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Positive Katzenvibes: Misos Abenteuer. Alltag, Genitalimexx Hodulenztittlender 2017, Katzen

Autor:  Ladeniel
Ihr Lieben,

diesen Eintrag wollte ich schon seit Ewigkeiten schreiben, aber jetzt passt er gerade so sehr zu abgemeldets Adventskalender, da kann ich nicht mehr an mich halten.
Es geht um meine Katze Miso. Vor x Jahren habe ich meine beiden Katzen Supercat und Miso häufiger erwähnt, aber dann war ich so 7464 Zeiteinheiten nicht mehr bloggomäßig auf Animexx aktiv, also gerieten sie in den Hintergrund.

Hintergrund: Vor etwa zwölf Jahren adoptierten meine Eltern zwei weibliche Katzen ohne nennenswerten Stammbaum, sie waren einfach schwarzweiß bzw. getigert und katzenförmig (zwei Arme, zwei Beine, Ohren und Nase mitten im Gesicht) und führten sie in unseren Haushalt ein. Supercat legte sich im Laufe der Jahre eine Art Bettelroute zu (im Umkreis von zwei, drei Kilometern berichten uns Menschen, dass Supercat zum Fressbetteln vorbeikommt und dass manche Häuser tatsächlich eine Art Außenfressnapf für sie angelegt haben) und Miso legte sich eine Zahnfleischentzündung zu.

Um Miso soll es hier gehen. Von Anfang an war sie schüchterner, dünner, nervöser und wesentlich schreckhafter als Supercat. Am Futternapf wurde teilweise gepufft und gefaucht - und Miso musste extra gefüttert werden. Supercat war definitiv eher der Streetfighter, der den horny Katern in der Straße Backpfeifen verpasste - Miso wollte das nicht so gerne. Sowieso hatte sie Angst vor den seltsamsten Sachen. Eine Wurmkur in ihren Nacken getropft? Undenkbar. Supercat rollte sich bei derselben Aktion gemächlich am Boden herum und ließ alles über sich ergehen. Impfungen? Supercat heulte in der Transportbox im Auto, Miso sabberte apathisch herum, der Tierarzt sagte uns aber, dass das "normale" Katzenangst sei.

Irgendwann hörte Miso mit dem Fressen auf, ganz unabhängig von Supercats Giergängen. Der Weg zum (neuen, weil für besser befundenen) Tierarzt endete darin, dass Miso betäubt werden musste, um das corpus delicti zu finden: Ihr Zahnfleisch. Miso hatte eine Entzündung im Maul und ihr mussten einige Zähne gezogen werden. Als sie zurückkam, war sie - gelinde gesagt - überrascht. Sie wollte aufstehen - ging nicht. Sie wollte kauen - ging nicht. Eine Katze, die Tierarztbesuche hasst und Angst davor hat, erwacht danach mit Koordinationsproblemen und reduzierten Zähnen - nicht gut.
In den nächsten Monaten fiel Miso irgendwie in sich zusammen. Sie fraß weniger, hockte nur herum und sogar ihr Gesichtsausdruck wirkte unzufrieden. Nachdem sie auch nach der Zahn-OP nicht mehr wesentlich mehr zu sich genommen hatte, besuchten meine Eltern den Tierarzt erneut. Der diagnostizierte: Depressionen. Wir alle waren erst mal völlig raus, weil wir von Tierdepressionen einfach noch nie gehört hatten. Für Miso wurden Medikamente verschrieben, die sie in regelmäßigen Abständen mindestens zweimal pro Woche einnehmen musste.

In dieser Zeit verschlechterte sich Misos äußerer Zustand zunehmend. Früher war sie von unseren beiden Katzen immer die "Hübschere" gewesen, weil Supercat entweder moppeldick oder voller Schlamm war und Miso die zierlichere Katze mit Tigermuster und Punktebauch. Zu dieser Zeit konnte oder wollte sie sich nicht mehr putzen und ihr Fell verfilzte. Davor hatten wir schon eine Fellbürste gehabt und hauptsächlich als Massagebürste verwendet, aber Miso brauchte die Bürste allein dadurch, dass sie sich selbst überhaupt nicht mehr putzte. Auch mit der regelmäßigen Haarpflege sah ihr Fell fettig und struppig aus, wegen ihrer fehlenden Zähne sabberte sie viel, schüttelte ständig den Kopf und versuchte mit den Pfoten, ihr Kinn sauberzuwischen, aber wenn jemand mit einem Taschentuch ihrem Kopf zu nah kam, rannte sie weg. In der Zeit zog ich für mein Studium um und die Katzen lebten weiter bei meinen Eltern mit Zugang zum Garten und allem, wo es sie hinzog.
Durch das recht wenige Fressen wurde Miso dünner und knochiger und wir dachte wirklich, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis sie sterben würde. Sie machte einfach nicht mehr den Eindruck, dass sie Lust aufs Leben hatte. Wenn sie nach draußen ging, stiefelte sie ein paar Meter herum und kam dann zurück. Das Einzige, was sie toll fand, war gebürstet werden.
Dann kam ein Ereignis. Meine Eltern wollten für zwei Wochen in den Urlaub fahren - zu dem Zeitpunkt war Miso schon seit zwei Jahren für depressiv erklärt worden und musste Medis nehmen - und sie wollten den Katzen nicht den üblichen Tierheimurlaubgeben, sondern ihnen eine schöne Katzenpension bieten.

Soweit gedacht, so scheiße gelaufen. Mit der Pensionistin ausgemacht war, dass beide Katzen in den zwei Wochen nicht freilaufen sollten, weil beide sehr schreckhaft auf Hunde reagieren - die ja in der Nachbarschaft vorkommen könnten - und weil Katzen, die ein gewisses Revier gewohnt sind, dazu neigen könnten, loszulaufen und ihre alte Heimat zu suchen.

Am sechsten Tag ihres Urlaubs bekamen meine Eltern einen Anruf, dass Miso weg war. Die Tür war wohl offen gewesen. Meine Eltern flogen also von Spanien nach Hause und suchten auf dem Dorf nach einer schreckhaften Katze - nichts. Mein Bruder flog nach Hause und suchte gemeinsam mit seiner Freundin nach einer schreckhaften Katze - nichts. Meine Mutter rief mich an und erzählte mir, dass Miso höchstwahrscheinlich tot war, ich fuhr heim und suchte nach Miso - nichts. Zu dem Zeitpunkt war Miso dann schon sechs Tage vermisst. Miso, die Medis braucht. Die Pensionistin hatte eine Katzenfalle aufgestellt - gefühlte dreißig Fresspäckchen, die in den Katzenkäfig führten. Wir fürchteten, die vielen Fresspäckchen würden Miso frühzeitig sattmachen oder die von ihr so gefürchteten Hunde anlocken.

Supercat hatten meine Eltern natürlich sofort zurückgeholt. Sie heulte viel und rannte direkt zu allen Türen, die meine Eltern öffneten.
Nach weiteren drei Suchen waren wir soweit, ein symbolisches Grab für Miso im Garten zu errichten. Mom und ich suchten schöne Steine heraus und nahmen Abschied von Miso.
Am späten Nachmittag rief die Pensionistin an: Miso sei in der Katzenfalle. Ich heulte in einem unangemessenen Ton und brüllte nach meiner Mom, die den Autoschlüssel in ihre Hand magnetisierte und sich neben ihr Auto teleportierte.

Leider war die Pensionistin noch beim Tierarzt und wir konnten erst gegen acht zu ihr kommen. Nachdem wir um sieben Uhr neunundfünfzig geparkt hatten, rasten wir in die Wohnung und stießen auf einen Haufen Decken. Mom hatte extra Misos Lieblingsbürste eingepackt und damit lag ich flach auf dem Bode und stocherte mit einer Katzenbürste nach dem verschüchterten Etwas, das inmitten des Katzendeckenkäfigs hockte.

Es geschah - ein Wunder. Monstermiso kroch aus dem Käfigtunnel hervor und krabbelte meiner Mom direkt auf den Arm - Hinweis: Sie kommt NIE irgendwohin. Sie vergrub ihren Kopf in Moms Armen und grabbelte nach ihr. Hinweis: Sie zeigt keine Liebe.
Während meine Mom, die mir davor noch davon erzählt hatte, wie alle Lebewesen mal sterben müssen und wie der Katzenhimmel existiert, ins erstaunlich saubere Fell unserer erstaunlich moppeligeren wiedergefunden Katze heulte, nahm ich die Entschuldigungen der Pensionistin etwas abwesend entgegen.

Ich weiß, dass wir immer noch zur Weihnachtszeit Glitzerkatzenkarten von der Pension bekommen.
Mom hat erzählt, dass Fettklops Supercat Miso bei ihrer Rückkehr angeheult und abgeleckt hat.
Wenn ich heute heimkomme, frisst Miso ihre Medis, Supercat und sie hauen sich gelegentlich beim Füttern. Miso putzt sich wieder, sabbert immer noch. Wir putzen ihr Maul nicht mehr mit Taschentüchern, weil sie Angst vor weißen Sachen hat.

Supercat lässt Miso seit der Pensionsgeschichte beim Fressen immer den Vortritt, Miso frisst häufig so schnell, dass sie kotzen muss. Das frisst sie dann nochmal. Sie muss immer noch ihre Medis nehmen, aber sie kommt viel lieber zum Gestreicheltwerden. Sie lässt sich immer noch gerne mit der Katzenbürste bürsten - am liebsten im Gesicht, an der Nase und am Zahnfleisch.

Heute sind die beiden etwa 14 Jahre alt - vielleicht Geschwister, vielleicht nicht. Soweit wir es beurteilen können, geht es ihnen gut.

Coole Sache: Wenn jemand bei uns das Gefühl hat, dass etwas nicht gut geht, sagt meine Mom:
"Denk an Miso!" - (die ohne Medis, ohne Plan, ohne genug Eigengewicht in die Botanik gerannt ist und zwei Wochen lang ausgehalten hat, um dann mit viel mehr Power zurückzukommen!)

Alles Liebe,

Ladde


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