So, hier kommt ausnahmsweise etwas von mir selbst, also was privates. Ich erzähle ja kaum was über mich selbst, da ich bisher eigentlich kein großes Interesse daran hatte. Dennoch habe ich  das Gefühl, das es wie ein Befreiungsschlag wirkt. Zwar hab ich den Text noch wo anders aufgeschrieben, aber ein bisschen hat es schon geholfen, um es so zu sagen. Der Text ist ein bisschen lange, daher auch in der Klammer. Um Missverständnisse aus dem Weg zu räumen, mit „früher“ ist die Zeit zwischen vor 2 und etwa dem letzten ¾ Jahr gemeint.
Um ehrlich zu sein, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Eigentlich hab ich keinen Grund, mich irgendwie zu beschweren oder zu beklagen. Anderen Leuten geht es ja viel schlechter als mir. Mein Freund sagt; ich beschwere mich über alles und das stimmt. Aber dazu später mehr. Mit meinem Freund bin ich wirklich sehr glücklich; ich könnte mir nicht mal im Ansatz auch nur jemand anderes vorstellen, mit dem ich glücklicher wäre. Nein, mit ihm bin ich wirklich alles andere als unglücklich. Würde man mich allerdings fragen, ob ich insgesamt und mit allem glücklich wäre, müsste ich ehrlich gesagt lügen, wenn ich sagen würde, ich wäre es. Wie gesagt, eigentlich gibt es keine Gründe, sowas zu denken, und vermutlich komm ich wie ein Emo rüber. Aber ich denke, es hilft, wenn ich meine Gedanken niederschreibe, welche ich schon länger hege, als ich wahrhaben möchte.
Jeden falls hab ich in dem letzten Dreivierteljahr (oder vermutlich schon länger, aber das kann ich nicht so genau sagen) gemerkt, wie ich mich immer mehr verändere. Zum einen dank meines Freundes positiv. Zum anderen aber auch negativ, aber nicht wegen ihm. Es kommt mir so vor, als ob ich meine Pubertät wieder erlebe. Damals hab ich mich schon nicht verstanden, aber nach und nach habe ich mich selbst kennengelernt. Doch mittlerweile habe ich wieder das Gefühl, mich selbst nicht zu kennen. In mittlerweile vielen Situationen, die sich sammeln und auch mehr werden, frage ich mich: Warum hab ich das getan? Warum hab ich das gedacht? Warum hab ich das gesagt? Ich war zwar schon früher leicht unberechenbar und für den einen oder anderen ein schweres Rätsel. Nur im Gegensatz zu früher denke ich nun auch ich ebenfalls über mich. Ok, bisher war das für jeden außer mir etwas verwirrend, aber ich erkläre, was ich mit den Veränderungen meine:

 
► Früher war ich spontaner
Ok, früher hab ich auch gerne mal Pläne geschmiedet, aber heute mach ich weniger was spontan. Wenn doch; ist es meist eine überstürzte, dumme und unbedachte Impulsreaktion. Die meistens auch immer total falsch ist. Beispiel: Ich habe mit meinem Freunde einen leichten Zoff. Impulsreaktion: Ich renne kopflos aus Zimmer und Haus und laufe ~25 Minuten zum Bahnhof. Ohne einen Grund und ohne ein Ziel.
 

► Früher war ich mutiger
Ich hab mir früher viel mehr zugetraut. Hatte früher eine deutlich höhere Risikobereitschaft. Auch war ich früher schüchtern, doch ich habe mich gebessert, so dass ich nur noch in bestimmten Situationen und gegenüber Fremden schüchtern bin. Doch nun hab ich das Gefühl, dass ich nun wieder an Selbstbewusstsein eingebüßt habe. Wieder muss ich mich dazu durchringen, bei jemandem anzurufen oder jemanden einfach was zu fragen.
 

► Früher war ich offener
Ich merke auch, dass ich mich immer zurückziehe und immer mehr für mich allein sein möchte. Früher wollte ich noch unbedingt auf diese und jene Convention gehen. Heute ist es mir nicht mehr so wichtig, ob ich nun zu einer hingehe oder nicht. Früher hatte ich Angst, dass ich und zwei Freundinnen, also dass wir uns nicht mehr so häufig sehen. Doch wenn ich ehrlich darüber bin, wie ich es heute sehe, dann finde ich es nicht mehr so schlimm. Ich bekomme allerdings Angst bei dem Gedanken. Ich mag die Beiden dennoch nach wie vor, und trotzdem  denke ich sowas. Zwar war ich schon immer eine ruhige, aber es war noch nie so schlimm, wie jetzt. Am liebsten bin ich allein und hab meine Ruhe. Zwar bin ich gerne in Gesellschaft anderer Leute, aber trotzdem will ich oft meine Ruhe haben. Früher, vor 1 ½ Jahren, hab ich immer mit meiner Mama Wii Fit gespielt. Zwar nicht immer freiwillig, aber es machte Spaß. Letztes Jahr hab ich von meinem Freund ein Monopolyspiel bekommen. Am Anfang des Jahres hab ich es begeistert mit Mama gespielt. Heute verschiebe ich das von Abend zu Abend.
 
Auch hat mir Mama mal vor ner längeren Weile vorgeschlagen, ob wir nicht mal regelmäßig zum Essen gehen wollen, wie etwa einmal im Monat. Doch meine Begeisterung ist irgendwann verflogen. Jetzt schlage ich Einladungen zum Essen so gut wie jedes Mal aus, wenn mich Mama fragt. Auch bin ich schon länger genervt, wenn sie mich nur in meinem Zimmer besucht und mich umarmen will. Jedes Mal sage ich, ich will gerade nicht. Hinterher hab ich dann aber ein schlechtes Gewissen. Nicht gleich, sondern etwas später. Dann nehme ich mir vor, es zu ändern, aber dann sage ich wieder, ich hab keine Lust.
 
Oder wenn ich mich mit vorhin erwähnten Freunden treffe: Früher hab ich mich ihnen aufgeregt geredet, über Gott und die Welt. Aber ich weiß schon lange nicht mehr, über was ich mit ihnen reden soll. Zwar rede ich mit ihnen, dennoch deutlich nicht mehr so viel wie früher. Gut, mit einer unterhalte ich mich per ENS, aber die die andere ist kaum bis gar nicht im Internet unterwegs. Und am Telefon bekomme ich es nie hin, auch nur länger was zu sagen, egal wer dran ist. Und das bedaure ich zutiefst. Einererseits würde ich es gerne ändern, aber dann stehe ich mir mit meiner eigenen Faulheit im Weg. Und dann tue ich doch nicht nichts und dann sind wieder mehrere Wochen vergangen. Auch nehme ich mir hin und wieder vor, mit ner anderen Freundin wieder zu telefonieren oder mit ihr ins Kino zu gehen. Bei ICQ hab ich nen Bekannten, bei dem ich mich auch nur alle paar Monate melde. Und auch bei dem weiß ich nicht, worüber ich mit ihm reden soll.
 

►Früher war ich aktiver
Auch so ein Punkt, der mir aufgefallen ist. Zwar war ich schon immer faul, aber jetzt hat sich meine Faulheit verdoppelt. Aufgaben erledige ich immer auf die letzte Minute. Oder ich schiebe sie auf. Früher hab ich mir die Dinge aufgeschrieben, die ich noch erledigen wollte. Heute mach ich das auch, aber die Aufgaben stapeln und sammeln sich. Zumindest dauert es öfters, bis ich sie mal anpacke. Oder auch generell hab ich viel weniger Lust, was zu machen und warte drauf, bis ich Lust drauf bekomme. Ich weiß, ich warte da bis in die Unendlichkeit, aber dennoch warte ich. Das Problem ist immer nur das Anfangen, bei 90% der Fälle macht es mir dann schon Spaß, aber bis ich es dann gemacht habe. Beziehungsweise, bis ich mal angefangen habe. Zum Beispiel wollte ich, nachdem ich den Anime gesehen habe, ein persönliches Review zu Elfenlied schreiben. Den Anime habe ich vor über vier Wochen gesehen, das Review hab ich bis heute noch nicht geschrieben. Dabei würde das höchstens eine halbe Stunde dauern.

 
► Früher war ich optimistischer
Ich weiß nicht genau, das da passiert ist. Vor über einem Jahr war ich krankhaft optimistisch, und hab versucht, in allem das Gute zu sehen. Nur habe ich es übertrieben und dann wurde mir das auch klar gemacht. Dann hab ich eingesehen, dass ich nicht immer der Vorzeigeoptimist bin. Doch nun habe ich die andere Richtung eingeschlagen. Ich bin schnell traurig, demotiviert und pessimistisch. Viel Neues will ich nie anfangen, weil ich befürchte, dass es doch nicht klappt. Oder ich frage niemanden, traue mich nicht zu fragen, aus Angst vor einer negativen Reaktion. Dass mir z.B. jemand nicht hilft oder mir was (wieder) nicht erklärt, da ich das auch alleine schaffen sollte. Ich gebe auch viel schneller auf oder erwarte gleich, dass ich es nicht schaffen werde, oder zumindest nicht gleich.
 
► Früher war ich nicht so vergesslich
Irgendwie ist mein Gedächtnis schlechter geworden. Zwar hätte ich nie ein Gedächtnisweltmeister werden können, aber es wird immer schlimmer. Ich mach eine Woche Urlaub, und schon vergesse ich wieder vieles bezüglich der Arbeit. Immer, wenn ich zu meinem Freund fahre bzw. nach Hause, dann vergesse ich immer irgendwas zu Hause bzw. bei ihm. Ich nehme mir den ganzen Tag was vor, am Abend hab ich es wieder vergessen…

 
► Früher war ich friedlicher
Früher bin ich auch schon wütend geworden, da war ich auch leicht reizbar, aber nur, wenn es Abend war und ich Hunger hatte. Längst ist es nun auch zu anderen Tageszeiten so und mittlerweile muss ich nicht mal hungrig dafür sein. Ich werde fast immer grundlos aggressiv. Manchmal, wenn irgendwas nicht so geht, wie es eigentlich sein sollte. Oder wenn ich bei nem Spiel nicht weiter komme. Wenn mir der Stress zu Kopf steigt. Oder einfach nur so. Zu 99% passieren die Ausraster am Wochenende, und mein Freund bekommt es ab. Ganz ehrlich, ich bin sowas von froh, dass er noch nicht Schluss gemacht hat. Denn obwohl ich es jedes Mal hinterher bereue, passiert es mir trotzdem. Mittlerweile passiert es jedes Wochenende. Bei den Ausrastern werde ich immer aggressiver, und lasse blöde, sarkastische Kommentare vom Stapel. Beschwere mich über Gott und die Welt, und verwickle meinen Freund in endlose Kommentare. Bin immer wie ein Pulverfass voller Nitroglyzerin. Und egal, wie sehr ich versuche, nicht auszuticken, es gelingt mir einfach nicht. Vor allem, weil es wie gesagt grundlos ist. Ganz selten geht es sogar so aus, dass ich dann anfange zu weinen. Und mein Freund kann überhaupt nichts dafür. Die Aggressionen kommen aus dem Nichts, spätestens am Sonntag passiert es. Dadurch wird mir wieder bewusst, was für ein wunderbarer Freund er ist, das er es jedes Mal mit mir aushält.
 

► Früher war ich lustvoller
Klingt perverser, als es ist. Ich habe eigentlich viele Hobbys und es gibt auch viele Dinge, die mir Spaß machen, die ich gerne mache. Dennoch hab ich das Gefühl, als ob mir die Freude immer mehr flöten geht. Dass mir immer weniger Spaß macht. Vieles kommt mir schnell wie eine lästige Pflicht vor. Sowohl in der Arbeit, als auch privat. Auch schon manchmal die Arbeit an sich. Es gibt dort viele Dinge, die mir nach wie vor Spaß machen. Aber es reizt mich immer weniger, und ich bin mir schon lange nicht mehr sicher, ob das überhaupt das richtige für mich ist. Und auch privat machen mir viele Dinge keinen Spaß mehr. Das merke ich besonders beim Schreiben. Früher hab ich richtig gerne Geschichten geschrieben, heute macht es mir nur selten Spaß. Was aber vermutlich auch daran liegt, dass ich erst wieder schreiben wollte, wenn ich mit meiner Bücherliste durch bin.
 

► Früher war ich weniger gestresst
Das könnte ich (oder ist sogar) ein/einer (der) Faktoren, warum sich die eine oder andere Veränderung zugetragen hat. Ich weiß definitiv, dass ich früher nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen war. Heute bin ich viel hektischer, ängstlicher, schneller verunsichert und oft im Stress. Wenn irgendwas nicht klappt oder ich irgendwas nicht schnell und sofort gemacht habe, gerate ich in Stress, auch wenn ich die jeweilige Sache eigentlich ruhig angehen wollte. Auch die Zukunft bereitet mir Stress. Dadurch, dass ich nach wie vor nicht genau weiß, was ich möchte. Daher auch, wie gesagt, meine Bedenken, ob das, was ich zurzeit mache, das Richtige für mich ist. Ich weiß nur, dass ich hinterher zwar in einem Büro arbeiten könnte, aber nochmal in einer Kanzlei eher weniger. Was an vielen Faktoren liegt. Büroarbeit an sich würde mir schon noch Spaß machen, aber nochmal würde ich eigentlich ungern nochmal in eine Kanzlei gehen. Mich würde ein einfacher Bürojob reizen, oder sowas wie im LRA oder am Gericht oder derartiges zu arbeiten. Im Handel zu arbeiten, in irgendwelchen Geschäften. Bücherläden wären richtig cool. Aber auf jeden Fall arbeiten, ein Leben als Student kann und will ich mir nicht vorstellen. Vor allem wüsste ich nicht was, und warum. Kurz gesagt, dadurch, dass ich um meine Zukunft Angst habe, dass ich im Gegensatz zu anderen nicht sagen kann, ich werde Job XY ergreifen, das stresst mich einfach.
 
Außerdem glaube ich, dass es auch schon in der Vergangenheit schief gelaufen ist. Damals wusste ich noch weniger als heute, was ich werden oder was ich machen wollte. Zwar hab ich den einen oder anderen Berufseignungstest gemacht (wo mehrheitlich irgendwas mit Büro rauskam) und war auch bei einer, nein zwei Beratungen im Arbeitsamt und auch auf vielen Ausbildungsbörsen. Leider waren da zu dem Zeitpunkt auch meine schulischen Leistungen nicht gerade die besten, was u. A. in der Beratung ein großes Thema war. Auch war ich zu wählerisch, eben weil ich keinen Plan hatte. Dennoch wusste ich, dass eine Ausbildung wichtig ist. Dann hab ich einfach geguckt, was alles so interessant klingt und mich dann für den Beruf als Rechtsanwaltsfachangestellte entschieden. Doch heute bin ich mir nicht sicher, ob das richtig ist. Denn es ist auch irgendwie erkennbar, dass es mir nicht liegt, dennoch habe ich es zu spät erkannt. Aufgeben kann und will ich jetzt auch nicht. Und all diese Gedanken mache ich mir regelmäßig und setze mich so selbst immer unter Stress.


 
Hm, ziemlich viel Gejammer, wenn ich mir das so betrachte. Für manche Dinge und Veränderungen kann ich nichts, ich weiß nicht mal, wie es dazu kommen konnte. Aber bei manchen Dingen weiß ich, dass ich selbst dran schuld bin. Bei meiner Ausbildungswahl zum Beispiel. Ich hätte mir viel mehr Gedanken machen sollen, was mir liegt, was mich reizt und was mich interessiert. Stattdessen hieß es lang, ich müsse mir noch keine Gedanken, nur Ideen machen. Bis es mitten aus dem Nichts hieß: Und, was willst du werden?
 
Mittlerweile weiß ich, was ich will. Was ich vom Leben erwarte. Und was ich erreichen möchte. Nur manchmal hab ich das Gefühl, der Rest der Welt hat andere Pläne mit mir.
 
Was ich auch weiß, ist, dass ich selbst was machen kann. Auch wenn die eine oder andere Aufgabe so nervig ist wie der Zwangsbesuch beim Zahnarzt, aber wenn ich sie geschafft habe, dann kann ich stolz auf mich sein. Hm, vielleicht sollte ich nicht versuchen, perfekt zu sein. Natürlich will ich jetzt nicht absichtlich 1000 Fehler machen. Aber ich denke, nur mit den bloßen Versuch, perfekt zu sein, führt eins zum anderen und ich gehe innerlich nur kaputt. Mein Süßer hat schon recht, wenn er sagt: „dass es doch egal ist, ob einer besser ist. Lass ihn doch einfach besser sein, sein einfach so, wie du bist.“ Oder zumindest so in der Art. Vielleicht sollte ich mal wieder dem Bekannten Hallo sagen. Vielleicht sollte ich mal die eine Freundin nach Skype fragen. Ich weiß es nicht. Aber was ich weiß ist, dass ich es früher oder später anpacken, bekämpfen sollte. Ich wünschte nur, meine Motivation wäre langlebiger und jeder abrufbar, wie die Uhrzeit.
 
Der eine oder andere, der sich diesen Text angesehen hat und sich irgendwann nur noch „TL;DR“ gedacht hat, ich kann es verstehen. Allen anderen, die sich durch den ganzen Text gehangelt haben, möchte ich für ihr Durchhaltevermögen danken. Danke, dass ihr euch die Zeit genommen und es euch durchgelesen habt. Vielleicht erkennt sich ja der eine oder andere in einer Textstelle wieder.
 
Vor allem möchte ich noch scribble_chaot und Isa danken, dass sie immer noch mit mir was machen, auch wenn wir uns kaum mehr sehen. Komisch, dass ausgerechnet ich das sage, aber ich vermisse die Schulzeit. Wo wir uns Pause für Pause. Wo wir uns Pause für Pause trafen.
 
Und auch FierceDeity_ will ich danken, dafür, dass er mir nicht schon längst den Laufpass gegeben hat. Obwohl wir uns so selten sehen, musst du dir Woche für Woche immer meine Launen antun. Viele andere Typen hätten schon längst Schluss gemacht. Doch ich will was gegen diese Launen tun, und es gibt für alles eine Lösung. Trotzdem, danke schön :3