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Das Bluterbe der Youkaifürsten

Fortsetzung zu "Die Blutfehde der Youkaifürsten"
von

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Unterwegs

Eine ganze Weile wandern Sesshomaru und sein unfreiwilliger Begleiter nun schon schweigend einen Pfad entlang der sie durch zunehmend felsiges Gebiet führt. Um sie her türmen sich jetzt immer mehr Steinformationen auf und der Weg beginnt nun des Öfteren anzusteigen und wieder abzufallen. Diese hügelige Einöde wirkt so leer und kahl wie alles hier. Nur hin und wieder säumt der eine oder andere Dornenbusch ihren Weg. Der alte Krötenyoukai wird nun zunehmend nervöser. Schließlich, als sie erneut eine Anhöhe erreichen, von der man die Gegend im Umkreis ein ganzes Stück überblicken kann, bleibt er stehen. Vor ihnen liegt, über eine gewaltige Ebene verteilt, wie ein unüberschaubares Labyrinth, ein großer, zerklüfteter Canyon, in dessen Felsspalten am Grund große Mengen dieser Dornenbüsche wachsen.

Er weist auf einige Gebirgsausläufer die in der Ferne gerade noch aus dem rötlichen Dunst hervorragen. „Dort hinten müsste das Revier der Höllenhunde sein. Ich habe dich schon viel weiter gebracht, als ich eigentlich vorhatte. Ich schätze den Rest der Strecke findest du auch alleine. Geh einfach diesen Felskamm entlang.“ Er zeigt mit dem Finger auf einen schmalen Pfad der sich am äußersten Rand des riesigen Canyons entlangwindet.

Der Daiyoukai folgt seinem Fingerzeig mit den Augen und dann schürzt er leicht die Lippen.

„Gibt es keinen direkten Weg dorthin? Dieser Pfad kostet mich gewiss mehrere Tage.“

Etwas unbehaglich verzieht Doro das Gesicht. „Nun ja, es mag einen direkten Weg geben, aber ich denke nicht, dass du den gehen willst.“

„Und weshalb nicht?“, fragt Sesshomaru unwirsch.

„Weil dieser Weg vermutlich mehr Zeit kostet als der Pfad außen herum“, gibt Doro nicht minder flapsig zurück.

„Wie kommst du darauf?“, hakt Sesshomaru weiter nach.

Der alte Torwächter macht ein verdrießliches Gesicht. „Ein einfaches ‚weil ich es sage‘ genügt dir wohl nicht, wa‘? Tss, diese Jugend heutzutage! Keinen Respekt mehr vor dem Alter! Na schön, also die Schluchten in der Felsenebene sind fast vollständig mit Dornenranken überwuchert und bis du dich da hindurch gekämpft hast, in deiner momentanen Verfassung, vergehen sicher auch einige Tage. Abgesehen davon…“, er zögert kurz, „soll es da unten auch noch einen Wächter geben. Zumindest wird das behauptet. Bisher ist kaum je einer von dort unten wieder herausgekommen. Sei also ein kluger, kleiner Youkai und hör auf das was dir ein alter Mann sagt, ja?“

Der Youkaifürst sinnt einen Moment angestrengt nach. Es wäre vermutlich, gemessen an den Umständen hier, ratsam den einfachen Weg zu nehmen, auch wenn ihm der Gedanke noch mehrere Tage hier zu verbringen, gar nicht behagt. Schließlich ringt er sich zu einer Entscheidung durch.

„Also gut. Wir werden den Umgehungspfad nehmen“, beschließt er.

„Du missverstehst mich“, stellt Doro nun ernsthaft klar. „Du wirst diesen Weg mal schön alleine gehen. Ich habe dich weit genug geführt, und ich muss mich langsam mal um meine eigenen Angelegenheiten kümmern. Wenn du dem Pfad folgst, dann kommst du direkt bis zum Fuße des Gebirges. Von da findest du auch alleine weiter. Du brauchst mich also nicht mehr.“

Sesshomarus Miene verfinstert sich. Schon will er etwas erwidern, doch dann hält er inne. Schließlich entspannt er sich wieder.

„Geh!“, meint er knapp. „Kümmere dich um das Tor!“ Doch fügt er noch hinzu: „Aber wenn ich zurückkehre, stell dich besser darauf ein, mich gleich hindurch zu lassen. Anderenfalls wird dein nächster Weg umsonst gewesen sein.“

Mit biestiger Miene funkelt Doro ihn an. „Ich werde es mir merken, du Vandale! Hoffentlich hast du bald erledigt weshalb auch immer du hergekommen bist. Ich bin erst wieder froh, wenn du wieder für eine lange Zeit im Diesseits verschwindest.“ Mit diesen Worten dreht sich der alte Kröterich um und hüpft dann ein wenig schwerfällig von dannen.

Sesshomaru bleibt allein zurück. Dann reckt er einmal mehr würdevoll das Kinn, und ohne seinem schmerzenden Fuß Achtung zu zollen, schlägt er den schmalen Bergpfad ein und schreitet unbeirrt voran.
 

- - -
 

Hastig trappeln Inu Yashas bloße Füße über den weichen Waldboden dahin. Die Tatsache, dass er seine Freundin samt ihrem Gepäck auf dem Rücken trägt, scheint ihn dabei nicht sonderlich zu behindern. Sie waren schon ein wenig überrascht gewesen, dass sie Kagomes Rucksack ordentlich mit Reisezeug und Proviant gepackt bereits am Haupttor vorfanden, obwohl seit dem Befehl kaum drei Minuten vergangen sein mochten. Nach dem Kagome sich kurz vergewissert hatte, dass nichts Wesentliches fehlte, machten sie sich schon auf den Weg Richtung Norden, immer auf der Fährte des 'Abtrünnigen'. Sie haben keine rechte Vorstellung wie lange die Reise dauern wird, doch es ist ihnen klar, dass sie keine Zeit verlieren dürfen. Der Hanyou folgt unbeirrt seiner Nase und lässt sich durch das zusätzliche Gewicht nicht weiter beirren.

Die Spur führt direkt durch den nahen Wald. Gerade taucht vor ihnen eine größere Lichtung auf. Der Hanyou verlangsamt irritiert seinen Lauf, als er die freie Fläche betritt. Irgendetwas hier fühlt sich unbehaglich an, wie ein kalter Hauch der nicht vom Wind her rührt. Er sieht sich kurz um. Auf dieser Lichtung wächst nichts. Keine Bäume, Sträucher oder nur Gras. Vereinzelt sieht er ein paar kleinere tote Tiere herumliegen, mehrere Mäuse und einige Eichhörnchen. Aber sonst ist kein Lebewesen auszumachen. Eine unheimliche Stille liegt über dem Platz.

Behutsam zieht Inu Yasha die Luft ein. Er scheint für einen Moment zu überlegen, dann strafft er sich wieder und sprintet weiter.

Kagomes neigt den Kopf zu ihm. „Was war das gerade?“, fragt sie ein wenig beklommen. „Eine düstere Aura hing über dem Platz.“

„Ich hab keinen Schimmer“, antwortet Inu Yasha, „Und irgendwie möchte ich auch gar nicht darüber nachdenken.“

Für einen Moment schweigt Kagome, dann fragt sie erneut: „Wenn du Matsuba gefunden hast, was wirst du dann tun?“

„Darüber möchte ich eigentlich auch nicht nachdenken“, brummt Inu Yasha verstimmt.

„Du wirst wohl nicht drum herumkommen“, gibt Kagome zu bedenken. „Hast du wirklich vor ihn zu töten?“

„Wenn ich nicht drum herumkomme, dann ja“, gibt Inu Yasha sarkastisch zurück.

„Das ist eigentlich sonst nicht deine Art“, erwidert Kagome etwas besorgt.

„Sonst bin ich ja auch nicht für einen ganzen Youkaiclan verantwortlich“, brummt Inu Yasha verstimmt.

„Du nimmst das wirklich ernst, wie mir scheint“, bemerkt Kagome verwundert.

Zunächst antwortet Inu Yasha nicht. Dann sagt er: „Ich hab es Sesshomaru versprochen. Es kommt selten genug vor, dass er sich auf mich verlässt. Was hab ich also für eine Wahl?“

„Du möchtest ihn nicht enttäuschen“, stellt Kagome anerkennend zurück. „Das verstehe ich.“

„Ehrlich?“, entgegnet Inu Yasha. „Ich versteh es nämlich gar nicht.“

„Ist das so schwer zu verstehen?“, erwidert Kagome. „Er ist dein großer Bruder. Er ist stark, unerschrocken, zielstrebig und konsequent. Es ist nur logisch, dass du ihn ein wenig bewunderst.“

„Bewundern?“, entrüstet sich Inu Yasha. „Ich? Ihn? Keh, das ist ja wohl lächerlich! Wenn ihn hier offenbar einer bewundert, dann ja wohl du.“

„Ich?“, empört sich Kagome. „Wie darf ich denn das bitte verstehen?“

„Wie soll ich das denn verstehen“, entrüstet sich seinerseits Inu Yasha, „wenn du hier abhebst mit 'Sesshomaru ist ja soo stark und soo mutig'!“

„Das hab ich so nicht gesagt“, schimpft Kagome, „und das weißt du genau!“

„Ja, aber wer weiß, ob du es so gemeint hast“, gnatzt Inu Yasha beleidigt zurück.

Danach herrscht eine Weile frostige Stille zwischen den beiden, während Inu Yasha stoisch weiterläuft. Schließlich nach einer ganzen Weile des Schweigens, verlangsamen sich seine Schritte bis er schließlich anhält.

Er lässt den Kopf hängen. „Es tut mir leid“, sagt er leise. Behutsam setzt er sie ab und dreht sich zu ihr um. „Manchmal sind meine Instinkte einfach schneller als mein Kopf.“ Verschämt blickt er zur Seite.

Da legt sich eine Hand an seine Wange und zieht sein Gesicht wieder hoch. Vor ihm steht Kagome und lächelt ihn mild an. „Das weiß ich doch, Inu Yasha“, sagt sie sanft. „Und nur damit es dich beruhigt, ich habe keinerlei Interesse an Sesshomaru.“

Der Hanyou spürt, wie sein Herz wieder heftiger in der Brust klopft. Wieder einmal steht sie vor ihm und lächelt ihn auf diese bestimmte Art an. „Kagome, kann ich dich etwas fragen?“, bringt er zögernd hervor.

Die junge Frau schmunzelt ihn neckisch an. „Wäre es nicht besser so bald wie möglich Matsuba zu finden im Moment?“, fragt sie.

Inu Yasha atmet tief durch. „Du hast recht“, gibt er bekümmert zu.

„Wäre es dann nicht besser so schnell wie möglich wieder seine Spur aufzunehmen?“, drängt Kagome lächelnd weiter.

Der Hanyou versteift sich ein wenig. „Sicher doch... ja....“ Er beginnt ein wenig mit den Füßen im Boden zu scharren.

„Und was ist das Problem dabei?“, fragt die angehende Miko ein wenig ungeduldig.

„Na ja....“, meint Inu Yasha etwas kleinlaut, „die Sache ist die...., dass ich seine Spur schon vor ner ganzen Weile verloren habe.“

Kagome klappt die Kinnlade herunter. „Ist das dein Ernst?“, fragt sie trocken. „Und warum, zum Henker rennen wir dann weiter als sei nichts gewesen durch die Büsche? Nein, sag es mir nicht!“, unterbricht sie sich genervt selbst. „Falscher Stolz!“

„Ähm...“, ist alles was der Hanyou hervorbringt.

„Und was machen wir jetzt?“, zuckt Kagome herausfordernd mit den Achseln.

„Ähm...“, ist wieder Inu Yashas einzige Antwort.

„Na, großartig!“, gestikuliert Kagome ausladend. „Mit anderen Worten wir haben keine Ahnung wo wir suchen sollen.

„Ähm...“, bemerkt Inu Yasha schuldbewusst.

„Du bist keine große Hilfe, dass weißt du, oder?“, kommt es zynisch von Kagome.

„Vielleicht könnte ich euch helfen“, meldet sich nun eine ihnen unbekannte Stimme höflich zu Wort.

Die Köpfe der beiden fahren herum. Vor ihnen aus dem Unterholz tritt eine schlanke Person hervor. Es ist ein Inuyoukai des Westens in einem fein verzierten Kimono und als er sich nähert, sinkt er respektvoll vor den beiden auf ein Knie herab und stützt sich mit der anderen Faust auf den Boden. Dabei senkt er sein Haupt.

Etwas verdattert betrachten die beiden den Fremdling.

„Wer bist du?“, platzt es als erstes aus Inu Yasha heraus.

„Mein Name ist Nogusa, mein Fürst“, antwortet der Youkai gehorsam. „Ich bin Yuugure-sama unterstellt.“

Inu Yasha hebt die Brauen. „Du bist ein Magier?“, fragt er zurück.

„Ja, mein Fürst“, gibt Nogusa zurück.

„Und wie willst du uns helfen können?“, fragt Inu Yasha. Langsam besinnt er sich wieder seiner Fürstenstellung.

„Wenn ich es recht gedeutet habe, dann seid Ihr auf der Suche nach Matsuba-sama“, antwortet der Youkai. „Er kam vor einer Weile hier vorbei. Er war auf dem Weg in den Norden des Reiches.“

Inu Yasha zuckt zusammen. „Du hast ihn gesehen? Wann war das? Wo ist er hingegangen?“

Der Youkai hebt den Kopf. „Er ließ ein Portal öffnen um zur Nordgrenze zu gelangen. Es ist die schnellste Art um zu reisen.“

„Ein Portal?“, kommt es skeptisch von Inu Yasha zurück.

„Ja, mein Fürst“, bestätigt der Youkai. „Vor einigen Stunden. Er hatte vier Männer der Leibgarde dabei. Aber er sagte mir nicht, was seine Mission war. In der Regel müssen wir das auch nicht wissen.“ Respektvoll senkt er den Blick.

„Nun, ich kann dir sagen was seine Mission war“, schnaubt Inu Yasha. „Er verstieß gegen meine Befehle und ist vermutlich gerade dabei aus Blödheit einen Krieg anzuzetteln.“

„Tatsächlich?“, entfährt es dem Youkai unwillkürlich. Er scheint ehrlich überrascht zu sein.

„Ja, tatsächlich!“, meint Inu Yasha sarkastisch. „Wir müssen ihn so schnell wie möglich zurückholen. Zu dumm nur, dass wir kein solches Portal haben. Du weißt nicht zufällig, wie man so ein Ding öffnet?“

Nogusa blickt ihn arglos an. „Sicher doch“, antwortet er. „Ich habe Mabusa-samas Portal geöffnet. Das ist meine Aufgabe hier. Die Passage über große Strecken zu ermöglichen.“

„Was?“, schnappt Inu Yasha. „Und das sagst du erst jetzt?“

„Ich nehme an, deshalb hat er uns ja seine Hilfe angeboten“, versucht Kagome ihren Freund zu beschwichtigen.

Der Youkai nickt. „Natürlich, mein Fürst. Möchtet ihr die gleiche Passage durchqueren wie Matsuba?“

„Ob ich die gleiche Passage durchqueren möchte?“, knirscht Inu Yasha mit den Zähnen.

„Ja, bitte!“, antwortet nun Kagome an seiner statt. „Das wäre sehr nett!“

„Natürlich, sehr gerne, mein Fürst“, nickt Nogusa. „Folgt mir bitte!“

„Warum nicht gleich hier?“, grollt Inu Yasha ungeduldig.

„Nun“, entgegnet der Youkai etwas verwundert, „weil das Portal alle Lebensenergie aus der Umgebung abzieht. Deshalb wird es ja auch hier und nicht im Schloss geöffnet.“ Er wirft Inu Yasha einen Blick zu als wäre das allseits bekannt.

Der Hanyou wirft ihm einen tödlichen Blick zu. Doch Kagome nickt nur sachlich. „Natürlich. Geht nur voraus. Ihr werdet den passenden Platz schon wissen.“ Der Youkai folgt ihren Worten und geht voraus während sich hinter seinem Rücken Inu Yasha und Kagome vielsagende und züngelnde Blicke zuwerfen.

Schließlich erreichen sie eine kleine Lichtung, wo Nogusa anhält.

„Hier sollte es unbedenklich sein.“ Er richtet sich auf und beginnt sich zu konzentrieren.

Interessiert beobachten Inu Yasha und Kagome wie seine Hände flammende Symbole in die Luft zeichnen. Schon wenige Momente später beginnt sich eine Art dunkler Wirbel vor Nogusas Gesicht zu bilden. Jetzt ändern sich die Symbole und beginnen tiefviolett zu leuchten. Geräuschlos driftet der Wirbel von ihnen weg bis in die Mitte der Lichtung, einige Schritt entfernt. Das Leuchten wird im gleichen Maße greller wie der Wirbel an Dimension zunimmt.

Schließlich ist er etwas mehr als zwei Schritt breit. Und nun zieht ein scharfer Luftzug an den Dreien vorbei, während alles um sie her plötzlich an Farbe verliert. Es macht den Eindruck als würde sämtliche Wärme von dem Wirbel aufgesogen.

Neben ihnen steht Nogusa und vollführt einige Schutzzeichen mit den Händen. Er wirkt hochkonzentriert.

„Es ist soweit, Inu Yasha-sama“, nickt er. „Das Portal wird Euch zu der gleichen Stelle bringen wie Matsuba und seine Männer. Bedauerlicherweise, kann es nur kurz geöffnet werden. Für den Rückweg werdet ihr einen anderen Weg suchen müssen.“

Ein wenig Misstrauisch blickt der Hanyou auf den fast schwarzen Trichter der sich in der Mitte der Lichtung gebildet hat und von dem ein nachdrücklicher Sog ausgeht.

„Sieht ein wenig aus wie Mirokus Kazana“, murmelt er.

„Lass dich nur nicht verunsichern, Inu Yasha“, meint Kagome neckisch. „Du hast doch sonst keine Angst.“

„Angst, ich?“, empört sich Inu Yasha. „Keh, von wegen!“ Mit diesen Worten schnappt er sich seine Freundin und spurtet direkt auf den Wirbel zu. Kaum dass sie das Phänomen erreicht haben, spüren sie auch schon seine Wirkung. Unaufhaltsam werden sie nun hineingesogen bis das Portal sie völlig verschluckt hat und der dunkle Wirbel sich schließlich wieder in nichts auflöst.
 

Für einen kurzen Moment fühlt sich Inu Yasha an die körperlose Reise mit seinem Bruder erinnert. Doch diese Transportmethode ist wesentlich angenehmer, auch wenn er für einen kurzen Moment nicht weiß wo oben und unten ist. Zudem ist es vom Gefühl her ein Durchgezogen-werden und kein Sich-völlig-auflösen. Er kommt mit sich überein, dass er kein Interesse hat letzteres noch einmal zu erleben. Außerdem geht dies hier viel schneller. Nur wenige Herzschläge vergehen und er befindet sich am Rande einer großen Ebene wieder. Und im selben Moment schlägt er sich unwillkürlich die Hand vors Gesicht. Der Gestank, der sich ihm hier in der schwülen Luft aufdrängt, ist beträchtlich. Er braucht einen Moment um zu Atem zu kommen, damit sein Mageninhalt keine Bekanntschaft mit dem Erdboden macht.

„Puh, stinkt das hier!“, stellt Kagome angeekelt fest.

„Sag bloß!“, kommt es zynisch von Inu Yasha, doch gleich muss er schon wieder an sich halten, so sehr setzt ihm der Gestank zu.

Kagome macht ein paar Schritte und blickt sich um. Als ihr Blick auf den verheerenden Zustand der Talsenke vor ihnen fällt, verliert auch ihr Gesicht einiges an Farbe. „Ich glaube ich weiß woher der Gestank kommt“, bemerkt sie schwach.

Der Hanyou gesellt sich zu ihr und blickt mit einer Hand vor der Nase in die Runde. „Offenbar sind wir hier richtig“, stellt er düster fest.

„Glaubst du wirklich dass war dieser Youkai der Sesshomaru so zugerichtet hat?“, fragt Kagome bange.

„Wenn ich mir das hier so ansehe“, antwortet Inu Yasha, „dann halte ich das durchaus für möglich.“ Er spürt wie Kagome seinen Arm umschließt. „Möchtest du lieber wieder nach hause?“, fragt er umsichtig.

Sogleich strafft sich die junge Frau wieder. „Nein!“, meint sie fest. „Ich habe mich für diese Welt entschieden und beschlossen bei dir zu bleiben. Ich weiß, dass es hier gefährlich ist. Aber ich bin eine Miko, oder werde es zumindest sein, wenn Kaede-baba mit meiner Ausbildung fertig ist. Ich muss meinen Platz in dieser Welt finden, und als Miko gehört dazu eben gefährliche Dämonen zu bekämpfen. Also kann ich ja wohl nicht kneifen.“

Mit einer Mischung aus Bewunderung und Besorgnis schaut Inu Yasha seine Freundin an. „Niemand würde schlecht von dir denken, wenn du dich diesmal lieber in Sicherheit bringen möchtest“, startet er noch einmal einen schwachen Versuch sie zu schützen.

„Doch!“, erwidert Kagome bestimmt. „Nämlich ich.“

Mit sehr gemischten Gefühlen blickt der Hanyou die junge Frau an. Innerlich nimmt er noch mal alle Mut zusammen. Na los! „Wo du gerade sagtest, dass du dich entschieden hast, hier zu bleiben“, beginnt er stockend, „ich habe mich gefragt, ob du...“

Doch wieder kommt er nicht dazu den Satz zu beenden. In diesem Moment fällt direkt vor ihnen eine Person von einem Baum herab und geht vor ihm auf die Knie.

„Willkommen, Inu Yasha-sama!“, grüßt ihn der Westyoukai vor ihm. „Ich habe nicht mit Eurer Ankunft gerechnet. Mein Name ist Yuushigaku. Zu Euren Diensten!“

Für einen Moment aus dem Konzept gebracht, starrt Inu Yasha den Neuankömmling an. „Müsst ihr Typen eigentlich immer aus dem Nichts auftauchen?“, meint er gereizt.

Der Youkai senkt schuldbewusst den Blick. „Verzeiht, mein Fürst, ich werde mich in Zukunft ankündigen.“

Inu Yasha seufzt. „Ach, lass gut sein! Bist du hier zur Wache eingeteilt?“

„Ja, mein Fürst!“, antwortet Yuushigaku geflissentlich.

„Und ist Matsuba hier zufällig lang gekommen?“

„Ja, mein Fürst“, bestätigt er auch das. „Er hat vor einer Weile die Grenze überquert. Er sagte er wäre beauftragt worden.“ Das finstere Gesicht Inu Yashas, bestätigt Yuushigakus Vermutung, dass dem wohl doch nicht ganz so war.

„Einen Auftrag hatte er wohl“, meint Inu Yasha bitter. „Allerdings nicht von mir.“

Der Wachposten sieht nun ziemlich kleinmütig aus. „Hätte ich ihn aufhalten sollen, mein Fürst?“

Inu Yasha verzieht das Gesicht. „Mach dir mal keine Sorgen, das ist jetzt meine Aufgabe.“

„Ich verstehe!“, senkt der Krieger ergeben den Blick.

„Welchen Weg ist er gegangen?“, fragt der Hanyou weiter.

„Dort entlang, mein Fürst“, er weist in Richtung des Schlachtfeldes. „Aber vielleicht möchtet Ihr dieses verseuchten Bereich gerne umgehen, dann würde ich empfehlen die Senke in dieser Richtung zu umrunden. Dort müsstet Ihr dann wieder direkt auf seine Spur treffen.“

„Danke!“, meint Inu Yasha knapp, und damit nimmt er Kagome wieder auf den Rücken und läuft los. Hinter sich lässt er einen Inuyoukai zurück, der erleichtert ist so glimpflich davongekommen zu sein.

„Du scheinst dich ja inzwischen ganz gut an deine Fürstenrolle gewöhnt zu haben“, bemerkt Kagome belustigt hinter ihm. „Du machst ja gar keine Szene mehr, wenn dir einer unterwürfig kommt.“

„Na ja“, meint Inu Yasha achselzuckend, „irgendwann muss ich ja auch mal erwachsen werden.“ Dann beschleunigt er seinen Schritt. Der beeindruckte Blick den ihm Kagome nun hinterrücks zu gedenkt, entgeht ihm.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Yvibel
2021-07-03T13:59:50+00:00 03.07.2021 15:59
Schönes Kapitel, recht ruhig und doch ereignisreich. Tja, jetzt ist Sesshomaru also doch allein. Ich, würde ja sagen: Der Ärmste! Aber vermutlich würde er das gar nicht gern hören. XD Ist wahrscheinlich zum einen froh, die Kröte erst mal los zu sein. Oder vielleicht ja auch nicht, wer weiß.
Und Inuyasha ist nun also unterwegs, um schlimmeres zu verhindern. Hoffentlich schafft er´s noch rechtzeitig. Ach je und wieder ist er nicht dazu gekommen, Kagome zu sagen, was ihm auf dem Herzen liegt. Schätze, das wird noch ein bisschen dauern. Süß, die beiden. :)

Grüßle Yvi
Von:  Hotepneith
2020-10-07T04:10:56+00:00 07.10.2020 06:10
Kagomes Diagnose über Shesshoumaru stimmt ja schon - sie übersieht nur die Kleinigkeit, dass ihr Lieblingshanyou das wohl auch ist, wenn er sich erst einmal an die Sache gewöhnt hat.
Ich werde den knurrigen aber auch recht von sich eingenommenen Höllenwächter vermissen....
 
Ein nettes, fast ruhiges Zwischenkapitel, in dem die Vjaraktere der Brüder   bzw auch ihre Entwicklung, die sie seit den Anfängen der ersten geshichte durchgemacht haben, schön zur Geltung kommt.
 
 
hotep


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