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Aktion: Manga/Anime über Behinderung Anime, Manga, Weblog-Aktion

Autor:  halfJack

Passend zum bevorstehenden 5. Mai, dem Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, starte ich eine neue Aktion zu genau diesem Thema.

Aktionsende: 12. 05. 2019
Preisgeld: 50 KT
Aufgabe: Stelle in einem separaten Blogeintrag einen Manga oder Anime vor, in welchem es um Behinderung geht oder eine beeinträchtigte Person vorkommt.

Die Definition mag breit gefächert sein. Klassische Beispiele, die mir auf Anhieb aus verschiedenen Serien einfallen, wären Gehörlosigkeit, Sehbehinderung oder Querschnittslähmung. Das Medium kann das Thema Behinderung in den Fokus rücken, muss es aber nicht. Ich möchte, dass ihr kurz zusammenfasst, worum es in dem Manga/Anime geht, und dann euer Augenmerk darauf lenkt, wie die Beeinträchtigung behandelt wird. Bitte keine Scheu oder Berührungsängste, es geht in erster Linie um euer persönliches Empfinden. Ihr könnt etwas auswählen, das ihr lehrreich oder bewegend fandet. Ihr könnte aber auch ruhig etwas nehmen, bei dem ihr dieses Thema überhaupt nicht gut eingebunden fandet und erklären möchtet, warum.

Falls gewünscht, könnt ihr diese Maske benutzen.

Titel
Autor/Studio
Genre
Bände/Folgen (abgeschlossen?)
Worum geht es?
Wie wird das Thema Behinderung behandelt?

Jeder Beitrag erhält 50 KT. Wie bei meinen anderen Aktionen gibt es auch hier eine halbe Variante zum halben Preis von 25 KT, wenn ihr keinen Manga oder Anime nehmt, sondern zum Beispiel ein Buch, einen Film oder einen amerikanischen Comic usw.
Verlinkt euren Beitrag bitte hier in den Kommentaren, damit ich ihn nicht übersehe.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

Beiträge:
Heidi (Anime) von abgemeldet

Mehr Ecchi als Mystery Detektiv Akechi spielt verrückt, Manga

Autor:  halfJack

Ganz ehrlich, das habe ich nicht erwartet. Als ich erstmals las, in Deutschland würde der Manga Detektiv Akechi spielt verrückt von Sakae Esuno erscheinen, war ich eigentlich ziemlich erfreut. Weder von der Serie noch vom Mangaka hatte ich bislang etwas gehört, aber bei dem Namen Kogoro Akechi denkt man doch zuerst an den coolen Detektiv aus der Feder von Ranpo Edogawa, quasi dem japanischen Sherlock Holmes.
Weder Cover noch Inhaltsangabe ließen dann darauf schließen, wie der Manga tatsächlich sein würde...

Detektiv Akechi spielt verrückt

Die Schülerin Mayumi Hanasaki ist von Kriminalfällen fasziniert. Ganz besonders bewundert sie die Arbeit des verstorbenen Detektivs Kogoro Akechi. Als eines Tages Mayumis Tante und Onkel ermordet werden, trifft sie am Tatort auf Akechis Geist. Dieser beschließt, vom Körper des Mädchens Besitz zu ergreifen, doch der geniale Meisterdetektiv verfolgt ganz eigene Ziele ...


Das klingt nach einem netten Krimi, möchte man meinen. Aber am Ende wurde daraus eine Aneinanderreihung von schlüpfrigen, sinnlosen Szenen, die eine leidlich gute Handlung begleiten mit relativ abgedrehten, unmöglichen Lösungen, die nicht darauf ausgelegt sind, dass der Leser von allein darauf kommt. Zumindest nicht, wenn er ausschließt, dass hier Menschen ihre Gehirne tauschen und ähnliches. 

Ich habe nichts gegen erotische Szenen oder absurde Kameraeinstellungen, um irgendwelche Höschen aufblitzen zu lassen. Häufig schaue ich mir das ganz gern an, wenn es nicht zu aufdringlich ist und noch in die Handlung passt. Ich habe auch nichts gegen Geistergeschichten. Ähnlich wie sein Vorbild, Sherlock Holmes, so ist auch Kogoro Akechi nicht nur genial und exzentrisch, sondern verkleidet sich auch gern, sogar als junge Frau. Warum sollte man diese Aspekte also nicht miteinander verknüpfen und ihn als Geist in den Körper eines jungen Mädchens schlüpfen lassen?

Aber wozu braucht es nach einem brutalen Einstieg, bei dem jenes besagte Mädchen Mayumi ihre Verwandten tot auffindet, erstmal eine Duschszene von sieben, acht Seiten? Und was man da alles zeigen kann: ausziehen, einseifen, der Intimbereich bekommt sogar eine Doppelseite.


Äh... warum?

Dass Mayumi gerade Onkel und Tante verloren hat: scheißegal. Man merkt ihr den Verlust sowieso kaum an, aber der Manga beweist, selbst wenn sie wollte, nicht genug Takt, um solchen "Nebensächlichkeiten" Raum zu geben. Dann lieber nochmal ein Unterwäschebild.

Mal abgesehen davon, dass ich an diesem Punkt die letzten zehn Seiten oder so irgendwie sinnlos fand, was fürs Auge sind diese Proportionen auch nicht: Riesige Euter und eine Taille, die aussieht, als wären da so 4 oder 6 Rippen entfernt worden.

Als Mayumi irgendwann im Zug sitzt und mal aufs Klo muss, weiß man schon, was gleich kommen wird. Richtig! Drei Seiten Klogang inklusive Abwischen!

Akechi ... oder nein, nennen wir ihn "Akecchi", haha. Der ist ihr jedenfalls gern behilflich, denn natürlich macht sie das nicht freiwillig, während er ihren Körper besetzt. Rein theoretisch müsste er das gar nicht, er könnte sie allein duschen lassen, allein aufs Klo gehen lassen etc. und sie anschließend wieder in Besitz nehmen. Zumal Mayumi ihn angeblich rauswerfen können soll, wenn sie sich zu sehr dagegen wehrt. Ich frage mich, was passieren muss, damit sie das mal in Erwägung zieht.

Nett, wie Akecchi ist, hält er ihr auch gern mal die Brust, damit die nicht abfällt.

Klasse sind auch seine Verhörmethoden mit vollem Körpereinsatz (von Mayumi). Das Dienstmädchen will nicht reden, da hilft natürlich nur eines und das auf ... *nachzähl* ... acht Seiten.

Ich spare mir mal den Rest dieser Szene. Akecchi benutzt den Körper von Mayumi, um das Dienstmädchen zu vergewaltigen, anders kann man das nicht nennen. Es geschieht gegen den Willen beider, aber sie stecken das mal wieder ganz leicht weg.

Ach so, nach dieser Sache gibt es noch eine tolle Rechtfertigung von Akecchi:

Genau, zwischen Frauen zählt es nicht, denn zwischen Frauen ist es ja kein Sex ...

 

Nennt mich empfindlich, aber ich finde das bescheuert. Das alles, diese ganzen ausgedehnten ecchi Szenen. Es trägt nichts zur Handlung bei und ergibt noch nicht mal Sinn. Wenn es ein Erotikmanga wäre, würde ich nichts anderes erwarten, aber ich dachte, es ginge hier um Mystery.

 

Was waren das noch für Zeiten, als ich mich über das Cover vom Abschlussband von The Mastermind Files lustig gemacht habe, weil das völlig falsche Erwartungen weckt. Bei Detektiv Akechi spielt verrückt hätte ich mich über so ein Cover gefreut, dann hätte ich wenigstens gewusst, was auf mich zukommt und mit welchem Niveau ich rechnen darf.

Mehr Ecchi als Mystery Detektiv Akechi spielt verrückt, Manga

Autor:  halfJack

Ganz ehrlich, das habe ich nicht erwartet. Als ich erstmals las, in Deutschland würde der Manga Detektiv Akechi spielt verrückt von Sakae Esuno erscheinen, war ich eigentlich ziemlich erfreut. Weder von der Serie noch vom Mangaka hatte ich bislang etwas gehört, aber bei dem Namen Kogoro Akechi denkt man doch zuerst an den coolen Detektiv aus der Feder von Ranpo Edogawa, quasi dem japanischen Sherlock Holmes.
Weder Cover noch Inhaltsangabe ließen dann darauf schließen, wie der Manga tatsächlich sein würde...

Detektiv Akechi spielt verrückt

Die Schülerin Mayumi Hanasaki ist von Kriminalfällen fasziniert. Ganz besonders bewundert sie die Arbeit des verstorbenen Detektivs Kogoro Akechi. Als eines Tages Mayumis Tante und Onkel ermordet werden, trifft sie am Tatort auf Akechis Geist. Dieser beschließt, vom Körper des Mädchens Besitz zu ergreifen, doch der geniale Meisterdetektiv verfolgt ganz eigene Ziele ...


Das klingt nach einem netten Krimi, möchte man meinen. Aber am Ende wurde daraus eine Aneinanderreihung von schlüpfrigen, sinnlosen Szenen, die eine leidlich gute Handlung begleiten mit relativ abgedrehten, unmöglichen Lösungen, die nicht darauf ausgelegt sind, dass der Leser von allein darauf kommt. Zumindest nicht, wenn er ausschließt, dass hier Menschen ihre Gehirne tauschen und ähnliches. 

Ich habe nichts gegen erotische Szenen oder absurde Kameraeinstellungen, um irgendwelche Höschen aufblitzen zu lassen. Häufig schaue ich mir das ganz gern an, wenn es nicht zu aufdringlich ist und noch in die Handlung passt. Ich habe auch nichts gegen Geistergeschichten. Ähnlich wie sein Vorbild, Sherlock Holmes, so ist auch Kogoro Akechi nicht nur genial und exzentrisch, sondern verkleidet sich auch gern, sogar als junge Frau. Warum sollte man diese Aspekte also nicht miteinander verknüpfen und ihn als Geist in den Körper eines jungen Mädchens schlüpfen lassen?

Aber wozu braucht es nach einem brutalen Einstieg, bei dem jenes besagte Mädchen Mayumi ihre Verwandten tot auffindet, erstmal eine Duschszene von sieben, acht Seiten? Und was man da alles zeigen kann: ausziehen, einseifen, der Intimbereich bekommt sogar eine Doppelseite.


Äh... warum?

Dass Mayumi gerade Onkel und Tante verloren hat: scheißegal. Man merkt ihr den Verlust sowieso kaum an, aber der Manga beweist, selbst wenn sie wollte, nicht genug Takt, um solchen "Nebensächlichkeiten" Raum zu geben. Dann lieber nochmal ein Unterwäschebild.

Mal abgesehen davon, dass ich an diesem Punkt die letzten zehn Seiten oder so irgendwie sinnlos fand, was fürs Auge sind diese Proportionen auch nicht: Riesige Euter und eine Taille, die aussieht, als wären da so 4 oder 6 Rippen entfernt worden.

Als Mayumi irgendwann im Zug sitzt und mal aufs Klo muss, weiß man schon, was gleich kommen wird. Richtig! Drei Seiten Klogang inklusive Abwischen!

Akechi ... oder nein, nennen wir ihn "Akecchi", haha. Der ist ihr jedenfalls gern behilflich, denn natürlich macht sie das nicht freiwillig, während er ihren Körper besetzt. Rein theoretisch müsste er das gar nicht, er könnte sie allein duschen lassen, allein aufs Klo gehen lassen etc. und sie anschließend wieder in Besitz nehmen. Zumal Mayumi ihn angeblich rauswerfen können soll, wenn sie sich zu sehr dagegen wehrt. Ich frage mich, was passieren muss, damit sie das mal in Erwägung zieht.

Nett, wie Akecchi ist, hält er ihr auch gern mal die Brust, damit die nicht abfällt.

Klasse sind auch seine Verhörmethoden mit vollem Körpereinsatz (von Mayumi). Das Dienstmädchen will nicht reden, da hilft natürlich nur eines und das auf ... *nachzähl* ... acht Seiten.

Ich spare mir mal den Rest dieser Szene. Akecchi benutzt den Körper von Mayumi, um das Dienstmädchen zu vergewaltigen, anders kann man das nicht nennen. Es geschieht gegen den Willen beider, aber sie stecken das mal wieder ganz leicht weg.

Ach so, nach dieser Sache gibt es noch eine tolle Rechtfertigung von Akecchi:

Genau, zwischen Frauen zählt es nicht, denn zwischen Frauen ist es ja kein Sex ...

 

Nennt mich empfindlich, aber ich finde das bescheuert. Das alles, diese ganzen ausgedehnten ecchi Szenen. Es trägt nichts zur Handlung bei und ergibt noch nicht mal Sinn. Wenn es ein Erotikmanga wäre, würde ich nichts anderes erwarten, aber ich dachte, es ginge hier um Mystery.

 

Was waren das noch für Zeiten, als ich mich über das Cover vom Abschlussband von The Mastermind Files lustig gemacht habe, weil das völlig falsche Erwartungen weckt. Bei Detektiv Akechi spielt verrückt hätte ich mich über so ein Cover gefreut, dann hätte ich wenigstens gewusst, was auf mich zukommt und mit welchem Niveau ich rechnen darf.

Sonderausstellung: MANGAMANIA Mangamania - Große Augen garantiert, Bericht, Manga

Autor:  halfJack

Bis zum 28. 10. 2018 findet auf Schloss Augustusburg noch die Sonderausstellung MangaMania statt, die sich dem Thema Manga und Anime widmet, aber auch Cosplay, Vocaloid, Videospiele und alles behandelt, was den vermeintlichen "Otaku" an der japanischen Jugendkultur so fesselt.
Ich habe die Ausstellung im letzten Jahr besucht und ging davon aus, sie sei schon längst beendet. Allerdings wurde sie aufgrund guter Resonanz bis zum Ende dieses Monats verlängert. Im Folgenden werde ich einige Informationen bündeln und mich aus persönlicher Sicht dazu äußern. Vielleicht sind ein paar Leute, die bislang noch nicht davon gehört haben, an einem Besuch interessiert, bevor die Ausstellung ihre Pforten schließt.

Sonderausstellung MANGAMANIA
13. April 2017 bis 28. Oktober 2018

Schloss 1, 09573 Augustusburg (bei Chemnitz)

Öffnungszeiten
April bis Oktober:
täglich 9:30 Uhr - 18:00 Uhr

Eintrittspreise
Erwachsene: 8,00 €
Ermäßigt: 6,00 €
Familienticket: 21,00 €
 
MANGA-Mittwoch
Jeden Mittwoch erhalten alle Besucher ermäßigten Eintritt in die Sonderausstellung

FAN-TICKET: 13,00 €
Eintritt inkl. original japanischer Limonade und einer Überraschungs-Manga-Mystery-Figur

COSPLAY-TICKET: 5,00 €
Alle Cosplayer kommen zum Spezialpreis in die Sonderausstellung
 

Was wird geboten?
Positives und Negatives

Zuerst einmal bin ich immer positiv überrascht, wenn solch einem Thema wie der Mangaszene ein seriöser Rahmen gegeben wird. Eine derartige Ausstellung erwartet man vielleicht in Großstädten, wo viel junges Publikum vorhanden ist und ohnehin schon ein Bezug zur japanischen Kultur besteht, wie etwa in Düsseldorf. Man erwartet es wahrscheinlich weniger in den Gewölben eines Schlosses in relativ dünn besiedeltem Gebiet. Ich zolle daher den Initiatoren meinen Respekt, dass sie sich hierfür entschieden haben und das noch immer vorurteilsbelastete Thema auf vielschichtige Weise zu behandeln versuchten.

Gleich zu Beginn geben sie Cosplayern die Chance, vergünstigten Eintritt zu zahlen. Übrigens ist die Handhabe hier sehr kulant. Ich zum Beispiel bekam ebenfalls ein Cosplay-Ticket, obwohl ich gar kein Cosplay anhatte und bloß etwas ausgefallener gekleidet war.

Geordnet ist die Ausstellung in der ersten Hälfte relativ chronologisch. Man nähert sich dem Thema auf historische Weise. Erfunden haben Japaner den Comic natürlich nicht, aber ihre eigene Interpretation des Mediums wird in der Ausstellung bereits mit der Entwicklung des Farbholzschnitts während der Edo-Zeit (1603 - 1868) aufgegriffen. Auch Genre-Unterschiede und deren Vorreiter werden angeschnitten, wie etwa die Entstehung des Shojo-Mangas mit den klassischen großen Augen. Hier trifft man sogar auf BL-Magazine, wobei diese allerdings nicht näher erklärt werden. Dieser erste Teil ist eher informativ als interaktiv. Einige Texte, einige Bilder in recht leeren Räumen. Natürlich bliebe die Frage, wie man es anders hätte machen sollen, wenn es nun mal um Text und Bild geht.
Die chronologische Herangehensweise fand ich in den Grundzügen sehr gut und hätte ich genauso vorgenommen. Aber mir war das in den Räumen etwas zu wenig. Verschiedene Strömungen der gesamten Entwicklung wurden zu sehr vereinfacht oder komplett weggelassen. Die Gewichtung einzelner Punkte hätte ich teilweise anders vorgenommen und zudem ein paar bekanntere Künstler gewählt. Anstatt sich auf die historische Darstellung zu beschränken, stößt man immer wieder auf meines Erachtens unwichtige Künstler, von deren Serien die Handlung kurz zusammengefasst wird. Würde es sich um wirklich bedeutende Manga handeln, die das gesamte Medium prägten, hätte ich nichts dagegen. Beispielsweise hat man gut den Einfluss von Osamu Tezuka herausgearbeitet. Doch auf einige Mangaka und Serien hätte man schlichtweg verzichten sollen, weil sie keine Rolle spielen. Mir jedenfalls sagten die überhaupt nichts und ich möchte behaupten, dass ich mich auf dem Gebiet recht gut auskenne.

Ein bisschen ungünstig ist die Einbeziehung vom deutschen Manga, wie ich finde. Man hat sich hier fast ausschließlich auf eine einzelne Zeichnerin beschränkt. (Leider erinnere ich mich nicht mehr daran, welche deutsche Künstlerin genau das war, aber das ist vielleicht auch gut so, da ich hier nur eine allgemeine Kritik formulieren möchte.) Das fiel nach meinem Geschmack etwas aus der Ordnung, weil es nicht in die Chronologie passte. Außerdem hat diese besagte deutsche Künstlerin ihre Originalwerke für die Ausstellung zur Verfügung gestellt; sie waren dementsprechend überall, mal hier, mal dort, zu finden. Sicherlich steckte dahinter keine Absicht, aber es war inkonsistent platziert und wirkte auf mich wie Werbung. Das hätte ich anders eingebunden. Ein Raum zu Beginn war ohnehin fast ausschließlich dem deutschen Manga gewidmet, darum hätte ich diesen Raum ans Ende der Chronologie gesetzt und einen Blick über den Tellerrand gewährt.
Zum Beispiel: Eine kurze Darstellung zum Comic an sich mit den französischen Vorreitern, dann die Übernahme und Entwicklung in den USA. Hier hätte man kurz den Comics Code und die Zensur aufgreifen können, um zu erklären, warum amerikanische Comics eher an Kinder gerichtet sind und sich meist um Superhelden drehen. Ein knapper Schwenk auf Disney und auf die andere Seite zur Satire des MAD Magazin. Natürlich geht es um Manga, aber was den japanischen Comic ausmacht und ihn von den europäischen und amerikanischen Comics unterscheidet, kann man nur auf die Weise verstehen. Umgekehrt nimmt der Manga Einfluss auf die derzeitigen Comics in Ostasien, Europa etc. Neben dem deutschen "Manga" (also Comics, die dem japanischen Vorbild ähneln) hätte man hier noch kurz auf chinesische Manhuas und koreanische Manhwas eingehen sollen. Mit diesem einen Raum wäre es dann auch schon getan, anstatt überall ein paar Bilder einer deutschen Mangaka zu verteilen und den Rest fast komplett zu ignorieren.

Nun noch ein Wort zu den Definitionen. Die wichtigsten Begriffe werden zwar erklärt, sodass es auch ein Laie verstehen kann, aber das geschieht nicht an jeder Stelle. Ich selbst habe zwar keine Schwierigkeit damit, aber aus den Augen einer Person betrachtet, meinetwegen der Oma, die in die Ausstellung geht, um das Hobby ihrer Enkelin zu verstehen, da ist die Informationsfülle doch etwas zu dicht und die Bezeichnungen könnten überfordern. Ich würde mir daher so etwas wie einen Glossar-Flyer wünschen, der die wichtigsten Begriffe alphabetisch ordnet, damit man immer mal nachschauen kann, wenn man mit einem Wort nichts anzufangen weiß.

Nach der historischen Aufbereitung des Themas folgt dann eine weite Verzweigung. Man hat sich hier nicht bloß auf den Manga beschränkt, sondern zeigt, wie bereits erwähnt, genauso Anime, Cosplay, Vocaloid, Videospiele und sogar einen nicht jugendfreien Abschnitt in einer kleinen Ecke, der sich mit Hentai und den erotisch-grotesken Shunga ("Frühlingsbildern") befasst. Auch Doujinshi werden kurz aufgegriffen, jedoch hätte man hier den Markt besser erklären können. Der ist nämlich nicht vergleichbar mit den westlichen Fanzines. Viele Mangaka waren zuerst Doujinshika oder sind umgekehrt mittlerweile aktiver bei ihren Doujinshis und verdienen damit mehr Geld als vorher. Auch über die Professionalität der Zeichner sagt es nichts aus; die Doujinshi zu "Attack on Titan" etwa sehen meist besser aus als das Original (was vielleicht keine Kunst ist). Einige Zeichner entscheiden sich für den Doujinshi, weil sie damit weniger an die Vorgaben eines Verlags gebunden sind; die Organisation in Zirkeln ist weitaus freier. Hier hätte man so einen Doujinshi auch einfach mal zeigen können, da der sich vom Format doch meist deutlich vom Manga unterscheidet.
Sowieso hätte ich mir an einigen Stellen gewünscht, dass man all diese Bereiche für den Besucher besser vorstellbar macht, wie etwa mit Fotos von den Buchhandlungen, Szeneläden (Animate, Mandarake, Lashingbang etc.), speziellen Stadtvierteln (Akihabara und Ikebukuro), Merchandise, Themencafés usw. Wirklich vorstellbar wird eigentlich bloß das, was bei uns in Deutschland sowieso schon bekannt und beliebt ist, also Cosplay, Vocaloid, Videospiele, Conventions. In das komplexe Gefüge in Japan hingegen bekommt man kaum Einblick.

Ab diesem Punkt wird die Sonderausstellung jedenfalls sehr interaktiv. Die Kleinsten können malen oder Manga-Gesichter zusammenstellen, man kann sich Cosplaykostüme anschauen (wobei es sich um Leihgaben tatsächlicher Cosplayer handelt), Hatsune Miku tanzt bei einem Live-Auftritt über einen Bildschirm oder man schwelgt in Nostalgie bei Betrachtung der ersten japanischen Spielekonsolen und Handhelds. Diese Vielseitigkeit hat man gut erkannt und umgesetzt.
 

Persönliche Kritikpunkte

Das größte Manko der Ausstellung ist tatsächlich ihre genrebezogene Einseitigkeit. Das klingt erstmal widersprüchlich, da doch so viele Bereiche angeschnitten werden. Manga sei angeblich, weit mehr als ein einfach gezeichnetes Gesicht mit übergroßen Augen (Auszug aus dem Werbeflyer). Tatsächlich ist es nicht "weit mehr" als das, sondern generell nicht das. Nichts sei so vielseitig wie Manga, es gäbe sie zu jedem Thema, für jedes Alter, für jedes Interesse.
Das stimmt so weit, aber warum spürt man auf der Ausstellung davon wenig? Man sollte die verschiedenen Zeichner, Genre und Stile auch zeigen und nicht bloß behaupten, dass es sie eben gibt. Und "einfach gezeichnete Gesichter mit übergroßen Augen" trifft es absolut nicht.

Ich kann mich nicht erinnern, dass Shinichi Sakamoto oder Satoshi Kon schon mal "einfache Gesichter" gezeichnet hätten.

Shinichi Sakamoto
Shinichi Sakamoto


Satoshi Kon

 

Oder dass Hiroaki Samura oder Hiroki Endo auf "übergroße Augen" Wert legen.


Hiroaki Samura


Hiroki Endo


Und manch andere fallen komplett aus dem Rahmen.


Junji Ito


Nishioka Kyodai

 

Manga sind vielfältig, das stimmt, aber solche Zeichner, wie ich sie hier anbringe, wird man auf der Ausstellung vergeblich suchen. Und diese Beispiele sind nicht nur irgendwelche Randerscheinungen. Man hätte auch noch bekanntere Serien und Zeichner nehmen können. Naoki Urasawa etwa oder "Death Note" von Ohba und Obata, kritische und historische Manga wie "Barfuß durch Hiroshima".
Eine der seltenen Ausnahmen in dem Zusammenhang stellte "Chihiros Reise" dar, obwohl ich das noch nicht mal zu den erwachsenen Beispielen zählen würde. Ghibli ist jedoch ein enorm wichtiges, prägendes Studio, deshalb hätte es in dem Fall generell nicht bloß bei einer Randbemerkung bleiben sollen. Hier hat man meines Erachtens falsche Prioritäten bei der Auswahl gesetzt. Den gegebenen Platz hätte man besser nutzen können, anstatt in einem Raum Ausmalbilder hinzulegen und an der Wand Gesichter zusammenkleben zu lassen. Die Ausstellung wusste da manchmal offenbar nicht, an welches Publikum sie sich wenden soll. Oder zumindest lässt sie ein erwachsenes Publikum, das sich mit dem Thema bereits auskennt, ein wenig außen vor.
Wer also zu denjenigen gehört, die sich wirklich mit dem vielfältigen, auch erwachsenen Angebot an Manga beschäftigen und nicht nur mit dem Mainstream aus Naruto und Konsorten, der wird von der Ausstellung sicher enttäuscht sein.

Was mir persönlich gar nicht gefiel, war das große Fragebuch ganz zum Schluss im letzten Raum, mit dem man sich quasi testen konnte, wie viel man durch die Ausstellung gelernt hatte. Da gab es Fragen wie (Gedächtnisprotokoll):

  • Wie liest man einen Manga? - Anwort: Von hinten nach vorn.
    Es ist zwar Haarspalterei, aber man liest ihn ganz normal von vorn nach hinten, allerdings von rechts nach links. Was vorn und was hinten ist, stellt nur eine Zuschreibung dar.
     
  • Was ist das Motto von Mangafans? - Antwort: Hauptsache süß und cool!
    Ja richtig, solche Manga wie Tezukas "Adolf", Urasawas "Monster" oder politische Manga wie Kawaguchis "Eagle" liest man natürlich vor allem, weil sie süß und cool sind ...
     
  • Wie nennen sich Mangafans? - Antwort: Otaku.
    Mag sein, dass sich einige selbst so nennen, aber ursprünglich ist Otaku ein abwertender Begriff.
     
  • Was macht Manga grundsätzlich aus? - Antwort: Große Augen!
    Diese Zuschreibung geht mir langsam echt auf den Sack. Der Comicstil an sich verstärkt (international) einzelne Aspekte des Gesichts; vielleicht sind es in Japan eher die Augen und im Westen eher die Nasen, aber das ist kein Erkennungsmerkmal. Osamu Tezukas Stil ist noch sehr stark vom Westen beeinflusst und auch westliche Comics legen oft Gewicht auf die Augen. Wenn man schon von der Optik ausgeht, hätte man stattdessen den Unterschied eher darin sehen sollen, dass Manga meist schwarz-weiß sind und westliche Comics meist in Farbe. Denn ich würde behaupten, es gibt mehr Manga ohne große Augen als in Farbe.


Mein Fazit:

Die Sonderausstellung hat es sich zum Ziel gesetzt, viele verschiedene Leute anzusprechen, die sich mit dem Thema Manga auseinandersetzen wollen. Kinder können gestalten, malen oder zocken. Erwachsene erhalten Informationen und können vielleicht besser verstehen, womit sich ihr Nachwuchs so beschäftigt. Und diejenigen, die in der Szene drin sind, lernen womöglich etwas über die Entwicklung ihres Hobbys, erkennen sich in einigen Gebieten wieder und können ein bisschen nostalgisch werden und schwelgen.
Die "Mangamanie" wird auf der Augustusburg nicht nur einseitig betrachtet, sondern streift die vielen anderen Bereiche, die damit einhergehen. Es sind nicht alle Bereiche, das muss erwähnt werden. In Japan ist dieser ganze Apparat noch stärker vernetzt, es handelt sich nicht bloß um eine Randerscheinung. Darum hätte man den Markt noch ein bisschen besser darstellen können. Bücher, Light Novels, Filme, Dramaserien, Videospiele, Doujinshi usw. stellen das gesamte Feld der Medien dar; ähnlich wie Marvel und DC Comics in Amerika sich mittlerweile am besten über die Realfilme vermarkten. Man kann nicht alles zeigen, das ist mir bewusst, aber indem man etwa ein paar Beispielmanga, die sowieso niemand kennt, aus der Ausstellung streicht, hätte man diesen ganzen Verbund verständlicher gestalten können.
Letztlich hätte ich mir ein bisschen mehr Vielfalt für ein erwachsenes Publikum gewünscht. Dass Manga ein künstlerisches Medium ist, welches sehr ernst und kritisch Inhalte vermitteln kann, geht in der Ausrichtung auf den Mainstream etwas verloren.

Weiterführende Seiten:
Webseite der Augustusburg: Sonderausstellung Mangamania

Sonderausstellung: MANGAMANIA Mangamania - Große Augen garantiert, Bericht, Manga

Autor:  halfJack

Bis zum 28. 10. 2018 findet auf Schloss Augustusburg noch die Sonderausstellung MangaMania statt, die sich dem Thema Manga und Anime widmet, aber auch Cosplay, Vocaloid, Videospiele und alles behandelt, was den vermeintlichen "Otaku" an der japanischen Jugendkultur so fesselt.
Ich habe die Ausstellung im letzten Jahr besucht und ging davon aus, sie sei schon längst beendet. Allerdings wurde sie aufgrund guter Resonanz bis zum Ende dieses Monats verlängert. Im Folgenden werde ich einige Informationen bündeln und mich aus persönlicher Sicht dazu äußern. Vielleicht sind ein paar Leute, die bislang noch nicht davon gehört haben, an einem Besuch interessiert, bevor die Ausstellung ihre Pforten schließt.

Sonderausstellung MANGAMANIA
13. April 2017 bis 28. Oktober 2018

Schloss 1, 09573 Augustusburg (bei Chemnitz)

Öffnungszeiten
April bis Oktober:
täglich 9:30 Uhr - 18:00 Uhr

Eintrittspreise
Erwachsene: 8,00 €
Ermäßigt: 6,00 €
Familienticket: 21,00 €
 
MANGA-Mittwoch
Jeden Mittwoch erhalten alle Besucher ermäßigten Eintritt in die Sonderausstellung

FAN-TICKET: 13,00 €
Eintritt inkl. original japanischer Limonade und einer Überraschungs-Manga-Mystery-Figur

COSPLAY-TICKET: 5,00 €
Alle Cosplayer kommen zum Spezialpreis in die Sonderausstellung
 

Was wird geboten?
Positives und Negatives

Zuerst einmal bin ich immer positiv überrascht, wenn solch einem Thema wie der Mangaszene ein seriöser Rahmen gegeben wird. Eine derartige Ausstellung erwartet man vielleicht in Großstädten, wo viel junges Publikum vorhanden ist und ohnehin schon ein Bezug zur japanischen Kultur besteht, wie etwa in Düsseldorf. Man erwartet es wahrscheinlich weniger in den Gewölben eines Schlosses in relativ dünn besiedeltem Gebiet. Ich zolle daher den Initiatoren meinen Respekt, dass sie sich hierfür entschieden haben und das noch immer vorurteilsbelastete Thema auf vielschichtige Weise zu behandeln versuchten.

Gleich zu Beginn geben sie Cosplayern die Chance, vergünstigten Eintritt zu zahlen. Übrigens ist die Handhabe hier sehr kulant. Ich zum Beispiel bekam ebenfalls ein Cosplay-Ticket, obwohl ich gar kein Cosplay anhatte und bloß etwas ausgefallener gekleidet war.

Geordnet ist die Ausstellung in der ersten Hälfte relativ chronologisch. Man nähert sich dem Thema auf historische Weise. Erfunden haben Japaner den Comic natürlich nicht, aber ihre eigene Interpretation des Mediums wird in der Ausstellung bereits mit der Entwicklung des Farbholzschnitts während der Edo-Zeit (1603 - 1868) aufgegriffen. Auch Genre-Unterschiede und deren Vorreiter werden angeschnitten, wie etwa die Entstehung des Shojo-Mangas mit den klassischen großen Augen. Hier trifft man sogar auf BL-Magazine, wobei diese allerdings nicht näher erklärt werden. Dieser erste Teil ist eher informativ als interaktiv. Einige Texte, einige Bilder in recht leeren Räumen. Natürlich bliebe die Frage, wie man es anders hätte machen sollen, wenn es nun mal um Text und Bild geht.
Die chronologische Herangehensweise fand ich in den Grundzügen sehr gut und hätte ich genauso vorgenommen. Aber mir war das in den Räumen etwas zu wenig. Verschiedene Strömungen der gesamten Entwicklung wurden zu sehr vereinfacht oder komplett weggelassen. Die Gewichtung einzelner Punkte hätte ich teilweise anders vorgenommen und zudem ein paar bekanntere Künstler gewählt. Anstatt sich auf die historische Darstellung zu beschränken, stößt man immer wieder auf meines Erachtens unwichtige Künstler, von deren Serien die Handlung kurz zusammengefasst wird. Würde es sich um wirklich bedeutende Manga handeln, die das gesamte Medium prägten, hätte ich nichts dagegen. Beispielsweise hat man gut den Einfluss von Osamu Tezuka herausgearbeitet. Doch auf einige Mangaka und Serien hätte man schlichtweg verzichten sollen, weil sie keine Rolle spielen. Mir jedenfalls sagten die überhaupt nichts und ich möchte behaupten, dass ich mich auf dem Gebiet recht gut auskenne.

Ein bisschen ungünstig ist die Einbeziehung vom deutschen Manga, wie ich finde. Man hat sich hier fast ausschließlich auf eine einzelne Zeichnerin beschränkt. (Leider erinnere ich mich nicht mehr daran, welche deutsche Künstlerin genau das war, aber das ist vielleicht auch gut so, da ich hier nur eine allgemeine Kritik formulieren möchte.) Das fiel nach meinem Geschmack etwas aus der Ordnung, weil es nicht in die Chronologie passte. Außerdem hat diese besagte deutsche Künstlerin ihre Originalwerke für die Ausstellung zur Verfügung gestellt; sie waren dementsprechend überall, mal hier, mal dort, zu finden. Sicherlich steckte dahinter keine Absicht, aber es war inkonsistent platziert und wirkte auf mich wie Werbung. Das hätte ich anders eingebunden. Ein Raum zu Beginn war ohnehin fast ausschließlich dem deutschen Manga gewidmet, darum hätte ich diesen Raum ans Ende der Chronologie gesetzt und einen Blick über den Tellerrand gewährt.
Zum Beispiel: Eine kurze Darstellung zum Comic an sich mit den französischen Vorreitern, dann die Übernahme und Entwicklung in den USA. Hier hätte man kurz den Comics Code und die Zensur aufgreifen können, um zu erklären, warum amerikanische Comics eher an Kinder gerichtet sind und sich meist um Superhelden drehen. Ein knapper Schwenk auf Disney und auf die andere Seite zur Satire des MAD Magazin. Natürlich geht es um Manga, aber was den japanischen Comic ausmacht und ihn von den europäischen und amerikanischen Comics unterscheidet, kann man nur auf die Weise verstehen. Umgekehrt nimmt der Manga Einfluss auf die derzeitigen Comics in Ostasien, Europa etc. Neben dem deutschen "Manga" (also Comics, die dem japanischen Vorbild ähneln) hätte man hier noch kurz auf chinesische Manhuas und koreanische Manhwas eingehen sollen. Mit diesem einen Raum wäre es dann auch schon getan, anstatt überall ein paar Bilder einer deutschen Mangaka zu verteilen und den Rest fast komplett zu ignorieren.

Nun noch ein Wort zu den Definitionen. Die wichtigsten Begriffe werden zwar erklärt, sodass es auch ein Laie verstehen kann, aber das geschieht nicht an jeder Stelle. Ich selbst habe zwar keine Schwierigkeit damit, aber aus den Augen einer Person betrachtet, meinetwegen der Oma, die in die Ausstellung geht, um das Hobby ihrer Enkelin zu verstehen, da ist die Informationsfülle doch etwas zu dicht und die Bezeichnungen könnten überfordern. Ich würde mir daher so etwas wie einen Glossar-Flyer wünschen, der die wichtigsten Begriffe alphabetisch ordnet, damit man immer mal nachschauen kann, wenn man mit einem Wort nichts anzufangen weiß.

Nach der historischen Aufbereitung des Themas folgt dann eine weite Verzweigung. Man hat sich hier nicht bloß auf den Manga beschränkt, sondern zeigt, wie bereits erwähnt, genauso Anime, Cosplay, Vocaloid, Videospiele und sogar einen nicht jugendfreien Abschnitt in einer kleinen Ecke, der sich mit Hentai und den erotisch-grotesken Shunga ("Frühlingsbildern") befasst. Auch Doujinshi werden kurz aufgegriffen, jedoch hätte man hier den Markt besser erklären können. Der ist nämlich nicht vergleichbar mit den westlichen Fanzines. Viele Mangaka waren zuerst Doujinshika oder sind umgekehrt mittlerweile aktiver bei ihren Doujinshis und verdienen damit mehr Geld als vorher. Auch über die Professionalität der Zeichner sagt es nichts aus; die Doujinshi zu "Attack on Titan" etwa sehen meist besser aus als das Original (was vielleicht keine Kunst ist). Einige Zeichner entscheiden sich für den Doujinshi, weil sie damit weniger an die Vorgaben eines Verlags gebunden sind; die Organisation in Zirkeln ist weitaus freier. Hier hätte man so einen Doujinshi auch einfach mal zeigen können, da der sich vom Format doch meist deutlich vom Manga unterscheidet.
Sowieso hätte ich mir an einigen Stellen gewünscht, dass man all diese Bereiche für den Besucher besser vorstellbar macht, wie etwa mit Fotos von den Buchhandlungen, Szeneläden (Animate, Mandarake, Lashingbang etc.), speziellen Stadtvierteln (Akihabara und Ikebukuro), Merchandise, Themencafés usw. Wirklich vorstellbar wird eigentlich bloß das, was bei uns in Deutschland sowieso schon bekannt und beliebt ist, also Cosplay, Vocaloid, Videospiele, Conventions. In das komplexe Gefüge in Japan hingegen bekommt man kaum Einblick.

Ab diesem Punkt wird die Sonderausstellung jedenfalls sehr interaktiv. Die Kleinsten können malen oder Manga-Gesichter zusammenstellen, man kann sich Cosplaykostüme anschauen (wobei es sich um Leihgaben tatsächlicher Cosplayer handelt), Hatsune Miku tanzt bei einem Live-Auftritt über einen Bildschirm oder man schwelgt in Nostalgie bei Betrachtung der ersten japanischen Spielekonsolen und Handhelds. Diese Vielseitigkeit hat man gut erkannt und umgesetzt.
 

Persönliche Kritikpunkte

Das größte Manko der Ausstellung ist tatsächlich ihre genrebezogene Einseitigkeit. Das klingt erstmal widersprüchlich, da doch so viele Bereiche angeschnitten werden. Manga sei angeblich, weit mehr als ein einfach gezeichnetes Gesicht mit übergroßen Augen (Auszug aus dem Werbeflyer). Tatsächlich ist es nicht "weit mehr" als das, sondern generell nicht das. Nichts sei so vielseitig wie Manga, es gäbe sie zu jedem Thema, für jedes Alter, für jedes Interesse.
Das stimmt so weit, aber warum spürt man auf der Ausstellung davon wenig? Man sollte die verschiedenen Zeichner, Genre und Stile auch zeigen und nicht bloß behaupten, dass es sie eben gibt. Und "einfach gezeichnete Gesichter mit übergroßen Augen" trifft es absolut nicht.

Ich kann mich nicht erinnern, dass Shinichi Sakamoto oder Satoshi Kon schon mal "einfache Gesichter" gezeichnet hätten.

Shinichi Sakamoto
Shinichi Sakamoto


Satoshi Kon

 

Oder dass Hiroaki Samura oder Hiroki Endo auf "übergroße Augen" Wert legen.


Hiroaki Samura


Hiroki Endo


Und manch andere fallen komplett aus dem Rahmen.


Junji Ito


Nishioka Kyodai

 

Manga sind vielfältig, das stimmt, aber solche Zeichner, wie ich sie hier anbringe, wird man auf der Ausstellung vergeblich suchen. Und diese Beispiele sind nicht nur irgendwelche Randerscheinungen. Man hätte auch noch bekanntere Serien und Zeichner nehmen können. Naoki Urasawa etwa oder "Death Note" von Ohba und Obata, kritische und historische Manga wie "Barfuß durch Hiroshima".
Eine der seltenen Ausnahmen in dem Zusammenhang stellte "Chihiros Reise" dar, obwohl ich das noch nicht mal zu den erwachsenen Beispielen zählen würde. Ghibli ist jedoch ein enorm wichtiges, prägendes Studio, deshalb hätte es in dem Fall generell nicht bloß bei einer Randbemerkung bleiben sollen. Hier hat man meines Erachtens falsche Prioritäten bei der Auswahl gesetzt. Den gegebenen Platz hätte man besser nutzen können, anstatt in einem Raum Ausmalbilder hinzulegen und an der Wand Gesichter zusammenkleben zu lassen. Die Ausstellung wusste da manchmal offenbar nicht, an welches Publikum sie sich wenden soll. Oder zumindest lässt sie ein erwachsenes Publikum, das sich mit dem Thema bereits auskennt, ein wenig außen vor.
Wer also zu denjenigen gehört, die sich wirklich mit dem vielfältigen, auch erwachsenen Angebot an Manga beschäftigen und nicht nur mit dem Mainstream aus Naruto und Konsorten, der wird von der Ausstellung sicher enttäuscht sein.

Was mir persönlich gar nicht gefiel, war das große Fragebuch ganz zum Schluss im letzten Raum, mit dem man sich quasi testen konnte, wie viel man durch die Ausstellung gelernt hatte. Da gab es Fragen wie (Gedächtnisprotokoll):

  • Wie liest man einen Manga? - Anwort: Von hinten nach vorn.
    Es ist zwar Haarspalterei, aber man liest ihn ganz normal von vorn nach hinten, allerdings von rechts nach links. Was vorn und was hinten ist, stellt nur eine Zuschreibung dar.
     
  • Was ist das Motto von Mangafans? - Antwort: Hauptsache süß und cool!
    Ja richtig, solche Manga wie Tezukas "Adolf", Urasawas "Monster" oder politische Manga wie Kawaguchis "Eagle" liest man natürlich vor allem, weil sie süß und cool sind ...
     
  • Wie nennen sich Mangafans? - Antwort: Otaku.
    Mag sein, dass sich einige selbst so nennen, aber ursprünglich ist Otaku ein abwertender Begriff.
     
  • Was macht Manga grundsätzlich aus? - Antwort: Große Augen!
    Diese Zuschreibung geht mir langsam echt auf den Sack. Der Comicstil an sich verstärkt (international) einzelne Aspekte des Gesichts; vielleicht sind es in Japan eher die Augen und im Westen eher die Nasen, aber das ist kein Erkennungsmerkmal. Osamu Tezukas Stil ist noch sehr stark vom Westen beeinflusst und auch westliche Comics legen oft Gewicht auf die Augen. Wenn man schon von der Optik ausgeht, hätte man stattdessen den Unterschied eher darin sehen sollen, dass Manga meist schwarz-weiß sind und westliche Comics meist in Farbe. Denn ich würde behaupten, es gibt mehr Manga ohne große Augen als in Farbe.


Mein Fazit:

Die Sonderausstellung hat es sich zum Ziel gesetzt, viele verschiedene Leute anzusprechen, die sich mit dem Thema Manga auseinandersetzen wollen. Kinder können gestalten, malen oder zocken. Erwachsene erhalten Informationen und können vielleicht besser verstehen, womit sich ihr Nachwuchs so beschäftigt. Und diejenigen, die in der Szene drin sind, lernen womöglich etwas über die Entwicklung ihres Hobbys, erkennen sich in einigen Gebieten wieder und können ein bisschen nostalgisch werden und schwelgen.
Die "Mangamanie" wird auf der Augustusburg nicht nur einseitig betrachtet, sondern streift die vielen anderen Bereiche, die damit einhergehen. Es sind nicht alle Bereiche, das muss erwähnt werden. In Japan ist dieser ganze Apparat noch stärker vernetzt, es handelt sich nicht bloß um eine Randerscheinung. Darum hätte man den Markt noch ein bisschen besser darstellen können. Bücher, Light Novels, Filme, Dramaserien, Videospiele, Doujinshi usw. stellen das gesamte Feld der Medien dar; ähnlich wie Marvel und DC Comics in Amerika sich mittlerweile am besten über die Realfilme vermarkten. Man kann nicht alles zeigen, das ist mir bewusst, aber indem man etwa ein paar Beispielmanga, die sowieso niemand kennt, aus der Ausstellung streicht, hätte man diesen ganzen Verbund verständlicher gestalten können.
Letztlich hätte ich mir ein bisschen mehr Vielfalt für ein erwachsenes Publikum gewünscht. Dass Manga ein künstlerisches Medium ist, welches sehr ernst und kritisch Inhalte vermitteln kann, geht in der Ausrichtung auf den Mainstream etwas verloren.

Weiterführende Seiten:
Webseite der Augustusburg: Sonderausstellung Mangamania

Mangavorstellung: The Promised Neverland The Promised Neverland, Manga

Autor:  halfJack

Originaltitel: 約束のネバーランド Yakusoku no Neverland
Zeichnungen: Demizu Posuka
Story: Shirai Kaiu
Veröffentlichung: ab April 2018 bei Carlsen, bislang 8 Bände in Japan (Stand: Mai 2018)

Anlässlich meiner Weblogaktion zur Vorstellung eines aktuellen Manga beteilige ich mich wie immer selbst mit einem eigenen Beitrag. Es war für mich keine Frage, worauf meine Wahl fallen würde; ganz im Gegenteil kam ich auf die Aktion sogar zuerst wegen dieses Mangas und nicht umgekehrt.

The Promised Neverland

Inhalt:
Wohlbehütet wachsen die vielen unterschiedlichen Kinder in einem Waisenhaus auf. Sie sind keine Geschwister und die Frau, die sich aufopfernd um sie kümmert und von ihnen "Mama" genannt wird, ist nicht ihre echte Mutter. Dennoch leben sie alle im Grace Field House glücklich wie eine Familie zusammen. Die Kinder kommen als Babys in das Waisenhaus, die Außenwelt kennen sie nur aus Büchern und "Mama" ist ihre einzige Bezugsperson. Das ist für sie Normalität, sie werden gut umsorgt und bekommen leckeres Essen.
Normal sind für sie auch die tagtäglichen, harten Tests. Es sind Aufgaben zu ihren kognitiven Fähigkeiten, abgestimmt auf das jeweilige Alter. Diese Leistungstests sollen den schulischen Unterricht ersetzen und sie auf das spätere Leben vorbereiten.
Emma, Norman und Ray schneiden bei diesen Tests stets am besten ab. Mit ihren 11 Jahren sind die drei Freunde kleine Genies. Doch ihre gemeinsame Zeit wird bald enden. Denn spätestens mit 12 Jahren darf ein jedes Kind das Waisenhaus verlassen und kommt zu einer liebevollen Familie. So zumindest wurde es ihnen immer erzählt...

Wie bin ich auf die Serie aufmerksam geworden?
Yakusoku no Neverland gehört zu den Jump-Titeln, die ich bereits vorher übers Internet verfolgte und sehnlichst auf dem deutschen Markt erwartet habe. Serien, die im Weekly Shonen Jump veröffentlicht werden, sind meist eigentlich nichts Besonderes. Es sind Hits, keine Frage, aber sie richten sich an ein junges, tendenziell männliches Publikum und entsprechen daher oft dem immer gleichen Klischee von Action und Abenteuer, mit einer Prise Erotik. Es gibt auch Ausnahmen von dieser Regel, wie beispielsweise Death Note. Und das wiederum war mein Anreiz, mich mit Yakusoku no Neverland zu beschäftigen, da mir die Serie mit dem Hinweis empfohlen wurde, es gäbe gewisse Parallelen zu Death Note oder zumindest Ähnlichkeiten im Aufbau der Story. Die Handlung ist zwar gänzlich anders, doch tatsächlich wird das Denken, die Intelligenz der Hauptfiguren sowie der Gegner, ebenso wie die Spannung auf vergleichbare Weise entwickelt. Am Anfang erinnerte mich Grace Field House sogar ein wenig an Wammy's House. Nach Serien, die einem dieses Gefühl vermitteln, wie es Death Note einst vermochte, suche ich zwar häufig, aber meist vergeblich.

Was ist das Besondere?
Zuerst einmal denke ich, dass die Hauptfigur aus dem Rahmen fällt. Im Zentrum steht Emma, ein kleiner Wildfang mit starkem Gerechtigkeitssinn und Beschützerinstinkt, aber gleichzeitig ausgestattet mit Scharfsinn und einer fabelhaften Fähigkeit, die eigenen Gefühle zu überspielen. Als ich sie auf den ersten Illustrationen sah, hielt ich sie fälschlich für einen Jungen, obwohl sie ja auf dem Cover ganz offensichtlich einen Rock trägt. Seltsamerweise ging es nicht nur mir so und das ist wohl die erste Besonderheit: Man identifiziert Emma mit ihren abstehenden Haaren irgendwie sofort als einen typischen Hauptcharakter aus einer Shonenserie, aber sie ist erstens ein Mädchen und zweitens in ihrem Verstand nicht simpel gestrickt. Ich habe versucht, mein Gedächtnis nach anderen Shonenserien abzugrasen, aber weibliche Hauptfiguren sind absolut selten. Beim Shonen übernimmt zumeist ein männlicher Charakter die Identifizierung des Lesers, bei Shojo ein weiblicher, mit ein paar Ausnahmen, versteht sich. Heldinnen findet man hingegen beim Magical Girl oder Fantasy, diese werden allerdings trotzdem eher Shojo zugeordnet. Mir fielen nach einigem Überlegen die gleichnamige Hauptfigur aus Subaru von Soda Masahito ein und Shiina aus Mohiro Kitohs Naru Taru, doch beide Titel sind kein klassisches Shonen.
Yakusoku no Neverland weist zwar ein paar typische Grundaspekte auf, aber nach meinem Empfinden fällt es durch die gesamte Konzeption ein wenig aus der Rolle.

Um auf den Manga zum Schluss genauer einzugehen, muss ich etwas mehr von der Handlung verraten, als es im Klappentext der Fall ist. Daher sollte ab hier niemand weiterlesen, der nicht gespoilert werden möchte. Es ist kein riesiger Spoiler, sondern gehört schon zur Grundhandlung, doch wenn jemand vollkommen unvoreingenommen an den Manga herangehen möchte, könnte das durchaus zu viel Information sein.

...Noch da?
Okay, wie wird die Spannung erzeugt und was genau ist nun der Plottwist an der Geschichte?
Was am Anfang mit den ständigen Intelligenztests der Kinder noch so scheint wie eine Vorbereitung auf ihr späteres Leben, ist eigentlich nichts weiter als eine Qualitätsprüfung der Ware. Denn das Waisenhaus ist in Wirklichkeit kein Waisenhaus, sondern ein Bauernhof; das leckere Essen ist bloß Futtermittel, "Mama" ist der Landwirt und die Kinder sind das Schlachtvieh. Außerhalb der Mauern des Waisenhauses scheint die Welt, die sie aus den Büchern kennen, nicht mehr zu existieren. Stattdessen dienen sie skurrilen Monstern als Luxusnahrungsmittel und besonders das gut ausgebildete Gehirn der Kinder ist offenbar eine Delikatesse. Mehr durch Zufall kommen Emma, Norman und Ray hinter dieses Geheimnis und versuchen fortan unbemerkt aus dem Waisenhaus zu fliehen, zusammen mit all den anderen Kindern und bevor sie 12 Jahre alt werden und ihre Zeit abgelaufen ist.
Die "Kämpfe" werden folglich größtenteils auf mentaler Ebene zwischen den drei Kindern und ihrer "Mama" ausgefochten, Ränke werden geschmiedet, Fallen gestellt; daher ist der Vergleich zu Death Note tatsächlich ganz passend oder auch zu Detektivgeschichten wie Conan, die jedoch ihrerseits einem anderen bestimmten Schema entsprechen. Wir haben es also mit einer Geschichte zu tun, die in einem scheinbar niedlichen Setting mit unschuldigen Kindern ein Horrorszenario entwirft, das sich allerdings nicht auf dem Kontrast von heiler Welt gegen brutale Grausamkeit ausruht. Denn die Story ist ansonsten nicht durchweg mit Gewalt durchsetzt, sondern basiert vor allem auf Dialogen und Gedanken. Wer textlastige Comics mit solchen mentalen Kämpfen und einem Hauch Attack on Titan mag, sollte sich Yakusoku no Neverland vielleicht mal anschauen.

Mangavorstellung: The Promised Neverland The Promised Neverland, Manga

Autor:  halfJack

Originaltitel: 約束のネバーランド Yakusoku no Neverland
Zeichnungen: Demizu Posuka
Story: Shirai Kaiu
Veröffentlichung: ab April 2018 bei Carlsen, bislang 8 Bände in Japan (Stand: Mai 2018)

Anlässlich meiner Weblogaktion zur Vorstellung eines aktuellen Manga beteilige ich mich wie immer selbst mit einem eigenen Beitrag. Es war für mich keine Frage, worauf meine Wahl fallen würde; ganz im Gegenteil kam ich auf die Aktion sogar zuerst wegen dieses Mangas und nicht umgekehrt.

The Promised Neverland

Inhalt:
Wohlbehütet wachsen die vielen unterschiedlichen Kinder in einem Waisenhaus auf. Sie sind keine Geschwister und die Frau, die sich aufopfernd um sie kümmert und von ihnen "Mama" genannt wird, ist nicht ihre echte Mutter. Dennoch leben sie alle im Grace Field House glücklich wie eine Familie zusammen. Die Kinder kommen als Babys in das Waisenhaus, die Außenwelt kennen sie nur aus Büchern und "Mama" ist ihre einzige Bezugsperson. Das ist für sie Normalität, sie werden gut umsorgt und bekommen leckeres Essen.
Normal sind für sie auch die tagtäglichen, harten Tests. Es sind Aufgaben zu ihren kognitiven Fähigkeiten, abgestimmt auf das jeweilige Alter. Diese Leistungstests sollen den schulischen Unterricht ersetzen und sie auf das spätere Leben vorbereiten.
Emma, Norman und Ray schneiden bei diesen Tests stets am besten ab. Mit ihren 11 Jahren sind die drei Freunde kleine Genies. Doch ihre gemeinsame Zeit wird bald enden. Denn spätestens mit 12 Jahren darf ein jedes Kind das Waisenhaus verlassen und kommt zu einer liebevollen Familie. So zumindest wurde es ihnen immer erzählt...

Wie bin ich auf die Serie aufmerksam geworden?
Yakusoku no Neverland gehört zu den Jump-Titeln, die ich bereits vorher übers Internet verfolgte und sehnlichst auf dem deutschen Markt erwartet habe. Serien, die im Weekly Shonen Jump veröffentlicht werden, sind meist eigentlich nichts Besonderes. Es sind Hits, keine Frage, aber sie richten sich an ein junges, tendenziell männliches Publikum und entsprechen daher oft dem immer gleichen Klischee von Action und Abenteuer, mit einer Prise Erotik. Es gibt auch Ausnahmen von dieser Regel, wie beispielsweise Death Note. Und das wiederum war mein Anreiz, mich mit Yakusoku no Neverland zu beschäftigen, da mir die Serie mit dem Hinweis empfohlen wurde, es gäbe gewisse Parallelen zu Death Note oder zumindest Ähnlichkeiten im Aufbau der Story. Die Handlung ist zwar gänzlich anders, doch tatsächlich wird das Denken, die Intelligenz der Hauptfiguren sowie der Gegner, ebenso wie die Spannung auf vergleichbare Weise entwickelt. Am Anfang erinnerte mich Grace Field House sogar ein wenig an Wammy's House. Nach Serien, die einem dieses Gefühl vermitteln, wie es Death Note einst vermochte, suche ich zwar häufig, aber meist vergeblich.

Was ist das Besondere?
Zuerst einmal denke ich, dass die Hauptfigur aus dem Rahmen fällt. Im Zentrum steht Emma, ein kleiner Wildfang mit starkem Gerechtigkeitssinn und Beschützerinstinkt, aber gleichzeitig ausgestattet mit Scharfsinn und einer fabelhaften Fähigkeit, die eigenen Gefühle zu überspielen. Als ich sie auf den ersten Illustrationen sah, hielt ich sie fälschlich für einen Jungen, obwohl sie ja auf dem Cover ganz offensichtlich einen Rock trägt. Seltsamerweise ging es nicht nur mir so und das ist wohl die erste Besonderheit: Man identifiziert Emma mit ihren abstehenden Haaren irgendwie sofort als einen typischen Hauptcharakter aus einer Shonenserie, aber sie ist erstens ein Mädchen und zweitens in ihrem Verstand nicht simpel gestrickt. Ich habe versucht, mein Gedächtnis nach anderen Shonenserien abzugrasen, aber weibliche Hauptfiguren sind absolut selten. Beim Shonen übernimmt zumeist ein männlicher Charakter die Identifizierung des Lesers, bei Shojo ein weiblicher, mit ein paar Ausnahmen, versteht sich. Heldinnen findet man hingegen beim Magical Girl oder Fantasy, diese werden allerdings trotzdem eher Shojo zugeordnet. Mir fielen nach einigem Überlegen die gleichnamige Hauptfigur aus Subaru von Soda Masahito ein und Shiina aus Mohiro Kitohs Naru Taru, doch beide Titel sind kein klassisches Shonen.
Yakusoku no Neverland weist zwar ein paar typische Grundaspekte auf, aber nach meinem Empfinden fällt es durch die gesamte Konzeption ein wenig aus der Rolle.

Um auf den Manga zum Schluss genauer einzugehen, muss ich etwas mehr von der Handlung verraten, als es im Klappentext der Fall ist. Daher sollte ab hier niemand weiterlesen, der nicht gespoilert werden möchte. Es ist kein riesiger Spoiler, sondern gehört schon zur Grundhandlung, doch wenn jemand vollkommen unvoreingenommen an den Manga herangehen möchte, könnte das durchaus zu viel Information sein.

...Noch da?
Okay, wie wird die Spannung erzeugt und was genau ist nun der Plottwist an der Geschichte?
Was am Anfang mit den ständigen Intelligenztests der Kinder noch so scheint wie eine Vorbereitung auf ihr späteres Leben, ist eigentlich nichts weiter als eine Qualitätsprüfung der Ware. Denn das Waisenhaus ist in Wirklichkeit kein Waisenhaus, sondern ein Bauernhof; das leckere Essen ist bloß Futtermittel, "Mama" ist der Landwirt und die Kinder sind das Schlachtvieh. Außerhalb der Mauern des Waisenhauses scheint die Welt, die sie aus den Büchern kennen, nicht mehr zu existieren. Stattdessen dienen sie skurrilen Monstern als Luxusnahrungsmittel und besonders das gut ausgebildete Gehirn der Kinder ist offenbar eine Delikatesse. Mehr durch Zufall kommen Emma, Norman und Ray hinter dieses Geheimnis und versuchen fortan unbemerkt aus dem Waisenhaus zu fliehen, zusammen mit all den anderen Kindern und bevor sie 12 Jahre alt werden und ihre Zeit abgelaufen ist.
Die "Kämpfe" werden folglich größtenteils auf mentaler Ebene zwischen den drei Kindern und ihrer "Mama" ausgefochten, Ränke werden geschmiedet, Fallen gestellt; daher ist der Vergleich zu Death Note tatsächlich ganz passend oder auch zu Detektivgeschichten wie Conan, die jedoch ihrerseits einem anderen bestimmten Schema entsprechen. Wir haben es also mit einer Geschichte zu tun, die in einem scheinbar niedlichen Setting mit unschuldigen Kindern ein Horrorszenario entwirft, das sich allerdings nicht auf dem Kontrast von heiler Welt gegen brutale Grausamkeit ausruht. Denn die Story ist ansonsten nicht durchweg mit Gewalt durchsetzt, sondern basiert vor allem auf Dialogen und Gedanken. Wer textlastige Comics mit solchen mentalen Kämpfen und einem Hauch Attack on Titan mag, sollte sich Yakusoku no Neverland vielleicht mal anschauen.

Schaufensterhasen Doubt (Manga), Manga

Autor:  halfJack

Findet noch jemand die Schaufenstergestaltung von Steinbruch gerade ziemlich cool?

Man denkt doch unwillkürlich an...

Schaufensterhasen Doubt (Manga), Manga

Autor:  halfJack

Findet noch jemand die Schaufenstergestaltung von Steinbruch gerade ziemlich cool?

Man denkt doch unwillkürlich an...

In these Words: Verlagswechsel In these Words, Manga

Autor:  halfJack

Nachdem Guilt|Pleasure die Arbeit mit Tokyopop aus persönlichen Differenzen eingestellt haben, hieß es, sie wollten sich einen neuen Verlag suchen, um auch den dritten Band in Deutschland zu veröffentlichen. Solche Versprechungen werden leider oft enttäuscht, doch nun scheint es wirklich festzustehen.

Altraverse, der neue Verlag unter Jo Kaps, übernimmt die Rechte an "In these Words". Im Mai werden die ersten beiden Bände neu aufgelegt, im darauffolgenden Monat erscheint der dritte.

Quelle:
Anime2You

Handlung:
Ein Serienkiller wird von der Polizei festgesetzt, doch ist er nur zu einem Geständnis bereit, wenn er mit dem Psychiater Katsuya Asano über seine Vergehen sprechen darf. In abgeschotteter Umgebung beginnt er mit ihm seine eigenen psychologischen Spiele zu spielen.

Hier erwartet einen kein klassisches Boys Love, denn "In these Words" ist ein Thriller mit sehr detaillierten Darstellungen von Sex und Gewalt.