Albträume... und ihre Folgen...
Nihao!
Also, zu diesem Kapitel habe ich nichts zu sagen und möchte ich auch eigentlich nichts sagen^^°
Reißt mir nicht den Kopf ab, aber sagt mir, was ihr davon haltet.
Zai jian, Ta-chan
Albträume... und ihre Folgen...
~*~
Alles um ihn herum war schwarz, in völlige Dunkelheit gehüllt. Nur dumpf nahm er Geräusche wahr, Stimmen, Schreie. Dann lichtete sich der Schleier nach und nach. Licht kam ins Dunkel, das Licht von Feuer. Flammen waren überall um ihn herum. Schreie wurden laut, ein ohrenbetäubender Lärm breitete sich aus. Doch mehr konnte er nicht wahrnehmen. Er erkannte keine Gesichter, konnte die Stimmen nicht definieren. Nur eine Stimme schien ihm bekannt vorzukommen.
„Scht... ganz ruhig, Liebling, alles wird wieder gut...“, wiederholte eine sanfte Frauenstimme immer und immer wieder.
Die Stimme wirkte so beruhigend und wohltuend, dass er ihr einfach glauben musste. Doch die Schreie wurden lauter und die Stimme erlosch... Dann wurde es still. Beklemmend still. Einsamkeit umschloss ihn. Die Flammen schienen zu erlischen und Dunkelheit umhüllte ihn. Dunkelheit und Einsamkeit. Er fürchtete sich, panische Angst machte sich in ihm breit. Tränen rannen ihm über die Wangen und er wimmerte leise.
„Mommy...? Mommy, wo bist du...? Mommy!“, rief er verzweifelt in die Schwärze.
Seine Worte hallten wieder, lauter und lauter, doch er erhielt keine Antwort.
~*~
Schweißgebadet schreckte Ray aus dem Schlaf und fuhr sich keuchend über das Gesicht. Der Chinese zitterte noch am ganzen Leib. Hastig machte er das Licht an, die Dunkelheit jagte ihm Angst ein. Sein Blick surrte durch den Raum. Doch alles war wie am Vorabend, als er eingeschlafen war. Tief atmete der Schwarzhaarige durch um sich zu beruhigen, doch half es nicht sehr viel. Deshalb stand er auf und ging auf wackligen Beinen in das Badezimmer. Dort schüttelte sich Ray zunächst einmal viel Wasser ins Gesicht. Sein Blick war auf sein Spiegelbild gerichtet, während er sich am Handwaschbecken festkrallte.
Aus stumpfen, goldenen Augen blickte ihn ein fertig wirkender Mensch entgegen, den er nicht als sich selbst bezeichnen wollte. Diese Alpträume nagten an ihm, sie zehrten ihn aus und quälten ihn.
Dann surrte sein Blick nahezu Hilfe suchend durch den Raum, blieb schließlich an einem ganz bestimmten Gegenstand hängen und in seinen Augen glitzerte es kurz verräterisch, als er die Hand danach ausstreckte. Das Licht spiegelte sich in dem kleinen silbernen Gegenstand, als Ray ihn in seiner Hand drehte und wendete und von allen Seiten betrachtete. Es reflektierte das Licht verführerisch. Sachte strich der Chinese mit zwei Fingern über die scharfe Seite, zuckte nur kurz zusammen, als die Klinge in seine Haut schnitt. Verwirrt starrte er auf sein eigenes Blut, das aus den kleinen zarten Verletzungen trat. Als es in sein Unterbewusstsein eindrang, weiteten sich seine Augen erschrocken und er ließ die Klinge fallen. Kopfschüttelnd wich er einige Schritte zurück.
„Nein, nein, nein...“, wisperte er.
Einige Momente starrte Ray mit schief gelegten Kopf auf die Rasierklinge, die auf dem Marmorboden des Bades lag, bis er sich schließlich besann, sich bückte und sie aufhob. Dann erhob sich der Schwarzhaarige wieder und schritt auf das Handwaschbecken zu, ließ die Rasierklinge darauf fallen und starrte sie kurz an. Danach verließ er beinahe fluchtartig das Bad wieder, schlug die Türe hinter sich zu. Es fröstelte ihn leicht und er rieb sich die Arme, doch seine Bewegungen ebbten ab und verstummten dann schließlich ganz. Die goldenen Augen glitten über den Arm, Ray drehte seinen linken Arm und erblickte die Innenseite seines Unterarms. Da waren sie, die Narben an denen diese Alpträume schon Schuld waren.
Seit Jahren raubten sie ihm den Schlaf, versetzten ihn in Angst und Schrecken, trieben ihn an den Rand der Verzweiflung. Und irgendwann war er über diesen Rand hinaus gefallen und hatte angefangen sich selbst zu verletzen... Doch hatten die Träume und damit auch sein selbstverletzendes Verhalten vor zwei Jahren aufgehört. Wieso kamen diese Träume nun wieder...?
Wieder surrte sein Blick herum, blieb an der Türe hängen. Sollte er wirklich...? Es kostete ihn Überwindung, doch dann drückte Ray doch die Klinke herunter...
Tala lag in tiefem Schlaf und träumte süße Träume von seinem kleinen Kätzchen und ihm in einem großen, gemütlichen Bett. Ein zufriedenes Lächeln lag auf seinen Zügen.
„Tala! Tala! Wach auf!“
Nur widerwillig öffnete der Rotschopf die Augen und blickte in tiefe, goldene Katzenaugen.
„Ray...?“, fragte der Russe verschlafen und rieb sich gähnend die Augen.
Der Schwarzhaarige stand leicht geistesabwesend und durcheinander neben seinem Bett.
„Ich... ich... kann ich bei dir schlafen...? Ich hab Angst...“, wisperte Ray.
Sofort war der Russe wach und richtete sich in seinem Bett auf, hob die Decke leicht an, sodass der Chinese sich zu ihm legen konnte und sich auch gleich schutzsuchend an ihn schmiegte.
„Wovor hast du Angst, Koschetschka?“, fragte Tala besorgt und legte einen Arm um den Kleineren.
„Vor... mir selbst... Ich... ich... habe Angst, dass ich mir selbst... Dass ich einen Fehler begehe...“
Ray wusste es nicht wirklich in Worte zu fassen, entschied sich dann doch alles auf eine Karte zu setzen und streckte dem Russen seine Unterarme entgegen. Das war nichts, was er einfach so jedem präsentierte, doch nun brauchte Ray ganz dringend Beistand. Denn sonst würde er einen gravierenden Fehler begehen, den er wohl zu tiefst bereuen würde.
Geschockt starrte Tala auf die feinen, scheinbar schon älteren Narben, die sich über die Unterarme des Chinesen zogen. Mit zittrigen Fingern strich er darüber, als würde er hoffen, sie würden dadurch verschwinden. Doch als der Rothaarige realisierte, dass diese Narben echt waren, schlang Tala seine Arme um Ray und zog ihn so nah an sich, wie er nur konnte, vergrub sein Gesicht in den langen schwarzen Haaren. Stumme Tränen liefen über sein Gesicht, es war für ihn zum einen ein großer Schock das zu erfahren und doch erfüllte es ihn auch mit einem gewissen Stolz, dass Ray ihm so sehr vertraute.
„Wieso... Ray? Was ist passiert? Und weshalb hast du jetzt Angst?“, fragte der Rotschopf leise.
„... Darüber will ich... jetzt nicht reden, bitte... Ich...“, wisperte der Schwarzhaarige stockend.
„Scht, okay... Ich kann warten, lass uns einfach schlafen, ja? Ich pass auf dich auf, versprochen, ich pass auf dich auf“, flüsterte Tala und strich durch das seidige schwarze Haar, bis Ray eingeschlafen war.
„Ich werde immer auf dich aufpassen, versprochen...“, murmelte der Russe, bevor er selbst einschlief.