Zum Inhalt der Seite

Infernus

To hell and back!
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Two Brothers and a Descendant

The Winchesters and the Descendant
 

Exorcizamus te, omnis immunde spiritus, omnis satanica potestas, omnis incursio infernalis adversarii, omnis legio, omnis congregatio et secta diabolica…“, begann sie die typische Austreibungsformel für Dämonen hinunterzurasseln.

Vor ihr lag ein junges Mädchen, gerade mal vierzehn Jahre alt, auf dem Bett.

Doch dieses Mädchen war kein normales, unschuldiges Kind mehr.

In ihr schlummerte die Ausgeburt der Hölle selbst.

Ein schwarzäugiger Dämon.

Er hatte sich schon seit einer Woche in dem Mädchen eingenistet und durch sie nur Schaden angerichtet.

Die Eltern der Kleinen hatten nicht mehr weitergewusst und den örtlichen Reverend um Hilfe gebeten, der dann jemanden gerufen hatte, der wusste, was zu tun war.

Durch den Exorzismus kam das wahre Gesicht des Dämons zum Vorschein.

„Ich weiß, wer du bist!“, knurrte es duster aus dem Mädchen.

Sie, die über der Höllengeburt hockte, sah nur herablassend auf ihn hinunter.

„Und was willst du mir damit sagen, du Mistkerl?“, zischte sie und träufelte etwas Weihwasser auf ihn, was ihn aufschreien ließ.

„Über dich wird sehr viel geredet da unten, Elisabeth.“, brachte er zwischen einen Schrei heraus.

Sie sah ihn interessiert an.

„Und worüber wird geredet?“, wollte sie wissen und sprach eine weitere Phrase der Formel.

„Darüber, dass du dafür verantwortlich bist, dass dein geliebter Daddy auf unserer Folterbank um Gnade winselt.“, höhnte er.

Sie blickte ihn erzürnt an.

Ihre ohnehin schon eisig wirkenden Augen, wurden noch kälter und ohne zu Zögern oder weiteren Worte des Dämons abzuwarten, führte sie den Exorzismus zum Ende.

Mit ohrenbetäubenden Gebrüll kam ein schwarzer Rauch aus dem weit geöffneten Mund des Mädchens, der sich so schnell wie er gekommen war auch wieder verzog.

„Wichser!“, fluchte sie und strich sich ihre schwarzen Locken aus dem Gesicht.

Ihren Rosenkranz fest umschlossen, stieg sie vom Bett des Mädchens, packte ihre Sachen in ihre Tasche und verließ das Haus, ohne noch einmal zurückzublicken.

Hinter ihr hörte sie noch ein Vielen Dank von den Eltern der Kleinen, bevor sie sich in ihr Auto warf und die Tür zuknallte.

Sie ließ den Motor an und trat so heftig ins Gaspedal, dass die Hinterreifen ihres tiefschwarzen Ford Mustang durchdrehten.

Was sie jetzt brauchte, war ein starker Drink.

Was viel diesen widerwärtigen Abschaum ein, so über ihren Vater zu reden?

Elisabeth Colt, oder auch kurz Beth genannt, stammte aus einer Jägerfamilie.

Jedoch war sie die Einzige dieser Familie, die noch lebte.

Sie wurde im U.S. Bundesstaat Wyoming, im hochgelegenen Städtchen Sheridan, geboren.

Ihre Mutter, Maria Colt, war am Kindbettfieber gestorben.

Sie wusste also nur das von ihr, was ihr Vater, Henry Colt, ihr erzählt hatte.

Dieser hatte ihr auch alles über das Jagen von übernatürlichen Kreaturen beigebracht.

Sie hatte das Töten mit jeglichen Waffen in Präzision inne und wusste eigentlich immer einen kühlen Kopf zu bewahren.

Mit sieben Jahren hatte er ihr das erste Mal eine Waffe in die Hand gedrückt.

Doch an ihren zehnten Geburtstag war etwas geschehen, dass ihre Welt für immer zerstört hatte.

Ihr Vater war in ihrem Haus bei lebendigen Leibe verbrannt.

Und das Einzige, was Beth vom Täter gesehen hatte, waren zwei bösartige gelbe Augen gewesen.

Sie wusste, dass dieses Ding, das ihren Vater getötet hatte, ein Dämon gewesen war und wahrscheinlich noch irgendwo da draußen herumlief

Und sie hatte sich damals geschworen, dass sie diesen Dämon finden und töten würde.

Und wenn es das Letzte wäre, was sie tun würde.

Mittlerweile waren fünfzehn Jahre vergangen und Beth war zu einer jungen, kessen Frau herangewachsen, die ihren männlichen Kollegen in dieser, sie würde sagen, Höllenbranche mehr als das Wasser reichen konnte.

Doch trotz allem quälte es sie, dass sie ihren Vater noch nicht hatte rächen können.

Seufzend griff sie sich durch ihr schulterlanges Haar und griff nach ihrer Schachtel Zigaretten, um sich eine anzuzünden.

Es musste doch irgendwo einen Hinweis geben, wo sich dieser Scheißdämon aufhielt.

Die Ampel vor ihr stand auf rot und sie musste stark bremsen, um ihren leistungsstarken Wagen zum Stehen zu bringen.

Als sie einen Blick in den Rückspiegel warf, erschrak sie.

„Cas! Verdammt! Ich hab dir doch gesagt, dass du dich ruhig mal vorher melden könntest!“, beschwerte sie sich bei dem Mann, der auf ihrer Rückbank saß.

„Seh ich so aus, als hätte ich ein Handy? Ich bin ein Engel.“, entgegnete er.

Castiel, von ihr Cas genannt, hatte sie damals davor bewahrt, in das brennende Haus zu rennen, was sicherlich ihren Tod bedeutet hätte.

Er hatte ihr erklärt, dass Gott ihn geschickt hatte, damit er auf sie Acht gab, was sie ihm natürlich anfangs nicht abgekauft hatte.

Doch mittlerweile war sie ganz froh einen Engel auf ihrer Schulter sitzen zu haben.

„Ich hab grad einen Dämon aus einen Mädchen exorziert.“, erzählte sie ihm und fuhr rasch an, als die Ampel auf grün sprang.

Castiel sah sie mit seinen ausdruckslosen blauen Augen an.

„Das machst du einmal die Woche, Beth.“, erinnerte er sie schulterzuckend.

Sie nahm einen kräftigen Zug an ihrem Glimmstängel und schnippte den Rest aus dem Fenster.

„Ja… Aber er meinte, mein Dad würde dort unten bei diesen Mistkerlen hocken. Weißt du was davon?“, wollte sie von ihm wissen, wobei sich ihre Hände fest ans Lenkrad klammerten, sodass ihre Knöchel weiß hervorstanden.

Castiel zog die Augenbrauen hoch.

„Nein. Dein Vater ist ganz sicher nicht dort.“, antwortete er kurz und knapp.

Sie atmete ein wenig erleichtert aus.

„Weißt du, ich würde gerne mal wissen, was sich diese Arschlöcher dabei denken, wenn sie sich in einem kleinen, unschuldigen Kind einnisten, nur um mich zu ärgern. Haben die sonst nichts zu tun?“, fragte sie zornig.

Es kam allerdings keine Antwort.

Sie drehte sich kurz um, doch es war kein Engel mehr zu sehen.

Dieser Blödmann!

Wenn er keine Lust auf ein Gespräch hatte, machte er sich immer einfach so aus den Staub.

Noch nicht mal verabschieden konnte der sich vernünftig.

Na fein, dann würde sie sich jetzt noch einen schönen Abend in Plymouth, Minnesota, machen, was sie durchaus auch ohne den mimiklosen Engel konnte.

Sie fuhr zu ihren Motel, um sich etwas frisch zu machen, als ihr Handy klingelte.

Robert Singer, ein alter Bekannter ihrer Eltern und ihr Patenonkel, rief an.

„Hi, Onkel Bobby. Was gibt es?“, meldete sie sich.

„Beth. Gut, dass ich dich erreiche. Es gibt Neuigkeiten. Ich, oder eher gesagt, jemand den ich kenne, hat den Colt gefunden…“, berichtete er ihr ohne weitere Umschweife.

Beth wäre beinahe aus allen Wolken gefallen.

Der Colt?

Es handelte sich hierbei um eine legendäre Waffe, die jeden Dämon töten konnte.

Ihr Vorfahre, der Erfinder des Revolvers, Samuel Colt, hatte diese eine spezielle Waffe hergestellt.

Sie war lange Zeit im Besitz ihrer Familie gewesen, bis sie gestohlen worden war.

Seitdem hatte niemand mehr davon gehört.

Und jetzt war sie endlich wieder aufgetaucht.

„Wer hat sie, Bobby?“, harkte sie neugierig nach, denn es lag ihr viel daran, wieder in den Besitz dieser Feuerwaffe zu kommen.

Mit ihrer Hilfe, konnte sie den gelbäugigen Dämon töten.

Sie hörte das amüsierte Lachen des Mannes.

„Immer mit der Ruhe. Ich habe ein Treffen arrangiert. Du wirst sicherlich nicht nur Interesse an dem Colt haben.“, munkelte er.

Sie zog verwirrt die Augenbrauen zusammen.

Woran sollte sie denn sonst Interesse haben können?

„Kannst du bis morgen, so gegen fünf, bei mir sein?“, erkundigte er sich dann bei ihr und riss sie aus den Gedanken.

Sie grinste.

„Sagen wir zwei Uhr, Bobby. Wir sehen uns dann. Ciao.“, verabschiedete sie sich schnell und legte auf.

Bis Sioux Falls, South Dakota, war es doch nur ein Katzensprung, wenn sie die Schnellstraßen nahm.

Der Colt!

Endlich würde sie ihn in Händen halten.

Das letzte Mal hatte sie ihn mit zarten fünf Jahren zu Gesicht bekommen.

Wenn das kein Grund zum feiern war.
 

„Was ist denn mit dir los, Sammy? Schalt doch mal den Laptop aus und genieße den Abend.“, rief Dean Winchester seinen vier Jahre jüngeren Bruder zu.

„Ich recherchiere… Vielleicht findet sich ja jemand, der etwas über den Colt weiß.”, murrte Sam, der ganz genervt war von seinem älteren Bruder, der sorglos, wie eh und je, im gegenüber saß und ein Bier nach den anderen trank.

“Es kann ja nicht jeder mit so einer kindischen Einstellung überleben.”, fügte er noch hinzu und vertiefte sich in einen Artikel, den er entdeckt hatte.

Dean, dessen grüne Augen mehr funkelten als sonst, was wahrscheinlich am Alkohol lag, beugte sich vor und klappte Sams PC zu.

“Bobby kennt doch jemanden. Und außerdem bin ich sechsundzwanzig, kleiner Bruder… Ich jage jeden Tag Monstern hinterher, die mir den Arsch aufreißen wollen. Und du willst mir erzählen, ich bin kindisch?”, fragte er ernst und zog eine Augenbraue hoch.

Sams ebenso grüne Augen blitzten zurück.

“Ja, das bist du. Dir scheint es ja egal zu sein, wie wir an neue Patronen für den Colt kommen, die du so mir nichts dir nichts verschossen hast.”, konterte er.

Der Ältere sah ihn fassungslos an.

“Ich? Das warst ja wohl du?”, begann er einen Streit, der sich noch eine Weile hinzog, bis die vollbusige Kellnerin an ihren Tisch vorbeikam und Deans volle Aufmerksamkeit auf sich zog.

“Jetzt versuch nicht einer Diskussion auszuweichen, in dem du Weibern hinterher starrst, Dean!”, beschwerte Sam sich und trat ihm nicht gerade ganz unsanft vors Schienbein.

“Hey! Was kann ich dafür, wenn die so provokativ mit ihren Hintern vor mir rumwackelt?”, versuchte er sich zu verteidigen.

“Mir ist egal, wer mit seinem Arsch wo rumwackelt… Dean?”, wollte Sam gerade wieder loslegen, doch sein Bruder war bereits wieder mit seinen Gedanken woanders.

Also drehte er ebenfalls seinen Kopf in die Richtung, in die sein Bruder starrte.

“Sie ist ein Engel…”, murmelte der Ältere nur noch und schien beinahe zu sabbern.

Durch die Eingangstüre der Bar, kam eine Frau.

Doch nicht irgendeine Frau.

Für Dean hatte sie etwas, wodurch er sich sofort zu ihr hingezogen fühlte.

Auch die anderen Männer im Raum wandten ihre Köpfe, als sie das Geräusch ihrer Absätze auf den kalten Fliesenboden hörten.

Sie hatte pechschwarze, wallende Locken und stechend blaue Augen, die beinahe schon silbern wirkten, je nachdem wie das Licht fiel.

Ohne zu zögern marschierte sie auf den Tresen zu, legte ihren Mantel ab und setzte sich auf einen Barhocker.
 

“Glenfiddich, bitte.”, bestellte Beth sich Scotch.

“Sehr gerne, hübsche Frau.”, flirtete der Barkeeper, ungefähr in ihrem Alter, mit ihr.

Doch statt ihm irgendetwas zu erwidern, zündete sie sich lieber eine Zigarette an.

Heute Abend waren ihre Gedanken bereits beim morgigen Tag und beim Colt.

Nahezu nichts konnte ihre Laune trüben.

Ihr wurde ein Glas mit Scotch rüber geschoben und sie kippte ihn in sich hinein, als wäre es klares Wasser.

“Noch einen, bitte.”, verlangte sie und lauschte der angenehmen Stimme des Sängers der Band Bad Company.

Es lief der Song No Smoke without Fire.

Sie bemerkte, das hinter ihr jemand auftauchte.

Ein junger blonder Mann setzte sich auf den Hocker neben ihr und bestellte ein Bier.

Sie musterte ihn von der Seite.

Lockere Jeans, Motorradstiefel, rotes aufgeknöpftes Hemd und schwarzes T-Shirt.

Seine markante Kinnpartie wurde von einem Dreitagebart geziert.

Er wandte sein Gesicht zu ihr und seine hübschen grünen Augen blitzten sie unverfroren an.

Er sah wirklich gut aus, dass musste sie zugeben.

Sie liebte Männer mit Schlafzimmerblick und Holzfällerstil.

Sie symbolisierten immer etwas raues, wildes, was wohl jeder Frau gefiel.

Er bemerkte ihren forschenden Blick und taxierte sie dabei selbst.

Eine zierliche, schlanke Figur stellte diese Frau dar, in ihren knackigen dunklen Jeans, den hohen Lederstiefeln und den weißen Top, das ihren wohlgeformten Busen zur Geltung brachte.

Er biss sich auf die Unterlippe.

Die wollte er heute Abend unbedingt noch knallen und wenn er die ganze Nacht hier sitzen musste.

“Hi, ich bin Dean. Und du bist…?”, begann er seine Anmache.

Sie zog an ihrer Zigarette.

“Nicht interessiert.”, beendete sie seinen Satz, was ihm scheinbar einen Schlag in die Magengrube versetzt hatte, denn er ließ den Kopf hängen.

Sie schmunzelte in sich hinein.

Na ja, eigentlich hatte sie ja schon Lust gehabt auf einen kleinen Nachthupferl vor dem Schlafen gehen und besonders auf einen wie ihm, aber sie hatte sich vor einigen Wochen geschworen nie wieder einfach so mit Männern in die Kiste zu hüpfen.

Sie wurde schließlich auch nicht jünger und musste so langsam ihre Zukunft planen und mit solchen Typen konnte man das einfach nicht.

“Darf ich dir wenigstens einen Drink ausgeben?”, hielt er hartnäckig an seiner Taktik fest, wenn es überhaupt eine gab.

Das war schließlich auch nur eine Frau, wenn auch die atemberaubendschönste, die ihm je über den Weg gelaufen war.

Er beobachtete, wie sie sich nachdenklich über ihre vollen Lippen leckte.

“Ich hab doch noch ein volles Glas.”, entgegnete sie.

Er wollte gerade mit etwas Neuen ansetzen, da unterbrach sie ihn.

“Hör mal… Dean, richtig? Du bist ja wirklich süß, aber ich habe keine Lust mich von dir abschleppen zu lassen und eine heiße, aber kurze Nacht mit dir zu verbringen, nur um morgen früh alleine aufzuwachen. Tut mir ja wirklich sehr leid für dich, Kleiner.”, machte sie ihm klar und erhob sich.

Sie warf einen Geldschein auf den Tresen.

“Das ist für mich und den Gentleman. Den Rest können Sie behalten.”, verabschiedete sie sich vom Barkeeper und blickte Dean noch einmal an, um dann durch die Tür zurück in die kalte Nachtluft zu gehen.

Dean, der, total baff, immer noch auf dem Hocker saß, schüttelte nur den Kopf und erhob sich dann, um ihr nachzulaufen.

Als Beth hinter sich die Türe ein zweites Mal aufgehen hörte, musste sie unwillkürlich grinsen.

Was für ein hartnäckiger Kerl!

“Hey, warte doch mal. Du hast mir noch gar nicht deinen Namen verraten.”, rief er ihr nach.

Sie drehte den Kopf um und zwinkerte ihm zu.

“Es reicht doch, wenn ich deinen weiß.”, erwiderte sie und stieg in ihren Wagen ein, um mit aufheulenden Motor davonzufahren.

Er blieb allein auf dem Parkplatz stehen.

“Verdammtes Luder!”, fluchte er und musste dann doch schmunzeln.

Das war das erste Mal, dass er einer Frau bis vor die Tür gefolgt war und nicht andersrum.

“Na, hat sie dich abserviert, du Aufreißer?”, hörte er die neckische Stimme seines kleinen Bruders hinter sich.

“Nein, sie war wahrscheinlich einfach nur eingeschüchtert von meiner Ausstrahlung.”, knurrte Dean und wandte sich um, um zurück zur Bar zu gehen.

Sam lachte und strich sich durchs dunkelbraune Haar.

“Gib es doch zu, sie hat dich abblitzen lassen.”, gab er zurück und fing sich dafür einen Schlag auf den Hinterkopf ein.

“Halt die Klappe und komm jetzt mit. Morgen müssen wir zu Bobby.”, lenkte Dean vom Thema ab und ging wieder hinein.

“Und sie hat dich trotzdem nicht rangelassen, Idiot.”, flüsterte er.

Doch seinem großen Bruder war dieser Satz nicht entgangen.

“Schlampe.”, kam es postwendend als Gegenbeleidigung bei dem Jüngeren an.
 

“Na, hast du gut geschlafen…? Ohne die Frau von gestern.”, erkundigte Sam sich bei seinem Bruder, der gerade in seinen geliebten Impala einstieg.

Dean räusperte sich und schluckte eine Gegenbemerkung hinunter, die nicht gerade sehr freundlich gewesen wäre.

“Hey, beim nächsten Mal hab ich sie ganz sicher.”, entgegnete er und startete den Motor des schwarzen Wagens.

Sam, der sich gerade auf den Beifahrersitz warf, grinste.

“Woher willst du wissen, dass sie dir noch mal über den Weg läuft? Sie könnte mittlerweile überall sein.”, dachte er über die Aussage seines Bruders nach.

Der blickte verträumt durch die Windschutzscheibe.

“Ich weiß es einfach, Sammy.”, antwortete er.

Und dafür war diese Diskussion auch wieder beendet.

Diese Frau war so unglaublich mysteriös und sexy gewesen.

So ein Wesen gab es nur ein einziges Mal auf Erden.

Sie fuhren auf den Highway, um sich auf den Weg zu Bobbys Autohof zu machen.

Bob Singer war für die beiden Jungs so was wie eine Vaterfigur.

Er kannte die Familie Winchester schon seit die Beiden klein waren und er hatte ihnen immer geholfen, egal was für ein Problem sie gehabt hatten.

Auch sorgte er ab und an für neue Jobs.

“Ich bin mal gespannt wie dieser Jäger ist, von dem Bobby gesprochen hat. Er soll ja sehr viel über den Colt wissen.”, überlegte Sam und stützte seinen Kopf auf seiner Hand auf, um aus dem Fenster zu schauen.

Dean, der immer noch mit der geheimnisvollen Frau beschäftigt war, zuckte kurz zusammen, als er bemerkte, dass er angesprochen wurde.

“Eh… Ja, ich mach mir da keine so großen Gedanken drüber. Freunde von Bobby sind schließlich auch unsere Freunde.”, meinte er und gab etwas Gas, um schneller dort anzukommen.

Nach mehreren Stunden Fahrt und einigen Tankstops kamen sie endlich in Madison an, was ganz in der Nähe von Sioux Falls lag.

Von hier aus würde es nur noch eine Stunde dauern.

Sam, der gerade eingenickt war, begann zu schnarchen, was seinem Bruder tierisch auf die Nerven ging.

Er stellte die Musik lauter und atmete einmal tief durch.

Mann, war er froh, wenn sie endlich die alte Autowerkstatt von Bobby erreicht hatten.

Er hatte langsam keine Lust mehr wie doof durch South Dakota zu gurken.

Seine Gedanken schweiften wieder ab.

Zu der Frau, die ihm gestern einen Korb gegeben hatte.

Wahrscheinlich war es genau das, was ihn an dieser Frau besonders reizte.

Sie unterlag nicht sofort seinen, manchmal etwas heuchlerischen, Charme, sondern ging auf Distanz.

Er bemerkte plötzlich etwas schwarzes, dass mit hoher Geschwindigkeit seitlich an ihn rankam.

Wäre er nicht etwas auf die Bremse gestiegen, wäre er mit dem schwarzen, alten Mustang zusammengestoßen, was für alle Beteiligten sicherlich nicht gut ausgegangen wäre.

“Verdammter Wichser! Was soll das?!”, brüllte er hinter dem Wagen her, der so schnell wie er gekommen war, auch schon wieder verschwand.

Sam schreckte aus seinem Schlaf hoch und sah seinen großen Bruder verwirrt an.

“Warum schreist du denn so, Dean?”, wollte er wissen und strich sich durch sein Haar.

Der Blonde schnaubte.

“Irgendein Hornochse hat mich beim Überholen geschnitten. Wir wären beinahe draufgegangen.”, beschwerte er sich.

Sam seufzte.

Sein Bruder war auch nicht besser, also sollte er sich bloß nicht so über solche Fahrer aufregen.

“Ich schlaf dann mal weiter. Weck mich, wenn wir bei Bobby sind.”, verabschiedete er sich erneut ins Reich der Träume.

Dean schnaubte erneut und mit einem Mal fiel ihm etwas ein.

Hatte diese Frau gestern nicht auch so einen Wagen gehabt?
 

Beth war währenddessen schon auf Bobbys Hof aufgefahren und stieg aus, um von dessen Wachhund begrüßt zu werden.

Der Rottweiler kannte sie schon sehr lange und sprang erfreut an ihr hoch, um ihr durchs Gesicht zu lecken.

“Na, mein Junge. Ist ja gut. Mach mal Sitz!”, befahl sie ihm und der Hund folgte ihren Anweisungen.

Die Tür der Hütte, die mitten auf dem Hof stand ging auf und ein älterer Mann mit Cap und Vollbart kam ihr mit ausgebreiteten Armen entgegen.

“Elisabeth! Schön dich zu sehen, meine Kleine! Wie geht es dir?”, jubelte er beinahe und schloss sie fest in seine Arme.

Beth musste lachen.

“Mit geht es bestens, Onkel Bobby. Wo sind denn deine Freunde von denen du mir am Telefon erzählt hast?”, erkundigte sie sich und sah sich suchend um.

Bobby winkte ab.

“Die kommen etwas später. Sag mal könntest du mir helfen? Ich hab da so einen alten Thunderbird, der unbedingt heute noch fertig gemacht werden muss…”, bat er sie mit bettelnden Blick.

Sie konnte nicht Nein sagen und so begaben die Zwei sich in die Werkstatt.

Nach etwa einer Stunde ertönte draußen das Motorengeräusch des Impalas.

Bobby sah auf.

“Das müssen sie sein. Ich bin gleich wieder da.”, meldete er sich bei Beth ab.

Sie nickte nur und schraubte auch gleich weiter an dem Wagen rum, dessen Motorhaube weit offen stand.
 

“Nein, sag nicht Bobbys Freund war dieser Mistkerl, der mir beinahe in mein Baby dreingefahren ist? Wenn ich den in die Finger bekomme…”, murrte Dean, als sie aus dem Impala stiegen und nach Bobby Ausschau hielten.

Der kam auch gleich auf die Jungs zumarschiert.

“Hey, Jungs. Kommt rüber in die Werkstatt. Da wartet schon jemand auf euch.”, klärte er sie auf.

Also ließen sie sich nicht zweimal bitten.

Doch als sie die Garage betraten, konnten sie nur das Hinterteil ihres Gegenüber sehen.

Ein knackiges Hinterteil, das Dean ziemlich bekannt vorkam.

Das durfte doch nicht sein.

Er schluckte.

Die Frau aus der Bar?

Und als sie sich zu ihnen wandte, war die Überraschung auf beiden Seiten sehr groß.

“Dean?”, fragte Beth ungläubig.

Der grinste nur immer noch leicht perplex.

“Ah, du erinnerst dich noch an meinen Namen. Das will wohl was heißen, mysteriöse Barschönheit.”, munkelte er.

Sie musste ebenfalls schmunzeln.

Bobby, der von einen zum anderen sah und sich wunderte, fand nun auch die Worte wieder.

“Ihr kennt euch also schon?”, harkte er neugierig nach.

Sam mischte sich ein.

“Na ja, kennen kann man es nicht nennen. Dean hat sie in einer Bar in Minnesota angegraben und einen Korb kassiert.”, berichtete er, was den älteren Mann zum Lachen brachte.

“Na, gut… Sie ist der Kontakt von dem ich euch erzählt habe.”, stellte er sie vor.

Der ältere Winchester ließ es sich nicht nehmen sie noch einmal genüsslich von oben bis unten zu taxieren.

“Okay. Mich kennst du ja schon und das da ist mein kleiner Bruder Sam.”, deutete er wie nebenbei auf seinen Bruder.

Sie trat einige Schritte auf Dean und Sam zu und reichte Beiden die Hand.

“Winchester? Ich habe wirklich viel von eurem Vater gehört. Tut mir wirklich leid, was mit ihm passiert ist.”, sprach sie ihnen ihr Beileid aus.

Die Beiden schluckten bedrückt und mussten wieder an ihren vor zwei Monaten verstorbenen Vater denken.

“Mein Name ist Elisabeth Colt. Aber ihr könnt ruhig Beth zu mir sagen.”, nannte sie ihnen ihren Namen.

Die Zwei wären beinahe etwas zurückgetaumelt.

Colt?

“Eh… Du bist doch nicht etwa mit Samuel Colt verwandt, oder etwa doch?”, erkundigte Sam sich und sah sie interessiert an.

Sie lächelte und nickte dann langsam.

“Doch, väterlicherseits. Und ihr habt den ganz bestimmten Colt gefunden, der meiner Familie gehört?”, fragte sie dann.

Dean zog einen ziemlich alten Revolver mit Trommellagerblock hinter seinen Rücken hervor und reichte ihn ihr.

“Das ist er wahrhaftig.”, staunte sie und begutachtete das Stück mit Kennerblick.

Das war er wirklich.

Sie konnte es kaum glauben, aber dieselben Verzierungen zierten den Lauf und es war das kleine Pentagramm in das Holzgehäuse des Handgriffs geritzt.

Sogar der Schriftzug an der Oberseite des Laufs war noch sehr gut zu erkennen.

Non timebo mala.

I will fear no evil.

“Wo habt ihr den her? Zuletzt war er im Besitz meines Vater vor zwanzig Jahren. Da war ich gerade mal fünf Jahre.”, murmelte sie ihnen entgegen und checkte, ob auch wirklich alles in Ordnung war mit der Waffe.

“Wir haben ihn auf der Jagd nach Vampiren in die Hände bekommen und wollten damit eigentlich einen ganz bestimmten Dämon töten.”, erzählte Sam ihr.

Sie sah die Beiden konfus an.

Einen ganz bestimmten Dämon?

“Sie suchen auch nach dem Gelbäugigen, Beth.”, warf Bobby ein.

Dean und Sam waren genauso überrascht, wie Beth.

Sie suchten nach dem gleichen Scheißkerl?

Beth strich sich durch das schwarze Haar und fackelte nicht lange.

“Sagt mal, was haltet ihr davon, wenn wir uns zusammentun? Ich meine, wenn wir zu dritt unterwegs sind, finden wir ihn vielleicht schneller.”, schlug sie vor.

Dean wartete gar nicht erst auf die Antwort seines Bruders, sondern nahm ihm diese einfach ab.

“Das wäre super. Unterstützung könnten wir gut gebrauchen. Wir müssen uns nur noch darum kümmern, dass wir an Munition für den Colt kommen. Es ist nur noch eine Kugel drin.”, nahm er ihr Angebot an.

Wie konnte er auch Nein sagen?

Immerhin war sie einfach nur heiß und vielleicht, wer wusste das schon, würde es zwischen ihm und ihr doch noch leidenschaftlich werden.

“Ich weiß, wie man die herstellt. Dauert nur etwas…”, gestand sie ihm und winkte ihn zu sich.

“Ich hab auch schon einen neuen Hinweis, wo es in letzter Zeit dämonische Aktivitäten gegeben hat. Ich werde Sam mitnehmen und ihn über alles aufklären.”, brachte Bobby sich mit ein und schnappte sich Sam.

Er hatte gewusst, dass die Zusammenführung der Drei gut klappen würde.

“Sag mal, Bobby, ist es wirklich so gut, wenn wir sie mitnehmen? Ich mein, wir kennen sie kaum und wissen auch gar nicht wie sie so als Jägerin ist.”, bedachte Sam das Ganze, als sie sich in Bobbys Büro setzten.

Der suchte unbeirrt seine Unterlagen zusammen.

“Keine Sorge, mein Junge. Ich kenne sie schon so lange, wie ich euch kenne. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, sie Jagd, als sei sitze der Teufel höchstpersönlich auf ihren Schultern.”, machte er ihm klar.

“Ihr werdet euch schon verstehen, da bin ich mir sicher.”, fügte er dann aber hinzu.

Sam zog eine Augenbraue hoch.

“Na, Dean ist ja sowieso schon hin und weg. Der hat doch bestimmt rosa Herzen vor Augen.”, scherzte er, was den Älteren zum Lachen brachte.

“Pass mir bloß auf die Beiden auf.”, bat Bobby ihn unter Gelächter.
 

“Warum hast du mir nicht in der Bar gesagt, dass du Jägerin bist?”, wollte Dean von ihr wissen, während er ihr beim Herstellen der Munition zusah.

Sie schüttete flüssiges Eisen in Gussformen.

“Woher sollte ich denn wissen, dass ihr welche seit? Für mich sahst du einfach nur so aus, als wärst du auf der jagt nach Frauen, anstatt nach Monstern.”, entgegnete sie und grinste.

Er musste ebenfalls schmunzeln.

“Na ja… Erwischt. Und seit wann jagst du schon?”, stellte er eine weitere Frage.

Sie blickte ihn kurz in die hübschen grünen Augen, um sofort wieder weiterzuarbeiten.

“Seit ich sieben bin. Meine Eltern waren auch Jäger. Und ihr zwei?”, konterte sie.

Sie spürte, dass seine Blicke versuchten sie nervös zu machen, doch so leicht ging das auch wieder nicht.

Dean lehnte sich an die Werkbank, auf der sie hantierte.

“Wir stammen auch aus einer Jägerfamilie. Also dito.”, antwortete er und starrte in ihren Ausschnitt.

“Der 68er Mustang da draußen, gehört dir? Wirklich ein klasse Auto. Ich fahre einen 67er Impala.”, versuchte er es mit einem anderen Thema.

Schon schien sie weitaus interessierter.

“Ach, dann habe ich euch vorhin so geschnitten? Das tut mir wirklich leid.”, bedauerte sie mit einem schelmischen Lächeln, dass ihn beinahe dahin schmelzen ließ.

“Du hast aber wirklich einen guten Geschmack. Was Autos angeht… Könnte ich bei Gelegenheit vielleicht mal unter die Haube deines Impalas gucken? Der hat doch sicher einen Bigblock drin, oder?”, verhörte sie ihn förmlich.

Er biss sich auf die Unterlippe und hatte zu Boden sinken können.

Solche Worte aus dem Mund dieser hinreißenden Frau waren zu viel für ihn.

“Oh und wie du unter die Haube schauen darfst. Wenn du willst, kannst du ja auch mal unter meine Haube gucken.”, flirtete er drauf los.

Sie musste amüsiert kichern.

Was für ein komisches Kerl.

“Na, das heben wir uns für einen, eventuell, späteren Zeitpunkt auf…”, kam es postwendend von ihr zurück.

“Wieso denn so zurückhaltend? Hast du etwa schon einen Freund?”, wollte er überaus neugierig wissen.

Sie sah ihn nachdenklich an.

Zumindest tat sie so, als müsste sie darüber nachdenken.

“Na ja, vielleicht…”, erwiderte sie.

Er kam ihr näher, was sie in Richtung Wand trieb.

“Würdest du mal mit mir ausgehen?”, hauchte er in ihr Ohr.

Sie wand sich aus der Situation und holte die Patronen aus dem Gusseisen heraus, um sie ihm zu reichen.

“Vielleicht…”, kam es wieder nur von ihr und sie zwinkerte ihn neckisch zu.

Er blickte niedergeschlagen zu Boden.

Die war wirklich hartnäckig.
 

“Und du bist dir sicher, dass es Hinweise auf den Gelbäugigen in Nashville gibt, Onkel Bobby?”, wollte sie noch einmal von Bobby wissen.

Er nickte schnell mit dem Kopf.

“Ja, ganz sicher.”, versicherte er ihr und den beiden Winchestern, die gerade dabei waren Beth Sachen in den Kofferraum des Impala zu packen.

Die Gruppe hatte sich dafür entschieden mit einem Wagen weiterzufahren und den ihren Mustang auf dem Autohof zu lassen, auch wenn es Beth sehr schwer fiel.

Dean öffnete ihr die Tür zum Beifahrersitz, wofür er einen erbosten Blick von Sams Seiten erntete.

“Was denn? Ich finde eine Lady sollte vorne sitzen.”, bedachte der Ältere sein Verhalten.

Obwohl er eigentlich nur einen freien Blick auf ihren weiten Ausschnitt und ihre Schenkel haben wollte, was der Jüngere natürlich wusste.

“Sind alle startklar?”, wollte Dean dann wissen und zündete den Motor.

“Meldet euch, wenn ihr in Nashville angekommen seid.”, bat Bobby die Drei noch.

Beth lächelte ihn vertrauenswürdig an.

“Das machen wir, Bobby. Keine Sorge, ich pass schon auf die zwei Jungs hier auf.”, witzelte sie, was ihm ein Lachen entlockte.

Dann fuhr Dean rasant an und ließ eine Staubwolke zurück.

Bobby sah ihnen hinterher.

Hoffentlich würde das mit denen gut gehen.

Immerhin waren ihre Schicksale sich sehr ähnlich und ihre Ziele umso mehr.

Bikers and Showers

Sie waren gerade fünf Stunden unterwegs und hatten nichts als Wald und Öde gesehen.

Beth hatte ihr Fenster heruntergekurbelt und rauchte gelangweilt, während sie die Begrenzungstreifen der Fahrbahn beim an ihr vorbeiziehen beobachtete, was nicht gerade irgendwie aufheiternd war.

“Was hat Bobby da eigentlich für einen Job für uns, Sam?”, wollte sie vom jüngeren Bruder wissen, doch es kam keine Antowort.

Sie blickte auf die Rückbank, auf die er verbannt worden war.

Über das Lederpolster ausgestreckt, schlief er tief und fest.

Sie seufzte und wandte sich wieder in Fahrtrichtung.

Männer!

Die hielten nicht mal einen Tag ohne Mittagsschlaf aus, auch wenn sie dafür im Auto schlafen mussten.

“Ist er wieder eingeschlafen?”, erkundigte Dean sich und kramte in einer Kiste voller Kassetten nach dem Album von ACDC.

“Magst du die Band?”, begann er eine anderes Thema.

Sie nickte begeistert.

“Ja, sogar sehr gerne.”, bestätigte sie ihre Geste noch.

Er war sichtlich entzückt.

“Wow, ich hab noch nie eine Frau kennen gelernt, die auf meine Art von Musik steht.”, gestand er ihr.

Sie lachte amüsiert.

“Na ja, dann bin ich wohl was Besonderes...”, munkelte sie.

Sein Blick wanderte über ihr ebenmäßiges Gesicht, dass er zu gerne berühren würde.

“Ja, scheint so...”, brachte er nur hervor und ließ die Kassette abspielen.

Eine Weile lauschten sie den Songs, doch dann richtete sie sich erneut an den blonden Winchester.

“Euer Vater, John, hat er mich zufällig mal erwähnt?”, fragte sie vorsichtig.

Dean wäre beinahe am Lenkrad abgerutscht.

Was?

“Wieso hätte er das tun sollen?”, versuchte er ruhig zu bleiben, brachte die Frage allerdings beinahe schreiend hervor.

Sie sah ihm erst ernst in die Augen und blickte dann auf ihren Schoß.

“Na ja, wenn er es euch nie erzählt hat... Ich kannte ihn nicht nur aus Erzählungen anderer Jäger, sondern auch persönlich. Ich hatte einen Job bei dem ich mit ihm zusammentraf... In Colorado. Es ging um einen Poltergeist.”, erzählte sie ihm die Geschichte.

Er hob eine Augenbraue.

“Und wann genau war das?”, harkte er neugierig und erschrocken zugleich nach.

Sie überlegte kurz.

“Ich war gerade achtzehn geworden, also genau vor sieben Jahren. Er hat mir damals das Leben gerettet... Und mir außerdem erzählt, dass er meinen Vater, Henry, sehr gut gekannt hatte.”, beendete sie ihre Schilderung.

Dean schluckte und musste das erst mal sacken lassen.

“Dean? Sag mal, darf ich dich was fragen?”, kam es plötzlich wieder von ihr.

Er starrte auf die Straße.

“Ja.”, antwortete er kurz und knapp.

Sie räusperte sich.

“Was genau ist mit John geschehen?”, stellte sie die Frage, die sie schon seit der Nachricht seines Todes beschäftigte.

Sie sah genau wie sich Deans Adamsapfel beim Schlucken hob und senkte und seine Augen zeigten eine gewisse Nervosität, doch er blieb ruhig als er ihr antwortete.

“Der Gelbäugige hat ihn getötet. Er war einen Deal eingegangen, um mich zu retten.”, presste er die Worte, die ihm sichtlich schwerfielen, hervor.

Beths Augen weiteten sich und ihre Hand wanderte an Deans, die immer noch auf dem Lenker lag.

“Genau wie mein Vater.”, offenbarte sie ihm.

Sie hätte gerne noch tiefer gebohrt, doch sie wusste, wann man besser den Mund halten sollte.

Er musste unwillkürlich lächeln, während er versuchte seine Tränen wegzudrücken.

Beth zwang sich ebenfalls zu einem Lächeln.

“Ich wollte nur klarstellen, welche Motive wir für diese Jagd haben. Tut mir leid.”, entschuldigte sie sich dafür, dass sie dieses heikle Thema zur Sprache gebracht hatte.

“Schon okay...”, erwiderte er nur und trat auf das Gaspedal.

Sam, der auf dem Rücksitz aufgewacht war, hatte das Gespräch der beiden Älteren belauscht und schmunzelte.

Diese Beth Colt schien ja doch mehr mit ihnen gemeinsam zu haben, als er gedacht hatte.
 

Zwei weitere Stunden später entschieden sie sich Rast zu machen.

Es wurde bereits dunkel und das Trio wurde langsam müde.

Während Dean tankte, ging sein Bruder in den Shop und besorgte für jeden Kaffee.

Beth nutzte die Pause um sich eine bisschen die Beine zu vertreten.

“Hey, bleib lieber in meiner Nähe, sonst nimmt dich noch jemand mit, Kleine!”, rief Dean ihr zu und grinste.

Sie kam zu ihm zurückgelaufen.

“Ich wüsste nicht, dass jemand ein solches Interesse an mir haben könnte.”, entgegnete sie und lehnte sich an den Impala und sah ihm beim Tanken zu.

“So einen langen Schlauch hättest du wohl auch gerne mal in den Händen, was?”, machte er Anspielungen, die sie wirklich amüsierten, denn sie kugelte sich beinahe vor Lachen.

“Sag mir bescheid, wenn du jemanden kennst, der so was zu bieten hat.”, neckte sie ihn, was ihn empört dreinblicken ließ.

“Der war wirklich fies.”, beschwerte er sich.

“Hey, ihr Turteltauben, wisst ihr, was ich gerade vom Tankwart erfahren habe?”, ertönte Sams Stimme hinter ihnen.

Sie drehten sich um.

“In Nashville scheint es im Moment ziemlich viele Todesfälle zugeben. Die Leichen sollen vollkommen zerfledert sein und ratet mal, welches Organ ihnen fehlt...”, deutete er an.

Bevor sein großer Bruder antworten konnte, hatte Beth bereits die Lösung.

“Ihr Herz.”, kam es wie aus der Pistole geschossen über ihre Lippen.

“Wir haben es mit einen Werwolf zu tun? Hat Bobby dir vorher nichts davon erzählt?”, wollte der Ältere wissen.

Sam schüttelte den Kopf.

“Nein, Bobby meinte nur, dass wir uns die ganze Sache mal ansehen sollten, da dämonische Omen aufgetaucht sind. Aber von einem Werwolf hatte er nichts gesagt.”, bedachte er die Sache.

Beth zuckte mit den Schultern, nahm Sam ihren Kaffe ab, um einen Schluck zu trinken, und öffnete die Beifahrerseite des Wagens.

“Werwolf oder nicht. Ich hab Lust jemanden in den Arsch zutreten. Fahren wir also besser weiter.”, meinte sie und stieg ein.

Die beiden Brüder sahen sich an.

Deans Gesichtsausdruck zeigte freudige Erregung.

“Ich werde diese Frau heiraten, Sammy!”, strahlte er und zwinkerte seinem kleinen Bruder zu.

Der schüttelte nur genervt den Kopf und stieg ebenfalls ein.

Die Fahrt ging weiter, bis sie an eine Kreuzung kamen.

“Fahr hier links, Dean.”, befahl Beth und zeigte auf eine kleine Nebenstraße, des großen Highways.

Er sah sie fragend an.

“Aber nach Nashville geht es doch geradeaus weiter.”, warf er bedenklich ein.

Sie winkte ab.

“Nashville kann doch auch bis morgen warten. Bei Vollmond haben wir doch sowieso bessere Karten dieses Monster zu finden.”, wandte sie ein, was ihn überzeugte.

“Und was sollen wir dann hier?”, kam es von der Rückbank.

Sie drehte den Kopf in Sams Richtung.

“In etwa einer halben Meile, kommen wir zum Mike’s. Das ist ein Motel mit Bar. Ich kenne den Besitzter und wir könnten dort bestimmt umsonst übernachten.”, klärte sie ihre Partner auf.

Das leuchtete allen ein und so fuhr Dean den langgezogenen Feldweg hinunter.

Und tatsächlich!

Bald hörten sie das Dröhnen lauter Rockmusik und das Gegröle von Bikern, die mit ihren Motorrädern vor der Tür standen.

Die Winchesterbrüder starrten diese mit skeptischen Blicken an, während Beth ausstieg und schnurstracks hinlief.

Dean gab Sam ein Zeichen, dass sie ihr besser folgen sollten, was sie dann auch taten.

“Hey, Leute! Ist Mike da?”, wollte sie von den Bikern wissen, die sie sofort von oben bis unten musterten.

“Der ist drin, Süße.”, antwortete schließlich einer von ihnen und Beth öffnete die Eingangstür.

“Ah, da vorne an der Theke ist er ja.”, stieß sie hervor und zeigte in die Richtung in der ein dunkelhaariger, großer Mann stand.

Als er ihre Stimme hörte, blitzten seine bernsteinfarbenen Augen auf.

“Baby? Wow! Lange nicht mehr gesehen, komm rüber ich geb dir einen Drink aus.”, forderte er sie auf.

Sie schritt wieder voran und ihre Begleiter kamen hinterher.

Dean lehnte sich zu Sam.

“Baby? Was ist das denn für ein Spinner?”, zischte er.

Was meinte der eigentlich, wer er war, dass er Beth einfach so nennen durfte?

Sam lachte amüsiert.

“Sag nicht, du bist eifersüchtig, Alter.”, konterte er.

Dean sah ihn gespielt überrascht an.

“Ich? Ich bitte dich, Sammy. Warum sollte ich?”, tat er so, als ob ihm das alles nicht im Geringsten interessierten würde.

Sein Bruder hielt es für angemessen jetzt nichts mehr dazu zusagen.

Stattdessen gesellte er sich zu Beth und diesen Mike.

Sie deutete auf ihre Partner.

“Das sind übrigens Sam und Dean. Ich arbeite seit kurzen mit ihnen zusammen.”, stellte sie Mike die Beiden vor.

Der stellte den Beiden ebenfalls jeweils einen Drink hin.

“Geht natürlich aufs Haus. Beths Freunde sind auch meine Freunde.”, eröffnete er ihnen das Angebot.

Dean verdrehte die Augen.

“Was für ein Kotzbrochen.”, richtete er sich flüsternd an seinen Bruder, wofür er dessen Ellenbogen in die Rippen bekam.

“Benimm dich.”, mahnte er den Älteren, der bei dieser lachhaften Warnung nur Grinsen konnte.

“Sonst was?”, versuchte er seinen Bruder zu provozieren, was ihm allerdings nicht gelang.

Beth hatte währenddessen ihr Glas geleert und beugte sich nun zu Mike vor.

“Mal eine Frage, hättest du noch ein Zimmer für die Jungs und mich frei? Nur für eine Nacht.”, wollte sie vom Barbesitzer wissen.

“Immerhin schuldest du mir noch einen Gefallen.”, fügte sie andächtig hinzu und lächelte zuckersüß.

Dean und Sam sahen sich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

Einen Gefallen?

Für was denn?

“Natürlich, hab ich eins frei. Aber das ist das Flitterwochenzimmer... Wenn es euch nichts ausmacht, könnt ihr gern dort übernachten.”, erklärte er ihr mit entschuldigenden Blick.

Sie warf einen Blick auf ihre Begleiter und als keine Antwort kam, nahm sie ihnen die Entscheidung ab.

“Kein Problem. Wir werden es schon überleben.”, scherzte sie und er überreichte ihr die Schlüssel.
 

“Von was für einen Gefallen hat der Kerl da geredet, Beth?”, harkte Dean neugierig nach, während sie ihre Taschen aus den Impala hievten.

Sie winkte ab.

“Ich hab ihn von einem kleinen Vampirproblem gefreit...”, antwortete sie und schwang sich ihre Tasche über die Schulter.

Dean schien erleichtert zu sein, was sie an seinem Gesichtsausdruck bemerkte.

“An was hast du denn gedacht?”, wollte sie dann von ihm wissen.

Er zuckte, überrascht über die Gegenfrage, zusammen.

“N... Nichts besonderes.”, versuchte er sich zu retten, doch sie schenkte ihm nur einen ungläubigen Blick.

Dann musste sie herzhaft lachen, was ihn noch mehr verwirrte.

“Keine Panik, Dean. Ich habe zwar gerne Sex... Aber das heißt ja nicht, dass ich gleich mit jeden dahergelaufenen Kerl ins Bett hüpfe.”, versicherte sie ihn und tätschelte seinen muskulösen Oberarm.

Er atmete tief aus und schmunzelte.

“Na, wie wäre es denn dann mit uns zweien? Ich hab nämlich auch gerne Sex!”, brach es aus ihm heraus, was sie so sehr amüsierte, dass sie sich für mindestens zehn Minuten nicht mehr zusammenreißen konnte.
 

“Was gibt es denn zu lachen?”, erkundigte Sam sich, der bereits im Zimmer an seinem Laptop saß und Nachforschungen anstellte.

“Dein Bruder ist wirklich ein richtiger Scherzkeks.”, kam es nur von Beth und sie warf sich auf das riesige Kingsizebett.

Sie wandte den Kopf, um sich einen Überblick zu verschaffen.

“Scheint so, als ob wir heute eine Menge Spaß in diesem Zimmer haben werden, Jungs!”, freute sie sich und zwinkerte ihnen neckisch zu.

Sam, dem das Ganze nicht geheuer war, sprang schnell von seinem Stuhl auf.

“Ich werd dann mal unter die Dusche springen.”, murmelte er und verzog sich ins Bad.

Beth legte sich flach auf das Bett und kicherte amüsiert.

“Du und dein Bruder, ihr seid komplett verschieden. Wisst ihr das?”, richtete sie sich an Dean.

Der nickte nur bestätigend.

“Oh ja, und wie.”, meinte er und ließ sich ebenfalls aufs Bett nieder.

Eine Weile lang herrschte Stille zwischen ihnen und man konnte lediglich das Rauschen des Wasser aus dem Badezimmer hören.

“Meinst du, wir finden diesen Mistkerl?”, fragte Dean plötzlich mehr sich selbst als die junge Frau.

Die wusste sofort, dass er damit den gelbäugigen Dämon meinte.

Sie legte eine ihrer Hände auf seine Schulter.

“Irgendwann werden wir ihn sicher finden und wenn es ein Leben lang dauert.”, schwor sie ihm und er war sich sicher, dass sie es auch so meinte.

Irgendetwas in ihren hübschen, blauen Augen ließ ihn Hoffnung schöpfen.

Er wusste nur nicht, was es war.

“Warst du schon immer so optimistisch?”, entgegnete er und grinste.

Sie erwiderte sein Grinsen.

“Es passiert täglich so viel Schreckliches, da muss doch irgendwer positives Denken an den Tag legen.”, konterte sie und sie beide mussten herzhaft lachen.

“Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass du eine Wahnsinnsfrau bist, Beth?”, kam es dann auf einmal von ihm.

Sie zuckte zusammen und zwang sich dann aber wieder zu einen Lächeln.

“Nicht, ohne mich danach flachlegen zu wollen.”, klärte sie ihn auf.

Er berührte beiläufig ihre Hand, mit der sie sich aufs Bett aufstützte.

Sofort fing es zwischen ihnen an zu knistern.

Beth war überrascht.

So etwas hatte sie noch nie gespürt, egal mit welchen Mann sie zusammen gewesen war.

Dean war irgendwie anders, als die anderen Jäger, dass musste sie zugeben.

“Ist es dann okay, wenn ich dir sage, dass ich das gerne tun würde, aber es akzeptiere, wenn du noch nicht bereit bist?”, flüsterte er in ihr Ohr.

Sie kicherte.

“Hast du denn Spruch einstudiert, oder bist du wirklich so ein Kavalier?”, gab sie zurück.

Er schien zu überlegen, wobei sich seine Augenbrauen auf diese typische Weise anhoben.

“Etwas von beiden, schätze ich.”, gestand er ihr.

Sie lachten erneut, wobei sich ihre Gesichter immer näher kamen.

Beth stockte, als sie seine Lippen beinahe mit ihren berühren konnte.

Seine grünen Augen blitzten sie verlangend an und sie fand sich in ihnen gefangen wieder.

Sollte sie ihn küssen?

Sie wollte sich doch eigentlich nicht mehr so leicht auf einen Mann einlassen.

Doch bevor sie eine Entscheidung treffen konnte, ging die Badezimmertüre auf und Sam starrte die Zwei fassungslos an.

“Könnt ihr euch nicht ein anderes Zimmer nehmen, wenn ihr hier rummachen wollt?”, meinte er leicht angewidert.

Beth schrak sofort in die Höhe.

“Das war nicht das, was du denkst; Sam!”, versuchte sie sich rauszureden und marschierte in die Richtung, aus der er gerade gekommen war.

“Hey, sollen wir nicht zusammen duschen gehen, Beth? Das würde Wasser sparen!”, witzelte er.

Sie sah ihn nur belustigt an, wobei sie die Augen verdrehte.

Dann schloss sie die Türe hinter sich.

Dean seufzte.

Man das wäre so was von toll gewesen, wenn er mit ihr unter der Dusche hätte stehen können.

Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte er Sams genervten Blick.

“Was denn? Ich denke nur an unsere Mutter Erde!”, rechtfertigte er sein Verhalten.

Sein Bruder verzog, nicht gerade überzeugt, dass Gesicht.

“Klar... Du denkst wohl eher an deine Lipido.”, murrte er.

Der Ältere strich sich durchs Haar.

“Und wenn schon! Die Kleine ist ja auch ein Knaller! Mit der kann man bestimmt schöne Wasserspiele spielen.”, gab er zu und leckte sich über die Lippen.

“Das will ich gar nicht wissen.”, trällerte Sam und wandte sich wieder seinen Computer zu.

Dean erhob sich.

“Ich besorg uns mal Bier.”, meldete er sich ab und spazierte gelassen zur Tür hinaus.
 

Beth betrat das Zimmer wieder und blickte sich verwundert um.

“Wo ist denn dein Bruder, Sam?”, wollte sie wissen und setzte sich wieder aufs Bett.

“Der ist Bier holen.”, brabbelte er vor sich hin und drehte sich dann zu ihr um.

“Sag mal, was ist das da für eine Tattoowierung auf deinen Rücken?”, erkundigte er sich.

Als sie in ihren, wie selbst er zugeben musste, heißen, vor allem kurzen, Nachtkleid an ihn vorbeigehuscht war, hatte er bemerkt, dass ein, mit einem zehn Zentimeter Durchmesser, großer Stern genau zwischen ihren Schulterblättern prangte.

In diesem Stern befand sich ein Pentagramm.

Sie schlüpfte unter die Decke.

“Das ist zum Schutz... Ein Dämon kann so keinen Besitz von dir ergreifen. Es ist sicherer als ein Talisman, deshalb habe ich es von einem guten Bekannten stechen lassen.”, berichtete sie ihm.

Er überlegte.

Das war ja schon ganz praktisch.

Ob Dean und er so etwas auch machen lassen könnten?

“Wenn ihr wollt, können wir dort mal vorbeischauen... So ein Tattoo wäre doch für euch auch von Nutzen, oder etwa nicht?”, dachte sie laut nach.

Hatte sie etwa seine Gedanken gelesen?

Er schmunzelte.

“Sehr gerne. Dean wäre bestimmt auch begeistert... Vor allem, weil du auch so eins hast.”, munkelte er.

Sie lachte geschmeichelt.

“Dein Bruder ist zwar ein wenig irre, aber auf eine eigenartige Art und Weise auch wirklich süß.”, gestand sie ihm und errötete etwas.

“Das Gleiche denkt er wahrscheinlich auch von dir, Beth.”, machte er ihr klar, was sie nur noch mehr erröten ließ.

“Keine Angst. Ich finde, es nicht schlimm, dass ihr so aufeinander abfahrt.”, versuchte er sie etwas zu beruhigen.

Allerdings erreichte er damit nur, dass sie anfing rumzuzicken.

“Abfahren? Das ist hier wohl nicht das richtige Wort!”, beschwerte sie sich und drehte ihm den Rücken zu.

“Hey, ist ja schon gut. Tut mir leid, wenn ich was falsches gesagt habe!”, verteidigte er sich.

Dann herrschte Schweigen zwischen ihnen, bis Dean zur Tür hineinstürmte.

Die Drei tranken noch zusammen jeweils ein Bier und legten sich dann schlafen.

Dean hatte darauf bestanden, dass sie in der Mitte beiden Brüder schlafen müsse, damit sie sie beschützen konnten, falls jemand einbrechen sollte.

Was allerdings nur wieder eine faule Ausrede war, was sie auch ganz genau wusste.

Sie hatten gerade das Licht ausgeschaltet, da spürte sie einen Hand, die über ihren Oberschenkel glitt und versuchte ihr Nachtkleid hochzuschieben.

“Dean!”, fauchte sie entrüstet.

Sofort zog sich die Hand wieder zurück.

“Ich war das nicht! Das war Sam!”, schob er alles auf seinen jüngeren Bruder, der darauf empört reagierte.

“Lasst mich gefälligst aus dem Spiel, klar?!”, brummte er.

Nach einer folgenden, kurzen Diskussion zwischen Dean und Beth war dann auch endlich Schlafenszeit angesagt.

Italian Manners

Als Dean am nächsten Tag erwachte, waren Sam und Beth bereits in heller Aufruhr.

Was war nur mit denen los?

Es war doch erst sechs Uhr morgens!

“Ach, guten Morgen, Dornrösschen!”, warf Beth ihm zu und stolzierte in ihrer knackigen Jeans vor ihm umher.

Obenrum trug sie momentan nur einen BH.

Dean zuckte kurz mit seinen Augenbrauen und betrachtete sie, wie die einfallenden Sonnenstrahlen über ihre zarte Haut streichelte.

Na, wenn das nicht ein guter Morgen war!

Gequält kletterte er aus dem Bett und zog sich langsam an.

“Was seid ihr denn schon in einer solchen Aufruhr? Gibt Justin Bieber etwa ein Konzert?”, erkundigte er sich, wobei er die Frau des Trios dümmlich angrinste.

Beth fand endlich ein frisches Shirt und zog es sich, zu Deans bedauern, über.

Sie raufte sich ihre wirren Locken.

“Nein, aber gestern wurde wieder eine herzlose Leiche gefunden... Wenn Justin neuerdings auf Herzpfeffer steht, dann haben wir endlich mal einen prominenten Werwolf. Wäre doch mal eine musikalische Versuchung wert, oder nicht?”, klärte sie ihn auf.

Sein Grinsen wurde noch breiter.

Er liebte ihre Art, sich auszudrücken.

Plötzlich klopfte es an der Zimmertüre.

“Hey, Baby, ich bin es. Seit ihr schon auf den Beinen?”, meldete sich Mike und schon platzte er in das Honeymoon Suite hinein.

“Ach, ihr seid schon wieder auf den Sprung?”, wollte er dann wissen, während er sie beobachtete, wie sie weiter unbeiirt zusammenpackten.

Beth lächelte ihm zu und klopfte ihm auf die Schulter.

“Danke, Mike. Du hast unsere Ärsche vor einer unbequemen Nacht im Auto gerettet. Aber wir müssen nun endlich los. Die Arbeit wartet nicht...”, entgegnete sie und gab ihm einen Kuss auf die Wange und ging, den Winchesterbrüdern, voraus.
 

Zehn Minuten später saßen sie bereits im Impala Richtung Nashville.

Sie erreichten die Innenstadt schnell, suchten sich ein Hotel und zogen sich um.

“Wow, Beth, dieser Rock und die Bluse stehen dir wirklich gut. Willst du meine Sekretärin sein?”, flirtete Dean drauf los, als sie sich in ein Businessoutfit gezwängt hatte.

Sie zog eine Augenbraue hoch und steckte ihr Haar zusammen.

“Ich bin wohl eher deine Vorgesetzte!”, erwiderte sie und zeigte ihm ihren Ausweis, auf dem die Bezeichnung Special Agent vermerkt war.

Er schluckte.

“Na, vielleicht lässt du mich dann ja Überstunden machen.”, munkelte er, was sie äußerst amüsierte.

“Können wir nun endlich zur Gerichtsmedizin gehen?”, nölte Sam aus einer anderen Ecke des Hotelzimmers.

“Halt die Klappe, Sam!”, kam es synchron von den beiden Ältesten.

Allerdings machten sie sich schließlich auf den Weg zur Polizeistelle und besorgten sich die Schlüssel zur Gerichtsmedizin, um sich die Leichen der Werwolfopfer ansehen zu können und es bestanden nun definitiv keine Zweifel mehr, dass es sich wirklich um derartige Bestien handelte.

Bei allen Opfern handelte es sich um Hobbyjäger, die nachts in ihren Hochständen nach Rotwild Ausschau gehalten hatten.

Damit, das sie zu den Gejagten wurden, hatten sie wohl nicht gerechnet.

Sie entschlossen sich dazu, erst einmal etwas essen zugehen, da sie die richtige Jagd erst nachts starten konnten.
 

“Wie kann man nur so viel essen, wie dein Bruder?”, wandte Beth sich an den jüngeren Winchester, während Dean, aufgrund eines überdimensionalen Bacon Cheese Burgers, zeitweilig nicht in der Lage war für sich selbst zu sprechen.

“Mein Bruder bekommt den Hals nie voll. Das war schon immer so... Ob es Frauen, Alkohol oder Fast Food.”, enthüllte er das Leben seines Bruders.

Sie musste unwillkürlich schmunzeln.

“Na ja, ging mir bis vor kurzem eigentlich genauso. Bei unserem Job weiß man schließlich nie, wann man den Löffel abgibt.”, scherzte sie.

Dean nickte, wobei er aufpassen musste, das ihm die Hälfte seines Burgers nicht aus dem Mund fiel.

“Genau meine Rede! Du gefällst mir immer besser, Süße. Wo warst du nur die ganzen Jahre in denen ich unglückselig nach einer Seelenverwandten gesucht habe.”, brabbelte er mit charmanten Augenaufschlag.

Sam verdrehte nur genervt die Augen.

Ging das schon wieder los?

Beth biss sich auf die Unterlippe und strich unter dem Tisch mit ihrem Bein an seinem entlang, was ihn kurz aufschrecken ließ.

Ihre Blicke trafen sich und Beth war gewollt ihn über den Tisch hinweg zu sich zuziehen und einfach so mit ihm rumzumachen.

Gott, wo war dieser Mann die ganze Zeit über gewesen?

Doch sie versuchte sich zusammenzureißen und zündete sich eine Zigarette an.

“Wenn wir diese Mistviecher abgeknallt haben, müssen wir unbedingt zu einem alten Freund von mir. Ich hatte schon mit Sam darüber gesprochen, dass es sehr praktisch wäre, wenn ihr euch auf tattoowieren lasst, um euch vor einer Besessenheit zu schützen.”, schlug sie den Brüdern vor.

“Und was für eine Art Freund ist das?”, harkte Dean neugierig nach, wobei er jedes einzelne Wort betonte.

Er hatte sicherlich keine Lust noch einmal auf einen ihrer vermeindlichen Liebhaber zu treffen.

Sie sah ihn mit leicht beleidigter Miene an.

“Es ist ein Bekannter meiner Mutter.”, konterte sie und man konnte ihren gekränkten Unterton deutlich heraushören.

“D... Das tut mir... Ich wollte nicht...”, stammelte er entschuldigend vor sich hin.

SIe winkte ab.

“Schon gut; Dean. Das konntest du ja nicht wissen und außerdem bist du einfach so zuckersüß, dass ich deinen grünen Rehäuglein einfach nicht widerstehen kann.”, gestand sie ihm und zwickte ihn neckisch in die Wange, wobei sie ihm zuzwinkerte.

Sam konnte sich ein Prusten nicht verkneifen.

Oh, Mann, das konnte ja noch heiter werden mit den Beiden!
 

Am Abend machten sie sich zur Jagd bereit.

Sie tarnten sich als Wildranger und fuhren mit dem Impala so weit in den Wald hinein, dass sie auf einer Lichtung parken konnten.

Von dort aus, hatten sie einen guten Rundumblick.

Beth warf einen Blick auf den strahlendhellen Vollmond.

“Sieht so aus, als hätten wir heute gute Chancen eines dieser Monster zu erwischen.”, spekulierte sie und lud, mit einen klackenden Geräusch, ihre Pistole.

Dann setzte sie sich, zu den Brüdern, auf die Motorhaube des schwarzen Wagens.

“Irgendwie erinnert mich das hier an meine allererste Jagd. Ich hatte Geburtstag und mein Dad hat mir diesen Colt geschenkt.”, hob sie ihre Waffe etwas an, um ihnen das Ganze etwas zu verdeutlichen.

“Dann nahm er mich mit nach draußen und das Erste, was ich damit erlegte, war ein Werwolf in den Wäldern Omahas. Oder wohl eher einen vierzigjährigen Bankangestellten, der sich gerade über ein junges Mädchen hergemacht hatte.” schwelgte sie in Erinnerungen und seufzte.

Die beiden Männer lächelten.

“Wir haben wohl sehr viel gemeinsam. Unser Dad hat uns damals auch oft mit auf die Jagd genommen.”, kam es von Sam und sie sah ihm an, dass er bei der Erwähnung von John sofort trauriger wirkte.

Also ließ sie das Thema lieber sein.

Sie warteten und warteten und es war bereits ein Uhr morgens.

“Langsam werd ich müde. Wir sollten wieder zurück zum Hotel fahren.”, murrte Dean und ließ zunehmend den Kopf hängen.

Beth zog ihn an seine Schulter.

“Armes Baby... Aber ich bin mir sicher, dass es gleich losgeht. Und danach sing ich dir ein Schlaflied!”, meinte sie enthusiastisch, was ihn ein wenig aufheiterte.

Plötzlich hörten sie ein Knistern aus dem Unterholz.

Beth sprang sofort, wie von der Tarantel gestochen, auf und richtete ihre Waffe in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war.

Doch so schnell dieses aufgetaucht war, war es auch wieder verschwunden.

Sie blickte nervös in die Dunkelheit, an die sich ihre Augen immer sehr gut anpassen konnten.

Dean und Sam, die vor Schreck beinahe von der Motorhaube gefallen wären, blickten sich ebenfalls um.

Dann steckte der Ältere seine Pistole wieder zurück.

“Das war bestimmt nur ein Fuchs, oder sowas. Keine Panik, Leute!”, versuchte er die Anderen zu beruhigen.

Doch wie aus dem Nichts sprang ihn mit einem Mal etwas großes an und riss ihn zu Boden.

Er sah sich einem Menschen gegenüber, der ihn mit gefletschten Zähnen ins Gesicht sabberte.

Werwölfe waren nämlich keineswegs diese haarigen Gestalten wie sie immer in Horrorfilmen dargestellt wurden.

“Kann mir mal jemand behilflich sein?!”, rief er nach Rettung.

Beth wollte gerade auf ihn zu rennen, da wurde auch sie erfasst.

Es war ein zweiter Werwolf, diesmal eine Frau.

Die junge Jägerin wurde so heftig auf den matschigen Waldboden geworfen, dass sie ihre Waffe fallen ließ und diese irgendwo unter dem Laub verschwand.

“Verdammt!”, stieß sie fluchend hervor und versuchte den Werwolf abzuwehren, in dem sie ihm einen linken Haken verpasste.

Das wirkte allerdings nur einige Sekunden.

Doch einige Sekunden genug, damit sie einen Silberdolch aus ihren Stiefelschaft ziehen konnte.

Und bevor die tollwütige Frau sich mit ihren Fängen und Klauen auf sie stürzen konnte, rammte sie ihr die Klinge mitten ins Herz, sodass die Wölfin nur einen lauten Schrei von sich geben konnte.

Beth zog das Messer noch einmal heraus, um es erneut in den beinahe schon leblosen Körper zu stoßen.

“Fahr zur Hölle!”, zischte sie und es ertönte ein Schuss im Hintergrund.

“Sam? Dean? Ist alles in Ordnung bei euch?”, schrie sie besorgt.

“Ja, Sam hat mich gerade davor bewahrt zu Chappi verarbeitet zu werden.”, hörte sie Dean witzeln und atmete erleichtert aus.

Sie konnte den toten Werwolf nur mit Mühe von sich hinunterrollen und schon waren die Jungs zur Stelle, um ihr auf die Beine zu helfen, da sie ansonsten einfach im Matsch liegen geblieben wäre.

Das war ja wirklich ein Überraschungsangriff gewesen!

“Wie geht es dir?”, erkundigte Sam sich bei ihr.

Sie strich sich eine Locke aus dem Gesicht.

“Ganz gut, schätze ich... Diese Biester werden auch immer gerissener. Jetzt jagen sie schon in Pärchen. Beim nächsten Mal haben wir es wahrscheinlich schon mit einem Rudel zu tun...”, vermutete sie und trat gegen den reglosen Körper.

Dann holte sie einen Kanister Benzin aus dem Impala und schüttete dieses über die Leichen, um sie dann mit Freude zu verbrennen.

Sie bemerkte die verblüften Blicke der Brüder und sah sie erwartungsvoll an.

“Ist irgendwas?”, wollte sie wissen.

Dean deutete auf sein eigenes Gesicht und fuchtelte wild mit seinem Finger.

“Na ja, ich will ja nicht unverschämt werden, aber kann es sein, dass du dich bei deiner Schlachtaktion etwas schmutzig gemacht hast?”, entgegnete er.

Sie zündete sich eine Zigarette an.

“So ein Mist... Dabei hat man mir doch gesagt, ich solle mich benehmen. Da ist es wohl wieder mit mir durchgegangen.”, zwinkerte sie ihm zu und stieß einen Schwall Rauch aus.

Dean schüttelte nur den Kopf und dann mussten sie alle lachen.

Diese Frau hatte es wirklich in sich.

“Also ich muss zugeben, dass deine Art zu jagen ziemlich... eh... schmutzig ist? Aber gut... Wir haben den Job erledigt ohne uns lange damit aufzuhalten.”, bemerkte sam und verzog unschlüssig das Gesicht.

Sie legte ihre Arme um die Beiden und führte sie zurück zum Wagen.

“Ich schlage vor, wir fahren kurz zurück zum Hotel, ich dusche schnell und dann machen wir uns auf den Weg zu meinen Bekannten.”, forderte sie, womit sich alle einverstanden gaben.
 

Vier Stunden später kamen sie an einen abgelegenen Restaurant und Hotel an.

Bella Italia? Wo sind wir hier? Bei der Mafia?”, platzte es aus Dean heraus und Beth sah ihn ermahnend an.

“Schrei das nicht so...”, warnte sie ihn und er sah sie verwundert an.

Was dann?

Würde man mit Berettas auf ihn losgehen?

Doch als sie die Hofeinfahrt hinaufkamen und sich einen Parkplatz suchten, blickten die Brüder sich erstaunt um.

Es war ein ziemlich großes Anwesen, beinahe schon eine Art Bauernhof.

Und wirklich, das Hotel und auch die Gastronomie befanden sich in einem alten, aber wirklich gut restaurierten, Farmerhaus.

Beth war bereits aus dem Impala gesprungen, als dieser noch gar nicht richtig gestanden hatte.

Die beiden Winchester konnten ihr gerade so folgen, um überraschend von einem großen schwarzen Schäferhund angesprungen zu werden.

Der Hund kläffte aufgeregt und sofort ging die Haustüre auf.

Sie wurden vom hellen Licht einer ziemlich starken Taschenlampe geblendet.

Ein gutaussehender, dunkelhaariger Mann kam in einem Morgenmantel hinaus.

In seiner einen Hand die Taschenlampe und in der anderen, was Dean ziemlich fassungslos dreinschauen ließ, eine Beretta.

“Mamma mia! Rico, halt deine verdammte Klappe! Du weckst noch die ganzen Gäste, Stronzo!”, schimpfte er, mit starken italienischen Akzent, den Hund aus, der auch sofort kuschte.

Erst einige Minuten später bemerkte er das Trio.

“Beth? Mädchen, was machst du denn hier? Und das zu so einer frühen Stunde.”, kam es überaus erfreut von dem Mann, der sich kopfschüttelnd seine Brille aufsetzte, die übrigens nach Armani aussah.

Sie grinste ihn an und die Beiden fielen sich in die Arme.

“Ich war gerade in der Nähe und wollte dir meine neuen Partner vorstellen. Das sind Sam und Dean Winchester. Jungs, dass ist Salvatore Ferro.”, stellte er sie vor.

Alle gaben sich erfreut die Hand.

“Tut mir leid, dass ich mich so aufbrausend gegeben habe, aber im Moment bin ich ein wenig im Stress. Ich schlage vor, dass wir uns morgen beim Frühstück richtig kennen lernen.”, entschuldigte er sich und führte sie ins Haus.

“Ach, das macht doch nichts, Toto.”, winkte Beth ab und winkte die zögernden Jungs hinter sich her.

Der Italiener schmunzelte und strich sich durch sein pechschwarzes Haar.

“Ihr müsst müde sein, Kinder... Dann kommt mal. Ich habe noch ein Zimmer frei für die Herren und dein altes Kinderzimmer ist auch noch frei, Beth.”, bot er ihnen an und sie nahmen dieses Angebot freudig an.

Bevor die Brüder und Beth sich trennten, hielt Dean sie noch einmal fest.

“Dein Kinderzimmer?”, harkte er verwundert nach und deutete auf die Tür, durch die sie hindurchgehen wollte.

Sie nickte.

“Ja, nachdem mein Dad gestorben war, kam ich erst zu Bobby und dann hierher... Aber dazu morgen mehr. Gute Nacht.”, wickelte sie das Thema schnell ab und sie gingen getrennte Wege.
 

“Ihr seid also auch so vollkommen durchgeknallte Jäger, wie meine Ziehtochter?”, kam es von Salvatore, als er ihnen am nächsten Morgen ein italienische Frühstück servierte.

Dean und Sam betrachteten das viele Brot und den teuren Parmaschinken.

Na, wenn das nicht mal ein Festmahl war!

“Eh... Ja. Wir kennen uns über unseren gemeinsamen Bekannten... Bobby Singer.”, klärte Sam, den Mann auf, bevor er vergaß zu antworten.

Salvatore nickte andächtig und nahm einen Schluck von seinem Kaffee.

“Ja, Bobby... Wenn er nicht der Patenonkel von Beth wäre, hätte ich ihn schon längst Betonschuhe verpasst.”, murrte er und blickte finster drein.

Die Brüder wirkten durch seine Aussage etwas verstört und so musste Beth schnell dazwischen gehen.

“Dad hat mich zu einer Jägerin gemacht, Toto. Bobby hat sein Werk nur fortgeführt.”, beschwichtigte sie den Italiener.

Der ließ sich damit allerdings nicht abspeisen.

“Und hätte er das nicht getan, wäre etwas vernünftiges aus dir geworden!”, entgegnete er.

Sie klimperte empört mit den Augen.

“Ach, etwa die Frau eines Mafiosos? Ich bin Halbitalienerin und mit meinem Temparament kennst du dich ja bereits gut aus! Beim Jagen kann ich wenigstens so sein, wie ich bin und muss mich nicht verstellen. Außerdem hat Mum...”, wollte sie einwenden, doch er unterbrach sie.

“Erwähne nicht deine Mutter vor mir, Elisabeth!”, murrte er, wobei er in einen etwas lauteren Ton verfiel.

Sie zuckte etwas zusammen, was den beiden Winchestern nicht entging.

Etwa eine halbe Stunde lang herrschte Schweigen, dann traute Beth sich wieder etwas zu sagen.

“Ach, Toto, ich wollte dich eigentlich um etwas bitten. Du hast mir ja damals dieses Tattoo gestochen... Könntest du den beiden auch so eins machen?”, fragte Beth ihren alten Freund.

Er sah von seiner Morgenzeitung auf und nickte dann.

“Natürlich... Aber dann müssen wir das jetzt machen. Um ein Uhr habe ich einen anderen Kunden.”, klärte er sie auf.

Die Winchester sahen sich gegenseitig über den Tisch hinweg an.

Wie viele Jobs hatte diese Kerl?

Restaurant- und Hotelbesitzer und dann auch noch Tattoowierer?

Was kam als nächstes?

“Gut. Dann bereite ich die Jungs schon mal vor.”, kam es von der jungen Frau und sie schnappte sich die Beiden, ehe die ihr Frühstück richtig beenden konnten.

Sie führte sie in einen Raum und ließ sie beide auf bequemen Polsterstühlen Platz nehmen.

“So, ich denke auf die Brust sehe es gut aus.”, murmelte sie vor sich hin und entkleidete blitzschnell die Oberkörper der Beiden.

Dean schien von ihren Fertigkeiten sehr beeindruckt.

“Gott, woher kannst du das?”, fragte er sie.

Ein Grinsen huschte über ihr Gesicht.

“Jahrelange Übung, mein Großer.”, erwiderte sie und er schluckte.

Wieso war Sam nur im gleichen Raum?

“Ich werde die Stellen noch mal rasieren und dann desinfizieren. Es dauert nicht lange. Toto ist wirklich sehr geübt darin.”, informierte sie die Zwei und machte sich an die Arbeit.

Schon schneite Salvatore, nun in einen weißen Hemd und einer Anzughose gekleidet, in den Raum.

“Dann machen wir uns mal an die Arbeit, was?”, richtete er sich an die Jungs und krempelte sich die Ärmel hoch.

Sam war der erste, der sich dieser, nicht ganz schmerzfreien, Tortur stellte.

Er atmete erleichtert auf und schmunzelte als Dean dann schließlich das Gleiche über sich ergehen ließ.
 

“Sagen Sie, Mister Ferro. Voher haben sie das Tattoo auf Ihrer Brust? Das ist doch ein Gefängnistattoo, oder?”, erkundigte sich Dean.

Salvatore lächelte, während er sich an seine Zeit im Gefängnis erinnerte.

“Ja, ich saß ein paar Mal. Es gibt nahezu kein Zuchthaus, das noch nicht Bekanntschaft mit mir gemacht hat.”, witzelte er und man konnte deutlich sehen, wie Beth die Augen verdrehte.

Immer diese alten Kamellen!

“Wir saßen mal in Colorado.”, prahlte Dean, was den Älteren allerdings nicht wirklich zu beeindrucken schien.

Mit einem Mal wurde die Türe aufgerissen und ein weiterer, jedoch blonder, Italiener trat ein.

Er trug noch teurere Kleider als Salvatore und paffte eine dicke Zigarre.

“Beth? Baby, was machst du denn hier? Das ist doch jetzt bestimmt schon zwei Jahre her?”, begrüßte er nur die junge Frau und ließ die anderen vollkommen außer Acht.

Beth, der man ihre, wenn auch unterdrückte Abneigung, ansah, zwang sich zu einem Lächeln.

“Ja, richtig! Das letzte Mal sagtest du mir, dass ich verschwinden solle, da ich dir zu langweilig geworden sei.”, erinnerte sie ihn.

Er schnaubte etwas fassungslos darüber, dass sie sich noch so genau an seine Wortwahl erinnern konnte.

“Aber, dass hab ich doch nur gesagt, weil ich wütend war. Kein Tag ist seitdem vergangen, an dem ich nicht an dich gedacht habe, Bellezza.”, murmelte er unterwürfig, doch sie ging nicht auf ihn ein, stattdessen zeigte sie auf die Winchesterbrüder.

“Das sind übrigens meine neuen Partner, Sam und Dean, Toni.”, stellte sie ihm die Jungs vor.

Er musterte Beide nur, die sich mittlerweile wieder etwas übergezogen hatten.

“Ah...”, war das Einzige, was er dazu äußern konnte, also verließ sie so schnell wie möglich den Raum und zerrte die Brüder hinter sich her.

“Ach, Beth... Ich würde mich freuen, wenn du und deine kleinen Äffchen heute Abend auf einen Drink in die Bar kommen würdet.”, lud er sie provozierend ein.

Dean war drauf und dran im an den Hals zu springen, doch sie hielt ihn zurück.

“Wir werden da sein!”, konterte sie und war froh, als sie außer Reichweite waren.
 

“Was war das denn für einer?”, wollte Dean wissen, als sie sich wenige Minuten später im Hotelzimmer der Jungs befanden.

Beth ließ sich auf deren Bett fallen und seufzte gereizt.

“Toni Bocconcello. Er ist der Sohn eines sehr vollhabenden, einflussreichen Geschäftsmannes.”, klärte sie sie auf, wobei sie das letzte Wort so eigenartig betonte, dass es für Sam klar war, was sie wirklich damit meinte.

“Dein Onkel verkehrt mit der Mafia? Das hätten wir uns ja eigentlich gleich denken können!”, brachte er etwas nervös hervor.

Sie winkte ab.

“Nichts Besonderes. Toni spielt sich gerne auf, hat aber nicht den nötigen Mumm, um seinen Worten Taten folgen zu lassen. Also... Keine Bange, Jungs. Ich pass schon auf euch auf!”, versprach sie ihnen.

Dean, der die Tattowierung im Spiegel betrachtete, wandte sich zu den anderen beiden um.

“Ihr hattet mal was miteinander, oder?”, fragte er sie, wobei er etwas vorwurfsvoll klang.

Sie sah ihn ertappt ins Gesicht.

“Schon, aber es war ein großer Fehler. Können wir das Thema damit abharken?”, fauchte sie genervt.

Dean verzog etwas erschrocken das Gesicht.

“Ist ja gut...”, murmelte er entschuldigend.

Sie öffnete die Türe, um den Raum zu verlassen, drehte sich ihnen dann aber noch einmal zu.

“Ich besorge zwei Anzüge für heut Abend. Also bloß kein Pfund mehr zunehmen.”, scherzte sie und zwinkerte ihnen zu.
 

“Wie seh ich aus, Sammy?”, wollte Dean von seinem kleinen Bruder wissen und drehte sich demonstrativ um die eigene Achse, um dann noch ein paar Modellposen nachzulegen.

Sam konnte sich ein Lachen nur schwer verkneifen und prustete amüsiert.

“Anzüge stehen dir nicht.”, brachte er nur hervor und zog seine eigene Krawatte zurecht.

“Anzüge stehen dir nicht... Bla, bla, bla!”, äffte der Ältere ihn nach und streckte ihm die Zunge raus.

“Wollen wir doch mal sehen, ob Beth das genauso sieht!”, nölte er und trat zur Tür heraus.

Sam folgte ihm dich auf den Fersen.

Die Beiden wurden vom Schlag getroffen, als ihre Partnerin ihnen auf dem Flur entgegen kam.

Sie trug ein weißes Chiffonneckholderkleid, hatte sich die Lippen tiefrot geschminkt und ihr Haar etwas hochgesteckt.

Sie sah einer Schauspielerin aus den Fünfzigern beinahe zum verwechseln ähnlich.

“Oh, Marilyn! Wo ist denn Johnny?”, spielte Dean auf ihr Outfit an.

Sie lächelte ihn mit ihren bezaubernsten Lächeln an und strich über sein Jackett.

“Vielleicht willst du ja für diesen Abend mein Mister President sein...”, munkelte sie und beide mussten Lachen, während Sam die ganze Szene beobachtete.

Dean reichte ihr seinen Arm, damit sie sich bei ihm unterharken konnte.

“Liebend gerne!”, gestand er ihr.

Und so machten sie sich auf den Weg in die Bar, die zu dem großen, mediterranen Restaurant gehörte.

Sie brauchten nicht lange zu suchen, um Toni zu finden, denn er wurde von einer Schar Blondinen umringt, inklusive fünf Bodyguards.

“Man sieht, dass du an mich gedacht hast, Toni.”, brummte sie beleidigt, doch er verzog keine Miene, sondern zeigte den Blondinen nur mit einem Wink, dass sie sich verziehen sollten.

Dann bot er den Dreien Sitzplätze an.

“Das habe ich auch, Beth. Und um es dir zu beweisen, habe ich mir erlaubt, dir dieses Geschenk zu machen. Ich hoffe, es gefällt dir...”, murmelte er und öffnete eine kleine Schatulle, die er ihr über den Tisch hinweg zuschob.

“Heiliger!”, kam es nur von den Brüdern.

In der Schachtel befand sich ein Ring, dessen Diamant beinahe haselnussgroß war.

Mit verächtlichen Blick klappte sie das Kästchen zu und schob es wieder zurück.

“Du solltest wissen, dass ich nicht käuflich bin.”, meinte sie und zündete sich eine Zigarette an.

Was dachte er sich eigentlich, wer sie war?

Man konnte deutlich erkennen, dass dem blonden Italiener der Kopf rauchte vor Wut, denn seine blauen Augen verdunkelten sich vom einen zum nächsten Moment.

“Du solltest mich lieber nicht reizen, Elisabeth Colt.”, drohte er ihr.

Doch er hatte nicht mit dem Älteren der Winchester gerechnet, dessen Beschützerinstinkt er mit diesem Satz geweckt hatte.

“Sonst was, du aufgeblasene Spaghetti?”, wollte er herausfordernd wissen und starrte ihn mit seinem typisch überlegenen Grinsen an.

“Misch dich nicht ein, Kleiner. Ich spiele in einer anderen Liga.”, richtete sich der Italiener an Dean, den das nicht im Geringsten beeindruckte.

“Und jetzt soll ich Angst haben? Du bist doch nichts weiter als eine labbrige Tortellini.”, legte der blonde Winchester nun erst richtig los.

“Ich hatte schon mit gefährlicheren Typen zu tun, als du es bist, glaub mir. Und wenn du der Kleinen da auch nur ein Haar krümmst, dann dreh ich dich höchstpersönlich durch die Nudelrolle!”, warnte er ihn, wobei er immer zorniger wurde.

Toni, der darauf nichts mehr erwidern konnte, sah nur noch einmal Beth an und erhob sich dann.

Dean sah ihm nach.

Diese Italiener!

“Ja, genau, verschwinde! Und vergiss nicht deine persönlichen Pizzabäcker!”, rief er ihm nach und lachte dann selber über seine Aktion.

“Was machst du, wenn der noch mal wiederkommt? Womöglich mit mehr Männer und Waffen?”, meinte Sam mit mulmigen Unterton.

Dean schien kurz zu überlegen und schmunzelte dann.

“Ich weiß nicht... Rennen vielleicht?”, scherzte er.

Beth fing plötzlich an zu lachen und konnte nicht mehr aufhören, was die Beiden ziemlich verwirrte.

Als sie sich wieder beruhigt hatte, wischte sie sich eine kleine Träne aus den Augenwinkel.

“Ich fass es einfach nicht, dass Toni so erbärmlich ist. Und du bist einfach der Beste, Dean! Danke, dass du mir diesen Gefallen getan hast.”, bedankte sie sich bei ihm.

“Obwohl ich auch selbst mit ihm fertiggeworden wäre. Nur auf eine andere Art...”, murmelte sie.

Die Brüder wollten gar nicht wissen, was sie dem armen Kerl angetan hätte.

“Ich geh uns mal ein paar Drinks besorgen.”, trällerte sie dann und ging hinüber zum Bartresen.

Dean beugte sich zu Sam vor.

“Die Kleine steht auf mich! Da hast du es, Sammy!”, freute er sich und strich sich durch sein blondes Haar.

Sam wirkte entnervt und seufzte.

“Bild dir nichts ein, Dean.”, mahnte er seinen älteren Bruder und erhob sich.

“Ich fühl mich etwas gerädert und außerdem wollte ich noch ein paar Nachforschungen wegen dem Gelbäugigen anstellen. Ich lass euch zwei mal allein.”, verabschiedete er sich und ging zurück aufs Zimmer.
 

“Wo ist Sam denn hin?”, harkte Beth nach, als sie mit einem Tablett wiederkam, auf dem sechs Gläser Glenfiddich standen.

Dean sah sie mit einem charmanten Grinsen an.

“Der wollte uns zwei hübsche ein wenig allein lassen. Was er damit nur bezweckt?”, munkelte er scherzhaft.

Sie kicherte amüsiert und reichte ihm ein Glas, um mit ihm anzustoßen.

“Auf uns?”, wollte sie wissen und sah ihn fragend an.

Er nickte.

“Auf uns.”, bestätigte er ihr.

Und sie tranken und tranken und tranken.

Es war bereits nach Mitternacht, als sie aufhörten.

“Ich muss gestehen, dass du ziemlich gut bist, für eine Jägerin. Ich meine, beim Trinken.”, musste Dean zugeben.

Sie sah ihn verführerisch in die Augen.

“Vielen Dank. Du aber auch.”, erwiderte sie.

Sie begann mit einer ihrer Locken zu spielen und betrachtete ihn eingehend, was ihm dann doch ein bisschen peinlich wurde.

Warum sagte sie denn nichts mehr?

“Ich hab mich wohl geirrt.”, brabbelte sie vor sich hin.

Er zog verwundert eine Augenbraue hoch.

“Worin geirrt?”, stocherte er nach.

Sie lachte und hielt einen Moment inne, um zu überlegen, wie sie ihm ihre Gedanken übermitteln sollte.

Dann beugte sie sich etwas vor, sodass er einen guten Einblick in ihren Ausschnitt hatte.

“Ich dachte erst, dass du genau so ein arroganter, größenwahnsinniger Mistkerl bist, wie all die anderen Jäger von deinem Schlag. Aber, du bist anders. Ich muss zugeben, dass ich dich wirklich süß finde.”, flüsterte sie hauchend in sein Ohr, sodass ihm ein Kribbeln von Kopf bis Fuß überfiel.

Es knisterte nun lautstark zwischen den Beiden und die Temperatur schien um zwanzig Grad zu steigen.

“Na ja... Größenwahnsinnig bin ich ja doch ein bisschen, wenn ich ehrlich bin...”, bedachte er ihre Aussage und sie musste erneut lachen.

“Und du bist viel witziger, als diese ganzen Langweiler.”, fügte sie jedoch hinzu und erhob sich dann.

“Komm, ich hätte Lust ein bisschen spazieren zu gehen.”, forderte sie ihn auf und die Beiden traten in die kühle Nacht hinaus.
 

Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her.

“Sag mal, Dean... Wünscht du dir manchmal, du würdest ein ganz normales Leben führen... Mit einer Ehefrau, Kindern und einem Haus mit Garten, in dem man Barbecues mit den Nachbarn feiern kann?”, kam es urplötzlich von ihr.

Er blieb stehen und sah sie an.

“Wie kommst du denn jetzt auf so was?”, stellte er eine Gegenfrage.

Sie standen sich gegenüber und sie senkte ihre blauen Augen Richtung Erde.

“Manchmal habe ich einfach das Gefühl, dass mir irgendetwas fehlt... Eine Familie...”, stammelte sie vor sich hin.

Auf einmal spürte sie seine Hand an ihrer und sie blickte schnell zu ihm auf.

“Aber du hast doch eine Familie. Bobby und Salvatore... Und mein Bruder und ich gehören jetzt auch, sozusagen, dazu...”, entgegnete er.

Sie lächelte.

“Danke, Dean. Es ist lieb von dir, dass du mich aufmuntern willst. Aber weißt du, ich würde schon gerne irgendwann heiraten und eine kleine Familie gründen.”, verriet sie ihm.

Er schluckte und wusste zuerst nicht, was er ihr darauf antworten sollte.

Dann fiel ihm etwas ein und er zog sie zum Impala hinüber und ehe sie sich versah, saß sie neben ihm auf der Ledersitzbank.

Er kramte im Handschuhfach und holte ein Foto hervor, um es ihr zu zeigen.

Darauf abgebildet, waren ein dunkelhaariger stattlicher Mann und eine hübsche, freundlich lächelnde blonde Frau.

“Das sind meine Eltern, John und Mary Winchester. Meine Mum war Jägerin und wünschte sich, genau wie du, ein Leben ohne diese ganzen Monster. Sie heiratete meinen Vater, der von dem allen nichts wusste. Doch ihre Vergangenheit holte sie ein und sie wurde getötet. Der Gelbäugige kam eines Nachts in unser Haus und tötete sie in Sams Kinderzimmer. Er verbrannte sie bei lebendigen Leib an der Zimmerdecke. Mein Dad rettete meinen Bruder und mich und von diesem Tag an, war er selbst auf der Jagd nach diesem Ding, um meine Mutter zu rächen. Nun ist auch er tot. Wäre das alles nicht passiert, würden wir heute auch nicht jagen...”, erzählte er ihr das Alles.

Sie betrachtete das Bild und Tränen füllten ihre Augen.

“Das habe ich nicht gewusst, Dean...”, raunte sie ihm entschuldigend, mit erstickter Stimme, zu.

Der blonde Winchester seufzte und wischte ihr die Tränen weg, bevor er selbst auch noch anfangen musste zu heulen.

“Es ist nicht schlimm sich ein normales Leben zu wünschen... Ich denke auch oft daran, Beth. Nur wir können uns nicht vor dem zu verstecken, was wir sind.”, machte er ihr klar.

Sie holte tief Luft, um das alles zu verdauen und holte dann ihre Brieftasche aus ihrer kleinen Handtasche, die sie bei sich trug.

Es war ebenfalls ein Foto.

Dean musterte einen muskulösen jungen Mann, mit hellbraunen Haar, und eine bezaubernde schwarzhaarige Frau, der Beth wie aus dem Gesicht geschnitten war.

“Wow, das ist deine Mum? Die war ja ein wirklich heißer Feger!”, platzte es aus ihm heraus, wofür er sich gleich darauf auch sofort schämte.

Doch Beth fand seinen Ausbruch ziemlich belustigend.

“Mein Dad hat mir erzählt, dass Toto damals total in sie verknallt verknallt.”, konnte sie sich wage ins Gedächtnis rufen.

Dean grinste.

Deshalb hatte er am Morgen so reagiert, als Beth ihre Mutter erwähnen wollte.

“Weißt du, meine Eltern waren beide Jäger. Meine Mum, Maria Giardano, lernte meinen Dad, Henry Colt, bei einem Job kennen. Sie verliebten sich auf dem ersten Gewehrschuss, würde ich sagen. Doch in der Nacht, in der ich geboren wurde, starb meine Mum an Komplikationen. Mein Dad hat mich ganz allein aufgezogen. Er hatte keine andere Wahl, als mich ebenfalls zu einer Jägerin zu machen. Aber ich konnte ihm nicht helfen, als der Gelbäugige kam und ihn tötete.”, erinnerte sie sich.

Einige Augenblicke lang, herrschte erneutes Schweigen zwischen den beiden.

Dann räusperte Dean sich.

“Na ja, vielleicht kann man ja, selbst bei einem solchen Beruf, eine Familie gründen... Man muss nur mutig genug sein und es versuchen.”, spekulierte er.

Sie lächelte.

Wenn er so redete, wirkte er seinem Alter entsprechend.

Nicht so kindisch, wie er sich sonst immer gab.

“Vielleicht... Denkst, du, dass es irgendwo eine Frau gibt, die dich komplett davon überzeugen könnte?”, löcherte sie ihn und zwinkerte ihn provokativ zu.

Er sah ihr in die schönen blauen Augen, wobei die grüne Farbe seiner Augen intensiver wurde.

“Wenn es so jemanden gibt, dann sitzt sie gerade vor mir...”, gestand er ihr.

Sie errötete und wandte ihren Blick ab, um etwas nervös mit ihren Ohrring zu spielen.

Dean rückte näher an sie ran.

“Beth, ist dir schon mal aufgefallen, dass unsere Mütter so ziemlich dieselben Namen hatten... Mary und Maria... Komisch oder? Denkst du, dass es Zufall ist oder ist es eher Schicksal?”, nuschelte er in sich hinein und sie richtete sich wieder an ihn.

Ihre Gesichter waren sich nun so nahe, dass ihre Lippen nur noch etwa einen Zentimeter voneinander entfernt waren.

Beth hätte jede einzelne Sommersprosse um seine Nase herum zählen können, wenn seine Augen sie nicht hypnotisierend lockten.

Er beugte sich zu ihrem Hals vor, von dem der betörende Duft ihres Parfüms ausging, und hauchte einen zarten Kuss auf ihre nackte Haut.

Sie erschrak etwas und huschte von ihm weg, doch er ließ nicht locker.

“Du bist wirklich eine tolle Frau, Beth.”, gab er zu und sie konnte nicht anders, als zu lächeln.

“Du schleimst doch...”, grummelte sie dann etwas, doch er hob ihr Kinn an, damit sie ihn in seine Augen blicken konnte.

“Oh, nein, das tue ich ganz sicher nicht...”, wisperte er und schon berührten seine Lippen ihre.

Eine Art elektrischer Stoß ging durch beide hindurch und sie ließen wieder voneinander ab.

Sie leckte sich über die Lippen und irgendwie veränderte sie sich von einem Moment zum anderen.

Ehe er sich versah, hatte sie ihn am Kragen und zog ihn an sich.

Ihre vollen Lippen drückten sich auf seine und er konnte spüren, wie sehr sie ihn wollte.

Neckisch kitzelte sie seine Mundwinkel und er öffnete seinen Mund, um sich ganz auf sie einzulassen.

Himmel, was war das nur für eine Frau!

Er spürte ihre Zunge, die ihn auffordernd umschmeichelte und er konnte sich ein, nach luftringendes, Stöhnen nicht verkneifen.

“Beth... Oh, mein Gott!”, brach es aus ihm heraus, als sie mit ihrer Hand in seinen Schritt glitt.

Er konnte nicht anders, als sie auf den Sitz zu pressen und sich über sie zu beugen.

Sofort drängte sich ihr zerbrechlichwirkender Körper an seine breite Brust und ihre Nägel drückten sich durch den Stoff seines Hemdes.

Sein Mund bedeckte ihren und er verlangte nach mehr.

Doch mit einem Mal stoppte sie ihn, stieß ihn nicht ganz unsanft von sich und schob sich ihr Haar zurecht.

Als sie seinen verdutzten Blick bemerkte, sah sie ihn entschuldigend an.

“Ich denke, ich sollte jetzt gehen... Gute Nacht, Dean.”, stotterte sie vor sich hin, stieg hastig aus den Wagen aus und strauchelte auf ihren hochhackigen Schuhen durch die Nacht.

Dean ließ seine Stirn gegen das Lenkrad sinken.

Verdammt, was war bloß los mit ihm?

Sonst war es ihm doch auch egal, wenn er mal einen Korb von einer Frau bekam.

Dann suchte er sich halt eine andere!

Also, warum war das bei ihr so anders?

Und warum hätte sie sich quasi in letzter Sekunde dazu entschieden vom Zug abzuspringen und lieber das artige, unschuldige Mädchen zu spielen?

Gott, sie machte ihn total wahnsinnig!

Er fühlte sich wie ein Hund, dem man ein Stück Fleisch vorsetzte, um es ihm dann, genau in dem Moment wegzunehmen, in dem er zubeißen wollte, wieder wegzunehmen.

Er verstand gar nichts mehr.

New Problems

Und auch die nächsten sechs Monate, sollte es bei Deans Unwissenheit bleiben.

Sie hatten nicht mehr über den Kuss gesprochen und ließen sich auch sonst nichts anmerken.

Dean war weiterhin engagiert, sie herumzukriegen und sie wehrte ihn auf ihre charmante Art und Weise ab.

Immer wieder wurden ihnen von Bobby Fälle zugespielt, die, wie es ihnen zumindest vorkam, immer gefährlicher wurden.

Sie entkamen nahezu nie, ohne sich wirklich große Blessuren oder sogar Wunden zu zuziehen, die hinterher genäht werden mussten.

Doch genau das war es, was das Trio so zusammenwachsen ließ.

Sie kamen sich schon beinahe wie eine kleine Familie vor und wussten fast alles übereinander.

“Es war doch keine schlechte Idee von Bobby, sie mitzunehmen.”, wisperte Sam und zeigte auf die Rückbank, auf der Beth eingenickt war.

Dean grinste.

“Das seh ich genauso... Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir allein diesen Monat so viele Jobs hätten erledigen können, wenn sie uns nicht unterstützen würde. Und die Kleine kann wirklich gut jagen.”, schwärmte er von ihrer Partnerin.

Sam huschte ein breites Grinsen über die Lippen.

Er wusste mittlerweile ganz gut, wie der Hase lief.

“Vielleicht solltest du ihr einfach mal sagen, was du für sie empfindest, anstatt immer so zu kokettieren, Dean.”, riet er seinem älteren Bruder.

Dean tat so, als hätte er absolut keine Ahnung von dem, was Sam da erzählte und versuchte zu scherzen.

“Oh, ich kokettiere? Ich weiß noch nicht mal, wie man das Wort schreibt und du wirfst mir so etwas an den Kopf.”, beschwerte er sich schmunzelnd.

Hinter ihnen regte die Jägerin sich und seufzte.

“Hey, Jungs...”, grüßte sie ihre Begleiter und warf einen Blick aus dem Fenster.

Es dämmerte bereits.

“Sagt mal, wo sind wir?”, wollte sie wissen und lehnte sich zwischen den Beiden an deren Sitzlehne.

Dean warf einen kurzen Blick auf ihr leicht zerzaustes Haar.

“In Nebraska. Wir haben gerade einen Anruf von Freunden bekommen. Sie haben einen Fall für uns.”, klärte er sie auf.

Sie zündete sich erst einmal eine Zigarette an und sah ihn dann von der Seite her an.

“Auch Jäger?”, stellte sie ihm eine knappe Frage.

Er schüttelte den Kopf.

“Nein, aber sie haben eine Bar in der viele Jäger auf einen Drink absteigen und...”, wollte er ihr berichten, doch sie unterbrach ihn.

“Du meinst doch nicht etwa das Roadhouse?”, harkte sie mit genervten Unterton nach.

Die Brüder sahen erst sich, dann Beth, an.

“Du kennst das Roadhouse? Dann also auch Jo und Ellen Harvelle.”, kam es von Sam.

Sie nickte und lehnte sich zurück.

“Ja, ich kannte sogar noch den alten Bill Harvelle. Bedauerlich, das mit seinem Tod...”, murmelte sie.

“Das ist doch super! Dann wird das ja ein großes Wiedersehen.”, stellte der ältere Winchester fest und gab noch etwas mehr Gas.

“Ja, sicherlich.”, brabbelte Beth und verdrehte die Augen.

Ihr passte es nicht wirklich, dass sie zum Roadhouse fuhren.

Bis jetzt hatte es nur Ärger gegeben, wenn sie dort aufgetaucht war.

Es schlichen einfach zu viele der Jäger dort rum.

Und es wurde zu viel geredet.
 

Etwa anderthalb Stunden später hielten sie vor der Bar und stiegen aus.

Von ihren Standort aus, hörten sie bereits das Gegröle von angetrunkenen Jägern und lauten Blues, der aus der alten Jukebox schallte.

“Das hört sich ja mal wieder nach einen amüsanten Abend an!”, bemerkte Dean und ging ihnen voraus, sodass Beth und Sam ihm nur folgen konnten.

Als sie in das Roadhouse, man könnte sagen, hineinplatzten, wurde es auf einmal mucksmäuschenstill.

Nur die Musik lief noch.

Beth verdrehte die Augen.

Na toll, damit hatte sie ja gerechnet, aber es war trotzdem unangenehm!

“Dean? Sam? Schön, das ihr mal wieder auftaucht!”, begrüßte Ellen Harvelle, die Besitzerin der Bar, die beiden Jungs und umarmte sie.

“Ja, Ash hatte uns angerufen. Er sagte, er hätte was interessantes für uns.”, entgegnete Sam und nun kam auch die Tochter der Wirtin, Jo, auf die Beiden zu, um sie zu umarmen.

Beth, die hinter den Winchestern stand und so nicht gleich von den Frauen entdeckt wurde, spürte, dass sie von den anderen, hauptsächlich männlichen, Jägern beobachtet wurde.

“Oh, Elisabeth Colt... Seit wann bist du mit den Winchestern unterwegs?”, kam plötzlich die Frage von Ellen, wobei etwas Abneigung in ihrer Stimme mitschwang.

Beth lehnte sich an Dean, dem das sehr zu gefallen schien, und lächelte süffisant.

“Seit etwa sechs Monaten. Bobby hat mich mit ihnen bekannt gemacht...”, berichtete sie ihr.

“Ja, sie ist ein wirkliches Goldstück, Ellen. Ich hab noch nie eine Frau gesehen, die so jagt.”, schwärmte Dean erneut von ihr und grinste sie verschmitzt an.

Jo, die sah, dass der ältere Winchester sehr an seiner neuen Partnerin interessiert war, verzog gereizt das Gesicht.

Das war ja mal wieder typisch!

Da wollte sie einmal zu lassen, dass ein Jäger mit ihr ausgehen durfte oder auch mehr und dann kam diese blöde Elisabeth Colt, so mir nichts, dir nichts, dahergelaufen und schnappte ihr ihren Dean weg!

Ziemlich gereizt verschwand die Blonde hinter dem Tresen der Bar.

“Kann ich euch was zu trinken anbieten?”, erkundigte Ellen sich bei Dean.

“Gerne. Ich denke, wir wären alle mit drei Glenfiddich on the Rocks sehr gut bedient.”, gab er seine Bestellung auf.

Sam schüttelte den Kopf.

“Für mich bitte nur ein Bier, Ellen.”, wandte er ein, wofür er von seinem großen Bruder einen ziemlich verständnislosen Blick zugeworfen bekam.

“Du bist ein richtiger Spielverderber, Sammy. Da ist ja Beth mehr Mann, als du! Sie weiß wenigstens, wie man seinen Spaß hat.”, nölte er und setzte sich mit ihr an den Tresen.

Sam, der nur die Augen verdrehen konnte, setzte sich auch zu ihnen und die Drei tranken und tranken und tranken.

Jo, die das Trio bediente, kam mit den Drinks gar nicht so schnell nach, wie sie diese hinunterkippten.

Als sie einen Moment verschnaufen konnte, ging sie zur Jukebox und wählte einen Song aus.

Es war Can’t fight this Feeling von REO Speedwagon.

“Oh, nein, Jo... Das ist doch nicht dein Ernst! REO Speedwagon?”, rief Dean ihr zu, doch Beth lenkte ihn ab, indem sie über seinen Handrücken streichelte.

“Lass sie doch. Kleine Mädchen stehen auf solche Songs.”, raunte sie ihm zu, jedoch so laut, dass Jo ihre Worte gut verstehen konnte.

“Und auf was stehen große Mädchen, wie du?”, harkte er mit neugierigem Blick nach und seine Augenbrauen zuckten in die Höhe.

Sie lehnte sich zu ihm vor, sodass sie seine Ohrmuschel sanft mit ihren Lippen streifte.

“Vielleicht zeig ich dir das irgendwann mal...”, munkelte sie.

Er erschauderte.

“Warum nicht heute Abend... In meinem Wagen ist genug Platz für uns zwei Hübschen, um so einige schöne Dinge zu tun...”, verriet er ihr und seine Hand fuhr über ihren Oberschenkel.

Sie lachte amüsiert.

“Du bist wirklich süß, Dean. Darauf sollten wir trinken.”, schlug sie vor und winkte Jo wieder ran, damit sie ihnen erneut einschütten konnte.

“Und du machst mich so wahnsinnig, dass ich dich am liebsten gleich auf dem Tresen flachlegen würde.”, brach es, etwas lallend, aus ihm heraus, was alle anderen, die in ihrer Nähe saßen, aufhorchen ließ.

Doch sie lachte nur erneut und tätschelte seine Wange.

“Ich glaube, es ist langsam Zeit für dich schlafen zu gehen. Du bist total betrunken, Dean.”, merkte sie an.

Schelmisch grinste er sie an und lachte, wobei seine Augen sich ein wenig verdrehten, sodass er mehr so wirkte, als wäre er aus der Irrenanstalt ausgebrochen.

Er betrunken?

Er war gar nicht betrunken!

Er war einfach nur ehrlich!

Jo, die von Deans Aussage vollkommen fassungslos dastand, bemerkte gar nicht, dass sie bereits so viel Scotch in Beths Glas gekippt hatte, dass er sich über den kompletten Tresen ausbreitete und auf Beths Lederjacke und ihre Jeanshose tropfte.

“Verdammt, pass doch auf!”, fluchte sie an Jo gerichtet, die die Jägerin nur verstört ansah.

Beth atmete gereizt ein und nahm einige Servietten, um ihre Kleidung und das Holz des Tresens abzutrocknen, bevor dieses sich im Alkohol auflösen konnte.

“Oh, das tut mir aber leid!”, stieß Jo aus, obwohl diese Entschuldigung erlogen war.

Sie freute sich innerlich, das nun die Klamotten dieser dummen Ziege versaut waren.

Ellen eilte herbei.

“Oh, Elisabeth... Ich werde die Sachen natürlich waschen. Du weißt ja, wie schusselig meine Tochter sein kann.”, entschuldigte sie sich bei der jüngeren Frau, die sich durch ihr langes schwarzes Haar strich.

“Schon gut, Ellen. Ich denke sowieso, dass es besser ist, wenn ich mich jetzt hinlege. Die Fahrt war sehr anstrengend.”, klärte sie die Wirtin auf und deutete dann auf Dean.

“Und unseren kleinen Helden nehme ich auch gleich mit, bevor er es nicht mal mehr ins Bett schafft.”, fügte sie noch hinzu und krallte sich Dean, der eigentlich lieber noch ein, zwei oder drei Gläser getrunken hätte.

Sam sah den beiden amüsiert zu.

“Da haben sich ja wirklich zwei gefunden.”, murmelte er und Jo kam neugierig auf ihn zu.

“Sind die zwei etwa ein Paar?”, wollte sie wissen und sah ihn mit großen Augen an.

Er schüttelte den Kopf.

“Die Zwei? Nein und wenn Dean sich nicht langsam mal zusammenreißt, dann wird das in diesem Leben auch nichts mehr.”, erklärte er dem Mädchen.

Sie überlegte.

Vielleicht konnte sie Dean dann ja immer noch für sich gewinnen.

Sie musste sich nur eine Strategie ausdenken.
 

Beth hatte Dean derweilen auf ihr gemeinsames Zimmer gebracht und ihn ins Bett gesetzt.

“Beth, du bist die allerbeste Frau... Wirklich...”, lallte er und es schien sich alles vor seinen Augen zu drehen.

Sie schmunzelte.

“Vielen Dank, Dean.”, erwiderte sie, kniete sich vor ihn und knöpfte sein Hemd auf, da er selbst dazu nicht mehr wirklich in der Lage war.

Wie konnte ein einziger Mann nur so viel trinken?

Normalerweise hätte er schon längst vom Barhocker fallen müssen, aber er war immer noch in der Lage klare Sätze von sich zu geben.

“Wirklich, Beth... Ich...”, stammelte er und berührte ihre Wange, fuhr dann ihren Hals hinunter und berührte ihr Schlüsselbein.

Dann lockte er sie mit ihren Finger näher zu sich.

“Was ist denn los mit dir, Dean?”, wollte sie nun endlich wissen, doch anstatt ihr eine Antwort zu geben, strich er zärtlich mit seiner Nasenspitze gegen ihre.

Sie konnte dem Alkohol in seinem, etwas schwereren, Atem riechen.

Seine Hände zogen sie zu ihm hoch, damit sie auf Augenhöhe miteinander waren.

“Du machst mich total verrückt...”, wisperte er und Erregung lag in seiner Stimme.

Sie errötete und versuchte sich von ihm wegzudrücken, was ihr nicht gelang, da er sie bald schon krampfhaft festhielt.

“Du bist betrunken, Dean. Du weißt nicht, was du da sagst...”, japste sie, doch er nahm ihr Kinn in seine Hand und wandte ihr Gesicht zu sich.

“Ich bin schon gar nicht mehr betrunken, Beth.”, sprach er sanft und schon legten sich seine, für einen Mann, schönen vollen Lippen, auf ihre.

Sie wollte sich zuerst wehren, ließ es dann jedoch einfach geschehen.

Als sie wieder voneinander abließen, keuchten beide auf.

“Ich will mich lieber an dir betrinken, als an dem Alkohol...”, knurrte er mit kratziger Stimme und zog sie auf seinen Schoß.

Sie umfasste sofort seine breiten Schultern und zog an seinen blonden Haar, während sie neckend seine Lippen küsste.

“Mh, das ist schön...”, säuselte er, als sie seinen Hals liebkoste und in die empfindliche Haut biss.

Während sie ihn mit Zärtlichkeiten überfiel, kniff er in ihren tollen Hintern und drückte sie noch fester gegen sein Becken, sodass sie seine Erektion durch die Jeans spüren konnte.

Beth merkte, dass sie diesmal nicht widerstehen konnte.

Er bot sich ihr wie ein Stück Fleisch auf dem Präsentierteller dar und seine verlangenden Blicke spornten sie zu mehr an.

Sie hatte ihn gerade seines Hemds und seines T-Shirts entledigt und stieß ihn aufs Bett, da öffnete sich die Türe, sodass sie erschrocken innehielt.

“Beth? Dean? Was zum Himmel treibt ihr da?”, wollte Sam wissen, der von Jo begleitet wurde.

Beth rutschte von Deans Schoß und er erhob sich.

In beiden Gesichtern lag so etwas wie eine Unschuldsmiene, gemischt mit Überraschung.

“Eh... Sie... Na ja, sie hat mir geholfen mich auszuziehen. Ich bin betrunken und da...”, versuchte er die Situation irgendwie zu retten, doch Sam wusste ganz genau, was da gerade gelaufen war.

“Vielleicht sollte ich bei Ash übernachten.”, überlegte er laut und seine Tonlage schien die Beiden etwas ärgern zu wollen.

Doch Beth winkte ab.

“Das brauchst du nicht, Sam! Wir sind schon... eh... fertig.”, brabbelte sie beschämt und setzte sich rüber auf ihr eigenes Bett.

Jo, der nun vollkommen das Herz gebrochen wurde, warf nur einen traurigen Blick auf Dean und rannte dann den Flur hinunter in ihr eigenes Zimmer.

“Was ist denn los, Jo?”, rief Sam ihr nach, bekam allerdings nur ein Türeknallen zur Antwort.

Beth und Dean wussten ganz genau, was mit dem Mädchen los war und sahen sie mit Scham in den Augen an.

Sie waren diesmal schon etwas zu weit gegangen.
 

“Guten Morgen.”, begrüßten Dean, Beth und Sam die restlichen Anwesenden, als sie in die geräumige Küche traten.

“Guten Morgen. Wollt ihr Kaffee und Pancakes?”, erkundigte Ellen sich, war allerdings schon dabei jeden mit einem Teller zu versorgen.

Jo, die nun gegenüber von Beth saß, würdigte die Frau keines Blickes.

Stattdessen traktierte sie ihr Essen so sehr mit ihrer Gabel, dass man meinen könnte, sie wollte den ohnehin schon leblosen Pancake umbringen.

Auch Dean war nicht sehr gesprächig.

Er hatte die Nacht noch lange wach gelegen und über alles nachgedacht, doch Beths Küsse waren ihm nicht mehr aus dem Kopf gegangen.

Warum war sie auch so unwiderstehlich?

“Eh... Wann will Ash uns eigentlich mal über diesen Fall aufklären?”, fragte Sam, um die angespannte Atmosphäre ein wenig aufzulockern.

Und seine Gebete auf Erlösung dieses quälenden Schweigens wurden erhört, denn genau in diesem Moment platzte Ash in die Runde.

Der gut aufgelegte Typ mit dem stylischen Vokuhila stürzte in die Küche.

“Ah, da seid ihr ja! Tut mir leid, dass ich gestern nicht schon mit euch geredet habe, aber ich war beschäftigt mit einer Lady, deren Name ich schon wieder vergessen habe... Aber an ihre Oberweite erinnere... Oh, mein Gott, Beth! Wie lange ist das her, Süße?”, stieß er überrascht hervor, als er bemerkte, dass die junge Jägerin mit von der Partie war.

Sie reichte ihm die Hand und er küsste diese.

“Immer noch eine Augenweide, meine Liebe.”, gestand er ihr.

Sie lachte belustigt.

“Und du scheinst immer noch derselbe Verrückte zu sein, wie er mir in Erinnerung ist.”, konterte sie.

Alle mussten Lachen, bis auf Jo, der das Lachen wohl für immer vergangen war.

“So, Freunde... Es geht um einen Fall in Texas, etwas nördlich von Austin in einem kleinen Westernstädtchen. Dort werden seit kurzen jede Menge der Einwohner, im wahrsten Sinne des Wortes, herzlos.”, munkelte er.

Sofort ging den Jägern ein Licht auf.

“Nicht schon wieder Werwölfe...”, stöhnte Dean genervt und ließ den Kopf hängen.

Ash sah die Gruppe verwundert an.

“Vor sechs Monaten hatten wir es schon mal mit Werwölfen zu tun... Ziemlich haarige Angelegenheit.”, klärte Beth den intelligenten Vokuhilaträger auf.

Der nickte nur verständnisvoll.

“Tut mir echt leid, dass es nicht etwas anderes sein konnte...”, versuchte er sich zu entschuldigen.

Sam und Beth winkten allerdings gleichzeitig ab.

Da konnte Ash doch nichts dafür!

“Schon gut... Ich bin dafür, dass wir uns gleich auf dem Weg machen. Dean kommst du mit? Wir müssen noch schnell die Ausrüstung checken.”, forderte Beth den älteren Winchester auf und lief ihm voran nach draußen.

Dean folgte wie ein gehorsames Schoßhündchen.

Ash blickte den beiden nach.

“Was ist denn mit deinem Bruder los, Sam? Seit wann ist der so zahm?”, wollte er neugierig wissen.

Der Jüngere zuckte mit den Schultern.

“Die Liebe vielleicht? Beth scheint ihn verzaubert zu haben.”, spekulierte er und Ash grinste wissend.

“Oh, ja, Baby. Das hat sie drauf. Schade, dass sie nie Interesse an mir hatte... Zumindest nicht so, wie ich es mir erhofft hatte.”, seufzte er bedauernd.
 

“Verdammt, Werwölfe. Ich hasse Werwölfe!”, jammerte Dean, während sie schon auf dem schnellsten Weg nach Texas waren.

Unter ihnen heulte der Impala bald genauso, wie sein Fahrer.

Beth musste kichern.

“Komm schon, Dean! Wenn wir das hinter uns haben, könnten wir uns ja eigentlich mal Urlaub nehmen!”, scherzte sie.

Er verdrehte die Augen.

Als ob sie jemals Urlaub machen würden.

Obwohl, die Idee von ihr am Strand in einem dieser knappen Bikinis gefiel ihm schon sehr gut.

Dümmlich grinste er vor sich hin.

Den Rest der Fahrt schien er in seiner eigenen Traumwelt gefangen, bis sie die kleine Stadt erreichten.

“Na, hier tanzt ja wirklich der Bär...”, scherzte Dean und schlug die Türe seines Wagens zu.

Beth sah sich um und mit seiner Äußerung hatte er ja nicht mal ganz unrecht.

Die Stadt wirkte wie eine dieser typischen Geisterstädtchen, es fehlte nur noch, dass Steppenläufer an ihnen vorbeihuschten.

“Und hier soll es Werwölfe geben?”, murmelte sie fragend und zuckte mit den Schultern.

“Da vorne ist ein Hotel... Vielleicht sollten wir uns dort einquartieren.”, schlug Sam vor und marschierte voraus.

Es war ein sehr kleines Hotel, ähnlich einem Salon.

Davor standen sogar einige Pferde, die neugierig den Kopf hoben, als die Jäger an ihnen vorbei gingen und das Hotel betraten.

“Guten Tag! Kann ich Ihnen...? Dean?”, ertönte die verwunderte Stimme einer Frau und sogleich tauchte eine rothaarige junge Frau, etwa im selben Alter wie Dean und Beth auf und starrte die Gruppe fassungslos mit ihren grünen Augen an.

Auch Dean schien überrascht, was sein Gesichtsausdruck zeigte.

“Anita?”, brachte er nur hervor und sie umarmten sich.

Beth, der die Vertrautheit zwischen den Beiden überhaupt nicht passte, blickte grimmig auf den blonden Winchester und wandte sich dann an Sam.

“Wer ist das?”, wollte sie wissen, wobei ein bissiger Unterton in ihrer Stimme lag.

Der große Winchester schmunzelte und beugte sich etwas zu ihr runter, um ihr zuflüstern zu können.

“Dean und sie waren mal zusammen... Ist allerdings schon eine Ewigkeit her.”, klärte er sie auf, was sie nicht wirklich glücklicher schätzte.

Dieser Mistkerl!

Erst machte er immer mit ihr rum und dann sprang der einer verflossenen so innig um den Hals?

Na, warte, Dean Winchester!

Sie würde ihn nun zappeln lassen, bis er sie auf Knien anflehen würde.
 

Wenige Minuten später hatten sich alle begrüßt und miteinander bekannt gemacht.

Sie saßen nun in der Bar des Hotels und genehmigten sich einen Drink.

“Ihr seid also hier wegen der Sache mit dem Werwolf?”, wollte Anita wissen.

Dean nahm einen Schluck von seinem Whiskey.

“Ja, weißt du mehr darüber?”, stellte er eine Gegenfrage.

Sie schien einen Augenblick hin und her gerissen, was Beths Argusaugen nicht entging.

Hatte sie etwa etwas zu verbergen?

Sie würde diese Frau ganz sicher nicht aus dem Augen lassen.

“Hm... Ich dachte immer, es wären nur Märchen. Ihr wisst schon... Um den Leuten Angst einzujagen.”, bedachte sie das Thema und seufzte.

“Aber nachdem, was mit diesen ganzen Menschen passiert ist...”, brabbelte sie dann besorgt vor sich hin.

“Man sagt, die Bestie lauert in den Wäldern etwas südlich von hier. Und wenn sie Hunger hat, kommt sie in die Stadt und holt sich Menschenfleisch. Und niemand ist vor ihr sicher! Weder Mann, noch Frau, noch Kind!”, kam es aus einer der hinteren Ecke der Bar.

Ein alter Greis saß an einem kleinen Tisch und rauchte Pfeife.

Sein Blick war vor Entsetzen weit geöffnet.

Anita erhob sich und ging zu ihm rüber, um seine Hand zu tätscheln.

“Großvater, der Doktor meinte doch, dass du dich nicht so aufregen sollst... Das ist doch nicht gut für dein Herz.”, beschwichtigte sie den Alten.

Die Jäger sahen sich vielsagend an.

“Sag mal, weißt du, wie man in diesen Wald kommt?”, harkte Beth nach.

Die Rothaarige schüttelte den Kopf.

“Nein, aber Graham weiß es...”, entgegneten sie.

“Und wo ist dieser Graham?”, stocherten die Brüder und sie beinahe synchron nach.

Anita half ihrem Großvater hoch und führte ihn an den Jägern vorbei, um ihn anscheinend auf sein Zimmer zu bringen.

“Graham ist ein Trapper. Ihr findet ihn normalerweise auf seiner Ranch ganz am Ende der Stadt. Aber neuerdings geht er nachts auf die Jagd. Wegen des Werwolfs. Ihr werdet morgen früh mehr Glück haben, ihn anzutreffen.”, berichtete sie ihnen und war auch schon mit dem Alten verschwunden.
 

“Ich will diesen Fall schnell über die Bühne bringen und von hier verschwinden. Morgen früh fahren wir sofort zu diesen Typen und murksen dieses Mistvieh von einem Köter ab!”, murrte Dean und zog sich die Schuhe aus.

Beth, die gerade dabei war ihre Waffe zu reinigen, blickte nicht zu ihm rüber, sondern schnaubte nur verächtlich.

“Ich dachte, du und Anita, ihr würdet euch so viel zu erzählen haben.”, raunte sie ihm mit vorwurfsvoller Stimme zu.

Der ältere Bruder sah zu ihr rüber.

Was war denn auf einmal mit der los?

Er richtete sein Augenmerk auf ihre flinken Finger und begann wieder in seinen perversen Fantasien zu verschwinden, bis sie sich erhob und zur Türe hinauswollte.

“Ich geh noch mal in die Bar... Vielleicht fällt deiner Ex ja noch etwas ein.”, meinte sie und knallte die Türe wieder zu.

Deans Blick fiel sofort auf Sam, der nur kichern konnte.

“Du hast ihr davon erzählt?”, fragte er fassungslos und hätte Sam am liebsten etwas an den Kopf geworfen, entschied sich dann auch mit einem seiner Stiefel zu schmeißen, traf seinen Bruder allerdings nicht, der lachend vor Schadenfreude ausgewichen war.

Beth war währenddessen schon unten angekommen und hatte sich ein ruhiges Plätzchen gesucht, um von dort aus Anita zu beobachten, die ziemlich nervös schien.

Es waren noch einige andere Gäste, hauptsächlich Männer, da, die grölend tranken und sangen.

Plötzlich ertönte lautes Geheul von draußen und die Pferde wieherten aufgeregt.

Blitzschnell schossen die Männer, mit Gewehren in ihren Händen, hoch und eilten vor die Türen.

Auch Beth war hinausgelaufen, doch es war absolut nichts zusehen, außer pechschwarze Dunkelheit.

“Was ist los?”, hörte sie Sam und Dean, die hinter ihr auftauchten.

Sie schüttelte den Kopf.

“Es war dieses Monster... Aber es scheint schnell geflohen zu sein, als es hörte, dass wir nach draußen kommen.”, erklärte sie und sah über Deans Schulter hinweg, dass Anita sich auf machte, so schnell wie möglich in den Keller zu flüchten.

Hatte sie etwa solche Angst oder warum ging sie dort hinunter?

Beth war fest entschlossen das herauszufinden.

Howdy?

“Nie im Leben werde ich mich auf einen dieser Gäule setzen!”, stieß Dean am nächsten Morgen hervor und zeigte auf die Pferde, die eingepfercht vor sich hin grasten.

Sie waren in aller Frühe zu der Ranch von Graham Duncan gefahren und hatten von ihm erfahren, dass man den Wald nur zu Pferd durchqueren konnte.

“Stell dich nicht so an, Dean! Zu Fuß wäre ja auch eine Option, aber willst du wirklich eine ganze Woche durch den Wald latschen?”, kam es von Beth, die sich bereits mit einen Palomino angefreundet hatte.

“Ja, dann tu ich wenigstens noch was für meine Figur!”, murrte der ältere Winchester und beäugte das gescheckte Pferd, das Graham ihm zuordnete.

Alle mussten amüsiert lachen.

“Und was wollen Sie tun, wenn der Wolf Sie angreift? Mit dem Pferd können Sie ihm schnell entkommen...”, fügte der Trapper, der etwa Anfang fünfzig sein musste, hinzu.

Er hatte eine ganze Herde von ausgezeichneten Quarter Horse, die sicherlich schneller waren als dieser verdammte Werwolf, zumindest auf bestimmte Zeit.

“Ich verpass dem Drecksvieh eine Kugel!”, erwiderte Dean trotzig.

„Glauben Sie mir, Mister... Dazu werden Sie nicht mehr in der Lage sein. Ich habe noch nie ein schnelleres Tier, oder eher Monster, gesehen.“, erwiderte Graham und half Sam dabei, seine Stute zu satteln.

Das Arme Pferd war viel kleiner als Sam.

Hoffentlich würde es diesen Ritt aushalten.

„Trotzdem werde ich mich nicht zum Affen machen.“, murmelte Dean vor sich hin und begutachtete das Zaumzeug, das für ihn nicht mehr als ein Wirrwarr von Leder und Metall war.

Was sollte er bloß mit so einem Teil anfangen?

„Sag nicht, du bist noch nie geritten, Dean.“, bemerkte Beth, die mit dem Satteln bereits dreimal fertig gewesen wäre.

Er zog eine genervte, jedoch auch witziggrinsende, Grimasse.

Sie hob entschuldigend die Hände.

„Tut mir leid! Ich dachte, da ihr aus Kansas seid, hättet ihr vielleicht Erfahrung mit so was.“, klärte sie ihn auf.

„Das ist doch so was von clichehaft! Hast du etwa reiten gelernt in Wyoming?“, wollte er von ihr wissen und sah sie fragend an.

Sie nickte, als wäre es selbstverständlich.

„Klar. Sheridan liegt so weit oben in den Bergen, dass es beinahe unmöglich ist, dort mit dem Auto durchzukommen.“, klärte sie ihn auf und damit hatte sich das Thema erledigt.

Dean musste also, auch wenn es ihm davor grauste, auf das Pferd steigen, dass genauso davon begeistert zu sein schien wie er.

Alle fünf Minuten versuchte es den Rückweg anzutreten oder schlug nach hinten aus, was den älteren Winchester ziemlich auf den Geist ging.

Doch Beth musste, trotz der amüsanten Unterhaltung, feststellen, dass er gar nicht mal so eine schlechte Figur auf dem Pferd machte.

„Ich werde Ihnen zuerst mal das Gelände zeigen. Die Jagd wird dann morgen bei Einbruch der Dunkelheit beginnen.“, klärte Graham seine, man könnte sagen, Touris auf.

„Haben Sie den Werwolf schon mal gesehen?“, erkundigte Sam sich und strich seiner kleinen Stute über den Hals.

Das Tier schnaubte angestrengt.

Graham wandte sich im Sattel seines schwarzen Hengstes zu ihm um und wirkte sehr ernst.

„Bis jetzt einmal, aber ich höre jedes Mal sein lautes Heulen. Die Pferde mögen dieses Geräusch nicht.“, berichtete er und sie hörten ihn aufmerksam zu.

Dean lehnte sich zu Beth rüber, die näher an ihn rangeritten war.

„Das würde ich auch nicht, wenn ich wüsste, das dieser Dreckskerl mich jeden Moment töten könnte und ich in einer kleinen Box festsitze.“, raunte er ihr zu und sie schmunzelte.

„Ich denke nicht, dass Werwölfe auf Pferdefleisch stehen...“, entgegnete sie, doch er grinste nur weiter.

„Gegen einen schmackhaften Sauerbraten hat doch bis jetzt noch niemand etwas einzuwenden gehabt, oder?“, scherzte er und sie knuffte ihn in die Seite, sodass er beinahe aus dem Sattel gefallen wäre.

„Das ist widerlich, Dean!“, beschwerte sie sich, als absolute Pferdeliebhaberin.

Gerade als sie diesen Satz ausgesprochen hatte, huschte ein Kaninchen vor ihnen vorbei.

Die Pferde stiegen vor Schreck und, zu Deans Unglück, entschloss sich sein Schecke, sich aus den Staub zu machen.

Mit einem erschrockenen Schrei verschwand er im Wald.

Beth, die nicht auf Graham und Sam warten wollte, trieb ihr Reittier in einen Galopp und folgte dem blonden Winchester.

Oder vielmehr seinen Schreien.
 

Nach etwa zehn Minuten Verfolgungsjagd in einem Affenzahn, hatte sie ihn aufgeholt und griff nach den Zügeln seines Pferdes.

Schnell brachte sie beide Tiere zum Stehen.

Dean, der vollkommen außer Puste war, konnte sich gerade noch so im Sattel halten.

Die Zwei stiegen ab.

„Vielen Dank, Kleine. Ohne dich, wäre ich wahrscheinlich bis nach Kentucky geritten, um dort am Derby teilzunehmen.“, stieß er hervor und sie band die Pferde an einem Baumstamm fest.

„Keine Ursache... Aber, wo sind wir hier?“, fragte sie, mehr sich selbst als ihn.

Sie sahen sich um.

Nichts als Bäume.

Dasselbe wie in diesen gesamten beschissenen Wald!

„Wir sollten warten, bis Sam und Graham uns finden.“, meinte sie, doch Dean hatte nicht wirklich Lust noch eine Sekunde länger in diesem Wald zu bleiben.

„Unsinn! Wir müssen dort lang. Wir sind immerhin von Westen gekommen.“, wandte er ein und zeigte in eine Richtung.

Sie lachte lautstark drauf los, was ihn ziemlich verwunderte.

Was hatte sie denn jetzt?

„Dean... Westen ist in der Richtung.“, erklärte sie und deutete in die genau entgegengesetzte Richtung.

Er zuckte mit den Schultern und fasste die Zügel seines Schecken.

„Von mir aus... Aber ich setze mich bestimmt nicht noch mal auf diesen Teufelsgaul!“, bestand er darauf, dass sie ihren Weg zu Fuß fortsetzten.
 

„Verflucht! In diesem beknackten Wald sieht doch alles gleich aus!“, stöhnte er entnervt nach etwa einer halben Stunde.

Beth hielt ihr Mobiltelefon in die Höhe und versuchte irgendwo guten Empfang zu kriegen.

„Die Handys können wir hier auch vergessen.“, murrte sie.

Hätte sie gleich darauf bestanden, dass sie an Ort und Stelle bleiben, hätten Graham und Sam sie bestimmt schon gefunden.

Doch so würde es sicherlich noch bis zum Abend dauern, bis sie jemand entdecken würde.

„Ich schlage vor, wir bleiben jetzt einfach hier. Wenn wir noch weitergehen, wird es nur noch schlimmer.“, schlug sie vor und setzte sich auf den weichen Waldboden.

Dean setzte sich ihr gegenüber und beobachtete sie, wie sie eine Zigarette anzündete.

Die hatte ja wohl auch die Ruhe weg!

„Wie kannst du nur so entspannt bleiben? Ich meine, hey, es ist ja nicht so, dass wir hier in diesem beschissenen Wald abhängen müssen und ich Hunger habe, wie ein Bär!“, beschwerte er sich über ihr Verhalten und seine grünen Augen starrten sie fassungslos, bald schon entsetzt, an.

Mit ihrer freien Hand kramte sie in ihrem Rucksack und holte einen Schokoriegel hervor.

„Was bleibt mir denn anderes übrig als die Nerven zu bewahren, wenn du hier rumheulst, wie ein Kleinkind. Iss den, dann kommst du vielleicht runter.“, entgegnete sie nur und warf ihn die Schokolade zu.

Es half sogar etwas, zumindest bis der Snack aufgegessen war.

Danach fing er an nach Sam zu rufen, was einige der Waldtiere aufschreckte, denn man konnte es in den Geäst der Bäume knacken hören.

Beth seufzte und strich sich durch ihre Locken.

„Hör auf damit, Dean! Spar dir deine Kraft mal lieber. Als ob Sam uns von hier aus hören könnte...“, vernichtete sie jegliche Hoffnungen des Winchesters.

Griesgrämig dreinblickend setzte er sich neben sie und pulte mit einem Stock im Erdboden rum.

Sie beobachtete ihn eine Weile und dachte darüber nach, über was sie sich mit ihm unterhalten könnte, um dieses etwas peinliche Schweigen zu beenden.

„Du und Anita... Wie lange wart ihr ein Paar?“, erkundigte sie sich und er schreckte leicht zusammen.

Mit so einer Frage hatte er nicht gerechnet.

Er überlegte einen Augenblick.

„Ich weiß nicht mehr so genau... Vielleicht zwei Wochen?“, fragte er sich selbst und sie sah ihn skeptisch an.

Na, der schien sich ja viel aus seinen Freundinnen zu machen.

„Ich hab hier mit meinem Dad gejagt. Ein Formwandler hat hier für Verwirrung gesorgt.“, erzählte der blonde Winchester weiter und kritzelte das Haus vom Nikolaus in die Erde.

Beth nahm einen langen Zug von ihrer Zigarette und machte diese dann aus.

„Also warst du nur so lange mit ihr zusammen, wie du und dein Vater in dieser Gegend jagten?“, schlussfolgerte sie und er nickte.

„Ich hab mir noch nie viel aus langwierigen Beziehungen gemacht, Beth... Bis ich dich kennen gelernt habe.“, wisperte er die letzten Worte.

Sie errötete.

Hatte der nun vollkommen den Verstand verloren?

Was faselte der denn da für einen Unsinn?

„Red doch keinen Quatsch, Dean.“, machte sie sich über ihn lustig und rutschte etwas von ihm weg.

Doch er griff nach ihrer Hand.

„Nein... Ich mein das wirklich ernst. Es ist...“, versuchte er sie zu überzeugen und lehnte sich zu ihr vor, um sie zu küssen.

Da hatte er allerdings seine Rechnung ohne sie gemacht, denn sie versuchte ihm auszuweichen und hielt ihn mit einer ausgestreckten Hand auf Abstand.

„Dean, ich...“, brabbelte sie, sichtlich verzweifelt, wie sie dieser Situation entrinnen konnte.

Aber anscheinend wurden ihre Gebete erhört, denn sie wurden gestört.

Die Pferde hoben wachsam die Köpfe und schnaubten verängstigt.

Beths Palomino tänzelte aufgeregt von einer Stelle zur anderen, womit er bald auch Deans Schecken ansteckte.

Die beiden Jäger sprangen, gespannt wie zwei Bögen, auf und lauschten.

Irgendwer oder irgendetwas kam durch das Unterholz.

Und wollte dabei nicht unbedingt unauffällig sein.

Ganz deutlich konnte man das Brechen der Äste, unter dem herannahenden Gewicht, vernehmen.

Beth sah Dean aus scheu an und er nickte ihr entschlossen zu, während er seine Waffe zog.

Sie tat es ihm gleich und sie richteten die Läufe in die Richtung aus der die Geräusche kamen.

„Woah, nicht schießen!“, kam es verdutzt von einem großen Mann in Cowboyaufzug.

Erleichtert ließen die Zwei ihre Waffen sinken und er lächelte ihnen freundlich zu.

Seine dunkle Hautfarbe und das schwarze, zu einem Zopf geflochtene, Haar, verrieten, dass er wohl ein Nachfahre eines der vielen amerikanischen Indianerstämme war.

„Howdy, habt ihr euch verlaufen, Freunde?“, erkundigte er sich bei ihnen und kam noch näher ran, um ihnen die Hand zu reichen.

„Ja. Mein Name ist Beth Colt und das ist Dean Winchester.“, stellte die junge Jägerin sich und ihren Partner dem Indianer vor.

Der schmunzelte immer noch.

„Es ist leicht sich in diesen Wäldern zu verirren. Aber auch gefährlich. Mein Name ist Jack Harrison.“, erwiderte er.

Sie musterte den Mann.

Mit diesem Namen war er wohl nur ein halber Indianer.

Oder er hatte seinen Namen geändert.

„Kannst du uns vielleicht hier raus bringen, Jack?“, wollte Dean nun wissen und sah den Mann hoffnungsvoll an, auch wenn er ihm etwas suspekt vorkam.

Der nickte nur.

„Folgt mir. Es ist nicht weit.“, forderte er sie auf und sie gehorchten.

Nach fünf Minuten fußmarsch, richtete er sich wieder an sie.

„Was habt ihr überhaupt hier draußen gesucht? So ohne Führer.“, fragte er sie neugierig und Beth und Dean warfen sich vielsagende Blicke zu.

Sie würden den Mann bestimmt nicht erzählen, dass sie nach einen Werwolf gesucht hatten.

Der würde sie ja glatt für verrückt erklären.

„Wir hatten einen Führer. Graham Duncan... Wir wollten, dass er uns den Wald zeigt, damit wir hier auf die Jagd gehen können.“, berichtete sie ihm, was ja auch der Wahrheit entsprach.

Der Mann lachte und die Zwei waren noch verwirrter.

Was sollte das denn nun wieder?

„In diesen Wäldern kann man nichts mehr jagen, seit dieser Werwolf hier sein Unwesen treibt. Die Tiere verstecken sich.“, verriet er ihnen, worüber er so amüsiert gewesen war.

Beiden fielen gleichzeitig die Kinnladen herunter, als sie realisierten, was Jack da gerade gesagt hatte.

„Werwölfe? Was weißt du über Werwölfe?“, kam es wie aus der Pistole geschossen von Dean und seine grünen Augen funkelten skeptisch.

Wollte er sie nur auf den Arm nehmen oder wusste er wirklich etwas?

Der Indianer rieb sich den Nacken.

„Deswegen seid ihr also hier... Ich wusste, dass ich den Namen Winchester schon einmal gehört hatte.“, bemerkte er und blieb stehen, sodass auch sie stehen bleiben mussten.

„Ja, du hast Recht. Wir jagen diesen Werwolf. Beth, mein Bruder Sam und ich. Nur, was ist mit dir? Jagst du ihn etwa auch, Jack?“, harkte Dean nach.

Der Mann lachte nur erneut und schüttelte dann energisch den Kopf.

„Nein, ich habe damals geschworen, dass ich nie etwas jage und töte. Das ist gegen meine Natur.“, gab er zu und sah die Beiden an.

„Aber vielleicht kann ich euch mit dem Werwolf Problem helfen...“, munkelte er und Beth und Dean horchten aufmerksam, was er ihnen zu erzählen hatte.
 

„Da seid ihr ja wieder! Wir haben den halben Wald nach euch abgesucht! Mir tut schon der Hintern weh vom ganzen Herumgereite!“, ertönte Sams besorgte, und gleichzeitig empörte, Stimme.

Beth und Dean ritten gerade in den Hof ein und Graham kam ihnen entgegen, um ihnen die Pferde abzunehmen und sie zu versorgen.

„Tut uns wirklich leid, Sam.“, entschuldigte Beth sich und fiel dem größeren Winchester um den Hals, um ihn kräftig zu drücken.

„Wo habt ihr denn die ganze Zeit gesteckt?“, mischte Graham sich nun ein, während er die Pferde absattelte.

„Nun, nachdem dieser Forest Gump von einem Pferd mit mir quer durch den Wald gerast ist und Beth mich eingeholt hatte, wussten wir nicht mehr, wie wir euch finden können. Deshalb sind wir stundenlang rumgelatscht, haben allerdings irgendwann aufgegeben.“, erstattete Dean Bericht und Beth führte die Geschichte fort.

„Ja, und als wir so da saßen, tauchte auf einmal dieser Mann auf. Jack...Wir hätten ihn beinahe erschossen, weil wir dachten, er wäre irgendein wildes Tier. Er hat uns zum Glück wieder zur Stadt zurückgeführt.“, beendete sie die Erzählung.

Sam und Graham blickten die Zwei nur überrascht an.

„Jack Harrison?“, kam eine Frage von Graham Duncan und er ließ eines der Pferde auf die Koppel.

„Ja. Warum?“, stellte Dean eine verwunderte Gegenfrage.

„Der Mann ist vollkommen Irre.“, murrte der Rancher und bürstete das Fell des Palomino.

Beths und Deans Blick trafen sich mit Sams.

„Er hat uns aber einiges über den Werwolf erzählen können.“, gestand Dean und Sam wurde neugierig.

„Was hat er denn gesagt?“, stocherte der jüngere Winchester.

„Das, was wir ohnehin schon darüber wussten... Und wer der Werwolf ist.“, machte Dean es spannender.

Sams Augen weiteten sich und sein Mund klappte auf.

Wie bitte konnte er das wissen?

„Es ist Anitas Großvater.“, platzte Beth mit der Überraschung heraus, doch Grahams Gelächter übertönte sie.

„Was? So einen Unsinn hat der alte Indianer euch erzählt? Glaubt dem ja kein Wort.“, mahnte er das Trio.

Beth packte sich die Brüder und zog sie weg von Graham in Richtung des Impalas.

Sie wollte zum Hotel zurück.

„Ich glaube, Jack. Immerhin hab ich gestern Abend gesehen, wie Anita in den Keller gerannt ist. Vielleicht ist sie ja diejenige, die weiß, dass ihr Großvater das Monster ist und deckt ihn nur?“, spekulierte sie und setzte sich neben Dean auf die Vorderbank des Wagens.

Der zündete den Motor.

„Na ja, ich weiß zwar nicht, ob ich es ihr zutrauen würde. Aber möglich wäre es natürlich schon...“, murmelte er vor sich hin und fuhr in Richtung Hotel.

Sam, der auf dem Rücksitz grübelte, nickte nur andächtig.

„Wir sollten der Sache heute Abend, bei Vollmond, auf den Grund gehen.“, warf er ein und die Anderen waren mit seinem Vorschlag einverstanden.

Indian Fullmoon

Der Mond schien durch ihr Fenster und der Raum war beinahe so hell erleuchtet wie am Tag.

Sie schnallte sich ihre Waffen um und kontrollierte noch einmal, ob sie auch überall Silbermunition eingelegt hatte.

Mit einem Klicken entsicherte sie ihre Handfeuerwaffe.

Beth spürte, wie das Blut in ihren Adern anfing zu brodeln.

Das war die Vorfreude auf die Jagd.

Auf das Zusammentreffen mit dem Biest.

Sie liebte dieses Gefühlt, wenn ihre Sinne sich schärften und sie nur noch ihren Instinkten folgte.

Das Gefühl, dass sie bald ihre Beute erlegen würde.

Wie ein Raubtier, dass sich an sein nächstes Opfer ranschlich.

Sie musste unwillkürlich an Dean denken.

Wie war es wohl für ihn?

Immerhin kannte er Anita gut und war gezwungen ihr das Herz zu brechen, in dem er ihren Großvater erschoss.

Innerlich musste er bestimmt mit sich kämpfen.

Seine Beziehung mit der Frau vergessen und auf seinen Jägerverstand folgen.

Sollten sie vielleicht dieses eine Mal eine Ausnahme machen und wieder abziehen ohne den Werwolf zu töten?

Schnell schüttelte sie diese Gedanken ab.

So durfte sie gar nicht erst anfangen.

Ihr Vater hatte ihr immer gesagt, dass man nie Erbarmen zeigen sollte, denn sie taten das nämlich auch nicht.

Entschlossen erhob sie sich und verließ ihr Zimmer, um auf Dean und Sam zu treffen, die sich, ebenfalls bis auf die Zähne bewaffnet, auf das Schlimmste vorbereitet hatten.

Sie nickten sich zu.

Im Hotel war es totenstill.

Die einzigen Geräusch, das man vernehmen konnte, war das Rasseln der, vom stürmischen Wind, der draußen herrschte, gepeitschten Blätter und der Regen, der an die Fensterscheiben prasselte.

Alle Gäste und scheinbar auch Anita schliefen bereits in ihren Zimmern.

„Im Keller.“, wisperte Beth und führte das Trio an.

Sie schlichen die Treppe hinunter, die zu ihrem Unglück an einigen Stellen ziemlich knirschte.

Doch niemand wurde geweckt.

Als sie an der Kellertüre ankam, konnte sie Stimmen hören.

Beth sah ihre Jagdpartner an und öffnete leise die Türe, damit sie lauschen konnten.

„Wirst du heute wieder losgehen müssen, Großvater?“, hörten sie eindeutig Anitas Stimme.

Die des Großvaters war etwas verzerrt, doch immer noch verständlich.

„Ich muss, Liebes.“, entgegnete er und sie hörten die Laute, die sie machten, wenn sie sich verwandelten.

Das schmerzvolle Stöhnen und Schnauben, wenn ihr Kiefer brach und Reißzähne hervortraten, die langen Klauen, die aus ihren Finger schossen.

So stellte man sich manchmal Grimms Märchen vor, wenn der böse Wolf kam, um Rotkäppchen zu fressen.

„Aber die Winchesters und diese andere Jägerin sind hier. Was, wenn sie dich kriegen?“, sorgte Anita sich um das Wohl ihres blutrünstigen Großvaters.

Der lachte bloß und knurrte dann furchteinflößend kräftig für sein Alter.

„Die Winchesters haben mich schon damals nicht entdeckt. Wieso sollten sie dann jetzt darauf kommen, dass ich der Werwolf bin?“, beruhigte er seine Enkelin.

Beths Augen schmälerten sich.

Was für ein arroganter Mistkerl.

Entschlossen gab sie den Jungs ein Zeichen, dass sie zugreifen sollten, solange Anitas Großvater noch im Keller war, doch bevor sie vordringen konnten, schoss er ihnen schon entgegen.

Mit gefletschten Zähnen warf er sich auf Beth, die in vorderster Front ein gutes Ziel abgab.

Sie hatte Glück, denn sie reagierte instinktiv und schob dem Werwolf ihren Pistolenlauf zwischen die Zähne, sodass er sie nicht beißen konnte.

Die Brüder wollten ihr helfen und schossen auf ihm, doch er wich aus und der Keller verwandelte sich in ein Schlachtfeld.

Aber der Werwolf entkam und rannte laut heulend in die Nacht hinaus.

Sofort war die ganze Stadt in heller Aufruhr.

Die Hotelgäste sammelten sich oben im Empfangsbereich.

Dean und Sam halfen Anita hinauf, die sich während des Kugelhagels hinter einer schweren Eisentruhe versteckt hatte und nun vollkommen aufgelöst war.

Sie versuchten gemeinsam die Gäste zu beruhigen, bis Dean selbst in Unruhe geriet.

„Sag mal, Sam, wo ist eigentlich Beth?“, wollte er wissen und blickte sich hektisch um, in der Hoffnung sie irgendwo zwischen den vielen Menschen zu entdecken.

„Ich weiß nicht. Ich dachte, sie wäre direkt hinter uns.“, antwortete Sam und plötzlich sahen die zwei Winchester sich Schreckliches ahnend an.

Das durfte doch nicht wahr sein!
 

Beth hatte sich in dem ganzen Getümmel an den Werwolf geheftet und folgte nun seiner Fährte, die sie immer tiefer in den dichten Wald führte.

Ihre Sinne waren geschärft und ihre Augen wachsam.

Jedes kleinste Geräusch ließ sie nervös stehen bleiben.

Sie durfte jetzt keinen Fehler machen.

Immerhin war sie allein und dieses Monster war gerissen und hungrig.

Nun war sie das Rotkäppchen und das gefiel ihr überhaupt nicht.

Die Jungs würden ihr sicherlich böse sein, dass sie einfach so im Alleingang davon gerauscht war, aber sie hatte handeln müssen.

Vielleicht war das ihre letzte Chance den Werwolf zu erwischen.

Mit einem Mal huschte etwas neben ihr durch das Unterholz und sie vernahm ein Knurren.

Sie richtete ihre Waffe in die Richtung aus der das Geräusch kam und wartete ab, bedacht darauf jeden Moment abdrücken zu müssen.

Ihr Zeigefinger zitterte etwas am Abzug, was durch den Adrenalinschub verursacht wurde.

Ein Lächeln lag auf ihren Lippen und sie hörte ihren Herzschlag in ihren Ohren.

Da zeigte sich die Bestie ihr, doch es war nicht Anitas Großvater, sondern jemand anderes, den sie sofort erkannte, aber eigentlich nicht erwartet hatte.

Verwirrt zögerte sie und war sogar gewollt die Pistole zu senken.

„Mister Harrison?“, fragte sie in die Nacht hinein und ein kratziges Knurren wurde ihr entgegengebracht.

Es war der nette Indianer, der sie und Dean aus den Wald geführt hatte, der ihr nun seine Reißzähne zeigte.

Ihre blauen Augen blitzten geschockt.

Deshalb hatte er gewusst, dass Anitas Großvater der Werwolf war.

Er hatte ihn gerochen.

Doch nichtsdestotrotz musste sie ihres Amtes walten und ihre Pflicht als Jägerin erfüllen.

Auch wenn er ihr sympathisch war, durfte sie ihn nicht laufen lassen.

Sie seufzte und zielte auf Jack Harrison, der sie aufmerksam anstarrte.

Warum rannte er nicht weg?

Sie nahm die Waffe runter und starrte ihn verwirrt an.

Was sollte das?

Doch da stürzte er plötzlich auf sie zu und es sah so aus, als ob er sie angreifen wollte.

Sie wollte auf ihn schießen, doch da hatte er sie schon umgerissen, um sich auf jemand anderen zu werfen, der sich hinter ihr angeschlichen hatte.

Es war Anitas Großvater und die beiden Bestien verbissen sich ineinander.

Ein Knäuel aus Krallen und Zähnen rollte über den Waldboden und Beth konnte nichts weiter tun, als sich an einen nahestehenden Baum zu drücken und sich das Szenario anzusehen.

Wen würde sie treffen, wenn sie jetzt schoss?

Aber nach einer gefühlten Stunde, in der die Werwölfe miteinander gekämpft hatten, ertönte ein Jaulen, beinahe ein Aufschrei und Anitas Großvater ging zu Boden, wo er leblos liegen blieb.

Seine Kehle war aufgerissen.

Jack Harrison erhob sich siegreich und wandte sich ihr zu.

Sofort hatte sie ihre Waffe wieder auf ihn gerichtet und sah ihn aus großen Augen an.

Sein Gesicht war blutverschmiert, doch in seinem Blick konnte sie erkennen, dass er ihr nichts tun würde.

Aber Beth wusste, dass sie es tun musste, also erhob sie sich und schoss.

Ihre Kugel ging ins Leere, der Werwolf war verschwunden.

Sie rannte kurz in die Richtung in der sie ihn vermutete, blieb dann aber stehen, als Scheinwerfer vor ihr auftauchten und sie geblendet wurde.

Schützend hob sie ihren Arm vor ihren Augen und erkannte Deans Impala.

Und schon stand er vor ihr.

„Beth? Ist alles in Ordnung mit dir?“, erkundigte er sich und sie nickte bloß etwas benommen.

„Was hast du dir dabei gedacht? Wir haben uns echt Sorgen gemacht?!“, empörte er sich dann aber, wie von ihr vermutet, über ihre Aktion.

Sie lächelte.

„Jetzt ist es wenigstens vorbei.“, murmelte sie und merkte, dass ihre Knie etwas unter ihr nachgaben.

Schnell lehnte sie sich an den Wagen und zündete sich eine Zigarette an.

„Du hast ihn erwischt?“, wollte Sam mit fassungslosen Gesichtsausdruck wissen.

Sie konnte darauf nicht reagieren, denn auf einmal hörten man Anitas Aufschrei.

Sie war einige Meter in den Wald hineingelaufen und hatte dort ihren Großvater entdeckt.

Wutentbrannt kam sie zurück und wollte auf die junge Jägerin losgehen.

„Warum hast du das getan?!“, schimpfte sie und Dean hielt sie zurück.

„Hey, Anita, das ist ja wohl nicht dein Ernst. Dein Großvater hat Menschen abgeschlachtet. Er war ein Monster!“, verteidigte er seine Partnerin.

Anita trommelte auf seine Brust ein.

„Er war mein Großvater, Dean! Verdammte Scheiße!“, fluchte sie und Beth mischte sich ein.

„Das war nicht mehr dein Großvater. Und außerdem... Ich war es nicht, der ihn erledigt hat.“, verriet sie und stieg in den Impala.

Sie wollte nur noch aus dieser verrückten Stadt verschwinden und das so schnell wie möglich.

„Wer war es, der den Werwolf getötet hat?“, harkte Sam während ihrer Rückfahrt nach Nebraska nach.

Beth war auf dem Beifahrersitz beinahe schon eingeschlafen, wurde allerdings von der Frage wachgerüttelt.

„Es war Jack Harrison.“, verriet sie ihm und die beiden Brüder starrten sie verdutzt an.

„Ich dachte, Häuptling Old Featherhead tut keiner Fliege was zu Leide.“, scherzte Dean, schluckte aber, als er ihr ernstes Gesicht bemerkte.

Sie richtete sich etwas auf.

„Er nicht. Aber sein Werwolf-Ich schon.“, klärte sie die Jungs auf, die einen Moment lang sprachlos waren.

Sam beugte sich vor und lugte zwischen den Beiden hervor.

„Er war ein Werwolf?“, zischte er fassungslos.

Damit hatte er nicht gerechnet.

„Hast du ihn wenigstens erledigt?“, kam es von Dean und sie wusste nicht, was sie ihm sagen sollte.

„Er hat mir das Leben gerettet, Dean.“, brummte sie und er warf ihr einen gleichgültigen Blick zu.

„Und? Jetzt tötet er jemand anderen und isst dessen Herz.“, konterte er, was sie etwas wütend machte.

„Das denke ich nicht.“, gab sie zurück und er lachte leise, mehr aus Fassungslosigkeit, als aus Belustigung.

„Und wenn doch?“, stichelte der ältere Winchester und sie war gewollt ihn ins Gesicht zu treten.

„Ich hab auf ihn geschossen, ihn aber nicht treffen können. Kapiert? Jetzt ist es sowieso zu spät. Er ist sicherlich schon über alle Berge.“, beendete sie diese Diskussion und die Drei schwiegen, bis sie am Road House ankamen.
 

Dort angekommen wurden sie mit Bier empfangen.

„Und habt ihr dem Biest den Gar ausgemacht?“, wollte Ash sofort von ihnen wissen.

„Na ja, mehr oder weniger.“, beantwortete Sam die Frage, da seine beiden Kollegen es vorzogen lieber weiter wie eingeschnappte Kinder zu schweigen.

Ash spürte die Spannung, konnte sich allerdings nicht zurückhalten.

„Was soll das heißen?“, stocherte er nach.

„Es gab einen zweiten Werwolf, der das Problem für uns beseitigt hat.“, erzählte der jüngere Winchester weiter und nahm einen kräftigen Schluck von seinem Bier.

Nun horchten auch Jo und Ellen auf, die das bis eben nicht so wirklich interessiert hatte.

„Und den habt ihr danach erledigt?“, harkte Jo nach und diesmal war es Dean, der sich äußerte.

„Er ist uns entkommen, weil Beth es nicht übers Herz bringen konnte ihn abzuknallen.“, zischte er und fing sich dafür einen Blitz von Blick von seiner Kollegin ein.

„Er hat mir das Leben gerettet. Ich wollte ihn ja erschießen, aber er war schon weg, als ich abdrückte.“, fauchte sie zurück.

Dean grinste provozierend.

„Hättest du nicht gezögert, hättest du getroffen.“, beschuldigte er sie halbherzig bei der Sache gewesen zu sein, womit er durchaus Recht hatte, wie sie zugeben musste.

Doch sie würde sich hier nicht von ihm vorführen lassen.

„Du hättest es doch auch nicht übers Herz gebracht den Großvater deiner Ex abzuknallen. Das hab ich dir doch angesehen. Also blaff mich gefälligst nicht so doof von der Seite an.“, murrte sie.

Das wiederum stachelte ihn an.

Warum ritt sie nur schon die ganze Zeit darauf herum, dass er mal was mit Anita hatte?

„Bist du etwa eifersüchtig? Hätte gar nicht gedacht, dass du so etwas nötig hast.“, warf er ihr entgegen und genau das brachte das Fass zum Überlaufen.

Sie griff nach ihrem Glas und schüttete den Inhalt an Sam vorbei direkt in Deans Gesicht, der verblüfft aufschnaubte.

„Du bist so ein Idiot! Ich weiß gar nicht, warum ich unbedingt mit euch zusammenarbeiten wollte, denn jetzt bereue ich es wirklich.“, brüllte sie ihn an und erhob sich.

Sie verließ die Bar und Sam sah seinen Bruder vorwurfsvoll an.

Dean verstand, was sein kleiner Bruder ihm damit sagen wollte und raffte sich ebenfalls auf.

„Diese blöde Ziege!“, schimpfte er, bevor er zur Tür hinaus verschwand.

Beth stand am Impala und rauchte hektisch eine Zigarette, die sie allerdings schon nach der Hälfte wegschnippte.

Als sie Dean auf sich zukommen sah, wandte sie sich von ihm ab.

„Verschwinde, ich habe keine Lust mit dir zu reden.“, keifte sie genervt und wollte weggehen, doch er hielt sie fest.

„Hey, es tut mir leid. Ich wollte nicht so hart zu dir sein.“, entschuldigte er sich und sah sie reumütig an, was sie beinahe wieder gut stimmte, doch sie riss sich zusammen.

Sie würde sich jetzt ganz sicher nicht um den Finger wickeln lassen.

„Ich denke, es ist besser, wenn wir uns wieder trennen. Ihr könnt von mir aus den Colt behalten. Ich werde schon was anderes finden.“, berichtete sie ihm ihre Pläne, die ihn nur konfus und mit offenen Mund vor ihr stehen ließen.

Machte sie etwa Witze?

Dann war das ein ziemlich schlechter.

„Nur, wegen dieser einen Sache, Beth? Das kannst du doch nicht wirklich so meinen.“, appellierte er an ihre Vernunft, doch sie schüttelte den Kopf.

„Seitdem ich bei euch bin, gibt es Spannungen zwischen uns Dean. Ich will nicht, dass sich das auf deine Beziehung zu deinem Bruder auswirkt.“, entgegnete sie.

Er verstand nicht ganz, was sie meinte.

„Spinnst du? Zwischen Sam und mir wird sich nie etwas ändern. Auch nicht, weil du uns begleitest.“, versicherte er ihr, doch sie ließ sich nichts ausreden.

„Ich habe Bobby angerufen. Er bringt mir morgen meinen Wagen her und dann werdet ihr mich nie wieder sehen, Dean.“, gestand sie ihm, dass schon alles vorbereitet war.

Das machte ihn wirklich wütend.

Was dachte sie sich denn?

Erst mischte sie ihn so auf und dann wollte sie einfach so verschwinden?

„Das lässt du schön bleiben.“, verlangte er und sie wollte sich von ihm los machen, da drückte er sie gegen seinen Chevrolet und küsste sie zärtlich, aber entschlossen.

Sie wehrte sich einen Moment lang, ließ es dann aber zu.

Bis er sie frei gab.

Ihre Hand sauste in sein Gesicht und ihre Augen huschten verwirrt hin und her.

„Es tut mir leid, Dean. Ich...“, stammelte sie und ging dann zurück ins Road House.

Er blieb allein und vollkommen verwundert zurück.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  CreamCake
2012-07-25T11:32:37+00:00 25.07.2012 13:32
HEAY =D

>>“Ja, dann tu ich wenigstens noch was für meine Figur!”<< Ist das etwa eine unterschwellige Botschaft, das Dean fett ist ? xD

>>Gegen einen schmackhaften Sauerbraten<< Buuh! Scheiß Dean! Hoffentlich wird der gefressen! xD

Sinnvoll wäre es gewesen, hätten sie sich einfach umgedreht und wären zurück gelaufen :D
Ha, Dean ist ein Kleinkind wie es im Buche steht :D Ohne seinen Bruder ist er nichts! XD
Hehe, genug auf Dean rumgehackt :D Irgendwie ist das ja auch süß.

Und ich bin immer noch dafür das du den Indianer Häuptling Diamond Feather hättest nennen sollen >.<!

Das würde auch erklären warum sie ihren Großvater in den Keller sperrt. Der arme Mann xDD
Von:  CreamCake
2012-04-26T20:12:22+00:00 26.04.2012 22:12
Heay :D

>>Und auch die nächsten sechs Monate<< Das ist ja mal ein Zeitsprung :o

>>Vielleicht konnte sie Dean dann ja immer noch für sich gewinnen. Sie musste sich nur eine Strategie ausdenken.<< Ganz ehrlich ? Muss Jo immer so dumm sein ? xD Woah. Aufreger der Woche. Bitch^^..

>>Er bot sich ihr wie ein Stück Fleisch auf dem Präsentierteller dar<< Sie nutzt seine Betrunkenheit aus XD !

Omg, diese Anita kotzt mich ja jetzt schon an xD und ich bin noch nicht mal hinter Dean her^^
Hat die vielleicht den Werwolf im Keller gesperrt ? und der ist geflohen ? :D
Oder wohnt die da ? Und die ist darunter, weil die sich vor Angst in die Hose gepisst hat ? xD

Fragen über Fragen^^
Freu mich schon auf das nächste Kapitel ;)
Von:  CreamCake
2012-03-24T17:46:25+00:00 24.03.2012 18:46
Heay :)

Wuhu, Justin Bieber! xD Woher kennt Dean den eigentlich ? Ist er etwa ein heimlicher Fan ? :D Sonst hört der doch das totale Gegenteil von Biebs Musik^^

Tattoos stechen lassen bei einem Mafiosi :D
Das hatten die Jungs auch noch nicht :D

>>Du bist doch nichts weiter als eine labbrige Tortellini.”<< Ach du heilige Tortellini! xD Los, mach ihn fertig Dean!

yea, ihr erster Kuss :D !

>>Er verstand gar nichts mehr.<< Ist das nicht immer so ? xD

Liebe Grüße ;D
Von:  CreamCake
2012-02-16T21:23:19+00:00 16.02.2012 22:23
Heay :)

>>“Ich war das nicht! Das war Sam!”<< Pah! Als ob Sam sowas machen würde. Böser Dean! *mit Zeitung auf Deans Nase hau* Böse!

Die Szene im Auto hat mir sehr gefallen :)
Als sie sich über ihre Väter unterhalten haben :)

Liebe Grüße :)
Von:  CreamCake
2012-02-02T13:25:19+00:00 02.02.2012 14:25
Heay ;)

Tolles, erstes Kapitel :)

Den Exorzismus am Anfang fand ich sehr gut, vorallem weil du einen Teil der Formel aufgeschrieben hast und nicht einfach nur, Sie exorsierte das Mädchen. :)

Achja, der Cutie Cas :D Alles was er tut ist sooo cute <3 xD
Aber wirklich mies von ihm einfach abzuhauen, wo sie ihm doch etwas erzählen wollte ! x)

Tja Dean, da wirst du dich wohl etwas mehr anstrengen müssen^^ xD
Beth ist nicht so einfach rumzukriegen, wie die Hühner die du sonst,
versuchst abzuschleppen :D

Nashville wird bestimmt toll <3
Freue mich schon auf das nächste Kapitel :)

Ganz Liebe Grüße ;D


Zurück