zusammen, weil ich ihn liebe, nicht weil er mit mir schläft. Der Sex ist phantastisch, ja. Es fühlt sich gut an, aber ich liebe ihn, weil er Sam ist, nicht weil er ein Mann ist.“

„Junge, ich will doch nur das Beste für dich. Das zwischen euch ist die ungesündeste und verrückteste Sache, die ich je erlebt hab. Teilweise ist das vielleicht auch meine Schuld. Das würde ich gerne wieder gut machen, euer Vater sein und daher gebe ich dir einen gut gemeinten Rat. Lass es sein mit Sam. Egal was du glaubst für ihn zu empfinden oder er momentan für dich empfindet, Sam ist und bleibt ein Egoist und über kurz oder lang wird er dir wehtun. Er ist nicht gut für dich. Du bist viel zu abhängig von ihm und er nutzt das aus, solange du für ihn von Nutzen bist und solange er in deinem Leben eine der Art dominante Rolle einnimmt, wirst du niemals glücklich werden.“
 

Mit dieser Aussage hatte er es zu weit getrieben. Wütend holte Dean aus und schlug den völlig überraschten John mit einem gezielten Treffer zu Boden. John blieb sich das Kinn reibend liegen und blickte zu ihm auf. Sein Sohn lachte kalt auf und schüttelte den Kopf. Es ging einfach nicht mehr. Zu lange hatte er um Anerkennung und Liebe von seinem Dad gekämpft und im Endeffekt hatte er fast alles verloren. Seine Kindheit, seine Träume, Sam.
 

Too long I've been afraid of

Losing love I guess I've lost

Well, if that's love,

It comes at much too high a cost!
 

„Das was du eben gesagt hast, das beschreibt ganz genau das was du mit mir gemacht hast. Du hast Sam und mich in dieses verfluchte Jägerleben getrieben. Du warst der einzige zu dem ich aufsehen konnte, mein Vater. Ich wollte wie du sein, alles tun, damit du stolz auf mich bist und du hast dieses blinde Vertrauen, dass ich in dich hatte immer und immer wieder ausgenutzt, damit ich dein gefügiger Soldat wurde, mich um Sam kümmerte, deine Ausrüstung sauber hielt, den Haushalt schmiss. Ich hab alles gemacht, was deine Aufgaben gewesen wären, weil du diesem Ding auf der Spur warst. Das war dir immer wichtiger als deine Kinder. Bist du dir eigentlich bewusst wie sich das auf mich ausgewirkt hat? Das es mich fast kaputt gemacht hat? Du hast meine Kindheit in den Gulli geschüttet und mir dann auch noch das einzige genommen was mir wichtig war, in dem du Sam vertrieben und dich dann später auch selber rar gemacht hast.“
 

„Es tut mir leid, Dean.“ Und das entsprach der Wahrheit. John wusste welche Wirkung Sams Weggang auf Dean hatte. Dieser wusste lange Zeit nichts mit sich anzufangen. Trank viel. Ihm selber ging es nicht anders. Noch dazu mied er seinen Ältesten, weil er den Schmerz in dessen Augen nicht ertragen konnte. John war sich bewusst, dass Dean sich nur auf ihn versteift hatte, ihn als eine Art Held betrachtete, weil er irgendjemanden Reales brauchte, zu dem er aufsehen konnte und das hatte er ausgenutzt. Nachdem Sam gegangen war, hatte John erstmals etwas in Deans Augen gesehen, was vorher nicht da war. Eine winzige Spur von Verachtung und Abscheu, meist wenn Dean getrunken hatte und seine Fassade nicht ganz so undurchsichtig war wie er es gern hätte. John war damals klar geworden, dass sein Junge ihm nie würde verzeihen können, dass er Sam, ein großer Teil von Deans Lebensinhalt, vertrieben hatte. Er versuchte seinen Ältesten noch mehr ins Jagen einzubinden, als wäre es ein Ersatz für Sam, doch es war nie wieder wie vorher zwischen ihnen. Damals hatte er nicht nur Sam verloren, sondern auch Dean.
 

„Du hast meine Familie zerstört und jetzt, wo ich sie wieder habe, willst du es wieder tun, weil es dir nicht passt, aber dass lasse ich nicht zu. Ich bin glücklich mit Sam und Jenny und das lasse ich mir von dir nicht verderben.“

„Eure Beziehung ist nicht normal.“

„Meine Beziehung zu Sam ist das einzig Gute was dem Leben, in das du uns mit reingezogen hast, entsprungen ist. Wenn du gewollt hättest, dass wir normal werden, hättest du uns zur Adoption freigeben sollen.“

„Das konnte ich nicht. Ihr ward alles was ich noch hatte. Ich wollte euch bei mir haben.“

„Ich wollte auch so vieles, aber du hast nicht zugelassen, dass ich es bekomme. Es war nicht wichtig für dich und die Jagd nach dem Dämon, also was spielte es schon für eine Rolle ob Dean die Rolle im Schultheater kriegen könnte, Sam beim Buchstabierwettbewerb gewinnt oder wir an Weihnachten und Geburtstag Kuchen und Geschenke oder wenigstens unseren Dad haben? Sam hatte den Mut etwas für sich selbst zu wollen und das durchzusetzen. Das nehme ich ihm nicht mehr übel. Einmal was für sich zu wollen ist nicht egoistisch. Der Einzige Egoist in dieser Familie bist du, Dad. Ein weniger verkorkster Mensch als ich würde dich wahrscheinlich dafür hassen, aber ich kann es nicht. Ist wahrscheinlich so was wie Stockholmsyndrom oder so. Fakt ist, ich will mir ein neues Leben aufbauen und ich…um ehrlich zu sein weiß ich nicht, ob darin Platz für dich ist.“ Er atmete schwer. Das alles hatte ihn aufgewühlt und eigentlich wollte er jetzt nur noch so schnell es ging zu Sam, Bobby und Jenny. Dorthin wo er sich wohl und geliebt fühlte. Aber er war sich von vornherein bewusst gewesen, dass er ohne dieses Gespräch niemals zur Ruhe kommen würde.
 

„Dann war es das jetzt also?,“ fragte John und klang fast ein wenig wehmütig.

„Ich…ich würde sagen, dass liegt ganz bei dir. Ich hoffe, du wirst den Dämon erledigen und deinen Frieden finden. Wenn du uns, mich und Sam als Paar, akzeptieren kannst und dir sicher bist, dass dir in unserer Gegenwart keine verachtende Sprüche rausrutschen, würde ich dir gerne eine zweite Chance geben, einfach weil du mein Dad bist. Aber wenn nicht, dann lauf uns besser nie mehr über den Weg, denn dann können wir dich nicht gebrauchen.“ Ohne eine Antwort von John abzuwarten, ging Dean zur Tür und verließ das Zimmer. Es war alles gesagt. Die Entscheidungen getroffen und Möglichkeiten aufgezeigt. John wollte es alleine zu Ende bringen, weil er seine Jungs nicht in Gefahr bringen wollte. Das verstand und respektierte Dean, zeigte es doch, dass ein winzig kleines bisschen von dem Vater, den er mal kannte, noch in dem Älteren steckte. Ob dieser überlebte und sich und ihnen nach dem Kampf als Familie noch mal eine Chance geben würde stand in den Sternen. Er hatte seinen Frieden mit John gemacht. Die Tatsache akzeptiert, dass er ihn vielleicht nie wieder sehen würde. Dean war nicht mehr sein braver Soldat. Er war frei, konnte nach vorne blicken und sich erlauben von einer glücklichen Zukunft zu Träumen.
 

It's time to try

Defying gravity

I think I'll try

Defying gravity

Kiss me goodbye I'm

Defying Gravity

And you won't bring me down
 

John seufzte als Dean hinter sich die Tür zuschlug. Er war vielleicht ein klein wenig zu hart gewesen, als er gesagt hatte, dass er mit Sam nie würde glücklich werden können. Aber er wusste, dass er ihn damit gegen sich würde aufbringen können. Seine Jungs hatten nun beide mit ihm abgeschlossen, würden sich sicher nicht mehr in seinen letzten Kampf einmischen. Das ist es was er wollte. Seine Jungs waren sicher und er konnte sich ganz auf den Dämon konzentrieren. Sie konnten ein neues, glückliches Leben anfangen.
 

I hope you're happy

Now that you're choosing this

I really hope you get it

And you don't live to regret it

I hope you're happy in the end
 

Sie empfanden so viel für einander und er würde wahrscheinlich nie dazu kommen, ihnen zu sagen, dass er sich für sich freute. Es war besser, sie hielten sich von ihm fern als das sie an seiner Seite untergingen. Bobby würde gut für sie sorgen. Doch, so war es für alle am Besten.
 


 

Während Bobby in der Küche Kartoffeln fürs Abendessen schälte, war Sam auf dem Sofa eingenickt. Wieder hatte er diesen Traum, in dem Dean an der Decke verbrannte. Doch diesmal war der Traum noch viel realistischer. Der Raum viel detaillierter. *
 

Ein großes, gemütlich aussehendes Bett, der aus Weide gefertigte Wäschekorb an der Tür. Darüber zwei Bilderrahmen an der Wand. Daneben die Kommode mit dem Spiegel, den man vom Bett aus direkt im Blick hatte. Der Nachttisch mit den Fotos drauf. Der in einem warmen Holzton gehaltene Fußboden. Der schon etwas ausgetretene Bettvorleger. Die Fensterzeile über ihrem Bett, das große Fenster gegenüber der Tür, von wo aus man einen herrlichen Blick in den Wald hatte, der momentan vom Abendrot eingehüllt war. Neben ihm Mary.

„Hübsch habt ihrs hier. Wie lange ihr hier wohl gewohnt habt, bevor das unvermeidliche passiert?“ In diesem Moment brach das Feuer aus. Sam spürte die Hitze, sah Dean an der Decke. Die Flammen spiegelten sich in dem Spiegel über der Kommode. Der Geruch von verbranntem Fleisch stieg ihm in die Nase. Irgendwo hinter sich konnte er Jenny schreien hören. Neben sich noch immer Mary.

„Dein Traum von einer gemeinsamen Zukunft wird immer in diesem Szenario enden. Du kannst Dean nicht davor bewahren. Selbst wenn euer Vater den Dämon tötet. Es wird andere geben, die ihm folgen werden. Wenn du bei Dean bleibst, wird er qualvoll sterben, wie Jessica, wie ich. Noch immer haftet der Fluch auf der Winchester-Familie. Über kurz oder lang wird Dean an der Decke enden.“

„Nein, nein…“

„Du wirst niemals dauerhaft glücklich sein. Du kannst nicht ständig auf ihn aufpassen. Du wirst ihn verlieren und enden wie dein Vater.“

„Nein!“ Die Hitze war nun fast unerträglich. Jenny weinte noch immer. Sam wollte sterben, wollte nicht ohne Dean sein, doch seine Tochter brauchte ihn.

„Du wirst sie aus ihrem Bett holen, die Feuerwehr bei ihrer Arbeit beobachten ohne wirklich in deinem Körper zu sein und all die Liebe, die du in dir hast, wird von der Dunkelheit des Hasses vertrieben. Du wirst Jenny das gleiche antun wie euer Vater euch. Du wirst rastlos und von Rache besessen umherziehen und nach dem Dämon suchen, der Dean getötet hat. Deine Tochter hat keinen Bruder, der sie vor der Welt beschützt und ihr Liebe gibt, wenn du es nicht mehr vermagst. Du hattest so ein Glück Dean zu haben, sonst wärst du viel eher abgehauen und hättest John richtig gehasst. Jenny wird dich hassen und irgendwann verschwinden, wenn sie alt genug ist für sich selbst zu sorgen. Du wirst alles verlieren und alle ins Unglück stürzen, wenn du bei Dean bleibst.“

„Nein, nein, das ist nicht wahr….“

„Doch…aber verlässt du ihn, kann er überleben. Er ist kein Winchester. Er ist nicht verflucht. Lass ihn sich um Jenny kümmern. Lass ihn los, um ihn zu retten.“
 

„NEIN!“

„Mach schon Junge, komm zu dir!,“ erklang Bobbys Stimme neben ihm und riss ihn aus diesem Alptraum. Er schreckte hoch und spürte wie sein erschrockener väterlicher Freund ihm beruhigend über die Schulter strich. Sam atmete schwer.

„Alles in Ordnung? War das eine von deinen…Visionen?“

„Nein, hab nur schlecht geträumt.“

„Das muss ja ein furchtbarer Alptraum gewesen sein. Du hast wie am Spieß immer wieder „nein“ geschrien. Wenn du darüber reden willst…“

„Ich…ich hatte den Traum schon einige Male, nur war es noch nie so real wie diesmal. Ich…ich hab Dean an der Decke…wie Mum und Jessica…“

„Ich verstehe. Als ich angefangen habe darüber nachzudenken, ob ich mit Marcy ausgehen sollte, hatte ich auch Alpträume in denen sie in der Situation wie meine verstorbene Frau war. Bei deiner Vorgeschichte ist es ganz normal, dass du Angst davor hast, dass sich die Geschichte wiederholt. Aber Dean ist nicht wie eure Mum und deine Freundin. Ihr werdet immer wachsam sein. Euch passiert nichts und hier bei mir seid ihr sowieso sicher. Wenn ihr irgendwann eine eigene Wohnung habt, helfe ich euch gerne, sie auf den gleichen Sicherheitsstandard zu bringen wie mein Haus. Wenn ich das alles vorher schon gehabt hätte…dann…“

„Nein, Bobby. Du warst Zivilist, du wusstest nichts von Monstern und Dämonen und du kanntest auch niemanden der damit Erfahrung hatte. Mach dir deswegen keine Vorwürfe.“

„Manchmal kommt es einfach hoch, aber du hast Recht. Ich sag dir was, Sam. Uns beiden wird so was nicht noch mal passieren. Wir schützen unsere Familie so gut wir können.“
 

„Bobby…was ist, wenn meine Familie verflucht ist. Ich meine Mum und Jessica…“

„Der Dämon hat es auf eure Familie abgesehen. Ich weiß nicht warum, aber es ist wohl kaum abstreitbar. Aber das bedeutet nicht, dass Dean das gleiche passieren wird. John und du…ihr wart unvorbereitet. Dein Vater wusste nichts über das Übernatürliche und du…“

„Ich wusste darüber Bescheid. Ich hätte sie besser schützen müssen. Aber ich war unvorsichtig und dumm genug, zu denken, dass, nur weil ich mit dem Jagen aufgehört habe, das Übernatürliche auch mit mir abgeschlossen hat. Ich habe davon geträumt und sie trotzdem alleine gelassen. Ich…“ Klatsch. Bobby hatte ihm eine leichte Ohrfeige gegeben.

„Komm raus aus diesen Gedanken. Selbst wenn du dageblieben wärst…du wusstest doch nicht wie man ihn aufhalten kann. Du hättest sie nicht retten können. Der Dämon hätte euch beide getötet.“

„Ich hätte Dämonenfallen…“

„Nein, du hast erst was über Dämonenfallen erfahren, als wir bei Pastor Jim deinen Dad exorziert haben. Und dass Jessica und deine Mum von einem Dämon getötet wurden, hast du auch erst nach dem Tod deiner Freundin erfahren. Trotz deiner Vorkenntnisse warst du damals viel zu unerfahren als das du was hättest ausrichten können. Du wärst mit ihr gestorben. Du hättest Jenny nie kennen gelernt. Dein Bruder…wenn er dich verloren hätte…er wäre innerlich auch gestorben. Sam, du musst das hinter dir lassen. Dein Dad hat die Chance dem Ganzen ein Ende zu setzen.“

„Und wenn er es nicht schafft?“

„Dann leben wir trotzdem weiter. Du hast da mit Dean was Wunderbares. Mehr als ein Jäger je zu hoffen vermag. Ihr könnt euch was aufbauen und ich werde euch helfen, damit eure Umwelt so sicher wie möglich wird. Ich sag dir Sam, euer Haus wird so sicher sein, dass es wahrscheinlicher ist, dass Dean die Leiter runter fällt, als dass euch ein Dämon angreift.“

„Danke Bobby.“, beruhigt und wieder etwas mutiger umarmte er den Bärtigen kurz.

„Keine Ursache.“ Kurz darauf erklang Jennys „Ich bin wach“ Ruf von oben und holte Sam wieder in den Alltag zurück. Es würde alles gut werden, hoffte er.
 


 

Es war fast 18 Uhr als Dean wieder bei Bobby ankam. Er war noch eine ganze Weile rum gefahren nachdem er John im Motel zurück gelassen hatte. Seine Gefühle waren ein einziges Chaos. Obwohl er John die Meinung gegeigt hatte und eigentlich mit dem Kapitel seines Lebens nun abschließen könnte, fühlte er sich noch immer wütend. Es war wegen dem was sein Dad über Sam gesagt hatte. Oh wie sich John doch irrte. Davon war Dean felsenfest überzeugt. Zusammen mit Sam bildete er eine Einheit. Sie waren ein super Team. In so ziemlich allen Belangen, sowohl als Paar, als auch als Eltern und Brüder. Natürlich stritten sie sich, aber das war normal.
 

Together we're unlimited

Together we'll be the greatest team

There's ever been
 

Zusätzlich war er aber auch traurig und besorgt. Dieses Treffen war eine Art Abschied gewesen, vielleicht für immer. Und auch wenn er sich schon lange von John distanziert hatte, so ließ es ihn dennoch nicht kalt, dass sein Dad nun wahrscheinlich wirklich aus seinem Leben verschwinden würde. Dean war aber vor allem erschöpft. Die Begegnung mit John hatte ihm viel Kraft gekostet. So fiel er Sam, der einen Wagen auf den Schrottplatz fahren gehört und hinaus geeilt war, praktisch in die Arme, nachdem dieser ihn an dem Auto, mit dem er zu seinem Dad gefahren war, in Empfang nahm. Der Jüngere drückte ihn an sich und streichelte ihm sachte über den Rücken. Er war etwas unsicher was Dean brauchte bzw. wie viel und welche Form des Trosts oder Zuspruchs er zulassen würde. Doch brauchte er selbst in dem Moment den Kontakt. Noch immer steckte ihm dieser Horror Alptraum in den Gliedern. Sam hatte alles richtig gemacht. Dean schmiegte sich an ihn und nahm ihn mit allen Sinnen war. So löste sich seine Anspannung langsam und auch die von Sam verschwand.

„Ich bin bei dir, Dean. Ich liebe dich. Egal was es ist, wir kriegen das hin.“ Dean wusste ja nicht, dass Sam damit nicht nur das Zusammentreffen mit John meinte.
 

There's no fight we cannot win

Just you and I

Defying gravity

With you and I

Defying gravity

They'll never bring us down!
 

Diese Worte liefen bei Dean runter wie Öl. Genau das hatte er hören wollen. Er löste sich ein Stück von seinem Gegenüber und ihre Blicke trafen sich. Dean lächelte leicht, ehe er sagte:

„Ich liebe dich auch Sammy.“ Dann trafen sich ihre Lippen zu einem sanften Kuss.
 


 

* http://imageshack.us/photo/my-images/862/masterbedroomremodeldes.jpg/

Letzte Chance für Alaistair

Sie standen noch eine Weile bei dem Auto, bevor sie schließlich in einvernehmlichem Schweigen ins Haus gingen. Der Colt war nun in den Händen ihres Dads, so viel stand fest. Sam wollte zu gerne wissen, was sein Bruder mit John besprochen hatte, doch er wollte den Älteren nicht drängen und so schluckte er seine Neugier herunter und hoffte darauf, dass sein Partner eher früher als später redete. Nachdem sie sich umarmt hatten, wirkte Dean gelöster, irgendwie in seiner Entscheidung gefestigter und das war das Wichtigste. Gemeinsam gingen sie ins Haus zurück, um die Zeit bis zum Abendessen mit ihrer Tochter zu verbringen. Nachdem Gespräch mit Bobby hatte sich Sam wieder beruhigt und wollte Dean nicht zusätzlich auch noch mit seinem dämlichen Traum belasten.

Der Jüngere beobachtete seinen Partner zufrieden, während sie mit Jenny spielten, oder es zumindest versuchten. Nichts schien sie wirklich zu interessieren und über längere Zeit beschäftigen zu können. So hatten sie alle Hände voll zu tun. Sam konnte gerade eben noch verhindern, dass seine Tochter einen Bauklotz durch den Raum warf. Dean hatte ähnliches Glück. Bei seinem Versuch ihr was vorzulesen, hatte die Kleine ihrem überraschten Vater das Buch aus den Händen geschlagen, weil sie sich langweilte, und er hätte sich fast am Papier geschnitten.

Jetzt wurde es Sam zu bunt. So schwer es ihm auch fiel sie zu bestrafen, jetzt wurde es Zeit es zum ersten Mal zu tun, sonst würde sie ihnen irgendwann auf der Nase rumtanzen. Ohne weitere Vorwarnungen nahm er das bockige kleine Mädchen auf den Arm, trug das wild strampelnde Wesen unter lautstarkem Protestgeschrei ihrerseits die Treppe hoch und setzte sie in ihr Bettchen.

Dean blickte ihm fragend hinterher.

„So, Auszeit für dich, Jenny!“

„Wuäh!!!!!!!!!“

„Das hilft dir jetzt auch nicht. Da du nicht mit uns spielen willst, darfst du dich jetzt gerne allein beschäftigen!“ Er wusste, dass ihre Kleine nicht jedes Wort verstand, aber die Botschaft würde schon noch ankommen.

„Wuähhh, wuäh!!!!!!!!!!“
 

Die quengelnde Einjährige in ihrem Zimmer zurücklassend kam er einige Minuten später wieder ins Wohnzimmer.

„Ich weiß nicht was sie heute hat,“ sagte er entschuldigend zu Bobby, der gerade hereingekommen war, um Wodka für die Sauce aus dem Barfach zu holen. Er hatte bereits mit dem Kochen begonnen. Marcy hatte ihn in ihrer Mittagspause angerufen und sich für gegen halb acht angekündigt.

„Kein Grund sich zu entschuldigen,“ meinte der Bärtige. Im Hintergrund war das gedämpfte Gebrüll von Jenny zu hören.

„Das Geschrei muss dich doch nerven,“ entgegnete Sam und kniete sich neben Dean, der auf dem Boden saß und Jennys Spielsachen wegräumte.

„Jedes Kind ist mal schlecht drauf, und im Vergleich zu meinem Jägeralltag, ist sogar ein quengelndes Kleinkind noch eine willkommene Abwechslung.“

„Trotzdem würde ich gerne wissen, was sie heute geritten hat.“

„Vielleicht wollte sie etwas von uns und wir haben es nicht verstanden, weil ihre Möglichkeiten sich mitzuteilen noch sehr beschränkt sind,“ meinte Dean.

„Hm…dann war das Bauklotz werfen eine Art, um uns zu sagen, dass wir auf der falschen Spur sind?“

„Schätze schon. Wenn ich so darüber nachdenke, war sie die ganze Zeit nicht sonderlich daran interessiert mit uns zu spielen, nachdem ich zurück war.“

„Aber vorher hab ich doch mit ihr gespielt, da hat sie sich nicht wie ein kleines Monster aufgeführt.“

„Sie hat auf gehört zu schreien, vielleicht seht ihr mal nach ihr. Ich muss mich jetzt weiter um den Fisch kümmern,“ sagte Bobby und verschwand mit der Wodkaflasche in der Küche.
 

Die beiden Brüder folgten dem Rat ihres väterlichen Freundes und gingen nach oben.

Jenny saß bedröppelt in ihrem Bettchen.

Dean lachte. Sam sah ihn verwirrt an.

„Sieh sie dir an, Sammy. In ihrem Gitterbettchen sieht aus wie eine kleine Gefängnisinsassin. Sollen wir ihr eine Feile besorgen?“ Sam lachte nun ebenfalls.

„Pa-pa, Din!,“ quiekte die Kleine, stand auf und streckte ihnen ihre Ärmchen entgegen.

Sam trat an ihr Bettchen und nahm sie auf den Arm.

„Was machen wir nun mit dir?,“ fragte er seine Tochter. Jenny gab ihm einen sabberigen Babykuss.

„Hm…du willst jetzt also wieder lieb sein zu uns?“ Wieder bekam er ein feuchtes Küsschen.

Dean gesellte sich zu den beiden und gab seiner Sabberschnute ein Küsschen und streichelte ihr dann durchs Haar. Sie gab einen zufriedenen Laut von sich.

„Soll das heißen, dass deine bockige Phase vorbei ist?“ Wieder gab sie ihm ein unbeholfenes Küsschen. Erleichtert seufzte Sam und streichelte ihr über die Wange. Dean jedoch lachte bei Sams Worten auf. Sein Partner war ja so naiv in manchen Dingen.

„Was?,“ fragte der Jüngere. Der Kleinere Winchester warf ihm einen „Ist das dein Ernst“ -Blick zu. Sam seufzte als er verstand.

„Das wird wohl noch häufiger vorkommen, oder?“

„Gut erkannt Watson,“ sagte Dean zu seinem Partner. Dieser nickte und gab Jenny einen Pustekuss auf die Wange, während Dean ihr über den Rücken streichelte.

„Hey, warum bin ich der Sidekick?,“ wollte Sam dann wissen.

„Ist das nicht offensichtlich?“ Der Jüngere stöhnte genervt.

„Ja, klar. Du bist der Ältere.“

„Bingo!“

„Was hab ich gewonnen?“ Als Antwort darauf bekam er einen liebevollen Kuss von Dean.
 

Sie genossen ihre Familienzeit. Nach einer Weile hatte Jenny offensichtlich ausgeknuddelt.

„Na-ne“, verlangte sie nach etwas zu Essen.

Gemeinsam gingen sie nach unten, um zu sehen wie weit Bobby mit dem Kochen war.

Der Ältere hatte für Jenny schon Kartoffeln und Möhren zerdrückt und da keiner der Männer ein weiteres Wutgeschrei riskieren wollte, fing Sam schon mal an sie zu füttern.

Dean versuchte unterdessen von der Soße zu naschen und fing sich von Bobby einen Schlag mit dem Kochlöffel auf die Hand ein. „Finger weg“, schimpfte der mit einem kaum zu unterdrückenden Grinsen.

„Muss doch kosten, ob es gut genug ist!“, schmollte der ältere Winchester.

„Deck lieber den Tisch, damit wir gleich essen können. Marcy müsste jeden Augenblick kommen.“

Grummelnd tat der wie ihm geheißen.

„Dein Din ist eine Naschkatze“, erklärte Sam seiner Tochter und schob ihr einen weiteren Löffel in den Mund.

Gleich darauf klingelte es an der Tür. Marcy hatte es in Rekordzeit vom Baumarkt hierher geschafft.
 

Das Abendessen verlief harmonisch. Bobby hatte sich selbst übertroffen und selbst Dean, der eigentlich nicht der größte Fischliebhaber war, nahm sich eine zweite Portion.

Das Gespräch drehte sich nur um die Alltäglichkeiten des Lebens. Niemand erwähnte den Colt oder John, und so konnte nichts die gute Stimmung trüben. Marcy hatten ihnen einen Aushang von einer zum Vermieten angebotenen Wohnung mitgebracht. Er hatte im Supermarkt an der Biete/Suche-Pinwand gehangen.

„Bobby hat gestern erwähnt, dass ihr euer eigenes Nest bauen wollte, da habe ich gedacht, ihr könntet sie euch ja mal ansehen. Das Wohnhaus liegt schön im Grünen und ist gerade frisch restauriert worden. Vielleicht ist das ja was für euch,“ erklärte Bobbys Freundin.

„Danke, klingt gut,“ sagte Dean. Es passte irgendwie gerade super ins Konzept. Sie wollten sesshaft werden und suchten eine Wohnung. Es wurde eine Wohnung angeboten. Sollte das ein Wink des Schicksals sein?

„Aber ich denke mal, dass ihr euch beeilen müsst mit der Besichtigung. Bei so einer guten Lage gehen die Wohnungen sicher so schnell weg wie gratis Donuts,“ meinte Marcy.

„Okay, wir haben morgen nichts vor. Wollen wir sie uns am Vormittag ansehen, was meinst du Sam?,“ fragte er seinen Partner, der etwas abgelenkt war, da Jenny gerade hustete, weil der Happen, den sie geschluckt hatte zu groß war.

„Häh?...Oh…Wohnungsbesichtigung…richtig. Ja, klar können wir das morgen machen,“ stimmte Sam schließlich zu.

„Nochmals danke, Marcy,“ sagte der Ältere.

„Kein Problem.“ Anschließend widmeten sie sich dem Wackelpudding, den Bobby zum Nachtisch gemacht hatte.
 

Nun waren die Brüder oben, um Jenny ins Bett zu bringen und Marcy half Bobby beim Abwasch.

„Bobby?“

„Ja?“

„Ich hab bis jetzt nichts wegen des Colts gesagt und ich werde auch nicht fragen, was ihr damit macht oder gemacht habt, aber versprich mir eins. Sag mir Bescheid bevor du etwas Gefährliches unternimmst, damit wir uns vorher von einander verabschieden können.“

„Ver…verabschieden?“

„Oh…nein, nein. Nicht was du denkst, nur…mein…mein verstorbener Mann…,bevor er zu seinem letzten Einsatz aufgebrochen ist konnten wir uns nicht von Angesicht zu Angesicht von einander…verabschieden, weil ich bei meinem Vater war, als er überraschend einberufen wurde und…du weißt, der Einsatz…es hat nicht gut geendet…ich…ich würde mich einfach wohler fühlen…“

„Sch…alles was du willst. Jedes Ritual, dass es dir einfacher macht…machen wir.“

„Bobby…“ Sie lehnte sich gegen ihn und er ließ den Abwasch Abwasch sein, drehte sich zu ihr und umarmte sie.
 

Nachdem die Brüder Jenny ins Bett gebracht hatten, kamen sie wieder runter ins Wohnzimmer, wo ihr väterlicher Freund gerade Kaffee servierte. Sie redeten wieder nur über Belangloses. Es war irgendwie genau das, was sie alle nach diesem Tag brauchten.

Gegen elf fand Marcy es wäre Zeit, nach Hause zu fahren. Am nächsten Tag hatte sie wieder Frühschicht. Ihr Freund brachte sie noch zur Tür.

Bobby hörte, wie Dean hinter seinem Rücken neckische Kussgeräusche machte, hielt es aber für besser, es zu ignorieren. Musste jedoch lachen, als er mitbekam, dass der ältere Winchester deswegen von Sam einen Klaps auf den Hinterkopf bekam. Marcy lachte ebenfalls herzlich.

Nachdem der Größere seinen Bruder mit den leeren Kaffeetassen in die Küche dirigiert hatte, gab sie Bobby einen wundervollen Gute Nacht Kuss und machte sich dann auf den Heimweg.
 

Der bärtige Jäger füllte für seine Jungs und sich noch einen Schlummertrunk ein und brachte die Gläser in die Küche, wo seine Ziehsöhne darüber diskutierten, ob sie die Tassen noch heute oder erst morgen nach dem Frühstück spülen sollten.

„Dean hat Recht. Lass die Tassen stehen. Ich hab noch genug für morgen früh.“ Sofort setze Dean sein markantes Siegerlächeln auf, was Sam mit den Augen rollen ließ. Sie nahmen Bobby jeweils ein Glas ab und dann stießen sie wortlos an. Es wusste ohnehin jeder worauf. Nun, da sie John den Colt überlassen hatten, wollten sie einen Neustart wagen und das Jägerbusiness langsam beenden. Keiner von ihnen ahnte, was sich just in dem Moment rund um sie herum zusammen braute.
 

Sie wollte ihn sehen und er wusste nicht, ob er sich freuen oder bestürzt sein sollte. Er hatte noch immer keinen verwertbaren Fortschritt bei dem Winchester erzielt.

Ein niederrangiger Dämon öffnete ihm die Tür zu der Hotelsuite in der Lilith momentan residierte. Scheinbar war sie auf Luxus aus. Sie war in den Körper eines weiblichen, singenden und schauspielernden Teenieidols geschlüpft. Er würde glatt noch ein Mal in die Hölle kommen für dass, was er gerne alles mit Lilith in dem minderjährigen Körper anstellen wollte. Allerdings rechnete er sich diesbezüglich nicht wirklich Chancen aus. Alaistair trat über den schmalen Flur hinüber in den kleinen Konferenzraum. Dort saß sie an dem langen Konferenztisch, den sie zu einer Dinnertafel umfunktioniert hatte.

„Alaistair, komm und setz dich zu mir.“ Ihre Stimme klang bittersüß und ihm schwante nichts Gutes. Dennoch setzte er sich an ihre rechte Seite. Wie passend, war er doch ihre rechte Hand.

„Wir haben Grund zu feiern. John Winchester ist im Besitz des Colts und wird ihn demnächst benutzen. Wir müssen nur noch seinen „oh mein Gott, ich bin an einem Wendepunkt in meinem Leben“-Moment abwarten. Wie steht es bei dir, denkst du, du hast Anrecht mit mir zu dinieren?“ Sie sah ihm in die Augen. Sie anzulügen wagte er sich nicht, also antwortete er:

„Nein, Herrin.“

„Und warum ist dem so?“

„Ich…ich habe die Hülle für euren Vater noch nicht beschaffen können.“

„Immer noch nicht? Da frage ich mich doch, ist diese Aufgabe zu schwer für dich oder gibst du dir nur nicht genug Mühe?“ Ihr Blick und ihre Stimme waren eiskalt und wie von Geisterhand blieb ihm kurz, schmerzhaft die Luftweg, als sie sporadisch begann seine dämonische Seele aus seiner menschlichen Hülle zu ziehen.

„Ich gebe mir nicht genug Mühe.“

„Dann solltest du das ändern. Ich bin es satt zu warten. Weißt du, einen kleinen Sieg mit einem gut zubereiteten Baby à L`Orange zu feiern, ist nur halb so köstlich, wenn ich es alleine tun muss. Es wird bitter, wenn ich dich bestrafen muss. Ich will es nicht tun, du weißt wie gerne ich all das mit dir teile, aber es scheint so, als lässt du mir keine andere Wahl.“ Wieder fügte sie ihm Schmerzen zu.
 

„Herrin,“ brachte er flehend heraus.

„Ja, Alaistair? Gibt es etwas, dass du mir sagen willst?“

„Bitte, gebt mir noch eine letzte Chance. Ich glaube, ich weiß, wo die Schwachstelle in meinem Plan ist. Ich kann das abstellen und meine Aufgabe erfüllen.“

„Das wollte ich hören.“ Sie hatte sich erhoben und stand nun neben ihm. Sie hob sein Kinn und blickte ihn mit weißen Augen an.

„Wenn du mich nochmal enttäuschen solltest, wirst du für den Rest dieses Jahrtausends kein Tageslicht mehr zu sehen kriegen und dein Recht an meiner Seite zu dienen, verlieren.“

„Oh, bitte nicht.“

„Deine Hülle sieht verführerisch aus, wenn du bettelst. Ich denke, ich werde dir etwas geben, dass dich daran erinnert was für dich auf dem Spiel steht.“ Sie gab ihm einen brutal-harten Kuss und er stöhnte genüsslich.

„Sieh das als Ansporn an, nicht zu Versagen.“

„Ja, Herrin. Danke.“

„Und jetzt geh mir aus den Augen, damit ich in Ruhe mein Essen genießen kann.“
 

Dieser Aufforderung kam Alaistair augenblicklich nach. Er stieg in den nächsten Fahrstuhl und fuhr hinauf aufs Dach. Er musste nachdenken. Während Lilith ihn malträtiert hatte, war ihm eine Idee gekommen. Er hatte Sam Winchester die ganze Zeit über nur mit Worten und Bildern bedroht. Aber er musste einen Schritt weiter gehen. Die Römer hatten die Gefahr die von den Karthagern ausging auch unterschätzt, bis es dann hieß Hannibal ante portas. Er musste den Winchester mit seiner Angst quasi direkt vor seiner Haustür konfrontieren. Allerdings waren da noch diese verflixten Engel. Solange er unsichtbar blieb konnten sie seine Dämonenspur nicht erkennen, da sie durch das Engelsmojo, das er von Zacharias erhalten hatte, neutralisiert wurde. Aber er musste sich als Dämon zu erkennen geben, sonst würde er den Winchester nie in die Position kriegen, in der er ihn brauchte. Er ging in Gedanken durch, was er über Engel wusste. Dann ging ihm ein Licht auf. Diese stümperhaften Dämonen, die Azazel ausgeschickt hatte, um das Baby zu töten, waren immer direkt im Kinderzimmer erschienen, so dass die Engel sie unschädlich machen konnten. Die Jäger hatten nie was davon mitbekommen. Engel durften sich den Menschen nicht offenbaren. Das himmlische Geflügel pochte doch tatsächlich auf Geheimhaltung. Wenn er sich also den Winchesters direkt zeigen würde, konnten die Engel nicht eingreifen. Das war das Schlupfloch. Sein Weg zum Erfolg. Jetzt brauchte er nur noch eine geeignete Hülle. Irgendwas mit Stil, etwas das ins Bild passte. Er würde schon den richtigen Menschen finden. Aber vorher, musste er noch zu einer Wohnungsbesichtigung…
 


 

Etwas später machten sich die Brüder fertig für die Nacht. Dean lag schon im Bett als Sam in ihr Zimmer kam. Er hatte noch einmal nach Jenny gesehen, die tief und fest schlief. Lächelnd betrachtete er seinen Partner, der sich nicht so ganz sicher zu sein schien, ob ihm für die Nacht die dünne Decke reichen würde oder er doch noch zusätzlich die Überdecke nehmen sollte. Schließlich entschied er sich für die Überdecke.

„Steh da nicht so dumm rum und starr mich an. Komm ins Bett,“ meinte er dann zu Sam. Dieser gehorchte aufs Wort.

„War ein langer Tag,“ meinte er, nachdem er sich an den Älteren gekuschelt hatte.

„Ja und ich bin froh, dass er vorbei ist.“

„Ich bin richtig stolz auf uns, dass wir herausgefunden haben was mit Jenny los war.“

„Ja, wir sind schon ein gutes Team,“ stimmte Dean zu. Ihm kamen Johns Worte ins Gedächtnis und er schüttelte leicht den Kopf.

„Er hat so was von unrecht,“ murmelte er während er herzhaft gähnte.

„Wer hat unrecht?,“ fragte Sam.

„Oh, hab ich das eben laut gesagt?“

„Ja,“ antwortete der Jüngere nur. Da es offensichtlich war, dass Dean das nicht hatte sagen wollen, unterließ er es noch mal nachzufragen. Stattdessen schaltete er das Licht aus und gab seinem Partner einen kleinen gute Nacht Kuss.
 

Dean war überrascht, dass Sam nicht nachbohrte. Er schloss die Augen, doch nach einer Weile öffnete er sie wieder. Er lauschte auf Sams Atmung. Es klang nicht so als würde er schon schlafen. Irgendeine kleine Stimme in Dean sagt ihm, dass es besser für ihn wäre, wenn er mit Sam über John reden würde. Während er die Augen geschlossen hatte, hatte er versucht die Stimme zu überhören, doch letztlich gewann sie. Er würde nicht ins Detail gehen, aber das wesentliche sollte Sam wissen. Da er sich sicher war, dass sein Bruder noch wach war, fing er einfach an zu reden.

„John wird es alleine machen. Er will uns nicht in Gefahr bringen.“

„Hm,“ kam es von Sam als Zeichen dafür, dass er verstanden hatte und zuhörte.

„Ich hab ihm gesagt, dass er ein Egoist und schlechter Vater ist.“

Wieder ein „Hm“.

„Aber wenn er wirklich ein richtiger Vater werden will und uns akzeptiert, wenn die Sache mit dem Dämon wie geplant verläuft, würde ich ihm gerne die Chance dazu geben.“

„Okay.“

„Er hat jede Menge Mist über uns gesagt, aber er irrt sich. Er kennt uns gar nicht richtig. Wir sind nicht mehr die Jungs, die er quer durchs Land reisend aufgezogen hat, entsprechen nicht mehr dem oberflächliche Eindruck, den er von uns hat.“

„Ich weiß.“

„Ich liebe dich, Sammy.“ Der Jüngere nickte und gab dem anderen einen Kuss. Er war froh, dass Dean sich ihm mitgeteilt hatte. Ihn nicht zu drängen funktionierte tatsächlich.

Bald darauf waren die beiden eingeschlafen.

Annas Lauschangriff

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Hausbesichtigung des Grauens

Nachdem Frühstück kramten sie ihre Jacken raus. Draußen waren es höchstens zehn Grad. Bobby hatte vorhin die Nachrichten im Radio gehört und die Leute vom Wetterbericht waren auch ziemlich überrascht von dem plötzlichen Temperatursturz. Die Brüder wollten gleich zur Wohnungsbesichtigung aufbrechen. Sam hatte kurz zuvor bei dem Maklerbüro angerufen und einen Termin für halb elf bekommen.

„So, bleibt nur noch eins zu klären,“ sagte Dean, während er sich die Schuhe anzog.

„Ja, nehmen wir Jenny mit?,“ las Sam seine Gedanken.

„Bist du pro oder contra?,“ wollte der Ältere wissen.

„Ich finde, wir sollten sie hier lassen, wenn Bobby nichts dagegen hat. Dann ist das ganze Prozedere wahrscheinlich unkomplizierter.“

„Okay, klingt vernünftig. Ich geh schnell Bobby fragen, ob er auf sie aufpassen kann.“ Er gab Sam, der nun ebenfalls auf dem Bett saß, um sich seine Schuhe anzuziehen, einen kurzen Kuss auf die Wange und war dann auch schon aus dem Zimmer verschwunden. Der Größere lächelte. Sein Bruder war wegen der Wohnung sehr enthusiastisch.
 

Als er einige Minuten später nach unten kam, erwartete ihn Dean bereits im Flur.

„Bobby passt gerne auf sie auf. Gib ihr schnell noch einen Kuss und dann lass uns los,“ informierte er seinen jüngeren Bruder.

„Hetz doch nicht so. Wir haben genug Zeit, um pünktlich zu unserem Termin zu kommen.“ Er trat in die Küche, wo Jenny mit einem Löffel auf die mittlerweile gespülte Pfannkuchenteigschüssel schlug.

„Oh das wird Dean gefallen,“ kommentierte Sam Jennys musikalische erste Schritte.

„Oh ja und wer weiß, Rick Allen kann immer eine linke Hand brauchen,“ scherzte Bobby.

„Ich glaub zwar nicht, dass Def Leppard noch mal auf Tour gehen, wenn Jenny alt genug ist, aber vielleicht macht sie mal ihre eigene Band auf.“ Er kniete sich neben seine Tochter, die nun zusätzlich zum laienhaften Getrommel auf die Schüssel irgendwas vor sich hin brabbelte.

„Sei schön lieb zu Onkel Bobby. Dein Din und ich sind bald wieder da.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Wange.

„Komm schon Sammy oder ich fahre ohne dich,“ rief Dean aus dem Flur nach ihm.

„Viel Spaß, aber ich hab die Adresse!,“ informierte Sam ihn.

„Mistkerl!“

„Idiot! Bis nachher Bobby.“ Mit diesen Worten verließ der Größere die Küche.

„Deine Dads sind beide ein bisschen verrückt,“ meinte der Bärtige zu seinem Patenkind.

„La-la, O-by!“

„Ich werde garantiert nicht singen.“

„La-la,“ kam es nun bestimmter von ihr. Er ging vor ihr in die Knie.

„NEIN!“ Sie guckte verdutzt.

„Ni, la-la?“

„Meinetwegen. Lass deine Onkel Bobby nur schnell seine zwei Freunde Ohro und Pax holen.“ Er hoffte, dass die Jungs bald wieder zurück kommen würden.
 

„Hier ist es. Leadale Avenue,“ sagte Sam, als sie ihr Ziel erreichten.

„Da wartet auch schon die Maklerin, wie es aussieht,“ entgegnete Dean, während er den Wagen abstellte.

„Dann mal los.“ Sie stiegen aus und die übereifrige Maklerin kam sofort auf sie zu.

„Sie müssen die Winchesters sein. Ich bin Abigail Forbes.“ Sie hatten gemeinsam entschieden, dass Sam ihren richtigen Namen nennen sollte, schließlich wollten sie sich ein normales Leben aufbauen. Da sie ein Paar waren, ging sie nun wahrscheinlich davon aus, dass sie beide den gleichen Nachnamen hatten. Scheinbar griff da der Automatismus.

„Ja, wir hatten vorhin telefoniert,“ sagte der Jüngere und schüttelte ihr kurz die Hand.

„Nette Gegend,“ sagte Dean, nachdem er ihr ebenfalls die Hand geschüttelt hatte.

„Ja, perfekt für ihre kleine Familie, aber wie ich sehe, haben sie ihre Tochter gar nicht mitgebracht. Wie schade.“

„Es wäre wohl doch etwas zu stressig für sie geworden,“ meinte Sam.

„Da haben Sie wohl Recht, schließlich kennen Sie sie ja am Besten. Wollen wir dann mal?“

„Gehen Sie voran,“ meinte der Kleinere.
 

Sie gingen durch einen kleinen, schmalen Flur in ein für eine Wohnung schon recht großes Wohnzimmer.

„Bitte stören sie sich nicht an dem Geruch. Es wurde vor kurzem erst frisch gestrichen,“ informierte Abigail sie.

„Also der Geruch stört mich weniger,“ sagte Dean, dem die doch recht feminin-romantische Einrichtung und Dekoration des Wohnzimmers so gar nicht zusagte.

„Dean, wir müssen die Möbel und den Deko-Kram ja nicht übernehmen,“ beruhigte Sam ihn. Der Größere ahnte, was seinem Partner missfiel. Es war schon ziemlich blumig und bunt.

„Genau. Sie haben natürlich die Option, die Einrichtungen gegen einen einmaligen Aufpreis zu übernehmen, aber wenn es ihnen nicht zusagt, werden wir die Möbel vor ihrem Einzug ausräumen. Die Ausnahme ist die Einbauküche. Die bleibt drin. Die ist niegelnagelneu. Als unsere Maklerfirma diesen Wohnblock gekauft hat, haben wir uns entschieden welche zu installieren, da die Nachfrage danach sehr groß ist, in letzter Zeit.“ Sie öffnete eine Tür und schon standen sie in der Küche.

„Also die will garantiert niemand nicht übernehmen,“ sagte Sam beeindruckt. In Bobbys Küche war alles zusammengewürfelt, aber diese hier war wirklich maßgeschneidert und einheitlich. Vermutlich war es jetzt nicht gerade die luxuriöseste Variante, aber sie machte schon was her.

„Sie ist wirklich ideal und ziemlich pflegeleicht. Nicht so wie diese Edelküchen, wo man überall die Fingerabdrücke sieht und aus dem Putzen nicht mehr raus kommt.“

„Das klingt gut,“ sagte Dean begeistert. Sie gingen wieder ins Wohnzimmer und der Ältere entdeckte etwas, was er zuvor übersehen hatte.
 

„Da ist eine Treppe. Wo führt die denn hin?,“ fragte Dean, der ein wenig verwirrt war.

„Oh, das hatte ich ganz vergessen ihnen zu sagen. Es handelt sich hier um eine Maisonette-Wohnung, die sich über zwei Etagen erstreckt. Ist das okay für sie?“

„Kein Problem,“ sagte Sam.

„Gut, dann lassen sie uns jetzt nach oben gehen.“ Die Winchesters folgten der Maklerin in die zweite Etage.

„Wir haben hier oben zwei Zimmer und ein großes Bad mit Wanne und Dusche. Ich habe eine kleine Nichte und weiß daher, dass eine Wanne immer einen gewissen Spritzschutz darstellt.“

„Da können wir auch ein Liedchen von singen,“ sagte Dean.

„So, hier ist das erste Zimmer. Es ist momentan noch mit Arbeitszimmermöbeln bestückt, da unser Hauptklientel hier in diesem Projekt eher Rentnerpaare und Frischvermählte sind. Aber Kinderzimmer möchte man ja eh lieber selber einrichten.“

„Ist okay, man sieht auch so ganz gut was so reinpasst in den Raum,“ meinte Sam.

„Groß genug für Jenny ist es auf jeden Fall,“ meinte der Ältere.
 

Als sie am Schlafzimmer ankamen, blieb Sam stocksteif vor Schock in der Tür stehen. Das war doch unmöglich. Das konnte nicht sein. Und doch sah dieses Zimmer haargenau so aus wie das, in dem Dean in seinem letzten Traum an der Decke verbrannt war. Inklusive des Waldes, der sich direkt anschloss. Aber anscheinend war das gar kein Traum gewesen. Seine Halluzination oder Erscheinung, wie sie sich selbst nannte, hatte ihm lediglich die Zukunft gezeigt. Sie konnten diese Wohnung nicht nehmen. Sonst würde Dean…Nein, das durfte nicht passieren. Wie konnte das sein? Wie konnte eine Halluzination zu sowas in der Lage sein? Der Ältere war bereits mit der Maklerin in den Raum hinein gegangen und war scheinbar so vereinnahmt von der Einrichtung, dass er nicht mitbekommen hatte, dass sein Bruder wie angewurzelt stehen geblieben war.

„Sieh dir das an, Sam. Die Einrichtung ist gar nicht mal so schlecht. Im Gegensatz zum Wohnzimmer, sieht das Schlafzimmer nicht so aus als wäre es von ´ner durchgeknallten

Deko-Fee entworfen worden. Hier könnt ich mich wohlfühlen.“

„Wie bereits gesagt. Gegen einen kleinen Aufpreis, kann die Einrichtung übernommen werden,“ informierte ihn Abigail erneut.

„Das sollten wir uns überlegen oder Sam?“ Dean drehte sich zu seinem, bis dato stumm gebliebenen, Partner um, der noch immer auf der Schwelle stand.

„Alles in Ordnung mit dir?,“ erkundigte sich Dean bei Sam. Er hatte ihm augenblicklich angesehen, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Sein jüngerer Bruder sah auf einmal ziemlich blass um die Nase aus. Als er auf die Frage des Kleineren nicht antwortete, trat Dean besorgt an ihn heran.

„Hey…“ Er legte einen Arm um Sam, was diesen aus seiner Starre löste.

„Hm…“

„Sam, was ist los?“

„Nichts…mir…mir ist nur auf einmal ein bisschen schwindelig,“ log er.

„Vielleicht kommt das von der Farbe. Wir waren möglicherweise zu lange im Wohnzimmer. Manche Leute reagieren sehr sensibel auf Farbdämpfe,“ meinte die Maklerin. Sam war dankbar dafür, lieferte sie ihm doch die perfekte Ausrede.

„Ja…kann sein. Ich glaube, ich gehe mal raus an die frische Luft.“

„Okay, dann komm ich mit,“ sagte Dean bestimmt.

„Aber sie haben doch das Badezimmer noch gar nicht gesehen,“ wand sie ein. Sam überlegte, ob er ihr für ihre unbewusste Mitarbeit nicht einen Blumenstrauß schicken sollte.

„Geh dir das Bad angucken, Dean. Ich finde meinen Weg auch allein die Treppe runter.“ Sie verließen das Schlafzimmer.

„Na gut, aber ich beeil mich.“ Sam nickte und ging wieder nach unten.

„Kommen Sie, es ist gleich auf der anderen Seite des Flurs.“ Schon wurde Dean von der eifrigen Maklerin zum Badezimmer dirigiert.
 

Vor dem Haus atmete Sam tief durch. Er musste unter allen Umständen verhindern, dass Dean der Maklerin zusagte. Sie konnten hier nicht wohnen, da könnte er seinen Partner ja gleich erschießen. Er musste sich etwas einfallen lassen, um Dean die Wohnung madig zu machen. Da dieser aber von der Einrichtung des Wohnzimmers mal abgesehen, ziemlich begeistert zu sein schien, würde das kein leichtes Unterfangen werden. Plötzlich erschien neben ihm die Mary-Halluzination.

„Was willst du?,“ fuhr er sie an.

„Es tut mir so leid, Sammy. Glaub mir, ich wünschte, ich hätte dir diesen Alptraum ersparen können, aber es schien mir der einzige Weg dir begreiflich zu machen, wie gefährlich du für deine Familie wirklich bist. Du hast all meine vorherigen Warnungen anscheinend nicht ernst genommen.“

„Und da hast du es mit der Brechstange versucht. Wolltest du mich damit nur manipulieren, oder wird Dean hier wirklich…“

„Ohne dein jetziges Vorwissen, wärt ihr hier eingezogen und Dean wäre hier gestorben…ja. Nicht heute und nicht morgen, aber in der nächsten Zeit. Aber sein Schicksal ist nicht an diese Wohnung gebunden, falls du das meinst.“

„Das heißt, er stirbt, egal wo wir hinziehen.“

„Ja, ich…ich hab dir nur den Ausschnitt aus der Zukunft gezeigt, um dich wach zu rütteln.“

„Und was soll ich deiner Meinung nach tun? Ihn sang- und klanglos verlassen?,“ fragte er mit kalter Stimme.

„Wenn du ihn vor dem sicheren Tod bewahren willst, ja. Dein Herz trägt noch immer die Narben von Jessicas Tod. Dean auch noch zu verlieren, würde dich wahnsinnig machen. Es würde dich und deine Tochter in den Abgrund stürzen.“

„Ich kann das nicht.“

„Du kannst was nicht?,“ fragte Dean seinen Bruder. Er kam gerade mit der Maklerin aus dem Haus. Anscheinend hatte Dean das Bad gefallen, denn sie sah ziemlich erwartungsvoll aus.

„Hier einziehen…,“ schaltete Sam schnell um.

„Die Wohnung ist toll, aber sie liegt wirklich weit über unserem Preisniveau.“ Dean warf ihm einen verwirrten Blick zu. Sie hatten sich darüber doch noch gar keine Gedanken gemacht. Alles was sie beim Frühstück besprochen hatten war, dass Bobby eine eiserne Reserve hatte, die er bereit war für sie anzubrechen, damit sie Geld hatten, um gegebenenfalls benötigte Monatsmieten im Voraus zahlen zu können. Da er wusste, dass seine Jungs, vor allem Dean ungern Hilfe annahmen, hatte er versichert, dass er das Geld zurück gezahlt haben wollte.

„Aber ich habe doch noch gar nicht gesagt, wie hoch die Miete ist,“ meinte die Maklerin.

„Ich meine, sie wird sicher zu teuer sein,“ versuchte Sam die Kurve zu kriegen.

„Geben Sie uns einen Augenblick?,“ bat Dean Abigail.

„Natürlich. Ich muss eh noch ein paar Anrufe machen.“ Sie holte demonstrativ ihr Handy raus und ging hinüber zu ihrem Wagen.
 

„Okay, Sam. Raus mit der Sprache. Was passt dir an der Wohnung nicht?“

„Es ist jetzt nicht direkt die Wohnung, aber wir sind schon ziemlich impulsiv an die ganze Sache mit der eigenen Wohnung ran gegangen. Ich meine wir haben keinen Job. Ja okay, Bobby würde uns das Startkapitel vorschießen, aber wir müssen sie auch darüber hinaus finanzieren können, ganz egal wie teuer die Miete letzten Endes ist.“

„Warum hast du das denn nicht früher gesagt? Dann hätten wir uns und ihr die Zeit ersparen können,“ meinte Dean ein wenig angesäuert, auch wenn er zugeben musste, dass an Sams Einwand etwas dran war.

„Naja, irgendwann muss man ja mit der Suche anfangen. Ich hätte nur nie damit gerechnet, dass uns die erste Wohnung gleich so gut gefallen würde. Jessica und ich hatten damals fast halb Palo Alto nach einer geeigneten Wohnung abgegrast.“

„Okay, du hast ja irgendwie Recht, aber wir haben nun mal das Glück, dass wir sofort eine Wohnung gefunden haben, die uns gefällt. Also schlage ich vor, wir hören uns an wo wir preislich liegen und sehen dann weiter.“

„Dean, egal wie hoch die Miete ist, ohne Jobs sitzen wir auf der Straße ehe wir uns eingelebt haben.“

„Wenn sie aber nicht so hoch ist, können wir uns auch erstmal mit kleinen Jobs über Wasser halten, bevor Bobby und ich das Geschäft zum Laufen bringen.“

„Das Geschäft?“

„Naja, ich dachte mir Bobbys Schrottplatz ist nur so verwittert, weil es alleine zu viel für ihn ist. Ich hab mir überlegt, dass wir vielleicht zusammen das Ganze wieder auf Vordermann bringen und es vielleicht um eine kleine Werkstatt ergänzen können.“

„Und Bobby weiß davon? Wann hast du ihn gefragt?“

„Naja, das hab ich noch vor, aber…“

„Dean, dein Enthusiasmus in allen Ehren, aber das ist leichter gesagt als getan. Du hast keine Ahnung, wie man ein Geschäft führt und Bobby ist auch nicht gerade Donald Trump.“

„Dafür haben wir ja dich, Collegeboy.“

„Dean, ich wollte Jura studieren. Ich hab auch nicht wirklich mehr Ahnung von Betriebswirtschaft als du und Bobby.“

„Vielleicht gibt es ein paar Kurse in der hiesigen Abendschule.“

„Dir ist das wirklich ernst, oder?“ Dean nickte.

„Okay, ich sag dir was. Wir bleiben bei Bobby wohnen, bis sich dein wahnwitziger Plan rentiert, falls Bobby zustimmen sollte. Ich suche mir einen Job und finanziere bis dahin unsere Lebenshaltungskosten.“ Dean sah Sam kurz perplex an, ehe er glücklich lächelte wie ein Honigkuchenpferd. Er umarmte seinen Partner stürmisch.

„Nach mir bist du der Beste, Sammy!“ Der Jüngere lächelte ebenfalls. Wenn sie bei Bobby blieben waren sie in Sicherheit. Egal was diese Halluzination prophezeite.
 

„Sie nehmen die Wohnung also?,“ erkundigte sich die Maklerin, die die Umarmung der beiden falsch interpretiert hatte.

„Ähm…um ehrlich zu sein nein. Wir sind überein gekommen, dass wir mit einer eigenen Wohnung noch warten wollen. Tut uns leid,“ verkündete der Jüngere.

„Ganz toll, wieder kostbare Lebenszeit verschwendet,“ murmelte Abigail kaum hörbar.

„Sie werden die Wohnung schon noch an den Mann bringen,“ versuchte Dean sie aufzuheitern.

„Oh, das werde ich. Ich hab noch einige ernstzunehmende Interessenten heute, die bereits fest im Leben stehen und nicht so sprunghaft sind wie sie. Wenn sie mich nun entschuldigen würden. Ich muss ins Büro.“ Ohne ein weiteres Wort stieg die sichtlich angepisste Maklerin in ihr Auto und fuhr davon.

„Zicke,“ kommentierte der Kleinere.

„Apropos Zicke, lass uns nach Hause fahren und sehen, was Jenny so treibt,“ sagte Sam.

„Bin dabei.“ Sie stiegen ebenfalls in ihren Wagen und machten sich, zufrieden mit ihrer Entscheidung, auf den Rückweg.
 

Dieser Winchester würde noch sein Ende sein. Alaistair hatte es noch immer nicht geschafft Sam davon zu überzeugen, Dean zu verlassen. Jetzt blieb ihm nur noch sein letzter Strohhalm.
 

Jodie Mills hatte gerade ihre Mittagschicht begonnen. Auf ihrem Schreibtisch erwartete sie ein Fax. Sie las es durch und lächelte. Dann ging sie zu Henricksens Zelle.

„Heute Nachmittag kommt jemand von ihrer Behörde, um sie an die Ostküste zu überführen, dann hab ich endlich wieder Ruhe vor ihnen und kann mich wichtigeren Dingen widmen.“

„Haben sie was Neues im Fall Winchester?,“ fragte Victor lediglich.

„Das geht sie nichts an.“

„Er ist…“

„Gefährlich etc, pp. Ich kann es nicht mehr hören. Wenn nicht mal ihre Behörde dem Kerl oberste Priorität gibt, werde ich meine Leute ganz sicher erst recht nicht, alles stehen und liegen zu lassen um den Typen zu suchen.“

„Sie machen..“

„Einen Fehler. Hab ich alles schon mehr als genug gehört. Gott, ich brauch `nen Kaffee.“ Mit diesen Worten ging sie zurück in ihr Büro.

Henricksen seufzte. Warum nur hörte niemand auf ihn? Er lehnte den Kopf gegen die Wand und hatte die Augen geschlossen. Er bemerkte nicht wie schwarzer Rauch aus dem Lüftungsschacht kam…

Die übersehenen Omen

„Im Nachhinein tut die Maklerin mir ja doch ein bisschen leid. Wir hätten wenigstens noch nach dem Preis fragen und dann ablehnen können,“ meinte Sam, als sie etwas später den Wagen vor Bobbys Haus abstellten.

„Ach komm, das ist ihr Job. Ich wette, von den Kunden die sie heute noch hat, sind auch ein paar dabei, die unsicher sind. Damit muss sie leben,“ war Dean anderer Meinung. Sie stiegen aus und gingen zur Tür.

„Man, jetzt könnte ich ein Sandwich vertragen.“ Der Jüngere lächelte bei den Worten des anderen. Ob es wohl je einen Tag geben würde an dem Dean keinen Appetit hatte? Wenn ja, dann wollte Sam ihn lieber nicht erleben. Sie betraten das Haus und gingen in die Küche.

„Das klappt doch schon ganz gut. Deine Väter werden staunen, wie viele neue Wörter du heute gelernt hast. Ach, sie an, wenn man vom Teufel spricht,“ sagte Bobby, der mit Jenny auf dem Schoß am Tisch saß, als er die Jungs hereinkommen sah.

„Hab ich das richtig verstanden, du bist von musikalischer Früherziehung zu Wortschatzerweiterung über gegangen?,“ fragte der größere Winchester.

„Ja und eure Kleine ist verdammt schlau.“ Dean trat zu Bobby und nahm ihm Jenny ab.

„Na dann las mal hören. Kannst du Schnellschussrevolver sagen?“ Er sah seine Tochter erwartungsvoll an und lachte glücklich.

„Din,“ quiekte sie lediglich.

„Nein, Waffenkunde stand nicht auf dem Plan,“ versicherte Bobby.

„Wird es auch niemals,“ sagte Sam und schnappte Jenny aus Deans Armen. Seine Kleine sollte ganz normal aufwachsen und maximal mit ´ner Wasserpistole in Berührung kommen.

„Nicht so voreilig Sam. Ich muss ihr wenigstens beibringen wie man die schlitzohrigen Schießbudenbesitzer ausnimmt,“ warf der ältere Winchester ein.

„Nur wenn sie von sich aus danach fragt. Ich will nicht, dass sie was mit Waffen zu tun hat. Sie wird in den Kindergarten und zur Schule gehen. Wenn sie nach Hause kommt, macht sie ihre Hausaufgaben und spielt oder fährt Fahrrad.“

„Keine Angst, Sammy. Sie wird nicht so aufwachsen wie wir. Das verspreche ich dir.“ Er hatte dem Größeren versichernd eine Hand auf die Schulter gelegt und gab seiner Kleinen auf dessen Arm einen Kuss auf die Wange. Sam sah ihn liebevoll an.
 

„Jetzt aber mal ernsthaft. Was für Wörter hast du ihr beigebracht?,“ wollte Dean von dem Bärtigen wissen.

„Ni wi-sy!“ Sie zeigte auf eine ungeöffnete Flasche Whiskey.

„Nein, das solltest du doch wieder vergessen,“ sagte Bobby leicht entsetzt. Er hatte die Flasche vorhin aus dem Keller geholt. Als er dann Jennys Trinklernbecher mit ihrem Tee nachfüllen wollte, hatte die Kleine verlangt, etwas von der Flasche zu bekommen. Wahrscheinlich fühlte sie sich von der goldenen Farbe des Getränks angezogen. Er hatte ihr dann erklärt, dass Whiskey was für Erwachsene war. Dabei fiel das Wort Whiskey sehr häufig. Bobby fühlte sich dann blöd, weil Jenny das eh nicht verstehen würde. Damit behielt er Recht. Allerdings war „Whiskey“ bei ihr hängen geblieben. Sie verlangte unnachgiebig nach diesem Getränk. Auch ein klares „NEIN“ seitens Bobby nützte nichts, da es von ihrem Geschrei überlagert wurde und sie es gar nicht hörte. Nach einer gefühlten Ewigkeit von Jennys infantilem „Ni wi-sy“ Gebrüll, goss er, ohne dass sie was merkte, etwas Apfelsaft in eine leere Whiskey-Flasche, die er zuvor ordentlich ausgespült hatte. Nachdem er dann damit vor ihren Augen etwas in ihren Becher gefüllt hatte, beruhigte sie sich wieder und war dann erstmal mit Trinken beschäftigt. Danach hatte er dann versucht das Wort wieder aus ihrem Gedächtnis zu löschen. Aber anscheinend hatte es nicht so gut geklappt, wie er gehofft hatte.

„Wir lassen dich nur kurz mit ihr alleine und du bringst sie an die Flasche? Und das nachdem sie sich das gerade abgewöhnt hatte?,“ fragte Dean gespielt empört.

„Tja Junge. Tut mir leid, aber sie ist jetzt voll auf Apfelsaft,“ stieg Bobby in den Scherz ein.

„Dafür gibt es sicher auch ne Abteilung in der Betty Ford Klinik.“

„Hör nicht auf die beiden, Jenny. Die erzählen nur Blödsinn,“ sagte Sam und streichelte seiner Tochter über den Kopf. Er sah über ihre Schulter zu Dean hinüber und lächelte leicht. Sein Gegenüber lächelte zurück.
 

Während sie dann zusammen das Mittagessen vorbereiteten erzählte Bobby ihnen wie die Kleine bei ihm das Wort aufgeschnappt hatte. Schließlich saßen sie zusammen und aßen ihre Sandwichs und die Dosensuppe, die Bobby aufgewärmt hatte.

„Vielleicht klappt es ja jetzt mit den neuen Wörtern. Jenny, wo sitz ich drauf?,“ er deutete auf den Stuhl.

„Tuhl! O-by tuhl,“ brabbelte sie. Die Jungs sahen sie stolz an.

„Das war noch nicht alles,“ sagte Bobby.

„Kennt sie noch mehr Möbel?,“ fragte Sam.

„Warts ab! Jenny, guck mal. Was ist das?,“ fragte der Bärtige das kleine Mädchen und hielt ihr die leere Tomatensuppendose hin.

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„Toma!“

„Cool, Na-ne wurde langsam langweilig,“ kommentierte Dean und streichelte Jenny stolz durchs Haar.

„Und was ist das?“ Bobby hielt ihr die Dose mit dem Obstsalat hin, die er gleich zum Nachtisch öffnen wollte.

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„O-sala!“

„Nah dran, aber das wird schon,“ meinte Sam und streichelte nun seinerseits seiner Tochter stolz durchs Haar.

„Genug mit dem ganzen gesunden Kram. Zeit für die richtig wichtigen Lebensmittel. Sag Bacon Cheeseburger mit extra Zwiebeln,“ kam es von Dean.

„Din!,“ war jedoch alles was er zu hören bekam.

„Okay, was einfacheres. Cheeseburger.“

„Din!“

„Wenigstens Burger? Komm, ist doch ganz einfach. Bur-ger. Los, sprich mir nach. Bur-ger.“

„Ich glaub, es ist zwecklos, Dean. Du hast kein Anschauungsmaterial,“ meinte Bobby.

„Ha-ha! Gemüse und Obst siegt über Fast Food,“ freute sich Sam.

„Das werden wir ja sehen. Ich fahre heute Abend Burger holen. Dann versuch ich es noch mal. Soll ich nach McDonalds fahren, Sammy? Ich hab gehört die haben zurzeit eine Ronald McDonald Figur in der Juniortüte. Wäre das nicht was für dich?“

„Du bist so abgrundtief böse,“ maulte der Jüngere.

„Din bö-se!,“ plapperte Jenny nach.

„Na toll. Ich versuch ihr was Vernünftiges bei zubringen und euren Blödsinn saugt sie auf wie ein Schwamm,“ beschwerte sich der bärtige Jäger.

„Wie war das Mr. Whiskey?,“ kam es von Sam. Ihr väterlicher Freund rollte mit den Augen.
 

„Themawechsel. Habt ihr die Wohnung genommen?,“ wollte Bobby wissen.

„Nein, wie es sich heraus gestellt hat, haben wir andere Pläne,“ sagte Dean und erzählte Bobby von seiner Vorstellung von dem Schrottplatz und der dazugehörigen Werkstatt.

„Ich wollte den Laden hier schon lange wieder auf Vordermann bringen, aber allein und mit dem unvorhersehbaren Zweitjob, den wir haben, hatte ich irgendwie nie wirklich Zeit dafür. Aber jetzt, wo ihr hier sesshaft werden wollt, ist das vielleicht die Gelegenheit,“ sagte Bobby zustimmend, wollte er Dean das doch auch schon vorschlagen. Dean lächelte vorfreudig und zog Bobby auch so gleich in ein vertiefendes Gespräch über seine Ideen. Irgendwas von wegen Hebebühne, aber Sam hörte nicht so genau hin. Es reichte ihm schon seinen Partner so enthusiastisch zu hören. Jetzt wo sie Bobbys Okay hatten, konnte Deans Vision vielleicht wahr werden. Glücklich saß er dabei und fütterte Jenny zu Ende, ehe er Bobby und Dean alleine ließ, um seine Tochter ins Bett zu bringen.
 

„Vielleicht sind unter den alten Wagen auf deinem Platz noch einige dabei, die man restaurieren kann. Klassiker lassen sich sicher gut verkaufen. Hast du eine Inventarliste? Wenn nicht kann ich nachher ja mal raus gehen und eine erstellen,“ war Dean schon voll in seinem Element. Bobby genoss es sichtlich wie begeistert sein Junge seinen Plan anging. Er würde ihm wahrscheinlich nur etwas Geduld einbläuen müssen, damit er ihn bei der Stange halten konnte, wenn sich das Ganze nicht so schnell entwickelte wie Dean es sich vorstellte. Der Bärtige wollte Dean gerade erklären, dass er nach dem Tod seiner Frau nicht mehr Buch über seine Autowracks geführt hatte, als es an der Tür klopfte.

„Ist das schon Marcy?,“ erkundigte sich der ältere Winchester.

„Dann wäre sie ganz schön früh dran,“ kommentierte Bobby und ging mit seiner Kaffeetasse in der Hand zur Tür, um herauszufinden wer sie besuchte. Währenddessen war Sam wieder nach unten gekommen und gesellte sich zu Dean. Jenny war schon nach einem Bilderbuch eingeschlafen.
 

Bobby hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit dem, was ihn schließlich erwartete.

„Oh, super. Kaffee. Genau das was ich jetzt brauche. Ich bin die ganze Nacht durchgefahren,“ sagte Bobbys Gegenüber und nahm ihm die Tasse weg.

„Rufus? Was machst du denn hier?,“ fragte Bobby entgeistert.

„Ich habe bemerkt wie sich die dämonischen Omen hier in deiner Nähe verdichtet haben und dachte, du könntest Hilfe gebrauchen. Ich weiß wie ungern du um Hilfe bittest und darum bin ich einfach her gefahren.“

„Dämonische Omen?,“ fragte er kurz verwirrt. Dann erinnerte ihn eine kühle Brise, die ihm an der offenen Tür entgegen wehte, wieder daran, warum er sich heute Morgen als es in seinem Gespräch mit Sam ums Wetter ging, so ein komisches Gefühl hatte. Verdammt. Der Temperatursturz war ein dämonisches Omen. In der kleinen, heilen Welt in der er sich gerade befand, hatte er alles andere völlig ausgeblendet.

„Sag bloß, dir ist das Alles nicht aufgefallen. Man, du musst ja ganz schön eingerostet sein. Bist halt auch nicht mehr der Jüngste. Lässt du mich jetzt rein oder was?“ Noch ganz perplex trat er zu Seite und ließ Rufus eintreten.

„Gefällt mir was du aus der Bude gemacht hast. Als ich das letzte Mal hier war, sah es noch um einiges chaotischer aus,“ kommentierte der schwarze Jäger als er mit seiner Tasche in den Flur getreten war, von wo aus er einen guten Blick ins Wohnzimmer hatte.
 

Derweil in der Küche:
 

„Weißt du eigentlich wie sexy du bist wenn du über Autos, Motoren und solchen Kram sprichst?,“ fragte Sam seinen Partner mit verführerischer Stimme. Er stand hinter Dean, der noch immer am Tisch saß und beugte sich etwas runter, um ihm einen Kuss in den Nacken zu hauchen.

„Ach ja? Na dann sollte ich das vielleicht öfter machen.“ Er drehte seinen Kopf in Sams Richtung, packte den Jüngeren an der Knopfleiste seines Hemdes und zog ihn noch etwas weiter runter, damit sie sich küssen konnten.
 

Wieder im Flur:
 

Bobby hatte sich gerade wieder gefangen und meinte zu Rufus:

„Lass uns in die Küche gehen. Dann stell ich dir die Jungs vor.“

„Die berühmten Winchester-Brüder sind hier? Gut, gut. Dann bist du wenigstens noch soweit auf dem Damm, dass du dir ein paar Zivis geholt hast.“

„Du bist noch genau so charmant wie ich dich in Erinnerung hatte,“ kam es sarkastisch von dem bärtigen Jäger, der seinen alten Freund den Vortritt ließ. Als sie die Küche betraten, fanden sie Sam und Dean sich küssend vor. Die zwei schreckten sofort auseinander als sie sahen, dass nicht nur Bobby herein gekommen war. Ein wenig panisch sahen die beiden und Bobby den anderen Mann an. Wie würde er reagieren?

„Okay, was hab ich hier nicht mitgekriegt? Hattest du mir nicht erzählt die beiden wären Brüder?,“ fragte Rufus Bobby, zeigte aber kein Anzeichen dafür, das er sich daran störte, dass sich die Jungs geküsst hatten.

„Ähm… nun ja, das ist eine lange Geschichte, Rufus,“ stammelte der väterliche Freund der Brüder.

„Tja, dann muss das warten. Wir haben keine Zeit dafür. Es gibt weiß Gott größere Probleme auf der Welt.“ Dies lies die Jungs kurzzeitig aufatmen, allerdings nur so lange bis ihnen bewusst wurde, was Rufus damit ausdrücken wollte. Irgendwas war im Busch. Scheiße!

„Dann werde ich mich mit der offiziellen Vorstellung wohl mal kurz fassen. Rufus, dass sind Dean und Sam,“ startete Bobby das Begrüßungsritual.

„Angenehm, aber was ist los?,“ kam es von Dean.

„Oh man, was ist denn mit euch Flachpfeifen los? Hat euer Dad euch nicht beigebracht dämonische Omen zu erkennen?“

„Dämonische Omen?,“ kam es unisono von den Brüdern.

„Herrje, hier muss ich wohl bei Adam und Eva anfangen. Also dämonische Aktivität kann man an Hand bestimmter Ereignisse erkennen. Diese nennt man Omen. Meistens sind es irgendwelche Wetter- oder Naturphänomene, wie schwerer Hagel, Unwetter, plötzlicher Schneefall oder Waldbrände, Missernten, Viehsterben und Insektenplagen.“

„Die Hitzewelle neulich und der Temperatursturz…,“ kam es von Sam.

„Ganz genau, Junge. Aber nicht nur das.“ Er zog eine Karte von South Dakota aus seiner Tasche und breitete sie auf dem Küchentisch aus. Dort waren mit gelbem Textmarker Städte gekennzeichnet.

„Jede Menge Bison-Kadaver im Custer State Park, ein Wirbelsturm, der durch Bowdle, Hosmer, Ipswich und Wetonka gezogen ist. Ein Erdrutsch in der Nähe von Pierre, Hochwasser in Watertown…“

„Oh, wie passend,“ kommentierte Dean trocken.

„Und das alles in den letzten Wochen. Noch dazu kommt der massive, zeitlich unpassende bundesstaatweite Wintersturm von Anfang Juni,“ sprach Rufus weiter.

„Oh man, den habe ich gar nicht mitbekommen, weil ich zu der Zeit Werwölfe in Caribou, Maine gejagt habe,“ sagte Bobby.

„Zugegeben, ich bin auch erst drauf gestoßen, als ich den anderen Omen nach gegangen bin.“

„Okay, all diese Omen weisen also auf dämonische Aktivität hin. Was zum Teufel wollen Dämonen in South Dakota?,“ stellte Dean die alles entscheidende Frage.

„Bei der hohen Dichte an Omen brüten die Mistkerle definitiv irgendwas Großes aus und wir reden hier auch sicher nicht nur von ein paar wenigen,“ sagte der schwarze Jäger.

„Bleibt nur die Frage `was´,“ meinte Bobby.

„Bobby, denkst du es könnte etwas mit Dads Vorhaben zu tun haben?,“ warf der ältere Winchester ein.

„Wovon sprichst du?,“ wollte Rufus wissen. Schnell klärte Bobby ihn über den dämonischen Mord an Mary und Sams Freundin, Johns Rachepläne und den Colt auf.
 


 

„Hm…Dann hat vielleicht der Dämon von dem Colt Wind bekommen und ist hier weil er euren Vater hier aufgespürt hat,“ äußerte Rufus eine Vermutung.

„Scheiße, Dad hat den nach Schwefel stinkenden Scheißkerl hier her gelockt,“ kam es fluchend von Dean.

„Das muss nicht unbedingt sein. Schließlich treten die Omen schon seit längerem auf und nicht erst seit John den Colt hat,“ sagte Bobby.

„Stimmt, dann sind sie vielleicht nur dem Colt auf der Spur und wissen gar nicht, dass John ihn hat,“ meinte Rufus.

„Wir sollten ihn aber vorsichtshalber warnen,“ sagte Dean. Bobby nickte.

„Komm Sam, lass uns rauf gehen. Jeder versucht es bei einem seiner Nummern,“ forderte er seinen Bruder auf. Dieser war die ganze Zeit über seltsam still gewesen.
 

Dem Jüngeren war auf einmal schlecht geworden, als er das Ganze mit den dämonischen Omen gehört hatte. Sollte seine Mary-Halluzination Recht behalten und Dean nirgendwo sicher sein? War es dem angeblichen Fluch anzulasten, dass die Dämonen anscheinend eine Wallfahrt dorthin machten, wo die Winchesters gerade waren? Wie sollte er Dean davor schützen? Rufus war niemand, der bei einem Kampf davon lief und Bobby würde ihn sicher nicht alleine los ziehen lassen, falls der andere sich entschloss gegen die Dämonen vorzugehen. Wenn Bobby ginge, würde Dean ihn nicht im Stich lassen. Verdammt. Sie waren doch schon quasi raus aus der Nummer und jetzt steckten sie auf einmal wieder bis zum Hals drin.
 

„Erde an Sam!“ Dean wedelte seinem geistesabwesenden Partner mit der Hand vor der Nase rum, bekam aber keine Reaktion.

„SAM!,“ schrie er nun etwas lauter. Dies machte den Genanten nun doch auf ihn aufmerksam.

„Hä? Was? Hast du was gesagt?“

„Wo zum Geier warst du schon wieder mit deinen Gedanken? Sind das noch die Nachwirkungen der Farbdämpfe?“

„Nein…ich…naja…was…ich meine…“

„Was ist los mit dir?“

„Hey, ist das wegen deinen Träumen?,“ fragte Bobby ihn nun.

„Welche Träume?,“ kam es parallel von Rufus und Dean.

„Sam hatte neulich einen Albtraum, indem du wie deine Mutter und Jessica…“

„Schon wieder?,“ kam es von dem kleineren Winchester, der den väterlichen Freund nicht ausreden lassen musste, um zu verstehen. Sam nickte nur.

„Und wann hattest du vor mir davon zu erzählen?“

„Das hab ich doch. Nicht von dem von Gestern, aber du wusstest, dass ich so einen Traum hatte und du hast mich beschwichtigt. Genau wie Bobby. Ich weiß, es ist nur ein Traum. Aber ich kann das Gefühl nicht abschütteln, dass dir was passieren wird und jetzt das mit den ganzen Omen…“ Dean seufzte und schloss tröstend seine Arme um den Größeren.

„Wir werden auf einander aufpassen wie wir es immer getan haben. Wir wissen ja nicht mal wo genau die Dämonen sind und was sie vorhaben. Das müssen wir erst mal heraus finden und eingreifen werden wir dann auch nur wenn es sich nicht vermeiden lässt. Versprochen. Keiner spielt den Helden,“ flüsterte er Sam beruhigend ins Ohr. Sein Kleiner schien wirklich Angst zu haben. Da konnte er ihm unmöglich böse sein. Er war nur noch ein wenig enttäuscht, dass Sam nichts gesagt hatte, musste aber zugeben, dass er ihn auch dieses Mal wohl bloß wieder beschwichtigt hätte.

„Okay,“ hauchte der Jüngere seinem Gegenüber gegen den Nacken. Dean hatte einfach eine beruhigende Wirkung auf ihn. Trotzdem blieb ein leises Stimmchen der Angst zurück.
 

„Sehr rührend das Ganze, aber wolltet ihr nicht euren Vater warnen?,“ unterbrach Rufus den Moment. Zeitgleich erklang von oben ein Weinen.

„Was ist das?,“ fragte Rufus irritiert.

„Jenny,“ antwortete Sam nur.

„Sams Tochter,“ erklärte Bobby. Gleichzeitig sagte Dean:

„Unsere Tochter.“

„Was ist das hier? Zwei Jäger und ein Baby? Bin ich bei der versteckten Kamera?“ Der Blick des farbigen Jägers fiel auf die ungeöffnete Flasche Whiskey.

„Das sollte mir über den Schock hinweg helfen.“ Er schnappte sich ein Glas, öffnete die Flasche, goss sich etwas ein und trank.

„Alter Schnorrer!,“ kommentierte Bobby, während die Brüder ohne ein weiteres Wort nach oben gingen, um John anzurufen und nach Jenny zu sehen.

„Wer im Glashaus sitzt, Bobby…“ entgegnete der andere Jäger süffisant.
 

„Und was war mit ihr?,“ fragte Sam seinen Bruder als der wieder aus Jennys Zimmer kam.

„Windelalarm, aber nachdem ich sie trocken gelegt hab, ist sie gleich wieder weg genickt.“ „Bobby hat es mit dem Getränkeangebot wohl überaus gut gemeint heute. Das war ein bisschen viel für ihre kleine Blase. Ich hab sie bevor ich sie hingelegt hat, nämlich auch schon gewickelt.“

„Hast du Dad erreicht?,“ erkundigte sich Dean.

„Nein, bis jetzt nur die Mailbox. Aber eine Nummer hab ich noch.“

„Typisch. Immer wenn es wichtig ist erreichen wir ihn nicht. Wie sollen…“ Sam hielt, die Hand hoch, als es am anderen Ende klingelte. Sein Partner sah in erwartungsvoll an, doch dann schüttelte der Jüngere mit dem Kopf.

„Auch hier nur die Mailbox.“

„Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als zu seinem Motel zu fahren.“ Sam nickte zustimmend. Zusammen gingen sie wieder nach unten, um die älteren Jäger zu informieren.

„Und habt ihr ihn erreicht?,“ fragte Bobby auch sofort, als die Winchesters wieder in der Küche ankamen.

„Nein, darum fahren wir jetzt zu seinem Motel,“ sagte Dean.

„Okay, nimmt aber die Grundausstattung mit.“

„Natürlich Bobby. Muss ich nur aus dem Kofferraum von meinem Baby holen.“

„Seit vorsichtig. Rufus und ich versuchen mehr über das dämonische Treiben in dieser Gegend heraus zu finden.“

„In Ordnung. Wenn Jenny aufwacht…“

„Keine Sorge, mein Patenkind werde ich schon gut versorgen.“

„Patenkind? Also Bobby, du hast dich echt gemacht,“ kommentierte Rufus. Dean grinste und verließ dann mit Sam das Haus.
 


 

Assistant Special Agent in Charge James Burrell hatte es sich diesmal selbst zur Aufgabe gemacht, sich um Henricksen zu kümmern. Er würde wohl nicht drum rum kommen seinem Agenten reinen Wein über das tatsächliche Treiben der Winchesters und von Jägern im Allgemeinen einzuschenken, wenn er erreichen wollte, dass Henricksen ein für alle Mal die Finger von dem Fall lassen würde. Nicht umsonst hatte er die ihm bekannten ungelösten Fälle mit Jägerbeteiligung so gut wie möglich verschwinden lassen. Nur an die Winchester-Akte war er nicht dran gekommen, weil der übereifrige und von der Familie gerade zu besessene Agent Harding sich darin verbissen hatte wie ein tollwütiger Pitbull. Es war nicht leicht Jäger in Schutz zu nehmen. Aber da ihm mal ein Jäger das Leben gerettet hatte, als sich ein vermeintlicher Vergewaltigungsserientäter als Dämon herausgestellt hatte, der ihm ans Leder wollte, hatte er sich geschworen es den Jägern bei ihrer Arbeit leichter zu machen. Er versuchte seine Mitarbeiter von solchen Fällen abzuschirmen, meist mit Erfolg. Im Laufe der Zeit hatte er eine wenige Agents eingeweiht, die ihm halfen, es geheim zu halten. Und einen Teil seiner Freizeit verwendete er darauf, einen Bewilligungsantrag für die Gründung einer Sondereinheit gegen das Übernatürliche zusammen zu stellen. Eines Tages würde er sein „Baby“ schon noch in die Welt setzen. Bis dahin musste er damit zu Recht kommen, was er hatte. Der Jäger der ihm das Leben gerettet hatte, hatte ihm eine Liste mit den richtigen und den Decknamen aller Jäger übermittelt, die er kannte und bis zu seinem Tod hatte er diese auch immer wieder aktuallisiert. Burrell hatte seinen PC so eingestellt, dass er eine Benachrichtigung erhielt, wenn einer der Namen im System auftauchte. Auf die Polizei und andere Behörden hatte er allerdings keinen Einfluss. Als Henricksen in Truro auf eigene Faust gehandelt und Sam Winchester festgenommen hatte, konnte Burrell jedoch nicht mehr rechtzeitig eingreifen. Er hatte gedacht, dass sich der Fall Winchester erledigt hätte, nachdem er Henricksen nach Nebraska versetzt hatte. Aber der farbige Agent nahm immer wieder Witterung auf wie ein Bluthund. Das musste er endlich unterbinden.
 

Es war etwa gegen 16.35 Uhr, als der FBI-Agent endlich an der Sheriff Station ankam. Er zeigte am Empfang seine Marke vor, die der zuständige Beamten genauestens musterte und dann den Namen durch seinen PC jagte. Am Morgen hatten alle in der Schicht ein Briefing im Handling mit Mitarbeitern anderer Behörden erhalten. Noch mal sollte so etwas wie mit John Winchester nicht vorkommen. Endlich war der Polizist mit der Identitätsbestätigung fertig und wies ihn in Richtung Sheriff Mills Büro.

„Sheriff Mills? Assistant Special Agent in Charge James Burrell.”

“Agent, ich bin froh, dass sie endlich hier sind. Ihr Agent Henricksen fängt langsam an, unsere Gastfreundschaft zu überstrapazieren.“

„Ich möchte mich für die Unannehmlichkeiten entschuldigen, die Henricksen verursacht hat.“

„Er hat uns wirklich sehr auf Trapp gehalten. Was den Fall Winchester angeht, so haben wir die Akte geschlossen. Die Spur ist kalt, auch wenn ihr Agent das anders sieht.“

„Danke für die Information. Dann wollen wir ihn doch mal aus der Zelle holen.“

„Ich werde das sofort veranlassen. Sie müssten hier für mich noch ein paar Papiere unterschreiben,“ sagte Jody und trat kurz vor die Tür, um dem Schließer Bescheid zu geben.

„Kein Problem,“ entgegnete Burrell.
 

In Zelle wartete Alaistair in Henrickson schon auf seinen Auftritt. Er hatte die perfekte Hülle gefunden. Singers kleine Freundin wäre zwar noch besser gewesen, doch hatte der Jäger sie vor Kurzem mit einem, vor Besessenheit schützenden, Amulett ausgestattet. Der FBI Agent hatte aber auch seine Reize. Den Ausbruch, den der Dämon geplant hatte, würde Henricksen ganz sicher die Karriere kosten. Das wäre der Nagel zum Sarg. Damit konnte er den Menschen richtig gut quälen. Ein Polizeibeamter kam an seine Zelle. Es war Showtime. Alaistir ließ sich von dem Beamten Handschellen anlegen. Die konnte er gleich noch wieder loswerden. Er war der einzige in dem kleine Zellenblock auf der Sheriff Station und außer dem Beamten, der ihn nun aus der Zelle ließ war niemand auf dem Flur. Er konnte problemlos zu dem gesicherten Fenster gelangen und entkommen. Mit dem Alarm konnte er leben. Schließlich wollte er ja, dass man Henricksen auf die Schliche kam. Er würde genug Vorsprung gewinnen können. Wenn er eine Hülle besetzte, konnte diese sich schneller bewegen als normale Menschen.
 

Mit der einen Hand hielt der Polizist Henricksen an der Kette der Handschelle, mit der anderen schloss er die Zelle hinter ihm wieder ab. Dadurch war er ein wenig abgelenkt. Das nutzte Alaistair. Mit seinen dämonischen Kräften war es ein leichtes den Polizisten ohne viel Lärm zu überwältigen. Dieser hing nun hilflos an der Wand und sah Henrickson panisch an. Der Dämon griff nach dem Schlüssel für die Handschellen. Dabei ließ er seine dämonischen Augen aufblitzen.

„Was zur Hölle…,“ presste der Polizist nach Luft japsend heraus.

„Wenn du wüsstest wie nah du dran bist,“ zischte Alaistair und schlug ihn nun nieder. Wenn er aus dem Raum raus wäre, würde seine Kraft den Polizisten nicht länger an der Wand halten, also musste die primitive, menschliche Variation her. Die erfüllte auch den Zweck und tätlicher Angriff gegen einen Polizisten würde sich auf Henricksens Verfehlungsliste sicher gut machen. Mit dem Schlüssel in der Hand entriegelte er das Fenster. Der Alarm ging los. Der Dämon schlüpfte in seiner Hülle hinaus und lief was das Zeug hielt in Richtung Wald. Nicht lange und er würde beim Schrottplatz ankommen…

Auf der Spur von John

Sie waren schon bald an dem Motel angekommen, in dem John sich einquartiert hatte. Unterwegs hatten die beiden Brüder kaum ein Wort miteinander gewechselt. Beide waren in Gedanken. Sam darüber wie er seinen Partner und sich aus der Affäre ziehen konnte, Dean grübelte darüber nach, ob er das an Sam gegebene Versprechen, dass sie sich nur im Notfall in die Sache mit den Dämonen einmischen würden, würde halten können. Wenn das Ganze wirklich mit John und dem Colt zu tun hatte, mussten sie einen Weg finden ihn zu warnen. Er war immer noch ihr Vater und trotz allem was zwischen ihnen vorgefallen war und sie sich nicht gerade im Guten getrennt hatten, würde Dean ihn niemals ins offene Messer laufen lassen. Es war das eine, den Ärger selber zu suchen, aber wenn der Ärger einen allein fand, war das was anderes. Gott, er hasste es, so verwirrt zu sein in seiner Gefühlswelt. Noch 24 Stunden zuvor hatte er John doch seinem Schicksal überlassen und jetzt wo er von einer möglichen Gefahr ausgehen musste, drohte sein Vorhaben von seinem „guter Sohn“-Komplex wieder über den Haufen geworfen zu werden. Warum fiel es ihm noch immer so schwer John im Stich zu lassen, wo es dem ältesten Winchester doch scheinbar niemals solche Probleme bereitet hatte? `Weil du ein besserer Sohn bist, als er jemals ein guter Vater gewesen ist. Er ist Familie und die lässt man im Auge des Sturms nicht im Stich´, sagte eine innere Stimme in ihm. Er seufzte.
 

„Ich sehe Dads Truck nirgends,“ sagte Sam und riss den kleineren Winchester dadurch aus seinen Gedanken.

„Verdammt, hoffen wir mal, dass er nur kurz weggefahren ist, um was zu Essen zu holen,“ meinte Dean und stieg aus.

„Bleib ruhig im Wagen. Ich frag schnell an der Rezeption nach.“ Sam nickte und sah dem Älteren hinterher, der nun auf das Rezeptionsgebäude zulief.

„Ich bin gespannt wie lange du dir noch einzureden versuchst, dass du ihn beschützen kannst. Er ist doch bereits wieder drauf und dran in sein Unheil zu laufen,“ kam es plötzlich vom Rücksitz. Sam warf einen Blick in den Rückspiegel und sah seine Mary Halluzination dort sitzen.

„Halt die Klappe. Wir warnen John und dann ziehen wir uns zurück. Wir fangen ganz neu an.“

„Selbst wenn ihr euch zurückzieht, wird euch das nichts bringen. Er will ein neues Leben abseits der Jagd aufbauen. Er wird den gleichen Fehler machen wie du und denken, dass, wenn er damit abschließt, es ihm nichts mehr anhaben kann. Er wird unvorsichtig werden. Selbst wenn du euer zukünftiges Haus oder Bobbys 100% sicher machst, du kannst ihn nicht rund um die Uhr beaufsichtigen können und Dean wird sich sicher nicht einsperren lassen. Er selbst mag sich vielleicht noch immer für den starken, quasi unantastbaren Dean Winchester halten, der er mal war, aber in Wirklichkeit ist er das lange nicht mehr. Er ist weich und verletzlich geworden. Du weißt das genau so gut wie ich.“

„Verdammt noch mal halt dich daraus. Du bist nicht mal real.“

„Oh Sammy!“ Der jüngere Winchester rieb sich die Schläfen. Deans Rückkehr zum Wagen war eine willkommene Ablenkung von seinen inneren Wahnsinn.
 

„Sam, der Typ an der Rezeption hat gesagt, dass Dad heute Morgen gegen 10 Uhr ausgecheckt hat.“

„Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn er noch hier wäre. Hat der Typ an der Rezeption mitbekommen, wo John hin wollte?“

„Nein, aber ich hab ihn dazu überreden können, mir den Schlüssel zu geben. Laut seinen Angaben war das Zimmermädchen noch nicht da, also haben wir vielleicht Glück und wir finden noch irgendeinen Hinweis auf seinen Verbleib.“ Sam stieg aus und folgte seinem Partner zu dem Zimmer ihres Vaters.

„Also es sieht nicht aus, als hätte er geschlafen,“ sagte Sam und deutete auf das ordentlich gemachte Bett. Wenn er nicht zurück kam scherte sich John nicht darum wie er das Zimmer hinterließ, aber so gut wie ein Zimmermädchen konnte der älteste Winchester ein Bett eh nicht machen. Das war ein Talent, das Sam an den Tag legte und womit er Dean so manches Mal in ihrer Jugend genervt hatte, als sie sich das Bett manchmal noch teilen mussten.

„Aber auf dem Trockenen hat er definitiv nicht gesessen,“ sagte Dean und holte eine leere Whiskeyflasche aus dem Papierkorb.

„Meinst du er hat sich Mut angetrunken, bevor er mit dem Spruch aus Bobbys Buch einen Probe-Dämon beschworen hat?“

„Ich glaube nicht, dass er das mit dem Dämon hier gemacht hat, noch dass er das in einem anderen Motelzimmer machen würde. Wenn er den Colt benutzt, gibt es höchstwahrscheinlich eine Leiche und Blut, etwas das ihn im Moment nur aufhalten würde. Ich glaube auch nicht, dass er auf die Schnelle einen Schalldämpfer für so eine antike Waffe herbekommen konnte. Warum sollte er unnötig auf sich aufmerksam machen?“

„Du hast Recht. Dann gestehe ich ihm ein bisschen Menschlichkeit zu und sage, er war wegen eurer Auseinandersetzung mitgenommen.“

„Übertreib nicht, Sammy. Dad ist kein Monster, nur kein guter Vater.“ Sam zuckte nur mit den Schultern.

„Ist sonst noch was in dem Papierkorb?“

„Eine Zeitung. Die Meade County Times-Tribune.“ Dean reichte dem Jüngeren die Tageszeitung. Dieser blätterte sie durch.

„Dean, guck. Dad hat einen Artikel ausgeschnitten.“

„Dann müssen wir sehen, dass wir ein vollständiges Exemplar dieser Zeitung auftreiben können, denn ich hab das Gefühl, dass der Inhalt des Artikels uns auf seine Spur führen wird.“

„Toll, jetzt geht das Ganze Dad-Gesuche wieder los.“

„Hey, immerhin hat es dich damals wieder in mein Leben gebracht, wo du hin gehörst,“ meinte Dean. Sam schmolz unter den Worten des Älteren geradezu dahin. Der kleinere Winchester hatte einen Weg gefunden liebevolle Dinge zu sagen, ohne dass sie sonderlich kitschig rüber kamen. Wie konnte er diesen Mann verlassen? Es musste doch auch einen anderen Weg geben, um ihn zu beschützen.

„Naja, stimmt auch wieder,“ entgegnete der Jüngere schließlich. Dean grinste.

„Du gibst mir zweimal hintereinander Recht. Hast du Fieber, Sammy?,“ neckte er ihn. Der Größere rollte mit den Augen.

„Geh du noch kurz ins Bad und guck da in den Papierkorb. Ich geh zur Rezeption und frag, ob er diese Zeitung noch mal hat.“

„Du bist ziemlich heiß, wenn du mich rumkommandierst,“ meinte Dean und wackelte anzüglich mit den Augenbrauen. Jetzt konnte Sam nicht mehr an sich halten und gab dem anderen einen kurzen, aber leidenschaftlichen Kuss.

„Wenn das mit Dad nicht wäre, würde ich dich jetzt glatt aufs Bett schmeißen und…“

„Stopp! Führ das lieber nicht weiter aus, sonst landen wir vielleicht doch noch im Bett anstatt nach Dad zu suchen.“

„Okay, okay. Geh und frag nach der Zeitung.“
 

„So, die Brüder machen jetzt einen auf Turteltauben?,“ fragte Rufus beiläufig, als er mit Bobby das Internet nach weiteren Omen in der Gegend durchforstete in der Hoffnung, dass sie ein Muster finden und eventuell ein bestimmtes Ziel der Dämonen ausmachen konnten.

„Wie gesagt, es ist eine lange, komplizierte Geschichte.“

„Aber ich bin mir sicher, dass du während wir hier recherchieren in der Lage sein wirst, mir die Kurzform zu liefern. Und glaub mir, ich frag nicht weil ich neugierig bin. Es ist nur so, dass wenn wir zusammen arbeiten, ich schon gerne wüsste woran ich bin. Es ist also so gesehen nur ein Backgroundcheck.“

„Hm…wo soll ich bloß anfangen?“

„Wenn dir das so schwer fällt, erzähl doch erst mal wo das Kind her kommt,“ schlug Rufus vor.

„Naja, irgendwie hängt das alles zusammen.“

„Ich bin ganz Ohr. Lass mich mal an deinen Computer. So eingerostet wie du bist, finde ich die Informationen wahrscheinlich eh schneller.“

„Behandelt man so seinen Gastgeber?“

„Wenn du mir ´nen Whiskey einschenkst, werde ich mich benehmen.“

„Dein Wort in Gottes Gehörgang,“ maulte Bobby, ging aber dennoch in die Küche den Whiskey holen. Seit Jenny öfter mal im Wohnzimmer spielte, hatte der bärtige Jäger es für sicherer befunden keine Glasflaschen mehr in dem Zimmer zu lagern. Wer wusste schon was der kleine Wirbelwind so anstellen würde.

„Aber gib mir bloß was von dem guten, den du aus Kanada geschmuggelt hast. Nicht den Fusel, mit dem du mich sonst immer abzuspeisen versuchst,“ rief er Bobby hinterher. Etwas Fluchendes in seinen Bart murmelnd goss er ihnen je ein Glas ein. Dann ging er zurück zu dem anderen Jäger.

„So und jetzt erzähl mir mal wie du zum Opa geworden bist.“ Bobby atmete tief durch und berichtete seinem alten Freund dann, was die Brüder ihm über Jenny und ihr Zusammenkommen erzählt hatten.
 

Bobby wusste nicht, ob Rufus ihm überhaupt zugehört hatte. Der andere Jäger hatte nämlich nach einiger Zeit mehr auf den Computerbildschirm geachtet als auf ihn.

„Sag mal hörst du mir überhaupt noch zu?,“ fragte er den schwarzen Jäger.

„Ja, ja…Baby gerettet, Vaterschaftstest, Bruderschaftstest, Vater, Vater, Kind. Soweit konnte ich folgen. Hagelsturm in Winner,“ kommentierte der Gefragte und zeichnete das vermeintliche Omen in seine Karte ein.

„Und dann haben sie sich irgendwie verliebt, aber wie genau konnten sie mir auch nicht so wirklich erklären.“

„Und ist das was Festes zwischen den beiden?“

„Sieht ganz danach aus. Ich sag dir, ich hab die zwei noch nie so glücklich gesehen. Aber streiten tun sie immer noch wie die Kesselflicker.“

„Hauptsache sie reißen sich zusammen, wenn wir gegen die Dämonen ziehen.“

„Jetzt mit der Kleinen weiß ich nicht, ob sie uns helfen werden.“ Dass er selbst am liebsten auch aussteigen würde konnte er Rufus gegenüber nicht zugeben. Er konnte den anderen Jäger nicht im Stich lassen, dazu hatte er ihm zu viel zu verdanken.

„Papperlapapp. Einmal Jäger immer Jäger.“

„Abwarten.“ Sie saßen noch eine Weile am PC und vervollständigten Rufus Karte mit eventuellen Omen, ehe sich Jenny wach meldete.

„Jetzt kannst du Sams Tochter gleich kennenlernen,“ sagte Bobby daraufhin und ging nach oben, um die Kleine aus dem Bettchen zu holen.
 

„O-by!,“ quiekte das kleine Mädchen als sie ihren Paten erkannte.

„Na, Kleines, endlich ausgeschlafen? Brauchst du noch ´nen Boxenstopp bevor ich dich meinem Freund Rufus vorstelle?“ Er machte eine kurze Geruchsprobe, befand die Windel der Nase nach dann aber für sauber. Diese Aktion brachte sie zum Giggeln.

„Nein, alles frisch. Na dann wollen wir mal.“ Mit Jenny auf dem Arm ging er zurück ins Wohnzimmer wo der andere Jäger gerade die Eintragungen auf seiner Karte aktualisierte. Er sah auf, als er Schritte hörte.

„Rufus, das ist Jenny,“ sagte Bobby. Das kleine Mädchen auf seinem Arm sah Rufus mit großen Augen an.

„Ru-ru!“

„Rufus,“ verbesserte Bobby sie.

„Ru-ru,“ sagte sie nun vehement.

„Okay, scheint als wärst du jetzt als Ru-ru abgestempelt,“ meinte Bobby zu dem anderen.

„Sie sieht aus wie ihr Vater.“

„Das sagen irgendwie alle.“

„Irgendwie schaut sie mich so skeptisch an.“

„Sie mag halt nicht jeden. Sie hat gute Menschenkenntnis.“

„Ach ja, warum mag sie dann dich?“

„Sehr witzig und dir geb ich noch mal ´nen Whiskey.“

„Hey, wenn ich nicht gefragt hätte, hättest du mich auf dem Trockenen sitzen lassen.“ Das Wortgefecht der beiden Männer erinnert Jenny wohl an ihre Väter und sie giggelte fröhlich.

„So, sie mag mich auch,“ sagte Rufus und streichelt ihr flüchtig über den Kopf.

„Wi-sy!,“ sagte die Kleine, als sie die noch teilweise gefüllten Gläser entdeckte. Mittlerweile war jede goldgelbe Flüssigkeit in ihrem Kopf jetzt Whiskey, ohne das es aus einer Flasche kam. Da Bobby sich mittlerweile wieder neben den anderen Mann an den Schreibtisch gesetzt hatte, waren ihre flinken kleinen Fingerchen nun in idealer Reichweite zu den Gläsern. Der bärtige Jäger war leider nicht vorausschauend genug, um zu verhindern, dass sie nach einem der Gläser griff und auf Grund noch nicht ganz ausgereifter Motorik umkippte, so dass sich die alkoholische Flüssigkeit auf den Boden ergoss. Ein bisschen davon lief auch über ihre Finger und ehe Bobby es verhindern konnte, hatte das Mädchen sich die Finger auch schon in den Mund gesteckt. Sofort verzog sie daraufhin das Gesicht und schrie los. Der Whiskey brannte auf ihrer Zunge und sie versuchte ihn wieder auszuspucken

„Verdammt,“ entfuhr es ihrem Paten.

„Das härtet sie ab,“ sagte Rufus und lachte sich kaputt, aber nur so lange bis Bobby ihm die Kleine auf den Arm drückte, damit er in die Küche gehen konnte um Zewa und Saft für Jenny zu holen.

„Hey, was mach ich jetzt mit ihr?“ Er hielt die Kleine so weit von sich weg, wie Bobby es tat, wenn sie die Windel voll hatte.

„Sie ist ein Baby, keine Zeitbombe,“ rief Bobby ihm beim rausgehen zu.

„Ru-ru,“ jammerte die Kleine und streckte ihre Händchen trostsuchend nach ihm aus.

„Im Leute beschäftigen bist du ja echt gut,“ sagte er und zog seine Arme wieder näher an den Körper ran. Das war ein Fehler, denn nun schnappte sie nach seinem Ziegenbärtchen.

„Du freches Ding!,“ sagte er und befreite sich aus ihrem Griff.

„Ah, sie ärgert dich, dann mag sie dich wohl wirklich,“ sagte Bobby und gab Jenny ihren Trinklernbecher.

„Ne wi-sy,“ sagte sie abweisend und hielt den Becher von sich weg. Der Becher war größtenteils durchsichtig und Jenny hielt den darin befindlichen Apfelsaft jetzt für Whiskey.

„Na toll. Apfelsaft können wir wohl auf weiteres von der Karte streichen.“

„Dann hol ihr was anderes,“ meinet Rufus. Auf seinem Arm hatte Jenny wieder begonnen zu quengeln. Bobby nahm den Becher und ging zurück in die Küche, wo er den Apfelsaft gegen etwas Früchtetee einzutauschen. Dann startete er einen neuen Versuch das kleine Mädchen zufrieden zu stellen. Diesmal fing sie sofort an zu trinken.

„Früchtetee schmeckt viel besser als der olle Whiskey, was?,“ sagte Bobby zu ihr. Sie setzte den Becher ab und brabbelte fröhlich: „Fru-te!“

„Wieder ein neues Wort,“ sagte der bärtige Jäger und streichelte der nun wieder trinkenden Jenny übers Haar. Dann kniete er sich neben den Schreibtisch wo er mit dem Zewa die nasse Stelle auf dem Teppich trocken tupfte.
 

„Was ist den hier los? Hält Jenny euch auf Trab?,“ fragte Dean, als er mit Sam ins Wohnzimmer kam. Er hatte im Bad nichts mehr gefunden und Sam war zeitungstechnisch an der Rezeption auch leer ausgegangen. Anstatt jeden Kiosk abzufahren, hatte Sam dann vorgeschlagen Bobby zu fragen, wo in der Stadt diese Zeitung erhältlich war und so waren sie wieder zu Bobby zurück gefahren.

„Es gab hier nur einen kleinen Whiskey-Vorfall, nicht weiter tragisch,“ sagte Bobby.

„Habt ihr euren Vater im Motel angetroffen?,“ wollte Rufus wissen.

„Nein, er hat bereits ausgecheckt. Jetzt überlegen wir wo er hin sein könnte.“

„Naja, er wird sicher noch in der Gegend sein,“ sagte Rufus.

„Wird sicher nicht leicht ihn zu finden,“ sagte Bobby.

„Hey, ich hab da ein paar Tricks von Frank gelernt. Vielleicht können wir uns in Kameras an den Highways einloggen und so seine Spur verfolgen,“ meinte der schwarze Jäger.

„Verschwörungstheorie-Frank?,“ hakte der Bärtige nach.

„Ja, er ist zwar gaga, aber weiß mit dem PC umzugehen.“

„Und er hat dir das gezeigt? Du weißt doch nicht mal wie man eine Bild Datei an eine E-Mail anhängt.“

„Hey, auch alte Hunde können durchaus neue Tricks lernen.“

„Dein Laptop ist aus der Steinzeit.“

„Das heißt aber nicht, dass ich es am PC jetzt nicht drauf hätte.“

„Sind sie nicht niedlich Sammy, irgendwie erinnern sie mich an uns Prä-Sex.“

Sam sah seinen Bruder entgeistert an. Er wollte das zwischen ihnen zwar nicht verstecken, aber auch nicht so deutlich machen wie es der Ältere getan hat. Er kannte Rufus nicht und nur weil er vorhin, als er sie hatte küssen sehen, kaum reagiert hatte, hieß das nicht, dass er kein Problem damit hatte. Dean rollt mit den Augen. Rufus machte ihm einfach nicht den Eindruck als würde er jetzt groß ein auf Moralapostel machen. Bobby und die Winchesters sahen den schwarzen Jäger an.

„Hört mal, wenn ihr da keine große Sache draus macht, mach ich es auch nicht. Bobby hat mir im Groben erklärt was Sache ist.

Für „Normalos“ ist das Ganze sicher ein Problem. Wenn es nicht der Mann liebt Mann Part ist, dann ist es der Brüder Part. Aber wir sind keine „Normalos“ und ich sehe das so. Ihr seid zwei Seelen in einer Welt, die gelinde gesagt nicht immer freundlich ist. Jemanden zu finden, den man mehr liebt als sich selbst, für den man sterben würde, ist so schon schwer, und für Jäger noch seltener. Aber wenn man das Glück hat, muss man daran festhalten. Die „wir sind quasi Brüder“-Komponente macht es sicher nicht einfacher, aber Liebe ist auch nicht einfach. Es ist eine Verantwortung und um die eine Person zu schützen, tut man, was getan werden muss.“

Die Brüder waren froh, dass Rufus Verständnis für sie hatte. Das erleichterte den Umgang miteinander ziemlich. Besonders Sam sollten seine Worte noch länger im Gedächtnis bleiben.
 

„Wow, das war rührend,“ neckte Bobby seinen alten Freund.

„Leck mich!“, konterte Rufus. Dean war jetzt wieder der ausgeschnittene Zeitungsartikel eingefallen.

„Hey Bobby. In Dads Zimmer haben wir eine Zeitung gefunden. Ein Artikel war ausgeschnitten. Wir dachten, dass könnte uns vielleicht weiterhelfen. Allerdings hatte der Typ an der Rezeption kein vollständiges Exemplar. Weißt du wo man hier eine Meade County Times-Tribune herbekommen kann?“

„Wenn es eine aktuelle Ausgabe war, schaut doch mal im Internet nach. Vorausgesetzt die Zeitung wird auch online veröffentlicht. Das geht schneller und kostet weniger,“ meinte Rufus.

„Machst du jetzt einen auf Mr. Fortschritt?,“ fragte Bobby streitlustig.

„Nein, es war bloß ein gut gemeinter Ratschlag.“ Sam hatte den beiden gar nicht weiter zugehört, sondern sich gleich an den PC gesetzt.

„Negativ,“ verkündete er auch schon kurz darauf das Suchergebnis.

„Okay. Sam, hilf Rufus schon mal bei seinem Trick mit den Kameras an deinem Laptop. Der ist schneller als mein PC. Dean, kümmere dich um Jenny.“ Sam nickte und ging nach oben um sein elektronisches Spielzeug herunter zu holen.

„Und was machst du?,“ fragte Dean den väterlichen Freund.

„Ich besorg die Zeitung und kümmere mich dann um unsere Ausrüstung.“ Er wollte außerdem noch zu Marcy, um ihr schon mal eine kleine Vorwarnung zu geben, da es ja nun mit dem Jagen wohl wieder los ging.

„Das mit der Ausrüstung kann ich doch auch machen,“ meinte Dean.

„Mit einem kleinen Kind dabei? Wohl kaum. Sie verschluckt ´ne Patrone oder Gott bewahre schießt dir irgendwohin.“

„So nah lass ich sie doch nicht an die Waffen ran!“

„Junge, wenn du die ganze Zeit ein Auge auf sie hast, wer erledigt dann die Arbeit?“

„Okay, dann kümmere ich mich eben nur um sie.“ Er nahm Rufus die Kleine ab, der darüber sehr erfreut war, fing sie doch langsam an zu müffeln. Dies bleib auch dem Winchester nicht verborgen.

„Oh nicht doch!“

„Nicht kleckern, klotzen,“ meinte Rufus mit einem süffisanten Grinsen.

„Der Spruch ist so alt…“

„Aber immer noch wahr und jetzt stink ab. Oh man, der war gut,“ sagte er und fing an über seinen eigenen Scherz zu lachen.

„Idiot,“ sagte Bobby und Dean fast zeitgleich. Sie sahen sich an und grinsten.

„Ich geh dann mal zum Windeldienst.“

„Und ich die Zeitung besorgen. Bis nachher.“ Als Dean die Treppe hoch ging verließ Bobby das Haus.
 

Alaistair war in Henricksens Körper schon weit gekommen. Nun trennte ihn nur noch ein Holzzaun von seinem Ziel. Singer’s Schrottplatz…

Der gefallene Engel

Als Alaistair im Henricksen-Kostüm den Holzzaun überwunden hatte, wie ein Soldat in Ausbildung beim Hindernissparcour, sah er gerade noch ein Auto davon fahren. Ins Haus kam er nicht, denn dann würde er zwangsläufig in einer Dämonfalle stecken bleiben. Dieses Haus galt nicht umsonst als ziemlich dämonensichere Festung. Aber irgendwann würde der im Auto wieder zurück oder jemand aus dem Haus heraus kommen. Dann konnte er zuschlagen und den Winchester endlich klein kriegen. Dann würde Lilith ihn belohnen. Nur noch ein ganz klein wenig Geduld, mahnte er sich selbst.
 

„Dean, welches Kennzeichen hatte Dads Truck diesmal?,“ erkundigte sich Sam bei seinem auf der Couch sitzenden und immer wieder zu Jenny schauenden, Partner. Er saß mit Rufus und seinem Laptop an Bobbys Schreibtisch und der schwarze Jäger war dabei Verkehrsüberwachungskameras in der nähe von Johns Motel zu suchen, damit sie schon mal einen Anhaltspunkt hatten in welche Richtung er gefahren war. Dean sah zu ihm und überlegte kurz.

„Ich kann mich nicht erinnern, Sammy,“ sagte er entschuldigend, fügte dann aber hinzu:

„Aber ich werde euch alle Kennzeichen aufschreiben, die Dad benutzt.“

„Okay. Hoffen wir mal, dass er sich in letzter Zeit nicht einen neuen Satz Kennzeichen zugelegt hat.“ Sam griff nach Block und Kugelschreiber und ging rüber zu seinem Bruder, den Regentropfen lauschte, die mittlerweile gegen das Fenster prasselten.

„Hier.“ Er reichte beides an Dean weiter und gab ihm einen liebevollen Kuss auf die Wange.

„Ich habe wirklich nicht drauf geachtet. Tut mir leid,“ sagte der Ältere.

„Schon gut.“ Der Größere gab dem anderen noch einen kleinen Kuss.

„Pa-pa!,“ sagte Jenny und hielt ihm eins ihrer Bilderbücher hin.

„Dafür haben wir jetzt keine Zeit, Kleines,“ sagte er und streichelte ihr vertröstend über die Wange. Die Antwort schien ihr zwar nicht zugefallen, aber noch blieb sie ruhig und wand sich mit der gleichen Bitte an Dean, der bereits die ersten Nummernschilder notierte. Sam war bereits wieder zu Rufus an den Schreibtisch gegangen und versuchte sich was von dem abzuschauen, was er da machte.

„Gleich, Jenny.“

„DIN!,“ kam es nun quengelnd von der Einjährigen. Diesmal seufzte er nur genervt und schrieb weiter. Sie krabbelte den halben Meter zur Couch hinüber und fing nun an, quengelnd an Deans Hosenbein zu ziehen.

„Jenny, bitte. Ich bin ja gleich fertig,“ sagte er und überflog das Geschriebene, um zu prüfen, ob er auch nichts vergessen hatte.

„Wuäh!“

„Gott, warum musst du so ungeduldig sein wie dein Vater?,“ maulte Dean als die Kleine zu Brüllen anfing. Es war kein wirkliches Weinen mit vielen Tränen, sondern ein „ich will aber jetzt“ Gebrüll mit lauten, nervtötenden Tönen.

„Ich bin total geduldig,“ verteidigte sich Sam, der das mitbekommen hatte.

„Könnt ihr mal die Klappe halten und die Heulsuse abstellen? Ich versuch mich hier zu konzentrieren,“ beschwerte sich nun Rufus.

„Hier, das sind alle Kennzeichen, die ich kenne,“ sagte Dean und reichte seinem Bruder die Liste. Dann nahm er seine Tochter hoch und setze sich mit ihr aufs Sofa.

„Eigentlich hast du es nicht verdient, aber anders krieg ich dich wohl nicht ruhig. Wenn ich das nicht schaffe, setzt er uns noch vor die Tür.“

„Sei nicht albern Dean. Bei dem Wetter würde ich nicht mal einen Hund vor die Tür jagen. Ich würde der Kleinen ein weiches Karamellbonbon in den Mund stecken. Damit sollte sie dann erstmal beschäftigt sein, wenn das ihre Zähne verklebt.“

„Das sollten wir uns merken, Sam,“ meinte Dean zu dem Jüngeren.

„Ich dachte das heben wir uns für Wackelzähne auf.“

„Oh ja! Weißt du noch wie super es dir deinen ersten Backenmilchzahn gezogen hat?“

„Ich weiß vor allem noch wie es geblutet hat, weil er noch nicht ganz locker war.“

„Du hast dich angestellt wie ein Mädchen.“

„Hab ich nicht.“

„DIN!,“ verlangte nun die Kleine wieder seine Aufmerksamkeit.

„Okay, okay. Was soll ich dir denn vorlesen?“ Er sah auf das Bilderbuch in seiner Hand.

„Nicht schon wieder das mit den Marienkäfern. Wofür kaufen wir dir eigentlich neue Bücher, wenn du immer nur das Gleiche willst?“

„Hat euch schon mal jemand gesagt, dass ihr tierisch nervt? Wie hält Bobby das nur aus?“, fragte Rufus die Brüder, klang dabei aber eher belustigt als sauer.

„Du wirst dem Winchester-Charme auch noch erliegen,“ sagte Dean und grinste schelmisch.
 

Die Zeitung hatte er schnell besorgen können. Es gab sie günstigerweise in dem Supermarkt in dem Marcy arbeitete und glücklicherweise, hatten sie noch eine Ausgabe vom Vortag übrig, die er zum halben Preis bekam. Beim Bezahlen fragte er an der Kasse nach ihr. Der junge Mann, der zweifellos hier einen Ferienjob hatte, sagte ihm, dass er mal hinten im Pausenraum nachsehen sollte. Er beschrieb ihm noch freundlicherweise den Weg und wünschte ihm einen schönen Tag. Bobby steckte die Zeitung in die Innentasche seiner Weste und zog los. Der Pausenraum befand sich direkt hinter der Regalreihe mit den Damenhygieneprodukten. Bobby klopfte. Eine weibliche Stimme, die nicht seiner Freundin gehörte bat ihn herein. Als er den Raum betrat, sah er Marcy und eine ihrer Kolleginnen beim Kaffee trinken.

„Bobby,“ begrüßte seine Freundin ihn überrascht und lächelte.

„Ah, Sie sind der berühmte Bobby, von dem Marcy schon so viel erzählt hat,“ sagte die Kollegin freundlich. Ihrem Gesicht war jedoch deutlich zu entnehmen, dass er optisch wohl nicht ihren Vorstellungen entsprach. Trotzdem ging Bobby auf den Smaltalk ein und erwiderte:

„Hoffentlich nur Gutes.“ Dann sagte er an Marcy gewandt.

„Können wir kurz ungestört reden?“

„Klar. Ich muss ein paar Kartons aus dem Lager holen, da kommst du mir gerade Recht.“ Sie trank schnell den restlichen Kaffee aus, stand auf, nahm ihn bei der Hand und zusammen gingen sie in Richtung Lager.
 

„Okay, mach es bitte kurz und schmerzlos, denn das Gesicht, das du aufgesetzt hast, kenne ich nur zu gut. Mein Mann hatte es immer auf, wenn er einen neuen Einsatzbefehl erhalten hat,“ sagte Marcy direkt zu Bobby.

„Ein Jägerkollege ist heute bei mir aufgetaucht und hat mich auf dämonische Aktivitäten in der umliegenden Gegend hingewiesen. Wir gehen der Sache jetzt nach und ja, möglicherweise werde ich ihm helfen gegen die Dämonen vorzugehen.“

„Du weißt also noch nichts Genaues?“ Sie sah ihn beunruhigt an.

„Nein, aber das ich ihm helfen werde, wenn er mich braucht, steht fest,“ sagte er mit einem entschuldigenden Tonfall. Seine Freundin atmete tief durch.

„Ich will jetzt nicht kitschig klingen, aber bitte versprich mir, dass egal was passiert, du versuchen wirst einen Weg zu finden, um zu mir zurück zu kommen, möglichst in einem Stück.“ Für einen kurzen Moment wollte er fragen, was das für eine dumme Bitte war. Selbstverständlich wollte er nicht sterben, aber ein Blick in ihre Augen verriet ihm, dass sie dieses Versprechen von ihm brauchte. Es war für sie der Strohalm, an dem sie sich festhalten konnte. Das konnte er ihr nicht verweigern oder durch eine flapsige Antwort abtun.

„Natürlich. Ich verspreche es.“ Sie nickte. Er zog sie an sich und hielt sie einfach nur fest. Nach einer Weile löste sie sich von ihm, atmete wiederum kurz durch und sagte dann:

„Na dann komm. Die Kartons mit den Deodorants sind wirklich schwer.“ Ehe er darauf etwas erwidern konnte, drückte sie ihm schon einen Karton auf die Arme. Während sie die Kartons in die Reihe mit den Deodorants trugen, fragte Marcy:

„Soll ich heute zum Abendessen vorbei kommen? Ich könnte euch was kochen, dann hättet ihr mehr Zeit, um euch auf eure…Arbeit zu konzentrieren.“

„Danke, das wäre nett. Vielleicht könntest du ja einen Eintopf oder so was machen.“ Bobby war fest entschlossen sie so weit wie möglich in sein „Zweitleben“ mit einzubeziehen. Dann würde sie sich hoffentlich nicht außen vor fühlen und ein kleines bisschen weniger besorgt sein.

„Ja, das lässt sich einrichten. Ich bring dann später die Zutaten von der Arbeit mit.“

„Wohin mit dem Karton?“

„Stell ihn da ab, danke.“ Sie stellte ihren Karton da ab, wo sie es Bobby gezeigt hatte und gab ihm einen Kuss auf das kleine Stückchen bartfreie Wange.

„Okay, dann sehen wir uns heute Abend,“ sagte Bobby und lächelte. Sie erwiderte das Lächeln und nickte. Der Jäger verabschiedete sich mit einem schnellen Kuss auf den Mund und machte sich dann auf den Heimweg.
 

Zacharias blieb auch im Himmel am Laufenden über das was auf der Erde passierte. Einer seiner himmlischen Späher hatte Bobby verfolgt. Dieser meldete ihm nun, dass der Jäger auf dem Rückweg war. Lange würde es nicht mehr dauern und Alaistair hätte seinen Einsatz. Dafür wollte er ihm die optimalen Bedingungen schaffen. Deshalb hatte er sich einen raffinierten Plan ausgedacht und da traf es sich gut, dass er Anna nicht hatte liquidieren lassen. Er hatte sich vorgenommen den rebellierenden Engel umzupolen und wieder voll und ganz für seine Seite gefügig zu machen. Dann sollte sie dem Dämonen, dem er nicht voll und ganz zu traute den Job zu erledigen, unter die Arme greifen. Leider stellte sie sich nach einem ersten, kurzen Aufenthalt in der Zelle noch sehr zickig an. Noch immer überkam ihn Wut, als er an die Verzögerung seines Plans dachte.
 

[style type="italic"]Seine Schergen brachten Anna zu ihm. Trotzig sah sie ihn an. Allein das ärgerte ihn schon. Ein guter Engel zeigte keinen Trotz.

„Anna, du hast bereits mehr als einmal deine Befehle missachtet. Dein Verhalten kann nicht länger ohne Konsequenzen bleiben.“

„Zacharias, bitte, darf ich mich dazu äußern, bevor ihr mir eine Bestrafung auferlegt?“

„Fass dich kurz.“

„Ich glaube Gehorsam ist nicht alles. Man sollte alles, was einem nicht plausibel erscheint hinterfragen. Nur so kann man die richtige Entscheidung treffen, tun was das Gewissen einem befiehlt. Wir müssen so vielem entsagen, auf so vieles verzichten und ich glaube einfach, dass es auch anders sein kann.“ Sie sah seinen Gesichtsausdruck und wusste, dass es eigentlich zwecklos war. Das hier war keine Anhörung. Es war ihr Weg zum Schafott.

„Das ist Unsinn. Wir Engel sind Soldaten. Wir wurden nicht geschaffen, um freie Entscheidungen zu treffen, sondern um zu folgen. Deine Äußerung bestärkt mich nur noch mehr in meiner Entscheidung deine Bestrafung betreffend.“

„Was du tust ist falsch. Du kannst nicht einfach eine Apokalypse…“

„Schweig. Du hast rebelliert. Gegen mich, den Himmel und Gott. Dafür musst du Buße tun. Du wirst dem Himmel erneut deine Treue schwören.“

„Eher sterbe ich, als dass ich weiter gegen mein Gewissen handle und zulasse, dass du deinen Plan durchsetzt.“

„Ein Gewissen? Lächerlich. Ich denke, ein paar Himmelstage in der Zelle werden dich schon Demut lehren.“ [/style]
 

Die Zeit im Himmel verging viel schneller als auf der Erde und so hatte Zacharias Anna in Himmelszeit gerechnet schon an die 120 Tage in der Zelle, wo er sie durch seine loyalen Folterknechte bearbeiten ließ. Sie würde schon noch brechen. Er hatte eben erneut nach seinen Schergen geschickt, die ihm Anna nochmals vorführen sollten, denn laut seinen Folterknechten war der Engel nun endlich geläutert und sozusagen bereit für eine neue Programmierung. Gerade rechtzeitig, um den Dämon zu unterstützen.
 

Anna saß zusammengekauert in ihrer Zelle, als die Schergen sie holen kamen. Ihre Folterer hatten sie vor kurzem allein gelassen. Endlich konnte sie wieder sie selbst sein und nicht das unterwürfige Hündchen, dass sie ihnen erfolgreich vorgespielt hatte, damit sie sie in Ruhe ließen. Anna hatte eine Entscheidung gefällt. Sie wusste in etwa was Zacharias mit ihr vor hatte, sich aber lange Zeit gegen ihre Folterer gewehrt, für Menschen unvorstellbare Schmerzen erlitten. Sie konnte den Menschen die sie liebgewonnen hatte keinen Schaden zufügen. Letztlich hatte sie jedoch eingesehen, dass sie diesem Gefängnis nur entkommen konnte, wenn sie vorgab geläutert zu sein. Unter den Menschen zu wandeln hatte ihre Fähigkeit zu Lügen gefördert und so hatten ihre Malträtierer ihr die Resignation abgekauft. Ohne Widerstand ließ sich Anna nun von Engels-Schergen zu Zacharias abführen. Sie hoffte, dass der andere Engel ihr die Täuschung abnehmen würde. Denn nur dann konnte sie ihren Plan in die Tat umsetzen.

„Bist du nun bereit dem Himmel erneut deine Treue zu schwören?,“ fragt Zacharias sie als er sie erblickte. Anna nickte schwach, aber erkennbar. Der Widerstand gegen die Folter und diese selbst hatten an ihren Kräften gezehrt. Zacharias grinste zufrieden. Endlich war es soweit. Sie war gebrochen und er konnte sie nun für seine Zwecke einspannen. Er war viel zu versessen darauf endlich die Sache ins Rollen zu bringen, dass ihm gar nicht der Gedanke kam, dass sie ihm nur was vorspielen könnte.

„Dann hast du sicher nichts gegen deine neuen Instruktionen einzuwenden.“ Wieder nickte sie. Zacharias legte sich in Ruhe die passenden Worte zu Recht ehe er erneut sprach.

„Samuel und Dean müssen sich trennen. Aber Samuel denkt immer noch er könnte den anderen Mann beschützen, dass er bei diesem Bobby sicher wäre. Es wird Zeit ihm endgültig begreiflich zu machen, dass er Dean nur schützen kann, wenn er ihn verlässt. Du wirst wieder auf die Erde gehen, aber nicht länger das Kind bewachen, sondern einem Dämon zur Seite gestellt, der in unserem Zwecke handelt. Er soll Bobby angreifen und du wirst dafür sorgen, dass er nicht aus der Reihe tanzt und alles nach Fahrplan läuft. Halte auch notfalls Castiel in Schach, falls er fälschlicherweise denkt, er müsse eingreifen.“

„Soll der Jäger am Leben bleiben?,“ fragte Anna und hoffte emotionslos genug zu klingen, um Zacharias Verdacht nicht zu erwecken.

„Er soll angegriffen werden. Was er dabei davon trägt ist unerheblich,“ entgegnete der andere Engel kaltschnäuzig und sah sie eindringlich an. Sie nickte verstehend.

„Sollte es irgendwelche Probleme geben wirst du gegebenenfalls den Menschen angreifen.“

„Sehr wohl.“

„Wie ich sehe, hast du den rechten Weg wieder gefunden. Das ist gut. Nun gehe und tue deine Pflicht.“
 

Sie wurde zurück auf die Erde entsannt und landete auf einem Hügel in der Nähe von Sioux Falls. Sie wusste, was eine direkte Befehlsverweigerung für Folgen haben würde, aber es war ihr egal. Menschlich zu werden, aber nicht mehr in den Himmel zu kommen war allemal besser als getötet zu werden oder selber gegen seinen Willen Menschen zu töten. Einzig und allein die Tatsache, dass sie Castiel wohl niemals wieder sehen würde, erzeugte in ihr das leichte Gefühl von Wehmut. Aber sie musste es einfach tun. Und so ließ sie alles Himmlische in ihr los und fiel. Sie löste sich aus ihrer menschlichen Hülle. Es waren so viele Gefühle die nun auf sie einströmten. Es kam ihr vor als würde sie fliegen und tatsächlich stieg ihre Engelsessenz empor. Das war aber auch das einzig angenehme an dieser Prozedur. Denn plötzlich fühlte sie einen unglaublichen Schmerz. Ihre Gnade löste sich von ihr und auf einmal hatte sie das Gefühl zu ersticken. Sie hatte noch nie atmen müssen, aber völlig unerwartet war nun dieser Atemreflex da, den sie jedoch nicht einsetzen konnte. So mussten sich wohl Ertrinkende fühlen. Anna wurde bewusstlos.

Plötzlich gab es einen lauten Knall. Ein Donner grollte, wie der wütende Aufschrei eines enttäuschten Vaters und ihre Gnade entlud sich wie eine Art Kugelblitz auf die Erde.

Annas Sein wurde zu einer menschlichen Seele. Diese Seele fand ihren Platz im Körper eines gerade geborenen Babys. Die Eltern des Kindes waren vollkommen aufgewühlt. Bei der Geburt hatte sich die Nabelschnur um den Hals des Babys gewickelt und es war stark cyanotisch. Sie rechneten schon mit dem Schlimmsten, während die Ärzte versuchten das kleine Wesen wiederzubeleben. Ihnen fiel ein Stein vom Herzen, als sie endlich einen kräftigen Schrei ihrer kleinen Tochter vernahmen. Den Eltern war Gnade gewehrt worden und sie beschlossen die Kleine Anna zu nennen.

Die Gefahr vor der Haustür

„Wie konnte das passieren?,“ fragte Sheriff Mills den Schließer. Dieser erholte sich immer noch von dem Schock seines Lebens.

„Ich weiß auch nicht. Alles war ganz normal, aber dann auf ein Mal Puff, Superkräfte und erst diese seltsamen, schwarzen Augen. Die waren nicht menschlich.“

„So ein quatsch,“ meinte Jodie.

„Überlassen Sie mir das. Sheriff. Es ist unser Agent, der geflohen ist. Der Fall ist jetzt auf Bundesebene und fällt nicht mehr in Ihren Zuständigkeitsbereich,“ sagte Burrell, den die Aussage von den schwarzen Augen beunruhigte.

„Was soll das? Es mag vielleicht Ihr Agent sein, aber er streunt jetzt auf der Flucht durch meine Stadt und hat wahrscheinlich auch noch irgendwas eingeworfen. Wir hätten ihn besser kontrollieren sollen, bevor wie ihn in die Zelle gesperrt haben.“

„Hören Sie…“

„Nein, hören Sie. Sie sind hier allein. Wie wollen Sie ihn finden? Sie sind so oder so auf meine Männer angewiesen. Wir werden ihn suchen. Wenn wir Henricksen gefunden haben, können Sie dann gerne mit ihm machen, was Sie wollen.“

Diese Jodie Mills imponierte Burrell. Sie hatte Schneid und so musste er zugeben:

„Okay, Sie haben recht. Aber es wird unter keinen Umständen auf ihn geschossen.“ Er musste seinen Mann schützen. Egal wie viel Mist er im Dienst gebaut hatte, an dieser Sache war er unschuldig. Nach dem was der Schließer gesagt hatte, musste Burrell davon ausgehen, dass Henricksen besessen war. Und so ließ er Jodie ziehen. Während sie sich mit ihren Männer auf Streife begab, hängte er sich an sein Handy und rief einen seiner Kollegen an, der in die Jäger-Sache eingeweiht war und mit ihm an der Übernatürlichen-Spezialeinheit bastelte. Wenn er es hier mit einem Dämon zu tun hatte, brauchte er Hilfe.

„Cannon, Burrell hier. Rufen Sie Rodgin an und fragen Sie ihn, ob er hier in Sioux Falls und Umgebung einen Jäger kennt oder weiß, ob irgendeiner seiner „Kollegen“ zufällig hier in der Nähe ist. Hier ist schwefelige Kacke am dampfen.“

„In Ordnung. Mach ich sofort.“ Er legte gleich wieder auf. Jetzt hieß es warten und hoffen, dass die hiesige Polizei Henricksen nicht zuerst fand.
 

„Ich glaub ich hab hier was. Euer Vater ist von seinem Motel aus anscheinend in Richtung Norden gefahren,“ sagte Rufus nach dem er Johns Wagen in den Kamera-Aufnahmen entdeckt hatte. Der Winchester hatte ein bekanntes Nummernschild am Auto. Sam sah ihm über die Schulter. Er war zwischen Recherche und Jenny-Beschäftigung hin und her gesprungen. Ein Teil von ihm wollte John finden, um ihm doch noch zu helfen den Dämon auszuschalten. Ein anderer Teil hoffte, dass sie ihn nicht fanden, damit seine Familie diesem Kampf entkommen würde. Dieser Teil war es auch, der sich am liebsten mit Dean und Jenny in Bobbys Keller verkriechen würde. Und letztlich war da mittlerweile auch ein winziger Teil in ihm herangereift, der der Meinung war, dass seine Familie ohne ihn besser dran wäre und die Gefahr für sie verschwinden würde, wenn er einfach ginge.

„Dann hat er entweder der Interstate 90 genommen oder den Interstate 29,“ meinte Dean, der mit Jenny auf dem Arm nun ebenfalls zu den beiden an den Schreibtisch getreten war.

„Wie kommst du darauf, dass er eine Hauptstraße genommen haben könnte?,“ wollte der schwarze Jäger wissen.

„Irgendwas sagt mir einfach, dass, was auch immer sein Ziel ist, er es schnell erreichen will.“

„Gut, dann check ich mal die Kameras in der Nähe der Auffahrten,“ erwiderte Rufus. Dean kannte John sicher am Besten, also tippte der ältere Jäger weitere Befehle in den Rechner.
 

Castiel wachte noch immer über das Haus des alten Jägers und seine Insassen. Er vermisste Anna und das machte ihm Angst, denn er sollte gar nicht in der Lage sein, solche Gefühle zu empfinden. Er hatte mitbekommen, dass die Menschen im Haus auf der der Dämonen waren. Er wusste auch, dass die Höllenwesen hier in der Gegend waren, um die bevorstehende Rückkehr ihres Vaters zu feiern. Was er nicht wusste war, dass Zacharias den erneuten Aufstieg des Leibhaftigen mit eingefädelt hatte. Er wusste nur, dass das kleine Mädchen letztlich den ehemals so wundervollen Engelsbruder endgültig von der Welt tilgen würde und dass es Sam Winchesters Schicksal war diesem als Hülle zu dienen. Er hatte das niemals hinterfragt. Im Gegensatz zu Anna. Warum war die noch nicht zurück gekehrt?

Er vernahm dämonische Aktivität in der Nähe des Hauses, doch bevor er denen, im Verborgenen, nachgehen konnte, überkam ihn ein unglaublicher Schmerz. Ein Schmerz den er nicht so deutlich spüren würde, wenn er nicht in einer menschlichen Hülle stecken würde. Er wollte aus der Haut fahren, aber das Versprechen, dass er Anna gegeben hatte, hielt ihn zurück. Etwas war geschehen. Ein ihm übergeordneter Engel hatte die größte Sünde begangen. Einer seiner Geschwister war gefallen. Anna, schoss es ihm durch den Kopf, ehe ihn der Schmerz, das Gefühl ein Teil seiner eigenen Gnade würde zerreißen, übermannte und er wie paralysiert. Er war zwar noch immer unsichtbar, aber stand nur so da, unfähig irgendwas zu tun.
 

Bobby fuhr mit seinem Wagen wieder auf den Schrottplatz. Das Gespräch mit Marcy hatte seine Laune gebessert und er freute sich, sie heute Abend wiederzusehen. Er war noch einige Meter von seinem Haus entfernt, als aus einer Reihe Autowracks plötzlich ein Afroamerikaner Mitte dreißig auf den Schotterweg lief. Bobby wollte bremsen, doch das war überflüssig, da sein Wagen bereits abgesoffen war. Verdammt, dass konnte nichts Gutes bedeuten. Er griff mit einer Hand nach seinem Handy mit der anderen wollte er seine Waffe aus dem Handschuhfach holen, doch ehe er hätte die Nummer wählen oder die Waffe ergreifen können, zog ihn der Mann auch schon aus dem Auto.

„Christo!,“ schrie Bobby. Dämonische Augen blitzten ihm entgegen. In seiner schlimmsten Vermutung bestätigt, versuchte er ruhig zu bleiben. Während er sich gegen die übermenschlichen Kräfte des Dämons zu wehren versuchte, begann er mit den ersten Worten des gebräuchlichsten Exorzismus zu beginnen.

„Exorcizamus te, omnis immundus spiritus…“ Doch der Mann vor ihm lachte nur kalt.

„Deine lateinischen Worte können mich gerade mal kitzeln.“ Alistair presste ihn hart gegen die Motorhaube. Er hätte diesen Mann lautlos und unauffällig töten können, doch dann würde er seinen Auftrag verfehlen. Er musste die Menschen im Haus auf sich aufmerksam machen. Ganz besonders Sam Winchester. Alaistair wusste jedoch nicht, dass es gar nicht nötig war, denn jemand noch sehr kleines hatte bereits die Gefahr gespürt.
 

Nachdem Rufus seine Arbeit fortgesetzt hatte, war Dean mit Jenny wieder zur Couch gegangen. Er wollte fortfahren ihr das Bilderbuch vorzulesen, als bei der Kleinen die Hölle los brach und sie wie am Spieß zu Schreien anfing. Der ältere Winchester erschrak kurz, weil er keinen offensichtlichen Grund für das wirklich laute und herzzerreißende Gebrüll ausmachen konnte. Es war auch nicht so wie eben ein nervendes Quengeln, um den Willen durchzusetzen. Rufus sah vom Monitor auf. Sam war sofort zu Dean und Jenny geeilt.

„Was hat sie?,“ fragte der Jüngere seinen Partner.

„Ich weiß nicht,“ antwortete dieser und versuchte die Kleine zu beruhigen.

„O-by,“ brachte Jenny unter schweren Schluchzern hervor. Es dauerte eine Millisekunde, bis Sam schnallte was Sache war. Es war wie bei der Vision vom besessenen John, der Dean angriff und all die Male wo einer von ihnen während einer Jagd in Gefahr geraten war. Jennys Unheil-Alarm hatte losgeschlagen.

„Irgendwas ist mit Bobby,“ platzte es aus dem größeren Winchester heraus als beinahe gleichzeitig draußen ein Scheppern zu hören war.

„Woher…,“ kam es von Rufus, doch er wurde von Dean unterbrochen, dem jetzt auch dämmerte, warum seine Kleine zu Brüllen begonnen hatte.

„Es ist eine lange Geschichte. Wichtig ist jetzt erstmal, dass wir sehen was los ist.“

„Was machen wir mit ihr?,“ fragte der ältere Jäger, während Sam bereits die wenigen Waffen holte, die sie im Haus hatten. Das meiste ihrer Ausrüstung war im Impala und nur Bobby wusste wahrscheinlich wo er sein Arsenal hatte.

„Ich bring sie hoch in ihr Bettchen,“ antwortete Dean und war auch schon an der Treppe. Zwei Stufen auf einmal nehmend rannte er mit Jenny nach oben.

„Alles wird gut, Kleines. Wir kümmern uns um Onkel Bobby. Ich muss dich hier nur kurz alleine lassen, aber du bist hier sicher.“ Er blickt zur Decke, wo Bobby eine Dämonenfalle gezeichnet hatte. Dämonen würden nicht näher als 3 Fuß an das Kinderbett herankommen.

Er musste sich zwingen, sie zurück zu lassen. Diesen flehenden Augen und dem gewimmerten „Din!“ hatte er nicht viel entgegen zu setzen, aber Bobby brauchte ihn.

Der noch immer in Starre gefangene Engel hoffte wie der Winchester, dass die Dämonenfalle genug Schutz bot.
 

Als Dean wieder unten ankam, waren Sam und Rufus bereits mit Weihwasser und Steinsalz-Schrotflinten gerüstet an der Haustür. Wie bei einer gut geölten Maschine klappten bei den Brüdern die Handgriffe und Dean fing geschickt Waffe und Wasserflasche auf, die der Jüngere ihm zuwarf. Sie tauschten einen kurzen intimen Blick aus, der sagte: sei vorsichtig, pass auf dich auf, wir schaffen das, ich steh hinter dir, du kannst dich auf mich verlassen, ehe sie dem schwarzen Jäger folgten, der bereits nach draußen getreten war. Der Teil des Schrottplatzes, der vom Haus aus einsehbar war, machte einen unverdächtigen Eindruck, wäre da nicht Bobbys Wagen gewesen, der verlassen, mit geöffneter Fahrertür und eingedellter Motorhaube in der Nähe der Einfahrt stand. Sofort rannten die drei in diese Richtung. Ein paar Meter vor dem Wagen hörten sie ein erneutes Scheppern aus einer der Autowrackreihen kommen. Schnell verständigten sie sich wortlos auf eine Taktik. Sie teilten sich auf. Sam und Dean gingen den Gang links entlang, direkt auf die Quelle des Geräuschs zu. Rufus wollte schnell um den Autowrack-Block laufen, um dann von der anderen Seite den Angreifer einzukesseln. Der Puls schlug den Brüdern bis zum Anschlag. Adrenalin wurde ausgestoßen. Was würde sie am Ende der Reihe erwarten? Würden sie rechtzeitig kommen, um ihrem väterlichen Freund den Hals aus der Schlinge ziehen zu können? Endliche lichtete sich die Reihe. Sie erkannten wie ein Afroamerikaner Bobby gerade gegen einen alten, rostigen Cadillac Eldorado schleuderte.

„Dämon,“ äußerte Dean seine erste Eingebung.

Sam stand wie versteinert neben ihm. Der ältere Bruder bemerkte dies nicht sofort, denn er ging ohne lange zu Fackeln auf den Gegner los.

„Hey, du stinkende Missgeburt! Versuch dich mal an einem Gegner, der nicht schon am Boden liegt.“ Da war er wieder ganz Dean Winchester mit seiner großen Klappe. Aber irgendwie musste er den Dämon ja von Bobby ablenken und dies war ihm auch gelungen.
 

Alaistair lachte sich ins Fäustchen. Es klappte ja hervorragend. Dean Winchester stand vor ihm und Sam direkt in der Nähe. Es war Showtime. Zeit Sam zu zeigen, in welcher Gefahr sein geliebter Bruder wirklich schwebte. Er entließ Bobby aus seiner Kraft. Dieser sackte benommen zu Boden. Der Dämon im Henricksenkostüm ging nun sein Ziel direkt an. Ein wenig einstecken musste er wohl, aber wenn er Erfolg haben würde, würde Lilith ihm den Biss in diesen sauren Apfel sicherlich versüßen.
 

Der Dämon ließ seine schwarzen Augen aufblitzen und rannte auf ihn zu. Dean handelte ohne zu zögern und verpasste der Höllenkreatur eine Ladung Steinsalz. Es würde ihn nicht lange aufhalten, aber vielleicht konnte er ihn lange genug in Schach halten, bis Rufus hier war. Der kannte sich sicher besser mit Exorzismen aus. Er und Sam hatten bis jetzt ja erst einen ausgetrieben und Dean hatte den Text ad hoc nicht im Kopf. Latein war eher Sams Spezialgebiet. Apropos Sam, was trieb der eigentlich? Dean hatte erwartet, dass sein Partner sich um den am Boden liegenden Bobby kümmern würde, doch der saß immer noch allein am Fuße des Autowrack-Turms der nächsten Reihe und versuchte sich aufzurappeln. Eine weitere Steinsalzladung auf den erneut gegen ihn anrennenden Dämon abschießend, drehte er sich um und sah, dass der Größere immer noch hinter ihm stand und das auch noch reglos.

„Sam, was zum Teufel…“ weiter kam er nicht, denn schon hatte der Dämon ihn erwischt.
 

Deans Stimme riss den jüngeren Winchester endlich aus seiner Starre. Er hatte sich vor Schock nicht rühren können. Mit Monstern und Dämonen zu kämpfen war ihr täglich Brot, aber zum ersten Mal war ein Dämon direkt bei ihnen aufgetaucht. Direkt vor der Haustür, wo Sam sich und seine Lieben doch in Sicherheit wiegte. Das konnte doch nicht sein. Sofort hatten ihn all die Aussagen seiner Halluzination oder was auch immer sie war, überflutet und ihn handlungsunfähig gemacht. Die Geschehnisse um ihn herum nahm er nur wie durch einen Schleier war. Doch dann hatte er die Stimme seines Partners vernommen. Was machte er hier eigentlich? Er musste Dean helfen. Er hob seine Schrotflinte und schoss auf den Dämon, der gerade anfangen wollte mit Dean als Ball und dem Autowrack-Turm als Wand, Squasch zu spielen.
 

So langsam wurden Alaistair diese Steinsalzladungen lästig. Zu gern würde er beide Brüder zerquetschen wie eine Fliege, aber er durfte seinem dämonischen Trieb nicht nachgeben. Er musste das gesamt Bild im Auge behalten. Die Marschroute gab nun mal einschüchtern vor, und nicht meucheln. Dean mit seiner Kraft am Boden haltend und den alten Basecap-tragenden Jäger außer Gefecht glaubend, richtete er sich nun gegen Sam. Er wollte ihn gerade frontal angreifen, als ihn plötzlich von hinten eine Ladung Steinsalz traf. Überrascht drehte er sich um und erblickte Rufus. Wo kam der denn auf ein Mal her? Das stand so aber nicht im Drehbuch. Bevor er reagieren konnte hatte Sam bereits die nächste Ladung Steinsalz auf ihn abgeschossen. Dies hatte ihn nun soweit abgelenkt, dass er unbewusst den Bann von Dean genommen hatte. Dieser hatte zwar seine Schrotflinte verloren, aber war immer noch mit der Flasche Weihwasser bewaffnet. Er öffnete schnell den Verschluss und schleuderte dem nun ein wenig aus der Fassung geratenen Dämon einen Schwall der, auf Höllenwesen wie Säure wirkenden, Flüssigkeit entgegen und traf ihn seitlich im Gesicht. Alaistair schrie auf.

„Exorcizamus te, omnis immundus spiritus…,“ begann mittlerweile Rufus den üblichsten Exorzismus. Doch Bobby unterbrach ihn indem er ihm so laut wie es ihm, ob der Schmerzen, die er hatte, möglich war, zu rief:

„Kein normaler Dämon!“ Der schwarze Jäger verstand.
 

Alaistair hatte sich nun wieder auf Dean gestürzt. Es gelang ihm dem Jäger die Flasche mit dem Weihwasser aus der Hand zu schlagen. Sofort reagierte Sam und schoss abermals auf den Dämon, doch dies schien ihn nicht wirklich aufhalten zu können.

„Sam, die Pfütze,“ schrie Dean. Sam sah das Überbleibsel des letzten Regegusses und schaltete blitzschnell. Er entleerte seine Flasche Weihwasser in die Pfütze und hoffte, dass es auch verdünnt noch wirkungsvoll genug war. Rufus hatte den Plan ebenfalls mitbekommen und schoss eine Salve nach der anderen auf den Dämon ab. Dean gelang es so Alaistair zum Teil nieder zu ringen. Sam sprang ihm zur Seite und mit vereinten Kräften schafften sie es, das Gesicht ihres Gegners in die Pfütze zu drücken. Rufus intonierte nun einen alternativen Exorzismus.

„Crux sancta sit mihi lux. Non draco sit mihi dux. Vade retro satana. Nunquam suade mihi vana. Sunt mala quae libas.” Der Jäger hatte ins Schwarze getroffen und Alaistair begann sich gegen das Austreiben zu wehren und dies ziemlich heftig. Die Winchesters konnten ihn kaum noch unter Kontrolle halten.

„Sprich schneller,” rief Dean.

„Ipse venena bibas!,“ vollendet Rufus die Formel. Dem nun aufgebäumten Körper den der Dämon besessen hatte, entwich der schwarze Rauch gen Himmel und verflüchtigte sich. Außer Atem von dieser Anstrengung blieben die Brüder neben dem bewusstlosen Körper Henricksens am Boden sitzen. Rufus lief derweil sofort zu Bobby, der mittlerweile wieder auf den Beinen war.

„Das war knapp,“ meinte der schwarze Jäger zu seinem Freund und nahm augenblicklich die Erstuntersuchung an ihm vor.
 

„Hey, ich kenn den Typ. Das ist der FBI-Agent, der mich in Truro festgenommen hat,“ sagte Sam zu seinem Bruder als er, nachdem er wieder ruhig atmen konnte, die Vitalfunktion der ehemaligen Dämonenhülle überprüfte.

„Scheiße, den hat sicher unsere Dad-Befreiungsaktion wieder auf unsere Spur gebracht. Meinst du er war damals auch schon ein Dämon?“

„Er kam mir nicht so vor,“ sagte Sam, der soeben einen flachen, aber regelmäßigen Puls bei Henricksen ertastet hatte.

„Egal wer der Typ ist, bringt ihn rein. Am besten in den Keller. Ich kümmere mich um Bobby,“ mischte sich nun Rufus ein.

„Wie geht es dir?,“ fragte Dean den väterlichen Freund, der sich gerade gewaltig dagegen sträubte, sich von Rufus beim Laufen stützen zu lassen.

„Ging mir nie besser,“ kam es sarkastisch von dem Bärtigen.

„Nein, ehrlich,“ entgegnete der ältere Winchester, während er Sam half Henricksen hoch zu hieven.

„Ich bin okay.“

„Das werden wir ja sehen, wenn ich dich im Haus ordentlich durchgecheckt habe, aber überleben wirst du es sicher,“ meinte Rufus. Als die Brüder das Gewicht des regungslosen

Körpers untereinander aufteilten humpelte Bobby langsam an ihnen vorbei.

„Mein Gott, zier dich nicht so und las dir von mir helfen, sonst bist du bei Sonnenuntergang noch nicht wieder im Haus,“ versuchte der schwarze Jäger ihm Vernunft einzutrichtern. Dean überließ das seltsame Paar sich selbst und wand sich seinem Bruder zu, der soeben eine Seite Henricksens schulterte.

„Wir haben jetzt Wichtigeres zu tun, aber glaube mir, wir werden uns noch über deinen kleinen Aussetzer eben unterhalten.“ Mit diesen Worten schulterte er die andere Seite des FBI-Agenten und schweigend folgten sie den anderen beiden ins Haus. Sam brach bei dem Gedanken an das angedrohte Gespräch bereits in Schweiß aus. Was sollte er nur tun?
 

Annas Fall blieb auch im Himmel nicht unbemerkt. Zacharias Beobachter hatten ihn über ihr Schicksal informiert, nachdem Alaistair seinen Auftrag erledigt und Sam die Gefahr verdeutlicht hatte, in der seine Lieben schwebten. Egal wie sicher das Haus des älteren Jägers war. Nun musste sich die Saht nur noch richtig entfalten, aber Zacharias war sehr zuversichtlich.

„Das kleine Miststück hat mich tatsächlich angelogen. Nun gut. Ist ja auch egal. Der Plan hat auch so funktioniert. Castiel war abgelenkt, Alaistair hat die Tat ausgeführt. Nun müssen wir nur abwarten, ob dieses Ereignis auch die gewünschte Wirkung auf den jüngeren Winchester hat und er sein lästiges Anhängsel endlich verlässt. Wo stehen wir bei John Winchester?,“ erkundigte sich Zacharias bei seinem Untergebenen.

„Er ist noch dabei, sich vorsichtshalber schon mal von seinem armseligen Leben zu verabschieden, wird aber sicher demnächst den Colt für einen Testschuss abfeuern.“

„Sehr gut und dann wird er den richtigen Dämon töten und Luzifer dadurch freisetzen. Aber dann müssen wir auch seine Hülle parat haben. Also hoffe ich, dass Alaistair noch die nötige Überzeugungsarbeit leisten wird.“

Henricksen wird aufgeklärt

Im Haus angekommen brachte Rufus Bobby nach oben ins Badezimmer.

Sam half Dean Henricksen in den Keller zu bringen, hatte es dann aber sehr eilig wieder hoch zu gehen und nach Jenny zu sehen. Das war es jedenfalls was er seinem Bruder gesagt hatte. Es stimmte, aber war nicht der einzige Grund, warum er Dean die Versorgung von Henricksen überließ. Wenn er nicht in Deans Nähe war, konnte er dem angedrohten Gespräch und unangenehmen Fragen aus dem Weg gehen. Seine Tochter wirkte ein wenig verstört, wie sie da in ihrem Bettchen saß und sich an ihre Stoffschildkröte klammerte, als wäre sie ihr einziger Halt auf dieser Welt. Sie schrie nicht mehr, aber ihre Tränen waren noch nicht völlig versiegt. Er hob sie aus dem Bett und drückte sie tröstend an sich.

„Es tut mir so, so leid, Kleines. Wir hätten dich nicht allein lassen dürfen in deiner Angst, jedoch zu zweit hätten wir deinen Onkel Bobby wohl nicht retten können. Aber es geht uns allen gut.“ Er streichelte ihr liebevoll über den Rücken. Gott, wie mies er sich fühlte. Was war er bloß für ein schlechter Vater? Er hätte drauf bestehen müssen, dass sie mit diesem Jägerleben Schluss machten, als sie Jenny bei sich aufgenommen hatten. Wie hatte er ernsthaft annehmen können, dass man beide Welten unter einen Hut kriegen konnte, ohne dass sie die Kleine verkorksten?

„Ein Rückzug aus dem Jäger-Leben hätte auch nichts genutzt. Der Ärger wird dich überall finden. Das Jäger-Leben droht nicht ihr Leben zu ruinieren, sondern deine Anwesenheit,“ hörte Sam die ihm mittlerweile so verhasste Stimme. Er atmete tief durch und versuchte sie zu verdrängen.

„Pa-pa…O-by!…Din!,” brachte sie vom schweren Atmen abgehackt heraus. Sein kleines Mädchen schien mit eigenen Augen sehen zu wollen, dass die anderen beiden Männer in ihrem Leben wohl auf waren. Sie auf seinem Arm hin und her wiegend trat er aus dem Zimmer. Auf dem Flur traf er auf Dean, der gerade die Treppe hoch kam.

„Din,“ kam es wimmernd von Jenny. Sie hatte aufgehört zu weinen, wenigstens etwas, was Sam geschafft hatte, und die Spuren ihrer Tränen trockneten langsam auf ihren Wangen.

„Es ist alles gut, Kleines.“ Er schloss Sam in seine Arme und umarmte so seine beiden Liebsten. Ein herrlich warmes Glücksgefühl umgab Sam auf einmal. Etwas, was er stets spürte, wenn Dean für ihn da war. Jenny schien dies ebenfalls wahr zunehmen, denn auch sie beruhigte sich sichtlich.
 

„Na ganz toll. Während ich den alten Brummbär zusammenflicke, macht ihr hier ein auf Gruppenkuscheln,“ ließ Rufus die beiden Brüder auseinander fahren.

„Da fühlt sich wohl jemand vernachlässigt, was?,“ scherzte Dean und öffnete überspielt seine Arme, als Einladung.

„Gott bewahre!“ Der ältere Jäger hob abwehrend die Hände.

„Ich überlass das lieber euch zwei episch Verliebten und eurem Anhängsel.“ Er konnte dennoch nichts dagegen machen, dass seine Hand wie von selbst dem kleinen Mädchen auf Sams Arm über den Kopf streichelte.

„Wie geht es Bobby?,“ wollte Sam wissen.

„Ganz gut. Ich hab ihn unter der kalten Dusche abgestellt. Ein bisschen was gegen die kommenden blauen Flecke. Gleich guck ich ihn mir noch mal genauer an. Was habt ihr mit dem Typen gemacht?“

„Ich hab ihn ihm Keller an einen Stuhl gefesselt,“ sagte Dean.

„Du hast was?,“ kam es mit weit aufgerissenen Augen von Sam.

„Der ist vom FBI! Was denkst du was passiert, wenn der mitkriegt wo er ist und vor allem bei wem?“

„Dean hat schon ganz richtig gehandelt. Der FBI-Mann wird sich wahrscheinlich so vorkommen wie ein Jäger in einem Vampir-Nest. Angebunden kann er keinen Schaden anrichten, aber wenn er unbewacht ist und sich frei bewegen kann, könnte er abhauen und ein paar seiner Freunde holen, um das Nest auszulöschen, wenn ihr versteht was ich meine.“

„Sollen wir ihn jetzt für den Rest seines Lebens in Bobbys Keller gefangen halten?,“ fragte Sam, dem das so gar nicht geheuer war. Das verkomplizierte seine momentan eh schon verworrene Situation um Dean, seine Halluzination, John und Dämonen nur noch mehr.

„Davon kann keine Rede sein. Ihr müsst nur vernünftig mit ihm reden. Ihm die Situation und seine Besessenheit erklären.“

„Der Mann ist ziemlich fanatisch. Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, hat er mir erzählt, dass er uns unbedingt zur Strecke bringen will, weil wir seinen Mentor in den Wahnsinn getrieben haben sollen,“ informierte Sam den anderen.

„Jetzt war er aber besessen und wird wahrscheinlich das Ganze etwas anders sehen, wenn ihr ihn erstmal aufgeklärt habt. Ich werde jetzt mal nach Bobby sehen. Ich höre kein Wasser rauschen mehr, dann ist er sicher fertig mit duschen.“

„Brauchst du Hilfe?,“ fragte Dean ihn.

„Ich hab ihn schon so oft medizinisch versorgt, dass ich es schon gar nicht mehr zählen kann. Ich schaff das schon allein. Und du weißt ja wie er ist. Wenn wir alle um ihn herum stehen, wird ihm das sicher nicht gefallen. Der sture Bock hätte mir beim Treppe hoch gehen fast eine verpasst, weil ich ihm helfen wollte. Meinte zu mir, er wäre kein invalider Greis.“

„Ja, das klingt nach Bobby,“ stimmte Dean zu.

„Ich kenne da noch jemanden, der so klingt,“ setzte Sam einen kleinen Seitenhieb gegen seinen Partner.

„Mistkerl.“

„Idiot!“

„Wow, wartet mit dem Vorspiel bis ich weg bin,“ sagte Rufus und verschwand im Badezimmer.
 

Wortlos gingen die Brüder mit Jenny erstmal wieder nach unten in die Küche, wo Dean sich prompt einen Whiskey genehmigte. Sam hatte ein Zewa nass gemacht und wischte die Tränenspuren von Jennys Gesicht.

„Mhm…das tut gut,“ sagte der ältere Winchester als der gute Tropfen seine Kehle hinunter rann. Er setzte sich zu Sam an den Tisch und sah ihn ernst an.

„Also, was war los eben? Warum standest du da, wie zur Salzsäure erstarrt, während der Dämon mich in der Mangel hatte?“ Da er wusste, dass diese Frage unausweichlich kommen würde, hatte sich Sam mittlerweile etwas zu Recht gelegt.

„Naja, da kam einiges zusammen. Sonst waren wir immer hinter den Monstern her und jetzt kam der Dämon auf einmal zu uns…das hat mich ein bisschen geschockt. Die Erinnerung an meinen Traum kam hoch und dann hab ich ihn auch noch erkannt. Dadurch war ich für einen kleinen Augenblick aus der Fassung. Es tut mir leid. Ich hab Mist gebaut. Das hätte mir nicht passieren dürfen. Du musst dich auf mich verlassen können und ich habe versagt.“ Dean seufzte. Das konnte so mit Sam nicht weiter gehen. Diese Albträume hatten mittlerweile eine viel zu große Wirkung auf ihn. Er hatte keine Schmerzen wie bei Visionen, also ging Dean davon aus, dass es wirklich nur Albträume waren. Nach allem was ihnen passiert war, die Sache mit Mum und Jessica und unter welchen Umständen sie auf Jenny gestoßen waren, konnte er es dem Jüngeren nicht mal wirklich verübeln. Er legte einen Arm liebevoll um seinen Partner.

„Du kannst und darfst dich nicht so von deinen Ängsten beeinflussen lassen. Dadurch wirst du zum schwächsten Glied in der Kette. Mag sein, dass ich jetzt wie Dad klinge, aber solche Aussetzer können wir uns nicht leisten. Wenn man auf der Jagd ist oder kämpft, muss man voll und ganz bei der Sache sein, sonst könnte es Tote auf der falschen Seite geben.“

„Ja, du klingst ziemlich nach Dad.“ Diese fast schon gefühllose Ansage von Dean hatte er schon in abgewandelter Form des Öfteren von John zu hören bekommen.
 

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„Du darfst keine Angst haben abzudrücken oder Leute, die du liebst kommen zu Schaden. Du musst dich konzentrieren.“
 

„Scheiß auf den Mathe-Test Sam. Wir müssen einen Geist jagen. Solche Ablenkungen kannst du dir nicht leisten oder willst du dass dein Bruder oder ich sterben?“ [/style]
 

Sam schüttelte Deans Arm ab und rutschte von ihm weg. Dean rutschte aber sofort nach und nahm die Hand des Größeren in seine.

„Sammy, ich bin nicht wie Dad. Ich werde dir nicht erzählen, dass Angst zu haben eine Form von Schwäche ist, denn das ist Bullshit. Wer im Kampf keine Angst hat, tut mir leid, denn der hat nichts mehr zu verlieren. Ich sehe es so, dass diese Angst einen stärker macht, weil sie, wenn man sie richtig zu nutzen weiß, es einen ganz automatisch aufmerksamer und Konzentrierter macht. Nur damit man zu dem zurück kehren, oder das beschützen kann, was man zu verlieren hat. Den Schwanz einzuziehen hilft dir dabei nicht. Ich will keine große Töne spucken, sein eigenes Leben pro forma für den anderen mutwillig in Gefahr zu bringen, so wie ich es vielleicht mal gemacht habe, ist auch nicht immer richtig, geschweige denn notwendig. Du…“

„Ich liebe dich Dean,“ fuhr ihm Sam ins Wort. Sein Partner war ganz und gar nicht wie John und er bereute es, eben von ihm weg gerutscht zu sein. Er sah Dean an und dieser lächelte leicht. Sam schien ihn endlich verstanden zu haben.

„Dean Winchester, wie bist du trotz unseres Vaters nur so weise geworden?“

„Naja, Lebenserfahrung…und…Bobby.“

„Es ist gut, dass wir ihn haben. Wir sollten ihm am nächsten Vatertag was schenken.“

„Du suchst doch bloß einen Vorwand, um mich durch ein Kaufhaus zu quälen.“

„So gemein bin ich eben.“

„Ja, echt fies.“ Er legte Sam seine Hand in den Nacken und gab ihm dann einen innigen Kuss.

„Du bist manchmal ein Mistkerl, aber die müssen ja auch geliebt werden,“ sagte er dann zu seinem Partner. Dieser sah ihn verliebt an und initiierte nun seinerseits einen Kuss.
 

Auf der Sheriffstation von Sioux Falls bekam Burrell derweil den schon lang erwarteten Rückruf von seinem Kollegen Cannon. Bis dato hatten Sheriff Mills und ihre Männer noch keine wirkliche Spur von Henricksen.

„Ich hab mit Rodgin gesprochen. Er kennt einen Jäger der in Siuox Falls ansässig ist.“

„Gut, wie heißt der Mann und wie ist seine Adresse?“ Er war etwas überrascht. Die meisten Jäger, denen er begegnet war, wohnten praktisch in ihrem Auto, wenn sie nicht gerade in einem Motel abgestiegen waren. Aber Cannon hatte gesagt ihr Mann sei hier ansässig, also musste er einen festen Wohnsitz haben. Sein Kollege gab ihm die Adresse eines Robert Singers durch.

„Danke Cannon, sie waren eine große Hilfe. Ach und vermerken sie die Adresse doch bei Singers Eintrag auf unserer Liste.“

„Er steht nicht auf unserer Liste.“

„Was? Wieso nicht?“

„Rodgin meinte, er sehe nicht ein, wieso er so einem Stinkstiefel helfen sollte.“

„Oh man, das klingt ja schon fast ein wenig nach Bandenkrieg. Egal, die müssen sich ja alle nicht verstehen, also tragen sie Singer auf unsere Liste ein.“

„Werde ich tun.“ Damit war das Gespräch beendet. Burrell verließ unbemerkt die mittlerweile unterbesetzte Sheriffstation und machte sich auf den Weg zu der angegebenen Adresse. Sein Routenplaner verriet ihm, dass dieser Jäger etwas außerhalb wohnte. Er war das FBI, da konnte er ruhig ein paar Geschwindigkeitsbegrenzungen überschreiten.
 


 

„Din!,“ quiekte Jenny nun wieder etwas ausgelassener.

„Ich denke, bei ihr haben wir einiges gut zu machen, für den Schock, und eine Belohnung weil sie Bobbys Schutzengel war, hat sie auch verdient,“ sagte Sam.

„Sehe ich auch so. Ich denke, dass schreit nach den Baby-Keksen, die sie so gerne ansabbert und damit rummatscht.“

„Vielleicht landet ja diesmal mehr in ihrem Mund als auf ihrer Kleidung,“ sagte Sam hoffnungsvoll und holte die Kekse aus dem Hängeschrank neben dem Kühlschrank. Die kleine Familie machte es sich gerade im Wohnzimmer bequem, um auf ein Zeichen zu warten, dass ihnen verriet, dass Henricksen wach war, als Rufus runter kam.

„Er macht mich noch genau so wahnsinnig wie früher. Will einfach nicht liegen bleiben. Ich hab ihn jetzt wenigstens soweit, dass er oben bleibt, wenn wir da weiter an dem Fall arbeiten.“ Er nahm den Laptop und seine Karte und ging kopfschüttelnd und über Bobby murrend wieder nach oben.

„Die zwei haben sich echt verdient,“ meinte Dean und griff gerade noch rechtzeitig nach Jennys Hand ehe sie den Keks-Matsch in ihrer Hand an der Couch abstreifen konnte.

„Lass, das oder das war für lange Zeit dein letzter Keks,“ sagte er dann an die Kleine gewandt, wo bei sein strenger Blick wohl mehr Eindruck machte als das was er sagte. Sie genossen die Ruhe nach dem Schreckmoment, als diese jäh gestört wurde.
 

„Hallo? Hilfe!,“ kam ein Schrei aus dem Keller.

„Ich bring Jenny nach oben und dann kümmern wir uns um den FBI-Typ,“ sagte Dean und ging schnell nach oben, wo er Jenny bei Bobby ablud, der es sich in seinem Bett ein wenig bequem gemacht hatte und bereits die Karte von Rufus studierte. Er machte einen munteren Eindruck aber Dean würde nachher noch mal genauer bei dem väterlichen Freund nachhaken.
 

Als Henricksen wieder zu sich gekommen war und die Winchesters erblickte, rastete er erstmal aus. Er konnte sich seine Situation, gefesselt an einen Stuhl in irgendeinem Keller gefangen zu sein, nur dadurch erklären, dass die Brüder ihn gekidnappt hatten. Er schrie sie an und drohte ihnen mit Festnahme.

Für eine Weile ließen die Winchesters es über sich ergehen, fanden es gar ein wenig amüsant, aber auch deren Geduld war einmal am Ende. Als Henricksens Tiraden schon beinahe hysterisch wurden, riss Dean die Hutschnur. Er erhob seine Hand und gab dem FBI-Agent eine kleine Ohrfeige.

„Kommen Sie mal wieder runter. Wir haben Sie nicht gekidnappt,“ sagte er zu ihm.

„Versuchen Sie sich zu erinnern, wie Sie hier her gekommen sind,“ riet Sam.

Nur langsam kamen die Erinnerungen an die vergangenen Stunden beim FBI-Agent wieder zurück und er wollte Antworten, denn das an was er sich erinnern konnte, machte einfach keinen Sinn. Die Winchesters mussten irgendwas mit ihm gemacht haben. Vielleicht hatten sie ihm psychedelische Drogen verabreicht. Er musste es schnell heraus finden.

„Was ist mit mir passiert? Was habt ihr mit mir gemacht?,“ kam es panisch von ihm. Wenn es keine Drogen waren, dann lief hier echt ne extrem kranke Nummer.

„Vor ein paar Stunden ging es mir noch gut und auf einmal…,“ fuhr er fort.

„Zwängte sich übelriechender schwarzer Rauch Ihre Kehle hinunter,“ vollendete Dean seinen Satz. Der FBI-Agent sah ihn perplex an. Woher wusste der Winchester das?

„Sie waren besessen,“ erklärte Sam.

„Besessen?“ Henricksen sah ihn verständnislos an.

„Von einem Dämon,“ fügte Dean hinzu.

„Wie beim Film „Der Exorzist“?“

„Ja, nur ohne grünen Schleim,“ sagte Sam.

„Das ist doch Wahnsinn. Ich versteh das nicht.“

„Oh man, bei dem müssen wir wohl bei Null anfangen,“ maulte Dean und so fing die Monster-Aufklärungsstunde an. Dean übernahm das. Da er Marcy vor kurzem auch eingeweiht hatte, war er in Übung darin. Je mehr er erzählte, desto fassungsloser sah der FBI-Agent die beide an. Er konnte es einfach nicht glauben. Wenn ihm diese sogenannte Besessenheit nicht selber widerfahren wäre, würde er die beiden sofort für verrückt erklären, aber was Dean ihm berichtete, lieferte ihm endlich eine plausible Erklärung für all die ausgehobenen Gräber, den Kreditkartenbetrug und all die anderen kleinen Verbrechen, die den Winchesters zu Last gelegt wurden. Aber vor allem erklärte es den Mord in St. Louis.
 

„Dann sind Monster, Geister und Dämonen also wirklich alle real?“

„Ja sind sie, aber wenn es Sie beruhigt, Bigfoot ist frei erfunden,“ scherzte Dean.

„Es beruhigt mich nicht.“ Er rieb sich die Schläfen. Der kleinere der beiden hatte ihn mittlerweile los gebunden. Wo war er hier nur reingeraten?

Zugegeben, er hatte sich mehrmals über seinen, größtenteils langweiligen, Job mit dem immensen Papierkram und niedriger Erfolgsquote beschwert, aber was diese Jungs machten…Plötzlich fiel ihm wieder ein wie er überhaupt hier her gekommen war.

„Oh Gott, ich hab einen Polizisten angegriffen…ich bin ausgebrochen.“

„Hey, hey. Das waren nicht Sie,“ versuchte Sam ihn zu beruhigen.

„Hier ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für einen Nervenzusammenbruch,“ meinte Dean.

„Ah ja und was bitte soll ich ihnen erzählen, wenn sie mich finden und festnehmen? Diese abgefahrene Geschichte, die ihr mir erzählt habt, wird mir garantiert keiner glauben. Ich glaub es ja selber kaum.“

„Naja, aber vielleicht werden Sie wegen Unzurechnungsfähigkeit frei gesprochen,“ meinte Dean. Bekam aber von den anderen beiden Männern nur ein Augenverdrehen.

„Sie sollten sich jetzt etwas Ruhe gönnen. Hier unten sind Sie sicher,“ sagte Sam.

„Genau, ruhen Sie sich aus. Vielleicht fällt uns später was ein, wie wir sie da raus hauen können.“

„Das ist ja Ihre Spezialität,“ sagte Henricksen.

„Für die Sache in Truro hätte ich den Oscar für bestes Drehbuch und beste Regie kriegen müssen, aber die Academy war da wohl anderer Meinung und gaben beide an einen Film über schwule Cowboys.“ Dean grinste ein wenig versaut. Eine heiße Nacht in einem Zelt mit Sammy…keine schlechte Idee.

„Dean, komm las uns nach Bobby sehen,“ sagte der jüngere Winchester und riss seinen Bruder damit aus seinen Gedanken. Der Angesprochene nickte. Rufus hatte zwar versichert, dass es Bobby nicht so schlimm erwischt hatte, aber auch Dean wollte sich versichern, dass es dem väterlichen Freund wirklich gut ging bzw. so gut, wie eben möglich. Sie verließen den Keller und ließen einen sichtlich mitgenommenen FBI-Agenten auf der Pritsche zurück. Da er in einer ziemlich aussichtslosen Situation steckte, hielten beide es für unwahrscheinlich, dass Henricksen sich aus dem Haus schleichen würde.
 

Das Bild das sich ihnen bot, als sie Bobbys Zimmer betraten war einfach für die Götter. Bobby saß in seinem Bett und hatte eine Zeitung in der rechten Hand. Mit der linken strich er liebvoll über den Rücken seiner Patentochter, die an ihn gekuschelt wohl eingeschlafen war.

„Jetzt mal Klartext Rufus. Wie macht sich der Patient so?,“ fragte Dean ihn.

„Er ist leicht verletzt. Das Übliche nach ein paar Runden mit einem Dämon. Schrammen, Abschürfungen, ein paar Prellungen. Jede Menge blaue Flecke wird er morgen haben. Das Schlimmste ist eine wohl angeknackste Rippe und eine milde Gehirnerschütterung.“

„Ich werde es überleben. Ich hatte schon schlimmeres,“ meinte Bobby.

„Du hattest verdammtes Glück,“ meinte Dean.

„Ich glaub nich,t dass das Glück war,“ entgegnete Bobby.

„Wie meinst du das?,“ wollte der ältere Winchester wissen.

„Bobby und ich sind der Meinung, dass der Dämon nicht vorhatte ihn zu töten.“

„Und was sollte das dann?“

„Vielleicht war es eine Warnung,“ meinte Rufus. Eine Warnung oder ein Angriff der eigentlich hätte gegen Dean gehen sollen, ging es Sam durch den Kopf. War Bobby nur der Lockvogel gewesen? War Dean von Anfang an das Ziel? Schließlich hatte der auch was abgekriegt, auch wenn das nicht behandelt werden musste. Er wäre vielleicht sogar schlimm verletzt worden, wenn sie nicht noch die Kurve gekriegt und Rufus den Dämon nicht rechtzeitig ausgetrieben hätte. Hatte die Halluzination doch recht? War Dean selbst hier nicht sicher? Würden noch andere Dämonen kommen?

„Dann scheinen wir den Schwefelstinkern ja wirklich auf den Fersen zu sein,“ holte Bobby Sam aus seinen Gedanken.

„Das glaub ich auch. Schaut euch den fehlenden Artikel aus der Meade County Times-Tribune.“ Rufus nahm Bobby die Zeitung aus der Hand und reichte sie Sam.

„Gewitterverhangener Himmel bedroht 66. Black Hills Ralley in Sturgis,“ las er vor.
 

„Das reiht sich nahtlos in die anderen Omen ein und ich denke die Frage, ob euer Dad die Interstate 90 oder 29 genommen hat, ist auch beantwortet,“ sagte Rufus.

„Während ihr unten ward hab, ich noch mal Rufus Karte angesehen. Ich hab ein Muster erkannt. Schaut euch das an.“

„666,“ sagte Sam.

„Was hat das mit Dämonen zu tun?,“ fragte Dean.

„Das ist die Nummer des Teufels, du Idiot. Hat euer Dad euch denn gar nichts beigebracht?“

„Mach mal halblang. Ich weiß das, aber das ist doch nicht wirklich…“

„Doch. Es ist nicht nur Iron Maiden Song, Dean,“ sagte Bobby.

„Es ist eine biblische Zahl aus der Offenbarung des Johannes. Dort steht geschrieben: Hier ist die Weisheit. Wer Verständnis hat, berechne die Zahl des Tieres; denn es ist eines Menschen Zahl; und seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig,“ erklärte Rufus.

„666 wird auch in den Büchern der Könige erwähnt. Dort beschreibt sie Salomos Verfehlungen an den Geboten Gottes.“ Bobby reichte Dean eine Bibel, die auf der entsprechenden Seite aufgeschlagen war.

„Ich glaub dir das auch so. Aber wo ist da der Zusammenhang? Dad, Dämonen, 666, eine Motorrad-Ralley…“

„Wir haben 2006 und es ist die 66. Ralley. Also wenn man es so will zusammen irgendwie 666,“ sagte Bobby.

„Zu einer Ralley kommen viele Leute. Viele Leute bedeuten viele Fleischanzüge. Diese Gewitterwolken haben sich nicht entladen. Ich sag euch, die Dämonen kreisen über der Stadt. Die planen irgendwas Großes. Euer Dad ist vielleicht dorthin, weil er den großen Poobah, der eure Mutter getötet hat, dort vermutet,“ meinte Rufus.

„Wie können wir raus finden was sie planen?,“ fragte Dean und sah die erfahrenen Jäger an.

„Um das herauszufinden bräuchte man einen Dämon, den man ausquetschen kann. Bobby, hattest du nicht ein Buch mit einer Dämonenbeschwörungsformel?“

„Unser Dad hat den Spruch,“ sagte Dean und erzählte Rufus von dem Colt.
 

„Es gibt ihn wirklich?,“ fragte Rufus skeptisch.

„Ja und so wie es aussieht, hat es John tatsächlich geschafft uns doch noch in die Sache mit rein zu ziehen, die windige Ratte. Wir sollten so schnell wie möglich nach Sturgis aufbrechen,“ sagte Bobby.

„Du kannst den Babysitter für sie spielen. So angedötscht wie du bist nützt du uns nichts,“ meinte Rufus zu Bobby und zeigte auf Jenny.

„Das ist nicht dein Ernst!,“ entfuhr es dem bärtigen Jäger.

„Also ich glaube Rufus hat Recht,“ meinte Dean.

„Auch du, Brutus?,“ kam es entrüstet von Bobby.

„Wir können sie schlecht alleine lassen,“ meinte Sam. Es klingelte an der Tür.

„Bleib du bei Bobby und Jenny. Wir sehen nach, wer an der Tür ist,“ sagte Dean zu Rufus.

„Die Sache ist noch nicht vom Tisch,“ rief Bobby seinen Jungs hinterher.
 

Gemeinsam mit Sam ging Dean die Treppe runter.

„Meinst du es ist ein Dämon?,“ fragte Sam, als sie durch den Flur gingen.

„Ich bezweifle, dass die klingeln würden, Sammy. Warte kurz.“ Dean ging ins Wohnzimmer und schmulte aus dem Fenster. Er sah einen formell gekleideten Mann.

„Sieht zunächst mal unverdächtig aus,“ meinte er zu seinem Bruder. Nichts desto trotz nahm er sich seine Schrotflinte und einen Flakon Weihwasser mit an die Tür.

Burrell wartete. Als ihm schließlich aufgemacht wurde, staunte er nicht schlecht als er die Winchesters erkannte.

„Christo!,“ sagte der Größere und sah ihn abwartend an. Der Kleinere ließ die auf ihn gerichtete Schrotflinte sinken.

„Sam und Dean Winchester? Ich bin Assistant Special Agent in Charge James C. Burrell.“

„Komm schon, nicht noch einer von denen,“ kam es frustriert von Dean. Hatte sich die Welt denn wirklich gegen sie verschworen? Sam, der bezweifelte, dass der Mann vor ihm vor hatte sie fest zu nehmen, fragte vorsichtig:

„Ich will nicht unhöflich sein, aber weshalb sind Sie hier? Sie wollen uns offensichtlich nicht festnehmen, sonst wären sie nicht allein gekommen und wir wären sicher schon in Handschellen.“

„Ich bin hier weil ich Hilfe brauche. Einer meiner Kontaktpersonen meinte, ich könnte einen Robert Singer hier antreffen, und ich bin nun ziemlich überrascht stattdessen sie hier vor zu finden.“

„Wobei brauchen Sie unsere Hilfe?,“ kam es gleichzeitig von den Brüdern. Burrell musste leicht schmunzeln wurde aber sofort wieder ernst.

„Ich glaube, dass einer meiner Agents besessen ist. Er ist aus dem Gefängnis ausgebrochen und flüchtig.“

„Sam, ich glaube, er sucht den Typen im Keller.“

„Darauf wäre ich jetzt gar nicht gekommen, Dean.“

„Typen im Keller?“

„Den Mann den Sie suchen, ja er war besessen. Wir haben ihn exorziert. Es geht ihm gut. Er ist nur etwas verwirrt…“

„Deshalb ist er im Keller eingesperrt,“ sprach Dean dazwischen.

„DEAN!“ Sam fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Es kam sicher nicht gut an einen Bundesagenten festzuhalten

„Ähm…ich meine…wir…respektive Sam ist ihm schon mal über den Weg gelaufen, und er war gelinde gesagt besessen von uns und da dachten wir, es wäre besser…aber jetzt wo er von den Dämonen weiß, ist er natürlich nur noch zur eigenen Sicherheit…“ Burrell hob leicht amüsiert die Hand.

„Schon gut. Ich verstehe. Könnte ich mit ihm reden?“

„Klar, folgen Sie mir,“ sagte Sam.

Sie führten ihn in den Keller und gingen, dem Wunsch Burrells nachkommend, wieder hoch, damit er mit seinem Agenten alleine sprechen konnte. Die Stillung ihrer Neugier woher der höherrangige FBI-Mann was vom Jagen wusste, musste wohl noch ein wenig warten. Sie selbst hatten auch noch weitere Schritte in Sachen Dämonenjagd zu planen.

Sams Entscheidung

„Ich werde noch mal nach oben gehen, um nach Jenny zu sehen,“ sagte Sam.

„Mach das. Ich bleib hier unten und hab ein Auge auf den Keller. Ich bin gespannt was mit Henricksen passieren wird.“ Sam sah Dean an. Dieser hatte einen leicht enthusiastischen, neugierigen Blick aufgesetzt. So wie die paar Male als Sam ihn im Waschsalon beim heimlichen Lesen von einem dieser Boulevard-Blättern erwischt hatte. Sein älterer Bruder hatte schon immer einen gewissen Faible für Klatsch.

„Neugieriges Waschweib,“ murmelte Sam während er die Treppe hoch ging. Jedoch führte ihn sein Weg nicht in Bobbys Zimmer sondern ins Bad, wo er sich eine Ladung Wasser ins Gesicht schleuderte und sich anschließend tief in Gedanken versunken auf dem Klodeckel niederließ. An Dean zu denken brachte Sam in letzter Zeit auch unaufhaltsam dazu an die Worte seiner Halluzination oder was auch immer es war zu denken. Was sollte er nur tun? Wenn die Dämonen sie jetzt sogar schon direkt angriffen, waren sie in größerer Gefahr als er gedacht hatte. Waren die Dämonen wirklich auf Dean aus? War Sam wirklich verflucht? Würde er Dean verlieren, wenn er bei ihm blieb? Brachte er unweigerlich den Leuten die er liebte den Tod? Wusste John davon? Hatte er deswegen die Flucht in der Rache gesucht, anstatt wie ein normaler Mensch zu trauern und sich nach gegebener Zeit neu zu verlieben? War das vielleicht sogar der Grund, warum er Sam und Dean nicht zusammen sehen wollte? Wollte er Dean schützen? War das auch der Grund warum er Sam nicht aufs College lassen wollte? Hatte er befürchtet, dass Sam sich verlieben und dadurch den Dämon anlocken würde? So langsam setzte sich in Sams Kopf eine sinnvolle Erklärung für sein verhunztes Leben zusammen. Allerdings brachte ihn das kein Stück weiter bei der Beantwortung der essentiellen Frage, die im Raum stand. Dean war ohne Zweifel in Gefahr. Also was konnte Sam tun, um ihn zu beschützen? Sollten sie sich für den Rest ihres Lebens bei Bobby verschanzen? War das noch ein lebenswertes Leben? Dean würde das sicher nicht wollen. Da stimmt ihm auch die Halluzination zu. Was hatte sie noch gleich gesagt?
 

„Selbst wenn ihr euch zurückzieht, wird euch das nichts bringen. Er will ein neues Leben abseits der Jagd aufbauen. Er wird den gleichen Fehler machen wie du und denken, dass, wenn er damit abschließt, es ihm nichts mehr anhaben kann. Er wird unvorsichtig werden. Selbst wenn du euer zukünftiges Haus oder Bobbys 100% sicher machst, du kannst ihn nicht rund um die Uhr beaufsichtigen und Dean wird sich sicher nicht einsperren lassen. Er selbst mag sich vielleicht noch immer für den starken, quasi unantastbaren Dean Winchester halten, der er mal war, aber in Wirklichkeit ist er das lange nicht mehr. Er ist weich und verletzlich geworden. Du weißt das genau so gut wie ich.“
 

Nein, das war sicher keine Option. Blieb also nur noch…
 

„Und was soll ich deiner Meinung nach tun? Ihn sang- und klanglos verlassen?,“ fragte er mit kalter Stimme.

„Wenn du ihn vor dem sicheren Tod bewahren willst, ja. Dein Herz trägt noch immer die Narben von Jessicas Tod. Dean auch noch zu verlieren, würde dich wahnsinnig machen. Es würde dich und deine Tochter in den Abgrund stürzen.“
 

Gab es wirklich keine andere Alternative? Natürlich, sie könnten mit der Gefahr leben, aber das würde zwangsläufig wohl auch damit enden, dass sie Jenny das Leben, dass sie verdient hatte, versauten. Wahrscheinlich würde er Dean mit seiner Übervorsichtigkeit irgendwann in den Wahnsinn treiben. Sie würden sich dann vielleicht ständig streiten. Das war doch keine gesunde Umgebung für ein Kind. Noch dazu war es keine Garantie für Deans Sicherheit. Allein bei dem Gedanken, dass sein Partner an der Decke verbrannte, stieg ihm der Phantom-Geruch von verbranntem Fleisch in die Nase. Sam drehte es den Magen um. So schnell es ging stand er auf, klappte den Klodeckel hoch und erbrach Teile seines Mittagessens in die Porzellanschüssel. Die Erinnerung an Jess wie sie an der Decke verbrannte und den widerlichen Geruch, der ihm damals in die Nase gestiegen war, ließ einen weiteren Schwall Erbrochenes folgen. Aber es war die Vorstellung, dass dieser Geruch von Dean ausgehen würde, die den ansonsten an üble Gerüche gewohnten jungen Jäger schließlich in die Knie gezwungen hatte. Der Magen war geleert und sein Würgen brachte nun langsam die bittere Galle nach oben. Mit Tränen in den Augen sackte er neben dem Klo zusammen.
 

Alaistair hatte sich nach der Austreibung ziemlich schnell wieder gesammelt. Nachdem er eben im Kinderzimmer schon noch mal nachgetreten hatte, wollte er den lang erwarteten Etappenerfolg jetzt endlich ins Ziel bringen. Aber das sollte eigentlich so einfach werden, wie die Schlussgerade in einem Rennen, in dem man uneinholbar vorn lag. Als er als Mary-Halluzination neben Sam auftauchte, saß der, noch immer vom Erbrechen erschöpft, auf dem Boden. Am Boden, genau da, wo Alaistair ihn haben wollte. Jetzt würde er mit ihm kurzen Prozess machen.
 

Sam zuckte nicht einmal mehr zusammen als er die Mary-Halluzination erblickte.

„Bist du gekommen, um mir zu sagen, du hast es ja gleich gesagt?,“ kam es bitter von dem größeren Winchester.

„Nein, so eiskalt wie du vielleicht denkst, bin ich nicht. Ich bin lediglich hier, um dir noch ein Mal meinen Rat, Dean zu verlassen, ans Herz zu legen. Ich weiß, nach eurer Vorgeschichte ist es für dich unglaublich schwer ihn zu verlassen, aber du musst für sein Wohl kämpfen und dieses Opfer bringen. Es ist nicht so hoffnungslos wie du glaubst. Du wirst ihn sicher vermissen, aber nach einer gewissen Zeit wird das Gefühl der Erleichterung darüber, dass er in Sicherheit ist und sich gut um Jenny kümmert, größer sein. Lass nicht zu, dass dein Alptraum Realität wird. Sonst wird jeder den du liebst leiden. Es ist besser, dass du gehst.“

„Ich weiß…,“ sagte er leise und mit belegter Stimme, gerade als die Halluzination wieder verschwand.
 

Er wusste doch wie sich sein Leben entwickeln würde. Wenn Dean sterben würde, wäre da nur eine Leere die auf ihn wartete. Es war niemand übrig, der ihn so würde auffangen können, wie es Dean nach Jessicas Tod getan hatte. Diese Leere würde nach und nach mit Hass und Rachsucht gefüllt werden. Er würde jemand werden, der er nicht sein wollte, jemand den er hassen würde. Er würde vom Vater zum Ausbilder werden und so eine ebenso strapazierte Beziehung zu Jenny erzeugen, wie er sie mit John gehabt hat.

Soweit durfte es nicht kommen. Er konnte nicht noch mal jemanden, den er liebte auf unnatürliche Weise und vor der Zeit verlieren. Er würde daran kaputt gehen und Jenny dabei mit in den Abgrund reißen. Nein! Das durfte nicht passieren. Nie wieder wollte er jemandem durch seine Anwesenheit Schaden oder Schmerzen zufügen! Ihm kamen Rufus Worte wieder in den Kopf.
 

„Liebe ist eine Verantwortung und um die eine Person zu schützen, tut man, was getan werden muss.“
 

Um Dean und Jennys Sicherheit zu gewährleisten, war sie zu verlassen und nie wieder zu sehen ein kleines, aber notwendiges Opfer. Es wurde einfach Zeit, dass er handelte. Was hatte Dean noch gleich gesagt?
 

„Ich sehe es so, dass diese Angst einen stärker macht, weil sie, wenn man sie richtig zu nutzen weiß, es einen ganz automatisch aufmerksamer und konzentrierter macht. Nur damit man zu dem zurück kehren, oder das beschützen kann, was man zu verlieren hat. Den Schwanz einzuziehen hilft dir dabei nicht.“
 

Er musste es einfach tun. Er war sich bewusst, welch tiefe Wunden sein Fortgehen schlagen würde, vor allem bei Dean. Aber auch ihm würde es das Herz zerreißen ihn zu verlassen, wo er ihm doch versprochen hatte es nie wieder zu tun. Aber er durfte das nicht zu nah an sich ran lassen, sonst konnte er Dean nicht schützen. Sam musste einfach hoffen, dass die Wunden vernarben würden. Besser als der Tod war es auf jeden Fall. Wenn es einen Weg gab Dean zu retten, musste er ihn gehen. Dean hatte ihn jahrelang beschützt. Es war endlich an der Zeit, dass Sam ihm dafür etwas zurück gab. Wenn er ehrlich war, hatte er auch während ihrer Beziehung nicht gerade eine Glanzleistung als Partner abgeliefert und Dean ziemlich viel zugemutet. Vielleicht war doch etwas Gutes daran, wenn er ihn verließ. Dean könnte sich jemanden suchen, der ihn besser behandelte und dauerhaft glücklich machen konnte. Er übergab sich ein letztes Mal. Die Vorstellung von Dean mit jemand anderem hatte ihm erneut die Galle hoch getrieben. Wieder hatte er Tränen in den Augen. Resignierend und zugleich frustriert unzufrieden mit seiner Entscheidung schlug er mit der linken Faust auf den gefliesten Badezimmerboden.

„Verdammt…warum nur…,“ murmelte er.
 

„Was machst du den da auf dem Boden?,“ fragte Rufus, als er herein kam. Sam hatte die Tür nicht hinter sich abgeschlossen.

„Mir…mir ist schlecht. Dean und ich waren vorhin bei einer Wohnungsbesichtigung und die hatten frisch gestrichen. Die Farbdämpfe scheinen mir nicht bekommen zu sein,“ log er den anderen Jäger an. Er hoffte, dass dieser das nicht hinterfragen würde. Dean hätte er wohl in seinem Zustand nicht täuschen können, aber Rufus kannte ihn noch nicht gut genug.

„Wie konnte so ein zartbesaitetes Pflänzchen wie du Jäger werden? Bist du denn jetzt hier fertig? Ich müsste mal auf den Lokus.“

„Gib mir einen Augenblick.“ Rufus nickte und ging erstmal wieder raus. Sam stand auf, drückte die Spülung, putze sich die Zähne und spülte sich schnell den Mund aus. Gegen den bitteren Nachgeschmack würde er gleich unten was trinken.

„Das Bad ist jetzt frei,“ sagte Sam als er auf den Flur trat, wo Rufus mit Jenny auf dem Arm schon wartete.

„Ich hoffe dir wird beim Windelnwechseln nicht gleich wieder schlecht,“ sagte der schwarze Jäger und überreichte seinem Gegenüber das müffelnde Kleinkind.

„Das wird schon gehen. Dagegen bin ich ja abgehärtet,“ scherzte Sam aufgesetzt. Rufus ging ins Bad und schloss ohne ein weiteres Wort die Tür hinter sich.
 

Windeln wechseln, das konnte er. Das war sogar genau das, was Sam jetzt brauchte, um sich wieder zu sammeln. Etwas normales, dass er im Schlaf beherrschte. Sonst konnte er Dean nicht gegenüber treten, ohne dass er Verdacht schöpfte. Wann sollte er Dean am besten verlassen? Gab es überhaupt einen richtigen Moment für sein Vorhaben? Auf jeden Fall durfte Dean nichts davon mitkommen, sonst würde er ihn davon abbringen. Dean würde sich definitiv lieber selber in Gefahr bringen, als ihn gehen zu lassen. Das durfte Sam nicht zulassen. Es war an der Zeit die Verantwortung eines größeren Bruders auf sich zu nehmen. Wenn die Rollen vertauscht wären, würde Dean das sicher auch machen. Aber mit so einem Argument kann man gegen Dean nicht gewinnen. Dafür war er einfach zu stur. Wenn es einen charakterlich vollkommenen Mann gab, dann war es Dean. Er war stark, gütig, mutig, sanft, attraktiv und unglaublich leidenschaftlich. Nur die Winchester-Sturheit war ein schlimmes Manko. Sonstige kleine Fehler waren mittlerweile Punkte geworden, die den Älteren in Sams Augen nur noch liebenswerter machten. Gott er liebte Dean so sehr. Aber gerade deswegen musste er ihn verlassen. Er war einfach nicht gut für ihn.

Jenny nahm all diese verwirrenden Gefühle ihres Vaters wahr und sah ihn mit großen Augen an.

„Pa-pa,“ brabbelte sie. Sam hatte ihr gerade eine frische Windel angelegt und drückte sie nun an sich. Er würde nicht nur Dean zurück lassen sondern auch das kleine Mädchen, das er tief in sein Herz geschlossen hatte. Sie war wohl mit der Grund, dass er überhaupt die Chance erhalten hatte, wenn auch nur für kurze Zeit, Deans Partner zu werden. Er streichelte ihr liebevoll über den Rücken während vor seinem inneren Auge Erinnerungsschnipsel an ihre gemeinsame Zeit als kleine Familie abliefen. Jennys erste Schritte, ihre ersten Worte. Das erste mal als sie sie gebadet, gewickelt und gefüttert hatten. Der erste Arztbesuch und wie sie unter dem Sofa nach der Plastik-Milz gesucht hatten.

„Es tut mir so leid, Kleines,“ sagte er leise und wiegte sie in seinen Armen. Es würden keine weiteren Erinnerungen hinzu kommen. Jedenfalls nicht zusammen mit ihm. Stille Tränen liefen ihm über die Wangen als ihm die Tragweite seiner Entscheidung bewusst wurde. Er wollte das nicht, aber…
 

„Liebe ist eine Verantwortung und um die eine Person zu schützen, tut man, was getan werden muss.“
 

~Ich lasse sie in Deans Obhut. Er wird gut für sie Sorgen und sie werden es schaffen~, redete er sich selber ein. Als Jenny die Tränen sah, war das zuviel für das kleine Gemüt und sie fing nun ebenfalls an zu weinen. Sam gab sich einen Ruck. Er musste sich zusammen reißen. Er hatte seine Entscheidung getroffen. Nun musste er auch dazu stehen und sie in die Tat umsetzen. Schließlich war er erwachsen.

Es gelang ihm die Kleine zu beruhigen.

„Lass uns mal sehen, ob Dean sich das Ohr an der Kellertür plattdrückt, um zu lauschen was die FBI-Typen so reden,“ sagte er. Bei Deans Namen leuchteten ihre Augen auf. Din war ihr jetzt wesentlich lieber als ihr Papa mit seinen verwirrenden Gefühlen. Als Sam mit Jenny auf dem Arm die Treppe runter ging, kam Rufus aus dem Bad und ging wieder in Bobbys Zimmer. Ob die beiden wohl schon einen Plan hatten?
 

Castiel konnte sich mittlerweile wieder bewegen und sah Sam das Zimmer verlassen. Irgendwie verhielt der sich seltsam. Sogar seine Tochter hatte er aufgewühlt. Was war los mit dem Mann? Der Engel schüttelte über sich den Kopf. Was hinterfragte er das Verhalten eines Menschen? Menschen waren so kompliziert. Er würde sie eh nie verstehen und außerdem war das doch gar nicht seine Aufgabe.

Seine Aufgabe. Er erfüllte sie besser. Keine Extratouren, sonst würde er so enden wie Anna. Ein ihm unbekanntes Gefühl überkam ihn. Wenn er die Menschen so studiert hätte wie Anna wüsste er es als Trauer einzuordnen, so aber konnte er damit nicht wirklich umgehen. Anna war gefallen. Wieso? Hatte sie im Himmel etwas herausgefunden, dass sie dazu veranlasst hatte zu rebellieren? Hatte Zacharias wirklich seine Hände im Spiel? Das wäre der einzige plausible Grund. Dann war er auch schuld, dass sie gefallen war. Einem unschuldigen Vorgesetzten hätte sie sich doch niemals widersetzt. Plante er etwas, das Anna für falsch erachtete? So musste es wohl sein. Was bedeutete das für ihn? Sollte er in den Himmel zurück kehren und wie Anna der Sache auf den Grund gehen? Nein, seine Aufgabe war es auf Jenny aufzupassen, dass hatte sie auch Anna versprochen. Er sollte auf Jenny und die Winchesters aufpassen. Auf die Winchesters. Das war nicht der Auftrag, den er von Zacharias bekommen hatte. Wem sollte nun seine Loyalität gelten? Zacharias, der etwas mit Annas Fall zu tun hatte oder dem gefallenen Engel, der so viel mehr war als nur seine ehemalige Vorgesetzte. Eigentlich sollte er sich so Etwas gar nicht fragen, dennoch tat er es. Er zweifelte. Er erinnerte sich an Annas Worte.
 

„Bitte behalte alles in Erinnerung, was ich dir beigebracht und erzählt habe, auch wenn du es für Stuss hältst. Es wird vielleicht eine Zeit kommen, in der du für dich selbst entscheiden und handeln musst.“
 

Plötzlich fiel ihm die Entscheidung ganz leicht. Er hatte es ihr versprochen. Er würde den jüngeren Winchester im Auge behalten. Eine innere Stimme schien den Engel förmlich anzuschreien, dass etwas nicht in Ordnung war mit Samuel, nein Sam. Menschen hatten Spitznamen. Das hatte Anna ihm beigebracht. Er liebte sie, ja so nannten die Menschen das Gefühl der tiefen, innigen Verbundenheit. Das war ihm jetzt klar geworden. Er würde ihre Arbeit zu Ende führen, egal welche Konsequenzen das später vielleicht für ihn hatte. Es war einfach das Richtige. Obwohl Anna ihm fehlte, empfand er dennoch ein angenehmes Gefühl wenn er daran dachte, dass er sich im Geheimen widersetzte und in ihre Fußstapfen trat. Irgendwie…rebellisch.
 

Als Sam runter kam fand er Dean in der Küche vor. Der Ältere lächelte als er seine beiden Lieblinge sah.

„Gut dass ihr kommt. Mir wurde langsam langweilig. Die beiden FBI-Futzies reden doch tatsächlich so leise, dass ich kein Wort verstehen. Ich würde doch zu gern hören wie Burrell Henricksen rund macht.“

„Du bist einfach unverbesserlich Dean.“

„Din!,“ quiekte Jenny und Sam übergab den kleinen Sonnenschein an ihren anderen Vater.

„Na, geht es dir wieder gut?,“ fragte er sie.

„Fru-te!“

„Hast du das gehört, Sammy? Schon wieder ein neues Wort.“

„Ja, sie muss meinen Intellekt geerbt haben,“ sagte Sam und fühlte sich wehmütig. Wahrscheinlich war das eins der letzten neuen Worte, die er von seiner Tochter zu hören bekam. Er fragte sich, ob es sich immer so Scheiße anfühlte, sich für das Richtige zu entscheiden. Er ging an den Hängeschrank und füllte Jennys Trinklernbecher nach, ehe er ihn an Dean weiter reichte, der Jenny beim Durstlöschen half.
 

„Sie sind jetzt schon ne ganze Weile da unten im Keller. Die wollen doch hoffentlich da keine Wurzeln schlagen,“ sagte Sam als er sich von dem niedlichen Anblick, den die beiden ihm boten, losreißen konnte.

„Bobby würde das gar nicht gefallen,“ meinte Dean.

„Da kannst du einen drauf lassen,“ sagte der eben genannte, als er in die Küche kam.

„Sollte Rufus dich nicht ans Bett gekettet haben?,“ fragte Dean.

„Behalt den Schweinkram für dich, Junge. Ich kann Werwölfe jagen, Autos reparieren und Maisbrot backen, aber was ich nicht kann ist tatenlos rumsitzen. Besonders nicht wenn das FBI in meinem Haus ist.“ Schnell erklärte Sam ihrem Ziehvater, dass ihnen keine Gefahr drohte und das FBI sie nicht festnehmen wollte.

„Das hat Rufus mir auch schon erzählt, aber es beruhigt mich jetzt nicht wirklich.“

„O-by, Ni Fru-te,“ sagte die Kleine nun wieder vergnügt. Bobby lächelte und wuschelte ihr durchs Haar. Im gleichen Augenblick hörten sie Schritte die Kellertreppe hoch kommen. Burrell hatte Henricksen im Gepäck.

„Oh…sie…es… ich…,“ stotterte der schwarze FBI-Agent, als er Bobby sah.

„Henricksen, reißen Sie sich zusammen. Der Mann weiß, dass es nicht wirklich Sie waren, der ihn angegriffen hat,“ sagte Burrell.

„Es…es tut mir trotzdem leid.“

„Kein Ding, aber trotzdem danke. Eine Entschuldigung ist mehr als ich sonst kriege, wenn ich jemanden von einem Dämon befreie. Könnten Sie mir jetzt bitte freundlicherweise erklären was hier eigentlich vorgeht? Woher wissen Sie über Jäger bescheid?“

„Diesbezüglich gibt es allerdings Klärungsbedarf,“ gab der FBI-Agent zu.

„Könnte ich mich in der Zwischenzeit vielleicht frisch machen?,“ fragte Henricksen.

„Natürlich. Sam, zeig ihm wo alles ist,“ bat Bobby den Jüngeren. Er nickte, konnte er sich doch denken, dass es dem Bärtigen unangenehm war einen FBI-Mann durch sein Haus streichen zu sehen. Die beiden verließen das Zimmer und Henricksen folgte Sam die Treppe rauf.
 

Als Sam wieder unten war, er hatte die heimliche Beaufsichtigung von Henricksen an Rufus abgeschoben, fing Burrell an zu erzählen wie er von einem Jäger gerettet worden war und über das Übernatürliche aufgeklärt wurde. Wie er den ihm bekannten Jägern quasi Immunität verschafft und wie sich in seinem Kopf die Idee von einer Übernatürlichen FBI-Spezialeinheit gebildet hatte.

„Klingt nach einem sinnvollen Projekt,“ sagte Sam.

„Ja, die Anträge liegen in Rohbau-Form auf meinem Schreibtisch. Es wird noch eine Weile dauern, bis ich sie einreichen kann, aber wenn die Abteilung abgesegnet ist, könnte ich zwei jungen Burschen wie Sie sehr gut in meinem Team gebrauchen,“ meinte Burrell.

„Das ist ein freundliches Angebot, aber wir haben schon andere Pläne,“ sagte Dean. Dies versetzte Sam ein Stich ins Herz. Dean hatte solch enthusiastische Zukunftsvorstellungen. Er würde nie direkt mitkriegen wie sein Bruder sie umsetzte. Hoffentlich würde Dean seine Ideen nicht verwerfen, nur weil er ihn verließ.

„Naja, vielleicht überlegen Sie es sich ja noch mal anders.“ Burrell holte seine Karte raus und gab sie Dean.

„Ich hoffe ich kann Sie wenigstens zwecks Beratung mal anrufen.“

„Das bestimmt.“ Dean holte seine Brieftasche raus und suchte nach einer eigenen Karte.

„Hier, nehmen Sie die. Die fällt in Ihrem Büro garantiert nicht auf,“ sagte Dean grinsend.

„Wow, die FBI-Visitenkarte sieht meiner verblüffend ähnlich,“ stellte Burrell fest.

„Ich versteh mein Handwerk,“ scherzte der ältere Bruder.

„Wie sind Sie eigentlich auf mich gekommen?,“ wollte Bobby wissen. Seines Wissens stand er auf keiner geheimen FBI-Liste.

„Oh, mein Kollege hat sich bei einem Jäger namens Rodgin nach einem Jäger in dieser Region erkundigt und…“

„Rodgin? Das dreckige Wiesel…war ja klar, dass der mir nicht den Gefallen tut und mich freiwillig auf diese Liste setzten lässt,“ unterbrach Bobby den FBI-Agenten.

„Wie ich sehe beruht Ihre Antipathie auf Gegenseitigkeit. Er hat Sie als Stinkstiefel bezeichnet.“

„Typisch für Jäger. Ein Streit und dann geht man mit der tiefen Überzeugung, der andere sei im Unrecht, auseinander,“ erklärte Dean.

„Naja, Sie stehen jetzt alle drauf.“

„Sie können noch jemanden hinzufügen. Rufus Turner. Auch bekannt als Luther Vandross oder Ruben Studdard. Riesen Nervensäge, aber ein guter Jäger,“ sagte Bobby.

„Ich geb dir gleich Nervensäge,“ sagte Rufus, als er mit Henricksen im Schlepptau in die Küche kam.

„Klären wir das doch draußen,“ entgegnete Bobby.

„Ich schlag mich doch nicht mit einem alten, gebrechlichen Mann.“

„Alt und gebrechlich? Das wollen wir ja mal sehen.“ Den Besuch völlig außer Acht lassend ging er raus, dicht gefolgt von Rufus.

„Sollte man da nicht einschreiten?,“ fragte Henricksen perplex.

„Das scheinen ganz alltägliche Rituale zu sein,“ meinte Burrell amüsiert.

„Verstehe…andere Länder andere Sitten oder so ähnlich.“

„Henricksen, lassen Sie uns gehen. Wir sollten die Gastfreundschaft nicht überstrapazieren.“ Der Angesprochene nickte und ging zur Tür. Sam folgte ihm, denn er wollte sehen was die älteren Jäger so trieben.
 

„Ähm…was wird jetzt eigentlich mit ihrem Agenten geschehen?,“ fragte Dean Burrell.

„Sein Vergehen in Bezug auf den Polizisten ist so geringfügig, dass es in den Mühlen der Justiz, die sehr, sehr langsam mahlen, Verschütt gehen wird, dafür werde ich schon sorgen. Mit dem Hass der hiesigen Sheriffstation muss ich leben. Was seine Karriere angeht, so darf er wieder bei Null anfangen und das hoffentlich in meiner neuen Einheit.“

„Wenn das klappen würde, wäre das ne gute Sache.“

„Zweifeln Sie nicht daran. Sie werden es schon noch erleben. Spätestens wenn ich Sie wegen einem Fall kontaktiere.“

„Wenn Sie das tatsächlich auf die Beine stellen, gebe ich Ihnen ein Bier aus.“

„Gut, dann haben Sie besser immer was auf Lager. Ich bevorzuge Import Bier.“ Die beiden schüttelten sich die Hand und traten dann nach draußen. Henricksen wartete bereits am Wagen, während Sam allem Anschein nach von Rufus und Bobby als Schiedsrichter für ein Wett-Holzhacken rekrutiert worden war. Wenigstens waren sie so schlau und schlugen sich nicht die Köpfe ein, dachte Dean, der sich lebhaft vorstellen konnte, dass das früher als die beiden jünger waren, sicher oft der Fall gewesen war.

„Also, wenn Sie irgendwann mal Hilfe brauchen, zögern Sie nicht mich anzurufen. Ich werde dann sehen, was sich machen lässt,“ versprach Burrell.

„Darauf werde ich garantiert zurück kommen.“

„Ich wünsche Ihnen und Ihrer…Familie alles Gute,“ sagte Burrell und nahm erstmals Jenny zur Kenntnis, die Dean auf dem Arm hatte und die alles interessiert in sich aufgenommen hatte, was um sie herum passierte. Dean nickte. Dann ging Burrell zum Auto. Die beiden Agenten stiegen ein und fuhren kurz darauf vom Schrottplatz.

Abschied von Jenny

Dean sah dem davonfahrenden Wagen noch kurz nach, ehe er sich zu Sam und den Streithähnen umdrehte. Der jüngere Winchester versuchte die beiden anderen Jäger davon abzuhalten dieses aberwitzige Wett-Holzhacken zu veranstalten. Für einen kleinen Moment dachte Dean darüber nach, der Sache freien Lauf zu lassen, aber dann dachte er daran, dass Bobby angeschlagen war und sich besser schonen sollte und sie außerdem noch immer die Sache mit John und den Dämonen klären mussten. Seufzend trat er auf die drei zu. Jenny auf seinem Arm war bester Laune. Warum musste sich sein Jägergewissen gerade dann zeigen, wenn sie als kleine Familie doch eigentlich endlich in Richtung Normalität steuerten? Er wollte eigentlich nichts lieber als hier bleiben, aber er konnte die Dämonen nicht Dämonen sein lassen. Er hatte sich dem Jägersein verschrieben. Es war etwas anderes einen halbwegs normalen Alltag zu führen und nicht explizit nach übernatürlicher Aktivität zu suchen. Aber wenn man von einer wusste, konnte man sie nicht einfach außer acht lassen.

„Männer, ihr solltet euren „wer hat den Längsten“-Wettstreit am besten auf ein anderes Mal verschieben,“ meldete er sich zu Wort. Sam, der gerade auf Bobby eingeredet hatte, wand sich seinem Partner zu, genau wie die zwei älteren Jäger.

„Okay, hast Recht. Wäre eh kein fairer Wettkampf geworden, Bobby muss erst wieder in Form kommen,“ sagte Rufus grinsend. Seinen alten Freund aufzuziehen machte einfach zu viel Spaß.

„Halt mal still Rufus, ich wollte schon lange mal testen, wie scharf meine Axt eigentlich ist,“ konterte der Bärtige.

„Genug von dem charmanten Geplänkel. Wir haben noch einiges zu tun,“ meinte Sam, dem nun auch wieder in den Sinn gekommen war, dass immer noch John und Dämonen auf dem Programm standen. Und Operation „Brich Dean das Herz, aber rette sein Leben“. Er hasste sich für das, was er vorhatte, aber er war mittlerweile der festen Überzeugung das Richtige zu tun. Ein gebrochenes Herz würde mit der Zeit verheilen, aber ein toter Körper konnte nicht wieder lebendig werden.

„Sam hat Recht. Wir müssen besprechen wie wir jetzt am Besten vorgehen,“ sagte Dean.

„Lasst uns ins Haus gehen. Ich könnte nen Whiskey vertragen,“ kam es vom schwarzen Jäger.

„Warum wundert mich das nicht?,“ kam es mürrisch von Bobby als er den Winchesters und Rufus folgte, die bereits wieder an der Tür waren.
 

Kaum hatten sie sich im Wohnzimmer mit allen benötigten Materialien nieder gelassen, als es auch schon um das erste Thema der Tagesordnung ging. Sollte Bobby mitkommen. Das Ergebnis fiel bei einer inoffiziellen Abstimmung 3 zu 1 gegen ihn aus, was Bobby gar nicht in den Kram passte.

„Ihr könnt das doch nicht ernst meinen. Ich hab schon mit viel schwereren Verletzungen meinen Mann gestanden.“

„Ja, aber wir brauchen wirklich jemanden, der auf Jenny aufpasst,“ sagte Sam.

„Das kann doch Marcy machen!“

„Ganz ehrlich Bobby. Ich mag sie, aber in einer Lage wie dieser möchte ich Jenny ungern einer „Zivilistin“ anvertrauen,“ meinte Dean.

„Ich finde du solltest dir eine heiße Krankenschwester gönnen,“ wand Rufus ein.

„Hat dich irgendeines unserer Argumente überzeugen können?,“ wollte Sam wissen. Jenny auf dem Schoß ihres Vaters sah ihren Paten mit großen Augen an, so als wolle sie ihn ebenfalls überreden in diesem Fall kürzer zu treten. Irgendwie konnten diese Augen sogar einen Stein zum Erweichen bringen und so brach Bobbys Widerstand ein.

„Okay, okay. Ich bleib ja hier. Aber das ihr mich regelmäßig auf den neusten Stand bringt. Und ruft mich ja an, wenn ihr Hilfe braucht.“

„Kluge Entscheidung,“ meinte Rufus.

„Rufus, kannst du herausfinden, ob und wenn ja wo, unser Dad sich in Sturgis ein Motel genommen hat?,“ fragte Dean.

„Naja, ich könnte vielleicht zumindest einige ausschließen, wenn ich seinen Wagen über die Kameras in der Stadt in eine bestimmte Richtung verfolgen kann.“

„Gut, versuch das. Sam kann dir vielleicht helfen in dem er dir erzählt in welcher Sorte Motel er für gewöhnlich absteigt. Bobby, du wolltest ja unsere Waffen in Schuss bringen. Ich hol unser Arsenal rein, dann kannst du damit anfangen. Ich werde derweil den Impala startklar machen,“ wies Dean allen eine Aufgabe zu und überraschenderweise machte sich jeder ohne Murren an die Arbeit.
 

Eine dreiviertel Stunde später tigerte Dean im Wohnzimmer hin und her. Der Impala stand abfahrbereit vor dem Haus. Bobby und er hatten die Waffen auf Vordermann gebracht und Rufus versuchte noch immer mehr über Johns Aufenthaltsort heraus zu finden. Sam hatte, nachdem er Rufus nützliche Tipps gegeben hatte, sich mit Jenny nach oben zurück gezogen, um ein paar Klamotten zusammen zu packen, falls sie in die Situation kommen würden, dass sie sich umziehen mussten. Dean fragte sich langsam was der so lange brauchte.

„So, ich glaube weiter kann ich es nicht eingrenzen. Das geht höchstens vor Ort. Eventuell müssen wir dort noch ein mal ganz von vorne mit der Suche beginnen, falls er sich bis jetzt noch kein Motel genommen hat, aber bis jetzt konnte ich ihn so grob im Norden der Stadt lokalisieren. Er tauchte auf einer Parkplatzüberwachungskamera eines Schnappsladens auf.“

„Das klingt ganz nach John,“ meinte Bobby kalt. Warum dem anderen Jäger seine Rache wichtiger war als seine Söhne und seine Enkelin würde der Bärtige wohl nie begreifen.

„Okay Rufus. Was denkst du wie lange du in Sturgis brauchen wirst, um Dad wieder aufzuspüren?“

„Mit einer guten Internetverbindung reichen mir ein paar Minuten.“

„Fahren wir zusammen oder getrennt?,“ wollte Dean wissen.

„Ich mit euch zwei auf einer mindestens 5 Stunden Fahrt? Lieber nicht.“

„Okay, dann schleich du schon mal vor. Wir warten dann eine Stunde dort auf dich,“ stichelte er gegen den anderen Jäger.

„Oh, das Rennen ist eröffnet,“ nahm Rufus die Kampfansage an.

„Wir treffen uns an der ersten Tankstelle am Stadteingang. Machs gut Bobby,“ war alles was er noch sagte bevor er auch schon aus der Tür raus war.

„Man, wo bleibt Sam?,“ meckerte Dean.

„Geh hoch und hol ihn. Die Zeit hast du noch. Rufus alte Mühle ist lang nicht so schnell wie er denkt, geschweige denn wie dein Baby.“
 

Oben hatte Sam ziemlich schnell das Nötige zusammen gepackt, schließlich war er geübt darin. Schließlich hielt er seine Tochter auf dem Arm und drückte sie an sich. Er hatte beschlossen in Sturgis aus Deans und Jennys Leben zu verschwinden. Es war also das letzte Mal, dass er die Kleine würde im Arm halten können.

„Es ist besser so, Kleines. Du wirst einen super Daddy Dean haben. Er wird sich gut um dich kümmern. Da du noch so klein, bist wirst du dich später nicht einmal an mich erinnern.“ Sam sah das wirklich positiv in diesem Fall. Denn wenn sie sich nicht erinnern konnte und noch einen anderen Vater hatte, würde sie nie eine Vaterfigur vermissen. Ihre Situation war eine ganz andere als er es mit Mary erlebt hatte. Ihm hatte vielleicht weiblicher Einfluss gefehlt, aber im Gegensatz zu Dean hatte er seine Mutter nie kennen gelernt und nicht die Person an sich vermisst, sondern eher was sie repräsentierte. Dean hatte das nicht zu 100% ausgleichen können. Gott, Dean bedeutete einfach alles für ihn und trotzdem musste er ihn zu seiner eigenen Sicherheit verlassen. Er streichelte der nun wieder sichtlich verwirrten Jenny über den Kopf.

„Egal wo ich bin, ich werde dich immer lieb haben, auch wenn ich nicht bei dir sein kann. Es tut mir so, so leid.“ Er küsste sie auf die Stirn.

„Ich mach das auch, um dich zu schützen und dir ein Leben, so wie ich es über weite Teile meines Lebens erleben musste, zu ersparen. Ich hoffe, dass du niemals so eine Entscheidung zu treffen hast.“ In seinen Armen wurde sie langsam quengelig.

„Ich hab dich lieb. Und ich wünsche mir für dich nur das Beste und ich bin mir sicher, dass Dean dafür sorgen wird, dass es dir an nichts fehlt. Er ist so viel besser darin sich um Leute zu kümmern als ich. Er ist was besonderes, also sei ihm eine gute Tochter. Lerne fleißig, denn ich weiß, dass du schlau bist. Nutze das. Ich wünsche dir Freunde und viele schöne Kindheitserinnerungen. Ich war mit beidem nicht sonderlich gesegnet, wenn man von dem absieht was Dean mir ermöglicht hat.“ Er kniff die Augen zusammen, um gegen die aufsteigenden Tränen anzukämpfen.

„Hab keine Angst Fehler zu machen, denn durch sie lernst du oftmals eine Menge. Auch wenn das Lehrgeld schmerzhaft sein kann. Wenn du einen Traum hast, dann halt daran fest. Wenn du einmal Hilfe brauchst, wende dich an Dean. Er hat dich lieb und wird alles für dich tun. Ich wünsche mir, dass du jemanden findest, der dich liebt und gut zu dir ist und dass du alle Menschen die dir begegnen so behandelst wie du selbst behandelt werden willst.“ Ein dicker Kloß bildete sich in seinem Hals, doch er hatte seiner Tochter noch so einiges zu sagen.

„Du wirst mir so fehlen. Besonders unsere tiefschürfenden Gespräche. Du kannst echt gut zu hören.“ Ein kleiner Erinnerungsschnipsel kam ihm in den Sinn. Sie waren in St. Paul. Dean war bei seinem Tarnjob bei der Buszentrale. Sam lag mit Jenny auf dem Bett und sie krabbelte umher.
 

Der Jüngere seufzte. Die Gefühle, die er für Dean empfand würden ihn noch wahnsinnig machen. Vielleicht sollte er doch mal mit Dean darüber reden. Der Ältere hatte ihm gegenüber schon oft genug beteuert, dass er ihn nicht alleine lassen würde, egal was auch passieren würde. Aber würde Deans Versprechen auch dann noch bestand haben, wenn Sam ihm erzählen würde, dass er mehr als nur brüderliche Gefühle für ihn hegte? Jenny war jetzt bei Sam angekommen. Er nahm sie behutsam in den Arm.

„Was meinst du? Wie kann ich Dean am besten sagen was ich für ihn fühle? Soll ich es ihm überhaupt sagen?,“ fragte er seine Tochter und betrachtete sie. Doch Jenny guckte ihn mit ihren großen Kulleraugen einfach nur an und lächelte.

„Du bist mir echt ne große Hilfe, weißt du das? Es wird Zeit, dass du sprechen lernst.“ Er lächelte und gab ihr einen Kuss.

„Aber erst Mal machen wir ein Nickerchen.“ Sam gähnte und schloss bald darauf die Augen.
 

„Weißt du, du hast einen großen Teil dazu beigetragen, dass Dean und ich zusammen gekommen sind. Ohne dich hätten wir nie ein Paar gespielt und unsere tief verwurzelten Gefühle wären nie an die Oberfläche gekommen. Du hast meine Frage zwar nicht beantwortet, aber mich auch ohne Worte immer in die richtige Richtung gewiesen.“ Er erinnerte sich an den Abend in Truro. Dean hatte gesehen wie diese Donna ihn geküsst hatte. Damals war Sam sich so unsicher gewesen, weil ein Teil von ihm noch an Jessica gehangen hatte. Jenny hatte geweint, weil Sam ohne Dean zurück gekommen war.
 

„Ich hab Mist gebaut, das weiß ich. Es tut mir leid. Du wusstest, das ich ihn liebe, lange bevor mir das selber klar geworden ist, oder?“ Die Kleine hörte plötzlich auf zu weinen und sah ihren Vater mit einem sehr eindringlichen Blick an und Sam hatte das Gefühl, als könnte sie direkt in seine Seele sehen und das war ihm schon ziemlich unheimlich. Er strich ihr die Tränen aus dem Gesicht.

„Ich hab es echt vermasselt, was? Aber ich verspreche dir, dass ich das wieder in Ordnung bringen werde. Dean wird bald wieder hier sein.“ Sagte er mehr zu sich selbst als zu Jenny und wiegte sie sachte hin und her.
 

„Dean und ich habe es dann aber doch geschafft. Ich liebe ihn und dich über alles. Und ich habe bis heute keinen Schimmer warum ich das Glück habe, dass Dean mich auch liebt. Was hab ich ihm schon zu bieten? Ich bin nur ein Sturkopf, der viel zu viele Fehler macht, auch wenn ich es nur gut meine und du und Dean seid die Leidtragenden.“ Sam erinnerte sich daran, wie seine Entscheidung Dean nichts über Jennys Fähigkeiten zu sagen zu einem heftigen Streit geführt hatte.
 

„Pa, Ni nane“, verlangte das kleine Mädchen als Sam mit ihr in die Küche gegangen war. Es hatte Sam ein paar Minuten gekostet seine Tochter wieder zu beruhigen, nachdem Dean einen lauten Abgang gemacht hatte.

„Ja Süße, ich mach dir ja jetzt dein Frühstück.“ Er setzte sie auf die Arbeitsfläche und machte erst einmal Kaffee. Dann zerdrückte er für seine Tochter eine Banane und drückte dann unter Jennys wachsamen Augen den Toast im Toaster herunter. Trübsal blasend sah er seine Tochter an.

„Es tut mir leid, dass wegen mir, du schon wieder auf deinen Dean verzichten musst. Du hast dir wirklich zwei riesen Dickköpfe als Eltern ausgesucht. Wir machen es wohl einander nicht gerade leicht den anderen zu lieben.“ Er gab ihr einen kleinen Kuss auf die Wange und fing an sie mit den zermatschten Bananen zu füttern.
 

Ja, Sam hatte wirklich viel Mist gebaut. Nicht nur als sie auf der romantischen Beziehungsebene angekommen waren. Auch schön früher. Er war ein schrecklicher Teenager gewesen und sicher auch ein schreckliches Kind. Er war kein guter Bruder und hatte Deans Leben sicher zur Hölle gemacht, nur damit er seinen Kopf durchsetzen konnte. Sicher waren Dean und Jenny auf Dauer ohne ihn besser dran. Egal was er tat, irgendwie konnte er nie etwas richtig machen. Er schien auf mehr als eine Weise verflucht zu sein. Nicht nur, dass jeder den er liebte über kurz oder lang sterben würde, nein. Irgendwie tat er den Menschen die er liebte in der Zeit wo sie zusammen war auch noch weh, auch wenn er es nicht wollte. Seine guten Absichten verirrten sich irgendwie immer ins Unheil für andere.

„Gott, ich hoffe du wirst ein besserer und stärkerer Mensch als ich. Ich hab echt jede Menge Sachen getan, die ich im Nachhinein bereut habe. Habe einige ziemlich egoistische Entscheidungen getroffen, aber ich hoffe, dass dadurch, dass ich jetzt gehe, zur Abwechslung mal was richtig mache.“ Plötzlich kam ihm etwas Erschreckendes in den Sinn. Wieder erinnerte er sich an diesen Abend in Truro.
 

Sam versuchte Jenny zu beruhigen, aber das schien ein hoffnungsloses Unterfangen zu sein. Hatte sie eine Vision gehabt? Die Kleine heulte immer weiter. Warum musste sie auch immer dann weinen wenn Dean nicht da war? Plötzlich schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. Die Kleine heulte nicht wenn Dean nicht da war, sondern weil er nicht da war. War Dean etwas passiert? Oder spürte Jenny einfach nur, dass es seinem Bruder nicht gut ging, dass er sich verletzt fühlte, kurz um, dass etwas zwischen ihnen beiden nicht in Ordnung war? War das möglich? Reagiert sie auf Deans Verfassung und momentane Stimmung? War seine Tochter eine Art Empath?
 

Jenny fühlte die Emotionen anderer. Wie hatte er das vergessen können? Seine Kleine war genau so wenig normal wie er, nur auf andere Weise. Aber in letzter Zeit hatte sie sich so normal verhalten, dass Sam diese Besonderheit tatsächlich vergessen oder verdrängt hatte. Oh Gott, was würde er Jenny antun? Dean würde sein Weggang hart treffen. Sam war nicht so naiv zu glauben, dass Dean das einfach so weg stecken würde. Seine Tochter würde all Deans Gefühle mitbekommen. Wie sollte Jenny das aushalten? Ein lautstarker Zweifel kam in ihm hoch. Der erneute seltsame Stimmungsumschwung ihres Vaters brachte Jenny zum wimmern. Sams Nähe gefiel ihr im Moment überhaupt nicht. Sam strich ihr über den Rücken.

„Mir tut das alles so leid. Was soll ich nur tun?“ Vor seinem inneren Auge konnte er zahlreiche Bilder von Dean und Jenny zusammen sehen. Die beiden waren sich von Anfang an sehr nah. Ihr erstes Wort war sogar der Name seines Bruders gewesen. Sie hatte sich sofort instinktiv bei ihm wohl gefühlt. Sie hing einfach mehr an Dean. Sam stellte sich vor wie es wäre wenn Dean sterben würde und welche Auswirkung das auf Jenny haben würde. Sein Zweifel verschwand. Jenny würde ohne Dean sicher mehr leiden als ohne ihn. Dean würde sich für sie zusammen reißen und sich um sie kümmern. So wie er es nach Marys Tod für John und ihn gemacht hatte. Dean war einfach der Stärkere. Er musste ihn retten. Um ihrer aller Willen.

„Ich liebe dich und ich liebe Dean. Euch zu schützen hat oberste Priorität.“ Sam atmete tief durch.
 

Von unten hörte er Schritte hoch kommen. Zum Glück hatte er sich jetzt im Griff.

„Ich hab dich lieb, Kleines,“ sagte er ein letztes Mal.

„Was dauert denn hier so lange?“

„Ich wollte mich nur ordentlich von Jenny verabschieden.“ Er gab der Kleinen einen Kuss auf die Wange. Seine nun wieder aufgewühlte Tochter streckte ihre Arme nach Dean aus.

„Din!“

„Man könnte meinen, dass, so wie du guckst, du sie nie wieder sehen wirst,“ sagte Dean.

„Wer weiß? Wir wissen immer noch nicht womit wir es schlussendlich zu tun kriegen werden, wenn wir in Sturgis ankommen.“

„Sei nicht so pessimistisch, Sammy,“ versuchte er, den auf ihn niedergeschlagen wirkenden, Sam aufzuheitern. Dean nahm Jenny auf den Arm.

„Schnapp dir die Tasche. Wir müssen los. Wir haben eine Rennen gegen Rufus zu gewinnen.“

Beim raus gehen gab er seinem größeren Partner einen kleinen Kuss auf die Wange. Als Dean aus dem Zimmer war, strich Sam mit der Hand über die Stelle die der Ältere geküsst hatte. Würde er es tatsächlich durchziehen können diesen wundervollen Mann zu verlassen? Er seufzte, nahm die gepackte Tasche und folgte seinem Bruder nach unten. Dean hatte sich bereits von Jenny verabschiedet und sie an Bobby weiter gegeben. Sie war ziemlich fasziniert von dem kleinen Kühlakku, den der Bärtige sich gegen die Schulter presste. Nachdem er draußen die Axt geschwungen hatte, tat diese auf ein mal wieder stärker weh.

„Denkt dran euch zu melden,“ mahnte Bobby als die Jungs aufbrechen wollten.

„Machen wir. Grüß Marcy,“ sagte Dean und ging zur Tür. Sam umarmte den daraufhin ziemlich überrascht drein blickenden Bobby zum Abschied und warf dann einen letzten Blick auf Jenny, ehe er seinem Bruder folgte. Kurz darauf waren sie unterwegs in Richtung Sturgis.
 

Als Bobby etwas später Jenny in ihr Kinderbettchen setzte, weil er aufs Klo musste, erschien Zacharias neben Castiel, der über die Kleine wachte. Der grau-haarige Engel war ganz nah dran, seinen Plan aufgehen zu lassen. Alaistairs und seinen eigenen Einschätzungen nach war es nur noch eine Frage von Stunden oder wenigen Tagen, bis Samuel endlich die Biege machen würde und dann brauchte er das Baby. Zuvor musste er allerdings Castiel los werden. Nach der Sache mit Anna wusste er nicht mehr so recht, ob er dem anderen Engel noch trauen konnte. Aber das würde er ja an Hand der Reaktion des anderen heraus finden. Wenn er gehorchte, okay. Wenn nicht konnte er Castiel eben so gut liquidieren.

„Zacharias,“ kam es überrascht von dem Engel im Trenchcoat. Er hatte sich als Sam und Dean los gefahren waren, dazu entschlossen bei dem alten Mann und dem Baby zu bleiben und sich später zu den Brüdern zu beamen, um auch ein Augen auf Sam zu haben. Sein Chef sah ihn eindringlich an. Castiel mahnte sich, sich zusammen zu reißen. Er durfte das Misstrauen, dass er Zacharias gegenüber hegte nicht nach außen dringen lassen. Sonst würde er Annas Arbeit nicht weiter fortsetzen können.

„Castiel,“ sagte Zacharias und starrte den anderen Engel weiter an. Doch die unergründlichen blauen Augen verrieten dem höherrangigen Engel nichts. Als sein Untergebener nicht das Wort ergriff fing Zacharias das Gespräch an.

„Du hast ja mitbekommen, was mit Anna passiert ist…“ Castiel nickte, aber hielt die Maskerade aufrecht. Sein Gegenüber trug mit Schuld an Annas Fall und Castiel empfand ein negatives Gefühl in Bezug auf Zacharias.

„Du wirst doch hoffentlich nicht in ihre Fußstapfen treten wollen?“

„Ich habe nichts Falsches getan. Ich bewache das Kind, so wie ihr es mir aufgetragen habt,“ sagte Castiel mit emotionsloser Mine. Castiel schien nicht rebellieren zu wollen. Zacharias war zufrieden. Einen Engel würde er nur im äußersten Notfall töten wollen.

„Gut, gut, aber du bist nun dieser Aufgabe enthoben. Ich brauche dich hier nicht mehr. Du kannst in den Himmel zurückkehren.“ Zacharias beobachtete Castiels Gesicht, um eine Reaktion ablesen zu können, doch verriet dessen Gesichtsausdruck weiterhin nichts. Castiel überlegte, wie er am Besten vorgehen sollte. Was würde Zacharias am unauffälligsten finden? Sei der brave Soldat, entschied sich der dunkelhaarige Engel schließlich und nickte. Zacharias nickte zufrieden. Castiel verschwand, fürs erste. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sein Chef die Überwachung des Babys nun selber übernehmen würde, also würde er es bei seiner Rückkehr später höchstens mit ein paar von Zacharias Schergen zu tun kriegen. Da er das Überraschungsmoment auf seiner Seite haben würde, hatte er eine reelle Chance gegen sie. Aber vielleicht würde er das Kind auch unbewacht lassen, da sich das Haus des Jägers als sicher genug erwiesen hatte. Er würde in einiger Entfernung das Haus beobachten und so bald wie möglich zurück kehren. Schließlich hatte Zacharias gesagt, dass er in den Himmel zurück kehren könne, nicht dass er es müsse. Somit missachtete er nicht wirklich einen direkten Befehl.
 

Sam ließ Dean auf der Fahrt ohne murren die Musik bestimmen. Immer wieder warf er dem Älteren verstohlene Blicke zu, wollte sich alles einprägen. Dean schien so glücklich wie er einen Led Zeppelin Song mitsummte. Er hatte sich wirklich verändert. War offener geworden und nicht mehr so ernst, was John anging. Dean schien einem normalen Leben wirklich positiv entgegen zu sehen.

Nach einer Stunde hatten sie Rufus überholt. Dean freute sich wie ein kleines Kind, dass ein Seifenkistenrennen gewonnen hatte. Der schwarze Jäger brachte sie durch sein wütendes Gehupe zum Lachen. Der Ältere streichelte das Amaturenbrett seines Babys und murmelte ein „gut gemacht, meine Schöne“.

Auf halber Strecke teilten sie sich ein Sandwich, einen Schokoriegel und eine Flasche Wasser. Danach auch noch einige zärtliche Küsse zum Nachtisch. Dean ahnte nicht das Geringste von Sams Vorhaben und der Jüngere hoffte, dass das auch so bleiben würde. Alles in allem war es eine schöne Fahrt. Mittlerweile warteten sie wie vereinbart an der ersten Tankstelle am Ortseingang. Noch immer war der Himmel von dicken, dunklen Wolken verhangen.

Rufus traf dort eine dreiviertel Stunde später ein.

„Dein Wagen scheint nicht mehr genügend Ausdauer zu haben,“ neckte Dean den schwarzen Jäger sichtlich amüsiert.

„Quatsch. Ich musste zwischen durch nur mal aufs Klo. Ohne Zwischenstopp hätte ich nicht so viel Zeit verloren,“ redete er sich raus.

„Tja, deine gute alte Blase ist halt auch nicht mehr die Jüngste, was?,“ scherzte Dean.

„Komm du mal in mein Alter. Ich hoffe euer Kind macht dich dann auch fertig,“ konterte Rufus. Sam lächelte.

„Glaub ich nicht. Jenny hat mich lieb,“ erwiderte der kleinere Winchester.

„Wir sollten jetzt lieber gucken, wo sich euer alter Herr so rum treibt.“ Die Brüder nickten.

Mit allen Sinnen

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Noch ein Mal ganz intensiv

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Sams Abgang

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Der Abend aus anderer Perspektive

Verwendeter Song:

Stevie Nicks - Talk To Me
 

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Einige Stunden zuvor bei Bobby:
 

„Sie schläft jetzt tief und fest,“ sagte Marcy als sie die Treppe runter kam und sich dann zu Bobby aufs Sofa gesellte. Sie hatten beide einige Zeit versucht Jenny zum Schlafen zu bringen. Ohne ihre Dads bereitete es ihren Sittern jedoch einige Mühe. Marcy war wie verabredet nach ihrer Schicht zu Bobby gefahren. Sie freute sich darauf Bobbys alten Freund Rufus kennen zu lernen. Jedoch wurde sie enttäuscht, denn als sie bei ihrem Freund (und allein diese Bezeichnung für Bobby erweckte Schmetterlinge in ihrem Bauch) ankam, fand sie diesen ziemlich lädiert vor. Nur unter großen Protesten ließ er sich von ihr helfen wieder ins Wohnzimmer auf die Couch zu kommen. Er hätte es auch ohne sie geschafft, nur hätte das wesentlich länger gedauert.

Im Wohnzimmer saß Jenny auf dem Boden und kaute abwesend wirkend auf dem kleinesten Kringel ihrer Kringelpyramide herum.

Bobby wollte zunächst nicht damit rausrücken was vorgefallen war, aber Marcy war eine geduldige Frau und Meisterin im Informationen aus der Nase ziehen. Unnachgiebig aber ruhig bohrte sie nach, bis Bobby sich ihr schließlich öffnete. Was er berichtete beunruhigte sie, und sie konnte kaum alles auf einmal verarbeiten. Es war alles so kompliziert und sie hatte einfach nicht das nötige Hintergrundwissen, um Bobby richtig folgen zu können. Das Wichtigste hatte sie jedoch sehr wohl verstanden. Ein Dämon hatte Bobby angegriffen doch sie hatten ihn zum Glück rechtzeitig ausschalten können. Sam und Dean waren dann mit Rufus nach Sturgis gefahren, auch wegen irgendeiner Dämonen-Sache.
 

Marcy hatte sich nach dieser erschreckenden Nachricht Jenny geschnappt und sie geknuddelt. Sie verstand nicht wirklich viel von all dem Übernatürlichen um sie herum, aber sie spürte intuitiv, dass das kleine Mädchen das jetzt brauchte. Ohne ihre Väter kam sie sich sicher verloren vor. Und Bobby war auch nicht gerade in der richtigen Verfassung, um sich dem Kind vollkommen aufmerksam zu widmen, aber sie konnte es. Bobby war ziemlich angespannt und sie kannte ihn mittlerweile gut genug, dass sie wusste, dass etwas Ernstes im Busch war. Er versuchte seine Sorge um seine Jungs zu verbergen, um sie nicht zu sehr zu beunruhigen, doch sie merkte es trotzdem. Zwar konnte sie nichts gegen Dämonen ausrichten oder Bobby die Sorgen nehmen, dennoch wollte sie Bobby helfen. Also übernahm sie Jennys Betreuung.

Es wirkte Wunder. Ihr Freund kam auf dem Sofa etwas zur Ruhe, ließ sich sogar ein wenig von ihr umsorgen und die Kleine wurde wieder etwas lebhafter. Ein wenig Ablenkung schien genau das gewesen zu sein, was sie brauchte. Zwischendurch hatten die Jungs angerufen und Bobby’s Anspannung hatte sich ein wenig gelöst. Als es Zeit wurde zu kochen und Marcy in der Küche verschwand widmete er sich liebevoll seinem Patenkind. Sie hatten dann zusammen gegessen. Jenny zu füttern war um einiges leichter gewesen als später das ins Bettbringen. Bobby hatte sich dafür extra wieder die Treppe hoch geschleppt. Sie hatte aber einfach nicht einschlafen wollen, war sogar zum Schreien übergegangen. Sicher fehlten ihr Sam und Dean. Marcy hatte vorgeschlagen, dass sie doch die beiden anrufen sollten, aber Bobby hatte gemeint, dass es bei einer Jagd ungünstig sein könnte. Bobby hatte es irgendwie geschafft die Kleine ein wenig zu beruhigen, aber schlafen wollte sie noch immer nicht. Marcy hatte ihn irgendwann wieder nach unten geschickt. Sie war der Meinung, dass Bobbys Sorge um die Jungs irgendwie Jenny beeinflusste und damit hatte sie Recht. Nachdem Bobby gegangen war, versiegten nach und nach Jennys Tränen und Marcy konnte sie ohne Protest wieder in ihr Bettchen legen. Sie überlegte was sie tun konnte, um Jenny zum Einschlafen zu bringen. Zunächst versuchte sie es mit einem klassischen Schlaflied, aber ohne Erfolg. Ihr fiel dann siedend heiß ein, dass Dean gesagt hatte, dass er auf gute alte Rock Musik stand. Also versuchte sie ihr Glück. Es war nicht ganz ihre Musikrichtung, aber das einzige was ihr einfiel, dass in etwa in diese Richtung ging, was sie kannte und mochte war Stevie Nicks. Wahrscheinlich nicht ganz das was Jenny vielleicht von Dean gewöhnt war, aber ein Versuch war es wert.
 

I can see we're thinkin' bout the same things

And i can see your expression when the phone rings

We both know there's something happening here

Well,there's no sense in dancing round the subject

A wound gets worse when it's treated with neglect

Don't turn around ,there's nothing here to fear
 

Sie hatte lange nicht mehr gesungen und besonders gut war sie auch nicht, aber es zeigte Wirkung. Jennys Augen wurden schwerer.
 

You can talk to me

Talk to me

You can talk to me

You can set your secrets free,baby
 

Und bereits beim Refrain war sie eingenickt.

„Schlaf schön Kleines,“ hatte Marcy noch gesagt, ehe sie das Zimmer verließ und nach unten zu Bobby gegangen war.

„Danke,“ kam es leise von Bobby als sie sich schließlich neben ihn setzte.

„Nichts zu danken,“ sagte Marcy und schenkte ihm ein warmes Lächeln.

„Doch. Ich bin froh, dass du hier bist.“ Wie lange hatte er sich selbst die Einsicht verwehrt, dass er jemanden wie Marcy in seinem Leben brauchte? Aber damit war Schluss. Er hatte zwar die Jungs, aber sie konnten ihm nicht die Art von Beistand geben, den er von ihr bekam. Sie musste dafür nicht einmal viel tun. Sie schenkte ihm Ruhe und Gelassenheit, einfach dadurch, dass sie dar war. Sie war das Fleckchen Normalität, das er brauchte, so wie Sam und Dean es für einander waren.

„Ich wäre jetzt nirgends lieber als bei dir, naja die Umstände könnte etwas rosiger sein, aber…“

„Ich weiß und darum bin ich dir ja auch dankbar. Das alles…das ist kein Zuckerschlecken. Ich…ich bin einfach dankbar, dass du mir trotz allem eine Chance gibst.“ Seine Marcy war eine außergewöhnliche, toughe Frau.

„Ich kann dir bei vielen Dingen keine Hilfe sein, ich…ich bin zu sehr Zivilist, das weiß ich, aber ich tu was ich kann, um dich zu unterstützen. Ich habe eine Scheiß Angst, aber ich will ein Teil von deinem Leben sein und ich werde nicht davon rennen, wenn es brenzlig wird, es sei denn du rätst es mir in gewissen Situationen, dann werde ich es vielleicht in Erwägung ziehen.“ Sie überraschte ihn immer wieder. Sie war wie ein Traum. Es überkam ihm etwas ziemlich schmalziges zu sagen. Musste wohl an der Schmerztablette liegen, die er zuvor genommen hatte.

„Weißt du Marcy, ich glaube, ich bin mir jetzt fast sicher, dass ich dich liebe.“ Sie grinste. Sie hatte einen Blick aufgesetzt, den er schon einmal bei Dean gesehen hatte, bevor dieser Sam geküsst hatte. Er hatte diesen Gedanken gerade zu Ende geführt, als er auch schon Marcys Lippen auf den seinen spürte. Bobby erwiderte den Kuss augenblicklich und zog sie näher an sich heran. Sie wusste, dass er diese Ablenkung gebrauchen konnte und beließ es nicht bei dem einen Kuss. Er blieb nicht untätig und fing an sie zu streicheln. Langsam ließ er eine Hand unter ihre luftige Sommerbluse wandern. Sie ließ es zu und gab einen genießerischen Laut von sich, der Bobby bis ins Mark ging. Er schwelgte in dem wohlig warmen Gefühl, dass ihre Küsse und die warme, weiche Haut unter seinen Händen verursachten. Bis das Telefon klingelte.
 


 

Castiel war in der Nähe des kleinen Mädchens geblieben. Er hatte versucht nach ihrem Vater zu sehen, da er das Gefühl hatte, dass etwas nicht in Ordnung war, jedoch war es ihm nicht gelungen ihn in Sturgis zu orten. Die Stadt war so voller dämonischer Energie, dass es unmöglich war seine erwachsenen Schützlinge zu finden. Das Einzige was er wusste, war dass sie unversehrt waren. Das musste ihm reichen. Er hatte dann mit ansehen müssen wie sehr das Kind weinte. Nicht einschlafen konnte. Hatte gespürt wie die empathische Gabe der Kleinen vergeblich versuchte die Winchesters zu orten. Scheinbar hatte sie die gleichen Probleme wie er. Noch dazu kam die spürbare Sorge, die von dem älteren Mann mit der Baseballkappe ausging.

Am liebsten hätte er allen dreien einen traumlosen Schlaf beschert, aber durfte sich nicht zu erkennen geben. Er war überrascht als Jenny schließlich doch zur Ruhe gekommen war. Scheinbar war sie auch soweit zu ihren Eltern durchgedrungen, dass sie wusste, dass sie wohlauf waren. Dieses Kind hatte offenbar noch größere Kräfte als er gedacht hatte.

In den falschen Händen könnte sie zu einer mächtigen Waffe werden. Doch mittlerweile war er sich sicher, dass auch die vermeintlich richtigen Hände, das Zacharias, falsch und gefährlich war. Er musste das Kind beschützen. Aber wie viel konnte er alleine gegen Zacharias und seine Anhänger ausrichten?

Er würde Hilfe brauchen. Nur woher sollte er sie nehmen? Er wusste, dass tief in Dean und Sam etwas verborgen war, dass, wenn es erweckt werden würde, sie zusammen mit ihm eventuell gegen den höheren Engel eine Chance haben würde. Nicht im Sinne davon, dass sie ihn ausschalten könnten, aber sie könnten die Kleine vor ihm verbergen. Allerdings wusste er nicht wie diese Kraft, die in den beiden jungen Männern steckte, aktiviert werden konnte. Es waren schlafende Riesen und er wusste nicht wie man sie weckte oder welche Auswirkungen eine Erweckung haben würde. Viele Menschen, die auf die Weise von den Engeln gesegnet worden waren, konnten mit dem Geschenk, der besonderen Gabe, nicht umgehen. Dieser eine Maler hatte sich das Ohr abgeschnitten, dieser Mathematiker hatte begonnen Leute zu sehen, manche starben früh wie dieser Komponist. Castiel war gelinde gesagt überfordert. Er musste das Kind bewachen, wollte Hilfe holen, konnte aber nicht zu den Winchesters, da er sie nicht genau orten konnte. Selbst wenn, wie hätte er sie einweihen sollen? Gleichzeitig waren die Dämonen immer noch auf Sam als Hülle für Luzifer aus und so wie es aussah, würde es gelingen. Zacharias hatte gesagt, es sei Schicksal, man könnte so das Paradies auf Erden wieder herstellen. Aber Anna…sie fand das nicht richtig und er auch nicht. Dieses Kind sollte nicht die Bürde haben gegen einen gefallenen Engel zu kämpfen und Sam nicht sein Hülle werden. Man durfte die Menschen nicht für Himmels-Zwecke missbrauchen. War das wirklich Gottes Wille? Er konnte es sich nicht vorstellen. Gott hatte ihnen aufgetragen die Menschen zu achten und zu beschützen. Nicht sie zu manipulieren und für das höhere Wohl zu opfern. Das konnte nicht richtig sein. Nur wie sollte er das als Einzelkämpfer verhindern?
 

Das Kind schlief mittlerweile. Er blickte aus dem Kinderzimmerfenster gen Himmel.

„So gib mir doch bitte ein Zeichen, was kann ich tun? Was soll ich tun? Ich brauche deine Führung, deine Hilfe!“

Er bekam kein Zeichen. Castiel seufzte. Er beamte sich unsichtbar nach unten, als er das Telefon klingeln hörte.
 

zeitgleich im Motel bei Rufus:
 

Rufus hatte nach wie vor seinen Blick auf die Einfahrt des Motels gerichtet. Es war nicht mehr so einfach etwas zu erkennen nachdem ein Stromausfall das Leuchtschild des Motels getilt würde hier gelöscht schreiben hatte. Gleichzeitig wählte er nun Bobbys Nummer. Nachdem er vor dem Stromausfall gesehen hatte wie die Winchesters sich die Mandeln abgetastete hatten, ging er nicht davon aus, dass sie den Kopf frei hatten um den väterlichen Freund anzurufen.

Gott sei Dank gab es den Stromausfall, sonst hätte er wohl mehr gesehen als ihm lieb war.

Es klingelte.

Es klingelte eine ganze Weile. Länger als er es von Bobby gewohnt war. Gerade als er anfing sich zu sorgen, nahm der andere Jäger endlich ab.

„Rufus, was gibt’s?,“ erkundigte sich der Bärtige. Kam es dem schwarzen Jäger nur so vor oder atmete sein alter Weggefährte etwas schwerer als sonst?
 

Bobby hatte einen Augenblick gebraucht um sich zu sammeln. Wow, das letzte Mal, dass er so rumgeknutscht hatte war…viel zu lange her. Marcy hatte sich beim Klingeln des Telefons aufgesetzt, aber trotzdem dauerte es noch einen Moment bis Bobby schließlich das Telefon an seinem Schreibtisch erreichte. Alles im allem hatte das Geknutsche und das Gehen zum Schreibtisch ein wenig den Atem geraubt.
 

„Was es gibt? Verrat mir mal lieber warum du so lange gebraucht hast, bist du endlich ans Telefon gegangen bist.“

„Ich war…beschäftigt.“ Er sah zu Marcy rüber, die immer noch auf dem Sofa saß. Sie war leicht errötet, sah entzückend aus und war dabei ihre Bluse zurecht zu zupfen.

„Beschäftigt? Wie beschäftigt? Moment…“ Ihm war eingefallen, dass Sam und Dean über Marcy geredet hatten während er nach Johns Motel gesucht hatte.

„Amüsierst du dich mit der Misses während ich hier bei der Überwachung fast vor Langeweile sterbe?“

„Ähm…“

„Ich nehm alles zurück was ich in Bezug auf dich als alter Knacker gesagt habe. Du hast es noch voll drauf. Kriegst doch noch Tinte auf den Füller.“ Bobby konnte Rufus Grinsen praktisch vor sich sehen.

„Tja…was soll ich sagen…also, was gibt’s?“

„Ich wollte dir eigentlich nur Bescheid sagen, dass wir Johns Motel gefunden haben. Aber bis jetzt ist er noch nicht aufgetaucht.“ Schnell brachte er Bobby auf den neusten Stand.

„Okay, dann weiß ich jetzt dass ihr über Nacht nicht im Auto schlaft sondern im Day Inn Motel. Wie geht es den Jungs?“

„Oh, glaub mir sie haben es wahrscheinlich wesentlich komfortabler als ich.“ Er summte die Melodie von B52’s Love Shack.

„Die zwei sind einfach unverbesserlich.“

„Das kannst du laut sagen.“

„Also, pass gut auf die zwei auf und sieh zu, dass du am Leben bleibst. Bestattungen sind ziemlich teuer geworden in letzter Zeit.“

„Du kannst mich mal,“ sagte Rufus, konnte sich aber ein Lachen nicht verkneifen.

„Wir hören von einander.“

„Darauf kannst du wetten.“ Damit war das Telefonat beendet.
 

„Geht es den Jungs gut?,“ fragte Marcy als Bobby wieder zu ihr zum Sofa kam.

„Ja, bestens.“ Bobby war beruhigt. Zumindest heute Nacht würde er sich nicht allzu sehr sorgen müssen. Das weckte seine Lebensgeister und seine Abenteuerlust. Er reichte seiner Freundin die Hand und fragte:

„Sag mal Marcy, habe ich dir eigentlich schon mein Schlafzimmer gezeigt?“ Sie lächelte, ergriff seine Hand und antwortete:

„Nein, aber ich hätte nichts gegen eine Führung einzuwenden.“
 

Der Engel beobachtete wie das Paar im Schlafzimmer des Jägers verschwand.

Das Haus war ruhig und Castiel um eine Information reicher. Die Winchesters waren im Day Inn Motel. Er beamte sich nach Sturgis. Vom Parkplatz aus konnte er seine Schützlinge spüren. Er beamte sich in ihr Motelzimmer. Dort angekommen war er von dem Geschehen und den Emotionen überwältigt. Es war einfach zu viel. Er konnte die beiden nicht lesen. Zu verflochten war alles. Der menschliche Paarungsakt war nichts was er richtig verstehen konnte. Besonders nicht zwischen zwei Partner des gleichen Geschlechts. Es sollte doch der Fortpflanzung dienen, wie bei den anderen Tieren, doch bei Menschen kamen diese Latte von Gefühlen dazu, die Gott ihnen geschenkt hatte und die für Castiel zu verwirrend waren.

Anna hatte versucht ihm Liebe zu erklären. Engel kannten so etwas nicht. Nur geschwisterliche Kameradschaft und auch die war anders als bei Menschen. Verstehen konnte er es noch immer nicht wirklich, aber zumindest war er fähig gewesen es selber zu spüren, wann immer er die Gelegenheit hatte auf diese Weise mit Anna zusammen zu sein und auch wenn sie nicht zusammen waren. Die Gefühle, die Liebe, die diese zwei Männer gerade teilten, das war zu viel für Castiel. Er fühlte einen leichten Schmerz…er vermisste Anna. Sie fehlte ihm. Er konnte nicht hier bleiben. Nicht während diese zwei sich so nah waren. Aber da er die Liebe deutlich spüren konnte, machte er sich weniger Sorgen um Sam und kehrte zurück zu Bobbys Haus, um das Kind zu bewachen.

Ein falscher Engel und ein Teil der Wahrheit

Sam hatte das Zimmer verlassen. Mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen. Er brauchte einen Wagen. Deans Baby würde er nicht anrühren. Wenn er schon ging, wollte er seinem Partner sie nicht auch noch weg nehmen. Niemand zwang Sam zu gehen, aber er ging auch nicht wirklich freiwillig. Es war das Einzige was er tun konnte, um Dean zu schützen. Er musste den Schmerz, den er bei sich und Dean verursachte, in Kauf nehmen. Es würde ihnen im Großen und Ganzen schlimmere Schmerzen ersparen.

Sam hatte das Gebäude umrundet und war an der Vorderseite angekommen. Von ihrem Dad war noch immer nichts zu sehen und Rufus wartete sicher in seinem Zimmer. Das Leuchtschild des Motels funktionierte noch nicht wieder. So gelang es ihm, unbemerkt das Gelände des Motels zu verlassen. Das Motel lag etwas abseits. Etwas weiter die Straße rauf gab es eine Tankstelle.

„Nicht der beste Ort, um einen Wagen zu stehlen,“ kam es von der verhassten Stimme.

„Was willst du? Ich dachte jetzt wo du mich auf den richtigen Weg gebracht hast, würdest du verschwinden,“ sagte Sam.

„Sam, ob du es glaubst oder nicht, ich will euch nur helfen. Ihr seid meine Jungs.“

„Warum soll ich dir glauben?“ Er wollte ihre Worte noch immer nicht wahrhaben.

„Was hätte ich davon dich anzulügen?“

„Ich weiß ja nicht mal was du eigentlich bist.“

„Ich bin deine Mum. Überleg mal, es muss doch so sein, wenn ich nur eine Halluzination von dir wäre, warum solltest du dir einbilden, dass Dean sterben wird? Wie erklärst du dir den Albtraum, der detailgetreu dieses Schlafzimmer gezeigt hat? Du warst niemals zuvor dort.“

„Wie kannst du meine Mum sein?“

„Ich bin es genau so wie in unserem alten Haus in Lawrence, nur dass ich diesmal nur dir erschienen bin. Ich will euch beide retten. Ihr seid meine Jungs.“

„Das in Lawrence war dein Geist.“

„Es war meine Essenz.“

„Was soll das nun wieder heißen?“

„Das ist zu schwer zu erklären.“

„War ja klar.“
 

Die Katze war im Sack. Zeit ihn zu zuziehen, dachte Alaistair. Teil 2 der Operation konnte beginnen.

„Sam…ich…ich bin ein Engel.“ Hoffentlich würde Sam jetzt wie geplant und ohne Probleme anbeißen. Dem Dämon ging langsam die Geduld aus.

„Was?,“ kam es verblüfft und ungläubig von Sam. Okay, ein erster Schock war zu erwarten. Weiter im Text, sagte Alaistair in Gedanken zu sich selbst.

„Du hast mich schon richtig verstanden. Ich…ich darf dir nicht mehr sagen…aber ich…manchmal werden die Seelen der Verstorbenen zu Schutzengeln ihrer Hinterbliebenen.“ Er kannte die Schwachpunkte der Winchesters mittlerweile ziemlich gut. Diese rührselige Story war sein Matchball.

Sam sah sie zunächst skeptisch an, doch dann breitete sich in seinem Gesicht der Ausdruck von Hoffnung aus. Im Gegensatz zu Dean hatte er schon immer an Gott und Engel geglaubt, ganz einfach weil er nicht wahr haben wollte, dass es zu all dem Bösen auf der Welt keinen guten Ausgleich gab.
 

„Dann…dann kannst du Dean doch retten! Ich muss nicht…Moment…warum…was sollte das Ganze? Die ganzen Horror-Visionen…Warum wolltest du, dass ich ihn verlasse?“

„Wir dürfen nicht direkt eingreifen. Die Menschen sollen nicht wissen, dass es uns gibt. Ich habe versucht dich zu lenken, aber du bist so stur wie dein Vater und auf die anfängliche etwas sanftere Art hast du nicht wirklich reagiert, also musste ich zu drastischeren Mitteln greifen.“ Dieser menschlich kleine Scheißer wusste ja gar nicht was dass alles für Arbeit gemacht hatte und immer noch machte. Und dass alles dafür, dass Luzifer wieder auf Erden wandeln konnte. Seit Jahrhunderten versuchten sie es nun schon. In jeder Generation wurde nach geeigneten Hüllen gesucht. Experimente gemacht, um herauszufinden welche Eigenschaften die Hülle würde haben müssen. All die lästigen Rückschläge. Die Menschen waren schon für normale Dämonen zu schwach, nicht strapazierfähig genug. Luzifer würde sie nur noch schneller zerfallen lassen. Dann kamen die Blut-Versuche. Der einzige Geistesblitz den Azazel je hatte. Aber auch das war nicht auf Anhieb erfolgreich. Die Dosierung war schließlich der Schlüssel. Zu viel Dämonenblut ließ die Versuchspersonen zwar erstarken, doch sie gerieten außer Kontrolle. Wenn sie der helfenden Hand der Dämonen überdrüssig wurden, waren sie so stark, dass sie Dämonen töten konnten. Was in einer Epoche fast schon in dämonischem Genozid ausgeartet wäre. Zum Glück verfiel die Versuchsperson dem Wahnsinn und erschoss sich. Wahnsinn war nun auch keine gewünschte Eigenschaft. Mit geringerer Dosierung minimierten sich Macht und Nebenwirkungen. Einige Nebenwirkungen gingen auch auf ungeeignete Versuchspersonen zurück. Azazel hatte nicht immer ein glückliches Händchen. Doch letztlich hatten sie in Sam Winchester die perfekte Hülle gefunden. Sei es drum, dass sie bei ihrem Plan zum Ende hin ein wenig Hilfe von dem stinkenden, himmlischen Geflügel hatten. Die versuchten ihren eigenen Zwecken nachzugehen, wechselten deshalb zum Teil die Seiten, im Glauben am Ende die Oberhand zu haben. Arrogante Flattermänner. Das Gegenteil war der Fall. Am Ende würden die Dämonen siegen. Luzifer würde seinen Geschwistern jede Feder einzeln rausreißen.

Der Gedanke daran ließ Alaistair das nötige Quäntchen Geduld aufbringen, diese Scharade weiter zu spielen.
 

Tausend Fragen schwirrten Sam durch den Kopf. Allen voran die nach dem Sinn des Großen Ganzen. Für einen Moment hatte er die Sache mit Dean vergessen und er fragte den Engel:

„Warum…warum lässt Gott das alles zu? Warum dürfen die Engel sich nicht zeigen?“

Oh man! Gott interessierte Alaistair einen Scheißdreck. Soweit er wusste schmollte er, weil die Menschen ihn nicht mehr lieb hatten und hatte sich deswegen von allem zurück gezogen. Kein Wunder also, dass dieser Zacharias das Ruder an sich gerissen hatte. Okay, Konzentration, was würde ein Engel diesem Menschen antworten?

„Ich weiß es nicht. Nur die höheren Engel haben Kontakt zu Gott.“

„Bürokratie gibt es wohl überall,“ kam es zynisch vom Winchester.

„Warum…wieso hast du dich entschieden dich mir jetzt doch zu offenbaren?“

Bingo, endlich kam die Frage, die Alaistair erwartet hatte und dessen Antwort ihn hoffentlich ein gutes Stück weiter bringen würde im Plan.

„Weil ich einen anderen Weg gefunden habe, wie du Dean retten kannst.“

„Was? Warum hast du das nicht eher gesagt? Was muss ich machen?“

Strike. Alaistair machte innerlich die Siegesfaust. Menschen waren so berechenbar. Sam war so begierig seinen Bruder/Partner zu retten, dass er dafür alles machen würde. Er nahm ihm sogar die nun wirklich nicht wasserdichte oder überzeugende Engels-Nummer ab. Einfältiger Mensch. So leichtgläubig. John Winchester war laut Zacharias Aussage genauso beeinflussbar gewesen nachdem er ihn weichgekocht hatte. Die Weichen waren gestellt. Die beiden menschlichen Marionetten fast da wo sie gebraucht wurden. Nur noch ein Schubs in die Richtige Richtung und die Mission würde zum Selbstläufer werden. Der Schubs bestand darin, dass er Sam zu John führen musste. Dann musste er Sam dazu bringen sich an die Fersen seines Vaters zu heften und ja zu sagen. Wenn das eintrat brauchten sie nur noch warten bis John Azazel erschoss.
 

„Um dir das zu erklären muss ich ein bisschen weiter ausholen. Du musst nämlich wissen, dass du etwas Besonderes bist. Du hast ganz spezielle Fähigkeiten.“

„Meine Visionen und das eine Mal wo ich Telekinese ausgeübt habe,“ kam es wie aus der Pistole geschossen von Sam. Die Mary-Engelsgestalt neben ihm nickte.

„Ich habe die Zeichen falsch gedeutet. Das was ich für einen Fluch hielt, ist in Wirklichkeit ein Segen.“

„Wie können dein Tod, der Tod von Dad‘s Eltern, der Leute seiner Kompanie und Jessica‘s Tod ein Segen sein?“

„Wir sind in die Schusslinie von etwas viel Größeren geraten.“

„Sprechen Engel immer so in Rätseln?“ Langsam nervte es Sam, dass seine Mutter nicht zum Punkt kam.
 

Man, war er gut. Er hatte sogar schon das seltsame Gefasel der Flatter-Männer drauf. Wenn es einen Best-Acting-Demon-Award gäbe, hätte er in sich mittlerweile sowas von verdient, fand Alaistair.

„Hab doch etwas Geduld, ich sagte doch, dass ich etwas weiter ausholen muss.“ Als Special-Effekt ließ er ein wenig Energie versprühen. Das würde bei Sam Eindruck schinden und ihn glaubhafter machen. Und tatsächlich hatte es die gewünschte Wirkung. Sam senkte leicht entschuldigend den Blick.

„Okay, aber versteh doch. Wenn es einen Weg gibt Dean zu retten, ohne dass ich ihn aufgeben muss, dann will ich davon schnellstens erfahren.“

„Das verstehe ich doch. Also, hast du je drüber nachgedacht wo deine Fähigkeiten herkommen?“

„Ja…ich…hab immer das Gefühl gehabt, dass es mit dem Dämon zusammen hängt…“

Cleveres Bürschchen, schade nur, dass die Menschen von der Liebe blöd gemacht werden und man sie manipulieren kann. Es sollte ein leichtes sein, Sam seine Lüge unter zu jubeln, dachte Alaistair und fuhr fort.

„Ganz im Gegenteil, Sam. Diese Fähigkeiten sind von den Engeln.“

„Was? Ich…das verstehe ich nicht. Bin ich ein Engel oder was?“

„Nein, aber du bist der Auserwählte. Das Schwert Michaels.“ Er konnte Sam natürlich nicht sagen, dass er Luzifers Hülle werden sollte, also waren Zacharias und Lilith zu der Entscheidung gekommen, dass er Sam diese Lüge vorgaukeln sollte.

„Das was? Moment, Michael? Wie Michael der Erzengel?“

„Ja, mein Liebling. Du bist dazu bestimmt für den Himmel gegen das Böse zu kämpfen.“

„Ich kämpfe seit ich ein Teenager bin gegen das Böse.“

„Nicht in dem Sinne wie es vorher bestimmt ist. Du bist das Schwert Michaels. Die mächtigste Waffe des Himmels im Kampf gegen die Dämonen.“

„Eine Waffe? Ich verstehe immer noch nicht.“

„Erzengel brauchen eine Hülle, einen menschlichen Körper, um auf der Erde wirken zu können und du bist Michaels Hülle.“

„Sie…ergreifen Besitz von Menschen wie Dämonen?,“ kam es leicht sauer und ungläubig von dem jüngeren Winchester. Wenn Engel nicht besser waren als Dämonen, dann gab es wohl den von ihm erhofften Ausgleich zwischen Gut und Böse gar nicht.

„Nein, sie brauchen die Erlaubnis der Menschen und wenn die Arbeit getan ist, können sie normal weiter leben. Sie tragen keinen Schaden davon.“
 

Offenkundig waren Engel doch besser als Dämonen, befand Sam.

„Aber mir ist der Zusammenhang immer noch nicht klar,“ gab er ehrlich zu.

„Die Dämonen wissen, dass du Michaels Hülle bist und wollen verhindern, dass du ihnen gefährlich werden kannst.“

„Warum töten sie mich nicht einfach?“

„Das versuchen sie ja. Aber normalerweise wachen die Engel über dich und schirmen dich ab. In ganz seltenen Fällen, zweien um genau zu sein, konnten die Dämonen dich jedoch trotzdem Ausfindig machen. Aber Jessica und ich kamen dazwischen.“

„Was? Ihr…ich…ich meine in Wirklichkeit war ich das Ziel?“

„Ja, als sie dich in Stanford gefunden hatten, hatte Dean dich bereits wieder außer Reichweite gebracht und ihren Ärger darüber dich verpasst zu haben ließen sie…“ Sam hob abwehrend die Hand. Er wollte es nicht hören. Er ballte die Fäuste zusammen und presste die Kiefer aufeinander. Alle hatten ihm immer gesagt, dass er keine Schuld hatte an Jess Tod, aber jetzt hatte er es quasi schwarz auf weiß, dass dies doch der Fall war.

„Und als du ein Baby warst, da kam ich ihnen…“

„Nein, nein…es reicht. Ich brauch nicht mehr zu hören. Sag es nicht, bitte!“ Seine Mutter und seine Freundin waren lediglich Kollateralschaden gewesen. Dean beschützte ihn immer und irgendwann würde auch er in die Schusslinie geraten. Das war es was die von Mary gesendeten Träume bedeuteten.
 

Alaistair konnte förmlich spüren wie in Sam die Schuldgefühle hoch kamen. Der Winchester war Butter in seinen Händen. Er kam dem Ziel immer näher.

„Du darfst dir deswegen keine Vorwürfe machen. Du wusstest nichts davon und hättest es nicht verhindern können.“ Die Worte kamen bei Sam nicht an.

„Warum Dad’s Eltern und seine Kompanie?“

„Die Dämonen wussten, dass du geboren werden würdest und wollten deine Existenz verhindern. Sie wollten deinen Vater…“ Wieder hob Sam die Hand. Er verstand. Die anderen Leute waren ebenfalls Kollateralschaden. All diese Menschen waren tot ... seinetwegen. Er musste das beenden. Dieser angebliche Segen durch die Engel war ein Fluch. Das hatte Mary schon ganz richtig verstanden.

„Was…was muss ich tun, um meine Familie zu beschützen?“

„Es wird Zeit, dass du deiner Bestimmung folgst. Die Dämonen sammeln sich in dieser Gegend. Der perfekte Zeitpunkt um sie auszulöschen. Michael hat nur auf so einen Moment gewartet.“

„Wie…sag mir wie ich es anstellen muss. Wie werde ich Michaels Hülle?“

‚Satzgewinn für mich‘, dachte Alaistair.

„Du musst dorthin, wo der oberste Dämon sein wird und im richtigen Moment „ja“ sagen, Michael rein lassen.“

„Woher soll ich wissen wo der oberste Dämon ist?“

„Du kennst die Pläne deines Vaters. Wenn du ihn findest…“

„Werde ich den Dämon finden,“ vervollständigte Sam ihren Satz. Sie nickte. Die Zufriedenheit war nicht einmal gespielt.

„Ich werde Deans Hilfe brauchen, um John zu finden. Wenn ich ihm erzähle was du mir eben gesagt hast…“
 

‚Verdammt, kam es jetzt doch zum Tiebreake?‘ Ständig kam Alaistair etwas dazwischen. Jetzt hieß es noch einmal improvisieren. Sam auf Kurs halten.

„Sam, Dean…ich glaube er wird es nicht verstehen. Er versucht zwar so zu tun als würde deine Andersartigkeit ihm nichts ausmachen, aber…das…ich denke, dass wird selbst für ihn zu viel. Außerdem könnte er ins Fadenkreuz der Dämonen geraten. Sie könnten versuchen dich mit ihm zu erpressen, damit du Michael nicht auf Erden lässt.“ Ja, Dean war wirklich sehr gut, um Sam in die Richtung zu bringen, in der man ihn wollte.

„Du hast ihn jetzt verlassen, sie werden denken, dass du dich nicht mehr für ihn interessierst und ihn in Ruhe lassen.“

„Du hast Recht. Ich darf ihn nicht in Gefahr bringen. Ich muss John alleine finden.“

„Du bist nicht alleine, du hast mich. Ich werde dir soweit es geht helfen.“ So eine schmalzige Aussage war Vertrauen erweckend und kam bei Menschen immer gut an. Es war also doch keine Zeitverschwendung gewesen diese kitschigen Serien zu schauen, wann immer Lilith sich anderweitig vergnügte und er auf sie wartete.
 

Sam sah sie durchdringend an.

„Wirst du keinen Ärger bekommen, weil du dich mir offenbart hast?“

„Nein, denn diesmal habe ich einen direkten Auftrag erhalten. Ich handele sozusagen als Michaels Vermittler.“

„Wenn ich Michael meinen Körper zur Verfügung stelle und die Dämonen vernichte…kann ich dann wieder mit Dean zusammen sein?“

„Wenn Michael die Dämonen besiegt hat, werdet ihr so leben können, wie ihr es wollt.“

Sam nickte kaum merklich. Er dachte über alles nach. Er würde Dean retten können, ihm endlich etwas zurück geben für all die Male, die Dean es getan hatte und dann war da auch noch Jenny. Seine Tochter. Dean und er hatten sie vor einem Dämon gerettet.

„Meine Tochter hat auch diese Fähigkeiten. Woher hat sie sie? Ist sie in Sicherheit? Die Dämonen wissen von ihr,“ kam es besorgt von Sam.

„Mit dir beginnend wird deine Blutlinie diese Fähigkeiten weiter geben. Eines Tages wird Michael wieder kommen, denn Dämonen wird es immer wieder geben, solange es Menschen gibt, die in der Hölle landen. Er war bereits zuvor auf der Erde, aber die Blutlinie seiner letzten Hülle ist ausgestorben. Aber Jenny ist in Sicherheit. Das Haus eures Freundes ist dämonensicher.“
 

Sam war zuerst erleichtert, doch dann verstand er die Ausmaßen von Marys Aussage. Sein Kind und seine Kindeskinder waren eine Art Back-Up-Plan der Engel. Werkzeuge, nein Waffen, des Himmels. Ohne Wahl an das Leben mit dem Übernatürlichen gebunden, aber Mary hatte doch gesagt sie konnten leben wie sie wollten.

„Wie soll Jenny oder ihre Kinder ein normales Leben führen, wenn sie eines Tages…“

„Wenn es soweit ist wird jemand kommen und es deinen Nachkommen erklären, sie müssen nicht zwangsläufig das Leben leben, das euer Vater mit euch angefangen hat.“

„Wer ist `jemand´?,“ wollte Sam wissen.

„Du könntest es sein oder ein anderer, zukünftig verstorbener Angehöriger.“ So langsam reichten Alaistair Sams viele Fragen.

„Soll das heißen, dafür, dass wir unsere Körper zur Verfügung stellen, kriegen wir einen Freifahrtsschein in den Himmel?“

„Nicht automatisch. Pro Generation ist nur eine Person der potentielle Auserwählte.“ Wenn diese Fragerei so weiter ging, würde er Gefahr laufen sich zu widersprechen. Wie hielt dieser Dean den nervigen Sam nur aus?

„Verstehe. Eine Frage noch, warum gerade ich?“

„Das kann ich dir nicht beantworten, weil ich es nicht weiß. Aber vielleicht liegt es daran, dass du ein guter Mensch bist. Ich bin stolz auf dich, mein Sohn.“ Durch das viele Schleimen wurde dem Dämon schon fast schlecht.

„Ich wünschte ich hätte dich kennen lernen können,“ kam es wehmütig von Sam.

„Ich war immer irgendwie bei dir. Und jetzt lass uns überlegen wo dein Vater stecken könnte.“
 

Der Winchester war in sich gegangen und war zu dem Schluss gekommen, dass wenn John noch im Ort war, er mit hoher Wahrscheinlichkeit in einer Bar sein könnte. So war er losgelaufen. Immer die Straße runter. Sam war bereit sein Schicksal anzunehmen, er könnte damit nicht nur Dean retten, sondern auch noch viele andere Menschen. Noch dazu würde er danach wieder ganz normal mit Dean zusammen sein. Er würde ihm alles erklären. Mary hatte sie vielleicht all die Jahre über beobachtet, aber er kannte Dean besser. Er würde sich nicht von ihm abwenden, nur weil er die Hülle eines Engels war. Sicher würde er sauer sein, weil er es Dean nicht eher gesagt hat, aber wenn er dann begreifen würde was Sam getan hatte, dass er quasi die Welt gerettet hatte, würde Dean sicher seinen Ärger vergessen und stolz auf ihn sein. Dann konnten sie all die Träume in die Tat umsetzen, die Dean hatte. Sie würden glücklich sein.
 

Schließlich entdeckte er einige Kilometer vom Motel entfernt, vor einer Bar den Truck von John. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand auf dem Parkplatz eines kleinen, schäbigen Supermarktes ein abgetakelter Lexus aus den 90er Baujahren, wie er schätzte. Schnell überquerte er sie Straße und machte sich daran den Wagen zu knacken und zum Kurzschließen bereit zu machen. Er würde John folgen, wenn er weg fuhr. Eine innere Stimme sagte ihm, dass John nicht noch einmal zum Motel zurück kehren würde. Sam wusste, dass die Straße ganz lang geradeaus ging ohne Abzweigung. Er würde ihn praktisch nicht aus den Augen verlieren können, auch wenn er los fuhr. Sam blieb im Auto sitzen und wartete.

Azazels Ende

Sam brauchte nicht lange warten. John verließ eine gute halbe Stunde später die Bar. Er schien nicht über sein Maximum getrunken zu haben, denn es war kein Schwanken zu erkennen. John stieg ohne Zögern in sein Auto. Durch Jahre langes regelmäßiges Trinken war seine Fahrtüchtigkeit nicht mehr auf absolute Nüchternheit oder die Promillegrenze beschränkt. Er würde keiner Streife auffallen.

Als sein Vater los fuhr, schloss Sam den Lexus kurz. Er wartete noch einen Moment, ehe er die Verfolgung aufnahm. Er musste langsam fahren, weil er nicht so dicht aufschließen durfte, dass John die Scheinwerfer bemerkte. Nach gut einer dreiviertel Stunde Fahrt glaubte Sam schon fast John würde einfach immer weiter fahren, doch dann sah er aus sicherer Entfernung wie sein Vater nach rechts auf abbog. Sam war verwirrt als er kurz darauf ebenfalls auf die nicht asphaltierte Straße abbog. Hier war nichts. Er schaltete die Scheinwerfer aus. Das wäre bei einer entlegenen Seitenstraße dann doch für John zu auffällig, als dass er den anderen Wagen nicht bemerken würde. Da es aber wegen der vielen Bäume stockfinster war, konnte Sam fast nur noch Schrittgeschwindigkeit fahren.

Einige 100 Meter weiter blieb Johns Truck schließlich stehen.

„Hier ist es. Hier wird es geschehen,“ hörte Sam Mary sagen. Der Jüngere reagierte nicht auf ihre Worte, sondern stellte den Lexus ab, stieg aus und schlich sich durchs Unterholz näher an den Truck heran. John hatte seine Scheinwerfer angelassen, die eine Art Kreuzung erhellten. Er beobachtete wie sein Vater ausstieg und mit einer Taschenlampe in der Hand auf die Kreuzung zu ging. Er nahm einen am Boden liegenden Stock auf und ritzte damit etwas in den vom Regen weich gewordenen Untergrund. Dann ging er plötzlich in die Knie und fing anscheinend an, ein kleines Loch auszuheben. Sam konnte erkennen wie er eine Dose darin vergrub. Was sollte das? Das Licht der Taschenlampe erlosch, aber Sam war nun nah genug dran, dass das Scheinwerferlicht ausreichte um zu sehen, dass John den Colt gezückt hatte, ihn jedoch im Ärmel seiner Jacke verbarg. Für den jüngeren Winchester machte das alles keinen Sinn. Umso mehr erschrak Sam, als plötzlich eine Frau im schwarzen Kleid vor John auftauchte, den das nicht zu überraschen schien.
 

Er hatte in der Bar ein wenig was getrunken, aber nicht mehr als das Übliche. Auch einen Burger hatte er gegessen und dabei an Dean gedacht. Sein Ältester liebte Burger. Er selbst aß sonst immer was da oder am billigsten war. Früher als seine Jungs noch Kinder und sie knapp bei Kasse waren, hatte er Dean manchmal trotzdem einen Burger mitgebracht. Seine Augen hatten dann immer so freudig geglänzt, dass John das Herz aufgegangen war. Weil er aber nicht fähig war ein guter Vater sein und Sam vertrieben hatte, hatte er beobachten müssen, wie Dean nach und nach den Glanz in seinen Augen verlor und auch ein Burger ihn nicht mehr wirklich hervorlocken konnte. Ohne Sam war Dean nicht mehr Dean gewesen. Der Jüngere hatte es immer irgendwie geschafft den Älteren zum Strahlen zu bringen.

Neben dem Burger lag ein Salatblatt und John dachte nun auch an Sam. Eine von Johns schönsten Erinnerungen war es, zu beobachten wie seine Söhne sich gegenseitig wegen ihrer Ernährungsweisen foppten. Er hatte das vermisst in der Zeit wo er allein unterwegs gewesen war. Auf der Suche nach dem Ding, dass seine Frau getötet hatte. Aber dieses Opfer hatte er bringen müssen. Seine Söhne waren ohne ihn sicherer. Hatten trotz ihrer scheinbar so unterschiedlichen Charaktere miteinander ihr Glück gefunden. Ein Teil von ihm gönnte es ihnen sogar. Egal wie sehr sich ihm bei dem Gedanken daran der Magen umdrehte, er musste es akzeptieren, denn er wollte wieder Kontakt zu ihnen haben. Er hatte lange nachgedacht und sich dazu entschlossen einen Neuanfang mit ihnen zu versuchen. Die Chance dafür würde er kriegen. Es war soweit. In dieser Nacht würde er seine Rache bekommen. Heute würde der Dämon sterben. Aber zunächst musste John noch einen Test machen, um sicher zu gehen, dass nichts schief gehen würde. Also war er mit seinem Truck los gefahren. Zu der Kreuzung, die er am Nachmittag ausfindig gemacht hatte, bevor er sich im Motel für ein Stündchen hingelegt hatte. Es brauchte eine Kreuzung die nicht asphaltiert war. Sonst hätte er nicht die Sachen vergraben können, die er brauchte, um einen Kreuzungsdämon zu rufen. An dem würde er den Colt ausprobieren und wenn er funktionierte hatte er auch schon alles beisammen, um den Dämon zu beschwören, der so viel Leid über seine Familie gebracht hatte. Die Dämonin im verführerischen Körper einer etwa dreißigjährigen Frau, erschien auch prompt nachdem er die Dose wieder mit Erde bedeckt hatte. Er hatte gerade noch den Colt ziehen und in seinem Ärmel verbergen können.
 

Angespannt beobachtete Sam die Interaktion zwischen John und der Frau. Sein Vater starrte sie zunächst nur an. Sie tat für den ersten Moment das gleiche, ehe sie plötzlich das Wort ergriff.

„John Winchester, ich hätte nicht gedacht, dass ich dich noch mal treffen würde. Wo ich dir doch das letzte Mal schon gesagt habe, dass ich dir nicht sagen kann wo Azazel ist, auch nicht für deine kleine, armselige Seele. Denkst du deine Jungs würden dich vermissen? Wohl kaum. Sie haben mit dir Abschaum von Vater längst abgeschlossen. Also hättest du zehn einsame Jahre. Aber daran bist du ja gewöhnt. Aber mal ehrlich. Was würdest du denn auch schon mit der Information anfangen? Du kannst ihn nicht töten.“

„Oh doch ich kann.“ Wie aus heiterem Himmel kam der Colt zum Vorschein und ehe die Dämonin reagieren konnte, hatte John auch schon abgedrückt. Die Augen der Dämonin waren vor Überraschung weit aufgerissen, als sie zu flackern begannen und der Körper der Frau zusammensackte. Sam konnte es kaum glauben. Der Colt funktionierte tatsächlich.
 

John grinste zufrieden. Es war kein schwarzer Rauch aufgestiegen und entkommen. Der Colt funktionierte. Die Dämonin war tot. Er nahm sich einen Augenblick Zeit um die Gewissheit zu genießen, endlich etwas in der Hand zu haben, das ihm helfen würde für Gerechtigkeit zu sorgen. Anschließend zerrte er die Leiche hinter die Büsche. Azazel sollte nicht merken was John für eine Überraschung für ihn bereit hielt. Als der Körper verborgen war, atmete John tief durch und holte dann die Utensilien für das Ritual heraus. Eine Schüssel in der eine Reihe von Kräutern und anderen Zutaten, unter anderem Akazien und Abramelin-Öl, verbrannt werden mussten. Zusätzlich noch sechs Kerzen, die er anzündete und auf dem Symbol verteilte, das er zuvor mit einem Stock in den Lehmboden geritzt hatte.

Noch immer hatte er nicht bemerkt, dass er von Sam beobachtet wurde. Dieser wusste was sein Vater nun vor hatte. Er wand sich daher an Mary.

„Wann?,“ fragte er flüsternd.

„Wenn dein Vater den Dämon getötet hat, werden die anderen Dämonen umherirren wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen. Dann hat Michael leichtes Spiel. Du musst also warten bis der Dämon tot ist. Du wirst dann schon merken, wenn es soweit ist. Vertrau mir.“ Sam konzentrierte sich wieder auf Johns Tun. Dieser hatte inzwischen ein Streichholz entfacht und ließ es in die Schüssel fallen. Als die Zutaten Feuer fingen und herunter brannten wie eine Magnesium-Fackel sagte er die Beschwörungsformel.

„Dis manibus praest praesens. Obtine mihi dominum azazelum omnium.“
 

Auch diesmal dauerte es nicht lange, bis eine weitere Person auftauchte. Diesmal war es ein älterer Mann.

„Du beschwörst mich John? Das überrascht mich jetzt aber. Ich hätte dich nicht für den Typen gehalten der selbstmörderische Aktionen startet.“

„Es ist nicht selbstmörderisch, wenn man vorbereitet ist,“ sagte John. Er richtete den Colt auf den Dämon und zog den Spanner.

„Glaubst du wirklich, dass mir dein kleines Spielzeug etwas anhaben könnte?“ Alaistair schmunzelte. Es war Lilith wirklich gelungen die Existenz des Colts vor Azazel zu verbergen. Der andere Dämon war völlig ahnungslos. Das war auch der einzige Grund warum John noch lebte. Der Plan war kurz davor aufzugehen.

„Ich glaube es nicht nur, ich weiß es.“ John wartete keine Sekunde länger und drückte ab. Azazel lachte. Noch immer sah er in der Waffe und der Kugel, die der Winchester auf ihn abgefeuert hatte keine Gefahr. Das änderte sich schlagartig als ihn die Kugel in den Kopf traf. Sein Lachen erstarb. Wie schon bei der Dämonin zuvor begannen seine Augen zu flackern.

„Das ist unmöglich…“ war das letzte das Azazel von sich gab, ehe er auf die Knie fiel und dann tot, mit dem Gesicht zuerst, auf dem Boden aufkam.

„Das war für Mary, du Scheißkerl,“ sagte John. Dann überkamen ihn seine Gefühle. All die Jahre hatte er auf diesen Moment gewartet, akribisch darauf hingearbeitet. Seine Kinder vernachlässigt, ihnen die Jugend vorenthalten, die sie verdient hätten. Aber jetzt zahlten sich die Entbehrungen endlich aus. Eine Woge der Genugtuung überkam ihn. Zusammen mit Erleichterung. Er hatte es endlich geschafft. Es würde Mary nicht zurück bringen, aber er hatte sie gerächt. Es war vorbei. Alle die über die Jahre angestauten Emotionen entluden sich nun in John und Tränen flossen ihm die Wangen herunter wie Wasser aus einem gebrochenen Staudamm. Endlich konnte er weinen. Um seine Frau, die über 20 Jahre seines Lebens, einen Teil seiner selbst, den er auf der Jagd verloren hatte, um die Zukunft, die seine Kinder hätten haben können und um die Beziehung zu seinen Söhnen die durch dieses Leben so sehr in Mitleidenschaft geraten war.

„Für dich, Liebling,“ brachte er leise, schwer atmend und mit einem Klos im Hals hervor.
 

John war so sehr überwältigt, dass er nicht mitbekam, was um ihn herum geschah. Blut rann aus Azazels Kopfwunde und floss spiralig um ihn herum. Auch Sam hatte dies noch nicht bemerkt. Viel zu gebannt starte er zu John hinüber. Er hatte seinen Vater noch nie weinen sehen. Einzig Alaistair beobachtete voller Vorfreude, wie die Blutspirale sich ausbreitete. Gleich war es soweit. Alles wofür er so lange gearbeitet hatte, würde endlich belohnt werden. Er konnte es kaum noch erwarten.

„Michael wird bald auf die Erde kommen. Mach dich bereit,“ informierte er als Mary Sam. Der Winchester trat zögerlich aus den Schatten der Bäume hervor. Ob er sich auch so fühlen würde wie John, wenn er dem Erzengel geholfen hatte, die Erde von Dämonen zu reinigen? Er ging auf seinen Vater zu. Er war fast schon in einer Art Trance. John hatte den Grundstein gelegt und er würde das Leben für alle um ihn herum sicherer machen, Dean beschützen. Das war seine Bestimmung. Plötzlich bebte die Erde. Licht drang von unten durch die Blutspirale und erhellte die Kreuzung.
 

„Dad, du hast es geschafft,“ sagte Sam anerkennend zu John, der ihn daraufhin entgeistert und vollkommen überrascht aus verweinten Augen ansah. Erst jetzt bemerkte er das Vibrieren des Bodens und das Licht.

„Sam? Was tust du hier? Was...,“ er konnte all seine Fragen gar nicht in Worte fassen. Das was hier gerade passierte, war nicht so geplant. Was hatte das zu bedeuten und wieso war sein Sohn hier? Hatte das was mit dem Dämon zu tun? Aber bei der Dämonin war doch sowas nicht passiert.

Sein Jüngster sah ihn beruhigend an. Doch der Blick verfehlte seine Wirkung. Die schnörkelige Lichtspirale wurde immer größer und Sams Ruhe machte John Angst.

„Alles wird gut Dad. Verlass dich auf mich.“

„Was soll das heißen? Was hast du vor? Was geht hier vor?,“ kam es mit kaum unterdrückbarer Panik von John. Ein breiter, laserartiger Lichtstrahl schoss aus dem Zentrum der Spirale und ließ den leblosen Körper des Dämons, der die Winchesters ins Unglück gestürzt hatte, verbrennen und zu Asche zerfallen.

„Deine Zeit ist gekommen, sag ja!,“ sagte Mary. Die geballte Energie seines Schöpfers machte es Alaistair unmöglich sich vor der Sicht des anderen Winchesters zu verbergen, aber er war am Ziel. Es spielte keine Rolle mehr, ob John Winchester seine tote Frau sehen würde, die mit ihrem Sohn sprach. Gleich war es geschafft.

„Mary…?,“ kam es ungläubig von John, der seinen Augen nicht trauen konnte. Er verstand gar nichts mehr. War sie Sam auch erschienen? War das der Grund warum sie ihn seit einiger Zeit nicht mehr in seinen Träumen besucht hatte? Was hatte das alles zu bedeuten?

Das gebündelte Licht wurde blendend hell.

Zeitgleich hörte er Sam klar und deutlich „ja“ sagen.

Eine Erschütterung kam auf, erwischte John und dann, obwohl es so unglaublich hell war wurde alles um ihn herum schwarz.

Böses Erwachen

Verwendeter Song:

Hey Jude – The Beatles

SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS
 

Er hatte schon seit etwa einer Stunde ein komisches Gefühl gehabt.

Tief in seinem Inneren wusste er was es zu bedeuten hatte, doch ein Teil von ihm wollte es nicht wahrhaben. Es konnte unmöglich sein. Er hatte keine Hülle, denn Sam würde Dean nicht einfach sitzen lassen um des Teufels Hülle zu werden. Castiel war sich da sicher gewesen. Er ahnte ja nicht welch hinterhältigen Plan die Dämonen mit Zacharias Hilfe ausgetüftelt und in die Tat umgesetzt hatten. Kontinuierlich versuchte Castiel sich diese üble Vorahnung auszureden, doch schließlich wurde die Energie so stark, dass er sie nicht mehr leugnen konnte. Jeder Engel, ob im Himmel oder auf Erden konnte sie spüren. Die Energie, die von dem verstoßenen, verbannten großen Bruder aus ging. Sogar die Kleine spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Ihr Schlaf war unruhig gewesen und um sie zu beruhigen, hatte er sie berührt und den Schlaf intensiviert. Castiel musste es riskieren, Jenny alleine zu lassen und nach Sam zu sehen. Was war nur los? Er beamte sich nach Sturgis.
 

In Sturgis war die dämonische Aktivität noch immer unglaublich hoch. Doch er kam bis zum Motelzimmer der Winchesters durch. Zu seinem Entsetzen fand er im Bett nur noch den schnarchenden und tief und fest schlafenden Dean vor. Von Sam keine Spur. Auf dem kleinen Schreibtisch neben dem Bett lag ein Zettel. Castiel überflog die Worte, die darauf standen. Fassungslos ließ er den Zettel fallen. Nicht wegen des Inhaltes des Textes sondern viel mehr, weil er wusste wer der Verfasser dieser niederschmetternden Botschaft war. Ein Fünkchen Gnade, eines höherrangigen Engels. Zacharias Gnade haftete an dem Stück Papier. Ein Mensch konnte sie nicht wahrnehmen. Dean konnte sie nicht wahrnehmen. Er würde glauben die Nachricht sei von Sam, denn Castiel wusste, dass Engel verdammt gute Fälscher waren. Ganz gleich ob Stimmen oder Handschriften.

Der Engel musste Handeln. Vielleicht konnte er noch verhindern, dass Luzifer in seine Hülle schlüpfen konnte. Er wusste zwar nicht, wie genau die Dämonen es geschafft hatten, aber es musste ihnen gelungen sein, Sam zu manipulieren. Denn anders konnte er sich Sams Abwesenheit im Motelzimmer nicht erklären. Auf jeden Fall hatte Zacharias seine Hände im Spiel. Wäre doch nur Anna noch bei ihm. Sie hätte das sicher alles viel schneller bemerkt als er. Sie war so viel stärker, mutiger, erfahrener und entschlossener als er. Sie war einfach besser, was Menschendinge anging. Nun war es an Castiel den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Er konzentrierte sich darauf, den Winchester zu orten. Doch es gelang ihm nicht. Die Dämonen schienen ihn vollkommen abgeschirmt zu haben. Die Energie, die zweifelsohne von Luzifer ausging wurde immer stärker. Castiel ging kurz in sich. Was konnte er jetzt am besten machen? Es war unmöglich zu orten von wo Luzifers Energie ausging, denn die war mittlerweile omnipräsent. Die einzige Möglichkeit, die ihm einfiel, um Sam zu orten war Jenny anzuzapfen. Sie war ohnehin in Gefahr, von Zacharias benutzt zu werden. Er musste das Kind hier her bringen und hoffen, dass…

Weiter konnte er nicht denken, denn er wurde von einer, Druckwelle erfasst. Sie war multidimensional und konnte daher nur von Engeln wahrgenommen werden. Vor dem Motelzimmer der Winchesters sackte er in seiner menschlichen Hülle zusammen und alles um ihn herum wurde schwarz.
 

Langsam erwachte Dean aus seinem seligen Schlummer. Ganz automatisch suchte er den Körperkontakt zu seinem Partner. Aber als dieser ausblieb war der ältere Bruder auf einmal hellwach. Sam nicht neben sich zu haben, versetzte ihn immer noch fürs Erste in leichte Panik.

Er hob seinen Oberkörper und sah Licht aus dem Badezimmer kommen. Er beruhigte sich wieder. Sein Sammy war nur im Bad. Er rekelte sich im Bett und warf einen Blick auf den Digitalwecker auf dem Nachttisch. Es war halb acht. Er nahm das Handy, das neben dem Wecker lag. Das Handy hatte keinen Empfang. Musste wohl an dem Gewitter liegen, dachte Dean. Es zeigte aber auch weder einen Anruf noch eine SMS von vorherigen Stunden an. Ihr Vater war also noch immer nicht eingetroffen. War Rufus bei der Überwachung eingeschlafen und hatte es nicht mitbekommen, dass John gekommen war? Hatte er den Impala doch gesehen? Oder hatte er eine Finte geschlagen und war in Wirklichkeit woanders untergekommen? Das würde er nachher noch mit Sam besprechen. Aber zunächst wollte Dean einen ausgiebigen Guten Morgen Kuss. Vielleicht sogar ein bisschen Kuscheln, was tat er nicht alle für Sam. Und eventuell dann eine gemeinsame Dusche und Frühstück. Ja, sein Magen knurrte schon leicht. Sie hatten gestern ja auch das Abendessen ausfallen lassen. Aber das Dessert hatte er mehr als genossen. Ein vertrautes Ziehen war in seinem Allerwertesten zu spüren. Ja, die Nacht war heiß gewesen. Und der Sex war das Ziehen wert gewesen. Sein Sammy war ein brodelnder Vulkan, der ab und zu richtig zum Ausbruch gebracht werden musste, und diese Aufgabe übernahm Dean sehr gerne.

Es vergingen gerade einmal weitere eineinhalb Minuten ehe sich bereits wieder Besorgnis in Dean regte. Aus dem Bad kamen gar keine Geräusche. War Sam in der Dusche ausgerutscht? Nein, Wasserrauschen war auch nicht zu hören.

Nichts desto trotz rief er nach seinem Bruder. Als er keine Antwort bekam sprang er geradezu aus dem Bett und war in wenigen Schritten im Bad, das er leer vorfand. Die Besorgnis schwang augenblicklich erneut in leichte Panik um. Ohne wirklich daran zu glauben ihn zu finden durchsuchte er das kleine Zimmer methodisch mit den Augen und rief ein paarmal den Namen des Jüngeren. Aber wie zu erwarten, blieb die Suche erfolglos. Sam war nicht hier. Sein Puls stieg an. Wo war sein Partner? Er ging im Kopf einige Möglichkeiten durch. War Sam Frühstück holen gegangen und hatte nur vergessen das Licht im Bad auszumachen? Ein Blick auf den kleinen Tisch im Zimmer verriet ihm, dass das wohl nicht der Fall war. Dort lagen Sams Handy und seine Brieftasche.

Hatte Rufus Sam wegen John benachrichtigt und Sam hatte ihn nicht wecken wollen oder können? Dean fand, dass er schon ziemlich fest geschlafen hatte. Das musste es sein. Sam war mit Rufus in Johns Zimmer. Alle anderen Alternativen waren inakzeptabel. Dean wollte schon raus laufen, weil er Sam einfach sehen musste, wissen musste, dass er okay war, als er bemerkte, dass er nackt war. Er mahnte sich zur Ruhe und begann damit sich anzuziehen. Als er Unterwäsche und Socken an hatte, fiel sein Blick schließlich auf einen Zettel, der auf dem Schreibtisch lag. Sein Puls ging langsam etwas runter. Sicher hatte Sam ihm über seinen Verbleib eine Nachricht hinterlassen.
 

Nicht aber auch rein gar nichts hätte Dean auf das vorbereiten können was er nun lesen musste. Im ersten Moment fühlte sich sein Herz an als hätte man ihm einen Eispickel hindurch gebohrt.
 

[style type="italic"] Dean,
 

in deiner Nähe zu sein, wurde in letzter Zeit mehr und mehr unerträglich. Du und Jenny, ihr seid wie zwei Klötze an den Beinen. Diesen Schreihals habe ich eh nicht gewollt. Es passte nur alles so gut für dich, um mich an dich zu binden. Weil du armseliger Verlierer nicht alleine sein kannst. Das kotzt mich so an. Die Zeit mit dir hat mir nur gezeigt was ich alles nicht will. Es beschämt mich, was ich aus Einsamkeit alles Widerliches mit dir gemacht habe. Aber mir ist endlich ein Licht aufgegangen. Ich muss von dir weg. Du bist nicht gut für mich. Ich will nicht so verkommen werden, wie du. Ich weiß gar nicht mehr was ich mir dabei gedacht habe, dich mich anfassen zu lassen. Ich war verzweifelt und du hast das ausgenutzt. Mir eingeredet, dass ich es auch will um dich deiner abnormalen Gelüste hinzugeben. Ich will mit dir nichts mehr zu tun haben. Du bist ein krankes Arschloch. Ich bin kein Unmensch. Ich überlasse dir das Kind. Mach mit ihr was du willst. Ich hasse euch beide. Du und der Bastard, ihr habt mein Leben ruiniert. Ich werde mich von dem ganzen Schmutz, mit dem du mich belastet hast, rein waschen. Komm ja nicht auf die Idee mich zu suchen. Du wirst mit deiner Gehirnwäsche keinen Erfolg haben. Ich hoffe, dass wenn der Tag des Jüngsten Gerichts kommt, du in der Hölle schmoren wirst, für das was du mir angetan hast. Wegen dir ist Jessica gestorben. Ich hätte sie beschützen können, wenn du mich nicht überredet hättest Dad zu suchen. Du bist ein einziges schwarzes Loch, das alles ins Verderben reist, was ihm begegnet. Ich aber werde dir entkommen. Du hast unsere Familie ins Verderben geführt, von dem Tag an, als du im Krankenhaus vertauscht wurdest. Mum und Dad hätten erkennen müssen was für eine bösartige Geschwulst du bist. Aber du hast sie getäuscht. Ich aber sehe endlich klar. Du bist Schuld daran, dass ich kein normales Leben haben konnte. Ich verabscheue dich aufs Tiefste.
 

Samuel [/style]
 

Immer wieder las Dean diese bösartigen, verletzenden Worte, ungläubig und fassungslos. So dachte Sam über ihn?

Das machte alles keinen Sinn. Er kannte Sam wie seine Westentasche. Er würde Jenny niemals als Bastard bezeichnen und der ganze Brief triefte förmlich vor Ungereimtheiten. Sam würde sich niemals so ausdrücken. Sam konnte auf keinen Fall so empfinden. Nicht nach der letzten Nacht und allem was sie miteinander in den letzten Monaten erlebt hatten. Wieder überflog Dean den Text. Sam hatte mit Samuel unterschrieben. Diese Form seines Namens mochte der Jüngere noch weniger als den Kosenamen Sammy. Das hatte Dean vor Jahren festgestellt, als Sam in die Pubertät gekommen war. Er hatte sich beschwert, dass Dean ihn immer noch Sammy nannte. Er sei schließlich kein Kind mehr. Als Dean dann gemeint hatte, dass er jetzt wohl lieber mit dem reifen, erwachsenen Namen „Samuel“ angesprochen werden würde, hatte Sams Blick Dean quasi wie Dolche durchbohrt, ehe er ihn mit einem Kissen bewarf und gemeint hatte, dass Samuel total uncool wäre. Er sei erwachsen aber kein Großvater. Dean hatte ihn nie wieder Samuel genannt. Aber Sam war immer sein Sammy geblieben. Alles im allen konnte dieser Brief gar nicht von Sam sein. Aber es war dessen Handschrift…
 


 

Castiel war wieder zu sich gekommen. Er wusste was mit ihm passiert war. Aber da nie zuvor ein Engel aus der Hölle emporgestiegen war, hatte der dunkelhaarige Engel nicht ahnen können welche Wirkung es auf ihn haben würde, wenn es geschah. Der Morgen dämmerte bereits. Die Dämonenenergie war noch immer spürbar. Es war geschehen. Luzifer war wieder auf der Erde. Castiel rappelte sich auf. Was sollte er jetzt tun? Er hatte es nicht verhindern können. Er versuchte Sam zu orten, doch es klappte nicht. Sein Plan ihn mit Jenny zu finden fiel ihm wieder ein. Es war Zeit zu Handeln. Er wusste nicht welchem Engel er trauen konnte und ob man ihm überhaupt zuhören würde. Im Himmel musste das Chaos herrschen. Von daher konnte er sich himmlischen Beistand wohl abschminken. Dennoch war er auf Hilfe angewiesen. Er musste alle Engelsregeln über Bord werfen. Mit den Konsequenzen würde er später klarkommen müssen. Jetzt war es wichtig, dass er Luzifer fand und ihn aufhielt. Damit das kleine Mädchen es nicht machen musste. Das Kind! Zacharias konnte sie sich jederzeit schnappen. Eile war geboten. Er musste sich Dean offenbaren. Denn er war wohl der einzige, auf dessen Hilfe der Engel zählen konnte. Er zappte sich ins Motelzimmer. Der Winchester hatte den Brief gefunden. Er spürte die Zweifel des Mannes und Castiel wusste, dass der Alles oder Nichts-Moment gekommen war.
 

„Ich habe dich unterschätzt. Genauso wie Zacharias. Im Vorhaben dich abzuschrecken hat er es übertrieben. Er war sich nicht im Klaren darüber, dass du Sam so gut kennst, dass du durch den Brief nicht getäuscht werden kannst.“ Eine männliche, ihm unbekannte Stimme hatte Dean aus seinen Gedanken gerissen. Abrupt drehte er sich um und erblickte einen, wie ein schräger Vogel wirkenden Mann im Trenchcoat, den er niemals zuvor gesehen hatte.

„Wer zur Hölle bist du und wie bist du hier rein gekommen?,“ verlangte Dean im scharfen Ton zu wissen.

„Ich komme nicht aus der Hölle. Ganz im Gegenteil,“ fing Castiel an. Doch der Winchester schleuderte ihm schon ein „Christo“ entgegen.

„Ich bin kein Dämon.“ Er trat langsam auf Dean zu, so als wäre der eine verletzte Wildkatze. Kein Dämon, aber auch definitiv nicht menschlich, schoss es dem O-beinigen durch den Kopf. Dean wich zurück und blickte sich suchend im Raum nach einer möglichen Verteidigungswaffe um. Dummerweise hatten sie ihre Waffen im Eifer des Gefechts der letzten Nacht im Wagen vergessen. Wie dumm war er nur gewesen. Dabei war es eine von Dads Grundregeln.
 

Castiel musste sich was einfallen lassen, um Dean zu überzeugen, dass er ihm nichts Böses wollte. Die Zeit wurde knapp. Sie mussten zum Haus des älteren Jägers.

„Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich werde dir nichts tun.“

Dean war beim zurückweichen am Kleiderschrank angekommen. Er öffnete, den Typ im Trenchcoat nicht aus den Augen lassend, die Tür und fand wonach er suchte. Ein Bügeleisen. Das würde hoffentlich als Aushilfsmorgenstern durchgehen. Er musste sich nur zur Zimmertür durchschlagen. Dann in den Impala und zu Rufus. Zusammen mit dem anderen Jäger würde er schon rauskriegen was dieser ominöse gefälschte Brief zu bedeuten hatte. Vielleicht hatten die Dämonen Sam entführt. Oh Gott und er hatte das nicht mal bemerkt… Zeit um sich Vorwürfe zu machen hatte er später noch. Jetzt musste er erstmal an dem Typen vorbei.

„Also gut, was bist du? Formwandler…Zombie…was?“ Vielleicht würde der Typ drauf reinfallen und ihm verraten was er war.

„Ich bin ein Engel des Herrn,“ kam es ohne zu zögern von Castiel.

„Ja klar und ich bin der Kaiser von China.“

„Ich wusste gar nicht, dass die Qing-Dynastie noch fortbesteht und das in Amerika. Ich habe keine Informationen dazu, dass…“

„Das war doch nicht ernst gemeint, du Idiot,“ konnte Dean seine Worte nicht zurück halten. Wer oder was das auch war, der Hellste war er nicht. Bei näherer Betrachtung machte er auch nicht gerade einen gefährlichen Eindruck. Vielleicht war er gar kein Monster, sondern ein geistig umnachteter Obdachloser, der zur Tür reingekommen war. So wie Dean mit dem Brief beschäftigt war, wäre es möglich gewesen, dass er sich rein geschlichen hat, ohne dass der Winchester es bemerkt hatte.

„Hör zu, das Zimmer ist bezahlt, du kannst noch bleiben, bis man dich raus schmeißt. Ich habe jetzt aber keine Zeit mehr, ich…“

„Ich habe ebenfalls keine Zeit mehr. Wir haben sicher das gleiche Ziel - Sam. Wir können uns gegenseitig helfen. Aber du musst mir glauben. Ich bin ein Engel.“

„Was weißt du über Sam? Was ist mit ihm? Weißt du wo er ist?,“ kam es aufgebracht vom älteren Winchester. Er wusste noch immer nicht was der Verrückte von ihm wollte, aber wenn er was über Sam wusste, dann würde Dean das rauskriegen. Notfalls mit Gewalt.

Castiel merkte, dass er den richtigen Ansatzpunkt gefunden hatte und sprach weiter.

„Er ist in Gefahr. Ich weiß nicht wo er ist. Ich hab euer Motelzimmer nur gefunden, weil ich den Namen des Motels bei einem Telefonat von dem bärtigen Jäger mit dem anderen Jäger mitbekommen habe. Die Dämonenenergie hier blockiert meine Kräfte. Sie wollen nicht, dass ich Sam finde.“

„Dämonen? Dämonen haben ihn?“ Oh Gott! Er hatte versagt. Er hatte Sam nicht beschützt. Wie hatte er das nicht merken können? Sam musste sich doch gewährt haben. Wie hatte das nur passieren können? War er am Ende während der Nacht besessen worden und hatte deshalb diesen Brief geschrieben? Der Engel sah förmlich die Fragezeichen über Deans Kopf schwirren und meinte nur:

„Ich habe jetzt keine Zeit für weitere Erklärungen. Wir müssen uns beeilen. Wir müssen zu dem bärtigen Jäger und das Kind holen. Mit ihrer Hilfe können wir Sam hoffentlich finden, bevor zu viel Schaden angerichtet wurde.“

„Was hat Jenny damit zu tun? Was ist hier los? Was bist du?,“ wollte Dean abermals wissen. Dieser Kerl sollte endlich Klartext reden.

„Ich sagte doch bereits, ich bin ein Engel. Wir müssen uns beeilen, wenn wir Sams Seele retten wollen.“

„Wer sagt, dass ich dir vertrauen kann? Ich glaub dir ja noch nicht mal.“

„Wenn du mir nicht glaubst, dann glaub den Worten von Mary Winchester.“ Der Engel berührte den Winchester an der Schläfe.
 

[style type="italic"] Er war drei oder vier Jahre alt. Er lag in seinem Bett. In Lawrence. In ihrem alten Haus. Er blickte nach rechts. Dort saß Mary auf der Bettkannte und schloss gerade ein Kinderbuch. Dean erinnerte sich daran. Es war das übliche ins Bett bring Ritual. John hatte ihm bereits gute Nacht gesagt. Die letzten Minuten vor dem Schlafen gehen gehörten nur ihm und seiner Mum. Mit den kindlichen Augen sah Dean sie verzückt an.

„Mum,“ mehr bekam Dean nicht heraus.

„Versuch es erst gar nicht, Dean. Wir hatten abgemacht, dass ich dir eine Geschichte vorlese. Jetzt ist Schlafenszeit.“ Noch immer waren grüne Augen auf sie gerichtet. Sie wurde weich. Der traurige Hundeblick ihres Sprösslings hatte diese Wirkung auf sie. Es würde so einiges auf sie zu kommen, wenn erst mal zwei von der Sorte da waren, dachte sie und strich sanft über ihren Bauch.

„Okay, ich sing dir noch dein Schlaflied, aber dann heißt es Augen zu machen.“
 

Hey Jude, don't make it bad

Take a sad song and make it better

Remember to let her into your heart

Then you can start to make it better
 

Was war das hier? Was hatte der Kerl mit ihm gemacht? War das real? In dem Moment war es Dean herzlich egal. Er lauschte der lieblichen und so vermissten Stimme.
 

Hey Jude, don't be afraid

You were made to go out and get her

The minute you let her under your skin

Then you begin to make it better
 

Sie hatte ihn während sie sang liebevoll zugedeckt. Ihm sanft durchs Haar gestrichen. Als sie das letzte Mal den Refrain sang, gab sie ihm einen kleinen Kuss auf die Wange.

„Schlaf schön Dean und denk dran, die Engel wachen über dich mein kleine Liebling.“ Er bekam noch mit wie sie das Licht löschte und die Tür ran zog, aber einen Spalt offen ließ, so dass noch Licht vom Flur hinein kam. So wie sie es immer machte, weil er so besser einschlafen konnte. Dann verschwamm alles um ihn herum.[/style]
 

Dean riss die Augen auf. Er lag auf dem Bett. Was ging hier vor sich? Dieser Typ hatte ihn berührt und dann, dann hatte er eine Erinnerung noch einmal hautnah miterlebt. Nur war er geistig nicht mehr der kleine Junge gewesen. War der Kerl etwa wirklich das wofür er sich ausgab? Dean brauchte Antworten.

„Wie…wie war das möglich?,“ fragte der sichtlich bewegte Dean. Er konnte das Gefühl der mütterlichen Liebkosung noch immer an seiner Wange spüren.

„Später, jetzt müssen wir uns beeilen.“ Er hatte jetzt wirklich keine Zeit für ausschweifende Erklärungen. Also berührte Castiel den noch immer halbnackten Dean an der Schulter und beamte sie zu Bobbys Haus.

Hausbesuch von Zacharias

Der Morgen hatte in Bobbys Haus ziemlich früh begonnen. Denn Jennys Geschrei hatte das frisch verliebte Paar geweckt. Sie hatten den nächsten Schritt in ihrer Beziehung noch nicht gewagt und die Nacht über nur gekuschelt. Marcy versicherte dem vom Vortag noch immer angeschlagenen Bobby, dass er ruhig liegen bleiben solle. Sie würde sich um Jenny kümmern. Das war allerdings leichter gesagt als getan. Nachdem die 15 Minuten lang alles ihr in den Sinn kommende versucht hatte, um das Kind zu beruhigen, gab sie frustriert auf. Mit der weinenden Jenny auf dem Arm ging sie in Bobbys Schlafzimmer. Der kannte die Kleine besser als sie. Vielleicht fiel ihm noch etwas ein, um Sams Tochter zu beruhigen.

„Ich weiß nicht was sie hat. Es ist nicht die Windel. Die war noch trocken. Ich habe sie auf den Armen gewiegt, ihr was aus ihrem Becher zu trinken und einen Keks angeboten, aber nichts hat geholfen,“ informierte sie ihren Freund. Auch er versuchte es zunächst damit sie hin und her zu wiegen und beruhigend auf sie einzureden. Es half nicht wirklich.

„Könntest du ihr was Vernünftiges zum Frühstück machen? Vielleicht hat sie Hunger und will nur keinen Keks,“ bat er Marcy nach weiteren fünf Minuten. Sie nickte und zog sich ihre Strickjacke über ehe sie nach unten ging.
 

„Was hast du nur Kleines? Du wirst doch wohl nicht krank sein?“ Er fühlte ihr die Stirn, aber die Temperatur schien ihm normal zu sein. Ein schrecklicher Gedanke durchfuhr ihn.

„Ist etwas mit deinen Vätern?“ Er bekam keine Antwort. Das Kind weinte nur weiter. Es ging Bobby durch Mark und Bein. Die Jungs hatten ihm alles über Jennys Fähigkeiten erzählt. Daher war er nun ziemlich beunruhigt. Spürte sie, dass Sam und Dean in Gefahr waren? Es gab nur eine Möglichkeit es heraus zu finden. Er stand auf und ging mit Jenny nach unten, wo er sein Handy zurückgelassen hatte. Sofort wählte er Sam an. Nichts. Er wurde unruhig. Marcy kam ins Wohnzimmer und reichte ihm eine Tasse Kaffee. Sie sah seinen besorgten Gesichtsausdruck.

„Ist sie krank?“

„Nein, ich denke nicht.“

„Sie weint doch nicht ohne Grund. Was hat sie nur? Kinder in dem Alter kriegen normalerweise keine Koliken mehr oder?“

„Ich glaube mit den Jungs stimmt was nicht.“

„Was? Wie kommst du darauf?“

„Ich hab Sam angerufen. Er meldet sich nicht.“

„Vielleicht schlafen er und Dean noch. Was hat das mit Jennys Schreien zu tun?,“ fragte Marcy irritiert.

„Sie scheint immer zu spüren wenn was nicht stimmt und das äußert sich im Schreien.“

„Oh…ist das was …ähm…Übernatürliches?“

„Vermutlich, aber wir wissen nicht woher es kommt.“ Es erleichterte ihn, dass seine Freundin mittlerweile relativ cool mit solchen Informationen umging.

„Bobby, mach dir keine Sorgen. Es muss nichts bedeuten, dass Sam nicht dran geht. Versuch es doch bei Dean. Vielleicht ist bei Sam der Akku alle.“ Er nickte und versuchte es sofort beim älteren Winchester. Fehlanzeige. Er schüttelte mit dem Kopf. Tiefe Sorgenfalten zeichneten sich auf seinem Gesicht ab und Jenny weinte immer noch. Das konnte doch eigentlich nichts Gutes bedeuten.

„Vielleicht sind sie Frühstücken und haben ihre Handys nicht dabei,“ versuchte Marcy ihn zu beschwichtigen. Sie konnte Bobbys Sorge nachvollziehen, ihm aber Hoffnung machen.

„Ich versuch es jetzt bei Rufus.“ Wieder nichts.

„Ich fahre jetzt dahin.“ Es hielt ihn kaum noch im Haus. Er musste doch wissen was mit seinen Jungs war. Wie hatte er sich nur überreden lassen hier zu bleiben?

„Bobby, mal doch nicht alles schwarz. Gestern in den Nachrichten war Sturmwarnung für den Bezirk. Vielleicht haben sie einfach keinen Empfang.“ Sie hatte ihm eine Hand auf den Arm gelegt und strich liebevoll darüber. Mit der anderen streichelte sie Jenny über den Rücken. Das Kind schluchzte immer noch wie ein Schlosshund. Bobby ließ sich von ihrem Optimismus ein wenig aufheitern. Vielleicht zog er ja voreilige Schlüsse. Einen Versuch hatte er noch.

„Okay, ich rufe jetzt einfach mal diesen Typen an dem ich manchmal Ersatzteile verkaufe. Er wohnt in Sturgis.“ Sie nickte. Er wählte die Nummer. Nichts.

„Hm…vielleicht ist es wirklich nur der Sturm,“ grübelte Bobby. Trotzdem, das Weinen von Jenny machte ihn stutzig. Ein Teil von ihm wollte los fahren, um nach den Jungs zu sehen, aber ein anderer Teil hielt ihn noch zurück, weil er Jenny und Marcy nicht alleine hier zurück lassen wollte. Seine Freundin sah einen Silberstreif am Horizont, als sie bemerkte, dass Jennys Schreie weniger wurden.

„Ich denke, du solltest nichts überstürzen. Versuch es später noch mal und schau, sie beruhigt sich langsam,“ meinte Marcy.

„Ich weiß nur nicht ob es daran liegt, dass es ihr besser geht oder sie einfach keine Kraft mehr hat,“ gab Bobby zu bedenken.

„Wenn was wäre hätten die Jungs sich doch gemeldet.“

„Ja, aber…“

„Mal den Teufel nicht an die Wand. Lass uns frühstücken und dann weiter sehen. Es geht ihnen sicher gut.“

„Das kann ich aber nicht mit Bestimmtheit sagen und du auch nicht,“ sagte er schroff. Sie zuckte leicht zusammen.

„Tut mir leid, ich mach mir nur Sorgen,“ kam es daraufhin sofort von Bobby.

„Ich weiß. Ich versuche ja nur dich zu beruhigen. Ich glaube es liegt wirklich an dem Sturm.“

„Wenn man Jahrzehnte in dem Business ist, verliert man seinen Optimismus.“

„Das kann ich mir vorstellen. Ich mach dir einen Vorschlag. Wir essen jetzt was. Wenn Jenny dann später wieder so weint und du die Jungs nicht erreichst, werde ich dich nicht aufhalten.“

„Okay, das klingt vernünftig. Sie würden mir wahrscheinlich die Ohren lang ziehen wenn ich euch hier allein lasse, Hals über Kopf da auftauche und nichts ist.“ Er war dankbar, dass er Marcy hatte. Sie war sein Ruhepol und er hoffte, dass sie Recht behalten würde.

„Gut, die zerdrückte Banane für Jenny wartet schon. Noch schön stückig, damit die Zähnchen auch noch was zu tun haben.“ Mit der noch schwer atmenden Jenny gingen sie in die Küche.
 


 

Luzifer hatte seine Hülle gefunden. Der dämliche Dämon hatte es dann doch endlich geschafft Samuel dazu zu bringen Dean zu verlassen und ja zu sagen. Jetzt war es an Zacharias bei seiner Mission die nächste Stufe zu starten. Er hatte sich in Bobbys Haus gebeamt. Er war im Kinderzimmer gelandet, doch unglücklicherweise lag das Kind nicht in seinem Bett. In unsichtbarer Form schlich er durchs Haus. Er fand sie schließlich im Wohnzimmer auf dem Schoß des bärtigen Jägers sitzen. Sie quengelte und der Mann versuchte sie abzulenken. Dieses nervige Gequengel würde Zacharias als erstes abstellen, wenn er sie hatte. Aber zwischen ihm und dem Mädchen stand ein riesiges Problem, wie er nun erkannte. Ein Energiefeld umgab sie und den Mann. Fast wie eine Art Schutzschild. Er konnte es auch aus einigen Metern Entfernung noch deutlich spüren. So würde er sie nicht anrühren können. ~Verdammt, sie ist stärker als ich dachte~, ging es dem Engel durch den Kopf. Doch bei näherer Betrachtung fiel ihm auf, dass es Unregelmäßigkeiten in dem Energiefeld gab. Ihm ging ein Licht auf. Natürlich, ihre Energie reichte nicht aus, um das Energiefeld konstant aufrecht zu halten. Sie schien dafür die Energie des Jägers anzuzapfen. Zacharias einzige Möglichkeit an sie heran zu kommen bestand darin sie von dem Mann zu trennen. Doch da er gerade ein Hoppe Reiter mit ihr angefangen hatte, konnte es dauern bis kein Kontakt mehr zwischen den beiden sein würde. Aber selbst wenn, sobald der Jäger ihn sah würde er sie wieder an sich nehmen, um sie zu beschützen. Zacharias konnte nicht warten, bis Bobby sie zum Schlafen hinlegte. Zu dumm aber auch, dass er sie nur in seiner menschlichen Hülle mitnehmen konnte und dafür sichtbar werden musste. Berührungen funktionierten nur so. Er würde in die Offensive gehen müssen. Zum Glück war ein geeignetes Druckmittel direkt in der Küche beim Abwasch. Ohne Zweifel würde der Jäger das Kind hergeben, um das kleine Frauchen zu retten. Er beamte in die Küche und wurde direkt hinter Marcy sichtbar. Schnell legte er ihr die Hand auf den Mund, damit sie nicht schrie. Gleichzeitig hielt er ihr sein Engelsschwert an den Hals. Er konnte nicht fassen zu welch primitiven Mitteln er hier greifen musste. Was musste dieses Balg auch solche verdammten Vorlieben für ihre menschlichen Anlagen haben. Konnte sie nicht mehr Engel sein? Marcy zappelte panisch in Zacharias Griff.

„Also, ich sag dir jetzt wie es laufen wird. Du bist nur Mittel zum Zweck. Wenn du dich ruhig verhältst, kommst du heil aus der Sache raus. Verstanden?“ Marcy nickte.

„Sehr gut. Also Abmarsch ins Wohnzimmer.“
 

Egal was dieser Typ gerade mit ihm gemacht hatte, er konnte sehr gut darauf verzichten das noch mal zu erleben. Das Gefühl war alles andere als angenehm. Fast so als wäre er in seine molekularen Bestandteile zerlegt und wieder zusammengebaut worden. Als er die Augen öffnete fielen ihm diese fast aus dem Kopf, denn sie standen in Jennys Zimmer, in Bobbys Haus, in Sioux Falls, über 600 km von Sturgis entfernt. Wie war das möglich? Er kannte kein Wesen, das so etwas konnte und dabei auch nur annähernd menschlich aussah. Es war doch unmöglich, dass der Kerl ein Engel war, oder? Aber er konnte beamen. Dieser Gedanke fand auch prompt den Weg zu seinem Mund.

„Whow, du kannst beamen, Scotty!“

„Mein Name ist nicht Scotty. Ich heiße Castiel. Ich bin der Engel des Donnerstags und ich habe uns hier her teleportiert. Das ist der übliche Transportweg bei Engeln.“

„Engel, ja genau. Vielleicht kannst du mir ja jetzt endlich erklären…“

„Keine Zeit. Er ist bereits hier. Hoffentlich sind wir nicht zu spät.“

„Wer ist „er“? Was…“ er hielt inne als er von unten Gepolter hörte. Castiel hatte sich bereits in Bewegung gesetzt und Dean folgte ihm auf dem Fuße. Engel oder nicht. Wenn etwas seine Familie bedrohte, dann war es ihm scheiß egal wer ihm half es aufzuhalten.
 

Kurz zuvor im Wohnzimmer:
 

Mit Marcy als Geisel kam Zacharias ins Wohnzimmer. Bobby, der gerade mehr auf Jenny fixiert war, sah nicht auf als er Schritte hörte.

„Ich glaub ich werde gleich noch mal bei den Jungs anrufen,“ informierte er Marcy. Auf seinem Schoß brach Jenny wieder in Tränen aus und schrie wie am Spieß. Die Ereignisse überschlugen sich. Bobby war überrascht über den plötzlichen Ausbruch seines Patenkindes. Gleichzeitig vernahm er ein seltsames fiepen aus der Richtung in der Marcy stand und Zacharias sagte:

„Du wirst hier niemanden anrufen.“ Augenblicklich schnellte sein Kopf in die Richtung aus der die fremde, männliche Stimme kam. Blankes Entsetzen zeichnete sich auf dem Gesicht des bärtigen Jägers ab. Der Bastard hatte Marcy! Sein Hirn arbeitete fieberhaft. Verdammt, wie war der Kerl hier rein gekommen, wie konnte er Marcy befreien? Sofort sprudelten die Worte aus seinem Mund.

„Wer bist du? Wie bist du hier rein gekommen? Christo!“

„Ich bin kein Dämon aber das tut hier nichts zu Sache,“ sagte der etwas beleibte, ältere Mann.

„Lass sie sofort los,“ verlangte Bobby. Das wovor er am meisten Angst hatte war eingetreten. Aber er würde nicht zulassen, dass ihm irgendein Übernatürliches Mistvieh die Frau nahm, die er liebte. Nicht noch mal. Er war aufgesprungen. Zum ersten Mal verfluchte er, dass er seine Räumlichkeiten kindersicher gemacht hatte. Seine Schrotflinte war von seiner Position unerreichbar oben auf einem seiner Regale. Was konnte er tun? Die Kleine auf seinem Arm behinderte seine Aktionen zusätzlich.

„Mach mal nicht die Pferde scheu alter Mann. Ihr passiert schon nichts solange du kooperierst.“

„Was willst du?“

„Das rosige Bündel auf deinem Arm.“

„Nur über meine Leiche!“

„Wenn es doch nur so einfach wäre,“ kam es von dem Fremden und Bobby verstand nur Bahnhof.

„Du wirst sie da auf dem Sessel absetzen und dann schön brav zurück treten. Dann nehm ich sie und lass dein kleines Frauchen gehen.“ Wenn ich das Kind hab werde ich euch ein wenig quälen, fügte der Engel noch gedanklich hinzu. Das menschliche Gesocks hatte ihn lange genug genervt. Ein bisschen Entspannung würde ihm gut tun.
 

Bobby stand quasi mit dem Rücken zur Wand. Er konnte und wollte weder Jenny noch Marcy opfern. Er musste sich schnellstens was einfallen lassen. Nachdenken, mit was könnte er es zu tun haben? Ein Dämon war er nicht. Aber was dann? Er hatte ein kleines Silbermesser in einer Scheide in seinem Schuh stecken. Das war alles. Das musste reichen, bis er an die Schrotflinte kam. Er entschied sich zum Schein auf den Kerl einzugehen. Er würde Jenny auf dem Sessel absetzen. Der Typ würde sicher sofort zu ihr gehen und unvorsichtig werden und dann würde er zuschlagen.

„Na los, mach schon. Entscheide dich. Das Kind oder die Frau. 3,2,1…“ Er drückte sein Engelsschwert stärker gegen Marcys Hals. Etwas Blut rann daran herab.

„Du mieses Schwein. Schon gut. Ich gebe sie dir.“ Er drückte das schreiende kleine Mädchen kurz an sich.

„Es tut mir leid,“ murmelte er in ihr Haar. Er ging zu dem Sessel hinüber und setzte sie ab.

„Geht doch.“ Zacharias trat an den Sessel heran. Das Kraftfeld war verschwunden. Er ließ das Schwert sinken. Doch anstatt Marcy gehen zu lassen schleuderte er sie kurzerhand gegen die Wand. So würde er ungehindert mit dem Kind verschwinden können. Der Jäger würde sicher nach der Frau sehen.

„Nein! Marcy! Du Hurensohn!“ Damit hatte der Jäger nicht gerechnet. Aber er musste bei seinem Plan bleiben. Bobby sendete Stoßgebete gen Himmel und hoffte, dass seine List aufgehen würde. Er täuschte an auf Marcy zu zu gehen, die gegen ein Regal gekracht war und reglos da lag. Wie vorhergesehen streckte der Kerl auch sofort seine Hände nach Jenny aus. Bobby reagierte blitzschnell. Er zückte das kleine Messer und rammte es ihm, gerade in dem Moment in den Rücken als er Jenny auf dem Arm hatte. Leider blieb die erwünschte Reaktion aus. Es schien den Kerl nicht zu schwächen sondern nur noch mehr anzupissen. Er zog das Messer aus seinem Rücken und warf es achtlos nach hinten.

„Du wagst es, du haarloser Affe?“ Mit einer Handbewegung schleuderte er den unvorbereiteten Jäger an die gegenüberliegende Wand, wo er polternd zu Boden ging.

Die beiden Menschen waren nun außer Gefecht. Da konnte er das Ritual auch gleich hier vollziehen. Je schneller desto besser.
 

Während sich die Wunde schloss berührte er das schreiende Kind und sprach leise etwas in einer Sprache, die Dean nicht verstand. Er und der angebliche Engel standen im Flur und hatten mitgekriegt, wie er Bobby gegen die Wand geschleudert hatte. Dean hatte seiner Natur entsprechend sofort eingreifen wollen, doch Castiel hatte ihn zurück gehalten. Der Engel versuchte dem Menschen mit einem Blick zu verdeutlichen, dass er einen Plan hatte und ihm vertrauen sollte und irgendwie kam die Botschaft bei ihm an. Der skeptische Winchester hörte auf gegen Castiel anzukämpfen. Dieser hob das Messer auf, das Zacharias in ihre Richtung geworfen hatte. Überrascht sah Dean nun wie sich der Kerl in den Arm ritzte und dann mit dem Blut ein seltsames Zeichen an die Wand malte.

„Was machst du da?,“ flüsterte Dean und sah Castiel eindringlich an.

Doch anstatt zu antworten berührte der andere das Zeichen nur. Plötzlich wurde Dean von einem hellen Licht geblendet, dass den Raum einzunehmen begann. Der Kerl, der Jenny auf dem Arm hatte drehte sich um und sah sie beide.

„Was? Du…nein!,“ schrie er. Doch dann erreichte das Licht sein Maximum an Intensität und der Schrei verstummte. Dann waren die Lichtverhältnisse wieder normal. Der Kerl war verschwunden. Dean eilte ins Zimmer. Auf dem Sessel lag eine regungslose Jenny…

Antworten dringend gesucht

Alles um Dean herum verlor an Bedeutung. In dem Moment galt seine ganze Sorge Jenny. Mit ein paar schnellen Schritten war er bei ihr und nahm sie auf den Arm. Sie atmete und ihr Pulsschlag war nach Deans Ermessen normal. Es beruhigte ihn jedoch nur minimal. Diese Castiel Typ verheimlichte doch was. Sicher wusste er was hier vor sich ging. Wut stieg in ihm auf. Er musste einen Weg finden den Kerl zum Sprechen zu kriegen. Warum schien gerade wo er endlich glücklich war, Zukunftsperspektiven hatte, alles über ihm zusammen zu brechen? Seine Sorge wurde zu allen Seiten hin gerissen. Sam war Gott weiß wo, Jenny war aus irgendeinem Grund bewusstlos und Bobby… verdammt, den väterlichen Freund hatte er kurzzeitig ganz vergessen. Mit Jenny auf dem Arm trat er zu dem am Boden Liegenden. Er schüttelte ihn leicht an der Schulter. Er brauchte Bobby, denn wenn einer Ordnung in diese Chaos aus an einander gereihter Ereignisse bringen konnte, dann der bärtige Jäger.
 

Mit einem Ruck kam Bobby zu sich. Er gab ein Stöhnen von sich und sein Gesicht war schmerzverzehrt. Er erblickte Dean. Wie war der hier her gekommen? Und warum hatte er nur seine Unterwäsche an? Das wichtigste aber war, dass Dean Jenny auf dem Arm hatte. Das Kind war in Sicherheit. Der Kerl, der sie angegriffen hatte war nirgends mehr zu sehen. Aber was war mit Marcy, wo war seine Freundin? ~Bitte, lass ihr nichts passiert sein! Das würde ich mir nie verzeihen.~, ging es ihm durch den Kopf.

„Marcy?,“ kam es leicht panisch von dem älteren Mann.

„Es geht ihr gut,“ versicherte eine fremde Stimme. Bobby nahm erst jetzt den Mann im Trenchcoat zur Kenntnis. Er kniete neben Marcy und hatte sich über sie gebeugt. Es gefiel Bobby gar nicht, dass ein Fremder seiner Freundin so nah war. Dean schien es nicht anders zu gehen, denn zeitgleich kam von beiden:

„Fass sie nicht an!“ Doch da hatte der Engel bereits seine Kräfte angewandt. Dean half Bobby beim Aufstehen, und so schnell es seine Verletzungen erlaubten bewegte der Ältere sich durch das Zimmer zu Marcy hinüber. Dean war hinter ihm. Marcy lag ruhig auf dem Boden. Sie schien zu schlafen. Dort, wo der Kerl von eben sie mit diesem seltsamen Dolch oder Messer am Hals verletzt hatte, war nun wieder unberührte Haut.

„Was…was hast du mit ihr gemacht?,“ verlangte Bobby von dem Trenchcoat-Typ zu wissen.

„Ich habe sie geheilt,“ antwortete Castiel. Er reichte dem Jäger nun das Silbermesser, dass er noch hatte. Schließlich gehörte es dem Jäger.

„Geheilt?,“ kam es von Bobby und er sah Castiel an als hätte der drei Köpfe. Automatisch steckte er das Messer wieder in die Scheide in seinem Schuh.

„Ja, sie ist körperlich wieder völlig unversehrt. Sie schläft jetzt. Ich dachte mir, dass es besser wäre, wenn sie nichts weiter von den Geschehnissen mitkriegt.“

„Ach wirklich Sherlock?,“ diesen Kommentar konnte sich Dean nicht verkneifen. Auch wenn sich die Hinweise darauf, dass der Typ die Wahrheit sagte und ein Engel war, verdichteten. Der Kerl hatte immerhin eben jemanden geheilt.

„Ich verstehe nicht was ich mit einer fiktiven Romanfigur aus dem späten 19. Und frühen 20. Jahrhundert zu tun habe,“ entgegnete der Engel. Dean rollte mit den Augen. Wie sollte er bitte aus dem Kerl Nützliche Informationen über Sams Verbleib heraus bekommen? Er ließ sich mit Jenny auf dem Arm auf dem Boden nieder und setzte sich im Schneidersitz hin. Das war gerade alles ein bisschen viel für ihn. Er konnte ja kaum einen klaren Gedanken fassen. Sein, für seine Verhältnisse, endlich normal verlaufendes Leben hatte sich mit einem Schlag zu einer katastrophalen Großbaustelle entwickelt. Es war fast so, als würde man versuchen die Löcher in einem Sieb zu stopfen. Er strich zärtlich über Jennys Gesicht. Er musste Prioritäten setzen. Er musste Sam finden, Jenny musste wieder zu sich kommen, aber da Mr. Trenchcoat der Einzige zu sein schien, der wusste was hier los war und ihm mit viel Glück seine Fragen beantworten konnte, musste er sich zunächst darauf konzentrieren sich mit dem Engel, wenn es denn sowas wirklich gab, gut zu stellen. Erst jetzt bekam er wieder mit was um ihn herum geschah.
 

„Wer ist der Idiot?,“ hörte er Bobby fragen, nachdem er mitbekommen, hatte wie Mr. Trenchcoat auf Deans Kommentar reagiert hatte.

„Ich bin ein Engel des Herrn,“ antwortete Castiel.

„Und ich der Kaiser von China,“ entgegnete Bobby.

„Mir war nicht bewusst, dass ihr Menschen solch ein Interesse an alten Dynastien habt,“ sagte der Engel und sah den bärtigen Mann leicht verwirrt, aber mit einem Anflug von Faszination an.

„Jetzt mal ehrlich wer ist der Kerl? Forrest Gump im Columbo-Dress oder so?“

„Ich verstehe nicht…“, begann der Mann im Trenchcoat, aber Dean hatte jetzt genug. Er hatte sich wieder erhoben.

„Haltet die Klappe, alle beide. Du, Bartleby…herkommen,“ befahl er Castiel.

„Mein Name ist Castiel!,“ sagte der Angesprochene und stellte sich neben Dean.
 

Dean fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Der Typ war echt anstrengend. War ja klar, dass er auf die Dogma-Anspielung genau so wenig anspringen würde wie auf all die anderen Film und Buch Anspielungen zuvor.

„Bobby, ich hab ihn zwar noch nicht auf alles getestet, aber er ist kein Dämon. Aber nachdem was er alles gemacht hat…Ich denke wir sollten in Betracht ziehen, dass er vielleicht wirklich ein Engel ist,“ erklärte Dean. Der Bärtige schien skeptisch zu sein.

„Hör zu, ich glaub auch nicht dran, aber wir haben jetzt wesentlich wichtigere Dinge zu klären. Sam ist verschwunden und Jennys Zustand ist auch nicht gerade normal. Und ER weiß was,“ sagte der Winchester und deutete auf Castiel. Er beachtete diesen während des Gesprächs mit Bobby nicht und der Engel schien kein Problem damit zu haben.

„Können wir ihm vertrauen?“

„Ich weiß nicht, aber ich denke wir haben keine andere Wahl.“
 

Bobby hatte sich mittlerweile auch wieder erhoben und hatte seine Schrotflinte vom Schrank genommen, während Dean sprach. Kein Dämon, kein Formwandler oder etwas anderes, das auf Silber reagierte, sonst hätte er das Messer nicht anfassen können. Der Winchester kannte Bobby lange genug, um den Gedanken des Älteren zu folgen. Aber noch ehe er einschreiten konnte, hatte Bobby bereits abgedrückt. Das Steinsalz traf Mr. Trenchcoat. Doch das hinterließ nur Spuren an dessen Kleidung, zeigte jedoch keinerlei Wirkung.

„Ich bin ein Engel. Menschliche Waffen können mir nichts anhaben,“ verkündete Castiel.

„Nur um sicher zu gehen,“ kam es dann schulterzuckend von Bobby. Er legte die Flinte weg und sah dann wieder nach Marcy. Dean jedoch widmete sich jetzt dem Engel.
 

„Cas, was hat der dicke Kerl im Anzug mit Jenny gemacht?“

„Cas? Ist das jetzt mein Spitzname? Ich weiß nämlich was Spitznamen…“

„Konzentrier dich auf die Frage, bitte,“ sagte Dean. Es war wohl besser er blieb höflich. Wenn der Kerl heilen konnte, konnte er sicher auch das Gegenteil. Das konnte er in der momentanen Situation nicht gebrauchen.

„Der Kerl im Anzug, war das auch ein Engel?,“ fragte nun Bobby.

„Ja, Zacharias war mein Vorgesetzter. Ich habe ihn mittels eines mit Blut gezeichneten Enochischen Symbols gebannt und bevor er wieder kommt, sollten wir verschwinden.“

„Enochisches Symbol? Was ist das?,“ kam es von Dean. Doch Castiel ging nicht darauf ein. Noch immer hatte er es eilig. Er dachte an das Motelzimmer in Sturgis und berührte Dean, der noch immer Jenny auf dem Arm hatte und brachte ihn dort hin. Dem bärtigen Mann, der sich aufgerappelt hatte, um nach der Frau zu sehen, blieb die Luft weg.

„Wo sind die beiden? Scheiße, was war das?,“ wollte Bobby wissen. Während er sprach hatte Castiel ihn und Marcy ebenfalls ins Motel gebracht, so dass der zweite Teil des Satzes von Dean gehört wurde.

„Scotty hier kann beamen,“ sagte dieser.

„Mein Name ist Castiel nicht …“

„Schon gut!“ Dean hob abwehrend eine Hand.

„Jetzt ist Zeit auszupacken,“ sagte er zu dem Engel.

„Ihr hattet doch gar keine Koffer dabei,“ sagte Castiel verständnislos.

„Du sollst uns erklären was zum Geier hier los ist, du komischer Vogel,“ sagte Bobby ungehalten.

„Ich bin ein Engel. Vögel sind andere zweibeinige Schöpfungen unseres Vaters.“

„Ich dreh durch,“ sagte Bobby und hievte den schlaffen aber lebendigen Körper seiner Freundin auf das Bett.

„Können Menschen das? Ich dachte das geht nur bei Reifen oder Schrauben.“ Ein wenig verstand Cas von der von Menschen erschaffenen Mechanik.

„Sind alle Engel so blö…“

„Bobby!,“ mahnte Dean. Dieser Castiel kostete ihn sämtliche Nerven, die er noch übrig hatte und Bobby war gerade keine Hilfe.

„Cas, bitte sag mir was mit Jenny ist,“ er sah den Engel mit einem schon fast flehenden Blick an. Der Engel trat zu den beiden heran und legte zwei Finger an das Gesicht des Kindes.

„Oh, es hat also bereits begonnen. Wir waren nicht schnell genug. Aber einem offenen Kampf wären wir nicht gewachsen gewesen.“

„Was hat begonnen? Was ist mit ihr?“

„Zacharias…er … also hatte Anna tatsächlich recht.“

„Sprich gefälligst Klartext,“ ging es nun auch mit Dean durch.

„Zacharias hat bei ihr einen Alterungsprozess in Gang gesetzt.“
 


 

Es war gegen acht, als John am Morgen auf dem feucht-kalten Waldboden erwachte. Nur langsam berappelte er sich und richtete sich auf. Es dauerte eine Weile bis ihm die Ereignisse der letzten Nacht wieder in den Sinn kamen. Azazel, der Dämon der die letzten zwei Jahrzehnte seines Lebens bestimmt hatte, er war nicht mehr. Er hatte ihn mit dem Colt erschossen, der nicht weit von ihm lag. Er nahm ihn an sich. Nicht ganz hunderte Meter von der Stelle wo er aufgewacht war, waren noch deutliche Spuren von dem nächtlichen Geschehnis. Er ging zu der Stelle hinüber. Der Boden war schwarz. Was nach dem Tod des Dämons passiert war, konnte er sich nicht erklären. Wie hatte Sam ihn gefunden? Was hatte es mit Mary auf sich? Was war nur geschehen? Und vor allem wo war Sam jetzt? Er konzentrierte sich darauf diese Fragen zu beantworten.
 

Dean hatte ihm klar und deutlich zu verstehen gegeben, dass sie mit ihm nichts mehr zu tun haben wollten, und John hatte das Seine dazu beigetragen, dass die beiden ihn nicht suchen würden. Weshalb hatte zumindest Sam es dennoch getan? Er konnte sich einfach keinen Reim daraus machen. Es sei denn, sie hätten die Omen doch noch erkannt.

Er hatte sie nicht darauf hinweisen wollen, um sie aus der Sache raus zu halten. Bobby schien auch nichts bemerkt zu haben. Der Bärtige war wohl aber wegen dieser Marcy jagdtechnisch auch nicht auf der Höhe gewesen. Aber irgendwie und durch irgendwas hatte Sam ihn hier aufgespürt.

Was hatte der Junge getan? Was hatte er mit „alles wird gut“ gemeint? John atmete tief durch. Dann begutachtete er die verbrannte Erde. Was war das gewesen? Er kannte nichts was eine derartige Helligkeit verursachte. Warum hatte Sam so gelassen reagiert?

Er kniete sich hin und zerrieb etwas Erde zwischen den Fingern und bemerkte leichte Schwefelrückstände. Hatte es etwas mit der Erscheinung zu tun oder kam es von der Hülle des Dämons, die verbrannt war? Hinterließ die Asche von ehemaligen Besessenen Schwefelspuren? John wusste es nicht. Wann immer er es mit einer toten Hülle, nein eines toten Körpers eines ehemaligen Besessenen, zu tun gehabt hatte und die Leiche sich nicht gerade in seinem Motelzimmer befand, hatte er sie in der Regel einfach zurück gelassen, damit die Angehörigen Klarheit hatten und etwas beerdigen konnten.

Etwas was ihm nicht vergönnt war. Von seiner Mary war nichts mehr übrig gewesen, dass aus der Asche des Kinderzimmers hätte geborgen werden können. Ein entfernter Verwandter von Mary hatte einen leeren Sarg beerdigt.

John war ein paar Mal mit den Jungs auf dem Friedhof gewesen als sie noch jünger waren. Bevor Sam die Wahrheit heraus gefunden hatte.

Dean wollte dem Grab nie zu nah kommen, aber sein Jüngster hatte die Zeit genutzt und seiner Mutter gedacht. Mit ihr gesprochen oder auch mal einen Brief geschrieben. Die Schulpsychologin in Sams damaliger Schule hatte das für eine gute Idee gehalten. John hielt zwar nicht viel davon, denn Mary würde Sam niemals antworten können, aber er respektierte den Wunsch seines Sohnes und er respektierte die Toten.
 

John sah sich noch einmal in der Gegend um. Doch es ergaben sich keine weiteren Hinweise. Von Sam fehlte jede Spur. Hier würde er nicht weiter kommen. Er machte sich Sorgen, um seinen Jüngsten. Was auch immer Sam mit dieser Erscheinung zu schaffen hatte, er hatte gar kein gutes Gefühl dabei. Er stieg in seinen Truck. Als er am Steuer saß überlegte er kurz, was er jetzt am besten tun sollte.

John musste sich eingestehen, dass das Ganze nun doch eine Nummer zu groß für ihn alleine war. Er brauchte Hilfe.

Er hoffte, dass er zumindest in dieser Situation auf Bobby zählen konnte. Immerhin ging es um Sam. Sam…Dean gab immer auf ihn Acht. Sein Ältester musste dann doch wohl irgendwo in der Nähe sein. Der älteste Winchester startete den Motor. Er musste jetzt erstmal zurück ins Motel. Auch wenn er gehofft hatte, dass er den Endkampf mit dem Dämon gewinnen würde, so hatte er damit tief im Inneren nicht gerechnet. Daher hatte er sein Hab und Gut samt einem kurzen Brief an seine Jungs in einem Karton zusammen gepackt und an Bobby adressiert und frankiert. Zusätzlich hatte er noch eine kurze Nachricht hinterlegt, in der er den Finder des Päckchens darum bat, es abzuschicken. In diesem Päckchen war sein Handy. Das würde er brauchen, um Dean anzurufen. John sah auf die Uhr. Es war noch immer morgens. Das Zimmermädchen war sicher noch nicht da gewesen. Er drehte mit dem Truck und machte sich auf den Weg zum Motel.

Ein paar hundert Meter weiter fand er den verlassenen Lexus. Damit war Sam wohl hergekommen. John hielt an und durchsuchte den Wagen. Fand aber nichts. Also setzte er seine Fahrt fort. In der Hoffnung mit Dean Kontakt aufnehmen und Sam finden zu können.

Der größte Fehler seines Lebens

Rückblickend betrachtet, war es der größte Fehler seines Lebens. Er hatte sich eigentlich immer für relativ klug gehalten, immerhin hatte er es auf ein Elite College geschafft, aber in dieser Situation hatte er einfach nicht klar denken können. Er hatte einfach so viel Angst davor, dass Dean sterben und er selber wie John werden könnte, dass er sich der Stupidität seiner Entscheidungen und Handlungen gar nicht bewusst war. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum der Dämon mit ihm leichtes Spiel hatte. Ja, er war manipuliert worden, aber das war nur eine fade Ausrede. Er hätte es besser wissen müssen. Es war alles seine Schuld. Sam Winchester hatte wirklich alles falsch gemacht, was man nur falsch machen konnte. Dadurch hatte er alles verloren, was ihm lieb und teuer war und sich selbst noch obendrein. Wehrlos gefangen in seinem eigenen Körper, schwand mit jeder verstreichenden Minute seine Hoffnung auf ein gutes Ende, und die Chance vor Dean zu Kreuze kriechen zu können und ihn um Verzeihung zu bitten.

Tja, hinterher ist man immer schlauer. In dem Moment auf der kleinen Lichtung sah das alles noch ganz anders aus. Da war er felsenfest davon überzeugt etwas Gutes, das Richtige, zu tun. Seit er denken konnte, war Dean sein Held gewesen, in der Pubertät mal ausgenommen, da war er nur der nervtötende, besserwisserische große Bruder. Das war in der Gegenwart zwar manchmal immer noch so für ihn, aber er hatte im Großen und Ganzen wieder den kleinen Jungen in sich gefunden, der seinen Bruder für seine Taten und seinen Mut verehrte. Er war stolz auf ihn und darauf, dass, von allen Menschen auf der Welt, er es war, dem Dean sein Herz geschenkt hatte.
 

Es hätte alles so perfekt sein können, wäre da nicht ab und an noch der rebellische Teenager in ihm, der die Führung in seinem Denken und Handeln übernahm. Zwar liebte auch dieser Teil von ihm Dean, doch war es eben dieser Teil, der es dem Älteren bei Zeiten schwer machte mit ihm zusammen zu sein. Dieser Teil von ihm wollte keine Ratschläge hören, wollte nicht bevormundet oder beschützt werden. Alles gut Gemeinte von anderen engte ihn nur ein, ließ ihn sich nicht frei entfalten, hielten ihn klein und unbedeutend. Dieser Teil von ihm wusste und konnte alles. Nur er hatte Recht, wusste was das Beste war, und wenn dieser Teil die Oberhand gewann, konnte er den Drang sich zu beweisen einfach nicht unterdrücken. Oftmals hatte der ihn in Schwierigkeiten gebracht, doch verfiel er immer wieder in dieses Muster. Stets hatte Dean ihm aus der Patsche helfen können, wenn er sich, mit Scheuklappen vor den Augen, verfranst hatte. Der Ältere hatte ihm danach auch jedes Mal seine Borniertheit verziehen. Der vernünftige Sam, der Sam, dem Dean sein Herz geschenkt hatte, schwor ein ums andere Mal Besserung, doch hatte er sich einfach nicht dauerhaft unter Kontrolle.
 

So war er also in diesem Schlamassel gelandet. Und so wie es aussah, würde das sein letzter Fehler gewesen sein. Die Situation war aussichtslos. Dean wusste nicht was los war und selbst wenn, gegen diesen übermächtigen Gegner hätte er keine Chance. Das hatte ER ihm bereits mehrmals versichert, hatte ihn in nur wenigen Stunden gebrochen. Hat er Seine Seele ihrer Stärke beraubt, sie in das hinterste Eckchen verbannt. Sich in seinem Körper ausgebreitet wie ein Parasit und die absolute Kontrolle übernommen – und er hatte es IHM ermöglicht. Mit einer Silbe hatte er es zugelassen. Nun war er gezwungen mit anzusehen was ER in seinem Körper tat. Grausame, blutige, unvorstellbare Dinge. Dinge, von denen ER behauptete, dass sie ihm gefallen würden.
 

Immer wieder ging er die letzten Schritte vor dem Super-GAU durch. Sein Dad hatte den Dämon getötet, der ihr Leben ruiniert hatte. Der Colt hatte funktioniert. Kaum dass der leblose Körper zu Boden gesackt war, spürte er es. Die überwältigende Aura einer großen Macht. Seine innere Stimme hatte gefragt, ob das Michael war. Mary, die ihm versichert hatte, dass sie ihn bei jedem Schritt begleiten würde, hatte seine Frage mit Ja beantwortet. Er erinnerte sich noch, wie er etwas zu John sagte, aber nicht mehr an die genauen Worte, weil SEINE Stimme bereits viel zu dominant war.

„Sam Winchester, ich habe lange auf diesen Tag gewartet. Endlich kann ich meiner Bestimmung folgen und Gottes Willen auf Erden erfüllen. Zusammen werden wir viel Gutes tun. Wir werden die Welt reinigen. Sie wieder besser machen. Deine Familie wird nie wieder in Gefahr sein. Ihr könnt glücklich sein. Ihr werdet beschützt werden, zum Dank dafür, dass du es mir ermöglichst auf die Erde zu kommen. Vertrau mir. Es wird dir nichts geschehen. Es ist deine Bestimmung, so wie auch meine. Du bist stark. Du wirst Dean beschützen können. Er wird endlich sehen, dass du nicht mehr der kleine Bruder bist. Du bist ein Werkzeug Gottes. Der Helfer eines Engels. Du musst mich nur herein lassen und wir können mit der Arbeit beginnen. Wir können zusammen Großes verrichten.“
 

Er war ein dummer Esel. Diese Worte…wenn der vernünftige Teil von ihm die Oberhand gehabt hätte… er hätte nie ja gesagt. Dean hatte sich verändert. Er respektierte ihn. Sie waren gleichgestellt. Er war schon lange nicht mehr der kleine Bruder. Warum konnte der rebellische, unbelehrbare Teil ihn ihm das nicht sehen? Warum hatte er sich von SEINEN Worten verleiten lassen? Die Antwort darauf war beschämend. Er wollte der Held sein. Er wollte Dean beschützen. Einmal derjenige sein, zu dem der Ältere stolz aufschaute. Beweisen, dass nicht nur Dean für die Familie sorgen konnte. Er war erwachsen. Nicht mehr der kleine Bruder, der gerettet werden musste. Er würde so viel Gutes tun können. Mit Michaels Hilfe mehr Menschen retten können, als beim Jagen mit Dean. Dean, der endlich die Mauer um sich herum abgebaut hatte, endlich sein Leben lebte. Dean, der nicht mehr so taff war und beschützt werden musste. ER redete immer weiter auf ihn ein. Es war wie eine Art Hypnose. Er nahm noch wahr, dass Mary sagte es sei Zeit und er solle ja sagen. Das tat er dann auch. Es war der Anfang vom Ende, wie er mittlerweile glaubte.
 

Kaum, dass er die Silbe ausgesprochen hatte, drang das, die Lichtung erhellende, Licht in ihn ein und füllte ihn komplett aus. Eine Druckwelle entstand. Und als das Licht gänzlich in ihm verschwunden war und die Lichtung wieder im Dunkeln lag, sah er John ein paar Meter weiter am Boden liegen. Mary war verschwunden. Irgendwie hatte er das Gefühl, es wären nicht mehr seine Augen, die seinen Vater ansahen. Er wollte zu ihm gehen und schauen, ob er in Ordnung war. Sein Körper rührte sich nicht. Er verstand es nicht, doch dann fiel ihm wieder ein, dass er ja den Engel in sich hatte, und dieser durch ihn wirkte. Scheinbar war Michael nun das Steuerzentrum seines Körpers. Sein Inneres nahm zu dem Erzengel Kontakt auf. Sicher blieb noch genug Zeit, um nach John zu sehen.

„Können wir kurz nach meinem Vater sehen?,“ fragte seine innere Stimme.

„Zeitverschwendung. Er ist ein Nichts. Vollkommen wertlos, jetzt wo er seinen Zweck erfüllt hat. Ich könnte ihn töten. Bei dem was ich vor habe, wäre er tot sogar besser dran. Aber ich habe es lieber, wenn er sich für den Rest seines kümmerlichen Lebens Vorwürfe macht.“

„Www…asss?,“ kam es fassungslos von Sam. Er verstand die Welt nicht mehr. Was redete Michael da?

„Er ist ein Mensch. Ihr Engel…ihr habt doch von Gott den Auftrag, Menschen zu beschützen. Darum bist du doch hier...,“ sagte seine innere Stimme. Er spürte wie seine rechte Hand sich zur Faust ballte und Wut in ihm aufstieg, die nicht die seine war.

„Ich schere mich einen Dreck um Menschen. Ich hasse Menschen. Mein Vater hat uns Engel zuerst erschaffen. Aber anstatt uns zu lieben wie wir es verdient hätten, hat er diese Welt erschaffen, samt euch nackten Affen, seinen Lieblingen. Ich werde euch alle zerquetschen wie Kakerlaken, mal sehen wie ihm das gefällt. Man verbannt seine Kinder nicht und vor allem schickt man nicht einen Bruder aus, um den anderen Bruder in der Hölle einzusperren und dort versauern zu lassen.“
 

Ihm wurde noch nie so schnell bewusst, dass er einen Fehler gemacht hatte. Das was der Engel ihm da erzählt hatte, dass hatte er schon mal gehört. Ihm wurde blitzschnell klar mit welchem Engel er es hier wirklich zu tun hatte und ihm wäre übel geworden, wenn er über seine Körperfunktionen noch irgendwelche Kontrolle gehabt hätte. Was hatte er getan?

„Du bist nicht Michael,“ konfrontierte er den Besetzer seines Körpers. Dieser ballte nun auch noch die andere Faust. Gleichzeitig formten seine Lippen ein grimmiges Lächeln.

„Nein, ich bin nicht dieser Arschkriecher, der es unserem Vater immer recht machen wollte. Das hast du schnell erkannt. Dafür, dass du wie ein verblendeter Volltrottel in meine Falle gerannt bist, bist du gar nicht mal so blöd.“

Luzifer hatte Recht, er war verblendet in diese Falle getappt. Er war so ein Idiot. Er musste den verstoßenen Engel wieder aus seinem Körper vertreiben. Er musste alles wieder richtig stellen…seinen Fehler wieder gut machen…musste zurück zu Dean…

„Verschwinde aus mir!,“ schrie seine innere Stimme.

„Sorry, aber da hat wohl jemand vergessen dich auf das Kleingedruckte hinzuweisen…“ Kaum hatte Luzifer das gesagt, erschienen zwei Personen auf der Lichtung. Eine in der Gestalt von Mary und eine andere junge Frau.

„Ooops, muss mir wohl entfallen sein,“ sagte Mary. Sie und die andere Frau blieben kurz vor ihm stehen. Aus Mary wurde urplötzlich ein junger Mann, der spitzbübisch grinste. Alaistair hatte den Illusionszauber den er von Zacharias bekommen hatte aufgehoben.

„Luzifer!,“ kam es ehrfürchtig von der jungen Frau. Sein Körper reagierte unter Luzifers Führung und streckte eine Hand aus. Liebevoll streichelte ER der Frau über die Wange. Sam wollte das nicht. Solche Berührungen sollte nur Dean von ihm bekommen.

„Lilith...es tut so gut dich wieder zu sehen…wieder hier zu sein. Es ist alles so gekommen, wie ich es dir versprochen habe.“

„Ja…“ sagte sie und hauchte IHM einen Kuss auf den Daumenballen. Er wäre am liebsten zusammen gezuckt.

Die erste Dämonin hatte aus einiger Entfernung zugesehen wie der Plan endlich aufgegangen war. Das Gefühl von Triumph hatte sich in ihr ausgebreitet als sie gesehen hatte, wie ungläubig Azazel dreingeblickt hatte, als ihn die Kugel des Colts traf. Endlich hatte sie ihre Rache bekommen.
 

Luzifer merkte, dass Sams Sein sich gegen die zärtlichen Berührungen sträubte. Er wollte es unbedingt noch weiter treiben. Je mehr dessen Seele litt, desto schwächer würde sie werden. Er wollte nicht riskieren, dass der Mensch versuchen würde sich richtig gegen ihn aufzulehnen. Das würde nur lästig sein und die Umsetzung seines Vorhabens unnötig verzögern. Also lehnte er sich vor, überbrückte den Abstand zu der Frau vor ihm und gab Lilith einen leidenschaftlichen Zungenkuss, den sie genüsslich erwiderte.

„Nein!,“ schrie Sams innere Stimme auf. Er wollte diese Frau nicht küssen und so versuchte er die Kontrolle über seinen Körper zurück zu gewinnen, doch es gelang ihm nicht.

Der gefallene Engel spürte das. ER konnte die Kontrolle zwar mühelos behalten, doch erkannte Erviel potentielle Kraft. Eine Kraft die bei keiner von Gottes Schöpfung stärker ausgeprägt war - Liebe. IHM wurde klar, dass ER der im Körper verbliebenen Seele von Sam noch einiges zufügen musste, um zu verhindern, dass sich dieser der potentiellen Kraft bewusst wurde und sie einsetzte. Denn dann würde er IHM gefährlich werden können.

„Verschwinde aus mir!,“ schrie seine innere Stimme erneut.

Luzifer löste den Kuss.

„Ah ja, da sind wir wieder bei dem Kleingedruckten. Mit deinem „Ja“ hast du mich rein gelassen. Dein Körper gehört jetzt MIR. Ich kann damit machen was ICH will und solange ICH es will.“ Zum Beweis küsste er Lilith abermals. Alaistair gefiel es auch nicht, aber wenn er überleben wollte, musste er es akzeptieren. Er wusste er wo sein Platz war. Er würde schon auch noch seine Belohnung bekommen.

„Du wirst MICH nicht wieder los. Also gewöhn dich dran. Hey, vielleicht lernst du mit der Zeit sogar, es zu genießen. Sie kann auch gerne einen anderen Körper besetzen, ICH bin da flexibel. Denk drüber nach. In der Zwischenzeit habe ICH viel zu tun. Über 6 Milliarden Menschen gilt es auszulöschen.“ Mit diesen Worten verschwand Luzifer in Sams Körper von der Lichtung und mit ihm die beiden Dämonen. Sams Seele war nur Beifahrer. Er musste sich schnellstens etwas einfallen lassen.

Erklärungsversuche

„Er hat was?,“ kam es von Dean und Bobby wie aus einem Munde nachdem sie Castiels Offenbarung vernommen hatten.

„Er hat bei ihr einen Alterungsprozess in Gang gesetzt,“ wiederholte der Engel seine Worte.

„Das haben wir schon verstanden, aber wozu hat er das gemacht und was hat das mit Sams Verschwinden zu tun,“ wollte der Winchester wissen.

„Wenn ihr es verstanden habt, warum habt ihr dann noch mal gefragt?,“ kam es verständnislos von Cas.

„Das spielt doch jetzt keine Rolle. Ich habe keine Zeit dir menschliche Gepflogenheiten im Sprachgebrauch zu erklären. Komm zum Punkt. Warum hat dieser Zacharias das mit Jenny gemacht?“

„Damit sie Luzifer töten kann, der in Sams Körper steckt.“

„Luzifer? Ich kapier hier gar nichts mehr,“ sagte Dean verwirrt.

„Würde es dir was ausmachen unsere Fragen so zu beantworten, dass dadurch nicht noch 1000 neue Fragen aufkommen?,“ bat der bärtige Jäger.

„Es ist schwer zu erklären, vor allem da mir die genauen Zusammenhänge auch noch nicht alle bekannt sind. Am nesten schicke ich euch zurück zum Anfang, damit ihr versteht.“ Mit diesen Worten berührte er Dean und Bobby an der Stirn. Vor den inneren Augen der beiden Männer lief nun eine Art Film ab.

~ Luzifers Verbannung aus dem Himmel~

~Die Erschaffung der Hölle und Lucifers Einkerkerung dort durch den Erzengel Michael~

~Die Entstehung der Dämonen und der Aufbau einer Armee~

~Ein Krankenhaus wo die Sprinkleranlage verrücktspielte: Ein Mann, der aussah wie Clint Eastwood, der auf der Säuglingsstation an dem Bettchen eines Neugeborenen stand, dem er scheinbar Blut aus seinem Arm in den Mund tröpfeln ließ.~

Das Szenario wechselte.

~Ein Mann mit gelben Augen stand in einem Kinderzimmer, das Dean nur allzu bekannt vorkam. Der Gelbäugige trat näher an das Kinderbettchen heran in dem Baby Sammy lag.~

In Dean kam sofort der Drang auf seinen Bruder zu beschützen. Doch er konnte nicht eingreifen. Musste zusehen wie der Gelbäugige sich über das Bettchen beugte und Baby Sammy Blut in den Mund tropfen ließ. Die Bilder verschwammen und andere wurden sichtbar.

~Eine junge Frau, die dem Winchester seltsam bekannt vorkam, die er aber nicht genau einordnen konnte. Sie war mit anderen jungen Leuten in einer Art Bibelgruppe. Sie machte sich auf den Heimweg. In Ihrem Zimmer, das aussah wie in einem Studentenwohnheim, sprang plötzlich der kleine Fernseher an, der in einer Ecke stand. Die junge Frau sah dann, obwohl es nur flimmerte, wie hypnotisiert auf den Bildschirm.~

Es erschien ein helles Licht und es folgte ein erneuter Szenenwechsel.

~Die junge Frau war nun auf einer Party. Sie begegnete Sam. Sie landeten miteinander im Bett.~

Dean hätte auf diese Bilder gut verzichten können, denn obwohl ein nackter Sam ihn im Allgemeinen nicht kalt ließ, seit sie zusammen gekommen waren, so erzeugte der Anblick von Sam, der mit jemand anderem Sex hatte, ziemliche Übelkeit. Auch wenn es sich eindeutig um Bilder aus der Vergangenheit handelte. Dean wusste jetzt warum die Frau ihm bekannt vorkam. Sie war Jennys Mutter. Wieder änderte sich das Szenario.
 

~Wieder ein Krankenhaus. Das Licht im Kreissaal flackerte. Das Baby, Jenny, wie Dean erkannte, wurde geboren. Die Mutter starb.~

~Jenny in ihrem Zimmer in Nebraska. Sie schrie wie am Spieß. Ihre Großmutter versuchte sie zu trösten.~

~Sam wie er sich den Kopf hielt.~

Das musste der Tag sein, an dem der jüngere Winchester die Version von dem Kinderzimmerbrand im Haus der Ericcsons hatte. Die letzten Bilder zeigten Sam und Dean wie sie Jenny aus dem Haus retteten.
 

Langsam erkannte Dean wieder die Umgebung des Motelzimmers. Er fühlte sich wie man sich wohl nach einem schlechten Trip fühlen musste. Es waren so viele Eindrücke, aber so recht konnte er mit diesen zahlreichen Informationen nichts anfangen. Er sah zu seinem väterlichen Freund hinüber. Ihm schien es genauso zu gehen. Beide Männer sahen nun zu dem Engel hinüber, der sie seinerseits ansah als wenn jetzt alles erklärt wäre.

„Ich gehöre wirklich nicht zur begriffsstutzigen Sorte, aber ich kann mir aus dem allen noch immer keinen Reim machen,“ sagte Bobby zu dem Engel.

„Oh, ich vergaß, dass Menschen nicht so schnell Verbindungen knüpfen können wie Engel.“

„Könntest du vielleicht dein Engel-Hirn soweit runterfahren, dass wir dir folgen können?,“ kam es leicht aufgebracht von Dean. Er verstand nicht wieso der Engel alles so kompliziert machte. Vor einigen Minuten musste alles noch schnell gehen, aber nun schien er die Ruhe weg zu haben. An dieser Ruhe fehlte es dem Winchester zunehmend. Es ging um Sam und Jenny. Diese zwei Menschen waren sein Leben. Er musste wissen was los war, damit er was tun konnte. Den beiden nicht helfen zu können nagte an Dean.
 

„Also, Luzifer ist ein Engel. Er wurde von Gott aus dem Himmel verbannt, weil…“, begann Castiel, aber Bobby unterbrach ihn.

„Das mit Luzifer ist hinlänglich bekannt. Was Dean und ich nicht so wirklich nachvollziehen können ist der Zusammenhang zwischen Luzifer, Sam und Jenny.“ Castiel sah die zwei Männer nachdenklich an. Er hatte gehofft, dass die beiden nach den kleinen Flashbacks alles verstehen würden, aber so wie es aussah musste er da wohl doch noch etwas weiter ausholen. Also begann er diese komplizierte Geschichte für Dean und Bobby langsam aufzudröseln.
 


 

ER war in einer luxuriösen Hotelsuite mit Balkon und stand auf eben diesem. Schaute hinaus auf den Strand und die Weiten des Pazifiks. Ironischerweise hatte es IHN in die Stadt der Engel verschlagen. Vorher hatte er seine Hülle noch neu eingekleidet. ER trug nun einen weißen Anzug. ER hatte Alaistair und Lilith mit Aufträgen versehen und die beiden waren nun unterwegs, um diese zu erledigen. ER war mit Sam in sich allein. Die Seele des Winchesters hatte die ganze Zeit über geschrien, doch ER ignorierte ihn. ER konnte auch verbal mit seinen Dämonen kommunizieren, daher wusste Sam nicht was die zwei für IHN tun sollten. So langsam fing Sam an IHN zu nerven. Er versuchte noch immer gegen IHN anzukommen. Doch war er nicht stark genug und wenn alles nach SEINEM Plan lief, würde Sam es auch nie sein. Nichts desto trotz war das versuchte Auflehnen des Winchesters ziemlich lästig für IHN. ER musste Sam etwas beschäftigen, in ein Gespräch verwickeln, bis Lilith und Alaistair mit ihren Besorgungen zurück waren.
 

„Von all den Schöpfungen meines Vaters auf diesem Planeten war mir schon immer der Ozean am liebsten,“ sagte Luzifer.

„Das interessiert mich einen Scheißdreck,“ entgegnete Sam wütend. Erst ignorierte ER ihn die ganze Zeit und jetzt laberte ER so einen belanglosen Scheiß.

„Oh… und was würde dich interessieren?“ Gut. Der Winchester schien darauf anzuspringen.

„Wie ich dich wieder loswerde und rösten kann ehe ich dich wieder in dein Höllenloch zurück schicke.“

„Es ist so putzig wie die Menschen durch solche Drohgebärden versuchen sich die Hoffnung zu erhalten, aber das werde ich dir schon noch austreiben. Ich sagte ja, dass du mich nicht los wirst.“

„Warum ich?,“ wechselte Sam sprunghaft das Thema.

„Seltsam, dass du dich zunächst so bereitwillig in die Sache reingestürzt hast und jetzt erst die wichtigen Fragen stellst wo es zu spät ist.“

~Tja, da hatte er wohl Dad’s Motto erst schießen und dann fragen falsch interpretiert.~

„Warum ich?,“ wiederholte Sam seine Frage.

„Ich würde ja gern sagen, dass ich mir dich gewünscht habe, aber um ehrlich zu sein, ich kann mir wen anderes, weniger widerspenstigen vorstellen. Es gibt genug Spacko-Satanisten, die mich anbeten und sich darum reißen würden mich in sich aufzunehmen. Nur leider sind normale Menschen viel zu schwach, als dass sie mir nützen würden. In ihnen könnte ich niemals meine volle Kraft entfalten.“

„Und was macht mich bitte so besonders?“

„Sag bloß du kannst noch immer nicht 1 und 1 zusammen zählen.“

„Was meinst du?“

„Tze…ich fass es nicht. Ich nehm das mit dem, dass du gar nicht so blöd bist zurück. Verrat mir eins, wie hast du es aufs College geschafft? Hast du die Lösungen zur Eignungsprüfung geklaut oder sowas? Du stellst dich gerade nämlich ziemlich dumm an. So schwierig ist mein Plan nun auch wieder nicht. Den sollten eigentlich auch geistig beschränkte haarlose Affen wie du begreifen.“

Plötzlich machte es bei Sam Klick.

„Meine Visionen…die Telekinese.“

„Bingo!“

„Aber wie…“

„Dämonenblut ist das Stichwort…des Rätsels Lösung, wenn du so willst.“
 

Sam sah ihn mit groß Aufgerissenen Augen an.

„Eine ganz bestimmte Menge von Dämonenblut, um genau zu sein.“

„Du hast mir Dämonenblut gegeben? Wann? Wie…“

„Nein. ICH habe dir kein Dämonenblut gegeben. Das war eins meiner fleißigen Helferlein. Es hat einige Jahrhunderte gedauert bis wir die richtige Dosis hatten und zugegeben, wir haben völlig falsch angefangen. Meine Führungsetage hatte zunächst Kandidaten ausgewählt, die von Natur aus eine bösartige Aura besaßen- Leider alles fehlgeschlagen. Sie wurden dadurch mental instabil und töteten sich selbst, bevor ich sie hätte nutzen können, sobald ich frei gewesen wäre. Perplexer weise hat sich heraus gestellt, dass Dämonenblut sich am wirkungsvollsten bei Menschen wie dir entfalten kann.“

„Bei Menschen wie mir? Was soll das nun wieder heißen?“

„Menschen, die vergleichbar sind mit dem biblischen „Verlorenen Sohn“. Du hast eine große Portion Eigenwilligkeit und Egoismus in dir. Glaubst, du wüsstest alles. Diese Selbstherrlichkeit, das Selbst-Herr-sein-wollen ist es, was dich anfällig macht für falsche Entscheidungen, auch wenn dein Herz am rechten Fleck sitzt, wie ihr Menschen so schön sagt. Du denkst vielleicht, dass das auf die meisten Menschen zutrifft, aber da irrst du dich, denn im Gegensatz zu den meisten eigenwilligen, egoistischen Menschen hast du auch die Gegenteiligen Eigenschaften in dir. Du willst Menschen helfen, besitzt ein gewisses Maß an Aufopferungsbereitschaft und Selbstlosigkeit, wenn auch nicht gerade so viel wie bei einer Mutter Theresa. Du bist ein lebendes Paradoxon. Bei aller Schlauheit manchmal doch so dumm. Ideal zu manipulieren. Ich kann meine Handlanger und mich natürlich nicht allein mit den Lorbeeren schmücken, dich gefunden zu haben, denn das haben wir vor allem einem guten Zuspiel von der Gegenseite zu verdanken.“
 

„Gegenseite?,“ kam es verwirrt von Sam, der völlig erschlagen war von der treffsicheren Charakterbeschreibung Luzifers über ihn. Diese Wahrheit beschämte ihn. Nichts desto trotz wollte er jetzt die ganze Wahrheit erfahren. Vielleicht halfen ihm weitere Informationen wieder aus der Sache raus zu kommen.

„Es hat sich herausgestellt, dass einige meiner Geschwister im Himmel auch nicht sonderlich angetan sind von euch Menschen und was sie Gottes Schöpfung angetan haben. Sie wollen die Apokalypse und dann von neu Anfangen.“

„Und du hast sie in dem Glauben gelassen, wenn sie dir helfen, sie einen Neuanfang bekommen,“ schlussfolgerte Sam.

„Genau, nur, dass ich nicht Gedenke Menschen für einen Neuanfang über zu lassen.“

„Natürlich nicht,“ murmelte der Winchester. Laut fügte er dann hinzu:

„Du hast sie also ausgenutzt.“

„Ja und sie waren wirklich sehr hilfreich. Weißt du, Engel haben im Gegensatz zu Dämonen die Gabe menschliche Auren zu lesen und den Charakter zu erkennen, auch bei winzig kleinen, neugeborenen Babys. Und so haben wir mit himmlischer Unterstützung dich gefunden. Du bist einfach ideal geeignet meine Hülle zu sein. Als du sechs Monate alt warst, hat einer meiner treusten Dämonen sich in dein Kinderzimmer geschlichen und dir von seinem Blut etwas in den Mund tropfen lassen. Nur einige Tropfen haben gereicht, um dich als meine Hülle zu Brandmarken. Dann hat er noch schnell Mami aus dem Weg geräumt und dein Schicksal war besiegelt.“

„Du mieses Schwein! Du hast meine Mutter auf dem Gewissen,“ schrie Sams innere Stimme wutentbrannt, als ihm die Schwere von Luzifers Worten bewusst wurde.

„Hey, hey, hey! Ich hatte den Auftrag dazu nicht gegeben. Da ist Azazel selbst drauf gekommen und dein Daddy hat ihn ja letztendlich zur Strecke gebracht. Marys Tod war nur schmückendes Beiwerk. Es hat einiges vereinfacht für unsere Sache, aber im Grunde war es mir scheiß egal was aus ihr wird.“

„Ich werde einen Weg finden dich zu töten und wenn es das letzte ist was ich tue!,“ schwor Sam dem Teufel.

„Wenn ich in deiner Situation wäre, würde ich das Maul nicht so weit aufreißen. Sonst könnte das dazu führen, dass ich mir deinen Dean und deine Tochter als erstes vorknöpfe.“

„Ich schwöre, wenn du ihnen auch nur ein Haar krümmst, dann…“

„Dann was? Was willst du tun? Ich habe hier das Kommando. Du kannst nicht mal einen fahren lassen ohne, dass ich es will.“ Schmerzlich wurde sich Sam der Wahrheit Luzifers Worte bewusst. Er versuchte gegen ihn anzukämpfen, aber schaffte es einfach nicht. ER grinste. Der Winchester wurde nach und nach demotiviert. Bald würde er aufgeben und ER hatte gewonnen.

„Also, schön den Rand halten. Je mehr du mich nervst, desto wahrscheinlicher ist es, dass ich deinem Liebhaber jeden Knochen einzeln breche, die Haut abziehe und mir eine Lampe daraus bastle.“

„Das machst du doch sowieso,“ kam es trotzig von Sam.

„Sterben wird er, da hast du Recht, aber wenn du dich mir fügst, mach ich es kurz und schmerzlos für die, die dir am Herzen liegen. Ich bin ja kein sadistisches Monster.“ Ehe Sam darauf reagieren konnte, klopfte es an der Tür.

„Komm her,“ rief Luzifer. Lilith trat auf den Balkon.

„Sie sind alle da,“ sagte sie kryptisch zu ihrem Herren.

„Sehr gut. Warte auf mich. Ich komme gleich.“ Sie nickte und ging zurück in die Suite.

„Jetzt kann es los gehen, Sammy. Weil du dich freundlicherweise als meine Hülle zur Verfügung gestellt hast, dachte ich wir fangen beim Auslöschen der Menschheit mit einigen Exemplaren an, die es vielleicht sogar in deinen Augen verdient haben zu sterben.“ Mit diesen Worten ging nun auch ER zurück ins Zimmer.

Engels Flügel

Dean konnte es nicht fassen. Zu sagen, er wäre angepisst wäre die Untertreibung des Jahrtausends. Er war rasend vor Wut. Da sagte dieser verpeilte Engel ihm im neutralen Ton, dass ein Dämon seinem Bruder Blut in den Mund getropft und Mary getötet hatte, alles im Wissen der Engel und das verdammte Geflügel hatte damals nicht einen Finger gerührt, um das zu verhindern. Seine Mutter hatte immer gesagt, die Engel würden über ihn wachen. Seine Mom hatte an Engel geglaubt. Ein kaltes Lachen entkam Dean. Da stellte sich heraus, dass es Engel gab und dann waren die kein Deut besser als verschissene Dämonen. In Deans Kopf kreiste nur eine Frage und diese stellte er Castiel auch sofort.

„Wie konntet ihr das zulassen?“

„Wir hatten nicht den Auftrag es zu verhindern.“

„Ihr hattet nicht den Auftrag…?,“ schrie Dean. Bobby fasste ihn an der Schulter.

„Lass ihn erklären…vielleicht…“

„Vielleicht was? Denkst du dass, wenn er es näher erklärt, es dann einen Sinn ergibt?,“ fuhr er nun den väterlichen Freund an.

„Hey, beruhige dich. Wir haben gebeten, dass er uns alles erklärt, dann müssen wir ihn auch ausreden lassen.“ Dean atmete schwer. Beide Hände waren zu Fäusten geballt.

„Was war denn dann bitte eure Aufgabe?,“ fragte er nun noch immer aufgebracht den Engel.

„Wir sind eigentlich nur Beobachter, waren es zumindest für die letzten paar tausend Jahre. Natürlich haben sich hier und da ein paar Engel eingemischt, aber dabei ging es um nichts Weltbewegendes. Aber alles was dich und Sam betrifft hatte schon immer höchste Priorität. Es war seit langem vorherbestimmt, was aus euch werden würde, was euer Schicksal ist. Die Dämonen wollten Luzifer aus dem Exil in der Hölle wieder auf die Erde holen. Sam sollte Luzifers Hülle werden. Zacharias hat alles in die Wege geleitet, damit die Dämonen ihr Ziel erreichten.“

„Warum sollte er das wollen?,“ fragte Bobby.

„Er wollte die Apokalypse. Eine Reinigung der Erde von allen Menschen, die sich gegenüber Gott versündigt haben, um danach ein friedliches Paradies für die übrig gebliebenen Menschen zu schaffen. In Folge dessen sollte Luzifer endgültig von der Erde getilgt werden, auf das die Menschen nie wieder der Sünde verfallen würden.“

„Wofür brauchten sie Sam?,“ da sein Junge momentan nicht rational denken konnte, blieb es bei Bobby Fragen zu stellen.

„Luzifer kann nur in einer menschlichen Hülle auf der Erde wandeln.“

„Warum Sam?,“ kam es knurrend von Dean.

„Ich weiß es nicht. Die Dämonen haben ihn ausgesucht. Wir Engel haben nur dafür gesorgt, dass alles nach Plan verlief.“

„Wie passte das Sterben meiner Mutter in diesen Plan, häh?“

„Es war nicht vorgesehen, dass sie stirbt. Sie war, wie nennt ihr Menschen es noch gleich, ach ja, ein Kollateralschaden. Ihr Tod hat den Plan nicht zum Negativen beeinflusst, daher griffen wir nicht ein,“ sagte Castiel ruhig.
 

Seine Mutter war Kollateralschaden und Sam’s Leben verpfuscht, weil er für die Engel Mittel zum Zweck war? Hatte der Engel eben genau das ausdrücken wollen mit seiner langatmigen Erklärung? Das letzte bisschen Selbstbeherrschung verlierend ging Dean auf Castiel los. Er packte den überraschten Engel am Kragen und stieß ihn gegen die Zimmer Wand, so dass das pothässliche Bild, dass dort hing, zu Boden ging und das Glas des Rahmens ins etliche Scherben zerbrach. Es war wie ein Sinnbild für Dean, zerfiel doch gerade alles was er sich aufgebaut hatte ebenfalls. Der Winchester verpasste dem Engel einen Kinnhaken, der ihm jedoch wesentlich mehr Schaden zufügte als Castiel. Dessen Kopf war lediglich zur Seite gedreht, während Dean sich die schmerzende Hand rieb. Waren Engel aus Stahl oder was?

„Wie könnt ihr euch so in das Leben von Menschen einmischen und es dann noch Schicksal nennen?,“ wollte er wissen und sah den Engel mit schmerzverzerrtem Gesicht an.

„Es war unsere Aufgabe,“ sagte Castiel. Nach allem was mit Anna passiert war stellte er sich jedoch insgeheim mittlerweile dieselbe Frage. Dean konnte nur mit dem Kopf schütteln, doch Bobby fing an zu verstehen. Engel waren Soldaten des Himmels und wie Soldaten hinterfragten sie anscheinend ihr Anweisungen nicht. Ändern konnte man nun nichts mehr, daher beschloss er dem Engel andere, gezielte Fragen zu stellen. Bevor er das jedoch tun konnte, platzte Dean mit seiner eigenen Frage heraus.

„Wie haben sie Luzifer befreit?“

„Ich weiß es nicht. Das war nie mein Zuständigkeitsbereich. Nur Zacharias engste Vertraute kennen den genauen Plan.“

„Und wie ging das dann? Luzifer ist frei und zapp – geht er in Sam rein, marschiert aus dem Zimmer und damit ich ihn nicht suche hinterlässt dieser Zacharias diesen bescheuerten Brief?,“ hakte der Winchester nach.

„Nein, bei uns Engeln funktioniert das nicht so einfach wie bei Dämonen. Unsere Hüllen müssen uns erlauben, ihren Körper in Besitz zu nehmen. Sam muss ihn von sich aus und aus freiem Willen eingelassen haben,“ erklärte Cas.

„Nein, das kann nicht sein. Sam würde sich auf sowas nie einlassen. Luzifer ist doch sowas wie Vater der Dämonen, wenn ich das richtig verstanden habe. Er kann sicher auch wie seine Kinder in Menschen eindringen.“

„Er ist immer noch an die Regeln des Himmels gebunden. Es ist unmöglich, dass er eine Hülle ohne Einverständnis in Besitz genommen hat.“

„Was weißt du schon? Auf jede zweite Frage antwortest du mit „ich weiß es nicht“. Woher willst du dann auf einmal so genau wissen, was Luzifer kann oder nicht. Sam würde nie zu sowas einwilligen. Niemals.“ Deans Wut würde wohl so schnell nicht wieder verpuffen.

„Möglicherweise hat Luzifer ihn gezwungen,“ meinte Bobby.

„Nein, es muss eine freiwillige Einladung ausgesprochen werden.“

„Da muss es noch einen anderen Weg geben von dem du mal wieder nichts weißt,“ schrie Dean außer sich. Sam würde das einfach nicht tun. Niemals. Da war er sich ganz sicher.

„Er hat ihn sich gelassen. Ich habe es gespürt. Er hat aus freien Stücken gehandelt. Anders funktioniert es nicht. Auch bei Luzifer nicht. Das weiß ich genau.“
 

„Ein Dämon muss ihn entführt und zum „ja“ sagen gezwungen haben,“ kam es von Dean, der Castiels Worte außer Acht ließ.

„Was genau passiert ist, weiß ich nicht,“ sagte Cas.

„Es ist aber sicher nicht hier passiert,“ meinte Bobby. Dean hätte es sicher mitbekommen, wenn Luzifer neben ihm in Sam gefahren wäre.

„Ich sage doch, die Dämonen haben ihn…“

„Das glaube ich nicht, Dean. Das hättest du mitbekommen,“ sagte Bobby.

„Vielleicht ist ein Dämon in ihn eingedrungen und dann im Sam-Kostüm hier raus marschiert,“ wand der Winchester ein.

„Dann lass uns prüfen, ob hier irgendwo Schwefelspuren zu finden sind,“ schlug der Bärtige vor. Doch Castiel schüttelte mit dem Kopf.

„Was?,“ fuhr Dean ihn an.

„Ich kann in diesem Raum keinen Hinweis auf dämonische Aktivität finden. Draußen und in der Umgebung kann ich dämonische Energie überall spüren, aber nicht in diesem Raum.“

„Du hast ja noch gar nicht gesucht,“ keifte Dean.

„Doch habe ich.“

„Und wann bitte schön?“

„Eben gerade.“

„Du hast dich keinen Millimeter bewegt,“ sagte Bobby.

„Ich kann mich schneller bewegen, als das menschliche Augen erfassen kann. Hier ist kein Schwefel, aber ich stimme ihnen zu. Luzifer kann unmöglich hier in Sam gefahren sein. Das hätte Dean bemerkt. Er muss das Zimmer also bereits davor verlassen haben.“

„Er würde nie einfach so gehen,“ sagte Dean mit fester Überzeugung. Nach allem was sie durchgemacht hatten, was er Sam über sich preisgegeben hatte, würde der ihn sicher nicht alleine lassen, ohne ihm Bescheid zu sagen.

„Vielleicht wollte er nur Kaffee holen,“ meinte Bobby.

„Auch dann hätte er mindestens einen Zettel da gelassen.“ Sam wusste doch wie sehr er es hasste aufzuwachen und Sam nicht neben sich zu finden. Wenn sie in einem Haus mit mehreren Räumen waren, so wie bis vor kurzen bei Bobby oder in St. Paul oder Truro, war das natürlich was anderes, aber in so einer Situation, in einem Motel…nein, Sam hätte einen Zettel da gelassen.

„Vielleicht hat Zacharias den Zettel gegen seinen Brief ausgetauscht,“ mutmaßte Cas.

„So muss es gewesen sein und unterwegs ist er dann von Dämonen entführt worden,“ griff Dean den letzten Notnagel auf.

„Ich bezweifle, dass Dämonen ihn entführt haben. Alle dämonische Energie hat sich auf Luzifers Rückkehr konzentriert,“ sagte Cas.

„Aber du hast doch gesagt, sie wollten Sam als Luzifers Hülle, also ist es doch möglich, dass sie extra ein paar Dämonen dazu verpflichtet haben Sam zu holen,“ meinte Bobby, der auch nicht glauben wollte, dass Sam von sich aus gegangen war.
 

Castiel sah die beiden Männer eine Weile lang ohne ein Wort an. Er hatte diese seltsame Energie gespürt, die seit einiger Zeit um Sam herum zu spüren war, aber wie sollte er das den beiden erklären, wo er doch selbst nicht zu 100% wusste was da vor sich gegangen war? Das einzige was ihm in den Sinn kam waren ein paar Halbwahrheiten.

„Wer oder was auch immer Sam dazu gebracht hat, die Vorbereitungen dazu haben schon vor gestern Nacht angefangen.“

„Woher willst du das wissen? Und warum zum Teufel hast du es nicht verhindert?,“ fuhr Bobby den Engel an.

„Ich habe eine Veränderung in seiner Aura gespürt und eine Energie, die ich nicht einordnen konnte und das schon seit einigen Tagen.“

„Und dann offenbarst du dich uns erst jetzt, wo es schon zu spät ist?,“ kam es fassungslos vom Winchester.

„Wir Engel dürfen uns den Menschen eigentlich nicht zeigen,“ versuchte Cas zu erklären.

„Und dennoch hast du es getan, jetzt wo Sam schon in der Scheiße sitzt. Schlechtes Timing,“ sagte Bobby.

„Irgendwie haben es Luzifers Helfer geschafft Sam zum ja sagen zu überreden. Es tut mir leid, dass ich euch erst jetzt aufsuche, aber ich hatte meine Anweisungen und ich…“

„Scheiß auf deine Anweisungen und scheiß auf dich. Was weißt du schon? Wenn Sam irgendwie von Luzifers Helfern beeinflusst worden wäre, hätte er uns das sicher gesagt. Er würde nie einfach so gehen und sich erst recht nicht als Luzifers Hülle zur Verfügung stellen. Wer kann denn überhaupt sicherstellen, dass du mit denen nicht unter einer Decke steckst und uns nur ablenken sollst, damit wir Sam nicht finden,“ griff Dean den Engel verbal an.
 

Diesem riss so langsam der Geduldsfaden. Warum wollte Dean ihn nicht verstehen? Warum vertraute er ihm nicht? Es tat ihm leid, dass er so lange gezögert hatte sich einzumischen, aber er hatte Angst gegen die Regeln zu verstoßen. Und jetzt wo er es getan hatte, wurde es ihm nicht gedankt. Nein, er wurde angefeindet und angezweifelt. Das war zu viel für Cas. Er war sauer. Diesmal war er es, der Dean packte. Das Licht flackerte, eine Glühbirne explodierte. In diesem Licht wurden die schwarzen Schatten der Flügel des Engels sichtbar. Mit den blauen Augen seiner Hülle sah Cas den Winchester respekteinflößend an.

„Ich kann dich nicht zwingen mir zu vertrauen, aber lass dir eins gesagt sein. Ich will euch helfen. Ich bin auf eurer Seite. Ich würde mich niemals mit Dämonen abgegeben. Hörst du, niemals! Sam braucht Hilfe und ich bin vielleicht sogar deine einzige Chance die Seele deines Bruders zu retten. Nimm meine Hilfe an oder lass es, aber zweifle niemals wieder an meiner Integrität.“ Diese Ansprache hatte gesessen. Dean fühlte sich ein wenig an seinen Vater erinnert. Und der Tonfall, den Cas an den Tag gelegt hatte, hatte noch immer Einfluss auf den Winchester. Dean schluckte. Er spürte wie die Zweifel schwanden. Es ging um Sam und um diesen zu retten wäre er selbst einen Pakt mit dem Teufel eingegangen. Er begann zu glauben, dass Cas helfen wollte und es war ihm egal welche Hintergründe dessen Handeln hatte.
 

„Okay…okay…lass mich los!,“ verlangte Johns Sohn. Castiel tat was Dean wollte. Der Winchester ließ sich auf dem Bett neben Jenny nieder. Er hatte sich so in die Sache mit Sam rein gesteigert, dass er sein kleines Mädchen fast vergessen hatte. Dafür hätte er sich am liebsten in den Arsch getreten. Sie brauchte ihn doch! Er musste einen kühlen Kopf bewahren, wenn er die beiden Menschen retten wollte, die er mehr liebte als sein Leben. Er verdrängte den an ihm nagenden Gedanken, dass Sam vielleicht doch, beeinflusst von Dämonen oder Engeln oder wer weiß was, von sich aus gegangen war und widmete sich nun erst mal seiner Tochter. Sie fühlte sich heiß an, schwitzte und atmete schwer. Er bemerkte, dass der Stoff ihres Schlafanzuges fast schon zum zerreißen gespannt und zu kurz geworden war. Sie war in den letzten Minuten ungefähr so viel gewachsen wie in dem ganzen Monaten in denen sie nun bei ihnen war. Jenny wurde vor seinen Augen ihrer Kindheit und Jugend beraubt.

„Was hat der Kerl dir nur angetan,“ murmelte Dean. Er streichelte ihr zärtlich über die Wange und begann sie auszuziehen. Dabei bemerkte er, dass ihr die Windel ins Fleisch schnitt. Schnell eilte er, beobachtet von Bobby und Cas, ins Bad und holte zwei Waschlappen. Einen hatte er mit warmen Wasser und Seife getränkt, den anderen unter kaltes Wasser gehalten.

„Ich kümmer mich um dich, Kleines. Gleich geht es dir etwas besser,“ sagte Dean und entfernte die Windel. Mit dem warmen Lappen wischte er ihr den Po ab, mit dem kalten tupfte er ihr über die Stirn. Er hatte keine Kleidung für sie, aber so schnell wie sie wuchs würde er sie wahrscheinlich eh ihn ein paar Minuten wieder umziehen müssen. Daher zog er nur liebevoll die Decke über sie. Ihre hohe Temperatur machte ihm sorgen.

„Wir müssen was gegen ihr Fieber tun,“ sagte Dean.

„Kein Medikament wird dagegen helfen, aber sei unbesorgt. Ihr Körper wird das durchstehen. Schließlich hat sie eine Aufgabe zu erfüllen,“ sagte Cas.

„Ich werde nicht zulassen, dass du sie benutzt,“ schrie Dean überreizt.

„Ohne ihre Hilfe kann ich Sam nicht ausfindig machen,“ informierte Cas ihn im gewohnt neutralen Tonfall.

„Junge, er ist ihr Vater. Sie will ihn sicher auch finden,“ meinte Bobby.

„Ich müsste sie dafür nur berühren, wenn sie wieder zu sich gekommen ist. Es wird ihr nicht weh tun,“ versprach der Engel und wenn man ganz genau hinhörte lag sogar etwas warmherziges in seiner Stimme.

„O…okay,“ stimmte Dean zögerlich zu. Damit blendete er den Engel vorerst wieder aus und schenkte seiner Kleinen seine volle Aufmerksamkeit.
 

Bobby saß an Marcys Seite. Sie schien friedlich und fest zu schlafen. Er beobachtete Dean, wie er Jenny immer wieder mit dem kalten Lappen zu kühlen versuchte. Dean berührte sie dabei mit solch einer Zärtlichkeit wie sie sonst zuvor nur dem jungen Sam zu Teil geworden war. Castiel stand mit undeutbarer Miene zwischen den Betten. Bobby seufzte. Sie konnten nicht rückgängig machen, was Sam und Mary wiederfahren war und was gerade mit Jenny passierte, aber vielleicht konnten sie Sam aus der jetzigen Situation retten. Dazu brauchten sie so viel Input von dem Engel wie möglich. Castiel hatte gesagt, dass Zacharias Luzifer endgültig von der Erde tilgen wollte. Wenn sie heraus fanden wie er das anstellen wollte und welche Rolle Jenny dabei spielte, konnten sie ihn hoffentlich aufhalten. Daher fragte Bobby Castiel:

„Warum soll Jenny Luzifer töten? Kann Michael das nicht?“

„Nein. Michael kann ihn nicht töten. Er hätte nur die Macht ihn wieder in der Hölle einzusperren, aber Zacharias will Luzifers Tod.“

„Ist Zacharias ein höher gestellter Engel als Michael?“

„Nein, aber angeblich bekommt er seine Anweisungen von den Erzengeln und diese bekommen die Anweisungen von Gott.“

„Hast du Michael dieses Anweisung aussprechen hören?“

„Nein. Erzengel sprechen nicht zu niederen Engeln wie mir.“

„Also weißt du überhaupt nicht, ob es rechtens ist, was Zacharias da veranstaltet.“

„Ich nahm es einst als gegeben hin, aber…jetzt…denke ich, dass es falsch ist, was er vorhat.“ Bobby’s Jägergespür verriet ihm, dass hinter Castiels Aussage eine tiefere Geschichte steckte und hakte nach.

„Warum hast du deine Meinung geändert?“ Castiel seufzte und erzählte dann von Anna. Den Zweifeln. Das sie Zacharias nachspionieren wollte, um die Wahrheit heraus zu finden. Was sie ihm mit auf den Weg gegeben hatte und was mit ihr passiert war.

Jennys Geschichte

„Ich verstehe,“ sagte Bobby nachdem Castiel ihm alles über Anna und den Auftrag erzählt hatte. Er konnte das Handeln des Himmelboten jetzt nachvollziehen. Der Engel wusste nicht genau was Zacharias damit zu tun hatte, aber auf jeden Fall war er mit Schuld an Annas Fall und allein schon dafür wollte Castiel sich rächen. Außerdem kam Castiel Annas letztem Wunsch nach, indem er den Winchestern half.

Auch Dean hatte einen Großteil von Castiels Erzählungen mitbekommen. Es war schwer, aber dennoch schaffte er es das letzte Bisschen Mitgefühl, das er für andere in dem Moment noch übrig hatte, dem Engel gegenüber aufzubringen.

„Es tut mir leid, dass du deine Partnerin verloren hast. Glaub mir, ich weiß wie du dich fühlen musst…Moment, kannst du als Engel überhaupt etwas fühlen?“

„Eigentlich nicht, aber mit Anna…da habe ich gefühlt und es war manchmal überwältigend, leider im Guten wie auch im Schlechten,“ sagte Cas traurig und Dean konnte erstmals deutlich Emotionen aus der Stimme des Engels heraus hören.

„Ich weiß was du meinst,“ sagte Dean. Auch er hatte mit Sam zusammen Gefühle entwickelt, die er sich nie zuvor erlaubt hatte zu fühlen. Er hatte nicht einmal gedacht, dass es so eine intensive Liebe außerhalb von Film und Fernsehen überhaupt geben konnte. Aber er hatte auch die Schattenseiten kennen gelernt. Der Gedanke an Sams Vorwurf, er hätte mit einer Tussi auf dem Klo rumgemacht, schmerzte noch immer, genauso wie die Eifersucht, die ihn gepackt hatte als Sam sich in Trurro anfangs so gut mit Augustas Enkel verstanden hatte. Dean war sich sicher, dass es jedes Gefühl, dass es auf der Welt gab, er in Bezug auf Sam schon einmal gespürt hatte. Mit Ausnahme von Hass. Er könnte Sam niemals hassen. Insgesamt hatte der Engel ziemlich viel mit ihm gemeinsam, fand Dean. Auch er hatte lange Zeit Johns Befehle und Handlungen nie hinterfragt. In Sams Gegenwart waren ihm dann aber nach und nach Zweifel gekommen und schließlich erfolgte der Bruch, weil John etwas Unmögliches von ihm verlangt hatte, die Trennung von Sam. Zusätzlich hatte John auch noch sein Vertrauen missbraucht, als er in der Sache mit dem Colt mal wieder eigenmächtig vorgegangen war. Der Engel hatte gerade eben quasi die Himmelsversion des Winchester-Alltags beschrieben und auch er hatte aus ähnlichen Gründen rebelliert. Beide hatten sie das, vom Standpunkt anderer aus betrachtet, wohl etwas zu spät getan, auch wenn es bei Castiel schwerwiegender Konsequenzen hatte. Dean sah zu Bobby hinüber, doch dieser war bereits einen Schritt weiter mit seinen Überlegungen.

„Castiel, gerade weil du weißt wie Dean sich ohne Sam fühlt, solltest du uns so gut es geht helfen,“ meinte Bobby.

„Aber das mache ich doch,“ entgegnete der Engel.

„Ja, aber du könntest vielleicht versuchen dich so auszudrücken, dass wir verstehen können was passiert ist. Nicht mehr in Rätseln sprechen, verstehst du?,“ sagte der bärtige Jäger.

„Ich werde es versuchen so gut ich kann,“ versprach der Engel. Wenn es um Anna ginge und Dean würde nur seine Metaphern benutzen, um Castiel zu erklären wie er ihr helfen kann, würde der Engel schließlich auch wollen, dass Dean, wie hatte er es noch gleich genannt, Klartext redete. Er musste sein Engels-Hirn noch etwas zurück schrauben, denn anscheinend dachte er immer noch zu schnell, als dass die beiden Männer ihm folgen konnten. Er musste sich daran erinnern wie Anna ihm das Wesen und die Sprache der Menschen näher gebracht hatte, dann würden Dean und Bobby ihn hoffentlich verstehen. Es gab noch so vieles, was er ihnen sagen musste und es blieb ihnen nicht mehr allzu viel Zeit. Sobald Jenny alt genug geworden war, mussten sie aufbrechen, um Sam zu suchen und dann mussten Bobby und Dean alles Nötige wissen.
 

Der Winchester tupfte Jenny erneut den Schweiß ab. Die Kleine schien schon wieder etwas gewachsen zu sein.

„Wie alt wird sie sein, wenn sie wieder aufwacht?,“ wollte Dean wissen.

„Naja, sie wird die Entwicklung eines Menschenkindes bis zum erwachsenen Alter durchmachen. Sie wird dann ungefähr 18 sein, würde ich sagen.“

„Und wie schnell wird sie altern?,“ fragte Bobby.

„Ihr Wachstum wird sich einer exponentiellen Kurve anpassen,“ sagte Cas. Dean sah ihn an als wolle er ihm gleich wieder an die Gurgel gehen. Herr Gott, warum musste er Fachbegriffe benutzen? Dean hatte doch nicht sämtliche mathematischen Definitionen auf Anhieb griffbereit. Er hatte in der Schule schon mal davon gehört, aber er hatte dem Unterricht in den höheren Klassen nicht mehr wirklich viel Beachtung geschenkt. Er konnte ein EMF Gerät aus einem Walkman bauen, dafür brauchte er nicht wissen wie das Funktionsprinzip in Formeln und Fachbegriffen zu beschreiben ist.

„Also ungefähr so wie bei diesem Schachbrett und den Reiskörnern. 1. Feld ein Reiskorn, 2. Feld 2 Reiskörner, 3. Feld 4 Reiskörner, 4. Feld 8 Reiskörner und so weiter,“ versuchte Bobby es Dean gegenüber zu vereinfachen. Damit bewahrte er den Winchester vor einem Tobsuchtsanfall.

„Okay und von welchen Zeiteinheiten reden wir hier? 1 Stunde ein Jahr, 2 Stunden zwei weitere Jahre etc.?,“ fragte Dean.

„Ja, das könnte hinkommen,“ entgegnete der Engel.

„Das heißt, sie wird noch etwa 4 Stunden bewusstlos sein?,“ hakte der Winchester nach.

„Leider ja, aber glaub mir, dass ist besser so. Wenn sie wach wäre, würde das Ganze traumatisch für sie sein,“ sagte Cas. Dean lachte zynisch.

„Und jetzt so wie es ist, ist ja alles Friede, Freude, Eierkuchen für sie oder was?“ Der Engel sah Dean verwirrt an. Was hatte denn jetzt ein Eierkuchen mit Jennys Situation zu tun. Bobby fuhr sich frustriert über das Gesicht. Er würde wohl noch die nächsten Stunden Dolmetscher für die beiden anderen machen müssen.
 

„Was Dean meint ist, dass es auch so schon traumatisch für Jenny sein wird. Eben war sie noch ein Kleinkind und gegen Mittag ist sie eine junge Frau. Es gibt einen Grund warum Menschen nicht so schnell altern, verstehst du Castiel?“

„Oh…ihr braucht euch keine Sorgen machen. Ihre Psyche wird sich dem Alter anpassen. Sie hat alle Anlagen in sich, um ihr Schicksal erfüllen zu können.“

„Jetzt erzählst du schon wieder was von Schicksal. Ihr habt das so vorgesehen und von langer Hand geplant, das kann man nicht Schicksal nennen,“ murrte der Winchester.

„Aber Schicksal ist doch ein anderes Wort für Vorherbestimmt oder nicht?“ Der Engel sah die beiden Männer irritiert an.

„Ja schon…aber…“ Dean hatte nie so wirklich an Schicksal geglaubt, wenn dann müsste es von einer höheren Macht gesteuert werden, an die er auch nicht glaubte. Er konnte ja nicht wissen, dass diese höhere Macht aus bösartigem Geflügel bestand.

„Ach…lass mich einfach in Ruhe damit. Sag mir lieber, wieso du Jenny brauchst, um Sam zu finden. Kannst du das nicht allein mit deinem Engel-Mojo?“

„Dadurch, dass er Luzifer in sich trägt, ist seine Seele abgeschirmt. Engel können ihn nicht aufspüren. Aber Jenny kann es. Allein durch ihre Verbindung zu Sam können wir ihn finden.“

„Verstehe, weil sie Vater und Tochter sind,“ sagte Bobby.

„Oh…zum Teil. Es würde aber auch funktionieren, wenn Dean verschwunden wäre. Er hat eine ähnliche Bindung zu ihr.“

„Ja sicher. Ich hab sie lieb, wie mein eigenes Kind,“ sagte Dean.

„Es ist viel mehr als das. Die Verbindung, die du zu ihr fühlst, geht nicht nur auf Liebe zurück sondern auch auf Blut.“

„Sam und ich sind keine Brüder, also sind Jenny und ich nicht blutsverwandt.“ Er betrachtete das kleine Mädchen, das längst nicht mehr so klein war wie vor einer Stunde. Wie Castiel voraus gesagt hatte, war sie nun inzwischen ein Jahr älter geworden.

„Doch, du bist blutsverwandt mit ihr.“

„Das kann nicht sein.“

„Doch. Im weitesten Sinne schon. Ihr teilt das Blut des gleichen Engels.“

„Was?“ Er sah den Engel geschockt und verwirrt an.

„Du und Jenny, ihr beide habt Blut von Barachiel, dem Obersten der Schutzengel, in euch. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, macht alles einen Sinn…du und Jenny…ihr seid da, um Sam zu beschützen. Aber natürlich…nicht um Luzifer zu töten…sondern um Sam zu retten. Das war der Plan. Nur deshalb hat Barachiel eingegriffen.“ In Castiels Kopf setzen sich alle Puzzleteile zusammen.

„Oh Gott, ich glaub mein Kopf platzt gleich. Heißt das ich bin auch ein Engel?,“ sagte Dean völlig baff. Aber andererseits wusste er nun wenigstens was die Daywalker Vampirin gemeint hatte, als sie sagte, er hätte Blut von etwas Übernatürlichem in sich.

„Nein, du bist kein Engel.“

„Aber wie…“

„Dean, entweder du lässt mich ausreden oder ich erzähl dir gar nichts mehr.“ Er hatte all seine Engelautorität in diesen Satz gelegt, was ziemlich beängstigend war.

„Okay, ich halt meinen Mund.“

„Gut, denn ich fange auch gerade erst an die ganzen Zusammenhänge zu verstehen. Es ist also nur von Vorteil, wenn du meine Konzentration nicht unterbrechen würdest.“

„Ist ja gut. Red einfach weiter,“ forderte Bobby Cas auf. Das musste jetzt endlich alles raus, auch wenn er nicht wusste was er von dem Ganzen halten sollte. Dean und Engelsblut, Sam und Dämonenblut, Jenny mit beidem. Aber eigentlich spielte das keine Rolle. Es ändert nichts an den Menschen die sie waren und auch nichts an seinen Gefühlen für die drei.
 

„Also meine Vorgesetzten wussten, was der Dämon, der Mary getötet hat mit Sam vorhatte. Lange bevor Sam geboren wurde. Dies war der Grund warum wir dich überhaupt in seine Familie geschleust haben. Um dem Dämonenblut, dass der Dämon deinem Bruder eingeflösst hat entgegen zu wirken, hat dir Barachiel…nun ja, wie soll ich es dir sagen ohne, dass du durchdrehst…er hat dir Engelsblut gegeben, auf gleichem Wege wie der Dämon Sam das Dämonenblut. Es war nötig, um zu gewährleisten, dass Jenny all die Eigenschaften bekommt, die sie braucht, um die Anforderungen zu erfüllen.“

Dean hatte dem Ganzen zugehört und musste sich echt zusammen reißen, um dem Engel nicht an die Gurgel zu gehen, aber das würde wohl eh nichts bringen, denn wie es schien, war er in der Engelshierarchie nur ein kleines Licht und wie hieß es doch so schön: NOLI NECARE NUNTIUM – Töte nicht den Überbringer. Nichts destotrotz konnte er sein Temperament nicht mehr wirklich im Zaum halten.

„Die Anforderungen? Jenny ist doch kein Produkt,“ schrie Dean. Sein Puls raste vor Zorn.

„Für dich ist sie das nicht, aber für meine Vorgesetzten schon. Sie haben alles daran gesetzt, dass sie gezeugt wurde,“ ließ Cas eine weitere Bombe platzen.
 

„Jenny’s Mum…willst du behaupten, dass das Ganze kein Zufall war? Ich meine, dass sie und Sam…“ Deans sah ihn fragend an.

„Sagen wir es mal so. Es war nicht geplant, dass gerade Elisabeth die Mutter werden sollte, aber Jenny sollte geboren werden. Sie ist kein zufälliges Resultat eines One-Night-Stands, wie ihr Menschen es nennt.“ Ein bisschen über Sexualität hatte Anna ihm bei gebracht.

„Was meinst du?,“ wollte Bobby wissen, auch wenn er so eine Ahnung hatte.

„Naja, meine Vorgesetzen waren schon einige Zeit auf der Suche nach einer Frau, die Sams Samen empfangen und sein Kind austragen sollte und dann fanden sie Elisabeth. Sie war sehr gläubig und es hat sie glücklich gemacht, dass sie dem Himmel von Nutzen sein konnte.“

„Und wieso das? Ich verstehe den Zusammenhang nicht,“ sagte Dean.

„Denk doch mal nach Dean, überrascht es dich nicht, dass dein Bruder, der sich deines Wissen in der Regel nur in festen Beziehungen sexuell entfaltet, auf einmal einen One-Night-Stand mit einer Frau hat, die er gerade mal ein paar Stunden kennt?“

„Ja schon, aber…“

„Dean, ein Engel ist sie gefahren und hat sie gesteuert. Der Engel, genauer gesagt Barachiel hat Sam bewusst umgarnt. Sie war auf ihn angesetzt. “

„Ihr habt das arme Mädchen sexuell missbraucht!“ Und meinen Sammy noch dazu, fügte er in Gedanken hinzu. Dean wurde übel. Was für ein geflügelter Abschaum.

„Oh…ich glaube ihre Körper sind auf ihre Kosten gekommen,“ sagte der Engel und Dean glaubte einen Anflug von Röte auf Castiels Wangen zu erkennen. Es konnte aber auch nur an der Lichteinstrahlung liegen.

„Das macht es auch nicht besser.“
 

„Also haben du und deine geflügelten Freunde Kuppler gespielt,“ verpackte Bobby das Thema etwas freundlicher.

„Ja und wie sich heraus stellte, hat es auch auf Anhieb funktioniert. Alle Spielsteine wurden so platziert, dass die zwei sich in einer schicksalsreichen Nacht begegneten und dieses kleine Mädchen gezeugt haben.“

„Jetzt hat er schon wieder was von Schicksal gefaselt,“ brummte Dean. Bobby ignorierte ihn. Sie mussten das Gespräch jetzt zu Ende führen. Also fragte er:

„Okay, aber warum ist er nicht mit Elisabeth zusammen gekommen?“

„Das war nie der Plan gewesen. Sie sollten kein Paar werden, nur das Kind zeugen, von daher haben wir ein paar Weichen verstellt und sie zurück in den Schoß ihrer Familie geführt, wo es für sie und dieses wertvolle Kind am sichersten war. Es war für uns dort wesentlich einfacher, ein Auge auf sie zu haben und zu kontrollieren, dass die Schwangerschaft gut verläuft und Elisabeth lange genug durchhält.“

„Was soll das schon wieder heißen? Warum sollte sie die Schwangerschaft nicht durchhalten?“ Was für ein abgefucktes Spiel trieben die Engel hier eigentlich?
 

„Nun ja, Jenny ist kein normales Kind,“ sagte Cas.

„Ganz offensichtlich, aber was macht sie so besonders? Was habt ihr ihr angetan?,“ knurrte Dean gereizt.

„Wir haben ihr gar nichts angetan.“ Jetzt war Dean fuchsteufelswild. Er tigerte hin und her.

„Du wirst mir jetzt auf der Stelle sagen, was Sache ist.“ Er war noch lauter geworden und die mittlerweile dreijährige Jenny regte sich leicht. Auch in ihrem komaartigen Zustand merkte sie scheinbar noch immer die Gefühle, der ihr nahestehenden Personen.

„Beruhige dich. Ich werde dir ja alles sagen.“

„Dann schieß los,“ sagte Dean.

„Ähm…ich habe keine Waffe.“ Warum musste dieser Mann ihn immer so irritieren?

„Ich dreh durch…Bobby…tu doch was…ich…“ Immer wieder schlossen und öffneten sich Deans Fäuste.

„Dean, setz dich. Lass ihn doch einfach erzählen. Anschreien kannst du ihn danach immer noch.“ An Cas gewand sagte er:

„Sprich weiter.“ Das tat Cas dann auch.
 

„Sie ist so besonders, weil sie sowohl menschliches Blut, dämonisches Blut und Engelsblut besitzt.“ Wenn Dean vorher schon sauer war, so war er jetzt auf 180.

„Was für eine kranke Scheiße ist das? Wie kommt sie an Dämonenblut?“

„Das hat sich in Sams Genetik fest gesetzt nachdem Azazel ihm als Baby Dämoneblut eingeflößt hat. Das Engelsblut kommt daher, dass in ihrer Mutter während der Schwangerschaft ein Engel inne wohnte und dennoch bekam sie von Sam auch noch menschliches Blut, weil er ja kein Dämon ist,“ erklärte Castiel ausführlich.

„So, lass mich das eben Klarstellen. Ihr habt in Jenny eine Art Super-Mutant erschaffen? Mein Kind ist ein verdammter Ninja-Turtle?,“ regte sich der Winchester erneut auf.

„Ich bin mir sicher, dass Jenny kein Reptil ist,“ sagte Cas. Dean wusste nicht, ob er wegen dieser Antwort lachen oder weinen sollte. Nein, eigentlich wollte er dem dämlichen Engel jede Feder einzeln raus reißen.
 

„Ich denke, dass du jetzt sicher einige Fragen haben wirst und wohl auch etwas Luft raus lassen musst,“ meinte Castiel, der Deans Gesichtsausdruck goldrichtig gelesen hatte.

„Oh ja, das kannst du laut sagen. Warum habt ihr nun genau die Schwangerschaft überwacht?“

„Weil wir uns nicht sicher waren, ob ihr Körper stark genug sein würde ein Baby mit einer derartigen Kraft auszutragen und wie sich rausstellte, war die Geburt einfach zu viel für sie. Sie starb kaum das Barachiel ihren Körper verlassen hatte.“

„Warum hat er sie sterben lassen?,“ schrie Den erneut. Er konnte das alles gar nicht glauben.

„Ich weiß es nicht. Niemand hat ihn seitdem gesehen oder von ihm gehört.“

„Ganz toll…wirklich toll.“ Da sein Junge sich jetzt mal wieder erst mal beruhigen musste fragte Bobby weiter.

„Wenn du von einer derartigen Kraft sprichst, was meinst du dann? Ich meine, bis auf ihre empathische Fähigkeit und das sie wohl Visionen kriegen kann, hat sie noch nicht sonderlich Kräfte entwickelt, die euch bei diesem Kampf weiterhelfen können.“ Er sah auf das nun mittlerweile etwa dreijährige Mädchen, das von Dean liebevoll gestreichelt wurde. Irgendwie schien sie ihn zu beruhigen.

„Oh, warte ab bis sie volljährig ist. Wenn das Ganze nicht künstlich beschleunigt werden würde, hätte sie automatisch jedes Jahr kontinuierlich weitere Kräfte hinzu bekommen. Sie wird auf Grund ihres gemischten Blutes immun gegen die Kräfte von Dämonen und Engeln sein, darum ist sie die ideale Waffe gegen Luzifer.“

„Sie ist keine Waffe, sie ist mein Baby, du herzloser Bastard,“ fuhr Dean den Engel an.

„Es tut mir leid,“ stammelte Castiel und man merkte ihm an, dass er es wirklich so meinte.
 

Kopfschüttelnd drehte sich Dean von ihm weg und kümmerte sich wieder um Jenny.

„Castiel, warum haben sich die Engel nicht um die Kleine gekümmert?,“ fragte Bobby.

„Nach Elisabeths Tod wussten wir nicht so Recht was wir mit Jenny machen sollten. Wir konnten sie ja nicht einfach vor den Augen ihrer Großmutter verschwinden lassen. Es gab große Diskussionen. Schon da zeigten sich Jennys Fähigkeiten bereits, denn sie war es, die Sam die Vision geschickt hat, die euch zu ihr geführt hat. Sie hat gespürt, dass sie bei ihrer Großmutter nicht sicher sein würde und hat quasi per Telepathie ihren Vater zur Hilfe gerufen. Sie ist unserer Entscheidung gewissermaßen zuvor gekommen. Von da an hat zunächst Anna über euch gewacht und später dann wir beide,“ schloss Cas den Kreis seiner Geschichte.

Dean rieb sich die Schläfen. Er wollte Fragen, warum Anna nicht eher eingeschritten ist, aber das würde genauso wenig fruchten wie vorhin als er Castiel diese Frage gestellt hatte.

„Was hast du?,“ fragte Bobby seinen Jungen.

„Kopfweh.“ Dean stand auf.

„Wo gehst du hin?“

„Ins Bad, irgendwo müssen da Aspirin sein. Nachdem was du mir da eben erzählt hast, hab ich die bitter nötig.“
 

„Okay, Cas, warum gibst du Dean nicht etwas Zeit das alles erst mal sacken zu lassen und wartest draußen?,“ schlug Bobby vor, gerade als Dean mit einem Glas Wasser und einer Tablette aus Sams Kulturbeutel wieder ins Zimmer kam. Gott, seine Hände hatten gezittert als er den Beutel öffnete. Es gehörte Sam. Er vermisste ihn und wenn sie nicht bald etwas unternahmen waren der Beutel und ein paar von Sams Klamotten alles, was ihm noch von seinem geliebten Sammy übrig blieb.

„Aber ich muss doch auf ihn auf passen,“ protestierte der Engel.

„Du hast hier doch alles gesichert, so dass du sicher auch von vor der Tür aus über ihn wachen kannst.“

„Okay,“ sagte der Engel und war verschwunden. Bobby schob den Vorhang am Fenster zur Seite und sah Castiel vor dem Zimmer stehen.

„Benutzen die eigentlich nie Türen?,“ murmelte der Bärtige und wand sich dann an Dean.

„Willst du darüber reden?,“ fragte er ihn, auch wenn er die Antwort darauf erahnen konnte.

„Sehe ich so aus? Verdammt Bobby, Sam, Jenny und ich…wir drei sind Freaks.“

„Egal was ihr seid oder was ihr tut, ihr seid immer noch meine Jungs. Wir sind wie eine Familie. Ich werde euch immer helfen wo ich nur kann. Wir bekommen Sam schon zurück. Ihr Winchesters seid wie Katzen. Ihr landet immer auf euren Pfoten.“ Dean sah seinen väterlichen Freund erleichtert und dankbar an.

„Danke, man!,“ nuschelte er. Bobby seufzte. Dass Dean so erleichtert klang, musste bedeuten, dass er mit Ablehnung gerechnet hatte. So ein dummer Junge.

„Ich lass Marcy kurz in deiner Obhut. Ich will mal sehen wo Rufus sich rum treibt. Für den Haufen Scheiße in den wir hier geraten sind brauchen wir jede Menge Schaufeln. Kommst du für einen Moment klar?“

„Ja, geh. Wir können wirklich jede Hilfe gebrauchen, die wir kriegen können.“

„Okay, ich bin gleich wieder da. Man, Engel. Rufus wird denken ich wäre nicht mehr ganz dicht. Das wird ein Spaß ihm das klar zu machen,“ sagte Bobby mit seinem typischen Galgenhumor und verließ dann das Zimmer.
 

„Wenn ich Engelsblut in mir habe, wo sind dann meine tollen Fähigkeiten?,“ fragte Dean in den Raum hinein, kaum dass Bobby weg war und er die Tablette runter gespült hatte.

„Oh, du hast Fähigkeiten, nur äußern sie sich auf eine völlig andere Weise als bei Sam,“ sagte eine fremde und gleichzeitig irgendwie bekannte Männerstimme. Dean zuckte zusammen und war geplättet, als er neben sich plötzlich Clint Eastwood stehen sah. Super, jetzt hatte er auch noch Halluzinationen von einem seiner Lieblingsschauspieler.

Die eiskalte Wahrheit

Bobby hatte den Engel informiert, dass er Rufus dazu holen wollte und sich dann auch gleich auf die Suche nach dessen Zimmer gemacht. Seine Jungs steckten wirklich ziemlich in der Patsche. Er musste an Marcy denken. Es war wahrscheinlich gut, dass der Engel sie in einen tiefen Schlaf versetzt hatte, aber was würde aus ihr, wenn sie endlich soweit waren gegen Luzifer und die Dämonen in den Kampf zu ziehen, um Sam zurück zu holen? Wer würde dann auf Marcy aufpassen? Wie sollte er sich auf Sam konzentrieren, wenn er nicht wusste, ob Marcy okay war? Wie musste Dean sich erst fühlen? Castiel hatte gesagt, Jenny wäre geboren worden, um Luzifer zu töten. Was, wenn es wirklich soweit kam? Wenn sie keinen anderen Weg fanden, um Luzifer zu stoppen und Sam zurück zu bekommen? Würde Dean zusehen können, wie sein kleines Mädchen ihren Vater tötete, den Mann, den er liebte? Wäre Jenny dazu in der Lage? Würde sie kalt und emotionslos sein, wenn sie wieder zu sich kam? Nur ein Werkzeug der Engel? Was wenn Jenny nicht stark genug war? Wenn Luzifer sie töten würde? Dean tat ihm so leid. Für seinen Jungen stand hier alles auf dem Spiel.

Francis Bacon hatte den Nagel auf den Kopf getroffen, als er sagte: Wer Weib und Kinder besitzt, hat dem Schicksal Geiseln gegeben. Nur, das Sam in diesem Fall natürlich keine Frau war, aber die gleiche Position inne hatte. Bobby würde in jedem Fall für Dean da sein. Aber würde er den Winchester in einem Verlustfall wirklich auffangen können? Unter der taffen Fassade lag bei Dean ein sehr sensibler Kern. Sein Junge war in keiner Weise ein Weichei, aber seine Seele war sehr verletzungsanfällig. Was hatte Dean nicht alles auf sich genommen. So viel Verantwortung und Schuld. Er nahm sich alles zu Herzen. Der Winchester war einfach auf eine bestimmte Art der gewissenhafteste und menschlichste Mann, den er kannte. Doch die Weise auf die er sein Leben lebte hatte Spuren hinterlassen. Johns Erziehung und dessen Rachfeldzug, die Vernachlässigung seiner Kinder und Sams Egoismus hatten die Komplexe des Winchesters geschürt. Mittlerweile trug wohl Deans Seele ebenso viele, wenn nicht sogar mehr Narben wie sein Körper. Sam oder Jenny oder gar beide zu verlieren, könnten dazu führen, dass Deans Seele vollkommen zerriss. Und so sehr Bobby seinen Jungen auch lieb hatte, er sah sich einfach nicht in der Lage, diesen Riss wieder zu heilen.

Er kannte einige Jäger, die jegliches bisschen Lebensfreude verloren hatten. Nur noch eine leere Hülle, ja eine Maschine auf der Jagd nach Rache waren. Er selbst wäre so geworden, wenn er nicht Rufus gehabt hätte und natürlich waren da auch noch zwei kleine Jungs gewesen, die eines Tages mit ihrem Vater vor seiner Tür gestanden hatten. John war auf dem besten Weg gewesen ebenfalls in dieses Loch zu stürzen, als Bobby ihn das erste Mal getroffen hatte. Doch irgendwie hatte der Bärtige es geschafft, Johns Fokus auf die guten Dinge in seinem Leben zu lenken. Auf Sam und Dean, seine Kinder, seine Zukunft. Leider ging dieser Fokus mit jedem Jahr in dem John den Dämon nicht finden konnte mehr und mehr wieder verloren. Bobby jedoch hielt an diesem Fokus fest und so hatten die beiden Brüder ihn irgendwie gerettet. Dadurch, dass er ihnen ab und zu das Leben erleichtern konnte, wurde die Last des Jochs aus Schmerz und Schuld wegen seiner Frau erträglicher. Aber wie würde es seinem Jungen ergehen? Dean hätte im schlimmsten Fall gar nichts mehr auf das er sich fokussieren könnte. Wie sollte Bobby ihm dann nur helfen? Das Einzige, was er tun konnte war, mit aller Kraft zu verhindern, dass der worts case eintrat. Ansonsten würde er nicht nur Sam und/oder sein Patenkind verlieren sondern auch Dean würde sterben, zumindest innerlich. Soweit durfte es nicht kommen.
 

Kaum war der ältere Jäger an ihm vorbei gegangen, spürte Castiel plötzlich die Präsenz eines anderen, ihm viel höher gestellten Engels. Aber er hatte den Raum doch gegen Zacharias abgesichert. Was war los? In Engelsschnelle war er im Motelzimmer. Dort erkannte er auch sofort, mit welchem Engel er es hier zu tun hatte. Ganz im Gegenteil zu Dean, der total verwirrt dreinblickte, seine Verwirrung aber durch ein raues:

„Was zum Kuckuck machen Sie hier oder besser gefragt, wer zum Geier sind Sie?“

Ehe der Mann, der aussah wie Clint Eastwood antworten konnte, übernahm Castiel das.

„Barachiel,“ sagte der andere Engel und klang beinahe ehrfürchtig.

„Castiel! Es tut so gut, dich zu sehen. Es ist so lange her,“ sagte Barachiel herzlich.

„Wo warst du? Kein Engel hat seit deinem letzten Einsatz auf der Erde was von dir gehört,“ sagte Castiel.

„Zacharias, er hat im Geheimen eine Revolte losgeschlagen. Er hat Engel, die zu Luzifer stehen, Engel, die die Menschen hassen und Engel, die finden, dass nach Gottes Verschwinden endlich wieder jemand die Führung übernimmt, statt abzuwarten, wie Michael es befohlen hat, gegen Michael, mich und einige andere Engel aufgehetzt. Er hat uns mit seinen Handlungen unterwandert und uns schließlich eingekerkert.“

„Wir haben nichts bemerkt…,“ sagte Cas sichtlich betroffen.

„Tja, wir auch nicht. Zacharias hat das alles perfekt geplant. Hat uns erzählt Uriel hätte für die Dämonen die perfekte Hülle für Luzifer gefunden und zugelassen, dass die Dämonen das Menschenkind mit ihrem Blut besudelt haben, dabei war er es selber. Clever gemacht, so hatte er seinen stärksten Konkurrenten in dem von ihm ausgerufenen Machtkampf aus dem Weg geräumt und konnte sich zeitgleich Uriels Anhänger einverleiben, weil sie sich nicht trauten etwas gegen ihn zu sagen, aus Angst sie würden wie Uriel bestraft werden.“

„Hallo! Das Menschenkind von dem eben die Rede war, ist mein Bruder und Partner und er braucht Hilfe, weil Sie sich von Ihrer Geflügelpatrouille haben verarschen lassen,“ machte sich Dean bemerkbar. Die beiden Engel hatten ja Nerven hier jetzt ihren internen Kleinkrieg breitzutreten.
 

„Oh, wie unhöflich von mir. Ich habe mich noch gar nicht richtig vorgestellt. Ich bin Barachiel, der Oberste der Schutzengel.“ Er streckte Dean seine Hand hin.

„Huh…“ Der Winchester war zunächst irritiert über diese so menschliche Geste, doch dann schüttelte er dem Engel die Hand.

„Das Wiedersehen mit Castiel hat mich abschweifen lassen. Aber ich bin sicher, dass dir die Informationen ebenfalls zu Gute kommen. Du musst nämlich wissen, dass nicht alle Engel Arschlöcher sind. Einige sind nach all den Jahren von Gottes Abwesenheit verbittert und deshalb vom Weg abgekommen, aber ansonsten sorgen wir uns um Vaters Krönung der Schöpfung, so wie es Gottes Wille ist. Das Problem ist nur, dass Vater nie damit gerechnet hätte, dass die Menschen einmal so zahlreich werden würden. Es gibt bald fast 7 Milliarden Menschen auf der Welt und im Gegenzug nur etwa 100.000 Engel.

Die Menschen erzählen sich die Legende, dass ihre Verwandten nach dem Tod als Engel über sie wachen. Wie an jeder Legende ist auch an dieser etwas dran. Fakt ist jedoch, dass nur Menschen mit einer vollkommen reinen Seele zu Engeln werden und glaube mir, solche Menschen sind sehr selten. Nicht mal Mutter Teresa konnte alle Kriterien erfüllen. Babys erfüllen natürlich das Kriterium. Nun könnte man meinen, dass wir ordentlich Zuwachs haben sollten bei der leider noch immer recht hohen Säuglingssterblichkeit, aber wir sind keine Monster. Wir geben den Seelen eine zweite Chance auf ein richtiges Leben bevor wir über sie richten und so kommt vielleicht pro Jahrhundert ein neuer Engel zu unseren Himmelscharen dazu.

Du musst uns also verzeihen, dass unsere Arbeit auf der Erde nicht mehr so auffällt. Wir sind unterbesetzt. Es ist uns nicht möglich, das Leben jedes einzelnen Menschen zu überwachen. Es ist schon schwer genug den entsprechenden Personen Ideen zukommen zu lassen, mit denen sie die Missstände auf Erden ein bisschen verbessern können. Wir sind keine Götter, keine Schöpfer. Wir können nicht mit dem Finger schnippen und plötzlich wird aus einer Missernte ein ertragreiches Weizenfeld. Wir können nur auf auf der Erde bereits vorhandene Mittel hinweisen, die helfen können, eine Missernte zu verhindern oder eine Krankheit zu heilen. Wir sind nebenbei erwähnt sehr stolz auf die Entdeckung des Penicillins und der Methode des Impfens. An der Heilung von Krebs und AIDS arbeiten wir noch. Wir haben zwar weitaus mehr Möglichkeiten als Menschen, aber auch wir Engel müssen erst einmal tüfteln, bis wir aus all den Stoffen, die es auf der Erde gibt, die wirksamen herausgefiltert haben. Was Kriege angeht, wir können sie gar nicht so schnell beenden, wie die Dämonen sie anfangen. Im Gegensatz zu uns Engeln wächst das Dämonenheer mit jeder verkommenen Seele, auch wenn es ein paar hundert Jahre dauert, bis sie zu Dämonen werden.“

„Oh…,“ kam es von Dean. Was Barachiel gesagt hatte machte Sinn. Er wäre nie auf die Idee gekommen die Situation aus diesem Blickwinkel zu betrachten. Konnte er denn wirklich glauben was der Engel sagte? Immerhin steckte er in einem Schauspieler, dessen Job es war Worte glaubhaft rüber zu bringen.
 

„Ich lüge nicht und um ehrlich zu sein, habe ich nicht viel schauspielerisches Talent. Ich war in ihm als er den ersten von diesen Affen Filmen gedreht hat. Man hat der Mann dafür miese Kritik bekommen.“

„Ich mochte die Filme,“ murmelte der Winchester. Er musste traurig lächeln, als er daran dachte wie Sam ihn immer damit aufgezogen hatte.

„Hm…deine Vorliebe für Clint Eastwood Filme muss wohl daher kommen, dass ich in seiner Hülle war, als ich dir mein Blut gegeben habe.“

„Wie bist du frei gekommen?,“ mischte sich nun Castiel wieder in die Unterhaltung ein. Er konnte dem ganzen Gerede über Filme nicht so recht folgen und wollte sich daher wieder auf das Wesentliche konzentrieren.

„Balthasar hat uns befreit. Annas Fall hat ihn stutzig gemacht. Wegen seines niederen Ranges konnte er unter Zacharias Radar agieren und er hat herausgefunden, dass Zacharias uns eingekerkert hat. Leider konnte er uns erst kürzlich befreien, jetzt wo alle Aufmerksamkeit auf Luzifer gerichtet ist. Balthasar und einige meiner Mitgefangenen suchen Zacharias bereits. Der Rest versucht im Himmel wieder die alte Ordnung durchzusetzen.“

„Tja, schlechtes Timing. Wir hätten eure Hilfe schon viel früher gebraucht,“ meinte Dean.

„Ich weiß und ich werde jetzt auch sofort sehen, was ich tun kann.“ Er trat an das Bett heran, auf dem Jenny lag.
 

„Kannst…kannst du ihr helfen?,“ wollte der Winchester wissen.

Barachiel ließ seine Hand über das reglose Kind wandern. Dann schüttelte er entschuldigend den Kopf.

„Wenn ich jetzt den laufenden Prozess unterbrechen und wieder rückgängig machen würde, könnte sie sterben aber zumindest bleibende Schäden davon tragen. Aber ich kann es rückgängig machen, wenn der Prozess abgeschlossen ist,“ erklärte der Engel. Das machte es Dean ein wenig leichter ums Herz. Zumindest Jenny konnte geholfen werden.

„Was ich aber tun kann, ist ihre Symptome zu lindern,“ bot Barachiel an.

„Du kannst es? Cas aber nicht?“

„Nur ein Zacharias übergeordneter Engel kann seinen Zaubern entgegen wirken.“

„Dann steh nicht rum und schwing große Reden! Tu es, hilf ihr!,“ verlangte Dean. Der Oberste der Schutzengel tippte dem Mädchen mit dem Finger auf die Stirn.

„Ihre Temperatur sollte in ein paar Minuten etwas gesunken sein.“

„Danke,“ sagte der Winchester und meinte es ehrlich. Er wusste nicht, ob es am Äußeren lag, oder daran, dass er ein paar Tropfen von dessen Blut in sich hatte, aber zu Barachiel hatte er sofort Vertrauen gefasst.

„Danke mir nicht. Es ist das mindeste was ich tun kann. Glaub mir, wenn Zacharias uns nicht von allem abgeschnitten hätte, hätten wir das alles nicht zugelassen. Ich schulde dir noch eine Geschichte, besser gesagt deine Geschichte.“

„Cas hat mir schon gesagt, dass ich dir meinen Freak-Status zu verdanken habe.“

„Freak? Nein, du bist kein Freak. Ich würde es eher so sehen, dass du ein Auserwählter bist.“

„Naja, auf die Ehre hätte ich, glaube ich, ganz gut verzichten können.“

„Sag das nicht. Wenn du alles weißt, wirst du froh sein, dass du mein Blut in dir hast.“

„Wir werden sehen,“ forderte Dean den Engel heraus.

„Wir müssen vor deiner Geburt anfangen. Wir wussten schon länger, dass die Dämonen vorhatten, Luzifer zu befreien und dass sie für ihn eine Hülle brauchen würden. Aber wir Engel haben den Vorteil, dass wir die Schicksalsgöttinnen auf unserer Seite haben.“

„Schicksalsgöttinnen? Sind die nicht griechisch oder römisch?,“ hakte Dean nach. „Überbleibsel von Vaters Fusion mit den Göttern der Antike,“ erklärte Castiel dem Winchester.

„Genau. Jedenfalls wussten wir durch sie, im Gegensatz zu den Dämonen, wann und wo die passende Person geboren werden würde und haben im Voraus Maßnahmen getroffen. Zu Sams direktem Schutz haben wir ihm einen…geeigneteren Bruder zukommen lassen. Wir brauchten jemanden, der den Willen und die Fähigkeiten hatte, um sich um Sam zu kümmern, ihn zu verteidigen. Denjenigen fanden wir in dir. “

„Warum gerade ich?,“ wollte der Winchester wissen.

„Ich kann jede Seele, also jeden Charakter schon im Mutterleib lesen. Du warst es, den ich gesucht habe. Dean, du bist anders als andere Menschen. Du vereinigst alle Eigenschaften in dir, die einen Soldaten ausmachen. Du bist mutig, tapfer, loyal, stark, sowohl körperlich als auch geistig, aufopferungsvoll und vor allem gehorsam. Mein Blut hat all diese Eigenschaften nur verstärkt. Dadurch wurdest du der perfekte Gefährte für Sam. Naja, mein Plan hat auch ein wenig von der Tatsache profitiert, dass die Cupidos, die Engel, die dafür sorgen, dass die Menschen, die zusammen gehören sich auch finden, euch beide für einander vorgesehen hatten und so also bereits eine gewisse Bindung zwischen euch bestand.“

„Und das ist alles? Der Junge mit dem ich vertauscht wurde, hätte das nicht gekonnt?“

„Es war nicht in ihm…er war eine schwache Persönlichkeit.“

„Verdammte Scheiße! Nachdem was Sam über die Leute herausgefunden hat, die ihn aufgezogen haben, habt ihr ihn in die Hölle geschickt,“ kam es aufgebracht von Dean. Er fühlte sich für das Schicksal des Jungen verantwortlich. Wenn er in der Familie geblieben wäre, hätte er sich nicht von seinem Vater verprügeln lassen und hätte auch nicht zugelassen, dass er seine Mutter schlug.
 

„Nein, das hättest du nicht. Willst du wissen wie deine Zukunft ausgesehen hätte, wenn du in der Familie geblieben wärst? Du hättest dich gewehrt. Natürlich hättest du in Kindertagen nicht wirklich was gegen den Mann ausrichten können. Später als du ein Teenager geworden wärst, hättest du dich gewehrt, doch das hätte den Mann nicht davon abgehalten es immer wieder zu tun. Auf der Highschool hättest du Sam getroffen. Ihr hättet euch verliebt. Dein Vater hätte das mitbekommen. Er hätte dich zur Rede gestellt. Hätte dich geschlagen, vor den Augen deiner Mutter, die sich aus Angst vor ihrem Mann immer auf seine Seite gestellt hätte.

Du hättest genug gehabt. Du hättest dich gewehrt, den letzten Ausweg genommen, das Küchenmesser. Du hättest ihn nicht getötet, aber fast. Dein Vater hätte die Unschuld vom Lande gespielt. Deine Mutter hätte gegen dich ausgesagt. Du hättest einen miesen Pflichtverteidiger gehabt und wärst für versuchten Totschlag 20 Jahre hinter Gitter gewandert. Derweil wäre Sams richtiger Bruder an einer Drogenüberdosis gestorben, weil er zu den coolen Kids gehören wollte, wäre er zum Mitläufer geworden, hätte jeden Scheiß mitgemacht, um gemocht zu werden. Gebrochen von dem Tod ihres ältesten Sohnes hätten sich die Winchesters nicht mehr um Sam gekümmert. Sam, der seit deiner Verhaftung alles dran gesetzt hätte, um dich raus zu holen, hätte beschlossen Jura zu studieren, in der Hoffnung; deinen Fall noch mal aufrollen zu können. Da seine Eltern ihm fremd geworden wären, zöge es ihn zum Studium an die Westküste. Dort hätte er einen Autounfall gehabt. Er hätte eine Blutspende gebraucht. Den Dämonen wäre es gelungen Blut hineinzuschleusen. Sam wäre auch nur ein Mensch gewesen, obwohl er dich geliebt hätte, wäre er einsam gewesen und mit Jessica zusammen gekommen.
 

Nach ihrem Tod, wäre niemand für ihn da gewesen. Er wäre leichte Beute für die Dämonen gewesen. Er wäre zu Luzifer geworden. Du hättest ihn nie wieder gesehen. Du wärst nach 15 Jahren entlassen worden. Gerade noch rechtzeitig, um den Weltuntergang zu verfolgen. Wie du siehst war Sams richtiger Bruder so oder so arm dran. Durch mein Eingreifen, konnte ich einen guten Mann retten. Ich habe mir das nicht ausgedacht. Es ist die eiskalte Wahrheit.“

Deans geheime Kraft

Dean musste schlucken. Wenn das stimmte, dann wäre Sams Bruder so oder so gestorben. Aber bei den Winchesters hätte er zumindest eine gute Kindheit gehabt. Er wäre Sam jedoch wohl kein besonders guter Bruder gewesen.

„Sie hätten sich nie wirklich nahe gestanden,“ bestätigte Barachiel seinen Verdacht. Verdammt, der Kerl konnte Gedanken lesen. Sein eigenes Schicksal ~ Gott, jetzt benutzte er das Wort schon selber ~, erschreckte Dean. Er hätte Sammy erst auf der Highschool kennen gelernt, aber nie eine Zukunft mit ihm gehabt. Er wäre im Knast versauert und Sam? Er hätte nie jemanden gehabt, der ihn beschützte. Nicht für Sam da sein zu können, war das Schlimmste an diesem parallel Universum-Leben, dass der Engel ihm ausgemalt hatte.

„Dean, du hast bis jetzt nicht an Schicksal oder eine höhere Macht geglaubt, aber was bitte gibt dir das Recht, dir selbst eine so hohe Bedeutung zuzugestehen, dass du ja geradezu alles Schlimme, was Leuten, die dir begegnen passiert, auf dich zurück führst? Es ist nicht deine Schuld, dass Sams leiblicher Bruder gestorben ist. Es ist auch nicht deine Schuld, dass du nicht alle Menschen die von Monstern angegriffen werden retten kannst. Das liegt nicht in deiner Hand. Auch nicht, dass Sam jetzt von Luzifer gesteuert wird.“

„Soll mich das jetzt trösten?“

„Nein, das ist etwas, was dir selbst klar werden muss. Aber in Anbetracht des Lebens, das ich dir eben skizziert habe, ist dein jetziges Leben um einiges erfüllter und bedeutsamer. Du konntest so vielen Menschen helfen und wirst vielleicht noch viele weitere retten können. Du hast eine Familie. Du bist ein guter Mann und ich bereue in keiner Sekunde, dass ich damals Ende Januar 1979 in dieses Krankenhaus in Lawrence gegangen bin, die Sprenkleranlage manipuliert und dir mein Blut eingeflößt habe. Was ich bedaure ist, dass ich Zacharias nicht auf die Schliche gekommen bin und ich den Tod deiner Mutter nicht verhindern konnte. Ich dachte, ich hätte alles richtig gemacht…“

„Hat ja ganz toll geklappt,“ sagte Dean zynisch.

„Es tut mir so leid, was deiner Familie passiert ist. Schon damals hat Zacharias uns unterwandert. Wir hatten deine Familie seit Sams Geburt unter Schutz gestellt, aber Zacharias hat die Befehle ohne unser Wissen geändert, so dass es zu Marys Tod und Sams Vergiftung mit Dämonenblut kam.“

„Das hat man davon, wenn man einen Mittelsmann einsetzt,“ meinte Dean. Toll, seine Familie wurde in den Abgrund gerissen, weil die Engels-C.I.A. den Maulwurf nicht gefunden hat. Da lief aber auch einfach alles gegen sie.
 

„Um auf meine Ausgangsfrage zurück zu kommen, ich habe Engelsblut in mir, aber wo sind meine Kräfte? Ich mein da muss doch noch was sein, als dass ich bloß ein guter Soldat bin oder was du auch sonst noch eben alles gesagt hast.“ Kam Dean wieder auf das eigentliche Thema zurück.

„Ich bin Barachiel. Chef der Schutzengel. Ich verfüge über besonders große, heilende Kräfte, nur übertroffen durch die der Erzengel, und eine Spur von diesen Kräften hast du durch mein Blut auch abbekommen.“ Dean lachte auf.

„Wenn ich davon was abbekommen habe, dann scheint es definitiv nicht zu funktionieren. Ich meine hast du dir schon mal meine ganzen Narben angesehen?“

„Ich verstehe was du meinst, aber du kannst dich nicht selber heilen. Dafür müsstest du ein vollwertiger Engel sein.“

„Also mein Dad und Sam sehen auch nicht besser aus.“

„Die Kraft äußert sich bei dir momentan noch nicht wirklich auf körperlicher Ebene. Wenn du davon gewusst und diese Fähigkeit hättest trainieren können, wäre sie heute viel ausgeprägter.“

„Ach ja? Und wie äußert sich diese ominöse Kraft dann?“

„Du machst Schmerzen durch deine Anwesenheit erträglich, jedenfalls bei den Menschen, die du liebst. Du tröstest und verströmst eine Atmosphäre, in der sich deine Liebsten wohl fühlen. Nenn es heilen durch Liebe, wenn du willst.“

„Ja klar. Sehe ich auch wie ein beschissenes Glücks-Bärchi?,“ fuhr Dean den Engel an.

„Was ist ein Glücks-Bärchi?,“ fragte Castiel mit ehrlicher Neugier. Dean rollte mit den Augen.

„Vergiss es einfach. Aber was Barachiel da erzählt hat ist doch Humbug.“

„Nein, es ist die Wahrheit, alle deine guten Eigenschaften wurden durch das Engelsblut in dir verstärkt und du trägst zudem noch Fähigkeiten in dir, die du bis jetzt noch nicht entdeckt hast und freisetzen konntest,“ sagte Barachiel.

„Blödsinn.“

„Ach ja? Und wie erklärst du dir, dass Sam Jenny manchmal minutenlang weinend auf dem Arm hat und sie aber meist sofort ruhig wird, wenn du sie hältst? Warum ließ Sam sich als Baby und auch später immer nur von dir trösten, seit Marys Tod? Wieso ging es Sam als er 13 war so viel besser als du bei ihm warst, als er Zahnschmerzen hatte und ihr meilenweit vom nächsten Zahnarzt entfernt ward? Warum fühlte Sam sich in deiner Nähe nicht so sehr von seiner Trauer über Jessicas Tod erdrückt, wie wenn er alleine war? Du hast gewissermaßen sogar John am Leben erhalten,“ brachte Cas ein.

„Das ist doch alles Zufall.“

„Ich nehme an, dass das dein menschliches Wesen ist, das das so sieht. Denn irgendwie hat das Engelsblut auch einige menschliche Untugenden in dir hervorgehoben,“ sagte Barachiel.

„Und was wäre das?,“ fragte Dean trotzig.

„Sturheit, Ungeduld, Unglaube und im weitesten Sinne auch Maßlosigkeit. Aber eigentlich ist das nicht wirklich schlimm, denn auf der anderen Seite, hat das Engelsblut auch viele Tugenden verstärkt.“

„Zum Beispiel?“

„Da wären die Eigenschaften, die ich in Bezug auf deine Engelskräfte bereits erwähnt habe, aber das aller wichtigste ist, dass du in der Lage bist, bedingungslos zu lieben und roll jetzt gefälligst nicht mit den Augen, das ist was Gutes.“

„Wenn du meinst.“ Er hatte Sam bedingungslos geliebt und er hatte ihn trotzdem nicht vor Luzifer schützen können und wer weiß, ob er Sam je wieder kriegen würde. Was sollte also so toll an bedingungsloser Liebe sein. Das einzige was Dean damit in Verbindung brachte war Schmerz und Leid.
 

„Du willst kein Freak sein, aber glaub mir, du bist trotz meines Blutes wohl einer der menschlichsten Menschen die ich kenne.“

„Als ob du so viele Menschen kennen würdest.“

„Oh, ich kenne genug.“ Dean seufzte. Das alles musste er erst mal sacken lassen. Nur wo sollte er die Zeit dafür hernehmen. Er war kein Experte, aber sicher würde ein Psychiater an seinem Fall sicher ein paar Jahre rumdoktorn müssen. Nicht das er vorhatte je zu einem Psycho-Heini zu gehen. Der Fall in der verlassenen Anstalt reichte für den Rest seines Lebens. Am liebsten würde er sich die letzten Stunden aus dem Gedächtnis streichen lassen. Es wäre so schön wenn das alles nie passiert wäre. Obwohl…vielleicht war das ja auch nur ein Traum. Er kniff sich in den Arm. Nein, er hatte kein Glück. Das hier war kein Traum. Nicht mal ein Alptraum. Sein Hirn quoll über an Informationen, von denen er manche noch nicht einmal glaubte. Er und heilende Kräfte, so ein Schwachsinn. Und noch immer stand eine Frage im Raum. Wider seufzte Dean.

„Okay, dass mit Sams Bewachung ist scheiße gelaufen, aber warum zum Teufel habt ihr respektive du, ein armes Mädchen missbraucht, um Sams Kind auszutragen? Nicht, dass ich sie wieder hergeben wollen würde, aber…die Frau ist gestorben.“

„Ich verstehe was du meinst. Ich konnte ihren Tod nicht verhindern. Ich dachte es ginge ihr gut, als ich ihren Körper verließ. Als ich in den Himmel zurück kehrte, wurden wir auch schon eingekerkert.“

„Tja und die anderen Engel hatten natürlich wieder falsche Anweisungen von Zacharias.“

„Scheint so,“ Barachiel sah Castiel an.

„Ich war damals noch nicht dafür eingeteilt. Ich weiß nicht was genau abgelaufen ist.“

„Aber du hast doch die ganze Zeit gesagt wir haben sie bewacht etc.,“ wand Dean ein.

„Mit wir, meinte ich uns Engel, was aber nicht immer mich beinhaltete,“ erklärte Cas.

„Und woher weißt du das dann alles?“

„Es wurde mir aus Berichten zugetragen, bevor ich meinen Dienst bei euch antrat.“

„Berichte? Du meinst sowas wie Akten?“ Dean stand kurz vor einem hysterischen Lachanfall. Jetzt kam auch noch Bürokratie ins Spiel. Er fragte sich langsam, ob der Himmel nicht in Wirklichkeit die Hölle war.

„Wenn es dir hilft, es dir so besser vorzustellen, dann ja. Der Übertragungsweg zwischen Engeln ist wesentlich komplexer,“ meinte Barachiel.

„Warum ward ihr so scharf drauf Sam ein Kind zeugen zu lassen. Ich meine gibt es wirklich keinen anderen Weg, um Luzifer zu töten?“

„Es blieb uns nichts anderes übrig. Nachdem wir nicht verhindern konnten, dass Sam Dämonenblut eingeflößt wurde, brauchten wir etwas, das wir dem Schlimmsten Fall entgegen setzen konnte, falls er eintreffen und Luzifer Sam besetzen würde. Michael meinte, er würde das schon hinkriegen. Er kann Luzifer wieder in der Hölle einsperren, aber dabei würde Sam mit ihm dort landen. Das wollte ich nicht. Sam kann nichts dafür, dass wir unseren Job nicht gemacht haben. Michael meinte zwar, wir sollten das große Ganze nicht aus den Augen lassen und dabei zähle einzig und allein Luzifer wieder einzusperren. Aber ich wollte Sam nicht opfern. Ich habe mir lange Zeit den Kopf zerbrochen und konnte die anderen Engel schließlich mit dem Plan meiner Geheimwaffe überzeugen. Jenny wird, wenn diese Reifung abgeschlossen ist, die Macht besitzen Luzifer von Sams Körper zu trennen und dabei immun gegen Engelskräfte und Dämonen sein.“

„Und Sam wird dabei nichts passieren?“

„Das…das kann ich leider nicht versprechen. Wir hatten nie Zeit zu testen, inwieweit sie dabei den Wirtskörper zerstören muss. Ich muss dir leider auch gestehen, dass nicht vorhersehbar ist, ob sie selber das ganze überstehen kann. Aber sie wird auf alle Fälle seine und auch ihre Seele retten können.“

„Seine Seele? Er könnte also trotzdem sterben und Jenny auch. Was macht es dann für Sam für einen Unterschied, ob Michael Luzifer in die Hölle sperrt oder Jenny eingreift?,“ fragte Dean vollkommen entsetzt mit fast tonloser rauer Stimme. Das konnte doch nicht wahr sein! Was waren das denn für Alternativen. Er würde Sam nie wieder…und Jenny vielleicht auch nicht…Tränen wollten sich an die Oberfläche kämpfen, aber Dean unterdrückte sie mit aller Macht. Er musste stark sein, für seine Familie. Sie würden schon noch einen Weg finden die zwei zu retten. Bobby würde schon was einfallen. Irgendwas, was diese doofen Engel übersehen hatten. Irgendein Schlupfloch. Und wenn nicht…dann sollte Luzifer die Welt vernichten. Ohne Sammy und Jenny wollte er eh nicht mehr auf ihr leben. Sofort aber strafte er sich für den Gedanken. Hier ging es nicht nur um ihn. Viele Menschen würden dabei umkommen. Menschen, die noch etwas zu verlieren hatten. Bobby … er hatte gerade erst wieder etwas Glück gefunden … Er durfte sich dieses Egoismus nicht erlauben. Sie mussten Luzifer aufhalten.
 

„Es macht einen gewaltigen Unterschied. Wenn Michael Luzifer wegsperrt sind sowohl Sams Körper und seine Seele in der Hölle gefangen. Aber wenn Jenny Luzifer besiegt, besteht erstens die Chance, dass sie doch beide überleben und zweitens, selbst falls sie sterben sollten, ihre Seelen werden in den Himmel kommen, nicht in die Hölle,“ versuchte Barachiel den Winchester zu trösten.

„So oder so…wir zahlen drauf,“ brachte Dean hervor. In seinem Hals hatte sich ein dicker Kloß gebildet. Seine Familie würde auf jeden Fall verlieren. Hatten sie nicht schon genug Opfer gebracht? Mussten jetzt auch noch Jenny und/oder Sam ihr Leben lassen für … ja für was eigentlich? Für einen Haufen Menschen, die ihnen sowieso nie danken würden, weil sie gar nicht wussten, was um sie herum passierte? Er hatte das alles so satt. Das dumme war nur, dass er keine Wahl hatte. Die beiden Engel hatten Recht. Wenn er überhaupt eine Chance haben wollte seine Familie wohlbehalten zurück zu bekommen, mussten sie gegen Luzifer in den Kampf ziehen. Aber wie könnte er von Jenny verlangen gegen ihren Vater zu kämpfen? Selbst wenn die Engel sagten, dass sie von den Fähigkeiten her gegen Luzifer antreten könnte, würde sie es überhaupt wollen? Konnte das von den Engeln kreierte Szenario überhaupt stattfinden?
 

„Dean … Jennys Bewusstsein war schon bevor Zacharias den Alterungsprozess gestartet hat überentwickelt. Sie hat die starke Bindung zwischen euch mitbekommen. Sie wird sicher alles dafür tun, um ihn zu retten,“ meinte Castiel.

„Verdammt Cas! Hör gefälligst auf meine Gedanken zu lesen,“ fauchte Dean.

„Ich denke Castiel hat Recht. Wir müssen da wahrscheinlich gar nicht nachhelfen,“ sagte Barachiel.

„Okay ihr zwei Gummi-Adler, jetzt hört mir mal zu. Ihr werdet euch nicht in diese Entscheidung einmischen. Wenn sie wach wird … werde ich versuchen ihr alles zu erklären und dann ist es ganz allein ihre Entscheidung, was sie machen will. Ich will nicht, dass ihr sie irgendwie beeinflusst, haben wir uns verstanden?“

„Gut, das ist eine gerechte Entscheidung. Castiel und ich werden jetzt erst mal sehen, dass wir den Schutz vor Zacharias und seiner Gefolgschaft verstärken. Denn, wenn er Jenny in die Finger bekommt, hast du nichts mehr zu melden und ich denke, es ist in unser aller Sinne, dass das nicht passiert. Wenn du uns brauchst, bete einfach zu uns.“ Mit diesen Worten verschwand Barachiel. Castiel warf Dean einen entschuldigenden Blick zu, ehe auch er verschwand.
 

Hinter Deans Stirn pochte es. Er fühlte sich überfordert und hilflos. Hoffentlich würde Bobby bald wieder hier sein. Ohne Sam fiel es dem älteren Winchester schwer sich zu konzentrieren. Er fühlte sich einfach besser, wenn der Bärtige da war. Bis dahin musste es erst mal eine weitere Aspirin tun.

Nachdem er die Tablette eingeworfen hatte, legte er sich neben Jenny aufs Bett. Warten war noch nie seine Stärke, doch jetzt zerriss ihn die Wartezeit geradezu. Es waren noch einige Stunden, bis sie überhaupt aktiv werden konnten und er musste vorher Bobby und Rufus noch so einiges erklären. Aber jetzt war er auf einmal wie ausgelaugt, so müde. Er streichelte seine Tochter, legte beschützend einen Arm um sie und schloss die Augen. Wollte sich nur einen kurzen Moment einbilden, dass alles in Ordnung war bzw. wieder in Ordnung kommen würde.

Vom nicht wahrhaben wollen

Der ältere Winchester war nach einer Weile tatsächlich eingeschlafen. Er hatte zunächst dagegen angekämpft, aus Angst er könnte einen Alptraum haben, doch Jenny Präsenz neben ihm beruhigte ihn und ließ ihn in einen Schlaf mit einem schönen Traum gleiten.
 

Dean lag in einem großen Bett. Neben ihm Sam. Sie beide waren oben ohne. In ihrer Mitte lag Jenny. Sie war wieder so klein, dass ihr der Schlafanzug passte, den Dean ihr vorhin ausgezogen hatte. Sie schlief ruhig und entspannt. Sam sah ihn mit einem gnadenlos zärtlichen Blick an. Der kleinere Winchester konnte nicht anders als lächeln und Sam liebevoll durchs Haar streichen. Aber auch in diesem Traum ließ ihn die Realität nicht los.

„Ich weiß nicht was ich tun soll, Sammy,“ sagte er zu seinem Partner.

„Ich habe volles Vertrauen zu dir. Du hast mich bis jetzt immer retten können. Du wirst es auch diesmal schaffen,“ entgegnete der Jüngere mit fester Überzeugung und streichelt Dean sanft über die Wange.

„Du fehlst mir. Ich will dich nicht verlieren.“ Dean schmiegte sich an Sams Hand.

„Das wirst du nicht. Es ist heute so viel auf dich eingeprasselt. Du musst dich nur einen Moment ausruhen. Bleib noch ein wenig hier bei uns.“

„Das hier ist nur ein Traum,“ kam es traurig von Dean.

„Es muss aber kein Traum bleiben. Lass dein Unterbewusstsein dir was Gutes tun. Danach wirst du dich wieder voll und ganz auf deine Aufgabe konzentrieren können. Du wirst einen Weg finden mich wieder zu kriegen. Unsere Kleine wird dir helfen. Vertrau ihr und lass dich von ihr leiten.“

„Ich liebe euch beide…was wenn…,“ wollte der Ältere seine Sorge, dass er sich möglicherweise für eine Partei würde entscheiden müssen, zum Ausdruck bringen, doch

Sam legte ihm eine Finger auf die Lippen.

„Sch… entspann dich. Genieße deinen Traum. Du musst all deine Energie konzentrieren und durchhalten, bis wir uns wieder in Fleisch und Blut in die Arme schließen können.“

„Sammy…,“ mehr brachte Dean nicht hervor. Er legte seinen Arm um Sam und Jenny. Erst dann konnte er weiter sprechen.

„Ich brauche euch!“

„Und wir brauchen dich.“ Er küsste Dean und gerade als dieser den Kuss erwidern wollte schreckt ihn ein Klopfen an der Tür aus dem Schlaf.
 

Nur schwer kam der ältere Winchester wieder zu sich.

Es klopfte immer heftiger an der Tür.

Dean setzte sich auf und warf einen Blick auf seine Tochter. Diese hatte mittlerweile etwa die Größe einer Dreijährigen erreicht. Er strich ihr durchs Haar und spürte gleich, dass Barachiel wirklich hatte helfen können. Das Fieber war gesunken. Dean stand auf und ging zur Tür.
 

In der Zwischenzeit vor der Tür:
 

Bobby hatte Rufus alles erklärt. Dieser war sich aber auch jetzt ,auf dem Weg zum Zimmer der Brüder, immer noch nicht sicher, ob sein Kumpel ihn verarschte oder so viel getrunken hatte, dass er schon die Englein singen hören konnte. Allerdings machte Bobby nicht den Eindruck, dass er betrunken war. Gleichzeitig war der Bärtige jedoch auch kein Freund von Scherzen. War sein alter Weggefährte vielleicht durchgedreht und halluzinierte Engel? Jedenfalls hatte Rufus sich überreden lassen sich von Bobby die Geschichte beweisen zu lassen und folgte ihm zum Zimmer der beiden Winchesters, wo die Engel angeblich waren. Engel hin oder her, der schwarze Jäger machte sich Sorgen um Sam. Denn das dieser verschwunden war, glaubte er seinem Freund.

„Warum macht denn keiner auf?,“ fragte Bobby, während er unaufhörlich an der Tür klopfte.

„Vielleicht sind die Englein schon wieder ausgeflogen,“ foppte Rufus den anderen ungläubig.

„Verdammt, Rufus! Ich habe die Engel nicht erfunden. Sie sind hier! Wie sonst erklärst du dir, dass ich so schnell hier her gekommen bin? Siehst du mein Auto hier irgendwo? Ich sage dir, der eine Engel hat mich her gebeamt.“

„Oh ja, ich hab ja ganz vergessen, dass Scotty dich her gebeamt hat.“

„Warum kannst du mir nicht einfach glauben? Warum sollte ich mir sowas ausdenken?“ In der Tat war das, dass was ihn stutzig machte. Warum sollte Bobby sich die Mühe machen ihn anzuschwindeln?

„Dean, mach auf! Ich bin‘s, Bobby. Ich hab Rufus dabei.“ Der Bärtige klopfte weiter an die Tür. Schließlich wurde ihnen geöffnet.

„Na endlich Junge. Was hat das denn so lange gedauert?“

„Christo!,“ sagte Dean und schoss, zur Überprüfung der Identität seines väterlichen Freundes, ihm und Rufus eine Ladung Weihwasser ins Gesicht. Den Flachmann mit der geheiligten Flüssigkeit hatte er zuvor noch aus der Ausrüstungstasche geholt. Darum die Verzögerung beim Öffnen der Tür.

„Wir sind keine Dämonen,“ sagte Bobby und wischte sich grimmig mit dem Hemdsärmel das Wasser aus dem Gesicht.

„Man kann nie sicher genug sein,“ kam es nur von Dean, der auf Nummer sicher gehen wollte. Rufus klopfte ihm anerkennend auf die Schulter.

„Recht hat er.“ Dean trat zur Seite und ließ die zwei älteren Jäger eintreten.
 

„Hat Bobby dir alles erklärt?,“ fragte Dean Rufus. Der Mann nickte.

„Aber wo ist denn nun das Geflügel von Raumschiff Enterprise?“

„Ich weiß nicht wo genau sie sind, aber sie meinte, sie wollten die Sicherheit verschärfen.“

„Was soll das heißen?,“ fragte Rufus, der langsam doch glaubte, dass die beiden ihm einen Bären aufbinden wollten.

„Ah, wie ich sehe, hast du deinen Freund dazu geholt,“ sagte Barachiel. Rufus zuckte zusammen und drehte sich um. Hinter ihm stand Clint Eastwood. Der schwarze Jäger trat automatisch einige Schritte zurück.

„Heiliger Moses!“ Er konnte seinen Augen nicht glauben.

„Nein, ich glaube der wurde von Charlton Heston gespielt, nicht von Clint Eastwood,“ sagte Barachiel leicht amüsiert.

„Rufus, darf ich vorstellen: Barachiel, Engel und verkannter Spaßvogel,“ stellte Bobby brummend vor. Er war momentan alles andere als zu Scherzen aufgelegt und wenn er zu Dean rüber sah, erkannte er, dass er damit nicht alleine stand.

„Wo habt ihr so ein gutes Double her?,“ der schwarze Jäger hielt das Ganze offensichtlich immer noch für eine Verarsche.

„Ich habe mir nur Clint’s Hülle geborgt,“ erklärte Barachiel.

„Verdammt nochmal! Wir haben hetzt keine Zeit für lange Erklärungen. Rufus, Barachiel ist ein Engel. Glaub es oder verzieh dich. Ich kann niemanden gebrauchen, der überflüssige Fragen stellt,“ fauchte Dean, dem so langsam die Hutschnur riss.

„Woh, woh! Mach mal halblang, Junge,“ sagte Rufus und hob abwehrend die Hand.

„Rufus, Sam wurde von Dämonen entführt und dazu gezwungen, Luzifers Hülle zu sein. Ich habe keine Zeit dir Honig um den Bart zu schmieren,“ sagte Dean und klang nur minimal entschuldigend. Rufus sah Bobby fragend an und der bärtige Jäger erklärte seinem Kollegen die Theorie, die Dean und er aufgestellt hatten.
 

„Du meinst, dass er Frühstück holen wollte? Zu Fuß, ohne den Impala?,“ fragte Rufus skeptisch.

„Ja, wieso fragst du?,“ wollte Dean wissen.

„Ist dir nicht aufgefallen, dass dieses Motel ziemlich weit ab vom Schuss liegt? Hier gibt es in Laufdistanz nur eine Bar. Wenn Sam hätte Frühstück holen wollen, hätte er etwa acht Kilometer stadteinwärts gehen müssen.“

„Das spricht doch nur dafür, dass er auf dem Parkplatz von Dämonen entführt wurde, bevor er in den Wagen steigen konnte,“ sagte Bobby.

„Habt ihr zwei Autoschlüssel?,“ fragte Rufus.

„Nein, aber was hat das…,“ begann Dean. Bobby folgte Rufus Blick und blieb auf dem kleinen Tischchen am Fenster hängen. Dann wusste er worauf der andere hinaus wollte.

„Dean, Sam hatte nicht vor den Impala zu nehmen, der Autoschlüssel liegt da auf dem Tisch,“ wies Bobby seinen Jungen darauf hin.

„Er läuft gerne, vielleicht wollte er vor dem Frühstück noch einen Spaziergang machen,“ klammerte sich Dean an diesen Strohhalm. Alle anderen Alternativen wollte er nicht wahrhaben.

„Ja, er läuft gerne, aber selbst Sam würde nicht einen Weg von 16 Kilometern zurück legen, um Frühstück zu holen,“ meinte Singer.

„Dann hat Zacharias halt den Schlüssel wieder zurück gelegt, um uns zu verwirren,“ beharrte Dean auf seine Theorie. Es konnte nicht sein, dass Sam einfach so los gelaufen wäre, um Luzifers Hülle zu werden. Er hätte Dean doch nicht verlassen, nicht nachdem was alles war. Sie hatten sich doch zusammen etwas aufbauen wollen.

„Dean, ich denke, du solltest die Möglichkeit in Erwägung ziehen, dass Sam nicht entführt wurde, sondern das Zimmer aus freien Stücken und mit einem bestimmten Ziel verlassen hat,“ versuchte Bobby es seinem Jungen schonend beizubringen. Er selbst wollte es zwar auch nicht wirklich glauben, aber alle Anzeichen sprachen nun mal dafür.

„NEIN! Hört ihr, das kann einfach nicht sein. Sam würde mich nicht allein lassen. Er hat es mir versprochen!,“ warf Dean außer sich ein. Er war wütend. Wie konnten die beiden älteren Jäger nur so an Sam zweifeln? Der Winchester hatte noch deutlich Sams Versprechen im Ohr. Es war an dem Abend nachdem John sie erwischt hatte.
 

„Du musst dir keine Sorgen machen, Dean. Egal was Dad sagt, ich verspreche dir, ich werde dich nie alleine lassen solange es in meiner Macht steht.“
 

Sam muss entführt worden sein. Wenn nicht hätte Sam sein Versprechen gebrochen. Sein Vertrauen missbraucht oder besser gesagt ihm nicht vertraut. Ihn belogen…nein…Sammy würde das nicht tun. Er wurde von Barachiel aus seinen Gedanken gerissen.

„Wir werden bald Gewissheit darüber haben, ob Sam entführt wurde. Ich habe Castiel darauf angesetzt, die Aufzeichnungen der Überwachungskamera des Motels zu überprüfen,“ sagte der Chef der Schutzengel.

„Ihr Vögel wisst was eine Überwachungskamera ist?,“ kam es ungläubig von Rufus.

„Aber natürlich. Wir Engel können so ziemlich jede Apparatur manipulieren. Daher müssen wir wissen was es so gibt.“

„Daher auch das mit der Sprinkleranlage im Krankenhaus,“ schlussfolgerte Bobby.

„Ganz genau.“

„Okay, warten wir bis Cas kommt. Dann werdet ihr ja sehen, dass ich Recht habe,“ mischte sich Dean nun wieder ein.

„Dean, ich bitte dich…,“ begann Bobby, doch der Winchester fiel ihm ins Wort.

„Komm mir nicht mit: Dean, ich bitte dich…- Ich weigere mich auch nur in Erwägung zu ziehen, dass Sam sich freiwillig auf Luzifer eingelassen hat.“

„Dean, ich meine ja nur…,“ fing der bärtige Jäger erneut an. Doch wie aus dem nichts erschien auf ein Mal Castiel.
 

„Und hast du in die Aufnahmen einsehen können?,“ fragte Barachiel sofort, während Bobby, Rufus und Dean immer noch von Castiels plötzlichem Erscheinen erschreckt waren.

„Ja, ich habe ihm dieses Ding gezeigt und sofort hat er mich in den Raum gelassen,“ sagte Cas und hielt seinem Oberen die F.B.I.-Marke hin – jedoch falsch herum.*

Hey, wo hast du die denn her?,“ wollte Dean wissen.

„Aus deinem Kofferraum. Ich hab nur das Foto geändert, bevor ich sie Castiel gegeben habe,“ sagte Barachiel.

„Du hast sie ihm so herum gezeigt und er hat es akzeptiert?,“ fragte Bobby Castiel. Gleichzeitig meinte Rufus zu Dean:

„Der Hellste ist er nicht, oder?“

„Er ist gewöhnungsbedürftig,“ meinte der Winchester nur, während Castiel Bobbys Frage beantwortete.

„Ja, wieso? Hab ich was falsch gemacht?“

„Du hast die Marke falschrum gehalten,“ sagte Barachiel und zeigte Castiel, wie man sie richtig hoch hielt.

„Ich glaube er hat gar nicht so genau hin gesehen. Es kam mir so vor, als ob er gerade backen wollte, er hatte auf seinem Schreibtisch eine Mehl-Linie gezogen und er schien nur zu wollen, dass ich schnell wieder verschwinde,“ erzählte der Trenchcoat tragende Engel.

„Das war kein Mehl, dass war,“ wollte Barachiel erklären, doch Dean hatte genug gehört und fiel ihm ins Wort. Er hatte keine Geduld mehr mit dem weltfremden Engel.

„Das spielt doch jetzt gar keine Rolle. Was war auf den Aufnahmen zu sehen?“

„Nichts, was darauf hinweisen würde, dass Dämonen oder Engel bei Sams Verschwinden im Spiel waren. Er ist aus dem Zimmer getreten und zielstrebig vom Parkplatz gegangen. Es war niemand bei ihm.“

„Aber das kann nicht sein! Wenn ihr Engel alles manipulieren könnt, dann sind die Aufnahmen sicher auch gefälscht. So wie der Brief,“ wich Dean nicht von seiner Meinung ab.

„Ich habe keinerlei Spuren auf Dämonen oder Engel in dem Raum gefunden,“ sagte Cas.

„Dann hat Zacharias seine Spuren verwischt.“

„Das ist unmöglich,“ sagte Barachiel.

„Dean, ich denke er hat Recht. Ich meine, warum sollte Zacharias seine Spuren in dem Überwachungsraum verwischen, aber nicht hier in dem Motelzimmer?,“ meinte Bobby.

„NEIN! Es muss so sein!,“ schrie Dean. Er konnte und wollte das nicht wahr haben. Sam konnte einfach nicht ohne Einwirken von anderen Beteiligten weg gegangen sein. In seinem Kopf verschwamm alles. Er wusste nicht mehr auf was er hören sollte. Auf sein Herz, das sich optimistisch auf seinen Instinkt verließ oder auf sein Hirn, das sich auf die Fakten verließ und dadurch zu einem pessimistischen Ergebnis kam.
 

~~Sam liebt mich und würde nicht einfach so verschwinden.~
 

~Aber er ist schon mal einfach so gegangen. Meinst du, nur weil er dir versprochen hat es nicht mehr zu tun, er sich auch dran hält?~, meinte sein Pessimismus.
 

~Er hätte mir Bescheid gesagt~, konterte sein Optimismus.
 

~Er hat dir zunächst, auch nicht von seinem Verdacht bezüglich Jennys Kräften erzählt, wer weiß was er dir sonst noch alles verschwiegen hat.~
 

~Ich vertraue ihm~
 

~Ja, aber vertraut er dir? Er hat sich schon etwas seltsam verhalten in den letzten Tagen.~
 

~Das war doch nur wegen Kara und diesen komischen Träumen, die er hatte.~
 

~Wenn du das glaubst…, ich meine, du hast die anderen gehört. Ein Frühstücksdiner wäre zu weit entfernt, Engel und Dämonenaktivität nicht nachweisbar. Er ist zielstrebig vom Parkplatz marschiert. ~
 

„Er ist zielstrebig, vom Parkplatz marschiert,“ wiederholte Dean den Satz laut.

„Castiel, konntest du auf den Aufnahmen sehen in welche Richtung er gegangen ist? Vielleicht können wir seine Spur aufnehmen. Wenn wir wissen, wo er hin wollte, dann finden wir möglicherweise heraus, was passiert ist und was sein Antrieb war. Ich meine, wahrscheinlich wollte er den Impala nicht nehmen, weil er nicht riskieren wollte, von Dad gesehen zu werden. Bestimmt gibt es hier in der Nähe eine Bushaltestelle und auf dem Weg dorthin, haben ihn die Dämonen erwischt.“

„Junge, das ist doch reines Wunschdenken,“ versuchte ihn Rufus auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen.

„Er ist in Richtung Stadt gegangen,“ erklärte Castiel.

„Okay, okay…Bobby, bleib du bei Jenny und Marcy. Rufus, du kommst mit mir.“

„Wo geht es denn hin?,“ wollte der andere Jäger wissen.

„Ich hab Sam schon öfter wieder gefunden. Ich werde ihn auch diesmal finden,“ sagte Dean fest entschlossen. Er hatte die Wagenschlüssel eingesteckt und war bereits an der Tür.

„Du wirst ihn nicht finden. Luzifer hat ihn,“ meinte Barachiel geduldig.

„Ich finde ihn…,“ sagte Dean und stockte dann, denn als er die Tür öffnete stand John vor ihm.

Zermürbungstaktik

„Hm...mit wem sollen wir anfangen?,“ fragte Luzifer Sams Seele. Sie waren in das geräumige Wohnzimmer der Hotelsuite gegangen. Dort standen mehrere Menschen in zwei gegenüber liegenden Reihen. Einige von diesen Menschen erkannte Sam. Er war ihnen in unterschiedlichen Lebensphasen begegnet und an die meisten hatte er keine besonders rosigen Erinnerungen. Wenn er noch fähig gewesen wäre seinen Körper selbst zu steuern, hätte sich auf seiner Haut aus schierem Horror vor der Bedeutung von Luzifers Worten eine Gänsehaut gebildet. ER würde diese Leute töten und auch wenn Sam mit einem Großteil dieser Leute nicht freundschaftlich auseinander gegangen war, so verdienten sie es jedoch nicht zu sterben.
 

Luzifer lies Sams Lippen ein süffisantes Lächeln formen. Es gefiel ihm dass er mit diesem Schachzug ins Schwarze getroffen hatte. Der Winchester war panisch, dass konnte ER spüren. Es würde so viel Spaß machen den versammelten Wegbegleitern / ehemaligen Erzfeinden von Sam einem nach dem anderen das Lebenslicht auszupusten. Die Seele des Winchesters würde dabei schreien, sich winden und jede Menge Energie verbrauchen, so dass Sams Seele für den Engel nur noch ein nerviges Jucken, wie von einem Mückenstich, wäre. Dann würde ER erst richtig los legen. Würde Sams Seele den Rest geben indem ER Sams geliebten Deanie-Spatz den Gar ausmachte. ER hatte Gott so sehr geliebt, doch der hatte IHN verstoßen, weil ER sich weigert SEINE Liebe zu teilen und sie den Menschen zu widmen, wie SEIN Vater es verlangte. Es tat IHM so weh, die Liebe des Vaters zu verlieren. Aber jetzt war SEINE Zeit gekommen und bevor ER alle Menschen töten würde, wollte ER ihnen zunächst die Menschen nehmen, die ihnen am meisten bedeuten. Angefangen natürlich bei SEINER Hülle. ER würde diesen blöden Dean genüsslich zerstören. War er doch ein Grund dafür, dass ER so lange auf SEINEN Körper warten musste.
 

SEIN Blick fiel auf einen Mann der etwas in Sams Alter war. Der Winchester erkannte ihn wieder. Es war Billy Gatchell. Er war sitzen geblieben und mit Sam zusammen in der ersten Klasse. Er hatte ihm das Milchgeld geklaut. Sam hatte sich bei der Lehrerin beschwert und Billy hatte Ärger bekommen. Nicht nur mit der Direktorin der Schule. Denn nach der Schule hatte Billy ihm aufgelauert und ihn aus Rache dafür, dass er ihn Verpfiffen hat, verhauen. Sam war 5 und wusste noch nichts von dem was Dad wirklich machte und hatte noch keinerlei Training in Selbstverteidigung gehabt. Er hatte sich gegen Billy kaum wehren können und war mit einer aufgeplatzten Lippe und einigen blauen Flecken zurück zum Motel gekommen. Der damals 9-jährige Dean war an dem Tag krank gewesen und Pastor Jim, bei dem sie zu der Zeit waren, hatte darauf bestanden, dass er zu Hause blieb. Man, Sam hatte Dean noch nie so schnell aufspringen sehen wie an diesem Tag. Pastor Jim war bei einer Beerdigung und nicht zu Hause, als Sam von der Schule kam. Als Dean ihn sah ging er hoch wie HB-Männchen. Er wollte sofort wissen was passiert war und als der schluchzende kleine Sam ihm alles erzählt hatte, nahm Dean ihn in den Arm, verarztete ihn und versprach ihm sich diesen Billy vorzuknöpfen. Er wusste bis heute nicht was Dean gemacht hatte, aber Billy ließ ihn für den Rest der Zeit, in der sie bei Pastor Jim waren, in Ruhe und Dean hatte damit seinem Heldenstatus bei Sam manifestiert. Dieser sollte anhalten bis Sam immer rebellischer gegen John und Dean wurde. Sam hatte Billy verabscheut und ihm in seinem kindlichen Hass die Pest an den Hals gewünscht, denn nur weil er Sam in Ruhe ließ hieß das nicht, dass die anderen Kinder in der Klasse das gleiche Glück hatten. Aber er verdiente doch nicht wirklich den Tod.
 

„Billy hier, hat dir mal ordentlich eine verpasst. Na, hast du nicht Lust ihn dafür bluten zu lassen?,“ fragte Luzifer. Sams Seele schrie ~Nein, nein, nein~, doch das ändert nichts an der Tatsache, dass der Engel Sams Hände zu Fäusten ballte und Billys Gesicht mit übernatürlicher Härte in ein Pfund Hackfleisch verwandelte bis der schließlich am Boden liegen blieb. Seltsamerweise blieb nichts von Billys Blut an dem weißen Anzug, den Luzifer angezogen hatte, haften.

„Das hat doch schon mal viel Spaß gemacht oder Sammy? Mal sehen wer als nächster auf der To-Do-Liste steht,“ sagte der Engel.

„Nur Dean darf mich Sammy nennen, du geflügelter Fäkalienbeutel,“ schrie Sams Seele und versuchte weiter gegen den Luzifer an zu kommen.

„Keine bange, dein Dean kommt auch noch dran,“ entgegnete der Engel gelassen. Das war nur das letzte große Aufbäumen. Bald würde Sams Widerstand verpuffen.
 

Luzifer schenkte seine Aufmerksamkeit nun einem anderen jungen Mann. Es war Neal Fennessy. Er war einer von wenigen Kindern die Sam je als Freund betrachtet hatte. Sie waren einander bei Sams dritter Station während seines zweiten Schuljahrs in Keokuk, Iowa begegnet. Doch auch diese Geschichte nahm kein besonders gutes Ende. Auf dem Schulhof waren Neal und Sam die besten Freunde gewesen. Nach einer Weile hatte Neal Sam dann mal zum Spielen nach Hause eingeladen. Dean hatte ihn dort dann auch tatsächlich, nach viel Betteln seitens Sam, abgesetzt. Sie hatten viel Spaß. Sie spielten zusammen Nintendo. Die Winchesters besaßen keinerlei Spielekonsolen, so war es für Sam etwas ganz Besonderes. Neals Mutter brachte ihnen Kekse. Alles lief Prima. Als Dean ihn abholte bot Neals Mutter an sie nach Hause zu fahren, da es schon langsam dunkel wurde. Dean zögerte, doch Sam sah ihn mit so flehenden Welpenaugen an, dass er nach gab. So konnten Sam und Neal auf der Rückbank noch etwas Zeit miteinander verbringen. Sie sprachen über die Geburtstagsparty von Neal, die bald anstand. Neal versprach Sam, dass er ihn auf jeden Fall einladen würde. Dean saß vorne mit Neals Mutter. Er hatte ihr die Adresse des Motel genannt, in dem sie zu der Zeit wohnten und betont, dass es nur vorrübergehend sei bis ihr Dad eine Wohnung gefunden hatte. Das Motel war wohl eines der schäbigsten, in die John sie je einquartiert hatte. Neals Mutter musste wohl die Nase gerümpft haben. Denn Sam konnte sich noch erinnern, dass Dean irgendwas von einer `verwöhnten, herablassenden Snob-Zicke´ gesagt hatte. Am nächsten Tag verteilte Neal die Einladungskarten für seinen Geburtstag. Sam wurde nicht eingeladen. In der Pause fragte er Neal warum er keine Karte bekommen hatte. Neal hatte erklärt, dass seine Mutter gemeint hatte, dass er nicht mehr mit Sam spielen sollte, weil die Winchesters weißen Abfall hätten. Sam verstand nicht was er meinte, doch Neal zuckte nur mit den Schultern. Dann war er mit anderen Jungs zum Klettergerüst gegangen und hatte einen traurigen und enttäuschten Sam zurück gelassen. Er würde erst Jahre später rauskriegen was mit weißer Abfall gemeint war und es tat noch mehr weh, das Neal ihn auf Drängen seiner Eltern abserviert hatte, weil die Winchesters nicht in der richtigen gesellschaftlichen Schicht verkehrten. Sam hatte sich später nach der Schule bei seinem großen Bruder ausgeweint. Dean hatte gemeint, dass Sam darauf nichts geben sollte. Mit solchen versnobten Leuten sollte man eh nicht befreundet sein. Sam wäre der coolste 6-jJährige der Welt und wer ihn nicht zur seiner Party einlud wäre bescheuert und Sam könne auf solche Freunde getrost verzichten. Sie könnten auch zusammen Spaß haben. Am Tag von der Geburtstagsfeier ging Dean mit Sam ins Kino und sah sich auf Sams Wunsch mit ihm den Babar-Film an, obwohl er sich für den Zeichentrick-Elefanten nicht wirklich interessierte. Anschließend gingen sie noch Pizza essen und Sam hatte Dean abends beim ins Bett bringen in den Arm genommen und gesagt, dass er der beste große Bruder der Welt sei. In den Tagen danach bis zu Johns Rückkehr, hatte Dean, wenn es Essenszeit war, immer nur was für Sam gemacht und gesagt, dass er noch von der Pizza satt sei. Viel später erst verstand Sam, dass Dean auf die meisten Mahlzeiten verzichtet hatte, weil das Geld, dass John dagelassen hatte, nicht mehr reichte, um für beide Essen zu kaufen.
 

„Er hat eure Freundschaft mit Füßen getreten. Er verdient es genauso zu leiden wie du,“ sagte Luzifer und brachte auch Neal auf brutale Weise um. Wieder schrie Sams Seele. Wieder konnte er die Tat nicht verhindern.

„Hör auf! Sie verdienen es nicht zu sterben. Ich will das nicht.“

„Oh…das ist vielleicht das was du jetzt sagst, aber du musst zugeben, dass du dir doch sicher damals gewünscht hast, dass sie auch ein bisschen leiden und ich gebe dir jetzt deine Rache,“ erklärte der Engel.

„Nein … so bin ich nicht … ich hab es doch damals nicht so gemeint … ich will das nicht.“

„Tja, Pech gehabt. Ich komme jetzt gerade richtig in Fahrt. Und es macht dir doch auch Spaß,“ sagte Luzifer und grinste als er Sams Seele wieder protestieren hörte. Der Engel wand sich einer jungen Frau zu. Maria Valenti. Sam konnte es nicht glauben. Luzifer hatte tatsächlich die Crème de la Crème seiner menschlichen Enttäuschungen ran gekarrt. Er hatte Maria zum Frühjahrstanz im ersten Jahr an der Junior-High eingeladen. Er war ganz aufgeregt gewesen. Die Hormone fuhren gerade Achterbahn. Dean hatte ihn mit seiner Vernarrtheit in das Mädchen aufgezogen. Ihn aber dann doch gecoacht, wie er sie am besten für sich gewinnen konnte. Es hatte tatsächlich funktioniert. Sam hatte wirklich geglaubt, dass sie ihn auch mochte. Doch als sie einen Tag vor dem Ball von Ed Steadman gefragt wurde, hat sie nicht aus Höflichkeit und Fairness Ed eine Abfuhr erteilt, sondern einfach Sam abgesagt. Obwohl er sie zuerst gefragt hatte. Sam hatte sich deswegen geschämt. Hatte geglaubt, dass Dean sich darüber lustig machen würde und deswegen nichts gesagt. Hatte nur vor sich hin gebrütet. Dean hatte irgendwann die Nase voll davon. Hatte sich ihn geschnappt, ein 6er Pack Dosenbier (Alkoholfrei, Sam sei noch zu jung, aber er solle sich schon mal an den Geschmack gewöhnen) gekauft und war mit ihm in den Wald gefahren, nachdem er Sam gezeigt hatte, wie man ein Auto knackt. Dort hatten sie dann schweigend die Dosen geleert und Dean hatte gemeint, dass was immer Sam aufregte, er seiner Wut Luft machen sollte. Er hatte dann die leeren Dosen auf einen umgestürzten Baum gestellt, Sam eine Taurus in die Hand gedrückt und gemeint, er solle sich den Frust von der Seele schießen. Zu dem Zeitpunkt hatte Sam das Zielschießen tatsächlich Spaß gemacht, da Dean und Dad ihn lobten, wenn er gut abschnitt. Also tat er was Dean ihm geraten hatte. Traf alle 6 Dosen und fühlte sich danach tatsächlich besser. Danach hatte er Dean doch noch von Maria erzählt. Dean hatte nur ihm durchs Haar gewuschelt und gemeint, dass sie wohl noch nicht reif genug wäre mit `nem hochklassigen Winchester auszugehen. Sam solle aber bald wieder aufs Pferd steigen. Es wäre eine Schande all die hübschen Mädchen links liegen zu lassen, nur weil man einer anderen hinterher trauert. Also hatte er seinen Bruder bei der Tanzveranstaltung abgesetzt. Sam war nicht nach Geselligkeit. Ihm tat es immer noch weh, versetzt worden zu sein. Aber er wollte Dean beweisen, dass er sich nicht unterkriegen ließ. Er stand beim Punsch, als die schüchterne, Zahnklammer tragende, aber ansonsten recht hübsche Susan Pace ihren Mut zusammen nahm und ihn zum Tanzen aufforderte. Es wurde Bon Jovis „Always“ gespielt. Sam hatte seinen ersten Engtanz und Gefallen an Bon Jovis Musik gefunden. Er würde später jedoch mit diesem Song nicht nur den Tanz verbinden sondern auch wie Dean ihn wieder aufgebaut hatte.
 

„Sie hat dir das Herz gebrochen, wollen wir doch mal sehen wie sie sich fühlt, wenn wir ihr das gleiche antun,“ sagte Luzifer und rammte Maria die Hand in die Brust und zog das Herz heraus. Sam schrie wieder, doch nahm der Engel dies schon weitaus dumpfer wahr. Die Lautstärke von Sams Schreien nahm immer weiter ab. Nach Maria erwischte es dann auch Ed Steadman und dann noch einen Mann in den 50ern. Sam konnte sich wage erinnern, dass er mal bei einem seiner Fußballspiele als Schiedsrichter fungierte und ihm ein Tor aberkannte, weil er angeblich im Abseits stand. Dean hatte dem „Blindfisch“ dafür Eier auf die Autoscheibe geklatscht und Sam damit aufgemuntert. Dann Mrs. Terry, die ihm für sein Physikprojekt in der 7. Klasse eine schlechte Note gegeben hatte, weil er nicht genügend Zeit gehabt hatte, um was Vernünftiges zu bauen. John hatte sie mal wieder durch den Wald gejagt zum Survival Training. Dean hatte ihm danach geholfen aus einfachen Dingen aus dem Baumarkt und Supermarkt eine mit Zitronensäure betriebene Batterie zu bauen. Sam reichte es nach, bekam aber trotzdem nur eine 3.

Luzifer brachte jeden um, der Sam irgendwann mal Unrecht getan hatte. Zumindest die, an die Sam sich noch erinnern konnte. Luzifer schien wie damals der Formwandler, in der Lage zu sein seine Erinnerungen runter zu laden, auch die noch so tief Verbuddelten. Schließlich lagen 9 Personen tot am Boden. Alle durch Sams Hand, nein Luzifers Hand gestorben, musste sich Sam immer wieder sagen, damit ihn die Schuldgefühle nicht übermannten. Sein Schreien kam bei Luzifer bei Nummer 9 nur noch wie ein Wimmern an.
 

„So, Sammy … das war doch eine nette Aufwärmübung, findest du nicht? Jetzt sind wir doch bereit Dean schön langsam zu töten.“

„Nein! Wehe du tust ihm was!“ Der Protest war kaum mehr als ein Flüstern. Der Engel grinste zufrieden.

„Was hast du gegen ihn?,“ wollte Sam wissen.

„Du meinst außer, dass er dir am Herzen liegt? Er ist ein Hindernis … hat uns ständig ausgebremst mit seiner dämlichen Fürsorge,“ sagte Luzifer.

„Wir wussten, dass es schwer werden würde, dich von ihm los zu reißen. Darum haben wir Leute engagiert die dich in die richtige Richtung gestoßen haben. Dir die Flausen mit dem College in den Kopf zu setzen, war unsere beste Idee. Dein Lehrer Mr. Wyatt war uns eine große Hilfe,“ sagte Lilith. Sie schnipste mit dem Finger und ein Dämon brachte Mr. Wyatt herein. Er hatte ihm mal gesagt, dass er nicht in die Fußstapfen seines Vaters treten musste. Dem Mann war die Angst deutlich anzusehen.

„Er war für kurze Zeit einer von uns, aber er kann sich nicht mehr dran erinnern. Na, wollen wir ihn nicht dafür bestrafen, dass er uns manipuliert hat?“ Luzifer machte mit ihm blutigen, kurzen Prozess.
 

„Allerdings kamen wir mit unserem Plan, nachdem du auf dem College warst, auch nicht so weiter wie wir wollten. Die dämlichen Engel haben dich ziemlich gut abgeschirmt und es gab noch einige Hindernisse in der Planung, so dass wir dich länger als gedacht im College zwischen parken mussten. Noch dazu kam, dass du dir ernsthaft überlegt hast wieder zu Dean Kontakt aufzunehmen, weil du ja so alleine warst. Aber zum Glück hatten wir Brady, der dir Ablenkung Jessica vorgestellt hat,“ fuhr Lilith fort. Sie schnipste erneut mit den Fingern und Brady wurde in das Zimmer gebracht.

„Dein guter Freund wurde nicht ohne Grund etwas seltsam in deinem zweiten College Jahr. Er hatte zu viel schwarzen Rauch eingeatmet,“ neckte Alaistair.

„Ohne ihn hättest du Jess nie kennen gelernt. Sie könnte noch leben, wenn er sie nicht ausgesucht hätte. Dafür kann er ruhig etwas schmoren,“ sagte Luzifer und tötet den Mann.
 

„Wir hatten gedacht, dass wir dich gar nicht mehr zum Jagen kriegen würden, also mussten wir dir etwas präsentieren, dessen Verlust dich wieder zum Jagen bringen würde, also haben wir deine kleine, blonde Freundin beseitigt,“ sagte Lilith.

„Wir hatten dich also endlich wieder im Business. Aber wir haben nicht mit Dean gerechnet. Dein dämlicher Bruder, der neuerdings dein kleiner Fickfreund ist, hat dich zwar wieder auf die Straße gebracht, aber ihr seid in die falsche Richtung gefahren also mussten wir dir einen Lockvogel auf den Hals hetzen.“ Luzifer präsentierte eine letzte Frau.

„Erinnerst du dich an sie?“

„Meg!,“ identifizierte Sam sie. Es war die Frau, die ihn überreden wollte mit nach Kalifornien zu kommen, als er einen Hinweis auf John in Sacramento hatte. Letzten Endes hatte er aber doch kehrt gemacht, um Dean zu helfen. Beim näheren Hinsehen, erkannte er, dass sie im Gegensatz zu den beiden Männer zuvor, noch einen Dämon in sich hatte.

„Du bist leider nicht so auf sie angesprungen, wie wir es uns gewünscht hätten. Wärst du mit ihr nach Kalifornien, dann hätten wir das Ziel viel schneller erreicht. Aber am Ende war sie nutzlos. Sie ist nicht gegen deinen verflixten Bruder angekommen.“

Der Dämon in Meg versucht gegen den unsichtbaren Griff anzukommen, doch es nützte nichts. ~Warum sollte Luzifer einen Dämon töten?~, fragte Sam sich.

„Du warst eine einzige Enttäuschung,“ sagte Luzifer und tötet sie und die Hülle. Lilith grinste.

„Und wie fühlt es sich an, Azazels Tochter sterben zu sehen?“, fragte Luzifer seine erste Dämonin.

„So süß wie ich es mir vorgestellt habe,“ antwortete sie.
 

Sams Seele brachte bei Meg nicht mal mehr ein Schreien hervor. Die Dämonen hatten scheinbar sein ganzes Leben kontrolliert. All diese Menschen waren wegen ihm gestorben. Die Schuldgefühle brachen über ihn herein. Er fühlte sich so hilflos und leer. Einzig der Gedanke an Dean hielt ihn davon ab völlig zu zerbrechen und aufzugeben. Die Erinnerungen an all seine menschlichen Enttäuschungen hatten ihm wieder vor Augen geführt, dass Dean immer für ihn da war. Wie hatte er Dean damals nur für College zurück lassen können? Dean hatte ihn lieb. Hatte alles für ihn getan und nie etwas verlangt. Sich maximal gewünscht, dass Sam besser mit John auskam und die Familie zusammen blieb und nicht einmal das hatte er für seinen großen Bruder tun können. Er hätte versuchen müssen Dean zu überreden mit nach Stanford zu kommen. Sie hätten zusammen wohnen können. Dean hätte in Kalifornien jagen können und bei Sam seine Basis. Sam hatte das damals nicht mal in Erwägung gezogen, weil er dachte Dean wäre total auf Dads Seite und würde ihn eh nicht brauchen. Er lag so falsch damals. Und jetzt … Er wollte nichts lieber, als dass Dean ihn rettete und in die Arme schloss. Aber er musste Luzifer und damit auch sich selbst von seinem Partner fernhalten. Er musste verhindern, dass sie sich begegneten, denn dann würde Luzifer Dean töten. Sam musste Dean beschützen. Es war blanker Hohn, dass gerade dieses Bestreben es war, dass Sam in diese Miesere gebracht hatte.
 

Die nächsten Worte von Luzifer rissen den jüngeren Winchester aus den Gedanken.

„Ihr zwei hättet meinen Plan fast durchkreuzt. Nicht mal als der Dämon Dean die Wahrheit darüber gesagt hat, dass ihr keine Brüder seid, hat euch auseinander bringen können. Stattdessen hat es euch nur noch mehr zusammen geschweißt. Aber dann kam meinen kompetenten Mitarbeiten endlich die Lösung in den Sinn. Dean ist dein Schwachpunkt. Du liebst ihn und willst ihn beschützen. Die Tatsache haben sie ausgenutzt und gegen dich verwendet. Ein paar Albträume und schon hatten wir dich da wo wir dich haben wollten. Jetzt gehörst du mir und schon bald werde ich deinen schlimmsten Albtraum wahr werden lassen.“
 

TBC…

Wiederholung und Stillstand

Jetzt:
 

Dean tigerte hin und her und murmelte immer wieder Worte wie: Nein, das kann nicht sein, nicht Sammy, unmöglich, würde das nie tun, du musst dich geirrt haben. Es war fast Mittag als Johns Bericht über seine Beobachtungen Deans Welt beinahe endgültig aus den Angeln hob.
 

Etliche Minuten vorher:
 

Sein Dad hatte sofort alles erzählen wollen, war er doch froh Dean gefunden zu haben. Doch als er Bobbys Freundin, ein Kind, Bobby und die anderen Leute in Deans Motelzimmer vorfand, verschob er sein Vorhaben und forderte zunächst erst mal selber Erklärungen ein. Es stellte sich heraus, dass das Kind seine Enkelin war, die nun nicht mehr aussah wie eine einjährige. Die Männer entpuppten sich als Bobbys Jägerkumpel Rufus, so wie zwei Engel, von denen einer aussah wie Clint Eastwood. Barachiel übernahm die Aufgabe ihn in alles weitere einzuweihen.. Er hatte John nur kurz an der Stirn berührt und kurz darauf ließ sich der Winchester überwältigt von den vielen Informationen, die der Engel ihm übertragen hatte, aufs Fußende des Bettes sinken, in dem Jenny, mittlerweile im Grundschulalter, lag. Dean war sofort an seiner Seite.

„Alles in Ordnung Dad?“

„Gib ihm ein paar Minuten, Dean,“ sagte Barachiel.

„Was hast du mit ihm gemacht?“

„Er weiß jetzt alles was du weißt.“

„Alles?“

„Bezüglich Sam, Jenny, dir…über uns Engel, Luzifer…einfach alles was du in den letzten Stunden erfahren hast,“ erklärte der Chef der Schutzengel.

„Ich hoffe das was du ihm gezeigt hast war aufschlussreicher, als was Castiel uns gezeigt hat,“ meinte Bobby.

„Ich habe mein bestes getan,“ verteidigte sich Cas und machte ein Gesicht, dass Dean im weitesten Sinne an ein Schmollen erinnerte.

„Ich weiß,“ sagte Barachiel und fuhr dann fort „Castiel ist mit dieser Fähigkeit nicht so vertraut wie ich, von daher kann er nichts dafür, dass sein Rückblick für euch etwas zu oberflächlich war. Ich kann euch versichern, dass John wirklich über alles Bescheid weiß. Fast so als wäre er hier gewesen.“

„Oh man, dann ist es kein Wunder, dass er erst mal nen Moment braucht, um das sacken zu lassen,“ sagte Rufus.
 

Dean konzentrierte seine Aufmerksamkeit nun auf seinen Vater. Auf dessen Gesicht zeichnete sich deutlich das Wechselbad der Gefühle ab, das Dean zuvor ebenfalls durchgemacht hatte. Von der anfänglichen Überwältigung ging Johns Mimik ins Fassungslose und Ungläubige über. Ehe sich dann Verständnislosigkeit abzeichnete.

„Dad?,“ versuchte Dean zu ihm durchzudringen. Er sah seinen Vater genau an und wich sofort zurück, als Johns Blick schließlich bei unbändiger Wut angekommen war. Diese richtete sich wie bei Dean gegen die Engel. Der ältere Bruder hatte seinen Vater sich noch nie so schnell vom Bett erheben sehen. Mit ein paar schnellen Schritten war er bei Barachiel angekommen und entlud seinen gesammelten gerechten Zorn an dem Engel. Dieser schien nichts anderes erwartet zu haben und ließ es zu, dass John sich an ihm abreagierte und auf ihn einschlug als wäre er ein Sandsack beim Boxtraining.

„Ihr geflügeltes Pack habt meine Mary auf dem Gewissen!,“ schrie der älteste Winchester immer wieder. Zusätzlich brachte er noch mehr oder weniger unverständliche Satzfetzen, die irgendwie Dean, Sam oder Jenny zum Thema hatten, raus, denn durch das Schlagen wurde die Atmung immer schwerer und die wuterfüllten Worte kamen nicht mehr so flüssig.
 

Keiner der Anwesenden traute sich einzugreifen. Weder Dean noch Bobby hatten John jemals zuvor so entfesselt und wütend gesehen. Nicht mal bei der Strigha-Sache noch beim Streit mit Sam oder Bobby war John so sauer gewesen. Castiel schien etwas tun zu wollen, doch sein schlechtes Gewissen, er konnte kaum glauben, dass er dazu fähig war ein solches zu haben, hielt ihn davon ab. Wieder einmal fragte er sich wie Menschen mit all diesen Gefühlen klar kamen. Rufus, der John nur vom Namen her kannte, war ein klein wenig eingeschüchtert, ob des Schauspiels, dass sich ihm darbot. Nach einer Weile ließ John von Barachiel ab und sank kraftlos, erschöpft und enttäuscht zu Boden.

„Sie hat an euch geglaubt und ihr habt sie im Stich gelassen,“ sagte John schwer atmend. Dean sah zu dem Engel, der einige Blessuren im Gesicht davon getragen hatte. Wie der Verlierer in einem Schwergewichts-Boxkampf. So viel zu Million Dollar Baby, dachte der ältere Bruder und musste unweigerlich schmunzeln. Die Abreibung hatte Barachiel verdient.

„Man Dad, du hast Clint Eastwood verdroschen,“ meinte Dean anerkennend zu John.

Der Chef der Schutzengel leuchtete plötzlich kurz auf und stand einen Wimpernschlag später wieder unversehrt da. Dean sah ihn verdutzt an.

„Das ist nicht fair,“ meinte Bobby.

„Verdammt, das will ich auch können,“ kam es von Rufus.
 

Barachiel reagierte nicht darauf. Er fokussierte sich auf John und kniete neben ihm nieder. Dann nahm er dessen geschundene Hände in die seinen und heilte sie.

„Es wird dir wahrscheinlich nicht helfen, aber es tut mir leid. Die Sache ist uns aus den Händen geglitten und in Zacharias Händen aus dem Ruder gelaufen,“ entschuldigte sich der Engel. Noch immer zornig, sah John ihn an und entzog ihm seine Hände. Ohne ein Wort des Danks für die Heilung auch nur in Erwägung zu ziehen, fuhr der Winchester Barachiel an:

„Du hast Recht, es hilft mir nicht. Es ist mir scheißegal was bei euch im Himmel schief gelaufen ist, ihr tragt die Schuld. Ihr habt meine Familie zerstört, mir meine Frau genommen, meinen Jüngsten in die Hände der dämonischen Machenschaften fallen lassen. Zugelassen, dass meine Enkelin ein weitere Spielball wird, meinem Ältesten das Leben ruiniert. Wenn du auf Vergebung hoffst, kannst du lange warten.“

„Ich weiß, dass ich keine Vergebung erwarten kann und darauf bin ich auch gar nicht aus. Ich will bloß weiteren Schaden von deiner Familie fernhalten.“

„Indem du meine Enkelin zu einer Kampfmaschine werden lässt, die ihren Vater töten soll? Das ist doch krank!“

„Es geht längst nicht mehr nur um deine Familie. Wir stehen Luzifer gegenüber. Wir versuchen die Fehler wieder gut zu machen und wenn wir Sam finden wollen, ist sie unsere einzige Chance,“ verteidigte sich Castiel, der nach all den intensiven Eindrücken, nun seine Stimme wieder gefunden hatte.

„Wie konntet ihr zulassen, dass es soweit kommt?,“ fragte John und sah überraschender weise nicht länger nur die Engel sondern auch Bobby und Dean an.

„Verdammt, du solltest doch auf Sam aufpassen. Was ist schief gelaufen? Wieso ist er im Wald wie ein verrückter Sektenführer auf dieses Licht zugegangen? Ich wusste doch, dass aus eurer unnormalen Beziehung nichts Gutes kommen kann. Euer Rumgemache hat dich schlampig werden lassen!,“ wetterte John. Dean zuckte zusammen wie ein geprügelter Hund. Sein Vater hatte Recht, er hätte auf seinen Sammy aufpassen sollen. Er hätte nach dem Sex nicht einschlafen dürfen. Seine gedankliche Selbstgeißelung wurde jäh von den folgenden Ereignissen unterbrochen.
 

Der älteste Winchester wollte gerade zu einer Tirade weiterer Vorwürfe ansetzen, als ihn Bobbys Faust wie aus dem Nichts am Kinn traf und John sackte wie ein fallengelassener, halbvoller Mehlsack zusammen.
 

„Wag es dich nicht noch einmal so mit meinem Jungen zu reden. Es ist nicht seine Schuld. Wenn du ihre Beziehung für etwas verantwortlich machen willst, dann höchstens dafür, dass sie dafür gesorgt hat, dass sie noch besser aufpassen bei der Jagd. Dean würde nie zulassen, dass Sam etwas passiert, wenn es in seiner Macht liegt. Aber auf diese Ränkespiele zwischen Himmel und Hölle hatte er keinen Einfluss. Was immer der Grund ist für Sams Verhalten, Dean wusste genau so wenig von dem ganzen Engel-Dämonen-Luzifer-Hick-Hack wie du und ich,“ las Bobby Deans Dad die Leviten.

„Was weißt du den schon? Sie sind nicht deine Söhne,“ entgegnete John aufgebracht. Was fiel dem bärtigen Jäger denn ein? Schon seit Jahren versuchte er sich in die Erziehung seiner Kinder einzumischen. John fand, dass es Zeit wurde, dass er Bobby mal seine Grenzen aufzeigte. Doch der ältere Jäger gab nicht klein bei.

Die Engel standen abseits und beobachteten, ohne einzuschreiten. Dean hatte sich wieder neben Jenny gesetzt und wünschte sich verzweifelt, dass das Ganze nie passiert wäre und Bobby setzte zum Konter an.

„Nein! Was weißt DU schon? Du hast doch nie darauf geachtet was sie brauchen oder was da zwischen den beiden ablief. Welch enge Bindung sie schon immer hatten. Dean hat sich um Sam gekümmert, weil du nie da warst. Sie waren alles für einander. Verdammt, sogar Pastor Jim und ich haben mehr für das Wohl der beiden gesorgt als du. Du hast…“

„Haltet die Klappe! Alle beide,“ mischte sich nun Rufus ein. Er war emotional nicht so eingebunden wie die anderen drei Männer und schien als einziger Johns Bemerkung wegen Sam im Wald verstanden zu haben.

John und Bobby schwiegen prompt. Beide sahen den schwarzen Jäger überrascht an.

„Was? Willst du dich jetzt auch noch einmischen?,“ keifte John dann aber wieder.

„Oh nein, eure kleine Vaterfigur-Positionsverteidigung könnt ihr gerne später weiter führen. Jetzt geht es um deinen Sohn und das Schicksal der Menschheit. Ich will, dass du uns erzählst was mit Sam im Wald war,“ wies Rufus den Winchester an.
 

Dean, der noch immer neben seiner Tochter saß, hatte den Streit zwischen John und Bobby ausgeblendet, aber jetzt wo Rufus gesprochen hatte, hörte er nur die Worte Sam und Wald und war sofort auf den Beinen. Die Erwähnung seines Sammys hatte ihn zur alten Stärke zurück gebracht und auch Bobbys Worte sickerten nun durch. Es war nicht seine Schuld, dass Sam weg war. Dafür waren das vermaledeite Geflügel und das Schwefelkommando verantwortlich. Wenn Sam gehört hätte was John schon wieder gegen Dean los gelassen hatte, wäre er ihm an die Gurgel gegangen. Der ältere Bruder aber war mittlerweile soweit, dass er sich nicht länger von seinem Vater runterputzen lassen würde. Eben war er zwar zusammen gezuckt, aber das sollte das letzte Mal gewesen sein. John hatte kein Recht ihm die Schuld zu geben. Wenn er eins von Sam gelernt hatte, dann das, dass er für sich selbst einstehen musste. Mit ein paar Schritten war er bei John und packte ihn am Kragen. Der älteste Winchester war zu überrascht als dass er abwehrend hätte reagieren können.

„Du hast Sam gesehen? Wo und wann? Was ist passiert? Und warum hast DU ihn nicht aufgehalten? Ach, ich vergaß, sowas tust du ja nicht. Hast ihn ja auch uns verlassen lassen, hast ihn sogar dazu gebracht jeglichen Kontakt abzubrechen mit deiner „wenn du gehst brauchst du nicht zurück kommen“ Rede. Du hast unsere Familie mindestens genau so kaputt gemacht, wie die Engel und Dämonen. Du kannst es genau so wenig wirklich wieder gut machen, wie die zwei,“ er deutete auf Barachiel und Castiel, die noch immer unbeteiligt an der Tür standen, dann fuhr er fort: „aber du kannst uns helfen Sam zu finden oder wenigstens eine Spur, die uns zu ihm führen kann. Also, was ist im Wald passiert?“
 

„Dean, gib ihm Raum zum atmen, dann kann er uns sagen, was mit Sam war,“ meinte Barachiel. Er war an die Winchesters herangetreten und legte beruhigend eine Hand auf Deans Schulter. Der ältere Bruder ließ von John ab und trat ein paar Schritte zurück. Sein Dad ging zu dem Tisch hinüber und setzte sich. Barachiel schnipste mit dem Finger und vor John stand plötzlich eine Flasche Wasser. Deans Dad griff sofort danach und trank einige Schlucke.

„Oh, und das will ich auch können,“ kommentierte Rufus. Er und Bobby hatten sich am Fußende von Marcys Bett niedergelassen. Dean setzte sich wieder an Jennys Seite. Dann fing John an zu reden.

„Ich hatte gerade mit DEM Colt den Dämon erschossen, der eure Mum und Jessica getötet hatte, als Sam auf der Lichtung im Wald auftauchte. Er…“

„Du hast den Dämon erschossen? Und das erzählst du uns erst jetzt?,“ fuhr ihm Bobby ins Wort. Der Winchester hatte echt Nerven.

„Ich wollte es Dean ja sofort sagen, aber dann habe ich dich, Rufus und die zwei Clowns da gesehen,“ verteidigte sich John.

„Komm zum wesentlichen Dad,“ meinte Dean. Dass der Dämon, der Mary und Jess getötet hatte endlich vernichtet war spielte momentan einfach keine Rolle. Nur Sammy zählte jetzt.

„Azazel ist Tod…natürlich…dadurch kam Luzifer frei,“ sagte Barachiel auf einmal. Alle anderen sahen ihn entgeistert an. Der Oberste der Schutzengel erzählte ihnen kurz und bündig von der Dämonen-Schöpfungsgeschichte, dem Siegel, das Luzifer in der Hölle hielt und wie es gebrochen werden konnte.

„Oh mein Gott! Ich habe … und dann ist … Sam … oh nein … was habe ich nur getan?,“ kam es von John als er Barachiels Worte verstand.

„Du konntest es nicht wissen,“ meinte Barachiel.

„Du kannst dir später so viele Vorwürfe machen wie du willst, aber jetzt will ich genau wissen was mit Sam passiert ist,“ pochte Dean auf eine Fortsetzung der Berichterstattung seines Vaters. Zu aller Überraschung ließ John dies unkommentiert und gehorchte der Aufforderung seines Sohnes.

„Ich war auf der Lichtung. Plötzlich bebte die Erde und es wurde hell. Dann kam plötzlich Sam dazu. Ich war völlig überrascht ihn zu sehen und fragte ihn wie er dorthin gekommen war und was er wolle. Er meinte irgendwas davon, dass alles gut werden würde und ich mich auf ihn verlassen kann. Ich war wegen der bebenden Erde und des hellen Lichts besorgt, doch Sam hatte die Ruhe weg. Das kam mir komisch vor. Ich fragte ihn was los sei und was gerade passierte. Er antwortete mir nicht … dann ging alles so furchtbar schnell … ein Lichtstrahl schoss aus dem Boden … und dann war da auf einmal eure Mutter und hat irgendwas von wegen „ja-sagen“ zu Sam gesagt. Ich hab nur noch gehört, wie Sam tatsächlich „ja“ gesagt hat und dann wurde es gleißend hell, ehe alles um mich herum dunkel wurde. Ich muss wohl ohnmächtig geworden sein.“
 

„Moment … du hast Mary gesehen … bei Sam?,“ fragte Bobby.

„Ja und er schien sie auch zu sehen, immerhin hat er auf das gehört was sie gesagt hat,“ erklärte John.

„Dann ist die Sache doch ganz einfach. Die Dämonen müssen Sam mit seiner Mutter, naja zumindest einer Illusion von ihr, manipuliert haben, um ja zu sagen,“ schlussfolgerte Rufus.

„Es kann Tage, wenn nicht sogar Wochen dauern bis man seine Hülle dazu überredet hat einen einzulassen. Was immer auch die Dämonen gemacht haben, um Sam zum ja-sagen zu kriegen, sie müssen schon vor einiger Zeit damit angefangen haben,“ meinte Barachiel.

„Das muss die seltsame Energie gewesen sein, die Anna und ich gespürt haben. Nicht ganz dämonisch … nicht ganz fremd … Barachiel, Zacharias muss den Dämonen dabei geholfen haben,“ platzte bei Castiel plötzlich der Knoten.

„Ja, alles macht Sinn,“ meinte der Chef der Schutzengel.

„Nichts macht Sinn. Das kann nicht sein. Sam hätte mir doch was davon gesagt, wenn er unsere Mutter gesehen hätte. Er hätte sich nicht manipulieren lassen. Er hätte sich mir anvertraut. Er wäre niemals gegangen. Er wäre nie auf die Tricks der Dämonen reingefallen. Es muss anders abgelaufen sein. Dad, du hast dir Mum sicher nur eingebildet … Sam wurde von den Dämonen entführt … vielleicht haben sie ihn durch Folter dazu gebracht ja zu sagen …“ Dean weigerte sich weiterhin daran zu glauben, dass Sam, wenn auch manipuliert, freiwillig gegangen war. So dumm konnte Sam nicht sein und vor allem würde er Dean das nicht antun. Er hätte doch mit ihm gesprochen. Nein, es musste einfach einen anderen Grund dafür geben.

„Dean, ich habe dir doch schon mehrmals erklärt, dass Luzifer nur von Sam Besitz ergreifen, wenn er dafür freiwillig sein Einverständnis gibt,“ sagte Castiel.

Dean tigerte hin und her und murmelte immer wieder Worte wie: Nein, das kann nicht sein, nicht Sammy, unmöglich, würde das nie tun, du musst dich geirrt haben.

„Es war eure Mutter … sie … sie ist mir selber ein paar Mal im Schlaf erschienen … sie hat mir geholfen den Colt zu finden … Ich dachte sie wäre nur ein Traum … oder ein Engel …scheint so als wäre sie tatsächlich ein Engel gewesen. Wahrscheinlich hat Zacharias mich durch sie ebenfalls manipuliert … Dean, ich denke die Engel haben Recht. Es passt alles zusammen … und es wäre ja auch nicht das erste Mal, dass er uns nichts von seinen Plänen erzählt hat … Ich glaube Sam ist wirklich freiwillig …“

„Wag es ja nicht diesen Satz zu Ende zu sprechen! Du weißt nichts, rein gar nichts über Sam und mich, über unsere Beziehung. Sam hat sich geändert! Er hätte mir sofort gesagt, was er gesehen hat. Das hat er bei seinen Visionen ja auch gemacht. Er ist nicht freiwillig gegangen.“ Dean schlug mit der Faust auf den Tisch.
 

Bobby seufzte. Er wollte es ja auch nicht glauben, aber alles sprach gegen Sam. Deans Dämonen-Entführungstheorie machte keinen Sinn, wenn er dem glauben konnte was die Engel gesagt hatten. Er blickte zu Jenny, die weiter gewachsen war und sich im Bett unruhig hin und her wälzte. Ihm fiel ein, dass Barachiel was von einer Verbindung zwischen Dean und ihr gesagt hatte und er wusste aus eigener Hand, dass sie empathisch war. Deans Aufregung musste sie ebenfalls aufregen. Dabei machte sie doch schon genug durch. Er musste etwas unternehmen.

„Warum hast du uns nichts davon gesagt, dass du Mum im Traum gesehen hast und sie dir mit dem Colt geholfen hat?,“ fuhr der erboste Dean seinen Vater weiter an.

„Dean, beruhige dich!,“ sagte Bobby. Doch er schien nicht zu ihm durch zu dringen. Also fasste er Dean an den Schultern. Dieser wollte sich losmachen.

„Lass mich los, Bobby!“ Sein Leben fiel mehr und mehr auseinander und er fühlte sich durch Bobbys Berührung eingeengt, wollte sich nicht beruhigen, doch der bärtige Jäger gab nicht nach, hielt Dean weiter fest.

„Du regst Jenny auf, du musst dich beruhigen und dich um sie kümmern. Sie braucht dich,“ versuchte Bobby es erneut. John beobachtete wie Dean mehr und mehr hysterisch wurde und schritt ein. Bobby hatte mit diesem wischi-waschi Beruhigungsgefasel keine Chance. Er gab seinem Sohn eine leichte Ohrfeige.

„Reiß dich zusammen,“ schrie John. Doch auch dies erzielte nicht die gewünschte Wirkung. Sie machte Dean nur noch wütender. Er riss sich von Bobby los und wollte seinen Vater angehen. Dann hörten sie es. Fiebrig-schwach, aber dennoch unüberhörbar, eine weibliche Stimme.

„Din … Din … nein …“
 

Nur eine Person konnte seinen Namen so aussprechen. Seine Jenny. Dean ließ seine Wut und Hysterie augenblicklich von sich abfallen und eilte an die Seite seiner nun wieder fiebernden, aber immer noch nicht wachen Tochter, die schon fast zehn sein musste. Er streichelte ihr übers Haar. Setzte sich dann neben sie und bettete ihren Kopf in seinen Schoß.

„Es tut mir leid … ich bin da … ich bin bei dir …“ Sie hörte auf sich hin und her zu wälzen. Barachiel trat ans Bett heran und berührte das Mädchen.

„Ihre Temperatur wird gleich wieder sinken. Die vielen Emotionen haben sie ganz schön mitgenommen.“

„Mir reicht dieser ganze Kack langsam. Wir kommen nicht weiter. Wir sollten uns aus dem Stillstand bewegen und endlich was tun. Bobby, du und ich, wir lassen uns von John die Stelle zeigen, wo er den Dämon getötet hat. Vielleicht finden wir was Brauchbares. Als Unterstützung nehmen wir den da,“ er deutete auf Castiel, „auch noch mit. Barachiel, du bleibst bei Dean und dem armen Würmchen,“ ordnete Rufus an.

Die beiden Männer nickten nur. Sie hielten dieses Warten ja auch kaum aus und die ganze Sache immer wieder zu wiederholen brachte sie auch nicht weiter.

„Das ist eine gute Idee,“ sagte Barachiel. Sie mussten zum Wohle aller, wieder Ruhe rein bringen. Dean sagte gar nichts. Er wollte sich nun erst mal nur noch auf Jenny konzentrieren. Dafür musste er sogar für eine Weile all seine Gedanken bezüglich Sam ausschalten. Das würde ihn nur weiter aufwühlen und Jenny sollte nicht noch mehr leiden.

Kurze Zeit später verließen die drei Jäger und Castiel das Motelzimmer und machten sich auf den Weg zur Lichtung, die John erwähnt hatte. Sie ließen einen zu tiefst erschütterten, aber sich zusammenreißenden Dean mit jeder Menge Zweifel zurück.
 

Zur selben Zeit in Los Angeles:

„Ich denke, es wird Zeit, dass wir uns zurück nach South Dakota begeben. Mittlerweile müsste die Engelspurensicherung erkannt haben, dass ich wieder im Spiel bin und eine Armee gegen mich und meine Dämonen errichtet haben. Wir wollen sie doch nicht warten lassen,“ sagte ER zu Lilith und Alaistair.

„Nein Vater, den Spaß die Engel verlieren zu sehen, sollten wir uns nicht entgehen lassen,“ sagte Lilith.

„Gut, gut. Dann lass uns gehen, meine Tochter. Aber zunächst sieh zu, dass du diesen Abfall beseitigt kriegst,“ sagte Luzifer und deutete auf die Überreste der Leichen auf dem Boden.

„Und werd das lästige Personal los, ehe die noch Trinkgeld fordern,“ fuhr ER mit SEINEN Anweisungen fort. Dann trat ER noch einmal nach draußen auf den Balkon.

„Du kannst voller Vorfreude sein, Sammy-Boy! Die Stunde rückt näher an der du deinen Deanie-Spatz wieder siehst. Wenn du schön artig bist, gewähre ich dir einen letzten Abschiedsblick auf ihn, ehe ich ihm die Haut abziehe und ihm die Eingeweide rausreiße, um damit Fußball zu spielen. Hey, das wird dir vielleicht sogar Spaß machen. Du hast doch auch mal Fußball gespielt. Man, ich bin einfach zu gut zu dir.“ ER lauschte nach Sams Seele und grinste. Noch nie hatte sich statisches Rauschen und winzige Protestfetzen so gut angehört.
 

TBC…

ER kommt

„Ich weiß nicht was wir hier machen. Ich hab euch doch gesagt, dass ich vorhin alles abgesucht hab. Da war nichts außer ein wenig Schwefel, dort drüben in der Asche,“ sagte John als sie bereits einige Minuten zurück auf der Lichtung waren. Sie waren mit Rufus Wagen gefahren und es hatte einiges an Überredungskunst gebraucht, um Castiel dazu zu bringen in den Wagen einzusteigen. Es war nicht weit und keiner der drei Jäger traute dem Engel-Hokuspokus. Dieser Transportweg fiel flach.

„Du warst heute früh hier. Da war es noch wesentlich dunkler als jetzt. Vielleicht hast du was übersehen,“ meinte Bobby.

„Es war vielleicht noch dunkel, aber ich hatte eine Taschenlampe. Ich habe sicher nichts übersehen. Das hier ist pure Zeitverschwendung.“

„Es geht um Sam, je gründlicher wir suchen, desto besser. Außerdem sehen acht Augen mehr als zwei,“ entgegnete Bobby und folgte einigen Fußspuren in Richtung eines Busches.

„Bobby hat Recht. Außerdem was willst du sonst machen? Däumchen drehen oder Dean noch weiter unnötig Vorwürfe machen?“

„Was mischt du dich da überhaupt ein?,“ fuhr John den schwarzen Jäger an.

„Hm … lass mich mal nachdenken … ich tue meinem Freund einen Gefallen und helfe ihm dabei seine Familie zu retten und dann taucht ein Kasper auf, der sich selbst Vater von Dean und Sam nennt und seine menschliche Inkompetenz dadurch wett machen will, dass er zwanghaft versucht einen Streit vom Zaun zu brechen. Tut mir leid, aber da muss ich einschreiten, weil es mir tierisch auf den Sack geht. Entweder du hältst deine Klappe und hilfst uns oder du pflanzt deinen Hintern ins Auto und wartest bis wir fertig sind,“ ohne ein weiteres Wort ließ Rufus den sprachlosen John stehen und gesellte sich zu Bobby, der etwas gefunden zu haben schien.
 

„Sieh dir das an Rufus. Zwei Satz Fußabdrücke. Sie führen von diesem Gebüsch aus auf die Lichtung,“ sagte der bärtige Jäger.

„Die größeren gehören wohl Sam … dann müssen die anderen von dem Dämon sein, der sich Sam gegenüber als seine Mutter ausgegeben hat,“ schlussfolgerte Rufus.

„Ja, aber die sind ein wenig zu groß, um von einer Frau zu sein,“ wand Bobby ein.

„Der Dämon muss keine Frau gewesen sein. Wenn Zacharias dahintersteckt, dann hat er dem Dämon die Fähigkeit verliehen, für das Auge des Betrachters anders auszusehen, als die Hülle in der er wirklich steckt. Dämonen können ihr Aussehen nicht verändern wie Formwandler. Er muss Hilfe von einem Engel bekommen haben, damit er eine Mary-Illusion erschaffen konnte,“ erklärte Castiel. Der auf Gefahren achtend unbeteiligt am Rand gestanden hatte.

„Wenn dieser Dämon wirklich schon für längere Zeit aktiv war, um Sam zum ja-sagen zu überreden, wie kommt es, dass Dean und ich ihn nie gesehen haben?,“ fragte Bobby.

„Entweder Zacharias hat ihm geholfen, sich vor euch zu verbergen, in dem er die Illusion allein auf Sams Hirnfrequenzen abgestimmt hat oder aber er erschien ihm nur im Traum,“ mutmaßte der Engel.

„Wenn er nur auf Sams Gehirnströme abgestimmt war, warum konnte ich ihn dann auch kurz sehen?,“ fragte John. Er war nun auch zum Gebüsch getreten.

„Schau mal Bobby, wer beschlossen hat etwas sinnvolles zur Sache beizutragen,“ stichelte Rufus gegen den Winchester. John ballte die Hände zu Fäusten. Am liebsten hätte er diesem Großmaul eine verpasst, aber er wusste, dass ihn das nicht weiter bringen würde. Rufus und Bobby würden sich beide gegen ihn wenden. Gegen beide hatte er keine Chance.

„Vermutlich hat Luzifers Erscheinung die Frequenzen gestört,“ sagte Castiel.

„Macht Sinn. Immerhin hast du erzählt, dass deine Fähigkeiten auch ein wenig verrückt gespielt haben zu dem Zeitpunkt,“ sagte Bobby.

„Schön, dass ihr euch einig seid. Aber inwiefern bringt uns das weiter? Sam finden wir so auch nicht,“ motzte John.

Bobby riss so langsam der Geduldsfaden. War John wirklich so borniert? Verstand er wirklich nicht weshalb sie das hier machten?

„Ich weiß, du bist kein Fan der Beziehung von Sam und Dean, aber die beiden sind zusammen. Dean liebt Sam. Ich weiß, dass uns die Spuren hier vermutlich nicht helfen können Sam zu finden. Wenn Luzifer in ihm ist hat ER sich sicher von hier weg gebeamt, wie es für Engel normal ist. Aber jeder noch so kleine Hinweis kann uns helfen zu verstehen was passiert ist. Verstehst du nicht, dass Dean das einfach wissen muss? Verstehen muss, was Sam dazu gebracht hat, das zu tun? Ich hätte echt mehr von dir erwartet, John. Gerade, weil du doch wohl genauso gut wie ich, nachvollziehen können müsstest, was Dean gerade durchmacht.“ Der bärtige Jäger sah John leicht verächtlich an. Der Winchester wollte aufbegehren. Erklären, dass das zwischen seinen Jungs nicht dasselbe war wie zwischen ihm und Mary, aber wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann war dem nicht so. Sam und Dean liebten sich genau so innig. Das hatte er gesehen. Es war unbestreitbar, auch wenn er es noch immer nicht richtig verstand. Wie hatten seine zwei eindeutig hetero Söhne sich einander zuwenden können anstatt einer Frau? Und wenn sie schon vorher solche Neigungen hatten, warum hatten sie das nicht mit anderen Männern ausgelebt? Wieso zum Kuckuck noch mal mussten seine Kinder sich in einander verlieben? Aber im Moment spielte dies nur insoweit eine Rolle, als dass er Bobby Recht geben musste.

„Okay … wir wissen jetzt, dass Sam nicht alleine her gekommen ist, also wird er wohl nicht völlig von sich aus ja gesagt haben,“ sagte John.

„Soweit waren wir auch schon,“ sagte Rufus.

„Ach ja, Schlaumeier?,“ zeterte John. Bobby rollte mit den Augen. Warum konnte John nicht einfach die Mal die Klappe halten? Er trat zu Castiel.
 

„Besteht irgendwie die Möglichkeit, dass an Hand von … ich weiß auch nicht …Energieresten … feststellen kannst wo Sam /Luzifer hin ist?,“ fragte er, auch wenn er eigentlich die Antwort darauf wusste.

„Luzifer ist vor uns Engeln versteckt und somit auch Sam. Deshalb brauchen wir das kleine Mädchen. Sie steht über eine andere Ebene mit ihrem Vater in Verbindung und wird ihn finden können,“ sagte Castiel, der so langsam an der Intelligenz dieser Menschen zweifelte. Barachiel und er hatten das doch nun schon etliche Male erklärt.

„Ich hab das schon erwartete, aber ich dachte mir Fragen schadet nicht,“ meinte Bobby.

„Selbst wenn er sich nicht verstecken würde, dieser Ort ist dermaßen von Dämonen- und Engelsenergie überlagert, dass man schwer jemanden lokalisieren kann.“

„Hm … wie koordiniert Barachiel dann die Suche nach Zacharias?,“ fragte John.

„Engel können alle Frequenzen wahrnehmen. Zacharias ist vom Himmel abgeschnitten. Wenn er versucht Kontakt zu seiner Allianz aufzunehmen, kriegen wir das mit und können ihn orten. Dafür brauchen wir keine Energiespuren suchen.“

„Aha, Barachiel hat also ein Engelabhörkommando auf ihn angesetzt,“ sagte Rufus. Zeitgleich meinte Bobby: „Engel sind Weltempfänger.“

„So in etwa,“ sagte Castiel. „Aber die Dämonen bereiten uns momentan mehr Sorgen.“

„Was heißt das genau?,“ wollte John sofort wissen.

„Als Luzifer zurück kehrte, war die dämonische Energie hier extrem hoch. Praktisch jeder Haushalt in der Stadt muss besessen gewesen sein. Aber mit Luzifer sind auch die Dämonen verschwunden und Barachiel meint, dass diese sich zu einer Armee formieren und für Luzifer Menschen töten.“

„Und was gedenkt er dagegen zu tun?,“ fragte Bobby.

„Wir sind dabei ein Gegenheer zu bilden. Aber wie Barachiel gesagt hat, wir stehen einer Übermacht gegenüber, die an verschiedenen Fronten kämpft.“

„Hm … ich glaube ich weiß wo wir Unterstützung her kriegen,“ sagte Bobby und zückte sein Handy. Rufus und John sahen ihn fragend an, doch noch bekamen sie keine Antwort. Der bärtige Jäger wählte die gewünschte Nummer. Dann wartete er, dass jemand ran ging.
 

Zeitgleich im Motelzimmer:
 

Dean saß am Fußende von Jennys Bett. Sein kleines Mädchen hatte weibliche Rundungen bekommen und irgendwie schien es dem Winchester unpassend die unbekleidete junge Frau weiterhin im Arm zu halten. Er würde den Engel demnächst losschicken, um Kleidung für Jenny zu besorgen, denn bald würde sie ausgewachsen sein. Jennys Temperatur war wieder gesunken und sie lag ruhig da. Ohne seine Tochter als Ablenkung wanderten Deans Gedanken zwangsläufig wieder zu Sam. Angenommen, dass das was sie über den Hergang zusammen getragen hatten würde stimmen …

„Warum sollte Sam sich von einer Mary-Halluzination manipulieren lassen?“ Den Teil seiner Überlegungen hatte er laut ausgesprochen.

„Menschen tun verrückte Sachen, wenn sie verliebt sind,“ meinte Barachiel.

„Danke für die kitschige Floskel,“ murrte der Winchester.

„Moment, was hat das mit verliebt sein zu tun?,“ hakte Dean nach.

„Demnach zu urteilen was Castiel mir über eure Beziehung erzählt hat, ist es unübersehbar, dass er dich liebt. Wahrscheinlich ist es den Dämonen auch nicht entgangen und zweifelsohne haben sie sich das Wissen zu Nutzen gemacht und Sam irgendwie mit den Gefühlen für dich manipuliert. Wenn man bedenkt, was John darüber gesagt hat, was Sam zu ihm gesagt hat, dann war Sam der Ansicht etwas Gutes zu tun. Vielleicht wollte er dich beschützen,“ erklärte der Engel.

„Ihr geht alle von völlig falschen Voraussetzungen bei Sam aus. Gerade weil er mich liebt hätte er sowas nicht getan. Er hätte mir von der Halluzination erzählt und dann hätten wir zusammen dem Scheißkerl in den Arsch getreten. Er mag es nicht, wenn ich den Märtyrer spiele und sowas mache, wie mich schützend vor ihn werfen oder so. Da hatten wir einen riesigen Streit drüber. Er würde sowas nicht machen. Wir haben einander versprochen alle Probleme als Team anzugehen. John hat sich geirrt … sich meine Mum nur eingebildet.“

„Dean … ich kenne Sam nicht so gut wie du, aber … ich bin mir sicher, dass dein Vater Mary gesehen hat,“ meinte Barachiel.

„Ich bin mir auch sicher, dass er geglaubt hat sie zu sehen. Ich meine er hatte gerade den Dämon getötet, der ihm seine Frau genommen hat. Aber das heißt nicht, dass Sam sie auch gesehen hat … das Ganze hat nichts mit Sams Entführung durch die Dämonen zu tun.“

„Dean … ich weiß, dass Menschen sich gerne in Phantasiewelten flüchten, wenn die Realität zu grausam wird, aber Sam …“ Der Engel wurde von Deans Handy unterbrochen, das dem Mann mitteilte, dass jemand anrief.

„Weißt du was, behalt den Gedanken einfach für dich,“ sagte der Winchester. Er griff nach seinem Handy und nahm ab.
 

„Hey Bobby! Was gibt es?,“ fragte er den väterlichen Freund sofort. Der Jäger erklärte in kurzen Worten, was für Probleme die Engel erwarten würden.

„Verstehe, aber was kann ich da machen?,“ wollte Dean wissen.

„Als wir die F.B.I.-Futzies zu Besuch hatten, hatte dieser Burrell doch was von einer Art Jäger-Datei erzählt. Ich dachte mir, dass er alle Jäger aus dieser Datei benachrichtigen könnte und sie die Engel an der Front etwas unterstützen könnten.“

„Gute Idee. Ich schick dir gleich seine Nummer, dann kannst du alles in die Wege leiten,“ meinte Dean. Burrell würde ihnen sicher helfen. Wie hatte er noch so schön zum Abschied gemeint?

[align type="center"][style type="italic"] ~„Also, wenn Sie irgendwann mal Hilfe brauchen, zögern Sie nicht mich anzurufen. Ich werde dann sehen, was sich machen lässt.“~[/align][/style]
 

„Ja, okay. Schick mir die Nummer,“ erwiderte Bobby. Normalerweise hätte er Dean gebeten den Anruf zu tätigen, aber sein Junge hatte momentan genug mit sich und Jenny zu tun, da wollte er ihm das nicht auch noch aufbürden.

„Ja … danke, Bobby. Hey, ihr habt nicht zufällig was über Sams Verbleib herausgefunden?“

„Wenn dem so wäre ,hätte ich dir das sofort gesagt.“

„Ich weiß … entschuldige Bobby ... ich …“ Natürlich hätte Bobby das sofort erwähnt. Dean kam sich jetzt dumm vor, die Frage gestellt zu haben. Bobby war nicht ihr Dad. Er hielt wichtige Informationen nicht zurück, bis es nicht mehr anders ging, als doch die Wahrheit zu sagen.

„Hey, kein Ding. Ich versteh dich, Junge. Hör mal … halt den Kopf hoch … wir kriegen ihn wieder … irgendwie.“

„Bobby…“ in Deans Hals hatte sich ein Klos gebildet. Die Mut machenden Worte taten gut, aber sie konnten ihm die Angst Sam zu verlieren, nicht wirklich nehmen.

„Dean, wir krempeln noch mal den ganzen Wald um, vielleicht finden wir ja doch noch was. Castiel ist zwar nicht wirklich optimistisch, weil er meinte er hätte das schon ergebnislos getan, aber Engel sind ja auch nicht unfehlbar …“

„Danke Bobby … wirklich … ich …,“ sagte Dean mit belegter Stimme und kam doch ins Stocken. Die Emotionen waren in dem Moment einfach zu stark. Bobby gab ihm halt.

„Wir sehen uns nachher,“ meinte der väterliche Freund nur. Einen Chick-Flick-Moment wollte er unter allen Umständen vermeiden.

„Okay … bis dann,“ meinte der ältere Winchester-Bruder. An beiden Enden war noch kurz tiefes Atmen zu hören ehe beide Männer auflegten.
 

Rufus, Castiel und John standen neben Bobby wie bestellt und nicht abgeholt. Alle hatten mitbekommen, was der Jäger plante. Castiel ergriff zuerst das Wort.

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll …,“ meinte er und der bärtige Jäger wusste, dass der Engel es im bildlichen und im übertragenen Sinne meinte.

„Wir wäre es mit Danke? Ich reiß mir hier den Arsch auf, um das zu tun, wozu ihr Geflügel erst viel zu spät fähig ward, nämlich euch zu helfen.“ Das Handy piepte und signalisierte ihm, dass er eine Nachricht bekommen hatte. Dean hatte ihm Burrells Nummer geschickt.

„Ich denke, wir lassen Bobby seinen Anruf erledigen und sehen uns noch ein letztes Mal um,“ meinte Rufus und zog John und Castiel mit sich. Bobby nickte Rufus dankend zu, dann machte er sich daran die Nummer zu wählen. Hoffentlich konnte Burrell wirklich helfen.
 


 

Sam fühlte sich elend. Nicht nur die Angst was Luzifer mit Dean machen würde nagte an ihm, sondern auch Schuldgefühle, dass er seinen Geliebten in diese Lage gebracht hatte. Beides schwächte ihn. Selbst das was Luzifer mit seinen Augen sah und mit seinen Ohren hörte kam ihm nur noch vor, wie durch Neben und Watte. Er kam auch nicht mehr so gut an seine Erinnerungen heran. Es war als wären Sams Gedächtnis und seine Seele nicht mehr stark genug verbunden. Seine Seele konnte noch selbstständig denken, Sinneswahrnehmungen aber nicht selber verarbeiten oder auf Erinnerungen von bereits verarbeiteten Eindrücken abrufen. Lag es daran, dass ER sein Hirn kontrollierte? Es war das, was Sam am meisten schwächte. Er konnte Dean und Jenny schon kaum mehr klar vor seinem inneren Auge sehen, wusste nicht mehr wie die Stimme seines Partners klang oder wie er roch, sich unter seinen Fingern anfühlte. Das Einzige, was ihn noch aufrecht hielt, schwand mehr und mehr. Einzig seine Gefühle für Dean waren ungetrübt. Gefühle schienen eindeutig von der Seele zu kommen. Gott, Ärzte, Psychiater und Theologen würden sich um Sams Erfahrungen reißen. Nur würde er wohl nie dazu kommen ihnen davon zu erzählen. Wie sollte er Dean nur helfen? Er war viel zu schwach. Wie hatte er überhaupt so dumm sein können zu glauben, er könnte Dean beschützen? Er war nutzlos. Dean hatte was Besseres verdient als ihn. Aber er musste sich zusammen reißen. Er musste sich einen Plan zu Recht legen. Logisch denken. Deans Leben hing davon ab. Wenn Luzifer seine Seele schwächen konnte, musste er dann nicht umgekehrt auch in der Lage dazu sein, SEINE Essenz oder was auch immer zu schwächen? Das musste doch gehen. Er würde wahrscheinlich nicht lange gegen ihn ankommen können, denn ein Engel verfügte nun mal über stärkere Kräfte, aber möglich musste es doch sein. Nur wie sollte er es anstellen? Er hatte doch schon wie verrückt versucht die Beherrschung seines Körpers zurück zu gewinnen. Es hatte nicht funktioniert. Vielleicht weil Luzifer damit gerechnet hatte. Eventuell schaffte er es ja IHN zu überrumpeln. Er würde nichts mehr gegen IHN unternehmen und so den Eindruck erwecken, dass er aufgegeben hatte. Dann, wenn ER es schon nicht mehr erwartet, würde er seine Chancen nutzen. Vielleicht würde Dean dann fliehen können … nein, das würde sein Bruder nie machen. Aber was wäre wenn er Luzifer solange zurück halten würde, dass Dean IHN ausschalten konnte? Es musste doch einen Weg geben. Aber wie kam er an des Rätsels-Lösung? Und wie lange hatte er Zeit es zu finden?

„Zeit zu gehen, Sammy-Boy!,“ sagte ER und dann waren sie vom Balkon in L.A. verschwunden.
 


 

Bobby hatte sein Telefongespräch mit Burrell beendet. Es war nicht leicht ihm den Apocalypse-Now Zustand zu erklären, aber letztlich konnte er Burrell überzeugen die Jäger zu informieren und ihnen Koordinaten von starker dämonischer Aktivität zukommen zu lassen. Die Koordinaten hatte er von Castiel bekommen, der sie über Engelradio empfangen hatte. Er steckte sein Handy gerade in die Hosentasche, als der Engel mit Rufus und John im Schlepptau an seine Seite trat.

„Wir sollten schleunigst hier verschwinden,“ sagte Cas ernst.

„Warum?,“ fragte Bobby beunruhigt. Er blickte sich um und sah, dass der Himmel sich grau-violett verfärbt hatte.

„ER kommt.“ Er fasste Rufus und John am Kragen und berührte Bobby an der Schulter. Ein Wimpernschlag später waren sie verschwunden und das keine Sekunde zu früh.
 

TBC…

Vertrauen

Dean war überrascht, als Castiel mit den drei Jägern plötzlich wieder in Motelzimmer auftauchte. Barachiel hingegen schien sie schon zu erwarten.

„Er ist also hier,“ sagte er ruhig zu Castiel. Dieser nickte.

„Früher als ich erwartet hätte.“

„Warum ist er hier her gekommen?,“ fragte der blauäugige Engel.

„Mit „er“ meint ihr Luzifer oder?,“ fragte Bobby. Barachiel nickte. Dann wand er sich an Castiel, um ihm seine Frage zu beantworten, doch er wurde erneut unterbrochen.

„Luzifer ist hier? Dann…brauch Jenny ihn nicht suchen. Wir können…,“ meinte Dean, doch der Chef der Schutzengel ließ ihn nicht aussprechen.

„Erinnere dich was ich dir erklärt habe. Wenn Sam eine Chance haben soll, ist Jenny der einzige Weg.“

„Aber…,“ wollte der ältere Winchester-Bruder einwenden.

„Dean! Alles was wir gegen Luzifer unternehmen könnten, würde unweigerlich zu Sams Tod führen. Bitte vertrau mir in diesem Punkt. Ich sage das, weil es die Wahrheit ist, nicht weil ich mit Jenny als Waffe meinen eigenen Arsch retten will.“ Dean sah zu der Teenager-Version seines kleinen Mädchens hinüber. Die Wahrheit hinter Barachiels Worten sank ein und er musste sich zusammen reißen, um nicht von seinen Emotionen überrollt zu werden und loszuheulen wie ein kleines Kind, auch wenn ihm noch so sehr danach zumute war. Er war machtlos. Er könnte zwar den Engeln sagen, dass sie ohne Rücksicht auf Verluste gegen Sam/Luzifer vorgehen konnten, dann würde er Jenny in Sicherheit wissen. Es wäre das Vernünftigste, das, was jeder gute Vater tun würde. Sein Kind vor Schaden bewahren. Sam würde nicht wollen, dass seine Tochter für ihn sein Leben riskierte. Verdammt, was war er nur für ein schlechter Mensch, dass er es nicht über sich brachte diese Entscheidung zu treffen. Er konnte Sam nicht dem sicheren Tod überlassen.
 

Dean war vollkommen in seine Gedanken verstrickt und nahm seine Umgebung gerade nicht wirklich wahr. Barachiel sprach mit Castiel über seine Vermutungen warum Luzifer an den Ort seiner Erweckung zurück gekehrt war. Bobby sah nach Marcy. Rufus war aufs Klo gegangen und John stand zwischen den beiden Betten und kam sich nutzlos vor. Er wollte Dean trösten, aber er wusste nicht was er sagen sollte. Seine Kinder waren ihm fremd geworden und als er erfahren hatte, dass die beiden ein Paar waren, hatte er den Rest der Brücke, die ihn noch mit den beiden verband, abgerissen, da er damit nicht klar kam. Selbst wenn er wüsste was er sagen könnte, würde Dean es wahrscheinlich eh nicht hören wollen.

„Sind wir hier sicher?,“ fragte Bobby plötzlich.

„Ja, dieses Motel ist gegen Dämonen und andere Engel abgeschirmt,“ sagte Barachiel. Rufus kam aus dem Badezimmer.

„Und was machen wir jetzt?,“ fragte der schwarze Jäger.

„Ich meine da draußen sterben wahrscheinlich gerade Menschen und wir verstecken uns hier.“

„Wir haben eine Garnison Engel, die sich da draußen um die Dämonen kümmern. Es sind bei weitem nicht so viele Dämonen wie bei Luzifers Erweckung,“ sagte Barachiel.

„Und woher weißt du das?,“ wollte John wissen.

„Engelradio,“ riet Bobby. Der Oberste der Schutzengel sah kurz verwirrt aus, doch dann wechselte er einen Blick mit Castiel und schien zu verstehen und lächelte.

„Es kommen momentan keine Menschen in dieser Stadt um, weil die Dämonen damit beschäftigt sind gegen uns zu kämpfen. Du kannst noch ein wenig deine Kräfte sammeln. Wir werden uns nicht mehr lange verstecken. Nur noch, bis Jenny soweit ist und das dauert nicht mehr so lange.“
 

„Dann werden wir also Jennys eigene Garnison,“ sagte John.

„Ja. Es wird von Vorteil sein, sie so gut es geht abzuschirmen. Die Dämonen wissen zwar nicht, was es mit ihr auf sich hat, aber trotzdem sollten wir vorsichtig sein. Sie sollte nicht unnötig Energie verschwenden, im Kampf gegen Dämonen.“

„Wird Marcy hier noch sicher sein, wenn wir alle weg sind?,“ fragte Bobby. Barachiel nickte.

„Die Abschirmung bleibt erhalten, solange ich lebe.“

„Hm…dann werde ich wohl zusehen müssen, dass dein Arsch am Leben bleibt,“ sagte der Bärtige.

„Ich möchte dir danken. Castiel hat mir gesagt, dass ihr andere Jäger um Unterstützung gebeten habt. Nun werden Engel und Menschen Seite an Seite gegen die Dämonen kämpfen.“
 

Ein zynisches Lachen kam von Dean, der aus seinen Gedanken hochgeschreckt war.

„Du sagst das so, als wäre das was Gutes. Als wären unsere beiden Parteien nur durch Zufall gemeinsam in diese Situation geraten. Dabei sieht die Wahrheit ganz anders aus. Was ihr macht ist doch nur Schadensbegrenzung. Ihr seid schuld an der ganzen Sache. Aber ihr seid nicht die Leidtragenden. Wenn der Kampf verloren geht, kehrt ihr in den Himmel zurück, sortiert eure Federn und das war es dann.“

„So ist das nicht. Da draußen sterben unsere Brüder und Schwestern,“ protestierte Castiel.

„Und warum müssen sie das tun? Weil ihr eure Ärsche nicht rechtzeitig hoch gekriegt habt, um das Ganze im Keime zu ersticken,“ mischte sich John ein.

„Es reicht! Ich bestreite nicht, dass wir die Sache verschuldet haben, aber das jetzt immer wieder breitzutreten hilft Sam nicht,“ sagte Barachiel mit Ehrfurcht einflößender Stimme.

„Er hat Recht. Die Vergangenheit können wir nicht mehr ändern. Egal wie sehr wir es wollen. Aber wir können ihnen erlauben es wieder gut zu machen. Die Sache ins Reine zu bringen,“ sagte Bobby.

„Die Sache ins Reine bringen? Mir würde es schon reichen, wenn sie mir Sammy unbeschadet zurück bringen. Aber nicht mal das können sie garantieren. Ich hab es satt hilflos abzuwarten und mir dabei die übelsten Szenarios in meinem Kopf auszumalen. Ich will das, dass Ganze vorbei ist. Ich will meine Familie zurück,“ kam es kraftlos von Dean.

„Junge, verlier jetzt nicht den Mut,“ meinte Bobby.

„Dean, du musst daran glauben, dass wir es gemeinsam und mit Jennys Hilfe schaffen können,“ sagte Castiel.

„Wie bitte soll ich daran glauben? Eure Prognosen sind wage und alles andere als vielversprechend.“

„Die Hoffnung stirbt zuletzt,“ versuchte Bobby Deans Kampfgeist aufrecht zu halten. Da war etwas dran, fand Dean. Wenn er daran festhalten konnte, dass Sam das Ganze nicht freiwillig gemacht hatte, dann konnte und musste er sogar davon überzeugt sein, Sam zurückzukriegen. Wie hatte er nur zweifeln können? Die ganze Atmosphäre hier zermürbte ihn.

„Ich…ich weiß…ich…ich brauch nur eine Pause,“ meinte der Winchester-Sohn und ging zur Tür. Er musste an die frische Luft.

„Wo willst du hin?,“ fragte John im herrischen Ton.

„Ich geh mir nur kurz die Beine vertreten und `ne Cola am Automaten ziehen.“

„Ich werde mitkommen.“

„Verdammt Dad, lass mir Luft zum atmen!“ Mit diesen Worten ging er aus der Tür.
 

„Wir sollten jetzt unser Vorgehen besprechen,“ meinte Bobby.

„Wer sagt uns denn überhaupt, dass sie uns nicht ins offene Messer laufen lassen?,“ fragte John misstrauisch.

„Verdammt John, musst du denn jeden anzweifeln, der sich erdreistet eine Führungsposition zu übernehmen und nicht nach deiner Pfeife tanzt? Wir müssen Barachiel vertrauen. Alleine kommen wir nicht weiter,“ versuchte der Bärtige dem Winchester Vernunft einzutrichtern. Rufus, der von Johns Mätzchen genervt war und dem zu nichts führenden Rumgestreite nicht mehr aufmerksam zuhörte, ließ seinen Blick durchs Zimmer schweifen und bemerkte, dass Deans Tochter sich langsam zu regen begann.

„Leute, ich glaube sie kommt zu sich,“ machte er die Übrigen darauf aufmerksam. Sofort richteten sich die Blicke der Anderen auf das Mädchen. Die beiden Engel und Bobby eilten sofort ans Bett. Rufus ging hinaus, um Dean zurück zu holen. Nur John blieb wie angewurzelt stehen. Er kam sich hier vollkommen überflüssig vor.

„Steh da nicht so dumm rum, John. Geh ins Bad und hol ihr ein Glas Wasser,“ wies Bobby den Winchester an.

„Wie redest du denn mit…“

„Halten Sie die Klappe und machen Sie was ihr Freund ihnen gesagt hat,“ sagte Barachiel. Sein Tonfall duldete keinen Widerspruch und so ging John ins Bad, gerade als Dean, gefolgt von Rufus zurück ins Zimmer gestürmt kam.
 

Als Rufus ihm sagte, dass Jenny gerade wieder aufwachte, fiel Dean ein Stein vom Herzen. Doch bereits als er mit dem schwarzen Jäger im Schlepptau zurück zum Zimmer eilte, nagte schon die Frage an ihm was jetzt passieren würde und was er tun sollte. Würde sie Bescheid wissen oder musste er ihr alles erklären? Er hoffte inständig auf ersteres, denn wie sollte er ihr das erklären? Würde sie ihn hassen, weil er zugelassen hatte, dass ihr das passiert ist? Konnte er von ihr verlangen Sam zu retten? Konnte er es nicht tun? Würde sie es trotzdem tun? Als er am Bett ankam, öffnete sie gerade die Augen. Bobby machte Platz für seinen Jungen. Nichts sollte jetzt zwischen Vater und Tochter stehen. Er warf den Engeln einen warnenden Blick zu. Barachiel verstand. Castiel und er würden sich zunächst im Hintergrund halten.

„Jenny! Wie geht es dir?,“ fragte Dean und ging neben dem Bett in die Knie.

„Dean…was…oh…,“ waren die ersten Worte der nun jungen Frau. Zuerst war sie froh Dean zu sehen, dann schien sie verwirrt zu sein, ehe sie wohl begriff.

„Hier ist das Wasser,“ sagte John als er mit einem Glas der klaren Flüssigkeit nun ebenfalls ans Bett trat.

„Danke,“ kam es knapp von Dean. Er nahm das Glas und stellte es auf den Nachttisch. Dann half er seiner Kleinen sich aufzusetzen. Dabei rutschte ihr das Laken von den Schultern und entblößte ihre Oberweite. Rufus entkam unbewusst ein anerkennender Pfiff. Er bekam dafür jedoch sofort einen heftigen Klaps auf den Hinterkopf von Bobby.

„Guck da gefälligst nicht hin! Das ist mein Patenkind!“
 

Dean hatte sofort reagiert und seiner Tochter augenblicklich wieder das Laken hochgezogen. Sie lächelte ihn dankbar und liebevoll an. Dem ältesten Winchester-Bruder wurden erst jetzt wirklich ihre Gesichtszüge bewusst. Obwohl sie ein Mädchen war hatte sie so viel von Sam in sich, dass Dean fast die Tränen kamen. Dieses warme, liebevolle Lächeln, die hohen Wangenknochen, die Grübchen und vor allem ihre Augen. Selbst als junge Frau konnte man ihr noch deutlich ansehen, wer ihr Vater war. Um sich abzulenken, griff er nach dem Glas Wasser und reichte es ihr.

„Hier, trink erst mal was.“ Sie tat was er ihr empfohlen hatte. Dann stellte sie das leere Glas wieder ab und wand sich an Barachiel.

„Es ist geschehen, nicht wahr? Die Zeit ist gekommen.“ Der Oberste der Schutzengel nickte. Dean sah verwirrt vom Engel zu Jenny. Sie hatte mit ähnlicher Erhabenheit gesprochen wie Barachiel. Wie viel Engel steckte wirklich in ihr? Fakt war, dass Dean nicht wusste, was er davon halten sollte. Ehe er sie irgendwas hätte fragen können, hatte sie sich bereits wieder ihm zugewandt. Sie sah ihn wieder unglaublich liebevoll an und hob die Hand, um ihm über die Wange zu streicheln. Diese Berührung kam ihm so seltsam vertraut vor. Er wusste nicht, ob es eine Erinnerung an Sams Berührungen war oder an die früheren, kindlich seiner Tochter. Aber dem Winchester wurde augenblicklich warm ums Herz. Seine Kleine sah ihm tief in die Augen und es war, als würde sie ihm direkt in die Seele blicken. Dann ergriff Jenny das Wort.

„Hab keine Angst Dean! Vor allem gräme dich nicht wegen deiner Gefühle. Ich weiß wie viel dir Dad bedeutet und wie sehr du uns beide liebst. Du musst dich nicht zwischen uns entscheiden. Das würde ich niemals von dir verlangen. Ich weiß, was meine Aufgabe ist, also bitte lass mich dir diese Last nehmen. Lass mich dir deine Liebe bewahren. Ich weiß, du kannst nicht glauben, dass alles gut ausgehen wird. Du hast Angst uns beide zu verlieren. Die höheren Mächte haben dich zu oft enttäuscht. Aber du hast mich. Vertraue darauf, dass ich dir deine Familie zurück bringen kann. Vertraue mir. Ich habe sie dir schon einmal wieder gebracht.“ Nun legte sie ihm auch noch die zweite Hand an die andere Wange und auf einmal schossen Bildfetzen vor seinem inneren Auge vorbei. Er sah Dinge, die er in sich verschlossen hatte, die in Vergessenheit geraten waren, weil sie unerklärlich surreal waren. John war besessen gewesen. Hatte ihn schwer verletzt. Er war in ein künstliches Koma versetzt worden und es war Jenny, die ihn aus der Dunkelheit wieder ins Licht geführt hatte, indem sie ihm gezeigt hatte, was die Zukunft mit Sam und ihr noch für ihn bereit hielt.
 

Sie hatte die Hand wieder von seiner Wange weggezogen und Dean sah sie mit vor Überraschung geweiteten Augen an. Alle anderen standen reglos um das Bett herum. Die drei Jäger wussten nicht, was da gerade passiert war. Die Engel jedoch zeigten eine wissende Mimik. Was vor allem John sauer aufstieß.

„Das…das war…das ist also wirklich passiert…aber wie…,“ kam es von Dean.

„Ich bin ein spirituelles Wesen. Mein Geist ist nicht dauerhaft an meinen Körper gebunden. Er kann frei wandeln, wenn es erforderlich ist. Du hast mich gebraucht. Dein Geist hat um Hilfe gerufen und ich habe ihn zurück ins Leben geführt. Was du gesehen hast, kann immer noch eintreten. Wenn du auch sonst die Hoffnung verloren hast, vertraue auf mich und deine Liebe zu mir und Dad.“ Wieder war in Dean diese wohlige Wärme. Es war als würde Jenny ihn mit neuer Hoffnung durchfluten. Trotzdem sträubte sich alles in ihm, sie gegen Luzifer zu Felde ziehen zu lassen. Er musste ihr klar machen, dass sie das nicht tun musste. Sie schien zwar überzeugt zu sein, zusammen mit Sam unbeschadet aus der Sache raus zu kommen, aber Deans übergroßer Beschützerinstinkt ließ sich nicht so einfach ausschalten.
 

„Es ist Zeit,“ sagte sie und küsste Dean auf die Stirn. Dann wollte sie aufstehen. Dabei verrutschte ihr erneut das Laken.

„Hey…stopp, halt…lass uns darüber reden. Du musst das nicht machen. Du musst dein Leben nicht aufs Spiel setzen,“ sagte Dean.

„Dean, wir müssen endlich zur Tat schreiten,“ meinte Castiel.

„Nein, niemand tut hier irgendwas, bevor Jenny die Zeit hatte, sich das noch einmal reiflich zu überlegen!,“ fuhr Dean den Engel an.

„Oh Dean! Nichts was du sagst, kann meine Meinung ändern,“ sagte Jenny und streichelte ihm über den Rücken. Das Laken war ihr nun bis zu den Hüften herunter gerutscht.

„Aber ich werde dich anhören und ein letztes Mal versuchen, dir deine Ängste, deine Bürde zu nehmen und dir das Vertrauen zurück zu bringen.“

„Okay…einverstanden,“ willigte Dean ein. Ein Teil von ihm wollte sie noch immer umstimmen, doch ein weit größerer wollte, dass sie Recht behielt. Er wusste nur zu gut welche Bürde sie meinte. Es lastete auf ihm, Sam nicht selber helfen zu können. Es war seine Lebensaufgabe und auf einmal sollte es nicht mehr an ihm sein, es zu tun. Es schmerzte in seiner Seele. Er griff nach dem Laken und versuchte ein wenig unbeholfen Jenny wieder damit zu bedecken.

„Das kann man ja nicht mit ansehen. Würde ihr jetzt bitte endlich jemand was zum Anziehen besorgen?,“ fragte Bobby.

„Ich werde das übernehmen,“ sagte Barachiel und auf einmal verschwunden.

„Engel!,“ meckerte der bärtige Jäger. Dieses Verschwinden und wieder auftauchen ging ihm gewaltig gegen den Strich.
 

Kaum war er verschwunden, stand der oberste Schutzengel auch schon wieder vor ihnen.

„Hier, die Sachen sollten passen,“ sagte Barachiel und reichte ihr eine Tüte voller Klamotten.

„Danke,“ sagte Jenny und zog sich zum Anziehen ins Badezimmer zurück.

„Ich…ich bin hier wenn du mich brauchst,“ rief Dean ihr hinterher und setzte sich auf die Bettkannte. Er schien darauf zu brennen, Jennys Angebot einer Unterhaltung anzunehmen.

„Ich weiß,“ kam es von der jungen Frau. Barachiel räusperte sich.

„Castiel, wir sollten uns noch einmal mit den anderen Engeln koordinieren.“ Der Engel des Donnerstags nickte und kurz darauf waren die beiden verschwunden. Dean tauschte mit Bobby einen vielsagenden Blick aus. Der ältere Jäger nickte kaum merklich. Dann wand er sich an Rufus und John.

„Lasst uns unsere Ausrüstung prüfen, bevor wir losziehen,“ meinte Bobby.

„Aber…“, wollte John einwenden, doch der Bärtige ließ ihn nicht ausreden.

„Ich kann es einfach nicht glauben. Sogar die Engel haben den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden und sich rar gemacht. Nur du hast wieder auf stur geschaltet. Gib den beiden ein wenig Zeit allein miteinander!,“ machte Bobby ihm das klar, was alle anderen schon verstanden hatten. Mit den Augen rollend folgte der älteste Winchester den beiden Jägern schließlich aus dem Zimmer. So sehr er es auch hasste, nicht am Steuer zu sitzen in solchen Situationen, so hatten Bobbys Worte sein Ziel erreicht.

In die Höhle des Löwen

Dean musste gar nicht lange warten, bis Jenny mit dem Anziehen fertig war. Er hatte somit auch nicht allzu viel Zeit gehabt – das Wort würde ich raus lassen. sich sein Anliegen zu Recht zu legen. Er wusste nicht wie er Jenny überzeugen sollte, was wohl damit zusammen hing, dass ein Teil von ihm sie gar nicht davon abbringen wollte. Einzig seine väterliche Vernunft trieb ihn dazu, es zumindest zu versuchen. Als Jenny wieder aus dem Bad kam, war sie so gekleidet, wie ein Vater es sich in diesem Jahrzehnt nur wünschen konnte. Eine Jeans, ein Pullover, praktische Schuhe.* Kein Pink, keine Haxen brechenden High-Heels, kein Dekolleté entblößender Ausschnitt oder ein zu viel Bein zeigender Rock. Nicht das sie nicht die Figur für all das gehabt hätte. Dean atmete ein wenig erleichtert aus. Andererseits hatte sie sich die Kleidung ja nicht selbst ausgesucht. Wer wusste schon was ihm in Zukunft blühen würde, wenn er Jenny in normaler Geschwindigkeit heranwachsen sehen konnte und sie ihren eigenen Stil entwickelte. Der hoffnungsvollere Teil in ihm war seit dem Jenny wach war irgendwie wieder größer geworden und erlaubte dem Winchester an eine Zukunft mit seiner kleinen Familie zu glauben. Nachdem sie die Badezimmertür geschlossen hatte, sah sie ihn wieder mit dem Sam-typischen, warmen Blick an. Er räusperte sich. Wie sollte er anfangen?

„Hm…wenn du nicht mal weißt, wie du anfangen sollst, dann wäre es vielleicht die Beste Idee, wenn ich das Gespräch beginne,“ kam es von der jungen Frau.

„Woher...,“ stammelte Dean verdattert. Hatte er das eben laut gesagt?

„Nein, du hast es nicht laut gesagt. Ich … ich kann die Gedanken der mit mir verbundenen Menschen lesen. Also deine, weil wir das Blut des gleichen Engels teilen und wahrscheinlich auch die von Papa, weil er eben im herkömmlichen Sinne mit mir blutsverwandt ist. Es ist wohl ein Segen und ein Fluch … je nachdem wie du es siehst.“

„Gruselig und übernatürlich, das ist es, was es ist,“ meinte Dean.

„Und dennoch liebst du Papa und mich,“ sagte sie feststellend.

„Ich bin ja auch nicht besser dran, wenn man Barachiel glauben kann.“

„Das kann man. Ich fühle es. Es steckt tief in dir drin.“

„Was? Die ganze magische Heilen-durch-Liebe-Kacke, die mir Barachiel weißmachen wollte?“

„Ich weiß, es liegt nicht in deiner Natur daran zu glauben und es positiv zu finden, schließlich hat John dich all die Jahre dazu erzogen das Gruselige und Übernatürliche zu bekämpfen, aber dennoch solltest du nicht so abschätzig darüber reden. Es wird vielleicht noch der Tag kommen an dem sich die Kraft voll entfaltet und dann bist du eventuell froh, dass du sie hast.“

„Kannst du etwa auch in die Zukunft sehen?,“ kam es schnippisch von Dean.

„Nein. Aber es ist doch mit den meisten Dingen so, von denen man anfangs nichts hält.“

„Verdammt, du bist viel zu weise für dein Alter und was genau meinst du damit, dass sich meine Kraft entfalten könnte? In welcher Form?“

„Ich weiß es nicht. Du trägst sie so tief in dir verborgen, dass selbst ich sie nicht wirklich deuten kann. Aber sie ist zweifellos da.“

„Ja genau, als könnte ich irgendwas besonderes,“ murmelte Dean.

„Halt den Mund! Ich will nicht, dass du so über dich redest. Du weißt gar nicht wie besonders du bist. Weißt du eigentlich wie wenig Menschen es gibt, die außerhalb einer Eltern-Kind Beziehung so bedingungslos lieben können? Wie wenig Menschen so altruistisch handeln wie du? Gott, wenn du dich doch nur so sehen könntest wie die Menschen die dich lieben oder die, die du mal gerettet hast. Dean, all das was du als Kind in John gesehen hast, das bist du selbst. Du bist DER Held in der Familie.“

„Das ist nicht wahr. Ich habe versagt. Ich habe nicht gut genug auf Sam aufgepasst, ich …,“ fiel er wieder in den alten Trott zurück, aber er hatte die Rechnung ohne seine Tochter gemacht. KLATSCH. Die junge Frau hatte ihrem Vater eine saftige Ohrfeige verpasst.

„REDE NIE WIEDER SO EINEN MIST,“ schrie sie frustriert.

Ehe der Winchester irgendwie reagieren konnte, war Jenny ins Gegenteil übergegangen und hatte ihn in eine Umarmung gezogen.

„Dean, du bist kein Versager. Ganz im Gegenteil. Das mit Sam, das ist nicht deine Schuld. Du wusstest von nichts.“

„Aber ich hätte …“

„NEIN! Du hättest nichts tun können.“

„Das Ganze hätte nie passieren dürfen!“

„Da hast du Recht. Aber es ist passiert und jetzt …“

„Musst du dafür büßen. Jenny, du musst das nicht tun. Du darfst dein Leben nicht aufs Spiel setzen. Die Engel können Sam …“

„NEIN! Ich werde nicht zulassen, dass die Engel unser Leben noch mehr verpfuschen und Papa sterben muss. Dean, ich will das hier genau so wenig wie du. Ich wäre viel lieber wieder deine kleine Sabberschnute. Würde mich von dir und Papa rumtragen und umsorgen lassen. Normal groß werden. Erfahrungen und Erinnerungen sammeln. Stattdessen bin ich dieses seltsame Zwischenwesen mit einer geradezu angsteinflößender Allwissenheit, die mich ständig überrascht und die ich nicht kontrollieren kann. Der einzige Weg um das zu bekommen was wir wollen, ist nun aber der, den die Engel geebnet haben. Wir werden unsere Familie retten, Dean. Ich kann, muss und will es tun und ich brauche dich dabei an meiner Seite.“
 

Dean war sprachlos. Wie konnte sein kleines Mädchen bloß solch eine Autorität an den Tag legen? Wer war hier nochmal das Kind? Sie war so überzeugend. Er hatte Achtung vor ihr. Gegen ihre Argumente kam er nicht an. Ihr ganzes Auftreten ließ ihn an einen lang zurück liegenden Traum zurück denken. Er stand Seite an Seite mit Sam und John über den Resten des Dämons, der Mary getötet hatte. Sie als Familie hatten es endlich geschafft. Doch John hatte ihm nie so ein familiäres Gefühl gegeben. Jenny war ganz anders. Wo John Respekt verlangte, verdiente sie ihn sich. Wo John ihn nieder machte, machte sie ihm Mut. Wo John im Alleingang handelte, bezog Jenny ihn mit ein, auch wenn ihr eine gehörige Portion Winchester-Sturheit natürlich auch irgendwie inne wohnte. Aber sein Traum konnte sich endlich erfüllen, er würde zusammen mit seiner Tochter diese Sache beenden, den man schon fast Winchester-Fluch nennen könnte. Endlich konnte Dean wieder etwas über die Lippen bringen und er fragte:

„Was kann ich tun? Was hast du vor?“ Sie lächelte.

„Ich weiße es nicht. Es ist ja nicht so als hätte ich irgendwelche Erfahrungen. Ich bin eben erst erwacht. Ich weiß nicht was ich alles kann. Nur was die Engel glauben, was ich können könnte. Ich wusste nicht mal, dass ich Gedanken lesen kann, bis ich es dann gemacht habe. Bis jetzt ist mir alles irgendwie immer ganz instinktiv gekommen. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass du einfach eine große Rolle spielen wirst.“

„Bin ich jetzt Gollum oder was?,“ frotzelte Dean und zu seinem Schrecken sah Jenny ihn genauso fragend an, wie es Castiel getan hatte wann immer er Filmanspielungen verwendet hatte. Dieser Zustand durfte einfach nicht lange anhalten. Ein Engeldasein war doch kein Leben. Er konnte kaum glauben, dass er das dachte, aber dem zog er eine zickige Teenager-Göre allemal vor.

„Ich auch,“ meinte Jenny nur und lachte leicht. Dean rollte die Augen. Dieses Gedankenlesen nervte. Er war froh, wenn das ein Ende hatte.

„Geht mir genau so,“ kam es erneut von seiner Tochter.

„Schluss damit!“

„Dann hör auf zu denken. Erklär mir lieber was ein Gollum ist.“

„Das, meine Sabberschnute, ist eine Geschichte für einen gemütlichen Familien-Filmeabend mit Lakritze und Popcorn.“ Lakritze ist auch nicht besser! Es wäre am besten, Jenny sofort zu zeigen was gute Film-Snacks waren, bevor sie Opfer von Sams abartigen Snackneigungen wurde. Erdnussbutter-Bananensandwich …i rk. Er verzog leicht das Gesicht und sah zu Jenny herüber. Sie sah ein wenig melancholisch aus.

„Ich werde das alles probieren … später,“ schüttelte sie das flaue Gefühl ab, dass doch etwas schief gehen könnte. Dean lächelte und meinte: „Das wirst du.“
 

In der Zwischenzeit vor dem Zimmer:
 

„Denkst du, er wird es ihr ausreden können?,“ fragte Rufus Bobby.

„Winchester-Sturheit ist erblich. Ich bezweifle, dass er ihre Meinung ändern kann. Ich glaube ein Teil von ihm will das auch gar nicht wirklich, schließlich ist sie unserer letzte Hoffnung,“ antwortete der Bärtige.

„So, ich hab jetzt meine Sachen zusammen, auch wenn ich nicht weiß wie uns das gegen eine Übermacht Dämonen und Luzifer auf Dauer helfen soll,“ sagte John als er von seinem Truck wieder zurück war.

„War der schon immer so pessimistisch?,“ fragte der schwarze Jäger. Bobby zuckte nur mit den Schultern. Er hatte keine Lust mehr in irgendeiner Weise auf John einzugehen. Es war eh sinnlos. Also meinte er nur zu ihm:

„Alles was uns hilft länger am Leben zu bleiben ist gut.“ Ehe John noch etwas sagen konnte tauchte Barachiel wieder auf.

„Wie ich sehe, seid ihr soweit,“ sagte er zu den drei Männern.

„Ja, wir warten nur noch auf die Hauptakteure,“ sagte Rufus.

„Vielleicht kannst du uns in der Zwischenzeit erklären, warum Jenny schon scheinbar alles weiß, was sie wissen muss,“ schlug Bobby vor.

„Das ist der Engelanteil in ihr. Hm … wie soll ich das am besten erklären … stellt es euch einfach so vor, dass der Engelteil in ihr bis vor kurzem vom menschlichen Teil unterdrückt worden ist. Zacharias hat die Unterdrückung quasi aufgehoben und während sie ohne Bewusstsein war hat sich der Engelteil dann zum menschlichen hinzu installiert und hat alle nötigen Daten runtergeladen. Die metaphysischen Einzelheiten erspare ich euch besser.“

„Gute Idee,“ murmelte Rufus.
 

Wieder im Zimmer:
 

„Und du bist dir ganz sicher?,“ fragte Dean seine Tochter noch einmal. Sie waren Aufbruch bereit und standen bereits an der Tür.

„Ja bin ich und hey, denk daran, verlier nicht den Glauben an dich und unsere Familie, sonst verlierst du den Halt und hast gar nichts mehr.“ Sie gab ihm schnell einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Dean nickte. Seine Kleine hatte Recht. Egal ob die Engel überraschenderweise doch lügen sollten oder nicht, Jenny, er und Sam, sie würden es schaffen.
 

You could say I lost my belief in the holy church

I could be lost inside their lies without a trace

But every time I close my eyes I see your face

If I ever lose my faith in you

There'd be nothing left for me to do
 

„Okay, dann los,“ sagte er zu Jenny. Draußen warteten bereits Barachiel, Rufus, Bobby und John auf die beiden.

„Dann beam uns mal los,“ meinte Bobby zu Barachiel, als er seinen Ziehsohn mit seiner Patentochter aus dem Zimmer kommen sah.

„Das ist nicht so einfach. Castiel und ich haben eben von den Engelsgenerälen erfahren, dass Luzifer seit er wieder hier ist, erneut einen Schutzschild um sich errichtet hat. Es ist nicht möglich sich direkt zu ihm zu beamen,“ erklärte der Oberste Schutzengel.

„Und wie kommen wir dann an ihn ran?,“ fragte John.

„Auf die herkömmliche Art. Per pedes,“ meinte Bobby.

„Die Waldlichtung auf der er sich befindet ist außerdem von seinen besten Dämonen bewacht,“ sagte Castiel der wie aus dem Nichts aufgetaucht war.

„Die Scharen kämpfen bereits gegen sie, dennoch wird es für uns alles andere als einfach, dadurch zu kommen,“ fügte Cas dann hinzu.

„Dann bleibt uns nur, zu versuchen unter dem Radar der Dämonen zur Höhle des Löwen vorzudringen,“ meinte nun Jenny. Dean grinste. Er hatte eine Idee. Sie würden es einfach machen wie bei Herr der Ringe. Wie gut, dass er sich dazu durchgerungen hatte mit Sam die Filme zu gucken als sie mal alle drei hintereinander in einem kleinen Kino liefen. Aber er war es Sam schuldig gewesen nachdem er ihn vor der Verspeisung durch die Vogelscheuche gerettet hatte.

„Können die Engel einen großen Scheinangriff starten? Vielleicht haben wir Glück und die Dämonen konzentrieren sich darauf und wir können hinten rum durchschlüpfen,“ schlug der Winchester Sohn also vor.

„Gute Idee, mein Sohn,“ sagte John und klopfte sich in Gedanken auf die Schulter. Sein militärisches Training war doch nicht umsonst gewesen. Er hatte ja keine Ahnung, das die Taktik aus einem Blockbuster stammte. Dean beachtete seinen Vater nicht. Sein Blick ruhte auf den Engeln und Jenny. Die sich die Idee durch den Kopf gingen ließen.

„Das ist einen Versuch wert,“ sagte Barachiel.

„Ich werde es sofort an die Generäle weiter leiten,“ sagte Castiel und war auch schon wieder verschwunden.

„Wir haben einen Plan, also worauf warten wir noch?,“ kam es von Bobby.

„Auf in die Höhle des Löwen!,“ sagte Rufus.
 

TBC

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*wie ich mir Jenny vorstelle: http://www.fotos-hochladen.net/view/tumblrlztajnexqlg9htcrjm.jpg

Verwendeter Song: "If I Ever Lose My Faith In You" - Sting

Die Wege trennen sich

Bevor sie schließlich losgingen sah Bobby noch einmal nach Marcy. Dean und Jenny gingen mit ihm rein, weil sie der Diskussion von John und Rufus aus dem Weg gehen wollten. Die zwei stritten sich darüber mit welchen Autos sie fahren sollten und überhörten dabei, die beiden Engel, die meinten, dass sie alle so nah wie möglich ran beamen würden. Dean hörte seinen väterlichen Freund leise mit Marcy reden, aber er blendete es aus. Das war Bobbys Privatsache und ging ihn nichts an. Er hätte am liebsten mit Jenny am Impala gewartet, war dann aber doch mit reingegangen, weil seine Tochter meinte, dass sie noch etwas aus Sams Tasche brauchte. Neugierig beobachtete er nun wie Jenny die Tasche öffnete. Dann stockte ihm der Atem. Anstatt die Tasche nach dem gesuchten zu durchwühlen, stand sie einfach nur mit geschlossenen Augen davor und schien sich zu konzentrieren. Plötzlich schwebte die Taufkette, die Bobby ihr geschenkt hatte und die Sam seitdem in seiner Tasche aufbewahrte, aus der Tasche in Jennys Hand.

„Wie…,“ stammelte Dean perplex. Seine Tochter zuckte nur mit den Schultern und meinte dann zu ihrem Vater:

„Machst du sie mir um? Ich weiß, ihr wolltet sie aufbewahren, bis ich reingewachsen bin und ich denke der Moment dafür ist jetzt gekommen, auch wenn ihr euch das sicher anders vorgestellt habt.“ Sie reichte ihm die Kette.

„Das kannst du laut sagen,“ murmelte Dean und pfriemelte am Verschluss herum. Sie nahm ihr Haar zurück und Dean legte ihr schließlich die Kette um.

„Danke,“ sagte Jenny und umfasste den Anhänger.*

„Wie bist du jetzt darauf gekommen?,“ wollte Dean wissen.

„Ich kann es nicht so wirklich erklären. Normalerweise können Menschen sich nicht an die ersten drei Jahre des Lebens erinnern. Ich … bei mir ist das anders. Ich wusste von der Kette. Ich erinnere mich auch daran wie Papa und du mit mir in dem Babyladen ward und ich mir meine Stoffschildkröte ausgesucht habe. Ich … ich weiß fast alles aus den letzten Monaten.“ Sie atmete schwer und ihre Augen wurden feucht. Dean überkam der Drang sie in den Arm zu nehmen und tat das auch. Eine unglaublich angenehme Wärme durchströmte die beiden auf einmal. Diesmal wusste Dean woher es kam. Es war die von Barachiel beschriebene tiefe Verbindung zwischen ihnen. Die Wärme war purer Trost, ehrliche, bedingungslose Liebe.

„Ich … ich wollte diese Kette einfach bei mir haben. Ich … da ist etwas Fremdes in mir, das mich lenkt. Normalerweise hätten sich meine Kräfte stufenweise weiterentwickelt, aber nun ist auf einmal alles da und das macht mir ein wenig Angst. Aber irgendwie hab ich gespürt, dass das Tragen dieser Kette mir Halt gibt. Sie repräsentiert für mich all die Menschen die mich lieb haben, verstehst du?“ Dean schluckte und nickte. Ja, er verstand und verfluchte die Engel dafür, dass sie sein kleines Mädchen in diese Situation gebracht hatten. Er wusste nicht was er sagen sollte, aber irgendwie musste er auch nichts sagen. Durch ihre Verbindung floss all das was er nicht in Worte fassen konnte. Vielleicht hatte er ja doch irgendwelche Kräfte, auch wenn sie nicht gerade typische „Superkräfte“ waren. ~Oh Gott! Ich bin doch ein Glücksbärchi~, dachte Dean seufzend. Dann hörte er Jenny leise kichern. Zufrieden sie durch seinen dummen Gedanken aufgeheitert zu haben, küsste er Jenny auf die Stirn ehe er die Umarmung lockerte.
 

„Alles in Ordnung?,“ erkundigte Bobby sich, der sich mittlerweile ausreichend von seiner bewusstlosen Freundin verabschiedet hatte.

„Ja, wir sollten endlich los,“ meinte Jenny.

„Hoffen wir mal, dass Rufus und John jetzt damit fertig sind sich anzuzicken,“ sagte Dean.

„Wenn nicht habe ich kein Problem damit deinen Vater in den Kofferraum zu sperren,“ entgegnete Bobby. Er hatte schon längst keine Geduld mehr mit dem ältesten Winchester.

„Wut und Trauer haben den Menschen zerfressen, der er mal war und einen neuen Charakter geschaffen, der herzlichen Gefühlen gegenüber abgestumpft ist, weil sie ihn an das erinnern was er verloren hat,“ sagte Jenny und klang für Deans Geschmack viel zu alt und weise, zu sehr wie ein Engel und dennoch schwang Mitleid in ihrer Stimme. In Dean keimte nun eine völlig andere Angst auf. Würde er werden wie John, wenn Sam nun doch nicht …

„Denk da nicht einmal dran. Erstens wird Papa nichts passieren und zweitens würdest du nie so werden wie John. Du hast deine Trauer in Liebe und Fürsorge für die Hinterbliebenen verwandelt. Nicht, wie John, in Rachdurst und Vernachlässigung,“ sagte Jenny in strengem Ton.

Bobby schmunzelte. Dass Seine Patentochter scheinbar Gedanken lesen konnte irritierte ihn zwar ein wenig, aber sie hatte Pfeffer und zeigte Dean wo es lang ging. Dann räusperte der bärtige Jäger sich ehe er sagte:

„Wie auch immer, was John passiert ist, gibt ihm noch lange nicht das Recht sich auf ewig wie ein Arsch zu benehmen.“

„Er wird sich nicht mehr ändern. Was soll‘s, wir gehen damit schon seit Jahren um. Um Sam zu helfen brauchen wir jeden den wir kriegen können und er beherrscht seinen Job,“ sagte Dean, bevor Jenny etwas auf Bobbys Worte entgegnen konnte. Er ließ seine Tochter auch nicht die Zeit, um auf seine Aussage zu reagieren, sondern ging zur Tür und verließ das Zimmer. Jenny blickte ihm hinterher und sagte dann in den Raum:

„Er ist stark aber verletzlich. Die Hoffnung, die er noch in sich trägt darf nicht erlöschen. Er darf nicht aufgeben.“ Bobby trat zu ihr und legte Jenny eine Hand auf die Schulter.

„Dafür werden wir sorgen,“ versprach er. Sie nickte. Dann folgten die beiden dem Winchester.
 

Draußen warteten die anderen bereits. Rufus saß auf der Motorhaube seines Wagens und die Engel standen auf dem leeren Parkplatz daneben. Dazwischen lag John auf dem Boden.

„Was ist denn mit dem passiert?,“ fragte Bobby und sah Rufus verdächtigend an. Der hob abwehrend die Hände und meinte:

„Hey, ich hab damit nichts zu tun. Das hat der Vogel gemacht.“ Er deutete auf Castiel. Dean kniete sich neben seinen Vater und sah dann fragend den Engel an.

„Er … er wollte einfach nicht zuhören,“ sagte Cas. Dean verstand genau was der Engel meinte. Barachiel ergänzte dann noch:

„Also hat Castiel ihn, sagen wir mal … ruhig gestellt. Aber keine Sorge. Es geht ihm gut.“

„Zeit ihn aufzuwecken,“ meinte Dean und schüttelte John an der Schulter.

„So geht das nicht. Warte, ich mach schon,“ sagte Jenny und berührte nun ihrerseits ihren Großvater an der Schulter. Er zuckte kurz und öffnete dann die Augen. Dean half ihm auf. Zur Abwechslung blieb John dabei still.

„Hey, kannst du alles was die Engel können?,“ erkundigte sich Bobby.

„Ich … ich weiß es ehrlich gesagt nicht,“ antwortete Jenny.

„Wir werden es noch früh genug heraus finden,“ sagte Dean. Dann wand er sich an Barachiel. Dieser schien angesichts der Vorführung von Jennys Kräften zufrieden zu sein.

„Wie sieht es mit der Ablenkung aus? Denkt ihr, dass euer Heer genügend Dämonen von uns ablenken kann?“

„Sie haben sich bereits formiert. Laut Castiel sammelt sich auch schon eine Horde besessener Menschen im Osten des Waldgebiets in dem Luzifer auferstanden ist und in dessen Zentrum er sich nun befindet.“

„Können wir dann jetzt vielleicht endlich los? Dieses Gewarte macht mich noch wahnsinnig,“ meldete sich Rufus zu Wort.

„Da hat er mal Recht,“ stimmte John ihm zu.

„Und das aus deinem Munde,“ stänkerte der schwarze Jäger.

„Fangt nicht schon wieder an ihr beiden,“ kam es von Bobby.

„Und wie läuft das jetzt?,“ fragte Dean den Chef der Schutzengel.

„Wie ich schon versucht habe den Sturköpfen klar zu machen, die Dämonen haben die hiesige Polizei infiltriert und rund um die Zufahrt zu dem besagten Waldstück Straßensperren errichtet. Wir haben keine Chance dadurch zukommen, ohne dass alle auf uns aufmerksam werden. Scheinbar rechnen Luzifers Leute damit, dass Dean und oder andere Jäger mit dem Auto kommen, um sich durchzuschlagen. Von daher werden Castiel und ich euch an die westliche Waldgrenze transportieren, von wo aus wir dann ins Zentrum vorrücken werden und dabei hoffentlich auf wenig Gegenwehr treffen.“

„Gut, macht das. Wir sind bereit,“ sagte Dean kämpferisch. Barachiel nickte und zusammen mit Cas stellte er die Menschen zu Gruppen zusammen und kurz darauf waren sie auch schon unterwegs.
 

Es fühlte sich noch immer seltsam an, aber das war Dean in dem Moment ziemlich egal. Zudem wurde das Gefühl dadurch gemildert, dass Jenny seine Hand hielt. Sie kamen an einem verlassen wirkenden Feldweg an, der direkt an den Wald grenzte. Die vier Jäger blickten sich sofort sichernd um.

„Hier sind keine Dämonen. Die Engel haben diesen Korridor vor den Wesen der Hölle abgeriegelt,“ informierte Jenny die Männer.

„Ich frag gar nicht mehr woher sie das weiß,“ murmelte Rufus.

„Ist wohl auch besser so,“ meinte John.

„Wer hat denn mit dir geredet?“

„Hört auf damit,“ meinte Bobby, um eine weitere Streiterei im Keim zu ersticken. So langsam wurde es ihm zu bunt. Wenn Rufus mal jemanden wirklich nicht leiden konnte hielt er damit nicht hinterm Berg, aber das konnten sie gerade jetzt nicht gebrauchen und er hatte besseres zu tun als die beiden ständig zu ermahnen. Er war Jäger, kein Kindergärtner.

„Menschen sind verrückt,“ meinte Castiel. Dean lächelte sympathisierend. Ihm ging es oft genauso. Besonders seit der Sache mit den Menschenjägern.

„Lasst uns losgehen,“ meinte Barachiel. Dann sagte er noch an John gewandt:

„Sie waren bei den Marines. Ich nehme an, Sie wissen wie Sie sich in dieser Situation zu verhalten haben. Ich will nicht hören, dass Ihr Freund Sie noch mal zurechtweisen muss.“ Dem Winchester klappte die Kinnlade runter. So hatte noch nie jemand mit ihm gesprochen. Er fühlte sich mies und das Gefühl verstärkte sich nur, als Jenny ihn beim vorbeigehen am Arm berührte und in ihm eine Erinnerung aufblitze in der er Dean, als der noch klein war, auf ähnliche Weise ermahnte. Was hatte er seinen Jungs nur angetan? Er bereute es, dass er sie so erzogen hatte. Er musste einen Weg finden das wieder gut zu machen. Ein Anfang wäre es sicher, wenn er Rufus einfach ignorieren würde, wenn der ihm wieder dumm kam.
 

So zogen sie dann in den Wald. Barachiel ging voraus. Ihm folgten Dean und Rufus. Bobby und Jenny waren in der Mitte und Castiel und John bildeten die Nachhut. Auf halbem Weg merkte Bobby, dass seine Patentochter recht angespannt war und wollte sie ein wenig ablenken.

„Erzähl mir doch ein bisschen von dir. Ich mein wann hat man schon mal die Möglichkeit die Zukunftsversion seines Patenkindes vorab kennen zu lernen.“

„Ich hoffe, dass ich nicht die Zukunftsversion von „deiner“ Jenny werde. Weißt du, da draußen in der … Sphäre der Parallelwelten existieren viele Versionen von mir. Ich habe jede einzelne davon gesehen und glaub mir, ich bin die beschissensten Variante davon.“

„Welche Versionen gibt es denn noch?“

„Ich glaube, dass sollte lieber im Verborgenen bleiben. Außerdem würden die Geschichten über all die verschiedenen Schicksale den Rahmen dieser Unterhaltung deutlich überspannen.“

„Verschiedene Schicksale?,“ hakte Bobby nach. „Ich dachte es gibt für jeden nur ein Schicksal.“

„Das kann man pauschal so nicht sagen. Das Schicksal, das Leben … es ist ein Weg voller Abzweigungen. Er wird beeinflusst von den Ereignissen, die in deiner Umwelt passieren und den Entscheidungen die du triffst. Manch einer biegt niemals ab und folgt einem geebneten Weg, ein anderer muss sich ständig neu orientieren und erst einige Steine aus dem Weg räumen. Damit will ich nicht sagen, dass ein gerader Weg besser oder sicherer ist, im Gegensatz zu einem kurvenreichen. Ich glaube aber, dass letzterer manchmal erfüllender sein kann.“
 

Dieser Weg wird kein leichter sein

Dieser Weg wird steinig und schwer

Nicht mit vielen wirst du dir einig sein

Doch dieser Leben bietet so viel mehr
 

„Dann hat also am Ende jeder sein Schicksal doch selbst in der Hand,“ schlussfolgerte Bobby.

„Ja, ich denke so hat es Gott vorgesehen.“

„Woher weißt du das alles?“

„Muss wohl der Engelsteil von mir sein. Sie waren dabei, als Gott die Menschen geschaffen hat und das Wissen darüber ist tief in ihnen verankert. In gewisser Weise hüten sie das Geheimnis des Lebens. Auch wenn sie es wahrscheinlich selbst nicht mal wissen, dass es so ist.“ Sie lächelte leicht.

„Hm … und was weißt du über Dämonen?“

„Das waren meist Menschen die beim Bestreiten des Weges geschummelt haben. Sagen wir mal, sie haben eine Planierraupe benutzt und dafür mussten sie am Ende zahlen.“

„Das habe ich zwar nicht gemeint, aber danke für die Info.“ Bobby lief weiter und merkte zunächst nicht, dass Jenny stehen geblieben war. Dass etwas nicht stimmte, stellte er aber dann fest als er gegen Dean prallte. Dieser war ebenfalls stehen geblieben, weil vor ihm Barachiel gestoppt hatte.

„Was ist?,“ fragte er verdutzt. Dean antwortete nicht, sondern trat zu seiner Tochter. Rufus zuckte nur mit den Schultern.
 

„Alles okay?,“ fragte Dean Jenny. Sie schüttelte mit dem Kopf. Dann sah sie zu Barachiel, der nickte. Die junge Frau schluckte.

„Dämonen,“ sagte sie dann mit erstickter Stimme. Es war zu früh, sie waren noch nicht nah genug an Luzifer dran. Sie war noch nicht bereit zu kämpfen und Dean allein weiter zu schicken und doch war es das, was sie tun musste. Woher sie es wusste konnte sie sich nicht erklären. Sie umfasste ihren Anhänger.

„Sie werden bald hier sein. Sie müssen wohl einen Trupp zurück gelassen haben,“ meinte Castiel.

„Lasst sie nur kommen,“ meinte Rufus.

„Das sind keine Wald- und Wiesen Dämonen wie die, mit denen ihr es bis jetzt zu tun hattet. Das ist Luzifers Elite. Die ältesten und dunkelsten von ihnen,“ sagte Barachiel. Er tauschte mit Castiel einen Blick. Dann wand er sich an die Menschen.

„Castiel und ich werden sie aufhalten. Geht ihr weiter.“ John nickte sofort. Er verstand, dass es in dieser Situation am besten war. Die Operation durfte nicht ins Stocken geraten.

„Wir können auch …,“ begann Bobby.

„Nein, ihr könnt nicht,“ meinte Jenny. Der bärtige Jäger wollte protestieren, doch sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. Sie richtete sich an die beiden Engel.

„Und macht euch nichts vor, ihr beiden könnt alleine gegen Luzifers Garde auch nicht viel ausrichten … aber ich kann es,“ die letzten Worte waren nur noch ein Flüstern.
 

„Du tickst doch nicht ganz Richtig! Das lasse ich nicht zu,“ schrie Dean seine Tochter an. Diese hatte ihnen gerade die Schnapsidee unterbreitet alleine gegen die Ober-Dämonen anzutreten während Barachiel und Castiel mit ihnen weiter gehen sollten.

„Du musst aber. Es ist unsere einzige Chance,“ sagte sie in flehendem Tonfall. Ihr fiel es alles andere als leicht, aber es ging um Sam und ihr Inneres hatte diesen Weg irgendwie vorhergesehen.

„Seht ihr das auch so?,“ fragte Dean die beiden Engel.

„Ich will ehrlich zu dir sein, Dean. Zwei Engel gegen eine Garde hochrangiger Dämonen? Das wäre unser Ende. Sie würden uns nicht sofort töten, aber vermutlich foltern, um heraus zu finden was wir vorhaben,“ sagte Barachiel.

„Es würde die ganze Operation gefährden,“ sagte John.

„Operation? Du redest hier von Sam … er ist doch nicht einfach nur ein strategisches Ziel,“ fuhr Bobby ihn an.

„Bobby, du weißt doch wie er es meint,“ sagte Jenny.

„Die anderen können gehen … aber ich bleib bei dir. Ich lass dich nicht allein,“ sagte Dean.

„Das geht nicht … du … ich will nicht das dir was passiert.“

„Sie hat Recht. Du weißt nicht was für Kräfte dort wirken werden. Du könntest als Kollateralschaden sterben,“ meinte Barachiel.

„Das ist mir egal. Ich kann sie doch nicht alleine lassen. Sie ist mein Kind …“

„Dean, ich … ich muss das tun und wenn du dabei bist … wäre ich abgelenkt. Ich könnte einen Fehler machen und du müsstest den Preis zahlen. Bitte, Dad … vertrau mir. Ihr geht nur vor. Ich komme nach.“

„Du … du hast mich gerade Dad genannt.“ Ein Gefühl der Rührung gewann die Oberhand. Aber warum musste sie diesen Meilenstein gerade jetzt machen? Jetzt konnte er sie doch erst recht nicht alleine zurück lassen.

„Ich bin dein Kind, du bist mein Dad.“ Auf diese Worte hin drückte Dean seine Tochter fest an sich. Wieder war da diese angenehme Wärme.

„Woher weißt du was du machen musst?,“ fragte Dean sie dann.

„Ich …“

„Stimmt ja, du kannst es nicht erklären. Jenny … ich … es geht nicht … ich … kann dich nicht allein lassen. Das ist gegen meine Natur.“

„Leute, uns läuft die Zeit davon,“ sagte Rufus, der bereits eine dunkel-lila Front auf sie zukommen sah.

„Dad, ich bitte dich … geh …“

„Nein …“ mehr konnte er nicht sagen, weil Barachiel ihn zum Schweigen brachte. Der Winchester sah ihn bitterböse an.

„Hey …,“ beschwerte sich Bobby. Jenny sah ihn an und flüsterte inständig das Wort „Geht“.

„Tu was getan werden muss. Ich vertraue dir. Wir kümmern uns um ihn,“ versprach der bärtige Jäger ihr schweren Herzens. Er musste darauf vertrauen, dass sie es schaffen würde. Jenny tat es um sie zu schützen und ihnen eine Chance zu geben, zu Sam vorzudringen. Und dann würden sie dort ausharren bis seine Patentochter sie wieder eingeholt hatte. Er hoffte nur, dass Dean ihm sein Handeln verzeihen würde.
 

Dean konnte nichts dagegen machen, als die übermenschliche Kraft der Engel ihn mit sich zog. In seinem Kopf hörte er noch ein „ich hab dich lieb, Dad“ als er Jenny aus den Augen verlor. Nach einem guten Kilometer löste der Oberste Schutzengel den Sprechbann bei Dean. Dieser fing sofort an die Engel zu verfluchen. Auch Bobby bekam sein Fett weg. Wie hatte sein väterlicher Freund diesem Wahnsinnsplan nur zustimmen können?

„Hör auf mit dem Meckern. Es war die richtige Entscheidung,“ sagte John.

„Die richtige Entscheidung? Sie ist noch ein Kind und ganz allein. Wir haben sie im Stich gelassen. Ich habe …“

„Dean, Junge … du hast sie nicht im Stich gelassen. Wir haben getan was sie wollte,“ sagte Bobby mit sanfter Stimme.

„Sie ist noch zu jung um zu wissen was sie will … ich …“

„Auf bestimmte Weise ist sie älter als wir alle, das ist meine Meinung,“ meinte Rufus.

„Vertraue auf ihren Instinkt,“ meinte Barachiel.

„Bis jetzt ist sie damit gut gefahren,“ sagte Rufus.

„Ihr wird sicher nichts passieren,“ meinte Castiel aus einem Anflug von Menschlichkeit. Dean schien jedoch noch immer besorgt und schuldbewusst. Bobby wollte zu einem weiteren Satz ansetzen, als plötzlich etwas passierte, was keiner von ihnen je erlebt hatte. Es war das lauteste Donnergrollen, das sie je gehört hatten. Es verursachte Vibrationen als wäre es ein oberirdisches Erdbeben. Danach folgte etwas, was man nur mit einem gigantischen Blitz vergleichen konnte. Wo er einschlug könnte er mit seiner Wucht glatt bis zur Kontinentalplatte durchdringen. Bobby schluckte. Was auch immer da passiert war, es hatte für eine, wenn nicht gar für beide Parteien sicher kein gutes Ende genommen. Dem ganzen folgte die wohl die unheimlichste Stille die die Jäger je vernommen hatten. Doch dies hielt nicht lange an. Außer sich vor Sorge um seine Tochter brach Dean die Stille und schrie mit angst erfüllter, panischer Stimme den Namen seines Kindes.

„JENNY!“
 

TBC….?

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*So stelle ich mir den Anhänger vor (für alle die Kapitel 38 nicht mehr auf dem Schirm haben):

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Verwendeter Song: Xavier Naidoo – Dieser Weg

Was mit Jenny passiert ist

Kurz nach Ankunft der Engel und Jäger am Waldrand:
 

„Lilith?“

„Ja, Vater,“ kam es sofort von Luzifers treuen Dienerin.

„Wir haben Besuch bekommen. Ich will, dass du sie mit deinen Dämonen zur Strecke bringst.“ Der Feldweg vor dem Wald mochte zwar von den Engeln abgeriegelt sein, aber als Jenny, Dean und die anderen den Wald betreten hatten, hatte Luzifer sie gespürt. Jenny, das von den Engeln viel zu hoch gejubelte Mädchen. Das Kind seiner Hülle. Wie dumm von den Engeln die Kleine mitzunehmen. Durch die Vater-Tochter-Bindung spürte Luzifer sie indirekt durch Sam und das hatte das Unternehmen verraten.

„Aber Herr, seid Ihr sicher, dass ich Euch allein lassen kann?“

„Ich habe unseren Sammy voll und ganz im Griff. Du brauchst dir also keine Sorgen machen. Alistair und sein Heer werden mir hier reichen. Kümmer dich um das geflügelte Pack und ihre törichten Menschen-Freunde, die meine mich hinters Licht führen zu können.“

„Sehr wohl, Vater. Ich werde sofort mit der Garde aufbrechen.“
 

Kurz nachdem sich der Weg von Jenny und den anderen getrennt hat:
 

War das wirklich eine gute Idee gewesen? Jenny war sich da nun nicht mehr so sicher. Mit Dean an ihrer Seite hatte sie sich mutiger und sicherer gefühlt als jetzt, wo sie hier alleine stand. Sie schluckte und umfasste erneut ihren Anhänger. Für deine Familie, sagte die Stimme in ihrem Inneren, die die Führung übernommen hatte. Es war der Teil in ihr, der ihrer Menschlichkeit so fremd war, den sie nicht mochte. Es war das Dämonen- und Engelsblut, das sich in ihr zu etwas unsagbar Mächtigem verbunden hatte. Wie die Vereinigung Jesu Christi mit dem Antichristen. So ein Wesen sollte es gar nicht geben. Es machte ihr Angst und doch war sie darauf angewiesen, wenn sie ihren Papa retten wollte. Die dunkel-violette Wand kam immer näher. Plötzlich hielt sie an. Eine einzelne Rauchschwade trat heraus und vor ihr erschien eine Dämonin – Lilith-.
 

„Ich weiß weshalb ihr hier seid, aber ihr werdet sie nicht stoppen können. Luzifer wird scheitern,“ stellte sich Jenny ihr entgegen.

„Und wer bitte soll uns aufhalten? Du etwa? Sei nicht dumm, Kleine. Ich weiß alles über dich und du bist lange nicht so stark wie die Engel glauben. Wenn du schön brav aus dem Weg gehst, darfst du noch ein bisschen weiter leben, ehe ein Dämon auch von dir Besitz ergreifen wird,“ sagte Lilith siegessicher.

„Tja, wer immer dir von mir erzählt hat … er wusste nicht die Bohne,“ kam es trotzig von Jenny. Lilith wurde zornig angesichts dieses vorlauten Mädchens.

„Das werden wir ja sehen.“ Mit diesen Worten verschwand sie wieder im Rauch, gliederte sich in die noch einige Meter weit entfernte dunkel-violette Front ein und richtet sich an ihre Dämonen: „Unserem Sturm wird sie nicht standhalten können.“
 

Jenny macht sich bereit. Sie sammelt all ihre Energie. Dabei halfen ihr einige schöne Erinnerungen. Als sie zu den Brüdern kam hatte sie schnell eine Bindung zu ihnen aufgebaut. Vor allem zu Dean. Sie hatte sich auf Anhieb bei ihm wohl gefühlt. Die angenehme Wärme, die sie verband war von Anfang an spürbar gewesen.
 

Flashback:
 

Jenny sabberte gerade genüsslich auf Deans Lederjacke.

~Oh nicht doch~ Reichte denn das Blut und weiß Gott was diese Kreaturen sonst noch so absonderten, wenn sie von den Jägern zur Strecke gebracht wurden als Verzierung seiner Jacke nicht aus? Musste jetzt als over kill noch Babyspucke dazu kommen? Schnell griff er ins Handschuhfach und nahm eine noch einigermaßen saubere Papierservierte von ihrem letzten Dinerbesuch heraus. Er wischte die Spucke von seiner Jacke und platzierte die Servierte dann so, dass Jenny auf diese sabbern konnte während Dean sie weiterhin liebevoll, geradezu mütterlich im Arm hielt. Dies hatte zwei Gründe. Erstens hatte er Angst sie würde wieder anfangen zu schreien wenn er sie wieder auf den Rücksitz legte und zweitens konnte Dean nicht abstreiten, dass es ein wunderbares, herzerwärmendes Gefühl war Jenny in seinem Armen zu halten.
 

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Sie erinnerte sich noch genau wie sie das erste Mal Deans Namen und Papa sagte. Ihre Väter waren gerührt und aus dem Häuschen gewesen.
 

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Plötzlich spürte Dean wie etwas gegen seinen Brustkorb prallte. Er drehte sich um und sah wie Jennys kleiner Plastikball aufs Wasser klatschte. Jenny hatte ihn scheinbar damit beworfen.

„Din!,“ quiekte sie fröhlich und griff wieder nach dem Ball.

„Was war das?,“ fragte Dean verblüfft. Jenny warf dem Älteren den Ball gegen den Bauch und wieder quiekte sie:

„Din!“

„Ich fass es nicht, sie spricht. Sie hat deinen Namen gesagt,“ sagte Sam und legte glücklich die Arme um Dean.

„Dann habe ich mich doch nicht verhört,“ sagte der Älter und ein breites Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.

„Ihr erstes Wort und das wo sie nicht mal ein Jahr alt ist,“ sagte Sam stolz.

„Din!“ Die Kleine streckte ihm ihre Arme entgegen. Sie meinte wirklich ihn. Das war kein willkürliches Gebrabbel. Der Ältere zog die kleine Badenixe in seine Arme und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Wenn es möglich wäre vor Glück zu platzen, würde Dean es jetzt tun. Sam streichelte seiner Tochter sachte über den Kopf und küsste Dean ebenfalls auf die Wange.

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„Na schau mal wer da ausgeschmollt hat Jenny,“ fragte Dean.

„Pa-pa!“ Ihre Augen glitzerten vor Freude. Sam grinste über das ganze Gesicht.

„Ja, der Papa“, sagte Dean.

„Du hast Papa gesagt“, freute sich Sam fast ein Bein ab.

„Pa-pa!“ Jenny streckte ihre Arme nach ihm aus. Sam nahm sie auf seinen Arm und Dean fuhr mit dem Vorlesen fort.
 

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And I'll remember the love that you gave me

Now that I'm standing on my own

I'll remember the way that you changed me

I'll remember
 

Ja, sie liebte ihre Eltern, auch den strengen Sam, der ihnen ihren Cartoon und Lucky Charmes Morgen nicht gönnte.
 

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„Sam, diese Elmyra hat echt einen an der Waffel. Kein Wunder, dass die ganzen Tiere vor ihr weg rennen. Ich meine, wer will schon zu Tode geknuddelt werden?“

„Komm, mach das aus. Unser Kind sollte nicht schon so früh vor dem Fernseher geparkt werden und erst recht nicht wenn eine Sendung läuft bei der sich die Figuren zu Tode knuddeln, oder sich mit dem Holzhammer gegenseitig eins auf die Rübe geben. Sie soll keine gewaltverherrlichenden Sendungen sehen.“

„Findest du nicht, dass du da etwas übertreibst?“, meinte Dean zu seinem Bruder.

„Nein, ich war mal als Gasthörer mit Jess bei einer ihrer Kinderpsychologievorlesungen und kurz um, die Dozentin hat an Hand von Diagrammen und Fallbeispielen deutlich gezeigt, dass Kinder die schon im frühen Alter vor Augen gehalten bekommen, das Gewalt was Lustiges ist, deutlich mehr Aggressivität in Kindergarten und Vorschule zeigen und sich das Ganze auch in der Schullaufbahn fortsetzt wenn man es nicht unterbindet. Wenn du also nicht willst, dass unser Kind zu einer Soziopathin wird und kleine Tiere quält, weil es ja in der Zeichentrickserie so witzig war, schaltest du jetzt um, oder am Besten, du machst den Fernseher gleich ganz aus.
 

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Nein, Sam war wirklich nicht der Spaß-Elternteil, aber seine Unterstützung war ihr sicher.
 

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Sam betrat das Schlafzimmer. Dean hielt Jenny hoch über seinen Kopf.

„Gefällt dir das?,“ fragte er die Kleine, die ein niedliches quieken von sich gab.

„Viel höher wirst du nicht hinaus kommen, also genieß es. So lange ich lebe wirst du nämlich weder Pilotin, noch Stewardess oder Astronautin,“ sagte Dean, der Sam noch nicht bemerkt hatte. Der Jüngere lächelte und stellte das Tablett ab. Erst jetzt sah Dean ihn. Er ließ Jenny wieder runter.

„Meine Tochter kann werden was sie will,“ erklärte Sam.

„Das klären wir später. Schau mal Jenny, dein Dad hat uns Kekse mitgebracht. Dafür hat er sich einen Kuss verdient, meinst du nicht auch?“ Dann beugte sich Dean vor und hielt Sam Jenny ins Gesicht, so dass ihre Sabberschnute Sams Wange streifte.
 

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Und immerhin hatte er ihr das erste „schlimme“ Wort bei gebracht.
 

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„Idiot“, sagte Sam.

„Ido“, versuchte Jenny nachzuplappern. Dean, der sich gerade einen großen Löffel Lucky Charms in den Mund geschoben hatte, verschluckte sich vor Lachen und dabei schoss ihm eine winzige Fontäne Milch aus der Nase.

„Ido, ido, ido“, brabbelte das kleine Mädchen, während Dean hustete. Sam befürchtete schon er müsse den Heimlich-Griff anwenden, doch zum Glück beruhigte sich Dean wieder, nachdem ihm Sam ein paar Mal kräftig auf den Rücken geklopft hatte.

„Super Sam.“ Hust. „Wie war das noch.“ Hust. „Mit dem nicht Fluchen und verwenden von Schimpfworten und Beleidi…“ Hust. „gungen vor der Kleinen? Die Tiny Toons machen aus ihr einen Soziopathen, da ist es natürlich viel besser, wenn du ihr Kraftausdrücke beibringst“, stichelte Dean mit einem fiesen Grinsen.

„Ach halt die Klappe Dean“, sagte Sam. Er drückte seinem Bruder Jenny in den Arm, schnappte sich seine Tasse und ging in die Küche. Er brauchte einen weiteren Kaffee.

„Ido!“ Dean lachte weiter.

„Pa-pa?“ Jenny sah ihrem Vater hinterher.

„Dein Dad kommt gleich wieder, sobald ihm eine schlagfertige Entgegnung eingefallen ist. In der Zwischenzeit lass uns doch mal sehen was so auf dem Disney Channel läuft.“
 

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Und auch wenn er nicht so gut sang wie Dean, so konnte auch er sie zum Einschlafen bringen.
 

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Die kleine Maus planschte fröhlich in der Wanne, aber von Müdigkeit war immer noch keine Spur. Sam seufzte, also würde er ihr doch was vorsingen. Er setzte sich neben die Wanne und knuddelte sie ein bisschen.

„Also, ich habe zum Glück nicht so einen furchtbaren Musikgeschmack wie Dean, aber leider auch nicht so eine schöne Singstimme, also sei gnädig mit mir,“ sagte er zu der Kleinen, die ihn erwartungsvoll ansah. Dann begann er leise den Refrain von Bon Jovis „Always“ zu singen. Was Langsames, was sie hoffentlich müde machen würde.

Ein Bad, etliche Bon Jovi Songs und eine warme Milch später, war Jenny immer noch wach und Sam fix und alle. Er hatte alles ausprobiert, was ihm eingefallen war. Er hatte ihr vorgelesen, aber sie wollte irgendwie lieber spielen. Vielleicht sollte er sie sich auspowern lassen, aber dann würde sie am nächsten Tag sicher bis Mittag schlafen und das würde ihren Rhythmus total durcheinander bringen. Schließlich war Sam selber so müde vom betüddeln, dass er sich Jenny und Speedy schnappte und sich mit ihr auf Deans Seite des Bettes im Schlafzimmer legte. Er sorgte dafür, dass sie sich an ihn kuscheln konnte und rieb ihr über den Bauch. Sie gab einen Rülpser von sich und machte dann auch keine Anstalten mehr von ihrem Dad weg zu krabbeln. Sam lächelte und sang dann leise „Sweet Child of mine“ von Guns N’ Roses. Es hörte sich schrecklich an, weil Sam wirklich kein guter Sänger war, aber Jenny schien es trotzdem zu mögen und war beim zweiten Refrain eingeschlafen.
 

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Und an ihrem Geburtstag waren sie alle glücklich.
 

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Als Bobby von Jennys Geschrei vom Frühstück machen abgelenkt wurde und nach oben kam, fand er zwei erwachsene Männer vor, die ein Kleinkind liebten und herzten. Das musste einfach für die Nachwelt festgehalten werden. Er zückte sein Handy und knippste die zwei, als sie Jenny gerade gleichzeitig auf jeweils eine Wange küssten und zum Geburtstag gratulierten..
 

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And I'll remember happiness

I'll remember

I'll remember

I'll remember
 

Es waren wirklich schöne Erinnerungen. Nicht zu vergessen ihre ersten Schritte.
 

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„Pa!“, erklang die Stimme von Sams Tochter. Er blickte auf und sah wie Jenny von der Stelle an der sie gesessen und gespielt hatte auf sie beide auf dem Liegestuhl zukam.

„Dean, sie läuft. Dean, Jenny kann laufen“, sagte Sam begeistert und aufgeregt. Sofort riss Dean die Augen wieder auf und strahlte bei dem Anblick vor Stolz mit Sam um die Wette. Es sah zu niedlich aus, wie das kleine Mädchen mit ihrem Windelhintern auf sie zu wackelte. Sie hielt vor dem Liegestuhl und streckte ihre Ärmchen nach Dean aus. Dieser nahm sie hoch und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Sam streichelte ihr über den Kopf.

„Toll gemacht Kleines, bald müssen wir dich nicht mehr herum tragen“, sagte Sam.

„Ach Sammy unser Baby wird erwachsen“, sagte Dean wie in einer dieser kitschigen Familienserien und lachte.

„Von nun an werden wir nur noch wenige Ruhige Minuten haben“, fügte er dann hinzu. Sam fasste Dean am Kinn und drehte seinen Kopf zu sich, so dass er ihn küssen konnte. Dean war glücklich. Familie war für ihn schon immer das oberste Gut und er war froh, dass er Sam und Jenny hatte und bei einem so wichtigen Meilenstein in ihrem Leben dabei sein konnte. Im Moment war alles gut zwischen ihnen und er hoffte, dass das auch in Zukunft so bleiben würde. [
 

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And I'll remember the strength that you gave me

Now that I'm standing on my own

I'll remember the way that you saved me

I'll remember
 

Die Erinnerungen waren detailliert, besonders die letzte. Sie machten ihr Mut und verliehen ihr Kraft. Es schien so als wären ihre Gefühle der Schlüssel zu ihren Kräften. Sie liebte ihre Eltern und wollte eine Zukunft mit ihnen. Sie würde das hier durchstehen. Und plötzlich begann sich um sie herum eine Art Schutzkuppel aus ihrer Energie zu formen. Die Front kam mit rasanter Geschwindigkeit auf sie zu. Jenny schloss die Augen. Sie war bereit für den Aufprall. Als die Dämonenwand gegen die Kuppel prallte entstand ein ohrenbetäubender Lärm, der am ehesten mit Donner vergleichbar war. Durch den Zusammenstoß waren alle Dämonen dazu gezwungen worden sich zu materialisieren.

~Wow, cool, wer hätte gedacht, dass ich das kann,~ dachte Jenny, mahnte sich jedoch die in ihr herrschende Überraschung nicht nach außen zu tragen. Sie hatte keine Ahnung wie sie das gemacht hatte, aber es hatte den Dämonen den Wind aus den Segeln genommen.
 

Lilith war geschockt, als sie Jenny ohne einen Kratzer vor ihr stehen sah. Links und rechts formierten sich ihre Dämonen, die nun in Menschengestalt waren.

„Das ist unmöglich,“ sagte die älteste Dämonin entrüstet.

„Überrascht? Aber das war noch nicht alles,“ sagte Jenny nun um einiges mutiger. Doch Lilith nahm sie noch immer nicht ernst.

„Ich hab dich vielleicht ein wenig unterschätzt, aber du hast keine Chance gegen uns, kleines Mädchen. Mach dich lieber vom Acker. Sonst sorg ich dafür, dass du schreiend und weinend zu deinem Papa rennst…oops, er ist ja jetzt Luzifer und von deinem Vater nichts mehr übrig.“ Sie grinste süffisant und voller Bossheit.

„Das ist nicht wahr,“ entgegnete Jenny mit fester Stimme.

„Egal … es ist ja nicht so als würde ich dir die Gelegenheit geben dich vom Gegenteil zu überzeugen. Macht sie kalt!,“ gab sie den Befehl an die Dämonen links von ihr. Instinktiv hob Jenny die Hand und bewegte sie nach links. Die Dämonen hatten nicht den Hauch einer Chance auch nur in ihre Nähe zu kommen. Durch Jennys Handbewegung leuchtete in ihren Augen ein Licht unter elektrischem Flackern auf und erlosch, dabei strömte eine Art Energie zu Dean und Sams Tochter herüber. Zeitgleich vielen die leblosen Körper, die den Dämonen als Hülle gedient hatten zu Boden. Die Energie drang in Jenny ein und zwang sie in die Knie.
 

Lilith tobte, weil ihre Dämonen versagt hatten, doch da sie Jenny geschwächt glaubte, gab sie das Angriffssignal an die rechte Flanke. Die Dämonen griffen an, doch konnten sie mit ihren telekinetischen Kräften nichts gegen die Schutzkuppel ausrichten, die Jenny noch immer umgab. Das Mädchen war noch nicht wieder auf den Beinen. Der obersten Dämonin dämmerte etwas. Das Kind hatte durch ihren dämlichen Bruder Azazel Dämonenblut in sich. Sie musste gegen die Kräfte gewöhnlicher Dämonen immun sein.

„Dieser lächerliche Schutzwall hält nur eure dämonischen Kräfte ab. Sie ist am Boden greift sie euch!,“ stachelte sie ihr verbliebenes Heer an. Die Schwarzäugigen kamen Jenny immer näher. Doch als der erste sie berührte, um ihr das Genick zu brechen stieg die Winchester wie ein Phönix aus der Asche. Was Lilith für eine Schwächung Jennys hielt war in Wirklichkeit eine Stärkung gewesen. Das Dämonenblut in ihr machte sie nicht nur immun gegen dämonische Kräfte sondern ermöglichte ihr zusätzlich die Kräfte von getöteten Dämonen aufzunehmen. Die Wucht hinter dieser Energie war es die sie in die Knie gezwungen hatte, nicht die Erschöpfung durch die Anwendung ihrer Kräfte. Mit einer eleganten Leichtigkeit schüttelte sie den Dämon ab und vernichtete ihn und sein Gefolge wie die anderen Dämonen zu vor.
 

„Verdammt! Aber mit mir wirst du nicht so einfach fertig,“ fluchte Lilith und machte sich kampfbereit.

„Mag sein, dass ich es vorher nicht gekonnt habe, aber dank der Energie deiner nutzlosen Mitstreiter kann ich es jetzt doch.“ Wie aus dem Nichts traten schwarzweiße Flügel aus ihrem Rücken hervor.*

„Was ist das? Engelshokuspokus? Das jagt mir keine Angst ein.“

Jenny entgegnete darauf nichts mehr. Sie musste ihre ganze Kraft bündeln. Die junge Frau hätte eh nicht erklären können, was da gerade mit ihr passiert war. Sie musste sich stärker konzentrieren. Die anderen Dämonen waren zwar wesentlich stärker als die üblichen Dämonen, besaßen aber trotzdem nur einen Abklatsch von der Kraft, die die erste Dämonin inne hatte. Wieder hob sie ihre Hand, um auch Lilith zu eliminieren. Erst dann konnte sie zu Dean und Sam zurück. Die Dämonin lachte hysterisch.

„Willst du mich jetzt kitzeln oder was?“ Sie zückte ein Messer. Als einzige hatte sie eine Waffe dabei. Sie und Alaistair benutzten sie für ihre erheiternden Lustspielchen. Lilith rannte auf Jenny zu. Sie war nur von der Idee besessen, das Mädchen auszuschalten und glaubte noch immer an das, was Luzifer ihr gesagt hatte, fühlte sich noch immer dominant ihrer Gegnerin gegenüber. Ein Wink mit Jennys Hand und schon verlor Lilith den Boden unter ihren Füßen.

„Das ist unmöglich! Du kannst mich nicht besiegen!“ Sie hatte sich wieder aufgerappelt, aber klang nun nicht mehr siegessicher. Die Dämonin entschied sich, dass es das Beste wäre diesen Körper zu verlassen, doch Jenny war an sie heran getreten und hielt mit ihren angesammelten Kräften die schwarze Seele in der Hülle fest.

„Töte mich und Luzifer wird sich an deinen Eingeweiden laben,“ versuchte Lilith ihr Gegenüber einzuschüchtern.

„Das bezweifle ich,“ entgegnete Jenny.

„Wenn du mich tötest … dann … wird dich das auch töten … kein Engel kann eine solche Macht hervorbringen ohne daran zu Grunde zu gehen.“

Jenny legte ihren Kopf schief als würde sie nachdenken.

„Hm … ich …“ Sie schloss ihre Augen und richtete Kraft und Gedanken darauf die Dämonin von dieser Welt zu tilgen.

„… bin …“ Die Augen von Lilith begannen zu glühen.

„… aber .“ Die Dämonin schrie wie am Spieß.

„… kein …“ Elektrisches Flackern … Ansammlung von Ladung … plötzlich ein gigantischer Blitz. Lilith zuckt ein letztes Mal.

„… Engel!,“ hauchte Jenny. Die Körper beider Kämpfender sackten zu Boden. Blut rann aus Jennys Nase. Dann Stille.
 

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Anmerkung: Die Erinnerungen sind aus vorherigen Kapiteln entnommen und da Jenny ja auch empathisch ist, enthalten die Erinnerungen auch die Gefühle ihrer Eltern.
 

Verwendeter Song: I'll Remember – Madonna
 

*Die Flügel könnt ihr euch so vorstellen:
 

http://www.fotos-hochladen.net/view/154452474jt5h6olu3.jpg

Zacharias Ende

Nachdem ER Lilith los geschickt hatte, setzte Luzifer bei seiner Hülle, wie ER hoffte, zum finalen Schlag an.

„Na, Sammylein, wie geht es dir denn so?“ Ohne eine Antwort abzuwarten sprach ER weiter.

„Weißt du, ich hab gerade Lilith los geschickt, um deine kleinen Freunde willkommen zu heißen. Ich überlege mir, ob ich mir von ihr vielleicht die Leichen mitbringen lassen soll, damit du auch was davon hast. Allerdings wird dein heiß geliebter Dean vielleicht gar nicht dabei sein. Denn wenn alles nach Plan gelaufen ist, wird er dich jetzt verabscheuen.“ Mit diesen Worten konnte ER Sam aus der Abschottung locken. Dessen Taubheitsgefühl verwandelte sich in ein mulmiges. Was hatte dieser abscheuliche Drecksack mit seinem Bruder gemacht? Die viel wichtigere Frage war jedoch wie er Dean beschützten sollte, wenn der gar nicht herkam. Er musste Luzifer überlisten, um mehr darüber heraus zu finden.

„Wie meinst du das?,“ kam es von Sam.

„Das wirst du gleich sehen. Alaistair…bring ihn her.“ Der Dämon zog Zacharias hinter einem Baum hervor. Der Engel hatte sich zu Luzifer geflüchtet, nachdem er erfahren hatte, dass die Engel, die er weggesperrt hatte entkommen und nun hinter ihm her waren.

„Sam, darf ich dir den Verursacher deines Schlamassels vorstellen?“

„Wer ist das?,“ fragte Sam, der den Kerl noch nie zuvor gesehen hatte.

„Das ist Zacharias. Er ist ein Engel. Er hat erkannt was ich schon lange wusste. Gott, unser Vater ist nicht mehr der, der mal war und hat unsere Hilfe und Loyalität nicht mehr verdient. Es ist nun an uns, die Erde von der größten Verschmutzung zu befreien. Die Menschen müssen weg und was wäre da passender als eine nette, kleine Apokalypse.“

„Was hat das mit Dean und mir zu tun?“

„Er ist es gewesen, der Alaistair die Fähigkeiten verliehen hat, die er brauchte, um dir deine tote Mutter als Engel zu verkaufen.“
 

Wenn Sam noch Kontrolle über seinen Körper gehabt hätte, hätte er jetzt mit den Schultern gezuckt. Er war jetzt des Teufels Co-Pilot. Das war seine eigene Schuld. Wer jetzt dafür verantwortlich war, dass man ihn manipuliert hatte, spielte da keine Rolle mehr. Er war darauf reingefallen. Wenn Luzifer ihm dadurch Emotionen entlocken wollte, schlug das fehl. Er war wütend auf sich selbst, da blieb kaum noch Wut für andere über, außer vielleicht für Luzifer. Allerdings hatte Sam den Vorteil, dass er wusste, was Luzifer für eine Reaktion von ihm erwartete. Er musste IHM in die Karten spielen, wenn er durchhalten wollte.

„Mieses Schwein…“ regte Sam sich deshalb auf. Luzifer wähnte sich am Ziel. Menschen waren so leicht zu manipulieren. Jetzt musste ER Sam nur noch mit dem Inhalt von Zacharias gefälschtem Brief konfrontieren und er hätte Sam endgültig jeglichen Trotz ausgetrieben. Sam hatte sich zwar bereits abgeschottet und begehrte nicht mehr auf, doch das machte es dem gefallenen Engel schwer dessen Emotionen zu lesen, und ER konnte sich nicht sicher sein, dass seine Hülle nicht doch noch irgendwas ausheckte.

„Ich weiß Sammylein … Engel sollten auf eurer Seite sein … aber dem ist manchmal nicht so. Das was du „das Böse“ nennst ist überall.“

„Was hat er mit Dean gemacht?“

„ Zacharias, willst du ihm nicht von dem Brief, den du in Sammys Namen an Dean geschrieben hast, erzählen? Ich würde mich freuen, wenn du möglichst nah am Wortlaut bleibst.“
 

Zacharias schluckte. Luzifer war ihm unheimlich. Er wusste nicht was auf ihn zukommen würde. Er hatte zwar versucht mit Alaistair über seine Sicherheit zu verhandeln, doch dieser war ziemlich wage geblieben. Er konnte IHM aber auch nicht die geringste Mimik entlocken. Das Gesicht war ausdruckslos. So vollkommen anders im Vergleich zu dem Wesen, dem der Köper bis vor kurzem gehört hatte. Es würde wohl am Besten sein zu tun, was ER verlangte. Weg konnte er jetzt nicht mehr. Dieser Ort, das Zentrum des Waldes, war engelsicher abgeriegelt. Beamen unmöglich. Seine Kräfte stark geschwächt. Allein hätte er keine Chance gegen die Dämonen, also würde er wohl auch auf herkömmliche Weise nicht von hier verschwinden können. Blieb nur zu hoffen, dass Luzifer ihm wohlgesonnen war.

„Ich warte,“ forderte ER nachdem nach einer Minute von Zacharias nichts gekommen war. Wieder schluckte Zacharias. ~Ich darf ihn nicht verärgern~ schoss es ihm durch den Kopf.

„Ganz genau und jetzt erzähl ihm von dem Brief!“ Diesmal tat er wie ihm geheißen. Er sagte den Inhalt des Briefes Wort für Wort auf.
 

[style type="italic"] Dean,
 

in deiner Nähe zu sein, wurde in letzter Zeit mehr und mehr unerträglich. Du und Jenny, ihr seid wie zwei Klötze an den Beinen. Diesen Schreihals habe ich eh nicht gewollt. Es passte nur alles so gut für dich, um mich an dich zu binden. Weil du armseliger Verlierer nicht alleine sein kannst. Das kotzt mich so an. Die Zeit mit dir hat mir nur gezeigt was ich alles nicht will. Es beschämt mich, was ich aus Einsamkeit alles Widerliches mit dir gemacht habe. Aber mir ist endlich ein Licht aufgegangen. Ich muss von dir weg. Du bist nicht gut für mich. Ich will nicht so verkommen werden, wie du. Ich weiß gar nicht mehr was ich mir dabei gedacht habe, dich mich anfassen zu lassen. Ich war verzweifelt und du hast das ausgenutzt. Mir eingeredet, dass ich es auch will, um dich deiner abnormalen Gelüste hinzugeben. Ich will mit dir nichts mehr zu tun haben. Du bist ein krankes Arschloch. Ich bin kein Unmensch. Ich überlasse dir das Kind. Mach mit ihr was du willst. Ich hasse euch beide. Du und der Bastard, ihr habt mein Leben ruiniert. Ich werde mich von dem ganzen Schmutz, mit dem du mich belastet hast, rein waschen. Komm ja nicht auf die Idee mich zu suchen. Du wirst mit deiner Gehirnwäsche keinen Erfolg haben. Ich hoffe, dass wenn der Tag des Jüngsten Gerichts kommt, du in der Hölle schmoren wirst, für das was du mir angetan hast. Wegen dir ist Jessica gestorben. Ich hätte sie beschützen können, wenn du mich nicht überredet hättest Dad zu suchen. Du bist ein einziges schwarzes Loch, das alles ins Verderben reist, was ihm begegnet. Ich aber werde dir entkommen. Du hast unsere Familie ins Verderben geführt, von dem Tag an, als du im Krankenhaus vertauscht wurdest. Mum und Dad hätten erkennen müssen was für eine bösartige Geschwulst du bist. Aber du hast sie getäuscht. Ich aber sehe endlich klar. Du bist Schuld daran, dass ich kein normales Leben haben konnte. Ich verabscheue dich aufs Tiefste.
 

Samuel [/style]
 

Zuerst war Sam ein wenig geschockt, dann aber musste er sich zusammen reißen den Schockzustand aufrecht zu halten. Er kannte Dean. Sein Bruder würde erkennen, dass das eine Finte war. Luzifer und dieser Zacharias wussten nicht wie Dean tickte. Dean würde sowas nicht mal glauben, wenn es aus Sams eigenem Mund käme, es sei denn er hätte den Beweis, dass Sam nicht besessen oder erpresst wurde. Dean würde darauf nicht hereinfallen. Sam musste die Hoffnung, die in ihm aufkam unterdrücken. Wenn Luzifer sich in dieser Sache irrte, dann konnte ER sich auch in anderen Sachen irren. Es gab vielleicht doch einen Weg IHN zu besiegen. Er musste nur noch ein wenig durchhalten, weiter seine Kräfte schonen. Luzifer vorgaukeln, er hätte jegliches noch verbliebenes Fünkchen Hoffnung und Deans Liebe verloren. Sam konzentrierte sich und dachte an Dean zurück wie er reagiert hatte, als Sam dachte er hätte auf dem Weg nach Philadelphia mit `ner Tussi auf dem Klo `ne Nummer geschoben. Das reichte aus, um im jüngeren Winchester die benötigten Gefühle zu wecken.

„Wie du gehört hast wird Dean nach dem Brief wohl alles andere sein, als dein Ritter in strahlender Rüstung. Gib auf, für dich gibt es nichts mehr für das es sich zu kämpfen lohnt. Niemandem bedeutest du noch etwas,“ sagte Luzifer. Er konnte Sams Schmerz spüren. Er war am Ziel. Von dieser Seite aus drohte IHM keine Gefahr mehr. Selbst wenn dieser Dean doch noch auftauchen sollte. Sam hat die Hoffnung aufgegeben. Schon bald würde ER alle Menschen vernichtet haben und …
 

Plötzlich wurden SEINE Gedanken von einem Donnergrollen unterbrochen. Es erzeugte Vibrationen als wäre es ein oberirdisches Erdbeben. Danach folgte etwas, was man nur mit einem gigantischen Blitz vergleichen konnte. Und von einer Sekunde auf die andere konnte Zacharias zum ersten Mal Luzifers Emotionen sehen. Doch bedeuteten sie für ihn nichts Gutes,denn es war rasende Wut. Luzifer wusste, was der Blitz zu bedeuten hatte, aber es war unmöglich. Sie konnte nicht geschlagen sein. Nicht seine Nummer 1 und dennoch gab es keine andere Erklärung. Hatte Zacharias ihn verarscht? War er doch noch auf der Seite der Engel? Hatte er IHM die Existenz einer IHM unbekannten Waffe vorenthalten, die die Engel gegen IHN benutzen konnten? Es musste so sein. Zacharias war ein doppelter Verräter.

„NICHTS WAS ICH KENNE KANN SIE TÖTEN! WAS WAR DAS? WAS HAT DIESE MACHT? WARUM WEISS ICH DAVON NICHTS?,“ schrie ER Zacharias an.

„Töten? Moment … Lilith … sie …,“ stammelte Alaistair. Sam war überrascht Unglaube und ehrliche Trauer in dem Gesicht des Dämons zu sehen.

Luzifer ging gar nicht auf den Dämon ein. Stattdessen war er an Zacharias heran getreten und schüttelte ihn wie ein Kind, das verzweifelt versucht einen Penny aus dem Sparschwein zu kriegen.

„WAS WEISST DU! SPRICH ODER DU WIRST ES BEREUEN!“

„Ich…ich weiß nicht wovon du redest.“ Die Berührung von Luzifer allein schien dem anderen Engel Schmerzen zu bereiten.

„OH, ICH GLAUBE DU WEISST SEHR GENAU WOVON ICH REDE!“
 

Zacharias sammelte seine Kräfte und zog ein Engelsschwert hervor, doch kam er nicht dazu es zu benutzen, denn Luzifer hatte es mitbekommen und ihm die Waffe sofort und ohne Probleme abgenommen.

„SPRICH UND ICH TÖTE DICH SCHNELL.“

„Ich … ich weiß nichts …“

„HÖR AUF ZU LÜGEN!“

„Ich … ich lü…ahhh,“ schrie Zacharias als Luzifer seine Hand packte, gegen einen nahestehenden Baum drückte und dann das Engelsschwert hindurch rammte, so dass seine Hand am Baum hing wie ein Notizzettel an einer Pinnwand.

„ICH FRAGE DICH JETZT NOC EIN LETZTES MAL. WAS IST ES, WAS SIE GETÖTET HAT UND WIE HALTE ICH ES AUF?“ Zacharias musste einsehen, dass er das hier nicht überleben würde, aber Luzifer würde es auch nicht tun und das war das einzige, was den Engel noch aufrecht hielt.

„Du … kannst sie nicht aufhalten. Sie wurde geboren, um dich zu vernichten,“ sagte er mit einem süffisanten Grinsen. Der gefallenen Engel verstand nach kurzem Überlegen, wen Zacharias meinte.

„Das Kind … aber das kann nicht sein. Sie ist ein armseliger Mensch.“

„Geschaffen von Engels- und Dämonenblut, geboren in einen menschlichen Körper. Sie ist dir überlegen … du hast keine Chance gegen sie. Durch den Plan deiner Hülle Dämonenblut einzuflößen, hast du dir dein eigenes Grab geschaufelt.“

„Wovon redet er da? Doch nicht etwa von dem Kind hinter dem Azazel her war. Das Balg von deiner Hülle und dieser Studententussi, das nach deinen Auskünften keine Gefahr darstellen sollte. Ein Kleinkind hat Lilith getötet?,“ kam es von Alaistair.

„HALT DEIN MAUL! ICH BIN IM VERHÖR! Schick ein paar deiner Leute los um nachzusehen was passiert ist,“ wies Luzifer seinen Dämon an. Dieser gehorchte. Er musste wissen ob seine Lilith noch lebte.
 

In Sam arbeitete es fieberhaft. Der Dämon hatte von einem Kind gesprochen … ging es etwa um Jenny? Aber wie war das möglich. Zum Glück war Luzifer so in Rage, dass er die erhöhte Aktivität der Seele seiner Hülle nicht mitbekam. Sam musste mehr heraus finden. Hoffentlich stellte Luzifer die richtigen Fragen.

„Es ist unmöglich, dass sie mir schaden kann. Sie ist ein Baby,“ fuhr Luzifer den anderen Engel an.

„Sie ist kein Baby mehr …“

„WAS KANN SIE? WIE HALTE ICH SIE AUF?,“ fragte ER ihn erneut.

„Alles … und wenn sie dir begegnet wirst du tot sein, ehe der Körper deiner Hülle den Boden berührt. Vater hat Recht getan, dich zu verbanne. Du bist ein verzogenes … bockiges Kind.“

Luzifer zog das Engelsschwert aus dem Baum und rammte es mit voller Wucht in Zacharias Brust und tötete ihn.

„Tja … und du bist tot. Wer ist da wohl besser dran?,“ sagte Luzifer.
 

Derweil bei den beiden Engeln und den Jägern:
 

Dean hörte nicht auf den Namen seiner Tochter zu schreien. John hielt ihn fest, wollte ihn nicht zurück gehen lassen. Rufus und die Engel wussten nicht was sie tun sollten und Bobby litt mit seinem Jungen.

„Lass mich los … wir müssen zurück … ich muss zu ihr … JENNY!“

„Hör auf zu schreien, du machst sonst nur noch weitere Dämonen auf uns Aufmerksam. Hast du denn von mir gar nichts gelernt?,“ kam es von John. Er schüttelte seinen Sohn, wollte ihn so zu Besinnung bringen, ihn an ihre Aufgabe erinnern. Doch seine Worte hatten eine ganz und gar gegensätzliche Wirkung. Zwar hörte Dean kurzzeitig auf sich gegen seinen Griff zu wehren, doch er bleib nicht still. Dean sah ihn wütend an.

„Lass mich los oder ich vergess mich,“ zischte er warnend.

„Was willst du dort? Das eben war wie eine kleine Atombombe. Sie ist tot und wir …“ Sie sollten nicht erfahren was John in dem Moment noch hatte sagen wollen, denn Dean war es gelungen sich los zu machen und fing an auf John einzuschlagen. Da dieser es nicht hatte kommen sehen, hatte er im ersten Moment keine Chance sich zu wehren und auch nach dem ersten Moment blieb ihm kaum mehr als eine Verteidigung. Seine letzten Worte hatten bei seinem Sohn das Fass zum Überlaufen gebracht. Wie konnte John nur so über Jenny reden? Dean ließ all seine Wut und seinen Frust nun an seinem Vater aus. Castiel blickte leicht besorgt drein. Johns Gesicht war schon ziemlich blutig, genau wie Deans Fäuste.

„Sollten wir nicht dazwischen gehen?,“ fragte der Engel im Trenchcoat. Bobby schüttelte den Kopf und meinte:

„Dean braucht es jetzt und John hat es nicht besser verdient. Aber keine Sorge, Dean kennt sein Limit. John wird es überleben.“

„Und ihr könnt dann mit euren Engelkräften an John rumdoktorn,“ fügte Rufus hinzu. Castiel sah fragend zu Barachiel hinüber. Dieser schien wie in Trance.

„Was ist denn mit dem los?,“ fragte der schwarze Jäger.

„Ich habe versucht Jenny zu orten, da sie mein Blut inne hat sollte das eigentlich gehen, aber irgendwie spüre ich sie nicht richtig … ich …“

„SIE IST NICHT TOT!,“ fuhr ihn Dean an. Er hatte John zu Boden geschlagen und atmete schwer.
 

TBC…

Unerwartete Hilfe

Körper, leblose Körper. Es waren so viele von ihnen. Mindestens 30. Unschuldige Menschen. Von Dämonen als Hülle missbraucht. Von ihr befreit worden, lagen sie auf der trockenen, verbrannten Erde. Es war das erste das Jenny sah, als sie wieder zu sich kam. Sie war noch nicht wieder ganz bei Kräften und schaffte es gerade so sich aufzusetzen. Ob jemand von den Menschen noch lebte? Sie wusste es nicht, aber sie war noch zu schwach um nachzusehen. Sie hatte schrecklichen Durst. Sie wollte zu ihren Vätern und Onkel Bobby. Weg von hier. Zurück in den Schoß ihrer Familie. Nicht mehr kämpfen. Wieder das kleine Mädchen sein. Aber es war noch nicht geschafft. Sie musste noch gegen IHN antreten und ihren Papa befreien. Nur so konnten sie in eine gemeinsame Zukunft schreiten. Sie musste sich zusammenreißen. Der erste Schritt war aufstehen. Wären doch nur ihre Väter hier. In ihr keimte eine schöne Erinnerung auf. Sie hatte gerade laufen gelernt und hatte mit Dad und Papa Ball gespielt. Sie war hingefallen und hatte sich das Knie aufgeschlagen. Ihre Väter hatten sich liebevoll um sie gekümmert und das Knie verarztet. Sie musste nur ein bisschen durchhalten, dann würden sich die beiden wieder um sie kümmern können. Und auf einmal war es, als könnte sie hören wie die beiden ihr Mut zusprachen. Sie stützte sich auf den Boden ab und schaffte es aufzustehen. Sie warf einen Blick umher. Nach ihrer kleinen Ohnmacht hatte sie ein wenig die Orientierung verloren. Sie brauchte einen Moment, um den Weg zu finden, der sie wieder zu ihrem Dad führen würde. Bevor sie jedoch die Richtung einschlagen und losgehen konnte, tauchten auf einmal drei weitere Dämonen auf.
 

Was sollte sie tun? Es war zu spät, die Dämonen hatten sie schon gesehen. Sie konnte sich nicht mehr weiter in den Wald zurückziehen. In ihrem momentanen Zustand würde sie keine Chance gegen die drei haben. Bevor sie irgendeine Entscheidung treffen konnte, wurde sie auch schon von dämonischer Kraft von den Füßen geholt und zu Boden gedrückt. Ihr schwand der Mut. Sie hatte sich verausgabt und war nicht rechtzeitig wieder auf die Beine gekommen und jetzt würde sie dafür bezahlen müssen.

„Haltet das Balg in Schach!,“ schrie Alaistair, der mit zwei weiteren Dämonen auf dem Schlachtfeld angekommen war. Seine Untergebenen taten, wie ihnen geheißen. Alaistair selbst suchte die leeren Dämonenhüllen nach einem bekannten Gesicht ab. Als er Liliths Hülle nicht sofort fand, glaubte er erst, dass sie nicht unter den Opfern war. Doch dann fand er sie. In vorderster Front. Dort wo die Augen der Frau hätten seien sollen, deren Körper die oberste Dämonin in Besitz genommen hatte, waren nur noch versengte Höhlen. Er kniete neben der Leiche und berührte sie. Wohl jeder Knochen in ihrem Körper war gebrochen. Aus Ohren, Nase und Mund quoll Blut, als er sie berührte. Die inneren Organe waren zersetzt und verflüssigt. Das konnte Lilith nicht überlebt haben. Sie war vernichtet. Was für ein Monster war dieses Winchester-Balg? Nicht einmal Dämonen hatten eine so zerstörerische Kraft. Trauer befiel Alaistair. Dieses Miststück hatte ihm seine Lilith genommen. Das würde sie büßen.

Ihm war sofort klar, dass sie im Moment nicht über ihre vollen Kräfte verfügte, sonst hätte er sie nicht einfach so am Boden halten können. Es war seine Chance, sie zu vernichten. Für Lilith, für Luzifer. Aber bevor er sie töten würde, würde er sie bezahlen lassen, für das was sie getan hatte. Würde ihr die Haut vom Körper schälen, sie bluten lassen und ihre Einzelteile Luzifer bringen, damit dessen Hülle sehen konnte wie er Koteletts aus seiner Tochter schnitt und sie seinem Höllenhund zum Fraß vorwarf. Und er würde jeden Augenblick davon genießen. Die Hure würde leiden. Er ließ von Liliths ehemaliger Hülle ab, stand auf und trat auf Jenny zu.

„Mach dich auf dein Ende gefasst!,“ sagte er mit bedrohlicher Stimme zu ihr. Seine beiden Schergen grinsten diabolisch. Jetzt würde der Foltermeister der Hölle zu Hochtouren auflaufen. Plötzlich ging alles ganz schnell. Von hinten wurden die beiden Schergen von etwas durchstoßen. Ihre Augen flammten auf und das Grinsen erstarb. Alaistair hatte keine Chance sich zu wappnen und zu reagieren. Ehe die beiden toten Menschen den Boden berührten hatte den Foltermeister das gleiche Schicksal ereilt. Die erdrückende Kraft fiel von Jenny ab. Sie atmete tief durch und hob ihren Kopf. Sie erblickte ihren…Retter?
 

Auf der Waldlichtung bei IHM:
 

Luzifer lief unruhig hin und her. Er spürte, dass die Eindringlinge immer näher kamen. Jetzt war es Zeit zu Handeln, also gab er seine Anweisung aus.

„Sie sind jetzt schon ganz nah … geht und holt sie mir hier her. Dann werde ich diese lächerliche kleine revoltierende Gruppe ein für alle Mal vernichten,“ sagte ER und schickte einige von Alaistairs Dämon aus, um seine Gegner zu stellen.

„Aber rührt sie nicht an. Die gehören mir!,“ sagte ER noch abschließend ehe die Dämonen aufbrachen.

„Wer weiß, vielleicht ist ja jemand von diesem Engelspack gefügiger und verrät mir vor seinem Tod noch was ich wissen will,“ sagte ER leise zu sich selbst. Lauter schrie ER dann:

„Wo zum Teufel bleibt Alaistair? Ich brauche Informationen!“ Ein untergebener Dämon der letzten, noch im Waldkern verbliebenen, Dämonengarde schreckte zusammen und nahm Abstand zu Luzifer. ~Was sind das alles nur für unfähige Idioten! Aber die werde ich auch noch los, wenn endlich alle Engel und ein Großteil der Menschen vernichtet sind. Und dann kann ich mit meiner eigenen Schöpfung beginnen und Dämonen erschaffen die meiner würdig sind~ schoss es Luzifer durch den Kopf.
 

Solch eine Unbeherrschtheit und Unsicherheit hatte Sam von Luzifer noch nicht gespürt. Es musste etwas SEINE Pläne gekreuzt haben, womit ER nicht gerechnet hatte. Der Winchester musste den Funken Hoffnung, der erneut in ihm aufglomm klein halten, damit ER nichts davon mitbekam, aber er war da und Sam fühlte wie sich seine innere Stärke langsam wieder aufbaute. Hoffentlich würde er sie vor IHM verheimlichen können. Er sorgte sich ein wenig um Jenny. So wie Luzifer mit diesem Zacharias geredet hatte, schien irgendwas mit ihr zu sein. Dann dachte er an Dean. Nein, sicher ging es Jenny gut. Dean würde nie zulassen, dass ihr etwas passierte. Er würde sie alle wieder sehen. Er musste es einfach schaffen die Gewalt über seinen Körper zurück zu gewinnen. Für seine Familie.
 

Zur selben Zeit bei Dean und Co.:
 

„Sie ist nicht tot,“ sagte Dean erneut.

„Ich habe auch nicht gesagt, dass sie tot ist. Dass ich sie nicht richtig orten kann, kann mit den Bannen zusammen hängen die Luzifer über diesen Abschnitt des Waldes gelegt hat,“ sagte Barachiel und hoffte Dean dadurch etwas zu beruhigen. Castiel war bereits neben John und heilte diesen. Danach blieb der Winchester erschöpft am Boden liegen.

„Dann lass uns zurück gehen und sie suchen,“ sagte Dean.

„Wenn dort noch Dämonen sind…dann,“ wollte Castiel einwenden, doch Dean ließ ihn nicht ausreden. Er wollte keine weitere plausible Erklärung hören, die ihn davon abhielt zu seiner Tochter zu gelangen.

„Sie ist nicht tot, aber sie könnte verletzt sein und wenn sie wirklich nicht alle Dämonen aufhalten konnte, dann brauch sie uns jetzt erst Recht!“

„Ich bin Deans Meinung. Es ist sicher das Beste, wenn wir sie finden und dann zusammen weiter gehen,“ sagte Bobby.

„Einver…,“ wollte Barachiel gerade sagen, als er es spürte. Es waren Dämonen im Anmarsch.

„Zu spät,“ fluchte er.

„Was?,“ wollte Rufus wissen.

„Ich spüre es auch,“ sagte Castiel.

„Unsere Kräfte werden nicht viel anrichten könne. Die Banne sind zu stark,“ sagte der oberste Schutzengel und zückte sein Engelsschwert.

„Verdammt, was hat das zu bedeuten? Kommen etwas noch mehr Dämonen?,“ vermutete Dean.

„Ja. Wir werden kämpfen müssen. Castiel, ist er wieder einsetzbar?,“ fragte Barachiel und deutete auf John, der sich langsam wieder aufrappelte.

„Ich bin okay,“ gab der Winchester kund.

„Uns bleibt vielleicht noch eine halbe Minute. Macht euch bereit!“ Das musste er den Jägern nicht zweimal sagen.
 

Wieder bei Jenny:

Der Mann der vor ihr stand schien an diesem Ort vollkommen fehl am Platz. Er war vollkommen in Schwarz gekleidet. Hose, Hemd, Sakko und Mantel. Es erinnerte an die Kleidung eines Priesters. Nur trug er anstelle eines römischen Kragens eine schwarze Krawatte. Sein dunkles Haar begann lichter zu werden und er war ein wenig untersetzt. Das einzig farbige an ihm war ein blutrotes Einstecktuch.

„Wow, nettes kleines Spielzeug. Und so wirksam! Diese Flattermänner wissen wie man Waffen baut,“ sagte der Kerl zu sich selbst und wischte die schwertähnliche Klinge, mit der er die Dämonen erstochen hatte, mit seinem blutroten Einstecktuch ab. Jenny starte ihn entgeistert an. War das Einstecktuch wohl einmal weiß gewesen? Dann sah er sie an.

„Hallo Darling! Bist du nicht eine Wohltat für die Augen. Mein Name ist Crowley. Ich…,“ begann der Mann und hielt ihr die Hand hin, um ihr aufzuhelfen. Er war ein Dämon, wie es ihre Intuition Jenny verriet. Sie nahm seine Hand nicht an.

„Du bist ein Dämon!“

„Immer dieser Rassismus. Aber was will man erwarten? Du bist eben auch nur die Tochter deiner Eltern.“ Bei dem Wort Eltern schmerzte es vor Sorge leicht in ihrer Brust. Sie musste zu ihren Vätern. Ob dieser Crowley sie gehen lassen würde? Hatte sie eine Chance gegen ihn? Im Moment sicher noch nicht wieder. Er war zwar nicht so stark wie diese Lilith und ihre Armee, aber für die drei Dämonen hat es noch gereicht. Für einen Kampf mit ihm war sie noch nicht wieder stark genug. Sie musste Zeit schinden, um ihre Kräfte wieder aufzuladen. Dann würde sie gegen ihn ankommen. Also musste sie ihn in ein Gespräch verwickeln.

„Was willst du? Warum hast du deines Gleichen getötet?“

„Anstatt mich das zu fragen solltest du mir dankbar sein. Was ist nur aus der Welt geworden?,“ sagte er theatralisch.
 

„Aber mal ehrlich. Der Grund dürfte doch offensichtlich sein. Ich wollte dir helfen.“

„Dämonen helfen keinen Menschen.“ Woher sie das wusste konnte sie sich nicht erklären.

„Tse…immer diese Vorurteile. So archaisch und antiquiert. Kleines, du bist kein normaler Mensch…und ich…kein normaler Dämon.“

„Nenn mich nicht Kleines!“ Mit Ausnahme ihrer Väter und Bobby durfte sie niemand so nennen.

„Oops, hab ich da einen Nerv getroffen?“

„Sag endlich was du willst!,“ forderte Jenny.

„Ich mag es wenn die Ladys gleich zur Sache kommen wollen,“ sagte er süffisant. Er beobachtete wie sie sich nun mühsam alleine aufrichtete.

„Schau dich an! Die von den Spice Girls angepriesene Girl-Power hast du voll verinnerlicht.“

Sie sah ihn verwirrt an. Was war das für ein seltsamer Dämon?

„Vergib mir, das war vor deiner Zeit! Aber bitte, lass uns zum Geschäftlichen kommen.“

„Willst du mir etwa einen Deal vorschlagen?“ Wieder sprach da das Engelswissen in ihr, dass sie nicht unter Kontrolle hatte.

„Sorry Darling! Nichts was du dir wünschen würdest könnte ich dir erfüllen. Ich muss ehrlich sein. Das was ich eben für dich getan hab wird wohl eine Einzeltat bleiben.“

„Was willst du dann von mir?“ Sie war verwirrt. Noch verwirrter war sie als plötzlich ein Glas mit bernsteinfarbener Flüssigkeit in seiner Hand erschien, er einen Schluck nahm und dann wohlig seufzte. Ihn schlucken zu sehen erinnerte sie daran wie durstig sie war. Er grinste als ihm ihr Blick auf das Glas auffiel.

„Ich würde dir ja was abgeben, aber ich denke deine Eltern würden nicht wollen, dass ich dir Alkohol gebe, du bist ja noch so ein junges Ding.“

„Was willst du?,“ fragte sie erneut. Langsam nervte er sie. Ihr Mund fühlte sich so furchtbar trocken an. Seine dummen Sprüche halfen ihr nicht weiter.

„Ich werde dich nicht mehr lange aufhalten. Ich will nur das, was du auch willst.“

„Ach und du weißt natürlich was ich will,“ blaffte sie ihn an und warf ihm einen Blick zu auf den Dean Winchester stolz gewesen wäre. Sie wurde mutiger. Der Dämon schien ihr nicht schaden zu wollen.
 

„Rotzfrech und dieser Blick. Interessant was man sich alles so aneignen kann, was nicht im Erbgut überliefert wurde.“

„Was soll das bitte heißen?“

„Nicht wichtig. Das wirst du schon noch verstehen, wenn die Zeit gekommen ist. Zurück zu unserem gemeinsamen Anliegen.“

„Wie haben kein gemeinsames Anliegen.“

„Sei doch nicht so skeptisch. Natürlich haben wir das. Luzifer … aus dem Weg geräumt …Frieden auf Erden blablabla …“

„Warum solltest du das wollen? Ist er nicht so was wie dein Vater?“

„Vater … hm … ich halt mich da lieber an meinen alternativen Lebensstil und der harmoniert nicht mit dem vom alten Herrn, warum ich unter meines Gleichen in der Luzi-Ära auch nur ein kleines Licht bin. Aber man sollte nie den Außenseiter unterschätzen. Was meinst du?“

Noch immer versuchte sie zu durchschauen was er von ihr wollte. Als sie einen Augenblick zu lang stumm blieb sagte Crowley:

„Du brauchst nicht zu antworten. Das war eine rhetorische Frage. Also … folgender Vorsachlag. Du erledigst Luzifer und jeder von uns kann glücklich nach Hause gehen. Klar, es wird für dich keine Fahrt nach Disneyland … aber du verstehst was ich meine.“

„Was hast du davon?“

„Wenn Luzifer fällt, gibt es Downunder `ne Menge Stellen neu zu besetzen und ich hab `nen schicken Chefsessel gesehen mir meinem Namen drauf.“ Er ließ das Glas wieder verschwinden. Jenny spürte, wie langsam wieder etwas Energie in sie zurück kehrte.

„Warum sollte ich dich dann nicht einfach vorher ausschalten?“

„Weil du jetzt wichtigeres zu tun hast.“ Etwas weiter zum Waldkern hin erschien eine kleine violette Rauchwolke. Sie folgte seinem Blick und erkannte die Gefahr. Dort mussten sich jetzt Dad und die anderen aufhalten.

„Wie aufs Stichwort! Letzte Szene. Crowley verlässt die Bühne.“ Sie drehte sich um, aber da war der Dämon schon verschwunden. Dort wo er vorher gestanden hatte befand sich nun eine 0,5 Liter Wasserflasche. Gierig griff sie danach und setzte sich noch während sie trank in Richtung Waldmitte in Bewegung. Ihre Familie brauchte sie.

Wiedersehen mit Sam

Es war zwar nur eine kleine Dämonengarde im Vergleich zu dem was sich Jenny hatte stellen müssen, dennoch waren es zu viele für zwei Engel auf Sparflamme und vier Jäger. Das wurde Bobby klar, noch bevor auch nur ein Schuss gefallen war. Die Dämonen kesselten die sechs ein, bis sie Rücken an Rücken standen, ohne jedoch einen Angriff zu starten. Sie machten sogar den Eindruck als hätten sie gar nicht vor sie anzugreifen. Er sah seine Mitstreiter an und erkannte, dass sie von diesem Umstand genauso überrascht waren. Es war schließlich Dean für den die angestaute Anspannung unter den vorliegenden Umständen zu groß wurde.

„Worauf wartet ihr, ihr nach Schwefel stinkenden Feiglinge?,“ fuhr er die Dämonen an.

„Hört euch das an. In der Defensive und trotzdem noch so eine große Klappe.“ Eine zierliche blonde Frau mit Kurzhaarschnitt trat aus dem Ring von Dämonen hervor.

„Davon hat mir dein kleiner Bruder gar nichts erzählt als ich ihn vor ein paar Monaten getroffen hab. Ich muss sagen ihr zwei habt schon eine sehr verquere Sache laufen. Erst will er weg von dir und dann als ich meinem Ziel so nah war ihn seiner wahren Bestimmung zu zuführen, lässt er mich am Busbahnhof stehen, weil er ganz dringend zu dir musste, nur weil du nicht ans Telefon gegangen bist. Aber zum Glück war das Vorhaben ja nicht aufgehoben sondern nur aufgeschoben. Es hat alles seinen geregelten Lauf genommen. Mein Vater hatte Recht. Alles kommt zur rechten Zeit.“

„Wer bist du und wovon zum Teufel redest du? Woher kennst du Sam?,“ verlangte Dean zu wissen.

„Er hat dir nicht von mir erzählt? Ich bin schockiert. Aber von einer anderen Seite aus betrachtet, es gibt so vieles von dem er dir nicht erzählt hat. Darum bist du jetzt mit deinen kleinen Freunden in dieser beschissenen Situation. Und fürs Protokoll, ich bin Meg.“
 

Der Name interessierte ihn nicht. Alles was bei Dean angekommen war, war:

[style type="italic"] es gibt so vieles von dem er dir nicht erzählt hat [/style]

Hatte Sam etwa gewusst was mit ihm passieren würde als er ihr Motelzimmer verlassen hatte? Hatte er freien Stückes ja zu Luzifer gesagt? ~Dämonen lügen!~ schoss es ihm durch den Kopf. Dieses schwarzäugige Miststück wollte ihn sicher nur gegen Sam aufbringen. Aber das konnte sie sich abschminken. Sam und er vertrauten einander. Sam war sein Partner, er liebte ihn und an seinem Partner zweifelte man nicht. Egal wie viele Außenstehende sich gegen ihn aussprachen. Was wussten Engel und Dämonen denn schon? Rufus Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.

„Wenn ihr uns umbringen wollt, bringt es endlich hinter euch,“ sagte er angespannt zu Meg.

„Keine Bange alter Mann! Du wirst noch früh genug deinem Schöpfer gegenüber treten. Je nachdem wie hilfreich du meinem Schöpfer sein kannst, wird es schnell oder qualvoll langsam passieren.“

„Alter Mann? Ich geb dir gleich alter Mann, du Miststück!“ Rufus feuerte seine mit Steinsalz geladene Schrotflinte auf sie ab. Es traf sie ein wenig unvorbereitet, aber zeigte kaum Wirkung. Ihr schien lediglich für einen Augenblick die Luft weg zu bleiben.

„Autsch! Das hat mich jetzt aber schwer getroffen. Dabei dachte ich wir wären dabei Freunde zu werden.“ Mit ein paar kurzen Schritten war sie vor ihn getreten. Ehe er die Chance hatte ein weiteres Mal abzufeuern, hatte Meg Rufus eine Kopfnuss verpasst. Man konnte förmlich hören wie der Knochen seiner Nase brach. Der schwarze Jäger ließ die Waffe sinken und fasste sich reflexartig an die Nase aus der Blut schoss wie aus einem Springbrunnen. Meg grinste diabolisch und nahm ihm die Schrotflinte ab. An die anderen Dämonen gewandt sagte sie:

„Entwaffnet die anderen und dann zurück zu unserem Vater. Er wartet schon auf sie. Wenn sie sich wehren haltet mit der Gewalt nicht zurück, aber lasst sie am Leben.“ Dann ging sie langsam Richtung Waldmitte davon.
 

Die Jäger und die Engel gaben sich nicht kampflos geschlagen. Dean, Bobby und John verfeuerten ihre Salz-Schrotladungen und konnten die Dämonen damit eine Weile auf Abstand halten. Castiel und Barachiel konnten mit ihren Engelsschwertern einige Dämonen erledigen. Doch da sich die Reihen der Dämonen immer wieder schlossen, gelang es nicht eine Fluchtschneise zu schlagen. Schließlich war den Jägern die Munition ausgegangen und sie gingen zum Faustkampf über. Doch schon bald hatten die Dämonen ihre menschlichen Angreifer im Griff. Vier Dämonen waren mit ihren Geiseln aus dem Kreis getreten, der sich nun enger um die beiden Engel schloss. Einer der Dämonen schrie schließlich laut:

„Hey ihr zwei Flattermänner, weg mit den Zahnstochern, oder ich bastle mir aus den Milzen, Mandeln und Blinddärmen der vier eine Kollage.“

Barachiel und Castiel tauschten Blicke, rechneten sich ihre Chancen aus. Dann sahen sie zu den vier Jägern hinüber, die ordentlich was abbekommen hatten. Die Blutsquelle aus Rufus Nase war noch immer nicht versiegt, Bobbys Bart fing das Blut einer aufgeplatzten Lippe auf und sein rechtes Auge fing an zu zu schwellen, Johns Gesicht sah so aus wie vorher nachdem Dean ihn verprügelt hatte und Dean hatte eine Platzwunde am Kopf. Die Hämatome, die am nächsten Tag sicher in den buntesten Farben leuchten würden, waren noch nicht sichtbar, aber sicherlich vorhanden. Dean formte mit den Lippen ein stummes „Trojanisches Pferd“. Barachiel sah dies und verstand. Wenn sie eine letzte Chance haben wollten, mussten sie sich von den Dämonen zu Luzifer bringen lassen und dann überraschend zuschlagen, wenn sich die Gelegenheit bot. Jetzt im direkten Kampf hatten sie keine Chance gegen die Dämonen. Sie waren umzingelt. Noch dazu kam, dass sie während des Kampfes immer weiter in den Bannkreis von Luzifer geraten waren und ihre Engelskräfte noch weiter abgenommen hatten. Stumm signalisierte er Castiel das Engelsschwert fallen zu lassen.

„Geht doch und da sagen alle Engel hätten kein Herz,“ sagte der Dämon. Ein anderer meinte:

„Sammelt die Waffen und das Geflügel ein.“ Kurz darauf zogen sie samt den sechs Gefangenen Richtung Waldlichtung davon. Deren Hoffnung ruhte nun allein auf Jenny und der Möglichkeit eines Überraschungsangriffs. Während sie durch den Wald marschierten waren Deans Gedanken bei seiner Tochter. ~Kleines, ich hoffe es geht dir gut. Halt noch ein wenig durch. Wir schaffen das. Wir werden wieder eine Familie sein!~
 


 

„Wir haben sie,“ sagte Meg als sie wieder bei Luzifer eintraf.

„Sie werden gleich hier sein. Sie sträuben sich noch ein wenig, darum geht der Transport etwas schleppend.“ ER nickte lediglich. Innerlich rollte ER die Augen. Meg sah IHN an als erwarte sie eine Belohnung dafür, dass sie eine einfache Anweisung befolgt hatte. Aber offensichtlich hat manch anderer so seine Schwierigkeiten damit.

„Meg, nimm dir ein paar Dämonen und sieh nach wo Allaistair abgeblieben ist und wenn er nicht tot ist, werde ich ihm bestrafen dafür, dass er mich so lange hat warten lassen.“

„Ich werde euch nicht enttäuschen,“ sagte Meg und machte sich dann an die Arbeit.
 


 

Jenny rannte durch den Wald. Die Wasserflasche hatte sie geleert und unterwegs weggeworfen. Auf dem noch feuchten Erdboden hatte sie schnell die Spur von ihrem Dad und den anderen gefunden und folgte diesen nun weiter ins Waldinnere hinein. In ihrem Kopf arbeitete es wie wild. Immer wieder spulte sie das gleiche Mantra ab: ~Bitte lass ihnen nichts passiert sein!~ Sie brauchte ihren Dad. Ohne ihn würde sie den Mut verlieren Luzifer gegenüber zu treten. Ihre schönen Erinnerungen wurden von schrecklichen Vorstellungen verdrängt. Barachiel hatte schon vorher gemeint, dass Castiels und seine Kräfte schwächer werden würden je näher sie Luzifer kamen. Hatten die beiden Engel ihren Dad und die anderen noch schützen können? Sie kam an einen lichten Standort. Ein Baum war vor einiger Zeit hier um gefallen und nun gelangte das Sonnenlicht bis auf den Waldboden, auf dem zum Teil bereits einige Pionierpflanzen heranwuchsen. Hier endeten die Spuren ihrer Verbündeten und gingen über in einen Wust aus Schuhabdrücken vieler Leute. Hier mussten die Dämonen auf ihren Dad und die anderen getroffen sein. Sie war zu spät. Sie hatten ihren Dad und Gott weiß was sie mit ihm gemacht hatten und alles nur weil sie nicht schnell genug gewesen war. Das Adrenalin, dass sie bis hierher gebracht hatte, ebbte ab und sie sank auf ihre Knie. Tränen flossen ihre Wangen herab. Sie konnte nicht mehr. Das einzige was ihr Antrieb verliehen hatte, hatten sich die Dämonen geholt.
 

„Dad,“ schluchzte sie leise. Dann lauter. „DAD!“ Sie presste die Augenlieder zusammen, um weitere Tränen zurück zu halten. Sie hatte kein Recht zu weinen. Sie war Schuld. Plötzlich hörte sie eine Stimme in ihrem Kopf. Es war die Stimme ihres Dads.

[style type="italic"] ~Kleines, ich hoffe es geht dir gut. Halt noch ein wenig durch. Wir schaffen das. Wir werden wieder eine Familie sein!~ [/style]

Es fühlte sich an wie eine liebevolle Umarmung. Jenny spürte wie ihre Energie langsam wieder zurück kehrte und auf einmal wusste Jenny, dass ihr Dad noch lebte und an sie glaubte. Sie hatten noch eine Chance und sie würde sie nutzen. Dean und Sams Tochter raffte sich auf. Sie würde nicht aufgeben. Noch einmal musste sie tapfer sein. Jenny besah sich die Spuren genauer und folgte ihnen. Der Wust an Schuhabdrücken verlief noch einige Meter weiter Richtung Waldmitte, ehe er sich aufdröselte und dann einige Meter weiter geordnet in einen schmalen Weg von sich überlappenden Schuhabdrücken fortsetzte. Die Dämonen schienen ihren Dad und die anderen überwältigt und dann zum Waldkern abgeführt zu haben. Sie wusste, wenn sie den Spuren folgte, würden sie sie zu IHM führen.
 

Sie erreichten die Lichtung. Die Dämonen führten sie in die Nähe des Fußes einer der größeren Nadelbäume am Rande der anderen Seite der Lichtung. Dort stand ein Mann von Sams Statur mit dem Rücken zu ihnen. Er trug einen lächerlichen weißen Anzug und schien im Schatten des Baumes dadurch buchstäblich zu leuchten. Ein anderer Dämon, einer der nicht an ihrem Kampf beteiligt gewesen war, trat zu dem Mann und sprach mit ihm. Dann hörten sie IHN zum ersten Mal. Es war Sams Stimme, aber diese Art von Klang hatte Dean in der Stimme seines Bruders noch nie vernommen.
 

„Sie sind jetzt hier,“ sagte einer seiner Dämonen. Luzifer reichte es so langsam. ER brauchte vernünftiges Personal. Nicht irgendwelche Volltrottel, die IHM nur erzählten was ER längst schon wusste. Vielleicht würde es nicht schaden einen der Idioten zur Abschreckung zu töten.

Doch er entschied sich dagegen. Der Dämon konnte ja nichts für seine Dummheit. Lilith hatte einige sehr beeindruckende Dämonengenerationen hervorgebracht, aber nach ein paar Jahrhunderten war ein gewisser Schlendrian eingekehrt.

„Das ist mir bewusst, du unnützer Troll. Geh mir aus den Augen und sieh zu, dass du eine nützliche Aufgabe findest,“ fuhr ER seinen Untertan genervt an.

„Verzeihung, ich…“

„Ja, ja…verschwinde!“ Das ließ der Dämon sich nicht zweimal sagen. ER sah, wie der Dämon sich zurück zog und wand sich dann den anderen Dämonen zu, die gerade ein paar Meter vor IHM stehen geblieben waren und die Gefangenen zu Boden stießen, so dass diese auf die Knie gingen. ER grinste. Endlich war es so weit.

„Showtime Sammy,“ sagte ER voller Vorfreude. Der dumme Winchester hatte den Kanal zwischen ihnen wieder geöffnet als er seinen Gefühlen wegen des gefälschten Briefes freien Lauf gelassen hatte. Was würde es für ein Spaß werden ihm überraschend seinen Geliebten zu präsentieren, nur um ihn dann vor Sams treu doofen braunen Hundeauge zu Tode zu foltern.

ER trat auf die Dämonen und die Gefangenen zu.

„Schau mal einer an. Wen haben wir denn da. 4 dumme Jägerlein und zwei Engel, die es eigentlich besser wissen müssten.“

„Sammy!,“ rief Dean in der Hoffnung zu seinem Bruder durchzudringen, in dessen Augen sich nicht mal ein Hauch des Wiedererkennens zu sehen war. Gleichzeitig sagte der Oberste der Schutzengel feststellend: „Luzifer!“
 

Der gefallene Engel ignorierte den Winchester. Zudem würde ER später kommen. Zunächst musste ER aus SEINEN vermaledeiten Brüdern raus bekommen, wie ER dieses dämliche Kind besiegen konnte. ER war so auf sein Ziel konzentriert, dass er nicht bemerkte, wie der Funke Hoffnung von Sam sich bei dem Klang seines Kosenamens entzündete und ihn ein wenig stärker werden ließ. Sam wusste, dass er IHN nur für kurze Zeit würde unterdrücken können, also musste er seine Kräfte sammeln und auf den passenden Moment warten, diese gegen IHN einzusetzen, um Dean und den anderen zu helfen.
 

„Barachiel, lange nicht gesehen. Ich hoffe Zacharias hat es dir und den anderen Erzengeln schön gemütlich gemacht oben im Himmel. Sein kleiner Verrat hat sich leider nicht für ihn ausgezahlt.“ ER deutete auf den leblosen Körper von Zacharias früheren Hülle.

„Wenn du mir sagst was ich wissen will, lässt es sich vielleicht einrichten, dass ich dich am Leben lasse.“

„Das wird nie passieren,“ sagte Barachiel.

„Dann nicht. Dich zu töten wird mir ohnehin mehr Spaß machen.“

„Wenn du aus Sam verschwindest, besteht vielleicht die Möglichkeit, dass wir dich nur zurück in die Hölle jagen,“ mischte sich Bobby in das Gespräch zwischen den Engeln ein.

„Oh, mir gefällt der kleine nur im Gesicht behaarte Affe hier. So schön vorlaut. Es wird mir ein Vergnügen sein, dir das auszutreiben! Fangen wir mit der ersten Lektion an.“ ER schlug Bobby mit voller Wucht ins Gesicht. Er kippte bewusstlos zur Seite. Wut kam in Sam auf und er musste sich zusammen reißen, um vor Luzifer zu verbergen, dass ER ihn nicht mehr zu 100% unter Kontrolle hatte. Er durfte jetzt nicht auffliegen, wenn er seinen Freunden eine Hilfe sein wollte. Rufus hatte seine Wut hingegen weniger im Griff.

„Bobby!...Oh du mieses Drecksschwein, das wirst du bereuen.“ Aufgrund der gebrochenen Nase klang es jedoch ein wenig undeutlich. Nichts desto trotz verstand Luzifer ihn und die Beleidigung reizte IHN.

„Halt die Schnauze oder ich drück dir dein Nasenbein ins Hirn. Bring ihn zum Schweigen!,“ wies ER den Dämon an, der den schwarzen Jäger in Schach hielt. Der Dämon stieß Rufus nach vorn und machte mit seiner Kraft dessen Arme kurzzeitig bewegungsunfähig, so dass Rufus den Sturz kaum abmildern konnte. Als Schutz blieb ihm nur sein Gesicht seitlich zu drehen, so dass seine Nase nicht noch mehr abbekam, aber auch so tat es noch immer weh und er blieb vor Schmerz stöhnend bäuchlings liegen. Dean wollte nach den beiden älteren Jägern sehen, doch sein dämonischer Bewacher hielt ihn davon ab. Luzifer grinste. Mit diesen Äffchen würde er später noch jede Menge Spaß haben. Aber zunächst musste er ein paar Informationen aus den Engeln heraus pressen.

Fruchtloses Verhör

Ein fünfter Dämon legte derweil die eingesammelten Waffen vor Luzifer ab.

„Das ist alles? Damit wolltet ihr mich besiegen? Lächerlich.“ ER griff nach einem der Engelsschwerter.

„Ich erinnere mich an diese Dinger. Ich hatte auch mal so eins, bevor Vater es mir weggenommen und mich mit einem Arschtritt auf die Erde befördert hat.“

„Du hattest es nicht besser verdient,“ sagte Castiel.

„Schaut euch an wie weit ihr im Himmel gesunken seid. Jetzt lasst ihr schon unsere unbedeutendsten Geschwister in der obersten Liga mitspielen und große Töne spucken.“ ER stieß mit dem Engelsschwert schnell und präzise in den Deltamuskel. Castiel verzog vor Schmerz das Gesicht und stöhnte auf.

„Eine wunderbare Stelle für schmerzhafte aber nicht lebensbedrohliche Verletzungen,“ sagte ER und grinste. Dean wurde bei diesem Anblick fast übel. Das war nicht sein Sammy.

„Weißt du was dein Problem ist großer Bruder? Du hast dich schon immer für was Besseres gehalten. Dein Hochmut war es, der dich zu Fall brachte nicht unser Vater,“ meinte Barachiel. Er konnte aus dem Augenwinkel sehen, wie Bobby langsam wieder zu sich kam. Der bärtige Jäger war den Waffen am nächsten und er versuchte an eine von ihnen heran zu kommen. Daher beschloss der Oberste Schutzengel Luzifer von allem abzulenken. Die Dämonen, die sie bewachten gehörten nicht gerade zu den Spitzengarden und waren recht nachlässig. Sie hingen so an Luzifers Lippen, dass sie nicht auf ihre Gefangenen achteten. Vielleicht bekamen sie so zu ihrer Chance auf einen Überraschungsangriff. Oder es endete in einem Desaster. So oder so, sie mussten es versuchen.

„Weißt du was wirklich mein Problem ist kleiner Bruder?,“ kam es genervt von Luzifer.

„Du meinst abgesehen von deinem schlechten Klamottengeschmack?,“ warf Dean ein. Auch er hatte bemerkt was Bobby plante und hatte beschlossen die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Es würde weh tun, aber am Ende würde es sich auszahlen.
 

Sam wusste was kommen würde und es tat ihm in der Seele weh. Es war sein Bruder wie er leibt und lebte. Zur unpassendsten Zeit einen dummen Spruch auf den Lippen.

„Noch einer der mir dumm kommen will. Dean Winchester, richtig? Sammys Kopf ist voller Bilder von dir. Einige davon sind nicht jugendfrei. Mal sehen ob ihm das Bild gefallen wird, dass ich dir ins Gesicht zaubere.“ ER zog den Winchester auf die Beine und fing an auf sein Gesicht einzudreschen. Sam fühlte sich hilflos. Er war noch nicht stark genug, um IHN davon abzuhalten. Was wenn er Dean töten würde? Dann konnte er plötzlich Luzifers Gedanken hören. ~Schön Maßhalten, sonst stirbt er weg bevor wir richtig anfangen können mit einander Spaß zu haben~ Sam war erleichtert. ER würde Dean nicht zu sehr verletzen.

Die Kräfte des jüngeren Winchesters wurden zunehmend stärker. Jetzt konnte er schon Einblicke in Luzifers Pläne gewinnen. Das musste er für sich nutzen. Seine Freunde mussten nur noch ein wenig durchhalten. Luzifer hatte aufgehört Dean zu schlagen.

„So, nur ein paar Stunden warten und dein Gesicht wird in vielen bunten Farben erstrahlen. Und wenn ich nachher mehr Zeit für dich hab, werde ich andere Körperteile von dir farblich anpassen.“

„Oder auch nicht,“ ertönte plötzlich Bobbys Stimme. Er hatte seine Schrotflinte ergriffen, von der er wusste, dass noch eine Ladung im Lauf war und feuerte sie auf Luzifer ab.
 

Die Steinsalzladung hatte im Gegensatz zu den Dämonen überhaupt keine Wirkung auf Luzifer. Sie machten ihn nur noch wütender. Somit gab es nicht den von Bobby erhofften Tumult. Ganz im Gegenteil.

„Verdammte Scheiße! Sie dir meinen Anzug an. Total ruiniert. Lernt ihr Affen denn überhaupt nicht dazu? Dabei sind die Regeln hier doch ganz einfach. Ihr kommt mir dumm. Ich tu euch weh. Seid ihr alle gottverdammte Masochisten?“ Während ER sprach hatte ER dem bärtigen Jäger die Waffe abgenommen und ihm mit SEINEN Engelskräften den rechten Oberarm, Unterarm und die Hand gebrochen und Bobby sank mit höllischen Schmerzen wieder zu Boden.

„Ich hoffe das ist dir eine Lehre. Beim nächsten Mucks reiß ich dir die Zunge raus. Und bei deiner nächsten unerlaubten Bewegung brech ich dir die Beine. Ich…lasse…mich…nicht...verarschen!“ Während des letzten Satzes verpasste ER Bobby noch vier Tritte gegen die Rippen. Dann wand ER sich seinen Dämonen zu.

„Wenn ihr nicht wollt, dass ich eure erbärmlichen, kleinen Seelen wieder in die Hölle schicke während alle anderen Dämonen hier auf der Erde ihren wohlverdienten Sieg über Menschen und Engel feiern, dann tut verdammt noch mal euren Job und passt auf die Hampelmänner auf. Wo zum Henker bleiben Alaistair und Meg? Es kann doch nicht so schwer sein ein beschissenes Kind auszuschalten.“

~Verdammt, er weiß von Jenny~, schoss es Dean durch den Kopf und seine Sorge ging ins Unermessliche.

„Ihr habt den beiden noch nur gesagt sie sollen nachsehen was mit Lilith…,“ wand ein Dämon ein.

„Wenn sie nicht das Balg jagen, gibt es keinen Grund mich so lange mit dem Statusbericht warten zu lassen.“
 

„Es scheint nicht alles nach Plan zu laufen, Bruder,“ bemerkte Castiel. Dies bereute er mit einem Stich des Engelsschwert in den Oberschenkel, abseits der großen Blutgefäße, den ihm Luzifer verpasste. ER hatte ihren Vater beim Konstruieren des menschlichen Körpers beobachtet. ER wusste genau was ER tat. Diesmal konnte Castiel einen Schrei nicht unterdrücken. Doch Luzifer beachtete ihn nicht weiter. ER musste jetzt endlich mehr über dieses Kind erfahren.

„Barachiel ich weiß nicht was du und deine kleine Bande hier beweisen wollt. Meine Dämonen sind gerade dabei sämtliche Engelsscharen zu unterwerfen. Ich werde…“ Luzifer wurde durch einen Ausruf SEINER Dämonen unterbrochen.

„Meg ist wieder da!“ ER wand SEINEN Blick zur rechten Seite der Lichtung aus der nun Meg auf IHN zu trat.

„Was hat das zu bedeuten? Wo sind Alaistair und die anderen Dämonen, die ich euch mitgegeben habe,“ verlangte der gefallene Engel zu wissen.

„Lilith, Alaistair und deren Dämonen…sie…sind alle tot,“ musste Meg ihrem Meister gestehen und Angst lag in ihrer Stimme. Nicht zu Unrecht, denn Luzifer entbrannte vor Zorn.

„NEIN, NEIN, NEIN! Ihr seid alle unfähig! Muss man euch denn bei allem an die Hand nehmen? Könnt ihr denn nicht einmal was richtig machen? Wo sind deine Dämonen?“

„Sie suchen den Wald ab. Wir werden Liliths und Alaistairs Mörder finden und…“

„Und was dann du dummes Stück? Lässt deine Dämonen ins Messer laufen anstatt dich vorher mit mir abzusprechen! Ich muss erst mehr über dieses Balg rausfinden, ehe wir was unternehmen können.“
 

„Aber…aber ich dachte…das wäre in eurem Sinne!“

„Du dachtest?“ ER schlug ihr ins Gesicht.

„Wenn ich mich darauf verlassen würde, dass ihr denkt, dann könnte ich mich gleich umbringen. Sogar die verdammten Affen da haben mehr Grips als du und deines gleichen! Sonst hättet ihr nicht über 2000 Jahre gebraucht, um mich zurück zu holen und selbst dafür musste ich das meiste noch selber planen. Geh ihn der verschissenen Wald und pfeif deine Dämonen zurück. In der Zwischenzeit werde ich aus den Engeln Informationen raus quetschen wie aus einer reifen Orange und dann werden wir dieses Kind auslöschen.“

„Ja…ich …ich gehe sofort!,“ sagte Meg eingeschüchtert und rannte zurück in Richtung Wald.

Luzifer rieb sich die Schläfen.

„Muss ich denn alles selber machen!,“ murmelte er, ehe er sich wieder den Engeln und Jägern zu wand. Jetzt war ein für alle Mal Schluss mit lustig. Jetzt würden Köpfe rollen.
 

Jenny hatte mittlerweile fast den Waldkern erreicht. Ihre Kräfte hatten sich beinahe völlig wieder regeneriert. Sie musste äußerst vorsichtig sein. Sie durfte nicht entdeckt werden, ehe sie wieder vollkommen bereit war. Sonst würde sie womöglich gegen Luzifer verlieren. Jenny hielt inne als sie Schreie hörte. Ihr Innerstes verkrampfte sich. Sie musste zu ihnen! Aber welch ein Nutzen wäre sie ihnen, wenn sie zwar die restlichen Dämonen vernichtete, dann jedoch nicht mehr gegen Luzifer ankam? Dann plötzlich erinnerte sie sich daran, dass sie bevor sie Lilith getötet hatte, die Kräfte der anderen Schwarzäugigen in sich hatte aufnehmen können. Wahrscheinlich musste sie sogar erst die übrigen Dämonen erledigen, um genügend Energie zu kriegen, um IHN besiegen zu können.

„Was haben wir denn hier? Ein kleines Mädchen, dass sich im Wald verirrt hat,“ hörte Jenny plötzlich eine Stimme hinter sich.
 


 

„Einer von euch wird jetzt reden!,“ fauchte ER seine sechs Gefangenen an.

„Kümmert euch nicht um ihn. Er hat nur wieder einen seiner Wutanfälle,“ sagte Barachiel.

John und die anderen sahen wie ER den Obersten Schutzengel mit dem Engelsschwert traktierte. John ahnte, dass IHM irgendwann der Geduldsfaden reißen würde, wenn Barachiel IHM nicht sagte, was ER wissen wollte. Er selbst hatte die ganze Zeit über geschwiegen und einen Plan erarbeitet. Während dem Kampf mit den Dämonen hatte er DEN Colt nicht benutzt. DER Colt konnte angeblich alles töten. Also müsste es doch auch gegen Luzifer Wirkung zeigen. Er wollte Sam nicht opfern, aber vielleicht konnte er durch einen Schuss auf ihn den gefallenen Engel schwächen. Die Engel könnte Sam dann später wenn nötig wieder heilen. Der älteste Winchester musste nur irgendwie an DEN Colt heran kommen. Er war neben Bobby, der auf der Seite lag und sich den scheinbar gebrochenen Arm hielt. Wenn es eine Ablenkung gab, sollte er es schaffen über den verletzten Jäger rüber zu greifen und DEN Colt an sich zu nehmen. Nur woher sollte die Ablenkung kommen? Bobby und Rufus waren mit ihren Verletzungen beschäftigt und Dean hatte nur Augen für Sam. Sein Ältester schien irgendeinen bekannten Gesichtsausdruck bei seinem Bruder zu suchen. Die Dämonen, die sie bewachten ergötzten sich zwar an den Schmerzen die Luzifer Barachiel zufügte und waren noch immer nicht ganz das, was sich der gefallene Engel unter Bewachern vorstellte, dennoch war das Risiko, einfach so nach der Waffe zu greifen, zu groß. Er wollte Luzifer auch nicht unnötig auf DEN Colt aufmerksam machen. Also blieb John weiterhin nur abzuwarten, bis sich ihm eine Möglichkeit bot. Warten und mit ansehen wie ER SEINE Folterung fortsetzte.
 


 

Jenny schrak zusammen. Der Schreck hielt jedoch nicht lange an. Es waren wieder ihre Instinkte, die ihr sagten was sie tun musste.

„Kommt her, ich hab sie gefunden,“ schrie der Dämon der sie erwischt hatte in die Richtung aus der er gekommen war. Dann drehte er sie zu sich um. Er grinste siegessicher und starb mit einem entsetzten Ausdruck auf seinem Gesicht. Wie die Winchester-Tochter gehofft hatte, spürte sie sofort wie die Energie des Dämons auf sie über ging. Kurz darauf tauchte ein weiterer Dämon auf. Er sah die Hülle des anderen Dämons zu Jennys Füßen liegen und er blieb stehen. Er schien nicht zu wissen was er tun sollte. Er musste jedoch keine Entscheidung treffen. Denn Jenny hatte bereits die Hand gehoben und ihn erledigt.
 

Meg rannte durch den Wald. Natürlich hatte Luzifer Recht gehabt. Dieses Kind, was immer es auch sein mochte, hatte Lilith, Alaistair und eine der stärksten, wenn nicht sogar die stärkste Dämonengarde getötet, die sie hatten. Wie dumm war es von ihr, ihre Leute auf sie anzusetzen. Sie kämpfte sich durch das Unterholz und kam schließlich auf einen kleinen Trampelpfad. Diesen hatten sie genommen, als die die Engel und Jäger zu IHM gebracht hatten. Sie stand noch nicht lange da, als sie plötzlich hörte wie einer ihrer Dämonen schrie, dass er SIE habe. Meg ging in die Richtung aus der der Schrei gekommen war. Hinter ihr hörte sie plötzlich Schritte. Der Rest ihres kleinen Trupps kam auf sie zu gelaufen. Meg hielt sie an.

„Was ist? Dre hat sie gefunden, warum hältst du uns auf?,“ fragte sie ein Dämon.

„Der Plan hat sich geändert. Luzifer will, dass wir uns erst neu formieren, bevor wir…“

„Bevor ihr was?,“ erklang auf einmal eine weibliche Stimme.
 

TBC…

Qualen

Wie konnte er Sammy wiederbekommen? War überhaupt noch etwas von seinem Bruder in dessen Körper? Welchen Einfluss hatte Luzifers Anwesenheit auf die Seele des jüngeren Winchesters? Dean versuchte verzweifelt Blickkontakt herzustellen, doch Luzifer beachtete ihn nicht mehr, seit er ihn zuvor verdroschen hatte. In dem Moment hatte Dean keinen Funken von Sam in ihm erkennen können. Nicht mal bei ihren schlimmsten Streits in Sams Teenagertagen hatte Dean je so viel Wut und Hass in seinem Kleinen gesehen. Das waren definitiv nicht Sams Gefühle. Luzifer beherrschte ihn. Wenn dieser doch nur mal zu ihm rüber sehen würde. Dann könnte es Dean vielleicht gelingen Sam zu erreichen und ihm mitteilen, dass er durchhalten solle. Sam musste dagegen ankämpfen. Für ihre Familie. Wo Jenny wohl war? Er hoffte seiner Tochter ging es gut. Sie beeilte sich sicher schon, um herzukommen. Dean selber musste ebenfalls durchhalten. Doch es war furchtbar, machtlos zusehen zu müssen, wie seine Gefährten gefoltert wurden. Noch immer hatte ER Barachiel in der Mangel. Dieser blieb standhaft. Aber wie lange noch? Der Engel hatte gesagt, dass er selbst nicht wisse was Jenny alles könne. Also gab es wahrscheinlich gar keine Antwort auf Luzifers Frage. Das würde vermutlich Barachiels Tod bedeuten.
 

„Ich frage dich noch einmal, was kann dieses mysteriöse Superkind und wie kann ich es aufhalten? Und komm mir nicht mit so einer dummen Aussage wie Zacharias, von wegen, ich könne nichts gegen sie tun. Ich bin allmächtig! Unterschätz mich nicht!,“ schrie ER den Obersten der Schutzengel an.

„Ich denke, du überschätzt dich, Bruder,“ sagte Castiel.

„Halt dich raus. Du kommst gleich selber noch dran,“ giftete ER zurück, holte mit der Hand aus und fuhr ihm mit dem Engelsschwert quer über die rechte Gesichtshälfte.

„Zurück zu meiner Frage Barachiel und überleg dir was du sagst, sonst verpass ich dir auch so eine hübsche Scharte.“

„Es gibt nichts zu sagen. Wenn ich du wäre würde ich meine letzten Minuten auf Erden mit was anderem verbringen.“

„Wie töricht von dir. Barachiel, wenn du denkst dein Stillschweigen würde deine kleine Geheimwaffe schützen, dann hast du dich geirrt. Es wird ihr höchstens ein paar Minuten mehr Lebenszeit einbringen, bis ich sie schließlich vernichte.“
 

„Du wirst sie nicht anrühren,“ schrie Dean. Er hatte lange genug nur tatenlos zugesehen. IHN seiner Tochter drohen zu hören, riss den Winchester aus seiner Passivität. Er musste die Aufmerksamkeit auf sich lenken, wenn er mit Sammy Kontakt aufnehmen wollte. Und diese Aufmerksamkeit bekam er nun. ER ließ von den Engeln ab und wand sich Dean zu.

„Ich hätte dich soweit verprügeln sollen, dass du nicht mehr sprechen kannst. Dann würdest du mir nicht mehr so auf den Sack gehen. Allerdings würde ich dann auch diese herrlichen Schmerzensschreie verpassen auf die ich mich schon so freue. Schwere Entscheidung. Was soll ich bloß mit dir machen?“ ER fasste sich ans Kinn als würde er tatsächlich darüber nachdenken. Dean blickte in die kalten Augen, die einst so voller Wärme waren und versuchte zu Sam durchzudringen. Sie standen sich so nahe. Ob es da wohl möglich war seinem Gegenüber allein durch Blicke und Gedanken eine Nachricht zu übermitteln? Dean musste es versuchen ehe ER ihn noch einmal schlug und er dann seine wahrscheinlich zugeschwollenen Augen nicht mehr öffnen konnte und oder bewusstlos wurde.
 

ER hatte sich derart in Rage geredet, dass Sam mehr und mehr Kontrolle über seine Sinne zurück erlangte. Die Stimmen nahm er wieder deutlich war, sie waren nicht länger gedämpft. Auch beim Visuellen hatte der Winchester wieder das Gefühl, dass es seine Augen waren, durch die er die Welt sah. Jedoch hatte er noch nicht wieder Kontrolle über seine Muskeln, so dass er nicht seine Mimik verändern oder sonst eine Bewegung hätte steuern können. Es war eine Wohltat Deans Stimme zu hören und ihn endlich wieder bewusst zu sehen, als sich Luzifer ihm zu wand. Es lagen so viele Emotionen in Deans Blick. Sam erkannte, dass sein Liebster versuchte dadurch mit ihm zu kommunizieren und die Nachricht kam bei Sam klar und deutlich an. ~ Sammy, ich weiß, dass du da drin bist. Halte durch, versuch gegen ihn anzukämpfen. Wir finden einen Weg. Das haben wir immer getan. Unsere Kleine ist da draußen. Sie ist so unglaublich stark und tapfer. Wenn wir alle zusammenhalten, kann uns auch Luzifer nichts anhaben. Ich liebe dich und … ich vertraue dir.~
 

Dean vertraute ihm! Dies machte Sam zum einen Mut, zum anderen fragte er sich, ob Dean wusste, dass sein Bruder es selbst zu verantworten hatte, dass er nun von IHM fremdgesteuert wurde. Sam vermutete, dass es nicht so war und es schmerzte ihn wenn er daran dachte, dass er Deans Liebe und Vertrauen in dem Moment verlieren würde, wenn die Wahrheit heraus kam. Es würde Dean tief verletzen. Wieder wurde dem jüngeren Winchester bewusst wie dumm er doch gewesen war und was für einen Mist er gebaut hatte. Er hatte Dean schützen wollen und im Endeffekt würde er ihn nur mit Leid überschütten. Sogar Jenny hatte er mit seinem idiotischen Verhalten mit in die Sache reingerissen. Er würde sich das alles niemals verzeihen können. Selbst zu hoffen, dass seine Familie ihm verzeihen könnte, war sträflich. Er hatte es nicht verdient. Er hatte sie alle in die Scheiße geritten und nur er selbst konnte den Karren aus dem Dreck ziehen. Er würde seine Familie retten und hoffentlich dabei umkommen, denn dann würde er nicht fühlen müssen, von Dean gehasst zu werden. Gott, was war er doch feige. Wollte sich so aus der Affäre ziehen. Nein, er musste überleben und die Konsequenzen tragen, seine Strafe annehmen wie ein Mann und vielleicht würde er sich dann eines Tages wieder im Spiegel ansehen können. Aber was machte er sich da eigentlich vor? Deans Liebe zu verlieren würde ihn töten. Quälend langsam. Er war einfach nicht stark genug. Gerade deswegen steckte er jetzt in der Klemme.
 

Er hatte Sam seine Botschaft übermittelt und hoffte, dass sie angekommen war. Bei dem letzten Teil hatte er gedanklich gezögert. Konnte er seinem Partner wirklich noch vertrauen? Alles sprach gegen ihn und langsam wurde die Stimme in ihm lauter, die ihm sagte, dass sich so viele Leute nicht irren konnten und Beweise logen nicht. Doch schaffte er es diese Gedanken abzuschütteln. Es waren keine glasklaren Beweise. Nur Vermutungen und wackelige Indizien. Nein, das reichte nicht aus, um sein Vertrauen in Sam zu erschüttern. Sein Bruder liebte ihn. Er würde dieses Vertrauen nie missbrauchen.
 

„Vielleicht sollte ich dich einfach entblößen und dich fesseln und knebeln. Dann wärst du still und dein Sammylein hätte auch sicher Gefallen daran,“ kam ER schließlich zu einem Entschluss. ER trat ganz nah an Dean heran und strich ihm über das geschundene Gesicht.

„Weißt du, sein Hirn ist voller schmutziger, kleiner Phantasien. Szenarien in denen der kleine Bruder den großen dominiert, ihm seinen Willen aufzwingt. Ihn demütigt.“ Luzifer schlug dem Winchester mit voller Wucht ins Gesicht.

„Ich kann dir sagen, er und ich, wir haben so viel gemeinsam.“ Wieder streichelte er Dean über die Wange. Dem Winchester wurde dabei speiübel.

„Da irrst du dich gewaltig. Mein Bruder ist nicht so ein krankes, perverses Schwein wie du,“ konterte Dean. Dafür bekam er einen weiteren heftigen Schlag ins Gesicht. Dean platzte die Lippe auf.

„Wenn du dich da mal nicht täuschst. Um ehrlich zu sein hätte ich nicht damit gerechnet, dass du hier aufkreuzt. Ich meine in Anbetracht der Tatsache wie ich zu meiner Hülle gekommen bin, hätte ich nicht erwartet, dass du für Sammylein noch in die Bresche springst.“
 

Oh nein! Dean sollte das nicht von Luzifer erfahren. Er hatte was Besseres verdient. Was wenn sein Bruder jetzt fragte, was ER damit meinte? Hoffentlich würde ER Dean nicht alles erzählen. Das durfte einfach nicht passieren. Schon schlimm genug, dass er sein Bruder nicht davor bewahren konnte von Luzifer in seinem Körper auf so abstoßende Weise berührt zu werden, doch die Wahrheit sollte er nicht auch noch von IHM erfahren. Sam sammelte all seine Kräfte. Er musste es verhindern. Doch Dean stieg nicht auf Luzifer ein.

„Du willst mich doch nur dazu bringen, mich von ihm abzuwenden. Aber das wirst du nicht schaffen. Ich vertraue Sam. Er ist ein guter Mensch.“

„Bist du dir da so sicher? Wie gut kennst du Sammylein wirklich?“

„Besser als du,“ sagte Dean spukte eine Ladung blutigen Speichel auf Luzifers Schuhe.

„Das wirst du bereuen,“ schrie ER und fing an unbarmherzig auf den Winchester einzuprügeln.
 

Das musste aufhören! Sam spürte, dass ER nun all seine Hemmungen würde fallen lassen. Diesmal würde er nicht aufhören Dean zu schlagen, bis er tot war. Der ältere Winchester hatte ihn zu sehr gereizt. ~Reiß dich zusammen Sam, du musst es beenden.~ Er hörte einen Knochen knacken. Luzifer hatte Dean etwas gebrochen. ~Mach schon, Sam. Mach schon. Du kannst nicht zulassen, dass ER Dean umbringt. Konzentrier dich.~ Die Dämonen, die die sechs Gefährten bewachen sollten grölten und feuerten ihren Anführer an. Luzifer beachtete sie nicht. ER konzentrierte als seine Kraft – Hass und Wut – auf seine Schläge. Luzifer bekam auch nicht mit, wie Sam mehr und mehr an Stärke gewann. ER würde diesen Mann töten. ER hatte es sowieso vorgehabt, so würde ER es halt etwas vorziehen.
 

Die Dämonen, die sie bewachen sollten, vernachlässigten erneut ihren Job. John sah seine Chance gekommen. Er hechtete zu dem Haufen auf dem die Waffen lagen und ergriff gezielt DEN Colt. Dann auf einmal wendete sich das Blatt.
 


 

Nachdem sie den zweiten Dämon erledigt hatte, spürte Jenny weitere seines Gleichen herannahen. Sie entschied sich ihnen entgegen zu treten. Als sie die Gruppe Schwarzäugiger erreichte, die von einer Dämonin gestoppt worden waren, bekam die Tochter von Sam und Dean etwas von einer Planänderung mit. Das war ihre Chance die Dämonen zu überrumpeln.

„Der Plan hat sich geändert. Luzifer will, dass wir uns erst neu formieren, bevor wir…,“ sagte die Dämonin.

„Bevor ihr was?,“ erklang auf einmal Jennys Stimme. Die Dämonen hatten keine Chance gegen sie. Das Überraschungsmoment war auf ihrer Seite. Noch bevor auch nur eine der nach Schwefel stinkenden Kreaturen das Mädchen angreifen konnte, hatte dies bereits damit begonnen den letzten Vernichtungsfeldzug vor dem Kampf gegen Luzifer zu starten. Mittlerweile hatte sie auch die Kräfte der vielen zuvor getöteten Dämonen, inklusive Lilith, zur Verfügung. Die Kraft der Dämonen, die sie jetzt erlöschen ließ, würden ihre Macht ans Optimum bringen. Die Hüllen der Dämonen gingen nacheinander zu Boden. Als auch Megs Körper erschlaffte, begann Jenny von innen heraus auf einmal hell zu erstrahlen. Sie hatte es geschafft. Die angesammelte Dämonen Energie und die bereits in ihr steckende Engelsenergie würden reichen, um Sam von IHM zu befreien.
 

„Hey du Schweinepriester! Lass meinen Sohn in Ruhe,“ schrie John auf einmal. Die Engel und die beiden anderen Jäger wandten sich John zu, der mit DEM Colt auf Luzifer zielte. Er musste zunächst SEINE Aufmerksamkeit von Dean ablenken, um freie Schussbahn zu haben.
 

Sam war fast soweit. Er fühlte seine Muskeln. Nur noch einen Augenblick und sie würden ihm wieder gehorchen. Dann würde er aufhören Dean zu schlagen. Doch bevor es soweit war, hatte ER schon selbst aufgehört. Sam hatte die Stimme seines Vaters unter all der Anstrengung die Kontrolle über seinen Körper zurückzugewinnen nur gedämpft wahrgenommen, doch Luzifer schien ihn genau verstanden zu haben.

„Hah, denkst du wirklich, du kannst mich damit aufhalten?,“ sagte ER als er John auf ihn zielen sah.

„Wart es nur ab!“ Dann ging auf einmal alles ganz schnell. Die Bewacherdämonen wollten John entwaffnen, doch dann leuchtete der Wald hinter ihnen plötzlich hell auf und die Schwarzäugigen waren abgelenkt. Genauso Luzifer. Nicht aber Dean, der all seinen Willen und seine Kraft darauf verwendete sich auf John zu konzentrieren. Sein Vater hatte DEN Colt. Dieser konnte alles töten. John wollte damit auf Sam schießen. Das durfte der ältere Bruder nicht zulassen. Sam würde sterben. Er musste ihn beschützen, bis Jenny kam. Er wusste instinktiv, dass das helle Licht von ihr ausging und sie bald da sein würde.
 

Das helle Licht hatte John das optimale Ablenkungsmanöver verschafft. Luzifer hatte von Dean abgelassen und blickte in Richtung Wald. Es war ein guter halber Meter zwischen Dean und IHM. Er war in optimaler Schussposition für einen Körpertreffer, der Sam nicht schwer verletzen, Luzifer aber hoffentlich genügend schwächen würde. In Bruchteilen von Sekunden überschlugen sich nun die Ereignisse. Bobby sah alles wie in Zeitlupe vor sich. John drückte ab. Dean warf sich, einen Warnschrei von sich gebend, mit aller letzter Kraft vor Sam. Dieser gewann gerade in dem Moment die Oberhand über Luzifer und drehte sich wieder zu Dean. Er hörte den Schuss zeitgleich mit Deans Schrei. Sah diesen auf ihn zu springen. Genau in die Flugbahn der Kugel. Blitzschnell handelte Sam. Luzifer beherrschte Telekinese und diese Fähigkeit machte sich der jüngere Winchester nun zu nutzen. Er durfte nicht zulassen, dass Dean sich für ihn opferte. Alle Energie, die Sam zurück gewonnen hatte entlud sich in einer schnellen Bewegung, der Telekinese freisetzte und Dean aus der Schusslinie aber gegen einen Baum schleuderte. Die Kugel traf IHN in die rechte Körperseite etwa in Höhe des zwölften Brustwirbels bis dritten Lendenwirbels. ER ging zu Boden.

Dean hatte nach seiner Bekanntschaft mit dem Baumstamm das Bewusstsein behalten können und sah nun voller Entsetzen wie Sam leblos liegen blieb. Was hatte sich John bloß dabei gedacht? Wut mischte sich zu dem Entsetzen.

„NEIN! Sammy!,“ schrie der ältere Bruder und versuchte zu ihm zu gelangen, doch er konnte nicht aufstehen. Ihm fehlte die Kraft noch dazu hatte er sich bei der Bruchlandung den Knöchel verknaxt. So blieb ihm nichts anderes übrig als zu versuchen zu ihm zu robben und hilflos den Namen seines Partners zu rufen, in der Hoffnung, dass DER Colt doch nicht alles töten konnte.

„SAMMY!“

Konfrontation mit Jenny

Johns Schuss hatte eine Lawine von Ereignissen ausgelöst. Die beiden Engel hatten die Ablenkung ebenfalls genutzt und sich der Bewacherdämonen entledigt. Der vermeintliche Tod ihres Anführers hatte zahlreiche andere Dämonen in die Flucht geschlagen. Das Licht aus dem Wald war wieder erloschen. Dean schrie verzweifelt nach seinem Sammy und John stand unter Schock.
 

Das passierte jetzt nicht wirklich. Das konnte einfach nicht sein. Er hatte nicht gedacht, dass DER Colt Luzifer würde töten können. Der Schuss war nicht dort eingeschlagen wo er hatte treffen wollen. Warum hatte ER sich auch umgedreht? Und Dean? Warum musste er sich einmischen? Das war nicht so geplant. John ließ mit zitternder Hand DEN Colt sinken.

„Scheiße! Was hast du getan?,“ fragte Bobby, der endlich seine Sprache wieder fand.

„Das wollte ich nicht! Das hätte nicht passieren sollen.“

„SAMMY!“

„Was war das eben im Wald?,“ fragte Castiel den Obersten Schutzengel während sie gegen die verbliebenen Dämonen kämpften.

„SAMMY!“

„Eine unglaubliche Energie. Ich glaube sie kommt von Jenny,“ antwortete Barachiel.

„SAMMY!“

„Dean…es tut…,“ stammelte John und trat an seinen Ältesten heran.

„Sieh nach ihm….SIEH NACH IHM…SAMMY!,“ brüllte Dean. Tränen rannen an seinen Wangen hinab. Er wusste nicht, ob es von den Schmerzen kam oder der Wut oder der Verzweiflung, Sorge und Angst. John näherte sich seinem Jüngsten.

„Nein, warte. Bleib zurück. DER Colt kann…,“ wollte Barachiel John warnen, doch da war es bereits zu spät.
 

ER war blitzschnell auf den Beinen. Erschrocken hob John erneut DEN Colt, doch Luzifer nutzte seine Telekinese und brachte die Waffe an sich.

„Das Ding kann mich nur kitzeln. Trotzdem netter Versuch.“ ER schleuderte John quer über die Lichtung, wo er bewusstlos liegen blieb. ER würde ihn später töten. Ein schneller Tod war zu gut für den Kerl.

„DAD! SAMMY!“

„Verdammt! Halt endlich dein Maul. Von dem Gekreische krieg ich noch Migräne.“

„Migräne dürfte das kleinste deiner Probleme sein Bruder,“ sagte Barachiel.

„SAMMY!“

„Momentan bist du auf dich allein gestellt. Deine restlichen Dämonen befinden sich noch immer im Kampf mit den Engelscharen. Sie werden verlieren. Das sollte dich von deinem hohen Ross herunter holen,“ sagte Castiel.

„SAMMY! Kämpf gegen ihn an. Du hast es schon mal geschafft!,“ appellierte Dean an seinen Bruder. Doch der jüngere Winchester hatte sein Pulver verschossen. Er hatte Dean gerettet. Zu mehr fehlte ihm jetzt jegliche Kraft.

„Du kannst mich mal!,“ sagte Luzifer zu dem anderen Engel, schnippte mit dem Finger und Castiel zerbarst in eine Fontaine aus Blut und Fleischklumpen.
 

„Wenn ihr mich wütend machen wolltet, ist euch das gelungen. Ich hab es lange genug auf die sanfte Art versucht. Jetzt ist Schluss mit lustig.“

„Das würde ich auch sagen!,“ erklang eine weibliche Stimme.

„JENNY,“ kam es gleichzeitig von Bobby und Dean. In dem Moment hatte das Mädchen auch schon schnellen Schrittes das Zentrum der Lichtung erreicht.

„Ah! Die Geheimwaffe! Du hast zwar keine Chance gegen mich, aber ich lass es dich versuchen. Du gegen mich. Was hältst du davon?“

„Ich würde es nicht anders wollen!“

„Jenny…bist du…,“ wollte Dean wissen doch ein Blick seiner Tochter versicherte ihm, dass alles Gut werden würde. Jenny strahlte eine Selbstsicherheit aus, die jeden Feind, der nur etwas Verstand hatte, in die Flucht geschlagen hätte. Doch nicht den überheblichen Luzifer.
 

„Mutig, mutig! Aber vorher, muss ich noch dafür sorgen, dass sich auch wirklich keiner einmischt!“ ER Hob seine Hand, um mit Barachiel das gleiche zu machen wie mit Castiel.

„Nein, das endet hier und jetzt. Für deine oder meine Seite. Ich bürge dafür, dass er sich nicht einmischt. Keiner von ihnen.“

„So sei es. Wir werden ja sehen, ob sich das Vertrauen, das deine kleinen Freunde in dich haben, auszahlen wird.“

„Tritt zurück, Barachiel und kümmere dich um die anderen,“ bat Jenny den Obersten Schutzengel.

„Hey, davon war nicht die Rede,“ protestierte ER.

„Wo ist dein Problem? Wenn du gewinnst kannst du sie immer noch töten. Ich kann dir garantieren, dass sie sich nicht feige davon stehlen während wir die Sache unter uns ausmachen.“

„Okay, okay. Ich verstehe ja, dass deine kleinen Freunde darauf stehen Märtyrer zu spielen.“

„Gut, dann hör auf zu quatschen und lass uns anfangen.“ Sie hatte die Energie, die Motivation, den Mut und ihr Dad lebte noch. Nun war auch die Hoffnung auf ihrer Seite. Die beiden Kontrahenten stellten sich ein wenig abseits der anderen im Zentrum der Lichtung gegenüber.
 

„Ich komme deinem Todeswunsch gerne entgegen.“ Plötzlich bildete sich um die Gegenspieler eine Kuppel aus dunkelviolettem Licht.*

„Jenny!,“ rief Dean besorgt. Was machte dieser Mistkerl da? Er versuchte aufzustehen, doch sein Knöchel gab immer wieder nach. Barachiel warf ihm einen Blick zu, der ihm wohl sagen sollte, bemühe dich nicht, du kannst jetzt nichts mehr tun. Dann hielt er seine Hände über die blutige Masse, die vor Kurzem noch ein Engel gewesen war. Diese fügten sich auf magische Weise wieder zusammen.

„Wie ist das möglich?,“ fragte Bobby, während er versuchte sich mit seinen verletzten Gliedmaßen in eine einigermaßen bequeme Position zu bringen. Er konnte sehen, dass Rufus Schmerzen hatte, aber die Zähne zusammenbiss, bis das alles ausgestanden war. Castiels Körper nahm wieder Form an.

„Man kann Engel nur endgültig mit dem Engelsschwert töten. So kann ich ihn noch wieder heilen,“ erklärte der Oberste Schutzengel.

„Ich meinte eigentlich wo deine Kräfte auf einmal wieder her kommen,“ sagte der Bärtige.

„ER scheint seine ganze Kraft auf das Energiefeld zu konzentrieren, so dass der Bann rund um die Lichtung nachgibt. Darum kehren meine Kräfte zurück.“

„Wenn du da fertig bist, kannst du gleich bei mir weiter machen, Geflügelheiler,“ kam es nun vom schwarzen Jäger. Dies lies Bobby aufatmen. Wenn Rufus schon wieder scherzte, war er nicht in Lebensgefahr.

„Ich werde sehen, was sich machen lässt. Ich bin angeschlagen und auch meine Kräfte sind nicht endlos und müssen sich immer wieder aufladen. Daher konzentriere ich mich auf die akutesten Verletzungen.“

„Na ganz toll. Dann tropft meine Nase halt noch ne Weile weiter. Ich wollte schon immer ein blutrotes Hemd haben.“

„Du wirst es überleben,“ meinte Bobby.

„Ja, ja … und wenn auch nur, um auf deinem Grab zu tanzen. Ich schwöre, das ist das letzte Mal, dass ich dir bei irgendwas geholfen hab,“ murrte der schwarze Jäger. Der Bärtige wusste, dass ihre Freundschaft das überleben würde und meinte nur gutmütig:

„Ich dich auch!“
 

Im Inneren der Kuppel:
 

„So…jetzt kann uns wirklich keiner mehr stören. Das Energiefeld wird nur verschwinden, wenn ich sterbe, also nie. Mal sehen wie viel du aushältst. Vielleicht kann ich dich ja für eine halbe Ewigkeit foltern. Kleine Mädchen schreien so schön.“

„Ich bin nicht hier um dich zu töten. Ich will nur das wieder haben, was du mir genommen hast – meinen Vater.“

„Süß…aber leider geht das nicht. Dieser Körper gehört jetzt mir und die Seele von Sam …naja, sagen wir, es war eine schwachsinnige Idee von deinem Hornochsen von Vater, seine bisschen zurückgewonnen Kontrolle dazu zu benutzen, um seinen geliebten Dean aus der Schusslinie zu kriegen. Jetzt darf er mit ansehen wie ich zuerst seine Tochter vernichte und danach seinen Partner. Es wird seine Seele so sehr verstümmeln, dass er wünschte er wäre tot. Aber in mir ist er unsterblich und es wird mir ein Genuss sein, ihn auf Ewig zu quälen.“

„Das werde ich nicht zulassen!“

„Ach ja? Was willst du denn tun, um es zu verhindern? Mich töten? Wohl kaum, denn dann würdest du deinen Pops auch töten. Denn anders wirst du seine Seele nicht befreien können.“
 

Das war es wovor Jenny sich gefürchtet hatte. Sie hatte die Macht ihn zu töten. Sie konnte die Energie, die so schwarz war wie die Augen der Dämonen, von denen sie stammte, förmlich durch ihre Adern fließen spüren. Die Kraft die sie gesammelt hatte, hatte nur den Zweck zu töten und Leid zu zufügen. Sollte das jetzt ein schlechter Scherz sein? Hatte sie das alles durchgemacht, nur um ihren Vater doch zu verlieren? Nein! Es musste einen anderen Weg geben. Es war ihre Aufgabe, der Grund weshalb die Engel ihre Zeugung herbei geführt hatten. Es steckte in ihr. Nur wie konnte sie die dämonische Energie für ihre Zwecke nutzen?
 

„Aber selbst wenn du es über dich bringen würdest deinen Vater zu töten … du hast nicht die Macht dazu. Niemand hat das. Was auch immer dir die Engel vorgegaukelt haben, du kannst mich nicht besiegen.“

„Bist du dir da so sicher? Lilith hat auch geglaubt sie wäre unbesiegbar,“ versuchte sie IHN zu provozieren. Wenn ER in Wut geriet, hatte ihr Vater die Chance stärker zu werden.

„Für Lilith mögen deine Kräfte vielleicht gereicht haben, aber gegen mich werden sie dir wenig nützen. Ich werde dich für sie bezahlen lassen, du dreckiger, kleiner Engel-Bastard.“ ER setzte nun seine Telekinese gegen sie ein. Jenny blieb standhaft. Für einen kurzen Augenblick war ER überrascht, doch er überspielte es schnell.

„Dann eben auf die althergebrachte Art!“ Luzifer zückte das Engelsschwert, dass er Zacharias abgenommen hatte.
 

Sams Tochter wusste nicht was sie tun sollte. Wenn sie die dämonische Kraft einsetzen würde, wäre das womöglich der Tod für ihren Vater. Sie hatte keine Chance gehabt mit ihrer Macht zu üben, wusste nicht wie man sie drosseln konnte. Aber wie konnte sie sich sonst gegen Luzifer schützen? Gegen seine übernatürlichen Fähigkeiten wie die Telekinese war sie gefeit. Gegen Waffengewalt hingegen nutzen ihr ihre ungeübten Fähigkeiten momentan nichts. Der einzige Plan, den sie zurzeit hatte, war IHN solange in Schach zu halten, bis ihr Vater es schaffen würde, sich noch einmal gegen IHN zur Wehr zu setzen. Wie es dann weiter gehen sollte wusste sie nicht, allerdings hoffte sie, dass ihrem Instinkt dann schon was einfallen würde. Wenn sie doch nur auch eine Waffe hätte, um sich zu verteidigen! In dem Moment als Luzifer zur ersten Attacke startete, hielt Jenny auf einmal ebenfalls ein Engelsschwert in der Hand. Eine reflexartige Bewegung half ihr SEINEN Angriff abzuwehren.
 

„Das ist doch unmöglich! Woher hast du das?,“ kam es geradezu schockiert von IHM als er das Schwert in ihrer Hand sah.

„Tja, ich denke ein Engel-Bastard zu sein, hat seine Vorteile.“

„Das … das wird dir auch nicht helfen. Ich habe Jahrtausende damit gekämpft, du tust es gerade zum ersten Mal und das Anfängerglück wird dich schon bald verlassen.“ ER setzte zu einem weiteren Hieb an.

„Wenn ich du wäre, würde ich mich darauf nicht verlassen!“ Sie wusste, dass ihr ein langer, anstrengender Kampf bevorstand. Nicht nur musste sie IHN abwehren, sondern auch irgendwie zu Sams Seele durchdringen. Sie würde es schaffen. Sie musste stark sein. Für ihre Familie. Für ihre Zukunft.
 

Außerhalb der Kuppel:
 

Barachiel hatte Castiels Körper regeneriert. Durch Luzifers Folter geschwächt, hatte der Oberste Schutzengel noch weitere Energie verloren und war nun kaum noch in der Lage seine Kräfte einzusetzen. Castiel selber würde ebenfalls noch etwas Ruhe brauchen, bis er wieder einsatzfähig war. Im Himmel würden sie schneller wieder zu Kräften kommen, aber erstens wollte er die Jäger nicht allein hier zurück lassen und zweitens hatten sie selbst für die Rückkehr in den Himmel nicht mehr genug Energie. Barachiel würde den Jägern mitteilen müssen, dass er für ihre Verletzungen momentan mit übernatürlichen Mitteln nichts tun konnte.

„Jetzt wo du Cas wieder zusammen gebastelt hast, könntest du meinen Knöchel heilen, damit ich Jenny und Sam helfen kann?,“ rief Dean Barachiel zu.

„Tut mir leid, aber das wird nicht möglich sein,“ sagte der Angesprochene und trat zu Dean herüber. Er konnte nicht auf magische Weise heilen, aber dennoch blieb ihm die herkömmliche Form der Wundversorgung, auch wenn er hier im Wald nicht gerade über viele Mittel verfügte, um die Schmerzen der Menschen zu lindern.

„Was? Das heilen oder das ich meiner Familie helfe?,“ fragte der Winchester.

„Beides.“
 

„Großartig, einfach großartig. Die beiden wichtigsten Menschen in meinem Leben befinden sich in einer gigantischen Käseglocke und tun sich wer weiß was an und ich kann nichts tun.“ Voller Wut schlug er mit der Faust gegen den Baumstamm an dem er lehnte.

„Hör auf damit! Sonst verletzt du dich noch mehr!“

„Das ist mir sowas von scheiß egal … Ich bin eh nutzlos …“

„Das ist nicht wahr! Sam und Jenny werde dich brauchen, wenn … ES vorbei ist,“ mischte sich Bobby ein, der es nicht ertrug wie Dean sich nieder machte.

„Ich kann dich nicht heilen, aber lass mich trotzdem deinen Knöchel und deine Hand … ,“ bat Barachiel an, doch Dean unterbrach ihn.

„Nein … das geht schon. Kümmere dich zuerst um Bobby und Rufus. Ach und sieh nach John. Sein dämlicher Dickkopf hält zwar viel aus, aber sicher ist sicher.“ Bobbys Worte hatten Dean den Kopf gerade gerückt. Der Bärtige hatte Recht. Er musste seine Kräfte sammeln, damit er für seine Familie da sein konnte, wenn ES vorüber war. Das einer oder gar beide den Kampf nicht überleben könnten, das kam für den Winchester einfach nicht in Frage. Barachiel wollte Deans Aufforderung gerade nach und zu Bobby gehen als Castiel auf einmal neben ihm stand.
 

„Ich kann auch was machen,“ sagte der Engel.

„Castiel, gut dich wieder auf den Beinen zu wissen. Kümmere dich um Bobby ich, sehe mal nach John,“ sagte Barachiel. Castiel nickte und kniete sich auch schon neben den bärtigen Jäger.

„Die Knochen sind gebrochen,“ stellte der Engel fest.

„Ach wirklich?,“ kam es sarkastisch von Bobby.

„Ja, ich bin mir sicher. Ich werde sehen, ob ich ein paar Äste finde, um dir eine Schiene zu machen,“ meinte Castiel ernst und ging in Richtung Wald.

„Auch nach dem Wiederzusammenbau versteht er keinen Sarkasmus,“ sagte Bobby kopfschüttelnd.

„Ich kann nur das wieder verwenden was schon da war,“ sagte Barachiel, der neben John kniete.

„Woher könnt ihr eigentlich auf herkömmliche Weise Leute verarzten?,“ wollte Rufus wissen.

„Wer denkst du hat es den ersten Ärzten beigebracht? Hippokrates war eine so fromme Hülle. Barnard hingegen weniger,“ sinnierte Barachiel. Dann nahm er Johns bewusstlosen Körper hoch und brachte ihn zu den anderen Verletzten. Castiel kam gerade mit ein paar Ästen zurück.

„Was ist mit ihm?,“ fragte Dean Barachiel in Bezug auf John.

„Bewusstlos vom Aufprall würde ich sagen. Er wird bestimmt bald wieder zu sich kommen. Ich werde jetzt Castiel mit Bobbys Schienen helfen und sehen, ob ich Rufus Nase richten kann. Ruh dich aus und vertrau auf dein Kind.“ Dean nickte und lehnte sich gegen den Stamm. Warten…wie er das hasste.
 

TBC
 

*Könnt ihr euch in etwa so vorstellen: http://us.cdn3.123rf.com/168nwm/nataliagesto/nataliagesto0912/nataliagesto091200075/6095957-dunkel-violetten-schwarze-und-weisse-abstrakte-spirale-fraktale-hintergrund.jpg

Jennys Plan

Hallo liebe Leser!

Ich habe gesehen, dass ich zur Zeit bei 103en auf der Favoriten-Liste stehe, bekomme jedoch nur von 1 Kommentare. Will jetzt nicht um Kommentare betteln, nur überlege ich ob ich das Posten hier einstelle, da ich auch noch auf fanfiktion.de poste und die frage ist, ob sich das doppelposten noch lohnt. Wenn ihr nur lest und keine Zeit oder Lust habt, um Kommentare zu schrieben ist das okay, nur würde ich gerne wissen wer von den 103 überhaupt noch liest. Wäre schön, wenn ihr mir bescheid geben könntet.
 

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
 

„Na, kommst du langsam aus der Puste? Schätze dein menschlicher Teil wendet sich gegen dich,“ verhöhnte Luzifer seine Gegnerin. Jenny atmete schwer. Sie wusste nicht wie lange sie schon gegeneinander kämpften, aber bis jetzt hatte sie seine Angriffe abwehren können. Doch wie lange würde das noch gut gehen? Sie musste ihn irgendwie schwächen. Sie musste raus aus der Defensive. Einen Treffer landen. Sonst würde sie nie zu ihrem Vater durchdringen können. Sie hatte die ganze Zeit über versucht ihn mental zu erreichen, jedoch bis jetzt ohne Rückmeldung. Es war ihr auch nicht gelungen Luzifer wirklich in Rage zu bringen. IHM schien es geradezu Spaß zu machen, sie immer wieder parieren zu lassen. Mit SEINER Stichelei hatte ER ihr jedoch seine Taktik verraten. ER hoffte, dass ihr irgendwann die Kraft ausgehen würde. Es würde IHM gelingen. Es sei denn sie schaffte es etwas der in ihr schlummernden, übernatürlichen Energie, für sich zu nutzen. Sie hatte sich bei dem Schwertkampf ganz auf ihre menschlichen Kräfte verlassen. Irgendwas in ihr sträubte sich ihre übernatürliche Energie der Engel- und Dämonenseite gegen ihren Vater einzusetzen. Sie wollte ihn nicht verletzen. Doch sie musste diese Bedenken über den Haufen werfen. Es war nicht ihr Vater gegen den sie kämpfte, sondern Luzifer. ER hatte keine Gnade verdient. Frischen Mutes ging sie in Kampfposition. Jetzt würde sie IHN das Fürchten lehren. IHM beweisen, dass er nicht so unverwundbar war, wie er glaubte. Engel waren Soldaten des Himmels, rief sie sich in Erinnerung. ~Lass deinen inneren Engel die Waffe für dich führen~, hörte Jenny eine innere Stimme flüstern. Ihr Instinkt! Darauf hatte sie sich bis jetzt immer verlassen können. Den Engelsteil die Führung zu überlassen, würde es ihr ermöglichen sich darauf zu konzentrieren mit Sam Verbindung aufzunehmen. Sie hatte auch schon eine Idee, wie sie das schaffen könnte. Dafür musste sie Luzifers Aufmerksamkeit nur völlig auf den Kampf konzentrieren.

„Wenn du denkst, ich geb so schnell auf hast du dich geschnitten!“ Sie ging zum Angriff über. ER konnte sie abwehren, schien jedoch kurz überrascht zu sein, doch er fing sich schnell wieder.

„Oho, ich mag kratzbürstige Mädchen. Wollen wir doch mal sehen was hinter deiner großen Klappe wirklich steckt.“ Von nun an änderte sich der Kampf. Sie war nicht mehr länger in der Dauerdefensive und es entwickelte sich ein regelrechter Schlagabtausch.
 

Er hatte Dean davor bewahren können, sich für ihn eine Kugel einzufangen. Er hatte gespürt wie ihn die Kugel traf. Doch es blutete kaum und der Schmerz trat nicht ein. Denn er hatte wieder jegliche Kontrolle über seinen Körper verloren. Doch irgendwie war die Mauer um seine Gedanken herum intakt geblieben, so dass ER sie nicht lesen und beeinflussen konnte. Sam bekam wie durch einen Schleier mit, wie eine junge Frau auf sie zugelaufen kam. Er erkannte sie. Er hatte sie in seinen, durch den Acheri hervorgerufenen, Träumen gesehen. Jenny! Die junge Frau war seine Tochter. Wie war das möglich? Sie war doch erst ein Jahr alt. Dann kam ihm Deans Nachricht wieder in den Sinn. ~Unsere Kleine ist da draußen. Sie ist so unglaublich stark und tapfer.~ Jenny hatte sich bis hierher durchgeschlagen. Sam fühlte sich wie ein stolzer Vater. Entsetzen kam in ihm hoch, als er mitbekam, wie ER sich und Jenny in eine Kuppel einschloss. Wie durch Watte hörte er Teile des Gesprächs mit. Sie wollte gegen IHN kämpfen, um ihn zu retten. Oh Gott! Was hatte er getan? Er hatte doch nie seine Tochter mit in die Sache reinziehen wollen. Jetzt musste sein kleines Mädchen gegen einen übermächtigen Gegner ins Feld ziehen und er war zu schwach um ihr zu helfen. Er hatte es nicht verdient als Vater bezeichnet zu werden. Er musste doch etwas tun! Doch was? Bis er wieder genügend Energie gesammelt hätte, um IHN in Schach zu halten, würde es wahrscheinlich schon zu spät sein. Außerdem würde das auch wieder nur sehr kurz anhalten und Jenny nicht viel nützen. Aber er war es seiner Tochter schuldig es wenigstens zu versuchen. Vielleicht würde es reichen, um die Kuppel zu deaktivieren, so dass Jenny weglaufen konnte. Ihr durfte einfach nichts passieren. Er dachte plötzlich an einen alten Jimmy Cliff Song und hatte noch nie so sehr gehofft, dass ein Songtext wahr werden würde wie jetzt.
 

You can get it if you really want,

You can get it if you really want,

You can get it if you really want,

But you must try, try and try, try and try, you'll succeed at last.
 

Außerhalb der Kuppel:
 

„Wie lange wird es dauern, bis euer Engel-Mojo wieder ganz aufgeladen ist?,“ fragte Bobby den Obersten Schutzengel.

„Ich weiß es nicht. Meine Energiereserven waren noch nie soweit abgebrannt.“

„Gibt es nichts womit man die Regeneration beschleunigen kann? Ich mein Castiel hat meinen Arm sicher so gut es ging geschient…aber für den Fall das die flüchtigen Dämonen zurückkommen, wäre es sicher besser wenn wir in der Lage wären uns zu verteidigen.“

„Sobald Castiel wieder beamen kann, wie ihr es nennt, werde ich ihn los schicken, uns Hilfe zu holen.“

„Moment, soll das heißen eure geflügelten Freunde wissen nicht das wir hier sind?,“ fragte Rufus Barachiel.

„Sagen wir es so, sie wissen es, aber sie hielten nicht viel von Barachiels Idee euch zu helfen Sam zu retten. Für sie ist er nur irgendein Mensch, der es nicht mehr verdient hat gerettet zu werden als jeder andere. Sie kämpfen für den Erhalt der Menschheit. Ein Einzelner zählt nicht viel und Barachiel hat sich mit Michael gestritten. Er war der Meinung es wäre das Beste, wenn er sich um Luzifer kümmert. Viele waren seiner Ansicht, aber Barachiel hat ihn umstimmen können, das ihm und euch zu überlassen. Um Sam eine Chance zu verschaffen,“ erklärte Castiel.

„So wie ich die anderen Engel kenne, werden sie Castiel und mir helfen, aber ich bin mir nicht sicher ob sie Luzifers Hülle helfen werden,“ sagte Barachiel bekümmert.

„Was haben sie gegen Sam?,“ fragte Dean wütend. Ein Einzelner zählt nicht, die Engel tickten doch nicht mehr richtig.
 

„Dean, er hat „ja“ zu Luzifer gesagt und damit die Apokalypse herauf beschworen,“ sagte Cas.

„Ach und das Zacharias und irgendwelche Dämonen da ihre Finger im Spiel hatten, kümmert eure Kumpels gar nicht?,“ fuhr Dean der Trenchcoatträger an. Das konnte doch nicht wahr sein. Warum wurde hier seinem Sammy der schwarze Peter unter geschoben?

„Dean, wie oft muss ich dir noch erklären, dass ein Engel nur von einem Menschen Besitz ergreifen kann, wenn er aus freien Stücken einwilligt. Du musst endlich einsehen, dass ein Dämon ihn nicht gezwungen hat oder in ihn gefahren ist und welche Rolle Zacharias gespielt hat werden wir wohl nie erfahren, weil er tot ist,“ versuchte Barachiel dem Winchester klar zu machen. Dessen Liebe zu Sam machte den Mann blind für die Tatsachen.

„Was willst du mir damit sagen?,“ verlangte Dean zu wissen.

„Er will damit ausdrücken, dass Sam vielleicht nicht so schuldig ist wie die Engel ihn sehen, aber er ist auch nicht unschuldig an all dem,“ mischte sich Rufus ein.

„So, so. Also verdient Sam es nicht besser als zu sterben oder wie? Die scheiß Engel kennen ihn überhaupt nicht. Sam würde…“

„Verdammt Dean, es reicht. Wir haben es jetzt kapiert. Du stehst zu Sam, das ist dein gutes Recht. Du musst uns jetzt nicht zum gefühlt tausendsten Mal deine Argumente vorlegen,“ kam es auf einmal von John, der wieder zu sich gekommen war. Sein Kopf tat weh und Deans Rumgezicke verschlimmert das nur noch mehr.
 

„Halt dich da raus John,“ mischte sich nun auch Bobby ein.

„Ich lass mir von dir doch nicht den Mund verbieten.“ John war aufgestanden. Die Position in der er sich befand war ihm zu unbequem geworden.

„Rede nicht so mit Bobby,“ sagte Dean.

„Ich rede mit ihm wie es mir passt und jetzt hör auf hier rum zu jammern. Das hilft Sam auch nicht weiter.“ Er trat näher an Dean heran.

„Ich sorge mich um meinen Partner und mein Kind, tut mir leid, wenn dir so was fremd ist,“ platzte dem Winchester-Sohn der Kragen. Mit einer schnellen Bewegung hatte John seinen Ältesten am Kragen gepackt.

„Das nimmst du sofort zurück. Ich habe mich immer um meine Familie gesorgt und ich tue es auch jetzt.“

„Dann hast du echt ne schräge Art das zu zeigen.“

„Lass Dean los!,“ schrie Bobby.

„Streiten nützt nichts,“ meinte Rufus. Dean schüttelte John ab.

„Ich kann mich selber wehren, trotzdem danke,“ sagte er zu Bobby. Dann sagte er zu seinem Vater: „Warum zum Geier hast du auf Sam geschossen? Du hättest ihn töten können. Welcher Vater macht so was? Also erzähl mir nichts von wegen du würdest dich sorgen.“

„Du verstehst mich einfach nicht,“ murrte John und setzte sich etwas abseits von Dean auf einen umgefallenen Baum.

„Bei deinem Verhalten sollte dich das auch nicht wundern,“ zischte Dean zurück.

„Könntet ihr vielleicht aufhören zu streiten? Ihr lockt sonst noch Dämonen an,“ sagte Castiel.

Barachiel seufzte. Wenn er ein Mensch wäre, würde er von dem Gezeter wohl Kopfschmerzen bekommen. Noch nie hatte er es sich so sehr gewünscht sich beamen zu können.
 

Im inneren der Kuppel:
 

Traum- bzw. Gedankenprojektion. Das war ihr Plan. Sie hatte es schon zweimal getan. Sie hatte Dean aus dem Koma zurück ins Leben geholt und Sam in einem Alptraum zur Seite gestanden. Diese Fähigkeit hing mit ihrer Empathie zusammen und die wiederum mit ihrer starken Bindung zu ihren Eltern. Es musste einfach klappen. Wenn sie in Sams Gedanken gelangen konnte, würde sie es sicher schaffen ihrem Vater die nötige mentale Unterstützung zu geben, die er brauchte, um gegen Luzifer anzukommen. Nicht nur für einen Augenblick sondern langfristig. Ohne die Gegenwehr des gefallenen Engels gelang es ihr hoffentlich diesen aus dem Körper ihres Vaters zu extrahieren und zu bannen oder besser noch endgültig vom Angesicht der Erde zu tilgen. Wie bei allem, was mit ihren übernatürlichen Fähigkeiten zu tun hatte, wusste sie aber auch diesmal nicht was sie machen musste, um die Gedankenprojektion einzuleiten. Klar sie würde sich auf jeden Fall konzentrieren müssen, doch würde sie es schaffen, wenn sie gleichzeitig gegen Luzifer kämpfte?

Beide Kontrahenten waren bei der Auseinandersetzung immer aggressiver geworden. Besonders nachdem es Jenny gelungen war IHM eine Verletzung am Arm zu zufügen. Sie hatte Luzifer verletzt, nicht bloß den Körper ihres Vaters. Das hatte sie an SEINER Reaktion erkannt.
 

Trotz Allem schien ER dadurch nicht ansatzweise geschwächt zu sein. Allenfalls war sein Ego angefressen. Es wurde Zeit, dass sie zu ihrem Vater durchdrang. Jenny vertraute einfach auf ihr Bauchgefühl. Aus dreierlei Komponenten zu bestehen mochte vor allem verwirrend sein, doch in eben dieser Situation bot es ihr den Vorteil ihre Konzentration ohne Aufmerksamkeitsverlust auf die beiden Aufgaben aufzuteilen. Sie konzentrierte sich, nabelte den menschlichen Teil ihrer Lebensessenz, der am stärksten mit ihren Vätern verbunden war, von dem Engelsteil ab, der den Kampf fortsetzte. Für die Gedankenprojektion würde sie Energie des dämonischen Teils als Katalysator ihres menschlichen Teils benötigen. ~Papa, Dad...ich hoffe ich tue das Richtige~, schoss es ihr noch durch den Kopf, ehe es passierte und es ihr gelang die mentale Verbindung zu Sam herzustellen.
 

Es war erschreckend wie weit Sams geistige Mittel durch Luzifers Anwesenheit in seinem Körper begrenzt waren. Der Geist war in der Regel in der Lage im Unterbewusstsein eine Kopie der Welt zu erstellen, so dass es den Menschen in Träumen, sei es im Schlaf oder am Tag, möglich war an die verschiedensten Orte zu versetzen. In Deans komatösen Zustand hatte Jenny sich mit Deans Geist durch verschieden Szenarios in verschiedenen Zeitebenen zappen können. Als sie Sam in seinem Alptraum geholfen hatte Dean von Kara zurück zu gewinnen, spielte es sich wie in einem Film ab. Mit Autos, Häusern, Straßen. Doch jetzt war sie in einer dunklen Zelle gefangen. Nur wenig Licht drang herein. Es reichte gerade dazu, sie eine Gestalt erkennen zu lassen, die mit angezogenen Knien in einer Ecke kauerte. Sie trat auf die Person zu und legte ihr die Hand auf die Schulter.

„Papa?,“ sprach sie ihn mit sanfter Stimme an.
 

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Verwendeter Song:

Jimmy Cliff - You can get it if you really want

Die Kraft liegt in deinen Gefühlen

Er schien langsam verrückt zu werden. Er hörte die Stimme seiner Tochter. Konnte ihre Berührung spüren.

„Papa?,“ vernahm er erneut die liebliche Stimme. Sam traute sich nicht aufzublicken, aus Angst seine Phantasieblase könnte platzen. Er wollte den Trost, den ihm diese Halluzination spendete, nicht verlieren.

„Papa … sieh mich an. Wir haben nicht viel Zeit.“ Die Hand an seiner Schulter schüttelte ihn.

Noch immer reagierte er nicht.

„Papa … bitte!“ Ihr Flehen weckte den Vaterinstinkt in ihm und er hob schließlich doch den Kopf. Er fasste es nicht. Die junge Frau, die er vorhin auf die Lichtung laufen gesehen hatte stand vor ihm. Jenny, seine Tochter, stand vor ihm. Hatte Luzifer ihm diese Halluzination geschickt, um ihn zu quälen? Als wären die Bilder von IHM wie er gegen Jenny kämpfte, nicht schlimm genug. Er hatte diese Mauern um sich errichtet, um davon nichts mehr mitzubekommen. Er hatte gehofft so schneller wieder stärker zu werden.

„Papa, ich brauche deine Hilfe!,“ sagte Jenny. Es konnte keine Halluzination sein, die Luzifer ihm geschickt hatte. Er hatte IHN ausgesperrt. ER konnte nicht mehr auf seine Gedanken zugreifen. Aber echt konnte sie auch nicht sein und doch kam sie ihm so real vor. Seine Stimme zitterte als er das Mädchen ansprach.

„Jenny?“
 

Ein Stein fiel ihr vom Herzen, als er endlich auf sie reagierte. Jetzt musste sie ihn nur überzeugen, dass sie wirklich da war. Real … oder zumindest so real, wie eine Gedankenprojektion sein konnte.

„Ja Papa. Ich bin es.“

„Aber … aber wie ist das möglich?“

„Das ist eine sehr lange Geschichte. Wichtig ist nur, dass ich hier bin, um dir zu helfen.“

„Aber … du … du kämpfst gerade gegen IHN … wie kannst du dann hier sein?“ So sehr er sich auch wünschte sie wäre real, so sagte ihm seine Vernunft, dass es unmöglich war. Wie konnte sie in seine Gedanken, zu seiner Seele kommen?

„Ein Teil von mir hat sich zu dir projiziert. Ich … weiß selbst nicht wie genau ich das gemacht habe, aber du kannst mir vertrauen. Erinnerst du dich an die Alpträume, die du hattest nachdem du dem Acheri begegnet bist? Ich hab es damals auch gemacht, um dir zu helfen.“

„Ja … aber … woher weißt du davon? Du bist … warst … doch ein Baby … Erinnerungen …“

„Ja, ich weiß, was du sagen willst. Es klingt verrückt, aber irgendwie weiß ich das alles. Papa … vertrau mir. Ich bin hier um dich zu retten.“

„Mich zu retten? Ich … ich glaub ich bin nicht mehr zu retten … ich … ich komme nicht gegen IHN an. ER ist zu stark. Ich bin dein Vater und sollte dich retten, aber ich habe keine Kontrolle mehr über meinen Körper. Ich bin nutzlos und es ist alles meine Schuld.“
 

„Nein … nutzlos bist du nur, wenn du aufgibst. Nur weil er im Moment die Oberhand hat, heißt es nicht, dass du keine Chance hast. Ich weiß, du befindest dich gerade an einem sehr dunklen Ort, aber du musst es versuchen.“
 

But just because it burns

Doesn't mean you're gonna die

You've gotta get up and try try try

Gotta get up and try try try

You gotta get up and try try try
 

„Denkst du den das hab ich nicht? Es hat mich Stunden gekostet genug Kraft zurück zu gewinnen, um IHN für nicht mal eine Minute zu unterdrücken.“

„Du hast Dad geholfen und du kannst es noch mal schaffen.“

„Dad?,“ kam es überrascht von Sam.

„Ja … ich … ich nenn Dean jetzt so, denn er ist mein Dad.“

„Das ist er. Er ist der Beste. Ich wollte euch nur beschützen … was habe ich nur angerichtet?“ Sie nahm seine Hand in ihre und drückt sie liebevoll.

„Du kannst uns immer noch beschützen.“

„Wie denn? Du hast doch gesehen, dass ich IHN nur kurz unter Kontrolle halten konnte.“

„Tja, aber jetzt ist es anders. Diesmal wirst du es länger schaffen.“

„Und was ist anders?,“ kam es skeptisch von Sam.

„Naja, die Stunden zuvor hast du allein versucht deine Kräfte zu bündeln. Jetzt hast du mich. Ich hab noch das eine oder andere Ass im Ärmel, mit dem ER nicht rechnet. Aber wir müssen uns beeilen. Ich weiß nicht wie lange ich die Projektion aufrecht erhalten kann und es könnte sein, dass er bemerkt, dass du nicht allein bist, bevor du stark genug bist.“

„Könnte er dir was tun? Ich will es nicht tun, wenn es dich in Gefahr bringt. Ich habe dir schon zu viel angetan …“

„Papa … ich … ich weiß nicht was genau passiert ist, aber … jeder macht mal Fehler und du hast sicher nichts so Schlimmes getan, dass man es nicht verzeihen könnte.“

„Du bist viel zu jung für solche Weisheiten.“

„Ich habe keine Ahnung woher das kommt.“

„Naja … ich weiß nicht, ob alle so denken wie du.“

„Hörzu, ich habe absolut keine Erfahrung, aber irgendwas in mir sagt mir, dass mit der Zeit alles wieder in Ordnung kommen wird. Aber wenn du selbst nicht daran glaubst, hast du gleich verloren.“
 

You've gotta get up and try try try

Gotta get up and try try try

You gotta get up and try try try
 

Er konnte sie nicht enttäuschen. Er musste es schaffen. Er musste sich sein Leben zurück holen, es wieder selbst in die Hand nehmen. Er könnte nie erfahren, ob Dean ihm verzeihen würde, wenn er nicht zu ihm zurück kehren würde. Wenn er es Dean erklären könnte … dann gab es vielleicht doch noch Hoffnung.

„Okay … was muss ich tun?,“ kam es schließlich fest entschlossen von Sam. Jenny lächelte. Sie war zu ihm durchgedrungen. Jetzt konnte sie ihren Plan in die Tat umsetzen. Bei Dean hatten Blicke in eine mögliche Zukunft geholfen, ihn wieder stärker werden zu lassen, so dass er aus dem Koma erweckt werden konnte. Sie selber hatte sich einen Teil ihrer Energie durch Erinnerungen zurück holen können. Dann musste es theoretisch doch auch möglich sein, dass Sam auf diese Weise stärker werden könnte. Es war zwar ein totales Klischee, aber vielleicht konnte die Liebe wirklich alles besiegen.

„Nimm meine Hand!“
 

I'm not afraid to take a stand

Everybody come take my hand

We'll walk this road together, through the storm

Whatever weather, cold or warm

Just let you know that, you're not alone

Holla if you feel that you've been down the same road
 

Kaum hatte er ihre Hand genommen veränderte sich der Ort an den seine Seele sich abgekapselt hatte. Die düstere Zelle verschwand und er saß auf einmal auf dem Rücksitz des Impalas, neben sich Jenny.

„Was … wo … wie …,“ er war nicht in der Lage eine klare Frage zu formulieren.

„Dreh dich um,“ flüsterte sie. Er tat wie ihm geheißen. Hinter sich sah er sich als kleiner Junge, wie er mit Dean ihre Initialen ins Armaturenbrett ritzte.

„Ich erinnere mich daran … aber … ER hat mich von meinen Erinnerungen abgeschnitten …ich konnte nicht …,“ stammelte Sam.

„Wie gesagt, da hattest du mich noch nicht. Ihr ward niedlich,“ sagte Jenny und grinste.

„Lass das bloß nicht Dean hören.“ Seine Tochter rollte nur mit den Augen.

„Der Beginn des Dream-Teams. Tja, manche Turteltauben ritzen ihre Initialen in einen Baum ihr ins Armaturenbrett.“

„So war das nicht. Damals waren wir noch nicht …“

„Tief in euch drin ward ihr es schon immer,“ kam es voller Überzeugung von Jenny.

„Vielleicht … ich weiß es nicht. Aber sag, was ist das hier? Wie kann mir das helfen gegen Luzifer anzukommen?“ Jenny erklärte ihm grob ihren Plan.
 

„Wow … das wird also ein bisschen wie Dickens?,“ hakte Sam nach, nachdem Jenny das mit den Erinnerungen und Zukunftsausblicken erzählt hatte.

„Nicht wirklich. Der Schlüssel ist … die positive Energie, die du daraus ziehst … ich denke, wenn du keine übernatürlichen Fähigkeiten hättest, wäre so etwas nicht möglich, aber so … es muss einfach klappen.“

„Wählst du die Erinnerungen und Zukunftsaussichten aus?,“ wollte er wissen.

„Ich … es ist kompliziert … ich … irgendwie kann ich spüren was dir helfen kann … aber eigentlich machen wir das zusammen, daher müssen wir auch Körperkontakt halten.“ Sam starte sie fasziniert an. Seine Tochter. Er wusste nicht, ob sie nach alldem in der Zukunft wirklich so werden würde, aber er wünschte es sich. Sie war unglaublich. Eine Tochter wie man sie sich nur wünschen konnte. Ob der Sam ihrer Zeitlinie ihr ein besserer Vater war? Er kam nicht dazu sie zu fragen, denn das Szenario änderte sich. Sie waren nun in einem schäbigen Motelzimmer. Sam erlebte noch einmal mit wie er an jenem Weihnachten Dean die Kette schenkte. Es folgten einige weitere schöne Kindheitserinnerungen.
 

Nun standen sie an einem Baum. Von dort aus hatten sie einen Blick auf eine freie Rasenfläche. Sam erkannte sofort wo sie waren. Ein Sam in den Anfängen seiner Teenagerzeit. Es war der 4. Juli 1996. Dean hatte ihn mitgenommen und sie zündeten zusammen ein Feuerwerk an.

„Dad hätte uns das niemals machen lassen. Danke Dean, das ist toll.“ Hörte sich Sam sein jüngeres Ich sagen, eher er den großen Bruder umarmte.* Der Gegenwarts-Sam beneidete ihn.

„Mir gefällt die Sam und Dean Story bis jetzt,“ meinte Jenny. Sam lächelte und während sie beobachteten wie die jüngeren Versionen der Winchester Brüder sich das Feuerwerk ansahen, spürte Sam auf einmal eine warme Energie durch seinen Körper strömen.

„Er hat diese spezielle Wirkung auf uns … man kann es nicht erklären, aber Dad macht alles besser, gibt uns Kraft,“ sagte Jenny, als hätte auch sie Sams Veränderung gespürt. Sam atmete tief durch. Jenny hatte Recht. Er fühlte sich stärker. Er wollte diese Umarmung wieder fühlen. Seine Hoffnung wuchs. Seine Tochter lächelte. Der Funke war entfacht. Es war Zeit ihm etwas aus der Zukunft zu zeigen.
 

Plötzlich standen sie in einem warmen, gemütlichen Wohnzimmer. Sam erkannte den Song, der in diesem Zimmer zu hören war. Bon Jovis `Living on a prayer`. Er drehte sich um und blickte auf die Mitte des Raumes in der ein großes, breites Sofa stand.
 

We've gotta hold on

to what we've got

it doesn't make a difference

if we make it or not

we got each other

and that's a lot for love

we'll give it a shot
 

Und auf dem Sofa lagen er und Dean eng aneinander gekuschelt. Dean hatte seine Hand in Sams wuscheligem Haar versenkt und streichelte ihm mit der anderen Hand zärtlich über den Rücken, während er Sam sanft auf die Wange küsste. Sam streichelte ihm derweil liebevoll über die Brust.
 

Oh we're half way there

oh oh we're living on a prayer

take my hand we'll make it I swear

oh oh we're living on a prayer

living on a prayer
 

„Weißt du was jetzt echt toll wäre?,“ hörte Sam Dean sagen.

„Ich kann es mir vorstellen, nein ich weiß sogar genau was du willst.“

„Weißt du nicht.“

„Weiß ich doch.“ Er küsste ihn auf die Nase.

„Beweiß es,“ sagte Dean herausfordernd.

„Du hast gerade daran gedacht wie toll es wäre, wenn du jetzt ein Stück Kuchen hättest,“ sagte Sam selbstsicher.
 

Ooh we've gotta hold on

ready or not

you live for the fight

when that's all that you've got
 

„Es ist erschreckend wie gut du mich kennst,” sagte Dean und zog Sam noch näher an sich.

„Wäre es dir lieber wenn es anders wäre?,“ fragte Sam unsicher.

„Soll das ein Witz sein? Auf keinen Fall. Das ist es doch, was ich so an dir liebe.“ Dean gab Sam, einen langen, innigen Kuss, ließ ihn wieder zu Atem kommen und küsste ihn erneut. Wieder und wieder.
 

Oh we're half way there

oh oh we're living on a prayer

take my hand and we'll make it I swear

oh oh we're living on a prayer
 

„In der Zukunft lässt Dean mich Bon Jovi hören?,“ war Sams erste Frage. Jenny grinste. Dieses „Streitthema“ zwischen ihren Vätern würde in der Zukunft sicher witzig werden.

„Weißt du, er findet die Gruppe gar nicht so schlimm, aber sag ihm nicht, dass ich dir das verraten habe.“

„Wir müssen jetzt weiter. Deine Kraft reicht noch nicht aus damit du IHN unterdrücken kannst. Lass mich dir noch ein paar Dinge zeigen, die du dir nicht entgehe lassen solltest.“ Wieder tauchten sie in ein anderes Szenario ein. Diesmal standen sie offensichtlich in einem Schlafzimmer. Sam drehte sich zu der Szene um als zweimal kurz hintereinander ein mehr als eindeutiges, befriedigtes Aufstöhnen erklang. Er sah wie er sich erschöpft, aber glücklich auf Deans Brust sinken ließ. Reflexartig hielt er Jenny die Hand vor die Augen.

„Schau da nicht hin. Dafür bist du noch viel zu jung.“ Jenny rollte mit den Augen. Ihre Väter waren sich so ähnlich.

„Dieses Mal kommt garantiert unter die Top 5,” hörte Sam Dean schnaubend sagen.

„Das sagst jedes Mal,“ entgegnete Sam und strich ihm selig durchs Haar.

„Du beflügelst mich ja auch jedes Mal zu neuen Höchstleistungen.” Dean küsste Sam leidenschaftlich.

„Und du erzeugst in mir jedes Mal ein gewisses „Wow“ – Gefühl.“

„Seit unserem ersten Kuss kann ich nicht genug von dir bekommen Sam. Was meinst du woran das liegt?“ Er streichelte ihm zärtlich über die Brust und bedeckte seine Schulter mit kleinen, feurigen Küssen. Sam sah ihn mit verklärtem Blick an.

„Oh, wir wissen beide warum. Aus dem gleichen Grund aus dem wir alles für einander tun würden.”

„Ich liebe dich auch Sammy.“ Die beiden vereinigten ihre Lippe zu einem sinnlichen Kuss.
 

„Das …das …,“ Sam fand keine Worte. Dieser Dialog … es spiegelte das wieder was ihm immer durch den Kopf ging, wenn er mit Dean schlief. Auch dieses Gefühl wollte er wieder erleben können. Es gab ihm einen weiteren Kick in die richtige Richtung. Die Motivation IHN zu besiegen wurde zur Mission.
 

~Er wird dir nie verzeihen. Er wird dich hassen. Eure Liebe wird erlöschen sobald er die Wahrheit erfährt. Du bist zu schwach … du wirst ihn nicht zurück gewinnen können. Das wovor du dich am meisten fürchtest, wird eintreten. Du wirst alt, allein und verbittert enden wie dein Vater und dein Kind wird dich hassen. Es lohnt sich nicht zu kämpfen.~, hörte Sam auf einmal eine Stimme.
 

Auch Jenny vernahm diese Worte. Das konnte nichts Gutes heißen. Sie waren aufgeflogen. Luzifer hatte sie bemerkt. Jetzt musste Sam Größe zeigen, beweisen, dass er stark genug war. Sie war sich sicher, nur eine weitere Zukunftsaussicht würde ihm die nötige Kraft verleihen.

„Papa … hey … schüttelte das ab. Hör nicht auf IHN. ER will dich nur schwächen. ER hat Angst, dass du deinen Körper wieder übernimmst. Ich weiß, du hast Angst … aber halte durch.”. Sie mussten hier weg.
 

Shake it out, shake it out, shake it out, shake it out, ooh whoa

Shake it out, shake it out, shake it out, shake it out, ooh whoa

And it's hard to dance with a devil on your back

So shake him off, oh whoa
 

Sie musste hier weg. Dadurch, dass Sam stärker geworden war hatte er mehr und mehr Unterbewusstsein und Bewusstsein zurück gewinnen können. Ihr Heil musste in der Flucht in einen anderen Bereich liegen. Sie nahm wieder seine Hand und sie wechselten die Szene. Es war die Szene, die auch Dean das letzte bisschen Kraft verliehen hatte, um zu gesunden.

Und im nächsten Augenblick fanden sie sich in Mitten einer Menschen Menge wieder. Dean und er, in älteren Versionen, saßen neben einander und standen in diesem Moment auf. Jemand rief Jennys Namen auf. Sam ließ seinen Blick nach vorne schweifen. Dort wurde Jenny gerade ein Diplom überreicht. Offensichtlich befand er sich auf ihrer Highschool Abschlussfeier. Er blickt wieder zu sich und Dean. Die beiden hatten sich fest in die Arme geschlossen.
 

„Ich habe dir doch immer gesagt, wir kriegen das hin und jetzt sie sie dir an. Sie ist bildhübsch und gescheit, genauso wie ihre Mum und du,“ hörte er Dean sagen.

„Na von dir hat sie aber auch einiges. Wenn ich zurück rechne wie viel Geld wir in den letzten 18 Jahren für Süßkram ausgegeben haben,“ neckte der ältere Sam ihn. Dafür zwickte Dean ihn liebevoll in die Nase. Beide strahlten um die Wette.

„Spaß bei Seite. Sie hat deine Willensstärke. Sie ist loyal und mutig. Alles Eigenschaften, die ich so an dir schätze. Weißt du Dean, ohne dich an meiner Seite hätte ich das nie geschafft.“ „Das Schicksal hat es wirklich gut mit uns gemeint, als es uns zusammen gebracht hat. Ich liebe dich jeden Tag mehr, ich glaube jetzt kommt mal ein Moment, wo du mich ausnahmsweise mal als Mädchen bezeichnen kannst, aber es ist nun mal so. Du bist die Liebe meines Lebens.“ Ihre Blicke trafen sich und Dean küsste ihn hingebungsvoll.
 

„Vertrau darauf. Vertrau darauf, dass eure Liebe unerschütterlich ist. Sie wird jede Spannung aushalten, weil ihr zusammen gehört,“ redete Jenny auf ihn ein. Sie hoffte, ihr Vorhaben würde noch klappen. Sam musste es schaffen. Sam sah sie unsicher an.

„Bitte … du kannst das …“ Plötzlich spürte sie einen stechenden Schmerz und schrie auf.

„Jenny? Was ist passiert?,“ kam es besorgt von ihrem Vater.

„Ich … ich weiß nicht …“ Ihre Projektion wurde schwächer. Wieder dieser Schmerz.

„Jenny?“

„Konzentrier dir auf all das, was du eben gesehen hast. Deine Kraft kommt aus deinen Gefühlen. Ich glaub an dich. Ich hab dich …“ Und auf einmal war sie verschwunden.
 

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*zum genießen hier der link zur Szene!

http://www.youtube.com/watch?v=Jbi7LNEFXaI

Verwendete Songs:

Pink – Try

Eminem – Not Afraid

Bon Jovis - Living on a prayer

FLORENCE + THE MACHINE – Shake it out

Unmögliche Entscheidung

In der Kuppel:
 

Wie an einem Gummiband gezogen wurde Jenny aus Sams Geist zurück in ihren eigenen gerissen. Der eben eingesetzte Schmerz war jetzt noch schlimmer. Sie musste auch gar nicht lange nach der Ursache dafür suchen. Sobald sich ihr Engels- und Menschenteil wieder miteinander verbunden hatten, fasste sie sich an die Seite. Sie war verletzt. Luzifer hatte sie mit dem Engelsschwert verwundet. Mit ein wenig Faszination stellte sie fest, dass ihr Blut anders war, als das normaler Menschen. Durch ihr Oberteil sickerte normales rotes Blut. Doch direkt an der Wunde hatte es einen hell leuchtenden Schein. Der Engel in ihr brachte ihren Körper dazu weiteren Attacken von Luzifer auszuweichen.

Der gefallene Engel hatte gemerkt, dass jetzt wieder etwas anders war und grinste.

„Du denkst wohl ich merke es nicht, wenn du dich in meinen Kopf hinein bohrst, um mit der verstümmelten, armseligen kleinen Seele deines Vaters zu kommunizieren. War doch totale Zeitverschwendung. Er ist ein jämmerlicher Schlappschwanz und wird nie gegen mich ankommen. Tja, hättest du mal lieber all deine Konzentration auf den wichtigeren Kampf gelenkt, dann hätte ich dich nicht verwunden können. Wie ich sehe bist du gegen Verletzungen durch ein Engelsschwert nicht gefeit. Zacharias und Barachiel haben dich viel zu sehr überschätzt.“ Luzifers Grinsen wurde noch breiter.

Als Jenny IHM in die Augen sah, bemerkte sie einen Glanz der kurz zuvor noch nicht dagewesen war. Das waren wieder die Augen ihres Vaters. Sie hatte es fast geschafft. Sam war auf dem Weg zurück zu ihr.
 

Nachdem Jenny verschwunden war befand sich Sam wieder in seiner Zelle, doch eine Tür stand weit offen und ließ ein Licht herein, das so hell war, wie Sam es noch nie gesehen hatte. Geh nicht ins Licht! Eine beliebte Film-Floskel. Aber dieses Licht war so warm und freundlich. Der Winchester wusste tief in seinem Herzen, dass er diese Zelle verlassen konnte. Er durfte sich nicht länger verkriechen. Er ging auf die Tür zu. Dieses Licht würde nicht sein Ende sein. Nein, es war der Anfang. Der Anfang seines Weges zurück in sein Leben, in eine Zukunft mit seiner Familie. Sam atmete tief durch und schritt durch die Tür ins Licht.
 

Außerhalb der Kuppel:
 

„Wie lange wird es denn noch dauern? Bist du sicher, dass wir nichts tun können, um ihr zu helfen?,“ fragte Dean Barachiel. Der Winchester hielt das Warten einfach nicht mehr aus. Es kam ihm vor als würden ER und Jenny jetzt schon tagelang in der Kuppel kämpfen, dabei waren es nicht mehr als ein paar Stunden.

„Wir können nicht in die Kuppel gelangen, auch wenn meine Kräfte langsam zurück kehren.“

„Ich denke, ich kann mich wieder teleportieren,“ meldete sich Castiel zu Wort.

„Gut, dann geh zu den anderen Engeln und versuch Hilfe zu besorgen,“ wies der Schutzengel ihn an. Der Engel im Trenchcoat war augenblicklich verschwunden.

„Wenigstens etwas,“ murrte Dean.

„Hab Geduld und vertrau auf Jenny.“

„Deine Parolen helfen auch nicht weiter,“ meinte John.“

„Halt die Klappe John!,“ kam es zeitgleich von Bobby, Dean und Rufus. Der älteste Winchester blickte beleidigt drein, während Barachiel ein Lächeln über die Lippen kam.
 

Im Inneren der Kuppel:
 

Nun war es an Jenny zu lächeln. Luzifer war so arrogant, dass ER sich noch immer als sicheren Sieger betrachtete. ER würde erst merken was los war, wenn es zu spät für IHN war.

„Was soll dieses Lächeln? Freust du dich schon darauf ,bald mit deinen Ahnen vereint zu sein?,“ kam es großspurig von IHM.

„Ich wundere mich wie du mich, nach Allem, noch immer unterschätzt.“

„Dich unterschätzen? Ich sehe es wie es ist, du bist ein armseliger Engelbastard und nicht mehr.“ ER war so auf den Disput mit ihr konzentriert, dass ER gar nicht mitbekam, dass Jenny mit ihrem Vorhaben Erfolg gehabt hatte und Sam nur darauf wartete wieder die Kontrolle zu übernehmen.
 

„Ich bin so viel mehr. Ich … bin diejenige, die dich von der Erde tilgen wird.“ In Jenny hatte sich ein weiterer Plan geformt. Es würde nicht reichen, wenn Sam wieder die Kontrolle erlangte, denn allein deswegen würde Luzifer diesen Körper nicht freiwillig verlassen.

„Ich würde gerne sehen wie du das versuchst.“ ER lachte doch mittendrin verwandelte sich die kalte Lache in eine hoffnungsvolle. Ihr Dad hatte es geschafft.

„Papa?,“ fragte sie trotzdem um sich abzusichern.

„Ich hab ihn, Jenny … ich hab ihn … aber ich weiß nicht wie lange ich ihn halten kann.“ ~Nicht lange genug, um sie davor zu retten, von mir Fetzen gerissen zu werden!~ schrie Luzifer in Sams Kopf. ER war außer sich. Wie war das passiert? Das war unmöglich. Ein Mensch war zu schwach, um IHN in Schach zu halten. Wie hatte Sam verbergen können, dass er wieder stärker geworden war?

„Du wirst ihr nichts tun!,“ sagte Sam laut. ~Koste deine zwei Minuten Kontrolle ruhig aus. Meine Rache wird umso süßer sein.~

„Du wirst dich wundern, was zwei Minuten alles ändern können,“ entgegnete der Winchester.

~Da bin ich ja mal gespannt. Denkt ihr, ich spaziere einfach so aus diesem Körper raus und lass euch gewinnen?~
 

Sam sah Jenny in die Augen und fragte via Gedankenübertragung:

„Weißt du was zu tun ist?“

„Ja … aber es wird dir auch wehtun …“ Sie wusste, dass ihr Plan riskant war und sie musste sich darauf verlassen, dass die Engel ihren Vater würden heilen können.

„Egal … tu es … nur so kannst du mich retten.“ Er hatte so viel durchgestanden, dann würde er das auch noch schaffen.

„Ich hab dich lieb Papa … halt an deinen Gefühlen fest, dann kann ER dich nicht überrumpeln. Du bist stärker als du denkst.“

„Ich hab dich auch lieb Kleines und ich bin so stolz auf dich.“ Dann nickte er. Sie sollte anfangen.
 

Sie wusste, dass ER sich mit allen Mitteln in Sam festkrallen würde. Der einzige Weg IHN zu besiegen bestand darin IHN zu zwingen den Körper zu verlassen und dafür musste sie Luzifer so sehr zusetzen, dass er keine andere Wahl hatte, als sich von ihrem Papa zu lösen. Dafür musste er aber SEINE Hülle verletzen. Sie sah noch einmal, Zustimmung suchend, zu ihrem Vater auf. Noch einmal nickte Sam. Dann begann sie mit dem Engelsschwert auf IHN einzustechen.

Sam riss sich zusammen, um nicht zu schreien. Was immer Jenny vorhatte, es schien nicht zu funktionieren, wenn er ihren Blick wertete. Aber ER schrie ebenfalls, allerdings schien Luzifer eher verärgert als beunruhigt zu sein.
 

Wenn ER sich nicht bald freiwillig lösen würde, würde Sam sterben. Lange würde ihr Vater das nicht mehr aushalten. Sie hatte gehofft ein paar Stiche würden ausreichen, aber ER schien sich nur noch mehr festzukrallen. Wollte ER es denn darauf anlegen getötet zu werden? Nein! Plötzlich verstand sie. ER wusste, dass sie es nicht fertig brachte, ihren Vater zu töten und setzte darauf, dass sie aufgeben würde, ehe es zu schlimm für ihn wurde. Sie musste sich schnell etwas anderes einfallen lassen. In ihr sammelte sich das Wissen ihrer Engels- und Dämonenseite. Irgendwas musste es doch geben. Sam wurde schwächer, das merkte Jenny. Sie sah ihn an und ihre Blicke trafen sich. Es folgte ein weiterer Gedankenaustausch.

„Was immer nötig ist … tu es. Du brauchst keine Rücksicht auf mich zu nehmen. Hauptsache, du bist in Sicherheit.“

„Papa … ich … weiß nicht wie … ich will dich nicht verlieren. Ich brauche dich … Dad braucht dich.“

„Konzentrier dich … ich vertraue dir. Du kannst es schaffen.“
 

Sams Worte machten ihr noch einmal Mut. Plötzlich kam ihr eine verrückte Idee. Oder besser gesagt, hatte sich aus ihrem komplexen Wissen eine hoffentlich rettende Idee geformt. Engel und Dämonen …sie vereinigte beides in sich. Und nur beides zusammen konnte gegen Luzifer gewinnen. Plötzlich fing sie an eine lateinische Formel aufzusagen, die hohe Dämonen benutzten, um Engel zu exorzieren. Sie musste mit der Kraft der Dämonen auch deren fundiertes Wissen aufgenommen haben.
 

„Omni Potentas dei potestatum invoco

Omni Potentas dei potestatum invoco

Aborbe terran

Hoc angelorum in obsequentum

Domine expoet

Domine expoet

Hodie abba tempere“*
 

Wenn sie mit ihren Engelskräften Luzifers Essenz stoppen konnte, bevor ER entkam, dann konnte sie ihn außerhalb von Sams Körper erledigen. Und tatsächlich tat sich etwas. Fast aus sämtlichen Löchern in Sams Körper kam nun ein bläuliches Licht.

~Nein … nein … woher weiß sie das … das habe ich nur Lilith verraten~, kam es wütend von Luzifer. Sam bemerkte, dass es nicht mehr so laut war. ER schien sich endlich von ihm zu lösen. Und auf einmal fühlte er sich wie befreit. Dies verlieh ihm einen regelrechten Adrenalinschub, so dass er es schaffte noch immer aufrecht stehen zu bleiben.

„Du hast es geschafft,“ sagte er mit bebender Stimme. Sie lächelte kurz, doch dann musste sie sich wieder auf ihre Aufgabe konzentrieren.
 

Jenny musste einiges an Energie aufwenden, um Luzifers Essenz zu bändigen. Auch ohne Körper war der gefallenen Engel noch unglaublich stark. Ein weiteres Problem war, dass sie erneut nicht wusste, was sie als nächstes tun sollte. Um sie herum fing die Kuppel an zu flackern. Ohne Körper schien ER sie nicht mehr länger aufrecht halten zu können. Was konnte sie tun? Oder sollte sie sich besser fragen, was sie tun wollte. War es möglich ihn zu töten? Wollte sie ihn töten? Hatte er es nicht viel mehr verdient bis in alle Ewigkeit eingesperrt zu sein? Nur wo sollte sie ihn einsperren, dass man ihn nicht einfach irgendwann wieder befreien könnte? Die bläuliche Essenz Luzifers noch immer mit Mühe unter Kontrolle haltend, dachte sie fieberhaft nach. Sie musste IHN irgendwie schwächen. Sie fühlte sich wie ein Kind dem das letzte Puzzleteil fehlt. Puzzleteile … sie musste SEINE Essenz in Teile aufspalten und diese überall hin verteilen, so dass man sie nie wieder zusammen setzen konnte. Aber das würde nicht reichen. Die Teile mussten auch unerreichbar weggesperrt werden. Für beide Aufgaben würde sie all ihre Energie brauchen. Sie schloss die Augen.
 

ER wusste, dass ihr nichts einfallen würde, um IHN aufzuhalten. ER war körperlos, aber noch immer auf Erden. Sie konnte ihn nicht vernichten. Nicht ohne Körper. Was für eine Schnappsidee das von ihr war. Was wollte sie jetzt machen. Es war geradezu putzig zu sehen wie sie angestrengt nachdachte. Wenn ER noch einen Körper hätte würde ER lachen. Doch plötzlich verflog dieser Gedanke und Unruhe kam in IHM hoch. SEINE Essenz war auf einmal starr geworden. Was passierte da mit IHM?
 

Ihre Engelkraft hatte sie benutzt, um Luzifers Essenz quasi einzufrieren und mit ihrem eigenen Blut zeichnete sie nun etliche seltsame Zeichen, Enochische Siegel, flüsterte ihr eine Stimme in ihrem Kopf zu, auf die starre Essenz. Sam sah ungläubig und zugleich fasziniert dabei zu. Er hatte Schmerzen. Der Adrenalinschub begann abzuebben. Jenny spürte ihre Engelskräfte schwinden. Doch es war in Ordnung. Sie brauchte sie jetzt nicht mehr. Den Rest würde ihre Dämonische Kraft erledigen und so zeitgleich ihren Körper verlassen. Dieser Teil hatte sich ohnehin noch fremder angefühlt, als der Engelsteil in ihr und sie war froh, dass sie ihn wieder los werden würde. Panik kam in IHM auf. Er kannte diese Zeichen. Sie bedeuteten nichts Gutes für IHN. Was hatte sie nur vor? Luzifer würde nie erfahren was genau mit IHM passiert war. Mit all ihrer Kraft brachte sie SEINE Essenz zum zerbersten.
 

Außerhalb der Kuppel:
 

Die dunkelviolette Kuppel begann auf einmal zu flackern.

„Was passiert da?,“ fragte Dean, der am weitesten vom Zentrum der Lichtung entfernt war.

„Die Kraft der Abschirmung lässt nach. Das kann nur zwei Dinge bedeuten. Entweder Jenny hat ihn besiegt oder,“ hier stockte Barachiel.

„Oder was?,“ kam es erneut von Dean. Der Winchester ahnte was die Antwort darauf sein würde, doch ein Teil von ihm hoffte auf eine andere Alternative.

„Oder sie ist tot und er benötigt die Abschirmung nicht mehr,“ kam es nüchtern von John. Dem älteren Bruder entfuhr ein Wimmern. Es zu ahnen und es dann zu hören waren zwei verschiedene Dinge. Er wünschte John hätte es nicht gesagt. Es klang so als hätte sein Vater bereits jegliche Hoffnung auf ein gutes Ende aufgegeben und es traf Dean tief im Inneren weh. Ihm wurde eines erschreckend klar. John musste innerlich tot sein, vollkommen zerbrochen, sonst würde er anders reagieren. Dean zerdrückte eine Träne für den Vater, den er schon lange zuvor verloren hatte.
 

Deans Reaktion brach dem Schrottplatzbesitzer fast das Herz. Der Tonfall von John war so kalt, dass Bobby ihm am liebsten eine verpasst hätte, doch dies ließen seine Verletzungen im Moment nicht zu.

„Wie kannst du ihm das so gefühllos vor den Bug knallen?,“ giftete er stattdessen den Winchester an.

„Er hat ein Recht die Wahrheit zu erfahren und an dieser Wahrheit gibt es nun mal nichts zu beschönigen.“

„Du bist und bleibst ein Arschloch,“ sagte der Bärtige unverblümt. Auf einmal verschwand die Kuppel und zahlreiche blaue Splitter flogen in alle Himmelsrichtungen davon **. Dann konnte man sehen wie die Körper von Sam und Jenny zuerst in die Knie und dann zu Boden gingen.
 

Trotz seiner harten Worte war John, gefolgt von Barachiel, der erste bei den beiden. Er kniete neben Sam, während der Engel sich sofort um Jenny kümmerte. Dean hielt es nicht mehr am Boden. Er versuchte aufzustehen. Er musste zu seiner Familie. Sie brauchten ihn. Bobby sah was sein Junge vorhatte und versuchte ihm zu helfen. Er griff einen der längeren Äste von dem Haufen, den Castiel für seine Schiene gesammelt hatte und reichte ihn dem Winchester.

„Nimm das als Krücke,“ riet Bobby dem Jüngeren. Auch der schwarze Jäger war nun auf den Beinen und half Dean beim aufstehen. Der kleinere Winchester biss die Zähne zusammen und schaffte es endlich sich aufzurichten. Sein Knöchel hatte wohl doch mehr abbekommen als er und Barachiel angenommen hatten. Dennoch musste er es zu Sam und Jenny schaffen. Mit Rufus als zweite Stütze gelangte er und Bobby schließlich zu den anderen Vieren und verlangte sofort Informationen.

„Was ist mit ihnen?“ Er sah, dass Sam und Jenny bluteten und scheinbar nicht bei Bewusstsein waren.
 

„Sie leben beide noch,“ versicherte John, der sein Oberhemd ausgezogen hatte und dieses nun gegen eine von Sams schwereren Verletzungen drückte.

„Ist … er … wieder Sammy oder …?,“ wollte Dean wissen.

„Luzifer ist nicht mehr in ihm,“ beteuerte der Oberste Schutzengel und fuhr sogleich mit seinen Erklärungen fort.

„Die Schusswunde, die DER Colt ihm verpasst hat … Luzifer hat sie nichts ausgemacht. Sie hat nur kurz minimal geblutet, ehe ER es unterbunden hat. Doch ER hat die Wunde nicht verschlossen, sondern nur die Blutung gestoppt. Jetzt wo ER nicht mehr in Sam ist, hat die Wunde wieder angefangen zu bluten. Ich will nichts beschönigen. Es ist was ernstes … diese Wunde … dieser COLT … er … er ist mächtig genug Monster und Dämonen zu töten … und auch für einen Menschen kann so eine magische Wunde verheerende Folgen haben. Dafür muss die Wunde an sich nicht einmal lebensbedrohlich sein. Das ganze verschlimmert sich noch durch die Spur von Jennys Kraft mit der sie offenbar gegen Sam vorgegangen ist. Noch dazu kommen die kleineren Verletzungen, die wohl von einem Engelsschwert verursacht wurden.“

„Du … du kriegst das doch wieder hin. Du hast vorhin selbst gesagt, dass du deine Kräfte wieder zurück kommen spürst.“

„Ja … ich könnte ihn heilen …“

„Wo ist dann das Problem?,“ fragte Dean aufgebracht.

„Ich glaube da kommt ein riesiges aber,“ befürchtete Rufus und lag damit richtig.
 

„Ich kann ihn heilen, aber das würde mich so viel Energie kosten, dass ich Jenny …“

„NEIN … NEIN … NEIN! Du willst jetzt nicht sagen, was ich denke …,“ kam es nicht wahrhaben wollend von Dean. Das konnte nicht wahr sein. Nahm denn sein Alptraum nie ein Ende?

„Ich wünschte, ich könnte dir etwas anderes sagen, aber ich habe nicht die Energie sie beide zu retten. Jennys Verletzungen sind nicht ganz so schwer wie Sams, aber irgendwie hat die Rückverwandlung automatisch eingesetzt und der Stress den die langsame Transformation mit sich bringt, könnte sie in Verbindung mit ihrer Verletzung töten. Ich kann sie aber nicht heilen, bevor sie nicht wieder eine Einjährige ist, denn solange sich ihr Körper immer wieder verändert, kann meine Heilkraft nicht wirken. Ich muss sie in den Himmel bringen. Dort vergeht die Zeit schneller und die Transformation wird beschleunigt. Dort kann ich auch die Wunde im Status Quo halten. Dafür muss ich aber bei ihr bleiben und bis ich wieder auf der Erde bin, könnte es für Sam zu spät sein.“

„Und was jetzt?,“ fragte Dean frustriert.

„Du … du musst eine Entscheidung treffen und das möglichst schnell,“ sagte der Engel und Mitleid schwang in seiner Stimme mit.

„Bist du irre? Wie kannst du sowas von ihm verlangen?,“ kam es von Rufus.

„Für was seid ihr Engel überhaupt gut?,“ schimpfte John.

„Halt dich da raus. Er hat mehr getan als du. Wenn du nicht auf Sam geschossen hättest, müsste Dean diese unmögliche Entscheidung jetzt nicht treffen,“ sagte Bobby und klang gefährlich ruhig.
 

Dean atmete schwer. Wieso passierte das? Hatten denn alle Beteiligten seiner Familie nicht schon genug gelitten? Er wusste zwar nicht was genau in der Kuppel passiert war, aber Jenny hatte es irgendwie geschafft. Sollte sie jetzt dafür bestraft werden? Sie hatte das alles getan, um Sam zu retten, wenn er trotzdem starb wäre alles umsonst gewesen.
 

I'm being pulled both ways

And it's breaking my heart, tearing me apart

It's impossible to choose
 

Bobby hatte Recht. Es war eine unmögliche Entscheidung. Er würde einen seiner Lieben zum Tode verurteilen. Und dabei hatte er bis vor kurzem alles was er sich je erträumt hatte direkt vor sich. Wie grausam war es, das jetzt mit einer einzigen Entscheidung zu verlieren.
 

Everything that I've dreamed right in front of me

If I win what would i lose

How can I learn to live one day with what if
 

Er würde sich immer fragen müssen, was wäre wenn er sich anders entschieden hätte. Er liebte sie beide so unendlich. Es gab nicht mal eine richtige Entscheidung. Er würde sich so oder so schuldig fühlen. Was sollte er nur tun?
 

Maybe this was meant to be

But I'm feeling so confused

And I don't know what to do
 

Er dachte an Sammy. Er hatte für den Rest seines Lebens mit ihm zusammen sein wollen. Sie wollten eine Familie sein. Hatte es einfach nicht sollen sein? Egal wie er sich entschied, es würde nie wieder wie früher werden.
 

We'll stay together always that's the promise we made

But suddenly it's not so clear

Things will never be the same
 

Wie würde Sam entscheiden? Würde er ihm verzeihen, wenn er ihr kleines Mädchen opferte? Sam und er waren ein Paar, aber sie waren auch Eltern. Tief in seinem Innersten hatte er die Entscheidung getroffen. Aber es war so schwer los zu lassen. Er würde für Sam auf jeden Fall alles tun was möglich war und die ganze Zeit bei ihm bleiben, selbst bis zum bitteren Ende. ~Es tut mir leid, Sammy~, dachte Dean als er auch bewusst die Entscheidung traf.
 

Bobby sah den Schmerz in Deans Augen. Sein Junge war in einer Situation in der niemand auf der Welt mit ihm tauschen wollen würde. Er legte ihm seinen unverletzten Arm um die Schultern. Er wollte ihm zeigen, dass er ihn, komme was wolle, unterstützen würde.

„Dean, die Zeit wird knapp, für beide. Du musst dich entscheiden,“ sagte Barachiel.

„Kannst du Bobby und Rufus heilen, bevor du mit Jenny in den Himmel fährst?“

„Ja, ich denke schon. Warum …“

„Wenn du die beiden heilst, können sie los gehen und Hilfe holen. John und ich kümmern uns solange um Sam. Vielleicht kann man ihm im Krankenhaus helfen.“

„Ich bezweifle es zwar, aber man soll bekanntlich nichts unversucht lassen. Also soll ich …“

„Rette Jenny. Ich denke Sam würde auch so entscheiden.“ Barachiel nickte. Dann wand der Engel sich zu Bobby und Rufus, um ihre Verletzungen zu heilen.

„Ich könnte dich auch …“

„Nein,“ kam es vehement vom älteren Bruder. Er wollte sich nicht heilen lassen. Warum sollte es ihm körperlich gut gehen während Sam litt? Außerdem brauchte er irgendwie den körperlichen Schmerz, um sich von seinem seelischen abzulenken. Barachiel schien zu verstehen.

„Ich komme so schnell zurück wie möglich,“ versprach er und war dann mit Jenny verschwunden.
 

Zeitgleich versanken alle Luzifer-Splitter, 66 an der Zahl, über den gesamten Planeten verteilt kilometertief im Erdreich, wo sie von 66 Siegeln auf ewig eingeschlossen wurden.
 

TBC…
 

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Verwendeter Song:

THE CHEETAH GIRLS – What if?

*aus 4x16

**wie hier: http://www.youtube.com/watch?v=qHYDXYUdHlk

Von den Engeln verlassen

An all die Favouriteneinträger von euch, die sich gescheut haben dieses Mamutprojekt vor der vollendung zu lesen, es ist bald soweit. Dies ist das vorletzte Kapitel.
 

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Sie fühlte sich seltsam. Die Zerschlagung von Luzifers Essenz hatte sie ihre gesamte Energie gekostet. Das letzte an was sie sich erinnern konnte, war wie sie ihren Vater angesehen hatte, dessen Augen waren voller Stolz und Dankbarkeit, aber sein Gesicht schmerzverzehrt. Sie hatte es tatsächlich geschafft. Dann wurden sie beide ohnmächtig. Nun kam sie langsam zu sich. Ihre Kleidung war ihr zu groß und die Umgebung, ein heller, weißer, fensterloser Raum, kam ihr vollkommen fremd vor. Wo waren ihre Väter? Plötzlich fühlte sie eine Hand an ihrer Schulter.

„Beruhige dich. Alles kommt in Ordnung. Dein Körper verjüngt sich und deine Verletzung ist stabil,“ sagte eine entfernt bekannte Stimme. Sie erblickte Barachiel.

„Wo bin ich?“

„Im Himmel.“

„Das soll der Himmel sein … Moment, wenn ich im Himmel bin, soll das heißen, dass ich…“

„Du bist nicht tot, keine Sorge. Und was diesen Raum angeht … lebende Menschen gehören nicht hier her, von daher habe ich diesen Hintergrund gewählt. Denn dein Himmel ist noch nicht bereit für dich. Deine Zeit ist noch nicht gekommen.“

„Warum bin ich dann hier, wenn ich nicht tot bin?“

„Um deine Rücktransformation zu beschleunigen und deine Heilung zu erleichtern.“

„Dann kann ich also wieder zurück?“

„Ja … bald. Du bist jetzt ungefähr zehn. Ein wenig wird es noch dauern und dann werde ich dich heilen und dein Gedächtnis anpassen.“

„Wie bitte? Mein Gedächtnis anpassen?“

„Ich habe dich geschaffen, um die Welt zu retten. Du hast deinen Zweck erfüllt und du bekommst einen Neuanfang.“ „Was soll das heißen?“

„Soll heißen, dass dein Schicksal ganz neu geschrieben werden könnte, wenn du es wünschst.“

„Macht es dir wirklich so viele Probleme dich klar auszudrücken?“

„Ich kann dich wieder zu einem Embryo machen, dich in einen Mutterleib pflanzen und dir ein völlig neues Leben schenken. Mit normalen Eltern.“

„Ich habe normale Eltern. Nur weil es zwei Männer …“

„Das ist nicht das was ich meine. Ich meine Eltern, die nichts mit dem Übernatürlichen zu tun haben. Du wirst in Sicherheit sein. Du wirst aus dem Gedächtnis derer entfernt, die dich kennen. Jeder kann mit dem gewohnten Leben fortfahren ohne etwas zu vermissen. Sie werden sich nicht an dich und eure gemeinsame Zeit erinnern, genau so wenig wie an das was mit Luzifer passiert ist.“

„Ja … okay … zur Hölle nein! Ich will meine Väter, meine Familie. So wie sie ist.“

„Bist du dir da sicher?“

„Natürlich. Warum sollte ich meine Familie vergessen wollen?“

„Ich meine nur … hier gilt es genau abzuwägen. Die Alternative, die du wählen möchtest …sie wird kein Spaziergang sein. Die Zukunft der Familie, die du kennst … sie ist trüb …unmöglich zu sagen, ob es langfristig überhaupt eine Zukunft für sie gibt, die mit deinen Vorstellungen übereinstimmt. Sie werden sich an alles erinnern können … Fragen werden aufgeworfen … Fragen deren Antworten schmerzhaft sein können … willst du ihnen nicht lieber dieses Leid ersparen? Mal davon abgesehen …wer weiß wann sie wieder von Monstern heimgesucht werden.“
 

Jenny schüttelte nur ungläubig mit dem Kopf. Barachiel wollte ihnen das Leben erleichtern? Der Engel verstand ja so wenig. Wenn sie aus dem Leben ihrer Väter gestrichen werden würde, dann würde auch deren Zusammenkommen gelöscht. Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass sie der Leim war, der die beiden Teile des Puzzles zusammen hielt, da sie sie zusammen gebracht hatte. Sie waren verlorene Seelenverwandte. Von einigen Engeln für einander bestimmt und von anderen Engeln in eine unmögliche Situation gebracht.

„Oh … ich bitte dich. Ich bin mir dessen bewusst. Ich bin zwar ein Engel, aber kein Idiot.“

„Warum kommst du dann auf die Schnappsidee mir so etwas anzubieten?“

„Weil ich weiß, dass das Leben auch trotz Leim leicht aus den Fugen geraten kann.“

„Ich weiß, aber so ist das Leben. Es nicht fair, es ist kein Zuckerschlecken. Das erwarte ich auch gar nicht. Ich weiß nicht was du mit dieser Fragen/Antwort Metapher ausdrücken willst, aber ich vertraue auf das, was ich weiß und gesehen habe. Zusammen überstehen die beiden jeden Sturm und ich will bei ihnen sein. Ich will ein Leben, kein von dir geschaffenes Utopia!“ Plötzlich lächelte Barachiel.

„Das ist es was ich hören wollte.“

„Engel sind Arschlöcher!“

„Ich befürchte, dass ich das heute noch öfter zu hören kriege.“

„Was soll das nun wieder heißen?“

„Das hat dich nicht zu kümmern.“ Er berührte sie an der Stirn und begann auch ihre Seele zu verjüngen, so dass sie für den Körper einer Einjährigen geeignet war. Kurzum, er machte sie zu der Jenny, die sie vor Zacharias Zauber war. Ihr würde er die Erinnerung an Luzifer und alles was damit zusammenhing nehmen, alles andere stand in den Sternen.
 

Auf der Lichtung:
 

Bobby und Rufus waren sofort losgegangen, nachdem Barachiel verschwunden war. Hier mitten im Wald hatten sie keinen Handyempfang. Sie mussten zur Straße und es da versuchen. John und Dean waren bei Sam geblieben, der noch lebte, aber noch nicht wieder bei Bewusstsein war. Der ältere Winchester-Sohn hielt sich krampfhaft, mit dem Ast als Krücke, auf den Beinen. Lange konnte er diese Position nicht bei behalten und zu sehen wie John sich um Sammy kümmerte, den Sohn den er aus der Familie vertrieben hatte, den er angeschossen und aufgegeben hatte, ließ in ihm eine bisher unbekannte Wut aufkommen.

„Geh weg von ihm!,“ sagte Dean mit einer Autorität in der Stimme, die selbst einen John Winchester in die Schranken wies.

„Junge…er braucht…,“ kam es daher nur kleinlaut von seinem Vater.

„Ich weiß was er braucht. Du hast mich medizinische Grundversorgung gelehrt, da war ich kaum eingeschult. Aber abgesehen davon braucht er jemanden der an ihn glaubt, der ihn nicht vorverurteilt, ohne die Fakten zu kennen.“ Noch immer schwebt die Vorstellung, dass Sam tatsächlich von sich aus gegangen war und ja gesagt hatte, wie eine dunkle Wolke über ihm. Alles deutet darauf hin, aber wie in einem Rechtsstreit musste zunächst von der Unschuld des Angeklagten ausgegangen werden bis die Schuld zweifelsfrei bewiesen war, und das war sie nicht. Solange Dean Sams Aussage nicht gehört hatte, galt - im Zweifel für den Angeklagten. Seine Angst vor der möglichen Wahrheit beiseite schiebend, konzentriert er sich auf das was in diesem Moment als einziges zählt. Auf seinen Sammy, schwer verletzt, immer schwächer werdend, dem Tod überlassen, sollte Hilfe nicht rechtzeitig eintreffen.
 

„In deinem Zustand wirst du ihm keine große Hilfe sein. Du hättest Barachiel dich heilen lassen sollen,“ meinte John ohne auf Deans Anschuldigung einzugehen.

„Deine Meinung interessiert mich nicht.“ Er ließ sich zu Boden sinken und zog Sam auf seinen Schoß. John ließ ihn gewähren und drückte weiter auf Sams Wunde.

„Lass ihn los. Ich hab die Verantwortung für ihn … hatte sie schon seitdem du ihn mir mit sechs Monaten in die Arme gedrückt hast. Tu jetzt nicht so als würde es dich kümmern, was aus ihm wird.“ Mit einer Handbewegung schob er Johns Hand weg, die das mittlerweile blutdurchtränkte Oberhemd gegen die Wunde presste. Er war so wütend auf John, dass er seinen Vater nicht mal ansehen konnte.

„Du weißt doch nicht wovon du sprichst. Ich bin euer Vater. Ich liebe euch beide.“

„Wenn dir diese Einbildung hilft nachts besser zu schlafen ...“ Diese Worte trafen John hart. Er stand auf.

„Ich werde noch ein wenig Holz sammeln und ein Feuer machen, damit Sam es warm hat.“ Dean reagierte nicht. All seine Konzentration galt Sammy. Dieser hatte soeben ein Stöhnen von sich gegeben und die Augen einen Spaltbreit geöffnet. Ihr Vater hatte sie auf solche Situationen vorbereitet. Dean wusste was zu tun war. Er musste zu Sam durchdringen, ihn wach halten. Verhindern, dass er in einen Schockzustand abglitt.

„Ich beeil mich,“ sagte John und lief in Richtung Wald, als auch er mitbekommen hatte, dass Sam langsam wieder zu Bewusstsein kam.
 

Sam hatte gesehen wie seine Tochter Luzifer besiegt hatte, doch dann hatte ihn die Dunkelheit übermannt. Er hatte Schmerzen. Er stöhnte, aber auf einmal fühlte er sich geborgen. Er fühlte Deans Präsenz. Er versuchte die Augen zu öffnen, doch er schaffte es nicht wirklich. Dann hörte er die Stimme seines Partners.

„Komm Sammy. Du kannst das, mach einfach die Augen auf.“ Sam versuchte ihm zu antworten, doch er brachte kein Wort über die Lippen. Er fühlte sich schwach. Also lauschte er einfach weiter der beruhigenden Stimme. Bemerkte jedoch die Angst die darin mitschwang.

„Es ist gar nicht so schlimm, Sammy. Rufus und Bobby holen Hilfe. Wir kriegen dich in Null Komma nichts wieder hin.“ Dean hoffte auf eine Antwort, doch bekam nur ein Wimmern zu hören. Auch das letzte saubere Stückchen Stoff von Johns Hemd war mittlerweile blutig. Schnell zog Dean seine Jacke und sein Hemd aus und tauschte dieses gegen Johns. ~Verdammt Barachiel … er stirbt … komm zurück und hilf ihm!~ appellierte er in Gedanken. Tatsächlich erschien kurz darauf der Schutzengel. Er hatte ein kleines Bündel im Arm.

„Es geht ihr gut, aber sie schläft,“ sagte er und übergab das kleine Mädchen ihrem Vater.

„Gut, dann heil jetzt Sam!,“ verlangte Dean. Barachiel sah ihn traurig an.

„Dazu reicht meine Kraft im Moment nicht. Ich muss schnell in den Himmel zurück kehren und mich regenerieren. Ich hoffe, dass ich noch rechtzeitig zurück kommen kann, um Sam zu helfen. Ansonsten liegt es in Gottes Hand.“ Mit diesen Worten verschwand Barachiel.

„Verdammt! Gott? Das ist deine Antwort? Du blödes Arschloch! Komm zurück und heil ihn! Sofort!,“ brüllte er Barachiel hinterher. Doch der Engel kam nicht. Er blieb für Dean unsichtbar in seiner Nähe stehen. Eine letzte Prüfung hatte Dean in diesem Kampf noch zu absolvieren.
 

Im Wald:
 

John hatte einen Entschluss gefasst. Er musste Sam retten. Dazu fiel ihm nur eine Möglichkeit ein. In seinen Taschen hatte er noch einen Satz von allem was man brauchte, um einen Kreuzungsdämon zu rufen. Er hatte eine Stelle gefunden und schnell vergrub er alles. Es war nicht wirklich eine Kreuzung, aber er hoffte, dass es trotzdem funktionierte. Er wartete. Nichts passierte.

„Zeig dich schon du schwarzäugiges Miststück!“

„Nanana, ist das etwa die Art mit der man den König der Kreuzungen begrüßt?,“ erklang auf einmal eine männliche Stimme hinter John. Der Winchester schreckte unmerklich zusammen.

„König? Willst du mich verarschen?,“ fragte John nachdem er sich zu der Quelle der Stimme umgedreht hatte. Er betrachtete den schlicht in Schwarz gekleideten Mann mittleren Alters.

„Keines falls. Der Name ist Crowley und ich bin fürwahr der König der Kreuzungen und da deine Jungs, und deine Enkelin nicht zu vergessen, so schön Kahlschlag in der Führungsetage gemacht haben, bin ich vielleicht auch bald der König der Hölle.“

„Wir müssen reden.“

„Oh John-Boy, Nachdem du eine meiner besten Angestellten kaltblütig abgeknallt hast und dann auch noch den großen bösen Gelbäugigen, hast du echt noch den Nerv einen weiteren Dämon zu rufen und um einen Gefallen zu bitten?“

„Kein Gefallen, ich will dir einen Deal vorschlagen.“
 

Auf der Lichtung:
 

Sam hörte Dean schreien. Es gefiel ihm nicht. Dean sollte sich nicht aufregen. Es sollte ihm gut gehen. Der größere Mann sammelte seine letzten Kräfte. Er musste noch einmal mit Dean reden. Ihm sagen, dass er ihn liebte.

„D..dean,“ brachte er mit zittriger Stimme über die Lippen.

„Hey … hey … Sammy … du bist wach … alles wird gut, hörst du …,“ sagte Dean und Sam wusste, dass der Ältere diese Scharade bis zum Ende durchziehen würde.

„Jenny …“ Der jüngere Wincherster musste einfach wissen, ob seine Tochter in Ordnung war.

„Sie ist hier … es geht ihr gut. Sie schläft … ihr habt es geschafft. Und ihr seid beide wieder bei mir. Das ist das Wichtigste.“ Dean klang liebevoll, stolz und traurig. Plötzlich hörte der ältere Bruder ein Rascheln. Castiel war erschienen.

„Die Engel haben gesiegt. Die Dämonen sind auf dem Rückzug,“ verkündete er.

„Hilf ihm …,“ flehte Dean den Engel an.

„Ich kann es nicht. Seine schwerste Wunde ist übernatürlicher Natur. Selbst wenn ich im Vollbesitz meiner Kräfte wäre, könnte ich ihn nicht heilen, dafür bin ich zu schwach.“

„Dann ruf einen deiner gefiederten Freunde.“

„Wir sind Brüder …“

„Du weißt genau was ich meine!“

„Sie … sind beschäftigt.“

„Was soll das heißen?“

„Sie … sie können Sam nicht helfen.“

„Können nicht oder wollen nicht?“ Castiels Schweigen lieferte Dean die Antwort.

„Verschwinde, du verfluchter Mistkerl!“

„Es tut mir leid …“

„HAU AB!“ Castiel zuckte zusammen und verschwand.
 

Als er unsichtbar war und sich in den Himmel teleportieren wollte, spürte er die Anwesenheit eines anderen Engels, der im Verborgenen stand.

„Barachiel?,“ kam es fragend von dem niederen Engel. „Warum verbirgst du dich vor ihnen?“

„Um eine Theorie zu überprüfen und hoffentlich eine unschuldige Seele vor dem Gang in die Hölle zu bewahren und Liebenden eine Zukunft zu verschaffen.“

„Ich verstehe nicht…“ Daraufhin weihte Barachiel den anderen Engel ein.
 

TBC…

Der Deal

So, hier nun das letzte Kapitel.
 

+++++++++++++++++++++++++++++++++++

Im Wald:
 

„Warum sollte ich einen Deal mit dir machen?“

„Ich kann dir eine Waffe geben, mit der du dir lästige Konkurrenten vom Hals schaffen kannst, aber dafür musst du Sam helfen.“ John hielt den Colt hoch.

„Wirst du etwa sentimental? Ach wenn doch deine Jungs nur wüsste wie sehr du sie doch wirklich liebst,“ sagte Crowley.

„Überleg es dir gut. Es ist wirklich ein gutes Angebot.“

„Ich könnte dir auch einfach das Genick brechen und den Colt so an mich nehmen. Ist wirklich nur ein einfacher Schnippser mit meinem Finger.“

„Wenn du das tun wolltest, hättest du es schon längst getan.“

„Guter Konter Johnny, aber trotzdem, für das Leben deines vertrottelten Sohnes musst du schon noch was drauf legen. Die paar Patronen reichen nämlich bei weitem nicht für das was ich vor habe.“ John schluckte. Damit hatte er nicht gerechnet. Wozu braucht Crowley den Colt? Er kann seine Gegner doch auch mit einem Schnipsen töten.
 

„Ich … ich könnte dich auch einfach mit dem COLT erschießen, dann nichts wird aus deinem Plan – Satz umgebaut,“ versuchte John den Dämon einzuschüchtern.

„Klar, auch eine Möglichkeit, aber wer hilft dann deinem Giraffenbaby von Sohn? Du wirst es nicht darauf ankommen lassen ihn sterben zu lassen. Es nimmt dir zwar keiner ab, aber dir liegt wirklich was an deinen Kindern.“

„Okay, als was willst du? Ich könnte meine Familie davon abbringen weiter Dämonen zu jagen.“

„Deine Jungs sind keine Gefahr mehr für mich. Die wissen gar nicht, dass ich existiere. Außerdem, wie heißt es so schön: Gebranntes Kind scheut das Feuer. Nachdem was heute passiert ist, wette ich mit dir, dass sie eh einen weiten Bogen um Dämonen machen werden.“

„Was willst du dann?“

„Oh, ich dachte da eher an deine Seele. Du verstehst, ich bin im Seelenhandel tätig. Und bin ganz besonders scharf auf Seelen von so nervigen Jägern wie dir. Mein Zerberus mag solche Kauknochen am liebsten.“ John schluckt erneut, diesmal noch schwerer.

„Verstehe, ist `ne schwere Entscheidung, aber die Lebenssanduhr von deinem Sammy-Boy rieselt unaufhaltsam nach unten durch und ich hab auch nicht ewig Zeit. Ich hab viel zu tun. Die Hölle braucht einen neuen Herrscher und der werde ich sicher nicht im Schlaf. Also?“
 

Auf der Lichtung:
 

Sams Atmung wurde flacher, sein Puls schwächer. Er war dabei Dean zu entgleiten.

„Verlass mich nicht Sammy …t u es nicht … nicht jetzt, wo ich dich wieder habe. Bleib bei mir, halte durch … nochmal ertrag ich das nicht,“ flehte Dean seinen Partner an.

„Dean … mir ist kalt.”~Der Blutverlust, verdammt!~, schoss es dem anderen durch den Kopf.

„Sammy, jetzt ist nicht die Zeit für lahme Filmzitate,“ versuchte Dean zu scherzen.

„K … kein … Zitat …“ Dean kniff die Augen zusammen und küsste Sam auf die Stirn.

„Ich weiß, aber keine Sorge, Dad holt Holz und dann macht er ein Feuer, dann wird dir warm.“ Wo blieb John nur? Von Bobby und Rufus war auch nichts zu sehen. Panik kam in Dean hoch. Das konnte nicht sein. Er konnte Sam nicht verlieren. Sams nächste Worte brachen ihm fast das Herz, weil ihm bewusst wurde, dass er sie möglicherweise das letzte Mal gehört hatte.

„Lieb dich …” Sams Stimme war schwach. Er spürte, wie die Bewusstlosigkeit ihn wieder in ihren Bann zog. Er hatte Dean die Wahrheit sagen sollen, doch er war zu feige gewesen und was hätte es auch schon gebracht. Er starb … mehr konnte Dean nicht vertragen.

„Ich liebe dich auch, Sammy … ruh … ruh dich einfach aus. Ich bin bei dir. Ich halt dich …bald kommt Hilfe. Halt noch ein bisschen durch, für mich.“ Er hauchte dem Jüngeren einen Kuss auf die Lippen und bemühte sich aufkommende Tränen im Zaum zu halten. Er musste für Sam stark sein.
 

Im Wald:
 

Es half nichts. Sam würde ohne Hilfe sterben. Bei dem was in der Stadt los war, würden Bobby und Rufus sicher ewig brauchen, um einen Krankenwagen zu organisieren. John blieb nichts anderes übrig.

„Wie viele Jahre kriege ich?“

„Wie viele Jahre? Soll das ein Witz sein? Du solltest dankbar sein, dass ich überhaupt zu Verhandlungen bereit bin. Du hast schon genug verlangt und mit jeder Minute die du verstreichen lässt, wird der Handel uninteressanter für mich.“ John wurde kreide bleich.

„Okay, ich geb dir eine kleine Entscheidungshilfe, weil ich heute echt gute Laune hab. Deine Enkelin hat mir all die lästigen Luziferaner vom Hals geschafft, da will ich ausnahmsweise mal großzügig sein. Also aufgemerkt: Auf der einen Seite ist da deine Seele, die so oder so verdammt ist. Du denkst doch nicht wirklich, dass Deanie-Spatz dir verzeiht, dass du die Liebe seines Lebens angeschossen hast oder?“
 

John sah betroffen zu Boden. Der Colt konnte angeblich alles töten und ja, er hatte ihn auf Sam, nein Luzifer abgefeuert und Sam litt jetzt unter den Folgen der Schusswunde. Dean konnte ihn nicht mal ansehen so sauer und enttäuscht war er von ihm.
 

„Ich sehe, du kannst mir folgen. Also weiter im Text. auf der anderen Seite, deine zwei Jungs. Denk an Dean. Er hängt an dem großen, tollpatschigen, vertrottelten Welpen, sein Leben wird zur Hölle auf Erden ohne ihn. Du weißt wie sich das anfühlt. Willst du wirklich, dass er das gleiche durchmachen muss?“
 

John schüttelte mit dem Kopf.
 

„Das hab ich mir gedacht. Also hast du eigentlich nur eine gute Alternative. Überleg mal, so hättest du tatsächlich die Chance deinen Jungs mal was Gutes zu tun. Du warst ja nicht gerade Vater des Jahres in den letzten Jahrzehnten. Sam würde leben, Dean behält den Inhalt seines Seins, du kannst mit gutem Gewissen abtreten und ich krieg eine Seele, alle sind glücklich, naja, jedenfalls die wichtigsten Beteiligten unseres kleinen Abkommens. Entscheide dich John, Zeit ist Geld oder in meinem Fall Seelen. Tick, tack. Die Uhr tickt.“
 

Es gab keinen anderen Ausweg. Er musste Sam retten. Crowley hatte Recht mit dem was er gesagt hatte. Er war es seinen Söhnen schuldig. Wenigstens mit seinem letzten Atemzug wollte er der Vater sein, den seine Kinder verdient hatten.

„Okay, aber du … wenn du mich … lass mich so sterben, dass die beiden nicht auf die Idee kommen, dass ich vielleicht keines natürlichen Todes gestorben bin.“

„Na gut. Das will ich dir zugestehen. Was darf‘s sein? Herzinfarkt, Schlaganfall, Lungenemboly? Oder mein persönlicher Favorit, ein geplatztes Anoyrisma im Hirn. Mal ehrlich, dass passt perfekt, so oft wie du schon was auf die Birne gekriegt hast.“

„Egal, Hauptsache die Jungs …“

„Ja, ja, ja, ich hab verstanden. Die Jungs sollen nichts mitkriegen. Du stirbst, Sam lebt.“ Abschließend fasste Crowley nochmal alle Punkte des Deals zusammen. Dann überreichte er John ein Stück Pergament und einen Füller.

„Fehlt nur noch deine Unterschrift.“

„Eins noch … wenn du Sam heilst … es darf nicht zu auffällig sein …“

„Gute Idee … wir wollen ja nicht, dass deine Jungs auf mich aufmerksam werden. Ich schreib das noch schnell zu §3, in die Klausel in der er es um die Art deines Ablebens geht.“ Der Dämon nahm sich noch einmal den aufgesetzten Vertrag vor.
 

Auf der Lichtung:
 

Auch Dean bemerkte, dass Sams Zustand sich verschlechterte.

„Sammy, nein … bleib bei mir … komm schon …“ Er streichelte Sam übers Gesicht und durchs Haar.

„Müde … D …”

„Ich weiß … aber du musst nur noch ein bisschen durchhalten. Bobby und Rufus … sie sind sicher schon dabei die Sanitäter herzuführen …“ Sam versuchte es. Dean merkte, wie Sam probierte seinen Blick auf ihn zu fokussieren. Doch er verlor den Kampf. Seine Augen rollten oben und die Dunkelheit holte ihn ein.

„Sammy … SAMMY … nein … nein … nein … nicht so … nicht jetzt …“ Dean fühlte nach Sams Puls, er war kaum noch tastbar. Der Winchester begann mit einer Herzdruckmassage. Sam hatte zwar so viel Blut verloren, dass es nur noch wenig zirkulierendes Blut gab, aber er durfte einfach nichts unversucht lassen.
 

[style type="italic"] „Du musst einschreiten. Du siehst doch, dass er es nicht kann. Sam wird sterben,“ appellierte Castiel an den Obersten Schutzengel.

„Noch kann er ihn retten. Ich spüre, dass es in ihm steckt. Er muss sich nur darauf einlassen, den Schlüssel finden.“

„Aber … ist es das wirklich wert …? Nur um zusehen, ob es funktioniert?,“ kam es zweifelnd von Castiel. Diese Familie hatte in seinen Augen schon genug durchgemacht und sollte nicht Opfer weiterer Spielchen werden. Was war nur in Barachiel gefahren? Warum half er Sam nicht einfach? War er im Endeffekt keinen Deut besser als Zacharias? Spielte er nur mit den Menschen? Hatte er sich nur gekümmert, weil es um die Winchesters ging? Seine Laborratten an denen er Experimente machen konnte? Der Engel konnte nicht länger zusehen. Er würde jetzt zu Dean und Sam gehen und alles geben, was er hatte, um zu versuchen Sam zu heilen. Anna hatte ihre Gnade für diese Familie geopfert. Castiel konnte Sam nicht sterben lassen und offensichtlich bewahrheitete sich Barachiels Theorie ja nicht. Er machte sich sichtbar und wollte gerade aus dem Schatten der Bäume auf die Lichtung treten, als der Schutzengel ebenfalls sichtbar wurde und ihm am Arm packte.[/style]
 

„Las mich gehen! Ich werde Sam helfen!“

„Du bleibst hier, das ist ein Befehl!“

„Wie kannst du das tun? Ich dachte du wärst anders.“

„Er muss es alleine schaffen!“

„Ich riskiere es nicht, dass Sam stirbt. Lass mich los!“

„Wenn du dich jetzt meiner Anweisung widersetzt und ihm hilfst, wird das Konsequenzen für dich haben und ich rede da nicht von einer kleinen Abmahnung!“

„Dann sei es eben so …“ Castiel riss sich los und trat auf die Lichtung zu. Plötzlich überkam den Engel ein seltsames Gefühl. Als würde etwas in seinem Inneren abreißen. Es tat weh und gleichzeitig war es seltsam angenehm. Ein blendend helles Licht entstand und begann sich von ihm abzutrennen. Castiel verlor das Bewusstsein.
 

Barachiel seufzte. Der Teil seines Plans hatte schon mal funktioniert. Auch wenn der Himmel nun, um einen Engel ärmer war. Er kniete neben dem zu Boden gegangenen Körper. Über dem Körper schwebte eine leuchtende Kugel, die langsam tiefer sank.

„Du bist gefallen, Castiel … du hast dich so verhalten, wie ich es voraus gesehen habe … Anna wäre stolz auf dich. Ich bin es auch.“ Er berührte den Körper. Dieser begann kleiner zu werden, bis ein kleines Baby mit blauen Augen in einem Haufen Klamotten, umgeben von einem Trenchcoat, lag. Die Lichtkugel vereinigte sich mit einem gerade gekeimten Spross. Aus ihm würde ein mächtiger, uralter Baum werden.

„Sobald alles erledigt ist, werde ich dich zu einer Familie bringen, die sich sehnlichst ein Kind wünscht und von der modernen Fruchtbarkeitsmedizin enttäuscht wurden. Durch dich werden sie ihren Glauben wieder finden und dir ein gutes Leben bieten. Und wenn es an der Zeit ist, wird deine Seele ihren Partner finden und du und Anna könnt endlich zusammen sein.“ Er hüllte das Baby in den Trenchcoat.

„Ich werde dich vermissen, Castiel.“
 

Im Wald:
 

„Alle Details wurden berücksichtigt … du kannst jetzt unterschreiben,“ sagte Crowley und reichte ihm erneut Pergament und Füller.

„Moment … woher weiß ich, dass du mich nicht bescheißt und Sam doch sterben lässt? Ich will sehen, dass Sam lebt.“

„Johny … komm schon. Hast du so wenig Vertrauen in mich?“

„Du bist ein Dämon!“

„Das trifft mich jetzt aber hart. Aber schau! Deine expliziten Wünsche lassen es leider nicht zu. Wie verdächtig ist es bitte, wenn ihr alle ins Krankenhaus kommt und durchgechekt werdet, die Ärzte dir mit Ausnahme einer leicht alkoholgeschädigten Leber eine tadellose Gesundheit bescheinigen und du dann, wenn Sam über den Berg ist, plötzlich tot umfällst?“

Plötzlich kam John ein Gedanke, der seinen Plan unauffällig zu sterben zu Nichte machen könnte.

„Wenn sie merken, dass der Colt weg ist, werden sie eh Verdacht schöpfen!“

„Winchester, du bist echt ein harter Knochen am Verhandlungstisch. Lass mich überlegen …du stirbst sofort und ich verzichte auf den COLT. Würde eh nicht viel nützen bei den paar Kugeln die noch übrig sind. Deal oder kein Deal? Die Zeit läuft ab!“ Eine Winchester-Seele als kleines Bonbon für zu ihm konvertierende Luziferaner Dämonen würde ihn ohnehin viel weiter bringen.
 

Auf der Lichtung:
 

„Sammy … SAMMY … gib nicht auf …“ Unablässig versuchte Dean Sams Blutkreislauf in Gang zu halten, doch noch immer war der Puls kaum vorhanden. Wo blieben Rufus und Bobby mit dem Krankenwagen? Von John war er es ja gewohnt, dass er unzuverlässig war, aber Bobby? Ob den beiden Jägern was passiert war? Waren sie womöglich von Dämonen auf dem Rückzug überrascht worden? Nein … das durfte einfach nicht auch noch passieren. Bobby würde Hilfe holen. Sam durfte einfach nicht sterben. Sein Sammy hatte ihn dazu gebracht mehr für sich selbst zu wollen und an eine bessere Zukunft zu denken. Aber in jeder erdenklichen Zukunft kam Sam vor. Es war kitschig, aber er wollte nichts lieber als mit Sam alt zu werden. Sam durfte nicht sterben. Nicht jetzt.
 

I wanna grow old with you

I wanna be looking in your eyes

I wanna be there for you

Sharing everything you do

I wanna grow old with you
 

Er sah zu Jenny hinüber. Sie schlief friedlich. Die Kleine brauchte Sam. Dean unterbrach die Herzdruckmassage, um erneut den Puls zu ertasten. Sein Hemd, das er auf Sams Wunde gedrückt hatte, war bereits wie Johns, blutdurchtränkt. Diesmal konnte Dean keinen Puls mehr fühlen. Sams Atmung setzte aus.
 

Im Wald:
 

„Sehr schön! Alles unter Dach und Fach. Ich lass dir noch einen Moment, um dich zu sammeln, aber dann wird brav gestorben,“ sagte Crowley, rollte das Pergament ein und klopfte John auf die Schulter. Dann trat er ein paar Schritte beiseite.

Gleich war es also soweit. Das Ende seines Lebens. John zog seine Brieftasche aus der Hosentasche und holte ein abgegriffenes Bild heraus, das seine Söhne im Kindesalter zeigte. Pastor Jim hatte es irgendwann mal gemacht. ~Jungs … ich tue das für euch … es tut mir so leid … ich hoffe ihr werdet euer Glück finden~. Das waren seine letzten Gedanken.
 

Auf der Lichtung:
 

„Nein … nein … nein. Das darf nicht sein … atme verdammt.“ Die Reanimationsbemühungen zeigten bislang keine Wirkung. Doch mit dem Mut der Verzweiflung versuchte Dean es immer weiter.

„Sammy bitte … tu mir das nicht an …“ Seine Tränen hatte er schon lange nicht mehr unter Kontrolle.
 

In einiger Entfernung stand noch immer, der dem menschlichen Auge verborgene, Barachiel. Alles hing am seidenen Faden. Nur wenn Dean es schaffte konnte alles gut werden.

„Du schaffst das Dean … nutzte deine Kraft … sie steckt in dir,“ murmelte der Schutzengel. Dann passierte es.
 

„Du wirst heute nicht sterben … hörst du Sam … ich lass dich nicht sterben …,“ schrie er den leblosen Körper seines Partners an. Er fuhr mit der Herzdruckmassage fort. Plötzlich geschah etwas Seltsames. Dean fühlte sich komisch. Als er seine Hand hob, um sie wieder auf Sams Brustkorb zu drücken, leuchtete sie auf einmal und es schien als würde sie einen schwarzen Schatten aus Sam heraus und in Dean hinein ziehen.
 

Alles passierte gleichzeitig. John brach leblos zusammen. Seine Seele löste sich von seinem Körper.

Was auch immer mit Dean geschah, es überwältigte ihn. Er verdrehte die Augen und kippte zur Seite.

Sams Puls wurde kräftiger.

Barachiel lächelte. Es war vollbracht. Jetzt musste er sich beeilen, wollte er seinen Plan zu Ende bringen.
 

THE END !?

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Verwendeter Song:

I Wanna Grow Old With You Lyrics - Westlife



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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Akikou_Tsukishima
2015-04-03T00:02:47+00:00 03.04.2015 02:02
Haha geil die sache mit den Kassetten
oder das zusammenkrachende Bett


Und jennys pinken Aktion haha
Von:  Akikou_Tsukishima
2015-04-02T22:37:51+00:00 03.04.2015 00:37
Erkläre mir das mit dem Psalm Bitte mal genauer
Von:  Akikou_Tsukishima
2015-04-01T18:38:26+00:00 01.04.2015 20:38
Ah der letzte Satz von der Schwester ist so süß


Von:  Darla
2013-06-11T23:38:33+00:00 12.06.2013 01:38
Bitte sag mir, dass das nicht das letzte Kapitel ist!???
Die Geschichtge kann doch nach so einem spannenden Kapitelende nicht einfach aufhören!!!!!
Bitte, bitte, bitte, bitte!!!!!!!
Ich meine, was ist mit Dean, was mit John und was mit Sammy???????

Vlg.
Darla
Antwort von:  jesaku
13.06.2013 16:45
ich arbeite an einer fortsetzung, weiß aber noch nicht, ob ich die hier posten werde oder nur auf ff.de
Von:  Stevielein
2013-06-03T18:21:56+00:00 03.06.2013 20:21
Warum wird immer an so spannenden Momenten halt gemacht, das ist da wie Werbung beim Film sehen :D
Da war ich schon so erleichtert das sie den Kampf gewonnen haben und nun das Q_Q
Ich hoffe es geht bald weiter und mich würde auch Interessieren ob Cass Anna wieder findet.
So viele Fragen und noch so viel Zeit sie zu beantworten xD

Von:  Darla
2013-06-02T02:54:30+00:00 02.06.2013 04:54
Ich lese deine Geschichte, und kann das neue Kapitel jedes mal kaum abwarten!!!!!^^
Ich hoffe, dass du deine neuen Kapitel auch weiterhin hier postest!!^^
Weil, eine so tolle Geschichte wie deine, findet man nur sehr selten!!!!!!
Vlg.

Darla^^
Antwort von:  jesaku
02.06.2013 13:22
ich schreib immer weiter, einfach weil es mir spaß macht. aber es ist schon traurig, dass sich bei all den Favo einträgen nur so wenig Leute finden, die mir Reviews da lassen.
Danke, dass du jetzt was geschrieben hast. werde es hier dann doch zu Ende posten
Von:  Stevielein
2013-06-01T21:44:27+00:00 01.06.2013 23:44
Ich lese noch und freue mich immer sehr über ein neues Kapitel :)
Die FF ist so spannend und einfach nur toll.
Einfach Daumen hoch :D
Antwort von:  jesaku
02.06.2013 13:23
schön, dass doch noch jemand liest. nur schade, dass bei all den Favo einträgen sowenig feed back kommt.
danke für dein review
Antwort von:  uke294
23.11.2013 19:42
Von:  brandzess
2013-05-12T12:13:33+00:00 12.05.2013 14:13
Ja, John und sein Verhalten. Er hat wirklich etwas sehr eigene Wege um seine Besorgnis für seine Söhne zu zeigen. Etwas bedenkliche. War klar, dass Dean und er aneinander geraten, also früher oder später.
Jenny muss wirklich sehen, dass sie es schafft Sam zu helfen, mit ihm zu reden. Er könnte die Hilfe jetzt wirklich gebrauchen. Sie zusammen gegen Luzifer, das sollte doch klappen.
Bin wirklich gespannt was jetzt wird^^
ggvlg brandzess
Antwort von:  jesaku
12.05.2013 14:35
du musst jetzt wirklich nicht jedes mal doppelt kommentare abgeben, aber danke.
freut mich, dass es dir gefällt und du dir wirklich die zeit nimmst ein review da zu lassen
Von:  brandzess
2013-05-04T20:55:25+00:00 04.05.2013 22:55
Ok, diesmal hier und auf ff.de^^
Showdown :D Jenny ist endlich da. Jetzt geht's rund. John ist ja so ein... Dickschädel -.- und wahnsinnig anstrengend *seufz* Aber vielleicht besteht ja noch die Hoffnung, dass er nach diesem ganzen Schlamassel lernt.
Oh, Luci ist Mal wieder arrogant. Das wird ihn den Kopf kosten. Er unterschätzt so ziemlich jeden um ihn ruhm gerade gewaltig. Wenn Sam nicht aufgibt, dass hat er irgendwo noch eine klitze kleine Chance und wie wir alle wissen, brauchen die Winchesters nicht mehr um irgendetwas zu machen. Jenny ist eben durch und durch eine Winchester, wie ihre Dads. Sie kämpft für ihre Lieben. Naja, Luci wird noch sehen was er davon hat.
Bin wirklich gespannt wie weiter geht und freu mich auf mehr :D
ggvlg brandzess
Von:  brandzess
2013-04-28T10:00:50+00:00 28.04.2013 12:00
Verdammt du stehst echt auf dramatik was xDD Jetzt wirds spannend.
So ist eben John. Ich bezweifle, dass John glaubt Sam könnte es schaffen und ist noch irgendwo in seinem Körper. Wenn er die Wahl hat, zu schießen oder auf seinen Sohn zu hoffen, dann nimmt John immer den Schuss.
Man Jenny muss sich echt beeilen um ihre Väter zu retten.
Ich bin total gespannt wies weiter geht und freu mich schon.
ggvlg brandzess


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