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Es waren einmal ...

... zwei verzauberte Frauen
von

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Lilac hatte ihr Gesicht in Rosas Kissen vergraben. Schluchzend hockte sie auf dem Schemel, der vor dem Frisiertisch stand und wippte dabei mit ihrem Oberkörper langsam vor und zurück. Sie schämte sich so sehr. Sie schämte sich für ihr Verhalten ihrer besten Freundin gegenüber. Sie konnte sich selbst nicht erklären, weshalb sie am Morgen so gemein zu Rosa gewesen war. Was war nur in sie gefahren? Hatte Rosa nicht immer alles versucht, um dem Ziel, den Fluch zu brechen, näherzukommen – und wie hatte sie es ihr gedankt, mit rücksichtlosen Vorhaltungen und einer egoistischen Anmaßung, von denen sie im Nachhinein selbst schockiert war und die ihr nun stark zu schaffen machten.

Verzweifelt flehte sie die Naturgeister an und bat darum, dass sie Rosa in der eisigen Nacht beistanden und sie somit die Chance bekommen konnte, sich für all das Unmögliche zu entschuldigen.

 

 

Das rebellische Tosen der Natur brandete noch immer über das Land und schickte mit dem Wind mächtige Stürme, die heftig an den Ästen der Bäume zerrten, so dass sie einen verwirrenden Tanz in alle Richtungen aufführten.

Von diesem Befreiungsschlag bekam Sasuke nichts mit als er die Schlucht erreichte, die schroff und schmal vor ihm emporragte und an deren Ende sich die Grotte mit dem Zugang zum Elfenreich befand. So lange er den Ring bei sich trug, wurde er von einem Kokon aus Elfenmagie geschützt und er war sich dessen bewusst. Umso mehr verwirrte es ihn als er auf seinem Weg durch die Felsspalte das, von Steinvorsprüngen, herabfallende Wasser auf seiner linken Schulter wahrnahm. Er blieb stehen und betrachtete die Stelle, wo ihn die Tropfen berührt hatten, doch durch den schwarzen Stoff ließ sich nicht viel erkennen aber umso mehr spürte er, wie die kalte Nässe durch die Kleidung an seine Haut drang.

Sein Blick richtete sich nach oben und er sah den Ausläufer von Gestein über sich, von dem das Wasser hinuntertropfte, doch mehr konnte er wegen der geringen Reichweite der Lampe nicht erkennen. Der Rest wurde von der Dunkelheit verschlungen.

Während er den Kopf in den Nacken gelegt hielt, bemerkte er, dass es ihm noch nie in den Sinn gekommen war, sich zu fragen, wie hoch die Wände zu beiden Seiten reichten und ob am Tage die Sonne den Weg hinunterfand.

Wie ein Kind, dass des Nachts nach Sternen Ausschau hielt, versuchte Sasuke an dem Felsvorsprung vorbei zu sehen. Dabei kniff er die Augen zusammen, in der Hoffnung die Schwärze zu durchdringen. Ein pulsieren in seiner Tasche unterbrach das Bemühen, denn der Ring trieb ihn an weiterzugehen. Widerwillig führte Sasuke seinen Weg fort, dabei kam er auf dem glitschigen und nassen Gestein ins Rutschen. Das war ihm auch noch nicht passiert, genauso wenig wie das Stolpern über plötzliche Bodensenken und -erhöhungen.

Sasuke schüttelte innerlich den Kopf. Bis zum Eingang dieser Schlucht war er ohne Problem vorangekommen, doch jetzt reihte sich eine Merkwürdigkeit an die Andere. Er musste sich selbst beruhigen, daher redete er sich ein, dass es an seiner langen Abwesenheit lag und er nur die Feinheiten des Bodens vergessen hatte – aber das erklärte nicht, wieso er plötzlich nass wurde.

 

Ein Schwall Wasser erwischte Sasukes Kopf. Es war eisig und er musste sich enorm zusammenreißen, um nicht wie ein kleiner Junge loszubrüllen, stattdessen sprang er einen hastigen Schritt nach vorne und wischte sich die Wassertropfen aus dem Gesicht. Wie ein Hund schüttelte er sein Haupt, damit die Feuchtigkeit aus den Haaren flog. Er fluchte still und sendete einen bösen Blick nach oben, konnte aber nur die Dunkelheit entdecken.

Immer noch murrend über den Vorfall prüfte er das Licht der Laterne. Ohne die kleine Kerze würde er in vollkommener Finstern stehen. Er machte sich deswegen keine Gedanken, trotzdem war es ihm lieber den Weg mit Licht, statt ohne, fortzusetzen.

Beim Weitergehen achtete er nun auf jedes Rinnsal entlang des Gesteins und auf jede Pfütze, Bodensenke oder -erhebung, dabei stützte er sich an den Wänden ab, um einen möglichen Sturz zu verhindern, sobald er ins Straucheln kam. Der Fels fühlte sich unter seiner Hand rau, nass und kalt an und die scharfen Kanten schnitten in sein Fleisch, sobald er sich an ihm festhielt.

Noch nie war ihm der Weg so lang vorgekommen und als Sasuke das Gefühl hatte, die hundertste Biegung hinter sich gebracht zu haben, bemerkte er, dass vor ihm etwas auf dem Steinboden lag. Vorsichtig trat er näher heran und erkannte an dem Umriss eines Menschen.

Was tat ein Mensch außer ihm hier? War das wirklich ein Mensch, oder war es sogar ein Elf oder einfach nur eine Fata Morgana bei Nacht? Er trat noch näher und hielt dabei den Arm mit dem Licht ausgestreckt.

 

Sein Atem setzte für einen Moment aus. Die Laterne in seiner Hand zitterte, während ihm die Kehle staubtrocken wurde. Hitzeschübe prickelten ihm vom Hinterkopf in den Nacken auf den Rücken hinab und alles in ihm zog sich zusammen.

Er glaubte nicht, was er da sah. Er glaubte nicht, wen er da sah. Sein Mund öffnete sich, doch es kam kein Laut aus ihm hervor. Stumm stellte Sasuke die Laterne auf das unebene Gestein und kniete neben den Menschen nieder, der vollkommen durchnässt war und viele Schnittwunden und Kratzer an Händen und Gesicht aufwies. Aber all das nahm Sasuke nicht wahr – was er sah, war das rosa Haar.

 

 

Ihr Geist erhob sich träge bis unter die wogende Oberfläche des Erwachens, brach aber nicht hindurch. Sie konnte das helle und warme Licht hinter der schimmernden Barriere erkennen, war aber zu schwach, um es zu erreichen.

Plötzlich wurde ihre Sicht von einem rauchig, weißen Nebel getrübt und sie sah riesige Wölfe mit monströsen Mäulern, die mit mehrzackigen Fängen gespickt waren. Als sie sich vor Angst wegdrehte, blickte sie einer unendlichen Finsternis entgegen und glühende, gelbe Augenpaare flammten auf, nahten in verzerrter Gestalt heran, um sich kurz vor ihr in Rauch aufzulösen.

Egal wohin sie sah, immer wieder erschienen die Schattengestalten und rasten auf sie zu – dann, und ihr wurde fast schlecht dabei, kippte die Welt um sie herum. Das Gefühl des Fallens übermannte sie und der Nebel wurde von einer bleiernen Schwärze verdrängt.

Sie wusste nicht wie lange sie sich schon in diesem Nichts aus Dunkelheit befand aber plötzlich gleißte ein kleines Licht in Ferne hell auf und kam rasant auf sie zu, dabei wurde es immer größer und als es über ihr hereinbrach, stand sie mit einmal im Hellen.

Erinnerungen an Wölfe, Bodenlosigkeit und dem Gefühl des Fallens fluteten auf sie ein und verschwanden. Verwundert stellte sie fest, dass sich ihre Umgebung weich anfühlte aber um sie herum war nichts außer Luft und Luft fühlte sich nicht weich an … konnte Luft gefühlt werden? Bevor sie sich näher damit beschäftigen konnte, bemerkte sie, dass etwas nicht stimmte.

Hart, kalt und nass war es gewesen als sie für einen kurzen Moment nach ihrem Absturz in die Tiefe erwachte. Bewegungsunfähig hatte sie auf dem Boden gelegen und musste es geschehen lassen, dass Wasser ihr ins Gesicht tropfte, ehe ihr die Augen wieder zufielen und sie von der Dunkelheit mitgerissen wurde.

 

Nun schwamm ihr Geist auf der Oberfläche des Erwachens und sie glaubte einen Körper zu haben. Schnell einigten sich ihre Sinne mit dem Verstand darüber, dass sie Hände, Arme, Beine und Füße besaß. Probehalber bewegte sie einen Finger und wusste dann, dass sie auch Ohren zum Hören hatte.

Eine helle Stimme erklang. „…ke schau … sie … bewegt. … Finger bewegt …glaub…“, mehr vernahm sie jedoch nicht, denn sie sank wieder hinab und die Schwärze umhüllte alles.

 

Erneut schaffte es ihr Geist die Oberfläche zu überwinden und dieses Mal stieg er sogar weiter hinauf und entfernte sich von der Barriere. Ihr Bewusstsein teilte ihr mit, dass sie Augen besaß und in dem Moment bemerkte sie das flimmernde Spiel von Licht und Schatten. Es machte sie neugierig und sie brauchte nur noch die Lieder zu heben aber das war leichter gesagt als getan. Sie wollte es aber, und schaffte es – doch sofort schloss sie die Augen wieder, denn grelles Sonnenlicht flutete ihr entgegen. Zumindest nahm sie an, dass es sich um Sonnenlicht handeln musste.

Vorsichtig blinzelte sie, um den Augen Zeit zu geben, sich an ihre Benutzung zu gewöhnen. Als sie den Kopf von dem gleißenden Hell wegdrehen wollte, schmerzte ihr der Hals und plötzlich fühlte sie etwas, was bekannt und doch neu war: sie verspürte Durst, denn ihre Zunge lag schwer in ihrem Mund. Sie wollte sich erheben …

Das Zucken durch ihren Körper kam so jäh, wie die tiefe Stimme neben ihr. Nicht laut, nicht dröhnend aber sie war da.

„Nicht.“, schlicht und einfach aber es ließ sie innehalten, denn der Tonus klang dabei so sanft, ihr zog es das Herz in der Brust zusammen.

Neugierig ließ sie den Blick wandern und erhaschte den Menschen, der gesprochen haben musste. Sie brauchte einen Moment bis sie ihn richtig fokussierte aber dann riss sie die Augen auf und ihr Körper versteifte sich, während ihr das Herz regelrecht aus der Brust hüpfen wollte.  

Er stand da. Warum steht er da? Warum lächelte er? Und wieso sind seine Augen gerötet? Hat er geweint? Ein weinender Sasuke? Aber warum? – Nein, er konnte nicht geweint haben. Unmöglich. Sie bildete sich das nur ein. Mit großer Sicherheit lag es nur an einer Überanstrengung oder Reizung. Aber sein Blick …, der war viel zu intensiv auf sie gerichtet. Das durfte nicht sein. Sie war doch nur eine Zofe und da wurde ihr bewusst, sie war Rosa.

Durch die vielen Fragen, die in ihrem Geist umherschwebten, bekam sie Kopfweh. Langsam schloss sie die Augen und genoss das Gefühl. Sobald sie diese wieder öffnen würde, stand er mit Sicherheit nicht mehr da. Es war eine Wunschvorstellung ihres Unterbewusstseins, er konnte definitiv nicht an einem …an einem Bett stehen? Sie lag in einem Bett?

 

Fieberhaft suchte Rosa nach einer Erklärung und schob alles auf ihre Psyche. Sie halluzinierte. Alles war nur eine einzige große Halluzination – das Sonnenlicht, die weiche Liegestelle und …, und auch Sasuke.

 

Vorsichtig öffnete sie wieder ihre Augen aber alles war noch da. Das konnte doch nicht wahr sein. Wo war der Wald, wo war die Finsternis und wo … sie hielt inne und streifte Sasukes Blick … und wo war sie?

Tränen sammelten sich in Rosas Augen. Sie musste sprechen und fragen, was passiert war. Ihr Mund öffnete sich und sie sagte auch etwas aber nur hören tat sie es nicht, dafür erschien auf Sasukes Antlitz ein gequälter Ausdruck, der ihr fast das Herz zerriss.

Es verwirrte sie ungemein, die eigene Stimme nicht zu hören und auch die Tatsache, dass er nichts erwiderte. Die verrücktesten Gedanken kamen Rosa in den Sinn: sie war taub und konnte deswegen nichts hören – schwachsinnig, denn ihr fiel wieder ein, seine Stimme hatte sie sehr wohl gehört. Obwohl, vielleicht irrte sie sich, denn auf einmal erschien es ihr nicht mehr so sicher, dass er das „Nein“ auch wirklich gesagt hatte.

Erneut versuchte Rosa sich verbal auszudrücken und wieder misslang es. Ihr Körper begann vor Aufregung zu beben und in ihren Augen sammelten sich die Tränen. Was war denn nur los? Zitternd biss sie sich auf Lippen und dann vernahm sie wieder seine Stimme und es zog ihr regelrecht das Bett, auf dem sie lag, unter dem Rücken weg.

„Beruhig dich, Sakura.“

 

Das war ein ganz schön mieser Scherz, den ihr Unterbewusstsein mit ihr da trieb.

 

[End. Kapitel 14]



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Goetterspeise
2019-07-05T06:37:32+00:00 05.07.2019 08:37
Omg. Damit hätte ich jetzt noch nicht gerechnet. Ich bin jetzt echt hibbelig aufs nächste Kapitel!
Und wer weiß ob das auch alles so stimmt. Dachte ja bei Sasukes Szene, dass der Elfenkönig seine Finger im Spiel haben könnte und es gar nicht Sakura ist. Wenn man den Gedanken weiterspinnt kann das dann auch für Sakuras Sicht gelten und es ist nicht Sasuke. Aber ich werde das ja bald erfahren :D jetzt freue ich mich erst mal darüber, dass sie sich augenscheinlich wieder haben.
Und die arme Hinata. Sie tut mir so leid ... Ich würde sie gerade am liebsten Knuddeln.

Liebe Grüße :D
Antwort von:  blechdosenfee
05.07.2019 19:07
Ja, die Geschichte schreitet voran. Ich weiß, es kam ein wenig plötzlich. Aber ich sah irgendwie keinen Grund, das Ganze noch mehr in die Länge zu ziehen. ^ ^
Es ist schon interessant, dass dieses Kapitel bei dir die Zweifel weckt, ob alles so stimmt, wie es geschrieben steht, da ich mich sehr bemüht habe, die richtigen Worte zu wählen. 😊
Ja, ich lass Hinata gerade so richtig leiden. Der Fluch, jetzt ist sie allein und dann noch das schlechte Gewissen. Aber was ist das grundlegendste Merkmal vieler Märchen an jedem Ende?
Von:  SaigonoHikari
2018-07-24T13:47:42+00:00 24.07.2018 15:47
Oh weh... Ich hab so viele Fragen....
Warum ist sie auf einmal wieder Sakura?
Warum kann sie nicht sprechen? Ist es, damit sie nicht den Fluch von Lilac brechen kann?
Hat der Wald sich gegen die Magie des Rings gestellt und kam Sasuke deswegen nicht unbeschadet durch die Schlucht?

Ich brauche ANTWORTEN! T.T
LG Hikari :3
Antwort von:  blechdosenfee
24.07.2018 22:12
Hallo Hikari,
danke fürs Lesen und Kommentieren.
Das dir viele Fragen auf der Seele brennen, kann ich mir vorstellen. Sei bitte nicht enttäuscht, wenn ich dir hier und jetzt keine konkreten Antworten auf einen Großteil deiner Fragen geben kann, denn die finden alle in den nachfolgenden Kapiteln ihre Auflösung. Es sei aber schon so viel verraten, deine Vermutungen gehen in die richtige Richtung und was ich dir auch mitteilen kann, dein Verdacht, bezüglich des Waldes und der Magie des Ringes ist richtig.
Die Natur bzw. der Wald wehrt sich, weil er auf die Unterstützung der Wald- und Naturgeister setzen kann. Sie haben lange nur dagesessen und alles über sich ergehen lassen und was auch noch zum Umdenken beigetragen hat, war die Tatsache, dass die Fenriswölfe nicht mehr nur bei Vollmondnächten jagten und somit eine ständige Bedrohung gewesen wären.

Ich hoffe, ich konnte deinen Hunger nach ANTWORTEN teilweise stillen.
Viele Grüße ^ ^
Von:  Desiree92
2018-07-23T20:44:05+00:00 23.07.2018 22:44
Wieder ein klasse Kapitel, sehr spannend und ich freue mich schon auf das nächste Kapitel 🤗🤗
Antwort von:  blechdosenfee
23.07.2018 23:25
Hi, vielen lieben Dank für dein Kommentar. Es freut mich, dass dir die Kapitel gefallen und du die Fanfic liest. :)


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