Zum Inhalt der Seite

Zwei Jäger und ein Baby

DxS
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Taufe

@Fine: Ja, Pastor Jim hat wirklich mehr verdient als den einen Kurzauftritt, den er in der Serie hatte. Darum habe ich ihm vielleicht unwillkürlich zu ner größeren Rolle verholfen. Er wird auch in den nächsten Kapiteln wieder was für die beiden tun. Und die Taufe habe ich nur mit rein gebracht, weil ich neulich in einer Tauf-Grußkarte einen Bibelvers gefunden habe, der super zu meiner Story passt. Ich hoffe, der Teil mit der Taufe wird in diesem Kapitel nicht zu langweilig, hab mich bemüht das ganze so knapp wie möglich zu halten. Hat zwar eigentlich in so einer ff nicht wirklich was zu suchen, aber es hilft mir ein paar sachen mit reinzubringen, die sich auf diese weise einfach eleganter in die ff einfügen lassen. Und du wirst endlich in den Genuss kommen was über Jenny in einem weißen Kleidchen zu lesen.

Und das mit Sam und Dean wird schon, aber ein klein wenig geduld musst du noch haben. Ich hoffe, ich habe dann noch leser wenn es soweit ist

@KC8: Das mit dem Zwerg konnte ich mir einfach nicht verkneifen.

@ Noir10: Johns Charakter sorgt halt meist für reichlich zündstoff. Aber sie haben sich ja wieder verraten. Okay, es war vielleicht ein kleinwenig dreist von Jim sich den Zettel durchzulesen, aber irgendwie muss ich die story ja voranbringen. Wenn ich warte bis die zwei Pappnasen selbst die tatsache offenbaren, dass sie keine brüder sind, würde das ja noch mal 20 Kapitel dauern

@RyouAngel: Mr. Applebaum ist dafür da um Dean noch einen Grund mehr zu geben aus dem Krankenhaus zu flüchten.
 

So und jetzt ein sehhhhr langes Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch.
 

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
 

Etwas später spazierten sie gemeinsam in dem kleinen Park umher. Dean war zwar wegen der störenden Drainage noch etwas langsam, kam aber jetzt wo Sam Jenny auf dem Arm hatte etwas schneller voran als vorher. Dean erzählte Sam davon, dass Pastor Jim jetzt wusste, dass sie keine Brüder waren. Sofort schoss Sam eine Frage durch den Kopf.

„Dean, hast du ihm auch gesagt, dass wir, ähm ich meine, das mit uns…?“

„Nein, das habe ich ihm nicht gesagt, ich wusste nicht, ob dir das Recht wäre.“

„Gut, ich glaube, dass ist vielleicht besser so. Er würde dass sicher nicht befürworten und uns sicher nicht freudestrahlend um den Hals fallen,“ meinte Sam.

„Nein, das wohl nicht.“ Ein leises Grummeln war zu hören.

„Ich glaube das war Jennys Magen,“ sagte Dean.

„Oder deiner, obwohl dafür war es zu leise,“ scherzte Sam.

„Wie kommst du darauf? Ich hatte doch eben erst diesen Gourmet Hackbraten.“

„Du hast schon weit ekeligere Sachen in dich rein gestopft.“

„Das ist jawohl reine Geschmackssache. Aber vielleicht solltest du deiner Tochter und mir einen Pudding in der Cafeteria spendieren,“ meinte Dean mit einem Grinsen im Gesicht. Sam rollte mit den Augen und fügte sich seinem Schicksal. Sie gingen zurück ins Krankenhaus. In der Cafeteria kaufte er Dean seinen Pudding, Jenny eine Banane und sich selbst einen Obstsalat. Da es drinnen ziemlich warm war gingen sie aber wieder nach draußen und setzten sich wieder auf die Bank am Ententeich. Nachdem Dean gierig seinen Pudding in sich reingeschaufelt hatte, fütterte er Jenny mit kleinen Bananenstückchen.

„Bald kannst du sicher auch einen Burger verdrücken,“ sagte Dean nachdem er Jennys kleine Zähnchen begutachtet hatte.

„Damit lassen wir uns besser noch etwas Zeit,“ sagte Sam, der innerlich schon die Ausgaben für Essen horrende in die Höhe steigen sah, sollte sein kleines Krümelmonster einen ähnlichen Appetit entwickeln wie sein großes Krümelmonster, dass ihr gerade ein weiteres Stückchen Banane gab.

„Und hast du dich entschieden, ob du Jenny taufen lassen willst?,“ erkundigte sich Dean.

„Ja, ich meine wenn wir schon mal einen Pastor zur Hand haben sollte Jenny getauft werden. Ich finde es einfach richtig und wie du gesagt hast, schaden kann es nicht.“

„Pastor Jim wird das sicher gerne machen,“ sagte Dean. Sam nickte.

„Dean?“

„Ja, Sammy?“

„Ich möchte, dass du ihr Taufpate wirst und wenn mir irgendwann mal was passieren sollte, dann will ich dass du dich um sie kümmerst. Du bist der einzige dem ich sie dauerhaft und ohne Zweifel anvertrauen kann.“

„Was redest du nur wieder für einen Stuss? Was soll dir schon passieren solange ich bei dir bin?,“ fragte Dean den Jüngeren.

„Man weiß nie, also willst du ihr Pate sein?,“ fragte Sam noch ein Mal. Dean sah die Kleine an und dann sah er Sam an.

„Ich weiß nicht ob ich dafür geeignet bin. Ich habe doch mit dem ganzen Kirchenkram nichts am Hut,“ meinte Dean.

„Das musst du auch nicht. Alles was du tun musst, ist das, was du sowieso schon machst. Einfach für sie da sein.“ Dean sah noch mal zu Jenny rüber, die Kleine nahm ihm das letzte Stückchen Banane aus der Hand und steckte es sich in den Mund, allerdings war das Bananenstückchen etwas zu groß, so dass sie einen Teil davon wieder ausspuckte. Plötzlich ging Dean etwas durch den Kopf. Es war wie eine Erinnerung.
 

Eine junge Frau mit braunen wuscheligen, langen Locken und traumhaften braunen Augen sprach mit ihm. Er wusste nicht mehr genau worum es ging, aber er hatte noch ihre Worte in den Ohren.

„Genau kann ich dir das auch nicht erklären. Es liegt wohl an der besonderen Verbindung zwischen uns,“ sagte sie.

„Besondere Verbindung?“

„Du weißt was ich meine. Die beruhigende Wirkung die wir auf einander haben. Wie erklärst du dir sonst, dass ich immer sofort aufhöre zu weinen wenn du mich hochnimmst oder mit mir redest? Oder das du unweigerlich lächeln musst wenn du mich ansiehst, egal wie schlecht deine Laune in dem Moment ist.“
 

Dean wusste nicht woher diese Erinnerung stammte, aber es schien auf ein Mal Sinn zu machen. Er fischte das angesabberte Bananenstückchen von Jennys T-Shirt und warf es in den Mülleimer neben der Bank.

„Ich werde mich immer um Jenny kümmern, das verspreche ich dir. Du weißt, dass sie mir wichtig ist und ich werde stolz darauf sein ihr Pate zu sein,“ sagte Dean dann schließlich. Sam lächelte.

„Und als zweiten Paten hätte ich gerne Bobby, meinst du er würde es machen?“

„Ich denke, es wird ihm eine Ehre sein,“ sagte Dean.

„Dann werde ich ihn nachher fragen.“

„Mach das.“ Jenny brabbelte zufrieden vor sich hin.

„Ich glaube damit will sie ihre Zustimmung ausdrücken,“ meinte Sam. Sie saßen noch eine ganze Weile auf der Bank. Sie redeten nicht viel, genossen nur die Nähe des anderen und Sam fiel auf, dass er wenn er bei Dean war, es tatsächlich für einen Moment schaffte abzuschalten und sich nicht krampfhaft darüber Gedanken machte, ob er bereit war für eine Neue Beziehung und ob das mit ihm und Dean klappen würde. Das waren immer noch Punkte, die er für sich klären musste, aber jetzt gerade schien das nicht wichtig zu sein. Am späten Nachmittag zeigte Jenny auf eine ältere Frau, die mit ihren Enkeln unterwegs war und die Enten fütterte.

„Das machen wir ein anderes mal. Ich denke, du und dein Daddy, ihr solltet zu Pastor Jim fahren und euch ne Runde Schlaf gönnen,“ sagte Dean, weil Sam gerade gähnte.

„Meinst du? Wir können auch noch hier bei dir bleiben. Nicht, dass du noch vor Langeweile eingehst,“ sagte Sam.

„Meinst du ich will noch mal von ner Schwester hören, dass du übermüdet aussiehst? Außerdem lass ich dich nur mit meinem Baby fahren, solange ich dich noch für fahrtüchtig halte,“ sagte Dean.

„In Ordnung. Bobby wird sich bestimmt freuen, die Kleine zu sehen.“ Die beiden standen auf und gingen zurück. Sam begleitete Dean noch bis zu den Aufzügen, weil er diesmal Jenny trug und die Kleine sich nicht so wirklich von dem Älteren trennen wollte. Dean gab ihr einen kleinen Kuss und gab sie dann Sam. Der Jüngere war zwar wirklich müde, aber es war schön mit Dean zusammen zu sein. Sam beugte sich zu ihm um ihn zu küssen, aber als sich ihre Lippen trafen und er seine Augen schloss sah er plötzlich Jessicas Gesicht vor sich, die ihn leicht vorwurfsvoll ansah, als hätte er sie gerade betrogen. Sam zuckte zusammen und löste sich von Dean. Was war das denn? Was stimmte nicht mit ihm? Warum hasste ihn sein Unterbewusstsein so?

„Alles in Ordnung Sam?,“ fragte Dean ihn.

„Ja, ich denke ich sollte jetzt los.“

„Aber fahr vorsichtig. Wenn ich hier raus bin werde ich mein Baby genauestens inspizieren.“

„Ja doch Dean,“ Sam schüttelte mit dem Kopf und ging mit Jenny auf dem Arm in Richtung Parkplatz davon.
 

Dean war glücklich als er wieder zu seinem Zimmer kam. Er lächelte als er an das Gefühl von Sams Lippen auf seinen dachte. Er freute sich schon darauf den Jüngeren noch viel öfter zu küssen, wenn er erstmal hier raus war. Als er sein Zimmer betrat war die Schwester der Mittagsschicht gerade dabei Mr. Applebaums Colostomiebeutel zu wechseln. Klar, er hatte natürlich gerade dann hoch kommen müssen, als man hier zum appetitlichen Teil dieser beschissenen Krankheit gekommen war. Dean würde tausendmal lieber von nem Werwolf oder sonst einer Kreatur getötet werden, als wie der bedauernswerte Mr. Applebaum an Krebs zu erkranken und Monate oder gar Jahrelang dahinzusiechen bis er schließlich starb.
 

Warum war gerade in diesem Moment Jessicas Gesicht vor seinem inneren Auge aufgetaucht? Es war doch schon schlimm genug, dass er von ihr träumte und in diesen Träumen nicht von ihr los kam. Immer wieder stellte sich Sam diese Frage während er zurück zu Pastor Jim fuhr. Waren es Schuldgefühle, die dafür verantwortlich waren, dass er sie nicht los lassen konnte, dass sie ihm immer wieder in den Sinn kam? War er in seinem Unterbewusstsein der Meinung, dass er es nicht verdiente glücklich zu sein, weil Jessica gestorben war und er es nicht hatte verhindern können? Oder war es tatsächlich eine Warnung. Würde Dean vielleicht ein ähnliches Schicksal ereilen, wenn er mit ihm zusammen war? Würde Dean sterben wie seine Mutter und Jessica? Er stellte den Impala in der Einfahrt ab. Bobbys Wagen parkte auf der Straße. Pastor Jims Wagen stand in der Garage. Sam rieb sich über die Augen, dann stieg er aus, nahm Jenny aus ihrem Kindersitz und ging ins Haus.

„Du warst aber lange bei Dean. Wie geht es ihm?,“ fragte Bobby, der gerade dabei war den Laminatboden zu wischen. Scheinbar hatte der Geistliche ihn mit der Autorität, die ihm sein Amt verlieh den älteren Jäger dazu verdonnert. Oder aber er hatte keine Lust seiner Haushaltshilfe zu erklären woher diese schleimigen Flecken auf dem Boden herkamen.

„Viel besser. Komm doch morgen mit um ihn zu besuchen.“

„Gute Idee. Hallo Kleines,“ begrüßte er Jenny, die ihn sofort anlächelte.

„Sam, du bist zurück. Wunderbar, dann können wir ja gleich zusammen Essen,“ sagte Pastor Jim, der gerade aus der Küche kam.

„Ja, aber ich würde mich vorher gerne noch mal ein bisschen hinlegen.“

„Kein Problem. Der Schmorbraten braucht eh noch ein bisschen.“ Sam lächelte. Ganz offensichtlich freute sich Pastor Jim darüber, dass er Gäste hatte, die er bewirten konnte.

„Ist die Kleine auch müde?,“ fragte Bobby.

„Sie hatte keinen Mittagsschlaf, aber eigentlich würde sie quengeln, wenn sie müde wäre.“ Sams Tochter streckte ihre Ärmchen nach ihren Spielsachen aus, die auf einem der Sessel lagen. Ihr Vater gab ihr einen kurzen Kuss.

„Du möchtest also spielen. In Ordnung. Bobby, hast du bitte ein Auge auf sie?“

„Gerne,“ sagte Bobby und lächelte freudig. Sam setzte die Kleine auf das Sofa und reichte ihr ihre Spielsachen vom Sessel herüber.

„Sie liebt dieses Bilderbuch mit den Marienkäfern. Vielleicht kannst du es dir mit ihr ansehen,“ sagte Sam. Bobby nickte. Er strich Jenny noch einmal liebevoll durchs Haar und ging dann nach oben um sich ein wenig hinzulegen. Vorher schloss er Deans Handy noch an das Ladegerät an. Danach schlief Sam ziemlich schnell ein. Er war froh, dass er nichts geträumt hatte, als ihn der Duft des Schmorbratens weckte.
 

Beim Abendessen hatte Sam Pastor Jim erzählt, dass er sich entschlossen hatte Jenny taufen zu lassen. Der Geistliche fand, dass das eine gute Entscheidung war. Das Dean Pate werden sollte stieß bei den beiden älteren Männern auf Zustimmung. Und Bobby war total überrascht, als Sam ihn bat Jennys zweiter Pate zu werden. Er hatte sich sofort bereit erklärt dieses Amt zu übernehmen. Pastor Jim hatte sich dann erkundigt ob Sam einen bestimmten Termin für die Taufe im Auge hatte, aber dem Jüngeren war das egal. Sobald Dean aus dem Krankenhaus raus war. Es sei denn Bobby müsse demnächst weg, doch da man als Jäger sein eigener Chef war konnte Bobby solange bleiben wie er wollte. Dann wollte Pastor Jim wissen wie Sam sich die Taufe vorstellte.

„Nichts Weltbewegendes, nur nicht gerade während des regulären Gottesdienstes.“ Da Sam keine Ahnung von dem Ablauf einer Taufe hatte, erzählte Pastor Jim ihm etwas über den Ablauf. Man, Sam wollte doch Jenny nur taufen lassen und kein Eigenheim bauen lassen. Ne Taufe konnte doch nicht so kompliziert sein. Da war ja ein Exorzismus Ritual schneller vorbereitet.

„Ich möchte, dass es schlicht und einfach wird. Nicht soviel Schnick Schnack drum herum,“ erklärte Sam Pastor Jim.

„Ich denke, dass lässt sich machen.“ Jim versprach sich um die Vorbereitungen zu kümmern.

Nur den Taufspruch sollte Sam aussuchen. Der Geistliche reichte ihm auch sogleich eine Broschüre mit ausgewählten Taufsprüchen. Sam seufzte. Er brachte Jenny ins Bett und legte die Broschüre ungelesen auf den Nachttisch. Dafür hatte er heute Abend keinen Nerv mehr für. Das Essen hatte ihn wieder schläfrig gemacht, also legte er sich ebenfalls hin. Es war zwar noch recht früh, aber wenn er sich morgen nicht wieder von den Schwestern anhören lassen wollte, dass er übernächtigt aussah, sollte er endlich den versäumten Schlaf der letzten Tage aufholen.
 

„Sie wollen was?,“ fragte Dr. Blake Dean überrascht. Warum war sie eigentlich überrascht? Sam hatte ihr ja erzählt, dass Dean es nicht lange im Krankenhaus aushielt und sich bei seinem letzten Krankenhausaufenthalt selbst entlassen hatte. Darum sollte es sie eigentlich nicht wundern, dass er es diesmal auch vor hatte. Bei der Visite hatte sie ihm die Drainage entfernt und Dean hatte dann wenig später, nachdem er einen kleinen Spaziergang durch den Krankenhauspark gemacht hatte und ohne diesen nervenden Schlauch im Bauchraum schon fast wieder im normalen Tempo und ohne große Schmerzen laufen konnte, entschieden, dass er wieder fit genug war das Krankenhaus zu verlassen. Und die Tatsache, dass er beim Mittagessen zwischen Gemüsepuffern oder Brokkoli-Schinken-Auflauf entscheiden konnte, trug nur noch mehr dazu bei so schnell wie möglich von hier zu verschwinden.

„Sie haben mich schon richtig verstanden. Ich will hier raus.“

„Ist ihnen klar, dass wenn sie gegen ärztlichen Rat gehen, das Krankenhaus für eventuell entstehende Folgen nicht haftet?“

„Das ist mir ehrlich gesagt scheiß egal und sein sie mal ehrlich, ein Mal am Tag kommen sie vorbei und werfen einen flüchtigen Blick auf mich, den Rest des Tages sitz oder lauf ich hier gelangweilt rum, weshalb sollte ich also hier bleiben, wenn ich das Gefühl habe, dass es mir gut geht? Langweilen kann ich mich auch zu Hause.“

„Im Moment geht es ihnen vielleicht gut, aber sie haben eine harte OP und ein künstliches Koma hinter sich. Sie sollten mindestens noch eine halbe Woche hier bleiben. Sollte es unerwartet doch zu Komplikationen kommen sind sie hier im Krankenhaus einfach besser aufgehoben. Wir können hier ihre Verletzungen viel besser im Auge behalten. Zu Hause könnten sie von einer gerissenen inneren Naht erst etwas merken, wenn es vielleicht schon zu spät ist,“ versuchte die Chirurgin ihn zu überreden.

„Ich komme brav zum Fäden ziehen, aber jetzt will ich auf eigene Verantwortung gehen. Ich will…, ich muss…“ Dean suchte nach den passenden Worten. Dr. Blake sah ihn fragend an.

„Hören sie, ich habe einfach das Gefühl, dass ich bei meiner Familie sein sollte.“

„Wieso? Gibt es irgendwelche Probleme?“

„Nein, aber ich weiß, dass ich mich zu Hause einfach wohler fühlen und mich auch besser erholen würde, als hier.“

„Sie sind sich also ganz sicher und ich kann sie nicht überzeugen noch zu bleiben?“

„Nein, kann ich jetzt diesen Wisch unterschreiben, den sie für ihre Unterlagen brauchen?“

„Machen wir einen Deal, sie kommen jetzt mit mir und ich mache noch einen Ultraschall bei ihnen, wenn da alles okay ist gebe ich ihnen das Formular und sie können sich selber Entlassen,“ sagte die Ärztin.

„Legens sie los Doc,“ sagte Dean und grinste zufrieden.
 

„Wann willst du denn zu Dean?,“ fragte Bobby Sam nach dem Mittagessen. Der Jüngere und seine Tochter hatten fast bis elf geschlafen. Sam hatte sich beim aufstehen zum ersten Mal seit Tagen richtig ausgeschlafen und wach gefühlt. Jetzt konnte er versuchen wieder in einen normalen Tag – Nacht Rhythmus zu kommen. Pastor Jim war gerade eben aufgebrochen um für Jenny eine Taufkerze zu besorgen. Der Geistliche hatte darauf bestanden, dass sie eine bekommt, wenn er schon bereit war bei der Taufe auf einen Großteil des Taufritus zu verzichten, sollte sie wenigstens eine Taufkerze haben. Es würde eher eine Art von etwas feierlicher Nottaufe werden und nicht viel mit den Taufzeremonien zu tun haben, die er für gewöhnlich bei den Kindern der Gemeindemitglieder durchführte. Sam wollte kein Vater unser, kein Glaubensbekenntnis, kein Ave Maria, das war in seinen Augen nicht das, was seinen Glauben zu Gott ausmachte. Sam wollte lediglich ein schlichtes Fürbittengebet. Pastor Jim hatte zwar zuerst protestiert, aber als Bobby sagte, er kenne gar nicht das Ave Maria, da er und seine Familie eigentlich Presbyterianer waren, sah der Geistliche ein, dass diese Taufe eben nicht den Richtlinien entsprechen würde. Streng genommen dürfte Bobby gar nicht das Patenamt übernehmen, da er nicht katholisch war. Aber was soll’s, dann würde die Taufen eben ein wenig ökumenisch werden, so was gab es zwar nicht und würde sicher auch von keiner Kirche anerkannt werden, aber Johannes der Täufer hätte sicher nichts dagegen gehabt.

„Von mir aus können wir gleich los. Du kommst doch mit, oder?“ Bobby nickte und stellte das Glas aus dem er eben noch getrunken hatte in die Spüle. Es klingelte an der Tür.

„Hat Jim was vergessen?,“ fragte Bobby Sam.

„Nicht das ich wüsste. Na komm Jenny, wir sehen mal nach wer es ist,“ sagte Sam und ging mit seiner Tochter aus dem Zimmer zur Haustür. Er war überrascht Dean zu sehen.

„Dean, sag mir, dass du dich nicht schon wieder selbst entlassen hast,“ sagte Sam.

„Doch, das habe ich und jetzt hol deine Brieftasche. Du schuldest dem Taxifahrer zehn Mäuse,“ entgegnete Dean, nahm Sam seine Tochter ab und ging mit Jenny ins Haus. ~Das ist doch ein Witz~ dachte Sam. Verwirrt blickte er hinter Dean her, ehe ein hupen seinen Kopf wieder herumdrehen ließ. Da stand tatsächlich ein Taxi vor der Tür. Der Taxifahrer war gerade ausgestiegen und lehnte jetzt gegen die Fahrertür.

„Krieg ich jetzt meine Kohle? Ich muss weiter. Zeit ist Geld,“ rief er Sam zu. Dieser schüttelte mit dem Kopf, ging zu dem Taxifahrer und bezahlte Deans Zeche. Dann fuhr der Taxifahrer wieder weg. Sam ging zurück ins Haus. Als er ins Wohnzimmer kam beendete Bobby gerade die Umarmung mit Dean.

„Was soll das? Wieso bist du nicht im Krankenhaus?,“ fragte Sam Dean vorwurfsvoll.

„Die hatten genug andere Patienten, da brauchten sie mich nicht mehr und ich durfte gehen.“

Dean grinste Sam an.

„Bist du noch ganz dicht? Wieso hast du dich selbst entlassen?,“ fragte Sam nochmals.

„Die Drainage ist raus, ich fühle mich gut und da hielt ich es für angebracht das Krankenhaus zu verlassen.“

„Dean, verrat mir mal eins, wann hast du deinen Doktor in Medizin gemacht? Wer sagt dir, dass du wirklich schon wieder raus kannst? Was ist wenn irgendeine Naht aufgeht?“

„Jetzt klingst du genau wie Dr. Blake.“

„Wieso hat sie dich nicht festgebunden? Ich hatte ihr doch gesagt, dass du wahrscheinlich irgendwann auf so eine Schnapsidee kommen würdest,“ sagte Sam entrüstet.

„Sammy, jetzt komm mal wieder runter. Es geht mir gut. Dr. Blake hat einen Ultraschall gemacht und nichts gesehen, was besorgniserregend wäre und dann hab ich dieses Formular unterschrieben, mit dem ich erkläre, dass ich auf eigene Verantwortung gehe und das Krankenhaus nicht haftbar gemacht werden kann etc. Übermorgen will sie mir die Fäden ziehen und dann macht sie noch einen abschließenden Ultraschall. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“

„Eins sag ich dir Dean, wenn bei dir irgendwas aufplatzt und du noch mal operiert werden musst, dann sitze ich ganz sicher nicht noch mal an deinem Bett.“ Sam ging in Richtung Küche. Bobby saß mit Jenny auf dem Schoss in einem der Sessel und beobachtete amüsiert die Kabbelei der beiden. Wenn er sich die beiden so anhörte könnte er glatt auf die Idee kommen, er hätte ein altes, zänkisches Ehepaar vor sich.

„Das glaube ich erst wenn ich es sehe. Hatte ich erwähnt, dass Dr. Blake meinte ich solle mich zu Hause schonen? Wenn du also schon mal in die Küche gehst könntest du mir ein Sandwich mitbringen,“ sagte Dean mit einem breiten Grinsen.

„Du kannst mich mal Dean,“ sagte Sam sauer und verschwand in der Küche. Bobby sah den Älteren Winchester an. Dean rollte mit den Augen.

„Willst du mir auch nen Vortrag halten?,“ fragte er den älteren Jäger mit scharfem Ton.

„Pass auf wie du mit mir sprichst Junge. Nein, ich finde du bist der einzige, der beurteilen kann ob es dir soweit wieder gut geht, dass du keine ärztliche Betreuung mehr brauchst, aber du kannst Sam nicht verübeln, dass er dem Braten nicht traut. Er hat sich lange genug Sorgen um dich gemacht. Da musst du ihn nicht auch noch bis aufs Blut reizen.“

Dean stand auf und ging zur Küche. Als er die Schwingtür aufstoßen wollte traf die Tür gegen etwas oder besser gesagt gegen jemanden, wie Sams schmerzhafter Aufschrei verdeutlichte. Dean versuchte noch mal die Tür zu öffnen und es gelang. Er trat in die Küche wo Sam sich mit der linken Hand an der Stelle gegen den Kopf faste wo die Tür ihn getroffen hatte.

„Idiot,“ maulte der Jüngere.

„Tut mir leid Sammy, aber ich kann leider nicht durch Wände bzw. Türen gucken,“ sagte Dean. Er nahm Sams Hand und zog sie von seinem Kopf weg.

„Ist alles okay bei euch?;“ erkundigte sich Bobby.

„Ja,“ rief Sam.

„Lass mich mal sehen,“ sagte der Ältere.

„Was soll das? Erst haust du mir dir Tür vor den Kopf und jetzt spielst du Krankenschwester?,“ beschwerte sich Sam und versuchte seine Hand aus dem Griff seines Bruders zu befreien.

„Hey, das ist meine Phantasie und jetzt halt still,“ sagte er und warf einen Blick in Sams Gesicht. Dort wo ihn die Tür getroffen hatte fing an sich eine kleine Beule zu bilden. Dean ließ Sams Hand los und nahm die Eiswürfelschale aus dem Eisfach. Dann löste er ein paar Eiswürfel heraus, packte sie in ein Küchentuch und reichte es Sam.

„Hier, dann siehst du später vielleicht nicht aus wie ein Einhorn,“ sagte Dean.

„Ich dachte du glaubst nicht an Einhörner,“ sagte der Jüngere, der sich die Kühlung gegen den Kopf drückte.

„Du wärst das erste, was ich sehe. Aber ich glaube nicht, dass es so weit kommt.“

Dean ging an den Kühlschrank.

„Was machst du?“

„Ich habe doch gesagt, ich möchte ein Sandwich und da ich nicht annehme, dass du mir sobald eins machen wirst, muss ich wohl selber ran.“ Dean legte die einzelnen Bestandteile die er für sein Sandwich brauchte auf die Arbeitsfläche neben den Herd. Dann suchte er in den Schränken neben der Tür nach dem Senf.

„Warum bist du die paar Tage nicht auch noch im Krankenhaus geblieben, nicht, dass ich mich nicht freuen würde dich hier zu haben, aber es wäre sicherer gewesen, du wärst da geblieben bis dich die Ärzte entlassen hätten,“ sagte Sam nun etwas versöhnlicher. Dean drehte sich zu Sam um und stand jetzt direkt mit dem Rücken zur Tür.

„Ich weiß, es klingt jetzt vielleicht so als würde ich dich für selbstverständlich nehmen, aber ich hatte eigentlich darauf gehofft du würdest bis zum Fäden ziehen auf mich aufpassen.“

„Kann ich euch irgendwie helfen?,“ hörten sie Bobbys Stimme näher kommen. Die Tür schwang auf und traf Dean am Hinterkopf. Der Ältere Winchester griff sich sofort an die schmerzende Stelle so wie Sam es zuvor getan hatte.

„Ich glaube wir brauchen mehr Eiswürfel,“ meinte Sam zu Bobby und nahm kurz das mit Eiswürfeln gefüllte Geschirrtuch von seinem Kopf.

„Ihr seid schon zwei seltsame Bengel,“ sagte Bobby, machte aber Dean sofort ebenfalls etwas zur Kühlung fertig und schickte die beiden dann raus ins Wohnzimmer, wo die beiden sich aufs Sofa setzten.

„Ich glaube so was nennt man ausgleichende Gerechtigkeit,“ sagte Sam zu Dean.

„Mistkerl.“

„Idiot.“

Den frühen Nachmittag verbrachten sie damit auf dem Sofa zu sitzen, ihre Beulen am Kopf mit den Eiswürfeln am wachsen zu hindern und sich mit Jenny ihr Lieblingsbilderbuch anzusehen während Dean das Sandwich aß, dass Bobby ihm gemacht hatte. Bobby hatte sich abgeseilt, weil er ein Taufgeschenk für Jenny besorgen wollte, auch wenn Sam und Dean meinten, dass das nicht nötig wäre.
 

Gegen 15 Uhr kam Pastor Jim nach Hause. Er war genau so erfreut Dean zu sehen wie Bobby.

„Hey Dean! Gut dich zu sehen. Wo ist Sam?“

„Oben, er hat Jenny für ein Nachmittagsschläfchen hingelegt.“

„Wo waren sie? Hatten sie wieder in der Gemeinde zutun?“

„Nein, ich habe für Jennys Taufe eine Taufkerze besorgt.“ Er reichte Dean eine Tüte.

„Ein Bekannte von mir macht Kerzen für spezielle Anlässe. Ich hoffe Sam ist damit zufrieden,“ erklärte der Geistliche. Dean nahm die Kerze aus der Tüte.

„Ich denke schon, dass Sam damit zufrieden sein wird,“ meinte Dean und packte die Kerze zurück in die Tüte. In seinen Augen war die Kerze total kitschig, aber Jenny war ein Mädchen und Sam benahm sich manchmal auch wie eins, also würde sie dem Jüngeren und seiner Tochter sicher gefallen.

„Ich werde mal Kaffee kochen,“ sagte Pastor Jim und ging in die Küche. Sam kam wieder die Treppe herunter.

„Pastor Jim ist eben gekommen,“ sagte Dean und reichte Sam die Tüte.

„Was ist da drin?“

„Ne Taufkerze,“ sagte der Ältere. Der Jüngere betrachtete sie.

„Ich habe ihm doch gesagt, dass es nichts Aufwendiges zu sein braucht,“ sagte Sam.

„Gefällt sie dir etwa nicht?,“ fragte Dean überrascht.

„Doch schon, aber das wäre nicht nötig gewesen.“

„Diese ganze Taufsache ist nicht nötig, aber du hast dich dazu entschlossen und dann soll Jenny ruhig so ne kitschige Kerze haben,“ meinte Dean.

„Vielleicht hast du Recht und die Kerze ist nicht kitschig, sondern kunstvoll.“

„Wo ist Bobby?,“ erkundigte sich der Geistliche und brachte Kaffee für sie drei ins Wohnzimmer.

„Er wollte noch was besorgen,“ sagte Sam.

„Ich muss auch gleich noch mal los um Lebensmittel einzukaufen. Gefällt dir die Kerze?“

„Ja, danke. Es war wirklich nett von ihnen für Jenny eine zu besorgen.“ Sie tranken Kaffee und redeten über die bevorstehende Taufe. Dean befürwortete Sams Wunsch, dass ganze kurz zu halten und aufs wesentliche zu beschränken. Dann klingelte es. Jim öffnete und Bobby war zurück. Er setzte sich auf den freien Sessel.

„Hast du bekommen wonach du gesucht hast?,“ fragte Dean ihn. Er nickte.

„Ist alles okay?,“ fragte Sam.

„Ja, ich habe nur eben einen Anruf von einem befreundeten Jäger aus Montana bekommen, dem ich noch einen Gefallen schulde. Er hat da Probleme mit ner Vampirsippe und hat mich um Hilfe gebeten, am besten so schnell wie möglich.“

„Somit hätte sich die Frage nach einem Termin für die Taufe auch geklärt. Wir machen es morgen, dann kannst du am Nachmittag aufbrechen um deinem Freund zu helfen,“ sagte der Geistliche. Das schien für Bobby eine sehr gute Lösung zu sein.

„Macht ihnen das auch keine Umstände?,“ fragte Sam.

„Nein, dass kriege ich hin. Hast du denn schon einen Taufspruch?“

„Ich habe die Broschüre, die sie mir gegeben haben ganz vergessen, sie liegt oben auf dem Nachttisch.“

„Ich wollte eh hoch um meine Sachen hoch zu bringen und zu duschen. Ich bring dir dann die Broschüre mit runter,“ sagte Dean.
 

Einige Stunden später. Das Abendessen war vorbei. Dean hatte Jenny ins Bett gebracht und saß jetzt neben Sam auf der Couch im Wohnzimmer. Sam las sich die Broschüre mit den Taufsprüchen schon das zweite Mal durch. Er konnte sich nicht wirklich entscheiden. Dean hat sich ein wenig zu Sam rüber gebeugt und überflog die aufgeführten Taufsprüche.

„Nimm den Spruch, der hätte Mum gefallen,“ sagte Dean und tippte auf einen Taufspruch unten auf der Seite der Broschüre.

„Ja?,“ kam es von Sam. Er sah Dean verwundert an. Ihre Mutter war ein Thema, dem Dean soweit auswich wie es nur ging und niemals selber ansprach. Deswegen war er ziemlich überrascht, dass Dean sie erwähnte. Sam unterbrach ihn nicht weiter, sondern hörte Dean interessiert zu.

„Ja Sammy. Sie hat mir jeden Abend beim ins Bett bringen erzählt, dass Engel über uns wachen, aber anscheinend haben die mal eben nicht hingesehen, als dieser dämonische Bastard Mum getötet hat.“ Aus Deans Stimme konnte man deutlich etwas Wut heraus hören. Sam legte ihm verständnisvoll eine Hand auf die Schulter und las sich den Spruch durch.

„Vielleicht hat Mum ja ein Auge auf Jenny,“ meinte er schließlich zum Älteren. Deans Miene entspannte sich wieder. Sam sah ihn mit diesem unvergleichlichen gutgläubigen, treuen Hundeblick an. Dean beugte sich vor um ihn zu küssen, doch Sam wand sein Gesicht ab.

„Stimmt was nicht?,“ fragte der Ältere sichtlich verwirrt.

„Dean, ich finde wir sollten das nicht machen, jeden falls nicht solange wir hier sind. Bobby und Pastor Jim wissen nichts davon und es wäre für die beiden sicher nicht so prickelnd, wenn sie es erfahren würden, weil sie uns dabei sehen wie wir uns küssen. Und um ehrlich zu sein, möchte ich nicht, dass sie überhaupt was davon erfahren, jeden fall jetzt noch nicht.“ Dass sich Sam fürchtete wieder Jessica vor seinen Augen zu haben wenn er Dean küsste, erzählte Sam dem Älteren nicht. Dean würde ihn sicher für verrückt halten.

„Wir sind alleine im Wohnzimmer,“ sagte Dean.

„Aber Bobby ist in der Küche und macht den Abwasch und Pastor Jim ist in seinem Arbeitszimmer, sie könnten also jeder Zeit reinkommen.“

„Okay, wie du willst,“ sagte Dean leicht beleidigt mit einem Hauch von Enttäuschung in der Stimme. Er schaltete den Fernseher ein. Sam sah ihn von der Seite an. Er hätte Dean auch gerne geküsst, aber wie sollte er den Kuss genießen, wenn ihm die Angst davor im Kopf rumschwirrte wieder Jessicas Gesicht vor sich zu sehen? Er las sich noch einmal den Taufspruch durch.

„Ja, ich finde der würde passen,“ murmelte der Jüngere, doch Dean hörte ihm nicht zu. Er war dabei ein wenig frustriert durch die Kanäle zu schalten. Und wenn Dean glaubte, dass seine Laune nicht noch schlechter werden könnte, hatte er nicht mit Sams Rundumschlag gerechnet. Nicht genug, dass er Dean nicht küssen wollte, er weigerte sich auch strickt sich zu Dean ins Bett zu legen. ~Da hätte ich auch im Krankenhaus bleiben können~ dachte Dean, als er das Licht löschte.
 

Am nächsten Morgen gingen sie ein paar Stunden nach dem Frühstück rüber in die Kirche um die Taufe zu vollziehen. Sam, Dean und Bobby saßen auf der Bank in der ersten Reihe, während Pastor Jim das Fürbittengebet sprach.

„Gott, unser Vater! Wir freuen uns über dieses Kind. Heute wird es getauft. Es gehört dann wie wir zur Gemeinschaft der Glaubenden. Wir danken dir für das Leben dieses Kindes und für das Geschenk der Taufe. Gott, schenke diesem Kind Gesundheit des Leibes und der Seele. Lass es wachsen und gedeihen. Möge es liebesfähig und lebenstüchtig werden. Hilf den hier anwesenden ein guter Vater bzw. gute Paten zu werden. Segne alle, die zur Taufe dieses Kindes gekommen sind. Gott, deine Liebe möge uns alle in guten und schlechten Zeiten mit dir und untereinander verbinden. Amen.“

Als Pastor Jim angefangen hatte zu reden, hatte sich Dean mit Müh und Not ein `können wir endlich zur Sache kommen` verkneifen können. Doch was er zwischendrin sagte traf es genau. Das war es was er sich für Sams Tochter wünschte. Vielleicht gab es ja doch einen Gott und vielleicht könnte er, wenn ihm beim schauen des Reality-TVs aus Hunger, Leid, Tod und Zerstörung auf der Welt mal zu langweilig werden würde, tatsächlich mal ein Auge auf Jenny haben und in der übrigen Zeit würden Sam, Bobby und er das übernehmen. Er streichelte der Kleinen, die er auf dem Arm trug und die in diesem schlichten, weißen Sommerkleidchen mit unauffälligen gestickten, kleinen, grauen Sternchen darauf aussah wie ein Engelchen, zärtlich über den Kopf. Dann gab er sie Sam, der mit seiner Tochter nun zu dem Geistlichen am Taufbecken ging, damit sie die Taufe empfangen konnte. Vorsichtig hielt Sam die Kleine über das Taufbecken. Pastor Jim vollzog die Taufhandlung und sprach:

„Jennifer Elisabeth, ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Dabei begoss er dreimal ihren Kopf mit Wasser. Jenny blieb ganz still, als das Nass ihren Kopf berührte. Sie blickte nur mit ihren neugierigen Augen Sam und den Geistlichen an, als würde sie denken `was ist das denn für ein komisches Bad?´. Dann trocknete Pastor Jim ihr den Kopf vorsichtig wieder ab und sprach dann Jennys Taufspruch.

„Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.“(*)

Sam gab seiner Tochter, dafür das sie so brav war einen Kuss auf die Wange, dann ging er mit ihr zu Dean rüber. Bobby entzündete nun die schmuckvoll gestaltete Taufkerze, die Pastor Jim für die Kleine besorgt hatte, an der Osterkerze. Die Taufkerze war mit einem goldenen Kreuz verziert, das aus einem Rosenbusch empor ragte und auf dem eine zierliche Wachs-Taube angebracht war. Über dem Kreuz zierte noch ein Fisch die Kerze. Pastor Jim hatte vorgeschlagen, dass sie die Kerze bei ihm lassen sollten und er sie jedes Mal anzünden würde, wenn sie ihn besuchten. Abschließend sprach Pastor Jim noch einen kurzen Segen.
 

„Dean scheint es wirklich wieder gut zu gehen,“ sagte Pastor Jim zu Sam und deutete auf den älteren Winchester, der sich gerade ein weiteres Stück von dem Kuchen nahm, den die Haushaltshilfe des Geistlichen gebacken hatte. Die Taufe war vorbei und der Geistliche hatte Kaffee gemacht. Sam lächelte.

„Ich denke Dean würde selbst auf seinem Sterbebett noch Kuchen wegputzen, daher weiß ich nicht, ob man die Tatsache, dass er jetzt schon das dritte Stück verputzt als Zeichen für eine Genesung ansehen kann.“

Bobby kam von oben mit einer Schmuckschatulle herunter. Er hatte seine Sachen zusammen gepackt und würde gleich aufbrechen.

„Wash hascht du da Bobby?,“ fragte Dean den älteren Jäger mit vollem Mund.

„Nur eine Kleinigkeit für Jenny,“ sagte er und setzte sich neben Sam, der mit seiner Tochter auf dem Schoss auf dem Sofa saß. Bobby öffnete die Schatulle und hielt sie Sam hin.

Die Schatulle enthielt eine Silberkette mit einem kleinen, zarten Taufkreuzanhänger und einem kleinen, runden Anhänger mit eingraviertem Pentagramm und einigen Schutzrunen.

„Danke Bobby, dass ist wirklich schön,“ sagte Sam und strich mit seiner Hand über das Metall um sich die Anhänger genauer anzusehen.

„Die Kette dürfte kurz genug sein, dass sie sich damit nicht stranguliert,“ sagte Bobby und lächelte leicht. Sam nahm die Kette heraus und hielt sie vor seine Augen.

„Washn, dash dah?,“ fragte Dean und deutete auf den runden Anhänger.

„Das ist ein Talisman, er wird Dämonen daran hindern von ihr Besitz zu ergreifen. Für euch habe ich auch welche,“ sagte der ältere Jäger und griff in seine Hosentasche und reichte den beiden je einen Anhänger. Dean schluckte den letzten Bissen Kuchen herunter.

„Danke Bobby,“ sagte Dean dann. Sam bedankte sich ebenfalls und hielt Jenny dann die Kette hin.

„Bobby, dass ist wirklich ein tolles Geschenk,“ sagte Pastor Jim. Die Kleine packte den runden Anhänger und steckte sich diesen in den Mund.

„Vielleicht sollten wir noch ein Weilchen warten, bis wir sie ihr um machen,“ meinte Dean.

„Ja, das wäre wohl besser,“ sagte Sam und lachte. Mit Mühe und Not konnte er seiner Tochter die Kette wieder entlocken.

„So ich werde dann mal los,“ sagte der ältere Jäger.

„Machs gut Bobby,“ sagte Sam und umarmte ihn kurz.

„Pass auf dich auf,“ sagte Dean und auch er umarmte Bobby.

„Passt ihr auch auf euch auf und auf mein Patenkind.“ Er strich Jenny kurz durchs wuschelige Haar und bedankte sich dann bei Jim für seine Gastfreundschaft ehe er das Haus verließ und ein klein wenig wehmütig in Richtung Montana davon fuhr. Er hatte keine eigene Familie mehr und er mochte Johns Jungs, die schon fast wie Söhne für ihn waren.
 

(*) = Psalm 91,11.12



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Akikou_Tsukishima
2015-04-02T22:37:51+00:00 03.04.2015 00:37
Erkläre mir das mit dem Psalm Bitte mal genauer
Von:  RyouAngel
2009-06-04T09:23:46+00:00 04.06.2009 11:23
Das war ein geniales und schön langes Kapitel^^
Die Taufe war niedlich und ich finde Bobbys Geschenk wirklich unheimlich süß^^
*grinsl*

Jessica nervt mich langsam auch, Sam soll sich Dean endlich zuwenden~
*hibbel*
Aber da kann man wohl nichts machen
*sfz*

Auf jeden fall freu ich mich auf das nächste Kapitel~

RyouAngel
Von:  KC8
2009-06-03T15:34:32+00:00 03.06.2009 17:34
Also langsam geht mir Jessica,
obwohl sie gar nicht mehr lebt, auf den Geist.
Das macht immer die ganze schöne Stimmung zwischen
Sam und Dean kaputt. Ich hoffe mal, dass wird langsam mit den beiden!
Bitte schreib schnell weiter!
*wink*
KC8
Von:  Fine
2009-06-03T13:26:08+00:00 03.06.2009 15:26
Joha, das war wirklich ein langes Kapi!
Und du hast sogar das weiße Kleidchen mit rein gebracht. *grins*

Dass Dean sich selbst entlassen hat, ist mal wieder typisch.
Allerdings hat er das wohl auch nur getan, um bei Sam zu sein, nicht wahr?
Und wenn eben dieser ihn abblockt, wenn er ihn küssen will, lässt ihn halt frustrieren.
Jedoch weiß er ja nicht, dass Sam immer Jessica vor sich sieht, wenn sie sich küssen.
Wo soll das nur enden?

Du kennst dich aber auch gut mit Taufen aus, oder?
Jedenfalls kommt das so rüber.
Die Idee mit der Kette für Jenny ist auch total süß.
Und Pastor Jim kam mir ein bischen so vor, als ob er unbedingt sofort die Taufe mit allem drum und dran vollziehen wollte.
Aber da spricht wohl nur der Pastor, oder?
Oder er weiß ja, dass die beiden weiter ziehen müssen.

Okay, hab mich riesig über das bereits erwähnte lange Kapi gefreut.
Bis bald dann
Fine

P.S.: Ich kann, glaube ich, noch ein bischen darauf warten, dass sich
Sam und Dean näher kommen. Aber nur ein bischen! XD
Und keine Sorge, deine Leser und Kommi-Schreiber werde dir nicht
abhanden kommen. Jedenfalls hast du schon mal einen sicher!
*auf mich zeig* ;-)
Von:  SchmokSchmok
2009-06-03T12:22:17+00:00 03.06.2009 14:22
Wui, das war wirklich ein schönes (langes) Kapitel! ^_^
Ich geb's zu, ich bin evangelisch und hab trotzdem eine Taufkerze^^ (UND eine Taufkette, das hat nicht jeder^^)
(*hust*aber ich werd sowieso Buddhistin*hust*)

Das ganze war wirklich schön beschrieben und der Taufspruch war total niedlich :3 *liest die Bibel grade*

In Kapitel 35 ist ja dieses Lateinische, nich?
Ich hab Mal versucht es zu übersetzen, aber da ich leider erst 2 Jahre Latein habe (3. Jahr fast beendet), hab ichs leider nicht geschafft... Waren einige Worte dabei, die ich nicht kannte....
Hat sich aber wirklich schön angehört :3


Zurück