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Der Sommer, den wir bei Garroway's verbrachten

von

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Worte und Leben

Alec war nun auch derjenige, der wieder das Wort ergriff.

„Ach Vater“, sagte er. Leise, beinahe bedauernd. Es war still im Raum. Niemand sagte etwas. Alle versuchten, mit dem Erfahrenen klarzukommen. Jeder auf seine Weise.
 

„Bis eben, Vater, war ich wütend auf dich. So richtig wütend. Aber jetzt …?“

Alec seufzte.

„Jetzt tust du mir eigentlich nur noch leid.“

Robert hob den Blick und sah seinen Sohn an.

„Leid? Weil ich nicht dieses Leben wollte, wie es dir offenbar vorschwebt?“

„Nein, Vater. Deswegen, weil du meiner Meinung nach so ein Leben durchaus wolltest, aber nicht den Mut hattest, es dir oder gar der Welt einzugestehen.“
 

Robert schnaubte. Was erlaubte sich dieser Bengel!

Doch Alec ließ sich nicht beirren.

„Du hast auf deine Liebe verzichtet, um den Ansprüchen zu genügen, die an dich herangetragen wurden. Und wofür?“

Robert wollte auffahren. Er hatte viel erreicht im Leben. Der Leiter des führenden Schattenjägerinstituts, Vorreiter im Kampf gegen …

Aber ein Blick auf seinen Sohn zeigte, dass das alles hier gerade nichts bedeutete.
 

Alec wandte sich von ihm ab.

„Ich weiß nicht, wie ihr das seht“, sagte er. „Aber ich denke, dass nicht einfach alles weitergehen kann, wie bisher.“

Erneut ergriff er Magnus’ Hand.

„Es geht mit hier nicht mehr nur um mich. Ich werde mein Glück finden. Mein Glück mit Magnus. Ob nun mit oder ohne die Schattenjägerwelt.“

Magnus sah ihn überrascht an und auch die anderen sogen erstaunt den Atem ein.

„Was?!“, knurrte Robert.

„Du wärst bereit …“, sagte Clary leise, mit weit aufgerissen Augen.

„Ja“, sagte Alec. „Wenn es hart auf hart kommt, würde ich mir lieber die Schattenjägerrunen nehmen lassen als Magnus.“
 

Er schluckte.

„Aber ich denke nicht, dass es soweit kommt. Der Rat in Idris mag traditionell sein, aber offensichtlich verschließt er nicht die Augen vor der Wirklichkeit. Die Oberlindts …“

Luke nickte ihm zu und brummte zustimmend.
 

„Wie auch immer“, fuhr Alec fort. „Mein Vater hat wie jeder andere ein Recht auf seine Ansichten. Aber …“, sagte er mit erhobener Lautstärke, weil Robert sich zu Wort melden wollte und Alec einfach genug von seinen Tiraden hatte, „solche veralteten und engstirnigen Denkweisen dürfen einfach nicht mehr das Leben hunderter Schattenjäger und damit Tausender Schattenwesen beeinflussen.“
 

„Bei allem Verständnis für den Wunsch zu Veränderungen, mein Junge“, sagte nun Maryse.

„Aber vergiss nicht, dass es Aufgabe der Schattenjäger ist, die Mundis zu schützen, die ohne uns keine Chance haben, gegen finstere Schattenwesen zu bestehen!“

„Nein, Mutter, das vergesse ich ganz sicher nicht. Aber genau das ist doch der Punkt, nicht wahr? Finstere Schattenwesen. Schattenwesen mit schädlichen Absichten. Solche wie Raphael.“

Maryse nickte.

„Doch die meisten Schattenwesen sind nicht so. Siehe Magnus oder Luke.“

Ein Seitenblick fiel auf Simon, der sichtlich zusammenzuckte.

„Oder wie ich“, sagte der junge Vampir nun zur Überraschung derjenigen Anwesenden, die noch nicht über ihn Bescheid wussten, und ließ seine Fangzähne sehen.
 

Robert, der aufsprang, als wolle er sich auf ihn stürzen, sah sich einer wütend blitzenden Isabelle gegenüber.

„Du fasst ihn nicht an, Vater“, sagte sie leise und drohend. Beängstigende Eiseskälte lag in ihrer Stimme. Entschlossenheit, der sich selbst Robert nicht entgegenzuwerfen wagte.

Und so setzte er sich wieder. Oder besser gesagt, er ließ sich mit einem resigniert klingenden Stöhnen zurück auf seinen Stuhl fallen.
 

„Allein hier im Raum“, sagte Alec, „sind drei Schattenwesen, die noch nie jemandem etwas zu Leide getan haben. Und das ist es doch, worauf es ankommt, denn genau so sind die meisten Schattenwesen, und es ist an uns Jägern, sie alle ebenso wie die Mundis zu beschützen! Und steht es nicht auch genau so im Buch der Engel? Die Schattenjäger und Schattenwesen mögen Frieden halten, und gemeinsam gegen das Böse kämpfen, damit niemand zu Schaden komme?!“
 

„Pah!“ Maryse schnaubte. Nun gut, Alec mochte in vielem recht haben. Aber das alles hier ging ihr doch zu schnell.

„Das sind Worte! Nichts als Worte! Das friedliche Zusammenleben von Jägern und Schattenwesen zum Schutze der Mundis… das hat doch noch nie funktioniert. Seit vielen Jahrhunderten nicht.“
 

„Nun, dann ist es an uns, diese Worte mit Leben zu füllen!“

Alecs Augen funkelten.
 

„Können wir …“, ließ sich nun Jocelyn vernehmen.

„Können wir Schluss machen ... Bitte … ich kann nicht mehr. Das alles ist mir zu viel …“
 

„Ja“, sagte Alec. „Wenn ich ehrlich bin, ich bin ebenso erschöpft. Der Tag hatte es in sich.“

Er holte ich einmal tief Luft.

„Und ich denke auch nicht, dass es hier der richtige Platz ist für flammende Reden. Ich werde diese Rede besser vor dem Rat in Idris halten. So schnell wie möglich. Und egal, wie es dann weitergeht. Ich werde an Vaters Umtrieben keinen Anteil mehr haben. Werde meinen eigenen Weg gehen. Mit oder ohne das Institut. Aber auf keinen Fall ohne Magnus.“
 

Und er drehte sich zu seinem Freund, senkte seinen Kopf und legte vor aller Augen die Lippen auf Magnus’ Lippen, der den Kuss sofort erwiderte.
 

Die Geräuschkulisse um sie herum spielte im nächsten Augenblick schon keine Rolle mehr für Alec.

Roberts wütender Aufschrei. Maryses resigniertes Seufzen. Das Klatschen und der Beifall der anderen.
 

Nein, in diesem Augenblick zählte für ihn nur noch eines:

Das Gefühl der tiefen Liebe, der festen Verbindung zwischen ihm und seinem Magnus.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  DieLadi
2021-10-16T11:04:00+00:00 16.10.2021 13:04
:-)
Von:  Aracona
2021-10-13T16:44:42+00:00 13.10.2021 18:44
Was für ein tolles Kapitel. Alec zeigt offen was er denkt und stemmt sich sogar gegen seinen Vater. Ich finde es klasse das er endlich den Mut gefunden hat vor aller Öffentlichkeit zu Magnus zu stehen.


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