Zum Inhalt der Seite

Two Souls Destiny

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

12. Hilf mir!

Gegen zwanzig Uhr am selben Abend war Mamori, nach einem langen Training in der Tanzakademie, auf dem Weg nach Hause. Die Dämmerung hatte eingesetzt und die Straßen waren fast alle wie leergefegt. Das war ja auch kein Wunder, denn an einem Sonnabend Abend waren die Leute im Kino oder in Bars, trafen sich mit Freunden oder genossen einen Familienabend. In solchen Momenten merkte Mamori immer, wie einsam und allein er eigentlich war. seine Familie war nun vollständig weggezogen und mit seinen Freunden hatte er fast nur in der Akademie oder auf der Arbeit zutun.

Mamori war so in Gedanken versunken, dass er gar nicht bemerkte, dass ihm schon seit einiger Zeit jemand folgte. Erst als die Straßenbeleuchtung einsetzte, bemerkte er hinter sich einen Schatten. Zuerst interessierte es ihn gar nicht, doch als der Schatten nach zehn Minuten noch immer da war, wurde er unruhig. Nervös sah er sich unauffällig um. Er konnte niemanden erkennen. Es war auch niemand da, der seinen Weg kreuzte und zu allem Überfluss musste er jetzt auch noch in eine Seitengasse einbiegen, um die nächste Querstraße zu erreichen.

Die Dunkelheit der Gasse verschluckte das Licht der Laternen fast vollständig und ganz automatisch ging Mamori schneller als sonst. Jetzt vernahm er auch Schritte, die hinter ihm im Sand knirschten und die unaufhaltsam näher kamen. Langsam beschlich Mamori ein panisches Gefühl. Vielleicht wollte sein Hintermann auch nur zufällig in die gleiche Richtung. Mamori verlangsamte seinen Schritt. Vielleicht würde der Verfolger dann einfach an ihm vorbeilaufen, doch die Schritte hinter ihm, wurden ebenso langsam wie die seinen.

So wurde das nichts. Mamori beschloss, sich der Situation zu stellen, blieb stehen und drehte sich um. Circa zwanzig Meter vor ihm stand eine Gestalt. Er konnte nicht erkennen, um wen es sich handelte, denn das Licht im Rücken der Person, ließ nur deren Siluette erscheinen. Mamori konnte nur erkennen, dass es sich um einen Mann handelte, der nun auf ihn zukam.

„Wer ist da?“, fragte Mamori zaghaft und als er keine Antwort erhielt, wiederholte er seine Frage. Wieder keine Reaktion. Der Mann kam unaufhaltsam näher und ganz instinktiv wich Mamori zurück. Ihn überkam die Angst und schnell drehte er sich um, um zu fliehen, doch es war schon zu spät. Mit einem Satz war sein Verfolger bei ihm und hielt Mamori von hinten die Hand vor den Mund. „Mhhh…!“, Mamori versagte der Atem. Was sollte das? Wer war das? Der Angreifer zog Mamori nach Hinten und er prallte unsanft auf den Boden. Der Angreifer drückte Mamori die Hände über dem Kopf zusammen und setzte sich mit den Knien über seinen Brustkorb. Mamori war unfähig sich zu bewegen. Jeder Abwehrversuch schlug fehl, denn der Mann war einfach zu schwer und kräftig und drückte ihn fest auf den Boden. Der Angreifer hielt Mamoris Hände jetzt nur noch mit einer Hand fest und mit der anderen schlug er ihm ins Gesicht. „Arg…!“, Mamoris Wange glühte und schon im nächsten Moment flossen Tränen darüber. Sein Herz schlug so heftig, als wolle es aus seinem Körper fliehen. Wieder und wieder traf ihn die Faust ins Gesicht. Sein Bewusstsein schwand langsam, aber musste durchhalten. Er musste das Gesicht des Mannes sehen. Schließlich wurden seine Abwehrbewegungen weniger und verstummten fast „Wer… bist… du…?“, röchelte Mamori kaum hörbar. Er sah nur noch verschwommen und endlich merkte er, wie der Druck auf seinen Handgelenken nachließ. „Wer ich bin…?“, Mamori hörte eine Stimme in der Ferne. Sie war so vertraut… Der Angreifer beugte sich zu Mamoris Kopf hinunter und flüsterte: „Das weißt du doch… Mamori-chan.“ Mamori riss seine Augen weit auf. Jetzt erkannte er die Stimme. „Ren…!“, röchelte er, „was… ich versteh nicht.“ Es war tatsächlich Ren. Auf seinem Gesicht breitete sich nun ein hinterhältiges Lächeln aus. „Du verstehst sehr wohl“, zischte er. „Du kannst nicht bei mir angekrochen kommen und mich dann einfach abblitzen lassen. So läuft das nicht, klar?“ Mamori schluchzte: „Das hab ich nicht. Ren… bitte…“ Seine Stimme versagte fast.

„Heul nicht rum!“, schrie Ren forsch. „Sonst ist dir doch auch nichts zuwider. Hast doch alles mit dir machen lassen!“

Mamori konnte mit den Händen den Boden abtasten. Der harte Sand rieb an den Fingern und plötzlich fühlte er einen großen, harten Gegenstand. Aus Reflex griff er danach.

„Und jetzt hast du dir ein neues Spielzeug gesucht“, zischte Ren, „aber es ist wirklich schön, dass muss ich zugeben.“

„Das ist nicht wahr!!!“, schrie Mamori mit letzter Kraft und schlug Ren den Gegenstand mit voller Wucht gegen den Kopf. Mamori wusste nicht, wo er ihn getroffen hatte, aber Ren schrie auf und fiel dann wie ein Stein leblos zur Seite. Mamori zitterte am ganzen Leib. Er atmete hastig und erst ein paar Sekunden später, rappelte er sich auf. Ren lag neben ihm. Er reagierte nicht auf Mamoris Aufrufe und auch nicht darauf, als Mamori ich antippte. Mamori überkam die Panik. Er wusste nicht, was er tun sollte und am liebsten währe er einfach weggerannt, aber er konnte Ren nicht hier liegen lassen. Er ging ein Stück und wählte dann über sein Handy den Notruf. Anonym gab er Rens Standort durch und legte dann auf.

Mamori blickte starr auf Rens Körper. Er war wie paralysiert. Erst als in der Ferne Sirenengeräusche zu hören waren, packte ihn die Angst. Wie ein Tier, das aus Instinkt vor seinem Räuber flüchtet, lief er nun auch davon. Seine Beine versagten fast, aber er lief so schnell, wie er nur konnte.

Es war schon kurz nach dreiviertel Neun, als Mamori endlich das Treppenhaus des Appartementhauses betrat. Mit zittrigen Beinen stieg er die Treppen hinauf, bis er endlich vor der Wohnung stand. Seine Finger tasteten nach der Klingel, doch auch nach zweimaligem Leuten blieb die Tür verschlossen.

Mamori war der Verzweiflung nahe. Mit dem Kopf lehnte er sich gegen die Tür und seine Fäuste pressten sich geballt dagegen. „Bitte mach auf“, bat er flehend mit zittriger Stimme, „bitte Ravan… mach auf… bitte.“

Tränen quollen aus seinen Augen und kraftlos schlugen seine Fäuste immer und immer wieder gegen die Tür. Das dumpfe Knallen der Schläge erfüllte das Treppenhaus und mit jeder Minute verlor Mamori etwas mehr die Hoffnung. Völlig entkräftet rutschte er an der Tür auf den Boden, nicht fähig sich auch nur eine Sekunde länger auf den Beinen zu halten. Zusammengekauert hockte er nun vor der Wohnung und wieder fühlte er die Einsamkeit seiner Seele. „Mach doch auf Ravan…“, wimmerte er schluchzend. „Warum bist du nicht da? Bitte… ich brauch dich jetzt…ich brauche dich…“ Mamoris Stimme verstummte und nur noch sein leises, kurzes Atmen war zu hören.
 

Ravan betrat ungefähr eine Viertelstunde später das Haus. Seine Schritte hallten im Flur und als er vor seinem Appartement ankam, wollte er nicht glauben, was er sah. Mamori blickte ihn mit leeren, verweinten Augen an. Er bewegte sich nicht. Nur sein Brustkorb hob und senkte sich mit jedem Atemzug und er zitterte. „Ta-kun!“, rief Ravan aus, als er die Einkaufstüten, die er aus der Stadt mitgebracht hatte, fallen ließ und zu dem Jüngeren eilte. 2Verdammt, Ta-kun!“, rief Ravan ihn an, „Was… was ist los?“ Ravan sah sich Mamoris Gesicht an. Es war angeschwollen und hatte überall Blessuren. Was war nur passiert? Mamori antwortete nicht. Nur seine Augen bewegten sich, die ihren Blick nich von Ravans Augen ließen, als währen sie ein Rettungsseil, das er nicht wieder verlieren wollte.

„Sag was Ta-kun“, bat Ravan mit sorgenvollen Augen.

Mamori blinzelte ich verstört an. Da war es wieder… dieses Ta-kun. –Ta- kun… wieso nennt er mich so-, fragte sich Mamori plötzlich, -Ta-kun hat doch nichts mit meinem Namen zutun. Und wieso nennt er mich nur manchmal so? Ich will, dass er mich immer so nennt. Es klingt so vertraut und liebevoll- „Ravan…“, sagte Mamori endlich, „da bist du ja. Ich hab geklingelt, aber du warst nicht da. Da hab ich gewartet. Sorry, wenn ich dir den Weg versperre.“

Ravan schüttelte den Kopf. „Was redest du da?“, fragte er lächelnd. „Ich bring dich rein, okey?“

Ravan hob den Jüngeren auf den Arm und öffnete die Tür. Geradewegs ging er mit ihm ins Schlafzimmer und legte ihn aufs Bett. „Du bist total durchgefroren“, sagte Ravan leise und zog Mamori die Schuhe aus. „Ich zieh dir dein Hemd aus, okey? Kriegst nen dicken Pullover von mir.“

Mamori nickte. Ravan bemerkte erst jetzt, wie dreckig das Hemd war und auch die Druckstellen an Mamoris Handgelenken konnte er erst jetzt erkennen. Ravans Sorgen wurden immer größer. Er kramte einen dicken Pulli aus dem Schrank und zog ihn Mamori über. Bei der Berührung seines Körpers merkte Ravan außerdem, das lauter Schrammen und Kratzer Mamoris Rücken überzogen.

Ravan hätte Mamori auch gern die Hose ausgezogen, doch er hielt es für besser, vorher zu fragen. Masmori nickte nur schwach.

Schlie0lich deckte Ravan Mamori bis zum Hals zu und drückte die Decke ganz fest an seinen Körper. „Dir geht’s bald besser“, meinte Ravab lächelnd, „ich hol dir noch ein Wärmekissen.“

Als Ravan mit dem Kissen zurückkam, war Mamori schon fast eingeschlafen. Behutsam legte Ravan das Kissen unter die Decke auf Mamoris Bauch. Er versuchte so leise wie möglich zu sein, doch Mamori blinzelte ihn plötzlich an. „Du Ravan“, fragte er leise, „wieso nennst du mich manchmal Ta-kun?“

Was war das denn für eine Frage in dieser Situation?

„Das ist mein kleines Geheimnis“, antwortete Ravan lächelnd aber auch etwas verschmitzt.

„Du sagst das nicht mehr so oft wie früher….“

Was sollte Ravan darauf antworten? Schließlich hatte es ihm Mamori damals quasi verboten. „Ich kann dich ja jetzt öfter so nennen“, meinte er schließlich.

Mamori nickte leicht. „Das fände ich schön“, sagte er leise und ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht. „Das ist etwas, was nur uns beide verbindet. Bitte nenn mich nie mehr anders als Ta-kun.“

Ravan wusste nicht, was er davon halten sollte. Im Moment war Mamori wie ein kleines Kind, das Schutz suchte und Ravan war der rettende Unterschlupf. Etwas was nur uns beide verbindet… halte es in Ravans Kop. Nur sie beide… Dieser Gedanke verursachte ein wohliges Gefühl in Ravans Brust, aber würde Mamori das Morgen, wenn er sich halbwegs erholt hatte, noch genauso sehen?

„Na schön, Ta-kun“, sagte Ravan, „Aber jetzt wird geschlafen. Wir reden morgen.“

Mit der Fernbedienung, die auf dem Nachtschränkchen lag, schaltete er die Leuchtioden an. „Gut Nacht“, flüsterte Ravan und wollte gehen, doch Mamori sagte noch: „ Du kannst nachher ruhig hier schlafen. Das macht mir nichts. Gute Nacht.“

„Okey“, entgegnete Ravan noch und verließ dann, mit einem prüfenden Blick, das Zimmer. Verwirrt von allen Geschehnissen, ließ er sich aufs Sofa fallen. Er hätte zu gern gewusst, was passiert war, aber er hielt es für besser, Mamori erstmal in Ruhe zu lassen. Über diesen Gedanken vielen dann auch ihm die Augen zu und die Müdigkeit ließen ihn sogar die Einkaufstüten vergessen, die er vorhin in der Eile, im Treppenhaus liegengelassen hatte.

Mamori wachte am nächsten Morgen schon sehr früh auf. Die Nacht war unruhig und er war froh, sie endlich hinter sich gebracht zu haben. Im Schlafzimmer war es noch sehr dunkel, also tastete er nach der kleinen Lampe, die auf dem Nachtschränkchen stand. Als sein Blickl auf die andere Betthälfte fiel, bemerkte er, dass sie vollkommen unberührt war. Ravan hatte wohl doch auf dem Sofa übernachtet. Langsam krochen in ihm die Geschehnisse des letzten Abends wieder hoch. Der Kampf mit Ren und die Geräusche der Sirenen. Doch Mamori wollte jetzt nicht darüber nachdenken. In der ganzen vergangenen Zeit war ihm so viel Schlechtes widerfahren und er hatte nun endgültig die Nase voll davon. Er hatte die ständigen Ängste und Sorgen satt.

Langsam kroch Mamori aus dem Bett. Er war noch müde, aber schlafen wollte und konnte er nicht mehr.

Verschlafen wankte er zur Tür und erst jetzt bemerkte er die Schmerzen, die auf sein Gesicht einhämmerten, wie ein Presslufthammer. Er wollte gar nicht wissen, wie sein Gesicht jetzt aussah, aber er vermutete, dass es grün und blau war.

Als er ins Wohnzimmer trat, lag auch dieses noch im Dunkeln. Nach kurzem Umsehen entdeckte er Ravan, der auf dem Sofa saß und schlief. Sein Kopf war auf die Rückenlehne gekippt und sein Mund war leicht geöffnet. Er sah so friedlich aus, so als ob nichts auf der Welt ihm etwas anhaben könnte. Mamori ging langsam auf ihn zu. Es war leicht kühl im Zimmer, also legte Mamori dem Älteren eine Decke über. Dabei wachte dieser auf und sah verschlafen aus den Augen. Er gähnte und rieb sich kurz das Gesicht. „Ta-kun, bist du das?“, fragte er nuschelnd und langsam erkannte er den Jüngeren deutlich, „Was willst du denn hier? Wie spät ist es?“

„Erst kurz vor sechs“, antwortete Mamori leise, während er Ravan die Decke hinter den Schultern festdrückte.

„Kurz nach sechs“, wiederholte Ravan erstaunt. „Warum bist du schon wach? Du kommst doch sonst erst so spät aus den Federn.“

Mamori zuckte mit den Schultern: „Ich konnte einfach nicht mehr schlafen. Außerdem warst du nicht da und da wollte ich sehen, wo du bist.“ Mamori ließ die Decke los und richtete sich auf: „Ich wird ganz leise sein, dann kannst du weiterschlafen.“

Doch Ravan nahm die Decke von seinem Körper und legte se sich von Hinten über die Schultern. „Mach dir mal um mich keine Gedanken“, sagte er und legte seinen Arm über die Lehne, um die Decke auszubreiten. „Ich sollte mich um dich kümmern.“ Mamori war unsicher. Sollte er sich zu Ravan setzen? „Na komm schon“, sagte Ravan schließlich und nickte mit dem Kopf um anzudeuten, dass Mamori sich setzen sollte. „Wenn wir schon mal zusammen wach sind, können wir uns auch gemeinsam den Sonnenaufgang ansehen. Nagoya sieht toll aus, wenn die ersten Sonnenstrahlen an den Häuserspitzen kratzen.“ Mamori zögerte kurz, setzte sich aber doch und Ravan legte behutsam seinen Arm um die Schulter des Jüngeren. Sachte zog er Mamori zu sich und die Decke schmiegte sich um ihre Körper.

Mamoris Herz schlug ihm bis zum Hals, denn er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Aber es fühlte sich gut an, so nah bei Ravan zu sein und es tat gut, sich einfach mal fallen zu lassen.

Ravan atmete tief durch. Er dachte daran, was Ren gesagt hatte. Ja… vielleicht hatte Mamori Ravan um den Finger gewickelt, aber wer sagte denn, dass das was Schlechtes war? Ravan wollte in Mamoris Nähe sein und egal was jemand anderes über ihn sagte, Ravan hatte sich schon längst ein eigenes Bild gemacht. Aber eine Frage blieb noch offen: hatte Mamori wirklich etwas mit Ren gehabt? Das bedeutete, dass Mamori schwul, oder mindestens be sein musste. Ravan merkte, wie sich ein Lächeln auf seine Lippen legte. Auf jeden Fall musste er Klarheit bekommen, aber wie?

In diesem Moment kitzelten die ersten Sonnenstrahlen die Dächer. „Sieh dir das an Ta-kun“, sagte Ravan leise, „es geht los.“ Doch Mamoris Mund verließ nur ein leises Zischen. Er war doch tatsächlich wieder eingeschlafen. Ravan schmunzelte. –Er ist eben doch wie ein kleiner Junge-, dachte er und zog Mamori noch näher zu sich, -träum was Schönes-
 

To be continued...



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück