Zum Inhalt der Seite

Einzelposting: was für eine religion habt ihr?


Links hierher: http://www.animexx.de/forum/thread_75041/-1/12581250950816/
http://desu.de/pRU9qnI




Von:    -Izumi- 13.11.2009 16:58
Betreff: was für eine religion habt ihr? [Antworten]
Avatar
 
Tut mir Leid, wenn ich jetzt eine Diskussion unterbreche, aber ich würde mich auch gerne einmal über das Thema auslassen ~

Ich bin getauft und katholisch. Meine Eltern sind weder besonders gläubig, noch der Meinung, es gäbe keinen Gott.
Man kann sagen, es ist ihnen recht egal. So in etwa wurde ich auch erzogen, man brachte mir zwar ein "Gute Nacht"-Gebet bei und erzählte mir die Weihnachtsgeschichte, aber vel mehr auch nicht.

Das Christentum an sich finde ich als Religion ziemlich nett. Vor allem, da es keine so abartig engen Regeln hat (und dass man nicht direkt in die Hölle kommt, wenn man eine dieser Regeln bricht ~ zumindest im "modernen" Christentum).

Wobei das Christentum und die Kirche für mich klar zu unterscheiden sind.
Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass ich die Kirche verachte.

Was natürlich nicht heißt, dass das auch für alle Menschen gilt, die für die Kirche arbeiten. Und ich weiß auch, dass die Kirche viel Gutes tut. (Als kleine Anmerkung, ich spreche bei Kirche im Moment nur von der römisch-katholischen, bei den Anderen kenne ich mich nicht aus ~)

Meiner Meinung nach interpretiert die Kirche die Bibel in vielen Punkten etwas falsch. Jesus hat nie gesagt, dass Frauen in ihrer Religion keine wichtigen Ämter übernehmen dürfen (Jesus hat im Übrigen noch nicht einmal gesagt, man sollte überhaupt das Christentum gründen...). Und Jesus hat nie gesagt, man solle der Kirche, die es zu seiner Zeit ja noch nicht einmal gab, Steuern zahlen. Schön, wenn die damit armen Kindern in Afrika hilft, aber diese Spende sollte dann doch freiwillig sein...
(Und ja, ich gebe hiermit zu, dass mir die armen Kinder in weiß der Geier wo ziemlich egal sind. Das ist asozial und nicht menschlich und verstößt widerum gegen den Aufruf zur Nächstenliebe, das ist mir klar. Aber so bin ich nun einmal, ich stehe dazu.)

Prinzipiell kann ich also sagen, Christentum - ja ; Kirche - nein.
Ich glaube prinzipiell lieber zuhause vor dem Fernseher als in einer schlecht beheizten Kirche, auf deren Holzbänke ich mir eine nette Blasenentzündung hole.


Glauben ist für mich auch so ein Thema.
Als ich jünger war, gab es für mich einfach Gott. Der war halt einfach da, warum und weshalb wusste ich auch nicht. In Zusammenhang mit den Dingen, die auf der Welt passieren, habe ich ihn nie gebracht.

Dann wurde mir irgendwann das klar, was das Christentum mir vermitteln wollte. Gott ist da und wacht über uns. Gott ist barmherzig.
Und obwohl ich weiß, dass Gott keine Wünsche erfüllende Fee ist, frage ich mich, wo die Barmherzigkeit bleibt, wenn er kleine Kinder sterben lässt.
Es heißt, alles, was er geschehen lässt, hatte einen Sinn. Aber welchen? Ich sehe nichts positives.

Mag sein, dass ich einfach nur zu einfältig bin, um es zu verstehen, aber ich kapiere es nun einmal nicht und blind der Masse zu folgen kommt für mich nicht in Frage.

So habe ich mich zunächst einfach mit den wissenschaftlichen Erklärungen für alles beschäftigt.
Dabei habe ich sicherlich gelernt, dass Gott weder die Erde, noch das Leben darauf erschaffen haben kann, aber befriedigend war das nicht. Nicht, weil ich traurig war, dass mein ganzer bisheriger Glaube nur ein Märchen war (das ist er in diesem Sinne nämlich nicht!), sondern einfach, weil die Wissenschaft mir noch nicht weit genug ist. Warum gibt es das Universum? Und warum sind die Dinge genau so, wie sie sind und eben nicht anders?


Heute kann ich behaupten, dass ich das Thema "Glauben" etwas aus meinem Kopf verdrängt habe, weil ich ganz einfach verwirrt bin.
Gott in der Form, wie er heute gern vermittelt wird, ist für mich eine menschliche Erfindung, zu der ein bestimmter Teil unseres Hirns uns animiert hat (nach privater Vermutung, damit wir durch unser Nicht-Wissen nicht wahnsinnig werden und eine Ausweichmöglichkeit haben und zur Not sagen können "Das ist jetzt so, weil Gott das so wollte!", aber wie gesagt, das habe ich mir selbst so gedacht, mir detaillierten wissenschaftlichen Berichten diesbezüglich habe ich mich bisher nicht befasst).
Dadurch, dass ich mir wissenschaftlich aber nicht alles erklären kann, greife ich ganz menschlich auch wieder auf den Glauben an etwas übersinnliches zurück.

Grob kann ich momentan sagen, ich glaube an einen Gott, der das Schicksal lenkt, aber selbst nichts tut. Er ist weder barmherzig noch böse, sondern einfach da.
Aber wie erwähnt, so richtig damit auseinandersetzen kann ich mich nicht, mein christlicher Glaube aus meiner Kindheit ist einfach noch zu sehr in mir verankert, als dass ich ohne schlechtes Gewissen sagen könnte "Jesus war ein Lügner, bzw. Ihr lügt mit dem, was ihr über Jesus sagt.".

Was Jesus betrifft bekomme ich im übrigen immer wenn diese Auferstehungs-Geschichte kommt einen *headdesk*-Reiz.
Natürlich gibt es im Christentum viele Metaphern, aber so, wie von Jesus' Auferstehung nach dem Tode gesprochen wird, kann man es kaum nicht wörtlich nehmen (ich weiß ja nicht, wie es in anderen Teilen Deutschlands und der Welt ist, aber bei uns bekommt man jeden Gottesdienst mindestens einmal "Jesus war tot und dann hat er demonstrativ wieder gelebt, um zu zeigen, dass alle wieder auferstehen werden....!!!" an die Stirn genagelt).
Ich kann es mir so sehr ich es auch versuche nicht vorstellen, tut mir Leid!

Ich denke, das macht mich mitunter auch zu einer "schlechten" Christin, weil ich gerade die Grundbotschaft der Christentums nicht ernst nehmen kann.


Das wär's dann, denke ich ~
Die Missgeburt ist wahnsinnig genial... oder genial wahnsinnig?

Zurück zum Thread