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Amalia

Auf Anhieb Freunde treffen
von

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Der Morgen danach

Just don’t give up I’m workin’ it out

Please don’t give in, I won’t let you down

It messed me up, need a second to breathe

Just keep comin around

Hey, whataya want from me (Whataya want from me)

Whataya want from me (Whataya want from me)       -   Adam Lambert

Musik dröhnte plötzlich durch das Zimmer. Vincent drehte sich auf den Rücken und stöhnte. Es kam ihm so vor, als wäre er gerade erst ins Bett gegangen.

„Morgen!“, sagte Amalia.

Sie sah zu ihm herüber, in die Decke eingemummelt und lächelte ihn an.

„Morgen.“

„Du siehst nicht so aus, als würdest du aufstehen wollen.“

„Will ich auch nicht.“

„Na gut, dann werde ich mal als gutes Beispiel vorangehen und als erstes ausstehen“, meinte sie und schlug die Decke zurück.

Sie nahm den Stapel mit ihrer Kleidung, den sie am Vorabend fein säuberlich auf einen Stuhl gelegt hatte, und ging damit zur Tür. Vincent sah ihr lächelnd hinterher, streckte sich genüsslich und ließ sich noch einmal zurück in sein Kissen fallen.

Amalia wollte gerade nach der Badezimmertürklinke greifen, als sich die Tür plötzlich öffnete. Sie sah den jungen Mann genauso überrascht an wie er sie.

„Guten Morgen“, meinte er nur perplex und ging aus der Tür, die er dann Amalia aufhielt.

„Morgen.“

Sie lächelte und betrat das Badezimmer. Wieder wurde ihr hinterher gesehen, doch dieses Mal nicht aus Be- sondern aus Verwunderung. Rene legte die Stirn in Falten und ging kopfschüttelnd in sein Zimmer, das dem Vincents gegenüber lag. Ein Mädchen, das bei Vincent übernachtet hat? Dieser Hengst!

Amalia stand vor dem großen Spiegel, sie hatte sich etwas Zahnpasta auf den Finger geschmiert und putzte nun provisorisch ihre Zähne. Sie wusch sich das Gesicht und cremte es ein, mit einer Creme, die auf der Ablage stand. Nachdem sie sich umgezogen hatte, richtete sie noch ihre Haare und ging dann zurück in Vincents Zimmer.

„Du liegst ja immer noch im Bett!“

„Was hätte ich auch anderes tun sollen? Du warst ja schließlich im Bad“, erwiderte er grinsend.

„Wer wohnt hier eigentlich noch auf der Etage?“

„Nur Rene. Das dritte Zimmer ist unsere Leichenkammer. Warum?“

„Weil mir anscheinend Rene im Flur entgegenkam.“

„Oh.“

„Was heißt denn hier Oh?!“, fragte Amalia.

„Na ja, sagen wir mal so, bei mir hat noch nie jemand übernachtet und schon gar kein Mädchen. Die Jungs sind der Meinung, dass ich endlich eine Freundin brauche und das könnte jetzt zu Missverständnissen führen“, erklärte er und kletterte aus dem Bett.

„Lass sie doch in dem Glauben, dass was zwischen uns gelaufen ist. Dann bist du der Held der Woche.“ Sie grinste breit. „Ich weiß doch, wie das unter Corpsbrüdern läuft.“

„Wenn es für dich in Ordnung ist…“

„Hätte ich es sonst vorgeschlagen?“

„Vermutlich nicht.“

„Na siehst du.“

Sie suchte ihre restlichen Sachen zusammen und setzte sich dann auf die Couch.

„Okay, dann werde ich jetzt erst mal duschen gehen.“

Vincent verließ das Zimmer und Amalia legte die Decke ordentlich zusammen, schüttelte das Kissen auf und legte sie übereinander auf die Kante des Sofas. An der Wand hinter dem Schreibtisch hing eine große Pinnwand. Amalia studierte den Stundenplan, der recht voll gepackt war, und begutachtete dann die Fotos. Auf einigen war Vincent selbst zu sehen, auf anderen anscheinend Freunde. Frauen waren auf keinem Bild, er war also wirklich nicht oft in weiblicher Gesellschaft. Sie musste lächeln.

„Erwischt!“

Vincent war ins Zimmer getreten, als sie sich gerade das aktuelle Semesterprogramm[1] (#_ftn1) ansah.

„Vielleicht komm ich zu einer von euren Veranstaltungen. Der Caipi-Abend nächste Woche hört sich gut an.“

„Du musst kommen! Das wird echt klasse.“

„Na, wenn du das sagst. Und ich kenn jetzt ja jemanden, der mir einen Schlafplatz anbieten kann.“

Sie zwinkerte ihm schelmisch zu.

„Was hältst du von Frühstück?“

„Klingt gut.“

„Na dann.“

Er öffnete die Tür und sie liefen die zwei Stockwerke hinunter zur Küche. Am Tisch saßen zwei Corpsbrüder, vor ihnen eine Tasse Kaffee.

„Morgen Jungs.“

„Vincent.“

Hinter ihm trat Amalia in die Küche.

„Guten Morgen.“

„Darf ich vorstellen, Amalia. Das sind Rene und Arnie.“

„Möchtest du auch Kaffee?“, fragte Arnie und stand auf.

„Gern.“

„Du warst gestern ja einfach verschwunden“, meinte währenddessen Rene.

„Ich war verschwunden?“, erwiderte Vincent. „Ihr seid doch plötzlich weg gewesen!“

„Hättest eben nicht so langsam sein dürfen“, mischte Arnie sich ein.

Vincent holte tief Luft, doch Amalia legte ihre Hand auf seinen Arm.

„Aber vielleicht war es besser, dass wir dich allein gelassen haben“, sagte Rene und blickte zu Amalia.

Amalia begann zu grinsen und antwortete: „Ja, das kann man wohl sagen. Es war eine echt schöne Nacht.“

Arnie und Rene sahen sich an, mit so einer Aussage hätten sie nicht gerechnet. Sie sah so unschuldig aus.

„Na dann.“

Sie bekam noch Cornflakes angeboten und nahm das Angebot gern an, schließlich würde sie vor der Uni nichts mehr zu essen bekommen.

„Meint ihr, der CC[2] (#_ftn2) dauert heute Abend wieder so lange?“

„Ich glaube nicht, die ganzen Anträge sind doch beim letzten Mal besprochen worden“, meinte Arnie.

„Welche Durchschnittsdauer haben denn eure CCs? Die bei meinem Bruder gehen immer rund drei Stunden“, fragte Amalia.

„Du weißt, wie es in einem Corps zugeht und hast dich trotzdem auf Vince eingelassen?“

„Das mit dem Corps habe ich ja erst mitbekommen, als ich vor eurem Haus stand“, erwiderte sie. „Sonst hätte ich das natürlich nie in Erwägung gezogen.“

„Na, da hast du ja an der richtigen Stelle die Klappe gehalten“, sagte Rene zu Vincent und klopfte ihm auf die Schulter.

„Was soll das denn jetzt schon wieder heißen?“

Sie unterhielten sich noch eine ganze Weile und stellten fest, dass es Zeit war, in die Uni zu gehen. Amalia und Vincent liefen noch einmal in den zweiten Stock, um ihre Sachen zu holen und machten sich dann auf den Weg.

„Bis nachher, Jungs!“

„Tschüß.“

 
 

***
 

 

„Hey Amalia!“

„Hey.“

Julia setzte sich neben ihre Kommilitonin und begann Hefter und Federtasche auszupacken.

„Wir haben uns gestern irgendwie aus den Augen verloren.“

„Ja, aber ich fand es nicht schlimm. Hab nette Gesellschaft gefunden“, meinte Amalia.

„Ach so?“

„Jap.“

„Nun erzähl schon“, drängelte Julia.

„Ein Junge hat mich angesprochen und wir haben uns sehr gut verstanden.“

„Und warum trägst du die gleichen Sachen wie gestern?“

„Weil ich die Nacht nicht zu Hause verbracht habe…“, antwortete Amalia.

„Mali! Du hast doch nicht etwa…“

„Keine Angst. Ich habe nur auf seiner Couch übernachtet, weil kein Bus mehr fuhr. Es ist überhaupt nichts passiert.“

„Und selbst das hätte ich dir nicht zugetraut, du kommst immer so schüchtern und zurückhaltend rüber. Aber anscheinend sind stille Wasser tief.“

 
 

***
 

 

„Sag mal Vince, wer war denn die Kleine heute Morgen?“

Arnie, Rene, Vincent und Pedro saßen gemeinsam in der Küche. In einer halben Stunde sollte der CC beginnen, was sich bis nach Mitternacht ziehen konnte, weshalb alle versuchten vorher zu essen.

„Ich habe sie euch doch vorgestellt, das war Amalia.“

Er sah gar nicht auf, sondern schmierte weiter Margarine auf sein Brötchen.

„Ja, schon klar. Was ist da zwischen euch gelaufen?“

„Was soll schon gelaufen sein?“

„Sie hat bei dir übernachtet, nachdem du sie am Abend kennen gelernt hast. One Night Stand oder nicht?“, fragte Rene direkt.

„Traust du mir das wirklich zu?“

„Na, eigentlich nicht.“

„Ihr Bus ist nicht mehr gefahren. Hätte ich sie alleine an der Haltestelle lassen sollen?“

„Natürlich nicht.“

„Na siehst du!“

Vincent nahm seinen Teller und verließ die Küche. Bis zum CC wollte er sich wieder abregen. Wie kann Rene nur so etwas von mir denken? Wie kann er Amalia so einschätzen ohne sie zu kennen?
 

[1] (#_ftnref1) Eine Form des Jahresplans, bezogen auf ein Semester. Es stehen alle wichtigen Veranstaltungen für das kommende halbe Jahr darin, intern, aber auch für Gäste, die Vorsitzenden sowie ein Informationstext über die Verbindung.

[2] (#_ftnref2) CC ist die Abkürzung für Corpsburschen Convent. Es ist eine Versammlung, die meist wöchentlich oder zweiwöchentlich stattfindet, und auf der alle wichtigen corpsinternen Dinge besprochen werden. Es geht zum Beispiel um die Planung oder Auswertung von Veranstaltungen oder um das Schlichten von Konflikten innerhalb des Corps oder mit anderen Parteien.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  CaveJohnson
2017-04-25T15:45:22+00:00 25.04.2017 17:45
So, dann möchte ich mal mit Kapitel 2 weitermachen.^^
Auch wenn ich gar nicht weiß, was ich hier so groß zu sagen könnte...
Mir fällt auf jeden Fall erstmal auf, dass der Titel immerhin schon mal besser ist, als der erste. :P Ich weiß ja, dass das nicht so deine Stärke ist. ;) Ist ja jetzt auch eher nebensächlich, schätze ich.
Außerdem gefällt es mir, dass es so viele Charaktere gibt, das macht es abwechslungsreicher, vorausgesetzt, man kann sie von der Persönlichkeit her unterscheiden.^^
Mehr fällt mir jetzt auch nicht ein, ich weiß nicht, was es noch zu bemerken gäbe. xD

Viele Grüße
CJ


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