Zum Inhalt der Seite

Zwei Jäger und ein Baby

DxS
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die übersehenen Omen

„Im Nachhinein tut die Maklerin mir ja doch ein bisschen leid. Wir hätten wenigstens noch nach dem Preis fragen und dann ablehnen können,“ meinte Sam, als sie etwas später den Wagen vor Bobbys Haus abstellten.

„Ach komm, das ist ihr Job. Ich wette, von den Kunden die sie heute noch hat, sind auch ein paar dabei, die unsicher sind. Damit muss sie leben,“ war Dean anderer Meinung. Sie stiegen aus und gingen zur Tür.

„Man, jetzt könnte ich ein Sandwich vertragen.“ Der Jüngere lächelte bei den Worten des anderen. Ob es wohl je einen Tag geben würde an dem Dean keinen Appetit hatte? Wenn ja, dann wollte Sam ihn lieber nicht erleben. Sie betraten das Haus und gingen in die Küche.

„Das klappt doch schon ganz gut. Deine Väter werden staunen, wie viele neue Wörter du heute gelernt hast. Ach, sie an, wenn man vom Teufel spricht,“ sagte Bobby, der mit Jenny auf dem Schoß am Tisch saß, als er die Jungs hereinkommen sah.

„Hab ich das richtig verstanden, du bist von musikalischer Früherziehung zu Wortschatzerweiterung über gegangen?,“ fragte der größere Winchester.

„Ja und eure Kleine ist verdammt schlau.“ Dean trat zu Bobby und nahm ihm Jenny ab.

„Na dann las mal hören. Kannst du Schnellschussrevolver sagen?“ Er sah seine Tochter erwartungsvoll an und lachte glücklich.

„Din,“ quiekte sie lediglich.

„Nein, Waffenkunde stand nicht auf dem Plan,“ versicherte Bobby.

„Wird es auch niemals,“ sagte Sam und schnappte Jenny aus Deans Armen. Seine Kleine sollte ganz normal aufwachsen und maximal mit ´ner Wasserpistole in Berührung kommen.

„Nicht so voreilig Sam. Ich muss ihr wenigstens beibringen wie man die schlitzohrigen Schießbudenbesitzer ausnimmt,“ warf der ältere Winchester ein.

„Nur wenn sie von sich aus danach fragt. Ich will nicht, dass sie was mit Waffen zu tun hat. Sie wird in den Kindergarten und zur Schule gehen. Wenn sie nach Hause kommt, macht sie ihre Hausaufgaben und spielt oder fährt Fahrrad.“

„Keine Angst, Sammy. Sie wird nicht so aufwachsen wie wir. Das verspreche ich dir.“ Er hatte dem Größeren versichernd eine Hand auf die Schulter gelegt und gab seiner Kleinen auf dessen Arm einen Kuss auf die Wange. Sam sah ihn liebevoll an.
 

„Jetzt aber mal ernsthaft. Was für Wörter hast du ihr beigebracht?,“ wollte Dean von dem Bärtigen wissen.

„Ni wi-sy!“ Sie zeigte auf eine ungeöffnete Flasche Whiskey.

„Nein, das solltest du doch wieder vergessen,“ sagte Bobby leicht entsetzt. Er hatte die Flasche vorhin aus dem Keller geholt. Als er dann Jennys Trinklernbecher mit ihrem Tee nachfüllen wollte, hatte die Kleine verlangt, etwas von der Flasche zu bekommen. Wahrscheinlich fühlte sie sich von der goldenen Farbe des Getränks angezogen. Er hatte ihr dann erklärt, dass Whiskey was für Erwachsene war. Dabei fiel das Wort Whiskey sehr häufig. Bobby fühlte sich dann blöd, weil Jenny das eh nicht verstehen würde. Damit behielt er Recht. Allerdings war „Whiskey“ bei ihr hängen geblieben. Sie verlangte unnachgiebig nach diesem Getränk. Auch ein klares „NEIN“ seitens Bobby nützte nichts, da es von ihrem Geschrei überlagert wurde und sie es gar nicht hörte. Nach einer gefühlten Ewigkeit von Jennys infantilem „Ni wi-sy“ Gebrüll, goss er, ohne dass sie was merkte, etwas Apfelsaft in eine leere Whiskey-Flasche, die er zuvor ordentlich ausgespült hatte. Nachdem er dann damit vor ihren Augen etwas in ihren Becher gefüllt hatte, beruhigte sie sich wieder und war dann erstmal mit Trinken beschäftigt. Danach hatte er dann versucht das Wort wieder aus ihrem Gedächtnis zu löschen. Aber anscheinend hatte es nicht so gut geklappt, wie er gehofft hatte.

„Wir lassen dich nur kurz mit ihr alleine und du bringst sie an die Flasche? Und das nachdem sie sich das gerade abgewöhnt hatte?,“ fragte Dean gespielt empört.

„Tja Junge. Tut mir leid, aber sie ist jetzt voll auf Apfelsaft,“ stieg Bobby in den Scherz ein.

„Dafür gibt es sicher auch ne Abteilung in der Betty Ford Klinik.“

„Hör nicht auf die beiden, Jenny. Die erzählen nur Blödsinn,“ sagte Sam und streichelte seiner Tochter über den Kopf. Er sah über ihre Schulter zu Dean hinüber und lächelte leicht. Sein Gegenüber lächelte zurück.
 

Während sie dann zusammen das Mittagessen vorbereiteten erzählte Bobby ihnen wie die Kleine bei ihm das Wort aufgeschnappt hatte. Schließlich saßen sie zusammen und aßen ihre Sandwichs und die Dosensuppe, die Bobby aufgewärmt hatte.

„Vielleicht klappt es ja jetzt mit den neuen Wörtern. Jenny, wo sitz ich drauf?,“ er deutete auf den Stuhl.

„Tuhl! O-by tuhl,“ brabbelte sie. Die Jungs sahen sie stolz an.

„Das war noch nicht alles,“ sagte Bobby.

„Kennt sie noch mehr Möbel?,“ fragte Sam.

„Warts ab! Jenny, guck mal. Was ist das?,“ fragte der Bärtige das kleine Mädchen und hielt ihr die leere Tomatensuppendose hin.

http://popsop.ru/wp-content/uploads/campbells_soup_seeds.jpg

„Toma!“

„Cool, Na-ne wurde langsam langweilig,“ kommentierte Dean und streichelte Jenny stolz durchs Haar.

„Und was ist das?“ Bobby hielt ihr die Dose mit dem Obstsalat hin, die er gleich zum Nachtisch öffnen wollte.

http://www.foodandfunfromhome.com/images/P/S860346-B.gif

„O-sala!“

„Nah dran, aber das wird schon,“ meinte Sam und streichelte nun seinerseits seiner Tochter stolz durchs Haar.

„Genug mit dem ganzen gesunden Kram. Zeit für die richtig wichtigen Lebensmittel. Sag Bacon Cheeseburger mit extra Zwiebeln,“ kam es von Dean.

„Din!,“ war jedoch alles was er zu hören bekam.

„Okay, was einfacheres. Cheeseburger.“

„Din!“

„Wenigstens Burger? Komm, ist doch ganz einfach. Bur-ger. Los, sprich mir nach. Bur-ger.“

„Ich glaub, es ist zwecklos, Dean. Du hast kein Anschauungsmaterial,“ meinte Bobby.

„Ha-ha! Gemüse und Obst siegt über Fast Food,“ freute sich Sam.

„Das werden wir ja sehen. Ich fahre heute Abend Burger holen. Dann versuch ich es noch mal. Soll ich nach McDonalds fahren, Sammy? Ich hab gehört die haben zurzeit eine Ronald McDonald Figur in der Juniortüte. Wäre das nicht was für dich?“

„Du bist so abgrundtief böse,“ maulte der Jüngere.

„Din bö-se!,“ plapperte Jenny nach.

„Na toll. Ich versuch ihr was Vernünftiges bei zubringen und euren Blödsinn saugt sie auf wie ein Schwamm,“ beschwerte sich der bärtige Jäger.

„Wie war das Mr. Whiskey?,“ kam es von Sam. Ihr väterlicher Freund rollte mit den Augen.
 

„Themawechsel. Habt ihr die Wohnung genommen?,“ wollte Bobby wissen.

„Nein, wie es sich heraus gestellt hat, haben wir andere Pläne,“ sagte Dean und erzählte Bobby von seiner Vorstellung von dem Schrottplatz und der dazugehörigen Werkstatt.

„Ich wollte den Laden hier schon lange wieder auf Vordermann bringen, aber allein und mit dem unvorhersehbaren Zweitjob, den wir haben, hatte ich irgendwie nie wirklich Zeit dafür. Aber jetzt, wo ihr hier sesshaft werden wollt, ist das vielleicht die Gelegenheit,“ sagte Bobby zustimmend, wollte er Dean das doch auch schon vorschlagen. Dean lächelte vorfreudig und zog Bobby auch so gleich in ein vertiefendes Gespräch über seine Ideen. Irgendwas von wegen Hebebühne, aber Sam hörte nicht so genau hin. Es reichte ihm schon seinen Partner so enthusiastisch zu hören. Jetzt wo sie Bobbys Okay hatten, konnte Deans Vision vielleicht wahr werden. Glücklich saß er dabei und fütterte Jenny zu Ende, ehe er Bobby und Dean alleine ließ, um seine Tochter ins Bett zu bringen.
 

„Vielleicht sind unter den alten Wagen auf deinem Platz noch einige dabei, die man restaurieren kann. Klassiker lassen sich sicher gut verkaufen. Hast du eine Inventarliste? Wenn nicht kann ich nachher ja mal raus gehen und eine erstellen,“ war Dean schon voll in seinem Element. Bobby genoss es sichtlich wie begeistert sein Junge seinen Plan anging. Er würde ihm wahrscheinlich nur etwas Geduld einbläuen müssen, damit er ihn bei der Stange halten konnte, wenn sich das Ganze nicht so schnell entwickelte wie Dean es sich vorstellte. Der Bärtige wollte Dean gerade erklären, dass er nach dem Tod seiner Frau nicht mehr Buch über seine Autowracks geführt hatte, als es an der Tür klopfte.

„Ist das schon Marcy?,“ erkundigte sich der ältere Winchester.

„Dann wäre sie ganz schön früh dran,“ kommentierte Bobby und ging mit seiner Kaffeetasse in der Hand zur Tür, um herauszufinden wer sie besuchte. Währenddessen war Sam wieder nach unten gekommen und gesellte sich zu Dean. Jenny war schon nach einem Bilderbuch eingeschlafen.
 

Bobby hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit dem, was ihn schließlich erwartete.

„Oh, super. Kaffee. Genau das was ich jetzt brauche. Ich bin die ganze Nacht durchgefahren,“ sagte Bobbys Gegenüber und nahm ihm die Tasse weg.

„Rufus? Was machst du denn hier?,“ fragte Bobby entgeistert.

„Ich habe bemerkt wie sich die dämonischen Omen hier in deiner Nähe verdichtet haben und dachte, du könntest Hilfe gebrauchen. Ich weiß wie ungern du um Hilfe bittest und darum bin ich einfach her gefahren.“

„Dämonische Omen?,“ fragte er kurz verwirrt. Dann erinnerte ihn eine kühle Brise, die ihm an der offenen Tür entgegen wehte, wieder daran, warum er sich heute Morgen als es in seinem Gespräch mit Sam ums Wetter ging, so ein komisches Gefühl hatte. Verdammt. Der Temperatursturz war ein dämonisches Omen. In der kleinen, heilen Welt in der er sich gerade befand, hatte er alles andere völlig ausgeblendet.

„Sag bloß, dir ist das Alles nicht aufgefallen. Man, du musst ja ganz schön eingerostet sein. Bist halt auch nicht mehr der Jüngste. Lässt du mich jetzt rein oder was?“ Noch ganz perplex trat er zu Seite und ließ Rufus eintreten.

„Gefällt mir was du aus der Bude gemacht hast. Als ich das letzte Mal hier war, sah es noch um einiges chaotischer aus,“ kommentierte der schwarze Jäger als er mit seiner Tasche in den Flur getreten war, von wo aus er einen guten Blick ins Wohnzimmer hatte.
 

Derweil in der Küche:
 

„Weißt du eigentlich wie sexy du bist wenn du über Autos, Motoren und solchen Kram sprichst?,“ fragte Sam seinen Partner mit verführerischer Stimme. Er stand hinter Dean, der noch immer am Tisch saß und beugte sich etwas runter, um ihm einen Kuss in den Nacken zu hauchen.

„Ach ja? Na dann sollte ich das vielleicht öfter machen.“ Er drehte seinen Kopf in Sams Richtung, packte den Jüngeren an der Knopfleiste seines Hemdes und zog ihn noch etwas weiter runter, damit sie sich küssen konnten.
 

Wieder im Flur:
 

Bobby hatte sich gerade wieder gefangen und meinte zu Rufus:

„Lass uns in die Küche gehen. Dann stell ich dir die Jungs vor.“

„Die berühmten Winchester-Brüder sind hier? Gut, gut. Dann bist du wenigstens noch soweit auf dem Damm, dass du dir ein paar Zivis geholt hast.“

„Du bist noch genau so charmant wie ich dich in Erinnerung hatte,“ kam es sarkastisch von dem bärtigen Jäger, der seinen alten Freund den Vortritt ließ. Als sie die Küche betraten, fanden sie Sam und Dean sich küssend vor. Die zwei schreckten sofort auseinander als sie sahen, dass nicht nur Bobby herein gekommen war. Ein wenig panisch sahen die beiden und Bobby den anderen Mann an. Wie würde er reagieren?

„Okay, was hab ich hier nicht mitgekriegt? Hattest du mir nicht erzählt die beiden wären Brüder?,“ fragte Rufus Bobby, zeigte aber kein Anzeichen dafür, das er sich daran störte, dass sich die Jungs geküsst hatten.

„Ähm… nun ja, das ist eine lange Geschichte, Rufus,“ stammelte der väterliche Freund der Brüder.

„Tja, dann muss das warten. Wir haben keine Zeit dafür. Es gibt weiß Gott größere Probleme auf der Welt.“ Dies lies die Jungs kurzzeitig aufatmen, allerdings nur so lange bis ihnen bewusst wurde, was Rufus damit ausdrücken wollte. Irgendwas war im Busch. Scheiße!

„Dann werde ich mich mit der offiziellen Vorstellung wohl mal kurz fassen. Rufus, dass sind Dean und Sam,“ startete Bobby das Begrüßungsritual.

„Angenehm, aber was ist los?,“ kam es von Dean.

„Oh man, was ist denn mit euch Flachpfeifen los? Hat euer Dad euch nicht beigebracht dämonische Omen zu erkennen?“

„Dämonische Omen?,“ kam es unisono von den Brüdern.

„Herrje, hier muss ich wohl bei Adam und Eva anfangen. Also dämonische Aktivität kann man an Hand bestimmter Ereignisse erkennen. Diese nennt man Omen. Meistens sind es irgendwelche Wetter- oder Naturphänomene, wie schwerer Hagel, Unwetter, plötzlicher Schneefall oder Waldbrände, Missernten, Viehsterben und Insektenplagen.“

„Die Hitzewelle neulich und der Temperatursturz…,“ kam es von Sam.

„Ganz genau, Junge. Aber nicht nur das.“ Er zog eine Karte von South Dakota aus seiner Tasche und breitete sie auf dem Küchentisch aus. Dort waren mit gelbem Textmarker Städte gekennzeichnet.

„Jede Menge Bison-Kadaver im Custer State Park, ein Wirbelsturm, der durch Bowdle, Hosmer, Ipswich und Wetonka gezogen ist. Ein Erdrutsch in der Nähe von Pierre, Hochwasser in Watertown…“

„Oh, wie passend,“ kommentierte Dean trocken.

„Und das alles in den letzten Wochen. Noch dazu kommt der massive, zeitlich unpassende bundesstaatweite Wintersturm von Anfang Juni,“ sprach Rufus weiter.

„Oh man, den habe ich gar nicht mitbekommen, weil ich zu der Zeit Werwölfe in Caribou, Maine gejagt habe,“ sagte Bobby.

„Zugegeben, ich bin auch erst drauf gestoßen, als ich den anderen Omen nach gegangen bin.“

„Okay, all diese Omen weisen also auf dämonische Aktivität hin. Was zum Teufel wollen Dämonen in South Dakota?,“ stellte Dean die alles entscheidende Frage.

„Bei der hohen Dichte an Omen brüten die Mistkerle definitiv irgendwas Großes aus und wir reden hier auch sicher nicht nur von ein paar wenigen,“ sagte der schwarze Jäger.

„Bleibt nur die Frage `was´,“ meinte Bobby.

„Bobby, denkst du es könnte etwas mit Dads Vorhaben zu tun haben?,“ warf der ältere Winchester ein.

„Wovon sprichst du?,“ wollte Rufus wissen. Schnell klärte Bobby ihn über den dämonischen Mord an Mary und Sams Freundin, Johns Rachepläne und den Colt auf.
 


 

„Hm…Dann hat vielleicht der Dämon von dem Colt Wind bekommen und ist hier weil er euren Vater hier aufgespürt hat,“ äußerte Rufus eine Vermutung.

„Scheiße, Dad hat den nach Schwefel stinkenden Scheißkerl hier her gelockt,“ kam es fluchend von Dean.

„Das muss nicht unbedingt sein. Schließlich treten die Omen schon seit längerem auf und nicht erst seit John den Colt hat,“ sagte Bobby.

„Stimmt, dann sind sie vielleicht nur dem Colt auf der Spur und wissen gar nicht, dass John ihn hat,“ meinte Rufus.

„Wir sollten ihn aber vorsichtshalber warnen,“ sagte Dean. Bobby nickte.

„Komm Sam, lass uns rauf gehen. Jeder versucht es bei einem seiner Nummern,“ forderte er seinen Bruder auf. Dieser war die ganze Zeit über seltsam still gewesen.
 

Dem Jüngeren war auf einmal schlecht geworden, als er das Ganze mit den dämonischen Omen gehört hatte. Sollte seine Mary-Halluzination Recht behalten und Dean nirgendwo sicher sein? War es dem angeblichen Fluch anzulasten, dass die Dämonen anscheinend eine Wallfahrt dorthin machten, wo die Winchesters gerade waren? Wie sollte er Dean davor schützen? Rufus war niemand, der bei einem Kampf davon lief und Bobby würde ihn sicher nicht alleine los ziehen lassen, falls der andere sich entschloss gegen die Dämonen vorzugehen. Wenn Bobby ginge, würde Dean ihn nicht im Stich lassen. Verdammt. Sie waren doch schon quasi raus aus der Nummer und jetzt steckten sie auf einmal wieder bis zum Hals drin.
 

„Erde an Sam!“ Dean wedelte seinem geistesabwesenden Partner mit der Hand vor der Nase rum, bekam aber keine Reaktion.

„SAM!,“ schrie er nun etwas lauter. Dies machte den Genanten nun doch auf ihn aufmerksam.

„Hä? Was? Hast du was gesagt?“

„Wo zum Geier warst du schon wieder mit deinen Gedanken? Sind das noch die Nachwirkungen der Farbdämpfe?“

„Nein…ich…naja…was…ich meine…“

„Was ist los mit dir?“

„Hey, ist das wegen deinen Träumen?,“ fragte Bobby ihn nun.

„Welche Träume?,“ kam es parallel von Rufus und Dean.

„Sam hatte neulich einen Albtraum, indem du wie deine Mutter und Jessica…“

„Schon wieder?,“ kam es von dem kleineren Winchester, der den väterlichen Freund nicht ausreden lassen musste, um zu verstehen. Sam nickte nur.

„Und wann hattest du vor mir davon zu erzählen?“

„Das hab ich doch. Nicht von dem von Gestern, aber du wusstest, dass ich so einen Traum hatte und du hast mich beschwichtigt. Genau wie Bobby. Ich weiß, es ist nur ein Traum. Aber ich kann das Gefühl nicht abschütteln, dass dir was passieren wird und jetzt das mit den ganzen Omen…“ Dean seufzte und schloss tröstend seine Arme um den Größeren.

„Wir werden auf einander aufpassen wie wir es immer getan haben. Wir wissen ja nicht mal wo genau die Dämonen sind und was sie vorhaben. Das müssen wir erst mal heraus finden und eingreifen werden wir dann auch nur wenn es sich nicht vermeiden lässt. Versprochen. Keiner spielt den Helden,“ flüsterte er Sam beruhigend ins Ohr. Sein Kleiner schien wirklich Angst zu haben. Da konnte er ihm unmöglich böse sein. Er war nur noch ein wenig enttäuscht, dass Sam nichts gesagt hatte, musste aber zugeben, dass er ihn auch dieses Mal wohl bloß wieder beschwichtigt hätte.

„Okay,“ hauchte der Jüngere seinem Gegenüber gegen den Nacken. Dean hatte einfach eine beruhigende Wirkung auf ihn. Trotzdem blieb ein leises Stimmchen der Angst zurück.
 

„Sehr rührend das Ganze, aber wolltet ihr nicht euren Vater warnen?,“ unterbrach Rufus den Moment. Zeitgleich erklang von oben ein Weinen.

„Was ist das?,“ fragte Rufus irritiert.

„Jenny,“ antwortete Sam nur.

„Sams Tochter,“ erklärte Bobby. Gleichzeitig sagte Dean:

„Unsere Tochter.“

„Was ist das hier? Zwei Jäger und ein Baby? Bin ich bei der versteckten Kamera?“ Der Blick des farbigen Jägers fiel auf die ungeöffnete Flasche Whiskey.

„Das sollte mir über den Schock hinweg helfen.“ Er schnappte sich ein Glas, öffnete die Flasche, goss sich etwas ein und trank.

„Alter Schnorrer!,“ kommentierte Bobby, während die Brüder ohne ein weiteres Wort nach oben gingen, um John anzurufen und nach Jenny zu sehen.

„Wer im Glashaus sitzt, Bobby…“ entgegnete der andere Jäger süffisant.
 

„Und was war mit ihr?,“ fragte Sam seinen Bruder als der wieder aus Jennys Zimmer kam.

„Windelalarm, aber nachdem ich sie trocken gelegt hab, ist sie gleich wieder weg genickt.“ „Bobby hat es mit dem Getränkeangebot wohl überaus gut gemeint heute. Das war ein bisschen viel für ihre kleine Blase. Ich hab sie bevor ich sie hingelegt hat, nämlich auch schon gewickelt.“

„Hast du Dad erreicht?,“ erkundigte sich Dean.

„Nein, bis jetzt nur die Mailbox. Aber eine Nummer hab ich noch.“

„Typisch. Immer wenn es wichtig ist erreichen wir ihn nicht. Wie sollen…“ Sam hielt, die Hand hoch, als es am anderen Ende klingelte. Sein Partner sah in erwartungsvoll an, doch dann schüttelte der Jüngere mit dem Kopf.

„Auch hier nur die Mailbox.“

„Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als zu seinem Motel zu fahren.“ Sam nickte zustimmend. Zusammen gingen sie wieder nach unten, um die älteren Jäger zu informieren.

„Und habt ihr ihn erreicht?,“ fragte Bobby auch sofort, als die Winchesters wieder in der Küche ankamen.

„Nein, darum fahren wir jetzt zu seinem Motel,“ sagte Dean.

„Okay, nimmt aber die Grundausstattung mit.“

„Natürlich Bobby. Muss ich nur aus dem Kofferraum von meinem Baby holen.“

„Seit vorsichtig. Rufus und ich versuchen mehr über das dämonische Treiben in dieser Gegend heraus zu finden.“

„In Ordnung. Wenn Jenny aufwacht…“

„Keine Sorge, mein Patenkind werde ich schon gut versorgen.“

„Patenkind? Also Bobby, du hast dich echt gemacht,“ kommentierte Rufus. Dean grinste und verließ dann mit Sam das Haus.
 


 

Assistant Special Agent in Charge James Burrell hatte es sich diesmal selbst zur Aufgabe gemacht, sich um Henricksen zu kümmern. Er würde wohl nicht drum rum kommen seinem Agenten reinen Wein über das tatsächliche Treiben der Winchesters und von Jägern im Allgemeinen einzuschenken, wenn er erreichen wollte, dass Henricksen ein für alle Mal die Finger von dem Fall lassen würde. Nicht umsonst hatte er die ihm bekannten ungelösten Fälle mit Jägerbeteiligung so gut wie möglich verschwinden lassen. Nur an die Winchester-Akte war er nicht dran gekommen, weil der übereifrige und von der Familie gerade zu besessene Agent Harding sich darin verbissen hatte wie ein tollwütiger Pitbull. Es war nicht leicht Jäger in Schutz zu nehmen. Aber da ihm mal ein Jäger das Leben gerettet hatte, als sich ein vermeintlicher Vergewaltigungsserientäter als Dämon herausgestellt hatte, der ihm ans Leder wollte, hatte er sich geschworen es den Jägern bei ihrer Arbeit leichter zu machen. Er versuchte seine Mitarbeiter von solchen Fällen abzuschirmen, meist mit Erfolg. Im Laufe der Zeit hatte er eine wenige Agents eingeweiht, die ihm halfen, es geheim zu halten. Und einen Teil seiner Freizeit verwendete er darauf, einen Bewilligungsantrag für die Gründung einer Sondereinheit gegen das Übernatürliche zusammen zu stellen. Eines Tages würde er sein „Baby“ schon noch in die Welt setzen. Bis dahin musste er damit zu Recht kommen, was er hatte. Der Jäger der ihm das Leben gerettet hatte, hatte ihm eine Liste mit den richtigen und den Decknamen aller Jäger übermittelt, die er kannte und bis zu seinem Tod hatte er diese auch immer wieder aktuallisiert. Burrell hatte seinen PC so eingestellt, dass er eine Benachrichtigung erhielt, wenn einer der Namen im System auftauchte. Auf die Polizei und andere Behörden hatte er allerdings keinen Einfluss. Als Henricksen in Truro auf eigene Faust gehandelt und Sam Winchester festgenommen hatte, konnte Burrell jedoch nicht mehr rechtzeitig eingreifen. Er hatte gedacht, dass sich der Fall Winchester erledigt hätte, nachdem er Henricksen nach Nebraska versetzt hatte. Aber der farbige Agent nahm immer wieder Witterung auf wie ein Bluthund. Das musste er endlich unterbinden.
 

Es war etwa gegen 16.35 Uhr, als der FBI-Agent endlich an der Sheriff Station ankam. Er zeigte am Empfang seine Marke vor, die der zuständige Beamten genauestens musterte und dann den Namen durch seinen PC jagte. Am Morgen hatten alle in der Schicht ein Briefing im Handling mit Mitarbeitern anderer Behörden erhalten. Noch mal sollte so etwas wie mit John Winchester nicht vorkommen. Endlich war der Polizist mit der Identitätsbestätigung fertig und wies ihn in Richtung Sheriff Mills Büro.

„Sheriff Mills? Assistant Special Agent in Charge James Burrell.”

“Agent, ich bin froh, dass sie endlich hier sind. Ihr Agent Henricksen fängt langsam an, unsere Gastfreundschaft zu überstrapazieren.“

„Ich möchte mich für die Unannehmlichkeiten entschuldigen, die Henricksen verursacht hat.“

„Er hat uns wirklich sehr auf Trapp gehalten. Was den Fall Winchester angeht, so haben wir die Akte geschlossen. Die Spur ist kalt, auch wenn ihr Agent das anders sieht.“

„Danke für die Information. Dann wollen wir ihn doch mal aus der Zelle holen.“

„Ich werde das sofort veranlassen. Sie müssten hier für mich noch ein paar Papiere unterschreiben,“ sagte Jody und trat kurz vor die Tür, um dem Schließer Bescheid zu geben.

„Kein Problem,“ entgegnete Burrell.
 

In Zelle wartete Alaistair in Henrickson schon auf seinen Auftritt. Er hatte die perfekte Hülle gefunden. Singers kleine Freundin wäre zwar noch besser gewesen, doch hatte der Jäger sie vor Kurzem mit einem, vor Besessenheit schützenden, Amulett ausgestattet. Der FBI Agent hatte aber auch seine Reize. Den Ausbruch, den der Dämon geplant hatte, würde Henricksen ganz sicher die Karriere kosten. Das wäre der Nagel zum Sarg. Damit konnte er den Menschen richtig gut quälen. Ein Polizeibeamter kam an seine Zelle. Es war Showtime. Alaistir ließ sich von dem Beamten Handschellen anlegen. Die konnte er gleich noch wieder loswerden. Er war der einzige in dem kleine Zellenblock auf der Sheriff Station und außer dem Beamten, der ihn nun aus der Zelle ließ war niemand auf dem Flur. Er konnte problemlos zu dem gesicherten Fenster gelangen und entkommen. Mit dem Alarm konnte er leben. Schließlich wollte er ja, dass man Henricksen auf die Schliche kam. Er würde genug Vorsprung gewinnen können. Wenn er eine Hülle besetzte, konnte diese sich schneller bewegen als normale Menschen.
 

Mit der einen Hand hielt der Polizist Henricksen an der Kette der Handschelle, mit der anderen schloss er die Zelle hinter ihm wieder ab. Dadurch war er ein wenig abgelenkt. Das nutzte Alaistair. Mit seinen dämonischen Kräften war es ein leichtes den Polizisten ohne viel Lärm zu überwältigen. Dieser hing nun hilflos an der Wand und sah Henrickson panisch an. Der Dämon griff nach dem Schlüssel für die Handschellen. Dabei ließ er seine dämonischen Augen aufblitzen.

„Was zur Hölle…,“ presste der Polizist nach Luft japsend heraus.

„Wenn du wüsstest wie nah du dran bist,“ zischte Alaistair und schlug ihn nun nieder. Wenn er aus dem Raum raus wäre, würde seine Kraft den Polizisten nicht länger an der Wand halten, also musste die primitive, menschliche Variation her. Die erfüllte auch den Zweck und tätlicher Angriff gegen einen Polizisten würde sich auf Henricksens Verfehlungsliste sicher gut machen. Mit dem Schlüssel in der Hand entriegelte er das Fenster. Der Alarm ging los. Der Dämon schlüpfte in seiner Hülle hinaus und lief was das Zeug hielt in Richtung Wald. Nicht lange und er würde beim Schrottplatz ankommen…



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ran34
2012-05-30T20:15:34+00:00 30.05.2012 22:15
Erst einmal bin ich tierisch erleichtert, dass Bobby vorausgedacht hat *puh~*
und zu anderen: Noooiiiinnn!!! Nicht der Wald! Böser Dämon! Pfui! Aus!

lg~


Zurück