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Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
von

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Ayashi wurde am nächsten Morgen früh zu ihrem Vater gebeten und von ihren Dienerinnen davon unterrichtet, dass sie gebührlich gekleidet erscheinen sollte, da er sie den beiden Söhnen des Kaisers vorstellen wollte. Kazari und Iruka nahmen das Nicken ihrer Hime hin und machten sich daran, sie zu waschen und anzukleiden, ihr Haar zu frisieren und ihr Gesicht zu schminken.

Sie erkannte sich kaum wieder, als sie in den Spiegel blickte, doch das war kein Wunder, denn sie sah sich nicht mehr gleich. Ihr Gesicht war strahlend weiß, ihre Augen und Augenbrauen mit schwarzer Kohle betont und ihre Lippen leuchtend rot. Sie mochte das nicht. Überhaupt nicht. Noch weniger wollte sie den Söhnen des Kaisers vorgestellt werden. Sie wollte niemanden sehen. Sie trauerte. Um Inu-no-taishou. Um Sesshoumaru.

Ihre Dienerinnen geleiteten sie zum Empfangssaal, in dem Kataga auf seine Tochter wartete und schoben die Tür auf, sodass Ayashi hindurch schreiten konnte. Kataga blickte ihr entgegen und Ayashi bemerkte, dass die beiden Söhne des Kaisers schon anwesend waren. Sie blickten ihr entgegen, weshalb Ayashi kurz nach der Tür stehen blieb und sich leicht verneigte, um die männlichen Youkai zu begrüßen.

„Ayashi, tritt näher!“ bat Kataga leise, doch sie hörte ihn gut.

Ayashi erwiderte nichts, sondern richtete sich wieder auf und ging mit anmutigen, kleinen Schritten weiter in den Raum hinein. Sie würde nicht sprechen, ehe sie dazu aufgefordert wurde. So war es üblich. So wurde es von ihr erwartet. Und zum ersten Mal war es ihr auch lieber und recht so. Sie verspürte kein Bedürfnis und Verlangen zu sprechen und sich mitzuteilen. Ihre Zunge sollte Schweigen – wie sie auch ihr Herz zum Schweigen verdonnerte.

„Meine Tochter Ayashi.“ stellte Kataga Ayashi den beiden Gästen vor und Ayashi verneigte sich noch einmal, ohne die Söhne des Kaisers direkt anzublicken.

Kataga berührte sie leicht am Arm und sie richtete sich wieder auf. Die Söhne des Kaisers blickten sie aufmerksam an und blieben still.

„Die Gerüchte Eurer Schönheit erweisen sich als wahr, Hime-Sama.“ meinte einer von ihnen, der offensichtlich der ältere war.

Er hatte langes, dunkelbraunes Haar, welches er offen trug, und strahlend blaue Augen – genau wie sein Bruder, doch auf seinem Gesicht lag etwas mehr Ernst und Erfahrung. Die Weisheit seiner zahlreichen Lebensjahre vielleicht, sie wusste es nicht. Der jüngere hielt sich, wie es von ihm erwartet wurde, hinter dem älteren Bruder zurück und blickte Ayashi nur an, als wolle er ihm in allen Punkten zustimmen.

„Ich danke Euch, Oji-Dono. Ihr seid sehr freundlich.“ entgegnete Ayashi mit leiser und ruhiger Stimme.

„Mein Bruder Hayato und ich, Takumi…“ begann er und wies mit einer kleinen Geste auf seinen Bruder. „…sind sehr glücklich, endlich Eure Bekanntschaft zu machen.“

„Die Freude ist auch auf meiner Seite.“ erwiderte Ayashi und fragte sich, wann sie gehen konnte.

Kataga blickte Ayashi an und sie gefiel ihm nicht. Sie war blass und zurückhaltender als es für sie üblich war. Sie litt wohl doch sehr unter Inu-no-taishous Verlust, nahm er an. Da war es sicher gut, wenn er ihr Neuigkeiten mitzuteilen hatte.

„Danke, Ayashi. Du kannst dich zurückziehen.“ meinte er und Ayashi verneigte sich, bevor sie sich mit schnellen Schritten aus dem Saal entfernte.
 

Kataga blieb mit den Söhnen des Kaisers zurück und setzte sich an einen niedrigen Tisch, um mit ihnen Tee zu trinken. Sie erwiesen sich als vollkommene Gäste und Kataga versicherte erneut, wie geehrt er sei, sie auf seinem Schloss in Fukuoka zu beherbergen.

„Kataga-Sama, erlaubt Ihr mir, frei über ein Anliegen zu sprechen, das mir sehr am Herzen liegt?“ fragte Takumi und Kataga stellte seine Teeschale ab.

„Gewiss, Takumi-Sama.“ erklärte er sich einverstanden und Takumi neigte den Kopf.

„Ihr wisst, wie sehr mein Vater Euch und Inu-no-taishou immer geschätzt hat. Es war ihm ein Bedürfnis, dass ich seine Verbundenheit zu Euch erneut zum Ausdruck bringe.“

„Euer Vater, der ehrenwürdige Kaiser Tadashi, ehrt mich mit seiner Zuneigung und seinem Wohlwollen.“

„Ich werde ihn von Eurer Dankbarkeit unterrichten.“ versicherte Takumi und blickte zu seinem Bruder, der bisher geschwiegen hatte. „Der Einfluss meines Vaters in Japan gehört in die vergangene Zeit und er möchte dies auch nicht ändern. Er liebt die Gegend des Himalaja zu sehr, um sie aufzugeben.“

„Das ist verständlich, Takumi-Sama.“

„Dennoch möchte er nicht den Eindruck erwecken, dass Japan und die Youkai, die hier leben, und ihre Belange ihm gleichgültig sind, wie es in den letzten Jahrhunderten gewirkt haben mag.“

„Die Entscheidung des großen Kaisers wurde niemals angezweifelt.“ entgegnete Kataga und Takumi nickte.

„Sesshoumaru-Samas Besuch und Ersuch um Hilfe hat ihm gezeigt, dass ihn seine alten Verbündeten vergessen haben.“ begann Takumi und Kataga wollte etwas erwidern, doch er hob die Hand und sprach weiter: „Es war Sesshoumaru-Sama, der seine Hilfe ersuchte – nicht Inu-no-taishou und nicht Ihr. Es war die nächste Generation von Herrschern, die um seine Unterstützung bat. Das zeigte ihm, dass er ein neues Bündnis mit der nächsten Generation anstreben muss. Sesshoumaru-Samas Erscheinen an seinem Hof machte ihm dies deutlich.“

Kataga nickte und neigte leicht den Kopf, um zu zeigen, dass er das auch so sah, doch er konnte auch kaum widersprechen. Sesshoumaru hatte die Initiative ergriffen und für seinen Vater im letzten Augenblick den Ausgang des Krieges entscheiden können, wenn auch nicht den Ausgang der Schlacht, in der Inu-no-taishou gefallen war. Sesshoumaru war der neue Herrscher der Hundeyoukai des Westens. Sesshoumaru. Und Ayashi würde über die westlichen Länder herrschen, wenn er nicht mehr war.

„Mein Vater der Kaiser strebt eine neue Verbindung an, die über ein übliches Abgekommen zwischen Verbündeten hinausgeht. Eine Verbindung, die stärker als ein bloßer Vertrag sein wird, da ihr Blut sie zusammenhält.“

„Was schwebt Euch vor, Takumi-Sama?“

„Ich bin der erstgeborene Sohn meines Vaters und folglich ist mein Platz an seiner Seite, bis ich irgendwann seinen Platz einnehmen werde, doch mein Bruder würde sich überaus glücklich schätzen, Eure Tochter, die ehrenwerte und liebreizende Ayashi, als seine Gefährtin an seiner Seite zu wissen.“

Kataga blickte Takumi einen Augenblick beherrscht an, ehe er den Blick zu Hayato wandte, der ihn offen anblickte. Seine Haltung wirkte entspannt und sein Gesichtsausdruck strahlte Ruhe und Güte aus, doch entdeckte Kataga auch die energischen Züge eines Anführers, der genau wusste, was er wollte. Zweifellos stand er etwas im Schatten seines älteren Bruders und hatte deshalb mit dieser Seite immer zurückhalten müssen.

„Wir beide, meine geliebte Tochter und ich, sind durch diesen Antrag sehr geehrt.“ versicherte Kataga und neigte den Kopf.

Hayato stammte aus einer mächtigen, angesehenen Herrscherfamilie und hatte dennoch keine näheren Verpflichtungen, die ihn an seinen Vater banden. Nur die Pflichten eines Sohnes, doch nicht die eines Nachfolgers. Er konnte nach Japan zurückkehren und sich eine Gefährtin nehmen, die selbst in der direkten Nachfolge stand. Er konnte der Youkai sein, der Ayashi bei ihrer Aufgabe unterstützte. Er konnte Ayashi Sicherheit und Schutz bieten, wenn sie ihn brauchte, doch auch Verständnis und Respekt und ihr auch mit Rat und Tat beiseite stehen. Und er konnte durch Ayashi eine Verbindung des Kaisers zu Japan herstellen, die sich auf Freundschaft und Verbundenheit ausrichtete, bei der aber nicht zu befürchten war, dass der Kaiser andere Ambitionen hatte, die zu einer Beherrschung Japans führen könnten.

„Es ist beinahe zu viel der Ehre, das versichere ich Euch, Takumi-Sama. Hayato-Sama, ich bin einverstanden, doch versteht bitte, dass ich meine Tochter erst um ihre Einwilligung fragen werde, ehe Ihr eine endgültige Antwort erhaltet.“

„Gewiss, Kataga-Sama, doch ich zweifle nicht daran, dass Eure Tochter genauso verantwortungsbewusst, pflichtbewusst und bedacht wie Ihr Vater ist.“ entgegnete Takumi und neigte den Kopf.

Kataga nickte und wusste, was er damit meinte. Ayashi würde einwilligen, wenn sie vom Kaiser und seinen Söhnen nach all dem Gerede, das sie gehört hatten, richtig eingeschätzt wurde. Und sie hatten Recht: Die Verbindung zu Hayato war eine Verbindung, die niemand ablehnen konnte.



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