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Einzelposting: was für eine religion habt ihr?


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Von:    FreitagDerDreizehnte 29.12.2009 17:07
Betreff: was für eine religion habt ihr? [Antworten]
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@ sky1

>Nur welchen Zweck erfüllt ein Religionsunterricht in einem <sekularen Staat? Das nötige Allgemeinwissen über die >Weltreligionen kann problemlos im Ethik-Unterricht gelehrt >werden.
>Die Form der Kontrolle über die Masse, wie oben beschrieben, ist >auch nicht nötig.
Soll das ein Witz sein? Wenn das nötige Allgemeinwissen auch ohne Religionsunterricht vermittelt werden kann, warum fehlt es dann so vielen? Ich denke nicht, dass der Ethikunterricht alleine dazu fähig ist auch noch alle großen Religionen durchzunehmen. Das alleine kann und darf nicht seine Aufgabe sein, nimmt er es als Aufgabe aber noch mit hinzu, kann alles nur kurz und lückenhaft durchgenommen werden. Daher bin ich dafür, dass sowohl das eine, als auch das andere unterrichtet wird. Was der Sinn dahinter ist, erklärte ich schon und es hat nichts mit Kontrolle zu tun. Es geht darum, dass man begreift, was es heißt gläubig zu sein, egal, ob man es selbst ist oder nicht. Es geht darum sich mit fremden Religionen auseinanderzusetzen um diese respektieren zu können und zu verstehen, dass sie eben nicht nur ein Druckmittel und die Anhänger nicht nur alles dumme Nachläufer sind. Diese arrogante Einstellung haben leider zu viele Deutsche völlig grundlos. Und schließlich geht es natürlich auch darum, dass die Kinder sich selbst entscheiden können und zwar weder nur für den christlichen, noch nur für den atheistischen oder sonst einen Weg. Wenn man Kindern nur "Allgemeinwissen" über den Glauben/ die Religionen vermittelt und das Thema dann abhackt, lernen die Kinder die Fakten und sehen es wie etwas, dass mit ihnen selbst nicht viel zu tun hat.


@ Penelope
Erstmal möchte ich sagen, dass ich dir mit meinem Posting auch auf keinem Fall widersprechen wollte, ich wollte lediglich zu einigfen Punkten noch meine Meinung ausführen ;)

>Oh, ich habe auch gar nicht gemeint, dass man Religionen außen >vor lassen sollte und nur Ethik unterrichten darf. Im Gegenteil, >es ist äußerst wichtig, sich mit Religion auseinanderzusetzen, >insbesonders mit den drei großen - aber OHNE >parteiliche "Werbung" der Kirche.
>Denn nur so erzieht man sich mündige Bürger heran: Indem man >ihnen Reflexionsdenken mit auf den Weg gibt. Wenn jede Religion >in ihrer Gesamtheit behandelt würde, auf moderne und >(ansatzweise) wissenschaftliche Art und Weise, dann wäre ich voll >und ganz FÜR Religionsunterricht.
>Aber das ist bei uns einfach nicht der Fall.
Aber eigentlich sollte genau das der Fall sein und ich denke auch, dass der Religionsunterricht, wird er ernsthaft betrieben, auch ganz klar in diese Richtung geht.

>Und da braucht man sich nicht wundern, dass in unserer >Gesellschaft eine gewisse Islamophobie herrscht - ich für meinen >Teil habe in dreizehn Schuljahren höchstens an zwei Tagen etwas >über den Islam im Unterricht gehört.
Und genau das ist es, was ich oben meinte. Wenn Religion nur noch Privatsache ist, dann setzen die Leute sich gar nicht mehr mit Religionen auseinander und bekommen noch mehr Vorurteile. Das Beispiel mit der Schweiz von dir, war ein sehr gutes Beispiel, an welchem man sieht, was für ein falsches und teilweise regelrecht merkwürdiges Bild die Menschen hier vom Islam haben (So durfte ich z.B. in mehreren Umfragen lesen, wie Muslime mit Türken gleichgesetzt wurden und man gegen Minarette hätzte, ohne überhaupt zu wissen, was das eigentlich ist)

>Unterricht ÜBER Religionen ganz objektiv ist nicht verkehrt, im >Gegenteil. Aber religiöse Erziehung, wie sie bei uns >stattfindet, hat in einer staatlichen Schule nichts zu suchen. >Das ist Sache der Kirchen und der Familien.
Ich stimme dir generell zu und würde mir so einen Religionsunterricht auch wünschen, denke aber, dass vollkommene Obektivität in diesem Fall nicht zu erreichen ist. Denn der Lehrer wird irgendwie geprägt sein und das werden auch die Schüler merken. Ich denke auch, dass es gar nicht so schlimm ist, wenn man eine Religion etwas mehr behandelt (es sollte dann nur genügend Angebote für Schüler anderer Religionen geben). Es ist mMn sogar wichtig, dass der Religionslehrer selbst religiös ist, da die Kinder/Jugendlichen selbstverständlich irgendwann nach der Meinung/den Erfahrungen des Lehrers fragen werden. Und wenn dieser dann sagt, dass er selbst nicht glaubt, wird er wahrscheinlich recht schnell unglaubwürdig. Natürlich heißt das auf der anderen Seite aber auch nicht, dass der Lehrer NUR seine Religion erklären soll. Es muss natürlich so viel Objetivität wie möglich gegeben werden.

>Da muss ich dir widersprechen. Ich habe schon von mehr als einem >Religionslehrer gehört, dass er eben gewisse Dinge behandeln >muss und andere nicht darf, weil die Kirche das nun einmal so >vorschreibt. Mein eigener Großvater war Religionslehrer - bis er >gewisse Dinge nicht mehr unterrichten wollte, weil er sie für >dumm und unmodern hielt, und seinen Schülern so etwas nicht >beibringen wollte. Von da an durfte er das Fach Religion gar >nicht mehr unterrichten.
>(Sicher ist das heute nicht mehr so drastisch, aber die Tendenz >dazu ist da.)
Nun, da müsste ich natürlich erstmal wissen, um welche Dinge es sich handelt. Ansonsten kann ich dazu nur sagen, dass diese Äußerungen entweder schon recht lange her sein müssen oder die Lehrer es vielleicht selbst nicht so genau wussten...? Also ich studiere gerade Religion auf Lehramt und mir liegen daher natürlich auch die Vorschriften der deutschen Bischöfe bezüglich des Religionsunterrichts vor. Und ich habe auch nur das wiedergegeben, was dort drinsteht.

>Das ist doch die nächste Krux: Was hat DIREKTER kirchlicher >Einfluss an staatlichen Schulen zu suchen?
Der katholische (!) Religionsunterricht steht vom Gesetz her nicht nur unter staatlichem Einfluss. Es handelt sich um eine Einigung zwischen Kirche und Staat hinsichtlich dieses speziellen Falls. Die Religionslehrer werden ja auch von der Kirche berufen (also vom Bischof ernannt) stehen daher nicht nur im staatlichen Dienst, sondern ebenfalls im Dienst der Kirche. Ich finde das auch gar nicht so schlimm, es ist mMn verständlich, dass die Kirche gerne mitreden möchte, was über den katholischen Glauben vermittelt wird. Im katholischen Christentum lassen sich Kirche und Religion nunmal nicht trennen. Natürlich darf daraus, wie ich ja bereits schrieb, nicht hervorgehen, dass die Jugendlichen das Christentum anerzogen bekommen. Aber wie gesagt ist das keinesfalss das, was die Kirche möchte.

>Der Unterschied ist gar nicht so groß, er liegt in der >christlichen Prägung unserer Gesellschaft.
Nunja, ich bezog mich hier nicht allein auf den christlichen Religionsunterricht und auch ich bin durchaus für einen wählbaren Religionsunterricht. Allerdings bin ich absolut dagegen, dass man den Religionsunterricht einfach abwählen kann und das dieser Wegfall dann durch kein anderes Fach aufgefangen wird.
Ich denke auch, dass Kreuze in Klassenräumen nicht sein müssen und mir ist auch nur bekannt, dass dies innerhalb Deutschlands nur noch in Bayern so geregelt ist. Das Kopftuch ist und bleibt mMn Privatsache, egal, wo man es trägt. So wie ich als Christin das Recht habe, mir, wenn ich das will, zehn Kreuzketten um den Hals zu hängen, so sollte eine muslimische Frau das Recht haben ein Kopftuch zu tragen, wenn sie es will. Wir hatten an unserer Schule z.B. einen Möch, der Religionsunterricht gab und auch immer in der Mönchskutte zum Unterricht kam. Darüber hat sich auch niemand beschwert. Und als es Mode war mit Kopftuch rumzurennen, machten das auch alle Mädels ohne irgendwelchen Ärger zu bekommen.

>Ein säkularisierter Staat müsste beides verbieten, sich aber >säkularisiert zu nennen und nur das eine zu dulden, ist - >gelinde gesagt - heuchlerisch.
Hier stimme ich dir absolut zu! Es ist Heuchelei das eine zu verbieten und das andere zu dulden. Allerdings bin ich nicht sicher, ob dieses Verbot wirklich etwas damit zu tun hat, dass wir ein christliches Land sind. Sicher spielt das auch mit rein, aber ich muss ehrlich sagen, dass die Aufregung auch von genug Leuten ausging, die keine Christen sind, sondern einfach was gegen Ausländer haben. Wie ich oben bereits schrieb scheint es ein Phänomen zu sein, dass die Menschen glauben Muslime = Türken, Türken = Ausländer, Ausländer = kriminelle Ausländer. Es gab hier genug Umfragen bezüglich des Minarettenverbots wo diese Gedanken mehr als deutlich wurden und plötzlich Leute, die vorher selbst gegen das Christentum schrieben, auf einmal darauf pochten, dass wir ein "christlches Land" seien und "die Ausländer ihre Religion bitte in ihrem (!) Land ausleben sollen" (der beste Satz, den ich seit langem lesen musste...), während Christen wie ich Religionsfreiheit forderten.





twins against twincest!


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