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Vierter Teil: Wir leben!

Fortsetzung von "Dkmnudhdm", "GiKuS" und "DLdW"
von

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Glück und der bittere Beigeschmack 1

Trotz der Anstrengungen des Tages fand Joey nicht wirklich in den Schlaf. Die Müdigkeit ließ zu wünschen übrig und während er sich noch räkelte und nach der bequemen Lage suchte, schnarchte Kaiba ihm zärtlich in's Ohr.

Der morgige Tag würde die weniger schönen Anstrengungen bereithalten und lange blieb der Blonde liegen, blickte gedankenverloren zur Zimmerdecke auf und zupfte an Kaibas Fingern, die ihn sogar im Schlaf fanden und sich gemütlich in seinem Shirt versenkt hatten. Sein Bauch hob und senkte sich unter einem tiefen Atemzug, seine Augen suchten nach der Uhr und verdrehten sich, als er das Ziel erreichte. Jetzt lag er also seit einer Stunde wach und es war Mitternacht. Unter einem beinahe lautlosen Seufzen umfasste er Kaibas Hand, zog sie behutsam von sich und schob sich aus dem Bett.

Er konnte sich nicht erklären, weshalb er hellwach war aber es erfüllte ihn auch nicht mit Argwohn und in schlendernden Schritten verließ er das Gästezimmer, trat hinaus in den Flur und machte sich auf den Weg zu seinem Raum.

Dann nutzte er die Nacht einfach anderweitig. Mit den Herausforderungen des folgenden Tages würde er es auch so aufnehmen. Träge kratzte er sich am Steiß und öffnete die Tür und trat in das Zimmer, welches allmählich wirklich gemütlich wirkte. Kurai, der gemütlich in seinem Korb lag, hob den Kopf, gähnte herzhaft und schmatzte leise, während er sein Herrchen beobachtete, welches einen knappen Blick aus dem Fenster warf, die Gardinen anschließend noch weiter zurückzog und es öffnete. Frische Luft zog ihm entgegen und für eine Winternacht war es erstaunlich warm. Nachdenklich stützte sich Joey auf das Fensterbrett, lehnte sich etwas hinaus und blickte in den riesigen Garten hinunter, der still und friedlich die Villa umgab und im sanften Licht des Mondes harmonisch glänzte.

Und ob es nun an der Verrücktheit lag, die Kaiba und er an den gestrigen Tag gelegt hatten... ihm kam eine merkwürdige Idee und heimtückisch linste er zu Kurai, der bereits aus dem Korb gestiegen war und sich nun ausgiebig streckte. Grübelnd musterte er ihn, löste sich vom Fenster und schloss es. Der Hund schüttelte den Kopf, kratzte sich mit der Pfote hinter dem Ohr und trottete auf ihn zu. Ein letztes Mal warf Joey Blicke in beide Richtungen, schien nach etwas zu suchen und fand dann zu einem breiten Grinsen.

"Weißt du, was wir jetzt machen?"
 

Leise öffnete Joey die große Haustür, ließ Kurai durch den Spalt huschen und folgte ihm unauffällig. Er war flugs in eine bequeme Sporthose geschlüpft und hatte sich einen wärmenden Kapuzenpullover übergestreift. Auf seinem Kopf saß ein Basekap und in seinen Ohren steckten Kopfhörer, in denen ununterbrochen laute Musik dudelte. Hellwach und gutgelaunt schloss er die Tür, hüpfte kurz auf einem Bein, zupfte an seinem Turnschuh und joggte die wenigen Stufen hinab. Die Leine um den Leib geschlungen, joggte er auch den Weg zum großen Tor hinunter und wurde freudig begleitet. Kurai war keine Müdigkeit mehr anzusehen, als er seinem Herrchen aufgeregt folgte, neben ihm rannte und nur selten innehielt, um spontan um Kies zu scharren.

Vom Kaiba-Gelände direkt hinein in die Stadt. Ziellos joggte er zwischen Häuserblöcken hindurch, begann irgendwann zu schlendern und genoss Domino bei Nacht. Die Straßen waren wie verlassen; hinter den Fenstern brannten kaum noch Lichter und es gab nur ein Mensch, dem er begegnete. Und das war ein Betrunkener, der quer auf dem Gehweg lag und friedlich schnarchte. Doch es war recht interessant, Dominos Nachtleben zu erkunden. Auf den Straßen spielte sich weniger ab, doch die Clubs... in denen mussten sich die verrückten Nachtaktiven tummeln. Bequem und gutgelaunt trödelte er an geschlossenen Läden vorbei und lauschte den merkwürdigen Geräuschen, die aus Gassen oder schmalen Nebenstraßen zu ihm drangen. Die Luft war angenehm klar, die Atmosphäre ruhig und Joey hatte Lust, die ganze Nacht spazieren zu gehen, durchzumachen und die Mitschüler und Lehrer später mit einem leichenfahlen Gesicht zu erschrecken.

Er grinste bei diesem famosen Gedanken, streckte die Arme von sich und verschränkte sie hinter dem Kopf.

Ja, so ließ es sich leben...

Kurai stubste eine leere Dose mit der Schnauze an. Laut rasselnd rollte sie zur Seite und mit einem erschrockenen Satz war der junge Hund zurückgewichen und hatte sich wieder an die Seite des Herrchens gekämpft.

Lange führten die beiden den harmonischen Spaziergang fort, genossen die Frische und die Entspannung und als Joey irgendwann wieder einen Blick auf die Uhr riskierte, war es plötzlich zwei Uhr in der Frühe. Das leichenfahle Gesicht war ihm sicher und dennoch hatte er keine Lust, zur Villa zurückzukehren. Viel eher war er hellwach und wollte das auch nutzen.

Die Musik ließ ihn bald auf den Fußballen wippen, verträumt bewegte er den Kopf von einer Seite zur anderen, bewegte stumm die Lippen und begann alsbald leise zu summen. Er verstummte jedoch sofort, als er auf der anderen Straßenseite, gar nicht so weit entfernt, etwas erspähte. Irritiert verzog er die Miene, blieb stehen und lehnte sich etwas zur Seite, um einen genaueren Blick auf eine gewisse Stelle werfen zu können. Oder noch besser, auf eine gewisse Person...

Mehr als dunkle Umrisse konnte man von ihr nicht erkennen. Sie kauerte zusammengesunken im Schatten hinter einer Straßenlaterne und Joey tastete beiläufig nach seinem Hund, als er sich über eine Motorhaube lehnte.

Noch ein Betrunkener?

Er zog sich die Kopfhörer aus den Ohren, ließ sie vor der Brust baumeln und biss sich auf die Unterlippe. In diesem Moment begannen sich die dunklen Konturen zu bewegen... ein leises Geräusch ertönte und spätestens jetzt stand es fest: Da gab es in Domino jemanden, der dringend Hilfe brauchte und seinen Mageninhalt gerade der Außenwelt präsentierte.

>Oh man.< Joey verdrehte die Augen, zupfte kurz an Kurais Ohr und schob sich an der Motorhaube vorbei, um zu retten, was es zu retten gab. >Wenigstens gibt´s kein Gehirn, das er auskotzen könnte.<

Kurai folgte ihm tapsig.

"Hallo?" Joey schlängelte sich zwischen zwei Autos hindurch und näherte sich der Person vorsichtig. "Geht´s Ihnen nicht gut?"

Eine rasche Bewegung folgte, Joey blieb stehen und Kurai ließ sich zur Seite fallen, um sich intensiv am Ohr zu kratzen. Eine kurze Zeit verharrten sie schweigend. Der junge Mann, der am Boden hockte und soeben ausgiebig gehustet hatte, sah zu ihm auf und Joey machte den Anschein, seinen Augen nicht zu trauen. Er verzog die Miene, blinzelte und sah genauer hin. Doch es bot sich ihm noch immer dasselbe Bild. Den Menschen, den er am wenigsten zu solch einer Zeit auf der Straße vermuten würde... er hatte ihn gefunden.

"Eh..."

"Na sowas!" Verblüfft starrte Charlie ihn an, zerrte den Rucksack auf und kam geschwind auf die Beine. Und er schien wirklich nüchtern zu sein, angeschwippst nur durch den kleinen Klapps, der bei ihm chronisch, nein, vielmehr normal zu sein schien. In zerknitterter Schuluniform stand er zwei Uhr morgens vor ihm, grinste über das ganze Gesicht und die Haare standen ihm noch immer zu Berge. Während Joey zu sinnieren begann und sich einmeißelte, dass er sich bei diesem jungen Mann über nichts wundern musste, gluckste dieser leise.

"Der Derrik!"

"Ja." Joey grinste verhalten und streifte die Kapuze zurück. "Der bin ich wohl."

"Hey, ist das klasse, dass ich dich treffe."

"Und ohne Rempler", fuhr Joey lobend fort und Charlie schmatzte genügsam, bevor er flugs nach hinten tastete, den Gummi aus dem Haar zog und den Kopf schüttelte, bis die Strähnen lang und leicht gelockt ihre alte Freiheit fanden und den jungen Mann in ein neues Erscheinungsbild rückten. Ein flüchtiger Blick traf Joey, bevor die flinken Hände auch die Uniform aufknöpften.

"Ich bin gerade unterwegs...", verriet Charlie und schlüpfte aus der Jacke, die er daraufhin grob und nachlässig in den Rucksack stopfte, "... in einen Club. Da... ähm...", hastig knöpfte er sich das weiße Hemd auf, stopfte auch dieses in den Rucksack und wühlte in diesem, "... da treffe ich mich mit ein paar Leuten und...", Joey hob erwartungsvoll die Augenbrauen und Charlie schlüpfte in ein schwarzes Shirt, welches seine schmale Linie zum Ausdruck brachte... und durchaus etwas Ungewohntes am noblen Jungen darstellte, "... wir haben ein bisschen Spaß und quatschen... vielleicht reden wir auch ein bisschen."

"Ah." Joey hob fasziniert die Augenbrauen und verfolgte dann etwas skeptischer, wie sich Charlie die Hose hinabzog und in nächtlicher Kälte in Shorts vor ihm stand. Doch ebenso schnell war eine andere Hose aus dem Rucksack gezerrt und die Schulhose nicht weniger zerknüllt, darin verstaut.

"Das ist ein toller Laden", fuhr er fort, als er kurz auf einem Bein hüpfte, das Hosenbein suchte und erst nach einem langen Kampf fündig wurde. "Wir sind da Stammkunden." Somit streifte er sich das Haar zurück, zupfte an der lockeren Hose und schien in diesem Outfit ein völlig anderer zu sein. Jedoch nur fast.

"Hey, Michael." Er präsentierte seine gepflegten Zähne bei einem breiten Grinsen, pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht und drückte die Klamotten mit dem Fuß in den Rucksack. "Komm doch einfach mit. Wir lutschen ein paar Bonbons, flätzen träge herum und verteidigen den faulen und dummen Ruf der Jugend."

Joey konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, drehte bald darauf sogar lachend das Gesicht zur Seite und verbarg den Mund flüchtig hinter der Hand. Mit einem groben "Ratsch" wurde der Rucksack zugezogen und eine Mütze fand seinen Platz auf dem zerzausten Kopf.

"Oh man." Der Blonde kratzte sich an der Nase. "Musst du morgen... äh... nachher nicht zur Schule?"

Charlie starrte ihn mit verstohlenem Blick an, biss sich grüblerisch auf die Unterlippe und bückte sich nach seinem Rucksack, der scheinbar schon arg mit Mitleidenschaft gezogen worden war.

"Und du etwa nicht?"
 

"Hereinspaziert! Immer nur hereinspaziert!" Lachend lehnte sich Charlie mit dem Rücken gegen eine große Blechtür, die versteckt in einer kleinen Seitenstraße lag. Er schob sie träge auf und sogleich zog Joey der Lärm von grollenden E-Gitarren und das laute Scheppern eines Schlagzeuges entgegen. Bunte Lichter durchfluteten einen großen Raum, der nur spärlich besucht war und in dem die gute Stimmung dennoch keine Mangelware war. Juchzen ertönte aus einer Ecke, Gläser schepperten leise aneinander... und Joey verzog unwillkürlich das Gesicht, als er auch dem Krächzen eines untalentierten Sängers ausgeliefert wurde... nun, es war kaum zu überhören.

Kurai schüttelte schnaubend den Kopf, doch Joey lehnte sich bereits durch den Türrahmen, sah sich flüchtig um und folgte Charlie, der sein festes Ziel zu haben schien. Nur flüchtig lockte er den Hund mit sich, tastete nach der Tür und blieb kurz stehen.

Der Eingang zu dem gemütlichen Club befand sich auf einem alten Blechplatou, von dem eine ebenso stabile Treppe hinabführte. Die Einrichtung jedenfalls... begeistert rückte Joey an dem Basekap.

In einer Ecke befanden sich bequeme Sessel und Sofas, in denen Gruppen von Jugendlichen und Erwachsenen flätzten. Hier und da standen modische Tische und vor einer kleinen Bühne breitete sich eine große Tanzfläche auf, auf der sich nur ein junges Paar drehte und zu dem verzweifelten Geschrei des Sängers eine etwas unpassende Einlage darlegte. Dennoch schienen sie Spaß zu haben.

Ohne zu zögern trottete Joey die Treppe hinab, tastete nach dem Geländer und wurde auf eine Clique aufmerksam, die jubelte und klatschte, als die Gruppe und die Instrumente endlich verstummten. Ob nun vor Begeisterung oder Erleichterung, das konnte man nicht sagen, doch als die drei Jungs von der Bühne sprangen und keuchend und jubelnd zu ihrem Tisch zurückkehrten, da ging dem Blonden ein Licht auf und seine Lippen verzogen sich zu einem breiten Grinsen. Das musste eine Bar sein, in der die Besucher selbst für Musik sorgten...

Er hob die Augenbrauen und warf dem Schlagzeug, welches verlassen dort stand, einen flüchtigen Blick zu. Eine junge Kellnerin mit vielen Tattoos und Piercings trottete ketschend an ihm vorbei und die Tür der Toiletten donnerte gegen die nachlässig gestrichene Wand, als zwei Mädchen kichernd und lachend in den Raum stolperten.

"Es ist zu früh zum schlafen!" Eine geschickte Hand bekam seinen Pulli zu fassen und Joey wurde weitergezogen, vorüber an der nun leeren Tanzfläche und geradewegs auf eine Ecke zu, in der es sich eine kleine Gruppe gemütlich hatte. Zwei Mädchen lagen ausgestreckt in den Sesseln, rauchten und unterhielten sich heiter, während es sich ein junger Mann wohlig auf dem Sofa bequem gemacht hatte und zum leisen Takt der eingespielten Musik mit den Füßen wippte. Unauffällig pirschte sich Kurai zwischen den Tischen hindurch, schnupperte hie und da und behielt sein Herrchen stets im Blick.

"Nein, sagt nichts!" Als sie den Tisch erreichten, sprang Charlie vor und streckte in einer übertrieben beschwörenden Geste die Arme gen Zimmerdecke. Joey legte den Kopf schief und die drei blickten auf. "Ich bin zu spät! Ich weiß, ich weiß... und ich schäme mich dafür!"

"Chacha!" Eines der Mädels grinste so breit, dass sie die Augen zukniff, während die andere gebieterisch die Hand von sich streckte.

"Dir sei vergeben!"

Joey lehnte sich an dem restlos Verrückten vorbei und seine Aufmerksamkeit lenkte sich zufällig auf den jungen Mann, der den Arm vom Gesicht gehoben hatte und sich nun träge aufrichtete. Mit zerzaustem Haar und einer Miene, die dennoch nicht auf jeglichen Stress hinwies, blieb der junge Mann sitzen, schmatzte und starrte bald zurück. Nur kurz hoben sich seine Augenbrauen, als er den Neuling erspähte und dieser trat geduckt hinter Charlie hervor, der die beiden Damen gebührend begrüßte und sich liebevoll umarmen ließ.

"Heeeey." Joey hob den Zeigefinger und der junge Mann hob grüßend einen hübsch verzierten Cocktail. Gerade wollte er auch weitersprechen, da riss sich Charlie schon von den beiden Schönheiten los und klammerte sich heiter in seine Schulter.

"Leute, das ist Jason", stellte er den Blonden vor und dieser unterdrückte den Widerspruch, zu dem er jedes Recht hätte. Immerhin war es doch verwirrend, binnen weniger Minuten dreimal umbenannt zu werden. Doch... der junge Mann, der nun an seinem Glas nippte und ihn dabei aus den Augenwinkeln ansah, der wusste es sowieso besser.

"Jason, das sind Tamara und Benett." Charlie wies auf die beiden Mädchen, die flüchtig mit den Fingern wackelten und grinsten. Joey atmete tief durch und Charlie wies auf den Dritten im Bunde. "Und das da ist..."

"Ace."

"Ja, genau." Charlie nickte, hielt dann jedoch inne. Irritiert verzog er die Miene, kratzte sich an der Wange und rümpfte die Nase. "Das ist..."

"So sieht man sich wohl wieder." Ace legte den Kopf schief und Joey schob sich zwischen Tisch und Sessel zu ihm, schüttelte flüchtig seine Hand.

"Wer hätte damit rechnen können?" Kurz sah er sich um und blinzelte unter einem violetten Scheinwerfer, der sein Gesicht streifte. Charlie runzelte unterdessen die Stirn, zupfte mehrmals an seiner Mütze und zog sie letztendlich vom Kopf. "Erholung vom Alltag?" Auch Joey setzte das Basekap ab, hockte sich auf die Lehne eines Sessel und wurde nur kurz auf Charlie aufmerksam, der irgendwie krumm dortstand und ihn misstrauisch, annähernd lauernd beobachtete.

"Muss sein." Endlich grinste Ace und wirkte sofort viel entspannter. Gemächlich neigte er sich dann nach vorn und kraulte Kurais Kopf, der sich vorsichtig eingefunden hatte und jeden beschnupperte. "Willst du nen Drink? Bleibst du ein bisschen?"

"Klar." Joey zuckte nur mit den Schultern, warf einen geichgültigen Blick auf seine Armbanduhr und ließ sich nach hinten rutschen, bis er quer im Sessel saß und sich erst einmal zur Seite lehnte, um sich noch etwas umzuschauen.

Die beiden Mädels juchzten und nahmen sich des Hundes an, der sich trottend bei ihnen einfand und eine gute Gelegenheit sah, eine Streicheleinheit zu bekommen. Ihn lobend und schwärmend begannen die beiden ihn sofort zu betüddeln und Kurai brummte wohlig, als er den Kopf auf der Sofalehne bettete und genügsam blinzelte.

>Wer hätte das gedacht?< Joey stopfte das Basekap neben sich, zupfte am Pullover und betrachtete sich die Bar, die, in bunten Farben gehalten, den Mittelpunkt dieses Raumes darstellte. Lachende Frauen und Männer gingen dort ihrer Arbeit nach, servierten den Gästen Getränke und amüsierten sich. >Charlie und Ace kennen sich also wirklich... und verkehren an solchen Orten... irgendwie erschreckend.< Er begann sich zu winden und versuchte aus dem Pullover zu kommen. >Ich dachte, die beiden wären so nobel, dass sie sich in solchen Clubs nie herumtreiben würden.<

Seine Gedanken brachen abrupt ab, als sich Charlie erneut in Bewegung setzte, sich mit erhobenem Kopf in Ace' Richtung kämpfte und den Rucksack in die Ecke des Sofas warf. Eine Mimik verlieh seinem Gesicht dabei Ausdruck, die Joey noch nie zuvor gesehen hatte und während der Blonde ihn anstarrte, rührte Ace beschäftigt mit dem Finger in dem Drink, zog den kleinen Schirm aus dem Ananasstückchen und blickte beinahe unbeteiligt auf. Charlie hatte sich mit verschränkten Armen vor ihm aufgebaut und beugte sich nun zu ihm.

"Ace", murrte er argwöhnisch und dieser drehte das Schirmchen zwischen Daumen und Zeigefinger. "Woher kennst du Jason?"

Unauffällig runzelte Joey die Stirn und Ace drehte das Schirmchen weiter und lehnte sich annähernd desinteressiert zurück.

"Du hast mir nie gesagt, dass du ihn kennst", fuhr Charlie fort und stemmte die Hände nun in die Hüften. "Kennst du vielleicht noch andere, von denen ich wissen sollte?"

Joey wusste nicht, was er sagen sollte und Ace verdrehte die Augen, bevor er die Ananas vom Glas zog.

>Das sieht irgendwie...<, Joey blähte die Wangen auf, im Hintergrund quietschten die Mädchen, >... nach einer Eifersuchtsszene aus... oder?<

"Sag schon." Mürrisch stupste Charlie Ace' Bein mit dem Fuß an und dieser murrte etwas, das sich ganz nach einem genervten 'nicht schon wieder' anhörte. "Ace, du machst doch nicht etwa schlimme Sachen, oder?" Das pure Entsetzen sprach aus Charlies Stimme und endlich ließ sein Gesprächspartner die Ananas sinken, um ihn direkt anzusehen. "Da lässt man dich mal einen Tag aus den Augen und dann..."

Ächzend stellte Ace das Glas auf dem Tisch ab, schnippte das Schirmchen hinein und griff in derselben Bewegung nach Charlies Handgelenk. Zärtlich und behutsam zog er den jungen Mann zu sich und dieser ließ sich fallen, bis er in seinem Arm lag, sich sofort in das schwarze Hemd des Anderen klammerte und Joey einen warnenden Blick schickte.

'Meine, meine!' Beinahe hörte dieser seine Stimme im Kopf, wie sie penetrant widerhallte, doch es gab gerade andere Dinge, über die er nachdenken musste. Also vergnügte er sich damit, sich am Kinn zu kratzen und den Verlauf zu verfolgen.

Und er konnte es nicht anders sagen... es war Bewunderung, die er für Ace empfand, als dieser einen Kuss auf dem langen Schopf platzierte, als hätte er eine Frau bei sich, mit der er sich in der Öffentlichkeit problemlos beschäftigten konnte.

Er bemerkte nicht seinen Blick, nicht die Verwirrung, die auf die Bewunderung folgte und sich deutlich in seinem Gesicht offenbarte. Er konnte sich kaum bewegen und Charlie blieb genügsam dort liegen, schlang unter einem geräuschvollen Atemzug den Arm um Ace' Leib und rückte sich zurecht, bevor er die Augen schloss.

Ace und Charlie kannten sich also schon... irgendwie... fester, als er gedacht hätte. Ja, anders konnte man es wohl kaum nennen. Diese ganzen Tatsachen rückten sich so plötzlich in das Licht der Wahrheit und trotzdem waren sie nur nebensächlich und längst beherrschten Joey andere Gedanken.

"Du bist ein Idiot", hörte er Ace murren und kurz darauf hob er die Hand und winkte eine Kellnerin zu sich.

>Ace und Charlie... okay, abgehakt.< Er nickte sich selbst zu und schaffte es endlich, den Blick abzuwenden, bevor die beiden seine entgeisterte Miene falsch deuten könnten. Doch Charlie und Ace beschäftigten sich kurz miteinander. Ohne Scham oder Scheu kuschelten sie, blieben liegen und kurz meinte Joey ein leises Flüstern vonseiten Ace zu hören, auf das Charlie mit einem leisen Lachen antwortete.

Und plötzlich fühlte sich Joey, als hätte sich seine Laune um einhundertachtzig Grad gewendet. Nachdenklich murmelte er seine Bestellung, rutschte tiefer in den Sessel und bewegte die Beine auf der Lehne.

Auch, wenn er Ace zuvor nur einmal gesehen hatte... nie im Leben hätte er gedacht, dass er selbst mit einem Jungen zusammen war. Und Charlie? Der wirkte in seiner ganzen Art nicht ernstzunehmend genug, als dass man ihm eine solche Beziehung zuordnen könnte... ja, in Menschen konnte man sich täuschen aber trotz dieser Einsichten war und blieb es eine andere Sache, die ihn am meisten beschäftigte... bei der er sich jedoch nicht allzu lange aufhalten konnte.

"Hey." Lässig stupste Ace ihn mit dem Fuß an. "Was ist? Bist solche Nächte nicht gewöhnt, oder?"

"Aaaah." Als hätte man ihn aus einem tiefen Traum gerissen, blinzelte Joey in die Realität hinein, räkelte sich auf dem Polster und richtete sich etwas auf. "Eigentlich bin ich zu solchen Zeiten wirklich woanders."

Ace nickte. Beiläufig und ruhig zupften seine Finger an Charlies Shirt.

"Wegen der Sache vor ein paar Stunden", murmelte er dann und gestikulierte verwerfend mit der Hand. "Mach dir da mal nichts draus. Ich bin erträglicher, wenn ich nicht gerade dabei bin, widerlichen Schulstoff zu pauken." Ein flüchtiges Grinsen schenkte seinen Lippen Ausdruck und Joey schloss sich ihm an.

Ja, und das traf nicht nur für ihn zu.

"Glaub jetzt nicht", Ace rückte sich kurz zurecht und Charlie brummte, "dass mir die Sache nicht ernst ist, aber in manchen Situationen macht es sich schlecht. Hey." Er bewegte die Schulter, auf der Charlie die Wange gebettet hatte.

"Mm?"

"Um was wetten wir diesmal?"

Joey wurde auf das kühle Bier aufmerksam, das auf einem Tablett geradewegs zu ihm eskortiert wurde. Lachend stürmten die nächsten Freiwilligen die Bühne und die Gruppe zuckte kurz zusammen, als einer von ihnen ungeschickt den Klang der E-Gitarre testete. Grinsend stellte die junge Frau die Getränke auf den Tisch, in der hintersten Ecke kreischte eine Frau los und Kurai tat alles, um sich die Aufmerksamkeit der Mädels zu sichern.

"Yo! Yo! Yo!", schrie einer der Jugendlichen ins Mikro und Joey griff nach dem Bier. "Wir spielen jetzt... hey, was wollen wir eigentlich spielen?!"

"Brüll nicht so!" Ace schüttelte sich.

"Wir spielen jetzt..."

"Ich sage", nuschelte Charlie behaglich, "95 Punkte, 14 000 Yen."

Ace grübelte kurz und Joey nippte an dem kühlen Getränk.

"96 Punkte... 15 000 Yen."

"Jungs." Seufzend ließ eines der Mädchen von Kurai ab. "Ihr wart noch nie unter 98 Punkte. Das ist total feige."

"Die beiden haben nichts Besseres zu tun, als um ihre Arbeiten zu wetten.", verriet die Andere dem Blonden. "Und dann..." sie verstummte und Joey ließ das Glas sinken.

"Und dann?"

"Juchuuu!", bläkte der Gitarrist in das Mikro. "Wir kennen den Text zwar nicht, aber jetzt haben wir Spaaaaaß!"

"Juchu...", drang ein leierndes Stöhnen aus einer Ecke.

"Und hier darf echt jeder auftreten?" Nachdenklich beobachtete Joey, wie die Vier über die Bühne zappelten und das einzig Faszinierende an ihrem Auftritt war die völlige Unkenntnis den Instrumenten gegenüber. Die beiden Mädchen beschäftigten sich wieder mit dem Hund und Ace' Augen kreisten nachdenklich.

"Wer weiß", meinte er dann seufzend und streckte die Hand nach seinem neuen Cocktail aus. "Vielleicht bieten wir ja keinen viel besseren Anblick."

"Häh?" Joey zog eine Grimasse und Charlie war verzweifelt in den Kampf gegen eine lange Strähne verwickelt, die sich auch durch kräftiges Pusten nicht zurückzog, von einer aufmerksamen Hand jedoch zurückgestreift wurde. Schweigend durchkämmte Ace das lange Haar seines Freundes und erneut folgten Joeys Augen der Geste flüchtig.

"Das meinst du doch nicht ernst, oder?" Schnell riss sich der Blonde von der Beobachtung los und rappelte sich auf, bis er auf der Lehne saß und Ace ungehindert anstarren konnte. "Das soll eine richtige Sache werden, etwas Erfolgreiches", erklärte er.

"Eine Band, die aus Spaß gegründet wird", erinnerte Ace ihn und Charlie klaute sich den Cocktail aus seiner Hand.

"Ja, und? Ich meine, wenn Fröschchen sagt, dass du gut spielst, dann spielst du sicher auch gut und Duke hat ebenso einiges auf dem Kasten." Völlig erfasst von dieser Sache fuchtelte Joey mit den Händen und Kurai suhlte sich auf dem Boden. "Warum sollten wie so ein Kasperletheater veranstalten, wie die da?" Und er wies mit einem Nicken zur Bühne, wo sich einer der stolzen Sänger mit dem Fuß im Kabel verhedderte und beinahe die Treppe hinunterfiel.

"Das haben wir gehört!", schrie ein anderer und das Schlagzeug ertönte ohrenbteäubend. Ace schloss unter Schmerzen die Augen, doch Joey ließ sich nicht stören und Charlie schlürfte genügsam.

"Wir wollen eine tolle Band gründen." Der Blonde hob den Zeigefinger und neben ihm prustete Charlie ins Glas.

"Du bist der mit der Band, der er beitreten will??", wandte er sich ungläubig an Joey, doch bevor er zur alten Szene zurückfinden konnte, legte sich eine Hand auf seinen Kopf und drückte ihn wieder auf die Schulter hinab, an die er sich trotzig schmiegte. Ace hob nur beschwichtigend die Hand und Joey räusperte sich.

"Ich hab auf einigen Schulkonzerten gespielt", begann Ace dann zu erzählen. "War auch mal in einer Band, die sich nach drei Wochen wieder getrennt hat. Ich spiele seit acht Jahren und habe einfach nur keine Lust, mich wieder auf irgendetwas einzulassen, das mir eh keinen Spaß macht."

Joey rieb sich das Kinn.

"Deswegen müssen wir uns erstmal beschnuppern, verstehst du." Ace ließ den Hinterkopf zurück auf die Lehne fallen, musterte ihn auch weiterhin. "Wir müssen sehen, ob wir zueinander passen und..."

Unauffällig drifteten die braunen Pupillen zur Bühne, die unter den stampfenden Füßen der Verrückten bebte. Es war grausam... ja, 'grausam' war wirklich das richtige Wort. Ächzen und Stöhnen drang aus allen Ecken und in dieser Situation war die Musik nicht mehr als belastend, vorrausgesetzt, man durfte es wirklich als Musik bezeichnen, was die Drei da loswurden. Die Miene des Blonden verzog sich und als ihm ein Gedanke kam, verlor die Bühne wieder an seinem Interesse. Stirnrunzelnd wandte er sich an Ace.

"Es muss ja gar nicht daran liegen, dass wir nicht gut genug sind", sinnierte er laut und Ace unterdrückte ein Gähnen. "Ich meine, wir könnten genauso eine Lachnummer werden...", wieder ein Nicken zu Bühne, "... auch, wenn wir Talent haben."

"Man braucht den richtigen Mix", erwiderte Ace und nahm das Glas wieder an sich. "Dieselbe Wellenlänge, man muss harmonisieren... wie auch immer." Somit gestikulierte er ausschweifend mit dem Glas und trank. Joey nickte stumm, hob die Augenbrauen und wandte sich wieder um. Endlich verstummte dort auf der Bühne das grausame Gequietsche, das missbrauchte Schlagzeug verstummte und dafür meldete sich der Sänger wieder zu Wort.

"Yo! Yo Yo!", schrie er.

"Yoooo!" Joey streckte den Arm.

"Buuuuuh", murrte Charlie und wandte sich Ace' Shirt zu, an dem er liebevoll zupfte.

"Das war´s von uns!" Der Typ wedelte wie wild mit den Armen, seine Kumpanen trotteten erschöpft von der Bühne. Und wirklich... das Zappeln und Schreien musste ihnen verdammt viel Kraft gekostet haben. "Macht´s guuut!"

Verschiedene Kommentare drangen aus den Ecken des Clubs und erleichtertes Ächzen, als die Bühne endlich wieder leer war. Joey blähte die Wangen auf, rümpfte die Nase und begann die Füße in der Luft zu bewegen.

Ace hatte schon Recht. Die Mischung musste stimmen und wenn das nicht der Fall war... das Talent in allen Ehren, es wurde trotzdem nichts draus. Und das waren nicht gerade die Ziele, die Joey sich gesetzt hatte.

Abwesend starrte er auf das Schlagzeug, bearbeitete die Unterlippe mit den Zähnen und lugte bald darauf erneut zu Ace, der wohlig die Beine von sich streckte. Eine gewisse Entschlossenheit verlieh seinem Gesicht Ausdruck und eine kühne Herausforderung blitzte in seinen Augen auf.

"Was ist?", murmelte er und legte den Kopf schief; Ace hob die Augenbrauen. "Die richtige Mischung also, ja?"

"Mm." Zögernd nickte Ace und Joey schob sich von der Sessellehne, verschränkte die Arme vor der Brust und wies mit einer knappen Kopfbewegung zur Bühne.

"Willst du es herausfinden?", fragte er. "Ich will es."

Ace wirkte etwas verblüfft und Charlie lauschte auf. Vier Augen starrten ihn an und er verharrte in seiner Entschlossenheit, hob erwartungsvoll die Hände und streckte den Kopf vor.

"Mm." Ace rieb sich das Kinn und schien zu grübeln, doch Joey erkannte sofort, dass kein Nachdenken mehr nötig war. Ace hatte sich sofort entschieden. Ein triumphierendes Grinsen zog an Joeys Lippen, als er zu Charlie linste.

"Entschuldigst du mich kurz?", raunte er heiter und Charlie rappelte sich auf. Mit großen Augen verfolgte er, wie sich sein Freund erhob und mit einer hektischen Bewegung lehnte er sich zur Seite und zerrte an der Bluse eines Mädels.

"Hey... hey!"

"Was ist?" Nur ungern ließ dieses von dem Hund ab, doch schnell bemerkte sie die Beiden, die in entspannten Schritten zur Bühne trotteten. "Hey, Bennett... schau dir das an."

"Was?"

Charlie regte sich stockend auf dem Sofa, sein Mund stand offen... als hätte er nicht mit so etwas gerechnet. Begeisterung begann in seinen Augen zu glänzen.

"Spielt Jason etwa auch ein Instrument?", erkundigte sich Tamara staunend und Kurai wurde sich selbst überlassen.

"Klar spielt er", raunte Charlie und schickte ihr einen enttäuschten Blick. "Oh man, jetzt aber Ohren auf! Was bin ich gespannt!"

Die beiden Mädchen schlossen sich seiner Beobachtung an und sahen, wie die Beiden ohne ein weiteres Wort zu wechseln, das Ziel erreichten. Lässig schwang sich Joey auf die Bühne, klopfte die Hände an der Hose sauber und verschaffte sich einen kurzen Überblick. Er spürte, wie Ace' Augen ihn abwägend streiften, bevor dieser die E-Gitarre von der Stütze hob und sich den Gurt umlegte. Die Zuschauer und anderen Besucher des Clubs jedoch, zeigten weniger Begeisterung. Immerhin hatten sie in dieser Nacht das Pech, nur Möchtegern-Sänger und Spieler um sich zu haben und diese versüßten den Abend nicht gerade. Joey wirkte entspannt, als er kurz an seinem Shirt zupfte, hinter das Schlagzeug trat und den Hocker zurechtrückte. Mit Genauigkeit richtete er alles so ein, wie er es brauchte, setzte sich, rückte noch ein Stück vor und griff nach zwei Sticks. Flüchtig überlickte er die unterschiedlichen Becken, bewegte die Sticks in der Hand und nahm nebenei die verlockenden Geräusche der Gitarre wahr. Nur behutsam testete Ace die Saiten nach ihren Klängen, zog eine nach und drehte das Kabel des Verstärkers im Loch. Seine Haltung zeigte bald, dass er bereit war und noch immer grinste Joey, als er sich eine Strähne aus dem Blickfeld blies.

Sie hatten nichts abgesprochen, nichts vereinbart. Niemand wusste, was der Andere vorhatte und Joey genoss diese Lage, in der ihn Erwartung durchflutete und zugleich Nervenkitzel in seinen Venen pulsierte. Knapp sah er hinüber zu ihrem Tisch, erspähte Charlie, der reglos ausharrte und wartete, ebenso die beiden Mädchen. Und die anderen Besucher... die hatten scheinbar weniger Nerven übrig, um bei jedem neuen Auftritt Hoffnungen zu hegen.
 

Schrill durchschnitt das laute Klingeln des Handys die Stille des dunklen Zimmers. Nicht lange ertönte es, bis sich Kaiba zu regen begann, sich brummend in den Kissen räkelte und sich letztendlich stöhnend auf den Bauch rollte, um die Hand nach dem Störenfried auszustrecken, der auf dem kleinen Nachttisch lag. Unbeholfen und verschlafen tastete er nach ihm, bekam ihn nach wenigen Versuchen zu fassen und wälzte sich träge zur anderen Seite. Lahm drückte er die Taste, rieb sich das müde Gesicht und legte das Handy an's Ohr.

"Ja", nuschelte er verschlafen und blieb bequem liegen. Es war mitten in der Nacht, nicht gerade die gewohnte Zeit, in der man ihn zu erreichen versuchte. Mit geschlossenen Augen lauschte er, rümpfte die Nase und atmete tief durch. "Pikotto... was ist denn los? Drück dich deutlicher aus oder ich leg auf und schlafe weiter."

Somit begann er erneut zuzuhören, tastete nach den Kissen und rückte sich zurecht... doch kurz darauf öffneten sich seine Augen und seine Miene verzog sich in irritiertem Ausdruck.

"Pikotto, was...", stockend kämpfte er sich in eine aufrechte Haltung, lahm durchfuhr die Hand den Schopf und die blauen Augen zeigten deutlich seinen Kampf um Konzentration. "Ich soll was?", murmelte er nach wenigen Augenblicken und sah sich um. "Es ist fast drei Uhr und..." Er verstummte, schloss erschöpft die Augen und bearbeitete die Unterlippe mit den Zähnen. Nicht lange blieb sein Gesicht entspannt, ebenso schien er unruhig zu werden und mit einer plötzlichen Bereitschaft griff er nach der Decke, schlug sie zur Seite und schob sich aus dem Bett. Ächzend kam er auf die Beine, schüttelte den Kopf und warf einen knappen Blick in das leere Bett, bevor er zu einem langsamen Nicken kam und sich die Stirn rieb. "Okay... gut, ich komme."

Somit ließ er das Handy sinken, blähte die Wangen auf und wunderte sich erneut über das verlassene Bett. Doch existierten in diesen Momenten wichtigere Dinge und in zielstrebigen Schritten verließ er das Schlafzimmer.
 

Joeys Fuß ging taktvoll auf den Boden nieder, kurz darauf folgte das leise "Klack, klack, klack", als er einen Stick sachte gegen die Halterungen schlug und somit das Zeichen zum Start gab. Drei, zwei, eins...

Es war sein Job, das rythmische Fundament zu liefern, und nun, als Taktgeber, konnte er ebenso den Musikstil wählen. Die Neugierde zwang ihn zu einer gewagten Entscheidung und die Trommelschläge ertönten schnell hintereinander; lässig schlug er nach ihnen, mischte den Klang zweier Becken hinzu und hielt dieses Tempo. Den zweiten Schritt musste Ace tun. Entspannt lugte er zu ihm, schlug zu und tappte mit dem Fuß auf. Die Sticks lagen sicher in seinen Händen, nicht zu fest umklammert und auch nicht zu locker. Wieder erschallte ein Becken und Ace schnappte sich das Plektrum, welches er zwischen den Zähnen hielt, schien nicht lange zu zögern und stieg ein. Die tiefen Saiten gaben dumpfe Laute von sich, vereinten sich jedoch schnell zu einer verspielten Melodie und passten sich dem Takt perfekt an.

Joey brauchte nicht viel zu tun, blieb noch immer bei dem simplen Vorspiel und beobachtete viel lieber, wie sich Ace' Hände geübt mit dem Instrument beschäftigten. Wie seine Finger entspannt in die Bünde griffen und das Plektrum sauber den Weg zu den Saiten fand.

Ja, es sah ganz nach einem langen Weg der Übung aus, nachdem Ace wirklich mit sich zufrieden sein konnte. Er behielt den Kopf leicht gesenkt, die langen Strähnen seines Haars fielen in seine Stirn und gemächlich begann er zu schlendern, während des Spiels seiner Wege zu gehen und als bräuchte er nicht viel Konzentration, begann er die dunkle Melodie etwas zu verändern, vermischte sie mit helleren Klängen und es konnte nur von Können zeugen, wenn er sich all das aus dem Stehgreif ausdachte.
 

Träge hielt der Maybach vor dem Firmengebäude der Kaiba-Corperation. Geschwind öffnete sich eine Tür und eilig schob sich Kaiba ins Freie, zog den wärmenden Mantel fröstelnd enger um den Leib und machte sich ohne Umschweife auf den Weg zur Tür. Kalt stieß ihm der nächtliche Wind entgegen und zügig brachte er die letzten Meter des Weges hinter sich, sprang die Stufen zum Eingangsbereich hinauf und zeigte sich kurz in der Überwachungskamera, worauf die Tür sogleich aufschwang und er das große Foyer betrat. Der Mann der Rezeption hob nur flüchtig die Hand und wandte sich wieder seinen Bildschirmen zu.

Es war nicht ungewöhnlich, dass der Chef die Nächte in der Firma verbrachte und doch war diese Nacht anders... ohne dass viele davon wussten und je davon erfahren würden.

Mit deutlicher Nervosität trat Kaiba in die Kabine des Fahrstuhles, schlüpfte aus dem Mantel und streifte das Haar zurück, bevor er ungeduldig auf die Anzeige starrte, die Lippen aufeinanderpresste und kurz darauf die Augen verdrehte.

"Oh man...", kam es beinahe lautlos über seine Lippen, bevor er das Gesicht sinken ließ, die Stirn in die Handfläche stützte und für einen kurzen Augenblick die Augen schloss.

Was konnte so wichtig sein, dass Pikotto es ihm persönlich sagen musste?

Was konnte nur passiert sein, dass man ihn drei Uhr in der Frühe aus dem Bett holte und herbestellte?

Was auch immer es war, Kaiba hatte ein verdammt schlechtes Gefühl bei der Sache. Hinzukommend waren seine Lider schwer und hinter seinen Schläfen pochte ein leichtes Stechen. Er rieb sie flüchtig, blinzelte, weitete die Augen und vernahm endlich das leise Geräusch, als der Fahrstuhl sein Ziel erreichte. Geschmeidig öffnete sich die Tür und er trat hinaus in den großen Arbeitsraum. Nur wenige Schreibtische waren noch besetzt... nur wenige Angestellte leisteten noch ihre Arbeiten und nur leise erfüllte das Tackern der Tastaturen und die Laute der Drucker und Kopierer das Zimmer.
 

~*to be continued*~



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Kommentare zu diesem Kapitel (12)
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Von: abgemeldet
2010-04-21T18:09:19+00:00 21.04.2010 20:09
Ach das war toll wie die beiden auf der Bühne einen losgemacht haben. ich konnt mir des so richtig bidldlich vorstellen und dann die msuik der beiden. Die passen echt zusammen wenn es darum geht. Ach udn ich finds total süß dass Ace mit Charlie zusammen ist. Wie gesagt, ich liebe Charlie.

"Ich schlafe mit ihm!!"

Lol
Von:  Schreiberling
2006-08-15T06:41:37+00:00 15.08.2006 08:41
Na, ich wollt dir mal sagen: ICH HAB SIE ALLE GELESEN!!! hihi Die sind echt spitze! Ich freu mich so dass es noch nicht vorbei ist, also schreib schnell weiter!
Von:  laren
2006-03-20T09:58:07+00:00 20.03.2006 10:58
Hallo!
nur ein kleiner Kommentar!
Deine Geschichten über Joseph und Seto sind mega geil und haben alles was man (ich) sich wünschen kann. Von lustig bis traurig, über Romantik bis hin zur Dramatik, aber das schlimmste ist, sie haben mich süchtig gemacht.
Ich habe die drei Geschichten innerhalb von einer Woche verschlungen und bin gespannt wie es weiter geht.
Aber so wie ich dich einschätze, wenn ich mir das erlauben darf, kommt für die beiden bestimmt noch ein Tief.
mfg
laren
Von:  Yukarri
2006-03-18T18:04:05+00:00 18.03.2006 19:04
oh je ich hab ja noch gar kein Kommi abgegeben.
Und was soll ich jetzt noch sagen, da eh schon alles gesagt wurde. Ich muss mir echt mal angwöhnen füher nen Kommi zu schreiben.

Aber ich bin meeeeeegaaaaa froh...
das du der Dramatik treu bleibst *g*
denn ich finde das sind einer deiner Stärken
und ich bin schon schrecklich gespannt, wie die weiteren Kapitel aussehen werden.
Oh gott ich bin ganz hippelig.

Ich finds voll cool das Ace und Charlie zusammen sind, hätte ich auch nicht gedacht.
Ich denke das Joey und Ace in der Band voll gut miteinander harmonieren werden. Die beiden gehen bestimmt voll ab.
Vor allem möchte ich wissen was Kaiba für Probs hat.

^^^by by^^
Von:  VegMac
2006-03-10T21:31:05+00:00 10.03.2006 22:31
O____O Hehe, wie einigen andern wohl auch, ist mir ziemlich der Atem gestockt, als die Szene mit Charlie und Ace kam...hach, es kam soo süß rüber!
In einem vorigen Kapi wahr doch so eine Szene in der Charlie gemeint hätte, dass er jetzt seine Freundin verprügeln geht (oder seien Freundin verprügelt ihn jetzt???) unweigerlich muss man sich das jetzt mit Ace vorstellen XD wie er ihn "verprügeln" will...XXDD
Ohh, ach jaa..jetzt wirds ja wieder spannend! Mononoke-chan-spannend! Da kann man sich ja auf weitere schöne Kappis freuen^^

Ich weis nicht, was ich noch sagen könnte...Setoooooo! Dieses Problem kriegst du auch noch hin!!! <<Schlachtruf..ehem ehem *räusper*
A-Ya
Von:  Dark-Unicorn
2006-03-06T23:06:48+00:00 07.03.2006 00:06
Das ist ja mal ein Ding. o.o
Also, dass Charlie und Ace ein Paar sind. ^^°
Aber ich find's cool. ^^

Ich bin sehr gespannt, ob das mit Joeys Band wirklich so klappt, wie er sich das wünscht. Aber im Moment sieht's ja doch ganz gut aus. ^^
Spielst du eigentlich selber ein Instrument? Ich finde, dass du das wirklich sehr anschaulich beschreibst..

Nyo, jetzt freue ich mich jedenfalls schon auf ein neues Kapitel. Ich frage mich, was solche Probleme in Kaibas Firma ausgelöst haben soll. Ich würde zwar auch auf diesen kleinen Heini tippen, der auch bisher für einige Unruhe gesorgt hat, aber andererseits kann ich mir nicht vorstellen, was er ausgefressen haben soll @.@

Na ja, wir sind gespannt und lassen uns überraschen. ^^

Bis zum nächsten Mal.
Dany
Von:  Sonna-Eraseus
2006-03-06T16:49:53+00:00 06.03.2006 17:49
Hi ^^

Juhu, du lebst noch. *freu*
Ace und Charlie ... ein Paar? oÔ Damit hätte ich ja nun nicht gerechnet... aber ... was soll´s. ^^ Dann ist Ace ja in der richtigen Band gelandet. *g*
Und da es zwischen den beiden (Ace und Joey) ja auch klappt (scheint es zumindest)... können wir von der Band hoffentlich noch einiges zu lesen bekommen. ^^
Was das Wohl für Gründe hat, das Pikotto Kaiba nachts in die Firma ruft? Probleme... große Probleme... aber hoffetlich welche, die man lösen kann. Und was den Schleimer angeht... den kann ich mir auch gut als Grund vorstellen. *pfeif* (hat hier irgendwer was gegen Dramatik? ^^)

by: Sonna
Von: abgemeldet
2006-03-06T14:36:03+00:00 06.03.2006 15:36
Boah!!!
Endlich gehts weiter *freu*
Das war voll das krasse Kapi!!
Kann mir Ace und Joey richtig gut zusammen auf der Bühne vorstellen^^
Nja, aba was mit Kaiba und Pikotto los is will ich auch wissen^^
Immer machst du so spannnende enden -.-'
schreib sehr schneeeeeeell weiter^^b

baba motoko
Von: abgemeldet
2006-03-06T13:59:50+00:00 06.03.2006 14:59
juhuuu wieder ein kapi da *freu*
joey zeigts mal wieder allen *joey anhimmel* er bekommt seine band, komme was da wolle XD

und seto?? geht seine firma jetzt pleite und die beiden bzw. die 4 (mit moki und kurai) leben dan von joeys supergehalt als "top 10 sänger", wärend kaiba dan den haushalt schmeisst XD

mach schnell weiter!!!
freu mich schon tierisch
*knuffel*
akari242
Von: abgemeldet
2006-03-06T11:01:16+00:00 06.03.2006 12:01
Moment! Ace - Charlie... Charlie - Ace.....
Scheiße, die sind ein Paar??! °o°
Wie das?? Dass die sich kennen, das konnte man sich irgendwie denken, aber jetzt so etwas......? Man! Ù.Ú
*schmoll*
Bin ja mal gespannt, was in Kaibas Firmchen so abgeht. Probleme? Grooooße Probleme? Oder sogar schreckliche Probleme???? O_________O'''
Gut und das mit der Band scheint auch langsam mal zu klappen, hat ja auch lange genug gedauert.
Schreib weiter und lass uns nicht so lange warten! Zum Kollektiv gehört immerhin die Aufopferung für Kameraden! Ò______ó


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