Narben... und ihre Gründe...
Nihao!
Ja, ich weiß, das letzte Kapitel... ich mute Ray sehr viel zu .___.
Nya, er hat ja Tala... ach, lests doch selbst XP
Zai jian, Ta-chan
Narben... und ihre Gründe...
Beunruhigt und besorgt strich Tala sanft durch das lange, schwarze Haar. Der Rotschopf war schon seit zwei Stunden wach und hatte so endlich Zeit seine Gedanken zu sortieren. So viele Fragen waren in seinem Kopf und er konnte es kaum abwarten sie Ray zu stellen. Dieser lag noch tief schlafend in seinen Armen. Am brennendsten war die Frage nach dem Warum. Inständig hoffte er, dass Ray ihm diese Frage beantworten würde.
Als er merkte, wie sich der Chinese in seinen Armen zu regen begann, unterbrach der Russe seine Gedanken und lächelte den Schwarzhaarigen sanft an.
„Guten Morgen, Kätzchen“, wisperte er.
„Morgen...“, murmelte Ray mit einem unguten Gefühl.
Der Schwarzhaarige erinnerte sich noch sehr gut an das, was letzte Nacht passiert war und an das, was letzte Nacht beinahe passiert wäre. Und er wusste auch, dass er sich heute einigen Fragen würde stellen müssen.
Einige Minuten lagen die beiden schweigend im Bett, keiner wusste wie er anfangen sollte doch beide wussten, dass es einiges zu bereden gab.
„Argh, diese Stille hält man ja im Kopf nicht aus“, knurrte Ray schließlich nach einer Weile.
„Du hast Recht... Ich... Darf ich... dich etwas fragen...?“
Der Chinese nickte leicht und blickte in die Eiskristalle von Tala, dieser festigte seinen Griff um Rays Taille.
„Wovor hast du Angst, Ray? Was ist in deiner Vergangenheit passiert, dass du dich... selbst verletzt hast? Und warum hast du letzte Nacht so aufgelöst an meinem Bett gestanden?“
„Ich habe Alpträume, schlimme Alpträume. Aber meine Adoptiveltern haben sich nie darum geschert, ich hab mich eigentlich immer allein gefühlt mit diesen Ängsten und da habe ich irgendwann... angefangen mich selbst zu verletzen... Bis... bis ich mir vor drei Jahren das Leben nehmen wollte... Lee, Mariah, Kevin und Gary haben mich nur durch Zufall gefunden... Als es meine Adoptiveltern erfuhren, schimpften sie mich eine Schade für ihre Familie und schmissen mich mehr oder minder aus dem Haus... Ich sollte eine Trainingsreise machen oder dergleichen, Hauptsache ich war ihnen aus den Augen... Aber rausschmeißen konnten sie mich ja nicht, wie würde das denn aussehen?“
Beruhigend strich Tala über Rays Seiten, merkte er doch wie sich der Kleinere aufregte.
„Und... was sind das für Alpträume? Und weshalb hat es deine Adoptiveltern nicht interessiert?“
„Ich weiß nicht, was es für Träume sind... Aber meist drehen sie sich um eine Frau und einen Mann, zumindest sind es meist ihre Stimmen... Es ist immer verschwommen und unklar und nie erkenne ich ihre Gesichter... Aber ich glaube, es sind meine Eltern... Meine richtigen Eltern...“
„Was meinst du mit ‚du glaubst’?“, hakte Tala nach.
„Ich weiß nicht, wer meine Eltern sind. Ich erinnere mich nicht an sie. Ich weiß nicht einmal wer ich bin, Tala. Das ist es, was mir so zu schaffen macht... Als ich noch klein war, fand mich ein Bauer in seinem Reisfeld, ich war sieben und habe mich an nichts, nicht einmal an meinen eigenen Namen erinnert. Dieser Zustand hat sich bis heute nicht geändert. Damals forschte man nach in Vermisstenanzeigen, doch fand man keine, die auf mich zutraf und so kam ich in ein Waisenhaus. Die Kons adoptierten mich nur, weil ich ein guter potentieller Erbe für sie war. Sie hatten eine Tochter, Mairona, doch gab es bei ihrer Geburt Komplikationen und Ming kann keine Kinder mehr kriegen, deshalb mussten sie einen Sohn, einen Erben, adoptieren, den sie auch als ihr eigenes Kind präsentieren konnten. Ich war ein Neko-jin, einer der wenigen in diesem Waisenhaus, so adoptierten sie mich. Die beiden haben mich nie als ihren Sohn, sondern nur als ihren Repräsentanten angesehen. Vom ersten Tag an bei ihnen musste ich lernen... alles mögliche, ich musste ein Vorzeigekind sein. Erst nach zwei Jahren lernte ich Lee und die anderen kennen, sie lebten in einem kleinen Dorf ganz nah an unserer Villa und sie wurden meine Freunde...“
Stillschweigend hörte der Rothaarige dem Chinesen zu, nahm jedes Detail in sich auf wie ein Schwamm.
„Du... du weißt nicht, wer du bist?“
„Nein... Und du kannst dir nicht vorstellen, wie weh es tut von seinen Eltern zu träumen und doch nicht zu wissen, wer sie sind und wie sie aussehen... Besonders für ein Kind...“, flüsterte Ray traurig.
„Aber... wieso jetzt wieder? Ich meine, weshalb kommen deine Träume ausgerechnet jetzt wieder?“
„Ich weiß es nicht... Nachdem ich auf diese 'Trainingsreise' losgezogen war, hörten sie nach und nach auf, ich verdrängte sie... Dann kam ich zu den Bladebreakers und hatte sie sogar beinahe vergessen... Vielleicht... kommen sie jetzt wieder, weil sie mir sagen wollen, dass ich nicht aufgeben soll? Dass ich weitersuchen soll nach meiner Vergangenheit?“
„Vielleicht... Willst du denn weitersuchen, Ray?“
„Ja... Ich will wissen, was mit meinen Eltern passiert ist, wer ich bin und wo ich herkomme...“
„Dann helfe ich dir. Und die anderen werden dir sicher auch gern helfen“, bot Tala an.
Überrascht sah der Chinese ihn an und fiel ihm dann überglücklich um den Hals.
„Danke... Danke, dass du das sagst... Dass du da bist für mich...“, wisperte der Schwarzhaarige unter Tränen.
Mit einem sanften Lächeln fuhr ihm der Rotschopf über den Rücken.
„Schon in Ordnung, Koschetschka. Wir werden gemeinsam herausfinden was mit deinen Eltern geschehen ist... Und du kannst immer zu mir kommen, wenn du... Angst hast, ja? Ich bin froh, dass du gekommen bist und nicht... und dich nicht... Ich bin froh, dass du zu mir gekommen bist und ich hoffe, dass du das auch weiterhin machen wirst, ja?“, bat der Russe leise.
Er spürte, wie Ray an seiner Schulter nickte und sich an ihn lehnte, dankbar und erleichtert. Es hatte den Schwarzhaarigen so unglaublich erleichtert das endlich einmal alles zu erzählen.