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Lost Angel - Die Flügel wachsen wieder

Fortsetzung von 'Lost Angel'
von

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Zu lange Nacht

Lost Angel – Die Flügel wachsen wieder
 

Kapitel 17 – Zu lange Nacht
 

Jesko's PoV
 

So recht war ich nicht freiwillig mitgegangen, aber alleine hätte ich ihn auch nicht gehen lassen können. Der Geruch von Werwolf war irgendwie überall und er ging nicht unbedingt nur von mir aus. Der, der mir in die Nase stieg, war viel intensiver, als der meinige.
 

„Wenn man so nah am Schloss ist, ist es nicht verwunderlich, dass es Werwölfe in rauen Mengen gibt...“, meinte auf einmal Devin, als ob er meine Gedanken gelesen hätte. So sicher war ich mir nicht, dass er das nicht konnte. Vampire müssten doch auch irgendeine wirkliche Stärke haben, bis auf ihre übermenschlichen Kräfte, die ja nicht unbedingt mit denen eine Werwolfes mithalten konnten. Zumindest nicht mit einem verwandelten.
 

„Es ist, als ob sie überall wären“, murmelte ich und sog die Luft tief in mich auf, bevor ich sie abrupt wieder ausstieß. Mir war der Geruch von einem Vampir in die Nase gestiegen und es war nicht der, der gerade von mir stand und sicherlich auch nicht Jemil. Mein Blick schweifte hin und her, doch es war niemand – bis auf uns – auf der Straße. Hatte ich mir das jetzt nur eingebildet?
 

„Was ist, Jesko?“, fragte Devin und zog die Augenbrauen leicht zusammen. Noch einmal sah ich mich um, kam aber zu keinem anderen Ergebnis. So schüttelte ich langsam den Kopf und stapfte gemächlich weiter. Der Vampir folgte mir nur mit knappem Abstand. Hatte er etwa auch vor den Werwölfen Angst? Kein Wunder, so wie sie ihn durch den Wald gehetzt haben müssen. Jedes kleinste Rascheln ließ ihn zusammen zucken. Dass er nicht schon längst panisch geworden war, wunderte mich schon fast.
 

„Beeil dich mal, bevor die Sonne aufgeht und ich hier deine Asche wegkehren kann...“, grummelte ich, als der Vampir abrupt stehen geblieben war. Was stimmte denn jetzt nicht? Bekam er vielleicht doch noch Panik?
 

„Irgendetwas oder irgendjemand kommt da der Stadt bedrohlich nahe... Und das ist sicherlich nicht gut, gerade nicht für uns... Monster...“

Hatte er es also auch schon gespürt und ich dachte schon, dass ich der Einzige wäre.

„Ein Vampir, wenn du mich fragst. Zumindest riecht es so...“

Langsam wanderte mein Blick zu Devin, der überdeutlich schluckte. Wie es aussah, konnte er sich vorstellen, wer da kam. Welcher unserer neuen Verfolger war es wohl?
 

„Lass uns weiter, bevor die Sonne aufgeht. Ist ja nicht mehr weit. Oder?“

Etwas zaghaft nickte der Vampir und setzte sich wieder in Bewegung. Ich war mir noch nie bewusst darüber gewesen, dass diese Blutsauger wirklich auch Angst haben konnten. War sich wahrscheinlich kein Werwolf.
 

Kurz darauf waren wir dann endlich im Hotel, wo Devin und Talinda nächtigten. Sie war schon ganz krank vor Sorge und hatte sich scheinbar keine Sekunde aus dem Zimmer bewegt.

„Wie kannst du mich nur so lange allein lassen? Du weißt ganz genau, dass ich ohne dich völlig hilflos bin!“, keifte sie den anderen Vampir an. Irgendwie war ich mir über ihre Hilflosigkeit nicht so sicher, wenn sie allein war. So wie sie jetzt herum zetern konnte.
 

„Ähm... ich geh dann mal wieder“, meinte ich scheu, als es nicht so aussah, als ob die Vampirin bald wieder zur Ruhe kommen würde. Da wandte sie sich aber auf einmal ganz freundlich mir zu.
 

„Danke, dass du ihn hergebracht hast. Ihm hätte ja sonst etwas passieren können. Richte Jemil einen schönen Gruß aus.“

Ich war mir nicht ganz sicher, aber sie deutete eine leichte Verbeugung an. Das war schon fast zu höflich für mich.
 

„Werd' ich machen.“

Etwas verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf und verabschiedete mich schlussendlich. Jetzt nur noch wieder nach Hause und am besten ins Bett. Ich brauchte jetzt meinen Schlaf. Dringend.
 

Der Morgen dämmerte, als ich durch die Straßen streifte, zurück nach Hause. Wolfsgeheul ließ mich immer wieder zusammen zucken. Jeden Moment könnte ich wieder angegriffen werden, vielleicht würde ich dann nicht mehr so leicht davonkommen. Dieser Werwolf würde mir einfach seine Zähne ins Fleisch rammen und eiskalt umbringen. Ich war eine minderwertige Kreatur für ihn, nur weil ich einen Vampir beschützt hatte. Dadurch hatte ich meine Rasse verraten, ich war nichts mehr wert.
 

„Du bist also der junge Wolf, von dem meine Kinder erzählen. Der, der den Vampir beschützt.“

Das Blut in meinen Adern gefror auf einmal und mein Herz begann schneller zu schlagen. Angstschweiß brach mir aus, als mich die Wolfsrute am Oberschenkel berührte und sich diese langen Finger von hinten um meinen Hals legten. Jeden Moment erwartete ich, dass sie zudrückte.
 

Ganz klar, das war eine Werwölfin. Ein intensiver Geruch ging von ihr aus, schlimmer als von den anderen, denen wir schon begegnet waren. Eigentlich hätte ich sie längst wahrnehmen müssen und trotzdem konnte sie mich so überrumpeln.
 

„Stimmt es, junger Wolf?“

Vorsichtig nickte ich, als sie von meinem Hals abließ.
 

„Und wer bist du, wenn ich fragen darf?“, wollte ich schließlich wissen. Die Antwort ließ einen Moment auf sich warten, bis sie mir endlich ins Ohr hauchte: „Mein Name ist Lupa und ich würde dir und deinem blutsaugenden Freunden empfehlen, dass ihr vorsichtig seit. Ansonsten könntet ihr es hier nicht lange überleben.“
 

Nur einen Moment später, war sie weg und ich hatte sie nicht einmal gesehen. Doch ihr Name erinnerte mich an etwas oder wohl eher an jemanden. Lupa...? Das hatte ich schon einmal gehört, von den älteren Wölfen, früher.
 

Krampfhaft versuchte ich mich daran zu erinnern, was sie damals gesagt hatten. Doch die Erinnerung kehrte nicht mehr zurück. Es war einfach schon zu lange her und ich war zu müde.
 

Mein Blick schweifte noch einmal hin und her, bevor ich weiter ging. Vielleicht würde Jemil zu mir ins Bett kommen, bis ich eingeschlafen war. Er würde das tun, womöglich wollte er sogar reden. Dafür war ich aber zu erschöpft.
 

Meine Schritte waren mit der Zeit langsamer geworden und meine Müdigkeit größer. Die Gefahr war momentan groß, dass ich einfach zusammen sacken könnte und hier irgendwo mitten auf der Straße schlafen würde. Viel zu gefährlich.
 

„Mein Gott, Jesko!“

Ich sank nur noch in Jemils Armen zusammen. Viel zu deutlich spürte ich, was er für Angst um mich hatte. Eigentlich hätte ich mir darüber bewusst sein müssen, was er sich für Sorgen machen müsste. Wir waren uns wohl ziemlich ähnlich, wenn es um den jeweils anderen ging. Dann machten wir uns einfach Sorgen.
 

Vorsichtig half er mir hoch, was nicht unbedingt einfach war. Er war einfach nicht so stark wie ich. Dabei war er doch ein Vampir. Genauso ein Monster wie ich und im Kampf um die Nacht waren unsere beiden Rassen sicherlich gleich stark. Doch manchmal wirkte es anders, als ob die Fledermäuse uns Wölfen im Nachteil wären, dabei hatten sie ihre Kräfte immer und mussten sich nicht unbedingt verwandeln. So wie wir, die in ihrer wirklichen Form eine solche ungezügelte Mordlust entwickeln könnten, dass wir alles angreifen würden.
 

„Ich bin nur müde... mehr nicht“, murmelte ich, während mich Jemil ins Schlafzimmer brachte und ich es mir dort im Bett gemütlich machte. Der junge Vampir kniete sich neben mich und fuhr mir vorsichtig durchs Haar.
 

„Ich bin wirklich nur etwas müde, du musst dich nicht unbedingt um mich kümmern.“

Langsam erhob sich nun der Vampir wieder, als ich das gesagt hatte. Doch scheinbar wollte er nicht gehen. Vielleicht ließ er mich einfach nicht gerne allein. Aber ich würde ihn sicherlich auch nicht so geschwächt zurück lassen.
 

Ein weiteres Mal glitten seine langen Finger über mein Haar und vergrub sie für einen Moment darin.

„Dann schlaf lieber.“

Vorsichtig küsste er mich noch, bevor ich schließlich einnickte.
 

In meinem Traum hörte ich immer wieder die Stimme dieser Werwölfin. Sie befahl mir, dass ich zu ihr kommen sollte. Aber woher sollte ich wissen, wo sie war? Wer war sie überhaupt? Lupa...? Ich konnte mich immer noch nicht daran erinnern, wer sie war. Die Erinnerung hatte sich irgendwo tief in mir verkrochen und wollte einfach nicht wieder kommen.
 

Ich wusste nicht, wie lange ich geschlafen hatte. Doch was mich geweckt hatte, wusste ich.

„Bist du wieder wach, Papa...“, hauchte mir Felix ins Ohr und drückte mir schließlich einen Kuss auf die Wange. Recht oft nannte er mich ja nicht Papa, eigentlich war ich es ja gar nicht so recht gewohnt.
 

„Jetzt gerade...“, murmelte ich, als mich der Kleine ein weiteres Mal küsste.

„Mama hat Essen gemacht und ich soll dich wecken.“

Ein Lächeln hatte sich auf seinem Gesicht gebildet, als ich mich aufsetze. Doch genauso schnell legte sich auch schon wieder die Besorgnis auf seine Züge. Er bemerkte es, dass ich wohl noch nicht so fit war, wie ich es eigentlich wollte. Ich brauchte einfach noch etwas Schlaf, aber vielleicht würde es ja auch helfen, wenn ich etwas essen würde. Das gab einem ja auch Kraft.
 

„Dir geht es immer noch nicht richtig gut...“, murmelte der Kleine, da versuchte ich aber schon aufzustehen und es ging überraschend gut. Ich hatte eigentlich gedacht, dass ich viel schwächer wäre, dabei trugen mich meine Beine so einfach.
 

„Na dann lass uns mal gehen, bevor Jemils Mahl kalt wird.“



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