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Rezension: remains - remorse - remedy Doujinshi, remains, Feuilleton, Rezension

Autor:  kikidergecko

Mit diesem Zyklus aus drei Kurzgeschichten erzählt pearsfears die romantischen Verstrickungen zwischen drei jungen Männern: Arata, Sakaguchi und ihrem gemeinsamen Ex-Freund Kazehiko. Dabei bildet jeder Teil eine abgeschlossene Episode, deren Gesamtheit das Beziehungsgeflecht zwischen den dreien ausbreitet. In remains bilden Sakaguchi und Arata den Mittelpunkt, remorse ist ein Rückblick zu Sakaguchi und Kazehiko, und remedy beleuchtet schließlich die Vergangenheit zwischen Arata und Kazehiko.

Die Handlung fügt sich schlüssig zusammen, erfordert an einigen Stellen jedoch etwas mehr Aufmerksamkeit vom Leser als die durchschnittliche Boys' Love-Geschichte, da Zeitdprünge manchmal nur subtil angedeutet werden. Der Fokus des Zyklus' liegt eindeutig auf Romantik, die genretypischen Sexszenen wirken in remains und remorse jedoch recht fehl am Platz, zu schnell wird die Stimmung von melancholischer Romantik ins voyeuristisch-pornografische gerissen, die Plausibilität der Charaktere bröckelt. Hätte pearsfears gewagt, sich an den richtigen Stellen vom obligatorischen Fanservice zu lösen, wäre das Ergebnis sicher weitaus runder (und noch weitaus berührender) geraten.

Die Figurenkonstellation und ihre Umgebung ist in allen drei Geschichten glaubwürdig, die Figuren scheinen nicht - wie leider in vielen Boys' Love-Geschichten - in einem homosexuellen Blase zu leben. Auch düstere Aspekte der Homosexualität wie Missbrauch und Ablehnung nach dem Outing werden thematisiert, wenn auch nur am Rande. Die von pearsfears präsentierte Welt ist also rund und stimmig.

Auch zeichnerisch sind die drei Jungs und ihre Umgebung gut gelungen. Die Protagonisten folgen dem genretypischen Bishounen-Ideal, wer Außergewöhnliches erwartet, wird enttäuscht. Raster und Texturen werden wohldosiert eingesetzt, die Hintergründe werden umso detaillierter, je weiter die Geschichte voranschreitet. An dieser Stelle sollte angemerkt sein, dass der Zyklus kein brandneues Werk von pearsfears ist, sondern zwischen 2013 und 2015 entstanden ist. Da die Weiterentwicklung ihres Zeichenstils sich jedoch sehr fließend zeigt und während der gesamten Geschichte dem Stil treu geblieben wird, hat der Leser nicht das Gefühl eines Bruches, wie man es von anderen, über einen längeren Zeitraum entstandenen Doujinshi kennt. Die (englischen) Dialoge sind ebenso professionell und außerdem gut gesetzt, bei den Soundwords fällt pearsfears aber an einigen Stellen an das Internet-typische Darstellen von Geräuschen durch ihre Verben, wie "slide" oder "snicker" zurück. Den allgemein sehr positiven Eindruck trübt das jedoch nicht.

Die Autorin liefert mit remains - remorse - remedy einen Boys' Love-Band von sehr guter Qualität ab, der auch zwischen (japanischen) Verlagspublikationen nicht negativ auffallen würde. Stilistisch und storytechnisch finden keine Revolutionen statt, doch innerhalb der etablierten Muster wird hier eine berührende Geschichte erzählt, die man - wenn die deplatzierten Sexszenen nicht wären - auch genrefremden Lesern guten Gewissens empfehlen kann.

Den Zyklus gibt es in drei Einzelheften auch gedruckt zu erwerben, eine Bestellung ist direkt bei pearsfears möglich.



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