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Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
von

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Ayashi atmete Sesshoumarus angenehmen Duft ein und schloss die Augen für einen Moment, um nicht wieder zu weinen zu beginnen.

„Es tut mir so leid.“ flüsterte sie und fühlte, dass er nickte.

„Ich danke dir.“ gab er leise zurück und behielt sie noch eine kurze Weile in seinen Armen, ehe er sie wieder aus ihnen entließ.

Ayashi legte ihre freie Hand an seine Wange und streichelte sie, während sie ihm in die Augen blickte. Sie wusste nicht genau, was sie ihm sagen sollte, doch konnte man das wirklich von ihr erwarten? Sie selbst hatte noch keinen vergleichbaren Verlust erlebt und Inu-no-taishous Tod machte auch ihr sehr zu schaffen.

„Gibt es etwas, das ich für dich tun kann?“ fragte sie leise, doch er schüttelte den Kopf, worauf sie nickte. „Du bist verletzt, nicht wahr?“ fragte sie weiter und ließ ihre Hand zu seiner Schulter sinken. Sie konnte den Verband durch seine Kleidung spüren.

„Das ist nicht weiter schlimm.“ versicherte er, ergriff ihre Hand und hauchte ihr einen zarten Kuss auf die Fingerknöchel, ehe er seinen Blick zu Inuyasha gleiten ließ.

„Mein Vater bat mich, ihn Izayoi für eine kleine Weile abzunehmen. Sie erfuhr gerade eben erst vom Tod deines Vaters.“ beantwortete Ayashi seine ungestellte Frage.

Sesshoumaru nickte, ließ seinen Blick über seinen kleinen Halbbruder wandern und dann wieder zurück zu Ayashi, die den Säugling nahe und liebevoll bei sich hielt. Er schlief fest und friedlich in ihren Armen und Sesshoumaru bemerkte den Sinn der Worte, die sich ihm auf die Zunge legten, zu spät, um sie zurückzuhalten.

„Ich wünschte, er wäre unser Sohn.“ flüsterte er leise, worauf Ayashi ihn überrascht anblickte. „Nein, das ist nicht ganz richtig so.“ meinte er und schüttelte den Kopf.

„Was meintest du dann?“ fragte Ayashi, obwohl sie es wusste, doch sie musste es von ihm hören.

„Ich würde dich gern zu meiner Gefährtin machen, Ayashi. Ich würde dich in die große Residenz von Nanao bringen, damit alle sehen, dass du diejenige bist, die ich in jeder Hinsicht an meiner Seite wünsche… als meine Gefährtin, die mich durch mein restliches Leben begleitet, als meine Partnerin, die mich in meiner Herrschaft stärkt, und als die Mutter meiner Kinder... Wir würden sie aufwachsen sehen und für immer beisammen sein.“

„Diese Gedanken… Sesshoumaru, du musst wissen, dass ich keinen Augenblick zögern würde. Ich folge dir…“

„Nein, Ayashi.“ entgegnete er, worauf sie den Kopf schüttelte.

„Natürlich nicht. Diese Zukunft werden wir niemals haben.“ gab sie traurig zurück.

„Ayashi, ich denke immer mehr, dass wir zu lange gezögert haben. Hätten wir unsere Väter nicht vor vollendete Tatsachen stellen können? Hätten wir nicht unseren Kopf durchsetzen können?“

„Ich weiß es nicht.“ gestand Ayashi leise und blickte auf den Teich hinaus. „Vielleicht.“ fügte sie ebenso leise hinzu und wandte wieder den Blick zu Sesshoumaru.

Der Ausdruck auf seinem Gesicht gab ihr zu denken. Er wirkte angespannter als er ihr vorher erschienen war, doch sie sprach ihn nicht darauf an. Sie wartete, bis er wieder das Wort ergriff, was eine Weile dauerte. Die Vögel kreisten über dem Wasser. Der Wind spielte mit den Wipfeln der Bäume und rauschte sanft über die hohen Gräser.

„Sieh’ uns nur an, Ayashi.“ brach Sesshoumaru das Schweigen und suchte ihren Blick. „Wir sitzen hier mit einem Kind, welches nicht unseres ist, in einem Garten, der nicht uns gehört, und verbringen Zeit, die wir uns nicht nehmen dürften.“

Ayashi nickte und bemerkte, wie Tränen in ihr aufstiegen. Nahm er Abschied von ihr? Ihr Herz blutete fürchterlich und flehte um Gnade. Erbarmen. Es konnte nicht mehr ertragen. Die letzten Monate in Ungewissheit, in der sie ihr Leben so sehr nach äußeren Umständen hatte gestalten müssen, der Krieg und der Verrat, Hass und die Verzweiflung um sich herum. Inu-no-taishous Tod. Sie konnte nicht noch ertragen, dass sie Sesshoumaru verlieren würde.

„Ich habe meinem Vater versprechen müssen, dass ich sein zersplittertes Reich erneut eine. Ich bin sein Nachfolger und es ist meine Pflicht.“

„Wann wirst du aufbrechen?“ fragte Ayashi tonlos. Es war ein Abschied, bemerkte sie.

„Schon bald.“ erwiderte er und sie senkte den Blick.

Ayashi bemerkte, dass sie am ganzen Leib zitterte. Sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten, doch sie rannen lautlos ihre Wangen hinab. Sie schluchzte nicht. Sie konnte nicht, da sie nicht die Kraft dazu hatte. Sie konnte nicht mehr. Und sie konnte Sesshoumaru nicht verstehen.

„Wir waren einer gemeinsamen Zukunft niemals so fern wie jetzt, Ayashi.“ sprach er wieder.

„Wir haben immer nur für andere gekämpft – nie für uns selbst. Wir haben andere über unser Glück gestellt… Ich wünschte, wir hätten niemals die richtigen Entscheidungen getroffen, denn sie waren für unsere gemeinsame Zukunft die falschen.“ gab sie zurück und hob den Blick wieder zu seinem.

„So ist der Lauf der Dinge – alles hat seinen Preis. Jede Entscheidung hat ihre Konsequenzen.“ entgegnete er bedrückt und hielt Ayashis Blick stand.

Sie sah die Hoffnungslosigkeit und die Mutlosigkeit in ihnen, sodass ihr bewusst wurde: er verließ sie nicht, weil er sie nicht mehr liebte, sondern weil er es für das Beste hielt, was er nun noch tun konnte.

„Sesshoumaru…“ sagte sie und legte ihre Hand an seine Schulter. „Werde ich irgendwann verstehen, warum du mich verlässt?“ fragte sie mit zitternder Stimme.

„Sag’, liebst du mich, Ayashi?“ fragte er und antwortete ihr damit nicht auf ihre Frage.

„Ja.“ erwiderte sie und er nickte.

„Dann vergiss’ nicht, dass ich dich ebenso liebe. Und vergib’ mir, dass ich nicht kommen sah, wie sich die Dinge entwickeln würden.“ sagte er und strich ihr über die Wange, ehe er sich schnell erhob und sich von der Bank entfernte.
 

Ayashi wischte sich die Tränen aus den Augen, als Inuyasha unruhig wurde. Sie wiegte ihn, erhob sich und ging in einem eigenartigen Zustand von Trance in ihre Gemächer. Sie nahm Kazari ohne ein Wort das Fläschchen mit der warmen Milch ab, überprüfte die Temperatur an der Innenseite ihres Handgelenks und setzte sich dann mit Inuyasha auf die Tatami in der Nähe ihres Schminktischs, der etwas abseits hinter einer dünnen Trennwand stand, um ihm seine Milch zu geben.

„Hime-Sama? Können wir etwas für Euch tun?“ fragte Iruka vorsichtig, doch Ayashi schickte sie nur hinaus, da sie allein sein wollte.

Sie beobachtete, wie Inuyasha in schnellen Zügen trank, setzte das Fläschchen immer wieder ab und ließ ihn dann weitertrinken. Ihre Gedanken waren bei Sesshoumaru. Sesshoumaru. Inuyasha. Sein Kind. Ihr Kind. Sie würde… alles dafür geben, um bei Sesshoumaru zu sein, doch er hatte sie verlassen.

„Warum nur, Sesshoumaru?“ flüsterte Ayashi und schüttelte den Kopf.

Er hatte doch gesagt, dass er sie liebte. Und er wusste, dass sie ihn liebte. War es einfach die Zeit, die sich ihnen nun wieder in den Weg stellte? War es die Aufgabe, die vor ihm lag, weswegen er gegangen war, ohne dass er an Rückkehr zu ihr dachte… Nein, sie konnte nicht verstehen, was ihn zum diesem Schritt bewegt hatte.

„Ayashi?“ drang Katagas Stimme durch die Tür, da er sie sprechen wollte.

„Komm’ herein, Vater.“ brachte sie mühevoll hervor und wischte mit dem Handrücken noch einmal ihre Tränen weg.

Sie hörte, wie die Tür aufgeschoben wurde und er mit schweren Schritten ins Zimmer trat. Er blickte sich mit Sicherheit um, da er sie nicht erblickte.

„Ich bin hier, Vater.“ meinte sie mit beherrschter Stimme und Kataga kam um die Trennwand herum.

„Er trinkt. Das ist gut.“ bemerkte er, worauf sie nur nickte. „War er bisher ruhig?“ wollte er noch wissen, was Ayashi wieder mit einem Nicken bestätigte.

„Wie geht es Izayoi-Sama?“ fragte sie schließlich, da der Anstand es ihr gebot, sich nach der Frau zu erkundigen, da sie immerhin gerade ihren geliebten Mann verloren hatte – wie sie selbst.

„Sie ist am Boden zerstört und ringt um Fassung.“ berichtete Kataga und setzte sich Ayashi gegenüber auf den Boden. „Sie hat sich allerdings dazu entschieden, Inuyasha mit sich zu nehmen, wenn sie zu ihrer Familie zurückkehrt.“ fügte er hinzu, was Ayashi für eine schlechte Idee hielt.

„Er wird sehr einsam sein, wenn er unter Menschen aufwächst.“ meinte sie und blickte das Kind in ihren Armen an.

„Ja, das sehe ich auch so, doch ich kann mich nicht einmischen.“ entgegnete Kataga und musterte Ayashi, die ihm in ihrer tiefen Traurigkeit so zerbrechlich vorkam. „Ich sprach mit Sesshoumaru-Sama und er versicherte mir, er würde ein Auge auf seinen Halbbruder haben, wenn es ihm möglich sei.“

„Das ist gut.“ flüsterte Ayashi, doch sie hob nicht den Blick.

Kataga nickte und erhob sich wieder, um seine Tochter in ihrer Trauer um Inu-no-taishou allein zu lassen. Welche Qual sie sonst noch in sich trug, konnte er nicht wissen.



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