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Fr!ends T!ll The End

Because ! Really Love You
von

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Chapter Nine

So lief Isi weiter ihren Weg und kam genau, wie sie es geschätzt hatte, zehn Minuten später an ihrem Haus an, zu dem sie eigentlich nicht wollte.
 

~*Isi’s POV*~
 

Als ich vor meinem – ach so geliebtem – Zuhause ankam, bliebt ich noch kurz davor stehen und seufzte schwer. Ich sah auf die Haustür und dachte nach. Warum konnte ich nicht schon 18 sein? Dann könnte ich hier weg. Aber nein, darauf musste ich noch fast ein halbes Jahr warten. Noch ein halbes Jahr in dieser Hölle. Ein halbes Jahr klang natürlich nicht viel, wenn man bedachte, wie lange ich das alles schon durchmachen musste, aber es war für mich noch viel zu viel. Ich wollte, dass die Zeit schneller verging, aber so sehr ich mir das auch wünschte, so sehr ich dafür auch betete, es brachte nichts. Sie verging weiter langsam, wie sie es immer tat und quälte mich.
 

Ich zog meinen Schlüssel aus der Hosentasche, steckte ihn ins Schloss und bevor ich ihn herumdrehte, atmete ich noch einmal tief durch. Ich betrat das Haus und kaum hatte ich die Tür geschlossen, kam eine Whiskeyflasche angeflogen. Ich konnte mich gerade noch rechtzeitig ducken, sonst hätte ich sie direkt gegen den Kopf bekommen. Die Splitter flogen auf meinen Kopf und ich hatte Angst sie würden mir vielleicht wehtun. Aber ich hatte noch mal Glück gehabt. Natürlich würde das nicht lange anhalten, da konnte ich mir verdammt sicher sein.
 

„Wo warst du, du verdammte kleine Schlampe?!“, hörte ich den Teufel schreien und ich sah zu ihm, wie er da im Türrahmen stand und mich voller Rage ansah.
 

„Draußen…“, erwiderte ich kühl auf seine Frage und sah ihn einfach nur an.
 

Dann kam mein Stiefvater auf mich zu. Er sah mich an, als wäre ich von Dämonen besessen. Seine Augen waren glasig, seine Haut blass. Ich bewegte mich keinen Millimeter. Ich versuchte nicht verängstig zu wirken oder zu zittern oder zu weinen. Ich versuchte weiterhin cool zu wirken, so wie ich es immer tat, aber er wusste ganz genau, dass sich das bald ändern würde. Das tat es immer.
 

„Du sollst mir nicht immer dumm kommen.“, knurrte er mich wütend an und keine zwei Sekunden später fing ich mir schon die erste Ohrfeige ein. Die Betonung lag auf „die erste“, da ich genau wusste, das noch mehr kamen. So viele mehr, dass es ausartete und er mich so sehr zusammenschlug, dass ich mich gerade noch so in mein Zimmer schleppen konnte und dort auf meinem Bett, weinend, einschlafen konnte. Es war immer dasselbe, aber ich hatte Angst, dass es diesmal schlimmer werden könnte, da ich so gut wie zwei Tage nicht zu Hause war. Das kam noch nie vor, also könnte nun auch etwas vorkommen, was ich nicht gewohnt war. Ich hoffte es natürlich nicht, aber ich konnte nichts versprechen. Ich konnte mir selbst nichts versprechen. Keiner konnte mir das versprechen. Man konnte das Schicksal nicht beeinflussen. Das war leider mein Verhängnis. Ich hätte es so gerne geändert.
 

„Tut mir Leid…“, mehr konnte ich nicht sagen. Ich biss mir leicht auf die Unterlippe und versuchte nicht zu weinen. Er schlug mich wieder und wieder und wieder. Bis ich mich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Dann schickte er mich in mein Zimmer. Dieses Mal ging es mir noch besser als sonst immer. Komisch eigentlich, da ich „etwas Verbotenes“ getan hatte. Ich war zwei Tage nicht Zuhause gewesen. Da dachte ich, er müsste die gestaute Wut des Vortages noch rauslassen. Ich hatte aber falsch gedacht. Ich ließ die Tür hinter mit ins Schloss fallen und schmiss mich auf mein Bett. Ich vergrub das Gesicht in meinem Kopfkissen und fing leise an zu weinen. Ich hasste es hier. Ich hasste meinen Stiefvater. Ich hasste meine Mum dafür, dass sie ihn geheiratet hatte. Ich hasste sie auch dafür, dass es sie nicht interessierte, was er mit mir tat. Er hätte mich umbringen können und ihr wäre es egal gewesen. Wichtig waren ja nur meine Geschwister. Meine dummen Geschwister. Es ging immer nur darum, ob es ihnen gut ging und ob sie zufrieden waren, aber mich fragte keiner. Ich wurde nicht gefragt, ob ich etwas brauchte. Ob es mir gut ging. Ob ich zufrieden war. Ich konnte leiden und keiner kümmerte sich um mich. Wenn mich jemand entführt hätte, dann hätten sie gesagt, der Entführer soll mich behalten. Sie würden mich eh nicht vermissen. Sie brauchen mich hier eh nicht. Ich bin so sinnlos, wie Müll. Den brauchte ja auch keiner. Der wurde auch einfach weggeworfen, so wie ich.
 

Nachdem ich mich etwas später leicht beruhigt hatte, stand ich auf, zog mich aus und suchte mir etwas Bequemeres zum Anziehen. Ich entscheid mich für ein Top und eine kurze Hose. Dann ließ ich mich auf die kleine Bank vor meinem Fenster sinken und dachte nach. Ich beobachtete die Autos, wie sie rasch auf den Straßen entlangfuhren. Die Menschen, wie sie, sich unterhaltend und lachend, auf den Fußwegen entlang spazierten. Ihnen schien es gut zu gehen und niemand merkte wie es mir ging. Niemand sah diese gebrochene Seele in mir. Niemand sah den gestürzten Engel mit gebrochenen Flügeln. Niemand interessierte sich für mich. Sie sahen mich immer nur angewidert an und gingen schnell weiter. Keiner dieser Menschen wollte etwas mit mir zutun haben. Keiner…außer Sam.
 

~*Sam’s POV*~
 

Ich hatte gar keine richtige Chance noch „Bye“ zu sagen, da war sie schon weg. Ich sah ihr nach, wie sie über den Rasen rannte und verschwand. Seufzend ließ ich mich wieder auf die Schaukel sinken und fing an leicht mit den Beinen zu schwingen. Ich wollte noch nicht nach Hause, deswegen beschloss ich einfach noch etwas hier zu bleiben.
 

Langsam hob ich meinen Kopf und sah wieder in den Himmel. Es waren nur wenige Wolken am Himmel und es war sicher, dass man die Sterne diese Nacht sehen konnte. Noch war der Himmel in sanftes rot und orange getaucht, mit einem Touch der Dunkelheit, die bald über mich kommen würde. Wieder war ich alleine. Alles was ich nun hatte, war die fast komplett verschwundene Sonne, der abendliche Frühsommerduft und Gedanken an Isi.
 

Sie tat mir wirklich leid. Sie hatte das alles gar nicht verdient. Sie war so ein…so ein lieber Mensch. Ein Mensch, der einfach nur geliebt werden wollte. Aber alles was sie bekam, war Schmerz und Hass. Eigentlich war sie genau wie ich. Alles was ich wollte, war verstanden zu werden. Geliebt zu werden. Ich wollte, dass man mir zeigte, dass ich wichtig war. Etwas Besonderes. Ich wollte akzeptiert werden, so wie ich war. Ich wollte ich sein können. Und ich hatte das Gefühl, dass es Isi da ganz ähnlich ging. Sie wirkte immer so traurig, aber sobald sie ein Thema gefunden hatte, worüber sie wirklich ewig reden konnte, die blühte sie richtig auf. Da kam ihr wahres Ich zum Vorschein. Dann war sie glücklich. Sie lächelte. Ich liebte dieses Lächeln. Es war herzlich und leider nicht oft zu sehen.
 

Während ich dort auf der Schaukel saß und nachdachte, da wurde mir so einiges klar. Vielleicht war sie der Grund, warum ich immer gedacht hatte, dass ich leben musste. Ich habe mich durch mein Leben gequält, weil ich das Gefühl hatte, dass es sich irgendwann ändern würde. Weil ich dachte, dass es wichtig ist, dass ich weitermache, egal wie schlecht es mir ging. Vielleicht war sie wirklich der Grund. Ich fühlte mich wohl bei ihr. Hatte diese Empfindung ihr alles anvertrauen zu können. Als wenn ich sie schon ewig kennen würde. Als wäre sie mein zweites Ich.
 

Nachdem ich noch Ewigkeiten in meinen Gedanken geschwebt hatte, machte ich mich auf den Weg nach Hause. Mein Vater würde sicherlich wieder sofort anfangen zu meckern, wo ich gewesen sei, warum ich nicht Bescheid gesagt hatte, dass ich weg gehe. Das übliche Geschwätz halt. Es ging mir auf die Nerven, aber ich musste leider noch einen Monat warten, bis ich endlich 18 war. Bis ich dort weg konnte. Bis ich mich von ihnen losreißen konnte und mir alles was sie sagten egal sein konnte. Vielleicht war es noch ein Monat zu viel, aber wenn ich optimistisch auf diese Zeit blicken würde, dann würde sie vielleicht schnell vergehen. Immerhin hatten diese paar Wochen eine erlösende Folge für mich. Ich würde frei sein können von diesen Tyrannen, die sich Eltern schimpften.
 

Langsam lief ich die tristen Straßen entlang. Sie taten mir irgendwie leid. Jeden Tag trampelten die Menschen wie Verrückte auf ihnen herum, ohne daran zu denken, dass sie vielleicht auch Gefühle hatten. Den Menschen würde es doch auch nicht gefallen, wenn man Tag für Tag auf ihnen herumtrat, ohne Rücksicht auf Verluste. So wie sie es mit mir taten. Wie sie es mit Isi taten. Wir waren wie der Asphalt. Mit uns konnte man es ja machen, wir würden uns eh nicht beschweren. Wie will sich etwas Lebloses auch beschweren können?! Aber wir beide waren nicht leblos. Wir hatten Gefühle. Wir konnten Schmerz empfinden. Wir waren genau wie alle anderen, aber das war egal. Ihnen war alles egal, was nicht ihnen gehörte. Sie alle waren so egoistisch. Verdammte egoistische Arschlöcher, die nicht sahen, was sie taten. Die Leben zerstörten. Egoisten, die auf der Karriereleiter nur sich sahen. Sie wollten so schnell wie möglich bis ganz nach oben und dabei standen alle anderen im Hintergrund. Nur man selbst war wichtig. Diese Leute würden doch Morde begehen, um zu den Schönen und Erfolgreichen zu gehören. Sie würden alles tun, solange es ihnen selbst nicht schaden würde.
 

Ich sah mich um. Beobachtete die Menschen, die von Freunden auf den Weg nach Hause waren. Die mit Kollegen noch einen trinken waren. Die Überstunden gemacht hatten, damit sie mehr Geld hatten. Viele Menschen rauschten hastig an mir vorbei. Hunderte von Autos sausten auf den Straßen lang um pünktlich zum Abendessen Zuhause zu sein. Ich hasste all diese Menschen. Sie merkten nicht, dass es auf dieser Welt auch Menschen gab, die Hilfe brauchten. Sie badeten in Anerkennung und Reichtum, während andere Menschen den Hungertod sterben mussten. Während andere Menschen hart arbeiteten um ihre Rechnungen bezahlen zu können, während sie im Büro saßen, Däumchen drehten und dafür 2000 Euro im Monat bekamen. 2000 dafür, dass sie mal hier und da ein Formular unterschrieben. Dafür, dass sie den ganzen Tag drei Liter Kaffe schlürften. 2000 für Nichtstun. 2000 Euro, die andere Menschen vielleicht in 3 Monaten verdienten. Wo war da die Gerechtigkeit? Auf dieser Welt gab es keine Gerechtigkeit. Alle dachten nur an sich. Alle präsentierten ihre Reichtümer, während daneben jemand die Leute fragte, ob sie nicht mal einen Euro hätten, damit er sich eine warme Speise kaufen konnte. Da gab es wirklich keine Gerechtigkeit.
 

Darüber hätte ich mich ewig aufregen können, aber schon hatte ich das Reich des Hasses erreicht. Ich war Zuhause. Langsam schloss ich die Tür auf und ging rein. Ich zog Schuhe und Jacke aus und ging in mein Zimmer. Keine zwei Minuten später kam meine Mutter einfach in mein Zimmer. Wie immer platze sie einfach so in meine Privatsphäre.
 

„Wo warst du?“, knurrte sie mich an. Ich drehte mich zu ihr um und überlegte.
 

„Mit Dennis und ’ner Freundin im Kino. Und danach noch in der Stadt…“, erwiderte ich ruhig auf ihre Frage.
 

„Und wer zum Teufel hat dir das erlaubt?“
 

„Ich mir selbst…“
 

„Pass mal auf, junges Fräulein! Solange wie du unter MEINEM Dach wohnst, hast du zu fragen, ob du weg darfst oder wenigstens Bescheid zu sagen!“
 

„Ja, okay…“ Ich wollte keinen großen Streit anfangen, deshalb versuchte ich ruhig zu bleiben, aber meiner Mum war das egal. Sie musste trotzdem schreien.
 

„Kommt das noch mal vor, dann entzieh ich dir dein Taschengeld!“, und schon war sie wieder draußen und hatte die Tür offen stehen lassen. Verdammt, wenn sie die Tür schon aufmachte, dann konnte sie sie ja wenigstens auch wieder schließen. Genervt stand ich auf und schloss leise die Tür. Dann ließ ich mich wieder auf mein Bett fallen und seufzte schwer.
 

Was hatte ich dieser Frau eigentlich getan? Ich versuchte nur eine gute Tochter zu sein. Egal was ich tat, es war immer falsch. Es konnte doch nicht immer alles falsch sein. Und ja, sollte sie mir doch mein Taschengeld nehmen. Nicht umsonst hatte ich mir einen Job gesucht. Nicht umsonst hatte mir meine Großmutter damals heimlich ein Konto eröffnet und mir den Job verschafft. Sie wusste, dass es mir schlecht ging und dass ich das Geld brauchte. Mittlerweile hatte ich genug um eine Weile alleine über die Runden zu kommen, wenn ich hier endlich weg konnte. Die beiden da draußen würden schon noch sehen, was sie davon hatten mich so fertig zu machen. Sie würden mich vermissen, wenn ich gegangen war, aber das konnte mir egal sein. Mir war alles egal, was mit den beiden zutun hatte. Sie waren mir egal. Ich musste die beiden nur noch einen Monat ertragen und dann konnte ich weg. Dann würden sie mich so schnell nicht wieder sehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-08-04T18:06:46+00:00 04.08.2008 20:06
ich find das kapitel klasse
so wahr
jedenfalls bei "Sam's POV"
kannst du meine gedanken lesen?
+g*
aber super geworden
und ich glaub das "schreib schnell weiter" erspar ich mir jetzt xDD
[wieso nur? xD]

LDGGGGG~D <3 ♥


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