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Einzelposting: Manga-Artikel im kulturSPIEGEL


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Von:    Lady_Raven 27.06.2002 14:02
Betreff: Leserbrief [Antworten]
Ich schätze, mehrere von euch haben Leserbriefe geschrieben, oder?
Ich jedenfalls, habe denen gründlich meine Meinung gesagt:

Sehr geehrte Redaktion den Spiegels,

ich habe den im Betreff erwähnten Artikel mehrmals durchgelesen. Erst war ich geschockt und dann konnte ich nur noch lachen. Ich hätte den Spiegel ja nie für ein derartig billiges Revolverblatt gehalten als das er sich hier präsentiert.
Da werden zwei Pseudofans auf dem Papier zum Leben erweckt, die vorgaukeln sollen, dass alle Fans von Manga und Anime lediglich an Sex Interesse haben. Den Eindruck, den Außenstehende von Manga dadurch erhalten, ist völlig verkehr, aber das kann den beiden Schreibern dieses Artikels egal sein. Objektivität scheint in deren Wortschatz nicht vorzukommen und Recherche können sie vermutlich nicht einmal buchstabieren. Ich wage auch ernsthaft zu bezweifeln, dass diese beiden Herren jemals ein vollständiges Verlagsprogramm von Carlsen, Planet Manga oder EMA studiert haben, sonst wäre ihnen nämlich aufgefallen, wie groß die Bandbreite der Themen von Manga eigentlich ist.
Da in Japan das Medium des Manga weiter verbreitet ist, gibt es Manga für jede Leserschicht und jedes Alter. Von Geschichten für Kinder wie „DoReMi“ und, über Romantik wie „Marmelade Boy“, Geschichten für Krimifans wie „Detektiv Conan“, Fantasy „Fushigi Yuugi“, Science Fiction und Endzeitszenarios wie und „Battle Angel Alita“, Geschichten mit psychologischer Vielschichtigkeit wie „Neon Genesis Evangelion“, politisch bezogenem Hintergrund wie „Gasaraki“, verstrickte Geschichten, die mehrere Genres abdecken wie „20th Century Boys“, heitere Alltagsgeschichten wie „Sase-san“ oder Geschichten für Tierfreunde wie „What’s Michael“, Sportmanga wie „Marmalade Boy“, Geschichten mit historischem Hintergrund wie „Kenshin“, Adaptionen von preisgekrönten Romanen wie „ReplayJ“ ...
Wie Sie sehen, sind Mangas lediglich eine Darstellungsform, die verschiedenste Inhalte transportiert, wer sich also ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzt, wird dies zu berücksichtigen haben, anderenfalls kann nicht von einer auch nur ausreichenden Recherche gesprochen werden.
Wie schlecht hier gearbeitet wurde, ist klar ersichtlich an dem Titelbild, für „Liebesgrüße aus Tokio“, ist doch in der Geschichte „Blue Seed“, die für das Cover missbraucht wurde, keine einzige Sexszene zu finden. Wer auch immer das Bild gewählt hat, hatte von der Materie ähnlich null Ahnung wie die beiden Schreiberlinge, die den Artikel verbrochen haben.
Wenn man das sieht kann man nur lachen oder betrübt den Kopf schütteln. Wenn der Spiegel an einem guten Artikel gelegen wäre, hätten sie den Auftrag dafür an jemanden geben sollen, der nicht zu faul ist, für einen guten Artikel ordentlich zu recherchieren.
Hier haben sich die beiden Herren fröhlich aus ihren eigenen billigen Vorurteilen etwas zusammen gekleistert (oder sich lediglich sabbernd durch ein paar Hentai-Mangas gewühlt...) und da offenbar niemand in Ihrer Redaktion von der Materie genug versteht um hinter das oberflächliche Gelabere zu blicken, wurde dieser Mist auch noch online gestellt.

Na herzlichen Glückwunsch zu dem gelungenen Versuch, das Niveau Ihrer Zeitschrift unter die Gürtellinie zu senken...

Mit freundlichen Grüßen,
Lady Raven

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