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Lady in the Water DVD, Film, lady in the water, Märchen

Autor:  -Broeckchen-
Mal etwas eher Ungewöhnliches von mir - eine Art Review aus aktuellem Anlass.
Weihnachten ist ja Familienzeit, zumindest im Hause PinPoom. Entsprechend dieser Tradition ziehen meine Mutter und ich uns über die Feiertage auch öfters zurück, um zusammen Filme zu schauen.
Heute war "Lady in the Water" an der Reihe.
Ich bin ein Mensch, der Geschichten sehr liebt und schon immer geliebt hat... und diese ist eine von denen, die mich am meisten berühren.

Wer den Film noch nicht kennt, aber als Kind schon Märchen geliebt hat oder auf ungewöhnliche Geschichten und Figuren steht... dem empfehle ich, den Spoiler nicht zu lesen und den Trailer nicht zu schauen. Seht euch stattdessen den Film einfach an. Er ist am wundervollsten, wenn man sich von ihm vollkommen überraschen lässt.

Spoiler
Im Pool des Wohnblocks "The Cove" findet Cleveland eines Nachts ein wunderschönes Mädchen, das sich Story nennt und von nirgendwoher aufgetaucht zu sein scheint. Anfangs steht er ihren Worten, dass sie ein Wesen aus einer anderen Welt sei, misstrauisch gegenüber... aber dann häufen sich nicht nur zauberhafte Anzeichen um sie herum, sondern eine Mieterin erzählt ihm auch davon, dass die Narf - und als solche bezeichnet sich Story - Figuren einer alten, asiatischen Gutenachtgeschichte sind, in deren Händen die Macht liegt, die Menschheit zum Guten zu verändern. Doch dafür muss Story ihre Bestimmung und den einen Menschen finden, der für sie auserwählt ist... und dann auch noch sicher nach hause zurückkehren.
Obwohl von diesem Märchen kalt erwischt, nimmt Cleveland darin umgehend die Rolle ein, die ihm zusteht - Story zu ihrem "Mittler" und dann nach Hause zu führen.


Die ganze Geschichte spielt sich in der Welt der Menschen in einem Wohnblock ab, der an die alten deutschen Plattenbauten erinnert. Es gibt keine Ausflüge in die Welt der Feen und Kobolde und Cleveland, der Protagonist, bleibt von Anfang bis Ende ein Hausmeister ohne glitzernde Zauberkräfte oder die Bestimmung zur Weltrettung im Alleingang. In diesem Film blitzt und leuchtet keine Magie, es kommt zu keinem dramatischen Ringen zwischen verfeindeten Mächten, die sich gegenseitig mit Flammenkrallen zerfleischen und keine Geister huschen über den Bildschirm. Bis auf das titelgebende Mädchen aus dem Wasser und einige weitere (fast ausschließlich animatronisch gedrehte) Geschöpfe sind sämtliche Figuren des Filmes Menschen. Menschen, die etwas weltfremd erscheinen mögen - aber möglich und wahrscheinlich sind.
Da sind die Kiffer, die in ihrer Wohnung ständig miteinander über nichts und alles philosophieren, die Tierliebhaberin, die ein Kätzchen nach dem anderen aufnimmt, die emanzipierte chinesische Studentin, deren traditionell veranlagte Mutter sie ständig damit terrorisiert, dass sie doch mehr wie ihre Schwester sein und eine brave Ehefrau werden solle... Und zwischen all dem der schüchterne, stotternde Hausmeister Cleveland, der immer wieder seinen ganzen Mut zusammenreißen muss, um sich zu überwinden und der zauberhaften Story zu helfen.

Und gerade das berührt mich so tief.
Diese Leute sind keine Kinder mehr, die zufällig in eine Welt zwischen Phantasie und Realität stolpern. Es sind erwachsene Menschen, desillusioniert und voll im Alltag, zu denen eine alte, magische Wahrheit plötzlich einen Weg findet. Das Erwachen eines Märchens um sie herum verursacht in ihnen Angst, Unglauben, Wut und manchmal das Gefühl von Hilflosigkeit. Das eigentliche Abenteuer der Geschichte liegt darin, wie all diese Herzen, die vor Jahren aufgehört haben von Feen und Einhörnern zu träumen, nun in der Verantwortung sind zu ihrem Glauben an all das zurückzukehren, was uns als Kindern so wichtig ist.
Kinder glauben an Märchen, und das macht sie in vielen Filmen zu den Helden - aber dieses Märchen ist kein Kinderspiel, es handelt von Erwachsenen, und so müssen die Erwachsenen lernen, ihren Glauben an Märchen wiederzufinden. Nur wenn sie das schaffen, kann das Ergebnis ihres Glaubens die Welt ein wenig zum Besseren wenden.

Genau das hat mich wahnsinnig an diesem Film fasziniert, mal abgesehen von den unvergleichlich poetischen Bildern und den Charakteren, die man fast alle einfach nur lieben kann. In Geschichten wird so oft mit einem Achselzucken hingenommen, dass Erwachsene eben erwachsen geworden sind und damit berechtigt wären, den Glauben an Märchen zu verlieren. Aber diese Geschichte sagt: Was, wenn Märchen sich nicht an Kinder richten? Was, wenn ihr es seid - ihr, die Großen - die für die Wahrheit hinter diesen Geschichten bestimmt sind? Irgendwann habt ihr aufgehört, zuzuhören, und wenn ihr selbst erzählt, dann ohne es für wahr zu halten.
Aber genau das ist es, was die Menschheit eingehen lässt.
Hört zu. Und wenn ihr erzählt, sprecht, als sei es wahr. Ihr könnt nie sicher sein, dass es das nicht ist.

Ein wundervoller Film. Seht ihn, wenn ihr den Glauben an das Märchenhafte in dieser Welt noch nicht ganz verloren habt.

Außerdem eine der seltenen Geschichten, in denen der Protagonist nicht früher oder später mit der Protagonistin herumzüngelt. Ob die Zuneigung zwischen Story und Cleveland rein platonischer Form oder doch mehr ist, bleibt im Dunkeln - als möchte jemand dazu sagen: "Das ist eine andere Geschichte."


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