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Hühnchen süß/sauer und Feuerwehr passen nicht zusammen

Autor:  SpankTB
Ich werfe einen Blick auf meine Uhr...
Zeit sich auf den Weg zu machen. Otis und ich treffen uns heute zu abendlicher Stunde mit einer alten Schulfreundin meinerseits zur Aufnahme asiatischer Speisen im örtlichen Chinarestaurante. Nachdem ich es nach einigen missachteten Versuchen geschafft habe, Otis davon zu überzeugen, dass wir bereits 10 Minuten zu spät sind, befinde ich mich mit einem leicht säuerlichen Beifahrer auf dem Weg zu unserem Treffpunkt. Ich manövriere mein mobilisiertes Gerät auf vier Rädern zum gaststätteneigenen Stellplatz und suche mir eine Parklücke. Die Kommentare bezüglich meiner weiblichen Fahrfähigkeiten von Seiten meines angenehmen Mitfahrers, wehen wie ein sanfter Frühlingswind durch ein Ohr rein und zum anderen wieder raus.

Ich verlasse mein parkfertig abgestelltes Vehikel und da sehe ich auch schon meine ehemalige Banknachbarin. Oh, heute mal schwarze Haare, die Gute. Naja... gibt Schlimmeres. Ich umarme sie zur Begrüßung und mache sie mit Otis gekannt. Dann zaubert sie aus der Hinterhand ein mir persönlich völlig unbekanntes weibliches Wesen und deren männliche Begleiterscheinung hervor. Die Namen der beiden nehme ich gar nicht richtig zur Kenntnis und tausche einen leicht verwirrten Blick mit Otis. Eigentlich wollte sie sich doch alleine mit uns treffen... Ich schlucke meinen Ärger und spüre, wie er, einem dickflüssigen Kloß nicht sehr unähnlich, in meinen leeren Magen gleitet. Mit Otis im Schlepptau folge ich den Dreien in den Fresstempel.

Wir lassen uns gegenüber meiner Kameradin und deren Begleitung an einem Tisch direkt am Aquarium nieder. Ein kleiner Zierhai dreht seine Runden. Ich frage mich, warum er die anderen Fisch-Kollegen nicht augenblicklich in Stücke reißt. Das ist wieder ein Beispiel für die brutale Verknechtung wehrloser Tiere zur Befriedigung menschlicher Sensationsgier. Ich werfe einen Seitenblick auf Otis.
Wir bestellen, die kursierende Vogelgrippe missachtend, beim nächstbesten Kellner und ich froie mich auf einen interessanten Themenabend und das Schwelgen in alten Erinnerungen aus unserer glorreichen Schulpflichtzeit.
Doch je mehr wir ins Gespräch kommen, desto mehr wird mir klar, dass die hier anwesenden Personen (Otis und ich ausgenommen), allen voran meine verehrte Freundin, ausschließlich die Thematik „Freiwillige Feuerwehr“ im Kopf haben. Zu Beginn versuche ich noch interessiert zu nicken und dem worttechnischen Geschehen zu folgen. B-Schlauch, C-Schlauch, TLF, Drehleiter und Löschschaum. Die Zeit verrinnt...

Angestrengt versuche ich meine Augen offen zu halten... was sich jedoch als äußerst schwierig erweisen sollte... denn der beißende Dunst der nun mehr zehnten Kippe, die an diesem Tisch von einer Flamme geleckt wird, treibt mir die Tränen in die müden Augen. Luft..... ich brauche Luft! Jetzt! Ich strecke meinen Kopf etwas aus der Rauchwolke, die uns umhüllt und versuche durch ein paar gierige tiefe Atemzüge den Schwindel in meinem Kopf zu mildern.
Der Kellner-Mensch kommt mit unserer Bestellung. Essen! Jah... das wird mich retten! Dann kann sie nämlich nicht reden, wenn sie sich Futter in die Luke stopft! ... Fehlanzeige....
Wie kann ein einziger Mensch gleichzeitig reden, kauen, schlucken und rauchen...?

Resigniert sitze ich neben dem nicht minder resigniert wirkenden Otis und stütze meinen benebelten Kopf auf meine Handflächen. Was es mit GW-A/S auf sich hat ist mir mittlerweile so egal, wie die politische Situation in Rhodesien. Mein Trinkglas ist bereits leer und ich kämpfe gegen meine bleischweren Augenlider. Ob es wohl möglich ist mit offenen Augen zu schlafen? Ob der kleine Hai da im Wasserbecken wohl die Augen zum Schlafen zumachen kann? Schöner Hai. .... schön........... Ich schrecke aus meinem Wachtraum hoch. Der Kellner steht neben unserem Tisch. Bezahlen! JAAAAH! Was?! NEEEIN..... noch Nachspeise?! Meine Arme drohen langsam unter der immer größer werdenden Last meines Kopfes nachzugeben und somit meiner verschwitzten Stirn eine Freifahrkarte auf die harte hölzerne Tischplatte zu schenken. Otis, bitte erhebe deine starke männliche Faust und schlag mich ins Land der Träume... ich bin körperlich und geistig über der Grenze des Erträglichen und eine leichte Übelkeit macht sind in meiner Magengegend breit, als ich meinem Gegenüber dabei zusehe, wie er eine Honigbanane nach der anderen in sich hineinfrisst.

Hilfesuchend halte ich nach der nächsten Bedienung Ausschau. Ich muss hier raus! SOFORT! Ich sammle meine letzten Kräfte und reiße meine zitternde Hand in die Höhe. „Zahlen bitte!“
Hektisch zücke ich meinen Geldbeutel, meine klammen Finger greifen nach einem Schein und ich gebe, unschätzbar dankbar über meine Rettung, dem nett grinsenden chinesischen Kerl großzügiges Trinkgeld. Ich bin gerettet! Nichts wie raus hier! Ich recke meine Nase in die kühle, klare Nachtluft und spüre diese Reinheit bis tief in meine geräucherte Lunge.

Zum Abschied umarme ich meine ehemalige Schulleidensgenossin. „Das müssen wir bald mal wiederholen“ säuselt sie mir freudestrahlend in eines meiner, vom heutigen Abend leicht in Mitleidenschaft gezogenen Ohren und ich zwinge mich schmerzlich zu einem gequälten Lächeln. Nicht in diesem Leben...


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