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Hallo UNI! Alltag, dumm, Unikram

Autor:  Ladeniel

Was ist so alles passiert und warum habe ich nichts darüber gesagt, ist etwa nichts passiert? VON WEGEN! Lediglich der Geduld meiner Mitmenschen und der Langmut der mir nahestehenden Leute ist es zu verdanken, dass ich noch nicht ausgewandert bin. Aber fangen wir am Anfang an.

Nach ausufernder Schufterei (um mir eine goldene Zukunft im Uni-Land zu beschaffen) gönnte ich mir erstmal eine Runde Urlaub in Italien bei meinem Freund @! @ lebt in Turin, einer großen Stadt in Norditalien, aus der bekanntlich die Autos kommen. Weil ich viel Zeit und wenig zu tun hatte, versuchte ich mich mehr oder minder erfolgreich daran, endlich mal die italienische Sprache zumindest ein bisschen zu lernen und habe mir zu diesem Zwecke ein Buch gekauft, das Lernerfolge innerhalb kürzester Zeit verspricht.

Dass das ein Schmu ist, sollte jeder wissen. Kürzeste Zeit und Lernerfolg vertragen sich nicht, außer natürlich, man versucht sich am Wasserkochen. Dennoch fand ich das Buch soweit ansprechend und arbeitete an meinem (langfristigen) Erfolg. Die Struktur ist ganz einfach: Ein Ehepaar besucht Freunde in Italien und lernt dabei Italienisch. In jedem Kapitel lernen wir etwas Neues und alles ist in Dialogform.

Die beiden Deutschen (Linda und Martin) treffen in Pisa (klassische Lernbuch-Stadt) ihre Freunde (Bettina und Stefano samt Kind Livia und Kater Gino). @, der ab und zu von seinen wichtigen Studiumskramsachen aufsah, hatte den Namen „Bettina“ niemals vorher gehört. Bettina kommt aber auch aus der italienischen Schweiz, somit ist der Name legitimiert. Was machen die also den ganzen Tag? Na, das was alle so machen, einkaufen, essen gehen, Klamotten kaufen, Sightseeing.

Stichwort „einkaufen“, wie geht man als Nicht-Italiener in Italien einkaufen? a) Einkaufsladen – lade Sachen in deinen Wagen und und fahre zur Kasse. Lass alles einbeepen und bezahle dann den Betrag, der auf dem Display der Kasse steht – b) Markt – zeige auf das, was du haben willst. Zeige mit deinen Fingern die Anzahl der Kilo/Stücke/Körbe/Wagenladungen. Gib dem Verkäufer dann einfach so lange Fünfeuroscheine, bis er Anstalten macht, Wechselgeld zu geben.

…wie auch immer, jedenfalls habe ich die Erfahrung gemacht, dass man eine Sprache am besten dann lernt, wenn man gefordert wird. (Schlechte Idee: Mit einem bekannten Italiener durchgängig Alternativsprache wie z.B. Englisch sprechen.)

Daher rühren auch meine minimal bis nicht vorhandenen Kenntnisse. Mein Vokabular ist mickrig und meine Grammatik ein Scheiterhaufen mit der Betonung auf „gescheitert“. Wenn ich „spreche“ (nuschle), dann wäre das übersetzt etwa: „Drei Apfel Tüte bitte!“ oder „@ ist gelangweilt/ärgerlich/wütend/irritiert.“ (wenn ich mit @s Mutter rede). Weil es vielen so geht, hat das Lernbuch eine Identifikationsfigur für linguistisch minderbemittelte Lerner geschaffen: Martin. Martin ist Lindas Mann und kann kein Italienisch, jedenfalls behaupten das alle.

Was einen dazu bringt, Martin zu hassen: Sobald Martin ein Ausdrucksproblem hat sagt er nicht etwa „hä“ oder „??“, sondern fragt IN PERFEKTEM ITALIENISCH „Wie bitte?“ oder „Bitte wiederhole“ oder „Wie heißt dieser Ausdruck auf Italienisch, ich habe ihn noch nie gehört?“. Ihr seht, worauf ich hinaus will: Kein Depp, der irgendeine Sprache lernt, scheitert am Ende nur an den Vokabeln. Es dauert nur etwa 4 – 47656 Wochen, bis man weiß, was die dritte Person Plural von diesem und jenem Wort ist – und bis ich das dann auch noch beim Sprechen anwende, da vergehen… Zeitalter.

Vielleicht sollte ich selber mal ein Lernbuch schreiben. (Für Sächsisch natürlich!) Dann kann ich mich den seltsamen Gewohnheiten der Ureinwohner beschäftigen. Da gibt es wichtige Fakten, zum Beispiel, dass alle Italiener, wenn sie wollen, dass man Platz macht oder Ähnliches, „permesso“ sagen, was soviel heißt wie „lassen Sie mich bitte mal eben durch?“. ALLE Italiener. Als ich @ darüber informierte, war er gelinde überrascht, benutzte das Wort dann aber brav. Jetzt werde ich ihm nur noch erklären müssen, dass er als Italiener morgens einen Cappuccino mit einem Schokocroissant frühstücken muss. (Zurzeit bevorzugt er morgens Cornflakes oder Nutellabrote oder Joghurt.) Dann wäre alles klar.

Während der lehrreichen Italienreise, erhielt ich nach und nach Informationen bzgl. der Uni-Zu- und Absagen. Fazit: Fünf Universitäten wollten mich, drei wollten mich nicht und zwei wollte ich dann nicht. Meine Wahl fiel auf die TU Dresden, weil keine Studiengebühren und „Elbflorenz“. Und weil Leipzig mir abgesagt hatte. :(

Ich schickte also die Immatrikulationsanträge los. ALLES UNTER DACH UND FACH!

… vergessen Sie es.

Dresden schrieb: „Wir wollen nur noch Ihr Zertifikat vom Sprachtest.“ Meine Reaktion darauf war traurigerweise nicht mal „Oh nein, ich hab den Test nicht bestanden!!“ sondern „WELCHER SPRACHTEST?“.

Im Laufe äußerst kurzweiliger Recherchen stellte sich heraus, dass man, um in Dresden Englisch studieren zu können, einen Sprachtest zu bestehen hat. Es gibt eine Anmelde-Deadline, die, wie man sich vorstellen kann, überschritten war. Mein erster Gedanke war: Panik. Und der zweite: Megapanik.

Meine Mutter (ein Tiger, wenn es um Organisation geht) organisierte innerhalb weniger Minuten (gefühlt) sämtliche Telefonnummern sämtlicher potentieller Ansprechpartner.

Leider war gerade keiner da. Ich stellte mich aber innerlich bereits auf das Ende meiner Studentenkarriere in Dresden ein, was umso ärgerlich war, hatte ich mich doch bereits richtig daran gewöhnt. Am nächsten Tag wurde es nicht besser, ich schickte einige E-Mails an scheinbar Verantwortliche und Kompetente und meine Mutter rief bei einigen Sekretärinnen an (ich war arbeiten und konnte es nicht selbst tun). Leider war die Obersekretärin an dem Tag nicht da.

Am nächsten Tag (Freitag) stahl ich mich während der Frühstückspause nach draußen. (LOL, stahl mich aus dem Stahlwerk!!1!!1!!) … und rief die Sekretärin an. Der Dialog verlief ungefähr so:

Ich: Sie wollten meinen Sprachtest.

Sek: Ja.

Ich: ICH HAB ABER KEINEN!!

Sek: Das ist blöd.

Ich: Ich kann also nicht kommen…?

Sek: Sie können im WS 10/11 hier nicht Anglistik studieren.

Ich: Das ist blöd.

Sek: Aber Sie können sich ein zulassungsfreies Fach anstelle von Anglistik aussuchen und dann den Sprachtest im nächsten Jahr machen und dann Anglistik studieren!

Ich: Okay?

Sek: Es gibt… Informatik, Religion.

Ich: -.-

Sek: Italienisch.

Ich: Okay, das nehm ich.

… überraschendes Fazit: Ich studiere Latein und Italienisch auf Lehramt in Dresden.

YAY.

Die Tragikomödie geht aber noch weiter: Nachdem ich mit der netten Sekretärin telefoniert hatte, sagte sie, dass ich in drei Tagen Immatrikulationspost erhielte. Posttag Samstag, Posttag Dienstag, Posttag Mittwoch. KEINE POST!

Natürlich bekam ich schon wieder das große Fracksausen, was, wenn, was, wie, warum?! Mutter/Freund/Freunde: „Das kommt morgen!“

Hysterische Ziska: „NOIIIIIN!“

Post: *kommt am Donnerstag“

Ich sollte mich für meine geistigen Unzulänglichkeiten bei allen Belästigten entschuldigen, aber ich bin gut gelaunt, weil ich jetzt offiziell Student bin! Heya!

Soviel für’s erste! Und in der nächsten Episode geht es darum, wie ich hysterisch werde, weil ich keine schöne WG (mit Hochbett!) finde, und wie meine neue coole Arbeit in der Stahlverarbeitungsfirma ist (nämlich cool) und wie es dazu kam. Geschichte aus’m Panikgarten!

Ladde

Datum: 27.08.2010 16:44
*Lachtränen aus den Augen wisch*
Die Hysterie sei dir verziehen, sie hat zumindest mich von Zeit zu Zeit eher amüsiert als genervt^^ Vermutlich, weil sie über die 700km ein bisschen abgeschwächt zu mir durchgedrungen ist xDD
Taaahahahaaahaaa, ich hab jetzt einen Facebook-"LIKE"-Button auf meiner Website xDDDD
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Datum: 28.08.2010 13:30
xD ich kann mitfühlen was deine Hysterie angeht. Ging mir die letzten zwei Monate auch so. Aber immerhin hast du eine mehr oder weniger gute Lösung gefunden!^^ (und Italienisch ist ja mal nicht schlecht!:D) Ich hoffe du hast dann auch schön Glück mit der Wohnungssuche!^^


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