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Two Souls Destiny

von

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6. Getrennte Wege

Am Montag der nächsten Woche drückte Mamori wieder die Schulbank. Der Stoff war langweilig wie immer und der einzige Lichtblick war das Tanztraining anschließend. Die Freude über die Rückkehr des Leaders war groß und die verpassten Trainingseinheiten holte er schnell wieder auf.

Am Nachmittag, nach der Akademie, konnte Mamori seiner Arbeit im Come-In wieder nachgehen. Er hatte die Stelle Gott sei Dank behalten dürfen. Offensichtlich legte man doch Wert auf seine Arbeit.

Voller Tatendrang betrat er das Café zusammen mit Takato. Es hatte sich nichts verändert und so konnte sich Mamori wieder voll in die Arbeit stürzen. Die beiden banden sich gerade die Schürzen um als Takato bemerkte: "Was ich dir noch sagen wollte... Du erinnerst dich doch noch an den Kerl mit dem Ausweis. Der war die vergangenen zwei Wochen fast jeden Tag hier und hat nach dir gefragt."

Mamori horchte auf. "Du meinst Ravan?", fragte er überrascht, "Was wollte er denn?"

"Keine Ahnung. Schien aber wichtig zu sein, sonst währe er wohl nicht fast jeden Tag hier aufgekreuzt."

Nach kurzem Überlegen entgegnete Mamori: "Naja... aber danke, dass du es mir gesagt hast." - Komisch. Warum war er wohl hier? Wir hatten doch Streit-.
 

Die Zeit wollte heute einfach nicht vergehen und Mamori war dankbar dafür, dass seine erste Pause anstand. Deswegen verzog er sich in den Aufenthaltsraum des Personals.

Kurze Zeit später betrat jemand das Café. Takato blickte auf und er brachte dem Gast ein Lächeln entgegen. Es war Ravan, der wie fast jeden Tag in den letzten zwei Wochen, auf den Tresen zusteuerte und einen Eiskaffee bestellte. Auch heute glaubte er nicht Mamori anzutreffen, aber er musste es wenigstens versuchen. Er hatte die ganze Zeit über an den Streit denken müssen und wollte ihn endlich aus der Welt schaffen. Aber ohne Mamori war das gar nicht so einfach. Nun war es fast zur Gewohnheit geworden jeden Tag das Café aufzusuchen.

Takato bereitete den Eiskaffee zu und er ahnte schon, dass Ravan wieder nach Mamori fragen würde, also bemerkte er: "Mamori ist heute da. Er sitzt hinten. Soll ich ihn holen?" Ravan traute seinen Ohren nicht, aber sein Gesicht hatte sich aufgehellt als er die Nachricht erhielt. "Ja... ja bitte", gab er zurück. Der Aufenthaltsraum lag gleich hinter der Bar und so brauchte Takato nicht extra hinzugehen, sondern brauchte nur zu rufen. "Mamori - san, Besuch für dich!"

"Ich esse", kam es zurück. "Jetzt mach schon", drängte Takato. "Ja... ich komme", es war tatsächlich Mamoris Stimme und Ravans Herz fing an zu rasen.

Einen Moment später trat Mamori hinter den Tresen. Er schien nicht wirklich überrascht, aber sein Gesicht strahlte Freude aus. Der Streit schien nebensächlich. "Was machst du denn hier?", fragte Mamori gleich. "Dumme Frage", antwortete Ravan, "Dich besuchen. Können wir kurz reden?" "Klar", Mamori ging um den Tresen herum uns setze sich zu Ravan auf einen Barhocker, "Was gibt's?" Ravan wollte gleich zur Sache kommen. "Also wegen neulich", begann er, "Ich will das geklärt haben. Ich weiß zwar nicht, was ich falsch gemacht habe, aber ich will mich entschuldigen, bevor das noch ewig zwischen uns steht." Mamoris Gesicht schien versteinert. Was sollte denn diese Nummer jetzt? "Du weißt nicht, was du getan hast, aber entschuldigst dich erstmal provisorisch, ja?", in Mamori flamm- te die Wut wieder auf und das war spürbar. Fast schreiend sagte er: "Wenn du das nicht weißt, kannst du dir deine Entschuldigung sonst wohin stecken!" "Jetzt beruhig dich mal Mamori", entgegnete Ravan erschrocken über diesen Wutausbruch.

Takato hatte die Szene beobachtet und ermahnte Mamori zur Ruhe: "Mamori... nicht so laut. Die Kunden. Geht besser raus, ich mach das hier schon."

Die beiden kamen der Aufforderung nach. Vor dem Café wurde Mamori schon ruhiger: "Wenn du nicht weißt, warum du dich überhaupt bei mir entschuldigen solltest, kannst du dir das auch ganz klemmen."

"Es tut mir wirklich leid, dass das letztens so gelaufen ist. Aber ich dachte es währe klar, dass dich meine Privatsachen nichts angehen."

"Okey...", Mamori war wie ein trotziges Kind, "Wenn das so ist dann interessiert es dich auch sicher nicht, dass ich nach der Schule von hier weggehe und in Nara eine Pension übernehme." Mamori wusste nicht, warum er Ravan das jetzt erzählt hatte, aber vielleicht hoffte er insgeheim, dass Ravan das nicht gutheißen wür- de. Und Mamori lag gar nicht so falsch mit seiner Vermutung.

Ravan hatte seinen Blick gesenkt. "Was?", und seine Stimme klang bedrückt, "Da warst du also die ganze Zeit, oder?"

"Ja", diese Antwort von Mamori klang hart und Mamori bereute schon wieder, dass er selbst jetzt so arrogant wirkte, wie er es bei Ravan damals verurteilt hatte.

"Das kannst du nicht machen", sagte Ravan plötzlich unvermittelt, "Das geht nicht." Und Ravan war selbst überrascht, warum er das gesagt hatte. Eigentlich konnte ihm das doch wirklich egal sein.

"Und wieso nicht? Dort habe ich Freunde, echte Freunde. Und auch ne Freundin." -Lüge! Aber irgendwie muss ich ihm klarmachen, dass ich nicht auf ihn angewiesen bin-.

Ravan schnürte sich bei diesen Worten innerlich die Brust zu. Er ertrug sie nicht und am liebsten, hätte er sie aus seinem Kopf verbannt. Ein erdrückendes Gefühl bahnte sich den Weg durch Ravans Körper. Ein Gefühl, dass er nicht kannte. "Aber... ich will das nicht", die Worte verließen wie von selbst seinen Mund.

"Ja ja... wenn du meinst. Aber war mir nicht so, dass uns unsere Privatsachen nichts angehen? Dann hast du wohl kein Recht mir da reinzureden!", Mamori schrie ihm nun diese Worte entgegen, auch wenn er nicht wusste, warum eigentlich. Ravan hatte genau das gesagt, was er hören wollte. Die Situation war so verfahren und Verzweiflung machte sich in Mamoris Körper breit, denn er wusste, dass er selbst an der ganzen jetzigen Situation schuld war.

Mamori zitterte vor Wut auf sich selbst und er sah keinen Weg die Sache zu kitten. "Geh jetzt!", schrie er deshalb, "Ich will dich nicht mehr sehen!" Und einsame Tränen bahnten sich ihren weg über Mamoris Wangen. Ravan sah ihn Irritiert an. "Geh!", schrie Mamori nochmals, doch dann lief er selbst ins Come-In und verschwand hinter einer Tür.

Ravan, ganz verdutzt, sah ihm nach. Leute tuschelten schon wieder hinter seinem Rücken. Was war bloß los? Er verstand gar nichts mehr. Wie konnte die Situation denn so ausarten? Ravan war völlig durcheinander. Mamoris Tränen schmerzten auf seiner Seele und was hatte Mamori da gesagt? Er hatte eine Freundin?! Dieser Gedanke traf Ravan wie ein Stich ins Herz. Es machte ihn wütend, nur wusste er nicht, warum ihn diese Tatsache so störte. Oder wusste er es doch? War dieses nagende Gefühl etwa Eifersucht? Konnte das sein? Er war eifersüchtig auf ein Mädchen? Ohne eine Antwort auf seine frage machte er sich nachdenklich und verunsichert auf den Weg nach Hause.

Mamori hatte sich in den Aufenthaltsraum verzogen. Takato schaute nach ihm. "Alles klar?", fragte er besorgt. "Ja geht schon", antwortete Mamori schluch- zend, "Ist gleich vorbei." "Ich glaub es ist besser, wenn du nach Hause gehst", meine Takato schließlich, "Ist ja nicht mehr viel los. Also geh ruhig."

"Ja... ist wohl besser", stimmte Mamori zu, "Danke, ich schuld dir was."

Den ganzen Nachhauseweg grübelte Mamori über das Vergangene. Das war alles schlicht und ergreifend scheiße gelaufen. Der Streit war schlimmer als vorher und Mamori selbst war daran nicht ganz unschuldig. Mamori war wirklich unglaublich verliebt in Ravan und es brach ihm das Herz zu sehen, wie sie sich immer weiter voneinander entfernten.

Zu Hause schmiss er sich gedankenversunken auf´s Bett. Die Tränen wolleten nicht trocknen und je mehr er versuchte sie zu unterdrücken, desto stärker quollen sie hervor. Sein Schluchzen erfüllte die Wohnung und der einzige Trost war, dass Joshua nicht zu Hause war. Wie hätte Mamori ihm erklären sollen, dass er sich wegen eines Jungen die Seele aus dem Leib weinte.

Jedenfalls stand jetzt fest, dass sich die Sache mit Ravan wohl erledigt hatte. Ohne ein schlechtes Gewissen konnte er jetzt de Pension übernehmen, denn hier in Nagoya hielt ihn nichts mehr. Ravan wollte er nämlich nicht mehr über den Weg laufen.

Aber wie sollte Mamori in diesem Moment wissen, dass das Schicksal für ihn einen ganz anderen Weg bestimmt hatte...
 

Ravan war in zwischen geistlos im Appartement angekommen. Seine Gedanken kreisten in seinem Kopf, ohne das er einen klaren fassen konnte. Es war alles so verwirrend.

Ravan ging durch den großen Flur des Appartement Ins Wohnzimmer. Das Licht flutete durch die große Glasfront und Staubteilchen tanzten in ihm, als würden sie ein Stück aufführen. Auf und ab, links und rechts. Und alle hübsch im Gleichtakt. Ravan hätte auch gern so ein geregeltes Leben gehabt. Lustlos ließ er sich aufs Sofa fallen und wie ein Panoramaposter erstreckte sich Nagoya vor seinen Augen. Warum war er eigentlich hierher gezogen... oder vielmehr geflüchtet? Damals, als er noch bei seinen Eltern in Amerika gelebt hatte, hatte er diese Stadt einmal im Fernsehen gesehen. Damals schon zog es ihn hierher. Aber wollte er wirklich nach Nagoya, oder war es Japan, das ihn so fasziniert hatte? Hätte er gewusst, was das Schicksal hier für ihn bereitgehalten hatte, währe er wohl niemals hierher gezogen. Ja, das Schicksal... war dies denn sein Schicksal? Plötz- lich schoss ihm Mamoris Bild durch den Kopf. "Oh Gott... wenn das mein Schicksal ist, dann herzlichen Dank", murmelte er mit viel Sarkasmus. Trotzdem musste er bei dem Gedanken an Mamori, wie immer, unwillkürlich lächeln. Er wusste nicht, was er denken sollte. Er dachte an Mamori nicht nur als Kumpel... nein, er wahr viel mehr für Ravan, das musste er sich Wohl oder Übel eingestehen. Und das war ein absolut neues und fremdes Gefühl für ihn und so an einen Mann zu denken verursachte in Ravans Inneren ein Unbehagen.

Ravan musste sich darüber klar werden, was er eigentlich wollte... oder vielmehr was er suchte. Bisher hatte er nur Sex mit Frauen. Das war zwar schön, aber die Erfüllung war es nicht, denn er hatte nie etwas Besonderes dabei gefühlt. Mit Männern hatte er gar keine Erfahrung. Er wusste nur das, das wenn er an Mamori dachte, oder er mit ihm zusammen war, sich wohl fühlte. Er war einfach glücklich und er spürte, dass Mamori ihm gut tat. Aber Ravan spürte auch, dass es ihn verletzte, wenn Mamori ihn anschrie und sie sich stritten. Dieses Gefühl war für ihn unerträglich. Außerdem musste Ravan sich eingestehen, dass Mamori ihn auch in gewisser Weise sexuell ansprach. Die schmale Hüfte, die zarten Gliedmaßen und die sanfte, helle Haut, welche seinen Körper wie ein Schleier überzog. Außerdem konnte sich Ravan an Mamoris süßen, kindlichen Gesicht nicht satt sehen, welches so sanft, aber auch so ernst wirken konnte.

Ravan merkte wie ihm heiß wurde und sein Gesicht zu glühen begann. An eine Frau hatte er jedenfalls noch nie so gedacht.

Doch war es nur Mamori, der ihn so in seinen Bann zog, oder waren es Männer im Allgemeinen? Ravan überlegte, wen er denn so alles attraktiv fand und wer ihn auch sexuell ansprechen würden und tatsächlich, es waren vorwiegend Männer. Diese Tatsache musste Ravan erstmal verdauen. Er war also schwul, dieser Wahrheit musste er ins Auge sehen.

Nur... wie kam er dann zu dem Ruf als Weiberheld? Klar, er hatte Frauen in der Vergangenheit, aber übermäßig viele waren es nicht. Vielleicht lag es daran, dass er Amerikaner war und den Ruf automatisch weg hatte. Sein Auftreten war lässig und cool und sein Outfit war eher Streetstile. Wie man sich einen süßen Sunnyboy aus Florida eben so vorstellte. Aber das war eben Ravan Natur, sah denn so ein Weiberheld aus? Anscheinend dann wohl schon.
 

Ravan wurde durch das Klingeln des Telefons aus den Gedanken gerissen. Er hatte allerdings keine große Lust, jetzt mit jemandem zu reden, also ließ er den Anrufbeantworter rangehen. Pieeeep! "Hallo Ravan. Hier ist Ayako. Ich muss dich dringend sprechen." Ayakos Stimme klang hektisch und besorgt. "Bei mir waren heute zwei Männer zu Hause. Sie haben mich nach dir gefragt. So wieich das sehe, waren das US-Amerikaner." Ravan stockte der Atem. Das konnte doch nicht sein! "Ich habe ihnen nichts über dich gesagt, aber ich mache mir Sorgen. Bitte ruf zurück. Tschüss Babe." KLACK.

Ravans Gedanken rotierten. -Eltern - zu Hause - Florida - Männer - Suchen- Wie konnte das passieren? Wieso gerade jetzt? Ravan machte sich sofort auf den Weg zu Ayako.
 

Ayako öffnete die Tür nur zaghaft, doch als sie Ravan erkannte, bat sie ihn schnell herein. Sie wirkte verängstigt und irgendwie verwirrt.

Ayako war so ziemlich die Erste, die Ravan kennergelernt hatte, seit er in Japan angekommen war. Von seiner Seite aus war da nur Freundschaft, doch sie ließ manchmal durchblicken, dass sie mehr wollte. Gelaufen ist zwischen den beiden jedoch nie etwas.

Ayako war ein hübsches Mädchen mit blonden, langen Haaren und dunkelgrünen Augen. Ihr Gesicht war niedlich, aber auch erwachsen und ihre Figur war sportlich schlank. Ihre Art war frech und manchmal etwas aufbrausend und extrovertiert, aber für ihre Freunde war sie immer zur Stellte und man konnte sich auf sie verlassen. Und an Ravan hatte sie sowieso einen Narren gefressen.

Ayako berichtete, dass vor etwa einer Stunde zwei Männer bei ihr aufgetaucht waren. Es waren auf jeden Fall US-Amerikaner. Der eine stellte die Fragen und der andere dolmetschte. Sie wollten wissen, ob Ayako einen Ravan McCormic kannte und zeigten ihr ein Foto. Die Männer hatten unmissverständlich klargemacht, dass sie die Wahrheit sagen sollte, aber Ayako hatte die Frage trotzdem mit Nein beantwortet. Dann waren die Männer gegangen.

Ravan zitterte vor Wut. "Diese Gorillas", schimpfte er, lächelte Ayako dann aber an. "Tut mir leid Aya-san", sagte er, "Ich verspreche dir, dass sie hier nie wieder auftauchen werden."

Ayako nickte zwar, aber der verängstigte Gesichtsausdruck blieb. Eins wollte sie noch wissen. "Was waren das für Männer?", fragte sie gerade heraus. "Und was wollen die von dir?"

Ravan lächelte wieder und schüttelte leicht den Kopf. "Ich kann nur sagen, dass meine sogenannte Familie dahinter steckt", gab er zur Antwort, "Mehr kann ich dir im Moment nicht sagen, aber ich verspräche dir, dass ich dir alles Mal erzähle, ok?" Ayako nickte wieder. Das war das erste Mal, dass Ravan über seine Familie sprach, ohne auszurasten und Ayako hatte das Gefühl, Ravan ein Stück näher gekommen zu sein.
 

Es war schon spät am Abend, als Ravan Ayakos Wohnung verließ. Sie hatten über alles Mügliche geredet, doch über seine Familie hatte Ravan kein Wort mehr verloren.

Nun fuhr er durch die dämmernden Straßen Nagoyas, ohne zu wissen, wohin er eigentlich wollte. Nach Hause jedenfalls nicht. Irgendwann kam er an einer Pianobar vorbei und hielt spontan an. Das war jetzt genau das Richtige.

In der Bar war es von Zigarettenqualm stickig und es roch nach Alkohol. Ein paar junge Männer saßen am Tresen und ein paar andere Gäste waren an den Tischen verteilt. Ravan suchte mit den Augen die Bar ab und da stand es... auf einem kleinen Podest stand ein altes, staubiges Klavier, welches wohl schon lange keine Beachtung mehr bekommen hatte. Doch für Ravan war es optimal. Er fragte den Barkeeper ob er spielen dürfte und dieser hatte nichts dagegen.

Ravan setzte sich auf den alten Klavierhocker und lege die Fingerkuppen auf die Tasten. Ein befreiendes Gefühl durchzog seinen Körper und dann begann er zu spielen. Ganz sanft glitten seine Hände wie Flügel über die Tasten und es schien, als würde er bei jeder dynamischen Stelle mit den Schwingen schlagen um dann sachte weiter zu gleiten.

Alle Augenpaare ruhten auf ihm, doch er registrierte seine Umgebung nicht. Für ihn zählte nur dieser Augenblick, in dem er alles vergessen konnte.

Nach ein paar Minuten beendete er das Stück und erhielt von den wenigen Gästen einen ehrlichen Applaus. Doch das war es wert. - Das ist das Einzige, was mir meine Kindheit gebracht hat-, dachte er und ging dann an die Bar. Ravan bestellte sich ein Bier und einige Augenblicke später kam ein Junger Mann auf ihn zu. Er hatte dunkles, wildes Haar und temperamentvolle Augen. Er musterte Ravan mit einem Lächeln und setzte sich neben ihn.

"Ich bin beeindruckt", begann er das Gespräch, "Mein Name ist Yamato."

Ravan wusste nicht, was er davon halten sollte, dass ein wildfremder Kerl ihn so einfach anquatschte, aber er ließ sich darauf ein. "Hi", gab er zurück.

"Hast du auch nen Namen?", wollte Yamato wissen.

"Ray... log Ravan, aber er musste ja nicht jedem gleich seinen Namen auf die Nase binden.

"Ray also... klingt interessant. Was führt dich in so eine Bar? Doch nicht etwa das Piano."

Ravan verstand nicht ganz. "Doch, genau das."

Yamato schmunzelte. "Okey... versteh schon. Du bist noch nicht lange dabei."

Hääää? Was sollte denn das? Doch als Ravan sich genauer umsah, erkannte er die Situation. Um ihn herum waren nur schwule Pärchen. Er war doch tatsächlich blindlings in eine Schwulenbar gerannt. Und durch sein Pianospiel hatte er natürlich alle Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Als ihm das bewusst wurde, musste Ravan über sich selbst lachen. Das musste wirklich Schicksal sein. Aber was sollte es... er war neugierig und dies war die beste Gelegenheit in sein neu entdecktes Sexualleben reinzuschnuppern. Wenn es denn ein neues geben sollte. Und wie es das Leben so wollte, saß sein Schicksal für diese Erfahrung direkt vor seiner Nase.

Yamato war sympatisch und man konnte sich gut mit ihm unterhalten. Er war witzig und ging mit seiner Homosexualität ganz offen um. Er merkte natürlich, dass Ravan auf dem Gebiet unerfahren war, aber er merkte auch, dass Interesse bestand. Ravan war noch so unschuldig süß und Yamato konnte ihm einfach nicht widerstehen. Er nahm Ravan bei der Hand und zahlte dessen Bier. Yamato sagte kein Wort, sondern lächelte nur und Ravan konnte sich denken, was er vorhatte. Ravan war etwas mulmig zumute, aber er war auch neugierig und so ließ er den Dingen einfach ihren Lauf.

Yamato ging mit Ravan nach draußen und deutete auf einen gegenüberliegenden Häuserblock. "Da wohn ich", sagte er lächelnd und ließ Ravans Hand los, "Ich weiß, dass du keine Erfahrungen mit Männern hast und darum will ich dich zu nichts zwingen. Du ekelst dich vielleicht und kannst dir nicht vorstellen mit einem Mann zu schlafen, aber ich würde dir gerne Zeigen, wie schön es ist, wenn man beim Sex nicht nur an andere, sondern auch an sich selbst denken kann. Denn wer weiß besser, worauf ein Mann steht, als ein Mann selbst? Du kannst es ausprobieren und wenn es absolut nichts für dich ist, kannst du immer noch sagen: Einmal und nie wieder. Von mir wird niemand was erfahren. Ich weiß wie es ist sich zu outen, glaub mir."

Yamato war wirklich verständnisvoll und Ravan musste zugeben, dass er Angst hatte. Aber diese Angst könnte sich in Lust wandeln und Yamato war in Ravans Augen für ein "erstes Mal" absolut der Richtige. Sie hatten keinerlei Verpflichtungen dem anderen gegenüber und nach einer Nacht war alles vorbei. Ravan konnte und wollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen und so begab er sich für eine Nacht in Yamatos Obhut.
 

In der selben Nacht saßen die Männer, die Ayako einen Besuch abgestattet hatten, in einem Hotel in der Lobby. Es waren zwei Privatdetektive, die Richard McCormic auf seinen Sohn angesetzt hatte. Drei Jahre suchten sie nun schon nach Ravan. In Deutschland, in Australien, ja sogar in Afrika. Aber ihn ausgerechnet in Japan zu finden, war schon eine Überraschung gewesen.

Die Detektive hatten aus Ayako zwar nichts rausbekommen, aber trotzdem war es zu neunzig Prozent sicher, dass sich Ravan in Nagoya aufhielt. Dafür gab es mehr als genug Hinweise.

Das Handy des einen klingelte und er nahm ab: "Ja? Oh guten Abend Mr. McCormic. - Ja, er ist hier, wir sind uns sicher. - Ja, wir erstatten ihnen dann sofort Bericht. Bye." Er sah den anderen Privatdetektiv an und sagte: "Er klang ganz schön sauer. So langsam wird er ungeduldig. Wir sollten schnellstens Ergebnisse vorbringen..."
 

To be continued...



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