Ladeniel: Alle Superhelden haben auch eine langweilige Identität.

Herrlicher Eintrag! Und du hast Recht.
Jeder darf mal arrogant sein, besonders wenn immer ein Augenzwinkern dabei ist und sowieso wenn man es sich leisten kann, aber wenn man einfach keine Selbsteinschätzung hat, wird es peinlich.
Noch dazu, wo sich heute scheinbar jeder für überaus philosophisch, empathisch und hochbegabt hält, nur weil ihnen das mal ein schlechter Internettest gesagt hat.

Wie gesagt, ich habe wirklich nichts dagegen, wenn Leute mit Fähigkeiten ein bisschen angeben, die sie wirklich besitzen. Aber wenn ich behaupte, dass mein Englisch ja soooo extrem gut ist und ich es besser spreche als meine Muttersprache (also Englisch MINDESTENS genauso gut spreche wie ein Muttersprachler) und dann nichtmal zwei Sätze ohne Fehler hinbekomme, ist das einfach peinlich. Das heißt ja nicht, dass man gar kein Englisch kann oder dass man es nicht gut kann.
Leider scheint es für viele Leute aber nur noch schwarz und weiß zu geben: Emtweder man kann etwas gar nicht oder man kann es extrem gut. Das sieht man auch hier immer bei Umfragen zu dem Thema "wie gut ist dein Englisch?" - da gibt irgendwie auch immer fast jeder an, dass er super Englisch kann und das meistens nur, weil er im Schulunterricht öfter mal ne 2 bekommen hat.
Das ist genauso bei den Leuten, die behaupten, sooo philosophisch zu sein, aber in Wahrheit können sie nur ein bisschen Freud nachplappern und das war es dann auch schon.
Nichts dagegen, jeder wie er meint, aber ich muss doch nicht immer behaupten, in allem der Größte zu sein, wenn es einfach nicht so ist.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich bin FÜR Selbstbewusstsein, aber ich bin auch FÜR Selbsteinschätzung ;)

Das Problem ist doch, dass unsere Gesellschaft zuweilen von uns immer häufiger verlangt, in allem Erdenklichen erfolgreich zu sein. Wir sind von Erfolg und Anerkennung bestimmt; wir benötigen Aufmerksamkeit. Wir sind selbstüberschätzend und erkennen die Konsequenzen zuweilen nicht einmal. Wir bewegen uns auf eine Gesellschaft zu, die von Narzissmus unterwandert sein wird, weil bereits jetzt die Zeichen ziemlich stark darauf deuten. Wir brauchen uns doch nur mal in der Berufswelt umsehen. Bei der Suche der Partnerschaften. Jeder möchte erfolgreich, attraktiv, sexy und gebildet sein, weil das eben zusagt und gefällt. Das hat etwas mit Prestige zu tun. Wenn du nicht intelligent bist, kannst du nicht erfolgreich sein und wenn du nicht erfolgreich bist, bist du automatisch ein Versager; weniger Wert. Auch, wenn das zuweilen ein Trugschluss sein kann, aber das Gefühl nicht den Anforderrungen gerecht zu werden, bleibt.

Ich muss zugeben, der Sache mit dem "Ich kann voll toll Englisch und so!" bin ich auch scho anheim gefallen (wenn aber auch ständig für sein fließendes Englisch gelobt wird, dann möchte manh irgendwann einfach nicht mehr sagen "Och nö, sooo toll kann ich das ja gar nicht..."), entsprechend sorgsam bin ich aber auch mit englischsprachigen Beiträgen/Signaturen/Blogeinträgen usw.
XDD

Aber außer Zeichnen/Handwerklichem Geschick und Englisch kann ich sonst nicht viel, also gönnt es mir^^"

^____^

@Jien: das ist ja auch völlig okay, wenn du eine realistische Selbsteinschätzung von deinem Englisch hast. Du sagst ja nicht "Englisch? Ja, das kann ich gut und gern an der Uni unterrichten." Du weißt, dass du gut bist, bist stolz drauf und das ist super.

@Chiffre: aber gab es diesen Erfolgsdruck nicht schon immer? Und ich würde sogar sagen, heute gibt es viel mehr Möglichkeiten, in bestimmten Bereichen Erfolg zu haben. Hier in Deutschland kann eigentlich jeder mit Internetanschluss einen Blog eröffnen, sich um ein bestimmtes Thema kümmern und wenn er einigermaßen gut ist, kriegt er einige Fans, egal, ob es um Bento, Häkeltierchen oder Politik geht. Intelligenz war schon immer ein Faktor für Erfolg (gibt natürlich Ausnahmen). Ganz im Gegenteil, Ich glaube viel eher, dass diese übertriebene Profilierung daran liegt, dass heutzutage jeder in irgendwas gut ist - und das auch zeigen kann, egal ob die Begabung konventionell ist oder nicht. Vor einiger Zeit erlangte ein Junge ein bisschen Bekanntheit, weil er Würfel in einem Becher stapeln konnte. Nützlich sicher nicht, aber auf jeden Fall beeindruckende Leistung, durch die er auch Anerkennung bekommen hat. Zeichnen ist auf Mexx sehr populär, durch das Wunder des Internets kann man seine Kunst auch mal fix Tausenden von Leuten zeigen - ich denke echt, dass der Druck eher weniger und die Möglichkeiten eher mehr geworden sind.

@Lostvampire: Ich frag mich bei diesen "Mein Englisch ist besser als mein Deutsch"-Aussagen auch immer: merkst du nicht, dass du dich damit eigentlich als stockbrotblöd bezeichnest, wenn du nicht mal in der Lage warst, dir eine Sprache in mind. 10 Jahren halbwegs vernünftig einzuprägen?

:>

Haha, wozu andren erzählen, dass man toll ist? Mir reicht es, solange ich mich selbst mag. :>
Damit bin ich zufrieden, meistens.

Horitsu:
> Intelligenz hat nix mit Bildung zu tun. Zb. beschreibt der IQ eher die Fähigkeit Probleme lösen zu können. Dabei sollte man sich aber bewusst sein, dass es verschiedene Ausprägungen von Intelligenz und Begabungen gibt. (zb. Sprache, logisches Denken, räumliches Denken, emphatische Fähigkeiten, ...)
>
> Jemanden daher wegen scheiß RS/G runter zu machen ist auch daneben, sorry. :/
>
> Jemanden wegen erst angeben mit sein Englischskills und dann seine Horrorsätze mal aufzeigen ist schon ein wenig besser und amüsiert auch mehr. ^___^

Ich weiß, dass Intelligenz nichts mit Bildung zu tun hat und ich weiß auch, was der IQ bedeutet. Deswegen habe ich ja bewusst darauf geachtet, dass mein HYPOTHETISCHER, NICHT WIRKLICH EXISTENTER, GANZ UND GAR AUSGEDACHTER User sich als besonders "gebildet" bezeichnet und eben nicht als besonders intelligent. Sonst hättest du Recht.

Und ich habe auch niemanden wegen seiner RS/G runtergemacht, genau darum geht es ja hier: dass es eben nicht schlimm oder "runtermachenswert" ist, wenn man miese RS/G - warum auch immer - hat, aber das es schlicht und ergreifend nervt, wenn sich jemand als besonders gebildet darstellt, von einem bestimmten Teil der Bildung, nämlich der Rechtschreibung und Grammatik - die ja, wie wir jetzt genügend erörtert haben, nicht unbedingt etwas mit Intelligenz zu tun hat - wenig Ahnung hat.

Mal abgesehen davon, dass ich in meinem Blog eigentlich nie zitiere, wenn ich über irgendwas lästere, sondern mir stattdessen Sachen ausdenke, die so ähnlich klingen, fände ich es jetzt auch nicht wesentlich lustiger, mich über jemanden wegen seiner mangelnden Englischkenntnisse lustig zu machen, als über seine Rechtschreibung.