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Die leidige Politik Neue Bundesregierung, Politik

Autor:  KarlE
Beruhend auf eine Aktion hier hatte ich mich in eine der laufenden Umfragen begeben, aber der Text, erst als Kommentar zur Umfrage "Regierung?" formuliert, ist lang genug, dass er auch in meinem Blog Platz finden soll.

Mir wär nach dem Wahlergebnis rot-rot-grün-gelb am liebsten gewesen.
(Ich fand es auch jammerschade, dass nach der Wahl 2013 rot-rot-grün nicht einmal ernsthaft andiskutiert wurde, das hätte mMn auch der SPD eine stärkere Position in der damaligen GroKo verschaffen können, wenn die Union sieht, dass es auch ohne sie ginge.)
Ob das zustandekommen hätte können, ist nach der FDP-Positionierung bei den Jamaica-Sondierungen freilich fraglich.
Eine rot-rot-grüne Minderheitsregierung wäre cool, aber da haben die Beteiligten nicht das Zeug dazu, es überhaupt zu versuchen, und ob sich eine Partei findet, die eine solche Regierung im Parlament durch Enthaltung "toleriert", ist auch eine offene Frage.

Ich würde mich nicht links einsortieren, aber die Zukunft der Welt erfordert entschlossene Schritte gegen den Klimawandel, also gegen unsere Emissionen, und die Union hat sich da als extremer Bremser erwiesen. Ich denke, die Union ist schlecht für unsere Zukunft. Am Alten festhalten und Innovation unterdrücken, das schadet auch unserer Wirtschaft, denn in einem Heimatmarkt, der neue Lösungen erfordert, wäre unsere Industrie angehalten bis gezwungen, ihre Innovationskraft einzusetzen und das stärkt unsere Position im internationalen Wettbewerb, wenn wir dagegen Rahmenbedingungen haben, wo altes Zeug möglichst lange gefragt ist, verschlafen sie die Umstellung, andere entwickeln neue Lösungen und wir importieren sie dann später. Das ist dumm. Jedenfalls die alte Rösler-FDP war genau auf dem gleichen Kurs und wurde u.a. dafür 2013 rausgekickt, ich glaube die FDP ist 2017 reingekommen, einerseits aus Frust der Wähler über die Groko, andererseits weil sie mit Zukunft Werbung gemacht haben (was vom Programm leider nur ansatzweise gedeckt ist und in den Sondierungen anscheinend nicht die gebotene Rolle gespielt hat).

Meine Unzufriedenheit mit der Union ist auch der Hauptgrund, warum ich eine Unions-Minderheitsregierung nicht will: auf der Ebene der Gesetzgebung würde eine Minderheitsregierung zwar mehr Anstrengungen machen müssen, um Gesetzesvorhaben im Parlament durchzukriegen, aber Regieren ist nicht nur Gesetze machen, sondern Verordnungen (für die man das Parlament nicht braucht) und überhaupt die Verwaltung aus den Ministerien heraus zu lenken. Auch in der EU-Kommission haben Regierungen, nicht Parlamente, der Mitgliedsstaaten das Sagen, und wir wissen, dass viele Regelungen aus der EU zu uns kommen. Als EU-Verordnung beschlossen, sind die nationalen Parlamente quasi gezwungen, es in nationale Gesetze zu gießen, und die würde man sicher auch mit einer Minderheitsregierung vom Parlament abgenickt kriegen.
Minderkeitsregierung hieße 100% der Minister sind CDU und CSU - also auch noch mehr CSU als bisher! Und von der CSU hatten wir mit Verkehr-Infrastruktur-Dobrindt und Agrar-Schmidt zwei echte Katastrophen - dem Schmidt sollte man für sein unabgestimmtes Glyphosat-Ja den Prozess machen, ob das rein ideelle Lobbyhörigkeit oder handfeste Korruption war, wäre zu klären, auf jeden Fall ein Bruch mit den etablierten politischen Regeln, denn er hätte sich als Vertreter der Bundesregierung auf Grund seines persönlichen Ja und Hendricks' Nein enthalten müssen.

Auch wenn ich der SPD inzwischen nicht mehr viel zutraue -- Gabriel hat sich in der letzten GroKo als Industriemarionette erwiesen, und Schulz hat sich nach erster Euphorie im Wahlkampf schnell als ziemlicher Unsympath etabliert und würde der Partei mMn einen großen Dienst erweisen, wenn er sich zurückzöge -- ich meine dennoch, dass eine Aufteilung der Ministerien zwischen Union und SPD das geringere Übel wäre als die Minderheitsregierung.
Im Parlament hätte die GroKo freilich den unangenehmen Effekt, dass die AfD stärkste Oppositionspartei wäre, was ihr wohl von der Geschäftsordnung her etliche Privilegien einräumt, die ich dieser Partei eigentlich nicht gönne -- ich vermute, Grüne und Linke könnten durch den Zusammenschluss zu einer Fraktion diese Situation verhindern, wenn sie es wollen.


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